Baier 2010.pdf - Umweltforum Mannheim

Artenschutz in Kleingärten,
Sportvereinen
und
Kirchengemeinden
Worauf kommt es an ?

1992 Erdgipfel von Rio
UN Konvention zum Schutz der biologischen
Vielfalt
bis heute von 192 Staaten unterzeichnet
2007 Nationale Strategie zur
biologischen Vielfalt
2010 Internationales Jahr der
Biodiversität
DUH und BfN: Deklaration
'Biologische Vielfalt in Kommunen'

Biologische Vielfalt – Biodiversität
beschreibt die Variabilität unter lebenden Organismen
jeglicher Herkunft
● Artenvielfalt
● genetische Vielfalt innerhalb einer Art
● Abundanz, d.h. Anzahl Individuen einer Art
● ökologische Vielfalt von Ökosystemen,
Lebensräumen

Städte haben eine besondere Bedeutung für
den Erhalt der Artenvielfalt
einerseits
● Kleinräumiger Strukturreichtum
● Vielfältige Nutzungsarten
● Artenvielfalt oft höher, wie im ländlichen Umland
andererseits:
● Weitere Zersiedlung bedroht die Vielfalt
● Vielfalt basiert auf der Zunahme nicht heimischer
Arten
● 10%-12% Verlust heimischer Arten in letzten 100
Jahren
● Prognose der BfN: weitere 30% Verlust bis 2010

Mannheim
● 145km² – 14.500ha
● davon sind über 50% Siedlungsfläche – 7500ha
– Kleingärten – 227ha
– Sportvereine - 170 Freisportanlagen, 6 Freibäder,
10 Reitplätze, 196 Tennisanlagen
– Kirchengemeinden
im Vergleich:
● 689ha NSG
● 3605ha LSG

Aufbau der Grünflächen
● Gehölze: Bäume und Sträucher
● Rasen, Wiesen
● Säume
● Blumenrabatten

Insekten auf heimischen Gehölzen
Salweide Schmetterlinge, Bockkäfer 213
Weißdorn Schmetterlinge, Rüsselkäfer 163
Schlehe Schmetterlinge, Rüsselkäfer 137
Hasel Bockkäfer, Wanzen 112
Brennnessel Schmetterlinge, Wanzen 107
Wildrosen Schmetterlinge, Blattwespen 103
Brombeere Schmetterlinge, Blattwespen 85
Feldahorn Schmetterlinge, Bockkäfer 73
Vogelbeere
Falulbaum/
Schmetterlinge, Wanzen 72
Kreuzdorn
Schmetterlinge, Blattläuse 45
Heckenkirsche Schmetterlinge, Blattwespen 40
Roter Hartriegel Schmetterlinge, Blattläuse 32
Wildjohannisbeere Schmetterlinge, Blattwespen 30
Liguster Schmetterlinge, Rüsselkäfer 21
Pfaffenhütchen Schmetterlinge, Bockkäfer 21
Schneeball Schmetterlinge, Blattläuse 17
Schwarzer Holunder Schmetterlinge, Blattläuse 15
Aus: Witt, Ein Garten für Vögel

Schmetterlinge auf Wiesenpflanzen
Hornklee 46
Wiesen-Flockenblume 44
Taubenkropf-Leimkraut 38
Löwenzahn 37
Taubenskabiose 34
Wiesen-Witwenblume 34
Kleiner Sauerampfer 28
Nickendes Leimkraut 28
Hufeisenklee 28
Saat-Luzerne 27
Knäuelgras 26
Wiesenklee 26
Wiesensalbei 24
Schafschwingel 24
Skabiosenflockenblume 24
Spitzwegerich 24
Schafgarbe 23
Esparsette 23
aus: floraweb,Hitliste der Schmetterlingspflanzen

Anzahl
der
Schnitte
Schnitthöhe
Belastbarkeit
Rasen 4 – 15 1-2cm strapazierbar 5-10
Kräuterrasen 2 – 6 4-6cm Begehbar
Anzahl
Pflanzenarten
10-30
Blumenwiese 1 – 3 6-10cm Nicht begehbar 20-60

Eigenschaften von Kräuterrasen und
Wiesen
● Höhere Schnitthöhe - schnellerer Wiederaustrieb
● Geringere Wasserverdunstung im Sommer
● Blütenreich, vielfältiger Lebensraum

Entwicklung von Vielschnittrasen in
Kräuterrasen oder Wiese
● Veränderung des Mährhytmus
● Neuanlage
– Umbruch oder Abtragen der Grasnarbe
– Planieren evtl. abmagern
– Einsaat von Wildsaatgut
● Streifeneinsaat von Wildsaatgut
● Geduld

