Bulletin 2002-2003 - GVS-SMPS
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1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />
Impressum<br />
<strong>Bulletin</strong><br />
Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />
und der CH-EM<br />
Redaktion: Fabian Müller<br />
Weinplatz 4<br />
CH-8001 Zürich<br />
TeVFax: 01r212 83 82<br />
Silvia Delorenli-Schenkel<br />
Via B. Longhena l-l<br />
6710 Biasca<br />
Tel: 091 8622261<br />
Fax: 0041 I 27425 13<br />
Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion
I<br />
<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Edilnrial<br />
In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />
« ... und es gibt sie doch!»<br />
Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />
von Dieler Ringli<br />
Resume en franl;ais<br />
Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />
von Fabian Milller<br />
Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />
Schweizer Ländlermusik<br />
von Fabian Müller<br />
Mein Musikanlenleben<br />
von Thomas Marthaler<br />
Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />
von Joe Man~r<br />
Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />
Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />
Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />
La cornamusa in Ticino<br />
di lIario Garbani Marcantini<br />
lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />
loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />
"Kinderlieder hopsassa!"<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Züri-Lieder<br />
von Christian Schmid<br />
5<br />
6<br />
7<br />
13<br />
18<br />
21<br />
24<br />
26<br />
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28<br />
31<br />
39<br />
41<br />
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Die CH-EM stellt sich vor<br />
La CH-EM se presente<br />
\ton Erml Lichtenhahn<br />
Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />
\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />
Resume eD rran~ais<br />
Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />
par Laurenl Auben<br />
Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />
L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />
par Fran~is Borel<br />
Deutsche Zusammenfassung<br />
Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />
\Ion Dielet Ringli<br />
R~ume CD fran~ais<br />
Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Resume co fran'tais<br />
Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Rkume co rran~als<br />
Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />
46<br />
48<br />
50<br />
58<br />
62<br />
67<br />
69<br />
73
Editorial<br />
Mit der Veröffentlichung der Schweizer Volksmusik-Sammlung aus dem Nachlass von Hanny<br />
Christen wurde im Frühjahr <strong>2002</strong> ein erster Teil eines umfassenden und zeitaufwändigen Projekts<br />
der <strong>GVS</strong> abgeschlossen. Dieses Projekt hat in den letzten vier Jahren die Vorstandsmitglieder<br />
der <strong>GVS</strong> sehr in Anspruch genommen, was zur Folge hatte, dass unser <strong>Bulletin</strong> etwas<br />
unr~gelmässig erschienen ist.<br />
Mit dieser Ausgabe gibt es nun gleich drei Neuerungen. Die wichtigste davon ist ein<br />
Schulterschluss mit unserer Schwestergesellschaft Swiss Society for Ethnomusicology CH-EM.<br />
Das wurde an unserer Jahresversammlung im Mai dieses Jahres beschlossen und scheint uns<br />
deshalb sinnvoll, da die beiden Gesellschaften ähnliche Interessen verfolgen. Aus diesem Grunde<br />
besteht diese Probenummer nun aus zwei Teilen. Des weiteren wurde beschlossen, dass das<br />
<strong>Bulletin</strong> nun wieder regelmässig in der zweiten Jahreshälfte erscheinen soll. Das bedeutet, dass<br />
es sich künftig auf das laufende Jahr bezieht. Als Übergang erscheint jetzt eine Doppelnummer<br />
für die Jahre <strong>2002</strong> und <strong>2003</strong>.<br />
Wie bisher werden die Beiträge in der Originalsprache belassen. Nach eigenem Ermessen, können<br />
die Autoren diese mit einer Zusammenfassung in einer weiteren Landesprache ergänzen.<br />
Es freut uns sehr, dass wir mit dieser neu konzipienen Ausgabe eine bunte Palette lesenswerter<br />
Beiträge präsentieren können, die das breite Tätigkeitsspektrum der beiden Gesellschaften widerspiegelt.<br />
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen der Vorstand und die Präsidentin der <strong>GVS</strong><br />
Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Avec la publication de la colleclion de musique populaire suisse de Hanny Christen, au printernps<br />
<strong>2002</strong>, la <strong>SMPS</strong> a termine la premiere partie d'un projet de grande envergure exigeant beaucoup<br />
de temps et de travail. Pendant les quatre demieres annees, le comite de la <strong>SMPS</strong> etait tellement<br />
occupe par ce projet auquel il a donne la priorite, que la parution de notre bulletin a ete un peu<br />
irreguliere.<br />
Avec cette edition, trois faits nouveaux sont apparus, dont le plus important est la cooperation<br />
avec la Swiss Soeiety for Ethnomusicology CH-EM. L'assemblee annuelle, reunie en mai <strong>2003</strong>,<br />
a approuve cette decision. car les deux soeietes poursuivent des objectifs semblables. Par<br />
consequent, cette edition d'essai de notre bulletin est constituee de deux parties consacrees aux<br />
deux associations. En Qutre, naus avons convenu qu'i! l'avenir natre bulletin apparirait<br />
regulierement durant le deuxieme semestre. ce qui signitie que le numero se rapportera a l'anm~e<br />
courante. Le present numero de transition compte pour les annees <strong>2002</strong> et <strong>2003</strong>.<br />
Comme jusqu'a maintenant. les contributions sont publiees dans la langue originale des auteurs.<br />
Selon leur propre appreciation, ils peuvent y ajouter un sommaire dans l'une de nos langues<br />
nationales. C"est avec un grand plaisir que nous vous presentons le nouveau concept de notre<br />
bulletin avec une palette muhicolore de contributions qui refletent le large spectre d'activites<br />
des deux soeietes.<br />
Le comite de la <strong>SMPS</strong> vous souhaite bonne lecture.<br />
La presidente<br />
Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
5
In memoriam Ulrich Uchtenhagen<br />
Am 31. Januar <strong>2003</strong> verstarb unser langjähriges Mitglied Ulrich Uchtenhagen in Zimbabwe auf<br />
dem Weg zu einem Urheberrechlsseminar an den Folgen eines Verkehrsunfalls.<br />
Der Verstorbene war schon seit der Gründung unserer Gesellschaft 1979 in Vissoie ein engagiertes<br />
Mitglied der Gesellschaft ftir die Volksmusik in der Schweiz. Dank den persönlichen<br />
Kontakten zu unserem Gründungspräsidenten Lance Tschannen und seinem grossen Verständnis<br />
für die Volksmusik ermöglichte Ulrich Uchlenhagen der <strong>GVS</strong> die Etablierung einer sehr<br />
präsenlabien Geschäftsstelle am Sitze der SUISA .<br />
Ulrich Uchtenhagen (geb. 1926) schloss anfangs 1957 sein Studium der Rechtswissenschaften<br />
mit den Doktorprüfungen ab. Von 1957 bis 1989 war er in führender Stellung bei der SUISA<br />
tätig, von 1961 bis 1989 als Generaldirektor. In dieser Zeit entstand u.a. in Zusammenarbeit mit<br />
der SRG die erste Anthologie schweizerischer Musik auf Schallplatten, welche 19M an der<br />
Expo in Lausanne präsentiert wurde. Ebenfalls 19M wurde auch die soziale Vorsorge ftir die<br />
schweizerischen Komponisten, Textautoren und Musikverleger aufgebaut, die sich in den Grundzügen<br />
bis heute bewährt hat. Die SUISA entwickelte sich unter der Leitung von Dr. Uchtenhagen<br />
zu einem im In- und Ausland anerkannten, modernen Dienstleistungsunternehmen. Sowohl als<br />
Patron einer grossen Dienstleistungsfinna. wie auch als !\-1itglied unserer <strong>GVS</strong> war der Verstorbene<br />
eine überaus sympathische Persönlichkeit, ein erfolgreicher Koordinalor, väterlicher Berater<br />
und global denkender Mensch.<br />
6
«... und es gibt sie doch!»<br />
Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />
von Dieler Ringli<br />
Die Frage danach. was Volksmusik denn eigentlich sei. ist so alt wie der Begriff selber. Seit seinem<br />
Aufkommen in der Zeit der Romantik um die Wende zum 19. Jahrhundert ist er bis heute immer wieder<br />
kontrovers diskutiert worden. ohne dass esje gelungen wäre. eine überzeugende, umfassende Definition<br />
zu finden. Unzählbar sind die Versuche. eindeutige Abgrenzungskriterien aufzustellen. die Volksmusik<br />
auszeichnen; sie lassen sich hier unmöglich alle aufzählen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht<br />
restlos überzeugen können. unabhängig davon. ob sie \on .:Volks- •• oder \'on «-musik ••.ausgehen. also<br />
soziologisch oder musikalisch ausgerichtet sind.<br />
Es hat sich längst erwiesen. dass es nie ein homogenes Schweizervolk als Träger einer einheitlichen<br />
Musik.kultur gegeben hat. weder im Sinn einer ethnischen Gruppe. noch im Sinn von Gesamtbevölkerung.<br />
Volksmusik ist auch nicht bestimmten gesellschaftlichen Schichten zuzuordnen. Ländlermusik<br />
beispielsweise ist nicht einfach Bauernmusik. ein grosser Teil ihrer Exponemen stammt von jeher aus<br />
gewerblichem. städtischem und auch aus akademischem Umfeld. Auch erlebte die Ländlermusik ihre<br />
goldenen Zeiten von den 19200r bis in die I9400r Jahre vor allem in den Städten Zürich und Basel. In der<br />
heutigen. medial geprägten Individual-Gesellschaft schliesslich laufen die musikalischen Präferenzen<br />
quer durch soziale Schichten und Regionen. Selbst im abgelegensten Tal empf1ingl man MTV, während<br />
mitten in der Stadt Alphorn gespielt wird.<br />
Es kann aber auch nicht gelingen. die tönenden Wesensmerkmale eines spezifisch schweizerischen Musikstils<br />
zu ergründen. Zu vielfältig sind die regionalen Traditionen. Zudem sind die regionalen Unterschiede<br />
innerhalb der viersprachigen Schweiz zum Teil weit grösscr als die zum benachbarten Ausland. Wer sich<br />
der lIIusion eines einheitlichen Schweizer Volkmusikstils hingibt. tut dies heute wider besseren Wissens.<br />
Dass der Begriff des «Echten. als Kriterium für Volksmusik gescheitert ist. weil er in seiner statischen<br />
Konstruktion der Dynamik des Lebens nicht gewachsen ist. darauf sei nur noch einmal kurz hingewiesen.<br />
Es gibt kein .•Ursprüngliches ••.• Authentisches. in der Musik; alles hat seine Herkunft und Vorgeschichte.<br />
Jede Tradition entsteht aus Vermischung. Übernahme und Wandlung anderer Traditionen. Es<br />
hat sich längst erwiesen: Das .•Verf
stens eine Gemeinsamkeit verfügt. die sie zugleich von anderen Musiken unterscheidet. Da bietet die<br />
offene Formulierung «Volksmusik in der Schweiz» den Vorteil. dass darunter- je nach Perspektive- fast<br />
jede erdenkliche Musik verstanden werden kann. denn jede musikalische Tradition besilzt gewisse volksmusikalische<br />
Aspekte und Bezüge. und wenn sie in der Schweiz gemacht wird, so hat sie selbstverständlich<br />
auch einen minimalen Bezug zur Schweiz. Das hat allerdings Konsequenzen. dener wir uns bewusst<br />
sein sollten: «Volksmusik in der Schweiz» umfasst eine signifikant grössere ~fenge von Musik als ~(Schweizer<br />
Volksmusik».<br />
In der Schweiz gibt es sehr viel von der Bevölkerung gespielte oder gehörte Musik. die gemeinhin nicht<br />
als Schweizer Volksmusik bezeichnet wird. Da wären zunächst die zahlreichen ausländischen Volksmusiken.<br />
Ich meine damit nicht nur die Strassenmusiker. die in den Sommennonaten in den Städten<br />
epidemie artig sich ausbreilen und die zahllosen als Ferienerinnerungen mitgebrachten Kassetten und<br />
CDs und auch nicht die Präsenz ausländischer Musik in den t-.fedienund bei professionellen Konzerten.<br />
Ich spreche von der laienhaft von der Bevölkerung gespielten Musik. die wir. egal wie eng oder weit wir<br />
den Begriff der Volksmusik auch fassen, wohl als zu dieser zugehörig akzeptieren müssen. Rund 20%<br />
der Schweizer Bevölkerung sind Ausländer. Ob diese seit Generationen ansässig sind oder nur einige<br />
Monate als Asylbewerber Unterschlupf finden. sie brachten und bringen alle ihre eigene Musik mit und<br />
pflegen sie auch hier. In allen Städten. zum Teil aber auch in kleineren Dörfern gibt es Kulturvereine der<br />
verschiedensten hier vertretenen Völker und Nationalitäten. Italienische. griechische, portugiesische.<br />
türkische. albanische. serbische und tamilische. aber auch deutsche oder sogar bayrische oder norddeutsche<br />
Klubs und Vereine pflegen hier in der Schweiz ihr heimatliches Kulturgut. Aber nicht nur in Vereinen<br />
und Klubs kommt die Musik der Ursprungsländer zum Zug. Auch im Alltag pflegen Menschen aus<br />
anderen kulturellen Umfeldern ihre Musik - sofern sie nicht. wie ein grosser Teil der Schweizer und<br />
Schweizerinnen auch. die internationale Populärmusik bevorzugen.<br />
Es sind aber nicht nur Ausländerinnen und Ausländer. die fremdländische Volksmusik spielen. Die hier<br />
ansässigen ausländischen Musiker prägen die musikalischen Aktiviläten der Schweizer Bevölkerung<br />
indem sie hier in der Schweiz ihre heimatlichen Stile unterrichten. Steeldrum wird an der Migros Clubschule<br />
von hier ansässigen Musikern aus Trinidad gelehrt. Spanier erteilen Flamencounterricht. Senegalesen<br />
geben Djembekurse. Fremde Musik kann hier fast aus erster Hand gelernt werden - das gesamte<br />
Umfeld bleibt natürlich schweizerisch. auch wenn der Lehrer selber aus dem Ursprung land stammt -<br />
und davon machen auch viele Schweizerinnen und Schweizer Gebrauch. Oder aber sie erlernen die<br />
fremden Musiken auf Reisen in deren Herkunftsländern und mit Hilfe von Tonträgern. Es gibt zahlreiche<br />
Schweizerinnen und Schweizer. die ausländische Volksmusik spielen. zusammen mit hier lebenden Ausländern<br />
oder sogar in rein schweizerischen Gruppen. lrish Folk. Gipsy Swing (xler Volksmusik aus dem<br />
Balkan erfreuen sich beispielsweise grosser Beliebtheit. Teilweise spielen diese Ensembles sogar auf<br />
einem Niveau. das den Vergleich zu Gruppen aus den Ursprungsländern nicht zu scheuen braucht.<br />
Ein Grossteil dieser Aktivitäten ist unbestreitbar volksmusikalischer Natur und demzufolge Bestandteil<br />
der Volksmusik in der Schweiz. statistisch gesehen sogar ein recht bedeutender. Aber nicht nur ausländische<br />
Volksmusik gehört zur Volksmusik in der Schweiz. Schweizerinnen und Schweizer aller Generationen<br />
machen auch andere Arten von ~fusik. die nicht dem entspricht. was wir gemeinhin spontan unter<br />
Schweizer Volksmusik subsumieren. In zahllosen Amateur-Jazz- und -Rockbands. von der Dixieland-<br />
Kapelle bis zur Hardcore Band haben sich in der Schweiz viele Hobbymusiker zu Gruppen zusammengeschlossen.<br />
mit denen sie laienhaft oder semiprofessionell- sehen sogar auch professionell- musizieren.<br />
Dixieland. Swing. Bebop. Free Jazz. Country. Blues. Rock und Heavy Metal sind alles Stile. die in<br />
der Schweiz auch in der Pmxis des laienhaften Musizierens im Alltag eine Verankerung haben. zum Teil<br />
seit mehreren Jahrzehnten.<br />
All diese Musik ist in dem Sinn Volksmusik. als sie \Ion der Schweizer Bevölkerung laienmässig gemacht<br />
wird und daher eine gewisse Verankerung im Alltagsleben hat. Es handelt sich also um Volksmusik<br />
in der Schweiz. Wir zögern vielleicht. sie als Schweizer Volksmusik zu bezeichnen. denn dazu scheint<br />
8
ihr doch etwas Entscheidendes zu fehlen. Trotzdem solIren wir zur Kenntnis nehmen, dass all diese<br />
Volksmusik exisriert und dass sie das ~Iusikleben in der Schweiz wesentlich mitbestimmt. Seit Jahrzehnten<br />
werden an den Lagerfeuern der pfadfinder fremdländische Volkslieder und Beatles-Songs gesungen.<br />
spielen an der Chilbi Swing- und Dixie-Bands und blasen Bauernkapellen bÖhmische ~Iärsche - und erst<br />
seit einigen Jahrzehnten mehr spielen Ländlerkapellen schottische, polnische und masurische Tanzrhythmen.<br />
Internationale Volks- und Popularmusik prägen als Alltagskultur seit über hundert Jahren die Schweiz<br />
mindestens eben so stark. wie Ländlermusik oder Jode!. Wir sind daher gut beraten. diese Arten von<br />
Musik nicht von der Volksmusik auszuschliessen. nur schon darum. weil sie alle zu einer aktiven Musikszene<br />
in der Schweiz beitragen und auch um zu vermeiden, dass Volksmusik generell in die Ecke der<br />
pedantischen Puristen abgeschoben wird. Dass dieser offene Ansatz durchaus funktioniert, zeigt der<br />
Erfolg des diesjährigen Alpentöne-Festivals in Altdorf. wo unter anderem im Festzeit Einheimische auftraten:<br />
Nicht nur Männer-, FrJuen· und gemischte Chöre. Jodlerklubs und Ländlerkapellen. sondern von<br />
der [rish Folk Gruppe über die Smss· zur Jazzrock Sand bis hin zum Elvis·[mitator. sehr zur Freude des<br />
lokalen Publikums. das die Akteure kannte und daher wohlwollend aufnahm.<br />
Aber deswegen umstandslos zu behaupten. das sei die Schweizer Volksmusik des 21. Jahrhunderts oder<br />
es gebe eben heute gar keine Schweizer Volksmusik mehr. vermag nicht zu befriedigen. Es bedarf einer<br />
inneren Beziehung zur Schweiz. Dieser Bezug zur Schweiz. der Musik zu Schweizer Volksmusik werden<br />
lässt. so wurde immer wieder suggeriert. sei ein musikalisch~struktureller. (Höhepunkt dieser Entwicklung<br />
dürfte Alfred Leonz Gassmanns wissenschaftliche Argumentation von 1936 sein. welche die<br />
Korrespondenz zwischen der Darstellung eines Jodeis im Notenbild und der gezackten Silhouette des<br />
Alpenpanoramas als Beweis einer naturgegebenen Verbindung zwischen der musikalischen Struktur der<br />
Volksmusik und der topografischen Beschaffenheit der Schweiz vorlegte - ein Beweis, der durch die<br />
Pygmäen der südafrikanischen Steppen, die ebenfalls die Gesangsrechnik des Jodeins pflegen, entkräftet<br />
wurde.) Problematisch hierbei ist weniger. dass Jode!. Alphorn und Handorgel nicht nur in der Schweiz.<br />
sondern im ganzen Alpenraum (und an vielen anderen Orten der Welt) vorkommen. denn hier gibt es<br />
Kriterien der Abgrenzung. Ein steirischer Viergesang lässt sich musikalisch-strukturell eindeutig von<br />
einem Appenzeller Zäuerli oder einem Innerschweizer Jüzli unterscheiden. Dass es aber nichr gelingen<br />
kann. musikalische Kriterien zu finden. die einen Berner Jodlerklub und ein Innerschwyzer Örgeliduo<br />
verbinden und gegen andere Musik abgrenzen. liegt auf der Hand und wurde auch schon andernons<br />
festgestellt .<br />
• Sch\\I~iur Volksmusik»: Da Sl~/Lt sich. haben wir das Ursprüngliche einmal als<br />
Erfindung. Konstrukt oder Ideal erkannt, :.usät:.lich die Frage. ob es sie überhaupt gibt.<br />
oder eben nur _Volksmusik aus der Schweiz». Die Antwon ist einfach. Gäbe es eint!<br />
Schwei:.er Volksmusik. müsste ein gemeinsamer Nenner nicht nur :,wischen<br />
appenullischer; bündnerischer. innerschweizerischer. bemeroberländischer Volksmusik<br />
zu finden sein. sondern auch zwischen Volksmusik aus der deutschen. der fran:.ösisehen.<br />
der italienischen. der rätoromanischen Sch •••. ei~ Aus bestimmlem Blick .•••. inkd<br />
gibt es den sogar. nur isl an diesem gesamtscJlw~i:erischen Nenner nichts mehr Schweizerisches.<br />
Was die Volksmusiken der Schweiz. ~'erbindet (der Plural hört sich doch gleich<br />
erträglicher an), ist. was sie mir den Volksmusiken querwelrein verbindet. {Peter Rüedi<br />
in: Chrisrian S.i/.r. Vukauji. Volksmusik. ZÜrich 199./. S. 91<br />
Diese Aussage - Rüedi ist beileibe nicht der einzige. der so argumentiert - ist richtig in Bezug auf die<br />
musikalische Struktur, in Bezug auf die Musik als Ganzes ahcr greift sie zu kurz. Es winJ verkannt. dass<br />
die Vorstellung von der Schweizer Volksmusik mit allen ihren Mythen und Klischees ebenso real exi·<br />
stiert. wie die musikalisch-strukturellen und historischen Tatsachen. Der - durchaus schweizerische -<br />
gemeinsame Nenner der Volksmusik der Schweiz ist nicht ein musikalischer, sondern eben dieser Mythos.<br />
die Idee der Schweizer Volksmusik. Auch wenn sich dieser Mythos als historisch falsch
kalisch-strukturell nicht nachweisbar erwiesen hat, so geht doch unbestritten eine enorme Wirkung von<br />
ihm aus. die auf die volksmusikalische Situation oft einen grösseren Einfluss ausübt als das historisch<br />
Korrekte. Kein Nachweis von verwandten musikalischen Strukturen im gesamten Alpenraum. keine<br />
wissenschaftlich unwiderlegbare Korrektur bezüglich Aller und Herkunft vermeintlich uraherTraditionen<br />
kann die Wirkung des Mythos Volksmusik aufheben. Die Schweizer Volksmusik ist nicht nur durch<br />
ihre musikalische Struktur geprägt. sondern ganz wesentlich durch den Mythos oder Topos. die Idee ooer<br />
Ideologie. die mit der Volksmusik ,,'erbunden ist. Hier liegt die verbindende Gemeinsamkeit. Volksmu~<br />
sik. verstanden als Schweizer Musik im emphatischen Sinn. hat ihre spezifische Konnotation. Sie wird<br />
als schweizerisch empfunden.<br />
Um dieser doch recht diffusen - rur den einzelnen aber eindeulig erftillbaren - Zuschreibung elwas näher<br />
zu kommen. genügt es nicht. die Wahrheit solcher Vorstellungen zu überprüfen. Wir können zwar feststellen,<br />
dass sich vom Liederbuch des Deutschen Kaiserlichen Volkslied werks \'on 1911 über zahllose<br />
andere Liederbücher bis hin zum Produzenten Cyril Schläpfer und der experimentellen Jodlerin Christine<br />
Lauterburg alle irren. wenn sie das Lied «Anneli. wo bisch gester gsi» für ein uraltes Volkslied halten.<br />
Otto von Greyerz bemerkt in seinem Liederbuch «Im Röseligarte» von 1908 dazu nach eingehender<br />
Besprechung der Tex[varianten trocken: .die Melodie ist von Gottfried Bohnenblust •. Dieser hat den<br />
alten Text. dessen Melodie verloren gegangen war. rur den «Röseligane ••neu vertont. Das mag rur den<br />
Historiker (oder die SUISA) von zentraler Bedeutung sein. die musikalische Praxis hingegen berührt es<br />
kaum. Die Melodie ist seit ihrer Entstehung als ein altes Volkslied behandelt worden. Ihr tatsächliches<br />
Alter ist rur die Aufnahme und Weiterverbreitung irrelevant. entscheidend ist. wofUr sie gehalten wurde.<br />
Jodelgesang und Alphornspiel wurden und werden immer wieder als Ausdruck der Verbundenheit mit<br />
den Vorfahren und der freien Heimat dargestellt und empfunden. Diese Emptindung ist eine ebenso reale<br />
Tatsache wie die. dass das Jodeln im 19. Jahrhundert als typische Timler Spezialität galt und die ersten<br />
Schweizer Jodellieder. so wie wir sie heute kennen. erst 1917 entstanden sind. von namentlich bekannten<br />
Komponisten (Os kar Friedrich Schmalz. einem Bemer Beamten und Johann Rudolf Krenger. einem<br />
professionellen Chorleiter) schriftlich mittels Notendruck verbreitet wurden und seither unverändert.<br />
d.h. ohne pnxluktive Veränderung durch die Gemeinschaft gesungen werden. Auch dass das seit dem 18.<br />
Jahrhundert fast verschwundene Alphorn nur dank unermüdlicher gezielter Förderung ab den 1920er<br />
Jahren Verbreitung fand. ändert nichrs daran: Alphorn und Jodel gelten als urschweizerische Volksmusik-Traditionen.<br />
unabhängig davon, ob sie tatsächlich uralt und schweizerisch sind. Im Gegenteil: Diesen<br />
nun doch immerhin auch schon bald hundertjährigen Tmditionen liegt dieser Mythos sogar als treibende<br />
Kraft zu Grund. Das Jooelchorlied wurde bewusst als «schweizerisches Lied ••- im Gegensatz<br />
zum vorwiegend deutsch-romantischen Repertoire der damals weit verbreiteten Männerchöre - konzipiert.<br />
also gleichsam die Idee zur klingenden Realität gemacht. Auch häHe der Jodlerverband nicht mit<br />
Ausbildungskursen und der Abgabe "'on Gratis-Instrumenten das Alphomspielen wieder autleben las-<br />
.sen. wenn es nicht ein zentraler Bestandteil dieses Mythos der Schweizer Volksmusik gewesen wäre.<br />
Die Idee einer Schweizer Volksmusik ist ftir die Praxis nicht nur weit stärker von Bedeutung als die<br />
scheinbar objektiven historischen Tatsachen. sie ist ihrerseits eine historische Tatsache, die wir nich(<br />
verleugnen kÖnnen. Schweizer Volksmusik ist daher vielmehr eine Art kollektive Vorstellung als eine<br />
nach musikalischen Kriterien belegbare Gattung.<br />
Dieser Gedanke ist keineswegs neu. Bereits 1768 weist der französische Philosoph Jean Jacques Rousseau<br />
darauf hin. dass die Kraft des Ranz-des-vaches. der Schweizer Söldner angeblich zur Fahnenflucht verleitet<br />
haben soll. darauf beruhe. dass er als «signe memoratif. wirke, als Erinnerungszeichen. Er betont.<br />
dass die Wirkung dieser Alpen-~lelodie nicht auf ihrer musikalischen Struktur beruhe. sondern auf den<br />
Erinnerungen an die Heimat. die für den Schweizer von Kindheit an mit diesen Tönen verbunden seien.<br />
Nur wer ihre Bedeutung kenne, erfahre auch ihre Wirkung. Rousseau stellte zugleich aber auch fest. dass<br />
diese Melodie schon zu seiner Zeir nicht mehr in der gleichen Weise auf die Schweizer wirke. Diese<br />
verblüffend modeme Überlegung zur historischen und kulturellen Gebundenheit des Kuhreihens - ja der<br />
~lusik .schlechthin - verdeutlichl zweierlei:<br />
10
Es gibt eine «Schweizer Volksmusik_, aber sie lässt sich nicht objektiv nach bestimmten musikalischen<br />
oder soziologischen Kriterien abgrenzen; sie ist eine kollektive Vorstellung und manifestien sich in der<br />
inneren Beziehung des Hörers oder Spielers. der Hörerin ooer der Spielerin. Was für mich als Hörer,<br />
Sänger oder Spieler eine spezifisch schweizerische Dimension hat. ist «Schweizer Volksmusik». Das<br />
bedeutet aber auch. dass Schweizer Volksmusik einem stetigen Wandel unterworfen ist. da diese schweizerische<br />
Dimension. diese kollekti\'c Vorstellung laufend durch die Realität des musikalischen Alltags<br />
neu geschaffen wird.<br />
Die Lieder des Bemers Mani Mauer können als Beispiel fLirdiesen Wandel herangezogen werden. In den<br />
1960er Jahren waren es bloss witzige oder poetische Lieder eines Bemer Liedermachers. An ihnen war<br />
nichts Schweizerisches. ausser dem Dialekt und der Tatsache, dass sie von einem Bemer verfasst und<br />
gesungen wurden. Musikalisch sind sie eher an französische Vorbilder angelehnt, an den Liedern von<br />
