ULA NACHRICHTEN DEZEMBER 2010
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ULA NACHRICHTEN DEZEMBER 2010
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Ausgabe 6 · Dezember <strong>2010</strong> www.ula.de<br />
Nachrichten<br />
Das Magazin des Deutschen Führungskräfteverbandes<br />
Fachkräfte<br />
Fehlanzeige?<br />
Verband: Bundesverdienstkreuz für <strong>ULA</strong>-Präsident Betz<br />
Gesundheit: Kostenerstattung wird einfacher<br />
Soziales: Beitragspflicht für Betriebsrenten teilweise verfassungswidrig
Inhalt<br />
5<br />
7<br />
8<br />
11<br />
Cover-Foto: BASF<br />
EDITORIAL<br />
03 Bundesverdienstkreuz für Dr. Joachim Betz<br />
Kommentar Ludger Ramme<br />
INTERN<br />
2 <strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong><br />
www.ula.de<br />
04 VGA – Verband mit Tradition in Versicherungswirtschaft<br />
1. Folge der Artikelserie „Verbände stellen sich vor“<br />
EUROPA<br />
04 Führungskräfte warnen vor Beschädigung der Betriebsrenten<br />
Weitreichende Pläne der EU-Kommission<br />
DAS POLITISCHE GESPRÄCH<br />
05 Ist Deutschland attraktiv für Fachkräfte?<br />
Interview mit Olaf Scholz<br />
ARBEITSRECHT<br />
07 Befristung auf Regelaltersgrenze zulässig<br />
Europäischer Gerichtshof bestätigt tarifrechtliche Praxis<br />
GESUNDHEIT<br />
08 Kostenerstattung wird einfacher<br />
Die wichtigsten Änderungen der Gesundheitsreform im Überblick<br />
MANAGEMENT<br />
09 Uneinigkeit über Frauenquote für Aufsichtsräte<br />
Umfrage des Manager Monitors<br />
SOZIALES<br />
10 Beitragspfl icht für Betriebsrenten teilweise verfassungswidrig<br />
Überraschender Beschluss des Bundesverfassungsgerichts<br />
STEUERN<br />
11 Steuervereinfachungsgesetz geplant<br />
Zwei-Jahres-Rhythmus für Steuererklärungen stößt auf Widerstand<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Deutscher Führungskräfteverband <strong>ULA</strong> · Kaiserdamm 31 · 14057 Berlin<br />
Telefon 030 3069630 · Fax 030 30696313 · E-Mail info@ula.de · www.ula.de<br />
Verantwortlich für Inhalt und Redaktion: Ludger Ramme, Andreas Zimmermann · Berlin<br />
Erscheinungsweise: 6-mal jährlich<br />
Verbreitete Aufl age: 35.000<br />
Gestaltung: Dülberg & Brendel GmbH Kommunikation · Düsseldorf<br />
Druck: Druckerei Köllen · Bonn
Timur Slapke. Foto: VAA<br />
Wechsel<br />
des <strong>ULA</strong>-<br />
Pressesprechers<br />
Kay Uwe Berg (42), Geschäftsführer Presse und<br />
Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Führungskräfteverband<br />
<strong>ULA</strong>, hat den Verband zum 30.<br />
September <strong>2010</strong> auf eigenen Wunsch verlassen,<br />
um in Berlin eine neue berufl iche Herausforderung<br />
in der Führungsebene eines Bundesverbandes<br />
anzunehmen.<br />
Neuer Ansprechpartner<br />
für die Presse ist<br />
Timur Slapke (33), seit<br />
Januar <strong>2010</strong> bereits<br />
beim <strong>ULA</strong>-Mitgliedsverband<br />
VAA Führungskräfte<br />
Chemie<br />
tätig.<br />
„Kay Uwe Berg hat die externe und interne<br />
Kommunikation der deutschen Führungskräfteverbände<br />
in bemerkenswerter Weise intensiviert<br />
und gezielt auf die Verbesserung des Bildes<br />
der mittleren Manager in Medien, Öffentlichkeit<br />
und Politik ausgerichtet“, würdigte<br />
<strong>ULA</strong>-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme den<br />
langjährigen Sprecher bei seiner Verabschiedung.<br />
<strong>ULA</strong>-Präsident Dr. Joachim Betz erklärte für<br />
den Vorstand des Spitzenverbandes: „Wir bedauern<br />
Herrn Bergs Wechsel außerordentlich<br />
und danken ihm sehr für die geleistete erfolgreiche<br />
Arbeit. Für seine neue Tätigkeit wünschen<br />
wir ihm alles erdenklich Gute und weiterhin<br />
so viel Erfolg.“<br />
Kay Berg. Foto: <strong>ULA</strong><br />
KOMMENTAR LUDGER RAMME<br />
Vorbildlich!<br />
An dieser Stelle kommuniziert normalerweiser der <strong>ULA</strong>-Präsident<br />
mit Ihnen. Insofern ist dieses Editorial eine Ausnahme, denn heute<br />
möchte ich in meiner Eigenschaft als Hauptgeschäftsführer einmal<br />
über unseren Präsidenten sprechen. Dazu besteht ein guter<br />
Grund: Am 24. November wurde Dr. Joachim Betz das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande durch die Oberbürgermeisterin der Stadt<br />
Frankfurt am Main, Dr. Petra Roth, verliehen.<br />
www.ula.de<br />
Editorial<br />
Ich freue mich, dass es in unserem Land mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
einen Orden gibt, der herausragendes Engagement würdigt. Damit wird der<br />
ausgezeichnete Bürger zum Vorbild erklärt.<br />
Ein Vorbild ist Joachim Betz allemal. Er hat sich während seines Berufslebens im Unternehmen<br />
Sanofi -Aventis (vormals Aventis S.A., vormals Höchst AG) wiederholt und an verschiedenen<br />
Stellen für das Gemeinwohl engagiert.<br />
Zusätzlich zu seiner berufl ichen Aufgabe, in der er sehr erfolgreich und über die Unternehmensgrenzen<br />
hinaus geschätzt war, hat sich der diplomierte und promovierte Chemiker<br />
Betz unter großem zeitlichen Einsatz in zahlreichen Gremien engagiert: im Unternehmenssprecherausschuss<br />
der Leitenden Angestellten, im Aufsichtsrat als Vertreter der Leitenden<br />
Angestellten, im Aufsichtsrat der Hoechster Pensionskasse, um nur die Wichtigsten<br />
zu nennen.<br />
Außerhalb des Unternehmens gehörte er viele Jahre dem ehrenamtlichen Vorstand des<br />
VAA Führungskräfte Chemie an, von 1999 bis 2003 als dessen 1. Vorsitzender. Von 2005<br />
bis 2008 war Dr. Betz Präsident des Deutschen Führungskräfteverbandes und übernahm<br />
