In Zürich ist die Cobra-Serie störungsfrei angelaufen
In Zürich ist die Cobra-Serie störungsfrei angelaufen
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Alcan.qxp 9.8.2006 08:21 Seite 48<br />
Pro Monat verlassen ein bis zwei <strong>Cobra</strong>s <strong>die</strong> Werkhallen von Bombar<strong>die</strong>r in Villeneuve<br />
Aufnahme: Bombar<strong>die</strong>r Transportation, Markus Hiestand<br />
liches Frontdesign und ihr innovatives Fahrwerk. Nachdem <strong>die</strong> Unfallforscher<br />
bei Dekra und Winterthur <strong>die</strong> Form von Front und Heck mit dem innovativen<br />
Anticlimber für Fußgänger optimiert haben, wurde bei Pininfarina<br />
und Scala Design Technische Produkteentwicklung eine technisch<br />
machbare Struktur modelliert. Die attraktive Gestalt beihaltete u.a. <strong>die</strong><br />
aus einem <strong>Serie</strong>n-Pkw stammenden Schweinwerfer. „Mit den 3D-CAD-<br />
Daten stellten wir zuerst ein Modell im Maßstab 1:10 her, danach folgte<br />
ein Holzmodell im Maßstab 1:1“, so Heiko Tegeder und Werner Gräfensteiner<br />
von Scala Design. „Im Zuge der Optimierung der Konstruktion für<br />
<strong>die</strong> <strong>Serie</strong>nfahrzeuge sind <strong>die</strong> Seitenschürzen von Front und Heck nun geschraubt.<br />
Im Crash-Falle können sie rasch ausgetauscht werden.“ Im<br />
wahrsten Sinne wegweisend sind auch das Fahrwerk und der Antrieb der<br />
durchgehend niederflurigen <strong>Cobra</strong>-Tram. Um das Quietschen auf den engen<br />
und steilen Strecken zu eliminieren, we<strong>ist</strong> das bei Alstom in Neuhausen<br />
am Rheinfall entwickelte und gebaute Fahrwerk sechs gelenkte Radpaare<br />
auf, d.h. <strong>die</strong> Räder werden in Kurven tangential zur Schiene<br />
ausgerichtet. Eine Einzelradaufhängung mit getrennten Antrieben linksrechts<br />
begegnet den unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten in<br />
Kurven auf technisch elegante Weise.<br />
Langlebigkeit verlangt Qualitäten<br />
„Die neuen <strong>Cobra</strong> sind weitgehend ein Schweizer Produkt“, so Markus<br />
Hiestand von Bombar<strong>die</strong>r mit Stolz. „Einerseits werden <strong>die</strong> Fahrzeuge im<br />
Bombar<strong>die</strong>r-Werk in Villeneuve endmontiert und anderseits findet rund<br />
80 % der Wertschöpfung in der Schweiz bei unseren Systemlieferanten<br />
und Zulieferern statt. Als einer der wichtigsten Partner <strong>ist</strong> Alcan zu nennen,<br />
welche nicht nur hochwertige Strangpressprofile aus dem Press-werk<br />
in Sierre, sondern aus Altenrhein auch sämtliche Strukturelemente des Aluminium-Hybrid-Wagenkastens<br />
liefert. Alcan zeichnet auch verantwortlich<br />
für <strong>die</strong> Festigkeitsberechnungen des gesamten Wagenkastens. Bei den<br />
TIG-Schutzgas-Schweißungen der Fahrgastzelle vertraut Bombar<strong>die</strong>r auf<br />
das langjährige Know-how der Aluminium-Spezial<strong>ist</strong>en bei Alcan und<br />
beim Einsetzen des Composite-Dachs und der -Böden in <strong>die</strong> Rahmenstruktur<br />
kommen <strong>die</strong> zuverlässigen Produkte von der Firma Sika zur<br />