Georges Brassens. Bald schon begannen auch andere Matters Lieder zu singen. Heute gehören sie in<br />
Schulen und an Lagerfeuern zu den meist gesungenen Schweizer Liedern. Auch haben unzählige Rockund<br />
Popgruppen sie neu interpretiert. Viele Kinder. Jugendliche und Erwachsene singen heute diese<br />
Lieder. ohne je eine Aufnahme mit Mani Matter gehört zu haben. Obwohl an den Liedern urspriinglich<br />
musikalisch nichts schweizerisch war und Matter als Liedermacher auch nicht in einer in der Schweiz<br />
verankenen Tradition stand - zwar gab es in der Schweiz immer wieder Sänger zur Laute wie Hanns In<br />
der Gand (Pseudonym von Ladislaus Krupski. 1882-1947. Sohn polnischer Asylbewerber und Schöpfer<br />
der .Gilberte de Courgenay.) oder Hans Roclli. (1889-1962. Autor unzähliger Soldaten- und Wanderlieder<br />
wie «Alle Rosen_ oder «:Wiederist nach dunkler Nacht. .. ») aber Matter stand in keiner Beziehung<br />
zu ihnen - so kann man nicht bestreiten. dass da eine neue Tradition entstanden ist. Die Mauer-Lieder<br />
sind heute Schweizer Volksmusik geworden und demzufolge ist - heute - auch ihre ~fusik ein Stück weit<br />
schweizerisch. Das Bemer Chanson ist zu einer Schweizer Volksmusik-Gattung geworden.<br />
Der ~Iut zur Bezeichnung einer «Schweizer Volksmusik. ist nun aber keineswegs als Rückfall in nationalkonservative<br />
Ideologien aufzufassen. Über die An der Beziehung ist damit noch nichts ausgesagt. SteIlen<br />
wir uns - als extremes Gegenbeispiel zu Rousseaus Söldner - einen Schweizer vor. der auf den<br />
Malediven arbeitet und aus dem Bungalow eines Schweizer Touristen ein Jodellied hört und darauf hin<br />
seinen Arbeitsvenrag um ein Jahr \'erlängen. weil ihm ua\-or graut, in die Schweiz zuriickzukehren.<br />
Auch fUr ihn ist Jodelgesang offensichtlich Volksmusik: Sie stellt einen Bezug zwischen ihm und der<br />
Schweiz her. wenn auch einen eher fragwünligen. Und damit stossen wir auf jenen Punkt, der die Schweizer<br />
Volksmusik in den letzten fünfzig Jahren entscheidend geschwächt hat: ihr Imageproblem,<br />
Schweizer Volksmusik hat - es lässt sich kaum bestreiten - einen schlechten Ruf in der Bevölkerung. Die<br />
Zahl derer. die sich vorbehaltlos als Anhänger bezeichnen. hat im letzten halben Jahrhundert markant<br />
abgenommen. Ländlermusik. Jodelgesang und Alphomtöne begeistern ein immer kleiner wenjendes<br />
Publikum. Trotzdem zeigen sich die allermeisten Schweizerinnen und Schweizer damit ein\'erstanden,<br />
dass dies die Schweizer Volksmusik sei. Noch immer lösen diese Arten von Musik einen Bezug zur<br />
Heimat aus. aber sie wecken "'or allem negative Eindrücke an eine enge, rückständige Nostalgie-Schweiz.<br />
Rein musikalisch lässt sich dieses schlechte Image nicht begründen. Es gibt heute - und gab schon<br />
immer - Formationen. denen nun wirklich nicht vorgeworfen werden kann, sie seien musikalisch langweilig<br />
und primitiv oder venräten einen nationalkonservativen Geist. (Erwähnt und empfohlen seien als<br />
aktuelle Beispiele Kapellen wie die 4IIHujässler».«Pareglish., _Doppelbock» .• Ptlanzplätz» oder auch<br />
«Das Neue Appenzeller Streichmusikprojekt».) Sie erreichen aber oftmals nur ein relativ kleines Publikum.<br />
weil dieses durch den schlechten Ruf der Schweizer Volksmusik gar nicht mehr bereit ist, sich auf<br />
eine Auseinandersetzung einzulassen. Das Etikett «Schweizer Volksmusik» reicht aus, um einen beträchtlichen<br />
Teil der Leute von vom herein fern zu halten. Eine lebendige ~tusikszene allein genügt<br />
daher nicht. Die haben wir schon, auch wenn sie mit jenen in Skandinavien, Bayern, Österreich oder<br />
Italien noch längst nicht zu vergleichen ist.<br />
11
Ihren schlechten Ruf kann die Volksmusik nicht allein auf musikalischem Weg wegbringen, weil nicht<br />
die Musik allein dafür verantwortlich ist. Es führt hier zu weit, die komplexen Ursachen und Mechanismen<br />
dieses Prestigeverlusts nachzu •.• ·ollziehen. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen. dass die Ideologien<br />
der Geistigen Landesverteidigung und des Kalten Kriegs so lang bleischwer auf der Volksmusik gelegen<br />
sind. dass sie sich bis heute nicht davon erholt hat. Dabei wäre eine andere Sichtweise auf die<br />
Schweizer Volksmusik längst nötig. Kategorien wie konservativ - progressiv, bürgerlich - alternativ<br />
oder ungebildet - kultiviert vermögen der heutigen Situation nicht mehr gerecht zu werden und verstellen<br />
den Blick für andere Perspektiven. Weiss beispielsweise die alternati •.•. e Jugendszene, dass die Uindlermusik<br />
als eine der wenigen Sparten heute noch dem nicht-kommerziellen Geist der Independent-Labels<br />
entspricht und weitgehend ohne internationale Plattenmultis auskommt? Oder ist sich die Anti-<br />
Globalisierungs-Bewegung bewusst. dass das Eidgenössische Jodlerfest einer der wenigen Grossanlässe<br />
in der Schweiz ist. der auf Selbstorganisation und Eigeninitiative beruht .•.•·orwiegend lokales Gewerbe<br />
bertlcksichtigt und ohne Sponsoring von internationalen Konzernen und Grossbanken auskommt. ganz<br />
im Gegensatz zu den meisten alternativen Rock-Festivals. die sich schon längst in deren Abhängigkeit<br />
begeben haben? Wer spricht je da •.•. on. dass •.•. iele Klarinettisten die angeblich so primiti •.• ·e Uindlermusik<br />
fUrchten, weil sie technisch sehr anspruchsvoll ist?<br />
Das Negativbild vom langweiligen National-Kitsch. welches heute das Volksmusik-Verständnis weiter<br />
BevölkerungSleile prägt. ist selber auch bloss eine ideologisch gepr'Jgte Legende. die mit der Realität<br />
längst nicht übereinstimmt. Aber auch dieser Mythos häh sich hartnäckig und erschwert so das Gedeihen<br />
einer lebendigen Volksmusikszene. Darum sollten neben den akti\' Musizierenden auch Veranstalter,<br />
Medien. Schulen und nicht zuletzt die Wissenschaft ihren Teil dazu beitragen, die Schweizer Volksmusik<br />
aus einer anderen Perspektive darzustellen und so einen neue" Zugang zu ermöglichen,<br />
_, .. eI pourranl. elle existe!»<br />
Des renections sur la musique populaire suisse<br />
de Dieter Ringli<br />
La "musique popul3oireen Suisse" et 130 '"musique populaire suisse" sem deUJ;chOSC'sbien dislinc1es. Aujourd'hui, 130 "musique<br />
populaireen Suisse" comprend 130 mu~ique döenviron 20% d'ltrangers en Suisse.la mu~ique populaire nationaleet internationale<br />
interpretl!e par des muskiens uisses de toutes les gl!nl!rations ainsi que le jazz, 1erock., le blues ou le hip hop qui en font aussi<br />
partie.<br />
En meme temps, une «musique populaire suisse_ e.liste vraiment. Ceue d~nomination ne se con~oit pas de maniere musicale ou<br />
sociologique. mais s'enteod comme un mythe, une idlc de musique suisse. La notion de mu••ique populaire suisse est celle<br />
qu'on sent individuellement comme teile. Ceue id6: d'UllC musique populaire suis~ empreinte 130 vie qUOlidienne plu fortement<br />
que ttrtain fait historiques. La musique champtlre (UndJennusik), le yodel elle cor des AJpes SOnlconsideres suisses, el Je<br />
sont etfecr.ivemenl el indepcndemment des faits historiques. Lc COnlenude ceue idee de musique populaire suiue eSI sujet l de<br />
continue transfonnation et est toujours el de nouveau empreint de 13.vie musicale quotidienne. Au debut du XXeme sikle. par<br />
exempJe, 130 musique d'accordton schw)"uoise (schwyzerörgeli) passait pour une simplification musicaJe en vogue, qui serait<br />
pas~ de mode, mais qui aujourd'hui est I'incamation de 130 musique populaire subse.<br />
Durant les dernieres decennies, 130 reputation de la musiljue populaire suisse a soutTen considerahlementdu faitque pour bc:aucoup<br />
de gens ('idee de la musique populaire suisse est associl!e ll'ennui. au kitsch et au nationalisme. Maintenanl. c'est I'heure de<br />
changer taut ~a!<br />
12
Hanny Christen-Sammlung/CD-Projekt Hujgroup<br />
von Fabian Müller<br />
Hanny Christen und ihre Sammlung<br />
Seit dem Frühling <strong>2002</strong> hat die Schweiz eine publizierte. zehnbändige und rund 1O·()()() Melodien<br />
umfassende Volksmusik-Sammlung. Darin ist ein grosser Teil des ländlichen Tanzmusik-<br />
Repertoires von unzähligen Musikanten des 19. Jahrhunderts enthalten. Bis vor kurzem wusste<br />
man nur sehr bruchstückhaft. was in der Schweiz im 19. Jahrhundert gespielt wurde; eine kleine<br />
Sensation also für die Schweizer Musikszene ganz allgemein, denn es werden sicher nicht nur<br />
Musizierende der Gattung Volksmusik eine Inspirationsquelle in dieser Sammlung finden.<br />
Zu ,,'erdanken haben wir diesen grossen und vermutlich in seiner Art europaweit einmaligen<br />
kulturellen Schatz der Basler Volkskundlerin Hanny Christen (1899-1976). Diese tleissige und<br />
leidenschaftliche Sammlerin konnte in bescheidenem Masse zeitlebens von einem Vermögen<br />
leben und so ihre ganze Zeit und Kraft ihrem Interessensgebiet widmen: dem volkskundlichen<br />
Forschen und dem Sammeln des alten Tanzrepertoires. Dabei durchwanderte sie die Schweiz.<br />
betrieb Feldforschung - später hatte sie eines der ersten tragbaren Tonbandgeräte - und schrieb<br />
gleich vor Ort oder auch im Nachhinein die Tanzmelodien der Musikanten auf. Wenn das<br />
«~Iusighanneli», wie sie von den ~lusikan(en genannt wurde, das nötige Vertrauen gewinnen<br />
konnte. wurden ihr die Tanzbüchlein auch zur Abschrift ausgeliehen. Dabei notierte sie nicht<br />
nur Melodien. sondern alles was sie über die Musikanten, ihre Lebensweise. ihre Instrumente in<br />
Erfahrung bringen konnte. auch Sagen. Anekdoten. Volkslieder und Verse. Obwohl die Melodien-<br />
Sammlung erst zwischen ca. 1940 und 1956 zusammengetragen wurde, geht sie bis zum Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts zurück. denn die meisten Repertoires erhielt sie von älteren Leuten, aus<br />
deren Tanzbüchlein bereits deren Eltern oder Urgrosseltern gespielt und dazu getanzt hatten.<br />
In der Sammlung sind viele verschiedene Stile anzutreffen. die sich mehr oder weniger von der<br />
heutigen Volksmusik in der Schweiz unterscheiden. Die Palette der Tanzrhythmen war im 19.<br />
Jahrhundert reicher. Nebst den heute üblichen Tänzen wie Schottisch, Walzer. Ländler, Polka<br />
und etwas seltener die Mazurka, sowie im Tessin die Monfrina beziehungsweise in der Romandie<br />
die Montfemne, gab es damals auch den Galopp. die Kreuzpolka, den Hopser (Sauteuse).<br />
Polonaisen, den Alewander. die Varsovienne und andere Tänze. Die Besetzungen der Tanzmusik<br />
wiesen eine grössere Vielfalt an Instrumenten auf. So wurden oft Streich-. Holz- und Blechblas-<br />
Instrumente miteinander kombiniert. Die Geige spielte als Solo-Tanzinstrument eine grosse Rolle<br />
und war zudem in fast jeder Kapelle ein- bis mehrfach vertreten.<br />
Die zeitliche Spannweite der Sammlung reicht von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu<br />
den Anfangen der sogenannten «Ländlennusik». Eines der ältesten Repertoires ist vermutlich<br />
dasjenige des .Septett Kerns., wo einige Stücke mit 1836 datiert sind. Es sticht durch eine<br />
vorhaltsreiche Melodik und vielfaltige Harmonik hervor und erinnert stilistisch etwas an die<br />
Rokoko-Zeit. Eines der jüngsten Repertoires ist vermutlich dasjenige von Xavier Suter aus<br />
Steinen. Schwyz. das schon klare Merkmale der Ländlermusik aufweist. Die Ländlermusik<br />
wurde ungefahr um 1920 in der Schweiz sehr beliebt. Die Entwicklung und Verbreitung dieses<br />
neuen Stils. basierend auf der überlieferten Tanzmusik, muss in engem Zusammenhang mit dem<br />
13
Aufkommen der damals neuen Medien Radio, Schallplatte und Volksmusik-Notenverlage gesehen<br />
werden. Die Virtuosität dieser Musik faszinierte das Publikum und sie wurde durch einige<br />
massgebende Musikanten und mit Hilfe eben dieser Medien bald zur Schweizer Volksmusik<br />
schlechthin. Die einfachere, weniger virtuose. aber nicht minder prägnante Tanzmusik des 19.<br />
Jahrhunderts geriet so in Vergessenheit. Eine Ausnahme bildet die Appenzellermusik, der in der<br />
Sammlung ein eigener Band mit etwa tausend Tänzen gewidmet ist. Durch das starke<br />
Traditionsbewusstsein der Appenzeller blieb der Stil des 19. Jahrhunderts bis heute weitgehend<br />
erhalten, hat sich aber auch weiterentwickelt. Die Appenzeller Streichmusik erlebte um 1900<br />
eine ausgesprochene Blütezeit. Damals gab es viele hervorragende Musikanten. deren Repertoire<br />
melodisch und harrnonisch einen grossen Reichtum aufweist.<br />
Schweizer Volksmusik heute<br />
Mit der Veröffentlichung der Hanny Christen-Sammlung weht ein frischer Wind in der Schweizer<br />
Volksmusikszene. Aus dieser Musik kann nun viel entstehen, das gewissermassen _neu» für<br />
unsere heutigen Ohren klingt. Dabei mag es weniger von Interesse sein, diese Melodien im<br />
gleichen Stil und in gleichen Besetzungen zu spielen wie die Ländlermusik, die nun schon seit<br />
mehr als einem halben Jahrhundert die Schweizer Volksmusik dominiert. Viel spannender mag<br />
es sein, die damaligen Besetzungen aufzugreifen und der Geige - im 19. Jahrhundert das<br />
Tanzinstrument - wieder einen wichtigen Platz einzuräumen und das Spiel darauf<br />
weiterzuentwickeln; also gewisserrnassen die in den 70er-Jahren hierzulande so ziemlich verpasste<br />
Suche nach den Wurzeln. nach dem Archaischen in unserer Musik nachzuholen.<br />
Die Schweiz ist ein Konglomerat von verschiedenen Kulturräumen. und das damit verbundene<br />
Identitätsproblem ist uns angeboren. Die Folkbewegung der 70er-Jahre war auch in der Schweiz<br />
stark, interessierte sich jedoch mit wenigen Ausnahmen kaum für die eigene Musik, umso mehr<br />
rur den Balkan. Irland. die USA und andere Länder. Diese Bewegung löste europaweit ein Suchen<br />
nach Archaischem in der eigenen Musik aus, nach dem Einfachen, rhythmisch Prägnanten.<br />
Repetitiven. (Denn nicht nur in der Schweiz wurde die Volksmusik in der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts durch die Medien _salonfahig» gemacht. Das Phänomen _Ländlerrnusik» in der<br />
Schweiz entspricht ziemlich genau dem, was zum Beispiel in Schweden unter dem Begriff<br />
_Garnrnaidans» verstanden wird.) Es wurde damals viel Feldforschung betrieben und diese<br />
Musikrichtung auf einen zeitgemässen und hohen Standard weiterentwickelt, was beispielsweise<br />
die Musik Irlands. Ungarns, Frankreichs oder der skandinavischen Länder auch über die<br />
Landesgrenzen bekannt und beliebt machte. Wobei diese Suche nach den Wurzeln in vielen<br />
Ländern zu einer «(neuen Archaik» führte. die - wage ich zu behaupten - in dieser Form gar nie<br />
vorhanden war. (Man denke zum Beispiel an das äusserst ausgereifte Naturskalenspiel in der<br />
schwedischen Geigenmusik.)<br />
Die Hanny Christen-Sammlung stellt eine neue Chance dar, unsere Volksmusik in diesem Sinne<br />
zu entdecken und zu bereichern.<br />
In der Einfachheit dieser ~lusik liegt auch ein grosses Potenzial, sie in zeitgemässe Formen zu<br />
bringen oder mit Elementen anderer Musikrichtungen zu würzen, was bei der bereits ausgereiften<br />
Ländlermusik ein schwieriges Unterfangen ist. Die etwas festgefahrene virtuose Dur-<br />
Dreiklangsmelodik der Ländlerrnusik verrnochte in den letzten Jahrzehnten nur wenige Musiker<br />
anderer Gattungen wie des Jazz oder der Kunstmusik zu inspirieren.<br />
14
Hujgroup und Gäste<br />
Der Zeitgeist in der Volksmusikszene der Schweiz ruft nach Veränderung. Es gibt eine junge<br />
Szene, die nicht nur bezüglich des Spielniveaus einen neuen Standard setzt, sondern auch<br />
interpretatorisch neue Wege geht. Eine institutions- und vereinsbefreite Gruppe von<br />
hervorragenden Musikanten. in denen sich ein ähnlicher aber doch anderer Geist wie in den<br />
70er-Jahren rührt. Dazu gehört in der Deutschschweiz an vorderster Front die -Hujgroup •.<br />
Zentrdle Figuren sind Markus Flückiger, _Schwyzerörgeli. (Schweizer Version der diatonischen<br />
Handorgel) und Dani Häusler, Klarinette, die mit ihrer Virtuosität, rhythmischen Prägnanz und<br />
ihrem Variantenreichtum neue Massstäbe für das Spiel dieser Instrumente in der Schweizer<br />
Volksmusik gesetzt haben. Die Hujgroup setzt sich aus den Formationen _Hujässlero, -Rampass.<br />
und dem _Trio Markus F1ückiger. zusammen, die teilweise aus denselben Musikanten bestehen.<br />
aber stilistisch verschiedene Wege gehen.<br />
Zu dieser neuen Szene gehören aber auch viele andere hervorragende Musikanten, die in<br />
verschiedenen Formationen anzutreffen sind.<br />
Auf der voraussichtlich anfangs 2004 erscheinenden CD widmen sich nun die drei Formationen<br />
der Hujgroup zusammen mit Gästen ausschliesslich und in originellen Arrangements der Musik<br />
aus der Hanny Christen-Sammlung und betreten damit gewissermassen Neuland. Die Initianten<br />
dieser CD sind Chatrina und Ueli Mooser, wobei der Altmeister Ueli Mooser, der massgebend<br />
bei der Bearbeitung der Sammlung beteiligt war, eine Vorauswahl von sechzig Melodien aus der<br />
gesamten Sammlung den Musikanten vorlegte. die dann schliesslich die letzte Auswahl trafen<br />
und die ausgewählten 25 Stücke arrangierten.<br />
Ein Jahr nach dem Erscheinen der Sammlung sind nun bereits viele Projekte im Gange. die sich<br />
mit der Melodien-Sammlung Hanny Christens auseinandersetzen. _Tradition ist die Weitergabe<br />
des Feuers und nicht die Bewahrung der Asche. wie das Sprichwort sagt. Als Bearbeiter und<br />
Herausgeber der Sammlung ist es rur mich eine grosse Freude. wenn diese Notenbände nun zum<br />
Klingen kommen und nicht ungenützt in Büchergestellen verstauben - und natürlich freut mich<br />
besonders, wenn sich ihr solch hervorragende Musikanten wie auf dieser Aufnahme annehmen.<br />
15
Neue Inputs für den «Hudigägeler»<br />
Beceiste,nde, Konnr' der -Gesellschaft für Volksmusik in der Schweiz. im Li"densul Teuten<br />
S.·dk\ bt·ntlrr.l~'·I1,I,·IN.'rul'mll~I~I" ,I. Iht'flI.llll,·I;ll1lUr Il1lljlll~'f1"i.I;11<br />
kulll1 dto' \..,.Ji.."II11,il..,.III1fII[Lltl~ \4'1I11.1IIn\ Lhn-.l.'l1 -"'11 urllf.III~I~·i<br />
.I••.•• \;ltl -flb'~"j"~ l••.. r ~dl\Olf"..,. \ul ,~uilllr- '''I" (t"r. ;;IT"l' 111I"<br />
II~h"I,•.i•. rll' 1'llhM..llllIt1'kl.lt" I'''' .11'..•·r.!'·••"'11l f I", ~1I111l'f1 Jlllt<br />
\"H,_'OIIIIl~I~.111'''''''"lllJ.lhJll~ \,'ll, ""'lIt" \,,1 'l.lIl/l'U,llw \1'11.Il'f<br />
n..••. ln '.tnlllRTlll \\,1110"11I15d~'II •.bll'.:,l r \11"-,1 1U",IIlIJ. n~ll~tt" 1I<br />
ur,,1 'nil .1,., l~""1 fuft lur \t,n,"llll"-lk llllk'f ~-hl"i/· an tU l\.l<br />
.1. 11.l11(~(:.11 ""ldllll,II"lhfl""11\\"IlI"III"1 11,1\"'11","1 Ilnll'llfJ.;.lllt·<br />
' ••Tt dunl. d111 1;'11111111,,11 1/••1,','" \1I11'tf".Ndl·flIlll'f l ••.•••. il"'-Il.tti<br />
ItiT 11r~1'I~l dll' \lINI.IT 1~II.i 11"1'11'1' 111'1..1/11 ••..••""IU1Iid, \l111.."<br />
tlll1~l~'r b . \1\1.1-11.'( ':111 i , ,1'1\1., Ith .•. Hltll111 \111".1"1' h 11lIilll•••<br />
11I1d'1Iind. I"••U' 1\ ,IUII ,•••t rll.<br />
Eine Sternstunde nostalgischer Volksmusik<br />
Schanis: Beeindruckendes Gastspiel der Hanneli-Musig<br />
Zu einet becindruc.kenckm St~'n'tlJlto<br />
da ~ ~be,llelertcr Schweizer Volk,..<br />
~jk gntiJttete sich de, Avftrit1 ckt,<br />
H•••nnd·-Mlnl~ In Schänls. DH! lande •.•<br />
•••••h: bekannten Profimuslker begeh'"<br />
terten ebenso wie die Schänne, FÜfl<br />
fermusig. die ebenfallS no.t;1lgisc:h9l<br />
Yoilugut pfteet.<br />
Musica da sot da noss tats e nossas tattas?<br />
Ün COnL"lTl: rullJ I.clitJ· dill mWKJJllJ pulm , Sruol<br />
«HanneIi-~Iusig»<br />
frisch präsentiert<br />
Vermächtnis der besonderen Art<br />
Binnensdorf Au nn der .Hanneli-Musiy. on Saal des Geme-ndezen rums Bruelman<br />
HI~\ "'"'••••••••"', •••<br />
Imr~Pfttlr.IJJlßUl''I'itT1.rJI<br />
~ h"'tJic1l f1(;ltdnam;J,rtuo<br />
~~ luIin/l!'r- ••. "'f-r.:<br />
r Jlf~j11Ut&r"'I'lfsJt1I<br />
Ji;.pf-lJt_bodi!rut4l1dl~<br />
\I ••.,fAo ~ _~rt. lla PuI:l;Jw!'.<br />
atara"wtJSM.<br />
11;30 FORUM<br />
La .Hinneli·Musig. CU" sauts da I.<br />
.MlIsig-Hanneli.<br />
«Hanneli-l\1usig» el'ntete Grosserfolg<br />
hatt tur die Voll(\.<br />
1'IUFIN.. ~.iu oI••~C...,.•.<br />
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•""'1,••• ," ~L.l.'J I"lr.-..<br />
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TIPP DFR WOCHE<br />
MUSIGHANNELIS ERBEN<br />
Urgrossmutters Tänze<br />
Abwechslungsreiche Konzerte;te "'lsIcn mml md".r. '5Ihre Jem 11Ielllan,,,, .•i - ""Ne uiffl<br />
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Zu Thomas Marthaler und zur Geschichte der<br />
Schweizer Ländlermusik<br />
von Fabian Müller<br />
Was ist eigentlich Ländlermusik? Welchen Platz nintmt sie ein in der Volksmusik landschaft der<br />
Schweiz? - Wenn man diesen Fragen nachgeht, stellt man verwundert fest, dass das, was wir<br />
heute .,Ländlermusik" nennen, weder besonders "alt" noch besonders "schweizerisch" und auch<br />
nicht besonders "ländlich", sondern zu einem grossen Teil in den Musiklokalen der Zürcher<br />
Altstadt entstanden ist. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Zürich einen starken Zustrom<br />
von Innerschweizern und Bündnern. die in der Stadt ihr Glück versuchten. Es waren auch einige<br />
talentierte Musikanten darunter, die ihre Musik mitbrachten. Dort wurde dann in den 20er- und<br />
30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Stil der volkstümlichen Unterhaltungsmusik entwickelt,<br />
der von den damals aufkommenden Tonmedien (Schallplatte und Radio) aufgegriffen<br />
und in der ganzen Schweiz verbreitet wurde. Einige wenige damals im wahrsten Sinne tonangebende<br />
Musikanten - etwa ..Stocker Sepp" (1898-1949). Kasi Geisser (1899-1943) oder Heiri<br />
Meier (1901-1985), etwas später auch Jost Ribary sen. (1910-1971) entsprachen den Anforderungen<br />
dieser neuen Medien mit ihrer virtuosen Beherrschung der Instrumente. ihrer Bühnenpräsenz<br />
und dem Talent zur Volksunterhaltung ganz allgemein und wussten diese Fähigkeiten<br />
und den Hang des Publikums zu einem gewissen Personenkult auch kommerziell geschickt zu<br />
nutzen. Beiläufig festgelegte regionale Stilmerkmale, die von einigen wenigen medienpräsenten<br />
Musikantenpersönlichkeiten geprägt worden waren, bildeten sich bei den Schallplallen- und<br />
Radiohörern bald zu Hörgewohnheiten und damit zu Kriterien aus und förderten so etwas wie<br />
einen ..regionalen Patriotismus" unter den Musikliebhabern, der sich an der regionalen Herkunft<br />
des jeweils favorisierten Musikanten und dessen Nachahmern festmachte. Die einen bevorzugten<br />
den ..Bündnerstil", die anderen den ..Innerschweizer Stil". und nach kurzer Zeit war<br />
diese Art von Musik bereits mit den Prädikaten ..echt" und ..urchig" versehen. obwohl sie gerade<br />
eben erst entstanden war.<br />
Ähnlich verlief die Entwicklung auch in anderen europäischen Ländern, und wie dort hat auch<br />
diese ..neu patinierte" volkstümliche Unterhaltungsmusik ihren Ursprung in der Volksmusik des<br />
19. Jahrhunderts. Rhythmen und Melodiebildung lehnten sich zwar noch stark an diese alte<br />
Tanzmusik der ländlichen Regionen an, die Instrumentierung jedoch wurde modernisiert. Die<br />
bis zur Jahrhundertwende vorherrschenden Blechblasinstrumente und die fast allgegenwärtige<br />
Geige wurden von den neu aufkommenden Handorgeln und der Klarinelle (auch Sopransaxophon)<br />
verdrängt und der Kontrabass immer mehr zu einem obligatorischen Begleitinstrument. Neu<br />
hinzu kam durch diese Instrumente nun aber auch die Möglichkeit einer virtuoseren Melodieführung,<br />
die vor allem beim ..Scholliseh" und beim ..Ländler" genutzt wurde. - Die Volkskundlerin<br />
und Sammlerin Hanny Christen (1899-1976) stand dieser neuen Musik kritisch gegenüber<br />
und warf ihr vor, sie fülle die überlieferten einfachen Melodien nur um der virtuosen Brillanz<br />
willen mit schnellen Läufen an und den Tanzweisen gehe so ihre ursprüngliche Prägnanz verloren.<br />
Doch Hanny Christen wetterte gegen einen Trend, der sich durchsetzte. Schweizweit erlebte<br />
diese neue Musik dank der Verbreitung durch das Radio einen richtigen Boom. und der rasante<br />
Ländler wurde sozusagenzum Oberbegriff dieser neuen Musik - eben zur ,,Ländlermusik" schlechthin.<br />
18
Diese Ländlermusik hat im Laufe der Zeit verschiedene Phasen durchgemacht. Ihre Blütezeit<br />
dauerte von den 20er-Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, dann erfreuten sich Jazz<br />
und moderne Unterhaltungsmusik wachsender Beliebtheit. so dass für die Ländlermusik in den<br />
SOer-Jahren eine Art Durststrecke folgte. Anfang der 60er-Jahre ging es dann wieder aufwärts:<br />
Einigen Musikantenpersönlichkeiten, vorab Thomas Marthaler und seiner Formation .,Zoge-nam<br />
Boge" mit Josias Jenny und Emil Wydler ist es zu verdanken, dass die Ländlermusik eine<br />
Neubelebung erfuhr. Entscheidend für diese Entwicklung war auch der Impuls. welcher damals<br />
von dem international tätigen Tonmeister Walther<br />
A. Wenler ausging. Für EMI/Columbia tätig, war<br />
er auf der Suche nach .,Urchigem", Unverfalschtem.<br />
das inzwischen wieder gefragt war, und wurde<br />
bei .,Urmusikanten" wie Thomas Marthaler,<br />
Peter Zinsli u.a. fündig. Mit seinen ungekünstelten<br />
Aufnahmen, die er zum Teil live produzierte. brachte<br />
er neue Bewegung in die Schweizer Volksmusik.<br />
Dabei diente ihm Thomas Marthaler. der als<br />
Zahnarzt mit einem Projekt zur Erforschung von<br />
Karies oft in der Innerschweiz weilte (ein Beweis<br />
übrigens. dass .,Akademiker" und .,Urmusikant"<br />
sich nicht ausschliessen müssen!) - auch als Talentsucher.<br />
Durch seine wissenschaftliche Tätigkeit<br />
lernte Thomas Marthaler damals unbekannte Musikanten kennen und brachte sie mit W.A. Wettler<br />
zusammen. Dieser machte. nebst vielen anderen, z.B. Aufnahmen von Rees Gwerder, Sepp Huber.<br />
den Druosbärg-Büäbä, Peter Zins!i. Hausi Straub, Ernst On - und natürlich Thomas Marthaler<br />
mit Josias Jenny und Emil Wydler. Damit wurde eine neue Richtung der Ländlermusik begründet,<br />
die sich gegenüber den damaligen Stars des .,Innerschweizer Stils" - wie etwa Jost Ribary<br />
