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Bulletin 2002-2003 - GVS-SMPS

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1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />

Impressum<br />

<strong>Bulletin</strong><br />

Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />

und der CH-EM<br />

Redaktion: Fabian Müller<br />

Weinplatz 4<br />

CH-8001 Zürich<br />

TeVFax: 01r212 83 82<br />

Silvia Delorenli-Schenkel<br />

Via B. Longhena l-l<br />

6710 Biasca<br />

Tel: 091 8622261<br />

Fax: 0041 I 27425 13<br />

Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion


I<br />

<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Edilnrial<br />

In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />

« ... und es gibt sie doch!»<br />

Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />

von Dieler Ringli<br />

Resume en franl;ais<br />

Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />

von Fabian Milller<br />

Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />

Schweizer Ländlermusik<br />

von Fabian Müller<br />

Mein Musikanlenleben<br />

von Thomas Marthaler<br />

Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />

von Joe Man~r<br />

Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />

Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />

Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />

La cornamusa in Ticino<br />

di lIario Garbani Marcantini<br />

lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />

loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />

"Kinderlieder hopsassa!"<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Züri-Lieder<br />

von Christian Schmid<br />

5<br />

6<br />

7<br />

13<br />

18<br />

21<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

31<br />

39<br />

41<br />

43


Die CH-EM stellt sich vor<br />

La CH-EM se presente<br />

\ton Erml Lichtenhahn<br />

Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />

\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />

Resume eD rran~ais<br />

Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />

par Laurenl Auben<br />

Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />

L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />

par Fran~is Borel<br />

Deutsche Zusammenfassung<br />

Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />

\Ion Dielet Ringli<br />

R~ume CD fran~ais<br />

Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Resume co fran'tais<br />

Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Rkume co rran~als<br />

Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />

46<br />

48<br />

50<br />

58<br />

62<br />

67<br />

69<br />

73


Editorial<br />

Mit der Veröffentlichung der Schweizer Volksmusik-Sammlung aus dem Nachlass von Hanny<br />

Christen wurde im Frühjahr <strong>2002</strong> ein erster Teil eines umfassenden und zeitaufwändigen Projekts<br />

der <strong>GVS</strong> abgeschlossen. Dieses Projekt hat in den letzten vier Jahren die Vorstandsmitglieder<br />

der <strong>GVS</strong> sehr in Anspruch genommen, was zur Folge hatte, dass unser <strong>Bulletin</strong> etwas<br />

unr~gelmässig erschienen ist.<br />

Mit dieser Ausgabe gibt es nun gleich drei Neuerungen. Die wichtigste davon ist ein<br />

Schulterschluss mit unserer Schwestergesellschaft Swiss Society for Ethnomusicology CH-EM.<br />

Das wurde an unserer Jahresversammlung im Mai dieses Jahres beschlossen und scheint uns<br />

deshalb sinnvoll, da die beiden Gesellschaften ähnliche Interessen verfolgen. Aus diesem Grunde<br />

besteht diese Probenummer nun aus zwei Teilen. Des weiteren wurde beschlossen, dass das<br />

<strong>Bulletin</strong> nun wieder regelmässig in der zweiten Jahreshälfte erscheinen soll. Das bedeutet, dass<br />

es sich künftig auf das laufende Jahr bezieht. Als Übergang erscheint jetzt eine Doppelnummer<br />

für die Jahre <strong>2002</strong> und <strong>2003</strong>.<br />

Wie bisher werden die Beiträge in der Originalsprache belassen. Nach eigenem Ermessen, können<br />

die Autoren diese mit einer Zusammenfassung in einer weiteren Landesprache ergänzen.<br />

Es freut uns sehr, dass wir mit dieser neu konzipienen Ausgabe eine bunte Palette lesenswerter<br />

Beiträge präsentieren können, die das breite Tätigkeitsspektrum der beiden Gesellschaften widerspiegelt.<br />

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen der Vorstand und die Präsidentin der <strong>GVS</strong><br />

Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Avec la publication de la colleclion de musique populaire suisse de Hanny Christen, au printernps<br />

<strong>2002</strong>, la <strong>SMPS</strong> a termine la premiere partie d'un projet de grande envergure exigeant beaucoup<br />

de temps et de travail. Pendant les quatre demieres annees, le comite de la <strong>SMPS</strong> etait tellement<br />

occupe par ce projet auquel il a donne la priorite, que la parution de notre bulletin a ete un peu<br />

irreguliere.<br />

Avec cette edition, trois faits nouveaux sont apparus, dont le plus important est la cooperation<br />

avec la Swiss Soeiety for Ethnomusicology CH-EM. L'assemblee annuelle, reunie en mai <strong>2003</strong>,<br />

a approuve cette decision. car les deux soeietes poursuivent des objectifs semblables. Par<br />

consequent, cette edition d'essai de notre bulletin est constituee de deux parties consacrees aux<br />

deux associations. En Qutre, naus avons convenu qu'i! l'avenir natre bulletin apparirait<br />

regulierement durant le deuxieme semestre. ce qui signitie que le numero se rapportera a l'anm~e<br />

courante. Le present numero de transition compte pour les annees <strong>2002</strong> et <strong>2003</strong>.<br />

Comme jusqu'a maintenant. les contributions sont publiees dans la langue originale des auteurs.<br />

Selon leur propre appreciation, ils peuvent y ajouter un sommaire dans l'une de nos langues<br />

nationales. C"est avec un grand plaisir que nous vous presentons le nouveau concept de notre<br />

bulletin avec une palette muhicolore de contributions qui refletent le large spectre d'activites<br />

des deux soeietes.<br />

Le comite de la <strong>SMPS</strong> vous souhaite bonne lecture.<br />

La presidente<br />

Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

5


In memoriam Ulrich Uchtenhagen<br />

Am 31. Januar <strong>2003</strong> verstarb unser langjähriges Mitglied Ulrich Uchtenhagen in Zimbabwe auf<br />

dem Weg zu einem Urheberrechlsseminar an den Folgen eines Verkehrsunfalls.<br />

Der Verstorbene war schon seit der Gründung unserer Gesellschaft 1979 in Vissoie ein engagiertes<br />

Mitglied der Gesellschaft ftir die Volksmusik in der Schweiz. Dank den persönlichen<br />

Kontakten zu unserem Gründungspräsidenten Lance Tschannen und seinem grossen Verständnis<br />

für die Volksmusik ermöglichte Ulrich Uchlenhagen der <strong>GVS</strong> die Etablierung einer sehr<br />

präsenlabien Geschäftsstelle am Sitze der SUISA .<br />

Ulrich Uchtenhagen (geb. 1926) schloss anfangs 1957 sein Studium der Rechtswissenschaften<br />

mit den Doktorprüfungen ab. Von 1957 bis 1989 war er in führender Stellung bei der SUISA<br />

tätig, von 1961 bis 1989 als Generaldirektor. In dieser Zeit entstand u.a. in Zusammenarbeit mit<br />

der SRG die erste Anthologie schweizerischer Musik auf Schallplatten, welche 19M an der<br />

Expo in Lausanne präsentiert wurde. Ebenfalls 19M wurde auch die soziale Vorsorge ftir die<br />

schweizerischen Komponisten, Textautoren und Musikverleger aufgebaut, die sich in den Grundzügen<br />

bis heute bewährt hat. Die SUISA entwickelte sich unter der Leitung von Dr. Uchtenhagen<br />

zu einem im In- und Ausland anerkannten, modernen Dienstleistungsunternehmen. Sowohl als<br />

Patron einer grossen Dienstleistungsfinna. wie auch als !\-1itglied unserer <strong>GVS</strong> war der Verstorbene<br />

eine überaus sympathische Persönlichkeit, ein erfolgreicher Koordinalor, väterlicher Berater<br />

und global denkender Mensch.<br />

6


«... und es gibt sie doch!»<br />

Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />

von Dieler Ringli<br />

Die Frage danach. was Volksmusik denn eigentlich sei. ist so alt wie der Begriff selber. Seit seinem<br />

Aufkommen in der Zeit der Romantik um die Wende zum 19. Jahrhundert ist er bis heute immer wieder<br />

kontrovers diskutiert worden. ohne dass esje gelungen wäre. eine überzeugende, umfassende Definition<br />

zu finden. Unzählbar sind die Versuche. eindeutige Abgrenzungskriterien aufzustellen. die Volksmusik<br />

auszeichnen; sie lassen sich hier unmöglich alle aufzählen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht<br />

restlos überzeugen können. unabhängig davon. ob sie \on .:Volks- •• oder \'on «-musik ••.ausgehen. also<br />

soziologisch oder musikalisch ausgerichtet sind.<br />

Es hat sich längst erwiesen. dass es nie ein homogenes Schweizervolk als Träger einer einheitlichen<br />

Musik.kultur gegeben hat. weder im Sinn einer ethnischen Gruppe. noch im Sinn von Gesamtbevölkerung.<br />

Volksmusik ist auch nicht bestimmten gesellschaftlichen Schichten zuzuordnen. Ländlermusik<br />

beispielsweise ist nicht einfach Bauernmusik. ein grosser Teil ihrer Exponemen stammt von jeher aus<br />

gewerblichem. städtischem und auch aus akademischem Umfeld. Auch erlebte die Ländlermusik ihre<br />

goldenen Zeiten von den 19200r bis in die I9400r Jahre vor allem in den Städten Zürich und Basel. In der<br />

heutigen. medial geprägten Individual-Gesellschaft schliesslich laufen die musikalischen Präferenzen<br />

quer durch soziale Schichten und Regionen. Selbst im abgelegensten Tal empf1ingl man MTV, während<br />

mitten in der Stadt Alphorn gespielt wird.<br />

Es kann aber auch nicht gelingen. die tönenden Wesensmerkmale eines spezifisch schweizerischen Musikstils<br />

zu ergründen. Zu vielfältig sind die regionalen Traditionen. Zudem sind die regionalen Unterschiede<br />

innerhalb der viersprachigen Schweiz zum Teil weit grösscr als die zum benachbarten Ausland. Wer sich<br />

der lIIusion eines einheitlichen Schweizer Volkmusikstils hingibt. tut dies heute wider besseren Wissens.<br />

Dass der Begriff des «Echten. als Kriterium für Volksmusik gescheitert ist. weil er in seiner statischen<br />

Konstruktion der Dynamik des Lebens nicht gewachsen ist. darauf sei nur noch einmal kurz hingewiesen.<br />

Es gibt kein .•Ursprüngliches ••.• Authentisches. in der Musik; alles hat seine Herkunft und Vorgeschichte.<br />

Jede Tradition entsteht aus Vermischung. Übernahme und Wandlung anderer Traditionen. Es<br />

hat sich längst erwiesen: Das .•Verf


stens eine Gemeinsamkeit verfügt. die sie zugleich von anderen Musiken unterscheidet. Da bietet die<br />

offene Formulierung «Volksmusik in der Schweiz» den Vorteil. dass darunter- je nach Perspektive- fast<br />

jede erdenkliche Musik verstanden werden kann. denn jede musikalische Tradition besilzt gewisse volksmusikalische<br />

Aspekte und Bezüge. und wenn sie in der Schweiz gemacht wird, so hat sie selbstverständlich<br />

auch einen minimalen Bezug zur Schweiz. Das hat allerdings Konsequenzen. dener wir uns bewusst<br />

sein sollten: «Volksmusik in der Schweiz» umfasst eine signifikant grössere ~fenge von Musik als ~(Schweizer<br />

Volksmusik».<br />

In der Schweiz gibt es sehr viel von der Bevölkerung gespielte oder gehörte Musik. die gemeinhin nicht<br />

als Schweizer Volksmusik bezeichnet wird. Da wären zunächst die zahlreichen ausländischen Volksmusiken.<br />

Ich meine damit nicht nur die Strassenmusiker. die in den Sommennonaten in den Städten<br />

epidemie artig sich ausbreilen und die zahllosen als Ferienerinnerungen mitgebrachten Kassetten und<br />

CDs und auch nicht die Präsenz ausländischer Musik in den t-.fedienund bei professionellen Konzerten.<br />

Ich spreche von der laienhaft von der Bevölkerung gespielten Musik. die wir. egal wie eng oder weit wir<br />

den Begriff der Volksmusik auch fassen, wohl als zu dieser zugehörig akzeptieren müssen. Rund 20%<br />

der Schweizer Bevölkerung sind Ausländer. Ob diese seit Generationen ansässig sind oder nur einige<br />

Monate als Asylbewerber Unterschlupf finden. sie brachten und bringen alle ihre eigene Musik mit und<br />

pflegen sie auch hier. In allen Städten. zum Teil aber auch in kleineren Dörfern gibt es Kulturvereine der<br />

verschiedensten hier vertretenen Völker und Nationalitäten. Italienische. griechische, portugiesische.<br />

türkische. albanische. serbische und tamilische. aber auch deutsche oder sogar bayrische oder norddeutsche<br />

Klubs und Vereine pflegen hier in der Schweiz ihr heimatliches Kulturgut. Aber nicht nur in Vereinen<br />

und Klubs kommt die Musik der Ursprungsländer zum Zug. Auch im Alltag pflegen Menschen aus<br />

anderen kulturellen Umfeldern ihre Musik - sofern sie nicht. wie ein grosser Teil der Schweizer und<br />

Schweizerinnen auch. die internationale Populärmusik bevorzugen.<br />

Es sind aber nicht nur Ausländerinnen und Ausländer. die fremdländische Volksmusik spielen. Die hier<br />

ansässigen ausländischen Musiker prägen die musikalischen Aktiviläten der Schweizer Bevölkerung<br />

indem sie hier in der Schweiz ihre heimatlichen Stile unterrichten. Steeldrum wird an der Migros Clubschule<br />

von hier ansässigen Musikern aus Trinidad gelehrt. Spanier erteilen Flamencounterricht. Senegalesen<br />

geben Djembekurse. Fremde Musik kann hier fast aus erster Hand gelernt werden - das gesamte<br />

Umfeld bleibt natürlich schweizerisch. auch wenn der Lehrer selber aus dem Ursprung land stammt -<br />

und davon machen auch viele Schweizerinnen und Schweizer Gebrauch. Oder aber sie erlernen die<br />

fremden Musiken auf Reisen in deren Herkunftsländern und mit Hilfe von Tonträgern. Es gibt zahlreiche<br />

Schweizerinnen und Schweizer. die ausländische Volksmusik spielen. zusammen mit hier lebenden Ausländern<br />

oder sogar in rein schweizerischen Gruppen. lrish Folk. Gipsy Swing (xler Volksmusik aus dem<br />

Balkan erfreuen sich beispielsweise grosser Beliebtheit. Teilweise spielen diese Ensembles sogar auf<br />

einem Niveau. das den Vergleich zu Gruppen aus den Ursprungsländern nicht zu scheuen braucht.<br />

Ein Grossteil dieser Aktivitäten ist unbestreitbar volksmusikalischer Natur und demzufolge Bestandteil<br />

der Volksmusik in der Schweiz. statistisch gesehen sogar ein recht bedeutender. Aber nicht nur ausländische<br />

Volksmusik gehört zur Volksmusik in der Schweiz. Schweizerinnen und Schweizer aller Generationen<br />

machen auch andere Arten von ~fusik. die nicht dem entspricht. was wir gemeinhin spontan unter<br />

Schweizer Volksmusik subsumieren. In zahllosen Amateur-Jazz- und -Rockbands. von der Dixieland-<br />

Kapelle bis zur Hardcore Band haben sich in der Schweiz viele Hobbymusiker zu Gruppen zusammengeschlossen.<br />

mit denen sie laienhaft oder semiprofessionell- sehen sogar auch professionell- musizieren.<br />

Dixieland. Swing. Bebop. Free Jazz. Country. Blues. Rock und Heavy Metal sind alles Stile. die in<br />

der Schweiz auch in der Pmxis des laienhaften Musizierens im Alltag eine Verankerung haben. zum Teil<br />

seit mehreren Jahrzehnten.<br />

All diese Musik ist in dem Sinn Volksmusik. als sie \Ion der Schweizer Bevölkerung laienmässig gemacht<br />

wird und daher eine gewisse Verankerung im Alltagsleben hat. Es handelt sich also um Volksmusik<br />

in der Schweiz. Wir zögern vielleicht. sie als Schweizer Volksmusik zu bezeichnen. denn dazu scheint<br />

8


ihr doch etwas Entscheidendes zu fehlen. Trotzdem solIren wir zur Kenntnis nehmen, dass all diese<br />

Volksmusik exisriert und dass sie das ~Iusikleben in der Schweiz wesentlich mitbestimmt. Seit Jahrzehnten<br />

werden an den Lagerfeuern der pfadfinder fremdländische Volkslieder und Beatles-Songs gesungen.<br />

spielen an der Chilbi Swing- und Dixie-Bands und blasen Bauernkapellen bÖhmische ~Iärsche - und erst<br />

seit einigen Jahrzehnten mehr spielen Ländlerkapellen schottische, polnische und masurische Tanzrhythmen.<br />

Internationale Volks- und Popularmusik prägen als Alltagskultur seit über hundert Jahren die Schweiz<br />

mindestens eben so stark. wie Ländlermusik oder Jode!. Wir sind daher gut beraten. diese Arten von<br />

Musik nicht von der Volksmusik auszuschliessen. nur schon darum. weil sie alle zu einer aktiven Musikszene<br />

in der Schweiz beitragen und auch um zu vermeiden, dass Volksmusik generell in die Ecke der<br />

pedantischen Puristen abgeschoben wird. Dass dieser offene Ansatz durchaus funktioniert, zeigt der<br />

Erfolg des diesjährigen Alpentöne-Festivals in Altdorf. wo unter anderem im Festzeit Einheimische auftraten:<br />

Nicht nur Männer-, FrJuen· und gemischte Chöre. Jodlerklubs und Ländlerkapellen. sondern von<br />

der [rish Folk Gruppe über die Smss· zur Jazzrock Sand bis hin zum Elvis·[mitator. sehr zur Freude des<br />

lokalen Publikums. das die Akteure kannte und daher wohlwollend aufnahm.<br />

Aber deswegen umstandslos zu behaupten. das sei die Schweizer Volksmusik des 21. Jahrhunderts oder<br />

es gebe eben heute gar keine Schweizer Volksmusik mehr. vermag nicht zu befriedigen. Es bedarf einer<br />

inneren Beziehung zur Schweiz. Dieser Bezug zur Schweiz. der Musik zu Schweizer Volksmusik werden<br />

lässt. so wurde immer wieder suggeriert. sei ein musikalisch~struktureller. (Höhepunkt dieser Entwicklung<br />

dürfte Alfred Leonz Gassmanns wissenschaftliche Argumentation von 1936 sein. welche die<br />

Korrespondenz zwischen der Darstellung eines Jodeis im Notenbild und der gezackten Silhouette des<br />

Alpenpanoramas als Beweis einer naturgegebenen Verbindung zwischen der musikalischen Struktur der<br />

Volksmusik und der topografischen Beschaffenheit der Schweiz vorlegte - ein Beweis, der durch die<br />

Pygmäen der südafrikanischen Steppen, die ebenfalls die Gesangsrechnik des Jodeins pflegen, entkräftet<br />

wurde.) Problematisch hierbei ist weniger. dass Jode!. Alphorn und Handorgel nicht nur in der Schweiz.<br />

sondern im ganzen Alpenraum (und an vielen anderen Orten der Welt) vorkommen. denn hier gibt es<br />

Kriterien der Abgrenzung. Ein steirischer Viergesang lässt sich musikalisch-strukturell eindeutig von<br />

einem Appenzeller Zäuerli oder einem Innerschweizer Jüzli unterscheiden. Dass es aber nichr gelingen<br />

kann. musikalische Kriterien zu finden. die einen Berner Jodlerklub und ein Innerschwyzer Örgeliduo<br />

verbinden und gegen andere Musik abgrenzen. liegt auf der Hand und wurde auch schon andernons<br />

festgestellt .<br />

• Sch\\I~iur Volksmusik»: Da Sl~/Lt sich. haben wir das Ursprüngliche einmal als<br />

Erfindung. Konstrukt oder Ideal erkannt, :.usät:.lich die Frage. ob es sie überhaupt gibt.<br />

oder eben nur _Volksmusik aus der Schweiz». Die Antwon ist einfach. Gäbe es eint!<br />

Schwei:.er Volksmusik. müsste ein gemeinsamer Nenner nicht nur :,wischen<br />

appenullischer; bündnerischer. innerschweizerischer. bemeroberländischer Volksmusik<br />

zu finden sein. sondern auch zwischen Volksmusik aus der deutschen. der fran:.ösisehen.<br />

der italienischen. der rätoromanischen Sch •••. ei~ Aus bestimmlem Blick .•••. inkd<br />

gibt es den sogar. nur isl an diesem gesamtscJlw~i:erischen Nenner nichts mehr Schweizerisches.<br />

Was die Volksmusiken der Schweiz. ~'erbindet (der Plural hört sich doch gleich<br />

erträglicher an), ist. was sie mir den Volksmusiken querwelrein verbindet. {Peter Rüedi<br />

in: Chrisrian S.i/.r. Vukauji. Volksmusik. ZÜrich 199./. S. 91<br />

Diese Aussage - Rüedi ist beileibe nicht der einzige. der so argumentiert - ist richtig in Bezug auf die<br />

musikalische Struktur, in Bezug auf die Musik als Ganzes ahcr greift sie zu kurz. Es winJ verkannt. dass<br />

die Vorstellung von der Schweizer Volksmusik mit allen ihren Mythen und Klischees ebenso real exi·<br />

stiert. wie die musikalisch-strukturellen und historischen Tatsachen. Der - durchaus schweizerische -<br />

gemeinsame Nenner der Volksmusik der Schweiz ist nicht ein musikalischer, sondern eben dieser Mythos.<br />

die Idee der Schweizer Volksmusik. Auch wenn sich dieser Mythos als historisch falsch


kalisch-strukturell nicht nachweisbar erwiesen hat, so geht doch unbestritten eine enorme Wirkung von<br />

ihm aus. die auf die volksmusikalische Situation oft einen grösseren Einfluss ausübt als das historisch<br />

Korrekte. Kein Nachweis von verwandten musikalischen Strukturen im gesamten Alpenraum. keine<br />

wissenschaftlich unwiderlegbare Korrektur bezüglich Aller und Herkunft vermeintlich uraherTraditionen<br />

kann die Wirkung des Mythos Volksmusik aufheben. Die Schweizer Volksmusik ist nicht nur durch<br />

ihre musikalische Struktur geprägt. sondern ganz wesentlich durch den Mythos oder Topos. die Idee ooer<br />

Ideologie. die mit der Volksmusik ,,'erbunden ist. Hier liegt die verbindende Gemeinsamkeit. Volksmu~<br />

sik. verstanden als Schweizer Musik im emphatischen Sinn. hat ihre spezifische Konnotation. Sie wird<br />

als schweizerisch empfunden.<br />

Um dieser doch recht diffusen - rur den einzelnen aber eindeulig erftillbaren - Zuschreibung elwas näher<br />

zu kommen. genügt es nicht. die Wahrheit solcher Vorstellungen zu überprüfen. Wir können zwar feststellen,<br />

dass sich vom Liederbuch des Deutschen Kaiserlichen Volkslied werks \'on 1911 über zahllose<br />

andere Liederbücher bis hin zum Produzenten Cyril Schläpfer und der experimentellen Jodlerin Christine<br />

Lauterburg alle irren. wenn sie das Lied «Anneli. wo bisch gester gsi» für ein uraltes Volkslied halten.<br />

Otto von Greyerz bemerkt in seinem Liederbuch «Im Röseligarte» von 1908 dazu nach eingehender<br />

Besprechung der Tex[varianten trocken: .die Melodie ist von Gottfried Bohnenblust •. Dieser hat den<br />

alten Text. dessen Melodie verloren gegangen war. rur den «Röseligane ••neu vertont. Das mag rur den<br />

Historiker (oder die SUISA) von zentraler Bedeutung sein. die musikalische Praxis hingegen berührt es<br />

kaum. Die Melodie ist seit ihrer Entstehung als ein altes Volkslied behandelt worden. Ihr tatsächliches<br />

Alter ist rur die Aufnahme und Weiterverbreitung irrelevant. entscheidend ist. wofUr sie gehalten wurde.<br />

Jodelgesang und Alphornspiel wurden und werden immer wieder als Ausdruck der Verbundenheit mit<br />

den Vorfahren und der freien Heimat dargestellt und empfunden. Diese Emptindung ist eine ebenso reale<br />

Tatsache wie die. dass das Jodeln im 19. Jahrhundert als typische Timler Spezialität galt und die ersten<br />

Schweizer Jodellieder. so wie wir sie heute kennen. erst 1917 entstanden sind. von namentlich bekannten<br />

Komponisten (Os kar Friedrich Schmalz. einem Bemer Beamten und Johann Rudolf Krenger. einem<br />

professionellen Chorleiter) schriftlich mittels Notendruck verbreitet wurden und seither unverändert.<br />

d.h. ohne pnxluktive Veränderung durch die Gemeinschaft gesungen werden. Auch dass das seit dem 18.<br />

Jahrhundert fast verschwundene Alphorn nur dank unermüdlicher gezielter Förderung ab den 1920er<br />

Jahren Verbreitung fand. ändert nichrs daran: Alphorn und Jodel gelten als urschweizerische Volksmusik-Traditionen.<br />

unabhängig davon, ob sie tatsächlich uralt und schweizerisch sind. Im Gegenteil: Diesen<br />

nun doch immerhin auch schon bald hundertjährigen Tmditionen liegt dieser Mythos sogar als treibende<br />

Kraft zu Grund. Das Jooelchorlied wurde bewusst als «schweizerisches Lied ••- im Gegensatz<br />

zum vorwiegend deutsch-romantischen Repertoire der damals weit verbreiteten Männerchöre - konzipiert.<br />

also gleichsam die Idee zur klingenden Realität gemacht. Auch häHe der Jodlerverband nicht mit<br />

Ausbildungskursen und der Abgabe "'on Gratis-Instrumenten das Alphomspielen wieder autleben las-<br />

.sen. wenn es nicht ein zentraler Bestandteil dieses Mythos der Schweizer Volksmusik gewesen wäre.<br />

Die Idee einer Schweizer Volksmusik ist ftir die Praxis nicht nur weit stärker von Bedeutung als die<br />

scheinbar objektiven historischen Tatsachen. sie ist ihrerseits eine historische Tatsache, die wir nich(<br />

verleugnen kÖnnen. Schweizer Volksmusik ist daher vielmehr eine Art kollektive Vorstellung als eine<br />

nach musikalischen Kriterien belegbare Gattung.<br />

Dieser Gedanke ist keineswegs neu. Bereits 1768 weist der französische Philosoph Jean Jacques Rousseau<br />

darauf hin. dass die Kraft des Ranz-des-vaches. der Schweizer Söldner angeblich zur Fahnenflucht verleitet<br />

haben soll. darauf beruhe. dass er als «signe memoratif. wirke, als Erinnerungszeichen. Er betont.<br />

dass die Wirkung dieser Alpen-~lelodie nicht auf ihrer musikalischen Struktur beruhe. sondern auf den<br />

Erinnerungen an die Heimat. die für den Schweizer von Kindheit an mit diesen Tönen verbunden seien.<br />

Nur wer ihre Bedeutung kenne, erfahre auch ihre Wirkung. Rousseau stellte zugleich aber auch fest. dass<br />

diese Melodie schon zu seiner Zeir nicht mehr in der gleichen Weise auf die Schweizer wirke. Diese<br />

verblüffend modeme Überlegung zur historischen und kulturellen Gebundenheit des Kuhreihens - ja der<br />

~lusik .schlechthin - verdeutlichl zweierlei:<br />

10


Es gibt eine «Schweizer Volksmusik_, aber sie lässt sich nicht objektiv nach bestimmten musikalischen<br />

oder soziologischen Kriterien abgrenzen; sie ist eine kollektive Vorstellung und manifestien sich in der<br />

inneren Beziehung des Hörers oder Spielers. der Hörerin ooer der Spielerin. Was für mich als Hörer,<br />

Sänger oder Spieler eine spezifisch schweizerische Dimension hat. ist «Schweizer Volksmusik». Das<br />

bedeutet aber auch. dass Schweizer Volksmusik einem stetigen Wandel unterworfen ist. da diese schweizerische<br />

Dimension. diese kollekti\'c Vorstellung laufend durch die Realität des musikalischen Alltags<br />

neu geschaffen wird.<br />

Die Lieder des Bemers Mani Mauer können als Beispiel fLirdiesen Wandel herangezogen werden. In den<br />

1960er Jahren waren es bloss witzige oder poetische Lieder eines Bemer Liedermachers. An ihnen war<br />

nichts Schweizerisches. ausser dem Dialekt und der Tatsache, dass sie von einem Bemer verfasst und<br />

gesungen wurden. Musikalisch sind sie eher an französische Vorbilder angelehnt, an den Liedern von<br />

Georges Brassens. Bald schon begannen auch andere Matters Lieder zu singen. Heute gehören sie in<br />

Schulen und an Lagerfeuern zu den meist gesungenen Schweizer Liedern. Auch haben unzählige Rockund<br />

Popgruppen sie neu interpretiert. Viele Kinder. Jugendliche und Erwachsene singen heute diese<br />

Lieder. ohne je eine Aufnahme mit Mani Matter gehört zu haben. Obwohl an den Liedern urspriinglich<br />

musikalisch nichts schweizerisch war und Matter als Liedermacher auch nicht in einer in der Schweiz<br />

verankenen Tradition stand - zwar gab es in der Schweiz immer wieder Sänger zur Laute wie Hanns In<br />

der Gand (Pseudonym von Ladislaus Krupski. 1882-1947. Sohn polnischer Asylbewerber und Schöpfer<br />

der .Gilberte de Courgenay.) oder Hans Roclli. (1889-1962. Autor unzähliger Soldaten- und Wanderlieder<br />

wie «Alle Rosen_ oder «:Wiederist nach dunkler Nacht. .. ») aber Matter stand in keiner Beziehung<br />

zu ihnen - so kann man nicht bestreiten. dass da eine neue Tradition entstanden ist. Die Mauer-Lieder<br />

sind heute Schweizer Volksmusik geworden und demzufolge ist - heute - auch ihre ~fusik ein Stück weit<br />

schweizerisch. Das Bemer Chanson ist zu einer Schweizer Volksmusik-Gattung geworden.<br />

