Lehrerhandreichung (pdf) - Schädelkult
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Handreichung für Lehrkräfte zur Ausstellung
Inhalt<br />
Einführung // 01<br />
Fachbereich Geschichte // 04<br />
Fachbereich Kunst // 14<br />
Fachbereich Biologie // 32<br />
Fachbereich Philosophie / Ethik // 40<br />
Fachbereich katholische Religion // 49<br />
Fachbereich Deutsch // 57<br />
Rätsel // 67<br />
Abbildungs- und Literaturverzeichnis // 69<br />
Serviceinformationen // 72<br />
// 001
Einführung<br />
Weltweit erstmalig widmen sich die Reiss-Engelhorn-Museen<br />
Mannheim in der Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ einem kultur- und<br />
zeitübergreifenden Menschheitsthema. Vom 2. Oktober 2011 bis<br />
zum 29. April 2012 zeugen über 300 Exponate von der besonderen<br />
Bedeutung von Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen. Ob Jahrtausende alte Schädelschalen, kunstvoll<br />
geschmückte Kopfjägertrophäen oder religiös-verehrte<br />
Schädelreliquien, ob als Mahnmal der Vergänglichkeit oder<br />
als archäologische Sensation: Das Phänomen „<strong>Schädelkult</strong>“<br />
blickt auf eine lange und weit verbreitete Kulturgeschichte zurück.<br />
Auf ca. 500qm Ausstellungsfl äche präsentieren die Reiss-<br />
Engelhorn-Museen außergewöhnliche Objekte aus Europa und<br />
Übersee und lassen dadurch die Bedeutung des <strong>Schädelkult</strong>s<br />
lebendig werden.<br />
Anlass zum Ausstellungsprojekt „<strong>Schädelkult</strong>“ bot im Jahr 2009<br />
die Wiederentdeckung der beeindruckenden Schädelsammlung<br />
des Künstlers und Darwinisten Gabriel von Max (1840-1915). Es<br />
handelte sich um eine der größten Sammlungen dieser Art, die<br />
Objekte aus Amerika, Asien, Afrika, Ozeanien und Europa umfasst.<br />
1917 gelangte die Sammlung durch einen Ankauf der Stadt<br />
Mannheim in den Besitz der heutigen Reiss-Engelhorn-Museen.<br />
Große Teile der rund 500 Objekte umfassenden Sammlung gingen<br />
im Zuge eines Austausches 1935 an die Universität Freiburg.<br />
Nach dem Krieg galten sie als verschollen. Erst im Jahre 2009<br />
wurde die Sammlung in einer anderen Freiburger Schädelsammlung<br />
wiederentdeckt.<br />
Der Rundgang durch die Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ gestaltet<br />
sich aus in sich abgeschlossenen Teilbereichen, die jedoch in<br />
Beziehungs zueinander gesetzt werden können. Von großem Interesse<br />
hierbei ist, die Parallelen und Differenzen der einzelnen<br />
Kontinente und Kulturen gegenüberzustellen und zu vergleichen.<br />
Die Themeninseln setzen sich neben den einführenden Bereichen<br />
zu Gabriel von Max und der Archäologie aus einem Gang<br />
durch die Weltkulturen zusammen, so dass jeder Kontinent als<br />
Einheit betrachtet werden kann. Themenschwerpunkte bilden<br />
unter anderem der Keltenkult, Kopf- und Schädelgeschichten<br />
aus dem Alten Ägypten und der Antike, Kopfdeformationen der<br />
Völkerwanderungszeit, Schmuck und Ahnenverehrung in Afrika,<br />
asiatische Kopftrophäen, Schädelmasken aus Ozeanien,<br />
Schädeljuwelen und Skalpe aus Mittel- und Nordamerika, südamerikanische<br />
Schrumpfköpfe und der Umgang mit dem Kult in<br />
Europa. Die Ausstellung endet in einem Ausblick und zeigt, wel-<br />
che faszinierende Anziehungskraft der <strong>Schädelkult</strong> noch heute<br />
besitzt und wie häufi g er uns im Alltag begegnet.<br />
Das Thema „<strong>Schädelkult</strong>“ fi ndet sich in zahlreichen Lehrplänen<br />
und Bildungsstandards der unterschiedlichen Bundesländer<br />
wieder. Durch die Vielseitigkeit der Thematik lässt sich<br />
der Kult um den Schädel in allen Schularten und Klassenstufen<br />
problemlos im Unterricht anbinden. Bereits der Ausstellungstitel<br />
„<strong>Schädelkult</strong> – Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des<br />
Menschen“vermittelt einen Querverweis auf zahlreiche Schulfächer.<br />
Die Ausstellung bietet durch ihre einzigartigen Exponate<br />
und ihre strukturierte Präsentation zahlreiche Ansatzmöglichkeiten<br />
für die verschiedensten Fächer, die im Folgenden näher<br />
erörtert werden.<br />
Die Reiss-Engelhorn-Museen verstehen sich als ein Ort der Kommunikation<br />
und bieten Schulen die Möglichkeit, weg von Schulbüchern,<br />
Originale zu betrachten und an ausgewählten Stellen<br />
Repliken selbst in die Hand zu nehmen und zu erforschen. Dadurch<br />
wird ein Lernen mit allen Sinnen möglich, die Vergangenheit<br />
wird lebendig und regt gleichzeitig die Neugier der Schüler<br />
an. Neben dieser vorliegenden Handreichung für Lehrkräfte wird<br />
das museumspädagogische Konzept durch altersgerechte Begleitprogramme<br />
in Form von Führungen und handlungsorientierten<br />
Workshops ergänzt. Nähere Informationen hierzu erhalten<br />
sie am Ende der Handreichung.<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
Die Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ umfasst einen zeitlichen Rahmen,<br />
der vom Neandertaler über die Völkerwanderungszeit bis<br />
hin zum heutigen Kult reicht. Diese erarbeitete Chronologie bietet<br />
dem Fach Geschichte zahlreiche Anknüpfungspunkte, welche<br />
speziell zu einer bestimmten Epoche gewählt oder als Querschnitt<br />
verstanden werden können. Herausragende Exponate<br />
verdeutlichen die jeweilige Epoche und den Umgang mit dem<br />
Tod auf allen Kontinenten und stellen die Besonderheiten der<br />
unterschiedlichen Gesellschaften im Bezug auf den Schädel dar.<br />
// Fachbereich Kunst<br />
Der Facettenreichtum des Phänomens „<strong>Schädelkult</strong>“ scheint<br />
im historischen Europa unübertroffen. Besonders in der Kunst<br />
fi nden sich unterschiedliche Darstellungen des Totenschädels:<br />
als unverwechselbare wissenschaftliche Zeichnung Leonarda<br />
da Vincis, als Vanitas-Motiv in der Barockzeit oder als teuerstes<br />
Kunstwerk der Moderne bei Damien Hirst. In der Ausstellung<br />
// 002
„<strong>Schädelkult</strong>“ wird dieses Thema exklusiv im Bereich der europäischen<br />
Geschichte aufgegriffen, allerdings ermöglicht die gesamte<br />
Präsentation neben der europäischen auch eine globale<br />
Sichtweise auf den Bereich der Kunst.<br />
// Fachbereich Biologie<br />
Bereits der Ausstellungstitel verweist auf das Fach Biologie und<br />
auch die Ausstellung präsentiert diesbezüglich ausgewählte<br />
Objekte. Bei einer genaueren Beschäftigung mit der Thematik<br />
des Schädels sollte dieser jedoch eine nähere Defi nition erhalten.<br />
Der Begriff „Schädel“ bezeichnet die Knochen des Kopfes.<br />
Anatomisch betrachtet gibt es zwischen 22 und 30 verschiedene<br />
Knochenteile. Die genaue Anzahl hängt von der Zählweise der<br />
kleinsten Bestandteile ab. Über Knochennähte sind die einzelnen<br />
Knochen teilweise miteinander verbunden. Der sogenannte<br />
„Hirnschädel“ ist die Knochenhülle, die das Gehirn schützt. Die<br />
Grundlage für das Gesicht bildet der sogenannte „Gesichtsschädel“,<br />
der auch den Ober- und Unterkiefer umfasst. Neben einer<br />
großen Anzahl an Schädeln von Erwachsenen zeigt die Ausstellung<br />
auch die Entwicklungsstufen eines Fötus-Schädels.<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
Die in der Vergangenheit enge Verbindung zwischen Naturwissenschaft<br />
und Philosophie zeigt sich in der Person René Descartes<br />
(1596-1650). Er lieferte wohl die prägnanteste Zusammenfassung<br />
für den Stellenwert des menschlichen Kopfes als er sagte:<br />
„Ich denke, also bin ich“. Aufgrund dieser treffenden Aussage<br />
hält auch er Einzug in die Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen.<br />
Ohne Zweifel sind Kopf und Schädel etwas Besonderes.<br />
Hier sieht, riecht, hört, schmeckt und spricht der Mensch, hier<br />
zeigt er sein Gesicht, hier sitzt sein Geist, hier denkt und träumt<br />
er, hier wohnen seine Erinnerungen. Nur hier zeigt er seine Mimik,<br />
hier hat er sein Gleichgewicht und seine Persönlichkeit.<br />
Die Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ ermöglicht es auch Fächern wie<br />
etwa der Philosophie oder Ethik sich mit dem Thema im Unterricht<br />
näher auseinanderzusetzen.<br />
// Fachbereich katholische Religion<br />
Kostbare und angebetete Reliquien verschiedener Heiliger in<br />
Kirchen und Klöstern lassen sich noch heute überall auf der Welt<br />
fi nden. Neben Stoffen und anderen Materialien stellen Knochen<br />
und besonders Schädel sehr oft eine Reliquie dar. Vor allem in<br />
der katholischen Religion werden Reliquien verehrt, aber auch<br />
in anderen Glaubensrichtungen kennt man diesen Brauch. Allerdings<br />
bedeutet die Beschäftigung mit der Thematik „<strong>Schädelkult</strong>“<br />
auch immer eine Auseinandersetzung mit dem Tod. Dieser<br />
Ansatz wird innerhalb der Handreichung weiter ausführlich behandelt.<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Im Fachbereich Deutsch ist immer noch einer der größten deutschen<br />
Schriftsteller und eines der größten Rätsel anzusiedeln:<br />
Was geschah mit Schillers Schädel? Die Reiss-Engelhorn-<br />
Museen präsentieren zwar nicht den Fund von Schillers Schädel,<br />
aber in der Ausstellung wird eine Rekonstruktion zu sehen<br />
sein. Des Weiteren lassen sich in vielen Kulturen Geschichten,<br />
Mythen und Sagen fi nden, in welchen Schädel und Köpfe eine<br />
wichtige Rolle spielen. In dieser Handreichung fi nden sich verschiedene<br />
Arbeitsmaterialien, die im Unterricht eingesetzt werden<br />
können.<br />
Zum Ausstellungsprojekt „<strong>Schädelkult</strong>“ fi nden sich im Anhang<br />
der Handreichung Informationsmaterialien zur Vor- oder Nachbereitung<br />
eines Ausstellungsbesuches. Diese sind nach den<br />
unterschiedlichen Fächern geordnet und beinhalten sowohl<br />
Arbeitsmaterialien, Literatur- und Abbildungshinweise als auch<br />
konkrete Arbeitsaufträge und einen Erwartungshorizont für<br />
Lehrkräfte. Die Materialien wurden so angelegt, dass sie problemlos<br />
und ohne großen Aufwand an verschiedene Klassenstufen<br />
angepasst werden können.<br />
Am Ende der <strong>Lehrerhandreichung</strong> fi nden Sie ausführliche Informationen<br />
zum Begleitprogramm „<strong>Schädelkult</strong>“ und zu speziellen<br />
Angeboten der Reiss-Engelhorn-Museen für Lehrkräfte.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
// 003
Fachbereich<br />
Geschichte<br />
Schon der Neandertaler brachte dem Schädel eine besondere<br />
Wertschätzung entgegen. Diese symbolische oder mythologische<br />
Bedeutung belegen zahlreiche Funde aus der Steinzeit<br />
in der Sonderausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ der Reiss-Engelhorn-<br />
Museen. Die geschichtliche Bedeutung des Schädels in der<br />
Menschheitsgeschichte zeigt sich unter anderem an Objekten<br />
wie etwa keltischen Heiligtümern, künstlerischen Darstellungen<br />
im alten Ägypten oder Turmschädeln aus der Völkerwanderungszeit.<br />
Des Weiteren lässt sich der Kult um das menschliche<br />
Haupt nicht nur im europäischen Kulturkreis nachweisen.<br />
Schädeldeponierungen, Kopftrophäen und Ahnenschädel oder<br />
Schmuck und Gefäße aus Schädelknochen sind Zeugnisse eines<br />
Jahrtausende alten Phänomens und lassen sich in fast allen<br />
Kulturkreisen der Erde und zu allen Zeiten wiederfi nden, was<br />
zahlreiche Exponate innerhalb der Ausstellung auf anschauliche<br />
Weise verdeutlichen.<br />
Da der heutige Geschichtsunterricht in allen Klassenstufen<br />
und Schularten übergreifend statt der fl ächendeckender Behandlung<br />
von Geschichte eher auf thematische Schwerpunkte<br />
setzt, unterstützt das gewählte Ausstellungsthema „<strong>Schädelkult</strong>“<br />
und dessen Präsentation diesen Ansatz. Die Ausstellung<br />
präsentiert Exponate aus Europa, Afrika, Asien, Amerika und<br />
Ozeanien. Daher bietet sich nicht nur die Möglichkeit, das Thema<br />
epochenübergreifend, sondern auch global zu betrachten.<br />
Damit die Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge besser<br />
einordnen können und somit in der Lage sind sich eine Sachkompetenz<br />
anzueignen, bieten die Reiss-Engelhorn-Museen in<br />
ihrem Begleitprogramm zahlreiche Hilfsmittel in Form von Zeitleisten,<br />
Weltkarten und handlungsorientierten Angeboten. Da<br />
die Ausstellung das Thema „<strong>Schädelkult</strong>“ in einem geschichtlichen<br />
Querschnitt präsentiert und dadurch einen umfassenden<br />
Überblick liefert, kann dieses faszinierende Thema im Unterricht<br />
sowohl in der Sekundarstufe I, als auch in der Sekundarstufe II<br />
platziert werden.<br />
// Abb. 41<br />
Goethe den Schädel Schillers suchend<br />
// 004
Geheimnisvolle<br />
Grabstätten in der Pfalz<br />
// Arbeitsmaterial 1<br />
Im Geschichtsunterricht habt Ihr schon gelernt, dass es für die<br />
Menschen in der Jungsteinzeit viele Veränderungen gab. Sie<br />
begannen nun zu siedeln, bauten feste Häuser, bauten Getreide<br />
an und hielten Vieh. Während dieser Zeit, etwa ab 5.600 v.<br />
Chr., verzierten die Menschen ihre Gefäße aus Keramik auf ganz<br />
besondere Weise. Forscher nennen sie deshalb die „linearbandkeramische<br />
Kultur“. Aus dieser Zeit hat man im pfälzischen Ort<br />
Herxheim in der Nähe der Stadt Landau unterschiedliche Gräber<br />
gefunden. Schauen wir einmal, wie diese aussahen.<br />
// Abb. 001<br />
Fund von in der Jungsteinzeit bestatteten Skelettresten.<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
// Abb. 002<br />
Auch dieser Tote (genannt „Herxi“) wurde in Herxheim gefunden. Lage und Ausrichtung sind typisch für<br />
diese Zeitstufe.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
Vergleicht die beiden Fundsituationen. Notiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten und überlegt, warum die Menschen in Abb. 1 und<br />
Abb. 2 jeweils auf ihre Weise bestattet worden sein könnten. Für die Fundsituation Abb. 1 vergleiche den aufschlussreichen Aufsatz<br />
von Andrea Zeeb-Lanz (siehe Literaturhinweise) im Ausstellungskatalog.<br />
// 005
Arbeitsmaterial 2<br />
Auch Forscher haben zu Bestattungssitten verschiedene Theorien<br />
entwickelt. Die Archäologin* Andrea Zeeb-Lanz und der<br />
französische Anthropologe* Bruno Boulestin sind zu ganz unterschiedlichen<br />
Schlussfolgerungen gekommen:<br />
In einem Aufsatz von 2009 meint Bruno Boulestin über die Situation<br />
in Abb. 1 folgendes:<br />
„Es lässt sich also sagen, dass all diese Beobachtungen (ungewöhnliche<br />
Verteilung der Knochen (…)), das von Menschen<br />
verursachte absichtliche Brechen (der Knochen)(…), häufi g<br />
vorkommendes Entfl eischen, sowie Ähnlichkeiten (dieser Vorgehensweise)<br />
zum Schlachten von Tieren, die Schlussfolgerung<br />
zulassen, dass (diese) Individuen Opfer von Kannibalismus wurden.“¹<br />
In einem Aufsatz von 2011 sagt Andrea Zeeb-Lanz über die Situation<br />
in Abb. 1 folgendes:<br />
„Das Bild (wird) von klein zerstückelten Langknochen, zerschlagenen<br />
Kiefern und merkwürdig zugerichteten Schädeln bestimmt.<br />
(…) Die Fundkonzentrationen setzten sich neben ihnen<br />
aus großen Mengen zerschlagener Keramik zusammen (…). Ergänzt<br />
wurden die Konzentrationen weiterhin durch intentionell<br />
zerstörte Steingeräte, zerschmetterte Mahlsteine und weitere<br />
Artefakte . Diese außergewöhnlichen Fundanhäufungen vermitteln<br />
schon durch ihre Zusammensetzung den Eindruck „kultischer“<br />
Überreste. Darüber hinaus wurden sowohl Menschen als<br />
auch Artefakte offenbar in einem von Gewalt dominierten Ritual<br />
zerschlagen (…). (…) Da die Zerlegung in vielem der Vorbereitung<br />
von Schlachtvieh zum Verzehr gleicht, liegt die Schlussfolgerung<br />
nicht fern, dass als Teil des Rituals hier auch Menschenfl<br />
eisch verzehrt (…) wurde. Mit dieser Hypothese sind allerdings<br />
bislang nicht alle dokumentierten Details in Einklang zu bringen.<br />
(…) Dass das Rätsel von Herxheim letztlich (…) wohl nie bis ins<br />
letzte Detail geklärt werden wird, davon kann man schon beim<br />
heutigen Stand der Analysen ausgehen.“²<br />
// Begriffserklärungen<br />
Ein Archäologe: Ein Archäologe erforscht die Lebensbedingungen<br />
der Menschen in früheren Zeiten. Dazu führen Archäologen<br />
häufi g Ausgrabungen durch, um Überreste der Menschen, ihrer<br />
Behausungen, Waffen oder Werkzeuge zu fi nden und zu untersuchen.<br />
Ein Anthropologe: Anthropologen untersuchen die Entwicklung<br />
der Menschheit. Sie beschäftigen sich mit dem Verhalten und<br />
dem Aussehen der Menschen in unterschiedlichen Zeiten und<br />
an unterschiedlichen Orten.<br />
Intentionell: absichtlich<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
Ein Artefakt: Ein Artefakt ist ein Gegenstand, der von Menschen<br />
hergestellt wurde. Dieser Begriff wird vor allem in der Archäologie<br />
verwendet.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
Vergleiche die beiden Theorien mit Deinen Überlegungen zur Fundsituation in Abb. 1.<br />
Was überzeugt Dich mehr? Begründe Deine Meinung.<br />
Für das Ende der Stunde oder auch die Hausaufgabe sind folgende beiden Vertiefungen denkbar:<br />
1.) Vergleiche die Bestattungssituation in Abb. 2 mit heutigen Bestattungen von Toten. Nenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
und versuche diese zu erklären.<br />
2.) Dr. Alexander Gramsch, der Leiter des Herxheimer Museums, deutet die Rituale, deren Ergebnis ihr in Abb. 1 sehen könnt, als<br />
„Anzeichen für eine kulturelle Krise“, da es sich bei der Zeit, in der das geschah, um die letzte Phase der linearbandkeramischen<br />
Kultur handelte. Nach diesem Phänomen brach diese Kultur ab. Diskutiere diese Meinung.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 1<br />
Bruno Boulestin, Mass cannabalisam in the Linear Pottery Culture at Herxheim (Palatinate, Germany), in:<br />
Antiquity, vol. 83, Dec. 2009, S. 968-981. Übersetzung: S. Semmet<br />
// 2<br />
Zeeb-Lanz, Andrea, Besondere Schädel und mehr. Der rätselhafte bandkeramische Ritualplatz von Herxheim<br />
(Pfalz), in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 63-67.<br />
// 006
Bemerkungen zum<br />
didaktischen-methodischen<br />
Einsatz<br />
// Einordnung des Themas<br />
Das Arbeitsblatt ist gedacht für eine 6. bzw. 7. Klasse, die innerhalb<br />
der Reihe zur Ur- und Frühgeschichte die Ausstellung oder<br />
deren Homepage besucht hat und nun mit der Herxheimer Fundsituation,<br />
die in Abb. 1 dargestellt ist, konfrontiert wurde.<br />
Der Lehrplan in Rheinland-Pfalz nennt die Reihe „Die Menschen<br />
in der Vorgeschichte“ und kann hier unter dem Aspekt „Funde<br />
aus der Vorgeschichte im Heimatmuseum“ verortet werden³.<br />
Die gymnasialen Bildungsstandards für das Fach Geschichte<br />
sehen die Behandlung dieses Themas bereits für Klasse 6 unter<br />
der Überschrift „Leben in vorgeschichtlicher Zeit“ vor und das<br />
Thema kann an eine Beschäftigung mit den „jungsteinzeitlichen<br />
Umwälzungen in der Lebensweise“ angeschlossen werden. Der<br />
Entwurf der nationalen Bildungsstandards Geschichte 4 nennt<br />
explizit die Betrachtung von Gräberformen der Jungsteinzeit,<br />
sowie die Betrachtung der Entwicklung vom Fund zur Rekonstruktion.<br />
// Lernziele<br />
Übergeordnetes Lernziel: Gemäß der didaktischen Dimension<br />
der Kontroversität erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass<br />
Ergebnisse der Forschung unterschiedlich interpretiert werden<br />
und nicht immer abschließend bewertet werden können. Sie<br />
erkennen damit an diesem Beispiel den Konstruktcharakter von<br />
Geschichte.<br />
Weitere Lernziele<br />
• Die Schülerinnen und Schüler üben ihre Bildbeschreibungskompetenz.<br />
• Sie bilden sich aufgrund des vorgelegten Materials eine begründete<br />
Meinung und vergleichen diese mit den beiden bereitgestellten<br />
Forschermeinungen.<br />
• Sie hinterfragen ihre eigenen Theorien und die der Wissenschaftler<br />
aufgrund des vorliegenden Materials kritisch.<br />
Erwartungshorizont<br />
Die aufgeworfene Fragestellung, was genau in Herxheim in der<br />
in Abb. 1 gezeigten Grube geschehen ist, bzw. aus welchen<br />
Gründen, kann nach aktuellem Stand der Forschung nicht ab-<br />
schließend beantwortet werden. Sie muss also auch in der<br />
Stunde offen bleiben. Die auf dem Arbeitsblatt zitierten Forschermeinungen<br />
bilden die beiden wichtigsten konträren Stellungnahmen,<br />
sowie den aktuellen Stand der Forschung dazu ab.<br />
Der in Abb. 2 abgebildete Normalfall einer jungsteinzeitlichen<br />
Bestattung („Hockerbestattung“) zeigt, dass der Körper des Toten<br />
mit angewinkelten Armen und Beinen auf der linken Seite<br />
lag, wobei die Hände vor dem Gesicht lagen. Die Beine waren<br />
nach Westen ausgerichtet, der Kopf nach Osten, sodass der<br />
Blick nach Süden gerichtet war.<br />
Als Grabbeigaben wurden häufi g bei Frauen Alltagsgegenstände<br />
zur Nahrungszubereitung mitgegeben, in Männergräbern<br />
vor allem Waffen und handwerkliche Gegenstände. Bei beiden<br />
Geschlechtern fi nden sich Keramikgefäße mit Speisen, die von<br />
den Autorinnen des verwendeten Aufsatzes als „Wegzehrung“<br />
interpretiert werden. 5<br />
Erarbeitet von Sylvia Semmet<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 3<br />
Die Bildungsstandards in Baden-Württemberg unterscheiden sich hier kaum. Sie nennen die Reihe „Leben<br />
in vorgeschichtlicher Zeit“<br />
// 4<br />
http://www.geschichtslehrer-meckpom.de/media/a62a586b81df5c8cffff814efffffff2.<strong>pdf</strong><br />
// 5<br />
Hoppe, Wiebke / Frauke, Jacobi, Tod und Bestattung – Geheimnisvolle Riten, in: Lüning, Jen (Hg.), Die Bandkeramiker.<br />
Erste Steinzeitbauern in Deutschland. Bilder einer Ausstellung beim Hessentag in Heppenheim/<br />
Bergstraße im Juni 2004, Rahden/Westf. 2005, S.196-205<br />
// 007
Die Beschäftigung mit dem Schädel lässt sich von Beginn der<br />
Menschheitsgeschichte an durch zahlreiche archäologische<br />
Funde bezeugen. Diese Faszination reißt zu keiner Zeit ab und<br />
fi ndet sich ebenso in der Neuzeit wieder. Besonders ab dem 18.<br />
Jahrhundert versuchten Wissenschaftler in Europa anhand der<br />
knöchernen Gestalt des Schädels eines Menschen dessen Charaktereigenschaften<br />
abzulesen. Aus dieser Bestrebung heraus<br />
gründete der Arzt und Anatom Franz Jospeh Gall (1758-1828)<br />
die Lehre der Phrenologie. Um die Charakterzüge bedeutender<br />
Persönlichkeiten untersuchen zu können, begann eine Jagd<br />
nach den Schädeln der verstorbenen Künstler wie etwa Schiller<br />
oder Haydn. Mit Originalobjekten aus der Zeit thematisieren die<br />
Reiss-Engelhorn-Museen dieses spannende Thema in der Ausstellung<br />
„<strong>Schädelkult</strong>“.<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
// Die Phrenologie Franz Joseph Galls (1758-1828) –<br />
harmlose Schädelkunde oder gefährliche Pseudowissenschaft?<br />
// 008
Arbeitsmaterial 1<br />
// Das Programm<br />
Gall hat seine Schedellehre (sic!) oder Organologie, wie er sie<br />
nannte, zum ersten Mal 1798 in großen Zügen entworfen und<br />
publiziert. Dies geschah in Form eines Briefes, der in dem von<br />
Wieland redigierten „Der Neue Teutsche Merkur“ (12. Stück,<br />
December 1798, S. 311-382) erschien und an den Wiener Dichter<br />
und Schriftsteller Joseph Friedrich Freiherren von Retzer (1754-<br />
1824) gerichtet war. Retzer war damals Hofsekretär… […]<br />
[…] Endlich kann ich das Vergnügen haben, Ihnen einen Entwurf<br />
meiner Abhandlung: Über die Verrichtungen des Gehirns, und<br />
über die Möglichkeit, mehrere Fähigkeiten und Neigungen aus<br />
dem Baue des Kopfes und Schedels zu erkennen, mitzutheilen.<br />
[…]<br />
Im Ganzen geht mein Zweck dahin: die Verrichtungen des Hirns<br />
überhaupt, und seiner Bestandtheile insbesondere zu bestimmen;<br />
dass man in der That mehrere Fähigkeiten und Neigungen<br />
aus Erhabenheiten und Vertiefungen am Kopfe oder Schedel<br />
erkennen kann, und die wichtigsten Wahrheiten und Folgerungen,<br />
welche sich hieraus für die Arzneywissenschaft, für die Sittenlehre,<br />
Erziehung, Gesetzgebung u.s.w. und überhaupt für die<br />
nähere Menschenkenntnis ergeben, einleuchtend vorzutragen.<br />
[…]<br />
Der besondere Zweck des jetzigen Werkes also ist: den Gesichtspunkt<br />
meiner Untersuchungen anzuzeigen, Grundsätze<br />
festzusetzen, und ihre Anwendung auf fernere Beobachtungen<br />
zu lehren. […]<br />
Ich fange nämlich mit meinen Lesern dort an, wo die Natur mit<br />
mir aufgehört hat. Nachdem ich die mühsamen Erfahrungen beisammen<br />
hatte, bildete ich mir ein Gebäude von den Gesetzen<br />
ihres Zusammenhanges. Ich will Ihnen die Grundsätze kurz hersetzen.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
I. Fähigkeiten und Neigungen sind dem Menschen und dem Thiere<br />
angeboren. […]<br />
II. Die Fähigkeiten und Neigungen haben ihren Sitz, ihren Grund<br />
im Hirne. […]<br />
III/IV. Nicht nur die Fähigkeiten sind wesentlich von den Neigungen<br />
verschieden und unabhängig, sondern auch die Fähigkeiten<br />
unter sich und die Neigungen unter sich sind von einander wesentlich<br />
verschieden und unabhängig; folglich müssen sie ihren<br />
Sitz in verschiedenen und unabhängigen Theilen des Hirns haben.<br />
[…]<br />
V. Aus der verschiedenen Austheilung der verschiedenen Organe<br />
und aus der verschiedenen Entwickelung derselben entstehen<br />
verschiedene Formen des Hirns. […]<br />
VI. Aus der Zusammenstellung und Entwickelung bestimmter<br />
Organe entsteht eine bestimmte Form theils des ganzen Hirns,<br />
theils einzelner Theile oder Gegenden desselben. […]<br />
VII. Von der Entstehung der Kopfknochen an bis zum höchsten<br />
Alter wird die Form der innern Schedelfl äche von der äussern<br />
Form des Gehirns bestimmt; folglich kann so lange auf gewisse<br />
Fähigkeiten und Neigungen geschlossen werden, als die äussere<br />
Schedelfl äche mit der innern übereinstimmt oder von den<br />
bekannten Abweichungen keine Ausnahme macht. 6<br />
// Abb. 003<br />
Franz Joesph Gall (1758 – 1828).<br />
Fasse das wissenschaftliche Programm Galls in wenigen Thesen zusammen!<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
// Abb. 004<br />
Galls Gehirnforschungs-ergebnisse und Einteilung.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 6<br />
Gall, Franz. Jospeh; Franz Joseph Gall. 1758-1828. Naturforscher und Anthropologe. Ausgewählte Texte,<br />
eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Erna Lesky, (= Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften,<br />
Band 15 Hg. Ackerknecht, E./ H. Buess), Bern [u.a] 1979, S. 47-53.<br />
