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Hermann Hesse – Margarete und Edi Kallista ... - Kalliope

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Toni Bernhart, Hanka Loos, Birgit Reiß (Hg.)<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> <strong>–</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong><br />

Briefwechsel 1935<strong>–</strong>1946<br />

Anhang<br />

Gegenüberstellung unterschiedlicher Fassungen des Briefes von<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an Thomas Mann, 19.11.1946<br />

Copyright der Briefe von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

Suhrkamp Verlag (Frankfurt am Main)<br />

Copyright der Briefe von <strong>Margarete</strong> <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong><br />

E. Schlunze, W.R. <strong>Kallista</strong>, E. Fischer, E. Hecklau, R. Pöhls (Wolfsburg <strong>und</strong> Hamburg)<br />

Berlin 2005<br />

Publikationsort <strong>und</strong> empfohlene Zitierweise dieser <strong>Edi</strong>tion:<br />

http://kalliope-portal.de/pdf/hesse_kallista.pdf


Inhalt<br />

Briefwechsel<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> <strong>–</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> (1935<strong>–</strong>1946) 3<br />

Der Nachlass 10<br />

Die <strong>Edi</strong>tion 10<br />

<strong>Edi</strong>torische Notiz 11<br />

Dank 11<br />

Abkürzungen 11<br />

Verzeichnis <strong>und</strong> Beschreibung der Textträger 12<br />

Anhang<br />

Gegenüberstellung unterschiedlicher Fassungen des Briefes<br />

von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an Thomas Mann, 19.11.1946 14<br />

2


1. <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

Lieber <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>,<br />

3<br />

19. Oktober 1935<br />

Berlin 19. Okt. 1935<br />

wir wollten Sie auf unserer Tessiner Fahrt im August so gern<br />

kennen lernen, haben Sie aber nicht gef<strong>und</strong>en. Jetzt nach unserer<br />

Rückkehr lesen wir „Wanderung“ 1 <strong>und</strong> jetzt wissen wir, daß wir<br />

nur ½ St<strong>und</strong>e von Ihnen entfernt, gewohnt haben. Schade!<br />

Schade, auch, daß ich nicht erst siebzehn Jahre bin, dann würden<br />

Sie für Ihr Buch “Wanderung“ einen nie enden wollenden<br />

Schrieb bekommen. So sende ich Ihnen nur ein paar Bildchen, 2<br />

weil ich Ihnen irgendetwas schicken muß.<br />

Mein Mann malt auch. 3 Er liebt Ihre Aquarelle sehr. Ich lege<br />

Ihnen eine Fotografie von unserem schönsten Bild bei. Das ist<br />

unser Traumkind „Bärbele“. 4<br />

Wir grüßen Sie herzlichst!<br />

Grete <strong>Kallista</strong>. 5<br />

1 <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>: Wanderung. Aufzeichnungen. Mit farbigen Bildern vom<br />

Verfasser. Berlin: S. Fischer 1920. Neuausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp<br />

1975.<br />

2 Dem Brief liegen zehn Fotos bei, die <strong>Margarete</strong> <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> auf ihrer<br />

Schweiz-Reise gemacht haben. Die Fotos sind handschriftlich beschriftet:<br />

„Auf <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>’s Spuren?“, „Alte Frau aus dem Maggiatal“, „Tessiner<br />

Giebel“, „Vor Tesserete“, „Schade <strong>–</strong> noch unreif!“, „In Larabbia“, „Blick auf<br />

Larabbia“, „Solduno“ „Brione“, „Hof in Solduno“.<br />

3 <strong>Edi</strong> (Eduard) <strong>Kallista</strong>, geb. am 26.11.1881 in Teplice/Teplitz, Studium an der<br />

Fachschule für Grafik <strong>und</strong> Keramik in Telice/Teplitz, Studienreisen nach Italien,<br />

Papierplastiker, Gebrauchsgrafiker, Maler. 1920 Eintritt in die KPD,<br />

verheiratet mit <strong>Margarete</strong> (Grete) <strong>Kallista</strong> (Anm. 5), ab 1936 in Berlin-<br />

Hohenschönhausen wohnhaft. Während des Nationalsozialismus in der Widerstandsgruppe<br />

um Fritz Rossignol aktiv, ab August 1943 Aufenthalt in der<br />

ehem. CSR, Ende 1945 Rückkehr nach Deutschland, Mitglied der SED.<br />

<strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> starb am 3.10.1974 in Berlin. Sein künstlerischer Nachlass befindet<br />

sich im Stadtmuseum Berlin, Abteilung Theater <strong>und</strong> documenta artistica,<br />

Sig. II 71. <strong>–</strong> Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945.<br />

