Prüfung von Geokunststoffen nach den neuen ZTV E-StB 09

Prüfung von Geokunststoffen
nach den neuen ZTV E-StB 09
von Dipl.-Geol. Ursula Blume* und Dipl.-Ing. Roderich Hillmann*
Mit der Einführung der überarbeiteten „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen
und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau“ ZTV E-StB 09 ist das
Regelwerk für die Anwendung von Geokunststoffen im Erdbau des Straßenbaus
vollständig. Die ZTV E-StB enthalten Regelungen für das Lösen, Laden, Fördern,
Einbauen und Verdichten von Boden und Fels sowie von sonstigen erdbautechnisch
geeigneten Stoffen. Dazu zählen auch die Anwendung, die Prüfung und der
Einbau von Geokunststoffen im Erdbau. Im Folgenden werden die Prüfungen und
Zuständigkeiten im Bauablauf erläutert, durch die die erforderliche Qualität der
Geokunststoffe und ihres Einbaus gesichert werden.
Die Qualitätssicherung von Geokunststoffen
von der Herstellung bis zur Abnahme des Bauloses
erfolgt durch die folgenden Schritte:
Werkseigene Produktionskontrolle (WPK)
durch den Hersteller,
Eignungsprüfung durch den Auftragnehmer,
Eigenüberwachungsprüfungen durch den
Auftragnehmer,
Kontrollprüfungen durch den Auftraggeber.
Die Verantwortlichkeiten sind also auf den
In-den-Verkehr-Bringer, d.h. Hersteller bzw.
Händler, den Auftragnehmer und den Auftraggeber
verteilt. Vertragsgrundlage für die
Lieferung der Geokunststoffe vom Hersteller/
Händler an den Auftragnehmer sind die „Technischen
Lieferbedingungen für Geokunststoffe
im Erdbau des Straßenbaues“ TL Geok E-StB.
Das Vertragsregelwerk zwischen Auftragnehmer
und Auftraggeber bilden die ZTV E-StB.
Die Produktion von Geokunststoffen erfolgt
seit dem 1. Oktober 2002 gemäß dem Konformitätsnachweisverfahren
System 2+, das die
Erstprüfung des Produktes und die regelmäßigen
Probenahmen und Materialprüfungen
im Verantwortungsbereich des Herstellers
umfasst. Der Hersteller deklariert die Kennwerte
für sein Produkt auf der Basis der europäischen
Produktnormen DIN EN 13249 ff in
einem CE-Begleitdokument. Zur Beschreibung
der Eigenschaften eines Produktes sind diese
Angaben jedoch nicht ausreichend. Zusätzlich
ist daher immer das Produktdatenblatt gemäß
den TL Geok E-StB anzufordern.
Eignungsprüfung
Die Eignungsprüfung ist die Erklärung des Auftragnehmers,
dass das von ihm vorgesehene
Produkt die Anforderungen des Bauvertrages
erfüllt. Zum Nachweis ist dem Auftraggeber
* Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch
Gladbach
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Erd- und grundbau FACHBEITRAG
die Produktbeschreibung nach den TL Geok
E-StB vorzulegen. Die Vorlage der Werkseigenen
Produktionskontrolle und – bei einer
freiwilligen Überwachung – die Vorlage des
Produktzertifikates werden empfohlen.
Vom Hersteller werden die Produktkennwerte
durch Mittelwert und Produktionsabweichung
(Toleranz) angegeben, die im Rahmen der Konformitätsbewertung
bestimmt werden. Der
ausschlaggebende charakteristische Wert
wird dadurch ermittelt, dass bei einer Min-
destanforderung vom Mittelwert die Produktionsabweichung
subtrahiert wird. Bei einer
Höchstanfor derung ist die Produktionsabweichung
zum Mittelwert zu addieren.
