Die 3-Pässe-Fahrt Grimsel-Furka-Susten
Die 3-Pässe-Fahrt Grimsel-Furka-Susten
Die 3-Pässe-Fahrt Grimsel-Furka-Susten
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R E P O R T A G E<br />
<strong>Die</strong> 3-Pässe-<strong>Fahrt</strong><br />
<strong>Grimsel</strong>-<strong>Furka</strong>-<strong>Susten</strong><br />
Vor rund 100 Jahren verkehrten die ersten Automobilisten über die damals noch holprigen und<br />
schmalen Passstrassen im Hochgebirge. Parallel zum aufkommenden Privatverkehr begann in<br />
der Gegend von <strong>Grimsel</strong>, <strong>Furka</strong> und <strong>Susten</strong> die Diskussion um die energetische Nutzung der<br />
Wasserkraft. Es entstanden Grossbaustellen mit tausenden von Arbeitern und Ingenieuren,<br />
welche die Kraftwerkanlagen erstellten. Noch heute liefern sie uns wertvolle Energie,<br />
verstummt sind jedoch die unermüdlichen Motoren der Lastwagen, welche damals den Berg<br />
bezwangen. Geblieben sind faszinierende Strassen in einer atemberaubenden Gegend, welche<br />
einlädt, entdeckt zu werden.<br />
G<br />
pass nach Gletsch im Rhonetal bereits zur<br />
Fahrstrasse ausgebaut war, musste der Ausbau<br />
des <strong>Susten</strong>passes durchs Gadmertal ins<br />
urnische Meiental bis zum Jahre 1946 warten.<br />
So kam es, dass sich das an der <strong>Grimsel</strong>strasse<br />
gelegene Guttannen schon früh<br />
zu einer industriell-tertiären Gemeinde entwickelte,<br />
während die Wirtschaft von Gadmen<br />
bis heute agrisch-peripher blieb. Im<br />
Sommer 1925 begannen die Bauarbeiten<br />
des auf Guttanner Boden gelegenen Kraftwerks<br />
Handeck I und anfangs der 1930er-<br />
Jahre ging der erste an der <strong>Grimsel</strong> produzierte<br />
Strom ans Netz zu den Verbrauchern.<br />
Obwohl die heutige KWO den Einheimischen<br />
wertvolle und interessante Arbeits-<br />
admen? Guttannen? Innertkirchen?<br />
Sind Ihnen diese Dörfer von der Reise<br />
über <strong>Grimsel</strong>- oder <strong>Susten</strong>pass her<br />
bekannt? «Kirchet» heisst der fast 200 Meter<br />
mächtige Felsriegel, der zwischen Meiringen<br />
und Innertkirchen das Aaretal durchschneidet<br />
und durch den die weltberühmte<br />
Aareschlucht führt. In Innertkirchen auf 620<br />
m.ü.M. kommen die beiden Seitenflüsse<br />
«Gadmerwasser» aus dem Gadmertal und<br />
«Aare» aus dem <strong>Grimsel</strong>gebiet zusammen.<br />
Der Gedanke, die Wasserkräfte des Oberhasli<br />
– der hinter dem «Kirchet» gelegenen<br />
Berglandschaft – nutzbar zu machen, ging<br />
1905 von den Bernischen Kraftwerken aus.<br />
Während vor über 100 Jahren der <strong>Grimsel</strong>plätze<br />
bietet, ist hier oben am Berg klar, dass<br />
man nicht (im Dorf) sitzen bleiben darf. Zwischendurch<br />
muss man hinaus und etwas anderes<br />
sehen, um dann wieder nach Hause<br />
zurückzukommen. Auch einige Menschen<br />
aus dem Unterland – dort, wo ja der <strong>Grimsel</strong>strom<br />
hauptsächlich konsumiert wird –<br />
