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weit - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau

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Hast du sonst noch unangenehme Situationen im<br />

Zusammenhang mit dem öV erlebt?<br />

Ja, beispielsweise hat ein Postautochauffeur die Augen<br />

verdreht. Er wollte mich nicht mit dem Schnellbus<br />

mitnehmen, obwohl dieser auf der Staffelegg immer<br />

anhält.<br />

Was denkst du, warum er dies machte?<br />

Er war im Stress und wusste, dass er für mich Zeit aufwenden<br />

musste.<br />

Fühlst du dich sicher beim Benutzen der öV?<br />

Ja, meistens. Wenn ich Hilfe benötige, findet sich immer<br />

jemand. Meistens sind es junge Männer, die mir helfen.<br />

Bedenken hatte ich beim Umbau des Aarauer Bahnhofs.<br />

Da musste ich die Bahnhofstrasse überqueren, da<br />

die Rampe in die Unterführung geschlossen war.<br />

Möchtest du deinen selbstständigen Schulweg noch<br />

er<strong>weit</strong>ern?<br />

Wenn ich lange Schule habe, bin ich noch ganz froh,<br />

wenn ich mit dem Schulbus nach Hause kann. Das<br />

Fahren mit dem öV ist anstrengender. Am Morgen ist<br />

es fast nicht möglich, da die Postautos aus Frick total<br />

gefüllt mit Passagieren sind. Am Morgen müsste ich<br />

sehr früh aufstehen und den Swiss­Trac, einen Motor,<br />

der vorne an den Handrollstuhl montiert wird, anhängen,<br />

damit ich zur Haltestelle komme. Der Swiss­Trac<br />

braucht noch viel mehr Platz als der Handrollstuhl.<br />

Würdest du es einmal probieren, am Morgen die öV<br />

zu benutzen?<br />

Probieren werde ich es schon einmal.<br />

Wie war es für Sie als Eltern, als Bettina das erste Mal<br />

die öV alleine benutzte?<br />

Mutter: Ich bin fast gestorben vor Angst, habe es aber<br />

toll gefunden, dass sie es machte.<br />

Vater: Es war für mich eine grosse Genugtuung, dass<br />

Bettina mit den öV reisen will. Bettina war überzeugt,<br />

dass es geht, und sie hat sich sehr gefreut. Sie kann<br />

sehr differenziert sagen, wo sie sich unsicher fühlt.<br />

Haben Sie Veränderungen an Bettinas Verhalten<br />

bemerkt, seit sie mit den öV fährt?<br />

Sie ist auch in anderen Bereichen selbstständiger geworden.<br />

So fährt sie alleine nach Nottwil ins Handbike­<br />

Training, geht einkaufen, unternimmt Arztbesuche<br />

und geht in den Ausgang.<br />

Wie sieht für Sie der selbstständige Schulweg punkto<br />

Sicherheit aus?<br />

Mutter: Der Übergang über die Staffeleggstrasse<br />

macht mir am meisten Angst. Die Autos kommen mit<br />

Tempo 60, und Bettina kann die Geschwindigkeit der<br />

Autos nicht so gut einschätzen.<br />

Vater: Beim Ausbau der Staffeleggstrasse haben wir<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht mit der Projekt leitung.<br />

Sie wusste, dass eine Rollstuhlfahrerin die Strasse<br />

überqueren muss und hat die Kuppe der Staffelegg<br />

abgetragen, so dass es flacher wurde. Auch die Mittelinsel<br />

wurde ohne die ursprünglich vorgesehene Erhöhung<br />

flach planiert, was Bettina sehr entgegenkommt.<br />

Da sind wir der Bauleitung sehr dankbar.<br />

Partizipation selbstständiger Schulweg aus der Sicht<br />

von <strong>zeka</strong>:<br />

Wir stellen immer wieder fest, dass Kinder, welche<br />

Teile oder sogar den ganzen Schulweg selbstständig<br />

bewältigen, grosse Fortschritte in ihrer Selbstständigkeit<br />

machen und dadurch an Selbstsicherheit gewinnen.<br />

Sie beeinflussen ihr Selbstwertgefühl positiv. Dadurch<br />

erlangen die Kinder und Jugendlichen mehr altersgemässe<br />

Partizipation, was sich wiederum förderlich<br />

auf die Steigerung ihrer Lebensqualität auswirkt.<br />

Judith Ullmann,<br />

Pflegefachfrau/Sozialpädagogin Externat, <strong>zeka</strong> Aarau<br />

1/2013 Kompetenz für Menschen mit Körperbehinderung<br />

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