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Der Godorfer Hof - Krapp Vermietung

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<strong>Der</strong> <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong><br />

Aus der Geschichte des <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong>es zu Wesseling-Berzdorf<br />

Er repräsentiert sich auch heute noch als ein recht stattliches Anwesen. Die<br />

Silbe „dorf“, ursprünglich „torp“, in der Benennung des <strong>Hof</strong>es deutet darauf hin,<br />

dass er eine fränkische Gründung ist und ein selbständiges Ortsgebilde war. So<br />

heißt es im „Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins“ von Lacomblet<br />

ausdrücklich „Predium (Besitztum) in Gudegetorp et in Bertelstorp“. Dabei<br />

handelt es sich um den <strong>Hof</strong> in Gudegetorp und die in der damaligen Vogtei<br />

Beretelstorp gelegenen Ländereien, die zum <strong>Hof</strong>e gehörten. Auch erscheint in<br />

den alten Urkunden mehrfach die Bezeichnung „der“ oder „Unser hoff in<br />

Gutorp.“ Und selbst in der „Chronik der Pfarre Brühl“ von R. Bertram wird der<br />

<strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> noch 1809 als Nebenort von Berzdorf benannt.<br />

A r n o l d II., Graf von Wied, gründete vor seiner Ernennung zum Erzbischof<br />

von Köln im Jahre 1151 mit seiner Schwester H a d e w i g, Abtissin von Essen,<br />

auf seinem väterlichen Gut in R h i n t o r p ein adeliges Damenstift. Die<br />

Stiftskirche wurde schon am 8. Mai 1151 eingeweiht. Hadewig richtete in kurzer<br />

Zeit einen Konvent unter der Regel des hl. Benedikt ein. Die Gewänder der<br />

Schwestern waren schwarz; daher bis heute noch der Name des Orts S c h<br />

w a r z rheindorf. Zu seinem Unterhalt erhielt das Stift von Arnold und seinen<br />

Geschwistern etwa 30 Besitztümer geschenkt.<br />

1


Erzbischof P h i l i p p I. von Köln nimmt 1173 das freiadelige Stift<br />

Schwarzrheindorf, frei von jeder Vogtei, in seinen Schutz und zählt dabei die<br />

von den Stiftern geschenkten Güter einschließlich Gudegetorp auf. Später wird<br />

der <strong>Hof</strong> auch Gütorp, Gutorper- oder Goetorffer hoff genannt.<br />

Im Jahre 1176 bekundet Philipp wiederum, dass das Stift Schwarzrheindorf mit<br />

seinen sämtlichen Besitzungen unter keiner anderen Vogtei als der des<br />

Erzbischofs von Köln stehen sollte.<br />

Zu dem <strong>Hof</strong> Gudegetorp erklärt er besonders, dass dieser „zugleich mit einem<br />

<strong>Hof</strong>hörigen namens S y b o d o, teils aus eigenem Vermögen, teils aus dem der<br />

Kirche für 250 Mark von den rechtmäßigen Besitzern Christian und seiner<br />

Schwester Aleidis mit Zustimmung ihres Gatten, Lambert von M i l n h e i m und<br />

einem Hermann von S t r a b r u c h gekauft worden sei“ (Rosellen, Geschichte<br />

der Pfarreien des Dekanates Brühl). Wie lange der <strong>Hof</strong> zu dieser Zeit bestand,<br />

ist nicht mehr festzustellen.<br />

Die älteste bekannte Namensform des <strong>Hof</strong>es ist also Gudegetorp (s.hierzu auch<br />

Fabricius u.Knipping). Bei der Deutung des Stammwortes "Gudege", besteht die<br />

Möglichkeit, dass es, wie im Mittelalter durchweg üblich, den Namen des<br />

fränkischen Gründers beinhaltet.<br />

Aus dem 13. Jahrhundert erfährt man, dass von Gudegetorp Land, das dem<br />

Stift St. Cunibert in Köln gehörte, genutzt wurde. Denn am 17.7.1227<br />

verpflichteten sich Abtissin und Convent von Schwarzrheindorf zur Zins- und<br />

Kurmedezahlung von Gütern (Ländereien) des vorgenannten Stifts zu<br />

Bertenstorp (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Repertorium Schw.Rheindorf).<br />

Lt. Inventar St. Cunibert (Historisches Archiv der Stadt Köln), entscheidet das<br />

Domkapitel am 17.1.1271 bei einem vor ihm erhobenen Prozess zwischen dem<br />

Stift St. Cunibert und dem Convent des Stifts Schwarzrheindorff, dass<br />

letzteres die schuldig gebliebenen Gefälle (vorgen.Abgaben) sowie die künftig<br />

anfallenden von den Gütern St. Cuniberts in Bertenstorp zu zahlen gehalten sei.<br />

Die Gefälle betrugen<br />

2 Solidi (Goldmünzen, 313 n.Chr.von Kaiser Konstantin eingef.)<br />

2 Malter Korn und 4 Hühner.<br />

2


Nach der Übernahme der Vogtei Bertenstorp durch das Stift St. Gereon im<br />

Jahre 1273 wurde der <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> auch diesem bald abgabepflichtig.<br />

Lt. einer Aufstellung im HStA.Düsseldorf war der "<strong>Hof</strong>f Zu Gutorp" des einst<br />

abgabefreien Stifts inzwischen mit einer ganzen Reihe von Verpflichtungen<br />

belegt. So heißt es:<br />

"Erstlich ist Unser <strong>Hof</strong>f ein Diensthoff undt ist nur Unserem gnedigsten<br />