// 009
Arbeitsmaterial 2<br />
// Die Biologiestudentin Edda Affeldt<br />
Es bedarf nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie sich diese<br />
Entwicklung auf die Gesellschaft auswirkte. Man sollte auf<br />
die Partnerwahl in Bezug auf Aussehen, Sittlichkeit usw. besonders<br />
achten, da sich auch die „Organe“ auf die Kinder vererben<br />
könnten, und man eine „niedrige“ Organisation seinen Kindern<br />
nicht zumuten könnte (Es wurde jedoch eingeräumt, dass bei<br />
Kindern durch Schulung in „schwächeren“ Sinnen durchaus<br />
noch Veränderungen erzielt werden können). Man könnte die<br />
Liste der Ratschläge noch endlos weiterführen, es würde den<br />
Rahmen dieses kleinen Beitrags sprengen.<br />
Der Diskriminierung von anderen Völkern und sozialen Randgruppen<br />
wurden neue Argumente geliefert. 7<br />
// Arbeitsauftrag<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 7<br />
http://www.uni.bielefeld.de/biologie/Studenten/Schaedel/phrenologie.html.<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
1. Erkläre am dargestellten Schädel an einzelnen Beispielen, wie das Programm der Phrenologie hätte funktionieren sollen!<br />
2. Beurteile begründet, ob dich dieser Forschungsansatz überzeugt oder nicht!<br />
3. Erläutere, was mit dem Slogan am Hals („Erkenne dich selbst“) gemeint sein könnte!<br />
4. Fasse die Gefahren der Phrenologie, die der Text von Edda Affeldt andeutet, zusammen!<br />
// 010
Arbeitsmaterial 3<br />
// Aktueller Wikipediaeintrag<br />
Die Phrenologie (gr. Phrenos = „Geist“, „Gemüt“, „Zwerchfell“)<br />
ist eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts von dem Arzt und<br />
Anatom Franz Joseph Gall (1758-1828) begründete topologisch<br />
ausgerichtete Lehre, die versuchte, geistige Eigenschaften und<br />
Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnarealen zuzuordnen.<br />
Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen Schädel- und<br />
Gehirnform einerseits und Charakter und Geistesgaben andererseits<br />
unterstellt. Sie ist durch ihre ideologisch ausgerichtete<br />
Herangehensweise das prototypische Beispiel einer Pseudowissenschaft,<br />
stellt aber einen wichtigen Vorläufer und Bezugspunkt<br />
der modernen Neuro- und Kognitionswissenschaften dar.<br />
[…]<br />
Die Phrenologie ist zu unterscheiden von der daraus hervorgegangenen<br />
Kraniometrie („Lehre von der Schädelvermessung“)<br />
als Werkzeug der Rassenkunde. Diese Lehre wurde vor allem<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts, besonders im Zusammenhang mit<br />
rassistischen Theorien, populär. […]<br />
Ein praktizierender Phrenologe meinte damals die Talente und<br />
Fähigkeiten eines Kindes bereits ab dem sechsten Lebensjahr<br />
bestimmen zu können. Oft wurde die erstellte Diagnose für die<br />
Berufswahl verwendet. Die Fähigkeit des Phrenologen, aufgrund<br />
von „wissenschaftlich“ begründbaren Theorien das spätere<br />
Verhalten und damit quasi die Zukunft vorherzusagen, muss<br />
auf die Zeitgenossen eine nicht geringe Faszination ausgeübt<br />
haben. Natürlich stellte es ein geringes Problem für diese dar,<br />
eine ganze Summe von Beobachtungen zum Umfeld des Probanden<br />
in ihre Bewertungen einfl ießen zu lassen, ohne dass<br />
dadurch die Theorie in Frage gestellt wurde. Schon der ältere<br />
der Combe-Brüder wandte die Theorie auch auf die Beurteilung<br />
von Straftätern und Insassen psychiatrischer Anstalten an und<br />
entwickelte Ideen zur Besserung des Loses der benachteiligten<br />
Schichten durch Erziehung und charakterliche Bildung. Der<br />
Hauptverbreitungszeitraum der Lehre liegt in den Jahren bis<br />
1860; danach wurde sie zwar noch praktiziert, hatte sich aber<br />
als Forschungsprojekt überholt. Der wissenschaftliche Wert von<br />
Galls Theorie war aufgrund ihrer praktisch nicht vorhandenen<br />
empirischen Begründung von jeher umstritten. Ihrer Popularität<br />
tat dies jedoch keinen Abbruch, anthropologische und naturphilosophische<br />
Werke, in denen auf sie Bezug genommen wurde,<br />
zählten zu den meistgelesenen Schriften der damaligen Zeit. 8<br />
// Große Männer mit kleinem Hirn<br />
// Arbeitsauftrag<br />
1. Exzerpiere beim Wikipediatext das, was inhaltlich im Vergleich zum „Programm“ neu ist!<br />
2. Recherchiere die Namen Cuvier und Turgenjew und erkläre den „Witz“ des Gould-Texts!<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
Der amerikanische Anatom E.A. Spitzka drängte hervorragende<br />
Männer, ihr Gehirn nach ihrem Tod der Wissenschaft zu vermachen.<br />
[…] Die Sezierung verstorbener Kraniologen des 19. Jahrhunderts<br />
zu einer Art Heimarbeit. Die Gehirne übten ihre übliche<br />
Faszination aus, und stolz wurden Listen geschwenkt, begleitet<br />
von den üblichen gehässigen Vergleichen. […] Manche Genies<br />
schnitten dabei in der Tat recht gut ab. Aus einem europäischen<br />
Durchschnitt von 1300 bis 1400 Gramm stach der große Cuvier<br />
mit seinem Superlativ von 1830 Gramm hervor. Cuvier führte die<br />
Liste an, bis Turgenjew 1883 die Schallmauer mit 2000 Gramm<br />
durchbrach. […]<br />
Das untere Ende der Skala war etwas verwirrender und peinlicher.<br />
Der amerikanische Dichter Walt Whitman brachte nur 1282<br />
Gramm auf die Waage. Und die größte Peinlichkeit war, dass<br />
Franz Josef Gall, einer der zwei Begründer der Schädelkunde<br />
– der ursprünglichen „Wissenschaft“ der Beurteilung geistiger<br />
Fähigkeiten nach der Größe bestimmter Hirnregionen -, nur mit<br />
mageren 1198 Gramm ausgewogen wurde. (Sein Kollege J.K.<br />
Spurzheim erbrachte beachtenswerte 1559 Gramm). 9<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 8<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Phrenologie<br />
// 9<br />
Gould, Stephen Jay, Der falsch vermessene Mensch, Basel 1983, S. 94f.<br />
// 011
Bemerkungen zum<br />
didaktischen-methodischen<br />
Einsatz<br />
Die Beschäftigung mit der Gallschen Phrenologie ist möglich<br />
und relevant als ergänzende, spezifi schere Betrachtung einer<br />
Reihe zu „Menschenbildern der Gesellschaftstheorien des 19.<br />
Jahrhunderts, (hier Lehrplan Gemeinschaftskunde Rheinland-<br />
Pfalz in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 der gymnasialen Oberstufe,<br />
S. 85f.) sowohl im Lk/gk 12 als auch in der Sekundarstufe I (in<br />
Rheinland-Pfalz in der 9. Klasse); somit ist eine klare Anbindung<br />
an Lehrpläne (und für die Sekundarstufe I auch an die aktuelle<br />
Ausgabe der Bildungsstandards des Geschichtslehrerverbands)<br />
gegeben. 10<br />
Bei größerem Zeitbudget könnte man die Beschäftigung mit der<br />
Phrenologie über den sich ergebenden Anknüpfungspunkt der<br />
Kraniologie auch in die 10. Klasse bzw. wiederum in den Lk/gk<br />
12 als Phänomen der nationalsozialistischen „Rassenlehre und<br />
ihrer Umsetzung“ (Lehrplan Gemeinschaftskunde der Sekundarstufe<br />
I, S. 220f.) ziehen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Nähe zu einem Ausstellungsgegenstand,<br />
den man dann tatsächlich in den Reiss-Engelhorn-<br />
Museen in Mannheim wiederfi ndet, das Interesse der Schülerinnen<br />
und Schüler im Sinne eines lokalen bzw. regionalen Bezugs<br />
erhöht.<br />
Während sich der inhaltliche Schwerpunkt durch die Theorie<br />
der Phrenologie samt deren Beurteilung mithilfe des vorgelegten<br />
Materials in ca. ein bis zwei Unterrichtsstunden quasi automatisch<br />
ergibt, erscheint fachlich auch die Rezeptionsgeschichte<br />
der Phrenologie, die über die Kraniologie relativ direkt in die NS-<br />
Rassenkunde verweist, von gesteigertem Interesse zu sein (s.o.).<br />
Auch auf die europaweite Begeisterung, die sich zum Beispiel an<br />
der Jagd nach Schädeln berühmter Menschen bzw. Genies wie<br />
Schiller, Goethe oder Haydn zeigt, könnte man unterrichtlich im<br />
Rahmen einer Kurzreihe noch weiter und vertiefter abheben. Der<br />
didaktischen Reduktion zum Opfer sollten meiner Meinung nach<br />
im Geschichtsunterricht genuin medizinische Forschungskontroversen<br />
fallen, z. B. die Anknüpfung an moderne Neurowissenschaften<br />
usw. Jedoch ist anhand dieser Thematik ein Ausblick<br />
aus dem 19. Jahrhundert in die Zukunft, was die Rolle von wissenschaftlichen<br />
Theorien und deren empirische Überprüfbarkeit<br />
angeht, möglich (Gegenwartsbezug).<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
Ebenso ist eine bi- bzw. multiperspektivische Herangehensweise<br />
(bei Integration aller Unterrichtsmaterialien) denkbar, da ein<br />
und derselbe inhaltliche Gegenstand ja von mindestens zwei<br />
Seiten, nämlich von Gall einerseits und seinen (modernen) Kritikern<br />
andererseits kontrovers betrachtet wird. Gegebenenfalls<br />
gilt die gerade dann, wenn Erweiterungsquellen als Vertiefung,<br />
nachbereitende Hausaufgabe oder Folgestunde, mit in den Unterricht<br />
integriert werden (z. B. aus moderner Sicht relativ einseitig<br />
Gould, dessen Verwendung wegen des Bezugs auf die<br />
Kraniologie nur zeitlich nach dem Wikipedia - Artikel sinnvoll erscheint)<br />
oder im Vergleich mit der aktuellen Rezeption im Laufe<br />
des 19. bzw. 20. Jahrhunderts (siehe Wikipedia - Artikel).<br />
Methodisch könnte man in einer Rollendiskussion vor dem Hintergrund<br />
der problemorientierten Leitfrage (harmlose Schädelkunde<br />
oder gefährliche Pseudowissenschaft?) die beiden Parteien<br />
auch argumentativ gegeneinander antreten lassen.<br />
Zu erwartbaren Lernschwierigkeiten könnte es dann kommen,<br />
wenn die inhaltliche Verbindung der Phrenologie über die Kraniologie<br />
bis hinein in die (nationalsozialistisch geprägte) Rassenkunde<br />
nicht klar ist, sollte man sich für eine größere Unterrichtsreihe<br />
in der 10. oder 12. Jahrgangsstufe entscheiden.<br />
Des Weiteren sollte das 19. Jahrhundert zwischen Napoleon<br />
einerseits und ggf. der deutschen Revolution bzw. sogar der<br />
Nationalstaatsbildung 1870 andererseits sowohl politisch als<br />
auch gesellschaftlich bereits zuvor behandelt worden sein,<br />
wenn man auf den gesamteuropäischen Zusammenhang bzw.<br />
die vorrassenkundliche Rezeptionsgeschichte innerhalb des 19.<br />
Jahrhunderts abheben möchte. Wird mit der Schriftquelle von<br />
Edda Affeldt gearbeitet, sollten die Schülerinnen und Schüler<br />
auch hier (im Idealfall im Nachhinein) ein wenig (vorgreifendes)<br />
Hintergrundwissen über NS-Rassenkunde erhalten, da sonst die<br />
Einordnung in den historischen Zusammenhang in der Sekundarstufe<br />
I kaum hergestellt werden kann.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 10<br />
Vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/G/listing_bildungsstandards<br />
// 012
Erwartungshorizont<br />
// Zu Arbeitsmaterial 1:<br />
Die Grundthese Galls ist es, u. a. menschliche Fähigkeiten anhand<br />
der Schädelform ableiten zu können, da seiner Meinung<br />
nach die äußeren Schädelknochen auf die inneren einwirken.<br />
(Dieser Befund bleibt hier (noch) ohne überzeugenden empirischen<br />
Beweis.) Darüber hinaus wird in dem vorliegenden Text<br />
durchaus selbstbewusst angedeutet, dass die behauptete These<br />
z. T. gravierende Auswirkungen auf das menschliche Leben (z. B.<br />
Medizin, Erziehung, Gesetzgebung, „Sittenlehre“) habe.<br />
// Zu Arbeitsmaterial 2:<br />
Zu 1.: Ein Blick auf z. B. den Hinterschädel zeigt, dass dort die<br />
Eigenschaften Kinderliebe oder auch zarte Aufmerksamkeit<br />
oder auch Häuslichkeit „abgelegt“ sind – diese Zuordnung<br />
geschieht ohne ersichtlichen Grund.<br />
Generell ist augenscheinlich, dass Menschen mit besonders<br />
großem Schädel, also „schwerem Gehirn“, und markanten<br />
Gesichtszügen nach der Gallschen Theorie klar im<br />
Vorteil wären.<br />
Zu 2.: Die Gallsche Theorie ist verlockend, da sich mancher<br />
menschliche Zug recht einfach herleiten lassen würde – allerdings<br />
fehlt, wie schon mehrfach angedeutet, jeglicher wissenschaftlich<br />
nachprüfbare und einsichtige Beweis der speziellen<br />
Beziehung von Schädelform einerseits und menschlicher<br />
Fähigkeit andererseits.<br />
Zu 3.: Der „Werbeslogan“ „Erkenne dich selbst“ spielt genau mit<br />
der laut Phrenologie so verblüffend einfachen Möglichkeit der<br />
Selbstfi ndung jenseits religiöser, philosophischer oder naturwissenschaftlicher<br />
Hinterfragung, was einerseits vordergründig<br />
attraktiv, andererseits allerdings auf den zweiten Blick hin<br />
auch recht oberfl ächlich erscheint.<br />
Zu 4.: Der zweite Text legt den Fokus auf mögliche Negativfolgen<br />
der Phrenologie: Erwähnt werden hier mögliche Vorbehalte<br />
bei der Partnerwahl zwecks Weitervererbung „schlechter<br />
Organe“, Diskriminierung nicht optimal „geschädelter“ Menschen<br />
oder gar Völkern, also eine mögliche Vorform der späteren<br />
NS-Rassenbedenken.<br />
// Zu Arbeitsmaterial 3<br />
Zu 1.: Neu sind im Wikipedia - Artikel im Vergleich zum Gallschen<br />
„Programm“ folgende Punkte:<br />
- die Betonung der griechischen Herkunft des Begriffs der Phrenologie<br />
- die Bezeichnung der Phrenologie als Pseudowissenschaft<br />
- der Verweis auf die Rolle der Vorgängerwissenschaft der Phrenologie<br />
sowohl für moderne Neurowissenschaften als auch<br />
für die damals wie heute fragwürdige Kraniometrie als „Lehre<br />
von der Schädelvermessung“<br />
- Anwendung der Phrenologie ab sechsjährigen Kindern<br />
- Anwendung der Phrenologie durch die Brüder Combe ebenfalls<br />
auf u.a. Straftäter<br />
- große Beliebtheit der Phrenologie auch über das Jahr 1860 hinaus,<br />
obwohl jene dann schon als wissenschaftlich überholt<br />
galt<br />
Zu 2.: Georges Cuvier (1769 Mömpelgard – 1832 Paris) war ein<br />
berühmter französischer Naturforscher, insbesondere auf den<br />
Feldern der Vergleichenden Anatomie und Paläontologie.<br />
Iwan Sergejewitsch Turgenjew (1818 Orjol – 1883 Bougival) war<br />
ein berühmter russischer Literat und Romancier (z. B. Väter und<br />
Söhne) zur Zeit des Realismus.<br />
Der besondere Witz des Gouldtexts besteht darin, dass laut der<br />
Gallschen Theorie „große“, also bedeutende Menschen auch<br />
große Gehirnmassen besitzen müssten. Das gilt exemplarisch<br />
für Cuvier und Turgenjew, nicht ausreichend bzw. gar nicht für<br />
den Erfi nder der Phrenologie und so indirekt auch der Kraniometrie,<br />
Franz Joseph Gall, der ausgerechnet ein sehr kleines Gehirn<br />
besessen hat.<br />
Erarbeitet von Stefan Endres<br />
// Fachbereich Geschichte<br />
// 013
Fachbereich<br />
Bildende Kunst<br />
Bereits in der Antike arbeiten die Menschen mit dem noch heute<br />
bekannten Vanitas-Motiv. Davon zeugen in der Ausstellung<br />
„<strong>Schädelkult</strong>“ beispielsweise eine Vasendarstellung, welche<br />
die Orpheus- Sage zum Thema hat oder eine Bronzefi gur, die<br />
Perseus mit dem abgeschlagenen Medusenkopf zeigt. Das Vanitas-Motiv<br />
hat seinen Höhepunkt während des Barockzeitalters,<br />
wo Schönheit und Verfall besonders häufi g miteinander verbunden<br />
werden. Noch heute beschäftigen sich zahlreiche Künstler<br />
mit diesem Motiv oder auch mit dem Momento-Mori-Gedanken,<br />
welches seit dem Mittelalter bei uns eine Verbreitung erfahren<br />
hat.<br />
Theorie und praktisches Arbeiten sind Schwerpunkte des Fachbereiches<br />
der Bildenden Kunst. Bereits ab der Klassenstufe 5<br />
lassen sich eigene Erfahrungen mit verschiedenen Materialien<br />
und Techniken machen. Ab der Klassenstufe 8 erlernen die Schülerinnen<br />
und Schüler absichtsvolle Bildaussagen zu gestalten<br />
und besonders ab den Kursstufen sollen die Schüler die Fähigkeit<br />
entwickeln, Einzelheiten im Zusammenhang mit dem Ganzen<br />
zu sehen. 11 Die Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen bietet<br />
neben der europäischen Sichtweise auch die Möglichkeit den<br />
künstlerischen Umgang mit dem Tod und der Vergänglichkeit in<br />
anderen Kulturen zu erörtern.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 11<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/Bk/listing_bildungsstandards<br />
// 014
Schädel in<br />
der Kunst<br />
Die Unterrichtsmaterialien des Theorie- und Praxisteils zum<br />
Thema „Schädel“ in der Bildenden Kunst verstehen sich als<br />
Anregung für die eigene Unterrichtsgestaltung. Die einzelnen<br />
Arbeitsblätter bestehen aus Bild- und Textmaterialien sowie Arbeitsaufträgen<br />
für Schülerinnen und Schüler. Sie können als Einzelblätter<br />
fragmentarisch genutzt werden oder auch im Zusammenhang<br />
ihre Anwendung fi nden. Sie sollten jedoch – je nach<br />
Klassenstufe – sprachlich modifi ziert, gegebenenfalls inhaltlich<br />
reduziert oder durch Hintergrundinformationen erweitert werden.<br />
Artikel aus dem Ausstellungskatalog „<strong>Schädelkult</strong>“ können<br />
die Vorbereitung sinnvoll ergänzen.<br />
// Arbeitsmaterial 1<br />
// Praxis: Morphing – ich und mein Schädel<br />
Technik: Fotografi e und Film<br />
Material: Morphing-Software, Fotokamera<br />
Anbindung an den Katalog zur Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ 12<br />
Eine Simulation des eigenen Schädelkopfes lässt sich mit einem<br />
Bildbearbeitungs- oder Morphing-Programm ganz leicht selbst<br />
herstellen. Ein Morphing-Programm benötigt ein Ausgangsbild<br />
(z.B. ein Gesichtsporträt) und ein Zielbild (z.B. Totenkopf). Mit<br />
Hilfe von Punktmarkierungen errechnet das Programm mit ca.<br />
40-80 Zwischenbildern die Fließbewegung bis sich die Gesichtsform<br />
in einen Schädel verwandelt. Der „Verfall“ wird als Film<br />
festgehalten, kann aber auch in den Zwischenschritten jederzeit<br />
als Fotografi e gespeichert werden. Selbst T-Shirts können dann<br />
mit dem entstandenen Schädelporträt individuell bedruckt werden.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 12<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Große Köpfe ohne Schädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.),<br />
<strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 295-301.<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Kriminalistik. Die Suche nach verlorenen Gesichtern, in: Wieczorek, Alfried/<br />
Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011, S. 339-343<br />
// Abb. 005a-c<br />
FotoMorph<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 015
Arbeitsaufträge<br />
Laden Sie sich eine kostenlose Morphing-Software, beispielsweise FotoMorph, aus dem Internet herunter. 13<br />
Fotografi eren Sie ein Porträt und suchen Sie sich eine Abbildung eines Totenschädels im Internet heraus, die Sie beide in einer Datei<br />
ablegen. Öffnen Sie das Programm FotoMorph.<br />
Öffnen Sie links in der Taskleiste „Neues Projekt“ und danach in der oberen Taskleiste „Bilder“. Importieren Sie Ihr Gesichtsportrait<br />
in das linke Bildfeld sowie die Abbildung des Totenschädels in das rechte Bildfeld, in dem Sie in der linken Taskleiste die Datei mit<br />
Ihren abgelegten Bildern öffnen und die Bilder laden. Unten können Sie dann bereits in einer Vorschau die Überlagerung sehen.<br />
Für die richtige Höhen- und Seiten-Überlagerung beider Kopfformen lassen sich die Bilder in den Feldern durch Anklicken noch in<br />
ihrer Größe verschieben. Achten Sie darauf, dass die Augen- und Nasen-Höhlen sowie die Zahnreihen aufeinander passen.<br />
Klicken Sie in der oberen Taskleiste „Kontrolle“ an. Jetzt müssen Sie alle wichtigen Gesichtsformen mit Punkten (Sensoren) durch<br />
Anklicken markieren. Die Punkte werden auf beiden Bildern festgehalten und sollten jeweils kontrolliert und gegebenenfalls verschoben<br />
werden; d.h. alle Punkte so lange verschieben bis sie an der richtigen Stelle sitzen: Augenhöhlen auf beiden Bildern rundherum<br />
markieren, Nasenhöhle als Dreiecksform kennzeichnen, Schädelform umranden usw.<br />
// Abb. 005d<br />
FotoMorph<br />
Jetzt können Sie noch die Geschwindigkeit des „Verfalls“ in der linken Taskleiste bestimmen und den Film probeweise im unteren<br />
Menüfeld ansehen. Danach in der oberen Taskleiste auf „Animation“ klicken und den fertigen Film unten mit Start laufen lassen.<br />
Standbilder der Zwischenschritte lassen sich in der linken Taskleiste unter „Speichern Bild“ festhalten. Danach müssen Sie nur<br />
noch den Film unter „Exportieren Animation“ z.B. als AVI-Datei speichern.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 13<br />
http://www.chip.de/downloads/FotoMorph_44471656.html.<br />
// Abb. 005e<br />
FotoMorph<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 016
Arbeitsmaterial 2<br />
// Praxis: Schädeltraum – Kopfgeburten<br />
Technik: Grafi k, Schrift, Symbol<br />
Material: Edding, Badekappe<br />
Anbindung an Katalog 14<br />
Nicht nur der Gedanke an den Tod (vgl. Vanitas-Stilleben) oder<br />
formale und kompositorische Probleme (vgl. Cézanne) können<br />
einen Künstler dazu bewegen, sich mit Totenschädeln zu beschäftigen.<br />
Im Beinhaus von Hallstatt im Salzkammergut befi nden<br />
sich noch heute Hunderte von sorgfältig und bunt bemalten<br />
Totenschädeln, die neben- und übereinander aufgereiht das<br />
Interesse der Touristen auf sich ziehen. Was hier als kurios-makabre<br />
Besonderheit bestaunt wird, war ursprünglich vielerorts<br />
geübtes Brauchtum. (Abb. 6)<br />
Die Beschriftung der Totenschädel mit Namen, Lebensdaten,<br />
gegebenenfalls mit Stand und Beruf, einem frommen Spruch und<br />
der verbreiteten Einleitung Zum Andenken garantierte – selbst<br />
nach Verfall der Grabstätte oder der Exhumierung – einen individuellen<br />
Wiedererkennungswert. Der Schädelknochen wird<br />
als Mal- oder Zeichenoberfl äche benutzt, um etwas über den<br />
verstorbenen Menschen und sein Leben festzuhalten. Zugleich<br />
wird sinnbildlich deutlich, dass der Schädel der schützende Ort<br />
unserer Gedanken, Wünsche und Absichten ist.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 14<br />
Sörries, Rainer, Bemalte Totenschädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>.<br />
Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 257-262.<br />
// Abb. 006<br />
Bemalte Schädel im Beinhaus in Hallstadt, Österreich<br />
// Abb. 007a-b<br />
Badekappe mit Zeichnung<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 017
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wider, sondern macht sichtbar.“<br />
(Paul Klee)<br />
Wäre es nicht interessant, zu wissen (und zu sehen), was in einem<br />
Kopf vorgeht? Welche Träume und Hirngespinste sich unter<br />
unserer Schädeldecke verbergen? In der Kunst hat man die<br />
Möglichkeit dazu.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
Was geht in meinem Kopf vor?<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 15<br />
Unter dem Begriff des „Schädel-Traumas“ versteht man in der Regel eine Schädelverletzung, von der<br />
auch das Gehirn betroffen ist.<br />
// 16<br />
Die Vorstellung einer „Kopfgeburt“ fi ndet sich in der griechischen Mythologie. Während im Mythos<br />
die Göttin Athene durch einen Beilhieb aus dem Kopf ihres Vaters Zeus entsteigt, wird heutzutage der<br />
Ausdruck metaphorisch für die – manchmal mühevolle - Entstehung einer Idee oder eines Gedankens<br />
verwendet.<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
1. Lassen Sie sich von den Begriffen „Schädel-Trauma“ 15 und „Kopfgeburt“ 16 anregen, eine (Kopf-) Oberfl äche mit Zeichen, Schrift<br />
und Bildern so zu gestalten, dass Ihre Träume, Wünsche und Gedanken für andere sichtbar werden (vgl. Abb. 7a und 7b).<br />
2. Benutzen Sie z.B. weiße Sportbadekappen als Zeichengrund sowie nicht abwaschbare Stifte als Zeichenmittel.<br />
3. Setzen Sie Ihre fertig bearbeiteten „Schädeldecken“ auf und versuchen Sie durch Fragen in Partnergesprächen mit Ihren Mitschülern<br />
herauszufi nden, welche Bedeutung die Abbildungen Ihres Gesprächspartners haben.<br />
// 018
Arbeitsmaterial 3<br />
// Praxis: Performance Art – Kopffüßler und Kopfl ose<br />
Technik: Performance, Skulptur<br />
Material: Pappmaché, Objekt Trouvé, Körper, Kleidung<br />
Anbindung an Katalog 17<br />
Untersucht man die zeichnerische Entwicklung von Kindern,<br />
stellt man fest, dass Kinder im Alter von etwa 4 Jahren zumeist<br />
Menschen als Kopffüßler darstellen (Abb. 8). Tatsächlich fi nden<br />
sich diese Gestalten, die überwiegend aus Kopf und Beinen bestehen,<br />
weit verbreitet in vielen Stammeskulturen, aber auch in<br />
mittelalterlichen Abbildungen und in der Kunst des 20. Jahrhunderts.<br />
18 1980 benutzte der Zirkus Roncalli in seinem Programm<br />
„Die Reise zum Regenbogen“ eine Kopffüßler-Figur, unter der<br />
sich der Clown Pello bewegte (Abb. 9)<br />
// Video-Performance „Kopffüßler“<br />
von Marc Aschenbrenner<br />
In der aktuellen Kunst arbeitet der Performance- und Videokünstler<br />
Marc Aschenbrenner (*1971) mit einem lebensgroßen<br />
Kopffüßler-Kostüm. Es besteht aus einem überdimensionierten,<br />
grünen Plastikschädel mit kauendem Gebiss, aus dem die Beine<br />
des Künstlers ragen. Seine Performance-Auftritte, bei denen er<br />
wütend gegen eine Wand rennt – quasi mit dem Kopf durch die<br />
Wand will – werden als Video festgehalten (Abb.10).<br />
// Abb. 008<br />
Kinderzeichnung Kopffüßler<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 17<br />
Ahner, Elisabeth, Des Schädels Kern. Zur Herz-Hirn-Debatte aus Antike und Mittelalter, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen,<br />
Mannheim 2011, S. 19-21.<br />
Braun, Claudia, Ein sprechendes Haupt und tanzende Skelette. Köpfe, Masken und Schädel in der Antike,<br />
in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 97-103.<br />
// 18<br />
vgl. Kraft, Hartmut, Die Kopffüßler, Stuttgart 1982.<br />
// Abb. 009<br />
Zirkus Roncalli:Kopffüßler<br />
// Abb. 010<br />
M. Aschenbrenner. Kopffüßler 2006, Video-Performance<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 019
Performance-Skulpturen „Kopfl ose“<br />
von Erwin Wurm<br />
Erwin Wurm (*1954) stellt dagegen Skulpturen her, denen ihre<br />
Köpfe verloren gegangen zu sein scheinen. Während die Skulpturen<br />
aus Acryl, Styropor, Stoff oder Bronze kopfl os im Museum<br />
stehen, werden in seinen „One Minute Sculptures“ Menschen<br />
dazu aufgefordert, für eine Minute sich selbst in ein Kunstwerk<br />
zu verwandeln: einfache Objekte wie Pullover, Eimer, Taschen,<br />
Stühle rücken an die Stelle des Kopfes oder lassen ihn ganz<br />
verschwinden.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Abb. 011<br />
Schülerarbeit, Jg. 12<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
1. Erfi nden Sie eine Performance-Skulptur, die den Kopf ins Zentrum rückt, mit einem Kopf-Ersatz spielt oder sein Nicht-Vorhandensein<br />