dieses Amt im Jahr 2009 ein zweites Mal. Auch in diesen Ämtern zeichnen ihn bis heute<br />
ein unermüdliches Engagement und der Wille, Dinge zu gestalten und Verantwortung zu<br />
übernehmen, aus. Der passionierte Segler Joachim Betz ist ein Teamplayer durch und<br />
durch. Er denkt im Wir und nicht im Ich. Darum ist er bei seinen Vorstandskollegen und bei<br />
seinen Mitarbeitern beliebt und geschätzt.<br />
Auf Auszeichnungen wie den jetzt verliehenen Orden hat er nie hingearbeitet. Wichtig war<br />
ihm immer die Sache und seine Vision: Funktionierende Strukturen durch eigenes Engagement<br />
zum Wohl des Ganzen.<br />
Die Verbände der Führungskräfte haben Dr. Joachim Betz viel zu verdanken. Viel mehr, als<br />
in einer Ordensverleihung zum Ausdruck kommt. Umso mehr ist diese öffentliche Geste<br />
unseres Staates für uns alle ein Grund zur Freude. Der Vorstand und die Geschäftsstelle<br />
des Deutschen Führungskräfteverbandes gratulieren von ganzem Herzen.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Ludger Ramme, <strong>ULA</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />
Foto: <strong>ULA</strong><br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong> 3
Intern/Europa<br />
VERBÄNDE STELLEN SICH VOR – FOLGE 1<br />
VGA – Verband mit Tradition<br />
In der neuen Artikelserie „Verbände stellen<br />
sich vor“ präsentieren sich die einzelnen<br />
<strong>ULA</strong>-Verbände und zeigen so die ganze Vielfalt<br />
der Führungskräfteorganisationen. Den<br />
Anfang macht der VGA – Bundesverband<br />
der Assekuranzführungskräfte e. V.<br />
Bereits seit 1877 bietet der VGA seinen Mitgliedern<br />
eine berufsständisch orientierte „Heimat“.<br />
Zweck des Verbandes ist die Wahrnehmung und<br />
Förderung aller berufl ichen, wirtschaftlichen<br />
HANS-ULRICH<br />
BUSS<br />
ist Präsident des<br />
VGA. Foto: VGA<br />
WEITREICHENDE PLÄNE DER EU-KOMMISSION<br />
Führungskräfte warnen vor<br />
Beschädigung der Betriebsrente<br />
Der europäische Dachverband der Führungskräfte,<br />
CEC European Managers, übt Kritik<br />
an dem Grünbuch der EU-Kommission zur<br />
Rentenpolitik.<br />
Die Federführung für die schriftliche Stellungnahme<br />
lag beim Deutschen Führungskräfteverband<br />
<strong>ULA</strong>. Andreas Zimmermann, <strong>ULA</strong>-Geschäftsführer<br />
für Sozialpolitik, vertrat im Oktober<br />
bei einer Anhörung der europäischen Sozialpartner<br />
den Standpunkt der Führungskräfte<br />
im Ausschuss für Beschäftigung und Soziales<br />
des Europäischen Parlaments.<br />
und sozialen Interessen seiner Mitglieder sowie<br />
die Aus- und Weiterbildung aller in der Versicherungswirtschaft<br />
Tätigen.<br />
Entscheidender Aspekt bei der Arbeit des VGA<br />
ist die Wahrnehmung der Assekuranz-Interessen<br />
der Region. An vielen Orten liegt die Vertretung<br />
der Versicherungswirtschaft in der IHK<br />
daher bei einem VGA-Mitglied. Ebenso engagieren<br />
sich viele Mitglieder des VGA in den örtlichen<br />
Verbindungsstellen des Berufsbildungswerkes<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(BWV) sowie deren Prüfungsausschüssen.<br />
Die Mitglieder des Verbandes lernen vor Ort in<br />
der Bezirksgruppe durch persönliche Gespräche,<br />
regelmäßige Treffen und gemeinsame Veranstaltungen<br />
ihre Kollegen und die Entwicklungen<br />
des lokalen Versicherungsmarktes kennen.<br />
Der Vorteil: größere Markttransparenz und Informationsvorsprünge.<br />
Der Bundesverband der Assekuranzführungskräfte<br />
informiert Parteien, Parlamente und ih-<br />
Kritik übt die CEC an dem aus ihrer Sicht zu großen<br />
Regulierungsehrgeiz der Kommission. Eine<br />
zu weitreichende Harmonisierung der Vorschriften<br />
über die Betriebsrente könnte deren Eigenständigkeit<br />
und Unterscheidbarkeit von der privaten<br />
Vorsorge gefährden und sie für Arbeitgeber<br />
unattraktiv machen. Daher warnt die CEC<br />
vor einer unnötigen Beschädigung dieser für<br />
Führungskräfte besonders wichtigen Säule der<br />
Alterssicherung.<br />
Die CEC begrüßt indessen den ganzheitlichen<br />
Ansatz bei der Analyse der Probleme für die<br />
Rentensysteme in Europa, wie etwa der demo-<br />
4 <strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong><br />
www.ula.de<br />
OLIVER MATHAIS<br />
führt als Ver ban dsdirektor<br />
die VGA-<br />
Geschäftsstelle.<br />
Foto: VGA<br />
re Abgeordneten umfassend über seine Positionen.<br />
Auf europäischer Ebene engagiert sich<br />
der VGA in der Association Européene des Cadres<br />
de I´Assurance (AECA).<br />
Für die Mitglieder der Sprecherausschüsse der<br />
deutschen Versicherungswirtschaft veranstaltet<br />
der VGA regelmäßig sein Sprecherausschussforum.<br />
Gemeinsam mit der Deutschen<br />
Versicherungsakademie (DVA) hat er das Curriculum<br />
„Geprüfte Führungskraft im Versicherungsvertrieb“<br />
erstellt.<br />
graphischen Verschiebung oder der gewachsenen<br />
Instabilität der Kapitalmärkte. Positiv bewertet<br />
der Europäische Führungskräfte-Dachverband<br />
auch die Idee von Leitzielen für die<br />
Rentenpolitik: Angemessenheit (bezogen auf<br />
die Höhe der Altersversorgung), Sicherheit (der<br />
Rechtsansprüche und der Kapitalanlagen) und<br />
Nachhaltigkeit (der Finanzierung).<br />
Über die Hintergründe dieses politischen Dokuments<br />
wurde in der Oktober-Ausgabe der <strong>ULA</strong><br />
Nachrichten berichtet. Mehr Informationen unter<br />
www.cec-managers.org („Press Room / Position<br />
Papers“).