Der ~Iut zur Bezeichnung einer «Schweizer Volksmusik. ist nun aber keineswegs als Rückfall in nationalkonservative<br />

Ideologien aufzufassen. Über die An der Beziehung ist damit noch nichts ausgesagt. SteIlen<br />

wir uns - als extremes Gegenbeispiel zu Rousseaus Söldner - einen Schweizer vor. der auf den<br />

Malediven arbeitet und aus dem Bungalow eines Schweizer Touristen ein Jodellied hört und darauf hin<br />

seinen Arbeitsvenrag um ein Jahr \'erlängen. weil ihm ua\-or graut, in die Schweiz zuriickzukehren.<br />

Auch fUr ihn ist Jodelgesang offensichtlich Volksmusik: Sie stellt einen Bezug zwischen ihm und der<br />

Schweiz her. wenn auch einen eher fragwünligen. Und damit stossen wir auf jenen Punkt, der die Schweizer<br />

Volksmusik in den letzten fünfzig Jahren entscheidend geschwächt hat: ihr Imageproblem,<br />

Schweizer Volksmusik hat - es lässt sich kaum bestreiten - einen schlechten Ruf in der Bevölkerung. Die<br />

Zahl derer. die sich vorbehaltlos als Anhänger bezeichnen. hat im letzten halben Jahrhundert markant<br />

abgenommen. Ländlermusik. Jodelgesang und Alphomtöne begeistern ein immer kleiner wenjendes<br />

Publikum. Trotzdem zeigen sich die allermeisten Schweizerinnen und Schweizer damit ein\'erstanden,<br />

dass dies die Schweizer Volksmusik sei. Noch immer lösen diese Arten von Musik einen Bezug zur<br />

Heimat aus. aber sie wecken "'or allem negative Eindrücke an eine enge, rückständige Nostalgie-Schweiz.<br />

Rein musikalisch lässt sich dieses schlechte Image nicht begründen. Es gibt heute - und gab schon<br />

immer - Formationen. denen nun wirklich nicht vorgeworfen werden kann, sie seien musikalisch langweilig<br />

und primitiv oder venräten einen nationalkonservativen Geist. (Erwähnt und empfohlen seien als<br />

aktuelle Beispiele Kapellen wie die 4IIHujässler».«Pareglish., _Doppelbock» .• Ptlanzplätz» oder auch<br />

«Das Neue Appenzeller Streichmusikprojekt».) Sie erreichen aber oftmals nur ein relativ kleines Publikum.<br />

weil dieses durch den schlechten Ruf der Schweizer Volksmusik gar nicht mehr bereit ist, sich auf<br />

eine Auseinandersetzung einzulassen. Das Etikett «Schweizer Volksmusik» reicht aus, um einen beträchtlichen<br />

Teil der Leute von vom herein fern zu halten. Eine lebendige ~tusikszene allein genügt<br />

daher nicht. Die haben wir schon, auch wenn sie mit jenen in Skandinavien, Bayern, Österreich oder<br />

Italien noch längst nicht zu vergleichen ist.<br />

11


Ihren schlechten Ruf kann die Volksmusik nicht allein auf musikalischem Weg wegbringen, weil nicht<br />

die Musik allein dafür verantwortlich ist. Es führt hier zu weit, die komplexen Ursachen und Mechanismen<br />

dieses Prestigeverlusts nachzu •.• ·ollziehen. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen. dass die Ideologien<br />

der Geistigen Landesverteidigung und des Kalten Kriegs so lang bleischwer auf der Volksmusik gelegen<br />

sind. dass sie sich bis heute nicht davon erholt hat. Dabei wäre eine andere Sichtweise auf die<br />

Schweizer Volksmusik längst nötig. Kategorien wie konservativ - progressiv, bürgerlich - alternativ<br />

oder ungebildet - kultiviert vermögen der heutigen Situation nicht mehr gerecht zu werden und verstellen<br />

den Blick für andere Perspektiven. Weiss beispielsweise die alternati •.•. e Jugendszene, dass die Uindlermusik<br />

als eine der wenigen Sparten heute noch dem nicht-kommerziellen Geist der Independent-Labels<br />

entspricht und weitgehend ohne internationale Plattenmultis auskommt? Oder ist sich die Anti-<br />

Globalisierungs-Bewegung bewusst. dass das Eidgenössische Jodlerfest einer der wenigen Grossanlässe<br />

in der Schweiz ist. der auf Selbstorganisation und Eigeninitiative beruht .•.•·orwiegend lokales Gewerbe<br />

bertlcksichtigt und ohne Sponsoring von internationalen Konzernen und Grossbanken auskommt. ganz<br />

im Gegensatz zu den meisten alternativen Rock-Festivals. die sich schon längst in deren Abhängigkeit<br />

begeben haben? Wer spricht je da •.•. on. dass •.•. iele Klarinettisten die angeblich so primiti •.• ·e Uindlermusik<br />

fUrchten, weil sie technisch sehr anspruchsvoll ist?<br />

Das Negativbild vom langweiligen National-Kitsch. welches heute das Volksmusik-Verständnis weiter<br />

BevölkerungSleile prägt. ist selber auch bloss eine ideologisch gepr'Jgte Legende. die mit der Realität<br />

längst nicht übereinstimmt. Aber auch dieser Mythos häh sich hartnäckig und erschwert so das Gedeihen<br />

einer lebendigen Volksmusikszene. Darum sollten neben den akti\' Musizierenden auch Veranstalter,<br />

Medien. Schulen und nicht zuletzt die Wissenschaft ihren Teil dazu beitragen, die Schweizer Volksmusik<br />

aus einer anderen Perspektive darzustellen und so einen neue" Zugang zu ermöglichen,<br />

_, .. eI pourranl. elle existe!»<br />

Des renections sur la musique populaire suisse<br />

de Dieter Ringli<br />

La "musique popul3oireen Suisse" et 130 '"musique populaire suisse" sem deUJ;chOSC'sbien dislinc1es. Aujourd'hui, 130 "musique<br />

populaireen Suisse" comprend 130 mu~ique döenviron 20% d'ltrangers en Suisse.la mu~ique populaire nationaleet internationale<br />

interpretl!e par des muskiens uisses de toutes les gl!nl!rations ainsi que le jazz, 1erock., le blues ou le hip hop qui en font aussi<br />

partie.<br />

En meme temps, une «musique populaire suisse_ e.liste vraiment. Ceue d~nomination ne se con~oit pas de maniere musicale ou<br />

sociologique. mais s'enteod comme un mythe, une idlc de musique suisse. La notion de mu••ique populaire suisse est celle<br />

qu'on sent individuellement comme teile. Ceue id6: d'UllC musique populaire suis~ empreinte 130 vie qUOlidienne plu fortement<br />

que ttrtain fait historiques. La musique champtlre (UndJennusik), le yodel elle cor des AJpes SOnlconsideres suisses, el Je<br />

sont etfecr.ivemenl el indepcndemment des faits historiques. Lc COnlenude ceue idee de musique populaire suiue eSI sujet l de<br />

continue transfonnation et est toujours el de nouveau empreint de 13.vie musicale quotidienne. Au debut du XXeme sikle. par<br />

exempJe, 130 musique d'accordton schw)"uoise (schwyzerörgeli) passait pour une simplification musicaJe en vogue, qui serait<br />

pas~ de mode, mais qui aujourd'hui est I'incamation de 130 musique populaire subse.<br />

Durant les dernieres decennies, 130 reputation de la musiljue populaire suisse a soutTen considerahlementdu faitque pour bc:aucoup<br />

de gens ('idee de la musique populaire suisse est associl!e ll'ennui. au kitsch et au nationalisme. Maintenanl. c'est I'heure de<br />

changer taut ~a!<br />

12


Hanny Christen-Sammlung/CD-Projekt Hujgroup<br />

von Fabian Müller<br />

Hanny Christen und ihre Sammlung<br />

Seit dem Frühling <strong>2002</strong> hat die Schweiz eine publizierte. zehnbändige und rund 1O·()()() Melodien<br />

umfassende Volksmusik-Sammlung. Darin ist ein grosser Teil des ländlichen Tanzmusik-<br />

Repertoires von unzähligen Musikanten des 19. Jahrhunderts enthalten. Bis vor kurzem wusste<br />

man nur sehr bruchstückhaft. was in der Schweiz im 19. Jahrhundert gespielt wurde; eine kleine<br />

Sensation also für die Schweizer Musikszene ganz allgemein, denn es werden sicher nicht nur<br />

Musizierende der Gattung Volksmusik eine Inspirationsquelle in dieser Sammlung finden.<br />

Zu ,,'erdanken haben wir diesen grossen und vermutlich in seiner Art europaweit einmaligen<br />

kulturellen Schatz der Basler Volkskundlerin Hanny Christen (1899-1976). Diese tleissige und<br />

leidenschaftliche Sammlerin konnte in bescheidenem Masse zeitlebens von einem Vermögen<br />

leben und so ihre ganze Zeit und Kraft ihrem Interessensgebiet widmen: dem volkskundlichen<br />

Forschen und dem Sammeln des alten Tanzrepertoires. Dabei durchwanderte sie die Schweiz.<br />

betrieb Feldforschung - später hatte sie eines der ersten tragbaren Tonbandgeräte - und schrieb<br />

gleich vor Ort oder auch im Nachhinein die Tanzmelodien der Musikanten auf. Wenn das<br />

«~Iusighanneli», wie sie von den ~lusikan(en genannt wurde, das nötige Vertrauen gewinnen<br />

konnte. wurden ihr die Tanzbüchlein auch zur Abschrift ausgeliehen. Dabei notierte sie nicht<br />

nur Melodien. sondern alles was sie über die Musikanten, ihre Lebensweise. ihre Instrumente in<br />

Erfahrung bringen konnte. auch Sagen. Anekdoten. Volkslieder und Verse. Obwohl die Melodien-<br />

Sammlung erst zwischen ca. 1940 und 1956 zusammengetragen wurde, geht sie bis zum Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts zurück. denn die meisten Repertoires erhielt sie von älteren Leuten, aus<br />

deren Tanzbüchlein bereits deren Eltern oder Urgrosseltern gespielt und dazu getanzt hatten.<br />

In der Sammlung sind viele verschiedene Stile anzutreffen. die sich mehr oder weniger von der<br />

heutigen Volksmusik in der Schweiz unterscheiden. Die Palette der Tanzrhythmen war im 19.<br />

Jahrhundert reicher. Nebst den heute üblichen Tänzen wie Schottisch, Walzer. Ländler, Polka<br />

und etwas seltener die Mazurka, sowie im Tessin die Monfrina beziehungsweise in der Romandie<br />

die Montfemne, gab es damals auch den Galopp. die Kreuzpolka, den Hopser (Sauteuse).<br />

Polonaisen, den Alewander. die Varsovienne und andere Tänze. Die Besetzungen der Tanzmusik<br />

wiesen eine grössere Vielfalt an Instrumenten auf. So wurden oft Streich-. Holz- und Blechblas-<br />

Instrumente miteinander kombiniert. Die Geige spielte als Solo-Tanzinstrument eine grosse Rolle<br />

und war zudem in fast jeder Kapelle ein- bis mehrfach vertreten.<br />

Die zeitliche Spannweite der Sammlung reicht von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu<br />

den Anfangen der sogenannten «Ländlennusik». Eines der ältesten Repertoires ist vermutlich<br />

dasjenige des .Septett Kerns., wo einige Stücke mit 1836 datiert sind. Es sticht durch eine<br />

vorhaltsreiche Melodik und vielfaltige Harmonik hervor und erinnert stilistisch etwas an die<br />

Rokoko-Zeit. Eines der jüngsten Repertoires ist vermutlich dasjenige von Xavier Suter aus<br />

Steinen. Schwyz. das schon klare Merkmale der Ländlermusik aufweist. Die Ländlermusik<br />

wurde ungefahr um 1920 in der Schweiz sehr beliebt. Die Entwicklung und Verbreitung dieses<br />

neuen Stils. basierend auf der überlieferten Tanzmusik, muss in engem Zusammenhang mit dem<br />

13


Aufkommen der damals neuen Medien Radio, Schallplatte und Volksmusik-Notenverlage gesehen<br />

werden. Die Virtuosität dieser Musik faszinierte das Publikum und sie wurde durch einige<br />

massgebende Musikanten und mit Hilfe eben dieser Medien bald zur Schweizer Volksmusik<br />

schlechthin. Die einfachere, weniger virtuose. aber nicht minder prägnante Tanzmusik des 19.<br />

Jahrhunderts geriet so in Vergessenheit. Eine Ausnahme bildet die Appenzellermusik, der in der<br />

Sammlung ein eigener Band mit etwa tausend Tänzen gewidmet ist. Durch das starke<br />

Traditionsbewusstsein der Appenzeller blieb der Stil des 19. Jahrhunderts bis heute weitgehend<br />

erhalten, hat sich aber auch weiterentwickelt. Die Appenzeller Streichmusik erlebte um 1900<br />

eine ausgesprochene Blütezeit. Damals gab es viele hervorragende Musikanten. deren Repertoire<br />

melodisch und harrnonisch einen grossen Reichtum aufweist.<br />

Schweizer Volksmusik heute<br />

Mit der Veröffentlichung der Hanny Christen-Sammlung weht ein frischer Wind in der Schweizer<br />

Volksmusikszene. Aus dieser Musik kann nun viel entstehen, das gewissermassen _neu» für<br />

unsere heutigen Ohren klingt. Dabei mag es weniger von Interesse sein, diese Melodien im<br />

gleichen Stil und in gleichen Besetzungen zu spielen wie die Ländlermusik, die nun schon seit<br />

mehr als einem halben Jahrhundert die Schweizer Volksmusik dominiert. Viel spannender mag<br />

es sein, die damaligen Besetzungen aufzugreifen und der Geige - im 19. Jahrhundert das<br />

Tanzinstrument - wieder einen wichtigen Platz einzuräumen und das Spiel darauf<br />

weiterzuentwickeln; also gewisserrnassen die in den 70er-Jahren hierzulande so ziemlich verpasste<br />

Suche nach den Wurzeln. nach dem Archaischen in unserer Musik nachzuholen.<br />

Die Schweiz ist ein Konglomerat von verschiedenen Kulturräumen. und das damit verbundene<br />

Identitätsproblem ist uns angeboren. Die Folkbewegung der 70er-Jahre war auch in der Schweiz<br />

stark, interessierte sich jedoch mit wenigen Ausnahmen kaum für die eigene Musik, umso mehr<br />

rur den Balkan. Irland. die USA und andere Länder. Diese Bewegung löste europaweit ein Suchen<br />

nach Archaischem in der eigenen Musik aus, nach dem Einfachen, rhythmisch Prägnanten.<br />

Repetitiven. (Denn nicht nur in der Schweiz wurde die Volksmusik in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts durch die Medien _salonfahig» gemacht. Das Phänomen _Ländlerrnusik» in der<br />

Schweiz entspricht ziemlich genau dem, was zum Beispiel in Schweden unter dem Begriff<br />

_Garnrnaidans» verstanden wird.) Es wurde damals viel Feldforschung betrieben und diese<br />

Musikrichtung auf einen zeitgemässen und hohen Standard weiterentwickelt, was beispielsweise<br />

die Musik Irlands. Ungarns, Frankreichs oder der skandinavischen Länder auch über die<br />

Landesgrenzen bekannt und beliebt machte. Wobei diese Suche nach den Wurzeln in vielen<br />

Ländern zu einer «(neuen Archaik» führte. die - wage ich zu behaupten - in dieser Form gar nie<br />

vorhanden war. (Man denke zum Beispiel an das äusserst ausgereifte Naturskalenspiel in der<br />

schwedischen Geigenmusik.)<br />

Die Hanny Christen-Sammlung stellt eine neue Chance dar, unsere Volksmusik in diesem Sinne<br />

zu entdecken und zu bereichern.<br />

In der Einfachheit dieser ~lusik liegt auch ein grosses Potenzial, sie in zeitgemässe Formen zu<br />

bringen oder mit Elementen anderer Musikrichtungen zu würzen, was bei der bereits ausgereiften<br />

Ländlermusik ein schwieriges Unterfangen ist. Die etwas festgefahrene virtuose Dur-<br />

Dreiklangsmelodik der Ländlerrnusik verrnochte in den letzten Jahrzehnten nur wenige Musiker<br />

anderer Gattungen wie des Jazz oder der Kunstmusik zu inspirieren.<br />

14


Hujgroup und Gäste<br />

Der Zeitgeist in der Volksmusikszene der Schweiz ruft nach Veränderung. Es gibt eine junge<br />

Szene, die nicht nur bezüglich des Spielniveaus einen neuen Standard setzt, sondern auch<br />

interpretatorisch neue Wege geht. Eine institutions- und vereinsbefreite Gruppe von<br />

hervorragenden Musikanten. in denen sich ein ähnlicher aber doch anderer Geist wie in den<br />

70er-Jahren rührt. Dazu gehört in der Deutschschweiz an vorderster Front die -Hujgroup •.<br />

Zentrdle Figuren sind Markus Flückiger, _Schwyzerörgeli. (Schweizer Version der diatonischen<br />

Handorgel) und Dani Häusler, Klarinette, die mit ihrer Virtuosität, rhythmischen Prägnanz und<br />

ihrem Variantenreichtum neue Massstäbe für das Spiel dieser Instrumente in der Schweizer<br />

Volksmusik gesetzt haben. Die Hujgroup setzt sich aus den Formationen _Hujässlero, -Rampass.<br />

und dem _Trio Markus F1ückiger. zusammen, die teilweise aus denselben Musikanten bestehen.<br />

aber stilistisch verschiedene Wege gehen.<br />

Zu dieser neuen Szene gehören aber auch viele andere hervorragende Musikanten, die in<br />

verschiedenen Formationen anzutreffen sind.<br />

Auf der voraussichtlich anfangs 2004 erscheinenden CD widmen sich nun die drei Formationen<br />

der Hujgroup zusammen mit Gästen ausschliesslich und in originellen Arrangements der Musik<br />

aus der Hanny Christen-Sammlung und betreten damit gewissermassen Neuland. Die Initianten<br />

dieser CD sind Chatrina und Ueli Mooser, wobei der Altmeister Ueli Mooser, der massgebend<br />

bei der Bearbeitung der Sammlung beteiligt war, eine Vorauswahl von sechzig Melodien aus der<br />

gesamten Sammlung den Musikanten vorlegte. die dann schliesslich die letzte Auswahl trafen<br />

und die ausgewählten 25 Stücke arrangierten.<br />

Ein Jahr nach dem Erscheinen der Sammlung sind nun bereits viele Projekte im Gange. die sich<br />

mit der Melodien-Sammlung Hanny Christens auseinandersetzen. _Tradition ist die Weitergabe<br />

des Feuers und nicht die Bewahrung der Asche. wie das Sprichwort sagt. Als Bearbeiter und<br />

Herausgeber der Sammlung ist es rur mich eine grosse Freude. wenn diese Notenbände nun zum<br />

Klingen kommen und nicht ungenützt in Büchergestellen verstauben - und natürlich freut mich<br />

besonders, wenn sich ihr solch hervorragende Musikanten wie auf dieser Aufnahme annehmen.<br />

15


Neue Inputs für den «Hudigägeler»<br />

Beceiste,nde, Konnr' der -Gesellschaft für Volksmusik in der Schweiz. im Li"densul Teuten<br />

S.·dk\ bt·ntlrr.l~'·I1,I,·IN.'rul'mll~I~I" ,I. Iht'flI.llll,·I;ll1lUr Il1lljlll~'f1"i.I;11<br />

kulll1 dto' \..,.Ji.."II11,il..,.III1fII[Lltl~ \4'1I11.1IIn\ Lhn-.l.'l1 -"'11 urllf.III~I~·i<br />

.I••.•• \;ltl -flb'~"j"~ l••.. r ~dl\Olf"..,. \ul ,~uilllr- '''I" (t"r. ;;IT"l' 111I"<br />

II~h"I,•.i•. rll' 1'llhM..llllIt1'kl.lt" I'''' .11'..•·r.!'·••"'11l f I", ~1I111l'f1 Jlllt<br />

\"H,_'OIIIIl~I~.111'''''''"lllJ.lhJll~ \,'ll, ""'lIt" \,,1 'l.lIl/l'U,llw \1'11.Il'f<br />

n..••. ln '.tnlllRTlll \\,1110"11I15d~'II •.bll'.:,l r \11"-,1 1U",IIlIJ. n~ll~tt" 1I<br />

ur,,1 'nil .1,., l~""1 fuft lur \t,n,"llll"-lk llllk'f ~-hl"i/· an tU l\.l<br />

.1. 11.l11(~(:.11 ""ldllll,II"lhfl""11\\"IlI"III"1 11,1\"'11","1 Ilnll'llfJ.;.lllt·<br />

' ••Tt dunl. d111 1;'11111111,,11 1/••1,','" \1I11'tf".Ndl·flIlll'f l ••.•••. il"'-Il.tti<br />

ItiT 11r~1'I~l dll' \lINI.IT 1~II.i 11"1'11'1' 111'1..1/11 ••..••""IU1Iid, \l111.."<br />

tlll1~l~'r b . \1\1.1-11.'( ':111 i , ,1'1\1., Ith .•. Hltll111 \111".1"1' h 11lIilll•••<br />

11I1d'1Iind. I"••U' 1\ ,IUII ,•••t rll.<br />

Eine Sternstunde nostalgischer Volksmusik<br />

Schanis: Beeindruckendes Gastspiel der Hanneli-Musig<br />

Zu einet becindruc.kenckm St~'n'tlJlto<br />

da ~ ~be,llelertcr Schweizer Volk,..<br />

~jk gntiJttete sich de, Avftrit1 ckt,<br />

H•••nnd·-Mlnl~ In Schänls. DH! lande •.•<br />

•••••h: bekannten Profimuslker begeh'"<br />

terten ebenso wie die Schänne, FÜfl<br />

fermusig. die ebenfallS no.t;1lgisc:h9l<br />

Yoilugut pfteet.<br />

Musica da sot da noss tats e nossas tattas?<br />

Ün COnL"lTl: rullJ I.clitJ· dill mWKJJllJ pulm , Sruol<br />

«HanneIi-~Iusig»<br />

frisch präsentiert<br />

Vermächtnis der besonderen Art<br />

Binnensdorf Au nn der .Hanneli-Musiy. on Saal des Geme-ndezen rums Bruelman<br />

HI~\ "'"'••••••••"', •••<br />

Imr~Pfttlr.IJJlßUl''I'itT1.rJI<br />

~ h"'tJic1l f1(;ltdnam;J,rtuo<br />

~~ luIin/l!'r- ••. "'f-r.:<br />

r Jlf~j11Ut&r"'I'lfsJt1I<br />

Ji;.pf-lJt_bodi!rut4l1dl~<br />

\I ••.,fAo ~ _~rt. lla PuI:l;Jw!'.<br />

atara"wtJSM.<br />

11;30 FORUM<br />

La .Hinneli·Musig. CU" sauts da I.<br />

.MlIsig-Hanneli.<br />

«Hanneli-l\1usig» el'ntete Grosserfolg<br />

hatt tur die Voll(\.<br />

1'IUFIN.. ~.iu oI••~C...,.•.<br />

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Jipr""Cltn,,....ww.EJII_<br />

"'o1",""in.,..,.~.hI ••t""'"<br />

., So:"-~ ~~1tW<br />

Ifl der SchWN 'itell~IJJTlfa" rMChe "T.1nn.srnrr*..ng...on H-.1nny Ch'I~11!"fI "'01<br />

TIPP DFR WOCHE<br />

MUSIGHANNELIS ERBEN<br />

Urgrossmutters Tänze<br />

Abwechslungsreiche Konzerte;te "'lsIcn mml md".r. '5Ihre Jem 11Ielllan,,,, .•i - ""Ne uiffl<br />

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lun:.:"Il) ".fnn~ t.·hr"tell<br />

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Zu Thomas Marthaler und zur Geschichte der<br />

Schweizer Ländlermusik<br />

von Fabian Müller<br />

Was ist eigentlich Ländlermusik? Welchen Platz nintmt sie ein in der Volksmusik landschaft der<br />

Schweiz? - Wenn man diesen Fragen nachgeht, stellt man verwundert fest, dass das, was wir<br />

heute .,Ländlermusik" nennen, weder besonders "alt" noch besonders "schweizerisch" und auch<br />

nicht besonders "ländlich", sondern zu einem grossen Teil in den Musiklokalen der Zürcher<br />

Altstadt entstanden ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Zürich einen starken Zustrom<br />

von Innerschweizern und Bündnern. die in der Stadt ihr Glück versuchten. Es waren auch einige<br />

talentierte Musikanten darunter, die ihre Musik mitbrachten. Dort wurde dann in den 20er- und<br />

30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Stil der volkstümlichen Unterhaltungsmusik entwickelt,<br />

der von den damals aufkommenden Tonmedien (Schallplatte und Radio) aufgegriffen<br />

und in der ganzen Schweiz verbreitet wurde. Einige wenige damals im wahrsten Sinne tonangebende<br />

Musikanten - etwa ..Stocker Sepp" (1898-1949). Kasi Geisser (1899-1943) oder Heiri<br />

Meier (1901-1985), etwas später auch Jost Ribary sen. (1910-1971) entsprachen den Anforderungen<br />

dieser neuen Medien mit ihrer virtuosen Beherrschung der Instrumente. ihrer Bühnenpräsenz<br />

und dem Talent zur Volksunterhaltung ganz allgemein und wussten diese Fähigkeiten<br />

und den Hang des Publikums zu einem gewissen Personenkult auch kommerziell geschickt zu<br />

nutzen. Beiläufig festgelegte regionale Stilmerkmale, die von einigen wenigen medienpräsenten<br />

Musikantenpersönlichkeiten geprägt worden waren, bildeten sich bei den Schallplallen- und<br />

Radiohörern bald zu Hörgewohnheiten und damit zu Kriterien aus und förderten so etwas wie<br />

einen ..regionalen Patriotismus" unter den Musikliebhabern, der sich an der regionalen Herkunft<br />

des jeweils favorisierten Musikanten und dessen Nachahmern festmachte. Die einen bevorzugten<br />

den ..Bündnerstil", die anderen den ..Innerschweizer Stil". und nach kurzer Zeit war<br />

diese Art von Musik bereits mit den Prädikaten ..echt" und ..urchig" versehen. obwohl sie gerade<br />

eben erst entstanden war.<br />

Ähnlich verlief die Entwicklung auch in anderen europäischen Ländern, und wie dort hat auch<br />

diese ..neu patinierte" volkstümliche Unterhaltungsmusik ihren Ursprung in der Volksmusik des<br />

19. Jahrhunderts. Rhythmen und Melodiebildung lehnten sich zwar noch stark an diese alte<br />

Tanzmusik der ländlichen Regionen an, die Instrumentierung jedoch wurde modernisiert. Die<br />

bis zur Jahrhundertwende vorherrschenden Blechblasinstrumente und die fast allgegenwärtige<br />

Geige wurden von den neu aufkommenden Handorgeln und der Klarinelle (auch Sopransaxophon)<br />

verdrängt und der Kontrabass immer mehr zu einem obligatorischen Begleitinstrument. Neu<br />

hinzu kam durch diese Instrumente nun aber auch die Möglichkeit einer virtuoseren Melodieführung,<br />

die vor allem beim ..Scholliseh" und beim ..Ländler" genutzt wurde. - Die Volkskundlerin<br />

und Sammlerin Hanny Christen (1899-1976) stand dieser neuen Musik kritisch gegenüber<br />

und warf ihr vor, sie fülle die überlieferten einfachen Melodien nur um der virtuosen Brillanz<br />

willen mit schnellen Läufen an und den Tanzweisen gehe so ihre ursprüngliche Prägnanz verloren.<br />

Doch Hanny Christen wetterte gegen einen Trend, der sich durchsetzte. Schweizweit erlebte<br />

diese neue Musik dank der Verbreitung durch das Radio einen richtigen Boom. und der rasante<br />

Ländler wurde sozusagenzum Oberbegriff dieser neuen Musik - eben zur ,,Ländlermusik" schlechthin.<br />

18


Diese Ländlermusik hat im Laufe der Zeit verschiedene Phasen durchgemacht. Ihre Blütezeit<br />

dauerte von den 20er-Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, dann erfreuten sich Jazz<br />

und moderne Unterhaltungsmusik wachsender Beliebtheit. so dass für die Ländlermusik in den<br />

SOer-Jahren eine Art Durststrecke folgte. Anfang der 60er-Jahre ging es dann wieder aufwärts:<br />

Einigen Musikantenpersönlichkeiten, vorab Thomas Marthaler und seiner Formation .,Zoge-nam<br />

Boge" mit Josias Jenny und Emil Wydler ist es zu verdanken, dass die Ländlermusik eine<br />

Neubelebung erfuhr. Entscheidend für diese Entwicklung war auch der Impuls. welcher damals<br />

von dem international tätigen Tonmeister Walther<br />

A. Wenler ausging. Für EMI/Columbia tätig, war<br />

er auf der Suche nach .,Urchigem", Unverfalschtem.<br />

das inzwischen wieder gefragt war, und wurde<br />

bei .,Urmusikanten" wie Thomas Marthaler,<br />

Peter Zinsli u.a. fündig. Mit seinen ungekünstelten<br />

Aufnahmen, die er zum Teil live produzierte. brachte<br />

er neue Bewegung in die Schweizer Volksmusik.<br />

Dabei diente ihm Thomas Marthaler. der als<br />

Zahnarzt mit einem Projekt zur Erforschung von<br />

Karies oft in der Innerschweiz weilte (ein Beweis<br />

übrigens. dass .,Akademiker" und .,Urmusikant"<br />

sich nicht ausschliessen müssen!) - auch als Talentsucher.<br />

Durch seine wissenschaftliche Tätigkeit<br />

lernte Thomas Marthaler damals unbekannte Musikanten kennen und brachte sie mit W.A. Wettler<br />

zusammen. Dieser machte. nebst vielen anderen, z.B. Aufnahmen von Rees Gwerder, Sepp Huber.<br />

den Druosbärg-Büäbä, Peter Zins!i. Hausi Straub, Ernst On - und natürlich Thomas Marthaler<br />

mit Josias Jenny und Emil Wydler. Damit wurde eine neue Richtung der Ländlermusik begründet,<br />

die sich gegenüber den damaligen Stars des .,Innerschweizer Stils" - wie etwa Jost Ribary<br />

junior, Hans Aregger oder Edwin Bär - der .,authentischen" Ländlermusik verschrieben hatte.<br />