thematisiert.<br />
2. Nutzen Sie Ihren eigenen Körper als Material und ergänzen Sie gegebenenfalls weitere Objekte, die Sie dafür benötigen oder mit<br />
Hilfe von Pappmaché herstellen.<br />
3. Suchen Sie für Ihre Skulptur einen geeigneten Ausstellungsort sowie einen Werktitel, den Sie auf einem Schild neben Ihr Werk<br />
platzieren!<br />
4. Gestalten Sie mit Ihrer Klasse eine Ausstellungsführung.<br />
// 020
Arbeitsmaterial 4<br />
// Praxis: Kriminalistische Spurensicherung<br />
Technik: Installation<br />
Material: Ton, Objekt Trouvé<br />
Anbindung an Katalog 19<br />
// Grausiger Schädelfund:<br />
Überreste eines Vermissten?<br />
dpa. Wie die Polizei gestern berichtete, fanden Spaziergänger<br />
in einem kleinen Waldstück bei Mannheim einen skelettierten<br />
menschlichen Schädel.<br />
Die benachrichtigte Polizei sicherte den Totenschädel, bis zwei<br />
Ermittler des Kriminalkommissariats (KK) 11 eintrafen und ein<br />
vollständiges Skelett freilegen konnten. In den Aufgabenbereich<br />
des KK 11 fallen unter anderem auch Todesermittlungen. Bislang<br />
ist noch ungeklärt, um wen es sich bei dem Toten handeln könnte.<br />
Beim Durchsuchen des Geländes wurden die Ermittler von<br />
Beamten der Bereitschaftspolizei und Hundeführer mit Suchhunden<br />
unterstützt. Die kriminalistische Spurensicherung ergab<br />
erste Hinweise auf das mögliche Opfer und den Tathergang. Die<br />
Forensik 20 arbeitet intensiv an der Lösung des Falls.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 19<br />
Buhl, Christiane Ana, Von Mord, Modellierung und Mode. Der Kult um den menschlichen Schädel in der<br />
Bronzezeit, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 69-73.<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Große Köpfe ohne Schädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.),<br />
<strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 295-301.<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Kriminalistik. Die Suche nach verlorenen Gesichtern, in: Wieczorek, Alfried/<br />
Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011, S. 339-343.<br />
// 20<br />
Unter dem Begriff Forensik werden die Arbeitsgebiete zusammengefasst, in denen systematisch kriminelle<br />
Handlungen identifi ziert beziehungsweise ausgeschlossen sowie analysiert oder rekonstruiert werden.<br />
Der Begriff stammt vom lateinisch forum = Marktplatz.<br />
// Abb. 012<br />
Skelettfund<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 021
Arbeitsauftrag<br />
Für die Gruppenarbeit: Installation „Spurensicherung“ 21<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 21<br />
Spurensicherung in der Bildenden Kunst: Form der Konzeptkunst, in der Künstler nach ähnlichen Methoden<br />
arbeiten, wie sie in den Geschichts- und Sozialwissenschaften oder der Kriminalistik üblich sind,<br />
jedoch zumeist fi ktive Relikte verwenden. Vgl. auch: Kartierung oder künstlerische Feldforschung.<br />
// 22<br />
Installation: dreidimensionales, raumbezogenes Kunstwerk im Innen- und Außenraum unter Verwendung<br />
jeglichen Materials, das häufi g narrativ (erzählenden) Charakter hat. (Vgl. auch: Environment)<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
1. (Re-)konstruieren Sie schriftlich in Stichworten die Biografi e und Geschichte einer fi ktiven Person, die im Waldstück bei Mannheim<br />
zu Tode gekommen sein könnte.<br />
2. Legen Sie in der Gruppe fest, ob es sich um einen archäologischen Fund, einen Selbstmord, Mord oder um einen natürlichen Tod<br />
handeln soll.<br />
3. Formen Sie aus Ton einen Totenschädel und eventuell auch Knochenreste (Größe: ca. 20cm).<br />
4. Sammeln oder erstellen Sie selbst weitere Indizien und Fundobjekte, die auf das Opfer und den Tathergang schließen lassen<br />
(z.B. Abschiedsbrief, Haare, Reifenspuren, …).<br />
5. Arrangieren Sie Schädel und Objekte als Installation 22 an einem (Tat-)Ort im Außengelände oder sichern Sie Ihre archäologischen<br />
Zeugnisse und Materialsammlung im Klassenzimmer, indem Sie sie inventarisieren, ordnen, klassifi zieren bzw. zur Schau<br />
stellen.<br />
6. Präsentieren Sie die Installation Ihren Mitschülern. Welche Rückschlüsse können Ihre Mitschüler zur Biografi e und Tathergang<br />
ziehen?<br />
// 022
Arbeitsmaterial 5<br />
// Theorie: Vanitas – Sinnbild der Vergänglichkeit<br />
Methode: Internetrecherche<br />
Künstler: Pieter Claesz<br />
Anbindung an Katalog 23<br />
// Abb. 013<br />
Pieter Claesz (um 1597/98 – 1661): Vanitas-Stillleben,<br />
1630, Öl auf Holz, 39,5 x 56cm<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 23<br />
Günther, Eva-Maria, Das Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen,<br />
Mannheim 2011, S.275-283.<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 023
Mit der Bezeichnung Stillleben ist zunächst die Darstellung von<br />
regungslosen, toten („stillen“) Gegenständen gemeint: Blumen,<br />
Früchte, Gläser, Krüge, Porzellan und Pokale aus edlen Materialien,<br />
Muscheln, Fische, Gefl ügel, Wild, Musikinstrumente und<br />
Bücher, technische Geräte und mathematische, astrologische<br />
und naturwissenschaftliche Apparaturen wurden absichtsvoll<br />
vom Künstler auf Stoffen und Tischen arrangiert und vor allem<br />
in der Epoche des Barock in höchster Präzision wiedergegeben.<br />
Für die niederländischen Meister um 1600 stellte das Streben<br />
nach äußerster Naturtreue und stoffl icher Illusion den Beweis<br />
höchster Könnerschaft dar. Zugleich enthielten viele ihrer Bilder<br />
versteckte moralische und christliche Botschaften. In den Vanitas-Stillleben<br />
(lat. Vanitas = Eitelkeit, Vergänglichkeit, Vergeblichkeit)<br />
„wurden Symbole des weltlichen Lebens mit Symbolen<br />
des Todes in Form von Totenschädeln, halbniedergebrannten<br />
Kerzen und Stundengläsern kontrastiert. Sie forderten dazu auf,<br />
sich nicht an das Diesseitige zu klammern, sondern an das ewige<br />
Leben zu denken.“ 24 Während Totenschädel und Knochen unmittelbar<br />
die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens anzeigen,<br />
konfrontieren sie zugleich die kostbaren, auf Reichtum, Bildung,<br />
Stand und weltlichen Genüssen verweisenden Gegenstände mit<br />
der Erkenntnis, dass auch sie nur von kurzer Dauer und nichtig<br />
sind.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 24<br />
Günther, Eva-Maria, Das Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst, in: Wieczorek, Alfried/<br />
Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011, S.275-283, S.279.<br />
Andreas Gryphius (1616-1664) -<br />
VANITAS, VANITATUM, ET OMNIA VANITAS:<br />
Es ist alles gantz eytel, 1637<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
Ich seh‘ wohin ich seh / nur Eitelkeit auff Erden /<br />
Was dieser heute bawt / reist jener morgen ein/<br />
Wo itzt die Stadte stehn so herrlich / hoch und fein /<br />
Da wird in kurtzem gehen ein Hirt mit seinen Herden:<br />
Was itzt so prachtig bluht / wird bald zertretten werden:<br />
Der itzt so pocht und trotzt / last ubrig Asch und Bein /<br />
Nichts ist / das auff der Welt kont unverganglich seyn /<br />
Itzt scheint des Gluckes Sonn / bald donnerts mit beschwerden.<br />
Der Thaten Herrligkeit mus wie ein Traum vergehn:<br />
Solt denn die Wasserblas / der leichte Mensch bestehn<br />
Ach! was ist alles dis / was wir vor kostlich achten!<br />
Als schlechte Nichtigkeit? als hew / staub / asch unnd wind?<br />
Als eine Wiesenblum / die man nicht widerfi nd.<br />
Noch wil / was ewig ist / kein einig Mensch betrachten!<br />
Erstellen Sie eine Liste der dargestellten Gegenstände im Vanitas-Stillleben von Pieter Claesz und recherchieren Sie im Internet<br />
Symbolik und Bedeutung der Gegenstände mit Hilfe des Großen Kunstlexikons von P.W. Hartmann unter: http://www.beyars.com/<br />
kunstlexikon/lexikon_8834.html der Bilder.<br />
// 024
Arbeitsmaterial 6<br />
// Theorie: Vanitas – Vergänglichkeit in der Moderne<br />
Methode: Untersuchung, Bildvergleich<br />
Künstler: Pieter Claesz, Gerhard Richter<br />
Anbindung an Katalog 25<br />
Gerhard Richter gilt als einer der gefragtesten und teuersten<br />
internationalen Maler unserer Zeit. Die britische Tageszeitung<br />
„The Guardian“ bezeichnete ihn sogar als „Picasso des 21.<br />
Jahrhunderts“. Seine verschwommen aussehenden Gemälde<br />
basieren auf Fotomalereien. Die auf Leinwand projizierten und<br />
danach gemalten Fotografi en erinnern daran, dass sie als Fotografi<br />
e scheinbar einem objektiven Wahrheitsgehalt verpfl ichtet<br />
sind, in ihrer Unschärfe stellen sie jedoch unsere eigene, subjektive<br />
Wahrnehmung infrage. „Wo Elemente der gesehenen<br />
Welt wiedergegeben werden, sind diese so beschaffen, dass<br />
sie darbieten und zugleich verbergen, schildern und schweigen.<br />
Zu sehen sind keine Reportagen aus der Wirklichkeit, obwohl<br />
fotografi sche Aufnahmen dies üblicherweise verheißen. […]<br />
[Sie] erweisen [] sich zugleich als Metaphern, worin nicht das<br />
Erfassen der Welt, sondern deren Entgleiten angesprochen<br />
wird.“ 26<br />
// Arbeitsaufträge<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 25<br />
Günther, Eva-Maria, Das Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen,<br />
Mannheim 2011, S.275-283.<br />
// 26<br />
Schwarz, Dieter, Beim Betrachten von Gerhard Richters Bildern, in: Adriani, Götz (Hg.), Gerhard Richter –<br />
Bilder aus privaten Sammlungen, Museum Frieder Burda/ Baden-Baden (Ausstellungskatalog), Ostfi ldern<br />
2008, S. 37-42, S.40.<br />
// Abb. 014<br />
Gerhard Richter (1932*): Schädel mit Kerze, 1983, Öl auf<br />
Leinwand, 100 x 150cm<br />
Zitate des Künstlers:<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
„Ich kann über Wirklichkeit nichts Deutlicheres sagen als mein<br />
Verhältnis zu Wirklichkeit, und das hat dann etwas zu tun mit<br />
Unschärfe, Unsicherheit, Flüchtigkeit, Teilweisigkeit oder was<br />
auch immer.“ „Unschärfe ist auch ein bisschen wichtig für<br />
mich, weil ich eh nicht genau sehen kann und es nicht genau<br />
weiß.“<br />
„Im Übrigen interessiert mich, und das betrifft das Malen und<br />
das was und wie, überhaupt nur das, was ich nicht kapiere.<br />
Und so geht es mir auch mit jedem Bild. Ich fi nde die Bilder<br />
schlecht, die ich begreifen kann.“<br />
1. Untersuchen Sie die beiden Gemälde - Richters „Schädel mit Kerze“ von 1983 und Pieter Claesz „Vanitas-Stillleben“ von 1631 auf<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Komposition, Farbbehandlung, Lichtführung und Blickrichtung des Schädels.<br />
2. Interpretieren Sie beide Bilder im Hinblick auf eine versteckte, philosophische, theologische oder moralische Botschaft. Beachten<br />
Sie dabei auch die jeweilige Entstehungszeit der Bilder.<br />
3. Inwiefern kann gerade das traditionelle Motiv des Vanitas-Stilllebens Richters Kunstauffassung und Wirklichkeitsverständnis<br />
plausibel machen?<br />
// 025
Arbeitsmaterial 7<br />
// Theorie:<br />
Cézanne – „Wie schön ist es einen Schädel zu malen“<br />
Methode: Oeurve-Analyse, Erläuterungen<br />
Künstler: Paul Cézanne<br />
Anbindung an Katalog 27<br />
1866-67<br />
Paul Cézanne (1853-1906) gilt als künstlerischer Wegbereiter<br />
der „klassischen Moderne“ – eine die Kunst revolutionierende<br />
Tendenz im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, welche die<br />
Aufgabe der Kunst nicht mehr in einer naturalistisch-perspektivischen<br />
Abbildung suchte (das konnte die neu aufkommende<br />
Fotografi e viel besser), sondern ihr stattdessen einen Eigenwert<br />
als „Harmonie parallel zu Natur“ (Cézanne) zubilligte.<br />
1895–1900<br />
„Cézanne wählte seine Motive in der Absicht, spezifi sche<br />
Probleme zu studieren, die er lösen wollte. Wir wissen, dass<br />
ihn die Beziehung zwischen Farbe und Modellierung faszinierte.<br />
Eine bunte Kugel, also ein Apfel, war am besten für das<br />
Studium dieser Frage geeignet. Wir wissen ferner, dass ihm<br />
an einer ausgewogenen Komposition lag.“ 28 Doch auch bei der<br />
Darstellung von Totenschädeln lassen sich die Leucht- und<br />
Ausdruckskraft der Farben und die Beziehung der Gegenstände<br />
zueinander künstlerisch untersuchen.<br />
1898-1900<br />
Totenschädel tauchen in Cézannes Werk immer wieder auf.<br />
Auffällig ist jedoch seine zunehmende Beschäftigung mit dem<br />
Motiv in den letzten 10 Jahren seines Lebens: Die Schädel<br />
rücken ganz nah an den Betrachter heran, füllen den gesamten<br />
Bildraum aus und gebärden sich wie ein Gruppenporträt – auf-<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
gereiht in einer Linie oder in Form einer Pyramide (Abb.15).<br />
Um 1901<br />
Sowohl Émil Bernard als auch der Kunsthändler Ambroise<br />
Vollard berichten davon, dass sie in Cézannes Atelier ein Bild<br />
mit drei Schädeln auf einem Orientteppich gesehen hatten,<br />
welches Anlass für Gespräche bot. „Was mir fehlt“, sagte<br />
Cézanne vor diesen drei Totenschädeln zu Bernard, „das ist die<br />
Realisation. Vielleicht komme ich noch so weit, aber ich bin alt,<br />
und es ist gut möglich, dass ich sterbe ohne dieses höchste Ziel<br />
erreicht zu haben: Realisieren!“ Cézanne hat zwischen 1898<br />
und 1905 das Bild immer wieder neu übermalt und überarbeitet:<br />
es „wechselte fast jeden Tag Farbe und Form.“ (Abb. 16)<br />
1898-1905<br />
„Obwohl man dem Bild die Mühsal der langwierigen Arbeit und<br />
der vielfachen Übermalungen ansieht“, erinnert sich Vollard<br />
1905 an folgenden Ausruf Cézannes: „Wie schön ist es, einen<br />
Schädel zu malen! Schauen Sie doch, Monsieur Vollard.<br />
Verstehen Sie, ich bin der Verwirklichung nahe!“ 1906 starb<br />
Cézanne.<br />
1. Beschreiben Sie, wie sich die Schädelbilder im Werk Cézannes im Laufe seines Lebens verändert haben.<br />
2. Das letzte Bild (Abb. 16) hat Bernard als Cézannes „Vermächtnis“ bezeichnet. Was könnte damit gemeint sein?<br />
// 27<br />
Günther, Eva-Maria, Das Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen,<br />
Mannheim 2011, S.275-283.<br />
// 28<br />
Gombrich, Ernst H., Die Geschichte der Kunst, Stuttgart/Zürich 1972.<br />
// Abb. 015<br />
Schädelpyramide<br />
// Abb. 016<br />
Drei Schädel auf einem Orientteppich<br />
// 026
Arbeitsmaterial 8<br />
// Theorie: Der Tod – Konsumobjekt oder Kunstprojekt<br />
Methode: Pro-/ Contra-Diskussion<br />
Künstler: Andy Warhol<br />
Anbindung an Katalog 29<br />
// PopArt (engl. „popular“ = populär / beliebt)<br />
Dabei handelt es sich um eine Kunstströmung ab dem Jahre<br />
1960, die Bildinhalte aus den Massenmedien entnahmen und<br />
Phänomene der Alltagskultur als kunstwürdig etablierten. Andy<br />
Warhol (1930-1987), der durch seine seriellen Siebdruckarbeiten<br />
(z.B. Campbells Suppendose, Cola-Flaschen oder amerikanische<br />
Stars wie Marilyn Monroe, Mick Jagger und Elvis Presley)<br />
bekannt wurde, avancierte dabei selbst zum extravaganten,<br />
medienwirksamen Künstlerstar. Seine Siebdruckarbeiten wurden<br />
von Mitarbeitern und Freunden in seinem Atelier („factory“)<br />
ausgeführt, wobei die Kunst als Ware bis heute gewinnträchtige<br />
Erfolge erzielt und der Name ‚Andy Warhol’ wie ein Firmenlogo<br />
funktioniert. 2008 wurde sein Bild „Three Self Portraits“<br />
beim Auktionshaus Sotheby´s für £10,2 Mio versteigert.<br />
Videotipp:<br />
http://www.youtube.com/watch?v=s2hy87g3caQ&feature=relmfu<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 29<br />
Buhl, Christiane Ana, Von Mord, Modellierung und Mode. Der Kult um den menschlichen Schädel in der<br />
Bronzezeit, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 69-73.<br />
Pfeifenroth, Magdalena, Gefahrensymbol, Kultobjekt und Modeaccessoire. Zum Bedeutungswandel des<br />
Totenkopfsymbols in der westlichen Alltagskultur, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>.<br />
Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 353-357.<br />
// Abb. 017<br />
Michael Phillipp, Own work made in the style of Andy Warhol, 2009<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 027
Warhols Kunst ist die Kunst der USA: die Industriegesellschaft<br />
mit ihrer phantastischen Güterproduktion, die Massenmedien<br />
mit ihren schnell wechselnden Nachrichten von Katastrophen,<br />
Gewalt oder Tötungsmaschinen, mit ihrem Klatsch und Tratsch<br />
und mit ihren Stars. Vor allem die Stars werden gebraucht und<br />
also gemacht, um das Publikum zu unterhalten und zu fesseln. 30<br />
Ich fi nde nicht, dass ich in einigen meiner Bilder die größten<br />
Sexsymbole unserer Zeit darstelle, wie Marilyn Monroe oder<br />
Elisabeth Taylor. Für mich ist die Monroe nur ein Mensch unter<br />
vielen. … Das Monroe-Bild gehörte zu einer Todesserie, an der<br />
ich arbeitete, von Leuten, die auf verschiedene Weise gestorben<br />
waren. Es gab keinen tiefschürfenden Grund dafür, eine<br />
Todesserie zu machen, ich wollte keine Opfer ihrer Zeit darstellen;<br />
es gab überhaupt keinen Grund dafür, nur einen Oberfl ächengrund.<br />
(Andy Warhol 1989) 31 (vgl. Abb. 17)<br />
Warhols Schädel-Serie von 1976 ist ein ganz großartiger Werkkomplex:<br />
[…] Vor allem stellt die Serie ein profundes Resümee<br />
der Natur der Porträtmalerei dar – der Schädel ist >Jedermann
Arbeitsmaterial 9<br />
// Theorie: <strong>Schädelkult</strong> – zwischen Furcht und Faszination<br />
Methode: Erörterung, Sammlung<br />
Künstler: Damien Hirst, Levis-Mode-Kollektion<br />
Anbindung an Katalog 33<br />
Das teuerste Kunstwerk eines noch lebenden Künstlers überhaupt<br />
stellt gegenwärtig der mit 8601 lupenreinen Diamanten<br />
besetzte Platinabguss eines 200 Jahre alten Schädels dar, der<br />
von einem birnenförmigen 52-Karat-Diamanten auf der Stirn<br />
gekrönt wird. Materialwert des Schädels: rund 15 Millionen<br />
Euro, Verkaufspreis des Kunstwerks: 75 Millionen Euro. Der<br />
Künstler Damien Hirst (*1965) hat sich im Januar 2011 mit einer<br />
„Neuaufl age“ zurückgemeldet: einem Diamanten besetzten<br />
Babyschädel mit dem Titel „For Heaven’s Sake“. 2008 stellte<br />
die Modefi rma „Levi’s“ eine limitierte Kollektion ihrer Jeans,<br />
T-Shirts und Jacken vor, die von Damien Hirst designed wurde<br />
– u.a. ebenfalls mit Totenschädeln.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 33<br />
Buhl, Christiane Ana, Von Mord, Modellierung und Mode. Der Kult um den menschlichen Schädel in der<br />
Bronzezeit, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 69-73.<br />
Pfeifenroth, Magdalena, Gefahrensymbol, Kultobjekt und Modeaccessoire. Zum Bedeutungswandel des<br />
Totenkopfsymbols in der westlichen Alltagskultur, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hrg.), <strong>Schädelkult</strong>.<br />
Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 353-357.<br />
// Abb. 019<br />
Damien Hirst, For The Love of God, 2007<br />
// Abb. 020<br />
Totenkopf-Ring<br />
1. Wieso bittet das Modelabel Levi’s einen Künstler wie Damien Hirst ihre Kollektion zu designen?<br />
2. Wer wird diese Mode kaufen und anziehen? Warum?<br />
3. Sammeln Sie weitere, aktuelle Beispiele (Abb. 20) aus unserer Alltagswelt, in denen der Schädel vorkommt.<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 029
Bemerkungen zum<br />
didaktischen–methodischen<br />
Einsatz / Praxis<br />
// Einordnung des Themas<br />
Die für die künstlerische Praxis angebotenen Unterrichtsmaterialien<br />
(Arbeitsmaterial 1-4) versuchen das Thema „<strong>Schädelkult</strong>“<br />
unter dem Blickwinkel aktueller Kunsttendenzen und Techniken<br />
(Film, Performance, Installation usw.) für den Unterricht<br />
fruchtbar zu machen. Sie lassen sich in allen Jahrgangsstufen<br />
anwenden. Eine Einführung in die traditionelle Malweise des<br />
Stilllebens ist sinnvoll, wird aber im Folgenden nicht weiter<br />
behandelt. Leitend ist die Fragestellung, welches Interesse<br />
Schülerinnen und Schüler bei der kreativen Umsetzung des<br />
Themas „Schädel“ haben. Neben einer stark an ihrer eigenen<br />
Person orientierten Auseinandersetzung, sollen sie neue Wege<br />
des Kunstmachens kennen lernen und selbst beschreiten -<br />
auch um zu erfahren, „worin künstlerisches Können tatsächlich<br />
besteht: nämlich darin, dass mit treffenden Mitteln Gefühle und<br />
Gedanken und die Befi ndlichkeiten in der Zeit zum Ausdruck<br />
gebracht werden“. 34<br />
Die kunstgeschichtlichen Unterrichtsmaterialien (Arbeitsmaterialien<br />
5-10) zum Thema „Der Schädel in der Bildenden<br />
Kunst“ stellen Arbeitsblätter bereit, die weitgehend aufeinander<br />
aufbauen und für das Lernen an Stationen (Lernzirkel) gedacht<br />
sind. Nachdem alle Schülerinnen und Schüler die Stationen in<br />
ca. 1-2 Doppelstunden durchlaufen haben, sollte eine Doppelstunde<br />
für die Nachbesprechung und das Zusammentragen der<br />
Ergebnisse anberaumt werden.<br />
// Erwartungshorizont<br />
Arbeitsmaterial 1 gibt eine Anleitung mittels einer Morphing-<br />
Software, seinen eigenen Kopf in einen Totenschädel zu<br />
verwandeln. Auf Youtube fi ndet sich eine Vielzahl von Morphingfi<br />
lmen. Die letzte Filmminute des offi ziellen Videoclips zum<br />
Lied Black Or White von Michael Jackson gehört wohl zu den<br />
bekanntesten Morphingsequenzen. 35 Doch nicht nur den eigenen<br />
körperlichen Verfall können die Schülerinnen und Schüler<br />
simulieren, sondern sie lernen auch ihre eigene Schädelform<br />
und ihre Gesichtsmaße besser kennen, weil sie deren Umrisslinien<br />
im Programm für eine gelungene Fließbewegung detailliert<br />
markieren müssen.<br />
// Abb. 021<br />
Badekappe mit Zeichnung<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
Arbeitsmaterial 2 nutzt die Ansammlung in Beinhäusern<br />
aufbewahrter und bemalter Totenschädel im 19. Jh. als Anregung,<br />
den Schädel selbst als Zeichen-/Malgrund zu entdecken.<br />
Während die Bemalung für eine Identifi kation des Toten post<br />
mortem sorgt, macht die grafi sch-künstlerische Bearbeitung<br />
eines „Badekappen-Schädels“ schon zu Lebzeiten die Individualität<br />
und verborgenen Ansichten des „Schädelträgers“<br />
sichtbar. Ausgehend von den Begriffen Schädel-Trauma und<br />
Kopfgeburt sollen passende Schrift-/Zeichen und Symbole<br />
für die im Kopf versteckten Träume, Gedanken und Wünsche<br />
gefunden werden.<br />
Arbeitsmaterial 3 thematisiert mit den künstlerischen Mitteln<br />
der Performance-Art das bereits in der Antike diskutierte Dualitätsproblem<br />
von Kopf und Leib, von Verstand und Gefühl. Bei<br />
der zu erstellenden Performance-Skulptur zum Thema Kopffüßler<br />
& Kopfl ose geben Größe und Art des Schädels Aufschluss<br />
darüber, was ein Mensch denkt und welchen Stellenwert er<br />
seiner Verstandesleistung oder seiner Körperlichkeit beimisst.<br />
Der Verlust oder Ersatz des Schädels durch Objet trouvés<br />
vermittelt darüber hinaus einen Eindruck dessen, was einem<br />
Menschen im Leben wichtig erscheint. „Philosophie oder Diätkost?“,<br />
wie Erwin Wurm fragt. Denkbar ist auch, die Skulpturen<br />
mit Ton, Gips oder Pappmaché herzustellen (vgl. Abb. 22). Die<br />
Betonung und Integration des Körpers als skulpturales Element<br />
stellt jedoch eine Erweiterung des Kunstbegriffs dar, den die<br />
Schülerinnen und Schüler „am eigenen Leib“ auf humorvolle<br />
Weise erfahren können. Künstler oder Publikum werden selbst<br />
zum Kunstwerk.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 34<br />
Kirschenmann, Johannes/ Frank Schulz, Praktiken der modernen Kunst, Stuttgart [u.a.] 1989, S.6.<br />
// 35<br />
http://www.youtube.com/watch?v=bBAiZcNWecw<br />
// 030
Abb. 022<br />
Kopffüßler, Schülerarbeit, Jg. 12<br />
Arbeitsmaterial 4 orientiert sich an der Kunstform der Spurensicherung<br />
in den 1980er Jahren und integriert die erzählerische<br />
Ausdrucksweise der Installation. Ausgangspunkt bildet ein<br />
fi ktiver Zeitungsartikel über einen Schädelfund. Die (Re-)Konstruktion<br />
einer Geschichte zu Opfer und Tathergang sollen durch<br />
Sammlung und Anordnung eines in Ton geformten Schädels<br />
sowie weiterer Relikte anschaulich gemacht und präsentiert<br />
werden. Die Schülerinnen und Schüler können sich dabei als<br />
Team kriminalistischer Ermittler (vgl. die amerikanische TV-<br />
Serie Bones, die Knochenjäger: Kein Mensch ist je vergessen)<br />
oder als archäologische Forschergruppe verstehen. Die Kontextualisierung<br />
und Synthese von – gegebenenfalls auch sehr<br />
unterschiedlichen – Objekten stimuliert die Kombinationsgabe<br />
und Phantasie von Künstler und Betrachter gleichermaßen und<br />
zeigt den Mehrwert an Bedeutung eines Kunstwerks.<br />
Arbeitsmaterial 6 bieten u.a. einen Bildvergleich zwischen<br />
einem barocken Vanitas-Stillleben von Pieter Claesz und einer<br />
modernen Schädeldarstellung von Gerhard Richter an und<br />
sie sollten daher möglichst nacheinander bearbeitet werden.<br />
Neben der symbolischen Bedeutung der abgebildeten Gegenstände,<br />
die es zu recherchieren gilt, ist ein Hauptaugenmerk<br />
auf die Lichtführung und Bild-Raum-Komposition sowie auf die<br />
Blickrichtung und Lage des Schädels zu legen. Hieran lässt sich<br />
zeigen, dass im Zeitalter des Barock die Vanitas-Vorstellung<br />
eng mit dem christlichen Auferstehungsgedanken verknüpft ist:<br />
der Blick des Schädels führt aus dem Bild heraus in ein diffuses<br />
Licht jenseits des Bildraumes. Während in der Moderne der<br />
Schädel selbst noch im Tod „seinen Hals verdreht“, um – wie<br />
gebannt – ins diesseitige Leben zu schauen (brennende Kerze).<br />
Der kahle, in Grautönen gehaltene Raum lässt dabei keine<br />
Rückschlüsse auf die irdischen Vorlieben des Toten zu. Richters<br />
unscharfe Malweise und seine Selbstzeugnisse bestätigen die<br />
moderne Unsicherheit bezüglich einer irgendwie gearteten<br />
transzendentalen Wirklichkeit.<br />
Arbeitsmaterial 7 versucht der Schädeldarstellung im Gesamtwerk<br />
Cézannes nachzuspüren. Innerhalb seiner künstlerischen<br />
Entwicklung verändern sich Licht, Farbgebung und Komposition,<br />
letztlich bleibt jedoch die Auseinandersetzung mit den Bedingungen<br />
der Wahrnehmung sowie der räumlichen Tiefenwirkung<br />
von „Farbe“ sein Hauptthema. Die Schädel bieten – den Äpfeln<br />
nicht unähnlich – „nur“ einen Malanlass, um durch Farbe und<br />
Farbwerte ohne tradierte Mittel wie Konturierung, Schattierung<br />
oder Perspektive zu zeigen, dass Kunst eine „Harmonie parallel<br />
zur Natur“ und nicht deren illusionistisches Abbild sein kann.<br />
Arbeitsmaterial 8 + 9 stellen eine neue Generation von Künstler<br />