junior, Hans Aregger oder Edwin Bär - der .,authentischen" Ländlermusik verschrieben hatte.<br />
In den 70er-Jahren tauchte Ueli Mooser in der Ländlerszene auf. Damals schon spielte er oft mit<br />
Thomas Marthaler zusammen und wurde bald darauf zum Pionier bei Modernisierungsversuchen<br />
der Ländlermusik. Sein Einnuss ist bis heute bedeutend und sein Urteil setzt auch für jüngere<br />
Musikanten-Generationen weiterhin Maßstäbe.<br />
Heute. im 21. Jahrhundert, versuchen wir die Ländlermusik in neuem Licht zu sehen, nämlich<br />
als einen wichtigen Teil unserer Volksmusik, als einen musikalischen Zeitspiegel, dem andere<br />
Epochen der Volksmusik vorangegangen sind und dem neue Stile folgen werden. Seit der Wiederentdeckung<br />
unserer Volksmusik des 19. Jahrhunderts (z.B. durch die Sammlung von Hanny<br />
Christen) wird deutlich. dass die heute oft übliche Gleichsetzung von .,Ländlermusik" und<br />
.,Schweizer Volksmusik" dem Wesen unserer Volksmusik nicht gerecht wird, reicht sie doch<br />
weit vor das Entstehen der sogenannten Ländlermusik ins 19. und sogar bis ins 18. Jahrhundert<br />
zurück! Die Ländler-Musik ist an irgendeinern Punkt der musikantischen Unterhaltung entstanden<br />
und hat bis heute immer noch und immer wieder ihren gros sen Liebhaberkreis gefunden<br />
und hat im Laufe der Zeit auch immer neue hervorragende Musikantenpersönlichkeiten hervorgebracht.<br />
Die Frage nach der .,Authentizität" der Ländlermusik ist müssig. Die Ländlermusik ist<br />
und bleibt eine Musik. die den Musizierenden Spiel freude schenkt. die Zuhörenden begeistert,<br />
sich hervorragend zu Tanz und Unterhaltung eignet und überall, wo sie erklingt, eine frohe<br />
Stimmung zu wecken vermag.<br />
19
Meine eigene Beschäftigung mit der Ländlermusik begann sich in den 90er Jahren zu vertiefen.<br />
als ich mit dem ..Zürcher Ländlerquarlen" zusammenspielte. Als wir eines Abends in der Nähe<br />
von Zürich auftraten. entdeckte ich einen charismatischen älleren Herrn im Publikum. Mir wurde<br />
zugenüslert. das sei Thomas Marthaler. Natürlich spiehen wir daraufhin alle Slücke, die wir<br />
von ihm im Repertoire hatten - das waren nicht wenige. und sie gehörten zu unseren Favoriten.<br />
Ich werde nie vergessen, wie sichtlich gerührt Thomas Marthaler war, seine Komposilionen von<br />
uns jungen Musikanten gespielt zu hören. Das war unsere ersle Begegnung.<br />
Im Laufe meiner verlegerischen Tätigkeit bat ich dann Thomas Marthaler immer wieder, seine<br />
Kompositionen veröffenllichen zu dürfen. Es freul mich deshalb sehr, dass nun ein umfassender<br />
Notenband zuslandegekommen ist. Über 100 originelle und ansprechende Stücke dieses<br />
massgebenden Schweizer Volksmusikanten sind darin enlhahen, Melodien. die sicher auch<br />
kommende Generalionen begeistern werden. Viele Kompositionen des ..Ländlerprofessors", wie<br />
Thomas Marthaler auch genannt wird (seine Forschung auf dem Gebiet der Zahnhygiene trug<br />
wesentlich dazu bei. dass die Schweiz zu einem führenden Land in der Kariesprävenlion wurde,<br />
und auch nach seiner Pensionierung iSIer noch immer als gefragter Dozent ständig unterwegs)<br />
gehören bereits zum gängigen Repertoire der Schweizer Volksmusikanlen. andere sind als<br />
Trachtenlänze ins Repertoire der Volkstänzer eingegangen. Daneben gibt es in diesem Notenband<br />
aber auch noch viel Neues und Überraschendes zu enldecken.<br />
Us em Sertiig i d'March. Uindlerkompositionen von Thomas Manhaler<br />
Mi.ilirad-Verlag Nr. 1038. www.ffiuelirad.ch<br />
Thomas Manhaler und Heinz Ambühl<br />
20
Mein Musikantenleben<br />
von Thomas Marthaler<br />
In der ersten und zweiten Primarklasse nahm ich wie damals üblich am Blocknötenunlerricht<br />
teil. In den ersten beiden Jahren am Gymnasium erhiehen wir eine Stunde pro Woche Einführung<br />
in die Musik. Mil 15 Jahren begann ich als Autodidakt Klarinene zu spielen - als "Autodidakt"<br />
iSInatürlich relativ, denn ich fragle die vielen äheren LändlerkJarinettisten, die es damals<br />
noch in grosser Zahl gab, immer wieder um Rat. Den Wunsch meiner Ehern, "richligen" Umerricht"<br />
zu nehmen, erfülhe ich nicht: Nach den erslen vier Stunden weigerte ich mich weiter zu<br />
machen. Von den damals üblichen Schellackplatten lernte ich wohl an die 50 Stücke; ich hatte<br />
die Melodien von den Platten jeweils sehr rasch im Kopf.<br />
Weshalb ich schon früh auf den Gedanken kam, selber Stücke zu schreiben, daran mag ich mich<br />
nicht erinnern. Auf alle Fälle hatte ich schon manches ausserhalb der Schule gelernt: Segelschiffe<br />
schnitzen, Modelle von Eisenbahnwagen aus Messing verfertigen, aufwendige Spieleisenbahnen<br />
mit Fahrplänen organisieren, und dazu vieles auch als Pfadfinder. Also dachte ich,<br />
wenn ein Luzi Bergamin, den ich schon damals einige Male spielen gehört hatte, und all die<br />
anderen durch ihre Schallplatten berühmten Leute komponieren können, so kann ich das wohl<br />
auch. Meine damaligen spärlichen Notenkenntnisse genüglen. um meine vier eigenen Kompositionen<br />
aus dem Jahre 1945 - ich war damals 16-jährig - feslzuhalten. Gleichzeitig begann ich,<br />
Klavierstunden zu nehmen, sehr zur Freude meiner Ellern. Tatsächlich bemühte ich mich später<br />
selber um KJavierunterricht, so auch während meines erslen Studienjahres in Genf (1948-49,<br />
Zahnmedizin, in den Fusstapfen meines Vaters) und während eines Auslandaufenthahes in Boston<br />
(1953-54, Massachusetts, USA).<br />
Während ich mich auf der Klarinette<br />
versuchte, spie he Goldi Merker,<br />
mein engster Jugendfreund,<br />
Sohn meiner Gotte und vier Jahre<br />
älter als ich, Schwyzerörgeli dazu.<br />
Wir nahmen unter dem Titel<br />
"Studentenländlerkapelle Zürich"<br />
zwei Serien von 6 Titeln auf, die<br />
beide bei Gloria erschienen. Der<br />
Titel "Goldi's Abschied" erinnert<br />
daran, dass Goldi Merker leider<br />
1946 in die USA auswanderte.<br />
Es gelang mir nicht, einen mir zusagenden<br />
Ländlerkollegen zu fin-<br />
den, aber im Wald beim Resiweier in Zürich Oberstrass wurde ich J946 von einigen Jazzmusikamen<br />
im Quartier zum Mitspielen aufgefordert. Ich befasste mich darauf mit dem alten<br />
Jazz. Nach dem ersten Studienjahr in Genf fand ich in Zürich Anschluss und trat regelmässig<br />
mit den "Trester Seven", danach unter dem Namen "Porridge Brass Band" auf. In Boston dann<br />
spielte ich oft als Pausenmusikantjeweils 20 Minuten pro Stunde mit einem recht guten lokalen<br />
Pianisten - den lieben Joe Battaglia, der Englisch sprach, als wär's ein italienischer Dialekt,<br />
werde ich nie vergessen. Engagierte Musiker durften im Jazz laut Gewerkschaft nämlich<br />
21
nur40 Minuten pro Stunde spielen.<br />
Deshalb wurde mir im betreffenden<br />
Jazzlokal. das jede Woche eine andere<br />
Band engagierte. zwar keine<br />
Gage, aber dafür freie Konsumation<br />
gewährt. So bot sich mir die Gelegenheit.<br />
viele der damals bekannten<br />
amerikanischen Jazzer persönlich<br />
kennen zu lernen. Einige luden<br />
mich zum Mitspielen ein, so der<br />
ausserordentlich phantasiereiche<br />
Sidney de Paris, und - last but not<br />
least- spielte ich einige Stücke mit<br />
Charlie Parker (aber da zog ich<br />
mich sehr bald zurück,wurde dann aber noch mit dem<br />
"harten Kern" privat bis zum Morgengrauen eingeladen).<br />
Am Zürcher Jazzfestival von 1953. kurz vor meiner<br />
Abreise nach Amerika. hatte unsere "Porridge<br />
Brass Band" den 2. Preis erhalten. Ende 1954, zurück<br />
aus den USA, gedachte ich, wieder mit den<br />
alten Kollegen im Jazz weiterzumachen. Doch es<br />
kam anders.<br />
Im Frühling 1955 fragte mich der schon damals berühmte Schwyzerörgeler Josias Jenny. ob ich<br />
mit ihm bei einem Engagement in der Krone Unterstrass auftreten möchte, dies bei der Uniun<br />
Rumantscha. Er kannte mich bereits. denn ich war schon 1945-46 einige Male mit ihm und Emil<br />
Wydler aufgetreten. So wechselte ich im Laufe eines Jahres zurück zur Ländlerrnusik.<br />
Ende 1956. wir hatten gerade den<br />
Namen "Zoge-n-am Boge" angenommen.<br />
rief mich der im März<br />
2000 verstorbene Aufnahmeingenieur<br />
Fredy Wettler an. ob ich<br />
nicht bereit wäre. eine LP zu bespielen.<br />
denn die anderen Ländlerkapellen<br />
seien ihm zu wenig urchig.<br />
Dies veranlasste mich, erneut zu<br />
komponieren. Für die erste 20-cm-<br />
LP "Zoge-n-am Boge" schrieb ich<br />
unter anderem "Im Zürcher Oberland"<br />
und "En ganz en Gschpässige":<br />
diese drei Stücke wurden ftir meine - lieber sage ich "unsere" - erste CD neu aufgenommen<br />
(MDS 8002). In den folgenden drei Jahren schrieb ich rund 30 Stücke.<br />
22
Trotz starkem beruflichem Einsatz habe ich sehr oft Ländlennusik gespielt, da ich jahrelang<br />
auch mit Rees Gwerder und zunehmend mit Huber Sepp sen. (Galgenen) auftrat. Zum Komponieren<br />
blieb mir kaum Zeit und noch weniger, neue Stücke in Noten festzuhalten. Ich wollte<br />
michja auch der Familie widmen.<br />
1968 setzte sich Ueli Mooser mit mir in Verbindung.<br />
Er schrieb oft Stücke auf, die ich improvisierte oder<br />
~ Stücke, die ich noch nicht notiert hane. Zu diesen<br />
verfertigte er häufig auch eine zweite Stimme, da<br />
wir zu zweit Klarinene spielend damals oft mit Josias<br />
Jenny am Schwyzerörgeli auftraten. Dank Ueli<br />
Mooser kam etwas System in die Sammlung meiner<br />
Stücke. Bis anfangs der Achtzigerjahre habe ich<br />
regelmässig komponiert. Nach mehrjähriger Pause<br />
folgten ab 2000 dann neue Kompositionen, die zum<br />
Teil auf der CD zu hören sind. Die Kompositionen<br />
für Schwyzerörgeli sind alle direkt auf dem Instrument entstanden. An den zweiten Stimmen für<br />
Schwyzerörgeli ist Heinz Ambühl als versierter Schwyzerörgeli-Lehrer beteiligt.<br />
Einige meiner Stücke sind zuhause<br />
beim Üben entstanden, so<br />
"I dr Wätterwarte". Andere kamen<br />
mir als Einzelgänger während<br />
Bergtouren in den Sinn. In<br />
der Frühzeit der Kapelle "Zogen-am<br />
Boge", also bei häufigen,<br />
gelegentlich bis zu 10 Stunden<br />
dauernden Auftrinen mit Josias<br />
Jenny oder Sepp Huber improvisierte<br />
ich immer wieder und hielt<br />
,..',..,... .<br />
_.~ J':...:...~.•<br />
unminelbar danach in Notizen die Grundmelodie fest. Beispiele: "Manne<br />
vo Richttanne", "Chumm Välti, miar spiilend en Schonisch", "Kölliker<br />
Walzer" (nur erster und zweiter Teil), "Dr Taalwiiler", "Mit em Sepp<br />
z'Erlebach". Spätere Improvisationen liessen sich dann auf Kassenen aufnehmen,<br />
so zum Beispiel "Z'Höri am Chachelofe", Februar 1972. im Trio<br />
mit Ueli Mooser und Max Wynistorf oder "En Sunehöfler dank em Martin<br />
H.". 6. Juni 1974, wobei die definitiven Fassungen meist kleine Änderungen<br />
erfuhren. Bei anderen Stücken brauchte ich Jahre, bis mir zu<br />
schon vorhandenen ersten oder zweiten Teilen die übrigen einfielen; beim<br />
Ländler "Mit zwee Seppe z'Greppe" und bei den Walzern "Im Domleschg"<br />
und "Dr Notetöggeler" dauerte es mehr als 10 Jahre.<br />
Thomas Marthaler, März <strong>2003</strong><br />
23
1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />
Impressum<br />
<strong>Bulletin</strong><br />
Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />
und der CH-EM<br />
Redaktion: Fabian Müller<br />
Weinplatz 4<br />
CH-8001 Zürich<br />
TeVFax: 01r212 83 82<br />
Silvia Delorenli-Schenkel<br />
Via B. Longhena l-l<br />
6710 Biasca<br />
Tel: 091 8622261<br />
Fax: 0041 I 27425 13<br />
Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion
I<br />
<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Edilnrial<br />
In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />
« ... und es gibt sie doch!»<br />
Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />
von Dieler Ringli<br />
Resume en franl;ais<br />
Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />
von Fabian Milller<br />
Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />
Schweizer Ländlermusik<br />
von Fabian Müller<br />
Mein Musikanlenleben<br />
von Thomas Marthaler<br />
Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />
von Joe Man~r<br />
Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />
Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />
Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />
La cornamusa in Ticino<br />
di lIario Garbani Marcantini<br />
lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />
loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />
"Kinderlieder hopsassa!"<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Züri-Lieder<br />
von Christian Schmid<br />
5<br />
6<br />
7<br />
13<br />
18<br />
21<br />
24<br />
26<br />
27<br />
28<br />
31<br />
39<br />
41<br />
43
Die CH-EM stellt sich vor<br />
La CH-EM se presente<br />
\ton Erml Lichtenhahn<br />
Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />
\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />
Resume eD rran~ais<br />
Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />
par Laurenl Auben<br />
Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />
L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />
par Fran~is Borel<br />
Deutsche Zusammenfassung<br />
Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />
\Ion Dielet Ringli<br />
R~ume CD fran~ais<br />
Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Resume co fran'tais<br />
Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Rkume co rran~als<br />
Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />
46<br />
48<br />
50<br />
58<br />
62<br />
67<br />
69<br />
73
Volksmusikzentren in der Schweiz<br />
Zentrum für Appenzellische Volksmusik<br />
ßetricbsaufnahme im August <strong>2003</strong><br />
von Joe Manser<br />
Nach langu Planungsphase hat das ZLntnll"fiir Appenullische Volksmusik am J. August <strong>2003</strong> seinen<br />
Betrieb aufgenommen. Die Appenu/ler Volksmusik \"erdienl t!S, gesichert und geJörrÜrt zu werden. Sie<br />
ist ein H:ichrigu Ku/rurgut. zu dem ",ir Sorge tragen müssen. Appenullermusik ist ein Identifikationsmerkmal<br />
des Appen:.e/ler/andes: in keiner Region der Sch •••. eiz gibt es auf so engem Raum eine derartige<br />
Vielfalt undAusgeprügtheit der Volksmusik ",ie hie17.u/ande. 1m Vordergnmd der neu geschaffenen Institution<br />
stehen die Bereiche sammeln - be•••. ahren - pflegen -fördern.<br />
Ein stattliches Bürgerhaus aus dem 17. Jh.: Roothuus Conten/AI, das zukünftige<br />
Zuhause des Zentrums für Appenzellische Volksmusik.<br />
Im Mai <strong>2003</strong> wurde der Stiftungsmt rur das Zentrum komplettiert. Präsidiert wird dieser von Landammann<br />
und Ständemt Carlo Schmid·Suuer. Die weileren Milglieder sind Gontens Bezirkshauptmann Kurt Rusch<br />
als Vizepräsident. Annette Joos·Baumberger als Vertretenn der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft.<br />
der Umä5cher Musiker Noldi Alder. der Innerrhoder Denkmalpfleger NikJaus Ledergerber.<br />
der Ausserrhoder Nationalrat Jakob Freund sowie Roland Inauen. Konservator des Museums Appenzell.<br />
Diese breit abgestützte Zusammensetzung sollte Garant für eine gesicherte Zukunft des Zentrums sein.<br />
Im Juli konnte das Roothuus Ganten als zukünftiges Zuhause des Zentrums für Appenzellische Volksmusik<br />
von der inzwischen aufgelösten Einfachen Gesellschaft Pro Roothuus an die neue Stiftung ilbertragen<br />
werden. und per l. August <strong>2003</strong> wurde Joe Manser-Sutter. Sekundarlehrer in Appenzell. als Betriebsleiter<br />
mit einem 4Qlk-Pensum angestellt.<br />
24
Lebendige Appenzellermusik<br />
Die verschiedenen Sammlungen mit Appenzeller Tanzmusik sind heute mit wenigen Ausnahmen nicht<br />
frei zugänglich. Das Zentrum für Appenzellische Volksmusik macht es sich zur Aufgabe. Sammlungen<br />
(oder Kopien davon) zentral zu archivieren. aufzuarbeiten und öffentlich zugänglich zu machen. Aber<br />
nicht nur Notcnmaterial soll hier zu~mmengetragen werden. sondern auch Bild- und Tondokumente.<br />
Vermutlich wissen nur wenige der zahlreichen (Jung- )Formationen Bescheid über die Ursprünge und das<br />
Markenzeichen der Appenzellermusik. Als Dienstleistungsbetrieb wird das neue Zentrum Anleitungen<br />
zum richtigen Zusammenspiel anbieten und Zugang zu alten StUcken vermitteln.<br />
Wichtige und eigenständige Wurzeln der Appenzeller Volksmusik sind auch das Rugguusseli (Al) oder<br />
Zäuerli (AR); hieftir muss besonders Sorge getragen werden. und es wäre wünschenswert. wenn diese<br />
Jodelgesänge nicht nur in Chören bzw. Chlausengruppen gepflegt würden. sondern auch in spontanen<br />
Gruppierungen bei diversen Gelegenheiten und geselligen Anlässen.<br />
Ein dringendes Anliegen des neuen Zentrums ist die in den letzten Jahren vernachlässigte Feldforschung.<br />
Letzte Resten von Raritäten echter und archaischer Volksmusik müssen dringend aufgespürt und festgehalten<br />
werden. besonders im gesanglichen Bereich.<br />
Zusammenfassend: Im Zentrum flir Appenzellische Volksmusik sollen Orientierungsmöglichkeiten im<br />
eigenen Land und aus den eigenen Wurzeln angeboten werden, sei es für die instrumentale Volksmusik<br />
oder den Gesang. So bleibt uns die Appenzeller Volksmusik für die nächsten Generationen erhalten.<br />
Experimentelle Richtungen und Neuerungen sollen dabei ebenso Platz haben wie die Sicherung erhaltenswerter<br />
Traditionen. Bereichert werden die Aktivitäten durch regelmässige Publikationen sowie durch<br />
Angebote rur Weiterbildung. Kurse und Seminarien. Im Weiteren soll das Zentrum auch Ansprechpartner<br />
für andere Volksmusikzentren in der Schweiz und im Alpenraum sein.<br />
Betrieb und Finanzen<br />
Betriebsbeiträge für das Zentrum werden durch den Bezirk Gonten, den Kanton Appenzellinnerrhoden<br />
und die Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG geleistet. Weitere Mittel sind notwendig und<br />
willkommen. So soll demnächst die GIiindung eines Fördervereins erfolgen. Dadurch kann das Projekt<br />
sowohl im Appenzellerland als auch weit über die Landesgrenzen hinaus breit abgestützt werden. Auch<br />
wenn sich der Kanton Appenzell Ausserrhoden (zurzeit noch) nicht mit einem Betriebsbeitrag beteiligt.<br />
bleibt die Tatsache bestehen. dass die Appenzellermusik beide Halbkantone gleichermassen betrifft und<br />
dass das neue Zentrum ein gemeinsamer Orientierungspunkt rur die Appenzellische Volksmusik ist.<br />
Roothuus Gonten<br />
Mit der Verfeinerung des Betriebskonzeptes - einer vordringlichen Arbeit des Betriebsleiters - wird es<br />
möglich sein die Bedürfnisse fUrdie Renovation und Instandstellung der notwendigen Räumlichkeiten<br />
im Roothuus Ganten auszuweisen. Wenn auch nur eine "sanfte" Renovation ins Auge gefasst wird. ist<br />
diese mit erheblichen Kosten \'erbunden. Die Instandstellung des Hauses soll ausschliesslich mit Spendengeldern<br />
finanziert werden und somit die öffentliche Hand nicht belasten. Wenn alles rund läuft. dUrfte<br />
das Zentrum für Appenzellische Volksmusik in gut zwei Jahren sein festes Zuhause im renovierten<br />
Roothuus Gonten haben.<br />
Mit dem Roothuus in Gonten wird ein erhahenswertes Gebäude aus dem 17. Jh. bezogen. Das stattliche<br />
Bürgerhaus im Dorikern erhielt seinen Namen von der urspIiinglich roten Fassadenbemalung. Prunk·<br />
25
stück in diesem Gebäude ist der bemalte Festsaal.<br />
.•.Wer im drillen Stock den Festsaal mit<br />
seiner Architekturmalerei von gedrehten Säulen.<br />
verbindenden Bogenfeldern. Muscheln und<br />
Phantasielandschaften und schwungvollen<br />
Kanuschenrahmen betrill. kann die wohlhabende<br />
Festfreude spüren, die einst hier geherrscht<br />
haben muss» (Achilles Weishaupt in: Geschichte<br />
von Ganten).<br />
Die Hoffnungen sind berechtigt, dass diese<br />
~wohlhabende Festfreude» unter neuen Vorzeichen<br />
bald wieder Einzug hält.<br />
Vorläufige Kontaktadresse bis zur Betriebsaufnahme<br />
im Roothuus Gonten:<br />
Joe Manser-Suller, Brestenburg 6.<br />
9050 Appenzell<br />
071 7873875 - joe.m.nser@free.mhs.ch<br />
18.8.<strong>2003</strong>/m.<br />
Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorf1<br />
Ausschnitt aus den ländlich-barocken Malereien des<br />
Festsaales im Roothuus (18. Jh.)<br />
In der Schweiz fehlt ein lebendiges Zentrum, das die Erforschung der Volksmusik gewährleistet<br />
und gleichzeitig der Bewahrung, Förderung und \Veiterentwicklung der traditionellen I\lusik dient.<br />
Soll und kann in Altdorf ein solches HSchweizerisches Haus der Volksmusik" errichtet werden?<br />
Diese Frage soll im laufenden Jahr eine Arbeitsgruppe klären, die von der Gemeinde Altdorf, vom<br />
Kanton Uri und weiteren interessierten Kreisen eingesetzt worden ist.<br />
Verschiedene europäische Länder besitzen ein "Haus der Volksmusik", das sich jeweils der Erforschung,<br />
der Förderung und der Imagepflege der Volksmusik widmet. In der Schweiz fehlt bis anhin eine entsprechende<br />
Institution. Der Schweizer Volksmusikszene fehlen damit eine Plallfonn, geeignete Einrichtungen<br />
und Rahmenbedingungen, um sie als eigenständigen Musikbereich zu etablieren und weiterzuentwickeln.<br />
obwohl bei Institutionen und in der Bevölkerung ein wachsendes Interesse an lebendiger, zeitgenössischer<br />
Volksmusik festzustellen ist.<br />
Fabian Müller und Urban Frye haben deshalb die Initiative ergriffen, ein Schweizerisches Haus der<br />
Volksmusik im Kanton Uri zu errichten. Der Kanton Uri hat eine lebendige Volksmusikszene vorzuweisen.<br />
Zudem hat sich der Urner Hauptort Altdorf mit seinem Festival "Alpentöne" über die Landesgren·<br />
zen hinaus einen Namen geschaffen. als Ort, wo die Volksmusik nicht nur gepflegt. sondern auch in der<br />
Auseinandersetzung mit zeitgenössischen musikalischen Strömungen weiter entwickelt wird. So scheint<br />
26
es den Initianten nahe liegend, dass ein zu schaffendes Haus der Volksmusik hier. in zentraler Lage<br />
angesiedelt wird.<br />
Ein "Haus der Volksmusik". wie es sich die Initianten vorstellen. soll ein lebendiges schweizerisches<br />
Zentrum werden. wo in Zusammenarbeit mit bestehenden institutionen Forschung betrieben wird. Zu<br />
diesem Zweck soll das Haus auch die wichtigsten Volksmusiksammlungen beherbergen und der Forschung<br />
zugänglich machen. in Zusammenarbeit mit bestehenden Verbänden soll am Haus der Volksmusik<br />
auch die Aus- und Weiterbildung von Laien und Fachkräften und ein lebendiger Austausch zwischen<br />
~Iusizierenden ennöglicht werden. Das Haus soll die Aufgabe erhalten. das traditionelle Volksmusikgut<br />
zu bewahren, wie auch die Volksmusik auf innovativen Wegen weiterzubringen. LetzIich soll das Haus<br />
der Volksmusik die allgemeine kulturelle Anerkennung der Volksmusik vorantreiben, der Volksmusik<br />
über die Kreise der Volksmusikfreunde hinaus Gehör verschaffen.<br />
Eine Arbeitsgruppe mit den beiden Initianten und Vertretungen von Gemeinde Altdorf und Kanton Uri<br />
wird nun unter Beizug von weiteren Kreisen die Machbarkeit des Projektes untersucht. Insbesondere gilt<br />
es Ziele und Inhalte noch genauer zu definieren, einen schweizerischer Bedürfnisnachweis zu erbringen<br />
und aufzuzeigen, welchen Nutzen ein Haus der Volksmusik dem Kanton Uri und Altdorf bringen kann.<br />
Weiter ist zu klären. wie eine mögliche Trägerschaft aussehen soll. wie das Projekt finanziert werden<br />
kann, welche Räumlichkeiten benötigt würden und wo geeignete Räume zu finden sind.<br />
Im Rahmen des Festi\:als •.Alpentöne" in Altdorf traf sich die eingesetzte Arbeitsgruppe mit einigen<br />
Musiksachversländigen und diskutierte mit diesen eingehend \'erschiedene Fragen im Zusammenhang<br />
mit dem geplanten Haus der Volksmusik. Die Gespräche haben ergeben, dass ein Haus der Volksmusik<br />
mit dem Standort Altdorf auf grosses Interesse stösst.<br />
Erst wenn eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorliegt, kann entschieden werden. ob ein Haus der<br />
Volksmusik in Altdorf Realität werden kann. Doch heute schon lässt sich feststellen. dass die Errichtung<br />
eines solchen Zentrums in Altdorf nicht nur ein Gewinn wäre für die Volksmusik, sondern auch für den<br />
Kanton Uri und den Slandort Alldorf.<br />
Kontaktadressen für weitere Fragen:<br />
Fabian MUller, Komponist, Musiker,Verleger, Initiant der Projektidee<br />
Weinplatz 4. 800 I Zürich<br />
mail@swisscomposer.ch<br />
Fondation pour les Musiques Traditionnelles<br />
Romandes<br />
www mUlra eh<br />
Fandee en septembre <strong>2002</strong>. la Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes s'est donnee pour<br />
tache de faire connaitre les musiques. chants et danses traditionnelles d'origine romande de toutes les<br />
manieres possibles, ainsi que les oeuvres originales inspirees de ces musiques.<br />
Les membres fondateurs. tous compositeurs. choregraphes. musiciens. danseurs et chanteurs des regions<br />
de Romandie. desirent encourager la creation, la diffusion. I'envie de jouer de ces musiques. au travers<br />
de rencontres. de production de CD, el bien d'autres c\'enements encore.<br />
27
La Fondation se veut aussi un lieu de references, mettant a disposition de toute personne interessee les<br />
uocuments collectes par ses membres. L'idee principale est ue faire vi\"rela richesse des traditions musicales<br />
de Suisse romande. a la fois en les conservant, et en les faisant evoluer par des creations inspirees par<br />
elle.<br />
Toutes les personnes interessees peuvent prendre contact avec la Fondation pour les Musiques<br />
Traditionnelles romandes a I"adresse suivante:<br />
Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes<br />
Chiiteau d'Ollon, ease postale 34, CH-1867 OLLON (VD)<br />
oU sur le site Internet: wwwmutrJ. eh<br />
Email: info@rnutra ch<br />
Un premier double CD a ete realise par la Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes. en<br />
eopraduetion avee les Disques VDE-Gallo (VDE CD-I 124/1125: voir la prtsentation a la page 39 de ee<br />
bulletin).<br />
Im September <strong>2002</strong> wurde die Stiftung fUrTraditionelle Musik der Romandie gegrtlnder. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht.<br />
