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Tanja Klay, Sonderschullehrerin, bei den SBB

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ein Tag im<br />

operativen Betriebszentrum der <strong>SBB</strong> Olten<br />

Wer am 8.7.2011 gegen 11h am Bahnhof Aarau eine Anzeigetafel gelesen<br />

hat, wird vielleicht auch die Platzzuweisung einer reservierten Gruppe für <strong>den</strong><br />

Zug Richtung Solothurn bemerkt haben. Eigentlich ist es ja nichts Aussergewöhnliches,<br />

dass für reservierte Gruppen etwas auf dieser Tafel steht. Auch<br />

die kurz vor Eintreffen des Zuges mehrmals erfolgende Durchsage in welchem<br />

Wagen für die Gruppe reserviert ist, gehört zum Alltag eines Zugreisen<strong>den</strong>.<br />

Was diese eine Ansage jedoch zu etwas ganz Besonderem machte, ist die<br />

Tatsache, dass ich sie persönlich anvisiert habe!<br />

Am 8.7.2011 durfte ich nämlich für einen Tag ins operative Betriebszentrum der<br />

<strong>SBB</strong> in Olten Einblick nehmen. Ein Mail an die <strong>SBB</strong> mit der Anfrage, ob ich in<br />

ihrem Betrieb für einen Tag schnuppern könnte genügte, dass für mich ein<br />

Tagesprogramm erar<strong>bei</strong>tet wurde. Ich möchte mich hiermit auch nochmals<br />

ganz herzlich bedanken <strong>bei</strong> all <strong>den</strong> <strong>SBB</strong>-Mitar<strong>bei</strong>tern, die mir an diesem Tag<br />

unkompliziert und kompetent Red und Antwort gestan<strong>den</strong> sind. Es war ein<br />

überaus anregender und informativer Tag!<br />

Das operative Betriebszentrum Olten befindet sich in einem vom Bahnhof aus<br />

gut sichtbaren Gebäude gerade neben <strong>den</strong> Geleisen. Mein Mann war ziemlich<br />

neidisch, als ich ihm erzählte, wohin mich mein Seitenwechsel-Tag führen<br />

würde. Ein Bubentraum, einmal „da rein“ zu dürfen! Tatsächlich kann man<br />

nicht einfach so in dieses Gebäude eintreten. Aus Sicherheitsgrün<strong>den</strong> ist die<br />

Eingangstür verschlossen.<br />

So klingelte ich an diesem Morgen und, nachdem ich mich namentlich vorgestellt<br />

hatte, wurde ich eingelassen.<br />

Besuch im operativen Betriebszentrum Olten, <strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong><br />

Später wurde mir erzählt,<br />

dass in diesem Gebäude<br />

keine Gruppenführungen<br />

mehr stattfin<strong>den</strong> – aus statischen<br />

Grün<strong>den</strong> (Bild)!<br />

1


Herr Alois Bucher, Ausbildungskoordinator, begrüsste mich freundlich und verschaffte<br />

mir erstmal einen Grobüberblick über die Ar<strong>bei</strong>tsplätze dieses Gebäudes.<br />

Interessant war die aktuellen Fernsteuerbereiche des OBZ Olten zu studieren.<br />

Allerdings wer<strong>den</strong> diese bald der Vergangenheit angehören wer<strong>den</strong>, da die<br />

<strong>SBB</strong> weiter zentralisiert wird. In Olten wird nun eine grössere „Betriebszentrale<br />

Mittelland“ erbaut. Die ersten Baupfeiler sind bereits gesteckt. Der heutigen<br />

OBZ sind die Regionen von Bellach bis Mellingen (W-O) und Gelterkin<strong>den</strong> bis<br />

Nottwil (N-S) unterstellt – in Zukunft (geplant auf 2014) wer<strong>den</strong> die Regionen<br />

Luzern und Bern dazustossen.<br />

Anschliessend stellte mir Herr Bucher <strong>den</strong> Beruf des „Zugsverkehrsleiter“ grob<br />

vor. Wer diesen Beruf erlernen will, kann dies in einer 3-jährigen Ausbildung<br />

machen (wo<strong>bei</strong> 2 Jahre ein „allgemeines KV“ <strong>bei</strong>nhaltet, im 3. Lehrjahr Spezialisierung<br />

auf <strong>den</strong> Bereich Verkauf oder Zugverkehrsleitung), oder nach einer<br />

abgeschlossenen Berufslehre und/oder Matura mit einer 13-monatigen Ausbildung.<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatz AVOR<br />