Ein biographisches Lexikon. Hg. v. d. Geschichtswerkstatt der Berliner Vereinigung<br />

ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter<br />

des Naziregimes <strong>und</strong> Hinterbliebener u. d. Leitung v. Hans-Joachim Fieber.<br />

Bd. 4, Berlin: Trafo-Verlag 2002, S. 20. Todesanzeige <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> im<br />

Privatarchiv Henrich Pöhls (Hamburg). Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon<br />

der bildenden Künstler des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd. 3, Leipzig: Seemann 1956,<br />

S. 7. Galerie Jacobsa Nürnberg, URL:<br />

http://www.galerie-jacobsa.de/s_info_g.php3?&give=6412 (17.6. 2005).<br />

4 Ein Druck (Karte) von „Bärbele“ liegt dem Brief bei.<br />

5 <strong>Margarete</strong> (Grete) <strong>Kallista</strong>, geb. 1902, Sekretärin, Hortnerin. 1930 oder 1932<br />

Eintritt in die KPD, verheiratet mit <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> (Anm. 3), ab 1936 in Berlin-<br />

Hohenschönhausen wohnhaft. Sie gehörte der Widerstandsgruppe um Fritz<br />

Rossignol an, ab August 1943 Aufenthalt in der ehem. CSR, Ende 1945<br />

Rückkehr nach Deutschland, Mitglied der SED. <strong>–</strong> Widerstand in Berlin gegen<br />

das NS-Regime 1933 bis 1945, (Anm. 3), Bd. 4, S. 21.


2. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

4<br />

nach 19. Oktober 1935 6<br />

Haben Sie Dank für Ihren lieben Gruß <strong>und</strong> für die schönen Aufnahmen,<br />

die Sie mir so fre<strong>und</strong>lich geschickt haben.<br />

Sie haben nichts dadurch verloren, daß Sie mich im Sommer<br />

nicht gef<strong>und</strong>en haben. Ich bin seit längerer Zeit viel krank, <strong>und</strong><br />

kann nur selten Besuche empfangen.<br />

Es freut mich, daß jemand an der „Wanderung“ Freude gehabt<br />

hat. Sie stammt aus der Zeit, wo ich noch nicht im Tessin 7<br />

wohnte, aber des öftern mich in der Gegend von Locarno 8 herumtrieb;<br />

die Orte, an denen Sie Ihre Aufnahmen gemacht haben,<br />

sind mir alle bekannt.<br />

Freude habe ich auch an der Wiedergabe des schönen Bildes mit<br />

dem Kinde! Es wird eine Weile auf meinem Tisch bleiben.<br />

Mit Grüßen Ihr<br />

H. <strong>Hesse</strong><br />

3. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Kallista</strong><br />

1. September 1939 9<br />

Haben Sie Dank für Ihren Gruß u. die Fotos, die originellen<br />

Marken betrachte ich mit Vergnügen. Ich komme nicht zu einem<br />

Brief, bei sehr schlechter Ges<strong>und</strong>heit u. viel Arbeit, nehmen Sie<br />

mit diesem Dank u. fre<strong>und</strong>lichen Gruß vorlieb von Ihrem<br />

H <strong>Hesse</strong><br />

6 Antwort auf den Brief vom 19.10.1935.<br />

7 Südlichster Kanton der Schweiz, umfasst die Tessiner Alpen <strong>und</strong> das Alpenvorland<br />

um den Lago Maggiore <strong>und</strong> den Luganer See, Hauptstadt Bellinzona,<br />

italienisches Sprachgebiet. Nach mehrmaligen kurzen Aufenthalten lässt sich<br />

<strong>Hesse</strong> im Mai 1919 endgültig im Tessin, seiner neuen Wahlheimat, nieder. <strong>–</strong><br />

Herbert Schnierle-Lutz: Literaturreisen <strong>–</strong> Wege, Orte, Texte. Auf den Spuren<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>s von Calw nach Montagnola. Stuttgart: Klett 1991, S. 217<strong>–</strong><br />

267.<br />

8 Ferien- <strong>und</strong> Kurort im Tessin, am Nordende des Lago Maggiore gelegen.<br />

9 Datum des Poststempels.


4. <strong>Edi</strong> <strong>und</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

Wer in der Weltgeschichte lebt,<br />

Dem Augenblick sollt’ er sich richten?<br />

Wer in die Zeiten schaut <strong>und</strong> strebt,<br />

Nur der ist wert, zu sprechen <strong>und</strong> zu dichten. 10<br />

5<br />

Jahreswechsel 1940 / 1941<br />

Ihnen verehrter <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> ein gesegnetes Neues Jahr!<br />