INTERVIEW MIT OLAF SCHOLZ<br />
Scholz: „Deutschland<br />
ist hoch attraktiv<br />
für Fachkräfte“<br />
Foto: BASF<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Herrscht aus Ihrer Sicht aktuell<br />
ein Fachkräftemangel? Welche Bereiche<br />
der Wirtschaft könnten in der näheren Zukunft<br />
besonders betroffen sein?<br />
Scholz: Probleme und Schwierigkeiten hat die<br />
deutsche Volkswirtschaft insbesondere dort, wo<br />
es um hohe Qualifi kation geht, also um Berufe<br />
für Hochschulabsolventen. Deshalb haben wir<br />
den Arbeitsmarkt für akademisch qualifi zierte<br />
Fachkräfte aus der ganzen Welt seit dem 1. Januar<br />
2009 mehr geöffnet, als sich bisher herumgesprochen<br />
hat. Bei Tätigkeiten, die man mit einer<br />
klassischen Berufsausbildung ausüben kann,<br />
herrscht bisher kein wirklicher Fachkräftemangel.<br />
Allerdings wird es zu Engpässen kommen,<br />
wenn nicht genügend ausgebildet wird und wenn<br />
manche Berufe so unattraktiv bleiben, dass niemand<br />
sich für sie interessiert. Wenn wir zum Beispiel<br />
im Pfl egebereich viele tausend zusätzliche<br />
www.ula.de<br />
Das politische Gespräch<br />
Die aktuelle Debatte zum Fachkräftemangel war das zentrale Thema eines Interviews der <strong>ULA</strong> Nachrichten mit dem ehemaligen Bundesarbeitsminister<br />
Olaf Scholz (SPD). Die Redaktion sprach mit ihm über Zuwandersregelungen und die Herausforderungen für die deutsche<br />
Bildungspolitik.<br />
Fachkräfte brauchen, aber nicht genügend fi nden,<br />
weil nicht ausreichend ausgebildet wird und<br />
die Löhne dort besonders schlecht sind, dann ist<br />
das ein selbstorganisiertes Problem. Das können<br />
aber auch wir selbst lösen.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Reichen die bestehenden Regeln<br />
zur Einwanderung und Arbeitserlaubnis für<br />
ausländische Fachkräfte bereits aus oder sehen<br />
Sie Verbesserungsmöglichkeiten?<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong> 5
Das politische Gespräch<br />
Scholz: Die bestehenden Regelungen zur Zuwanderung<br />
von Fachkräften sind weitgehend<br />
unbekannt. Für akademisch Qualifi zierte bestehen<br />
kaum Hürden, in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt<br />
Fuß zu fassen. Für Akademiker aus<br />
der Europäischen Union gibt es schon seit Anfang<br />
des letzten Jahres die Möglichkeit, in<br />
Deutschland ohne Vorrangprüfung tätig zu sein.<br />
Ab Mai 2011 haben wir die allgemeine Freizügigkeit<br />
für alle Arbeitnehmer innerhalb der Europäischen<br />
Union einschließlich der Beitrittsstaaten<br />
aus Mittel- und Osteuropa. Für akademisch<br />
qualifi zierte Spitzenkräfte aus der übrigen<br />
Welt werden zwei Dinge überprüft. Gibt es<br />
vorrangige innereuropäische Bewerber? Und<br />
verdienen die Bewerber auf den vorgesehenen<br />
Arbeitsplätzen das, was ein hiesiger Arbeitnehmer<br />
verdient. Wenn das der Fall ist, kann der<br />
Bewerber kommen.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Wie reagieren die Unternehmen?<br />
Scholz: Viele Unternehmen merken mit wachsendem<br />
Interesse, dass sie auf diese Weise Ingenieursstellen<br />
tatsächlich besetzen können, etwa<br />
indem Arbeitnehmer aus einem ausländischen<br />
Ingenieursbüro nach Deutschland versetzt<br />
werden, was bisher nicht gut funktionierte. Da-<br />
rüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, ohne<br />
Berücksichtigung der Arbeitsmarktlage nach<br />
Deutschland zu kommen. Das gilt für den Austausch<br />
von Managern innerhalb von Konzernen<br />
und ebenfalls für Absolventen deutscher Hochschulen,<br />
die eine nicht-europäische Staatsangehörigkeit<br />
haben. Diese können innerhalb eines<br />
Jahres nach ihrem Abschluss eine Stelle in<br />
Deutschland suchen, und in späteren Jahren<br />
auch vom Ausland aus. Wir haben außerdem für<br />
eine unproblematische Zuwanderungsmöglichkeit<br />
zum deutschen Arbeitsmarkt für Absolventen<br />
deutscher Auslandsschulen gesorgt. Und am<br />
Ende gibt es noch eine Möglichkeit für die Personen<br />
mit einem Einkommen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze<br />
zur deutschen Rentenversicherung,<br />
also 5.500 Euro im Monat. Diese<br />
können in Deutschland einen Arbeitsplatz annehmen,<br />
ohne dass vorher geprüft wird, ob es<br />
vorrangige inländische Bewerber gibt.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Wie beurteilen Sie die Forderung<br />
nach einem Vorrang für die Qualifi zierung<br />
inländischer arbeitsloser Fachkräfte vor der Anwerbung<br />
ausländischer Fachkräfte?<br />
Scholz: Man darf in dieser Debatte zwei Dinge<br />
nicht vermischen. Das eine ist das Vortragen<br />
Olaf Scholz ist stellvertretender Parteivorsitzender der SPD und SPD-Landesvorsitzender<br />
in Hamburg. Bis Oktober 2009 war er als Bundesarbeitsminister Mitglied der Koalitionsregierung<br />
aus CDU/CSU und SPD. Foto: Florian Jaenicke<br />
6 <strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong><br />
www.ula.de<br />
scheinbarer Argumente, die nur dazu dienen,<br />
Ressentiments aufzurühren. Das ist nicht in<br />
Ordnung. Und zum anderen die sehr nüchterne<br />
Frage, welchen Fachkräftebedarf Deutschland<br />
hat, den es nicht durch Zuwanderung lösen<br />
kann. Da ist meine Position ganz klar. Wo es um<br />
akademische Qualifi kation geht, haben wir einen<br />
Bedarf und deshalb ist der Arbeitsmarkt<br />
