Die Heinrich Jacoby – Elsa Gindler – Stiftung
Die Heinrich Jacoby – Elsa Gindler – Stiftung
Die Heinrich Jacoby – Elsa Gindler – Stiftung
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<strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> (1889<strong>–</strong>1964) und <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> (1885<strong>–</strong>1961)<br />
haben in den 1920er Jahren in Berlin in Kontakt u.a. mit der so genannten Reformpädagogik, der Psychoanalyse, den verschiedenen Körperbildungsströmungen<br />
und dem Bauhaus eine eigenständige Arbeit entwickelt, mit der sie zahlreiche pädagogische und therapeutische Verfahren entscheidend<br />
beeinflussten. Unter anderem berufen sich Erich Fromm, Fritz Perls und Ruth Cohn auf die Arbeit <strong>Gindler</strong>s und <strong>Jacoby</strong>s. In den heutigen Sprachgebrauch<br />
übersetzt, lässt sich das Anliegen <strong>Gindler</strong>s und <strong>Jacoby</strong>s als umfassende Persönlichkeitsentfaltung auf der Grundlage von Körpererfahrung, Bewegung,<br />
Selbstwahrnehmung und bewusstem Sein umreißen.<br />
Kursangebote zur Arbeit von <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> und <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong><br />
Gerade weil die Arbeit von <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> und <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> primär erfahrungs- und erlebensorientiert ist, sind die Kurse wesentlich darauf gerichtet,<br />
Erfahrungen zu vermitteln, die den Teilnehmern Inhalte und Zielsetzungen der Arbeit erschließen.<br />
<strong>Die</strong> Angebote richten sich insbesondere an Menschen,<br />
» die eigene Potentiale erweitern und Entfaltungsmöglichkeiten ausschöpfen möchten,<br />
» die mehr über sich erfahren, einen neuen Umgang mit sich, ihren Mitmenschen, ihrer Umwelt entdecken möchten,<br />
» die sich aus persönlichen oder beruflichen Gründen für Bewegung und Sprechen interessieren,<br />
» die künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten erweitern möchten,<br />
» die eine Auseinandersetzung mit sich selbst und Entfaltung der eigenen Person als Voraussetzung für Veränderungen ihres professionellen Handelns<br />
z.B. in den Bereichen Pädagogik, Therapie, Sozialarbeit, Kunst, Gesundheit verstehen,<br />
» die sich als Eltern oder Pädagogen mit den Themen Erziehung, Beziehung, Kontakt befassen und auf der Basis eigenen Erlebens Impulse beispielsweise<br />
für einen respektvollen Umgang mit Kindern und Jugendlichen suchen,<br />
» die sich für die Themen erfahrungsorientierten Lehrens und Lernens interessieren und auf der Basis eigener Erfahrungen ihr professionelles Handeln<br />
reflektieren und erweitern möchten.<br />
» <strong>Die</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> <strong>–</strong> <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> <strong>–</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Die</strong> gemeinnützige <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> <strong>–</strong> <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> <strong>–</strong> <strong>Stiftung</strong> bietet ein räumliches und inhaltliches Zentrum, in dem praktische Kurse und Veranstaltungen<br />
zur Arbeit E. <strong>Gindler</strong>s und H. <strong>Jacoby</strong>s stattfinden. Sie ermöglicht damit interessierten Menschen unterschiedlicher Berufsfelder, sozialer Stellung und<br />
Herkunft die individuelle Auseinandersetzung mit dieser Arbeit, die viele bereits über Jahrzehnte begleitet. <strong>Die</strong> in den Kursen gemachten Erfahrungen<br />
können die Menschen tiefgreifend verändern, wie zahlreiche Berichte von Teilnehmenden im Archiv der <strong>Stiftung</strong> zeigen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Arbeit E. <strong>Gindler</strong>s und H. <strong>Jacoby</strong>s und beherbergt in ihren Räumen ein umfangreiches<br />
Archiv, in dem u.a. die Nachlässe von <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> und <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> aufbewahrt sind. Durch ihre Publikationen zur Arbeit <strong>Gindler</strong>s und <strong>Jacoby</strong>s<br />
macht sie die Arbeit einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich. Eine Übersicht über die von der <strong>Stiftung</strong> herausgegebenen Titel sowie eine<br />
Literaturliste senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stiftung</strong> veranstaltet und fördert Fortbildungen für Menschen aus den Bereichen Gesundheit, Pädagogik, Therapie, Bewegung, Musik und Kunst. Auch<br />
hier haben die weitreichenden Erkenntnisse E. <strong>Gindler</strong>s und H. <strong>Jacoby</strong>s an Aktualität nicht verloren.<br />
Bitte fordern Sie unser aktuelles Veranstaltungsprogramm und zusätzliche Infomaterialien an.<br />
<strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> <strong>–</strong> <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> <strong>–</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Teplitzer Str. 9 | 14193 Berlin<br />
Tel. 030.89729605 | Fax 030.89729604<br />
info@jgstiftung.de | www.jgstiftung.de<br />
Bankverbindung: Konto-Nr. 720009057 bei der Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00<br />
Impressum: Herausgeber: <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> - <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> - <strong>Stiftung</strong> | Redaktion: Sabina Keiling, Inken Neubauer | Text S. 2, 3 u. 4: Alexandra Müller, Birgit Rohloff, Katharina Voigt | Text S. 2 (Einleitung),<br />
S. 5 u. 6: Inken Neubauer | Gestaltung: steffel:marketing&pr, Hamburg | Auflage: 2500 | Fotonachweise: Titelfoto und S. 3 oben: Sabina Keiling, S. 2: Marian Reismann. Archiv der <strong>Stiftung</strong>, S. 3 unten<br />
und S. 4: pixelio.de.<br />
»<br />
Probieren… Erfahren… Stillwerden…<br />
Worum geht es in Kursen zur Arbeit von <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> und <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong>?
<strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> (1889<strong>–</strong>1964) und <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> (1885<strong>–</strong>1961) gelten als Pioniere einer erfahrungs- und leiborientierten Pädagogik. Im Unterschied zu<br />
anderen Verfahren ihrer Zeit haben sie ihr Vorgehen nicht als Methode festgeschrieben und keine Ausbildung institutionalisiert. Heute werden „Fragen<br />
und Aufgabenstellungen aus der Arbeit von <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> und <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong>“ durch die zweite und dritte Generation von Schülerinnen und Schülern<br />
weitergegeben. Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Titel? Was sind das für Kurse? Was macht man da?<br />
Im folgenden Text soll anhand einiger Beispiele skizziert werden, worum es in den Kursen zur Arbeit von <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> und <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> geht. Er versteht<br />
sich nicht als theoretischer Basistext zur Arbeit. Vielmehr soll anschaulich werden, welche Themen in den Kursen im Zentrum stehen und wie und auf<br />
welche Weise sich ihnen genähert wird.<br />
(<br />
Ganz bei einer Sache sein<br />
An Kleinkindern ist zu erleben, wie offen und berührbar sie sind. Sie sind ganz da, reagieren unmittelbar<br />
und vertrauensvoll. In wenigen Jahren erarbeiten sie sich Zugang zum eigenen Organismus<br />
und zur Umwelt. „Immer wieder müssen wir staunen […] wie ein Kind, wenn man es nur in Ruhe<br />
lässt, sich selbständig die Welt erobert, wie es allmählich sich aufrichtet, zum Sitzen, zum Stehen,<br />
zum Gehen, zum Sprechen kommt. Wie es glücklich über alles Neue ist, es studiert und wie es so<br />
lange mit der Aufgabe ringt, bis es sie für sich gelöst hat. […] Leider hält diese Ungestörtheit nicht<br />
sehr lange an, und darum müssen wir fragen: Warum ist ein Vierjähriges meist schon verstört?<br />
Warum geht in der Schule immer mehr von dem ursprünglichen Verhalten verloren?“ (<strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong><br />
1931). <strong>Die</strong>se Erfahrung führte <strong>Elsa</strong> <strong>Gindler</strong> und <strong>Heinrich</strong> <strong>Jacoby</strong> dazu, nach Verhaltensweisen zu<br />
fragen, die diese verloren gegangenen menschlichen Möglichkeiten wieder wecken, erneut erfahrbar<br />
werden lassen und zur Entfaltung bringen.<br />
In den Kursen geht es um Auseinandersetzung mit täglichen Lebenssituationen. Im Mittelpunkt<br />
steht dabei die Frage, wie sich Vertrauen zu den eigenen Fähigkeiten selbständig erarbeiten lässt.<br />
Unser Organismus ist so eingerichtet, dass er sich unter entsprechenden Voraussetzungen selbst<br />
ordnet, reguliert und regeneriert. <strong>Die</strong> bewusste Auseinandersetzung mit diesen Möglichkeiten ist<br />
grundlegend. Denn erst wenn ein Mensch wahrnimmt, was ihn erschöpft und was ihn erfrischt,<br />
kann ihm dies auch im Alltag bewusst werden <strong>–</strong> eine Voraussetzung, sich den Gegebenheiten<br />
entsprechender zu verhalten.<br />
Das physikalische Gesetz der Erdanziehung zum Beispiel gehört zu den Lebensbedingungen eines<br />
jeden Menschen. Bewegt er sich in Beziehung zur Schwerkraft, entsteht eine der Situation und der<br />
jeweiligen Aufgabe entsprechende Spannung. Verliert er den Bezug zur Schwerkraft, kann er nur<br />
angestrengt den Alltag bewältigen. Erschöpfung und Verspannung sind häufig die Folgen.<br />
Braucht der Mensch also Entspannung?<br />
)<br />
Entspannen oder gelassen werden<br />