Berlin <strong>–</strong><br />

Hohenschönhausen, 1940<strong>–</strong>1941<br />

5. <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

Ihr erg.<br />

<strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> +<br />

Frau Grete<br />

1941<br />

Sehr verehrter Herr <strong>Hesse</strong>,<br />

wir verbinden unseren Dank für die beiden Gedichte 11 mit herzlichen<br />

Wünschen für das neue Jahr, das Ihnen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

frohes Schaffen bringen möge.<br />

<strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

1941<br />

10 Aus Zahme Xenien I von Johann Wolfgang von Goethe.<br />

11 Es handelt sich wahrscheinlich um die Gedichte Friede (in Umschlag mit<br />

Poststempel 1940, Druck mit Unterschrift, Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2,<br />

Bl. 2) <strong>und</strong> Der Heiland (datiert „Weihnacht 1940“, Typoskript mit Unterschrift<br />

<strong>und</strong> kurzem Gruß, Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 4), die im<br />

Nachlass <strong>Kallista</strong> liegen.


6. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

6<br />

vor 28. Oktober 1941 12<br />

Verehrte liebe Frau <strong>Kallista</strong><br />

Danke für Ihr Briefchen. Es freut <strong>und</strong> ehrt mich, daß Sie eins<br />

meiner Aquarellchen haben möchten. Da Probesendungen etc<br />

jetzt nicht möglich sind, Sie mir auch ins Ausland keine Bezahlung<br />

schicken können, will ich es so machen: ich schicke Ihnen<br />

dieser Tage ein Blatt 13 zu. Wenn es Ihnen nicht gefällt, geben Sie<br />

es mir zurück. Wenn Sie es behalten, so geben Sie dafür das,<br />

was Ihnen etwa richtig scheint <strong>und</strong> Ihren Umständen entspricht.<br />

Ich trete diesen Betrag meiner Schwester 14 ab, in Form eines<br />

Weihnachtsgeschenks, Sie würden ihn dann, statt an mich, senden<br />

an Fräulein M. <strong>Hesse</strong> in Korntal bei Stuttgart, Ludwigsburgerstraße<br />

20. 15<br />

Leider bin ich seit vielen Monaten krank, 16 sonst schriebe ich<br />

mehr. Die Mappe mit elf Aquarellen, 17 nach der Sie fragen, ist<br />

schon seit vielen Jahren vergriffen.<br />

Es grüßt Sie herzlich Ihr<br />

H. <strong>Hesse</strong><br />

12 Datierung aufgr<strong>und</strong> der von <strong>Hesse</strong> gewünschten Zahlungsweise (Anm. 15).<br />

13 <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>: ohne Titel, Aquarell, 23,5 x 24,6 cm, Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>,<br />

Mappe 3/1, Bl. 2.<br />

14 Marulla <strong>Hesse</strong> (1880<strong>–</strong>1953).<br />

15 Einzahlungsbeleg (Sig SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 3/1, Bl. 1) über 100 RM<br />

vom 28.10.1941, ausgestellt auf Fräulein Marulla <strong>Hesse</strong>, Ludwigsburger<br />

Straße 20, Korntal bei Stuttgart (20 Rpf. Buchungsgebühr).<br />

16 <strong>Hesse</strong> litt an chronischen Augenschmerzen, im Alter an Gicht <strong>und</strong> erkrankte<br />

in seinen letzten Lebensjahren an Leukämie.<br />

17 <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>: Elf Aquarelle aus dem Tessin. München: O.C. Recht 1921.


7. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

7<br />

nach 28. Oktober 1941 18<br />

Liebe Frau <strong>Kallista</strong><br />

Schönen Dank für Ihr Brieflein vom 26. Okt. Ich danke sehr für<br />

Ihre Sendung an meine Schwester u. freue mich für sie.<br />

Bei uns ist plötzlich auch Schnee gekommen, u. meine Frau<br />

bringt mich dieser Tage zur Kur nach Baden. 19<br />

Das beiliegende Gedicht ist diesen Sommer entstanden. 20 Ein<br />

anderes, neues, ließ ich Ihnen kürzlich senden. 21<br />

Herzlich Ihr<br />

H <strong>Hesse</strong><br />

Sehr gefällt mir die Reproduktion des Bildes mit dem Platz in<br />

Taormina. 22<br />

8. Hans Popp i.A. von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

20. November 1941 23<br />

Herr <strong>Hesse</strong> lässt fre<strong>und</strong>lich grüssen. Er ist seit Oktober wegen<br />

grosser Erschöpfung bei einem befre<strong>und</strong>eten Arzt <strong>und</strong> kann seine<br />