haben den Reiz der beiden Dörfer am Oberlauf<br />
der Aare entdeckt. Unter ihnen finden<br />
wir Pfarrerin Annerös Plattner aus Basel<br />
ebenso wie Bergführer Felix Meier aus<br />
Zürich, welcher in Gadmen seit 16 Jahren einen<br />
der schönsten Campingplätze in den Alpen<br />
führt. Während das offene Feuer den<br />
Innenraum der Tipi-Zelte erwärmt, gibt es in<br />
Meiers «Wendelstübli» für Einheimische wie<br />
2 WOHNMOBIL UND CARAVAN<br />
WOHNMOBIL UND CARAVAN 3
auch für Gäste aus dem Unterland von Mai<br />
bis Oktober hausgemachte Pizza.<br />
Der exklusivste Stellplatz<br />
Hier geniessen Sie wirklich eine phänomenale Aussicht über das Tal.<br />
Ein ruhiger und gemütlicher Abend auf dem Campingplatz Gadmen.<br />
Marschhalt in <strong>Susten</strong>.<br />
Berglandschaft mit Stauseen.<br />
Im <strong>Grimsel</strong>gebiet hat die Technik das Landschaftsbild<br />
durch den Bau der Kraftwerke<br />
wesentlich umgestaltet. <strong>Die</strong> grossen und<br />
kleinen Stauseen verleihen der Gegend einen<br />
eigenartigen Reiz. Nachdem die Nachfrage<br />
nach elektrischer Energie in den<br />
1910er-Jahren stark anstieg, begannen im<br />
Sommer 1925 die Bauarbeiten am Werk<br />
Handeck I. <strong>Die</strong> Spitallammsperre des <strong>Grimsel</strong>sees<br />
war mit ihren 114 Meter Höhe die<br />
höchste Staumauer Europas. Durch den<br />
neuen Stausee wurden sowohl die <strong>Grimsel</strong>strasse<br />
als auch das alte Hospiz unter Wasser<br />
gesetzt. Während die Strasse einen neuen<br />
Verlauf erhielt, wurde das Hospiz auf dem<br />
<strong>Grimsel</strong>nollen neu erstellt. <strong>Die</strong>ses diente zuerst<br />
als Unterkunft und Verpflegungsstation<br />
der Baubelegschaft, dann ab 1932 als öffentlicher<br />
Hotelbetrieb. Dank einer umsichtigen<br />
Planung, welche versuchte, Technik<br />
und Natur in Einklang zu bringen, ist es der<br />
KWO gelungen, eine steigende Anzahl Menschen<br />
für die Pionierarbeit in den Schweizer<br />
Alpen zu begeistern. Nicht nur gibt es die<br />
geschützte Mineralkluft an der Gestenegg,<br />
sondern auch die Gelmerbahn, welche mit<br />
106 Prozent Steigung zur 1927 bis 1929 erstellten<br />
Gewichtsstaumauer führt. Doch sie<br />
ist nur schwindelfreien Menschen empfohlen!<br />
Das unter der Leitung von Sabine Humber<br />
und Beat Imhof stehende <strong>Grimsel</strong>-Hospiz<br />
mit seinem erstklassigen Restaurant und<br />
dem gemütlichen Bergsteigerstübli führt die<br />
über 600-jährige Gast-Tradition am historischen<br />
Passübergang weiter. Ein Erlebnis der<br />
besonderen Art ist «Reto’s Feinschmecker-<br />
Menü» mit fünf Gängen à 85 Franken. Aber<br />
auch der «Haslitaler Lämmerbrägel mit feiner<br />
Apfelrahmsauce, gebratener Polenta<br />
und Weisskabis mit Kümmel» zu 29 Franken<br />
überzeugten. Auf dem Parkplatz vor dem<br />
Gasthaus findet der Wohnmobilist, welcher<br />
im Hospiz das Nachtessen einnimmt, gegen<br />
Voranmeldung auf 1980 m.ü.M. einen der<br />