Mähgeräte
Sense
Balkenmäher
Spindelmäher
Schnitt Auswirkung
auf Pflanzen
Sauberer
Schnitt
Schneller
Neuaustrieb,
geringe Verdunstung
Verlustrate
bei Tieren
Unsauberer
Langsamer
Neuaustrieb,
Scheibenmäher Schnitt erhöhte Verdunstung 20%
Sehr
Langsamer
unsauberer Neuaustrieb,
Schlegelmäher Schnitt erhöhte Verdunstung
2%
bis
100%
Nach: Oppermann,1998

Säume
● Übergang von Wiese oder Rasen zur Hecke,
Gräser und spätblühende Kräuter Johanniskraut,
Wilde Möhre, Pastinak, Disteln, Eisenkraut.......
● Mahd alle 1 bis 3 Jahre
● wichtiger Lebensraum und Überwinterungsplatz für
Insekten, Spinnen, Kleinsäuger

Pflege
● Hecken
– Oktober bis Februar auf den Stock
● Säume
– Februar/März alle 2-3 Jahre, Schnittgut
abräumen
● Wiesen
– Juni und September, Schnittgut abräumen
● Laub
– Kein Laubsauger
– In Hecken, auf Haufen sammeln

Kleingärten
25 Anlagen, 1 bis 34ha
Funktionen für Pächter
– Ruhe und Entspannung
– Körperliche Betätigung, frische Luft
– Anbau von Obst und Gemüse
– Naturerfahrung
Funktion für Allgemeinheit
– Klimaverbesserung
– Überlebensraum für heimische Tiere und Pflanzen

Strukturen im Garten
● Gehölze
Hecken und Obstbäume
● Blumenbeete
● Obst- und Gemüse
● Rasen – Wiese
● Kompost
● Totholz
● Teich
● Trockenmauer

Gehölze im Kleingarten
Weigelie, Bauernjasmin, Schneeball und co.
– Immer ungefüllt !
Holunder am Kompost
Heimische Gehölze
– Wildpflanzen statt Rindenmulch

Foto: B.Schlote-Sautter

Blumenbeete
● Bauerngarten-Stauden
– Päonien
– Sonnenblumen
– Dahlien
– Taglilien
– Anemonen
– Phlox
– Winterastern
– Sonnenhut
brauchen Düngung und sommerliches wässern

Wildblumen, 50cm hoch, sonnig, Mai-September
– Heilziest
– Skabiosen
– Knautien
– Ehrenpreis
– Hornklee

Wildblumen, 50cm, halbschattig, Mai-September
– Frauenmantel
– Ehrenpreis
– Storchscnabel
– Habichtskraut

Wildblumen, bis 200cm, sonnig, Juni-Oktober
– Königskerze
– Muskatellersalbei
– Karthäusernelke

Obst und Gemüse
– Robuste Sorten
– Kein Gift
– Mischkultur und Fruchtfolge
– Mulchen
– Gründüngung
– Jauche, Hornspäne, Kompost

Bodenpflege
Spatentiefe Humusschicht mit Zonierung
verschiedener Organismen
Gemüsebeet
– Mit Grabgabel lockern und mulchen
– Gründüngung
– Selten hacken
– Kompost oder Mist
– Kein Torf !

Herbstpflege
● Kranke Pflanzen oder Pflanzenteile entfernen
– Rosenblätter
– Faules Obst
– Pilzbefallenes Gemüse
● Bodennaher Gehölzschnitt
Frühjahrsputz
● Staudenreste abschneiden

Nützlinge fördern
– Strukturreichtum und Geduld
– Insektenhotel
– Vogelnistkästen
– Totholzhaufen
– Morsche Bretter
– Alte Hochstamm-Obstbäume erhalten
aber: keine Winterfütterung der Vögel

Trockenmauer, Lesesteinhaufen
● Eidechsen, Erdkröten, Spinnen
● Bau:
– Fundament
– Hangneigung
– wackelfreier Bau
– keine Kreuzfugen

Teich
– flache Uferbereiche
– magerer Unterboden, Kies
– Folienrand senkrecht
– spärlich bepflanzen
– keine Fische

Wege
● wassergebundene Wege statt Asphalt
● Holzlhächsel, Rindenmulch
Dach- und Fassadengrün
extensives Dach: 5-10cm Substrat
Fassade: kleine Kletterer mit Spalier
Rosen, Clematis, Geißblatt

Artenschutz - worauf kommt es an ?
Verwendung heimischer Pflanzen
Vielfältige Lebensräume schaffen
Behutsame Pflege nach ökologischen Bedürfnissen
ermöglicht vielen Tieren ein (Über)Leben in der
Stadt
● erzieht zum genauen Hinschauen
● bringt uns damit ökologische Zusammenhänge
näher
● lehrt uns Geduld
● Naturerfahrung für Stadtkinder
● macht den Wechsel Jahreszeiten erlebbar

Jeder von uns hat die Möglichkeit zu
begreifen, dass auch er, sei er auch
noch so bedeutungslos und machtlos,
die Welt verändern kann.
Jeder muss aber bei sich selbst
anfangen
Vaclav Havel

Ich bedanke mich für ihr
Aufmerksamkeit
Foto: B.Schlote-Saut