Post nicht selbst besorgen.<br />

Das Haus in Montagnola bleibt vorerst geschlossen, mindestens<br />

noch für Monate.<br />

18 Datierung auf das Jahr 1941, weil <strong>Hesse</strong> sich in diesem Brief auf die erfolgte<br />

Zahlung bezieht (Anm. 15).<br />

19 Von 1923 bis 1952 unternahm <strong>Hesse</strong> auf Einladung der Brüder Franz Xaver<br />

<strong>und</strong> Josef Markwalder alljährlich im Spätherbst Badekuren im Schweizer<br />

Thermalkurort Baden bei Zürich. <strong>–</strong> Volker Michels: <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>. Leben<br />

<strong>und</strong> Werk im Bild. Mit dem „Kurzgefassten Lebenslauf“ von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>.<br />

4., erw. Aufl. (Insel Taschenbuch 36). Frankfurt am Main: Insel Verlag<br />

1977, S. 151.<br />

20 <strong>Hesse</strong> bezieht sich sehr wahrscheinlich auf das Gedicht Stufen, das als<br />

Typoskript im Nachlass liegt <strong>und</strong> 1941 entstanden ist (Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>,<br />

Mappe 2, Bl. 17<strong>–</strong>18).<br />

21 <strong>Hesse</strong> bezieht sich sehr wahrscheinlich auf das Gedicht Kranken-Nacht, das<br />

als Typoskript mit Unterschrift, handschriftlich datiert („Oktober 1941“), im<br />

Nachlass liegt (Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 6).<br />

22 Seebad an der Ostküste Siziliens.<br />

23 Datum des Poststempels.


9. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

vermutlich Ende November 1941<br />

Liebe Frau <strong>Kallista</strong><br />

Ihr Briefchen fand mich in Baden, wo ich die letzte Zeit, fast<br />

ganz im Bett, verbrachte.<br />

Wie es gekommen ist, dass jenes Aquarellblatt zwei Daten<br />

trägt, 24 weiss ich nicht. Es muss ja irgend einen Sinn haben, aber<br />

ich müsste es vor Augen haben, um vielleicht darauf zu kommen.<br />

Von meinen Büchern ist die Mehrzahl zur Zeit vergriffen, aber<br />

mehrere werden jetzt wieder gedruckt <strong>und</strong> werden also in einiger<br />

Zeit wieder käuflich sein. 25<br />

Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren krank, die Kräfte haben in<br />

dieser Zeit sehr abgenommen, da die nicht oder sehr wenig gebrauchten<br />

Muskeln <strong>und</strong> Glieder keine Uebung haben. Doch bin<br />

ich geistig noch halbwegs ges<strong>und</strong>, <strong>und</strong> kann hie <strong>und</strong> da, mit<br />

grossen Pausen, auch noch ein wenig arbeiten. Da ich an den Josef<br />

Knecht 26 mehr als ein Jahrzehnt gewendet habe, wäre es mir<br />

doch lieb, ihn auch fertig zu kriegen.<br />

Seien Sie Beide fre<strong>und</strong>lich gegrüsst<br />

H. <strong>Hesse</strong><br />

10. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong><br />

8<br />

5. Januar 1942 27<br />

Verehrte Frau <strong>Kallista</strong>!<br />

Schönen Dank für Ihren Neujahrswunsch! Ich hoffe, inzwischen<br />

habe auch meine vor Wochen abgegangene Neujahrsgabe<br />

(„Kleine Betr.“) 28 Sie erreicht.<br />

Viele Grüße u. Wünsche von Ihrem<br />

H <strong>Hesse</strong><br />

24 Gemeint ist <strong>Hesse</strong>s Aquarell (Anm. 13). Es trägt die Daten „1924“ <strong>und</strong><br />

„7 Juli 27“.<br />

25 Einige der Bücher <strong>Hesse</strong>s, die in Deutschland nicht mehr gedruckt werden<br />

durften, wurden in der Schweiz neu aufgelegt.<br />

26 Protagonist in <strong>Hesse</strong>s 1931<strong>–</strong>1942 entstandenem, 1943 erschienenem Roman<br />

Das Glasperlenspiel.<br />

27 Datum des Poststempels.<br />

28 <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>: Kleine Betrachtungen. Sechs Aufsätze. Als Manuskript gedruckt.<br />

Bern: Stämpfli 1941 (Privatdruck).


11. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Kallista</strong><br />

9<br />

Dezember 1946 29<br />

Nehmen Sie diese Aufnahme vom Sommer 1946, mit meiner<br />

jüngsten Enkelin, 30 als Zeichen des Dankes für Ihre Glückwünsche.<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

29 Datum des Poststempels: XII 1946, Tag nicht lesbar.<br />

30 Die Fotografie, auf die <strong>Hesse</strong> sich bezieht, befindet sich auf dieser Klappkarte.<br />

Es handelt sich um Sybille <strong>Hesse</strong> (geb. 1945), Tochter von <strong>Hesse</strong>s jüngstem<br />

Sohn Martin (1911<strong>–</strong>1968).


