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INHALTSVERZEICHNIS<br />

Anatomie Titus Fall of Rome<br />

Ein Shakespearekommentar<br />

WE ARE CAMERA / jasonmaterial<br />

Onkel Wanja<br />

Kampf des Negers und der Hunde<br />

Dantons Tod<br />

Das Werk<br />

deadline<br />

Sommergäste<br />

Wilde – Der Mann mit den traurigen Augen<br />

Wolf


Anatomie Titus Fall of Rome.<br />

Ein Shakespeare Kommentar.<br />

von Heiner Müller<br />

Münchener Kammerspiele<br />

Regie – Johan Simons<br />

Bühne – Bert Neumann<br />

Kostüme – Nina von Mechow<br />

Licht – Max Keller / Jan-Christof Haas<br />

Musikalische Einrichtung – Bo Koek<br />

Dramaturgie – Koen Tachelet / Tilman Raabke<br />

Titus Andronikus – André Jung<br />

Marcus – Michael Neuenschwander<br />

Lucius – Paul Herwig<br />

Lavinia – Nina Kunzendorf<br />

Saturnin – Matthias Bundschuh<br />

Bassian – Stephan Zinner<br />

Tamora – Marion Breckwoldt<br />

Demetrius – René Dumont<br />

Chiron – Lorenz Nufer<br />

Aaron – Hans Kremer<br />

Ein Gote – Martin Butzke<br />

Eine Gotin – Mira Partecke<br />

Ein Entertainer – Wolfgang Pregler<br />

Dauer der Aufführung 1 Stunde 45 Minuten, ohne Pause<br />

Premiere am 15. November 2003, Schauspielhaus<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

1. Mai und 2. Mai 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Johan Simons<br />

1946 geboren, arbeitete auch als Schauspieler und Choreograph. Zusammen mit<br />

dem Musiker und Regisseur Paul Koek leitete er die Theatergroep Hollandia und ist<br />

seit Beginn der Spielzeit 2001 künstlerischer Direktor des ZT Hollandia (früher:<br />

Theater Het Zuidelijk Toneel) in Eindhoven. Johan Simons zählt zu den wichtigsten<br />

Regisseuren in den Niederlanden. Er inszenierte unter anderem "Teorema", "Leonce<br />

und Lena" von Büchner, "De val von Mussolini" von Dick Raaijmakers, "Zwei<br />

Stimmen" (wurde mit dem Preis der besten Inszenierung beim Het Theaterfestival<br />

1997 ausgezeichnet), "Der Schweinestall" von Pier Paolo Pasolini und zusammen<br />

mit Paul Koek "Ungelöschter Kalk" und "Der Fall der Götter" nach Luchino Visconti,<br />

das 2001 bei den Salzburger <strong>Festspiele</strong>n zu sehen war. Mit der preisgekrönten<br />

Aufführung "Zwei Stimmen" und einer Reihe anderer Produktionen war er regelmäßig<br />

Gast bei internationalen Festivals, unter anderem bei den Ruhrfestspielen<br />

Recklinghausen, dem Theater der Welt in Dresden (1996), dem Festival<br />

Theaterformen in Braunschweig (1998), den Wiener Festwochen und beim Het<br />

Theaterfestival in Brüssel und Amsterdam. An den Münchner Kammerspielen waren<br />

bereits "Der Fall der Götter" und "Zwei Stimmen" als Gastspiele eingeladen, in der<br />

neuen Spielzeit wird seine Produktion "Gen (What dare I think?)" zu sehen sein.<br />

"Anatomie Titus" ist Simons erste Inszenierung an den Münchner Kammerspielen.


WE ARE CAMERA / jasonmaterial<br />

von Fritz Kater<br />

Thalia Theater Hamburg<br />

Regie – Armin Petras<br />

Ausstattung – Bernd Schneider, Natascha von Steiger<br />

Dramaturgie – Juliane Koepp<br />

Ernst – Peter Moltzen<br />

Paula – Natali Seelig<br />

Mirco – Hans Löw<br />

Sonja – Fritzi Haberlandt<br />

John Superman – Stephan Johannes Richter<br />

Konterganskinhead<br />

multiple Persönlichkeit<br />

Ein Auftragswerk des Thalia Theaters<br />

Dauer der Aufführung 2 Stunden 45 Minuten, mit Pause<br />

Uraufführung am 6. Dezember 2003 Thalia in der Gaußstraße<br />

Hebbel am Ufer<br />

HAU 2<br />

3. und 4. Mai 20.00 Uhr<br />

5. Mai 14.30 Uhr und 21.00 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Armin Petras<br />

1964 in Meschede geboren, siedelt 1970 mit seinen Eltern in die ehemalige DDR<br />

über. 1985-87 studiert er an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in<br />

Berlin Schauspiel und Regie. 1987 inszeniert er in Nordhausen "Wolokolamsker<br />

Chaussee 1 -3" von Heiner Müller, verlässt im Jahr darauf die DDR und geht in die<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Er arbeitet an den Münchner Kammerspielen, am Theater am Turm in Frankfurt am<br />

Main, am Kleist Theater Frankfurt/Oder, am Schauspiel Chemnitz, an den Freien<br />

Kammerspielen Magdeburg, am Schauspiel Leipzig, am Nationaltheater Mannheim,<br />

am Volkstheater Rostock , am <strong>Berliner</strong> Ensemble, an der Volksbühne am Rosa-<br />

Luxemburg-Platz, am Schauspiel Hannover und am Münchner Residenztheater.<br />

Nach drei Jahren 1996-99 als Oberspielleiter in Nordhausen wird er<br />

Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. Seit dem Sommer 2001 ist Armin<br />

Petras fester Regisseur am Schauspiel Frankfurt. Dort leitet er die Spielstätte in der<br />

Schmidtstrasse.<br />

Am Thalia Theater Hamburg inszeniert er im Herbst 2000 in der Gaußstraße "Der<br />

Schrei des Elefanten" von Farid Nagim und in den folgenden Jahren alle drei Stücke<br />

der Heimat-Trilogie von Fritz Kater: "Fight City. Vineta", "zeit zu lieben zeit zu<br />

sterben" und "WE ARE CAMERA/jasonmaterial". Die zwei letztgenannten wurden<br />

zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen eingeladen.<br />

Im März 2004 inszenierte er am Thalia Theater "Die Ratten" von Gerhart Hauptmann.


Spiegel Online - Kultur 07. Dezember 2003<br />

Feuerwerk im Kater-Kosmos<br />

Von Werner Theurich<br />

Kleiner Rahmen, große Wirkung: Fritz Katers neues Stück brauchte nur fünf<br />

Personen und moderate Technik, um BRD und DDR konzentriert und beispielhaft<br />

abzuhandeln. Bei "We are camera/Jasonmaterial" blickte der Zuschauer sofort durch<br />

- nicht nur wegen der raffinierten Kameraführung.<br />

Hamburg - Die zweite Spielstätte des Hamburger Thalia Theaters in der Altonaer<br />

Gaußstraße ist klein. Rund 200 Plätze hat der Saal an diesem Abend zur<br />

Uraufführung des neuen Stückes "We are camera/Jasonmaterial" von Fritz Kater, mit<br />

dem der Autor seine viel bejubelte "Harvest"-Triologie- abschloss, die er als<br />

Auftragswerk für das Thalia Theater verfasst hatte. Armin Petras (Jahrgang 1964) ist<br />

natürlich der Regisseur, der mit seinem Autoren-Alter-ego Fritz Kater eine raffiniert<br />

witzige Doppelbesetzung auf die Theaterszene losgelassen hat, die ihm viel<br />

Freiraum für Witz und Versteckspiel lässt. Ein Spiel, das allen gefällt, weil es große<br />

Dinge konzentriert, aber nicht verkleinert. Das funktioniert auf Bühnen wie in der<br />

Gaußstraße am besten. Ein bescheidener Rahmen also, den das Deutschland-Stück<br />

von Beginn an mühelos und lustvoll sprengte - und das nicht nur, weil der<br />

Theaterraum zwischen Bühne und Publikum redlich geteilt war.<br />

Recht so, denn die Geschichte vom Wissenschaftler Ernst, der zu Sylvester 1969 mit<br />

seiner Frau Paula und zwei Kindern, Mirco und Sonja, über Finnland in die DDR<br />

reist, braucht schon einen cinemascopischen Raum, der sich vor den Zuschauern<br />

kinomäßig auffächert. Ernst ist Spion und liefert Dinge, hinter denen auch andere her<br />

sind, seine Kinder und seine Frau haben nicht viel mit seiner_ Ambitionen am Hut,<br />

wollen weder nach Finnland noch in die DDR. Kein glorreicher Held wie Jason auf<br />

der Suche nach dem Goldenen Vlies, aber eben auf dem Weg - "Jason-Material",<br />

bestenfalls. Eine fünfte Figur kreist in wechselnden Personifikationen um das<br />

Familien- und Filmszenario. Agentenstory, Melodram, Komödienstoff, alles ist in "We<br />

are camera", und die Kamera ist der stumme Kommentator von fast allem, was auf<br />

der Bühne geschieht. Sei es der rohe und laute Streit der Eheleute, sei es die<br />

schnelle Kopulation von Paula mit dem Hotelpagen, der selber Spion ist, immer ist<br />

das Auge der Distanz präsent. Wir sehen durch die Kamera, das Publikum und die<br />

Akteure. Sie spielen, und sie zeigen, wie sie spielen. Das hört sich nach Brecht an,<br />

ist aber Kater pur.<br />

Schnelle Schnitte, harte Gegensätze<br />

Und Kater bedient sich gern und oft der Filmseh-Gewohnheiten des Publikums.<br />

Schnelle Schnitte, harte Gegensätze, viel stimmungsfördernde Musik. Natürlich<br />

reißen in Szenen, die Ende der Siebzigerjahre spielen, die Sex Pistols die<br />

emotionalen Kratzwunden, und es ist natürlich Sid Vicious’ "My Way“-Version", die<br />

am Knast- und Alkohol-Ende von Ernst den Kommentar abaibt. Dazwischen<br />

wechseln mit Miles Davis' "All Blues" und Verletzungsballaden vom schon alten


Johnnv Cash die Szenen und Situationen. Hoch emotional„ aber dennoch nur e i ne<br />

Grundierte Fläche für das Ensemble, das für die wahren Wunder sorgt.<br />

Multitasking ist das Gebot des kleinen Rahmens: Alles sind mal mit der Kamera dran,<br />

füllen die rechts vom Publikum platzierte Leinwand mit Dokubilder. oder launigen<br />