wohl exklusivsten und höchstgelegenen<br />
Stellplätze der Alpenwelt.<br />
4 WOHNMOBIL UND CARAVAN<br />
WOHNMOBIL UND CARAVAN 5
Wie klein wirkt plötzlich der grosse Concorde angesichts der überwältigenden Landschaft.<br />
Impressionen aus der Zeit des Staudammbaus mit Röhrentransport (unten links) und Belastungsprobe (unten rechts).<br />
<strong>Die</strong> KWO in Kürze<br />
Der Weg ist frei, wir können über die Staumauer fahren.<br />
Auf das Gebiet der Kraftwerke Oberhasli<br />
KWO, etwa 1% der Fläche der Schweiz, fallen<br />
jährlich rund 700 Mio. Kubikmeter Wasser<br />
in Form von Regen, Schnee und Hagel.<br />
<strong>Die</strong>s entspricht der Wassermenge, wie sie<br />
4 Mio. Schweizer verbrauchen. Auf kurzer<br />
Distanz stürzen die Wasser im Oberhasli<br />
1700 Meter zu Tal und entwickeln dabei in<br />
den 29 KWO-Turbinen max. 1061 MW<br />
Leistung. <strong>Die</strong> erzeugten 2.5 Mia. KWh elektrische<br />
Energie entsprechen 3.5 Prozent der<br />
gesamten Schweizer Energieerzeugung.<br />
Hinter der 1925 gegründeten KWO stehen<br />
die Aktionäre Bernische Kraftwerke BKW<br />
(50%), EWB Bern (16.33%), EWZ Zürich<br />
(16.33%) und IWB Basel (16.33%). Nebst<br />
der Energieerzeugung betreibt die KWO<br />
die <strong>Die</strong>nstleistungsbetriebe «Turbinenwerkstatt»,<br />
«<strong>Grimsel</strong>hotels», «Bergbahnen»,<br />
«Meiringen-Innertkirchen-Bahn» sowie<br />
den «Besucherdienst».<br />
Der Dampfbahn entgegen<br />
Wenn die Strasse die Passhöhe der <strong>Grimsel</strong><br />
auf 2165 m.ü.M. erreicht, treffen wir auf die<br />
imposante Bergkulisse des Berner Oberlands<br />
mit Wetterhorn (3701 m.ü.M.), Schreckhorn<br />
(4078 m.ü.M.) und Finsteraarhorn (4274<br />
m.ü.M.). <strong>Die</strong> Passstrasse fällt nun ab und<br />
nach genau sieben Kehren fahren wir am<br />
Kreuzungspunkt Gletsch (1759 m.ü.M.) ein.<br />
Unübersehbar ist hier das von der Zermatter<br />
Hoteldynastie Seiler 1859/60 erbaute Hotel<br />
«Glacier du Rhône» und das Gleisfeld der<br />
Dampfbahn. Das schmucke Bahnhofgebäude<br />
ist vorläufig Endstation der Dampfzüge<br />
aus Realp. «Aus den allergeheimsten Win-<br />
keln der Erde, von den Pforten und Wohnungen<br />
ewiger Nacht wälzt der Rhodan (die<br />
heutige Rhone) seine Fluten in stürmische<br />
Seen durch das traurige Land der Kelten»,<br />
schrieb der griechische Schriftsteller Apollonius<br />
von Rhodos im dritten Jahrhundert vor<br />
Christus über die hier so einsame und abgelegene<br />
Gegend. Erstaunlich ist, dass bis<br />
6 WOHNMOBIL UND CARAVAN<br />
WOHNMOBIL UND CARAVAN 7
Auf dem Weg unter das Eis…<br />
…wo wir eine Entdeckung machen.<br />
Auch kräftigere Steigungen sind für unsern Reisebegleiter kein Problem.<br />
Bergszenerie wie aus einer andern Zeit…<br />
…die Dampflokomotive schnauft schwer und faucht.<br />
ins 16. Jahrhundert Unklarheit herrschte<br />
über den genauen Ursprung der Rhone.<br />
Man fragte sich nämlich, ob diese aus einer<br />