traditionelle Musik(en), Lieder und Tänze mit Ursprung in der welschen Schweiz sowie von die~en in~pirierte Schöpfungen in<br />
jeder möglichen Wei~ bekannt zu machen.<br />
Alle Grtlndungsmitglieder sind Komponisten. Choreographen. Musiker. Tänzer und Sänger aus dem Welsch land. Es ist ihnen<br />
ein besonderes Anliegen. dass diese Iraditionellen musikalischen Quellen Verbreitung finden und auch als Basis für<br />
Neuschöpfungen dienen. Im Rahmen besonderer Veranstaltungen, durch CD-Produktionen und weitere Anlässe sollen Musiker<br />
ennutigt werden. diese traditionelle Musik wieder zu spielen.<br />
Die Stiftung möchte auch ein Bezugspunkt und Zentrum sein. wo die von seinen Mitgliedern gesammellen Dokumente all('n<br />
interessierten Personen zur Verfügung stehen. Der Grundgedanke ist es, dadurch den Reichtum der musikalischen Tntditionen<br />
der welschen Schweiz wied('r zu beleben. indem sie einerseils bewahrt werden und sich andererseits durch die Schöpfung neuer.<br />
durch sie inspirierten Werke ••••. eiter entwickeln.<br />
Alle intere ••sierten Personen können über die oben angeführte Adresse Kontakt mit der "Fondation pour les Musiques<br />
Traditionnelles romandes" aufnehmen.<br />
Die Stiftung hat bereits eine Doppel-CD in Koproduktion mit Disques VDE-Gallo (V OE CD-I 12411l2S) h('rausgegeben; siehe<br />
die Vorstellung dieser CD auf Seite 39 dieses <strong>Bulletin</strong>s.<br />
Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus<br />
Burgdorf<br />
"Das Kornhaus Burgdorf ist im Umbruch. Zukunftsgerichtete Zeichen sind deut a<br />
lieh spürbar."<br />
Das sind die einleitenden und wohl auch Leitsätze des neuen Printmediums des Schweizer<br />
Volkskulturzentrums. eines Informationsblattes mit dem Namen "s'Chornhuus-<br />
Fänschter"'. das im Juni dieses Jahres erstmals erschienen ist. Als Stiftungsträger hat<br />
sich die <strong>GVS</strong> seit der Gründung mit ihren bescheidenen Mitteln für das Zentrum eingesetzt<br />
und freut sich natürlich. dass sich nach der erneuten Krise der vergangenen zwei Jahre nun doch<br />
ein Lichtblick abzeichnet. Deshalb sei auch dem Kornhaus ein gebührender Bericht gewidmet. Am besten<br />
geschieht das mittels eines Auszugs aus der ersten Ausgabe des ··Chornhuus-Fänschter".<br />
28
...Die Phase des Start·Jahrzehnts ist abgeschlossen. Je länger je mehr wird erkennbar:<br />
Wasnoch im "'ergangenen Jahr vielerorts in der Offentlichkeit als unklare Richtung<br />
empfunden, ist abgelöst worden durch auf künftige Zielsetzungen gerichtete<br />
Bemühungen. Wir berichten über; ~,,'asfolgt:<br />
Geschäftsführung<br />
Nach dem abruptenAllStritt derfrühe"n Guchdftsfiih"rin auf.Uitte September <strong>2002</strong><br />
übernahm der amJie"nde Stiftungsratspräsident (Marw Steiner) interimistisch die<br />
Geschäftsleitung. Seit dem I. ltlai <strong>2003</strong> ist die Geschäftsführung wiederum beset;.t.<br />
Zum neuen Verantwortlichen wühlte der Stiftungsrat an der Sitzung ~'om30. April<br />
<strong>2003</strong> Hans-Peter Gautschin, wohnhaft in Ramlinsburg BL Herr Gaulschin bewegte<br />
sich seit Anbeginn seiner Berufstütigkeit im kulturellen Bereich. die "'ergangenen 12<br />
Jahre mit Erfolg als Selbsttindigerwerbender. Er verJügt über sehr gure be·<br />
triebS't'o'inschaftlicheKenntnisse, aber auch - auJgrund seiner hauptberuflichen Akti,,'itäten<br />
- über ein weitreichendes Be:iehungsnetz in der schM'eizerischen KulturlantiscMft.<br />
Projektausschuss<br />
Im I. Quartal <strong>2003</strong> arbeitete der fÜr die Bearbeitung der z.ukünJtigen Kornhaus-<br />
Ausrichtung geschaffene Projektausschuss Grundlagen aus. Gegenwdrtig ist die Bearbeitung<br />
des Massnahmekataloges im Gang. Wichtige Leitlinien sind dabei: Konzentration<br />
volkskulture/ler Kräfte (Zusammenarbeit). Einsatz neuer Medien (Ton. Bild.<br />
•\Iultimediales), Erlebniswelten als Anziehungspunkte, Gefiihle und Emotionen vermilleln.<br />
musikalisches Begegnungszentnun. Gesamtbotschaft erarbeiten. Geschäftsfiihrung<br />
mit Idealismus (Engagement. \l'issen. Pioniergeist, OffentlichkLitsarbeit ItSW.),<br />
kein Eigenleben führen (Neuorientienmg mit und unter Stifrungstrdgem. ~'ernetVes<br />
Arbeiten). Bildungsauflrag. Archh'ierung u.v.m., wobei die einzelnen Netlwerkpunkte.<br />
sol/en sie realisiert werden, einer klaren Fillallzierungsgrundlage bedürfen.<br />
Kontakte mit Sliftungslrägern<br />
An dieser Stelle seien die Stiftungsträger (ausser dem Bund und der <strong>GVS</strong>) nur namentlich<br />
aufgezählt. während im Informationsblatt detaillien bei jedem Träger auf<br />
die Art der Verbindung und Zusammenarbeit mit dem Kornhaus eingegangen wird.<br />
Zu den Sliftungsträgem gehören: der Bund. der Kanton Bern. die Sladt Burgdorf. der<br />
Eidg. lodlerverband EJY. die Schweizerische Trachlenvereinigung STY. die GYS.<br />
die Schweizerische Akademie für Geisteswissenschaften SAGW. der Verein Freunde<br />
des Kornhauses VFK und der Schweizerische Mandolinen- und Gitarren-Orchester<br />
Verband SMGOY.<br />
BUND: Das BlIndesamtfür Kullllr BAK beobachtet die Bemühungen bei der Stiftung<br />
Kornhaus mit grossem Interesse und Sympathie. Die persönlichen Kontakte fand~n<br />
in einem guten und aufbauenden Klima stall. l1ider ist bis zur Urnset:.ung des BV<br />
An. 69 (Kulturartike/) keine direkte. betriebliche Finanz.Ilntersliitlung möglich. Dies<br />
könnte a/Jenfa/lsfn'ihestens per 2006 geschehen. sofern das Konzhaus bis dahin über<br />
den Status eines volkskullurel/en Kompetenz.:entrums \·erfügt.·<br />
<strong>GVS</strong>: Die Gesellschaft für Volksmusik in der SchK'ei~ leistet für die SchK'eizer Volksmusik<br />
AussergeM'öhnJiches. Sie hat in den vergangenen Jahren die gesammelten Werke<br />
der Volkskundlerin und Sammlerin Hanny Chrisltn mit mehr als 10'000 alten.<br />
;.:um Teil sehr wertvollen Melodien aus fast allen Regionen unse1l'S lAndes lU einem<br />
Gesamtwerk aufbereitet, das seinesgleichen sucht. Auch mit Ausstellungen. Kon:.erten<br />
USM~,rill diese mitg/iedenndssig kleine. aber von ih"" Inhalten her; äusserst<br />
wichtige Vereinigung im Kornhaus \'on bit t.u Zeit in Erscheinung.<br />
29
Kornhaus, Mekka der Volkskultur?<br />
Di~ im historischen Kornhaus schlummernden Wene und Gedanken soHen künftighin<br />
noch mehr TUlch Glissen strahlen. \\tzu ~merken, dass die Pr:bidenfin der <strong>GVS</strong> dank ihrer Täligkeit im Vorstand des Schweizer Musikrats in der<br />
Eltpenenkommi!>sion zur Um~tzung des Kulturartikels beim BAK die Belange der Volbmusik in der Schweiz venritt und<br />
einen audUhrlichen<br />
Bund hinwei!>t.<br />
Bericht verfasst hat. der insbesonden auf die benötigte Unterstützung von Volk.50lr.ultUl'U'ntren durch den<br />
30
La cornamusa in Ticino<br />
di lIario Garbani Mareantini<br />
Contrariamente a quello ehe si potrebbe pensare di primo aeehito, Je testimonianze storiehe<br />
della presenza della eomamusa in Tieino sono diverse e moltepliei. Le si possono trovare nella<br />
tradizione orale dove ad esempio il termine "pi va" e ancora presente ed evoca uno strumento<br />
musieale oppure nell'ieonografia dassiea: in diversi affresehi e raffigurata la piva, Oppure aneora<br />
qua\che traeeia in doeumenti seritti d'epoea.<br />
In Ticino ed in Lombardia la eomamusa e eonoseiuta come "piva", Infatti in ogni regione dove<br />
la eomamusae presente e'e sempre un "seeondo norne", un norne loeale, ehe poi in realta sarebbe<br />
da considerare carne prima in quanta il termine cornamusa e alquanto artificioso e neanche<br />
troppo preeiso',<br />
Ad esempio in Spagna abbiamo Ja"gaita", in SJovaeehia Ja "duda" in Croazia i1"mih" in Irlanda<br />
la "Villeann pipe" in Seoz;a la "High land" e la "Lowland" .. ,<br />
I latini eomunque, soprattutto ticinesi e italiani, eollegano il norne "piva" eon il tormentone<br />
natalizio:<br />
"Pi va, piva l'oli d'uliva ... ".<br />
ehe abbiamo eantieehiato una qua\che volta, magari non troppo seriamente. La eanzone e un<br />
reperto di un anlieo canto natalizio. NeUa canzone tradizionale della "Girumeta" 2 troviamo un<br />
piu interessante riferimento allo strumento:<br />
"Girumeta dala montagna vegni gib chilb<br />
ehe sunarem la piva e balarem un po'"<br />
Da quest i semplici versi si desurne ehe la piva in passato non e stata dunque sempre e soltanto<br />
accessorio dei Natale ... anche se nai in Ticino. tendiamo ad abbinare la comamusa essenzialmente<br />
a questa festa, a causa dell'appartenenza geografiea e eulturaJe alrarea italiana e dell'arrivo<br />
puntuale degli zampognari' ehe per le festivita natalizie saJgono fino a noi auratti, soprattutto<br />
dai lauti guadagni e un po' meno attenti all'aeeordatura dello strumento.<br />
Pensate ehe a volte, purtroppo, e'e gente ehe paga in fretta per non piu sentirli ...<br />
Le testimonianze orali sulla presenza della "piva"si eompletano eon questi detti e modi di dire:<br />
"u g'a su la phra" aver la piva. avere il broncio essere arrabbiati.<br />
'~'eturnn indre cunt i piv in dei sace" tomarsene sconfitti (un tempo ... da una qua\che battaglia ?)<br />
"cosa coseta, tre gamb e una sacheta" (indovinello raccolto a Palagnedra)<br />
"I'a rai da burdon tüta la sira" il bordone e il suono continuo ehe fa da tappeto sonoro allo<br />
sviluppo della meJodia eompito dei ehanter. In questo easo e detto di uno ehe non hai mai smesso<br />
di pariare durante tutta la serata.<br />
"teDer bordune a qualcuno" 10 si afferma quando una persona e sempre d'accordo e<br />
aeeondisende \'altra dandogli eorda.<br />
31
La pill irnpnrtante testimonianza pero della presenza di una piva in Ticino e il ritrovamento.<br />
unico in Svizzem, di una parte della stessa (fig.I): a Sonogno si einfalli ritrovato negli anni<br />
ottanta grazie all'intuito deI musicologo Pietro Bianchi il "chanter" 0 "canna dei canto" a casa di<br />
Cherubino Pata che forse e stato I'ullimo suonatore tradiziona!e in Ticino. Ho svolto numerosi<br />
confronti a Iivello europeo e questo reperto non sembm appartenere ad altre culture; si potrebbe<br />
vedere un confronto con una figurina de! presepe deI Vanoni.<br />
A prima vista i! "chanter di Sonogno" e<br />
quello suonato nella raffigurazione deI<br />
Vanoni sembrano mo ho diversi ma se<br />
poniamo I'attenzione alla presenza degli<br />
anelli - fatto assai rara einseriti probabilmente<br />
in un secondo tempo per tenere<br />
assieme 10 strumento - notiamo una straordinaria<br />
somiglianza, anche considerando il<br />
fallo che la presenza di tutti questi anelli su<br />
di uno strumento non e per niente abituale.<br />
La campana finale e molto diversa: ma<br />
quest'ultima, anche a seguito di un qualche<br />
incidente che ne ha rollo una parte potrebbe<br />
essere stata ritoccata in seguito.<br />
Ecco uno schema di riferimento della cornamusa ticinese e lombarda "piva":<br />
8
#<br />
-.<br />
Particolare dell'affresco che si lrova nella Chiesa di Santa<br />
Maria in Campagna a Maggia.<br />
E' di un pillore anonimo lombardo e dara 1528.<br />
E' uno dei piu compleli: e servito per far da mod
A Ditto, frazione di Cugnasco, tTOviamo<br />
raffigurata una piva con un unico bordone<br />
molto lungo, E' uno degli affreschi piu<br />
antichi in assoluto che riguarda la piva, II<br />
suonatore chiude con la mano destra i fori<br />
in alta e di conseguenza anche la sacea eposta,<br />
a differenza della norma attuale sotto<br />
il braccio destro. Questo modo di suonare<br />
si estendeva anche ai flauti ed e stato in auge<br />
fino al 1700 circa. Poi poco a poco il ruolo<br />
di chiudere i fori in alto e passato alla mano<br />
sinistra. Nel "chanter" di Sonogno cosl<br />
come nelle zampogne meridionali v'e per<br />
I'ultima nota un doppio fOTO,a destra e a<br />
sinistra. La strumento poteva quindi essere<br />
imbracciato sia a destra ehe a sinistra<br />
otturando con della cera il foro non<br />
utilizzato. E' attribuito alla Bottega dei<br />
Seregnesi, 1460-65 circa.<br />
Nel sottoceneri assieme a questo ehe vediamo di Cademario e da menzionare un secondo a<br />
Campione. In questa regione a mia conoscenza le raffigurazioni dello strumento risultano in<br />
numero mInore.<br />
Questo e di un pittore anonimo lombardo della prima meta dei XV secolo.<br />
Si tratta di un particolare del Giudizio Universale.<br />
34<br />
j
Ascona. Chiesa di Santa Maria della Misericordia. Sinopia di fine XIV inizio XV secolo di<br />
autore anonimo. Su questo dipinto ecco I'opinione di Thierry Bertrand, grande conoscitore e<br />
costruttore francese.<br />
La cornamusa e la bombarda di questo dipinto sono rapprescntativi degli strumenti<br />
utilizzati oel XV sccolo in numerosi paesi d'Europa .... La cornamwa ... possiede<br />
tutte le caratteristiche di questi strumenti dei XV, XVI e XVII secolo. La parte<br />
svasata, cioe la campana della canna della melodia. dimostra ehe si traUa di una<br />
forature conica e dunque, di conseguenza. denota I'utilizzazione di un'ancia doppia.<br />
L'otre 0 1asacca e il canel/o d' insujJla:ione (ehe permette il riempimento della<br />
stessa) sono comuni a questa famiglia di slromenti. La particoJaritä di questa<br />
cornamusa si situa a livello del bordone e piu precisamentc nella sua parte supcriore.<br />
Una grande campana, ehe era spesso apert3 e non chiusa. e preceduta da una sorta di<br />
rigonfiamenlo. Lo studio di numerosi domumenli simili della stessa epoca pennette<br />
di eencludere ehe si tratta di un pezzo di legno (molto spesso forniro di buehi) ehe<br />
gira sul eerpo dei bordone. Queste sistema innovative per I'epoea pennetteva al<br />
musicista di aeeordare iI bordone allafondamenlale della canna del/a melodia.<br />
(Thierry Bertrand. tradono dal franeese da liane Garbani e Walter Biella)<br />
La presenza di quest; dipinti (ce ne sono ancom una decina non riportati nell'articolo) non significa<br />
necessariamente una grande diffusione dello strumento ma testimonia comunque ehe esso era<br />
praticato nella nostra reaha regionale dei secoli XIV. XV. XVI. XVII e XVIII come sostegno per<br />
iI ballo e accompagnato dal violino.<br />
Assieme al mandolino. piii diffuso nel sottoceneri. erano gli strumenti dell'epoca.<br />
Nei documenti scritti. pochi in verita. spicca I'affermazione di Kar! Victor Von Bonstelten,<br />
Landfogto. Nel corso di una sua visita in Vallemaggia ebbe modo di affermare che<br />
35
"gli strumenti piu comuni sono la zampogna eilviolino" ~<br />
Inoltre in aleuni editti deI seicento a Prato Sornico si proibisce di suonare la piva duranIe il<br />
camevale;<br />
in Leventina troviamo il sopmnnome Comamuxe; attestato gia nel trecento e in altri documenti<br />
scopriamo che anche a Cavergno si proibiva di suonare la piva, questa volta in chiesa e nelle<br />
vicinanze perche a quanto sembra il suono era tanto ammaliatore da traltenere i fedeli fuori dalla<br />
porta della chiesa ...<br />
In quesle fonli scrine traspare a volte una cerla oSlilita verso questo tipo di slrumenlo e di suono,<br />
soprattuno da parte dell'autorila.<br />
Queslo I: probabilmente dovuto al fallo che la cornamusa I: formata da una parte "animale": la<br />
sacca infatti, sopranuno fino ad inizio secolo. altro non era che la pelle di una capra intera. 11<br />
fatto di soffiare all'interno di questa pelle e che poi dalle canne uscisse un suono - a volte anche<br />
simile al verso della capra - rappresentava per molti il ridare vita alla capra stessa.<br />
Una sorta di capra che reincarnandosi, suona (bela) di nuovo. In Bulgaria la cornamusa di chiama<br />
"gaida" - capra!<br />
11 fallo poi che il diavolo viene spesso rappresentato sotto sembianze capri ne ha fano SIche 10<br />
strumento in chiesa ma an ehe nelle sue vicinanze non fosse molto amato.<br />
Inoltre la cornamusa, se poco accordata, I: uno strumenlo di non facilmenle sopportabile sia per<br />
il volume prodotto sia per il fallo che non permelte nessuna dinamica: il volume I: sempre 10<br />
stesso. non si possono eseguire note staccate e c'e sempre il bordone che ernette un"unica nota.<br />
L'eslensione delle note della piva I:di una sola scala maggiore,<br />
Un valido suonatore sopperisce a queste "mancanze" dello strumento con una diteggiatura che<br />
melte accenli e slaccati laddove 10 strumento sembra quasi rifiutarsi: basta ascoltare dei brani di<br />
musica scozzese per capire quanlo I: importante per il suonalore di cornamusa saper eseguire<br />
aeciaccature e vibmti di ogni lipo e di quanto un pezzo risuoni diversamente se suonato in<br />
queslo modo.<br />
Infine la concorrenza dell'organeno prima (fine ollocento) edella fisarmonica poi hanno dalo il<br />
colpo di grazia a questi strumen ti popolari che sono stati progressivamenle abbandonati,<br />
In questi ultimi anni si nota pero una riscoperta dello strumento: da una parte la voglia sempre<br />
piu presente di ricercare nelle tradizioni cio che I: piu vero e sentito - molli si emozionano fino<br />
alle lacrime al suono di una zampogna a Natale - a volte vi I:la complicit1J.di un certo "celtismo"<br />
piu ... presunlo che vero.<br />
Ed I:proprio grazie a quesli due interessi coltivali personalmente e condivisi a poco a poco con<br />
un gruppo di amici che nell'anno 2000 ho deciso di fondare la Scuola di Cornamuse a Cavigliano<br />
dove ha la sua sede principale: le altre sono dislocate qua e la per il cantone e nel nord !talia:<br />
Balerna, Intra, Cadenazzo e Losone.<br />
Tre anni sono quasi passati oltre un centinaio di persone hanno dimostrato interesse verso questo<br />
strumenlO. gli allievi sono una quarantina e in conlinua crescita. Paleo naturale per i rnigliori<br />
allievi sono le suonate natalizie dove ci si cimenta magari per la prima volta con il pubblico.<br />
Vna interessante realta e nata di recente e si trdtta di "Piva 'n banda": una banda di cornrnuse<br />
con tanlo di tarnburo e fisarmonica e ... silo intemet 5 .<br />
36
NeUa scuola sono insegnale le seguenti comamase: piva ticinese, baghet bergamasco, commausa<br />
scollese (con Alberto Massi di Livomo), comamuse francesi (con Gabriele Coltri di Milano),<br />
comamusa irlandese (con Thomas Aebi di Ba.,ilea). lampogna. comamusa galiliana e asturiana.<br />
boha (Gascogna)'<br />
Essendo diventato anche Iiutaio fomisco dapprima degli strumenti da studio cd in seguito gli<br />
strumenti necessari, Ecco aleune foto di Piva 'n banda.<br />
A Lugano ~Fe~ta della vcndemmia"<br />
In Valle Fonnazza 3d una feSla popolare<br />
lln ingJesc infatti si paria di "bagpipc" do ••'c bag indica sacca; in tcdesco di paria di ··dudelsack ••. In italiano cd in francesc si<br />
e adottalo onnai iI tcnnine comamusa Mehc: sc in originc - come 10 dicc anchc il norne - non cra uno strumeRto pron'isto di<br />
sacca<br />
: La C8.0Loncdcll. "Girumcta- c una dc:llc piü antiehe canzoni riscopertc in Ticino. Maggiori riferimcnli sulla slona di questa<br />
ballata si possono lroUte su "11 canzonicre della Mea d'Ora" ordinabilc ooline: sul silO www.zampogna.ch.<br />
J Gli zampognari ehe Dei scntiamo suonare per 1e feste natalizic sona in grandissima parte: prO\cnienti da! Malise.<br />
Paradossalmcntc il Molise e una delle regioni d'ltalia da ••c la tradizioRe: dcgli zampognari e reec:n!.:- ottoeentesea ", In altre<br />
regioni d'ltalia come ad esempio in Sicilia, Calabria e Lazio la tradizione e in\!eee millenaria, Lo strumento zampogna e<br />
anehe una comamusa. 11 suono dello strumento ehe ha 11. caraneristiea di a\"ere il bordone sempre iI quinta e da molti<br />
eonsidc:ralo "nalalizio" anche se anche oel Sud lIalia la zampogna \001 din: anche hallo,<br />
4 La ciwione e tr.J.ttada UllU~sopra i baliaggi izaliani di Karl Victor Von Bonstenen. OadO edilon: Locamo 198~<br />
, L"indirizzo del silo e: \,,\w niuinhan.b..com<br />
• Maggiori infonnazioni su WWW73m1'\11!nal'h<br />
37
I1ario Garbani (1960, Vergeletto) und die Sackpfeife im Tessin<br />
von Silvia Delorenzi·Schenkel<br />
Dank des Lehrers Aldo Giroldi. der an der Locameser Sekundarschule Gesang unterrichtete.<br />
entdeckte Ilario Garbani mil ) 1 jahren die Welt der Musik. Er lernte Blockflöte spielen. was er<br />
~pä(erim Rahmen !.CineeAusbildung als Primarlehrcr perfektionierte. 1976 fing er an. ahAuto.<br />
didak:t Ziehharmonika zu spielen. Von 1980· 1992 unlernahm er elhnomusikalische 5lUdicn im<br />
Ons.emone·Tal. die 1992 mit der Herausgabe des Liederbuches "Canzionierc della Mea d"Qra"<br />
ihren Abschluss fanden. Die Gruppe .•Mea d'Ora" hai er lU\ammen mit Mauro Garbani gegründet<br />
und gehörte bis 1990 dazu. In dieserZeil gab die Gruppe Konzerte im In- und AusJand und<br />
brachte 1987 die LP "In mien a1 camp" heraus. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als<br />
Primanchullehrcr arbeitete er von 1991 - I~ mit der Volksmu~ikschule des Verzascatal~ zu-<br />
~ammen. wo er die Hannoni~ierung und Herausgabe (1993) des Liedgutes MIIcanto di una<br />
vaUe" (Der Gesang eines Tales). koordinierte.<br />
Fürdie Piva. die Tessiner Sackpfeife. begann er sich bei seinen FOßChungen über musikalische Traditionen und das alte Liedgut<br />
des OnscmonelaJs. wo es noch vage Erinnerungen an dieses Insuumem gibt. zu interes ieren. Getreu eines Bildes in der Kirche<br />
.•.on Maggia (Fig. 4 im vorangehenden Artikel) hai ihm Uß Klauser (Wiederentd«ker der Schweizer Sackpfeife) eine Piva<br />
nachgebaut. Sich langsam vortastend erlernte lIano Garbani das Spiel auf die~m Instrument. Späler nahm er Umemchl bei<br />
Waller Biella auf der Bergamasker Sackpfeife. dem Bagh~1. Zur Zeit lernt er mil Gabriele Coltri in Mailand die französischen<br />
Sackpfeifen spielen und mit Pierro Ricd von lsernia die ZompogM des Molise. Inzwischen hat !loichlIano Garbani zu einem<br />
Sackpfeifen-Experten und ausgezeichneten - pieler emwickelt und seine Aklivil ten rund um die Sackpfeife nehmen laufend<br />
zu.<br />
In ~inem Artikel in diesem Bullelin beschreibl er die verschiedenen bildlichen Zeugnisse der E~islen1. der Sackpfeife in mehreren<br />
Kirchen im Te'hin. Als wichlig~tes und einzigartige Zeugnis dieses Instrumenles in der Schweiz gilt jedoch der in den<br />
80er Jahren von Pielro Bianchi gemachle Fund in Sooogno (Verzasaca-TaO eines Teils einer Sackpfeife. nämlich der Melodiepfeife<br />
(engl. "chanter"). Die gefundenen bildlichen und schriftlichen Zeugni!loscbeweisen, dass auf diesem Inslrumem vom I~.<br />
bi~ ins 18. Jahrhundert. zusammen mit der Violine in den Te!losinerTalKhaflen zum Tanz aufgespieh \Irurde. So Khrieb der<br />
Landvogt Victor von Bonstetten nach eines Besuchs des ~laggia-Tals. dass die Sackpfeife und die Violine die üblichen Musikinsuumente<br />
seien. In den alten Schriflen Iiesl man aber auch von einer gewis~n Feindlichkeit gegenüber der Sackfpfeife und<br />
deren Klang. insbesondere seitens der Obrigkeit. Oaftir gibt es vermutlich zwei Gründe: einerseits ,",urde der Sack des In~uumeßles<br />
meist aus einer ganzen Ziegenhaul gemacht und die daraus konunenden Töne wurden als ~Ieckem des Tieres ~Ibsl<br />
empfunden. andere~its wird der Teufel ofl als Ziegenbock dargeslellt und de!>halbsah man nicht gerne, wenn das (nstrumenl<br />
in oder in der Nähe der Kirche gespiell wurde. Mil dem Auflommen der Ziehhannonika Ende des 19. Jahrhundens wurde die<br />
Sackpfeire mehr und mehrverdTängl bis sie schliesslich gani: dem ini:\loi..roen weilerentwickeltenAkkordeon weichen mussIe.<br />
Im Zuge des vermehnen Suchens nach alten Musiktraditionen kam es zur Wiederenldeckung der Sackpfeife im Tessin. welche<br />
nichl zuletzt auch durch die zunehmende "Kehisierung" der Folknene gefördert wurde. Als lIano Garbani merkte wie das<br />
Inleresse an diesem In!>lrumenl auch in Musikantenkreisen zunahm. gründele er im Jahre 2000 ~ine "Scuola di Comamuse"<br />
(Sackpfeifen-Schule) mit Haup!silZ in Cavigliano (~inem Wohnort) und kleineren Zweigstellen im Tessin und in Nordilalien.<br />
Seither liessen ich mehr als 100 Personen rur das Sackpfeifenspiel ~geistem und die Anzahl von ü~r -10 Schülern steigt<br />
laufend an. In dieser Sackpfeifenschule wird das Spiel aur verschiedene Sackpfeifen-T)'pen gelehrt. nämlich auf der Tessiner<br />
Pim. dem Bergamasker Bagh~/. der Khouischen, französiKhen und irischen Sackpfeife. der ilalienischen Zlmpogna und der<br />
galizischen und aSlurischen Boha. Um die Weihnachtszeit gibt es dann für die ~slen Schüler die Möglichkeil. öffenllich aufzuspielen.<br />
Im Sommer findet aus~rdem in BellinzoIU der von Gatbani ins Leben gerufene "Piva day" staU.•••.·0 im Laufe des<br />
späleren Nachmiltags mehrere Sackpfeifenspieler. oft auch zusammen mil anderen Blasin.••uumenten. aufspielen. Schon ein<br />
Jahr nach der Gründung der Schule entsland das Projekt Piva .n Banda. Auch hier trelen die besten Schüler und einige weitere<br />
Musikantenfreunde ötTemlich auf und spielen hauplsächlich Stücke aus dem lessiner-IombardiKhen Repertoire mil vereinzelten<br />
Abstechern ins französiKhe. spanische und KhottiKhe Sackpfeifenrepertoire. Die Formalion der Sackpfeifenspieler wird<br />
ergänzt und begleitei durch Perkussion~inslrumente und Akkordeon (siehe die beiden letzten Bilder des vorangehenden Artikels).<br />
Weilere Infonnalionen findet man auf den in der Fussnote angegebenen (memelseilen.<br />
38
Publikationen<br />
Les Musiques Traditionnelles en Suisse Romande, tout<br />
au long du XXe siede ... et tout au debut du XXle!<br />
Fondation pour les Musiques Traditionnelles Romandes, "DE CD·llWl125<br />
Les Musiques<br />
Tr"ditionlfelles<br />
elf Suisse Rom,,"de.<br />
rour ou lang du XXe siede ...<br />
er rour ou debur du XXle !<br />
Souvent. lorsqu'on evoque la musique traditionnelle cl populaire eo Suisse. elle semble limitee;) un style<br />
particulier. vehicule par la rnusique dite champetre. issue des musiques de salon du debut du XXeme<br />
siede cl de son developpement dans les annees 1930-1940. Or, si on se penche un peu plus sur le sujet. il<br />
devient vite evident qu'il n'y a pas une musique suisse. mais des musiques, Iiees a chaque region. voire<br />
meme chaque vall~. Cl ce phenomene se retrouve eo Suisse Romande.<br />
Ces musiques SOßt souvent apparentees les unes aux autres. se nourrissant Cl s'influen~ant mUluellement.<br />
