07.06.2013 Aufrufe

Fünfter Social Watch Deutschland Report (pdf)

Fünfter Social Watch Deutschland Report (pdf)

Fünfter Social Watch Deutschland Report (pdf)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

E I N I N T E R N A T I O N A L E R B E R I C H T Z I V I L G E S E L L S C H A F T L I C H E R O R G A N I S A T I O N E N<br />

Ü B E R D E N F O R T S C H R I T T B E I A R M U T S B E K Ä M P F U N G<br />

U N D G L E I C H S T E L L U N G D E R G E S C H L E C H T E R<br />

SOCIAL WATCH DEUTSCHLAND<br />

m R E P O R T 2 0 0 5<br />

Handeln statt Versprechen<br />

Soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung<br />

Nr.5


SOCIAL WATCH DEUTSCHLAND<br />

REPORT 2005 / NR. 5<br />

HANDELN STATT VERSPRECHEN<br />

SOZIALE GERECHTIGKEIT UND ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />

EIN INTERNATIONALER BERICHT ZIVILGESELLSCHAFTLICHER ORGANISATIONEN<br />

ÜBER DEN FORTSCHRITT BEI ARMUTSBEKÄMPFUNG UND GLEICHSTELLUNG<br />

DER GESCHLECHTER


SOCIAL WATCH DEUTSCHLAND REPORT 2005 / NR. 5 – HANDELN STATT VERPRECHEN – SOZIALE GERECHTGKEIT UND ARMUTSBEKÄMPFUNG<br />

Koordination<br />

Peter Eisenblätter, terre des hommes<br />

Klaus Heidel, Werkstatt Ökonomie<br />

Jens Martens, Global Policy Forum Europe<br />

Werner Österheld, DGB-Bildungswerk<br />

Jürgen Reichel, EED<br />

Klaus Schilder, WEED<br />

Redaktion<br />

Uwe Kerkow, freier Journalist<br />

Eine Publikation von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Finanziert von<br />

Brot für die Welt<br />

Caritas international<br />

DGB-Bildungswerk e.V. (mit Unterstützung des BMZ)<br />

Diakonisches Werk der EKD<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

IG-Metall<br />

terre des hommes <strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

WOMNET/NRO-Frauenforum (mit Unterstützung des BMFSFJ)<br />

Herausgegeben von<br />

Asienhaus Essen<br />

Brot für die Welt<br />

Caritas international<br />

DGB-Bildungswerk e.V.<br />

Diakonisches Werk der EKD<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Global Policy Forum Europe (GFP)<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

IG-Metall<br />

terre des hommes <strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

WEED, Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung e.V.<br />

Werkstatt Ökonomie e.V.<br />

WOMNET/NRO-Frauenforum<br />

© Copyright 2005<br />

s. Herausgeber<br />

Übersetzungen von<br />

Annette Brinkmann<br />

Statistik und Methodik<br />

Mit freundlicher Erlaubnis und Unterstützung von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong>, Montevideo, Uruguay<br />

ISBN<br />

3-924493-63-4<br />

Satz und Druck<br />

Wienands PrintMedien<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion beziehungsweise der Herausgeber und der finanzierenden<br />

Organisationen wider.<br />

Bestellungen und Information<br />

E-Mail: info@eed.de<br />

http://www.asienhaus.de<br />

http://www.brot-fuer-die-welt.de<br />

http://www.caritas-international.de<br />

http://www.dgb-bildungswerk.de<br />

http://www.diakonie.de<br />

http://www.eed.de<br />

http://www.globalpolicy.org<br />

http://www.fes.de<br />

http://www.tdh.de<br />

http://www.weed-online.org<br />

http://www.woek.de<br />

http://www.womnet.de<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 2


Inhaltsverzeichnis<br />

2 Impressum<br />

4 Vorwort zur internationalen Ausgabe: Flüstern reicht nicht Roberto Bissio<br />

5 Vorwort zur deutschen Ausgabe: Zwischenbilanz Klaus Heidel<br />

6 Unterstützerorganisationen von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> International<br />

8 <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

9 Zehn Jahre nach Kopenhagen und Peking, zehn Jahre bis 2015 – eine politische Zwischenbilanz<br />

10 Gebrochene Versprechen Roberto Bissio<br />

12 Armut und Globalisierung <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

17 Prüfsteine für den Millennium+5-Gipfel <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

27 Geschlechtszugehörigkeit und Armut – untrennbare Ungleichheiten <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

33 Geschlechtergerechtigkeit, soziale Ungleichheit und Armut in der EU Christa Wichterich<br />

38 Zehn Jahre deutsche Entwicklungszusammenarbeit und internationale Politik –<br />

Ein Beitrag zur Umsetzung der Beschlüsse von Kopenhagen und Peking?<br />

39 Gemischte Bilanz: Zehn Jahre deutsche Entwicklungspolitik Klaus Heidel<br />

41 Einzelplan 23 des Bundeshaushalts von 1995 bis 2005 Klaus Heidel<br />

43 Trends bei der Vergabe offizieller Entwicklungshilfe <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

44 Millennium-Entwicklungsziele – das neue Mantra der Entwicklungspolitik Jens Martens<br />

46 Entschuldung ist wichtig – Schuldentragfähigkeit ausschlaggebend Peter Lanzet<br />

49 PRSPs: Wenig Partizipation und viel Konflikt – dennoch eine Chance? Peter Lanzet<br />

50 Menschenrechte und Entwicklung: Ohne Chance bei der Welthandelsorganisation? Michael Frein und Klaus Schilder<br />

54 Zwischen Machtanspruch und Enthaltsamkeit: Die deutsche UN-Politik Thomas Fues<br />

58 Katastrophenhilfe oder Hilfskatastrophe? Niklas Reese<br />

61 Hungerbekämpfung – Nicht mit neoliberalen Konzepten Peter Rottach<br />

63 Zehn Jahre Umsetzung der Beschlüsse von Kopenhagen und Peking für <strong>Deutschland</strong>:<br />

Was wurde erreicht?<br />

64 Zur sozialen Lage in <strong>Deutschland</strong> zehn Jahre nach dem Weltsozialgipfel von Kopenhagen Klaus Heidel<br />

71 Krise und Zukunft des Sozialstaats Christoph Butterwegge<br />

75 Steuergerechtigkeit – eine sozial- und finanzpolitische Notwendigkeit Sven Giegold<br />

78 Soziale Integration von Ausländern und Flüchtlingen Gisela Rubbert und Heiko Kauffmann<br />

81 Soziale Entwicklung weltweit<br />

82 Die grundlegenden Verpflichtungen und Auszüge aus dem Aktionsprogramm des Weltsozialgipfels von Kopenhagen<br />

84 Auszüge aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen<br />

85 Was die Indikatoren für soziale Entwicklung aussagen – Ergebnisse aus der Auswertung der Tabellen <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

102 Methodische Anmerkungen<br />

104 Rangliste Geschlechtergerechtigkeit: In keinem Land werden Frauen und Männer gleich behandelt <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

106 Rangliste Soziale Entwicklung: Meilenweit von den Millenniumszielen entfernt <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

109 Tabellenteil <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

110 Tabelle 1: Die derzeitige Verteilung der weltweiten Armut<br />

114 Tabelle 2: Grundbildung<br />

118 Tabelle 3a: Gesundheit von Kindern (Sterblichkeit)<br />

120 Tabelle 3b: Gesundheit von Kindern (Impfschutz)<br />

124 Tabelle 4: Ernährungssicherung<br />

128 Tabelle 5: Reproduktive Gesundheit<br />

132 Tabelle 6: Gesundheit<br />

136 Tabelle 7: Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen<br />

138 Tabelle 8a: Gleichstellung der Geschlechter im Bezug auf Bildung<br />

142 Tabelle 8b: Gleichstellung der Geschlechter im Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe und Einkommen<br />

146 Tabelle 9: Entwicklung der öffentlichen Ausgaben<br />

150 Tabelle 10: Information, Wissenschaft und Technologie<br />

154 Tabelle 11: Unterschriften und Ratifizierungen internationaler Vereinbarungen, die in der Millenniumserklärung erwähnt werden<br />

156 Tabelle 12: Ratifizierungen der wichtigsten Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

158 Tabelle 13: Ratifizierungen der wichtigsten Menschenrechtsabkommen<br />

160 Tabelle 14: Status und Fälligkeiten der offiziellen Länderberichte für die UN-Menschenrechtskommissionen<br />

164 Impressum der internationalen Ausgabe<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 3


Vorwort zur internationalen Ausgabe<br />

Flüstern reicht nicht<br />

VON ROBERTO BISSIO 1<br />

„Die Menschen haben ihre Forderungen<br />

lautstark geäußert, aber die G8 hat<br />

nur geflüstert.“ Mit dieser Metapher<br />

brachte Kumi Naidoo, Vorsitzender der<br />

Aktion „Deine Stimme gegen Armut“<br />

(Global Call to Action against<br />

Poverty), seine Enttäuschung über das<br />

Ergebnis des Treffens der acht mächtigsten<br />

Regierungschefs der Welt in<br />

Schottland im Juli 2005 zum Ausdruck.<br />

Millionen Menschen sahen die „Live8“-<br />

Konzerte am Vorabend des G8-Treffens.<br />

Millionen forderten per Email<br />

oder Handy konkrete und praktische<br />

Entscheidungen der G8 zur Armutsbekämpfung:<br />

Mehr Hilfe in besserer<br />

Qualität, Schuldenerlass für Länder, die<br />

ihre eigene Bevölkerung nicht mit<br />

grundlegenden Sozialdiensten versorgen<br />

können und fairen Welthandel. Die<br />

Öffentlichkeit forderte diese Maßnahmen<br />

gegen die Armut mit solchem<br />

Nachdruck, dass die acht Regierungschefs<br />

beschlossen, das Schlusskommunique<br />

öffentlich und feierlich als<br />

Zeichen ihres Engagements in dieser<br />

Frage persönlich zu unterzeichnen, was<br />

für G8-Treffen ungewöhnlich ist. Die<br />

offiziellen Ankündigungen erfüllten<br />

jedoch die Erwartungen nicht. Schlimmer<br />

noch: Kaum war die Tinte auf dem<br />

Kommunique trocken, als der Chefberater<br />

von US-Präsident George Bush<br />

noch während des Treffens dementierte,<br />

dass man einer Erhöhung der amerikanischen<br />

Entwicklungshilfe in welcher<br />

Höhe auch immer zugestimmt habe.<br />

Doch da hatte sich die Aufmerksamkeit<br />

der Weltöffentlichkeit schon den in den<br />

Londoner Verkehrssystemen explodierten<br />

Bomben zugewandt, so dass es<br />

weitgehend unbemerkt blieb, dass das<br />

1 Roberto Bissio ist Koordinator von <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> und Chefherausgeber der internationalen<br />

Ausgabe des <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>s.<br />

beachtliche Gebrüll der G8 zu einem<br />

beschämenden Geflüster erstickt war.<br />

Der vorliegende <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong><br />

2005 beschäftigt sich mit eben dieser<br />

Kluft zwischen Versprechungen und<br />

Taten. Armut und Diskriminierung aufgrund<br />

des Geschlechts bringt Menschen<br />

wirklich um. Man könnte Tausende, die<br />

tagtäglich stumm sterben, retten. Dieses<br />

ist der zehnte <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>. Das<br />

zentrale Konzept hat sich nicht geändert:<br />

Unsere politische Führung ist Verpflichtungen<br />

eingegangen und es ist das<br />

Recht und die Verantwortung der Bürgerinnen<br />

und Bürger, Regierungen in<br />

Hinblick auf deren Versprechungen und<br />

rechtsverbindliche Verpflichtungen zur<br />

Rechenschaft zu ziehen. Geändert<br />

haben sich jedoch im Laufe des letzten<br />

Jahrzehnts die von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> verwendeten<br />

Monitoring- Methoden und<br />

die repräsentative Vielfalt der Mitglieder.<br />

Der erste <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> legte<br />

1996 die Ergebnisse von NROs aus elf<br />

Ländern vor. Der vorliegende <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> 2005 hat die Ergebnisse<br />

von über 50 Länderkoalitionen aller<br />

Kontinente zusammen getragen. Jede<br />

nationale <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong>-Sektion besteht<br />

aus Organisationen und Bewegungen,<br />

die sich mit Themen der sozialen Entwicklung<br />

beschäftigen und die Taten<br />

und Leistungen ihrer Regierung bewerten.<br />

Ihre Schlussfolgerungen werden<br />

gebraucht, um Eingaben bei Behörden<br />

zu machen und zu einer besseren<br />

Gestaltung von Politik zugunsten der<br />

Armen und der Frauen beizutragen.<br />

Der <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> ist also kein<br />

in Auftrag gegebener Bericht. Der<br />

Schwerpunkt jeder Ausgabe wird international<br />

abgestimmt – jede nationale<br />

Gruppe beschließt dann ihre eigenen<br />

Prioritäten und setzt eigene Akzente.<br />

Um den Bericht erstellen zu können,<br />

bringt jede Gruppe Geld ein, die für die<br />

Beratung mit sozialen Bewegungen eingesetzt<br />

werden, um Beweise zu sam-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 4<br />

meln und ihre Ergebnisse zu verifizieren.<br />

Die Rolle des Internationalen<br />

Sekretariats besteht in der Verarbeitung<br />

aller Informationen und ihrer Zusammenstellung<br />

für den globalen Bericht.<br />

Der von den nationalen Foren in einer<br />

Generalversammlung gewählte Internationale<br />

Koordinierungsausschuss gibt<br />

Hilfestellung und leitet das Netzwerk.<br />

Eine Gruppe von Sozialwissenschaftlern<br />

am Sitz der <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Zentrale<br />

in Montevideo greift die neuesten verfügbaren<br />

nationalen und internationalen<br />

Informationen auf und verarbeitet sie<br />

mit Hilfe einer Methodik, die im Laufe<br />

der zehn Jahre entwickelt und verfeinert<br />

wurde, um die länderspezifischen<br />

Zahlen und globalen Zusammenfassungen<br />

zu erstellen, die dem Bericht zu<br />

Grunde liegen.<br />

Nach wie vor gilt die traurige Feststellung,<br />

dass ohne größere Veränderungen<br />

aktueller Trends selbst die moderaten<br />

Ziele, auf die sich die Staats- und Regierungschefs<br />

feierlich auf dem Millenniumsgipfel<br />

im Jahr 2000 verständigt<br />

hatten, einfach nicht erreicht werden.<br />

Das Treffen der G8 in Schottland hat<br />

nicht den neuen Schwung gebracht, den<br />

wir für einen Planeten ohne Armut und<br />

mit Gleichheit von Mann und Frau gebraucht<br />

hätten. Den politischen Führungen<br />

der Welt bietet sich dieses Jahr<br />

nochmals Gelegenheit, die Richtung zu<br />

ändern, wenn sie sich zum sechzigsten<br />

Gründungsjubiläum der UN im September<br />

treffen und wenn sich ihre<br />

Minister zum Treffen der Welthandelskonferenz<br />

in Hongkong im Dezember<br />

einfinden.<br />

Wenn wir darauf hinweisen, dass frühere<br />

Versprechungen nicht gehalten wurden,<br />

predigen wir nicht Zynismus, sondern<br />

fordern Taten ein. Die Geschichte<br />

ist noch nicht zu Ende - das letzte Wort<br />

noch nicht gesprochen und Bürgerinnen<br />

und Bürger können etwas bewirken:<br />

Jetzt ist es Zeit, etwas gegen die Armut<br />

zu tun!


Vorwort zur deutschen Ausgabe<br />

Zwischenbilanz.<br />

VON KLAUS HEIDEL 1<br />

Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für<br />

soziale Entwicklung in Kopenhagen<br />

und fünf Jahre nach dem Millenniums-<br />

Gipfel der Vereinten Nationen legt<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong>/Forum<br />

Weltsozialgipfel zum fünften Mal eine<br />

deutsche Fassung des <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

<strong>Report</strong> vor. Ein Teil der thematischen<br />

Beiträge, die umfangreichen Tabellen<br />

und die dazu gehörenden Erläuterungen<br />

und Auswertungen sind Übersetzungen<br />

aus der englischen Ausgabe des <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>, die vom Instituto Del<br />

Tercer Mundo in Montevideo für das<br />

internationale <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Netzwerk<br />

mit über 420 Nichtregierungsorganisationen<br />

herausgegeben wird.<br />

Mit der Vorlage dieses Berichtes skizziert<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong> – ein<br />

loser Zusammenschluss von 28 sozialund<br />

entwicklungspolitischen Organisationen<br />

und Institutionen (vergleiche<br />

S. 8) – den Stand der Umsetzung der<br />

Beschlüsse des Weltsozialgipfels und<br />

des Millenniums-Gipfels (vergleiche<br />

S. 82 bis 85) und zeigt: Noch ist die<br />

Weltgemeinschaft weit davon entfernt,<br />

die Zielvorgaben beider Weltkonferenzen<br />

einzulösen. Dies belegen die<br />

umfangreichen Tabellen im fünften Teil<br />

(ab S. 110) und die Auswertung „Was<br />

die Indikatoren für soziale Entwicklung<br />

1 Klaus Heidel ist Mitbegründer und Mitarbeiter<br />

bei der Werkstatt Ökonomie e.V. und Sprecher<br />

von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

aussagen – Ergebnisse aus der Auswertung<br />

der Tabellen“ (S. 86 bis101). Sie<br />

macht deutlich, dass es zwar durchaus<br />

Fortschritte bei der Erreichung der<br />

Zielvorgaben des Weltsozialgipfels und<br />

des Millenniums-Gipfels gegeben hat,<br />

diese Fortschritte aber bei Weitem nicht<br />

ausreichen – ganz abgesehen davon,<br />

dass sich in einigen Ländern die soziale<br />

Situation dramatisch verschlechterte.<br />

Politische Zwischenbilanz<br />

Im Mittelpunkt des ersten Teiles dieser<br />

Ausgabe des <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>, der<br />

eine politische Zwischenbilanz des seit<br />

Kopenhagen und der Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking Erreichten zieht, stehen<br />

Forderungen zur künftigen Umsetzung<br />

der Millenniums-Ziele (siehe<br />

S. 17 bis 26). Diese Forderungen, die<br />

von dem internationalen <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

Netzwerk zum Millennium+5-Gipfel<br />

der Vereinten Nationen im September<br />

2005 vorgelegt worden waren, wenden<br />

sich gegen eine Engführung der Sozialund<br />

Entwicklungspolitik auf Armutsbekämpfung<br />

und mahnen mit Nachdruck<br />

an, dass es um soziale Gerechtigkeit<br />

gehen muss. In diesem Zusammenhang<br />

bekommt Bedeutung, wenn<br />

im ersten Teil des <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong><br />

auch nach dem Maß von Armut gefragt<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 5<br />

wird, denn vorherrschende Armutsdefinitionen<br />

entsprechen nicht in jedem<br />

Falle einer Sichtweise, der es um soziale<br />

Gerechtigkeit geht.<br />

Der zweite Teil des <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong><br />

trägt Bausteine für eine Bilanzierung<br />

der deutschen Entwicklungspolitik<br />

zehn Jahre nach den Weltkonferenzen<br />

von Peking und Kopenhagen zusammen<br />

und zeigt eine durchaus gemischte<br />

Bilanz.<br />

Es folgen Beiträge Anmerkungen zur<br />

Frage, was in <strong>Deutschland</strong> seit dem<br />

Weltsozialgipfel erreicht wurde. Hierbei<br />

werden unter anderem Schieflagen<br />

der aktuellen sozialpolitischen Auseinandersetzung<br />

in <strong>Deutschland</strong> deutlich.<br />

Dass diese Ausgabe erscheinen konnte,<br />

ist nicht zuletzt der finanziellen Unterstützung<br />

folgender Organisationen zu<br />

danken: Brot für die Welt, Caritasverband<br />

International, DGB-Bildungswerk,<br />

Diakonisches Werk der Evangelischen<br />

Kirche in <strong>Deutschland</strong>, Evangelischer<br />

Entwicklungsdienst, Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />

IG Metall, terre des<br />

hommes <strong>Deutschland</strong> und WOMNET/<br />

NRO-Frauenforum. Besonders gedankt<br />

sei Uwe Kerkow, der die mühevollen<br />

Redaktionsaufgaben übernahm.


Die SOCIAL WATCH Initiative wird gefördert und entwickelt von:<br />

Ägypten: NAHRD (National Association for Human Rights and Development), lrrc@brainy1.ie-eg.com<br />

Albanien: HDPC (Human Development Promotion Centre), hdpc@icc-al.org<br />

Algerien: Association El Amel pour le Développement <strong>Social</strong>, mselougha@yahoo.fr<br />

Angola: SINPROF (Sindicato Nacional de Professores), sinprof@angonet.org<br />

Argentinien: Centro de Estudios Legales y <strong>Social</strong>es (CELS) – Programa de Derechos Económicos, <strong>Social</strong>es y Culturales, desc@cels.org.ar<br />

Bahrain: BHRS (Bahrain Human Rights Society), cdhrb@hotmail.com, sabikama@batelco.com.b<br />

Bangladesch: CDL (Community Development Library), rdc@bol-online.com; Unnayan Shamunnay, shamunnay@sdnbd.org<br />

Benin: <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Benin, hugsena2002@yahoo.fr<br />

Bolivien: CEDLA (Centro de Estudios para el Desarrollo Laboral y Agrario), cedla@caoba.entelnet.bo; Capítulo Boliviano DDHH. Democracia y Desarrollo: AIPE (Asociación de<br />

Instituciones de Promoción y Educación); APDHB (Asamblea Permanente de Derechos Humanos de Bolivia – CBB); APDH-NAL (Asamblea Permanente de Derechos<br />

Humanos); Área Identidad Mujer y Trabajo Fundación Solón; samblea Permanente Derechos Humanos; Asociación + Vida; ASOFAMD (Asociación de Familiares de Detenidos<br />

Desaparecidos de Bolivia); Capacitación y Derecho Ciudadano; CÁRITAS La Paz; CASA DE LA MUJER; CASDEL (Centro de Asesoramiento Legal y Desarrollo <strong>Social</strong>); Católicas<br />

por el Derecho a Decidir; CEADES (Colectivo de Estudios Aplicados al Desarrollo <strong>Social</strong>); CEDIB (Centro Documentación e Investigación Bolivia); CENPROTAC (Centro de<br />

Promoción de Técnicas de Arte y Cultura); Centro Gregoria Apaza; Centro Juana Azurduy; CEPROLAI (Centro de Promoción del Laicado); CIDEM (Centro de Información y<br />

Desarrollo de la Mujer); CIPCA NAL (Centro de Investigación y Promoción del Campesinado); CISEP (Centro de Investigación y Servicio Popular); CISTAC (Centro de<br />

Investigación <strong>Social</strong>, Tecnología Apropiada y Capacitación); COLECTIVO REBELDÍA; Comunidad EQUIDAD; Coordinadora de la Mujer; DNI (Defensa del Niño Internacional);<br />

DNI-NAL (Defensa del Niño Internacional); DNI-Regional CBB; ECAM (Equipo Comunicación Alternativa con Mujeres); Fundación La Paz; Fundación Tierra; IFFI (Instituto de<br />

Formación Femenina Integral); INFANTE (Promoción Integral de la Mujer y la Infancia); IPTK (Instituto Politécnico Tupac Katari); MEPB (Movimiento Educadores Populares<br />

de Bolivia); MIAMSI (Acción Católica Internacional); Oficina Jurídica de la Mujer; PRODIS YANAPAKUNA (Programa de Desarrollo e Investigación <strong>Social</strong>); Red Andina de<br />

Información; UNITAS (Unión Nacional de Instituciones para el Trabajo de Acción <strong>Social</strong>)<br />

Brasilien: Reference Group: Ibase, observatorio@ ibase.org.br; Cedec; Fase; Inesc; Rede Dawn; SOS Corpo; Abong; Action Aid; AMB Articulação de Mulheres Brasileiras; Articulação<br />

de Mulheres Negras Brasileiras; Ceap; Centro de Estudos Afro-Brasileiros UCAM; Centro de Estudos de Defesa do Negro Pará; Centro de Mulheres do Cabo; CESEC-UCAM;<br />

Cepia; Cfêmea; Comunidade Bahaí; Criola-Rio; Fala Preta; Fórum de Mulheres de Salvador; Geledés/Instituto da Mulher Negra; Grupo de Mulheres Negras Malunga Ibase;<br />

Instituto Patricia Galvão; MNDH Movimento Nacional de Direitos Humanos; NOVA; Observatório Afro-Brasileiro; Observatório da Cidadania; Redeh; Rede Mulheres e<br />

Educação; Rede Saúde; Themis<br />

Bulgarien: BGRF (Bulgarian Gender and Research Foundation), bgrf@fastbg.net; BEPA (Bulgarian-European Partnership Association); National Trade Union Federation of „Light<br />

Industry“; ATTAC – Bulgaria<br />

Burma: Burma Lawyers Council, aunghtoo@access.inet.co.th, blcms@cscoms.com<br />

Chile: ACTIVA- Area Ciudadanía, activaconsultores@vtr.net; ACJR (Alianza Chilena por un Comercio Justo y Responsable); ANAMURI (Asociación Nacional de Mujeres Rurales e<br />

Indígenas); CEDEM (Centro de Estudios para el Desarrollo de la Mujer); CODEPU (Corporación de Promoción y Defensa de los Derechos del Pueblo); Colectivo CON-SPIR-<br />

ANDO; Corporación La Morada; EDUK; FORO, Red de Salud y Derechos Sexuales y Reproductivos; Fundación de Superación de la Pobreza; Fundación Terram; Programa de<br />

Ciudadanía y Gestión Local; SOL (Solidaridad y Organización Local)<br />

China: Network (Research Center) for Combating Domestic Violence of China Law Society, buwei@public3.bta.net.cn<br />

Costa Rica: Centro de Estudios y Publicaciones Alforja, cep@alforja.or.cr; AMES (Asociación de Mujeres en Salud); Coordinadora de Barrios; Centro de Educación Popular de Vecinos;<br />

Sindicato de Profesionales en Ciencias Médicas; Frente de Organizaciones para la Defensa de la Seguridad <strong>Social</strong>; LIMPAL (Liga Internacional de Mujeres Pro Paz y Libertad);<br />

Agenda Cantonal de Mujeres – Desamparados; Asociación Voces Nuestras; FEDEAGUAS-Guanacaste; SINAE (Sindicato de Auxiliares de Enfermería); SEBANA (Sindicato de<br />

Empleados del Banco Nacional); Coordinación Técnica del Consejo Consultivo de la Sociedad Civil<br />

<strong>Deutschland</strong>: Global Policy Forum Europe, jensmartens@globalpolicy.org; Werkstatt Ökonomie, klaus.heidel@woek.de; Bread for the World; Caritas Germany; DGB-Bildungswerk e.V.;<br />

Diakonisches Werk of the Protestant Church in Germany; EED (Church Development Service – An Association of the Protestant Churches in Germany); Friedrich-Ebert-<br />

Foundation; IG-Metall; terre des hommes Germany; Werkstatt Ökonomie; WEED (World Economy, Ecology and Development); WOMNET – Frauennetzwerkstelle<br />

Ecuador: Centro de Derechos Económicos y <strong>Social</strong>es (CDES), cdes@cdes.org.ec<br />

El Salvador: CIDEP (Asociación Intersectorial para el Desarrollo Económico y el Progreso <strong>Social</strong>), cidep@cidep.org.sv; APSAL (Acción para la Salud en El Salvador); CODEFAM<br />

(Asociación Comité de Familiares de Víctimas de Violaciones a los Derechos Humanos de El Salvador); FUMA (Asociación Maquilishuatl); LAS DIGNAS (Asociación de Mujeres<br />

por la Dignidad y la Vida);<br />

Europäische Union: EUROSTEP (European Solidarity Towards Equal Participation of People), sstocker@eurostep.org<br />

Ghana: Third World Network Africa, contact@twnafrica.org; Abantu for Development – Ghana; Centre for Democracy and Development; Christian Council; Civic Response; Consumers<br />

Association of Ghana; Friends of the Earth; Gender Studies and Human Rights Documentation Centre; General Agricultural Workers Union; Ghana Association of the Blind;<br />

Ghana National Association of Teachers; Ghana Registered Nurses Association; Integrated <strong>Social</strong> Development Centre; Islamic Council; National Union of Ghana Students;<br />

Network for Women’s Rights; Save the Children Ghana; Trades Union Congress; University of Ghana Students Representative Council<br />

Guatemala: INIAP (Instituto de Investigación y Autoformación Política), iniap@intelnet.net.gt; Coordinadora Si Vamos Por la Paz; Comité Beijing<br />

Honduras: CEM-H (Centro de Estudios de la Mujer Honduras), cemh@cablecolor.hn; CEHPRODEC (Centro Hondureño de Promoción para el Desarrollo Comunitario); Iniciativa de la<br />

Marcha Mundial de la Mujeres-Capitulo Honduras<br />

Indien: CYSD (Centre for Youth and <strong>Social</strong> Development), cysdbbsr@vsnl.net; NCAS (National Centre for Advocacy Studies); SAMARTHAN<br />

Indonesien: PPSW (Center for Women’s Resources Development), ppsw@cbn.net.id; ASPPUK (Association for Women in Small Business Assistance); PEKKA (Women Headed<br />

Household Empowerment Program)<br />

Irak: Iraqi Al-Amal Association, baghdad@iraqi-alamal.org<br />

Italien: Unimondo, jason.nardi@unimondo.org; ACLI (Associazione Cattolica Lavoratori Italiani); ARCI (Associazione Ricreativa e Culturale Italiana); Fondazione Culturale<br />

Responsabilità Etica; ManiTese; Movimondo; Sbilanciamoci<br />

Japan: PARC (Pacific Asia Resource Center), office@parc-jp.org<br />

Jemen: Yemen NGOs for Children’s Rights, fouziaabdallah@yahoo.com<br />

Jordanien: Women Organization to Combat Illiteracy in Jordan, b_lubna@yahoo.com<br />

Kambodscha: SILAKA, silaka@forum.org.kh; ADD (Action on Disability and Development); ADHOC (Cambodian Human Rights and Development Association); CDPO (Cambodian Disabled<br />

People’s Organization); CEPA (Cultural and Environment Preservation Association); CLO (Cambodian Labour Organization); CHHRA (Cambodian Health and Human Rights<br />

Alliance); CSD (Cambodian Women’s Development Agency); GAD (Gender and Development Agency); KHRACO (Khmer Human Rights and Against Corruption Organization);<br />

KKKHRA (Khmer Kampuchea Krom Human Rights Association); KKKHRDA (Khmer Kampuchea Krom Human Rights and Development Association); KYA (Khmer Youth<br />

Association); LAC (Legal Aid Association); LICADHO; PADEK (Partnership for Development in Kampuchea); USG (Urban Sector Group); URC (Urban Resource Centre); UPWD<br />

(Urban Poor Development Fund); UPDF (Urban Poor Development Fund); Vigilance<br />

Kanada: <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Canada (Canadian Centre for Policy Alternatives/The North-South Institute), jfoster@nsi-ins.ca<br />

Kasachstan: Center for Gender Studies, gender@academset.kz<br />

Kenia: <strong>Social</strong> Development Network, sodnet@sodnet.or.ke; Action Aid Kenya; BEACON; CGD (Centre for Governance & Democracy); Coalition Forum on Justice; DARAJA – Civic<br />

Initiative Forum; Econews Africa; Education Rights Forum; FEMNET; KENDREN (Kenya Debt Relief Network); Kenya Human Rights Commission; Kenya Land Alliance; KEWWO<br />

(Kenya Women Workers Organisation); People Against Torture; Public Law Institute; Release Political Prisoners; SEATINI (Southern and Eastern African Trade Information<br />

and Negotiations Initiative); Ujamaa Centre; Undugu Society<br />

Kolumbien: Corporación Región, coregion@epm.net.co; Plataforma Colombiana de DD.HH. Democracia y Desarrollo<br />

Korea, Rep.: CCEJ (Citizen’s Coalition for Economic Justice), dohye@ccej.or.kr; Council of Religion & Citizen’s Movement for the Homeless<br />

Kosovo: Riinvest, muhamet.mustafa@riinvestinstitute.org<br />

Lettland: Latvian NGO Platform, info@lapas.lv<br />

Libanon: ANND (Arab NGO Network for Development), annd@annd.org; Coordination of the NGOs working in the Palestinian communities in Lebanon; Lebanese Development Forum;<br />

Movement <strong>Social</strong><br />

Litauen: Kaunas NGO Support Centre, podiumas@knopc.lt<br />

Malaysia: Consumers’ Association of Penang, meenaco@pd.jaring.my; Cini Smallholders’ Network; Penang Inshore Fishermen Welfare Association; Sahabat Alam Malaysia (Friends<br />

of the Earth, Malaysia); Teras Pengupayaan Melayu; Third World Network<br />

Malta: KOPIN (Koperazzjoni Internazzjonali), jmsammut@maltanet.net<br />

Mexiko: Equipo PUEBLO, pueblodip@equipopueblo.org.mx; Espacio de Coordinación de Organizaciones Civiles sobre DESC; DECA Equipo Pueblo; Centro de Reflexión y Acción<br />

Laboral; Sección mexicana de FIAN; Casa y Ciudad miembro de Coalición Hábitat México; Oficina Regional para América Latina y el Caribe de la Coalición Internacional del<br />

Hábitat; Centro de Derechos Humanos Miguel Agustín Pro-Juárez; Centro de Estudios <strong>Social</strong>es y Culturales Antonio de Montesinos; Comisión Mexicana de Defensa y<br />

Promoción de Derechos Humanos; Defensoría del Derecho a la Salud; Cátedra UNESCO de Derechos Humanos (UNAM); Liga Mexicana por la Defensa de los derechos<br />

Humanos; Centro de Derechos Humanos Económicos, <strong>Social</strong>es y Culturales; Centro de Análisis e Investigación FUNDAR); Red Nacional Milenio Feminista<br />

Marokko: Espace Associatif, espasso@iam.net.ma<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 6


Mosambik: Direitos Humanos e Desenvolvimento Comunitário, cdnesta2@yahoo.com.br<br />

Nepal: Rural Reconstruction Nepal-RRN, rrn@rrn.org.np; All Nepal Peasant Association; Alliance for Human Rights and <strong>Social</strong> Justice; Child Worker Concern; Centre Nepal:<br />

General Federation opf Nepalese Trade Union; Informal Sector Service Centre; NGO Federation of Nepal<br />

Nicaragua: CCER (Coordinadora Civil para la Emergencia y la Reconstrucción), ccer@ccer.org.ni<br />

Niederlande: NCDO (National Committee for International Cooperation and Sustainable Development), a.roerink@ncdo.nl; NOVIB/OXFAM Netherlands; Dutch Platform Millennium<br />

Goals (NMP) (up of 23 organizations)<br />

Nigeria: SRI (Socio Economic Rights Initiative), s_watchngr@yahoo.com, onyegur@yahoo.com; Centre for Development, Constitutionalism & Peace Advocacy; Constitutional<br />

<strong>Watch</strong>; Women & Youths in Africa; Legal Defence & Assistance Project; South East Farmers Association of Nigeria; Concerned Professionals of Nigeria; <strong>Social</strong> Alert-Nigeria;<br />

Peoples Rights Organization; Righs & Development Centre; Women Association for Microcredits & Co<br />

Pakistan: Indus Development Foundation, qureshiaijaz@hotmail.com<br />

Palästina: Bisan Center for Research and Development, bisanrd@palnet.com; Palestinian Non-Governmental Organisations’ Network (PNGO) – integrated by more than 95 NGOs<br />

Panama: Fundación para el Desarrollo de la Libertad Ciudadana, Capítulo panameño de Transparencia Internacional, tipanama@cableonda.net; CEASPA (Centro de Estudios y<br />

Acción <strong>Social</strong> Panameño)<br />

Paraguay: Decidamos, Campaña por la Expresión Ciudadana, direccion@decidamos.org.py; BASE – ECTA (Educación Comunicación y Tecnología Alternativa); CDE (Centro de<br />

Documentación y Estudios); CEPAG (Centro de Estudios Paraguayos Antonio Guasch); Equipo de Educación en DD.HH.; FE Y ALEGRÍA Movimiento de Educación Popular<br />

Integral; ÑEMONGUETARA Programa de Educación y Comunicación Popular; PRESENCIA Proyecto de Formación y Capacitación de la Mujer para la vida cívica; SEAS – AR<br />

(Servicio de Educación y Apoyo <strong>Social</strong>); SEDUPO (Servicio de Educación Popular); SERPAJ - PY (Servicio Paz y Justicia Paraguay); TAREA<br />

Peru: CONADES (Comité de Iniciativa; Grupo de Acción Internacional), hecbejar@yahoo.com; Comisión Episcopal de Acción <strong>Social</strong>; CEDEP; Red Jubileo 2000; Plataforma<br />

Interamericana de Derechos Humanos, Comité Perú; Grupo Género y Economía; Grupo de Economía Solidaria y la Asociación Nacional de Centros<br />

Philippinen: <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Philippines, sowat@info.com.ph: ACCORD (Alternative Community-Centered Organization for Rural Development); ACT (Alliance of Concerned Teachers);<br />

AER (Action for Economic Reforms); AFRIM (Alternate Forum for Research in Mindanao); ALAGAD-Mindanao; Alay Kapwa-<strong>Social</strong> Action Center; Albay NGO-PO Network;<br />

Alliance of Community Development Advocates Provincial NGO Federation of Nueva Vizcaya; ANGOC (Asian NGO Coalition for Agrarian Reform and Rural Development);<br />

ATD Fourth World Philippines; BAGASSE (Bisaya Alliance Growth and Sustainable Sugar Estate); BANGON (Bohol Alliance of Non-Governmental Organizations); Bantay<br />

Katilingban; Banwang Tuburan; BAPAKA; Bataan NGO-PO Network; Beijing Score Board; BIND (Broad Initiative for Negros Development); CARET Inc.; Caucus on Poverty<br />

Reduction; CCAGG; CCF Reconciliation Center; CMA - Phils. (Center for Migrant Advocacy Philippines); CMLC; CODE- NGO (Caucus of Development NGO Networks); COM-<br />

PAX – Cotabato; Co-Multiversity; Convergence; CPED (Center for Policy and Executive Development); Daluyong Ugnayan ng mga Kababaihan (National Federation of<br />

Women’s Group); DAWN-Southeast Asia / Women & Gender Institute; ECPAT Philippines; ELAC - Cebu; Emancipatory Movement for People’s Empowerment; E-Net (Civil<br />

Society Network for Education Reforms); FDC (Freedom from Debt Coalition); Federation of Senior Citizens Association of the Philippines; Feed the Children Philippines;<br />

Focus on the Global South – Philippine Program; Free the Children Foundation; Government <strong>Watch</strong> - Ateneo School of Government; IBASSMADC; IDS-Phils (Integral<br />

Development Services, Phils.); IID (Initiatives for International Dialogue); Iloilo Code of NGOs; INAM (Indicative Medicine for Alternative Health Care System Phils., Inc.);<br />

IPD (Institute for Popular Democracy); ISSA (Institute for <strong>Social</strong> Studies and Action); Jaro Archdiocesan <strong>Social</strong> Action Center; Jihad Al Akbar; JPIC-IDC (Justice for Peace<br />

and Integrity of Creation-Integrated Development Center); KAMAM; Kapatiran-Kaunlaran Foundation, Inc.; KASAMAKAPA (multi-sectoral organization of CSOs for environmental<br />

and development in Marinduque); KATINIG (Kalipunan ng Maraming Tinig ng Manggagawang Inpormal); KFI (Kasanyagan Foundation Inc.); KIN (Kitanglad Integrated<br />

NGO’s); Kinayahan Foundation; Konpederasyon ng mga Nobo Esihano para sa Kalikasan at Kaayusang Panlipunan; La Liga Policy Institute; Labing Kubos Foundation, Inc.;<br />

LRC (Legal Rights and Natural Resources Center, Inc.); Lubong Salakniban Movement; MAG (Medical Action Group); Midsayap Consortium of NGOs and POs; Mindanawon<br />

Initiative for Cultural Dialogue; MLF (Mindanao Land Foundation); MODE (Management & Organizational Development for Empowerment); National Anti Poverty<br />

Commission Basic Sectors; NATRIPAL; NCCP (National Council of Churches in the Philippines); NCSD (National Council of <strong>Social</strong> Development); NEGRONET; NGO-LGU<br />

Forum of Camarines Sur; NGO-PO Network of Quezon; NGO-PO of Tobaco City; NIUGAN (Nagkakaisang Ugnayan ng mga Manggagawa at Magsasaka sa Niyugan); NOC-<br />

FED (Negros Oriental Center for People’s Empowerment); Outreach Philippines, Inc.; Oxfam Great Britain; PAFPI (Positive Action Foundation Philippines, Inc.); PAGBAG-O<br />

(Panaghugpong sa Gagmayng Bayanihang Grupo sa Oriental Negros); Paghiliusa sa Paghidaet-Negros; PAHRA (Philippine Alliance of Human Rights Advocates); PCPD<br />

(Philippine Center for Population & Development, Inc.); PCPS (Philippine Center for Policy Studies); Peace Advocates Network; PEPE (Popular Education for People’s<br />

Empowerment); Philippine Human Rights Info Center; Philippine Partnership for the Development of Human Resources in Rural Areas - Davao; Phil-Net Visayas; PhilNet-<br />

RDI (Philippine Network of Rural Development Institutes); Pinoy Plus Association; PIPULI Foundation, Inc.; PLCPD (Philippine Legislators Committee on Population and<br />

Development Foundation); PPI (Philippine Peasant Institute); PROCESS-Bohol (Participatory Research Organization of Communities and Education towards Struggle for<br />

Self Reliance); PRRM Alliance of Community Development Advocate; PRRM (Philippine Rural Reconstruction Movement); RDISK (Rural Development Institute of Sultan<br />

Kudarat); Remedios Aids Foundation; Research and Communication for Justice and Peace; Rural Enlightenment & Accretion in Philippine Society (REAPS); SAMAPA<br />

(Samahang Manggagawa sa Pangkalusugan); SAMAPACO; SARILAYA; Save the Children Fund U.K.; Silliman University; SITMO (Save the Ifugao Terraces Movement); <strong>Social</strong><br />

Action Center of Malaybalay Bukidnon; TACDRUP (Technical Assistance Center for the Development of Rural and Urban Poor); Tambuyog Development Center; Tanggol<br />

Kalikasan; Tarbilang Foundation; Tebtebba Foundation, Inc.; TFDP (Task Force Detainees of the Philippines); The Asia Foundation; The Community Advocates of Cotabato;<br />

TWSC (Third World Studies Center); U.S. (Save the Children); UKP (Ugnayan ng mga Kababaihan sa Pulitika); ULAP (Union of Local Authorities of the Philippines); U-Lead!<br />

(Union for Fresh Leadership); UP-CIDS (UP Center for Integrative and Development Studies); Urban Missionaries; WHCF (Women’s Health Care Foundation); Womanhealth<br />

Philippines; Women Alliance Movement for Peace and Progress; Young Moro Professionals<br />

Portugal: OIKOS – Cooperação e Desenvolvimento, sec.geral@oikos.pt<br />

Rumänien: Civil Society Development Foundation, carmen-e@fdsc.ro<br />

Sambia: WFC (Women for Change), wfc@zamnet.zm.<br />

Schweiz: Swiss Coalition of Development Organisations (Bread for All, Caritas, Catholic Lenten Fund, Helvetas, Interchurch Aid, Swissaid), mail@swisscoalition.ch<br />

Senegal: ENDA Tiers-Monde, enda@enda.sn; A.D.E.S.E.N (Association Pour le Développement Économique <strong>Social</strong> Environnemental du Nord)<br />

Slovenien: SEECRAN, Gorana.flaker@guest.arnes.si<br />

Spanien: Intermón Oxfam, intermon@intermon.org; Cáritas Española; Coordinadora de ONG para el Desarrollo (CONGDE) (over 100 organizations)<br />

Sri Lanka: MONLAR (Movement for National Land and Agricultural Reform), monlar@sltnet.lk<br />

Sudan: National Civic Forum, h_abdelati@hotmail.com<br />

Südafrika: NLC (National Land Committee), contact@nlc.co.za<br />

Suriname: Stichting Ultimate Purpose, maggiesc@yahoo.com; CAFRA Suriname (National Department of Caribbean Association for Feminist Research and Action)<br />

Syrien: Centre for Environnemental and <strong>Social</strong> Development, issamkh@hotmail.com<br />

Tansania: WLAC (Women’s Legal Aid Centre), wlac@raha.com; AFREDA (Action for Relief Development Assistance); African Youth Development Alliance, Tanzania Chapter; Amnesty<br />

International Tanzania; APT (Association for the Prevention of Torture Tanzania); Centre for <strong>Social</strong> Ethics; CHAWATA (Chama cha Walemavu Tanzania); CHRP (Centre for<br />

Human Rights Promotion); DOLASED; ENVIROCARE (Environment, Human Rights Care and Gender Organization); ENVIROHURO (Environment and Human Rights<br />

Organization); Federation of Women Economists in Tanzania; JET (The Journalists Environmental Association of Tanzania); KAGDE (Kagera Group for Development); KIWA-<br />

HATO (Kikundi cha Haki za wanawake na Watoto); KIWASHE (Kituo cha Wasaidizi wa Sheria); KOSHIKA Women Group; Kuleana (Centre for Children’s Rights); KWIECO<br />

(Kilimanjaro Women Information Exchange and Consultancy Organization); The Leadership Forum; LHRC (Legal and Human Rights Centre); Mbezi Biogas and Environment<br />

Conservation; Mwanza Women Development Association; NYF (National Youth Forum); TWG (Taaluma Women Group); TAHEA (Tanzania Home Economic Association);<br />

TAHURET (Tanzania Human Rights Education Trust); TAMWA (Tanzania Media Women Association); Tanga Paralegal Aid Scheme; TANGO; Tanzania Centre for Women and<br />

Children Welfare; Tanzania Human Rights Association; TAWLA (Tanzania Women Lawyers Association); TAWOVA (Tanzania Women Volunteers Association); TAYOA<br />

(Tanzania Youth Association); TCRC (Tanzania Conflict Resolution Centre); TGNP; UNA (United Nations Association); WAMATA (Walio katika Mapambano na Ukimwi<br />

Tanzania); WAT (Women Advancement Trust); WiLDAF (Women in Law and Development in Africa); Women’s Research and Documentation Project; ZAHURA (Zanzibar<br />

Human Rights Association)<br />

Thailand: Focus on the Global South, Thailand, ranee@focusweb.org; Arom Pongpangan Foundation; Centre for <strong>Social</strong> Development Studies; Chulalongkorn University <strong>Social</strong><br />

Research Institute; Foundation for Children’s Development; Foundation for Women; Frontiers for the Advancement of Women; Political Economy Centre; Thai Development<br />

Support Committee<br />

Tschechien: Ecumenical Academy Prague, tozicka@mybox.cz<br />

Tunesien: LTDH (Tunisian League for Human Rights), sjourshi@lycos.com<br />

Uganda: DENIVA (Development Network of Indigenous Voluntary Associations), deniva@utlonline.co.ug; Action Aid Uganda; Africa 2000 Network; Centre for Basic Research; Fort<br />

Portal; International Council on <strong>Social</strong> Welfare; Kabarole Research Centre; MS Uganda; NURRU; Rural Initiatives Development Foundation; SODANN (Soroti District<br />

Association of NGOs Network); Tororo Civil Society Network; Uganda Debt Network; Uganda Rural Development and Training Programme<br />

USA: IATP (Institute for Agriculture and Trade Policy), iatp@iatp.org; Center of Concern/US Gender and Trade Network; Inter-American Forum & Global-Local Links Project;<br />

American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations; WEDO (Women’s Environment and Development Organization)<br />

Uruguay: CNS Mujeres por Democracia, Equidad y Ciudadanía, cnsmujeres@adinet.com.uy<br />

Venezuela: Frente Continental de Mujeres, nocasta@reacciun.ve; Comité de Base “Juana Ramírez, la Avanzadora”; Red Popular de Usuarias de Banmujer<br />

Vietnam: GENDCEN (Centre for Gender, Environment and Sustainable Development Studies), que@hn.vnn.vn; Vietnam Women’s Union, vwunion@netnam.org.vn<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 7


<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Forum Weltsozialgipfel<br />

Kurzinformation<br />

Das im Januar 1994 gegründete „Deutsche<br />

NRO-Forum Weltsozialgipfel“ –<br />

heute: „<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong>“ – ist<br />

eine breite nationale Koalition von maßgeblichen<br />

Nichtregierungsorganisationen<br />

aus den Bereichen der nationalen Sozialpolitik<br />

und der Entwicklungspolitik.<br />

Sie tritt ein für soziale Gerechtigkeit und<br />

soziale Entwicklung sowohl in <strong>Deutschland</strong><br />

als auch international, insbesondere<br />

in der Dritten Welt. Durch seine Ziele<br />

und Zusammensetzung hat <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> in der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> eine einmalige und bedeutende<br />

Brückenfunktion zwischen den<br />

beiden Politikfeldern (nationale Sozialpolitik<br />

und Entwicklungszusammenarbeit).<br />

Das Forum Weltsozialgipfel war intensiv<br />

an den Vorbereitungsarbeiten zum<br />

Weltgipfel der Vereinten Nationen für<br />

soziale Entwicklung in Kopenhagen im<br />

März 1995, am Gipfel selbst sowie an<br />

den Folgekonferenzen beteiligt und hat<br />

den bisherigen Prozess der Umsetzung<br />

der Ergebnisse der Kopenhagen-Konferenz<br />

aktiv begleitet. Ziel des UN-<br />

Welt-Sozialgipfels war es, nach Ende<br />

des Kalten Krieges die „soziale Bombe<br />

zu entschärfen“. Die verantwortlichen<br />

Politiker aus den Mitgliedsstaaten der<br />

Vereinten Nationen haben sich dabei<br />

verpflichtet, sowohl in den Industriestaaten<br />

als auch in den so genannten<br />

Entwicklungsländern die wirtschaftlichen,<br />

kulturellen, rechtlichen und<br />

politischen Bedingungen so zu gestalten,<br />

dass Armut überwunden, nachhaltige<br />

Entwicklung gefördert und soziale<br />

Sicherheit für alle Menschen ermöglicht<br />

wird. Als vorrangige Aktionsfelder<br />

gelten dabei die Bekämpfung<br />

von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer<br />

Ausgrenzung. Ausgangspunkt soll<br />

der Grundsatz sein, dass der Mensch<br />

im Mittelpunkt aller Entwicklungsbemühungen<br />

stehen und die Wirtschaft<br />

seinen Bedürfnissen dienen muss.<br />

Die in <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong> zusammen<br />

arbeitenden Nichtregierungsorganisationen<br />

sind davon überzeugt,<br />

dass die Ziele des Weltsozialgipfels und<br />

der im Jahr 200 formulierten Millenniums-Entwicklungsziele<br />

(MDGs) nicht<br />

allein durch Erklärungen von Regierungen<br />

erreicht werden können. Notwendig<br />

ist vielmehr eine breite zivilgesellschaftliche<br />

Beteiligung an der Konzeption<br />

von Politiken und Strategien, an<br />

deren effektiver Umsetzung sowie an<br />

der Evaluierung ihrer Wirksamkeit und<br />

Kosten – und dies nicht zuletzt deshalb,<br />

weil die meisten Regierungen die Beschlüsse<br />

des Weltsozialgipfels und die<br />

damit eingegangenen Selbstverpflichtungen<br />

nur zögerlich umsetzen oder gar<br />

konterkarieren. Angesichts dieses Sachverhaltes<br />

hält es <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

für seine Aufgabe, die Umsetzung<br />

der in Kopenhagen und Genf eingegangenen<br />

Verpflichtungen auch künftig zu<br />

beobachten und beharrlich auf deren<br />

Erfüllung zu drängen.<br />

Durch die Größe, Vielfalt und spezifischen<br />

Schwerpunkte seiner Mitglieder<br />

verfügt <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

sowohl über ein zivilgesellschaftlich<br />

tief verankertes Mandat als auch über<br />

beträchtliche Fachkompetenz. Dadurch<br />

wird ein integriertes Bewusstsein und<br />

eine vernetzte Perspektive gefördert. In<br />

Gesprächen mit Politikern, durch Veranstaltungen<br />

und Publikationen weist<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong> auf Unzulänglichkeiten<br />

bei der Implementierung<br />

der Kopenhagen-Beschlüsse hin,<br />

überprüft Fortschritte, arbeitet Handlungsvorschläge<br />

aus, formuliert Forderungen<br />

an die Politik und zeigt Perspektiven<br />

auf. <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

versteht sich als ein vorwiegend<br />

anlass- und problemorientierter Zusammenschluss<br />

mit koordinierender<br />

Funktion, aber ohne formale Institutionalisierung.<br />

Stand: Juni 2005<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 8<br />

Koordinierungskreis<br />

Dr. Peter Eisenblätter,<br />

terre des hommes <strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

Klaus Heidel,<br />

Werkstatt Ökonomie e.V. (Sprecher)<br />

Jens Martens,<br />

Global Policy Forum Europe.<br />

Werner Oesterheld,<br />

DGB-Bildungswerk e.V.<br />

Jürgen Reichel,<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Klaus Schilder, WEED<br />

Unterstützerorganisationen<br />

1. Arbeiterwohlfahrt (AWO)<br />

2. Asienhaus<br />

3. Aktion Brot für die Welt<br />

4. Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Sozialhilfeinitiativen e.V.<br />

5. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung<br />

(DSW)<br />

6. dbb – beamtenbund und tarifunion<br />

7. Deutscher Caritasverband e.V.<br />

8. DGB-Bildungswerk e.V.<br />

9. Diakonisches Werk der EKD e.V.<br />

10. Entwicklungspolitische Gesellschaft<br />

e.V.<br />

11. Evangelischer Entwicklungsdienst<br />

e.V. (EED)<br />

12. FIAN Sektion der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

13. Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

14. Global Policy Forum Europe<br />

15. Initiative Kirche von Unten<br />

16. Kath. Arbeitnehmerbewegung<br />

(KAB) e.V.<br />

17. Lebendige Kommunikation mit<br />

Frauen in ihren Kulturen e.V.<br />

18. Ökumenischer Trägerkreis<br />

Armut/Reichtum – Gerechtigkeit<br />

19. Pax Christi e.V.<br />

20. Peter-Hesse-Stiftung<br />

21. Philippinenbüro e.V.<br />

22. Pro Asyl e.V.<br />

23. terre des hommes <strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

24. ver.di – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

25. VSOP – Verein für<br />

Sozialplanung e.V.<br />

26. WEED (Weltwirtschaft,<br />

Entwicklung und Ökologie. E.V.)<br />

27. Werkstatt Ökonomie e.V.<br />

28. WOMNET – Frauennetzwerkstelle


m Zehn Jahre nach Kopenhagen und<br />

Peking, zehn Jahre bis 2015 –<br />

Eine politische Zwischenbilanz


Gebrochene Versprechen: Ein Überblick<br />

VON SOCIAL WATCH<br />

„Es kann sicherlich keine Gesellschaft gedeihen und glücklich sein, deren weitaus größerer Teil arm und<br />

beklagenswert ist.“ Adam Smith, Wohlstand der Nationen, 1776.<br />

Fünf Jahre sind vergangen, seit das<br />

größte jemals stattgefundene Treffen<br />

von Staats- und Regierungschefs den<br />

Völkern dieser Welt versprach, dass<br />

„wir ... keine Mühen scheuen, um unsere<br />

Mitmenschen – Männer, Frauen und<br />

Kinder – aus den erbärmlichen und entmenschlichenden<br />

Lebensbedingungen<br />

der extremen Armut zu befreien.“ 1<br />

Zehn Jahre sind vergangen, seit führende<br />

Politiker der Welt sich in Kopenhagen<br />

feierlich verpflichteten „auf das<br />

Ziel der Beseitigung der Armut in der<br />

Welt durch entschlossene einzelstaatliche<br />

Maßnahmen und internationale<br />

Zusammenarbeit hinzuwirken, da es<br />

sich hierbei um einen ethischen, sozialen,<br />

politischen und wirtschaftlichen<br />

Imperativ für die Menschheit handelt.“ 2<br />

Das ist eine ehrgeizige Agenda. Unter<br />

dem Eindruck der Erklärung von<br />

Kopenhagen und der sie ergänzenden<br />

Aktionsplattform von Peking für mehr<br />

Gleichheit zwischen Mann und Frau<br />

schlossen sich Bürgerinitiativen überall<br />

auf der Welt zum <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Netzwerk<br />

zusammen. Seither hat <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> jedes Jahr einen umfassenden<br />

Bericht veröffentlicht, in dem überprüft<br />

wird, wie weit Regierungen ihren internationalen<br />

Verpflichtungen nachgekommen<br />

sind.<br />

Häufig überhaupt keine Fortschritte<br />

Die nationalen <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Koalitionen<br />

in mehr als 50 Ländern kommen zu<br />

dem gleichen Schluss: Die Versprechen<br />

sind zum großen Teil nicht eingelöst<br />

worden. Sollte es nicht bald erhebliche<br />

Änderungen geben, wird man die für<br />

2015 gesetzten Millenniumsziele<br />

(MDGs) nicht erreichen. In allen Bereichen<br />

– sei es Gesundheit, Ernährung,<br />

1 Millenniumserklärung der Vereinten Nationen,<br />

Paragraph 11.<br />

2 Erklärung von Kopenhagen zur sozialen Entwicklung<br />

und Aktionsprogramm des Weltsozialgipfels,<br />

Paragraph 29, Verpflichtung 2.<br />

Bildung oder die Erbringung lebenswichtiger<br />

Dienstleistungen wie sanitäre<br />

Versorgung – gibt es nicht genügend<br />

und häufig überhaupt keine Fortschritte.<br />

Das sind harte Fakten, die nicht weg zu<br />

diskutieren sind. Im Gegensatz zu den<br />

oft vagen und allgemein formulierten<br />

Wahlversprechen der Politiker, deren<br />

praktische Umsetzung schwer nachzuprüfen<br />

ist, geht es bei den meisten<br />

MDGs um ganz konkrete Vorgaben und<br />

Indikatoren. Bewertet man die Entwicklung<br />

dieser Indikatoren und vergleicht<br />

sie mit dem Zustand, in dem<br />

sich jedes einzelne Land befinden müsste,<br />

um die Ziele bis 2015 zu erreichen,<br />

kommt man unweigerlich zu dem<br />

Schluss, dass bei den aktuellen Trends<br />

ohne eine Wende die Ziele nicht erreicht<br />

werden.<br />

Was ist schief gelaufen? Waren die<br />

Ziele zu ehrgeizig oder unrealistisch?<br />

Jan Vandemoortele, der damals als<br />

Mitarbeiter des UN-Kinderhilfswerks<br />

UNICEF an der Entwicklung dieser<br />

Ziele beteiligt war und jetzt der ranghöchste<br />

Beamte im UN-Entwicklungsprogramm<br />

sowie zuständig für die<br />

Überwachung der MDG-Zielerreichung<br />

ist, vertritt diese Meinung nicht: „Im<br />

Großen und Ganzen wurden die quantitativen<br />

Vorgaben unter der Prämisse<br />

festgelegt, dass es von 1990 bis 2015<br />

weitere 25 Jahre Fortschritte in einem<br />

Umfang geben werde, der dem der 70er<br />

und 80er Jahre entspricht. Hätte es beispielsweise<br />

genau so viele Fortschritte<br />

in der Bekämpfung der Kindersterblichkeit<br />

wie in den 70er und 80er Jahren<br />

gegeben, wäre die globale Kindersterblichkeitsrate<br />

2015 um zwei Drittel<br />

niedriger als 1990.“ 3<br />

3 Vandemoortele, Jan, „Ambition is Golden:<br />

Meeting the MDGs“, aus einem in „Development<br />

2005“ veröffentlichten Artikel, 48(1),<br />

Gesellschaft für Internationale Entwicklung,<br />

2005, http://www.sidint.org/development<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 10<br />

Mit anderen Worten: die Tatsache,<br />

dass die Welt nur halb so viele Fortschritte<br />

gemacht hat wie zur rechtzeitigen<br />

Erreichung der MDGs nötig, bedeutet,<br />

dass sich das Tempo der sozialen<br />

Entwicklung seit 1990 trotz aller<br />

Versprechen und Erklärungen verlangsamt<br />

hat.<br />

Was ist schief gelaufen?<br />

In Kenia hat die <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Koalition<br />

zum Beispiel herausgefunden, dass sich<br />

die Staatsausgaben für die soziale<br />

Grundversorgung von 20 Prozent des<br />

Staatshaushaltes im Jahr 1980 auf nur<br />

13 Prozent in 1995 verringert haben.<br />

Zwischen 1997 und 2001 hat das Land<br />

52 Prozent der gesamten Staatseinnahmen<br />

zur Rückzahlung von Schulden<br />

aufgewendet.<br />

Die Anzahl der vor dem ersten Lebensjahr<br />

sterbenden Kinder stellt nicht nur<br />

eine der MDG-Zielgrößen dar, sondern<br />

ist auch ein guter Indikator dafür, wie<br />

sich ein Land entwickelt. Drei von vier<br />

Ländern, aus denen Daten vorliegen,<br />

haben in den letzten 15 Jahren schlechter<br />

abgeschnitten als in den 70er und<br />

80er Jahren.<br />

Die Kinder, die bis zu ihrem fünften<br />

Geburtstag überleben, sollten zur<br />

Schule gehen. Dass alle dies auch tun,<br />

ist wiederum eines der Millenniumsziele.<br />

Aber auch bei der Schulerziehung<br />

hat sich der Fortschritt seit 1990 verlangsamt.<br />

Die Regionen, die Fortschritte<br />

beim regelmäßigen Besuch der<br />

Grundschulen zu verzeichnen haben,<br />

sind Lateinamerika und Europa, denen<br />

es schon vorher vergleichsweise besser<br />

ging. Paradoxerweise stiegen die Zahlen<br />

der Universitätsbildung im gleichen<br />

Zeitraum in allen Kontinenten sehr viel<br />

schneller. Das konkrete soziale Szenarium<br />

des letzten Jahrzehnts zeichnet<br />

sich durch wachsende Ungleichheiten<br />

aus. Überall geht es den Eliten besser.<br />

Statt weniger Armut beobachten wir<br />

eine wachsende soziale Kluft.


Die nationale <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Koalition<br />

auf den Philippinen berichtet beispielsweise,<br />

dass das Verhältnis im Einkommen<br />

zwischen dem reichsten Fünftel<br />

und dem ärmsten Fünftel der Bevölkerung<br />

sich 1990 auf 13 zu 1 belief. Diese<br />

Kluft vergrößerte sich auf 16 zu 1<br />

im Jahr 2000.<br />

In Kolumbien, dem Land mit dem<br />

zweithöchsten Stand der Ungleichheit<br />

in Südamerika (hinter Brasilien), haben<br />

die reichsten zehn Prozent der Haushalte<br />

ein 30mal höheres Einkommen<br />

als die ärmsten zehn Prozent. Die lokalen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Beobachter berichten<br />

von noch größeren Disparitäten auf<br />

dem Lande, wo bewaffnete Konflikte<br />

die Kleinbauern aus ihren Häusern und<br />

von ihrem Land vertreiben.<br />

Sowohl in den reichen wie den armen<br />

Ländern ist der Fortschritt hin zu mehr<br />

Gleichheit von Mann und Frau noch<br />

langsamer. Die deutsche Metallgewerkschaft<br />

IG Metall spricht von „Fortschritt<br />

im Schneckentempo“: „Sollten<br />

sich die Löhne der Frauen in Westdeutschland<br />

weiterhin im gleichen Tempo<br />

wie in den letzten 40 Jahren auf die<br />

der Männer hinbewegen, wird es für<br />

weibliche Angestellte noch mindestens<br />

40 Jahre und für Arbeiterinnen mehr als<br />

70 Jahre dauern, bis sie mit den Männern<br />

gleich gezogen haben.“<br />

Taten müssen folgen<br />

In früheren Jahren versuchten Globalisierungsgegner<br />

oder altermondialists,<br />

wie sie sich im Französischen nennen,<br />

die G8-Treffen zu verhindern, da sie<br />

davon ausgingen, dass nicht viel Gutes<br />

herauskommen könne bei einer solchen<br />

Versammlung der Mächtigen, die sich<br />

selbst berufen hat und nicht rechenschaftspflichtig<br />

ist. Einige Treffen wurden<br />

in der Tat gestört und im Zeitplan<br />

gekürzt, weil riesige Menschenmassen<br />

die Straßen blockierten. Im Juli dieses<br />

Jahres konnten noch nicht einmal die in<br />

London explodierenden Bomben die<br />

Politiker von ihrem Treffen fernhalten,<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 11<br />

und auch die Botschaft der Öffentlichkeit<br />

erreichte sie. Die tatsächlich<br />

getroffenen Entscheidungen kamen<br />

jedoch noch nicht einmal den realistischsten<br />

Erwartungen nahe.<br />

Im September 2005 treffen Monarchen,<br />

Präsidenten und Premierminister aus<br />

allen Teilen der Welt wieder zusammen,<br />

dieses Mal am Sitz der Vereinten<br />

Nationen in New York, um zu erörtern,<br />

wie weit man mit der Umsetzung der<br />

Ziele der Millenniumserklärung bisher<br />

gekommen ist. Kofi Annan, Generalsekretär<br />

der UN, forderte sie auf, sich<br />

voller Schwung auf drei Zielrichtungen<br />

gleichzeitig zu konzentrieren: Frieden<br />

und Sicherheit; Menschenrechte und<br />

Demokratie sowie Entwicklung und<br />

Armutsbeseitigung. Keines dieser<br />

Einzelziele kann ohne die anderen zwei<br />

erreicht werden. Die Verbindung zwischen<br />

ihnen wurde schon vor 60 Jahren<br />

in der Präambel der UN-Charta festgehalten.<br />

Es braucht keine weiteren Versprechen,<br />

aber Taten müssen folgen.


Armut und Globalisierung<br />

VON SOCIAL WATCH<br />

Nach dem Aktionsprogramm des Weltsozialgipfels<br />

umreißt der Begriff Armut<br />

„vielfältige Erscheinungsformen. Zu<br />

ihnen gehören das Fehlen von ausreichenden<br />

Einkommen und produktiven<br />

Ressourcen, um auf Dauer den Lebensunterhalt<br />

bestreiten zu können; Hunger<br />

und Mangelernährung; ein schlechter<br />

Gesundheitszustand; begrenzter oder<br />

fehlender Zugang zu Bildung und anderen<br />

Grunddiensten; erhöhte Morbidität<br />

und Mortalität aufgrund von Krankheiten;<br />

Obdachlosigkeit und menschenunwürdige<br />

Unterkünfte; eine unsichere<br />

Umwelt sowie soziale Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung. Ein weiteres Merkmal<br />

ist mangelnde Beteiligung an den<br />

Entscheidungsprozessen und am bürgerlichen,<br />

sozialen und kulturellen<br />

Leben. Armut tritt in allen Ländern auf:<br />

Als massenhafte Armut in vielen Entwicklungsländern,<br />

als Verlust der Existenzgrundlage<br />

infolge einer Wirtschaftsrezession,<br />

als plötzliche Verarmung<br />

infolge von Katastrophen oder<br />

Konflikten, als Armut von Arbeitern<br />

mit niedrigen Löhnen und als absolutes<br />

Elend bei Menschen, die keinerlei<br />

Unterstützung durch die Familie, durch<br />

soziale Einrichtungen und soziale<br />

Netze erhalten.“ Weiter wird unterstrichen:<br />

„Armut ist durch schwerste Entbehrungen<br />

gekennzeichnet, was die<br />

Deckung der menschlichen Grundbedürfnisse<br />

angeht, so auch auf den Gebieten<br />

Ernährung, hygienisches Trinkwasser,<br />

Abwasserhygiene und Abfallbeseitigung,<br />

Gesundheit, Wohnungswesen,<br />

Bildung und Information. Sie<br />

hängt nicht nur von der Höhe des Einkommens<br />

ab, sondern auch vom Zugang<br />

zu sozialen Diensten.“ 1<br />

In der Millenniumserklärung wird der<br />

Begriff „extreme Armut“ offensichtlich<br />

im gleichen Sinne wie im Aktionsprogramm<br />

des Sozialgipfels verwendet, da<br />

1 Weltgipfel für Soziale Entwicklung, Aktionsprogramm<br />

Kapitel II „Beseitigung der Armut“,<br />

Paragraph 19, Kopenhagen, März 1995<br />

in beiden Deklarationen die Zahl von<br />

„über einer Milliarde“ Menschen zitiert<br />

wird, die in absoluter oder extremer<br />

Armut leben.<br />

Worum geht es, wenn wir von Armut<br />

reden?<br />

Die in der Millenniumserklärung vorgegebenen<br />

Ziele beziehen sich sowohl<br />

auf Bedürfnisse (Nahrung, Wasser) als<br />

auch auf Mittel (Einkommen) in dem<br />

Versprechen, bis zum Jahr 2015 „den<br />

Anteil der Menschen zu halbieren,<br />

deren Einkommen unter einem Dollar<br />

pro Tag liegt“ sowie „den Anteil der an<br />

Hunger leidenden Menschen“ und bis<br />

zum gleichen Zeitpunkt „den Anteil der<br />

Menschen ohne gesicherten Zugang zu<br />

sauberem Trinkwasser“ um die Hälfte<br />

zu verringern.<br />

Durch die Verwendung des von der<br />

Weltbank bekannt gemachten Indikators<br />

von einem US-Dollar pro Tag zur<br />

Definition und Messung der Armut distanziert<br />

man sich in der Millenniumserklärung<br />

bis zu einem gewissen Grad<br />

von den Ansichten des Sozialgipfels<br />

und auch von denen des Wirtschaftswissenschaftlers<br />

und Nobelpreisträgers<br />

Amartya Sen, dass „Armut als Entbehrung<br />

grundlegender Kapazitäten und<br />

nicht nur als geringes Einkommen“<br />

verstanden werden müsse. 2<br />

Die von der Weltbank veröffentlichte<br />

Zahl von 1,3 Milliarden armer Menschen<br />

zeigte sofort große Wirkung und<br />

ist seither in jeder Veröffentlichung<br />

oder Rede, die sich mit Armut beschäftigte,<br />

bis zum Überdruss zitiert worden.<br />

Es wurde der Weltbank aber vorgeworfen,<br />

dass sie eine Methodik verwendet<br />

habe, bei der die Anzahl der Armen<br />

unterschätzt würde 3 , und zwar weil sie<br />

2 Sen, Amartya, Development as Freedom, New<br />

York: Alfred A. Knopf, 1999.<br />

3 Reddy, Sanjay G. und Thomas W. Pogge. How<br />

not to Count the Poor (Version 4.5), Mimeo,<br />

New York; Barnard College, Universität von<br />

Columbia, 2003. http://www.socialanalysis.org<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 12<br />

im Grunde von einer „Kaufkraftparität“<br />

lokaler Währungen ausgehe, die den<br />

nationalen Durchschnittspreisen und<br />

nicht den von den Armen tatsächlich<br />

bezahlten Preisen angepasst sei.<br />

Auch für weite Regionen dieser Welt<br />

erweist sich der Indikator von einem<br />

US-Dollar pro Tag als ungeeignet. Die<br />

Wirtschaftskommission für Lateinamerika<br />

und die Karibik (ECLAC) geht<br />

für Lateinamerika von zwei US-Dollar<br />

als Definitionsbasis für extreme Armut<br />

aus. In den Vereinigten Staaten liegt die<br />

Schwelle bei ungefähr zwölf US-Dollar<br />

pro Tag.<br />

Wie zählt man Arme?<br />

Während „extreme“ oder „absolute“<br />

Armut den Versuch darstellt, ein biologisches<br />

Überlebensminimum zu definieren,<br />

sind die meisten, tatsächlich<br />

verwendeten Armutskonzepte, sozial<br />

definiert. Im Großbritannien zum Beispiel<br />

stuft der Breadline Britain-Index<br />

einen Haushalt als arm ein, wenn zum<br />

Zeitpunkt der Berechnung die Mehrheit<br />

der Menschen Großbritanniens diesen<br />

Haushalt als arm betrachten wird. Nach<br />

dieser Messung stieg die Armut im<br />

Vereinigten Königreich zwischen 1991<br />

und 2001 von 21 auf 24 Prozent. Selbst<br />

wenn der Lebensstandard insgesamt<br />

steigt, kann es mehr Armut geben,<br />

wenn die Gesellschaft ungleicher wird.<br />

Nach einer vorläufigen Analyse der<br />

Forscher von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> würde die<br />

Verwendung nationaler Armutsdefinitionen<br />

anstelle der internationalen Armutsgrenze<br />

von „extremer Armut“ zu<br />

einem Anstieg der Zahl der Armen um<br />

mindestens eine halbe Milliarde Menschen<br />

führen, wobei nur die Länder<br />

mittleren und höheren Einkommens<br />

berücksichtigt worden wären. Es gab<br />

2003 offiziell 35,8 Millionen Menschen,<br />

die als in den Vereinigten Staaten<br />

in Armut lebend betrachtet wurden<br />

(12,5 Prozent der Bevölkerung, 1,3


Millionen mehr als 2002). Ungefähr 70<br />

Millionen Menschen gelten in der<br />

Europäischen Union als arm, aber nur<br />

5 Millionen von ihnen leben unterhalb<br />

der internationalen Armutsgrenze.<br />

Misst man nach nationalen Armutsdefinitionen<br />

und nicht nach internationalen<br />

Standards, leben 200 Millionen<br />

mehr Menschen in Lateinamerika in<br />

Armut. Die einkommensschwächeren<br />

Länder haben häufig die Definitionen<br />

der Weltbank als offizielle nationale<br />

Definitionen übernommen, und zwar<br />

hauptsächlich, weil sie so außerordentlich<br />

abhängig von zinsgünstigen Krediten<br />

und Zuschüssen der Weltbank<br />

sind, was sich ohne Weiteres als Abhängigkeit<br />

von der Ideologie der Weltbank<br />

lesen lässt.<br />

Schlimmer wird die Sache noch dadurch,<br />

dass sich die meisten Armutsindikatoren<br />

– auch die, die nicht nur auf<br />

Einkommen sondern auf der Befriedigung<br />

von Grundbedürfnissen beruhen –<br />

auf Untersuchungen der Haushaltungen<br />

stützen, bei denen die Familie als eine<br />

Einheit betrachtet wird und die davon<br />

ausgehen, dass unabhängig von Alter<br />

und Geschlecht alle Familienmitglieder<br />

in gleichem Maße an den verfügbaren<br />

Einkommen und Ressourcen teilhaben.<br />

Infolgedessen wird die Anzahl der in<br />

Armut lebenden Frauen unterschätzt,<br />

da viele von ihnen ihre Grundbedürfnisse<br />

auch dann nicht befriedigen können,<br />

wenn sie in Haushalten oberhalb<br />

der Armutsgrenze leben. 4<br />

Brauchen wir tatsächlich eine einzige<br />

internationale einkommensbasierte<br />

Definition der Armut? Ohne Zweifel ist<br />

es notwendig, Fortschritte zu beschreiben,<br />

um die öffentliche Meinung zu<br />

mobilisieren und den zur Umsetzung<br />

der Verpflichtungen erforderlichen politischen<br />

Willen zu stärken. Das Tempo<br />

4 Batthyány, Karina. Mariana Cabrera und<br />

Daniel Macadar. „The gender approach in<br />

poverty analysis: conceptual issues“ Sozialwissenschaftliches<br />

Forschungsteam von <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong>, 2004.<br />

der Armutsbekämpfung lässt sich<br />

jedoch auch bewerten und vergleichen,<br />

ohne dass man eine gemeinsame universelle<br />

Armutsgrenze hinzuzieht. Was<br />

wirklich zählt, ist, dass jedes einzelne<br />

Land den Anteil und die Zahl seiner<br />

eigenen in Armut lebenden Bürgerinnen<br />

und Bürger reduziert. Fortschritte<br />

dieser Art wären mit dem Auftrag des<br />

Internationalen Paktes über wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Rechte<br />

durchaus vereinbar, der von einem<br />

Staat fordert, „mit allen geeigneten<br />

Mitteln“ (auch denen der internationalen<br />

Zusammenarbeit) und „unter Ausschöpfung<br />

aller seiner Möglichkeiten<br />

nach und nach die volle Verwirklichung<br />

der in diesem Pakt anerkannten Rechte<br />

zu erreichen“. 5<br />

Die Welt wird reicher, die Armen<br />

ärmer<br />

Tatsächlich wird der Indikator von<br />

einem US-Dollar pro Tag hauptsächlich<br />

aus ideologischen und politischen<br />

Gründen verwendet. Dieser Indikator<br />

veranlasste Forscher der Weltbank zu<br />

der Behauptung, dass „Globalisierung<br />

funktioniert“, weil er scheinbar belegt,<br />

dass der Anteil der in Armut lebenden<br />

Menschen auf der Welt insgesamt in<br />

einem Maße zurück geht, dass das erste<br />

Millenniumsziel in erreichbare Nähe<br />

rückt.<br />

Bei näherer Betrachtung der Zahlen<br />

stellen wir jedoch fest, dass selbst nach<br />

diesem Indikator die extreme Armut<br />

nicht weniger, sondern vielmehr größer<br />

wird in Afrika, Lateinamerika, dem<br />

Nahen Osten, Osteuropa und im größten<br />

Teil Asiens, wobei sich Fortschritte<br />

auf Vietnam, Indien und China konzentrieren.<br />

Indien und China verzeichneten<br />

im letzten Jahrzehnt ein hohes Wirtschaftswachstum,<br />

aber langfristige<br />

Entwicklungstrends der Armut sind in<br />

5 Vereinte Nationen, Internationaler Pakt über<br />

wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte,<br />

Art. 2, Paragraph 1.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 13<br />

China nur schwer nachzuvollziehen, da<br />

es an zuverlässigen Reihen historischer<br />

Statistiken fehlt, während es in Indien<br />

„ausreichende Beweise dafür gibt, dass<br />

die offiziellen Schätzungen der Armutsreduktion,<br />

vor allem für das ländliche<br />

Indien, zu optimistisch sind.“ 6<br />

Die Behauptung, dass „Globalisierung<br />

funktioniert“, fällt spätestens dann in<br />

sich zusammen, wenn man Fragen der<br />

Gleichheit berücksichtigt. Nach Aussagen<br />

von Professor James K. Galbraith,<br />

Leiter des „Inequality Project“<br />

der Universität von Texas, war bei<br />

innerstaatlichen Ungleichheiten das<br />

„globale Element“ von 1963 bis ungefähr<br />

1971 gleichbleibend, ging dann bis<br />

1979 zurück und stieg in den nächsten<br />

zwanzig Jahren steil und stetig an. Eine<br />

sehr ähnliche Entwicklung zeigt sich<br />

bei Ungleichheiten zwischen Ländern.<br />

Vieles spricht dafür, dass globale<br />

makroökonomische Kräfte und insbesondere<br />

der Anstieg der Zinsen, Schuldenkrisen<br />

und die nachdrückliche Forderung<br />

nach Deregulierung, Privatisierung<br />

und Liberalisierung seit 1980 im<br />

Allgemeinen zu ständig wachsenden<br />

Ungleichheiten innerhalb der Länder<br />

beigetragen haben.<br />

„Diese Untersuchung“ – stellt Galbraith<br />

abschließend fest – „gibt Anlass zu<br />

ernsthaften Fragen bezüglich der Rolle<br />

globaler Wirtschaftssteuerung (global<br />

economic governance) bei der Entstehung<br />

von Ungleichheiten und den<br />

aktuellen Schwierigkeiten im Entwicklungsprozess.“<br />

Globalisierung führt zu größerer<br />

Armut: Adam Smith hatte Recht<br />

Zu den gleichen Schlussfolgerungen<br />

kommt die Weltkommission für die<br />

soziale Dimension der Globalisierung:<br />

6 Kozel, Valerie und Angus Deaton, Data and<br />

dogma: the great Indian poverty debate.<br />

Weltbank, PovertyNetLibrary, September<br />

2004.


„Die globale Marktwirtschaft hat ihr<br />

großes produktives Potenzial unter Beweis<br />

gestellt. Richtig eingesetzt, kann<br />

sie beispiellosen materiellen Fortschritt<br />

bewirken, produktivere und bessere<br />

Arbeitsplätze für alle entstehen lassen<br />

und damit erheblich zur Reduktion<br />

weltweiter Armut beitragen. Aber wir<br />

erkennen auch, wie weit wir noch davon<br />

entfernt sind, dieses Potenzial auszuschöpfen.<br />

Der gegenwärtige Globalisierungsprozess<br />

führt im Ergebnis zu<br />

Ungleichgewichten sowohl zwischen<br />

wie innerhalb von Ländern. Reichtum<br />

entsteht zwar, aber zu viele Länder und<br />

Menschen profitieren nicht davon.“ 7<br />

Schon Adam Smith war vor 250 Jahren<br />

klar, warum das so ist: „Für einen reichen<br />

Händler ist es überall einfacher,<br />

das Privileg zum Handel in einem<br />

Unternehmen in der Stadt zu erhalten<br />

als für einen armen Handwerker das<br />

Recht, dort zu arbeiten.“ 8<br />

„Die Unternehmer, der Zahl nach weniger,<br />

können sich viel leichter zusammenschließen.<br />

Außerdem billigt das<br />

Gesetz ihre Vereinigungen, zumindest<br />

verbietet es sie nicht wie die der Arbeiter.<br />

Es gibt kein Gesetz des Parlaments,<br />

das eine Vereinigung zum<br />

Zweck der Senkung des Preises der<br />

Arbeit verbietet; aber viele gegen eine<br />

Vereinigung zu seiner Erhöhung.“ 9<br />

In den letzten 15 Jahren, während Ungleichheiten<br />

zunahmen und sich sozialer<br />

Fortschritt verlangsamte, wurden die<br />

Rechte transnationaler Konzerne durch<br />

multilaterale, regionale und bilaterale<br />

Handels- und Investitionsabkommen<br />

ausgeweitet, ohne dass gleichzeitig ihre<br />

Verpflichtungen oder die Rechte der<br />

Arbeitnehmer oder Regierungen der<br />

7 Weltkommission für die soziale Dimension<br />

der Globalisierung. Eine faire Globalisierung:<br />

Chancen für Alle schaffen. New York, Februar<br />

2004. http://www.ilo.org/public/german/<br />

region/eurpro/bonn/index.htm.<br />

8 Smith, Adam. Der Reichtum der Nationen.<br />

1.10.100.<br />

9 Ebenda. 1.8.12<br />

Länder, in denen sie sich betätigten,<br />

entsprechend wuchsen. Das Kapital ist<br />

im Vergleich zu vor zwei Jahrhunderten<br />

viel beweglicher geworden, die Arbeitnehmer<br />

nicht. Sie sind gezwungen, in<br />

einem Rennen um die schlechtesten<br />

Standards mitzumachen, während investitionshungrige<br />

Regierungen miteinander<br />

mit immer weiteren Zugeständnissen<br />

und Steuererleichterungen konkurrieren.<br />

Unausgewogene Regeln führen<br />

zu unausgewogenen Ergebnissen. Das<br />

sollte für neoliberale Wirtschaftswissenschaftler<br />

keine Überraschung sein,<br />

weil es genau das ist, was Adam Smith<br />

beobachtete und vorhersagte.<br />

Nehmen wir an, die Diagnose stimmt:<br />

Dann muss die Globalisierung entweder<br />

zurückgeschraubt oder irgendeine Form<br />

der Steuerung globaler Wohlfahrt angestrebt<br />

werden. Eine globalisierte Wirtschaft,<br />

die allen ein menschenwürdiges<br />

Auskommen sichern kann, es aber nicht<br />

tut, scheint zur Instabilität verdammt<br />

und ohne politische Zukunft zu sein.<br />

Was ist vordringlich und was ist<br />

notwendig<br />

Man könnte sagen, dass es sich beim<br />

ehrgeizigen Ziel einer Agenda globaler<br />

Steuerung um ein langfristiges Projekt<br />

handele, das nicht die vordringlichen<br />

Bedürfnisse der Menschen, die gegenwärtig<br />

bitterarm und hungrig sind,<br />

befriedige. Zwar fassen die MDGs in<br />

keiner Weise die Ergebnisse aller UN-<br />

Konferenzen der 90er Jahre zusammen<br />

und sie sind auch keinesfalls ein ausreichender<br />

Ersatz, aber sie können immerhin<br />

für sich beanspruchen, dass sie die<br />

vordringlichsten Bedürfnisse zum Ausdruck<br />

bringen. Die Erreichung der<br />

MDGs ist jedoch nicht einfach nur eine<br />

weitere humanitäre Aufgabe, die man<br />

durch mehr Hilfe bewältigen kann.<br />

Sollte die internationale Hilfe wirklich<br />

morgen verdoppelt werden, würde das<br />

gegenwärtige makroökonomische<br />

System verhindern, dass das Geld aus-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 14<br />

gegeben werden kann. Die Weltbank<br />

und regionale Entwicklungsbanken<br />

haben jetzt schon mehr Geld zur Verfügung<br />

als Länder nach den Regeln des<br />

Internationalen Währungsfonds ausgeben<br />

dürfen, und sie erhalten in der<br />

Regel mehr Geld aus den armen Ländern<br />

als diese von ihnen.<br />

Beispielsweise hätte das mit einer größeren<br />

AIDS-Krise konfrontierte Uganda<br />

2002-2003 beinahe einen Zuschuss<br />

von 52 Millionen US-Dollar vom<br />

Globalen Fonds zur Bekämpfung von<br />

AIDS, Tuberkulose und Malaria nur<br />

deshalb abgelehnt, weil es sich an die<br />

engen Haushaltsbeschränkungen halten<br />

wollte, zu denen es sich verpflichtet<br />

hatte, um Kredite vom Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) zu erhalten.<br />

Auf der jüngsten internationalen AIDS-<br />

Konferenz in Bangkok (Juli 2004) forderten<br />

Experten der UN eine massive<br />

Erhöhung der Mittel für AIDS-Programme<br />

und drängten auf die Bereitstellung<br />

von 20 Milliarden US-Dollar<br />

für die Entwicklungsländer bis 2007. In<br />

einem im Oktober 2004 veröffentlichten<br />

Bericht von vier großen humanitären<br />

Hilfsorganisationen wurde jedoch<br />

die Meinung vertreten, dass politische<br />

Maßnahmen des IWF zur deutlichen<br />

Absenkung der Inflationsrate zu Lasten<br />

höherer öffentlicher Ausgaben für die<br />

AIDS-Bekämpfung gingen. 10 Viele<br />

Wirtschaftswissenschaftler meinen,<br />

dass Inflation und öffentliche Ausgaben<br />

durchaus über den vom IWF regelmäßig<br />

festgelegten Sätzen liegen könnten<br />

und dass die Politik des IWF folglich<br />

den globalen Kampf gegen AIDS in<br />

unzumutbarer Weise schwäche.<br />

10 ActionAid International, USA, Global AIDS<br />

Alliance, Student Global AIDS Campaign und<br />

RESULTS Educational Fund; Blocking Progress:<br />

How the Fight Against HIV/AIDS is<br />

Being Undermined by the World Bank and<br />

International Monetary Fund. Der volle Informationstext<br />

kann unter http://www.actionaidusa.org/blockingprogress.<strong>pdf</strong><br />

eingesehen werden.


Im Bericht wird auch die Meinung vertreten,<br />

dass die IWF-Politik es den<br />

Ländern erschwere, Beschäftigte in<br />

zentralen Aufgabenbereichen des Gesundheitswesens<br />

zu halten, da der IWF<br />

die Summen deckelt, die für Arbeitnehmer<br />

im öffentlichen Gesundheitswesen<br />

ausgegeben werden dürfen.<br />

Die Vorgaben des IWF zur Inflationssenkung<br />

führen unmittelbar zu Beschränkungen<br />

der Staatshaushalte armer<br />

Länder und damit zu geringeren<br />

nationalen Gesundheitsausgaben. „Die<br />

meisten armen Länder würden sehr<br />

gern erheblich mehr Geld für die AIDS-<br />

Bekämpfung ausgeben“, stellt dazu<br />

Joanne Carter fest, Leiterin des<br />

RESULTS-Bildungsfonds, einer Bürgerinitiative<br />

mit Sitz in den Vereinigten<br />

Staaten, die sich insbesondere für den<br />

Kampf gegen Tuberkulose und andere<br />

„durch Armut entstandene Krankheiten“<br />

in den Entwicklungsländern einsetzt.<br />

„Sie haben aber den Kampf gegen<br />

den IWF aufgegeben, da sie wissen,<br />

dass sie sich an die Kreditbedingungen<br />

des IWF halten müssen, wenn sie<br />

weiterhin Entwicklungshilfe im gegenwärtigen<br />

Umfang erhalten wollen.<br />

Stellt man sich gegen den IWF, riskiert<br />

man, auch von allen anderen Hilfszahlungen<br />

abgeschnitten zu werden.“ 11<br />

Steuern in der Diskussion<br />

Zur Verteidigung seiner Regeln hat der<br />

IWF angeführt, dass Entwicklungshilfe<br />

nicht als regelmäßige Einnahmequelle<br />

zur Deckung laufender Ausgaben eingeplant<br />

werden könne (wie beispielsweise<br />

Steuern), da sie Schwankungen<br />

unterworfen und auch nicht vertraglich<br />

bindend sei. Damit ist der Ball wieder<br />

im Feld der Geberländer, die sich der<br />

Aufgabe stellen müssen, Zahlungen an<br />

die Entwicklungsländer so zu gestalten,<br />

dass sie planbar, zuverlässig und stabil<br />

sind.<br />

11 Ebenda.<br />

Genau das meinten auch über einhundert<br />

Länder am 20. September 2004 in<br />

New York mit ihrer Forderung nach<br />

neuen Mechanismen zur Finanzierung<br />

der Armutsbekämpfung – einem Vorschlag,<br />

der durch ein einziges Land<br />

blockiert worden ist, das ein Veto gegen<br />

alles einlegte, was einer internationalen<br />

Steuer auch nur nahe kommt.<br />

Angesichts drohender, von außen diktierter,<br />

strenger Beschränkungen ihrer<br />

Haushaltsbudgets für Entwicklung und<br />

dringende soziale Aufgaben unterzeichneten<br />

die Präsidenten Lula da Silva aus<br />

Brasilien und Ernesto Kirchner aus Argentinien<br />

am 16. März 2004 den offiziell<br />

als „Erklärung der Zusammenarbeit<br />

für ein Wirtschaftswachstum im<br />

Dienste der Gleichheit“ bekannten sogenannten<br />

„Copacabana Act“. In ihm<br />

prangerten sie „den Widerspruch im<br />

gegenwärtigen internationalen Finanzsystem<br />

zwischen nachhaltiger Entwicklung<br />

und deren Finanzierung“ wegen<br />

fehlender „angemessener Mechanismen<br />

der Krisenbewältigung“ an. Sie stellten<br />

darin eine ihrer Meinung nach für das<br />

Wachstum außerordentlich wichtige<br />

Verbindung zwischen Finanzen und<br />

Handel her. Zur Änderung des Systems<br />

kamen sie überein, „mit den internationalen<br />

Gläubigerinstitutionen auf eine<br />

Weise zu verhandeln, die das Wachstum<br />

nicht gefährdet, die Tragfähigkeit<br />

der Schulden sicherstellt und Raum für<br />

Investitionen in die Infrastruktur lässt.“<br />

Bei einem Privatunternehmen werden<br />

Investitionen in die Infrastruktur als<br />

Anlagevermögen verbucht und nur ein<br />

geringer Teil der Gesamtinvestition erscheint<br />

als Abschreibung in der Jahresbilanz.<br />

In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />

gibt es aber nur Einnahmen<br />

und Verluste: Alle Ausgaben werden<br />

als Verlust verbucht. Der IWF setzt<br />

aber Obergrenzen für die Ausgaben des<br />

Staates fest, um einen „primären Überschuss“<br />

zu erhalten, der die Tragfähigkeit<br />

der Schulden sicherstellt. Der Vorschlag<br />

von Kirchner und Lula – später<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 15<br />

von allen lateinamerikanischen Finanzministern<br />

unterstützt – sah deshalb vor,<br />

wie bei Privatunternehmen Infrastrukturinvestitionen<br />

über einige Jahre abzuschreiben<br />

und nicht zum Zeitpunkt der<br />

Ausgabe als Verlust zu verbuchen.<br />

Der Vorschlag, mit dem sich der IWF<br />

beschäftigt, würde natürlich sofort dazu<br />

führen, dass es mehr Spielraum für<br />

staatliche Ausgaben gäbe. Aber würde<br />

das Konzept des Anlagevermögens in<br />

volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen<br />

aufgenommen, hätte dies weitreichende<br />

Konsequenzen. Es könnte der<br />

Ausbeutung natürlicher Ressourcen<br />

eine Ende setzen (da ein entsprechender<br />

Verlust auf der Vermögensseite zu<br />

verbuchen wäre). Und nach dem<br />

ursprünglichen Vorschlag der Argentinier<br />

sollte auch die Bildung von<br />

„Humankapital“ von den vom IWF verhängten<br />

Ausgabebeschränkungen ausgenommen<br />

werden. Ausgaben für Gesundheit<br />

und Bildung könnten ebenso<br />

wie die für Infrastruktur als „Investitionen“<br />

betrachtet werden. Viele Wirtschaftswissenschaftler<br />

wären wohl<br />

überdies der Meinung, dass es sich<br />

dabei um Investitionen handelt, die sich<br />

besser und schneller auszahlen als<br />

große Entwicklungsprojekte konventioneller<br />

Art.<br />

Nichts als Versprechungen<br />

Diese Vorstellungen lagen ebenso auf<br />

dem Tisch wie die Forderung nach<br />

mehr Beteiligung der Entwicklungsländer<br />

in den Entscheidungsprozessen<br />

der Bretton Woods Institutionen, als die<br />

Diskussionen im Zusammenhang mit<br />

dem „Monterey Konsens“ nach der<br />

Konferenz über Finanzierung für Entwicklung<br />

2002 einsetzten.<br />

Aber bislang wurden diese Versprechungen<br />

nicht eingelöst – ebenso wenig<br />

wie jene, die in Doha für den Beginn<br />

einer Entwicklungsrunde gemacht wurden<br />

mit dem Ziel, Handelsregeln stärker<br />

auf die Entwicklungsländer zuzu-


schneiden. Keine dieser Versprechungen<br />

ist eingelöst worden. Stattdessen<br />

werden die Entwicklungsländer mit<br />

neuen Forderungen für ihre Dienstleistungssektoren<br />

konfrontiert – mit direkten<br />

Folgen für die Erbringung grundlegender<br />

Dienstleistungen für die Armen<br />

– als „Preis“ für Zugeständnisse im<br />

Agrar- oder Textilbereich.<br />

In der Tat zeigte sich bei jeder der seit<br />

1996 jährlich von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> durchgeführten<br />

Untersuchungen, dass die<br />

Entwicklungsländer im Großen und<br />

Ganzen ihren Verpflichtungen sehr viel<br />

stärker nachgekommen sind als die entwickelten<br />

Länder. Und verschiedene<br />

unabhängige Bewertungen kamen dabei<br />

zu dem Schluss, dass unter den Letzteren<br />

gerade die Mitglieder der G7 am<br />

meisten hinterher hinken.<br />

Wenn überhaupt etwas erreicht wurde<br />

mit der Vereinbarung von Verpflichtungen,<br />

Zielen und termingebundenen<br />

Vorgaben, dann ist es die Definition<br />

sogenannter Prüfsteine (benchmarks),<br />

mit denen Regierungen – und die ihnen<br />

angehörenden Politiker – objektiv beurteilt<br />

werden können. Es ist letzten<br />

Endes das Urteil der öffentlichen<br />

Meinung, das Änderungen möglich<br />

macht. Aber die ausschlaggebende<br />

Entscheidungsfindung verteilt sich auf<br />

eine unendliche Vielzahl an Foren und<br />

Institutionen, an denen verschiedene<br />

Minister und Staatsbeamte beteiligt<br />

sind, und führt häufig zu sich widersprechenden<br />

Ergebnissen.<br />

Beispielsweise empfahl der UN-Ausschuss<br />

für die Rechte des Kindes am 4.<br />

Oktober 2004 nachdrücklich, dass die<br />

Länder des südlichen Afrikas sicherstellen,<br />

dass „regionale und andere<br />

Freihandelsabkommen sich nicht negativ<br />

auf die Verwirklichung der Rechte<br />

der Kinder auswirken“. Das gegenwärtig<br />

zur Verhandlung anstehende Handelsabkommen<br />

zwischen der regionalen<br />

Organisation und den Vereinigten Staaten<br />

könne „die Möglichkeit beeinträchtigen,<br />

Kindern und anderen HIV/AIDS-<br />

Opfern wirksame Medikamente entweder<br />

kostenlos oder zum günstigsten<br />

Preis zur Verfügung zu stellen“. Eine<br />

solche Resolution hat globale Konsequenzen,<br />

da sich die im Entwurfstext<br />

enthaltenen Bestimmungen in vielen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 16<br />

bilateralen Handelsabkommen wiederfinden.<br />

Ähnliche Diskrepanzen zwischen<br />

dem Recht auf Leben und den<br />

geistigen Eigentumsrechten der Pharmakonzerne<br />

führten zu einer Erklärung<br />

in Doha und deren Erweiterung vor der<br />

Ministerrunde in Cancun mit dem Ergebnis,<br />

dass die Anwendung des<br />

TRIPS-Abkommens revidiert wurde. 12<br />

Es gibt keinen globalen Obersten Gerichtshof,<br />

der entscheiden könnte, was<br />

bei Konflikten zwischen Menschenrechten<br />

und Handelsregelungen Vorrang<br />

haben soll. Befürworter von Handels-<br />

und Investitionsabkommen und<br />

die Welthandelsorganisation (WTO)<br />

versuchen, sich auf wichtigen internationalen<br />

Foren einen Vorrang vor anderen<br />

Verträgen und Normen zu erkämpfen:<br />

Bei der Umsetzung des Gipfels<br />

über Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg,<br />

dem Vertrag gegen Tabak<br />

oder den laufenden Verhandlungen im<br />

Zusammenhang mit kultureller Vielfalt.<br />

Gegenwärtig ist Kohärenz nur auf<br />

Ebene der Staats- und Regierungschefs<br />

zu erreichen. Gerade deshalb ist der<br />

zweite Millenniumsgipfel so wichtig.<br />

12 Handelsbezogene Rechte an geistigem Eigentum<br />

(Trade Related Aspects of Intellectual<br />

Property Rights, TRIPS).