Quelle in Gletsch oder aus dem Gletschereis<br />
stamme. Nachdem 1895 die <strong>Grimsel</strong>passstrasse<br />
eröffnet wurde, tauchte bereits ein<br />
Jahr später das erste Eisenbahnprojekt einer<br />
Meterspur-Strassenbahn von Meiringen<br />
über <strong>Grimsel</strong>, Gletsch und <strong>Furka</strong> nach Andermatt<br />
auf. Es dauerte jedoch bis zum 30.<br />
Juni 1914, bis erste Züge – mit Dampftraktion<br />
und Zahnradsystem Abt – von Brig nach<br />
Gletsch fuhren. Zwei Tage vor der Eröffnung<br />
wurde der österreichische Thronfolger Erzherzog<br />
Franz Ferdinand in Sarajewo ermordet.<br />
Europa stand kurz vor dem Ersten Weltkrieg,<br />
die erwarteten Touristen blieben nach<br />
Julikrise und dem Kriegsausbruch im August<br />
endgültig aus. Der Betrieb der <strong>Furka</strong>bahn<br />
und die Bauarbeiten wurden eingestellt. Erst<br />
im Jahre 1925 erwachte die Bergstrecke aus<br />
ihrem «Dornröschenschlaf». Nach der Verlegung<br />
der noch fehlenden Gleisstücke wurde<br />
der Betrieb von Brig über <strong>Furka</strong> und Oberalp<br />
nach Disentis am 19. Juni 1926 eröffnet.<br />
Nach der Eröffnung des <strong>Furka</strong>-Basistunnels<br />
(Bauzeit 1973 bis 1981) verkehrte am<br />
11. Oktober 1981 der letzte, elektrische FO-<br />
Regelzug über den <strong>Furka</strong>pass. Heute ist die<br />
Bahn im Besitz des Vereins <strong>Furka</strong>-Bergstrecke,<br />
welcher die wieder aufgebaute<br />
Dampfbahn zwischen Realp und Gletsch betreibt.<br />
Unter dem Rollmaterial befinden sich<br />
zwei Original-<strong>Furka</strong>-Loks, welche zwischen<br />
1947 und 1990 in Vietnam waren. <strong>Die</strong> 1932<br />
eröffnete und in den Kriegswirren zerstörte<br />
Bahn verband Phan Rang am Südchinesischen<br />
Meer mit der auf 1500 m.ü.M. gelegenen<br />
Universitätsstadt Dalat.<br />
Wenn der <strong>Furka</strong>pass<br />
erzählen könnte<br />
Bereits um 2000 vor Christus, also während<br />
der Jungsteinzeit, wurde der <strong>Furka</strong>pass begangen.<br />
Unter Kaiser Augustus (31 v.Chr.<br />
bis 14 n.Chr.) entwickelte sich der Pass zur<br />
wichtigsten Verbindung zwischen den beiden<br />
römischen Provinzen im Wallis und in<br />
Rätien. Zu Zeiten der Rätier und Walser, also<br />
im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert,<br />
nahm ein beachtlicher Warenverkehr<br />
den Weg über den Saumpfad.<br />
Während man sich gegenseitig Zollvergünstigungen<br />
einräumte, gab es andrerseits<br />
schon damals Handelsbeschränkungen. So<br />
verbot der Walliser Landrat am 23. Dezem-<br />
Himalaya-Feeling im Gadmertal<br />
Führte der Weg ins Triftgebiet noch vor einigen<br />
Jahren über das Eis des Triftgletschers,<br />
gähnt dort heute eine 70 Meter tiefe<br />
Schlucht über dem Gletschersee. <strong>Die</strong> Bergtour<br />
ins Triftgebiet und zu den SAC-Hütten<br />
wurde so erschwert und für viele Berggänger<br />
gar unmöglich. <strong>Die</strong> Idee einer Brücke<br />
über die Schlucht wurde schon öfter diskutiert,<br />