Der Nachlass<br />

Der Nachlass <strong>Edi</strong> <strong>und</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, der in der Handschriftenabteilung<br />

der Staatsbibliothek zu Berlin <strong>–</strong> Preußischer Kulturbesitz<br />

aufbewahrt wird, enthält Korrespondenz zwischen<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> <strong>und</strong> den <strong>Kallista</strong>s aus den Jahren 1935 bis 1946,<br />

Sonderdrucke, Fotos, Zeitungsartikel <strong>und</strong> ein Aquarell von<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>. Er gelangte im Jahre 1969 in die Handschriftenabteilung<br />

der Staatsbibliothek zu Berlin <strong>und</strong> trägt die Signatur<br />

Nachlass <strong>Kallista</strong>, E. u. M. <strong>und</strong> die Akzessionsnummer<br />

1969.64. Der Nachlass ist in der Datenbank <strong>Kalliope</strong> erschlossen.<br />

URL: http://www.kalliope-portal.de<br />

Die <strong>Edi</strong>tion<br />

Diese <strong>Edi</strong>tion enthält die Korrespondenz von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an<br />

<strong>Margarete</strong> (Grete) <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> aus dem Nachlass <strong>Edi</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> in der Staatsbibliothek zu Berlin. Textträger<br />

mit einfachen Grußformeln, Sonderdrucke, Gedicht-Typoskripte,<br />

Fotos, Zeitungsartikel <strong>und</strong> das Aquarell von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

werden nicht wiedergegeben.<br />

Bislang konnten lediglich drei Gegenbriefe der <strong>Kallista</strong>s an <strong>Hesse</strong><br />

ermittelt werden; diese liegen im <strong>Hesse</strong>-Archiv des Deutschen<br />

Literaturarchivs Marbach <strong>und</strong> sind chronologisch in diese<br />

<strong>Edi</strong>tion eingefügt. Berücksichtigung findet auch ein im Nachlass<br />

<strong>Kallista</strong> enthaltener Brief von Hans Popp im Auftrag von <strong>Hesse</strong><br />

an <strong>Kallista</strong>.<br />

Der <strong>Edi</strong>tion als Anhang beigefügt ist die Gegenüberstellung unterschiedlicher<br />

Fassungen <strong>und</strong> Textträger des Briefes von <strong>Hermann</strong><br />

<strong>Hesse</strong> an Thomas Mann vom 19. November 1946. Im<br />

Nachlass <strong>Kallista</strong> befindet sich ein Typoskript dieses Briefes,<br />

das von anderen Fassungen geringfügig abweicht.<br />

<strong>Margarete</strong> <strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong> (biografische Skizzen Anm. 3 <strong>und</strong> 5)<br />

scheinen bislang als Korrespondenzpartner von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

nicht bekannt zu sein; auch in Ursula Apels Namensverzeichnis<br />

31 findet sich kein Eintrag des Namens <strong>Kallista</strong>.<br />

Diese <strong>Edi</strong>tion ist ein studentisches Projekt im Rahmen der Lehrveranstaltung<br />

„Praxis der Nachlasserschließung <strong>und</strong> <strong>Edi</strong>tion“<br />

(Institut für Germanistik der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

<strong>und</strong> Studiengang <strong>Edi</strong>tionswissenschaft der Freien Universität<br />

Berlin in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin <strong>–</strong> Preußischer<br />

Kulturbesitz) im Sommersemester 2004 (Dozenten: Dr.<br />

Toni Bernhart <strong>und</strong> Dr. Jutta Weber).<br />

31 Ursula Apel (Hg.): <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>. Personen <strong>und</strong> Schlüsselfiguren in seinem<br />

Leben. Ein alphabetisches Namensverzeichnis mit sämtlichen F<strong>und</strong>stellen in<br />

seinen Werken <strong>und</strong> Briefen. 3 Bd. München u.a.: K.G. Saur 1989<strong>–</strong>1993.<br />

10


<strong>Edi</strong>torische Notiz<br />

Die Korrespondenz ist chronologisch geordnet.<br />

Der diakritische Strich über dem „u“, die Unterscheidung zwischen<br />

Schaft- <strong>und</strong> Schluss-s sowie die Verdoppelung der Konsonanten<br />