Prüfsteine für den Millennium+5-Gipfel<br />

VON SOCIAL WATCH<br />

Vom 14. bis zum 16. September 2005<br />

wird die bisherige Umsetzung der Millenniumserklärung<br />

aus dem Jahr 2000<br />

bewertet. Zur Zeit ihrer Verabschiedung<br />

sah man sie als Agenda für die Überwindung<br />

der Armut zu Beginn des<br />

neuen Jahrtausends an.<br />

Die Millenniumserklärung baut auf den<br />

Verpflichtungen auf, die die internationale<br />

Gemeinschaft im vorangegangenen<br />

Jahrzehnt in einer Reihe von Konferenzen<br />

und Gipfeltreffen eingegangen war<br />

– einschließlich derer, die sich mit den<br />

Themen Umwelt, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung<br />

und -gerechtigkeit,<br />

soziale Entwicklung, Kinderrechte,<br />

Bevölkerung, sexuelle und reproduktive<br />

Rechte, mit dem Recht auf<br />

Unterkunft sowie der Beseitigung von<br />

Rassismus und Diskriminierung befassten.<br />

Als Teil dieser Verpflichtungen<br />

erkannte der Weltsozialgipfel 1995 an,<br />

dass die Beseitigung der Armut erreichbar<br />

sei und verabschiedete eine Strategie,<br />

um dieses Ziel zu erreichen. Diese<br />

Strategie basierte auf einem umfassenden<br />

Konzept von Entwicklung, das sich<br />

nicht auf Armutsbekämpfung beschränkte,<br />

sondern Vollbeschäftigung und soziale<br />

Integration als ebenso wichtige<br />

Aspekte ansah.<br />

Die Zivilgesellschaft spielte eine aktive<br />

Rolle während der Konferenzen der<br />

90er Jahre. Sie forderte die Regierungen<br />

auf, zeitlich gebundene Verpflichtungen<br />

einzugehen, um Entwicklung zu<br />

fördern, Armut zu überwinden, Vollbeschäftigung<br />

zu schaffen und soziale<br />

Ausgrenzung zu vermindern. Das Engagement<br />

der Zivilgesellschaft in diesen<br />

Prozessen führte überall in der Welt<br />

zu Koalitionen, die aktiv die Umsetzung<br />

der von den Regierungen eingegangenen<br />

Verpflichtungen überwachen.<br />

Seit dem Millenniumsgipfel im Jahre<br />

2000 haben eine Reihe bedeutender<br />

Ereignisse die internationale Gemeinschaft<br />

erschüttert – von den Angriffen<br />

auf die USA 2001 und den anschlie-<br />

ßenden militärischen Interventionen in<br />

Afghanistan und Irak bis hin zur Tsunamikatastrophe<br />

in Asien.<br />

Das vorherrschende militärische Verständnis<br />

von Sicherheit basiert nicht<br />

auf der Vorstellung von Sicherheit für<br />

alle – menschliche Sicherheit (Human<br />

Security) in all ihren Dimensionen –<br />

sondern auf einem Konzept, das die<br />

Sicherheit für einige durch die Konzentration<br />

von Macht in den Händen<br />

weniger fördert.<br />

Zusätzlich unterminierten die USA und<br />

ihre Alliierten durch ihre Doktrin unilateralen<br />

militärischen Handelns sowie<br />

durch einen Krieg, den sie ohne die<br />

Autorisierung der Weltgemeinschaft in<br />

Form einer Entscheidung des UN-<br />

Sicherheitsrates führten, den eigentlichen<br />

Zweck, für den die Vereinten<br />

Nationen gegründet wurden.<br />

Sicherheit kann nicht durch Gewalt garantiert<br />

werden. Konflikte können nicht<br />

durch Waffen gelöst werden. Nur wenn<br />

wir uns mit den Ungleichheiten, die<br />

uns trennen, ernsthaft auseinander setzen,<br />

soziale Gerechtigkeit fördern und<br />

Menschenrechte für alle sicher stellen,<br />

können wir darauf hoffen, eine stabile<br />

Zukunft zu erreichen.<br />

Die Dringlichkeit, dieses zu tun, darf<br />

nicht unterschätzt werden. Die drohende<br />

Zerstörung des menschlichen Lebens<br />

in seiner jetzigen Form sowie die<br />

Bedrohung der heutigen Flora und Fauna<br />

durch die Erderwärmung werden<br />

noch nicht ausreichend thematisiert.<br />

Die Folgen für die Menschen werden<br />

allmählich spürbar, wobei die am stärksten<br />

marginalisierten Gruppen besonders<br />

betroffen sind. Auch wenn die<br />

Verwüstungen durch den asiatischen<br />

Tsunami keine Folge des Klimawandels<br />

sind, machen sie doch deutlich, wie<br />

verletzlich Gesellschaften sind.<br />

Ohne Zweifel haben wir alle die Verantwortung<br />

dafür, dass die Bedrohungen<br />

für das Leben und die Nachhaltig-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 17<br />

keit unseres Planeten überwunden werden<br />

– nicht zuletzt durch einen verantwortungsvollen<br />

Lebensstil. Regierungen<br />

und Entscheidungsträger haben<br />

dabei eine besondere Verantwortung<br />

sicher zu stellen, dass staatliches Handeln<br />

die Umwelt nachhaltig schützt.<br />

Die kolossale Zerstörung durch das<br />

Erdbeben im Indischen Ozean und den<br />

daraus resultierenden Tsunami hat nicht<br />

nur das Bewusstsein für die internationale<br />

Verantwortung gestärkt, sondern<br />

auch die unterschiedlichen Bedrohungen<br />

der Sicherheit von Menschen in<br />

unterschiedlichen Lebensumständen<br />

deutlich gemacht. Im Gegensatz zu dieser<br />

Katastrophe haben andere Krisen<br />

und das vermeidbare Sterben von Millionen<br />

von Menschen nicht zu den gleichen<br />

Konsequenzen geführt. Immerhin<br />

hat der Tsunami den Blick der Öffentlichkeit<br />

für die Komplexität und die<br />

ethisch nicht tolerierbare Ungleichheit<br />

zwischen den sehr Armen und den sehr<br />

Reichen geschärft.<br />

Diese Ungleichheiten, die direkt zur<br />

Armut beitragen und diese aufrechterhalten,<br />

sind ein zentraler Aspekt von<br />

Instabilität.<br />

Die Überprüfung der Millenniumserklärung<br />

und die Positionen, die die<br />

Regierungen im Vorfeld des Millennium+5-Gipfels<br />

einnehmen, müssen in<br />

diesem Lichte gesehen werden. Im<br />

September 2005 und in den Monaten<br />

davor hat die internationale Gemeinschaft<br />

die Chance, die entscheidenden<br />

Herausforderungen unserer Zeit in<br />

Angriff zu nehmen und eine ambitionierte<br />

Strategie zu entwerfen, die notwendig<br />

ist, um die Zukunft der nachfolgenden<br />

Generationen zu sichern. Die<br />

Anerkennung aller Menschenrechte<br />

muss dabei ein leitendes Prinzip sein.<br />

Für einen Erfolg ist es nötig, alle zivilgesellschaftlichen<br />

Gruppen einzubeziehen,<br />

sowohl in der Vorbereitung auf den<br />

Gipfel als auch beim Gipfel selbst. Die<br />

Menschen überall in dieser Welt wis-


sen, was auf dem Spiel steht. Diejenigen,<br />

die den Tsunami in Asien überlebt<br />

haben, wissen, wie fragil das Leben ist.<br />

Die Flüchtlinge im Darfur kennen die<br />

Folgen von Unsicherheit. Gemeinden,<br />

die von HIV/AIDS dezimiert wurden,<br />

kämpfen um ihr Überleben. Bauern, die<br />

ihre Lebensgrundlage und die ihrer<br />

Familien verloren haben, wissen, was<br />

es heißt, Not zu leiden. Für diese<br />

Menschen und die Millionen von Menschen,<br />

denen es ebenso ergeht, haben<br />

die Ungleichheiten in unserer Welt<br />

reale Konsequenzen. Auf der Grundlage<br />

ihrer Erfahrungen rufen zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen die<br />

Staats- und Regierungschefs der internationalen<br />

Gemeinschaft auf, mutige<br />

und entschiedene Schritte zu unternehmen,<br />

wenn sie im September in New<br />

York zusammentreffen.<br />

1. Von der Überwindung der Armut<br />

zur Verringerung der Ungleichheit<br />

Die Welt hat die Mittel zur Beseitigung<br />

der Armut. Sie kann und muss sie nutzen.<br />

Hunger, Unterernährung und<br />

Armut sind ein Affront für die Menschheit<br />

und eine Missachtung grundlegender<br />

Menschenrechte. Wir haben deswegen<br />

die Verpflichtung, die Armut zu<br />

beseitigen und müssen alle möglichen<br />

Schritte unternehmen, um dieses Ziel<br />

zu erreichen. Was bisher fehlt, ist der<br />

politische Wille, dieses in die Tat umzusetzen.<br />

Die internationale Gemeinschaft<br />

muss erneut ihre Verpflichtung<br />

bekräftigen, die Armut weltweit so<br />

schnell wie möglich zu beseitigen.<br />

Darüber hinaus muss jede Regierung<br />

ihre individuelle und kollektive Verpflichtung<br />

anerkennen, wirksame Strategien<br />

zur Beseitigung der Armut zu<br />

entwickeln. Armut basiert auf einer<br />

massiv ungleichen Einkommensverteilung,<br />

aber auch auf ungleicher Verteilung<br />

von Vermögen, ungleichen Zugangsmöglichkeiten<br />

zu Arbeit und Beschäftigung,<br />

sozialen Dienstleistungen<br />

und Vergünstigungen und auf der un-<br />

gleichen Verteilung von politischer<br />

Macht, Zugang zu Informationen und<br />

politischer Partizipation. Sie ist vor<br />

allem das Ergebnis von tief verankerten<br />

und anhaltenden Ungleichgewichten im<br />

derzeitigen Weltwirtschaftssystem, die<br />

nach Meinung der Weltkommission<br />

über die soziale Dimension der Globalisierung<br />

„ethisch inakzeptabel und politisch<br />

nicht haltbar“ sind. Frauen gehören<br />

meistens zu denen, die unter diesen<br />

Ungleichheiten besonders leiden.<br />

Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit<br />

sind die Hauptquellen von Instabilität<br />

und Konflikten auf nationaler und<br />

internationaler Ebene. Diejenigen, die<br />

ums Überleben kämpfen, streben nach<br />

dem Lebensnotwendigsten, während<br />

diejenigen, die mehr als genug haben,<br />

ihren Besitz verteidigen und allzu oft<br />

danach streben, noch mehr anzuhäufen.<br />

Eine angemessene Antwort auf die Armut<br />

wird nur in umfassenden Initiativen<br />

der Umverteilung gefunden werden,<br />

die alle Aspekte von Ungleichheit<br />

berücksichtigen und die Geschlechterdimension<br />

besonders beachten. Die<br />

Verwirklichung der Millennium-Entwicklungsziele<br />

(MDGs) innerhalb der<br />

vereinbarten Frist ist nur der dringlichste<br />

Teil dessen, was nötig ist, um diesen<br />

Erfordernissen gerecht zu werden.<br />

Sicherheit und Stabilität können nur<br />

erreicht werden, wenn soziale Gerechtigkeit<br />

gewährleistet ist, wenn das<br />

Recht eines jeden auf die Grundlagen<br />

des Lebens – Wasser, Gesundheit, Nahrung,<br />

Unterkunft – respektiert wird,<br />

und wenn alle gleichermaßen Zugang<br />

dazu haben.<br />

Wir fordern die Regierungen auf sich<br />

zu verpflichten, die Armut zu beseitigen<br />

und soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen.<br />

Insbesondere fordern wir<br />

von ihnen<br />

erneut die Überzeugung zu bestätigen,<br />

dass Armut beseitigt<br />

werden kann, so wie es in Kopenhagen<br />

1995 geschah;<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 18<br />

die Verpflichtung, Armut in allen<br />

Ländern bis zum Jahr 2025 zu<br />

beseitigen, wobei Armut in jedem<br />

Land auf Grundlage der nationalen<br />

Gegebenheiten definiert wird;<br />

die Verpflichtung, nationale Strategien<br />

zur Beseitigung der Armut<br />

in jedem Land bis 2007 festzulegen.<br />

Sie sollen in einem transparenten,<br />

konsultativen Prozess entstehen,<br />

an dem die Armen aktiv<br />

beteiligt sind;<br />

eine Politik zu verfolgen, die die<br />

Reduzierung von Ungleichheiten<br />

zum Ziel hat, einschließlich der<br />

Zusicherung des universellen und<br />

bezahlbaren Zugangs zu grundlegenden<br />

öffentlichen Dienstleistungen,<br />

einer redistributiven Steuerpolitik<br />

und der Berücksichtigung<br />

grundlegender Arbeitsstandards;<br />

die Politik der Privatisierung und<br />

„Liberalisierung“ zu beenden, die<br />

zur Konzentration der öffentlichen<br />

Ressourcen in wenigen und<br />

oft nicht einheimischen Händen<br />

führt;<br />

die Berichts- und Überprüfungsanforderungen<br />

des Internationalen<br />

Paktes über wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Rechte zu<br />

stärken um eine häufigere und<br />

gründlichere Überprüfung der<br />

Erfüllung der Menschenrechtsverpflichtungen<br />

der Staaten gegenüber<br />

ihren Bürgern zu sichern;<br />

die Verpflichtung, regelmäßig<br />

dem Wirtschafts- und Sozialrat<br />

der Vereinten Nationen über Fortschritte<br />

bei der Umsetzung dieser<br />

Strategien zu berichten. Die ersten<br />

dieser Berichte sollten nicht<br />

später als 2007 erfolgen.<br />

2. Strategien für Entwicklung<br />

definieren: Die Rolle der Internationalen<br />

Finanzinstitutionen<br />

Die Entwicklungsstrategien eines Landes<br />

sollten auf den Erfahrungen seiner<br />

Bevölkerung beruhen. Im Laufe der


letzten Jahrzehnte wurde sowohl die<br />

Vergabe von Entwicklungshilfe und<br />

Krediten als auch der Erlass von Schulden<br />

an umfassende makroökonomische<br />

Bedingungen geknüpft. Dies hatte katastrophale<br />

Folgen für die soziale Entwicklung.Strukturanpassungsprogramme,<br />

Liberalisierung und Privatisierung<br />

haben Ungleichheiten vergrößert, nicht<br />

verringert. Die größten Auswirkungen<br />

hatten sie auf Gruppen mit dem geringsten<br />

Zugang zu anständiger Arbeit und<br />

nachhaltigen Lebensgrundlagen. Für<br />

die Mehrheit der Menschen, die in Armut<br />

leben, unter ihnen ein überproportionaler<br />

Anteil an Frauen und Kindern,<br />

stellen Landwirtschaft und Fischerei<br />

die einzigen existenzsichernden Lebensgrundlagen<br />

dar.<br />

Ökonomische Reformen, die den Entwicklungsländern<br />

auferlegt wurden,<br />

haben vor allem die exportorientierte<br />

Produktion von Rohstoffen gefördert,<br />

für die die Weltmarktpreise dramatisch<br />

gesunken sind. Sie führten außerdem<br />

zu einer verstärkten Ausrichtung der<br />

Landwirtschaft und der Fischerei auf<br />

die Interessen der Wirtschaft und damit<br />

zu einer zunehmender Verarmung weiter<br />

Teile der Gesellschaften in Entwicklungsländern.<br />

Die Idee, dass eine Ausweitung des<br />

Handels der Beseitigung von Armut<br />

dient, hat nicht funktioniert. Dies zeigen<br />

verschiedene statistische Analysen<br />

über die letzten 20 Jahre ökonomischer<br />

Entwicklung, die von Handelsliberalisierung<br />

und exportorientierten Wachstumsmodellen<br />

geprägt waren. Obwohl<br />

die Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung<br />

(Poverty Reduction Strategy<br />

Papers, PRSP) vom Internationalen<br />

Währungsfond (IWF) und von der<br />

Weltbank entwickelt wurden, um den<br />

negativen Effekten entgegenzuwirken,<br />

ist dieses bisher nicht geschehen. Die<br />

Erfahrung zeigt jedoch, dass weiterhin<br />

zahlreiche makroökonomische Bedingungen<br />

an die Vergabe von Entwicklungshilfe<br />

geknüpft werden. Kreditver-<br />

handlungen werden immer noch hinter<br />

verschlossenen Türen von Finanzministerien<br />

und Zentralbanken geführt. Die<br />

gescheiterten makroökonomischen<br />

Politiken der Vergangenheit werden<br />

weiterhin propagiert.<br />

Der Rückzug des Staates und die Privatisierung<br />

öffentlicher Dienstleistungen<br />

– zum Beispiel im Bereich von Gesundheitsversorgung,<br />

Wasser und Bildung<br />

– erschweren zunehmend den Zugang<br />

derjenigen, die nicht in der Lage<br />

sind, für das zu zahlen, was grundlegende<br />

Menschenrechte darstellen. Die<br />

Globalisierung und Liberalisierung des<br />

Handels, sowie die Kommerzialisierung<br />

der Landwirtschaft und anderer Produktionsformen<br />

sollten nicht die maßgeblichen<br />

Rahmenbedingungen für die<br />

Landwirtschaft abgeben. Stattdessen<br />

sollten eine nachhaltige lokale Lebensführung,<br />

Ernährungssouveränität, ökologische<br />

Erneuerungsfähigkeit und soziale<br />

Belange die Leitlinien darstellen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

Entwicklungsstrategien zu fördern,<br />

die auf den Bedürfnissen und Erfahrungen<br />

der jeweiligen Bevölkerung<br />

basieren. Insbesondere fordern wir<br />

eine nationale Politikgestaltung<br />

zu stärken, die auf Bedürfnissen<br />

und Prioritäten gründet, die von<br />

der einheimischen Bevölkerung in<br />

partizipativen Prozessen definiert<br />

wurden. Die Politik sollte innerhalb<br />

eines rechtsstaatlichen Rahmen<br />

gewährleisten, dass die selbst<br />

definierten Interessen und Ziele<br />

von Straßenverkäufern, Industriearbeitern,<br />

Fischern und Landarbeitern<br />

eindeutig in den nationalen<br />

Entwicklungsstrategien<br />

Eingang finden;<br />

nationale Entwicklungsstrategien<br />

transparent zu erarbeiten, um<br />

dadurch die effektive Teilnahme<br />

einheimischer Interessengruppen<br />

bei der Formulierung nationaler<br />

Politik zu unterstützen;<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 19<br />

PRSPs zu formulieren, die tatsächlich<br />

im Rahmen nationaler<br />

Entscheidungsprozesse unter<br />

effektiver Beteiligung der Zivilgesellschaft<br />

entwickelt werden<br />

und gegenüber den nationalen<br />

Parlamenten rechenschaftspflichtig<br />

sind;<br />

Reformen im Agrar- und Wassersektor,<br />

die garantieren, dass<br />

Landwirte, Fischer und andere<br />

ländliche Gemeinschaften über<br />

Zugang, Kontrolle, Eigentum und<br />

die Verwaltung der produktiven<br />

Ressourcen verfügen. Besondere<br />

Bedeutung hat dabei, dass für<br />

Frauen die Kontrolle über und<br />

der Zugang zu Ressourcen wie<br />

Saatgut gewährleistet ist.<br />

3. Verwirklichung von Geschlechtergleichheit<br />

und -gerechtigkeit<br />

Die Reduzierung der Armut und die<br />

Stärkung von Frauen hängen in vielerlei<br />

Hinsicht zusammen. Frauen stellen<br />

die Mehrheit der Armen dieser Welt dar<br />

und tragen oft die soziale und ökonomische<br />

Bürde, sich um die schwächsten<br />

Mitglieder der Gemeinschaft, wie zum<br />

Beispiel Kinder, Alte und Kranke, zu<br />

kümmern. Frauen und Mädchen, die in<br />

Armut leben, sind auch in größerer Gefahr,<br />

Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt<br />

zu werden. Zudem besteht bei ihnen<br />

eine größere Wahrscheinlichkeit,<br />

mit HIV/AIDS infiziert zu werden, bei<br />

Entbindungen zu sterben oder in die<br />

Sklaverei verkauft zu werden. Ökonomische<br />

Reformen, die die sozialen<br />

Pflichten des Staates abbauen und<br />

öffentliche Güter privatisieren, betreffen<br />

Frauen überproportional stark. Sie<br />

verschärfen zudem die Ungleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern, da Frauen<br />

häufig gezwungen sind, die durch die<br />

Privatisierung entstehende Lücke auszufüllen.<br />

Gleichzeitig sind Frauen<br />

wichtige aktive Handlungsträger in jeder<br />

Strategie der Armutsbekämpfung.<br />

Die Beschränkung des freien Zugangs


von Frauen zum wirtschaftlichen Sektor<br />

und zum Arbeitsmarkt stellt nicht<br />

nur eine Verletzung ihrer grundlegenden<br />

Menschenrechte dar, sondern ist<br />

auch schädlich für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung eines Landes. Geschlechtergleichheit<br />

und -gerechtigkeit stellen<br />

in sich selbst fundamentale Ziele dar<br />

und sind gleichzeitig essentielle Vorbedingungen<br />

für die Beseitigung der<br />

Armut.<br />

Die MDGs, die die Stärkung Frauen<br />

betreffen (MDG 3 und 5), müssen verwirklicht<br />

werden, sind aber nicht ausreichend.<br />

Um wahre Geschlechtergleichheit<br />

zu erreichen, muss das Konzept<br />

in umfassender Weise verstanden<br />

werden und kann nicht nur auf die Indikatoren<br />

der MDGs beschränkt werden.<br />

Andere entscheidende Aspekte, wie<br />

zum Beispiel Frauen in Konflikten, Gewalt,<br />

sowie sexuelle und reproduktive<br />

Rechte, müssen ebenfalls klar und<br />

explizit thematisiert werden.<br />

Die politische Erklärung, die von den<br />

Regierungen zehn Jahre nach der Weltfrauenkonferenz<br />

von Peking im März<br />

2005 verabschiedet wurde, betont,<br />

„dass die vollständige und effektive<br />

Umsetzung der Erklärung und der<br />

Aktionsplattform von Peking wesentlich<br />

für die Verwirklichung der international<br />

vereinbarten Entwicklungsziele<br />

ist“ und unterstreicht „die Notwendigkeit<br />

sicherzustellen, dass die Gender-<br />

Perspektive in das hochrangige Plenumstreffen<br />

zur Überprüfung der Millenniumserklärung<br />

integriert wird“.<br />

Wir fordern die Regierungen auf<br />

anzuerkennen, dass Geschlechtergleichheit<br />

und -gerechtigkeit für den<br />

Erfolg jeder Entwicklungsstrategie<br />

zentral ist. Insbesondere fordern wir<br />

der Verwirklichung von Geschlechtergleichheit<br />

bei der Implementierung<br />

nationaler, regionaler<br />

und internationaler Entwicklungsstrategien<br />

besondere<br />

Bedeutung beizumessen, indem<br />

sinnvolle Ziele und Indikatoren<br />

zur Messung des Fortschritts eingerichtet<br />

werden;<br />

explizite Maßnahmen zur Verwirklichung<br />

der Geschlechtergleichheit<br />

im Kontext des achten<br />

MDGs zu identifizieren. Dabei<br />

soll Gleichberechtigung der Geschlechter<br />

insbesondere innerhalb<br />

der PRSPs und der neuen Architektur<br />

der Entwicklungshilfe<br />

gefördert werden;<br />

einen Pakt zwischen Gebern und<br />

ihren Partnern, zehn Prozent der<br />

Mittel speziell zur Förderung von<br />

Geschlechtergerechtigkeit und<br />

zur Unterstützung des Empowerment<br />

von Frauen zu verwenden;<br />

ein Protokoll zur Konvention<br />

über die Beseitigung jeder Form<br />

von Diskriminierung der Frau<br />

(CEDAW) zu verabschieden, um<br />

diese wirkungsvoller zu machen.<br />

4. Dringender Handlungsbedarf zum<br />

Schutz des Klimas<br />

Die gegenwärtigen Entwicklungsstrategien<br />

der Menschheit bedrohen das<br />

komplexe ökologische Gleichgewicht<br />

unseres Planeten, das die Grundlage<br />

des Lebens darstellt, in noch nie da<br />

gewesenen Ausmaß. Unser Überleben<br />

hängt von sofortigen und radikalen<br />

Schritten zur Überwindung der Umweltbelastungen<br />

ab. Wir stellen schon<br />

jetzt eine zunehmende Bedrohung für<br />

Menschen überall auf der Welt fest.<br />

Diejenigen, die am meisten betroffen<br />

sind von den Folgen der Umweltzerstörung<br />

und dem ökologischen Wandel,<br />

sind auch diejenigen, die schon jetzt zu<br />

den Schwächsten gehören – vor allem<br />

die marginalisierten Gemeinden und<br />

die in Armut lebenden Menschen.<br />

Dabei stellen die globale Erwärmung<br />

und die Veränderungen des globalen<br />

Klimas eine besondere Bedrohung dar.<br />

Erhöhte Temperaturen haben schon das<br />

Gletscherschmelzen in der Arktis be-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 20<br />

schleunigt und Vorraussagen schätzen,<br />

dass bis 2050 mehr als eine Million<br />

Arten verloren sein werden.<br />

Die bisher unternommen Schritte waren<br />

langsam und unzulänglich. Die Weigerung<br />

mancher Nationen, das Kyoto-<br />

Protokoll zu unterschreiben, darf nicht<br />

verhindern, dass sofortige Schritte<br />

unternommen werden. Im Februar 2005<br />

trat das Kyoto Protokoll in Kraft, und<br />

die Umsetzung der Emissionsreduktionen<br />

und Finanzierungsverpflichtungen<br />

müssen sofort weitergehen. Darüber<br />

hinaus müssen in Anbetracht der neuesten<br />

Anzeichen für die Geschwindigkeit<br />

und den Umfang der globalen Erwärmung<br />

neue, energischere Reduktionen<br />

der Treibhausgase vereinbart werden.<br />

Als Teil des notwendigen und radikalen<br />

Handelns müssen zukünftige Strategien<br />

der Energiegewinnung den erneuerbaren<br />

und sauberen Energiequellen Vorrang<br />

einräumen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf, sofortige<br />

und mutige Schritte zu unternehmen,<br />

um gegen den Klimawandel<br />

und die Zerstörung der Umwelt unseres<br />

Planeten vorzugehen. Insbesondere<br />

fordern wir<br />

die ernsthaften und unmittelbaren<br />

Bedrohung, die der Klimawandel<br />

darstellt, ausdrücklich<br />

anzuerkennen;<br />

Maßnahmen zur Reduktion der<br />

Emissionen, die vom Kyoto-Protokoll<br />

vorgesehen sind, sofort umzusetzen;<br />

den dringend erforderlichen Beginn<br />

von Verhandlungen zur unmittelbaren<br />

Überarbeitung der<br />

existierenden Verpflichtungen, um<br />

sich auf langfristige Schritte in<br />

einem gerechten globalen Rahmen<br />

zu einigen, die die gefährlichsten<br />

Auswirkungen des Klimawandels<br />

abwenden;<br />

die notwendigen zusätzlichen<br />

finanziellen Ressourcen durch<br />

eine erhebliche Steigerung der


Finanzmittel für die Globale<br />

Umweltfazilität (GEF) bereitzustellen,<br />

emissionsbezogene Abgaben<br />

für den internationalen<br />

Luftraum und die Ozeane und<br />

eine internationale Flugbenzinsteuer<br />

einzuführen;<br />

Maßnahmen zu ergreifen, um die<br />

schwächsten Gemeinschaften auf<br />

die Auswirkungen der Klimaänderungen<br />

vorzubereiten, die nicht<br />

mehr abgewendet werden können<br />

sowie Maßnahmen, um die Flora<br />

und Fauna dieser Welt zu schützen;<br />

das Prinzip der gemeinsamen,<br />

aber unterschiedlichen Verantwortung<br />

zu bekräftigen – wie in<br />

der Rio-Deklaration vereinbart:<br />

Dementsprechend sollen die Länder<br />

die Kosten der Maßnahmen<br />

gegen den Klimawandel proportional<br />

zu ihrem Anteil an den verursachenden<br />

Faktoren tragen.<br />

die Verpflichtung, verstärkt erneuerbare<br />

Energien einzusetzen.<br />

5. Stopp der Militarisierung und<br />

Weiterverbreitung von Waffen<br />

Die Hoffnung auf eine „Friedensdividende“<br />

durch das Ende des Kalten<br />

Krieges hat sich nicht erfüllt. Statt dessen<br />

haben sich neue Formen der Militarisierung<br />

entwickelt, und Regierungen,<br />

Oppositionsbewegungen und andere<br />

Gruppen versuchen weiterhin, ihren<br />

Willen mit Waffengewalt durchzusetzen.<br />

Was auch immer die jeweilige<br />

Rechtfertigung war, in praktisch allen<br />

Fällen hat eine militärische Intervention<br />

nicht die erwünschte Stabilität gebracht.<br />

Im Gegenteil, das Ergebnis ist<br />

meist weniger Stabilität, wie es beispielsweise<br />

im Irak der Fall ist. Zusätzlich<br />

wird die Bereitstellung von humanitärer<br />

Hilfe, die auf nicht-diskriminierende<br />

Weise für alle direkt von Katastrophen<br />

und Konflikten betroffenen<br />

Menschen zur Verfügung stehen sollte,<br />

durch den Einsatz militärischen Perso-<br />

nals verstärkt mit militärischen Zielen<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Der mit der Militarisierung zusammenhängende,<br />

weltweite Waffenhandel hat<br />

enorme menschliche Auswirkungen,<br />

verschärft Konflikte, fördert Unsicherheit<br />

und unterminiert die Entwicklung<br />

in einigen der ärmsten Regionen dieser<br />

Welt. Mindestens jede Minute wird<br />

irgendwo in der Welt jemand durch<br />

Waffengewalt getötet. In einer Vielzahl<br />

von Ländern werden wertvolle natürliche<br />

Ressourcen wie Diamanten und<br />

Kupfer gegen Waffen getauscht, um mit<br />

ihnen schreckliche Gräueltaten zu begehen.<br />

Frauen und Kinder sind besonders<br />

gefährdet; Frauen und Mädchen<br />

werden unter Waffeneinsatz vergewaltigt<br />

und circa 300.000 Kinder sind zu<br />

Soldaten in Konflikten überall in der<br />

Welt geworden.<br />

Die Staaten, die am meisten von diesem<br />

Handel profitieren, sind die fünf<br />

ständigen Mitglieder des UN Sicherheitsrates.<br />

Auf sie entfallen zusammen<br />

ungefähr 80 Prozent aller bekannten<br />

Exporte konventioneller Waffen. Zwischen<br />

1998 und 2001 haben die USA,<br />

Großbritannien und Frankreich mehr<br />

durch den Waffenhandel verdient, als<br />

sie zur internationalen Entwicklungshilfe<br />

beigetragen haben. Außerdem<br />

führte die Lockerung der Kontrollen<br />

bei dem Verkauf von Waffen nach dem<br />

11. September 2001 zu deren weiterer<br />

Ausbreitung. Sie werden kontinuierlich<br />

in Länder geleitet, die die Menschenrechte<br />

unzureichend respektieren oder<br />

mehr für Verteidigung ausgeben als für<br />

die grundlegenden sozialen Dienstleistungen.<br />

Wir fordern die Regierungen die<br />

Militärausgaben drastisch zu reduzieren<br />

und eine energische, rechtlich<br />

bindende Kontrolle beim Waffenhandel<br />

einzuführen. Insbesondere<br />

fordern wir<br />

eine verbindliche Verpflichtung,<br />

die Militärausgaben in jedem<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 21<br />

Land bis zum Jahr 2015 mindestens<br />

zu halbieren und die hieraus<br />

entstehende „Friedensdividende“<br />

für soziale und ökologische<br />

Zwecke zu verwenden;<br />

eine verbindliche Verpflichtung,<br />

sich für eine generelle Abrüstung<br />

und das Verbot aller Atomwaffen<br />

und aller anderen Massenvernichtungswaffen<br />

einzusetzen;<br />

einen globalen Vertrag über Waffenhandel<br />

(Arms Trade Treaty) zu<br />

verabschieden, der sicher stellt,<br />

dass alle Regierungen Waffen gemäß<br />

derselben internationalen<br />

Standards kontrollieren;<br />

eine verbindliche Verpflichtung<br />

zur Beseitigung der Millionen von<br />

illegalen und überschüssigen Waffen,<br />

die zur Zeit im Umlauf sind;<br />

eine verbindliche Verpflichtung,<br />

die Neutralität und Unparteilichkeit<br />

der humanitären Hilfe und<br />

der Organisationen, die sie leisten,<br />

zu respektieren.<br />

6. Finanzierung von Entwicklung<br />

Alle Menschen und Regierungen sind<br />

dafür verantwortlich, die finanziellen<br />

Mittel zur Verwirklichung nachhaltiger<br />

Entwicklung zu mobilisieren – insbesondere<br />

die reicheren Nationen, Unternehmen<br />

und Individuen. Wie der Bericht<br />

des Millenniums-Projekts deutlich<br />

macht, ist das derzeitige Niveau der<br />

Entwicklungsfinanzierung ungenügend,<br />

um selbst die minimalen Ziele der<br />

MDGs zu erreichen. Hinzu kommt,<br />

dass viele Formen der Finanzierung,<br />

die angeblich für Entwicklung zur Verfügung<br />

gestellt werden, in Wirklichkeit<br />

gegen die Ziele arbeiten, die sie eigentlich<br />

fördern sollen. Wenngleich Handel<br />

und Investitionen von entscheidender<br />

Bedeutung sind, um die nötigen Ressourcen<br />

für nachhaltige Entwicklung zu<br />

mobilisieren, spielen sie bisher nur eine<br />

untergeordnete Rolle für Entwicklungsländer,<br />

besonders für die Länder mit<br />

niedrigem Einkommen.


Internationale<br />

Entwicklungsfinanzierung<br />

Um die Verpflichtungen der internationalen<br />

Gemeinschaft zur Beseitigung<br />

der Armut zu erfüllen, ist es erforderlich,<br />

die verfügbaren Finanzmittel für<br />

Entwicklung von den reichen zu den<br />

armen Ländern real zu erhöhen, insbesondere<br />

durch:<br />

➢ Erhöhung der Entwicklungshilfe<br />

Für viele Länder mit niedrigem Einkommen<br />

ist Entwicklungshilfe die<br />

wichtigste Quelle der Entwicklungsfinanzierung.<br />

Für diese Länder bedeutet<br />

sie auch die einzige wirkliche Quelle<br />

für Investitionen in die grundlegende<br />

soziale Infrastruktur und ist notwendig<br />

für die Sicherung der Wohlfahrt und<br />

des Wohlergehens der Bevölkerung sowie<br />

die Armutsbekämpfung. Entwicklungshilfe<br />

kann nur wirksam sein, wenn<br />

sie nachhaltig und vorhersehbar ist und<br />

wenn sie zu den vom entsprechenden<br />

Land selbst entworfenen Entwicklungsstrategien<br />

beiträgt. Sie muss frei<br />

von Lieferbindungen der Geber sein,<br />

die nicht nur den Wert der Hilfe schmälern,<br />

sondern auch das Engagement eines<br />

Landes durch von außen auferlegte<br />

Entwicklungsstrategien beeinträchtigen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf, das<br />

Niveau der Entwicklungshilfe erheblich<br />

zu steigern, so dass die verabschiedeten<br />

Entwicklungsstrategien<br />

umgesetzt werden können. Insbesondere<br />

fordern wir<br />

die Verpflichtung zu einer sofortigen<br />

Verdopplung der öffentlichen<br />

Entwicklungshilfe (ODA) bis 2006,<br />

um die MDGs zu finanzieren;<br />

die Verpflichtung jeder Geberregierung,<br />

bis spätestens 2015 mindestens<br />

0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />

zur Verfügung<br />

zu stellen;<br />

auf dem Gipfel im September von<br />

jeder Geberregierung, die das<br />

0,7-Prozent-Ziel noch nicht erreicht<br />

hat, einen verbindlichen<br />

Zeitplan zur seiner Verwirklichung.<br />

➢ Schuldenstreichungen<br />

Obwohl von vielen anerkannt wird, dass<br />

der Schuldendienst vieler Entwicklungsländer<br />

die eigene Entwicklung<br />

unterminiert, wurden bislang nur unzureichende<br />

Schritte eingeleitet, um tragfähige<br />

Schuldenniveaus zu erreichen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

Maßnahmen zu ergreifen, die ein für<br />

alle mal das nicht tragfähige Niveau<br />

der Verschuldung aller Entwicklungsländer<br />

mit niedrigem oder mittlerem<br />

Einkommen reduzieren. Die<br />

Tragfähigkeit der Verschuldung muss<br />

unter anderem daran gemessen werden,<br />

inwieweit die verschuldeten<br />

Länder die MDGs verwirklichen<br />

können. Insbesondere fordern wir<br />

die vollständige Streichung von<br />

Schulden, wo diese die Fähigkeit<br />

eines Landes, die MDGs zu verwirklichen,<br />

unterminieren;<br />

über die HIPC-Initiative (hoch<br />

verschuldete, arme Länder) hinausgehende<br />

erhebliche Schuldenstreichungen<br />

für Entwicklungsländer<br />

mit niedrigem oder mittlerem<br />

Einkommen;<br />

unverzüglich ein faires und transparentes<br />

Schiedsverfahrens einzuführen,<br />

um die nicht tragfähigen<br />

Schuldenlasten zu behandeln. Zudem<br />

müssen die grundlegenden<br />

Bedürfnisse der Schuldner gewahrt<br />

bleiben, was die Einführung<br />

eines automatischen Schuldendienstmoratoriumseinschließt.<br />

Dieses Verfahren muss<br />

von einem neutralen Entscheidungsorgan<br />

durchgeführt werden,<br />

das unabhängig von Finanzinstitutionen<br />

und der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) ist;<br />

die Finanzierung der Schuldenerlasse<br />

zusätzlich zur Verpflichtung<br />

der Geber, 0,7 Prozent des<br />

BNE als ODA zur Verfügung zu<br />

stellen zu leisten;<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 22<br />

die Schuldenstreichungen unabhängig<br />

von wirtschaftspolitischen<br />

Konditionen, wie Privatisierung<br />

und Liberalisierung zu gewähren.<br />

➢ Einführung internationaler<br />

Steuern<br />

Die Notwendigkeit, neue Formen der<br />

internationalen Entwicklungsfinanzierung<br />

einzuführen, wird zunehmend anerkannt.<br />

Nun müssen Verpflichtungen<br />

eingegangen werden, um dies in die Tat<br />

umzusetzen. Viele der vorliegenden<br />

Vorschläge sind sowohl gerechtfertigt<br />

als auch realisierbar. In den meisten<br />

Fällen würde die Umsetzung der vorgeschlagenen<br />

Steuern nicht nur zusätzliche<br />

Mittel für Entwicklung bereitstellen,<br />

sondern auch eine konstruktive<br />

Rolle bei der Regulierung von Aktivitäten<br />

spielen, die das globale wirtschaftliche<br />

System destabilisieren oder<br />

sich negativ auf die Umwelt auswirken.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

neue Mechanismen zur Erhebung<br />

internationaler Steuern einzuführen,<br />

die nicht nur zusätzliche finanzielle<br />

Mittel für Entwicklung bereit stellen,<br />

sondern auch schädliche Prozesse<br />

regulieren. Insbesondere fordern wir<br />

die Verpflichtung zur Einrichtung<br />

internationaler Steuern auf Basis<br />

der derzeitigen Vorschläge. Dies<br />

gilt insbesondere für die Transaktionssteuer<br />

auf Devisengeschäfte<br />

(Tobin Tax) und die internationale<br />

Steuer auf Flugbenzin.<br />

die Verpflichtung, Systeme zum<br />

Informationsaustausch über<br />

grenzüberschreitende Finanztransfers<br />

zu entwickeln, und die<br />

globale Koordination bei der Besteuerung<br />

zu verstärken, um auf<br />

diese Weise sowohl die Steuereinnahmen<br />

zu steigern, als auch<br />

Korruption und Steuerflucht zu<br />

kontrollieren;<br />

die verbindliche Verpflichtung,<br />

Maßnahmen zu ergreifen, die zur<br />

sofortigen Abschaffung aller<br />

Steuerparadiese führen.


Mobilisierung heimischer<br />

Ressourcen für Entwicklung<br />

Alle Regierungen haben die Verpflichtung,<br />

Mittel zur Finanzierung von Entwicklungsstrategien<br />

auch im eigenen<br />

Land zu mobilisieren, diese so effizient<br />

und effektiv wie möglich einzusetzen<br />

und über ihre Verwendung transparent<br />

und für die Bevölkerung zugänglich<br />

Rechenschaft abzulegen. Die Mobilisierung<br />

einheimischer Finanzmittel, insbesondere<br />

durch ein progressives Steuersystem<br />

und die Besteuerung von Unternehmen,<br />

ist außerdem ein wichtiges<br />

Instrument, um Ungleichheiten in der<br />

Gesellschaft zu begegnen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf, in<br />

allen Ländern faire Steuersysteme<br />

einzurichten. Insbesondere fordern<br />

wir<br />

inländische, progressive Steuersysteme<br />

zu stärken;<br />

eine Verpflichtung, Transparenz<br />

bei Staatshaushalten einzuführen,<br />

einschließlich der Einführung des<br />

Gender-Budgeting, um die Rechenschaftspflicht<br />

der Regierungen<br />

für die Verwendung ihrer<br />

Ressourcen gegenüber ihren Bürgern<br />

zu erhöhen;<br />

eine internationale Konvention,<br />

um die Wiedererlangung und<br />

Repatriierung von Geldern, die<br />

illegal aus den nationalen Kassen<br />

der Entwicklungsländer entwendet<br />

wurden, zu erleichtern;<br />

ein multilaterales Abkommen<br />

über den wirksamen Austausch<br />

von Steuerinformationen zwischen<br />

Ländern, um dadurch<br />

Steuerflucht einzudämmen.<br />

7. Den Handel fair gestalten<br />

Immer wieder wird betont, dass der<br />

internationale Handel erheblich mehr<br />

Potential zur Finanzierung von Entwicklung<br />

aufweist, als es die Entwicklungshilfe<br />

jemals haben kann. Dies<br />

kann aber nur der Fall sein, wenn die<br />

internationalen Handelsregeln die<br />

Rechte und Bedürfnisse der Entwicklungsländer<br />

und ihrer Produzenten<br />

wirksam berücksichtigen. Gegenwärtig<br />

dient der Handel als Vehikel einer<br />

durchgängigen Liberalisierung der<br />

Ökonomien der Entwicklungsländer,<br />

anstatt nachhaltige Entwicklung, die<br />

Beseitigung der Armut und Geschlechtergerechtigkeit<br />

zu fördern.<br />

Handelspolitik muss fairen Handel<br />

unterstützen und nachhaltiger Entwicklung<br />

dienen. Handelsregeln und<br />

Handelspolitik müssen das Recht der<br />

Entwicklungsländer respektieren, ihre<br />

eigenen Entwicklungsprogramme zu<br />

verwirklichen, und die Interessen der<br />

Bevölkerung an die erste Stelle setzen.<br />

Dies schließt Maßnahmen ein, die die<br />

öffentlichen Dienstleistungen vor aufgezwungener<br />

Liberalisierung und Privatisierung<br />

schützen, das Recht auf<br />

Nahrung und einen finanzierbaren Zugang<br />

zu lebenswichtigen Medikamenten<br />

sichern und die Verantwortung der<br />

Unternehmen stärken.<br />

Für viele Entwicklungsländer bleibt der<br />

Export von ein oder zwei Rohstoffen<br />

die Hauptquelle ihrer Exporteinnahmen.<br />

Der Rückgang vieler Rohstoffpreise<br />

hat ihr Einkommen um bis zu 50<br />

Prozent verringert. Dadurch vergrößerte<br />

sich ihre Abhängigkeit von Entwicklungshilfe<br />

während sich die Schuldentragfähigkeit<br />

reduzierte.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

dafür zu sorgen, dass das internationale<br />

Handelssystem fair und gerecht<br />

ist. Insbesondere fordern wir<br />

die Abkehr von Konditionalitäten,<br />

die von den Internationalen<br />

Finanzinstitutionen und anderen<br />

Gebern mit der Vergabe von Entwicklungshilfe<br />

und dem Erlass<br />

von Schulden verknüpft werden,<br />

um die Handelspolitik der Entwicklungsländer<br />

zu beeinflussen;<br />

die wirksame und transparente<br />

Sonderbehandlung der Entwick-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 23<br />

lungsländer im Welthandelsystem;<br />

die Abschaffung aller Formen<br />

handelsverzerrender Subventionen<br />

in den reichen Ländern;<br />

die verstärkte Rechenschaftspflicht<br />

und Transparenz der<br />

Regierungen und internationalen<br />

Organisationen gegenüber der<br />

Bevölkerung bei der Formulierung<br />

internationaler Handelsregeln<br />

und nationaler Handelspolitik.<br />

Dabei muss die Vereinbarkeit<br />

der Handelspolitik mit<br />

den Arbeitnehmerrechten und<br />

den Menschenrechten im weiteren<br />

Sinne gesichert sein;<br />

effektive und transparente internationale<br />

Mechanismen, um die<br />

Rohstoffpreise zu stützen und die<br />

Entwicklungsländer bei Preisschwankungen<br />

zu kompensieren.<br />

8. Kampf gegen HIV/AIDS und<br />

andere Pandemien<br />

Tod oder Arbeitsunfähigkeit aufgrund<br />

von Krankheiten sind oft vermeidbare<br />

menschliche Katastrophen, die in vielen<br />

Ländern ein ernsthaftes Entwicklungshemmnis<br />

darstellen. Überproportional<br />

häufig trifft es arme und marginalisierte<br />

Gemeinschaften, insbesondere<br />

diejenigen, die unzureichenden Zugang<br />

zu einen ausreichenden Gesundheitsversorgung<br />

haben.<br />

HIV/AIDS stellt eine besondere Bedrohung<br />

dar. Das auf HIV/AIDS bezogene<br />

Millenniumsentwicklungsziel ist skandalös<br />

anspruchslos und unzulänglich in<br />

seiner Anerkennung lebensverlängernder<br />

Maßnahmen durch den Zugang zu<br />

Behandlungsmöglichkeiten. Auf der<br />

Generalversammlung der Vereinten<br />

Nationen über HIV/AIDS 2001 haben<br />

die Mitgliedsstaaten ihrer Besorgnis<br />

Ausdruck verliehen, dass es sich bei<br />

der weltweiten HIV/AIDS-Epidemie<br />

um einen globalen Notfall handelt. Seit<br />

dem hat sich die Situation noch ver-


schlechtert. Auf der internationalen<br />

AIDS-Konferenz 2004 haben die Regierungen<br />

bestätigt, dass über 38 Millionen<br />

Menschen in der Welt mit AIDS<br />

leben, und dass die Epidemie sich in<br />

allen Regionen ausweitet.<br />

HIV/AIDS wirkt sich auf die ärmsten<br />

Länder unverhältnismäßig stark aus.<br />

Die am meisten betroffene Region ist<br />

das subsaharische Afrika, wo fast 40<br />

Prozent der Todesfälle durch AIDS zu<br />

verzeichnen sind. Die enormen Auswirkungen<br />

von HIV/AIDS und anderen<br />

behandelbaren Pandemien, wie Malaria<br />

oder Tuberkulose, sowohl auf die direkt<br />

betroffenen als auch auf ihre Verwandten<br />

und die Gemeinschaften, in denen<br />

sie leben, unterminieren die produktiven<br />

Kapazitäten in der Gegenwart und<br />

für die Zukunft.<br />

Eine Behandlung für die Infizierten ist<br />

verfügbar, aber obwohl Millionen sie<br />

brauchen, haben nur ein paar Hunderttausend<br />

Zugang. Der Zugang zu Behandlungen<br />

wurde nicht nur durch soziale<br />

und kulturelle Haltungen und Stigmatisierung<br />

verzögert. Auch die Zurückhaltung<br />

der Regierungen, energisch<br />

die Initiative zu ergreifen und die Protektion,<br />

die der Pharmaindustrie gewährt<br />

wird, tragen dazu bei. Erst unnachlässige<br />

und breite Kampagnen der<br />

Zivilgesellschaft und Demonstrationen<br />

haben dazu geführt, dass einige Regierungen<br />

freien Zugang zu Behandlungen<br />

ermöglicht haben, und dass die WTO<br />

widerwillig den Anspruch auf das Recht<br />

auf Gesundheit anerkannt hat.<br />

Alle Maßnahmen müssen geschlechtsbewusst<br />

erfolgen, denn die Statistiken<br />

zeigen, dass 60 Prozent der mit HIV/<br />

AIDS infizierten Erwachsenen Frauen<br />

sind – wodurch die Stärkung von Frauen<br />

zu einem entscheidenden Thema im<br />

Kampf gegen HIV/AIDS wird. Zusätzlich<br />

müssen Maßnahmen, die die mit<br />

HIV/AIDS infizierten Kinder betreffen,<br />

besondere Beachtung finden. Dies<br />

schließt die Kinder ein, die durch die<br />

Krankheit verwaist sind.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

den Kampf gegen die Pandemien, die<br />

zahllose Gemeinden verwüsten, entschieden<br />

aufzunehmen und ihm<br />

angemessene Priorität einzuräumen.<br />

Insbesondere fordern wir<br />

die radikale Erhöhung der finanziellen<br />

Unterstützung für die „3<br />

by 5 Initiative“ der Weltgesundheitsorganisation,<br />

gefolgt von der<br />

Einführung einer „6 by 7“ Folgeinitiative<br />

zur Ausdehnung der<br />

Behandlung von HIV/AIDS. 1 Zusätzlich<br />

muss die dauerhafte und<br />

vorhersehbare Finanzierung des<br />

Globalen Fonds zur Bekämpfung<br />

von AIDS, Tuberkulose and<br />

Malaria gesichert werden;<br />

die Einführung einer globalen<br />

Institution, die auf internationale<br />

Gesundheitsgefahren reagiert<br />

(„Emergency Service Response“)<br />

und einer öffentlich verwalteten<br />

Nachschubeinrichtung für die<br />

Bereitstellung von zugänglicher<br />

und frei verfügbarer antiretroviraler<br />

Behandlung – sowie von<br />

Impfschutz, sobald dieser entwickelt<br />

worden ist;<br />

das erneuerte Engagement für die<br />

schon lange bestehenden Vision<br />

der „Gesundheit für Alle“, verbunden<br />

mit einer massiven Erhöhung<br />

der Mittel für den Wiederaufbau<br />

und die Ausweitung<br />

der Gesundheitssysteme in allen<br />

Entwicklungsländern;<br />

ein Moratorium für jede weitere<br />

Ausdehnung der Laufzeit des Pa-<br />

1 “Treat 3 Million by 2005” (3 by 5) ist die globale<br />

Initiative der Weltgesundheitsorganisation<br />

und von UNAIDS, die 2003 gestartet wurde,<br />

um antiretrovirale Therapie für drei Millionen<br />

Menschen mit HIV/AIDS in Entwicklungsländern<br />

bis zum Ende des Jahres 2005 bereitzustellen.<br />

Analog die Forderung „6 by 7“: antiretrovirale<br />

Therapie für sechs Millionen<br />

Menschen mit HIV/AIDS in Entwicklungsländern<br />

bis Ende 2007.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 24<br />

tentschutzes für die Pharmaindustrie<br />

und für weitere TRIPS-<br />

Regeln in bilateralen und regionalen<br />

Handelsabkommen. Kein<br />

TRIPS „plus“ Abkommen; 2<br />

die Einführung einer öffentlichen<br />

„3 by 5“-Initiative, um den freien<br />

und nicht-diskriminierenden Zugang<br />

zu Behandlungsmöglichkeiten<br />

zu sichern.<br />

9. Förderung der Unternehmensverantwortung<br />

Transnationale Unternehmen (TNCs)<br />

sind die Haupt-Protagonisten und Nutznießer<br />

der Globalisierung. Sie werden<br />

aber nicht global zur Verantwortung<br />

gezogen. TNCs sind immer wieder in<br />

Verstöße gegen soziale, ökologische<br />

und menschenrechtliche Standards verwickelt.<br />

Unternehmen und Regierungen<br />

haben auf die weithin anerkannten,<br />

negativen Auswirkungen der unternehmerischen<br />

Aktivitäten mit der Entwicklung<br />

hunderter sektoraler und firmenbezogener<br />

Verhaltenskodizes und freiwilliger<br />

„Partnerschafts“-Initiativen reagiert.<br />

Der vom UN Generalsekretär<br />

initiierte Global Compact ist das beste<br />

Beispiel für eine politische Strategie,<br />

die hauptsächlich auf die freiwillige<br />

Selbstregulierung der Industrie abzielt.<br />

Aber der Einfluss und die Auswirkungen<br />

der Aktivitäten transnationaler Unternehmen<br />

reichen weit über diese eher<br />

„weichen“ Politikbereiche hinaus. Hinter<br />

den Kulissen verfolgen manche<br />

Unternehmen und Wirtschaftsverbände<br />

weiterhin gewissenlos ihre Partikularinteressen<br />

in den „harten“ Politikfeldern.<br />

Ihre Aktivitäten haben ernste<br />

Auswirkungen auf die menschliche<br />

Sicherheit der Bevölkerung überall in<br />

der Welt. Rechtlich bindende internationale<br />

Instrumente sind daher nötig,<br />

um sicherzustellen, dass die Aktivitäten<br />

2 Handelsbezogene Aspekte an geistigem Eigentum<br />

(Trade Related Intellectual Property<br />

Rights).


von TNCs im Einklang mit den weltweit<br />

beschlossenen Konventionen und<br />

Standards stehen.<br />

Im Jahre 2003 hat die UN-Unterkommission<br />

zum Schutz und zur Förderung<br />

der Menschenrechte die „Normen für<br />

die Verantwortlichkeiten tansnationaler<br />

Unternehmen und anderer Wirtschaftsunternehmen<br />

im Hinblick auf die Menschenrechte“<br />

verabschiedet. Sie stellen<br />

einen Meilenstein bei der Definition<br />

präziser und umfassender internationaler<br />

Rechtsprinzipien für Unternehmen<br />

dar. Sie beziehen sich auf die Menschenrechte,<br />

humanitäres Recht, internationales<br />

Arbeitsrecht, Umweltrecht,<br />

Verbraucherrecht und Anti-Korruptionsrecht.<br />

Wir fordern die Regierungen auf sich<br />

zu verpflichten, transnationale Unternehmen<br />

und andere Wirtschaftsunternehmen<br />

gegenüber der Weltgemeinschaft<br />

und zukünftigen Generationen<br />

rechenschaftspflichtig zu<br />

machen. Insbesondere fordern wir<br />

die „Normen für die Verantwortlichkeiten<br />

transnationaler Unternehmen<br />

und anderer Wirtschaftsunternehmen<br />

im Hinblick auf die<br />

Menschenrechte“ zu unterstützen<br />

und konkrete Schritte zur vollständigen<br />

Umsetzung dieser Normen<br />

zu unternehmen;<br />

ein international bindendes<br />

Instrument einzurichten, um die<br />

Transparenz von Finanzflüssen<br />

zwischen TNCs, besonders in der<br />

extraktiven Industrie, und Regierungen<br />

zu verstärken, wie es von<br />

der internationalen Kampagne<br />

„Publish what you Pay“ vorgeschlagen<br />

wird.<br />

10. Demokratisierung des internationalen<br />

Institutionengefüges<br />

Ein System des offenen, transparenten<br />

und zugänglichen Regierens, in dem<br />

Menschenrechte und Rechtsstaatlich-<br />

keit respektiert werden, ist für gerechte<br />

globale Entwicklung von entscheidender<br />

Bedeutung. Die Verantwortung<br />

dafür liegt - innerhalb eines rechtlichen<br />

Rahmens, der mit internationalen Abkommen<br />

und Verpflichtungen vereinbar<br />

sein muss – bei den nationalen Autoritäten.<br />

Die Anwendung nationaler Gesetze<br />

ist jedoch nicht immer ausreichend<br />

für die Verwirklichung von Gerechtigkeit.<br />

Das macht es immer notwendiger,<br />

internationales Recht zu stärken,<br />

damit Regierungen, Unternehmen<br />

und Individuen für Handlungen verantwortlich<br />

gemacht werden können, die<br />

gegen die Menschenrechte und internationale<br />

Abkommen verstoßen.<br />

Die Legitimität unseres Systems des<br />

internationalen Regierens (Global<br />

Governance) steht auf dem Spiel.<br />

Globale Macht bedeutet Verantwortung<br />

und Rechenschaftspflicht derer, die sie<br />

ausüben – ob es Regierungen, Unternehmen<br />

oder Individuen sind. Dass<br />

wenige Regierungen ihre Dominanz der<br />

multilateralen Institutionen nutzen, um<br />

ihre partikularen Eigeninteressen zu<br />

verfolgen, ist nicht mehr akzeptabel –<br />

besonders wenn gerade diese Regierungen<br />

sich nicht an den Willen der internationalen<br />

Mehrheit halten. Die Reform<br />

unseres internationalen Systems<br />

des Regierens ist lange überfällig. Es<br />

muss erneuert werden, so dass die<br />

Prinzipien des Rechts und der Demokratie<br />

eingehalten werden. Die Vereinten<br />

Nationen bleiben die legitimste und<br />

repräsentativste Institution, um ein<br />

effektives System internationalen Regierens<br />

zu ermöglichen. Die Entscheidungsgewalt<br />

über globale Wirtschafts-,<br />

Währungs- und Handelspolitik liegt<br />

jedoch außerhalb der UN – bei IWF,<br />

Weltbank und WTO. Diese Trennung<br />

von den UN hat zu einem strukturellen<br />

Ungleichgewicht im Global Governance-System<br />

geführt, das wirtschaftliche<br />

Paradigmen der menschlichen Entwicklung<br />

vorzieht und auf diese Weise<br />

die in der Charta der UN festgelegten<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 25<br />

politischen Prioritäten untergräbt. Dies<br />

muss sich ändern, so dass die UN ihre<br />

Stellung als globales politisches Zentrum<br />

wiedererlangen. Es muss auf<br />

neuen Mechanismen basieren, die<br />

effektive demokratische, transparente<br />

und verantwortliche Entscheidungsfindung<br />

sichern. Die Weltbank, der<br />

IWF und die WTO müssen in das System<br />

der UN voll eingegliedert und ihre<br />

Rollen neu definiert werden. Ihre Entscheidungsgremien<br />

müssen ebenfalls<br />

reformiert werden, um die Veränderungen<br />

in der Weltwirtschaft zu berücksichtigen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf,<br />

sich einer radikalen Reform des multilateralen<br />

Systems des Regierens<br />

und der Stärkung und<br />

Demokratisierung der Vereinten<br />

Nationen zu verpflichten.<br />

Insbesondere fordern wir<br />

den Erneuerung des Wirtschaftsund<br />

Sozialrats der Vereinten Nationen<br />

(ECOSOC) grundlegend<br />

zu erneuern, so dass die Mitgliedschaft<br />

auf den Prinzipien der Repräsentativität,Rechenschaftspflicht<br />

und gemeinsamen Verantwortung<br />

beruht. Er sollte die<br />

höchste globale Autorität für wirtschaftliche<br />

und soziale Angelegenheiten<br />

sein. Seine Entscheidungen<br />

müssen durchgesetzt werden;<br />

die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat<br />

so umzugestalten, dass dieselben<br />

Prinzipien der Repräsentativität,<br />

Rechenschaftspflicht und gemeinsamen<br />

Verantwortung gelten;<br />

Weltbank, IWF und andere internationale<br />

Finanzinstitutionen zusammen<br />

mit der WTO zu reformieren,<br />

damit sie ebenfalls diesen<br />

Prinzipien gerecht werden, aber<br />

gegenüber dem reformierten<br />

Wirtschafts- und Sozialrat verantwortlich<br />

sind. Ihre Rollen sollten<br />

neu definiert werden, so dass<br />

die Weltbank zu einer Entwicklungsbank<br />

innerhalb des UN Sys-


tems wird, das Mandat des IWF<br />

sich auf die Sicherung der globalen<br />

Finanzstabilität konzentriert<br />

und die WTO sich auf die Regelung<br />

des internationalen Handels<br />

beschränkt;<br />

regelmäßige, öffentliche parlamentarische<br />

Untersuchungen der<br />

Politiken und Aktivitäten der<br />

multilateralen Wirtschaftsinstitutionen<br />

und der entsprechenden<br />

Politik der nationalen Regierungen,<br />

unter Einbeziehung der<br />

Zivilgesellschaft durchzuführen;<br />

die internationalen Rechtsinstitutionen<br />

zu stärken, die für die Verwirklichung<br />

globaler Rechtstaatlichkeit<br />

verantwortlich sind (Internationaler<br />

Gerichtshof und Internationaler<br />

Strafgerichtshof).<br />

11. Einbeziehung der<br />

Zivilgesellschaft<br />

Die Beteiligung aller gesellschaftlicher<br />

Gruppen (stakeholder) ist für eine<br />

erfolgreiche Entwicklungsstrategie von<br />

zentraler Bedeutung. Das Konzept, dass<br />

Politiken und Projekte von den Betroffenen<br />

(mit)getragen und (mit) verwirklicht<br />

werden (ownership), erfordert<br />

die Beteiligung zivilgesellschaftlicher<br />

Akteure auf allen Ebenen. Über nationale<br />

Partizipationsprozesse sollten sich<br />

die Zivilgesellschaft bei der Identifikation,<br />

Formulierung und Durchführung<br />

von Entwicklungsstrategien beteiligen,<br />

die die spezifischen Bedürfnisse<br />

des Landes und den jeweiligen nationalen<br />

Kontext berücksichtigen. Die Regierungen<br />

müssen die Einbeziehung<br />

der Zivilgesellschaft in offener und<br />

transparenter Weise auf allen politischen<br />

Ebenen unterstützen.<br />

Der Prozess der Überprüfung der Millenniumserklärung<br />

sollte die Bedeutung<br />

der Interaktion zwischen Regierungen<br />

und Zivilgesellschaft widerspiegeln –<br />

und zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

genügend Platz einräumen, um<br />

sich an diesem Prozess zu beteiligen.<br />

Sollen die Millenniumserklärung – und<br />

die MDGs – wirklich politische Bedeutung<br />

erlangen, so ist „Ownership“ und<br />

Unterstützung der Zivilgesellschaft ein<br />

entscheidender Faktor dafür. Die Zivilgesellschaft<br />

ist bereit, sich zu engagieren:<br />

Die Regierungen, die über die<br />

Überprüfung der Millenniumserklärung<br />

verhandeln, sollten zuhören und die<br />

Belange ihrer Bürger berücksichtigen.<br />

Die UN sollten Raum für diese Interaktion<br />

lassen.<br />

Wir fordern die Regierungen auf<br />

sicherzustellen, dass die Beteiligung<br />

der Zivilgesellschaft im politischen<br />

Entscheidungsprozess – auf allen<br />

politischen Ebenen – effektiv ermöglicht<br />

wird. Insbesondere fordern wir<br />

die Verpflichtung, dass nationale<br />

Beteiligungsprozesse transparent,<br />

offen zugänglich und konsistent<br />

erfolgen;<br />

Mechanismen der zivilgesellschaftlichen<br />

Partizipation bei<br />

regionalen Organisationen zu etablieren<br />

und zu stärken;<br />

Mechanismen auf Ebene der UN<br />

und anderer internationaler<br />

Organisationen zu schaffen, die<br />

die politischen Entscheidungsprozesse<br />

transparent machen und<br />

den Zugang sowohl zu den Tagesordnungen,<br />

Papieren und Berichten,<br />

als auch zu den Treffen selbst<br />

ermöglichen – die der Generalversammlung<br />

eingeschlossen;<br />

es den zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

zu ermöglichen, in<br />

den Räumlichkeiten der UN zu<br />

arbeiten und sich zu engagieren;<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 26<br />

einen erweiterten Treuhandfonds<br />

einzurichten, um die Partizipation<br />

der Zivilgesellschaft in Prozessen<br />

der UN zu fördern, unabhängig<br />

davon, ob dies auf regionaler<br />

Ebene oder im UN Hauptquartier<br />

geschieht;<br />

zivilgesellschaftliche Organisationen<br />

sinnvoll und effektiv bei<br />

der Vorbereitung des Gipfels im<br />

September und beim Gipfel selbst<br />

zu beteiligen. Die Legitimität und<br />

entscheidende Rolle der Zivilgesellschaft<br />

sowohl bei der Entwicklung<br />

effektiver und akzeptabler<br />

Strategien und Politiken als auch<br />

bei deren Umsetzung muss anerkannt<br />

werden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Zeit für mutiges und entschlossenes<br />

Handeln ist gekommen. Weniger<br />

wäre unverantwortlich. Wir erkennen<br />

an, dass auf dem September-Gipfel und<br />

während der Vorbereitungen darauf<br />

unsere Regierungen sich mit schwierigen<br />

Entscheidungen konfrontiert sehen.<br />

Doch die Bedrohungen und Herausforderungen<br />

sind dringlicher als je zuvor.<br />

Die Mittel und Technologien existieren,<br />

um ihnen zu begegnen. Die<br />

Staats- und Regierungschefs müssen<br />

den gemeinsamen politischen Willen<br />

zum Erfolg zeigen, nicht nur indem sie<br />

sich gemeinsam einer radikalen und<br />

mutigen Agenda verpflichten, sondern<br />

auch indem sie deren Umsetzung aktiv<br />

verfolgen. Das Versagen Einiger, die<br />

ihre eigenen kurzfristigen Interessen<br />

verfolgen, statt dieser Herausforderung<br />

zu begegnen, könnte für uns alle fatale<br />

Folgen haben. Wir können es uns nicht<br />

leisten, zu versagen.<br />

22. Juni 2005


Geschlechtszugehörigkeit und Armut –<br />

untrennbare Ungleichheiten<br />

VON DER SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN ABTEILUNG DES SOCIAL WATCH SEKRETARIATS<br />

Obwohl die Methodik der<br />

Armutsmessung keine Möglichkeit bietet,<br />

die Geschlechtszugehörigkeit in<br />

offiziellen Statistiken oder Armutsbekämpfungsstrategien<br />

zu berücksichtigen,<br />

sind beide – Armut und Geschlechtszugehörigkeit<br />

(Gender) 1 –<br />

unauflösbar miteinander verknüpft.<br />

Zwar wird in vielen Strategien die<br />

Gender-Frage als Querschnittsthema<br />

angesprochen, aber konkret findet sie<br />

sich selten in Aktionsplänen oder spezifischen<br />

Entwicklungsprojekten wieder.<br />

Armut betrifft Männer, Frauen, Jungen<br />

und Mädchen, wird aber je nach Alter,<br />

ethnischer Zugehörigkeit, Familienrolle<br />

und Geschlecht unterschiedlich erlebt.<br />

Aufgrund ihrer Biologie, ihrer sozialen<br />

und kulturellen sowie ihrer Geschlechterrollen<br />

und der kulturell ausgeformten<br />

Unterordnung der Frau leben<br />

Frauen unter Bedingungen, die sie benachteiligen<br />

und die die schon bestehenden<br />

zahlreichen Wirkungen der<br />

Armut noch vergrößern und verstärken.<br />

Armut und Geschlechtszugehörigkeit<br />

sind die zwei zentralen Themen des<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>s 2005, wobei die<br />

Länderberichte eine Reihe von Argumenten<br />

und Beweise für die Verbindung<br />

zwischen Armut und Geschlechtszugehörigkeit,<br />

die Situation armer<br />

Frauen und deren Probleme im Vergleich<br />

zu armen Männern aufführen.<br />

Dieser Artikel verfolgt zwei Absichten:<br />

Zum einen soll er die methodischen<br />

Probleme der Armutsmessung erhellen,<br />

bei der Gender-Fragen ausgeklammert<br />

werden. Zum anderen soll dies durch<br />

Beispiele aus den von nationalen <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> Foren verfassten Berichten<br />

untermauert werden. Die entsprechenden<br />

Fälle werden nicht in einem reprä-<br />

1 Das englische Wort Gender umfasst nicht nur<br />

die Zugehörigkeit zum weiblichen – oder<br />

männlichen – Geschlecht, sondern auch das<br />

jeweils damit verbundene Rollenverhalten und<br />

sentativen Sinne vorgestellt sein, sondern<br />

dienen der Veranschaulichung. 2<br />

Bei der Untersuchung der Armut unter<br />

dem Gesichtspunkt von Gender handelt<br />

es sich um einen neuen Ansatz, der seit<br />

den 90er Jahren zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen hat. In diesem Zusammenhang<br />

durchgeführte Untersuchungen<br />

„beschäftigen sich mit geschlechtsspezifischen<br />

Unterschieden<br />

bei armutsfördernden Prozessen, wobei<br />

sie sich insbesondere auf die Erfahrungen<br />

von Frauen konzentrieren und fragen,<br />

ob diese eine unverhältnismäßig<br />

große und wachsende Gruppe unter den<br />

Armen darstellen. Dieser Schwerpunkt<br />

setzt eine Perspektive voraus, die zwei<br />

sich überschneidende Formen der<br />

Asymmetrie verdeutlicht: Geschlechtsund<br />

Klassenzugehörigkeit.“ 3<br />

Aus dem nigerianischen Länderbericht:<br />

„Frauen haben nur begrenzt<br />

Zugang zu Krediten. Da ihnen von<br />

Anfang an die finanzielle Basis<br />

fehlt, müssen sie in ihren Ländern<br />

Darlehen aufnehmen, um sich wirtschaftlich<br />

betätigen zu können.<br />

Aber selbst dort, wo es sie gibt,<br />

bieten ihnen Krediteinrichtungen<br />

nur zögerlich ihre Dienstleistungen<br />

an. Das Vorurteil, dass Frauen<br />

schlecht mit Geld umgehen und das<br />

Darlehen nicht zurückzahlen könnten,<br />

hält sie zurück. Selbst wenn<br />

man Frauen Darlehen anbietet,<br />

besteht man auf männlichen<br />

Bürgen.“<br />

2 Die in diesem Artikel zitierten Beispiele stammen<br />

aus verschiedenen, bis zum 20. Mai 2005<br />

vorgelegten Länderberichten für den internationalen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> 2005.<br />

3 Kabeer, Naila, Reversed Realities: Gender<br />

hierarchies in development thought. London,<br />

Ed. Verso, 1994.<br />

-verständnis. 4 Ebenda<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 27<br />

Untersuchungen, in denen Ungleichheiten<br />

zwischen Männern und Frauen<br />

bestätigt werden – vor allem in Bezug<br />

auf Zugang zu und Befriedigung von<br />

Grundbedürfnissen – untermauern die<br />

Behauptung, dass „weibliche Armut<br />

nicht unter denselben konzeptionellen<br />

Ansatz wie männliche Armut eingeordnet<br />

werden kann“. 4<br />

Im Allgemeinen gehen die Armutsindikatoren<br />

von haushaltsbezogenen Informationen<br />

aus, ohne die innerhalb des<br />

Haushalts bestehenden, großen Unterschiede<br />

zwischen Geschlechtern und<br />

Generationen zu würdigen. Aus der<br />

Gender-Perspektive ist es jedoch erforderlich,<br />

die Situation innerhalb der<br />

Haushalte aufzuschlüsseln, da die Menschen<br />

in diesen Räumen des Zusammenlebens<br />

asymmetrische Beziehungen<br />

pflegen und autoritätsorientierte Systeme<br />

vorherrschen.<br />

In Anbetracht dieser Situation müssen<br />

folgende Faktoren berücksichtigt werden:<br />

Ungleichheiten zwischen Mann und<br />

Frau im familiären Kontext, die<br />

unterschiedlichen Zugang zu Ressourcen<br />

nach sich ziehen, machen<br />

Frauen, insbesondere in armen<br />

Haushalten, noch ärmer.<br />

Trotz aktueller Veränderungen ist<br />

die Arbeit innerhalb der Haushalte<br />

noch immer sehr starr zwischen den<br />

Geschlechtern verteilt.<br />

Die Arbeitsteilung nach Geschlecht, bei<br />

der Frauen die Hausarbeit zugewiesen<br />

wird, begrenzt deren Zugang zu materiellen<br />

und sozialen Ressourcen und<br />

ihre Teilhabe an politischen, wirtschaftlichen<br />

und sozialen Entscheidungsprozessen.<br />

Frauen besitzen nicht nur relativ wenige<br />

materielle Werte, sondern können<br />

auch über begrenztere soziale (Zugang


zu Einkommen, Gütern und Dienstleistungen<br />

durch soziale Verbindungen)<br />

und kulturelle Werte (formale Bildung<br />

und kulturelles Wissen) verfügen, was<br />

wiederum ihr Armutsrisiko erhöht. Ungleichheiten<br />

hinterlassen bleibende<br />

Spuren in unterschiedlicher Form und<br />

in verschiedenen Bereichen und Sozialstrukturen<br />

im gesamten Leben einer<br />

Frau.<br />

Aufgrund der Beschränkungen, denen<br />

Frauen durch die geschlechtsdifferenzierte<br />

Arbeitsteilung und den damit einhergehenden<br />

sozialen Hierarchien<br />

unterworfen sind, haben Frauen auch<br />

nicht den gleichen Zugang wie Männer<br />

zu verschiedenen sozialen Strukturen,<br />

vor allem zu eng miteinander verknüpften<br />

Systemen wie Arbeitsmarkt, Sozialhilfe<br />

oder soziale Sicherungssysteme<br />

und andere Haushalte.<br />

In Hinblick auf die Beziehungsdimension<br />

zwischen Männern und Frauen,<br />

wird Frauenarmut unter Berücksichtigung<br />

sowohl des familiären wie des<br />

sozialen Umfelds analysiert. Auf Familien<br />

bezogen, erleichtert die Gender-<br />

Perspektive das Verständnis darüber,<br />

wie ein Haushalt funktioniert, da<br />

Hierarchien und die Art und Weise der Verteilung von Ressourcen aufgedeckt<br />

werden. So wird die Vorstellung in<br />

Die im sambischen Länderbericht<br />

beschriebene Lage stellt die Realitäten<br />

in den am wenigsten entwickelten<br />

Länder beispielhaft dar:<br />

„Im sambischen Bildungssystem<br />

gibt es auf allen Stufen Disparitäten<br />

zwischen den Geschlechtern. Während<br />

in der Primärstufe noch sehr<br />

wenige Ungleichheiten auftreten,<br />

vergrößert sich die Kluft auf der<br />

Sekundärstufe und klafft auf der<br />

tertiären Stufe beträchtlich auseinander.<br />

Die Bildungsdisparitäten<br />

kommen später auf dem Arbeitsmarkt<br />

zum Tragen. Der Anteil der<br />

erwerbstätigen Frauen ging von 39<br />

Prozent im Jahr 1990 auf 35 Prozent<br />

in 2000 zurück.“<br />

Ungleichheiten manifestieren sich in der Form von Barrieren und unsichtbaren<br />

Aufstiegshindernissen, wie der südkoreanische Länderbericht zeigt: „Zwar hat sich<br />

die koreanische Gesellschaft seit den 90er Jahren stärker um politische Maßnahmen<br />

und Systeme zur Förderung der Teilhabe der Frauen am sozio-ökonomischen<br />

Leben bemüht, aber noch immer gibt es auf dem Arbeitsmarkt informelle Barrieren<br />

und unsichtbare Aufstiegshindernisse für Frauen. Außerdem bestehen Niedriglohn-<br />

und Beschäftigungsprobleme (bei 42,2 Prozent aller erwerbstätigen Frauen)<br />

aufgrund unregelmäßiger Beschäftigung, Zeitarbeit und Teilzeitarbeit. Frauen<br />

müssen ihre Erwerbsarbeit und soziale Teilhabe auch wegen häuslicher Verpflichtungen<br />

unterbrechen, zum Beispiel wegen Heirat, Schwangerschaft, Geburt, Kindererziehung<br />

und anderer familiärer Pflichten. Der koreanische Arbeitsmarkt hat<br />

eine Doppelstruktur: Der obere Teil ist durch hohe Produktivität, hohe Löhne und<br />

sichere Beschäftigung gekennzeichnet, während der untere Teil geringe Produktivität,<br />

Löhne und unsichere Beschäftigung aufweist. Diese Doppelstruktur, bei<br />

der sich Männer im oberen und Frauen im unteren Teil befinden, trennt die Geschlechter<br />

nach unterschiedlichen Geschäftskategorien, Positionen und Lohnniveaus.<br />

Die Diskriminierung der Frau auf dem Arbeitsmarkt führt zur Verarmung<br />

von Familien mit einem weiblichen Haushaltsvorstand.“<br />

Die Auswirkungen dieser Prozesse auf den Arbeitsmarkt zeigen sich auch in den<br />

entwickelten Ländern durch Einkommensunterschiede. Dazu der deutsche<br />

Länderbericht: „Wenn die Annäherung der Frauen- an die Männerlöhne in Westdeutschland<br />

im gleichen Tempo weiter geht wie in den letzten 40 Jahren, dauert es<br />

noch über 40 Jahre, bis weibliche Angestellte und weit über 70 Jahre, bis<br />

Arbeiterinnen mit ihren männlichen Kollegen gleich ziehen. Im Durchschnitt aller<br />

Berufsgruppen erhielten Frauen für die gleiche Arbeit nach wie vor 20 Prozent<br />

weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Bei Ingenieurinnen beträgt die<br />

Differenz sogar 30,7 Prozent.“<br />

Frage gestellt, dass Ressourcen innerhalb<br />

eines Haushalts gerecht verteilt<br />

sind und dass alle Mitglieder des<br />

Haushalts die gleichen Bedürfnisse<br />

haben.<br />

Der Gender-Ansatz in Untersuchungen<br />

von Armut deckt sowohl Diskriminierung<br />

im öffentlichen Raum wie innerhalb<br />

des Haushalts auf, da Machtverhältnisse<br />

und ungleiche Ressourcenverteilung<br />

in beiden Bereichen offenbar<br />

wird.<br />

Die konzeptionelle Diskussion der Armut<br />

ist insofern von zentraler Bedeutung,<br />

als die Definition von Armut darüber<br />

entscheidet, welche Indikatoren zu<br />

ihrer Messung verwendet werden und<br />

welche Art politischer Maßnahmen zu<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 28<br />

ihrer Bekämpfung eingesetzt werden.<br />

Oder wie es Feijoó ausdrückt: „Was<br />

nicht konzeptionell verarbeitet ist, wird<br />

nicht gemessen.“ 5<br />

Da Armut entsprechend der sozio-ökonomischen<br />

Merkmale ganzer Haushalte<br />

gemessen wird, ist es unmöglich, Unterschiede<br />

zwischen den Geschlechtern<br />

bezüglich des Zugangs zu Grundbedürfnissen<br />

innerhalb des Haushalts festzustellen.<br />

Haushaltsbezogene Untersuchungen<br />

sind auch durch die Art und<br />

Weise, wie man Informationen erhält,<br />

begrenzt, da das Einkommen als einzige<br />

Ressource herangezogen wird, wäh-<br />

5 Feijoó, Maria del Carmen “Desafíos conceptuales<br />

de la pobreza desde una perspectiva de<br />

género.“ Vortrag beim Treffen der Experten in<br />

Fragen von Armut und Gender, ECLAC/ILO,<br />

Santiago de Chile, August 2003


end die für Hausarbeit und die soziale<br />

Reproduktion der Familie verwendete<br />

Zeit nicht berücksichtigt wird.<br />

Naila Kabeer 6 weist darauf hin, dass<br />

man Informationen nach verschiedenen<br />

Aspekten aufschlüsseln muss, um Defizite<br />

bei der Armutsmessung auszugleichen<br />

und die Unterschiede zwischen<br />

„Personen“ und „Tätigkeiten“ im Haushalt<br />

mit in Betracht zu ziehen. Die Autorin<br />

stellt dazu fest, dass dies Indikatoren<br />

voraussetze, die der Tatsache Rechnung<br />

tragen, dass das Leben der Frauen<br />

von anderen, und manchmal komplexeren,<br />

sozialen Beschränkungen, Ansprüchen<br />

und Pflichten beherrscht wird<br />

als das der Männer und dass Frauen ihr<br />

Leben zum großen Teil außerhalb der<br />

formellen Wirtschaft führen.<br />

Ein dermaßen weitgefasster Armutsbegriff<br />

würde auch ansonsten wenig berücksichtigte<br />

Aspekte wie wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit und geschlechtsbezogene<br />

Gewalt in Armutsuntersuchungen<br />

einbeziehen.<br />

Armutsmessung aus Gender-<br />

Perspektive<br />

Armutsmessung trägt dazu bei, Armut<br />

sichtbar zu machen, und spielt bei der<br />

Entwicklung und Umsetzung politischer<br />

Maßnahmen eine wichtige Rolle.<br />

Die Messmethodik ist eng an bestimmte<br />

konzeptionelle Vorgaben geknüpft,<br />

was zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />

führen kann, da es dabei um verschiedene<br />

Aspekte der Armut geht. Keine<br />

Methodik, auch wenn sie speziell auf<br />

Gender-Probleme eingeht oder sogar<br />

als genauer und objektiver angesehen<br />

wird, ist letzten Endes neutral, sondern<br />

sie enthält immer subjektive und willkürliche<br />

Elemente.<br />

Die Gender-Perspektive trägt zur Erweiterung<br />

des Armutskonzeptes bei, da<br />

sie Armutsmessung in einer Form vor-<br />

6 Ebenda.<br />

aussetzt, bei der der Komplexität und<br />

Multidimensionalität der Armut Rechnung<br />

getragen wird. In der Debatte<br />

über die Methodik der Armutsmessung<br />

geht es nicht um die Entwicklung eines<br />

einzigen Indikators, der alle Dimensionen<br />

der Armut in sich vereint. Vielmehr<br />

werden unterschiedliche methodi-<br />

In verschiedenen Ländern führen<br />

auch kulturelle Traditionen zu zusätzlichen<br />

Beschränkungen, denen<br />

sich Frauen ausgesetzt sehen. Dazu<br />

noch einmal der nigerianische Länderbericht:<br />

„Kulturelle Normen hindern<br />

Frauen nicht nur daran, Grund<br />

und Boden zu erben. Traditionell<br />

verliert die Witwe beim Tod ihres<br />

Ehemannes jeden Anspruch auf das<br />

Vermögen ihres Mannes, das unter<br />

den männlichen Verwandten des<br />

Mannes aufgeteilt wird. Ein Bundesstaat,<br />

Enugu, hat 2001 ein Gesetz<br />

verabschiedet, das diese Praxis<br />

untersagt. Dem Gesetz wird aber<br />

keine Geltung verschafft und so<br />

wird diese Sitte immer noch vielerorts<br />

praktiziert. Andere Bundesstaaten<br />

und auch die Bundesregierung<br />

tun so, als ob sie von dieser<br />

Tradition nichts wüssten.“<br />

Der indische Länderbericht wirft<br />

ebenfalls einen erhellenden Blick<br />

auf das Thema: „Frauen sind auch<br />

deshalb marginalisiert, weil sie bei<br />

verschiedenen wirtschaftlichen,<br />

sozialen und politischen Aktivitäten<br />

ohne Macht sind. Besitz- und Erbschaftsregelungen<br />

und deren praktische<br />

Umsetzung benachteiligen<br />

Frauen – außer in den wenigen Gebieten,<br />

in denen es matrilineare Familienstrukturen<br />

gibt. Die sozialen,<br />

politischen und familiären Strukturen<br />

schließen Frauen von Entscheidungsprozessen<br />

aus. Das wirkt sich<br />

nicht nur auf den Status der Frau in<br />

der Gesellschaft, der Wirtschaft und<br />

der Familie aus, sondern mindert<br />

auch ihr Selbstwertgefühl.“<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 29<br />

Der Länderbericht aus Uruguay beschreibt<br />

die unterschiedlichen Dimensionen<br />

ungleicher Erwerbsbiografien:<br />

„Frauen sind besonders<br />

betroffen von der Flexibilität des<br />

Arbeitsmarkts, vom Verlust definierter<br />

Arbeitsstandards, Angst vor<br />

Arbeitslosigkeit, geschlechtsdifferenzierter<br />

Segmentierung der Beschäftigten,<br />

ungleicher Bezahlung<br />

bei gleicher Arbeit, Ausgrenzung<br />

von Entscheidungspositionen aufgrund<br />

geschlechtsbezogener Vorurteile,<br />

sexueller Belästigung und<br />

einem System der sozialen Sicherheit,<br />

das weder die alternde Bevölkerung<br />

noch den informellen Arbeitsmarkt<br />

berücksichtigt.“<br />

sche Vorschläge zur Verbesserung der<br />

herkömmlichen Messtechniken erörtert,<br />

deren Vor- und Nachteile zur Kenntnis<br />

genommen und gleichzeitig neue Messungen<br />

durchgeführt.<br />

Messung des Haushaltseinkommens<br />

Eine der gegenwärtig am häufigsten<br />

verwendeten Methoden zur Armutsmessung<br />

basiert auf dem Einkommen.<br />

Es ist ein sehr guter quantitativer Indikator<br />

zur Kennzeichnung einer Armutssituation.<br />

Es gibt in der Tat keine effektivere<br />

Methode, wenn es um Modelle<br />

zur geldwerten Messung geht. Außerdem<br />

liegen mehr Länderdaten zur geldwerten<br />

Armutsmessung als für den Einsatz<br />

anderer Parameter (Fähigkeiten,<br />

soziale Ausgrenzung, Teilhabe) vor.<br />

Armutsmessung auf der Grundlage des<br />

Einkommens ermöglicht Vergleiche<br />

zwischen Ländern und Regionen sowie<br />

die Quantifizierung der Armut zu<br />

Zwecken der Politikgestaltung.<br />

Einer der umstrittensten Aspekte der<br />

Einkommensmessung bezieht sich auf<br />

die Frage, ob damit die Multidimensionalität<br />

der Armut angemessen erfasst<br />

werden kann oder nicht. Zunächst wird<br />

kritisiert, dass Einkommensmessungen


die monetäre Dimension der Armut<br />

unterstreichen und folglich nur materielle<br />

Aspekte der Armut berücksichtigen,<br />

aber kulturelle Aspekte außer Acht<br />

lassen. Dabei geht es weniger um<br />

Machtungleichgewichte, die über Zugang<br />

zu Ressourcen entscheiden, sondern<br />

vor allem um unbezahlte, für die<br />

Haushalte überlebenswichtige Hausarbeit<br />

sowie um andere Indikatoren, die<br />

am besten Armut und Unterschiede im<br />

Wohlbefinden von Mann und Frau zum<br />

Ausdruck bringen.<br />

Ein weiterer Kritikpunkt bei dieser<br />

Form der Armutsmessung richtet sich<br />

auf die Tatsache, dass sie die Befriedigung<br />

menschlicher Bedürfnisse durch<br />

nicht-monetäre Mittel außer Acht lässt<br />

– zum Beispiel durch Netzwerke innerhalb<br />

der Gemeinschaft und Unterstützung<br />

der Familie.<br />

Einkommensbezogene Armutsmessung<br />

aus Gender-Perspektive<br />

Wird das Pro-Kopf Einkommen pro<br />

Haushalt gemessen, werden die Dimensionen<br />

der Armut innerhalb des<br />

Haushalts nur sehr beschränkt erfasst.<br />

Nicht berücksichtigt wird dabei die<br />

Tatsache, dass Männer und Frauen<br />

Armut innerhalb desselben Haushalts<br />

unterschiedlich erfahren. Man verwendet<br />

Haushalte als Analyseeinheit in der<br />

Annahme, dass Ressourcen zwischen<br />

den Haushaltsmitgliedern gerecht verteilt<br />

sind. Bei dieser Messung gelten<br />

alle Mitglieder des Haushalts als gleich<br />

arm.<br />

Diese Methode ist aber auch Beschränkungen<br />

durch die Art der Erfassung<br />

von geschlechtsbezogenen Ungleichheiten<br />

unterworfen, da im Haushalt<br />

geleistete, unbezahlte Hausarbeit nicht<br />

als Einkommen berücksichtigt wird.<br />

Unbezahlte Hausarbeit kann erhebliche<br />

Auswirkungen auf das Haushaltseinkommen<br />

haben. Familien mit einem<br />

Mann als Haushaltsvorstand werden<br />

eher auf von der Ehefrau geleistete,<br />

kostenlose Hausarbeit zurückgreifen<br />

und die durch die Haushaltsführung<br />

entstehenden Kosten vermeiden. Sel-<br />

Gewalt zwischen Mann und Frau<br />

wird für gewöhnlich nicht in Überlegungen<br />

zur Armut einbezogen,<br />

obwohl die Zahlen den Ernst der<br />

Lage deutlich machen. Dazu stellt<br />

der Länderbericht aus Uruguay<br />

fest: „Im heutigen Uruguay ist eine<br />

Frau alle neun Tage Opfer häuslicher<br />

Gewalt. Riskante Schwangerschaftsabbrüche<br />

sind zur Hauptursache<br />

der Müttersterblichkeit geworden.<br />

Es ist für Frauen, und insbesondere<br />

für arme Frauen, sehr<br />

riskant, sich aus den traditionellen<br />

Rollen der „Frau“ oder „Frau als<br />

Mutter“ zu lösen.“<br />

Der rumänische Länderbericht<br />

kommt zu ähnlichen Ergebnissen:<br />

„Jede fünfte Frau wird von ihrem<br />

Ehemann oder Lebenspartner misshandelt<br />

(...) und im Allgemeinen<br />

betrachtet die rumänische Gesellschaft<br />

solche Haltungen als normal.<br />

Eine andere Untersuchung hat bestätigt,<br />

dass mindestens 800.000<br />

Frauen im Laufe des Jahres 2004<br />

Opfer häuslicher Gewalt wurden.“<br />

Vergleichbares klingt im Länderbericht<br />

Nepal an: „Junge Witwen,<br />

vor allem indo-arischer Herkunft,<br />

sind wegen Erbkonflikten sowohl<br />

psychischer wie körperlicher Gewalt<br />

ausgesetzt. Schätzungsweise<br />

werden jährlich 12.000 Mädchen<br />

und Frauen, von denen ungefähr 20<br />

Prozent unter 16 Jahren sind, nach<br />

Indien oder in andere Länder zur<br />

Prostitution verschleppt. Armut und<br />

Arbeitslosigkeit infolge zurückgehender<br />

Nachfrage nach handwerklichen<br />

Dienstleistungen im Dorf<br />

und die Verarmung der Kleinbauern<br />

durch Landteilung zwingen Familien<br />

zum Verkauf ihrer eigenen<br />

Töchter.“<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 30<br />

tener trifft dies auf Familien mit einem<br />

weiblichen Haushaltsvorstand zu, da<br />

diese im Allgemeinen die privaten Kosten<br />

der Erbringung unbezahlter Hausarbeit<br />

zu tragen haben. Diese Kosten<br />

entstehen nicht zuletzt aufgrund geringerer<br />

Ruhepausen und weniger Freizeit<br />

- mit entsprechenden Auswirkungen auf<br />

die körperliche und geistige Gesundheit.<br />

Weniger Zeit, sich um bessere<br />

Erwerbsmöglichkeiten zu kümmern<br />

und weniger Zeit für soziale und politische<br />

Teilhabe spielen ebenfalls eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Analysen auf Haushaltsebene vernachlässigen<br />

die Unterschiede zwischen<br />

Männern und Frauen in der Zeitnutzung<br />

und im Ausgabeverhalten. Solche<br />

Aspekte sind von zentraler Bedeutung,<br />

wenn Armut aus der Gender-Perspektive<br />

beschrieben wird. Zeitnutzungsstudien<br />

bestätigen, dass Frauen mehr<br />

Zeit für unbezahlte Tätigkeiten aufwenden<br />

als Männer. Das lässt vermuten,<br />

dass sie längere Arbeitstage zum Nachteil<br />

ihrer Gesundheit und ihres Ernährungsstatus<br />

haben.<br />

Wie schon vorher erwähnt, stellt wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit – respektive<br />

ein Einkommen zur Befriedigung<br />

eigener Bedürfnisse – eine weitere<br />

Dimension der Armut dar. Zu diesem<br />

Zweck sind individuelle Messungen<br />

nützlich, mit denen die Armut innerhalb<br />

des Haushalts untersucht wird.<br />

Dabei geht es nicht darum, eine Messung<br />

durch eine andere zu ersetzen,<br />

sondern beide Messungen zu verwenden,<br />

da sie unterschiedliche Ziele verfolgen.<br />

Individuelle Armutsmessungen<br />

haben den Vorteil, dass sie Armutssituationen<br />

aufdecken, die bei herkömmlichen<br />

Messmethoden (zum<br />

Beispiel Menschen aus nicht-armen<br />

Haushalten, aber ohne eigenes Einkommen)<br />

nicht sichtbar werden, und<br />

auf diese Weise verdeutlichen, dass<br />

Frauen größeren Beschränkungen ausgesetzt<br />

sind, wenn sie wirtschaftlich<br />

unabhängig sein wollen.


Unbezahlte Arbeit<br />

Das Konzept der unbezahlten Arbeit ist<br />

ein Schwerpunkt der Armutsuntersuchungen<br />

aus der Gender-Perspektive.<br />

Einerseits wird die Ansicht vertreten,<br />

dass diese Aktivität zwar nicht monetär<br />

erfasst wird, aber doch Bedürfnisse<br />

befriedigt und soziale Reproduktionsaktivitäten<br />

ermöglicht. Andererseits<br />

besteht die Meinung, dass es eine enge<br />

Beziehung zwischen unbezahlter Arbeit<br />

und weiblicher Armut gibt. Man hat auf<br />

die Notwendigkeit der Messung der<br />

von Frauen geleisteten Arbeit hingewiesen<br />

und dazu verschiedene Vorschläge<br />

unterbreitet, die darauf hinauslaufen,<br />

dass Hausarbeit als Geldwert berechnet<br />

und in die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

einfließen solle. Die<br />

Messung unbezahlter Arbeit würde<br />

auch einen wesentlichen Unterschied<br />

im Haushaltseinkommen zwischen<br />

Haushalten, bei denen eine Person sich<br />

der Hausarbeit und Fürsorge der Familie<br />

widmet (männlicher Haushaltsvorstand)<br />

verdeutlichen und jenen, bei<br />

denen das nicht der Fall ist und die deshalb<br />

die dadurch entstehenden privaten<br />

Kosten selber tragen (weiblicher Haushaltsvorstand).<br />

Ein anderer Weg zur Messung und<br />

Sichtbarmachung unbezahlter Arbeit<br />

bestünde in der Berechnung des<br />

Zeitaufwands, bei dem folgende<br />

Aufgaben einbezogen würden:<br />

existentielle Dienstleistungen (Nahrungszubereitung<br />

und Kleidungsherstellung-<br />

und -reparatur),<br />

Hausarbeit (Einkauf von Haushaltsgütern<br />

und –dienstleistungen,<br />

Kochen, Waschen, Bügeln, Saubermachen,<br />

mit der Haushaltsorganisation<br />

und Aufgabenverteilung<br />

verbundene Aufgaben, Botengänge<br />

wie Zahlung von Rechnungen),<br />

Betreuung der Familie (Pflege von<br />

Kindern und älteren Familienmitgliedern)<br />

und Leistungen für die Gemeinschaft<br />

oder ehrenamtliche Arbeit<br />

(für Personen außerhalb der Familie<br />

erbrachte Leistungen durch kirchliche<br />

oder Laienorganisationen).<br />

Wenn man die Zeit berücksichtigt, die<br />

Frauen für jede dieser Aufgaben aufwenden,<br />

werden sie sichtbar und gewürdigt.<br />

Die Methode erleichtert die<br />

Wahrnehmung von Ungleichheiten zwischen<br />

Mann und Frau in Familie und<br />

Gesellschaft. Eine solche Zeitaufwandsberechnung<br />

ermöglicht gleichzeitig<br />

die Berechnung des Gesamtumfangs<br />

der Arbeitsbelastung – ein Konzept,<br />

das sowohl bezahlte wie unbezahlte<br />

Arbeit umfasst.<br />

Zeitnutzungsstudien führen zu besserem<br />

statistischen Material über bezahlte<br />

und unbezahlte Arbeit und sind ein<br />

wesentliches Instrument, um mehr<br />

Kenntnisse über die verschiedenen<br />

Formen der Arbeit und Beschäftigung<br />

zu erlangen.<br />

Es liegen exemplarische Erfahrungen<br />

mit solchen systematischen Untersuchungen<br />

aus Ländern wie Kanada,<br />

Kuba, Frankreich, Italien, Mexiko,<br />

Neuseeland, Spanien und Venezuela<br />

vor. 7 In Italien „geht die wachsende<br />

Teilhabe der Frauen nicht mit einer<br />

gerechteren Aufgabenverteilung in der<br />

Familie einher: Unbezahlte Kinderbetreuung<br />

und soziale Reproduktionsaufgaben<br />

werden fast ausschließlich den<br />

Frauen überlassen, deren Gesamtarbeitszeit<br />

für bezahlte und unbezahlte<br />

Arbeit durchschnittlich um 20 Prozent<br />

über der der Männer liegt. Rund 35,2<br />

Prozent der Männer verwenden überhaupt<br />

keine Zeit auf familiäre Aufgaben.“<br />

Andere Länder sind in ihren Anstrengungen<br />

zwar nicht systematisch vorge-<br />

7 Siehe auch Araya, María José „Un Acercamiento<br />

a las Encuestas sobre el Uso del<br />

Tiempo con orientación de género“, Unidad<br />

Mujer y Desarrollo, ECLAC, Reihe Mujer y<br />

Desarrollo Nr. 50, Chile, 2003.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 31<br />

gangen, haben jedoch spezifische<br />

Untersuchungen dieser Faktoren durchgeführt.<br />

Das gilt zum Beispiel in Uruguay,<br />

wo eine Studie im Jahre 2003 die<br />

Zeitnutzung von Männern und Frauen<br />

mit dem Ziel untersuchte, Indikatoren<br />

zu entwickeln, die asymmetrische<br />

Gender-Beziehungen in den Familien<br />

zur Kenntnis bringen und sichtbar<br />

machen. 8<br />

Zusammenfassung<br />

Der Gender-Ansatz hat eine umfassendere<br />

Definition der Armut ermöglicht.<br />

Denn er erkennt die multidimensionalen<br />

und heterogenen Aspekte der Armut<br />

an. Der Gender-Ansatz steht ausschließlich<br />

einkommensbasierten<br />

Definitionen der Armut sehr kritisch<br />

gegenüber. Denn die materiellen, symbolischen<br />

und kulturellen Elemente von<br />

Armut beeinflussen ihrerseits die<br />

Machtverhältnisse und entscheiden<br />

folglich über den Zugang zu Ressourcen<br />

(materieller, sozialer und kultureller<br />

Art) von Männern und Frauen. Man<br />

könnte sogar behaupten, dass Armut<br />

ohne eine Gender-Perspektive nicht<br />

ausreichend verstanden werden kann.<br />

Einkommensmessungen pro Haushalt<br />

vernachlässigen die Dimensionen der<br />

Armut innerhalb des Haushalts, unter<br />

anderem geschlechtsspezifische Ungleichheiten,<br />

da sie von einer gerechten<br />

Ressourcenverteilung unter den Familienmitgliedern<br />

ausgehen. Sie vereinheitlichen<br />

die Bedürfnisse der einzelnen<br />

und betrachten jedes Haushaltsmitglied<br />

als gleich arm. Die Methode<br />

ist Beschränkungen unterworfen, da sie<br />

den Geldwert unbezahlter Hausarbeit<br />

für die Familie nicht berücksichtigt.<br />

Schließlich ignoriert die Einkommensmessung<br />

auch die Unterschiede in der<br />

8 Aguirre, Rosario.“Trabajo no renumerado y<br />

uso de tiempo. Fundamentos conceptuales y<br />

avances empíricos.“ La encuesta Montevideo<br />

2003, ECLAC, Santiago de Chile, 2004.


Paragraph 206 der Pekinger Aktionsplattform von 1995 empfiehlt zu diesem Themenkomplex:<br />

„(f) Gewinnung umfassenderer Kenntnisse über alle Formen der Arbeit und Beschäftigung durch:<br />

(i) Verbesserung der Erfassung von Daten über die unbezahlte Arbeit, die im System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen<br />

der Vereinten Nationen bereits berücksichtigt sind, wie beispielsweise in der Landwirtschaft, insbesondere der Subsistenzlandwirtschaft,<br />

und bei sonstigen nicht marktorientierten Produktionstätigkeiten;<br />

(ii) bessere Messung der gegenwärtig zu niedrig eingeschätzten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung von Frauen auf dem<br />

Arbeitsmarkt;<br />

(iii) Ausarbeitung von Methoden durch die zuständigen Stellen zur quantitativen Bewertung der unbezahlten Arbeit, die von<br />

den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen nicht erfasst wird, wie zum Beispiel Betreuung von Angehörigen oder<br />

Essenszubereitung, im Hinblick auf die mögliche Erfassung in Satellitenkonten oder anderen offiziellen Konten, die<br />

gesondert von den Kernkonten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, jedoch in einer mit diesen konformen Weise<br />

erstellt werden könnten, damit der volkswirtschaftliche Beitrag von Frauen Anerkennung erfährt und die ungleiche Verteilung<br />

von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern sichtbar gemacht wird;<br />

(g) Ausarbeitung einer internationalen Klassifikation der Tätigkeiten für Zeitaufwandsstatistiken, die den Unterschieden zwischen<br />

Frauen und Männern in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit Rechnung trägt, und Sammlung von nach dem<br />

Geschlecht aufgeschlüsselten Daten. Auf nationaler Ebene, nach Maßgabe der einzelstaatlichen Möglichkeiten,<br />

(i) Durchführung regelmäßiger Zeitaufwandsuntersuchungen zur quantitativen Messung unbezahlter Arbeit, einschließlich<br />

der Erfassung derjenigen Tätigkeiten, die gleichzeitig mit bezahlten oder anderen unbezahlten Tätigkeiten durchgeführt<br />

werden;<br />

(ii) quantitative Messung unbezahlter Arbeit, die von den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen nicht erfasst wird, und<br />

Verbesserung der Methoden zur Bewertung und genauen Erfassung ihres Werts in Satellitenkonten oder anderen offiziellen<br />

Konten, die gesondert von den Kernkonten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, jedoch in einer mit diesen<br />

konformen Weise erstellt werden.“<br />

Zeitnutzung und im Ausgabever-halten<br />

zwischen Mann und Frau – beides<br />

Dimensionen, die zu einem besseren<br />

Verständnis der Merkmale von Armut<br />

und damit zu besserer Politikgestaltung<br />

beitragen. Die Kritik an der Messung<br />

des Einkommens pro Haushalt versucht,<br />

die herkömmliche Armutsmessung<br />

um eine Gender-Perspektive<br />

zu erweitern. Ein Thema, das sich mit<br />

besonderer Dringlichkeit stellt, ist die<br />

notwendige Bewertung unbezahlter<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 32<br />

Hausarbeit als eine Möglichkeit, den<br />

Beitrag der Frauen zu würdigen und<br />

Haushaltsaufgaben als Arbeit anzuerkennen,<br />

da sie eine wesentliche Voraussetzung<br />

für die Befriedigung von<br />

Grundbedürfnissen darstellen.


Geschlechtergerechtigkeit, soziale Ungleichheit und Armut in<br />

der EU<br />

VON CHRISTA WICHTERICH 1<br />

Widersprüche zehn Jahre nach der<br />

4. Weltfrauenkonferenz in Peking<br />

Der Überprüfungsprozess der Vereinten<br />

Nationen zehn Jahre nach der 4. Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking bilanzierte<br />

frauen- und geschlechterpolitische<br />

Fortschritte und Rückschritte. Gerade<br />

in Bezug auf die soziale und ökonomische<br />

Situation von Frauen dienen die<br />

Peking+10-Bilanzen aber auch als<br />

Seismographen, wie sich die neoliberale<br />

Globalisierung regional und national<br />

im vergangenen Jahrzehnt auf Geschlechtergleichheit<br />

ausgewirkt hat.<br />

Die Bilanzen weisen große regionale<br />

Unterschiede und Ungleichzeitigkeiten<br />

in der sozialen und wirtschaftlichen<br />

Gleichstellung auf und zeigen gegenläufige<br />

Entwicklungen innerhalb einzelner<br />

Regionen. Gleichwohl lassen<br />

sich trotz lokal und national unterschiedlicher<br />

kultureller und politischer<br />

Rahmenbedingungen auch globale<br />

Tendenzen identifizieren.<br />

Im Folgenden geht es um eine Analyse<br />

der Gleichstellungserfolge und -defizite<br />

in der erweiterten EU aus sozio-ökonomischer<br />

Perspektive. Dabei soll aufgespürt<br />

werden, wie sich globale Tendenzen<br />

der Marktliberalisierung und wirtschaftlichen<br />

Umstrukturierung in Europa<br />

niederschlagen und – vermittelt über<br />

nationale Politiken und lokale Rahmenbedingungen<br />

– vor Ort umsetzen.<br />

Die europäischen Gleichstellungsministerinnen<br />

zogen im Februar 2005 das<br />

lapidare Resümee: „Fortschritte wurden<br />

erreicht, Ungleichheiten bestehen weiterhin,<br />

Hindernisse dauern an“. 2 Als<br />

soziale und ökonomische Fortschrittsindikatoren<br />

werden vor allem der höhere<br />

Bildungsstand von Mädchen und<br />

steigende Beschäftigungszahlen von<br />

1 Christa Wichterich ist Publizistin und Beraterin<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

2 Ministerial Declaration of the Conference of<br />

Ministers of Gender Equality, Luxemburg,<br />

February 4. Feb. 2005<br />

Frauen gewertet. Genau diese beiden<br />

Bereiche – Bildung und Erwerbstätigkeit<br />

– gelten allgemein als Sprungbrett<br />

zu Geschlechtergleichheit und als<br />

sichere Wege aus der Armut.<br />

In dem Maße, wie weltweit in den vergangenen<br />

beiden Jahrzehnten Bildung<br />

und Erwerbstätigkeit von Frauen zugenommen<br />

haben, mussten jedoch die<br />

hohen Erwartungen an deren Gleichstellungs-<br />

und Armutsbeseitigungseffekt<br />

zurückgeschraubt werden. 3<br />

Bildung: Mädchen auf der<br />

Überholspur<br />

Die Erfolge von Mädchen sind im Bildungsbereich<br />

eindrucksvoll: In allen<br />

EU-Ländern (mit Ausnahme Luxemburgs)<br />

schließen mehr Mädchen die<br />

Sekundarstufe erfolgreich ab als Jungen.<br />

4 In <strong>Deutschland</strong> sind 56,7 Prozent<br />

der Gymnasialabsolventen weiblich und<br />

mehr als die Hälfte der Studienanfänger.<br />

Das bedeutet, dass sich das Problem<br />

eines Bildungsrückstands in Europa<br />

jetzt teilweise unter umgekehrten<br />

Geschlechtervorzeichen stellt.<br />

Bildung und Berufsqualifizierung für<br />

Frauen sind notwendige, aber nicht hinreichende<br />

Voraussetzungen, um Armut<br />

und Ungleichheit zu überwinden. Die<br />

Bildungserfolge von Mädchen übersetzen<br />

sich nicht in gleiche Beschäftigungs-<br />

und Einkommenschancen – ein<br />

Trend, der in der Karibik, in Lateinamerika,<br />

Südostasien und anderen Regionen,<br />

wo Mädchen bessere Bildungsabschlüsse<br />

als Jungen und junge Frauen<br />

sogar Qualifikationsvorsprünge erzielen,<br />

ebenfalls zu beobachten ist. 5 Selbst<br />

3 UNRISD (2005), Gender Equity. Striving for<br />

Justice in an Unequal World. Genf<br />

4 Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />

(2005): Bericht zur Gleichstellung von<br />

Frau und Mann 2005, Brüssel, KOM (2005)44<br />

5 Vereinte Nationen (2005): <strong>Report</strong> of the<br />

Secretary General on the implementation of<br />

the Beijing Platform for Action,<br />

E/CN.6/2005/2<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 33<br />

unter hochqualifizierten Berufsanfängern<br />

ist die Erwerbslosigkeit von Frauen<br />

höher als von Männern. In <strong>Deutschland</strong><br />

sind zwei Drittel aller Jugendlichen,<br />

die keine Lehrstelle finden, Mädchen.<br />

In der EU stellen Frauen aufgrund<br />

des hohen weiblichen Qualifikationsniveaus<br />

in den neuen Länder inzwischen<br />

41 Prozent der Promovierten,<br />

aber nur 14 Prozent der Professorenschaft.<br />

6<br />

Eine der Ursache für den Widerspruch<br />

von Bildungserfolg und Beschäftigungsdefiziten<br />

ist darin zu suchen, dass<br />

sich an den Qualifikationsprofilen von<br />

Mädchen wenig geändert hat. Die meisten<br />

Mädchen wählen typisch „weibliche“<br />

Fächer, Ausbildungsgänge und<br />

Lehrberufe, was eine deutliche geschlechtsspezifische<br />

Aufteilung der<br />

Arbeitsmärkte zur Folge hat. 7 Die<br />

Hoffnung bei der Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking, dass die neuen Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien alte<br />

geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen<br />

umkrempeln und Frauen neue Qualifizierungs-<br />

und Berufsfelder eröffnen<br />

würden, haben sich kaum erfüllt. Vielmehr<br />

hat sich in den meisten Ländern<br />

ein stabiles „digitales Gefälle“ zwischen<br />

den Geschlechtern herausgebildet,<br />

das bei den Spielen von Kindern<br />

und Jugendlichen anfängt und sich im<br />

Informatikstudium fortsetzt.<br />

Beschäftigung im Westen: Mehr<br />

Frauen arbeiten....<br />

Die Entwicklung von Frauenerwerbstätigkeit<br />

steht ganz unter den Vorzeichen<br />

des wachsenden Drucks der Globalisierung,<br />

der sich mittels Kostensenkung<br />

als verschärfter Standortwettbewerb<br />

äußert. Da die wirtschaftspolitische<br />

Prioritäten in der EU auf Marktliberalisierung,<br />

Deregulierung und<br />

Privatisierung liegen, wird das europäi-<br />

6 EU-Kommission 2005<br />

7 UNRISD 2005


sche Sozialstaatsmodell mit seinem<br />

komplexen System sozialer Sicherung<br />

und öffentlicher Leistungen stetig zurück<br />

gebaut. Diese Tendenz erzeugt<br />

eine Verunsicherung, die zunehmend in<br />

alle sozialen Schichten hineinreicht,<br />

aber die sozial Schwachen unmittelbar<br />

und am heftigsten trifft. 8<br />

In der EU der 15 wie auch in den meisten<br />

anderen Regionen der Welt hält die<br />

Feminisierung der Beschäftigung an.<br />

Stolz berichtet die EU-Kommission,<br />

dass es trotz der wirtschaftlichen Flaute<br />

gelungen sei, die Zahl erwerbstätiger<br />

Frauen in der EU zu steigern. In<br />

<strong>Deutschland</strong> ist die weibliche Erwerbsquote<br />

seit 2000 um zwei Punkte auf<br />

58,9 Prozent gestiegen, während die<br />

der Männer sinkt. 9 Doch der Haken<br />

zeigt sich sogleich: Die Gesamtarbeitszeit<br />

von Frauen ist gesunken, denn<br />

viele Frauen sind lediglich geringfügig<br />

beschäftigt – mehr als doppelt so viele<br />

wie Männer. Laut Herbstgutachten<br />

2004 der Wirtschaftsinstitute ist der<br />

jüngste Zuwachs an Frauenarbeitsplätzen<br />

in <strong>Deutschland</strong> überwiegend<br />

auf Mini-Jobs, Ein-Euro-Jobs, Teilzeitarbeit<br />

und Ich-AGs zurückzuführen.<br />

Gleichzeitig nahm die Zahl regulärer<br />

Arbeitsplätze um 1,4 Millionen ab.<br />

In einem EU-Land nach dem anderen<br />

wird schrittweise dereguliert. Der Kündigungsschutz<br />

wird abgebaut, das Tarifrecht<br />

aufgeweicht, Niedriglohnbereiche<br />

etabliert. Auf Drängen der EU nahm<br />

die Internationale Arbeitsorganisation<br />

(ILO) im Jahr 2000 in ihrem neuen<br />

Mutterschutzabkommen den absoluten<br />

Kündigungsschutz für Schwangere<br />

zurück. Flexibilisierung soll Arbeitsmärkte,<br />

Jobs und Arbeitskräfte im globalen<br />

Kostensenkungswettlauf konkurrenzfähig<br />

machen und an die Markterfordernisse<br />

anpassen. Das Resultat<br />

8 Vereinte Nationen (2004): Review of<br />

Implementation of the Beijing Platform for<br />

Action in the UNECE Region,<br />

ECE/AC.28/2004/4<br />

9 EU-Kommission 2005<br />

dieser Umstrukturierung ist für Frauen<br />

höchst ambivalent. Sie „gewinnen“<br />

neue Jobs, aber in der Mehrzahl<br />

Niedriglohnjobs, prekär und wenig<br />

sozial abgesichert – Jobs, die durch die<br />

Aufteilung von regulären Vollzeitstellen,<br />

durch Auslagerung einzelner Arbeitsvorgänge<br />

aus Betrieben und Behörden<br />

und durch Lohndruck entstehen.<br />

Flexibilisierung von Beschäftigung findet<br />

derzeit vor allem über die Integration<br />

von Frauen in die Erwerbsmärkte<br />

und über die Informalisierung der Arbeitsverhältnisse<br />

statt.<br />

....zu schlechten Bedingungen<br />

In der EU sind 83 Prozent aller Teilzeitarbeitenden<br />

weiblich; anders formuliert:<br />

Knapp ein Drittel aller erwerbstätigen<br />

Frauen sind teilzeitbeschäftigt,<br />

aber nur 6,6 Prozent der Männer arbeiten<br />

Teilzeit. Diese Schere zwischen den<br />

Geschlechtern öffnet sich weiter. Holland<br />

belegt die Spitzenposition in der<br />

Teilzeitarbeit mit drei Viertel der berufstätigen<br />

Frauen als Teilzeitarbeitenden.<br />

Informelle Beschäftigung ist in<br />

Europa vielfach „Selbstbeschäftigung“<br />

wie die kreditgestützten Ich-AGs in<br />

<strong>Deutschland</strong>, von denen die wenigsten<br />

erfolgreich sind 10 .<br />

Während sich also auch in der EU der<br />

15 der weltweite Trend zur Integration<br />

von Frauen in die Erwerbsmärkte verstetigt<br />

und in mittleren Qualifikationsund<br />

Berufsfeldern Angleichungen der<br />

Arbeitsbiographien stattfinden, kann<br />

trotzdem von Geschlechtergleichheit<br />

noch lange nicht die Rede sein: Die<br />

Geschlechtssegmentierung der Erwerbsmärkte<br />

ist nicht aufgebrochen,<br />

und nirgendwo konnten geschlechtsspezifische<br />

Einkommensunterschiede entscheidend<br />

verringert werden. Der Stun-<br />

10 EU-Kommission 2005; UNIFEM (2003):<br />

Progress of the World´s Women 2002, New<br />

York<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 34<br />

denlohnunterschied zwischen vollzeitbeschäftigten<br />

Männern und Frauen beträgt<br />

im EU-Mittel 15 Prozent.<br />

<strong>Deutschland</strong> schneidet mit 23 Prozent<br />

erheblich schlechter ab. 11<br />

Bei der Peking+5-Konferenz 2000 in<br />

New York kündigte die damalige deutsche<br />

Frauenministerin Christine Bergmann<br />

ein Gleichstellungsgesetz für die<br />

Privatwirtschaft an, um die systemischen<br />

Diskriminierung von Frauen in<br />

Unternehmen zu beseitigen. Doch die<br />

Privatwirtschaft lief Sturm gegen eine<br />

gesetzliche Regulierung, die Regierung<br />

ruderte zurück und begnügte sich mit<br />

einer „freiwilligen“ Verpflichtung der<br />

Unternehmen auf Chancengleichheit.<br />

Diese zeitigt jedoch nur schleppende<br />

Fortschritte. So hinkt <strong>Deutschland</strong> nicht<br />

nur beim geschlechtsspezifischen<br />

Lohngefälle, sondern auch bei den<br />

Aufstiegschancen von Frauen in leitende<br />

Positionen hinterher. Laut EU-Angaben<br />

hatten in <strong>Deutschland</strong> 2003<br />

Frauen 28 Prozent der Führungspositionen<br />

in Firmen und Behörden inne,<br />

der EU-Durchschnitt lag bei 31 Prozent.<br />

Nur fünf Prozent der Chefsessel<br />

in einem börsennotierten Konzern sind<br />

in deutschen Landen mit einer Frau<br />

besetzt, der EU-Durchschnitt liegt doppelt<br />

so hoch. 12<br />

Die geschlechtspezifische Arbeitsteilung<br />

im Haushalt beziehungsweise die<br />

zementierte Zuständigkeit von Frauen<br />

für die Kinderbetreuung ist der wesentliche<br />

Grund dafür, dass Märkte entlang<br />

von Leitbildern gesteuert werden, die<br />

überkommene Männerrollen beinhalten.<br />

Männer werden weiterhin auf den<br />

Erwerbsmärkten als „Ernährer“ gesehen,<br />

während Frauen als „Zuverdienerinnen“<br />

gelten, die sich als Flexibilisierungspool<br />

in geringbezahlte, informelle<br />

Jobs kanalisieren lassen. Konservative<br />

11 EU-Kommission 2005<br />

12 ebenda


Kräfte versuchen aber auch immer wieder,<br />

die anhaltende „weibliche<br />

Erwerbsneigung“ an den heimischen<br />

Herd zurückzudrängen.<br />

Gender-Budgets<br />

Gender-Budgets schlüsseln Haushalte<br />

von Staaten, Kommunen oder<br />

Institutionen oder einzelne Programme<br />

geschlechtsdifferenzierend<br />

auf. Durch eine Einnahmen- und<br />

Ausgabenanalyse sollen geschlechtsspezifische<br />

Bevor- und<br />

Benachteiligungen transparent gemacht<br />

und dadurch Finanzplanungen<br />

entmystifiziert und Haushaltsführung<br />

demokratisiert werden.<br />

Ziel ist, finanzielle Ressourcen und<br />

vor allem aber öffentliche Gelder,<br />

sozial und geschlechtergerechter zu<br />

verteilen.<br />

In Großbritannien wies die Women`s<br />

Budget Group nach, dass Beschäftigungsprogramme<br />

für Erwerbslose,<br />

alleinerziehende Frauen vernachlässigten.<br />

In der Schweiz zeigte ein Gender-<br />

Budget auf, dass die Kommunen an<br />

Maßnahmen und Einrichtungen für<br />

Frauen sparen, obwohl männerorientierte<br />

Projekte, zum Beispiel<br />

der Bau eines Fußballplatzes, teurer<br />

sind.<br />

Die Gender-Budget Initiative in<br />

Köln wies nach, dass die öffentlichen<br />

Zuschüsse für von Frauen<br />

genutzte Weiterbildungsangebote in<br />

NRW zurückgehen, während<br />

Weiterbildung von Männern gemessen<br />

an ihren Nutzungsanteilen<br />

überproportional gefördert wird.<br />

Im Gegensatz zu den skandinavischen<br />

Ländern und Frankreich ist fehlende<br />

Kinderbetreuung ein Hindernis für eine<br />

höhere Erwerbsbeteiligung deutscher<br />

Frauen. Nur drei Prozent der Kinder<br />

haben in Westdeutschland einen Krippenplatz.<br />

Zwar ist die Zahl berufstätiger<br />

Mütter im vergangenen Jahrzehnt<br />

um zehn Punkte auf über 60 Prozent<br />

angestiegen, doch die meisten arbeiten<br />

flexibel, teilzeitig, als Aushilfe, gering<br />

entlohnt. Während sich die Karrierechancen<br />

für junge, kinderlose, hochqualifizierte<br />

Frauen verbessert haben,<br />

sind Mütter laut Mikrozensus 2004 auf<br />

deutschen Chefetagen völlig unterrepräsentiert.<br />

Der augenblickliche Trend<br />

zur Verlängerung von Arbeitszeiten<br />

benachteiligt Mütter einmal mehr.<br />

Immer noch stellen Frauen ihre Berufskarriere<br />

zugunsten der Kinderbetreuung<br />

zurück und nur 4,9 Prozent der Väter<br />

nehmen Elternzeit, weil sie mehr verdienen<br />

als die Mütter und berechtigte<br />

Ängste vor dem beruflichen Aus- und<br />

Abstieg haben.<br />

Bei der unbezahlten Sorgearbeit, die<br />

überwiegend Frauen leisen, kommt<br />

infolge des demographischen Wandels<br />

in allen EU-Ländern die Altenpflege als<br />

bedeutender Arbeits- und Zeitfaktor<br />

hinzu. 70 Prozent aller Pflegebedürftigen<br />

werden in <strong>Deutschland</strong> in Privathaushalten<br />

gepflegt, und zwar mehrheitlich<br />

von weiblichen Angehörigen<br />

gegen eine völlig unzureichende Aufwandsentschädigung.Mittelschichtfamilien<br />

lösen das Vereinbarkeitsproblem<br />

jedoch häufig auch mit Hilfe einer Frau<br />

aus einem neuen EU-Beitrittsland oder<br />

aus Übersee, die als Haushaltshilfe,<br />

Kinderbetreuerin oder Altenpflegerin<br />

beschäftigt wird. Das heißt, das Problem<br />

wird weder durch eine neue Arbeitsaufteilung<br />

zwischen Männern und<br />

Frauen noch durch öffentliche Versorgungsleistungen<br />

gelöst. Statt dessen<br />

wird es auf privater Basis bewältigt,<br />

was sich als neue internationale Arbeitsteilung<br />

zwischen Frauen aus Ländern<br />

niederschlägt, zwischen denen ein<br />

Wohlstandsgefälle besteht. 13<br />

13 UNRISD 2005<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 35<br />

Frauen tragen die Lasten der<br />

Transformation im Osten<br />

In den neuen EU-Mitgliedsländern sind<br />

große Unterschiede anzutreffen: In der<br />

Tschechischen Republik, der Slowakei,<br />

Ungarn und Polen haben sich Beschäftigung<br />

und Entlohnung von Frauen im<br />

Geschlechtervergleich verbessert. 14 In<br />

den meisten Länder Osteuropas aber<br />

verschlechterte sich die Situation von<br />

Frauen in bezug auf Erwerbsarbeit und<br />

soziale Sicherheit. 15 Dort wurde deutlich,<br />

dass die Wende von der Plan- zur<br />

Marktwirtschaft zu großen Teilen zu<br />

Lasten von Frauen ging und mit der<br />

Marktorientierung auch alte Geschlechterunterschiede<br />

wiedererfunden und<br />

verstärkt wurden. Insgesamt fand eine<br />

Verschiebung von weiblicher Erwerbstätigkeit<br />

aus qualifizierten Jobs in Industrien<br />

und Verwaltung hinein in den<br />

Dienstleistungssektor, sowie aus formaler<br />

in informelle Beschäftigung statt.<br />

Weibliche Arbeitslosigkeit liegt höher<br />

als die von Männern, vor allem bei den<br />

über Vierzigjährigen. Frauen konzentrieren<br />

sich erneut in personennahen<br />

Dienstleistungen und sozialen Berufen,<br />

die unterbezahlt sind. In Bulgarien sind<br />

76 Prozent des Gesundheitspersonals<br />

und 80 Prozent in Erziehungsberufen<br />

Frauen. Um das Überleben ihrer Familien<br />

zu sichern, nehmen viele Frauen<br />

Dequalifizierung und miserable Arbeitsbedingungen<br />

zum Beispiel in der<br />

Textilindustrie in Kauf. 16 In Estland fiel<br />

der Anteil von Frauen an Führungspositionen<br />

in wenigen Jahren erheblich. 17<br />

Die Einkommensschere öffnet sich in<br />

einigen Ländern rasend schnell – zwischen<br />

arm und reich aber auch zwischen<br />

den Geschlechtern. In Serbien-<br />

Montenegro hat sich der geschlechtsspezifische<br />

Lohnunterschied zwischen<br />

14 UNIFEM 2004<br />

15 Vereinte Nationen 2004<br />

16 UNRISD 2005<br />

17 UNIFEM (2000): Progress of the World´s<br />

Women 2000, New York


1996 und 2000 im formalen Sektor von<br />

15 Prozent, im informellen Sektor von<br />

20 Prozent auf 30 respektive 40 Prozent<br />

jeweils fast verdoppelt. Diese neuen<br />

geschlechtsspezifischen Ungleichheiten<br />

sind im Kontext wachsender sozialer<br />

Disparitäten und Polarisierungen in den<br />

post-sozialistischen Gesellschaften zu<br />

sehen. 18<br />

Die Chancenlosigkeit und verbreitete<br />

Armut haben eine hohe Migrationsbereitschaft<br />

zur Folge, sei es dass Polinnen<br />

selbstorganisiert und in der Nachbarschaft<br />

rotierend jeweils für einige<br />

Monate nach Westeuropa zur privaten<br />

Altenpflege gehen, junge Frauen nach<br />

dem Schulabschluss als Au Pair ihr<br />

Glück im Westen versuchen oder eine<br />

große Bereitschaft besteht, sich in<br />

Dienstleistungsjobs in der Gastronomie<br />

oder Unterhaltungsindustrie „vermitteln“<br />

zu lassen. Nach vorsichtigen<br />

Schätzungen werden jährlich eine halbe<br />

Million Frauen aus Osteuropa gehandelt<br />

und in der Prostitution ausgebeutet.<br />

19<br />

Feminisierung der Armut –<br />

auch in Europa<br />

Weltweit ist Einkommensreichtum eher<br />

männlich, Armut eher weiblich. Fast in<br />

allen EU-Ländern liegt das Armutsrisiko<br />

von Frauen höher als das der<br />

Männer. In der wohlhabenden EU der<br />

15 finden sich die gleichen Armutsmuster<br />

wie in armen Ländern des Südens.<br />

Überall sind von Frauen geführte<br />

Haushalte überproportional arm. Beispiel<br />

Südafrika: Dort sind 68 Prozent<br />

der Haushalte mit weiblichem Vorstand<br />

arm, aber nur 31 Prozent der männergeführten<br />

Haushalte. In den Niederlanden<br />

werden fast zwei Drittel der<br />

armen Haushalte von Frauen geführt. 20<br />

18 UNRISD 2005<br />

19 European Women’s Lobby (2004): Beijing+10.<br />

Implementation of the Beijing Platform for<br />

Action by the European Union<br />

20 Vereinte Nationen 2005<br />

Für erwerbstätige Frauen ist das Armutsrisiko<br />

laut ILO so groß, weil sie in<br />

marginalen und informellen Arbeitsverhältnissen<br />

„kleben“ bleiben. Deshalb<br />

machen sie 60 Prozent der neuen sozialen<br />

Klasse der „arbeitenden Armen“<br />

(working poor) aus. 21 Sechs von sieben<br />

deutschen Alleinerziehenden – 2,5 Millionen<br />

– sind Frauen. 26,3 Prozent sind<br />

auf Sozialhilfe angewiesen. Die Armutsquote<br />

in dieser sozialen Gruppe ist<br />

dreimal so hoch wie in der deutschen<br />

Gesamtbevölkerung.<br />

In der EU macht außerdem Alter den<br />

entscheidenden Unterschied: Das größte<br />

Armutsrisiko besteht neben den<br />

Alleinerziehenden für alte Frauen, weil<br />

sie im Westen aufgrund diskontinuierlicher<br />

und kürzerer Berufszeiten signifikant<br />

niedrigere Rentenansprüche als<br />

Männer haben, während im Osten die<br />

alten Sozialsysteme zusammengebrochen<br />

sind.<br />

Osteuropa ist eine der Weltregionen mit<br />

einer wachsenden Anzahl armer Menschen,<br />

teils mit einer dramatischen Verarmungstendenz:<br />

In Serbien-Montenegro<br />

zum Beispiel stieg die Armutsquote<br />

von 14 Prozent der Bevölkerung<br />

im Jahr 1990 auf 35 Prozent in 2003, in<br />

Mazedonien verfünffachte sie sich im<br />

selben Zeitraum. Hier schlagen für<br />

Frauen zum einen die Existenzverunsicherung<br />

auf den Arbeitsmärkten, zum<br />

zweiten aber auch der Abbau der<br />

öffentlichen Daseinsvorsorge und die<br />

Zerschlagung sozialer Leistungen negativ<br />

zu Buche.<br />

Besorgt sieht das Frauennetzwerk<br />

Karat-Koalition, in dem sich Organisationen<br />

aus neuen Mitgliedsländern und<br />

außerhalb der EU vernetzten, die EU-<br />

Erweiterung als gleichzeitigen Einschluss-<br />

und Ausschlussprozess mit<br />

wachsenden Ungleichheiten der Frauen<br />

der Region.<br />

21 ILO (2003): Global Employment Trends 2003,<br />

Genf; ILO (2004): Global Employment Trends<br />

for Women (2004), Genf<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 36<br />

Veränderungen der politischen<br />

Diskurse<br />

Vergleicht man die bei den Weltfrauenkonferenzen<br />

und Bilanztreffen verabschiedeten<br />

Dokumente bis hin zu den<br />

Resolutionen, die im März 2005 bei<br />

Peking+10 bei den Vereinten Nationen<br />

eingebracht wurden, so spiegeln sich<br />

Veränderungen der politische Diskurse<br />

und Leitorientierungen. Deutlich zeichnet<br />

sich ein Paradigmenwechsel in den<br />

politischen Debatten und Maßnahmen<br />

zur sozialen und ökonomischen<br />

Situation von Frauen ab. Während die<br />

Zukunftsstrategien der 3. Weltfrauenkonferenz<br />

von Nairobi noch weltwirtschaftliche<br />

Strukturen und Umverteilung<br />

thematisierten, liegt der Fokus seit<br />

den 90er Jahren auf Ansätzen, die Frau<br />

als Homo Oeconomicus marktkompatibel<br />

und fit für Effizienzsteigerung und<br />

Konkurrenz zu machen. Die NRO, die<br />

Konzepte zur Stärkung von Frauen<br />

(Empowerment) auf der Weltfrauenkonferenz<br />

in Nairobi eingeführt hatten,<br />

hatten eine kollektive Machtbildung ins<br />

Auge gefasst. Mittlerweile dominieren<br />

Auffassungen, in denen sich Empowerment<br />

nur noch auf die einzelnen,<br />

gänzlich individualisierten Frauen<br />

bezieht.<br />

Bei der Peking+10-Bilanz war „Beschäftigungsfähigkeit“<br />

ein zentraler<br />

Begriff, der die Wahrnehmung von der<br />

Politik auf die Eigenverantwortung und<br />

Leistungsfähigkeit der Individuen verschiebt.<br />

Die USA brachten einen Resolutionsentwurf<br />

zum „ökonomischen<br />

Fortschritt von Frauen“ ein, in der sie<br />

mit einem Schwergewicht auf Investitionen<br />

und Unternehmertum das Paradigma<br />

wirtschaftlicher und sozialer<br />

Frauenrechte durch das Konzept von<br />

„Chancengleichheit“ im neoliberalen<br />

Rahmen ersetzen: Frauen und Männer<br />

sollen auf einem ebenen Spielfeld<br />

chancengleich konkurrieren, gesetzliche<br />

Regulierung zur Umsetzung von<br />

Gleichheit und Frauenrechten will der<br />

Staat nicht machen. In ihrem zweiten


Resolutionsentwurf zu Frauenhandel<br />

abstrahierten die USA völlig von den<br />

wirtschaftlichen Bedingungen in den<br />

Herkunftsländern und reduzierten das<br />

Problem mit einem Abolitionsansatz<br />

auf die Zunahme von Prostitution. Gerade<br />

osteuropäische Frauennetzwerke<br />

fokussieren dagegen auf Armut und<br />

Verelendung als Ursache für Frauenhandel.<br />

Auch ein Vergleich des Armuts-Kapitel<br />

der Aktionsplattform von Peking mit<br />

den Millennium-Entwicklungszielen<br />

(MDGs) signalisiert eine andere politische<br />

Herangehensweise an das Problem<br />

der Frauenarmut. Die Aktionsplattform<br />

legte 1995 das Schwergewicht auf den<br />

Zusammenhang von Geschlechterungleichheit<br />

und Armut und sah die vielfältige<br />

Benachteiligung von Frauen als<br />

Ursache für die „Feminisierung der<br />

Armut“, einem im Vergleich mit Männern<br />

überproportionalen Zuwachs an<br />

Frauenarmut. Sie versteht Armut als ein<br />

multidimensionales Problem, das vielfältige<br />

Ursachen und Erscheinungsformen<br />

hat. Frauen sind arm an Ressourcen,<br />

Bildung, Gesundheit, Beschäftigung<br />

und Einkommen, weil sie arm<br />

an Rechten, Chancen, Macht, sozialer<br />

Sicherheit und Zeit sind sowie unter<br />

Gewaltanwendung zu leiden haben. Die<br />

verschiedenen Dimensionen von Armut<br />

bedingen sich wechselseitig.<br />

Simple Einkommensmaßstäbe<br />

Indem sie zu dem simplen Einkommensmaßstab<br />

von einem US-Dollar pro<br />

Tag zurückkehren, lassen die MDGs<br />

diese Mehrdimensionalität ebenso<br />

außer Acht wie Geschlechterungleichheit<br />

als Armutsursache und das Menschenrecht<br />

auf Entwicklung, Nahrung,<br />

auf sexuelle und reproduktive Gesundheit,<br />

Bildung und Geschlechtergleichheit.<br />

Die osteuropäischen Frauennetzwerke<br />

Karat Koalition und Stability Pact<br />

Gender Task Force (SPGTF) kritisieren,<br />

dass die MDGs die Formen von Armut,<br />

die sich in Osteuropa verbreiten, überhaupt<br />

nicht reflektieren und folglich<br />

nicht nützlich für die Armutsbekämpfung<br />

in dieser Region sein können.<br />

Fazit<br />

Die Entwicklungen im alten und neuen<br />

Europa zeigen mit all ihren Wider-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 37<br />

sprüchlichkeiten, dass Geschlechtergleichheit<br />

nicht eine einfache Frage der<br />

Zeit und der Zahlen ist. Trotz zunehmender<br />

Teilhabe von Frauen an Bildung<br />

und Beschäftigung sind Frauen<br />

immer noch nicht gleichgestellt, wo es<br />

um soziale und wirtschaftliche Macht<br />

geht. Teilhabe bedeutet auch Umverteilung,<br />

von Ressourcen, Wohlstand<br />

und Macht. Trotz der Jobgewinne von<br />

Frauen setzen sich markante Ungleichheitsstrukturen<br />

zwischen Frauen und<br />

Männern auf den EU-Erwerbsarbeitsmärkten<br />

fort. Eine im Westen wie im<br />

Osten prägende Dynamik ist die durch<br />

den Standortwettbewerb, Kostensenkungsdruck<br />

und Sozialabbau ausgelöste<br />

große allgemeine Verunsicherung<br />

der Lebens- und Arbeitswelten.<br />

Es entwickeln sich zunehmend komplexere<br />

und differenziertere soziale<br />

Realitäten, in denen einerseits partielle<br />

Fortschritte für Geschlechtergerechtigkeit<br />

erfolgen, andererseits und gleichzeitig<br />

aber neue Ungleichheiten und<br />

neue Armut erwachsen. Geschlecht<br />

wirkt in den zunehmend polarisierten<br />

Gesellschaften Europas als eine bedeutende<br />

Kategorie sozialer Differenzierung<br />

und Spaltung.


m Zehn Jahre deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

und internationale<br />

Politik – Ein Beitrag zur<br />

Umsetzung der Beschlüsse von<br />

Kopenhagen und Peking?


