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Tiefe Hirnstimulation bei Alzheimer - Uniklinik Köln

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Pressemitteilung 42/2011 30. Juni 2011<br />

<strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong> <strong>bei</strong> <strong>Alzheimer</strong><br />

Studienstart nach ersten erfolgreichen Ergebnissen<br />

Die <strong>Alzheimer</strong>-Krankheit ist die häufigste neurodegenerative<br />

Erkrankung. Sie ist für 60 Prozent der weltweit etwa 24 Millionen<br />

Demenzerkrankungen verantwortlich. Obwohl in den letzten<br />

Jahren viel über <strong>Alzheimer</strong> geforscht wurde und das Wissen<br />

stetig gewachsen ist, fehlt nach wie vor ein Durchbruch in der<br />

Therapie. An der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Köln</strong> startet jetzt eine<br />

vielversprechende Studie zum erstmaligen Einsatz der <strong>Tiefe</strong>n<br />

<strong>Hirnstimulation</strong> <strong>bei</strong> <strong>Alzheimer</strong>.<br />

In einem Gemeinschaftsprojekt haben die Kliniken für Psychiatrie und<br />

Stereotaxie der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Köln</strong> eine innovative Studie zur Behandlung<br />

leichter bis mittelgradiger <strong>Alzheimer</strong>-Demenz mittels <strong>Tiefe</strong>r<br />

<strong>Hirnstimulation</strong> initiiert. Basierend auf verschiedenen aktuellen<br />

wissenschaftlichen Ergebnissen hoffen die Wissenschaftler, dass sich<br />

die <strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong> positiv auf die neuronalen Regelkreise<br />

auswirkt, die im Rahmen der <strong>Alzheimer</strong>-Demenz vom Zelluntergang<br />

betroffen sind.<br />

Als Ziel für die Stimulation im Gehirn haben die <strong>Köln</strong>er Wissenschafter<br />

vor allem den sogenannten Nucleus basalis Meynert im Visier. Ein<br />

Kernareal im Bereich des basalen Vorderhirns, das aussieht, wie eine<br />

flache Scheibe. „Die Zellen dieser Region versorgen mit dem<br />

Botenstoff Acetylcholin vielfältige Bereiche der Hirnrinde, die <strong>bei</strong> den<br />

Demenz-Kranken nicht funktionieren. Deswegen fallen selbst<br />

einfachste Tätigkeiten wie Essen oder Zähneputzen so schwer“, so<br />

Prof. Dr. Volker Sturm, Direktor der Klinik für Stereotaxie und<br />

Funktionelle Neurochirurgie der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Köln</strong>.<br />

Das Behandlungskonzept wurde von Prof. Volker Sturm gemeinsam<br />

mit dem Neurologen Prof. Hans-Joachim Freund aus Düsseldorf


entwickelt. Um das Zielareal genau zu treffen, ist Millimeterar<strong>bei</strong>t<br />

notwendig. Für diese Feinar<strong>bei</strong>t ar<strong>bei</strong>ten die Mediziner der <strong>Köln</strong>er<br />

<strong>Uniklinik</strong> mit dem Düsseldorfer Neuroanatomen Prof. Jürgen Mai<br />

zusammen.<br />

Größte Hoffnung ist, dass die Stimulation das Voranschreiten der<br />

<strong>Alzheimer</strong>-Krankheit beeinflusst und verzögert, wie Prof. Jens Kuhn,<br />

Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, erklärt:<br />

„Durch die Stimulation sollen Neurotrophine ausgeschüttet werden,<br />

also Schutz- und Wachstumsfaktoren für die Nervenzellen. Sind diese<br />

in ausreichendem Maß vorhanden, können sie den Fortbestand von<br />

neuronalen Verbindungen stabilisieren. So könnte der Verfall<br />

aufgehalten werden.“<br />

Allerdings betonen die Forscher auch, dass es für den derzeitigen<br />

hoch-experimentellen Einsatz der <strong>Tiefe</strong>n <strong>Hirnstimulation</strong> <strong>bei</strong> <strong>Alzheimer</strong>-<br />