Anwendung. Um Gewicht zu sparen, wurde in Zusammenarbeit mit der<br />
Firma Richard in Murgenthal ein leichter und trotzdem robuster Stromabnehmer<br />
aus Aluminium konstruiert. Die hochwertigen Sitzbezüge werden<br />
bei Lantal Textiles in Langenthal, bekannt auch durch <strong>die</strong> Flugzeugbestuhlungen,<br />
gewoben und der 4 mm dicke, nahtlos geschliffene und<br />
versiegelte Granulatboden <strong>ist</strong> eine Entwicklung von Walo Bertschinger.“<br />
„Da <strong>die</strong> VBZ in ihrer Zentralwerkstätte sämtliche Unterhaltsarbeiten selbst<br />
verrichtet, reduziert <strong>die</strong> Kundennähe der Lieferanten <strong>die</strong> Stillstandzeiten“,<br />
so Zürcher von den VBZ und Hiestand von Bombar<strong>die</strong>r mit Übereinstimmung.<br />
Bege<strong>ist</strong>ert <strong>ist</strong> man bei den VBZ auch von der Reparaturfreundlichkeit<br />
der Schürzen und Seitenpaneele, welche im Kollisionsfall innerhalb<br />
weniger Stunden ausgewechselt werden können.<br />
48<br />
INDUSTRIE & PRODUKT<br />
Gewichtseinsparungen zahlen sich aus<br />
Die von Alcan Composite Structures entwickelte Aluminium-Hybrid-Bauweise<br />
erlaubt bei der Fahrzeuggestaltung große Geometrie-Freiheiten.<br />
Während <strong>die</strong> Front- und Heckkabinen sowie <strong>die</strong> Seitenwandpaneele in Faserverbundwerkstoff-Technologie<br />
hergestellt werden, be<strong>die</strong>nte man sich<br />
beim Wagenboden, bei den Seitenwänden und beim Dach einer geschweißten<br />
und geklebten Aluminium-Konstruktion. Die besonders leichte<br />
Sandwich-Lösung, welche bei den beiden nichtangetriebenen Modulen<br />
der fünfgliedrigen Tram als Wagenboden zum Einbau gelangt, bietet für<br />
den Kunden nicht nur Gewichts- und Preis-Vorteile. Dank den hervorragenden<br />
wärme- und schalltechnischen Eigenschaften verringert sich der<br />
Isolationsbedarf im Fahrzeuginneren. Zusammen mit der elektrischen Bodenheizung<br />
<strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Cobra</strong> auch im Winter angenehm warm. Auch unter<br />
dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung<br />
macht sich der Einsatz von Leichtbau-Fahrzeugen bezahlt. Betrachten wir<br />
den Energiebedarf eines Straßenbahn-Fahrzeugs über dessen Lebenszyklus,<br />
so zeigt sich, dass <strong>die</strong> Betriebsenergie beim Einsatz des Fahrzeugs<br />
wesentlich größer <strong>ist</strong> als <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Herstellung des Fahrzeugs aufgewendete<br />
Energie. Eine alu-intensive Tram hat somit bereits nach einer<br />
kurzen Laufstrecke den höheren Energieaufwand bei der Herstellung<br />
durch den niedrigeren Energieverbrauch im Betrieb wettgemacht.<br />
Besuch bei Alcan im Park Altenrhein<br />
Wir befinden uns im Park Altenrhein an der schweizerisch-österreichischen<br />
Grenze. Unübersehbar sind <strong>die</strong> modernen, lichtdurchfluteten Werkhallen<br />
von Alcan Composite Structures, wo neben den Systemkomponenten<br />
in Vakuuminjektions- und Klebetechnologie für <strong>die</strong> <strong>Cobra</strong>-Tram auch<br />
Bauteile für Hochgeschwindigkeitszüge und Leichtbau-Busse gefertigt<br />
