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Werkzeugüberwachung in der Zerspanung

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<strong>Werkzeugüberwachung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zerspanung</strong><br />

Um heute wettbewerbsfähig zu bleiben muss<br />

kostengünstig, schnell und bei hoher Qualität<br />

produziert werden. E<strong>in</strong>e Optimierung von<br />

Prozessabläufen zielt dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Stillstandszeiten ab. Um<br />

den Stillstand <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e durch Be- und<br />

Entladen zu vermeiden werden heute immer<br />

komplexere Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt, welche die<br />

vollständige Fertigung des Werkstücks<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Aufspannung ermöglichen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs rückt durch diese Entwicklung <strong>der</strong><br />

Stillstand durch Werkzeugbruch <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Hier kommt <strong>der</strong><br />

<strong>Werkzeugüberwachung</strong> als e<strong>in</strong>em<br />

wesentlichem Bestandteil <strong>der</strong> Prozessoptimierung e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

E<strong>in</strong> Kernproblem <strong>der</strong> Prozessoptimierung<br />

ist die richtige E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Werkzeugstandzeit. Wird diese überschätzt,<br />

kommt es aufgrund <strong>der</strong> zu<br />

hohen Belastung zum Werkzeugbruch.<br />

Dies zieht meist fatale Schäden an den<br />

nachfolgenden Werkzeugen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Masch<strong>in</strong>e nach sich. Unterschätzt man<br />

die mögliche Werkzeugstandzeit, wird<br />

das Werkzeug zu früh ausgewechselt.<br />

Unnötig hohe Stillstandszeiten <strong>der</strong><br />

Masch<strong>in</strong>e und vorzeitiger Verbrauch des<br />

Werkzeugs s<strong>in</strong>d dann die Folgen.<br />

E<strong>in</strong>e etwas bessere Methode ist die<br />

so genannte Postprozess-Überwachung.<br />

Dabei wird das Werkzeug nach <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

durch e<strong>in</strong>en Messtaster auf<br />

Bruch geprüft. Diese Brucherkennung<br />

vermeidet die gefürchteten Folgeschäden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird das tatsächliche<br />

Potential des Werkzeuges nicht wirklich<br />

erkannt. E<strong>in</strong>e ernsthafte Prozessoptimierung<br />

kann auch hier nicht erfolgen.<br />

Prozessoptimierung durch<br />

Bruch- und Verschleiß-<br />

Kontrolle während<br />

<strong>der</strong> Bearbeitung<br />

Die Firma Nordmann hat sich daher<br />

auf die Überwachung während <strong>der</strong><br />

Bearbeitung (<strong>in</strong>prozess) konzentriert.<br />

Hierbei werden die bei <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

auftretenden Kräfte und Geräusche<br />

erfasst und zeitgleich mit <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

ausgewertet. Diese Analyse erlaubt<br />

es Rückschlüsse auf den Zustand des<br />

1 - Werkzeug Technik - 17 März 2006<br />

Werkzeuges zu ziehen. So können bereits<br />

kle<strong>in</strong>ste Ausbrüche o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verschleiß<br />

des Werkzeuges erkannt werden. Die<br />

Masch<strong>in</strong>e reagiert dann mit e<strong>in</strong>em<br />

sofortigen Halt bei Bruch, o<strong>der</strong> im Falle<br />

des Verschleißes mit e<strong>in</strong>em geregelten<br />

Herunterfahren nach Ende des Bearbeitungs-Zyklusses.<br />

Oberflächen- und<br />

Formfehler können dadurch vermieden<br />

werden. Diese Inprozess-Überwachung<br />

bietet, ohne dabei Taktzeit zu verlieren,<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e verbesserte Bruchkontrolle,<br />

son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e<br />

aktive Werkzeugbruch-Prävention. Aufwendige<br />

Installationen alternativer E<strong>in</strong>richtungen,<br />

wie beispielsweise mechanische<br />

Taster im Arbeitsraum, können<br />

dabei entfallen.<br />

Verschleiß- und Bruchkontrolle im<br />

Mehrsp<strong>in</strong>del-Drehautomat per Dehnungsmessung<br />

am Kulissenhebel.<br />

Prozessbegleitende<br />

Kontrolle von<br />

CNC-Drehmasch<strong>in</strong>en<br />

Die meisten <strong>der</strong> heute erhältlichen<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d „offene“<br />

