Der Kiefer- und Zahnbereich und sein Einfluss auf den ... - P&S
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‚<br />
Glosse<br />
46<br />
Durch karmische Zufälle wurde Golfautor<br />
Eugen Pletsch Mitarbeiter eines Magazins für<br />
Naturheilk<strong>und</strong>e. Die Einladung eines wichtigen<br />
Anzeigenk<strong>und</strong>en zu einem Golfturnier zwang<br />
die nichtgolfende Herausgeberin des Magazins,<br />
an einem Schnupperkurs teilzunehmen.<br />
In <strong>den</strong> Wochen danach war die Chefin immer<br />
häufiger spurlos verschw<strong>und</strong>en …<br />
Die Bewirtung der Gäste <strong>und</strong> Autoren, die unseren<br />
Verlag besuchen, ist mir kürzlich auch<br />
noch <strong>auf</strong>s Auge gedrückt wor<strong>den</strong>.<br />
„Was <strong>den</strong>n noch?“, fragte ich Anke, die Assistentin<br />
der Geschäftsleitung, als sie mit der<br />
Bitte an mich herantrat.<br />
„Wir müssen jetzt alle zupacken, seit die<br />
Chefin ständig diese vielen Termine im Außendienst<br />
hat.“<br />
Ich seufzte. Bald würde ich an einem Burnout-<br />
Syndrom lei<strong>den</strong>, wenn das so weiterging. Um<br />
9 Uhr habe ich bereits alle Pflanzen versorgt<br />
<strong>und</strong> <strong>den</strong> Elektrosmog geerdet. Dann rase ich<br />
mit dem Tee durch die Redaktionsräume. <strong>Der</strong><br />
Tee wird für unsere Mitarbeiterinnen selbstverständlich<br />
individuell gemischt, wobei ich <strong>auf</strong><br />
Sternzeichen, Energiestatus, Säfte-Haushalt,<br />
karmische Altlasten sowie astrale Komplikationen<br />
achte. Um 10 Uhr begebe ich mich in<br />
das Kellerarchiv, um mir die morgendlichen<br />
Wiederholungen der Golfübertragungen vom<br />
Vortag anzusehen. Punkt 11 Uhr bereite ich mir<br />
Das 2. Frühstück<br />
(neuerdings) ein zweites Frühstück zu. Frau<br />
Liebeseel von unserer esoterischen Nachbarschaftsberatung<br />
hatte mir diese zweite<br />
Frühstückspause im Rahmen meiner Burnout-<br />
Prophylaxe empfohlen: „Du brauchst einen<br />
Tagesrhythmus, der sich durch Abwechslung<br />
<strong>und</strong> Erfüllung, aber auch durch Pausen auszeichnet“,<br />
sagte sie.<br />
„Durch <strong>den</strong> Essen<strong>sein</strong>k<strong>auf</strong> für die Gäste <strong>und</strong><br />
das zweite Frühstück muss ich mein morgendliches<br />
Golfprogramm um eine St<strong>und</strong>e kürzen“,<br />
stöhnte ich. „Das verursacht mir Stress!“<br />
„Ach Quatsch, das ist ges<strong>und</strong>er Stress“, sagte<br />
Frau Liebeseel <strong>und</strong> fegte mit einem tantrischen<br />
Staubwedel ein paar freie Radikale aus meiner<br />
Aura. Dass ich ein Burnout bekommen<br />
könnte, dar<strong>auf</strong> wäre ich nie gekommen, da<br />
ich meine Arbeitszeit in einem – aus meiner<br />
Sicht – ges<strong>und</strong>en Wechsel von Nickerchen<br />
<strong>und</strong> Schwätzchen mit Anke verbringe, bis ich<br />
mich nachmittags zu meiner ZEN-Übung <strong>auf</strong><br />
<strong>den</strong> Golfplatz zurückziehe. Aber gut: Wenn<br />
Frau Liebeseel meint, ich könne an einem<br />
Burnout erkranken, dann ist das ernst zu<br />
nehmen. Schließlich lag sie auch richtig, als<br />
sie unseren 92-jährigen Nachbarn, <strong>den</strong> Herrn<br />
Schubecker, mit einem gebrochenen Bein in die<br />
Klinik fuhren. Da sagte die Frau Liebeseel nur:<br />
„Oh je …“, <strong>und</strong> schüttelte <strong>den</strong> Kopf, sodass<br />
wir, die wir um <strong>den</strong> Notarztwagen stan<strong>den</strong>,<br />
sofort wussten: Das wird nichts mehr … <strong>und</strong><br />
so kam es dann auch. Sie verschleppten <strong>den</strong><br />
alten Herrn Schubecker in ein von privaten<br />
Investoren gekapertes Klinikum, wo er zwei<br />
Tage in einem Seitenflur vergessen wurde. Als<br />
man ihn schließlich fand, wurde ihm das falsche<br />
Bein eingegipst, wobei jemand feststellte,<br />
dass Schubecker längst in <strong>den</strong> ewigen Jagdgrün<strong>den</strong><br />
weilte. Multiresistente Klinikkeime,<br />
Lungenembolie – irgendetwas in der Art hatte<br />
ihn bereits am Vortag gemeuchelt. Seit dieser<br />
Zeit wer<strong>den</strong> Frau Liebeseels Weissagungen in<br />
der Nachbarschaft ernst genommen. Unsere<br />
Mietergemeinschaft hat <strong>auf</strong> Gegenseitigkeit<br />
vereinbart, zuerst einen Anwalt <strong>und</strong> dann erst<br />
<strong>den</strong> Notarzt zu rufen, falls es zum Schlimmsten<br />
kommt <strong>und</strong> einer von uns in die Keimfabrik<br />
einrücken muss … aber wo war ich stehen<br />
geblieben? Ach ja – mein zweites Frühstück!<br />
Heute wollte ich einige neue Produkte verkosten,<br />
die ich im BIO-La<strong>den</strong> entdeckt hatte.<br />
Frau Michel aus der Buchhaltung hatte zuerst<br />
nervös gezuckt <strong>und</strong> dann gehechelt, als ich<br />
ihr <strong>den</strong> Beleg hinlegte.<br />
„Bio-Schinken von glücklichen Schweinchen,<br />
die freiwillig mit einem fröhlichen Jauchzer ins<br />
Messer rennen, haben nun mal ihren Preis!“,<br />
sagte ich.<br />
„Und für wen ist das Macadamianussmus?<br />
Das ist ja teuer wie Gold!“<br />
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