Skala zur Sozialen Verantwortung (SV)-4061_SV_2012 - ZPID
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PSYNDEX Tests-Dokument: <strong>4061</strong> (Manuskriptfassung)<br />
Deutscher Test-Kurzname und Test-Langname:<br />
S<strong>SV</strong> - <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> (PSYNDEX Tests Abstract)<br />
Englischer Testname:<br />
Social Responsibility Scale/author<br />
Bibliografische Quelle:<br />
Bierhoff, H.W. (2000). <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> nach Berkowitz und Daniels: Entwicklung<br />
und Validierung. Diagnostica, 46 (1), 18-28.<br />
Autorenanschrift (Stand: 31.05.<strong>2012</strong>):<br />
Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, Arbeitseinheit<br />
Sozialpsychologie, Universitätsstr. 150, Gebäude GAFO, Ebene 04, D-44801 Bochum,<br />
hans.bierhoff@rub.de, http://www.ruhr-uni-bochum.de/soc-psy/team/bierhoff<br />
Altersbereiche<br />
Beschreibung des Verfahrens (Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, 31.05.<strong>2012</strong>)<br />
Die <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> kann von Erwachsenen bearbeitet werden.<br />
Durchführungszeit<br />
Die Bearbeitungsdauer für die <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> beträgt etwa 5 Minuten.<br />
Kurzfassung<br />
Diagnostische Zielsetzung:<br />
Die <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> (Bierhoff, 2000) dient der dispositionalen Messung von sozialer<br />
<strong>Verantwortung</strong>. Das Konzept der sozialen <strong>Verantwortung</strong> beinhaltet die Bereitschaft, sich gegenüber<br />
sozialen Adressaten verlässlich zu verhalten, und die Einhaltung sozialer Spielregeln. Mit der <strong>SV</strong> wird<br />
ein breites Spektrum von Bereichen abgedeckt, in denen soziale <strong>Verantwortung</strong> auftreten kann.<br />
Neben der Erfassung der globalen sozialen <strong>Verantwortung</strong> erlaubt die <strong>SV</strong> eine Binnendifferenzierung,<br />
indem die Teilaspekte "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer" und "Befolgung von<br />
sozialen Spielregeln" durch die Bildung von Subskalen berücksichtigt werden. Die <strong>SV</strong> ist für den<br />
Einsatz im schulischen und beruflichen Bereich geeignet. Ferner finden sich<br />
Anwendungsmöglichkeiten im Umwelt- sowie im wissenschaftlichen Bereich.
Aufbau:<br />
Der Fragebogen umfasst 22 Items, die die Gesamtskala bilden. Die Items werden auf einer 6-stufigen<br />
Likert-<strong>Skala</strong> beantwortet, wobei höhere Werte einer größeren Zustimmung zu der Aussage<br />
entsprechen. Die verbalen Endpunkte sind mit "sehr falsch" und "sehr richtig" bezeichnet. Um<br />
Antworttendenzen zu reduzieren, sind neun der Items invertiert (Item 2, 3, 4, 6, 7, 12, 13, 17, 20 der<br />
Gesamtskala). Eine Differenzierung der <strong>Skala</strong> in zwei Subskalen ist möglich. Die Subskala "Erfüllung<br />
von berechtigten Erwartungen anderer" beinhaltet die Items 2, 6, 9, 11, 12, 13, 14 und 16; die<br />
Subskala "Befolgung von sozialen Spielregeln" umfasst die Items 3, 4, 5, 7, 15, 19, 20 und 22.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, "soziale <strong>Verantwortung</strong>" mittels einer Kurzskala zu erfassen, die<br />
aus acht Items besteht. Sie setzt sich aus den Items 8, 9, 10, 11, 14, 16, 19 und 22 zusammen. Für die<br />
Auswertung wird jeweils das arithmetische Mittel der entsprechenden <strong>Skala</strong> berechnet.<br />
Grundlagen und Konstruktion:<br />