In den 70er-Jahren tauchte Ueli Mooser in der Ländlerszene auf. Damals schon spielte er oft mit<br />

Thomas Marthaler zusammen und wurde bald darauf zum Pionier bei Modernisierungsversuchen<br />

der Ländlermusik. Sein Einnuss ist bis heute bedeutend und sein Urteil setzt auch für jüngere<br />

Musikanten-Generationen weiterhin Maßstäbe.<br />

Heute. im 21. Jahrhundert, versuchen wir die Ländlermusik in neuem Licht zu sehen, nämlich<br />

als einen wichtigen Teil unserer Volksmusik, als einen musikalischen Zeitspiegel, dem andere<br />

Epochen der Volksmusik vorangegangen sind und dem neue Stile folgen werden. Seit der Wiederentdeckung<br />

unserer Volksmusik des 19. Jahrhunderts (z.B. durch die Sammlung von Hanny<br />

Christen) wird deutlich. dass die heute oft übliche Gleichsetzung von .,Ländlermusik" und<br />

.,Schweizer Volksmusik" dem Wesen unserer Volksmusik nicht gerecht wird, reicht sie doch<br />

weit vor das Entstehen der sogenannten Ländlermusik ins 19. und sogar bis ins 18. Jahrhundert<br />

zurück! Die Ländler-Musik ist an irgendeinern Punkt der musikantischen Unterhaltung entstanden<br />

und hat bis heute immer noch und immer wieder ihren gros sen Liebhaberkreis gefunden<br />

und hat im Laufe der Zeit auch immer neue hervorragende Musikantenpersönlichkeiten hervorgebracht.<br />

Die Frage nach der .,Authentizität" der Ländlermusik ist müssig. Die Ländlermusik ist<br />

und bleibt eine Musik. die den Musizierenden Spiel freude schenkt. die Zuhörenden begeistert,<br />

sich hervorragend zu Tanz und Unterhaltung eignet und überall, wo sie erklingt, eine frohe<br />

Stimmung zu wecken vermag.<br />

19


Meine eigene Beschäftigung mit der Ländlermusik begann sich in den 90er Jahren zu vertiefen.<br />

als ich mit dem ..Zürcher Ländlerquarlen" zusammenspielte. Als wir eines Abends in der Nähe<br />

von Zürich auftraten. entdeckte ich einen charismatischen älleren Herrn im Publikum. Mir wurde<br />

zugenüslert. das sei Thomas Marthaler. Natürlich spiehen wir daraufhin alle Slücke, die wir<br />

von ihm im Repertoire hatten - das waren nicht wenige. und sie gehörten zu unseren Favoriten.<br />

Ich werde nie vergessen, wie sichtlich gerührt Thomas Marthaler war, seine Komposilionen von<br />

uns jungen Musikanten gespielt zu hören. Das war unsere ersle Begegnung.<br />

Im Laufe meiner verlegerischen Tätigkeit bat ich dann Thomas Marthaler immer wieder, seine<br />

Kompositionen veröffenllichen zu dürfen. Es freul mich deshalb sehr, dass nun ein umfassender<br />

Notenband zuslandegekommen ist. Über 100 originelle und ansprechende Stücke dieses<br />

massgebenden Schweizer Volksmusikanten sind darin enlhahen, Melodien. die sicher auch<br />

kommende Generalionen begeistern werden. Viele Kompositionen des ..Ländlerprofessors", wie<br />

Thomas Marthaler auch genannt wird (seine Forschung auf dem Gebiet der Zahnhygiene trug<br />

wesentlich dazu bei. dass die Schweiz zu einem führenden Land in der Kariesprävenlion wurde,<br />

und auch nach seiner Pensionierung iSIer noch immer als gefragter Dozent ständig unterwegs)<br />

gehören bereits zum gängigen Repertoire der Schweizer Volksmusikanlen. andere sind als<br />

Trachtenlänze ins Repertoire der Volkstänzer eingegangen. Daneben gibt es in diesem Notenband<br />

aber auch noch viel Neues und Überraschendes zu enldecken.<br />

Us em Sertiig i d'March. Uindlerkompositionen von Thomas Manhaler<br />

Mi.ilirad-Verlag Nr. 1038. www.ffiuelirad.ch<br />

Thomas Manhaler und Heinz Ambühl<br />

20


Mein Musikantenleben<br />

von Thomas Marthaler<br />

In der ersten und zweiten Primarklasse nahm ich wie damals üblich am Blocknötenunlerricht<br />

teil. In den ersten beiden Jahren am Gymnasium erhiehen wir eine Stunde pro Woche Einführung<br />

in die Musik. Mil 15 Jahren begann ich als Autodidakt Klarinene zu spielen - als "Autodidakt"<br />

iSInatürlich relativ, denn ich fragle die vielen äheren LändlerkJarinettisten, die es damals<br />

noch in grosser Zahl gab, immer wieder um Rat. Den Wunsch meiner Ehern, "richligen" Umerricht"<br />

zu nehmen, erfülhe ich nicht: Nach den erslen vier Stunden weigerte ich mich weiter zu<br />

machen. Von den damals üblichen Schellackplatten lernte ich wohl an die 50 Stücke; ich hatte<br />

die Melodien von den Platten jeweils sehr rasch im Kopf.<br />

Weshalb ich schon früh auf den Gedanken kam, selber Stücke zu schreiben, daran mag ich mich<br />

nicht erinnern. Auf alle Fälle hatte ich schon manches ausserhalb der Schule gelernt: Segelschiffe<br />

schnitzen, Modelle von Eisenbahnwagen aus Messing verfertigen, aufwendige Spieleisenbahnen<br />

mit Fahrplänen organisieren, und dazu vieles auch als Pfadfinder. Also dachte ich,<br />

wenn ein Luzi Bergamin, den ich schon damals einige Male spielen gehört hatte, und all die<br />

anderen durch ihre Schallplatten berühmten Leute komponieren können, so kann ich das wohl<br />

auch. Meine damaligen spärlichen Notenkenntnisse genüglen. um meine vier eigenen Kompositionen<br />

aus dem Jahre 1945 - ich war damals 16-jährig - feslzuhalten. Gleichzeitig begann ich,<br />

Klavierstunden zu nehmen, sehr zur Freude meiner Ellern. Tatsächlich bemühte ich mich später<br />

selber um KJavierunterricht, so auch während meines erslen Studienjahres in Genf (1948-49,<br />

Zahnmedizin, in den Fusstapfen meines Vaters) und während eines Auslandaufenthahes in Boston<br />

(1953-54, Massachusetts, USA).<br />

Während ich mich auf der Klarinette<br />

versuchte, spie he Goldi Merker,<br />

mein engster Jugendfreund,<br />

Sohn meiner Gotte und vier Jahre<br />

älter als ich, Schwyzerörgeli dazu.<br />

Wir nahmen unter dem Titel<br />

"Studentenländlerkapelle Zürich"<br />

zwei Serien von 6 Titeln auf, die<br />

beide bei Gloria erschienen. Der<br />

Titel "Goldi's Abschied" erinnert<br />

daran, dass Goldi Merker leider<br />

1946 in die USA auswanderte.<br />

Es gelang mir nicht, einen mir zusagenden<br />

Ländlerkollegen zu fin-<br />

den, aber im Wald beim Resiweier in Zürich Oberstrass wurde ich J946 von einigen Jazzmusikamen<br />

im Quartier zum Mitspielen aufgefordert. Ich befasste mich darauf mit dem alten<br />

Jazz. Nach dem ersten Studienjahr in Genf fand ich in Zürich Anschluss und trat regelmässig<br />

mit den "Trester Seven", danach unter dem Namen "Porridge Brass Band" auf. In Boston dann<br />

spielte ich oft als Pausenmusikantjeweils 20 Minuten pro Stunde mit einem recht guten lokalen<br />

Pianisten - den lieben Joe Battaglia, der Englisch sprach, als wär's ein italienischer Dialekt,<br />

werde ich nie vergessen. Engagierte Musiker durften im Jazz laut Gewerkschaft nämlich<br />

21


nur40 Minuten pro Stunde spielen.<br />

Deshalb wurde mir im betreffenden<br />

Jazzlokal. das jede Woche eine andere<br />

Band engagierte. zwar keine<br />

Gage, aber dafür freie Konsumation<br />

gewährt. So bot sich mir die Gelegenheit.<br />

viele der damals bekannten<br />

amerikanischen Jazzer persönlich<br />

kennen zu lernen. Einige luden<br />

mich zum Mitspielen ein, so der<br />

ausserordentlich phantasiereiche<br />

Sidney de Paris, und - last but not<br />

least- spielte ich einige Stücke mit<br />

Charlie Parker (aber da zog ich<br />

mich sehr bald zurück,wurde dann aber noch mit dem<br />

"harten Kern" privat bis zum Morgengrauen eingeladen).<br />

Am Zürcher Jazzfestival von 1953. kurz vor meiner<br />

Abreise nach Amerika. hatte unsere "Porridge<br />

Brass Band" den 2. Preis erhalten. Ende 1954, zurück<br />

aus den USA, gedachte ich, wieder mit den<br />

alten Kollegen im Jazz weiterzumachen. Doch es<br />

kam anders.<br />

Im Frühling 1955 fragte mich der schon damals berühmte Schwyzerörgeler Josias Jenny. ob ich<br />

mit ihm bei einem Engagement in der Krone Unterstrass auftreten möchte, dies bei der Uniun<br />

Rumantscha. Er kannte mich bereits. denn ich war schon 1945-46 einige Male mit ihm und Emil<br />

Wydler aufgetreten. So wechselte ich im Laufe eines Jahres zurück zur Ländlerrnusik.<br />

Ende 1956. wir hatten gerade den<br />

Namen "Zoge-n-am Boge" angenommen.<br />

rief mich der im März<br />

2000 verstorbene Aufnahmeingenieur<br />

Fredy Wettler an. ob ich<br />

nicht bereit wäre. eine LP zu bespielen.<br />

denn die anderen Ländlerkapellen<br />

seien ihm zu wenig urchig.<br />

Dies veranlasste mich, erneut zu<br />

komponieren. Für die erste 20-cm-<br />

LP "Zoge-n-am Boge" schrieb ich<br />

unter anderem "Im Zürcher Oberland"<br />

und "En ganz en Gschpässige":<br />

diese drei Stücke wurden ftir meine - lieber sage ich "unsere" - erste CD neu aufgenommen<br />

(MDS 8002). In den folgenden drei Jahren schrieb ich rund 30 Stücke.<br />

22


Trotz starkem beruflichem Einsatz habe ich sehr oft Ländlennusik gespielt, da ich jahrelang<br />

auch mit Rees Gwerder und zunehmend mit Huber Sepp sen. (Galgenen) auftrat. Zum Komponieren<br />

blieb mir kaum Zeit und noch weniger, neue Stücke in Noten festzuhalten. Ich wollte<br />

michja auch der Familie widmen.<br />

1968 setzte sich Ueli Mooser mit mir in Verbindung.<br />

Er schrieb oft Stücke auf, die ich improvisierte oder<br />

~ Stücke, die ich noch nicht notiert hane. Zu diesen<br />

verfertigte er häufig auch eine zweite Stimme, da<br />

wir zu zweit Klarinene spielend damals oft mit Josias<br />

Jenny am Schwyzerörgeli auftraten. Dank Ueli<br />

Mooser kam etwas System in die Sammlung meiner<br />

Stücke. Bis anfangs der Achtzigerjahre habe ich<br />

regelmässig komponiert. Nach mehrjähriger Pause<br />

folgten ab 2000 dann neue Kompositionen, die zum<br />

Teil auf der CD zu hören sind. Die Kompositionen<br />

für Schwyzerörgeli sind alle direkt auf dem Instrument entstanden. An den zweiten Stimmen für<br />

Schwyzerörgeli ist Heinz Ambühl als versierter Schwyzerörgeli-Lehrer beteiligt.<br />

Einige meiner Stücke sind zuhause<br />

beim Üben entstanden, so<br />

"I dr Wätterwarte". Andere kamen<br />

mir als Einzelgänger während<br />

Bergtouren in den Sinn. In<br />

der Frühzeit der Kapelle "Zogen-am<br />

Boge", also bei häufigen,<br />

gelegentlich bis zu 10 Stunden<br />

dauernden Auftrinen mit Josias<br />

Jenny oder Sepp Huber improvisierte<br />

ich immer wieder und hielt<br />

,..',..,... .<br />

_.~ J':...:...~.•<br />

unminelbar danach in Notizen die Grundmelodie fest. Beispiele: "Manne<br />

vo Richttanne", "Chumm Välti, miar spiilend en Schonisch", "Kölliker<br />

Walzer" (nur erster und zweiter Teil), "Dr Taalwiiler", "Mit em Sepp<br />

z'Erlebach". Spätere Improvisationen liessen sich dann auf Kassenen aufnehmen,<br />

so zum Beispiel "Z'Höri am Chachelofe", Februar 1972. im Trio<br />

mit Ueli Mooser und Max Wynistorf oder "En Sunehöfler dank em Martin<br />

H.". 6. Juni 1974, wobei die definitiven Fassungen meist kleine Änderungen<br />

erfuhren. Bei anderen Stücken brauchte ich Jahre, bis mir zu<br />

schon vorhandenen ersten oder zweiten Teilen die übrigen einfielen; beim<br />

Ländler "Mit zwee Seppe z'Greppe" und bei den Walzern "Im Domleschg"<br />

und "Dr Notetöggeler" dauerte es mehr als 10 Jahre.<br />

Thomas Marthaler, März <strong>2003</strong><br />

23


1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />

Impressum<br />

<strong>Bulletin</strong><br />

Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />

und der CH-EM<br />

Redaktion: Fabian Müller<br />

Weinplatz 4<br />

CH-8001 Zürich<br />

TeVFax: 01r212 83 82<br />

Silvia Delorenli-Schenkel<br />

Via B. Longhena l-l<br />

6710 Biasca<br />

Tel: 091 8622261<br />

Fax: 0041 I 27425 13<br />

Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion


I<br />

<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Edilnrial<br />

In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />

« ... und es gibt sie doch!»<br />

Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />

von Dieler Ringli<br />

Resume en franl;ais<br />

Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />

von Fabian Milller<br />

Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />

Schweizer Ländlermusik<br />

von Fabian Müller<br />

Mein Musikanlenleben<br />

von Thomas Marthaler<br />

Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />

von Joe Man~r<br />

Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />

Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />

Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />

La cornamusa in Ticino<br />

di lIario Garbani Marcantini<br />

lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />

loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />

"Kinderlieder hopsassa!"<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Züri-Lieder<br />

von Christian Schmid<br />

5<br />

6<br />

7<br />

13<br />

18<br />

21<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

31<br />

39<br />

41<br />

43


Die CH-EM stellt sich vor<br />

La CH-EM se presente<br />

\ton Erml Lichtenhahn<br />

Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />

\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />

Resume eD rran~ais<br />

Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />

par Laurenl Auben<br />

Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />

L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />

par Fran~is Borel<br />

Deutsche Zusammenfassung<br />

Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />

\Ion Dielet Ringli<br />

R~ume CD fran~ais<br />

Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Resume co fran'tais<br />

Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Rkume co rran~als<br />

Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />

46<br />

48<br />

50<br />

58<br />

62<br />

67<br />

69<br />

73


Volksmusikzentren in der Schweiz<br />

Zentrum für Appenzellische Volksmusik<br />

ßetricbsaufnahme im August <strong>2003</strong><br />

von Joe Manser<br />

Nach langu Planungsphase hat das ZLntnll"fiir Appenullische Volksmusik am J. August <strong>2003</strong> seinen<br />

Betrieb aufgenommen. Die Appenu/ler Volksmusik \"erdienl t!S, gesichert und geJörrÜrt zu werden. Sie<br />

ist ein H:ichrigu Ku/rurgut. zu dem ",ir Sorge tragen müssen. Appenullermusik ist ein Identifikationsmerkmal<br />

des Appen:.e/ler/andes: in keiner Region der Sch •••. eiz gibt es auf so engem Raum eine derartige<br />

Vielfalt undAusgeprügtheit der Volksmusik ",ie hie17.u/ande. 1m Vordergnmd der neu geschaffenen Institution<br />

stehen die Bereiche sammeln - be•••. ahren - pflegen -fördern.<br />

Ein stattliches Bürgerhaus aus dem 17. Jh.: Roothuus Conten/AI, das zukünftige<br />

Zuhause des Zentrums für Appenzellische Volksmusik.<br />

Im Mai <strong>2003</strong> wurde der Stiftungsmt rur das Zentrum komplettiert. Präsidiert wird dieser von Landammann<br />

und Ständemt Carlo Schmid·Suuer. Die weileren Milglieder sind Gontens Bezirkshauptmann Kurt Rusch<br />

als Vizepräsident. Annette Joos·Baumberger als Vertretenn der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft.<br />

der Umä5cher Musiker Noldi Alder. der Innerrhoder Denkmalpfleger NikJaus Ledergerber.<br />

der Ausserrhoder Nationalrat Jakob Freund sowie Roland Inauen. Konservator des Museums Appenzell.<br />

Diese breit abgestützte Zusammensetzung sollte Garant für eine gesicherte Zukunft des Zentrums sein.<br />

Im Juli konnte das Roothuus Ganten als zukünftiges Zuhause des Zentrums für Appenzellische Volksmusik<br />

von der inzwischen aufgelösten Einfachen Gesellschaft Pro Roothuus an die neue Stiftung ilbertragen<br />

werden. und per l. August <strong>2003</strong> wurde Joe Manser-Sutter. Sekundarlehrer in Appenzell. als Betriebsleiter<br />

mit einem 4Qlk-Pensum angestellt.<br />

24


Lebendige Appenzellermusik<br />

Die verschiedenen Sammlungen mit Appenzeller Tanzmusik sind heute mit wenigen Ausnahmen nicht<br />

frei zugänglich. Das Zentrum für Appenzellische Volksmusik macht es sich zur Aufgabe. Sammlungen<br />

(oder Kopien davon) zentral zu archivieren. aufzuarbeiten und öffentlich zugänglich zu machen. Aber<br />

nicht nur Notcnmaterial soll hier zu~mmengetragen werden. sondern auch Bild- und Tondokumente.<br />

Vermutlich wissen nur wenige der zahlreichen (Jung- )Formationen Bescheid über die Ursprünge und das<br />

Markenzeichen der Appenzellermusik. Als Dienstleistungsbetrieb wird das neue Zentrum Anleitungen<br />

zum richtigen Zusammenspiel anbieten und Zugang zu alten StUcken vermitteln.<br />

Wichtige und eigenständige Wurzeln der Appenzeller Volksmusik sind auch das Rugguusseli (Al) oder<br />

Zäuerli (AR); hieftir muss besonders Sorge getragen werden. und es wäre wünschenswert. wenn diese<br />

Jodelgesänge nicht nur in Chören bzw. Chlausengruppen gepflegt würden. sondern auch in spontanen<br />

Gruppierungen bei diversen Gelegenheiten und geselligen Anlässen.<br />

Ein dringendes Anliegen des neuen Zentrums ist die in den letzten Jahren vernachlässigte Feldforschung.<br />

Letzte Resten von Raritäten echter und archaischer Volksmusik müssen dringend aufgespürt und festgehalten<br />

werden. besonders im gesanglichen Bereich.<br />

Zusammenfassend: Im Zentrum flir Appenzellische Volksmusik sollen Orientierungsmöglichkeiten im<br />

eigenen Land und aus den eigenen Wurzeln angeboten werden, sei es für die instrumentale Volksmusik<br />

oder den Gesang. So bleibt uns die Appenzeller Volksmusik für die nächsten Generationen erhalten.<br />

Experimentelle Richtungen und Neuerungen sollen dabei ebenso Platz haben wie die Sicherung erhaltenswerter<br />

Traditionen. Bereichert werden die Aktivitäten durch regelmässige Publikationen sowie durch<br />

Angebote rur Weiterbildung. Kurse und Seminarien. Im Weiteren soll das Zentrum auch Ansprechpartner<br />

für andere Volksmusikzentren in der Schweiz und im Alpenraum sein.<br />

Betrieb und Finanzen<br />

Betriebsbeiträge für das Zentrum werden durch den Bezirk Gonten, den Kanton Appenzellinnerrhoden<br />

und die Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG geleistet. Weitere Mittel sind notwendig und<br />

willkommen. So soll demnächst die GIiindung eines Fördervereins erfolgen. Dadurch kann das Projekt<br />

sowohl im Appenzellerland als auch weit über die Landesgrenzen hinaus breit abgestützt werden. Auch<br />

wenn sich der Kanton Appenzell Ausserrhoden (zurzeit noch) nicht mit einem Betriebsbeitrag beteiligt.<br />

bleibt die Tatsache bestehen. dass die Appenzellermusik beide Halbkantone gleichermassen betrifft und<br />

dass das neue Zentrum ein gemeinsamer Orientierungspunkt rur die Appenzellische Volksmusik ist.<br />

Roothuus Gonten<br />

Mit der Verfeinerung des Betriebskonzeptes - einer vordringlichen Arbeit des Betriebsleiters - wird es<br />

möglich sein die Bedürfnisse fUrdie Renovation und Instandstellung der notwendigen Räumlichkeiten<br />

im Roothuus Ganten auszuweisen. Wenn auch nur eine "sanfte" Renovation ins Auge gefasst wird. ist<br />

diese mit erheblichen Kosten \'erbunden. Die Instandstellung des Hauses soll ausschliesslich mit Spendengeldern<br />

finanziert werden und somit die öffentliche Hand nicht belasten. Wenn alles rund läuft. dUrfte<br />

das Zentrum für Appenzellische Volksmusik in gut zwei Jahren sein festes Zuhause im renovierten<br />

Roothuus Gonten haben.<br />

Mit dem Roothuus in Gonten wird ein erhahenswertes Gebäude aus dem 17. Jh. bezogen. Das stattliche<br />

Bürgerhaus im Dorikern erhielt seinen Namen von der urspIiinglich roten Fassadenbemalung. Prunk·<br />

25


stück in diesem Gebäude ist der bemalte Festsaal.<br />

.•.Wer im drillen Stock den Festsaal mit<br />

seiner Architekturmalerei von gedrehten Säulen.<br />

verbindenden Bogenfeldern. Muscheln und<br />

Phantasielandschaften und schwungvollen<br />

Kanuschenrahmen betrill. kann die wohlhabende<br />

Festfreude spüren, die einst hier geherrscht<br />

haben muss» (Achilles Weishaupt in: Geschichte<br />

von Ganten).<br />

Die Hoffnungen sind berechtigt, dass diese<br />

~wohlhabende Festfreude» unter neuen Vorzeichen<br />

bald wieder Einzug hält.<br />

Vorläufige Kontaktadresse bis zur Betriebsaufnahme<br />

im Roothuus Gonten:<br />

Joe Manser-Suller, Brestenburg 6.<br />

9050 Appenzell<br />

071 7873875 - joe.m.nser@free.mhs.ch<br />

18.8.<strong>2003</strong>/m.<br />

Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorf1<br />

Ausschnitt aus den ländlich-barocken Malereien des<br />

Festsaales im Roothuus (18. Jh.)<br />

In der Schweiz fehlt ein lebendiges Zentrum, das die Erforschung der Volksmusik gewährleistet<br />

und gleichzeitig der Bewahrung, Förderung und \Veiterentwicklung der traditionellen I\lusik dient.<br />

Soll und kann in Altdorf ein solches HSchweizerisches Haus der Volksmusik" errichtet werden?<br />

Diese Frage soll im laufenden Jahr eine Arbeitsgruppe klären, die von der Gemeinde Altdorf, vom<br />

Kanton Uri und weiteren interessierten Kreisen eingesetzt worden ist.<br />

Verschiedene europäische Länder besitzen ein "Haus der Volksmusik", das sich jeweils der Erforschung,<br />

der Förderung und der Imagepflege der Volksmusik widmet. In der Schweiz fehlt bis anhin eine entsprechende<br />

Institution. Der Schweizer Volksmusikszene fehlen damit eine Plallfonn, geeignete Einrichtungen<br />

und Rahmenbedingungen, um sie als eigenständigen Musikbereich zu etablieren und weiterzuentwickeln.<br />

obwohl bei Institutionen und in der Bevölkerung ein wachsendes Interesse an lebendiger, zeitgenössischer<br />

Volksmusik festzustellen ist.<br />

Fabian Müller und Urban Frye haben deshalb die Initiative ergriffen, ein Schweizerisches Haus der<br />

Volksmusik im Kanton Uri zu errichten. Der Kanton Uri hat eine lebendige Volksmusikszene vorzuweisen.<br />

Zudem hat sich der Urner Hauptort Altdorf mit seinem Festival "Alpentöne" über die Landesgren·<br />

zen hinaus einen Namen geschaffen. als Ort, wo die Volksmusik nicht nur gepflegt. sondern auch in der<br />

Auseinandersetzung mit zeitgenössischen musikalischen Strömungen weiter entwickelt wird. So scheint<br />

26


es den Initianten nahe liegend, dass ein zu schaffendes Haus der Volksmusik hier. in zentraler Lage<br />

angesiedelt wird.<br />

Ein "Haus der Volksmusik". wie es sich die Initianten vorstellen. soll ein lebendiges schweizerisches<br />

Zentrum werden. wo in Zusammenarbeit mit bestehenden institutionen Forschung betrieben wird. Zu<br />

diesem Zweck soll das Haus auch die wichtigsten Volksmusiksammlungen beherbergen und der Forschung<br />

zugänglich machen. in Zusammenarbeit mit bestehenden Verbänden soll am Haus der Volksmusik<br />

auch die Aus- und Weiterbildung von Laien und Fachkräften und ein lebendiger Austausch zwischen<br />

~Iusizierenden ennöglicht werden. Das Haus soll die Aufgabe erhalten. das traditionelle Volksmusikgut<br />

zu bewahren, wie auch die Volksmusik auf innovativen Wegen weiterzubringen. LetzIich soll das Haus<br />

der Volksmusik die allgemeine kulturelle Anerkennung der Volksmusik vorantreiben, der Volksmusik<br />

über die Kreise der Volksmusikfreunde hinaus Gehör verschaffen.<br />

Eine Arbeitsgruppe mit den beiden Initianten und Vertretungen von Gemeinde Altdorf und Kanton Uri<br />

wird nun unter Beizug von weiteren Kreisen die Machbarkeit des Projektes untersucht. Insbesondere gilt<br />

es Ziele und Inhalte noch genauer zu definieren, einen schweizerischer Bedürfnisnachweis zu erbringen<br />

und aufzuzeigen, welchen Nutzen ein Haus der Volksmusik dem Kanton Uri und Altdorf bringen kann.<br />

Weiter ist zu klären. wie eine mögliche Trägerschaft aussehen soll. wie das Projekt finanziert werden<br />

kann, welche Räumlichkeiten benötigt würden und wo geeignete Räume zu finden sind.<br />

Im Rahmen des Festi\:als •.Alpentöne" in Altdorf traf sich die eingesetzte Arbeitsgruppe mit einigen<br />

Musiksachversländigen und diskutierte mit diesen eingehend \'erschiedene Fragen im Zusammenhang<br />

mit dem geplanten Haus der Volksmusik. Die Gespräche haben ergeben, dass ein Haus der Volksmusik<br />

mit dem Standort Altdorf auf grosses Interesse stösst.<br />

Erst wenn eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorliegt, kann entschieden werden. ob ein Haus der<br />

Volksmusik in Altdorf Realität werden kann. Doch heute schon lässt sich feststellen. dass die Errichtung<br />

eines solchen Zentrums in Altdorf nicht nur ein Gewinn wäre für die Volksmusik, sondern auch für den<br />

Kanton Uri und den Slandort Alldorf.<br />

Kontaktadressen für weitere Fragen:<br />

Fabian MUller, Komponist, Musiker,Verleger, Initiant der Projektidee<br />

Weinplatz 4. 800 I Zürich<br />

mail@swisscomposer.ch<br />

Fondation pour les Musiques Traditionnelles<br />

Romandes<br />

www mUlra eh<br />

Fandee en septembre <strong>2002</strong>. la Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes s'est donnee pour<br />

tache de faire connaitre les musiques. chants et danses traditionnelles d'origine romande de toutes les<br />

manieres possibles, ainsi que les oeuvres originales inspirees de ces musiques.<br />

Les membres fondateurs. tous compositeurs. choregraphes. musiciens. danseurs et chanteurs des regions<br />

de Romandie. desirent encourager la creation, la diffusion. I'envie de jouer de ces musiques. au travers<br />

de rencontres. de production de CD, el bien d'autres c\'enements encore.<br />

27


La Fondation se veut aussi un lieu de references, mettant a disposition de toute personne interessee les<br />

uocuments collectes par ses membres. L'idee principale est ue faire vi\"rela richesse des traditions musicales<br />

de Suisse romande. a la fois en les conservant, et en les faisant evoluer par des creations inspirees par<br />

elle.<br />

Toutes les personnes interessees peuvent prendre contact avec la Fondation pour les Musiques<br />

Traditionnelles romandes a I"adresse suivante:<br />

Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes<br />

Chiiteau d'Ollon, ease postale 34, CH-1867 OLLON (VD)<br />

oU sur le site Internet: wwwmutrJ. eh<br />

Email: info@rnutra ch<br />

Un premier double CD a ete realise par la Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes. en<br />

eopraduetion avee les Disques VDE-Gallo (VDE CD-I 124/1125: voir la prtsentation a la page 39 de ee<br />

bulletin).<br />

Im September <strong>2002</strong> wurde die Stiftung fUrTraditionelle Musik der Romandie gegrtlnder. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht.<br />

traditionelle Musik(en), Lieder und Tänze mit Ursprung in der welschen Schweiz sowie von die~en in~pirierte Schöpfungen in<br />

jeder möglichen Wei~ bekannt zu machen.<br />

Alle Grtlndungsmitglieder sind Komponisten. Choreographen. Musiker. Tänzer und Sänger aus dem Welsch land. Es ist ihnen<br />

ein besonderes Anliegen. dass diese Iraditionellen musikalischen Quellen Verbreitung finden und auch als Basis für<br />