Herr Bucher stellte mir als erstes das AVOR vor. AVOR steht für Ar<strong>bei</strong>tsvorbereitung<br />

und die Mitar<strong>bei</strong>ter dieser Abteilung sind verantwortlich, dass <strong>bei</strong> der <strong>SBB</strong><br />

in dieser Region strategisch alles reibungslos abläuft. Täglich flattern hunderte<br />

von geplanten Änderungen in dieses Büro, für die jeweils gute Lösungen gefun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> müssen!<br />

Ein Mitar<strong>bei</strong>ter zeigte mir sämtliches Papier - mehreren Dutzend Seiten - das<br />

gebraucht wurde, um das Bon Jovi – Konzert in Zürich in ein paar Tagen zu<br />

organisieren. Dafür benötigte ein Mitar<strong>bei</strong>ter drei ganze Tage!<br />

Das AVOR ist dafür zuständig, dass Personal, Ersatzzüge, aber auch Gleisänderungen<br />

und Manöver organisiert sind.<br />

Nach der Besichtigung der AVOR wurde ich einen grossen Raum geführt, der<br />

mit überwältigend vielen Bildschirmen gefüllt ist. Auf <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Bildern ist<br />

die gewaltige Entwicklung der letzen 30 Jahre deutlich zu erkennen:<br />

Besuch im operativen Betriebszentrum Olten, <strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong><br />

2


Für die folgen<strong>den</strong> 1,5h durfte ich Dani Eichenberger über die Schulter schauen.<br />

Hier entstand auch die eingangs erwähnte Informationsansage, auf die<br />

ich besonders stolz bin...<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatz Infass (Infoassistent)<br />

Der Informations-Assistent ist für die Kun<strong>den</strong>information auf <strong>den</strong> Aussenbahnhöfen<br />

zuständig. Er ar<strong>bei</strong>tet in einem Stellwerk, einem Zentralstellwerk oder<br />

einem operativen Betriebssytem.<br />

Mit Hilfe zahlreicher Monitoren überwacht er die Lautsprecherdurchsagen<br />

und Anzeigetafeln in seinem Sektor.<br />

Im Regelbetrieb überwacht er das Sytem und optimiert je nach Fall die<br />

Durchsagen und Anschriften an der Anzeigetafeln. Im Störungsfall ist er zuständig,<br />

dass die Kun<strong>den</strong> trotzdem wissen, wo sie welchen Zug in welche Richtung<br />

als Alternative nehmen können. Dafür programmiert er die Durchsagen<br />

und Anschriften an <strong>den</strong> betroffenen Bahnhöfen.<br />

Besuch im operativen Betriebszentrum Olten, <strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong><br />

Im Störungsfall kann es vorkommen,<br />

dass die Programmierung<br />

der Spezialsätze<br />

schlichtweg zu viel Zeit raubt<br />

oder gar unmöglich ist. Dann<br />

greift der InfoAss zum Mikrophon<br />

und ruft die Durchsagen<br />

am Bohnhof manuell<br />

aus.<br />

Schlüsselkompetenzen für diesen Beruf, der eine Spezialisierung vom Zugsverkehrsleiter<br />

ist, also eine EFZ (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) Ausbildung<br />

darstellt:<br />

- Freude und Geschick am Umgang mit dem Computer<br />

- Überblick auf abstrakten Zeichnungen, Tabellen bewahren<br />

- Multitasking (Computer, Telefon, Absprachen mit Zugsverkehrsleiter)<br />

- <strong>bei</strong> Stress Ruhe bewahren können<br />

- Kommunikationsfähigkeit<br />

- Teamfähigkeit<br />

- Kombinationsfähigkeit, voraus<strong>den</strong>ken können,<br />

- Zusammenhänge, Konsequenzen erkennen können<br />

3


Anschliessend führte mich Dani zum Ar<strong>bei</strong>tsplatz Südbahn, der von Sven Leupi<br />

besetzt wurde. Auch nach der Mittagspause konnte ich nochmals <strong>bei</strong> diesem<br />