vor, die Kunst u.a. auch nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
betreiben. Die Schädel-Kunstwerke Andy Warhols und<br />
Damien Hirsts nehmen einen zentralen Platz im Oeuvre ein, wobei<br />
jedoch unklar bleibt, ob es sich dabei um einen geschickten<br />
Vermarktungsschachzug eines traditionellen, kunstgeschichtlichen<br />
Motivs handelt oder ob damit auch metaphysische und<br />
existenzielle Fragestellungen thematisiert werden. Während<br />
dies bei Andy Warhol im Kontext seiner Todesserien diskussionswürdig<br />
bleibt, weil sie den American Way of Life konterkarieren,<br />
erreicht die Kommerzialisierung bei Damien Hirst mit der<br />
Neuaufl age seines Diamanten-Schädels als Kinderkopf und in<br />
der Totenkopf-Kollektion eines Modelabels seinen Höhepunkt.<br />
Der <strong>Schädelkult</strong> in der Kunst ist nicht mehr zu trennen vom<br />
<strong>Schädelkult</strong> im Alltag – mit einer Ausnahme, dass die Kunstwerke<br />
ungleich viel teurer sind. Die Gegenüberstellung von<br />
profanem und künstlerischem Gebrauch des Schädelmotivs<br />
bietet die Chance, die Fragen „Was ist Kunst?“ und „Wer macht<br />
Kunst?“ mit Schülerinnen und Schülern zu thematisieren.<br />
Erarbeitet von Heike Ronsdorf<br />
// Fachbereich Bildende Kunst<br />
// 031
Fachbereich<br />
Biologie<br />
Die Einführung der <strong>Lehrerhandreichung</strong> wies bereits auf die<br />
Verbindung zwischen Ausstellungstitel und dem Fach Biologie<br />
hin. In den Bildungsstandards des Bereiches Biologie für<br />
Baden-Württemberg ist zu lesen, dass sich „die Biologie […]<br />
von einer deskriptiven Wissenschaft zu einer Systemtheorie mit<br />
interdisziplinärem Charakter gewandelt [hat]“. 36 Schülerinnen<br />
und Schüler sollen anhand konkreter Beispiele die Tragweite<br />
und Grenzen wissenschaftlicher Aussagen und Methoden<br />
beurteilen lernen. Die Sonderausstellung der Reiss-Engelhorn-<br />
Museen verdeutlicht die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen<br />
Fachrichtungen. Einen wichtigen Bestandteil der<br />
Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ stellt die wissenschaftliche Untersuchung<br />
ausgewählter Schädel dar. Neben morphologischen<br />
Beschreibungen wurden C 14 Datierungen zur Altersbestimmung<br />
und biologische Analysen zur Ernährungsrekonstruktion erstellt.<br />
Des Weiteren wurde es mit zerstörungsfreien CT-Scans<br />
möglich, Modelliermasse virtuell vom Schädel zu trennen und<br />
in einem anschließenden Schritt eine Gesichtsrekonstruktion<br />
durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden ebenfalls<br />
in den Ausstellungsräumen zu sehen sein.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 36<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/Bio/listing_bildungsstandards<br />
// 032
Arbeitsmaterial 1<br />
// Defi nition<br />
Der Schädel ist die knöcherne Grundlage des Kopfes. Er erscheint<br />
als ein einheitliches Gebilde, besteht aber aus 22 miteinander<br />
verbundenen Knochen. Die verschiedenen Knochen sind<br />
über Knochennähte zu einer kompakten Einheit verknüpft.<br />
// Abb. 023<br />
Schädelskelett<br />
// Struktur und Funktion des Schädels<br />
Aufgrund der Lage und Anordnung der Schädelknochen wird<br />
anatomisch der Hirnschädel vom Gesichtsschädel unterschieden.<br />
Diese Abgrenzung kann man auch beim Aufblick auf den<br />
Schädel nachvollziehen. In dem man bildlich eine Linie vom oberen<br />
Ansatz der Augenhöhle bis zum oberen Beginn des äußeren<br />
Gehörgangs zieht. Der Hirnschädel wird aus acht und der Gesichtsschädel<br />
aus 14 Knochen gebildet.<br />
Der Hirnschädel besteht aus dem Schädeldach und der innerhalb<br />
des Schädels befi ndlichen Schädelbasis. Die knöcherne<br />
Schutzhülle ist leicht aufgewölbt und darin kann das Gehirn gut<br />
geschützt Platz fi nden. Das menschliche Gehirn wiegt im Durchschnitt<br />
1250 - 1600 g.<br />
Die Knochen des Gesichtsschädels bestimmen das Gesicht und<br />
ermöglichen zudem die Bildung der Augenhöhlen, der Nasen-<br />
sowie der Mundhöhle. Im Bereich des Gesichtsschädels befi ndet<br />
sich das einzige echte Gelenk des Schädels, das Kieferge-<br />
// Abb.24<br />
Schädeldach des Menschen, innen Aufsicht von<br />
unten<br />
lenk zwischen dem Unterkiefer und dem Schläfenbein.<br />
An den 14 Gesichtsschädelknochen sind Muskeln angeheftet,<br />
die die Gesichtshaut bewegen und so den Gesichtsausdruck<br />
(Mimik) erzeugen.<br />
// Aufbau der Schädelknochen<br />
// Fachbereich Biologie<br />
// Abb.25<br />
Schädelbasis des Menschen von innen<br />
Der Schädel wird aus platten Knochen gebildet. Das sind dünne,<br />
fl ache Knochen, die auch leicht gebogen sein können. Sie<br />
haben eine schützende Funktion und sind ein Ansatzpunkt der<br />
Skelettmuskeln. Die platten Knochen bestehen aus zwei sehr<br />
dichten, kompakten Außenschichten und im Inneren aus einer<br />
Knochensubstanz mit Hohlräumen. Diese Substanz erinnert an<br />
ein schwammartiges Gebilde, daher auch Spongosia genannt.<br />
In dieser Substanz ist das Knochenmark eingelagert. Da sich im<br />
Knochenmark Blutgefäße befi nden, kann der Knochen mit Nährstoffen<br />
versorgt werden.<br />
// Abb. 026<br />
Mikroskopischer Schnitt durch einen platten Knochen, Beispiel:<br />
Brustbein<br />
// 033
Wie alle Knochen werden auch die Schädelknochen von der<br />
Knochenhaut, einer enganliegenden Bindegewebshaut, umgeben.<br />
// Schutz des Schädels<br />
Der knöcherne Schädel ist die zweite Schädeldecke. Die erste<br />
Schädeldecke ist die Schädelhaut, die Kopfschwarte (auch<br />
Skalp genannt), die aus Haut, Unterhaut und der Sehnenplatte<br />
gebildet wird. Die verbundene Muskulatur spannt die Kopfhaut<br />
und ermöglicht das Stirnrunzeln und das Anheben der Augenbrauen.<br />
// Abb. 027<br />
Aufsicht auf das Schädeldach mit Knochennähten<br />
1 Kranznaht (Sutura coronalis) / 2 Pfeilnaht (Sutura sagittalis) / 3<br />
Lambdanaht (Sutura lambdoidea)<br />
Die drei Hirnhäute bilden die weiteren Schutzschichten – sie<br />
liegen oberhalb des Gehirns und unterhalb der knöchernen<br />
Schutzhülle. Die harte Hirnhaut schließt sich direkt dem<br />
knöchernen Schädel als dritte Decke an. Die nach innen anschließende<br />
Spinnwebhaut ist mit Gehirnfl üssigkeit gefüllt und<br />
letztlich folgt die weiche Hirnhaut.<br />
Der Hirnschädel ist durch Gelenke mit der Halswirbelsäule<br />
verbunden.<br />
// Individuelle Entwicklung des Schädels/<br />
Knochennähte<br />
Der neugeborene Mensch hat noch keinen kompakten Schädel.<br />
Die Knochenplatten des Schädeldaches sind noch knorpelig.<br />
Weiterhin sind die knorpeligen Platten noch gegeneinander<br />
verschiebbar, es sind unechte Gelenke. Erst im Laufe der Entwicklung<br />
bilden sich zwischen den Platten Verbindungen aus,<br />
die Schädel- oder Knochennähte entstehen somit erst im Laufe<br />
der Zeit. Zunächst werden die Verbindungen aus Bindegewebe<br />
gebildet, im Laufe des Lebens verknöchern aber die Nähte.<br />
// Abb. 028<br />
Aufsicht auf das Schädeldach mit Knochennähten<br />
1 Kranznaht (Sutura coronalis) / 2 Pfeilnaht (Sutura sagittalis) / 3<br />
Lambdanaht (Sutura lambdoidea)<br />
// Anmerkungen<br />
// Fachbereich Biologie<br />
Manchmal wird die Anzahl der Schädelknochen mit bis zu 30<br />
Knochen angegeben. Unterschiedliche Angaben ergeben sich,<br />
je nachdem welche Knochen man einberechnet. Wenn man alle<br />
Knochen des Kopfes zusammen zählt, also auch die Knochen,<br />
die nicht direkt den Schädel bilden, so kommt man auf die Zahl<br />
30. Es befi nden sich im Gehörgang die kleinen Knochen für das<br />
Gehör. Die Gehörknöchelchen heißen Hammer, Amboss und<br />
Steigbügel. Weiterhin wird das Zungenbein aus zwei Knochen<br />
gebildet, die zu einem Knochen verwachsen.<br />
// Abb. 029<br />
Die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel<br />
// 034
Abb.30<br />
Schädelumzeichnung<br />
// Abb.26<br />
Mikroskopischer Schnitt durch einen platten Knochen, Beispiel Brustbein<br />
// Arbeitsauftrag<br />
}2<br />
// Fachbereich Biologie<br />
// Abb.31<br />
Durch künstliche Deformation entstandener Turmschädel aus Südamerika. Sammlung Gabriel von Max,<br />
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim<br />
1. Nennen Sie die beiden anatomischen Unterscheidungen des Schädels.<br />
2. Grenzen Sie mittels farblicher Markierung die anatomische Unterscheidung des Schädels ab.<br />
3. Beschreiben und erklären Sie die Funktionen des Schädels.<br />
4. Nennen Sie zwei weitere aus platten Knochen gebildete Skelettbereiche ihres Körpers und beschreiben Sie deren<br />
Funktionen.<br />
5. Beschriften Sie die Ziffern 1-3 des mikroskopischen Präparates eines platten Knochens.<br />
6. Nennen Sie die vier Schädeldecken und geben sie ihre Lage an.<br />
7. Diese Abbildung zeigt eine durch Menschenhand verursachte und daher künstliche Schädeldeformierung mit fl acher,<br />
nach hinten fl iehender Stirn. Dabei wurde die Kopfform des Menschen mit fester Bandage dauerhaft verändert. Schon vor<br />
10.000 Jahren führten Menschen diese künstlichen Veränderungen durch. Diese Verfahren wurden von unterschiedlichen<br />
Völkern genutzt und traten auch im deutschsprachigen Raum bis ins 5. Jh. n.Chr. auf.<br />
a) Beschreiben Sie die Grundlagen für diese Veränderungen.<br />
b) Geben sie eine Erklärung für die Tatsache, dass diese Veränderungen dauerhaft blieben.<br />
1<br />
3<br />
// 035
Arbeitsmaterial 2<br />
// Schrumpfköpfe<br />
Zwei indigene Völker des Amazonasgebietes, die in den Staaten<br />
Peru und Ecuador leben, stellten im Glauben an die Übertragung<br />
der Lebenskraft des Gegners Schrumpfköpfe her. Für die Völker<br />
gab es im traditionellen Glauben keinen dauerhaften Todeszustand,<br />
sondern das spirituelle Dasein geht als Lebenszyklus auf<br />
den nächsten Menschen über, sowohl innerhalb als auch außerhalb<br />
der Familie. Nach dem Abtrennen des Kopfes wurde dieser<br />
zur Entnahme des kompletten Schädels bis zum Schädeldach<br />
geöffnet und anschließend wieder vernäht. Die Naht ist durch<br />
den Schrumpfungsprozess kaum zu sehen. Die Berichte über<br />
// Arbeitsauftrag 2<br />
// Fachbereich Biologie<br />
den weiteren Ablauf der rituellen Fertigung gehen auseinander.<br />
So gibt es Aussagen, dass die Kopfschwarte kurz im Wasser unter<br />
der Zugabe von Kräutern gekocht wurde. Gesichert ist, dass<br />
die Hauthülle durch das Befüllen mit heißem Sand geschrumpft<br />
und letztlich auch geformt wurde. Die Öffnungen des Kopfes<br />
wie die von Mund, Nase und ebenso die Augen wurden vernäht<br />
oder mit Holzsplittern verschlossen, denn die Rachegeister des<br />
Verstorbenen sollten nicht austreten können. Mittels Rauches<br />
wurde der Kopf nun weiter konserviert und schwarz gefärbt.<br />
Anschließend erfolgte die Modellierung der Gesichtszüge mit<br />
heißen Gegenständen. Die Gestaltung des Gesichtes wurde mit<br />
Farbe unterstützt. Diese Prozedur wurde mit mehreren Zeremonien<br />
begleitet. Die rituelle Fertigung dauerte über ein Jahr. Die<br />
Erstellung von Schrumpfköpfen durch das Töten von Menschen<br />
wurde 1960 verboten. Später wurden aus Affen, Faultieren oder<br />
Ziegenhaut Schrumpfköpfe hergestellt.<br />
1. Geben Sie mögliche Erklärungen für das Schrumpfen der Kopfhülle.<br />
2. Einem Museum wird zur Vorbereitung einer Ausstellung ein Schrumpfkopf angeboten. Dabei ergibt sich die Frage:<br />
Handelt es sich um einen menschlichen Schrumpfkopf oder um den eines Faultieres. Nennen und erklären Sie eine<br />
Untersuchungsmöglichkeit zur Klärung der Frage.<br />
3. Auch in der modernen Literatur spielen Schrumpfköpfe eine Rolle. Geben Sie die Bezüge an und beschreiben Sie die<br />
Bedeutung und die Erstellung der Köpfe.<br />
// 036
Bemerkungen zum<br />
didaktischen-methodischen<br />
Einsatz<br />
Das Informationsmaterial zu Schädeln kann zur Vorbereitung<br />
des Besuches der Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ oder zur nachhaltigen<br />
Sicherung der Informationen im Nachgang des Besuches<br />
eingesetzt werden. Mithilfe des Informationsmaterials können<br />
die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsaufträge direkt lösen.<br />
Natürlich kann weiteres Recherchematerial herangezogen werden,<br />
wird aber nicht prinzipiell benötigt.<br />
Die Arbeitsaufträge können in unterschiedlichen Sozialformen,<br />
so als individuelle Leistung oder als Partnerarbeit genutzt werden.<br />
Die Arbeitsaufträge schulen themenspezifi sch die Fähigkeiten<br />
des Kompetenzbereiches Fachwissen und steuern das Basiskonzept<br />
Struktur und Funktion ebenso auch das Konzept der Entwicklung<br />
an. Aufgrund der Tatsache, dass die Schülerinnen und<br />
Schüler das Material direkt einsetzen können, schulen sie auch<br />
ihre Kompetenzen im Kompetenzbereich Kommunikation.<br />
// Bildungsstandards im Fach Biologie<br />
für den Mittleren Schulabschluss<br />
(Kultusministerkonferenz 2004)<br />
// Fachwissen<br />
Struktur und Funktion<br />
F 2.4 beschreiben und erklären Struktur und Funktion von Organen<br />
und Organsystemen<br />
Entwicklung<br />
F 3.2 beschreiben die artspezifi sche Individualentwicklung von<br />
Organismen,<br />
F 3.8 kennen und erörtern Eingriffe des Menschen in die Natur<br />
(…)<br />
Kommunikation<br />
K 4 werten Informationen zu biologischen Fragestellungen aus<br />
verschiedenen Quellen zielgerichtet aus (…)<br />
// Fachbereich Biologie<br />
Der Standard F 3.8 „Kriterien für solche Entscheidungen“ werden<br />
nicht in Form von allgemeinen Arbeitsaufträgen angesprochen.<br />
Dieses kann in Form von kleinen Arbeitsaufträgen während<br />
des Ausstellungsbesuches erfolgen. So kann gezielt auf die<br />
individuelle Alters- und Entwicklungssituation der Schülerinnen<br />
und Schüler Bezug genommen werden.<br />
Der Kompetenzbereich Bewertung wird vorbereitet. Der 7. Punkt<br />
der Arbeitsaufträge der Materials 1 können als Grundlage für<br />
mögliche weitere Arbeitsaufträge dienen.<br />
Diese könnten sein:<br />
• Beschreiben Sie die durch die Bandagen nicht erwünschten<br />
Auswirkungen auf den Menschen.<br />
• Nennen Sie die kulturell bedingten Ansätze für das Verfahren<br />
der Schädeldeformierungen.<br />
• Stellen sie die naturwissenschaftlichen und ethischen Aussagen<br />
von heute denen der vergangenen Periode der Schädeldeformierungen<br />
gegenüber.<br />
Diese Arbeitsaufträge sollten erst nach einer grundlegenden<br />
Einführung der Kompetenzen im Bereich der Bewertung eingesetzt<br />
werden. Den Schülerinnen und Schüler sollte der Weg zu<br />
einer refl ektierten Entscheidung vertraut sein. Eine Einführung<br />
in diesen Kompetenzbereich von diesem Themenansatz würde<br />
somit eine umfängliche Vorbereitung benötigen.<br />
Bewertung<br />
B 1 unterscheiden zwischen beschreibenden (naturwissenschaftlichen)<br />
und normativen (ethischen) Aussagen.<br />
B 2 beurteilen verschiedene Maßnahmen und Verhaltensweisen<br />
zur Erhaltung der eigenen Gesundheit und zur sozialen Verantwortung.<br />
// 037
Arbeitsmaterial 1<br />
// Erwartungshorizont<br />
1. anatomische Unterscheidungen des Schädels:<br />
• Hirnschädel und<br />
• Gesichtsschädel<br />
2. farbliche Markierung der anatomischen Unterscheidung des<br />
Schädels z. B. wie in der folgenden Abbildung<br />
// Abb. 032<br />
Anatomische Teilung Hirn- und Gesichts-Schädel<br />
// Abb. 26<br />
Mikroskopischer Schnitt durch einen platten Knochen, Beispiel Brustbein<br />
// Fachbereich Biologie<br />
3. Hirnschädel: Lagert und schützt das Gehirn. Durch die Schädelbasis<br />
ist das durchschnittlich 1,5 kg schwere Gehirn<br />
geschützt<br />
Gesichtsschädel: Lagerung und Schutz der Sinnesorgane<br />
Auge, Nase und Mundhöhle und dem Gesicht die Form gebend<br />
4. Zwei aus Rippen, Brustbein, Schulterblatt, Beckenknochen:<br />
Mechanischer Schutz und Ansatz der Skelettmuskulatur<br />
5. Die Kopfschwarte (mit Haut, Unterhaut und Sehnen sowie<br />
Muskulatur). Die zweite Decke ist die knöcherne Schädeldecke.<br />
Als dritte Decke dient die harte Hirnhaut und die vierte<br />
Decke ist die Spinnwebhaut mit dem Gehirnfl üssigkeit (Liquor)<br />
sowie der weichen Hirnhaut.<br />
6.<br />
a) Bei Kindern sind die Knochenplatten noch gegeneinander verschiebbar<br />
und diese können durch die Bandagen in eine neue<br />
Position gebracht werden.<br />
b) Die Fugen zwischen den Platten füllen sich mit Bindegewebe,<br />
die allmählich verknöchern. Daher bleibt die Verformung dauerhaft<br />
erhalten.<br />
1) kompakte Außenschicht<br />
}2) Spongosia/ innere Knochenschicht<br />
3) kompakte Außenschicht<br />
// 038
Arbeitsmaterial 2<br />
Das Informationsmaterial beschreibt die Bedeutung und die<br />
mögliche Herstellung von Schrumpfköpfen. Das Wissen für die<br />
Aufgaben bringen die Schülerinnen und Schüler aus eventuellen<br />
Vorkenntnissen mit. In den anderen Fällen recherchieren Sie<br />
hierzu das entsprechende Wissen, wie den morphologischen<br />
und molekularen Aufbau der Haut, Untersuchungsmethoden und<br />
die Literatur. Die ersten beiden Aufgaben sind für die Sekundarstufe<br />
II angedacht, die Aufgabe drei dagegen für Sekundarstufe<br />
I Die Aufgabenstellung geht über biologische Inhalte hinaus. Gespräche<br />
über Aspekte der Psyche oder der Seele können hiermit<br />
auch einen Eingang in den Biologieunterricht erhalten.<br />
// Lösungsvorschläge<br />
1. Durch die unterschiedlichen Schritte der rituellen Fertigung<br />
verdunstet zunächst das im Organ enthaltene Wasser. Weiterhin<br />
erfolgt durch die Einwirkung der Hitze eine Denaturierung<br />
der Gewebe im Organ Haut. Auch erfolgt eine Denaturierung<br />
der Kollagene (Proteine).<br />
2. Eine Möglichkeit der Überprüfung ist der morphologische<br />
Vergleich der Haut. Auf menschlicher Haut sind im Bereich<br />
der Nase keine Haare zu fi nden. Die rückwärtige Öffnung des<br />
Schrumpfkopfes, da die Knochen nie zertrümmert wurden,<br />
sondern als Ganzes entfernt wurden. Auch eine Untersuchung<br />
der DNA wie z. B. genetischer Fingerabdruck oder eine DNA-<br />
Sequenzierung wäre möglich.<br />
3. In Harry Potter Büchern kommen im Gegensatz zu den Filmen<br />
Schrumpfköpfe nur an magischen Orten vor, z. B. in Läden in<br />
der Nokturngasse als Artikel zur schwarzen Magie HP II Kap.4<br />
S. 60 und im V. Buch Kap. 4 als Dekoration im Treppenhaus der<br />
Familie Black. Es sind die arbeitsunfähigen Hauselfen. Genaue<br />
Beschreibung zur Nutzung erfolgt nicht.<br />
Erarbeitet von Erika Hammer<br />
// Fachbereich Biologie<br />
// 039
Fachbereich<br />
Philosophie/Ethik<br />
Der Fachbereich Philosophie hinterfragt unter anderem unrefl<br />
ektierte Vormeinungen unseres Alltagsverstandes und sucht<br />
dabei nach Antworten. Im Zentrum der Überlegungen steht die<br />
existentielle Situation des Menschen im Bezug auf die Gegenwart.<br />
Das Fach stellt sich grundsätzlich die Frage nach dem<br />
Sinn des Daseins. Die Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ ermöglicht<br />
es auch Fächern wie etwa der Philosophie oder der Ethik sich<br />
mit dem Thema im Unterricht näher auseinanderzusetzen. Sie<br />
bietet den Schülerinnen und Schülern bei der Suche nach gelebten<br />
Antworten auf philosophische Fragen eine Unterstützung<br />
an. Die Handreichung stellt verschiedene Arbeitsmaterialien im<br />
Anschluss bereit, die sowohl eine historische Tradition als auch<br />
heutige Auseinandersetzungen aufweisen.<br />
// 040
Seelensitz und<br />
Seelentätigkeit<br />
// Arbeitsmaterial 1<br />
René Descartes, Die Leidenschaften der Seele (1549)<br />
Bis in die Neuzeit hinein standen sich zwei Theorien über den<br />
Sitz der Seele im menschlichen Organismus gegenüber. Zum<br />
einen die unter anderem auf Platon zurückgehende zephalozentrische<br />
(gr. képhalos - Kopf) Theorie und die auf Aristoteles zurückführbare<br />
kardiozentrische (gr. kardiá - Herz).<br />
Ein neues Konzept stellt René Descartes vor, das zugleich die<br />
Wechselwirkung und Verbindung zwischen Seele und Körper zu<br />
erklären versucht.<br />
// Abb. 33<br />
René Descartes<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Fachbereich Philosophie/Ethik<br />
I. 31<br />
Man muss auch wissen, dass, obwohl die Seele mit dem ganzen<br />
Körper verbunden ist, es gleichwohl in ihm einen Teil gibt,<br />
über den sie mehr als über alle anderen ganz spezifi sch ihre<br />
Funktion ausübt. Man glaubt gewöhnlich, dieser Körperteil sei<br />
das Hirn oder vielleicht das Herz, das Hirn, weil sich mit diesem<br />
die Sinnesorgane verbinden, und das Herz, weil man in ihm die<br />
Leidenschaften fühlt. Nachdem ich aber die Sache sorgfältig<br />
untersucht habe, bin ich mir gewiss, erkannt zu haben, dass<br />
der Körperteil, über den die Seele ihre Funktionen unmittelbar<br />
ausübt, keineswegs das Herz ist, noch auch das ganze Gehirn,<br />
sondern nur der innerste von dessen Teilen, welches eine gewisse<br />
sehr kleine Drüse 37 ist, die inmitten der Hirnsubstanz liegt<br />
und so oberhalb des Wegs, den die Lebensgeister 38 von dessen<br />
vorderen Kammern zu den hinteren nehmen, hängt, dass ihre<br />
kleinsten Bewegungen sehr stark den Strom der Lebensgeister<br />
zu verändern vermögen und dass umgekehrt die geringsten Veränderungen,<br />
die im Strömen der Lebensgeister vorkommen, sehr<br />
viel dazu beitragen, die Bewegung dieser Drüse zu verändern.<br />
I.41<br />
Alle Tätigkeit der Seele besteht aber darin, dass allein dadurch,<br />
dass sie irgendetwas will, sie bewirkt, dass die kleine Hirndrüse,<br />
mit der sie eng verbunden ist, sich in der Art bewegt, wie erforderlich<br />
ist, um die Wirkung hervorzurufen, die diesem Willen<br />
entspricht.<br />
1) Geben Sie in eigenen Worten den Inhalt der Textauszüge wieder.<br />
2) Erläutern Sie, wie sich Descartes die Wirkung der Seele auf den Körper vorstellt<br />
(fertigen Sie gegebenenfalls eine Skizze an) und<br />
3) Nehmen Sie kritisch dazu Stellung, indem Sie Ihr Wissen um den cartesischen Substanzendualismus miteinbeziehen.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 37<br />
Zirbeldrüse oder Epiphyse<br />
// 38<br />
„kleine Körper“, die sich sehr schnell bewegen „wie die Teile der Flamme, die aus einer Fackel hervorbricht“,<br />
a.a.O., I. 10. Descartes bezeichnet mit „Geist“ also eine feinstoffl iche Substanz; ähnlich bezeichnen<br />
wir heute auch noch z. B. Branntwein oder Obstbrände als „Geist“ (z. B. Himbeergeist).<br />
// 041
Arbeitsmaterial 2<br />
// Seelensitz<br />
Ich mache deshalb darauf aufmerksam, dass die menschliche<br />
Seele, wenn sie auch den ganzen Körper erfüllt, ihren vornehmsten<br />
Sitz doch in dem Gehirn hat, wo sie nicht allein erkennt und<br />
bildlich vorstellt, sondern auch empfi ndet, und zwar dies letztere<br />
mit Hilfe der Nerven, die sich wie Fäden vom Gehirn nach allen<br />
Teilen des Körpers erstrecken und hier so befestigt sind, dass<br />
man keine Stelle des Körpers berühren kann, ohne dass die hier<br />
verteilten Nervenenden bewegt werden und deren Bewegung<br />
sich nach dem anderen Ende dieser Nerven überträgt, die in dem<br />
Gehirn um den Sitz der Seele zusammentreffen, wie ich im vierten<br />
Buche der Dioptrik umständlich dargelegt habe. Die so im<br />
Gehirn von den Nerven erregten Bewegungen erregen aber die<br />
mit dem Gehirn auf das engste verbundene Seele bzw. den Geist<br />
verschieden nach ihrer eigenen Verschiedenheit. Und diese verschiedenen<br />
Erregungen der Seele oder die Gedanken, welche<br />
aus diesen Bewegungen unmittelbar folgen, heißen sinnliche<br />
Wahrnehmungen oder, im gewöhnlichen Sprachgebrauch, Sinnesempfi<br />
ndungen. 39<br />
// Lexikon der philosophischen Begriffe: Seelensitz<br />
Seelensitz: der Ort im Organismus, von dem aus man sich die<br />
Seele (s. d.) wirksam dachte oder denkt. Die moderne Psychologie<br />
versteht unter Seelensitz in der Regel nichts als das physiologische<br />
Korrelat zum Psychischen, den Organismus als Einheit,<br />
zentralisiert im Nervensystem, insbesondere im Großhirn (c. Lokalisation).<br />
Im Blute hat die Seele ihren Sitz nach den Hebräern (vgl. über<br />
den Kopf als Seelensitz: Daniel 2, 28. 4, 2). Das Hirn als Seelensitz<br />
sollen schon die Ägypter betrachtet haben, vielleicht aber<br />
das Herz. Der Pythagoreer ALKMAEON verlegt den Seelensitz<br />
in das Gehirn (Theophr., De sens. 25 squ.. Plut., Plac. IV, 16 squ.).<br />
130 auch HIPPOKRATES (nach einer andern Stelle in das Herz).<br />
Nach KRITTAS hat die Seele ihren Sitz im Blute (Arist., De an. I 2,<br />
405 b 6 squ.). PLATO verlegt den nous in das Haupt, den thymos<br />
in die Brust, das epithymêtikon in den Unterleib (Tim. 73 D, 90 A,<br />
77 B. Rep. 435 B). Nach ARISTOTELES ist der Sitz der empfi ndenden<br />
Seele das Herz (De part. an. II, 10. 136 generat. II, 6. De<br />
somn.. vgl De somn. 3. De sens. 2. De mot. an. 10). Die Stoiker<br />
verlegen das hêgemonikon (s. d.) in das Herz (Diog. L. VII, 169).<br />
So auch nach POSIDONIUS. HEROPHILUS hat das Hirn als Sitz<br />
des hêgemonikon bestimmt (Tertull., De an. 15). So auch GALE-<br />
// Fachbereich Philosophie/Ethik<br />
NUS Auch die Epikureer setzen den vernünftigen Seelenteil in<br />
das Herz (Diog. L. X, 66. Plut., Plac. IV, 5. vgl. LUCREZ, De rer. nat.<br />
III, 136 squ.). Nach PLOTIN ist die Seele im ganzen Leibe (Enn. IV,<br />
8, 8). das Gehirn ist der Ausgangspunkt ihrer Tätigkeit (l. c. IV, 3,<br />
23). Ähnlich NEMESIUS, GREGOR VON NYSSA (De creât. hom.<br />
12), AUGUSTINUS (Ep. 166). das Hirn ist Zentrum der Empfi ndung<br />
und willkürlichen Bewegung (De gen. ad litt. VII, 17 squ.). Nach<br />
THOMAS u.a. ist die Seele »in toto corpore tota et in singulis simul<br />
corporis partibus tota« (Sum. th. I, 76, 8. vgl. I, qu. 4).Nach<br />
CASMANN ist das Gehirn das »sensorium commune« der äußeren<br />
Sinne und Organ der innern Sinne (Psychol. II, 603 ff.). Nach<br />
J. B. VAN HELMONT hat die Seele ihren Sitz im Magen. Das Gehirn<br />
ist ein Werkzeug für das Vorstellen, die Willensbewegungen<br />
u.s.w. (Sees anim. p. 282 ff.). Nach DESCARTES ist der eigentliche<br />
Sitz der Seele die Zirbeldrüße des Gehirns. »Concipiamus<br />
igitur hic, animam habere suam sedem principalem in glandula,<br />
quae est in medio cerebri, unde radios emittit per reliquum corpus,<br />
opera spirituum, nervorum et ipsiusmet sanguinis, qui particeps<br />
impressionum spirituum eos deferre potest per arteria ad<br />
omaia membra« (Pass. an. I, 30 squ., 34. Princ. philos. IV, § 189.<br />