Gemischte Bilanz:<br />

Zehn Jahre deutsche Entwicklungspolitik<br />

VON KLAUS HEIDEL 1<br />

Zehn Jahre nach dem Weltgipfel für<br />

soziale Entwicklung in Kopenhagen<br />

ergibt sich eine gemischte Bilanz der<br />

deutschen Entwicklungspolitik, jedenfalls<br />

legen dies die folgenden unsystematischen<br />

Randnotizen nahe. Sie bieten<br />

selbstredend keine umfassende Analyse<br />

und blenden viele Bereiche aus. 2<br />

Gute Zusammenarbeit mit NRO<br />

Schon Mitte der 90er Jahre intensivierte<br />

das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) den Dialog mit entwicklungspolitischen<br />

Nichtregierungsorganisationen<br />

(NRO), die rot-grüne Bundesregierung<br />

baute ihn weiter aus. Heute gehört die<br />

(im internationalen Vergleich bemerkenswert)<br />

gute Kooperation von BMZ<br />

und NRO – die sich unter anderem im<br />

steigenden Anteil der Mittel zur Förderung<br />

zivilgesellschaftlicher Akteure im<br />

Haushalt des Ministeriums niederschlägt<br />

– sicher zur positiven Seite der<br />

Bilanz. Dennoch gibt es diesbezügliche<br />

Defizite, so ist eine strukturierte und<br />

belastbare Zusammenarbeit mit Nichtregierungs-<br />

und weiteren zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen zur Umsetzung<br />

des Aktionsprogramms 2015<br />

„Armutsbekämpfung – eine globale<br />

Aufgabe“ nicht eingeleitet worden. 3<br />

Kohärenz: Anspruch nicht eingelöst<br />

Es gehört zu den Verdiensten der rotgrünen<br />

Bundesregierung, in vielfältiger<br />

Weise deutlich gemacht zu haben, dass<br />

Entwicklungspolitik mehr ist als Ent-<br />

wicklungszusammenarbeit. In diesem<br />

Sinne plädierte die Spitze des BMZ mit<br />

Nachdruck für eine kohärente Gestaltung<br />

der Entwicklungspolitik als globale<br />

Strukturpolitik. Das Aktionsprogramm<br />

2015 sprach von der Notwendigkeit,<br />

Entwicklungs-, Außen-, Außenwirtschafts-,<br />

Sicherheits- und Agrarpolitik<br />

miteinander zu verzahnen, so dass<br />

sie zur weltweiten Beseitigung von Armut<br />

beitragen könnten. Konsequent<br />

kündigte das Aktionsprogramm an:<br />

„Alle neuen deutschen Gesetze werden<br />

künftig darauf geprüft, ob Belange von<br />

entwicklungspolitischer Bedeutung berührt<br />

werden; dies schließt die Relevanz<br />

für die Minderung der Armut<br />

ein“. 4 Dem Anspruch globaler Strukturpolitik<br />

entsprach auch, dass die Bundesministerin<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung einen<br />

Sitz im Sicherheitsrat erhielt und das<br />

Bundeskanzleramt eine koordinierende<br />

Rolle bei der Gestaltung der Entwicklungspolitik<br />

übernahm.<br />

Allerdings blieb das Vorhaben einer<br />

kohärenten globalen Strukturpolitik<br />

häufig im Dickicht der Interessenvielfalt<br />

hängen, und das BMZ konnte sich<br />

nicht gegen traditionell „mächtigere“<br />

Ministerien durchsetzen. Mit dem Auswärtigen<br />

Amt gab es Abstimmungsprobleme<br />

hinsichtlich der Delegationsleitung<br />

bei Regierungsverhandlungen<br />

und mit dem Bundesfinanzministerium<br />

trat ein scharfer Dissens im Blick auf<br />

Besteuerung des spekulativen Devisentransfers<br />

auf, um nur zwei Beispiele zu<br />

nennen. Nicht öffentlich bekannt wurde<br />

bisher, was eine Überprüfung neuer Gesetze<br />

hinsichtlich ihrer entwicklungspolitischen<br />

Bedeutung ergab. Nicht zuletzt<br />

verdrängte gerade die relative Fokussierung<br />

der deutschen Entwicklungspolitik<br />

auf Armutsbekämpfung, die sich<br />

in den letzten Jahren immer mehr abzeichnete<br />

(und im Aktionsprogramm<br />

2015 angelegt war), den umfassenden<br />

Anspruch globaler Strukturpolitik.<br />

1 Klaus Heidel ist Mitbegründer und Mitarbeiter<br />

bei der Werkstatt Ökonomie e.V. und Sprecher<br />

von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

2 So gehen sie nicht auf die Arbeit der Durchführungsorganisationen<br />

wie etwa InWEnt,<br />

DED, KfW oder GTZ ein, obgleich sich diese<br />

Arbeit in den letzten zehn Jahren merklich<br />

verändert hat. Dies gilt vor allem für die GTZ,<br />

die heute zum Beispiel einen deutlicheren Akzent<br />

auf die Unterstützung zivilgesellschaftlicher<br />

Strukturen legt als vor zehn Jahren.<br />

3 Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

(2001): Armutsbekämpfung – eine globale<br />

Aufgabe. Aktionsprogramm 2015. Der Beitrag<br />

der Bundesregierung zur weltweiten Halbierung<br />

extremer Armut 4 Aktionsprogramm 2015, 9.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 39<br />

Die Schere geht auf<br />

Nettoauszahlungen für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Haushalt<br />

des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

1965 bis 2004<br />

(absolute Beträge in Millionen Euro, jeweilige Preise)<br />

ODA: öffentliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

(ODA für 2004: ursprünglich Wert in US-Dollar; umgerechnet<br />

zum Jahresdurchschnittskurs)<br />

Einzelplan 23: Haushalt des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung<br />

Quellen:<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung, periodische Mitteilungen;<br />

OECD-DAC Secretariat Simulation of DAC Members’<br />

Net ODA Volumes in 2006 and 2010<br />

Menschenrechte: gute Ansätze<br />

Positiv hervorzuheben sind auch die<br />

Bestrebungen der deutschen Entwicklungspolitik,<br />

die Verwirklichung der<br />

Menschenechte zu fördern und Zivilgesellschaften<br />

zu stärken. So kündigte<br />

die Bundesregierung im Aktionsprogramm<br />

2015 an, sich für die Prüfung<br />

der Justiziabilität des Rechtes auf Nahrung<br />

einzusetzen. Folgerichtig unterstützte<br />

sie die Erarbeitung und Verabschiedung<br />

der Leitlinien zur Umsetzung<br />

des Rechtes auf Nahrung durch<br />

die Vollversammlung der FAO im Sep-


tember 2004. Ihre menschenrechtliche<br />

Perspektive verdeutlichte sie in dem<br />

2004 vorgelegten entwicklungspolitischen<br />

Aktionsplan für Menschenrechte<br />

2004 bis 2007 „Menschen haben ein<br />

Recht auf Entwicklung“. In vielen<br />

Partnerländern verstärkte die deutsche<br />

Entwicklungszusammenarbeit in den<br />

letzten Jahren die Förderung zivilgesellschaftlicher<br />

Strukturen.<br />

Entwicklungsfinanzierung: ungenügend<br />

Weithin negativ fällt die Bilanz der<br />

deutschen Entwicklungspolitik hinsichtlich<br />

der Entwicklungsfinanzierung<br />

aus. Seit Anfang der 90er Jahre fiel<br />

nicht nur der Anteil des BMZ-Haushaltes<br />

(Einzelplan 23) am Bundeshaushalt<br />

(Vergleiche dazu Schaubild<br />

„Seit 20 Jahren schrumpfende Haushaltsanteile<br />

für Entwicklungszusammenarbeit“).<br />

Selbst dessen absolute<br />

Höhe ging spürbar zurück (Schaubild<br />

„Die Schere geht auf“), so dass heute<br />

ein wachsender Teil der Nettoauszahlungen<br />

für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

(Official Development<br />

Assistance, ODA) aus anderen<br />

Quellen als dem BMZ-Etat stammt. So<br />

belief sich der Anteil der Schuldenerleichterung<br />

an den ODA-Nettozahlungen<br />

2003 auf fast 19 Prozent.<br />

Mittlerweile aber bekennt sich die Bundesregierung<br />

wieder zu dem bei der<br />

Konferenz für Entwicklungsfinanzierung<br />

in Monterrey im März 2002 (erneut)<br />

vereinbarten Ziel, die ODA-Nettoauszahlung<br />

auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />

zu erhöhen. Allerdings<br />

zeigte die Entwicklung des Einzelplanes<br />

23 in den letzten Jahren, dass<br />

es zumindest fraglich ist, ob und wann<br />

<strong>Deutschland</strong> dieses Ziel erreichen wird.<br />

Förderung sozialer Grunddienste:<br />

rückläufig<br />

Im Zentrum des entwicklungspolitischen<br />

Teiles der Beschlüsse des Weltsozialgipfels<br />

stand die so genannte<br />

20:20-Initiative zur vorrangigen Förderung<br />

der sozialen Grunddienste. Heute<br />

gilt es als ausgemacht, dass sich diese<br />

Initiative erledigt habe, ohne dass für<br />

diese Einschätzung eine systematische<br />

Begründung vorgetragen worden wäre.<br />

Jedenfalls fallen die Haushaltsmittel für<br />

soziale Grunddienste seit Jahren: So<br />

wurde der Anteil der Förderung von<br />

Grundbildung an der finanziellen und<br />

technischen Zusammenarbeit von fast<br />

vier Prozent in 1999 auf deutlich unter<br />

zwei Prozent im Jahr 2004 halbiert.<br />

Auch Anteil der Zuwendungen zum<br />

Gesundheitswesen war rückläufig, um<br />

nur zwei Beispiele zu nennen.<br />

Seit 20 Jahren schrumpfende Haushaltsanteile<br />

für Entwicklungszusammenarbeit<br />

Anteile des Haushaltes des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung am Bundeshaushalt<br />

und der Nettoauszahlungen für<br />

öffentliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

am BSP/BNE 1965 bis 2004<br />

Anteile in Prozent<br />

ODA-Quote: Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit<br />

am Bruttosozialprodukt<br />

(BSP) / Bruttonationaleinkommen (BNE)<br />

Einzelplan 23: Haushalt des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung<br />

Quellen:<br />

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung, periodische Mitteilungen;<br />

OECD-DAC Secretariat Simulation of DAC Members’<br />

Net ODA Volumes in 2006 and 2010<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 40<br />

Entwicklungspartnerschaften mit der<br />

Wirtschaft: problematisch<br />

Schon Mitte der 90er Jahre folgte die<br />

Bundesregierung dem weltweiten Trend<br />

zu sozial- und entwicklungspolitischen<br />

Partnerschaften mit der Wirtschaft<br />

(Public Private Partnership, PPP), die<br />

einerseits der sich verbreitenden Vorliebe<br />

für Privatisierungen entsprachen<br />

und anderseits hoffen ließen, die klaffenden<br />

Lücken der Entwicklungsfinanzierung<br />

zumindest zum Teil schließen<br />

zu können. Inzwischen gab das BMZ<br />

als Ziel aus, dass bis 2006 ein Viertel<br />

aller ODA-Zahlungen in Projekte mit<br />

einer PPP-Komponente fließen sollten.<br />

Doch diese PPP-Projekte kommen<br />

mehrheitlich nicht den ärmsten Menschen<br />

zugute, fast die Hälfte der bisherigen<br />

PPP-Projekte dient dem Ziel von<br />

Wirtschaftsreformen und nicht immer<br />

kann ausgeschlossen werden, dass sie<br />

(auch) eine verdeckte Förderung deutscher<br />

Unternehmen sind.<br />

In diesem Zusammenhange verdient Erwähnung,<br />

dass zwar die Bundesregierung<br />

die so genannte Lieferbindung<br />

(Koppelung von ODA an eine Beauftragung<br />

deutscher Unternehmen) aufhob,<br />

in der Praxis jedoch noch immer<br />

Wirtschaftsförderung mit Enzwicklungszusammenarbeit<br />

vermischt. So<br />

sollte im September 2005 vom Bundestag<br />

beschlossen werden, mit 100 Millionen<br />

Euro aus dem Haushalt des BMZ<br />

den Bau einer Stadtbahn durch Siemens<br />

in Ho-Chi-Minh-Stadt zu fördern.<br />

Wirkungsanalysen und Transparenz:<br />

unzureichend<br />

Zu den Defiziten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

gehört, dass<br />

bisher kaum Wirkungsanalysen erstellt<br />

wurden. So kann zum Beispiel nicht abgeschätzt<br />

werden, welche Veränderungen<br />

mithilfe des Aktionsprogramms<br />

2015 erreicht werden konnten. Dies erschwert<br />

zivilgesellschaftliche Kontrolle<br />

ebenso wie eine unzureichende Transparenz<br />

in Teilbereichen. So veröffentlicht<br />

das BMZ bis heute keine Projektlisten.


Einzelplan 23 (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />

des Bundeshaushaltes 1995-2005 absolute Beträge in Millionen Euro<br />

I. Staatliche Institutionen in <strong>Deutschland</strong> und (deutsche) Fachkräfte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 41<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Bundesministerium 46,5 44,2 40,8 40,4 42,0 41,8<br />

Varia Bundesministerium 3,0 3,8<br />

Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit im Inland – Betrieb 46,9 47,7 47,0 46,6 48,0 45,8<br />

Deutscher Entwicklungsdienst – Betrieb 65,8 67,5 67,1 66,7 67,3 66,7<br />

Sächliche Verwaltungsaufgaben (Evaluierung, Forschung, Tagungen usw.) 1,7 1,3 1,3 1,5 1,7 1,5<br />

Zuschüsse an integrierte Fachkräfte und rückkehrende Fachkräfte 36,8 37,3 37,1 36,3 37,3 34,6<br />

Varia Fachkräfte<br />

(Leistungen nach Entwicklungshelfergesetz und Aus- und Weiterbildung)<br />

19,4 20,0 20,0 21,7 21,7 13,1<br />

Erstattungen an andere Bundesbehörden zur entwicklungspolit. Zusammenarbeit 16,2 14,1 14,9 11,1 10,0<br />

Zwischensumme ZS I 233,2 232,2 228,2 224,4 230,9 207,3<br />

Anteil ZS I an Einzelplan 23 in Prozent 5,7% 5,7% 5,7% 5,5% 5,8% 5,6%<br />

II. Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern (ohne unter III ausgewiesene Mittel)<br />

Finanzielle Zusammenarbeit 1.306,3 1.337,7 1.325,0 1.295,3 1.170,3 999,0<br />

Technische Zusammenarbeit im engeren Sinne 592,8 589,3 579,5 578,1 581,2 562,3<br />

Nahrungsmittel-, Not- und Flüchtlingshilfe 7,7 82,8 69,2 81,6 92,4 *71,6<br />

Ernährungssicherungsprogramme 30,6 20,4 20,0 19,8 19,8 *16,9<br />

Aktionsprogramm 2015<br />

Förderung der Sozialstruktur in Entwicklungsländern 64,9 65,4 20,5 19,9 20,1 *17,4<br />

Unterstützung zur Verbesserung der Beschäftigungssituation<br />

in den Entwicklungsländern<br />

11,0 26,5 8,6 7,9 5,4<br />

Berufliche Aus- und Fortbildung von Fachpersonal aus Entwicklungsländern 95,6 85,9 87,4 91,0 94,1 77,4<br />

Zwischensumme ZS II 2.108,9 2,208,1 2.110,1 2.093,6 1.983,3 1.744,6<br />

Anteil ZS II an Einzelplan 23 in Prozent 51,2% 54,7% 52,6% 51,7% 49,6% 47,5%<br />

III. Sonstige bilaterale Maßnahmen und Zusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa und der GUS<br />

Förderung der Entwicklung in Ländern Mittel- und Osteuropas und in der GUS 37,7 47,0 65,4 78,5 90,3 56,8<br />

Beratungshilfe für den Aufbau von Demokratien in Mittel- und Osteuropa<br />

und in der GUS (ab 2001 Mittel aus EP 60)<br />

34,0 33,1 8,6 9,2 9,1<br />

Sonderhilfen (Bulgarien, Rumänien) 3,8 2,8 10,0<br />

Zwischensumme ZS III 71,7 80,1 74,0 91,5 102,1 66,8<br />

Anteil ZS III an Einzelplan 23 in Prozent 1,7% 2,0% 1,8% 2,3% 2,6% 1,8%<br />

I V. Förderung zivilgesellschaftlicher deutscher Akteure<br />

Entwicklungspolitische Bildung 2,2 2,1 2,0 2,1 3,1 2,9<br />

Politische Stiftungen 117,2 118,1 157,7 154,7 154,7 148,2<br />

Ziviler Friedensdienst 1,1 5,3<br />

Private deutsche Träger 15,2 16,2 15,5 16,6 17,6 16,7<br />

Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft 85,3 49,3 55,8 54,1 61,4 *42,9<br />

Kirchen 150,3 151,3 146,5 146,2 144,2 140,6<br />

Zwischensumme ZS IV 370,2 337,1 377,5 373,7 382,1 356,6<br />

Anteil ZS IV an Einzelplan 23 in Prozent 9,0% 8,4% 9,4% 9,2% 9,6% 9,7%<br />

V. Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit (ohne IWF, Weltbank und Regionalbanken)<br />

Europäischer Entwicklungsfonds 409,2 241,2 313,0 396,6 486,2 468,3<br />

VN-Organisationen 132,8 142,8 125,7 115,6 109,3 64,8<br />

Internationale Ernährungssicherung 45,3 46,7 47,8 48,4 50,5 *56,5<br />

Multiliterale Hilfen zum weltweiten Umweltschutz 28,5 31,2 48,5 42,8 42,0 48,6<br />

Zwischensumme ZS V 615,8 461,9 535,0 603,3 687,7 638,2<br />

Anteil ZS V an Einzelplan 23 in Prozent 15,0% 11,4% 13,3% 14,9% 17,2% 17,4%<br />

VI. IWF, Weltbank und Regionalbanken<br />

IWF/Weltbank 590,3 597,6 573,7 474,8 462,2 468,1<br />

Regionalbanken 54,8 104,7 111,2 188,9 148,8 114,8<br />

Zwischensumme ZS VI 645,1 702,3 684,8 663,7 611,0 582,9<br />

Anteil ZS VI an Einzelplan 23 in Prozent 15,7% 17,4% 17,1% 16,4% 15,3% 15,9%<br />

nicht erfasst 71,7 11,8 0,2 1,8 72,4<br />

Summe Einzelplan 23 4.116,8 4.033,6 4.009,9 4.051,8 3.997,2 3.675,2<br />

Anteil Einzelplan 23 am Bundeshaushalt 1,7% 1,7% 1,8% 1,7% 1,6% 1,5%<br />

* Sollzahlen 1995 bis 2003


Einzelplan 23 (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />

des Bundeshaushaltes 1995-2005 absolute Beträge in Millionen Euro<br />

I. Staatliche Institutionen in <strong>Deutschland</strong> und (deutsche) Fachkräfte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 42<br />

2001 2002 2003<br />

2004 2005<br />

(Soll) (Soll)<br />

Veränderung<br />

2005 zu 1995<br />

in Prozent<br />

Bundesministerium 42,8 47,1 49,7 55,0 56,8 + 22,1%<br />

Varia Bundesministerium 3,4 3,4 2,4 4,3 3,5<br />

Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit im Inland – Betrieb 45,4 45,6 46,3 46,8 47,2 + 0,6%<br />

Deutscher Entwicklungsdienst – Betrieb 68,3 72,7 70,0 71,1 71,3 + 8,4%<br />

Sächliche Verwaltungsaufgaben (Evaluierung, Forschung, Tagungen usw.) 1,7 2,4 2,6 2,4 2,2 + 32,6%<br />

Zuschüsse an integrierte Fachkräfte und rückkehrende Fachkräfte 38,9 40,0 44,7 50,0 50,5 + 37,2%<br />

Varia Fachkräfte<br />

(Leistungen nach Entwicklungshelfergesetz und Aus- und Weiterbildung)<br />

Erstattungen an andere Bundesbehörden zur entwicklungspolit. Zusammenarbeit<br />

5,3 7,1 9,4 10,9 21,1 + 8,8%<br />

Zwischensumme ZS I 205,8 218,3 225,2 240,5 252,7 + 8,3%<br />

Anteil ZS I an Einzelplan 23 in Prozent 5,5% 5,8% 6,0% 6,4% 6,5%<br />

II. Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern (ohne unter III ausgewiesene Mittel)<br />

Finanzielle Zusammenarbeit 1.173,2 1.029,0 955,3 982,5 983,0 – 24,7%<br />

Technische Zusammenarbeit im engeren Sinne 543,3 575,4 585,1 594,9 626,0 + 5,6%<br />

Nahrungsmittel-, Not- und Flüchtlingshilfe 97,1 112,7 68,4 71,5<br />

Ernährungssicherungsprogramme 16,9 18,6 18,5 19,0<br />

Aktionsprogramm 2015 *40,0 *40,0<br />

Förderung der Sozialstruktur in Entwicklungsländern 19,0 22,8 28,1 29,7 29,7 – 54,3%<br />

Unterstützung zur Verbesserung der Beschäftigungssituation<br />

in den Entwicklungsländern<br />

Berufliche Aus- und Fortbildung von Fachpersonal aus Entwicklungsländern 73,2 76,7 81,8 90,0 85,0 – 11,1%<br />

Zwischensumme ZS II 1.922,7 1.875,2 1.777,3 1.787,5 1.812,1 – 14,1%<br />

Anteil ZS II an Einzelplan 23 in Prozent 51,0% 49,6% 47,0% 47,2% 47,0%<br />

III. Sonstige bilaterale Maßnahmen und Zusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa und der GUS<br />

Förderung der Entwicklung in Ländern Mittel- und Osteuropas und in der GUS 142,5 95,1 55,2 24,5 11,7 – 68,9%<br />

Beratungshilfe für den Aufbau von Demokratien in Mittel- und Osteuropa<br />

und in der GUS (ab 2001 Mittel aus EP 60)<br />

Sonderhilfen (Bulgarien, Rumänien) 5,1<br />

88,5<br />

40,9 30,2 20,4 8,0 0,7 – 97,9%<br />

Zwischensumme ZS III 188,5 125,3 75,6 32,5 12,4 – 82,7%<br />

Anteil ZS III an Einzelplan 23 in Prozent 5,0% 3,3% 2,0% 0,9% 0,3%<br />

I V. Förderung zivilgesellschaftlicher deutscher Akteure<br />

Entwicklungspolitische Bildung 3,6 5,2 8,3 10,0 10,0 + 354,9%<br />

Politische Stiftungen 149,8 164,4 177,7 181,0 181,0 + 54,4%<br />

Ziviler Friedensdienst 7,6 10,9 13,1 14,3 14,5<br />

Private deutsche Träger 18,8 23,4 25,4 29,0 29,0 + 90,9%<br />

Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft 34,2 35,9 34,5 38,5 38,0 – 55,5%<br />

Kirchen 144,2 154,8 158,0 161,1 161,1 + 7,2%<br />

Zwischensumme ZS IV 358,2 394,6 417,0 433,9 433,6 + 17,1%<br />

Anteil ZS IV an Einzelplan 23 in Prozent 9,5% 10,4% 11,0% 11,5%^ 11,2%<br />

V. Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit (ohne IWF, Weltbank und Regionalbanken)<br />

Europäischer Entwicklungsfonds 296,0 379,7 513,9 468,7 520,0 + 27,1%<br />

VN-Organisationen 71,9 137,9 143,2 155,2 171,4 + 29,0%<br />

Internationale Ernährungssicherung 46,2 49,3 47,0 32,0 46,9 + 3,5%<br />

Multiliterale Hilfen zum weltweiten Umweltschutz 59,0 63,0 94,8 106,0 83,1 + 191,8%<br />

Zwischensumme ZS V 473,0 629,9 798,9 71,9 821,4 + 33,4%<br />

Anteil ZS V an Einzelplan 23 in Prozent 12,6% 16,6% 21,1% 20,1% 21,3%<br />

VI. IWF, Weltbank und Regionalbanken<br />

IWF/Weltbank 451,0 342,9 319,2 363,3 377,3 – 36,1%<br />

Regionalbanken 167,7 196,6 167,7 163,8 149,6 + 173,0%<br />

Zwischensumme ZS VI 618,7 539,5 486,9 527,1 526,8 – 18,3%<br />

Anteil ZS VI an Einzelplan 23 in Prozent 16,4% 14,2% 12,9% 13,9% 13,7%<br />

nicht erfasst 23,0<br />

Summe Einzelplan 23 3.789,8 3.782,2 3.781,0 3.783,4 3.859,1 – 6,3%<br />

Anteil Einzelplan 23 am Bundeshaushalt 1,6% 1,5% 1,5% 1,5% 1,5%<br />

* Sollzahlen 1995 bis 2003


Trends bei der Vergabe offizieller Entwicklungshilfe<br />

1986-87 1991-1992* 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

(in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE) (in % des BNE)<br />

Australien 0,40 0,37 0,27 0,26 0,27 0,25 0,26 0,25<br />

Belgien 0,48 0,40 0,35 0,30 0,36 0,37 0,43 0,60<br />

Dänemark 0,88 0,99 0,99 1,01 1,06 1,03 0,96 0,84<br />

<strong>Deutschland</strong> 0,41 0,38 0,26 0,26 0,27 0,27 0,27 0,28<br />

Finnland 0,48 0,72 0,31 0,33 0,31 0,32 0,35 0,35<br />

Frankreich 0,58 0,62 0,40 0,39 0,32 0,32 0,38 0,41<br />

Griechenland 0,15 0,15 0,20 0,17 0,21 0,21<br />

Großbritannien u. N. 0,29 0,32 0,27 0,24 0,32 0,32 0,31 0,34<br />

Irland 0,23 0,18 0,30 0,31 0,29 0,33 0,40 0,39<br />

Italien 0,37 0,32 0,20 0,15 0,13 0,15 0,20 0,17<br />

Japan 0,30 0,31 0,27 0,27 0,28 0,23 0,23 0,20<br />

Kanada 0,48 0,46 0,30 0,28 0,25 0,22 0,28 0,24<br />

Luxemburg 0,17 0,29 0,65 0,66 0,71 0,76 0,77 0,81<br />

Neuseeland 0,28 0,25 0,27 0,27 0,25 0,25 0,22 0,23<br />

Niederlande 0,99 0,87 0,80 0,79 0,84 0,82 0,81 0,80<br />

Norwegen 1,13 1,15 0,89 0,88 0,76 0,80 0,89 0,92<br />

Österreich 0,19 0,14 0,22 0,24 0,23 0,29 0,26 0,20<br />

Portugal 0,10 0,32 0,24 0,26 0,26 0,25 0,27 0,22<br />

Schweden 0,87 0,96 0,72 0,70 0,80 0,77 0,83 0,79<br />

Schweiz 0,30 0,41 0,32 0,35 0,34 0,34 0,32 0,39<br />

Spanien 0,08 0,26 0,24 0,23 0,22 0,30 0,26 0,23<br />

USA 0,21 0,20 0,10 0,10 0,10 0,11 0,13 0,15<br />

Nettozuwendungen zu derzeitigen Preisen und Wechselkursen.<br />

* Einschließlich Schuldenerlass in den Jahren 1991 und 1992 aus Forderungen, die nicht der ODA zugehörig sind.<br />

Quelle: OECD, „Final ODA Data for 2003“, http://www.oecd.org/dataoecd/19/52/34352584.<strong>pdf</strong> and Website Database 2004, http://www.oecd.org.<br />

Entwicklung der Nettoausgaben für Entwicklungszusammenarbeit (zu derzeitigen<br />

Preisen und Wechselkursen) in Prozent des BNE von 1986 bis 2003*<br />

Nettozuwendungen zu derzeitigen Preisen und Wechselkursen.<br />

* Dargestellt werden jeweils die fünf Länder mit den höchsten respektive den niedrigsten (relativen) Aufwendungen in 2003. Australien, Belgien,<br />

<strong>Deutschland</strong>, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada, Neuseeland, Portugal die Schweiz und Spanien sind der Übersichtlichkeit<br />

halber in der Mittleren Gruppe zusammengefasst.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 43


Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) –<br />

Das neue „Mantra“ der Entwicklungspolitik<br />

VON JENS MARTENS 1<br />

Der entwicklungspolitische Diskurs,<br />

wie er sich auf globaler Ebene im Kontext<br />

der Vereinten Nationen vollzog,<br />

erlebte im Laufe der letzten Dekaden<br />

einen mehrfachen Wandel. Waren die<br />

Debatten der 70er Jahre noch dominiert<br />

von den Entwicklungsländerforderungen<br />

nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung<br />

und nach globaler Umverteilung,<br />

so folgte in den 80er Jahren die<br />

Reaktion der westlichen Industrieländer<br />

in Form neoliberaler Strukturanpassungspolitik<br />

– zunächst ohne und später<br />

mit „menschlichem Antlitz“. Die Auseinandersetzungen<br />

der 90er Jahre waren<br />

nach Brundtland-<strong>Report</strong> und Rio-Konferenz<br />

geprägt von den Konzepten<br />

nachhaltiger Entwicklung.<br />

Im Kern versuchte der Ansatz von Rio<br />

den ganzheitlichen Charakter von Entwicklung<br />

zu betonen, indem er die Ziele<br />

ökologischer Tragfähigkeit, sozialer<br />

Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Effizienz<br />

sowie gesellschaftlicher Teilhabe<br />

und Demokratie miteinander verband.<br />

Eine Hauptursache der globalen Probleme<br />

wurde in den nicht nachhaltigen<br />

Produktions- und Konsumformen des<br />

Nordens gesehen. Daraus folgte das in<br />

der Rio-Deklaration verankerte Prinzip<br />

der „gemeinsamen aber unterschiedlichen<br />

Verantwortung“ für die Erhaltung<br />

der Ökosysteme der Erde, das<br />

erstmals in der Geschichte für die<br />

Industrieländer eine völkerrechtsverbindliche<br />

Verpflichtung zu Kompensationsleistungen<br />

und Ressourcentransfer<br />

begründete. Die Weltkonferenzen der<br />

darauf folgenden Jahre untermauerten<br />

den auf Rechtsansprüchen basierenden<br />

Entwicklungsansatz. Die Wiener Menschenrechtskonferenz<br />

betonte das Recht<br />

auf Entwicklung und die Bedeutung der<br />

wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />

Menschenrechte, der Weltsozial-<br />

1 Jens Martens ist Geschäftsführer von Global<br />

Policy Forum Europe und Mitglied im internationalen<br />

Koordinationsausschuss von <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong>. Dieser Text erschien in ähnlicher Form<br />

im INKOTA-Brief Mai 2005.<br />

gipfel von Kopenhagen unterstrich die<br />

sozialen Rechte der Arbeitnehmer, und<br />

die Pekinger Weltfrauenkonferenz bekräftigte<br />

die Ziele der Nichtdiskriminierung<br />

und Gleichstellung der Geschlechter<br />

als Menschenrechte.<br />

Aus diesen Ansätzen folgte die unmittelbare<br />

Verantwortung der Staaten zu<br />

handeln und die Verpflichtungen der<br />

Regierungen zu einer aktiven Wirtschafts-,<br />

Sozial-, Umwelt- und Entwicklungspolitik.<br />

Die Aktionsprogramme der<br />

Weltkonferenzen spiegeln dies wider. Es<br />

gelang jedoch nicht, all die unterschiedlichen<br />

Aspekte zu einem konsistenten<br />

Entwicklungsansatz zusammenzuführen.<br />

Im Gegenteil: Parallel zu den eher<br />

wohlfahrtsstaatlichen („sozialdemokratischen“)<br />

Ansätzen der UN-Konferenzen<br />

gewannen in den 90er Jahren die neoliberalen<br />

Entwicklungsansätze, wie sie<br />

von den Bretton-Woods-Institutionen<br />

propagiert wurden, weiter an Bedeutung.<br />

Sie setzten auf das Primat von<br />

wirtschaftlicher Stabilität und Wachstum,<br />

die Öffnung der Märkte, Deregulierung<br />

und Privatisierung. Damit standen<br />

sie zum Teil in offenem Gegensatz<br />

zu den Politikrezepten der UN.<br />

Um die konkurrierenden Entwicklungsansätze<br />

miteinander zu „versöhnen“,<br />

bemühten sich seit Mitte der 90er Jahre<br />

die OECD, die Weltbank, der IWF und<br />

die Vereinten Nationen gemeinsam, ein<br />

Set von entwicklungspolitischen Kernzielen<br />

zu definieren. Armut und<br />

Armutsbekämpfung wurden dabei zu<br />

Schlüsselbegriffen des Diskurses. Die<br />

Grundlage bildeten die vom Entwicklungsausschuss<br />

(Development<br />

Assistance Committee – DAC) der<br />

OECD 1996 in seinem Strategiepapier<br />

„Shaping the 21 st Century“ (Das 21ste<br />

Jahrhundert gestalten) zusammengefassten<br />

„DAC-Ziele“, die bis zum Jahr<br />

2015 erreicht werden sollen. Im Juni<br />

2000 veröffentlichte das UN-Sekretariat<br />

gemeinsam mit dem IWF, der OECD<br />

und der Weltbank die Broschüre<br />

„A Better World for All“ (Eine bessere<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 44<br />

Welt für Alle), in der sieben dieser<br />

Entwicklungsziele als gemeinsame<br />

Prioritäten definiert wurden. Sie wurden<br />

einige Monate später ohne Veränderungen<br />

in die Millenniumserklärung<br />

übernommen.<br />

Der Diskurs über Entwicklung wurde<br />

dadurch auf eine Reihe quantitativer<br />

Ziele, vor allem im Bereich der Bekämpfung<br />

„extremer“ Armut und der<br />

sozialen Grundversorgung reduziert.<br />

Die präzisen quantitativen und zeitlichen<br />

Vorgaben der Ziele beziehen sich<br />

fast ausschließlich auf sektorale Entwicklungsprozesse<br />

im Süden. Dagegen<br />

werden strukturelle Fragen von den<br />

Zielen kaum berührt. Wohl auch als<br />

Reaktion auf Kritik am engen Fokus<br />

dieses Zielkataloges fügte der UN-<br />

Generalsekretär 2001 den ursprünglich<br />

sieben Entwicklungszielen ein achtes<br />

Ziel hinzu. Es enthält unter dem Titel<br />

„Globale Entwicklungspartnerschaft“<br />

sieben Unterziele zu den Themen Handel<br />

und Finanzsystem, Verschuldung,<br />

Technologietransfer sowie zur besonderen<br />

Situation der ärmsten Länder<br />

(LDCs). Diese Ziele sind jedoch so allgemein<br />

und unpräzise formuliert, dass<br />

sich aus ihnen keine konkreten Verpflichtungen<br />

ableiten lassen.<br />

Aber nur auf Grundlage dieser „Minimum<br />

Entwicklungsziele“ gelang es,<br />

einen im entwicklungspolitischen Diskurs<br />

bislang einmaligen Konsens zu<br />

erzielen. Die Koalition derer, die die<br />

MDGs als offenbar kleinsten gemeinsamen<br />

entwicklungspolitischen Nenner<br />

akzeptieren, reicht von der Bush-<br />

Administration in Washington bis zum<br />

Weltsozialforum in Porto Alegre.<br />

Die Kehrseite des Konsenses<br />

Gegen die MDGs ist per se nichts einzuwenden.<br />

Und dennoch ist es aus verschiedenen<br />

Gründen problematisch,<br />

dass diese Ziele nun im Mittelpunkt des<br />

globalen Entwicklungsdiskurses stehen:


Schwache Ziele. Die MDGs sind bei<br />

weitem nicht so ambitioniert, wie es in<br />

manchen Verlautbarungen von Regierungen<br />

und Vereinten Nationen scheint.<br />

Das gilt insbesondere für das Hauptziel,<br />

den Anteil der Menschen, deren Einkommen<br />

weniger als ein US-Dollar pro<br />

Tag beträgt, bis zum Jahr 2015 zu halbieren.<br />

Denn seine Realisierung bedeutete,<br />

dass im Jahr 2015 weltweit noch<br />

immer nahezu 900 Millionen Menschen<br />

in extremer Armut lebten. Zudem ist<br />

dieser von der Weltbank 1990 eingeführte<br />

Indikator der Einkommensarmut<br />

selbst in Frage zu stellen. Denn die konsequente<br />

Anwendung dieser statischen<br />

Zielgröße suggeriert, dass die Probleme<br />

der extremen Armut gelöst wären,<br />

sobald das Einkommen aller Armen auf<br />

ein Niveau von 1,01 US-Dollar pro Tag<br />

angehoben würde. Für viele Länder,<br />

etwa in Lateinamerika, hat dieser<br />

Indikator schon heute keine Bedeutung,<br />

ohne dass auch nur in einem dieser<br />

Länder das Problem der Armut bewältigt<br />

wäre.<br />

Hinzu kommt, dass viele der quantitativen<br />

Ziele der Millenniumserklärung in<br />

UN-Beschlüssen früherer Jahre weiter<br />

gingen und eher erreicht werden sollten.<br />

Mit dem neuen Zeitziel 2015<br />

wurde ihre Verwirklichung nun ein weiteres<br />

Mal vertagt. Dies reflektiert das<br />

resignierte Eingeständnis der Regierungen,<br />

nur kleinere Brötchen backen zu<br />

können – eine Haltung, die zwar realpolitisch<br />

verständlich ist, der sich zivilgesellschaftliche<br />

Organisationen aber<br />

nicht ohne Not anschließen sollten.<br />

Verengtes Entwicklungsverständnis.<br />

Die öffentlichkeitswirksame Reduktion<br />

von Entwicklung auf einige wenige<br />

quantitative Ziele, vor allem im Bereich<br />

der Armutsbekämpfung und sozialen<br />

Grundversorgung, birgt die Gefahr der<br />

politischen Abkehr von umfassenderen<br />

Entwicklungsansätzen, insbesondere<br />

Konzepten einer ökologisch tragfähigen<br />

und sozial gerechten Entwicklung.<br />

Strukturelle Fragen der Verteilungsgerechtigkeit<br />

werden von den Zielen<br />

faktisch ebenso wenig berührt, wie die<br />

(welt-)wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Rahmenbedingungen von<br />

Entwicklung.<br />

Zwar enthält die Liste der Millenniumsziele<br />

unter Punkt sieben auch den<br />

Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit.<br />

Die Regierungen verpflichteten<br />

sich dort jedoch nur in allgemeinen<br />

Worten zur Integration der Prinzipien<br />

nachhaltiger Entwicklung in Länderpolitiken<br />

und –programme sowie zur<br />

Umkehr des Verlustes an natürlichen<br />

Ressourcen.<br />

Und auch Gender-Aspekte bleiben in<br />

diesem Diskurs unterbelichtet: Zwar<br />

lautet das dritte Millenniumsziel „Geschlechtergleichstellung<br />

fördern“, die<br />

daraus abgeleiteten Unterziele spiegeln<br />

die komplexen Probleme von Diskriminierung<br />

und sozialer Ausgrenzung aber<br />

nicht adäquat wider. Denn als konkrete<br />

Indikatoren werden lediglich die Einschulungs-<br />

und Alphabetisierungsraten<br />

von Mädchen, der Anteil der Frauen an<br />

den Beschäftigten außerhalb des Agrarsektors<br />

sowie der Anteil weiblicher Abgeordneter<br />

in nationalen Parlamenten<br />

genommen.<br />

Verantwortung des Nordens bleibt<br />

vage. Dort, wo die Millenniumsziele<br />

präzise quantitative und zeitliche Vorgaben<br />

enthalten, beziehen sie sich fast<br />

ausschließlich auf Entwicklungsprozesse<br />

im Süden. Damit wird auch die<br />

Hauptverantwortung für die Verwirklichung<br />

dieser Ziele den Regierungen<br />

des Südens zugewiesen. Die Verantwortung<br />

des Nordens kommt dagegen<br />

nur vage im achten Ziel zur Sprache.<br />

Die Verpflichtung der Entwicklungsländer,<br />

den Anteil der Menschen, die<br />

Hunger leiden, bis zum Jahr 2015 zu<br />

halbieren, wird beispielsweise klar<br />

benannt. Eine Verpflichtung der Industrieländer,<br />

dazu den notwendigen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 45<br />

Beitrag zu leisten (zum Beispiel Bereitstellung<br />

der erforderlichen Finanzmittel<br />

und Abbau von Agrarsubventionen)<br />

fehlt. Von einer gleichberechtigten<br />

Entwicklungspartnerschaft, in der<br />

Industrie- wie Entwicklungsländer in<br />

gleichem Maße Verpflichtungen eingehen,<br />

kann daher keine Rede sein.<br />

Fazit<br />

Die Verwirklichung der MDGs wäre<br />

zweifellos ein Fortschritt. Die globale<br />

Kampagne gegen Armut und für die<br />

Verwirklichung der Millenniumsziele<br />

muss aber stets deutlich machen, dass<br />

die vereinbarten Ziele nur einen ersten<br />

Schritt auf dem Weg zur Überwindung<br />

von Armut und Ungleichheit darstellen.<br />

Sie muss bereit sein, die verwendeten<br />

Indikatoren kritisch zu überprüfen und<br />

gegebenenfalls durch aussagekräftigere<br />

Indikatoren zu ersetzen. Sie muss die<br />

Millenniumsziele in eine umfassendere<br />

Strategie nachhaltiger menschlicher<br />

Entwicklung einbetten. Und sie muss<br />

schließlich den Beitrag der Industrieländer<br />

in Form von klaren quantitativen<br />

und zeitgebundenen Verpflichtungen<br />

definieren. Das bedeutet, dass das achte<br />

Millenniumsziel in den Mittelpunkt<br />

gerückt, erweitert und konkretisiert<br />

werden muss. Im Vorfeld des Millennium+5-Gipfels<br />

hatten der Global Call<br />

to Action against Poverty (Aktion<br />

„Deine Stimme gegen Armut“), <strong>Social</strong><br />

<strong>Watch</strong> und in <strong>Deutschland</strong> VENRO entsprechende<br />

Forderungskataloge vorgelegt<br />

(siehe S. 17 ff.). Und auch Kofi<br />

Annan ist in seinem jüngsten Reformbericht<br />

zur Vorbereitung auf den September-Gipfel<br />

vom engen Fokus auf die<br />

MDGs ein Stück weit abgerückt. Nach<br />

seinen Worten berücksichtigen sie<br />

weder das Problem der wachsenden<br />

Ungleichheit noch die umfassenderen<br />

Dimensionen menschlicher Entwicklung.<br />

Die MDGs müssten daher als Teil<br />

einer wesentlich breiteren Entwicklungsagenda<br />

angesehen werden.


Entschuldung ist wichtig,<br />

Schuldentragfähigkeit ausschlaggebend<br />

VON PETER LANZET 1<br />

Mit der Entschuldungsinitiative der G8-<br />

Staaten im schottischen Gleneagles hat<br />

die Entschuldungsbewegung ein Etappenziel<br />

erreicht. Über die zum Teil substantiellen<br />

Erlasse können sich einige<br />

der ärmsten und hoch verschuldeten<br />

Länder freuen. Doch hat die G8 den<br />

Anspruch von HIPC-II (hoch verschuldete,<br />

arme Länder) aufgegeben, ein<br />

tragfähiges Schuldenniveau zu finanzieren<br />

und ein Insolvenzverfahren für<br />

Staaten einzuleiten. Größte Nutznießer<br />

dieser Entschuldungsrunde werden<br />

Weltbank, Internationaler Währungsfonds<br />

(IWF) und Afrikanische Entwicklungsbank<br />

(AfDB) sein. Der Kreislauf<br />

der Überschuldung wurde aber nicht<br />

unterbrochen, die nächste Entschuldungsrunde<br />

kommt bestimmt.<br />

Der britische Premierminister Blair und<br />

US-Präsident Bush präsentierten einen<br />

gemeinsamen Vorschlag. Er enthält den<br />

Erlass von IWF- Schulden und die<br />

Dollar-für-Dollar Anrechnung des<br />

Schuldenerlasses auf die konzessionären<br />

Kredite sowie Zuschüsse von der<br />

International Development Association<br />

(IDA) der Weltbank. Ein gemeinsamer<br />

Vorschlag der japanischen, französischen<br />

und deutschen Regierungen, die<br />

Schuldentragfähigkeit zum obersten<br />

Prinzip zu erheben, wurde nicht diskutiert.<br />

Der G8-Vorschlag bezieht sich auf<br />

die bisherige HIPC- Länderliste. Doch<br />

diese kann nur als willkürlich bezeichnet<br />

werden. Der Ausschluss von<br />

Ländern wie Kenia, Nigeria, Haiti,<br />

Angola, Indonesien oder Kirgisien ist<br />

weder von den Armuts- noch von den<br />

Verschuldungsindikatoren her zu rechtfertigen.<br />

2 Länder, deren Entschuldung<br />

für die Gläubiger zu viel gekostet hätte<br />

(Indonesien, Nigeria) oder Länder, bei<br />

denen die Ersparnisse aus den Schuldenerlassen<br />

sicherlich nicht für Sozial-<br />

1 Peter Lanzet ist entwicklungspolitischer Referent<br />

der Inlandsabteilung beim Evangelischen<br />

Entwicklungsdienst (EED)<br />

2 UNCTAD: Debt sustainability: Oasis or<br />

Mirage, September 2004<br />

und Entwicklungsaufgaben aufgewendet<br />

worden wären, wurden stillschweigend<br />

ausgeschlossen.<br />

Schuldentragfähigkeit kein Thema<br />

mehr<br />

Da es sich um die gleiche Länderliste<br />

handelt wie bei HIPC-I und II, kann die<br />

neue Entschuldunginitiative auch als<br />

HIPC-III bezeichnet werden. 42 Ländern<br />

sicherte HIPC-I im Jahr 1996<br />

einen 60-prozentigen Erlass der bilateralen<br />

Schulden zu, wenn sie zuvor sechs<br />

Jahre lang die makroökonomischen<br />

Bedingungen des IWF erfüllt haben.<br />

HIPC-II eröffnete 1999 für die gleichen<br />

Länder dann die Möglichkeit, einen<br />

Schuldenerlass von 90 Prozent zu einem<br />

früheren Zeitpunkt zu erhalten. Nötig<br />

hierfür war lediglich eine Bescheinigung<br />

des IWF, dass die Konditionalitäten<br />

erfüllt sind. Bei vielen Gläubigern,<br />

darunter auch <strong>Deutschland</strong>, konnten<br />

vollständige Schuldenerlasse realisiert<br />

werden. Bei der Kölner HIPC-II Initiative<br />

wurde die Zielsetzung der G8, die<br />

Länder bis auf ein tragfähiges Schuldenniveau<br />

zu entschulden, als ein innovatives<br />

Element begrüßt. Die Schulden<br />

sollten nicht mehr als 150 Prozent der<br />

Exporteinnahmen des Landes betragen. 3<br />

Aber die HIPC- Länder waren nicht nur<br />

bei den Gläubigerländern, sondern auch<br />

bei der Weltbank, dem IWF oder anderen<br />

multilateralen Entwicklungsbanken,<br />

wie der Afrikanischen oder der Mittelamerikanischen<br />

Entwicklungsbank,<br />

hoch verschuldet. Um die Schulden auf<br />

150 Prozent ihrer Exporteinnahmen zu<br />

reduzieren, mussten auch multilaterale<br />

Schulden erlassen werden. Um dies zu<br />

erreichen, vereinbarten die G8-Staaten,<br />

3 Alternativ konnten auch 250 Prozent Schulden<br />

im Verhältnis zu den Exporteinnahmen angenommen<br />

werden wenn es sich um Volkswirtschaften<br />

handelt, bei denen der Export mehr<br />

als 30 Prozent zum Bruttonationaleinkommen<br />

(BNE) beiträgt; respektive die Staatseinnahmen<br />

mehr als 15 Prozent des BNE ausmachen.<br />

(Fortsetzung der HIPC-I Kriterien).<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 46<br />

den multilateralen Institutionen<br />

Rückzahlungsausfälle zu ersetzen.<br />

Diese Ersatzzahlungen („topping up“)<br />

sind bei den Geberregierungen jedoch<br />

sehr unbeliebt, weil dafür frische<br />

Haushaltsmittel aufgewendet werden<br />

müssen. Bei Äthiopien, dem Niger und<br />

anderen HIPC- Ländern kamen diese<br />

„topping-up“-Zahlungen die Geber sehr<br />

teuer zu stehen, weil die überoptimistischen<br />

Schätzungen der Weltbank für<br />

die zu erwartenden Exporteinnahmen<br />

dieser Länder nicht erfüllt wurden. Hier<br />

liegt der tiefere Grund für die Abkehr<br />

der G8 vom Ziel der Schuldentragfähigkeit<br />

bei der HIPC-III - Entschuldungsinitiative.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse von HIPC-<br />

II: Seit 2000 haben sich 27 Länder für<br />

das Programm „qualifiziert”, also die<br />

Zugangsbedingungen zu oder die Auflagen<br />

ihrer Kreditvereinbarungen mit<br />

dem IWF erfüllt (siehe Tabelle A).<br />

Die Entschuldung hat für die 27 Länder<br />

messbare Ergebnisse erbracht: Einzelne<br />

Regierungen haben ihren durchschnittlichen<br />

Schuldendienst von etwa 25 Prozent<br />

ihrer Staatseinnahmen auf 15 Prozent<br />

reduziert. Die Weltbank stellt fest,<br />

dass sich die Ausgaben für die Armutsbekämpfung<br />

in diesen Ländern nahezu<br />

verdoppelt haben: Tansania hat die Einsparungen<br />

für den Schuldendienst von<br />

circa 80 Millionen US-Dollar für die<br />

Verbesserung der Grundbildung eingesetzt<br />

und die Grundschulgebühren abgeschafft.<br />

Jetzt gehen 1,6 Millionen<br />

Kinder mehr zur Schule. Auch Uganda<br />

nutzte den Hauptteil seiner Schuldendienstersparnisse<br />

für die universelle<br />

Grundbildung. Die Schülerzahlen<br />

haben sich mehr als verdoppelt. Heute<br />

besuchen 94 Prozent der Kinder die<br />

Schule, was als wichtiger Beitrag angesehen<br />

wird, die HIV-Infektionsrate in<br />

Uganda zu senken. 4<br />

4 http://www.data.org/archives/DATADebt<br />

Analysis5-23-04.<strong>pdf</strong>


Tabelle A: Der Stand der Entschuldung im August 2005<br />

18 Länder haben die Auflagen erfüllt Neun Länder haben die Zugangsbedingungen erfüllt Elf Länder, die noch bis Herbst 2006* die Chance<br />

(Completion Point) (Decision Point) haben, zugelassen zu werden (Pre-Decision Point)<br />

Äthiopien Mauretanien DR Kongo Burundi Republik Kongo<br />

Benin Mozambik Gambia Elfenbeinküste Somalia<br />

Bolivien Nicaragua Guinea Komoren Sudan<br />

Burkina Faso Niger Guinea-Bissau Laos Togo<br />

Ghana Ruanda Kamerun Liberia Zentralafrikanische Republik<br />

Guyana Sambia Malawi Myanmar<br />

Honduras Senegal Sao-Tome u. Principé<br />

Madagaskar Tansania Sierra Leone<br />

Mali Uganda Tschad<br />

* Im Herbst 2006 kommt die sog. „sunset“ Klausel zum Zuge: Der Vorhang für weitere Entschuldungsmaßnahmen fällt. Dieser Zeitpunkt ist allerdings bereits drei mal<br />

verschoben worden. Die HIPC- Entwicklungsländer fordern unter anderem die völlige Aufhebung dieses Endzeitpunktes für die Zulassung zur Entschuldung.<br />

Die Bedeutung eines Schuldentragfähigkeitsvorbehalts<br />

Es wurde aber auch deutlich, dass die<br />

Entschuldungen nicht ausreichten, denn<br />

gerade die Vorzeige-HIPC-Länder<br />

Uganda und Bolivien haben sich nach<br />

der Entschuldung wieder neu verschuldetet.<br />

Hauptsächlich waren dafür die<br />

Verschlechterung der Preise für Exportprodukte<br />

verantwortlich. Diesen „exogenen<br />

Schocks“ waren Äthiopien,<br />

Uganda und Tansania durch den Verfall<br />

der Kaffeepreise, Mali und Burkina<br />

Faso durch den Preisverfall für<br />

Baumwolle ausgesetzt. Nur Tansania<br />

konnte diesen dramatischen Rückgang<br />

seiner Einnahmen gut verkraften, weil<br />

sich der Preis für Gold – und die entsprechenden<br />

Exporterlöse – deutlich<br />

erhöhte. 5 Schon 2004 hatten acht der 18<br />

HIPC- Länder (Benin, Bolivien, Burkina<br />

Faso, Mali, Mauretanien, Mosambik,<br />

Tansania, Uganda), die bereits entschuldet<br />

waren, wieder neue Kredite<br />

aufgenommen – und zwar über die<br />

Schuldentragfähigkeitsgrenze der Weltbank<br />

hinaus. Gleichzeitig warten neun<br />

Länder auf die Entschuldung. Sie hatten<br />

nationale Strategiepapiere zur Minderung<br />

der Armut (PRSPs) ausgearbeitet<br />

und mit dem IWF ein Kreditprogramm<br />

vereinbart. Wenn sie sich aber<br />

wie Honduras während der Wartezeit<br />

5 EU-Kommission: Beyond the HIPC-Initiative,<br />

März 2004<br />

weigerten, zum Beispiel die Erhöhung<br />

der Lehrergehälter wieder zurückzunehmen<br />

oder wie Sambia, die staatlichen<br />

Kupferminen zu privatisieren,<br />

versagte ihnen der IWF die Bestätigung,<br />

dass sie die IWF-Konditionen<br />

erfüllen.<br />

Nach vielfältiger Kritik, vor allem<br />

durch Nichtregierungsorganisationen,<br />

sahen Weltbank und IWF sowie bilaterale<br />

Gläubigerländer ein, dass die bisherigen<br />

Entschuldungsinitiativen zu<br />

kurz greifen, um die Sozialhaushalte<br />

der Länder nachhaltig zu entlasten und<br />

die Millenniums-Entwicklungsziele zu<br />

erreichen. So gibt in Sambia der Staat<br />

weiterhin mehr für den Schuldendienst<br />

aus als für die Bildung. 6 Insgesamt<br />

zahlten 2002 die Niedrigeinkommensländer<br />

39 Milliarden US-Dollar an<br />

Schuldendiensten, davon 13,1 Milliarden<br />

an die multilateralen Finanzinstitutionen.<br />

7<br />

Gleneagles:<br />

Gewinner sind die Banken<br />

Statt nun aber einen beherzten Schritt<br />

in Richtung Schuldentragfähigkeit zu<br />

unternehmen und damit eine Mitverantwortung<br />

für die Beibehaltung tragfähiger<br />

Finanzsituationen in den Entwicklungsländern<br />

zu akzeptieren, wähl-<br />

6 Action Aid, CAFOD, Oxfam: Do the Deal,<br />

Joint NGO- Briefing Paper, Feb. 2005<br />

7 Global Development Finance, 2004<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 47<br />

ten die G8 in Gleneagles lieber den<br />

Weg, nun auf die Forderungen der multilateralen<br />

Finanzinstitutionen gegenüber<br />

den HIPC- Ländern zu verzichten.<br />

Aber die Notwendigkeit einer weiteren<br />

Entschuldungsrunde wird sie bald einholen.<br />

Der jetzige Vorschlag sieht den vollständigen<br />

Verzicht auf die Rückzahlung<br />

von Forderungen der Weltbank, des<br />

IWF und der AfDB gegenüber den 38<br />

HIPC- Ländern in Höhe von nominal<br />

56 Milliarden US-Dollar vor. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass maximal 27<br />

Länder die Erlasse in Anspruch nehmen<br />

können. Für die 18 Länder, die die<br />

IWF-Forderungen (completion point)<br />

erfüllt haben, bedeutet das den Verzicht<br />

auf nominal 40 Milliarden US-Dollar. 8<br />

Der heutige Barwert der Abschreibung<br />

beträgt 17 Milliarden US-Dollar. 9 Große<br />

Zahlen? Der Beitrag der Bundesregierung<br />

zu den Ersatzleistungen an die<br />

multilateralen Finanzinstitutionen beträgt<br />

nach Auskunft des Bundesfinanzministeriums<br />

rund 75 Millionen Euro.<br />

Wenn es nach dem Finanzministerium<br />

geht, werden diese dem Entwicklungsetat<br />

angerechnet.<br />

Das große Problem ist, dass die Entschuldung<br />

gegen Zuschüsse und günsti-<br />

8 http://www.data.org/archives/DATADebt<br />

Analysis5-23-04.<strong>pdf</strong><br />

9 Eurodad: Devilish Details, Implications of the<br />

G7 Debt deal; Eurodad NGO Debt Briefing,<br />

Juni 2005


gen Kredite der IDA aufgerechnet wird.<br />

Wenn ein Land gegenwärtig 100 Millionen<br />

US-Dollar Schuldendienst an IWF,<br />

Weltbank und die AfDB zahlt, so entfallen<br />

diese künftig. Aber die Weltbank<br />

zieht die nicht erhaltenen Schuldendienstzahlungen<br />

von den Zuschüssen<br />

und Krediten ab, die sie den entsprechenden<br />

Ländern im Rahmen ihrer konzessionären<br />

Hilfen zuteilt. Die Geberländer<br />

ersetzen den drei multilateralen<br />

Finanzinstitutionen die 100 Millionen<br />

US-Dollar. Dadurch sind sie die großen<br />

Gewinner dieser Entschuldungsrunde.<br />

Sie erhalten „Dollar-für-Dollar“ Rückzahlungen<br />

für teilweise 40 Jahre alte<br />

Schulden, die sie unter Umständen niemals<br />

wieder bekommen hätten.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Die HIPC- Länder sollen künftig hauptsächlich<br />

Zuschüsse erhalten, damit der<br />

Grad ihrer Verschuldung nach den Erlassen<br />

nicht direkt wieder ansteigt. Die<br />

Zuschüsse und Kredite der IDA werden<br />

aber neuerdings an ein System von Auflagen<br />

und Kriterien gebunden, zu denen<br />

insbesondere ein Länderbewertungsrahmen<br />

(Country Policy and Institutional<br />

Assessment – CPIA) gehört. Dieser legt<br />

uniforme, quantifizierbare Kriterien an<br />

die Schuldnerländer an. Zu 60 Prozent<br />

fließt die Regierungsführung eines Landes<br />

in die Bewertung ein.<br />

Fallen die Schuldenstress- und CPIA-<br />

Indikatoren besonders gut aus, kann<br />

einem Land durchaus auch eine wesentlich<br />

höhere Marge der Neuverschuldung<br />

zugebilligt werden als nach den<br />

bisher geltenden Schuldentragfähigkeitskriterien.<br />

Weltbank und IWF behaupten,<br />

ihre Rahmenkriterien seien<br />

besonders länderspezifisch. Aber die<br />

CPIA-Indikatoren sind ein Passepartout,<br />

mit denselben Kriterien für alle<br />

Länder, die eben gerade Länderbesonderheiten<br />

nicht ausreichend reflektieren.<br />

Insbesondere die exogenen<br />

Schocks werden dem Land als Politik-<br />

versagen zur Last gelegt. Die Weltbank<br />

macht sich mit dieser – nur für Staaten<br />

mit niedrigem Nationaleinkommen geltenden<br />

Bewertung – gleichzeitig zum<br />

Kläger und Richter des Verfahrens.<br />

Für die entschuldeten HIPC-Länder<br />

wird es künftig bei der Zuschuss- und<br />

Kreditvergabe der IDA darauf ankommen,<br />

ob sie in diesem Bewertungsrahmen<br />

genügend Punkte sammeln können.<br />

Falls nicht, werden neue IDA-Mittel<br />

dann nicht oder nur gegen Knebelverträge<br />

zu erhalten sein. Diese Politik<br />

wird die Länder in die Arme von regionalen<br />

Bankenzusammenschlüssen treiben,<br />

die ihnen gegen hohe, marktübliche<br />

Zinsen neue Kredite einräumen<br />

werden. Dies wird ihren Schuldendienst<br />

mittelfristig wieder erhöhen.<br />

Die Gleneagles-Entschuldung hat einer<br />

kleinen Gruppe von hoch verschuldeten<br />

Ländern den lang ersehnten Spielraum<br />

in ihren Haushalten gegeben, um wesentlich<br />

mehr für die Erreichung der<br />

Millenniums-Entwicklungsziele zu tun,<br />

als es bisher möglich war. Doch britische<br />

Entschuldungsorganisationen gehen<br />

davon aus, dass nicht nur 18 beziehungsweise<br />

27 Länder diesen Bedarf<br />

haben, sondern mindestens 62 Staaten.<br />

Es ist davon auszugehen, dass das Verschuldungsniveau<br />

der nun teilweise entschuldeten<br />

HIPC-III Länder bald wieder<br />

über der als tragfähig angesehenen<br />

Marge liegen wird. Preisschwankungen<br />

auf den Weltmärkten, Dürren, Überschwemmungen<br />

oder interne Konflikte<br />

werden kurz- oder mittelfristig dazu<br />

führen. Ferner gibt es über 40 überschuldete<br />

Länder, die aufgrund der<br />

Kriterienwillkür der HIPC- Initiative<br />

nicht in den Genuss von Erlassen gekommen<br />

sind. Die Gleneagles-Entschuldung<br />

ist daher als ein karitativer<br />

Akt der G8-Staaten zu bewerten. Aber<br />

sie haben es versäumt, eine Lösung für<br />

das strukturelle Problem der Verschuldung<br />

zu entwickeln. Was wirklich Not<br />

tut, ist die Sicherung der Schuldentragfähigkeit<br />

der Entwicklungsländer.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 48<br />

Schuldentragfähigkeit verwirklichen<br />

Die weltweite Entschuldungsbewegung<br />

kritisiert das beschriebene Kriterium<br />

für Schuldentragfähigkeit von 150<br />

Prozent der Exporteinnahmen als zu<br />

rigide. Exporte sind zu abhängig von<br />

Preisschwankungen des Weltmarkts.<br />

Und Kofi Annan, Generalsekretär der<br />

Vereinten Nationen, nimmt in seinem<br />

Bericht zur Reform der Vereinten<br />

Nationen „In Larger Freedom“ überraschend<br />

deutlich Stellung zu dem<br />

Problem der Schuldentragfähigkeit:<br />

„Um bei der Entschuldung voran zu<br />

kommen“, schreibt er, „sollten wir<br />

Schuldentragfähigkeit als das Niveau<br />

von Verschuldung definieren, das es<br />

einem Land erlaubt, die Millenniums-<br />

Entwicklungsziele zu erreichen, ohne<br />

sich über Gebühr zu verschulden“. 10<br />

Eine vom jeweiligen Entwicklungsland<br />

selbst entwickelte Definition von<br />

Schuldentragfähigkeit, deren Ergebnis<br />

von Weltbank und IWF akzeptiert und<br />

von den Geberländern mit finanziert<br />

wird, muss das Ziel einer schrittweisen<br />

Lösung der strukturellen Verschuldungsproblematik<br />

der Entwicklungsländer<br />

sein. Dies wäre zudem ein zentraler<br />

Schritt für die Einführung eines<br />

„Fairen und Transparenten Schiedsverfahrens“<br />

bei Insolvenz von Staaten.<br />

Damit könnte die internationale<br />

Finanzarchitektur stabilisiert werden<br />

und die Lösung des strukturellen<br />

Problems der faktischen Staatsinsolvenz<br />

eingeleitet werden. Der Bundestag<br />

forderte die Bundesregierung bereits<br />

mit seiner Resolution vom 15. März<br />

2002 auf, sich für die Realisierung<br />

eines solchen Verfahrens einzusetzen.<br />

Einmal mehr konnten sich aber die G8-<br />

Staaten auf diesen essentiellen Beitrag<br />

zur Armutsminderung wieder nicht<br />

einigen.<br />

10 http://www.un.org/largerfreedom


PRSPs: Wenig Partizipation und viel Konflikt – dennoch eine Chance?<br />

Die Armutsbekämpfungs-Strategiepapiere (Poverty Reduction Strategy Papers, PRSPs) sollen wachstums- und armutsorientierten<br />

Entwicklungsstrategien eines Landes unter Beteiligung der Zivilgesellschaft abstimmen. Etwa 60 Länder haben bisher eine<br />

Armutsbekämpfungsstrategie vorgelegt. Nach fünf Jahren zogen die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF)<br />

auf ihrer Jahrestagung im September 2005 eine Bilanz, in die die Hilfswerke Brot für die Welt, der Evangelische Entwicklungsdienst<br />

und Misereor in Zusammenarbeit mit dem Institut Südwind und Partnern aus fünf afrikanischen Ländern ihre Kritik<br />

eingebracht haben. 1<br />

Partizipation der Zivilgesellschaft<br />

Länder mit besserer Regierungsführung (Ghana, Tansania) haben weitreichendere partizipative Strukturen etabliert, als Länder<br />

mit autoritären Regierungen (Kamerun, Äthiopien). Aber selbst dort, wo Dialogstrukturen aufgebaut wurden, sind sie auf die<br />

nationale Ebene konzentriert. Unterrepräsentiert sind lokale Organisationen, denen es an Kenntnis und Kapazität bezüglich der<br />

Beteiligung am PRS-Prozess mangelt. Die personelle und materielle Ausstattung vieler kleinerer Nichtregierungsorganisationen<br />

stellt ebenso ein Hindernis für eine wirkungsvolle Partizipation dar, wie mangelnder Informationsfluss von Seiten der<br />

Regierung oder das Nichtvorliegen der PRSPs in Lokalsprachen. Viele NRO müssen ihre Beteiligung – zum Teil unter Gefahr<br />

für die eigene Sicherheit - einfordern. Häufig werden sie mit Verweis auf die fehlende demokratische Legitimation von NRO<br />

von der Beteiligung ausgeschlossen Durch den Zusammenschluss in Netzwerken und die Einbeziehung von Organisationen<br />

mit breiter Mitgliederbasis können NRO ihre Beteiligung verbessern. Und obgleich Parlamentarier diese Legitimation vorweisen<br />

können, müssen auch sie ihre Beteiligung erstreiten.<br />

PRS-Prozesse haben zwar zu einer breiteren Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Erstellung armutsorientierter Entwicklungsstrategien<br />

geführt, aber die Vertiefung partizipativer Prozesse und deren Institutionalisierung steht noch aus. Mehrheitlich<br />

nehmen die Partnerorganisationen der kirchlichen Hilfswerke den PRSP-Prozess als Chance wahr. Ihre zyklische Neuformulierung<br />

auf der Basis von Evaluierungen nach drei Jahren bietet den zivilgesellschaftlichen Akteuren die Möglichkeit sich besser<br />

zu organisieren und mehr Einfluss zu gewinnen.<br />

Die zivilgesellschaftlichen Akteure sehen den Bedarf, ihre volkswirtschaftliche Analysefähigkeit weiter auszubauen, um den<br />

Dialog mit ihren Regierungen zu wirtschaftlichen Entwicklungsstrategien zu vertiefen. Sie fordern institutionalisierte Partizipationsstrukturen<br />

– auch auf lokaler Ebene – sowie eine transparente Politik, um sich in Haushaltsbegleitinitiativen und vor<br />

Verhandlungen mit den internationalen Finanzinstitutionen kompetent engagieren zu können.<br />

Neue Konditionalität<br />

Als 1999 die G8 die Initiative zum Erlass von Schulden für die armen und hochverschuldeten Länder (HIPC-II) ins Leben riefen,<br />

geschah das nach dem Prinzip: Schuldenerlass gegen Armutsbekämpfung. Dieser Grundsatz wurde danach auch auf Länder<br />

ausgeweitet, denen konzessionäre Kredite und Entwicklungshilfe zugeführt wurden. Heute bedeutet das insbesondere für<br />

die am wenigsten entwickelten Länder: kein Geld ohne PRSP. Länder wie Mosambik haben zumindest durchsetzen können,<br />

dass ihre eigenen Planungsprozesse als PRSP anerkannt wurden.<br />

Wirtschaftspolitische Zwickmühle<br />

Armutsbekämpfung und Entwicklung zieht die Erhöhung der Haushaltsausgaben in den Sozial- und Entwicklungssektoren<br />

nach sich. Hohe Staatsausgaben bergen jedoch auch Inflationsgefahren. IWF und Weltbank binden ihre Mittel daher grundsätzlich<br />

an eine strikte Ausgabendisziplin, die die jeweiligen Finanzminister häufig politisch nicht durchzusetzen vermögen.<br />

Soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist an produktive Investition und eine aktive Verteilungspolitik des Staates gebunden.<br />

Diese Politik gegenüber IWF und Weltbank durchzusetzen, bleibt eine der schwierigsten Herausforderungen für die Regierungen<br />

der Entwicklungsländer. PRSPs, zumal wenn sie mit Parlament und Zivilgesellschaft gut abgestimmt sind, erweisen sich<br />

dabei als eine zentrale Hilfestellung.<br />

Armutsbekämpfung – aber wie?<br />

Die PRSP werden als zentrales Element zur Realisierung der Millenniums-Entwicklungsziele zur Halbierung der Armut bis<br />

2015 betrachtet. Die betroffen Staaten würden die Mittel von IWF und Weltbank gerne in vielversprechende Wirtschaftssektoren<br />

wie Tourismus oder die Veredelung von Rohstoffen investieren. Denn mit deren Erträgen könnten sie die Sozialsektoren<br />

selbst finanzieren. Wie alle Staaten streben sie nach ökonomischer Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Aber die Geber<br />

drängen gerade in den am wenigsten entwickelten Ländern auf die direkte Verwendung ihrer Gelder in den Sozialsektoren, um<br />

die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen. Auch in diesem Dilemma kann ein öffentlich diskutiertes PRSP helfen, die<br />

richtige Balance definieren.<br />

1 Dr. Pedro Morazán und Irene Knoke: PRSP is about people. Experiences and reflections with partner organisations in five African countries: Cameroon, DR<br />

Congo, Ethiopia, Ghana and Tanzania. Bonn 2005<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 49


Menschenrechte und Entwicklung:<br />

Ohne Chance bei der Welthandelsorganisation?<br />

VON MICHAEL FREIN UND KLAUS SCHILDER 1<br />

272 Milliarden US-Dollar hat die Handelsliberalisierung<br />

die Volkswirtschaften<br />

im sub-saharischen Afrika in den<br />

vergangenen 20 Jahren gekostet. Das<br />

hat Christian Aid in einer gerade veröffentlichen<br />

Studie herausgefunden. 2<br />

Danach hat die Region in diesem Zeitraum<br />

durch Handelsliberalisierung ungefähr<br />

so viel verloren, wie sie an öffentlicher<br />

Hilfe erhalten hat. Besserung<br />

ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Nimmt<br />

man nur das Jahr 2000, so stehen 20<br />

US-Dollar pro Kopf an Entwicklungshilfe<br />

Verluste durch Handelsliberalisierung<br />

in Höhe von 45 Dollar gegenüber.<br />

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt<br />

das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen (UNDP): Der Verlust<br />

von Exportmärkten (im Vergleich zu<br />

1980) kostet die Region ungefähr fünf<br />

mal so viel, wie sie an jährlicher Entwicklungshilfe<br />

und Schuldenerleichterungen<br />

erhält. 3<br />

Auch für einzelne Länder ergibt sich ein<br />

düsteres Bild. Beispiel Ghana: Die Liberalisierung<br />

setzte dort 1986 ein, in den<br />

15 Jahren bis 2001 ergibt sich nach Berechnungen<br />

von Christian Aid ein Verlust<br />

von 510 US-Dollar pro Kopf – eine gewaltige<br />

Summe angesichts eines Bruttonationaleinkommens<br />

von 330 US-Dollar.<br />

Das sei, so kommentiert Christian Aid,<br />

als ob jeder Bürger in Ghana für eineinhalb<br />

Jahre aufgehört habe, zu arbeiten.<br />

Beispiel Haiti: Die Liberalisierung des<br />

Reismarktes hat zu einem Rückgang<br />

der lokalen Produktion geführt, nach<br />

1 Michel Frein ist Referent für Welthandel und<br />

Umwelt beim Evangelischen Entwicklungsdienst<br />

(EED).<br />

Klaus Schilder ist Referent bei WEED (World<br />

Economy, Ecology and Development) und dort<br />

zuständig für Reform der EU-Nord-Südpolitik,<br />

Europäische Handels- und Investitionspolitik.<br />

2 Christian Aid (2005): The economics of failure.<br />

The real cost of ‘free’ trade for poor countries.<br />

A Christian Aid briefing paper.<br />

3 UNDP: Human Development <strong>Report</strong> 2005,<br />

International cooperation at a crossroads. Aid,<br />

trade and security in an unequal world. New<br />

York, S. 117<br />

Angaben der Welternährungsorganisation<br />

(FAO) hat sich die Ernährungssituation<br />

seit dem Beginn der Handelsliberalisierung<br />

in den 80er Jahren signifikant<br />

verschlechtert. Litten zwischen<br />

1979 und 1981 noch circa 48 Prozent<br />

der Haitianer unter Mangelernährung,<br />

waren es zwischen 1996 und 1998 bereits<br />

62 Prozent. 4<br />

Dass Liberalisierung als Rezept für<br />

Armutsbekämpfung offenbar nicht<br />

taugt – diese Erkenntnis scheint sich<br />

noch nicht überall herumgesprochen zu<br />

haben. Sowohl in der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) als auch in bilateralen<br />

und regionalen Handelsverträgen propagieren<br />

die Industrieländer den Pfad<br />

der Liberalisierung als Königsweg –<br />

zumindest dort, wo sie ökonomisch am<br />

längeren Hebel sitzen. 5 Sie betreiben<br />

eine offensive Handelspolitik, die darauf<br />

abzielt, die Märkte im Süden zu<br />

öffnen. Dazu fordern sie weit gehende<br />

Zollsenkungen, in vielen Bereichen die<br />

Angleichung nicht-tarifärer Handelshemmnisse<br />

an möglichst niedrige Standards<br />

und im Falle von Dienstleistungen<br />

nationale Regulierungen, die den<br />

Marktzugang nicht erschweren. Im Bereich<br />

von Rechten an geistigem Eigentum<br />

verhalten sich die Industrieländer<br />

ähnlich: Sie versuchen, durch ein möglichst<br />

hohes Schutzniveau ihre Interessen<br />

gegenüber den Ländern des Südens<br />

durchzusetzen. Dass eine solche Politik,<br />

die den Süden in praktisch allen Bereichen<br />

benachteiligt, zu wirtschaftlichen<br />

Verlusten führt, die durch Entwicklungshilfe<br />

bestenfalls kompensiert werden<br />

können, ist nicht weiter verwunderlich.<br />

4 Meenakshi Raman (2004): Effects of Agricultural<br />

Liberalisation: Experiences of Rural<br />

Producers in Developing Countries. Hg. von<br />

Third World Network. Penang<br />

5 Bilaterale und regionale Verträge enthalten<br />

vielfach weiter gehende Verpflichtungen für<br />

Entwicklungsländer als WTO-Abkommen.<br />

Vgl. Klaus Schilder, Christina Deckwirth,<br />

Peter Fuchs, Michael Frein (2005): Freie Fahrt<br />

für freien Handel? Die EU-Handelspolitik<br />

zwischen Bilateralismus und Multilateralismus.<br />

Hg. von EED und WEED, Bonn/Berlin<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 50<br />

Handelsliberalisierung versus<br />

Menschenrechte<br />

Hinzu kommt, dass einzelne Bestimmungen<br />

der WTO offensichtlich nicht<br />

im Einklang mit den Menschenrechten<br />

stehen. Etwa die Mindeststandards für<br />

Patentschutz im Abkommen über handelsbezogene<br />

Rechte an geistigem Eigentum<br />

(TRIPs, Trade Related Aspects<br />

of Intellectual Property Rights). Diese<br />

Mindeststandards müssen alle WTO-<br />

Mitglieder in nationales Recht überführen,<br />

Ausnahmeregelungen sind eng umrissen.<br />

Offenbar zu eng, befindet die<br />

Unterkommission der Vereinten Nationen<br />

zur Förderung und zum Schutz der<br />

Menschenrechte (Sub-Commission for<br />

the Protection and Promotion of<br />

Human Rights). Sie kommt zu dem<br />

Schluss, dass das TRIPs-Abkommen<br />

die grundlegende Natur und Unteilbarkeit<br />

der Menschenrechte nicht adäquat<br />

widerspiegele, insbesondere, was<br />

das Recht auf Teilhabe am wissenschaftlichen<br />

Fortschritt sowie die<br />

Rechte auf Nahrung und auf Gesundheit<br />

angehe. Es gebe, so die Unterkommission<br />

weiter, offensichtliche Konflikte<br />

zwischen dem TRIPs-Abkommen<br />

und internationalen Menschenrechtsstandards.<br />

6<br />

Am Beispiel des Rechts auf Gesundheit<br />

lässt sich die Problematik leicht illustrieren:<br />

Patentgeschützte Arzneimittel<br />

sind um ein Vielfaches teurer als nachgeahmte<br />

Generika. Gerade für Arme ist<br />

der Zugang zu preiswerten Medikamenten<br />

jedoch besonders wichtig. TRIPs<br />

verbietet allerdings, patentgeschützte<br />

Medikamente einfach nachzuahmen.<br />

Voraussetzung hierfür ist eine Zwangslizenz,<br />

die nur unter bestimmten Bedin-<br />

6 UN-Subcommission on the Promotion and<br />

Protection of Human Rights (2000): Intellectual<br />

Property Rights and Human Rights. Resolution<br />

2000/7; vgl. auch Resolution 2001/21;<br />

ferner Michael Frein, Jürgen Reichel (2000):<br />

Welthandel, Patente und Menschenrechte.<br />

Menschenrechtliche Implikationen des TRIPs-<br />

Abkommens in der WTO. In: epd-Entwicklungspolitik,<br />

Nr. 20


gungen vergeben werden darf. Als die<br />

WTO-Ministerkonferenz in Doha 2001<br />

die Konditionen klären konnte, tauchte<br />

das Problem der grenzüberschreitenden<br />

Zwangslizenzen auf. Unter welchen<br />

Bedingungen sollten Generika international<br />

gehandelt werden können?<br />

Es dauerte zwei Jahre, bis eine Antwort<br />

auf diese Frage gefunden werden konnte.<br />

Die Ende August 2003 vereinbarte<br />

Regelung ist allerdings durch vielfältige<br />

bürokratische Hürden gekennzeichnet.<br />

Die Pharmaindustrie hat erheblichen<br />

Druck ausgeübt, damit die Handelswege<br />

von unter Zwangslizenzen<br />

produzierten Generika lückenlos überwacht<br />

werden. In der Folge hat kein<br />

Entwicklungsland die Möglichkeit genutzt,<br />

Generika zu importieren. Und als<br />

sich die WTO-Mitglieder Ende März<br />

diesen Jahres im TRIPs-Rat trafen und<br />

die Entwicklungsländer Erleichterungen<br />

verlangten, wurde dies von den<br />

Industrieländern abgelehnt. Fazit: Die<br />

Politik der Industrieländer und die geltende<br />

WTO-Regelung widersprechen<br />

dem Menschenrecht auf Gesundheit,<br />

wonach die Vertragsstaaten in Art. 12<br />

des Internationalen Paktes über wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Menschenrechte<br />

das Recht eines jeden auf<br />

Gesundheit anerkennen und sich verpflichten,<br />

zur vollen Verwirklichung<br />

dieses Rechts Schritte zur Vorbeugung<br />

und Bekämpfung epidemischer und endemischer<br />

Krankheiten zu unternehmen.<br />

Ähnlich ist das GATS-Handelsabkommen<br />

nicht frei von Konflikten mit Menschenrechten.<br />

Ein Bericht des UN-<br />

Hochkommissars für Menschenrechte<br />

kommt zwar zu dem Schluss, dass in<br />

der Liberalisierung und Privatisierung<br />

öffentlicher Dienstleistungen Chancen<br />

und Risiken liegen. 7 Allerdings benötigten<br />

unterschiedliche Sektoren unterschiedliche<br />

politische Ansätze, manche<br />

7 UN-Commission on Human Rights (2002):<br />

Liberalization of trade in services and human<br />

rights. <strong>Report</strong> of the High Commissioner.<br />

(E/CN.4/Sub.2/2002/9)<br />

Dienstleistungen sollten besser ganz in<br />

staatlicher Hand bleiben. Der im GATS<br />

enthaltene Mechanismus der fortschreitenden<br />

Liberalisierung möge zudem aus<br />

ökonomischer Sicht rational sein, dürfe<br />

aber die Notwendigkeit der progressiven<br />

Erfüllung der Menschenrechte nicht außer<br />

acht lassen. Auch könnten die Menschenrechte<br />

Anlass dazu geben, bereits<br />

eingegangene Verpflichtungen wieder<br />

zurückzunehmen. Die GATS-Vorschrift,<br />

in einem solchen Fall negativ betroffene<br />

Anbieter zu entschädigen, könne aus<br />

menschenrechtlicher Perspektive nachteilige<br />

Folgen haben: Sie enge die Flexibilität<br />

ein, die Regierungen benötigten,<br />

um ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen<br />

nachkommen zu können,<br />

und überdies könne die Verpflichtung<br />

zu Kompensationen einen abschreckenden<br />

Effekt ausüben.<br />

Mit Blick auf Ernährungssicherheit<br />

kommt der Hochkommissar zu ganz<br />

ähnlichen Schlussfolgerungen. 8 Das<br />

WTO-Agrarabkommen vernachlässige<br />

den Schutz der schwachen und verwundbaren<br />

Teile der Bevölkerung, und<br />

das Abkommen werde der unterschiedlichen<br />

Rolle und Bedeutung der Landwirtschaft<br />

in den einzelnen Ländern<br />

nicht gerecht: „Ungleiche Parteien als<br />

gleich zu behandeln ist für den Schutz<br />

und die Förderung der Menschenrechte<br />

problematisch. Dies könnte dazu führen,<br />

dass die Diskriminierung der<br />

Armen und Marginalisierten institutionalisiert<br />

wird.” 9<br />

Handelsliberalisierung versus<br />

Entwicklung<br />

Handelsliberalisierung stößt mithin in<br />

einer Reihe von Bereichen auf menschenrechtliche<br />

Bedenken. Dieser Be-<br />

8 UN-Commission on Human Rights (2002):<br />

Globalization and its impact on the full enjoyment<br />

of human rights. <strong>Report</strong> of the High<br />

Commissioner for Human Rights submitted in<br />

accordance with Commission on Human Rights<br />

resolution 2001/32 (E/CN.4/Sub.2/2002/54)<br />

9 Ebenda, S. 16<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 51<br />

fund gilt analog für eine entwicklungspolitische<br />

Bewertung der WTO-Vereinbarungen<br />

sowie der aktuellen Verhandlungen<br />

im Rahmen der Doha-Runde. 10<br />

Legt man als Maßstab für Entwicklung<br />

an, inwieweit das Handelssystem zur<br />

Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele<br />

(MDGs) beiträgt, zeigt sich,<br />

dass sich die Handelsregeln in vielen<br />

Bereichen als kontraproduktiv erweisen.<br />

11 So steht das TRIPs-Abkommen<br />

in ganz offensichtlichem Widerpruch<br />

zu Unterziel 16 der MDGs, in dem es<br />

heißt, den Armen soll der Zugang zu<br />

bezahlbaren Medikamenten ermöglicht<br />

werden und zu Ziel 6, dem Kampf<br />

gegen HIV/AIDS, Malaria und anderen<br />

Krankheiten. Die genannten Implikationen<br />

des GATS-Abkommens stellen<br />

ein weiteres Problem für die Millenniumsziele<br />

dar, in Sonderheit das<br />

Unterziel 10, den Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser, sowie die Ziele 2, 4, 5 und<br />

6, deren Erreichen abhängig ist von<br />

Dienstleistungen in den Sektoren<br />

Bildung und Gesundheit, die auch die<br />

Armen erreichen. Die Regeln des<br />

Agrarhandels, die aus menschenrechtlicher<br />

Perspektive wenig Rücksicht auf<br />

die Schwachen nehmen, widersprechen<br />

Ziel 1, die Zahl der Armen und Hungernden<br />

bis 2015 zu halbieren.<br />

Jedoch ist dieser Widerspruch den<br />

Millenniumszielen inhärent: Einerseits<br />

beschreiben sie soziale Ziele wie Bildung,<br />

Gesundheit, Armutsbekämpfung<br />

und Umwelt. Hier würde man einen<br />

explizit menschenrechtlichen Ansatz<br />

10 Für einen kritischen Überblick zur Doha-Runde<br />

vgl. Michael Frein/Tobias Reichert (2005):<br />

In Cancún gestrandet? Welthandelspolitik im<br />

Nord-Süd-Konflikt. Hg. von EED und Forum<br />

Umwelt und Entwicklung. 2. Aufl, Bonn<br />

11 Vgl. Martin Khor: WTO contra MDGs. Die<br />

Regeln des Welthandels behindern die Verwirklichung<br />

der Entwicklungsziele. In: Zeitschrift<br />

Entwicklungspolitik, Nr. 12/13;<br />

Michael Frein (2005): Nur bedingt geeignet.<br />

Einen geraden Weg zu einem gerechten Welthandel<br />

weisen die Millenniumsziele nicht –<br />

teilweise zeigen sie sogar in die falsche Richtung.<br />

In: INKOTA-Rundbrief, Nr. 132


erwarten. Andererseits werden im Zusammenhang<br />

mit Ziel 8, der Herausbildung<br />

einer globalen Partnerschaft,<br />

Fortschritte bei der Weiterentwicklung<br />

eines offenen, regelgestützten, berechenbaren<br />

und nicht diskriminierenden<br />

internationalen Handelssystems angestrebt.<br />

Der Widerspruch besteht darin,<br />

dass ein nicht diskriminierendes Handelssystem<br />

gar nicht darauf ausgerichtet<br />

sein kann, extreme Armut zu bekämpfen.<br />

Offenbar wird unterstellt, der<br />

neoliberale Kurs der Welthandelsorganisation<br />

sei per se dazu angetan, einen<br />

Weg aus der globalen Armutskrise zu<br />

weisen. Was Marktöffnung statt Schutz<br />

bewirkt, zeigt indes das Beispiel des<br />

Exports gedumpter Hähnchen aus der<br />

EU nach Westafrika. Die Geflügelbauern<br />

in Ghana und Kamerun können<br />

mit dem künstlich verbilligten Hähnchenfleisch<br />

aus der EU nicht mehr mithalten,<br />

die kleineren Produzenten müssen<br />

ihre Betriebe als erste aufgeben.<br />

Nicht Gleichbehandlung, sondern kluge<br />

handelspolitische Diskriminierung stellt<br />

ein wichtiges Instrument für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung und die Verwirklichung<br />

der Menschenrechte gleichermaßen<br />

dar. Dies spricht nicht gegen<br />

eine begrenzte Liberalisierung einzelner<br />

Bereiche. Es spricht allerdings<br />

gegen die Rasenmähermethode, mit der<br />

die Industrieländer mit Hilfe von WTO<br />

und Internationalem Währungsfond<br />

Handelsliberalisierung auf globaler<br />

Ebene durchzusetzen versuchen. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt auch die Weltkommission<br />

für die soziale Dimension<br />

der Globalisierung, die einen größeren<br />

Spielraum für nationale Politik der<br />

Entwicklungsländer fordert: „Dies ist<br />

von überragender Bedeutung um Politiken<br />

und institutionelle Vereinbarungen<br />

zu entwickeln, die sich am besten für<br />

den jeweiligen Stand der Entwicklung<br />

und die spezifischen Umstände [in den<br />

einzelnen Entwicklungsländern] eignen.<br />

Bestehende Regeln, die ihre politischen<br />

Optionen zur Beschleunigung<br />

ihres landwirtschaftlichen Wachstums,<br />

zur Industrialisierung sowie der Wahrung<br />

ihrer wirtschaftlichen und finanzpolitischen<br />

Stabilität unangemessen beschneiden,<br />

müssen überprüft werden.“ 12<br />

Handelsliberalisierung versus<br />

Demokratie<br />

Wer aber, so mag man fragen, ist der<br />

Motor dieser Liberalisierungsagenda?<br />

Die Antwort auf diese Frage gibt wiederum<br />

die Weltkommission für die<br />

soziale Dimension der Globalisierung:<br />

„Gegenwärtige Regeln und Politiken<br />

sind das Ergebnis eines weitgehend von<br />

einflussreichen Ländern und Akteuren<br />

gestalteten Systems globaler Entscheidungsstrukturen.<br />

Dieses System ist im<br />

Kern durch ein erhebliches Demokratiedefizit<br />

gekennzeichnet. Die meisten<br />

Entwicklungsländer haben in globalen<br />

Verhandlungen über solche Regeln und<br />

bei der Festlegung der Politik der maßgeblichen<br />

Finanz- und Wirtschaftsinstitutionen<br />

noch immer nur sehr geringen<br />

Einfluss. Auch Arbeitnehmer und Arme<br />

haben bei der Gestaltung von Entscheidungsstrukturen<br />

nur geringe oder keine<br />

Mitsprachemöglichkeiten.“ 13<br />

Tatsächlich werden in der WTO viele<br />

Entwicklungsländer systematisch von<br />

wichtigen Verhandlungen ausgeschlossen.<br />

Aber nicht nur die Ebene multilateraler<br />

Verhandlungen ist durch intransparente<br />

Verfahren und Demokratiedefizite<br />

gekennzeichnet. Fragt man<br />

nach der besonderen Verantwortung<br />

<strong>Deutschland</strong>s, so lässt sich letztlich nur<br />

eine begründete, zum Teil auf Gerüchten<br />

basierende, Vermutung darüber anstellen,<br />

welchen Anteil die Bundesre-<br />

12 World Commission on the <strong>Social</strong> Dimension of<br />

Globalization (2004): A Fair Globalization:<br />

Creating Opportunities for All., zit. nach<br />

NGLS Roundup, Nr. 112<br />

13 World Commission on the <strong>Social</strong> Dimension of<br />

Globalization (2004): A Fair Globalization:<br />

Creating Opportunities for All. Synopsis des<br />

Berichts auf deutsch.<br />

http://www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/download/synopsisde.<strong>pdf</strong><br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 52<br />

gierung an dem Zustandekommen dieser<br />

oder jener Position haben mag. Beispielsweise<br />

ist zu vermuten, dass die<br />

Bundesregierung ein erhebliches Maß<br />

an Mitschuld am Scheitern der Ministerkonferenz<br />

in Cancún trägt, da<br />

<strong>Deutschland</strong> zu den Ländern gezählt<br />

wird, die in der EU bis zuletzt daran<br />

festgehalten haben, Verhandlungen zu<br />

allen vier Singapur-Themen anzustreben,<br />

die viele Entwicklungsländer besonders<br />

vehement abgelehnt haben. 14<br />

Einen Beleg für diese Vermutung gibt<br />

es allerdings nicht, die Bundesregierung<br />

weist entsprechende Verantwortung<br />

von sich. Auch dass die Bundesregierung<br />

im Moment zu den Hardlinern<br />

gegen eine Änderung des TRIPs-Abkommens<br />

mit dem Ziel eines verbesserten<br />

Zugangs zu bezahlbaren Medikamenten<br />

gehört, ist eine begründete,<br />

aber kaum zu beweisende Vermutung.<br />

Eine besondere Problematik liegt darin,<br />

dass Außenhandelspolitik in der EU in<br />

hohem Maße vergemeinschaftet ist. Bei<br />

WTO-Verhandlungen etwa spricht die<br />

EU-Kommission für die gesamte Gemeinschaft,<br />

<strong>Deutschland</strong> tritt in der<br />

WTO praktisch nicht in Erscheinung.<br />

Deshalb gibt die Bundesregierung bei<br />

kritischen Nachfragen die Verantwortung<br />

meistens nach Brüssel ab. Dort<br />

wiederum verweist man zurück nach<br />

Berlin und erklärt, die Politik werde<br />

von den Mitgliedsstaaten gemacht, die<br />

EU-Kommission führe lediglich<br />

Beschlüsse des Ministerrats aus.<br />

14 Bei den vier Singapur-Themen handelt es sich<br />

um Investitionen, Wettbewerb, öffentliches Beschaffungswesen<br />

und administrative Handelserleichterungen.<br />

Die EU wollte bei der WTO-<br />

Ministerkonferenz in Cancún (Mexiko) gegen<br />

den Widerstand der Entwicklungsländer Verhandlungen<br />

(mit dem Ziel neuer Abkommen )<br />

in allen vier Themen durchsetzen. Vor allem<br />

die afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländer<br />

leisteten entschlossenen Widerstand,<br />

letztlich scheiterte die Konferenz an<br />

dieser Frage. Für zusätzliche Informationen<br />

siehe Michael Frein/Tobias Reichert (2005):<br />

In Cancún gestrandet? Welthandelspolitik im<br />

Nord-Süd-Konflikt. Hg. von EED und Forum<br />

Umwelt und Entwicklung. 2. Aufl, Bonn


Tatsächlich gemacht wird die Politik im<br />

sogenannten 133er Ausschuss, benannt<br />

nach dem entsprechenden Artikel des<br />

Amsterdamer Vertrages. Dort werden<br />

die Vorlagen der für Handel zuständigen<br />

EU-Kommission diskutiert und<br />

faktisch beschlossen – der Ministerrat<br />

nickt in aller Regel nur noch ab.<br />

<strong>Deutschland</strong> wird im 133er-Ausschuss<br />

von einem hohen Beamten aus dem<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Arbeit (BMWA) vertreten. Sitzungsprotokolle<br />

und Beschlüsse sind Geheimsache<br />

und auch für Volksvertreter nicht<br />

zugänglich. Sie sind auf Berichte angewiesen.<br />

Wie sie so ihrer Aufgabe nachkommen<br />

sollen, die Exekutive zu kontrollieren,<br />

ist unklar. Tatsächlich übt ein<br />

nicht gewählter Beamter des BMWA<br />

Aufgaben der Legislative aus, ohne<br />

dass eine ausreichende Kontrolle durch<br />

die gewählten Volksvertreter oder gar<br />

die Öffentlichkeit möglich wäre.<br />

Nicht zuletzt deshalb fordern Parlamentarier<br />

stärkere Beteiligung. In einem<br />

Beschluss des Deutschen Bundestages<br />

vom 1. Juli 2003 wird die Bundesregierung<br />

aufgefordert, „sich entsprechend<br />

der Beschlüsse und dem Parlamentsvorbehalt<br />

des Deutschen Bundestages<br />

dafür einzusetzen, dass die Entscheidungsprozesse<br />

in der Handelspolitik<br />

der EU und der WTO transparenter,<br />

offener und verantwortungsbewusster<br />

gestaltet und die Zeitabläufe der nationalen<br />

Parlamente stärker berücksichtigt<br />

werden, damit die Regierungen der<br />

Mitgliedsstaaten ihre Parlamente frühzeitig,<br />

regelmäßig, umfassend und<br />

detailliert über den Fortgang der<br />

Verhandlungen informieren und breitenwirksame<br />

Partizipation und<br />

Diskussion ermöglichen können.“ 15<br />

Fazit: Handelspolitik demokratisieren<br />

und Handelsregeln an den<br />

Menschenrechten orientieren<br />

Obwohl die WTO kürzlich im Bananen-<br />

und im Zuckerstreit zweimal im<br />

Sinne von agrarexportierenden Ländern<br />

aus dem Süden entschieden hat: Das<br />

Urteil über die aktuelle Welthandelspolitik<br />

fällt vernichtend aus. Sie ist in<br />

hohem Maße intransparent und undemokratisch,<br />

sie untergräbt die Menschenrechte,<br />

konterkariert die MDGs<br />

und bringt vor allem für arme Entwicklungsländer<br />

hohe wirtschaftliche Verluste,<br />

die sie durch Entwicklungshilfe<br />

gerade eben kompensieren können.<br />

Der Schlüssel für durchgreifende Veränderungen<br />

liegt vermutlich in der<br />

Demokratisierung der Welthandelspolitik<br />

auf allen Ebenen. Nicht nur<br />

muss die effektive Beteiligung von<br />

Entwicklungsländern bei WTO-Ver-<br />

15 Deutscher Bundestag (2003): Antrag der Fraktionen<br />

SPD und Bündnis 90/Die Grünen vom<br />

1. Juli 2003, Drucksache 15/1317<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 53<br />

handlungen gestärkt werden, auch die<br />

Kontrolle der politischen Verwaltung<br />

durch die Volksvertreter und die Kontrolle<br />

der Volksvertreter durch die<br />

Öffentlichkeit sind in hohem Maße<br />

defizitär. Mehr Transparenz ist unabdingbar.<br />

Wenn man nicht weiß, wer<br />

zuständig ist und was passiert, ist jeder<br />

Versuch der Kontrolle so mühsam wie<br />

vergeblich.<br />

Mehr Transparenz und Demokratie sind<br />

ein wichtiger Schlüssel dafür, Welthandelspolitik<br />

an den Menschenrechten<br />

auszurichten. Wirtschaft ist kein Selbstzweck,<br />

Handelsregeln müssen internationalen<br />

Menschenrechts- und Umweltabkommen<br />

untergeordnet werden. Es<br />

muss institutionelle Möglichkeiten<br />

geben zu verhindern, dass etwa die<br />

Profitinteressen der Pharmaindustrie<br />

die Oberhand gewinnen gegenüber dem<br />

Zugang zu bezahlbaren Medikamenten<br />

und damit dem Menschenrecht auf<br />

Gesundheit. Und schließlich ist es auch<br />

eine ethische Frage, Welthandel gerecht<br />

zu gestalten. Wenn die Regeln die Reichen<br />

begünstigen, so dass die Armen<br />

ärmer werden, ist es Zeit zu handeln.<br />

Die Liberalisierungsagenda <strong>Deutschland</strong>s<br />

wie auch der Industrieländer insgesamt<br />

hat mit Gerechtigkeit nichts zu<br />

tun. Sie sollte so schnell wie möglich<br />

beerdigt werden.