praktisch geöffnet.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Und im nicht-akademischen<br />
Bereich?<br />
Scholz: Im nicht-akademischen Bereich kann<br />
Deutschland seine Probleme durch gute Ausbildung<br />
selber lösen. Trotzdem sollten wir nicht<br />
vergessen, dass wir ab dem Mai des nächsten<br />
Jahres die Freizügigkeit in der Europäischen<br />
Union haben. Die wird sich recht massiv auswirken,<br />
selbst wenn die Bundesregierung noch<br />
einmal von der Möglichkeit Gebrauch machen<br />
sollte, die Freizügigkeit für Rumänien und Bulgarien<br />
noch etwas hinaus zu zögern. Am Ende<br />
werden in Europa 200 Millionen Erwerbstätige<br />
für Arbeitsplätze in Betracht kommen, das ist<br />
ein ausreichendes Potenzial. Und deshalb ist es<br />
richtig zu sagen, wir müssen die Probleme unterhalb<br />
einer Qualifi kationsstufe, die man durch<br />
ein Hochschulstudium erwirbt, durch Ausbildung<br />
hierzulande lösen. Wer das fordert, darf<br />
allerdings nicht wie die Bundesregierung gleichzeitig<br />
milliardenschwer Qualifi zierungsmöglichkeiten<br />
streichen.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten: Ist Deutschland als Ziel für<br />
ausländische Fachkräfte attraktiv? Wo liegen<br />
die Stärken und Schwächen?<br />
Scholz: Deutschland ist als Ziel für Arbeitskräfte<br />
hoch attraktiv. Das sieht man immer dann,<br />
wenn nach dem Ruf von Ländern und den vermuteten<br />
Lebensqualitäten gefragt wird. Wir haben<br />
die Schwierigkeit, dass die deutsche Sprache<br />
weniger verbreitet ist als andere Sprachen.<br />
Deswegen ist es wichtig, dass wir für Interessenten,<br />
die hier studiert haben, oder für Absolventen<br />
deutscher Auslandsschulen Brücken gebaut<br />
haben. Außerdem haben wir manche Nickeligkeiten<br />
beseitigt. Zum Beispiel können Ehegatten<br />
einer Person mit Zuwanderungserlaubnis ohne<br />
eine Vorrangprüfung einreisen und hier eine<br />
Arbeit aufnehmen. Insofern sind wir besser als<br />
unser Ruf. Wir müssen unsere Möglichkeiten nur<br />
nutzen und unsere Potenziale heben.
ALTERSBEFRISTUNGEN VON ARBEITSVERTRÄGEN<br />
Befristung auf<br />
Regelaltersgrenze zulässig<br />
Tarifvertragsparteien dürfen allgemeine Altersgrenzen<br />
festlegen, mit deren Erreichen<br />
das Arbeitsverhältnis automatisch endet.<br />
Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH)<br />
entschieden.<br />
Die Befürchtung, dass Altersbefristungen von<br />
Arbeitsverträgen in großem Umfang unwirksam<br />
sein könnten, ist mit dem Urteil vorerst gedämpft<br />
worden.<br />
Der EuGH hatte über den Fall einer 65-Jährigen<br />
zu entscheiden. Ihr Arbeitgeber hatte ihr Arbeitsverhältnis<br />
gemäß ihrem Arbeitsvertrag beendet,<br />
als sie das Alter für eine abschlagsfreie<br />
Regelaltersrente erreichte. Die Klausel im Arbeitsvertrag<br />
beruhte auf dem – von der Bundesregierung<br />
für allgemein verbindlich erklärten<br />
– Rahmentarifvertrag (RTV) für Gebäudereiniger.<br />
Aus Sicht der Klägerin, deren Rentenanspruch<br />
noch unterhalb der Schwelle zur<br />
Grundsicherung lag, verstößt die Regelung des<br />
RTV gegen das Altersdiskriminierungsverbot<br />
der EU-Richtlinie 2000/78/EG.<br />
Das Arbeitsgericht Hamburg sah dies ähnlich<br />
und legte das Verfahren dem EuGH zur Vorabentscheidung<br />
vor. Der EuGH hatte unter anderem<br />
zu prüfen, ob § 10 Nr. 5 des Allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) mit der<br />
EU-Richtlinie vereinbar ist. Diese Vorschrift erklärt<br />
Vereinbarungen für zulässig, die ein automatisches<br />
Ausscheiden vorsehen, wenn der Beschäftigte<br />
das Rentenalter erreicht.<br />
In seiner Entscheidung am 12. Oktober <strong>2010</strong><br />
(C-45-09) hat der EuGH befunden, dass § 10<br />
Nr. 5 AGG zwar eine auf dem Alter beruhende<br />
Ungleichbehandlung bewirkt, dass diese aber<br />
nicht im Widerspruch zu Europäischem Recht<br />
stehe. Laut EU-Richtlinie stellt eine altersbezogene<br />
Ungleichbehandlung keine Diskriminierung<br />
dar, wenn sie durch ein legitimes Ziel gerechtfertigt,<br />
objektiv und angemessen ausgestaltet<br />
ist. Dies sieht der EuGH bei den im strittigen<br />
Fall geprüften Vorschriften als gegeben<br />
an, trotz des sehr niedrigen Rentenanspruchs.<br />
Die Regelungen über ein automatisches Ausscheiden<br />
dienten dazu, den Zugang Jüngerer<br />
zur Beschäftigung zu fördern. Dabei handele es<br />
sich um ein legitimes Ziel nationaler Beschäftigungspolitik.<br />
Den nationalen Sozialpartnern<br />
kommt nach Ansicht des EuGH bei sozial- und<br />
beschäftigungspolitischen Zielsetzungen ein<br />
weiter Ermessensspielraum zu.<br />
Keine unmittelbare Übertragbarkeit<br />
Das Urteil ist auf rein einzelvertragliche Altersbefristungen,<br />
die bei Führungskräften weit verbreitet<br />
sind, nicht unmittelbar übertragbar. Für<br />
derartige Vereinbarungen liefert neben § 10<br />
Abs. 5 AGG auch § 41 des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch<br />
(SGB VI) konkretisierende Vorschriften.<br />
So sind Befristungen auf ein Alter, ab<br />
dem Anspruch auf eine Altersrente mit Abschlägen<br />
besteht, nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />
wirksam. Der Arbeitnehmer muss die<br />
www.ula.de<br />
Arbeitsrecht<br />
Der Gang in den Ruhestand<br />
– manchmal nicht ersehnt,<br />
sondern erzwungen. Foto:<br />
Günter Havlena – pixelio<br />