uemontrant ainsi ue fa~on eclatante que les fronti~res sont souvent extremement permeables. Au jour<br />
d'aujourd'hui s'y ajoute l'appon des techniques de reproduction. des medias qui, loin d'appauvrir ces<br />
musiques. peuvent aussi les enrichir.<br />
C'est cette richesse que nous a\'ons "'oulu montrer dans ce double album, qui regroupe a la fois des<br />
temoignages de la vivacite de ces musiques (Outau long du XXemes siede, ainsi que des groupes qui les<br />
jouent au debut du XXleme.<br />
Depuis les ensembles tres ancres dans la tradition, comme les Mercenaires, les Fifres et Tambours de St-<br />
Lue, en passant parceux influences par la Suisse allemande voisine, comme les Armaillis ue Conches, la<br />
Musique d'Huemoz, ou par le Revival Folk des annees 70 (Bazoche, Montferrine), ou encore le musette<br />
(lesAccordeonistes Jurassiens),jusqu'aux Iieux musiques marquees par I'an 2000, comme Sonalp ou les<br />
39
Oiseaux Rares. ridee esl de presenter une sone "d'etat des lieux" des musiques traditionnelJes - il serait<br />
o'ailleurs preferable de parler de musiques "d'inspiration traditionnelle" (la tradition au sens propre.<br />
s'entendant camme rele\'ant d'une transmission non-ecrite. dont les changements oe SOßt pas perceptible<br />
immediatement. elaot devenue presque inexistante) - de Romandie co cette annee <strong>2003</strong>. correspondant ä<br />
la crealion de la "Fondation poue les Musiques Traditionnelles Romande",<br />
Nous avons pnvilegie dans ce double CD une approche "regionale" plurol que "cantonale": parexemple.<br />
on retrouve les mcmes musiques dans tout le Chablais. qu'il soit vaudois. valaisan (el meme savoyard),<br />
Cl il semble plus adequat de parler de differemes r~gions: arc jurassien, arc I~manique, plateau, etc....<br />
plutot que d'entrer dans une pol~mique pour savoir si tel ou tel style est d'un canton plut()t que d'un<br />
autre ... Par con~quent, I'indication du canton situe plus J'origine des musiciens que de la musique ellememe<br />
(d'ailleurs celle·ci se passe des frontieres!).<br />
(texte: Nikita Pfister)<br />
Wenn man an traditionelle und Volksmusik in der Schweiz denkt, so scheint es oft. dass sie sich auf einen<br />
bestimmten Stil beschränkt, getragen von der so genannten Ländlennusik, die zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts aus der Salonmusik hervorging und sich in den 30er und 40er Jahren entwickelte. Wenn<br />
man sich dem Thema aber etwas mehr zuwendet. wird bald klar, dass es nicht eine Schweizer Musik gibt,<br />
sondern Musik{en). wovon jede an eine Region, ja sogar ein Tal "gebunden" ist. Genau dieses Phänomen<br />
trifft auch auf die welsche Schweiz zu.<br />
on sind diese Musik{en) miteinander \'erwandt und sie beeinflussen und befruchten sich gegenseitig.<br />
Das zeigt in hervorragender Weise. dass die Grenzen oft sehr durchlässig sind. Heutzutage kommt dazu<br />
noch der Beitrag durch die Wiedergabetechniken, die Medien, welche fern \'on einer Verarmung dieser<br />
Musik, durchaus auch bereichernd auf sie wirken können.<br />
Diesen musikalischen Reichtum möchten wir mit dem Doppelalbum vorstellen. Einerseits gibt es<br />
Aufnahmen, welche die Lebendigkeit dieser Musik während des ganzen 20. Jahrhunderts bezeugen, und<br />
andererseits findet man solche mit Fonnationen, die anfangs des 21. Jahrhunderts spielen.<br />
Auf die stark in der Tradition verankerten Ensembles wie die Mercenaires (Söldner) und die Pfeifer und<br />
Tambouren von Sr-Luc, folgen jene der benachbarten deutschen Schweiz, wie die Annaillis de Conches,<br />
die Musique d'Hu~moz oder diejenigen des Folk Revivals der 70er Jahre (Bazoche. Monlferrine). oder<br />
auch die MuscHe (Ies Accordeonistes Jurassiens) bis hin zur Zeitwende im Jahr 20Cl0 mit den Gruppen<br />
Sonalp oder den Oiseaux Rares. Es ist der Versuch einer Art Bestandesaufnahme traditioneller Musik(en)<br />
- richtiger wäre es, von traditionell inspirierten Musik{en) zu sprechen (Tradition im wirklichen Sinn,<br />
welche sich durch "orale", also nicht aufgezeichnete Weitergabe auszeichnet und Veränderungen nicht<br />
sofort erkennbar sind, gibt es kaum noch) - der Welschen Schweiz in diesem Jahr <strong>2003</strong>, in Übereinstimmung<br />
mit der Gründung der "Fondation peur les Musique Traditionnelles Romandes'· .<br />
Bei der Zusammenstellung der Aufnahmen auf dieser Doppel-CD gab man eher einem "regionalen" als<br />
"kantonalen" Kriterium den Vorrang. So findet man z.B. dieselben Musikarten in der gesamten Region<br />
Chablais, ob sie nun zur Waadt, zum Wallis oder zu Savoyen gehört. Deshalb scheint es angemessener,<br />
wenn man \'on verschiedenen Regionen wie dem jurassischen und dem "I~manischen" Bogen, der Ebene<br />
usw. spricht, als sich in eine Polemik einzulassen, um zu erfahren, ob dieser oder jene Stil eher zum einen<br />
oder anderen Kanton gehöre. Aus diesem Grund bezieht sich die Angabe des Kantons eher auf die Herkunft<br />
der Musiker als auf die Musik selbst (für sie gibt es keine Grenzen!).<br />
(Text: Nikita Pfister: Übersetzung: Silvia Delorenzi)<br />
40<br />
1
I<br />
l<br />
1<br />
"Kinderlieder hopsassa!"<br />
Eine Publikation aus unserem Nachbarland Österreich<br />
Die <strong>GVS</strong> war seil jeher offen für die Zusammenarbeit und den Gedankenaustausch mit ziel verwandten<br />
Institutionen und Organisationen im In- und Ausland. Es ist oft hilfreich ftif unsere eigenen Bemühungen,<br />
wenn wir erfahren. wie das in anderen Ländern Europas im Bereich der Volksmusik gehandhabt<br />
wird. Ich denke hierbei insbesondere auch an die Nachwuchsfärderung. Im Zusammenhang mit unserem<br />
"Hanny Christen Projekt" konnte die <strong>GVS</strong> ihre Kontakte zu ähnlichen Institutionen im benachbarten<br />
Deutschland und Österreich enger knüpfen. Seither werde ich regelmässig über deren Aktivitäten orientiert.<br />
So erhielt ich dieses Jahr eine Publikation des Steirischen \ulksliedwerks. mit der Biue darüber in<br />
unserem <strong>Bulletin</strong> zu berichten. Zufalligerweise konnte ich im Juli dann auch gleich das Volksliedwerk in<br />
Graz besuchen und mich direkt informieren. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass wir dieselben Ziele<br />
verfolgen und ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch sehr fruchtbar sein kann. In diesem Sinne möchte<br />
ich dem Anliegen des Herausgebers entsprechen und das Projekt sowie die daraus entstandene Publikation<br />
in diesem <strong>Bulletin</strong> vorstellen.<br />
Zum Projekt uKinderlieder hopsassa!"<br />
Das Steirische Volkslied werk hat sich immer wieder mit Musik in der Familie auseinandergesetzt und<br />
versucht nun wiederum mit seinen Publikationen und Veranstaltungen dieses Anliegen einer breiten<br />
Öffentlichkeit vorzustellen und zur "hausgemachten" Musikerziehung zu animieren. Vor kurzem wurde<br />
aus diesem Grund ein Kinderliederseminar mit fachvonrägen und praktischen Einheiten abgehalten.<br />
Auch eine eigene Ausgabe der Zeitschrift "Der Vierzeiler" beschäftigte sich mit fragen rund um die<br />
Entwicklung musikalischer Fähigkeiten. Welche Bedeutung hat Musik rur unsere Kinder? Wird einem<br />
die Musikalität in die Wiege gelegt? Ist der Einstieg des Kindes in die musikalische Welt der Eltern nahe<br />
liegend, wenn die Eltern selber Musik lieben und musizieren?<br />
Zu diesem Themenkreis ist nun ein Buch mit beiliegender CD erschienen.<br />
Ingeborg HärteIl Monika Mogel<br />
Kinderlieder hopsassa! Lustige Lieder. Reime, Tänze ...<br />
Ein Kinderliederbuch rur kleine und grosse Sänger. und inliegende CD, mit Musik \'on Kindern die<br />
zum Mitsingen und -tanzen einlädt.<br />
Herausgeber: SIeirisches Volksliedwerk. Weishaupl Verlag. <strong>2003</strong>. 79 S.<br />
41
Zur Neuerscheinun,:: "Kinderlieder hopsas.~n<br />
Alle Kinder möchten gerne singen. und sie brauchen dazu ihre Eltern als Vorbilder und Ansingpanner.<br />
Das ist sicher: Die musikalische Früherziehung liegt zuallererst in den Händen der Eltern. da kann kein<br />
Schulsystem und Lehrplan helfen. Wenn Eltern diese Chance nützen, können sie ihren Kindern den<br />
Anfang vom Leben mit Musik ermöglichen - nämlich die Ouvertüre.<br />
Das Buch samt CD "Kinderlieder hopsassa" entstand als Rückschau zweier Elternpaare. die ihren eigenen<br />
Liederschatz nicht nur ihren Kindern. sondern allen Kindern weitergeben möchten. Die hier publizierten<br />
Lieder. Tänze und Spruche halten dem Vergleich mit ncu entstandenen Kinderliedern leicht stand.<br />
Mehr noch: Sie faszinieren durch ihre Buntheit von Melodie und Sprache.<br />
Alle Lieder, Sprüche und Tänze dieser Neuerscheinung sind zum Mitmachen und Nachsingen gedacht.<br />
Die Aufnahmen entstanden im Zusammenwirken zwischen kleineren und grösseren Kindern, Die Kleinen<br />
waren mehr gesanglich. die Grossen mehr instrumental beteiligt. Es ist also eine CD. die beim<br />
Spielen mit den Bausteinen und im Tagesablauf der PuppenkUche einfach dazu gehört. Da können gleich<br />
neben dem KüchenhenJ die ersten Tanzschritte ,'ersucht werden.<br />
Mit diesem Buch - samt Tonproduktion - festigt das Steirische Volksliedwerk aber auch sein deutliches<br />
Bekenntnis zur tönenden Wirklichkeit. zum Singen "wie uns der Schnabel gewachsen ist", Das wird in<br />
Zeiten der Klangoptimierung zwar verwundern und mag viele Kinderlieder-Tonträger im Konzertton<br />
beinahe in Frage stellen. Dem eigentlichen Sinn von Singen mit Kindern kommen wir damit aber näher.<br />
denn Singen ist die erste Zweitsprache. in die wir alles übersetzen. woftir wir keine Worte finden können.<br />
Als ich diese Worte las. das Buch betrachtete und die CD anhörte. kam ich zum Schluss, dass es dazu<br />
keine eigene Besprechung braucht. Das Werk soll für sich sprechen und ... es wäre durchaus ein<br />
nachahmenswürdiges Projekt rur die Schweiz!<br />
Buch und CD enthallen 33 Stücke. davon 13 Lieder. I Kanon. 4 Kindemime. 4 Auszählreime, I<br />
Zungenbrecher, 2 FingersprOche. I Klatschspiel. 3 Jodler und 4 Tänze. Das Buch ist schön illustriert und<br />
enthält auch eine Anleitung zum Spiel auf dem Löwenzahnstängel. Die CD ist auch separat mit einem<br />
kleinen Begleitheft erhältlich.<br />
Bestellune-en'<br />
Preis für Buch und CD: 25.30<br />
Preis für CD separat: _ 18.00<br />
Steirisches Volksliedwerks<br />
Henlergasse 3, A-80 I0 Graz<br />
Tel. 0316/877 2660<br />
Fax 0316/ 877 5587<br />
W\\W steiri~chö-\"nlksli~dwerk al<br />
,ervice@'lsteiri ..•che ..•-\"olksliedwerk at<br />
42
«Züri-Liedef»<br />
Am Sonntag 5.0ktober wurde am Kantonalen Singsonntag der Zürcher Trachtenchöre das .lüri·<br />
Liedel'll>·ßuch präsentiert.<br />
Von etlichen Schweizer Gegenden (Kantone Luzern. Aargau. Solothum. Toggenburg. SenseJanJ) wurde<br />
l.T. schon anfangs des 20.Jh. die dort gesammelten Volkslieder publiziert. nicht aber vom Kanton Zürich.<br />
Es ist rnüssig, darüber zu diskutieren. weshalb dem nicht so war. Vermutlich fehlte einfach eine<br />
Persönlichkeit, die dafür eintrat. Und so entstand auch der Eindruck, es gebe aus dem Kanton Zürich<br />
keine traditionellen Volkslieder. Es ist aber belegt, dass es besonders im Zürcher Oberland zahlreiche<br />
Lieder- und "Gitarren"-hefle gab. Manche von diesen wurden bei der Gründung des Schweizerischen<br />
Volksliedarchivs von Sammlern abgeschrieben und dem Archiv eingesandt. Leider sind die Originale<br />
fast alle inzwischen verloren gegangen.<br />
Zum 75-Jahr-Jubiläum des Zürcher Kantonalen Trachtenverbandes machte sich eine Arbeitsgruppe der<br />
Singkommission unter der Leitung von Christian Schmid an die Arbeit, dieses Buch mit Zürcher Liedern<br />
zusammenzustellen. Das Resulalat war ein Buch mit 205 Seiten und 139 Liedern. Ungefahr zwei Drittel<br />
davon sind vor 1900 entstanden, der Rest sind solche. die dem Umkreis der Trachtenbewegung in der<br />
ersten Hälfte des 20Jh. zuzuordnen sind. aber auch eine Reihe von E\'ergreens sind zu finden (Artur<br />
Beul u.a.). Neben den Liedern gibt es auch einige Sprüche und Texte. die sich mit Musik oder Bräuchen<br />
befassen. Zeichnungen von Bruno Kienast bereichern das Buch.<br />
Dieses kann bezogen werden bei:<br />
«Musig-Schüür im Ris»<br />
Risweg 7<br />
8134Adliswil,Tel.OlnJ070 18<br />
e-mail: mll,i~-schll~r@blu~win eh<br />
43
1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />
Impressum<br />
<strong>Bulletin</strong><br />
Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />
und der CH-EM<br />
Redaktion: Fabian Müller<br />
Weinplatz 4<br />
CH-8001 Zürich<br />
TeVFax: 01r212 83 82<br />
Silvia Delorenli-Schenkel<br />
Via B. Longhena l-l<br />
6710 Biasca<br />
Tel: 091 8622261<br />
Fax: 0041 I 27425 13<br />
Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion
I<br />
<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Edilnrial<br />
In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />
« ... und es gibt sie doch!»<br />
Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />
von Dieler Ringli<br />
Resume en franl;ais<br />
Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />
von Fabian Milller<br />
Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />
Schweizer Ländlermusik<br />
von Fabian Müller<br />
Mein Musikanlenleben<br />
von Thomas Marthaler<br />
Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />
von Joe Man~r<br />
Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />
Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />
Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />
La cornamusa in Ticino<br />
di lIario Garbani Marcantini<br />
lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />
loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />
"Kinderlieder hopsassa!"<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Züri-Lieder<br />
von Christian Schmid<br />
5<br />
6<br />
7<br />
13<br />
18<br />
21<br />
24<br />
26<br />
27<br />
28<br />
31<br />
39<br />
41<br />
43
Die CH-EM stellt sich vor<br />
La CH-EM se presente<br />
\ton Erml Lichtenhahn<br />
Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />
\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />
Resume eD rran~ais<br />
Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />
par Laurenl Auben<br />
Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />
L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />
par Fran~is Borel<br />
Deutsche Zusammenfassung<br />
Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />
\Ion Dielet Ringli<br />
R~ume CD fran~ais<br />
Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Resume co fran'tais<br />
Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Rkume co rran~als<br />
Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />
46<br />
48<br />
50<br />
58<br />
62<br />
67<br />
69<br />
73
Swiss Society for Ethnomusicology CH-EM<br />
Schweizerische Gesellschaft für Ethnomusikologie<br />
Societe Suisse d'Ethnomusicologie<br />
Societa Svizzera d'Etnomusicologia<br />
Societad Svizra d'Etnomusicologia<br />
Die CH-EM bezweckt die Förderung aller Bestrehungen. die der Dokumentation. Erforschung und<br />
Verbreitung traditioneller und populärer Musik aller Länder dienen, einschliesslich der entsprechenden<br />
Formen des Tanzes und des Theaters. Sie venritt als National Committee Switzer/unci die<br />
Interessen des International Counci/for Traditional Music (lCfM) in der Schweiz. Die Mitgliedschaft<br />
steht allen natürlichen und juristischen Personen offen. die sich für die Tätigkeit der CH-EM<br />
interessieren.<br />
La CH-E!vt a poue but d'encourager lautes les actions mises en faveur de la docurnentation, de la<br />
recherche et de la diffusion des rnusiques tradition nelies et populaires de tous les pays, y compris<br />
les forrnes de danse et de theatre qui leur sont liees. Elle represente en tant que Comiti national<br />
suisse les interets en Suisse de l'lnternational Counci/ tor Traditional Music (lCfM). L'adhesion<br />
est ouvene ä. toute person ne physique et rnorale s'interessant aux activites de la CH-EM.<br />
La CH-EM ha corne scopo quello d'incoraggiare tutte le azioni volte a favorire la docurnentazione,<br />
la ricerca e la diffusione delle musiche tradizionali e popolari di tutti i paesi, comprese le forme di<br />
danza e di teatro ad esse collegate. La CH-EM rappresenta in Svizzera gli interessi deli' International<br />
Council tor Traditional f\lusic (lCTM). L'adesione e aperta a qualsiasi persona fisica e giuridica<br />
interessata alle auivita della CH-EM.<br />
La CH-EM ha la finamira da sustegnair rnintga acziun en favur da la documentaziun, perscrutaziun<br />
e diffusiun da las rnusicas tradiziunalas e popularas da tut i1spajais, cumprais las furrnas relativas<br />
da saut e teater. La CH-EM represchenta sco Comiti naloiunalsvizzer ils interess da ["International<br />
Counci/for Traditianal Afusic (lCfM). La commembranza e averta a tut las persunas natiralas e<br />
giuridicas che s'interessan per las activitads da la CH-EM.<br />
CH-EM c/o Musikethnologisches Archiv. Florhofgasse 8+ 10. CH-8001 Zürich<br />
Tel.: +41 (0)1 6344781<br />
Fax: +41 (0)1 6344961<br />
e-mail: ch-ern-sekretariat@bluewin.ch<br />
45
Die CH-EM stellt sich vor<br />
,,·on Ernst Lichtenhahn<br />
Die CH-EM wurde 1994 als musikethnologische Gesellschaft der Schweiz gegrtindet. ~Iit der <strong>GVS</strong> war<br />
sie von Anfang an eng verbunden: Mitglieder der <strong>GVS</strong> waren massgeblich an der Gründung der CH-EM<br />
beteiligt. und von der <strong>GVS</strong> übernahm die CH-EM die Aufgabe. die Schweiz im International Councilfor<br />
Trm/itiona/ Mus;c zu vertreten. Der Präsidentin der <strong>GVS</strong>. Sih'ia Delorenzi-Schenkel. verdankt die CH-<br />
EM auch die Anregung zur Publikation eines gemeinsamen <strong>Bulletin</strong>s. Wir sind glücklich darüber; dies<br />
gibt uns die Möglichkeit. eine breilere Leserschaft Ober unsere Aktivitäten zu informieren und damit<br />
auch Neugierde und Interesse rur unsere Arbeil zu wecken.<br />
Trotz der engen Beziehungen zur <strong>GVS</strong> (die CH-EM beschränkt sich ebenso wenig auf aussereuropäische<br />
Musik wie die <strong>GVS</strong> auf die Schweizer Volksmusik) hat die CH-EM doch ihre eigenen Aufgaben. In<br />
erster Linie bietet sie all denjenigen ein Forum. die Musikethnologie studieren oder studiert haben und in<br />
diesem Bereich forschen oder praktisch oder theoretisch unterrichten. Dabei handelt es sich um ein weites<br />
Gebiet. In der unten veröffentlichten veröffentlichten Vorstellung des Zürcher MEA ist das<br />
folgendennassen formulien: "Der Fachbereich Musikethnologie umfasst nach heutigem Verständnis ,"'ier<br />
Teilbereiche: I. die traditionelle Musik meist schriftloser Überlieferung ausserhalb Europas: 2. die Kunstmusik-Gattungen<br />
aussereuropäischer Gesellschaften; 3. die europäische und europäisch beeinflusste Volksmusik;<br />
4. die modeme Popularmusik (Jazz. Rock. Pop).» Die Mitgliedschaft bei der CH-EM steht indes<br />
allen Interessierten offen.<br />
Es entspricht der genannten Zielsetzung, dass die CH-EM zu den Institutionen, die im musikethnologischen<br />
Bereich in der Schweiz tätig sind. besonders enge Kontakte pflegt. Diese Institutionen werden in dem<br />
vorliegenden <strong>Bulletin</strong> ponrätiert: das Basler .Studio für Aussereuropäische Musik», die Genfer .Ateliers<br />
d'Ethnomusicologie •• das musikethnologische Seminar der Universität NeuehateI. dessen Lehre<br />
und Forschung in engem Zusammenhang mit der Instrumentensammlung des Musee d'Ethnographie<br />
stehen. und das ~1usikethnologische Archiv der Uni\'ersität Zürich MEA. in welchem sich zurzeit auch<br />
die GeschäftsteIle der CH-EM befindet.<br />
Entsprechend begleitet die CH-EM auch Forschungsprojekte. die an diesen Instituten oder bei einzelnen<br />
ihrer Mitglieder angesiedelt sind. Als Beispiel wird hier ein Projekt zur Volksmusik Mazedoniens präsentiert.<br />
Solche und weitere Projekte werden auch anlässlich der Jahrestagungen der CH-EM zur Diskussion<br />
gestellt. Der Bericht zum Symposium über Populäre Musik aus Ghana dokumentiert dies. Zudem<br />
soll ab Herbst <strong>2003</strong> (dieses Jahr am 6. Dezember in Zürich) eine spezielle _Herbsttagung •• vor allem<br />
jungen Forscherinnen und Forschern aus der Schweiz die Gelegenheit bieten. in Arbeit befindliche Projekte<br />
vorzustellen. Solche Projekte sind derzeit u. a. in Griechenland. Brasilien. Peru. Mauretanien,<br />
Mozambique und in asiatischen Ländern im Gange.<br />
Gemeinhin lebt und gedeiht eine GesellschaFt wie die CH-EM nur. wenn ihre Mitglieder selber Initiativen<br />
und Aktivitäten entwickeln. Die hier veröffentlichte Liste der Publikationen gibt davon ein Bild. Für<br />
die nächste Ausgabe des <strong>Bulletin</strong>s ist darüber hinaus ein kleines .Who is who ••der Mitglieder geplant.<br />
Die Hauptaufgabe der CH-EM bleibt es so gesehen. auf nationaler und internationaler Ebene - hier etwa<br />
durch Delegationen an die Tagungen des Im1 und Berichterstattung in deren Publikationen - die Kontakte<br />
zu fördern, die für die individuelle Arbeit hilfreich sein können.<br />
Der Vorstand der CH·EM setzt sich zurzeit wie folgt zusammen: Laurent Aubert. Brigitte Bachmann-<br />
Geiser. Sylvie Bolle Zemp, Fran,ois Borei. Bernhard Frei (Kassier), Christi ne Glauser (Sekretärin).<br />
Andreas Gutzwiller, Ernst Lichtenhahn (Präsident), Dieter Ringli, Daniel Rüegg und Marcello Soree<br />
Keller.<br />
46
La CH-EM se presente<br />
La CH-EM a eie fondee en 1992 en tant que Soeiele suisse d'elhnomusieologie. Des les debuls, les liens<br />
avec la <strong>SMPS</strong> etaient etroits: des membres de la S~lPS panicipaient activement ~ la Fondation de la CH-<br />
EM, el e'esl de la <strong>SMPS</strong> que la CH-EM heritait le mandat de la representation de la Suisse aupres de<br />
"lntemational Counci/for Traditiona/ Music. C'est a la presidente de la <strong>SMPS</strong>. Silvia DeJorenzi-Schenkei,<br />
que la CH-EM doit la proposition d'un bulletin cn commun. NOlls en sommes heureux; ceci naus<br />
pennettra d'infarmer un public plus large surnos activites, cl de susciter ainsi plus d'interet cl oe curiosite<br />
pour notTe travail.<br />
Malgre les liens etroits avec Ja <strong>SMPS</strong> (la CH-EM ne se limite pas a la musique non-europeenne tout<br />
camme la <strong>SMPS</strong> oe se limite pas a la musique populaire suisse), la CH-EM a ses propres objectifs. C'est<br />
avant taut d'offrir un forum a taus ceux qui fant ou qui ont fait des etudes en ethnomusicoJogie ou qui<br />
enseignent sur un plan pratique ou theorique dans ce domaine. Ce domaine est large. Comme il a ete<br />
formule plus bas dans la presentation des Archives d'ethnomusicologie de rUniversite de Zurich,<br />
I'ethnomusicologie en tant que science d'art et sociale etudie la musique dans quatre directions: les<br />
musiques traditionnelles de transmission orale en dehors de I'Europe, les musiques dites ~classiques~<br />
des societes non-europeennes (camme p. ex. la musique arabe,la musique de I'Inde et la musique chinoise),<br />
les musiques traditionnelles des pays europeens, et la musique populaire modeme (Jazz, Rock, Pop). _<br />
Peuvent cependant etre membre de la CH-EM tautes les personnes qu s'y interessent.<br />
11carrespond aces abjectifs que la CH-EM entretient des cantacts etroits avec les institutions en Suisse<br />
actives dans le domainede l'ethnomusicologie. Ce bulletin presente leurs portraits. 11s'agit des institutions<br />
suivantes: Le «Studio pour la musique non-europeenne.- de Bäle,les ••:Ateliers d'Ethnomusicologie» de<br />
Geneve, le seminaire d'ethnomusicoJogie de l'Universite de Neuchälel, etroitement lie a la colleclion<br />
des instruments de musique du Musee d'ethnographie, et les Archives elhnomusicologiques MEA de<br />
I'Universite de Zurich qui abri te le bureau de la CH-EM.<br />
La CH-EM accompagne aussi des projets de recherche auaches aces inslitUlions comme par exemple Je<br />
projel sur la musique populaire de Maeedoine presente iei. L' assemblee annuelle de la CH-EM offre<br />
"occasion de faire connaitre et de discuter de ces projets ainsi que de projets de recherche individuels. A<br />
titre u'exemple, nous presentons ici le mpport sur un symposium qui avait ete consacre a la musique<br />
populaire du Ghana. Lors d'une _reunion d'automne» (prevue ceUe annee pour le 6 decembre aZurich),<br />
la CH-EM cherche a elargir ce forum au profit des jeunes chercheurs. parmi eux ceux qui poursuivent<br />
actuellemenl leurs travaux de recherche e. a. en Grece, au Bresil, au Perou, en Mauretanie, au Mozambique<br />
et dans des pays asiatiques.<br />
D'une maniere generale: ce n'esl grace a I'initiative et aux activites de ses membres individuels qu'une<br />
societe teile que la CH-EM vit el prospere. La liste des publicalions ajoutee a ce bulletin en temoigne.<br />
Paur un prochain bulletin, il est prevu de presenter un petit t
Das Studio für Aussereuropäische Musik der Musik-<br />
Akademie der Stadt Basel<br />
von Andreas Gutzwiller<br />
Um die Position des Studios für Aussereuropäische Musik innerhalb der Musik-Akademie zu verstehen.<br />
muss man erst deren aussergewöhnlichen Aufbau erklären. Die Musik-Akademie der Stadt Basel ist ein<br />
recht komplexes Gebilde. Sie vereinigt unter ihrem Dach vier Institute, die sich auf gleicher Verwaltungsebene<br />
befinden: die Allgemeine Musikschule, die Hochschule für Musik. die Schola Cantorum Basiliensis<br />
(SCB), die sich ihrerseits in eine Hochschule für Alte Musik und eine Allgemeine Schule für Alle Musik<br />
teilt. und die Musikalischen Grundkurse.<br />
Der Unterricht aussereuropäischer Musik hat eine längere Tradition an der Musik-Akademie. 1976 WUT·<br />
de die enge Beziehung zur Balinesischen Kultur des Museums der Kulturen Basel (damals Museum für<br />
Völkerkunde) auch musikalisch fruchtbar. indem an der Hochschule für Musik (damals Konservatorium)<br />
Balinesisches Gamelan unterrichtet wurde. Das war der Beginn. um den sich weitere Aktivitäten<br />