Systeme, d.h. man erhält e<strong>in</strong>en Zugriff<br />

auf die Wirkleistungs-, Drehmomento<strong>der</strong><br />

Stromwerte <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>del- und Vorschubantriebe,<br />

ohne zusätzliche Sensoren<br />

e<strong>in</strong>bauen zu müssen. Die Antriebsdaten<br />

werden zumeist über den Profibus<br />

abgegriffen. Hiermit lassen sich gute Ergebnisse<br />

erzielen. Die Messkurven werden<br />

auf dem NC-Bedienfeld o<strong>der</strong> auf<br />

e<strong>in</strong>em eigenen Flachdisplay angezeigt.<br />

Wenn ke<strong>in</strong>e NC mit Zugriff auf<br />

<strong>in</strong>terne Antriebsdaten vorhanden ist,<br />

17 März 2006 - Werkzeug Technik - 1


werden Wirkleistungsmessgeräte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Je nach Sp<strong>in</strong>delleistung s<strong>in</strong>d Bohrer<br />

bis herab zu Durchmessern von<br />

1 mm überwachbar, wobei alle 3 Phasen<br />

<strong>der</strong> Drehstrohmmotoren <strong>der</strong> Hauptsp<strong>in</strong>del<br />

und Werkzeugantriebe kontrolliert<br />

werden. Kle<strong>in</strong>ere Werkzeuge o<strong>der</strong><br />

fe<strong>in</strong>e Schlichtdrehoperationen werden<br />

mit alternativen Methoden überwacht.<br />

Hier tritt beson<strong>der</strong>s die Körperschallmessung<br />

<strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund. So können<br />

feststehende Werkzeuge über e<strong>in</strong>en auf<br />

dem Revolverkasten o<strong>der</strong> L<strong>in</strong>earschlitten<br />

fest montierten Körperschallsensor<br />

(SEA-M<strong>in</strong>i) kontrolliert werden.<br />

Falls es sich um angetriebene Bohrer<br />

handelt, sollte entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Körperschall<br />

werkstückseitig vom Werkstücksp<strong>in</strong>delgehäuse<br />

aufgenommen werden<br />

o<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>en Kühlschmierstoffstrahl<br />

als Schallwellenleiter unmittelbar am<br />

Werkzeug (Sensor SEH). Mit diesem patentierten<br />

Sensor (SEH) können selbst<br />

kle<strong>in</strong>ste Ausbrüche o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Mehrsp<strong>in</strong>delbohrköpfen<br />

<strong>der</strong> Bruch e<strong>in</strong>zelner Bohrer<br />

erkannt werden. Unglaublich dünne<br />

Bohrer mit nur 0,09 mm Durchmesser<br />

werden hiermit kontrolliert.<br />

Bei <strong>der</strong> Bearbeitung gehärteter Werkstücke<br />

s<strong>in</strong>d teilweise we<strong>der</strong> die Körperschallmessung<br />

noch die Wirkleistungsmessung<br />

geeignet um kle<strong>in</strong>ste<br />

Ausbrüche im µm-Bereich zu erkennen.<br />

Dann wird e<strong>in</strong> Kraftaufnehmer unter<br />

dem Revolverkasten o<strong>der</strong> Werkzeugträger<br />

bzw. Dehnungsaufnehmer auf dem<br />

Revolverkasten montiert, um die schnellen<br />

Kraftspitzen beim Werkzeugbruch<br />

zu erkennen.<br />

Werkzeugbruchkontrolle<br />

bei Mehrsp<strong>in</strong>del-<br />

Drehautomaten<br />

Bei Mehrsp<strong>in</strong>del-Drehautomaten werden<br />

die zur Überwachung nötigen<br />

Daten meistens über die Kraftmessung<br />

ermittelt. Die Kraft wird normalerweise<br />

an den Kulissenhebeln gemessen, <strong>in</strong>dem<br />

<strong>der</strong>en elastische Biegung über leicht anschraubbare<br />

„Krallen“ erfasst werden.<br />

Das gilt beispielsweise für Masch<strong>in</strong>en<br />

von Schütte und Gildemeister. In Tornos-<br />

Mehrsp<strong>in</strong>dlern wird h<strong>in</strong>gegen die Vorschubbewegung<br />