Churfürsten undt Herrn geg. Bröl (Brühl) ins Schlohs auhs dem Thiergarden undt<br />

buschen pflichtig undt weiter mit<br />

35 fähdte (Fahrten) schuldig, dehs (dazu) gibt derKellner<br />

(Verwalter oder Amtmann) für Je fahrdt für die Kost 8 albus.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Hof</strong>f gibt als Erbpfacht dem Closter St. Marty (Martin) in Cöllen<br />

3 malder weihs<br />

Dem Churfürsten in der Baumeisterey zum Bröll (Brühl)<br />

3 malder Weihs undt 1 Thaler rahmgeldt.<br />

Dem Stift St. Cunibert in Cöllen wurden am 10.1.1372<br />

2 malder haber, 2 albus, 4 höner abgegeben.<br />

Undt letzlich wurden gezahlt dem propsten Zu St. Gereon<br />

3 sümber haber und 6 höner.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Hof</strong>f gibt zehnten vom Land dem Pastor zu Berstorp undt von Lammer<br />

(Lämmer), Kalben undt fischerey der Kirch daselbst 1 Zehent".<br />

Zum "rahmgeldt" ist zu sagen, dass ein Diensthof u.a. Holzrahmen für die<br />

landesherrlichen Weingärten liefern musste. Später wurde diese Holzabgabe in<br />

Geld umgewandelt und erhielt die Bezeichnung "rahmgeldt".<br />

Das Weisthum (Gesetz) der Herrlichkeit Berzdorf von 1434 bestimmt mit § 16<br />

"dahs auf dem hove zue Goedurff 100 Schafe undt 1 Widder zu halten sind. Hält<br />

er mehr, soll er in die Burschaft (Bauern- oder Bürgerschaft) gehen".<br />

Dies besagt, dass der Hov zue Goedurff schon damals unter der Gerichtsbarkeit<br />

des Weistums stand.<br />

Am 3.3. 1495 wurde der <strong>Hof</strong> an den Bonner Zöllner Stephan von<br />

M o n t e n b u r g e r und seine Frau Metzgin (Mechtild) verpachtet. Sie<br />

bewirtschafteten den <strong>Hof</strong> 24 Jahre lang, also bis 1519.<br />

Nachfolgend besaß eine Familie von P o l h e m den <strong>Hof</strong> in Erbpacht.<br />

3


Das Repertorium von Gr.St.Martin enthält einen Vertrag vom 14. Juny 1599,<br />

wonach Hans Georg, Graf und Herr zu Mansfeldt, Edelherr zu Heldrungen, kauft<br />

von Jahan von Polhem, Conrad Weihs und Lanstein des Schwagers und den<br />

Kindern der Eheleute Werner und Ida von Polhem deren Erbgut und <strong>Hof</strong> zu<br />

Guedorff in Bertzdorffer Hoheit gelegen:<br />

Dem Verkauf war eine im Wortlaut nicht bekannte gerichtliche<br />

Auseinandersetzung vorauf gegangen. Möglicherweise wurde hier vonseiten des<br />

Stifts mit der Auseinandersetzung und dem Verkauf des <strong>Hof</strong>es die Lösung aus<br />

der Erbpacht angestrebt. Denn im gleichen und folgenden Verkaufsakt wird<br />

anschließend eine Verschreibung des <strong>Hof</strong>es wieder an die Abtissin vollzogen:<br />

"Thun Wissen, dahs aff huet dato zwischen dem wohlgebohrenen Hans Georges,<br />

Grawen undt Herrn Zu Mansfeldt, Edelherrn Zu Heldrungen und dero<br />

Ermächter Johan vanr Polnem, Conrathen Weihs, vane Lansteyn, seinen<br />

Schwager, zusambt derer Ermächters, Johan van Polhem dem alten, Peter<br />

Rumpell undt Henrich Botteram, als vürmündere mit alle (Vormünder in allen<br />

Sachen) der zwaier unmündigen Kinder seliger Werner vanr Polhelm undt Idga<br />

(Ida) seiner Hausfrauen, sonder auch jreder guitter selbst verordnet, ein<br />

stetiger fester Erbkauf uffgericht, abgeredt undt beschlohsen.<br />

Desho undt dermahs, dahs gemelter (genannter von Polhem undt Conrath Weihs,<br />

van Lansteyn für sich selbst undt Johan van Polhem der alte, Peter Rumpell,<br />

Henrich Botteram als vormündere der unmündigen kinder berürter (besagter)<br />

Johan v.Polhem Zweyter Schwester Erblich überlassen und verkaufft haben ihre<br />

Erbgut undt hoff Zu Goedurff inr Bertzdorffer Hoheit gelegen mit allem Inn-<br />

undt Zubehör, nemblich Zweyhundeıt undt Zehn morgen landts ohngefehrlich<br />

(ungefähr Zwölff morgen busch aff dem Baiderbroich, anderhalben morgen<br />

Benden wohlgemelter (wohlgenanntem) Graven undt Herrn Zu Mansfeldt undt<br />

Heldrungen mit dem ausdrüglichen Underschiede undt fürbedinge, dahs gemelter<br />

Polhem, Lansteyn undt ihre vurbestimmte (genannten) Calfacten die richterliche<br />

Sache, welche die Abtihs undt Canoníssen Zu Schwartzen Rhíndorff gegen sie<br />

ahngefange, aff irren Costen undt abgabden ausführen undt fort (ferner) stellen<br />

allenthalben caution undt glauben fur alle undt jeder vur sich, wie sie namen<br />

haben möchte (wie sie auch heißen mögen) stellen und leisten sollen wie sie danr<br />

hiemit kraff diehse notellen (Notariats-o.Verkaufvertrag) festiglich Zugesagt<br />

undt Versprochen, Fürbehalten (Vorbehaltend) doch diehse Beschweverung<br />

(Beschwerung), die wohlgemelter Graff Hans Georg uff ..unleserlich.. undt<br />

obgemelter Verkäuffere mit Zugerechnet werden sollen, nemblich (nämlich) den<br />