Neuschöpfungen dienen. Im Rahmen besonderer Veranstaltungen, durch CD-Produktionen und weitere Anlässe sollen Musiker<br />

ennutigt werden. diese traditionelle Musik wieder zu spielen.<br />

Die Stiftung möchte auch ein Bezugspunkt und Zentrum sein. wo die von seinen Mitgliedern gesammellen Dokumente all('n<br />

interessierten Personen zur Verfügung stehen. Der Grundgedanke ist es, dadurch den Reichtum der musikalischen Tntditionen<br />

der welschen Schweiz wied('r zu beleben. indem sie einerseils bewahrt werden und sich andererseits durch die Schöpfung neuer.<br />

durch sie inspirierten Werke ••••. eiter entwickeln.<br />

Alle intere ••sierten Personen können über die oben angeführte Adresse Kontakt mit der "Fondation pour les Musiques<br />

Traditionnelles romandes" aufnehmen.<br />

Die Stiftung hat bereits eine Doppel-CD in Koproduktion mit Disques VDE-Gallo (V OE CD-I 12411l2S) h('rausgegeben; siehe<br />

die Vorstellung dieser CD auf Seite 39 dieses <strong>Bulletin</strong>s.<br />

Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus<br />

Burgdorf<br />

"Das Kornhaus Burgdorf ist im Umbruch. Zukunftsgerichtete Zeichen sind deut a<br />

lieh spürbar."<br />

Das sind die einleitenden und wohl auch Leitsätze des neuen Printmediums des Schweizer<br />

Volkskulturzentrums. eines Informationsblattes mit dem Namen "s'Chornhuus-<br />

Fänschter"'. das im Juni dieses Jahres erstmals erschienen ist. Als Stiftungsträger hat<br />

sich die <strong>GVS</strong> seit der Gründung mit ihren bescheidenen Mitteln für das Zentrum eingesetzt<br />

und freut sich natürlich. dass sich nach der erneuten Krise der vergangenen zwei Jahre nun doch<br />

ein Lichtblick abzeichnet. Deshalb sei auch dem Kornhaus ein gebührender Bericht gewidmet. Am besten<br />

geschieht das mittels eines Auszugs aus der ersten Ausgabe des ··Chornhuus-Fänschter".<br />

28


...Die Phase des Start·Jahrzehnts ist abgeschlossen. Je länger je mehr wird erkennbar:<br />

Wasnoch im "'ergangenen Jahr vielerorts in der Offentlichkeit als unklare Richtung<br />

empfunden, ist abgelöst worden durch auf künftige Zielsetzungen gerichtete<br />

Bemühungen. Wir berichten über; ~,,'asfolgt:<br />

Geschäftsführung<br />

Nach dem abruptenAllStritt derfrühe"n Guchdftsfiih"rin auf.Uitte September <strong>2002</strong><br />

übernahm der amJie"nde Stiftungsratspräsident (Marw Steiner) interimistisch die<br />

Geschäftsleitung. Seit dem I. ltlai <strong>2003</strong> ist die Geschäftsführung wiederum beset;.t.<br />

Zum neuen Verantwortlichen wühlte der Stiftungsrat an der Sitzung ~'om30. April<br />

<strong>2003</strong> Hans-Peter Gautschin, wohnhaft in Ramlinsburg BL Herr Gaulschin bewegte<br />

sich seit Anbeginn seiner Berufstütigkeit im kulturellen Bereich. die "'ergangenen 12<br />

Jahre mit Erfolg als Selbsttindigerwerbender. Er verJügt über sehr gure be·<br />

triebS't'o'inschaftlicheKenntnisse, aber auch - auJgrund seiner hauptberuflichen Akti,,'itäten<br />

- über ein weitreichendes Be:iehungsnetz in der schM'eizerischen KulturlantiscMft.<br />

Projektausschuss<br />

Im I. Quartal <strong>2003</strong> arbeitete der fÜr die Bearbeitung der z.ukünJtigen Kornhaus-<br />

Ausrichtung geschaffene Projektausschuss Grundlagen aus. Gegenwdrtig ist die Bearbeitung<br />

des Massnahmekataloges im Gang. Wichtige Leitlinien sind dabei: Konzentration<br />

volkskulture/ler Kräfte (Zusammenarbeit). Einsatz neuer Medien (Ton. Bild.<br />

•\Iultimediales), Erlebniswelten als Anziehungspunkte, Gefiihle und Emotionen vermilleln.<br />

musikalisches Begegnungszentnun. Gesamtbotschaft erarbeiten. Geschäftsfiihrung<br />

mit Idealismus (Engagement. \l'issen. Pioniergeist, OffentlichkLitsarbeit ItSW.),<br />

kein Eigenleben führen (Neuorientienmg mit und unter Stifrungstrdgem. ~'ernetVes<br />

Arbeiten). Bildungsauflrag. Archh'ierung u.v.m., wobei die einzelnen Netlwerkpunkte.<br />

sol/en sie realisiert werden, einer klaren Fillallzierungsgrundlage bedürfen.<br />

Kontakte mit Sliftungslrägern<br />

An dieser Stelle seien die Stiftungsträger (ausser dem Bund und der <strong>GVS</strong>) nur namentlich<br />

aufgezählt. während im Informationsblatt detaillien bei jedem Träger auf<br />

die Art der Verbindung und Zusammenarbeit mit dem Kornhaus eingegangen wird.<br />

Zu den Sliftungsträgem gehören: der Bund. der Kanton Bern. die Sladt Burgdorf. der<br />

Eidg. lodlerverband EJY. die Schweizerische Trachlenvereinigung STY. die GYS.<br />

die Schweizerische Akademie für Geisteswissenschaften SAGW. der Verein Freunde<br />

des Kornhauses VFK und der Schweizerische Mandolinen- und Gitarren-Orchester<br />

Verband SMGOY.<br />

BUND: Das BlIndesamtfür Kullllr BAK beobachtet die Bemühungen bei der Stiftung<br />

Kornhaus mit grossem Interesse und Sympathie. Die persönlichen Kontakte fand~n<br />

in einem guten und aufbauenden Klima stall. l1ider ist bis zur Urnset:.ung des BV<br />

An. 69 (Kulturartike/) keine direkte. betriebliche Finanz.Ilntersliitlung möglich. Dies<br />

könnte a/Jenfa/lsfn'ihestens per 2006 geschehen. sofern das Konzhaus bis dahin über<br />

den Status eines volkskullurel/en Kompetenz.:entrums \·erfügt.·<br />

<strong>GVS</strong>: Die Gesellschaft für Volksmusik in der SchK'ei~ leistet für die SchK'eizer Volksmusik<br />

AussergeM'öhnJiches. Sie hat in den vergangenen Jahren die gesammelten Werke<br />

der Volkskundlerin und Sammlerin Hanny Chrisltn mit mehr als 10'000 alten.<br />

;.:um Teil sehr wertvollen Melodien aus fast allen Regionen unse1l'S lAndes lU einem<br />

Gesamtwerk aufbereitet, das seinesgleichen sucht. Auch mit Ausstellungen. Kon:.erten<br />

USM~,rill diese mitg/iedenndssig kleine. aber von ih"" Inhalten her; äusserst<br />

wichtige Vereinigung im Kornhaus \'on bit t.u Zeit in Erscheinung.<br />

29


Kornhaus, Mekka der Volkskultur?<br />

Di~ im historischen Kornhaus schlummernden Wene und Gedanken soHen künftighin<br />

noch mehr TUlch Glissen strahlen. \\tzu ~merken, dass die Pr:bidenfin der <strong>GVS</strong> dank ihrer Täligkeit im Vorstand des Schweizer Musikrats in der<br />

Eltpenenkommi!>sion zur Um~tzung des Kulturartikels beim BAK die Belange der Volbmusik in der Schweiz venritt und<br />

einen audUhrlichen<br />

Bund hinwei!>t.<br />

Bericht verfasst hat. der insbesonden auf die benötigte Unterstützung von Volk.50lr.ultUl'U'ntren durch den<br />

30


La cornamusa in Ticino<br />

di lIario Garbani Mareantini<br />

Contrariamente a quello ehe si potrebbe pensare di primo aeehito, Je testimonianze storiehe<br />

della presenza della eomamusa in Tieino sono diverse e moltepliei. Le si possono trovare nella<br />

tradizione orale dove ad esempio il termine "pi va" e ancora presente ed evoca uno strumento<br />

musieale oppure nell'ieonografia dassiea: in diversi affresehi e raffigurata la piva, Oppure aneora<br />

qua\che traeeia in doeumenti seritti d'epoea.<br />

In Ticino ed in Lombardia la eomamusa e eonoseiuta come "piva", Infatti in ogni regione dove<br />

la eomamusae presente e'e sempre un "seeondo norne", un norne loeale, ehe poi in realta sarebbe<br />

da considerare carne prima in quanta il termine cornamusa e alquanto artificioso e neanche<br />

troppo preeiso',<br />

Ad esempio in Spagna abbiamo Ja"gaita", in SJovaeehia Ja "duda" in Croazia i1"mih" in Irlanda<br />

la "Villeann pipe" in Seoz;a la "High land" e la "Lowland" .. ,<br />

I latini eomunque, soprattutto ticinesi e italiani, eollegano il norne "piva" eon il tormentone<br />

natalizio:<br />

"Pi va, piva l'oli d'uliva ... ".<br />

ehe abbiamo eantieehiato una qua\che volta, magari non troppo seriamente. La eanzone e un<br />

reperto di un anlieo canto natalizio. NeUa canzone tradizionale della "Girumeta" 2 troviamo un<br />

piu interessante riferimento allo strumento:<br />

"Girumeta dala montagna vegni gib chilb<br />

ehe sunarem la piva e balarem un po'"<br />

Da quest i semplici versi si desurne ehe la piva in passato non e stata dunque sempre e soltanto<br />

accessorio dei Natale ... anche se nai in Ticino. tendiamo ad abbinare la comamusa essenzialmente<br />

a questa festa, a causa dell'appartenenza geografiea e eulturaJe alrarea italiana e dell'arrivo<br />

puntuale degli zampognari' ehe per le festivita natalizie saJgono fino a noi auratti, soprattutto<br />

dai lauti guadagni e un po' meno attenti all'aeeordatura dello strumento.<br />

Pensate ehe a volte, purtroppo, e'e gente ehe paga in fretta per non piu sentirli ...<br />

Le testimonianze orali sulla presenza della "piva"si eompletano eon questi detti e modi di dire:<br />

"u g'a su la phra" aver la piva. avere il broncio essere arrabbiati.<br />

'~'eturnn indre cunt i piv in dei sace" tomarsene sconfitti (un tempo ... da una qua\che battaglia ?)<br />

"cosa coseta, tre gamb e una sacheta" (indovinello raccolto a Palagnedra)<br />

"I'a rai da burdon tüta la sira" il bordone e il suono continuo ehe fa da tappeto sonoro allo<br />

sviluppo della meJodia eompito dei ehanter. In questo easo e detto di uno ehe non hai mai smesso<br />

di pariare durante tutta la serata.<br />

"teDer bordune a qualcuno" 10 si afferma quando una persona e sempre d'accordo e<br />

aeeondisende \'altra dandogli eorda.<br />

31


La pill irnpnrtante testimonianza pero della presenza di una piva in Ticino e il ritrovamento.<br />

unico in Svizzem, di una parte della stessa (fig.I): a Sonogno si einfalli ritrovato negli anni<br />

ottanta grazie all'intuito deI musicologo Pietro Bianchi il "chanter" 0 "canna dei canto" a casa di<br />

Cherubino Pata che forse e stato I'ullimo suonatore tradiziona!e in Ticino. Ho svolto numerosi<br />

confronti a Iivello europeo e questo reperto non sembm appartenere ad altre culture; si potrebbe<br />

vedere un confronto con una figurina de! presepe deI Vanoni.<br />

A prima vista i! "chanter di Sonogno" e<br />

quello suonato nella raffigurazione deI<br />

Vanoni sembrano mo ho diversi ma se<br />

poniamo I'attenzione alla presenza degli<br />

anelli - fatto assai rara einseriti probabilmente<br />

in un secondo tempo per tenere<br />

assieme 10 strumento - notiamo una straordinaria<br />

somiglianza, anche considerando il<br />

fallo che la presenza di tutti questi anelli su<br />

di uno strumento non e per niente abituale.<br />

La campana finale e molto diversa: ma<br />

quest'ultima, anche a seguito di un qualche<br />

incidente che ne ha rollo una parte potrebbe<br />

essere stata ritoccata in seguito.<br />

Ecco uno schema di riferimento della cornamusa ticinese e lombarda "piva":<br />

8


#<br />

-.<br />

Particolare dell'affresco che si lrova nella Chiesa di Santa<br />

Maria in Campagna a Maggia.<br />

E' di un pillore anonimo lombardo e dara 1528.<br />

E' uno dei piu compleli: e servito per far da mod


A Ditto, frazione di Cugnasco, tTOviamo<br />

raffigurata una piva con un unico bordone<br />

molto lungo, E' uno degli affreschi piu<br />

antichi in assoluto che riguarda la piva, II<br />

suonatore chiude con la mano destra i fori<br />

in alta e di conseguenza anche la sacea eposta,<br />

a differenza della norma attuale sotto<br />

il braccio destro. Questo modo di suonare<br />

si estendeva anche ai flauti ed e stato in auge<br />

fino al 1700 circa. Poi poco a poco il ruolo<br />

di chiudere i fori in alto e passato alla mano<br />

sinistra. Nel "chanter" di Sonogno cosl<br />

come nelle zampogne meridionali v'e per<br />

I'ultima nota un doppio fOTO,a destra e a<br />

sinistra. La strumento poteva quindi essere<br />

imbracciato sia a destra ehe a sinistra<br />

otturando con della cera il foro non<br />

utilizzato. E' attribuito alla Bottega dei<br />

Seregnesi, 1460-65 circa.<br />

Nel sottoceneri assieme a questo ehe vediamo di Cademario e da menzionare un secondo a<br />

Campione. In questa regione a mia conoscenza le raffigurazioni dello strumento risultano in<br />

numero mInore.<br />

Questo e di un pittore anonimo lombardo della prima meta dei XV secolo.<br />

Si tratta di un particolare del Giudizio Universale.<br />

34<br />

j


Ascona. Chiesa di Santa Maria della Misericordia. Sinopia di fine XIV inizio XV secolo di<br />

autore anonimo. Su questo dipinto ecco I'opinione di Thierry Bertrand, grande conoscitore e<br />

costruttore francese.<br />

La cornamusa e la bombarda di questo dipinto sono rapprescntativi degli strumenti<br />

utilizzati oel XV sccolo in numerosi paesi d'Europa .... La cornamwa ... possiede<br />

tutte le caratteristiche di questi strumenti dei XV, XVI e XVII secolo. La parte<br />

svasata, cioe la campana della canna della melodia. dimostra ehe si traUa di una<br />

forature conica e dunque, di conseguenza. denota I'utilizzazione di un'ancia doppia.<br />

L'otre 0 1asacca e il canel/o d' insujJla:ione (ehe permette il riempimento della<br />

stessa) sono comuni a questa famiglia di slromenti. La particoJaritä di questa<br />

cornamusa si situa a livello del bordone e piu precisamentc nella sua parte supcriore.<br />

Una grande campana, ehe era spesso apert3 e non chiusa. e preceduta da una sorta di<br />

rigonfiamenlo. Lo studio di numerosi domumenli simili della stessa epoca pennette<br />

di eencludere ehe si tratta di un pezzo di legno (molto spesso forniro di buehi) ehe<br />

gira sul eerpo dei bordone. Queste sistema innovative per I'epoea pennetteva al<br />

musicista di aeeordare iI bordone allafondamenlale della canna del/a melodia.<br />

(Thierry Bertrand. tradono dal franeese da liane Garbani e Walter Biella)<br />

La presenza di quest; dipinti (ce ne sono ancom una decina non riportati nell'articolo) non significa<br />

necessariamente una grande diffusione dello strumento ma testimonia comunque ehe esso era<br />

praticato nella nostra reaha regionale dei secoli XIV. XV. XVI. XVII e XVIII come sostegno per<br />

iI ballo e accompagnato dal violino.<br />

Assieme al mandolino. piii diffuso nel sottoceneri. erano gli strumenti dell'epoca.<br />

Nei documenti scritti. pochi in verita. spicca I'affermazione di Kar! Victor Von Bonstelten,<br />

Landfogto. Nel corso di una sua visita in Vallemaggia ebbe modo di affermare che<br />

35


"gli strumenti piu comuni sono la zampogna eilviolino" ~<br />

Inoltre in aleuni editti deI seicento a Prato Sornico si proibisce di suonare la piva duranIe il<br />

camevale;<br />

in Leventina troviamo il sopmnnome Comamuxe; attestato gia nel trecento e in altri documenti<br />

scopriamo che anche a Cavergno si proibiva di suonare la piva, questa volta in chiesa e nelle<br />

vicinanze perche a quanto sembra il suono era tanto ammaliatore da traltenere i fedeli fuori dalla<br />

porta della chiesa ...<br />

In quesle fonli scrine traspare a volte una cerla oSlilita verso questo tipo di slrumenlo e di suono,<br />

soprattuno da parte dell'autorila.<br />

Queslo I: probabilmente dovuto al fallo che la cornamusa I: formata da una parte "animale": la<br />

sacca infatti, sopranuno fino ad inizio secolo. altro non era che la pelle di una capra intera. 11<br />

fatto di soffiare all'interno di questa pelle e che poi dalle canne uscisse un suono - a volte anche<br />

simile al verso della capra - rappresentava per molti il ridare vita alla capra stessa.<br />

Una sorta di capra che reincarnandosi, suona (bela) di nuovo. In Bulgaria la cornamusa di chiama<br />

"gaida" - capra!<br />

11 fallo poi che il diavolo viene spesso rappresentato sotto sembianze capri ne ha fano SIche 10<br />

strumento in chiesa ma an ehe nelle sue vicinanze non fosse molto amato.<br />

Inoltre la cornamusa, se poco accordata, I: uno strumenlo di non facilmenle sopportabile sia per<br />

il volume prodotto sia per il fallo che non permelte nessuna dinamica: il volume I: sempre 10<br />

stesso. non si possono eseguire note staccate e c'e sempre il bordone che ernette un"unica nota.<br />

L'eslensione delle note della piva I:di una sola scala maggiore,<br />

Un valido suonatore sopperisce a queste "mancanze" dello strumento con una diteggiatura che<br />

melte accenli e slaccati laddove 10 strumento sembra quasi rifiutarsi: basta ascoltare dei brani di<br />

musica scozzese per capire quanlo I: importante per il suonalore di cornamusa saper eseguire<br />

aeciaccature e vibmti di ogni lipo e di quanto un pezzo risuoni diversamente se suonato in<br />

queslo modo.<br />

Infine la concorrenza dell'organeno prima (fine ollocento) edella fisarmonica poi hanno dalo il<br />

colpo di grazia a questi strumen ti popolari che sono stati progressivamenle abbandonati,<br />

In questi ultimi anni si nota pero una riscoperta dello strumento: da una parte la voglia sempre<br />

piu presente di ricercare nelle tradizioni cio che I: piu vero e sentito - molli si emozionano fino<br />

alle lacrime al suono di una zampogna a Natale - a volte vi I:la complicit1J.di un certo "celtismo"<br />

piu ... presunlo che vero.<br />

Ed I:proprio grazie a quesli due interessi coltivali personalmente e condivisi a poco a poco con<br />

un gruppo di amici che nell'anno 2000 ho deciso di fondare la Scuola di Cornamuse a Cavigliano<br />

dove ha la sua sede principale: le altre sono dislocate qua e la per il cantone e nel nord !talia:<br />

Balerna, Intra, Cadenazzo e Losone.<br />

Tre anni sono quasi passati oltre un centinaio di persone hanno dimostrato interesse verso questo<br />

strumenlO. gli allievi sono una quarantina e in conlinua crescita. Paleo naturale per i rnigliori<br />

allievi sono le suonate natalizie dove ci si cimenta magari per la prima volta con il pubblico.<br />

Vna interessante realta e nata di recente e si trdtta di "Piva 'n banda": una banda di cornrnuse<br />

con tanlo di tarnburo e fisarmonica e ... silo intemet 5 .<br />

36


NeUa scuola sono insegnale le seguenti comamase: piva ticinese, baghet bergamasco, commausa<br />

scollese (con Alberto Massi di Livomo), comamuse francesi (con Gabriele Coltri di Milano),<br />

comamusa irlandese (con Thomas Aebi di Ba.,ilea). lampogna. comamusa galiliana e asturiana.<br />

boha (Gascogna)'<br />

Essendo diventato anche Iiutaio fomisco dapprima degli strumenti da studio cd in seguito gli<br />

strumenti necessari, Ecco aleune foto di Piva 'n banda.<br />

A Lugano ~Fe~ta della vcndemmia"<br />

In Valle Fonnazza 3d una feSla popolare<br />

lln ingJesc infatti si paria di "bagpipc" do ••'c bag indica sacca; in tcdesco di paria di ··dudelsack ••. In italiano cd in francesc si<br />

e adottalo onnai iI tcnnine comamusa Mehc: sc in originc - come 10 dicc anchc il norne - non cra uno strumeRto pron'isto di<br />

sacca<br />

: La C8.0Loncdcll. "Girumcta- c una dc:llc piü antiehe canzoni riscopertc in Ticino. Maggiori riferimcnli sulla slona di questa<br />

ballata si possono lroUte su "11 canzonicre della Mea d'Ora" ordinabilc ooline: sul silO www.zampogna.ch.<br />

J Gli zampognari ehe Dei scntiamo suonare per 1e feste natalizic sona in grandissima parte: prO\cnienti da! Malise.<br />

Paradossalmcntc il Molise e una delle regioni d'ltalia da ••c la tradizioRe: dcgli zampognari e reec:n!.:- ottoeentesea ", In altre<br />

regioni d'ltalia come ad esempio in Sicilia, Calabria e Lazio la tradizione e in\!eee millenaria, Lo strumento zampogna e<br />

anehe una comamusa. 11 suono dello strumento ehe ha 11. caraneristiea di a\"ere il bordone sempre iI quinta e da molti<br />

eonsidc:ralo "nalalizio" anche se anche oel Sud lIalia la zampogna \001 din: anche hallo,<br />

4 La ciwione e tr.J.ttada UllU~sopra i baliaggi izaliani di Karl Victor Von Bonstenen. OadO edilon: Locamo 198~<br />

, L"indirizzo del silo e: \,,\w niuinhan.b..com<br />

• Maggiori infonnazioni su WWW73m1'\11!nal'h<br />

37


I1ario Garbani (1960, Vergeletto) und die Sackpfeife im Tessin<br />

von Silvia Delorenzi·Schenkel<br />

Dank des Lehrers Aldo Giroldi. der an der Locameser Sekundarschule Gesang unterrichtete.<br />

entdeckte Ilario Garbani mil ) 1 jahren die Welt der Musik. Er lernte Blockflöte spielen. was er<br />

~pä(erim Rahmen !.CineeAusbildung als Primarlehrcr perfektionierte. 1976 fing er an. ahAuto.<br />

didak:t Ziehharmonika zu spielen. Von 1980· 1992 unlernahm er elhnomusikalische 5lUdicn im<br />

Ons.emone·Tal. die 1992 mit der Herausgabe des Liederbuches "Canzionierc della Mea d"Qra"<br />

ihren Abschluss fanden. Die Gruppe .•Mea d'Ora" hai er lU\ammen mit Mauro Garbani gegründet<br />

und gehörte bis 1990 dazu. In dieserZeil gab die Gruppe Konzerte im In- und AusJand und<br />

brachte 1987 die LP "In mien a1 camp" heraus. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als<br />

Primanchullehrcr arbeitete er von 1991 - I~ mit der Volksmu~ikschule des Verzascatal~ zu-<br />

~ammen. wo er die Hannoni~ierung und Herausgabe (1993) des Liedgutes MIIcanto di una<br />

vaUe" (Der Gesang eines Tales). koordinierte.<br />

Fürdie Piva. die Tessiner Sackpfeife. begann er sich bei seinen FOßChungen über musikalische Traditionen und das alte Liedgut<br />

des OnscmonelaJs. wo es noch vage Erinnerungen an dieses Insuumem gibt. zu interes ieren. Getreu eines Bildes in der Kirche<br />

.•.on Maggia (Fig. 4 im vorangehenden Artikel) hai ihm Uß Klauser (Wiederentd«ker der Schweizer Sackpfeife) eine Piva<br />

nachgebaut. Sich langsam vortastend erlernte lIano Garbani das Spiel auf die~m Instrument. Späler nahm er Umemchl bei<br />

Waller Biella auf der Bergamasker Sackpfeife. dem Bagh~1. Zur Zeit lernt er mil Gabriele Coltri in Mailand die französischen<br />

Sackpfeifen spielen und mit Pierro Ricd von lsernia die ZompogM des Molise. Inzwischen hat !loichlIano Garbani zu einem<br />

Sackpfeifen-Experten und ausgezeichneten - pieler emwickelt und seine Aklivil ten rund um die Sackpfeife nehmen laufend<br />

zu.<br />

In ~inem Artikel in diesem Bullelin beschreibl er die verschiedenen bildlichen Zeugnisse der E~islen1. der Sackpfeife in mehreren<br />

Kirchen im Te'hin. Als wichlig~tes und einzigartige Zeugnis dieses Instrumenles in der Schweiz gilt jedoch der in den<br />

80er Jahren von Pielro Bianchi gemachle Fund in Sooogno (Verzasaca-TaO eines Teils einer Sackpfeife. nämlich der Melodiepfeife<br />

(engl. "chanter"). Die gefundenen bildlichen und schriftlichen Zeugni!loscbeweisen, dass auf diesem Inslrumem vom I~.<br />

bi~ ins 18. Jahrhundert. zusammen mit der Violine in den Te!losinerTalKhaflen zum Tanz aufgespieh \Irurde. So Khrieb der<br />

Landvogt Victor von Bonstetten nach eines Besuchs des ~laggia-Tals. dass die Sackpfeife und die Violine die üblichen Musikinsuumente<br />

seien. In den alten Schriflen Iiesl man aber auch von einer gewis~n Feindlichkeit gegenüber der Sackfpfeife und<br />

deren Klang. insbesondere seitens der Obrigkeit. Oaftir gibt es vermutlich zwei Gründe: einerseits ,",urde der Sack des In~uumeßles<br />

meist aus einer ganzen Ziegenhaul gemacht und die daraus konunenden Töne wurden als ~Ieckem des Tieres ~Ibsl<br />

empfunden. andere~its wird der Teufel ofl als Ziegenbock dargeslellt und de!>halbsah man nicht gerne, wenn das (nstrumenl<br />

in oder in der Nähe der Kirche gespiell wurde. Mil dem Auflommen der Ziehhannonika Ende des 19. Jahrhundens wurde die<br />

Sackpfeire mehr und mehrverdTängl bis sie schliesslich gani: dem ini:\loi..roen weilerentwickeltenAkkordeon weichen mussIe.<br />

Im Zuge des vermehnen Suchens nach alten Musiktraditionen kam es zur Wiederenldeckung der Sackpfeife im Tessin. welche<br />

nichl zuletzt auch durch die zunehmende "Kehisierung" der Folknene gefördert wurde. Als lIano Garbani merkte wie das<br />

Inleresse an diesem In!>lrumenl auch in Musikantenkreisen zunahm. gründele er im Jahre 2000 ~ine "Scuola di Comamuse"<br />

(Sackpfeifen-Schule) mit Haup!silZ in Cavigliano (~inem Wohnort) und kleineren Zweigstellen im Tessin und in Nordilalien.<br />

Seither liessen ich mehr als 100 Personen rur das Sackpfeifenspiel ~geistem und die Anzahl von ü~r -10 Schülern steigt<br />

laufend an. In dieser Sackpfeifenschule wird das Spiel aur verschiedene Sackpfeifen-T)'pen gelehrt. nämlich auf der Tessiner<br />

Pim. dem Bergamasker Bagh~/. der Khouischen, französiKhen und irischen Sackpfeife. der ilalienischen Zlmpogna und der<br />

galizischen und aSlurischen Boha. Um die Weihnachtszeit gibt es dann für die ~slen Schüler die Möglichkeil. öffenllich aufzuspielen.<br />

Im Sommer findet aus~rdem in BellinzoIU der von Gatbani ins Leben gerufene "Piva day" staU.•••.·0 im Laufe des<br />

späleren Nachmiltags mehrere Sackpfeifenspieler. oft auch zusammen mil anderen Blasin.••uumenten. aufspielen. Schon ein<br />

Jahr nach der Gründung der Schule entsland das Projekt Piva .n Banda. Auch hier trelen die besten Schüler und einige weitere<br />

Musikantenfreunde ötTemlich auf und spielen hauplsächlich Stücke aus dem lessiner-IombardiKhen Repertoire mil vereinzelten<br />

Abstechern ins französiKhe. spanische und KhottiKhe Sackpfeifenrepertoire. Die Formalion der Sackpfeifenspieler wird<br />

ergänzt und begleitei durch Perkussion~inslrumente und Akkordeon (siehe die beiden letzten Bilder des vorangehenden Artikels).<br />

Weilere Infonnalionen findet man auf den in der Fussnote angegebenen (memelseilen.<br />