De hom. I, § 1. Ep. 29. vgl. Lebensgeister. vgl. GASSENDI, Obi. V,<br />
6). Nach LEIBNIZ ist der Ort der Seele ein bloßer Punkt (Erdm.<br />
p. 749a. vgl. p. 274a, 457a). Nach BONNET ist der Seelensitz im<br />
»Balken« des Gehirns, nach DIGBY im Septum, nach HALLER in<br />
der Varolsbrücke, nach BOERHAVE im verlängerten Mark, nach<br />
PLATNER in den Vierhügeln. Nach SÖMMERING hat die Seele<br />
ihren Sitz in der Flüssigkeit der Hirnhöhlen. SWEDENBORG bezeichnet<br />
zuerst (1745) die Rindensubstanz als das physiologische<br />
Korrelat des Bewußtseins. Nach G. E. SCHULZE besteht<br />
nur eine »dynamische Gegenwart« der Seele im Leibe (Psych.<br />
Anthrop. S. 48). Nach J. MÜLLER ist die Seele im ganzen Leibe<br />
verbreitet (Physiol. II, 507). Ähnlich C. G. CARUS, STEFFENS,<br />
BURDACH (Anthr. § 225), LINDEMANN, HEGEL (Naturph. S. 432),<br />
K. ROSENKRANZ, ERDMANN, MEHRING u.a. Ähnlich wie KANT<br />
(WW. VII, 118. 122) erklärt ESCHENMAYER: »Wir können eigentlich<br />
nur nach dem geometrischen Ort fragen, in welchem alle<br />
Gehirntätigkeit zusammenfl ießt, und in welchem die geistigen<br />
Äußerungen zunächst rege werden. Denn an sich hat die Seele<br />
keinen Sitz, sie ist überall und zu jeder Zeit« (Psychol. S. 213).<br />
Nach HILLEBRAND hat die Seele keinen »Sitz« im Leibe (Philos.<br />
d. Geist. I, 111). Sie ist überall im Leibe gegenwärtig (l. c. S. 112),<br />
ist in realer Einheit mit ihm (l. e S. 113). Nach J. H. FICHTE ist der<br />
ganze Leib Organ der Seele (Anthr. S. 268, 286), im engeren Sinne<br />
das Nervensystem (l. c. S. 294 ff.), ähnlich ULRICI (Leib u. Seele<br />
S. 133). Nach HEBART hat die Seele keinen festen Sitz, sondern<br />
ihr Sitz verschiebt sich innerhalb der Varolsbrücke (Psychol. als<br />
Wiss. II, § 154. Lehrb. zur Psychol. § 163). Ähnlich VOLKMANN<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 39<br />
Descartes, René, Principia Philosophia, übersetzt von Artur Buchenau, Hamburg 1965, IV.189, S. 236.<br />
// 042
u.a.,auch LOTZE, der den »Balken« als eigentlichen Ausgangspunkt<br />
der Seelenwirkungen bezeichnet (Grdz. der Psychol. § 63<br />
ff`). Der Seelensitz ist ein homogenes Parenchym (Mikrok. I2,<br />
335. vgl. Med. Psychol. S. 130). »Ein immaterielles Wesen kann im<br />
Raume keine Ausdehnung, wohl aber einen Ort haben, und wir<br />
defi nieren diesen als den Punkt, bis zu welchem alle Einwirkungen<br />
von außen sich fortpfl anzen müssen, um Eindruck auf dies<br />
Wesen zu machen, und von welchem aus dies Wesen ganz allein<br />
unmittelbare Wirkungen auf seine Umgebung ausübt« (Gr. d.<br />
Psychol. S. 65 f.). Der Seelensitz ist nicht fest (l. c. S. 67 f.). Nach<br />
FECHNER ist im weiteren Sinne der ganze Leib beseelt (Elem. d.<br />
Psychophys. II, 384, 390, 426). Nach GUTBERLET ist die Seele<br />
»im ganzen Körper und in jedem Teile desselben gegenwärtig«<br />
(Kampf um d. Seele, S. 261). Nach RENAN ist die Seele da, wo sie<br />
wirkt (Philos. Dial. S. 137). Nach A. FOUILLÉE ist Seelenleben im<br />
ganzen Organismus (Psychol. des idées-forces II, 338). So auch<br />
nach WUNDT u.a. Vgl. Lokalisation, Apperzeption (WUNDT).“ 40<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 40<br />
Eisler, Rudolf, Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Berlin 1904.<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
// Abb. 34<br />
Schematische Sektion eines menschlichen Gehirns mit Angabe vom Sitz der Zirbeldrüse, nach René<br />
Descartes<br />
// Arbeitsauftrag<br />
zu A)<br />
Erläutern Sie, inwiefern sich der tote Menschenkörper vom bloßen „Körperding“ unterscheidet und welche Konsequenzen sich<br />
daraus ergeben.<br />
zu B)<br />
1) Erörtern Sie den Zusammenhang von Dasein und Tod und erläutern Sie den Begriff „Ausstand“ in diesem Zusammenhang.<br />
2) Vergleichen Sie Heideggers Ausführungen mit denen Montaignes und arbeiten Sie die Unterschiede heraus.<br />
// 043
Arbeitsmaterial 3<br />
// Ars moriendi – sterben lernen<br />
Michel de Montaigne (1533-1592)<br />
Michel de Montaigne gilt als Vertreter<br />
des neuzeitlichen philosophischen<br />
Skeptizismus und herausragender<br />
Schriftsteller der Renaissance, der mit seinen Essays (1582) eine<br />
neue literarische Gattung ins Leben ruft.<br />
Sein essayistisches Grundwerk beschäftigt sich mit allen wesentlichen<br />
Fragen menschlichen Lebens, wobei er allerdings<br />
dem Thema des Todes eine besondere Bedeutung beimisst.<br />
Michel de Montaigne:<br />
„Philosophieren heißt sterben lernen“, Essais, I.20<br />
// Abb. 35<br />
Michel de Montaigne<br />
[…] Das Ziel unseres Lebenslaufes ist der Tod; zwangsweise<br />
richten wir unseren Blick auf ihn: Wenn er uns erschreckt, wie<br />
können wir da einen Schritt ohne Schaudern gehen? Was tut der<br />
gemeine Mann dagegen? Er denkt nicht daran; aber welch tierischer<br />
Stumpfsinn gehört dazu, einer so groben Verblendung zu<br />
erliegen! [ ... ]<br />
Aber es wäre Torheit zu denken, man könne auf diesem Wege<br />
das Ziel erreichen. Solche Menschen laufen hin und her, sie rennen,<br />
sie tanzen; vom Tod ist nicht die Rede. Soweit ist es ganz<br />
schön; aber dann, wenn der Tod kommt, zu ihnen oder zu ihren<br />
Frauen, Kindern und Freunden, und sie plötzlich überfällt, ohne<br />
dass es eine Deckung gibt, da krümmen sie sich und schreien<br />
vor Wut, weil die Verzweifl ung sie packt. Sie sind vollständig<br />
niedergebrochen, verstört, wie umgewandelt. Dagegen muss<br />
man rechtzeitig etwas tun. Die Beruhigung durch die viehische<br />
Gleichgültigkeit ist zu teuer erkauft; ich fi nde es ja auch ganz<br />
unmöglich, dass ein vernünftiger Mensch sich ihr überlässt.<br />
Wenn der Tod wäre wie ein Feind, dem man ausweichen kann,<br />
würde ich geradezu empfehlen, die Feigheit als Waffe zu benutzen:<br />
Aber da das nun eben nicht angeht und er dich ebenso<br />
trifft, wenn du ihm feige zu entfl iehen suchst, wie wenn du ihm<br />
männlich entgegentrittst, [... ] wollen wir lieber lernen, wie wir<br />
ihm entgegentreten und mit ihm fertig werden können: Zunächst,<br />
wenn wir ihn um den Hauptvorteil, den er uns gegenüber hat,<br />
bringen wollen, müssen wir gerade den umgekehrten Weg einschlagen,<br />
als es gewöhnlich geschieht; wir müssen versuchen<br />
ihm seine furchtbare Fremdartigkeit zu nehmen, mit Geschick an<br />
ihn heranzukommen, uns an ihn zu gewöhnen, nichts anderes<br />
so oft wie den Tod im Kopf zu haben, ihn uns in unserer Phantasie<br />
immer wieder in den verschiedensten Erscheinungsformen<br />
auszumalen; wenn ein Pferd stolpert, wenn ein Ziegel vom Dach<br />
fällt, wenn ich mich irgendwie steche, immer wieder sage ich mir<br />
dann: »So, und wenn das nun der Tod selber wäre!- Darauf können<br />
wir mit trotziger, mit männlicher Haltung reagieren. Im lauten<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
Jubel und in der stillen Freude, immer können wir einen Ton hören,<br />
der uns mahnt, was der Mensch ist: wenn wir noch so sehr<br />
genießen, immer einmal sollten wir dann doch daran denken,<br />
wie diese Fröhlichkeit rings vom Tod bedroht ist, wie leicht er<br />
da hineingreifen kann. So dachten die alten Ägypter: Beim Fest,<br />
wenn es am höchsten herging, ließen sie ein Menschengerippe<br />
in den Saal tragen, als Mahnung für die Gäste. [ ...]<br />
Wo der Tod auf uns wartet, ist unbestimmt; wir wollen überall auf<br />
ihn gefasst sein. Sich in Gedanken auf den Tod einrichten heißt<br />
sich auf die Freiheit einrichten; wer zu sterben gelernt hat, den<br />
drückt kein Dienst mehr: Nichts mehr ist schlimm im Leben für<br />
denjenigen, dem die Erkenntnis aufgegangen ist, dass es kein<br />
Unglück ist nicht mehr zu leben. Sterbenkönnen befreit uns von<br />
aller Knechtschaft, von allem Zwang. [... ]<br />
Wenn man so vorher an den Tod denkt, ist man gegen ihn zweifellos<br />
besser gewappnet; und dann ist es doch auch schon ein<br />
Gewinn, wenn wir den Weg bis zu ihm hin ohne Aufregung und<br />
ohne Angst gehen können. Die Natur hilft uns bei dieser Aufgabe<br />
und gibt uns Mut. Wenn uns ein plötzlicher gewaltsamer Tod<br />
bevorsteht, bleibt uns keine Zeit zur Todesfurcht. Wenn uns aber<br />
ein langsamer Tod erwartet, so zeigt mir die Erfahrung, dass die<br />
Lebenslust ganz natürlich in dem Maße abnimmt, wie ich der<br />
Krankheit allmählich verfalle. Es fällt mir sicher schwerer, mich<br />
zur Todesbereitschaft zu entschließen, wenn ich gesund bin, als<br />
wenn ich mit Fieber im Bett liege; denn dann lockt mich das, was<br />
das Leben Schönes bietet, nicht mehr so, da ich es doch nicht<br />
mehr recht zur Verfügung habe und mich nicht mehr recht daran<br />
freuen kann; deshalb erscheint mir dann das Bild des Todes viel<br />
weniger fürchterlich. [... ]<br />
Es ist ja auch Torheit, wenn wir unter diesem Druck leiden aus<br />
Angst vor dem Augenblick, der uns von jedem Druck befreien<br />
wird. Wie alle Dinge für uns aufwachten, als wir geboren wurden,<br />
so wird alles für uns sterben, wenn wir sterben. Deshalb<br />
ist es gleich sinnlos zu weinen, weil wir in hundert Jahren nicht<br />
mehr leben werden, wie darüber zu weinen, dass wir vor hundert<br />
Jahren noch nicht am Leben waren. Mit dem Tod beginnt eine<br />
ganz andere Existenz; auch in das Erdenleben sind wir mit Tränen<br />
und Schmerzen eingegangen; auch bei diesem Neubeginn<br />
mussten wir den Schleier des Geheimnisses ablegen, der uns<br />
vorher unsere Zukunft verhüllte. [... ]<br />
Beim Tode, wann er auch eintritt, ist euer ganzes Leben zu Ende.<br />
Man kann den Wert eines Lebens nicht nach der Länge messen;<br />
er ist vom Inhalt abhängig. Manches lange Leben ist inhaltlos.<br />
Nutzt es, solange ihr es in den Händen habt: Von eurem Entschluss,<br />
nicht von der Lebensdauer hängt es ab, ob ihr euch mit<br />
dem Gedanken abfi ndet: Wir haben genug gelebt. Ihr konntet<br />
doch nicht erwarten, dass ihr das Ziel, auf das ihr immer zugingt,<br />
nie erreichen würdet? [... ]<br />
// 044
Warum fürchtest du deinen letzten Tag? Es ist kein größerer<br />
Schritt zu deinem Tode als alle anderen Tage: Die Müdigkeit wird<br />
nicht durch den letzten Schritt verursacht; sie wird nur sichtbar<br />
bei ihm. Alle Tage wandern wir zum Tode; am letzten Tag kommen<br />
wir am Ziel an. 41<br />
// Arbeitsaufträge<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 41<br />
Montaigne, Michel de, Essais, ausgew., übertragen und eingel. von Arthur Franz, Stuttgart 1980, S. 52-62.<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
1.) Geben Sie Montaignes Thesen in eigenen Worten wieder.<br />
2.) Analysieren Sie die Argumentationsstruktur des Textauszugs mit Blick auf die Intention des Autors.<br />
3.) Erläutern Sie und nehmen Sie Stellung zu Montaignes These „Sich in Gedanken auf den Tod einrichten heißt sich auf die Freiheit<br />
einrichten.“<br />
4.) Diskutieren Sie die im Titel des Essays „Philosophieren heißt sterben lernen“ zum Ausdruck gebrachte Position zum Tod.<br />
// 045
Arbeitsmaterial 4<br />
// Dasein als „Sein zum Tode“<br />
Martin Heidegger (1889-1976)<br />
Einer der bedeutendsten Philosophen<br />
des 20. Jahrhunderts und Vertreter der<br />
// Abb. 36<br />
Martin Heidegger<br />
Existenzphilosophie (verstanden als Existenzial-Ontologie). Sein<br />
gesamtes Denken kreist um die Seinsfrage, wobei der Tod als<br />
„Grenz-situation“ eine entscheidende Rolle spielt, da nur durch<br />
ihn das Dasein als Ganzes erfassbar wird. Heidegger führt dies<br />
im größeren fundamental-ontologischen Zusammenhang in seines<br />
Hauptwerks Sein und Zeit (1927; 1953) näher aus. Dabei sind<br />
metaphysische Aspekte, wie z. B. die Unsterblichkeit der Seele,<br />
völlig irrelevant, von alleinigem Interesse ist dagegen die Frage,<br />
wie das Faktum des Todes das menschliche Dasein bestimmt.<br />
A) Der besondere Charakter des toten Menschenleibes<br />
Auch das Dasein der Anderen ist mit seiner im Tode erreichten<br />
Gänze ein Nichtmehrdasein im Sinne des Nicht-mehr-in-der-<br />
Weltseins. Besagt Sterben nicht Aus-der-Welt-gehen, das Inder-Welt-sein<br />
verlieren? Das Nicht-mehr-in-der-Welt-sein des<br />
Gestorbenen ist gleichwohl noch - extrem verstanden - ein Sein<br />
im Sinne des Nur-noch-vorhandenseins eines begegnenden<br />
Körperdinges. Am Sterben der Anderen kann das merkwürdige<br />
Seinsphänomen erfahren werden, das sich als Umschlag eines<br />
Seienden aus der Seinsart des Daseins (bzw. des Lebens) zum<br />
Nichtmehrdasein bestimmen läßt. Das Ende des Seienden qua<br />
Dasein ist der Anfang dieses Seienden qua bloßen Vorhandenen.<br />
Diese Interpretation des Umschlages aus dem Dasein zum Nurnoch-vorhandensein<br />
verfehlt jedoch insofern den phänomenalen<br />
Bestand, als das nochverbleibende Seiende kein pures Körperding<br />
darstellt. Selbst die vorhandene Leiche ist, theoretisch<br />
gesehen, noch möglicher Gegenstand der pathologischen Anatomie,<br />
deren Verstehenstendenz an der Idee von Leben orientiert<br />
bleibt. Das Nur-noch-Vorhandene ist »mehr« als ein lebloses materielles<br />
Ding. Mit ihm begegnet ein des Lebens verlustig gegangenes<br />
Unlebendiges.<br />
Aber selbst diese Charakteristik des Noch-Verbleibenden erschöpft<br />
nicht den vollen daseinsmäßig-phänomenalen Befund.<br />
Der »Verstorbene«, der im Unterschied zu dem Gestorbenen den<br />
»Hinterbliebenen« entrissen wurde, ist Gegenstand des »Besorgens«<br />
in der Weise der Totenfeier, des Begräbnisses, des Gräberkultes.<br />
Und das wiederum deshalb, weil er in seiner Seinsart<br />
»noch mehr« ist als ein nur besorgbares umweltlich zuhandenes<br />
Zeug. Im trauernd-gedenkenden Verweilen bei ihm sind die Hinterbliebenen<br />
mit ihm, in einem Modus der ehrenden Fürsorge. 42<br />
B) Ganzheit des Daseins im Tod<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
Das bisher über den Tod Erörterte läßt sich in drei Thesen formulieren:<br />
1. Zum Dasein gehört, solange es ist, ein Noch-nicht, das<br />
es sein wird - der ständige Ausstand. 2. Das Zu-seinem-Endekommen<br />
des je Noch-nicht-zu-Ende-seienden (die seinsmäßige<br />
Behebung des Ausstandes) hat den Charakter des Nichtmehrdaseins.<br />
3. Das Zu-Ende-kommen beschließt in sich einen für das<br />
jeweilige Dasein schlechthin unvertretbaren Seinsmodus.<br />
Am Dasein ist eine ständige »Unganzheit«, die mit dem Tod ihr<br />
Ende fi ndet, undurchstreichbar. Aber darf der phänomenale Tatbestand,<br />
daß zum Dasein, solange es ist, dieses Noch-nicht »gehört«,<br />
als Ausstand interpretiert werden? Mit Bezug auf welches<br />
Seiende reden wir von Ausstand? Der Ausdruck meint das, was<br />
zu einem Seienden zwar »gehört«, aber noch fehlt. Ausstehen<br />
als Fehlen gründet in einer Zugehörigkeit. Aussteht zum Beispiel<br />
der Rest einer noch zu empfangenden Schuldbegleichung. Das<br />
Ausstehende ist noch nicht verfügbar. Tilgung der »Schuld« als<br />
Behebung des Ausstandes bedeutet das »Eingehen«, das ist<br />
Nacheinanderankommen des Restes, wodurch das Noch-nicht<br />
gleichsam aufgefüllt wird, bis die geschuldete Summe »beisammen«<br />
ist. Ausstehen meint deshalb: Nochnichtbeisammensein<br />
des Zusammengehörigen. […] Das Dasein existiert je schon immer<br />
gerade so, daß zu ihm sein Noch-nicht gehört. […]<br />
Die unreife Frucht zum Beispiel geht ihrer Reife entgegen. Dabei<br />
wird ihr im Reifen das, was sie noch nicht ist, keineswegs<br />
als Noch-nicht-vorhandenes angestückt. Sie selbst bringt sich<br />
zur Reife, und solches Sichbringen charakterisiert ihr Sein als<br />
Frucht. Alles Erdenkliche, das beigebracht werden könnte, vermöchte<br />
die Unreife der Frucht nicht zu beseitigen, käme dieses<br />
Seiende nicht von ihm selbst her zur Reife. Das Noch-nicht der<br />
Unreife meint nicht ein außenstehendes Anderes, das gleichgültig<br />
gegen die Frucht an und mit ihr vorhanden sein könnte. Es<br />
meint sie selbst in ihrer spezifi schen Seinsart. […]<br />
Das Noch-nicht ist schon in ihr eigenes Sein einbezogen und das<br />
keineswegs als beliebige Bestimmung, sondern als Konstitutivum.<br />
Entsprechend ist auch das Dasein, solange es ist, je schon<br />
sein Noch-nicht. […]<br />
Im Tod ist das Dasein weder vollendet, noch einfach verschwunden,<br />
noch gar fertig geworden oder als Zuhandenes ganz verfügbar.<br />
So wie das Dasein vielmehr ständig, solange es ist, schon sein<br />
Noch-nicht ist, so ist es auch schon immer sein Ende. Das mit<br />
dem Tod gemeinte Enden bedeutet kein Zu-Ende-sein des Daseins,<br />
sondern ein Sein zum Ende dieses Seienden. Der Tod ist<br />
eine Weise zu sein, die das Dasein übernimmt, sobald es ist. »Sobald<br />
ein Mensch zum Leben kommt, sogleich ist er alt genug zu<br />
sterben« (Der Ackermann aus Böhmen). 43<br />
__________________________________________________________________________________<br />
// 42<br />
Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1979, S. 238.<br />
// 43<br />
Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen 1979, S. 242-245.<br />
// 046
Bemerkungen zum<br />
didaktischen-methodischen<br />
Einsatz<br />
// Lerhrplanbezug<br />
Philosophie MSS 11 und 13 –<br />
Bereich: Anthropologie, Metaphysik 44<br />
Ethik MSS 11 45<br />
Seit der Antike gehört die Frage nach der richtigen Haltung gegenüber<br />
dem Tod neben der nach einem möglichen Weiterleben<br />
nach dem Tode zu den zentralen Themen der Philosophie. Nach<br />
Platon strebt der Philosoph nach „nichts anderem als nur zu<br />
sterben und tot zu sein“ (Phaedon 64a; 80e). Gemeint ist damit,<br />
die Seele von den leiblichen Sinnen und Begierden zu befreien<br />
(soma=sema; Leib=Grab), damit sie so zur reinen Erkenntnis<br />
der Ideen befähigt wird (Phaedon 65cff.). Der Tod stellt somit<br />
die Befreiung der Seele vom Körper dar. Untrennbar mit dieser<br />
Konzeption verbunden ist der Glaube an die Unsterblichkeit der<br />
Seele und deren Fortbestand nach dem Tod. Dieser wird dann<br />
vor allem die christlich geprägte Philosophie des Mittelalters<br />
wesentlich bestimmen.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 44<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/Phil/listing_bildungsstandards<br />
// 45<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/Eth/listing_bildungsstandards<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
In der Philosophie der Neuzeit spielt dann wiederum die Frage<br />
nach der richtigen Einstellung zum Sterben eine wichtige Rolle.<br />
Michel de Montaigne (1533-1592) erklärt sie zum wesentlichen<br />
Bestandteil philosophischen Nachdenkens wie sich der<br />
Überschrift eines seiner Essays „Philosophieren heißt sterben<br />
lernen“ (Essais. I.20) entnehmen lässt, und hebt hervor: „Sich in<br />
Gedanken auf den Tod einrichten heißt sich auf die Freiheit einrichten;<br />
wer zu sterben gelernt hat, den drückt kein Dienst mehr“<br />
(Essais I.20).<br />
Und auch im 20. Jahrhundert hat die Frage nach der richtigen<br />
Haltung zum eigenen Tod nicht an philosophischer Relevanz verloren;<br />
in nachmetaphysischer und säkularisierter Form begegnet<br />
sie vor allem in der Existenzphilosophie Martin Heideggers, für<br />
den die spezifi sch menschliche Seinsweise, das Dasein als solches,<br />
im Wesentlichen ein „Sein zum Tode“ (Sein und Zeit §§<br />
46-53) ist. Sein Begriff des „Vorlaufens in den Tod“<br />
enthüllt dem „Dasein die Verlorenheit in das Man-selbst“ und<br />
ermöglicht ihm „es selbst zu sein […] in der leidenschaftlichen<br />
[…], ihrer selbst gewissen […] Freiheit zum Tode“.<br />
// 047
Zu Arbeitsmaterial 1<br />
Das Material kann sowohl im Philosophie- als auch im Ethikunterricht<br />
der Oberstufe (MSS 11 46 ) eingesetzt werden.<br />
// Lehrplanbezug und Thematik:<br />
Anthropologie/ Leib-Seele-Dualismus<br />
In der frühen Neuzeit entwirft René Descartes ein neues Konzept<br />
im Hinblick auf den Sitz der Seele, in dem nicht das ganze Gehirn,<br />
sondern die zentral im Gehirn gelegene, unpaarige Zirbeldrüse<br />
(Epiphyse, Glandula pinealis) als Schaltstelle und Verbindungsglied<br />
zwischen körperlichen und seelischen Tätigkeiten Sitz der<br />
unteilbaren Seele sein soll.<br />
Vor dem Hintergrund des cartesischen Substanzendualismus<br />
(res cogitans – geistige Substanz und res extensa – körperliche<br />
Substanz) und der rein mechanistischen Deutung der Körperwelt,<br />
wird die Verbindung und Wechselwirkung von Seele und<br />
Körper, also von res cogitans und res extensa im beseelten Körper<br />
des Menschen zum Problem, zumal Descartes die Gültigkeit<br />
des Stoßgesetzes auf die körperliche Welt beschränkt. 47<br />
// Zu Arbeitsmaterial 4<br />
// Erwartungshorizont<br />
Zu A)<br />
Obwohl die Erfahrung des Todes der Anderen als Abschluss des<br />
Daseins wahrgenommen wird, wird der leblose Körper selbst<br />
nicht als bloß Vorhandenes wahrgenommen, da der Leichnam<br />
als solcher noch auf die einstige Lebendigkeit des Daseins verweist<br />
und so im Grunde noch am Leben teilhat. Der gestorbene<br />
Mensch ist daher nicht „leblos“ wie ein Stein, sondern „unlebendig“.<br />
„Tot“ genannt werden kann also nur, was im Prinzip<br />
lebendig sein kann. Im „Modus der ehrenden Fürsorge“ sind die<br />
Hinterbliebenen noch mit dem Verstorbenen da. Der Tod des Daseins<br />
ist somit weder nur Übergang in die Leblosigkeit des Vorhandenen,<br />
noch ist es ein Verenden wie bei Pfl anzen und Tieren.<br />
________________________________________________________________________________<br />
// 46<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/Phil/listing_bildungsstandards<br />
// 47<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/Eth/listing_bildungsstandards<br />
Zu B)<br />
Der Tod ist nicht etwas, das dem Dasein zustößt, sondern gehört<br />
ihm immer schon an. Existieren heißt, als Sterblicher zu leben.<br />
Heidegger führt zur Klärung des Begriffes Ausstand kontrastierend<br />
das Beispiel der noch ausstehenden Schuldentilgung an.<br />
Demgegenüber zeigt sich im Beispiel der reifenden Frucht, dass<br />
der Tod nicht der Moment ist, in dem die Stücke des Daseins<br />
summiert werden, sondern sich schon im und aus dem Dasein<br />
heraus das Ganzsein erweisen lässt: schon die unreife Frucht<br />
ist die ganze Frucht: „Das mit dem Tod gemeinte Enden bedeutet<br />
kein Zu-Ende-sein des Daseins, sondern ein Sein zum Ende dieses<br />
Seienden.“<br />
Erarbeitet von Dr. Christiane Lang<br />
// Fachbereich Philosophie / Ethik<br />
// 048
Fachbereich<br />
Katholische Religion<br />
Die Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ lässt sich an den Fachbereich<br />
der katholischen Religion anschließen. Die Bildungsstandards in<br />
Baden-Württemberg 48 des Faches weisen darauf hin, dass die<br />
Schülerinnen und Schüler religiöse Zeugnisse früherer Generationen<br />
verstehen sollen. Besonders im europäischen Mittelalter<br />
verehrte man Reliquien und noch heute sind diese zahlreich in<br />
Kirchen und Klöstern zu fi nden. Schülerinnen und Schüler sollen<br />
als klassenübergreifende Fachkompetenz ebenso religiöse<br />
Zeugnisse anderer Kulturen in Ihrem Entstehungszusammenhang<br />
und in Ihrer Wirkungsgeschichte kennenlernen. Die Ausstellung<br />
der Reiss-Engelhorn-Museen bietet hierzu zahlreiche<br />
Gelegenheiten. Bei der Betrachtung der ausgestellten Exponate<br />
aus aller Welt lernen die Schülerinnen und Schüler mit der Eigenart<br />
der religiösen Sprache umzugehen und diese anhand der<br />
Quellen zu deuten. Des Weiteren sieht der Fachbereich ab der<br />
10. Klasse die Beschäftigung mit dem Tod vor, so dass sich die<br />
folgenden Arbeitsmaterialien mit diesem Thema weiter auseinandersetzen<br />
werden. 49<br />
_________________________________________________________________________________<br />
// 48<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/kR/listing_bildungsstandards<br />
// 49<br />
vgl. Bildungsstandards Baden-Württemberg: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/<br />
schularten/Gym/faecher/kR/listing_bildungsstandards<br />
// 049
Vom Leben<br />
zum Tod<br />
// Arbeitsmaterial 1:<br />
// Bemalter Totenschädel<br />
Das Objekt befi ndet sich in der Ausstellung im Bereich des europäischen<br />
<strong>Schädelkult</strong>es. In der Region Bayerischer Wald/Westösterreich<br />
war es vor allem im 19. Jahrhundert Brauch, Schädel<br />
zu bemalen und in sogenannten Beinhäusern aufzubewahren.<br />
// Abb. 6<br />
Bemalte Schädel im Beinhaus in Hallstatt , Österreich<br />
Text1:<br />
Die Sitte der Zweitbestattung war in ganz Mitteleuropa weit verbreitet<br />
und resultierte aus der Notwendigkeit, die Gräber auf den<br />
kleinen Friedhöfen nach relativ kurzen Ruhefristen von fünf oder<br />
sieben Jahren für die Neubestattungen zu räumen. Die nicht<br />
verwesten Gebeine, in der Regel Schädel und Oberschenkelknochen,<br />
wurden gereinigt und anschließend ins Beinhaus […] verbracht.<br />
Dort konnten sie dauerhaft verbleiben und türmten sich<br />
schließlich zu generationsübergreifenden Gebeinbergen. Neben<br />
dieser allgemeinen Sitte kannte man regional und zeitlich eng<br />
begrenzt den Brauch, die Schädel vor der Verbringung ins Beinhaus<br />
zu individualisieren. Dazu dienten einfache Markierungen,<br />
oftmals nur durch Einritzen der Hausmarke oder Beschriftungen<br />
mit Namen und Lebensdaten. 50<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
Text 2:<br />
Gräber sind auch heute nur für eine bestimmte Zeit „gemietet“.<br />
Ist die „Ruhefrist“ von z.B. 30 Jahren um (die Dauer hängt auch<br />
von der Bodenbeschaffenheit ab), wird der Grabstein entfernt,<br />
das Grab geräumt und eingeebnet. Anschließend kann die Stelle<br />
neu vergeben werden. Beim Ausheben des Grabs werden<br />
manchmal sogar nach dieser Zeit noch Knochenreste aufgefunden,<br />
auch Schädel. Diese werden dann wieder eingegraben. 51<br />
Text 3:<br />
Um den geographisch und zeitlich eng umgrenzten Brauch der<br />
Schädelbeschriftung und bemalung zu erklären, können verschiedene<br />
Aspekte betrachtet werden. Zeitlich gesehen fallen<br />
erstens ihre Anfänge und der Hauptzeitraum mit dem Aufkommen<br />
und der deutlichen Zunahme individuell gekennzeichneter<br />
Grabstätten im 19. Jahrhundert zusammen […] Die Beschriftung<br />
der Totenschädel mit Namen, Lebensdaten, ggf. mit Stand und<br />
Beruf, einem frommen Spruch und der verbreiteten Einleitung<br />
Zum Andenken korrespondiert zeitlich und inhaltlich mit dem<br />
Brauch des Einzelgrabes, das mit einem zunächst hölzernen<br />