Herrn Zu St.Pantaleon ein halb malder haberen, Zwölff höner undt 4 schillingk.<br />

Item denen Herrn Zu St.Cuniberts Zwey malder haberen undt sechs mark. Item<br />

4


Zu dem Großen St. Martyn: 3 malder weitzen. Denen Junfferen Zu Schwartzen<br />

Rhindorff achtzehn maelder Korn undt ein Ferken jahrlichs Zu Rhindorff frey<br />

Zu liefferen.<br />

Dagegen soll undt will wohlgemelter mein gnediger Herr für all solcher<br />

überlassnıg undt erbkauff einmahl voll undt gerecht bezahlen<br />

Zwey tausent thaler,<br />

dieselbe auch inr irre der verkäuffere macht undt gewalt sollen und liefferen.<br />

Welche Lieberung dehs geldes aff negst (nächst) künftig martini dieses<br />

laufenden jahrs oder mitter zeit. Zu gefallen undt aff weiter ..unleserlich..<br />

aanzeig wohlgemelter Graw Hans Georg ahlsdan auch dagegen gebäurliche<br />

(gebührliche der übliche) ufftragt (Auftrag) auhsganck Verzeichnuhs undt<br />

tradition geschehen soll.<br />

Undt soll ahlsdan weitere undt gangsame verschreibung inre aller derbeste<br />

(allerbester) forme undt gestalt fur derende Abtihs geburt (wie der Abtihs<br />

gebührt) gefertigt undt uffgericht werden.<br />

Diehs also festiglich undt unverbrüchlich Zu halten, haben beyde obgemelte<br />

parteyen diehse Erbkauf Notell mit eigenen händen underschrieben undt mit irre<br />

pittschafter (Siegel) befestigt (bekräftigt).<br />

Dagegen nichtz zeuchen (zeugen) noch zeuchen durch jemand gestatten, bey<br />

diehser Erbkauff überlassung.<br />

Geschehen undt verhandelt zunr Brüel am vierzehnten tage Juny funffzehn<br />

Hundert Neun undt fünffzigstes Jare".<br />

Das Jahr 1567 hinterlässt eine spezifizierte Aufstellung über den damaligen<br />

Bestand des <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong>es.<br />

"Güdorffer<br />

in der Herrlichkeit Bertzdorff bey bröll gelegener hoffs Laenderey.<br />

1. Gewandt.<br />

Fünff morgen in der Berken zwischen ..unleserl.. Vier morgen daselbst.<br />

noch viertel halben morgen daselbst.<br />

Item noch zwey morgen lange unserem Banden.<br />

Drey morgen schiehsent auf unseres hoffe Garten zwischen der Cöllnıschen<br />

strahsen nach Sechten Anderthalben morgen im dahl<br />

Drey morgen in dahl<br />

5


Vier morgen daselbst<br />

7/4 daselbst<br />

Noch 7/4 nechst hiebey<br />

5/4 unit 2 morgen ahm Creutzberg<br />

drey morgen nechst hiebey<br />

1/2 morgen in diehsen drey morgen<br />

Zwantzig morgen im dahl auff dem Wehslinger Berg<br />

Fünff morgen ahm Kneinberg<br />

Vier morgen daselbst schiehsent auff den weg durch den dall<br />

anderthalben morgen daselbst<br />

Drey morgen unten ahm Kneinberg<br />

Item einen morgen scheuhst (schiehst) auf den Wehslinger Berg<br />

1/4 auf den Steynen im dhall<br />

5/4 schiehst einesteils in die Wehslinger Herrlichkeit<br />

5/4 in Wehslinger Feldt.<br />

Zweyter Gewendt.<br />

Fünff Zehn morgen liegend langs dem hoff Vor der pforten zwischen dem.hoff<br />

undt dem grünen Weg<br />

Acht morgen ahn der Linden<br />

Noch zwey morgen nechst hiebey auff der Kehlicber Strahsen<br />

Noch 3/4 morgen bey obgemelter 5/4 ahm Creutzberg<br />

Vierzig morgen schiehsent auff den grünen Weg<br />

Noch 5/4 liegt in obgemelter 40 morgen<br />

Vierte halbe morgen mit einer Klintz<br />

3/4 bey obgemelter 15 morgen.<br />

Drıtte Gewandt.<br />

Zwey undt Zwantzig morgen nechst bey den 40 morgen<br />

Drey viertel necnst hiebey<br />

Noch 7 morgen, da wo Heldungen gehört (Graf Hans Georg)<br />

Fünff Undt Zwantzig morgen nechst dem hoff<br />

Drey morgen hiebey gelegen, zwischen dem Herrn Propsten von St.Gereon undt<br />

dem Sechtener Weg<br />

Noch 5/4 im Kehlicher Feldt<br />

1/4 auff dem Kehlicher Berg in die Rinnen schiehsent<br />

5/4 im Wehslinger Feldt<br />

5/4 nechst hiebey<br />

Noch 3/4 im Wehslinger Feldt<br />

Noch 6 morgen ahm Creutzgen<br />

Noch ein halber morgen ahn der Krummer Bach<br />

Noch 1/2 morgen nechst hiebey<br />

6


Büsch<br />

Acht Zehn morgen undt 1/4 in brüller Herrlichkeit gelegen, auff das<br />

Kirchenlandt schiehsent<br />

Benden<br />

Vier morgen Benden nechst unserem hoff.“<br />

Zum Schluss der Aufstellung wird wiederum die Belastung des <strong>Hof</strong>es erwähnt.<br />

(H.St.A. Düsseldorf, Bestand Schwarzrheindorf).<br />

Im Jahre 1594 klagte das im Truchsessischen Kriege hart mitgenommene adelige<br />