Beruf reinschauen, diesesmal <strong>bei</strong> Marlene Blatter (Ar<strong>bei</strong>tsplatz Jura). Beide<br />

nahmen sich Zeit für mich und stellten mir ihren Beruf vor.<br />

Zugverkehrsleiter (ZVL)<br />

Ein Zugsverkehrsleiter ist eine Person, welche <strong>den</strong> Zugsverkehr - wie könnte es<br />

auch anders sein - leitet. Er ar<strong>bei</strong>tet in einem Stellwerk, einem Zentralstellwerk<br />

oder einem operativen Betriebszentum.<br />

Auch an seinem Ar<strong>bei</strong>tsplatz dominieren zahlreiche Monitore, mit <strong>den</strong>en er<br />

<strong>den</strong> Zugsverkehr überwacht und leitet.<br />

Da der Zugsverkehr 24 Stun<strong>den</strong> an 365 Tagen im Jahr rollt, ar<strong>bei</strong>tet der ZVL im<br />

Schichtbetrieb. Das Überwachungsgebiet ist in Sektoren aufgeteilt. So hat jeder<br />

ZVL einen klar definierten Aufgabenbereich.<br />

Besuch im operativen Betriebszentrum Olten, <strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong><br />

Die Hauptaufgabe<br />

eines ZVL besteht<br />

darin, <strong>den</strong> Zugsverkehr<br />

zu überwachen.<br />

Bei Unregelmässigkeiten<br />

trifft er die<br />

richtige Entscheidung,<br />

damit der<br />

Zugsverkehr schnell<br />

wieder nach Fahrplan<br />

unterwegs ist.<br />

Von seinem Ar<strong>bei</strong>tsplatz<br />

aus kann<br />

er Weichen stellen<br />

und Signale auf der<br />

Aussenanlage bedienen.<br />

Der ZVL bekommt unregelmässig Telefonate von Lokführern oder Rangierern,<br />

er muss disponieren, Gleise frei mel<strong>den</strong>, die richtigen Signale für <strong>den</strong> Lokführer<br />

stellen, z. T. Barrieren bedienen oder auch Zwergsignale stellen (nicht jede<br />

Weiche verträgt gleich hohe Geschwindigkeiten!).<br />

Die BLZ (Betriebsleitzentale) ist dem Zugsverkehrsleiter übergeordnet. Sie kann<br />

koordinierend eingreifen, ist für <strong>den</strong> Grobüberblick der folgen<strong>den</strong> 30 – 60 Minuten<br />

zuständig, während der Zugsverkehrsleiter nur die kommen<strong>den</strong> 10 bis 15<br />

Minuten vorausschaut, jedoch die Feinar<strong>bei</strong>t macht.<br />

4


Schlüsselkompetenzen für diesen Beruf, der eine EFZ Ausbildung darstellt:<br />

- Freude und Geschick am Umgang mit dem Computer<br />

- Freude, etwas bewegen zu können<br />

- Überblick auf abstrakten Zeichnungen, Tabellen bewahren<br />

- Multitasking (Computer, Telefon)<br />

- Prioritäten setzen können<br />

- schnelle Auffassungsgabe<br />

- Belastbarkeit<br />

- Entscheidungsfreude<br />

- Selbständigkeit<br />

- technisches Verständnis<br />

- Teamfähigkeit<br />

Im Büro von Herrn Bucher schloss ich in einem kleinen Schlussgespräch diesen<br />

Schnupper-Tag ab. Ich konnte letzte Fragen klären und mich auch etwas<br />

über allfällige Nischenplätze erkundigen...<br />

Für <strong>den</strong> Beruf des Zugverkehrleiters ist ein Abschluss der obersten Schulstufe<br />

(Bezirksschule) nötig.<br />

Am Ende des Nachmittages war ich um viele Erfahrungen reicher.<br />

Der Spaziergang nach Hause liess die Eindrücke etwas setzen.<br />

Der ganze Tag in einen Computer zu schauen war sehr mühsam. Das Tragen<br />

grosser Verantwortung erscheint mir ebenfalls anstrengend, wo<strong>bei</strong> ich das<br />

Gefühl hatte, das die Mitar<strong>bei</strong>ter des Stellwerks damit Dank Routine und Vertrauen<br />

damit keine Mühe hatten.<br />

Ich war beeindruckt vom herzlichen Umgangston innerhalb des Teams und<br />

auch wie engagiert und kompetent ich durch diesen Tag geführt wurde.<br />

<strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong>-Küchler<br />

<strong>Sonderschullehrerin</strong> zeka Aarau<br />

Besuch im operativen Betriebszentrum Olten, <strong>Tanja</strong> <strong>Klay</strong><br />

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