Zeichnungen und Skizzen, in denen Figuren und Kommentare eingeschoben oder<br />

einfach hinein gezeichnet werden. Retardierende Momente vor den detailliert<br />

ausgeformten SpieIszenen, denn bei aller virtuosen und witzigen Technik vertraut<br />

Kater/Petras vor allem seinen Schauspielern und bietet ihnen viel Raum - Dialoge,<br />

Monologe, Körperaktion und Pantomime, ein großer Katalog an klassischer<br />

Bühnenweisheit. Und umso schöner, wenn ein Team wie das vom Thalia dies<br />

ausnutzen kann.<br />

Seitenpfade und Haarnadelkurven<br />

Fritzi Haberlandt, längst ein Jungstar eigener Ordnung, ist ein Wunder. Sie spielt die<br />

Tochter Sonja, mal fünf Jahre-, mal fünfundzwanzig - , Kind, Schwangere, verletzt und<br />

vergrätzt, ein extrovertierter Bilderbogen an Schauspielerei. Fritz Katers Weg zum<br />

"Volksstück" windet sich natürlich auf Seitenpfaden und durch gewagte<br />

Haarnadelkurven, doch die Schauspieler dürfen das Steuer der Hand halten. Sonjas<br />

Bruder Mirco, gespielt von Hans Löw, agiert zurückhaltend und perfekt ergänzend zu<br />

Haberlandts beinahe entrücktem Spiel, dennoch pointiert, komisch, schlaksig<br />

verdreht. Fritzi Haberlandt kennt sich in Katers Kosmos bestens aus, sie spielte in<br />

den beiden ersten Stücken der Heimat-Triologie ("Fight City.Veneta" und "zeit zu<br />

lieben zeit zu sterben") mit, Hans Löw war auch beim zweiten Teil dabei.<br />

Peter Moltzen und Natali Seelig umkreisen sich als Ehepaar in Krise, mal Realitysoapmäßig<br />

schrill im TV-Zuschnitt, mal als Tragöden von Gravität und Tiefe. Nur<br />

schnell muss es gehen, denn – "we are" schließlich "camera" – der nächste Schnitt<br />

wartet schon. Gleich in vier Rollen wirbelt Stephan Johannes Richter zwischen<br />

Familienmitgliedern hin und her, er ist nicht zuletzt Gegenspieler-Spion und Rivale<br />

von Weitenwanderer Ernst.<br />

Navigation per Leuchtanzeige<br />

Die breite Bühne – man kann getrost sie als sechsten – kommt mit knappen, aber<br />

effizienten Mitteln aus. Sylvesterfeuerwerk mit Feuerzeugen, Schneesturm aus<br />

Zeitungsschnipseln im Styroporschnee, Hotelzimmer aus Glamour durch einen<br />

Lamettavorhang an Kleiderständern: Die Ausstatter Natascha von Steiger und Bernd<br />

Schneider sind mit ihren Ideen immer auf Texthöhe, es macht Spaß, sich auf die<br />

nächste Idee zu freuen, toll flankiert von der Beleuchtung. Durch die eigenwillige<br />

Bühnenausbreitung gewinnen die tief gestaffelten Handlungsebenen wie von selbst<br />

innere Logik und Struktur. Zur Sicherheit läuft bei allen Szenen eine Leuchtschrift mit<br />

Zeit und Ort über dem Bühnenausgang: Im Kater-Kosmos navigiert man leicht.<br />

Es gibt kein Entkommen, aber auch keine Konfusion. Armin Petras/Fritz Kater, der<br />

keine Lösungen, sondern nur eine Geschichte anbieten will, sagt Privates über<br />

deutsche Historie, aber die Wahrheit ist für ihn ohnehin eine persönliche Sache. Die<br />

Wahrheit der Autorenfigur Fritz Kater jedenfalls hatte einen großen Abend, nicht<br />

zuletzt wegen der exzellenten, zu Recht begeistert gefeierten Schauspieler der<br />

ersten Thalia-Garde. Aber auch, weil wiederum eine Darstellung dessen gelang, was<br />

Theater heute sein kann. Im kleinen Rahmen ein Kosmos, so klein, so groß. Im<br />

Wortsinn wunderbar.


Onkel Wanja<br />

von Anton Tschechow<br />

Deutsch von Werner Buhss<br />

Bayerisches Staatsschauspiel München<br />

Regie – Barbara Frey<br />

Bühne, Kostüme – Bettina Meyer<br />

Video – Bert Zander<br />

Licht – Falk Hampel<br />

Dramaturgie – Laura Olivi<br />

Alexander Wladimirowitsch Serebrjakow,<br />

emeritierter Professor – Thomas Holtzmann<br />

Jelena Andrejewna, seine Frau – Sunnyi Melles<br />

Sofia Alexandrowna (Sonja),<br />

seine Tochter aus erster Ehe – Anna Schudt<br />

Maria Wassiljewna Woinizkaja, Witwe eines Geheimrats,<br />

Mutter der ersten Frau des Professors – Elisabeth Rath<br />

Iwan Petrowitsch Woinizki, ihr Sohn – Rainer Bock<br />

Michail Lwowitsch Astrow, Arzt – Stefan Hunstein<br />

Ilja Iljitsch Telegin, verarmter Gutsbesitzer – Helmut Stange<br />

Marina, das alte Kindermädchen der Familie, genannt Tantchen – Helga Grimme<br />

Vorstellungsdauer 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause<br />

Premiere am 26. Juni 2003 im Residenz Theater<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

4. und 5. Mai 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Barbara Frey<br />

Barbara Frey, geboren 1963 in Basel. Schlagzeugerin und Theaterregisseurin.<br />

Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich.<br />

Ab 1988 Regieassistentin, Musikerin und Schauspielerin am Theater Basel. Seit<br />

1992 Inszenierungen am Theater Basel, Nationaltheater Mannheim, Theater<br />

Neumarkt Zürich und dem Schauspielhaus Hamburg.<br />

1999-2001 Hausregisseurin an der <strong>Berliner</strong> Schaubühne, dort inszeniert sie u. a. die<br />

Uraufführung von „Vor langer Zeit im Mai“ von Roland Schimmelpfennig und „Ubu“<br />

von Alfred Jarry.<br />

Lehraufträge an Theaterhochschulen (u. a. Universität der Künste, Berlin).<br />

Regelmäßige Arbeit am Theater Basel, zuletzt „Drei Mal Leben“ von Yasmina Reza,<br />

„Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ von Lukas Bärfuss und „Amphitryon“ von<br />

Kleist.<br />

Ihre erste Arbeit am Bayerischen Staatsschauspiel ist 2002 „Endspiel“ von Samuel<br />

Beckett, 2003 inszeniert sie „Onkel Wanja“ von Anton Tschechow, im April 2004 hat<br />

Racines „Phädra“ Premiere im Residenz Theater.


Kopf hoch! Ein Liebesüberfall!<br />

Onkel Wanjas Witz: Barbara Frey entdeckt im Münchner Residenztheater Tschechow<br />