Damenstift Schwarzrheindorf, "dahs bei diesem leydigen Kriegswesen“ seine<br />

Häuser, Höfe und Güter von den Feinden des Erzstiftes verbrannt, "verheert"<br />

und verwüstet worden seien? So war es gezwungen zum Wiederaufbau seiner<br />

Kirche und der Stiftsgebäude eine bedeutende Summe unter schwereren<br />

Bedingungen aufzunehmen. Hierfür musste der <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> verpfändet<br />

werden. <strong>Der</strong> Pächter des <strong>Hof</strong>es hatte als Rente für die geliehene Summe von<br />

300 Thalern dem Inhaber des Schuldbriefs, der wiederholt in andere Hände<br />

überging, jährlich 6 Thaler und 6 Malter Roggen zu zahlen und durfte vorher<br />

nichts an das Stift abgeben. Die Rente musste auch bei "Mihswachs," Hagel,<br />

Brand oder Krieg gezahlt werden (HSt.A.Köln, Podlech).<br />

Die Bezeichnung Truchsess stammt aus dem frühen Mittelalter, wo der <strong>Hof</strong>-,<br />

oder Kellermeister so benannt wurde. Später übertrug Otto d. Gr. (956-976)<br />

den Truchsessen je eines der höchsten Ämter im Deutschen Reich und damit<br />

auch die Kurwürde. So wurde noch 1577 G e b h a r d, Truchsess, Freiherr von<br />

Waldburg, zum Erzbischof und Kurfürst von Köln gewählt. Durch seinen<br />

Lebenswandel und sein Vorhaben, das Erzbistum Köln dem Protestantismus<br />

zuzuführen, geriet er mit Stadt und Land in Gegensatz, der schließlich zum<br />

Kriege führte. Dieser ist als "Truchsessischer Krieg" in die Geschichte des<br />

Kurfürstentums Köln eingegangen. Die ganze Diözese und noch ihre Umgebung<br />

musste unter diesem Kriege große Verwüstungen erleiden (Podlech).<br />

Die dem <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> auferlegten Lasten waren von dem damaligen Pächter<br />

nicht mehr zu tragen, Denn am 2O.November 1595 kamen diese, "Matthias<br />

P r i n t z und seine ehelich Hausfrau weinenden Auges Zum derzeitigen Kellner<br />

des Stiffts Schwartzen Rhindorp mit namen Lympurg" und teilten ihm mit, dass<br />

sie infolge "mihswachs undt Krieg" nicht mehr in der Lage seinen, den <strong>Hof</strong>f<br />

Guedorff weiter zu bewirtschaften.<br />

7


<strong>Der</strong> <strong>Hof</strong> wurde dann an Jakob K i r c h a r t z verpachtet.<br />

Die Pacht betrug:<br />

„einer undt Zwantzig malder Korn,<br />

vierzehn malder gersten<br />

Zwey undt Zwantzig Goldgulden undt<br />

Zwey vette schwein“<br />

mit der Bedingung, dass von Jakob Kirchartz aus der Pacht „Dr. Michaell<br />

C r o n e n b u r g s Wittiben Zu Cöllen oder deren Erben als Pension Zwey undt<br />

Zwantzig goldgulden auf tag Martini für (vor) sonnen undergangk Zu Zahlen<br />

seien. Sollte die Wittib die Pension in Frucht haben wollen, so hatte sie 12<br />

malder Korn zu bekommen.“ (HStA.Düsseldorf, Schwarzrheindorf).<br />

Binterim u.Mooren bekunden in Band II, Die Erzdiözese Köln:<br />

1599 Capitulum in Schwartzen Rheindorf.<br />

„In dere Herrlichkeit Bertesdorp ein <strong>Hof</strong>f genannt Guedorff thuet (gibt) von<br />

Artlandts (Ackerland) 200 dem Stifte und dessen Credituren<br />

Roggens 50, 6 undt gersten 6 malder, 17 fl. (florin?),<br />

9 albus, 2 heller".<br />

Die folgenden Auszüge aus den im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf lagernden<br />

Akten über Schwarzrheindorf vermitteln uns Einblick in die Geschichte des<br />

<strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong>es bis zur Säkularisation.<br />

Im.Jahre 1630 ist der <strong>Hof</strong> abgebrannt, deshalb konnte keine Pacht gezahlt<br />

werden. 1631/32 wurde die Pacht für den Wiederaufbau des <strong>Hof</strong>es verwandt.<br />

Hierzu gehört wohl auch der nachstehende Brief des damaligen Pastors zu<br />

Berzdorf:<br />

"Wohlehrwürdige undt wohledle Frau Abdihsin zu Schwarten<br />

Rhindorff des Adligen Stiffs.<br />

Diehse schlechten Menner haben Ihr arbeit gethan, ohn diehsdem welches nicht<br />

dient zu machen umb des Forsters (Försters) willen, wan der zu fro Frau<br />

Abtissin kehme.<br />

Und ein halb am (altes Weinmaß = 1 Ahm = 130-160 Líter) beers (Bier) haben sie<br />

nicht bekommen,<br />

dahs halb malder korns hat Ihnen der Halfman gemehsen.<br />

Ihm Contracte dunct Ihro wohlw.:<br />

8


machten drey Thaller wegen dehs obres Inhaltens (Einhaltens)<br />

den 15. octobris 1631 Zu Bertzdorff.<br />

Ihro wohlw. moegen fuglich (folglich oder gelegentlich) Ihne (den schlechten<br />