gelangte aber mangels Geld nie zur<br />
Ausführung. Trift-Hüttenchef Walter Brog<br />
gelang es, dank einer breiten Unterstützung<br />
durch den SAC, die Kraftwerke Oberhasli<br />
den Kanton Bern und vielen Helfern, die Idee<br />
in die Realität umzusetzen. Der Brückenspezialist<br />
Johannes Pfaffen aus Chur wurde für<br />
das Projekt gewonnen. <strong>Die</strong> Hängeseilbrücke<br />
ist eine Stahlseilkonstruktion nach nepalesischer<br />
Bauart. Der Gang über die Brücke ist<br />
nichts für schwache Nerven. Schwindelfrei<br />
sollte man sicher sein. Für den Mut belohnt<br />
die Aussicht, die sich den Bergwanderern in<br />
der Mitte der Brücke bietet. Der Blick öffnet<br />
sich auf den Triftgletscher und auf den, durch<br />
den fortschreitenden Rückgang des Gletschers<br />
entstandenen, türkisblauen Bergsee.<br />
Eine Attraktion, die ihresgleichen in den<br />
Schweizer Alpen sucht. Einen zusätzlichen<br />
Anreiz für einen Besuch hat die KWO geschaffen.<br />
Seit Juni ist die Triftbahn, die ehemalige<br />
KWO-Werkbahn, für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich und erleichtert den Weg ins<br />
Triftgebiet wesentlich. In wenigen Minuten<br />
überquert die Bahn die Triftschlucht und<br />
überwindet rund 300 Höhenmeter. Ab der<br />
Bergstation erreicht man die Brücke nun in<br />
ein bis zwei Stunden. Touristisch haben sich<br />
Brücke und Bahn bereits jetzt zu Besuchermagneten<br />
entwickelt. <strong>Die</strong> Windegghütte<br />
der Hüttenwarte Monika und Walter Lüthi<br />
ist von der Brücke mit einem kurzen Aufstieg<br />
zu erreichen und sollte bei einer Bergtour im<br />
Triftgebiet auf keinen Fall fehlen. Etwas<br />
weiter entfernt ist die Trifthütte, die bergerfahrenen<br />
Wanderern vorbehalten ist.<br />
Grundsätzlich sind Wanderschuhe für das<br />
gesamte Triftgebiet Pflicht. Gut ausgerüstet<br />
steht einem besonderen Bergerlebnis mit garantiertem<br />
Nervenkitzel nichts mehr im Weg.<br />
<strong>Die</strong> Triftbahn, unmittelbar an der <strong>Susten</strong>strasse<br />
ob Innertkirchen gelegen, verkehrt<br />
täglich von Mitte Juni bis Mitte Oktober.<br />
8 WOHNMOBIL UND CARAVAN<br />
WOHNMOBIL UND CARAVAN 9
wegen Einsturzgefahr nicht mehr begehbar,<br />
weshalb der Weg nach Oberwald heute einen<br />
andern, aber nicht weniger reizvollen<br />
Verlauf hat. Nach vier Stunden Wanderzeit<br />
erreichen wir Oberwald, von wo aus Postauto<br />
(bis Passhöhe) oder Dampfbahn (Station<br />
<strong>Furka</strong>, dann 45-minütiger Aufstieg zu<br />
Fuss bis zum Pass) uns wieder zum Ausgangspunkt<br />
zurückbringen.<br />
Vonder Belle Epoque<br />
zum ewigen Eis<br />
Fantastischer Ausblick auf die <strong>Furka</strong>pssstrasse.<br />
ber 1528, dass Lebensmittel nach Ursern<br />
ausgeführt werden. Im Winter gingen nur<br />
Einheimische über den Pass; im siebzehnten<br />
Jahrhundert waren es auch Pelzhändler aus<br />
dem Oberwallis, die mit ihren Kostbarkeiten<br />