aufbauten. Im Jahre 1980 kamen indische und japanische Musik dazu. Diese drei Musikkulturen bilden<br />
auch heute noch den Schwerpunkt der Aktivitäten auf dem Gebiet der aussereuropäischen Musik.<br />
Ursprünglich war die aussereuropäische Musik an der Musik-Akademie dazu bestimmt. den musikalischen<br />
Horizont der Studenten der Hochschule für f\1usik zu erweitern. Zu Beginn der 90er Jahre erwachte<br />
auch das Interesse der Allgemeinen Musikschule an aussereuropäischer Musik. Da auch die SCS im<br />
Rahmen der Forschung und des Unterrichts der Musik des Mittelalters an gewissen Aspekten der<br />
aussereuropäischen Musik interessiert war. führte dies 1994 zur Gründung des Studios für<br />
Aussereuropäische Musik (SAM). einer kleinen Einheit, die. da sie an mehreren Instituten aktiv war,<br />
auch keinem dieser Institute angehörte sondern direkt dem Rektor unterstellt war. Selbstverständlich war<br />
aber das SA.J.\1viel zu klein. um sich als fünftes neben den anderen vier etablieren zu können.<br />
Drei Schwerpunkte<br />
Der Unterricht in den unveränderten Schwerpunktgebieten des SAM seit mehr als zwanzig Jahren hat<br />
gute Resultate gebracht. Mehrere Schülerinnen und Schüler der Shakuhachi-Klasse von Andreas Gutzwiller<br />
haben ein Diplom in Japan gemacht. Die indische Musik. vertreten durch Ken Zuckennan und seine<br />
Schülerinnen und Schüler hat sich in Basel. auch durch die gute Zusammenarbeit mit demAIi Akbar<br />
College of Music etabliert. Dieser Institution ist auch zu verdanken. dass der Sanxl-Meister Ali Akbar<br />
Khan beinahe zwanzig Jahre ein ein wöchiges Seminar an der Musik-Akademie gegeben hat. Das Basler<br />
Gamelan, unter der Leitung von Charlie Richter. hat Konzerte im In- und Ausland und hat auch bei<br />
Auftritten in Bali gute Figur gemacht.<br />
Zum Auftrag des SAM gehört es, neben den drei Schwerpunkten Bali, Japan, Indien in Absprache mit<br />
den Instituten der Musik-Akademie andere Musikkulturen zu berücksichtigen. Das kleine lahresbudget<br />
des SAM ermöglicht aber nicht. zu den kontinuierlich angebotenen Kursen im gleichen Umfang andere<br />
Instrumente oder Gesangsstile zu unterrichten. Uns hätte es z. B. sehr interessiert. auch Unterricht von<br />
Instrumenten arabischer Musik anbieten zu können. So müssen andere Musikstile mittels Workshops<br />
unterrichtet werden. was. wie leicht ersichtlich ist, die Möglichkeiten ausserordentlich einschränkt.<br />
Aussereuropäische Musikganungen sind ja nicht leichter sondern meistens schwieriger zu erlernen als<br />
solche. mit denen das Ohr schon lange vertraut ist. und da das Interesse am Fremden meist erst im frühen<br />
Erwachsenenalter erscheint. wäre umso intensiverer Unterricht nötig. Workshops müssen zudem relativ<br />
schnell für die Teilnehmer befriedigende Resultate liefern können. Es ist deshalb eine allgemeingültige<br />
48<br />
I
Regel, dass der Workshop-Unterricht praktisch alle Melodieinstrumente ausschliesst. und dass beinahe<br />
alle Workshops Gattungen behandeln, in denen Perkussionsinstrumente die Hauptrolle spielen.<br />
Das SAM ist keine Ausnahme von dieser Regel. Wir versuchen aber wenigstens, die Workshops als<br />
fortlaufende Rdhen anzubieten. um so eine gewisse Kontinuität zu erreichen. Als stabil haben sich zwei<br />
Kurse erwiesen: "Samul Nori". ein koreanisches Perkussionsensemble, das seit 1998 jeweils im August<br />
einen einwöchigen Kurs unter der Leitung von Kim Dong Won aus Seoul abhält. Obwohl der Kurs nur<br />
einmal im Jahr stattfindet. profitiert er davon. dass auch in der Schweiz und in Deutschland Lehrerinnen<br />
und Lehrer die Aktivität übers Jahr aufrecht erhalten können. Der andere erfolgreiche Kurs ist den persischen<br />
Trommeln Tombak und Daf gewidmet. der von Madjid Khaladj aus Paris geleitet wird. Dieser<br />
zweitägige Kurs findet seit 1997 fünf bis sechs Mal im Jahr statt. Beide Kurse haben ein gutes Niveau<br />
erreicht.<br />
Kim Don Wong<br />
Das SAM war ursprünglich so konzipiert. dass es die Bedürfnisse an aussereuropäischer Musik der vier<br />
Institute der Musik-Akademie abdecken soll. In der Praxis sind diese Bedürfnisse aber sehr ungleich<br />
verteilt. Es hat sich gezeigt, dass die beiden berufsausbildenden Institute. Hochschule für Musik und<br />
Hochschule für Alte Musik der SCB, nur am Rande Interesse an aussereuropäischer Musik zeigen. Zudem<br />
lassen zunehmend gestraffte Studiengänge den Studentinnen und Studenten heute weniger Zeit für<br />
Ausflüge in musikalische Gegenden. die nicht direkt mit dem erstrebten Studienziel zu tun haben. Verschiedene<br />
Initiativen des SAM, aussereuropäische Musik in Studiengängen zu verankern. waren erfolglos.<br />
Auf der anderen Seite engagiert sich die Allgemeine Musikschule mehr als früher auf unserem Gebiet.<br />
sodass seit <strong>2002</strong> das SAM organisatorisch der Allgemeinen Musikschule angegliedert werden konnte.<br />
Es wird sich zeigen, ob die Schwerpunkte des Angebots des SAM (Indien. Japan. Bali). die sich vor mehr<br />
als zwanzig Jahren im Hinblick auf die Interessen des damaligen Konservatoriums der Musik-Akademie<br />
herausgebildet haben, an der Allgemeinen Musikschule heute noch zeitgemäss sind. In den letzten Jahren<br />
hat sich die Rezeption der aussereuropäischen Musik auch hierzulande stark verändert: Konzerte,<br />
Festivals und der informelle Unterrichtssektor haben der aussereuropäischen Musik den Charakter des<br />
Unbekannten genommen. die musikalische Welt ist entdeckt. Die Unterhaltungsindustrie hat das Label<br />
"World Music" etabliert und viele Musikstile, die ehemals "aussereuropäisch" waren. sind durch<br />
Migrationsbewegungen ihrer Träger europäisch geworden. Das Angebot des SAM wird sich diesen Entwicklungen<br />
anpassen müssen.<br />
Das SAM ist eine der wenigen Einrichtungen aussereuropäischer Musik innerhalb einer Institution, die<br />
im wesentlichen c.lemUnterricht der westlichen klassischen Musik verpflichtet ist. Die Musik-Akac.lemie<br />
ist eine Stiftung. die von der Stadt Basel subventioniert wird. Der Umstand. dass der Unterricht und die<br />
49
Workshops nicht selbsttragend sein müssen. ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. der es uns erlaubt.<br />
auch Dinge zu unternehmen. von denen wir wissen. dass sie ein Defizit erzeugen. Auf der anderen Seile<br />
spielt das Studio für Aussereuropäische Musik die Rolle eines Aussenseilers innerhalb der Musik-Akademie<br />
und ist ständigem Rechtfenigungsdruck ausgesetzt. Zwar gerät auch der sub •.• 'entionierte Unterricht<br />
westlicher Musik unter Druck. da Musik generell aus der Position eines Bildungsguts zu der einer<br />
Freizeitbeschäfrigung abzugleiten droht Ist aber schon der Unterricht der eigenen Musik bedroht, so gilt<br />
das umso mehr für die Beschäfrigung mit fremder Musik. die. kaum dass sie sich einen bescheidenen<br />
Platz erkämpfr hat. den allgemeinen Spardruck noch stärker zu spüren bekommt,<br />
In einer Zeit, in der die ~'Iusik der Welt unter dem Etikett c Weltmusik) kommerziell konsumierbar gemacht<br />
wird. versteht sich das Studio für Aussereuropäische Musik als eine Einrichtung. deren Ziel es ist.<br />
die Musik aussereuropäischer Kulturen durch ihren Unterricht zu vermitteln als Zeugnis einer anderen.<br />
fremden An. die Weil der Töne zu ordnen. Dass der On der Vermittlung eine der abendländischen Musik<br />
verpflichtete Institution ist. soll zum Bewusstsein bringen. da.'isdie Kenntnis der Welt der Musik unvolI·<br />
ständig ist ohne die Kenntnis der Musik der Welt.<br />
Le Studio pour la l\lusique Non-europeenne de l'Academie de Musique de Bale<br />
Quatre instituls formem rA~mie de Musique dc la ••. ille de BJle: L'~le g~ntrale dc mu~ique,la haule «OIe dc mu~ique, la<br />
Schola Camorum Ba~i1iensis poor la mu ique ancienne elles cours l!1l!mentaires (dcgn: primaire). Le Sludio pour la musique<br />
non~uropttnne (SA~1) esl administrati\'emenl rattachl! ~ 1'6:0le gl!nerale dc musique. Trois cuhures musicales SOßI au centre<br />
de I'enseignement depuis plus dc vingt ans; lode (Ken Zuckennan el collaboralion a••.. ec le Ali Akbar College of Music). Japln<br />
(Andreas Gutzwiller, shabhachl) el Bali ICharlie Richter. gamt'lan). O'aulres cuhures musicale sont reprisentl!es dans des<br />
\\ orbhops olTen plus ou moins ~guliertmenl (p. cx. ptrcussioß Cor«nne avec Kim Dong Won depuis 1998. lambours ptßans<br />
lombak el dafavec Madjid Khaladj depuis 1997).<br />
Les Ateliers d'ethnomusicologie<br />
Itineraire d'une association pour les musiques du monde<br />
par Laurenl Auben<br />
Les Ateliers d'ethnomusicologie om aujourd'hui vingt ans ... plus meme. si ron consid~re la periode de<br />
gestation ayant precede la fondation de I'association, Cet anniversaire foumit I'occasion d'etablir un<br />
bilan pro •.• ·isoire de leurs realisations et de leurs acti •.•. ites. en commen~ant par e•.•. oquer bri~vement le<br />
cadre dans lequel ceUedemarche culturelle a vu lejour a Gen~ve, t::Untpartie prenanre. il m'est e.... idemment<br />
difficile d'aborder le sujet a•.•. ec toute I'objeetivite requise. !\olaisje crois pouvoir affinnerque l'existenee<br />
meme des Ateliers d'ethnomusicologie est doublement significative: d'une pan elle temoigne d'une<br />
ouverture nouvelle aux «cultures du monde,., aux cultures «autres,.. qui est peut-etre un des trJ.itsmarquants<br />
de la sensibilite occidentale post-coloniale de la fin du XX" si~c1eet du debut du XXle; d'autfe part elle<br />
exprime a sa mani~re un peu de «("esprit de Geneve,. dont se targuent ses habitants. un esprit qui serait<br />
caracterise par une certaine fonne de wlerance. d'humanisme el d'intercuhuralite,<br />
Une nou •.•. elle culture associati"'e<br />
Si I'on se limite ä la periode contemporaine. souvenons-nous que le debut des annees 1970 a ete marque<br />
par I"emergenee de divers courants culturels altematifs plus ou moins radicaux. Le phenomene n'est<br />
d'ailleurs pas specifiquement gene •.• ·ois. tant iI s'inscrit dans la logique des mou •.•. ements contestataires<br />
«post-soixante-huitards» qui ont a leur epoque bouleverse I' Europe. I' Amerique du Nord et "ensemble<br />
des pays industrialises. ~lais le sens de ('ordre helvetique lie aresprit frondeur des Genevois a peut-etre<br />
contribue au fait que. rapidement. cette marginalite s'est organisee et a revendique un statut dans la eite<br />
50
du bout du lac. Tout un rcseau d'associations aux visees a la fois politiques, sociales et culturelles a ainsi<br />
surgi en quelques annees, assurant aleurs representants un cadre legal qui allaitleur permettre de developper<br />
leur action, parfois de fa~on etonnamment durable,<br />
La musique tenait une place importante dans ce mouvement, et le foisonnement d' express ions musicales<br />
nouvelles qui surgirent alors (free jazz. pop, folk, musique concrete, musique electroacouslique, poesie<br />
sonore, etc.) iIIustrail bien les differentes tendances de cene remise en cause de ('ordre etabli, Or seule la<br />
culture musicale ••officielle. et institutionnalisee (essentiellement la musique c1assique, les fanfares et<br />
les chorales) etait alors reconnue et subventionnee par les pouvoirs politiques. L'union faisant la force,<br />
les personnes impliquees dans ces nouveaux courants se regrouperent et s'organis~rent afin de poner<br />
leurs projets sur la place publique. Un certain nombre d'associations musicales furent ainsi fondees,<br />
defenuues par des porte-parole determines a faire entendre leurs revendications. Ebr.mlees, les autorites<br />
prirent conscience qu'une nouvelle politique culturelle devait etre envisagee de fac;onurgente atin d'evaluer<br />
la plact qu'il convenait d'accorder a ce nouveau militantisme culturel qui, de fa~on indeniable. portait<br />
les aspirations d'une panie imp(utante de la jeunesse.<br />
La premi~re en date de ces associations fut I'MIR (ce sigle signifiant a J'origine •.Association (X'ur la<br />
musique de recherche.), fondee en 1973 par un graupe oe jeunes musiciens passionnes de jazz et de<br />
musique improvisee. Elle fut bientot suivie par le Centre de musique ancienne en 1975, par I'association<br />
Contrechamps pour la musique contemporaine en 1976. puis. en 1986, par PTR (Post Tenebras Rock).<br />
Une demarche tout a fait similaire fut menee parallelement dans le milieu du theatre avee la naissanee de<br />
compagnie comme les Treteau. Libres. JeTheätre Mobile, le Theätre O. le Theätre du Bout du Monde. la<br />
Lune Rouge,le Theatre du Loup, les MontTeurs d'Images, etc., ainsi que, quelques annees plus tard, dans<br />
celui de la danse. representee par rADC (Association pour la danse contemporaine). cn!ee en 1986.<br />
Quant au Festival du Bois de La Batie, fonde en 1977 apr~s plusieurs annees de festivals «!ibres••organises<br />
en divers lieux, il allait reunir une fois par an ces differentes tendances artistiques en une occasion festive<br />
el gralUite au debut ue I'et~, avant de uefinitivement •.quitter le bois •• pour uevenir une manifestation<br />
urbaine 11partir de 1984'.<br />
Jazz cl musiques .du monde.<br />
D~s son origine, rAMR regroupa des musiciens d'orientalions assez diverses, au sein desquels deux<br />
tendances coexistaient des le debut de I'association: d'une pan celle des expressions issues dujazz et des<br />
musique improvisee afro-amerieaines; d'autre part eelle des musiques dites traditionnelles, ou «musiques<br />
du monde», qui commen~aient a se faire connaitre en Europe gräce
ce domaine: rInstitut international de musicologie comparee de Berlin, le Holland Festival et le Royal<br />
Tropical Institute d' Amsterdam, le Commonwealth Institute de Londres et le Festh'al mondial des Arts<br />
traditionnels de Rennes notamment, dont le directeur Che!rif Khaznadar allait fonder ä Paris la Maison<br />
des Cultures du Monde quelques anne!es plus tard. Grace ä. I'integration i\ ce reseau, les Ateliers<br />
d'ethnomusicologie purent organiser ä. Gen~ve un cenain nombre d'e!venements originaux qui<br />
contribuerent i\ les faire connaitre: Festival de Musique arabe (1978). Musique e' danse d' Afrique (1979).<br />
The;'res masques d' Asie (1980). Musiques et danses du soufisme (198 I). Amerique la,ine (1982). Japon<br />
- Arts traditionnels (198).<br />
Une separation ii I'amiable<br />
Sans qu'elle se traduisit par un conflit. la divergence avec le courantjazz de I'AMR emit de plus en plus<br />
sensible, tant sur le plan de la demarche que sur celui du public, Le seullien reel entre les deux secteurs<br />
etait de nature plus administrative qu'artistique ou ideologique, II devint clairque, poureviter 13discorde<br />
et, surtout, afin de mieux affirmer leurs orientations propres, lesAteliers d'ethnomusicologie avaient tout<br />
interet ä. acquerir leur autonomie. C'est ainsi qu'en d&embre 1983. Hs se sont constitues en association<br />
independante. Ayant fait les preuves du serieux et du bien-fonde! de leur demarche. Hs avaient en effet<br />
rec;u de la part des pouvoirs publics I"assurance de beneficier des I'exercice suivant d'une subvention<br />
reguliere leur permettant de voler desormais de leurs propres ailes.<br />
Entre temps, la situation sociale avait passablement evolue a Gen~ve: elle etait marquee notamment par<br />
une forte augmentation de la population d'origine etrangere. En effet. aux Genevois tIde souche .••- dont<br />
la plupart comptent en fait parmi leurs aneetres des refugies huguenots de France, d' Allemagne ou d'ltalie<br />
-, aux fonctionnaires internationaux - de milieu bourgeois, mais de nationalites tres diverses - et aux<br />
travailleurs immigres et ä leurs descendants - pour la plupart d'origine alemanique ou medilerraneenne<br />
- s'ajoutait desormais une quatri~me categorie: eelle des eommerc;ants et des refugie!s politiques et<br />
~onomiques Oetoute sorte et de toute provenance - notammentd·Asie. d' Afrique et d' Amerique du Sud<br />
- qui, depuis quelques annc!es, contribuaient largement ä. refac;onner le paysage socioculturel de la ville,<br />
C'est ainsi qu'a\'ec environ 40% de sa population declaree de nationalite etrangere - cn fait plus de la<br />
moitie, si I'on compte les doubles nationaux et les clandestins - Gen~ve est actuellement une des villes<br />
les plus eosmopolites au monde 3 • Cene situation s'est revelee particulierement propice a une action<br />
durable en faveur des «cultures du monde- teile que la proposaient les Ateliers d'ethnomusicologie:<br />
eelle-ci fut desormais eonsideree comme d'utilite publique, notamment parce qu'elle contribuait a une<br />
integration sociale sensible aux differences culturelles.<br />
Les statuts des Ateliers d'ethnomusicologie. tels qu'ils furent approuves lors de I' Assemblee constituante<br />
du 12decembre 1983. stipulent que I'association «se fixe pour objectifs. en particulier, I'organisation de<br />
coneerts et de spectacles. de smges. de conferences.la production.I'utilisation et la diffusion de publications<br />
sur (out support de communication (bulletins,livres, revues. enregistrements, films. etc.).I'organisation<br />
d'expositions. de rencontres. ainsi que I"emploi de tout moyen utile a la realisation de ses buts» 4 •<br />
Grace ä ta garantie d'un soutien politique inscrit dans la duree. I'association a pu se developper de fac;on<br />
relativement harmonieuse depuis maintenant vingt ans. Sans jamais etre remis en quest ion. le projet<br />
initial des Ateliers d'ethnomusicologie s'est progressi\"ement etoffe en fonction du de!\'eloppement des<br />
possibilites et des collaborations qui se sont tissees au fiI des anne!es 5 • D'abord considere eomme marginal.<br />
le mouvement qu'i1s representent est devenu une composante relativement importante de la vie<br />
culturelle locale. dans la mesure ou iI propose «un modele de pluriculturalisme», pour reprendre la fonnule<br />
de Louis Necket', un mod~le d'integration ä la mesure d'une \"ille de moyenne importance comme<br />
Geneve.<br />
52
,<br />
La musique comme pratique culturelle<br />
Une des particularites des Ateliers, si on les compare a d'autres instituts d'ethnomusicologie en Europe<br />
et dans le monde, est I'accent qu'ils mette nt sur la musique en tant que pratique culturelle plutot que<br />
comme domaine de recherche academique. C'est ainsi qu'ils organisent chaque annee une saison de<br />
concerts (en moyenne de 35 a 40 par an), qui constitue en quelque sorte la vitrine oe leurs activites, ou en<br />
tout cas le secteur le plus connu du grand public genevois. Cette programmation est centree sur )'accueil<br />
d'ensembles en tournee. que celui-ci soit c
Une action pooagogique<br />
Vouloir encourager la prarique et la diffusion de musiques en exil implique necessairement de se pencher<br />
sur la question de leur transmission. En effet, iI n'est pas rare que des jeunes issus de l'immigration<br />
desirent poursuivre une pratique cuhurelle les liant a !eur terre natale, DU que d'autres, quelle que soit<br />
leur origine, se decouvrent des affinites avcc une expression artistique a laquelle rien apriori ne semblait<br />
les destiner, C'cst pour repondre a ces diverses aUentes que, des le debut,lesAteliers d'ethnomusicologie<br />
ont developpe un secteurd'activitcs ~c.lagogiques. Ceue initiative a progressi ••'ement permis de regrouper<br />
les forces vives. qui se sont re"'clees d'une etonnante diversite.<br />
11est ainsi apparu que de nombreux musicieos et danseurs d'origines varices. vivant a Geneve et detenant<br />
un savoir traditionnel de grdnde valeur, souhaitaient pouvoir transmeUre leur art. Les Ateliers ont entrepris<br />
de f&lerer ces aspirations, tout en s'assurant en chaque cas du serieux, de la competence et de I'orientation<br />
artistique de ces enseignants potentieis. C'est ainsi qu'aujourd'hui, ils proposent une palette de 42<br />
disciplines dans le domaine des musiques et des danses tradition nelies du monde (27 de musique et 15de<br />
danse) sous forme de cours collectifs ou individuels reguliers, organises autant que possible dans leurs<br />
locaux·. Les Ateliers ne sont pas pour autant devenus une ecole de musique et de danse ä. propremem<br />
parler, dans la mesure DU chacun de ces cours fonctionne de maniere autonome, y compris sur le plan<br />
administratif et financier; mais ils conterent un cadre et un statut ä ces activites. taut en garantissant a<br />
leurs responsables Ja garantie d'un certain revenu.<br />
Plusieurs disciplines enseignees aux Ateliers attirent aujourd'hui de nombreux eleves reguJiers. En musique,<br />
ee sont surtout le chant et les percussions, quelle que soit leur provenance. qui reeueillent leurs faveurs.<br />
Certaines danses captivent egalement des adeptes de tout age el de toute origine, en grande majorite des<br />
femmes, desireuses de suivre un apprentissage serieux dans des arts aussi varies que lesdanses d' Afrique<br />
de I'Ouest,les danses afro-cubaines,lej1amenco. Jadanse orientale, ,,'oire le kathak ou le bharara na/)'am<br />
de I" Inde. D'autres ateliers offrent des pratiques de nature plus communautaire, tel celui de comemuse et<br />
de ehant de Galice, ou celui de culture anatolienne, qui reunit trois fois par semaine plusieurs dizaines de<br />
jeunes immigres d' origine kurde ou turque desireux de s' impregner de leur heritage traditionnel grace ii<br />
l'enseignement de maitres hautement qualifies.<br />
Cet enseignement regulier est en outre renforee par I'organisation d'un eertain nombre de stages animes<br />
par des artistes specialement invites. Le plus important est Ln Croisie des cul/ures, propose chaque<br />
annee au debut juillet depuis 1995, A titre d'exemple, J"edition <strong>2003</strong> comportaittreize disciplines. dont<br />
dix reservees aux adultes et trais aux enfants: elles ont auire plus de 320 elevcs, debutants ou dejii<br />
relativement engages dans leur apprentissage.<br />
D'une maniere generale, ces activites pedagogiques beneficient d'un certain engouement de la part d'un<br />
public aux motivations de nature tres diverse; mais. J'oceasion faisant le Jarron. elles ont bien sOraussi<br />
contribue ~ susciter cet interet. En etTet, le regroupement sous un meme toit d'une palette de pratiques<br />
artistiques aussi large demeure, semble-t-il, une demarche unique, du moins en Eumpe. Quoi qu'i1 en<br />
soit, elle aura peut-etre contribue ä detruire certains prejuges tenaces, eomme celui qui consiste a emire<br />
qu 'il faut etre gitan pour danser lej1amenco, africain pour jouer du djembi ou indien pour se dedier a r art<br />
du roga. De nombreux exemples demontrent aujourd'hui c1airement que ce n'est pas le eas!<br />
Ecrire sur la musique<br />
Les Ateliers d'ethnomusicologie comportent egalement un volet scientifique. dont la realisation la plus<br />
importante est. depuis 1988. la publieation des Cah;t!rs de mns;ques traditionnelles. Aucune tribune<br />
francophone d'ethnomusicologie n'existait ä celle epoque, et les tra"'aux des chercheurs etaient de ce fait<br />
54
,<br />
dissemines dans diverses ouvrages et revues parfois difficilement accessibles. Nes du desir de combler<br />
ce vide, les Cahiers proposent une pubJication a periodicite annuelle. Chaque volume est centre sur un<br />
dossier thematique reunissant une douzaine d'auteurs, complete par des rubriques d'interet general:<br />
entretiens, portraits et comptes rendus. Cette initiative correspondait manifestement a un besoin puisque.<br />
en 1994, les Cahiers sont devenus I'organe scientifique de la Societe fran~aise d'ethnomusicologie. Ce<br />
rattachement leur assure desormais la garantie de contributions de qualite ainsi que, accessoirement,<br />
celle d'un certain nombre d·abonnes. sans lesquels leur perennite ne pourrait pas etre assun!e.<br />
Tels sont les principaux domaines d'activite des Ateliers. dont le site internet .<br />
regulierement mis a jour. fournit depuis 1998 la liste exhaustive. On peut encore signaler que cette<br />
association a buts non lucratifs comporte actuellement environ 700 membres, qu'elle est dotce d'un<br />
comite d'une dizaine de personnes. et que le bureau est constitue de cinq employes permanents: Laurent<br />
Aubert (direction. programmation),lnge Sjollema (communication), Nicole Wicht (administration). Astrid<br />
StierIin (stages, site internet) et Patrik Dasen (ethnomusicologue assistant), auxquels s'ajoutent quelques<br />
collaborateurs occasionnels engages de cas en cas. Quant au financement de r association, il est assure<br />
par les fonds propres que gcnerent les evenements publics et la vente des pubJications, ainsi que par le<br />
soutien regulier des pouvoirs publics".<br />
En definitive, si les Ateliers d'ethnomusicologie ont pu se faire une place dans le «paysage culturel~<br />
genevois, c'est que leur action a heneficie d'une certaine reconnaissance, qu'elle a en quelque sorte ete<br />
validee tant par le politique que par le public. Issue du mouvement associatif des annees 1970, ceUe<br />
action a pu se developper et se professionnaliser en affirmant un projet clair et coherent. un projet aux<br />
ramifications a la fois artistiques. pedagogiques, scientifiques et sociales. Le privilege de la musique est<br />
d'etre un moyen de communication fort. Faisant appel aux emotions plus qu'a la raison, elle exprime une<br />
vision du monde et de la societe. A cet egard. s'i1 est vrai qu'«une musique est toujours plus que de la<br />
musique ••- la formule est, je crois, de Gilbert Rouget -. la demarche des Ateliers d'ethnomusicologie<br />
comporte alors necessairement une connotation non seulement culturelle, mais aussi politique, qui s'inscrit<br />
de fait dans un courant solidaire interculturel et altermondialiste: elle est peut-etre un signe que quelque<br />
chose est en train de chan ger ...<br />
Quelques dates<br />
1974 Premier eoneert organist! 11 Geneve dans le eadre de J'AMR.<br />
1975 Premier festival et premier stage de musique et danse de rInde organise a Geneve.<br />
1979 Rattachement au Comite pour les arts extra-europeens, reseau international d'institutions dediees<br />
aux arts traditionnels.<br />