Mennern oder Handwerkern) den text lesen, dieweil sie so viel im zorn mit<br />

fluchen undt verwunschen In <strong>Hof</strong>f angestellt.<br />

gez.: Johannes Otto W e l i n g s, Pastor zu Bertzdorff.<br />

Notiz: herop (hierauf) bezahlt den 16.oct. neffenher (nebenher)<br />

8 risthlr."<br />

1633 sind nur Gerste und 2 Schweine geliefert worden.<br />

1634 wurde keine Pacht bezahlt.<br />

1635/36 erhielt das Stift nur Korn und Gerste.<br />

1637: keine Pacht.<br />

1638/39 ist die volle Pacht bezahlt worden.<br />

1640 wurde der <strong>Hof</strong> mit folgendem Pachtvertrag auf weitere 12 Jahre an Conrad<br />

und Marıa R y m a r verpachtet:<br />

“Wir frau Magdalena von Brempt, des frey Adeligen weltlichen Stiffs Schwartz<br />

Rhindorff Abdihsin, Catharina von Holtzem, Canonihse, Johanna Alexandrina von<br />

Efferen, Anna Maria von Hatzfeldt, Anna Guda von Hall undt fort (ferner)<br />

sambliche Capitals Jufferen des Adligen Stiffs St. Clementis Zu Schwartzen<br />

Rhindorff thun kund undt bekannen vor Uns undt Unsere Nachkonmen, dahs wir<br />

dem ehrbahren Conrad undt Maria Unseren <strong>Hof</strong>f Zu Goedorp mit allen seinen<br />

inne undt Zugehörigen gerechtigkeiten (Gerechtsamen) Zwölff nacheinander<br />

folgende Jahr, idoch Zu 6 dem es alhso gefellig Beschukundige Pfachtweihs<br />

auhsgethan undt belehnet haben thun, welches auch hiemit undt in Kraff diehses<br />

Brieffs Wir dan Sie Pachters obgt. Denselben <strong>Hof</strong>f sampt alle dehsem<br />

Zubehörigen Hauhs, Scheuern, Stallung, Landereyen, Benden, Weyden, Buschen,<br />

nichts davon ab noch auhsbescheiden, allermeysten Sie Eheleuth denselben<br />

<strong>Hof</strong>f bihs hero in pfacht undt mihslichen prauch innegehabt Auffs neue Zu<br />

pfacht undt bestandrecht ahngenohmen haben.<br />

Umb einer sicheren Jahrespfacht als nemblich, dahs Sie Uns in hmerende<br />

Pfachtjahren alles undt Jedes Jahr res /: dannen das irste aff Martiny diehses<br />

itzlaufende 1640 ahngefangen Undt die irste Lieberung aff selbiges fest des<br />

1641 Jahrs erscheynen sey undt sich alle Undt Jed Jedes Jahrs bihs nach<br />

Verlauff der Pfachtjahren befolgen:/ geben hiehin nacher Rhindorff oder vor<br />

(nach) Colle (das Stift besaß auch in Köln ein Haus) aff seyne Kosten frey undt<br />

9


unentgeldtlich liebern solle ahn Roggen 21 maldre, ahn geraten 14 maldre, ahn<br />

weitzen 1 mal 1 maldre undt ahn Erbihse (Erbsen)<br />

1 maldre, alles Cöllnisch noihsen (Cölnische Kaße), Zwey feiste Schwein undt<br />

22 Gulden, Item Zu Osteren ein Kalff (Kalb) undt 100eyer. Wie dan auch die<br />

Pfachtere undt Eheleuth die Zu diehsem <strong>Hof</strong>f gehörigen Landereyen, Bende,<br />

Weyde, Busch, Wegere Zur rechter Zeitt bawen (bauen), rondiere, behsere,<br />

miste, reinige, wassere, auch in ihrer rechte folge grabe, pflege und<br />

gerechtigkeitte (gerechtsame) erhalten. Den <strong>Hof</strong>f in seinem nothbaw (nötigen<br />

Bauwerk) erhalten undt mit Fleihs Zusehen, dahs dem gebaw (Gebäuden) einig<br />

schaden durchs feuer bemittels ihrer undt ihrigen Versambnuhs (Versäumnis)<br />

oder unflíeihs nicht zugefügt werde. alles vielmehr undt nichts darop ..unleserl...<br />

Entlich sich alhso bey ihrer Pfachtung behalde (verhalten) undt erzeigen wie<br />

solches Pfachteren gegen Ihre Herrschaft gehört. Undt wohl ansteht.<br />

Doch euch bey wherende Pfachtung einiger Befall (wenn auch während der<br />

Pachtzeit einige Fälle) durch Gottes Schenkens (Schicksal oder Fügung), es<br />

where mit Hagelschlag, mihswachs oder dergleiche sich etwas Zudrwege<br />

(zutrage), wadurch die Pfachtere Umb Nachlahs ahnZuhalde Verursachet Zu<br />

seyn vermeynen würden, solches wolle Sie innerthalb 8 tage Zeitt anmelden.<br />

Undt Uns dordurch Ursach geben den Schaden selbsten oder durch Unsere<br />

darzu verordnete Befehlshabere undt anderen persohnen besichtigen Zu lassen<br />

undt nach Befindung die gepuir undt pilligkeit Zu überordtere, Wehenthalb<br />

(weswegen) diehsem allen sollen Sie Vielgemelte (oftgenannte) Pfachters Undt<br />

Eheleuth ahn richtiger Bezahlung undt Lieberung d. Versprochenen Undt<br />

Verpflichtener Jahrspfacht auch Vonbeziehung (Einbeziehung) aller andere<br />

hierin begriffenen puncten Sie betreffend nichts entschuldigen, sondern es solle<br />

Uns undt Unserer Stiffs Kirch in alle wege ..unleserl... undt freystehen aff den<br />

Pfall (Fall) dr nichtbezahlung undt nichthaltung aller versprochenen puncten<br />