die Strapazen der Winterpassage auf<br />
sich nahmen. Mit dem Bau der <strong>Furka</strong>passstrasse<br />
in den 60er-Jahren des neunzehnten<br />
Jahrhunderts mit der über Belvédère<br />
beim Rhonegletscher völlig neuen Linienführung<br />
wurde der Grundstein für den heutigen<br />
Verkehr auf Rädern gelegt. <strong>Die</strong>se präsentiert<br />
sich heute als ausgebaute Strasse<br />
mit maximalen Steigungen von elf Prozent.<br />
Das Anhängerverbot wirkt sich beruhigend<br />
auf das automobile Geschehen aus und so<br />
hat die Verbindung im Gegensatz zu andern<br />
Pässen wenig von seinem ursprünglichen<br />
Charme eingebüsst. Auf der Passhöhe stehen<br />
wir auf der Wasserscheide zwischen der<br />
Rhone und dem Rhein, vom Mittelmeer und<br />
der Nordsee. Leider kann man das «Hôtel<br />
de la <strong>Furka</strong>» nur noch auf alten Fotografien<br />
betrachten. <strong>Die</strong> heutigen Automobile,<br />
oder vielmehr die rastlosen Menschen, verurteilten<br />
das Hotel, wo einst auch Königin<br />
Viktoria weilte, zum Tode. Umsomehr werden<br />
wir beim Anblick des majestätischen<br />
Wer einkehrt und geniesst…<br />
…muss anschliessend ausruhen.<br />
Hotel Belvédère aufgeheitert, das sich auf<br />
2274 Meter unmittelbar beim Rhonegletscher<br />
befindet.<br />
Dem alten Saumpfad entlang<br />
<strong>Die</strong>ser zweigt auf der Passhöhe der <strong>Furka</strong> ab,<br />
wo sich früher das «Hôtel de la <strong>Furka</strong>» befand.<br />
Auf dem Plateau finden wir genügend<br />
Platz für unser Wohnmobil. Schon bevor wir<br />
den Muttbach unterhalb des Muttgletschers<br />
queren, können wir die Aussicht auf <strong>Furka</strong>horn,<br />
Galenstock, Rhonegletscher und<br />
<strong>Grimsel</strong> geniessen. Mit etwas Glück bemerken<br />
wir auch die etwa 300 Meter unter uns<br />
liegende Dampfbahn bei der Station Muttbach-Belvédère,<br />
bevor sie im Scheiteltunnel<br />
verschwindet. Bis zu den Galerien unterhalb<br />
des Tällistocks lässt sich der Saumpfad gut<br />
erkennen. Wir befinden uns hier geologisch<br />
gesehen im Gneiss und Schiefer des Gotthard-Massivs.<br />
Leider sind die Tunnels heute<br />
«Hôtel Belvédère, le plus beau point de vue<br />
de la route de la <strong>Furka</strong>», war auf Ansichtskarten<br />
der «Belle Epoque» mit Recht zu lesen.<br />
Der imposante Steinquaderbau mit seinem<br />
Walmdach ist innen weitgehend im<br />
Jugendstil erhalten geblieben. Betreten wir<br />
das Haus von der Passstrasse her, so ist der<br />
grüne Kachelofen unübersehbar. Oft knistert<br />
darin das Holzfeuer, das besonders bei<br />
Regen und Kälte eine besondere Wärme<br />
ausstrahlt. «Salle à manger» steht deutlich<br />
geschrieben über der Holztüre, die den Blick<br />
freigibt in den Speisesaal. Dort eröffnet sich<br />
eine fantastische Rundsicht auf die Berglandschaft.<br />
Als wir an einem Spätsommerabend<br />
dort waren, zierten Dahlien die weiss<br />
gedeckten Tische und Kerzenlicht umrahmte<br />