Demenz auch viele Grenzen gibt: „Für unsere Studie kommen nur<br />

Patienten in einem frühen bis mittleren Stadium der Erkrankung in<br />

Frage. Dann, wenn die Diagnose der Demenz gestellt ist und der<br />

Patient im Alltag noch alleine gut zurecht kommt, ist der richtige<br />

Zeitpunkt für eine Stimulation“, erläutert Prof. Kuhn. „Wartet man zu<br />

lang, bis zu viele Neuronen zerstört sind, macht eine<br />

Hirnschrittmacher-Operation wahrscheinlich nur noch wenig Sinn.<br />

Darüber hinaus müssen potentielle Patienten solch einem Eingriff auch<br />

noch zustimmen können.“<br />

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Studie sind: Erfüllte<br />

Diagnosekriterien einer <strong>Alzheimer</strong>-Demenz, Deutsch als<br />

Muttersprache, Alter zwischen 60 und 80 Jahre, Fähigkeit zur<br />

Einwilligung und die Zustimmung engster Angehöriger. „Bei Interesse<br />

an der Studie stehen wir für Patienten und Angehörige gerne in<br />

unserer Gedächtnissprechstunde zu einem persönlichen<br />

Beratungsgespräch über die verschiedenen hiesigen Therapieoptionen<br />

zur Verfügung“, sagt Prof. Kuhn.<br />

„Wir hoffen, mit dem Einsatz der <strong>Tiefe</strong>n <strong>Hirnstimulation</strong> <strong>bei</strong> Patienten,<br />

die an einer <strong>Alzheimer</strong>-Demenz leiden, eine Therapie-Option schaffen<br />

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zu können, die die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert und<br />

zumindest eine Erhaltung der Lebensqualität bewirkt“, fügt Prof. Sturm<br />

hinzu.<br />

Hintergrund <strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong>:<br />

Das Verfahren der <strong>Tiefe</strong>n <strong>Hirnstimulation</strong> wurde Ende der 1980er-<br />

Jahre zur Behandlung von Bewegungsstörungen eingeführt. Bei<br />

diesem Verfahren werden dem Patienten in <strong>bei</strong>de Gehirnhemisphären<br />

Elektroden implantiert, die dann zeitlich kurze elektrische Impulse<br />

abgeben, um den Funktionszustand gestörter neuronaler Schaltungen<br />

zu beeinflussen. Die <strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong> hat sich über einen langen<br />

Beobachtungszeitraum vor allem <strong>bei</strong> Parkinson und essentiellem<br />

Tremor als sehr wirkungsvoll erwiesen.<br />

Das Verfahren der <strong>Tiefe</strong>n <strong>Hirnstimulation</strong> ist infolge seiner mittlerweile<br />

über 20-jährigen Anwendung gut bekannt und wegen seiner minimalen<br />

Invasivität nur mit geringen und seltenen Nebenwirkungen behaftet.<br />

Auch im psychiatrischen Fachgebiet stößt die <strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong><br />

aufgrund der hohen Effektstärke zunehmend auf Interesse.<br />

Die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie beschäftigt<br />

sich seit mehreren Jahren in enger Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der Klinik für<br />

Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Köln</strong> mit der<br />

Anwendung der <strong>Tiefe</strong>n <strong>Hirnstimulation</strong> auf psychiatrische<br />

Krankheitsbilder.<br />

Kontaktmöglichkeit zum Studienbüro sowie zur<br />

Gedächtnis-Sprechstunde:<br />

Diplom Psychologin Katja Hardenacke<br />

Telefon: 0221 478-87232<br />

E-Mail: gedaechtnis-sprechstunde@uk-koeln.de<br />

Homepage der Ar<strong>bei</strong>tsgruppen <strong>Tiefe</strong> <strong>Hirnstimulation</strong>:<br />

http://neurologie-psychiatrie.uk-koeln.de/psychiatrie-undpsychotherapie/forschung/ar<strong>bei</strong>tsgruppen/tiefe-hirnstimulation<br />

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Für Rückfragen:<br />

Prof. Dr. Volker Sturm<br />

Direktor der Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie<br />

Telefon: 0221 478-4580<br />

E-Mail: stereotaxie@uk-koeln.de<br />

Prof. Dr. Jens Kuhn<br />

Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Telefon: 0221 478-4005<br />

E-Mail: jens.kuhn@uk-koeln.de<br />

Christoph Wanko<br />

Pressesprecher <strong>Uniklinik</strong> <strong>Köln</strong><br />

Stabsabteilung Kommunikation<br />

Telefon: 0221 478-5548<br />

E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de<br />

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