Vereinbarung in einem Dreijahreszeitraum vor<br />
dem vereinbarten Ausscheiden schriftlich bestätigt<br />
oder überhaupt erst abgeschlossen haben.<br />
Insgesamt orientiert sich die Rechtslage auch<br />
bei einzelvertraglichem Gesichtspunkten am<br />
Ziel eines Interessenausgleichs zwischen den<br />
Generationen sowie zwischen den Planungsbedürfnissen<br />
der Arbeitgeber und den Sicherungsbedürfnissen<br />
der Arbeitnehmer.<br />
Keine Rechtfertigung auf Dauer<br />
Die Altersbefristung von Arbeitsverträgen ist bis<br />
auf weiteres vom Verdacht der Altersdiskriminierung<br />
befreit. Eine Befreiung „auf ewig“ bedeutet<br />
das Urteil aber nicht. Die Altersbefristung<br />
wird ihre Geeignetheit für die Erreichung<br />
arbeitsmarktpolitischer Ziele und ihre Verhältnismäßigkeit<br />
auch in Zukunft immer wieder<br />
aufs Neue nachweisen müssen.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong> 7
Gesundheit<br />
GESUNDHEITSREFORM<br />
Kostenerstattung wird einfacher<br />
Die Gesundheitsreform tritt nach der Verabschiedung durch Bundestag und Bundesrat im November am 1. Januar 2011 in Kraft. Die <strong>ULA</strong><br />
Nachrichten präsentieren die wichtigsten Änderungen im Überblick.<br />
Steigende Beiträge in der<br />
gesetzlichen Krankenkasse<br />
Der allgemeine Beitragssatz steigt von 14,9<br />
Prozent auf 15,5 Prozent. Arbeitnehmer und<br />
pfl ichtversicherte Rentner zahlen künftig 8,2<br />
Prozent auf Arbeitseinkommen und gesetzliche<br />
Renten, Arbeitgeber und gesetzliche Rentenversicherung<br />
die verbleibenden 7,3 Prozent. Auf<br />
Betriebsrenten wird der volle Beitragssatz erhoben<br />
(vgl. hierzu auch Artikel auf Seite 10). Bei<br />
freiwillig versicherten Rentnern wird der volle<br />
Beitragssatz weiterhin auch auf alle übrigen<br />
Einkommen erhoben.<br />
Zusatzbeiträge als<br />
neue Finanzierungsquelle<br />
Kann eine Krankenkasse ihre Leistungsausgaben<br />
nicht mehr mit den Einnahmen aus dem<br />
zentralen Gesundheitsfonds decken, muss sie<br />
– wie schon seit 2009 – einen Zusatzbeitrag<br />
erheben. Neu ist, dass der Beitrag künftig zwingend<br />
als einkommensunabhängige Pauschale<br />
erhoben werden muss.<br />
Sozialausgleich<br />
Der Sozialausgleich orientiert sich nicht an der<br />
Höhe der Zusatzbeiträge der individuell gewählten<br />
Krankenkasse, sondern an einem – ab 2011<br />
jährlich von der Bundesregierung ermittelten –<br />
Durchschnittswert, der von allen Krankenkassen<br />
bundesweit erhobenen Zusatzbeiträge. Über-<br />
schreitet dieser Durchschnittswert eine Schwelle<br />
von zwei Prozent der individuellen beitragspfl<br />
ichtigen Einnahmen eines Versicherten, setzt<br />
ein „automatisierter“ Sozialausgleich ein. Dabei<br />
wird der vom Arbeitgeber oder Rentenversicherungsträger<br />
einbehaltene Versichertenbeitrag um<br />
den überschießenden Betrag verringert. Den Zusatzbeitrag<br />
muss der Versicherte weiterhin selbst<br />
und ungekürzt an die Krankenkasse entrichten.<br />
Erleichterter Wechsel<br />
in die private Krankenversicherung<br />
Der Wechsel freiwillig gesetzlich Versicherter in<br />
eine private Krankenvollversicherung wird einfacher.<br />
Arbeitnehmer können ab 2011 (wie<br />
schon bis 2007) bereits nach Ablauf des ersten<br />
Jahres mit einem regelmäßigen Einkommen<br />
oberhalb der Versicherungspflichtgrenze<br />
(49.500 Euro pro Jahr) die gesetzliche Krankenversicherung<br />
verlassen. Auch Hochschulabsolventen<br />
mit einem Einstiegsgehalt oberhalb dieser<br />
Grenze können künftig wieder direkt in die<br />
private Krankenversicherung einsteigen.<br />
Kostenerstattung erleichtert<br />
Versicherte können künftig unter erleichterten<br />
Bedingungen von ihrem Recht auf Kostenerstattung<br />
Gebrauch machen. Wer sich dafür entscheidet,<br />
sich nicht gegen Vorlage seiner Versichertenkarte,<br />
sondern gegen privatärztliche<br />
Rechnung behandeln lassen, ist künftig nur<br />
8 <strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong><br />
www.ula.de<br />
Künftig leichter möglich: Behandlung auf privatärztliche<br />
Rechnung für Kassenpatienten.<br />
Foto: AOK<br />
noch drei Monate statt wie bisher ein Jahr lang<br />
an diese Entscheidung gebunden. Der Verwaltungskostenabschlag,<br />
den die Krankenkassen<br />
für die Kostenerstattung erheben dürfen, wird<br />
auf fünf Prozent des Erstattungsbetrags begrenzt.<br />
Kürzere Bindungsfrist für Wahltarife<br />
Durch Wahltarife ihrer Krankenkassen haben<br />
Versicherte seit mehreren Jahren die Möglichkeit,<br />
durch Prämienzahlungen oder Beitragserstattungen<br />
ihre Beitragslast zu reduzieren, zum<br />
Beispiel wenn innerhalb eines Kalenderjahres<br />
keine Leistungen in Anspruch genommen werden.<br />
Die Wahl eines solchen Tarifs muss jedoch<br />
mit einem befristeten Verzicht auf das Kündigungsrecht<br />
erkauft werden. Ab 2011 sinkt die<br />
Bindungsdauer für mehrere Wahltarife von drei<br />
Jahren auf ein Jahr. Bei Selbstbehalt-Tarifen<br />
bleibt es bei einer Bindungsfrist von drei Jahren.<br />
Ein ausführlicher Überblick über die<br />
Gesundheitsreform ist in Form eines<br />
<strong>ULA</strong>-Informationsblatts erschienen.<br />
Es wurde in den Mitgliederbereichen<br />
der Internetseiten der einzelnen Verbände<br />
veröffentlicht. Alternativ kann<br />
es unter Angabe der Mitgliedsnummer<br />
unter info@ula.de bestellt werden.