1983 Participation a I' «.Etejaponais ••organise dans le cadre du Departement des affaires culturelles de<br />
la Ville de Geneve.<br />
Fondation de I'association des Ateliers d'ethnomusicologie, le 12 decembre.<br />
1984 Creation du Festival duftlrn des musiques du monde en collabomtion avec le Musee d' ethnographie<br />
(13 editionsjusqu'en 1996).<br />
1985 Creation de la biennale Resonances. Musiciens d'ici - Musiques d'ailleurs (4 editions jusqu'en<br />
1991).<br />
1987 Direction artistique de I'operation [ndia in Swit:.erland, coordonnee par la fondation Pro Helvetia<br />
et a laquelle s'associerent une quinzaine de villes suisses.<br />
1988 Crcation des Cahiers de musiqlfes traditionne/les, publication annuelle. seul periodique<br />
francophone d'ethnomusicologie au monde.<br />
1991 Organisation du congres annuel du Seminaire europeen d'ethnornusicologie, auquel participent<br />
plus de cent professionnels venus de taute)' Europe.<br />
55
1992<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1998<br />
2001<br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>2003</strong><br />
2001<br />
<strong>2002</strong><br />
<strong>2003</strong><br />
Premiere edition de la Fete de la Musique. au sein de laquelle les Ateliers animent chaque annee<br />
la scene des «Musiques el danses du monde».<br />
Les Cahiers deviennent ('organe scientifique de la Societe fran~aise d'ethnomusicologie.<br />
Programmation anistique oe la Fete de la Diversite sur )a Plaine de Plainpalais (85 ensemble<br />
musicaux de plus de 70 nationalites differentes).<br />
Creation<br />
I'ele.<br />
du stage pluridisciplinaire lA Croisee des cuJlllres, organist chaque aooee au debut de<br />
Premier des quatre festivals organises co collabomtion avec le Centre de musique ancienne de<br />
Geneve:<br />
(2001).<br />
L'art du luth (1996), Vvix delemmes (1997), Flütes alvrs (1999) et L'art de ['archet<br />
Creation<br />
Creation<br />
du si te internet<br />
co collaboration<br />
.<br />
avec Arion (Paris) de la collection oe CD E,hnomad dediee au secteur<br />
des .-musiques migrantes-, et en particulier aux ensembles residant en region genevoise (10<br />
CD parus entre 200 I et <strong>2003</strong>).<br />
Installation du bureau et d'une panie des activites des Ateliers dans de nouveaux locaux auribues<br />
par la Ville de Geneve au 10, rue de Montbrillant.<br />
Organisation du festival Etlmomad et du colloque AJusiques migranles a roccasion du vingtieme<br />
anniversaire des Ateliers d'ethnomusicologie.<br />
Creation en collaboration avec Arion (Paris) de la collection de CD Ethnomad dediee au secteur<br />
des .-musiques migrantes», et en particulier aux ensembles residant en region genevoise (10<br />
CD parus entre 2001 el <strong>2003</strong>).<br />
Installation du bureau et d'une panie des activites des Ateliers dans de nouveaux locaux auribues<br />
par la Ville de Geneve au 10, rue de Montbrillant.<br />
Organisation du festival Ethnomad et du colloque AJusiques migrantes a I'occasion du vingtieme<br />
anniversaire des Ateliers d'ethnomusicologie.<br />
I Voir li ce propos les travaux de Dominique Gros, nOlamment D;ss;d~nts du quot;d;~n. La SC~M alt~rnat;v~ g('n~vois~ 1968-<br />
1987 (Lausanne: Edilionsd'En Bas, 1987), ou La Bätk Itiniraire culturd d~sclaS.J~snWJmnl's cultivies.<br />
1C'est en 1978 que le nam d' -Ateliers d'ethnomusicologie ••a pour la premi~re foi ete ulili~ pour designer ce secleur.<br />
J Voir IIce propos Louis Necker: LA nWS{Ii"qu~gt!n~mis~, mod~/~d~ pluriculfUralisml'? Gen~ve: Editions Zoe, 1995.<br />
• Slatuls des Ateliers d'ethnomusicologie, article 2: Buts.<br />
, Une des plus regulieres de ces collaboralions esl celle qui s'est developpee des la fondation des Ateliers avec le Musee<br />
d'ethnographie de Gen~ve, el qui a donn~ lieu li de nombreuses realisations communes, lelles que le F~stil'Q1du film dl's<br />
mllsiq//n du mandl' (198.1-1996). L'badl' ßlU mill~ visag~s (1987), Thiäfres d'Or;~nt (1997-1998), G~n~v~ - MidilaranÜs<br />
(1999), ou eneore le projet Kaala, prevu pour 2004.<br />
6 ibid .• p. 256.<br />
7 Les Ateliers d'ethnomusicologie encouragenl en effel plus volonliers des initialives s'inscrivam dans l'tvolution de lraditions<br />
culturelles sp!cifiques que des projels de fusion inlerculturelleou de "'/orld musictlectroacouslique. IIs ont parexemplecomribue<br />
lila conslitUlion de groupes comme I'ensemble Kaboul, dont le noyau esl constilut de ~fugies afghans en Suisse romande, ou<br />
celui de Lucy Acevedo, issu de la diaspora afro-ptruvienne de Geneve. En ceci,leuraction sedislingue de la politiqued'organismes<br />
officieis comme Pro Helvelia ou la ODe {Oirection du dtveloppemenl el de la cooperalion}, qui ont par exemple ~cemmem<br />
soutenu des projelS eomme Maniacs-Sharkial, une rencontre enlre un groupe de rock genevois et un ensemble de musique<br />
populaire egyptienne, ou Sufi ~toon, qui allie jazz. cor des Alpes el musique religieuse pakislanaise .<br />
• L'insuffisance de ces locaux fait qu'ä ce jour, plus de la moitie de ces cours se passent hors des murs des Ateliers.<br />
"A litre d'ell,emple, le Rappon d'acl;vitis <strong>2002</strong> des Aleliers fait apparJitfe que 30% des receUes proviennen! des tvenemems<br />
publics et des venles . .17% du ~partemenl des affaires culturelles de la Ville de Geneve, 10% du Depanement de I'instruclion<br />
publique de I'Etal de Geneve, 3% de la OOC (Oireclion du Developpemem el de la Cooperatioß), 3% des cotisalions des<br />
membres, et les demiers 7% de diverses coproduclions el subventions s~ciales.<br />
56
Die Genrer ••Ateliers d'ethnomusicologie_<br />
Die ••Ateliers d'ethnomusicologie ••, die in ihrer heutigen Form seit zwanzig Jahren existieren, gingen aus alternativen Bewegungen<br />
und Gruppierungen der Siebligerjahre hervor, insbesondere der auf Jazz und Improvisation ausgerichteten AMR<br />
(••A.l.sociation pour la musique de recherche ••). Die AMR widmete sich von Anfang an auch der aus~reuropäischen ~lusiL.<br />
besonders der indischen. der v.elolafrik.ani..chen Perkussion der Yoruba und dem balinesischen Gamelan. Zuk.unhweisend war<br />
1979 der Anschluss an das EEAC (
L'ethnomusicologie a I'Universite de Neuchätel<br />
par Fran~ois Borel<br />
Enseignement<br />
Ccce au debut des annees 1950. le cours d'ethnomusicologie. unique co Suisse romande, dcpend tout<br />
d'abord des collections d'instruments de musique el des Archives sonores du Musee d'ethnographie de<br />
Neuchatel (MEN). Des 1948. Zygmunt Estreicher (1917-1993). alors assistant ue Jean Gabus, exploite<br />
les enregistrements que ce dernier 3vait recueillis chez les Inuit de la Baie d'Hudson cl chez les nomades<br />
el sedentaires du Niger el oe lotfauritanie. En 1957. il devient professeur de musicologie a la Faculte des<br />
lettresde l'Universite de Neuchatel. Au debut des annees 1970. son successeur.le professeur Ernst Lichtenhahn,<br />
taut co 355urant la continuite de l'enseignement oe "histoire oe la musique. perpetue la tradition<br />
de recherche et d'enseignernent dans le domaine de la musique des Touaregs et des Haoussa du Niger.<br />
Par la suite, malgre la disparition de la chaire de musicologie mais grace au maintien de deux heures<br />
d'enseignernent hebdomadaires d'ethnomusicologie au sein de "Institut d'ethnologie, ces recherches se<br />
poursuivent grace a I'appui du FNSRS et avec la collaboration du charge de cours actuel, Fmnc;ois Borel,<br />
qui a succeue 11Ernst Lichtenhahn en 1982.<br />
Ces enquctes de terrain constituent une base ideale pour I'enseignement de I' ethnomusicologie, puisqu'elles<br />
permettent non seulement d'illustrer le cours avec des documents sonores et audiovisuels originaux tires<br />
d'un corpus regulierement approvisionne et actuali~, mais encore de faire partager le vecu du terrain<br />
aux etudiants.<br />
Les autres th~mes du cours sont choisis dans le domaine de J'organologie. de la conservation des<br />
instruments de musique et des musiques africaines traditionnelles et populaires, ainsi que dans celui des<br />
musiques latino-americaines d'origine africaine. Ce choix. s'opere egalement en fonction des tendances<br />
de la discipline et de I'actualite scientifique recente publiee dans les livres et revues de la bibliotheque<br />
d'ethnomusicologie et selon les nouveautes du disque compacI.<br />
Des la rentree d'automne <strong>2003</strong>, le cours d' ethnomusicologie change de statut: de "branche cornplementaire<br />
a option", il passe ä celui de "bmnche obligatoire" dans le cursus des etudes d'ethnologie, Les etudiants<br />
le suivront dans leurs deux dernieres annees d'etude avant les examens de licence. Notons que ce statut<br />
n'est que provisoire, puisque I'introduction de la convention de Bologne ä I'automne 2005 entrainera<br />
encore de nombreux changements dans le deroulement du cursu~.<br />
Recherehes<br />
Ayant uebute des 1971. sous l'egiue uu Musee u'ethnugraphie, puis ue 198011 1983 soutenues par le<br />
Fonds National, poursuivies en 1987 puis des le debut des annees 1990, les recherches sur la musique des<br />
Touaregs du Niger avaiem repris en mars 1994, grace au professe ur Ernst Lichtenhahn,qui avait finance<br />
une mission a laquelle F. Borel avait participe, Ce sejourde trois semaines sur le terrain chez les Touaregs<br />
de la region de Tahoua (Niger) avait permis de retrouver des musiciennes et musiciens touaregs connus<br />
depuis une vingtaine d'annees et de constater I'attachement des joueuses de viele monocorde anzad a<br />
leur repertoire traditionnel compese d'airs evoquant un passe qui ne correspond vrairnent plus JUX realites<br />
socio-politiques d'aujourd'hui. Neanmoins, leur technique dejeu, toujours aussi maitrisee. pmuve que<br />
les occasions d'exercer leur art ne manquent pas, malgre J'intluence exercee par de nouvelles pratiques<br />
musical es inspirees de I'engouement de la jeunesse peur les ideaux ilientitaires de la rebellion, Les<br />
restrictions dues a la situation politique interieure nous avaient impose un sejour pmlonge en milieu<br />
sedentaire, ce qui avait permis de recueillir des chants de mus kiens haoussa specialistes des cultes de<br />
58
possession bori et des chants satiriques de propagande contre le sida.<br />
Les recherches se sont poursuivies ces demieres annees, lors de courts sejours effectues par F. Borel au<br />
Niger. C' est surtout dans le domaine de Ia musique «moderne». dite guitar que les enquetes ont ete<br />
menees. puisqu'elle continue d'anirer lajeunesse touaregue. Oe plus. c'est aussi ce genre musical qui se<br />
repand dans le public occidental, aux depens oe la musique traditionnelle. C'cst pourquoi la publication<br />
de deux CD en <strong>2002</strong> a permis enfin de presenter un panorama des musiques tradition nelies de la region<br />
centrale, I'Azawagh. et de la region d'In Gall, en y incluant un echantillon de musique gitaret un poeme<br />
compose seIon la versification traditionnelle. mais portant sur des evenemcnts ayant cu heu lors du<br />
contlit entre la resistance ct I'armee nigerienne.<br />
Participation aux congres ct colloques<br />
Du 19 au 23 mars 1997. a eu lieu a Dakar la 3e edition du Salon international de la musique traditionnelle<br />
(SI~fTRAD) finance par Pro Helvetia ct co-organise par I'ambassade de Suisseet leconsulat de Roumanie.<br />
Le theme du symposium "Etude et recherche sur le patrimoine musical traditionnel" a permis notamment<br />
a Laurem Aubert et a Speranta Radulescu de rappeier le röle fondamental de Constantin Brailoiu dans la<br />
methodologie de recherche cn ethnomusicoIogie. La communication du soussigne etait consacree a «La<br />
nouvelle musique des jeunes Touaregs nigerienslt.<br />
Des 1998. des rapports suivis ont ete entretenus avec la Societe frant;aise d'ethnomusicologie (SFE),<br />
dont le soussigne est devenu membre ct a participe aux Journees d'etudes 1998.<strong>2002</strong> et <strong>2003</strong>.<br />
Activites redactionnelles<br />
Collaboration au comite de redaction des Cahiers de musiques traditionnelles (Geneve).<br />
Activites au I\lusee d'ethnographie<br />
Exposition<br />
L'annee 1997 a vu le laboratoire d'ethnomusicologie, sa<br />
bibliotheque et sa discotheque particulierement mis a<br />
contribution pour "elaboration de I'exposition Pom pom<br />
pom porn, vingt ans apres I'exposition Musique el Sociitis<br />
ä laquelle I'auteur de ces Iignes avait activernent participe.<br />
Deux etudiants en ethnomusicologie, Debora Scheidegger<br />
et Claude Bianchi, ont ete mis ~contribution pour csquisser<br />
un prc4scenario a partir duquel fut cont;u celui de<br />
I'exposition. Celle·ci a en effet largement recouru aux<br />
methodes d'investigation de J'ethnomusicologie et de<br />
I'anthropologie musicale afin de construire un discours sur<br />
le röle de la musique dans nos societes contemporaines.<br />
Harpe du Gabon<br />
59
Archives sonores<br />
Le 19 mars 1998, a eu Heu la remise officielle des Archives ethnomusicologiques Estreicher au Musee<br />
d'ethnographie. Createur du Laboratoire d'ethnomusicologie au Musee d'ethnographie, Zygmunt<br />
Estreicher etait un representant de la premiere generation de I'ethnomusicologie modeme et iI fut aussi le<br />
premier a enseigner regulierement ceHe discipline en Suisse. Refugie poJonais en Suisse pendant la<br />
seconde guerre mondiale, il reprit ses etudes a l'Universite de Fribourg, ville ou il etait neoSur la base des<br />
documents sonores recueillis par Jean Gabus lors de sa mission a la Baie d'Hudson (1938·1939), Zygmunt<br />
Estreicher elabora en 1946 sa these de dactarat cansacree ä «la musique des Esquimaux-Caribaus». En<br />
1948, il devint assistant oe Jean Gabus au MEN, Acette occasion, son maitre en ethnomusicologieAndre<br />
Schaeffner, du Musee de J'Homme, exprima S3 ~... plus haute estime pour M. Estreicher», qui «••.ne<br />
manquera pas de rendre les plus grands services aUxsciences ethnographiques et musicologiques», Charge<br />
de cours de musicologie a l'Universite de Neuchatel en 1954, puis professeur extraordinaire en 1957, il<br />
completa cet enseignement par I'ethnologie musicale. De novembre 1959 a mars 1960, Zygmunt Estreicher<br />
effectua une mission de recherches sur la musique des Peuls Wodaabe, dans une des regions les plus<br />
reculees de la future Republique du Niger,<br />
Annoncee depuis deja longtemps, la publication de disques de musique touaregue s'est enfin concretisee<br />
avec I'edition de deux CD. Le premier volume est consacre aux Touaregs IuIlemmeden de I'Est dont il<br />
iIIustre ('ensemble des genres musicaux, c'est-a-dire la viele monocorde anzad, les tambours lende)' et<br />
razawal, instruments joues par les femmes, la musique vocale et la recitation de poemes par les hommes.<br />
les chansons enfantines, I'are musical et la flOte des bergers. Le second volume se concentre sur la<br />
musique des Touaregs de la region d'[n GaU, proche d'Agadez, dont le style dejeu a I'anwd differe par<br />
son caractere plus tibere de contraintes rythmiques et par le chant de femmes solistes qui s'accompagne<br />
au tambour sur martier lende)'. A remarquer notamment, le jeu de la nOte accompagnee d'un bourdon<br />
vocal et les psalmodies coraniques des Touaregs soufi de I'Ai·r.Les enregistrernents ont ete effectues par<br />
Franc;ois Borel et Ernst Lichtenhahn au cours de plusieurs missions de recherche entre 1971 et 1998.<br />
Niger. Musiql/e des Tal/Gregs val, /: Azawagh. I CD AIMP LXVIlI, VDE-GALLO CD-liDS, <strong>2002</strong>;<br />
Niger. Ml/s;ql/e des Tal/aregs val, 2: /" GaU, I CD AIMP LXIX, VDE-GALLO CD-IID6, <strong>2002</strong>,<br />
60
En marge: une exposition itinerante sur les Touaregs<br />
Inauguree a Seville le 15 novembre 200 I, I'exposition «Tuareg. N6madas dei desierto» a ete organisee el<br />
realisee par la Fundaci6 • La Caixa» de Barcelone qui a recouru aux collections du ~lusee d' ethnographie<br />
de Neuchätel et aux services du soussigne. conservateur adjoint responsable des collections touaregues.<br />
Ce sont ainsi quelque 270 objets illustrant la culture materielle touaregue qui ont commence leUTitineTance<br />
en partant de Seville et qui voyageront jusqu' a Castell6n de Ja Plana en passant par Valence. Saragosse.<br />
Sainl Sebaslien. Cordoue. Palma de Majorque. Gir6n. Lleida. Tarragone el Las Palmas (Canaries). el ce<br />
jusqu' en janvier 2004. Un secteur de I'exposition est bien entendu consacre a la musique touaregue.<br />
Die l\Iusikethnologie an der Universität Neuchiitel<br />
Begründet zu Beginn der 50er Jahre von Zygmunt Estreicher. weitergefühn von Ernst lichtenhahn. stehl der Fachbereich seil<br />
1982 unter der leitung von Fran~ois Borel. Der Unterricht erfolgt in engem Zusammenhang mit den Tonarchiven und der<br />
Instrumentensammlung des Musee d·Ethnographie. Schwerpunkte des Unterrichts sind: die Musik Afrikas. insbesondere die<br />
Musik der Tuareg und der Haussa. die Musik Lateinamerikas mil afrikanischen Wurzeln. Imtrumentenkunde und Instrumentenkonservierung.<br />
Seil Herbst <strong>2003</strong> hai die Musikethnologie den Statw~eines obligatorischen Ergänzungsfachs rur die Studierenden<br />
der Ethnologie. Hauptsächlichstes Feldforschungsgebiet ist die Republik Niger. ein besonderer Akzent liegt auf der modernen<br />
Musik der Tuareg. Unter den Ereignissen undAktivitäten der letzten Jahre besonders zu erwähnen sind: die musikbezogene<br />
Ausstellung des ~1usee d'Ethnographie 1997. die Übernahme der Tonarchjye Emeicher 1998 sowie eine Tuareg-Ausstellung.<br />
die seil 2001 in verschiedenen Städlen Spaniens gezeigt wird.<br />
61
Das Universitätsfach Musikethnologie<br />
von Dieter Ringli<br />
Die l\Iusikethnologie im internationalen Kontext<br />
Die moderne Musikethnologie erfülh als Kunst- und Sozialwissenschaft eine wichtige Aufgabe für die<br />
Kenntnis und das gegenseitige Verständnis der Kulturen. Der Fachbereich t\fusikethnologie umfasst nach<br />
heutigem Verständnis vier Teilbereiche: I. die traditionelle Musik der sog. «Naturvölker .• meist schriftloser<br />
Überlieferung ausserhalb Europas: 2. die Kunstmusik-Gattungen aussereuropäischer Gesellschaften;<br />
3. die europäische und europäisch beeinnusste Volksmusik: 4. die modeme Populannusik (Jazz.<br />
Rock. Pop).<br />
Ein umfassendes Lehrangebot in allen Teilbereichen der Musikethnologie findet sich nur an wenigen<br />
Universitäten der U.S.A.: selektive Schwerpunktbildung. wie sie auch in Zürich betrieben wird. k.ennzeichnet<br />
auch die grösseren europäischen Institute. zu denen heUle vor allem diejenigen von Paris. Wien<br />
uno Berlin zu rechnen sind.<br />
Die l\Iusikethnologie im nationalen Kontext<br />
Keine andere Schweizer Universität bietet Musikethnologie als selbständiges Nebenfach an; das Zürcher<br />
LehrJngebol sIellI ein Mehrfaches dessen dar. was andernorts gebolen winl (Neuchälel: 2-3 Lehrauflragsstunden<br />
innerhalb der Ethnologie; Bem. Basel. Genf, Fribourg und Lausanne: keine bzw. nur sporadische<br />
Lehrveranstahungen). Musikethnologie wird in Zürich denn auch regelmässig von Studierenden<br />
anderer Schweizer Universitäten belegt und als auswärtiges Fach in die jeweiligen Lizentiatsabschlüsse<br />
eingebaut. Die Musikethnologie an der Universität Zürich stellt im gesamtschweizerischen Vergleich<br />
das besrausgerüstete und bestausgewiesene Kompetenzzentrum dar.<br />
62
Musikethnologie an der Universität Zürich<br />
Geschichte<br />
Seit 1972 - ein Jahr nach der Etablierung des Ethnologischen Seminars an der Philosophischen Fakultät<br />
I - kann Musikethnologie an der Universität Zürich als Nebenfach studiert werden. Den Unterricht im<br />
Rahmen von 4-6 Wochenstunden erteilte bis zu seinem Rücktritt auf Ende Wintersemester 1990 Prof. Dr.<br />
Wolfgang Laade im Rahmen seiner Anstellung als Oberassistent am Elhnologischen Seminar. Prof. Laade<br />
war es auch. der mit seiner aktiven Sammlungstätigkeit den Grundstein zum heutigen Archiv legte.<br />
Ergänzend zu seinen Lehrveranstaltungen bOl Or. Akio Mayeda. Musikwissenschafter und Lekwr in<br />
Japanologie. bis Ende Sommersemester 2001 Vorlesungen und Übungen zur Musik Südostasiens im<br />
Umfang von 1-2 Wochenstunden an.<br />
Nach Laudes Rücktritt wurde die Betreuung des Musikethnologischen Archivs und der Musikethnologie<br />
dem Musikwissenschaftlichen Institut (Prof. Or. Ernst Lichtenhahn) übertragen. Seither stellt das Ethnologische<br />
Seminar der Musikwissenschaft eine halbe Assistenz<br />
zur Verfügung; eine weitere halbe Assistemur wurde<br />
1990 neu geschaffen und dem ~fusikwissenschaftlichen<br />
Institut zugeteilt. Prof. E. Lichtenhahn umerrichtete das<br />
Fach regelmässig im Umfang \'on 6 Wochenstunden. Neben<br />
dem 1- bis 2-stündigen Lehrauftrag Mayeda wurden<br />
Gastlehraufträge von durchschnittlich 1Semesterwochenstunde<br />
erteilt. Sekretariatsarbeit und EDV-Koordination<br />
wurden vom t\.lusikwissenschaftlichen Institut gefLihrt.Seit<br />
Ende 1996 stehen der Musikethnologie in den Liegenschaften<br />
Florhofgasse 8 und 10 die geeigneten Sammlungs-.<br />
Forschungs- und Umerrichtsräume zur Verfügung. Überdies<br />
nahm die Fakultät den Fachbereich Musikethnologie<br />
mit erster Priorität in ihre Emwicklungspläne der neunziger<br />
Jahre auf.<br />
Seit dem Rücktritt von Prof. Lichtenhahn im Februar 1999<br />
wurde der Studiengang mit Gastlehraufträgen von 2<br />
Semesterwochenslunden und einer Oberassistenz 100%<br />
(Or. Oieter Ringli) aufrechterhalten. wobei Prof. Lichtenhahn<br />
ehrenamtlich weiterhin Seminare. Lizentiats- und<br />
Doktorarbeiten betreute.<br />
Mit einer Ausschreibung für eine Professur in Ethnologie wurde im Frühjahr 2000 eine Nachfolge für<br />
Prof. Löffler gesucht. die Ethnologie sozial wissenschaftlicher Ausrichtung und die Musikethnologie je<br />
zur Hälfte abdecken sollte. Diese Ausschreibung ergab keine überzeugenden Kandidaturen. wohl weil<br />
die beiden Anforderungsprofile zu weit voneinander emfernt lagen. Daraufhin fasste die Fakultätsversammlung<br />
zwei Beschlüsse: Erstens die beiden Stellen zu entflechten und den seit 1995 vakanten<br />
Lehrstuhl für Ethnologie ohne musikethnologische Auflagen zur Besetzung freizugeben. zweitens ein<br />
Extraordinariat fLirMusikethnologie zu beantragen. um das Überleben der Musikethnologie als Prüfungsfach<br />
zu sichern.<br />
In einem schnellen Verfahren wurde die Kommission zur Besetzung der Ethnologie-Professur eingesetzt.<br />
in einem etwas langsameren die Kommission zur Besetzung der Musikethnologie-Professur. Das<br />
von der Universität Ende März <strong>2002</strong> zur Ausschreibung freigegebene SteJleninsemt wurde weit gestreut.<br />
Etliche Personen wurden direkt angeschrieben; dies war umso notwendiger. als beim ersten Verfahren<br />
zur Besetzung einer kombinierten Ethnologie-Musikethnologie-Professur die Bewerber erst nach ungefahr<br />
einem Jahr über die Einstellung des Verfahrens orientiert worden waren und einige Personen gar nie<br />
darüber unterrichtet worden sind. Im April <strong>2002</strong> beschloss die Fakultät dann aber plötzlich. die Besetzung<br />
der bereits ausgeschriebenen Stelle aus finanziellen Gründen bis auf weiteres zurück zu stellen.<br />
63
Gefahrdung des Faches !\Iusikethnologie<br />
Die Leitung des Musikwissenschaftlichen Instituts informierte im Januar <strong>2003</strong>, dass die Fortführung der<br />
Musikethnologie in der bisherigen Form nicht möglich sei: Da der Universität in den kommenden Jahren<br />
keine finanziellen ~littel zur VerfLigung stünden, eine Professur für Musikethnologie einzurichten. ergäbe<br />
sich bei einem allfalligen Rückzug \Ion Prof. Lichtenhahn aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die<br />
Musikethnologie das Problem. dass eine fachlich qualifizierte Person mit Venia legendi, die also Semi·<br />
nare geben sowie Lizentiats- und Doktoratsprufungen abnehmen könnte, fehlte. Deshalb wurde von der<br />
Leilung des ~Iusikwissenschaftlichen Instituts Prof. Lichtenhahn von seiner Funktion als Leiter ad interim<br />
freigestellt und ein Antrag auf Sistierung des Fachs eingereicht.<br />
Gegenwart<br />
Nach komplizierten und langwierigen Verhandlungen ist nun - dank der Unterstützung zahlreicher Verbände.<br />
Organisationen und Personen aus dem 10- und Ausland, des Widerstands der Studierenden und<br />
der Hilfe des Dekans der Philosophischen Fakultät Zürich und des Prorektors Lehre - doch noch eine<br />
Lösung für die Musikethnologie an der Universität Zürich gefunden worden. Das ~lusikethnologische<br />
Archiv wechselt administrativ zum<br />
Ethnologischen Seminar. Emeritus<br />
Prof. Dr, E. Lichtenhahn übernimmt<br />
ad interim ehrenamtlich wieder die<br />
Leitung. Das Lehrangebot bleibt im<br />
bisherigen Umfang bestehen. Im nächsten<br />
Wintersemester werden wieder<br />
Einführungskurse angeboten. der Studiengang<br />
läuft also weiter. Die bewilligte.<br />
aber aus finanziellen Gründen<br />
zurückgestellte Professur für Musikethnologie<br />
wird. sobald ein Teil der<br />
Mittel bereit steht. um neue Professuren<br />
zu finanzieren. prioritär behandelt.<br />
Das heutige Angebot im Umfang von<br />
7 \Vochenstunden richtet sich an Stu-<br />
dierende im I. und 2. Nebenfach, an Hauptfachstudierende der Ethnologie. welche Musikethnologie als<br />
Teilgebiet wählen. an die Studierenden der Hochschule Musik und Theater Zürich (Studiengänge Schulmusik<br />
und Musikpädagogik) sowie an Studierende der Musikwissenschaft. auch im Rahmen der<br />
Ergänzungskurse zum Diplom für das Höhere Lehramt.<br />
Musikethnologie an der Universität Zürich hat für die 1990er Jahre einen kontinuierlichen Anstieg der<br />
Studierendenzahlen vorzuweisen. Die Einführungskurse in die Musikethnologie wurden in den letzten<br />
Jahren von durchschnittlich über zwanzig Studierenden belegt. Im Moment nehmen an den Lehrveranstaltungen<br />
insgesamt gegen fünfzig Studierende aktiv teil. Dazu kommt eine grosse Zahl von Studierenden.<br />
die aufgrund von Auslandaufenthalten, Feldforschungen. Prüfungs\'orbereitungen und anderweitigen<br />
