Jahresbericht 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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Lateinamerika & Asien<br />
In ihren drei Programmen Tropenwälder, Inselschätze und Artenschutz förderte<br />
die ZGF in Asien und Lateinamerika 17 Projekte. Von Dr. Antje Müllner.<br />
Für viele Menschen ist biologische Vielfalt gleichbedeutend mit Artenvielfalt.<br />
Aber nach wissenschaftlicher Definition ist biologische Vielfalt mehr: Biodiversität<br />
bedeutet genetische Vielfalt, Artenvielfalt, Vielfalt der Lebensräume und<br />
Ökosysteme – kurz: der Reichtum unserer Erde. Durch die Fokussierung auf Artenvielfalt<br />
setzen viele Naturschützer Arten- und Biotopschutzmaßnahmen in den Mittelpunkt<br />
ihrer Aktivitäten. In der Tat können wir durch gezielte Maßnahmen einzelne<br />
Arten erfolgreich „aufpäppeln“ und damit sogar vor dem Aussterben bewahren.<br />
Trotzdem: Die Fläche an intakten Naturräumen nimmt weltweit ständig ab. Reine<br />
Artenschutzmaßnahmen tragen nur selten zur Erhaltung von Ökosystemen bei.<br />
Die Arbeit der <strong>Zoologische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> im Tropengürtel Südamerikas<br />
und Südostasiens konzentriert sich daher auf die Erhaltung großer naturnaher Flächen,<br />
welche die Kernstücke von Naturräumen wie Tieflandregenwald oder Bergwald<br />
sind. Auch wir setzen in Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit auf charismatische<br />
Tiere als Zugpferde des Naturschutzes, da komplexe Ökosysteme ungleich<br />
schwerer zu veranschaulichen sind. Außerdem können einzelne Arten wichtige<br />
Indikatoren für den Zustand ihrer Lebensräume sein. Trotzdem sind ökologische<br />
Netze mit ihren wichtigen Funktionen wie Wasserspeicherung, Erosionsschutz oder<br />
Luftreinigung entscheidender für unser aller Zukunft als das Vorhandensein einer<br />
einzelnen Art. Dies bedeutet nicht, dass wir nicht alles daran setzen sollten, bedrohten<br />
Arten eine Zukunft auf unserer Erde zu ermöglichen. Aber bei aller berechtigten<br />
Sorge um den Schwund von Arten und genetischer Variation, gilt es doch, nie<br />
den Blick für das Ganze zu verlieren. Inzwischen gibt es auch zugkräftige<br />
wirtschaftliche Argumente für die Erhaltung der biologischen Vielfalt,<br />
doch darf die Rechtfertigung für Naturschutz nicht allein wirtschaftlichen<br />
Argumenten folgen, denn viele Elemente der<br />
biologischen Vielfalt sind nicht mit ihrem ökonomischen<br />
Wert zu begründen. Sie sind wie die Schöpfungen von<br />
Mozart oder Goethe. Wir können ohne sie überleben,<br />
aber unsere Welt wäre deutlich ärmer ohne sie.<br />
Im Rahmen unserer drei Programme Tropenwälder, Artenschutz<br />
und Inselschätze förderten wir im Jahr <strong>2004</strong> in Lateinamerika und Südostasien<br />
17 Projekte. Das Gesamtvolumen der Förderung lag bei rund 790.000 Euro.<br />
Das Programm Tropenwälder<br />
<strong>2004</strong> stand seitens der Referatsleitung ein Besuch der Projekte auf den Philippinen,<br />
in Vietnam und in Peru an. Obwohl beide Projekte in Asien sehr wohl mit beeindruckenden<br />
Erfolgen aufwarten können, zeigt sich schnell das eklatante Problem<br />
der Region: Die ohnehin sehr hohe Bevölkerungsdichte steigt noch weiter an und<br />
lässt nur sehr wenige Naturräume intakt. Besonders die Wälder sind schon jetzt zu<br />
kleinen Inseln geworden oder werden es spätestens innerhalb des nächsten Jahrzehnts<br />
werden. Diese Rahmenbedingungen stellen den Naturschutz vor ähnliche<br />
ZGF <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2004</strong>