„m“ <strong>und</strong> „n“ durch einen Geminationsstrich werden<br />

aufgelöst. Nach Komma <strong>und</strong> Punkt folgt in der <strong>Edi</strong>tion ein Leerzeichen,<br />

auch wenn dieses im Typoskript fehlt. Abkürzungen<br />

werden nicht aufgelöst. Die Absätze in den Briefen <strong>und</strong> Karten<br />

werden übernommen, nicht jedoch der ursprüngliche Zeilenfall.<br />

Trennungsstriche werden aufgehoben. Sofortkorrekturen werden<br />

unkommentiert übernommen.<br />

Nicht wiedergegeben werden alle Zusätze, die nicht als Teil der<br />

Korrespondenz zu werten sind. Dazu zählen postalische oder archivarische<br />

Vermerke.<br />

Dank<br />

Die Herausgeber danken dem Suhrkamp Verlag <strong>und</strong> Herrn Silver<br />

<strong>Hesse</strong> (Zürich) für die Abdruckgenehmigung der Texte von<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, den Damen <strong>und</strong> Herren E. Schlunze, Dr. W.R.<br />

<strong>Kallista</strong>, Dr. E. Fischer, E. Hecklau, R. Pöhls (Wolfsburg <strong>und</strong><br />

Hamburg) für die Abdruckgenehmigung der Texte von <strong>Margarete</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong>, Herrn Henrich Pöhls (Hamburg) für hilfreiche<br />

Hinweise zu <strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong>, der Handschriftenabteilung der<br />

Staatsbibliothek zu Berlin <strong>–</strong> Preußischer Kulturbesitz für die<br />

Benutzung des Nachlasses <strong>Kallista</strong>, dem Deutschen Literaturarchiv<br />

Marbach für die Benutzung der Autographen aus dem <strong>Hesse</strong>-Archiv,<br />

dem Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich für die<br />

Benutzung des Autographs des Briefes von <strong>Hesse</strong> an Mann vom<br />

19.11.1946 (Anhang), den Herren Dr. Ulrich von Bülow (DLA<br />

Marbach) <strong>und</strong> Rolf Bolt (Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich)<br />

für ihre Auskünfte, Frau Bärbel Reißmann (Stadtmuseum<br />

Berlin) für die Einsichtnahme in den künstlerischen Nachlass<br />

<strong>Edi</strong> <strong>Kallista</strong>, Herrn Prof. Dr. Roland Berbig (Humboldt-Universität<br />

zu Berlin) <strong>und</strong> Frau Myriam Richter (Hamburg) für<br />

Recherchehilfe im DLA Marbach <strong>und</strong> Frau Nadine Bliedtner<br />

(Berlin) für die Mithilfe bei der Vorarbeit. Unser besonderer<br />

Dank gilt Herrn Volker Michels (Suhrkamp Verlag) für die kritische<br />

Durchsicht dieser <strong>Edi</strong>tion <strong>und</strong> für zahlreiche wertvolle<br />

Hinweise.<br />

Abkürzungen<br />

Bl. Blatt, Blätter<br />

DLA Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Nl. Nachlass<br />

SBB Staatsbibliothek zu Berlin <strong>–</strong> Preußischer Kulturbesitz<br />

Sig. Signatur<br />

11


Verzeichnis <strong>und</strong> Beschreibung der Textträger<br />

1. <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, 19. Oktober 1935, Brief,<br />

handschriftlich. Brief enthält Druck von „Bärbele“.<br />

Sig. DLA, D: <strong>Hesse</strong>-Archiv<br />

2. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, nach 19. Oktober 1935,<br />

Brief, Typoskript mit Unterschrift. Auf dem Textträger: Holzschnitt<br />

nach einem Aquarell von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, 5,8 x 4,5 cm,<br />

signiert mit „H.“.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 20<strong>–</strong>21<br />

3. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Kallista</strong>, 1. September 1939, Postkarte,<br />

handschriftlich. Auf dem Textträger: Holzschnitt nach einem<br />

Aquarell von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, Schwarz-weiß-Druck, 5,8 x<br />

6,1 cm.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 1<br />

4. <strong>Edi</strong> <strong>und</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, Jahreswechsel<br />

1940 / 1941, Klappkarte, handschriftlich. Innen links: Foto einer<br />

Maske.<br />

Sig. DLA, D: <strong>Hesse</strong>-Archiv<br />

5. <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, 1941, Postkarte, handschriftlich.<br />

Abb. Rückseite: „Winterlandschaft“ von Wolf Röhricht,<br />

Berlin.<br />

Sig. DLA, D: <strong>Hesse</strong>-Archiv<br />

6. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, vermutlich 1941, Brief,<br />

Typoskript mit Unterschrift. Auf dem Textträger: Holzschnitt<br />

nach einem Aquarell von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, Schwarz-weiß-<br />

Druck, 5,9 x 4,5 cm<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 5<br />

7. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, vermutlich 1941, Briefkarte,<br />

handschriftlich. Auf dem Textträger: Farbdruck, 8,5 x<br />

5,0 cm.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 7<br />

8. Hans Popp i.A. von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, 20.<br />

November 1941, Typoskript ohne Unterschrift.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 8<strong>–</strong>9<br />

9. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, vermutlich 1942, Brief,<br />

Typoskript mit Unterschrift.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 11<br />

10. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>, 5. Januar 1942, Postkarte,<br />

handschriftlich, Auf dem Textträger: Aquarell „Dorf im Tessin.<br />

Zeichnung von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>“, Farbdruck, 8,5 x 6,2 cm.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 10<br />

12


11. <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Kallista</strong>, vermutlich Dezember 1946, Klappkarte,<br />

handschriftlich; mit Foto, schwarz-weiß, 14,0 x 13,8 cm.<br />

Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 13<strong>–</strong>14<br />

13


Anhang<br />

Gegenüberstellung unterschiedlicher Fassungen des Briefes von<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an Thomas Mann, 19.11.1946<br />

Bearbeitet von Birgit Reiß<br />

In dieser Gegenüberstellung werden zwei Typoskripte <strong>und</strong> eine <strong>Edi</strong>tion des Briefes von<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an Thomas Mann vom 19. November 1946 synoptisch dargestellt. Als<br />

Referenztext dient das Typoskript mit der Signatur Mappe 2, Bl. 24, aus dem Nachlass<br />

<strong>Edi</strong> <strong>und</strong> <strong>Margarete</strong> <strong>Kallista</strong>. Diesem gegenübergestellt sind das Typoskript aus dem<br />

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich sowie die <strong>Edi</strong>tion des Briefs in dem von Anni<br />

Carlsson <strong>und</strong> Volker Michels herausgegebenen Briefwechsel zwischen <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong><br />

<strong>und</strong> Thomas Mann (3. Aufl., 1999). Parallel werden die Bearbeitungsstufen der Typoskripte<br />

durch maschinen- bzw. handschriftliche Korrekturen <strong>und</strong> Einfügungen wiedergegeben.<br />

Dabei werden die Varianten gesondert angezeigt <strong>und</strong> untereinander gesetzt,<br />

bei unterschiedlicher Interpunktion werden die angrenzenden Wörter wiederholt. Unverändert<br />

gebliebene Interpunktion <strong>und</strong> Wörter werden durch Unterführungszeichen in<br />

die betreffende Zeile übernommen.<br />

Um den Textverlauf verfolgen zu können, ist jeder Zeile eine Nummer vorangestellt,<br />

wobei arabische Ziffern die Zeilen kennzeichnen, die in allen Fassungen vorhanden<br />

sind, römische Ziffern jene, die nur im Typoskript aus dem Nachlass <strong>Edi</strong> <strong>und</strong> <strong>Margarete</strong><br />

<strong>Kallista</strong> zu finden sind. Mit dem Buchstaben A ist die Zeile markiert, die zusätzlich im<br />

Typoskript aus dem Thomas-Mann-Archiv <strong>und</strong> in der Druckfassung vorkommt. Siglen<br />

weisen den jeweiligen Textträger nach.<br />

Nicht lesbarer Text ist durch ein x in eckigen Klammern gekennzeichnet. Fehlende<br />

Leerzeichen nach Interpunktion in den Typoskripten sowie sämtliche Leerzeilen bleiben<br />

unberücksichtigt. Der ursprüngliche Zeilenfall der Briefe ist nicht beibehalten, Trennungsstriche<br />

sind aufgehoben. Absätze sind übernommen, auf die Einzüge jedoch, die<br />

in den drei Fassungen differieren, wird außer in den Zeilen I, II, III <strong>und</strong> A verzichtet.<br />

Archivarische Vermerke auf den Typoskripten werden nicht verzeichnet.<br />

14


Siglen <strong>und</strong> Quellen:<br />

Ka Brief, Typoskript, Sig. SBB, Nl. <strong>Kallista</strong>, Mappe 2, Bl. 24<br />

Ka-m maschinenschriftliche Korrekturen in Ka<br />

TM Brief, Typoskript, Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich<br />

TM-m maschinenschriftliche Korrekturen in TM<br />

TM-h handschriftliche Korrekturen bzw. Einfügungen von <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> in TM<br />

BW <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> - Thomas Mann Briefwechsel. Hrsg. von Anni Carlsson <strong>und</strong><br />

Volker Michels. 3., erweiterte Ausgabe. Frankfurt am Main 1999, S. 222 f.<br />

15


I<br />

II<br />

III<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Ka<br />

Ka<br />

Ka<br />

Ka<br />

TM, BW<br />

Ka<br />

TM, BW<br />

Ka<br />

TM, BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

TM-m<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

TM-m<br />

TM-h<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

TM-m<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka<br />

Ka-m, BW<br />

TM<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

Marin près Neuchatel 19. Nov. 46<br />

″ ″ Neuchâtel ″ ″ ″ ″ ″<br />

Lieber Herr Thomas Mann,<br />

″ ″ ″ Mann<br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an Thomas Mann<br />

