Clostridien - Freund oder Feind im Gärprodukt - Biogas-Infoboard
Clostridien - Freund oder Feind im Gärprodukt - Biogas-Infoboard
Clostridien - Freund oder Feind im Gärprodukt - Biogas-Infoboard
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Neben der Methanbildung fällt ein nicht unerheblicher Teil an Reststoffen an, der<br />
als „Dünger“ wieder auf die Felder ausgebracht wird. In diesem Zusammenhang<br />
drängen sich Fragen nach der hygienischen Unbedenklichkeit dieser Gärreste auf.<br />
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Gülle, Silagen, Rest- und Abfallstoffe<br />
aus Landwirtschaft und Kommune je nach Beschaffenheit, Gewinnung,<br />
Behandlung, Lagerung und Transport qualitativ und quantitativ unterschiedlich<br />
stark mit obligat <strong>oder</strong> fakultativ pathogenen Mikroorganismen belastet sind.<br />
So konnten W. Philipp und R. Böhme (Hygienisches Risiko bei anaerober<br />
Verwertung von Reststoffen; KTBL-Schrift 444, 2006) zeigen, dass sich die<br />
Zellzahl an Clostridium perfringens in einer Kofermentationsanlage durch die<br />
thermophile Behandlung weder vermehren noch reduzieren ließ. Zu ähnlichen<br />
Ergebnissen kamen auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft und die<br />
TU München bei der Auswertung von Gärdaten. Sie konnten eine Vermehrung<br />
von Clostridium perfringens während der Gärversuche weder unter mesophilen<br />
noch unter thermophilen Bedingungen beobachten. Bei Untersuchungen in<br />
Österreich (J. Humer; Qualität von Abfällen aus <strong>Biogas</strong>anlagen,<br />
Umweltbundesamt, M-160, 2002) zeigte sich, dass in Gärrückständen ähnlich<br />
hohe Ke<strong>im</strong>belastungen wie <strong>im</strong> Wirtschaftsdünger zu finden sind. Auch die in 2005<br />
durchgeführte bundesweite Nachfrage bei Veterinären durch Herrn Prof. Wittmeier<br />
(Institut für Kreislaufwirtschaft, Bremen), ob Botulismus in einem Tierbestand auf<br />
die Ausbringung von Gärsubstrat aus <strong>Biogas</strong>anlagen auf Grünflächen<br />
zurückzuführen sei, ergab nach ca. 50% Rückmeldung bislang keinen einzigen<br />
bekannten Fall (persönliche Mitteilung).<br />
Hingegen vertreten Frau Prof. Monika Krüger (Uni Leipzig) und Herr Prof. Helge<br />
Böhnel (Uni Göttingen) in verschiedenen Artikeln die Ansicht, dass von Gärresten<br />
aus <strong>Biogas</strong>anlagen ein erhebliches Gefährdungspotential ausgeht. Hervorgerufen<br />
durch die Toxinbildung von C. perfringens und C. botulinum könnte es zu<br />
Vergiftungen von Tier und Mensch kommen. Insbesondere C. botulinum ist für die<br />
Bildung von toxischem Gift unter gewissen Umständen bekannt (Botulismus).<br />
Beide Wissenschaftler empfehlen daher die permanente Kontrolle der Gärreste<br />
auf die Anwesenheit dieser pathogenen Organismen, zumal sie auch von einer<br />
Vermehrung der Bakterien während der Fermentation und der Lagerung der<br />
Gärreste ausgehen.<br />
Zur Abklärung des Gefährdungspotentials werden <strong>im</strong> Auftrag des<br />
Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums an der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft unter der Führung von Prof. Weiland entsprechende<br />
Untersuchungen durchgeführt. Die zurzeit vorliegende Datenlage deutet ebenfalls<br />
nicht auf eine Erhöhung der pathogenen Ke<strong>im</strong>belastung in Gärresten hin<br />
(persönliche Mitteilung).<br />
Eine abschließende Beurteilung, ob durch die Ausbringung der Gärreste<br />
grundsätzlich eine Gefahr für Tier und Mensch besteht, ist nach Sichtung der<br />
derzeitigen Datenlage noch nicht möglich.<br />
Dr. Annette Sander PlanET <strong>Biogas</strong>technik GmbH, Up de Hacke 26, 48691 Vreden<br />
Manuela Beyer EWE <strong>Biogas</strong> GmbH & Co. KG, Isums 45a, 26409 Wittmund