oder schmiedeeisernen Grabzeichen, später mit einem Grabstein<br />
markiert wurde. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts<br />
war eine individuelle und gekennzeichnete Grabstelle ein Oberschichtenprivileg<br />
gewesen. Mit der Verbreitung in breitere und<br />
einfache Bevölkerungsschichten hinein kann der Wunsch entstanden<br />
sein, die exhumierten Schädel in ähnlicher Weise zu<br />
beschriften wie die Grabzeichen. 52<br />
_________________________________________________________________________________<br />
// 50<br />
Sörries, Rainer, Bemalte Totenschädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf<br />
und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 257-262, S.257.<br />
// 51<br />
Sörries, Rainer, Bemalte Totenschädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf<br />
und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 257-262, S.257.<br />
// 52<br />
Ebd. S.257.<br />
// 050
Arbeitsauftrag<br />
// Arbeitsmaterial 2:<br />
// Reliquien<br />
In der Ausstellung befi ndet sich eine Schädelreliquie. Betrachte<br />
sie genau.<br />
Text 1:<br />
Eine Reliquie (lateinisch Überbleibsel) ist ein Gegenstand religiöser<br />
Verehrung, besonders ein Körperteil oder Teil des persönlichen<br />
Besitzes eines Heiligen. Eine Sonderform sind Berührungsreliquien,<br />
also Gegenstände wie Kleidungsstoffe, mit denen der<br />
Heilige in Berührung kam oder gekommen sein soll. Um die Bedeutung<br />
der Reliquien für die Kirche, in der sie sich befanden,<br />
zu unterstreichen, begann man mit der Anfertigung spezieller,<br />
meist künstlerisch und materiell sehr kostbar ausgeführter Behältnisse<br />
zur Aufbewahrung der Reliquien. Diese Behälter werden<br />
zusammenfassend als Reliquiare bezeichnet. 53<br />
Text 2:<br />
Reliquie kommt von „Zurücklassen“, Knochen, aber auch Kleidungsstücke<br />
sind das, was die Heiligen zurückgelassen haben.<br />
Schon die ersten christlichen Generationen haben ihre Heiligen<br />
dort beerdigt, wo sie Gottesdienst gefeiert haben, in den Kata-<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
1) Erkunde die in der Ausstellung beschrifteten Schädel. Auf einem steht geschrieben:<br />
„Andenken an des / Ullerich Silberer. ge / wester Stallerbauer / Ist gestorben den 12. November 1833 / im Alter 66 / Jahre / 1863“<br />
a) Erläutere die Beschriftung – was bedeuten die Eintragungen jeweils?<br />
b) Rechne aus, wann dieser Mensch geboren wurde. Nenne wichtige Ereignisse, die in seiner Lebenszeit in Europa statt-<br />
fanden.<br />
2a) Erkläre mit Hilfe von Text 1 die Begriffe „Beinhaus“ und „Zweitbestattung“.<br />
2b) Wie verhält es sich mit der „Zweitbestattung“ heute? Fasse Text 2 zusammen.<br />
3a) Weshalb wurden die Schädel mit dem Namen bemalt? Stelle mit Hilfe des Textes 3 eine These dazu auf.<br />
3b) Überlege Dir eine Begründung, weshalb ausgerechnet der Schädel bemalt und beschriftet wurde (und keine anderen Knochen).<br />
4) Die Praxis, Schädel zu bemalen und auszustellen gibt es heute nicht mehr – das Bedürfnis als Individuum zu „bleiben“ schon.<br />
Schreibe Möglichkeiten auf, wie Menschen heute erreichen wollen, die Zeiten zu überdauern.<br />
_________________________________________________________________________________<br />
// 53<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Reliquie<br />
komben und später in den ersten Basiliken. In den romanischen<br />
Kirchen wurden die Gebeine der Heiligen in der Krypta beigesetzt.<br />
Der Altar wurde dann sozusagen über den Gräbern der<br />
Heiligen errichtet. […] Warum wollten die Menschen den Sarg<br />
eines Heiligen anfassen oder später den Schrein mit seinen Gebeinen<br />
sehen? Die Reliquien, das was die Seele des Heiligen auf<br />
der Erde zurückgelassen hatte, wird am Ende der Welt bei der<br />
Auferstehung der Toten wieder mit der Seele vereint werden.<br />
Die Toten werden ihre Gräber verlassen und sich mit ihren Seelen,<br />
die im Himmel sind, vereinen. Kirchen mit den Gebeinen der<br />
// Abb. 37<br />
Schreinreliquiar mit Schädelreliquie<br />
// 051
Heiligen sind damit Tore zum Himmel. Die Reliquien werden aus<br />
den Gräbern in den Himmel versetzt werden. Wer die Gräber der<br />
Heiligen besuchte, sah sich dem Himmel näher und konnte hoffen,<br />
mit den Gebeinen der Heiligen in den Himmel aufgenommen<br />
zu werden. So materiell der Umgang mit den Reliquien uns heute<br />
erscheint, seine Wurzel ist der Glaube an die Auferstehung al-<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
ler Verstorbenen. Da man sicher sein konnte, dass die Heiligen<br />
nicht in der Hölle sein werden, sondern im Himmel, konnten sich<br />
die Menschen durch den Besuch der Reliquien auf den Himmel<br />
ausrichten. 54<br />
1) Beschreibe die Ausgestaltung des Behältnisses. Welche Materialien und Elemente kannst Du erkennen?<br />
2) Lese Text 1 und Text 2 aufmerksam durch. Erkläre die Begriffe „Reliquie“ und „Reliquiar“.<br />
3) Stelle Thesen auf: Weshalb werden Reliquien oft besonders kunstvoll ausgeschmückt und gestaltet?<br />
4) Fasse zusammen, weshalb Reliquien (bis heute) verehrt werden.<br />
5) Welche Gefahren siehst Du in der Reliquienverehrung?<br />
// Arbeitsmaterial 3:<br />
// Zuckerschädel<br />
Am Ende der Ausstellung befi nden sich Ausstellungsstücke zum<br />
mexikanischen Tag der Toten. Dabei ist es üblich, sich Zuckerschädel<br />
– auch mit Namen darauf – zu schenken.<br />
Text 1: Tag der Toten<br />
Der Día de los Muertos (Tag der Toten) ist einer der wichtigsten<br />
mexikanischen Feiertage, an dem in Mexiko traditionell der Verstorbenen<br />
gedacht wird. Die Vorbereitungszeit für die Feierlichkeiten<br />
beginnt Mitte Oktober, gefeiert wird in den Tagen vom 31.<br />
Oktober bis Allerseelen (2. November). Dabei wird der Día de los<br />
Muertos je nach Region auf verschiedene Weisen gefeiert. Der<br />
Umgang der Mexikaner mit dem Tod wirkt auf westliche Kulturen<br />
befremdlich, da der Tod dort nicht tabuisiert wird. Er wird als<br />
etwas betrachtet, vor dem man sich nicht zu fürchten braucht,<br />
etwas, dem man jederzeit mit Ironie begegnen kann. […] Der Tod<br />
ist allgegenwärtig und ein Teil des Lebens. Besonders deutlich<br />
wird das in der Zeit rund um die Días de los Muertos, wenn in<br />
Straßen und Geschäften die Calaveras (Skelette aus Pappmaché,<br />
Gips oder Zucker) in allen möglichen Alltagssituationen<br />
dargestellt werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen<br />
die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus<br />
dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches<br />
Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. […] Durch<br />
spanische Missionare, die vergeblich versuchten, das Fest ab-<br />
// Abb. 38<br />
Zuckerfi guren (Calavera de Dulce) zum Tag der Toten in Mexiko.<br />
zuschaffen, wurden die Feiern mit den christlichen Feiertagen<br />
Allerseelen und Allerheiligen zusammengelegt. Parallelen zwischen<br />
der christlichen Vorstellung vom Tod und dem indigenen<br />
Glauben ermöglichten diese Verschmelzung. Schon die Azteken<br />
sahen den Tod nicht als Ende, sondern als Anfang neuen Lebens;<br />
eine Übergangsphase zu einer anderen Daseinsform. In Vermischung<br />
mit dem christlichen Glauben entstand ein einzigartiges<br />
kulturelles Fest, das die Bräuche des vorspanischen Mexiko<br />
teilweise weiterleben lässt. Der Día de los Muertos ist keine<br />
Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest<br />
zu Ehren der Toten. Nach dem Volksglauben kehren die Seelen<br />
_________________________________________________________________________________<br />
// 54<br />
www.kath.de/kurs/symbole/reliquien.php<br />
// 052
der Verstorbenen an diesen Tagen zu den Familien zurück, um<br />
sie zu besuchen. Während der Tage steht das Gedenken an die<br />
Verstorbenen im Vordergrund. Die Straßen werden mit Blumen<br />
geschmückt, skurrile Todessymbole, Skelette und Schädel in<br />
den unterschiedlichsten Ausführungen, stehen in den Schaufenstern,<br />
überall sieht man Abbildungen der berühmten Calavera<br />
Catrina. Konditoreien produzieren kurz vor Allerheiligen die<br />
Calaveras de Dulce, Totenschädel aus Zucker oder Schokolade,<br />
die die Namen der Toten auf der Stirnseite tragen. […] Auf den<br />
Straßen herrscht buntes Treiben. Wohnungen und Friedhöfe<br />
werden prachtvoll mit Blumen, Kerzen und bunten Todessymbolen<br />
aller Art dekoriert. […] In der „Nacht des Hundes“ zum Fest<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
Allerheiligen wird die Ankunft der gestorbenen Kinder erwartet,<br />
der Angelitos, der kleinen Engel. Nachdem in der Nacht auf den<br />
zweiten November die Seelen der verstorbenen Erwachsenen<br />
ebenfalls im Haus empfangen wurden, fi ndet anschließend der<br />
Abschied von den Verstorbenen auf den Friedhöfen statt. Dort<br />
werden mitgebrachte Speisen gegessen, es wird getrunken, musiziert<br />
und getanzt. Um Mitternacht ist für die Verstorbenen die<br />
Zeit gekommen, wieder ins Jenseits zurückzukehren. Das Fest<br />
ist zu Ende, bis die Toten im nächsten Jahr zurückkehren. 55<br />
1)<br />
a) Fasse die Festtraditionen in Mexiko kurz zusammen.<br />
b) Notiere in Stichworten: Wie wirken diese Aussagen auf Dich?<br />
c) Weshalb kommt uns so etwas (in der Regel) eher seltsam vor? Notiere einige Argumente.<br />
2) Das Verschenken der kleinen Zuckerfi guren an Freunde und Bekannte erinnert daran, dass alle, auch sie, früher oder später der<br />
Tod ereilt. Ein unausgesprochener Unterton scheint darauf hinzuweisen, die Zeit des Lebens auszukosten und nun die Gelegenheit<br />
zu einer ausgelassenen Feier zu ergreifen. 56<br />
Nimm Stellung zu obiger Aussage. Wie würdest Du es fi nden, wenn Dir Freunde einen Zuckerschädel mit Deinem Namen darauf<br />
schenken würden?<br />
3)<br />
a) Hier […] nimmt man den Tod sehr leicht, […] und der Tod hat eine umso größere Anziehungskraft, je mehr Indio-Blut wir haben.<br />
Je weißer wir sind, desto mehr fürchten wir den Tod, denn das wird uns beigebracht. 57<br />
Führe aus: Welche Möglichkeiten sich zum Tod zu verhalten nennt Westheim (s. Zitat in Aufgabe 3a)?<br />
b) Wovon hängt es ab, wie wir mit dem Tod umgehen? Ergänze die Ansätze bei Westheim (s. Zitat Aufgabe 3a) um weitere Aspekte,<br />
die dies beeinfl ussen.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 55<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Toten.<br />
// 56<br />
Umstätter, Ulrike, Zuckerschädel in Mexiko. Totengedenken an Allerheiligen und Allerseelen, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried, Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen,<br />
Mannheim 2011, S. 333-338,S.336.<br />
// 57<br />
Westheim, Paul, Der Tod in Mexiko, Hanau 1985, S.8, zitiert nach: Umstätter, Ulrike, Zuckerschädel in Mexiko.<br />
Totengedenken an Allerheiligen und Allerseelen, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried, Rosendahl (Hgg.),<br />
<strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 333-338, S.337.<br />
// 053
Bemerkungen zum<br />
didaktischen–methodischen<br />
Einsatz<br />
// Entwurf zu einem kompetenzorientieren Baustein im<br />
Religionsunterricht (Kl. 9 / 10)<br />
Warum sich mit dem Tod beschäftigen? Das werden sich (nicht<br />
nur) Schülerinnen und Schüler fragen; denn in aller Regel ist das<br />
Thema für Jugendliche weit weg. In unserer Gesellschaft, so<br />
scheint es, spielt der Tod keine Rolle. Bereits die Ahnung von<br />
Todesnähe, die alte, gebrechliche Menschen mit sich bringen<br />
mögen, genügt für eine Marginalisierung: Alten- und Pfl egeheime<br />
fi nden nicht nur wegen der „Naturnähe“ ihre Standorte allzu<br />
oft in den Randlagen der Städte oder gleich weit draußen im Grünen.<br />
Verdrängung, Tabuisierung, Verharmlosung 58 - doch gleichzeitig<br />
fi nden sich in manchen Kreisen der Jugendkultur verbreitet<br />
Symbole, die klassischerweise mit dem Tod in Verbindung stehen:<br />
Die Farbe schwarz, der Sensenmann, Skelette – und eben<br />
auch Totenschädel. Offensichtlich geht davon eine Faszination<br />
aus, die sicher auch bei der Beschäftigung mit der Ausstellung<br />
<strong>Schädelkult</strong> und seinen Objekten zum Tragen kommt: Zum Gruseligen,<br />
Morbiden kommt hier noch das Authentische hinzu.<br />
Was hat das mit Religion zu tun? Auf den Punkt gebracht: Eschatologisch<br />
bestimmte Wirklichkeit. In christlicher Sicht sind Sinn<br />
und Zweck des Lebens von seinem Ende, besser: Voll-Endung<br />
her bestimmt. Angesichts von Auferstehung verliert das Sterben<br />
an Bedeutung (ohne Leid, Krankheit, Tod damit zu verharmlosen).<br />
Grundlegende Funktionen von Religion kommen hier zum<br />
Tragen: Sinngebung und perspektivische Wirklichkeitsdeutung.<br />
Angesichts eines Totenschädels hat der christliche Glaube sich<br />
den existentiellen Anfragen zu stellen. Teil einer christlichen<br />
Antwort wird sicherlich die Auseinandersetzung mit Tod und<br />
Auferweckung Jesu sein – doch zuvor gilt es, die Fragen aufzuwerfen.<br />
Was leistet „<strong>Schädelkult</strong>“? Zunächst einmal konfrontiert diese<br />
Form des Kults mit dem Tod, beziehungsweise, was von ihm<br />
überdauert. Die Ausstellung bringt ein in unserer Gesellschaft<br />
meist verdrängtes, tabuisiertes Thema zur Sprache. Der Schädel<br />
eines Menschen steht mehr als alle anderen irdischen Überreste<br />
für die gewesene Person und Persönlichkeit – und konfrontiert<br />
uns mit der Frage nach dem, was bleibt. Zugleich sensibilisiert<br />
die Auseinandersetzung mit den Praktiken anderer Zeiten<br />
und Kulturen für den Umgang heute und hier. Damit werden die<br />
Voraussetzungen geschaffen für einen neuen Blick, einen Perspektivwechsel<br />
– und eine veränderte Praxis, die Krankheit, Leid<br />
und Tod als Teil des Lebens akzeptiert.<br />
// Erwartungshorizont<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
Die Schülerinnen und Schüler vertiefen in der Auseinandersetzung<br />
mit der Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ ihre Wahrnehmungskompetenz,<br />
indem sie die Gegenstände genau beschreiben.<br />
Durch die Auseinandersetzung mit Praktiken anderer Zeiten und<br />
Kulturen erfahren sie die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit.<br />
Die Deutungskompetenz wird gezielt gefördert, indem Begründungen<br />
und Erklärungen im religiösen Zusammenhang verlangt<br />
werden.<br />
In einem weiteren Schritt erfolgt ein persönliches Sich-in-Beziehung-Setzen<br />
und Stellungnehmen, so dass die Urteilskompetenz<br />
gefordert ist.<br />
In der diskursiven Auseinandersetzung – gegebenenfalls in der<br />
Arbeitsgruppe, dann im Plenum – gilt es, eigene Überzeugungen<br />
differenziert zu erläutern und zu vertreten und damit die (fachspezifi<br />
sche) Kommunikationskompetenz anzuregen.<br />
Der Besuch der Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ mit dieser eher ungewöhnlichen<br />
Thematik und mit Objekten, die in unserem Alltag<br />
kaum präsent sind, hat einen hohen Aufforderungscharakter,<br />
sich mit Formen gelebten Glaubens (Umgang mit dem Tod) auseinanderzusetzen,<br />
sich darauf einzulassen und sich gegebenenfalls<br />
des eigenen Standorts zu vergewissern (Partizipationskompetenz).<br />
Die Schülerinnen und Schüler werden durch die konfrontative<br />
Auseinandersetzung mit Ausstellungsobjekten angeregt, sich<br />
auf dem Hintergrund eigener Vergänglichkeit mit der Sinnfrage<br />
zu befassen.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 58<br />
vgl. Lehrplan für Gymnasien in Hessen: http://www.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HKM_15/HKM_Internet/med/399/399484b1-d8bd-921f-012f-31e2389e4818,22222222-2222-2222-2222-<br />
222222222222,true, S.58.<br />
// 054
Zur Verwendung der Materialien im Unterricht<br />
• Die drei (voneinander unabhängigen) Arbeitsblätter befassen<br />
sich jeweils mit einem Ausstellungsstück. Es bietet sich an,<br />
je Arbeitsauftrag mehrere Arbeitsgruppen (mit je zwei bis drei<br />
Schülern/Schülerinnen) zu beauftragen, sodass bereits in dieser<br />
Phase ein Austausch und unterschiedliche Perspektiven<br />
zum Tragen kommen.<br />
• Eine besondere unterrichtliche Vorbereitung der Arbeitsaufträge<br />
im Vorfeld eines Ausstellungsbesuchs – über eine allgemeine<br />
Einführung bzw. Einordnung in das Reihenthema hinaus<br />
– erscheint nicht notwendig.<br />
• Im Anschluss sollte eine Nachbereitung im Unterricht stehen,<br />
die je nach Schwerpunktsetzung auch durch weiteres Material<br />
(etwa zum Reliquienkult oder zu Bestattungspraktiken)<br />
ausgeweitet werden kann. Seinen Abschluss erfährt der Baustein<br />
durch die Präsentation von Ergebnissen (durch Vortrag<br />
oder auch Plakatgestaltung) und bei verschiedenen Fragestellungen<br />
durch eine Diskussion, in der es immer auch um unterschiedliche<br />
Wahrnehmungs- und Deutungsmöglichkeiten<br />
geht, darum, dass es eine Vielfalt gibt. Punktuell bietet es sich<br />
an, die persönliche Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten<br />
einzufordern und so – im Sinne der Kompetenzförderung<br />
– die Urteilsbildung anzuregen.<br />
Die nachstehenden Ausführungen haben exemplarischen Charakter.<br />
Bei vielen Fragestellungen ist eine große Bandbreite an<br />
Meinungen und Aspekten denkbar. Wesentlich ist oft, eine differenzierte<br />
Auseinandersetzung anzuregen und durch die eingeforderte<br />
Verschriftlichung auszuschärfen.<br />
// Zu Arbeitsauftrag 1: bemalter Totenschädel<br />
1) Erkunde die in der Ausstellung beschrifteten Schädel. Auf einem<br />
steht geschrieben:<br />
Andenken an des / Ullerich Silberer. ge / wester Stallerbauer<br />
/ Ist gestorben den 12. November 1833 / im Alter 66<br />
/ Jahre / 1863<br />
2a) Erläutere die Beschriftung – was bedeuten die Eintragungen<br />
jeweils?<br />
insbes.: 1863 ist das Jahr der Zweitbestattung; die Berufsbezeichnung<br />
„Stallerbauer“ weist, evtl. entgegen dem ersten<br />
Anschein aus heutiger Perspektive, durchaus auf eine<br />
Person mit einem gewissen Ansehen<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
2b) Rechne aus, wann dieser Mensch geboren wurde. Nenne<br />
wichtige Ereignisse, die in seiner Lebenszeit in Europa stattfanden.<br />
* 1767 † 1833; mögliche Nennungen sind etwa: franz. Revolution;<br />
Napoleon; Wiener Kongress/Restauration; Wiener<br />
Klassik; Romantik<br />
3a) Erkläre mit Hilfe von Text 1 die Begriffe „Beinhaus“ und<br />
„Zweitbestattung“.<br />
„Bein“ wie in „Gebein“: die (verbliebenen) Knochen wurden<br />
separat verwahrt. Die „Zweitbestattung“ ergibt sich<br />
aus der Notwendigkeit Gräber erneut zu belegen – noch<br />
bevor die Verwesung endgültig abgeschlossen ist.<br />
3b) Wie verhält es sich mit der „Zweitbestattung“ heute? Fasse<br />
Text 2 zusammen.<br />
Die Sachlage ist unverändert, Knochenfunde werden<br />
„zweitbestattet“<br />
4a) Weshalb wurden die Schädel mit dem Namen bemalt? Stelle<br />
mit Hilfe des Textes 3 eine These dazu auf.<br />
Es handelt sich in erster Linie um ein Phänomen zunehmender<br />
Individualisierung, die auch die unteren Schichten erreicht.<br />
4b) Überlege Dir eine Begründung, weshalb ausgerechnet der<br />
Schädel bemalt und beschriftet wurde (und keine anderen<br />
Knochen).<br />
Der Kopf bzw. Schädel ist das Kennzeichen des Individuums<br />
und repräsentiert die Person wie kein anderes Körperteil;<br />
zudem bietet er dafür die notwendige Fläche und<br />
verwest (wie auch der größte menschliche Knochen, der<br />
Oberschenkelknochen) am langsamsten, wird also häufi ger<br />
aufgefunden.<br />
5) Die Praxis, Schädel zu bemalen und auszustellen gibt es heute<br />
nicht mehr – das Bedürfnis als Individuum zu „bleiben“ schon.<br />
Schreibe Möglichkeiten auf, wie Menschen heute erreichen<br />
wollen, die Zeiten zu überdauern.<br />
„Weiterleben“ in den Nachkommen oder in den Erinnerungen;<br />
besondere Taten oder Werke, um sich zu „verewigen“,<br />
sind weitere Möglichkeiten; hier ist ein breites Spektrum<br />
von Konkretisierungen aus der Lebenswelt der Schülerinnen<br />
und Schüler denkbar.<br />
// 055
Zu Arbeitsauftrag 2: Reliquien<br />
Zur Vertiefung im Unterricht eignet sich auch: Heilige Knochen –<br />
Eine Kulturgeschichte der Reliquien, SWR Sendung Wissen vom<br />
29. Mai 2009 (mp3-Datei und <strong>pdf</strong>-Manuskript sind online verfügbar<br />
59 ).<br />
1a) Beschreibe die Ausgestaltung des Behältnisses. Welche<br />
Materialien und Elemente kannst Du erkennen?<br />
Kostbare Materialien wie Gold; kunstvolle Ausführung mit<br />
vielen Details; Ornamente; Ausschmückung der eigentlichen<br />
Reliquie<br />
2a) Lese den Text 1 und Text 2 durch. Erkläre die Begriffe „Reliquie“<br />
und „Reliquiar“.<br />
Siehe Arbeitsmaterial.<br />
2b) Stelle Thesen auf: Weshalb werden Reliquien oft besonders<br />
kunstvoll ausgeschmückt und gestaltet?<br />
Ausdruck besonderer Wertschätzung (Ausprägung eines<br />
eigenen Kunsthandwerks [Klosterarbeiten]); kostbar in<br />
geistlicher Hinsicht wird auch durch die äußere Gestaltung<br />
zum Ausdruck gebracht<br />
3a) Fasse zusammen, weshalb Reliquien (bis heute) verehrt werden.<br />
Ausdruck eines lebendigen Glaubens; Grundbedürfnis des<br />
Menschen nach Gegenständen, um Erinnerung und Glaube<br />
daran „fest“ zu machen; Vorstellung im Christentum der<br />
leiblichen Auferstehung und damit der Zusammengehörigkeit<br />
von (bei Heiligen bereits auferstandener) Seele und (in<br />
Reliquien noch fassbarem) Leib<br />
3b) Welche Gefahren siehst Du in der Reliquienverehrung?<br />
die Verehrung sollte weniger der Reliquie als vielmehr dem<br />
Heiligen in seiner Vorbildfunktion gelten; Nähe zu Magie;<br />
entspricht nicht einem aufgeklärten Glauben; Volksfrömmigkeit;<br />
Zweifel aufgrund ungeklärter Echtheitsfragen<br />
(möglicherweise bekannt: Unmengen an Holzstücken vom<br />
Kreuz Jesu)<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 59<br />
vgl. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=4728882/skh30e/<br />
index.html.<br />
// Zu Arbeitsauftrag 3: Zuckerschädel<br />
1a) Fasse die Festtraditionen in Mexiko kurz zusammen.<br />
Totengedenken an Allerheiligen/Allerseelen (31.10.–2.11.),<br />
fröhliches Familien- und Volksfest mit heidnischen Wurzeln;<br />
lockerer Umgang mit Todessymbolen<br />
1b) Notiere in Stichworten: Wie wirken diese Gegenstände auf<br />
Dich?<br />
die Reaktionen können von indifferent über amüsant bis zu<br />
befremdlich reichen<br />
1c) Weshalb kommt uns so etwas (in der Regel) eher seltsam<br />
vor? Notiere einige Argumente.<br />
„Tod“ und „Süßigkeiten“, das scheint nicht zusammenzupassen;<br />
es gilt als pietätlos; in unserer Gesellschaft wird<br />
der Tod verdrängt und marginalisiert, tabuisiert<br />
2) Nimm Stellung zu obiger Aussage. Wie würdest Du es fi nden,<br />
wenn Dir Freunde einen Zuckerschädel mit Deinem Namen<br />
darauf schenken würden?<br />
in unserem Kulturkreis wird es eher befremden, an den eigenen<br />
Tod, an die Vergänglichkeit erinnert zu werden – die<br />
Intention jedoch, deshalb das Leben zu genießen, dürfte<br />
nachvollziehbar sein; die Auseinandersetzung mit dieser<br />
Frage (ggf. in einer gemeinsamen Diskussion) lenkt den<br />
Blick darauf, dass das es durchaus sinnvoll ist, die Lebensgestaltung<br />
vom Ende her zu bedenken<br />
3a) Führe aus: Welche Möglichkeiten sich zum Tod zu verhalten<br />
nennt Westheim?<br />
den Tod leicht nehmen / ihn fürchten<br />
3b) Wovon hängt es ab, wie wir mit dem Tod umgehen? Ergänze<br />
die Ansätze bei Westheim um weitere Aspekte, die dies beeinfl<br />
ussen.<br />
Einfl ussfaktoren: Erziehung; gesellschaftliches Umfeld;<br />
Herkunft; religiöse Prägung; bereits gemachte Erfahrungen<br />
z.B. im familiären Umfeld mit Krankheit, Sterben und Tod;<br />
persönliche Einstellung (ängstlich; unerschrocken)<br />
Erarbeitet von Dr. Martin Schmidl<br />
// Fachbereich Katholische Religion<br />
// 056
Fachbereich<br />
Deutsch<br />
Die <strong>Lehrerhandreichung</strong> zur Ausstellung „<strong>Schädelkult</strong>“ der<br />
Reiss-Engelhorn-Mussen zeigt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />
dieser faszinierenden Thematik. Wie in der Einführung<br />
zu dieser Handreichung bereits erwähnt, fi nden sich in zahlreichen<br />
Kulturen Geschichten, Mythen und Sagen, in welchen<br />
Schädel eine Rolle spielen. Durch die Bereitstellung verschiedener<br />
Texte wird den Schülerinnen und Schülern eine Einsicht<br />
in historische und kulturelle Wertevorstellungen ermöglicht. Die<br />
Bearbeitung des Materials fördert sowohl die Schreib- als auch<br />
die Lese- und kommunikative Kompetenz und soll Lesefreude<br />
und Leseinteresse wecken. Bereits ab der 6. Klassenstufe<br />
werden Textarten wie Erzählungen, Märchen und Sagen im<br />
Unterricht behandelt. Des Weiteren lassen sich anhand der<br />
angebotenen Texte weitere Kompetenzen, wie etwa kreatives<br />
Schreiben, anbinden.<br />
// 057
Ein seltsames Kegelspiel<br />
in der Kirchenruine - Eine<br />
Baumwurzel im Schädel -<br />
Eine Schädeltrophäe mit<br />
Hörnern<br />
// Arbeitsmaterial 1:<br />
Alle neune!<br />
Wüste Stätten, geborstene Türme, verwaistes Gemäuer: Der<br />
Volksglaube stattet sie gern mit Geistern aus, er bevölkert sie<br />
mit Gespenstern, mit mancherlei Spukgestalten. Kaum eine Burgruine<br />
ohne gespenstischen Raubritter; kaum ein zerfallenes<br />
Schloss, ohne dass mindestens ein verwunschenes Burgfräulein<br />
dort umgeht. Gespenster nisten sich in alten Mühlen ein, in der<br />
Tiefe nicht mehr befahrener Erzstollen, in den Öfen niedergebrannter<br />
Glashütten. Auch in der Kirchenruine zu Vöppstedt 60 im<br />
Braunschweigischen soll es zuweilen heftig gespukt haben; kein<br />
Wunder, wenn man der Überlieferung glauben darf, der zufolge<br />
in alten Zeiten dort eine Rotte von sieben Straßenräubern nach<br />
Recht und Gesetz vom Leben zum Tode gebracht worden sei, und<br />
zwar mit dem Richtschwert.<br />
Eines Abends, das mag nun schon gute zweihundert Jahre her<br />
sein, hatte ein Tagelöhner aus einem der benachbarten Dörfer<br />
beschlossen, im Vöppstedter Erbschaftsforst zu wildern. Auf dem<br />
Weg musste er an der Kirchenruine vorbei. Der Mond war hinter<br />
den Wolken hervorgetreten, ein Käuzchen schrie, in der Ferne<br />
läutete eine Turmuhr die Mitternachtsstunde ein. Und kaum<br />
dass die Glockenschläge verhallt waren, hörte der Wilddieb aus<br />
nächster Nähe lautes Gelächter und fröhliche Männerstimmen.<br />
Der Lärm kam aus dem Inneren des verfallenen Gotteshauses<br />