die festliche und doch ungezwungene Atmosphäre.<br />
Wir waren überwältigt vom Blick<br />
auf das silberne Band der jungen Rhone.<br />
Jeder Gletscher arbeitet und wandert. Im<br />
unteren Teil des Rhonegletschers sind dies<br />
30 bis 40 Meter pro Jahr, was immerhin zehn<br />
Zentimeter pro Tag ausmacht. Deshalb muss<br />
die seit über 120 Jahren bestehende Gletschergrotte<br />
jedes Jahr neu ausgebrochen<br />
werden. Sind die ersten Schritte in den Gletscher<br />
getan, wechselt das Licht. Bläulich<br />
strömt es über den Besucher durch die zirka<br />
15 Meter dicke Eisschicht. Auf dem Weg<br />
ins Innere des Gletschers entdecken wir Barriquefässer,<br />
deren Geheimnis sich erst später,<br />
nämlich in der Grottenkammer, lüftet:<br />
«Im Spätherbst wurden die mit Ermitage<br />
und Amigne gefüllten Eichenfässer zum<br />
Rhonegletscher transportiert und dort eingelagert.<br />
Wegen der Gletscherwanderung<br />
war es nicht einfach, die Fässer im folgenden<br />
Jahr wieder zu finden,» erzählte Hoteldirektor<br />
Philipp Carlen schmunzelnd. Durch<br />
die Reifung bei null Grad auf einer Höhe von<br />
2300 Meter haben sich Weine mit einer<br />
unvergleichlichen Bukettkomplexität entwickelt,<br />
die von Weinliebhabern geschätzt<br />
werden.<br />
Text: Beat Winterflood<br />
Fotos: Beat Winterflood, Robert Bösch, Archiv<br />
KWO, DFB.<br />
Der Concorde hat den <strong>Furka</strong>pass erklommen.<br />
Adressen<br />
Camping Gadmen<br />
Ruhig gelegener Bergcamping mit Stellmöglichkeit<br />
auch für schwere Wohnmobile.<br />
Gemütliches Restaurant mit frischen<br />
Pizzas und feinen Grilladen.<br />
Telefon 033 975 12 30<br />
www.camping-gadmen.ch<br />
<strong>Grimsel</strong> Hospiz<br />
Spezialitätenrestaurant, Bistro, Wohnmobil-Stellplatz<br />
(Voranmeldung notwendig).<br />
Telefon 033 982 46 11<br />
www.grimselhotels.ch<br />
Hotel Belvédère<br />
Restaurant mit Blick auf Rhonetal, Gletschergrotte.<br />
Telefon 027 973 11 96<br />
www.gletscher.ch<br />
Berghaus Oberaar<br />
Zufahrt via Panoramastrasse auch mit<br />
schwerem Wohnmobil möglich.<br />
Telefon 033 982 48 11<br />
www.grimselhotels.ch<br />
Kristallkluft Gerstenegg<br />
Geführte Besichtigung ab KWO Innertkirchen,<br />
Voranmeldung notwendig.<br />
Telefon 033 982 20 11<br />
www.grimselstrom.ch<br />
Triftbahn<br />
Zur hochalpinen Berg- und Gletscherlandschaft<br />
und Trift-Hängeseilbrücke, Talstation<br />
an der <strong>Susten</strong>strasse ob Innertkirchen, Betrieb<br />
von Juni bis Oktober.<br />
Telefon 033 982 20 11<br />
www.grimselstrom.ch<br />
Gelmerbahn<br />
Das steilste Bahnabenteuer der Welt,<br />
beim Kraftwerk Handeck ob Guttannen,<br />
Betrieb von Juni bis Oktober.<br />
Tel. 033 982 20 11, www.grimselstrom.ch<br />
Dampfbahn <strong>Furka</strong><br />
Fährt von Ende Juni bis Anfang Oktober<br />
zwischen Realp und Gletsch.<br />
Telefon 0848 000 144<br />
www.furka-bergstrecke.ch<br />
10 WOHNMOBIL UND CARAVAN<br />
WOHNMOBIL UND CARAVAN 11