Zwischen Machtanspruch und Enthaltsamkeit:<br />

Die deutsche UN-Politik<br />

VON THOMAS FUES 1<br />

Die Reform der Vereinten Nationen<br />

(UN), insbesondere im Wirtschaftsund<br />

Sozialbereich, bildet einen wichtigen<br />

Bestandteil der Beschlüsse auf dem<br />

Kopenhagener Weltsozialgipfel. In der<br />

Millenniumserklärung von 2000 und im<br />

Monterrey-Konsens (2002) haben die<br />

Regierungen aus Nord und Süd den<br />

Anpassungsbedarf in den Global-<br />

Governance-Strukturen bekräftigt. Der<br />

aktuelle Reformprozess in den UN, der<br />

sich mit dem Millennium+5-Gipfel im<br />

September 2005 verbindet, weckt Hoffnungen<br />

auf Erneuerung der multilateralen<br />

Architektur. Mit ihrer Bewerbung<br />

um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat<br />

hat sich die Bundesregierung<br />

voll ins Getümmel der globalen machtpolitischen<br />

Auseinandersetzungen gestürzt.<br />

Dies hat zur Folge, dass ihre<br />

internationale Politik auf den Prüfstand<br />

gestellt wird wie noch nie zuvor. Der<br />

vorliegende Beitrag beleuchtet Stärken<br />

und Schwächen der deutschen UN-<br />

Politik, vor allem im entwicklungspolitischen<br />

Bereich. Die Einschätzung<br />

künftiger Entwicklungen wird aber dadurch<br />

beeinträchtigt, dass zum jetzigen<br />

Zeitpunkt (Anfang August 2005) weder<br />

die Entscheidung zur Erweiterung des<br />

Sicherheitsrats noch das Ergebnis der<br />

Bundestagswahlen vorhersehbar sind.<br />

Zentrale Rolle der UN im<br />

Kopenhagen-Prozess<br />

Der Weltsozialgipfel 1995 war eine<br />

Veranstaltung der Vereinten Nationen.<br />

Es überrascht deshalb nicht, dass die<br />

Weltorganisation eine zentrale Position<br />

in dessen Beschlüssen und im Folgeprozess<br />

einnimmt. Die Kopenhagener<br />

Erklärung und das dazugehörige<br />

Aktionsprogramm setzen sich insbesondere<br />

für eine Stärkung des UN-Wirtschafts-<br />

und Sozialrats (ECOSOC) ein.<br />

1 Thomas Fues ist wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik,<br />

Bonn, derzeitiger Arbeitsschwerpunkt:<br />

Global Governance und Vereinte Nationen<br />

Das Gremium soll die Überprüfung der<br />

Umsetzungsschritte koordinieren und<br />

seine Zusammenarbeit mit anderen<br />

multilateralen Institutionen intensivieren.<br />

Bei diesen Vorgaben zeigen sich<br />

inzwischen handfeste Fortschritte. Der<br />

Kommission für soziale Entwicklung,<br />

die dem ECOSOC untergeordnet ist,<br />

wurde neues Leben eingehaucht. Der<br />

ECOSOC ist als Ankerinstitution im<br />

UN-System für die Umsetzungsprozesse<br />

zu sämtlichen Weltkonferenzen<br />

der 90er Jahre zuständig. Ein bedeutender<br />

Schritt zur Aufwertung des machtpolitisch<br />

bedeutungslosen Rats sind die<br />

1998 eingeführten jährlichen „Frühlingsgespräche“<br />

mit Weltbank, Internationalem<br />

Währungsfonds (IWF) und<br />

Welthandelsorganisation (WTO), auf<br />

denen globale Strategien zu Armutsbekämpfung<br />

und sozialer Entwicklung<br />

abgestimmt werden sollen. Im Jahr<br />

2000 fand die Konferenz „Kopenhagen+5“<br />

als UN-Sondergeneralversammlung<br />

statt. Das zehnjährige Überprüfungstreffen<br />

wurde dagegen im<br />

Rahmen einer regulären Sitzung der<br />

Kommission für soziale Entwicklung<br />

Anfang 2005 durchgeführt, weil der<br />

Millennium+5-Gipfel einen Teil der<br />

Kopenhagen-Themen prominent auf<br />

seiner Tagesordnung platziert hatte.<br />

Deutscher Drang in den<br />

Sicherheitsrat<br />

Ernsthafter als ihre Vorgängerin hat<br />

sich die rot-grüne Bundesregierung seit<br />

Anfang 2004 um einen ständigen Sitz<br />

im Sicherheitsrat, dem mächtigsten<br />

UN-Gremium, bemüht und dazu eine<br />

Nord-Süd-Allianz mit Japan, Indien<br />

und Brasilien (G4) geschmiedet. Die<br />

gewünschte Einbeziehung afrikanischer<br />

Staaten bei der Vergabe zusätzlicher<br />

Plätze kam wegen der fehlenden Einigung<br />

der Afrikanischen Union auf zwei<br />

Kandidaten bislang nicht zustande.<br />

Bundeskanzler Schröder und Außenminister<br />

Fischer fühlen sich durch den<br />

breiten internationalen Zuspruch zur<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 54<br />

Kritik am US-geführten Krieg im Irak<br />

beflügelt. Ihren Anspruch auf einen privilegierten<br />

Status leiten sie aber vor<br />

allem daraus ab, dass <strong>Deutschland</strong> als<br />

drittgrößter Zahler rund neun Prozent<br />

des regulären UN-Haushalts trägt und<br />

generell als Stütze des kooperativen<br />

Multilateralismus in Erscheinung tritt.<br />

In den teils heftigen internationalen<br />

Auseinandersetzungen über die Kandidaturen<br />

werden auch die deutschen<br />

Defizite im Entwicklungs- und Friedensbereich<br />

thematisiert. Vor allem das<br />

Auswärtige Amt und das Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ) drängten<br />

Bundeskanzler und Kabinett erfolgreich<br />

zu Kurskorrekturen, die das deutsche<br />

Bild noch rechtzeitig vor der heißen<br />

Entscheidungsphase in New York<br />

aufhellen konnten. Als unerwarteter<br />

Nebeneffekt hat die Berliner Bewerbung<br />

für den Sicherheitsrat zu einer<br />

beispiellosen innenpolitischen Aufwertung<br />

der Entwicklungsagenda geführt.<br />

Was allerdings mit dem deutschen Engagement<br />

langfristig geschieht, falls<br />

der Vorstoß scheitern sollte, ist derzeit<br />

noch überhaupt nicht absehbar.<br />

<strong>Deutschland</strong> als entwicklungspolitischer<br />

Nachzügler<br />

Nach Anmeldung seiner Kandidatur<br />

wurde <strong>Deutschland</strong> sofort mit den geringen,<br />

unter Rot-Grün noch reduzierten<br />

Leistungen für UNDP (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen),<br />

die entwicklungspolitische Leitinstitution<br />

im UN-System, konfrontiert.<br />

Innerhalb weniger Jahre sank der jährliche<br />

Beitrag aus Berlin von über 70<br />

Millionen auf momentan knapp 26<br />

Millionen Euro. Formal wurde die<br />

Kürzung mit Haushaltzwängen begründet,<br />

da Zahlungen an Fonds und Programme<br />

der UN freiwillig sind, während<br />

die internationalen Entwicklungsbanken<br />

mehrjährige, rechtlich bindende<br />

Zusagen erhalten. Insgesamt liegt die<br />

deutsche Unterstützung für alle Sonder-


organisationen und Hilfswerke der<br />

Vereinten Nationen deutlich unter den<br />

Leistungen an die Weltbankgruppe. 2<br />

Als Hemmnis für eine sachlich und<br />

politisch gerechtfertigte Steigerung der<br />

deutschen UN-Entwicklungsbeiträge<br />

wirkt sich die Vorgabe des Haushaltsausschusses<br />

im Deutschen Bundestag<br />

aus, wonach nicht mehr als ein Drittel<br />

des BMZ-Haushalts in multilaterale<br />

Kanäle fließen darf. Da die Weltbank<br />

und der Europäische Entwicklungsfonds<br />

immer höhere Bedarfe anmelden,<br />

schrumpft der finanzielle Spielraum<br />

gegenüber dem UN-System.<br />

Im Hinblick auf das Gesamtvolumen<br />

der deutschen Entwicklungshilfe<br />

(ODA-Quote) hat sich <strong>Deutschland</strong><br />

trotz der Regierungskrise seit dem 22.<br />

Mai 2005 auf die sichere Seite retten<br />

können. Im Rahmen eines gemeinsamen<br />

Beschlusses der Europäischen<br />

Union hat sich Berlin verpflichtet, die<br />

bescheidene Quote von derzeit 0,28<br />

Prozent auf mindestens 0,51 Prozent im<br />

Jahr 2010 zu steigern. Bis zum Jahr<br />

2015 soll dann das schon 1970 in den<br />

Vereinten Nationen beschlossene 0,7<br />

Prozent-Ziel realisiert werden. Der<br />

deutsche Finanzminister hat jedoch<br />

dafür gesorgt, dass ein deutlicher<br />

Finanzierungsvorbehalt zum Bestandteil<br />

der EU-Erklärung wurde. Positiv<br />

wird im internationalen Kontext vermerkt,<br />

dass sich die Bundesregierung,<br />

wenn auch verspätet, der Lula-Initiative<br />

angeschlossen hat. Unter brasilianischfranzösischer<br />

Führung setzt sich diese<br />

Staatengruppe für innovative Finanzierungsinstrumente<br />

zur Beseitigung von<br />

Hunger und Armut ein, zum Beispiel in<br />

Form einer Abgabe auf Flugtickets oder<br />

durch Besteuerung grenzüberschreitender<br />

Finanztransaktionen. Der britische<br />

Vorschlag einer Internationalen Finanzfazilität,<br />

durch die spätere Entwick-<br />

2 Hüfner, Klaus (2005): Deutsche Leistungen an<br />

den Verband der Vereinte Nationen 2000-2003,<br />

in: Vereinte Nationen, 53. Jg., Nr. 2, S. 56-58.<br />

lungszahlungen mit Hilfe der Kapitalmärkte<br />

sofort verfügbar gemacht werden<br />

sollen, stößt in Berlin allerdings<br />

auf wenig Gegenliebe. Als Ablehnungsgründe<br />

werden die Erhöhung der Staatsverschuldung<br />

und die hohen Gebühren<br />

für die zu beauftragenden Finanzinstitute<br />

genannt.<br />

Bei dem von der britischen Regierung<br />

angestoßenen multilateralen Schuldenerlass<br />

der führenden Industrieländer<br />

(G7/8) für die hochverschuldeten ärmsten<br />

Länder hat Berlin nach anfänglichem<br />

Widerstand mitgezogen. Widersprüchlich<br />

bleibt das deutsche Verhalten<br />

gegenüber den Empfehlungen des<br />

Sachs-Berichts, die sich UN-Generalsekretär<br />

Kofi Annan in seinem Reformdokument<br />

„In größerer Freiheit“<br />

vom März 2005 zu Eigen gemacht hat. 3<br />

Einerseits wird die Meinung geteilt,<br />

dass die Millenniums-Entwicklungsziele<br />

(MDGs) in der vorgesehenen Frist<br />

bis 2015 in allen Ländern erreicht werden<br />

können, wenn alle Beteiligten den<br />

erforderlichen politischen Willen mobilisieren.<br />

Andererseits bezweifelt das<br />

BMZ, dass die sprunghafte Aufstockung<br />

der Entwicklungsgelder die gewünschten<br />

Erfolge hervorbringt, da die<br />

Absorptionsfähigkeit in den meisten<br />

Partnerländern durch Korruption,<br />

schwache Regierungsstrukturen und<br />

politische Blockaden zu niedrig sei.<br />

Im Rahmen der Utstein-Gruppe, die<br />

<strong>Deutschland</strong>, Großbritannien, Kanada,<br />

die Niederlande, Norwegen und<br />

Schweden umfasst, wirkt das BMZ an<br />

den Vorbereitungen für eine weitreichende<br />

Reform der UN-Entwicklungsorganisationen<br />

mit. Wie auch im An-<br />

3 Annan, Kofi (2005): In größerer Freiheit: Auf<br />

dem Weg zu Entwicklung, Sicherheit und<br />

Menschenrechten für alle, Vereinte Nationen,<br />

Dokument A/59/2005, New York.<br />

Siehe auch: Martens, Jens (2005): „In größerer<br />

Freiheit“. Der Bericht des VN-Generalsekretärs<br />

zum Millennium+5-Gipfel. Dialogue on<br />

Globalization Briefing Papers. Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung Berlin.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 55<br />

nan-Bericht eindrücklich argumentiert<br />

wird, mangelt es innerhalb des UN-<br />

Systems an klarer Aufgabenabgrenzung,<br />

Koordination und gemeinsamem<br />

Auftreten. Deshalb sollten die UN-Einrichtungen<br />

in den drei Schwerpunkten<br />

Entwicklung, Umwelt und humanitäre<br />

Maßnahmen gebündelt werden. Diese<br />

Aufgabe, die beim Millennium+5-Gipfel<br />

wegen der erforderlichen langfristigen<br />

Vorarbeiten noch nicht gelöst werden<br />

konnte, fällt in die Verantwortung<br />

der Mitgliedstaaten und setzt entsprechende<br />

Mehrheiten in den zuständigen<br />

Verwaltungsgremien der einzelnen<br />

Institutionen voraus.<br />

Internationale Strukturpolitik zur<br />

Stärkung des Südens<br />

Im Handelsbereich hat die Bundesregierung<br />

einige positive Ansätze vorzuweisen.<br />

Die Entwicklungsministerin,<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul, hat sich<br />

mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums<br />

für den Abbau der europäischen<br />

Produktions- und Exportsubventionen<br />

für Agrargüter, beispielsweise<br />

Zucker und Baumwolle, eingesetzt<br />

und unterstützt ärmere Länder<br />

beim Aufbau ihrer Verhandlungsposition<br />

in der WTO. Das Leitbild der<br />

internationalen Strukturpolitik hat die<br />

Haltung des BMZ auch hinsichtlich der<br />

Forderung nach ausgeglicheneren<br />

Machtverhältnissen in den Bretton<br />

Woods-Institutionen (IWF und Weltbank)<br />

geprägt. In diese Richtung zielt<br />

auch das deutsche Engagement zur<br />

Weiterentwicklung der Steuerungsinstrumente<br />

für die globale Wirtschaftsund<br />

Währungspolitik, die den Süden<br />

einbezieht. In den Vereinten Nationen<br />

hat sich Berlin für eine Reform des<br />

ECOSOC stark gemacht, damit dieses<br />

Gremium die in der UN-Charta vorgesehene<br />

Koordinierungsrolle effektiver<br />

ausfüllen kann. Die Mitwirkung des<br />

Südens an Global Governance soll nach<br />

Auffassung der Bundesregierung auch<br />

im Rahmen der G20 (Finance), einem


Zusammenschluss von Finanzministern<br />

aus führenden Industrie- und Ankerländern,<br />

verstärkt werden. Für die von<br />

der kanadischen Regierung betriebene<br />

Aufwertung des informellen Gremiums<br />

durch Beteiligung der Staats- und<br />

Regierungschefs hat sich Berlin jedoch<br />

nicht erwärmen können. 4<br />

Geringes deutsches Profil<br />

Über die aufgeführten Bereiche hinaus<br />

zeigt die deutsche UN-Politik kaum<br />

markante entwicklungspolitische Konturen<br />

und bleibt damit weit unter ihren<br />

Möglichkeiten als einflussreiche politische<br />

und wirtschaftliche Mittelmacht.<br />

Im Bereich der Friedensmissionen<br />

engagiert sich die Regierung vorrangig<br />

bei UN-mandatierten Einsätzen unter<br />

NATO-Kommando (Afghanistan und<br />

Kosovo), beteiligt sich aber kaum an<br />

UN-geführten Operationen, die hauptsächlich<br />

in Afrika stattfinden. Ein<br />

merklicher Teil des deutschen Engagements<br />

äußert sich ferner im Bemühen<br />

um die Stärkung der Rolle von Frauen<br />

in Krisenprävention und Friedenskonsolidierung<br />

sowie im Beitrag des 2002<br />

gegründeten Zentrums für Internationale<br />

Friedenseinsätze (ZIF) zu friedenserhaltenden<br />

Missionen internationaler<br />

Organisationen. Einen weiteren Akzent<br />

zur UN-Politik hat <strong>Deutschland</strong> hinsichtlich<br />

der Partnerschaftsansätze zur<br />

Einbeziehung von Privatwirtschaft und<br />

Zivilgesellschaft beigesteuert. Im Rahmen<br />

ihrer Präsidentschaft im Sicherheitsrat<br />

(April 2004) veranlasste die<br />

Bundesregierung eine öffentliche Sit-<br />

4 Siehe auch: Cooper, Andrew F. / Fues, Thomas<br />

(2005): L20 und ECOSOC-Reform: Komplementäre<br />

Bausteine für eine Stärkung der<br />

Global Governance-Architektur und der Vereinten<br />

Nationen, Analysen und Stellungnahmen<br />

Nr. 6/2005, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik,<br />

Bonn.<br />

sowie: Fues, Thomas (2005b): L20+, ECO-<br />

SOC- und Bretton-Woods-Reform: Drei<br />

Essentials einer neuen Global Governance-<br />

Architektur, in: Informationsdienst Weltwirtschaft<br />

& Entwicklung, Sonderdienst Nr. 8<br />

(August).<br />

zung zur Verantwortung der Privatwirtschaft<br />

in bewaffneten Konflikten. Eine<br />

bereits im Jahr 2000 von der Generalversammlung<br />

angenommene Resolution<br />

aus deutscher Feder betont die generelle<br />

Notwendigkeit einer intensiveren<br />

Zusammenarbeit der UN mit Unternehmen.<br />

5 In der Debatte über die künftige<br />

Rolle der Nichtregierungsorganisationen,<br />

die von einer UN-Beratungskommission<br />

unter Führung des früheren<br />

brasilianischen Präsidenten Cardoso<br />

ausgelöst wurde, hält sich <strong>Deutschland</strong><br />

jedoch bedeckt. 6<br />

Wenig effektiv ist die Unterstützung der<br />

Bundesregierung für die französische<br />

Initiative zur Umwandlung des Umweltprogramms<br />

der Vereinten Nationen<br />

(UNEP) in eine UN-Umweltorganisation.<br />

Während sich das deutsche Umweltministerium<br />

für dieses Vorhaben<br />

stark macht, sind BMZ und Auswärtiges<br />

Amt alles andere als begeistert.<br />

Schließlich muss noch der Aufbau des<br />

UN-Standorts in Bonn erwähnt werden,<br />

dessen langfristige Entwicklungsperspektiven<br />

angesichts bescheidener<br />

Zuwächse in den letzten Jahren offen<br />

sind. Von der angestrebten Zielmarke<br />

von Tausend UN-Beschäftigten ist die<br />

Stadt mit derzeit knapp 700 noch weit<br />

entfernt.<br />

Die Gesamtbewertung der deutschen<br />

Politik zur Erneuerung der Vereinten<br />

Nationen und zum Aufbau einer neuen<br />

Global Governance-Architektur fällt<br />

zwiespältig aus: Einerseits hat die deutsche<br />

Kandidatur zum Sicherheitsrat das<br />

Interesse an der Weltorganisation verstärkt<br />

und die Mitwirkung an entwicklungspolitischen<br />

Initiativen beflügelt.<br />

5 Deutscher Bundestag (2004): Bericht der<br />

Bundesregierung zur Zusammenarbeit zwischen<br />

der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> und<br />

den Vereinten Nationen in den Jahren 2002<br />

und 2003, Drucksache 15/4481, Berlin.<br />

6 Fues, Thomas (2005a): Stärkung der Vereinten<br />

Nationen durch vertiefte Zusammenarbeit mit<br />

NROs, Privatwirtschaft und Parlamenten,<br />

Analysen und Stellungnahmen Nr. 1/2005,<br />

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 56<br />

Andererseits haben die UN noch nicht<br />

den zentralen Stellenwert für die deutsche<br />

Entwicklungs-, Außen- und Sicherheitspolitik<br />

erhalten, der ihr als einzigartiges,<br />

unverzichtbares Forum für die<br />

kooperative Bearbeitung der globalen<br />

Herausforderungen gebührt. Ein<br />

wesentlicher Grund für das beschränkte<br />

deutsche Engagement ist die fehlende<br />

Aufmerksamkeit in Politik, Gesellschaft<br />

und Medien. Auch die deutschen NRO<br />

nehmen kaum Anteil an den UN, wie<br />

sich an ihrer spärlichen Präsenz bei<br />

einer Veranstaltung des UN-Verbindungsbüros<br />

(NGLS) April 2005 in Bonn<br />

und Berlin zeigte. Bei der NRO-Anhörung<br />

zum Millennium+5-Gipfel durch<br />

die Generalversammlung im Juni 2005<br />

konnte der Verfasser nur zwei deutsche<br />

Organisationen, nämlich terre des hommes<br />

und Global Policy Forum Europe<br />

(Bonn), unter den mehr als 1000 NRO-<br />

Vertreter aus aller Welt ausmachen.<br />

Eckpunkte einer künftigen deutschen<br />

UN-Politik<br />

Eine spannende Frage ist, welche Rolle<br />

<strong>Deutschland</strong> in den UN künftig spielen<br />

will, insbesondere falls die Bewerbung<br />

zum Sicherheitsrat scheitern und/oder<br />

im Herbst 2005 ein Regierungswechsel<br />

erfolgen sollte. Es wird weithin befürchtet,<br />

dass eine mögliche neue Regierung<br />

unter konservativer Führung<br />

der Entwicklungspolitik weniger Gewicht<br />

und Mittel einräumen und eine<br />

Renationalisierung einleiten könnte.<br />

Davon wäre die UN-Politik in besonderer<br />

Weise betroffen, weil dieser Bereich<br />

nach gängiger Meinung als hochgradig<br />

ineffizient gilt. An folgenden Prüfsteinen<br />

wird sich in der nächsten Zeit beispielhaft<br />

messen lassen, welchen Kurs<br />

Berlin gegenüber der Weltorganisation<br />

einschlägt:<br />

Entwicklung: Wird die Bundesregierung<br />

ihre Beiträge an die UN-<br />

Organisationen verlässlich aufstocken?<br />

Ist sie bereit, eine langfristige


Anhebung des Finanzvolumens für<br />

den UN-Entwicklungsbereich auf<br />

ein mit der Weltbank vergleichbares<br />

Niveau zu unterstützen, damit ein<br />

produktiver Wettbewerb um die besseren<br />

Konzepte entfacht werden<br />

kann? 7 Wird <strong>Deutschland</strong> eine aktive<br />

Rolle spielen, wenn es darum<br />

geht, die Leistungsfähigkeit der<br />

UN-Strukturen zu verbessern? Wird<br />

die deutsche Entwicklungshilfe<br />

schrittweise auf die in der EU vereinbarten<br />

Werte von 0,51 Prozent<br />

und 0,7 Prozent angehoben? Wie<br />

fällt der künftige Einsatz für innovative<br />

Finanzierungsinstrumente<br />

aus, zum Beispiel bei der Flugticketabgabe?<br />

Frieden und Sicherheit: Wird sich<br />

Berlin für die Einrichtung einer<br />

neuen Kommission zur Friedens-<br />

7 Messner, Dirk u.a. (2005): Governance<br />

Reform of the Bretton Woods Institutions and<br />

the UN Development System, Dialogue on<br />

Globalization Occasional Papers Nr. 18,<br />

Friedrich Ebert Stiftung, Washington, D.C.<br />

konsolidierung einsetzen, wo die<br />

internationale Wiederaufbauhilfe<br />

gebündelt und koordiniert wird?<br />

Wie stark bemüht sich <strong>Deutschland</strong><br />

um einen internationalen Konsens<br />

in der Terrorismusbekämpfung und<br />

in der Rüstungskontrolle, einschließlich<br />

Kleinwaffen?<br />

Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit:<br />

Wie sehr zeigt sich<br />

<strong>Deutschland</strong> an der Schaffung des<br />

vorgeschlagenen Menschenrechtsrats<br />

und an der finanziellen Verstärkung<br />

der UN-Menschenrechtsarbeit<br />

interessiert? Wie ist die Haltung<br />

gegenüber dem neuen Souveränitätsprinzip<br />

der „Verantwortung<br />

zum Schutz“, das die internationale<br />

Gemeinschaft zum Eingreifen verpflichtet,<br />

wenn eine Regierung die<br />

eigene Bevölkerung nicht gegen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 57<br />

Völkermord und massive Menschenrechtsverletzungen<br />

schützen<br />

kann oder will? Wird sich Berlin<br />

am neuen Demokratiefonds der UN<br />

beteiligen?<br />

Institutionelle Reformen: Wie<br />

wird sich <strong>Deutschland</strong> bei der institutionellen<br />

Erneuerung der UN einbringen,<br />

zum Beispiel im Hinblick<br />

auf Sicherheitsrat, Generalversammlung<br />

und ECOSOC und unabhängig<br />

vom Ausgang der deutschen<br />

Bewerbung? Welche Rolle will<br />

Berlin beim Ausbau der Global<br />

Governance-Architektur im Wirtschafts-<br />

und Sozialbereich einnehmen?<br />

Wird die Regierung die stärkere<br />

Verzahnung des UN-Systems<br />

mit anderen Akteuren unterstützen,<br />

etwa IWF, Weltbank, WTO, Parlamenten,<br />

NGOs und Wirtschaft?


Katastrophenhilfe oder Hilfskatastrophe?<br />

VON NIKLAS REESE 1<br />

Der Tsunami gilt vielen als die erste<br />

wirkliche globale Naturkatastrophe. Er<br />

hat eine finanzielle Unterstützung und<br />

eine Woge des Mitgefühls ohnegleichen<br />

ausgelöst. In <strong>Deutschland</strong> sind mehr als<br />

500 Millionen Euro gespendet worden.<br />

Die Bundesregierung hat schließlich<br />

ebenfalls 500 Millionen Euro zugesagt.<br />

Weltweit sind insgesamt 11,9 Milliarden<br />

Dollar an Spenden (fünf Mrd.) und<br />

Regierungszusagen (6,9 Mrd.) für die<br />

Flutopfer zusammengekommen. Für<br />

die übrigen Katastrophengebiete sind<br />

bis zum 30. April 2005 allerdings 40<br />

Prozent weniger Spenden als sonst<br />

geflossen. Innerhalb der ersten sechs<br />

Wochen des Jahres wurde über den<br />

Tsunami mehr berichtet als über alle<br />

anderen Katastrophen über das gesamte<br />

Jahr 2004 verteilt zusammen.<br />

So sehr das jüngst für Aceh vereinbarte<br />

Friedensabkommen zu begrüßen ist:<br />

Die Hilfsmaßnahmen selbst kommen<br />

nur schleppend voran und für die Überlebenden<br />

hat sich bislang wenig geändert.<br />

In Sri Lanka leben sechs Monate<br />

nach der Flut noch 80 Prozent der Betroffenen<br />

in Übergangsbehausungen (60<br />

Prozent) oder bei Freunden und<br />

Verwandten (21 Prozent). 40 Prozent<br />

derjenigen, die durch die Flut ihre Arbeit<br />

verloren haben, haben weiterhin<br />

kein Einkommen. Der Hauptgrund: Es<br />

fehlt an der nötigen Ausstattung mit<br />

Produktionsmitteln und Material. Der<br />

Wiederaufbau gehe viel zu langsam<br />

voran, beklagt auch der Nothilfekoordinator<br />

der UNO, Jan Egeland. Und<br />

das, obwohl viele Helferinnen weiterhin<br />

rund um die Uhr im Einsatz sind. Zum<br />

Teil ist diese Unzufriedenheit auf unrealistische<br />

Erwartungen zurückzuführen.<br />

Schließlich geht es nicht nur um die<br />

Beseitigung der Flutschäden. Viele<br />

Lehrerinnen, Verwaltungsangestellte,<br />

Kleinunternehmerinnen oder Ärzte sind<br />

1 Niklas Reese leitet das Projekt Tsunami-<br />

<strong>Watch</strong> des Asienhauses. Weitere Hintergründe<br />

finden sich unter der Sonder-Website<br />

http://www.asienhaus.de/flut.<br />

ums Leben gekommen, zahllose Überlebende<br />

schwer traumatisiert. Wiederaufbau<br />

bedeutet auch, neue Fachkräfte<br />

zu bekommen und gesellschaftliche<br />

Strukturen wieder aufzubauen. Der<br />

Wiederaufbau könnte nach Schätzungen<br />

der Vereinten Nationen noch bis zu<br />

zehn Jahren dauern.<br />

Wiederaufbau – aber für wen?<br />

Die Entscheidungen in Nothilfe und<br />

Wiederaufbau wurden größtenteils über<br />

die Köpfe der betroffenen Gruppen hinweg<br />

getroffen. „Ob es nun die höherkastigen<br />

Gruppen in Indien sind oder das<br />

Militär beziehungsweise die bewaffneten<br />

Gruppen in Indonesien und Sri<br />

Lanka“, so Brad Adams, der Asienverantwortliche<br />

von Human Rights <strong>Watch</strong>,<br />

„die Mächtigen haben versucht, ihren<br />

Vorteil aus dem Gerangel um den<br />

Wiederaufbau zu ziehen – auf Kosten<br />

der Grundrechte der Gruppen ohne<br />

Sicherheiten“. 2 Berichte über Korruption,<br />

die Instrumentalisierung der Hilfe<br />

durch Politik und Militär und eine mangelnde<br />

Koordination der Hilfe kommen<br />

aus allen Flutregionen.<br />

Wie in Thailand und in Indonesien, hat<br />

auch die Regierung von Sri Lanka in<br />

unmittelbarer Nähe zum Meer ein Bebauungsverbot<br />

erlassen. In allen Ländern<br />

erhärten sich die Fakten, die dafür<br />

sprechen, dass die Regierungen die<br />

Küstenstreifen eher räumen wollen, um<br />

sie ‚wirtschaftlich nutzbar’ zu machen.<br />

In Sri Lanka wollte die Regierung<br />

schon lange dort noch mehr Touristenanlagen<br />

ansiedeln. Dafür hat sich auch<br />

die Welttourismusorganisation nach<br />

dem Tsunami im Blick auf die Nutzung<br />

der zerstörten Küstenstreifen ausgesprochen.<br />

Hotels sind daher vom Bebauungsverbot<br />

an der Küste ausgenommen.<br />

An den Stränden Südthailands<br />

2 Siehe auch:<br />

http://www.hrw.org/english/docs/2005/<br />

05/10/india11024.htm<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 58<br />

haben sich Immobilienfirmen Land<br />

unter den Nagel gerissen. Schlägertypen<br />

schrecken die zurückkehrenden<br />

Bewohner ab.<br />

Das Netzwerk Bewegung für eine<br />

nationale Land- und Landwirtschaftsreform<br />

(Movement for National Land<br />

and Agricultural Reform, MONLAR)<br />

hat dem Europäischen Parlament einen<br />

Bericht übergeben, in dem es detailliert<br />

dokumentiert, wie die Regierung von<br />

Sri Lanka und ihr nahestehende Wirtschaftskreise<br />

– animiert von der<br />

Asiatischen Entwicklungsbank (ADB)<br />

und Weltbank – die ‚Gunst der Stunde’<br />

nutzen. 3 Unter dem Deckmantel von<br />

Nothilfe und Wiederaufbau wollen sie<br />

endlich lange geplante neoliberale<br />

Modernisierungsprogramme umsetzen,<br />

die bislang auf erbitterten Widerstand<br />

stießen. Im Wiederaufbauplan tauchen<br />

neben dem Ausbau der Tourismusindustrie<br />

auch eine umstrittene Autobahn<br />

und mehrere Tiefseehäfen wieder<br />

auf. Sie wären allesamt tauglich für die<br />

großen Fischtrawler ausländischer<br />

Schiffslinien, und so musste ihr Bau<br />

nach Protesten der lokalen Bevölkerung,<br />

die fürchtete, von der ausländischen<br />

Konkurrenz an den Rand gedrängt<br />

zu werden, nach der Geberkonferenz<br />

von Tokio 2003 aufs Eis gelegt<br />

werden. In den Arbeitsstab TAFREN,<br />

der für die Wiederaufbauplanungen<br />

zuständig ist, wurden nur Regierungsbeamte,<br />

Unternehmer und der Präsidentin<br />

Nahestehende berufen. Acht der<br />

zehn Mitglieder haben geschäftliche<br />

Interessen im Tourismusbereich.<br />

Finanzinstitutionen fördern<br />

Privatisierungsvorhaben<br />

Die ADB erklärte, die Kredite für eine<br />

Verbesserung der Wasserversorgung<br />

könnten von Sri Lanka nur abgerufen<br />

3 http://www.geocities.com/monlardocuments/<br />

documents/tsunami/monlar_submission_to_<br />

ep_on_tsunami.doc


werden, wenn an der Privatisierung der<br />

Wasserversorgung festgehalten werde.<br />

Und die Weltbank ‚empfiehlt’, bei der<br />

Wiederinstandsetzung öffentlicher<br />

Infrastruktur wie Straßen und Schulen<br />

auch an eine Privatisierung zu denken,<br />

da die Bautätigkeiten „die öffentlichen<br />

Finanzen zu sehr belasten könnten“.<br />

Beim Hilfsgipfel für Aceh im Januar<br />

2005 wurde verabredet, dass private<br />

Investitionen in die Strom- und Wasserversorgung,<br />

den Straßenbau und den<br />

Telekommunikationssektor zugelassen<br />

werden sollen, was einer Privatisierung<br />

gleichkäme.<br />

Die Bedarfsermittlung (need assessment<br />

plan) der Weltbank für Südindien konzentriert<br />

sich auf die Entwicklung einer<br />

Fischfangindustrie und den Ausbau von<br />

Garnelenzucht und Aquakultur, während<br />

die traditionelle Fischerei, Einkommensquelle<br />

der meisten Betroffenen,<br />

kaum Erwähnung findet. Auch<br />

wenn Teile des Indischen Ozeans bereits<br />

als überfischt gelten, will die<br />

Weltbank Trainingsprogramme für eine<br />

„nachhaltigere Ausbeutung der Ressource“<br />

ins Leben rufen. 4<br />

Das alles hat schlechte Tradition. Shalmali<br />

Guttal vom Forschungsinstitut<br />

Focus on the Global South aus Bangkok<br />

hat in einer wegweisenden Analyse<br />

nachgezeichnet, wie ‚uneigennützige’<br />

Wiederaufbaumaßnahmen in den letzten<br />

beiden Jahrzehnten weltweit immer<br />

auch Strukturanpassungsmaßnahmen<br />

gewesen sind, die dazu dienten, die<br />

Krisenregionen stärker in die neoliberale<br />

Weltwirtschaft einzubinden. 5<br />

Hier fügt sich auch das großspurig<br />

„Schuldeninitiative“ genannte Angebot<br />

des Pariser Clubs an die Flutländer ein,<br />

ihren Schuldendienst bis Ende 2005<br />

auszusetzen – nicht aber: die Schulden<br />

4 http://www.samarmagazine.org/archive/article.<br />

php?id=189<br />

5 Guttal, Shalmali: Reconstruction: an emerging<br />

paradigm – siehe unter: http://www.focusweb.<br />

org/main/html/Article591.html<br />

zu streichen. Nur Sri Lanka, die Seychellen<br />

und Indonesien haben das Angebot<br />

akzeptiert. Indonesien etwa zahlt<br />

jährlich an <strong>Deutschland</strong> alleine 70 Millionen<br />

Euro Zinsen und schuldet alleine<br />

<strong>Deutschland</strong> 1,5 Milliarden Euro. Thailand,<br />

Malaysia und Indien haben dieses<br />

Moratorium abgelehnt. Sie fürchteten<br />

um ihre Kreditwürdigkeit auf den internationalen<br />

Finanzmärkten.<br />

Auch geostrategische Interessen spielen<br />

eine große Rolle für das staatliche Engagement<br />

aus dem Norden. <strong>Deutschland</strong><br />

hofft(e) auf einen ständigen Sitz<br />

im Sicherheitsrat und wollte Weltverantwortung<br />

beweisen. Für die USA ergab<br />

sich nach dem Tsunami die Gelegenheit,<br />

durch ein sichtbares Engagement<br />

in Asien gegenüber China Boden<br />

gut zu machen, und vor allem die Beziehungen<br />

zu Indonesien, dem Land<br />

mit der größten muslimischen Bevölkerung<br />

der Welt, zu verbessern. So<br />

kann man in der islamischen Welt Sympathiepunkte<br />

einheimsen und Abu<br />

Ghraib in Vergessenheit geraten lassen.<br />

Geostrategische Interessen<br />

Hatten vor dem Tsunami noch 70 Prozent<br />

der Indonesier ein negatives Bild<br />

von den USA und hielten sie für gefährlicher<br />

als Al Quaida, so haben nun<br />

80 Prozent erklärt, dass die USA ihnen<br />

sympathisch seien. 6 Balsam für die<br />

amerikanische Seele im Blick auf das<br />

Desaster im Irak – und Vorbild für die<br />

in Washington geplante Neujustierung<br />

der Sicherheitspolitik. Man wolle stärker<br />

als zuvor andere Staaten „ermuntern“,<br />

die USA zu unterstützen, heißt es<br />

in einem im Juli 2005 erschienenen<br />

Konzeptpapier. Das federführende<br />

Pentagon räumt erstmals offen ein, der<br />

Konflikt sei nicht mit militärischen<br />

Mitteln allein zu gewinnen. „Wiederaufbau<br />

muss als ebenso wichtige<br />

6 http://www.terrorfreetomorrow.org/article.<br />

php?id=42<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 59<br />

Mission für Amerikas Sicherheit verstanden<br />

und behandelt werden wie<br />

Kampfeinsätze hoher Intensität.“ 7<br />

In Indien dienten das Patriarchat, ethnische<br />

Diskriminierung und Kastengesellschaft<br />

in Not und Hilflosigkeit als<br />

‚Rettungsanker’. In Tamil Nadu, dem<br />

Bundesstaat, der am stärksten vom<br />

Tsunami betroffen wurde, sind Dalitgemeinden<br />

(„Kastenlose“) bei den<br />

Hilfslieferungen immer wieder übergangen<br />

und Dalits von Flüchtlingslagern<br />

ausgeschlossen worden. Wo<br />

Gruppen oder Einzelpersonen ihnen<br />

helfen wollten, wurden sie von Gruppen<br />

aus den höheren Kasten – etwa von<br />

Fischern – daran gehindert. Ältere<br />

Menschen kommen traditionell als<br />

‚gefährdete Gruppe’ nicht in den Blick,<br />

werden von Hilfsmaßnahmen nicht speziell<br />

adressiert und teilweise sogar noch<br />

mehr diskriminiert. Burmesische<br />

Migranten in Südthailand ohne Aufenthaltsgenehmigung<br />

sollten ursprünglich<br />

abgeschoben werden. Fluthilfe hatten<br />

sie keine erhalten, stattdessen wurden<br />

sie in den Medien kollektiv als Plünderer<br />

diffamiert.<br />

Keine dieser Menschenrechtsverletzungen<br />

ist ein neues Phänomen, so die<br />

regionale Menschenrechtsorganisation<br />

Forum Asia. Sie reflektieren die bestehenden<br />

ökonomischen, sozialen und<br />

geschlechtsspezifischen Diskriminierungsstrukturen<br />

in den jeweiligen Gesellschaften.<br />

Der Zusammenbruch der<br />

bestehenden Strukturen habe diese Diskriminierung<br />

bloß anwachsen lassen<br />

und sichtbarer gemacht. 8<br />

Zivilgesellschaftliche Gruppen aus der<br />

Region beklagen, dass das viele Geld,<br />

das in den Wiederaufbau fließen soll<br />

(und muss), auf diese Weise nicht die<br />

langfristigen Probleme in der Region<br />

7 IPS, 27.7.2005 – unter http://www.ipsnews.<br />

net/news.asp?idnews=29677<br />

8 Siehe ausführlich dazu: http://www.forumasia.<br />

org/activities/tsunami/Docs/Tsunami_<strong>Report</strong>_<br />

final.doc


lösen werde. Auch wenn die Not- und<br />

Wiederaufbaumaßnahmen den Status<br />

Quo wieder herstellen sollten: Wenn<br />

nicht Probleme wie Armut, Konflikte<br />

oder Landstreitigkeiten mit in den<br />

Blick genommen werden, ist für die betroffenen<br />

Menschen und Orte langfristig<br />

wenig gewonnen.<br />

Symbolische Sozialpolitik<br />

Eine solche ‚Katastrophenhilfe’ bildet<br />

die mittlerweile gängige, symbolische<br />

Sozialpolitik ab: Armut wird nicht länger<br />

in den Kontext ihrer strukturellen<br />

Ursachen gestellt, man propagiert ein<br />

Konzept von Armutsbekämpfung, das<br />

von makroökonomischen Prozessen<br />

und Machtfragen, von sozialer Ungleichheit,<br />

Unsicherheit und einer ungerechten<br />

Verteilung von Ressourcen<br />

entkoppelt ist. Der Tsunami hatte zwar<br />

eine natürliche Ursache, sozial und<br />

politisch ungleiche Strukturen vor Ort,<br />

Tourismus, Garnelenzuchtfarmen sowie<br />

eine sozial blinde und nicht naturverträgliche<br />

Entwicklungspolitik haben<br />

jedoch maßgeblich dazu beigetragen,<br />

dass so viele Menschen sterben mussten<br />

und es zu einem solchen Ausmaß<br />

an Verwüstung gekommen ist. Mangrovenwälder,<br />

Küstendünen, Korallenriffe<br />

und Seegrasgebiete wurden vorher<br />

bereits zerstört oder soweit geschädigt,<br />

dass die Flutwellen mit nahezu voller<br />

Wucht in die menschlichen Siedlungen<br />

hineinbrechen konnten.<br />

Die Regierungen der Regionen haben<br />

in der Vergangenheit ihre Entwicklungsstrategie<br />

an der Idee westlicher<br />

Modernisierung orientiert, und das<br />

heißt seit langem: Weltmarktorientierung.<br />

Palmöl, Shrimps und weiße<br />

Strände verkaufen sich gut auf den<br />

Märkten des Westens. Daher wurde ihre<br />

möglichst billige Her- und Bereitstellung<br />

für den westlichen Markt auch von<br />

Weltbank, IWF und durch bilaterale<br />

Entwicklungsabkommen forciert, vor<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 60<br />

allem im Rahmen der Strukturanpassungsprogramme.<br />

Die Zerstörung, die<br />

weltweit durch fortgesetzte Untätigkeit<br />

in Bezug auf Schulden, Entwicklungshilfe<br />

und Handel verursacht wird, ging<br />

ungebremst weiter.<br />

„Die Welt“, so Thomas Gebauer von<br />

medico international, „leidet nicht an zu<br />

wenig Hilfe, sondern an Verhältnissen,<br />

die Hilfe in einem immer größer werdenden<br />

Maße notwendig machen.“ 9<br />

Und an anderer Stelle bemerkt Gebauer:<br />

„Gerade die Dramatisierung einzelner<br />

scheinbar unabwendbarer Schrecken<br />

befreit von der Scham, dass millionenfache<br />

Flucht, Krankheit und Hunger<br />

gemessen am Entwicklungsstand<br />

der Welt durchaus vermeidbar wären.<br />

Im wohlhabenden Teil der Welt wächst<br />

die Tendenz, Mitleid und Nächstenliebe<br />

an besondere Situationen zu binden,<br />

um damit ihr Nichtvorhandensein im<br />

täglichen Leben zu legitimieren und für<br />

normal zu erklären.“ 10<br />

9 http://www.medico-international.de/projekte/<br />

nothilfe/droht_nach_der_flut.asp<br />

10 http://www.medico-international.de/projekte/<br />

nothilfe/rettung.asp


Hungerbekämpfung – Nicht mit neoliberalen Konzepten<br />

VON PETER ROTTACH 1<br />

Die Fakten sind bekannt: Für eine effiziente<br />

Hungerbekämpfung müssten die<br />

ländlichen Räume gestärkt werden.<br />

Schließlich leben 70 Prozent der Hungernden<br />

und der extrem Armen auf<br />

dem Land. Trotzdem scheint der international<br />

zu beobachtende Trend ungebrochen,<br />

immer weniger Entwicklungsfinanzen<br />

in die Förderung der Landwirtschaft<br />

und ländlicher Projekte zu<br />

investieren. Auch die deutsche staatliche<br />

Entwicklungszusammenarbeit stellt<br />

hier keine Ausnahme dar. Obwohl die<br />

Ernährungssicherung einer ihrer<br />

Schwerpunkte ist, fließen doch nur<br />

rund sechs bis acht Prozent der Gelder<br />

in den Agrarsektor.<br />

Brot für die Welt hat im Jahre 2004 in<br />

elf Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas<br />

Studien 2 zu den Ursachen, der<br />

Verbreitung und den Bekämpfungsmöglichkeiten<br />

von Hunger in Auftrag<br />

gegeben. Hunger lediglich als Folge zu<br />

geringer Mengen an Lebensmitteln und<br />

deshalb als Problem der Agrarproduktion<br />

zu interpretieren, geht an der Realität<br />

vorbei. Denn nur selten werden in<br />

den Untersuchungen ungenügende Anbautechnologien<br />

als Grund für Hunger<br />

und Unterernährung genannt. An vorderster<br />

Stelle rangieren dagegen Landlosigkeit,<br />

mangelnde Arbeitskraft aufgrund<br />

von Alter, Krankheit und Migration,<br />

niedriger Bildungsstand sowie der<br />

Zusammenbruch traditioneller, nachbarschaftlicher<br />

Sozialhilfesysteme.<br />

Hunger ist überwiegend weiblich.<br />

Meistens essen die Mütter als letzte in<br />

der Familie und müssen mit dem vorlieb<br />

nehmen, was ihre Männer und<br />

Söhne übrig gelassen haben. Nicht selten,<br />

so berichten die Partner, geben sie<br />

von dem wenigen, das ihnen bleibt,<br />

auch noch an minderjährige Kinder ab,<br />

1 Peter Rottach ist Refererent für Landwirtschaft,<br />

Ernährungssicherung und Umwelt bei<br />

„Brot für die Welt“<br />

2 Brot für die Welt (Hrsg.): Gesichter des<br />

Hungers. Der Hunger-<strong>Report</strong>. Frankfurt a. M.:<br />

Brandes & Apsel 2005.<br />

um schwere Wachstums- und Entwicklungsstörungen<br />

der Heranwachsenden<br />

zu verhindern. Selbst in Haushalten, die<br />

im Durchschnitt eine ausreichende Versorgung<br />

mit Lebensmittel aufweisen,<br />

gibt es regelmäßig schwere Formen von<br />

Unterernährung unter den Müttern. Es<br />

genügt daher nicht, einfach die durchschnittliche<br />

Verfügbarkeit eines Haushaltes<br />

an Grundnahrungsmitteln zu<br />

sichern. Es muss letztendlich auch analysiert<br />

werden, wer in den Genuss der<br />

Lebensmittel kommt.<br />

Soziale Fokussierung und<br />

Wirkungskontrolle unzureichend<br />

Trotz jahrzehntelanger Sensibilisierung<br />

der Entwicklungszusammenarbeit und<br />

der Projektpartner auf dem Gebiet der<br />

„Gender-Gerechtigkeit“ kommen solche<br />

erschreckenden Ungleichgewichte zwischen<br />

Männern und Frauen bei der<br />

Ernährungssicherung vor. Nach den<br />

Ergebnissen der Untersuchungen liegt<br />

ein Grund dafür in der mangelnden<br />

sozialen Fokussierung vieler Projekte.<br />

Immer noch wird in der Terminologie<br />

nach Projektgebieten statt nach bestimmten<br />

Bevölkerungsgruppen differenziert.<br />

Projektgebiete sind aber in<br />

sozialer Hinsicht in aller Regel keine<br />

homogenen Gebilde. Es fehlt ein eindeutiger<br />

Fokus auf die Hungernden.<br />

Und auch die große Gruppe der 852<br />

Millionen Hungernden in den Entwicklungsländern<br />

ist hinsichtlich Grad, Ursache<br />

und Lösungsmöglichkeiten der<br />

Ernährungsproblematik äußerst unterschiedlich.<br />

Zu unterscheiden wären<br />

zumindest Landlose von Landarbeitern<br />

mit kleinen eigenen Parzellen oder<br />

Subsistenzbauern mit schlechten Böden.<br />

In einer ganz anderen Situation<br />

finden sich HIV/AIDS Haushalte wieder,<br />

die zwar über Land verfügen, nicht<br />

aber über Arbeitskräfte, die es bestellen<br />

können. Am bedrohlichsten ist die<br />

Situation für die extrem Hungernden,<br />

die mit weniger als 1.400 Kilokalorien<br />

am Tag auskommen müssen und oft zu<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 61<br />

den verletzlichsten gesellschaftlichen<br />

Gruppen gehören, weil sie aufgrund<br />

von Krankheit oder hohem Alter auf<br />

Unterstützung angewiesen sind.<br />

Auffallend ist, dass selbst Projekte mit<br />

dem eindeutigen Ziel der Ernährungssicherung<br />

nur selten genaue Auskünfte<br />

über Wirkungen und Erfolge der Projektarbeit<br />

geben können. Häufig ist<br />

schon die Ausgangssituation zu Beginn<br />

eines Projektes zu wenig dokumentiert,<br />

als dass Veränderungen im Projektverlauf<br />

erfasst werden könnten. Indikatoren<br />

werden, wenn überhaupt, nur sporadisch<br />

und wenig systematisch eingesetzt.<br />

Dabei zeigen die Untersuchungen,<br />

dass nur wenige, einfach zu erfassende<br />

Indikatoren ausreichen, um die<br />

Wirkungen der Arbeit zu dokumentieren.<br />

Oft genügt es schon, den Ernährungszustand<br />

der Mütter zu ermitteln,<br />

um Rückschlüsse auf die Ernährungssituation<br />

der übrigen Familienmitglieder<br />

geben zu können. Daher wäre es<br />

hilfreich, vor Projektbeginn eine Phase<br />

der konzeptionellen Orientierung vorzuschieben.<br />

Dazu gehört unter anderem<br />

die Erstellung und Anwendung von<br />

Indikatoren der Ernährungssituation, in<br />

deren Verlauf soziale Gruppen als<br />

Nutznießer definiert und ihr Zustand<br />

genau umrissen werden kann. Dies<br />

wäre eine wesentliche Voraussetzung<br />

für spätere Projektwirkungsbeobachtungen.<br />

Solange aber solche Indikatoren<br />

zur Wirkungsanalyse nicht eingesetzt<br />

werden, kann kaum überzeugend<br />

und über Vermutungen hinausgehend<br />

dargelegt werden, welchen Beitrag zum<br />

Beispiel staatliche Stellen und Nichtregierungsorganisationen<br />

während der<br />

letzten 40 Jahre zur weltweiten Hungerbekämpfung<br />

geleistet haben.<br />

Armut ist nicht gleich Hunger<br />

Mehr Fragen als Antworten werfen<br />

auch die Millennium-Entwicklungsziele<br />

(MDGs) der Halbierung von Armut und<br />

Hunger bis zum Jahr 2015 auf. Das


Millenniumsziel Nr. 1 setzt die Bekämpfung<br />

von Hunger und extremer<br />

Armut gleichberechtigt nebeneinander.<br />

Häufig werden beide Begriffe in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit fast synonym<br />

verwandt. Damit allerdings vereitelt<br />

die Entwicklungszusammenarbeit<br />

oft ihre eigene Erfolge. Denn Armutsbekämpfung<br />

im Sinne der Millenniumsziele<br />

ist in Anbetracht der verfügbaren<br />

Gelder und vorherrschender<br />

Trends nur schwer zu realisieren. Hungerbekämpfung<br />

dagegen ist machbar.<br />

Ein Beispiel mag das belegen. Wenn im<br />

Armutskontext von Bangladesch das<br />

durchschnittliche pro-Kopf-Einkommen<br />

bei fünf Eurocent am Tag liegt, ist auch<br />

bei einer Verdoppelung dieses Einkommens<br />

im Lichte der Armutsbekämpfung<br />

wenig Substantielles erreicht. Für die<br />

arme Bevölkerung aber bedeutet die<br />

Verdoppelung eine zweite Mahlzeit am<br />

Tag, was natürlich einer ungeheuren<br />

Verbesserung ihrer Lebensqualität<br />

gleichkommt. Der genannte Betrag ist<br />

keineswegs aus der Luft gegriffen und<br />

zeigt, wie wenig Geld erforderlich ist,<br />

dem Gros der Hungernden eine verbesserte<br />

Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />

zu ermöglichen.<br />

Den sozialen Dimensionen des<br />

Hungers gerecht werden<br />

Zwar geben die MDGs die Ziele vor,<br />

der richtige Weg zur Zielerreichung ist<br />

jedoch umstritten und endet oft in ideologischen<br />

Grabenkämpfen: Die Vertreter<br />

eines neoliberalen Marktmodells<br />

und die Apologeten der Eigenversorgung<br />

beziehungsweise Subsistenzlandwirtschaft<br />

stehen sich unversöhnlich<br />

gegenüber. Welches Modell auch immer<br />

verfolgt und befürwortet wird – sie<br />

alle stoßen in bestimmten Situationen<br />

an ihre Grenzen. Deshalb sind ihnen<br />

lokale, standortspezifische Konzepte<br />

und Vorgehensweisen überlegen. Nur<br />

bei der Arbeit am konkreten Fall lassen<br />

sich greifbare Ergebnisse erzielen und<br />

ideologische Gegensätze am ehesten<br />

überwinden.<br />

Dabei gibt es Vorschläge, welche Lösungen<br />

sich lokal jeweils anbieten. 3 Für<br />

die extrem Hungernden – in der Regel<br />

die besonders verletzlichen Gruppen –<br />

die keine Chance haben, ihrem Schicksal<br />

durch eigener Hände Arbeit zu entrinnen,<br />

schlagen manche Projektpartner<br />

Sozialhilfefonds, Lebensmittelhilfe und<br />

eine Art Minimaleinkommen vor. Die<br />

Sozialhilfefonds werden als zusätzliches<br />

Instrument parallel zu laufenden<br />

Entwicklungsprojekten oder als spezielle<br />

Aufgaben von Nothilfeoperationen<br />

betrachtet. Unerlässlich erscheinen<br />

auch finanzielle Anreize, damit die<br />

bäuerliche Bevölkerung genügend<br />

Einkommen erwirtschaften kann und in<br />

den ländlichen Räumen bleibt. Denn<br />

Abwanderung trägt zur Verödung landwirtschaftlicher<br />

Nutzflächen bei, die<br />

Erträge gehen zurück, und sie<br />

erschwert die Lebenssituation der<br />

Zurückgebliebenen. Nur selten und<br />

wenig zuverlässig, so die Aussagen der<br />

Betroffenen, erreichen sie die finanziellen<br />

Transfers der abgewanderten<br />

Familienmitglieder. 4<br />

Hunger kann sich dann besonders<br />

schnell ausbreiten, wenn außergewöhnliche<br />

finanzielle Belastungen auftreten<br />

– also zum Beispiel Krankheiten oder<br />

Verletzungen einen Arztbesuch oder<br />

den Kauf von Medikamenten erforderlich<br />

machen. Häufig müssen dafür Betriebsmittel<br />

wie Vieh oder Saatgut verkauft<br />

werden. Entscheidend für eine<br />

effektive Hungerbekämpfung ist zudem<br />

in vielen Ländern die Durchführung<br />

von Land- und Agrarreformen – oft<br />

auch in Gegenden, die bisher nicht im<br />

Zusammenhang mit derartigen Maßnahmen<br />

genannt wurden: So ist Land in<br />

Zentralafrika, wo das traditionelle afri-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 62<br />

kanische Nutzungsrecht vorherrscht<br />

und eigentlich noch genügend Agrarfläche<br />

vorhanden ist, extrem ungleich<br />

verteilt und dies ein Grund für Hunger<br />

und Not.<br />

Wirkung landwirtschaftlicher<br />

Beratung begrenzt<br />

Kritisch sind daher die meisten herkömmlichen<br />

Landwirtschaftsprojekte zu<br />

sehen. 5 Denn diese finanzieren oft Beratungsdienste,<br />

um der bäuerlichen Bevölkerung<br />

neue, ertragreichere Produktionstechniken<br />

zu vermitteln. Abgesehen<br />

davon, dass sich solche Beratungsdienste<br />

gerne an wohlhabenderen und<br />

deshalb innovationsfreundlichen Betrieben<br />

orientieren, stehen ihre Beratungsinhalte<br />

auch solange auf tönernen Beinen,<br />

solange sie nicht mit finanziellen<br />

Anreizen einhergehen. Kombinationen<br />

von Beratungs- und Vermarktungsangeboten<br />

gekoppelt mit Preisanreizen<br />

gehen selten Hand in Hand. Das begrenzt<br />

die Wirkung der Beratung.<br />

Der deutsche Beitrag zur Hungerbekämpfung<br />

ist nur schwer messbar.<br />

Grundsätzlich sollte sich die deutsche<br />

Entwicklungszusammenarbeit in ihren<br />

Bemühungen zur Halbierung der Zahl<br />

der Hungernden bis 2015 auf die Länder<br />

konzentrieren, in denen Ernährungssicherung<br />

Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit<br />

ist. Dabei<br />

würde diese Hilfe einer öffentlichen<br />

Erfolgskontrolle unterworfen, was ihr<br />

langfristig nur nutzen kann. In diesem<br />

Sinne muss es auch darum gehen, die<br />

verschiedenen Akteure besser zu koordinieren.<br />

Synergieeffekte könnten genutzt<br />

werden, indem zum Beispiel<br />

staatliche Stellen die geeigneten politischen<br />

und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

schaffen, die erforderlich<br />

sind, damit lokale NRO-Arbeit fruchtbar<br />

werden kann.<br />

3 ebenda, S. 50 ff<br />

4 ebenda, S. 84 ff 5 ebenda, S. 43 u. 103


m Zehn Jahre Umsetzung der<br />

Beschlüsse von Kopenhagen und<br />

Peking für <strong>Deutschland</strong>:<br />

Was wurde erreicht?


Zur sozialen Lage in <strong>Deutschland</strong> zehn Jahre nach dem<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

VON KLAUS HEIDEL 1<br />

Nur wenige Jahre nach dem Ende der<br />

bipolaren Weltordnung – oder genauer:<br />

nach dem Zerfall des „östlichen Poles“<br />

derselben – waren die großen Weltkonferenzen<br />

in der ersten Hälfte der 90er<br />

Jahre von der Erwartung geprägt, weit<br />

gesteckte soziale und Entwicklungsziele<br />

erreichen zu können. In diesem<br />

Sinne verpflichteten sich die Staatsund<br />

Regierungschefs bei dem Weltgipfel<br />

für soziale Entwicklung in Kopenhagen<br />

im März 1995 in ihrer Erklärung<br />

dazu, „die beispiellosen Möglichkeiten<br />

zu nutzen, die sich uns nach dem Ende<br />

des Kalten Krieges bieten, um die soziale<br />

Entwicklung und die soziale Gerechtigkeit<br />

zu fördern“. Ausdruck dieser<br />

optimistischen Grundstimmung war,<br />

dass sozialer Fortschritt zum – allerdings<br />

nicht näher definierten – Leitbild<br />

in den Abschlussdokumenten aufsteigen<br />

konnte. Getragen vom Vertrauen in<br />

die Gestaltungsmacht von Politik,<br />

konnten sich die Staats- und Regierungschefs<br />

dazu verpflichten, nicht nur<br />

„Armut zu beseitigen“, sondern auch<br />

„das Ziel der Vollbeschäftigung als<br />

grundlegende Priorität unserer Wirtschafts-<br />

und Sozialpolitik zu fördern“<br />

und grundsätzlich „stabile, sichere und<br />

gerechte Gesellschaften“ aufzubauen. 2<br />

Zugleich betonten die Abschlussdokumente<br />

des Weltsozialgipfels, dass das<br />

Streben nach sozialem Fortschritt und<br />

sozialer Gerechtigkeit im Zentrum<br />

staatlichen Handelns stehen müsse:<br />

„Wir werden [...] bei nationalen, regionalen<br />

und internationalen Politiken und<br />

Maßnahmen der Förderung des sozialen<br />

Fortschritts, der Gerechtigkeit und<br />

der Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

auf der Grundlage der vollen Teilhabe<br />

aller Menschen höchste Priorität<br />

einräumen“. 3<br />

1 Klaus Heidel ist Mitbegründer und Mitarbeiter<br />

bei der Werkstatt Ökonomie e.V. und Sprecher<br />

von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

2 WSSD, Erklärung; Ziffer 5, Verpflichtung 1, 3<br />

und 4 http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/socsum/socsum2.htm<br />

3 ebenda, Ziffer 25<br />

In Abkehr von neoliberalen Politikansätzen,<br />

die seinerzeit unter anderem den<br />

Internationalen Währungsfonds und<br />

(abgeschwächt) die Weltbank beherrschten,<br />

betonten die Staats- und<br />

Regierungschefs zugleich, dass sozialer<br />

Fortschritt „nicht einfach durch das freie<br />

Spiel der Marktkräfte herbeigeführt“<br />

werden könne. Vielmehr bedürfe es<br />

„staatlicher Maßnahmen, um Marktversagen<br />

zu korrigieren, die Marktmechanismen<br />

zu ergänzen, die soziale Stabilität<br />

zu wahren und ein nationales und<br />

internationales Wirtschaftsumfeld zu<br />

schaffen, das ein bestandfähiges Wachstum<br />

in weltweitem Umfang fördert“. 4<br />

Vielfältige Hinweise auf die Menschenrechte<br />

sollten dieser fortschrittsoptimistischen<br />

Sichtweise völkerrechtliche Relevanz<br />

verleihen, wobei diese Hinweise<br />

unausgesprochen, aber unübersehbar<br />

die Vorstellung der Wiener Menschenrechtskonferenz<br />

von 1993 nachklingen<br />

ließen, dass Menschenrechte universal<br />

und unteilbar seien.<br />

Nicht zuletzt verband der Weltsozialgipfel<br />

nationale und internationale<br />

Perspektiven sowie – zumindest vom<br />

Anspruch her auf eine stärkere Kohärenz<br />

von Einzelpolitiken zielend – Sozial-,<br />

Wirtschafts- und Entwicklungspolitik:<br />

Es ging ihm um nicht weniger<br />

als um weltweiten sozialen Fortschritt.<br />

Sozialpolitische Defensiven<br />

Zehn Jahre nach dem Weltsozialgipfel<br />

hat sich diese fortschrittsoptimistische<br />

Perspektive weit gehend verflüchtigt.<br />

Das Streben nach sozialer Entwicklung<br />

und nach sozialem Fortschritt wurde<br />

auf das Defensivziel der Bekämpfung<br />

von Armut reduziert. An die Stelle des<br />

grundsätzlichen Vertrauens in die staatliche<br />

Lösungskompetenz trat das Misstrauen<br />

in die Fähigkeiten des Staates,<br />

zentrale soziale und wirtschaftliche<br />

4 WSSD Aktionsprogramm, Ziffer 6,<br />

http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/<br />

socsum/socsum6.htm<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 64<br />

Herausforderungen meistern zu können.<br />

Die zaghaften Versuche einer<br />

kohärenten Politikgestaltung blieben<br />

unter dem Druck vielfältiger Lobbybemühungen<br />

von Interessengruppen in<br />

Anfängen stecken. Und immer stärker<br />

trat als Handlungsantrieb die Sorge in<br />

den Vordergrund, im schärfer werdenden<br />

internationalen Wettbewerb in<br />

Zeiten der Globalisierung nicht mehr<br />

bestehen zu können.<br />

Selbst in reichen Industrieländern wie<br />

<strong>Deutschland</strong> gelang es der Politik nicht,<br />

auf den Gipfelhöhen von Kopenhagen<br />

zu bleiben – sofern dieser Weltgipfel<br />

überhaupt in ihrem Horizonte aufgetaucht<br />

war. So wurde diesem ersten<br />

Weltgipfel für soziale Entwicklung im<br />

Deutschen Bundestag zunächst nur eine<br />

gewisse entwicklungs-, aber keine sozialpolitische<br />

Bedeutung eingeräumt<br />

(wenn man von einem abgelehnten<br />

Antrag der damaligen PDS-Fraktion<br />

auf Einsetzung einer Kommission zur<br />

Überprüfung der Umsetzung der Verpflichtungen<br />

des Weltsozialgipfels einmal<br />

absieht).<br />

Erst im Mai 1999, ein halbes Jahr nach<br />

Antritt der rot-grünen Bundesregierung,<br />

kamen die damaligen Regierungsfraktionen<br />

auf den Kopenhagener Gipfel<br />

zurück, indem sie ihre Aufforderung an<br />

die Bundesregierung, einen Armutsund<br />

Reichtumsbericht vorzulegen, ausdrücklich<br />

mit dem Hinweis begründeten,<br />

<strong>Deutschland</strong> habe sich durch seine<br />

Unterschrift unter das Abschlussdokument<br />

von Kopenhagen zur Erstellung<br />

eines nationalen Armutsberichtes verpflichtet.<br />

Zwar betonte dieser Antrag in<br />

Übereinstimmung mit dem gemeinsamen<br />

Wort über die soziale und wirtschaftliche<br />

Lage, das die evangelische<br />

und die katholische Kirche in <strong>Deutschland</strong><br />

1997 vorgelegt hatten, dass der<br />

Bericht auch auf Reichtum eingehen<br />

müsse, doch machte seine Begründung<br />

deutlich, dass es den Antragstellern vor<br />

allem um die Bekämpfung von Armut<br />

ging.


Diesem Trend entsprach, wenn der ambitionierte<br />

Beschluss des Europäischen<br />

Rates von Lissabon im Jahre 2000, die<br />

Europäische Union bis zum Jahr 2010<br />

zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />

Wirtschaftsraum der Welt zu<br />

machen“, in seinem sozialpolitischen<br />

Teil vor allem auf die Herstellung eines<br />

sozialen Zusammenhanges angesichts<br />

existierender oder drohender sozialer<br />

Spaltungen zielte. Folgerichtig hießen<br />

die bisher zwei Aktionsprogramme der<br />

Bundesregierung zur Umsetzung des<br />

Lissabon-Beschlusses auch Aktionspläne<br />

„zur Bekämpfung von Armut und<br />

sozialer Ausgrenzung“.<br />

Je länger desto mehr war (auch) der<br />

deutschen Politik jener Optimismus<br />

verloren gegangen, der noch in den<br />

70er Jahren von „Mehr Demokratie<br />

wagen“ und „Modell <strong>Deutschland</strong>“<br />

reden konnte. Angesichts zunehmender<br />

Herausforderungen des Sozialstaates,<br />

einer von Regierungsprogrammen und<br />

Regierungswechseln unbeeindruckten<br />

Arbeitslosigkeit, zunehmender Armut<br />

und wachsender Unsicherheiten in Zeiten<br />

der Globalisierung war der Politik<br />

jeder Fortschrittsoptimismus abhanden<br />

gekommen.<br />

Deregulierungen und Rücknahmen<br />

sozialer Leistungen – eingeleitet von<br />

der Bundesregierung unter Helmut<br />

Kohl und von der rot-grünen Bundesregierung<br />

nach vorübergehender Rücknahme<br />

in anderer Form bekräftigt oder<br />

neu ins Werk gesetzt – wurden und<br />

werden mit der Notwendigkeit begründet,<br />

durch Anpassungsleistungen an<br />

vermeintliche Sachzwänge wenigstens<br />

den Kernbestand des Sozialstaates für<br />

künftige Generationen zu sichern und<br />

die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>Deutschland</strong>s angesichts der schärfer<br />

werdenden Weltmarktkonkurrenz wieder<br />

herzustellen.<br />

Vergleichbares gilt hinsichtlich der<br />

Versuche, das Gesundheitswesen und<br />

das Rentensystem angesichts knapper<br />

werdender öffentlicher Kassen und angesichts<br />

einer demographischen Herausforderung<br />

zukunftsfest zu machen.<br />

Dieser defensiven Grundausrichtung<br />

widersprachen nur wenige sozialpolitische<br />

Maßnahmen der rot-grünen<br />

Bundesregierung vor allem zur Verbesserung<br />

der Situation von Familien<br />

und bei der Eingliederung von Behinderten.<br />

Defensiv begründet wurde nicht zuletzt<br />

die Politik umfassender Steuersenkungen<br />

– von der Union mit den Petersberger<br />

Beschlüssen Mitte der 90er<br />

Jahre angestrebt, von der oppositionellen<br />

SPD im Bundesrat blockiert und<br />

von der selben Partei dann nach ihrem<br />

Regierungsantritt rasch realisiert. Denn<br />

erklärtes Ziel aller steuerpolitischen<br />

Reformansätze war und ist nicht sozialer<br />

Fortschritt, sondern Anpassung an –<br />

angeblich oder tatsächlich – veränderte<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Mit diesen Anpassungsversuchen einher<br />

ging der partielle Rückzug des<br />

Staates – ob Post oder Bahn, Altersvorsorge<br />

oder Gesundheitswesen, Wasserversorgung<br />

oder Bildung: Stets galt es<br />

als ausgemacht, dass der Staat je länger<br />

desto weniger in der Lage sei, Aufgaben<br />

zu bewältigen, die ehemals als<br />

öffentliche gedacht waren. Dass mit<br />

manchen Privatisierungen auch punktuell<br />

öffentliche Haushaltslöcher gestopft<br />

werden sollten, ist ein weiterer<br />

Hinweis auf den defensiven Charakter<br />

der Reformen der letzten zehn Jahre.<br />

Dieses Misstrauen in die eigene Problemlösungskompetenz<br />

konnte auch<br />

deshalb in politischen Entscheidungsgremien<br />

so rasch Einzug halten, weil<br />

schon lange bereit stehende liberale<br />

Perspektiven von Freiheit und Selbstverantwortung<br />

rasch mehrheitsfähig<br />

wurden: In solcher Sichtweise befreite<br />

der „aktivierende Sozialstaat“ mit seinem<br />

„Fördern und Fordern“ den Einzelnen<br />

vom Gängelband des bemutternden<br />

Sozialstaates, und der Einschnitt in<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 65<br />

eine wuchernde staatliche Bürokratie<br />

sollte der Entfaltung wirtschaftlicher<br />

Initiative Raum schaffen. Zugleich<br />

unterstrich das Konzept des „Förderns<br />

und Forderns“ die Notwendigkeit, dass<br />

sich die Menschen zur Anpassung an<br />

die Bedürfnisse des Marktes, der globalen<br />

Wirtschaft gar bereit erklären und<br />

fähig erweisen müssen.<br />

Vierfacher Paradigmenwechsel<br />

Zu besichtigen ist also ein vierfacher<br />

Paradigmenwandels:<br />

1. An die Stelle eines Vertrauens in<br />

die Möglichkeiten einer perspektivischen<br />

Politikgestaltung trat die Anpassung<br />

der Politik an empfundene<br />

Sachzwänge.<br />

2. Die Regulierung des Marktes nach<br />

den Bedürfnissen des Menschen<br />

wurde verdrängt von der Auffassung,<br />

Menschen hätten sich an die<br />

Bedürfnisse des Marktes anzupassen.<br />

3. Vom Streben nach sozialem Fortschritt<br />

blieb als Restgröße der<br />

Fokus auf Armutsbekämpfung<br />

4. und die staatliche Fürsorgepolitik<br />

wurde zurück gefahren im Namen<br />

einer Förderung der Eigeninitiative<br />

und im Vertrauen auf den gesellschaftlichen<br />

Nutzen von Privatisierungen.<br />

Zeitgleich zu diesem Paradigmenwandel<br />

war der bis dahin vorherrschende<br />

Begriff sozialer Gerechtigkeit fragwürdig<br />

geworden. Legte er doch Wert auf<br />

eine ausreichende Ressourcenausstattung<br />

aller Bürgerinnen und Bürger und<br />

zielte daher – unter anderem – auf Verteilungsgerechtigkeit.<br />

Jetzt aber war<br />

dieses Ziel angesichts der offensichtlichen<br />

Ungleichverteilung materieller<br />

Ressourcen obsolet geworden. Verteilungsgerechtigkeit<br />

wurde nicht mehr<br />

als ausdrückliches Ziel akzeptiert, sondern<br />

zum Nebenprodukt einer sich entwickelnden<br />

Kultur der Chancengleichheit<br />

erklärt.


Selbst der zweite Armuts- und Reichtumsbericht<br />

der Bundesregierung nahm<br />

ein Gerechtigkeitsverständnis auf, das<br />

sich ausdrücklich gegen einen Begriff<br />

von sozialer Gerechtigkeit als Ausgleich<br />

sozialer Ungleichheiten wendet<br />

mit der Begründung: „Ein rein passiver<br />

Ausgleich sichert den materiellen Status<br />

nur vorübergehend“. 5 Problematisch<br />

hierbei ist, dass Befähigungs- und<br />

Chancengerechtigkeit an die Stelle von<br />

Verteilungsgerechtigkeit gesetzt wurden.<br />

Soll über die Befähigungsgerechtigkeit<br />

die Beteiligung aller Bürger angestrebt<br />

werden, dann müssen jedoch<br />

auch die Voraussetzungen dieser Befähigung<br />

und Beteiligung gerade durch<br />

verteilungspolitische Maßnahmen gesichert<br />

werden. Befähigungsgerechtigkeit,<br />

die Chancengerechtigkeit im Blick<br />

hat, und Verteilungsgerechtigkeit dürfen<br />

nicht gegeneinander ausgespielt<br />

werden, sondern bedingen einander.<br />

Es muss zu denken geben, dass gerade<br />

in einer Zeit, in der <strong>Deutschland</strong> so<br />

reich wie nie zu vor ist und zugleich<br />

Armut bedrängend zugenommen hat,<br />

die Orientierung an der Verteilungsgerechtigkeit<br />

durch eine Orientierung<br />

an der Befähigungs-, Teilhabe- oder<br />

Chancengerechtigkeit abgelöst werden<br />

soll. Chancengleichheit beim Start ist<br />

aber eine Täuschung, solange die einen<br />

unter Bedingungen von relativer Armut<br />

und die anderen unter bislang nicht<br />

gekanntem Wohlstand an den Start<br />

gehen.<br />

Reicher werden reicher, Arme ärmer<br />

Denn in der Tat hat sich in <strong>Deutschland</strong><br />

in den zehn Jahren seit dem Weltsozialgipfel<br />

ein wesentlich älterer Trend fortgesetzt,<br />

der Reiche reicher und Arme<br />

ärmer werden ließ. Zwar darf gerade im<br />

internationalen Vergleich nicht unterschätzt<br />

werden, dass in <strong>Deutschland</strong><br />

5 „Lebenslagen in <strong>Deutschland</strong>. Der 2. Armutsund<br />

Reichtumsbericht der Bundesregierung“,<br />

S. LII<br />

weit überdurchschnittlicher Reichtum<br />

auf der einen und Armut auf der anderen<br />

Seite keinesfalls die soziale Wirklichkeit<br />

beherrschen, denn der überwiegende<br />

Teil der Bevölkerung ist weder<br />

arm noch sehr reich. Dennoch aber<br />

rückten der obere und der untere Rand<br />

der Verteilung finanzieller Ressourcen<br />

je länger desto weiter auseinander.<br />

Auch wenn dieser langfristige Trend<br />

durch die Sonderbedingungen im Gefolge<br />

der der deutschen Wiedervereinigung<br />

überlagert wurde, ist er dennoch<br />

klar zu erkennen.<br />

Einerseits nämlich nutzten die privaten<br />

Haushalte das jahrzehntelange Wirtschaftswachstum<br />

<strong>Deutschland</strong>s zu<br />

einem gewaltigen Vermögensaufbau:<br />

Reichtum ist in <strong>Deutschland</strong> vor allem<br />

privater Reichtum. So stieg nach Angaben<br />

der Deutschen Bundesbank das<br />

gesamte Bruttovermögen privater Haushalte<br />

(ohne Betriebsvermögen) preisbereinigt<br />

von rund zwei Billionen Euro<br />

im Jahr 1970 auf 8,5 Billionen in 1999.<br />

Das Geldvermögen kletterte im gleichen<br />

Zeitraum real auf das 5,6fache des<br />

Wertes von 1970. (Der Einbruch nach<br />

dem Börsencrash von 1999 ist inzwischen<br />

wieder überwunden.)<br />

Dieser wachsende private Reichtum<br />

zeigt sich auch im kräftigen Anstieg der<br />

Unternehmens- und Vermögenseinkommen<br />

privater Haushalte, die 2003<br />

inflationsbereinigt das 2,7fache des<br />

Wertes von 1970 erreichten: Noch 1960<br />

waren die privaten Unternehmens- und<br />

Vermögenseinkommen „nur“ doppelt so<br />

hoch wie die der Kapitalgesellschaften<br />

(Aktiengesellschaften und GmbHs),<br />

2003 aber betrugen sie – trotz einer<br />

zweijährigen Abschwungphase – mit<br />

450 Milliarden Euro das Zehnfache der<br />

entsprechenden Einkommen der Kapitalgesellschaften.<br />

Andererseits aber ist der wachsende<br />

private Reichtum immer ungleicher<br />

verteilt. Dies zeigten auch die beiden<br />

Armuts- und Reichtumsberichte der<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 66<br />

Bundesregierung. Ihnen und einer Vielzahl<br />

weiterer Studien ist zu entnehmen,<br />

dass die Konzentration der Einkommen<br />

und Vermögen mit Beginn der 90er zunahm.<br />

In diesen Jahren wuchs zum Beispiel<br />

nach Angaben der offiziellen Statistik<br />

der Vermögensanteil des obersten<br />

Zehntels der westdeutschen Haushalte<br />

von 41 auf fast 45 Prozent. 6 Demgegenüber<br />

kamen die „untere“ Hälfte<br />

der Haushalte 2003 zusammen gerade<br />

einmal auf 4,4 Prozent des Gesamtvermögens<br />

nach 5,4 Prozent im Jahre<br />

1993. Am untersten Ende der Vermögensverteilung<br />

verschärfte sich die<br />

Verschuldung. 2003 war das ärmste<br />

Zehntel der Haushalte in den alten<br />

Bundesländern in der Höhe von 0,5<br />

Prozent des Vermögens verschuldet.<br />

1993 waren es noch 0,2 Prozent gewesen.<br />

Dieser Struktur der westdeutschen<br />

Vermögensverteilung glich sich die ostdeutsche<br />

tendenziell an.<br />

Dass die Vermögensverteilung in Wirklichkeit<br />

noch ungleicher sein dürfte,<br />

legt ein Blick in die frühere Vermögensteuerstatistik<br />

nahe. Auf der Grundlage<br />

ihrer letzten Darstellung für 1995 kann<br />

geschätzt werden, dass damals ein<br />

Drittel des gesamten veranlagten deutschen<br />

Privatvermögens im Besitz von<br />

weniger als 0,1 Prozent der Haushalte<br />

war. 7 Diese Konzentration der Vermögen<br />

dürfte – folgen wir dem Trend, den<br />

die offizielle Haushaltstichprobe zeigt<br />

– zugenommen haben.<br />

6 So die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />

(EVS). Sie wird in etwa fünfjährigem<br />

Turnus vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit<br />

mit den Statistischen Landesämtern<br />

durchgeführt.<br />

7 Die Vermögenssteuerstatistik erfasste Steuerpflichtige<br />

und nicht Haushalte, daher ist diese<br />

Angabe eine (allerdings vorsichtige) Schätzung.<br />

Leider gibt es für die Folgejahre keine<br />

vergleichbar ausdifferenzierten Daten mehr, da<br />

mit der Aussetzung der Vermögensteuer auch<br />

die diesbezügliche Statistik wegfiel, die sonst<br />

zur Verfügung stehenden offiziellen Erhebungen<br />

aber keine vergleichbaren Daten bereit<br />

stellen.


Sozialpolitisch von besonderer Bedeutung<br />

ist, dass vor allem die Geldvermögen<br />

immer ungleicher verteilt sind:<br />

1993 besaßen die „reichsten“ zehn Prozent<br />

der Haushalte 44,5 Prozent des<br />

gesamten Nettogeldvermögens, 2003<br />

waren es 51 Prozent. Die Schulden des<br />

„ärmsten“ Zehntels verschärften sich in<br />

diesen Jahren, und das zweitunterste<br />

Zehntel verlor seine ehemals winzigen<br />

Anteile am gesamten Geldvermögen.<br />

Hierbei sind die Einkommen aus Vermögen<br />

und die Ersparnis noch ungleicher<br />

als die Vermögen selbst verteilt.<br />

Deshalb dürfte die Vermögenskonzentration<br />

eher zu- als abnehmen. Da aber<br />

die Vermögensbildung eine, wenn nicht<br />

gar die entscheidende Voraussetzung<br />

dafür ist, dass Menschen kapitalgedeckte<br />

Vorsorge treffen können, sind<br />

also die entsprechenden Verwirklichungschancen<br />

extrem ungleich verteilt.<br />

Zeitgleich mit dem Anstieg und der<br />

Konzentration des privaten Reichtums<br />

nahm Armut zu. Dies ist oft dokumentiert<br />

und auch vom zweiten Armutsund<br />

Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

beschrieben worden. An weniges<br />

sei erinnert:<br />

Erstens sind immer mehr Menschen<br />

potentiell auf staatliche Transfers angewiesen,<br />

um sozial nicht ausgegrenzt zu<br />

werden: Seit Anfang der 80er Jahre<br />

stieg der Bevölkerungsanteil in Haushalten<br />

unter der Grenze zur relativen<br />

Armut beständig: Lebten 1978 in relativ<br />

armen Haushalten 6,5 Prozent der<br />

Bevölkerung, waren es 2002 in den<br />

alten Bundesländern über elf Prozent,<br />

wobei der Anteil der in relativer Armut<br />

Lebenden vor allem in den 80er und<br />

frühen 90er Jahren und damit ausgerechnet<br />

in Zeiten hohen Wirtschaftswachstums<br />

stark zunahm. 8 Auch in den<br />

neuen Bundesländern wuchs der Be-<br />

8 Die Grenze zur relativen Armut liegt bei 50<br />

Prozent des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens<br />

(arithmetisches Mittel).<br />

völkerungsanteil der Menschen in relativer<br />

Armut und liegt deutlich über dem<br />

westdeutschen Niveau. (Ob Menschen<br />

in relativer Einkommensarmut tatsächlich<br />

sozial ausgegrenzt sind, hängt von<br />

mehreren Faktoren ob, die Wahrscheinlichkeit<br />

aber ist hoch.)<br />

Zweitens gibt es Bevölkerungsgruppen,<br />

die überdurchschnittlich oft in relativer<br />

Armut leben – ein deutlicher Hinweis<br />

darauf, dass weit eher strukturelle als<br />

individuelle Faktoren für prekäre Lebenslagen<br />

verantwortlich und daher<br />

sozialpolitische Sanktionen wie das<br />

Absenken von Leistungen keine armutsbekämpfenden<br />

Maßnahmen sind.<br />

Neben jungen Menschen unter 24 Jahren,<br />

Einpersonenhaushalte und allein<br />

Erziehenden leben Arbeitslose weit<br />

überdurchschnittlich in relativ einkommensarmen<br />

Haushalten. 1998 hatte ein<br />

Drittel von ihnen ein Einkommen unter<br />

der Armutsrisikoquote, 2003 waren es<br />

aber fast 41 Prozent. Dieser vielfach<br />

dokumentierte Befund einer zunehmend<br />

prekärer werdenden Situation der<br />

Haushalte Arbeitsloser wirft ein düsteres<br />

Licht auf die Arbeitsmarktreformen<br />

der letzten Jahre und hier insbesondere<br />

auf die Einführung des Arbeitslosengeldes<br />

II.<br />

Drittens verschärfte sich Armut in den<br />

letzten drei Jahrzehnten – wodurch sich<br />

der Bedarf an staatlichen Transfers<br />

potentiell erhöhte: 1973 wäre eine<br />

durchschnittliche Aufbesserung des<br />

Einkommens relativ armer Haushalte<br />

um 8,7 Prozent ausreichend gewesen,<br />

um die Grenze zur relativen Armut zu<br />

erreichen, 1998 aber hätte es einer<br />

Einkommenserhöhung um 25 Prozent<br />

bedurft. Seither blieb die Armutslücke<br />

in etwa konstant und in den alten Bundesländern<br />

spürbar über dem Wert für<br />

Ostdeutschland.<br />

Viertens nahm die Dauer der Unterstützungsbedürftigkeit<br />

armer Haushalte zu,<br />

denn die Einkommensmobilität dieser<br />

Haushalte sank. Es stieg also die Wahr-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 67<br />

scheinlichkeit, dass einmal in Armut<br />

abgesunkene Haushalte auch arm bleiben.<br />

Vor allem bei Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und Überschuldung setzte sich<br />

Armut fest. In diesem Zusammenhang<br />

ist besonders bedeutsam, dass der Anteil<br />

überschuldeter Haushalte von 1999<br />

bis 2002 deutlich auf acht Prozent zunahm<br />

– ein Anstieg um 13 Prozent –<br />

und diese überschuldeten Haushalte zu<br />

einem großen Teil unterhalb der<br />

Armutsrisikogrenze zu finden sind.<br />

Fünftens entstanden sozialräumliche<br />

Verdichtungen von Armutslagen mit<br />

überdurchschnittlicher „Vererbung“ von<br />

sozialer Ausgrenzung: Stadtteile oder<br />

Regionen, die sich durch hohe Armutsund<br />

Arbeitslosigkeitsquoten sowie<br />

durch Verwahrlosung des öffentlichen<br />

Raumes bei Verschlechterung der Infrastruktur<br />

auszeichnen. Armut scheint<br />

somit Armut „anzuziehen“ – wie Reichtum<br />

Reichtum. Diese sozialräumliche<br />

und intergenerative Verdichtung von<br />

Armut zeigt, dass eine gerechte Verteilung<br />

von Verwirklichungschancen<br />

ohne ausreichende finanzielle Ausstattung<br />

der Haushalte am unteren Ende<br />

der Einkommens- und Vermögensverteilung<br />

nicht zu haben sein wird: Auch<br />

Befähigungsgerechtigkeit kommt ohne<br />

Verteilungsgerechtigkeit nicht aus.<br />

Der Strukturwandel des<br />

Arbeitsmarktes<br />

Dass aber soziale Gerechtigkeit in jeder<br />

ihrer Ausprägungen auf Dauer bedroht<br />

ist, hängt entscheidend mit einem<br />

Strukturwandel des Arbeitsmarktes<br />

zusammen, der sich weit gehend unbeeindruckt<br />

vom Wechsel der Regierungen<br />

und Politiken vollzog. Dabei erwies<br />

sich vor allem und gegen jede tagespolitische<br />

Polemik der Anstieg der Massenarbeitslosigkeit<br />

als mehr oder weniger<br />

politikresistent.<br />

Denn eine Hauptursache dafür, dass<br />

immer mehr Menschen relativ arm sind,<br />

dass Armut schärfer wird und Armuts-


lagen länger dauern, ist der Umstand,<br />

dass die auf dem Markt durch Erwerbsarbeit<br />

und Vermögen erzielten Einkommen<br />

– die Markteinkommen also – für<br />

eine steigende Zahl von Menschen<br />

nicht mehr ausreichten, um sich vor<br />

relativer Armut zu schützen. Während<br />

1973 erst etwas über 20 Prozent der<br />

Bevölkerung in Haushalten mit einem<br />

Markteinkommen unter der Grenze zur<br />

relativen Armut lebten, war dieser Anteil<br />

bis 1998 auf über 30 Prozent gestiegen.<br />

Diese Entwicklung setzte sich<br />

in den Folgejahren fort – im Jahre 2003<br />

hätten sich in den alten Bundesländern<br />

38,3 Prozent und in den neuen 55,1<br />

Prozent der Bevölkerung in Haushalten<br />

unter der Armutsrisikogrenze befunden,<br />

wenn öffentliche Transfers relative Einkommensarmut<br />

nicht verhindert<br />

hätten. 9<br />

Hintergrund dieser Entwicklung ist vor<br />

allem ein mehrfacher Strukturwandel<br />

des Arbeitsmarktes. 10 Wenige Aspekte<br />

seien angedeutet:<br />

Seit den 80er Jahren nahm der Niedriglohnbereich<br />

zu und umfasste im Jahre<br />

2001 in den alten Bundesländern 15<br />

Prozent der Vollzeitbeschäftigten. Der<br />

Wert für Gesamtdeutschland lag zu diesem<br />

Zeitpunkt bei 17,4 Prozent. 11<br />

Die Zahl der ausschließlich geringfügig<br />

Beschäftigten wuchs seit Ende der 80er<br />

Jahre, in den 90er Jahren stark und<br />

stieg seit der Reform der geringfügigen<br />

Beschäftigung zum 1. April 2003<br />

sprunghaft auf fast fünf Millionen im<br />

9 Die Armutsrisikogrenze bezieht sich auf das<br />

Unterschreiten eines Einkommens von 60<br />

Prozent des Median. Da der zweite Armutsund<br />

Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

einer anderen Systematik als der erste folgt,<br />

ist ein präziser Langzeitvergleich nicht möglich.<br />

10 Im Blick auf Teilaspekte kommen andere<br />

Faktoren – wie etwa die deutliche Zunahme<br />

allein Erziehender – hinzu.<br />

11 Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

der Bundesagentur für Arbeit bezeichnet<br />

einen Lohn, der unterhalb von zwei Dritteln<br />

des Medianlohnes liegt, als Niedriglohn.<br />

Juni 2004 an. Auf diese Weise wurden<br />

unter anderem Vollzeitbeschäftigungen<br />

verdrängt und Arbeitsverhältnisse geschaffen,<br />

die kein ausreichendes Erwerbseinkommen<br />

bieten. Etwa drei<br />

Viertel dieser Minijobber sind zwischen<br />

20 und 65 Jahre alt und damit in<br />

einer erwerbsbiographischen Phase, in<br />

der sie mehrheitlich ausschließlich auf<br />

Einkommen aus Erwerbsarbeit angewiesen<br />

sein dürften.<br />

Vor allem aber und im scharfen Widerspruch<br />

zu dem Fortschrittsoptimismus<br />

des Weltsozialgipfels verfestigte sich<br />

die Arbeitslosigkeit. Der Anteil Langzeitarbeitsloser<br />

an allen Arbeitslosen<br />

nahm von fünf Prozent im Jahre 1974<br />

auf nahezu 40 Prozent in 2000 zu.<br />

Zwar fiel er in den Folgejahren spürbar,<br />

doch seit 2003 steigt er wieder. Dabei<br />

nimmt mit dem Alter die Gefahr zu, nie<br />

wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen<br />

zu können – mehr als die Hälfte der<br />

über 50jährigen Arbeitslosen ist länger<br />

als ein Jahr ohne bezahlte Arbeit. Dieser<br />

Befund ist deshalb sozialpolitisch<br />

besonders bedeutsam, weil es erstens<br />

einen engen und gut dokumentierten<br />

Zusammenhang von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und Armut gibt. Zweitens ist<br />

eine Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen<br />

in den Arbeitsmarkt<br />

schon allein deshalb unwahrscheinlich,<br />

weil die geschätzte Gesamtzahl der<br />

offenen Stellen – und nicht nur die der<br />

gemeldeten – deutlich unter der Zahl<br />

der Arbeitslosen liegt und daher ältere<br />

Menschen mit vielen jüngeren konkurrieren<br />

müssen, die zumindest im Anstellungsfalle<br />

billiger als ältere Beschäftigte<br />

sind. In den alten Bundesländern<br />

kamen 2001 auf eine offene<br />

Stelle zweieinhalb Arbeitslose, in den<br />

neuen Ländern waren es sogar zehn.<br />

Seither hat sich diese Schere weiter<br />

geöffnet.<br />

Hierbei hat sich die Situation seit Beginn<br />

der 90er Jahre verschärft. Zwar<br />

stieg die Arbeitslosenquote in <strong>Deutschland</strong><br />

seit Mitte der 70er Jahre wellen-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 68<br />

förmig an, doch erst seit Anfang der<br />

90er Jahre kam es zu einem dramatischen<br />

Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten: Sie<br />

sank von 29,3 Millionen 1991 auf 26,5<br />

Millionen im Jahr 2004. Dieser Rückgang<br />

um 2,8 Millionen entsprach einem<br />

Einbruch um rund zehn Prozent. Dieser<br />

Rückgang ist im Gegensatz zur häufig<br />

vertretenen Auffassung keine neue Entwicklung.<br />

Bereits von 1992 bis 1998<br />

ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Gesamtdeutschland<br />

täglich um 967 zurück, im<br />

Zeitraum 2001 bis 2004 betrug dieser<br />

Rückgang 1.181 Beschäftigte pro Tag.<br />

Auffällig ist hierbei erstens, dass das<br />

Bruttoinlandsprodukt in diesen Jahren<br />

des Einbruches auf dem Arbeitsmarkt<br />

real weiter wuchs: Wirtschaftswachstum<br />

schafft keinesfalls immer „von sich<br />

aus“ Arbeitsplätze.<br />

Globalisierung schuf Arbeitsplätze<br />

Zweitens zeigt ein genauerer Blick auf<br />

die Ursachen der Massenarbeitslosigkeit,<br />

dass es keinesfalls die Globalisierung<br />

ist, die vor allem für die Massenarbeitslosigkeit<br />

verantwortlich ist –<br />

ganz im Gegensatz zu der seit Jahrzehnten<br />

von Unternehmen mit großem<br />

Nachdruck vorgetragenen und seit<br />

einem Jahrzehnt von der Gesellschaft<br />

weithin geglaubten Behauptung, die<br />

Arbeitslosigkeit sei vor allem eine<br />

Folge fehlender internationaler wirtschaftlicher<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Ohne Globalisierung wäre nämlich die<br />

Arbeitslosigkeit höher. Von 1995 bis<br />

2000 12 stieg die Zahl der exportabhängigen<br />

Erwerbstätigen im Verarbeitenden<br />

Gewerbe netto um 8,9 Prozent oder<br />

12 Neuere Zahlen für die zugrunde liegende<br />

Input-Output-Rechnung des Statistischen<br />

Bundesamtes und des Sachverständigenrates<br />

zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung lagen im Sommer 2005 noch<br />

nicht vor.


um rund 300.000. 13 In diesen Jahren<br />

sind also im gesamtwirtschaftlichen<br />

Saldo durch die Globalisierung mehr<br />

Arbeitsplätze entstanden als verloren<br />

gegangen.<br />

Im Gegensatz hierzu wurde die Arbeitslosigkeit<br />

verschärft durch Entwicklungen,<br />

die nicht – oder zumindest nicht in<br />

erster Linie – mit der Globalisierung<br />

zusammen hängen:<br />

Im Zuge der Wiedervereinigung<br />

gingen über 800.000 Arbeitsplätze<br />

verloren.<br />

Von 1991 bis 2003 wurde im<br />

öffentlichen Dienst die Zahl der<br />

Vollzeitbeschäftigten (ohne die privatisierte<br />

frühere Deutsche Bundespost<br />

und ohne Deutsche Bahn)<br />

von 4,4 Millionen auf 3,0 Millionen<br />

reduziert – ein Belegschaftsabbau<br />

um rund 32 Prozent, der auch durch<br />

den Anstieg der Teilzeitbeschäftigten<br />

von 0,9 Millionen auf 1,2 Millionen<br />

nicht ausgeglichen wurde.<br />

Dieser Stellenabbau ist nicht mit<br />

fehlender Wettbewerbsfähigkeit<br />

deutscher Unternehmen zu erklären,<br />

sondern mit finanziellen Engpässen<br />

der öffentlichen Kassen und einer<br />

falschen Sparpolitik der öffentlichen<br />

Hand. Er ist damit unmittelbar<br />

im Zusammenhang mit öffentlicher<br />

Armut zu sehen.<br />

Der Rückgang der Bauinvestitionen<br />

in den neuen Bundesländern führte<br />

von 1995 bis 1999 zum Verlust von<br />

rund 250.000 Arbeitsplätzen im<br />

Baugewerbe und allen vorgelagerten<br />

Lieferbereichen.<br />

13 In diesem Zusammenhang ist aufschlussreich,<br />

dass die Automobilindustrie und der Maschinenbau<br />

deutlich überdurchschnittliche Beschäftigungszuwächse<br />

verzeichneten, obgleich<br />

in beiden Produktionsbereichen auch die Zahl<br />

der Beschäftigten in Tochtergesellschaften im<br />

Ausland bemerkenswert stieg. Umgekehrt<br />

ging die Zahl der in <strong>Deutschland</strong> exportabhängig<br />

Beschäftigten in der Chemischen Industrie<br />

stark zurück, und zugleich schrumpften die<br />

Belegschaften ausländischer Tochtergesellschaften.<br />

Allerdings sind Geringqualifizierte<br />

Verlierende der Globalisierung, denn<br />

im Zuge der neuen europaweiten und<br />

teilweise infolge der globalen Arbeitsteilung<br />

fallen in <strong>Deutschland</strong> Arbeitsplätze<br />

für Un- und Angelernte weg. Ein<br />

Absenken ihrer ohnehin schon dürftigen<br />

Löhne wäre keine Lösung.<br />

Drittens werden in der öffentlichen<br />

Diskussion sozial- und arbeitsmarktpolitische<br />

Anpassungsstrategien empfohlen,<br />

die das komplexe Bündel der Ursachen<br />

für die Massenarbeitslosigkeit<br />

zumindest falsch akzentuieren:<br />

Es wird behauptet, dass die im<br />

internationalen Vergleich zu hohe<br />

Steuerbelastung Mitschuld an der<br />

Arbeitslosigkeit trage. Dabei wird<br />

auf die im internationalen Vergleich<br />

zu hohe Quote der Steuern und Sozialabgaben<br />

verwiesen. Dass diese<br />

Abgaben in der Tat den Faktor Arbeit<br />

über Gebühr belasten, kann<br />

nicht bestritten werden. Immerhin<br />

aber lag die Quote 2002 mit 43,6<br />

Prozent etwas unter dem EU-<br />

Durchschnitt.<br />

Falsch ist die mit Verweis auf „die“<br />

Globalisierung vorgebrachte Behauptung,<br />

die Löhne seien zu stark<br />

gestiegen. Tatsache ist, dass die realen<br />

Nettolöhne im Jahre 2003 im<br />

Durchschnitt um fünf Prozent unter<br />

dem Niveau von 1993 lagen. Noch<br />

bedeutsamer ist der reale Rückgang<br />

der Lohnstückkosten seit 1993 – im<br />

Jahre 2003 unterschritten sie das<br />

Niveau von 1975 inflationsbereinigt<br />

um fast zehn Prozent. Gegen das<br />

Lohnkostenargument spricht auch<br />

die hohe Arbeitslosigkeit in den<br />

neuen Bundesländern, obgleich dort<br />

die Löhne noch immer deutlich<br />

unter Westniveau liegen.<br />

Im Gegensatz zur herrschenden Meinung<br />

sind also „die“ Globalisierung<br />

und das behauptete Fehlen der internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit des<br />

„Standortes <strong>Deutschland</strong>“ nicht die<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 69<br />

Hauptursachen für die hohe Arbeitslosigkeit<br />

in unserem Lande. Damit soll<br />

nicht bestritten werden, dass Globalisierungsprozesse<br />

beträchtliche Anpassungs-<br />

und Gestaltungsleistungen auch<br />

im Blick auf den Arbeitsmarkt erfordern.<br />

Sie müssen aber auf einer zutreffenden<br />

Analyse beruhen, sollen sie<br />

tragfähig sein.<br />

So darf nicht übersehen oder unterschlagen<br />

werden, dass die hohe Arbeitslosigkeit<br />

zu Teilen eine Folge einer<br />

Wirtschafts- und Sozialpolitik ist, die<br />

einseitig auf die Förderung der Angebotseite<br />

und damit falsche Akzente<br />

setzte. Denn 41 Prozent der Erwerbstätigen<br />

sind direkt oder indirekt mit der<br />

Produktion privater Konsumgüter beschäftigt,<br />

die zu einem großen Teil für<br />

den Inlandsmarkt bestimmt sind. Die<br />

Inlandsnachfrage aber brach von 2000<br />

bis 2003 um 44,3 Prozent (in Preisen<br />

von 1995) ein. Zur Bekämpfung der<br />

Arbeitslosigkeit hätte also die Inlandsnachfrage<br />

angekurbelt werden müssen.<br />

Dies geschah nicht. Stattdessen wurden<br />

die öffentlichen Investitionen so dramatisch<br />

gekürzt, dass sie heute in der<br />

Europäischen Union an vorletzter Stelle<br />

liegen.<br />

Schieflage der sozialpolitischen<br />

Auseinandersetzung<br />

Im August 2003 berichtete die Bild-<br />

Zeitung empört über den Missbrauch<br />

von Sozialhilfe durch einen als „Florida-Rolf“<br />

bezeichneten Rentner. Diese<br />

Polemik auf Stammtisch-Niveau wäre<br />

nicht weiter bemerkenswert, wäre sie<br />

nicht bezeichnend für eine Schieflage<br />

der sozialpolitischen Auseinandersetzung.<br />

In ihr wird nämlich weithin<br />

unterstellt, „die“ Sozialhilfeempfänger<br />

seien mitschuldig an der als erdrückend<br />

empfundenen „Misere“ des Sozialstaates<br />

und damit an öffentlicher Armut.<br />

Doch die frühere Sozialhilfe<br />

macht nur einen kleinen Teil des<br />

Sozialbudgets aus.


Dies mag auf den ersten Blick überraschen,<br />

denn die Anzahl der Empfängerinnen<br />

und Empfänger laufender<br />

Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe<br />

im engeren Sinne) 14 stieg von 0,5 Millionen<br />

im Jahre 1970 auf über 2,5 Millionen<br />

1997 (nur alte Bundesländer).<br />

Dieser Anstieg hing ursächlich auch<br />

mit der Zunahme von Arbeitslosigkeit<br />

zusammen. Seit 1998 bis zur Zusammenlegung<br />

von Sozial- und Arbeitslosenhilfe<br />

zum 1. Januar 2005 verharrte<br />

die Zahl der Sozialhilfe im engeren<br />

Sinne Empfangenden auf hohem<br />

Niveau.<br />

Trotzdem aber, und das wird in der<br />

sozialpolitischen Auseinandersetzung<br />

häufig unterschlagen, stagnierten die<br />

Ausgaben für die Sozialhilfe im engeren<br />

Sinne seit dem ersten Drittel der<br />

90er Jahre und fielen inflationsbereinigt<br />

von 1998 bis 2003 um rund acht<br />

Prozent. Die Leistungen pro Person<br />

gingen deutlich zurück. In den letzten<br />

Jahren vor der Zusammenlegung von<br />

Sozial- und Arbeitslosenhilfe überstieg<br />

die Hilfe zur Eingliederung behinderter<br />

Menschen – die zur Hilfe in besonderen<br />

Lebenslagen gehört – die Sozialhilfe<br />

im engeren Sinne.<br />

Vor allem betrug der Anteil der Sozialhilfe<br />

im engeren Sinne an allen staatlichen<br />

Zuweisungen für Leistungen des<br />

Sozialbudgets in den letzten Jahren vor<br />

Einführung des Arbeitslosengeldes II<br />

„nur“ rund vier Prozent. 15 Schon allein<br />

deshalb konnte die frühere Sozialhilfe<br />

nicht dafür verantwortlich gemacht<br />

werden, dass sich seit dem Jahre 2000<br />

öffentliche Armut verschärfte.<br />

14 Die frühere Sozialhilfe setzte sich aus laufender<br />

Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von<br />

Einrichtungen (Sozialhilfe im engeren Sinne)<br />

und Hilfe in besonderen Lebenslagen (vor<br />

allem Eingliederungshilfen für behinderte<br />

Menschen, Hilfe zur Pflege und Hilfe bei<br />

Krankheit) zusammen.<br />

15 Zum Vergleich: Die staatlichen Zuweisungen<br />

an die Rentenversicherung machen über 28<br />

Prozent des Staatsanteiles am Sozialbudget<br />

aus.<br />

Diese Aussage gilt selbst im Blick auf<br />

Kommunen: Seit Beginn der neunziger<br />

Jahre schwankte die Relation der<br />

Bruttoausgaben für die laufende Hilfe<br />

zum Lebensunterhalt zu den kommunalen<br />

Einnahmen zwischen sechs und<br />

etwas über sieben Prozent – „die“<br />

Sozialhilfeempfängerinnen und –empfänger<br />

sind also nicht an der Finanzmisere<br />

der Kommunen Schuld. Ganz<br />

im Gegenteil wirkten sich die Leistungskürzungen<br />

für das Sozialbudget<br />

der öffentlichen Hand entlastend aus –<br />

und verschärften Armut.<br />

Dass aber mitten im Reichtum öffentliche<br />

Armut zunimmt, ist vor allem eine<br />

Folge rückläufiger Einnahmen des<br />

Staates: Seit 2001 sank das kassenmäßige<br />

Steueraufkommen real und fiel auf<br />

das Niveau von 1994 zurück. Die<br />

Lohnsteuer erbrachte 2004 inflationsbereinigt<br />

fast 30 Milliarden Euro weniger<br />

als 1995, ein Rückgang um über<br />

zwanzig Prozent. Die Einnahmen aus<br />

der veranlagten Einkommensteuer<br />

lagen 2004 real um rund 19 Milliarden<br />

Euro unter dem Aufkommen von 1991<br />

– bei uneinheitlichem Verlauf entsprach<br />

dies einem Gesamtrückgang von über<br />

78 Prozent. Auch die Steuerzahlung<br />

aller Kapitalgesellschaften (Körperschafts-<br />

und Gewerbesteuer) brachen –<br />

trotz guter Ertragslage der Unternehmen<br />

– kräftig ein. Insgesamt sank die<br />

effektive Steuerquote auf unter 21 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes. Diese<br />

steuerliche Entlastung führte nicht zur<br />

erhofften konjunkturellen Belebung,<br />

und Steuersenkungen allein schaffen<br />

weder Wachstum noch Arbeitsplätze,<br />

sondern lediglich prekäre öffentliche<br />

Einnahmen. (Hierzu auch der nachfolgende<br />

Beitrag von Sven Giegold.)<br />

Damit verschärfte sich – vor allem seit<br />

2001 – die Verarmung öffentlicher<br />

Haushalte. Die Verschuldung stieg kräftig.<br />

Die öffentlichen Investitionen gingen<br />

in den alten Bundesländern von<br />

1996 bis 2003 inflationsbereinigt um<br />

knapp ein Viertel und in den neuen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 70<br />

Ländern um fast die Hälfte zurück. Im<br />

Jahre 2003 lagen sie nur noch bei 1,5<br />

Prozent des Bruttoinlandsproduktes.<br />

Kürzungen bei Bildung und Erziehung,<br />

Hochschulen und Forschung gefährden<br />

die internationale Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Das Ausbleiben kommunaler Investitionen<br />

wirkte sich auf den Zustand öffentlicher<br />

Einrichtungen negativ aus und<br />

verschärfte Arbeitslosigkeit, da Handwerk<br />

und Mittelstand zu einem beträchtlichen<br />

Teil auf kommunale Aufträge<br />

angewiesen sind, diese aber deutlich<br />

zurückgingen. Heute müssten die<br />

Investitionen von Städten und Gemeinden<br />

in den alten Bundesländern das<br />

Doppelte und in Ostdeutschland das<br />

Vierfache des gegenwärtigen Niveaus<br />

aufweisen, um den vom Deutschen<br />

Institut für Urbanistik bezifferten kommunalen<br />

Investitionsbedarf zu befriedigen.<br />

Diese hier nur knapp skizzierte Entwicklung<br />

blendet viele Bereiche aus, so<br />

vor allem die soziale Entwicklung in<br />

den neuen Bundesländern, die Frage<br />

der Geschlechtergerechtigkeit, die<br />

wachsende Armut von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund und die steigende<br />

Kinderarmut. Denn in dieser Skizze<br />

geht es lediglich darum, darauf hinweisen,<br />

wie langfristige soziale Trends<br />

gegen den Fortschrittsoptimismus des<br />

Weltsozialgipfels stehen, und dies<br />

selbst in einem der reichsten Länder<br />

der Erde. Es gibt gute Grüne für die<br />

Befürchtung, dass der Optimismus von<br />

Kopenhagen nicht mit der Hartnäckigkeit<br />

sozialer Realitäten rechnete. Andererseits<br />

aber – und hier liegt ein nicht<br />

leicht aufzulösender Widerspruch – ist<br />

eine Politik, der der Glaube an die Gestaltbarkeit<br />

sozialer und wirtschaftlicher<br />

Entwicklungen fragwürdig geworden<br />

und jeder Fortschrittsoptimismus<br />

abhanden gekommen ist, in beständiger<br />

Gefahr, durch eine überzogene<br />

Anpassung an vermeintliche Sachzwänge<br />

sozialen Fortschritt zu verhindern.