(Darf nicht ausgeliehen <strong>und</strong> namentlich von<br />

niemand abgeschrieben werden!)<br />

Für Ihren Glückwunsch wie für Ihre Verdienste um das Zustandekommen des<br />

″ ″ ″ sowohl wie ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

Stockholmer Entschlusses sage ich Ihnen den herzlichsten Dank, <strong>und</strong> wollte,<br />

″ Ensschlusses ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

″ Entschlusses ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

ich könnte es in einem Briefe tun, der Ihrer <strong>und</strong> des Anlasses würdiger wäre.<br />

Aber ich habe nun einmal seit einer Weile mein Flämmlein nur noch ganz klein<br />

[x]ber ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ gan[x] ″<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ganz ″<br />

Aber ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

brennen, oft scheint es ganz erloschen zu sein, <strong>und</strong> so müssen Sie vorlieb nehmen.<br />

″ ″ ″ scheiit ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

″ ″ ″ scheint ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

Dies Jahr hat mir mehrere an sich gute <strong>und</strong> erwünschte Gaben gebracht:<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ gebracht;<br />

im Sommer konnte ich meine beiden Schwestern einige Wochen bei mir zu<br />

Gats haben, füttern, kleiden <strong>und</strong> trösten, bis sie wieder ins finstere Germanien<br />

Gast ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ finstre ″<br />

zurück mussten. Dann gab man mir den Goethepreis. Dann hat man den grimmigsten<br />

″ mußten ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

<strong>und</strong> bösesten Feind, den ich je gehabt habe, er hiess Rosenberg, in Nürnberg aufgehängt.<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ hieß ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

Und nun hat der November den Nobelpreis gebracht. Das erste dieser Ereignisse, das<br />

″ nunhat ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

16


14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

A<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

Ka, TM, BW<br />

Ka, BW<br />

TM<br />

TM-h<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

Ka, TM<br />

BW<br />

TM-h<br />

BW<br />

mit den Schwestern, war schön <strong>und</strong> war das einzige, das wirklich Realität für mich hatte.<br />

Die andern haben mich vorläufig noch nicht so recht erreicht, ich habe die Verluste<br />

immer schneller percipiert <strong>und</strong> verdaut als Erfolge, <strong>und</strong> dass ich während einer Woche<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ daß ″ ″ ″ ″<br />

von schwedischen <strong>und</strong> andern Journalisten regelrecht auf Detektivfahrten umstellt <strong>und</strong><br />

″ ″ ″ anderen ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

belagert wurde, denn man hatte ihnen meine Adresse nicht gegeben, war schon<br />

beinah ein Chock. Aber freilich sprechen die positiven Seiten des Glücksfalles nun<br />

doch mehr <strong>und</strong> mehr zu mir, <strong>und</strong> meine Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> vor allem meine Frau haben eine<br />

richtige Kinderfreude gehabt <strong>und</strong> sie mit Champagner begossen. Fre<strong>und</strong> Basler ist auch<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ begossen, ″ ″ ″ ″<br />

entzückt, <strong>und</strong> viele alte Leser von mir freuen sich, dass nun offenbar die Schwäche,<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ daß ″ ″ ″ ″ ″<br />

die sie für mich hatten, nicht nur ein Laster war. Sollte es mir mit der Zeit wieder<br />

besser gehen, so wird das alles mir noch mancherlei Spass machen.<br />

″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ Spaß ″ ″<br />

Ich drücke Ihnen die Hand <strong>und</strong> denke des Tages, an dem ich Sie einst in München<br />

kennen lernte, im Hotel, wo Fischers wohnten, so etwa 1904.<br />

″ ″ ″ ″ Hotel wo ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

Ich hoffe, Sie haben das Büchlein mit meinen Aufsätzen bekommen, sie sind<br />

harmlos genug, aber wenigstens waren Standpunkt <strong>und</strong> Gesinnung stets<br />

″ ″ ″ ″ ″ war ″ ″ Gesinnun ″<br />

″ ″ ″ ″ ″ waren ″ ″ Gesinnung ″<br />

die selben.<br />

dieselben ″<br />

Viele herzliche Grüsse <strong>und</strong> gute Wünsche Ihnen <strong>und</strong> den Ihren von Ihrem<br />

″ ″ Grüße ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″ ″<br />

17<br />

H <strong>Hesse</strong><br />

H. <strong>Hesse</strong>

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