werden. „Nebst den Gewichtvorteilen der Aluminium-Hybrid-Bauweise<br />
sehen wir bei den mit Strukturschaum hergestellten Komponenten auch<br />
hervorragende Wärmeisolations- und Brandschutz-Eigenschaften“, so<br />
Verkaufsingenieur und ÖV-Kenner Peter Züllig. „Einerseits entfallen bei<br />
unseren Composites, sog. Polyester-Sandwiches, <strong>die</strong> sonst üblichen Wärmebrücken<br />
und andererseits finden wir darin den brandres<strong>ist</strong>enten, geschlossenzelligen<br />
Strukturschaum.“ Fazit: Die Motoren- und Bremsle<strong>ist</strong>ungen,<br />
sowie <strong>die</strong> Kühl- und Heizle<strong>ist</strong>ungen können reduziert werden.<br />
Während gerade eine Just-<strong>In</strong>-Time-Sendung an <strong>Cobra</strong>-Komponenten für<br />
den Versand zum Bombar<strong>die</strong>r-Werk in Bautzen, Deutschland, bereitgestellt<br />
wird, entsteht in den Werkhallen eine größere <strong>Serie</strong> Zwischenböden<br />
für den Doppeldeckerbus von ELCB in Blackburn, England. „Nachdem<br />
sämtliche Bauteile wie Profile, Hinterlagen, Verstärkungen und <strong>die</strong> Hartschaumplatten<br />
eingelegt sind, wird das „Sandwich“ mit den beiden Alu-<br />
Deckblechen verklebt und unter einem Vakuum von bis zu 0,8 bar ausgehärtet,“<br />
so <strong>die</strong> Erläuterungen von Peter Züllig. „Damit erhalten wir ein<br />
quasi strukturell homogenes, einbaufertiges, im Falle der <strong>Cobra</strong>-Tram flaches<br />
oder für den Doppeldeckerbus auch zweidimensional gebogenes<br />
Bauteil, welches teilweise mit Aussparungen versehen und decklackiert an<br />
den Kunden geliefert wird.“ ■ ■<br />
Alcan Composite Structures<br />
Alcan Composite Structures mit Sitz in Altenrhein <strong>ist</strong> eine 100%ige<br />
Tochterfirma von Alcan <strong>In</strong>c. Die Firma beschäftigt rund 120 Mitarbeiter,<br />
welche High-Tech-Leichtbau-Systeme für <strong>die</strong> Auto-, Bus- und<br />
Schienenfahrzeugindustrie entwickeln und herstellen. Das Knowhow<br />
geht zurück auf eine langjährige Tradition beim Bau von Strukturteilen<br />
für <strong>die</strong> Fahrzeugindustrie. Die Wurzeln des Unternehmens<br />
liegen bei der Saurer Kunststofftechnik, der Airex AG, und schlussendlich<br />
bei der Alusuisse, welche im Jahre 2000 von Alcan <strong>In</strong>c. übernommen<br />
wurde. Im Jahre 1991 begann <strong>die</strong> <strong>Serie</strong>nfertigung der<br />
„Leichten Nase“ aus Faserverbundwerkstoff für <strong>die</strong> Lok 2000. Die von<br />
Pininfarina in Turin gezeichnete und 200 km/h schnelle Normalspurlokomotive<br />
– viele Bahnfreunde bezeichnen sie als <strong>die</strong> schönste E-Lok<br />
– <strong>ist</strong> heute in mehreren Hundert Exemplaren in der Schweiz, in Norwegen,<br />
in Finnland und in Hongkong im Einsatz. Seit <strong>die</strong>sem Beginn<br />
vor 15 Jahren wurde von Alcan Composite Structures mehrere Tausend<br />
Kunststoffkabinen in <strong>die</strong> ganze Welt geliefert. Die Fahrzeuge bewähren<br />
sich im täglichen, harten Einsatz.<br />
www.alcancompositestructures.com<br />
stadtverkehr 9/06 (51. Jahrgang)