Krise und Zukunft des Sozialstaates<br />

VON CHRISTOPH BUTTERWEGGE 1<br />

Nie zuvor hat sich die Sozialpolitik der<br />

Bundesrepublik in kürzester Zeit ähnlich<br />

drastisch verändert wie seit der<br />

Bundestagswahl am 22. September<br />

2002. Die als „Agenda 2010“ bekannt<br />

gewordene Regierungserklärung von<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder vom<br />

14. März 2003 gab das Drehbuch für<br />

einen sozialpolitischen Paradigmawechsel<br />

ab, dessen Kern die sogenannte<br />

Hartz-Gesetze bilden. Das nach dem<br />

VW-Manager Peter Hartz benannte<br />

Gesetzespaket markiert eine tiefe Zäsur<br />

für die Entwicklung von Armut und<br />

Reichtum in <strong>Deutschland</strong>. Besonders<br />

mit Hartz IV sind grundlegende Änderungen<br />

im Arbeits- und Sozialrecht verbunden,<br />

die das politische Klima der<br />

Bundesrepublik auf Jahre, wenn nicht<br />

Jahrzehnte verschlechtern dürften.<br />

Bedeutet die neoliberale Wende das<br />

Ende des Sozialstaates?<br />

Bei der gegenwärtigen „Umbau“-Diskussion<br />

handelt es sich um den umfassendsten<br />

Angriff auf den Sozialstaat in<br />

seiner gewohnten Gestalt. Es geht<br />

längst nicht mehr um bloße Leistungskürzungen<br />

(wie noch unter der Regierung<br />

Kohl), sondern um einen Systemwechsel.<br />

Damit verbunden ist eine gesellschaftspolitischeRichtungsentscheidung<br />

von historischer Tragweite.<br />

Zwar steht nicht der Sozialstaat selbst<br />

zur Disposition, wohl aber seine grundlegende<br />

Transformation. Richtung,<br />

Radikalität und Realisierungschancen<br />

dieses „Reform“-Prozesses sollen nunmehr<br />

erörtert werden. Statt in der<br />

Globalisierung einen naturwüchsigen<br />

Prozess zu sehen, der besonders hoch<br />

entwickelte Industriestaaten wie die<br />

Bundesrepublik zwingt, soziale und<br />

1 Prof. Dr. Christoph Butterwegge, geb. 1951,<br />

leitet die Abteilung für Politikwissenschaft an<br />

der Universität zu Köln. Seine jüngste Buchveröffentlichung<br />

zum Thema ist unter dem<br />

Titel „Krise und Zukunft des Sozialstaates“ im<br />

VS – Verlag für Sozialwissenschaften<br />

(Wiesbaden 2005) erschienen.<br />

Umweltstandards zu senken, damit sie<br />

auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig<br />

bleiben können, ist es notwendig, die<br />

neoliberale Modernisierung beziehungsweise<br />

Umstrukturierung fast aller<br />

Lebensbereiche nach dem Vorbild des<br />

Marktes als gesellschaftspolitisches<br />

Großprojekt zu kritisieren.<br />

Auf der politischen Agenda steht nicht<br />

etwa weniger, sondern ein anderer<br />

Staat. Es geht also keineswegs um die<br />

Liquidation des Sozialstaates, vielmehr<br />

um seine Reorganisation nach einem<br />

neoliberalen Konzept, das Leistungsreduktionen<br />

(zum Beispiel „Nullrunden“<br />

für Rentner), Verschärfung der<br />

Anspruchsvoraussetzungen (Erhöhung<br />

des Renteneintrittsalters) beziehungsweise<br />

Verkürzung der Bezugszeiten<br />

(von Arbeitslosengeld) und die Reindividualisierung<br />

sozialer Risiken beinhaltet.<br />

Dadurch verändert sich der<br />

Sozialstaat grundlegend, und zwar in<br />

mehrfacher Hinsicht:<br />

1. Aus dem Wohlfahrtsstaat wird ein<br />

„nationaler Wettbewerbsstaat“, der<br />

die Aufgabe hat, durch seine Politik<br />

die Konkurrenzfähigkeit des „eigenen“<br />

Wirtschaftsstandortes auf dem<br />

Weltmarkt, Wachstum und Beschäftigung<br />

zu fördern. Sozialstaatlichkeit,<br />

die eigentlich Verfassungsrang<br />

hat, besitzt für Neoliberale keinen<br />

Eigenwert mehr, sondern muss sich<br />

nach der Standortlogik wirtschaftlichen<br />

und Machtinteressen unterwerfen.<br />

Dies zeigt sich etwa bei<br />

Debatten über die Lockerung des<br />

Kündigungsschutzes oder die Aufweichung<br />

des Flächentarifvertrages.<br />

Da fast alle Gesellschaftsbereiche<br />

im Zuge einer Ökonomisierung,<br />

Privatisierung und Liberalisierung<br />

nach dem Vorbild des Marktes umstrukturiert<br />

werden, hält die Konkurrenz<br />

auch Einzug im Sozialstaat<br />

– zum Beispiel beim Wettbewerb<br />

zwischen frei-gemeinnützigen und<br />

privat-gewerblichen Trägern im Bereich<br />

der ambulanten Pflegedienste.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 71<br />

2. Aus dem Sozialstaat wird ein Minimalstaat.<br />

Der „schlanke Staat“, wie<br />

er dem Neoliberalismus vorschwebt,<br />

ist im Hinblick auf die<br />

Sozialpolitik eher magersüchtig,<br />

aber keineswegs frei von bürokratischen<br />

Auswüchsen — ganz im<br />

Gegenteil. Leistungskürzungen und<br />

die Verschärfung von Anspruchvoraussetzungen<br />

gehen mit Strukturveränderungen<br />

einher, die nicht<br />

nur mehr Markt, sondern teilweise<br />

auch mehr staatliche Administration<br />

bedeuten: Für Zertifizierungsagenturen,<br />

Evaluationsbürokratien<br />

und Leistungskontrollen aller Art<br />

werden womöglich mehr Sach- und<br />

Personalmittel benötigt als vorher.<br />

3. Der neoliberale Residualstaat ist<br />

eher Kriminal- als Sozialstaat, weil<br />

ihn die drastische Reduktion der<br />

Wohlfahrt zur Repression gegenüber<br />

jenen Personengruppen<br />

zwingt, die als ModernisierungsbeziehungsweiseGlobalisierungsverlierer<br />

zu Opfern seiner rückwärts<br />

gerichteten „Reformpolitik“ werden.<br />

Je weniger großzügig die Sozialleistungen<br />

einer reichen Gesellschaft<br />

ausfallen, umso schlagkräftiger<br />

muss ihr Sicherheits- beziehungsweise<br />

Gewaltapparat sein.<br />

Nicht nur in den Vereinigten<br />

Staaten (US Patriot Act) wurden die<br />

Terroranschläge des 11. September<br />

2001 als Vorwand für Einschränkungen<br />

der Bürgerrechte benutzt,<br />

was die Möglichkeiten verringert,<br />

Widerstand gegen soziale Demontage<br />

zu leisten.<br />

4. An die Stelle des aktiven Sozialstaates,<br />

wie man ihn bei uns bisher<br />

kannte, tritt — sehr stark vom<br />

Kommunitarismus, einer US-amerikanischen<br />

Denkrichtung, beeinflusst<br />

— ein „aktivierender“, Hilfebedürftige<br />

nicht mehr ohne entsprechende<br />

Gegenleistung alimentierender<br />

Sozialstaat. Der welfare state<br />

(Wohlfahrtsstaat) wandelt sich zum


„workfare state“, wenn man den<br />

Arbeitszwang ins Zentrum der Beschäftigungs-<br />

und Sozialpolitik<br />

rückt. Ausgerechnet in einer Beschäftigungskrise,<br />

wo Millionen Arbeitsplätze<br />

— nicht: Arbeitswillige<br />

— fehlen, wird so getan, als seien<br />

die von Erwerbslosigkeit unmittelbar<br />

Betroffenen an ihrem Schicksal<br />

selbst schuld. Trotz des wohlklingenden<br />

Mottos „Fördern und fordern!“,<br />

das Leistungsgesetze von<br />

Gegenleistungen der Begünstigten<br />

abhängig macht, bemüht man sich<br />

aber gar nicht darum, die Chancen<br />

von sozial Benachteiligten zu verbessern,<br />

wie man im Weiterbildungsbereich<br />

sieht, wo sich die<br />

Bundesagentur für Arbeit immer<br />

stärker auf Hochqualifizierte und<br />

leicht Vermittelbare konzentriert.<br />

Durch den Verzicht auf eine Zielgruppenförderung<br />

und sozialpädagogische<br />

Zusatzbetreuung sowie die<br />

unsoziale, aber auch kurzsichtige<br />

Fixierung auf den zu erwartenden<br />

Vermittlungserfolg bleiben die<br />

sogenannten Hauptproblemgruppen<br />

des Arbeitsmarktes (Langzeitarbeitslose,<br />

Ältere und Berufsrückkehrerinnen)<br />

von Qualifizierungsund<br />

Fördermaßnahmen praktisch<br />

ausgeschlossen.<br />

Die Folgen der neoliberalen<br />

Hegemonie<br />

Der gegenwärtige Umbau des Sozialstaates<br />

führt perspektivisch zu einer<br />

wachsenden Polarisierung zwischen<br />

Arm und Reich. Ulrich Beck sprach in<br />

seinem 1986 erschienenen Buch<br />

„Risikogesellschaft“ noch von einem<br />

sozialen „Fahrstuhl-Effekt“, der alle<br />

Klassen und Schichten gemeinsam<br />

nach oben befördert habe. Betrachtet<br />

man die jüngste Gesellschaftsentwicklung,<br />

kann eher von einem „Paternoster-Effekt“<br />

die Rede sein: In dem<br />

selben Maße, wie die einen nach oben<br />

gelangen, geht es für die anderen nach<br />

unten. Mehr denn je gibt es im Zeichen<br />

der Globalisierung ein soziales Auf und<br />

Ab, das Unsicherheit und Existenzangst<br />

für eine wachsende Zahl von Menschen<br />

mit sich bringt.<br />

In den USA ist die sozialräumliche<br />

Trennung von Bevölkerungsgruppen<br />

schon viel klarer erkennbar, samt ihren<br />

verheerenden Folgen für den Zusammenhalt<br />

der Gesellschaft: einer gestiegenen<br />

(Gewalt-)Kriminalität, des Drogenmissbrauchs<br />

und einer Verwahrlosung<br />

der öffentlichen Infrastruktur.<br />

Die neoliberale Hegemonie, wie man<br />

die öffentliche Meinungsführerschaft<br />

des Marktradikalismus nennen kann,<br />

wertet Armut nicht als gesellschaftliches<br />

Problem, vielmehr als selbst verschuldetes<br />

Schicksal, das eine mehr<br />

oder weniger gerechte Strafe für Leistungsverweigerung<br />

oder die Unfähigkeit<br />

darstellt, sich und seine Arbeitskraft<br />

auf dem Markt mit ausreichendem<br />

Erlös zu verkaufen. Umgekehrt wird<br />

der Reichtum als angemessene Belohnung<br />

für eine Leistung betrachtet, die<br />

auch ganz schlicht darin bestehen kann,<br />

den Tipp eines guten Anlageberaters zu<br />

befolgen. Dagegen sind hohe Löhne<br />

und Lohnnebenkosten der wirtschaftliche<br />

Sündenfall schlechthin und müssen<br />

als Ursache für die Arbeitslosigkeit und<br />

Wachstumsschwäche in <strong>Deutschland</strong><br />

herhalten.<br />

Fast allen bekannten Plänen zur Sanierung<br />

des Sozialstaates (Hartz-Kommission,<br />

Rürup-Kommission und „Agenda<br />

2010“), liegt das neoliberale Dogma<br />

zugrunde, wonach die Arbeitslosigkeit<br />

in erster Linie durch Senkung der<br />

Lohnnebenkosten bekämpft werden<br />

muss. In Wirklichkeit aber kommt es<br />

gar nicht auf die Höhe der (gesetzlichen)<br />

Personalzusatzkosten, also der<br />

Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung,<br />

an. Für die Konkurrenzfähigkeit<br />

einer Volkswirtschaft ist vielmehr die<br />

Höhe der Lohnstückkosten entscheidend,<br />

welche in der Bundesrepublik<br />

aufgrund einer überproportional wach-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 72<br />

senden Arbeitsproduktivität seit Jahren<br />

weniger stark steigen als in den meisten<br />

mit ihr auf dem Weltmarkt konkurrierenden<br />

Ländern. Das führte im Jahr<br />

2004 zu einem Rekordexportüberschuss<br />

in Höhe von 156,7 Milliarden Euro.<br />

Nicht zufällig ist <strong>Deutschland</strong> — bezogen<br />

auf die Leistungsfähigkeit pro Erwerbstätigem<br />

oder pro Kopf der Bevölkerung<br />

— mit riesigem Abstand „Exportweltmeister‘.<br />

Hinge das Wohl und<br />

Wehe einer Volkswirtschaft von niedrig(er)en<br />

Lohn- und Lohnnebenkosten<br />

ab, wie Neoliberale behaupten, müssten<br />

in Bangladesch und Burkina Faso<br />

längst Vollbeschäftigung und allgemeiner<br />

Luxus herrschen.<br />

Wer die Massenarbeitslosigkeit in<br />

<strong>Deutschland</strong> auf gestiegene Personalzusatzkosten<br />

zurückführt, wie es die<br />

Arbeitgeber, der Sachverständigenrat<br />

zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung und die Bundesregierung<br />

tun, verwechselt Ursache und<br />

Wirkung: Die zunehmende Erwerbslosigkeit<br />

ist zwar für die hohen Lohnnebenkosten<br />

verantwortlich, aber nicht<br />

umgekehrt. Daher erwies sich der<br />

Glaube, die (teilweise) Umstellung des<br />

Sozialsystems von der Beitrags- auf<br />

Steuerfinanzierung schaffe Arbeitsplätze,<br />

wirtschaftliche Stabilität und<br />

mehr soziale Gerechtigkeit, genauso als<br />

Illusion wie die der Riester‘schen Rentenreform<br />

zugrunde liegende Auffassung,<br />

das Kapitaldeckungsprinzip löse<br />

die Probleme der Alterssicherung einer<br />

schrumpfenden Erwerbsbevölkerung<br />

(zumindest besser als das Umlageverfahren).<br />

Wer die Lohnnebenkosten senken<br />

will, um „den Faktor Arbeit zu entlasten“,<br />

macht ihn in Wahrheit billiger<br />

für das Kapital und belastet damit die<br />

Arbeitnehmer zusätzlich.<br />

Kein Ausbau der Steuerfinanzierung<br />

von Sozialleistungen<br />

Gegen eine Zurückdrängung der Beitrags-<br />

und einen Ausbau der Steuerfinanzierung<br />

des sozialen Sicherungs-


systems sprechen im Wesentlichen vier<br />

Gründe:<br />

1. Für die Betroffenen ist die Inanspruchnahme<br />

von Versicherungsleistungen<br />

erheblich weniger diskriminierend<br />

als die Abhängigkeit von<br />

staatlicher Hilfe, deren Inanspruchnahme<br />

ihnen noch mehr Missbrauchsvorwürfe<br />

eintragen würde,<br />

weil ihr keine „Gegenleistung“ in<br />

Form eigener Beitragsleistungen<br />

entspricht.<br />

2. Da steuerfinanzierte – im Unterschied<br />

zu beitragsfinanzierten –<br />

Sozialausgaben den staatlichen<br />

Haushaltsrestriktionen unterliegen,<br />

fallen sie eher den Sparzwängen der<br />

öffentlichen Hand zum Opfer;<br />

außerdem ist ihre Höhe von wechselnden<br />

Parlamentsmehrheiten und<br />

Wahlergebnissen abhängig. Wie<br />

sollen die ständig sinkenden Steuereinnahmen<br />

des Staates zur Finanzierungsbasis<br />

eines funktionsfähigen<br />

Systems der sozialen Sicherung<br />

werden? Schließlich haben fast alle<br />

Parteien die weitere Senkung von<br />

Steuern auf ihre Fahnen geschrieben.<br />

3. Man muss sich die Struktur der<br />

Steuereinnahmen ansehen, um zu<br />

erkennen, dass Unternehmer und<br />

Kapitaleigentümer im „Lohnsteuerstaat“<br />

<strong>Deutschland</strong> kaum noch zur<br />

Finanzierung des Gemeinwesens<br />

beitragen. Die steuerliche Schieflage<br />

würde zu einer einseitigen<br />

Finanzierung der Sozialleistungen<br />

durch die Arbeitnehmer führen,<br />

wohingegen die (bisher erst ansatzweise<br />

durchbrochene) Beitragsparität<br />

der Sozialversicherung für eine<br />

angemessenere Beteiligung der Arbeitgeberseite<br />

an den Kosten sorgt.<br />

4. Gegenwärtig wird die Steuerpolitik<br />

im Wesentlichen von zwei Trends<br />

bestimmt: Einerseits findet unter<br />

dem Vorwand der Globalisierung<br />

beziehungsweise der Notwendig-<br />

keit, durch Senkung der Einkommen-<br />

und Gewinnsteuern (potenzielle)<br />

Kapitalanleger zu ködern<br />

und den „Standort D“ zu sichern,<br />

eine Verlagerung von den direkten<br />

zu den indirekten Steuern statt.<br />

Andererseits neigt die öffentliche<br />

Meinung, flankiert von einem Wandel<br />

des Gerechtigkeitsverständnisses<br />

im neoliberalen Sinne, viel stärker<br />

als früher zur Nivellierung der<br />

Steuersätze. Statt progressiver Einkommensteuern<br />

präferiert man Stufensteuersätze,<br />

die sich nach US-<br />

Vorbild in Richtung der Einheitssteuer<br />

(flat tax) annähern. Typisch<br />

dafür sind das von Friedrich Merz,<br />

dem damaligen stellvertretenden<br />

CDU-Vorsitzenden, entwickelte<br />

Modell mit drei Steuersätzen (12,<br />

24 und 36 Prozent) sowie das Konzept<br />

des ehemaligen Bundesverfassungsrichters<br />

Paul Kirchhof, das<br />

nur noch einen Steuersatz (25 Prozent)<br />

kennt. Unter diesen Voraussetzungen<br />

wäre es naiv anzunehmen,<br />

ein sozialer Ausgleich könne aus<br />

Steuermitteln erfolgen. Vielmehr<br />

sinkt das Steueraufkommen tendenziell,<br />

zumal sich die etablierten Parteien<br />

der Bundesrepublik – genauso<br />

wie die Nationalstaaten – in einem<br />

regelrechten Steuersenkungswettlauf<br />

befinden.<br />

Die Alternative: Eine solidarische<br />

Bürgerversicherung<br />

Es geht darum, die spezifischen Nachteile<br />

des deutschen Sozialstaatsmodells<br />

auszugleichen, ohne seine besonderen<br />

Vorzüge preiszugeben. Strukturdefekte<br />

des „rheinischen“ Wohlfahrtsstaates bilden<br />

seine duale Architektur (Spaltung<br />

in die Sozialversicherung und die<br />

Sozialhilfe), seine strikte Lohn- und<br />

Leistungsbezogenheit (Äquivalenzprinzip)<br />

sowie seine Barrieren gegen Egalisierungstendenzen(Beitragsbemessungsgrenzen;Versicherungspflichtgrenze<br />

in der Kranken- und Pflegever-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 73<br />

sicherung; Freistellung prekärer Beschäftigungsverhältnisse<br />

von der<br />

Sozialversicherungs- beziehungsweise<br />

Steuerpflicht). Der entscheidende Pluspunkt<br />

des Bismarck‘schen Sozialsystems<br />

gegenüber anderen Modellen liegt<br />

jedoch darin, dass seine Geld-, Sachund<br />

Dienstleistungen keine Alimentation<br />

von Bedürftigen und Benachteiligten<br />

aus Steuermitteln darstellen,<br />

die je nach politischer Opportunität<br />

widerrufen werden kann, sondern durch<br />

Beitragszahlungen erworbene (und verfassungsrechtlich<br />

garantierte) Ansprüche.<br />

Das in der Bundesrepublik bestehende<br />

System der sozialen Sicherung speist<br />

sich nur zu etwa einem Drittel aus<br />

Steuereinnahmen; zwei Drittel der<br />

Finanzmittel stammen aus Beiträgen<br />

der Versicherten und ihrer Arbeitgeber.<br />

Umso wichtiger wäre es, durch Übertragung<br />

des Prinzips der ökonomischen<br />

Leistungsfähigkeit auf dieses Gebiet für<br />

mehr Beitragsgerechtigkeit zu sorgen.<br />

Statt alle nicht dem Äquivalenzprinzip<br />

entsprechenden Leistungen gleich als<br />

„versicherungsfremd“ zu brandmarken,<br />

was der Logik gewinnorientierter Privatversicherungen<br />

entspricht, müsste<br />

man überlegen, wie ein Mehr an solidarischer<br />

Umverteilung innerhalb der<br />

Sozialversicherungszweige zu realisieren<br />

und die Öffentlichkeit dafür zu gewinnen<br />

ist.<br />

An die Stelle der bisherigen Arbeitnehmerversicherung<br />

muss eine allgemeine,<br />

einheitliche und solidarische Bürgerversicherung<br />

treten.<br />

Allgemein zu sein heißt, dass die Bürgerversicherung<br />

sämtliche dafür geeignete<br />

Versicherungszweige (Kranken-,<br />

Pflege- und Rentenversicherung) umfasst.<br />

Schon jetzt stellt die Gesetzliche<br />

Unfallversicherung insofern einen<br />

Sonderfall dar, als sie sich nur aus<br />

Beiträgen der Arbeitgeber finanziert.<br />

Die Arbeitslosenversicherung könnte in<br />

eine „Arbeitsversicherung“ umgewan-


delt werden, die auch sämtliche Selbstständigen<br />

und Freiberufler aufnehmen<br />

soll. Damit schlösse sich der Kreis zu<br />

einer beinahe alle Einwohner als Mitglieder<br />

umfassenden Volksversicherung.<br />

Einheitlich zu sein heißt in diesem Zusammenhang,<br />

dass neben der Bürgerversicherung<br />

keine mit ihr konkurrierenden<br />

Versicherungssysteme existieren.<br />

Private Versicherungsunternehmen<br />

müssten sich auf die Abwicklung bestehender<br />

Verträge (Wahrung des Bestandsschutzes),<br />

Zusatzangebote und<br />

Ergänzungsleistungen beschränken.<br />

Solidarisch zu sein heißt, dass die<br />

Bürgerversicherung zwischen den ökonomisch<br />

unterschiedlich Leistungsfähigen<br />

einen sozialen Ausgleich herstellt.<br />

Nach oben darf es im Grunde Beitragsbemessungs-<br />

sowenig wie Versicherungspflichtgrenzen<br />

geben, die es privilegierten<br />

Personengruppen erlauben<br />

würden, sich ihrer Verantwortung für<br />

sozial Benachteiligte zu entziehen und<br />

in exklusive Sicherungssysteme auszuweichen.<br />

Aber nicht nur auf Löhne und<br />

Gehälter, sondern auf sämtliche Einkunftsarten<br />

(Zinsen, Dividenden, Tantiemen,<br />

Miet- und Pachterlöse) wären<br />

Beiträge zu erheben. Entgegen einem<br />

verbreiteten Missverständnis bedeutet<br />

dies nicht, dass Arbeitgeberbeiträge entfallen.<br />

Sie sollten jedoch nicht mehr an<br />

die Bruttolohn- und -gehaltssumme gekoppelt<br />

werden, was beschäftigungsintensive<br />

Betriebe übermäßig belastet.<br />

Anfang der 80er-Jahre wurde über alternative<br />

Erhebungsmethoden diskutiert.<br />

Damals schlugen sozialdemokratische<br />

Politiker, Gewerkschafter und Wissenschaftler<br />

vor, die Bruttowertschöpfung<br />

eines Unternehmens als Bemessungsgrundlage<br />

zu wählen. Durch den als<br />

„Maschinensteuer“ bezeichneten Wertschöpfungsbeitrag<br />

sollte eine ausgewogenere<br />

Belastung erreicht und ein positiver<br />

Beschäftigungseffekt erzielt werden.<br />

Auch wenn man sich von ihm<br />

keine Wunderdinge versprechen sollte,<br />

hätte es der Wertschöpfungsbeitrag sehr<br />

wohl verdient, wieder mehr Aufmerksamkeit<br />

zu finden.<br />

Bürgerversicherung heißt, dass Mitglieder<br />

aller Berufsgruppen, also nicht<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 74<br />

nur abhängig Beschäftigte, aufgenommen<br />

werden. Da sämtliche Wohnbürger<br />

in das System einbezogen wären, blieben<br />

weder Selbstständige, Freiberufler,<br />

Beamte, Abgeordnete und Minister<br />

noch Ausländer mit Daueraufenthaltsstatus<br />

außen vor. Es geht primär darum,<br />

die Finanzierungsbasis des Sozialsystems<br />

zu verbreitern und den Kreis seiner<br />

Mitglieder zu erweitern.<br />

Bürgerversicherung schließlich bedeutet,<br />

dass es sich um eine Versicherungslösung<br />

handelt, also gewährleistet<br />

sein muss, dass ihre Mitglieder nach<br />

der Einkommenshöhe gestaffelte Beiträge<br />

entrichten und verfassungsrechtlich<br />

geschützte Ansprüche erwerben.<br />

Dies schließt keineswegs aus, dass sich<br />

der Staat mit Steuergeldern am Aufund<br />

Ausbau der Bürgerversicherung<br />

beteiligt. Wer den (Mindest-)Beitrag<br />

nicht selbst entrichten kann, muss<br />

finanziell aufgefangen werden. Vorbild<br />

dafür könnte die Gesetzliche Unfallversicherung<br />

sein. Dort dient der Staat<br />

schon jetzt quasi als Ausfallbürge für<br />

Vorschulkinder, Schüler und Studierende.


Steuergerechtigkeit –<br />

eine sozial- und finanzpolitische Notwendigkeit<br />

VON SVEN GIEGOLD 1<br />

Das Prinzip der Steuergerechtigkeit ist<br />

ein Ausfluss des Gerechtigkeitsprinzips,<br />

mit dem sich Philosophen und Staatstheoretiker<br />

seit Jahrhunderten beschäftigen.<br />

Der für das Steuerrecht maßgebliche<br />

Gerechtigkeitsgrundsatz ist der<br />

Gleichheitssatz (Art. 3 GG), ergänzt<br />

durch das Sozialstaatsprinzip (Art. 20<br />

GG). Die Grenzen der Besteuerung liegen<br />

im Freiheitsgrundrecht, dem ebenfalls<br />

Verfassungsrang zukommt (Art. 2<br />

Abs. 1, 12 und 14 GG).<br />

Gleichheit bedeutet im Steuerrecht nicht<br />

nur die Einheit der Rechtsordnung,<br />

Gleichheit heißt auch, dass hohe Einkommen<br />

stärker belastet werden als niedrige.<br />

Dabei genügt es eben nicht, dass<br />

die absolute Steuersumme mit dem Einkommen<br />

steigt, sondern auch der<br />

Steuersatz muss deutlich ansteigen. Das<br />

Bundesverfassungsgericht und eine Reihe<br />

namhafter Steuertheoretiker sehen<br />

Gleichheit nicht nur als ein formales,<br />

sondern auch als soziales Prinzip und<br />

leiten die Steuerprogression unmittelbar<br />

aus dem Gleichheitsprinzip ab. Andere<br />

wiederum verstehen den progressiven<br />

Tarif als unmittelbaren Ausfluss des<br />

Sozialstaatsprinzips, dessen konkrete<br />

Aufgabe nach der Rechtsprechung des<br />

Bundesverfassungsgerichtes der Schutz<br />

des menschenwürdigen Existenzminimums<br />

sowie der Ausgleich großer sozialer<br />

Differenzen und Gegensätze im<br />

Interesse des sozialen Friedens ist.<br />

Gerechtigkeitsgrundsatz mit<br />

Verfassungsrang<br />

Unabhängig davon, welcher Argumentation<br />

man sich anschließt, fest steht,<br />

dass der Steuerprogression Verfassungsrang<br />

zukommt. Zwar steht das Sozialstaatsprinzip<br />

nicht nur von konservativer<br />

und liberaler Seite wegen seiner vermeintlichen<br />

Leistungsfeindlichkeit unter<br />

heftigem Beschuss. Doch nicht einmal<br />

1 Sven Giegold gehört der Arbeitsgruppe<br />

Steuern von Attac an und ist Vorsitzender des<br />

internationalen Netzwerks Steuergerechtigkeit<br />

die FDP hat es in ihrem Steuerentwurf<br />

gewagt, die Tarifprogression vollständig<br />

abzuschaffen. Selbst in den angelsächsischen<br />

Ländern, bekanntermaßen keine<br />

Verfechter umfassender Sozialstaatsprinzipien,<br />

ist der progressive Einkommensteuertarif<br />

gängige Praxis.<br />

<strong>Deutschland</strong>s öffentliche Finanzen<br />

zeichnen sich im internationalen Vergleich<br />

durch relativ niedrige Steuereinnahmen<br />

und eine hohe Belastung des<br />

Faktors Arbeit mit Sozialabgaben aus.<br />

Nimmt man die Belastung mit Steuern<br />

und Abgaben zusammen, so findet sich<br />

<strong>Deutschland</strong> im Mittelfeld der Industrieländer<br />

wieder. Die gezahlten Steuern<br />

waren zwischen 1970 und 2000 im Verhältnis<br />

zum Bruttoinlandsprodukt erstaunlich<br />

konstant. Etwa 23 Prozent der<br />

Wirtschaftsleistung wurden in Form von<br />

Steuern erfasst. Erst durch die rot-grüne<br />

Steuerreform sank die Steuerlast erheblich<br />

auf im Jahr 2004 nur noch 20,1 Prozent.<br />

Dagegen wuchsen die Sozialabgaben.<br />

In den 70er Jahren lag dies vor<br />

allem an Leistungsverbesserungen (zum<br />

Beispiel Lohnfortzahlung im Krankheitsfall).<br />

Anfang der 90er Jahre wurden<br />

erhebliche Kosten der Wiedervereinigung<br />

in die Sozialkassen geschoben und<br />

die Arbeitslosigkeit stieg weiter an. So<br />

kam es zweimal zu einer deutlichen Erhöhung<br />

der Sozialabgabenquote.<br />

Relativ niedrige Steuereinnahmen –<br />

hohe Sozialbeiträge<br />

Die Besteuerung von Vermögen ist in<br />

<strong>Deutschland</strong> die niedrigste in der ganzen<br />

EU. 2 Würde <strong>Deutschland</strong> nur den<br />

Durchschnitt der europäischen Vermögensbesteuerung<br />

erreichen, hätte der<br />

Fiskus 31,8 Milliarden Euro mehr in der<br />

Kasse. 3 Trotzdem und entgegen anderer<br />

Versprechen vor der Bundestagswahl<br />

1998 hat Rot-Grün auf die Erhebung<br />

2 EU Kommission (2004): Structures of the<br />

taxation systems in the European Union.<br />

3 Eigene Berechnungen auf Basis von EU Kommission<br />

(2004): Structures of the taxation<br />

systems in the European Union.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 75<br />

der Vermögensteuer verzichtet, nachdem<br />

schon unter der Kohl-Regierung<br />

das Bundesverfassungsgericht Änderungen<br />

am geltenden Vermögensteuergesetz<br />

eingefordert hatte. Auch die Erbschaftsteuer<br />

ist in <strong>Deutschland</strong> im internationalen<br />

Vergleich niedrig. Sie erbringt<br />

mit etwa drei Milliarden Euro nur<br />

einen geringen Teil der etwa 200 Milliarden<br />

jährlich vererbten Vermögens.<br />

Diese Defizite im Bereich der Vermögensbesteuerung<br />

erscheinen um so<br />

skandalöser, wenn man die ungleiche<br />

Vermögensverteilung nach Geschlecht,<br />

Regionen oder Berufsgruppen berücksichtigt.<br />

Auch insgesamt kommt man zu dem<br />

Ergebnis, dass Arbeitseinkünfte heute<br />

höher mit Steuern und Abgaben belastet<br />

werden als Kapitaleinkünfte und<br />

Vermögen geschont werden. 4 Im internationalen<br />

Vergleich liegt die Steuerund<br />

Abgabenbelastung auf Arbeitseinkünfte<br />

im Spitzenfeld. 5 Lohnsteuer,<br />

Sozialabgaben und Konsumsteuern<br />

müssen einen immer größeren Teil der<br />

öffentlichen Ausgaben finanzieren. Zudem<br />

sind hohe Vermögen und Naturverbrauch<br />

unzureichend besteuert.<br />

Gleich zu Beginn der rot-grünen Koalition<br />

wurde die ökologische Steuerreform<br />

beschlossen. Steuern auf Energieverbrauch<br />

wurden zwischen 1999 und<br />

2003 regelmäßig erhöht. Die Mehreinnahmen<br />

von 18,6 Milliarden Euro jährlich<br />

wurden für einen erhöhten Bundeszuschuss<br />

zur Rentenversicherung verwendet.<br />

Damit konnte der Beitragssatz<br />

um 0,8 Prozent gesenkt werden. Zudem<br />

wurde so eine Beitragssatzerhöhung<br />

(vor allem aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit)<br />

um weitere 0,9 Prozent vermieden.<br />

Ein Teil der versicherungs-<br />

4 Jarass, Lorenz/ Obermair, Gustav M. (2002):<br />

Wer soll das bezahlen? Wege zu einer fairen<br />

und sachgerechten Besteuerung – Begrenzung<br />

der Belastung für alle, Mindest-Belastung für<br />

die Großen, Metropolis: Marburg.<br />

EU Kommission (2004): Structures of the<br />

taxation systems in the European Union.<br />

5 http://www.oecd.org/ctp/taxdatabase


fremden Leistungen in der Rentenversicherung,<br />

die bisher von den Beitragszahlern<br />

aufgebracht werden mussten,<br />

werden nun durch diesen höheren steuerfinanzierten<br />

Bundeszuschuss getragen.<br />

Dies war bei allen Mängeln der<br />

Ökosteuer ein Schritt in die richtige<br />

Richtung.<br />

Hohe Einnahmeausfälle<br />

Die große Steuerreform 2000 und einige<br />

weitere steuerpolitische Maßnahmen<br />

der Bundesregierung waren aus fiskalischer<br />

Sicht jedoch ein Desaster. Zusammen<br />

mit der schwachen Konjunktur<br />

kam es zu hohen Einnahmeausfällen bei<br />

Kommunen, Ländern und Bund. Somit<br />

wurde der Druck zu weiteren Leistungseinschränkungen<br />

und Privatisierungen<br />

auf allen Ebenen massiv erhöht. Die<br />

Maßnahmen im Einzelnen:<br />

Starke Senkung der Steuerbelastung<br />

für die Kapitalgesellschaften (darunter<br />

fast alle deutschen Konzerne),<br />

unter anderem die Senkung der Körperschaftsteuer<br />

auf 25 Prozent (von<br />

vorher 30 für ausgeschüttete und 40<br />

Prozent für einbehaltene Gewinne)<br />

und die komplette Steuerfreiheit von<br />

Veräußerungsgewinnen. Eine ausreichende<br />

Gegenfinanzierung durch<br />

Schließung von Steuerschlupflöchern<br />

wurde nicht vorgenommen.<br />

Senkung des Spitzensteuersatzes<br />

(von 53 auf 42 Prozent) in der Einkommensteuer<br />

bei wiederum unzureichender<br />

Gegenfinanzierung (das<br />

heißt Entlastung aller Gutverdienenden)<br />

sowie die – sinnvolle – Steuersenkung<br />

bei niedrigen Einkommen<br />

Leider wurden die Steuern von Gutverdienenden<br />

weitaus stärker gesenkt<br />

als von Geringverdienenden.<br />

Die Förderung von Kindern wurde<br />

im Rahmen des Steuersystems weiterwickelt.<br />

Heute können deutlich<br />

höhere Ausgaben für Betreuung und<br />

Ausbildung steuerlich geltend ge-<br />

macht werden. Damit werden Kinder<br />

aus gutverdienenden Elternhäusern<br />

höher gefördert als aus ärmeren<br />

Familien, weil ja die Steuersätze<br />

der Einkommensteuer mit steigendem<br />

Verdienst zunehmen.<br />

Auch die verstärkte steuerliche Förderung<br />

der privaten Altersvorsorge<br />

hat eine soziale Schieflage, weil<br />

sich in der Regel nur Bezieher zumindest<br />

mittlerer Einkommen private<br />

Altersvorsorge leisten können.<br />

Diejenigen, die aufgrund niedriger<br />

Einkommen Schwierigkeiten haben,<br />

ausreichende Ansprüche in der<br />

öffentlichen Rentenversicherung zu<br />

erwerben, sind eben auch kaum in<br />

der Lage, sich durch private Vorsorge<br />

abzusichern.<br />

In der Summe wirkten sich die vorgenommenen<br />

Maßnahmen auch ökonomisch<br />

fatal aus. Die Steuersenkungen<br />

führten zu Einnahmeausfällen des<br />

Staates und der Kommunen, die ihren<br />

Sparkurs weiter verschärfen mussten.<br />

Insbesondere die öffentlichen Investitionen<br />

wurden zurückgefahren, was die<br />

konjunkturell dämpfende Wirkung des<br />

Sparens noch verstärkte. Die Bürger<br />

nutzten die geringeren Steuerzahlungen,<br />

um mehr auf die Seite zu legen. Dies<br />

war bei den besonders begünstigten<br />

Beziehern hoher Einkommen zu erwarten.<br />

Die Steuerersparnisse der Arbeitnehmer<br />

mit kleinen und mittleren Einkommen<br />

flossen jedoch auch nicht in<br />

höhere Nachfrage. Schlechte Lohnabschlüsse<br />

sowie ein Klima der Angst vor<br />

Sozialabbau und Arbeitslosigkeit ließen<br />

keine Konsumstimmung aufkommen.<br />

Somit kam die Steuerreform konjunkturell<br />

zur Unzeit, verschlimmerte weitere<br />

wirtschaftspolitische Fehler der Bundesregierung<br />

und verstärkte die Krisenstimmung<br />

noch zusätzlich.<br />

Die nächste Runde im Steuersenkungswettlauf<br />

wird derzeit von der Diskussion<br />

um den Kirchhofschen Vorschlag<br />

einer Einheitssteuer („flat tax“) bestimmt.<br />

Der Spitzensteuersatz soll auf<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 76<br />

25 Prozent sinken aber schon bei<br />

Einkommen ab 20.000 Euro greifen.<br />

Niedrigere Einkommen werden mit<br />

einem sehr engen Stufentarif belegt.<br />

Dadurch ergibt sich bei den niedrigen<br />

Einkommen eine Steuerprogression,<br />

während sie bei den mittleren und<br />

hohen Einkommen radikal aufgegeben<br />

wird. Die Abschaffung der Progression<br />

und die Einführung eines allgemeinen<br />

Steuersatzes, unabhängig von der Höhe<br />

des Einkommens, verstoßen materiell<br />

gegen das grundgesetzlich verankerte<br />

Sozialstaatsprinzip. Die minimalen Zugeständnisse,<br />

die Kirchhof bereit ist,<br />

bei den unteren Einkommen zu machen,<br />

sind nicht mehr als ein Feigenblatt zur<br />

formellen Wahrung des Grundgesetzes.<br />

Bislang haben lediglich die Ukraine,<br />

Russland, Serbien, Georgien, die Slowakei,<br />

Estland, Litauen, Lettland und<br />

Hongkong eine Einheitssteuer eingeführt.<br />

6<br />

Einheitssteuer – Der endgültige<br />

Abschied vom Prinzip der<br />

Steuergerechtigkeit<br />

Mit der Umsetzung des Kirchhof-Vorschlags<br />

wäre die Bundesrepublik das<br />

erste Land unter den seit dem zweiten<br />

Weltkrieg demokratischen Ländern, das<br />

die Abkehr vom Sozialstaatsprinzip im<br />

Steuerrecht eindeutig manifestiert. Das<br />

ist nicht nur ein weiterer Schritt zur<br />

Zerschlagung des deutschen Sozialstaates;<br />

die materielle Abkehr vom<br />

Sozialstaat im Steuerrecht kommt einer<br />

Revolution gleich. Es bedarf keiner<br />

hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusehen,<br />

dass hier eine neue Ära<br />

des internationalen Steuerwettbewerbs<br />

anbricht, deren Leitbild die umfassende<br />

Einführung einer Einheitssteuer in allen<br />

westlichen Industrienationen ist. Damit<br />

wird das Steuersystem auf seine Finanzierungsfunktion<br />

zusammengestutzt.<br />

Der Anspruch auf Umverteilung wird<br />

praktisch vollständig aufgegeben. In<br />

6 The Economist, 16-22. April 2005


Zeiten der wirtschaftlichen Globalisierung<br />

ist dies jedoch grundfalsch. Durch<br />

die zunehmende Konkurrenz im Bereich<br />

niedriger Einkommen und die sinkende<br />

Verhandlungsmacht der Gewerkschaft<br />

geht die Einkommensschere immer<br />

weiter auf, die Unsicherheit im Arbeitsleben<br />

wird größer und die Anforderungen<br />

an den Staat etwa im Bereich<br />

der Bildung und sozialen Sicherung<br />

steigen. Globalisierung erhöht die Notwendigkeit<br />

umverteilender Steuerpolitik.<br />

Kirchhofs Einheitssteuer bedeutet<br />

das Gegenteil.<br />

Das Märchen von Wachstum und<br />

Beschäftigung<br />

Als Rechtfertigung für Steuersenkungen<br />

wird stets die belebende Wirkung auf<br />

Konjunktur und Wachstum angeführt.<br />

Weil die Wirtschaft wächst, sollen die<br />

Steuerquellen wieder sprudeln. In der<br />

Theorie funktioniert das so: Verbraucher<br />

haben durch die Steuerentlastung mehr<br />

Geld in der Tasche und Unternehmen<br />

verbleibt ein höherer Gewinn nach<br />

Steuern. Nach der Modellökonomie verwenden<br />

die Verbraucher ihr Mehreinkommen<br />

für Mehrkonsum. Dadurch<br />

steigt die Nachfrage nach Konsumgütern.<br />

Die Unternehmen investieren<br />

ihre Mehrgewinne nach Steuern. Dadurch<br />

steigt die Nachfrage nach Investitionsgütern.<br />

So entsteht Wirtschaftswachstum,<br />

und in der Folge werden<br />

neue Arbeitsplätze geschaffen. Durch<br />

die niedrige Besteuerung von Unternehmensgewinnen<br />

gewinnt <strong>Deutschland</strong><br />

im internationalen Wettbewerb um<br />

Direktinvestitionen an Attraktivität, so<br />

dass nicht nur die Verlagerung von Arbeitsplätzen<br />

in Niedrigsteuerländer<br />

gestoppt werden kann: Im besten Fall<br />

werden weitere Investitionen aus dem<br />

Ausland nach <strong>Deutschland</strong> erfolgen.<br />

Diese schöne Überlegung hat nur Fehler:<br />

In der Praxis funktioniert sie nicht,<br />

schon gar nicht in den Dimensionen,<br />

die nötig wären, um mittelfristige<br />

Steuerausfälle von 20 Milliarden Euro<br />

jährlich zu kompensieren. Unterstellt<br />

man vereinfachend eine gleich bleibende<br />

Steuerquote, wäre für die Kompensation<br />

der entgangenen Steuereinnahmen<br />

ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

von fast 14 Prozent im Vergleich<br />

zu 2004 nötig.<br />

Aber auch das Modell selbst kann nicht<br />

funktionieren. So wird ausgeblendet,<br />

dass die vorhandenen Mittel nur einmal<br />

ausgegeben werden können: Entweder<br />

gibt der Staat das Geld aus oder die<br />

Privaten. Eine Umschichtung des Aufkommens<br />

durch Steuergeschenke auf<br />

Private führt höchstens zu einer Verlagerung<br />

von Konsum und Investitionen,<br />

aber nicht per se zu Mehrkonsum und<br />

Investitionen. Damit kommt es im günstigsten<br />

Falle zu einem Tausch: Weniger<br />

Lehrer stattdessen mehr Kindermädchen<br />

und Hausangestellte, weniger<br />

Sozial- und Jugendarbeit und stattdessen<br />

mehr private Sicherheitsdienste,<br />

usw. Dieser Tausch ist weder ökonomisch<br />

effizient noch sozial gerecht. Die<br />

Senkung der Steuerquote ist schlicht<br />

die Entscheidung, weniger in Gemeinschaftsgüter<br />

zu investieren. Weiterhin<br />

gilt: Es gibt keinen Beweis, dass Länder<br />

mit niedrigeren öffentlichen Ausgaben<br />

wirtschaftlich leistungsfähiger<br />

sind oder eine höhere Beschäftigungsquote<br />

aufweisen als solche mit einem<br />

entwickelten Sozialstaat.<br />

Im Gegenteil: Unternehmen werden<br />

Mehrgewinne nur für Erweiterungen<br />

investieren, wenn sie damit rechnen,<br />

das Mehrprodukt auch absetzen zu<br />

können. Bereits jetzt sitzt aber ein<br />

Großteil der Unternehmen auf mehr<br />

Geld als ihnen lieb ist, weil im Inland<br />

die Binnennachfrage schwach ist.<br />

Außerdem ist angesichts offener Kapitalmärkte<br />

keineswegs gesichert, dass<br />

die möglichen Mehrinvestitionen im<br />

Inland erfolgen. Denn tatsächlich<br />

kommt dem Steuerniveau nur eine<br />

untergeordnete Rolle bei der Wahl<br />

eines Investitionsstandortes zu, wie<br />

Ökonomen in empirischen Unter-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 77<br />

suchungen nachgewiesen haben. Nun<br />

wird ja im Modell unterstellt, dass die<br />

Verbraucher jedes Mehreinkommen tatsächlich<br />

auch konsumtiv verwendeten,<br />

wodurch die Binnennachfrage entsprechend<br />

angekurbelt werden soll. Dabei<br />

wird jedoch unterschlagen, dass gerade<br />

Bezieher höherer Einkommen einen<br />

großen Teil ihres verfügbaren Einkommens<br />

gar nicht mehr für den Konsum<br />

verwenden, weil sie ohnehin schon fast<br />

alles haben. Eine tatsächliche Steigerung<br />

der Nachfrage ließe sich wohl nur<br />

durch eine massive Anhebung der unteren<br />

Einkommen erzielen, weil diese<br />

bisher noch unerfüllte Konsumwünsche<br />

haben, die sich durch höhere, verfügbare<br />

Einkommen befriedigen können.<br />

Mehr Steuergerechtigkeit<br />

Eine Abkehr von der bisherigen Steuerpolitik<br />

ist nötig. 7 Statt Steuerwettbewerb,<br />

Steuersenkung und Vereinfachungen<br />

auf Kosten der Gerechtigkeit brauchen<br />

wir eine Steuerreform, die folgende<br />

Kriterien erfüllt:<br />

Sie muss ausreichend ergiebig sein,<br />

um eine umfassende Versorgung mit<br />

öffentlichen Gütern in allen Bereichen<br />

sicher zu stellen.<br />

Unternehmen müssen stärker als bisher<br />

zur Finanzierung öffentlicher<br />

Leistungen herangezogen werden.<br />

Steuerschlupflöcher für Private und<br />

Unternehmen müssen gestopft werden.<br />

Steuerflucht und internationale<br />

Steuervermeidung müssen durch entschiedenes<br />

Vorgehen gemeinsam mit<br />

anderen Ländern bekämpft werden.<br />

Steuerbetrug muss weitgehend verhindert<br />

werden.<br />

Der Sozialstaatsgedanke muss über<br />

einen progressiven Tarif stärker in<br />

den Vordergrund treten.<br />

7 Siehe dazu auch: „Konzept für eine solidarische<br />

Einfachsteuer“, 2004,<br />

http://www.attac.de/genug-fuer-alle/neuauflage/dateien/steuerkonzept.<strong>pdf</strong>


Soziale Integration von Flüchtlingen<br />

VON GISELA RUBBERT UND HEIKO KAUFFMANN 1<br />

Die Verpflichtungen von Kopenhagen<br />

Die Kopenhagener Erklärung sowie das<br />

dazugehörige Aktionsprogramm bekräftigen<br />

die bereits bestehenden Menschenrechtsverträge<br />

und das Verbot jeglicher<br />

Diskriminierung. 2 Unter Hinweis<br />

auf die Weltkonferenz für Menschenrechte<br />

in Wien stellt der Text die zivilen<br />

und bürgerlichen mit den wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Menschenrechten<br />

gleich. Und Menschenrechte<br />

gelten für alle, also nicht nur für<br />

die eigenen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen.<br />

Auf die besondere Bedürftigkeit<br />

von Flüchtlingen wird hingewiesen.<br />

Die Unterzeichnerstaaten verpflichteten<br />

sich, „alle politischen, rechtlichen,<br />

materiellen und sozialen Voraussetzungen<br />

zu schaffen, die Flüchtlingen<br />

die freiwillige Rückkehr in ihre<br />

Herkunftsländer in Sicherheit und<br />

Würde erlauben“. 3 Die Regierungen<br />

werden „nachdrücklich aufgefordert“,<br />

sich der besonderen Bedürfnisse von<br />

Flüchtlingen, Vertriebenen und Asylsuchenden<br />

anzunehmen und nach dauerhaften<br />

Lösungen für ihre Not zu<br />

suchen, sie vor Ausbeutung, Misshandlung<br />

und allen Formen von Gewalt<br />

zu schützen. 4 Die Erklärung hebt die<br />

Einhaltung der Rechte von Kindern und<br />

Jugendlichen hervor sowie ihren<br />

Zugang zu Bildung. 5 Minderjährige<br />

unbegleitete Flüchtlinge gelten als<br />

besonders schutzbedürftige Gruppe und<br />

die Staaten sollen ihre Situation verbessern.<br />

6<br />

1 Gisela Rubbert ist Mitglied der Pax Christi<br />

Asylkommission und Heiko Kauffmann ist<br />

Mitglied des Bundesvorstandes von Pro Asyl.<br />

2 WSSD, Erklärung, Grundsatzteil 10, 26f;<br />

Verpflichtung 1a, 1f; Verpflichtung 4b, 4c; u.a.<br />

http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/<br />

socsum/socsum2.htm<br />

3 WSSD, ebenda; Verpflichtung 1g; Aktionsprogramm<br />

14k; 76, 76d.<br />

4 WSSD, Aktionsprogramm 76b.<br />

http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/<br />

socsum/socsum6.htm<br />

5 WSSD, Erklärung, Grundsatzteil 26j; Verpflichtung<br />

6c; Aktionsprogramm 15g; 39; 39f.<br />

6 WSSD, Aktionsprogramm 39e.<br />

Zudem sollen sie die grundlegenden<br />

Menschenrechte von Migranten ohne<br />

legalen Aufenthaltstatus schützen und<br />

ihre Ausbeutung verhindern. Die Inanspruchnahme<br />

entsprechender Rechtsbehelfe<br />

im Einklang mit den innerstaatlichen<br />

Rechtsvorschriften soll ihnen<br />

ermöglicht werden. 7<br />

Produktive Arbeit und Erwerbstätigkeit<br />

gelten als zentrale Elemente der Entwicklung<br />

und als entscheidende Faktoren<br />

des menschlichen Selbstverständnisses.<br />

8<br />

„Die Regierungen werden ferner nachdrücklich<br />

aufgefordert, den Grundsatz<br />

der Nichtzurückweisung zu achten, das<br />

heißt den Grundsatz, dass Menschen<br />

nicht an Orte abgeschoben werden, an<br />

denen ihr Leben oder ihre Freiheit aufgrund<br />

ihrer Rasse, ihrer Religion, ihrer<br />

Staatsangehörigkeit zu einer bestimmten<br />

sozialen Gruppe oder ihrer politischen<br />

Anschauung gefährdet wäre“. 9<br />

Zehn Jahre nach Kopenhagen –<br />

Das Zuwanderungsgesetz<br />

Wie weit wurden diese Passagen der<br />

Kopenhagener Erklärung in <strong>Deutschland</strong><br />

umgesetzt? Am 1. Januar 2005 trat das<br />

neue Zuwanderungsgesetz in Kraft.<br />

Einen wesentlichen Fortschritt im<br />

Flüchtlingsschutz stellt die Anerkennung<br />

nichtstaatlicher und geschlechtsspezifischer<br />

Verfolgung dar, die nach<br />

Maßgabe der EU-Statusrichtlinie allerdings<br />

ohnehin hätte erfolgen müssen.<br />

Jedoch blieb von der Absicht, ein modernes,<br />

humanes, weltoffenes und integrationsfreundliches<br />

Gesetz zu schaffen,<br />

nach jahrelangen Verhandlungen<br />

und unter dem Einfluss des 11. September<br />

2001 wenig übrig. Die Hoffnungen<br />

und Erwartungen der Menschenrechtsbewegungen<br />

und Flücht-<br />

7 ebenda 78a.<br />

8 WSSD, Erklärung, Verpflichtung 1f;<br />

Aktionsprogramm 42.<br />

9 WSSD, Aktionsprogramm 76e.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 78<br />

lingsinitiativen wurden weitgehend enttäuscht.<br />

Das Ausländerrecht ist nach<br />

wie vor als Gefahrenabwehrrecht konstruiert.<br />

Die Verschärfung des Ausweisungsrechts<br />

zur vorgeblichen Terrorismusbekämpfung<br />

zeigt dies deutlich.<br />

Statt liberale Einwanderungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen, bleibt es im Großen<br />

und Ganzen bei der Abschottung<br />

<strong>Deutschland</strong>s vor Migranten. Die<br />

Integrationspolitik steht weiter unter<br />

dem Leitgedanken einseitiger Anpassung<br />

und Sanktionen. Der Deutschkurs<br />

dient als Homogenisierungsprojekt,<br />

wird aber der umfassenden Aufgabe,<br />

Bildung und Wissen im Sinne<br />

von Differenzialität und interkultureller<br />

Alltagskompetenz zu vermitteln, nicht<br />

gerecht.<br />

Die Situation der geduldeten Flüchtlinge<br />

hat sich deutlich verschlechtert.<br />

Die Praxis der so genannten ‚Kettenduldungen’<br />

wird entgegen allen Zusicherungen<br />

fortgesetzt. Noch mehr<br />

Menschen sind so der sozialen Ausgrenzung<br />

in Gestalt des Asylbewerberleistungsgesetzes<br />

unterworfen. Die<br />

Residenzpflicht bleibt bestehen und der<br />

Kreis der von ihr Betroffenen wird<br />

erweitert. Das Kindeswohl von Flüchtlingskindern<br />

wird weiter missachtet,<br />

indem die UN-Kinderrechtskonvention<br />

für das neue Gesetz nicht umgesetzt<br />

wird.<br />

Der Gesetzgeber versäumte, eine<br />

Bleiberechtsregelung für langjährig<br />

Geduldete einzuführen, die ihnen eine<br />

Perspektive in Würde gegeben hätte.<br />

Desintegration als Ziel –<br />

ein Leben im Warteraum<br />

Ende des Jahres 2004 lebten in<br />

<strong>Deutschland</strong> rund 200.000 Flüchtlinge<br />

mit dem unsicheren Aufenthaltstitel<br />

immer wieder neu verlängerter, kurzbefristeter<br />

Duldungen (Aussetzungen der<br />

Abschiebung). Ein großer Teil von<br />

ihnen bereits seit zehn Jahren und<br />

mehr. Leben mit Duldung heißt:


– gesetzlich eingeschränkter Arbeitsmarktzugang.<br />

Eine Arbeitserlaubnis<br />

wird nur vergeben, wenn nach vierbis<br />

sechswöchiger Prüfungszeit<br />

kein Deutscher, EU-Bürger oder<br />

sonstiger Bevorrechtigter für den<br />

vom Flüchtling gefundenen Arbeitsplatz<br />

zur Verfügung steht. Die<br />

Arbeitserlaubnis muss jedes Mal<br />

vier Wochen vor Beendigung der<br />

Duldung neu beantragt werden;<br />

– eingeschränkte soziale Leistungen<br />

nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />

(30 Prozent unter Sozialhilfeniveau),<br />

die auch als Esspakete oder<br />

Gutscheine ausgegeben werden<br />

können;<br />

– mangelnde gesundheitliche Versorgung;<br />

– das Verbot, ohne behördliche Genehmigung<br />

das Bundesland oder<br />

den Landkreis zu verlassen<br />

(Residenzpflicht).<br />

Viele Geduldete, die trotzdem einen Job<br />

gefunden hatten, haben seit Januar 2005<br />

ihre Arbeit verloren, weil die Behörden<br />

ihnen die Weiterbeschäftigung nicht<br />

mehr erlauben. Für die betroffenen Geduldeten<br />

bedeutet eine Verweigerung<br />

der Arbeitserlaubnis den Weg in das<br />

soziale Abseits anzutreten. Trotz langjähriger<br />

Beschäftigung erhalten sie kein<br />

Arbeitslosengeld II, da Geduldete generell<br />

aus dem Kreis der Anspruchsberechtigten<br />

ausgeschlossen wurden. Sie<br />

haben nur Anspruch auf die abgesenkten<br />

Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.<br />

Dies ist weder im Interesse<br />

der Betroffenen noch der Kommunen,<br />

die die Kosten zu tragen haben.<br />

Von Maßnahmen der Arbeitsförderung<br />

wie Weiterbildungsmaßnahmen oder<br />

einer Berufsausbildung ist ausgeschlossen,<br />

wer keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />

II hat. So ist ihr Weg in die<br />

Langzeitarbeitslosigkeit vorgezeichnet.<br />

Diese Ausgrenzung per Gesetz steht im<br />

Widerspruch zum Verbot jeglicher<br />

Diskriminierung.<br />

Leben am Rande der Gesellschaft<br />

Die Mehrzahl der Flüchtlingskinder,<br />

die alleine eingereist sind, wird in der<br />

Regel nur geduldet. Ihr Schicksal gilt<br />

nicht als politische Verfolgung im<br />

Sinne des deutschen Asylrechts. Aufgrund<br />

der Vorbehaltserklärung der damaligen<br />

Bundesregierung werden die<br />

Schutzbedürftigkeit und das Kindeswohl<br />

von Flüchtlingskindern im Rahmen<br />

des geltenden Rechts und der gängigen<br />

Praxis nicht hinreichend berücksichtigt.<br />

10 Dieser Vorbehalt hat gravierende<br />

Einschränkungen insbesondere<br />

für minderjährig unbegleitete Flüchtlingskinder<br />

zur Folge:<br />

– Ab 16 Jahre werden sie als Erwachsene<br />

behandelt und bekommen keinen<br />

juristischen Beistand.<br />

– Beim Schulbesuch, bei der medizinischen<br />

und sozialen Versorgung<br />

sind sie schlechter gestellt als<br />

Deutsche.<br />

– Von BaföG und ausbildungsbegleitenden<br />

Hilfen bleiben sie ausgeschlossen.<br />

Zur Aufnahme einer<br />

betrieblichen Ausbildung brauchen<br />

sie eine Arbeitserlaubnis, was den<br />

Zugang zu einer Berufsausbildung<br />

faktisch unmöglich macht beziehungsweise<br />

sehr erschwert.<br />

– Wer trotz aller Hindernisse in einem<br />

Mangelberuf eine Ausbildung<br />

beginnen konnte, wird oft unter<br />

Androhung sofortiger Abschiebung<br />

gezwungen, seine ‚freiwillige’<br />

Ausreise nach Ende der Ausbildung<br />

zu unterschreiben.<br />

– Minderjährige unbegleitete Flüchtlingskinder<br />

geraten zudem häufig in<br />

Abschiebehaft.<br />

Dabei hatte der Gesetzgeber vorgesehen,<br />

dass bei Minderjährigen und langjährig<br />

Geduldeten nach Überprüfung<br />

der Zumutbarkeit einer Ausreise ein<br />

10 Ratifizierung am 5.4.1992<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 79<br />

positiver Ermessensgebrauch erfolgen<br />

sollte. Bislang geht aber nur der Erlass<br />

von Rheinland-Pfalz vom Dezember<br />

2004 in diese Richtung.<br />

Der zuständige UN-Ausschuss für die<br />

Rechte des Kindes in Genf mahnte im<br />

Januar 2004 die Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> mit deutlichen Worten, die<br />

‚diskriminierenden Ungleichheiten’ in<br />

seiner Praxis einzustellen, den diesbezüglichen<br />

Vorbehalt zum UN-Übereinkommen<br />

über die Rechte des Kindes<br />

zurückzunehmen und Flüchtlingskindern<br />

die ihnen zustehenden vollen<br />

Rechte zukommen zu lassen. 11 Leider<br />

bisher ohne Erfolg.<br />

Widerrufsverfahren und gewaltsame<br />

Rückführungen<br />

Die 2005 begonnenen Massenwiderrufsverfahren<br />

(Irak, Kosovo) stürzen<br />

Menschen in Unsicherheit und Angst.<br />

Sie sind europaweit einmalig und zerstören<br />

Integration. Sie entsprechen<br />

nicht den Vorgaben der Genfer Flüchtlingskonvention,<br />

nach welcher der<br />

Flüchtlingsstatus nur widerrufen werden<br />

kann, wenn es eine grundlegende<br />

und dauerhafte Veränderung im Herkunftsland<br />

gegeben hat. Auch müssen<br />

Betroffene die Möglichkeit haben, den<br />

tatsächlichen Schutz des Herkunftsstaates<br />

wieder zu erhalten. Die Lage im<br />

Irak ist jedoch weiterhin extrem unsicher<br />

und für Minderheiten im Kosovo<br />

ebenfalls. Widerrufe sind unter diesen<br />

Umständen nicht zu rechtfertigen.<br />

Lediglich Rheinland-Pfalz eröffnete<br />

den Ausländerbehörden entsprechenden<br />

Spielraum zu einem Bleiberecht.<br />

Zunehmend werden Flüchtlinge ohne<br />

Ankündigung mitten in der Nacht abgeholt<br />

und nach einer kurzen Packzeit<br />

zum Flughafen gebracht. Abschiebungen<br />

einzelner oder mehrerer Familien-<br />

11 Concluding observation: Germany (30<br />

January 2004), CRC/C/15/Zus 226; Deutsche<br />

Arbeitsversion der National Coalition


mitglieder werden vollzogen und Familien<br />

auf diese Weise auseinander gerissen.<br />

Manchmal bleiben auch Kinder<br />

allein zurück und müssen in die Obhut<br />

entfernter Verwandter oder des Jugendamtes<br />

gegeben werden.<br />

Menschen ohne regulären<br />

Aufenthaltsstatus<br />

Es gibt im neuen Zuwanderungsgesetz<br />

keinen Einstieg in die Lösung für die<br />

als ‚illegal’ bezeichneten Menschen<br />

ohne Aufenthaltsstatus. Sie leben in der<br />

ständigen Gefahr, Opfer von Ausbeutung<br />

und unmenschlicher oder erniedrigender<br />

Behandlung zu werden. Die-<br />

jenigen, die humanitäre Hilfe leisten,<br />

machen sich strafbar. Sie sind auch in<br />

Zukunft verpflichtet, Flüchtlinge ohne<br />

legalen Status bei den Ausländerbehörden<br />

oder der Polizei anzuzeigen.<br />

Die perspektivlose Situation der geduldeten<br />

Flüchtlinge, ihre soziale Ausgrenzung,<br />

die Nichtbeachtung des Kindeswohls,<br />

die gewaltsamen Abschiebungen,<br />

die massenhaften Widerspruchsverfahren<br />

anerkannter Flüchtlinge und<br />

die Verweigerung grundlegender Menschenrechte<br />

für Migranten ohne legalen<br />

Aufenthaltstatus widersprechen in eklatanter<br />

Weise Sinn und Geist der Verpflichtungen<br />

von Kopenhagen.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 80<br />

Eine Asyl- und Migrationspolitik, die<br />

vom Geist der Abwehr, Ausgrenzung<br />

und Kriminalisierung von Einwanderern<br />

und schutzsuchenden Menschen<br />

getragen wird, gefährdet das Verhältnis<br />

und die Zukunft von Rechtsstaatlichkeit,<br />

Demokratie und Menschenrechten.<br />

Politik und Zivilgesellschaft sind gefordert,<br />

eine Umkehr zu den Grundsätzen<br />

der Achtung, der Menschenwürde und<br />

der Wahrung von Recht und Gerechtigkeit<br />

gegenüber Menschen in die Wege<br />

zu leiten, die in <strong>Deutschland</strong> aus berechtigten<br />

Gründen Zuflucht und<br />

Schutz suchen.


m Soziale Entwicklung<br />

weltweit


Die zehn grundlegenden Verpflichtungen der Unterzeichnerstaaten aus der Erklärung<br />

des Kopenhagener Weltsozialgipfels vom 6. bis 12. März 1995<br />

Verpflichtung 1<br />

Wir verpflichten uns, ein wirtschaftliches, politisches, soziales, kulturelles und rechtliches Umfeld zu schaffen, das die Menschen in<br />

die Lage versetzt, soziale Entwicklung zu erreichen.<br />

Verpflichtung 2<br />

Wir verpflichten uns auf das Ziel der Beseitigung der Armut in der Welt durch entschlossene einzelstaatliche Maßnahmen und internationale<br />

Zusammenarbeit, da es sich hierbei um einen ethischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Imperativ für die Menschheit<br />

handelt.<br />

Verpflichtung 3<br />

Wir verpflichten uns, das Ziel der Vollbeschäftigung als grundlegende Priorität unserer Wirtschafts- und Sozialpolitik zu fördern und<br />

es allen Menschen, Männern wie auch Frauen zu ermöglichen, sich durch eine frei gewählte Erwerbstätigkeit und produktive Arbeit<br />

einen sicheren und dauerhaften Lebensunterhalt zu sichern.<br />

Verpflichtung 4<br />

Wir verpflichten uns, die soziale Integration zu fördern, indem wir uns für den Aufbau stabiler, sicherer und gerechter Gesellschaften<br />

einsetzen, die auf der Förderung und dem Schutz aller Menschenrechte sowie der Nichtdiskriminierung, der Toleranz, der Achtung der<br />

Vielfalt, der Chancengleichheit, der Solidarität, der Sicherheit und der Teilhabe aller Menschen, einschließlich schwacher und benachteiligter<br />

Gruppen und Personen beruhen.<br />

Verpflichtung 5<br />

Wir verpflichten uns, die uneingeschränkte Achtung der Menschenwürde zu fördern, die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von<br />

Männern und Frauen herbeizuführen und die Teilhabe der Frau und die führende Rolle, die sie im politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Leben und bei der Entwicklung einnehmen kann, anzuerkennen und zu fördern.<br />

Verpflichtung 6<br />

Wir verpflichten uns, die Ziele des allgemeinen und gerechten Zugangs zu einer guten Bildung, des höchsten erreichbaren körperlichen<br />

und geistigen Gesundheitszustands und des Zugangs aller Menschen zur gesundheitlichen Grundversorgung zu fördern und zu<br />

verwirklichen, indem wir besondere Anstrengungen unternehmen werden, um Ungleichheiten im Hinblick auf soziale Verhältnisse zu<br />

beheben, ohne Unterschied nach Rasse, nationaler Herkunft, Geschlecht, Alter oder Behinderung; unsere gemeinsame Kultur wie auch<br />

unsere jeweilige kulturelle Eigenart zu achten und zu fördern; danach zu trachten, die Rolle der Kultur in der Entwicklung zu stärken;<br />

die unabdingbaren Grundlagen für eine beständige Entwicklung in deren Mittelpunkt der Mensch steht, zu erhalten; und zur vollen<br />

Erschließung der Humanressourcen beizutragen.<br />

Das Ziel dieser Aktivitäten besteht darin, die Armut zu beseitigen, eine produktive Vollbeschäftigung zu fördern und die soziale<br />

Integration zu begünstigen.<br />

Verpflichtung 7<br />

Wir verpflichten uns, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung sowie die Erschließung der Humanressourcen Afrikas und der am<br />

wenigsten entwickelten Länder zu beschleunigen.<br />

Verpflichtung 8<br />

Wir verpflichten uns, sicherzustellen, dass bei der Vereinbarung von Strukturanpassungsprogrammen auf die Einbeziehung von Zielen<br />

der sozialen Entwicklung geachtet wird, insbesondere die Beseitigung der Armut, die Förderung der Vollbeschäftigung und produktiver<br />

Arbeitsplätze sowie die Verbesserung der sozialen Integration.<br />

Verpflichtung 9<br />

Wir verpflichten uns, die für die soziale Entwicklung aufgewendeten Mittel erheblich zu erhöhen beziehungsweise effizienter einzusetzen,<br />

damit die Ziele des Gipfels durch einzelstaatliche Maßnahmen und regionale und internationale Zusammenarbeit erreicht werden.<br />

Verpflichtung 10<br />

Wir verpflichten uns, einen besseren und festeren Rahmen für die internationale, regionale und subregionale Zusammenarbeit im<br />

Dienste der sozialen Entwicklung in einem Geist der Partnerschaft unter Einschaltung der Vereinten Nationen und anderer multilateraler<br />

Institutionen zu schaffen.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 82


Aus dem Aktionsprogramm des Weltsozialgipfels von Kopenhagen<br />

Kapitel 2: Beseitigung der Armut<br />

Abschnitt C: Deckung der Grundbedürfnisse aller Menschen; Paragraph 36.<br />

Die Regierungen sollen die eingegangenen Verpflichtungen zur Deckung der Grundbedürfnisse aller Menschen mit Hilfe der internationalen<br />

Gemeinschaft im Einklang mit Kapitel V des vorliegenden Aktionsprogramms umsetzen; unter anderem sollen sie<br />

a) bis zum Jahr 2000 den allgemeinen Zugang zur Grundbildung sicherstellen und dafür Sorge tragen, dass mindestens 80 Prozent<br />

aller Kinder im Grundschulalter die Primarschulbildung abschließen; bis zum Jahr 2005 das Gefälle in der Primar- und Sekundarschulbildung<br />

von Jungen und Mädchen ausgleichen; vor dem Jahr 2015 in allen Ländern eine allgemeine Grundschulbildung herbeiführen;<br />

b) bis zum Jahr 2000 in allen Ländern eine Lebenserwartung von mindestens 60 Jahren herbeiführen;<br />

c) bis zum Jahr 2000 die Sterblichkeitsrate von Säuglingen und Kindern unter fünf Jahren gegenüber 1990 um ein Drittel beziehungsweise<br />

auf 50 bis 70 pro 1.000 Lebendgeburten senken, was immer der niedrigere Wert ist; bis zum Jahr 2015 eine Säuglingssterblichkeitsrate<br />

von unter 35 pro 1.000 Lebendgeburten und eine Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren von unter 45 pro<br />

1.000 Kindern erreichen;<br />

d) bis zum Jahr 2000 die Müttersterblichkeit gegenüber 1990 um die Hälfte reduzieren und bis zum Jahr 2015 eine weitere Verminderung<br />

um 50 Prozent bewirken;<br />

e) Ernährungssicherheit durch die Gewährleistung einer Versorgung mit gesunden und nahrhaften Nahrungsmitteln sowohl auf nationaler<br />

als auch auf internationaler Ebene, ein angemessenes Maß an Stabilität in der Nahrungsmittelversorgung sowie in physischer,<br />

sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht Zugang zu einer ausreichenden Ernährung für alle herstellen und dabei bekräftigen, dass<br />

Nahrungsmittel nicht als politisches Druckmittel benutzt werden dürfen;<br />

f) bis zum Jahr 2000 die schwere und mittelschwere Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren gegenüber 1990 um die Hälfte<br />

reduzieren;<br />

g) bis zum Jahr 2000 sicherstellen, dass alle Völker der Welt einen Gesundheitsstand erreichen, der es ihnen ermöglicht, ein sozial<br />

und wirtschaftlich produktives Leben zu führen, und zu diesem Zweck eine gesundheitliche Grundversorgung für alle gewährleisten;<br />

h) über das System für die gesundheitliche Grundversorgung allen Personen im entsprechenden Alter so bald wie möglich, spätestens<br />

jedoch bis zum Jahr 2015 Zugang zur Reproduktivgesundheitsfürsorge verschaffen, im Einklang mit dem Aktionsprogramm der<br />

Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung und unter Berücksichtigung der auf der Konferenz angebrachten<br />

Vorbehalte und abgegebenen Erklärungen, insbesondere was die Notwendigkeit der elterlichen Anweisung und Verantwortung<br />

betrifft;<br />

i) sich verstärkt darum bemühen und dafür einsetzen, bis zum Jahr 2000 die Sterblichkeit und Morbidität bei Malaria in mindestens<br />

75 Prozent der betroffenen Länder gegenüber 1995 um mindestens 20 Prozent zu senken sowie die sozialen und wirtschaftlichen<br />

Verluste aufgrund der Malaria in den Entwicklungsländern zu vermindern, insbesondere in Afrika, wo die mit Abstand größte Zahl<br />

der Krankheits- und Todesfälle zu verzeichnen ist;<br />

j) bis zum Jahr 2000 die bedeutenden Krankheiten, die weltweite Gesundheitsprobleme darstellen, im Einklang mit Ziffer 6.12 der<br />

Agenda 21 ausrotten, beseitigen oder eindämmen;<br />

k) die Analphabetenrate unter Erwachsenen – wobei die Altersgruppe von jedem Land selbst festzulegen ist – auf mindestens die<br />

Hälfte des Werts von 1990 senken, mit Schwergewicht auf der Alphabetisierung von Frauen, den allgemeinen Zugang zu einer<br />

hochwertigen Bildung verwirklichen, wobei der Grundschul- und Fachunterricht und die Berufsausbildung besonderen Vorrang<br />

genießen, das Analphabetentum bekämpfen und geschlechtsbedingte Disparitäten beim Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, beim<br />

Verbleib im Schulsystem und bei der Förderung des Unterrichts beseitigen;<br />

l) allen Menschen dauerhaft Zugang zu sauberem Trinkwasser in ausreichenden Mengen und zu einer angemessenen Abwasserbeseitigung<br />

verschaffen;<br />

m) die Verfügbarkeit von erschwinglichem und angemessenem Wohnraum für alle verbessern, im Einklang mit der Globalen Wohnraumstrategie<br />

bis zum Jahr 2000;<br />

n) die Verwirklichung dieser Verpflichtungen auf der höchsten geeigneten Ebene überwachen und die Möglichkeit in Erwägung ziehen,<br />

ihre Verwirklichung durch die Verbreitung von ausreichenden und genauen statistischen Daten und entsprechenden Indikatoren<br />

zu beschleunigen.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 83


Auszüge aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen<br />

RESOLUTION 55/2.<br />

Die Generalversammlung verabschiedet die nachstehende Erklärung:<br />

Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen<br />

Wir, die Staats- und Regierungschefs, sind am Anbruch eines neuen Jahrtausends vom 6. bis 8. September 2000 (...) erkennen an, (...)<br />

dass wir (...) gemeinschaftlich dafür verantwortlich sind, weltweit die Grundsätze der Menschenwürde, der Gleichberechtigung und der<br />

Billigkeit zu wahren.<br />

I. Werte und Grundsätze<br />

Freiheit. Männer und Frauen haben das Recht, in Würde und Freiheit – von Hunger und der Furcht vor Gewalt, Unterdrückung oder<br />

Ungerechtigkeit – ihr Leben zu leben und ihre Kinder zu erziehen.<br />

Gleichheit. Keinem Menschen und keiner Nation darf die Chance vorenthalten werden, aus der Entwicklung Nutzen zu ziehen. Die<br />

Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Männern und Frauen muss gewährleistet sein.<br />

Solidarität. Die globalen Probleme müssen so bewältigt werden, dass die damit verbundenen Kosten und Belastungen im Einklang mit<br />

den grundlegenden Prinzipien der Billigkeit und sozialen Gerechtigkeit aufgeteilt werden. Diejenigen, die leiden oder denen die geringsten<br />

Vorteile entstehen, haben ein Anrecht darauf, Hilfe von den größten Nutznießern zu erhalten.<br />

Toleranz. Die Menschen müssen einander in der gesamten Vielfalt ihrer Glaubensüberzeugungen, Kulturen und Sprachen achten.<br />

Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft sowie zwischen verschiedenen Gesellschaften sollten weder gefürchtet noch unterdrückt,<br />

sondern vielmehr als kostbares Gut der Menschheit geschätzt werden. Eine Kultur des Friedens und des Dialogs zwischen allen<br />

Kulturen sollte aktiv gefördert werden.<br />

Achtung vor der Natur. Bei der Bewirtschaftung aller lebenden Arten und natürlichen Ressourcen muss im Einklang mit den<br />

Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung Umsicht bewiesen werden. Nur so können wir die unermesslichen Reichtümer, mit denen<br />

die Natur uns beschenkt, erhalten und an unsere Nachkommen weitergeben. Die heutigen nicht zukunftsfähigen Produktions- und<br />

Konsumstrukturen müssen im Interesse unseres künftigen Wohls und des Wohls unserer Nachfahren geändert werden.<br />

Gemeinsam getragene Verantwortung. Die Verantwortung für die Gestaltung der weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung<br />

und die Bewältigung von Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit muss von allen Nationen der Welt<br />

gemeinsam getragen und auf multilateraler Ebene wahrgenommen werden. Als universellste und repräsentativste Organisation der Welt<br />

müssen die Vereinten Nationen die zentrale Rolle dabei spielen.<br />

II. Frieden, Sicherheit und Abrüstung<br />

8. Wir werden keine Mühen scheuen, um unsere Völker von der Geißel des Krieges, ob Bürgerkriege oder Kriege zwischen Staaten, zu<br />

befreien (...).<br />

9. Wir treffen daher den Beschluss, die Achtung vor dem Primat des Rechts sowohl in den internationalen als auch den nationalen<br />

Angelegenheiten zu stärken und insbesondere sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten den Entscheidungen des Internationalen<br />

Gerichtshofs im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen in den Fällen, in denen sie Partei sind, Folge leisten.<br />

III. Entwicklung und Armutsbeseitigung<br />

11. Wir werden keine Mühen scheuen, um unsere Mitmenschen (...) aus den erbärmlichen und entmenschlichenden Lebensbedingungen<br />

der extremen Armut zu befreien, in der derzeit mehr als eine Milliarde von ihnen gefangen sind. Wir sind entschlossen, das<br />

Recht auf Entwicklung für jeden zur Wirklichkeit werden zu lassen und die gesamte Menschheit von Not zu befreien.<br />

12. Wir treffen daher den Beschluss, auf nationaler wie auf internationaler Ebene ein Umfeld zu schaffen, das der Entwicklung und der<br />

Beseitigung der Armut förderlich ist.<br />

13. Erfolg bei der Verwirklichung dieser Ziele hängt unter anderem von guter Lenkung in einem jeden Land ab. Er hängt fernerhin von<br />

guter Lenkung auf internationaler Ebene und von der Transparenz der Finanz-, Geld- und Handelssysteme ab. Wir sind entschlossen,<br />

ein offenes, faires, regelgestütztes, berechenbares und nichtdiskriminierendes multilaterales Handels- und Finanzsystem zu schaffen.<br />

15. Wir verpflichten uns außerdem, auf die besonderen Bedürfnisse der am wenigsten entwickelten Länder einzugehen. (...) Wir fordern<br />

die Industrieländer auf, (...)<br />

ohne weitere Verzögerungen das verstärkte Schuldenerleichterungsprogramm für die hochverschuldeten armen Länder durchzuführen<br />

und übereinzukommen, alle bilateralen öffentlichen Schulden dieser Länder zu streichen, wenn diese Länder sich im<br />

Gegenzug auf eine nachprüfbare Armutsminderung verpflichten;<br />

großzügigere Entwicklungshilfe zu gewähren, insbesondere an Länder, die wirkliche Anstrengungen unternehmen, ihre Ressourcen<br />

für die Armutsminderung einzusetzen.<br />

19. Wir treffen ferner den Beschluss,<br />

bis zum Jahr 2015 den Anteil der Weltbevölkerung, dessen Einkommen weniger als 1 Dollar pro Tag beträgt, und den Anteil<br />

der Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren, sowie bis zu demselben Jahr den Anteil der Menschen, die hygienisches<br />

Trinkwasser nicht erreichen oder es sich nicht leisten können, zu halbieren;<br />

bis zum gleichen Jahr sicherzustellen, dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung vollständig<br />

abschließen können und dass Mädchen wie Jungen gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben;<br />

bis zum gleichen Jahr die Müttersterblichkeit um drei Viertel und die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei<br />

Drittel der derzeitigen Rate gesenkt zu haben;<br />

bis dahin die Ausbreitung von HIV/Aids, die Geißel der Malaria und andere schwere Krankheiten, von denen die<br />

Menschheit heimgesucht wird, zum Stillstand gebracht und allmählich zum Rückzug gezwungen zu haben;<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 84


Kindern, die durch HIV/Aids zu Waisen wurden, besondere Hilfe zukommen zu lassen;<br />

bis zum Jahr 2020, wie in der Initiative „Städte ohne Elendsviertel“ vorgeschlagen, erhebliche Verbesserungen im Leben von<br />

mindestens 100 Millionen Slumbewohnern erzielt zu haben.<br />

20. Wir treffen außerdem den Beschluss,<br />

die Gleichstellung der Geschlechter und die Ermächtigung der Frau als wirksame Mittel zur Bekämpfung von Armut, Hunger und<br />

Krankheit zu fördern und eine wirklich nachhaltige Entwicklung herbeizuführen;<br />

Strategien zu erarbeiten und umzusetzen, die jungen Menschen überall eine reale Chance geben, menschenwürdige und produktive<br />

Arbeit zu finden;<br />

der pharmazeutischen Industrie nahe zu legen, lebenswichtige Medikamente verfügbarer und für alle Menschen in den Entwicklungsländern,<br />

die sie brauchen, erschwinglich zu machen;<br />

im Bemühen um Entwicklung und Armutsbeseitigung feste Partnerschaften mit dem Privatsektor und den Organisationen der<br />

Zivilgesellschaft aufzubauen;<br />

sicherzustellen, dass alle Menschen die Vorteile der neuen Technologien, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

nutzen können (...)<br />

IV. Schutz unserer gemeinsamen Umwelt<br />

21. Wir dürfen keine Mühen scheuen, um die gesamte Menschheit und vor allem unsere Kinder und Kindeskinder aus der Gefahr zu<br />

befreien, auf einem Planeten leben zu müssen, der durch menschliches Handeln nicht wiedergutzumachende Schäden davongetragen<br />

hat und dessen Ressourcen ihren Bedarf nicht länger decken können.<br />

22. Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung, namentlich auch der in der Agenda 21 enthaltenen<br />

Grundsätze, die auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung verabschiedet wurden.<br />

23. Wir treffen daher den Beschluss, in allen unseren die Umwelt betreffenden Maßnahmen eine neue Ethik der Erhaltung und pfleglichen<br />

Behandlung der Umwelt zu verfolgen, und treffen den Beschluss, als erstes<br />

alles zu tun, um sicherzustellen, dass das Protokoll von Kioto möglichst bis zum zehnten Jahrestag der Konferenz der Vereinten<br />

Nationen über Umwelt und Entwicklung im Jahre 2002 in Kraft tritt, und mit der verlangten Senkung des Ausstoßes von<br />

Treibhausgasen zu beginnen;<br />

unsere gemeinsamen Bemühungen um die Bewirtschaftung, Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern zu<br />

verstärken; nachdrücklich auf die vollinhaltliche Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt und des Übereinkommens<br />

zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre und/oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere<br />

in Afrika, hinzuarbeiten;<br />

der auf Dauer nicht tragbaren Ausbeutung der Wasserressourcen ein Ende zu setzen, durch die Entwicklung regionaler und nationaler<br />

Wasserwirtschaftsstrategien, die sowohl einen fairen Zugang als auch ausreichende Vorräte fördern; (...)<br />

den freien Zugang zu Informationen über die menschliche Genomsequenz sicherzustellen.<br />

V. Menschenrechte, Demokratie und gute Lenkung<br />

24. Wir werden keine Mühen scheuen, um die Demokratie zu fördern und die Rechtsstaatlichkeit sowie die Achtung aller international<br />

anerkannten Menschenrechte und Grundfreiheiten einschließlich des Rechts auf Entwicklung zu stärken.<br />

25. Wir treffen daher den Beschluss,<br />

die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vollinhaltlich zu achten und ihr Geltung zu verschaffen;<br />

uns um den vollen Schutz und die Förderung der bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte für<br />

alle in allen unseren Ländern zu bemühen;<br />

in allen unseren Ländern die Kapazitäten zur Anwendung der Grundsätze und Verfahren der Demokratie und zur Achtung der Menschenrechte,<br />

einschließlich der Rechte von Minderheiten, zu stärken;<br />

alle Formen der Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der<br />

Frau umzusetzen;<br />

Maßnahmen zu ergreifen, um die Achtung und den Schutz der Menschenrechte von Migranten, Wanderarbeitnehmern und ihren<br />

Familien zu gewährleisten, die in vielen Gesellschaften immer häufiger vorkommenden rassistischen und fremdenfeindlichen<br />

Handlungen zu beseitigen und in allen Gesellschaften größere Harmonie und Toleranz zu fördern;<br />

gemeinsam auf integrativere politische Prozesse hinzuarbeiten, die allen Bürgern in allen unseren Ländern echte Mitsprache<br />

ermöglichen;<br />

die Freiheit der Medien zur Wahrnehmung ihrer wichtigen Funktion und das Recht der Öffentlichkeit auf Zugang zu Information<br />

zu gewährleisten.<br />

VI. Schutz der Schwächeren<br />

26. Wir werden keine Mühen scheuen, um sicherzustellen, dass Kinder und alle Mitglieder der Zivilbevölkerung, die den Folgen von<br />

Naturkatastrophen, Völkermord, bewaffneten Konflikten und anderen humanitären Notsituationen unverhältnismäßig stark ausgesetzt<br />

sind, in jeder Hinsicht Hilfe und Schutz erhalten, damit sie so bald wie möglich wieder ein normales Leben führen können.<br />

Wir treffen daher den Beschluss,<br />

den Schutz von Zivilpersonen in komplexen Notsituationen in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht auszuweiten<br />

und zu verstärken;<br />

die internationale Zusammenarbeit, namentlich auch die Lastenteilung mit Ländern, die Flüchtlinge aufgenommen haben, und die<br />

Koordinierung der humanitären Hilfe für diese Länder zu verstärken und allen Flüchtlingen und Vertriebenen zur freiwilligen<br />

Rückkehr an ihre Heimstätten in Sicherheit und Würde und zu einer reibungslosen Wiedereingliederung in ihre Gesellschaft zu verhelfen;<br />

die Ratifikation und vollinhaltliche Durchführung des Übereinkommens über die Rechte des Kindes und der dazugehörigen<br />

Fakultativprotokolle betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten sowie den Kinderhandel, die Kinderprostitution<br />

und die Kinderpornografie zu befürworten.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 85


Was die Indikatoren für soziale Entwicklung aussagen<br />

Ergebnisse aus der Auswertung der Tabellen<br />

VON DER SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN ABTEILUNG DES SOCIAL WATCH SEKRETARIATS<br />

Seit 1995 haben sich die Jahresberichte<br />

von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> mit der Weiterentwicklung<br />

in den Ländern im Zusammenhang<br />

mit den von Regierungen eingegangenen<br />

Verpflichtungen des Weltsozialgipfels<br />

in Kopenhagen und der<br />

Vierten Weltfrauenkonferenz in Peking<br />

sowie den jüngsten Zielen der Millenniumserklärung<br />

für 2015 beschäftigt.<br />

Ausgehend von der Ausgabe 2004 besteht<br />

die Strategie von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> in<br />

der Beobachtung der sozialen Entwicklung<br />

in einigen grundlegenden Bereichen.<br />

Zudem wurden einige, auf<br />

menschliche Sicherheit bezogene, analytische<br />

Dimensionen mit aufgenommen<br />

und entsprechend den Richtlinien<br />

internationaler Gipfel intensiver betrachtet.<br />

1 Auch diese Indikatoren stellen<br />

Themenbereiche dar, die für das Verständnis<br />

von Armut aus einer mehrdimensionalen<br />

Perspektive wichtig sind.<br />

Die zur Definition und Bewertung dieser<br />

Kernbereiche der Entwicklung herangezogenen<br />

Indikatoren enthalten nicht<br />

nur konzeptionelle Kriterien, sondern<br />

auch funktionale Erwägungen bezüglich<br />

des Umfangs und der internationalen<br />

Vergleichbarkeit der Indikatoren. 2<br />

1. Armut und Verteilung (Tabelle 1)<br />

Die in der Tabelle „Die derzeitige Verteilung<br />

der weltweiten Armut“ vorgestellten<br />

Indikatoren sind zur Bewertung<br />

einkommensabhängiger Armut und<br />

1 <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> sieht die Möglichkeit der praktischen<br />

Umsetzung der auf dem UN-Millenniumgipfel<br />

beschlossenen Ziele kritisch, da<br />

man sich dabei vor allem auf Entwicklungsländer<br />

konzentriert und Erwartungen und<br />

Forderungen nach Verbesserungen an andere<br />

Länder zurückgeschraubt. Die Millennium-<br />

Entwicklungsziele (MDGs) werden aber als<br />

wichtiger Bezugspunkt betrachtet.<br />

2 Es muss darauf hingewiesen werden, dass wir<br />

uns in einigen Bereichen für die Einbeziehung<br />

von Indikatoren entschieden haben, die zuverlässige<br />

Aussagen liefern, falls die Informationen<br />

nicht vollständig sind. D.h.: Auch wenn<br />

nicht für alle Indikatoren Werte vorliegen, ist<br />

die Aussagekraft der verbleibenden Informationen<br />

hinreichend.<br />

Ungleichheit international gebräuchlich.<br />

3 Für solche Messungen erforderliche<br />

Informationen liegen auf der globalen<br />

Ebene nur sehr beschränkt vor: Sie<br />

fehlen nicht nur für einige Länder, sondern<br />

es werden auch unterschiedliche<br />

Messkriterien verwendet oder auf nicht<br />

vergleichbare Situationen bezogen. 4<br />

Außerdem wird die Lage einiger<br />

Länder nach ziemlich oberflächlichen<br />

Schätzungen diagnostiziert. Mögliche<br />

Manipulationen der Ergebnisse von<br />

Armutsmessungen zu Zwecken, die mit<br />

der politischen Bewertung internationaler<br />

Verpflichtungen und Kampagnen zu<br />

tun haben, sind deshalb nicht auszuschließen.<br />

Vergessen wir nicht die Bedenken bei<br />

der Betrachtung der jüngsten Weltbankzahlen,<br />

die einen Rückgang der absoluten<br />

Zahl der in extremer Armut lebenden<br />

Menschen von 1,219 Milliarden in<br />

1990 auf 1,1 Mrd. in 2001 verkünden. 5<br />

Die Weltbank weist auf die Tatsache<br />

hin, dass dieser Rückgang größtenteils<br />

auf die erheblich geringer gewordene<br />

Armut Chinas zurückzuführen ist. 6 Auf<br />

regionaler Ebene waren erhebliche Verbesserungen<br />

in Süd- und Ostasien zu<br />

verzeichnen, wo man wohl mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit das erste Millenniumziel<br />

(MDG) – die Halbierung der<br />

extremen Armut – erreichen wird.<br />

Die von der Weltbank 2002 gemachten,<br />

globalen Wirtschaftsprognosen stellten<br />

fest, dass die MDGs global, wenn auch<br />

mit großen regionalen Unterschieden,<br />

erreichbar seien. Die Prognose für 2015<br />

geht von 734 Millionen in Armut<br />

lebender Menschen aus.<br />

3 Siehe zum Beispiel Vigorito, Andrea. „Some<br />

comments on country-to-country poverty comparisons“<br />

im internationalen <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

<strong>Report</strong> 2003. The Poor and the Market. 2003.<br />

4 In vielen Fällen bezieht sich die vorliegende<br />

Information zu einem Land nur auf bestimmte<br />

Regionen oder Städte.<br />

5 Menschen, die von weniger als einem US-<br />

Dollar am Tag leben.<br />

6 Die Weltbank ist die einzige Organisation, die<br />

auf der globalen Ebene das Einkommen als<br />

Bezugsgröße zur Armutsmessung heranzieht.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 86<br />

Die Überprüfung der Armutsprognosen<br />

im Jahr 2004 deutet darauf hin, das<br />

Armut bis zum Jahr 2015 global einen<br />

Stand von 12,5 Prozent im Vergleich zu<br />

für 1990 geschätzten 28,3 Prozent erreicht<br />

haben könnte. Die Armutsentwicklung<br />

auf regionaler Ebene in Nordafrika<br />

und dem Nahen Osten sowie in<br />

Europa und Zentralasien zeigt, dass<br />

dieses Ziel wahrscheinlich erreicht<br />

wird. Nicht erreicht wird es vielleicht<br />

in Lateinamerika und im subsaharischen<br />

Afrika. Nach Aussage regionaler<br />

Experten hängt das für die lateinamerikanische<br />

Region stark davon ab, ob<br />

sich dort die Einkommensverteilungsmuster<br />

ändern oder nicht. Dies ist die<br />

Region mit dem höchsten Maß an Ungleichheit<br />

auf der Welt und nichts deutet<br />

darauf hin, dass sich der Trend umkehrt.<br />

Andererseits hat Afrika südlich<br />

der Sahara eher einen Anstieg als einen<br />

Rückgang der Armut zu verzeichnen,<br />

nämlich von 41 auf 46 Prozent der Bevölkerung.<br />

Das entspricht 140 Millionen<br />

mehr Menschen, die sich in einer<br />

Lage extremer Armut befinden.<br />

Anzumerken ist hierbei, dass das Ziel<br />

der Armutsbegrenzung im Einzelnen<br />

als Begrenzung des Anteils der Menschen<br />

an der Gesamtbevölkerung definiert<br />

wird, die unter der Armutsgrenze<br />

von einem US-Dollar pro Tag leben,<br />

wobei die absolute Zahl der unter diesen<br />

Bedingungen lebenden Menschen<br />

durchaus steigen kann. Betrachtet man<br />

die Gesamtzahl derjenigen, die 1990<br />

mit weniger als zwei US-Dollar am Tag<br />

auskamen (2,653 Mrd.), so gehen<br />

Schätzungen von einem Rückgang auf<br />

2,144 Milliarden für 2015 aus. Damit<br />

sieht die Lage etwas anders aus, da die<br />

beträchtlich höhere Zahl an Menschen,<br />

die im subsaharischen Afrika von weniger<br />

als zwei US-Dollar am Tag leben,<br />

mit den in Südasien registrierten, leicht<br />

gestiegenen Zahlen und einem Rückgang<br />

in Ostasien und dem Pazifik (aufgrund<br />

der Einbeziehung Chinas in die<br />

Region) verrechnet werden müssten.


Zwar erwartet man von den Ländern<br />

Südasiens gute Ergebnisse bezüglich<br />

der Bevölkerungen mit weniger als<br />

einem US-Dollar pro Tag, aber ein großer<br />

Teil davon wird die Schwelle kaum<br />

merklich überschreiten und von weniger<br />

als zwei US-Dollar leben.<br />

Betrachten wir die Entwicklung der<br />

Armut im Laufe der letzten Jahrzehnte<br />

auf der Grundlage der ein-US-Dollarpro-Tag<br />

Basis, stellen wir fest, dass<br />

sich die Anzahl derjenigen, die von<br />

weniger als einem US-Dollar pro Tag<br />

lebten, bis zum Jahr 2000 um über 130<br />

Millionen gegenüber 1990 verringert<br />

hatte. Dies war jedoch fast ausschließlich<br />

auf den Rückgang in Ostasien und<br />

dem Pazifik zurückzuführen, wo die<br />

Zahlen um fast die Hälfte zurückgingen:<br />

von 470 Millionen in 1990 auf<br />

261 Millionen in 2000, größtenteils<br />

aufgrund des enorm schnellen Wachstums<br />

der Einkommen in China, das<br />

über neun Prozent pro Jahr lag.<br />

2. Ernährungssicherung (Tabelle 4)<br />

Die aktuelle Lage im Bezug auf Nahrungssicherheit<br />

gibt Anlass zu großer<br />

Besorgnis, insbesondere angesichts der<br />

Tatsache, dass die jüngere Geschichte<br />

keine deutlichen Tendenzen der Besserung<br />

aufweist. In ihrem Bericht 2004<br />

geht die Welternährungsorganisation<br />

(FAO) von schätzungsweise 852 Millionen<br />

Menschen auf der Welt aus, die<br />

von Unterernährung betroffen sind. 7 Sie<br />

kommt dabei zu drei überzeugenden<br />

Schlussfolgerungen: Erstens hat man<br />

nicht einmal das Mindestmaß an Fortschritten<br />

erzielt, die notwendig wären,<br />

um den chronischen Hunger in den<br />

Entwicklungsländern zu bekämpfen.<br />

Zweitens vollzogen sich die erreichten<br />

Fortschritte sehr asymmetrisch, wobei<br />

einige Länder erhebliche Fortschritte<br />

machten, während viele andere stag-<br />

7 FAO, The State of Food Insecurity in the World<br />

2004, 2004. http://www.fao.org/docrep/007/<br />

y5650e/y5650e00.htm<br />

nierten oder sich ihre Lage sogar verschlechterte.<br />

Schließlich sind die Kosten<br />

unterbliebener sofortiger und energischer<br />

Anstrengungen, um den Hunger<br />

auf ein erträgliches Maß weltweit zu<br />

reduzieren, sowohl menschlich wie<br />

wirtschaftlich gesehen Schwindel erregend.<br />

Jedes weitere Jahr auf dem<br />

gegenwärtigen Stand des Hungers kostet<br />

über fünf Millionen Kindern das<br />

Leben und die Entwicklungsländer Milliarden<br />

an Dollar durch den Verlust an<br />

Produktivität und Verdienst. 8<br />

Mindestens die Hälfte der Menschen hungert<br />

in ...<br />

Eritrea 73 %<br />

DR Kongo 71 %<br />

Burundi 68 %<br />

Tadschikistan 61 %<br />

Sierra Leone 50 %<br />

Sambia 49 %<br />

Wenn nicht schneller Fortschritte in der<br />

Bekämpfung des Hungers als gegenwärtig<br />

erzielt werden, ist das Millenniumsziel<br />

der Reduzierung des Hungers<br />

unmöglich zu erreichen. Zur Verbesserung<br />

der Lage sind energische<br />

Anstrengungen von Seiten der Entwicklungsländer<br />

und der internationalen<br />

Gemeinschaft erforderlich. Dabei<br />

geht es nicht nur um Investitionen und<br />

bestimmte politische Maßnahmen, sondern<br />

auch um substantielle Veränderungen<br />

der Welthandelspraktiken. Diese<br />

Elemente werden ausdrücklich in MDG<br />

Nr. 8 aufgeführt und umfassen sowohl<br />

Hilfe der internationalen Gemeinschaft<br />

für die am stärksten betroffenen Länder<br />

als auch Veränderungen der Schuldenstruktur<br />

und Handelsmechanismen.<br />

Im Besonderen sieht die FAO unmittelbaren<br />

Handlungsbedarf, um den Zugang<br />

zu Nahrung effektiv zu verbessern,<br />

vor allem durch einkommensge-<br />

8 Ebenda.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 87<br />

Mindestens 30 Prozent der Neugeborenen<br />

haben ein zu geringes Geburtsgewicht in ...<br />

Maretanien 42 %<br />

Jemen 32 %<br />

Sudan 31 %<br />

Bangladesch 30 %<br />

Indien 30 %<br />

nerierende Maßnahmen in der Form<br />

ländlicher Beschäftigung, die sicher,<br />

produktiv und konkurrenzfähig sind.<br />

Die Mehrzahl der ärmsten Entwicklungsländer<br />

braucht dringend Investitionen.<br />

Internationale Hilfe für diese<br />

Länder – unter anderem auch durch<br />

tragfähige Lösungen der Schuldenprobleme<br />

– wäre ein konkretes Zeichen<br />

für die Bereitschaft der Welt, die Ziele<br />

des UN-Ernährungs- und Entwicklungsgipfels<br />

für das Millennium erreichen<br />

zu wollen. 9<br />

Merkwürdigerweise lebt gegenwärtig<br />

die Hälfte der hungernden Menschen in<br />

kleinen bäuerlichen Gemeinden, während<br />

weitere 20 Prozent landlose<br />

Bauern sind und zehn Prozent in Gemeinschaften<br />

leben, deren Subsistenzwirtschaft<br />

auf dem Weiden von Rindern,<br />

dem Fischen und forstwirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten beruht. Nur 20 Prozent<br />

der Hungernden leben in Großstädten.<br />

Die Verstädterung sowie die<br />

Globalisierung der Ernährungsweise<br />

verändern jedoch sowohl die Landkarte<br />

des Hungers als auch die Ernährungsprofile<br />

bei Hunger und Mangelernährung<br />

in Entwicklungsländern. 10<br />

Die Anzahl der Ernährungskatastrophen<br />

(naturbedingte oder menschengemachte<br />

Krisen, die sofortiges Handeln<br />

erfordern) ist in den letzten 20 Jahren<br />

von durchschnittlich 15 pro Jahr in den<br />

80er Jahren auf mehr als 30 seit dem<br />

Jahr 2000 gestiegen. Außerdem hat sich<br />

9 Jacques Diouf, Generaldirektor der FAO.<br />

http://www.fao.org/newsroom/en/news/2004/<br />

50703.htm<br />

10 FAO, op cit.


der Anteil der hauptsächlich von Menschen<br />

verursachten Katastrophen – zum<br />

Beispiel durch Konflikte oder Wirtschaftskrisen<br />

– seit 1992 mehr als verdoppelt,<br />

und zwar von 15 auf 35 Prozent,<br />

während der Anteil der auf Naturkatastrophen<br />

zurückzuführenden Ernährungskrisen<br />

zurückgegangen ist.<br />

Die von den verheerendsten und längsten<br />

Krisen heimgesuchten afrikanischen<br />

Länder sind jene, die sich in einem bewaffneten<br />

Konflikt befinden. Einige davon,<br />

zum Beispiel Angola, Äthiopien,<br />

Somalia und Sudan, waren fast über die<br />

gesamte Zeitspanne von 1990 bis 2004<br />

von Krisen geschüttelt. In allen Fällen<br />

gingen die bewaffneten Konflikte mit<br />

schwierigen klimatischen Bedingungen<br />

einher. 11<br />

Stuft man Länder nach ihrem Einkommensniveau<br />

ein (gemessen am Bruttonationaleinkommen<br />

pro-Kopf, BNE)<br />

treten deutliche Unterschiede zutage:<br />

Nach Schätzungen der FAO leben von<br />

den 852 Millionen unterernährten Menschen<br />

815 Millionen in Entwicklungsländern,<br />

28 Millionen in Schwellenländern<br />

und neun Millionen in Industrieländern.<br />

12 Im Einzelnen bedeutet<br />

das, dass 30 Prozent der Bevölkerung<br />

in den Ländern mit dem geringsten<br />

Einkommensniveau unterernährt sind,<br />

während sich diese Zahl in der unteren<br />

Gruppe mit mittlerem Einkommen auf<br />

12 Prozent reduziert. Dieser Indikator<br />

zeigt am deutlichsten die bestehenden<br />

Unterschiede zwischen den ärmsten<br />

Ländern und dem Rest der Welt<br />

(Grafik 1).<br />

Die Geografie der Nahrungssicherheit<br />

verdeutlicht die zwischen Ländern bestehenden<br />

Unterschiede, da sich die<br />

kritischsten Situationen auf bestimmte<br />

Regionen konzentrieren. Südasien weist<br />

die ungünstigste Situation im Bezug<br />

auf Nahrungssicherheit auf. Alle acht<br />

Länder, aus denen Informationen vor-<br />

11 Ebenda.<br />

12 Ebenda. 13 Ebenda.<br />

Grafik 1: Durchschnittsraten von Unterernährung, Mangelernährung bei Kindern sowie<br />

zu geringes Geburtsgewicht nach Einkommensniveau der Staaten<br />

liegen, schneiden unterdurchschnittlich<br />

ab. Der Ernährungszustand von Kindern<br />

in dieser Region ist besonders kritisch,<br />

da sich hier die schlechtesten<br />

Durchschnittswerte sowohl für den Prozentsatz<br />

der Neugeborenen mit geringem<br />

Geburtsgewicht (22 Prozent) und<br />

Mangelernährung bei Kindern unter<br />

fünf Jahren (39 Prozent) ergeben.<br />

Auch im subsaharischen Afrika zeigen<br />

sich ernste Probleme. In dieser Region<br />

ist die Lage am kritischsten im Bereich<br />

der Unterernährung (32 Prozent) mit<br />

einem gleichbleibend hohen Stand an<br />

Mangelernährung bei Kindern (24 Prozent)<br />

und geringem Geburtsgewicht (15<br />

Prozent). Afrika ist der Kontinent, der<br />

in den letzten Jahren den größten Anstieg<br />

an Ernährungskatastrophen zu<br />

verzeichnen hatte. Die Krisen verdreifachten<br />

sich im Zeitraum zwischen<br />

1986 und 2004. 13<br />

Jüngste Entwicklungen im Bereich der<br />

Nahrungssicherheit bezeugen ein besorgniserregendes<br />

Szenarium. In der<br />

Überzahl sind jene Länder, die wenige<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 88<br />

oder gar keine Fortschritte auf diesem<br />

Gebiet gemacht haben. Mit anderen<br />

Worten, in mehr als zehn Jahren hat es<br />

nur geringfügige Verbesserungen gegeben.<br />

Zwar haben einige Länder eindrucksvolle<br />

Anstrengungen unternommen,<br />

aber nicht genug, um wesentliche<br />

Veränderungen herbeizuführen. Nur<br />

wenig mehr als die Hälfte (27) der<br />

Länder, die Fortschritte zu verzeichnen<br />

hatten, erreichten mehr als den globalen<br />

Durchschnitt bei der Nahrungssicherheit.<br />

Im Durchschnitt haben die Länder die<br />

Unterernährung ihrer Bevölkerung um<br />

zwei Prozentpunkte und die Mangelernährung<br />

bei Kindern um drei Punkte<br />

senken können. Die Durchschnittswerte<br />

für den Prozentsatz der Kinder mit<br />

geringem Geburtsgewicht sind jedoch<br />

gleich geblieben. In diesen Durchschnittswerten<br />

sind allerdings divergierende<br />

Entwicklungen zusammengefasst,<br />

unter denen sich einige Länder<br />

mit erheblichen Rückschritten und<br />

andere mit wesentlichen Fortschritten<br />

in ihrer Ernährungslage befinden.<br />

Stagnation und Rückschritte gehen in<br />

vielen Ländern mit häufigen oder aus-


gedehnten Ernährungskrisen einher, die<br />

zu allgemeiner, chronischer Unterernährung<br />

der Bevölkerung führen. Die<br />

Katastrophen dauerten im Zeitraum<br />

zwischen 1992 und 2004 durchschnittlich<br />

neun Jahre. Zwischen 1986 und<br />

2004 befanden sich 18 Länder für mehr<br />

als die Hälfte der Zeit in einer kritischen<br />

Lage. Im Ergebnis hat das dazu<br />

geführt, dass in 13 dieser Länder mehr<br />

als 35 Prozent der Bevölkerung hungern.<br />

14<br />

Fast jedes zweite Kind unter fünf Jahren leidet<br />

an Mangelernährung in ...<br />

Bangladesch 48 %<br />

Afghanistan 48 %<br />

Indien 47 %<br />

Nepal 47 %<br />

Äthiopien 47 %<br />

Jemen 46 %<br />

Kambodscha 46 %<br />

Burundi 45 %<br />

In acht Ländern waren erhebliche<br />

Rückschritte bei mindestens einem der<br />

Indikatoren zu verzeichnen. In einigen<br />

Fällen zeigen sich die Rückschritte in<br />

der Prozentzahl unterernährter Menschen<br />

(darunter die alarmierendsten<br />

Zahlen aus der DR Kongo mit einem<br />

Anstieg von 32 auf 71 und Tadschikistan<br />

von 21 auf 61 Prozent seiner Bevölkerung).<br />

In anderen Fällen beobachtet<br />

man eine Verschlechterung vor<br />

allem bei den Indikatoren, die sich auf<br />

Kinder beziehen (Erhebliche Rückschritte<br />

auf den Komoren und im Irak).<br />

Am anderen Ende der Skala gibt es 12<br />

Länder, die erhebliche Fortschritte in<br />

der Ernährungslage gemacht haben. Im<br />

Zusammenhang mit diesen Fortschritten<br />

verweist die FAO auf wichtige Faktoren,<br />

wie zum Beispiel die Durchführung<br />

bestimmter Maßnahmen sowohl in<br />

den Nahrungsprogrammen (begleitend<br />

14 Ebenda.<br />

zur Entwicklungspolitik) als auch durch<br />

veränderte Produktionsstrukturen und<br />

politische Rahmenbedingungen, die die<br />

Auswirkungen, insbesondere klimatisch<br />

bedingter Krisen, abfedern können.<br />

3. Grundbildung (Tabelle 2)<br />

Seit 1994 hat weltweit ein substantielles<br />

Wachstum im Bildungswesen, insbesondere<br />

in Afrika und Südamerika, stattgefunden.<br />

Es bestehen aber weiterhin Ungleichheiten,<br />

die sowohl in den Entwicklungsländern<br />

als auch in den entwickelten<br />

Ländern Besorgnis erregen.<br />

Nach Angaben der UNESCO ist es<br />

gegenwärtig zwar wahrscheinlicher geworden,<br />

dass ein Kind 9,3 Jahre in der<br />

Schule unterrichtet wird (Primar- und<br />

Sekundarbildung zusammengenommen),<br />

aber es bestehen weiterhin erhebliche<br />

Unterschiede auf der globalen<br />

Ebene. 15 In leistungsstarken Ländern<br />

können im Durchschnitt weitere 2,5<br />

Jahre in tertiären Bildungseinrichtungen<br />

hinzukommen, während die für<br />

tertiäre Bildung aufgewendete Zeit in<br />

Afrika noch kaum erwähnenswert ist.<br />

Ein in Finnland, Neuseeland oder Norwegen<br />

eingeschultes Kind kann mehr<br />

als 17 Jahre Unterricht erwarten und<br />

damit fast doppelt so viel wie in Bangladesch<br />

oder Myanmar und viermal so<br />

viel wie in Niger oder Burkina Faso.<br />

Nach dem oben erwähnten Bericht der<br />

UNESCO steht die zu erwartende Zahl<br />

an Schuljahren in der Primar- und Sekundarstufe<br />

in enger Beziehung zum<br />

Wohlstand eines Landes. Unter 37 einkommensschwachen<br />

Ländern verzeichnen<br />

nur Malawi und Uganda eine<br />

Schulzeit von mindestens elf Jahren.<br />

Gleichzeitig liegt das Niveau aller einkommensstarken<br />

Länder – mit Ausnahme<br />

von zweien – über dieser Zahl. In<br />

den einkommensschwachen Ländern<br />

15 UNESCO, Global Education Digest 2004:<br />

Comparing Education Statistics across the<br />

World. (Vergleich weltweiter Bildungsstatistiken),<br />

Institute for Statistics, 2004.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 89<br />

liegt die durchschnittlich zu erwartende<br />

Schuldauer unter sieben Jahren (21 von<br />

37 Ländern). Nur Kamerun, Malawi,<br />

Nepal, Tadschikistan und Uganda liegen<br />

über dem globalen Durchschnitt<br />

von neun Schuljahren.<br />

In der Mehrzahl der Länder setzen<br />

Schüler, die die Primarstufe abschließen,<br />

noch 3 Jahre ihre Schulbildung in<br />

der Sekundarstufe fort. In Europa weisen<br />

alle Länder mit Ausnahme Irlands<br />

und Maltas Übergangsraten von über<br />

94 Prozent auf. In Asien und in beiden<br />

Amerikas liegen die Übergangsraten<br />

über 90 Prozent in der Hälfte der<br />

Länder und über 85 Prozent in einem<br />

weiteren Viertel der Länder. In Afrika<br />

sieht die Wirklichkeit jedoch anders<br />

aus: In einem von vier Ländern setzt<br />

die Hälfte aller Kinder, die die letzte<br />

Klasse der Primarstufe erreichen, ihre<br />

Schulbildung nicht in der Sekundarstufe<br />

fort. In einem weiteren Viertel der<br />

Länder verlässt mindestens jeder dritte<br />

Schüler die Schule vor Beginn der<br />

Sekundarstufe. Nur ein Viertel der<br />

Länder erreicht Übergangsraten, die<br />

denen anderer Regionen vergleichbar<br />

sind (über 95 Prozent), unter anderem<br />

Botswana, Äthiopien, Namibia, Seychellen<br />

und Südafrika.<br />

Betrachtet man die allgemeine Lage der<br />

Länder in Bezug auf alle drei verwendeten<br />

Indikatoren zur Grundbildung<br />

gleichzeitig, ist zu beobachten, dass die<br />

Mehrzahl der Länder (84 von 139) über<br />

dem weltweiten Durchschnitt liegt. Von<br />

den 25 Ländern der Gruppe mit den<br />

schlechtesten Ergebnissen waren immerhin<br />

über 72 Prozent in den letzten<br />

Jahren in der Lage, ihre Situation zu<br />

verbessern, und fast 30 Prozent haben<br />

erhebliche Fortschritte gemacht.<br />

Am besorgniserregendsten gestaltet<br />

sich die Lage in Burundi, der Demokratischen<br />

Republik Kongo, den Komoren,<br />

Mauritanien, Nepal, Papua-Neuguinea<br />

und Senegal, da es dort Stillstand<br />

gibt und sie die niedrigsten Bil-


dungsraten der Welt aufweisen. In einigen<br />

Fällen wie zum Beispiel Mauretanien<br />

sind die Umstände besonders problematisch,<br />

da sie eine Analphabetenrate<br />

von etwa 50 Prozent verzeichnen.<br />

Über 40 Prozent der Menschen zwischen<br />

15 und 24 Jahren sind Analphabeten in ...<br />

Niger 73 %<br />

Burkina Faso 60 %<br />

Mali 59 %<br />

Irak 54 %<br />

Bangladesch 49 %<br />

Maritanien 49 %<br />

Senegal 44 %<br />

Benin 41 %<br />

Wie auch bei anderen Dimensionen treten<br />

große Ungleichheiten zwischen verschiedenen<br />

Weltregionen im Bildungsbereich<br />

zutage (Grafik 2). Es gibt weltweit<br />

sehr vielfältige, parallel existierende<br />

Situationen – vom subsaharischen<br />

Afrika, wo im Durchschnitt noch nicht<br />

einmal 70 Prozent der Kinder eingeschult<br />

werden und die Schule beenden,<br />

bis zur Situation Nordamerikas und<br />

Europas, wo diese Zahlen über 90<br />

Prozent liegen.<br />

Grafik 3: Alphabetisierung (Altersgruppe 15-24) nach Region<br />

Die Zahlen aus der Primarbildung der<br />

verschiedenen Regionen stehen insofern<br />

eindeutig in Zusammenhang mit<br />

den entsprechenden Alphabetisierungsraten<br />

(Grafik 3), als die Regionen, die<br />

bei der Einschulung und dem Verbleib<br />

der Kinder im Bildungssystem zurückfallen,<br />

auch die schlechtesten Alphabetisierungsraten<br />

aufweisen.<br />

Grafik 2: Einschulungs- und Schulabschlussraten in der Primarbildung nach Region<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 90<br />

4. Gesundheitliche Sicherheit:<br />

Krankheit und Sterblichkeit<br />

(Tabelle 3a)<br />

Im Bereich der gesundheitlichen<br />

Sicherheit ist die weltweite Lage durch<br />

tiefgehende Ungleichheiten gekennzeichnet.<br />

Die von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> vorgelegten<br />

spezifischen Indikatoren für<br />

Morbidität und Sterblichkeit sowie die<br />

zu Referenzzwecken aufgenommenen<br />

jüngsten Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) spiegeln<br />

diese Realität deutlich wider. 16<br />

Demografische und gesundheitspolitische<br />

Faktoren wirken sich auf die Gesundheitslage<br />

aus, aber ebenso wichtig<br />

ist der allgemeine Lebensstil der Bevölkerung<br />

eines jeden Landes.<br />

Das subsaharische Afrika ist die von<br />

schlechten gesundheitlichen Bedingungen<br />

am stärksten betroffene Region.<br />

Enorme Gegensätze tun sich aufgrund<br />

der Ungleichheiten in der globalen<br />

sozialen Entwicklung auf. Während ein<br />

16 Weltgesundheitsorganisation: Weltgesundheitsbericht<br />

2003 und Weltgesundheitsbericht<br />

2004.


heute in Japan geborenes Mädchen<br />

eine Lebenserwartung von 85 Jahren<br />

hat, kann ein in Sierra Leone geborenes<br />

Mädchen nur 36 Lebensjahre erwarten.<br />

Im globalen Maßstab ist die Kindersterblichkeit<br />

nicht zurückgegangen,<br />

während die Lebenserwartung im Laufe<br />

der letzten Jahre langsam gestiegen ist.<br />

Deshalb ist es besonders deprimierend,<br />

wenn man erfährt, dass die Kindersterblichkeit<br />

in 14 afrikanischen Ländern<br />

über dem Niveau von 1990 liegt.<br />

Anders ausgedrückt haben 35 Prozent<br />

der Kinder heute ein höheres Sterblichkeitsrisiko<br />

als noch vor zehn Jahren.<br />

Perinatale Störungen, Infektionen der<br />

Atemwege, von Durchfall verursachte<br />

Krankheiten und Malaria verstärken die<br />

Wirkungen von Mangelernährung –<br />

einem Risiko, das mit der Sterblichkeitsrate<br />

in Verbindung steht. Hinzu<br />

kommt die HIV/AIDS-Pandemie, die<br />

die Lage noch verschlechtert und wieder<br />

einmal auf die riesige Kluft zwischen<br />

Arm und Reich bei ihrem Kampf<br />

gegen Krankheiten hinweist.<br />

Eine der Herausforderungen, der sich<br />

die internationale Gemeinschaft besonders<br />

energisch gestellt hat, ist die<br />

Überlebensrate von Kindern, die eng an<br />

den Rückgang der Kindersterblichkeit<br />

in der Gruppe unter fünf Jahren gekoppelt<br />

ist. 98 Prozent dieser Todesfälle<br />

treten in Entwicklungsländern auf. In<br />

Afrika waren vor 1990 einige bessere<br />

Werte bei diesem Indikator zu verzeichnen,<br />

aber diese Fortschritte wurden<br />

zum großen Teil von der HIV/AIDS<br />

Pandemie wieder zunichte gemacht.<br />

Sozio-ökonomische Unterschiede sind<br />

die Ursache von Ungleichheiten nicht<br />

nur zwischen Ländern, sondern auch<br />

innerhalb der Staaten, wo Sterblichkeitsraten<br />

je nach Einkommensgruppe<br />

erheblich auseinander klaffen können.<br />

Das Ausmaß der Divergenz schwankt<br />

von Land zu Land: Während ein armes<br />

Kind in Niger mit einer dreizehnmal<br />

höheren Wahrscheinlichkeit sterben<br />

wird als ein nicht armes Kind, verringert<br />

sich dieser Unterschied in Bangladesch<br />

auf drei Prozent.<br />

In den letzten Jahren gab es einen<br />

Rückgang an gesundheitsbezogenen<br />

Sozialleistungen und eine Zunahme an<br />

Ungleichheiten. Hinzu kommt eine<br />

komplexere Morbiditätslage, die zum<br />

Teil darauf zurückzuführen ist. Wir<br />

wissen, dass mehr als 60 Prozent der<br />

Todesfälle in den entwickelten Ländern<br />

auf Menschen über 70 Jahre entfallen,<br />

während dieser Prozentsatz in den Entwicklungsländern<br />

bei ungefähr 30 Prozent<br />

liegt. Die WHO hat darauf hingewiesen,<br />

dass sich zwar die Kluft zwischen<br />

den Sterblichkeitsraten der entwickelten<br />

Länder und der Entwicklungsländer<br />

seit den 70er-Jahren stetig<br />

verringert hat, dass es jetzt aber darum<br />

gehe, die zunehmenden Unterschiede<br />

zwischen verschiedenen Entwicklungsregionen<br />

zu reduzieren. Denn derzeit ist<br />

es doppelt so wahrscheinlich, dass ein<br />

armes Kind in Afrika stirbt als in<br />

Lateinamerika.<br />

Berücksichtigt man die erwähnten Faktoren,<br />

zeigen sich bemerkenswerte Unterschiede<br />

zwischen einzelnen Regionen.<br />

Wieder einmal ist die Lage im<br />

subsaharischen Afrika am schlechtesten,<br />

wo die meisten Länder Werte unter<br />

dem Weltdurchschnitt aufweisen. Es<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 91<br />

besteht ein enger Zusammenhang zwischen<br />

dem Einkommensniveau der<br />

Länder und ihrer Lage bezüglich Morbidität<br />

und Sterblichkeit, womit noch<br />

einmal eine starke Korrelation zwischen<br />

den verschiedenen Dimensionen<br />

der Entwicklung unterstrichen wird.<br />

Die meisten einkommensschwachen<br />

Länder liegen unter dem Weltdurchschnitt.<br />

Am anderen Ende der Skala<br />

befinden sich die einkommensstärkeren<br />

OECD-Länder ausschließlich in der<br />

relativ besten Lage.<br />

Von 194 Ländern, aus denen ausreichend<br />

Daten zu Morbidität und Sterblichkeit<br />

vorliegen, haben 116 leichte<br />

Fortschritte gemacht und 47 stagnieren.<br />

Am meisten Sorge bereitet die Lage der<br />

Länder unterhalb des Weltdurchschnitts,<br />

da in dieser Gruppe mehr als<br />

die Hälfte stagniert oder einige Rückschritte<br />

verzeichnet.<br />

Kindersterblichkeit ist eine der zentralen<br />

Herausforderungen, mit denen sich<br />

Nationalstaaten in ihrer sozialen Entwicklung<br />

konfrontiert sehen. Betrachtet<br />

man die jüngste Entwicklung dieses<br />

Indikators, so gibt es viele Länder, die<br />

Stagnation oder leichte Rückschritte zu<br />

verzeichnen hatten, obwohl die meisten<br />

Länder leichte oder sogar beträchtliche<br />

Fortschritte gemacht hatten (unter<br />

ihnen auch Ländern aus der unteren<br />

und dem unteren Ende der mittleren<br />

Tabelle A: Entwicklung der Kindersterblichkeit nach Einkommenssituation der Staaten<br />

Erheblicher Geringfügiger Geringfügige Erhebliche<br />

Stagnation<br />

Rückschritt Rückschritt Fortschritte Fortschritte<br />

Summe<br />

Niedriges Einkommen 1 9 10 15 30 65<br />

Niedrigeres mittleres<br />

Einkommen<br />

3 1 5 18 24 51<br />

Höheres mittleres<br />

Einkommen<br />

1 2 25 4 32<br />

Hohes Einkommen 8 16 24<br />

Hohes Einkommen –<br />

Nicht OECD<br />

10 10<br />

Summe 5 10 25 84 58 182<br />

Zahl der Länder. Umfasst nur Länder, für die ausreichendes Datenmaterial vorliegt.