Diehsen <strong>Hof</strong>f mit allen seinen In- undt Zugehörigkeiten wiederumb ahn Uns Zu<br />

nehmen domittr (damit er) Zu erhalten undt Zu walten nach Unserem guten<br />

willen undt gefallen ohnr ihro der Pfachter oder auch Menniglichs einsprach undt<br />

Widerredc (ohne der Pächter Widerspruch). destowenig aber nicht solle sie<br />

schuldig undt gehalten seyn Wegs alle hindrstendige (Unbezahlte) Pfachten auch<br />

den Schaden, so Ihrethalber dem Gebaw durch Verwahrlosung des feuers oder<br />

sonst Zugefügt sampt alle deswege auffgewendter Kösten, schaden unit<br />

Interehse Zu ergentzen unit Zuerstatten under Verpfendung aller Ihrer Hab<br />

undt guitter (Güter) gereid undt ungereide ietzig undt kunftig wie undt woh<br />

dieselbe auch gelegen seyn moege, alles getreu undt ohne ..unleserlich..<br />

10


In Verkundt der Wahrheit haben Wir Abdihsin, Senorihsa undt Capitular-<br />

Juffere dieses mit Unseres Capituls Insiegell versiegele undt durch Unsere<br />

Kellner Zugl. underschreybe lassen.<br />

So gesehene den 21. Juny 1640.<br />

Dahs diehser Pfacntzettul 1653 erneuert werden aff (auf) Godderte B r a h s<br />

von Pingstorff unät Gertraut, eheleuthe, auff 12 Jahr langk. Darnach dahs<br />

ierste tern. Marting diehses laufenden Jahrs erscheynen seyn solle<br />

aff 21mld. Roggen, 14 mld. gersten, 1 mld. weyhs,<br />

1 mld. Erbihs, Cöllnischen Moihsen,<br />

2 feyste Schwein undt 22 gld.<br />

Zu osteren 1 Kalff undt 100 eyer<br />

sambt den Erbpfachten, wie selbiger <strong>Hof</strong>f dieselbe ausgelehnet ist.<br />

Am 16. April 1665 ist der <strong>Hof</strong> zu den gleichen Bedingungen wieder an Godderte<br />

Brahs undt Gertraut auf weitere 12 Jahre verpachtet worden. Den "truicken<br />

Weinkauf" (Verkauf ohne Weinspende des Pächters, daher "trockenen<br />

Weinkauf" genannt) hat der Pächteı mit 48 Talern bezahlt. “Undt die Fräulein<br />

haben sich darin mit je 8 Mark geteilt". Also waren zu dieser Zeit 6 Canonissen<br />

im Konvent.<br />

Das Folgende bringt zur Kenntnis, dass der <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> auch mit dörflichen<br />

Querelen zu kämpfen hatte:<br />

"1654. Hochwürdigs, hoch undt Wohlgebohrener Graff,<br />

Gnediger Herr. Euer Exzellenz,<br />

koennen Wihr underthenig demütig zu Klagen nit umgehen,<br />

wahs mahsen (welcher maßen) sich deroselben Underherrlichkeit<br />

Bertztorp undersahsen (Einwohner) ihres gefallens understehn<br />

wollen, gegen alles herpringen (Herkommen) undt ihr selbs<br />

weihstumb (gegen ihr eigenes Weistum) in Unserer negst<br />

beygelegenen hoffs Guedorp zugehöriger undt beyderseyts der<br />

Landstrahse habender Landereyen über zwey roden (Ruten) altes<br />

Landmaß von 2,5 m) langs, ihres gefallens (nach Gutdünken) Zu<br />

befahren undt Zugeprauchen, alhso kommen Uns undt Unseres Stifs<br />

Halfman dardurch in die bare (in die Haare oder in Streit geraten).<br />

In Begeren (Absicht) in mehrerem schaden Zuzufügen, unerachtet<br />

darzu keine eintzige erheb- oder bewegliche ursach vorhanden.<br />

Weilen nuhn Zu Ew Exzellenz Wihr diehs underthenig Verdrauen<br />

haben, dieselbe ein solches dero undersahsen Zu besagte Bertzdor<br />

11


Zumahlen nit guttheihsen, noch einwilligen werden, dahs Unserem<br />

Stiff dardurch solche muthwilligen schaden Zugefügt werde.<br />

So ist ahn dieselbe Ew. Exzellenz Unsere underthenige Demuetige<br />

pitt. Dieselben geruhen herüber ahn deroselben Beampten solchen<br />

gnedigen Befelch (Befehl) Zuertheilen, damit Wihr undt Unsere<br />

Halfman dihsfalls schadlos gestellt undt die Landstrahs in ihro Zwo<br />

Rodigen (Ruten) gerechtsamb nuhn allein gclahsen (gerechterweise<br />

benutzt) undt hingegen Unseres Stiffs Landerey dabey ferners mit<br />

beschädigt, sondern in Ziemenden Limitten gehalten werden möge.<br />

Underthenig Demuetige Abdihsin undt Capitular Jufferen<br />

des adeligen Stiffs Schwartzen Rhindorp".<br />

Die Antwort auf diesen Brief war leider nicht aufzufinden. Zu den Hinweis auf<br />

das Weistum, s.o., soll nicht unerwähnt bleiben, dass dies in § 14 fordert: "daß<br />

die Strahse, die von diehsem Dorff nach Goedurrf geht, bis wo die Herrschaft<br />