übertragenden Stangen<br />

gemessen. Bohrer bis herab zu 2 -3 mm<br />

Durchmesser können hiermit kontrolliert<br />

werden. Alternativ werden <strong>in</strong> hydraulischen<br />

Vorschubantrieben (z. B.<br />

Schütte PC) die Vorschubkräfte über<br />

Hydraulik-Differenzdruckaufnehmer gemessen.<br />

Falls die Kräfte <strong>der</strong> Werkzeuge<br />

zu kle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> sollten, hilft e<strong>in</strong>e Körperschallaufnahme<br />

am Werkzeughalter,<br />

o<strong>der</strong> aber die Körperschallaufnahme unmittelbar<br />

vom Werkzeug o<strong>der</strong> Werk-<br />

stück über e<strong>in</strong>en Kühlmittelschmierstoffstrahl<br />

als Schallwellenleiter (SEH).<br />

Werkstücklänge und Werkstückdurchmesser<br />

werden <strong>in</strong> Mehrsp<strong>in</strong>dlern<br />

mit fe<strong>der</strong>nden Tastern zwischen zwei<br />

Stationen beim Weiterschwenken <strong>der</strong><br />

Werkstücksp<strong>in</strong>deln kontrolliert. Der<br />

Fühler nennt sich „Pilz“ aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

Form mit dem runden abgeflachten<br />

Kopf, an dem die Werkstücke vorbei<br />

gleiten. Der Pilzkopf fe<strong>der</strong>t bei <strong>der</strong><br />

Berührung mit dem Werkstück leicht<br />

zurück entsprechend z. B. <strong>der</strong> Länge des<br />

Werkstückes.<br />

Unterschiedliche<br />

Anwendungen verlangen<br />

verschiedene<br />

Auswertemethoden<br />

Die verschiedenen Sensoren erfor<strong>der</strong>n<br />

ausgeklügelte, aber <strong>in</strong> ihrer Anwendung<br />

nicht zu komplizierte und für den<br />

Anwen<strong>der</strong> nachvollziehbare Überwachungsstrategien.<br />

Der Nordmann Tool-<br />

Monitor verwertet die Daten <strong>der</strong> Sensoren<br />

und stellt sie als Grafik dar. Dieses<br />

Bearbeitungsdiagramm ist die Grundlage<br />

für die verschiedenen Überwachungsmethoden.<br />

Bewährt hat sich hierbei die Hüllkurventechnik,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen Fällen<br />

durch geradl<strong>in</strong>ige Grenzwerte ersetzt<br />

werden kann. Die Grenzwerte kontrollieren<br />

entwe<strong>der</strong> die statische Höhe <strong>der</strong><br />

Messkurve, <strong>der</strong>en Mittelwerte o<strong>der</strong><br />

dynamische Signalanteile.<br />

Die Grenzen können graphisch mittels<br />

Touchscreen optimiert werden. Im Fall<br />

e<strong>in</strong>es falschen Alarms kann die verletzte<br />

Hüllkurvengrenze auch automatisch<br />

vom System korrigiert werden.<br />

Falls verschleißbed<strong>in</strong>gte Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er optimalen Brucherkennung<br />

bewusst kompensiert werden<br />

sollen, ist e<strong>in</strong>e automatische gleitende<br />

Anpassung <strong>der</strong> Hüllkurvengrenzen an<br />

die Messkurven aktivierbar. E<strong>in</strong>e<br />

weitere recht nützliche Eigenschaft ist<br />

die per Softwarefreischaltung nutzbare<br />

<strong>in</strong>tegrierte Masch<strong>in</strong>en- und Betriebsdatenerfassung.<br />

Damit kann von e<strong>in</strong>em<br />

zentralen PC <strong>der</strong> Betriebszustand<br />

(läuft/steht/Stillstandsgrund) <strong>der</strong> angeschlossenen<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>en o<strong>der</strong><br />

die bereits gefertigten Stückzahlen betrachtet<br />

werden. Die Tool Monitore <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Masch<strong>in</strong>en müssen hierzu<br />

über e<strong>in</strong>e Busleitung vernetzt und mit<br />

e<strong>in</strong>em PC verbunden werden, dessen<br />

Daten dann über Ethernet vom Büro-<br />

PC e<strong>in</strong>sehbar werden.<br />

Die <strong>in</strong> diesem Beitrag beschriebenen<br />

Messmöglichkeiten beziehen sich<br />

nur auf Drehmasch<strong>in</strong>en. Für Rundtaktautomaten,<br />

Bearbeitungszentren und<br />

Schleifmasch<strong>in</strong>en stehen weitere Messwertaufnehmer<br />

und Überwachungsmethoden<br />

zur Verfügung. (9602-??)<br />

Bohrerbruchkontrolle durch Körperschallaufname<br />

über e<strong>in</strong>en Kühlschmierstoffstrahl als<br />

Schallwellenleiter (Nordmann-Patent).<br />

2 - Werkzeug Technik - 17 März 2006 17 März 2006 - Werkzeug Technik - 2

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