Wenn in „Onkel Wanja" von 1896,<br />

Tschechows kürzestem Stück, am Ende<br />

Sonja und Wanja am Kontortisch sitzen<br />

und „für andere arbeiten, jetzt und auch im<br />

Alter, Ohne Ruhe zu kennen" und „die<br />

Versuchungen ertragen, die das Schicksal<br />

uns bringt' und erst ..jenseits des Grabes<br />

sagen, daß wir gelitten haben, daß wir<br />

geweint haben, daß es uns bitter schwer<br />

war", und wenn dann Sonja sich hinüber zu<br />

Gott und den Engeln träumt und den<br />

Himmel „ganz in Diamanten'` erblickt und<br />

insgesamt fünfmal ,,Wir werden ausruhen!"<br />

seufzend-hoffend ruft, während jetzt noch<br />

das Leben als unaufhörliche Arbeit und<br />

Fron auf ihnen lastet wie ein großer, grauer<br />

Fluch, dann würde selbst der<br />

weichgesottenste Gewerkschafter sofort<br />

die Nullstundenwoche bei vollem<br />

Lohnausgleich fordern mögen. Mit<br />

tränenüberströmtem Gesicht.<br />

Nun aber plötzlich, im Münchner<br />

Residenztheater, zieht Sonja ihr<br />

rosafarbenes Jersey-Jäckchen enger um<br />

die Schultern, greift in den Bund ihres<br />

Rockes, holt dort Zigaretten und<br />

Feuerzeug hervor, greift in den<br />

Schuhkarton mit den liegengebliebenen<br />

Rechnungen und macht sich, genußvoll<br />

und tief den Rauch inhalierend, über<br />

Zahlen und Fakten her, als lese sie darin<br />

den geglückten Liebesroman, den sie<br />

zuvor mit dem Doktor nicht hatte ausleben<br />

können. Und Wanja schnorrt bei ihr<br />

grinsend eine Kippe. faltet aus<br />

Geschäftsbriefen Papierschwalben, die er<br />

ihr zuwirft wie ein alberner Schulbub. Als<br />

flögen damit alle seine Sehnsüchte, die er<br />

vergeblich auf Jelena geworfen hatte, die<br />

junge zweite Frau des alten Professors. auf<br />

den er dann auch (,.Peng, daneben!") zwei<br />

richtige Wut- und Eifersuchtspistolenkugeln<br />

abgefeuert hatte, nun durch die Luft wie<br />

komische Geisterfunken. Von Fluch und<br />

Last keine Spur. Es herrscht eine<br />

unbeschreibliche Freude.<br />

Anna Schudt und Rainer Bock spielen die<br />

Sonja und den Wanja, Nichte und Onkel, in<br />

einen seltsamen Heiterkeitsrausch hinein:<br />

Arbeit als Glück, Tollheit, ja Abenteuer. Als<br />

hätten sie etwas Seltenes, Aussterbendes<br />

in Kinderhänden und dürften von nun an<br />

damit ganz allein spielen. Und die ganze<br />

Schießerei und Liebelei und das um Küsse<br />

Betteln und Schmachten waren nur<br />

irrwitzige Ablenkungen vom wahren Glück.<br />

Von nichts reden ja Tschechows im Leben<br />

und in der Liebe verlorene Menschen mehr<br />

als vom Arbeiten (und nichts tun sie<br />

weniger). Es ist daher schon ein bißchen<br />

mehr als nur genial, wenn die knapp<br />

vierzigjährige Regisseurin Barbara Frey,<br />

die schon bisher dadurch auffiel, daß sie<br />

nach den Freuden im Tragischen suchte<br />

(eine Trauerkloßzerlegerin, die der<br />

jugendtrüben <strong>Berliner</strong> Schaubühne zum<br />

Beispiel , zu frohgemut war), nun einfach<br />

den Tschechow ganz naiv-fröhlich beim<br />

Zukunftswort nimmt. So entdeckt sie ein<br />

völlig neues Stück. ..Onkel Wanja'` - eine<br />

Arbeitsunterbrechungskomödie. Labor<br />

interruptus. Jeder Interruptus ist komisch.<br />

Wanjas Witz, den Rainer Bock aus der<br />

Hüfte heraus in ; eine grotesk schlaffe<br />

Rückenlage kippen läßt, stakst<br />

unaufhörlich wie ein unterbrochener Storch<br />

durch den Liebessalat - wo doch das Futter<br />

ganz wo anders liegt.<br />

Der Tisch, an dem Sonja und Wanja am<br />

Schluß sitzen, ist der Mittelpunkt der sonst<br />

leeren Bühne: Zentrum und Altar. Er ist<br />

noch voller Cognac-, Wodka-, Whisky-.<br />

Gin-Flaschen, Käse- und Brotzeitteller,<br />

unter denen die Geschäftsakten des<br />

Gutes, das die beiden bewirtschaften<br />

müssen, fast völlig verschwunden sind.<br />

Und ein altes Radio mit herrlichem grünen<br />

LeuchtröhrenAuge thront über allen<br />

Flaschen wie ein Götze. Lauter<br />

Ablenkungsinstrumente, mit denen<br />

dauernd das Schönste, die Arbeit,<br />

unterbrochen wurde - fürs Zweitschönste:<br />

die Liebe. Dauernd hieß es: Kopf hoch!<br />

Dies ist ein Liebesüberfall! In Andrea<br />

Breths „Wanja"-Inszenierung, 1998 in<br />

Berlin (später nach Wien mitgenommen),<br />

war die Liebe wie ein wirbelnder<br />

Geisterspuk über die Menschen<br />

gekommen; bei Barbara Frey wie ein<br />

grotesker Gangster-Coup. Es ist wohl kein<br />

Zufall, daß die beiden eindringlichsten,<br />

komischsten und leichtesten „Wanja"-<br />

Erkundungen unserer Zeit von intelligenten<br />

Frauen in Szene gesetzt wurden: Sie<br />

kennen wohl den Preis besser, den Liebe<br />

und Leben kosten.<br />

Gleich zu Beginn sitzt an einem der vielen<br />

Klappsessel, die in die weißen kahlen<br />

Wände ringsum eingelassen sind, der<br />

Doktor. Stefan Hunstein hängt an der<br />

Wand wie erschossen, ein aggressives, in<br />

die Enge getriebenes, strubbeliges<br />

Mannstier, unterm Strich seiner<br />

Lebensbilanz mit Müh und Not als<br />

schwarze Null angekommen, bewußt- und<br />

haltlos und über sich und seine Hobbys<br />

und Fanatismen (Wald pflegen, Natur<br />

retten, Schöpfung bewahren, Arbeiter<br />

operieren und dergleichen Blabla) lauthals<br />

und zynisch lachend. In Wahrheit giert er<br />

nach Wodka und Weibern. Weiß aber gar<br />

nicht, daß seine Gier gar nicht mehr ihm<br />

gehört.<br />

Also muß er zu dem lächerlichen und<br />

urkomisch in ein blaßblaues Fähnchen<br />

gewickelten und auf hohen weichen<br />

Tennisstiefelchen daherlatschenden<br />

Wesen „Friß mich, kleines Raubtier!"<br />

sagen, worauf die Blonde, die sich rasch<br />

noch heimlich schminkt und diverse Bein-<br />

und Spreizstellungen ausprobiert erst<br />

empört schnutig abhaut, im nächsten<br />

Moment aber in wilder Umschlingung den<br />

Mediziner kopulierend an die Wand<br />

klatscht, dieweil Onkel Wanja, der auch<br />

hinter ihr her sein muß, obwohl ihm<br />

Buchhaltung viel besser bekäme, mit<br />

unsagbar peinlich gesenktem Kopf einen<br />

Rosenstrauch dem stöhnenden Paare<br />

entgegenhält und „Ist gar nicht schlimm!'`<br />

sagt.<br />

Und es ist nicht schlimm. Es denunziert die<br />

Figuren nicht. Macht sie nicht lächerlich,<br />

überfährt sie nicht. Sondern treibt sie in<br />

einen leichten, wunderhellen, urkomischen<br />

Wahnsinn hinein. Sie wissen wirklich nicht,<br />

was sie tun. Wie Kinder, die von ihren<br />

Lebenshausaufgaben weg- und auf die<br />

Straße laufen und sich dort an wilden<br />

Spielen berauschen - bis das Leben ihnen<br />

eins hintendrauf gibt.<br />

Sunnyi Melles ist als Jelena das größte<br />

und kindsköpfigste dieser Kinder. Die junge<br />

Frau eines alten Professors, dessen erster<br />

gestorbener Frau das Gut gehört, das<br />

Sonja, seine Tochter, und Wanja, der<br />

Bruder der ersten Frau, bewirtschaften, ist<br />

nicht wie sonst in „Wanja"-Inszenierungen<br />

das freibleibend geheimnisvoll verquälte<br />

erotische Angebot für den Doktor und<br />

Wanja. Sie ist die erste Liebesspielerin und<br />

Ablenkerin. Naiv und unschuldig. Eva fatal.<br />

Die total veräußerlichte Frau. Sie köpft<br />

Flaschen, fläzt sich in Stühlen, flirtet mit<br />

ihrem Mann, dem sie kichernd verspricht:<br />

„Wart doch ab, bald bin ich auch alt.'` Sie<br />

hilft dem plötzlich halb nackt vor ihr<br />

stehenden Wanja, der ihre Hand auf<br />

seinen Hosenladen preßt (,Mein Gott, ist<br />

das eklig"), wieder ins Hemd. Sie treibt den<br />

Doktor in die Ekstase der Stell-dich-nichtso-an!-Schnoddrigkeiten.<br />

Sie formt und<br />

macht als superoxydblaß strahlende Hexe<br />

und Circe aus allem Männlichen ringsum<br />

rührend schweinische Liebhaber. Selbst<br />

ihren Mann, den gichtigen, trockenen<br />

Professor, verzaubert sie zum Beau wider<br />

Willen, der den Künstlerschal überm<br />

schwarzen Anzug trägt, hie und da<br />

verzweifelte Küsse bei ihr sucht. Wenn sie<br />

ihn maliziös fragt: ,.Was willst du von<br />

mir?", muß er einfach .,Nichts'` sagen,<br />

denn er wird nichts mehr von ihr wollen<br />

können. Thomas Holtzmann spielt ihn mit<br />

sonorer Noblesse als wehen geriatrischen<br />

Clown und emeritierten Lover. Wenn er<br />

„Herrschaften, man muß was tun" seufzt<br />

und dabei weinend auf den Boden stampft,<br />

dann hat er das Primat der Arbeit vor der<br />

Liebesarbeitslosigkeit sehr komisch<br />

behauptet.<br />

Dann fällt Wanjas Schuß, aus dem Radio<br />

tönen Rachmaninow und Prokofjew,<br />

Sehnsuchts- und Liebesmelodien, hart<br />

erarbeitet durchs Rauschen der Röhren,<br />

man schmollt und drückt sich an Wänden<br />

entlang, greift nach Rocksäumen, kann<br />

sich kaum noch in die Augen sehen und<br />

schüttelt langsam die<br />

durcheinandergebrachten Seelen wieder<br />

aus wie einen flohverseuchten Teppich.<br />

Die Liebe nämlich war eine Höllenmacht im<br />

schwülen Sommer. Jetzt ist das vorbei. Der<br />

klare Winter kommt, Jelena und ihr<br />

Professor reisen ab. Nun geht's wieder an<br />

die Arbeit. Die Flohstiche aber aus der<br />

Hölle sind nicht vergessen. Sie leuchten<br />

wie entzündete, tolle Seelenpickel. Und<br />

wenn Sonja schwärmt: .Wir werden<br />

ausruhen!", dann wird keine Ruhe sein,<br />

sondern in der Ruhe ein unheimliches<br />

Gelächter, das die Erinnerung an die Flöhe<br />

hervor<strong>kit</strong>zelt. Solange man noch Arbeit hat,<br />

macht auch die Liebe froh. Das ist der<br />

Gegenwartszug des „Onkel Wanja“.<br />

Barbara Frey hat ihn entdeckt. Voilä, ein<br />

Talent. GERHARD STADELMAIER<br />

FAZ, 28.6.2003


KAMPF DES NEGERS UND DER HUNDE<br />

von Bernard-Marie Koltès<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Regie – Dimiter Gotscheff<br />

Bühne, Kostüme – Katrin Brack<br />

Musik - Bert Wrede<br />

Dramaturgie - Andrea Koschwitz<br />

Licht - Henning Streck<br />

Horn – Wolfram Koch<br />

Alboury – Samuel Finzi<br />

Léone – Almut Zilcher<br />

Cal – Milan Peschel<br />

Chor – Josephine Ehlert, Josi Fabian, Claudia Grottke,<br />

Philipp Guhr, Nele Jahnke, Stephanie Janz, Laura Junghänel, Keren Kashi, Ada<br />

Labahn, Laura Mitzkus, Conrad Rodenberg, Anastasia Schmidt, Wieland<br />

Schönfelder, Christian Valerius, David Vogel,Theresa Voigt, Lisa-Theres Wenzel,<br />

Irene Wilhelm und Oliver Zöllner aus dem P 14 Ensemble der Volksbühnenjugend<br />

Spieldauer ca. 2 Stunden, keine Pause.<br />

Premiere am 19. November 2003<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

4. und 5. Mai 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Dimiter Gotscheff<br />

Geboren 1943 in Parvomei, Bulgarien. 1962 begleitet er seinen Vater in die damalige DDR und<br />

studiert an der Ostberliner Humboldt-Universität Veterinärmedizin; nach einem Jahr wechselt er zur<br />

Theaterwissenschaft. Schüler und Mitarbeiter von Benno Besson am Deutschen Theater und an der<br />

Volksbühne in Ostberlin; 1968 Assistent von Fritz Marquardt an der Schauspielschule Babelsberg.<br />

Erste Inszenierung: Heiner Müllers "Weiberkomödie" in Nordhausen. 1979 verlässt er - in<br />