Tabelle B: Gegenwärtige Kindersterblichkeit bezogen auf die Einkommenssituation in den Ländern<br />

Einkommensgruppe). In 15 von 182<br />

Ländern waren Rückschritte zu verzeichnen.<br />

Was die Beziehung zwischen<br />

dieser Entwicklung und dem Einkommensniveau<br />

anbelangt (Tabelle A), lässt<br />

sich feststellen, dass keines der einkommensstärkeren<br />

Länder Rückschritte<br />

machte, während die Situation der<br />

ärmsten Länder stärker differenziert ist.<br />

Die einzigen Länder, die Rückschritte<br />

zu verzeichnen haben, befinden sich<br />

unterhalb des Weltdurchschnitts. Swasiland,<br />

Simbabwe, Kasachstan, Botswana<br />

und der Irak sind nicht nur die Länder<br />

in relativ schlechter Lage, was Kindersterblichkeit<br />

im Vergleich zu den anderen<br />

Ländern auf der Welt anbetrifft,<br />

sondern sie hatten auch erhebliche<br />

Rückschritte bei diesem Indikator zu<br />

verzeichnen. Beobachtet man die<br />

Sterblichkeitsraten bei Kindern unter<br />

fünf Jahren in jedem Land nach Einkommensniveau<br />

(Tabelle B) zeigt sich<br />

wieder einmal eine sehr auffällige Beziehung:<br />

Die ärmsten Länder befinden<br />

sich in einer schlechten Lage. Fast alle<br />

Länder mit höheren Sterblichkeitsraten<br />

befinden sich auch in der einkommensschwachen<br />

Gruppe. Am anderen Ende<br />

sind einkommensstarke Länder – ob<br />

überdurchschnittlich unterdurchschnittlich<br />

Niedriges Einkommen 57 9<br />

Niedrigeres mittleres Einkommen 11 40<br />

Höheres mittleres Einkommen 2 32<br />

Hohes Einkommen 24<br />

Hohes Einkommen – Nicht OECD 14<br />

Summe 70 119<br />

Länder mit erheblicher HIV/AIDS Prävalenz in<br />

der Altersgruppen zwischen 15 und 49 Jahren<br />

Swasiland 38,8 %<br />

Botswana 37,3 %<br />

Lesotho 28,9 %<br />

Simbabwe 24,6 %<br />

Südafrika 21,5 %<br />

Mitglied der OECD oder nicht – ausnahmslos<br />

in der Gruppe mit einer relativ<br />

besseren Lage und der geringsten<br />

Sterblichkeitsrate bei Kindern unter<br />

fünf Jahren weltweit.<br />

Bei den übertragbaren Krankheiten hat<br />

sich zusätzlich zu HIV/AIDS auch die<br />

Häufigkeit von Tuberkulose und Malaria<br />

erhöht und zu erheblichen Rückschritten<br />

im Bereich der Gesundheit<br />

geführt. Im Falle der Malaria als einer<br />

der Hauptursachen für Todesfälle unter<br />

Kindern ist die am stärksten betroffene<br />

Region wieder im subsaharischen Afrika,<br />

wo sich alle Länder in einer relativ<br />

schlechteren Lage befinden. Ähnliches<br />

gilt für den Fall von HIV/AIDS, während<br />

die Häufigkeit von Tuberkulose in<br />

Ostasien und der pazifischen Region<br />

am problematischsten ist. Ordnet man<br />

Länder nach Einkommensgruppen,<br />

kommt vor allem die Beziehung zwischen<br />

Tuberkulose und Wohlstand nicht<br />

unerwartet: Während die ärmsten<br />

Länder am stärksten betroffen sind, liegen<br />

nur sechs der 81 Länder mit hohem<br />

oder mittlerem Einkommen, aus denen<br />

genügend Daten vorliegen, unterhalb<br />

des Weltdurchschnitts.<br />

Eine genauere Betrachtung der Länder<br />

in schlechter Lage (Angola, Burundi,<br />

Guinea-Bissau, Guinea, Äquatorialguinea,<br />

Kiribati, Lesotho, Liberia,<br />

Malawi, Mosambik, Sierra Leone,<br />

Swasiland, Sambia und Simbabwe)<br />

zeigt eine deutliche Häufung der<br />

Länder des subsaharischen Afrikas in<br />

dieser Gruppe. Vor allem in dieser<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 92<br />

Region befinden sich auch die Länder<br />

mit den dramatischsten Raten bei der<br />

HIV/AIDS Prävalenz oder Kindersterblichkeit.<br />

Länder mit hoher Kindersterblichkeit*<br />

Sierra Leone 166<br />

Afghanistan 165<br />

Liberia 157<br />

Angola 154<br />

Niger<br />

* pro 1.000 Lebendgeburten<br />

154<br />

5. Gesundheitliche Sicherheit:<br />

Impfraten (Tabelle 3b)<br />

Immer noch geben Ungleichheiten sowohl<br />

zwischen Nationen wie auch innerhalb<br />

der einzelnen Staaten Anlass zur<br />

Besorgnis. Globale Schätzungen für das<br />

Jahr 2000 gehen davon aus, dass 37<br />

Millionen Kinder in ihrem ersten Lebensjahr<br />

keine Grundimpfung erhielten.<br />

Die aktuelle regionale Lage bei der<br />

Grundimpfung von Kindern (Kinderlähmung,<br />

Masern, Tuberkulose und<br />

DPT) verweist wieder einmal auf das<br />

subsaharische Afrika als der Region in<br />

der schlechtesten Lage (37 von 48<br />

Ländern mit vorliegenden Daten liegen<br />

unter dem Weltdurchschnitt). Nur<br />

Botswana, Ruanda, die Seychellen,<br />

Swasiland und Tansania warten mit<br />

Impfraten von über 90 Prozent auf. Die<br />

entsprechende Impfrate gegen diese<br />

Krankheiten liegt in der restlichen<br />

Region jedoch bei ungefähr 70 Prozent<br />

erheblich darunter, mit Ausnahme der<br />

Tuberkuloseimpfungen, die eine Rate<br />

von 81 Prozent aufweisen. Besonders<br />

deutlich zeigt sich die kritische Lage im<br />

subsaharischen Afrika bei der Impfrate<br />

gegen DPT (Diphtherie, Keuchhusten<br />

und Tetanus) und Kinderlähmung, wo<br />

die Kluft gegenüber anderen Regionen<br />

auf der Welt am größten ist. (Tabelle C).<br />

Es ist nicht überraschend, dass eine<br />

enge Beziehung zwischen der Klassifizierung<br />

der Länder nach Einkom-


Tabelle C: Durchschnittliche Impfraten in Prozent<br />

men und ihrer Lage bezüglich der<br />

Impfraten hergestellt werden kann, obwohl<br />

das Einkommen hierbei eine nicht<br />

ganz so entscheidende Rolle spielt wie<br />

bei den Indikatoren für Morbitität und<br />

Sterblichkeit. Die ärmsten Länder weisen<br />

ohne Ausnahme auch die niedrigsten<br />

Impfraten auf. Die DR Kongo,<br />

Dschibuti, Gabun, der Jemen, die<br />

Komoren, Papua-Neuguinea, der<br />

Sudan, Vanuatu und die Zentralafrikanische<br />

Republik gehören zu ihnen,<br />

haben aber zu allem Überfluss auch<br />

noch Rückschritte zu verzeichnen. Von<br />

den Ländern im unteren Feld der mittleren<br />

Einkommensgruppe liegt allerdings<br />

eine erhebliche Anzahl über dem<br />

Durchschnitt.<br />

Betrachtet man die seit 1990 erzielten<br />

Fortschritte und Rückschritte wird<br />

deutlich, dass 65 Prozent der Länder<br />

Fortschritte erzielten, 20 Prozent keine<br />

Veränderungen aufwiesen und 15 Prozent<br />

Rückschritte erlitten.<br />

Im Allgemeinen lassen sich die größten<br />

Fortschritte bei den Impfraten in einkommensschwachen<br />

Ländern ausmachen,<br />

in denen ursprünglich die niedrigsten<br />

Impfraten beobachtet werden<br />

konnte (Grafik 4). Aber auch die größten<br />

Rückschritte konzentrieren sich auf<br />

Länder in schlechterer Lage, die auch<br />

historisch niedrige Impfraten aufwiesen.<br />

Rückschritte zeigen sich auch in<br />

einigen der Länder mit mittlerem Einkommen,<br />

nämlich den seit 1990 unab-<br />

DPT Masern Tuberkulose Polio<br />

Ost-Asien und Pazifik 84,7 83,2 87,5 84,7<br />

Europa 94,1 91,4 91,9 94,6<br />

Zentralasien 92,4 94,0 96,8 93,2<br />

Lateinamerika und Karibik 86,5 89,5 92,7 88,2<br />

Mittlerer Osten und Nordafrika 92,0 91,7 91,0 92,0<br />

Südasien 80,8 76,6 86,9 80,8<br />

subsaharisches Afrika 69,5 69,1 81,0 69,3<br />

Nordamerika 93,5 94,0 89,5<br />

hängig gewordenen Ländern Mittelund<br />

Osteuropas.<br />

Länder, die keine Veränderungen aufweisen,<br />

sind größtenteils jene mit schon<br />

überdurchschnittlichen Impfraten. Ungleiche<br />

Versorgung mit Grundimpfungen<br />

während der Kindheit ist nur ein<br />

Beispiel für Ungleichheiten beim Impfschutz.<br />

Noch größer ist die Kluft beim<br />

Zugang zu neuen, seit 1985 eingeführten<br />

Impfstoffen.<br />

6. Umwelt (Tabelle 7: Trinkwasser<br />

und sanitäre Einrichtungen)<br />

Eine Messung der tatsächlichen Fortschritte<br />

und Rückschritte der Länder<br />

bei der Erreichung umweltbezogener<br />

internationaler Ziele ist schwierig. Die<br />

einzigen vorliegenden Daten messen<br />

den Zugang zu Wasser und sanitären<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 93<br />

Einrichtungen, während ein garantierter<br />

Anspruch auf den Besitz einer Wohnung<br />

oder eine bestimmte Wohnqualität<br />

meistens nicht gemessen wird.<br />

Der enorme Anstieg der städtischen<br />

Bevölkerung und dessen Auswirkungen<br />

auf die Umwelt müssen in Betracht gezogen<br />

werden. Mehr als 70 Prozent der<br />

städtischen Bevölkerung in armen Ländern<br />

leben in sogenannten Squatter-<br />

Siedlungen oder Slums ohne grundlegende<br />

Versorgungsleistungen wie Trinkwasser<br />

und sanitäre Einrichtungen, wo<br />

die Lebensbedingungen die Menschenrechte<br />

der Bewohner verletzen.<br />

Zehn Jahre nach den Abkommen von<br />

Kopenhagen und Peking und fünf Jahre<br />

nach der Millenniumserklärung haben<br />

noch immer mehr als 1,1 Milliarden<br />

Menschen (ungefähr 17 Prozent der<br />

Weltbevölkerung) keinen Zugang zu<br />

Trinkwasser. Über 40 Prozent der Weltbevölkerung<br />

verfügt über keine sanitäre<br />

Grundversorgung. Dabei ist die Kluft<br />

zwischen Land und Stadt riesig: 73<br />

Prozent der Stadtbewohner verfügen<br />

über eine Versorgung mit sanitären<br />

Einrichtungen gegenüber nur 31 Prozent<br />

der ländlichen Bevölkerung. Nach<br />

Aussagen von UNICEF sind 20 Liter<br />

Wasser pro Tag für die Grundbedürfnisse<br />

eines Kindes erforderlich (diese<br />

Menge entspricht zwei Eimern Wasser).<br />

Aber es sterben noch immer annähernd<br />

Grafik 4: Impfrate: Fortschritte und Rückschritte nach Einkommensniveau der Staaten


4.000 Kinder pro Tag, nur weil sie keinen<br />

Zugang zu Trinkwasser haben.<br />

Um das MDG Nr. 7 zu erreichen, müssten<br />

jeden Tag 370.000 Menschen Zugang<br />

zu sanitärer Versorgung erhalten.<br />

Zu den früheren Berechnungen kämen<br />

noch die durch Naturkatastrophen entstandenen<br />

Versorgungsdefizite hinzu.<br />

Der Tsunami im Indischen Ozean im<br />

Dezember 2004 führte zu Rückschritten<br />

in der Region, da frühere Verbesserungen<br />

in der sanitären Versorgung zunichte<br />

gemacht wurden. Allerdings sind die<br />

Daten über das Ausmaß der Zerstörung<br />

nicht vollständig.<br />

Obwohl auch in der entwickelten Welt<br />

noch nicht überall eine umfassende<br />

Versorgung mit Wasser und sanitären<br />

Einrichtungen gegeben ist (bei beiden<br />

Variablen liegen die Werte aber über 90<br />

Prozent), bestehen Ungleichheiten<br />

gegenüber den Entwicklungsländern.<br />

Über die Hälfte aller Menschen ohne<br />

angemessene sanitäre Versorgung lebt<br />

in China und Indien. Im subsaharischen<br />

Afrika erreicht die Versorgung nur 36,5<br />

Prozent. Zwei Drittel der Menschen<br />

ohne Zugang zu Trinkwasser leben in<br />

Asien und das subsaharische Afrika bildet<br />

mit einem Durchschnitt von nur<br />

36,4 Prozent wieder einmal das<br />

Schlusslicht (Tabelle D).<br />

Es sollte jedoch hervorgehoben werden,<br />

dass es einigen Ländern Afrikas gelungen<br />

ist, trotz noch immer geringem<br />

Versorgungsniveau erhebliche Fortschritte<br />

zu erzielen. Das trifft zum Beispiel<br />

auf Ghana zu, wo sich die sanitäre<br />

Versorgung von 43 in 1990 auf 58 Prozent<br />

im Jahre 2002 verbessert hat. Im<br />

gleichen Zeitraum stieg die Versorgung<br />

mit Trinkwasser von 54 auf 79 Prozent.<br />

Ein weiteres Beispiel ist Malawi, wo<br />

der Anteil der Bevölkerung mit Zugang<br />

zu sanitären Einrichtungen in diesen<br />

zwölf Jahren von 36 auf 46 Prozent<br />

gestiegen ist, während die Versorgung<br />

mit Trinkwasser in dieser Zeit von 41<br />

auf 67 Prozent zunahm. Auch auf den<br />

Komoren gab es gute Ergebnisse, da<br />

zwischen 1990 und 2002 der Zugang<br />

zu Trinkwasser von 89 auf 94 Prozent<br />

anstieg.<br />

In Lateinamerika und der Karibik verbessert<br />

sich die Lage insgesamt, wobei<br />

der Prozentsatz der Menschen mit Zugang<br />

zu sanitären Versorgungsleistungen<br />

von 69 Prozent im Jahre 1990 auf<br />

78 in 2002 stieg. In derselben Region<br />

verbesserte sich die Versorgung mit<br />

Trinkwasser im gleichen Zeitraum von<br />

83 auf 91 Prozent. Guatemala beispielsweise<br />

verzeichnete erhebliche Fortschritte<br />

beim Zugang zu Trinkwasser,<br />

da der Versorgungsgrad in den zwölf<br />

Jahren von 77 auf 95 Prozent anstieg.<br />

Auch dieser Indikator sozialer Entwicklung<br />

ist erheblich vom Einkommensniveau<br />

der einzelnen Staaten abhängig.<br />

Die von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> veröffentlichten<br />

Tabelle D: Länder im subsaharischen Afrika, die in Bezug auf Trinkwasser und sanitäre Anlagen am<br />

schlechtesten abschneiden<br />

Weniger als 15 Prozent der Bevölkerung ist mit Weniger als 45 Prozent der Menschen haben<br />

sanitären Anlagen versorgt in ... Zugang zu sauberem Trinkwasser in ...<br />

Guinea 13 % Äquatorialguinea 44 %<br />

Niger 12 % Mosambik 42 %<br />

Burkina Faso 12 % Tschad 34 %<br />

Kongo, Rep. 9 % Somalia 29 %<br />

Eritrea 9 % Äthiopien 22 %<br />

Tschad 8 %<br />

Äthiopien 6 %<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 94<br />

Daten verdeutlichen, dass in einem<br />

Land wie Äthiopien nur sechs von hundert<br />

Einwohnern Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen haben, während dies in<br />

einkommensstarken Ländern wie Norwegen,<br />

den Vereinigten Staaten und den<br />

Niederlanden für alle Einwohner gilt.<br />

Beim Zugang zu Wasser ist die Lage in<br />

Afghanistan am kritischsten: Im Jahre<br />

2002 verfügten nur 13 von 100 Menschen<br />

dort über eine Versorgung mit<br />

Wasser besserer Qualität. Ebenso wie<br />

bei der sanitären Versorgung weisen<br />

einkommensstarke Länder auch für die<br />

Wasserversorgung die besten Werte auf<br />

und versorgen in den meisten Fällen<br />

ihre Bevölkerung ohne Einschränkung.<br />

Einige Beispiele fallen jedoch aus diesem<br />

Schema heraus. So verzeichnete<br />

Sri Lanka erhebliche Fortschritte bei<br />

der sanitären Versorgung mit einem<br />

Versorgungsgrad, der von 70 Prozent<br />

im Jahre 1990 auf 91 Prozent in 2002<br />

anstieg.<br />

7. Gleichstellung von Mann und Frau<br />

Die im <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> 2005 vorgestellten<br />

Tabellen gehen vom Jahr<br />

1995 als Ausgangspunkt für die Messung<br />

von Fortschritten und Rückschritten<br />

in Fragen der Gleichstellung von<br />

Mann und Frau aus, da in jenem Jahr<br />

die Pekinger Verpflichtungen eingegangen<br />

wurden. Zu Zwecken des Vergleichs<br />

wurden für jeden Indikator die<br />

neuesten verfügbaren Daten ausgewählt.<br />

Auch wenn die Gleichstellung von<br />

Mann und Frau übergreifend alle Aspekte<br />

der Sozialanalyse betrifft, wurden<br />

gezielt Indikatoren ausgewählt, um<br />

wesentliche Faktoren zu beleuchten, die<br />

die Menschenrechte und die Entwicklung<br />

von Frauen durch Ungleichheiten<br />

behindern.<br />

7. 1. Bildung (Tabelle 8a)<br />

Nach Daten der UNESCO stellt sich<br />

die Frage der Geschlechtergleichheit im<br />

Bildungswesen mit besonderem Nach-


druck: Mindestens zwei Drittel (573<br />

Millionen) der insgesamt 860 Millionen<br />

Analphabeten (von denen die Mehrheit<br />

in Entwicklungsländern lebt) sind<br />

Frauen. In Bezug auf die Alphabetisierung<br />

ist die Situation in folgenden Ländern<br />

besonders kritisch – wobei der<br />

Wert in Klammern jeweils das Verhältnis<br />

zwischen Männern und Frauen beschreibt:<br />

Niger (0,46), Irak (0,51),<br />

Benin (0,55), Mali (0,57), Burkina Faso<br />

(0,58), Nepal (0,63), Pakistan (0,64),<br />

Jemen (0,67). 17<br />

Die meisten weiblichen Analphabeten<br />

auf der Welt leben auf dem Land in den<br />

Entwicklungsländern, vor allem in<br />

Afrika, den arabischen Ländern sowie<br />

Ost- und Südasien, wo die Analphabetenrate<br />

bei Frauen über 60 Prozent<br />

liegt. Es gibt 140 Millionen jugendliche<br />

Analphabeten, von denen ebenfalls weit<br />

über die Hälfte (86 Millionen) weiblich<br />

sind. Hochrechnungen der UNESCO<br />

gehen davon aus, dass es bis zum Jahre<br />

2015 bei anhaltendem Trend 107 Millionen<br />

jugendliche Analphabeten geben<br />

wird, von denen 67 Millionen weiblich<br />

sein werden.<br />

Beim Zugang zur Sekundarbildung<br />

haben die meisten Länder die Gleichstellung<br />

der Geschlechter erreicht: In<br />

63 Prozent der Länder gehen sogar<br />

mehr Mädchen als Jungen in die<br />

Sekundarstufe, da viele Jungen ihre<br />

Sekundarschulbildung nicht abschließen.<br />

Jene 34 Prozent der Länder mit<br />

einer geringeren Einschulungsrate der<br />

Mädchen liegen größtenteils in Afrika<br />

südlich der Sahara und in Südasien.<br />

Das Ausmaß der Armut in diesen<br />

Regionen sowie eine kulturbedingte<br />

Bevorzugung der Männer spielen dabei<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Eine umgekehrte Geschlechterlücke<br />

besteht hingegen in Nordafrika,<br />

17 Ein Wert von 0,5 besagt demnach, dass doppelt<br />

so viele Männer lesen und schreiben können<br />

wie Frauen.<br />

Zentralasien, Ostasien und dem pazifischen<br />

Raum sowie Lateinamerika und<br />

der Karibik. In der letztgenannten<br />

Region verzeichnen 23 Länder eine<br />

höhere Einschulungsrate bei Mädchen<br />

in die Sekundarstufe, während nur vier<br />

Länder eine höhere Rate der Jungen<br />

ausweisen. Diese umgekehrte<br />

Verteilung ist auch in den entwickelten<br />

Ländern weit verbreitet.<br />

Von 162 Ländern mit ausreichenden<br />

Informationen weisen 62 einige Verbesserungen<br />

in der geschlechtsspezifischen<br />

Verteilung im Bildungswesen auf<br />

und kein Land verzeichnet erhebliche<br />

Rückschritte. Zwar stagniert die Situation<br />

in den meisten Ländern in besserer<br />

Lage, aber von den Ländern mit größeren<br />

Ungleichheiten haben fast 90 Prozent<br />

ihre Lage verbessert. Die Hälfte<br />

der Länder im Rückstand hat erhebliche<br />

Fortschritte erzielt.<br />

Doch noch immer gibt es in den meisten<br />

Entwicklungsländern Ungleichheiten<br />

im Zugang zur Bildung, die<br />

noch lange nicht überwunden sind. Die<br />

größten Disparitäten im Zugang zur<br />

Primarbildung konzentrieren sich auf<br />

das subsaharische Afrika. Im Bereich<br />

der Sekundarbildung sind die in der<br />

Region zu beobachtenden Ungleichheiten<br />

noch größer und erreichen<br />

Durchschnittswerte von annähernd 0,8.<br />

In Bezug auf die Einschulungsraten in<br />

die Primarstufe ist die Situation in folgenden<br />

Ländern besonders kritisch –<br />

wobei der Wert in Klammern jeweils<br />

das Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen beschreibt: Jemen (0,66),<br />

Tschad (0,67), Niger (0,68), Benin<br />

(0,69), Burkina Faso (0,71), Guinea<br />

Bissau (0,72), Mali (0,73), Elfenbeinküste<br />

(0,74), Pakistan (0,75). 18<br />

Im tertiären Bildungsbereich nehmen<br />

regionale Unterschiede zu: In West-<br />

18 Ein Wert von 0,67 besagt demnach, dass auf<br />

drei eingeschulte Jungen zwei Mädchen kommen.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 95<br />

europa kommen im Hochschulbereich<br />

auf 100 Männer 93 Frauen. In Südostasien<br />

sind es 58, in Nordafrika 63 und<br />

in Ostasien 71 Frauen auf 100 Männer.<br />

Noch größer sind die Unterschiede in<br />

Südasien (38 auf 100) und in Afrika<br />

südlich der Sahara (30 auf 100). In<br />

Lateinamerika, der Karibik und Westasien<br />

übersteigt die Quote der Frauen<br />

im tertiären Bildungsbereich die der<br />

Männer.<br />

7. 2. Wirtschaftliche Aktivität<br />

(Tabelle 8b)<br />

Die meisten Länder waren in diesem<br />

Bereich nicht erfolgreich. Frauen erhalten<br />

keine gleiche Bezahlung für gleiche<br />

Arbeit. Die Löhne der Frauen im Vergleich<br />

zu denen der Männer nähern<br />

sich in nur fünf Ländern der 90-Prozent-Marke<br />

an: Island, Australien, Tansania,<br />

Sri Lanka und Vietnam. Eine<br />

detaillierte Analyse ist erforderlich, um<br />

herauszufinden, warum gerade Länder<br />

mit so unterschiedlichen Bedingungen<br />

dies erreicht haben. Von den 58 Nationen<br />

unterhalb des weltweiten Durchschnitts<br />

wiesen neun Rückschritte auf,<br />

während 22 Fortschritte verzeichneten.<br />

Die Lage der Länder mit größerer<br />

Gleichheit veränderte sich zum großen<br />

Teil nicht oder verbesserte sich bei<br />

einer erheblichen Anzahl hin zu mehr<br />

Gleichheit.<br />

Die Teilhabe der Frauen in den nichtlandwirtschaftlichen<br />

Sektoren ist in<br />

weniger als der Hälfte der Länder mit<br />

vorliegenden Informationen auf fast<br />

dem gleichen Stand wie die Teilhabe<br />

der Männer (ungefähr 45 gegenüber 55<br />

Prozent). Zwar beteiligen sich in der<br />

Tendenz zunehmend mehr Frauen an<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten außerhalb<br />

der Landwirtschaft, aber es gibt noch<br />

immer Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Diesbezügliche Statistiken<br />

sind in vielen Regionen der Welt noch<br />

immer unzulänglich und spärlich vorhanden.<br />

Die Internationale Arbeitsorganisation<br />

(ILO) stellt fest, dass sich die


13 afrikanischen Länder, aus denen<br />

Informationen vorliegen, in unterschiedlichen<br />

Situationen befinden:<br />

Angefangen mit Botswana, wo Frauen<br />

47 Prozent der nicht-landwirtschaftlichen<br />

Beschäftigten ausmachen, bis<br />

zum Tschad, wo sie weniger als zehn<br />

Prozent stellen. Auch in Zentralasien<br />

gibt es große Unterschiede:<br />

Angefangen mit Kasachstan, wo Frauen<br />

wirtschaftlich im gleichen Umfang wie<br />

die Männer beteiligt sind, bis zur<br />

Türkei, wo ihr Anteil am Arbeitsmarkt<br />

ebenfalls weniger als zehn Prozent ausmacht.<br />

In Ostasien und dem Pazifik<br />

beläuft sich der Umfang weiblicher<br />

Teilhabe am Wirtschaftsleben auf Werte<br />

zwischen 30 und 47 Prozent. Diese<br />

Zahlen geben aber die wirtschaftliche<br />

Teilhabe der Frauen nur unzulänglich<br />

wider, da sie sich nur auf die formelle<br />

Beschäftigung beziehen, während die<br />

Teilhabe der Frauen am informellen<br />

Sektor in vielen dieser Länder die<br />

höchsten Werte aufweist.<br />

Vergleicht man das Ausmaß der Ungleichheit<br />

wirtschaftlicher Aktivitäten<br />

zwischen Mann und Frau im regionalen<br />

Zusammenhang, zeigt sich, dass im<br />

Gegensatz zu anderen Indikatoren die<br />

Länder des subsaharischen Afrikas<br />

nicht alle gleich schlecht abschneiden.<br />

Innerhalb fast aller Regionen bestehen<br />

erhebliche Unterschiede. Am größten<br />

sind die Ungleichheiten zwischen<br />

Mann und Frau bei den wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten im Nahen Osten,<br />

Nordafrika und Südasien. In Nordamerika<br />

und Europa sind die Ungleichheiten<br />

nicht so ausgeprägt, obwohl es<br />

in der letztgenannten Region Länder<br />

gibt, die im Weltmaßstab zu der Gruppe<br />

mit den schlechtesten Ergebnissen<br />

zählen.<br />

In Ländern mit größerer Gleichheit<br />

zwischen Mann und Frau in der Wirtschaft<br />

sind fast die Hälfte der erwerbstätigen<br />

Bevölkerung im nicht-landwirtschaftlichen<br />

Bereich Frauen. In Ländern<br />

mit weniger Gleichheit stellen sie<br />

noch nicht einmal ein Viertel der erwerbstätigen<br />

Bevölkerung. Ein weiteres<br />

Element, das diesen Punkt noch unterstreicht,<br />

ist die Schere im Einkommensverhältnis<br />

Frauen/Männer. In Ländern<br />

in besserer Lage entspricht diese Rate<br />

nur 0,65. In den Ländern mit größter<br />

Ungleichheit gestaltet sich die Lage<br />

sehr viel schlechter, da das Einkommen<br />

der Frauen dort nur ein Drittel der<br />

Bezahlung der Männer erreicht.<br />

7. 3. Stärkung von Frauen (Tabelle 8b)<br />

Überall auf der Welt sind Frauen im<br />

Parlament praktisch nicht präsent.<br />

Durchschnittlich stellen sie weniger als<br />

15 Prozent der Abgeordneten und es<br />

lassen sich auch keine systematischen<br />

Unterschiede nach Region oder Einkommensniveau<br />

feststellen. Der Bericht<br />

Progress of the World’s Women 19 des<br />

UN-Entwicklungsfonds für Frauen<br />

(UNIFEM) stellt dazu fest, dass der<br />

Umfang politischer Beteiligung von<br />

Frauen nicht von der wirtschaftlichen<br />

Situation eines Landes abhängt.<br />

Der Bericht unterstreicht, dass die Präsenz<br />

der Frauen in Entscheidungspositionen<br />

sich als einziger Indikator bezüglich<br />

der Ungleichheiten zwischen<br />

Mann und Frau nicht nach dem Stand<br />

der Armut eines Landes richtet. Einige<br />

der reichsten Länder der Erde, wie zum<br />

Beispiel die Vereinigten Staaten, Frankreich<br />

und Japan, haben zwischen zehn<br />

und zwölf Prozent weibliche Abgeordnete<br />

in ihren Parlamenten. Damit liegen<br />

sie unter dem Durchschnitt von 13 Prozent<br />

der afrikanischen Länder südlich<br />

der Sahara, die die ärmsten Länder dieser<br />

Welt sind. In Südafrika und Mosambik<br />

beträgt der Anteil der Frauen im<br />

Parlament 30 Prozent, während er sich<br />

in Ruanda und Uganda auf 26,7 Prozent,<br />

respektive 25 Prozent beläuft.<br />

19 Elson, Diane und Hande Keklik. Progress of<br />

the World’s Women 2002, Band 2: Gender<br />

Equality and the Millennium Development<br />

Goals. UNIFEM, 2003.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 96<br />

Die wachsende Zahl weiblicher Abgeordnete<br />

im Parlament könnte auf entsprechende,<br />

im letzten Jahrzehnt vereinbarte<br />

Quoten zurückzuführen sein.<br />

Einige Länder sind auf der Grundlage<br />

der Empfehlungen internationaler Konferenzen<br />

eine Selbstverpflichtung zur<br />

30-prozentigen Beteiligung der Frauen<br />

im Parlament eingegangen. Bis 2004<br />

hatten aber nur elf Länder dieses Ziel<br />

erreicht (Schweden, Dänemark,<br />

<strong>Deutschland</strong>, Finnland, Norwegen,<br />

Island, die Niederlanden, Südafrika,<br />

Costa Rica, Argentinien und<br />

Mosambik).<br />

Betrachtet man die Länder nach geografischer<br />

Region, weisen der Nahe<br />

Osten, das Nördliche Afrika und Südasien<br />

den größten Anteil der Länder mit<br />

gravierenden Disparitäten in der<br />

Frauenförderung auf. Es gibt jedoch in<br />

allen Regionen Länder mit entsprechenden<br />

Defiziten. Das spricht dafür,<br />

dass der Reichtum oder die Armut<br />

eines Landes relativ abgekoppelt von<br />

der Geschlechterverteilung in Machtund<br />

Entscheidungspositionen ist. In den<br />

Ländern mit einem größeren Maß an<br />

Gleichheit halten Frauen kaum ein<br />

Viertel aller Sitze im Parlament. Durchschnittlich<br />

haben Länder mit diesbezüglichen<br />

Defiziten nicht mehr als<br />

sechs Prozent Frauen im Parlament.<br />

Ebenso ungleich gestaltet sich die<br />

Verteilung bei geschäftsführenden und<br />

leitenden Funktionen wie auch bei<br />

Regierungsämtern auf Ministerebene.<br />

8. Reproduktive Gesundheit<br />

(Tabelle 5)<br />

Weltweit sterben jeden Tag 1.600<br />

Frauen aufgrund von Komplikationen<br />

während der Schwangerschaft und Entbindung.<br />

Bei genauerem Hinsehen zeigen<br />

sich diesbezüglich erhebliche Ungleichheiten,<br />

da die Müttersterblichkeit<br />

in Entwicklungsländern 18mal höher<br />

ist als in den Industrieländern. Außerdem<br />

erkranken 50 Millionen Frauen


jedes Jahr an Komplikationen im Zusammenhang<br />

mit Schwangerschaft und<br />

Entbindung. Da Frauen in den Entwicklungsländern<br />

häufiger schwanger werden<br />

und die Geburtshilfe unzulänglich<br />

ist, laufen sie ein 40mal größeres Risiko<br />

der Müttersterblichkeit als Frauen in<br />

den entwickelten Ländern. Die Hälfte<br />

aller perinatalen Todesfälle sind hauptsächlich<br />

auf unzulängliche oder nicht<br />

vorhandene Betreuung der Schwangeren<br />

durch Hebammen vor der Geburt<br />

zurückzuführen.<br />

In den entwickelten Ländern herrscht<br />

praktisch eine Vollversorgung mit angemessenen<br />

Gesundheitsdiensten während<br />

der Schwangerschaft und Entbindung.<br />

Medikamente und sichere operative Verfahren<br />

stehen zur Verfügung. Zusammen<br />

mit dem hohen Nutzungsgrad von Empfängnisverhütungsmitteln<br />

und geringer<br />

Fruchtbarkeitsrate trägt dies zu einer<br />

insgesamt guten reproduktiven Gesundheit<br />

bei. Ganz anders in den Entwicklungsländern:<br />

Über 95 Prozent der<br />

Todesfälle unter Erwachsenen aufgrund<br />

schlechter reproduktiver Gesundheit<br />

ereignen sich in diesen Ländern, wo<br />

auch die Fruchtbarkeitsrate höher ist.<br />

Komplikationen während der Schwangerschaft<br />

und Entbindung sind in vielen<br />

Entwicklungsländern eine der Hauptursachen<br />

für Tod und Krankheit von<br />

Frauen im gebärfähigen Alter. Jedes<br />

Jahr erleiden ungefähr acht Millionen<br />

Frauen lebensbedrohliche Komplikationen<br />

während der Schwangerschaft<br />

und über 529.000 von ihnen sterben an<br />

den Folgen. 99 Prozent dieser Frauen<br />

leben in den Entwicklungsländern. 20<br />

Hier wird ein Drittel der Schwangeren<br />

überhaupt nicht während der Schwangerschaft<br />

medizinisch betreut und 60<br />

Prozent entbinden weit entfernt von<br />

medizinischen Zentren, wo nur die<br />

Hälfte von fachlich geschultem medizi-<br />

20 WHO, UNICEF und UNFPA. Maternal<br />

Mortality in 2000: Estimates Developed by<br />

WHO, UNICEF, and UNFPA. Genf: WHO,<br />

2003; und WHO. Reproductive Health, op cit.<br />

Grafik 5: Entbindungen mit Betreuung durch fachlich geschultes medizinisches<br />

Personal der Staaten nach Einkommensniveau<br />

nischen Personal betreut wird. Versorgungsdefizite<br />

im Bereich der reproduktiven<br />

und sexuellen Gesundheit sind im<br />

globalem Maßstab in fast jedem fünften<br />

Fall die Ursache vorzeitiger Erkrankung<br />

und Sterblichkeit und jedem dritten<br />

Fall der Erkrankung und des Todes<br />

bei Frauen im gebärfähigen Alter. 21<br />

Alle Ländergruppen weisen tendenziell<br />

Fortschritte in diesem Bereich auf.<br />

Zwar gibt es eine Gruppe von sechs<br />

Ländern mit Rückschritten in der reproduktiven<br />

Gesundheit, aber es ist erwähnenswert,<br />

dass kein Land erhebliche<br />

Rückschritte gemacht hat. Interessant<br />

ist eine Betrachtung der Beziehung<br />

zwischen der aktuellen Lage und der<br />

jüngsten Entwicklung. Eine Betrachtung<br />

der Länder mit ausreichend vorliegenden<br />

Daten zeigt eine deutliche<br />

Mehrheit der Länder, die in jüngster<br />

Zeit erhebliche Fortschritte gemacht<br />

haben. Von insgesamt 54 Ländern<br />

haben sich die Indikatoren für reproduktive<br />

Gesundheit bei 38 verbessert.<br />

Einzeln betrachtet verdeutlicht jeder<br />

der Indikatoren einmal mehr die riesigen<br />

Ungleichheiten: In den entwickeltsten<br />

Ländern werden 98,1 Prozent der<br />

21 Singh, S. et al, op cit; und UN-<br />

Bevölkerungsfonds (UNFPA).<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 97<br />

Entbindungen von fachlich geschultem<br />

medizinischen Personal betreut, während<br />

der Anteil in Ländern am unteren<br />

Ende der Skala in den meisten Fällen<br />

noch nicht einmal 33,6 Prozent erreicht.<br />

Auch bei den Müttersterblichkeitsraten<br />

zeigen sich bemerkenswerte<br />

Ungleichheiten. Wenn wir unseren<br />

Blick auf die Beziehung zwischen einigen<br />

dieser Indikatoren und anderen entwicklungsrelevanten<br />

Dimensionen richten,<br />

stellen wir eine Korrelation zwischen<br />

dem Anteil der Entbindungen mit<br />

Betreuung durch fachlich geschultes<br />

Personal (Grafik 5) sowie der Müttersterblichkeitsrate<br />

(Grafik 6) und dem<br />

Reichtum eines Landes fest.<br />

In beiden Fällen besteht eine starke<br />

Korrelation. In Hinblick auf Entbindungen<br />

mit fachlich geschultem Personal<br />

liegen die einkommensschwachen Länder<br />

fast 30 Prozent hinter dem Rest der<br />

Welt, und auch bei der Müttersterblichkeit<br />

zeigt sich eine ähnliche Kluft. Tatsächlich<br />

bestehen so große Ungleichheiten,<br />

dass der Anteil in den ärmsten<br />

Ländern viermal höher ist als in den<br />

Ländern im untersten Segment der<br />

mittleren Einkommensgruppe.<br />

Die Indikatoren für reproduktive Gesundheit<br />

weisen auch nach Regionen<br />

betrachtet starke Korrelationen auf, in


denen sich tiefgreifende Ungleichheiten<br />

manifestieren. Bei der Müttersterblichkeit<br />

(Grafik 7) spricht der Abstand zwischen<br />

den Ländern Afrikas südlich der<br />

Sahara und anderen Regionen für sich:<br />

im subsaharischen Afrikagibt es auf<br />

100.000 Lebendgeburten 800 Todesfälle,<br />

während die Zahl in Nordamerika<br />

und Europa fast nicht erwähnenswert<br />

ist.<br />

Länder mit den höchsten Müttersterblichkeitsraten<br />

(pro 100.000 Lebendgeburten)<br />

Sierra Leone 2.000<br />

Afghanistan 1.900<br />

Malawi 1.800<br />

Angola 1.700<br />

Niger 1.600<br />

Seit 1994 stieg der Anteil der verheirateten<br />

Ehepaare, die Methoden der Familienplanung<br />

verwenden, von weltweit<br />

55 auf fast 61 Prozent. In 68 Prozent<br />

der Länder, aus denen Daten vorliegen,<br />

stieg der Anteil um mindestens ein Prozent<br />

pro Jahr und in 15 Prozent dieser<br />

Länder um mindestens zwei Prozent im<br />

Jahr. Die Verwendung solcher Methoden<br />

variiert von Region zu Region und<br />

reicht von 25 Prozent in Afrika bis fast<br />

65 Prozent in Asien (wo die hohen<br />

Raten in China den Durchschnittswert<br />

nach oben ziehen) sowie 70 Prozent in<br />

Grafik 7: Müttersterblichkeit nach Region<br />

Grafik 6: Geschätzte Müttersterblichkeitsrate nach Einkommensniveau<br />

der Staaten<br />

Lateinamerika und der Karibik und anderen<br />

entwickelten Regionen. In vielen,<br />

auch den ärmsten Ländern ist die Versorgung<br />

mit Mitteln der Empfängnisverhütung<br />

jedoch noch immer beschränkt.<br />

Wenn wir China mit seiner<br />

sehr großen Bevölkerung und seinem<br />

hohen Grad der Empfängnisverhütung<br />

aus der entsprechenden regionalen<br />

Gruppe herausnehmen, zeigt sich, dass<br />

nur 46 Prozent der verheirateten Frauen<br />

in Asien Empfängnisverhütungsmittel<br />

benutzen. In weniger entwickelten Ländern<br />

ist der Anteil noch viel geringer.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 98<br />

9. Information, Wissenschaft und<br />

Technik (Tabelle 10)<br />

Die für diesen Bereich gültigen Indikatoren<br />

wurden 2004 von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

übernommen. Sie sollen den Zugang zu<br />

neuen Technologien wie auch das technologische<br />

Potenzial von Ländern aufgrund<br />

besseren Bildungsstandes und<br />

der Existenz von Forschungs- und Entwicklungswissenschaftlern<br />

und -ingenieuren<br />

messen.<br />

Zwar stellen Länder mit geringerem<br />

Entwicklungsstand 79 Prozent der Bevölkerung<br />

auf diesem Planeten, aber<br />

nur 27 Prozent der Gesamtzahl der<br />

Forscher auf der Welt. Auch tätigen<br />

diese Länder nur 19 Prozent der Gesamtinvestitionen<br />

weltweit in Forschung<br />

und Entwicklung, aber produzieren<br />

39 Prozent des BNE auf der Welt.<br />

Nur 0,9 Prozent ihres BNE fließt in<br />

Forschung und Entwicklung, während<br />

die entwickelteren Länder mehr als 2,4<br />

Prozent des BNE dafür verwenden. 22<br />

Ende 2003 waren 80 Prozent der Menschen<br />

auf dieser Welt ohne Zugang zu<br />

einer grundlegenden Kommunikations-<br />

22 UNESCO. Institut für Statistik, Wissenschaft<br />

und Technologie. http://www.uis.unesco.org


infrastruktur und weniger als zehn Prozent<br />

hatten Zugang zum Internet. Weniger<br />

als ein Prozent der Bevölkerung<br />

Südasiens (einer Region, in der ein Fünftel<br />

der Weltbevölkerung lebt) war online.<br />

Die Region in der schlimmsten Lage<br />

ist Afrika. Es gibt nur eine Million<br />

Internetnutzer auf dem gesamten<br />

Kontinent (bei einer Bevölkerung von<br />

700 Millionen), während es allein in<br />

Großbritannien schon 10,5 Millionen<br />

Nutzer gibt. 23 Ungefähr zehn Prozent<br />

der Weltbevölkerung lebt im subsaharischen<br />

Afrika, wo es aber nur 0,2 Prozent<br />

der insgesamt eine Milliarde Telefonanschlüsse<br />

auf diesem Planeten gibt.<br />

In den weniger entwickelten Ländern<br />

schließlich kommen 13 Personalcomputer<br />

auf 1.000 Menschen, während<br />

diese Zahl in Ländern in besserer Lage<br />

30mal höher liegt (403 pro 1.000).<br />

Die vielversprechendsten Daten betreffen<br />

die jüngste Entwicklung. Nur in<br />

zwei der 186 Länder mit vorliegenden<br />

Daten (Tadschikistan und Usbekistan)<br />

hat es leichte Rückschritte gegeben. In<br />

den meisten Ländern (127) hat sich die<br />

Lage im Bereich Information, Wissenschaft<br />

und Technologie verbessert. Die<br />

Entwicklung im Kommunikationsbereich<br />

hat sich in fast allen Ländern mit<br />

vorliegenden Daten verbessert, nur das<br />

Tempo der Entwicklung variiert. Die<br />

Nutzer von Telefonanschlüssen, Personalcomputern<br />

und dem Internet haben<br />

zahlenmäßig an Gewicht gewonnen,<br />

doch gibt es unterschiedliche Entwicklungen<br />

bei der Personalausbildung und<br />

der Finanzierung von Forschung und<br />

Entwicklung. Aber es sind noch jene<br />

Länder in der Überzahl, die in irgendeiner<br />

Form Fortschritte gemacht haben.<br />

Keines der einkommensschwächeren<br />

Länder hat erheblich Fortschritte ge-<br />

23 Rede des Generaldirektors der UNESCO,<br />

Koïchiro Matsuura, anlässlich des Runden<br />

Tisches über “Wissenschaft, Gesellschaft und<br />

Information und die Millenniumsentwicklungsziele”,<br />

auf dem Weltgipfel über die Informationsgesellschaft,<br />

Genf, 11. Dezember 2003.<br />

Tabelle E: Entwicklung von Informationstechnologie, Wissenschaft und Technologie bezogen auf die<br />

Einkommenssituation der Länder<br />

macht. Einige verzeichnen geringe<br />

Fortschritte, aber die Mehrzahl stagniert.<br />

Die reichen Länder machen<br />

weiterhin Fortschritte, das heißt die<br />

wissenschaftlich-technologische Kluft<br />

wird größer (Tabelle E).<br />

Die Aussichten für eine Verringerung<br />

dieser Kluft in der Zukunft werden von<br />

Entwicklungen zweier weiterer wichtiger<br />

Indikatoren abhängen: Ausgaben<br />

für Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

als Prozentsatz des<br />

BNE und die Anzahl der Wissenschaftler<br />

und Ingenieure in Forschung und<br />

Entwicklung – gemessen an der Gesamtbevölkerung.<br />

Die entsprechenden<br />

Ausgaben sind in Ländern in besserer<br />

Lage doppelt so hoch wie in der am<br />

meisten benachteiligten Gruppe. Besonders<br />

aufschlussreich sind auch die<br />

Zahlenangaben bezüglich der Wissenschaftler<br />

und Ingenieure: In Ländern<br />

auf höherem wissenschaftlichen und<br />

technischen Entwicklungsstand gibt es<br />

17mal mehr Akademiker in diesem<br />

Bereich. Auch bei diesen Indikatoren –<br />

die von strategischer Bedeutung für<br />

eine Verringerung zukünftiger Ungleichheiten<br />

sind - zeigen sich also<br />

enorme Unterschiede.<br />

Eine Betrachtung der verschiedenen<br />

geografischen Regionen macht deutlich,<br />

dass bestimmte ungleiche Ver-<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 99<br />

Erheblicher Geringfügiger Geringfügiger Erheblicher<br />

Stagnation<br />

Rückschritt Rückschritt Fortschritt Fortschritt<br />

Summe*<br />

Niedriges Einkommen 2 47 13 62<br />

Niedrigeres mittleres<br />

Einkommen<br />

8 35 5 48<br />

Höheres mittleres<br />

Einkommen<br />

1 14 18 33<br />

Hohes Einkommen 1 14 9 24<br />

Hohes Einkommen –<br />

Nicht OECD<br />

7 11 18<br />

Summe* 0 2 57 83 43 185<br />

* Umfasst nur Länder, für die ausreichendes Datenmaterial vorliegt.<br />

teilungsmuster immer wieder auftreten:<br />

Das subsaharische Afrika ist wieder<br />

einmal die am meisten benachteiligte<br />

Region und alle afrikanischen Länder<br />

befinden sich in einer kritischen Situation.<br />

Südasien befindet sich ebenfalls<br />

in einer ungünstigen Lage, während<br />

sich die Situation in Lateinamerika und<br />

der Karibik, Zentralasien, Europa, dem<br />

Nahen Osten und dem pazifischen<br />

Raum heterogener gestaltet. Die Vereinigten<br />

Staaten und Kanada sind in<br />

einer besseren Lage.<br />

10. Öffentliche Ausgaben (Tabelle 9)<br />

Nach Angaben der Weltbank betrug der<br />

weltweite Durchschnitt der Pro-Kopf-<br />

Ausgaben im Gesundheitswesen 482<br />

US-Dollar im Jahr 2000. 24 Im subsaharischen<br />

Afrika wurden jedoch nicht<br />

mehr als 29 US-Dollar aufgewendet<br />

und in Südasien war es noch weniger<br />

(21 US-Dollar). In beiden Regionen<br />

wurde dafür weniger als fünf Prozent<br />

des BNE ausgegeben. Im Gegensatz<br />

dazu beliefen sich die Ausgaben in einkommensstärkeren<br />

Ländern auf 2.700<br />

US-Dollar, das heißt etwa zehn Prozent<br />

des BNE. Zu diesen beträchtlichen<br />

24 Weltbank. „<strong>Report</strong> on Development Indicators<br />

2003“. Pressemitteilung. http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/NEWS


Unterschieden kommt noch die Tatsache,<br />

dass private Aufwendungen für<br />

die Gesundheit in den ärmeren Ländern<br />

verhältnismäßig höher sind – verglichen<br />

mit den öffentlichen Gesamtausgaben<br />

in diesem Bereich (73 gegenüber 38<br />

Prozent in reicheren Ländern). In den<br />

meisten Fällen erreichen die öffentlichen<br />

Ausgaben nicht die Menschen in<br />

der schwierigsten Versorgungslage. Im<br />

Jahr 2000 wurden die durchschnittlichen<br />

Pro-Kopf-Ausgaben für Bildung<br />

auf 629 US-Dollar geschätzt, wobei<br />

diese Zahl im subsaharischen Afrika<br />

nur 48 und in Südasien lediglich 38<br />

US-Dollar betrug.<br />

Zwei weitere bei der Verteilung von<br />

Haushaltsmitteln wichtige Faktoren<br />

sind die Militärausgaben und der<br />

Schuldendienst. 2003 wurden weltweit<br />

insgesamt 956.000 Millionen US-<br />

Dollar für militärische Zwecke ausgegeben,<br />

das heißt elf Prozent mehr als<br />

im Vorjahr. Dieser Anstieg war hauptsächlich<br />

auf die zusätzlichen Kosten<br />

zurückzuführen, die der Krieg im Irak<br />

für die Vereinigten Staaten verursachte.<br />

Die Vereinigten Staaten sind für fast die<br />

Hälfte der weltweiten militärischen<br />

Ausgaben verantwortlich. Zählt man<br />

diese mit den Ausgaben von 31 weiteren<br />

einkommensstarken Ländern zusammen,<br />

erhöht sich deren gemeinsamer<br />

Anteil auf 75 Prozent. 25 Die Militärausgaben<br />

machen in diesen Ländern<br />

nur einen relativ geringen Anteil des<br />

BNE aus, da sie so enorme Einkommen<br />

haben. Deshalb tauchen sie auch nicht<br />

an oberster Stelle bei relativen Indikatoren<br />

– wie Militärausgaben als Prozentsatz<br />

des BNE – auf. Bei anderen<br />

Vergleichen ergeben sich jedoch absurde<br />

Situationen wie zum Beispiel die<br />

Tatsache, dass die von diesen Ländern<br />

für den Militärsektor aufgewendeten<br />

Mittel zehnmal höher sind als beispiels-<br />

25 Stockholm Internationales Friedensforschungsinstitut.<br />

SIPRI Jahrbuch Rüstung,<br />

Abrüstung und Internationale Sicherheit.<br />

http://www.sipri.org 26 Ebenda.<br />

Tabelle F: Länder in denen die Militärausgaben die addierten Gesundheits- und Bildungsetats<br />

überschreiten<br />

Militärausgaben Gesundheits- und<br />

Verhältnis<br />

in Prozent des BSP Bildungsetat in Prozent<br />

(2/1)<br />

(1) des BSP (2)<br />

Eritrea 28 8 0.25<br />

Oman 13 6 0.46<br />

Burma 2 1 0.50<br />

Pakistan 5 3 0.60<br />

Burundi 8 6 0.75<br />

Sri Lanka 4 3 0.75<br />

Singapur 5 4 0.80<br />

Kuwait 11 10 0.91<br />

weise ihre Ausgaben für staatliche Entwicklungshilfe.<br />

26<br />

Der durchschnittliche Anteil von Bildungsausgaben<br />

am BNE liegt zwischen<br />

vier und fünf Prozent. Für die Gesundheit<br />

geben einkommensschwächere<br />

Länder zwei und einkommensstärkere<br />

OECD-Länder sechs Prozent ihres<br />

BNE aus, während Länder aus der mittleren<br />

und dem mittleren Segment der<br />

höheren Einkommensgruppe etwa vier<br />

Prozent aufwenden. Die offensichtlichen<br />

Unterschiede ergeben sich bei<br />

den absoluten Zahlen, wo die Werte für<br />

reichere und ärmere Länder wesentlich<br />

stärker auseinander klaffen.<br />

Eine Untersuchung der Länder mit ausreichenden<br />

Informationen zeigt, dass<br />

Regierungen sich im Durchschnitt etwa<br />

acht Prozent des BNE für Gesundheit<br />

und Bildung aufwenden, während die<br />

militärischen Ausgaben geringfügig<br />

unter drei Prozent des BNE liegen.<br />

Oder besser gesagt: Die Ausgaben für<br />

Gesundheit und Bildung sind dreimal<br />

so hoch wie die für militärische<br />

Zwecke. Diese globalen Zahlen verdecken<br />

jedoch die riesigen Unterschiede<br />

zwischen unterschiedlichen<br />

Ländern und Regionen (Tabelle F).<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 100<br />

Zentral- und Südasien und das subsaharische<br />

Afrika weisen den geringsten<br />

Prozentsatz für Sozialausgaben (Bildung<br />

und Gesundheit) auf, nämlich nur<br />

sechs Prozent des BNE. Südasien ist in<br />

der prekärsten Lage bezüglich der Gesundheitsausgaben<br />

(drei Prozent), während<br />

Aufwendungen für Bildung im<br />

Durchschnitt im subsaharischen Afrika<br />

am geringsten sind (zwei Prozent). Der<br />

Nahe Osten und Nordafrika ist die Region<br />

mit dem schlechtesten Verhältnis<br />

zwischen sozialen und militärischen<br />

Ausgaben. Im Schnitt kommt auf jede<br />

für militärische Zwecke verwendete<br />

monetäre Einheit etwas mehr als eine<br />

Einheit für Gesundheit und Bildung,<br />

zusammengenommen.<br />

Im Weltdurchschnitt liegt der Schuldendienst<br />

geringfügig unter sechs Prozent<br />

des Bruttonationaleinkommens (BNE).<br />

Der Durchschnitt beläuft sich jedoch in<br />

Ländern in schlechterer Lage auf neun<br />

Prozent, während er in Ländern in besserer<br />

Lage bei nur zwei Prozent liegt.<br />

Betrachtet man die Beziehung zwischen<br />

Einkommen und Schuldendienst, so<br />

stellt man fest, dass die Länder im oberen<br />

Segment der Gruppe mittleren Einkommens<br />

am stärksten betroffen sind<br />

und sich ihr durchschnittlicher Schuldendienst<br />

auf neun Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />

beläuft. Zentral-


asien ist die Region mit dem größten<br />

Anteil an Ländern in unterdurchschnittlicher<br />

Lage (acht von neun Ländern).<br />

Der Schuldendienst hat sich für das<br />

obere Segment der Länder mittleren<br />

Einkommens von fünf auf neun Prozent<br />

des BNE erhöht. Für einkommensschwächere<br />

Länder hat sich der Durchschnittswert<br />

(vier Prozent) nicht verändert<br />

und im unteren Segment der Länder<br />

mittleren Einkommens hat er sich<br />

ein wenig verbessert (Senkung von acht<br />

auf sechs Prozent). Geografisch ist<br />

Zentralasien die einzige Region, wo<br />

Länder in der Mehrzahl sind, die Rückschritte<br />

verzeichnen. Sieben der neun<br />

Länder in der Region haben aufgrund<br />

höherer Schuldenbelastung Rückschritte<br />

gemacht. Regionen mit steigendem<br />

Belastungen umfassen Zentralasien,<br />

Europa und Lateinamerika mit jeweils<br />

neun, acht und acht Prozent. (Siehe<br />

auch Tabelle G.)<br />

Die Entwicklung öffentlicher Ausgaben<br />

zwischen 1990 und den ersten Jahren<br />

des 21. Jahrhunderts zeigt, dass zwar<br />

keine erheblichen Fortschritte auf der<br />

globalen Ebene erzielt wurden, aber 30<br />

Prozent der Länder einige Erfolge aufzuweisen<br />

haben. Andererseits sind 20<br />

Prozent der Länder zurückgefallen und<br />

sechs Länder verzeichneten erhebliche<br />

Rückschritte. Der Indikator, der den<br />

Schuldendienst als Anteil am BNE aus-<br />

Tabelle G: Länder in denen der Schuldendienst mehr als 15 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />

beträgt<br />

weist, zeigt, dass Länder in bereits prekärer<br />

Lage eine ernsthafte Verschlechterung<br />

ihrer Situation hinnehmen mussten<br />

(Schuldendienst von fünf auf neun<br />

Prozent des BNE gestiegen).<br />

11. Entwicklungshilfe<br />

(ODA-Tabelle, S. 44)<br />

Land Einkommensniveau Schuldendienst<br />

Ungarn Höheres mittleres Einkommen 24 %<br />

Belize Niedrigeres mittleres Einkommen 23 %<br />

Dem. Rep. Kongo Niedriges Einkommen 17 %<br />

Kasachstan Niedrigeres mittleres Einkommen 17 %<br />

Thailand Niedrigeres mittleres Einkommen 16 %<br />

Türkei Niedrigeres mittleres Einkommen 15 %<br />

Entwicklungshilfe ist ein grundlegender<br />

Bestandteil internationaler Zusammenarbeit.<br />

Sie trägt zu besseren Lebensbedingungen<br />

in allen Ländern und<br />

zu einer Verringerung gegenwärtiger<br />

Ungleichheiten bei. Obwohl das Gesamtvolumen<br />

der Hilfe 2003 in Höhe<br />

von 69.000 Millionen US-Dollar den<br />

bisher höchsten Betrag (sowohl nominell<br />

wie auch real gesehen) darstellt,<br />

gemessen als Prozentsatz des BNE,<br />

liegt es unter dem zwischen 1982 und<br />

1990 im Schnitt erreichten Wert. 2003<br />

betrug die Gesamthilfe 0,25 Prozent<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 101<br />

des gesamten Bruttonationaleinkommens<br />

der Geberländer gegenüber 0,33<br />

Prozent in den 80er Jahren. 27<br />

2003 gaben die Geberländer durchschnittlich<br />

0,41 Prozent ihres jeweiligen<br />

BNE an Entwicklungsländer, aber<br />

das Ausmaß der Hilfe schwankte erheblich.<br />

Die einzigen Länder, die das von<br />

der UN vorgeschlagene Ziel von 0,7<br />

Prozent des BNE erreicht haben, sind<br />

Norwegen, Dänemark, Luxemburg, die<br />

Niederlande und Schweden. Im letzten<br />

Jahr sind jedoch gute Fortschritte<br />

gemacht worden und die Regierungen<br />

zahlreicher Geberländer haben sich<br />

ausdrücklich dazu verpflichtet, den vorgeschlagenen<br />

Wert in naher Zukunft zu<br />

erreichen. Außerdem haben sich<br />

Schweden, Norwegen und Luxemburg<br />

verpflichtet, (innerhalb verschiedener<br />

Zeitrahmen) ihre Beiträge auf ein<br />

Prozent des BNE zu erhöhen.<br />

27 Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD). „Abschlussdaten<br />

der offiziellen Entwicklungshilfe für<br />

2003“. http://www.oecd.org/dataoecd/19/52/<br />

34352584.<strong>pdf</strong>


Methodische Anmerkungen<br />

Die Tabellen 1 bis 10<br />

Zwar hat der Einsatz elektronischer<br />

Medien den Zugang zu Informationen 1<br />

deutlich beschleunigt, aber viele der<br />

Probleme, auf denen <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

schon in früheren Jahren hingewiesen<br />

hat, erschweren weiterhin eine vergleichende<br />

Analyse der Entwicklung der<br />

Indikatoren. 2 Wir haben uns dieses Jahr<br />

an die Kriterien gehalten, die schon in<br />

früheren Ausgaben für die Auswahl der<br />

Datenquellen verwendet wurden. Das<br />

heißt, wir verwenden weiterhin das<br />

neueste Quellenmaterial jener renommierten<br />

internationalen Einrichtungen,<br />

von denen allgemein angenommen<br />

wird, dass sie über zuverlässige Daten<br />

verfügen, selbst wenn dabei einige Veränderungen<br />

überraschend erscheinen<br />

und unterschiedlich interpretiert werden<br />

oder das Ergebnis verschiedener Ursachen<br />

sein könnten.<br />

Wo diese Institutionen keine neueren<br />

Daten zur Verfügung stellen konnten,<br />

haben wir jene „Sekundärquellen“ ausgewählt,<br />

deren Daten in den Vorjahren<br />

am ehesten und schlüssigsten mit den<br />

Daten übereinstimmten, die von den<br />

anerkannten Autoritäten zum Thema<br />

veröffentlicht wurden.<br />

Standen mehrere alternative Quellen<br />

zur Verfügung, haben wir jener Quelle<br />

den Vorzug gegeben, die als die führende<br />

Autorität im fraglichen Themenbereich<br />

galt (oder ihre Informationen<br />

von einer solchen bezog). 3<br />

1 Die Frage der Zugänglichkeit von Informationen<br />

steht auf einem ganz anderen Blatt. Die<br />

meisten großen Datenbanken internationaler<br />

Institutionen sind nur gegen Zahlung hoher<br />

Benutzergebühren zugänglich.<br />

2 Dabei geht es zum Beispiel um Probleme, die<br />

sich daraus ergeben, dass vorliegende Informationen<br />

häufig nicht aus dem gleichen<br />

Zeitraum stammen und dass es erhebliche<br />

Unterschiede bei den Zahlen geben kann, die<br />

aus unterschiedlichen Quellen für dasselbe<br />

Jahr vorliegen.<br />

3 Man kann große Datenbanken konsultieren,<br />

die sich auf die ursprüngliche Quelle beziehen,<br />

aus der die Informationen stammen.<br />

Traf keines der oben genannten Kriterien<br />

zu, haben wir die Quelle ausgewählt,<br />

die Daten aus der größtmöglichen<br />

Anzahl an Ländern lieferte.<br />

Falls sich Daten nur auf einen Zeitraum<br />

(zum Beispiel 1990 bis 1994) statt auf<br />

ein einzelnes Jahr bezogen, folgten wir<br />

der Empfehlung, dass die Daten dem<br />

Jahr zugeordnet werden sollten, das in<br />

der Mitte des Zeitraums lag (im vorliegenden<br />

Beispiel 1992), um die Abweichungsrate<br />

errechnen zu können.<br />

Messung der heutigen Lage der Länder<br />

und der Abweichungsrate<br />

In jedem der Themenbereiche werden<br />

die Informationen auf ausgewählte<br />

Indikatoren bezogen. Jeder Indikator<br />

wird in drei Spalten aufgeführt. Die<br />

erste zeigt die Ausgangslage des<br />

Landes, 4 die zweite Spalte weist die<br />

letztverfügbaren Daten aus und die dritte<br />

und letzte Spalte (unter dem Titel<br />

„Fortschritte oder Rückschritte“) zeigt<br />

die Abweichungsrate. 5<br />

Zur Bewertung der Entwicklung jedes<br />

einzelnen Indikators wurden zwei Aspekte<br />

berücksichtigt: Ausgangslage und<br />

die letzten verfügbaren Daten sowie der<br />

Umfang der positiven oder negativen<br />

Abweichungen (Fortschritte oder Rückschritte).<br />

Die Lage, in der sich ein Land in Bezug<br />

auf jeden Indikator befindet, wird<br />

durch den letztverfügbaren Wert für<br />

diesen Indikator dargestellt.<br />

Die Einteilung des internationalen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong>s in „Länder in<br />

einer guten Situation“, „Länder mit<br />

einer überdurchschnittlichen sozialen<br />

Entwicklung“, „Länder mit einer unter-<br />

4 Die Ausgangslage war 1995 oder das nächstverfügbare<br />

Jahr für die Gender-Tabellen (um<br />

die Pekinger Verpflichtungen aufnehmen zu<br />

können) und 1990 oder das nächstverfügbare<br />

Jahr für die anderen Themenbereiche.<br />

5 Bei einigen Tabellen gibt es noch zwei weitere<br />

Spalten, in denen der Zeitpunkt der ausgewählten<br />

Informationen ausgewiesen wird.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 102<br />

durchschnittlichen sozialen Entwicklung“<br />

sowie Länder in einer schlechten<br />

Situation“ und „Länder mit zuwenig<br />

Daten für eine Auswertung“ wurde im<br />

deutschen <strong>Report</strong> nicht übernommen.<br />

Statt dessen haben wir alle Länder mit<br />

einer unterdurchschnittlichen sozialen<br />

Entwicklung lila markiert. So konnten<br />

wir sie in alphabetischer Reihenfolge<br />

auflisten, wodurch sie leicht aufzufinden<br />

sind.<br />

Die Veränderungsrate für jedes Land<br />

errechnet sich aus den Unterschieden in<br />

den Werten des Indikators über den<br />

Zeitraum, in dem die Messungen vorgenommen<br />

werden. Der Quotient zwischen<br />

der Abweichung beim Indikator<br />

und dem Zeitraum spiegelt die Abweichungsrate<br />

beim fraglichen Punkt<br />

wider.<br />

Die Werte dieser Abweichungsrate<br />

sind auch in einigen Teilen neu skaliert<br />

worden (auf einer Referenzskala<br />

von 1 bis 5), die in den Tabellen in der<br />

Spalte „Fortschritt oder Rückschritt“<br />

aufgeführt werden. Es werden dabei<br />

einige Symbole zur Darstellung der<br />

Veränderungen verwendet, um die<br />

Informationen leichter lesbar zu<br />

machen und den irreführenden Eindruck<br />

von Genauigkeit, der durch<br />

einen numerischen Wert entstehen<br />

könnte, zu vermeiden.<br />

Die für die Neuskalierung definierten<br />

Kategorien bedeuten Folgendes:<br />

g beträchtliche Fortschritte<br />

d leichte Fortschritte<br />

h stagnierend<br />

e leichte Rückschritte<br />

} beträchtliche Fortschritte<br />

g „Beträchtliche Fortschritte“ gelten<br />

für jene Länder, die sich im Vergleich<br />

zu allen Ländern mit Fortschritten<br />

überdurchschnittlich entwickeln.<br />

d<br />

„Leichte Fortschritte“ gelten für<br />

jene Länder, die sich im Vergleich zu<br />

allen Ländern mit Fortschritten unterdurchschnittlich<br />

entwickeln.


h „Stagnierend“ bezieht sich auf jene<br />

Länder, die im fraglichen Zeitraum<br />

keine Veränderungen (oder quantitativ<br />

unerhebliche Veränderungen) verzeichneten.<br />

e „Leichte Rückschritte“ gelten für<br />

jene Länder, die sich im Vergleich zu<br />

allen Ländern mit Rückschritten unterdurchschnittlich<br />

entwickeln.<br />

f„Beträchtliche<br />

Rückschritte“ gelten<br />

für jene Länder, die sich im Vergleich<br />

zu allen Ländern mit Rückschritten<br />

überdurchschnittlich entwickeln<br />

(das heißt, sie machen schneller<br />

Rückschritte als die anderen).<br />

Die Ranglisten „Soziale Entwicklung“<br />

und „Geschlechtergerechtigkeit“<br />

Jedes Land wird je nach Aussage aller<br />

für den jeweiligen Themenbereich relevanten<br />

Faktoren in eine von vier Kategorien<br />

eingeordnet. Der Durchschnittswert<br />

für den Bereich errechnet sich als<br />

Durchschnitt der für diese Klassifizierung<br />

jeweils relevanten Indikatoren.<br />

Diese erste Skalierung schließt die<br />

Lücke zwischen einzelnen Werten und<br />

standardisiert ihre Verteilung. Diese allgemeine<br />

Rangliste bietet deshalb nur<br />

ein grundlegendes Kriterium, das sich<br />

auf die relative Position der Länder,<br />

aber nicht auf das konzeptionelle<br />

Gewicht einzelner Indikatoren bezieht.<br />

Soziale Entwicklung<br />

Die Tabelle gibt einen Überblick über<br />

die Themen, die von <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> für<br />

die Tabellen 1 bis 7 sowie 9 und 10<br />

ausgewählt wurden. Der Rang jedes<br />

einzelnen Landes wird durch den<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Index zu Lebenschancen<br />

(Basic Capabilities Index; BCI) bestimmt.<br />

Die Länder mit den niedrigsten<br />

BCI (also der schlechtesten Lebenssituation<br />

ihrer Bewohner) eröffnen die<br />

Rangliste.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Index zu Lebenschancen:<br />

Wie die länderbezogenen BCIs<br />

errechnet werden<br />

Zur Errechnung des BCI für diesen<br />

Bericht wurden drei Indikatoren<br />

benutzt:<br />

1. Prozentsatz der Entbindungen mit<br />

Betreuung durch medizinisches<br />

Fachpersonal,<br />

2. Prozentsatz der Kinder, die die<br />

fünfte Klasse erreichen und<br />

3. die Sterblichkeitsrate bei Kindern<br />

unter fünf Jahren.<br />

Die BCIs dieses Berichts errechneten<br />

sich aus dem ungewichteten Durchschnitt<br />

der tatsächlichen Werte der drei<br />

Einzelindikatoren. Zur Vereinfachung<br />

wurden alle drei Indikatoren gleich<br />

gewichtet. Die Werte für Sterblichkeit<br />

unter fünf und Verweildauer in Grundschulen<br />

wurden ohne weitere Bearbeitung<br />

oder Standardisierung der Werte<br />

übernommen, da beide Indikatoren<br />

schon Teil internationaler Statistiken<br />

sind. Dieser Index korreliert in hohem<br />

Maße mit den Ranglisten, die sich aus<br />

den Durchschnittwerten für alle von<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> verwendeten Themenbereiche<br />

ergeben. Länder mit gleichem<br />

BCI werden alphabetisch aufgelistet.<br />

Gleichstellung der Geschlechter<br />

Die Klassifizierung entstand durch eine<br />

Zusammenfassung der jeweiligen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 103<br />

Rangfolgen für die in Tabelle 8a und 8b<br />

gelisteten Indikatoren, so dass am Ende<br />

ein einziger Länderindex entstand. Der<br />

Rang jedes einzelnen Landes wird<br />

durch den <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Index zur<br />

Gleichstellung der Geschlechter<br />

(Gender Equity Index; GEI) bestimmt.<br />

Die Länder mit den niedrigsten GEI<br />

(also der schlechtesten Lebenssituation<br />

von Frauen im Vergleich zu Männern)<br />

eröffnen die Rangliste.<br />

Der <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> Index „Gleichstellung<br />

der Geschlechter“: Wie die länderbezogenen<br />

GEIs errechnet werden<br />

Der Index kombiniert drei Dimensionen:<br />

1. Stärkung von Frauen<br />

(empowerment),<br />

2. Erziehung und<br />

3. wirtschaftliche Aktivität.<br />

Der zusammengefasste Index errechnet<br />

sich aus den Werten jedes Landes für<br />

die drei Dimensionen als nicht gewichtete<br />

Durchschnittszahl. Länder mit dem<br />

gleichen GEI werden alphabetisch aufgelistet.<br />

Fortschritt oder Rückschritt<br />

Diese Spalten weisen die durchschnittlichen<br />

Fort- oder Rückschritte für jeden<br />

thematischen Bereich aus. Die Rangliste<br />

„Soziale Situation“ bezieht sich<br />

auf die Jahre 1990 bis 2004, (Weltsozialgipfel<br />

Kopenhagen) respektive<br />

das letzte Jahr, aus dem Daten verfügbar<br />

sind. Die Rangliste „Gleichstellung<br />

der Geschlechter“ bezieht sich auf den<br />

Zeitraum 1995 bis 2004 (Weltfrauenkonferenz<br />

Peking) respektive das letzte<br />

Jahr, aus dem Daten verfügbar sind.


Rangliste Geschlechtergerechtigkeit: In keinem Land werden Frauen und Männer gleich behandelt<br />

Gleichheit im<br />

Erziehungswesen<br />

Gleichheit bei<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

Jemen g e h 3<br />

Ägypten g d d 4<br />

Elfenbeinküste d e d 4<br />

Pakistan g h 4<br />

Togo g d 4<br />

Algerien g d e 5<br />

Guatemala d h f 5<br />

Indien d d d 5<br />

Libanon d h 5<br />

Nepal d g 5<br />

Saudi Arabien g h 5<br />

Sudan h f d 5<br />

Syrien g d d 5<br />

Türkei h g h 5<br />

Äthiopien d d 6<br />

Bahrain h d 6<br />

Bangladesch g g e 6<br />

Burkina Faso h d 6<br />

Eritrea e h 6<br />

Iran g d 6<br />

Jordanien h h h 6<br />

Kamerun g e 6<br />

Kuwait h f e 6<br />

Marokko g h g 6<br />

Mauretania g d 6<br />

Niger d h 6<br />

Papua Neuguinea h e 6<br />

Swaziland d f g 6<br />

Ver. Arab. Emirate h h h 6<br />

Westbank und Gaza g 6<br />

Benin d h 7<br />

El Salvador h h e 7<br />

Indonesien g h h 7<br />

Japan h d h 7<br />

Kambodscha g g d 7<br />

Korea h d g 7<br />

Mali g g 7<br />

Malta h g d 7<br />

Mauritius h d h 7<br />

Sambia g h 7<br />

Senegal g g 7<br />

Tunesien d d 7<br />

Albanien h h e 8<br />

Aserbaidschan e g e 8<br />

Belize h d h 8<br />

Bolivien d d g 8<br />

Burundi h h 8<br />

Chile h h g 8<br />

Dominikanische Rep. e h d 8<br />

Fidschi h d d 8<br />

Gabun d 8<br />

Gambia g g 8<br />

Ghana g e 8<br />

Guinea d g 8<br />

Kapverden h d 8<br />

Kenia d g h 8<br />

Madagaskar d d 8<br />

Malawi d h g 8<br />

Malaysia d e h 8<br />

Malediven h g h 8<br />

Mexiko h h g 8<br />

Paraguay h h g 8<br />

Peru h d g 8<br />

Simbabwe h d h 8<br />

Zypern h d d 8<br />

Angola h d 9<br />

Argentinen h g g 9<br />

Botswana h e g 9<br />

Brazilien d d e 9<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 104<br />

Stärkung von Frauen<br />

(Empowerment)<br />

derzeitige Fortschritt oder derzeitige Fortschritt oder derzeitige Fortschritt oder<br />

Situation Rückschritt* Situation Rückschritt* Situation Rückschritt*<br />

Index zur<br />

Geschlechtergerechtigkeit


Rangliste Geschlechtergerechtigkeit: In keinem Land werden Frauen und Männer gleich behandelt<br />

Gleichheit im<br />

Erziehungswesen<br />

Gleichheit bei<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

China h h h 9<br />

Costa Rica d d g 9<br />

Ecuador h h d 9<br />

Griechenland h d d 9<br />

Honduras d g d 9<br />

Italien h g d 9<br />

Kuba h h g 9<br />

Laos d g 9<br />

Luxemburg d d d 9<br />

Mazedonien h d g 9<br />

Nicaragua h g 9<br />

Ruanda h g 9<br />

Schweiz d d g 9<br />

Spanien h g g 9<br />

Sri Lanka h h h 9<br />

Surinam d e d 9<br />

Thailand h d d 9<br />

Venezuela d g h 9<br />

Barbados e d e 10<br />

Belgien h d g 10<br />

<strong>Deutschland</strong> h d g 10<br />

Georgien h h d 10<br />

Irland h d d 10<br />

Israel h d d 10<br />

Jamaika d e h 10<br />

Kroatien h e g 10<br />

Namibia e g g 10<br />

Niederlande h d d 10<br />

Österreich h d g 10<br />

Panama h h d 10<br />

Portugal h h h 10<br />

Rumänien h d g 10<br />

Slowenien h h d 10<br />

Südafrika h g 10<br />

Trinidad und Tobago d d d 10<br />

Tschechien h h d 10<br />

Uganda d g 10<br />

Ukraine h d d 10<br />

Uruguay h d d 10<br />

Weißrussland d h g 10<br />

Bahamas h h h 11<br />

Bulgarien h e g 11<br />

Dänemark h d g 11<br />

Estland h h d 11<br />

Frankreich h h g 11<br />

Großbritannien u. N. h h g 11<br />

Kanada d h d 11<br />

Kolumbien h g d 11<br />

Lettland h h h 11<br />

Litauen h f d 11<br />

Moldawien h h g 11<br />

Mongolei h h h 11<br />

Neuseeland h d d 11<br />

Philippinen h h d 11<br />

Polen h h g 11<br />

Russ. Föderation h h h 11<br />

Slovakei h d d 11<br />

Ungarn h h d 11<br />

USA h h d 11<br />

Australien h d d 12<br />

Finnland h h g 12<br />

Island h h g 12<br />

Norwegen h h e 12<br />

Schweden h h g 12<br />

Länder in besserer Situation<br />

Länder über dem Durchschnitt<br />

Länder unter dem Durchschnitt<br />

Länder in prekärer Lage<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 105<br />

Stärkung von Frauen<br />

(Empowerment)<br />

derzeitige Fortschritt oder derzeitige Fortschritt oder derzeitige Fortschritt oder<br />

Situation Rückschritt* Situation Rückschritt* Situation Rückschritt*<br />

Index zur<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte * Zwischen 1995 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten


Rangliste Soziale Entwicklung: Meilenweit von den Millenniumszielen entfernt<br />

Ernährungssicherung<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Tschad g d g d d h h 47<br />

Äthiopien h g g e h d 50<br />

Ruanda d h h d g h h 50<br />

Guinea-Bissau g d h h 51<br />

Niger d g h d d h h 54<br />

Madagaskar h d h g g h h 56<br />

Bangladesch g d g g h h 57<br />

Burundi e h h e h e 57<br />

Laos g d g h h 57<br />

Pakistan d d g g g h h 57<br />

Haiti d d d g h d 58<br />

Burkina Faso h d h d d h h 60<br />

Nepal d d g h g h h 60<br />

Äquatorialguinea g h h 61<br />

Mosambike g d g h d 61<br />

Eritrea e g g d h h 62<br />

Kambodscha g h d h h h 63<br />

Guatemala h d g d g d h 64<br />

Indien h d d d g d h 64<br />

Liberia h e h 64<br />

Uganda d d d d h d 64<br />

Zentralafrikan. Rep. h h d g h h 64<br />

Mauretanien h d g h g h d 65<br />

Jemen h g d d h d 66<br />

Malawi g d g d g h d 66<br />

Nigeria d h d d h h 66<br />

Tansania e d d d d h h 66<br />

Sambia e d h d h h 67<br />

Ghana g d d g g h d 68<br />

Guinea g h d g h h h 68<br />

Mali h d g g g h h 68<br />

Myanmar h d e g h h 68<br />

Bhutan d d d d 69<br />

DR Kongo h h d h e 69<br />

Elfenbeinküste h h d d g h h 71<br />

Gambia d d d h h 71<br />

Kenia d h e h g h d 71<br />

Senegal h d g h g h d 71<br />

Komoren f d d h d h h 72<br />

Nicaragua h d d d g d h 72<br />

Honduras e d d g d h 73<br />

Lesotho h d d h h h d 73<br />

Togo d h h g e d h 73<br />

Irak f h e h 75<br />

Kamerun h d g g h h 75<br />

Papua Neuguinea e h h d d 75<br />

Sao Tomé u. Principe d h e 76<br />

Swaziland e f h h h 76<br />

Benin d d d g g h h 78<br />

Dschibuti h d h h d 78<br />

Paraguay h d h g d d 78<br />

Philippinen h d d h d d h 78<br />

Bolivien h d g d g d d 79<br />

Marokko d g d d 79<br />

Länder in besserer Situation<br />

Länder über dem Durchschnitt<br />

Länder unter dem Durchschnitt<br />

Länder in prekärer Lage<br />

Gesundheit Reproduktive<br />

Gesundheit<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

+ Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

* Zwischen 1990 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten<br />

+ Zwischen 1995 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten.<br />

Bildung Trinkwasser u.<br />

sanitäre<br />

Einrichtungen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 106<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Information,<br />

Wissenschaft<br />

u. Technologie<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Öffentliche<br />

Ausgaben<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Index zu<br />

Lebenschancen


Rangliste Soziale Entwicklung: Meilenweit von den Millenniumszielen entfernt<br />

Ernährungssicherung<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Aserbaidschan d d e d d f 80<br />

Ecuador h d e h g h h 81<br />

Kongo d e h h 81<br />

Peru d g g d d h h 81<br />

Südafrika e d d d d h 81<br />

Kolumbien d h g d d d d 82<br />

Cook Inseln d 83<br />

El Salvador h g g g d d 84<br />

Indonesien d h g h d h h 84<br />

Guyana d d h d d 85<br />

Tadschikistan f h d e f 85<br />

Malediven d g f d d 86<br />

Simbabwe h e h h d d d 86<br />

Belize d d d d h 87<br />

Sudan h h h d h d 87<br />

Ägypten h d g g g d d 88<br />

Brasilien d d d d g h 88<br />

Namibia d d h d g d d 88<br />

Dominikanische Rep. h d d d d h 89<br />

Syrien d g h h h d 89<br />

Trinidad u. Tobago e h e h h d h 90<br />

Botswana e e g e d d d 91<br />

Libanon d d h d h 91<br />

Mexiko h d h d d h 91<br />

Tonga d h d h 91<br />

Vanuatu d h h d 91<br />

Vietnam g d d d d d h 91<br />

Georgien d e h f 92<br />

Panama e h d d h 92<br />

Türkei e d d d d d h 92<br />

Armenien d h d e 93<br />

Iran d d h h g h 93<br />

Kapverden d d g h 93<br />

Libyen g h g e 93<br />

Bahamas d e h g e 94<br />

Jamaika h h h d g d 94<br />

Katar d d h d e 94<br />

Kuwait d h e g d d 94<br />

Palau d g 94<br />

Tunesien d d g d d d 94<br />

Algerien h d d e d h 95<br />

Barbados d d h g e 95<br />

Dominica d g h 95<br />

Fidschi d h h d h 95<br />

Usbekistan e h d h e e 95<br />

Kasachstan d e h d h h e 96<br />

Mongolia h d e h d e 96<br />

Uruguay h d h g d 96<br />

Venezuela d h d h d 96<br />

Argentinien d d d e 97<br />

Brunei h e g e 97<br />

China d h h g g h 97<br />

Costa Rica h h d g h 97<br />

Malaysia d d d g d 97<br />

Länder in besserer Situation<br />

Länder über dem Durchschnitt<br />

Länder unter dem Durchschnitt<br />

Länder in prekärer Lage<br />

Gesundheit Reproduktive<br />

Gesundheit<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

+ Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

* Zwischen 1990 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten<br />

+ Zwischen 1995 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten.<br />

Bildung Trinkwasser u.<br />

sanitäre<br />

Einrichtungen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 107<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Information,<br />

Wissenschaft<br />

u. Technologie<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Öffentliche<br />

Ausgaben<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Index zu<br />

Lebenschancen


Rangliste Soziale Entwicklung: Meilenweit von den Millenniumszielen entfernt<br />

Ernährungssicherung<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

Moldawien h h e d e 97<br />

Oman h d d d d d 97<br />

Rumänien h d d d 97<br />

Samoa g h e d d 97<br />

Saudi Arabien e d h d d 97<br />

Sri Lanka d d d g d e 97<br />

Thailand g d d g d h 97<br />

Albanien d g d h d d 98<br />

Bulgarien e h d h d e 98<br />

Jordanien e d d e e d d 98<br />

Kroatien d d d g e 98<br />

Kuba d d d h d d 98<br />

Lettland h d h d e 98<br />

Litauen h g h 98<br />

Russische Föderation h h h d d 98<br />

Ukraine h h h d e 98<br />

Ungarn h d h h d e 98<br />

Ver. Arab Emirate d h h d d 98<br />

Weißrussland d h d d 98<br />

Bahrain e h h g h 99<br />

Estland d h h g h 99<br />

Frankreich d d h 99<br />

Großbritannien u. N. d g d 99<br />

Irland d d d h 99<br />

Israel d d h g d 99<br />

Italien d h d h 99<br />

Kanada d h h h 99<br />

Malta d h h g h 99<br />

Mauritius e d h h g h 99<br />

Polen d h g h 99<br />

Singapur d g h 99<br />

Slowenien d e g d 99<br />

Tschechien d d h 99<br />

USA d h d d 99<br />

Australien h h d h 99+<br />

Belgien d g h 99+<br />

Chile h d d d g h 99+<br />

Dänemark d d h d h 99+<br />

<strong>Deutschland</strong> d h g d 99+<br />

Finnland h h h d h 99+<br />

Griechenland d h d h 99+<br />

Island h h h g h 99+<br />

Japan d h d h 99+<br />

Korea d h d h 99+<br />

Luxemburg d h g h 99+<br />

Neuseeland d d h 99+<br />

Niederlande d h d h 99+<br />

Norwegen d h g h 99+<br />

Österreich d h g h 99+<br />

Portugal d g d 99+<br />

Schweden d h d h 99+<br />

Schweiz d h d h 99+<br />

Spanien d h g h 99+<br />

Zypern d h h d d 99<br />

Länder in besserer Situation<br />

Länder über dem Durchschnitt<br />

Länder unter dem Durchschnitt<br />

Länder in prekärer Lage<br />

Gesundheit Reproduktive<br />

Gesundheit<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

+ Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

* Zwischen 1990 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten<br />

+ Zwischen 1995 und 2004 beziehungsweise dem Zeitpunkt mit den letzten verfügbaren Daten.<br />

Bildung Trinkwasser u.<br />

sanitäre<br />

Einrichtungen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 108<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Information,<br />

Wissenschaft<br />

u. Technologie<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Öffentliche<br />

Ausgaben<br />

Derzeitige<br />

Situation<br />

*Fortschritt<br />

und<br />

Rückschritt<br />

Index zu<br />

Lebenschancen


m TABELLENTEIL


Tabelle 1: Die derzeitige Verteilung der weltweiten Armut<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Weltbevölkerung, dessen Einkommen weniger als ein Dollar pro Tag beträgt (...) zu<br />

halbieren.“<br />

Gini Index 1<br />

Bevölkerungsanteil mit<br />

weniger als<br />

1 US $ pro Tag<br />

Jahr Jahr in % Jahr in % Jahr in % Jahr in %<br />

Afghanistan<br />

Ägypten 1999 34,4 C-D 2000 3,1 A 2000


Tabelle 1: Die derzeitige Verteilung der weltweiten Armut<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Weltbevölkerung, dessen Einkommen weniger als ein Dollar pro Tag beträgt (...) zu<br />

halbieren.“<br />

Gini Index 1<br />

Bevölkerungsanteil mit<br />

weniger als<br />

1 US $ pro Tag<br />

Durchschnittlicher<br />

Abstand des<br />

Einkommens der<br />

Bevölkerung bis zur<br />

Armutsgrenze von<br />

1 US $ pro Tag 2<br />

Jahr Jahr in % Jahr in % Jahr in % Jahr in %<br />

Gambia<br />

Georgien 2001 36,9 C-D 2001 2,7 A 2001 0,9 A 1997 11 2001 6,4 C-D<br />

Ghana 1999 30,0 C-D 1999 44,8 A 1999 17,3 A 1998 40 1999 5,6 C-D<br />

Griechenland 1998 35,4 E-F 1998 7,1 E-F<br />

Großbritannien u. N.<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

1999 36,0 E-F 1999 6,1 E-F<br />

Guatemala 2000 48,3 E-F 2000 16,0 B 2000 4,6 B 2000 56 2000 2,6 E-F<br />

Guinea<br />

Guinea Bissau<br />

Guyana<br />

1994 40,3 C-D 1994 40 1994 6,4 C-D<br />

Haiti 1995 65<br />

Honduras 1999 55,0 E-F 1998 23,8 B 1998 11,6 B 1993 53 1999 2,7 E-F<br />

Indien 1999/00 32,5 C-D 1999/00 34,7 A 1999/00 8,2 A 1999/00 29 1999/00 8,9 C-D<br />

Indonesien<br />

Irak<br />

2002 34,3 C-D 2002 7,5 A 2002 0,9 A 1999 27 2002 8,4 C-D<br />

Iran 1998 43,0 C-D 1998


Tabelle 1: Die derzeitige Verteilung der weltweiten Armut<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Weltbevölkerung, dessen Einkommen weniger als ein Dollar pro Tag beträgt (...) zu<br />

halbieren.“<br />

Gini Index 1<br />

Bevölkerungsanteil mit<br />

weniger als<br />

1 US $ pro Tag<br />

Jahr Jahr in % Jahr in % Jahr in % Jahr in %<br />

Libyen<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 2000 31,9 C-D 2000


Tabelle 1: Die derzeitige Verteilung der weltweiten Armut<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Weltbevölkerung, dessen Einkommen weniger als ein Dollar pro Tag beträgt (...) zu<br />

halbieren.“<br />

Gini Index 1<br />

Bevölkerungsanteil mit<br />

weniger als<br />

1 US $ pro Tag<br />

Durchschnittlicher<br />

Abstand des<br />

Einkommens der<br />

Bevölkerung bis zur<br />

Armutsgrenze von<br />

1 US $ pro Tag 2<br />

Jahr Jahr in % Jahr in % Jahr in % Jahr in %<br />

Samoa<br />

San Marino<br />

Sao Tomé u. Principe<br />

Saudi Arabien<br />

Schweden 2000 25,0 E-F 2000 9,1 E-F<br />

Schweiz 1992 33,1 E-F 1992 6,9 E-F<br />

Senegal<br />

Serbien u. Montenegro<br />

Seychellen<br />

1995 41,3 C-D 1995 26,3 A 1995 7,0 A 1992 33 1995 6,4 C-D<br />

Sierra Leone 1989 62,9 C-D 1989 57,0 A 1989 39,5 A 1989 68 1989 1,1 C-D<br />

Simbabwe 1995 56,8 C-D 1990/91 36,0 A 1990/91 9,6 A 1995/96 35 1995 4,6 C-D<br />

Singapur 1998 42,5 E-F 1998 5,0 E-F<br />

Slowakei 1996 25,8 E-F 1996


Tabelle 2: Grundbildung<br />

Das Recht auf Bildung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966)<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965)<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979)<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989)<br />

Afghanistan 26,8<br />

Ägypten 99 61,3 73,5 g 85,9 90 d<br />

Albanien 82 I 94,8 98,6 d 95,1 97 O-P h<br />

Algerien 94 96 h 77,3 92,0 g 93,3 95 h<br />

Andorra<br />

Angola 55,6 30 N-O f<br />

Antigua u. Barbuda<br />

Äquatorialguinea 33 O/P 92,7 98,1 d 85<br />

Argentinien 93 98,2 98,7 h 93,8 100 d<br />

Armenien 99,5 99,8 h 85<br />

Aserbaidschan 80<br />

Äthiopien 58 G 61 d 43 61 g 24,4 46 g<br />

Australien 99,2 96 e<br />

Bahamas 96,5 97,5 h 96,0 F 86 f<br />

Bahrain 89 99 d 95,6 99,0 d 99,0 91 e<br />

Bangladesch 65 42,0 51,5 d 71,1 87 g<br />

Barbados 95 99,8 99,8 h 83,0 D 100 g<br />

Belgien 81 A 96,2 100 O-P d<br />

Belize 67 81 N-O g 96,0 98,6 h 94,0 F 96 O-P d<br />

Benin 55 84 N/O g 40,4 59,0 g 47,1 71 N/O g<br />

Bermudas 96 100 O-P<br />

Bhutan 82 H 91 d 13,9<br />

Bolivien 78 92,6 97,0 d 90,7 94 d<br />

Bosnien u. Herzegowina<br />

Botswana 97 89 e 83,3 90,4 d 94,1 81 f<br />

Brasilien 72 F 91,8 96,1 d 86,4 97 d<br />

Brunei 95 F 93 e 97,9 99,6 h 91,0 F<br />

Bulgarien 91 99,4 99,7 h 86,1 93 O-P d<br />

Burkina Faso 70 64 e 24,9 40,3 g 25,7 35 d<br />

Burundi 74 F 64 f 51,6 69,4 g 53,1 53 h<br />

Chile 92 I 100 N-O g 98,1 99,2 h 87,7 89 O-P h<br />

China 86 98 d 95,3 98,6 d 97,4 93 O-P e<br />

Cook Inseln 51 M-N<br />

Costa Rica 82 94 d 97,4 98,6 h 86,3 91 d<br />

Dänemark 94 100 N-O d 98,3 99 N-O h<br />

<strong>Deutschland</strong> 84,3 83 h<br />

Dominika 85 91 O/P<br />

Dominikanische Republik 73 87,5 92,5 d 97<br />

Dschibuti 87 88 h 73,2 87,9 g 33,3 34 h<br />

Ecuador 77 H 78 h 95,5 97,9 h 90,0 H 99 d<br />

El Salvador 58 F 67 d 83,8 90,0 d 73,0 D 89 g<br />

Elfenbeinküste 73 69 M-N e 52,6 66,3 g 44,5 63 g<br />

Eritrea 83 G 60,9 74,5 g 16,9 43 g<br />

Estland 93 G 99 d 99,8 99,7 h 100,0 98 O-P h<br />

Fidschi 88 97,8 99,5 h 100,0 F 100 h<br />

Finnland 100 100 h 98,3 100 O-P h<br />

Frankreich 98 M-N 100,0 100 O-P h<br />

Gabun 66 B 78 O-P<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Prozentsatz der eingeschulten Kinder,<br />

die das fünfte Schuljahr erreichen<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 114<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Alphabetisierungsrate in der<br />

Altersgruppe von 15 bis 24 Jahre (in %)<br />

Netto-Einschulungsraten in die<br />

Grundschule (in %)<br />

1990 2000/ Fortschritt 1990 2000 Fortschritt 1990/ 2001/ Fortschritt<br />

2001 oder oder 1991 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1986 B: 1987 C: 1988 D: 1989 E: 1990 F: 1991<br />

G: 1992 H: 1993 I: 1994 J: 1995 K: 1996 L: 1997<br />

M: 1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002


Tabelle 2: Grundbildung<br />

Das Recht auf Bildung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966)<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965)<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979)<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989)<br />

Prozentsatz der eingeschulten Kinder,<br />

die das fünfte Schuljahr erreichen<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Alphabetisierungsrate in der<br />

Altersgruppe von 15 bis 24 Jahre (in %)<br />

Netto-Einschulungsraten in die<br />

Grundschule (in %)<br />

1990 2000/ Fortschritt 1990 2000 Fortschritt 1990/ 2001/ Fortschritt<br />

2001 oder oder 1991 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Gambia 87 F 70 M-N f 42,2 64,4 g 52 D 73 g<br />

Georgien 97,1 91 e<br />

Ghana 66 N/O 81,8 93,8 g 53,1 60 d<br />

Griechenland 99 99,5 99,8 h 94,6 95 O-P h<br />

Großbritannien u.N. 97 100 O-P d<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala 50 J 56 O-P d 73,4 81,6 d 85<br />

Guinea 59 84 N/O g 27,0 C 61 g<br />

Guinea-Bissau 38 M-N 44,1 65 g 45 B 45 N-O h<br />

Guyana 87 77 N-O f 99,8 99,8 h 88,9 98 N-O d<br />

Haiti 47 D 54,8 68,8 g 22,1<br />

Honduras 79,7 87,3 d 89,0 F 87 h<br />

Indien 59 H 59 N-O h 64,3 76,3 g 83 O-P<br />

Indonesien 84 89 d 95,0 98,5 d 96,8 92 e<br />

Irak 72 B 66 M/N e 41,0 46,5 d 100,0 91 N/O f<br />

Iran 90 94 d 86,3 95,9 d 95,0 D 87 e<br />

Irland 100 99 h 90,4 94 O-P d<br />

Island 99 H 99 h 100,0 100 O-P h<br />

Israel 98,7 99,7 h 91,9 100 d<br />

Italien 100 96 e 99,8 99,8 h 100,0 100 O-P h<br />

Jamaika 96 D 90 e 91,2 95,1 d 95,7 95 h<br />

Japan 100 99,7 100 h<br />

Jemen 87 N/O 50,0 72,4 g 67 O/P<br />

Jordanien 100 98 M-N e 96,7 99,6 h 94,1 91 e<br />

Kambodscha 49 H 70 g 73,5 81,9 d 98,0 K 86 f<br />

Kamerun 66 D 81 M/N g 81,1 92,8 g 73,4<br />

Kanada 97,7 100 O-P d<br />

Kapverden 60 C 93 g 81,5 90,7 d 99,0 D 99 h<br />

Kasachstan 99,8 99,8 h 86,7 90 d<br />

Katar 64 90,3 96,1 d 89,6 94 d<br />

Kenia 89,8 96,7 d 74,1 70 e<br />

Kirgisien 92,3 90 e<br />

Kiribati 98<br />

Kolumbien 62 61 h 94,9 97,6 h 68,1 87 g<br />

Komoren 46 F 56,7 59,5 h 56,8 55 N-O h<br />

Kongo, Dem. Rep. 55 68,9 86,4 g 54,8 35 M-N f<br />

Kongo, Rep. 62 92,5 98,5 d 90,1<br />

Korea, Rep. 99 99 P-Q h 99,8 99,8 h 100,0 100 h<br />

Korea, Volksrep.<br />

Kroatien 100 G 99,6 99,8 h 78,8 88 d<br />

Kuba 92 95 N-O d 99,3 99,8 h 91,8 96 d<br />

Kuwait 87,5 94,0 d 49,0 85 g<br />

Laos 53 F 62 d 70,1 81,4 g 62,6 83 g<br />

Lesotho 71 67 e 87,2 92,0 d 75,8 84 d<br />

Lettland 99,8 99,8 h 90,4 91 O-P h<br />

Libanon 94 92,1 96,3 d 90<br />

Liberia 57,2 74,0 g 70 N/O<br />

Quellen:<br />

Prozentsatz der Kinder, die das fünfte Schuljahr erreichen: UNESCO Website Database, http://www.unesco.org;<br />

World Development Indicators 2004, Weltbank, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

Einschulungsraten: UNESCO Website Database, http://www.unesco.org;<br />

World Development Indicators 2004, Weltbank, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

Alphabetisierungsrate (15-24 Jahre): UNESCO Website Database, http://www.unesco.org.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 115


Tabelle 2: Grundbildung<br />

Das Recht auf Bildung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966)<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965)<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979)<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989)<br />

Libyen 91 97,7 d 96,3<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 99,8 99,8 h 97 O-P<br />

Luxemburg 99 81,6 96 O-P g<br />

Madagaskar 22 34 d 72,2 83,4 g 64,8 69 d<br />

Malawi 64 54 f 63,2 74,5 g 49 81 g<br />

Malaysia 98 94,8 98,3 d 93,7 95 h<br />

Malediven 98,1 99,4 h 96<br />

Mali 72 84 d 27,6 40,8 g 22,3 38 M-N g<br />

Malta 100 100 h 97,5 98,9 h 97,0 98 O-P h<br />

Marokko 84 55,3 72,8 g 56,8 88 g<br />

Mauretanien 75 55 f 45,8 50,7 d 34,9 67 g<br />

Mazedonien 95 G 94,4 93 O-P h<br />

Mexiko 80 90 d 95,2 97,7 h 100,0 99 h<br />

Mikronesien<br />

Moldawien 99,8 99,8 h 88,8 78 f<br />

Monaco<br />

Mongolei 98,9 99,2 h 90,1 87 e<br />

Mosambik 33 52 g 48,8 66,3 g 48,3 60 d<br />

Myanmar 60 88,2 92,0 d 99,5 82 f<br />

Namibia 63 F 94 g 87,4 93,2 d 86,3 78 e<br />

Nauru 81 M-N<br />

Nepal 78 46,6 66 g 87,8 70 O-P f<br />

Neuseeland 90 100 98 h<br />

Nicaragua 46 54 d 68,2 73,2 d 72,2 82 d<br />

Niederlande 100 N-O 95,3 99 O-P d<br />

Niger 62 71 d 17 26,7 d 23,9 34 d<br />

Nigeria 73,6 91,1 g<br />

Niue 76 M/N 97<br />

Norwegen 100 100 100 O-P h<br />

Oman 96 96 h 85,6 99,4 g 70,3 75 d<br />

Österreich 87,7 91 O-P d<br />

Ost-Timor<br />

Pakistan 47,4 61,3 g 35,4 67 O-P g<br />

Palau 84 M-N 97 O-P<br />

Panama 82 C 89 d 95,3 97,4 h 91,4 99 d<br />

Papua Neuguinea 59 51 e 68,6 78,8 d 68,5 77 d<br />

Paraguay 70 77 d 95,6 97,6 h 92,8 92 h<br />

Peru 92 C 86 e 94,5 97,6 d 87,5 100 g<br />

Philippinen 75 C 79 d 97,3 99,2 h 96,8 93 e<br />

Polen 98 99 h 99,8 99,8 h 96,7 98 h<br />

Portugal 99,5 99,8 h 100<br />

Puerto Rico 96,1 98 h<br />

Ruanda 60 40 f 72,7 87,2 g 66,9 84 g<br />

Rumänien 99,3 99,7 h 81,2 93 O-P g<br />

Russische Föderation 99,8 99,8 h 98,6<br />

Salomonen 85 83,3<br />

Sambia 77 81,2 90,6 d 66<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Prozentsatz der eingeschulten Kinder,<br />

die das fünfte Schuljahr erreichen<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1986 B: 1987 C: 1988 D: 1989 E: 1990 F: 1991<br />

G: 1992 H: 1993 I: 1994 J: 1995 K: 1996 L: 1997<br />

M: 1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 116<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Alphabetisierungsrate in der<br />

Altersgruppe von 15 bis 24 Jahre (in %)<br />

Netto-Einschulungsraten in die<br />

Grundschule (in %)<br />

1990 2000/ Fortschritt 1990 2000 Fortschritt 1990/ 2001/ Fortschritt<br />

2001 oder oder 1991 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 2: Grundbildung<br />

Das Recht auf Bildung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966)<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965)<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979)<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989)<br />

Prozentsatz der eingeschulten Kinder,<br />

die das fünfte Schuljahr erreichen<br />

Samoa 86 J 94 g 99,0 99,5 h 100,0 95 e<br />

San Marino 100<br />

Sao Tomé u. Principe 61 97<br />

Saudi Arabien 83 94 d 85,4 94,9 d 62,1 59 e<br />

Schweden 100 99,8 100 h<br />

Schweiz 99 83,7 99 O-P g<br />

Senegal 85 68 f 40,1 56,2 g 48,2 58 d<br />

Serbien u. Montenegro 75 O-P<br />

Seychellen 93 F 91 e 100<br />

Sierra Leone<br />

Simbabwe 94 93,9 98,2 d 89,2 83 e<br />

Singapur 99 99,8 h 96,4<br />

Slowakei 87<br />

Slowenien 99,8 99,8 h 100,0 93 O-P e<br />

Somalia<br />

Spanien 99,6 99,8 h 100,0 100 h<br />

Sri Lanka 94 95,1 97,4 h 87,3 100 g<br />

Südafrika 65 N/O 88,5 92,5 d 89,4 90 h<br />

Sudan 94 84 M/N f 65,0 81,9 g 43,6 46 N/O d<br />

Surinam 100 B 78,4 97 g<br />

Swaziland 76 74 h 85,1 92,5 d 89,2 77 f<br />

Syrien 94 92 h 79,9 90,0 d 97,8 98 h<br />

Tadschikistan 99,8 99,8 h 76,7 98 g<br />

Tansania 79 78 h 83,1 93,1 d 49,4 54 d<br />

Thailand 94 M-N 98,1 99,2 h 75,9 86 d<br />

Togo 50 84 g 63,5 80,4 g 74,9 92 g<br />

Tonga 84 83 h 100<br />

Trinidad u. Tobago 96 77 f 99,6 99,8 h 91,0 94 d<br />

Tschad 53 45 e 48 74,4 g 42 58 g<br />

Tschechien 97 86,7 88 h<br />

Tunesien 87 95 d 84,1 95,7 g 93,5 97 d<br />

Türkei 98 92,7 97,6 d 89,4 88 h<br />

Turkmenistan<br />

Tuvalu 96 H 98 M-N<br />

Uganda 70,1 82,3 g<br />

Ukraine 59 99,8 99,9 h 80,2 82 h<br />

Ungarn 98 F 99,7 99,8 h 91,3 91 h<br />

Uruguay 94 89 e 98,7 99,2 h 91,9 90 h<br />

USA 95,8 93 e<br />

Usbekistan 99,6 99,7 h 78<br />

Vanuatu 95 70,7 93 g<br />

Venezuela 86 96 d 96,0 98,6 h 88,1 92 d<br />

Vereinigte Arab. Emirate 80 97 g 84,7 92,6 d 92,4 81 f<br />

Vietnam 89 94,1 96,0 h 90,5 94 d<br />

Weißrussland 99,8 99,8 h 94<br />

Westbank u. Gaza 100 I 95<br />

Zentralafrikan. Republik 24 52,1 74 g 52,5<br />

Zypern 100 99 N-O h 99,7 99,8 h 100,0 E 95 O-P e<br />

Quellen:<br />

Prozentsatz der Kinder, die das fünfte Schuljahr erreichen: UNESCO Website Database, http://www.unesco.org;<br />