MANAGER MONITOR<br />
Uneinigkeit über<br />
Frauenquote für Aufsichtsräte<br />
Erste Ebene unterhalb des Vorstandes<br />
Zweite Ebene unterhalb des Vorstandes<br />
Dritte Ebene unterhalb des Vorstandes<br />
Vierte Ebene und darunter liegende Ebenen unterhalb des Vorstandes<br />
www.ula.de<br />
Management<br />
Die Karrierechancen von Frauen sind nach wie vor durch Hindernisse und Vorurteile beeinträchtigt. Hierüber besteht laut zwischen Männern<br />
und Frauen weitgehend Einigkeit. Unterschiedliche Auffassungen bestehen hingegen über die Ursachen sowie die möglichen Abhilfen<br />
für die Ungleichbehandlung.<br />
An der Befragung zum Thema „Frauen in Führungspositionen“<br />
nahmen rund 330 Mitglieder<br />
des Umfrage-Panels Manager Monitor teil (33<br />
Prozent). Bei der Frage, wo die wesentlichen<br />
Ursachen für den niedrigen Anteil von Frauen<br />
in Führungsetagen liegen, gelangen Männer<br />
und Frauen teils zu übereinstimmenden, teils zu<br />
deutlich unterschiedlichen Einschätzungen: 88<br />
Prozent der männlichen und 76 Prozent der<br />
weiblichen Umfrageteilnehmer sehen in häufi -<br />
geren Karriereunterbrechungen von Frauen,<br />
insbesondere wegen Kindererziehung, eine<br />
wichtige Ursache.<br />
56 Prozent der Männer, aber lediglich 43 Prozent<br />
der Frauen erblicken in Unterschieden bei<br />
der Berufs- und Studienwahl einen relevanten<br />
Faktor für die derzeit geringeren Chancen von<br />
Frauen auf einen berufl ichen Aufstieg.<br />
Nahezu alle weiblichen (84 Prozent) und eine<br />
Mehrheit der männlichen (52 Prozent) Umfrageteilnehmer<br />
schließen sich der These an, dass<br />
Vorurteile über eine geringere berufl iche Durchsetzungsfähigkeit<br />
von Frauen deren berufl ichen<br />
Aufstieg behindern. Dass es auch karrierehemmende<br />
Vorurteile über das fachliche Können<br />
von Frauen gibt, bestätigen 65 Prozent der<br />
Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer.<br />
Die These, dass ein „männlicher Korpsgeist in<br />
Führungsetagen“ die Karriere von Frauen hemme,<br />
wird von 89 Prozent der Frauen und immerhin<br />
59 Prozent der Männer bejaht.<br />
Darüber hinaus nehmen sowohl Männer als<br />
auch Frauen mehrheitlich für sich in Anspruch,<br />
ihre Kollegen unabhängig vom Geschlecht zu<br />
beurteilen: Nur sieben Prozent der Männer und<br />
drei Prozent der Frauen sind der Auffassung,<br />
dass es tatsächliche geschlechtsspezifi sche<br />
Unterschiede beim fachlichen Können gibt. Die<br />
These, dass Frauen persönlich weniger durchsetzungsfähig<br />
sind, bejahen nur 23 Prozent der<br />
Wie bewerten Sie bezogen auf Ihr derzeitiges Unternehmen die Karrierechancen<br />
für Frauen in Ihrem Unternehmen in Abhängigkeit von der Führungsebene auf einer<br />
Skala von 1 (vollständige Chancengleichheit) bis 5 (systematische Benachteiligung<br />
von Frauen)?<br />
11 %<br />
15 %<br />
26 %<br />
25 %<br />
44 %<br />
34 %<br />
41 %<br />
Männer und 14 Prozent der Frauen.<br />
Befragt nach der Situation in ihren eigenen Unternehmen<br />
erkennen die Befragten noch merkliche<br />
Aufstiegshindernisse für Frauen. Auf der<br />
ersten Ebene unterhalb des Vorstands sehen lediglich<br />
36 Prozent der Befragten Chancengleichheit<br />
als ganz oder weitgehend gegeben<br />
an. Erst auf der vierten Ebene überschreitet dieser<br />
Wert die 75 Prozent-Marke.<br />
Eine Frage widmete sich den Vorschlägen der<br />
EU-Kommission für eine Erhöhung der Frauenquote<br />
in Aufsichtsräten. EU-Justizkommissarin<br />
Vivianne Reding schlägt hierfür einen Stufenplan<br />
vor. Durch ihn sollen Kapitalgesellschaften<br />
gesetzlich verpfl ichtet werden, den Anteil der<br />
Frauen in Aufsichtsräten bis 2015 auf 30 Prozent<br />
und bis 2040 auf 40 Prozent zu erhöhen.<br />
31 %<br />
33 %<br />
30 %<br />
1 2 3 4 5<br />
25 %<br />
21 %<br />
17 %<br />
16 %<br />
10 %<br />
8 %<br />
6 % 1<br />
Bei den Umfrageteilnehmern stößt diese Idee<br />
auf ein geteiltes Echo.<br />
Eine Quote nur für die Vertreter der Anteilseigner<br />
beziehungsweise für alle Gruppen im Aufsichtsrat<br />
– also einschließlich Arbeitnehmervertreter<br />
– lehnen jeweils rund 90 Prozent der<br />
männlichen Umfrageteilnehmer ab. Bei den<br />
Frauen ergibt sich hingegen eine Zustimmung<br />
in Höhe von 52 Prozent für eine Quote auf Seiten<br />
der Anteilseigner und von 70 Prozent zugunsten<br />
einer Quote für alle Gruppen im Aufsichtsrat.<br />
Nahezu spiegelbildlich dazu sind 78 Prozent der<br />
Männer, aber nur 40 Prozent der Frauen der<br />
Auffassung, die Politik solle auf Quotenregelungen<br />
verzichten und den Vorrang weiterhin freiwilligen<br />
Selbstverpfl ichtungen einräumen.<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong> 9<br />
4<br />
2
Soziales<br />
ÜBERRASCHENDER BESCHLUSS<br />
Beitragspflicht für Betriebsrenten<br />
teilweise verfassungswidrig<br />
Die Erhebung voller Krankenversicherungsbeiträge auf Betriebsrenten seit 1. Januar 2004 ist in bestimmten Fällen verfassungswidrig. Dies ergibt<br />