Zusammenhang mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns - die DDR und kehrt nach Bulgarien zurück.<br />

Regiearbeiten an den Theatern von Russe, Sofia und Vratsa; außerdem Übersetzungen von<br />

Theatertexten aus dem Deutschen ins Bulgarische (Büchner und Heiner Müller). Er inszenierte u.a.<br />

Brechts "Kleines Mahagonny", Büchners "Leonce und Lena", Lessings "Emilia Galotti" sowie mehrere<br />

bulgarische Gegenwartsstücke wie Jaborovs "Wenn der Donner schlägt" oder Stratievs "Der<br />

Maximalist". Mit seiner Inszenierung von Heiner Müllers "Philoktet" am Theater in Sofia (1983) wird er<br />

schlagartig bekannt.<br />

1985 wird er vom Intendanten des Kölner Schauspiels Klaus Pierwoß zu einer Gastinszenierung von<br />

Heiner Müllers "Quartett" eingeladen, die ein grosser Erfolg wird. Seither arbeitet Gotscheff<br />

ausschließlich im Westen. Seit 1986 inszeniert er u. a. in Basel, Hannover, Köln, Düsseldorf, Bochum<br />

und Hamburg. Inszenierungen in Köln u.a.: 1986 Lessings "Emilia Galotti"; 1987 " Kampf des Negers<br />

und der Hunde" von Koltès; 1988 Euripides "Die Troerinnen"; 1991 Strindbergs "Fräulein Julie"<br />

(Einladung zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen)(ZDF-Aufzeichnung); 1992 Heiner Müllers "Der Auftrag"; 1993<br />

Tschechows "Die Möwe" (ZDF-Aufzeichnung); am Theater Basel: 1987 Heiner Müllers "Philoktet" und<br />

1988 Sophokles/Müllers "Ödipus"; am Staatstheater Hannover: 1989 Ostrowskis "Gewitter"; 1990<br />

Ostrowskis "Der Wald" und Shakespeares/Müllers "Macbeth".<br />

Seit 1990 regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus; von 1993 bis 1996 als<br />

fester Hausregisseur. Regiearbeiten in Düsseldorf u.a.: 1990 Georg Seidels "Carmen Kittel"; 1991<br />

Pohls "Die schöne Fremde" (ZDF-Aufzeichnung), 1992 Büchners "Leonce und Lena"; 1993 "Woyzeck"<br />

(ARTE/ ZDF-Aufzeichnung); 1994 Ekaterina Tomowas "Die vom Himmel Vergessenen" (UA), 1995<br />

Sorokins "Ein Monat in Dachau" (UA) und Tschechows "Kirschgarten"; 1996 das Heiner-Müller-Projekt<br />

"Bruchstücke, Frühe und letzte Texte".<br />

Von 1995 bis 2000 arbeitet Gotscheff als Hausregisseur bei Leander Haussmann am Schauspielhaus<br />

Bochum. Inszenierungen in Bochum: 1995 Kleists "Amphitryon"; 1996 Lorcas "Dona Rosita bleibt<br />

ledig oder die Sprache der Blumen", Walsers "Zimmerschlacht"; 1997 Shakespeares "Wie es euch<br />

gefällt" und "Glückliche Tage" von Beckett; 1998 Kleists "Der zerbrochene Krug" und Harold Pinters<br />

"Asche zu Asche".<br />

Weitere Arbeiten: Am Thalia Theater 1995 "Die Straßenecke" von Hans Henny Jahn, 2001 die<br />

Uraufführung von Dea Lohers "Der dritte Sektor" und 2001/02 Sophokles' "Elektra"; am Hamburger<br />

Schauspielhaus 1997 Heiner Müllers "Germania 3. Gespenster am Toten Mann", 1998 Lothar Trolles<br />

"Hermes in der Stadt" und 1999 Shakespeares "Lear"; in Bochum in der Jahrhunderthalle 1999 "Don<br />

Quijote"; im Schauspielhaus Graz, im Rahmen des "steirischen herbstes", 2000 "Das Pulverfass" von<br />

Dejan Dukovski (Einladung zu den Hamburger Autorentagen und zum Deutschen Theaterfestival in<br />

Prag); am Schauspielhaus Frankfurt 2002 Artauds "Die Cenci". 2003 inszeniert er erstmals am<br />

Deutschen Theater Berlin Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden". Am Akademietheater<br />

inszeniert er die 2000 Uraufführung von Buñuels "Viridiana" und 2002 die österreichische<br />

Erstaufführung von Martin McDonaghs "Der Leutnant von Inishmore".<br />

Auszeichnungen:<br />

1991 Preis vom Verband der Kritiker in der <strong>Berliner</strong> Akademie der Künste, wird von der Zeitschrift<br />

Theater heute zum Regisseur des Jahres gewählt.


DANTONS TOD<br />

von Georg Büchner (2. Fassung)<br />

Schauspielhaus Zürich<br />

Regie - Christoph Marthaler<br />

Bühne, Kostüme - Anna Viebrock<br />

Musik - Jürg Kienberger, Martin Schütz, Christoph Marthaler<br />

Licht - Ginster Eheberg<br />

Dramaturgie - Stefanie Carp<br />

Georg Danton – Robert Hunger-Bühler<br />

Camille Desmoulins – Matthias Matschke<br />

Lacroix - Ueli Jäggi<br />

Robespierre - Josef Ostendorf<br />

St. Just - Jean-Pierre Cornu<br />

Herrmann - Bernhard Landau<br />

Legendre - Hanspeter Müller-Drossaart<br />

Thomas Payne - Graham F. Valentine<br />

Julie - Olivia Grigolli<br />

Lucile - Judith Engel<br />

Marion - Bettina Stucky<br />

Ein Mann - Jürg Kienberger<br />

Eine Frau - Altea Garrido<br />

Musiker - Jürg Kienberger und Martin Schütz<br />

Akrobatischer Umbauer und Mann im Gefängnis - Thomas Stache<br />

Dauer der Aufführung 3 Stunden 20 Minuten, mit Pause<br />

Pause nach 1 Stunde 50 Minuten<br />

Premiere am 28. Dezember 2003<br />

Deutsches Theater<br />

5. und 6. Mai 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Christoph Marthaler<br />

1951 in Zürich geboren, hat nach Musik- und Theaterstudien in Zürich und Paris als<br />

Komponist und Theatermusiker an diversen grossen deutschsprachigen Bühnen gearbeitet<br />

und eigene Musiktheaterproduktionen entwickelt.<br />

Ab 1988 sind unter der Intendanz von Frank Baumbauer am Theater Basel seine<br />

Betrachtungen des Schweizertums im Badischen Bahnhof entstanden. Mit der Inszenierung<br />

„Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!“, einem Requiem auf die<br />

DDR an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin 1993, ist seine neuartige<br />

Theatersprache auf den deutschen Bühnen bekannt geworden.<br />

Die nächsten 7 Jahre folgen Inszenierungen am Hamburger Schauspielhaus und der<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, die regelmässig zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen<br />

eingeladen wurden, zweimal die Auszeichnung „Regisseur des Jahres“ sowie der Konrad-<br />

Wolf-Preis, der Fritz-Kortner-Preis, der bayrische Theaterpreis und der Europapreis. Seine<br />

Inszenierungen werden weltweit auf Festivals eingeladen und zum Teil seit über zehn Jahren<br />

immer wieder aufgeführt.<br />

Seit der Spielzeit 2000/01 ist Christoph Marthaler Intendant des Schauspielhauses Zürich,<br />

das seitdem zweimal in Folge zum „Theater des Jahres“ gewählt wurde.<br />

In der letzten Saison inszenierte er unter anderem „Die Schöne Müllerin“ von Franz<br />

Schubert, die am Theatertreffen Berlin und an der RuhrTriennale eingeladen und für den<br />

Nestroy-Preis nominiert war.<br />

In dieser Saison brachte er im Oktober 2002 „In den Alpen“ von Elfriede Jelinek in<br />

Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen auf die Bühne, sowie im Februar 2003<br />

„Groundings – Eine Hoffnungsvariante“. Diese Inszenierung ist zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen<br />

2003 eingeladen worden.<br />

Im April 2003 wurde sein Projekt „Lieber nicht – Eine Ausdünnung“ (nach Melvilles „Bartleby,<br />

der Schreiber“) an der <strong>Berliner</strong> Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz uraufgeführt.<br />

Im Juli 2003 wurde „Invocation“ (Moderato Cantabile) im Rahmen der Zürcher <strong>Festspiele</strong><br />

uraufgeführt; eine Oper nach Texten von Marguerite Duras, Musik von Beat Furrer.<br />

Im September 2003 erarbeitete Christoph Marthaler mit Meg Stuart und Stefan Pucher das<br />

Projekt „Das goldene Zeitalter“, welches in der Schiffbauhalle uraufgeführt wurde. Im<br />

Dezember 2003 hatte „Dantons Tod“ (von Georg Büchner) Premiere am Pfauen, diese<br />

Produktion wurde zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen 2004 eingeladen. Am 3. März 2004 wurde sein<br />

Liederabend „O.T. Eine Ersatzpassion“ uraufgeführt.