Die <strong>SV</strong> stellt die deutsche Übersetzung der <strong>Skala</strong> <strong>zur</strong> Messung der sozialen <strong>Verantwortung</strong> nach<br />
Berkowitz und Daniels (1964) dar. <strong>Verantwortung</strong> wird als Bereitschaft <strong>zur</strong> Übernahme von<br />
Verpflichtung verstanden, die als normative Überzeugung die Handlungen einer Person beeinflusst.<br />
Diese überdauernde Handlungsdisposition lässt sich als Persönlichkeitsmerkmal auffassen, das<br />
unterschiedliche Grade von sozialem <strong>Verantwortung</strong>sbewusstsein zum Ausdruck bringt. Inhaltlich ist<br />
soziale <strong>Verantwortung</strong> dabei einerseits durch die Bereitschaft, sich gegenüber sozialen Adressaten<br />
verlässlich zu verhalten und sich dafür auch persönlich zu engagieren, andererseits durch die<br />
Verwendung fairer Mittel und allgemein durch die Einhaltung sozialer Spielregeln gekennzeichnet.<br />
Die ins Deutsche übersetzten Items wurden einer Ausgangsstichprobe (n = 394) und einer<br />
Replikationsstichprobe (n = 110) vorgelegt, auf deren Daten die Analyse der psychometrischen<br />
Qualität des Fragebogens (nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie) beruht. Ferner wurde anhand<br />
einer wiederholten Messung die Retestreliabilität nach fünf Wochen (n = 80) berechnet.<br />
Faktorenanalytische Ergebnisse legen die Binnendifferenzierung in die beiden Subskalen "Erfüllung<br />
von berechtigten Erwartungen anderer" und "Befolgung von sozialen Spielregeln" nahe, die positiv<br />
miteinander korrelieren. Die gemeinsame Varianz beträgt maximal 12.25 %. Jeweils die acht Items<br />
wurden ausgewählt, die in der Ausgangsstichprobe nur auf einem der beiden gefundenen Faktoren<br />
eine Ladung von .30 oder größer aufwiesen. Zudem wurde eine Kurzskala aus jenen acht Items der<br />
Gesamtskala gebildet, die in der Ausgangsstichprobe die höchsten Ladungen auf der ersten<br />
Hauptkomponente aufwiesen.<br />
Empirische Prüfung und Gütekriterien:<br />
Reliabilität: Für die Gesamtskala konnte mit einer internen Konsistenz von Alpha = .77<br />
(Ausgangsstichprobe) bzw. Alpha = .80 (Replikationsstichprobe) jeweils ein zufriedenstellender Wert<br />
ermittelt werden. Für die Kurzskala fanden sich Werte von Alpha = .75 und Alpha = .71, für die<br />
beiden Subskalen lagen die Werte bei .65 < = Alpha < = .70. Nach fünf Wochen ließ sich ein<br />
Stabilitätskoeffizient von r = .80 feststellen.<br />
Validität: Die Ergebnisse der Hauptkomponentenanalyse sprachen einerseits für einen<br />
dominanten ersten Faktor und somit für eine einfaktorielle Struktur der <strong>Skala</strong>. Andererseits ließen
die faktorenanalytischen Ergebnisse auf Basis einer schiefwinkligen Rotation die Bildung von zwei 8-<br />
Item-Teilskalen zu, die der Messung von <strong>SV</strong>1 = "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer"<br />
und <strong>SV</strong>2 = "Befolgung von sozialen Spielregeln" dienen können. Die Ähnlichkeit der Faktorenstruktur<br />
erwies sich in der Ausgangs- und in der Replikationsstichprobe als hoch. Für die Konstruktvalidität<br />
sprechen positive Zusammenhänge der <strong>SV</strong> mit internalen Kontrollüberzeugungen und Empathie.<br />
Ferner fanden sich negative Zusammenhänge mit Fehlschlag- und Konfliktangst sowie mit<br />
Verantwortlichkeitsabwehr. Weiterhin zeigte sich ein unterschiedliches Korrelationsmuster für die<br />
beiden Subskalen, das für ihre Eigenständigkeit spricht (s. auch Bierhoff & Rohmann, 2004). In einer<br />
Studie mit ehrenamtlichen Helfern ergab sich, dass die <strong>SV</strong> positiv mit dem Motiv zusammenhing, aus<br />