Bertzdorff endet, zwey Mahsruthen weit sein soll und bleiben zum Nutzen und<br />

frommen der Allgemeinheit, Zum Benutzen von den Armen als auch von den<br />

Reichen undt wer darin schirpt oder overerzet (Unrat oder Scherben/bringt) so<br />

oft undt manchmal diehs geschieht, wird den Herrn (Propst von Gereon)<br />

straffällig auff 5 mark auff Gnade“.<br />

1674 ist der <strong>Hof</strong> an Peter K r a t z oder K r a n t z und Margaretha verpachtet<br />

worden.<br />

1695 waren Rudolf C l a r e n und Margaretha Pächter.<br />

1716 Erneuerung des Pachtvertrages.<br />

Am 2.9. 1726 übernahmen den <strong>Hof</strong> Rudolf Claren und Margaretha B l a y.<br />

1745 wurde der <strong>Hof</strong> an Rudolf Claren und Barbara K u e h l verpachtet.<br />

Am 8.3.1781 schloss das Stift und der Halbwinner Wilh. C l a r e n einen Vertrag<br />

über neu aufzuführende Stallungen auf dem freiadeligen <strong>Hof</strong>f zu Guedorff:<br />

"Conditione, welche dahs hochadtlige Stifft Zu Schwartz Rhindorff mit dero<br />

Gudorffer Halbwinneren C l a r e n wegen Vornehmenden Bau deren Stallungen<br />

auff genanntem <strong>Hof</strong>f beschlohsen hat.<br />

1 tens. Hat der Halbwinner in deme zu diehsem Bau erforderlichen alleinigen<br />

Materialien /: auhser dem Bauholtz undt Steine, welches Capitulum, nebst dem<br />

alten brauchbaren Holtz, anschaffen lasset:/ als Calk, pfannen, letzen, bordt,<br />

nägel, gehänger undt was sonsten erforderlich, einen dritten Theil aus dem<br />

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seinigen, im gleichen anstatt der sonst zur reichenden Kost den dritten Theil<br />

alleinigen arbeitslohnes<br />

Zu zahlen, zwey dritte Theile aber nach Vollbrachten arbeit dem Capitel<br />

Termino einstehenden Martini Zu berechnen undt alles mit Quittungen Zu<br />

Justifizieren (zu belegen).<br />

2 tens. Hat der Halbwinner die Stallungen auf seine eigenen undt alleinige Kösten<br />

in die gefacher Zu stellen, auch die nötige fahrden Zu Verrichten.<br />

3.tens. sollte dem Halbwinner dasjenige Quantum /:welches obstehender mahsen<br />

Capitulum Zu Zwey Drittel Zu tragen hat undt Unser Halbwinner namens des<br />

Capitels für anerkaufftes Bauholtz Vorgeschohsen:/ an seinem jährlichen Pfacht<br />

quanto dergestalt proportionierlich vergütet werden, damit innerhalb 12 Jahren<br />

Zeitt selbiges völlig zahlt seye undt falls es sich tragen (zutragen) sollte, dahs<br />

der Halbwinner beim <strong>Hof</strong>f nicht so lang verbleiben würde, so will das Capitel<br />

gehalten sein, ihm oder seinen Erben die rechtmähsige Vergütung sofort<br />

ahnfleichen (auszahlen) zu lahsen.<br />

4 tens. Das abbrechen der alten ställen hat der Halbwinner auff seine Kösten<br />

undt Gefahr zu veranstalten.<br />

Zu Urkundt wehsen gegenwärtige Conditions zweyfach auhsgefertigt undt Von<br />

seiten des Capitals sowohl als den Halbwinners unterschrieben worden.<br />

So geschehen Schwartz Rhindorff den 8. Martii 1781<br />

gez.: ..unleserl..., Abdihsin<br />

gez.: Wilhelm Claren."<br />

Sambliches hochadeliges Capitel erklärt:<br />

„dahs diese Contract nicht anzunehmen wäre, weil dahs Zu Bonn die Fraw<br />

Abdihsin in ihrem Hauhs underschrieben undt datiert wurde als wenn es Zu<br />

Schwartz-Rhindurff beyen Capitel geschehen wäre."<br />

Scheinbar war das Capitel nicht damit einverstanden, dass die Abtissin den<br />

Vertrag ohne Mitwissen der Canonissen und außerhalb des Stifts abgeschlossen<br />

hatte.<br />

Aus dem Weisthum eines zu Schwarzrheindorf gehörenden Besitztümer<br />

erfahren wir noch, dass die Pächter bei der Entrichtung ihrer Pacht der hl.<br />

Messe in der Stiftskirche beiwohnen mussten. Anschließend wurden sie im Stift<br />

bewirtet und durften dazu soviel Wein trinken, dass sie eine Taube nicht mehr<br />

von einer Krähe unterscheiden konnten. Nach einer anderen Bestimmung mussten<br />

13


die Pächter noch imstande sein, drei Schritte von der Schwelle zu gehen ohne<br />

"seekrank" zu sein. Auch durfte der älteste Teilnehmer am Essen zum Dank für<br />

die gute Bewirtung die jüngste Stiftsdame küssen. Bei der Säkularisation (1803)<br />

wurden Mahlzeit und Kuss auf 75 Taler geschätzt und die Ablösungssumme um<br />

diesen Betrag vermindert (H.A.St.Köln, Podlech).<br />

Mit der vorstehenden Ablösung war auch die Schlussphase des fast 700<br />

jährigen freiadeligen Damenstifts Schwartzrheindorf gekommen. Doch schon<br />

gegen Ende des 18. Jahrhunderts ließ die Bewirtschaftung der Güter zu<br />

wünschen übrig. Das Stift war mit 8356 Reichsthalern verschuldet. <strong>Der</strong><br />

Erzbischof setzte die Abtissin 1788 ab. Die Kanonissen wurden vom Aufenthalt<br />

im Stift dispensiert. Die Kirche war geschlossen. 1794 belegten die Franzosen<br />

die leerstehenden Gebäude. Nachdem 1801 das linksrheinische Gebiet des<br />

Deutschen Reiches den Franzosen zufiel, stellte man den deutschen<br />

Reichsfürsten für ihre linksrheinischen Gebiete die rechtsrheinischen Gebiete<br />

der geistlichen Fürsten zur Verfügung. Hierbei erhielt der Fürst von Nassau-<br />