Das Werk<br />

von Elfriede Jelinek<br />

Burgtheater Wien<br />

Regie – Nicolas Stemann<br />

Bühnenbild – Katrin Nottrodt<br />

Kostüme – Esther Bialas<br />

Dramaturgie – Joachim Lux<br />

Mit:<br />

Alexandra Henkel<br />

Libgart Schwarz<br />

Elisa Maria Seydel<br />

Juliane Werner<br />

Philipp Hauß<br />

Philipp Hochmair<br />

Dietmar König<br />

Rudolf Melichar<br />

Spieldauer 2 Stunden, ohne Pause<br />

Premiere am 11. April 2003 im Akademietheater, Wien<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

8. Mai 19.30 Uhr<br />

9. Mai 16.00 Uhr und 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

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Die Zerstörung eines nationalen Mythos<br />

Im Wiener Akademietheater wird "Das Werk", ein klassischer Anti-Theatertext<br />

von Elfriede Jelinek, uraufgeführt. Das Gespräch mit der Autorin führte<br />

Gerhard Moser.<br />

Frage: Elfriede Jelinek, mit "Das Werk" versuchen Sie wieder einmal, einen<br />

nationalen Mythos literarisch zu demontieren. In den Mittelpunkt des Textes über den<br />

Bau des Kraftwerks Kaprun stellen Sie nicht dessen Helden, die Helden des<br />

Wiederaufbaues, sondern die Opfer von Kaprun.<br />

Jelinek: Ja, die sind dort begraben und von denen spricht keiner. Dieser<br />

Wiederaufbaumythos nach dem Krieg, es gab ja unzählige Spielfilme, Romane - "Die<br />

Männer von Kaprun" - es gab alte Nazis, die keinen anderen Job bekommen haben<br />

und dort gearbeitet haben - neben Kommunisten -, es gab dort sicher auch politische<br />

Kämpfe. Es gab die katastrophale Wetterlage im Hochgebirge, die, wie ich glaube,<br />

die meisten Opfer gefordert hat, es gab Steinschläge, Lawinen.<br />

Geplant wurde der Bau dieses Werks ja schon in den 20er Jahren, dann hat<br />

Hermann Göring in der Nazi-Zeit den Spatenstich getan, weil man die Städte besser<br />

elektrifizieren wollte, die Kraft der Natur sozusagen optimal vernutzen. Dann hat man<br />

mit Kriegsgefangenen und mit in den gesamten besetzten Gebieten Europas<br />

zusammengefangen Arbeitern, die Menschenmaterial waren, die sozusagen ihre<br />

Körper in den Bau vernutzen mussten, gebaut.<br />

Das Maß der Tüchtigkeit war natürlich der Deutsche mit 100 Prozent und der Russe<br />

war im Vergleich zum Deutschen sozusagen am niedrigsten einzustufen. Allein, dass<br />

man schon rassistisch ist im Maß der Arbeitskraft, wundert einen zwar nicht, wenn<br />

man weiß, was die Nazis am Gewissen haben, aber hat mich doch schockiert. Das<br />

wusste ich vorher nicht.<br />

Frage: In Buchform umfasst Ihr Text "Das Werk" knapp 160 Seiten, wie soll so etwas<br />

auf die Bühne kommen? Noch dazu, wo es sich um einen klassischen Anti-<br />

Theatertext der Jelinek handelt: keine wirklich handelnden Figuren, endlose<br />

Monologe, eine Zitatenschau quer durch die Literatur- und Philosophiegeschichte,<br />

alles zusammen ein frei assoziierendes Sprachlaboratorium, das einen zeitlichen<br />

Bogen vom Nationalsozialismus bis in die Gegenwart spannt. Wie inszeniert man so<br />

etwas?<br />

Jelinek: Ja, das müssen Sie den Regisseur fragen. Ich habe ja immer wieder<br />

gesagt, dass meine Theatertexte nur zur Hälfte von mir sind, die andere Hälfte<br />

schreibt der Regisseur, der sich als Koautor mit einschreibt.<br />

Frage: Das Thema nationale Mythen, Österreich und seine Geschichte, das ist der<br />

eine große Strang in Ihrem literarischen Werk. Der andere ist das, was man den<br />

Geschlechterkampf, das unauflösbare Mann-Frau-Verhältnis nennen kann. In<br />

jüngster Zeit hat man den Eindruck, dass sich das Gleichgewicht dieser beiden


Themen in Richtung österreichischer Geschichte und natürlich auch Gegenwart<br />

verschoben hat. Sehe ich das richtig?<br />

Jelinek: Ja, die österreichische Geschichte ist in eine Art Antigeschichte umgekippt,<br />

sie wiederholt sich jetzt schon so oft, dass es nicht einmal mehr eine Farce ist. Das<br />

ist nicht von mir, aber es ist die Farce einer Farce und irgendwann einmal bekommt<br />

man auch genug. Man kann sich nicht mehr an etwas reiben, das nicht mehr<br />

vorhanden ist, weil es eben nichts ist. Deswegen ist meine Lust, mir da endlos den<br />

Kopf daran anzuhauen, schon sehr begrenzt geworden, es ist im Grunde schon alles<br />

gesagt.<br />

Frage: Seit Jahren, oder vielleicht schon länger, funktioniert bei Ihnen eine Art<br />

Rhythmus zwischen Rückzug aus der Öffentlichkeit und verstärkter Präsenz. Nach<br />

dem Premierenreigen letzten Herbst in Deutschland und in Österreich haben Sie sich<br />

stark zurückgezogen, jetzt vor der Uraufführung in Wien äußern Sie sich öffentlich,<br />

aber nicht zu politischen Themen. Warum?<br />

Jelinek: Ich glaube, es ist alles gesagt zu politischen Themen. Zu dieser Regierung<br />

kann man nun wirklich nichts mehr sagen, da fällt auch mir nichts mehr ein.<br />

Frage: Abgesehen von der österreichischen Politik, der Irak-Krieg ist für Sie auch<br />

kein Thema?<br />

Jelinek: Ich habe sogar schon ein Stück darüber geschrieben. Ich habe eigentlich<br />

seit Ausbruch des Krieges fieberhaft daran gearbeitet. Leider sind die Theater sehr<br />

schwerfällig, brauchen eine sehr lange Vorlaufzeit und ich hoffe, dass diesmal das<br />

Theater einmal schneller reagieren kann.<br />

Quelle:<br />

http://kultur.orf.at/030409-11275/11278txt_story.html


Biografie<br />

Nicolas Stemann<br />

Nicolas Stemann wurde 1968 in Hamburg geboren.<br />

Nach kurzem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften und<br />

vorübergehender Tätigkeit als Regieassistent und Musiker am Deutschen<br />

Schauspielhaus in Hamburg studierte er Regie am MaxReinhardt-Seminar in Wien<br />

und am Institut für Theater, Theatermusik und Film der Universität Hamburg.<br />

Mit dem Dramaturgen Bernd Stegemann und einer freien Gruppe von Schauspielern<br />

inszenierte er u.a. folgende Produktionen "Der Disney-Killer" von P. Ridley (1996)<br />

und "Leonce und Lena" von G. Büchner (1997) im Gostner Hoftheater Nürnberg,<br />

"Einfach unwiderstehlich" (1998) von Stemann/Walburg am Theater Basel und<br />

"Verschwörung" nach F. Schiller (1999) als Koproduktion mit Kampnagel Hamburg.<br />

Seitdem Inszenierungen an verschiedenen deutschsprachigen Theatern, u.a.: „Dead<br />

Valley Junction" von Albert Ostermaier am Hamburger Schauspielhaus; „Kauft<br />

Tasso" nach Goethe am Schauspielhaus Bochum; „Die Dollarprinzessin" am<br />

Düsseldorfer Schauspielhaus; "Hamlet" von Shakespeare am Staatstheater<br />

Hannover (eingeladen zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen 2002 und zum Theaterfestival<br />

Bogota.) Diese Inszenierung wurde auch auf der Experimenta im Frankfurter TAT<br />

gezeigt, wo Stemann in der Folge „Ich und Politik", ein Polit-Stück über „Fischer-<br />

Mahler-Merz" zeigte. Die „Orestie" des Aischylos und Brechts "Dreigroschenoper"<br />

ebenda. Am Deutschen Theater Berlin inszeniert er 2004 Kleists „Käthchen von<br />

Heilbronn".<br />

Im April 2003 inszeniert Nicolas Stemann die Uraufführung von Elfriede Jelineks<br />

"Das Werk" im Akademietheater.<br />

Seine Inszenierung „Werther!" nach Goethe mit Philipp Hochmair war bereits an<br />

vielen Deutschen Theatern zu sehen und zu Gastspielen u.a. nach Moskau und zum<br />

BITEF Festival Belgrad eingeladen. „Werther!" ist im Akademietheater zu sehen.<br />

Im April 2004 inszeniert er bei den Ruhrfestspielen 2004 unter der Leitung von Frank<br />

Castorf.


NZZ Online<br />

14. April 2003, Neue Zürcher Zeitung<br />

Arbeit macht vogelfrei<br />

«Das Werk» von Elfriede Jelinek - uraufgeführt in Wien<br />

Fünf Jahre darbte Österreich ohne Stücke von Elfriede Jelinek. Und jetzt, beim<br />

Beginn der Uraufführung ihres Werks mit dem schlichten, wenn auch mehrdeutigen<br />

Titel «Das Werk», muss das Publikum im Wiener Akademietheater eine Minute<br />

länger warten als geplant. Schon ist ein junger Mann vor den roten Vorhang getreten<br />

in Kampfanzughosen, Gummistiefeln und einer Skijacke, auf der ein Abzeichen mit<br />

dem österreichischen Adler klebt; schon will er ansetzen zur Rede: Den Text hat er<br />

mitgebracht, ausserdem hält er eine Perücke, oder ist es ein Skalp?, mit zwei<br />

Zöpfchen in der Hand, Markenzeichen Jelinek - da huscht eine verspätete<br />

Zuschauerin in den Saal und findet erst nach längerem Suchen den letzten freien<br />

Platz. So. Endlich kann's losgehen. Und ob es losgeht!<br />

Wenn Philipp Hauss, der seine Kostümierung Esther Bialas verdankt, zu lesen<br />

beginnt, bricht er nicht nur den Bann, mit dem die Autorin Österreichs staatliche<br />

Bühnen belegt hatte (und den sie mit dieser Premiere wieder löste). Wie der<br />

Schauspieler liest und liest und liest, immer schneller, immer lauter und dabei immer<br />

häufiger sich verhaspelnd, scheint er im sprudelnden Fluss der - vormals<br />

angestauten - Worte auch das Hauptthema des Stücks zu exponieren: das Wasser.<br />

Jenes nämlich, das hoch oben in dem Staubecken des Tauernkraftwerks von Kaprun<br />

aufgefangen wird - oder gefangen genommen? Bei Jelinek weiss man nie - und<br />

dann, statt frei dahinzuströmen, Strom erzeugt. Es arbeitet; und auch die Sprache<br />

muss arbeiten in diesem Textwerk; was sie ratternd beweist.<br />

Verräterische Sprache<br />

Allerdings lässt sie sich ungern zwingen, wenn sie an die damaligen Zwangsarbeiter<br />

erinnert, von denen einige (offiziell 160) das Leben liessen beim Wiederaufbau<br />

Österreichs bzw. beim Aufbau eines der wichtigsten nationalen Symbole der<br />

Nachkriegszeit. Wasser mag manches reinwaschen, notfalls mittels (am Stromkabel<br />

hängender) Waschmaschinen, von denen bald einige die Bühne zieren. Die Sprache<br />

aber ist und bleibt dummerweise verschmutzt. Aus einem Versprechen macht sie<br />

flugs einen Versprecher und dann vielleicht grad noch einen Verbrecher, pardon: Sie<br />

kann nichts dafür, schuld ist allein «Frau Jelinek», die immer wieder alles aufschreibt,<br />

was da so zusammengeredet wird landauf, landab und eben - unterdessen sind drei<br />