World Development Indicators 2004, Weltbank, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

Einschulungsraten: UNESCO Website Database, http://www.unesco.org;<br />

World Development Indicators 2004, Weltbank, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

Alphabetisierungsrate (15-24 Jahre): UNESCO Website Database, http://www.unesco.org.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 117<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Alphabetisierungsrate in der<br />

Altersgruppe von 15 bis 24 Jahre (in %)<br />

Netto-Einschulungsraten in die<br />

Grundschule (in %)<br />

1990 2000/ Fortschritt 1990 2000 Fortschritt 1990/ 2001/ Fortschritt<br />

2001 oder oder 1991 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 3a: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Säuglingssterblichkeit<br />

(pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

Kindersterblichkeit bei<br />

Kindern unter fünf<br />

Jahren (pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

1990 2003 Fortschritt 1990 2003 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Afghanistan 167 165 h 260 257 d<br />

Ägypten 76 33 g 104 39 g<br />

Albanien 37 18 g 45 21 g<br />

Algerien 42 35 d 69 41 g<br />

Andorra 6 7<br />

Angola 166 154 d 260 260 h<br />

Antigua u. Barbuda 11 12<br />

Äquatorialguinea 122 97 g 206 146 g<br />

Argentinien 25 17 d 28 20 d<br />

Armenien 50 30 g 60 33 g<br />

Aserbaidschan 84 75 d 105 91 d<br />

Äthiopien 128 112 g 204 169 g<br />

Australien 8 6 h 10 6 d<br />

Bahamas 24 11 d 29 14 d<br />

Bahrain 15 12 d 19 15 d<br />

Bangladesch 96 46 g 144 69 g<br />

Barbados 14 11 d 16 13 d<br />

Belgien 8 4 d 9 5 d<br />

Belize 39 33 d 49 39 d<br />

Benin 111 91 g 185 154 g<br />

Bermudas<br />

Bhutan 75* 70 d 166 85 g<br />

Bolivien 87 53 g 120 66 g<br />

Bosnien u. Herzegowina 18 14 d 22 17 d<br />

Botswana 45 82 f 58 112 f<br />

Brasilien 50 33 g 60 35 g<br />

Brunei 10 5 d 11 6 d<br />

Bulgarien 15 14 h 16 15 h<br />

Burkina Faso 118 107 d 210 207 d<br />

Burundi 114 114 h 190 190 h<br />

Chile 16 8 d 19 9 d<br />

China 38 30 d 49 37 d<br />

Cook Inseln 18 32 21 d<br />

Costa Rica 15 8 d 17 10 d<br />

Dänemark 8 3 d 9 4 d<br />

Deuschland 7 4 d 9 5 d<br />

Dominika 19 12 d 23 14 d<br />

Dominikanische Republik 53 29 g 65 35 g<br />

Dschibuti 119 97 g 175 138 g<br />

Ecuador 43 24 g 57 27 g<br />

El Salvador 46 32 g 60 36 g<br />

Elfenbeinküste 100 117 e 155 192 f<br />

Eritrea 92 45 g 147 85 g<br />

Estland 12 8 d 17 9 d<br />

Fidschi 25 16 d 31 20 d<br />

Finnland 6 4 h 7 5 h<br />

Frankreich 7 4 d 9 5 d<br />

Gabun 60 60 h 92 91 h<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 118<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.<br />

Säuglingssterblichkeit<br />

(pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

Kindersterblichkeit bei<br />

Kindern unter fünf<br />

Jahren (pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

1990 2003 Fortschritt 1990 2003 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Gambia 103 90 d 154 123 g<br />

Georgien 24 41 e 29 45 e<br />

Ghana 74 59 g 126 95 g<br />

Griechenland 10 4 d 11 5 d<br />

Großbritannien u. N. 8 5 d 10 6 d<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala 60 35 g 82 47 g<br />

Guinea 145 104 g 240 160 g<br />

Guinea-Bissau 153 126 g 253 204 g<br />

Guyana 65 52 d 90 69 g<br />

Haiti 102 76 g 150 118 g<br />

Honduras 47 32 g 59 41 d<br />

Indien 80 63 g 123 87 g<br />

Indonesien 60 31 g 91 41 g<br />

Irak 40 102 f 50 125 f<br />

Iran 54 33 g 72 39 g<br />

Irland 8 6 h 9 6 d<br />

Island 6 3 d 5 4 h<br />

Israel 10 5 d 12 6 d<br />

Italien 8 4 d 10 4 d<br />

Jamaika 17 17 h 20 20 h<br />

Japan 5 3 h 6 4 h<br />

Jemen 98 82 g 142 113 g<br />

Jordanien 35 23 d 43 28 d<br />

Kambodscha 80 97 e 115 140 e<br />

Kamerun 85 95 e 139 166 e<br />

Kanada 7 5 h 9 6 d<br />

Kapverden 45 26 g 60 35 g<br />

Kasachstan 42 63 f 67 73 e<br />

Katar 19 11 d 25 15 d<br />

Kenia 63 79 e 97 123 e<br />

Kirgisien 68 59 d 83 68 d<br />

Kiribati 65 49 g 88 66 g<br />

Kolumbien 29 18 d 36 21 d<br />

Komoren 88 54 g 120 73 g<br />

Kongo, Dem. Rep. 128 129 h 205 205 h<br />

Kongo, Rep. 83 81 h 110 108 h<br />

Korea, Rep. 8 5 d 9 5 d<br />

Korea, Volksrep. 26 42 e 55 55 h<br />

Kroatien 11 6 d 13 7 d<br />

Kuba 11 6 d 13 8 d<br />

Kuwait 14 8 d 16 9 d<br />

Laos 120 82 g 163 91 g<br />

Lesotho 102 63 g 120 84 g<br />

Lettland 14 10 d 20 12 d<br />

Libanon 32 27 d 37 31 d<br />

Liberia 157 157 h 235 235 h


Tabelle 3a: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Libyen 34 13 g 42 16 g<br />

Liechtenstein 10 11<br />

Litauen 10 8 h 13 11 h<br />

Luxemburg 7 5 h 9 5 d<br />

Madagaskar 103 78 g 168 126 g<br />

Malawi 146 112 g 241 178 g<br />

Malaysia 16 7 d 21 7 d<br />

Malediven 80 55 g 115 72 g<br />

Mali 152 122 g 250 220 g<br />

Malta 9 5 d 14 6 d<br />

Marokko 66 36 g 85 39 g<br />

Mauretanien 120 120 h 183 183 h<br />

Mazedonien 32 10 g 41 11 g<br />

Mexiko 37 23 g 46 28 d<br />

Mikronesien 26 19 d 31 23 d<br />

Moldawien 30 26 d 37 32 d<br />

Monaco 4 4<br />

Mongolei 77 56 g 104 68 g<br />

Mosambik 143 109 g 235 158 g<br />

Myanmar 91 76 g 130 107 g<br />

Namibia 65 48 g 84 65 d<br />

Nauru 25 30<br />

Nepal 100 61 g 145 82 g<br />

Neuseeland 8 5 d 11 6 d<br />

Nicaragua 52 30 g 68 38 g<br />

Niederlande 7 5 h 8 5 d<br />

Niger 191 154 g 320 262 g<br />

Nigeria 114 98 g 190 198 e<br />

Niue<br />

Norwegen 7 3 d 9 4 d<br />

Oman 25 10 g 30 12 d<br />

Österreich 8 4 d 9 5 d<br />

Ost-Timor 87 160 124 g<br />

Pakistan 96 81 g 130 103 g<br />

Palau 23 34 28 d<br />

Panama 27 18 d 34 24 d<br />

Papua Neuguinea 79 69 d 101 93 d<br />

Paraguay 30 25 d 37 29 d<br />

Peru 58 26 g 80 34 g<br />

Philippinen 45 27 g 66 36 g<br />

Polen 19 6 d 19 7 d<br />

Portugal 11 4 d 15 5 d<br />

Puerto Rico 14<br />

Ruanda 107 118 e 178 203 e<br />

Rumänien 27 18 d 32 20 d<br />

Russische Föderation 17 16 h 21 21 h<br />

Salomonen 29 19 d 36 22 d<br />

Sambia 108 102 d 189 182 d<br />

Quellen:<br />

Säuglingssterblichkeit: World Development Indicators 2004 website, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/; UNICEF End Decade Website Database, http://www.childinfo.org<br />

sowie The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www.unicef.org/sowc05<br />

Kindersterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren: The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www.unicef.org/sowc05.<br />

* Daten aus 1992<br />

Säuglingssterblichkeit<br />

(pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

Kindersterblichkeit bei<br />

Kindern unter fünf<br />

Jahren (pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

1990 2003 Fortschritt 1990 2003 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 119<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.<br />

Säuglingssterblichkeit<br />

(pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

Kindersterblichkeit bei<br />

Kindern unter fünf<br />

Jahren (pro 1000<br />

Lebendgeburten)<br />

1990 2003 Fortschritt 1990 2003 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Samoa 33 19 g 42 24 d<br />

San Marino 4 10 5 d<br />

Sao Tomé u. Principe 69 75 e 118 118 h<br />

Saudi Arabien 34 22 d 44 26 d<br />

Schweden 6 3 d 6 3 d<br />

Schweiz 7 4 d 8 5 d<br />

Senegal 90 78 d 148 137 d<br />

Serbien u. Montenegro 12 30 14 d<br />

Seychellen 17 11 d 21 15 d<br />

Sierra Leone 185 166 g 302 284 d<br />

Simbabwe 53 78 f 80 126 f<br />

Singapur 7 3 d 8 3 d<br />

Slowakei 12 7 d 15 8 d<br />

Slowenien 8 4 d 9 4 d<br />

Somalia 133 133 h 225 225 h<br />

Spanien 8 4 d 9 4 d<br />

Sri Lanka 19 13 d 23 15 d<br />

Südafrika 45 53 e 60 66 e<br />

Sudan 75 63 d 120 93 g<br />

Surinam 35 30 d 48 39 d<br />

Swaziland 77 105 f 110 153 f<br />

Syrien 37 16 g 44 18 g<br />

Tadschikistan 98 92 d 78 118 f<br />

Tansania 102 104 h 163 165 h<br />

Thailand 34 23 d 40 26 d<br />

Togo 88 78 d 152 140 d<br />

Tonga 25 15 d 27 19 d<br />

Trinidad u. Tobago 21 17 d 24 20 d<br />

Tschad 118 117 h 203 200 d<br />

Tschechien 11 4 d 11 4 d<br />

Tunesien 37 19 g 52 24 g<br />

Türkei 61 33 g 78 39 g<br />

Turkmenistan 80 79 h 97 102 e<br />

Tuvalu 37 56 51 d<br />

Uganda 100 81 g 160 140 d<br />

Ukraine 18 15 d 22 20 h<br />

Ungarn 15 7 d 16 8 d<br />

Uruguay 20 12 d 24 14 d<br />

USA 9 7 h 10 8 h<br />

Usbekistan 53 57 e 62 69 e<br />

Vanuatu 52 31 g 70 38 g<br />

Venezuela 23 18 d 27 21 d<br />

Vereinigte Arab. Emirate 12 7 d 14 8 d<br />

Vietnam 36 19 g 51 23 g<br />

Weißrussland 18 13 d 21 17 d<br />

Westbank u. Gaza* 42 22 g 40 24 d<br />

Zentralafrikan. Republik 115 115 h 180 180 h<br />

Zypern 11 4 d 12 5 d


Tabelle 3b: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

DPT-Impfschutz*<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Polio-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Afghanistan 25 54 g 18 54 g 20 50 g 44 56 d<br />

Ägypten 87 98 d 91 98 d 87 98 d 95 98 d<br />

Albanien 94 97 d 97 97 h 96 93 e 81 95 d<br />

Algerien 58 87 g 72 87 d 53 84 g 92 98 d<br />

Andorra 99 99 96<br />

Angola 24 46 g 28 45 g 38 62 g 48 62 d<br />

Antigua u. Barbuda 100 99 h 99 89 99 d<br />

Äquatorialguinea 14 33 g 39 18 51 g 73<br />

Argentinien 87 88 h 84 91 d 93 97 d 100 99 h<br />

Armenien 81 94 d 92 96 d 95 94 h 83 92 d<br />

Aserbaidschan 84 97 d 94 98 d 82 98 g 50 99 g<br />

Äthiopien 49 56 d 36 57 g 38 52 d 50 76 g<br />

Australien 95 92 e 92 86 93 d<br />

Bahamas 87 92 d 93 86 90 d<br />

Bahrain 95 97 h 97 87 99 d<br />

Bangladesch 69 85 g 94 85 e 82 77 e 95 95 h<br />

Barbados 91 86 e 90 87 90 d<br />

Belgien 94 90 e 100 95 e 85 75 e<br />

Belize 91 96 d 95 86 96 d 99<br />

Benin 78 88 d 81 88 d 73 83 d 90 99 d<br />

Bermudas 62 63<br />

Bhutan 84 95 d 84 96 d 79 88 d 96 93 e<br />

Bolivien 41 81 g 86 79 e 53 64 d 91 94 d<br />

Bosnien u. Herzegowina 87 45 86 g 84 24 94 g<br />

Botswana 56 97 g 78 97 g 55 90 g 92 99 d<br />

Brasilien 66 96 g 68 99 g 78 99 g 92 99 d<br />

Brunei 100 99 h 99 99 99<br />

Bulgarien 99 96 e 97 96 h 98 96 h 98 98 h<br />

Burkina Faso 84 83 76 63 83 g<br />

Burundi 86 74 e 50 69 g 75 75 h 62 84 g<br />

Chile 97 99 h 99 81 99 g 94<br />

China 97 90 e 94 91 e 98 84 f 94 93 h<br />

Cook Inseln 96 95 99 99<br />

Costa Rica 95 88 e 88 88 h 90 89 h 97 87 e<br />

Dänemark 95 96 h 95 96 h 84 96 d<br />

<strong>Deutschland</strong> 80 89 d 90 94 d 50 92 g<br />

Dominika 69 99 g 99 96 99 d 99<br />

Dominikanische Republik 69 65 e 98 60 f 96 79 f 64 90 g<br />

Dschibuti 85 68 f 68 85 66 f 63<br />

Ecuador 75 89 d 78 99 g 67 99 g 100 99 h<br />

El Salvador 80 88 d 92 87 e 98 99 h 83 90 d<br />

Elfenbeinküste 42 54 d 54 40 56 g 66<br />

Eritrea 83 36 83 g 84 46 91 g<br />

Estland 76 94 g 87 95 d 82 95 d 99 99 h<br />

Fidschi 82 94 d 99 72 91 g 99<br />

Finnland 90 98 d 100 96 e 97 97 h 99 98 h<br />

Frankreich 95 97 h 92 97 d 71 86 d 78 85 d<br />

Gabun 78 38 f 66 31 f 76 55 f 97 89 e<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 120<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.“<br />

Masern-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Tuberkulose-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 3b: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Gambia 92 90 h 92 90 h 86 90 d 98 99 h<br />

Georgien 69 76 d 69 75 d 81 73 e 67 87 g<br />

Ghana 50 80 g 48 80 g 52 80 g 61 92 g<br />

Griechenland 54 88 g 95 87 e 76 88 d 50 88 g<br />

Großbritannien u. N.<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

85 91 d 91 89 80 e<br />

Guatemala 66 83 g 73 83 d 68 75 d 70 97 g<br />

Guinea 20 45 g 70 43 f 25 52 g 75 78 d<br />

Guinea-Bissau 61 77 g 68 75 d 53 61 d 95 84 e<br />

Guyana 82 90 d 91 77 89 d 95<br />

Haiti 41 43 h 40 43 d 31 53 g 42 71 g<br />

Honduras 84 92 d 95 92 e 90 95 d 95 91 e<br />

Indien 92 70 f 91 70 f 87 67 f 96 81 f<br />

Indonesien 87 70 f 93 70 f 86 72 f 100 82 f<br />

Irak 83 81 h 50 84 g 83 90 d 93<br />

Iran 91 99 d 99 85 99 d 99<br />

Irland 65 85 g 86 78 78 h 90<br />

Island 99 97 h 97 99 93 e<br />

Israel 91 97 d 93 91 95 d<br />

Italien 83 96 d 97 43 83 g<br />

Jamaika 86 81 e 93 80 e 69 78 d 100 88 f<br />

Japan 87 97 d 94 97 d 66 99 g 93<br />

Jemen 89 66 f 66 74 66 e 67<br />

Jordanien 92 97 d 96 97 h 87 96 d 67<br />

Kambodscha 38 69 g 54 69 d 34 65 g 78 76 h<br />

Kamerun 36 73 g 31 72 g 36 61 g 46 82 g<br />

Kanada 91 88 95<br />

Kapverden 88 78 e 79 79 68 e 78<br />

Kasachstan 80 99 g 99 95 99 d 99<br />

Katar 82 92 d 93 79 93 d 99<br />

Kenia 42 73 g 84 67 f 41 72 g 92 87 e<br />

Kirgisien 99 98 h 84 98 d 99 99 h 97 99 h<br />

Kiribati 97 99 h 96 75 88 d 99<br />

Kolumbien 87 91 d 95 91 e 82 92 d 99 96 e<br />

Komoren 94 75 f 75 87 63 f 75<br />

Kongo, Dem. Rep. 36 49 d 55 37 54 g 68<br />

Kongo, Rep. 77 50 f 79 50 f 77 50 f 94 60 f<br />

Korea, Rep. 74 97 g 74 94 g 93 96 d 72 87 d<br />

Korea, Volksrep. 98 68 f 99 98 95 e 88<br />

Kroatien 94 85 95 d 95 92 98 d<br />

Kuba 92 71 f 98 94 99 d 99<br />

Kuwait 94 99 d 98 99 h 98 97 h<br />

Laos 18 50 g 52 32 42 d 65<br />

Lesotho 77 79 h 59 78 g 87 70 f 59 83 g<br />

Lettland 85 98 d 72 98 g 97 99 h 89 99 d<br />

Libanon 82 92 d 92 39 96 g<br />

Liberia 38 39 53 43<br />

Quellen:<br />

The State of the World’s Children 1996, UNICEF, für die Daten von 1992 und The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www.unicef.org/sowc05, für die Daten von 2003.<br />

* DPT: Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus<br />

DPT-Impfschutz*<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Polio-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 121<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.“<br />

Masern-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Tuberkulose-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)


Tabelle 3b: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

DPT-Impfschutz*<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Polio-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Libyen 62 93 g 93 59 91 g 99<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 76 94 g 88 91 d 89 98 d 96 99 d<br />

Luxemburg 90 98 d 98 80 91 d<br />

Madagaskar 71 55 f 64 58 e 57 55 h 81 72 e<br />

Malawi 87 84 e 98 85 e 81 77 e 99 91 e<br />

Malaysia 89 96 d 97 70 92 g 99<br />

Malediven 94 98 d 98 96 96 h 98<br />

Mali 42 69 g 39 65 g 43 68 g 67 63 e<br />

Malta 63 94 g 94 80 90 d<br />

Marokko 81 91 d 87 91 d 79 90 d 93 92 h<br />

Mauretanien 33 76 g 75 38 71 g 84<br />

Mazedonien 96 91 96 d 96 96 95 h<br />

Mexiko 66 91 g 92 92 h 78 96 g 98 99 h<br />

Mikronesien 85 92 d 88 81 91 d 64<br />

Moldawien 98 98 96 98<br />

Monaco 100 100<br />

Mongolei 69 98 g 77 98 g 92 98 d 90 98 d<br />

Mosambik 46 72 g 55 70 d 59 77 g 78 87 d<br />

Myanmar 69 77 d 77 76 h 68 75 d 83 79 e<br />

Namibia 38 82 g 79 82 d 77 70 e 100 92 e<br />

Nauru 80 59 40 95<br />

Nepal 80 78 h 62 76 d 68 75 d 61 91 g<br />

Neuseeland 90 90 h 68 82 d 90 85 e 20<br />

Nicaragua 66 86 g 84 86 h 82 93 d 89 94 d<br />

Niederlande 97 98 h 98 94 96 h<br />

Niger 22 52 g 20 51 g 25 64 g 32 64 g<br />

Nigeria 56 25 f 35 39 d 48 35 f 46 48 h<br />

Niue 95 95 86 99<br />

Norwegen 86 90 d 90 87 84 e<br />

Oman 98 99 h 97 99 h 98 98 h 96 98 h<br />

Österreich 90 84 e 84 60 79 g<br />

Ost-Timor 70 70 60 80<br />

Pakistan 83 67 f 66 69 d 76 61 f 78 82 d<br />

Palau 100 99 h 99 98 99 h<br />

Panama 86 86 h 83 83 h 99 83 f 95 87 e<br />

Papua Neuguinea 67 54 e 66 41 f 66 49 f 91 60 f<br />

Paraguay 79 77 h 83 77 e 70 91 g 97 70 f<br />

Peru 72 89 g 87 89 h 64 95 g 91 94 d<br />

Philippinen 88 79 e 88 80 e 85 80 e 89 91 h<br />

Polen 96 99 d 98 95 97 h 94<br />

Portugal 89 99 d 92 96 d 85 96 d 92 81 e<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda 57 96 g 23 96 g 55 90 g 32 88 g<br />

Rumänien 96 97 h 97 92 97 d 99<br />

Russische Föderation 60 98 g 82 97 d 81 96 d 87 97 d<br />

Salomonen 77 71 e 68 70 78 d 76<br />

Sambia 71 80 d 88 80 e 68 84 g 100 94 e<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 122<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.“<br />

Masern-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Tuberkulose-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 3b: Gesundheit von Kindern<br />

Auf die Gesundheit von Kindern beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtungen 8 & 10<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt 1992 2003 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Samoa 90 94 d 95 89 99 d 73<br />

San Marino 96 96 91<br />

São Tomé u. Principe 92 94 h 94 71 87 g 99<br />

Saudi Arabien 92 95 d 95 88 96 d 94<br />

Schweden 99 98 h 99 95 94 h 16<br />

Schweiz 90 95 d 95 90 82 e<br />

Senegal 66 73 d 55 73 g 57 60 d 71 77 d<br />

Serbien u. Montenegro 89 89 87 94<br />

Seychellen 99 99 h 99 86 99 d 99<br />

Sierra Leone 83 70 e 43 60 g 75 73 h 60 87 g<br />

Simbabwe 78 80 h 80 76 80 d 92<br />

Singapur 85 92 d 92 92 h 84 88 d 98 97 h<br />

Slowakei 99 99 h 98 99 99 h 98<br />

Slowenien 92 93 94 98<br />

Somalia 18 40 g 23 40 g 30 40 d 48 65 d<br />

Spanien 93 98 d 98 97 97 h<br />

Sri Lanka 86 99 d 88 98 d 80 99 g 86 99 d<br />

Südafrika 74 94 g 94 79 83 d 97<br />

Sudan 62 50 e 70 50 f 57 57 h 78 53 f<br />

Surinam 83 74 e 74 65 71 d<br />

Swaziland 89 95 d 95 86 94 d 97<br />

Syrien 90 99 d 99 87 98 d 99<br />

Tadschikistan 94 82 e 74 84 d 91 89 h 69 99 g<br />

Tansania 78 95 g 97 79 97 g 91<br />

Thailand 85 96 d 93 97 d 70 94 g 98 99 h<br />

Togo 77 64 e 71 63 e 65 58 e 73 84 d<br />

Tonga 94 98 d 98 86 99 d 99<br />

Trinidad u. Tobago 89 91 h 85 91 d 79 88 d<br />

Tschad 20 47 g 18 48 g 23 61 g 43 72 g<br />

Tschechien 97 98 97 h 99 98 98 h<br />

Tunesien 91 95 d 97 95 h 88 90 h 80 93 d<br />

Türkei 74 68 e 81 69 e 67 75 d 72 89 d<br />

Turkmenistan 79 98 g 92 99 d 80 97 g 94 99 d<br />

Tuvalu 93 93 95 99<br />

Uganda 77 81 d 79 82 d 74 82 d 100 96 e<br />

Ukraine 79 97 g 91 99 d 89 99 d 89 98 d<br />

Ungarn 99 99 h 99 99 h 99 99 h 100 99 h<br />

Uruguay 97 91 e 88 91 d 97 95 h 99 99 h<br />

USA 96 79 91 d 93<br />

Usbekistan 79 98 g 51 99 g 85 99 d 89 98 d<br />

Vanuatu 76 49 f 53 66 48 f 63<br />

Venezuela 61 68 d 73 86 d 61 82 g 95 91 e<br />

Vereinigte Arab. Emirate 89 94 d 94 78 94 g 98<br />

Vietnam 85 99 d 94 96 h 85 93 d 95 98 d<br />

Weißrussland 85 86 h 93 99 d 96 99 d 93 99 d<br />

Westbank u. Gaza 98 98 99 99<br />

Zentralafrikan. Republik 61 40 f 29 40 d 67 35 f 82 70 f<br />

Zypern 93 98 d 98 76 86 d<br />

Quellen:<br />

The State of the World’s Children 1996, UNICEF, für die Daten von 1992 und The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www.unicef.org/sowc05, für die Daten von 2003.<br />

* DPT: Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus<br />

DPT-Impfschutz*<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Polio-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 123<br />

Aus der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel der derzeitigen Rate<br />

gesenkt zu haben.“<br />

Masern-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)<br />

Tuberkulose-Impfschutz<br />

bei Einjährigen<br />

(in % der Kinder)


Tabelle 4: Ernährungssicherung<br />

Das Recht auf Ernährung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24 & 27<br />

Afghanistan 20,0 I 48,0 N<br />

Ägypten 4 3 h 9,0 I 10,0 Q h 10,4 G 9,0 S h<br />

Albanien 5 A 6 h 6,5 G 3,0 S d 14,3 Q<br />

Algerien 5 5 h 9,0 E 7,0 Q h 9,2 I 6,0 Q d<br />

Andorra<br />

Angola 58 40 g 21,0 D 12,0 T d 20,0 F 31,0 S f<br />

Antigua u. Barbuda 8,0 S 10,0 S<br />

Äquatorialguinea 13,0 T<br />

Argentinien 5,9 I 7,1 P h 1,9 K<br />

Armenien 52 A 34 g 7,0 S 2,5 Q<br />

Aserbaidschan 34 A 15 g 6,3 J 9,5 Q e 7,0 S<br />

Äthiopien 61 B 46 g 8,9 J 12,3 Q e 47,7 I 47,1 Q h<br />

Australien 6,3 K 6,6 Q h<br />

Bahamas 8,0 D 7,0 T h<br />

Bahrain 7,3 J 9,6 Q e 7,2 F 8,7 L e<br />

Bangladesch 35 30 d 50,0 D 30,0 O g 65,8 G 47,8 X g<br />

Barbados 11,0 L 10,0 N d 6,0 S<br />

Belgien 6,1 F 8,0 N e<br />

Belize 0,3 L 6,0 S f 6,0 S<br />

Benin 20 15 d 9,6 G 16,0 S e 35,0 D 23,0 S g<br />

Bermudas 7,0 L<br />

Bhutan 15,0 K 15,0 P h 37,9 E 18,7 P g<br />

Bolivien 28 21 d 6,0 I 9,0 S e 11,1 G 8,0 S d<br />

Bosnien u. Herzegowina 9 A 8 h 3,5 Q 4,1 Q<br />

Botswana 23 32 e 8,0 E 10,0 S h 12,5 Q<br />

Brasilien 12 9 d 12,0 F 9,4 M d 7,0 F 5,7 M h<br />

Brunei 5,0 K 10,0 T f<br />

Bulgarien 8 A 11 e 6,3 F 10,0 S e<br />

Burkina Faso 21 19 h 11,0 D 18,3 P e 32,7 J 34,3 W h<br />

Burundi 48 68 f 16,0 K 16,0 S h 37,5 D 45,1 Q e<br />

Chile 8 4 d 5,2 J 5,0 O h 1,6 J 0,8 P h<br />

China 16 11 d 6,0 H 5,9 O h 17,4 I 9,6 O g<br />

Cook Inseln 3,0 S<br />

Costa Rica 6 4 h 6,3 H 6,3 P h 2,8 G 5,1 M e<br />

Dänemark 5,4 H 5,0 S h<br />

<strong>Deutschland</strong> 7,0 P<br />

Dominika 11,0 C 10,0 T h<br />

Dominikanische Republik 27 25 h 11,0 H 11,0 S h 10,3 H 4,6 Q d<br />

Dschibuti 20,0 I 22,9 F 18,2 M d<br />

Ecuador 8 4 d 13,0 I 16,1 P e 16,5 M 12,0 S d<br />

El Salvador 12 11 h 7,1 I 13,0 O f 15,2 E 10,0 S d<br />

Elfenbeinküste 18 14 d 15,0 D 17,2 P h 12,4 M 21,4 W h<br />

Eritrea 68 B 73 e 21,0 S 41,0 J 40,0 S h<br />

Estland 9 A 5 d 4,0 G 4,0 S h<br />

Fidschii 18,0 H 10,0 S g 8,0 S<br />

Finnland 4,1 I 4,0 S h<br />

Frankreich 5,6 H 7,0 S h<br />

Gabun 10 6 d 7,7 D 14,0 T e 12,0 S<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Unterernährung<br />

(in Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 124<br />

Auf das Recht auf Ernährung beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 (...) den Anteil der<br />

Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geschätzter Anteil der Neugeborenen mit<br />

Untergewicht (weniger als 2500 g)<br />

Prozentsatz der unter Fünfjährigen, die<br />

unter Unterernährung leiden<br />

1990/ 1998/ Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt<br />

1992 2000 oder situation verfügbare oder situation verfügbare oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1993/1995 B: 1995/1997 C: 1985 D: 1987 E: 1988 F: 1989<br />

G: 1990 H: 1991 I: 1992 J: 1993 K: 1994 L: 1995<br />

M: 1996 N: 1997 O: 1998 P: 1999 Q: 2000 R: 1990/1998<br />

S: 1995/2003 V: 1995/1996 W: 1998/1999 X: 1999/2000


Tabelle 4: Ernährungssicherung<br />

Das Recht auf Ernährung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24 & 27<br />

Unterernährung<br />

(in Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

1990/ 1998/ Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt<br />

1992 2000 oder situation verfügbare oder situation verfügbare oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Gambia 22 27 e 24,0 F 14,0 Q g 17,0 Q<br />

Georgien 39 A 27 g 5,0 G 6,0 O h 3,1 P<br />

Ghana 37 13 g 17,0 E 11,0 S d 30,3 E 24,9 O d<br />

Griechenland 6,0 C 8,0 S h<br />

Großbritannien u. N.<br />

Guadeloupe<br />

6,8 I 7,6 Q h<br />

Guam 7,1 E<br />

Guatemala 16 24 e 7,4 I 12,4 P f 33,2 D 23,0 S g<br />

Guinea 39 26 g 25,0 E 12,0 S g 23,2 P<br />

Guinea-Bissau 20,0 D 19,5 Q h 23,1 Q<br />

Guyana 21 9 g 12,0 D 12,0 S h 18,3 J 14,0 S d<br />

Haiti 65 47 g 15,0 D 21,0 S e 26,8 G 17,0 S g<br />

Honduras 23 22 h 9,0 I 14,0 S f 18,0 I 17,0 S h<br />

Indien 25 21 d 28,0 H 30,0 S e 63,9 G 47,0 W h<br />

Indonesien 9 6 d 8,2 D 8,5 N h 39,9 D 26,4 P g<br />

Irak 8,0 H 15,0 S f 11,9 H 15,9 Q e<br />

Iran 4 4 h 8,0 H 7,0 S h 15,7 L 10,9 O g<br />

Irland 4,4 D 6,0 S h<br />

Island 2,9 I 4,0 O h<br />

Israel 7,4 H 8,0 P h<br />

Italien 6,0 O<br />

Jamaika 14 10 d 4,7 F 9,0 S e 4,6 H 3,9 P h<br />

Japan 6,3 G 8,0 S h<br />

Jemen 34 36 h 47,0 K 32,0 S g 30,0 I 46,1 N f<br />

Jordanien 4 7 e 2,0 L 9,8 N f 6,4 G 4,0 S d<br />

Kambodscha 43 33 g 18,0 J 8,9 Q g 45,9 Q<br />

Kamerun 33 25 d 10,0 D 11,0 S h 15,1 H 21,0 O f<br />

Kanada 5,6 D 5,8 Q h<br />

Kapverden 12,9 O 14,0 S<br />

Kasachstan 13 6,5 K 8,0 S e 8,3 L 4,2 P g<br />

Katar 5,0 D 9,7 P e 6,0 S<br />

Kenia 44 33 g 11,0 S 22,6 J 22,7 Q h<br />

Kirgisien 21 A 6 g 6,0 J 6,3 N h 11,0 N<br />

Kiribati 3,0 K 5,0 T e 12,9 C 13,0 S h<br />

Kolumbien 17 13 d 8,0 E 6,9 Q h 10,1 F 6,7 Q d<br />

Komoren 6,8 D 25,0 S f 18,5 I 25,4 Q f<br />

Kongo, Dem. Rep. 32 71 f 12,0 S 31,0 S<br />

Kongo, Rep. 54 37 g 23,9 D 13,9 W h<br />

Korea, Rep. 4,3 D 4,0 T h<br />

Korea, Volksrep. 18 36 f 7,0 T 21,0 S<br />

Kroatien 16 A 7 g 6,3 G 6,0 P h 0,7 K 0,6 V h<br />

Kuba 8 3 d 7,6 G 6,1 Q h 4,1 Q<br />

Kuwait 23 5 g 3,3 E 7,0 O e 9,8 M<br />

Laos 29 22 d 60,0 H 14,0 T g 44,0 J 40,0 Q d<br />

Lesotho 17 12 d 10,0 D 14,0 T e 15,8 I 18,0 S e<br />

Lettland 3 A 4 h 4,9 I 5,3 P h<br />

Libanon 3 B 3 h 9,5 G 6,0 Q d 3,0 M<br />

Liberia 34 46 e 26,0 S<br />

Quellen:<br />

Unterernährung: The State of Food Insecurity in the World 2004, FAO, http://www.fao.org<br />

Untergewicht bei der Geburt: World Development Indicators 2004, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/ Weltbank;<br />

End Decade Website Database, UNICEF, http://www,childinfo,org sowie The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www,unicef.org/sowc05.<br />

Unterernährung von Kindern: World Development Indicators 2004, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/ Weltbank,<br />

End Decade Website Database, UNICEF http://www,childinfo,org sowie The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www,unicef.org/sowc05.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 125<br />

Auf das Recht auf Ernährung beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 (...) den Anteil der<br />

Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geschätzter Anteil der Neugeborenen mit<br />

Untergewicht (weniger als 2500 g)<br />

Prozentsatz der unter Fünfjährigen, die<br />

unter Unterernährung leiden


Tabelle 4: Ernährungssicherung<br />

Das Recht auf Ernährung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24 & 27<br />

Libyen 4,0 I 7,0 S e 4,7 L<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 4 A 4,0 G 4,0 P h<br />

Luxemburg 5,5 F 8,0 S e<br />

Madagaskar 35 37 h 10,0 E 14,0 S e 40,9 I 33,1 Q g<br />

Malawi 50 33 g 20,0 E 16,0 S d 27,6 I 25,4 Q d<br />

Malaysia 3 6,9 H 9,2 N e 25,0 G 12,0 S g<br />

Malediven 20,0 J 22,0 S e 39,0 K 30,0 S g<br />

Mali 29 29 h 17,0 E 23,0 S e 30,6 D 33,0 S h<br />

Malta 5,9 J 6,0 S h<br />

Marokko 6 7 h 11,0 S 9,0 S<br />

Mauretanien 15 10 d 13,0 J 42,0 T f 47,6 H 32,0 S g<br />

Mazedonien 15 A 11 d 7,7 J 5,0 S d 6,0 P<br />

Mexiko 5 5 h 12,0 E 9,1 P d 16,6 F 7,5 W h<br />

Mikronesien 18,0 S<br />

Moldavien 5 A 11 e 6,6 I 5,0 S d 3,2 M<br />

Monaco<br />

Mongolei 34 28 d 4,5 G 5,5 Q h 12,3 I 12,7 Q h<br />

Mozambik 66 47 g 20,0 E 14,0 S d 27,0 L 24,0 S d<br />

Myanmar 10 6 d 14,0 G 15,0 S h 32,4 G 36,0 Q e<br />

Namibia 35 22 g 12,0 G 14,0 S e 24,0 S<br />

Nauru<br />

Nepal 20 17 d 23,0 J 20,9 Q d 48,5 L 47,1 O d<br />

Neuseeland 5,7 K 6,2 N h<br />

Nicaragua 30 27 d 8,0 I 12,0 S e 11,0 J 10,0 S h<br />

Niederlande<br />

Niger 41 34 d 20,0 C 11,7 Q d 42,6 I 39,6 Q d<br />

Nigeria 13 9 d 20,0 E 14,0 S d 35,3 G 29,0 S d<br />

Niue 0,0 T<br />

Norwegen 5,6 H 5,0 N h<br />

Oman 8,7 G 7,9 P h 24,3 H 24,0 S h<br />

Österreich 5,6 G 7,0 P h<br />

Ost-Timor 10,0 S 43,0 S<br />

Pakistan 24 20 d 25,0 E 19,0 S d 40,2 H 38,0 S d<br />

Palau 9,6 K 9,0 T h<br />

Panama 21 26 e 8,5 I 10,0 N e 6,1 I 6,8 N h<br />

Papua Neuguinea 16,0 K 11,0 T d 35,0 S<br />

Paraguay 18 14 d 8,7 I 8,9 M h 3,7 G 5,0 O h<br />

Peru 42 13 g 8,0 I 11,0 S e 10,7 I 7,0 S d<br />

Philippinen 26 22 d 8,7 J 20,0 S f 33,5 G 31,0 S d<br />

Polen 8,4 G 6,0 O d<br />

Portugal 5,4 F 8,0 S e<br />

Puerto Rico 14,0 L<br />

Ruanda 44 37 d 17,0 C 9,0 S d 29,4 I 29,0 Q h<br />

Rumänien 7,1 G 8,7 P h 6,0 S<br />

Russische Föderation 4 A 4 h 5,3 G 6,0 S h 4,2 J 3,0 S d<br />

Salomonen 20,0 H 13,0 T d 21,3 F 21,0 S h<br />

Sambia 48 49 h 2,3 C 11,3 M f 25,2 I 28,0 S e<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Unterernährung<br />

(in Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1993/1995 B: 1995/1997 C: 1985 D: 1987 E: 1988 F: 1989<br />

G: 1990 H: 1991 I: 1992 J: 1993 K: 1994 L: 1995<br />

M: 1996 N: 1997 O: 1998 P: 1999 Q: 2000 R: 1990/1998<br />

S: 1995/2003 V: 1995/1996 W: 1998/1999 X: 1999/2000<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 126<br />

Auf das Recht auf Ernährung beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 (...) den Anteil der<br />

Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geschätzter Anteil der Neugeborenen mit<br />

Untergewicht (weniger als 2500 g)<br />

Prozentsatz der unter Fünfjährigen, die<br />

unter Unterernährung leiden<br />

1990/ 1998/ Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt<br />

1992 2000 oder situation verfügbare oder situation verfügbare oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Daten Rückschritt


Tabelle 4: Ernährungssicherung<br />

Das Recht auf Ernährung ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24 & 27<br />

Unterernährung<br />

(in Prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

1990/ 1998/ Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt Ausgangs- Letzte Fortschritt<br />

1992 2000 oder situation verfügbare oder situation verfügbare oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Samoa 4,0 H 4,0 T h<br />

San Marino 10,0 C<br />

São Tomé u. Principe 7,0 D 7,0 Q h 16,6 M 13,0 S d<br />

Saudi Arabien 4 3 h 8,3 F 11,0 S e 14,3 M<br />

Schweden 4,4 G 4,0 O h<br />

Schweiz 5,2 I 6,0 P h<br />

Senegal 23 24 h 10,0 C 18,0 S e 21,6 I 18,4 Q d<br />

Serbien u. Montenegro 5 A 11 e 4,0 S 2,0 S<br />

Seychellen 10,0 D 10,0 G h 5,7 E 6,0 S h<br />

Sierra Leone 46 50 e 17,0 E 22,0 Q e 28,7 G 27,2 Q h<br />

Simbabwe 45 44 h 5,6 F 10,1 P e 11,5 E 13,0 P h<br />

Singapur 8,3 I 7,8 O h 14,0 S<br />

Slowakei 4 A 5 h 6,4 H 7,0 P h<br />

Slowenien 3 A 5,6 H 6,0 P h<br />

Somalia 25,8 P<br />

Spanien 5,1 F 6,0 S h<br />

Sri Lanka 28 22 d 19,0 J 17,0 Q d 37,3 D 33,0 Q d<br />

Südafrika 15,0 T 12,0 S<br />

Sudan 32 27 d 13,0 G 31,0 T f 33,9 J 17,0 S g<br />

Surinam 13 11 h 13,0 D 13,0 S h 13,0 S<br />

Swaziland 14 19 e 7,0 C 9,0 T h 10,0 S<br />

Syrien 5 4 h 11,0 G 6,0 Q d 12,1 J 7,0 S g<br />

Tadschikistan 21 A 61 f 8,3 I 13,3 Q e<br />

Tansania 37 44 e 8,6 H 13,0 S e 28,9 I 29,4 P h<br />

Thailand 28 20 d 18,0 G 7,2 Q g 25,3 D 19,0 S d<br />

Togo 33 26 d 20,0 E 15,0 S d 24,6 E 25,1 O h<br />

Tonga 0,0 S<br />

Trinidad u. Tobago 13 12 h 16,0 H 23,0 T f 6,7 D 7,0 S h<br />

Tschad 58 34 g 23,5 Q 35,0 C 27,6 Q d<br />

Tschechien 5,9 H 7,0 S h 1,0 S<br />

Tunesien 9,2 F 5,4 Q d 10,3 E 4,0 Q d<br />

Türkei 3 7,0 E 15,2 O f 10,4 J 8,3 O d<br />

Turkmenistan 13 A 9 d 5,2 I 6,0 S h 12,0 S<br />

Tuvalu 5,0 S<br />

Uganda 24 19 d 12,0 S 23,0 F 23,0 S h<br />

Ukraine 3 8,0 K 5,7 P d 3,0 Q<br />

Ungarn 9,3 G 9,0 P h 2,2 E 2,0 S h<br />

Uruguay 6 4 h 8,4 I 8,0 T h 6,2 F 5,0 S h<br />

USA 7,0 G 7,6 P h 1,0 S<br />

Usbekistan 8 A 26 f 5,5 I 6,0 Q h 8,0 S<br />

Vanuatu 9,0 G 6,0 S d 20,0 S<br />

Venezuela 11 17 e 16,0 I 6,1 Q g 7,7 G 4,0 S d<br />

Vereinigte Arab. Emirate 4 6,0 I 15,0 T f 14,4 L<br />

Vietnam 31 19 g 15,0 F 8,9 N d 45,0 F 33,1 Q g<br />

Weißrussland 4,2 G 5,1 P h<br />

Westbank u. Gaza 6,0 L 8,6 Q e 4,4 M<br />

Zentralafrikan. Republik 50 43 d 15,0 E 14,0 S h 23,2 L 24,3 Q e<br />

Zypern 9,0 J<br />

Quellen:<br />

Unterernährung: The State of Food Insecurity in the World 2004, FAO, http://www.fao.org<br />

Untergewicht bei der Geburt: World Development Indicators 2004, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/ Weltbank;<br />

End Decade Website Database, UNICEF, http://www,childinfo,org sowie The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www,unicef.org/sowc05.<br />

Unterernährung von Kindern: World Development Indicators 2004, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/ Weltbank,<br />

End Decade Website Database, UNICEF http://www,childinfo,org sowie The State of the World’s Children 2005, UNICEF, http://www,unicef.org/sowc05.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 127<br />

Auf das Recht auf Ernährung beziehen sich folgende internationale<br />

Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum Jahr 2015 (...) den Anteil der<br />

Menschen, die Hunger leiden, zu halbieren.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geschätzter Anteil der Neugeborenen mit<br />

Untergewicht (weniger als 2500 g)<br />

Prozentsatz der unter Fünfjährigen, die<br />

unter Unterernährung leiden


Tabelle 5: Reproduktive Gesundheit<br />

Das Recht auf reproduktive Gesundheit ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) -– Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 10 & 12<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Afghanistan 52 R 12,0 J-Q 14 R d 820 1900 4,8 O<br />

Ägypten 39,1 J 54 O g 46,3 J 69 R g 170 84 45,5 F 56,1 O d<br />

Albanien 81 Q 99 O 31 55 57,5 O<br />

Algerien 58,0 E 79 O d 92 O 150 140 46,7 G<br />

Andorra<br />

Angola 45 P 1300 1700 8,1 K 6,2 P e<br />

Antigua u. Barbuda 82 M 100,0 K 100 O h<br />

Äquatorialguinea 37,0 I 65 P 1400 880<br />

Argentinien 95,0 G 95,8 G 99 P d 85 82<br />

Armenien 82,0 L 82 O h 96,4 L 97 O h 29 55 60,5 O<br />

Aserbaidschan 98,3 L 70 P f 99,8 M 84 O f 37 94 55,1 O 55,4 P d<br />

Äthiopien 27 O 6 O 1800 850 4,3 E 8,1 O d<br />

Australien 100,0 F 100 N 6 8<br />

Bahamas 99 Q 10 60<br />

Bahrain 63,0 J 97,6 J 38 28 61,8 J<br />

Bangladesch 25,7 H-I 39 N-O d 9,5 H-I 14 R d 600 380 39,9 F 53,8 N-O g<br />

Barbados 100,0 E 89 P e 91 N 33 95<br />

Belgien 100 B 8 10 78,4 G<br />

Belize 96,0 A-F 96 N h 77,0 F 83 N d 140 140 46,7 F<br />

Benin 80,3 K 88 P d 59,8 K 66 P d 880 850 16,4 K 18,6 P d<br />

Bermudas<br />

Bhutan 15,0 I 24 O d 500 420 18,8 I<br />

Bolivien 52,5 I 84 P g 42,3 I 65 Q g 550 420 30,3 D<br />

Bosnien u. Herzegowina 99 O 97,4 F 100 O h 15 31 47,5 O<br />

Botswana 92,2 C 99 P d 87,0 K 94 O g 480 100 40,4 O<br />

Brasilien 84,0 K 87,6 K 260 260 76,7 K<br />

Brunei 100,0 I 99 N 22 37<br />

Bulgarien 23 32 41,5 L<br />

Burkina Faso 58,6 H 72 R d 41,5 H 38 R e 1400 1000 7,9 H 11,9 M-N d<br />

Burundi 79,0 B 93 P d 25 O 1900 1000 15,7 O<br />

Chile 95,0 G 99,5 J 100 Q h 33 31<br />

China 97,0 J 60 56 83,8 L<br />

Cook Inseln 100 M 63,2 K<br />

Costa Rica 95,0 B-G 98,0 G 98 P h 35 43 75,0 H<br />

Dänemark 100 B 15 5<br />

<strong>Deutschland</strong> 12 8 74,7 G<br />

Dominika 90,0 E 100,0 J 100 N h<br />

Dominikanische Republik 98,3 K 100 N d 95,3 K 98 Q d 110 150 63,7 K<br />

Dschibuti 61 R 520 730<br />

Ecuador 74,7 I 56 N f 63,5 I 69 N d 210 130 65,8 N<br />

El Salvador 68,7 H 51,0 H 90 M g 180 150 59,7 M<br />

Elfenbeinküste 83,2 I 84 M-N h 45,4 I 63 O g 1200 690 11,4 I 15,0 M-N d<br />

Eritrea 48,9 J 28 Q 1100 630 5,0 J 8,0 Q d<br />

Estland 100 Q 80 63 70,3 I<br />

Fidschi 100 M 20 75<br />

Finnland 100,0 F-H 100 Q 6 6 77,4 D<br />

Frankreich 99,0 F-H 99 H 20 17 74,6 I<br />

Gabun 94 O 86 O 620 420 32,7 O<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Frauen im Alter zwischen 15 und<br />

49 Jahren, die zumindest einmal<br />

in ihrer Schwangerschaft von<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 128<br />

Auf das Recht auf reproduktive Gesundheit beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Müttersterblichkeit um drei Viertel (...) der derzeitigen Rate gesenkt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 8<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geburten, die von ausgebildeten<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Müttersterblichkeit<br />

(pro 100.000<br />

Lebendgeburten)*<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel<br />

von verheirateten Frauen<br />

im Alter von 15 bis 49 Jahren<br />

(in %)<br />

Aus- Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1995 2000 Aus- Letzte Fortschritt<br />

gangs- verfügb. od. Rück- gangs- verfügb. od. Rück- gangssi- verfügb. od. Rücksituation<br />

Daten schritt situation Daten schritt tuation** Daten schritt<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1986 B: 1987 C: 1988 D: 1989 E: 1990 F: 1991 G: 1992 H: 1993 I: 1994<br />

J: 1995 K: 1996 L: 1997 M:1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002 R: 2003<br />

* Wegen eines Wechsels der statistischen Modellierung sind die Daten von 1995 und 2000 nicht vergleichbar.<br />

** Die Spalte „Ausgangssituation“ bezieht sich auf 1995 oder die Jahre um 1995 damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in<br />

Peking gemessen werden kann.


Tabelle 5: Reproduktive Gesundheit<br />

Das Recht auf reproduktive Gesundheit ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) -– Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 10 & 12<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Frauen im Alter zwischen 15 und<br />

49 Jahren, die zumindest einmal<br />

in ihrer Schwangerschaft von<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Aus- Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1995 2000 Aus- Letzte Fortschritt<br />

gangs- verfügb. od. Rück- gangs- verfügb. od. Rück- gangssi- verfügb. od. Rücksituation<br />

Daten schritt situation Daten schritt tuation** Daten schritt<br />

Gambia 92 O 55 O 1100 540 11,8 E 9,6 O e<br />

Georgien 74,0 L 91 N g 96 N 22 32 40,5 O<br />

Ghana 85,7 H 90 R d 43,8 H 47 R d 590 540 22,0 N<br />

Griechenland 2 9<br />

Großbritannien u. N. 99 M 10 13 82,0 H<br />

Guadeloupe 5 5<br />

Guam 12 12<br />

Guatemala 52,5 J 86 M-N g 34,3 J 41 R d 270 240 38,2 N<br />

Guinea 57,6 G 74 N d 30,5 G 35 N d 1200 740 1,7 H 6,2 N d<br />

Guinea-Bissau 89 P 35 O 910 1100 7,6 O<br />

Guyana 88 O 95,0 L 86 O f 150 170<br />

Haiti 67,7 I-J 79 O d 19,5 I-j 24 O d 1100 680 10,2 D<br />

Honduras 84,2 K 54,1 K 56 P d 220 110 46,7 G<br />

Indien 49,1 G-H 65 M-N d 34,2 H 43 O d 440 540 48,2 N<br />

Indonesien 82,3 I 97 Q-R d 36,5 I 66 Q-R g 470 230 57,4 L<br />

Irak 78,0 K 72 O 370 250 13,7 D<br />

Iran 90 O 130 76 72,9 L<br />

Irland 100 Q 9 5<br />

Island 16 0<br />

Israel 99 B 8 17 68,0 B-C<br />

Italien 11 5 60,2 K<br />

Jamaika 95 L 120 87 65,9 L<br />

Japan 100,0 K 12 10 58,6 I 55,9 O e<br />

Jemen 25,8 F-G 34 L d 15,9 G 22 L d 850 570 20,8 L<br />

Jordanien 99 Q 96,7 L 100 Q h 41 41 52,6 L 55,8 Q d<br />

Kambodscha 34,3 M 44 O g 34,0 M 32 O e 590 450 12,5 J 23,8 O g<br />

Kamerun 77 M 55,0 M 60 O g 720 730 19,3 M<br />

Kanada 98 P 6 6 74,7 J<br />

Kapverden 99 M 54,0 J 89 M g 190 150 52,9 M<br />

Kasachstan 92,5 J 82 N e 99,6 J 99 N h 80 210 59,1 J 66,1 N g<br />

Katar 94,0 B 62 M e 99 M 41 7 43,2 M<br />

Kenia 94,9 H 88 R e 45,4 H 42 R e 1300 1000 39,0 M<br />

Kirgisien 88 L 98 L 80 110 59,5 L<br />

Kiribati 88,0 I 85 M<br />

Kolumbien 82,6 J 90 O d 76,8 J 86 O g 120 130 66,1 E<br />

Komoren 84,5 K 74 O e 51,6 K 62 O g 570 480 21,0 K 25,7 O d<br />

Kongo, Dem. Rep. 72 61 P 940 990 7,7 F 31,4 P g<br />

Kongo, Rep. 1100 510<br />

Korea, Rep. 100 L 20 20 80,5 L<br />

Korea, Volksrep. 98 O 97 O 35 67 61,8 G<br />

Kroatien 100 Q 18 8<br />

Kuba 100,0 M 99,8 H 100 N h 24 33<br />

Kuwait 95,0 J 83 K f 98,2 K 98 J h 25 5 50,2 K<br />

Laos 44 P-Q 19 P 650 650 18,6 H 32,2 O g<br />

Lesotho 87,6 J 91 P d 49,6 H 60 O d 530 550 23,2 G 30,4 O d<br />

Lettland 100,0 J 100 Q h 70 42 48,0 J<br />

Libanon 87,0 J 88,0 K 130 150 61,0 K<br />

Liberia 51 O 1000 760 6,4 A<br />

Quellen: Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren, die zumindest einmal in ihrer Schwangerschaft von medizinischem Personal betreut werden: UNICEF End Decade Website<br />

Database, http://www.childinfo.org; Reproductive Health Indicator Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/ und<br />

Weltgesundheitsbericht 2005, WHO, http://www.who.int/whr/2005/.<br />

Geburten, die von ausgebildeten medizinischem Personal betreut werden: UNICEF End Decade Website Database, http://www.childinfo.org; Reproductive Health Indicator<br />

Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/ und Weltgesundheitsbericht 2005, WHO, http://www.who.int/whr/2005/.<br />

Müttersterblichkeit: Reproductive Health Indicators Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/.<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel von verheirateten Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren: The UN Statistics Division Website, http://www.unstats.un.org/unsd/ und UN Population<br />

Information Network website, http://www.un.org/popin/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 129<br />

Auf das Recht auf reproduktive Gesundheit beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Müttersterblichkeit um drei Viertel (...) der derzeitigen Rate gesenkt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 8<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geburten, die von ausgebildeten<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Müttersterblichkeit<br />

(pro 100.000<br />

Lebendgeburten)*<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel<br />

von verheirateten Frauen<br />

im Alter von 15 bis 49 Jahren<br />

(in %)


Tabelle 5: Reproduktive Gesundheit<br />

Das Recht auf reproduktive Gesundheit ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) -– Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 10 & 12<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Libyen 80,8 J 94,4 J 120 97 39,7 J<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 27 13 46,6 J<br />

Luxemburg 100 Q 0 28<br />

Madagaskar 91 L 47,3 L 46 O e 580 550 16,7 G 18,8 O d<br />

Malawi 89,7 G 94 O d 61 Q 580 1800 13,0 G 30,6 O g<br />

Malaysia 97 P 39 41 54,5 I<br />

Malediven 98 P 70 O 390 110<br />

Mali 46,9 J-K 53 P d 23,7 J-K 41 P g 630 1200 8,1 P<br />

Malta 98 H 0 21<br />

Marokko 44,7 J 32 G g 39,6 J 390 220 50,3 J<br />

Mauretanien 48,0 E-F 63 O-P d 40,0 F 57 O-P g 870 1000 3,3 F 8,0 O-P d<br />

Mazedonien 98 Q 17 23<br />

Mexiko 86,1 J 86 L 65 83 66,5 J<br />

Mikronesien 93 N<br />

Moldawien 99 L 99 L 65 36 62,4 O<br />

Monaco<br />

Mongolei 89,8 M 99 O 65 110 64,6 I 67,4 O d<br />

Mosambik 71 L 48 L 980 1000 5,6 L<br />

Myanmar 56 L 170 360 32,7 L<br />

Namibia 87,2 G 85 O e 68,2 G 76 O d 370 300 28,9 G<br />

Nauru<br />

Nepal 23,6 K 49 P g 9,0 K 11 P d 830 740 22,7 F 39,3 P g<br />

Neuseeland 95,0 I 100,0 J 15 7 74,9 J<br />

Nicaragua 71,5 G-H 85 P d 59,2 H 67 P d 250 230 60,3 M<br />

Niederlande 99,9 J 100 J 10 16 78,5 H<br />

Niger 30,1 G 39 M d 17,6 M 16 O e 920 1600 4,4 G 14,0 O d<br />

Nigeria 56,5 E 61 R d 30,8 E 35 R d 1100 800 6,0 E 15,3 N d<br />

Niue 100,0 K<br />

Norwegen 100,0 C 9 16 73,8 D<br />

Oman 77,0 J 91,0 J 95 O d 120 87 23,7 J<br />

Östereich 100,0 G 100 H 11 4 50,81 K<br />

Ost-Timor 24 Q 850 660<br />

Pakistan 36 K-L 18,0 K-L 20 M d 200 500 11,8 F 27,6 O g<br />

Palau 100 M<br />

Panama 86,1 H 90 M d 100 160<br />

Papua Neuguinea 77,5 K 53,2 K 390 300 25,9 K<br />

Paraguay 88,7 J-K 56,8 K 61 M g 170 170 57,4 M<br />

Peru 67,3 K 85 O g 49,6 K 59 O g 240 410 59,0 G<br />

Philippinen 83,1 H 94 R d 52,8 H 60 R d 240 200 46,5 M<br />

Polen 100 Q 12 13 49,4 F<br />

Portugal 100 O 12 5<br />

Puerto Rico 30 25 77,7 K<br />

Ruanda 94,4 G 93 P h 25,8 G 31 O d 2300 1400 21,2 G 13,2 O f<br />

Rumänien 89 N 99,0 K 98 N e 60 49 57,3 H<br />

Russische Föderation 96 N 99,1 M 99 Q h 75 67<br />

Salomonen 85 N 60 130<br />

Sambia 95,6 K 94 P-Q e 46,5 K 43 P-Q e 870 750 15,2 G 34,2 P-Q g<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Frauen im Alter zwischen 15 und<br />

49 Jahren, die zumindest einmal<br />

in ihrer Schwangerschaft von<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1986 B: 1987 C: 1988 D: 1989 E: 1990 F: 1991 G: 1992 H: 1993 I: 1994<br />

J: 1995 K: 1996 L: 1997 M:1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002 R: 2003<br />

* Wegen eines Wechsels der statistischen Modellierung sind die Daten von 1995 und 2000 nicht vergleichbar.<br />

** Die Spalte „Ausgangssituation“ bezieht sich auf 1995 oder die Jahre um 1995 damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in<br />

Peking gemessen werden kann.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 130<br />

Auf das Recht auf reproduktive Gesundheit beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Müttersterblichkeit um drei Viertel (...) der derzeitigen Rate gesenkt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 8<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geburten, die von ausgebildeten<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Müttersterblichkeit<br />

(pro 100.000<br />

Lebendgeburten)*<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel<br />

von verheirateten Frauen<br />

im Alter von 15 bis 49 Jahren<br />

(in %)<br />

Aus- Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1995 2000 Aus- Letzte Fortschritt<br />

gangs- verfügb. od. Rück- gangs- verfügb. od. Rück- gangssi- verfügb. od. Rücksituation<br />

Daten schritt situation Daten schritt tuation** Daten schritt


Tabelle 5: Reproduktive Gesundheit<br />

Das Recht auf reproduktive Gesundheit ist in folgenden Menschenrechtspakten<br />

niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) -– Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 10 & 12<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Frauen im Alter zwischen 15 und<br />

49 Jahren, die zumindest einmal<br />

in ihrer Schwangerschaft von<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Aus- Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1995 2000 Aus- Letzte Fortschritt<br />

gangs- verfügb. od. Rück- gangs- verfügb. od. Rück- gangssi- verfügb. od. Rücksituation<br />

Daten schritt situation Daten schritt tuation** Daten schritt<br />

Samoa<br />

San Marino<br />

100 M 15 130<br />

São Tomé u. Principe 91 O 79 O 29,3 O<br />

Saudi Arabien 77,0 K 91,4 K 23 23 31,8 K<br />

Schweden 100 B 8 2<br />

Schweiz 8 7 82,0 J<br />

Senegal 73,6 G-H 82 N d 46,6 L 58 O g 1200 690 12,9 L<br />

Serbien u. Montenegro<br />

Seychellen<br />

93 P 11 58,3 O<br />

Sierra Leone 82 P 42 O 2100 2000 4,3 O<br />

Simbabwe 93,1 I 82 N e 69,2 I 73 N d 610 1100 53,5 N<br />

Singapur 100 M 9 30 62,0 L<br />

Slowakei 99 Q 14 3 74,0 F<br />

Slowenien 98,0 G 100 Q 17 17 73,8 I<br />

Somalia 34 N 1600 1100<br />

Spanien 8 4 80,9 J<br />

Sri Lanka 80,2 H 94,0 H 97 O d 60 92 66,1 H<br />

Südafrika 89,0 I-J 89 M h 82,0 J 84 M d 340 230 56,3 M<br />

Sudan 74,6 G-H 86,3 H 87 O h 1500 590 8,3 H<br />

Suriname 91,0 K 91 P h 95,0 K 85 O f 230 110<br />

Swaziland 70 O 370 370 27,7 O<br />

Syrien 51,0 H 76 H 200 160 36,1 H<br />

Tadschikistan 75 O 79,0 K 71 O f 120 100 33,9 O<br />

Tansania 49,5 K 96 N g 38,2 K 36 N e 1100 1500 10,4 F 25,4 N g<br />

Thailand 85,9 K 85,0 J 99 Q g 44 44 72,2 L<br />

Togo 78 M 50,5 M 49 O e 980 570 23,5 M 25,7 O d<br />

Tonga 92 O<br />

Trinidad u. Tobago 97,6 B 96 P h 99,0 L 96 O e 65 160<br />

Tschad 23,4 K-L 42 O g 15,0 K-L 16 O d 1500 1100 7,9 O<br />

Tschechien 99,0 H 100 Q 14 9 72,0 L<br />

Tunesien 79,0 I-J 80,5 I/j 90 O g 70 120 60,0 I<br />

Türkei 62,3 H 67 M d 75,9 H 83 R d 55 70 63,9 M<br />

Turkmenistan 87 O 95,8 K 97 O d 65 31 61,8 O<br />

Tuvalu 99 L<br />

Uganda 91,2 J 92 O-P h 37,8 J 39 O d 1100 880 4,9 D 22,8 O-P g<br />

Ukraine 90 N 99,9 K 99 N e 45 35 67,5 N<br />

Ungarn 23 16 77,4 H<br />

Uruguay 99,0 J 100 L d 50 27<br />

USA 99,0 D 99 L 12 17 76,4 J<br />

Usbekistan 94,9 K 97,5 K 96 O e 60 24 55,6 K 67,2 O g<br />

Vanuatu 89,1 J 32 130<br />

Venezuela 95,0 L 94 O e 43 96<br />

Vereinigte Arab. Emirate 96,8 J 97 J 99,2 J 30 54 27,5 J<br />

Vietnam 70,6 L 70 Q h 77,1 L 85 Q g 95 130 75,3 L 78,5 Q d<br />

Weißrussland 100 N 100 Q 33 35 50,4 J<br />

Westbank u. Gaza 94,9 K 120 100<br />

Zentralafrikan. Republik 75,0 I 45,9 I-J 44 O e 1200 1100 14,8 J 27,9 O g<br />

Zypern 0 47<br />

Quellen: Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren, die zumindest einmal in ihrer Schwangerschaft von medizinischem Personal betreut werden: UNICEF End Decade Website<br />

Database, http://www.childinfo.org; Reproductive Health Indicator Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/ und<br />

Weltgesundheitsbericht 2005, WHO, http://www.who.int/whr/2005/.<br />

Geburten, die von ausgebildeten medizinischem Personal betreut werden: UNICEF End Decade Website Database, http://www.childinfo.org; Reproductive Health Indicator<br />

Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/ und Weltgesundheitsbericht 2005, WHO, http://www.who.int/whr/2005/.<br />

Müttersterblichkeit: Reproductive Health Indicators Database, Department of Reproductive Health and Research, WHO, http://www.who.int/reproductive-health/.<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel von verheirateten Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren: The UN Statistics Division Website, http://www.unstats.un.org/unsd/ und UN Population<br />

Information Network website, http://www.un.org/popin/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 131<br />

Auf das Recht auf reproduktive Gesundheit beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, bis zum gleichen Jahr [2015] (...) die<br />

Müttersterblichkeit um drei Viertel (...) der derzeitigen Rate gesenkt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 8<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Geburten, die von ausgebildeten<br />

medizinischem Personal betreut<br />

werden (in %)<br />

Müttersterblichkeit<br />

(pro 100.000<br />

Lebendgeburten)*<br />

Gebrauch von Verhütungsmittel<br />

von verheirateten Frauen<br />

im Alter von 15 bis 49 Jahren<br />

(in %)


Tabelle 6: Gesundheit<br />

Das Recht auf Gesundheit und medizinische Versorgung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 12<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Afghanistan 1621 6,3 F 58 f<br />

Ägypten 6,4 16 e


Tabelle 6: Gesundheit<br />

Das Recht auf Gesundheit und medizinische Versorgung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 12<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Malariafälle<br />

pro 100.000 Einwohner und Jahr<br />

1997 2001 Fortschritt 1994 Letzte Fortschritt 2001 2003 Fortschritt<br />

oder verfügb. oder oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Rückschritt<br />

Gambia 27369 10096 H g 91,7 D 136 e 1,2 1,2 h<br />

Georgien 8,4 30,4 D 82 e


Tabelle 6: Gesundheit<br />

Das Recht auf Gesundheit und medizinische Versorgung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 12<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Libyen 30,3 D 35 e 0,3<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 57,4 74 e 0,1 0,1 h<br />

Luxemburg 8,2 12 e 0,2 0,2 h<br />

Madagaskar 2219 A 79,7 111 e 1,3 1,7 h<br />

Malawi 20080 197 213 e 14,3 14,2 h<br />

Malaysia 127 56 d 59,8 64 e 0,4 0,4 h<br />

Malediven 3,8 102,5 43 g<br />

Mali 3688,3 741 g 31,8 35 e 1,9 1,9 h<br />

Malta 6,7 2 d 0,1 0,2 h<br />

Marokko 0,5 0,2 h 113,6 88 d 0,1<br />

Mauretanien 9724 I 169,2 D 116 I g 0,5 0,6 h<br />

Mazedonien 37,3 32 d


Tabelle 6: Gesundheit<br />

Das Recht auf Gesundheit und medizinische Versorgung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 12<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24<br />

Malariafälle<br />

pro 100.000 Einwohner und Jahr<br />

1997 2001 Fortschritt 1994 Letzte Fortschritt 2001 2003 Fortschritt<br />

oder verfügb. oder oder<br />

Rückschritt Daten Rückschritt Rückschritt<br />

Samoa 28,3 15 d<br />

San Marino 8,2 4 d<br />

Sao Tomé u. Principe 31387 I 33,2 60 J e<br />

Saudi Arabien 105,9 15 d 15,1 14 h<br />

Schweden 6,1 4 d 0,1 0,1 h<br />

Schweiz 13,1 8 J d 0,4 0,4 h<br />

Senegal 11925 I 85,4 93 e 0,8 0,8 h<br />

Serbien u. Montenegro 34,4 38 e 0,2 0,2 h<br />

Seychellen 10,6 D 36 J e<br />

Sierra Leone 8943 H 62,9 106 e<br />

Simbabwe 5410 I 213,1 413 f 24,9 24,6 h<br />

Singapur 49,7 37 d 0,2 0,2 h<br />

Slowakei 32,9 17 d


Tabelle 7: Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen<br />

Das Recht auf angemessenen Wohnraum ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11<br />

Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Afghanistan 8 13<br />

Ägypten 54 68 g 94 98 d<br />

Albanien 89 97 97 h<br />

Algerien 88 92 d 95 87 f<br />

Andorra 100 100 h 100 100 h<br />

Angola 30 30 h 32 50 g<br />

Antigua u. Barbuda 95 91<br />

Äquatorialguinea 53 44<br />

Argentinien<br />

Armenien 84 92<br />

Aserbaidschan 55 66 77 d<br />

Äthiopien 4 6 h 25 22 e<br />

Australien 100 100 h 100 100 h<br />

Bahamas 100 100 h 97<br />

Bahrein<br />

Bangladesch 23 48 g 71 75 d<br />

Barbados 100 99 h 100 100 h<br />

Belgien<br />

Belize 47 91<br />

Benin 11 32 g 60 68 d<br />

Bermudas<br />

Bhutan 70 62<br />

Bolivien 33 45 d 72 85 g<br />

Bosnien u. Herzegowina 93 98 98 h<br />

Botswana 38 41 d 93 95 h<br />

Brasilien 70 75 d 83 89 d<br />

Brunei<br />

Bulgarien 100 100 h 100 100 h<br />

Burkina Faso 13 12 h 39 51 g<br />

Burundi 44 36 f 69 79 d<br />

Chile 85 92 d 90 95 d<br />

China 23 44 g 70 77 d<br />

Cook Inseln 95 100 d 94 95 h<br />

Costa Rica 92 97<br />

Dänemark 100 100 h<br />

<strong>Deutschland</strong> 100 100 h<br />

Dominika 83 97<br />

Dominikanische Republik 48 57 d 86 93 d<br />

Dschibuti 48 50 h 78 80 h<br />

Ecuador 56 72 g 69 86 g<br />

El Salvador 51 63 d 67 82 g<br />

Elfenbeinküste 31 40 d 69 84 g<br />

Eritrea 8 9 h 40 57 g<br />

Estland<br />

Fidschi 98 98 h<br />

Finnland 100 100 h 100 100 h<br />

Frankreich<br />

Gabun 36 87<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 136<br />

Auf das Recht auf angemessenen Wohnraum beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum Jahr 2020, wie in der Initiative<br />

„Städte ohne Elendsviertel“ vorgeschlagen, erhebliche Verbesserungen im<br />

Leben von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern erzielt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 12<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Gambia 53 82<br />

Georgien 83 76<br />

Ghana 43 58 g 54 79 g<br />

Griechenland<br />

Großbritannien u. N.<br />

Guadeloupe 64 98<br />

Guam 99 99 h 100 100 h<br />

Guatemala 50 61 d 77 95 g<br />

Guinea 17 13 e 42 51 d<br />

Guinea-Bissau 34 59<br />

Guyana 70 83<br />

Haiti 15 34 g 53 71 g<br />

Honduras 49 68 g 83 90 d<br />

Indien 12 30 g 68 86 g<br />

Indonesien 46 52 d 71 78 d<br />

Irak 81 80 h 83 81 h<br />

Iran 83 84 h 91 93 h<br />

Irland<br />

Island 100 100 h<br />

Israel 100 100 h<br />

Italien<br />

Jamaika 75 80 d 92 93 h<br />

Japan 100 100 h 100 100 h<br />

Jemen 21 30 d 69 69 h<br />

Jordanien 93 98 91 e<br />

Kambodscha 16 34<br />

Kamerun 21 48 g 50 63 g<br />

Kanada 100 100 h 100 100 h<br />

Kapverden 42 80<br />

Kasachstan 72 72 h 86 86 h<br />

Katar 100 100 h 100 100 h<br />

Kenia 42 48 d 45 62 g<br />

Kirgisien 60 76<br />

Kiribati 25 39 g 48 64 g<br />

Kolumbien 82 86 d 92 92 h<br />

Komoren 23 23 h 89 94 d<br />

Kongo, Dem. Rep. 18 29 d 43 46 d<br />

Kongo, Rep. 9 46<br />

Korea, Rep. 92<br />

Korea, Volksrep. 59 100 100 h<br />

Kroatien<br />

Kuba 98 98 h 91<br />

Kuwait<br />

Laos 24 43<br />

Lesotho 37 37 h 76<br />

Lettland<br />

Libanon 98 100 100 h<br />

Liberia 38 26 f 56 62 d


Tabelle 7: Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen<br />

Das Recht auf angemessenen Wohnraum ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 25<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 11<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11<br />

Libyen 97 97 h 71 72 h<br />

Liechtenstein<br />

Litauen<br />

Luxemburg 100 100 h<br />

Madagaskar 12 33 g 40 45 d<br />

Malawi 36 46 d 41 67 g<br />

Malaysia 96 95<br />

Malediven 58 99 84 f<br />

Mali 36 45 d 34 48 g<br />

Malta 100 100 h<br />

Marokko 57 61 d 75 80 d<br />

Mauretanien 28 42 g 41 56 g<br />

Mazedonien<br />

Mexiko 66 77 d 80 91 d<br />

Mikronesien 30 28 h 87 94 d<br />

Moldawien 68 92<br />

Monaco<br />

Mongolei 59 62 62 h<br />

Mosambik 27 42<br />

Myanmar 21 73 g 48 80 g<br />

Namibia 24 30 d 58 80 g<br />

Nauru<br />

Nepal 12 27 g 69 84 g<br />

Neuseeland<br />

Nicaragua 47 66 g 69 81 g<br />

Niederlande 100 100 h 100 100 h<br />

Niger 7 12 d 40 46 d<br />

Nigeria 39 38 h 49 60 d<br />

Niue 100 100 h 100 100 h<br />

Norwegen 100 100 h<br />

Oman 83 89 d 77 79 h<br />

Österreich 100 100 h 100 100 h<br />

Ost-Timor 33 52<br />

Pakistan 38 54 g 83 90 d<br />

Palau 66 83 g 80 84 d<br />

Panama 72 91<br />

Papua Neuguinea 45 45 h 39 39 h<br />

Paraguay 58 78 g 62 83 g<br />

Peru 52 62 d 74 81 d<br />

Philippinen 54 73 g 87 85 h<br />

Polen<br />

Portugal<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda 37 41 d 58 73 g<br />

Rumänien 51 57<br />

Russische Föderation 87 87 h 94 96 h<br />

Salomonen 31 70<br />

Sambia 41 45 d 50 55 d<br />

Quellen:<br />

Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

The UN Statistics Division Website, http://www.unstats.un.org/unsd/ und World Development Indicators 2003, Weltbank.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 137<br />

Auf das Recht auf angemessenen Wohnraum beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 19:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum Jahr 2020, wie in der Initiative<br />

„Städte ohne Elendsviertel“ vorgeschlagen, erhebliche Verbesserungen im<br />

Leben von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern erzielt zu haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 12<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Zugang zu sanitären<br />

Einrichtungen<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser<br />

(in % der Bevölkerung)<br />

1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt<br />

Samoa 98 100 h 91 88 e<br />

San Marino<br />

São Tomé u. Principe 24 79<br />

Saudi Arabien<br />

Schweden 100 100 h 100 100 h<br />

Schweiz 100 100 h 100 100 h<br />

Senegal 35 52 g 66 72 d<br />

Serbien u. Montenegro 87 87 h 93 93 h<br />

Seychellen 87<br />

Sierra Leone 39 57<br />

Simbabwe 49 57 d 77 83 d<br />

Singapur<br />

Slowakei 100 100 h 100 100 h<br />

Slowenien<br />

Somalia 25 29<br />

Spanien<br />

Sri Lanka 70 91 g 68 78 d<br />

Südafrika 63 67 d 83 87 d<br />

Sudan 33 34 h 64 69 d<br />

Surinam 93 92<br />

Swaziland 52 52<br />

Syrien 76 77 h 79 79 h<br />

Tadschikistan 53 58<br />

Tansania 47 46 h 38 73 g<br />

Thailand 80 99 g 81 85 d<br />

Togo 37 34 e 49 51 h<br />

Tonga 97 97 h 100 100 h<br />

Trinidad u. Tobago 100 100 h 92 91 h<br />

Tschad 6 8 h 20 34 g<br />

Tschechien<br />

Tunesien 75 80 d 77 82 d<br />

Türkei 84 83 h 81 93 g<br />

Turkmenistan 62 71<br />

Tuvalu 78 88 d 91 93 h<br />

Uganda 43 41 h 44 56 g<br />

Ukraine 99 99 h 98<br />

Ungarn 95 99 99 h<br />

Uruguay 94 98<br />

USA 100 100 h 100 100 h<br />

Usbekistan 58 57 h 89 89 h<br />

Vanuatu 50 60 60 h<br />

Venezuela 68 83<br />

Vereinigte Arab. Emirate 100 100 h<br />

Vietnam 22 41 g 72 73 h<br />

Weißrussland 100 100 h<br />

Westbank u. Gaza 76 94<br />

Zentralafrikan. Republik 23 27 d 48 75 g<br />

Zypern 100 100 h 100 100 h


Tabelle 8a: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf Bildung<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen<br />

in Bezug auf<br />

Alphabetisierung<br />

Afghanistan 0,46<br />

Ägypten 0,77 0,86 g 0,89 G 0,96 M d 0,90 G 0,95 M d 0,66<br />

Albanien 0,96 0,98 h 1,03 F 1,00 L h 1,03 I 1,03 L h 1,29 1,73 O h<br />

Algerien 0,85 0,93 g 0,92 F 0,98 M d 0,89 F 1,07 M g 0,70<br />

Andorra<br />

Angola 1,09 H 0,88 K f 0,55 1,00 N g<br />

Antigua u. Barbuda<br />

Äquatorialguinea 0,95 0,98 d 0,79 I 0,86 M g 0,58 K 0,50 N<br />

Argentinen 1,00 1,00 h 1,00 I 1,00 M h 1,07 I 1,05 M h 1,37 1,49 L-M h<br />

Armenien 1,00 1,00 h 1,02 K 0,99 M h 1,06 K 1,04 M h 1,07 1,16 L-M h<br />

Aserbaidschan 1,02 I 0,98 M e 1,01 I 0,99 M h 1,02 1,00 L-M h<br />

Äthiopien 0,73 0,86 g 0,62 F 0,79 M g 0,71 I 0,58 M f 0,25 0,33 L-M d<br />

Australien 1,01 F 1,00 M h 1,02 F 1,03 M h 1,05 1,24 L-M h<br />

Bahamas 1,02 1,02 h 1,02 C 1,04 M h 1,01 C 1,00 M h 2,19<br />

Bahrain 1,00 1,01 h 1,02 F 1,00 M h 1,06 F 1,12 M h 1,57 1,87 I-J h<br />

Bangladesch 0,68 0,73 d 0,88 A 1,02 M d 0,51 A 1,10 M g 0,19 0,50 L-M g<br />

Barbados 1,00 1,00 h 0,99 B 1,00 M h 1,05 I 0,99 M h 1,50 2,60 O h<br />

Belgien 1,00 F 1,00 L h 1,00 E 1,03 1,17 O h<br />

Belize 1,01 1,01 h 0,99 E 1,00 L h 1,08 C 1,09 L h 1,57<br />

Benin 0,47 0,55 d 0,58 F 0,69 K g 0,46 I 0,48 L d 0,22 0,17 N e<br />

Bermudas<br />

Bhutan<br />

Bolivien 0,94 0,97 d 0,92 A 1,00 M d 0,85 A 0,99 L g 0,68 0,55 I-J f<br />

Bosnien u. Herzegowina<br />

Botswana 1,10 1,08 h 1,05 F 1,05 M h 1,21 F 1,16 L h 0,91 0,80 L-M e<br />

Brasilien 1,03 1,03 h 0,93 J 1,01 M g 1,08 J 1,07 M h 1,19 1,31 L-M h<br />

Brunei 1,01 1,00 h 1,01 E 1,09 D 1,45 1,70 L-M h<br />

Bulgarien 1,00 1,00 h 0,97 F 0,98 L h 1,01 E 0,98 L e 1,70 1,35 O h<br />

Burkina Faso 0,45 0,58 g 0,65 E 0,71 M d 0,55 D 0,60 L d 0,32 0,50 L-M d<br />

Burundi 0,86 1,01 g 0,88 G 0,81 M f 0,66 C 0,78 M g 0,38 0,33 L-M e<br />

Chile 1,00 1,00 h 0,98 F 0,99 L h 1,09 F 1,04 L h 0,86 0,92 O d<br />

China 0,97 0,98 h 1,00 F 1,01 L h 0,54<br />

Cook Inseln<br />

Costa Rica 1,01 1,01 h 1,01 H 1,01 M h 1,13 H 1,10 M h 0,83 1,16 L-M d<br />

Dänemark 1,00 F 1,00 K h 1,02 F 1,03 K h 1,22 1,36 O h<br />

<strong>Deutschland</strong> 1,02 F 1,02 M h 1,00 F 1,00 M h 0,85 1,00 L-M d<br />

Dominika 0,97 L 1,06 L<br />

Dominikanische Republik 1,02 1,02 h 1,02 G 0,96 M e 1,47 E 1,34 M h 1,31<br />

Dschibuti 0,84 0,93 g 0,75 F 0,79 M d 0,68 G 0,62 M f 0,86 1,00 L-M d<br />

Ecuador 0,99 1,00 h 1,01 F 1,01 M h 1,51 H 1,00 M h 0,65<br />

El Salvador 0,98 0,99 h 1,01 F 1,00 M h 1,13 F 1,04 M h 1,02 1,20 L-M h<br />

Elfenbeinküste 0,68 0,79 g 0,75 F 0,74 M h 0,32 0,40 I-J d<br />

Eritrea 0,72 0,79 d 0,91 F 0,85 M e 0,88 F 0,75 M f 0,13<br />

Estland 1,00 1,00 h 0,98 F 0,99 L h 1,07 F 1,07 L h 1,17 1,57 O h<br />

Fidschi 1,00 1,00 h 1,00 C 1,00 M h 1,08 M 0,63<br />

Finnland 1,01 F 1,00 L h 1,02 F 1,01 L h 1,16 1,22 O h<br />

Frankreich 1,00 F 1,00 L h 1,01 F 1,02 L h 1,27 1,23 O h<br />

Gabun 0,99 L 0,56 I-J<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf die<br />

Einschulungsraten (netto)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 138<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf den<br />

Besuch der Sekundarstufe<br />

(netto)<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen in Bezug<br />

auf die Nutzung tertiärer<br />

Bildungseinrichtungen<br />

1995* 2005 Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt 1995* 2001/ Fortschritt<br />

oder situation* 2002 oder situation* 2002 oder 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1990 B: 1991 C: 1992 D: 1993 E: 1994 F: 1995<br />

G: 1996 H: 1997 I: 1998 J: 1999 K: 2000 L: 2001<br />

M: 2002 N: 1999/2000 O: 2000/2001


Tabelle 8a: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf Bildung<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen<br />

in Bezug auf<br />

Alphabetisierung<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf die<br />

Einschulungsraten (netto)<br />

Gambia 0,71 0,80 d 0,79 F 0,92 M g 0,54 C 0,75 M g 0,55<br />

Georgien 1,01 F 1,00 M h 0,98 F 1,03 J d 1,17 1,03 L-M h<br />

Ghana 0,91 0,97 d 0,93 I 0,97 M d 0,80 I 0,88 M g 0,28 0,40 L-M d<br />

Griechenland 1,00 1,00 h 1,00 F 1,01 L h 1,04 F 1,02 L h 0,99 1,10 O h<br />

Großbritannien u. N. 1,01 F 1,00 L h 1,03 F 1,01 L h 1,10 1,19 O h<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala 0,84 0,86 d 0,92 H 0,95 M d 0,96 I 0,97 M h 0,31<br />

Guinea 0,65 H 0,78 M g 0,41 H 0,41 J h 0,10<br />

Guinea-Bissau 0,51 0,69 g 0,72 K 0,05<br />

Guyana 1,00 1,00 h 1,00 F 0,97 K e 1,07 C 1,10 K h 0,89<br />

Haiti 0,99 1,02 h 1,05 A 0,49<br />

Honduras 1,03 1,04 h 1,02 D 1,01 M h 0,80 1,33 L-M g<br />

Indien 0,78 0,85 d 0,84 L 0,62 0,69 O d<br />

Indonesien 0,98 0,99 h 0,97 F 0,99 M d 0,86 E 0,96 K g 0,55 0,88 L-M g<br />

Irak 0,47 0,51 d 0,88 F 0,85 K e 0,67 C 0,65 K e 0,64 0,56 L-M e<br />

Iran 0,92 0,97 d 0,96 G 0,98 L d 0,60 1,00 L-M g<br />

Irland 1,02 F 1,01 L h 1,05 F 1,08 L h 1,07 1,26 O h<br />

Island 1,00 F 1,00 L h 1,02 F 1,06 L h 1,49 1,74 O h<br />

Israel 1,00 1,00 h 1,00 I 1,00 M h 1,01 I 1,01 M h 1,12 1,37 L-M h<br />

Italien 1,00 1,00 h 0,99 F 1,00 L h 1,01 I 1,01 J h 1,17 1,33 O h<br />

Jamaika 1,08 1,07 h 0,98 C 1,00 M d 1,06 C 1,04 M h 0,75 2,18 L-M g<br />

Japan 1,00 E 1,00 M h 1,01 D 1,01 K h 0,82 0,85 L-M d<br />

Jemen 0,44 0,67 g 0,59 I 0,66 K g 0,45 K 0,17 0,29 N d<br />

Jordanien 0,99 1,00 h 1,01 F 1,01 M h 1,08 F 1,03 M h 0,96 1,00 L-M d<br />

Kambodscha 0,84 0,91 d 0,86 H 0,93 M g 0,55 H 0,58 M d 0,19 0,50 L-M g<br />

Kamerun 0,93 0,98 d 0,19 0,57 L-M g<br />

Kanada 0,98 F 1,00 L d 0,99 F 1,01 L h 1,18 1,33 O h<br />

Kapverden 0,90 0,95 d 1,01 I 0,99 M h 0,98 D 1,04 M d 0,75 L-M<br />

Kasachstan 1,00 1,00 h 0,99 K 0,99 M h 0,98 K 0,98 M h 1,28 1,23 L-M h<br />

Katar 1,05 1,04 h 0,97 D 0,99 M d 1,04 D 1,05 M h 2,91 2,62 L-M h<br />

Kenia 0,96 0,99 d 1,01 J 1,03 M h 0,98 J 1,00 M d 0,39 0,50 L-M d<br />

Kirgisien 0,96 F 0,96 M h 1,11 1,14 L-M h<br />

Kiribati<br />

Kolumbien 1,01 1,01 h 1,00 J 0,99 M h 1,15 F 1,10 M h 1,04 1,09 L-M h<br />

Komoren 0,78 0,80 h 0,81 D 0,85 K d 0,41 1,00 N g<br />

Kongo, Dem. Rep. 0,79 0,89 g 0,70 E 0,97 J g 0,61 E 0,17<br />

Kongo, Rep. 0,98 0,99 h 0,23 0,17 L-M e<br />

Korea, Rep. 1,00 1,00 h 1,01 F 1,00 M h 1,00 F 1,01 M h 0,57 0,58 N h<br />

Korea, Volksrep.<br />

Kroatien 1,00 1,00 h 0,99 E 0,99 M h 1,08 E 1,02 M h 1,00 1,15 L-M h<br />

Kuba 1,00 1,00 h 1,00 F 0,99 M h 1,14 D 1,01 M h 1,54 1,25 L-M h<br />

Kuwait 1,01 1,02 h 0,99 F 0,99 M h 1,00 F 1,05 M h 1,61 2,67 I-J h<br />

Laos 0,80 0,87 d 0,89 F 0,92 M d 0,76 G 0,80 M d 0,44 0,50 L-M d<br />

Lesotho 1,22 1,16 h 1,17 F 1,09 M h 2,04 E 1,59 M h 1,24 1,50 L-M h<br />

Lettland 1,00 1,00 h 0,96 F 0,99 L d 1,02 F 1,01 L h 1,36 1,63 O h<br />

Libanon 0,94 0,97 d 0,98 H 0,99 M h 1,15 H 0,98 1,14 L-M d<br />

Liberia 0,57 0,68 g 0,86 I 0,77 K f 0,57 K 0,33 0,79 N g<br />

Quellen:<br />

UNESCO Website Database, October 2004, http://www.unesco.org; World Development Indicators 2004, World Bank und World Education <strong>Report</strong>, 1998 (UNESCO).<br />

Bemerkung:<br />

* Die Spalten beziehen sich auf 1995 oder die Jahre um 1995, damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in Peking gemessen werden kann.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 139<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf den<br />

Besuch der Sekundarstufe<br />

(netto)<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen in Bezug<br />

auf die Nutzung tertiärer<br />

Bildungseinrichtungen<br />

1995* 2005 Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt 1995* 2001/ Fortschritt<br />

oder situation* 2002 oder situation* 2002 oder 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 8a: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf Bildung<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen<br />

in Bezug auf<br />

Alphabetisierung<br />

Libyen 0,89 0,96 d 0,97 1,09 L-M d<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 1,00 1,00 h 0,99 H 0,99 L h 1,04 E 1,01 L h 1,52 1,53 O h<br />

Luxemburg 1,03 I 1,00 L h 1,08 F 1,09 L h 0,53 1,11 O g<br />

Madagaskar 0,89 0,94 d 1,04 F 1,01 M h 1,09 J 0,83 1,00 L-M d<br />

Malawi 0,71 0,79 d 1,02 E 1,00 M h 0,79 J 0,81 M d 0,43<br />

Malaysia 1,00 1,00 h 1,01 E 1,00 M h 1,11 I 1,11 M h 0,70 1,08 O g<br />

Malediven 1,00 1,00 h 1,01 I 1,00 M h 1,11 I 1,14 K h<br />

Mali 0,49 0,57 g 0,66 F 0,73 J g 0,20<br />

Malta 1,03 1,02 h 0,99 F 1,00 L h 0,98 F 1,01 L d 1,05 1,27 O h<br />

Marokko 0,69 0,83 g 0,77 F 0,92 M g 0,82 K 0,73 0,82 L-M d<br />

Mauretanien 0,68 0,75 d 0,86 F 0,96 M g 0,78 K 0,81 M g 0,21 0,20 L-M h<br />

Mazedonien 0,98 F 1,00 L d 0,99 F 0,96 L e 1,24 1,33 O h<br />

Mexiko 0,99 0,99 h 1,01 G 1,01 M h 1,00 I 1,03 M h 0,90 0,95 L-M d<br />

Mikronesien<br />

Moldawien 1,00 1,00 h 1,00 K 0,99 M h 1,03 K 1,04 M h 1,26 1,32 L-M h<br />

Monaco<br />

Mongolei 1,01 1,01 h 1,04 F 1,04 M h 1,34 F 1,20 M h 2,35 1,76 L-M h<br />

Mosambik 0,55 0,68 g 0,76 F 0,89 M g 0,67 F 0,69 M d 0,34<br />

Myanmar 0,98 1,00 d 0,98 I 1,00 M d 0,98 I 0,94 M e 1,61 1,88 O h<br />

Namibia 1,04 1,04 h 1,08 H 1,07 M h 1,34 H 1,38 M h 1,57 0,88 L-M e<br />

Nauru 1,03 J<br />

Nepal 0,48 0,63 g 0,79 I 0,88 L g 0,33 0,25 L-M e<br />

Neuseeland 1,01 F 0,99 M h 1,02 F 1,02 L h 1,26 1,53 L-M h<br />

Nicaragua 1,02 1,02 h 1,03 F 1,00 M h 1,18 H 1,18 M h 1,04<br />

Niederlande 0,99 F 0,99 L h 1,01 F 1,00 L h 0,93 1,08 O d<br />

Niger 0,40 0,46 d 0,61 G 0,68 M d 0,56 G 0,57 M h 0,18 0,50 L-M g<br />

Nigeria 0,89 0,97 d 0,38<br />

Niue 0,94 M 0,98 M<br />

Norwegen 1,00 F 1,00 L h 1,01 F 1,00 L h 1,29 1,52 O h<br />

Oman 0,91 0,99 d 0,97 F 1,01 M d 0,99 H 1,00 M h 0,90 1,67 L-M d<br />

Österreich 1,03 F 1,01 L h 1,01 F 1,00 L h 1,00 1,15 O h<br />

Ost-Timor 1,50 L-M<br />

Pakistan 0,54 0,64 g 0,60 J 0,75 L g 0,60<br />

Palau 0,97 I 0,93 L f 2,08 O<br />

Panama 0,99 0,99 h 1,00 A 1,00 M h 1,11 A 1,08 M h 1,49 1,68 N h<br />

Papua Neuguinea 0,87 0,91 d 0,91 I 0,89 M e 0,78 I 0,80 M d 0,48 0,33 I-J f<br />

Paraguay 1,00 1,00 h 1,00 E 1,01 M h 1,06 E 1,04 M h 1,10 1,38 L-M h<br />

Peru 0,96 0,98 h 0,99 F 1,00 M h 0,97 F 0,97 L h 0,95 0,97 L-M d<br />

Philippinen 1,00 1,00 h 1,01 K 1,02 M h 1,09 I 1,22 M h 1,30 1,30 L-M h<br />

Polen 1,00 1,00 h 1,00 G 1,00 M h 1,09 E 1,03 M h 1,46 1,44 L-M h<br />

Portugal 1,00 1,00 h 1,00 F 1,10 E 1,09 L h 1,33 1,35 O h<br />

Puerto Rico 1,02 1,01 h 1,42<br />

Ruanda 0,92 0,98 d 0,99 B 1,02 M h 0,76 A 2,70 0,33 L-M f<br />

Rumänien 1,00 1,00 h 0,99 F 0,99 L h 1,02 F 1,03 L h 0,98 1,20 O d<br />

Russische Föderation 1,00 1,00 h 1,00 D 1,25 1,33 L-M h<br />

Salomonen<br />

Sambia 0,91 0,96 d 0,98 F 1,00 M d 0,72 E 0,82 M g 0,40 0,67 O g<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf die<br />

Einschulungsraten (netto)<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1990 B: 1991 C: 1992 D: 1993 E: 1994 F: 1995<br />

G: 1996 H: 1997 I: 1998 J: 1999 K: 2000 L: 2001<br />

M: 2002 N: 1999/2000 O: 2000/2001<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 140<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf den<br />

Besuch der Sekundarstufe<br />

(netto)<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen in Bezug<br />

auf die Nutzung tertiärer<br />

Bildungseinrichtungen<br />

1995* 2005 Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt 1995* 2001/ Fortschritt<br />

oder situation* 2002 oder situation* 2002 oder 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 8a: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf Bildung<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen<br />

in Bezug auf<br />

Alphabetisierung<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf die<br />

Einschulungsraten (netto)<br />

Samoa 1,00 1,00 h 1,00 F 0,98 M e 1,11 I 1,12 M h 0,96 0,86 L-M e<br />

San Marino<br />

São Tomé u. Principe 0,94 M 1,00 L-M<br />

Saudi Arabien 0,92 0,98 d 0,91 F 0,93 M d 0,76 F 0,93 M g 0,94 1,44 L-M d<br />

Schweden 1,00 F 1,00 M h 1,01 F 1,01 M h 1,29 1,55 L-M h<br />

Schweiz 0,99 F 1,00 L h 0,93 F 0,94 L d 0,64 0,75 I-J g<br />

Senegal 0,65 0,75 g 0,80 F 0,89 M d 0,31<br />

Serbien u. Montenegro 1,00 L 1,22 1,18 O h<br />

Seychellen 0,99 M 1,05 M<br />

Sierra Leone 0,82 J 0,19 0,33 L-M d<br />

Simbabwe 0,96 0,98 h 1,01 J 1,01 M h 0,91 J 0,90 M h 0,42 0,50 L-M d<br />

Singapur 1,00 1,00 h 0,84<br />

Slowakei 1,01 K 1,02 M h 1,01 K 1,01 M h 1,02 1,13 L-M h<br />

Slowenien 1,00 1,00 h 1,00 F 0,99 L h 1,02 L 1,33 1,35 O h<br />

Somalia<br />

Spanien 1,00 1,00 h 1,00 F 0,99 M h 1,03 I 1,04 M h 1,17 1,19 L-M h<br />

Sri Lanka 0,99 1,00 h 1,00 I 1,00 M h 0,71<br />

Südafrika 1,00 1,00 h 1,04 H 1,01 M h 1,19 E 1,10 L h 1,06 1,14 L-M h<br />

Sudan 0,80 0,91 g 0,84 I 0,84 K h 0,87 0,86 I-J e<br />

Surinam 0,96 K 1,01 M g 1,13 K 1,44 M h 1,67 L-M<br />

Swaziland 1,02 1,02 h 1,01 F 1,01 M h 1,19 F 1,21 M h 0,83 1,25 L-M d<br />

Syrien 0,78 0,86 g 0,92 F 0,95 M d 0,88 F 0,90 M d 0,72<br />

Tadschikistan 1,00 1,00 h 0,94 I 0,95 M d 0,89 I 0,84 M f 0,51 0,32 L-M f<br />

Tansania 0,91 0,97 d 1,03 F 1,00 M h 0,94 J 0,19<br />

Thailand 0,99 0,99 h 0,97 K 0,98 M d 1,14 1,09 L-M h<br />

Togo 0,67 0,79 g 0,74 F 0,84 M g 0,44 H 0,47 K d 0,18 0,17 N h<br />

Tonga 1,01 I 1,00 M h 1,11 I 1,13 L h 1,33 L-M<br />

Trinidad u. Tobago 1,00 1,00 h 0,99 F 1,00 M h 1,04 C 1,07 L h 0,75 1,50 L-M g<br />

Tschad 0,73 0,88 g 0,56 G 0,67 M g 0,30 H 0,36 L g 0,15<br />

Tschechien 1,00 F 1,00 M h 1,03 F 1,01 M h 0,92 1,09 L-M d<br />

Tunesien 0,88 0,94 d 0,95 F 1,00 M d 1,01 H 1,03 M h 0,80 0,95 O d<br />

Türkei 0,93 0,97 d 0,96 E 0,93 M e 0,70 E 0,61 0,72 L-M d<br />

Turkmenistan 1,11<br />

Tuvalu 0,96 J<br />

Uganda 0,80 0,88 d 0,90 H 0,87 L 0,48 0,50 L-M d<br />

Ukraine 1,00 1,00 h 0,99 I 0,99 M h 1,01 M 1,31 1,17 L-M h<br />

Ungarn 1,00 1,00 h 0,99 F 0,99 M h 1,02 F 1,00 M h 1,19 1,28 L-M h<br />

Uruguay 1,01 1,01 h 1,01 F 1,01 M h 1,11 K 1,12 M h 1,31 1,78 L-M h<br />

USA 1,00 F 1,01 M h 1,00 F 1,00 M h 1,30 1,34 L-M h<br />

Usbekistan 1,00 1,00 h 1,12<br />

Vanuatu 1,01 I 1,02 M h 0,80 B 1,04 M g<br />

Venezuela 1,01 1,01 h 1,02 G 1,01 M h 1,53 G 1,17 M h 0,90 1,35 L-M d<br />

Vereinigte Arab. Emirate 1,08 1,07 h 0,98 F 0,98 M h 1,12 E 1,06 M h 3,81<br />

Vietnam 1,00 1,01 h 0,94 L 0,62 0,82 L-M g<br />

Weißrussland 1,00 1,00 h 0,96 E 0,98 M d 0,98 I 1,04 M d 1,18 1,36 L-M h<br />

Westbank u. Gaza 1,00 M 1,06 M 0,88 I-J<br />

Zentralafrikan. Republik 0,69 0,85 g 0,66 A 0,16 0,33 N g<br />

Zypern 1,00 1,00 h 1,00 F 1,00 L h 1,03 E 1,02 L h 1,52 1,32 O h<br />

Quellen:<br />

UNESCO Website Database, October 2004, http://www.unesco.org; World Development Indicators 2004, World Bank und World Education <strong>Report</strong>, 1998 (UNESCO).<br />

Bemerkung:<br />

* Die Spalten beziehen sich auf 1995 oder die Jahre um 1995, damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in Peking gemessen werden kann.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 141<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen ferner den Beschluss, (...) bis zum gleichen Jahr [2015] sicherzustellen,<br />

dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Primarschulbildung<br />

vollständig abschließen können und dass Mädchen wie Jungen<br />

gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsebenen haben.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Verhältnis zwischen Jungen und<br />

Mädchen in Bezug auf den<br />

Besuch der Sekundarstufe<br />

(netto)<br />

Verhältnis zwischen<br />

Männern und Frauen in Bezug<br />

auf die Nutzung tertiärer<br />

Bildungseinrichtungen<br />

1995* 2005 Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt Ausgangs- 2001/ Fortschritt 1995* 2001/ Fortschritt<br />

oder situation* 2002 oder situation* 2002 oder 2002 oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 8b: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe und Einkommen<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Anteil der<br />

Facharbeiterinnen<br />

(in %)<br />

Afghanistan 4,7 A<br />

Ägypten 9 30 2 6 d 2,0 2,4 h 18,9 F 20,3 d 0,38<br />

Albanien 12 15 d 12,1 5,7 f 40,0 F 40,2 h 0,56<br />

Algerien 2 0 e 6,6 6,2 h 12,6 G 14,2 I d 0,31<br />

Andorra 43,9 F 45,5 d<br />

Angola 6 15 d 9,5 15,5 d 42,7 C 0,62<br />

Antigua u. Barbuda 30 0 f 5,3 10,5 d<br />

Äquatorialguinea 3 8,8 18,0 g 13,3 A 0,40<br />

Argentinien 26 53 3 7 d 25,3 34,0 g 39,9 F 45,9 g 0,37<br />

Armenien 45,5 H 0,69<br />

Aserbaidschan 5 3 e 12,0 10,5 e 42,7 F 48,4 g 0,57<br />

Äthiopien 11 22 d 2,0 7,7 d 39,9 B 0,51<br />

Australien 35 55 24 20 e 15,5 25,3 g 46,8 F 48,9 d 0,71<br />

Bahamas 49,4 F 48,5 h 0,65<br />

Bahrain 10 19 0 0,0 9,9 F 12,5 d 0,34<br />

Bangladesch 8 25 3 10 d 9,1 2,0 f 21,1 F 25,0 g 0,56<br />

Barbados 40 55 23 14 f 10,7 13,3 d 46,7 F 48,5 d 0,61<br />

Belgien 30 48 8 19 d 12,0 35,3 g 42,0 F 45,2 d 0,50<br />

Belize 31 52 10 11 h 3,4 3,3 h 38,8 F 41,0 d 0,24<br />

Benin 10 11 h 7,2 7,2 h 51,5 A 0,69<br />

Bermudas 50,4 F 49,4 h<br />

Bhutan 5 2,0 9,5 g 11,9 A<br />

Bolivien 36 40 9 6,9 18,5 g 35,9 F 37,3 d 0,45<br />

Bosnien u. Herzegowina 16,7 43,4 A<br />

Botswana 35 52 11 27 g 8,5 17,0 g 46,6 F 44,8 e 0,51<br />

Brasilien 62 13 0 f 6,6 8,6 d 44,1 F 46,6 d 0,42<br />

Brunei 2 0 e 39,5 A<br />

Bulgarien 9 19 d 13,3 26,2 g 53,0 F 51,3 e 0,66<br />

Burkina Faso 10 9 e 3,7 11,7 g 13,0 F 14,0 h 0,70<br />

Burundi 4 5 h 18,4 9,9 A 0,71<br />

Chile 21 52 12 26 g 7,5 12,5 d 36,2 F 36,5 h 0,38<br />

China 4 5 h 21,0 20,2 h 38,7 F 39,3 h 0,66<br />

Cook Inseln 39,2 F 41,2 d<br />

Costa Rica 53 28 21 29 d 15,8 35,1 g 36,7 F 39,6 d 0,39<br />

Dänemark 22 51 19 45 g 33,0 38,0 d 46,5 F 49,0 d 0,72<br />

<strong>Deutschland</strong> 34 49 7 36 g 26,2 32,2 d 43,0 F 45,9 d 0,52<br />

Dominika 31 0 f 9,4 18,8 g<br />

Dominikanische Republik 31 49 12 11,7 17,3 d 35,7 F 34,9 h 0,36<br />

Dschibuti 1 5 d 0,0 10,8 g<br />

Ecuador 25 44 10 20 d 16,0 40,3 F 40,0 h 0,30<br />

El Salvador 26 46 18 15 e 10,7 10,7 h 30,7 F 31,1 h 0,36<br />

Elfenbeinküste 3 9 d 8,3 8,5 h 21,5 F 19,6 e 0,37<br />

Eritrea 12 21,0 22,0 h 32,3 G 0,52<br />

Estland 37 68 10 14 d 12,9 18,8 d 50,8 F 51,5 h 0,63<br />

Fidschi 51 9 10 21 d 4,3 5,7 d 31,8 F 34,8 d 0,36<br />

Finnland 28 52 16 44 g 33,5 37,5 d 51,1 F 50,7 h 0,70<br />

Frankreich 9 38 g 6,4 12,2 d 45,7 F 47,0 h 0,59<br />

Gabun 6 12 d 9,2 43,2 A 0,59<br />

Werte in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Frauen in Justiz, in<br />

leitenden Positionen<br />

des öffentl. Dienstes<br />

u. im Management<br />

(in %)<br />

Frauen in leitenden<br />

Positionen in Regierung<br />

u. Verwaltung<br />

auf ministerieller<br />

Ebene (in %)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 142<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen außerdem den Beschluss, die Gleichstellung der Geschlechter und<br />

die Ermächtigung der Frau als wirksame Mittel zur Bekämpfung von Armut,<br />

Hunger und Krankheit zu fördern.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking.<br />

Anteil der<br />

Parlamentssitze, die<br />

von Frauen gehalten<br />

werden (in %)<br />

Anteil der Frauen, die im nichtlandwirtschaftlichen<br />

Sektor<br />

beschäftigt sind (in %)<br />

Geschätzte<br />

Einkommensrelation<br />

(Frauen/<br />

Männer)<br />

Letzte Letzte 1995* 2001 Fortschritt 1997 2004 Fortschritt Aus- 2002 Fortschritt 1991/2001<br />

verfügbare verfügbare oder oder gangs- oder<br />

Daten (K) Daten (K) Rückschritt Rückschritt situat. Rückschritt<br />

* Die Spalten beziehen sich auf 1995 oder die Jahre um 1995, damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in Peking<br />

gemessen werden kann.<br />

K: Die „letzten verfügbaren Daten“ stammen aus der ILO Laborstat Database (März, 2004) wie im Bericht für Menschliche<br />

Entwicklung 2004 veröffentlicht. UNDP.<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1990 B: 1991 C: 1992 D: 1993 E: 1994 F: 1995 G: 1996 H: 1998 I: 2001


Tabelle 8b: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe und Einkommen<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Anteil der<br />

Facharbeiterinnen<br />

(in %)<br />

Frauen in Justiz, in<br />

leitenden Positionen<br />

des öffentl. Dienstes<br />

u. im Management<br />

(in %)<br />

Frauen in leitenden<br />

Positionen in Regierung<br />

u. Verwaltung<br />

auf ministerieller<br />

Ebene (in %)<br />

Gambia 7 31 g 13,2 24,0 A 0,59<br />

Georgien 28 64 3 10 d 6,8 9,4 d 45,1 F 46,5 h 0,40<br />

Ghana 11 9 e 9,5 56,6 A 0,75<br />

Griechenland 26 48 6 7 h 6,3 14,0 g 37,6 F 40,5 d 0,43<br />

Großbritannien u. N. 31 44 8 33 g 9,5 17,9 g 50,2 F 50,4 h 0,60<br />

Guadeloupe 55,0 A<br />

Guam 43,6 C<br />

Guatemala 18 7 f 12,5 8,2 f 37,9 F 39,2 h 0,33<br />

Guinea 5 11 d 7,0 19,3 g 30,1 A 0,68<br />

Guinea-Bissau 12 8 e 10,0 10,5 A 0,49<br />

Guyana 16 20,0 20,0 h 44,8 A 0,39<br />

Haiti 14 18 d 3,6 3,6 h 39,5 A 0,56<br />

Honduras 22 36 17 33 g 7,8 5,5 e 44,6 F 50,2 g 0,37<br />

Indien 6 10 d 7,2 8,1 h 14,4 F 17,5 d 0,38<br />

Indonesien 2 6 d 12,6 11,1 e 29,0 F 29,7 h 0,51<br />

Irak 0 12,7 A<br />

Iran 13 33 0 9 d 4,0 3,1 h 18,0 A 0,29<br />

Irland 28 52 11 19 d 13,9 13,3 h 44,4 F 47,6 d 0,40<br />

Island 29 55 8 33 g 25,4 30,2 d 54,0 F 53,0 h 0,63<br />

Israel 26 54 10 6 e 7,5 15,0 g 45,5 F 48,7 d 0,53<br />

Italien 21 45 10 18 d 11,1 11,5 h 37,0 F 40,9 g 0,45<br />

Jamaika 13 13 h 11,7 11,7 h 49,2 F 47,2 e 0,66<br />

Japan 10 46 8 6 e 4,6 7,1 d 38,9 F 40,6 d 0,46<br />

Jemen 4 15 0 0,7 0,3 h 7,6 F 5,8 e 0,30<br />

Jordanien 7 0 e 1,3 5,5 d 22,6 F 21,9 h 0,31<br />

Kambodscha 14 33 5 7 d 5,8 9,8 d 46,0 F 53,2 g 0,77<br />

Kamerun 5 6 h 12,2 8,9 e 24,3 A 0,44<br />

Kanada 34 54 19 24 d 18,0 21,1 d 47,8 F 48,7 h 0,63<br />

Kapverden 12 35 g 11,1 11,1 h 50,0 A 0,46<br />

Kasachstan 1 18 g 13,4 53,8 F 48,1 f 0,59<br />

Katar 2 0 e 15,6 F 13,8 e<br />

Kenia 5 1 e 3,0 7,1 d 26,6 F 37,6 g 0,90<br />

Kirgisien 8 1,4 10,0 g 46,0 F 45,4 h 0,65<br />

Kiribati 0,0 4,8 d<br />

Kolumbien 38 50 25 47 g 11,7 12,0 h 44,9 F 49,2 g 0,53<br />

Komoren 3 0,0 3,0 d 16,1 A 0,56<br />

Kongo, Dem. Rep. 12,0 32,2 A 0,55<br />

Kongo, Rep. 4 1,6 8,5 d 32,5 A 0,56<br />

Korea, Rep. 5 34 2 7 d 3,0 13,0 g 38,0 F 39,7 d 0,46<br />

Korea, Volksrep. 20,1 20,1 h 49,6 A<br />

Kroatien 26 51 16 7,9 17,8 g 47,7 F 45,7 e 0,56<br />

Kuba 8 11 d 22,8 36,0 g 37,6 F 37,7 h<br />

Kuwait 6 0 e 0,0 0,0 h 25,6 F 19,7 f 0,34<br />

Laos 3 10 d 9,4 22,9 g 42,1 A 0,65<br />

Lesotho 14 4,6 11,7 d 40,4 A 0,38<br />

Lettland 37 66 16 7 f 9,0 21,0 g 53,3 F 53,4 h 0,69<br />

Libanon 0 0 h 2,3 2,3 h 29,3 A 0,31<br />

Liberia 5,7 5,3 h 28,3 A<br />

Quellen:<br />

Anteil der Facharbeiterinnen: UN Statistics Division u. Bericht für Menschliche Entwicklung 2004, UNDP.<br />