38


Publikationen<br />

Les Musiques Traditionnelles en Suisse Romande, tout<br />

au long du XXe siede ... et tout au debut du XXle!<br />

Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes, "DE CD·llWl125<br />

Les Musiques<br />

Tr"ditionlfelles<br />

elf Suisse Rom,,"de.<br />

rour ou lang du XXe siede ...<br />

er rour ou debur du XXle !<br />

Souvent. lorsqu'on evoque la musique traditionnelle cl populaire eo Suisse. elle semble limitee;) un style<br />

particulier. vehicule par la rnusique dite champetre. issue des musiques de salon du debut du XXeme<br />

siede cl de son developpement dans les annees 1930-1940. Or, si on se penche un peu plus sur le sujet. il<br />

devient vite evident qu'il n'y a pas une musique suisse. mais des musiques, Iiees a chaque region. voire<br />

meme chaque vall~. Cl ce phenomene se retrouve eo Suisse Romande.<br />

Ces musiques SOßt souvent apparentees les unes aux autres. se nourrissant Cl s'influen~ant mUluellement.<br />

uemontrant ainsi ue fa~on eclatante que les fronti~res sont souvent extremement permeables. Au jour<br />

d'aujourd'hui s'y ajoute l'appon des techniques de reproduction. des medias qui, loin d'appauvrir ces<br />

musiques. peuvent aussi les enrichir.<br />

C'est cette richesse que nous a\'ons "'oulu montrer dans ce double album, qui regroupe a la fois des<br />

temoignages de la vivacite de ces musiques (Outau long du XXemes siede, ainsi que des groupes qui les<br />

jouent au debut du XXleme.<br />

Depuis les ensembles tres ancres dans la tradition, comme les Mercenaires, les Fifres et Tambours de St-<br />

Lue, en passant parceux influences par la Suisse allemande voisine, comme les Armaillis ue Conches, la<br />

Musique d'Huemoz, ou par le Revival Folk des annees 70 (Bazoche, Montferrine), ou encore le musette<br />

(lesAccordeonistes Jurassiens),jusqu'aux Iieux musiques marquees par I'an 2000, comme Sonalp ou les<br />

39


Oiseaux Rares. ridee esl de presenter une sone "d'etat des lieux" des musiques traditionnelJes - il serait<br />

o'ailleurs preferable de parler de musiques "d'inspiration traditionnelle" (la tradition au sens propre.<br />

s'entendant camme rele\'ant d'une transmission non-ecrite. dont les changements oe SOßt pas perceptible<br />

immediatement. elaot devenue presque inexistante) - de Romandie co cette annee <strong>2003</strong>. correspondant ä<br />

la crealion de la "Fondation poue les Musiques Traditionnelles Romande",<br />

Nous avons pnvilegie dans ce double CD une approche "regionale" plurol que "cantonale": parexemple.<br />

on retrouve les mcmes musiques dans tout le Chablais. qu'il soit vaudois. valaisan (el meme savoyard),<br />

Cl il semble plus adequat de parler de differemes r~gions: arc jurassien, arc I~manique, plateau, etc....<br />

plutot que d'entrer dans une pol~mique pour savoir si tel ou tel style est d'un canton plut()t que d'un<br />

autre ... Par con~quent, I'indication du canton situe plus J'origine des musiciens que de la musique ellememe<br />

(d'ailleurs celle·ci se passe des frontieres!).<br />

(texte: Nikita Pfister)<br />

Wenn man an traditionelle und Volksmusik in der Schweiz denkt, so scheint es oft. dass sie sich auf einen<br />

bestimmten Stil beschränkt, getragen von der so genannten Ländlennusik, die zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts aus der Salonmusik hervorging und sich in den 30er und 40er Jahren entwickelte. Wenn<br />

man sich dem Thema aber etwas mehr zuwendet. wird bald klar, dass es nicht eine Schweizer Musik gibt,<br />

sondern Musik{en). wovon jede an eine Region, ja sogar ein Tal "gebunden" ist. Genau dieses Phänomen<br />

trifft auch auf die welsche Schweiz zu.<br />

on sind diese Musik{en) miteinander \'erwandt und sie beeinflussen und befruchten sich gegenseitig.<br />

Das zeigt in hervorragender Weise. dass die Grenzen oft sehr durchlässig sind. Heutzutage kommt dazu<br />

noch der Beitrag durch die Wiedergabetechniken, die Medien, welche fern \'on einer Verarmung dieser<br />

Musik, durchaus auch bereichernd auf sie wirken können.<br />

Diesen musikalischen Reichtum möchten wir mit dem Doppelalbum vorstellen. Einerseits gibt es<br />

Aufnahmen, welche die Lebendigkeit dieser Musik während des ganzen 20. Jahrhunderts bezeugen, und<br />

andererseits findet man solche mit Fonnationen, die anfangs des 21. Jahrhunderts spielen.<br />

Auf die stark in der Tradition verankerten Ensembles wie die Mercenaires (Söldner) und die Pfeifer und<br />

Tambouren von Sr-Luc, folgen jene der benachbarten deutschen Schweiz, wie die Annaillis de Conches,<br />

die Musique d'Hu~moz oder diejenigen des Folk Revivals der 70er Jahre (Bazoche. Monlferrine). oder<br />

auch die MuscHe (Ies Accordeonistes Jurassiens) bis hin zur Zeitwende im Jahr 20Cl0 mit den Gruppen<br />

Sonalp oder den Oiseaux Rares. Es ist der Versuch einer Art Bestandesaufnahme traditioneller Musik(en)<br />

- richtiger wäre es, von traditionell inspirierten Musik{en) zu sprechen (Tradition im wirklichen Sinn,<br />

welche sich durch "orale", also nicht aufgezeichnete Weitergabe auszeichnet und Veränderungen nicht<br />

sofort erkennbar sind, gibt es kaum noch) - der Welschen Schweiz in diesem Jahr <strong>2003</strong>, in Übereinstimmung<br />

mit der Gründung der "Fondation peur les Musique Traditionnelles Romandes'· .<br />

Bei der Zusammenstellung der Aufnahmen auf dieser Doppel-CD gab man eher einem "regionalen" als<br />

"kantonalen" Kriterium den Vorrang. So findet man z.B. dieselben Musikarten in der gesamten Region<br />

Chablais, ob sie nun zur Waadt, zum Wallis oder zu Savoyen gehört. Deshalb scheint es angemessener,<br />

wenn man \'on verschiedenen Regionen wie dem jurassischen und dem "I~manischen" Bogen, der Ebene<br />

usw. spricht, als sich in eine Polemik einzulassen, um zu erfahren, ob dieser oder jene Stil eher zum einen<br />

oder anderen Kanton gehöre. Aus diesem Grund bezieht sich die Angabe des Kantons eher auf die Herkunft<br />

der Musiker als auf die Musik selbst (für sie gibt es keine Grenzen!).<br />

(Text: Nikita Pfister: Übersetzung: Silvia Delorenzi)<br />

40<br />

1


I<br />

l<br />

1<br />

"Kinderlieder hopsassa!"<br />

Eine Publikation aus unserem Nachbarland Österreich<br />

Die <strong>GVS</strong> war seil jeher offen für die Zusammenarbeit und den Gedankenaustausch mit ziel verwandten<br />

Institutionen und Organisationen im In- und Ausland. Es ist oft hilfreich ftif unsere eigenen Bemühungen,<br />

wenn wir erfahren. wie das in anderen Ländern Europas im Bereich der Volksmusik gehandhabt<br />

wird. Ich denke hierbei insbesondere auch an die Nachwuchsfärderung. Im Zusammenhang mit unserem<br />

"Hanny Christen Projekt" konnte die <strong>GVS</strong> ihre Kontakte zu ähnlichen Institutionen im benachbarten<br />

Deutschland und Österreich enger knüpfen. Seither werde ich regelmässig über deren Aktivitäten orientiert.<br />

So erhielt ich dieses Jahr eine Publikation des Steirischen \ulksliedwerks. mit der Biue darüber in<br />

unserem <strong>Bulletin</strong> zu berichten. Zufalligerweise konnte ich im Juli dann auch gleich das Volksliedwerk in<br />

Graz besuchen und mich direkt informieren. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass wir dieselben Ziele<br />

verfolgen und ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch sehr fruchtbar sein kann. In diesem Sinne möchte<br />

ich dem Anliegen des Herausgebers entsprechen und das Projekt sowie die daraus entstandene Publikation<br />

in diesem <strong>Bulletin</strong> vorstellen.<br />

Zum Projekt uKinderlieder hopsassa!"<br />

Das Steirische Volkslied werk hat sich immer wieder mit Musik in der Familie auseinandergesetzt und<br />

versucht nun wiederum mit seinen Publikationen und Veranstaltungen dieses Anliegen einer breiten<br />

Öffentlichkeit vorzustellen und zur "hausgemachten" Musikerziehung zu animieren. Vor kurzem wurde<br />

aus diesem Grund ein Kinderliederseminar mit fachvonrägen und praktischen Einheiten abgehalten.<br />

Auch eine eigene Ausgabe der Zeitschrift "Der Vierzeiler" beschäftigte sich mit fragen rund um die<br />

Entwicklung musikalischer Fähigkeiten. Welche Bedeutung hat Musik rur unsere Kinder? Wird einem<br />

die Musikalität in die Wiege gelegt? Ist der Einstieg des Kindes in die musikalische Welt der Eltern nahe<br />

liegend, wenn die Eltern selber Musik lieben und musizieren?<br />

Zu diesem Themenkreis ist nun ein Buch mit beiliegender CD erschienen.<br />

Ingeborg HärteIl Monika Mogel<br />

Kinderlieder hopsassa! Lustige Lieder. Reime, Tänze ...<br />

Ein Kinderliederbuch rur kleine und grosse Sänger. und inliegende CD, mit Musik \'on Kindern die<br />

zum Mitsingen und -tanzen einlädt.<br />

Herausgeber: SIeirisches Volksliedwerk. Weishaupl Verlag. <strong>2003</strong>. 79 S.<br />

41


Zur Neuerscheinun,:: "Kinderlieder hopsas.~n<br />

Alle Kinder möchten gerne singen. und sie brauchen dazu ihre Eltern als Vorbilder und Ansingpanner.<br />

Das ist sicher: Die musikalische Früherziehung liegt zuallererst in den Händen der Eltern. da kann kein<br />

Schulsystem und Lehrplan helfen. Wenn Eltern diese Chance nützen, können sie ihren Kindern den<br />

Anfang vom Leben mit Musik ermöglichen - nämlich die Ouvertüre.<br />

Das Buch samt CD "Kinderlieder hopsassa" entstand als Rückschau zweier Elternpaare. die ihren eigenen<br />

Liederschatz nicht nur ihren Kindern. sondern allen Kindern weitergeben möchten. Die hier publizierten<br />

Lieder. Tänze und Spruche halten dem Vergleich mit ncu entstandenen Kinderliedern leicht stand.<br />

Mehr noch: Sie faszinieren durch ihre Buntheit von Melodie und Sprache.<br />

Alle Lieder, Sprüche und Tänze dieser Neuerscheinung sind zum Mitmachen und Nachsingen gedacht.<br />

Die Aufnahmen entstanden im Zusammenwirken zwischen kleineren und grösseren Kindern, Die Kleinen<br />

waren mehr gesanglich. die Grossen mehr instrumental beteiligt. Es ist also eine CD. die beim<br />

Spielen mit den Bausteinen und im Tagesablauf der PuppenkUche einfach dazu gehört. Da können gleich<br />

neben dem KüchenhenJ die ersten Tanzschritte ,'ersucht werden.<br />

Mit diesem Buch - samt Tonproduktion - festigt das Steirische Volksliedwerk aber auch sein deutliches<br />

Bekenntnis zur tönenden Wirklichkeit. zum Singen "wie uns der Schnabel gewachsen ist", Das wird in<br />

Zeiten der Klangoptimierung zwar verwundern und mag viele Kinderlieder-Tonträger im Konzertton<br />

beinahe in Frage stellen. Dem eigentlichen Sinn von Singen mit Kindern kommen wir damit aber näher.<br />

denn Singen ist die erste Zweitsprache. in die wir alles übersetzen. woftir wir keine Worte finden können.<br />

Als ich diese Worte las. das Buch betrachtete und die CD anhörte. kam ich zum Schluss, dass es dazu<br />

keine eigene Besprechung braucht. Das Werk soll für sich sprechen und ... es wäre durchaus ein<br />

nachahmenswürdiges Projekt rur die Schweiz!<br />

Buch und CD enthallen 33 Stücke. davon 13 Lieder. I Kanon. 4 Kindemime. 4 Auszählreime, I<br />

Zungenbrecher, 2 FingersprOche. I Klatschspiel. 3 Jodler und 4 Tänze. Das Buch ist schön illustriert und<br />

enthält auch eine Anleitung zum Spiel auf dem Löwenzahnstängel. Die CD ist auch separat mit einem<br />

kleinen Begleitheft erhältlich.<br />

Bestellune-en'<br />

Preis für Buch und CD: 25.30<br />

Preis für CD separat: _ 18.00<br />

Steirisches Volksliedwerks<br />

Henlergasse 3, A-80 I0 Graz<br />

Tel. 0316/877 2660<br />

Fax 0316/ 877 5587<br />

W\\W steiri~chö-\"nlksli~dwerk al<br />

,ervice@'lsteiri ..•che ..•-\"olksliedwerk at<br />

42


«Züri-Liedef»<br />

Am Sonntag 5.0ktober wurde am Kantonalen Singsonntag der Zürcher Trachtenchöre das .lüri·<br />

Liedel'll>·ßuch präsentiert.<br />

Von etlichen Schweizer Gegenden (Kantone Luzern. Aargau. Solothum. Toggenburg. SenseJanJ) wurde<br />

l.T. schon anfangs des 20.Jh. die dort gesammelten Volkslieder publiziert. nicht aber vom Kanton Zürich.<br />

Es ist rnüssig, darüber zu diskutieren. weshalb dem nicht so war. Vermutlich fehlte einfach eine<br />

Persönlichkeit, die dafür eintrat. Und so entstand auch der Eindruck, es gebe aus dem Kanton Zürich<br />

keine traditionellen Volkslieder. Es ist aber belegt, dass es besonders im Zürcher Oberland zahlreiche<br />

Lieder- und "Gitarren"-hefle gab. Manche von diesen wurden bei der Gründung des Schweizerischen<br />

Volksliedarchivs von Sammlern abgeschrieben und dem Archiv eingesandt. Leider sind die Originale<br />

fast alle inzwischen verloren gegangen.<br />

Zum 75-Jahr-Jubiläum des Zürcher Kantonalen Trachtenverbandes machte sich eine Arbeitsgruppe der<br />

Singkommission unter der Leitung von Christian Schmid an die Arbeit, dieses Buch mit Zürcher Liedern<br />

zusammenzustellen. Das Resulalat war ein Buch mit 205 Seiten und 139 Liedern. Ungefahr zwei Drittel<br />

davon sind vor 1900 entstanden, der Rest sind solche. die dem Umkreis der Trachtenbewegung in der<br />

ersten Hälfte des 20Jh. zuzuordnen sind. aber auch eine Reihe von E\'ergreens sind zu finden (Artur<br />

Beul u.a.). Neben den Liedern gibt es auch einige Sprüche und Texte. die sich mit Musik oder Bräuchen<br />

befassen. Zeichnungen von Bruno Kienast bereichern das Buch.<br />

Dieses kann bezogen werden bei:<br />

«Musig-Schüür im Ris»<br />

Risweg 7<br />

8134Adliswil,Tel.OlnJ070 18<br />

e-mail: mll,i~-schll~r@blu~win eh<br />

43


1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />

Impressum<br />

<strong>Bulletin</strong><br />

Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />

und der CH-EM<br />

Redaktion: Fabian Müller<br />

Weinplatz 4<br />

CH-8001 Zürich<br />

TeVFax: 01r212 83 82<br />

Silvia Delorenli-Schenkel<br />

Via B. Longhena l-l<br />

6710 Biasca<br />

Tel: 091 8622261<br />

Fax: 0041 I 27425 13<br />

Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion


I<br />

<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Edilnrial<br />

In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />

« ... und es gibt sie doch!»<br />

Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />

von Dieler Ringli<br />

Resume en franl;ais<br />

Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />

von Fabian Milller<br />

Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />

Schweizer Ländlermusik<br />

von Fabian Müller<br />

Mein Musikanlenleben<br />

von Thomas Marthaler<br />

Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />

von Joe Man~r<br />

Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />

Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />

Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />

La cornamusa in Ticino<br />

di lIario Garbani Marcantini<br />

lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />

loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />

"Kinderlieder hopsassa!"<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Züri-Lieder<br />

von Christian Schmid<br />

5<br />

6<br />

7<br />

13<br />

18<br />

21<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

31<br />

39<br />

41<br />

43


Die CH-EM stellt sich vor<br />

La CH-EM se presente<br />

\ton Erml Lichtenhahn<br />

Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />

\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />

Resume eD rran~ais<br />

Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />

par Laurenl Auben<br />

Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />

L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />

par Fran~is Borel<br />

Deutsche Zusammenfassung<br />

Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />

\Ion Dielet Ringli<br />

R~ume CD fran~ais<br />

Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Resume co fran'tais<br />

Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Rkume co rran~als<br />

Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />

46<br />

48<br />

50<br />

58<br />

62<br />

67<br />

69<br />

73


Swiss Society for Ethnomusicology CH-EM<br />

Schweizerische Gesellschaft für Ethnomusikologie<br />

Societe Suisse d'Ethnomusicologie<br />

Societa Svizzera d'Etnomusicologia<br />

Societad Svizra d'Etnomusicologia<br />

Die CH-EM bezweckt die Förderung aller Bestrehungen. die der Dokumentation. Erforschung und<br />

Verbreitung traditioneller und populärer Musik aller Länder dienen, einschliesslich der entsprechenden<br />

Formen des Tanzes und des Theaters. Sie venritt als National Committee Switzer/unci die<br />

Interessen des International Counci/for Traditional Music (lCfM) in der Schweiz. Die Mitgliedschaft<br />

steht allen natürlichen und juristischen Personen offen. die sich für die Tätigkeit der CH-EM<br />

interessieren.<br />

La CH-E!vt a poue but d'encourager lautes les actions mises en faveur de la docurnentation, de la<br />

recherche et de la diffusion des rnusiques tradition nelies et populaires de tous les pays, y compris<br />

les forrnes de danse et de theatre qui leur sont liees. Elle represente en tant que Comiti national<br />

suisse les interets en Suisse de l'lnternational Counci/ tor Traditional Music (lCfM). L'adhesion<br />

est ouvene ä. toute person ne physique et rnorale s'interessant aux activites de la CH-EM.<br />

La CH-EM ha corne scopo quello d'incoraggiare tutte le azioni volte a favorire la docurnentazione,<br />

la ricerca e la diffusione delle musiche tradizionali e popolari di tutti i paesi, comprese le forme di<br />

danza e di teatro ad esse collegate. La CH-EM rappresenta in Svizzera gli interessi deli' International<br />

Council tor Traditional f\lusic (lCTM). L'adesione e aperta a qualsiasi persona fisica e giuridica<br />

interessata alle auivita della CH-EM.<br />

La CH-EM ha la finamira da sustegnair rnintga acziun en favur da la documentaziun, perscrutaziun<br />

e diffusiun da las rnusicas tradiziunalas e popularas da tut i1spajais, cumprais las furrnas relativas<br />

da saut e teater. La CH-EM represchenta sco Comiti naloiunalsvizzer ils interess da ["International<br />

Counci/for Traditianal Afusic (lCfM). La commembranza e averta a tut las persunas natiralas e<br />

giuridicas che s'interessan per las activitads da la CH-EM.<br />

CH-EM c/o Musikethnologisches Archiv. Florhofgasse 8+ 10. CH-8001 Zürich<br />

Tel.: +41 (0)1 6344781<br />

Fax: +41 (0)1 6344961<br />

e-mail: ch-ern-sekretariat@bluewin.ch<br />

45


Die CH-EM stellt sich vor<br />

,,·on Ernst Lichtenhahn<br />

Die CH-EM wurde 1994 als musikethnologische Gesellschaft der Schweiz gegrtindet. ~Iit der <strong>GVS</strong> war<br />

sie von Anfang an eng verbunden: Mitglieder der <strong>GVS</strong> waren massgeblich an der Gründung der CH-EM<br />

beteiligt. und von der <strong>GVS</strong> übernahm die CH-EM die Aufgabe. die Schweiz im International Councilfor<br />

Trm/itiona/ Mus;c zu vertreten. Der Präsidentin der <strong>GVS</strong>. Sih'ia Delorenzi-Schenkel. verdankt die CH-<br />

EM auch die Anregung zur Publikation eines gemeinsamen <strong>Bulletin</strong>s. Wir sind glücklich darüber; dies<br />

gibt uns die Möglichkeit. eine breilere Leserschaft Ober unsere Aktivitäten zu informieren und damit<br />

auch Neugierde und Interesse rur unsere Arbeil zu wecken.<br />

Trotz der engen Beziehungen zur <strong>GVS</strong> (die CH-EM beschränkt sich ebenso wenig auf aussereuropäische<br />

Musik wie die <strong>GVS</strong> auf die Schweizer Volksmusik) hat die CH-EM doch ihre eigenen Aufgaben. In<br />

erster Linie bietet sie all denjenigen ein Forum. die Musikethnologie studieren oder studiert haben und in<br />

diesem Bereich forschen oder praktisch oder theoretisch unterrichten. Dabei handelt es sich um ein weites<br />

Gebiet. In der unten veröffentlichten veröffentlichten Vorstellung des Zürcher MEA ist das<br />

folgendennassen formulien: "Der Fachbereich Musikethnologie umfasst nach heutigem Verständnis ,"'ier<br />

Teilbereiche: I. die traditionelle Musik meist schriftloser Überlieferung ausserhalb Europas: 2. die Kunstmusik-Gattungen<br />

aussereuropäischer Gesellschaften; 3. die europäische und europäisch beeinflusste Volksmusik;<br />

4. die modeme Popularmusik (Jazz. Rock. Pop).» Die Mitgliedschaft bei der CH-EM steht indes<br />

allen Interessierten offen.<br />

Es entspricht der genannten Zielsetzung, dass die CH-EM zu den Institutionen, die im musikethnologischen<br />

Bereich in der Schweiz tätig sind. besonders enge Kontakte pflegt. Diese Institutionen werden in dem<br />

vorliegenden <strong>Bulletin</strong> ponrätiert: das Basler .Studio für Aussereuropäische Musik», die Genfer .Ateliers<br />

d'Ethnomusicologie •• das musikethnologische Seminar der Universität NeuehateI. dessen Lehre<br />

und Forschung in engem Zusammenhang mit der Instrumentensammlung des Musee d'Ethnographie<br />

stehen. und das ~1usikethnologische Archiv der Uni\'ersität Zürich MEA. in welchem sich zurzeit auch<br />

die GeschäftsteIle der CH-EM befindet.<br />

Entsprechend begleitet die CH-EM auch Forschungsprojekte. die an diesen Instituten oder bei einzelnen<br />

ihrer Mitglieder angesiedelt sind. Als Beispiel wird hier ein Projekt zur Volksmusik Mazedoniens präsentiert.<br />

Solche und weitere Projekte werden auch anlässlich der Jahrestagungen der CH-EM zur Diskussion<br />

gestellt. Der Bericht zum Symposium über Populäre Musik aus Ghana dokumentiert dies. Zudem<br />

soll ab Herbst <strong>2003</strong> (dieses Jahr am 6. Dezember in Zürich) eine spezielle _Herbsttagung •• vor allem<br />

jungen Forscherinnen und Forschern aus der Schweiz die Gelegenheit bieten. in Arbeit befindliche Projekte<br />

vorzustellen. Solche Projekte sind derzeit u. a. in Griechenland. Brasilien. Peru. Mauretanien,<br />

Mozambique und in asiatischen Ländern im Gange.<br />

Gemeinhin lebt und gedeiht eine GesellschaFt wie die CH-EM nur. wenn ihre Mitglieder selber Initiativen<br />

und Aktivitäten entwickeln. Die hier veröffentlichte Liste der Publikationen gibt davon ein Bild. Für<br />

die nächste Ausgabe des <strong>Bulletin</strong>s ist darüber hinaus ein kleines .Who is who ••der Mitglieder geplant.<br />

Die Hauptaufgabe der CH-EM bleibt es so gesehen. auf nationaler und internationaler Ebene - hier etwa<br />

durch Delegationen an die Tagungen des Im1 und Berichterstattung in deren Publikationen - die Kontakte<br />

zu fördern, die für die individuelle Arbeit hilfreich sein können.<br />

Der Vorstand der CH·EM setzt sich zurzeit wie folgt zusammen: Laurent Aubert. Brigitte Bachmann-<br />

Geiser. Sylvie Bolle Zemp, Fran,ois Borei. Bernhard Frei (Kassier), Christi ne Glauser (Sekretärin).<br />

Andreas Gutzwiller, Ernst Lichtenhahn (Präsident), Dieter Ringli, Daniel Rüegg und Marcello Soree<br />

Keller.<br />

46


La CH-EM se presente<br />

La CH-EM a eie fondee en 1992 en tant que Soeiele suisse d'elhnomusieologie. Des les debuls, les liens<br />

avec la <strong>SMPS</strong> etaient etroits: des membres de la S~lPS panicipaient activement ~ la Fondation de la CH-<br />

EM, el e'esl de la <strong>SMPS</strong> que la CH-EM heritait le mandat de la representation de la Suisse aupres de<br />

"lntemational Counci/for Traditiona/ Music. C'est a la presidente de la <strong>SMPS</strong>. Silvia DeJorenzi-Schenkei,<br />

que la CH-EM doit la proposition d'un bulletin cn commun. NOlls en sommes heureux; ceci naus<br />

pennettra d'infarmer un public plus large surnos activites, cl de susciter ainsi plus d'interet cl oe curiosite<br />

pour notTe travail.<br />

Malgre les liens etroits avec Ja <strong>SMPS</strong> (la CH-EM ne se limite pas a la musique non-europeenne tout<br />

camme la <strong>SMPS</strong> oe se limite pas a la musique populaire suisse), la CH-EM a ses propres objectifs. C'est<br />

avant taut d'offrir un forum a taus ceux qui fant ou qui ont fait des etudes en ethnomusicoJogie ou qui<br />

enseignent sur un plan pratique ou theorique dans ce domaine. Ce domaine est large. Comme il a ete<br />

formule plus bas dans la presentation des Archives d'ethnomusicologie de rUniversite de Zurich,<br />

I'ethnomusicologie en tant que science d'art et sociale etudie la musique dans quatre directions: les<br />

musiques traditionnelles de transmission orale en dehors de I'Europe, les musiques dites ~classiques~<br />

des societes non-europeennes (camme p. ex. la musique arabe,la musique de I'Inde et la musique chinoise),<br />

les musiques traditionnelles des pays europeens, et la musique populaire modeme (Jazz, Rock, Pop). _<br />

Peuvent cependant etre membre de la CH-EM tautes les personnes qu s'y interessent.<br />

11carrespond aces abjectifs que la CH-EM entretient des cantacts etroits avec les institutions en Suisse<br />

actives dans le domainede l'ethnomusicologie. Ce bulletin presente leurs portraits. 11s'agit des institutions<br />

suivantes: Le «Studio pour la musique non-europeenne.- de Bäle,les ••:Ateliers d'Ethnomusicologie» de<br />

Geneve, le seminaire d'ethnomusicoJogie de l'Universite de Neuchälel, etroitement lie a la colleclion<br />

des instruments de musique du Musee d'ethnographie, et les Archives elhnomusicologiques MEA de<br />

I'Universite de Zurich qui abri te le bureau de la CH-EM.<br />

La CH-EM accompagne aussi des projets de recherche auaches aces inslitUlions comme par exemple Je<br />

projel sur la musique populaire de Maeedoine presente iei. L' assemblee annuelle de la CH-EM offre<br />

"occasion de faire connaitre et de discuter de ces projets ainsi que de projets de recherche individuels. A<br />

titre u'exemple, nous presentons ici le mpport sur un symposium qui avait ete consacre a la musique<br />

populaire du Ghana. Lors d'une _reunion d'automne» (prevue ceUe annee pour le 6 decembre aZurich),<br />

la CH-EM cherche a elargir ce forum au profit des jeunes chercheurs. parmi eux ceux qui poursuivent<br />

actuellemenl leurs travaux de recherche e. a. en Grece, au Bresil, au Perou, en Mauretanie, au Mozambique<br />

et dans des pays asiatiques.<br />

D'une maniere generale: ce n'esl grace a I'initiative et aux activites de ses membres individuels qu'une<br />

societe teile que la CH-EM vit el prospere. La liste des publicalions ajoutee a ce bulletin en temoigne.<br />

Paur un prochain bulletin, il est prevu de presenter un petit t


Das Studio für Aussereuropäische Musik der Musik-<br />

Akademie der Stadt Basel<br />

von Andreas Gutzwiller<br />

Um die Position des Studios für Aussereuropäische Musik innerhalb der Musik-Akademie zu verstehen.<br />

muss man erst deren aussergewöhnlichen Aufbau erklären. Die Musik-Akademie der Stadt Basel ist ein<br />

recht komplexes Gebilde. Sie vereinigt unter ihrem Dach vier Institute, die sich auf gleicher Verwaltungsebene<br />

befinden: die Allgemeine Musikschule, die Hochschule für Musik. die Schola Cantorum Basiliensis<br />

(SCB), die sich ihrerseits in eine Hochschule für Alte Musik und eine Allgemeine Schule für Alle Musik<br />

teilt. und die Musikalischen Grundkurse.<br />

Der Unterricht aussereuropäischer Musik hat eine längere Tradition an der Musik-Akademie. 1976 WUT·<br />

de die enge Beziehung zur Balinesischen Kultur des Museums der Kulturen Basel (damals Museum für<br />

Völkerkunde) auch musikalisch fruchtbar. indem an der Hochschule für Musik (damals Konservatorium)<br />

Balinesisches Gamelan unterrichtet wurde. Das war der Beginn. um den sich weitere Aktivitäten<br />

aufbauten. Im Jahre 1980 kamen indische und japanische Musik dazu. Diese drei Musikkulturen bilden<br />

auch heute noch den Schwerpunkt der Aktivitäten auf dem Gebiet der aussereuropäischen Musik.<br />

Ursprünglich war die aussereuropäische Musik an der Musik-Akademie dazu bestimmt. den musikalischen<br />

Horizont der Studenten der Hochschule für f\1usik zu erweitern. Zu Beginn der 90er Jahre erwachte<br />

auch das Interesse der Allgemeinen Musikschule an aussereuropäischer Musik. Da auch die SCS im<br />