Usingen , Schwarzrheindorf und Villich.<br />

14


1804 hob dieser das Stift unter Zahlung von Pensionen an die Kanonissen<br />

gänzlich auf. Kirche und Stiftsgebäude kamen dann in den Besitz der Preußischen<br />

Domänenverwaltung. Die einzelnen stark verwüsteten Stiftsgebäude wurden vom<br />

der Bevölkerung als Steinbruch genutzt.<br />

<strong>Der</strong> Bürgermeister von Villich richtete in der Kirche eine Futterscheune ein.<br />

1818 ließ der Kölner Bankier Salomon O p p e n h e i m durch seinen<br />

Bevollmächtigten Moses Bock Kirche und Stiftsgebäude zwecks Abbruch<br />

ankaufen. <strong>Der</strong> Preußische Kanzler von H a r d e n b e r g veranlasste die<br />

Rückgängigmachung des Kaufs. Ihm ist zu verdanken, dass die einzigartige<br />

Kirche in Schwarzrheindorf erhalten blieb.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> aber wurde, wie es bei Rosellen heißt, 1802 mit 205 Morgen<br />

Ackerland an den Franzosen B o i s m a r d für 45 000 Franc verkauft.<br />

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Johann Josef Boismard errichtet das heute am Ortseingang Berzdorf stehende<br />

neugotische Wegekreuz in Erinnerung an seine 1853 verstorbene Frau Petronella<br />

und seinen 1862 verstorbenen Sohn Adolph.<br />

Das Kreuz wurde nach mehrfachen Zerstörungen immer wieder aufgebaut und im<br />

Jahr 2012 komplett saniert und einige Meter versetzt, wo es nun besser zur<br />

Geltung kommt.<br />

16


Als nächster Besitzer wird der Preußische Freiherr von S t e f f e n s genannt.<br />

Mit der Inbesitznahme durch einen Ritterbürtigen wurde der <strong>Hof</strong> lt.<br />

allerhöchster Kabinettsorder am 20.6.1868 zum Rittergut erklärt.<br />

Dies veranlasste von Steffens den <strong>Hof</strong> um 1870 um eine Burg mit Park zu<br />

erweitern. Die Burg gehören später der Firma E V A in Brühl, die ihre<br />

Gastarbeiter darin unterbrachte. Zwischen ca. 1980 bis heute wechselten die<br />

Eigentümer der Burg häufig, wobei keiner ein umsetzbares Konzept für die<br />

renovierungsbedürftige Burg realisierte.<br />

Im von zwei Säulen begrenzten und durch einen Segmentgiebel abgeschlossen<br />

Eingang des Herrenhauses des <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong>es sind die Wappen der Familien<br />

von Steffens (linke Seite) und der Familie seiner Ehefrau geb. H i t z i g (rechte<br />

Seite) eingearbeitet. Sie wurde 1866 nach der Eheschließung mit von Steffens in<br />

den Adelsstand erhoben.<br />

17


Von Steffens verkaufte den <strong>Hof</strong> 1887 an den Fabrikanten Arnold B ö n i n g e r<br />

aus Duisburg. Mit Erlass des Innenministers vom 11.3.1887 ist die Eigenschaft<br />

als Rittergut wieder aufgehoben worden, da die Voraussetzung hierfür mit der<br />

Inbesitznahme durch einen Bürgerlichen nicht mehr gegeben war.<br />

Böninger verkaufte den <strong>Hof</strong> an die Z u c k e r f a b r i k Brühl, welche <strong>Hof</strong> und<br />

Ländereien verpachtete.<br />

18


Ab 01.02.1953 pachtet Paul K r a p p den <strong>Hof</strong> von der Zuckerfabrik. Von nun an<br />

wird auch zwischen <strong>Godorfer</strong> Burg und <strong>Godorfer</strong> <strong>Hof</strong> unterschieden.<br />

1966 erwarben Paul und Waltrude <strong>Krapp</strong> die <strong>Hof</strong>anlage mit einigen Flächen in<br />

unmittelbarer Umgebung. Die meisten Ackerflächen verblieben im Eigentum der<br />

Zuckerfabrik Brühl, welche nach und nach ausgekiest oder bebaut wurden. So<br />

wurde dem <strong>Hof</strong> die Grundlage für eine reine landwirtschaftliche Nutzung<br />

entzogen.<br />

Die Eheleute <strong>Krapp</strong> errichteten zahlreiche Hallengebäude. In den Alt- und<br />

Neugebäuden unterhielten die Eheleute <strong>Krapp</strong> und die nachfolgende Generation<br />

bis 2007 eine gewerbliche Hühnerhaltung verbunden mit einem Eierhandel. Die<br />

ursprünglichen landwirtschaftlichen Aktivitäten der Familie <strong>Krapp</strong> liegen heute<br />

an anderen Standorten.<br />

Die heutigen, im Eigentum von Paul Rainer K r a p p befindlichen, <strong>Hof</strong>gebäude<br />

weisen ein Alter von ca. bis zu 380 Jahren auf. Ab dem Jahr 2000 wurden nach<br />

und nach alle Gebäudebereiche renoviert wobei der traditionelle Charakter<br />

erhalten blieb.<br />

19


<strong>Der</strong> Großteil der vorstehenden historischen Ausarbeitungen ist der mittlerweile<br />

verstorbenen Frau Becker, die in Berzdorf gelebt hat, zu verdanken.<br />

Anhang:<br />

div. kopierte Auszüge<br />

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