Heidis aufgetreten, quietschfidel-putzmuntere Mädels der PostJelinek-Generation:<br />

Alexandra Henkel, Elisa Maria Seydel mit «Stop Temelin»-T-Shirt, Juliane Werner -<br />

sogar im Theater. Sicher ist sich indessen die Schriftstellerin ihrer Sprache nie,<br />

weshalb sie ihr (und umgekehrt) andauernd ins Wort fällt mit verräterischen Partikeln,<br />

die den Diskurs stören wie Sand das Getriebe: «Oje», «aber egal», «und<br />

überhaupt», «also!» heisst es allüberall; oft folgt, nach irgendeiner Behauptung, die<br />

praktische Formel: «Oder auch nicht.» Referiert wird unter anderem, wie es war<br />

(oder auch nicht), damals zu Kaprun, wo erst Zwangsarbeiter der Nazis, dann Nazis<br />

als Kriegsgefangene der Amerikaner schufteten. In den i92oer Jahren geplant, mit<br />

einem Spatenstich Görings im Jahr des Anschlusses als Baustelle eröffnet, mit<br />

Geldern des Marschall- Plans 1955 vollendet: Heute ist das Werk ein


erlebnistouristisches Ausflugsziel; Ski fahren kann man dort oben auch (also!).<br />

Freilich verbrannten unlängst in der Gletscherbahn weitere 155 Menschen (oje).<br />

Auch die Erinnerung an sie ist naturgemäss und pünktlich wieder zur Stelle (oje) in<br />

diesem dritten Teil einer Trilogie, deren erster - «In den Alpen» - sich explizit mit ihr<br />

befasste.<br />

Sie nervt, die beste lebende Dramatikerin Österreichs mit dem Ehrentitel der<br />

Nestbeschmutzerin, wenn sie unermüdlich den Zeigfinger auf die bekannten (aber<br />

egal) Schandflecken des Vater- oder besser Mutterlandes richtet und in ihrer<br />

wasserfallartigen Schmährede jegliche Wiedergutmachungsversuche einerseits,<br />

anderseits sich selbst gleich auch noch verspottet. Absolut hinreissend nervt sie,<br />

unter Mithilfe von Dichtern und Denkern und Werbeagenturen - wie üblich collagiert<br />

und verballhornt ihr Text Zitate von hier und dort -; doch das kann jeder für sich<br />

nachlesen auf den 160 absatzlos bedruckten Seiten. Was Nicolas Stemann aus dem<br />

dramatischen Unding macht, muss man hingegen sehen.<br />

Die Inszenierung des 1968 geborenen Regisseurs ist nicht nur blitzgescheit und<br />

hochtheatralisch, sondern auch zum Totlachen. In lediglich zwei Stunden führt er<br />

«Das Werk» komplett auf unter Berücksichtigung des Texts (ausgewählte Passagen,<br />

die dafür mehrmals vorkommen), des ihm zugrunde liegenden trivialmythologischen<br />

Materials (Ausschnitte aus dem Kitschfilm «Das Lied von Kaprun»), der Jelinek-<br />

Rezeption («Schreiben Sie doch lieber mal was Persönliches! ») und der Widmung<br />

an Einar Schleef. Letzteres; gegen Schluss, folgendermassen: In den Vitrinen, die<br />

Karin Nottrodts Bühne links und rechts begrenzen (hinten die Staumauer, vorne ein<br />

Planschbecken), taucht plötzlich das Heer der Arbeiter auf, reihenweise Männer in<br />

staubig blauer Kluft, was sehr sowjetisch und realsozialistisch anmutet. Sie formieren<br />

sich im Hintergrund zur Front und rücken unter anschwellendem Gemurmel<br />

schrittweise vor. Unsere drei JelinekHeidis, jede unterstützt von einem Peter - den<br />

Hochleistungsredner der Ouverture ergänzen Philipp Hochmair und Dietmar König -,<br />

werden übertönt. Dabei wollten sie doch als Sprachrohr des Proletariats diesem ihre<br />

Stimme leihen! Vergebliche Liebesmüh, die Proleten protestieren selber: im Schleef<br />

schen Sprechchor gegen die Missachtung der «gesetzlichen Ruhezeiten der<br />

Bundestheater». (Wer 1998 dabei war, vergisst den Kniefall nie, mit dem Schleef den<br />

damaligen Burgtheaterdirektor Claus Peymann um Bewilligung von Überstunden bat<br />

- worauf die «Sportstück»-Uraufführung ihren sechsstündigen Marathonlauf nahm.)<br />

Der Arbeiter will, ohne sich um Ernst Jüngers dämonische Heroisierung zu kümmern,<br />

Feierabend, auch wenn er schon tot ist und nun, einsam zurückgeblieben in der<br />

Bergabgeschiedenheit vor der Flimmerkiste, plötzlich Martin Heidegger frappierend<br />

ähnelt.<br />

Leben im Stau<br />

Zu Rudolf Melchiar unter dem Lampenschirm gesellt sich Libgart Schwarz, die vorher<br />

als «Autorin» in Designerkleidern glorios über «den Stau» als Hauptproblem der<br />

modernen Menschheit (Alltag und Ferien) schwadronierte und sich jetzt auf der<br />

analytischen Couch schlafen legt. Gute Ruh, gute Ruh, die Augen zu, denn wo<br />

Elfriede weilt, darf der Schubert Franzl nicht fehlen.<br />

Für den unbeschreiblich inspirierten Rest zwischen Anfang und Ende müssen leider<br />

Stichworte genügen: Melchiar als Alpöhi, der den Mädchen grantelnd die Discomusik<br />

ausschaltet, als sie auf Waschmaschinen und Kühlschränken herumtollen, und ihnen


grausige Leichenteile hinwirft, die sie in die Geräte schaffen; das zwischen diesen<br />

aufgestellte, d. h. ständig umkippende Pappmodell der Twin Towers («das<br />

Russendenkmal», so eins gibt's ja in Kaprun); die männerbündlerisch grölenden<br />

Feuchtfröhlichkeiten des dreifaltigen Peters; den Kaprun-Rap (Skimützen, Skibrillen,<br />

Mikrophone); die Schneeflöckchen-Einlage, bei der die verkleideten Heidis einen<br />

Reklame- Spot für Biowasser aus garantiert kontrolliertem Anbau präsentieren,<br />

während ihre Partner, als Bäume mit Laub geschmückt, sich langweilen. Glaubt man<br />

dem frenetischen Applaus, quälte die Langeweile sonst niemanden an diesem<br />

denkwürdigen Abend, der das Jelinek'sche Repertoire aus geschmackloser<br />

Blasphemie, zynischer Verlogenheit, grenzübergreifendem Fremdenhass,<br />

kleinbürgeridyllischem Nationalismus, intellektueller Besserwisserei verwandelte - in<br />

pures Theater.<br />

Barbara Villiger Heilig<br />

Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG


deadline<br />

Ein Theaterprojekt von Haug/Kaegi/Wetzel (Rimini Protokoll)<br />

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg (Neues Cinema) / in Koproduktion mit<br />

schauspielhannover, Hebbel am Ufer Berlin, Burgtheater Wien<br />

Regie, Projektleitung und Ausstattung - Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel<br />

Dramaturgie – Imanuel Schipper<br />

Licht – Björn Salzer<br />

Ton – Benjamin Klages, Frank Böhle, Katja Haase<br />

Videotechnik, Videoschnitt – Alexander Grasseck, Marcel Didolff<br />

Grabsteine Außenwerbung – Hilmar Gesse<br />

Bürgermeister a.D., Innovationen im Bestattungswesen – Hans-Dieter Ilgner<br />

Krankenschwester, Vorpräparatorin – Alida Schmidt<br />

Trauerredner, Event-Konzeptionen – Olav Meyer-Sievers<br />

Pompes Funèbres a. D., Oberbilleteur des Burgtheaters Wien – Alfred Rupert<br />

und eine anonyme Trauermusikerin<br />

Eine Produktion des Deutschen Schauspielhaus in Hamburg/Neues Cinema<br />

in Koproduktion mit dem schauspielhannover und dem Hebbel am Ufer HAU, Berlin<br />

sowie dem Burgtheater Wien<br />

Spieldauer 1 Stunde 30 Minuten, ohne Pause<br />

Premiere am 24. April 2003, Neues Cinema Hamburg<br />

Hebbel am Ufer, HAU 2<br />

11. bis 13. Mai 20.00 Uhr<br />

15. und 16. Mai 20.00 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Sebastian Nübling<br />

geboren 1960. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften an der Universität<br />

Hildesheim Schauspieler bei der freien Gruppe „Theater Mahagoni". Als Regisseur<br />

arbeitet er u.a. am Theater Basel und am Staatstheater Stuttgart. Seine Produktion<br />

„Disco Pigs" von Enda Walsh am jungen theater basel gastierte an verschiedenen<br />

Theatern.<br />

Weitere Inszenierungen: „Die Nächte der Schwestern Bronte" von Susanne<br />

Schneider, „Girls? Girls? Girls?" nach Motiven aus Fellinis „Stadt der Frauen",<br />

„Sweet Hamlet" und „Glamour oder: How to live a supa life". Am Theater Basel<br />

erarbeitete er u.a. die Inszenierungen „Gier" von Sarah Kane und „John Gabriel<br />

Borkman" (Ibsen), mit der er zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen 2002 eingeladen wurde.<br />

Sein Hooligan-Drama „l Furiosi", das er am Staatstheater Stuttgart herausbrachte,<br />

gewann beim Hamburger Festival „Politik im freien Theater" den 1. Preis.<br />

Am Schauspielhannover inszenierte er bereits das Kinder- und Familienstück „Don<br />

Quixote" nach Miguel de Cervantes, die deutschsprachige Erstaufführung von<br />

Joanna Laurens' „Die drei Vögel", Tom Lanoyes „Mamma Medea“ und zuletzt<br />

Händl Klaus‘ „Wilde oder Der Mann mit den traurigen Augen“. Diese Inszenierung<br />

wurde zum Theatertreffen 2004 eingeladen.<br />

2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute" zum<br />

Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt. Seit einigen Jahren entstehen alle<br />

Inszenierungen von Sebastian Nübling in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Bühnenbildnerin Muriel Gerstner und dem Musiker Lars Wittershagen.