Rahmen der Forschung und des Unterrichts der Musik des Mittelalters an gewissen Aspekten der<br />

aussereuropäischen Musik interessiert war. führte dies 1994 zur Gründung des Studios für<br />

Aussereuropäische Musik (SAM). einer kleinen Einheit, die. da sie an mehreren Instituten aktiv war,<br />

auch keinem dieser Institute angehörte sondern direkt dem Rektor unterstellt war. Selbstverständlich war<br />

aber das SA.J.\1viel zu klein. um sich als fünftes neben den anderen vier etablieren zu können.<br />

Drei Schwerpunkte<br />

Der Unterricht in den unveränderten Schwerpunktgebieten des SAM seit mehr als zwanzig Jahren hat<br />

gute Resultate gebracht. Mehrere Schülerinnen und Schüler der Shakuhachi-Klasse von Andreas Gutzwiller<br />

haben ein Diplom in Japan gemacht. Die indische Musik. vertreten durch Ken Zuckennan und seine<br />

Schülerinnen und Schüler hat sich in Basel. auch durch die gute Zusammenarbeit mit demAIi Akbar<br />

College of Music etabliert. Dieser Institution ist auch zu verdanken. dass der Sanxl-Meister Ali Akbar<br />

Khan beinahe zwanzig Jahre ein ein wöchiges Seminar an der Musik-Akademie gegeben hat. Das Basler<br />

Gamelan, unter der Leitung von Charlie Richter. hat Konzerte im In- und Ausland und hat auch bei<br />

Auftritten in Bali gute Figur gemacht.<br />

Zum Auftrag des SAM gehört es, neben den drei Schwerpunkten Bali, Japan, Indien in Absprache mit<br />

den Instituten der Musik-Akademie andere Musikkulturen zu berücksichtigen. Das kleine lahresbudget<br />

des SAM ermöglicht aber nicht. zu den kontinuierlich angebotenen Kursen im gleichen Umfang andere<br />

Instrumente oder Gesangsstile zu unterrichten. Uns hätte es z. B. sehr interessiert. auch Unterricht von<br />

Instrumenten arabischer Musik anbieten zu können. So müssen andere Musikstile mittels Workshops<br />

unterrichtet werden. was. wie leicht ersichtlich ist, die Möglichkeiten ausserordentlich einschränkt.<br />

Aussereuropäische Musikganungen sind ja nicht leichter sondern meistens schwieriger zu erlernen als<br />

solche. mit denen das Ohr schon lange vertraut ist. und da das Interesse am Fremden meist erst im frühen<br />

Erwachsenenalter erscheint. wäre umso intensiverer Unterricht nötig. Workshops müssen zudem relativ<br />

schnell für die Teilnehmer befriedigende Resultate liefern können. Es ist deshalb eine allgemeingültige<br />

48<br />

I


Regel, dass der Workshop-Unterricht praktisch alle Melodieinstrumente ausschliesst. und dass beinahe<br />

alle Workshops Gattungen behandeln, in denen Perkussionsinstrumente die Hauptrolle spielen.<br />

Das SAM ist keine Ausnahme von dieser Regel. Wir versuchen aber wenigstens, die Workshops als<br />

fortlaufende Rdhen anzubieten. um so eine gewisse Kontinuität zu erreichen. Als stabil haben sich zwei<br />

Kurse erwiesen: "Samul Nori". ein koreanisches Perkussionsensemble, das seit 1998 jeweils im August<br />

einen einwöchigen Kurs unter der Leitung von Kim Dong Won aus Seoul abhält. Obwohl der Kurs nur<br />

einmal im Jahr stattfindet. profitiert er davon. dass auch in der Schweiz und in Deutschland Lehrerinnen<br />

und Lehrer die Aktivität übers Jahr aufrecht erhalten können. Der andere erfolgreiche Kurs ist den persischen<br />

Trommeln Tombak und Daf gewidmet. der von Madjid Khaladj aus Paris geleitet wird. Dieser<br />

zweitägige Kurs findet seit 1997 fünf bis sechs Mal im Jahr statt. Beide Kurse haben ein gutes Niveau<br />

erreicht.<br />

Kim Don Wong<br />

Das SAM war ursprünglich so konzipiert. dass es die Bedürfnisse an aussereuropäischer Musik der vier<br />

Institute der Musik-Akademie abdecken soll. In der Praxis sind diese Bedürfnisse aber sehr ungleich<br />

verteilt. Es hat sich gezeigt, dass die beiden berufsausbildenden Institute. Hochschule für Musik und<br />

Hochschule für Alte Musik der SCB, nur am Rande Interesse an aussereuropäischer Musik zeigen. Zudem<br />

lassen zunehmend gestraffte Studiengänge den Studentinnen und Studenten heute weniger Zeit für<br />

Ausflüge in musikalische Gegenden. die nicht direkt mit dem erstrebten Studienziel zu tun haben. Verschiedene<br />

Initiativen des SAM, aussereuropäische Musik in Studiengängen zu verankern. waren erfolglos.<br />

Auf der anderen Seite engagiert sich die Allgemeine Musikschule mehr als früher auf unserem Gebiet.<br />

sodass seit <strong>2002</strong> das SAM organisatorisch der Allgemeinen Musikschule angegliedert werden konnte.<br />

Es wird sich zeigen, ob die Schwerpunkte des Angebots des SAM (Indien. Japan. Bali). die sich vor mehr<br />

als zwanzig Jahren im Hinblick auf die Interessen des damaligen Konservatoriums der Musik-Akademie<br />

herausgebildet haben, an der Allgemeinen Musikschule heute noch zeitgemäss sind. In den letzten Jahren<br />

hat sich die Rezeption der aussereuropäischen Musik auch hierzulande stark verändert: Konzerte,<br />

Festivals und der informelle Unterrichtssektor haben der aussereuropäischen Musik den Charakter des<br />

Unbekannten genommen. die musikalische Welt ist entdeckt. Die Unterhaltungsindustrie hat das Label<br />

"World Music" etabliert und viele Musikstile, die ehemals "aussereuropäisch" waren. sind durch<br />

Migrationsbewegungen ihrer Träger europäisch geworden. Das Angebot des SAM wird sich diesen Entwicklungen<br />

anpassen müssen.<br />

Das SAM ist eine der wenigen Einrichtungen aussereuropäischer Musik innerhalb einer Institution, die<br />

im wesentlichen c.lemUnterricht der westlichen klassischen Musik verpflichtet ist. Die Musik-Akac.lemie<br />

ist eine Stiftung. die von der Stadt Basel subventioniert wird. Der Umstand. dass der Unterricht und die<br />

49


Workshops nicht selbsttragend sein müssen. ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. der es uns erlaubt.<br />

auch Dinge zu unternehmen. von denen wir wissen. dass sie ein Defizit erzeugen. Auf der anderen Seile<br />

spielt das Studio für Aussereuropäische Musik die Rolle eines Aussenseilers innerhalb der Musik-Akademie<br />

und ist ständigem Rechtfenigungsdruck ausgesetzt. Zwar gerät auch der sub •.• 'entionierte Unterricht<br />

westlicher Musik unter Druck. da Musik generell aus der Position eines Bildungsguts zu der einer<br />

Freizeitbeschäfrigung abzugleiten droht Ist aber schon der Unterricht der eigenen Musik bedroht, so gilt<br />

das umso mehr für die Beschäfrigung mit fremder Musik. die. kaum dass sie sich einen bescheidenen<br />

Platz erkämpfr hat. den allgemeinen Spardruck noch stärker zu spüren bekommt,<br />

In einer Zeit, in der die ~'Iusik der Welt unter dem Etikett c Weltmusik) kommerziell konsumierbar gemacht<br />

wird. versteht sich das Studio für Aussereuropäische Musik als eine Einrichtung. deren Ziel es ist.<br />

die Musik aussereuropäischer Kulturen durch ihren Unterricht zu vermitteln als Zeugnis einer anderen.<br />

fremden An. die Weil der Töne zu ordnen. Dass der On der Vermittlung eine der abendländischen Musik<br />

verpflichtete Institution ist. soll zum Bewusstsein bringen. da.'isdie Kenntnis der Welt der Musik unvolI·<br />

ständig ist ohne die Kenntnis der Musik der Welt.<br />

Le Studio pour la l\lusique Non-europeenne de l'Academie de Musique de Bale<br />

Quatre instituls formem rA~mie de Musique dc la ••. ille de BJle: L'~le g~ntrale dc mu~ique,la haule «OIe dc mu~ique, la<br />

Schola Camorum Ba~i1iensis poor la mu ique ancienne elles cours l!1l!mentaires (dcgn: primaire). Le Sludio pour la musique<br />

non~uropttnne (SA~1) esl administrati\'emenl rattachl! ~ 1'6:0le gl!nerale dc musique. Trois cuhures musicales SOßI au centre<br />

de I'enseignement depuis plus dc vingt ans; lode (Ken Zuckennan el collaboralion a••.. ec le Ali Akbar College of Music). Japln<br />

(Andreas Gutzwiller, shabhachl) el Bali ICharlie Richter. gamt'lan). O'aulres cuhures musicale sont reprisentl!es dans des<br />

\\ orbhops olTen plus ou moins ~guliertmenl (p. cx. ptrcussioß Cor«nne avec Kim Dong Won depuis 1998. lambours ptßans<br />

lombak el dafavec Madjid Khaladj depuis 1997).<br />

Les Ateliers d'ethnomusicologie<br />

Itineraire d'une association pour les musiques du monde<br />

par Laurenl Auben<br />

Les Ateliers d'ethnomusicologie om aujourd'hui vingt ans ... plus meme. si ron consid~re la periode de<br />

gestation ayant precede la fondation de I'association, Cet anniversaire foumit I'occasion d'etablir un<br />

bilan pro •.• ·isoire de leurs realisations et de leurs acti •.•. ites. en commen~ant par e•.•. oquer bri~vement le<br />

cadre dans lequel ceUedemarche culturelle a vu lejour a Gen~ve, t::Untpartie prenanre. il m'est e.... idemment<br />

difficile d'aborder le sujet a•.•. ec toute I'objeetivite requise. !\olaisje crois pouvoir affinnerque l'existenee<br />

meme des Ateliers d'ethnomusicologie est doublement significative: d'une pan elle temoigne d'une<br />

ouverture nouvelle aux «cultures du monde,., aux cultures «autres,.. qui est peut-etre un des trJ.itsmarquants<br />

de la sensibilite occidentale post-coloniale de la fin du XX" si~c1eet du debut du XXle; d'autfe part elle<br />

exprime a sa mani~re un peu de «("esprit de Geneve,. dont se targuent ses habitants. un esprit qui serait<br />

caracterise par une certaine fonne de wlerance. d'humanisme el d'intercuhuralite,<br />

Une nou •.•. elle culture associati"'e<br />

Si I'on se limite ä la periode contemporaine. souvenons-nous que le debut des annees 1970 a ete marque<br />

par I"emergenee de divers courants culturels altematifs plus ou moins radicaux. Le phenomene n'est<br />

d'ailleurs pas specifiquement gene •.• ·ois. tant iI s'inscrit dans la logique des mou •.•. ements contestataires<br />

«post-soixante-huitards» qui ont a leur epoque bouleverse I' Europe. I' Amerique du Nord et "ensemble<br />

des pays industrialises. ~lais le sens de ('ordre helvetique lie aresprit frondeur des Genevois a peut-etre<br />

contribue au fait que. rapidement. cette marginalite s'est organisee et a revendique un statut dans la eite<br />

50


du bout du lac. Tout un rcseau d'associations aux visees a la fois politiques, sociales et culturelles a ainsi<br />

surgi en quelques annees, assurant aleurs representants un cadre legal qui allaitleur permettre de developper<br />

leur action, parfois de fa~on etonnamment durable,<br />

La musique tenait une place importante dans ce mouvement, et le foisonnement d' express ions musicales<br />

nouvelles qui surgirent alors (free jazz. pop, folk, musique concrete, musique electroacouslique, poesie<br />

sonore, etc.) iIIustrail bien les differentes tendances de cene remise en cause de ('ordre etabli, Or seule la<br />

culture musicale ••officielle. et institutionnalisee (essentiellement la musique c1assique, les fanfares et<br />

les chorales) etait alors reconnue et subventionnee par les pouvoirs politiques. L'union faisant la force,<br />

les personnes impliquees dans ces nouveaux courants se regrouperent et s'organis~rent afin de poner<br />

leurs projets sur la place publique. Un certain nombre d'associations musicales furent ainsi fondees,<br />

defenuues par des porte-parole determines a faire entendre leurs revendications. Ebr.mlees, les autorites<br />

prirent conscience qu'une nouvelle politique culturelle devait etre envisagee de fac;onurgente atin d'evaluer<br />

la plact qu'il convenait d'accorder a ce nouveau militantisme culturel qui, de fa~on indeniable. portait<br />

les aspirations d'une panie imp(utante de la jeunesse.<br />

La premi~re en date de ces associations fut I'MIR (ce sigle signifiant a J'origine •.Association (X'ur la<br />

musique de recherche.), fondee en 1973 par un graupe oe jeunes musiciens passionnes de jazz et de<br />

musique improvisee. Elle fut bientot suivie par le Centre de musique ancienne en 1975, par I'association<br />

Contrechamps pour la musique contemporaine en 1976. puis. en 1986, par PTR (Post Tenebras Rock).<br />

Une demarche tout a fait similaire fut menee parallelement dans le milieu du theatre avee la naissanee de<br />

compagnie comme les Treteau. Libres. JeTheätre Mobile, le Theätre O. le Theätre du Bout du Monde. la<br />

Lune Rouge,le Theatre du Loup, les MontTeurs d'Images, etc., ainsi que, quelques annees plus tard, dans<br />

celui de la danse. representee par rADC (Association pour la danse contemporaine). cn!ee en 1986.<br />

Quant au Festival du Bois de La Batie, fonde en 1977 apr~s plusieurs annees de festivals «!ibres••organises<br />

en divers lieux, il allait reunir une fois par an ces differentes tendances artistiques en une occasion festive<br />

el gralUite au debut ue I'et~, avant de uefinitivement •.quitter le bois •• pour uevenir une manifestation<br />

urbaine 11partir de 1984'.<br />

Jazz cl musiques .du monde.<br />

D~s son origine, rAMR regroupa des musiciens d'orientalions assez diverses, au sein desquels deux<br />

tendances coexistaient des le debut de I'association: d'une pan celle des expressions issues dujazz et des<br />

musique improvisee afro-amerieaines; d'autre part eelle des musiques dites traditionnelles, ou «musiques<br />

du monde», qui commen~aient a se faire connaitre en Europe gräce


ce domaine: rInstitut international de musicologie comparee de Berlin, le Holland Festival et le Royal<br />

Tropical Institute d' Amsterdam, le Commonwealth Institute de Londres et le Festh'al mondial des Arts<br />

traditionnels de Rennes notamment, dont le directeur Che!rif Khaznadar allait fonder ä Paris la Maison<br />

des Cultures du Monde quelques anne!es plus tard. Grace ä. I'integration i\ ce reseau, les Ateliers<br />

d'ethnomusicologie purent organiser ä. Gen~ve un cenain nombre d'e!venements originaux qui<br />

contribuerent i\ les faire connaitre: Festival de Musique arabe (1978). Musique e' danse d' Afrique (1979).<br />

The;'res masques d' Asie (1980). Musiques et danses du soufisme (198 I). Amerique la,ine (1982). Japon<br />

- Arts traditionnels (198).<br />

Une separation ii I'amiable<br />

Sans qu'elle se traduisit par un conflit. la divergence avec le courantjazz de I'AMR emit de plus en plus<br />

sensible, tant sur le plan de la demarche que sur celui du public, Le seullien reel entre les deux secteurs<br />

etait de nature plus administrative qu'artistique ou ideologique, II devint clairque, poureviter 13discorde<br />

et, surtout, afin de mieux affirmer leurs orientations propres, lesAteliers d'ethnomusicologie avaient tout<br />

interet ä. acquerir leur autonomie. C'est ainsi qu'en d&embre 1983. Hs se sont constitues en association<br />

independante. Ayant fait les preuves du serieux et du bien-fonde! de leur demarche. Hs avaient en effet<br />

rec;u de la part des pouvoirs publics I"assurance de beneficier des I'exercice suivant d'une subvention<br />

reguliere leur permettant de voler desormais de leurs propres ailes.<br />

Entre temps, la situation sociale avait passablement evolue a Gen~ve: elle etait marquee notamment par<br />

une forte augmentation de la population d'origine etrangere. En effet. aux Genevois tIde souche .••- dont<br />

la plupart comptent en fait parmi leurs aneetres des refugies huguenots de France, d' Allemagne ou d'ltalie<br />

-, aux fonctionnaires internationaux - de milieu bourgeois, mais de nationalites tres diverses - et aux<br />

travailleurs immigres et ä leurs descendants - pour la plupart d'origine alemanique ou medilerraneenne<br />

- s'ajoutait desormais une quatri~me categorie: eelle des eommerc;ants et des refugie!s politiques et<br />

~onomiques Oetoute sorte et de toute provenance - notammentd·Asie. d' Afrique et d' Amerique du Sud<br />

- qui, depuis quelques annc!es, contribuaient largement ä. refac;onner le paysage socioculturel de la ville,<br />

C'est ainsi qu'a\'ec environ 40% de sa population declaree de nationalite etrangere - cn fait plus de la<br />

moitie, si I'on compte les doubles nationaux et les clandestins - Gen~ve est actuellement une des villes<br />

les plus eosmopolites au monde 3 • Cene situation s'est revelee particulierement propice a une action<br />

durable en faveur des «cultures du monde- teile que la proposaient les Ateliers d'ethnomusicologie:<br />

eelle-ci fut desormais eonsideree comme d'utilite publique, notamment parce qu'elle contribuait a une<br />

integration sociale sensible aux differences culturelles.<br />

Les statuts des Ateliers d'ethnomusicologie. tels qu'ils furent approuves lors de I' Assemblee constituante<br />

du 12decembre 1983. stipulent que I'association «se fixe pour objectifs. en particulier, I'organisation de<br />

coneerts et de spectacles. de smges. de conferences.la production.I'utilisation et la diffusion de publications<br />

sur (out support de communication (bulletins,livres, revues. enregistrements, films. etc.).I'organisation<br />

d'expositions. de rencontres. ainsi que I"emploi de tout moyen utile a la realisation de ses buts» 4 •<br />

Grace ä ta garantie d'un soutien politique inscrit dans la duree. I'association a pu se developper de fac;on<br />

relativement harmonieuse depuis maintenant vingt ans. Sans jamais etre remis en quest ion. le projet<br />

initial des Ateliers d'ethnomusicologie s'est progressi\"ement etoffe en fonction du de!\'eloppement des<br />

possibilites et des collaborations qui se sont tissees au fiI des anne!es 5 • D'abord considere eomme marginal.<br />

le mouvement qu'i1s representent est devenu une composante relativement importante de la vie<br />

culturelle locale. dans la mesure ou iI propose «un modele de pluriculturalisme», pour reprendre la fonnule<br />

de Louis Necket', un mod~le d'integration ä la mesure d'une \"ille de moyenne importance comme<br />

Geneve.<br />

52


,<br />

La musique comme pratique culturelle<br />

Une des particularites des Ateliers, si on les compare a d'autres instituts d'ethnomusicologie en Europe<br />

et dans le monde, est I'accent qu'ils mette nt sur la musique en tant que pratique culturelle plutot que<br />

comme domaine de recherche academique. C'est ainsi qu'ils organisent chaque annee une saison de<br />

concerts (en moyenne de 35 a 40 par an), qui constitue en quelque sorte la vitrine oe leurs activites, ou en<br />

tout cas le secteur le plus connu du grand public genevois. Cette programmation est centree sur )'accueil<br />

d'ensembles en tournee. que celui-ci soit c


Une action pooagogique<br />

Vouloir encourager la prarique et la diffusion de musiques en exil implique necessairement de se pencher<br />

sur la question de leur transmission. En effet, iI n'est pas rare que des jeunes issus de l'immigration<br />

desirent poursuivre une pratique cuhurelle les liant a !eur terre natale, DU que d'autres, quelle que soit<br />

leur origine, se decouvrent des affinites avcc une expression artistique a laquelle rien apriori ne semblait<br />

les destiner, C'cst pour repondre a ces diverses aUentes que, des le debut,lesAteliers d'ethnomusicologie<br />

ont developpe un secteurd'activitcs ~c.lagogiques. Ceue initiative a progressi ••'ement permis de regrouper<br />

les forces vives. qui se sont re"'clees d'une etonnante diversite.<br />

11est ainsi apparu que de nombreux musicieos et danseurs d'origines varices. vivant a Geneve et detenant<br />

un savoir traditionnel de grdnde valeur, souhaitaient pouvoir transmeUre leur art. Les Ateliers ont entrepris<br />

de f&lerer ces aspirations, tout en s'assurant en chaque cas du serieux, de la competence et de I'orientation<br />

artistique de ces enseignants potentieis. C'est ainsi qu'aujourd'hui, ils proposent une palette de 42<br />

disciplines dans le domaine des musiques et des danses tradition nelies du monde (27 de musique et 15de<br />

danse) sous forme de cours collectifs ou individuels reguliers, organises autant que possible dans leurs<br />

locaux·. Les Ateliers ne sont pas pour autant devenus une ecole de musique et de danse ä. propremem<br />

parler, dans la mesure DU chacun de ces cours fonctionne de maniere autonome, y compris sur le plan<br />

administratif et financier; mais ils conterent un cadre et un statut ä ces activites. taut en garantissant a<br />

leurs responsables Ja garantie d'un certain revenu.<br />

Plusieurs disciplines enseignees aux Ateliers attirent aujourd'hui de nombreux eleves reguJiers. En musique,<br />

ee sont surtout le chant et les percussions, quelle que soit leur provenance. qui reeueillent leurs faveurs.<br />

Certaines danses captivent egalement des adeptes de tout age el de toute origine, en grande majorite des<br />

femmes, desireuses de suivre un apprentissage serieux dans des arts aussi varies que lesdanses d' Afrique<br />

de I'Ouest,les danses afro-cubaines,lej1amenco. Jadanse orientale, ,,'oire le kathak ou le bharara na/)'am<br />

de I" Inde. D'autres ateliers offrent des pratiques de nature plus communautaire, tel celui de comemuse et<br />

de ehant de Galice, ou celui de culture anatolienne, qui reunit trois fois par semaine plusieurs dizaines de<br />

jeunes immigres d' origine kurde ou turque desireux de s' impregner de leur heritage traditionnel grace ii<br />

l'enseignement de maitres hautement qualifies.<br />

Cet enseignement regulier est en outre renforee par I'organisation d'un eertain nombre de stages animes<br />

par des artistes specialement invites. Le plus important est Ln Croisie des cul/ures, propose chaque<br />

annee au debut juillet depuis 1995, A titre d'exemple, J"edition <strong>2003</strong> comportaittreize disciplines. dont<br />

dix reservees aux adultes et trais aux enfants: elles ont auire plus de 320 elevcs, debutants ou dejii<br />

relativement engages dans leur apprentissage.<br />

D'une maniere generale, ces activites pedagogiques beneficient d'un certain engouement de la part d'un<br />

public aux motivations de nature tres diverse; mais. J'oceasion faisant le Jarron. elles ont bien sOraussi<br />

contribue ~ susciter cet interet. En etTet, le regroupement sous un meme toit d'une palette de pratiques<br />

artistiques aussi large demeure, semble-t-il, une demarche unique, du moins en Eumpe. Quoi qu'i1 en<br />

soit, elle aura peut-etre contribue ä detruire certains prejuges tenaces, eomme celui qui consiste a emire<br />

qu 'il faut etre gitan pour danser lej1amenco, africain pour jouer du djembi ou indien pour se dedier a r art<br />

du roga. De nombreux exemples demontrent aujourd'hui c1airement que ce n'est pas le eas!<br />

Ecrire sur la musique<br />

Les Ateliers d'ethnomusicologie comportent egalement un volet scientifique. dont la realisation la plus<br />

importante est. depuis 1988. la publieation des Cah;t!rs de mns;ques traditionnelles. Aucune tribune<br />

francophone d'ethnomusicologie n'existait ä celle epoque, et les tra"'aux des chercheurs etaient de ce fait<br />

54


,<br />

dissemines dans diverses ouvrages et revues parfois difficilement accessibles. Nes du desir de combler<br />

ce vide, les Cahiers proposent une pubJication a periodicite annuelle. Chaque volume est centre sur un<br />

dossier thematique reunissant une douzaine d'auteurs, complete par des rubriques d'interet general:<br />

entretiens, portraits et comptes rendus. Cette initiative correspondait manifestement a un besoin puisque.<br />

en 1994, les Cahiers sont devenus I'organe scientifique de la Societe fran~aise d'ethnomusicologie. Ce<br />

rattachement leur assure desormais la garantie de contributions de qualite ainsi que, accessoirement,<br />

celle d'un certain nombre d·abonnes. sans lesquels leur perennite ne pourrait pas etre assun!e.<br />

Tels sont les principaux domaines d'activite des Ateliers. dont le site internet .<br />

regulierement mis a jour. fournit depuis 1998 la liste exhaustive. On peut encore signaler que cette<br />

association a buts non lucratifs comporte actuellement environ 700 membres, qu'elle est dotce d'un<br />

comite d'une dizaine de personnes. et que le bureau est constitue de cinq employes permanents: Laurent<br />

Aubert (direction. programmation),lnge Sjollema (communication), Nicole Wicht (administration). Astrid<br />

StierIin (stages, site internet) et Patrik Dasen (ethnomusicologue assistant), auxquels s'ajoutent quelques<br />

collaborateurs occasionnels engages de cas en cas. Quant au financement de r association, il est assure<br />

par les fonds propres que gcnerent les evenements publics et la vente des pubJications, ainsi que par le<br />

soutien regulier des pouvoirs publics".<br />

En definitive, si les Ateliers d'ethnomusicologie ont pu se faire une place dans le «paysage culturel~<br />

genevois, c'est que leur action a heneficie d'une certaine reconnaissance, qu'elle a en quelque sorte ete<br />

validee tant par le politique que par le public. Issue du mouvement associatif des annees 1970, ceUe<br />

action a pu se developper et se professionnaliser en affirmant un projet clair et coherent. un projet aux<br />

ramifications a la fois artistiques. pedagogiques, scientifiques et sociales. Le privilege de la musique est<br />

d'etre un moyen de communication fort. Faisant appel aux emotions plus qu'a la raison, elle exprime une<br />

vision du monde et de la societe. A cet egard. s'i1 est vrai qu'«une musique est toujours plus que de la<br />

musique ••- la formule est, je crois, de Gilbert Rouget -. la demarche des Ateliers d'ethnomusicologie<br />

comporte alors necessairement une connotation non seulement culturelle, mais aussi politique, qui s'inscrit<br />

de fait dans un courant solidaire interculturel et altermondialiste: elle est peut-etre un signe que quelque<br />

chose est en train de chan ger ...<br />

Quelques dates<br />

1974 Premier eoneert organist! 11 Geneve dans le eadre de J'AMR.<br />

1975 Premier festival et premier stage de musique et danse de rInde organise a Geneve.<br />

1979 Rattachement au Comite pour les arts extra-europeens, reseau international d'institutions dediees<br />

aux arts traditionnels.<br />

1983 Participation a I' «.Etejaponais ••organise dans le cadre du Departement des affaires culturelles de<br />

la Ville de Geneve.<br />

Fondation de I'association des Ateliers d'ethnomusicologie, le 12 decembre.<br />

1984 Creation du Festival duftlrn des musiques du monde en collabomtion avec le Musee d' ethnographie<br />

(13 editionsjusqu'en 1996).<br />

1985 Creation de la biennale Resonances. Musiciens d'ici - Musiques d'ailleurs (4 editions jusqu'en<br />

1991).<br />

1987 Direction artistique de I'operation [ndia in Swit:.erland, coordonnee par la fondation Pro Helvetia<br />

et a laquelle s'associerent une quinzaine de villes suisses.<br />

1988 Crcation des Cahiers de musiqlfes traditionne/les, publication annuelle. seul periodique<br />

francophone d'ethnomusicologie au monde.<br />

1991 Organisation du congres annuel du Seminaire europeen d'ethnornusicologie, auquel participent<br />

plus de cent professionnels venus de taute)' Europe.<br />

55


1992<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1998<br />

2001<br />

<strong>2002</strong><br />

<strong>2003</strong><br />

2001<br />

<strong>2002</strong><br />

<strong>2003</strong><br />

Premiere edition de la Fete de la Musique. au sein de laquelle les Ateliers animent chaque annee<br />

la scene des «Musiques el danses du monde».<br />

Les Cahiers deviennent ('organe scientifique de la Societe fran~aise d'ethnomusicologie.<br />

Programmation anistique oe la Fete de la Diversite sur )a Plaine de Plainpalais (85 ensemble<br />

musicaux de plus de 70 nationalites differentes).<br />

Creation<br />

I'ele.<br />

du stage pluridisciplinaire lA Croisee des cuJlllres, organist chaque aooee au debut de<br />

Premier des quatre festivals organises co collabomtion avec le Centre de musique ancienne de<br />

Geneve:<br />

(2001).<br />

L'art du luth (1996), Vvix delemmes (1997), Flütes alvrs (1999) et L'art de ['archet<br />

Creation<br />

Creation<br />

du si te internet<br />

co collaboration<br />

.<br />

avec Arion (Paris) de la collection oe CD E,hnomad dediee au secteur<br />

des .-musiques migrantes-, et en particulier aux ensembles residant en region genevoise (10<br />

CD parus entre 200 I et <strong>2003</strong>).<br />

Installation du bureau et d'une panie des activites des Ateliers dans de nouveaux locaux auribues<br />

par la Ville de Geneve au 10, rue de Montbrillant.<br />

Organisation du festival Etlmomad et du colloque AJusiques migranles a roccasion du vingtieme<br />

anniversaire des Ateliers d'ethnomusicologie.<br />

Creation en collaboration avec Arion (Paris) de la collection de CD Ethnomad dediee au secteur<br />

des .-musiques migrantes», et en particulier aux ensembles residant en region genevoise (10<br />