Verpflichtungen in diesem Semester den Lehrbetrieb nicht besuchen. Die offizielle Statistik der<br />
Universität verzeichnet denn auch 73 Studierende der Musikethnologie im I. und 2. Nebenfach; dazu<br />
kommen die in dieser Statistik nicht aufgeführten Studierenden des Teilgebiets Ethnologie, der Musikhochschule<br />
im Rahmen ihrer Ausbildung zu Schulmusikern. Auditoren und Doktoranden. Insgesamt<br />
ergibt sich für das laufende Semester die Zahl von rund 90 Studierenden der Musikethnologie.<br />
Seit September 200 I läuft in Zusammenarbeit mit der Universität Skopje. Mazedonien (Prof. Dr. Dimitrije<br />
Buzarovski) das vorerst auf drei Jahre befristete Nationalfonds-Projekt «Research and Digital Archiving<br />
of Macedonian Music Folklore», ein technisch innovativesArchivierungs-Projekt mit ergänzenden Feldforschungen.<br />
das auch Thema des Seminars vom Sommer 2004 sein wird.<br />
64
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Les Archives d'ethnomusicologie de I'Universite de Zurich<br />
A J'Universile de Zurich.l'cthnomusicologie a le statut d'une branche secondairede licence depuis 1972. C'est la seule Universite<br />
de Suisse qui offre eeUe fonnation. Un en~ignement de 4 a 6 heures hebdomadairc=s a eie offen par Wolfgang Laade jusqu'en<br />
1990. cumplete par des cours sur la musique japonai!ie dünnes par Akio ~fayeda jusqu'en 2001. Ernst Lichtenhahn a pris la<br />
succession de Laade co 1990. A la suile.l'elhnomusicologie S'CSIdonnee un nauveau reglement avec un curriculum de 4 ä 6<br />
~meslres fonne de cours. pro·sc!minaires. travaux pratiques ct stminaires a raison de 6 a 7 heures hehdomadaires otTens par les<br />
membres de I' Instilut el des professeurs invileS. La succession de Lichlenhahn (emtritt depuis 1999) n'ayant pas eneore pu eIre<br />
reglee. il cOnlinue de diriger ('institul - transfl!rt apres quelques difficultl!s dans le dl!partement d'ethnologie en <strong>2003</strong> - ad<br />
intuim. 11est assiSle par Dieler Ringli (chef de travaux) et deux assi~lams. Une bibliotheque imponame et une phonotheque {rh<br />
renommee fondee par Laade fonnent les archives proprement dites.<br />
Adresse<br />
Tel.<br />
e-mail<br />
r, :;<br />
Musikethnologisches Archiv, Florhofgasse 8/10 CH-8001 Zürich<br />
+41 (0)16344781 Fax +41 (0)16344961<br />
mea(Wethnounizh eh Homepage wwwpthno.unizh.('h/mp9<br />
66<br />
,<br />
9
1itelfoto: Andrea Gredig. Geige. Safiental GR<br />
Impressum<br />
<strong>Bulletin</strong><br />
Infonnalionsblall der <strong>GVS</strong>/<strong>SMPS</strong><br />
und der CH-EM<br />
Redaktion: Fabian Müller<br />
Weinplatz 4<br />
CH-8001 Zürich<br />
TeVFax: 01r212 83 82<br />
Silvia Delorenli-Schenkel<br />
Via B. Longhena l-l<br />
6710 Biasca<br />
Tel: 091 8622261<br />
Fax: 0041 I 27425 13<br />
Nachdrucke nur mit ausdrtlckJicher Genehmigung der Redaktion
I<br />
<strong>GVS</strong> I CH-EM <strong>Bulletin</strong> <strong>2002</strong>1<strong>2003</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Edilnrial<br />
In memoriam Ulrich Uchlenhagen<br />
« ... und es gibt sie doch!»<br />
Gedanken zur Schweizer Volksmusik<br />
von Dieler Ringli<br />
Resume en franl;ais<br />
Hanny Chrislen-SammlunglCD·Projekl Hujgroup<br />
von Fabian Milller<br />
Zu Thomas Marlhaler und zur Geschichle der<br />
Schweizer Ländlermusik<br />
von Fabian Müller<br />
Mein Musikanlenleben<br />
von Thomas Marthaler<br />
Zenlrum für Appenzellische Volksmusik<br />
von Joe Man~r<br />
Ein «Haus der Volksmusik» in Altdorr?<br />
Fondation pour les Musiques Tradilionnelles Romandes<br />
Das Schweizer Volkskulturzentrum im Kornhaus Burgdorf<br />
La cornamusa in Ticino<br />
di lIario Garbani Marcantini<br />
lIario Garhani und die Sackpfeife im Tcssin<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Les l\Iusiques Traditionnelles en Suisse Romande,<br />
loul au long du XXe siecle ... el loul au debul du XXle!<br />
"Kinderlieder hopsassa!"<br />
von Silvia Delorenzi-Schenkel<br />
Züri-Lieder<br />
von Christian Schmid<br />
5<br />
6<br />
7<br />
13<br />
18<br />
21<br />
24<br />
26<br />
27<br />
28<br />
31<br />
39<br />
41<br />
43
Die CH-EM stellt sich vor<br />
La CH-EM se presente<br />
\ton Erml Lichtenhahn<br />
Das Studio für Aussereuropäische Musik Basel<br />
\Ion Andreas GutzVr'i1er<br />
Resume eD rran~ais<br />
Les Ateliers d'Ethnomusicologie de Geneve<br />
par Laurenl Auben<br />
Deutsche Zu.'iammcnfassung<br />
L'Ethnomusicologie a l'Uni •.•rsite de Neuchätel<br />
par Fran~is Borel<br />
Deutsche Zusammenfassung<br />
Das Musikethnologische Archh' Zürich<br />
\Ion Dielet Ringli<br />
R~ume CD fran~ais<br />
Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Resume co fran'tais<br />
Populäre Musik aus Ghana - ein Symposiumsbericht<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Rkume co rran~als<br />
Publikationen I Publications 1996-<strong>2002</strong><br />
46<br />
48<br />
50<br />
58<br />
62<br />
67<br />
69<br />
73
Ein Forschungsprojekt zur Volksmusik Mazedoniens<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung läuft<br />
zurzeit das Forschungsprogramm SCOPES (Scientific co-operation between Eastern Europe<br />
and Switzerland 2000-<strong>2003</strong>). Im Rahmen dieses Programms arbeitet das Musikelhnologische<br />
Archiv der Universität Zürich zusammen mit der Universität Skopje an einem Projekt mit dem<br />
Titel .Research and digital archivation of Macedonian music folklore«.<br />
Zielsetzung<br />
Das Projekt gilt in erster Linie der Sicherung von historischen Aufnahmen mazedonischer Volksmusik<br />
durch Digitalisierung und detaillierte Katalogisierung, in zweiter Linie einer ersten Auswertung<br />
der bereit gestellten Materialien durch ethnographische und musikalische Analysen.<br />
Bereits in den ersten Projektwochen gelang es, das vollständige, in der Zeit zwischen ca. 1950<br />
und 1975 vom mazedonischen Volksmusikforscher Zivko Firfov auf Kassetten aufgenommene<br />
Material von Firfovs Nachkommen zu erhalten. Diese für die Vielfalt der mazedonischen Kulturen<br />
und der in ihnen überlieferten musikalischen Stile repräsentative Sammlung umfasst über<br />
3000 Aufnahmen und stellt so ein historisches Zeugnis ersten Ranges dar. In ersten Arbeitsschritten<br />
war zweierlei zu leisten: einerseits die gezielte Optimierung der (dank eines früheren<br />
TEMPUS-Projekts in Skopje bereits vorhandenen) Studioeinrichtung, andrerseits die gemeinsame<br />
Entwicklung der methodischen Grundlagen für die Digitalisierung derTonaufnahmen und<br />
die Erstellung der begleitenden Datenbanken, die der Katalogisierung des Materials dienen<br />
(Roherfassung des musikalischen und textlichen Inhalts, Zeit. Ort. Umstände der Aufnahmen,<br />
beteiligte Personen etc.).<br />
Eine bedeutende Erweiterung des Projekts ergab sich aus dem Umstand. dass sich mehrere der<br />
seinerzeit von Firfov auf Kassette aufgenommenen Musikerinnen (insbesondere SängerInnen)<br />
noch auffinden liessen, und dass so aus Interviews und z.T. auch durch aktuelle Neuaufnahmen<br />
äusserst wertvolle Zusatzinfonnationen und Vergleichsmaterialien gewonnen werden konnten.<br />
Zusammenarbeit<br />
An den Arbeiten beteiligt sind auf mazedonischer Seite Prof. Dimitrije Buzarovski. der als Projektleiter<br />
in alle Arbeitsschritte massgeblich involviert ist, ferner M.A. Branka Kostic, die als<br />
Mitarbeiterin von Prof. Buzarovski und Musikethnologin im Laufe des Jahres <strong>2002</strong> ihre Magisterarbeit<br />
zur Sammlung Firfov abschloss und - seit Herbst <strong>2002</strong> im Rahmen einer Dissertation -<br />
v.a. an der Erstellung der Datenbanken und an ersten analytischen Auswertungen arbeitet.<br />
Auf Schweizer Seite wirken Prof. Ernst Lichtenhahn und Dr. Dieter Ringli, Oberassistent am<br />
MusikethnologischenArchiv der Universität Zürich, insbesondere an den musikethnologischen<br />
Konzept- und Auswertungsarbeiten mit, u.a. durch Gespräche in Skopje. Zürich und Basel, durch<br />
Teilnahme an Symposien in Mazedonien und durch die Planung musikethnologischer Seminarübungen<br />
zur Volksmusik Makedoniens mit Frau Kostic an der Universiät Zürich im Sommersemester<br />
2004. An diesen Seminarübungen wird auch lic.phi!. Igor Spacek aus Zürich als Assistent<br />
beteiligt sein. Prof. Lichtenhahn wurde ausserdem vom Fakultätsrat der Universität Skopje<br />
67
als Mitbctreuer der Dissenation von Frau Kostic akzeptien. Die wichtigsten weiteren zum Projektvorhaben<br />
konsultienen Institutionen und Personen waren: Phonogramm-Archiv Wien (Dr. Dietrich<br />
SchülIer), Memoriav - Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz<br />
(Dir. Kurt Deggeller und Rudolf Müller, Projekt leiter Memoriav bei Radio DRS) sowie die<br />
Phonothek der British Library London (Dr. Janet Topp Fargion).<br />
Erste Resultate<br />
Das bisherige Hauptresultat ist die vollständige Digitalisierung der Sammlung Firfov auf 48<br />
CDs und aufhard-disk. Eine Kopie derCDs steht dem MusikethnologischenArchiv der Universität<br />
Zürich zur Verfügung. Die begleitende multimediale Datenbank befindet sich vorläufig nur<br />
in Skopje; sie umfasst Text- und Bildmaterial sowie graphische Verlaufsdarstellungen zu den<br />
aufgenommenen Stücken und wird z.Zt. weiter ausgearbeitet. Besonders hervorzuheben sind<br />
dabei die Videofilme (mehrere Stunden), die einerseits Methode und Verfahren der Digitalisierung<br />
dokumentieren und andrerseits erste Interviews mit den mazedonischen Musikerinnen enthalten,<br />
die in die Firfov-Aufnahmen involvien waren.<br />
Als wissenschaftliche Erträge, die über die unmittelbare Projektarbeit hinausreichen, sind v.a.<br />
zu erwähnen: Die Entwicklung von Methoden und Verfahren zur digitalen Erfassung historischer<br />
Tondokumente insbesondere im Bereich der Volksmusik. Diese Entwicklung erfolgte in<br />
engem Kontakt mit einer internationalen Expenengruppe und wird für weitere ähnlich gelagene<br />
Projekte, wie sie heute weltweit anstehen, von bedeutendem Wert sein. Bereits imjetzigen Zeitpunkt<br />
sind mehrere Institutionen umliegender Balkanländer, aber auch aus der Türkei und dem<br />
Libanon an einer Zusammenarbeit, bzw. an der Errichtung eines auch ihnen zugute kommenden<br />
Zentrums in Skopje interessiert.<br />
Es ist geplant, weitere Sammlungen alter Tonaufnahmen mit mazedonischer Volksmusik zu<br />
erfassen, digital zu sichern und wissenschaftlich zu erschliessen.<br />
Un projet de recherche sur la musique populaire mac'donjenne<br />
Ce projet s'inscrit dms le programme SCOPES (.Scientitic co-operalion between Eastem Europe and Swilzerland_ 2000-<br />
<strong>2003</strong>) du FNRS. Son but eSI de digitaliser cl de cataloguer des enregislrements historiques de musique populaire ma~donienne.<br />
Plus de 3(0) enregistremems sur casseues effeclues par Zivko Firfov entre 1950 el 1975 fonl1C~ntla base des recherches. La<br />
richesse des traditions musicales lant instrumentales que vocales de Macedoine s'y renete de maniere paradigmalique. Ce<br />
corpus est maintenant disponible sur pres de 50CDs. Des interviews el enregistrements sur vidw avecdes personnes qui avaient<br />
Iravaille avec Firfov vont complt!ter ladocumentation. Lc:projet est dirige par le professeur Dimitrije Buzarovski de J'Universite<br />
de Skopje. Les partenaires suisses sonl E. Lichtenhahn et D. Ringli de I'Universite de Zurich.<br />
68
Populäre Musik aus Ghana: Historische Schallplatten<br />
als Basler Beitrag zum Studium der Geschichte und<br />
der Kulturen Afrikas<br />
von Ernst Lichtenhahn<br />
Bericht über ein Symposium im Rahmen der Jahrestagung <strong>2002</strong> der CH-EM<br />
Das Symposium über .Populäre Musik aus Ghana: Historische Schallplatten als Basler Beitrag<br />
zum Studium der Geschichte und der Kulturen Afrikas_ stand im Rahmen einer Reihe von<br />
Workshops. die im Studio für Aussereuropäische Musik der Musik-Akademie Basel (SAM)<br />
vom 2. bis zum 7. Dezember <strong>2002</strong> durchgefühn wurden. Das Symposium wurde organisien in<br />
Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Afrika-Studien an der Universität Basel und der Mission<br />
21. in deren Bildungszentrum es am 8. Dezember stattfand. Am Podiumsgespräch nahmen teil:<br />
Univ.-Doz_ Dr. Wolfgang Bender, Afrika-Institut der Universität Mainz. Prof. Dr. John Collins,<br />
University of Ghana, Legon, Prof. Dr. Sjaak van der Geest, Universität Amsterdam, Dr. Janet<br />
Topp Fargion. Curator der International Music Collection der British Library. London, Prof. Dr.<br />
Anne Shreffler, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Basel. sowie lic. phi\. Veit Arlt.<br />
Zentrum für Afrika-Studien der Universität Base\. Die Gesprächsleitung hatte der Berichterstatter.<br />
Ausgangs- und Mittelpunkt der Veranstaltung war die äusserst wertvolle Sammlung Historischer<br />
Schallplatten (78 UpM Schelllack-Platten) mit Musik aus Ghana und Nigeria, die sich in<br />
den Archiven der Mission 21 (Basler Mission) befindet. Diese Schallplatten - 905 an der Zahlwurden<br />
in den Jahren 1931-57 von der Basler Handelsgesellschaft UTC (Union Trading Company),<br />
die mit der Basler Mission in enger Verbindung stand. aufgenommen. Die Sammlung<br />
umfasst ein weites Spektrum an populärer Musik. wie sie sich in der Begegnung fremder Einflüsse<br />
- Kirchen- und Blasmusik, Musik der Seeleute - mit einheimischen traditionellen Musikpraktiken<br />
seit dem 19.Jahrhunden ausgebildet hatte .• Palm Wine Music> und .Highlife Music><br />
sind zwei Begriffe. die diese neo-traditionellen Musikstile bezeichnen. Insbesondere die Aufnahmen<br />
aus Ghana, der ehemaligen .Goldküste-, sind hinsichtlich Quantität und Qualität von<br />
ausserordentlicher Bedeutung in musikalischer und musikgeschichtlicher. aber auch in<br />
soziokultureller und allgemein historischer Hinsicht. Die Prozesse, die zur Ausbildung der heutigen<br />
westafrikanischen Staaten und Kulturen geführt haben, lassen sich von diesem Material<br />
her in vielf:iltiger Weise erforschen.<br />
Für die Musikethnologie ist dieses Thema von besonderem Interesse und hoher Aktualität: Die<br />
klassische Musikethnologie hat sich, was Afrika betrifft, bisher vor allem mit den alten. traditionellen<br />
Musikkulturen beschäftigt und immer die Tendenz gehabt, moderne Erscheinungsformen,<br />
die im Kontakt mit fremden und zumal europäischen Kulturen entstanden sind, als vermeintliche<br />
Verfallserscheinungen eher zu bedauern und zu veruneilen als ernst zu nehmen.<br />
Palmwine- und Highlife-Musik aber sind Ergebnisse solcher Kontakte. Indem diese Musikformen<br />
ins Zentrum gesetzt werden. ergibt sich die willkommene Gelegenheit, die alten Voruneile<br />
zu hinterfragen und hoffentlich ein Stück weit auszuräumen. Die Sammlung von historischen<br />
Schallplatten, die diese Aufschlüsse überhaupt erst ermöglichen, ist in Zusammenhang mit der<br />
69
Basler Mission und ihrer Handelsgesellschaft entstanden. Hier zeichnet sich eine eigentümliche<br />
Verbindung ab. Wie. warum und mit welchen Konsequenzen hier Musik und Kommerz zusammenkamen.<br />
ist spannend zu untersuchen.<br />
Zusammenfassung der Referate<br />
John Collins sprach über «Ghanaian Christianity and Popular Entertainment: Full Circle»: Importiertes<br />
Christentum ist einer der Faktoren, die an der Wende zum 20. Jahrhundert zum Aufkommen<br />
von populärer Musik und populärem Theater in Ghana beigetragen haben. Umgekehrt<br />
begann die populäre Unterhaltung um die Mitte des 20. Jahrhunderts das afrikanische Christentum<br />
der Separatisten kirchen zu beeinflussen.<br />
Diese zirkuläre Beziehung zwischen Weltlich und Geistlich hat sich seit den 1970er Jahren<br />
verstärkt. Zum Teil hat dies damit zu tun. dass in beiden Bereichen zunehmend nach übernatürlichen<br />
Erklärungen für die Probleme gesucht wurde. die das modeme Leben geschaffen hatte:<br />
materielle Ungleichheit, zerrüttete Familienverhältnisse, Prostitution, Fremdenfeindlichkeit.<br />
Alkoholismus und städtische Kriminalität. Zum Teil war es auch das Resultat einer gegen Live-<br />
Unterhaltung gerichteten Regierungspolitik. dass die ins Visier genommenen Musik- und Theatergruppen<br />
bei den Freikirchen Unterschlupf und Unterstützung fanden.<br />
So haben sich in den letzten Jahren populäre Unterhaltung und lokale Kirchen auf einander zu<br />
bewegt und zu einem Phänomen geführt. das sich als «populäres» Christentum bezeichnen lässt.<br />
So wie die populäre Unterhaltung ist auch das populäre Christentum eine transkulturale urbane<br />
Bewegung, die die Hoffnungen einer mittleren Bevölkerungsschicht auf sozialen Aufstieg nährt.<br />
sich die traditionellen Werte ebenso wie auch die Ängste vor der Modernisierung zunutze macht<br />
und Musik, Tanz und Theater als kommerzielles Medium für die Massen einsetzt.<br />
Sjaak van der Geest behandelte das Thema «Orphans in Highlife: Anthropological Circles»: Bei<br />
anthropologischen Feldforschungen 1971 und 1973 (in Kwahu-Tafo. einerostghanaischen Stadt<br />
mit etwa 5000 Einwohnern), die keineswegs auf Musik, sondern auf Familienplanung und Geburtenkontrolle<br />
ausgerichtet waren. liess sich dennoch die enorme Bedeutung der Highlife-Musik<br />
nicht übersehen. Allabendlich versammelten sich grosse Gruppen Jugendlicher vor den Bars.<br />
aus denen diese Musik erklang. Die Frage, was diese Musik so populär mache. führte zu einer<br />
genaueren Beschäftigung mit den Texten.<br />
Von besonderem Interesse erwies sich das Thema des Waisenkinds bei den Akan. weil es I.<br />
häufig vorkam, 2. in Beziehung zu den Familienforschungen stand und dabei 3. insofern Widersprüche<br />
zutage förderte. als einerseits nach den offiziellen Vorstellungen der Akan-Gesellschaft<br />
Waisen-Schicksale gar nicht denkbar sind (da ja jedes Kind mehrere Mütter und Väter habe).<br />
andrerseit. aber in Liedern solche Schicksale immer wieder beklagt werden. Dabei ist es vor<br />
allem der Tod der Mutter, der in diesen Liedern zu Not und Verlassenheit führt. Spätere Untersuchungen<br />
(1994) erlaubten genauere Einsichten in die Unterschiede zwischen dem Verlust der<br />
Mutter und dem Verlust des Vaters. Der Begriff des «Waisen" ist sowohl mit dem einen als auch<br />
mit dem andern verbunden.<br />
70
Dennoch lässt sich nicht übersehen. dass das Schicksal des Waisenkindes in Highlife-Texten<br />
viel trostloser dargestellt wird. als es in der alltäglichen Wirklichkeit zu sein scheint. Es erweist<br />
sich als eine hermeneutische Aufgaben. zwischen diesen .Wirklichkeiten. zu vermitteln. Highlife-Texte<br />
sind weder blosse Abbilder von Realität noch sind sie schlechthin realitätsfern; sie<br />
sind eine .Rellexion. von Erfahrungen. aber auch von Vorstellungen. Hoffnungen und Befürchtungen.<br />
Nur im permanenten Wechsel von text- und kontextorientierter Untersuchung lassen<br />
sich Bedeutungen erschliessen.<br />
Veit Arlt referiene über .The UTC and its Recordings: an Unintentional Documentation of<br />
Ghanaian Popular Music 1931-1957.: 905 teils veröffentlichte. teils unveröffentlichte Schellackplatten<br />
mit insgesamt 727 Titeln. die in Ghana und Nigeria aufgenommen wurden. bilden die<br />
Sammlung. um deren Zustandekommen. Bedeutung und Neuerschliessung es hier geht.<br />
Die Basler Union Trade Campany (UTC) war eine Tochter der Basler Handelsgesellschaft und<br />
arbeitete in engem Kontakt mit der Basler Mission im Bereich Impon und Export bis zu ihrer<br />
Aullösung 1998. In den 1930er Jahren stieg sie in das sich rnsch entwickelnde Schallplattengeschäft<br />
ein, wobei die in der Presbyterianischen Kirche von Ghana verwurzelte Bewegung der<br />
singing bands eine wichtige Rolle spielte. Die Aufnahmen scheinen in den Dreissigerjahre von<br />
Technikern der EMI-Tochterfirma Zanophone Regal gemacht worden zu sein; nach der Unterbrechung<br />
durch den Zweiten Weltkrieg war ab 1954 ein eigener Stab von UTC-Angehörigen<br />
dafür vernntwortlich. Auch berühmte Musiker wie E. T. Mensah und King Onyina, die Verträge<br />
mit DECCA oder Philips hatten. spielten gerne gelegentlich rur UTC. da hier die Gagen sofon<br />
ausbezahlt wurden.<br />
Die Sammlung befindet sich heute in den Archiven der Mission 21.429 der insgesamt 727 Titel<br />
wurden als kommerzielle Schallplatlen veröffentlicht und sind entsprechend hinlänglich dokumentiert.<br />
die restlichen 298 waren blosse Testpressungen; hier sind die Informationen lückenhaft.<br />
Auch ist es wahrscheinlich. dass darüber hinaus weitere Aufnahmen gemacht wurden. Inhaltlich<br />
dominieren anfangs die singing bands; bei näherem Zusehen zeichnet sich aber eine<br />
Entwicklung zur guilar band ab. wie sich überhaupt feststellen lässt. dass das Schwergewicht<br />
keineswegs ausschliesslich auf christlicher Musik lag.<br />
Das Projekt von Veit Arlt und der Musikerin und Musikethnologin Serena Dankwa besteht darin.<br />
die ganze Sammlung zu digitalisieren. auf CD zu überspielen und später weltweit im Internet<br />
zu veröffentlichen. Als Pilotprojekt wurde vor einem Jahr die CD Ghana Popular Music 1931-<br />
1957. From Palm IVineMusic 10 Dance Band Highlife produzien. Für die Fonsetzung des Projekts<br />
wird die zweifache Strategie verfolgt, einerseits die Sammlung rur die Forschung zugänglich<br />
zu machen. andrerseits durch die Publikation von zwei weiteren CDs die Aufmerksamkeit<br />
eines breiteren Publikums zu wecken. Diese CD-Produktion soll wiederum mit Partnern aus<br />
Ghana und Nigeria realisiert werden und zu einem weiteren Austausch in der Forschung und in<br />
prnktischen Workshops führen.<br />
In der Diskussion erwiesen sich die einschlägigen Erfahrungen von Wolfgang Bender und Janet<br />
Topp Fargion als besonders wenvoll; nicht zuletzt mit ihrer Hilfe sollte es gelingen, das Basler<br />
Projekt zum Erfolg zu führen.<br />
71
Zum Erfolg dürfte zudem wesentlich beitragen. dass es in der Basler Ghana-Woche gelang.<br />
Wissenschaft und Praxis eng miteinander zu verbinden. Die Workshops und Konzerte mit hervorragenden<br />
ghanaischen Musikern - unter ihnen einer. der selber an den UTC-Aufnahmen der<br />
Fünfzigerjahre mitgewirkt hatte - verlebendigten auf der unmittelbaren musikalischen Ebene<br />
ebenso deutlich die spannende Begegnung von Europa und Afrika. wie sie im Symposium auf<br />
der wissenschaftlichen Seite aufgezeigt wurde. Das Ziel der Veranstaltung war ein doppeltes:<br />
einerseits einen Beitrag zur Erforschung und zum Verständnis der Geschichte Ghanas und seiner<br />
Kulturen zu leisten. andrerseits aber auch im Sinne eines Pilotprojekts Möglichkeiten aufzuzeigen.<br />
wie das Studio für Aussereuropäische Musik an der Musik-Akademie der Stadt Basel in<br />
der Verbindung von Praxis und Forschung als integrierender Bestandteil in ein modemes<br />
Fachhochschul-Konzept eingebunden werden kann. Diese Ziele dürften weitgehend erreicht<br />
worden sein.<br />
l\Iusique populaire du Ghana: Rapport sur le symposium <strong>2002</strong> de la CH-EM<br />
Le symposium a eIe organise le 8 decembre 2
Musikethnologische Publikationen der CH-EM-Mitglieder<br />
1996-<strong>2002</strong><br />
Publications ethnomusicologiques des membres de la CH-El\1 1996-<strong>2002</strong><br />
A) U(rcllul Ln.K"'-S<br />
Auhert. Laurcnt (ed. eR col!. 3Vec F. Bore!. G. Goonnaghtigh, M. Heitrer CI I. Schuhe-Tenckhotl): Cahiers de<br />
musiques traditionnelles. Geneve. Georg I Ateliers d'cthnomusicologie, 1996·<strong>2002</strong>.9. 1996: Nouveaux enjeux.<br />
382 p./IO. 1997: Rythmes. 386 p./ll. 1998: Paroles de musiciens. 342 p./Il. 1999: Noterla musique. 266 p.1<br />
13.2000: Metissages. 296 p./14. 200 I: Lc geste musical. 374 p./IS. <strong>2002</strong>: Histoires de vie. 274 p.<br />
- Cahiers de musiques traditionnelles. Index val. I a 10. Genhe, Georg I Ateliers d'clhnomusicologie, 1997.<br />
IOOp.<br />
- (a••'cc J. Olleor, pholographies de J. Watts): Theatres d'Orient. Masques. marionneues. ombres. costumes.<br />
lvrea. Priuli & Verlucca I Genh'c. ~1usee d'ethnographie, 1997,<br />
153 p., 72 planches en couleurs.<br />
- (a\'ec pholographies d' A. Boccazzi· Varouo): Planete musicale. Instruments de musique des cinq continents<br />
(re~ition). Ivrea, Priuli & Verlucca/ Gen~\'e, ~fusee d'ethnographie, 1999, 116 p., n planches en couleurs.<br />
- (ed.): Le monde: et son double. Ethnographie: tresors d'un mu~ re'r'e. Photographies de J. Watts. Paris, Adam<br />
Biro / Geneve, Musee d'ethnographie, 2000, 240 p., 80 planches en couleurs.<br />
- La mU!'lique de I'autre: les nouve3UX defis de I'ethnomusicologie:. Chene·Bourg / Genhe, Georg, :::!:OOI,160 p.<br />
ßachmann-Geiscr. ßri~itte: Das Alphorn. Vom Lock- zum Rockin!'ltrument. mit Beiträgen von Rolphe Fehlmann,<br />
Res Margot, Hans·JÜrg Sommer und Matthias Wetter. Bem 1999,224 S .. 125 Abb., Notenbeispiele, Pläne.<br />
- Europäische Musikinstrumente im Bernischen HistoriM:hen ~fuseum, Die Sammlung als Spiegel bernischer<br />
Musikkultur. Schriften des Bemischen Historischen Museums, Bd. 3, Sem 2001. 308 p .. 395 11I.<br />
BOlTl, Fran'iois (cd. en coll. a\'ec M.·O. Gonscth, J. Hainard et R. Kaehr): Pom pom pom pom - musiques et<br />
caetera. Neuch5.tel, Musee d'Ethnographie, 1997,292 p.<br />
- (coed.): Dire les autTes. Reflexions et pratiques ethnologiques. Textes offerts ~ Pierre Centlivres. Publie sous la<br />
direction de J. Hainard et R. Kaehr, avc::c la collaboration de M.·O. Gonscth et F. Borel elle concours de R.<br />
Wicky. Lausanne, Payot, 1997,377 p,<br />
- (avec Alberto Costa): Tuareg - n6madas del desic:rto. Barcelona, Fundaci6n _la Caixa •., 2001. 171 p" iII.<br />
Lichtenhahn, Ernst (ed. zus. mit Danie) Rücgg): Musik im Zelt· Musik im Hof. Instrumente und Lieder aus<br />
der südlichen Sahara. Dokumentation zur Ausstellung im Musikethnologischen Archiv der Universität Zürich.<br />
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Burkhaller, Thomas: Jazzfestivals: Da prallen Welten aufeinander. Welchen Stellenwert haben Jazzfestivals in<br />
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