sich aus einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von Oktober <strong>2010</strong> (Az. 1 BvR 1660/08).<br />
Potentiell begünstigt von dem Urteil sind gesetzlich<br />
krankenversicherte Rentner,<br />
für die vom Arbeitgeber eine Versorgungszusage<br />
im Wege einer Direktversicherung<br />
erteilt wurde und<br />
die nach einem vorzeitigen Ausscheiden aus<br />
dem Arbeitsverhältnis selbst als Versicherungsnehmer<br />
in die Versicherung eingetreten<br />
sind und<br />
in der Zeit nach ihrem Ausscheiden privat eigene<br />
Beiträge in diesen Versicherungsvertrag<br />
eingezahlt haben und<br />
die ihre Altersleistung in Form einer einmaligen<br />
Kapitalzahlung erhalten haben.<br />
Alle vier Merkmale müssen kumulativ vorliegen.<br />
Vermutlich ebenfalls begünstigt sind Rentner,<br />
die eine Direktversicherung als Versicherungsnehmer<br />
privat fortgeführt haben, anstelle einer<br />
Kapitalzahlung aber eine Leibrente gewählt haben.<br />
Gleiches gilt für Versicherte, die eine zunächst<br />
privat abgeschlossene Lebensversicherung<br />
in eine Direktversicherung umgewandelt<br />
haben.<br />
Gestützt auf die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts<br />
haben die Krankenkassen Leistungen<br />
aus privat fortgeführten Direktversicherungen<br />
bisher stets in voller Höhe der Beitragszahlung<br />
unterworfen. Aus Sicht des Bundesverfassungsgerichts<br />
ist diese Praxis unvereinbar<br />
mit dem allgemeinen Gleichheitsgrundsatz aus<br />
Artikel 3 Abs. 1 Grundgesetz. Bei Versicherten<br />
mit Leistungen aus einer als Versicherungsnehmer<br />
privat fortgeführten Direktversicherung sei<br />
es vielmehr geboten, die Altersleistung aufzuteilen:<br />
in einen beitragspfl ichtigen Teilbetrag<br />
(aus während des Beschäftigungsverhältnisses<br />
gezahlten Beiträgen) und einen beitragsfreien<br />
Teilbetrag (aus nach dem Ausscheiden gezahlten<br />
Beiträgen). Das Verfahren wurde an das<br />
Bundessozialgericht zurück verwiesen, das nun<br />
auf Basis dieser Vorgaben neu entscheiden<br />
muss.<br />
Krankenkassen warten Urteil ab<br />
Die Verbände der Krankenkassen werden zuerst<br />
das erneute Urteil des Bundessozialgerichts<br />
abwarten und danach über die weitere<br />
Vorgehensweise entscheiden. Bis dahin besteht<br />
weder ein sofort wirksamer Anspruch auf Erstattung<br />
bereits gezahlter noch auf Reduzierung<br />
künftiger Beiträge.<br />
Der Anspruch auf Erstattung zu Unrecht erhobener<br />
Beiträge verjährt innerhalb von vier Kalenderjahren.<br />
Daher empfi ehlt der Deutsc he<br />
Führungskräfteverband <strong>ULA</strong> allen Rentnern, auf<br />
die die eingangs genannten Kriterien zutreffen,<br />
bis zum 31.12.<strong>2010</strong> schriftlich einen Antrag auf<br />
Erstattung der zu Unrecht erhobenen Beiträge<br />
zu stellen und eine verfassungskonforme Neuberechnung<br />
ihrer Beiträge für die Zukunft zu<br />
beantragen.<br />
10 <strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong><br />
www.ula.de<br />
Schöne und erholsame Feiertage<br />
Vorstand und Geschäftsführung des Deutsche Führungskräfteverbandes <strong>ULA</strong> wünschen<br />
allen Mitgliedern und allen übrigen Lesern der <strong>ULA</strong> Nachrichten schöne und<br />
erholsame Feiertage! Verbinden möchten wir diese Feiertagsgrüße mit einem Appell<br />
zur Unterstützung eines Spendenaufrufs:<br />
Machen Sie etwas Gutes aus Ihren ungenutzten Handys! Anstatt<br />
die Telefone in Schubladen zu vergessen, unterstützen Sie Rotary<br />
International im Kampf gegen die Kinderlähmung! Spenden Sie Ihr<br />
Handy ganz unkompliziert für die letzten Etappen hin zu einer<br />
Polio-freien Welt. Der Versand Ihres Mobiltelefons ist einfach und<br />
kostenlos.<br />
Wie es geht, erfahren Sie auf: www.handyspenden.de. Hundertausende<br />
von bedrohten Kindern werden es Ihnen danken!<br />
Ein Antrag ist nicht erforderlich wenn bereits<br />
zwischen 2004 und <strong>2010</strong> Widerspruch oder<br />
Klage erhoben wurde und wenn über diese<br />
Rechtsmittel noch nicht abschließend entschieden<br />
wurde, zum Beispiel durch eine „Ruhendstellung“.<br />
In allen übrigen Varianten der Beitragserhebung<br />
auf Betriebsrenten hat das Bundesverfassungsgericht<br />
in den letzten Jahren in mehreren<br />
Beschlüssen die Verfassungsmäßigkeit<br />
der seit 2004 geltenden Rechtsvorschriften<br />
bestätigt. Erstattungsansprüche oder Widersprüche<br />
in Fällen, auf die vorgenannten Kriterien<br />
nicht zutreffen, haben daher keine Aussicht<br />
auf Erfolg.<br />
Ein Informationsblatt nebst Mustertext für den<br />
Erstattungsantrag fi nden Mitglieder von <strong>ULA</strong>-<br />
Verbänden im Mitgliederbereich der Internetseiten<br />
ihrer jeweiligen Verbände. Alternativ<br />
kann der Text bei der Kölner Geschäftsstelle<br />
des VAA Führungskräfte Chemie angefordert<br />
werden (Tel. 0221 160010).