CD parus entre 2001 el <strong>2003</strong>).<br />

Installation du bureau et d'une panie des activites des Ateliers dans de nouveaux locaux auribues<br />

par la Ville de Geneve au 10, rue de Montbrillant.<br />

Organisation du festival Ethnomad et du colloque AJusiques migrantes a I'occasion du vingtieme<br />

anniversaire des Ateliers d'ethnomusicologie.<br />

I Voir li ce propos les travaux de Dominique Gros, nOlamment D;ss;d~nts du quot;d;~n. La SC~M alt~rnat;v~ g('n~vois~ 1968-<br />

1987 (Lausanne: Edilionsd'En Bas, 1987), ou La Bätk Itiniraire culturd d~sclaS.J~snWJmnl's cultivies.<br />

1C'est en 1978 que le nam d' -Ateliers d'ethnomusicologie ••a pour la premi~re foi ete ulili~ pour designer ce secleur.<br />

J Voir IIce propos Louis Necker: LA nWS{Ii"qu~gt!n~mis~, mod~/~d~ pluriculfUralisml'? Gen~ve: Editions Zoe, 1995.<br />

• Slatuls des Ateliers d'ethnomusicologie, article 2: Buts.<br />

, Une des plus regulieres de ces collaboralions esl celle qui s'est developpee des la fondation des Ateliers avec le Musee<br />

d'ethnographie de Gen~ve, el qui a donn~ lieu li de nombreuses realisations communes, lelles que le F~stil'Q1du film dl's<br />

mllsiq//n du mandl' (198.1-1996). L'badl' ßlU mill~ visag~s (1987), Thiäfres d'Or;~nt (1997-1998), G~n~v~ - MidilaranÜs<br />

(1999), ou eneore le projet Kaala, prevu pour 2004.<br />

6 ibid .• p. 256.<br />

7 Les Ateliers d'ethnomusicologie encouragenl en effel plus volonliers des initialives s'inscrivam dans l'tvolution de lraditions<br />

culturelles sp!cifiques que des projels de fusion inlerculturelleou de "'/orld musictlectroacouslique. IIs ont parexemplecomribue<br />

lila conslitUlion de groupes comme I'ensemble Kaboul, dont le noyau esl constilut de ~fugies afghans en Suisse romande, ou<br />

celui de Lucy Acevedo, issu de la diaspora afro-ptruvienne de Geneve. En ceci,leuraction sedislingue de la politiqued'organismes<br />

officieis comme Pro Helvelia ou la ODe {Oirection du dtveloppemenl el de la cooperalion}, qui ont par exemple ~cemmem<br />

soutenu des projelS eomme Maniacs-Sharkial, une rencontre enlre un groupe de rock genevois et un ensemble de musique<br />

populaire egyptienne, ou Sufi ~toon, qui allie jazz. cor des Alpes el musique religieuse pakislanaise .<br />

• L'insuffisance de ces locaux fait qu'ä ce jour, plus de la moitie de ces cours se passent hors des murs des Ateliers.<br />

"A litre d'ell,emple, le Rappon d'acl;vitis <strong>2002</strong> des Aleliers fait apparJitfe que 30% des receUes proviennen! des tvenemems<br />

publics et des venles . .17% du ~partemenl des affaires culturelles de la Ville de Geneve, 10% du Depanement de I'instruclion<br />

publique de I'Etal de Geneve, 3% de la OOC (Oireclion du Developpemem el de la Cooperatioß), 3% des cotisalions des<br />

membres, et les demiers 7% de diverses coproduclions el subventions s~ciales.<br />

56


Die Genrer ••Ateliers d'ethnomusicologie_<br />

Die ••Ateliers d'ethnomusicologie ••, die in ihrer heutigen Form seit zwanzig Jahren existieren, gingen aus alternativen Bewegungen<br />

und Gruppierungen der Siebligerjahre hervor, insbesondere der auf Jazz und Improvisation ausgerichteten AMR<br />

(••A.l.sociation pour la musique de recherche ••). Die AMR widmete sich von Anfang an auch der aus~reuropäischen ~lusiL.<br />

besonders der indischen. der v.elolafrik.ani..chen Perkussion der Yoruba und dem balinesischen Gamelan. Zuk.unhweisend war<br />

1979 der Anschluss an das EEAC (


L'ethnomusicologie a I'Universite de Neuchätel<br />

par Fran~ois Borel<br />

Enseignement<br />

Ccce au debut des annees 1950. le cours d'ethnomusicologie. unique co Suisse romande, dcpend tout<br />

d'abord des collections d'instruments de musique el des Archives sonores du Musee d'ethnographie de<br />

Neuchatel (MEN). Des 1948. Zygmunt Estreicher (1917-1993). alors assistant ue Jean Gabus, exploite<br />

les enregistrements que ce dernier 3vait recueillis chez les Inuit de la Baie d'Hudson cl chez les nomades<br />

el sedentaires du Niger el oe lotfauritanie. En 1957. il devient professeur de musicologie a la Faculte des<br />

lettresde l'Universite de Neuchatel. Au debut des annees 1970. son successeur.le professeur Ernst Lichtenhahn,<br />

taut co 355urant la continuite de l'enseignement oe "histoire oe la musique. perpetue la tradition<br />

de recherche et d'enseignernent dans le domaine de la musique des Touaregs et des Haoussa du Niger.<br />

Par la suite, malgre la disparition de la chaire de musicologie mais grace au maintien de deux heures<br />

d'enseignernent hebdomadaires d'ethnomusicologie au sein de "Institut d'ethnologie, ces recherches se<br />

poursuivent grace a I'appui du FNSRS et avec la collaboration du charge de cours actuel, Fmnc;ois Borel,<br />

qui a succeue 11Ernst Lichtenhahn en 1982.<br />

Ces enquctes de terrain constituent une base ideale pour I'enseignement de I' ethnomusicologie, puisqu'elles<br />

permettent non seulement d'illustrer le cours avec des documents sonores et audiovisuels originaux tires<br />

d'un corpus regulierement approvisionne et actuali~, mais encore de faire partager le vecu du terrain<br />

aux etudiants.<br />

Les autres th~mes du cours sont choisis dans le domaine de J'organologie. de la conservation des<br />

instruments de musique et des musiques africaines traditionnelles et populaires, ainsi que dans celui des<br />

musiques latino-americaines d'origine africaine. Ce choix. s'opere egalement en fonction des tendances<br />

de la discipline et de I'actualite scientifique recente publiee dans les livres et revues de la bibliotheque<br />

d'ethnomusicologie et selon les nouveautes du disque compacI.<br />

Des la rentree d'automne <strong>2003</strong>, le cours d' ethnomusicologie change de statut: de "branche cornplementaire<br />

a option", il passe ä celui de "bmnche obligatoire" dans le cursus des etudes d'ethnologie, Les etudiants<br />

le suivront dans leurs deux dernieres annees d'etude avant les examens de licence. Notons que ce statut<br />

n'est que provisoire, puisque I'introduction de la convention de Bologne ä I'automne 2005 entrainera<br />

encore de nombreux changements dans le deroulement du cursu~.<br />

Recherehes<br />

Ayant uebute des 1971. sous l'egiue uu Musee u'ethnugraphie, puis ue 198011 1983 soutenues par le<br />

Fonds National, poursuivies en 1987 puis des le debut des annees 1990, les recherches sur la musique des<br />

Touaregs du Niger avaiem repris en mars 1994, grace au professe ur Ernst Lichtenhahn,qui avait finance<br />

une mission a laquelle F. Borel avait participe, Ce sejourde trois semaines sur le terrain chez les Touaregs<br />

de la region de Tahoua (Niger) avait permis de retrouver des musiciennes et musiciens touaregs connus<br />

depuis une vingtaine d'annees et de constater I'attachement des joueuses de viele monocorde anzad a<br />

leur repertoire traditionnel compese d'airs evoquant un passe qui ne correspond vrairnent plus JUX realites<br />

socio-politiques d'aujourd'hui. Neanmoins, leur technique dejeu, toujours aussi maitrisee. pmuve que<br />

les occasions d'exercer leur art ne manquent pas, malgre J'intluence exercee par de nouvelles pratiques<br />

musical es inspirees de I'engouement de la jeunesse peur les ideaux ilientitaires de la rebellion, Les<br />

restrictions dues a la situation politique interieure nous avaient impose un sejour pmlonge en milieu<br />

sedentaire, ce qui avait permis de recueillir des chants de mus kiens haoussa specialistes des cultes de<br />

58


possession bori et des chants satiriques de propagande contre le sida.<br />

Les recherches se sont poursuivies ces demieres annees, lors de courts sejours effectues par F. Borel au<br />

Niger. C' est surtout dans le domaine de Ia musique «moderne». dite guitar que les enquetes ont ete<br />

menees. puisqu'elle continue d'anirer lajeunesse touaregue. Oe plus. c'est aussi ce genre musical qui se<br />

repand dans le public occidental, aux depens oe la musique traditionnelle. C'cst pourquoi la publication<br />

de deux CD en <strong>2002</strong> a permis enfin de presenter un panorama des musiques tradition nelies de la region<br />

centrale, I'Azawagh. et de la region d'In Gall, en y incluant un echantillon de musique gitaret un poeme<br />

compose seIon la versification traditionnelle. mais portant sur des evenemcnts ayant cu heu lors du<br />

contlit entre la resistance ct I'armee nigerienne.<br />

Participation aux congres ct colloques<br />

Du 19 au 23 mars 1997. a eu lieu a Dakar la 3e edition du Salon international de la musique traditionnelle<br />

(SI~fTRAD) finance par Pro Helvetia ct co-organise par I'ambassade de Suisseet leconsulat de Roumanie.<br />

Le theme du symposium "Etude et recherche sur le patrimoine musical traditionnel" a permis notamment<br />

a Laurem Aubert et a Speranta Radulescu de rappeier le röle fondamental de Constantin Brailoiu dans la<br />

methodologie de recherche cn ethnomusicoIogie. La communication du soussigne etait consacree a «La<br />

nouvelle musique des jeunes Touaregs nigerienslt.<br />

Des 1998. des rapports suivis ont ete entretenus avec la Societe frant;aise d'ethnomusicologie (SFE),<br />

dont le soussigne est devenu membre ct a participe aux Journees d'etudes 1998.<strong>2002</strong> et <strong>2003</strong>.<br />

Activites redactionnelles<br />

Collaboration au comite de redaction des Cahiers de musiques traditionnelles (Geneve).<br />

Activites au I\lusee d'ethnographie<br />

Exposition<br />

L'annee 1997 a vu le laboratoire d'ethnomusicologie, sa<br />

bibliotheque et sa discotheque particulierement mis a<br />

contribution pour "elaboration de I'exposition Pom pom<br />

pom porn, vingt ans apres I'exposition Musique el Sociitis<br />

ä laquelle I'auteur de ces Iignes avait activernent participe.<br />

Deux etudiants en ethnomusicologie, Debora Scheidegger<br />

et Claude Bianchi, ont ete mis ~contribution pour csquisser<br />

un prc4scenario a partir duquel fut cont;u celui de<br />

I'exposition. Celle·ci a en effet largement recouru aux<br />

methodes d'investigation de J'ethnomusicologie et de<br />

I'anthropologie musicale afin de construire un discours sur<br />

le röle de la musique dans nos societes contemporaines.<br />

Harpe du Gabon<br />

59


Archives sonores<br />

Le 19 mars 1998, a eu Heu la remise officielle des Archives ethnomusicologiques Estreicher au Musee<br />

d'ethnographie. Createur du Laboratoire d'ethnomusicologie au Musee d'ethnographie, Zygmunt<br />

Estreicher etait un representant de la premiere generation de I'ethnomusicologie modeme et iI fut aussi le<br />

premier a enseigner regulierement ceHe discipline en Suisse. Refugie poJonais en Suisse pendant la<br />

seconde guerre mondiale, il reprit ses etudes a l'Universite de Fribourg, ville ou il etait neoSur la base des<br />

documents sonores recueillis par Jean Gabus lors de sa mission a la Baie d'Hudson (1938·1939), Zygmunt<br />

Estreicher elabora en 1946 sa these de dactarat cansacree ä «la musique des Esquimaux-Caribaus». En<br />

1948, il devint assistant oe Jean Gabus au MEN, Acette occasion, son maitre en ethnomusicologieAndre<br />

Schaeffner, du Musee de J'Homme, exprima S3 ~... plus haute estime pour M. Estreicher», qui «••.ne<br />

manquera pas de rendre les plus grands services aUxsciences ethnographiques et musicologiques», Charge<br />

de cours de musicologie a l'Universite de Neuchatel en 1954, puis professeur extraordinaire en 1957, il<br />

completa cet enseignement par I'ethnologie musicale. De novembre 1959 a mars 1960, Zygmunt Estreicher<br />

effectua une mission de recherches sur la musique des Peuls Wodaabe, dans une des regions les plus<br />

reculees de la future Republique du Niger,<br />

Annoncee depuis deja longtemps, la publication de disques de musique touaregue s'est enfin concretisee<br />

avec I'edition de deux CD. Le premier volume est consacre aux Touaregs IuIlemmeden de I'Est dont il<br />

iIIustre ('ensemble des genres musicaux, c'est-a-dire la viele monocorde anzad, les tambours lende)' et<br />

razawal, instruments joues par les femmes, la musique vocale et la recitation de poemes par les hommes.<br />

les chansons enfantines, I'are musical et la flOte des bergers. Le second volume se concentre sur la<br />

musique des Touaregs de la region d'[n GaU, proche d'Agadez, dont le style dejeu a I'anwd differe par<br />

son caractere plus tibere de contraintes rythmiques et par le chant de femmes solistes qui s'accompagne<br />

au tambour sur martier lende)'. A remarquer notamment, le jeu de la nOte accompagnee d'un bourdon<br />

vocal et les psalmodies coraniques des Touaregs soufi de I'Ai·r.Les enregistrernents ont ete effectues par<br />

Franc;ois Borel et Ernst Lichtenhahn au cours de plusieurs missions de recherche entre 1971 et 1998.<br />

Niger. Musiql/e des Tal/Gregs val, /: Azawagh. I CD AIMP LXVIlI, VDE-GALLO CD-liDS, <strong>2002</strong>;<br />

Niger. Ml/s;ql/e des Tal/aregs val, 2: /" GaU, I CD AIMP LXIX, VDE-GALLO CD-IID6, <strong>2002</strong>,<br />

60


En marge: une exposition itinerante sur les Touaregs<br />

Inauguree a Seville le 15 novembre 200 I, I'exposition «Tuareg. N6madas dei desierto» a ete organisee el<br />

realisee par la Fundaci6 • La Caixa» de Barcelone qui a recouru aux collections du ~lusee d' ethnographie<br />

de Neuchätel et aux services du soussigne. conservateur adjoint responsable des collections touaregues.<br />

Ce sont ainsi quelque 270 objets illustrant la culture materielle touaregue qui ont commence leUTitineTance<br />

en partant de Seville et qui voyageront jusqu' a Castell6n de Ja Plana en passant par Valence. Saragosse.<br />

Sainl Sebaslien. Cordoue. Palma de Majorque. Gir6n. Lleida. Tarragone el Las Palmas (Canaries). el ce<br />

jusqu' en janvier 2004. Un secteur de I'exposition est bien entendu consacre a la musique touaregue.<br />

Die l\Iusikethnologie an der Universität Neuchiitel<br />

Begründet zu Beginn der 50er Jahre von Zygmunt Estreicher. weitergefühn von Ernst lichtenhahn. stehl der Fachbereich seil<br />

1982 unter der leitung von Fran~ois Borel. Der Unterricht erfolgt in engem Zusammenhang mit den Tonarchiven und der<br />

Instrumentensammlung des Musee d·Ethnographie. Schwerpunkte des Unterrichts sind: die Musik Afrikas. insbesondere die<br />

Musik der Tuareg und der Haussa. die Musik Lateinamerikas mil afrikanischen Wurzeln. Imtrumentenkunde und Instrumentenkonservierung.<br />

Seil Herbst <strong>2003</strong> hai die Musikethnologie den Statw~eines obligatorischen Ergänzungsfachs rur die Studierenden<br />

der Ethnologie. Hauptsächlichstes Feldforschungsgebiet ist die Republik Niger. ein besonderer Akzent liegt auf der modernen<br />

Musik der Tuareg. Unter den Ereignissen undAktivitäten der letzten Jahre besonders zu erwähnen sind: die musikbezogene<br />

Ausstellung des ~1usee d'Ethnographie 1997. die Übernahme der Tonarchjye Emeicher 1998 sowie eine Tuareg-Ausstellung.<br />

die seil 2001 in verschiedenen Städlen Spaniens gezeigt wird.<br />

61


Das Universitätsfach Musikethnologie<br />

von Dieter Ringli<br />

Die l\Iusikethnologie im internationalen Kontext<br />

Die moderne Musikethnologie erfülh als Kunst- und Sozialwissenschaft eine wichtige Aufgabe für die<br />

Kenntnis und das gegenseitige Verständnis der Kulturen. Der Fachbereich t\fusikethnologie umfasst nach<br />

heutigem Verständnis vier Teilbereiche: I. die traditionelle Musik der sog. «Naturvölker .• meist schriftloser<br />

Überlieferung ausserhalb Europas: 2. die Kunstmusik-Gattungen aussereuropäischer Gesellschaften;<br />

3. die europäische und europäisch beeinnusste Volksmusik: 4. die modeme Populannusik (Jazz.<br />

Rock. Pop).<br />

Ein umfassendes Lehrangebot in allen Teilbereichen der Musikethnologie findet sich nur an wenigen<br />

Universitäten der U.S.A.: selektive Schwerpunktbildung. wie sie auch in Zürich betrieben wird. k.ennzeichnet<br />

auch die grösseren europäischen Institute. zu denen heUle vor allem diejenigen von Paris. Wien<br />

uno Berlin zu rechnen sind.<br />

Die l\Iusikethnologie im nationalen Kontext<br />

Keine andere Schweizer Universität bietet Musikethnologie als selbständiges Nebenfach an; das Zürcher<br />

LehrJngebol sIellI ein Mehrfaches dessen dar. was andernorts gebolen winl (Neuchälel: 2-3 Lehrauflragsstunden<br />

innerhalb der Ethnologie; Bem. Basel. Genf, Fribourg und Lausanne: keine bzw. nur sporadische<br />

Lehrveranstahungen). Musikethnologie wird in Zürich denn auch regelmässig von Studierenden<br />

anderer Schweizer Universitäten belegt und als auswärtiges Fach in die jeweiligen Lizentiatsabschlüsse<br />

eingebaut. Die Musikethnologie an der Universität Zürich stellt im gesamtschweizerischen Vergleich<br />

das besrausgerüstete und bestausgewiesene Kompetenzzentrum dar.<br />

62


Musikethnologie an der Universität Zürich<br />

Geschichte<br />

Seit 1972 - ein Jahr nach der Etablierung des Ethnologischen Seminars an der Philosophischen Fakultät<br />

I - kann Musikethnologie an der Universität Zürich als Nebenfach studiert werden. Den Unterricht im<br />

Rahmen von 4-6 Wochenstunden erteilte bis zu seinem Rücktritt auf Ende Wintersemester 1990 Prof. Dr.<br />

Wolfgang Laade im Rahmen seiner Anstellung als Oberassistent am Elhnologischen Seminar. Prof. Laade<br />

war es auch. der mit seiner aktiven Sammlungstätigkeit den Grundstein zum heutigen Archiv legte.<br />

Ergänzend zu seinen Lehrveranstaltungen bOl Or. Akio Mayeda. Musikwissenschafter und Lekwr in<br />

Japanologie. bis Ende Sommersemester 2001 Vorlesungen und Übungen zur Musik Südostasiens im<br />

Umfang von 1-2 Wochenstunden an.<br />

Nach Laudes Rücktritt wurde die Betreuung des Musikethnologischen Archivs und der Musikethnologie<br />

dem Musikwissenschaftlichen Institut (Prof. Or. Ernst Lichtenhahn) übertragen. Seither stellt das Ethnologische<br />

Seminar der Musikwissenschaft eine halbe Assistenz<br />

zur Verfügung; eine weitere halbe Assistemur wurde<br />

1990 neu geschaffen und dem ~fusikwissenschaftlichen<br />

Institut zugeteilt. Prof. E. Lichtenhahn umerrichtete das<br />

Fach regelmässig im Umfang \'on 6 Wochenstunden. Neben<br />

dem 1- bis 2-stündigen Lehrauftrag Mayeda wurden<br />

Gastlehraufträge von durchschnittlich 1Semesterwochenstunde<br />

erteilt. Sekretariatsarbeit und EDV-Koordination<br />

wurden vom t\.lusikwissenschaftlichen Institut gefLihrt.Seit<br />

Ende 1996 stehen der Musikethnologie in den Liegenschaften<br />

Florhofgasse 8 und 10 die geeigneten Sammlungs-.<br />

Forschungs- und Umerrichtsräume zur Verfügung. Überdies<br />

nahm die Fakultät den Fachbereich Musikethnologie<br />

mit erster Priorität in ihre Emwicklungspläne der neunziger<br />

Jahre auf.<br />

Seit dem Rücktritt von Prof. Lichtenhahn im Februar 1999<br />

wurde der Studiengang mit Gastlehraufträgen von 2<br />

Semesterwochenslunden und einer Oberassistenz 100%<br />

(Or. Oieter Ringli) aufrechterhalten. wobei Prof. Lichtenhahn<br />

ehrenamtlich weiterhin Seminare. Lizentiats- und<br />

Doktorarbeiten betreute.<br />

Mit einer Ausschreibung für eine Professur in Ethnologie wurde im Frühjahr 2000 eine Nachfolge für<br />

Prof. Löffler gesucht. die Ethnologie sozial wissenschaftlicher Ausrichtung und die Musikethnologie je<br />

zur Hälfte abdecken sollte. Diese Ausschreibung ergab keine überzeugenden Kandidaturen. wohl weil<br />

die beiden Anforderungsprofile zu weit voneinander emfernt lagen. Daraufhin fasste die Fakultätsversammlung<br />

zwei Beschlüsse: Erstens die beiden Stellen zu entflechten und den seit 1995 vakanten<br />

Lehrstuhl für Ethnologie ohne musikethnologische Auflagen zur Besetzung freizugeben. zweitens ein<br />

Extraordinariat fLirMusikethnologie zu beantragen. um das Überleben der Musikethnologie als Prüfungsfach<br />

zu sichern.<br />

In einem schnellen Verfahren wurde die Kommission zur Besetzung der Ethnologie-Professur eingesetzt.<br />

in einem etwas langsameren die Kommission zur Besetzung der Musikethnologie-Professur. Das<br />

von der Universität Ende März <strong>2002</strong> zur Ausschreibung freigegebene SteJleninsemt wurde weit gestreut.<br />

Etliche Personen wurden direkt angeschrieben; dies war umso notwendiger. als beim ersten Verfahren<br />

zur Besetzung einer kombinierten Ethnologie-Musikethnologie-Professur die Bewerber erst nach ungefahr<br />

einem Jahr über die Einstellung des Verfahrens orientiert worden waren und einige Personen gar nie<br />

darüber unterrichtet worden sind. Im April <strong>2002</strong> beschloss die Fakultät dann aber plötzlich. die Besetzung<br />

der bereits ausgeschriebenen Stelle aus finanziellen Gründen bis auf weiteres zurück zu stellen.<br />

63


Gefahrdung des Faches !\Iusikethnologie<br />

Die Leitung des Musikwissenschaftlichen Instituts informierte im Januar <strong>2003</strong>, dass die Fortführung der<br />

Musikethnologie in der bisherigen Form nicht möglich sei: Da der Universität in den kommenden Jahren<br />

keine finanziellen ~littel zur VerfLigung stünden, eine Professur für Musikethnologie einzurichten. ergäbe<br />

sich bei einem allfalligen Rückzug \Ion Prof. Lichtenhahn aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die<br />

Musikethnologie das Problem. dass eine fachlich qualifizierte Person mit Venia legendi, die also Semi·<br />

nare geben sowie Lizentiats- und Doktoratsprufungen abnehmen könnte, fehlte. Deshalb wurde von der<br />

Leilung des ~Iusikwissenschaftlichen Instituts Prof. Lichtenhahn von seiner Funktion als Leiter ad interim<br />

freigestellt und ein Antrag auf Sistierung des Fachs eingereicht.<br />

Gegenwart<br />

Nach komplizierten und langwierigen Verhandlungen ist nun - dank der Unterstützung zahlreicher Verbände.<br />

Organisationen und Personen aus dem 10- und Ausland, des Widerstands der Studierenden und<br />

der Hilfe des Dekans der Philosophischen Fakultät Zürich und des Prorektors Lehre - doch noch eine<br />

Lösung für die Musikethnologie an der Universität Zürich gefunden worden. Das ~lusikethnologische<br />

Archiv wechselt administrativ zum<br />

Ethnologischen Seminar. Emeritus<br />

Prof. Dr, E. Lichtenhahn übernimmt<br />

ad interim ehrenamtlich wieder die<br />

Leitung. Das Lehrangebot bleibt im<br />

bisherigen Umfang bestehen. Im nächsten<br />

Wintersemester werden wieder<br />

Einführungskurse angeboten. der Studiengang<br />

läuft also weiter. Die bewilligte.<br />

aber aus finanziellen Gründen<br />

zurückgestellte Professur für Musikethnologie<br />

wird. sobald ein Teil der<br />

Mittel bereit steht. um neue Professuren<br />

zu finanzieren. prioritär behandelt.<br />

Das heutige Angebot im Umfang von<br />

7 \Vochenstunden richtet sich an Stu-<br />

dierende im I. und 2. Nebenfach, an Hauptfachstudierende der Ethnologie. welche Musikethnologie als<br />

Teilgebiet wählen. an die Studierenden der Hochschule Musik und Theater Zürich (Studiengänge Schulmusik<br />

und Musikpädagogik) sowie an Studierende der Musikwissenschaft. auch im Rahmen der<br />

Ergänzungskurse zum Diplom für das Höhere Lehramt.<br />

Musikethnologie an der Universität Zürich hat für die 1990er Jahre einen kontinuierlichen Anstieg der<br />

Studierendenzahlen vorzuweisen. Die Einführungskurse in die Musikethnologie wurden in den letzten<br />

Jahren von durchschnittlich über zwanzig Studierenden belegt. Im Moment nehmen an den Lehrveranstaltungen<br />

insgesamt gegen fünfzig Studierende aktiv teil. Dazu kommt eine grosse Zahl von Studierenden.<br />

die aufgrund von Auslandaufenthalten, Feldforschungen. Prüfungs\'orbereitungen und anderweitigen<br />

Verpflichtungen in diesem Semester den Lehrbetrieb nicht besuchen. Die offizielle Statistik der<br />

Universität verzeichnet denn auch 73 Studierende der Musikethnologie im I. und 2. Nebenfach; dazu<br />

kommen die in dieser Statistik nicht aufgeführten Studierenden des Teilgebiets Ethnologie, der Musikhochschule<br />

im Rahmen ihrer Ausbildung zu Schulmusikern. Auditoren und Doktoranden. Insgesamt<br />

ergibt sich für das laufende Semester die Zahl von rund 90 Studierenden der Musikethnologie.<br />

Seit September 200 I läuft in Zusammenarbeit mit der Universität Skopje. Mazedonien (Prof. Dr. Dimitrije<br />

Buzarovski) das vorerst auf drei Jahre befristete Nationalfonds-Projekt «Research and Digital Archiving<br />

of Macedonian Music Folklore», ein technisch innovativesArchivierungs-Projekt mit ergänzenden Feldforschungen.<br />

das auch Thema des Seminars vom Sommer 2004 sein wird.<br />

64


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Les Archives d'ethnomusicologie de I'Universite de Zurich<br />

A J'Universile de Zurich.l'cthnomusicologie a le statut d'une branche secondairede licence depuis 1972. C'est la seule Universite<br />

de Suisse qui offre eeUe fonnation. Un en~ignement de 4 a 6 heures hebdomadairc=s a eie offen par Wolfgang Laade jusqu'en<br />

1990. cumplete par des cours sur la musique japonai!ie dünnes par Akio ~fayeda jusqu'en 2001. Ernst Lichtenhahn a pris la<br />

succession de Laade co 1990. A la suile.l'elhnomusicologie S'CSIdonnee un nauveau reglement avec un curriculum de 4 ä 6<br />

~meslres fonne de cours. pro·sc!minaires. travaux pratiques ct stminaires a raison de 6 a 7 heures hehdomadaires otTens par les<br />

membres de I' Instilut el des professeurs invileS. La succession de Lichlenhahn (emtritt depuis 1999) n'ayant pas eneore pu eIre<br />

reglee. il cOnlinue de diriger ('institul - transfl!rt apres quelques difficultl!s dans le dl!partement d'ethnologie en <strong>2003</strong> - ad<br />

intuim. 11est assiSle par Dieler Ringli (chef de travaux) et deux assi~lams. Une bibliotheque imponame et une phonotheque {rh<br />

renommee fondee par Laade fonnent les archives proprement dites.<br />

Adresse<br />

Tel.<br />

e-mail<br />

r, :;<br />

Musikethnologisches Archiv, Florhofgasse 8/10 CH-8001 Zürich<br />

+41 (0)16344781 Fax +41 (0)16344961<br />

mea(Wethnounizh eh Homepage wwwpthno.unizh.('h/mp9<br />

66<br />

,<br />

9


1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />

Impressum<br />

<strong>Bulletin</strong><br />

Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />

und der CH-EM<br />

Redaktion: Fabian Müller<br />

Weinplatz 4<br />

CH-8001 Zürich<br />

TeVFax: 01r212 83 82<br />

Silvia Delorenli-Schenkel<br />

Via B. Longhena l-l<br />

6710 Biasca<br />

Tel: 091 8622261<br />

Fax: 0041 I 27425 13<br />

Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion


I<br />

<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Edilnrial<br />

In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />

« ... und es gibt sie doch!»<br />

Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />

von Dieler Ringli<br />

Resume en franl;ais<br />

Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />

von Fabian Milller<br />

Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />

Schweizer Ländlermusik<br />

von Fabian Müller<br />

Mein Musikanlenleben<br />

von Thomas Marthaler<br />

Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />

von Joe Man~r<br />

Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />

Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />

Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />

La cornamusa in Ticino<br />

di lIario Garbani Marcantini<br />

lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />

loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />

"Kinderlieder hopsassa!"<br />

von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />

Züri-Lieder<br />

von Christian Schmid<br />

5<br />

6<br />

7<br />

13<br />

18<br />

21<br />

24<br />

26<br />

27<br />

28<br />

31<br />

39<br />

41<br />

43


Die CH-EM stellt sich vor<br />

La CH-EM se presente<br />

\ton Erml Lichtenhahn<br />

Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />

\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />

Resume eD rran~ais<br />

Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />

par Laurenl Auben<br />

Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />

L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />

par Fran~is Borel<br />

Deutsche Zusammenfassung<br />

Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />

\Ion Dielet Ringli<br />

R~ume CD fran~ais<br />

Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Resume co fran'tais<br />

Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Rkume co rran~als<br />

Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />

46<br />

48<br />

50<br />

58<br />

62<br />

67<br />

69<br />

73


Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung läuft<br />

zurzeit das Forschungsprogramm SCOPES (Scientific co-operation between Eastern Europe<br />

and Switzerland 2000-<strong>2003</strong>). Im Rahmen dieses Programms arbeitet das Musikelhnologische<br />