DIE ZEIT<br />

03/2003<br />

Feuilleton, S.32<br />

Theater<br />

Alle machen mit. Die meisten wissen's nicht<br />

Sind wir umringt von Raubkopien? Das Theaterkollektiv Rimini Protokoll<br />

zeigt die Welt als große Verschwörung<br />

Von Renate Klett<br />

Wenn Disneyland dazu da ist, den Rest der Welt nur umso realer erscheinen zu<br />

lassen, dann ist diese reale Welt dazu da, inszeniert zu werden - so ließe sich,<br />

frei nach Baudrillard, das Credo von Rimini Protokoll umschreiben. Rimini<br />

Protokoll ist der Tarnname von vier Stadtguerillas, die die Welt verändern<br />

wollen, zumindest vorübergehend und am liebsten versteckt. Sie schmuggeln<br />

Kunst, nicht Bomben, in die Wirklichkeit und beobachten das Publikum bei der<br />

Beobachtung der Explosion: Die gilt als gelungen, wenn sich die feine Linie<br />

zwischen „echt" und „manipuliert" nicht mehr erkennen lässt.<br />

Etwa so: 30 Zuschauer sitzen im zehnten Stock des Kröpcke-Centers in<br />

Hannover und sehen mit Ferngläsern hinunter auf den belebten Platz. Aus dem<br />

Kopfhörer dringt Musik, der Kommentar eines Kaufhausdetektivs oder die<br />

Anweisung eines Überwachers: „Das Paar an der Kröpcke-Uhr: anzapfen!" Wir<br />

da oben suchen per Feldstecher nach tanzenden Teenies, dem Ladendieb mit<br />

noch leerer Plastiktüte und dem Paar nebst Standuhr- alle spielen mit da unten,<br />

nur die meisten wissen's nicht. Spione mit versteckten Mikros. manche auch mit<br />

sichtbaren, lungern auf dem Platz herum. übertragen Fetzen von<br />

Passantengesprächen in den Kontrollturm oder interviewen Tatzeugen, denen<br />

nichts auffällt. Alles ist wie immer.<br />

Plötzlich liegt da ein Fußball, und wir warten ab, was passiert. Die da zu kicken<br />

beginnen: echt oder inszeniert? Ein junges Mädchen springt gegen einen<br />

Bretterzaun, fällt hin und bleibt liegen. niemand kümmert sich um sie - normal'<br />

Man lauscht einem Telefongespräch im Kopfhörer und versucht herauszufinden.<br />

welcher der Männer unten an den Telefonsäulen observiert wird. Es ist ein<br />

hintergründiges Spiel mit Sein und Schein, und dem Rimini-geschärften Blick<br />

wird alles verdächtig: das küssende Pärchen. der Penner am Bauzaun, die<br />

dicke Frau, die ein Kind hinter sich herzerrt.<br />

Sonde Hannover hieß diese Aktion beim Festival Theaterformen 2002, die die<br />

Stadt Zur Bühne machte und das Publikum zu Spitzeln des Alltags. Die<br />

Nachbrennwirkung war groß: Noch Stunden später nahm man die Realität<br />

anders wahr als sonst, sich selbst auch.<br />

Der Traum von „Deutschland 2"


Dass die Räume, in denen spioniert wird, nach Kanther, Zimmermann Lind<br />

Schily benannt sind, verweist auf Obsessionen, die über fröhlichen Voyeurismus<br />

hinausgehen: Überwachung als Systematik und Pflicht. Vom naiv vertikalen<br />

Blick des Turmspähers zum professionell horizontalen der Flächen- Lind<br />

Rasterfahndung ist es vielleicht nur ein Schritt. Lichtenberg fällt einem ein, der<br />

befand: ,,Was die Enthusiasten Beobachtung nennen, ist gemeiniglich über die<br />

Hälfte Urteil."<br />

Rimini Protokoll haben Bernd Ernst, Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel<br />

Wetzel ihre Theater-Aktions-/Kunstgruppe vor allem aus lautmalerischen<br />

Gründen genannt: dreimal I, dreimal O, das klingt gut. Die Betreiber sind um die<br />

30 und haben sich als Studenten am Institut für angewandte<br />

Theaterwissenschaft kennen gelernt, der ästhetischen Kaderschmiede der<br />

Nation an der Uni Gießen. Rimini Protokoll ist sozusagen der Dachverband, der<br />

Name, den sie für gemeinsame Arbeiten benutzen. Aber es gibt auch Hygiene<br />

heute (Ernst und Kaegi) und Haug/Wetzel sowie jeweilige Einzeltäter.<br />

Berühmt wurde Rimini durch ein Projekt, das nicht stattfand oder zumindest<br />

nicht so wie geplant. Für das Festival Theater der Welt wollten sie im Sommer<br />

eine <strong>Berliner</strong> Bundestagsdebatte im alten Bonner Bundestag live<br />

nachsprechen lassen: Das Volk sollte seine Vertreter vertreten, die politische<br />

Rede kopiert und dadurch „vergesellschaftet" werden. Bundestagspräsident<br />

Thierse sah die Würde des Hohen Hauses gefährdet und untersagte die<br />

Nutzung des Bonner Plenarsaals (der sonst durchaus vermietet wird, an<br />

Automobilverbände beispielsweise oder an Karnevalsvereine).<br />

Deshalb fand Deutschland 2 schließlich in der Bonner Schauspielhalle statt,<br />

der natürlich Authentizität und Aura des „verbotenen Bühnenbilds“ fehlten.<br />

Trotzdem war die Aktion am 27. Juni 2002 von neun Uhr morgens bis nach<br />

Mitternacht (so fleißig sind unsere Abgeordneten!) eine politische<br />

Manifestation. Bonner Bürgerinnen traten im Fünfminutentakt ans Rednerpult,<br />

mit Infrarot-Kopfhörern versehen, die ihnen den Text soufflierten. den sie<br />

möglichst simultan sprechen sollten. Der Souverän huschte geschraubten<br />

Wortgirlanden hinterher, in seinem Namen geflochten und von ihm nun<br />

zurückerobert. Fürs Publikum war die „Raubkopie der Demokratie“ ein<br />

Lehrstück in verfehlter Rhetorik, die Spiegelung der Spiegelung. Dialektik für<br />

Fortgeschrittene, für die Teilnehmer eine höllische Konzentrationsübung.<br />

Sie ließen die Fremdenworte durch den eigenen Körper fließen. oft genug mit<br />

inhaltlichem Vorbehalt, aber bei diesem Tempo war es unmöglich,<br />

interpretatorisch einzugreifen. Man hatte zu funktionieren und konnte nicht mal<br />

klarmachen. dass all die Ahs und Stotterer, die grammatikalischen Irrläufer und<br />

freischwebenden Satzenden nicht aufs eigene Konto gingen- sondern auf das<br />

der Kopierten. Die von den Politikern gefürchtete Kabarettisierung fand nicht<br />

statt, die Würde blieb gewahrt: Deutschland 2 war eine umfassende Übung in<br />

Demokratie für 200 Bonner Bürger/innen. Und Kunst war es auch noch!


Kopie des Vorhandenen. Manipulation der Realität. Verwendung von<br />

theatralisierten Readymades – die Methodik der Riminis zielt auf verschärfte<br />

Wahrnehmung und Reflexion von Welt. Schon in frühen Aufzeichnungen heißt<br />

es: „Es ist so. wie es ist. Und doch ist es anders: Es kommen Zweifel auf, in<br />

welcher Region die Inszenierung des Abends ansetzt, wo Realität aufhört und<br />

Theater beginnt." Oder: „Die Kriterien für Authentizität und Inszenierung<br />

werden nach und nach außer Kraft gesetzt. “<br />

Für Kreuzworträtsel Boxenstopp, 2000 am Frankfurter Mousonturm<br />

herausgebracht. requirieren sie vier 80jährige Damen aus dem benachbarten<br />

Altersheim. Die trainieren angeblich für ein Comeback auf dem Nürburgring<br />

und konfrontieren ihre Lebensumstände mit denen von Rennfahrern. Der Reiz<br />

liegt im Gegensatz von alt – jung, weiblich - männlich. lanfsam – schnell,<br />

öffentlich – verborgen. Zwei Jahre später zeigt dasselbe Team<br />

Haug/Kaegi/Wetzel das jugendliche Pendant zur Altensaga: Shooting<br />

Bourbaki. Diesmal sind die Akteure 13- bis 15-jährige Schweizer, und das<br />

Thema ist das Knabenschießen- wie es auf dem gleichnamigen Zürcher<br />

Volksfest praktiziert wird. Die Jungen erzählen von der Faszination der Waffen<br />

im Kino wie im Leben, ein Video zeigt sie bei Schießübungen, und dann<br />

spielen sie Trainieren: „Beine breit - Augen schmal“. Wieder entsteht eine<br />

reale Welt mit fiktiven Einschüben: Die Menschen sind echt, ihre Bedürfnisse<br />

auch, nur wie sie sie ausdrücken, das ist natürlich inszeniert.<br />

Die Methode ist in beiden Fällen dieselbe: Ausgehend von der Umgebung des<br />

jeweiligen Theaters (Altersheim in Frankfurt, Polizeischießstand in Luzern),<br />

wird ein Stück Leben ausgestellt Lind gleichzeitig überhöht. Die Recherche<br />

zielt auf Bühnenpräsentation und wird zum Laien-Dokumentationstheater, doch<br />

die Bretter, die die Welt bedeuten, können sich jederzeit in Wald<br />

zurückverwandeln oder gegebenenfalls in Beton. So geschehen bei Projekten<br />

wie Ungunstraum Alles zu seiner Zeit in Schloss und Park Rauischholzhausen<br />

oder bei der Aufführung der Marke Ungunstraum in der Netzstelle für die<br />

Frankfurter Stromversorgung (beide 1998 von Haug/Dross/Wetzel realisiert).<br />

Europa, ein Meerschweinidyll<br />

Meine Lieblingsstücke sind die begehbaren Hörspiele von Hygiene heute.<br />

System Kirchner in Gießen und Frankfurt (2000) und Kanal Kirchner beim<br />

Münchner Spiel-art-Festival 2001 sind Audiotouren, bei denen die Teilnehmer,<br />

mit einem Walkman versehen, auf einen höchst seltsamen Stadtparcours<br />

geschickt werden, jeder für sich allein, in zehnminütigem Abstand. Aus dem<br />

Kopfhörer tönen genaue Anweisungen, Richtung, Blickwinkel und Lauftempo<br />

des Weges betreffend, und alles, was man unterwegs sieht, wird als Teil einer<br />

gigantischen Verschwörung zur Auslöschung der Erinnerung interpretiert.<br />

Jeder Briefkasten, jede Straßenlaterne und Hausnummer wird doppelbödig,<br />

alles ist verdächtig, sogar die Maria mit Kind in der kleinen Kapelle. Überall<br />

wird gelauscht, überwacht, registriert, jede Eckkneipe kann Teil des Komplotts


sein, und richtig unheimlich wird's im Parkhaus, wenn im schmalen dunklen<br />

Gang eine Eisentür nach der anderen ins Schloss donnert und die Stimme im<br />

Ohr plötzlich schreit: „Los, renn, du hast zehn Sekunden!"<br />

Das Illusionstheater. das im Kopf stattfindet, krallt sich seine Teilnehmer und<br />

kriecht in sie hinein, bis sie zu Mitspielern des SF-Krimis werden und in jedem<br />