Dazu ein Beispiel: In einer Ausschreibung ist
ein Produkt mit einer Kurzzeitzugfestigkeit von
F B,k0 ≥ 50 kN/m (Mindestanforderung) vertraglich
gefordert. Es wird ein Produkt mit einem
Mittelwert der Kurzzeitfestigkeit von 52 kN/m
bei einer Produktionsabweichung von 3,5
kN/m angeboten. Der charakteristische Wert
der Kurzzeitfestigkeit F B,k0 beträgt also 48,5
kN/m, die Anforderung gemäß Ausschreibung
wird damit nicht erfüllt.
Eigenüberwachungsprüfungen
Durch die Eigenüberwachungsprüfungen weist
der Auftragnehmer nach, dass die Güteeigenschaften
der gelieferten Geokunststoffe und
die fertige Leistung den bauvertraglichen
Anforderungen entsprechen. Werden Abweichungen
von den vertraglichen Anforderungen
festgestellt, sind die entsprechenden Mängel
und deren Ursachen unverzüglich zu beseitigen.
Die Eigenüberwachungsprüfungen sind untergliedert
in:
Bestätigung der Produktidentität,
Überprüfung der Produkteigenschaften bei
jeder Lieferung,
05 | 2009

FACHBEITRAG Erd- und grundbau
Abbildung 1: Schematische Übersicht über die durchzuführenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten
für das Liefern und Einbauen von Geokunststoffen
Baustoffeingangsprüfungen und
Nachweis der Einhaltung der Anforderungen
an die Behandlung der Produkte auf
der Baustelle und an den Einbau.
Zur Bestätigung der Produktidentität muss
überprüft werden, ob die Angaben des Verpackungs-
und des CE-Etikettes denen des vertraglich
vereinbarten Produktes entsprechen.
Um Produkte ohne Originalverpackung identifizieren
zu können, müssen sie durch einen
Aufdruck oder eine Farbmarkierung gekennzeichnet
sein. Das Verpackungsetikett enthält
u.a. Einzelheiten zur Farbmarkierung und ermöglicht
durch einen Code die Rückverfolgung
jeder Einheit bis zur Produktion.
Die CE-Kennzeichnung erfordert nur die
Angabe von Ergebnissen der mandatierten
Prüfungen gemäß der Produktnormen DIN
EN 123249 ff durch ein entsprechendes CE-
Begleitdokument. Um zu überprüfen, ob das
gelieferte Produkt die vertraglich vereinbarten
Anforderungen erfüllt, sind diese Angaben
nicht ausreichend. Zur Überprüfung der Produkteigenschaften
muss daher bei jeder Lieferung
die Produktbeschreibung gemäß den
TL Geok E-StB auf die Erfüllung der bauvertraglich
vereinbarten Anforderungen geprüft
werden.
Da bei der Produktion gemäß dem System 2+
eine stichprobenartige Prüfung durch ein unabhängiges
Prüflabor nicht vorgesehen ist, ist
die Baustoffeingangsprüfung unverzichtbar.
Die Art der durchzuführenden Prüfungen ist
abhängig von der Funktion des Produktes und
die Anzahl von der Bedeutung des Geokunststoffes
für die Bauwerkssicherheit.
Wenn der In-den-Verkehr-Bringer den Nachweis
einer freiwilligen Überwachung erbringt,
die gleichwertig zu den Anforderungen an die
Baustoffeingangsprüfungen der ZTV E-StB
09 ist, erlaubt eine Öffnungsklausel die Reduzierung
der zeit- und kostenaufwendigen
Baustoffeingangsprüfungen. Diese Produkte
unterliegen einer regelmäßigen freiwilligen
Überwachung durch unabhängige Prüfstellen.
Sie dürfen das Produktqualitätskennzeichen
des Industrieverbandes Geokunststoffe tragen
und werden mit einem Produktzertifikat
geliefert. Dazu wurde vom Industrieverband
Geokunststoffe IVG (www.ivg.
de) in Zusammenarbeit mit der
Bundesanstalt für Straßenwesen
BASt eine entsprechende
Empfehlung für Umfang und
Durchführung der Prüfungen
durch unabhängige Prüfstellen
herausgegeben. Firmen und
Verbände, die diese Empfehlung
unterschreiben, verpflichten
sich zu deren Einhaltung.
