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Agoraphobie und Panikstörung

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Prüfungsarbeit – Psychologische Beraterin – Matrikel-Nr. 786<br />

Entspannung wird als die gesuchte angstdämpfende Bedingung angesehen, weshalb die<br />

rasch erlernbare Technik der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson eingeübt<br />

wird. Es können aber auch andere Entspannungstechniken eingesetzt werden<br />

(Atemtechniken, autogenes Training, Biofeedback, Hypnose).<br />

Bei der systematischen Desensibilisierung werden zuerst konkrete Situationen hinsichtlich<br />

eines phobischen Objekts oder Ereignisses gesammelt, dann in eine nach<br />

Schwierigkeitsgrad abgestufte Rangfolge gebracht (d.h. es wird eine Angsthierarchie erstellt)<br />

<strong>und</strong> anschließend von der leichtesten bis zur schwersten Aufgabe unter<br />

Entspannungsbedingungen in der Vorstellung ertragen gelernt, bis Angstfreiheit gegeben ist.<br />

Die jeweils schwierigere Situation wird erst dann angegangen, wenn die leichtere wiederholt<br />

ohne Angst durchgestanden werden kann.<br />

Die Desensibilisierung kann nicht nur in der Vorstellung, sondern auch in der Realität<br />

erfolgen. In der Realität werden nur jene Situationen aufgesucht, die in der Vorstellung<br />

bereits sicher ertragen werden können. Es handelt sich dabei um eine Angstbehandlung<br />

nach dem Modell der gestuften Reizkonfrontation. Auf diesem Prinzip beruhen die<br />

verschiedenen Selbsthilfeprogramme.<br />

Inzwischen hat sich allerdings das Modell der massierten Reizkonfrontation in der Realität<br />

(Flooding) als oft effektiver <strong>und</strong> vor allem weniger zeitaufwändig erwiesen. Es ist als<br />

Selbsthilfemethode vielen <strong>Agoraphobie</strong>patienten mit <strong>Panikstörung</strong> allerdings nicht zumutbar,<br />

weil deren Problematik gerade darin besteht, dass sie intensive Angstzustände vermeiden.<br />

Mutige Angstpatienten können auf diese Weise jedoch rasch ihre Ängste verlieren.<br />

Für bestimmte Patienten bleibt eine gestufte Reizkonfrontation angezeigt:<br />

• Menschen mit Situationsängsten im Rahmen einer generalisierten Angststörung;<br />

• Menschen mit geringer Stresstoleranz <strong>und</strong> übermäßig großen Belastungen (vor allem<br />

auch in Verbindung mit gleichzeitig vorhandenen anderen Störungen wie depressive<br />

Episode, Erschöpfungsdepression, Kreislaufinstabilität, hormonelle Störungen);<br />

• Menschen mit psychotischen Episoden in der Vorgeschichte;<br />

• Menschen mit Substanzmissbrauch (besonders jene, die die Übungen nur bei<br />

heimlicher Alkohol- oder Tranquilizereinnahme durchführen würden);<br />

• Menschen mit zwanghaft-rigider Persönlichkeitsstruktur, die auf ihre Unabhängigkeit<br />

bedacht sind <strong>und</strong> durch derartige Übungen in einen Machtkampf mit dem Therapeuten<br />

geraten würden;<br />

• Menschen mit der Unfähigkeit, emotionale Durchbrüche zulassen <strong>und</strong> sich fallen<br />

lassen zu können (diese Personen bleiben auch beim Flooding verspannt);<br />

• Menschen mit ständiger Leistungshaltung, alles schaffen zu müssen, sogar<br />

schwierigste therapeutische Übungsaufgaben (das Motto „Man muss sich nur<br />

zusammenreißen“ ist gerade bei einer Reizüberflutungstherapie nicht erwünscht);<br />

• Menschen mit Traumatisierung in Kindheit <strong>und</strong> Jugend durch einen überwiegend<br />

leistungsbezogenen, zuwendungsarmen Erziehungsstil der Eltern (eine massierte<br />

Reizkonfrontationstherapie könnte hier zu einer unkontrollierten Wiederholung<br />

traumatischer Situationen führen);<br />

• Menschen, denen beim Vorgehen nach dem Selbsthilfeprinzip ausreichend geholfen<br />

werden kann, indem ihnen ein Therapiemanual zur Verfügung gestellt wird.<br />

Konfrontationstherapie - Der Angst begegnen<br />

Die Reizkonfrontationstherapie wurde in den 60er Jahren in England entwickelt, wo sie<br />

„exposure“ genannt wird, weshalb man im deutschen Sprachraum auch von „Exposition“<br />

oder „Expositionstherapie“ spricht. In der letzten Zeit hat sich anstelle der Bezeichnung<br />

„Reizkonfrontationstherapie“ der Begriff „Konfrontationstherapie“ durchgesetzt, weil damit<br />

nicht nur die Konfrontation mit dem Reizaspekt der Situation („äußere Reize“), sondern auch<br />

die Konfrontation mit den eigenen (Angst-)Reaktionen („innere Reize“) erfasst wird.<br />

Konfrontationstherapien beruhen auf dem Prinzip der Konfrontation mit den Angst<br />

machenden Situationen oder Objekten. Die Konfrontation im Sinne einer massierten<br />

Reizkonfrontation bezeichnet man als „Reizüberflutung“ (englisch „Flooding“).<br />

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