sozialer <strong>Verantwortung</strong> zu helfen, während die Korrelation mit politischer <strong>Verantwortung</strong> gering<br />
ausfiel (Bierhoff, Schülken & Hoof, 2007). Die Kriteriumsvalidität des Verfahrens wird durch die<br />
Ergebnisse einer Laboruntersuchung unterstützt. Hier zeigte sich, dass insbesondere die Subskala<br />
"Erfüllung der berechtigten Erwartungen anderer" mit dem Ausmaß an gezeigter Hilfeleistung<br />
zusammenhängt. Für die Korrelation zwischen sozialer <strong>Verantwortung</strong> und sozialer Erwünschtheit<br />
zeigte sich ein Koeffizient von r = .43 (p < .001), so dass davon auszugehen ist, dass soziale<br />
<strong>Verantwortung</strong> nicht völlig unabhängig von sozialer Erwünschtheit ist. Die gemeinsame Varianz<br />
beträgt etwa 18.5 %.<br />
Normen: Normwerte liegen nicht vor.<br />
Bewertung<br />
Die <strong>SV</strong> ermöglicht die Erfassung von sozialer <strong>Verantwortung</strong> als Disposition. Berechnungen <strong>zur</strong><br />
psychometrischen Qualität belegen die Eignung der <strong>Skala</strong> <strong>zur</strong> Erfassung des Konstrukts der sozialen<br />
<strong>Verantwortung</strong>. Durch die Nähe <strong>zur</strong> Originalskala von Berkowitz und Daniels (1964) ist internationale<br />
Vergleichbarkeit gegeben. So können Studien mit der <strong>SV</strong> mit Arbeiten verglichen werden, in denen<br />
die englische Originalskala eingesetzt wurde. Zudem handelt es sich bei dieser <strong>Skala</strong> mit 22 Items um<br />
ein ökonomisches Messinstrument. Die <strong>SV</strong> leistet einen bedeutenden Beitrag <strong>zur</strong> quantitativen<br />
Erfassung von sozialer <strong>Verantwortung</strong>. Mit Blick auf das zu konstatierende zunehmende Interesse an<br />
der <strong>Verantwortung</strong>sthematik im Allgemeinen (z. B. Reichle & Schmitt, 1998) und der "Corporate<br />
Social Responsibility" im Unternehmen (Blohm, Frey & Traut-Mattausch, <strong>2012</strong>) bzw. der<br />
pädagogischen <strong>Verantwortung</strong> von Lehrern (Lauerman & Karabenick, 2011) im Besonderen erscheint<br />
die Thematik der <strong>Sozialen</strong> <strong>Verantwortung</strong> für die Diagnostik als zunehmend wichtig.<br />
Literatur<br />
Berkowitz, L. & Daniels, L.R. (1964). Affecting the salience of the social responsibility norm: Effects of<br />
past help on the response to dependency relationships. Journal of Abnormal and Social<br />
Psychology, 68, 275-281.<br />
Bierhoff, H. W. (2000). <strong>Skala</strong> der sozialen <strong>Verantwortung</strong> nach Berkowitz und Daniels: Entwicklung<br />
und Validierung. Diagnostica, 46, 18-28.<br />
Bierhoff, H.W. & Rohmann, E. (2004). Altruistic personality in the context of the empathy-altruism<br />
hypothesis. European Journal of Personality, 18, 351-365.<br />
Bierhoff, H.W., Schülken, T. & Hoof, M. (2007). Skalen der Einstellungsstruktur ehrenamtlicher Helfer<br />
(SEEH). Zeitschrift für Personalpsychologie, 6, 12-27.
Blohm, G., Frey, D. & Traut-Mattausch, E. (<strong>2012</strong>). Ein psychologisches Rahmenmodell <strong>zur</strong><br />
Beschreibung von Wirkprozessen der organisierten Freiwilligentätigkeit in Betrieben<br />
(Corporate Volunteering). Wirtschaftspsychologie, 14, 60-69.<br />
Lauermann, F. & Karabenick, S.A. (2011). Teacher responsibility into account(ability): Explicating its<br />
multiple components and theoretical status. Educational Psychologist, 46, 122-140.<br />
Reichle, B. & Schmitt, M. (1998). <strong>Verantwortung</strong>, Gerechtigkeit und Moral. Weinheim: Juventa.