– und richtig, nun sah er auch, dass die leeren Fensterhöhlen erleuchtet<br />
waren, erleuchtet von rötlichem Flammenschein. Was<br />
das wohl zu bedeuten hatte? Der Wilddieb wollte der Sache<br />
nachgehen, er trat näher heran. Kaum aber hatte er zwei, drei<br />
Schritte getan, da packte ihn jemand beim Kragen – und ab mit<br />
ihm, in die Kirche hinein!<br />
Der Innenraum war von Fackeln erleuchtet. Sechs Männer,<br />
nein sieben hatten sich dort versammelt, alle in altertümlicher<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Kleidung. Ein wenig sahen sie wie Soldaten aus. Federhüte mit<br />
breiten Krempen, Reiterstiefel, Pistolenhalftern am Gürtel, lederne<br />
Westen unter den Waffenröcken. Und alle hatten sie unterm<br />
Kinn einen roten Strich um den Hals – oder waren es Fäden von<br />
rotem Zwirn?<br />
Die Augen der Männer glühten im Fackelschein. Einer von ihnen,<br />
vermutlich der Anführer, trug eine schwarze Klappe über dem<br />
linken Auge. Mit dröhnender Stimme hieß er den Wilddieb willkommen:<br />
„Gut, dass du endlich da bist, Bursche! Das Spiel kann<br />
beginnen, setz uns die Kegel auf!“<br />
Den Taglöhner packte beim Anblick der Kegel das kalte Grausen:<br />
es waren Totenbeine! Aber was blieb ihm übrig? Der gute<br />
Mann überwand sich, er stellte die seltsamen Kegel auf. Es waren<br />
nicht neun an der Zahl wie üblich, es waren bloß sieben. Na,<br />
auch gut! Den längsten Knochen nahm er als König und setzte<br />
ihn in die Mitte des Spiels. „Jetzt aber los!“, rief der Kerl mit der<br />
schwarzen Augenklappe. „Die Kugeln zur Hand, Gesellen – und<br />
angeschoben!“ Die Männer entledigten sich der Hüte und nahmen<br />
die Köpfe ab. Ja wahrhaftig! – sie nahmen die Köpfe ab und<br />
bedienten sich ihrer als Kegelkugeln. Die Köpfe holperten über<br />
den steinernen Kirchenboden. Die Totenbeine, soweit getroffen,<br />
purzelten durcheinander. Der Tagelöhner sagte die Treffer an, er<br />
setzte die umgekegelten Knochen nach jedem Schub wieder auf.<br />
Nicht genug damit! Die Männer verlangten auch, dass er den<br />
Köpfen nachlief, dass er sie aufl as, Schwung holte und sie zu<br />
ihren Besitzern zurückrollen ließ.<br />
Sobald sie gekegelt hatten, nahmen die Männer die Köpfe unter<br />
den Arm und warteten ab, bis sie wiederum an der Reihe waren.<br />
Sie lachten, sie scherzten und machten sich lauthals darüber<br />
lustig, wenn einer danebengekegelt hatte. Wie das? Es waren<br />
die Köpfe, die unter dem Arm getragenen Köpfe der Spieler, die<br />
lachten und fl uchten! Die Köpfe mit ihren glühenden Augen: sie<br />
nahmen kein Blatt vor den Mund, sie spendeten Lob und Tadel<br />
und dies nicht gerade zimperlich.<br />
Schlag auf Schlag ging es weiter im Kegelspiel. Kaum dass der<br />
Tagelöhner nachkam, kaum dass er Zeit zum Verschnaufen fand.<br />
Rumms – schon hatte es wieder eingeschlagen, schon hieß es<br />
von Neuem: „Setz auf, du Faulpelz! Setz auf, setz auf!“ Schub auf<br />
Schub folgte, schneller und immer schneller…<br />
„Und jetzt!“ Diesmal war es der Kerl mit der schwarzen Augenklappe,<br />
der an der Reihe war. „Jetzt gebt acht, Gesellen – jetzt<br />
zeig ich euch, wie gekegelt wird!“ Er streckte das linke Bein vor,<br />
er holte mit seinem Schädel weit aus – und dann ließ er ihn rol-<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 60<br />
Vöppstedt: ein aufgegebenes Dorf; noch im Mittelalter verließen die Bewohner von Vöppstedt (auch Vöpstedt<br />
und Vepstedt), heute aufgegangen in der Stadt Salzgitter im nördlichen Vorharz, ihr Dorf, um sich in der<br />
Nähe der Solquellen von Salzgitter, heute Salzgitter Bad, niederzulassen.<br />
// 058
len… Um besser sehen zu können, hoben die Männer die Köpfe<br />
hoch, jeder mit beiden Händen. Der Kopf des Anführers holperte<br />
über den steinernen Kirchenboden dahin – und dann räumte er<br />
unter den beinernen Kegeln auf, dass es nur so schepperte.<br />
Und der Wilddieb? Obzwar es ja lediglich sieben Kegel waren<br />
– der Wilddieb riss beide Arme hoch, tat einen Luftsprung und<br />
jubelte: „Alle neune!“ Im nächsten Augenblick holte der Kerl mit<br />
der Augenklappe zum Schlag aus. „Du verspottest unser? Das<br />
// Arbeitsauftrag<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 61<br />
Preußler, Otfried, Zwölfe hat’s geschlagen. 3 x 13 Geschichten von Schätzen und ihren Hütern, von Hexen<br />
und Zaubermeistern, von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk, Stuttgart 1988.<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
tust du nicht ungestraft!“ Er versetzte dem Wilddieb mit voller<br />
Wucht eine Maulschelle. „Dich werd’ ich lehren, was alle neune<br />
sind!“<br />
Ob neune, ob sieben: zum Glück schlug es, wie bestellt, von der<br />
fernen Turmuhr gerade eins. Die Geisterstunde war abgelaufen,<br />
die sieben Fremden lösten sich vor den Augen des Tagelöhners<br />
auf wie Rauch vor dem Wind, die Fackeln erloschen, die Totenbeine<br />
verschwanden. 61<br />
1. Tauscht euch über eure Eindrücke miteinander aus: Was fi ndet ihr besonders interessant an der Geschichte, besonders auffällig,<br />
merkwürdig, spannend oder beeindruckend? Begründet eure Meinung, indem ihr auf entsprechende Textstellen verweist oder sie<br />
laut vorlest.<br />
2. „Die Überschrift Alle neune passt ja gar nicht!“, meinen Schülerinnen und Schüler einer Klasse. Was meint ihr? Begründet eure<br />
Meinung.<br />
3. Zeigt, dass es sich bei dem Text um eine Sage handelt.<br />
4. Wählt eine der folgenden Aufgaben:<br />
4.1. Wer gerne malt, kann mit drei oder vier anderen aus der Klasse eine Gruppe bilden und arbeitsteilig vier oder fünf Bilder<br />
malen, mit denen man den Text illustrieren kann. Begründet bei der Vorstellung die Auswahl der dargestellten Textstellen.<br />
4.2. Ein Kegelspiel der besonderen Art: Vergleicht dieses Kegelspiel mit solchen, die ihr kennt, ihr könnt euch auch im Internet<br />
informieren, und übertragt die Ergebnisse in eine Tabelle.<br />
Traditionelles Kegelspiel „Alle neune“ Das Kegelspiel in der Kirchenruine<br />
Spieler in bequemer, sportlicher Kleidung Spieler in altertümlicher Kleidung, wie Soldaten mit Federhüten, Reiterstiefeln,<br />
Pistolenhalftern am Gürtel, ledernen Westen unter den Waffenröcken, unterm<br />
Kinn einen roten Strich um den Hals<br />
Kugeln aus ____________ Kugeln ___________________<br />
Kegel _____________<br />
5. Am Eingang der ehemaligen Kirche soll auf einer Tafel die Sage von den Kegelspielern in der Vöppstedter Ruine knapp dargestellt<br />
werden.<br />
a) Schreibe diesen Text. Du kannst folgendermaßen beginnen: In der Region von Salzgitter erzählt man, dass um Mitternacht<br />
einmal ein Wilderer an der Kirchenruine vorbeikam. Als er ein lautes Gelächter wahrnahm und bemerkte, dass die Fenster<br />
erleuchtet waren, wollte er der Sache auf den Grund gehen und ….<br />
b) Vergleicht eure Ergebnisse mit dem Text Preußlers und arbeitet die Mittel heraus, mit denen der Autor seine Erzählung so<br />
lebendig gestaltet.<br />
6. Auf dem Heimweg gehen dem Wilddieb allerlei Gedanken durch den Kopf, auch solche, die mit seiner Wilderei zu tun haben.<br />
Schreibe sie als inneren Monolog nieder. Wenn du willst, kannst du einen der folgenden Anfänge verwenden:<br />
a) Das ist noch einmal gut gegangen! …<br />
b) Das wird mir eine Lehre sein! ….<br />
// 059
Arbeitsmaterial 2:<br />
Der Schädel<br />
„Einst litt ein Mann an fortdauerndem, sehr argem Kopfschmerz,<br />
dessen Ursache kein Arzt zu ergründen vermochte. Da wandte<br />
er sich endlich an die erhabene, gütige Göttin Kwannon und<br />
fl ehte sie aufs inbrünstigste um Hilfe an. Die Göttin erhörte seine<br />
Gebete und ließ ihm durch den Priester sagen, er möge sich im<br />
Wald an eine näher bezeichnete Stelle begeben; dort werde er<br />
die Ursache seines Leidens mit eigenen Augen sehen und dieselbe<br />
leicht beseitigen können.<br />
// Arbeitsauftrag<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Als er an dem angegebenen Ort angekommen war, sah er, halb<br />
von Erde bedeckt, einen menschlichen Schädel; er forschte<br />
weiter nach und fand heraus, dass eine Baumwurzel durch<br />
den Schädel hindurch gewachsen war und angefangen hatte,<br />
denselben auseinanderzutreiben. Ein Ast war aus der Augenhöhle<br />
des Totenbeins förmlich wieder herausgewachsen und<br />
der Schädel war ganz und gar von der Wurzel eingeengt und<br />
geklemmt. Der Mann vermutete sogleich, dass dieser Schädel<br />
ehedem ihm selber, während einer der früheren irdischen Existenzen,<br />
die seine Seele durchwandert, angehört habe; er beseitigte<br />
die Wurzel und legte den Schädel ganz frei und nun hörte<br />
sein Kopfschmerz augenblicklich auf. Da ward es ihm zur völligen<br />
Gewissheit, was er gemutmaßt hatte, und dankerfüllt pries<br />
er die Gnade, die ihm die Göttin Kwannon erwiesen hatte.“ 62<br />
1. Führt eine Blitzlicht-Runde durch, indem jeder in ein bis zwei Sätzen ausdrückt, was ihm beim Lesen des Textes und unmittelbar<br />
danach durch den Kopf gegangen ist. Das kann eine interpretatorische Aussage sein, eine Beobachtung, ein Eindruck usw. Wichtig<br />
ist bei dieser Methode („Blitzlicht“), dass das Statement von den anderen nicht kommentiert wird.<br />
2. Versucht, die Statements zu bündeln, und setzt euch mit Ihnen in einer Diskussion auseinander.<br />
3. Informiert euch in Religions- oder Ethik- Lehrbüchern oder im Internet über den Buddhismus und die Reinkarnation. Interessante<br />
Stichwörter sind auch Karma und Samsara. Ergiebig ist das Web-Handbuch von Bernhard Scheid „Religion in Japan“, ein Web-<br />
Handbuch 63 , ein umfassender Überblick auf den Internetseiten der Universität Wien 64 .<br />
4. Malt zu der Passage:„…dass eine Baumwurzel durch den Schädel hindurch gewachsen war…“ bis „…von der Wurzel eingeengt<br />
und geklemmt“ ein Bild und vergleicht eure Ergebnisse.<br />
5. Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse haben folgende interpretatorische Aussagen formuliert.<br />
a) Wir dürfen nicht nur die Symptome unserer Krankheiten behandeln, sondern wir müssen ihnen auf den Grund gehen.<br />
b) Fehlverhalten bleibt im späteren Leben nicht folgenlos.<br />
c) Das ist eigentlich eine ganz moderne Geschichte!<br />
d) Viele Krankheiten haben ihre Ursache in einem früheren Leben.<br />
e) Der Mensch in der Geschichte hat sicher gegen seine Natur gehandelt oder sonst in irgendeiner Weise die Natur nicht<br />
respektiert.<br />
Wähle die Aussage aus, die deiner Meinung nach am meisten auf den Text zutrifft, und begründe deine Meinung. Tauscht euch auch<br />
über die verschiedenen Stellungnahmen untereinander aus.<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 62<br />
http://www.zeno.org/M%C3%A4rchen/M/Asien/David+Brauns%3A+Japanische+M%C3%A4rchen+und+S<br />
agen/Gespenstersagen+und+Verwandtes/Der+Sch%C3%A4del.<br />
// 63<br />
vgl. http://www.univie.ac.at/rel_jap/.<br />
// 64<br />
vgl. http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Grundbegriffe:Buddhismus_Lehre.<br />
// 060
Arbeitsmaterial 3:<br />
Eine Schädeltrophäe mit Hörnern fürs Museum?<br />
Bei manchen Völkern der Vorzeit spielte die Kopfjagd eine große<br />
Rolle. Es war aber bis ins 20. Jahrhundert hinein in bestimmten<br />
Stämmen, z.B. im Nordosten Indiens und auf Borneo, noch Sitte,<br />
auf Menschen Jagd zu machen, um den Kopf zu erbeuten. Dabei<br />
wurden die Opfer nicht im offenen Kampf überwältigt, sondern<br />
meist aus dem Hinterhalt attackiert. Hinter der Kopfjagd steht die<br />
Vorstellung, dass dem Kopf eine besondere Kraft innewohnt, die<br />
sich auf die Kopfjäger und dessen ganze Sippe überträgt.<br />
Bei den verschiedenen Völkern gab es unterschiedliche Methoden,<br />
die Trophäen zu präparieren. Häufi g wurden sie kunstvoll<br />
verziert.<br />
Als Kopfjäger bekannt sind die Naga, ein Volksstamm im Nordosten<br />
Indiens, und die Dajak auf Borneo. Bei diesen Volksstämmen<br />
war die Kopfjagd ein wichtiger Bestandteil des religiös-gesellschaftlichen<br />
Lebens. Dahinter stand der Wunsch, die Fruchtbarkeit<br />
und das Wohlergehen von Mensch, Dorf und Stamm zu<br />
mehren. So spielte beispielsweise bei den Naga die erfolgreiche<br />
Kopfjagd vor einer Hochzeit für den jungen Bräutigam eine große<br />
Rolle. Dass den Trophäenschädeln eine außergewöhnliche<br />
Kraft innewohnte, glaubten auch die Dajak, die Schädel zum Beispiel<br />
als magische Behältnisse verwendeten.<br />
Die abgebildete Kopftrophäe mit Büffelhörnern stammt von<br />
Arbeitsauftrag<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 65<br />
Kunz, Richard, <strong>Schädelkult</strong> und Kopfjagd bei den Naga, in: ), in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl<br />
(Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 143-149.<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
nördlichen Naga-Gruppen in Indien. Auffallend sind die beiden<br />
Hörner eines „mithun“, eines halbwilden Büffels, die am Schädel<br />
des angebracht worden sind. Nach dem Glauben der Naga soll<br />
der Tote damit taub gemacht werden, damit er die Rufe seiner<br />
Gefährten nicht hören kann. Die Hörner dieses Tieres, das auch<br />
als Symbol für Reichtum, Kraft, und Erneuerung gilt, werden<br />
auch sonst häufi g zu dekorativen und symbolischen Zwecken<br />
verwendet.<br />
Die blutig-grausame Praxis der Kopfjagd und der damit verbundenen<br />
rituellen Praktiken wirken auf uns heute befremdlich und<br />
werden oft als primitiv und barbarisch wahrgenommen. Mit einer<br />
vorschnellen Verurteilung wird man jedoch diesem Phänomen<br />
nicht gerecht, das aus allen Erdteilen überliefert ist. Man<br />
sollte vielmehr die Chance sehen, in der Auseinandersetzung<br />
mit den verschiedenen Formen des Kults Einblicke in die religiösen<br />
Weltbilder und Denkweisen der Menschheit zu gewinnen.<br />
Schließlich geht es dabei auch um unsere Geschichte und unsere<br />
Vorfahren. 65<br />
// Abb. 39<br />
Schädeltrophäe mit Hörnern des mithun-Rindes, Naga, Nordost-Indien, vor 1911,<br />
Staatliches Museum für Völkerkunde, München<br />
1. Arbeitet euch in das Thema „Kopfjäger“ ein, indem jeder in der Klasse zehn Fragen zum Text formuliert und diese dann den anderen<br />
stellt, z.B. Welche Vorstellung steht hinter der Kopfjagd? Wie wurden die Opfer überwältigt?<br />
2. Ein großes Museum mit einer völkerkundlichen Abteilung möchte gerne ein ähnliches Objekt, ebenfalls eine Kopftrophäe mit<br />
Hörnern, in seine Sammlung aufnehmen. Der Versicherungswert ist jedoch nicht unbeträchtlich, und das Museum überlegt, ob es<br />
sich das Objekt leisten soll.<br />
Ermittelt die Gründe, die für die Anschaffung des Objekts sprechen. Geht dabei folgendermaßen vor.<br />
1. Jeder in der Klasse erhält drei leere Papierstreifen und schreibt auf jeden Streifen ein Argument für den Erwerb des Objekts,<br />
formuliert also insgesamt drei Argumente.<br />
2. Dann gehen jeweils zwei Nachbarn zusammen und wählen, indem sie sich über ihre Begründungen austauschen, aus ihren<br />
sechs Argumenten die drei aus, die sie beide am meisten überzeugen.<br />
3. Abschließend bilden die beiden Nachbarn mit zwei weiteren Nachbarn eine Gruppe (vier Personen), die aus den sechs<br />
Argumenten, wie oben, wieder die drei auswählt, die sie alle am meisten überzeugen.<br />
4. Es wählt nun jede Gruppe die Person aus, die das Ergebnis zusammenhängend vorträgt.<br />
// 061
Bemerkungen zum<br />
didaktischen–methodischen<br />
Einsatz<br />
// Einordnung des Themas<br />
Für Schülerinnen und Schüler ist es faszinierend, aber auch<br />
ungewohnt und abschreckend, sich mit dem menschlichen<br />
Schädel zu befassen. Die Unterrichtsvorschläge sollen zu einem<br />
unvoreingenommenen und sachlichen Umgang mit dem Thema<br />
führen, wobei die Texte und Aufgaben so gewählt sind, dass<br />
Spannung und Faszination erhalten bleiben.<br />
Bei der Aufgabenstellung spielen zentrale Inhalte des Deutschunterrichts<br />
eine entscheidende Rolle, vor allem die Förderung<br />
von Lese- und Argumentationskompetenz. Das Aufgabenangebot<br />
versteht sich aber auch als Beitrag zur Entwicklung interkultureller<br />
Kompetenzen. Es stellt deshalb kein Problem dar, die<br />
Materialien lehr- bzw. bildungsplankonform in den Deutschunterricht<br />
einzubeziehen.<br />
// Zu Arbeitsmaterial 1<br />
// Lernziele<br />
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um die freie Nacherzählung<br />
O. Preußlers der in der Region von Salzgitter bekannten<br />
Sage „Die Kegelspieler in der Vöppstedter Ruine“, veröffentlicht<br />
im Großen Deutschen Sagenbuch von Heinz Rölleke und<br />
als Sage aus Niedersachsen auf den Seiten des Gutenberg-<br />
Projekts. 66<br />
Er zählt zu den Ortssagen, wie sie sich häufi g um „wüste Stätten,<br />
geborstene Türme, verwaistes Gemäuer“ ranken. Die Ruine von<br />
Vöppstedt ist ein solches Gemäuer. Es zählt heute zu den Sehenswürdigkeiten<br />
von Salzgitter.<br />
Zu Beginn der Darstellung der Ereignisse im Wald betont der<br />
Erzähler den Wahrheitsgehalt des Geschehens, indem er es<br />
zeitlich bestimmt („schon gute zweihundert Jahre“), lokalisiert<br />
(Vöppstedter Erbschaftsforst, Kirchenruine) und den Aufenthalt<br />
des Wilderers im Wald nachvollziehbar begründet. Im weiteren<br />
Verlauf geht es um fantastische Geschehnisse und das Walten<br />
übernatürlicher Mächte. An der erzieherischen Absicht, die mit<br />
der Sage verbunden ist, besteht kein Zweifel: Was dem Tage-<br />
löhner widerfährt, ist die Strafe für seine Absicht, im Forst zu<br />
wildern und sich so fremdes Eigentum zu Unrecht anzueignen.<br />
Auch dass den sieben Straßenräubern die Totenruhe verwehrt<br />
ist, stellt eine Strafe dar: Für die Menschen früherer Zeiten spielte<br />
nämlich die Totenruhe eine große Rolle. Die „Totenunruhe“<br />
der sieben Männer, die dazu verdammt sind, zur Geisterstunde<br />
mit ihren eigenen Köpfen kegeln zu müssen, sollte die Menschen<br />
davor abschrecken, gegen gesellschaftliche Normen und christliche<br />
Gebote zu verstoßen.<br />
// Übergeordnetes Lernziel<br />
Die unterrichtliche Beschäftigung mit diesem Text dient vor allem<br />
der Förderung der Lesekompetenz. Die Schülerinnen und<br />
Schüler erwerben bzw. nutzen zur Erschließung hilfreiches<br />
Sachwissen, vor allem auch Strategiewissen zur Texterschließung,<br />
• Sie gehen bei der Erschließung vom ersten persönlichen Texteindruck<br />
aus (Aufgabe 1) sowie von der Überschrift (Aufgabe<br />
2),<br />
• Sie berücksichtigen gattungsspezifi sches Wissen, hier zu Inhalt<br />
und Funktion von Sagen (Aufgabe 3, Aufgabe 6),<br />
• Sie üben im Sinne des literarischen Lesens, einen Text genau<br />
zu lesen, und benutzen dabei produktive (Aufgaben 4.1 und 6)<br />
und analytische Methoden (Aufgabe 4.2 Vergleich mit einem<br />
traditionellen Kegelspiel),<br />
• Sie beschäftigen sich mit der Gestaltung einer Erzählung bzw.<br />
einer Sage und den dabei verwendeten erzählerischen Mitteln<br />
(Aufgabe 4).<br />
Die Aufgaben sind so konzipiert, dass sie unterschiedliche Zugänge<br />
und auch binnendifferenzierende Möglichkeiten der Erarbeitung<br />
bieten. Die Lehrperson wählt die Aufgaben aus, die für<br />
ihre Lerngruppe geeignet sind. Die Aufgaben sind auf entsprechendem<br />
Niveau und in unterschiedlichem Zeitrahmen in den<br />
Klassen der Unter- und Mittelstufe lösbar.<br />
// Erwartungshorizont<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Die Aufgabe 1 soll die Schülerinnen und Schüler motivieren, ihre<br />
persönlichen Leseeindrücke zu artikulieren und sich gerne auf<br />
den Text einzulassen. Auf diese Weise gelingt es auch, in der<br />
Klasse einen ersten Überblick über den Inhalt des Textes zu gewinnen.<br />
Mit der Aufgabe 2 beginnt die eigentliche Erschließung. Zunächst<br />
werden erste Besonderheiten des Kegelspiels (sieben<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 66<br />
vgl.http://gutenberg.spiegel.de/buch/50/1.<br />
// 062
„Knochen-Kegel“, sieben Schädel als Kegelkugeln) sowie die<br />
Zahl der kegelnden Männer (sieben) ins Auge gefasst und die<br />
Bedeutung der Redewendung „Alle neune“ geklärt, ursprünglich<br />
ein Ausruf, wenn einer oder man selbst beim Kegeln mit einem<br />
Wurf alle neun Kegel umgeworfen hat; im erweiterten Sinn<br />
Ausdruck für einen Volltreffer. Die Reaktion des Anführers mit<br />
der Augenklappe erklärt sich aus dem wörtlichen Verständnis<br />
der Redewendung, während der Wilderer mit seinem Ausruf<br />
den Wurf als Volltreffer bejubelt. Die Überschrift lässt sich also<br />
durchaus rechtfertigen. Die Schülerinnen und Schüler lernen bei<br />
dieser Aufgabe, die Überschrift für das Textverstehen zu nutzen.<br />
Mit der Aufgabe 3 werden die gattungsspezifi schen Merkmale<br />
des Textes, deren Kenntnis vorausgesetzt wird, fokussiert:<br />
Wahrheitsanspruch auf der einen und Präsenz des Übernatürlichen<br />
und Fantastischen auf der anderen Seite, spannende, die<br />
Lust am Schaurigen befriedigende Erzählweise und erzieherische<br />
Funktion der Sage (s.o.), welche in engem Zusammenhang<br />
mit dem Anspruch, Wahres zu berichten, steht. Der Erzählweise<br />
stellt nämlich sicher, dass die Botschaft den Leser oder die Leserin<br />
erreicht. Die Schülerinnen und Schüler lernen so, die gattungsspezifi<br />
schen Merkmale für die Erschließung zu nutzen.<br />
Die Aufgaben 4 und 5 rücken das ungewöhnliche Kegelspiel ins<br />
Zentrum, mit den Knochen als Kegeln und den abgetrennten<br />
Köpfen als Kugeln. Dabei wird nachvollziehbar, wie die Angstlust,<br />
die das Lesen begleitet, den Erziehungseffekt bedingt: Voller<br />
Lust am Gruseligen und Schaurigen erlebt der Leser in der<br />
fi ktiven Welt die verdiente Strafe des Wilderes bis zum Schluss<br />
mit, um sich schließlich erleichtert wieder in die reale Welt zu<br />
zurückzubegeben und, nachdem er die Botschaft der Sage aufgenommen<br />
hat, in Zukunft an die Gesetze und Gebote zu halten.<br />
An dieser Stelle bietet es sich an, ein den Neigungen der Schülerinnen<br />
und Schüler entsprechendes binnendifferenzierendes<br />
Angebot zu machen: Wer gerne malt, kann den produktiven Zugang<br />
wählen, wer lieber analytisch vorgeht, ergänzt die Tabelle.<br />
Die Einbeziehung von Bildern erhöht die Anschaulichkeit des<br />
Textes und intensiviert seine Wirkung. Der Vergleich mit dem<br />
üblichen Kegelspiel („Alle neune“) stellt aber ebenfalls die grauenhaften<br />
Vorgänge plastisch vor Augen.<br />
Kugeln aus Holz oder Kunststoff Köpfe bzw. Schädel als Kugeln<br />
Kegel aus Holz oder Kunststoff Kegel aus Knochen<br />
Spielzeit zur gewünschten Zeit, z.B. Spielzeit: Geisterstunde zwischen<br />
am Abend oder am Nachmittag Mitternacht und ein Uhr<br />
neun Kegel sieben Kegel<br />
früher mit Kegeljungen, die vor Ort Tagelöhner wird gezwungen, als<br />
waren, um die Kegel aufzustellen Kegeljunge zu arbeiten, als Strafe für<br />
und die Kugeln zurückzurollen, heute<br />
vollautomatische Kegelbahnen<br />
seinen Waldfrevel<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Der Aufgabe 5 liegt eine handlungs- und produktionsorientierte<br />
Methode zugrunde, die dazu anregt, den Handlungskern herauszuarbeiten<br />
und die erzählerischen Mittel deutlicher wahrzunehmen.<br />
Der Vergleich der knappen Fassung mit der Preußlers<br />
lenkt den Blick auf die „Machart“ des Textes bzw. das erzählerische<br />
Talent des Schriftstellers, vor allem seine Fähigkeit, die<br />
Spannung im Text zu steigern. Zu Beginn stimmt er den Leser<br />
auf die folgende Spukgeschichte ein und weckt entsprechende<br />
Erwartungen. Der Hinweis auf die mit dem Richtschwert hingerichteten<br />
Straßenräuber verstärkt die Spannung. Der Gang des<br />
Tagelöhners an der Kirchenruine vorbei lebt vom Kontrast zwischen<br />
der schaurig-gruseligen Stimmung in der Nähe der Ruine<br />
und dem fröhlichen Gelächter in der hell erleuchteten Ruine. Ein<br />
neuer Spannungsbogen geht davon aus, dass der Wilddieb entdeckt<br />
und als Kegeljunge eingesetzt wird. Dabei wird der Leser<br />
ermutigt, sich in die Situation des Wilderers zu versetzen und die<br />
Ereignisse aus dessen Sicht zu erleben. (Erlebte Rede: „Was das<br />
wohl zu bedeuten hatte?“; „Na, auch gut!“). Die Beschreibung<br />
der Männer, des Innenraums, des Kegelspiels selbst und der<br />
raue Ton, der in der Kirche herrscht, versetzen den Leser oder<br />
die Leserin in Angst und Schrecken. Gespannt verfolgt man die<br />
Geschehnisse, die an Dramatik zunehmen (Klimax), bis der Tagelöhner<br />
mit seinem Ausruf „Alle neune!“ in ernste Gefahr gerät<br />
und um sein Leben bangen muss. Die Spannung löst sich auf,<br />
als die Turmuhr eins schlägt und die Geisterstunde zu Ende ist.<br />
Eher untypisch für die Erzählweise in Sagen sind die ironischen<br />
Elemente im Text, mit denen sich der Erzähler augenzwinkernd<br />
über das Erzählte stellt, z.B. „Sechs Männer, nein sieben hatten<br />
sich …“, „ - oder waren es Fäden von rotem Zwirn?“. Dieser<br />
Aspekt könnte in einer guten Mittelstufenklasse angesprochen<br />
und gedeutet werden (Ausdruck von Vorbehalt gegenüber dem<br />
Wahrheitsgehalt der Sage und ihrer Botschaft).<br />
Mit der Aufgabe 6 soll die Funktion der Sage in den Blick rücken.<br />
Dem Leser soll drastisch vor Augen geführt werden, was<br />
mit dem geschieht, der gegen Regeln verstößt und sich nicht an<br />
die Gebote hält. Zu erwarten ist deshalb, dass der Wilderer aus<br />
dem Geschehen seine Lehren zieht. Schülerinnen und Schüler<br />
höherer Klassen werden dabei den Blick weiten und auch das<br />
Schicksal der sieben Straßenräuber refl ektieren.<br />
// 063
Zu Arbeitsmaterial 2<br />
// Lernziele<br />
Die Sage ist eng mit dem japanischen Buddhismus verbunden.<br />
Dies belegen die Vorstellung von der Wiedergeburt (Samsara),<br />
von „…einer der früheren irdischen Existenzen, die seine Seele<br />
durchwandert, angehört habe…“ (letzter Abschnitt), und die<br />
Rolle der gütig-barmherzigen Muttergöttin Kwannon, die im japanischen<br />
Buddhismus besonders verehrt wird und an Maria,<br />
die Mutter Jesu erinnert. Buddhistisch ist auch die Vorstellung,<br />
dass innerhalb von Samsara, der Folge von Wiedergeburten,<br />
das Gesetz des Karmas regiert. Unter Karma versteht man die<br />
schicksalhaften Konsequenzen, die aus den Verhaltensweisen<br />
und Handlungen aller Wesen, auch des Menschen, resultieren.<br />
„.Konsequenzen aus moralischem oder unmoralischem Verhalten<br />
können sich innerhalb eines Erdenlebens, oft aber erst im<br />