STEUERVEREINFACHUNGSGESETZ<br />
Zwei-Jahres-Regel<br />
stößt auf Widerstand<br />
Bereits in ihrem Koalitionsvertrag hatte die amtierende<br />
Bundesregierung angekündigt, Steuervereinfachungen<br />
umsetzen zu wollen. Inzwischen<br />
konkretisiert sich das Vorhaben. Im November<br />
haben Vertreter des Bundes und der<br />
Länder über Maßnahmen beraten, die mit einem<br />
Steuervereinfachungsgesetz voraussichtlich<br />
Anfang 2012 in Kraft treten könnten.<br />
Steuererklärung nur noch alle zwei Jahre?<br />
Bundesfi nanzminister Wolfgang Schäuble hatte<br />
bereits Anfang November öffentlich vorgeschlagen,<br />
künftig nur noch alle zwei Jahre eine Steuererklärung<br />
von den Bürgern zu verlangen. Genau<br />
gegen diesen Vorschlag regt sich jedoch Widerstand<br />
von Seiten der Bundesländer, die für<br />
die Steuerverwaltung zuständig sind. Sie beklagen,<br />
dass Schäubles Plan weder bei den Arbeitnehmern<br />
noch bei der Steuerverwaltung zu einer<br />
Vereinfachung führe und bei den Finanzämtern<br />
sogar Mehrausgaben entstünden.<br />
Ein wesentlicher Teil der Kritik bezieht sich darauf,<br />
dass nicht vorgesehen ist, eine einzelne<br />
Steuererklärung für den Zeitraum von zwei Jahren<br />
einzuführen. Stattdessen soll auch weiterhin<br />
für jedes Jahr eine eigene Erklärung abgegeben<br />
werden. Lediglich die Abgabefrist würde<br />
um 12 Monate verlängert, um einen zweijährigen<br />
Rhythmus zu ermöglichen.<br />
Kritik an dem Vorhaben übt auch die Deutsche<br />
Steuergewerkschaft. Deren Vorsitzender Dieter<br />
Ondracek hatte nach Schäubles Vorstoß darauf<br />
hingewiesen, dass rund 18 der 20 Millionen Arbeitnehmer,<br />
die regelmäßig eine Steuererklärung<br />
abgeben, mit einer Rückerstattung rechnen.<br />
Dieser Personenkreis würde voraussichtlich<br />
nicht zwei Jahre warten wollen, sondern<br />
weiterhin jährlich eine Erklärung abgeben, so<br />
Ondracek.<br />
Zudem ist vorgesehen, den zweijährigen Rhythmus<br />
nur dann zuzulassen, wenn die Einnahmen<br />
www.ula.de<br />
Steuern<br />
Die Bundesregierung will mit einem Gesetzespakt das Steuerrecht vereinfachen. Ein zentraler Punkt des Vorhabens, die Einführung eines Zwei-<br />
Jahres-Rhythmus für Steuererklärungen, stößt allerdings auf Kritik aus den Bundesländern.<br />
aus Vermietung und Verpachtung 13.000 Euro<br />
im Jahr nicht übersteigen. Die Vertreter der<br />
Bundesländer betonen, dass die Zahl der möglichen<br />
Nutzer der Regelung damit zusammengenommen<br />
auf ein Minimum sinke.<br />
Insgesamt ist bei der Steuervereinfachung ein<br />
Katalog von rund 20 Vorschlägen im Gespräch.<br />
Neben der Zwei-Jahres-Regelung für Steuererklärungen<br />
werden unter anderem Vereinfachungen<br />
bei der Berechnung der Entfernungspauschale,<br />
bei der Geltendmachung von Kinderbetreuungskosten<br />
sowie bei der Gewährung des<br />
Kindergeldes und der gemeinsamem Steuerveranlagung<br />
von Ehepaaren diskutiert.<br />
Vorerst keine größeren Entlastungen<br />
Das Bundeskabinett will die endgültigen Vorschläge<br />
zur Steuervereinfachung Anfang 2011<br />
beschließen. Wesentliche fi nanzielle Entlastungen<br />
für die Steuerzahler sind von den geplanten<br />
Änderungen jedoch nicht zu erwarten. Die<br />
Einnahmeausfälle sollen nach Angaben des<br />
Bundesfi nanzministeriums maximal 500 Millionen<br />
Euro betragen.<br />
Bald nur noch alle zwei Jahre? Die Einführung eines Zwei-Jahres-Rhythmus für Steuererklärungen<br />
ist umstritten. Foto: Andreas Morlok - pixelio<br />
<strong>ULA</strong> Nachrichten Dezember <strong>2010</strong> 11
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