Alles Leben braucht Spannung. Wenn ein Mensch in Beziehung zu seinen Aufgaben ist, entsteht<br />
die dafür angemessene Spannung. Fühlt er sich angestrengt, verspannt, weist das auf sein Verhalten<br />
hin: Er ist nicht offen, nicht mit all seinen Sinnen dabei, nicht geistesgegenwärtig, engagiert<br />
sich nicht der Aufgabe entsprechend. Deshalb wird er eng, steif, ist schnell erschöpft, vielleicht<br />
spürt er sogar Schmerzen. Wenn er aber wach ist in einer Situation, anwesend wird, kann sich<br />
unnötige Spannung, die er oft sogar als Verkrampfung erlebt, lösen. Ist er gelassen, kommt er in<br />
Kontakt mit den Aufgaben und seine Möglichkeiten können spielen.<br />
In den Kursen wird versucht, solche Zusammenhänge an einfachen Aufgaben bewusst zu erleben.<br />
Das ist die Voraussetzung, um sie auch im Alltag zu entdecken, allmählich zu verstehen<br />
und auf die jeweilige Situation kontaktbereiter zu reagieren. Solche Auseinandersetzung eröffnet<br />
Orientierung über Verhaltensmöglichkeiten, mit denen der Organismus ungestörter funktionieren<br />
kann. Lebendige, ansprechende Leistungen entstehen nur spielend und können nicht durch Druck<br />
erzwungen werden. <strong>–</strong> Einsatz ist notwendig, aber welcher?<br />
»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«<br />
<strong>Die</strong>se verbreitete Lebenseinstellung geht davon aus, dass „Arbeit“ und „Vergnügen“ gegensätzlich<br />
sind, zwei sich ausschließende Dinge. Arbeit strengt an <strong>–</strong> routiniertes Vorgehen und gehetztes Dasein<br />
sind dem Menschen selbstverständlich geworden. Eine Sache/eine Aufgabe wird erledigt und die Gedanken<br />
sind doch nicht dabei. <strong>Die</strong>se geistige Abwesenheit ist anstrengend.<br />
Doch Arbeit muss nicht erschöpfen. In den Kursen wird versucht, dies an alltäglichen Aufgaben zu<br />
erfahren, die zum Leben gehören: Stehen, Gehen, Tragen, Hören, Sehen, Sprechen und anderes. Nur<br />
was bewusst erlebt ist, kann anregen und ermutigen, im Alltag Regenerationsmöglichkeiten zu erkennen<br />
und sie auch zu nutzen. „Arbeit“ <strong>–</strong> berufliche oder alltägliche Aufgaben - können zunehmend<br />
vergnüglich werden, weniger erschöpfend, Teil lebendigen Seins.<br />
(<br />
) Zur-Ruhe-Kommen<br />
Zur Ruhe kommen<br />
ist Voraussetzung für Regeneration.<br />
Sich erholen ist Wieder-Weiter-Werden; die<br />
zusammengezogenen Gewebe gehen auf, werden<br />
besser ernährt, der ganze Organismus funktioniert<br />
freier. Zur Ruhe kommen bedeutet, dass unzweckmäßige<br />
Spannung abklingt. Das geschieht von<br />
selbst, wenn der Mensch es geschehen lässt, sich<br />
Zeit lässt dafür. So, wie Kreise auf der Wasseroberfläche<br />
verebben, wenn kein neuer Kiesel geworfen<br />
wird. <strong>Die</strong> Unruhe klingt dann ab, es wird stiller in<br />
ihm. <strong>Die</strong> Lebensfunktionen sind wieder ungestörter.<br />
Still sein, bei sich sein, also Bei-Sinnen-Sein, ist<br />
notwendig, um bereit zu werden, sich einer neuen<br />
Aufgabe zuzuwenden.<br />
Da all dies nur durch eigenes Erfahren erlebt und<br />
verstanden werden kann, sind die Kurse praxis- und<br />
erfahrungsorientiert. Mit dem praktischen Erproben<br />
wächst aber auch das Wissen um physiologische,<br />
anatomische und mentale Zusammenhänge.<br />
So kann im Laufe der Zeit ein zweckmäßigeres, dem<br />
Organismus zunehmend entsprechendes Verhalten<br />
und Sich-Einsetzen entstehen. Sich selbst weniger<br />
auszubeuten und Grenzen seltener zu missachten,<br />
ist (wieder) erlernbar. Es kann neuer Kontakt zu sich<br />
selbst und dadurch auch zu anderen Menschen entstehen.