Archiv der Universität Zürich zusammen mit der Universität Skopje an einem Projekt mit dem<br />

Titel .Research and digital archivation of Macedonian music folklore«.<br />

Zielsetzung<br />

Das Projekt gilt in erster Linie der Sicherung von historischen Aufnahmen mazedonischer Volksmusik<br />

durch Digitalisierung und detaillierte Katalogisierung, in zweiter Linie einer ersten Auswertung<br />

der bereit gestellten Materialien durch ethnographische und musikalische Analysen.<br />

Bereits in den ersten Projektwochen gelang es, das vollständige, in der Zeit zwischen ca. 1950<br />

und 1975 vom mazedonischen Volksmusikforscher Zivko Firfov auf Kassetten aufgenommene<br />

Material von Firfovs Nachkommen zu erhalten. Diese für die Vielfalt der mazedonischen Kulturen<br />

und der in ihnen überlieferten musikalischen Stile repräsentative Sammlung umfasst über<br />

3000 Aufnahmen und stellt so ein historisches Zeugnis ersten Ranges dar. In ersten Arbeitsschritten<br />

war zweierlei zu leisten: einerseits die gezielte Optimierung der (dank eines früheren<br />

TEMPUS-Projekts in Skopje bereits vorhandenen) Studioeinrichtung, andrerseits die gemeinsame<br />

Entwicklung der methodischen Grundlagen für die Digitalisierung derTonaufnahmen und<br />

die Erstellung der begleitenden Datenbanken, die der Katalogisierung des Materials dienen<br />

(Roherfassung des musikalischen und textlichen Inhalts, Zeit. Ort. Umstände der Aufnahmen,<br />

beteiligte Personen etc.).<br />

Eine bedeutende Erweiterung des Projekts ergab sich aus dem Umstand. dass sich mehrere der<br />

seinerzeit von Firfov auf Kassette aufgenommenen Musikerinnen (insbesondere SängerInnen)<br />

noch auffinden liessen, und dass so aus Interviews und z.T. auch durch aktuelle Neuaufnahmen<br />

äusserst wertvolle Zusatzinfonnationen und Vergleichsmaterialien gewonnen werden konnten.<br />

Zusammenarbeit<br />

An den Arbeiten beteiligt sind auf mazedonischer Seite Prof. Dimitrije Buzarovski. der als Projektleiter<br />

in alle Arbeitsschritte massgeblich involviert ist, ferner M.A. Branka Kostic, die als<br />

Mitarbeiterin von Prof. Buzarovski und Musikethnologin im Laufe des Jahres <strong>2002</strong> ihre Magisterarbeit<br />

zur Sammlung Firfov abschloss und - seit Herbst <strong>2002</strong> im Rahmen einer Dissertation -<br />

v.a. an der Erstellung der Datenbanken und an ersten analytischen Auswertungen arbeitet.<br />

Auf Schweizer Seite wirken Prof. Ernst Lichtenhahn und Dr. Dieter Ringli, Oberassistent am<br />

MusikethnologischenArchiv der Universität Zürich, insbesondere an den musikethnologischen<br />

Konzept- und Auswertungsarbeiten mit, u.a. durch Gespräche in Skopje. Zürich und Basel, durch<br />

Teilnahme an Symposien in Mazedonien und durch die Planung musikethnologischer Seminarübungen<br />

zur Volksmusik Makedoniens mit Frau Kostic an der Universiät Zürich im Sommersemester<br />

2004. An diesen Seminarübungen wird auch lic.phi!. Igor Spacek aus Zürich als Assistent<br />

beteiligt sein. Prof. Lichtenhahn wurde ausserdem vom Fakultätsrat der Universität Skopje<br />

67


als Mitbctreuer der Dissenation von Frau Kostic akzeptien. Die wichtigsten weiteren zum Projektvorhaben<br />

konsultienen Institutionen und Personen waren: Phonogramm-Archiv Wien (Dr. Dietrich<br />

SchülIer), Memoriav - Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz<br />

(Dir. Kurt Deggeller und Rudolf Müller, Projekt leiter Memoriav bei Radio DRS) sowie die<br />

Phonothek der British Library London (Dr. Janet Topp Fargion).<br />

Erste Resultate<br />

Das bisherige Hauptresultat ist die vollständige Digitalisierung der Sammlung Firfov auf 48<br />

CDs und aufhard-disk. Eine Kopie derCDs steht dem MusikethnologischenArchiv der Universität<br />

Zürich zur Verfügung. Die begleitende multimediale Datenbank befindet sich vorläufig nur<br />

in Skopje; sie umfasst Text- und Bildmaterial sowie graphische Verlaufsdarstellungen zu den<br />

aufgenommenen Stücken und wird z.Zt. weiter ausgearbeitet. Besonders hervorzuheben sind<br />

dabei die Videofilme (mehrere Stunden), die einerseits Methode und Verfahren der Digitalisierung<br />

dokumentieren und andrerseits erste Interviews mit den mazedonischen Musikerinnen enthalten,<br />

die in die Firfov-Aufnahmen involvien waren.<br />

Als wissenschaftliche Erträge, die über die unmittelbare Projektarbeit hinausreichen, sind v.a.<br />

zu erwähnen: Die Entwicklung von Methoden und Verfahren zur digitalen Erfassung historischer<br />

Tondokumente insbesondere im Bereich der Volksmusik. Diese Entwicklung erfolgte in<br />

engem Kontakt mit einer internationalen Expenengruppe und wird für weitere ähnlich gelagene<br />

Projekte, wie sie heute weltweit anstehen, von bedeutendem Wert sein. Bereits imjetzigen Zeitpunkt<br />

sind mehrere Institutionen umliegender Balkanländer, aber auch aus der Türkei und dem<br />

Libanon an einer Zusammenarbeit, bzw. an der Errichtung eines auch ihnen zugute kommenden<br />

Zentrums in Skopje interessiert.<br />

Es ist geplant, weitere Sammlungen alter Tonaufnahmen mit mazedonischer Volksmusik zu<br />

erfassen, digital zu sichern und wissenschaftlich zu erschliessen.<br />

Un projet de recherche sur la musique populaire mac'donjenne<br />

Ce projet s'inscrit dms le programme SCOPES (.Scientitic co-operalion between Eastem Europe and Swilzerland_ 2000-<br />

<strong>2003</strong>) du FNRS. Son but eSI de digitaliser cl de cataloguer des enregislrements historiques de musique populaire ma~donienne.<br />

Plus de 3(0) enregistremems sur casseues effeclues par Zivko Firfov entre 1950 el 1975 fonl1C~ntla base des recherches. La<br />

richesse des traditions musicales lant instrumentales que vocales de Macedoine s'y renete de maniere paradigmalique. Ce<br />

corpus est maintenant disponible sur pres de 50CDs. Des interviews el enregistrements sur vidw avecdes personnes qui avaient<br />

Iravaille avec Firfov vont complt!ter ladocumentation. Lc:projet est dirige par le professeur Dimitrije Buzarovski de J'Universite<br />

de Skopje. Les partenaires suisses sonl E. Lichtenhahn et D. Ringli de I'Universite de Zurich.<br />

68


Populäre Musik aus Ghana: Historische Schallplatten<br />

als Basler Beitrag zum Studium der Geschichte und<br />

der Kulturen Afrikas<br />

von Ernst Lichtenhahn<br />

Bericht über ein Symposium im Rahmen der Jahrestagung <strong>2002</strong> der CH-EM<br />

Das Symposium über .Populäre Musik aus Ghana: Historische Schallplatten als Basler Beitrag<br />

zum Studium der Geschichte und der Kulturen Afrikas_ stand im Rahmen einer Reihe von<br />

Workshops. die im Studio für Aussereuropäische Musik der Musik-Akademie Basel (SAM)<br />

vom 2. bis zum 7. Dezember <strong>2002</strong> durchgefühn wurden. Das Symposium wurde organisien in<br />

Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Afrika-Studien an der Universität Basel und der Mission<br />

21. in deren Bildungszentrum es am 8. Dezember stattfand. Am Podiumsgespräch nahmen teil:<br />

Univ.-Doz_ Dr. Wolfgang Bender, Afrika-Institut der Universität Mainz. Prof. Dr. John Collins,<br />

University of Ghana, Legon, Prof. Dr. Sjaak van der Geest, Universität Amsterdam, Dr. Janet<br />

Topp Fargion. Curator der International Music Collection der British Library. London, Prof. Dr.<br />

Anne Shreffler, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Basel. sowie lic. phi\. Veit Arlt.<br />

Zentrum für Afrika-Studien der Universität Base\. Die Gesprächsleitung hatte der Berichterstatter.<br />

Ausgangs- und Mittelpunkt der Veranstaltung war die äusserst wertvolle Sammlung Historischer<br />

Schallplatten (78 UpM Schelllack-Platten) mit Musik aus Ghana und Nigeria, die sich in<br />

den Archiven der Mission 21 (Basler Mission) befindet. Diese Schallplatten - 905 an der Zahlwurden<br />

in den Jahren 1931-57 von der Basler Handelsgesellschaft UTC (Union Trading Company),<br />

die mit der Basler Mission in enger Verbindung stand. aufgenommen. Die Sammlung<br />

umfasst ein weites Spektrum an populärer Musik. wie sie sich in der Begegnung fremder Einflüsse<br />

- Kirchen- und Blasmusik, Musik der Seeleute - mit einheimischen traditionellen Musikpraktiken<br />

seit dem 19.Jahrhunden ausgebildet hatte .• Palm Wine Music> und .Highlife Music><br />

sind zwei Begriffe. die diese neo-traditionellen Musikstile bezeichnen. Insbesondere die Aufnahmen<br />

aus Ghana, der ehemaligen .Goldküste-, sind hinsichtlich Quantität und Qualität von<br />

ausserordentlicher Bedeutung in musikalischer und musikgeschichtlicher. aber auch in<br />

soziokultureller und allgemein historischer Hinsicht. Die Prozesse, die zur Ausbildung der heutigen<br />

westafrikanischen Staaten und Kulturen geführt haben, lassen sich von diesem Material<br />

her in vielf:iltiger Weise erforschen.<br />

Für die Musikethnologie ist dieses Thema von besonderem Interesse und hoher Aktualität: Die<br />

klassische Musikethnologie hat sich, was Afrika betrifft, bisher vor allem mit den alten. traditionellen<br />

Musikkulturen beschäftigt und immer die Tendenz gehabt, moderne Erscheinungsformen,<br />

die im Kontakt mit fremden und zumal europäischen Kulturen entstanden sind, als vermeintliche<br />

Verfallserscheinungen eher zu bedauern und zu veruneilen als ernst zu nehmen.<br />

Palmwine- und Highlife-Musik aber sind Ergebnisse solcher Kontakte. Indem diese Musikformen<br />

ins Zentrum gesetzt werden. ergibt sich die willkommene Gelegenheit, die alten Voruneile<br />

zu hinterfragen und hoffentlich ein Stück weit auszuräumen. Die Sammlung von historischen<br />

Schallplatten, die diese Aufschlüsse überhaupt erst ermöglichen, ist in Zusammenhang mit der<br />

69


Basler Mission und ihrer Handelsgesellschaft entstanden. Hier zeichnet sich eine eigentümliche<br />

Verbindung ab. Wie. warum und mit welchen Konsequenzen hier Musik und Kommerz zusammenkamen.<br />

ist spannend zu untersuchen.<br />

Zusammenfassung der Referate<br />

John Collins sprach über «Ghanaian Christianity and Popular Entertainment: Full Circle»: Importiertes<br />

Christentum ist einer der Faktoren, die an der Wende zum 20. Jahrhundert zum Aufkommen<br />

von populärer Musik und populärem Theater in Ghana beigetragen haben. Umgekehrt<br />

begann die populäre Unterhaltung um die Mitte des 20. Jahrhunderts das afrikanische Christentum<br />

der Separatisten kirchen zu beeinflussen.<br />

Diese zirkuläre Beziehung zwischen Weltlich und Geistlich hat sich seit den 1970er Jahren<br />

verstärkt. Zum Teil hat dies damit zu tun. dass in beiden Bereichen zunehmend nach übernatürlichen<br />

Erklärungen für die Probleme gesucht wurde. die das modeme Leben geschaffen hatte:<br />

materielle Ungleichheit, zerrüttete Familienverhältnisse, Prostitution, Fremdenfeindlichkeit.<br />

Alkoholismus und städtische Kriminalität. Zum Teil war es auch das Resultat einer gegen Live-<br />

Unterhaltung gerichteten Regierungspolitik. dass die ins Visier genommenen Musik- und Theatergruppen<br />

bei den Freikirchen Unterschlupf und Unterstützung fanden.<br />

So haben sich in den letzten Jahren populäre Unterhaltung und lokale Kirchen auf einander zu<br />

bewegt und zu einem Phänomen geführt. das sich als «populäres» Christentum bezeichnen lässt.<br />

So wie die populäre Unterhaltung ist auch das populäre Christentum eine transkulturale urbane<br />

Bewegung, die die Hoffnungen einer mittleren Bevölkerungsschicht auf sozialen Aufstieg nährt.<br />

sich die traditionellen Werte ebenso wie auch die Ängste vor der Modernisierung zunutze macht<br />

und Musik, Tanz und Theater als kommerzielles Medium für die Massen einsetzt.<br />

Sjaak van der Geest behandelte das Thema «Orphans in Highlife: Anthropological Circles»: Bei<br />

anthropologischen Feldforschungen 1971 und 1973 (in Kwahu-Tafo. einerostghanaischen Stadt<br />

mit etwa 5000 Einwohnern), die keineswegs auf Musik, sondern auf Familienplanung und Geburtenkontrolle<br />

ausgerichtet waren. liess sich dennoch die enorme Bedeutung der Highlife-Musik<br />

nicht übersehen. Allabendlich versammelten sich grosse Gruppen Jugendlicher vor den Bars.<br />

aus denen diese Musik erklang. Die Frage, was diese Musik so populär mache. führte zu einer<br />

genaueren Beschäftigung mit den Texten.<br />

Von besonderem Interesse erwies sich das Thema des Waisenkinds bei den Akan. weil es I.<br />

häufig vorkam, 2. in Beziehung zu den Familienforschungen stand und dabei 3. insofern Widersprüche<br />

zutage förderte. als einerseits nach den offiziellen Vorstellungen der Akan-Gesellschaft<br />

Waisen-Schicksale gar nicht denkbar sind (da ja jedes Kind mehrere Mütter und Väter habe).<br />

andrerseit. aber in Liedern solche Schicksale immer wieder beklagt werden. Dabei ist es vor<br />

allem der Tod der Mutter, der in diesen Liedern zu Not und Verlassenheit führt. Spätere Untersuchungen<br />

(1994) erlaubten genauere Einsichten in die Unterschiede zwischen dem Verlust der<br />

Mutter und dem Verlust des Vaters. Der Begriff des «Waisen" ist sowohl mit dem einen als auch<br />

mit dem andern verbunden.<br />

70


Dennoch lässt sich nicht übersehen. dass das Schicksal des Waisenkindes in Highlife-Texten<br />

viel trostloser dargestellt wird. als es in der alltäglichen Wirklichkeit zu sein scheint. Es erweist<br />

sich als eine hermeneutische Aufgaben. zwischen diesen .Wirklichkeiten. zu vermitteln. Highlife-Texte<br />

sind weder blosse Abbilder von Realität noch sind sie schlechthin realitätsfern; sie<br />

sind eine .Rellexion. von Erfahrungen. aber auch von Vorstellungen. Hoffnungen und Befürchtungen.<br />

Nur im permanenten Wechsel von text- und kontextorientierter Untersuchung lassen<br />

sich Bedeutungen erschliessen.<br />

Veit Arlt referiene über .The UTC and its Recordings: an Unintentional Documentation of<br />

Ghanaian Popular Music 1931-1957.: 905 teils veröffentlichte. teils unveröffentlichte Schellackplatten<br />

mit insgesamt 727 Titeln. die in Ghana und Nigeria aufgenommen wurden. bilden die<br />

Sammlung. um deren Zustandekommen. Bedeutung und Neuerschliessung es hier geht.<br />

Die Basler Union Trade Campany (UTC) war eine Tochter der Basler Handelsgesellschaft und<br />

arbeitete in engem Kontakt mit der Basler Mission im Bereich Impon und Export bis zu ihrer<br />

Aullösung 1998. In den 1930er Jahren stieg sie in das sich rnsch entwickelnde Schallplattengeschäft<br />

ein, wobei die in der Presbyterianischen Kirche von Ghana verwurzelte Bewegung der<br />

singing bands eine wichtige Rolle spielte. Die Aufnahmen scheinen in den Dreissigerjahre von<br />

Technikern der EMI-Tochterfirma Zanophone Regal gemacht worden zu sein; nach der Unterbrechung<br />

durch den Zweiten Weltkrieg war ab 1954 ein eigener Stab von UTC-Angehörigen<br />

dafür vernntwortlich. Auch berühmte Musiker wie E. T. Mensah und King Onyina, die Verträge<br />

mit DECCA oder Philips hatten. spielten gerne gelegentlich rur UTC. da hier die Gagen sofon<br />

ausbezahlt wurden.<br />

Die Sammlung befindet sich heute in den Archiven der Mission 21.429 der insgesamt 727 Titel<br />

wurden als kommerzielle Schallplatlen veröffentlicht und sind entsprechend hinlänglich dokumentiert.<br />

die restlichen 298 waren blosse Testpressungen; hier sind die Informationen lückenhaft.<br />

Auch ist es wahrscheinlich. dass darüber hinaus weitere Aufnahmen gemacht wurden. Inhaltlich<br />

dominieren anfangs die singing bands; bei näherem Zusehen zeichnet sich aber eine<br />

Entwicklung zur guilar band ab. wie sich überhaupt feststellen lässt. dass das Schwergewicht<br />

keineswegs ausschliesslich auf christlicher Musik lag.<br />

Das Projekt von Veit Arlt und der Musikerin und Musikethnologin Serena Dankwa besteht darin.<br />

die ganze Sammlung zu digitalisieren. auf CD zu überspielen und später weltweit im Internet<br />

zu veröffentlichen. Als Pilotprojekt wurde vor einem Jahr die CD Ghana Popular Music 1931-<br />

1957. From Palm IVineMusic 10 Dance Band Highlife produzien. Für die Fonsetzung des Projekts<br />

wird die zweifache Strategie verfolgt, einerseits die Sammlung rur die Forschung zugänglich<br />

zu machen. andrerseits durch die Publikation von zwei weiteren CDs die Aufmerksamkeit<br />

eines breiteren Publikums zu wecken. Diese CD-Produktion soll wiederum mit Partnern aus<br />

Ghana und Nigeria realisiert werden und zu einem weiteren Austausch in der Forschung und in<br />

prnktischen Workshops führen.<br />

In der Diskussion erwiesen sich die einschlägigen Erfahrungen von Wolfgang Bender und Janet<br />

Topp Fargion als besonders wenvoll; nicht zuletzt mit ihrer Hilfe sollte es gelingen, das Basler<br />

Projekt zum Erfolg zu führen.<br />

71


Zum Erfolg dürfte zudem wesentlich beitragen. dass es in der Basler Ghana-Woche gelang.<br />

Wissenschaft und Praxis eng miteinander zu verbinden. Die Workshops und Konzerte mit hervorragenden<br />

ghanaischen Musikern - unter ihnen einer. der selber an den UTC-Aufnahmen der<br />

Fünfzigerjahre mitgewirkt hatte - verlebendigten auf der unmittelbaren musikalischen Ebene<br />

ebenso deutlich die spannende Begegnung von Europa und Afrika. wie sie im Symposium auf<br />

der wissenschaftlichen Seite aufgezeigt wurde. Das Ziel der Veranstaltung war ein doppeltes:<br />

einerseits einen Beitrag zur Erforschung und zum Verständnis der Geschichte Ghanas und seiner<br />

Kulturen zu leisten. andrerseits aber auch im Sinne eines Pilotprojekts Möglichkeiten aufzuzeigen.<br />

wie das Studio für Aussereuropäische Musik an der Musik-Akademie der Stadt Basel in<br />

der Verbindung von Praxis und Forschung als integrierender Bestandteil in ein modemes<br />

Fachhochschul-Konzept eingebunden werden kann. Diese Ziele dürften weitgehend erreicht<br />

worden sein.<br />

l\Iusique populaire du Ghana: Rapport sur le symposium <strong>2002</strong> de la CH-EM<br />

Le symposium a eIe organise le 8 decembre 2


Musikethnologische Publikationen der CH-EM-Mitglieder<br />

1996-<strong>2002</strong><br />

Publications ethnomusicologiques des membres de la CH-El\1 1996-<strong>2002</strong><br />

A) U(rcllul Ln.K"'-S<br />

Auhert. Laurcnt (ed. eR col!. 3Vec F. Bore!. G. Goonnaghtigh, M. Heitrer CI I. Schuhe-Tenckhotl): Cahiers de<br />

musiques traditionnelles. Geneve. Georg I Ateliers d'cthnomusicologie, 1996·<strong>2002</strong>.9. 1996: Nouveaux enjeux.<br />

382 p./IO. 1997: Rythmes. 386 p./ll. 1998: Paroles de musiciens. 342 p./Il. 1999: Noterla musique. 266 p.1<br />

13.2000: Metissages. 296 p./14. 200 I: Lc geste musical. 374 p./IS. <strong>2002</strong>: Histoires de vie. 274 p.<br />

- Cahiers de musiques traditionnelles. Index val. I a 10. Genhe, Georg I Ateliers d'clhnomusicologie, 1997.<br />

IOOp.<br />

- (a••'cc J. Olleor, pholographies de J. Watts): Theatres d'Orient. Masques. marionneues. ombres. costumes.<br />

lvrea. Priuli & Verlucca I Genh'c. ~1usee d'ethnographie, 1997,<br />

153 p., 72 planches en couleurs.<br />

- (a\'ec pholographies d' A. Boccazzi· Varouo): Planete musicale. Instruments de musique des cinq continents<br />

(re~ition). Ivrea, Priuli & Verlucca/ Gen~\'e, ~fusee d'ethnographie, 1999, 116 p., n planches en couleurs.<br />

- (ed.): Le monde: et son double. Ethnographie: tresors d'un mu~ re'r'e. Photographies de J. Watts. Paris, Adam<br />

Biro / Geneve, Musee d'ethnographie, 2000, 240 p., 80 planches en couleurs.<br />

- La mU!'lique de I'autre: les nouve3UX defis de I'ethnomusicologie:. Chene·Bourg / Genhe, Georg, :::!:OOI,160 p.<br />

ßachmann-Geiscr. ßri~itte: Das Alphorn. Vom Lock- zum Rockin!'ltrument. mit Beiträgen von Rolphe Fehlmann,<br />

Res Margot, Hans·JÜrg Sommer und Matthias Wetter. Bem 1999,224 S .. 125 Abb., Notenbeispiele, Pläne.<br />

- Europäische Musikinstrumente im Bernischen HistoriM:hen ~fuseum, Die Sammlung als Spiegel bernischer<br />

Musikkultur. Schriften des Bemischen Historischen Museums, Bd. 3, Sem 2001. 308 p .. 395 11I.<br />

BOlTl, Fran'iois (cd. en coll. a\'ec M.·O. Gonscth, J. Hainard et R. Kaehr): Pom pom pom pom - musiques et<br />

caetera. Neuch5.tel, Musee d'Ethnographie, 1997,292 p.<br />

- (coed.): Dire les autTes. Reflexions et pratiques ethnologiques. Textes offerts ~ Pierre Centlivres. Publie sous la<br />

direction de J. Hainard et R. Kaehr, avc::c la collaboration de M.·O. Gonscth et F. Borel elle concours de R.<br />

Wicky. Lausanne, Payot, 1997,377 p,<br />

- (avec Alberto Costa): Tuareg - n6madas del desic:rto. Barcelona, Fundaci6n _la Caixa •., 2001. 171 p" iII.<br />

Lichtenhahn, Ernst (ed. zus. mit Danie) Rücgg): Musik im Zelt· Musik im Hof. Instrumente und Lieder aus<br />

der südlichen Sahara. Dokumentation zur Ausstellung im Musikethnologischen Archiv der Universität Zürich.<br />

Zilrich. MEA. 1997. 119 p.<br />

Rin~li, Dieter: Schweizer Volksmusik im Zeitalter der technischen Reproduktion, Dissertation Universität<br />

Zürich. Zürich, Studentendruckerei. <strong>2003</strong>. 268 p.<br />

Soree Keller, Marcellu: Musica e sociologia: una breve storia. Milano, Ricordi, 1996.<br />

B) Alr~ÄTU: / AIHICLES<br />

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Aubert. Laurent: Echos du soufisme bosniaque. Entretien a'r'ec I'ensemble Nesidu-I-Huda de Sarajevo. (n:<br />

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73


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pom pom - musiques et caetera. Neuehätel, Musec d'Ethnographie, 1997. p. 141-164.<br />

- -Piegee par les musiques d'Asie~: le besoin de comprendre. Entretien avec ~fireille Helffer. In: Cahiers de<br />

musiques tnlditionnelles 10. 1997, p_273-290_<br />

~ Compte rendu de: Jeremy Narby, Le serpent cosmique. L'ADN etles origines du sa\·oir. In: <strong>Bulletin</strong> du Centre<br />

genevois d·amhropologie,l.ou\'ain, ?eeters Press, 1997.<br />

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- L'aJ1 du maq:im. Entretien avec Munir Bashir. In: Cahiers de musiques traditionnelles 11. 1998,<br />

p.217-220.<br />

- L'aJ1 d'Ccouter etl'art de \'endre. Oeux rtunions sur le devenir des musiques du monde. In: Cahiers de<br />

musiques traditionnelles 11, 1998, p. 321-325.<br />

- Le mythe, le symbole et le rituel, ou les I~ns d'un terrain au Kerala. In: Totem. Journal du Mur.ec<br />

d'ethnographie de Genhe 24, 1999. p. 6.<br />

- Les musiques du monde en Suisse. In: Li. musique du monde en quest ion. Internationale de I'Imaginaire I I.<br />

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- L'ethnomusicologie, une passion communicative. Entretien avec Anne-Laure Zcller. In: <strong>Bulletin</strong> du Centre<br />

Genevois d' Anthropologie 5, l..ouvain. Pecters Press. 1999, p. 54-60.<br />

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l'lmaginaire 15. Paris I Arles 2001, p. -l3-66.<br />

- Campte rendu de: Lucie Rault, Instruments de musique du monde. In: Cahiers de musiques traditionnelles 14,<br />

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- Le paradoxe du musee ,,'ivant. La musique dans Jes musees de societe. In: Cahiers de musiques trarlitionnelles<br />

15.<strong>2002</strong>. p.242-246 .<br />

• Comple rendu de: Jean During. L'äme des ~ns. L'aJ1 unique d'Ostad Elahi (1895- 197"). In : Cahiers de<br />

musiques traditionnelles 15.<strong>2002</strong>, p. 195-197.<br />

- 11 Ya peril en la demeure! Reflexions sur le relativisme cultureJ. In: Totem. Journal du Musee d'ethnographie<br />

de Geneve 3-l, <strong>2002</strong>.<br />

Uachmann·Gcisl'r. Brigitlc: Die Volksmusiklandschaften der Schweiz. In: Volksmusikpflege in Baden-WOrttemberg.<br />

Tagungsband des Volksmusiksymposiums an der Landesakadernie für die musizierende Jugend in<br />

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74


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- Mit Freuden singen. Zu Jeremias Gotthelrs Verständnis der Volhmusik. In: Burgdorfer Jahrbuch 1998. 65.<br />

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- Vom Lock- zum Rockinstrument. Zum Funktionswandel des Alphorns in der Schweiz. In: F. Födennayr und L.<br />

Burlas (ed.). Ethnologische. Historische und Systematische Musikwissenschaft. Oskar Eischek zum 65. Geburtstag.<br />

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musiques et caetera, Neuchätel, Musee d'Ethnographie, 1997, p. 243-252.<br />

_ Les chants scabreux des masu-::.ari ou comment faire passer Je message. In J. Hainard et R. Kaehr (ed.), Dire<br />

les autres. Reflexions er pratiques ethnologiques, Lausanne. Payot, 1997. p. 285-289.<br />

_ Art .•• Flüte ••.In: Encyclopedie berbere XIX, Aix-en-Provence, Edisud. 1997, p. 2862-2865.<br />

Burkhaller, Thomas: Jazzfestivals: Da prallen Welten aufeinander. Welchen Stellenwert haben Jazzfestivals in<br />

der Schweiz. und wie lassen sie sich vergleichen? Eine Annäherung und eine E-mail-Umfrage. In: Basler<br />

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_ «Ich brauche ein Publikum ••.Begegnung mit der schottischen Perkussionistin Evelyn Glennie. In: Neue<br />

Zürcher Zeitung 10. September 1999.2201210, p. 66.<br />

_ Wie Bem die Welt abbildet und die Welt sich in Bem. Musik im Schatten ihrer Herkunft. In: G. Kaegi e. a.<br />

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