folgenden Leben auswirken.“ 67<br />
Eindrucksvoll illustriert der Text, wie sich das Fehlverhalten<br />
im späteren Leben eines Menschen rächt. Dass sich die Konsequenzen<br />
bösen Tuns oder einer falschen Lebensführung<br />
vielleicht schon in diesem und nicht in einem späteren Leben<br />
manifestieren, steht nicht im Widerspruch zum Text und zur buddhistischen<br />
Lehre (s.o.).<br />
Für uns Menschen aus dem westlichen Kulturkreis ist es eine<br />
gängige die Vorstellung, dass es einen Zusammenhang zwischen<br />
bestimmten Krankheiten und dem „Fehlverhalten“ des<br />
Menschen gibt, sei es im Umgang mit der Natur, etwa durch<br />
Raubbau, sei es im Umgang mit sich selbst, wenn man z.B. an<br />
die sog. Zivilisationskrankheiten denkt, an Karies, Herz- und Gefäßkrankheiten,<br />
Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Übergewicht<br />
und Adipositas, manche Allergien, bestimmte Krebsarten<br />
(z. B. Lungenkrebs, Darmkrebs), bestimmte Hauterkrankungen<br />
(z.B. Neurodermitis, Akne) usw. Es ist deshalb den Schülerinnen<br />
und Schülern möglich, auch aus diesem Bewusstsein heraus<br />
den Text zu verstehen. Das Besondere an dem Text ist die Anschaulichkeit,<br />
mit dem die Folgen des Fehlverhaltens vor Augen<br />
geführt werden. Die belehrende, erzieherische Absicht, die dahinter<br />
steht, liegt auf der Hand.<br />
// Übergeordnetes Lernziel<br />
Auch wenn es möglich ist, einen Zugang zum Text zu gewinnen,<br />
ohne die religiöse Dimension zu vertiefen, sollte man im Hinblick<br />
auf die Entwicklung der interkulturellen Kompetenz, der in unserer<br />
Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle zukommt, nicht<br />
auf die Einbeziehung der buddhistischen Grundlagen des Textes<br />
verzichten. Auf diese Weise werden das Interesse und das<br />
Verständnis für andere Kulturen und die Sensibilität für andere<br />
Denkmuster und Verhaltensweisen geweckt und entwickelt. Die<br />
Aufgaben sind so konzipiert, dass sie unterschiedliche Zugänge<br />
und auch binnendifferenzierende Möglichkeiten der Erarbeitung<br />
bieten. Die Lehrperson wählt die Aufgaben aus, die für ihre Lerngruppe<br />
geeignet sind. Die Aufgaben sind auf entsprechendem<br />
Niveau und in entsprechendem Zeitrahmen in den Klassen 7 bis<br />
10 lösbar.<br />
// Erwartungshorizont<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Die Aufgaben 1 und 2 sollen die Schülerinnen und Schüler motivieren,<br />
ihr erstes individuelles Textverständnis zu artikulieren,<br />
um anschließend mit den anderen in der Diskussion eine fundierte<br />
Deutung zu erarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler verweisen<br />
auf den Zusammenhang von Fehlverhalten in einem früheren<br />
Leben und entsprechende Konsequenzen in einem späteren. Sie<br />
erkennen, dass mit dem späteren Leben auch die Zukunft eines<br />
Menschen gemeint sein kann. Dabei werden sie Beispiele anführen,<br />
welche die Aussage bestätigen (s.o.). Sie werden darauf<br />
hinweisen, dass man, um geheilt zu werden, nicht an den<br />
Symptomen „herumdoktern“, sondern den wirklichen Ursachen<br />
auf den Grund gehen muss. Es wird Versuche geben, das Bild<br />
vom Schädel, den eine Baumwurzel gesprengt hat und der von<br />
den Wurzeln des Baumes ganz eingeengt wird, zu deuten, zum<br />
Beispiel in dem Sinne, dass der Mensch gegen seine Natur oder<br />
auch gegen die Natur schlechthin gehandelt hat und dafür von<br />
der Natur bestraft wird.<br />
Die Aufgabe 3 hat die Funktion, die buddhistischen Vorstellungen,<br />
die dem Text zugrunde liegen, wie den Gedanken der Wiedergeburten<br />
(Samsara) und die Bedeutung des Karmas in den<br />
Blick zu rücken und so zur Entwicklung interkultureller Kompetenz<br />
beizutragen.<br />
Die Aufgabe 4 regt im Sinne des handlungs- und produktionsorientierten<br />
Unterrichts zu einer besonders intensiven Rezeption<br />
des Textes an. Besonders deutlich wird, dass die Natur die<br />
Verletzungen und Zerstörungen, die man ihr zugefügt hat, nicht<br />
vergisst und erbarmungslos zurückschlägt, sei es im Leben des<br />
Einzelnen oder in der Natur selbst, ein Gedanke, der angesichts<br />
des Klimawandels und seiner Folgen auch bei uns verbreitet ist.<br />
Die Aufgabe 5 eignet sich für eine zügige Behandlung. Sie erleichtert<br />
den Zugang zu den zentralen Aussagen des Textes und<br />
regt zur Auseinandersetzung mit ihnen an.<br />
a) und b) Der von Kopfschmerzen geplagte Mann hat offen-<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 67<br />
vgl. http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Grundbegriffe:Buddhismus_Lehre<br />
// 064
sichtlich zahlreiche Ärzte konsultiert. Doch da keiner den<br />
Schmerzen wirklich auf den Grund geht, werden sie chronisch.<br />
Die Medizin allein kann hier nicht weiterhelfen. Der<br />
Mensch selbst muss sich seiner Fehler in der Vergangenheit<br />
bewusst werden und daraus Konsequenzen für das zukünftige<br />
Leben ziehen.<br />
c) Die Geschichte, die aus früherer Zeit stammt, denn Ende des<br />
19. Jahrhundert ist sie bereits in Deutschland bekannt, wirkt<br />
auf uns in gewissem Sinn modern. Wir kennen inzwischen den<br />
Zusammenhang von Lebensführung und Krankheiten, von Umweltzerstörung<br />
und den daraus resultierenden Konsequenzen.<br />
Dies illustrieren Sätze wie Die Natur vergisst nichts! Die Natur<br />
schlägt zurück! mit denen man versucht die Menschen dazu<br />
aufzurufen, nicht gegen die Natur, sondern im Einklang mit der<br />
Natur zu leben.<br />
d) und e) Hier werden die Schülerinnen und Schüler Beispiele<br />
für ein Leben gegen die Natur anführen, dessen Konsequenzen<br />
sich erst „in einem späteren Leben“ zeigen, z.B. wenn<br />
Menschen Raubbau an ihrem Körper treiben und jahrzehntelang<br />
rauchen oder/und trinken, zu wenig essen, um schlank zu<br />
bleiben und sich lange negativem Stress aussetzen.<br />
// Zu Arbeitsmaterial 3<br />
// Lernziele<br />
Der Moderationstext, der dem Bild, einem Ausstellungsobjekt,<br />
beigefügt ist, soll die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema<br />
vertraut machen, bevor sie sich argumentativ damit auseinandersetzen.<br />
Es ist deshalb sinnvoll, sich für den Text im Unterricht<br />
Zeit zu lassen und so gute Voraussetzungen für eine Diskussion<br />
im Sinne der Aufgabenstellung zu schaffen.<br />
Die argumentative Auseinandersetzung mit einem zwar fi ktiven,<br />
dem Ausstellungsobjekt aber vergleichbaren Gegenstand führt<br />
im Grunde zur zentralen Frage nach dem Sinn und Zweck einer<br />
Ausstellung mit dem Thema <strong>Schädelkult</strong> bzw. der Beschäftigung<br />
mit Schädeln aller Art. Was bringt es, sich z.B. mit Kopf- und<br />
Schädeltrophäen zu befassen?<br />
Auf die Diskussion von Gegenargumenten wird hier verzichtet,<br />
es steht aber der Lehrperson frei, diese in den Unterricht einzubeziehen.<br />
// Übergeordnete Lernziele<br />
Die Aufgaben dienen der Entwicklung von Lese- und Argumentationskompetenz,<br />
wobei es hier, anders als bei der Sage „Alle<br />
neune!“, um die Erschließung von Sachtexten geht. Schließlich<br />
trägt der Unterricht auch zur Förderung von (inter)kultureller<br />
Kompetenz bei.<br />
// Erwartungshorizont<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
Die Aufgabe 1 regt die Schülerinnen und Schüler dazu an, eine<br />
Methode der Texterschließung anzuwenden, die sich besonders<br />
bei Sachtexten anbietet: die Erschließung durch Fragen, die an<br />
den Text gestellt werden. Die vorgeschlagene Sozialform (gegenseitiges<br />
Erfragen des Textinhalts) garantiert die Einbeziehung<br />
der ganzen Klasse, weil sich einzelne Schülerinnen und<br />
Schüler nur schwer aus dem Unterricht „ausklinken“ können.<br />
Es steht der Lehrperson frei, auch andere Methoden zu wählen,<br />
z.B. das Markieren von Schlüsselwörtern, das Formulieren von<br />
Randnotizen usw.<br />
Die Aufgabe 2 zielt auf die Förderung der Argumentationskompetenz,<br />
einer Kompetenz, die für die Gegenwart und Zukunft der<br />
jungen Menschen bzw. für ihr privates und berufl iches Leben sowie<br />
für das politische Leben einer demokratischen Gesellschaft<br />
von größter Bedeutung ist. Die vorgeschlagene Methode zwingt<br />
alle Schülerinnen und Schüler, sich mit dem Thema zu befassen,<br />
konfrontiert sie mit einer Vielzahl von Aspekten und fordert sie<br />
zum überzeugenden Argumentieren heraus.<br />
Wie ergiebig die Argumentation ausfällt, hängt von der gedanklichen<br />
Durchdringung des Textes und des Themas ab, vom Weltwissen<br />
der Einzelnen sowie deren Motivation ab.<br />
Mögliche Argumente:<br />
• Allgemeines Interesse vieler Menschen an der Vor- und Frühgeschichte<br />
der Menschheit bzw. an den „Naturvölkern“ (indigenen<br />
Völkern),<br />
• Einblicke in das religiöse Denken der Urvölker bzw. indigenen<br />
Völker,<br />
• Interesse an den Vorfahren bzw. der eigenen Geschichte,<br />
• Interesse an der Kunst von Urvölkern und indigenen Völkern,<br />
• Anregung, den eigenen Horizont zu überschreiten und sich auf<br />
ganz andere Vorstellungen einzulassen,<br />
• Anregung, sich mit der (ambivalenten) Natur des Menschen zu<br />
befassen („Was ist der Mensch?“),<br />
• Appell an den Betrachter, sich der Vergänglichkeit des Lebens<br />
bewusst zu werden<br />
// 065
Weitere unterrichtliche Möglichkeiten<br />
Im Kontext von Gespenstersagen und<br />
Spukgeschichten bietet sich Goethes<br />
Ballade Der Totentanz, die leicht zugänglich<br />
ist, als Unterrichtsgegenstand<br />
an. Erfahrungsgemäß fasziniert<br />
die Spukgeschichte die Kinder und<br />
Jugendlichen sehr, besonders aber<br />
auch das Motiv des Totentanzes in<br />
seinen unterschiedlichen Formen<br />
sowie das Motiv von der Wegnahme<br />
des Totenhemdes oder Sterbelakens<br />
in der Absicht, „Macht über das dä-<br />
monische Wesen zu gelangen“ 68 . Als Erschließungsmethode<br />
bietet sich das sinnerschließende Lesen an. Dabei lässt sich die<br />
grausige Atmosphäre der mitternächtlichen Geisterstunde gut<br />
herausarbeiten und Rolle der Lautmalerei beschreiben. Im Unterrichtsgespräch<br />
lässt sich dass das Spezifi sche am Totentanz<br />
entwickeln, nämlich, dass sozialer Rang, Alter und Geschlecht<br />
keine Rolle mehr spielen, der Tod holt sie alle.<br />
Die Einbeziehung der Schädel-Thematik bietet sich auch im Kontext<br />
der Erarbeitung des Barock am Ende der Mittelstufe oder<br />
zu Beginn der Oberstufe an. Ausgehend von Figurengedichten<br />
(Bildgedichten), das sind Gedichte, deren Verse so arrangiert<br />
sind, dass der Gegenstand, von dem das Gedicht handelt, dargestellt<br />
wird, z.B. eine Sanduhr oder ein Kreuz, gestalten die Schülerinnen<br />
und Schüler Figurengedichte in Schädelform.<br />
Erarbeitet von Elfriede Kuntz<br />
_____________________________________________________________________________________<br />
// 68<br />
Moritz, Karl, Deutsch Ballade, Paderborn 1972, S. 53.<br />
// Abb. 40<br />
Bildgedicht eines Schülers<br />
// Fachbereich Deutsch<br />
// 066
Rätsel<br />
Waagerecht:<br />
1 Siegesbeute nord- und südamerikanischer Indianer; Kopfschwarte<br />
3 Aus diesem Material werden essbare Totenköpfe zum „Tag<br />
der Toten“ in Mexiko hergestellt<br />
4 Kopfbedeckung<br />
7 Kontinent, auf dem es Beinhäuser gibt<br />
8 Organ; steuert alle Handlungen des menschlichen Körpers<br />
11 Nach dem Schädel dieses Dichtergenies wurde lange<br />
vergeblich sucht: Friedrich...<br />
12 Dieser Ethnologe besaß eine der größten Schädelsammlungen<br />
seiner Zeit: Gabriel von …<br />
14 Religiöse oder weltliche Handlung mit hohem Symbolgehalt<br />
und festen Regeln<br />
16 Bekannte ägyptische Herrscherin mit angeblich stark deformiertem<br />
Kopf<br />
17 Als Siegesbeute in verschiedenen Kulturen zur Schau gestellt:<br />
Kopf...<br />
19 Berühmter, geköpfter Pirat des 16./ 17. Jh. (verschiedene<br />
Schreibweisen)<br />
21 Gegenstände oder Körperteile von Heiligen<br />
24 Mittelamerikanische Hochkultur;<br />
schufen angeblich Kristallschädel<br />
27 Personen auf der Suche nach<br />
Menschenschädeln: Kopf...<br />
31 Abkürzung Computertomographie<br />
// Rätsel<br />
Senkrecht:<br />
2 Ein Herz und eine...<br />
5 Synonym für Kopf<br />
6 Gegenstand zur Verkleidung des Gesichts<br />
9 Davor warnt der Totenkopf als Symbol im Alltag<br />
10 Der <strong>Schädelkult</strong> ist auch eine Form der …-Verehrung<br />
13 Künstlerisches Symbol und Ausdruck der Vergänglichkeit:<br />
memento…<br />
15 Seeräuber mit Totenkopf-Flagge (Pl.)<br />
18 Gefäß (u.a. aus Schädeln) zum Einnehmen von Flüssigkeit<br />
20 Durch Kochen verkleinerter Kopf<br />
22 Antike europäische Kultur, die u.a. Schädel an die Haustür<br />
nagelte<br />
23 Das Totenkopfsymbol gehört fest zu dieser Fußball-Mannschaft<br />
26 Modelabel, das in seinen Designs und Logos Totenköpfe und<br />
Schädel verwendet<br />
28 Moderne Subkultur, bei der die Farbe schwarz vorherrscht<br />
29 Oberer Teil des Kopfskeletts<br />
30 Vorname des Philosophen und Naturwissenschaftlers<br />
Descartes („Ich denke, also bin ich“)<br />
// 067
Rätsel-Lösung<br />
// Rätsel-Lösung<br />
// 068
Abbildungen<br />
// Abbildungen<br />
Abb. 1: http://museum-herxheim.de/?nr=2&lang=de<br />
Abb. 2: http://www.projekt-herxheim.de/aktuell.htm<br />
Abb. 3: http://www.sil/si/edu/digitalcollections/hst/scientifi c-identity/explore.htm<br />
Abb. 4: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Phrenology1.jpg&fi letimestamp=20060407091917<br />
Abb. 5a-f: Eigenes Bildmaterial (H. Ronsdorf) (Wie schreiben wir das denn sonst? Schreiben wir nicht einfach „privat“ hin?) KB<br />
Abb. 6: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hallstatt_-_Beinhaus_2.jpg?uselang=de, Foto: Jitka Erbenová<br />
Abb. 7a-b: Eigenes Bildmaterial (H. Ronsdorf)<br />
Abb. 8: © Zeichnung Andrea Hecht<br />
Abb. 9: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Roncalli-kopffuessler_hg.jpg, Foto: Hannes Grobe<br />
Abb. 10: © Marc Aschenbrenner; courtesy: Olaf Stüber, Berlin.<br />
Abb. 11: Eigenes Bildmaterial (H. Ronsdorf)<br />
Abb. 12: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:PSM_V50_D506_Burial_posture_found_in_robles_rancheria_excavations.<br />
jpg?uselang=de<br />
Abb. 13: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Pieter_Claesz_002b.jpg<br />
Abb. 14: http://waldihd.wa.funpic.de/abc/jahresarbeiten/schriftliches/tobiasbehner/richter.<strong>pdf</strong><br />
Abb. 15: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paul_C%C3%A9zanne_203.jpg<br />
Abb. 16: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:C%C3%A9zanne_Sch%C3%A4del_1904.jpg&fi letimestamp=20100928122533<br />
Abb. 17: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:In_the_style_of_Andy_Warhol.jpg, Michael Philip<br />
Abb. 18: zit.: http://artinvestment.ru/en/news/auctnews/20081012_sothebys_contemp_art.html<br />
Abb. 19: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Hirst-Love-Of-God.jpg genehmigt v. Künstler.<br />
Abb. 20: © CES, Foto: Magdalena Pfeifenroth<br />
Abb. 21: Eigenes Bildmaterial (H. Ronsdorf)<br />
Abb. 22: Eigenes Bildmaterial (H. Ronsdorf)<br />
Abb. 23: © Zeichnung Andrea Hecht<br />
Abb. 24: © http://salerno.uni-muenster.de/data/bl/sobotta/pics_big/0073.html<br />
Abb. 25: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Sch%C3%A4delbasis1.jpg&fi letimestamp=20070607121943, Urheber: Welleschik freie GNU-<br />
Lizenz<br />
Abb. 26: www.mephisto-online.de<br />
Abb. 27: http://de.wikibooks.org/wiki/Datei:Gray1196.png<br />
Abb. 28: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kort-lang-skalle.gif<br />
Abb. 29: © rem, Foto: Wifl ried Rosendahl<br />
Abb. 30: © Umzeichnung Andrea Hecht<br />
Abb. 31: © Reiss-Engelhorn-Museen, Foto: Hans Mende<br />
Abb. 32: © Zeichnung Andrea Hecht<br />
Abb. 33: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frans_Hals_-_Portret_van_Ren%C3%A9_Descartes.jpg<br />
Abb. 34: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Descartes_brain_section.png<br />
Abb. 35: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Michel_de_Montaigne_1.jpg<br />
Abb. 36: zit: http://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/neue-heidegger-dokumentation-erstmals-in-freiburg--17428712.html<br />
Abb. 37: Schädelreliquie, Museum Katharinenhof. © NicRayPhotography<br />
Abb. 38: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alfe%C3%B1iques_3.jpg?uselang=de, Foto: Tomás Castelazo<br />
Abb. 39: © SMVMünchen, Foto Markus Gruber<br />
Abb. 40: Eigenes Bildmaterial (E. Kuntz)<br />
Abb. 41: Gartenlaube, Illustriertes Familienblatt, 1859<br />
// 069
Literatur<br />
Adriani, Götz (Hg.), Gerhard Richter. Bilder aus privaten Sammlungen, Stuttgart 2008.<br />
Adriani, Götz (Hg.), Cézanne. Gemälde, Köln 1993.<br />
Ahner, Elisabeth, Des Schädels Kern. Zur Herz-Hirn-Debatte aus Antike und Mittelalter, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl<br />
(Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 19-21.<br />
Boulestin, Bruno, Mass cannibalism in the Linear Pottery Culture at Herxheim (Palatinate, Germany), in: Antiquity, Vol. 83, Dec.<br />
2009, S. 968-981. Übersetzung: S. Semmet.<br />
Braun, Claudia, Ein sprechendes Haupt und tanzende Skelette. Köpfe, Masken und Schädel in der Antike, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S.<br />
97-103.<br />
Buhl, Christiane Ana, Von Mord, Modellierung und Mode. Der Kult um den menschlichen Schädel in der Bronzezeit, in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011, S. 69-73.<br />
Buhl, Christiane Ana, Tod, Vergänglichkeit und Düsternis. Der Schädel in der Ästhetik und dem Weltbild der Schwarzen Szene,<br />
in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011, S. 327-331.<br />
Descartes, René, Die Leidenschaften der Seele, (= Philosophische Bibliothek Band 345), Hrsg. und übers. von Klaus Hammacher,<br />
Hamburg 1996.<br />
Descartes, René, Principia Philosophia, übers. von Artur Buchenau, Hamburg 1965.<br />
Eisler, Rudolf, Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Berlin 21904.<br />
Gall, Franz Jospeh; Franz Joseph Gall. 1758-1828. Naturforscher und Anthropologe. Ausgewählte Texte, eingeleitet, übers. und<br />
kommentiert von Erna Lesky, (= Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften, Band 15 Hg. Ackerknecht, E./<br />
H. Buess), Bern [u.a] 1979.<br />
Gall, Franz Jospeh; Dr. F. J. Galls neue Entdeckungen in der Gehirn-, Schedel- und Organlehre. Mit vorzüglicher Benutzung der<br />
Blödeschen Schrift über diese Gegenstände, dargestellt und mit Anmerkungen begleitet nach den Gallschen Unterredungen<br />
zu Carlsruhe im December 1806, Carlsruhe 1807.<br />
Gombrich, Ernst H., Die Geschichte der Kunst, Stuttgart/Zürich 1972.<br />
Gould, Stephen Jay, Der falsch vermessene Mensch, Basel 1983.<br />
Günther, Eva-Maria, Das Motiv des menschlichen Schädels in der bildenden Kunst, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl<br />
(Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 275-283.<br />
Heidegger, Martin, Sein und Zeit, Tübingen 151979.<br />
Hoppe, Wiebke / Frauke Jacobi, Tod und Bestattung – Geheimnisvolle Riten, in: Lüning, Jens (Hg.), Die Bandkeramiker. Erste<br />
Steinzeitbauern in Deutschland. Bilder einer Ausstellung beim Hessentag in Heppenheim/Bergstraße im Juni 2004, Rahden/<br />
Westf. 2005, S. 196-205.<br />
Kirschenmann, Johannes/ Frank Schulz, Praktiken der modernen Kunst, Stuttgart [u.a.] 1989.<br />
Kraft, Hartmut, Die Kopffüßler, Stuttgart 1982.<br />
Kunz, Richard, <strong>Schädelkult</strong> und Kopfjagd bei den Naga, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf<br />
Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 143-149.<br />
Ludwig, Peter, Andy Warhol aus der Sicht der anderen, in: McShine, Kynaston (Hg.), Andy Warhol, Retrospektive, München<br />
[u.a] 1989.<br />
McShine, Kynaston, Einführung, in: McShine, Kynaston (Hg.), Andy Warhol. Retrospektive, München [u.a] 1989, S. 11-21.<br />
McShine, Kynaston (Hg.), Andy Warhol. Retrospektive, München [u.a] 1989.<br />
Montaigne, Michel de, Essais, ausgew., übertragen und eingel. von Arthur Franz, Stuttgart 1980.<br />
Moritz, Karl, Deutsch Ballade, Paderborn 1972.<br />
Pfeifenroth, Magdalena, Gefahrensymbol, Kultobjekt und Modeaccessoire. Zum Bedeutungswandel des Totenkopfsymbols in<br />
der westlichen Alltagskultur, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte<br />
des Menschen, Mannheim 2011, S. 353-357.<br />
// Literatur<br />
// 070
Preußler, Otfried, Zwölfe hat’s geschlagen. 3 x 13 Geschichten von Schätzen und ihren Hütern, von Hexen und Zaubermeistern,<br />
von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk, Stuttgart 1988.<br />
Schwarz, Dieter, Beim Betrachten von Gerhard Richters Bildern, in: Adriani, Götz (Hg.), Gerhard Richter - Bilder aus privaten<br />
Sammlungen, Museum Frieder Burda/ Baden-Baden (Ausstellungskatalog), Ostfi ldern 2008, S. 37-42.<br />
Sörries, Rainer, Bemalte Totenschädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der<br />
Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 257-262.<br />
Umstätter, Ulrike, Zuckerschädel in Mexiko. Totengedenken an Allerheiligen und Allerseelen, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried,<br />
Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 333-337.<br />
Westheim, Paul, Der Tod in Mexiko, Hanau 1985.<br />
Wicht, Helmut, Der knöcherne Schädel. Anatomische Annotationen, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>.<br />
Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 23-32.<br />
Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim<br />
2011.<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Große Köpfe ohne Schädel, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf<br />
Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 295-301.<br />
Wittwer-Backofen, Ursula, Kriminalistik. Die Suche nach verlorenen Gesichtern, in: Wieczorek, Alfried/ Wilfried Rosendahl<br />
(Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011, S. 339-343.<br />
Wurm, Erwin (Hg.), Städt. Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2010.<br />
Zeeb-Lanz, Andrea, Besondere Schädel und mehr. Der rätselhafte bandkeramische Ritualplatz von Herxheim (Pfalz), in: Wieczorek,<br />
Alfried/ Wilfried Rosendahl (Hgg.), <strong>Schädelkult</strong>. Kopf Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen, Mannheim 2011,<br />
S. 63-67.<br />
// Literatur<br />
// 071
Internetadressen<br />
http://www2.uni-jena.de/erzwiss/projekte_2004/martin_laudenbach_kohl/webseiteknochen/schaedel.htm<br />
http://www2.vobs.at/bio/physiologie/a-skelett.htm<br />
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/gesellschaft/144066/index.html<br />
http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/Ureinwohner/1099430,CmC=1099468.html<br />
http://bazonline.ch/kultur/diverses/Einer-der-Schrumpfkoepfe-sieht-aus-wie-Brad- Pitt/story/27536018<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/Bio/listing_bildungsstandards<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/Bk/listing_bildungsstandards<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/Eth/listing_bildungsstandards<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/G/listing_bildungsstandards<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/kR/listing_bildungsstandards<br />
http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Gym/faecher/Phil/listing_bildungsstandards<br />
http://de.harry-potter.wikia.com/wiki/Schrumpfkopf<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
http://de.wikibooks.org/wiki/Datei:Gray1196.png<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Phrenologie<br />
http://www.diefachwelt.de/Die_Fachwelt/Poster_fi les/lernposter_hals_kopf.<strong>pdf</strong><br />
http://www.geschichtslehrer-meckpom.de/media/a62a586b81df5c8cffff814efffffff2.<strong>pdf</strong><br />
http://gutenberg.spiegel.de/buch/50/1<br />
http://www.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HKM_15/HKM_Internet/med/399/399484b1-d8bd-921f-<br />
012f-31e2389e4818,22222222-2222-2222-2222-222222222222,true<br />
http://www.huber-erstehilfe.de/RettAss/Das_Skelett/knochenadas_skelett.htmlhttp://www.uni.bielefeld.de/biologie/Studenten/Schaedel/phrenologie/html.<br />
www.kath.de/kurs/symbole/reliquien.php<br />
http://www.medeco.de/dentalatlas/zahn-mund-kieferheilkunde/anatomie/<br />
http://www.mephisto-online.de/book/Sternum/54<br />
http://online-media.uni-marburg.de/voelkerkunde/shuara/Kopfjagd.html<br />
http://www.seemoz.de/kultur/schrumpfkopfe-sorgen-fur-aufsehen<br />
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/-/id=660374/nid=660374/did=4728882/skh30e/index.html<br />
http://www.uni.bielefeld.de/biologie/Studenten/Schaedel/phrenologie.html<br />
http://www.univie.ac.at/rel_jap/.<br />
http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Grundbegriffe:Buddhismus_Lehre<br />
// Internetadressen<br />
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/natur/naturwissenschaften/indexoffl ine,page=2470150.htmlhttp://<br />
www.chip.de/downloads/FotoMorph_44471656.html<br />
http://www.zeno.org/M%C3%A4rchen/M/Asien/David+Brauns%3A+Japanische+M%C3%A4rchen+und+Sagen/<br />
Gespenstersagen+und+Verwandtes/Der+Sch%C3%A4del<br />
// 072
02.Oktober 2011 bis 29. April 2012<br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr<br />
Besondere Öffnungszeiten Feiertagen fi nden Sie auf unserer Internetseite<br />
www.rem-mannheim.de www.rem-mannheim.de oder unter www.schaedelkult.de<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 12 €<br />
Begünstigte 10 €<br />
Kinder und Jugendliche (6-18 (6-18 Jahre) 5 €<br />
Gruppen (pro Person, ab ab 10 Personen) Personen) 10 € €<br />
Schulklassen (pro (pro Person) 3 €<br />
Begleitprogramm<br />
Die rem bieten neben altersgerechten altersgerechten Führungen auch spezielle Workshops<br />
für Schulklassen an. an. Weitere Weitere Informationen fi nden Sie auf unserer Internetseite<br />
www.schaedelkult.de<br />
Führungen (60 Min.) 26 € zzgl. Eintritt<br />
Workshops (Führung mit handlungsorientiertem Programm, 90 Min.) 75 € zzgl.<br />
Eintritt<br />
Zwei Begleitpersonen erhalten bei Führungen und Workshops freien Eintritt.<br />
Buchungen<br />
Telefon: +49(0)621-293.3771<br />
+49(0)621-293.3771<br />
Fax : +49(0)621-293.2138<br />
Mail : buchungen.rem@mannheim.de<br />
Kontakt<br />
Karin Brugger<br />
Leitung Museumspädagogik Sonderausstellungen<br />
Telefon: +49(0)621-293.9765<br />
Fax : +49(0)621-293.2138<br />
Mail Mail : karin.brugger@mannheim.de<br />
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// 073