Anteil der Frauen in der Justiz, in leitenden Positionen des öffentlichen Dienstes und im Management: UN Statistics Division u. Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP.<br />

Anteil der Frauen in leitenden Positionen in Regierung und Verwaltung auf ministerieller Ebene: UN Statistics Division u. Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP.<br />

Anteil der Parlamentssitze, die von Frauen gehalten werden: IPU Database, October, 2004.<br />

Anteil der Frauen, die im nicht-landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt sind: The UN Statistics Division Website, http://www.unstats.un.org/unsd/<br />

Geschätzte Einkommensrelation: Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 143<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen außerdem den Beschluss, die Gleichstellung der Geschlechter und<br />

die Ermächtigung der Frau als wirksame Mittel zur Bekämpfung von Armut,<br />

Hunger und Krankheit zu fördern.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking.<br />

Anteil der<br />

Parlamentssitze, die<br />

von Frauen gehalten<br />

werden (in %)<br />

Anteil der Frauen, die im nichtlandwirtschaftlichen<br />

Sektor<br />

beschäftigt sind (in %)<br />

Geschätzte<br />

Einkommensrelation<br />

(Frauen/<br />

Männer)<br />

Letzte Letzte 1995* 2001 Fortschritt 1997 2004 Fortschritt Aus- 2002 Fortschritt 1991/2001<br />

verfügbare verfügbare oder oder gangs- oder<br />

Daten (K) Daten (K) Rückschritt Rückschritt situat. Rückschritt


Tabelle 8b: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe und Einkommen<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Anteil der<br />

Facharbeiterinnen<br />

(in %)<br />

Libyen 0 13 g 18,9 A<br />

Liechtenstein 8,0 12,0 d<br />

Litauen 44 70 9 19 d 17,5 55,0 F 50,3 f 0,67<br />

Luxemburg 8 29 g 20,0 20,0 h 35,9 F 37,5 d 0,38<br />

Madagaskar 0 13 g 3,7 3,8 h 26,0 A 0,59<br />

Malawi 6 12 d 5,6 14,6 g 11,3 F 12,2 h 0,68<br />

Malaysia 20 45 6 7,8 9,1 h 36,3 F 34,6 e 0,40<br />

Malediven 15 40 10 6,3 6,0 h 31,6 F 39,6 g<br />

Mali 7 33 g 2,3 10,2 g 35,6 A 0,61<br />

Malta 17 40 2 5 d 5,8 9,2 d 28,7 F 33,8 g 0,37<br />

Marokko 1 5 d 0,6 10,8 g 26,1 F 25,8 h 0,40<br />

Mauretanien 5 14 d 1,3 3,7 d 43,3 A 0,56<br />

Mazedonien 19 51 11 3,3 18,3 g 38,5 F 41,8 d 0,55<br />

Mexiko 25 40 7 11 d 14,2 22,6 g 35,9 F 37,1 h 0,38<br />

Mikronesien 0,0 0,0 h<br />

Moldawien 40 64 4 4,8 12,9 g 52,8 F 53,7 h 0,65<br />

Monaco 5,6 20,8 g<br />

Mongolei 30 66 5 10 d 7,9 5,4 e 48,0 F 47,4 h 0,67<br />

Mosambik 13 25,2 30,0 d 15,2 A 0,66<br />

Myanmar 0 35,2 A<br />

Namibia 30 55 7 16 d 18,1 26,4 g 43,6 F 50,0 g 0,51<br />

Nauru 5,6 0,0 f<br />

Nepal 0 15 g 3,4 5,9 d 11,7 A 0,50<br />

Neuseeland 38 52 17 44 g 29,2 28,3 h 48,8 F 50,6 d 0,69<br />

Nicaragua 11 23 g 10,8 20,7 g 49,0 A 0,44<br />

Niederlande 26 48 20 31 d 31,3 36,7 d 41,7 F 45,0 d 0,53<br />

Niger 9 10 h 1,2 8,6 B 0,57<br />

Nigeria 4 23 g 6,1 36,4 A 0,43<br />

Niue<br />

Norwegen 28 49 44 42 e 39,4 36,4 e 47,6 F 48,9 h 0,74<br />

Oman 4 20,9 F 25,2 g 0,22<br />

Österreich 29 48 7 31 g 26,8 33,9 d 42,0 F 44,1 d 0,36<br />

Ost-Timor 26,1 27,9 A<br />

Pakistan 9 26 2 21,6 7,5 F 8,2 h 0,33<br />

Palau 0,0 0,0 h<br />

Panama 38 49 11 20 d 9,7 16,7 d 42,7 F 43,5 h 0,50<br />

Papua Neuguinea 2 0 e 0,0 0,9 h 24,1 A 0,58<br />

Paraguay 23 54 3 2,5 10,0 g 40,7 F 40,5 h 0,33<br />

Peru 27 44 10 16 d 10,8 18,3 g 32,0 F 35,0 d 0,27<br />

Philippinen 58 62 24 10,8 15,3 d 40,0 F 40,7 h 0,59<br />

Polen 34 60 8 19 d 13,0 20,2 g 47,3 F 47,5 h 0,62<br />

Portugal 29 51 18 10 e 13,0 19,1 d 45,9 F 46,5 h 0,54<br />

Puero Rico 43,9 F 40,1 f<br />

Ruanda 10 13 d 17,1 48,8 g 16,7 A 0,62<br />

Rumänien 31 56 3 20 g 7,0 10,7 d 42,0 F 45,2 d 0,58<br />

Russische Föderation 37 64 2 10,2 9,8 h 49,7 F 49,6 h 0,64<br />

Salomonen 0 2,1 0,0 e 33,3 A 0,69<br />

Sambia 9 6 e 9,7 12,0 d 36,1 A 0,55<br />

Werte in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Frauen in Justiz, in<br />

leitenden Positionen<br />

des öffentl. Dienstes<br />

u. im Management<br />

(in %)<br />

Frauen in leitenden<br />

Positionen in Regierung<br />

u. Verwaltung<br />

auf ministerieller<br />

Ebene (in %)<br />

* Die Spalten beziehen sich auf 1995 oder die Jahre um 1995, damit der Fortschritt seit der Weltfrauenkonfrenz in Peking<br />

gemessen werden kann.<br />

K: Die „letzten verfügbaren Daten“ stammen aus der ILO Laborstat Database (März, 2004) wie im Bericht für Menschliche<br />

Entwicklung 2004 veröffentlicht. UNDP.<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1990 B: 1991 C: 1992 D: 1993 E: 1994 F: 1995 G: 1996 H: 1998 I: 2001<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 144<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen außerdem den Beschluss, die Gleichstellung der Geschlechter und<br />

die Ermächtigung der Frau als wirksame Mittel zur Bekämpfung von Armut,<br />

Hunger und Krankheit zu fördern.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking.<br />

Anteil der<br />

Parlamentssitze, die<br />

von Frauen gehalten<br />

werden (in %)<br />

Anteil der Frauen, die im nichtlandwirtschaftlichen<br />

Sektor<br />

beschäftigt sind (in %)<br />

Geschätzte<br />

Einkommensrelation<br />

(Frauen/<br />

Männer)<br />

Letzte Letzte 1995* 2001 Fortschritt 1997 2004 Fortschritt Aus- 2002 Fortschritt 1991/2001<br />

verfügbare verfügbare oder oder gangs- oder<br />

Daten (K) Daten (K) Rückschritt Rückschritt situat. Rückschritt


Tabelle 8b: Gleichstellung der Geschlechter in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe und Einkommen<br />

Das Recht auf Gleichstellung von Frau und Mann ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 2 & 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 3 & 7<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 7, 10 & 11<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 29<br />

Anteil der<br />

Facharbeiterinnen<br />

(in %)<br />

Frauen in Justiz, in<br />

leitenden Positionen<br />

des öffentl. Dienstes<br />

u. im Management<br />

(in %)<br />

Frauen in leitenden<br />

Positionen in Regierung<br />

u. Verwaltung<br />

auf ministerieller<br />

Ebene (in %)<br />

Samoa 7 8 h 4,1 6,1 d<br />

San Marino 11,7 16,7 d 39,9 F 41,7 d 39,9<br />

São Tomé u. Principe 4 7,3 9,1 d<br />

Saudi Arabien 1 31 0 0,0 15,2 F 14,0 h 0,21<br />

Schweden 31 50 33 55 g 40,4 45,3 d 51,3 F 50,9 h 0,83<br />

Schweiz 28 45 7 29 g 21,0 25,0 d 44,2 F 47,2 d 0,50<br />

Senegal 2 16 g 11,7 19,2 g 28,1 A 0,55<br />

Serbien u. Montenegro 7,9 46,4 A<br />

Seychellen 21 23 d 27,3 29,4 d<br />

Sierra Leone 5 8 d 6,3 14,5 g 32,1 A 0,41<br />

Simbabwe 11 36 g 14,7 10,0 f 17,2 F 20,6 d 0,57<br />

Singapur 26 43 5 6 h 2,5 16,0 g 41,0 F 46,7 g 0,50<br />

Slowakei 31 61 13 19 d 14,7 19,3 d 49,1 F 52,0 d 0,65<br />

Slowenien 29 55 15 7,8 12,2 d 48,0 F 47,9 h 0,62<br />

Somalia 27,6 A<br />

Spanien 31 46 10 18 d 24,6 36,0 g 36,1 F 39,9 g 0,44<br />

Sri Lanka 4 49 9 5,3 4,9 h 44,0 F 44,6 h 0,57<br />

Südafrika 7 38 g 25,0 32,8 g 39,5 D 0,45<br />

Sudan 1 5 d 5,3 9,7 d 18,8 F 14,7 f 0,32<br />

Surinam 28 51 14 15,7 17,6 d 35,4 F 33,2 e<br />

Swaziland 24 61 7 13 d 3,1 10,8 g 33,2 F 29,3 f 0,31<br />

Syrien 4 11 d 9,6 12,0 d 16,3 F 18,4 d 0,28<br />

Tadschikistan 4 2,8 12,7 g 44,0 F 50,4 g 0,62<br />

Tansania 9 17,5 21,4 d 33,1 A 0,71<br />

Thailand 27 55 4 6 d 5,6 9,2 d 44,0 F 46,1 d 0,61<br />

Togo 3 7 d 1,2 7,4 d 46,6 A 0,47<br />

Tonga 0,0 0,0 h<br />

Trinidad u. Tobago 40 51 14 9 e 11,1 19,4 g 39,2 F 40,8 d 0,45<br />

Tschad 3 17,3 5,8 f 5,5 B 0,59<br />

Tschechien 26 52 1 15,0 17,0 d 46,3 F 46,7 h 0,56<br />

Tunesien 5 10 d 6,7 11,5 d 19,7 A 0,36<br />

Türkei 7 31 5 0 e 2,4 4,4 d 16,7 F 20,6 g 0,60<br />

Turkmenistan 4 18,0 26,0 g 0,63<br />

Tuvalu 7,7 0,0 f<br />

Uganda 10 27 g 18,1 24,7 d 43,2 A 0,66<br />

Ukraine 38 64 1 3,8 5,3 d 50,7 F 53,2 d 0,53<br />

Ungarn 35 62 8 36 g 11,4 9,8 e 45,9 F 46,7 h 0,59<br />

Uruguay 37 52 3 7,1 12,1 d 43,9 F 45,8 d 0,52<br />

USA 46 55 32 11,7 14,3 d 48,3 F 48,6 h 0,62<br />

Usbekistan 3 4 d 6,0 7,2 h 43,5 F 41,8 e 0,66<br />

Vanuatu 0 3,8<br />

Venezuela 27 61 6 0 e 5,9 9,7 d 36,7 F 41,8 g 0,41<br />

Vereinigte Arab. Emirate 8 25 0 0,0 0,0 h 12,6 F 12,7 h<br />

Vietnam 4 28,5 27,3 h 52,9 A 0,69<br />

Weißrussland 4 26 g 10,3 56,2 F 55,8 h 0,65<br />

Westbank u. Gaza 10 33 13,5 F 17,0 g<br />

Zentralafrikan. Republik 5 3,5 36,1 A 0,60<br />

Zypern 14 46 5 5,4 10,7 d 39,1 F 42,4 d 0,47<br />

Quellen:<br />

Anteil der Facharbeiterinnen: UN Statistics Division u. Bericht für Menschliche Entwicklung 2004, UNDP.<br />

Anteil der Frauen in der Justiz, in leitenden Positionen des öffentlichen Dienstes und im Management: UN Statistics Division u. Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP.<br />

Anteil der Frauen in leitenden Positionen in Regierung und Verwaltung auf ministerieller Ebene: UN Statistics Division u. Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP.<br />

Anteil der Parlamentssitze, die von Frauen gehalten werden: IPU Database, October, 2004.<br />

Anteil der Frauen, die im nicht-landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt sind: The UN Statistics Division Website, http://www.unstats.un.org/unsd/<br />

Geschätzte Einkommensrelation: Human Development <strong>Report</strong> 2004, UNDP<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 145<br />

Auf die Gleichstellung von Frau und Mann beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„Wir treffen außerdem den Beschluss, die Gleichstellung der Geschlechter und<br />

die Ermächtigung der Frau als wirksame Mittel zur Bekämpfung von Armut,<br />

Hunger und Krankheit zu fördern.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking.<br />

Anteil der<br />

Parlamentssitze, die<br />

von Frauen gehalten<br />

werden (in %)<br />

Anteil der Frauen, die im nichtlandwirtschaftlichen<br />

Sektor<br />

beschäftigt sind (in %)<br />

Geschätzte<br />

Einkommensrelation<br />

(Frauen/<br />

Männer)<br />

Letzte Letzte 1995* 2001 Fortschritt 1997 2004 Fortschritt Aus- 2002 Fortschritt 1991/2001<br />

verfügbare verfügbare oder oder gangs- oder<br />

Daten (K) Daten (K) Rückschritt Rückschritt situat. Rückschritt


Tabelle 9: Entwicklung der öffentlichen Ausgaben<br />

Das Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und soziale Sicherheit<br />

ist in folgenden Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 20, 25<br />

& 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 9. 12 & 13<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 6<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24, 26 & 28<br />

Entwicklung der öffentlichen<br />

Ausgaben für:<br />

Afghanistan 0,7 J 2,7 g<br />

Ägypten 1,8 1,9 h 3,9 4,7 J d 7,3 2,3 d 3,9 2,7 h<br />

Albanien 3,4 2,4 h 5,9 0,3 F 1,2 h 4,6 G 1,2 g<br />

Algerien 3,0 3,1 h 5,3 4,8 K h 14,7 7,8 d 1,5 3,7 e<br />

Andorra 8,3 J 4,0 f<br />

Angola 1,4 2,8 d 3,0 2,8 h 4,0 5,8 3,7 d<br />

Antigua u. Barbuda 2,9 3,4 h 2,5 A 3,2 N h<br />

Äquatorialguinea 1,0 1,2 h 1,6 D 0,6 h 4,1 1,0 p d 2,0 I 2,1 J e<br />

Argentinien 4,2 5,1 h 10,0 4,6 O f 4,6 6,1 h 1,3 1,2 h<br />

Armenien 4,7 G 3,2 e 7,0 3,2 f 0,2 H 3,0 e 2,2 G 2,7 h<br />

Aserbaidschan 2,7 0,7 O e 7,6 H 3,5 f 0,0 H 3,2 e 0,0 2,1 e<br />

Äthiopien 0,9 1,4 h 3,4 4,8 O d 2,8 1,8 h 8,5 5,2 d<br />

Australien 5,3 6,2 h 4,9 4,6 h 2,2 1,7 h<br />

Bahamas 2,8 3,2 h 4,0 3,2 K e<br />

Bahrain 3,2 J 2,9 h 4,1 3,2 h 5,1 3,9 h<br />

Bangladesch 0,7 1,5 h 1,5 2,3 h 2,4 1,5 h 1,0 1,1 h<br />

Barbados 5,0 4,3 h 7,8 6,5 e<br />

Belgien 6,6 6,4 h 4,9 5,9 N d 2,4 1,3 h<br />

Belize 2,2 2,3 h 4,7 6,2 O d 5,0 22,7 f 1,2 1,5 L h<br />

Benin 1,6 2,1 h 3,3 2,1 2,4 h 1,8<br />

Bermudas 0,5 3,3<br />

Bhutan 1,7 3,6 g 3,2 D 5,2 O d 2,0 1,2 h<br />

Bolivien 2,1 3,5 d 2,4 5,5 O g 8,3 6,3 h 2,4 1,7 h<br />

Bosnien u. Herzegowina 2,1 J 2,8 d 2,7 9,5 O<br />

Botswana 1,7 4,4 g 6,2 8,6 N g 2,9 1,2 h 4,1 4,0 h<br />

Brasilien 3,0 3,2 h 1,7 I 4,0 g 1,8 11,7 f 1,9 1,6 h<br />

Brunei 1,6 2,5 h 3,9 4,4 M h 0,0 7,0 f<br />

Bulgarien 4,1 3,9 h 5,2 3,2 M e 2,8 F 8,9 e 3,5 2,7 h<br />

Burkina Faso 1,0 1,5 Q h 2,7 1,5 K e 1,1 1,7 h 3,0 1,7 d<br />

Burundi 1,1 2,1 h 3,4 3,6 h 3,8 3,3 h 3,4 7,6 f<br />

Chile 2,2 3,1 h 2,5 3,9 O d 9,7 11,9 h 3,7 2,9 h<br />

China 2,2 2,0 h 2,3 2,2 M h 2,0 2,5 h 2,7 2,5 h<br />

Cook Inseln<br />

Costa Rica 6,7 4,9 e 4,4 4,7 h 9,2 4,1 d<br />

Dänemark 7,0 7,0 h 6,9 F 8,3 O d 2,0 1,6 h<br />

<strong>Deutschland</strong> 5,9 8,1 g 4,7 H 4,5 O h 2,8 1,5 d<br />

Dominika 3,9 4,3 h 5,3 E 5,0 N h 3,6 4,8 h<br />

Dominikanische Republik 1,6 2,2 h 1,3 G 2,4 d 3,4 3,3 h<br />

Dschibuti 4,1 3,5 3,5 M h 2,0 6,3 4,4 M d<br />

Ecuador 1,5 2,3 h 2,0 11,9 9,7 h 1,9 2,1 N h<br />

El Salvador 1,4 3,7 g 1,9 2,5 h 4,4 3,2 h 2,7 0,8 P d<br />

Elfenbeinküste 1,5 1,0 h 6,8 G 4,6 O e 13,7 7,5 d 1,5 0,9 L h<br />

Eritrea 0,6 G 3,7 g 2,7 0,0 I 1,2 h 21,4 H 27,5 N f<br />

Estland 1,9 4,3 g 6,1 G 7,4 N d 0,1 G 12,7 f 0,5 G 1,9 e<br />

Fidschi 2,0 2,7 h 4,6 5,5 h 8,2 1,6 d 2,3 2,2 P h<br />

Finnland 6,4 5,3 h 5,5 5,9 O h 1,6 1,2 h<br />

Frankreich 6,7 7,3 h 5,3 5,8 O h 3,5 2,5 h<br />

Gabun 2,0 1,7 h 2,8 G 3,9 O d 3,3 9,8 e 0,3 M<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Gesundheit<br />

(in % des BSP)<br />

Erziehung und Bildung<br />

(in % des BSP)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 146<br />

Auf öffentliche Ausgaben und Verschuldung beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 15:<br />

„Wir fordern die Industrieländer auf, (...) ohne weitere Verzögerungen das verstärkte<br />

Schuldenerleichterungsprogramm für die hochverschuldeten armen<br />

Länder durchzuführen und übereinzukommen, alle bilateralen öffentlichen<br />

Schulden dieser Länder zu streichen, wenn diese Länder sich im Gegenzug auf<br />

eine nachprüfbare Armutsminderung verpflichten.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Schuldendienst<br />

(in % des BNE)<br />

Rüstung und Verteidigung<br />

(in % des BSP)<br />

1990 2001 Fortschritt 1990 2001 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1984 B: 1986 C: 1987 D: 1988 E: 1989 F: 1991<br />

G: 1992 H: 1993 I: 1994 J: 1995 K: 1996 L: 1997<br />

M: 1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002


Tabelle 9: Entwicklung der öffentlichen Ausgaben<br />

Das Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und soziale Sicherheit<br />

ist in folgenden Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 20, 25<br />

& 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 9. 12 & 13<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 6<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24, 26 & 28<br />

Entwicklung der öffentlichen<br />

Ausgaben für:<br />

Gesundheit<br />

(in % des BSP)<br />

Erziehung und Bildung<br />

(in % des BSP)<br />

Gambia 2,2 3,2 h 3,8 2,7 O e 12,9 4,9 d 1,1 0,9 h<br />

Georgien 3,0 1,4 e 7,7 I 2,5 f 0,0 G 3,9 e 0,6<br />

Ghana 1,3 2,8 d 3,2 4,1 N h 6,4 3,5 d 0,4 0,6 P h<br />

Griechenland 4,7 5,2 h 2,4 3,8 O d 4,7 4,3 h<br />

Großbritannien u. N. 5,1 6,3 d 4,8 4,4 N h 3,9 2,4 d<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala 1,8 2,3 h 1,4 1,7 O h 2,9 1,8 h 1,5 0,6 h<br />

Guinea 2,0 1,9 h 2,0 F 1,9 O h 6,3 4,3 h 2,4 F 1,7 P h<br />

Guinea-Bissau 1,1 3,2 g 1,7 C 2,1 N h 3,6 7,6 e 0,2 E 3,1 P e<br />

Guyana 2,9 4,2 d 3,4 4,1 N h 107,4 11,6 g 0,9 0,8 K h<br />

Haiti 1,2 2,7 d 1,5 1,3 0,9 h<br />

Honduras 3,3 3,2 h 3,8 F 4,0 M h 13,7 6,2 d 1,6 D<br />

Indien 0,9 0,9 h 3,7 4,1 O h 2,6 2,6 h 2,7 2,6 h<br />

Indonesien 0,6 0,6 h 1,0 1,3 h 9,1 10,3 h 1,8 1,1 P h<br />

Irak 3,8 1,0 e 5,1 D<br />

Iran 1,5 2,7 d 4,1 5,0 h 0,5 1,3 h 2,7 4,8 P e<br />

Irland 4,8 4,9 h 4,8 4,3 O h 1,2 0,7 h<br />

Island 6,8 7,6 h 5,4 6,0 O h 0,0<br />

Israel 3,8 6,0 g 6,3 7,3 O h 12,2 8,6 d<br />

Italien 6,3 6,3 h 3,1 4,7 O d 2,1 1,9 h<br />

Jamaika 2,6 2,9 h 4,5 6,4 d 15,9 11,6 d<br />

Japan 4,6 6,2 d 3,5 G 3,6 O h 0,9 1,0 h<br />

Jemen 1,1 1,5 h 5,7 H 10,0 g 3,5 1,9 h 8,5 4,5 g<br />

Jordanien 3,6 4,5 h 8,1 4,6 e 16,5 6,3 g 9,9 8,4 d<br />

Kambodscha 0,2 G 1,7 d 2,0 2,7 0,6 h 3,1 2,7 h<br />

Kamerun 0,9 1,2 h 3,2 3,2 O h 4,9 3,9 h 1,5 1,4 h<br />

Kanada 6,8 6,8 h 6,5 5,2 O e 2,0 1,1 h<br />

Kapverden 3,0 F 3,8 h 3,6 F 4,4 M d 1,7 3,4 h 1,8 D 0,7 h<br />

Kasachstan 3,2 1,9 e 3,2 4,4 L d 0,0 G 17,4 f 1,0 H 0,9 h<br />

Katar 3,5 J 2,2 e 3,5 3,6 M h<br />

Kenia 2,4 1,7 h 6,7 6,3 O h 9,8 3,7 d 2,9 1,6 d<br />

Kirgisien 4,7 1,9 e 8,4 3,1 f 0,0 G 11,2 f 0,7 G 1,7 P e<br />

Kiribati 7,8 8,5 h<br />

Kolumbien 1,2 3,6 g 2,4 4,4 d 10,2 8,9 h 2,2 3,7 e<br />

Komoren 2,9 1,9 h 3,8 M 0,4 1,9 h<br />

Kongo, Dem. Rep. 1,2 J 1,5 h 4,1 16,9 f<br />

Kongo, Rep. 1,5 1,4 h 5,0 0,1 N f 22,9 1,1 g<br />

Korea, Rep. 1,8 2,6 h 3,4 3,6 h 3,7 2,7 h<br />

Korea, Volksrep. 2,5 J 1,9 h<br />

Kroatien 9,5 7,3 e 7,2 4,2 N e 3,0 H 13,6 f 7,6 G 2,5 g<br />

Kuba 4,9 6,2 d 7,5 I 8,5 O d<br />

Kuwait 4,0 3,5 h 4,8 6,1 L d 48,5 11,2 g<br />

Laos 0,0 1,7 d 2,5 G 3,2 h 1,1 2,6 h 2,1 P<br />

Lesotho 2,6 4,3 d 6,2 10,0 O g 2,3 7,7 e 3,9 3,1 O h<br />

Lettland 2,7 3,4 h 3,8 5,9 O d 0,0 G 7,7 f 0,8 H 1,8 e<br />

Libanon 2,1 G 2,2 M h 3,2 E 2,9 h 2,9 12,2 f 7,6 4,7 d<br />

Liberia 2,0 J 3,3 g 0,2 7,4<br />

Quelle:<br />

World Development Indicators 2004 website, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 147<br />

Auf öffentliche Ausgaben und Verschuldung beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 15:<br />

„Wir fordern die Industrieländer auf, (...) ohne weitere Verzögerungen das verstärkte<br />

Schuldenerleichterungsprogramm für die hochverschuldeten armen<br />

Länder durchzuführen und übereinzukommen, alle bilateralen öffentlichen<br />

Schulden dieser Länder zu streichen, wenn diese Länder sich im Gegenzug auf<br />

eine nachprüfbare Armutsminderung verpflichten.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Schuldendienst<br />

(in % des BNE)<br />

Rüstung und Verteidigung<br />

(in % des BSP)<br />

1990 2001 Fortschritt 1990 2001 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 9: Entwicklung der öffentlichen Ausgaben<br />

Das Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und soziale Sicherheit<br />

ist in folgenden Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 20, 25<br />

& 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 9. 12 & 13<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 6<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24, 26 & 28<br />

Entwicklung der öffentlichen<br />

Ausgaben für:<br />

Libyen 1,5 J 1,6 h 9,6 B 2,7 N f<br />

Liechtenstein<br />

Litauen 3,0 4,2 d 4,6 5,4 K d 0,1 G 9,2 f 0,7 H 2,0 e<br />

Luxemburg 5,7 5,4 h 3,1 3,6 N h 0,9 0,9 h<br />

Madagaskar 1,4 G 1,2 Q h 2,1 2,5 h 7,5 1,7 d 1,2 1,2 O h<br />

Malawi 1,5 F 2,7 d 3,2 4,1 N h 7,2 1,9 d 1,3 0,8 P h<br />

Malaysia 1,5 2,0 h 5,1 7,9 g 10,3 9,1 h 2,6 2,1 h<br />

Malediven 3,6 5,6 g 3,8 3,7 M h 4,5 3,7 h<br />

Mali 1,6 1,7 h 3,2 C 2,8 N h 2,8 2,9 h 2,1 2,0 P h<br />

Malta 5,9 J 6,0 h 4,3 4,9 N h 0,9 0,8 h<br />

Marokko 0,9 2,0 d 5,3 5,0 O h 7,2 10,4 e 4,1 4,1 P h<br />

Mauretanien 1,1 F 2,6 d 4,7 F 3,6 N e 13,5 5,7 d 3,8 1,9 d<br />

Mazedonien 9,2 5,8 f 5,1 G 3,7 Q e 0,7 H 6,3 e 2,8<br />

Mexiko 1,8 2,7 h 3,6 4,4 N h 4,5 6,8 h 0,4 0,5 h<br />

Mikronesien 6,9 J 5,6 e 7,0<br />

Moldawien 4,4 2,8 e 5,6 4,0 O e 0,2 G 12,6 f 0,5 H 0,3 h<br />

Monaco 3,6 J 4,3 d<br />

Mongolei 6,5 4,6 e 12,3 6,2 L f 5,0 H 4,7 h 5,7 2,3 d<br />

Mosambik 3,6 4,0 h 3,1 2,4 N h 3,4 2,2 h 10,1 2,5 g<br />

Myanmar 1,1 0,4 h 2,4 E 1,3 O h 3,4 2,3 O d<br />

Namibia 3,7 4,7 h 6,7 8,1 M d 5,6 F 2,9 d<br />

Nauru<br />

Nepal 0,8 1,5 h 2,0 3,4 d 2,0 1,8 h 0,9 1,4 h<br />

Neuseeland 5,8 6,4 h 6,1 6,6 h 1,9 1,1 h<br />

Nicaragua 7,0 3,8 f 3,4 5,0 M d 1,6 4,0 h 2,1 1,4 h<br />

Niederlande 5,7 5,7 h 5,7 4,8 N e 2,5 1,6 h<br />

Niger 1,5 F 1,4 h 3,2 2,3 h 4,1 1,3 d 1,2 I 1,1 O h<br />

Nigeria 1,0 0,8 h 0,9 0,7 J h 13,0 4,0 d 0,9 1,1 P h<br />

Niue<br />

Norwegen 6,4 6,8 h 7,1 6,9 O h 2,9 1,8 P h<br />

Oman 2,0 2,4 h 3,2 3,9 h 7,2 8,8 h 18,3 13,0 g<br />

Österreich 5,2 5,5 h 5,3 5,8 O h 1,0 0,8 h<br />

Ost-Timor 5,8<br />

Pakistan 1,1 1,0 h 2,6 1,8 O h 4,9 4,8 h 5,8 4,5 d<br />

Palau 6,6 J 8,5 g 11,0<br />

Panama 4,6 4,8 h 4,7 4,3 h 6,8 13,9 e 1,4 1,2 N h<br />

Papua Neuguinea 3,1 3,9 h 2,3 O 17,9 10,4 d 2,1 0,8 O d<br />

Paraguay 0,7 3,0 g 1,2 4,7 g 6,0 5,8 h 1,2 0,9 h<br />

Peru 1,3 2,6 d 2,8 3,4 N h 1,9 6,1 e 1,3<br />

Philippinen 1,5 1,5 h 2,9 3,2 h 8,1 11,1 e 1,4 1,0 h<br />

Polen 4,8 4,6 h 5,1 F 5,1 O h 1,7 7,1 e 2,7 1,8 h<br />

Portugal 4,1 6,3 g 4,1 5,8 O d 2,7 2,3 h<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda 1,7 3,1 d 3,8 E 2,8 O h 0,8 1,3 h 3,7 3,6 h<br />

Rumänien 2,8 5,2 g 2,8 3,5 N h 0,1 6,8 e 4,6 2,3 d<br />

Russische Föderation 2,5 3,7 d 3,0 3,1 h 0,3 G 4,2 e 12,3 4,0 g<br />

Salomonen 5,0 4,7 h 3,8 F 3,5 O h 5,6 2,4 d<br />

Sambia 2,6 3,0 h 2,4 2,3 M h 6,7 8,7 h 3,7 0,6 O d<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Gesundheit<br />

(in % des BSP)<br />

Erziehung und Bildung<br />

(in % des BSP)<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1984 B: 1986 C: 1987 D: 1988 E: 1989 F: 1991<br />

G: 1992 H: 1993 I: 1994 J: 1995 K: 1996 L: 1997<br />

M: 1998 N: 1999 O: 2000 P: 2001 Q: 2002<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 148<br />

Auf öffentliche Ausgaben und Verschuldung beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 15:<br />

„Wir fordern die Industrieländer auf, (...) ohne weitere Verzögerungen das verstärkte<br />

Schuldenerleichterungsprogramm für die hochverschuldeten armen<br />

Länder durchzuführen und übereinzukommen, alle bilateralen öffentlichen<br />

Schulden dieser Länder zu streichen, wenn diese Länder sich im Gegenzug auf<br />

eine nachprüfbare Armutsminderung verpflichten.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Schuldendienst<br />

(in % des BNE)<br />

Rüstung und Verteidigung<br />

(in % des BSP)<br />

1990 2001 Fortschritt 1990 2001 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 9: Entwicklung der öffentlichen Ausgaben<br />

Das Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und soziale Sicherheit<br />

ist in folgenden Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 20, 25<br />

& 26<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 9. 12 & 13<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 6<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 11 & 14<br />

Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 24, 26 & 28<br />

Entwicklung der öffentlichen<br />

Ausgaben für:<br />

Gesundheit<br />

(in % des BSP)<br />

Erziehung und Bildung<br />

(in % des BSP)<br />

Samoa 2,8 4,8 g 3,2 4,5 d 3,4 3,0 h<br />

San Marino 9,3 J 5,3 f<br />

São Tomé u. Principe 3,1 H 1,5 e 4,0 B 5,3 13,1 e<br />

Saudi Arabien 4,2 J 3,4 e 6,5 8,3 M g 12,8 11,3 d<br />

Schweden 7,6 7,4 h 7,2 7,7 N h 2,7 1,9 h<br />

Schweiz 5,7 6,4 h 5,1 5,5 N h 1,8 1,1 h<br />

Senegal 0,7 2,8 g 3,9 6,5 Q g 5,9 4,5 h 2,0 1,5 h<br />

Serbien u. Montenegro 6,5 1,0 4,9 P<br />

Seychellen 3,6 4,1 h 7,8 7,5 N h 6,1 2,3 d 4,0 1,7 d<br />

Sierra Leone 1,5 G 2,6 d 1,1 E 1,0 M h 3,7 3,1 h 0,9 2,2 e<br />

Simbabwe 3,2 2,8 h 7,7 10,4 N g 5,5 1,4 P d 4,5 3,2 d<br />

Singapur 1,0 1,3 h 3,1 3,1 J h 4,8 5,2 h<br />

Slowakei 5,0 5,1 h 5,1 4,1 O e 4,8 H 14,2 f 2,1 H 1,9 P h<br />

Slowenien 5,2 F 6,3 d 4,8 F 5,8 J g 2,2 G 1,5 h<br />

Somalia 1,1 J 1,2 h 0,4 B 1,3<br />

Spanien 5,2 5,4 h 4,2 4,5 N h 1,8 1,2 h<br />

Sri Lanka 1,5 1,8 h 2,7 1,3 e 4,9 4,4 h 2,1 3,9 P e<br />

Südafrika 3,1 3,6 h 5,9 5,7 N h 2,2 I 4,5 e 3,8 1,6 P d<br />

Sudan 0,7 0,6 h 6,0 7,6 K g 0,4 0,2 h 3,6 3,0 O h<br />

Surinam 3,5 5,7 g 8,1<br />

Swaziland 1,9 2,3 h 6,0 5,5 h 4,9 1,6 d 1,5 1,5 P h<br />

Syrien 0,4 1,7 Q d 4,0 4,1 h 10,0 1,4 d 6,9 6,1 h<br />

Tadschikistan 4,9 1,0 f 10,0 2,4 f 0,0 G 7,0 e 0,4 G 1,2 P h<br />

Tansania 1,6 2,0 h 2,8 2,2 M h 4,4 1,6 d 2,0 F 1,3 N h<br />

Thailand 1,0 2,1 d 3,6 5,0 d 6,3 15,8 f 2,3 1,4 h<br />

Togo 1,4 1,5 h 5,5 4,8 O h 5,4 1,0 d 3,2 2,9 J h<br />

Tonga 3,7 3,4 h 4,8 G 5,0 h 1,6 2,0 h<br />

Trinidad u. Tobago 2,5 1,7 h 3,7 4,0 h 9,6 3,0 d<br />

Tschad 2,5 H 2,0 Q h 1,6 F 2,5 Q h 0,7 1,5 h 2,7 H 1,4 d<br />

Tschechien 4,8 6,7 g 4,4 G 4,4 O h 4,1 H 6,9 e 2,3 H 2,1 P h<br />

Tunesien 3,0 4,9 g 6,0 6,8 O h 12,1 7,2 d 2,0 1,6 P h<br />

Türkei 2,2 4,4 O g 2,2 3,7 d 4,9 15,2 f 3,5 5,0 e<br />

Turkmenistan 4,0 3,0 h 4,3 3,8 I 11,8 M f 1,8 I 3,8 O f<br />

Tuvalu<br />

Uganda 2,3 H 3,4 d 1,5 2,5 N d 3,4 1,4 h 3,0 2,4 h<br />

Ukraine 3,0 2,9 h 5,2 4,2 O h 0,0 G 7,8 f 0,5 H 2,8 f<br />

Ungarn 5,9 F 5,1 h 5,8 4,9 O h 13,4 24,3 f 2,8 1,8 h<br />

Uruguay 2,0 5,1 g 2,7 2,5 h 11,0 10,5 h 2,1 1,3 P h<br />

USA 4,7 6,2 d 5,1 4,9 O h 5,3 3,4 d<br />

Usbekistan 4,6 2,7 e 9,5 7,7 K e 0,0 G 7,7 f 1,5 I 1,1 P h<br />

Vanuatu 2,6 2,2 h 4,6 10,5 g 1,5 1,0 h<br />

Venezuela 2,5 3,7 d 3,0 10,6 8,2 d 1,8 F 1,2 h<br />

Vereinigte Arab. Emirate 0,8 2,6 d 1,8 2,0 M h 4,7 2,5 P d<br />

Vietnam 0,9 1,5 h 2,0 2,8 L d 2,9 3,4 h 7,9<br />

Weißrussland 2,5 4,8 g 4,8 6,0 N d 0,1 H 1,4 h 1,5 G 1,4 P h<br />

Westbank u. Gaza<br />

Zentralafrikan. Republik 0,9 F 2,3 d 2,2 1,9 M h 2,0 0,1 h 1,6 F 1,2 K h<br />

Zypern 3,9 J 3,9 h 3,5 5,6 O g 5,0 2,1 d<br />

Quelle:<br />

World Development Indicators 2004 website, http://www.worldbank.org/data/wdi2004/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 149<br />

Auf öffentliche Ausgaben und Verschuldung beziehen sich folgende<br />

internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 15:<br />

„Wir fordern die Industrieländer auf, (...) ohne weitere Verzögerungen das verstärkte<br />

Schuldenerleichterungsprogramm für die hochverschuldeten armen<br />

Länder durchzuführen und übereinzukommen, alle bilateralen öffentlichen<br />

Schulden dieser Länder zu streichen, wenn diese Länder sich im Gegenzug auf<br />

eine nachprüfbare Armutsminderung verpflichten.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Schuldendienst<br />

(in % des BNE)<br />

Rüstung und Verteidigung<br />

(in % des BSP)<br />

1990 2001 Fortschritt 1990 2001 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt<br />

oder oder oder oder<br />

Rückschritt Rückschritt Rückschritt Rückschritt


Tabelle 10: Information, Wissenschaft und Technologie<br />

Das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 19 & 27<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 13 & 15<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 10 & 14 Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 17<br />

& 28<br />

Internet-Nutzer<br />

(pro 100.000 Einw.)<br />

Afghanistan 0 2 1 h 2 2 M h<br />

Ägypten 0 28 d 3 J 17 h 30 110 d 469 493 G d 1,9 3,3 d 16 37 N g<br />

Albanien 0 4 h 2 L 12 h 13 71 d 7 15 P d<br />

Algerien 0 16 d 1 8 h 32 61 d 11 15 N d<br />

Andorra 14 F 90 P d 414 438 Q d<br />

Angola 14 F 3 h 1 M 2 h 8 6 h 1 1O h<br />

Antigua u. Barbuda 23 128 d 253 488 g<br />

Äquatorialguinea 0 G 4 h 2 N 7 h 4 17 h 3O<br />

Argentinien 1 112 d 7 82 d 93 219 g 350 D 684 Q d 2,4 3,9 d 39 57 Q g<br />

Armenien 0 16 d 2 M 16 d 157 143 h 1547 M 1313 P e 20 26 Q d<br />

Aserbaidschan 0 37 d 86 113 d 2791 L 2799 M d 24 23 Q h<br />

Äthiopien 0 F 1 h 1 N 1 h 3 5 h 1 2 Q h<br />

Australien 28 482 g 150 565 g 456 539 d 3365 L 3439 P d 7,2 6,4 h 35 65 Q g<br />

Bahamas 10 192 g 274 406 g 19 25 M d<br />

Bahrain 4 247 g 52 K 160 g 191 263 d 18 21 N d<br />

Bangladesch 0 G 2 h 0 M 3 h 2 5 h 50 I 51 K d 4 6 Q h<br />

Barbados 0 112 d 57 K 104 d 281 494 g 27 39 Q d<br />

Belgien 10 328 g 88 241 d 393 494 d 253 L 2953 O g 5,5 5,5 h 40 58 P g<br />

Belize 0 119 d 29 K 138 g 92 124 d 1 1 M h<br />

Benin 0 F 7 h 1K 2 h 3 9 h 174 E 3 4O h<br />

Bermudas 67 464 Q g 317 K 523 g 617 862 g 587 M 62 P<br />

Bhutan 1 I 14 d 4 N 14 d 4 28 d<br />

Bolivien 1 32 d 2 G 23 h 28 68 d 74 N 123 Q d 21 39 Q g<br />

Bosnien u. Herzgowina 0 F 26 d 140 H 237 d 15 16 M h<br />

Botswana 1 30 Q d 7 J 41 d 21 87 d 3 5 Q h<br />

Brasilien 1 82 d 3 75 d 65 223 g 323 P 3,5 8,3 g 11 18 Q d<br />

Brunei 11 102 Q d 11 H 77 d 136 256 g 4 13 Q d<br />

Bulgarien 1 81 d 11 H 52 d 242 368 g 1765 L 1167 P e 2,1 6,9 g 31 40 P d<br />

Burkina Faso 0 F 2 h 0 2 h 2 5 h 15 L 16 M d 1 1 M h<br />

Burundi 0 F 1 h 1 1 3 h 21 E 1 2 Q h<br />

Chile 4 238 g 9 119 d 66 230 g 310 E 419 Q d 4,6 5,7 d 21 37 P g<br />

China 0 46 d 0 28 d 6 167 g 459 L 584 Q d 1,9 5,8 g 3 13 P d<br />

Cook Inseln<br />

Costa Rica 4 193 g 69 M 197 g 101 251 g 530 D 27 21 Q e<br />

Dänemark 38 513 g 115 577 g 567 689 g 3186 L 3476 O d 6,4 5,8 h 36 59 P g<br />

<strong>Deutschland</strong> 18 412 g 90 431 g 441 651 g 281 L 3153 Q g 5,4 5,2 h 34 46 N g<br />

Dominika 5 160 d 65O 90 d 164 304 g<br />

Dominikanische Rep. 0 36 d 48 110 d 20 23 M d<br />

Dschibuti 0 7 h 2 15 h 11 15 h 0 G 1 Q h<br />

Ecuador 0 42 d 2 G 31 d 48 110 d 84 L 83 N e 20 18 M e<br />

El Salvador 1 F 46 d 16 25 d 24 103 d 15 L 47 P d 16 17 Q h<br />

Elfenbeinküste 0 F 5 h 1 L 9 h 6 20 h 3 7 N d<br />

Eritrea 0 G 2 h 2O 3 h 4 H 9 h 1 J 2 Q h<br />

Estland 27 328 g 68 L 210 g 204 351 g 2079 L 1947 P e 26 59 P g<br />

Fidschi 0 61 d 40 N 49 d 58 119 d 50 B 8 14 M d<br />

Finnland 137 509 g 100 442 g 534 523 h 4114 M 711 Q f 4,7 5,8 d 49 85 P g<br />

Frankreich 16 314 g 71 347 g 495 569 d 2658 L 2718 O d 5,8 5,2 h 40 54 P d<br />

Gabun 0 G 19 d 1 I 19 d 22 25 h 7 N<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

Personalcomputer<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Telefonleitungen<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 150<br />

Auf das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung beziehen<br />

sich folgende internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„ Wir treffen außerdem den Beschluss, (...) Strategien zu erarbeiten und umzusetzen,<br />

die jungen Menschen überall eine reale Chance geben, menschenwürdige<br />

und produktive Arbeit zu finden.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Wissenschaftler und<br />

Ingenieure in<br />

Forschung und<br />

Entwicklung (pro eine<br />

Million Einw.)<br />

Ausgaben für<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie<br />

(in % des BNE)<br />

Anteil der<br />

Bevölkerung, der<br />

tertiäre Bildungseinrichtungen<br />

nutzt<br />

(brutto)<br />

1995 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1992 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt<br />

oder oder verf. oder gangs- verf. oder oder verf. oder<br />

Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt sit. Daten Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Betrug ein Wert unter 0,5 wurde er gleich 0 gesetzt.<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1985; B: 1986; C: 1987; D: 1988; E: 1989; F: 1990; G: 1991; H: 1992; I: 1993; J: 1994; K: 1995; L: 1996;<br />

M: 1997; N: 1998; O: 1999; P: 2000; Q: 2001.


Tabelle 10: Information, Wissenschaft und Technologie<br />

Das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 19 & 27<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 13 & 15<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 10 & 14 Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 17<br />

& 28<br />

Internet-Nutzer<br />

(pro 100.000 Einw.)<br />

Personalcomputer<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

Quelle: World Development Indicators 2003, Weltbank<br />

Telefonleitungen<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 151<br />

Auf das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung beziehen<br />

sich folgende internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„ Wir treffen außerdem den Beschluss, (...) Strategien zu erarbeiten und umzusetzen,<br />

die jungen Menschen überall eine reale Chance geben, menschenwürdige<br />

und produktive Arbeit zu finden.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Wissenschaftler und<br />

Ingenieure in<br />

Forschung und<br />

Entwicklung (pro eine<br />

Million Einw.)<br />

Ausgaben für<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie<br />

(in % des BNE)<br />

Anteil der<br />

Bevölkerung, der<br />

tertiäre Bildungseinrichtungen<br />

nutzt<br />

(brutto)<br />

1995 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1992 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt<br />

oder oder verf. oder gangs- verf. oder oder verf. oder<br />

Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt sit. Daten Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Gambia 0 18 d 0 J 14 h 7 28 h 2 J 2 M h<br />

Georgien 0 15 d 19O 32 d 99 131 d 3186 L 2421 O f 37 36 Q h<br />

Ghana 0 F 8 h 0 4 h 3 13 h 1 3 Q h<br />

Griechenland 8 155 d 17 82 d 389 491 d 1038 M 14O f 2,4 4,8 g 36 61 P g<br />

Großbritannien u. N. 19 423 g 108 406 g 441 591 g 2477 L 7,2 6,1 e 30 59 P g<br />

Guadeloupe<br />

Guam 7 313 g 293 509 Q g 167 G<br />

Guatemala 0 33 d 1 I 14 h 21 71 d 103 D 8 8 M h<br />

Guinea 0 5 h 1 K 5 h 2 3 h 1 1 M h<br />

Guinea-Bissau 0 G 4 h 6 9 h 1 0 O h<br />

Guyana 1 F 142 g 24 N 27 h 20 92 d 6 12 M d<br />

Haiti 0 F 10 h 7 16 h 1 1 M h<br />

Honduras 0 25 d 3 M 14 d 17 48 d 73 P 9 14 Q d<br />

Indien 0 16 d 0 7 h 6 40 d 157 L 1,7 2,8 d 6 11 P d<br />

Indonesien 0 38 d 1 12 h 6 37 d 130 A 1,7 1,5 h 9 15 Q d<br />

Irak 1 8 39 28 h 13 14 Q h<br />

Iran 0 48 d 14 J 75 d 40 187 g 68 A 590 J d 10 19 Q d<br />

Irland 11 271 g 86 421 g 281 502 g 1873 L 219 O f 5,5 4,0 f 29 47 P g<br />

Island 112 648 g 39 451 g 510 653 g 4902 M 6639 P g 6,3 I 7,4 Q d 25 48 P g<br />

Israel 9 301 g 63 243 g 343 467 g 1332 L 1563 M g 4,6 6,9 d 34 53 P g<br />

Italien 5 352 g 36 231 g 388 481 d 1333 L 1128 O e 3,7 4,4 h 32 50 P g<br />

Jamaika 1 229 g 3 J 54 d 45 170 g 8 B 7 17 Q d<br />

Japan 16 449 g 60 382 g 441 558 g 4909 L 5321 Q d 5,7 5,3 h 30 48 P g<br />

Jemen 0 F 5 h 1 L 7 h 11 28 h 4 11 N d<br />

Jordanien 0 58 d 7 J 38 d 72 127 d 1948 N 16 31 Q d<br />

Kambodscha 0 G 2 h 0 K 2 h 0 3 h 1 3 Q h<br />

Kamerun 0 G 4 h 2 K 6 h 3 7 h 3 L 3O h 3 5 Q h<br />

Kanada 43 513 g 107 487 g 565 635 d 3059 L 2978 O e 6,8 5,9 h 95 59 P f<br />

Kapverden 2 G 36 d 4 M 80 g 24 160 g 4 Q<br />

Kasachstan 0 16 d 80 130 d 888 L 716 M e 40 39 Q h<br />

Katar 2 115 d 47 J 180 g 190 289 d 591 B 27 23 Q e<br />

Kenia 0 13 h 0 6 h 8 10 h 2 4 Q h<br />

Kirgisien 1 H 30 d 13 72 77 h 581 M 14 44 Q g<br />

Kiribati<br />

Kolumbien 2 46 d 9 H 49 d 69 179 d 83 L 101 P d 4,4 6,7 d 13 24 Q d<br />

Komoren 0 I 4 h 0 6 h 8 13 h 0 1 O h<br />

Kongo, Dem. Rep. 0 I 1 h 1 0 h 2 1 N h<br />

Kongo, Rep. 0 F 2 h 3 N 4 h 7 7 h 54 L 33 P e 5 4 Q h<br />

Korea, Rep. 8 552 g 37 556 g 306 489 g 2193 L 288 Q f 4,9 6,5 d 39 82 Q g<br />

Korea, Volksrep. 25 21 h<br />

Kroatien 5 180 g 15 G 174 g 172 417 g 1187 O 7,5 24 36 Q d<br />

Kuba 0 F 11 Q d 5 M 32 d 31 51 Q h 1145 E 489 Q e 21 27 Q d<br />

Kuwait 2 106 d 5 121 d 188 204 h 235 L 212 P e 12 G 21 N d<br />

Laos 0 H 3 h 1 L 3 h 2 11 h 1 4 Q d<br />

Lesotho 0 F 10 h 7 13 h 1 2 Q h<br />

Lettland 8 F 133 d 3 J 172 g 234 301 d 1136 L 1078 O e 25 64 P g<br />

Libanon 1 117 d 14 J 81 d 155 199 d 29 45 Q d<br />

Liberia 0 G 0 Q h 4 2 Q h 3 8 N d


Tabelle 10: Information, Wissenschaft und Technologie<br />

Das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 19 & 27<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 13 & 15<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 10 & 14 Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 17<br />

& 28<br />

Internet-Nutzer<br />

(pro 100.000 Einw.)<br />

Libyen 1 I 23 d 23 48 118 Q d 361 P 15 58 Q g<br />

Liechtenstein 585 570 583 h<br />

Litauen 3 F 144 g 5 J 110 d 212 270 d 2074 L 2303 Q d 34 59 P g<br />

Luxemburg 16 370 g 373 L 594 g 481 797 g 6 10 P d<br />

Madagaskar 0 F 3 h 1 M 4 h 3 4 h 14 N 15 P d 3 2 Q h<br />

Malawi 0 G 3 h 1 N 1 h 3 7 h 1 0 N h<br />

Malaysia 1 320 g 8 147 d 89 190 d 92 L 160 N d 4,7 7,3 g 7 26 Q g<br />

Malediven 2 F 53 d 12 K 71 d 29 102 d<br />

Mali 0 F 2 h 0 K 1 h 1 5 h 1 2 Q h<br />

Malta 2 209 g 14 255 g 360 523 g 96 D 13 25 P d<br />

Marokko 0 24 d 2 I 24 d 16 38 h 11 10 Q h<br />

Mauretanien 0 G 4 h 6 L 11 h 3 12 h 3 3 Q h<br />

Mazedonien 0 48 d 148 271 g 1333 K 387 O f 17 24 P d<br />

Mexiko 1 98 d 8 82 d 65 147 d 215 L 225 O d 3,2 4,4 d 15 20P d<br />

Mikronesien 3 F 51 d 25 87 Q d 4 N<br />

Moldawien 0 34 d 2 K 18 d 106 161 d 250 L 329 M d 36 29 Q e<br />

Monaco 494 815 1040 g 676 N<br />

Mongolei 0 21 d 3 K 28 d 32 53 h 578 L 531 P e 14 35 Q g<br />

Mosambik 0 F 2 Q h 1 L 5 h 3 5 h 0 1 O h<br />

Myanmar 0 I 1 h 1O 5 h 2 7 h 4 11 Q d<br />

Namibia 0 27 d 12 L 71 d 39 65 d 3 G 7 Q d<br />

Nauru<br />

Nepal 0 3 h 1 I 4 h 3 14 h 5 5 Q h<br />

Neuseeland 50 484 g 97 G 414 g 434 448 h 1419 E 2197 M d 9,1 7,4 f 40 72 Q g<br />

Nicaragua 0 17 d 7 I 28 d 13 32 h 203 C 73 M e 8 12M d<br />

Niederlande 65 506 g 94 467 g 464 618 g 2219 L 2572 O d 6,7 5,8 h 40 55 P d<br />

Niger 0 F 1 h 0 M 1 h 1 2 h 1 1 Q h<br />

Nigeria 0 F 4 h 4 I 7 h 3 6 h 15 C 4 4 M h<br />

Niue<br />

Norwegen 64 503 g 145 G 528 g 502 734 g 2876 E 4377 Q g 5,6 4,1 f 42 70 P g<br />

Oman 4 H 66 d 2 35 d 60 84 d 3O 4 P d 4 7 Q d<br />

Österreich 19 409 g 65 369 g 418 489 d 2313 N 5,0 5,3 h 35 57 P g<br />

Ost-Timor<br />

Pakistan 0 F 10 h 1 4 K h 8 25 h 65 D 69 M d 3 4 M h<br />

Palau 39 P<br />

Panama 1 41 Q d 27 N 38 d 93 122 d 117 L 95 Q e 21 34 O d<br />

Papua Neuguinea 0 F 14 d 41 N 59 d 8 12 h 3 2 N h<br />

Paraguay 0 F 17 d 10 N 35 d 27 47 h 166 Q 8 18 Q d<br />

Peru 0 93 d 15 K 43 d 26 66 d 231 L 229 M e 30 26 M e<br />

Philippinen 0 44 d 3 28 d 10 42 d 156 H 2,2 4,2 d 28 30 Q d<br />

Polen 6 230 g 8 106 d 86 295 Q g 1359 L 1473 Q d 1,9 5,2 g 22 56 P g<br />

Portugal 15 194 g 27 135 d 243 421 g 1383 M 1754 Q d 2,8 5,8 g 23 50 P g<br />

Puerto Rico 1 156 Q g 279 346 Q d 45 41 M e<br />

Ruanda 0 F 3 h 2 3 h 30 A 1 2 P h<br />

Rumänien 1 83 d 2 69 d 102 194 d 2577 E 879 Q e 1,0 4,3 g 10 27 P g<br />

Russische Föderation 1 41 d 3 89 d 140 242 d 3801 L 3494 Q e 1,5 3,7 d 52 68 Q d<br />

Salomonen 0 5 h 23 M 41 d 15 15 h<br />

Sambia 0 5 h 6 N 7 h 8 8 h 2 2 P h<br />

g Erhebliche Fortschritte<br />

d Geringfügige Fortschritte<br />

h Stagnation<br />

Personalcomputer<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

e Geringfügige Rückschritte<br />

f Erhebliche Rückschritte<br />

Telefonleitungen<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 152<br />

Auf das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung beziehen<br />

sich folgende internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„ Wir treffen außerdem den Beschluss, (...) Strategien zu erarbeiten und umzusetzen,<br />

die jungen Menschen überall eine reale Chance geben, menschenwürdige<br />

und produktive Arbeit zu finden.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Wissenschaftler und<br />

Ingenieure in<br />

Forschung und<br />

Entwicklung (pro eine<br />

Million Einw.)<br />

Ausgaben für<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie<br />

(in % des BNE)<br />

Anteil der<br />

Bevölkerung, der<br />

tertiäre Bildungseinrichtungen<br />

nutzt<br />

(brutto)<br />

1995 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1992 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt<br />

oder oder verf. oder gangs- verf. oder oder verf. oder<br />

Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt sit. Daten Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt<br />

Betrug ein Wert unter 0,5 wurde er gleich 0 gesetzt.<br />

Die Daten stammen aus folgenden Jahren:<br />

A: 1985; B: 1986; C: 1987; D: 1988; E: 1989; F: 1990; G: 1991; H: 1992; I: 1993; J: 1994; K: 1995; L: 1996;<br />

M: 1997; N: 1998; O: 1999; P: 2000; Q: 2001.


Tabelle 10: Information, Wissenschaft und Technologie<br />

Das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung ist in folgenden<br />

Menschenrechtspakten niedergelegt:<br />

Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966) – Art. 19 & 27<br />

Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966)<br />

– Art. 13 & 15<br />

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung<br />

(1965) – Art. 5<br />

Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau<br />

(1979) – Art. 10 & 14 Konvention über die Rechte des Kindes (1989) – Art. 17<br />

& 28<br />

Internet-Nutzer<br />

(pro 100.000 Einw.)<br />

Personalcomputer<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

Samoa 2 G 22 d 1 K 7 h 26 57 d 5 7 Q h<br />

San Marino 14 531 g 725 O 760 d 445 763 g<br />

São Tomé u. Principe 3 H 73 d 19 41 h 1 Q<br />

Saudi Arabien 0 62 d 24 130 d 77 144 d 4,6 12 22 Q d<br />

Schweden 51 573 g 105 621 g 681 736 d 4164 M 5186 P g 7,6 6,5 e 32 70 P g<br />

Schweiz 36 351 g 87 709 g 574 744 g 2452 E 3592 P d 7,6 6,2 f 26 42 P g<br />

Senegal 0 10 h 2 20 h 6 22 h 2 L 2 M h 3 4 N h<br />

Serbien u. Montenegro 2 F 60 d 12 I 27 h 166 233 d 1337 G 2389 O g 18 36 P g<br />

Seychellen 7 F 145 g 120 N 161 d 124 269 g<br />

Sierra Leone 0 F 2 h 3 5 h 1 2 Q h<br />

Simbabwe 0 43 d 0 52 d 13 25 h 5 4 Q h<br />

Singapur 28 504 g 66 622 g 346 463 g 1211 C 4052 Q g 6,8 6,5 h 19 44 M g<br />

Slowakei 5 160 d 28 J 180 g 135 268 g 1863 L 1774 Q e 4,0 5,8 d 19 30 P d<br />

Slowenien 29 376 g 32 G 301 g 211 506 g 2255 L 2258 Q d 2,8 4,9 d 25 61 P g<br />

Somalia 0 H 9 d 2 10 h 3 3 M h<br />

Spanien 4 156 d 28 196 g 316 506 g 1304 L 1948 Q g 4,0 4,5 h 37 57 P g<br />

Sri Lanka 0 11 h 0 13 h 7 47 d 176 A 191 L d 5 5 M h<br />

Südafrika 7 68 d 7 73 d 93 107 h 288 E 992 I g 5,4 9,2 g 13 15 Q h<br />

Sudan 0 G 3 h 0 J 6 h 3 21 h 3 7 N d<br />

Surinam 1 42 d 45 K 92 164 d 7 N 12 Q g<br />

Swaziland 0 19 d 24 17 34 h 4 5 Q h<br />

Syrien 0 G 13 d 6 J 19 h 41 123 d 29 M 18 6 N f<br />

Tadschikistan 0 I 1 h 45 37 h 713 H 660 I e 22 15 Q e<br />

Tansania 0 F 2 h 2 M 4 h 3 5 h 0 1 P h<br />

Thailand 1 78 d 4 40 d 24 105 d 102 L 74 M e 2,9 4,7 d 17 37 Q g<br />

Togo 0 F 41 d 4 K 31 d 3 11 h 82 E 3 4O h<br />

Tonga 1 29 d 6 M 20 d 46 113 d 3O 3 Q h<br />

Trinidad u. Tobago 2 106 d 4 G 80 d 141 250 d 145 N 7 7 Q h<br />

Tschad 0 G 2 h 1 N 2 h 1 2 h 1 1O h<br />

Tschechien 15 256 g 12 177 d 158 362 g 1257 L 1466 Q d 6,3 7,2 h 16 30 P d<br />

Tunesien 0 52 d 3 31 d 37 117 d 119 L 9 23 Q d<br />

Türkei 1 73 d 5 45 d 122 281 g 290 L 2,7 4,6 d 13 25 Q d<br />

Turkmenistan 0 I 2 Q h 60 77 h 22 19 M e<br />

Tuvalu<br />

Uganda 0 4 h 1 K 3 h 2 2 h 20 L 1 3 Q h<br />

Ukraine 0 18 d 2 19 h 136 216 d 2882 L 47 57 Q d<br />

Ungarn 7 158 d 10 108 d 96 361 g 1021 L 144 Q e 3,7 6,4 g 14 40 P g<br />

Uruguay 3 119 Q d 22 K 110 K g 134 280 g 219 O 30 38 Q d<br />

USA 95 551 g 218 659 g 547 646 d 3882 D 7,5 6,5 h 75 71 P e<br />

Usbekistan 0 11 h 69 66 h 1754 H 30 9 Q f<br />

Vanuatu 1 F 35 d 7 M 15 h 18 33 h 4 Q<br />

Venezuela 1 51 d 10 61 d 76 113 d 187O 3,6 4,4 h 29 18 Q f<br />

V. Arab. Emirate 1 337 g 29 H 129 d 206 314 d 9 10 N h<br />

Vietnam 0 G 18 d 0 H 10 h 1 48 d 274 K 2,2 2,4 h 2 10 Q d<br />

Weißrussland 0 82 d 154 299 g 2247 L 1893 M f 48 62 Q d<br />

Westbank u. Gaza 30 36 41 H 87 d<br />

Zentralafrikan. Rep. 0 F 1 h 1 N 2 h 2 2 h 55 F 47 L e 2 2O h<br />

Zypern 5 294 g 9 270 g 419 688 g 6989 L 400 P f 13 22 P d<br />

Zeilen in lila deuten auf eine unterdurchschnittliche soziale Entwicklung hin.<br />

Quelle: World Development Indicators 2003, Weltbank<br />

Telefonleitungen<br />

(pro 1.000 Einw.)<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 153<br />

Auf das Recht auf Information, Forschung und Berufsbildung beziehen<br />

sich folgende internationale Verpflichtungen:<br />

Millenniumserklärung der Vereinten Nationen, § 20:<br />

„ Wir treffen außerdem den Beschluss, (...) Strategien zu erarbeiten und umzusetzen,<br />

die jungen Menschen überall eine reale Chance geben, menschenwürdige<br />

und produktive Arbeit zu finden.“<br />

Weltsozialgipfel von Kopenhagen – Verpflichtung 6<br />

Vierte Weltfrauenkonferenz – Aktionsplattform von Peking<br />

Wissenschaftler und<br />

Ingenieure in<br />

Forschung und<br />

Entwicklung (pro eine<br />

Million Einw.)<br />

Ausgaben für<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie<br />

(in % des BNE)<br />

Anteil der<br />

Bevölkerung, der<br />

tertiäre Bildungseinrichtungen<br />

nutzt<br />

(brutto)<br />

1995 2002 Fortschritt 1990 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt Aus- Letzte Fortschritt 1992 2002 Fortschritt 1990 Letzte Fortschritt<br />

oder oder verf. oder gangs- verf. oder oder verf. oder<br />

Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt sit. Daten Rückschritt Rückschritt Daten Rückschritt


Tabelle 11: Unterschriften und Ratifizierungen internationaler Vereinbarungen, die in der Millenniumserklärung erwähnt<br />

werden (Stichtag: 1. April 2005)<br />

A: Römisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofes (1998)<br />

B: Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren Vernichtung (1997; seit<br />

1999 in Kraft)<br />

C: Protokoll II über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes von Minen, Sprengfallen und anderen Vorrichtungen (1996 als Annex zum Übereinkommen über das<br />

Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen; seit 1998 in Kraft)<br />

D: Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (Kyoto-Protokoll; 1997; seit 2001 in Kraft)<br />

F: Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten (2000; seit 2002 in Kraft)<br />

G: Fakultativprotokolle zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes, betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten und betreffend Kinderhandel,<br />

Kinderprostitution und Kinderpornografie (2000; seit 2002 in Kraft)<br />

H: Übereinkommen über die biologische Vielfalt (1992; seit 1993 in Kraft)<br />

I: Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika (1994; seit 1996 in Kraft)<br />

Afghanistan + + + + + +<br />

Ägypten * + + + +<br />

Albanien + + + + + +<br />

Algerien * + + + +<br />

Andorra + + + + +<br />

Angola * + + + +<br />

Antigua u. Barbuda + + + + + +<br />

Äquatorialguinea + + + + +<br />

Argentinien + + + + + + + +<br />

Armenien * + * * + +<br />

Aserbaidschan + + + + +<br />

Äthiopien + + + +<br />

Australien + + + * * * + +<br />

Bahamas * + + + +<br />

Bahrain * + + + +<br />

Bangladesch * + + + + + + +<br />

Barbados + + + + +<br />

Belgien + + + + + * + +<br />

Belize + + + + + + +<br />

Benin + + + + + + +<br />

Bermudas<br />

Bhutan + + +<br />

Bolivien + + + + + + + +<br />

Bosnien u. Herzegowina + + + + + + +<br />

Botswana + + + + + + +<br />

Brasilien + + + + + + + +<br />

Brunei * +<br />

Bulgarien + + + + + + + +<br />

Burkina Faso + + + + * * + +<br />

Burundi + + + * + +<br />

Chile * + + + + + + +<br />

China + + * + + +<br />

Cook Inseln * + + +<br />

Costa Rica + + + + + + + +<br />

Dänemark + + + + + + + +<br />

<strong>Deutschland</strong> + + + + + * + +<br />

Dominika + + + + + + +<br />

Dominikanische Republik * + + * + +<br />

Dschibuti + + + + +<br />

Ecuador + + + + + + + +<br />

El Salvador + + + + + + +<br />

Elfenbeinküste * + + +<br />

Eritrea * + + + + +<br />

Estland + + + + * + +<br />

Fidschi + + + + +<br />

Finnland + + + + * + +<br />

Frankreich + + + + + + + +<br />

Gabun + + * * + +<br />

* Unterzeichnung<br />

+ Ratifizierung, Zustimmung oder Beitritt<br />

A B C D F G H I A B C D F G H I<br />

Quellen:<br />

Vereinte Nationen Treaty Collection Website, Database „Status of Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General“; http://www.untreaty.un.org/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 154<br />

Gambia + + + * * + +<br />

Georgien + + + +<br />

Ghana + + + * * + +<br />

Griechenland + + + + + * + +<br />

Großbritannien u. N. + + + + + * + +<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala + + + + + + +<br />

Guinea + + + + +<br />

Guinea-Bissau * + * * + +<br />

Guyana + + + + +<br />

Haiti * * * * + +<br />

Honduras + + + + + + + +<br />

Indien + + * * + +<br />

Indonesien * + * * + +<br />

Irak<br />

Iran * + +<br />

Irland + + + + + * + +<br />

Island + + + + + + +<br />

Israel * + + * * + +<br />

Italien + + + + + + + +<br />

Jamaika * + + + * + +<br />

Japan + + + + + + +<br />

Jemen * + + + + +<br />

Jordanien + + + + * * + +<br />

Kambodscha + + + + + + + +<br />

Kamerun * + + * * + +<br />

Kanada + + + + + * + +<br />

Kapverden * + + + + + +<br />

Kasachstan * + + + +<br />

Katar + + + + + +<br />

Kenia + + + + * + +<br />

Kirgisien * + + + + +<br />

Kiribati + + + +<br />

Kolumbien + + + + * + + +<br />

Komoren * + + +<br />

Kongo, Dem. Rep. + + + + + + +<br />

Kongo, Rep. + + + +<br />

Korea, Rep. + + + + + + +<br />

Korea, Volksrep. + +<br />

Kroatien + + + * + + + +<br />

Kuba + * + + +<br />

Kuwait * + + + + +<br />

Laos + + +<br />

Lesotho + + + + + + +<br />

Lettland + + + * * + +<br />

Libanon * + + +<br />

Liberia + + + * * + +


Tabelle 11: Unterschriften und Ratifizierungen internationaler Vereinbarungen, die in der Millenniumserklärung erwähnt<br />

werden (Stichtag: 1. April 2005)<br />

A: Römisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofes (1998)<br />

B: Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren Vernichtung (1997; seit<br />

1999 in Kraft)<br />

C: Protokoll II über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes von Minen, Sprengfallen und anderen Vorrichtungen (1996 als Annex zum Übereinkommen über das<br />

Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen; seit 1998 in Kraft)<br />

D: Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (Kyoto-Protokoll; 1997; seit 2001 in Kraft)<br />

F: Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten (2000; seit 2002 in Kraft)<br />

G: Fakultativprotokolle zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes, betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten und betreffend Kinderhandel,<br />

Kinderprostitution und Kinderpornografie (2000; seit 2002 in Kraft)<br />

H: Übereinkommen über die biologische Vielfalt (1992; seit 1993 in Kraft)<br />

I: Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in den von Dürre oder Wüstenbildung schwer betroffenen Ländern, insbesondere in Afrika (1994; seit 1996 in Kraft)<br />

Libyen + + + +<br />

Liechtenstein + + + + + * + +<br />

Litauen + + + + + + + +<br />

Luxemburg + + + + + * + +<br />

Madagaskar * + + + + + +<br />

Malawi + + + * * + +<br />

Malaysia + + + +<br />

Malediven + + + + + + +<br />

Mali + + + + + + + +<br />

Malta + + + + + * + +<br />

Marokko * + + + + + +<br />

Mauretanien + + +<br />

Mazedonien + + + + + + +<br />

Mexiko * + + + + + +<br />

Mikronesien + * * + +<br />

Moldawien * + + + + * + +<br />

Monaco * + + * + * + +<br />

Mongolei + + + + + +<br />

Mosambik * + + + + + +<br />

Myanmar + + +<br />

Namibia + + + + + + +<br />

Nauru + + + + * * + +<br />

Nepal * * + +<br />

Neuseeland + + + + + * + +<br />

Nicaragua + + + + + + +<br />

Niederlande + + + + * * + +<br />

Niger + + + + + +<br />

Nigeria + + + * * + +<br />

Niue + + + +<br />

Norwegen + + + + + + + +<br />

Oman * + + + + +<br />

Österreich + + + + + + + +<br />

Ost-Timor + + + + +<br />

Pakistan + + * * + +<br />

Palau + + +<br />

Panama + + + + + + + +<br />

Papua Neuguinea + + + +<br />

Paraguay + + + + + + + +<br />

Peru + + + + + + + +<br />

Philippinen * + + + + + + +<br />

Polen + * + + + + + +<br />

Portugal + + + + + + + +<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda + + + + + +<br />

Rumänien + + + + + + + +<br />

Russische Föderation * + + * + +<br />

Salomonen * + + + +<br />

Sambia + + * + +<br />

* Unterzeichnung<br />

+ Ratifizierung, Zustimmung oder Beitritt<br />

A B C D F G H I A B C D F G H I<br />

Quellen:<br />

Vereinte Nationen Treaty Collection Website, Database „Status of Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General“; http://www.untreaty.un.org/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 155<br />

Samoa + + + + +<br />

San Marino + + * * + +<br />

São Tomé u. Principe * + + +<br />

Saudi Arabien + + +<br />

Schweden + + + + + * + +<br />

Schweiz + + + + + * + +<br />

Senegal + + + + + + + +<br />

Serbien u. Montenegro + + + + +<br />

Seychellen * + + + * * + +<br />

Sierra Leone + + + + + + +<br />

Simbabwe * + + +<br />

Singapur * + +<br />

Slowakei + + + + * + + +<br />

Slowenien + + + + + + + +<br />

Somalia +<br />

Spanien + + + + + + + +<br />

Sri Lanka + + + * + +<br />

Südafrika + + + + * + + +<br />

Sudan * + + * + + +<br />

Surinam + * * + +<br />

Swaziland + + +<br />

Syrien * + + + +<br />

Tadschikistan + + + + + + +<br />

Tansania + + + + + + +<br />

Thailand * + + * +<br />

Togo + + * + + +<br />

Tonga + +<br />

Trinidad u. Tobago + + + + +<br />

Tschad * + + + + +<br />

Tschechien * + + + + * + +<br />

Tunesien + + + + + +<br />

Türkei + + + + + +<br />

Turkmenistan + + + + + +<br />

Tuvalu + + +<br />

Uganda + + + + + + +<br />

Ukraine * * + + * + + +<br />

Ungarn + + + + * * + +<br />

Uruguay + + + + + + + +<br />

USA * + * + + * +<br />

Usbekistan * + + +<br />

Vanuatu * + + +<br />

Venezuela + + + + + + +<br />

Vereinigte Arab. Emirate * + + +<br />

Vietnam + + + + +<br />

Weißrussland + + + + +<br />

Westbank u. Gaza<br />

Zentralafrikan. Republik + + + +<br />

Zypern + + + + * + +


Tabelle 12: Ratifizierungen der wichtigsten Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />

(Stichtag: 1. April 2005)<br />

Ü 87 Übereinkommen über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes, 1948<br />

Ü 98 Übereinkommen über die Anwendung der Grundsätze des Vereinigungsrechtes und des Rechtes zu Kollektivverhandlungen<br />

Ü 105 Übereinkommen über die Abschaffung der Zwangsarbeit<br />

Ü 100 Übereinkommen über die Gleichheit des Entgelts männlicher und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit<br />

Ü 111 Übereinkommen über die Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf<br />

Ü 138 Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung,<br />

Ü 182 Übereinkommen über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

und<br />

Kollektivverhandlungen<br />

Afghanistan * * + + + * *<br />

Ägypten + + + + + + +<br />

Albanien + + + + + + +<br />

Algerien + + + + + + +<br />

Andorra<br />

Angola + + + + + + +<br />

Antigua u. Barbuda + + + + + + +<br />

Äquatorialguinea + + + + + + +<br />

Argentinien + + + + + + +<br />

Armenien * + + + + * *<br />

Aserbaidschan + + + + + + +<br />

Äthiopien + + + + + + +<br />

Australien + + + + + * *<br />

Bahamas + + + + + + +<br />

Bahrain * * + * + * +<br />

Bangladesch + + + + + * +<br />

Barbados + + + + + + +<br />

Belgien + + + + + + +<br />

Belize + + + + + + +<br />

Benin + + + + + + +<br />

Bermudas<br />

Bhutan<br />

Bolivien + + + + + + +<br />

Bosnien u. Herzegowina + + + + + + +<br />

Botswana + + + + + + +<br />

Brasilien * + + + + + +<br />

Brunei<br />

Bulgarien + + + + + + +<br />

Burkina Faso + + + + + + +<br />

Burundi + + + + + + +<br />

Chile + + + + + + +<br />

China * * * + * + +<br />

Cook Inseln<br />

Costa Rica + + + + + + +<br />

Dänemark + + + + + + +<br />

<strong>Deutschland</strong> + + + + + + +<br />

Dominika + + + + + + +<br />

Dominikanische Republik + + + + + + +<br />

Dschibuti + + + + + * +<br />

Ecuador + + + + + + +<br />

El Salvador * * + + + + +<br />

Elfenbeinküste + + + + + + +<br />

Eritrea + + + + + + *<br />

Estland + + + + * * +<br />

Fidschi + + + + + + +<br />

Finnland + + + + + + +<br />

Frankreich + + + + + + +<br />

Gabun + + + + + * +<br />

+ Übereinkommen ratifiziert<br />

* Übereinkommen noch nicht ratifiziert<br />

Übereinkommen abgelehnt<br />

Quellen:<br />

ILOLEX, ILO Website Database; http://www.ilo.org<br />

Zwangsarbeit<br />

Gleichheit<br />

des Entgelts<br />

und<br />

Diskriminierungsverbot<br />

Mindestalter<br />

und<br />

Kinderarbeit<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 156<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

und<br />

Kollektivverhandlungen<br />

Zwangsarbeit<br />

Gleichheit<br />

des Entgelts<br />

und<br />

Diskriminierungsverbot<br />

Mindestalter<br />

und<br />

Kinderarbeit<br />

Ü 87 Ü 98 Ü 105 Ü 100 Ü 111 Ü 138 Ü 182 Ü 87 Ü 98 Ü 105 Ü 100 Ü 111 Ü 138 Ü 182<br />

Gambia + + + + + + +<br />

Georgien + + + + + + +<br />

Ghana + + + + + * +<br />

Griechenland + + + + + + +<br />

Großbritannien u. N. + + + + + + +<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala + + + + + + +<br />

Guinea + + + + + + +<br />

Guinea-Bissau * + + + + * *<br />

Guyana + + + + + + +<br />

Haiti + + + + + * *<br />

Honduras + + + + + + +<br />

Indien * * + + + * *<br />

Indonesien + + + + + + +<br />

Irak * + + + + + +<br />

Iran * * + + + * +<br />

Irland + + + + + + +<br />

Island + + + + + + +<br />

Israel + + + + + + +<br />

Italien + + + + + + +<br />

Jamaika + + + + + + +<br />

Japan + + * + * + +<br />

Jemen + + + + + + +<br />

Jordanien * + + + + + +<br />

Kambodscha + + + + + + *<br />

Kamerun + + + + + + +<br />

Kanada + * + + + * +<br />

Kapverden + + + + + * +<br />

Kasachstan + + + + + + +<br />

Katar * * * * + * +<br />

Kenia * + + + + + +<br />

Kirgisien + + + + + + +<br />

Kiribati + + + * * * *<br />

Kolumbien + + + + + + +<br />

Komoren + + + + + + +<br />

Kongo, Dem. Rep. + + + + + + +<br />

Kongo, Rep. + + + + + + +<br />

Korea, Rep. * * * + + + +<br />

Korea, Volksrep.<br />

Kroatien + + + + + + +<br />

Kuba + + + + + + *<br />

Kuwait + * + * + + +<br />

Laos * * * * * * *<br />

Lesotho + + + + + + +<br />

Lettland + + + + + * *<br />

Libanon * + + + + + +<br />

Liberia + + + * + * +


Tabelle 12: Ratifizierungen der wichtigsten Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)<br />

(Stichtag: 1. April 2005)<br />

Ü 87 Übereinkommen über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes, 1948<br />

Ü 98 Übereinkommen über die Anwendung der Grundsätze des Vereinigungsrechtes und des Rechtes zu Kollektivverhandlungen<br />

Ü 105 Übereinkommen über die Abschaffung der Zwangsarbeit<br />

Ü 100 Übereinkommen über die Gleichheit des Entgelts männlicher und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit<br />

Ü 111 Übereinkommen über die Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf<br />

Ü 138 Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung,<br />

Ü 182 Übereinkommen über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

und<br />

Kollektivverhandlungen<br />

Libyen + + + + + + +<br />

Liechtenstein<br />

Litauen + + + + + + +<br />

Luxemburg + + + + + + +<br />

Madagaskar + + * + + + +<br />

Malawi + + + + + + +<br />

Malaysia * + + * + +<br />

Malediven<br />

Mali + + + + + + +<br />

Malta + + + + + + +<br />

Marokko * + + + + + +<br />

Mauretanien + + + + + + +<br />

Mazedonien + + + + + + +<br />

Mexiko + * + + + * +<br />

Mikronesien<br />

Moldawien + + + + + + +<br />

Monaco<br />

Mongolei + + + + + + +<br />

Mosambik + + + + + + +<br />

Myanmar + * * * * * *<br />

Namibia + + + * + + +<br />

Nauru<br />

Nepal * + * + + + +<br />

Neuseeland * + + + + * +<br />

Nicaragua + + + + + + +<br />

Niederlande + + + + + + +<br />

Niger + + + + + + +<br />

Nigeria + + + + + + +<br />

Niue<br />

Norwegen + + + + + + +<br />

Oman * * * * * * +<br />

Österreich + + + + + + +<br />

Ost-Timor * * * * * * *<br />

Pakistan + + + + + * +<br />

Palau<br />

Panama + + + + + + +<br />

Papua Neuguinea + + + + + + +<br />

Paraguay + + + + + + +<br />

Peru + + + + + + +<br />

Philippinen + + + + + + +<br />

Polen + + + + + + +<br />

Portugal + + + + + + +<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda + + + + + + +<br />

Rumänien + + + + + + +<br />

Russische Föderation + + + + + + +<br />

Salomonen * * * * * * *<br />

Sambia + + + + + + +<br />

+ Übereinkommen ratifiziert<br />

* Übereinkommen noch nicht ratifiziert<br />

Übereinkommen abgelehnt<br />

Quellen:<br />

ILOLEX, ILO Website Database; http://www.ilo.org<br />

Zwangsarbeit<br />

Gleichheit<br />

des Entgelts<br />

und<br />

Diskriminierungsverbot<br />

Mindestalter<br />

und<br />

Kinderarbeit<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 157<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

und<br />

Kollektivverhandlungen<br />

Zwangsarbeit<br />

Gleichheit<br />

des Entgelts<br />

und<br />

Diskriminierungsverbot<br />

Mindestalter<br />

und<br />

Kinderarbeit<br />

Ü 87 Ü 98 Ü 105 Ü 100 Ü 111 Ü 138 Ü 182 Ü 87 Ü 98 Ü 105 Ü 100 Ü 111 Ü 138 Ü 182<br />

Samoa<br />

San Marino + + + + + + +<br />

São Tomé u. Principe + + * + + * *<br />

Saudi Arabien * * + + + * +<br />

Schweden + + + + + + +<br />

Schweiz + + + + + + +<br />

Senegal + + + + + + +<br />

Serbien u. Montenegro + + + + + + +<br />

Seychellen + + + + + + +<br />

Sierra Leone + + + + + * *<br />

Simbabwe + + + + + + +<br />

Singapur * + + * * +<br />

Slowakei + + + + + + +<br />

Slowenien + + + + + + +<br />

Somalia * * + * + * *<br />

Spanien + + + + + + +<br />

Sri Lanka + + + + + + +<br />

Südafrika + + + + + + +<br />

Sudan * + + + + + +<br />

Surinam + + + * * * *<br />

Swaziland + + + + + + +<br />

Syrien + + + + + + +<br />

Tadschikistan + + + + + + *<br />

Tansania + + + + + + +<br />

Thailand * * + + * + +<br />

Togo + + + + + + +<br />

Tonga<br />

Trinidad u. Tobago + + + + + + +<br />

Tschad + + + + + + +<br />

Tschechien + + + + + * +<br />

Tunesien + + + + + + +<br />

Türkei + + + + + + +<br />

Turkmenistan + + + + + * *<br />

Tuvalu<br />

Uganda * + + * * + +<br />

Ukraine + + + + + + +<br />

Ungarn + + + + + + +<br />

Uruguay + + + + + + +<br />

USA * * + * * * +<br />

Usbekistan * + + + + * *<br />

Vanuatu * * * * * * *<br />

Venezuela + + + + + + *<br />

Vereinigte Arab. Emirate * * + + + + +<br />

Vietnam * * * + + + +<br />

Weißrussland + + + + + + +<br />

Westbank u. Gaza<br />

Zentralafrik. Republik + + + + + + +<br />

Zypern + + + + + +


Tabelle 13: Ratifizierungen der wichtigsten Menschenrechtsabkommen (Stichtag: 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 1987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

G: Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords (1948; seit 1951 in Kraft)<br />

H: Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (1951; seit 1954 in Kraft)<br />

I: Konvention über den Schutz der Rechte von Wanderarbeitern und ihren Familien (1990; seit 2003 in Kraft)<br />

Afghanistan + + + + + + +<br />

Ägypten + + + + + + + + +<br />

Albanien + + + ++ + + + +<br />

Algerien + + + + + + + +<br />

Andorra * * ++ * +<br />

Angola + + + + +<br />

Antigua u. Barbuda + + + + + +<br />

Äquatorialguinea + + + + + + +<br />

Argentinien + + + + + + + + *<br />

Armenien + + + + + + + +<br />

Aserbaidschan + + + ++ + + + + +<br />

Äthiopien + + + + + + + +<br />

Australien + + + + + + + +<br />

Bahamas + + + + +<br />

Bahrain + + + + +<br />

Bangladesch + + + + + + + *<br />

Barbados + + + + + +<br />

Belgien + + + ++ + + + +<br />

Belize * + + + + + + + +<br />

Benin + + + + + + +<br />

Bermudas<br />

Bhutan * + +<br />

Bolivien + + + ++ + + * + +<br />

Bosnien u. Herzegowina + + + ++ + + + + +<br />

Botswana + + + + + +<br />

Brasilien + + + ++ + + + +<br />

Brunei + +<br />

Bulgarien + + + + + + + +<br />

Burkina Faso + + + + + + + + +<br />

Burundi + + + + + + + +<br />

Chile + + + + + + + + +<br />

China + * + + + + + +<br />

Cook Inseln + +<br />

Costa Rica + + + ++ + + + +<br />

Dänemark + + + ++ + + + +<br />

<strong>Deutschland</strong> + + + ++ + + + +<br />

Dominika + + + + +<br />

Dominikanische Republik + + + ++ * + * +<br />

Dschibuti + + + + + +<br />

Ecuador + + + ++ + + + + +<br />

El Salvador + + + + + + + + +<br />

Elfenbeinküste + + + + + + + +<br />

Eritrea + + + + +<br />

Estland + + + + + + + +<br />

Fidschi + + + + +<br />

Finnland + + + ++ + + + +<br />

Frankreich + + + ++ + + + +<br />

Gabun + + + + + + + + *<br />

* Unterzeichnung<br />

+ Ratifizierung, Zustimmung oder Beitritt<br />

+ Individualbeschwerdeverfahren<br />

A B C D E F G H I A B C D E F G H I<br />

Quellen:<br />

Vereinte Nationen Treaty Collection Website, Database „Status of Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General“; http://www.untreaty.un.org/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 158<br />

Gambia + + + + * + + +<br />

Georgien + + + ++ + + + +<br />

Ghana + + + + + + + + +<br />

Griechenland + + + ++ + + + +<br />

Großbritannien u. N. + + + + + + + +<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

Guatemala + + + ++ + + + + +<br />

Guinea + + + + + + + + +<br />

Guinea-Bissau + * * + * + + *<br />

Guyana + + + + + +<br />

Haiti + + + + + +<br />

Honduras + + + + + + + +<br />

Indien + + + + * + +<br />

Indonesien + + + + *<br />

Irak + + + + + +<br />

Iran + + + + + +<br />

Irland + + + ++ + + + +<br />

Island + + + ++ + + + +<br />

Israel + + + + + + + +<br />

Italien + + + ++ + + + +<br />

Jamaika + + + + + + +<br />

Japan + + + + + + +<br />

Jemen + + + + + + + +<br />

Jordanien + + + + + + +<br />

Kambodscha + + + + + + + + *<br />

Kamerun + + + + + + +<br />

Kanada + + + ++ + + + +<br />

Kapverden + + + + + + +<br />

Kasachstan * * + ++ + + + +<br />

Katar + + +<br />

Kenia + + + + + + +<br />

Kirgisien + + + ++ + + + + +<br />

Kiribati + +<br />

Kolumbien + + + + + + + + +<br />

Komoren + + * + + *<br />

Kongo, Dem. Rep. + + + + + + + +<br />

Kongo, Rep. + + + + + + +<br />

Korea, Rep. + + + + + + + +<br />

Korea, Volksrep. + + + + +<br />

Kroatien + + + ++ + + + +<br />

Kuba + + + + +<br />

Kuwait + + + + + + +<br />

Laos * * + + + +<br />

Lesotho + + + ++ + + + + *<br />

Lettland + + + + + + + +<br />

Libanon + + + + + + +<br />

Liberia + + + + + + + + *


Tabelle 13: Ratifizierungen der wichtigsten Menschenrechtsabkommen (Stichtag: 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 1987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

G: Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords (1948; seit 1951 in Kraft)<br />

H: Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (1951; seit 1954 in Kraft)<br />

I: Konvention über den Schutz der Rechte von Wanderarbeitern und ihren Familien (1990; seit 2003 in Kraft)<br />

Libyen + + + ++ + + + +<br />

Liechtenstein + + + ++ + + + +<br />

Litauen + + + ++ + + + +<br />

Luxemburg + + + ++ + + + +<br />

Madagaskar + + + + * + +<br />

Malawi + + + + + + +<br />

Malaysia + + +<br />

Malediven + + + + +<br />

Mali + + + ++ + + + + +<br />

Malta + + + + + + +<br />

Marokko + + + + + + + + +<br />

Mauretanien + + + + + + +<br />

Mazedonien + + + ++ + + + +<br />

Mexiko + + + ++ + + + + +<br />

Mikronesien + +<br />

Moldawien + + + + + + + +<br />

Monaco + + + + + + + +<br />

Mongolei + + + ++ + + +<br />

Mosambik + + + + + + +<br />

Myanmar + + +<br />

Namibia + + + ++ + + + +<br />

Nauru * * * +<br />

Nepal + + + + + + +<br />

Neuseeland + + + ++ + + + +<br />

Nicaragua + + + + * + + +<br />

Niederlande + + + ++ + + + +<br />

Niger + + + ++ + + +<br />

Nigeria + + + + + + +<br />

Niue + +<br />

Norwegen + + + ++ + + + +<br />

Oman + +<br />

Österreich + + + ++ + + + +<br />

Ost-Timor + + + ++ + + + +<br />

Pakistan * + + + +<br />

Palau +<br />

Panama + + + ++ + + + +<br />

Papua Neuguinea + + + + +<br />

Paraguay + + + ++ + + + + *<br />

Peru + + + ++ + + + + *<br />

Philippinen + + + ++ + + + + +<br />

Polen + + + ++ + + + +<br />

Portugal + + + ++ + + + +<br />

Puerto Rico<br />

Ruanda + + + + + + +<br />

Rumänien + + + ++ + + + +<br />

Russische Föderation + + + ++ + + + +<br />

Salomonen + + ++ + +<br />

Sambia + + + + + + +<br />

* Unterzeichnung<br />

+ Ratifizierung, Zustimmung oder Beitritt<br />

+ Individualbeschwerdeverfahren<br />

A B C D E F G H I A B C D E F G H I<br />

Quellen:<br />

Vereinte Nationen Treaty Collection Website, Database „Status of Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General“; http://www.untreaty.un.org/.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 159<br />

Samoa + + +<br />

San Marino + + + + * +<br />

São Tomé u. Principe * * * + * + + *<br />

Saudi Arabien + + + + +<br />

Schweden + + + ++ + + + +<br />

Schweiz + + + + + + + +<br />

Senegal + + + ++ + + + + +<br />

Serbien u. Montenegro + + + ++ + + + + *<br />

Seychellen + + + + + + + + +<br />

Sierra Leone + + + + + + + *<br />

Simbabwe + + + + + + +<br />

Singapur + +<br />

Slowakei + + + ++ + + + +<br />

Slowenien + + + ++ + + + +<br />

Somalia + + + + * +<br />

Spanien + + + ++ + + + +<br />

Sri Lanka + + + ++ + + + +<br />

Südafrika * + + + + + + +<br />

Sudan + + + * + + +<br />

Surinam + + + + + +<br />

Swaziland + + + + + + +<br />

Syrien + + + + + + +<br />

Tadschikistan + + + + + + + +<br />

Tansania + + + + + + +<br />

Thailand + + + ++ +<br />

Togo + + + + + + + + *<br />

Tonga + + +<br />

Trinidad u. Tobago + + + + + + +<br />

Tschad + + + + + + +<br />

Tschechien + + + ++ + + + +<br />

Tunesien + + + + + + + +<br />

Türkei + + + ++ + + + + +<br />

Turkmenistan + + + + + + +<br />

Tuvalu + + +<br />

Uganda + + + + + + + + +<br />

Ukraine + + + ++ + + + +<br />

Ungarn + + + ++ + + + +<br />

Uruguay + + + ++ + + + + +<br />

USA * + + * + * +<br />

Usbekistan + + + + + + +<br />

Vanuatu + +<br />

Venezuela + + + ++ + + +<br />

Vereinigte Arab. Emirate + + +<br />

Vietnam + + + + + +<br />

Weißrussland + + + ++ + + + +<br />

Westbank u. Gaza<br />

Zentralafrikan. Republik + + + + + +<br />

Zypern + + + ++ + + + +


Tabelle 14: Status und Fälligkeiten der offiziellen Länderberichte für die UN-Menschenrechtskommissionen<br />

(Stichtag 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 19987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

A B C D E F<br />

Afghanistan 1 1 1 1 1 1<br />

Ägypten 1 2 2 1 1 1<br />

Albanien Dez. 2006 März 2005 2 1 Mai 2005 Jan. 2005<br />

Algerien 1 1 Jan. 2005 1 Sept. 2005<br />

Andorra 1 2<br />

Angola 1 1 Jan. 2006 1<br />

Antigua u. Barbuda 1 1 1 1<br />

Äquatorialguinea 1 1 2 1 1<br />

Argentinien 1 2 2 2 2 2<br />

Armenien 1 1 1 1 1 2<br />

Aserbaidschan 2 2 März 2005 1 2 Jan. 2006<br />

Äthiopien 1 1 1 1 1 2<br />

Australien 2 2 März 2005 3 1 Sept. 2005<br />

Bahamas 2 1 Jan. 2005<br />

Bahrain März 2005 1 Mai 2005 1<br />

Bangladesch 1 1 1 2 1 2<br />

Barbados 1 1 Aug. 2005 1 1<br />

Belgien 2 2 1 1 1 2<br />

Belize 1 1 1 1 Jan. 2005<br />

Benin<br />

Bermudas<br />

2 2 1 Juli 2005 1 1<br />

Bhutan 2 1<br />

Bolivien Nov. 2005 1 2 1 1 Jan. 2005<br />

Bosnien u. Herzegowina Mai 2006 1 3 1 Nov. 2005 Mai 2005<br />

Botswana 1 2 1 1 1<br />

Brasilien 2 Okt. 2005 2 2 1 1<br />

Brunei 2<br />

Bulgarien 1 1 1 1 2 1<br />

Burkina Faso 1 1 1 Juli 2005 1 2<br />

Burundi 1 1 1 1 1 1<br />

Chile 2 1 1 3 1 2<br />

China<br />

Cook Inseln<br />

Mai 2005 1 3 1 3<br />

Costa Rica 1 2 1 1 1 März 2005<br />

Dänemark 2 2 1 3 Mai 2005 Sept. 2005<br />

<strong>Deutschland</strong> 2 2 1 2 1 2<br />

Dominika 1 1 1 2<br />

Dominikanische Republik 1 2 1 1 1<br />

Dschibuti 1 1 1 1<br />

Ecuador 2 1 2 1 Nov. 2005 Mai 2005<br />

Salvador Mai 2006 2 3 2 1 2<br />

Elfenbeinküste 1 1 2 1 1 1<br />

Eritrea 1 1 1 Jan. 2006 2<br />

Estland 2 2 3 1 3 2<br />

Fidschi 2 1 1<br />

Finnland 2 2 2 3 Mai 2005 Sept. 2005<br />

Frankreich 2 1 2 2 Nov. 2005 2<br />

Gabun 1 1 1 Jan. 2005 3 1<br />

1 überfällig<br />

2 anhängig<br />

3 noch nicht fällig<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 160


Tabelle 14: Status und Fälligkeiten der offiziellen Länderberichte für die UN-Menschenrechtskommissionen<br />

(Stichtag 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 19987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

A B C D E F<br />

Gambia 1 1 1 Juli 2005 1<br />

Georgien 2 2 Aug. 2005 3 Mai 2006 2<br />

Ghana 1 1 2 1 1 Jan. 2006<br />

Griechenland 2 März 2005 1 1 2 1<br />

Großbritannien u. N.<br />

Guadeloupe<br />

Guam<br />

2 2 2 3 2 2<br />

Guatemala 2 2 1 3 Mai 2006 2<br />

Guinea 1 1 1 1 1 1<br />

Guinea-Bissau 1 1 1<br />

Guyana 3 1 3 Juli 2005 3 1<br />

Haiti 1 1 1 2<br />

Honduras 2 Okt. 2005 1 1 1<br />

Indien 1 1 1 1 2<br />

Indonesien 1 1 1 2<br />

Irak 1 1 1 1 1<br />

Iran 1 1 2 Jan. 2005<br />

Irland 2 2 März 2005 Juli 2005 1 1<br />

Island 2 März 2005 Aug. 2005 3 2 2<br />

Israel 2 2 1 Juli 2005 1 2<br />

Italien 2 Okt. 2005 1 Jan. 2005 Mai 2006 2<br />

Jamaika 1 1 1 3 2<br />

Japan 2 1 1 2 1 2<br />

Jemen 2 Juli 2005 2 2 1 Mai 2005<br />

Jordanien 1 1 1 1 1 1<br />

Kambodscha 1 1 1 Jan. 2006 1 1<br />

Kamerun 1 1 1 1 1 1<br />

Kanada Mai 2006 Okt. 2005 1 1 Mai 2005 2<br />

Kapverden 1 1 2 1 1 1<br />

Kasachstan 1 2 1 1 2<br />

Katar 1 Nov. 2006 1<br />

Kenia 1 März 2005 1 1 1 1<br />

Kirgisien 2 2 1 2 1 3<br />

Kiribati 1<br />

Kolumbien 2 2 1 1 1 Jan. 2006<br />

Komoren 1 1<br />

Kongo, Dem. Rep. 1 1 1 3 Nov. 2005 1<br />

Kongo, Rep. 1 1 1 1 1 1<br />

Korea, Rep. 2 1 2 3 Nov. 2005 2<br />

Korea, Volksrep. 2 1 Juli 2005 2<br />

Kroatien 2 2 1 Jan. 2005 2 1<br />

Kuba 1 1 1 1<br />

Kuwait 2 2 1 1 1 1<br />

Laos März 2005 Jan. 2005 1<br />

Lesotho 1 1 1 1 1 1<br />

Lettland 1 2 2 2 1 Mai 2006<br />

Libanon 1 1 2 Juli 2005 1 Mai 2006<br />

Liberia 1 1 2<br />

Quellen:<br />

Status der Berichte: Amnesty International Website, http://www.web.amnesty.org/pages/treaty-countries-reporting-eng und Website des Büros des Hochkommissars für Menschenrechte,<br />

http://www.ohchr.org/tbru/<strong>Report</strong>ing_schedule.<strong>pdf</strong>.<br />

(Für offizielle Informationen nutzen Sie bitte die UN Human Rights Database Website: http://www.unhchr.ch/tbs/doc.nsf<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 161


Tabelle 14: Status und Fälligkeiten der offiziellen Länderberichte für die UN-Menschenrechtskommissionen<br />

(Stichtag 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 19987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

A B C D E F<br />

Libyen Nov. 2005 1 2 3 1 2<br />

Liechtenstein Mai 2006 2 1 3 1 Jan. 2006<br />

Litauen 2 2 Aug. 2005 1 1 Jan. 2006<br />

Luxemburg 2 2 März 2005 2 Nov. 2006 Jan. 2005<br />

Madagaskar 1 1 2 1 2<br />

Malawi 1 1 3 3 1 1<br />

Malaysia 3 1<br />

Malediven 1 1 1<br />

Mali 1 2 2 Jan. 2006 1 1<br />

Malta 2 1 1 1 1 1<br />

Marokko May 2006 2 2 1 2 2<br />

Mauretanien 2 1 1<br />

Mazedonien 1 1 1 Jan. 2006 1 1<br />

Mexiko Dez. 2006 1 3 1 Nov. 2006 Mai 2006<br />

Mikronesien 1<br />

Moldawien 2 2 1 3 1 2<br />

Monaco Nov. 2005 2 1 1 1<br />

Mongolei 1 1 1 1 1 Mai 2005<br />

Mosambik 1 3 1 1 1<br />

Myanmar 1 2<br />

Namibia 1 2 1 1 1 1<br />

Nauru 1<br />

Nepal 2 1 2 1 Nov. 2005 Mai 2005<br />

Neuseeland 2 2 2 2 1 2<br />

Nicaragua 1 1 1 1 Mai 2005<br />

Niederlande 1 2 2 1 Mai 2006 2<br />

Niger 1 1 1 1 1 1<br />

Nigeria<br />

Niue<br />

1 1 März 2005 2 1 Jan 2005<br />

Norwegen Mai 2005 2 2 2 Nov. 2006 Mai 2005<br />

Oman 1 1<br />

Österreich Nov. 2005 1 1 3 Nov. 2005 Jan. 2005<br />

Ost-Timor 2 2 1 1 1 2<br />

Pakistan 1 1 2<br />

Palau 1<br />

Panama 2 1 1 1 1 2<br />

Papua Neuguinea 1 1 2<br />

Paraguay 1 Okt. 2005 Jan. 2005 1 2<br />

Peru 1 1 1 3 Nov. 2006 Jan. 2006<br />

Philippinen 1 2 1 3 1 Mai 2005<br />

Polen 2 2 2 3 Nov. 2006 2<br />

Portugal<br />

Puerto Rico<br />

2 2 2 1 1 2<br />

Ruanda 1 1 1 1 2<br />

Rumänien 1 1 1 3 1 2<br />

Russische Föderation 2 2 2 1 Mai 2006 Sept. 2005<br />

Salomonen 2 1 1 2<br />

Sambia Mai 2005 1 Aug. 2005 1 1 2<br />

1 überfällig<br />

2 anhängig<br />

3 noch nicht fällig<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 162


Tabelle 14: Status und Fälligkeiten der offiziellen Länderberichte für die UN-Menschenrechtskommissionen<br />

(Stichtag 1. April 2005)<br />

A: Internationaler Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

B: Internationaler Pakt für Bürgerliche und Politische Rechte (1966; seit 1976 in Kraft)<br />

C: Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Formen von Rassendiskriminierung (1965; seit 1969 in Kraft)<br />

D: Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (1979; seit 1981 in Kraft)<br />

E: Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung (1984; seit 19987 in Kraft)<br />

F: Konvention über die Rechte des Kindes (1989; seit 1990 in Kraft)<br />

A B C D E F<br />

Samoa Jan. 2005 1<br />

San Marino<br />

São Tomé u. Principe<br />

1 1 1 2<br />

Saudi Arabien 2 1 1 Sept. 2005<br />

Schweden 2 2 2 1 1 Jan 2005<br />

Schweiz 1 2 1 2 Mai 2005 2<br />

Senegal 1 1 2 1 1 1<br />

Serbien u. Montenegro May 2005 2 1 1 1 1<br />

Seychellen 1 1 3 1 1 1<br />

Sierra Leone 1 1 1 1 1 1<br />

Simbabwe 1 1 1 1 1<br />

Singapur 3 2<br />

Slowakei 2 2 2 1 1 1<br />

Slowenien Nov. 2005 Juli 2005 2 2 1 2<br />

Somalia 1 1 1 1<br />

Spanien 2 1 2 2 1 1<br />

Sri Lanka 1 2 1 1 Nov. 2005 2<br />

Südafrika 1 3 1 1 1<br />

Sudan 1 1 1 2<br />

Surinam 1 2 2 1 1<br />

Swaziland 1 1<br />

Syrien 2 Juli 2005 1 1 2<br />

Tadschikistan 1 Juli 2005 2 1 1 1<br />

Tansania 1 1 Aug. 2005 1 Mai 2006<br />

Thailand 1 Juli 2005 1 Jan. 2006 Jan. 2006<br />

Togo 1 2 1 Jan. 2006 Mai 2005 Jan. 2005<br />

Tonga 1 1<br />

Trinidad u. Tobago 2 1 1 1 3<br />

Tschad 1 1 1 1 1 1<br />

Tschechien 2 2 2 3 2 2<br />

Tunesien 1 1 2 1 1 2<br />

Türkei 2 1 Jan. 2005 1 1<br />

Turkmenistan 1 1 Aug. 2005 3 1 1<br />

Tuvalu 1 1<br />

Uganda 1 2 2 1 Mai 2005 Sept. 2005<br />

Ukraine 2 2 1 1 Mai 2005 2<br />

Ungarn 1 2 1 1 Nov. 2005 Jan. 2006<br />

Uruguay 1 1 1 1 1 1<br />

USA 1 1 1<br />

Usbekistan Nov. 2005 2 1 3 1 1<br />

Vanuatu 1 1<br />

Venezuela 2 2 Aug. 2005 Jan. 2006 1 1<br />

Vereinigte Arab. Emirate 1 1<br />

Vietnam 1 2 1 1 2<br />

Weißrussland<br />

Westbank u. Gaza<br />

1 1 2 2 1 2<br />

Zentralafrikan. Republik 1 1 1 1 1<br />

Zypern 1 1 1 3 1 2<br />

Quellen:<br />

Status der Berichte: Amnesty International Website, http://www.web.amnesty.org/pages/treaty-countries-reporting-eng und Website des Büros des Hochkommissars für Menschenrechte,<br />

http://www.ohchr.org/tbru/<strong>Report</strong>ing_schedule.<strong>pdf</strong>.<br />

Für offizielle Informationen nutzen Sie bitte die UN Human Rights Database Website: http://www.unhchr.ch/tbs/doc.nsf<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 163


SOCIAL WATCH<br />

COORDINATING COMMITEE<br />

Roberto Bissio (Uruguay, Secretariat),<br />

Leonor Briones (Philippines), El Hassan<br />

Sayouty (Morocco), John Foster (Canada),<br />

Yao Graham (Ghana), Jagadananda (India),<br />

Patricia Jurewicz (United States), Rehema<br />

Kerefu Sameji (Tanzania), Jens Martens<br />

(Germany), Iara Pietricovsky (Brazil), Ziad<br />

Abdel Samad (Lebanon), Areli Sandoval<br />

(Mexico), Simon Stocker (Belgium).<br />

The international secretariat of <strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

is based in Montevideo – Uruguay, hosted by<br />

The Third World Institute (ITeM).<br />

EDITORIAL TEAM<br />

Editor in Chief<br />

Roberto Bissio<br />

Editor<br />

Jorge Suárez<br />

Associate Editors<br />

Lucy Gray-Donald<br />

Laura Pallares<br />

Assistant Editor<br />

Soledad Bervejillo<br />

Production<br />

Ana Zeballos<br />

Research and editing<br />

Gustavo Alzugaray<br />

<strong>Social</strong> Sciences Research Team<br />

Karina Batthyány (Coordinator)<br />

Mariana Sol Cabrera<br />

Graciela Dede<br />

Daniel Macadar<br />

Ignacio Pardo<br />

Translation<br />

Clio Bugel<br />

Richard Manning<br />

Matilde Prieto<br />

Alvaro Queiruga<br />

Mercedes Ugarte<br />

Technical Support<br />

Andrea Antelo<br />

Ximena Pucciarelli<br />

Ernesto Rapetti<br />

This publication was funded by<br />

Novib/Oxfam Netherlands and The Ford<br />

Foundation.<br />

© Copyright 2005<br />

INSTITUTO DEL TERCER MUNDO<br />

Jackson 1136, Montevideo 11200, Uruguay<br />

item@item.org.uy<br />

Fax: +598 (2) 411 9222<br />

The content of this publication may be reproduced<br />

by non-governmental organizations<br />

for non-commercial purposes (please send us<br />

copies). Any other form of reproduction, storage<br />

in a retrieval system or transmission by<br />

any means for commercial purposes requires<br />

prior permission from ITeM.<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong> <strong>Report</strong> <strong>Deutschland</strong> / 164<br />

Graphic design: MONOCROMO<br />

Valentina Ordoqui, Cecilia Luzardo, José de<br />

los Santos, Pablo Uribe<br />

info@monocromo.com.uy<br />

Phone: +598 (2) 908 6241<br />

Infographics design: DENDRITA<br />

Printed by: MONOCROMO<br />

Printed in Uruguay<br />

Edición hecha al amparo del Art. 79 de la<br />

Ley 13.349<br />

(Comisión del Papel)<br />

ISSN: 0797-9231<br />

Dep.Legal: 334572<br />

For orders and requests please contact:<br />

<strong>Social</strong> <strong>Watch</strong><br />

Casilla de Correo 1539<br />

Montevideo 11000, Uruguay<br />

e-mail:socwatch@socialwatch.org<br />

http://www.socialwatch.org/<br />

Phone: +598 (2) 419 6192<br />

Fax: +598 (2) 411 9222


m SOCIAL WATCH DEUTSCHLAND REPORT 2005<br />

Asienhaus<br />

Bullmannaue 11<br />

45327 Essen<br />

www.asienhaus.de<br />

Brot für die Welt<br />

Stafflenbergstr. 76<br />

70184 Stuttgart<br />

www.brot-fuer-die-welt.de<br />

DCV/Caritas international<br />

Karlstraße 40<br />

79104 Freiburg<br />

www.caritas-international.de<br />

DGB Bildungswerk e.V.<br />

Postfach 10 30 55<br />

40021 Düsseldorf<br />

www.dgb-bildungswerk.de<br />

Diakonisches Werk der EKD<br />

Reichensteiner Weg 24<br />

14195 Berlin<br />

www.diakonie.de<br />

Evangelischer Entwicklungsdienst e.V.<br />

Ulrich-von-Hassell-Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

www.eed.de<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Godesberger Allee 149<br />

53170 Bonn<br />

www.fes.de<br />

Global Policy Forum Europe<br />

Bertha-von-Suttner-Platz 13<br />

53111 Bonn<br />

www.globalpolicy.org<br />

IG-Metall<br />

Wilhelm Leuschner Straße 79<br />

60329 Frankfurt am Main<br />

www.igmetall.de<br />

terre des hommes <strong>Deutschland</strong><br />

Postfach 4126<br />

49031 Osnabrück<br />

www.tdh.de<br />

W E E D<br />

Weltwirtschaft, Ökologie<br />

und Entwicklung e.V.<br />

Torstraße 154<br />

10115 Berlin<br />

www.weed-online.org<br />

Werkstatt Ökonomie e.V.<br />

Obere Seegasse 18<br />

69124 Heidelberg<br />

www.woek.de<br />

WOMNET – Frauenetzwerkstelle<br />

Projektbüro des NRO-Frauenforum e.V.<br />

Bertha-von-Suttner-Platz 13<br />

53111 Bonn<br />

www.womnet.de<br />

ASIENHAUS<br />

ISBN 3-924493-63-4<br />

Schutzgebühr € 5,-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!