Letzter, aber wichtiger Schritt
der Eigenüberwachungsprüfung
ist der Nachweis der Einhaltung
der Anforderungen an die Behandlung der
Produkte auf der Baustelle und an den Einbau.
Hierdurch wird überprüft, ob die in der Planung
angenommenen Baustellenbedingungen
mit den tatsächlichen Bedingungen übereinstimmen
und dass der Einbau mit dem Entwurf
gemäß Planunterlagen und Baubeschreibung
konform geht. Außerdem ist nachzuweisen,
dass die Produkte ordnungsgemäß gelagert,
transportiert und keine beschädigten Produkte
eingebaut werden.
Kontrollprüfungen
Kontrollprüfungen sind Prüfungen des Auftraggebers,
um festzustellen, ob die Güteeigenschaften
der Geokunststoffe und der
fertigen Leistung den vertraglichen Anforderungen
entsprechen. Die Ergebnisse der Kontrollprüfungen
werden der Abnahme zu Grunde
gelegt.
Der Auftraggeber sollte sich durch örtliche
Begehung und Kontrolle der Prüfzeugnisse laufend
von der ordnungsgemäßen Durchführung
der Eigenüberwachungsprüfungen überzeugen.
Es ist hilfreich, sich bei Vertragsabschluss Musterproben
des vereinbarten Produktes aushändigen
zu lassen, durch die ein schneller optischer
Vergleich mit den gelieferten Produkten
bzw. den Rückstellproben möglich ist.
Die Probenahme sowie die Prüfungen, die auf
der Baustelle erfolgen, führt der Auftraggeber
in Anwesenheit des Auftragnehmers durch. Die
erforderlichen Prüfungen werden vom Auftraggeber
festgelegt. Es sollten die Prüfungen vorgesehen
werden, mit denen die Identität und die
Mindesteigenschaften festgestellt werden. Es
kann zweckmäßig sein, die Kontrollprüfungen
gleichzeitig mit den Eigenüberwachungsprüfungen
durchzuführen.
Zusammenfassung
Abbildung 2:
Produktqualitäts zeichen
des Industrieverbandes
Geokunststoffe IVG
Für den Einsatz im Erdbau des Straßenbaus
müssen die eingesetzten Geokunststoffe
hohen Qualitätsansprüchen genügen. Das
Straßenbauregelwerk ist durch die Veröffentlichung
der ZTV E-StB 09 im Hinblick darauf
vollständig, so dass eine lückenlose
Nachverfolgung der Produkte
von der Herstellung über die
Lieferung bis zum Einbau möglich
ist. Um einen hohen Qualitätsstandard
des Produktes und der
fertigen Leistung zu garantieren,
ist jedoch die Einhaltung der
Vorschriften und Anforderungen,
angefangen beim Hersteller
über den Lieferanten, über den
Auftragnehmer bis hin zum Auftraggeber,
wichtig. Detaillierte
Hinweise für Auftragnehmer
und Auftraggeber zur einfachen und sicheren
Durchführung aller Schritte enthalten die
Checklisten, die dem „Merkblatt über die Anwendung
von Geokunststoffen im Erdbau des
Straßenbaus“ M Geok E beiliegen.
Am Qualitätssiegel des Industrieverbandes
Geokunststoffe sind Produkte zu erkennen, die
einer freiwilligen Überwachung unterliegen.
Da bei Einsatz dieser Produkte auf die Baustoffeingangsprüfung
verzichtet werden kann,
reduziert sich der finanzielle und zeitliche
Prüfaufwand, und es wird ein reibungsloser
Bauablauf erzielt.
Info-Hotline:
E-Mail: hillmann@bast.de,
blumeu@bast.de
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