Passanten einen Mitwisser vermuten. Das Stadtbild verwandelt, entschlüsselt<br />

sich, die Motive von „Spinne" und „Schnecke'`. Codes für<br />

Überwachungsstrategien, werden unübersehbar. Nie wieder können diese<br />

Straßen unschuldig sein.<br />

Die Kirchner-Stücke sind kleine Geniestreiche, wie Trips bei vollem<br />

Bewusstsein. Für den Initiierten zählt nur noch die Schattenwelt hinter der<br />

angeblich realen. Der verschwundene Bibliothekar Bruno Kirchner aus<br />

Dortmund, der dies durchschaut hat und seither auf der Flucht ist, schickt<br />

Tonkassetten an seine Tochter und an seine Frau. Die Kassetten finden wir in<br />

unseren Walkmen wieder, sie werden zu Wegbegleitern und Ratgebern.<br />

Ominöse Schüler, durch „Brückentrainig" und „Lächelschulen" konditioniert.<br />

erinnern sich nach der Einnahme von N1emo-Sinol an eine Kindheit. die sie<br />

nie hatten. „Lernen heißt ver2essen" ist die Devise ihrer Züchter, von denen<br />

sie mit Dentalscannern überwacht und mit gefälschten Gerüchen bei Laune<br />

gehalten werden. Ihr „Land nach der Neuformation“ wird ein pflegeleichtes<br />

sein: erste Testergebnisse lassen sich schon jetzt auf U-Bahn-Stationen und<br />

Hinterhöfen beobachten.<br />

Hygiene heute ist Spezialist für künstliche Welten - die können aus Akustik:<br />

bestehen oder aus falsch verklebten Realitätspartikeln. Lind manchmal sind<br />

sie sogar von Tieren bewohnt. Von 60 Meerschweinchen beispielsweise, die in<br />

einer zoologischen Variante des Wiener Kongresses ein Wieseneuropa unter<br />

sich aufteilen (Europa tanzt, Wien 2001). In ihrer jüngsten Performance Staat.<br />

Ein Terrarium (Mannheim, Oktober 2002) arbeiteten sie mit fünf verschiedenen<br />

Völkern der „kahlrückigen roten Waldameise“.<br />

Wo Hygiene heute die Fiktion durch interpretierten Augenschein beglaubigt,<br />

präsentieren Haug/Wetzel in Apparat Berlin, 2001 im Prater der Volksbühne,<br />

dokumentarisches Tonmaterial, von dem man schier nicht glauben mag, dass<br />

es echt ist. Es geht um die Frontstadt Berlin und das Passierscheinabkommen<br />

von 1963/64. durch das die Westberliner zum ersten Mal seit dem Mauerbau<br />

Verwandte und Freunde im Osten der Stadt besuchen dürfen. Der Rias<br />

(Rundfunk im amerikanischen Sektor) hat ein Sorgentelefon eingerichtet, das<br />

dauerbesetzt ist, und wenn man das Archivmaterial heute hört, dann kommt<br />

einem diese versunkene Welt noch absurder vor, als sie es war.<br />

Der Ton der Gespräche (onkelhaft jovialer Experte – eingeschüchterter<br />

Fragesteller), der Aberwitz der Situation. der entsprechend irre Diskussionen<br />

erzeugt, die ständige Furcht, etwas falsch au machen, dazu viel Wut.


Aufregung, Anäst. Erwartung. Es sind aufwühlende Alltagszeugnisse,<br />

kommentiert mit szenischen Beispielen privater Koexistenz - wie weit weg<br />

können 40 Jahre sein!<br />

Und wie nah zweieinhalb Jahrtausende. Für ihr nächstes Projekt beobachten<br />

Haug/ Wetzel das Touristenverhalten in antiken Theatern auf dem Peloponnes.<br />

Wie da die Bühne abgeschritten wird, Akustik und Sichtlinien ausprobiert<br />

werden, dazu die Mimenpose fürs Erinnerungsfoto- jeder Tagesausflügler ein<br />

Bühnenexperte, jede Flüsterprobe ein Erfolgserlebnis: Das „Theater des<br />

Tourismus" kennt keine Krise. „Das Eigene muß so gut gelernt seyn wie das<br />

Fremde", sagt Hölderlin.


Sommergäste<br />

von Maxim Gorki<br />

Schauspielhaus Düsseldorf<br />

Aus dem Russischen von Ulrike Zemme<br />

Fassung des Düsseldorfer Schauspielhauses<br />

Regie – Jürgen Gosch<br />

Bühne und Kostüme – Johannes Schütz<br />

Licht – Ulrich Eh<br />

Dramaturgie – Rita Thiele, Sybille Meier<br />

Bassow, Sergej Wassiljewitsch, Rechtsanwalt, an die 40 – Thomas Dannemann<br />

Warwara Michajlowna, seine Frau, 27 – Constanze Becker<br />

Kalerija, Bassows Schwester, 29 – Birgit Stöger<br />

Wlas, Bruder von Bassows Frau, 25 – Devid Striesow<br />

Suslow, Pjotr Iwanowitsch, Ingenieur, 42 – Bernd Grawert<br />

Julija Filippowna, seine Frau, 30 – Eva Spott<br />

Dudakow, Kirill Akimowitsch, Arzt, 40 – Martin Schneider<br />

Olga Alexejewna, seine Frau, 35 – Esther Hausmann<br />

Schalimow, Jakow Petrowitsch, Schriftsteller, 40 – Michael Abendroth<br />

Rjumin, Pawel Sergejewitsch, 32 – Thomas Wittmann<br />

Marja Lwowna, Ärztin, 37 – Anke Schubert<br />

Sonja, ihre Tochter, 18 – Julia Grafflage<br />

Dwojetotschije (Doppelpunkt), Suslows Onkel, 55 – Horst Mendroch<br />

Samyslow, Nikolaj Petrowitsch, Bassows Assistent, 28 – Stephan Grossmann<br />

Simin, Student, 23 - Johannes Allmayer<br />

Sascha, Dienstmädchen bei Bassows – Stephan Grossmann, Devid Striesow<br />

Herr Semjonow, Laienschauspieler – Devid Striesow<br />

Aufführungsdauer ca. 2 Stunden 40 Minuten, keine Pause<br />

Premiere: 10. Januar 2004 im Großen Haus<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

12. Mai 19.30 Uhr<br />

13. Mai 15.00 Uhr und 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Jürgen Gosch<br />

wurde 1943 in Cottbus geboren und studierte an der Staatlichen Schauspielschule in<br />

Ost-Berlin. Erste Rollen hatte er unter Fritz Marquardts Regie, bevor er 1978 "Leonce<br />

und Lena" inszenierte. Im selben Jahr zog er in die Bundesrepublik und führte dort<br />

Regie in Hannover ("Prinz Friedrich von Homburg"). Es folgte in Bremen "Hamlet"<br />

(1981). Weitere Stationen waren Köln ("Menschenfeind" 1983, "Ödipus" 1984), das<br />

Hamburger Thalia Theater ("Penthesilea" 1985) und Bochum ("Die Stunde, da wir<br />

nichts voneinander wußten" 1993). 1993 wechselte er als fester Regisseur ans<br />

Deutsche Theater<br />

in Berlin und inszenierte dort Kleists "Amphitryon" und ein zweites Mal den "Prinz<br />

Friedrich von Homburg" (1995). Seit der letzten Spielzeit arbeitet er regelmäßig am<br />

Düsseldorfer Schauspielhaus. Mit Kleists "Käthchen von Heilbronn" begeisterte er<br />

Kritiker und Publikum. Die Spielzeit 2000/2001 eröffnete Jürgen Gosch mit der<br />

Deutschen Erstaufführung von Jon Fosses "Der Name" im Kleinen Haus, ebenfalls<br />

eine allseits hochgelobte Arbeit. Im kommenden Frühjahr inszeniert Gosch in<br />

Düsseldorf Shakespeares "Hamlet". Die Titelrolle spielt David Striesow, dem<br />

Düsseldorfer Publikum bereits aus dem "Käthchen" bekannt als „Graf Wetter vom<br />

Strahl“.<br />

Am 8. Mai 2004 hat Der „Zerbrochne Krug“, ein Lustspiel von Heinrich von Kleist in<br />

der Regie von Jürgen Gosch im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg Premiere.<br />

Gosch inszenierte dort bereits in der Spielzeit 2001/2002 einen Klassiker von Kleist:<br />

Amphitryon..<br />

Seine Inszenierungen von Roland Schimmelpfennigs Stücken Push up und<br />

Vorher/Nachher waren 2001 und 2003 bei den Mülheimer Theatertagen zu sehen.


Wilde - Der Mann mit den traurigen Augen<br />

von Händl Klaus<br />

Koproduktion des steirischen herbst mit dem schauspielhannover<br />

Regie – Sebastian Nübling<br />

Bühne und Kostüme – Muriel Gerstner<br />

Musik – Lars Wittershagen<br />

Licht – Heiko Wachs<br />

Dramaturgie – Thomas Laue, Wolfgang Reiter<br />

Gunter aus Bleibach – Bruno Cathomas<br />

Emil Flick – Tim Porath<br />

Hanno Flick – Peter Knaack<br />

Hedy Flick – Simone Henn<br />

Der Vater – Wilhelm Schlotterer<br />

Dauer der Aufführung ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause<br />

Premiere in Graz am 20. September 2003 im Orpheum<br />

Premiere in Hannover am 10. Oktober 2003 im ballhofeins<br />

sophiesæle<br />

13. Mai und 14. Mai 21.00 Uhr<br />

15. Mai 16 Uhr und 21.00 Uhr<br />

16. Mai 17 Uhr und 21.00 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Biografie<br />

Klaus Händl<br />

Händl Klaus, am17. 9.1969 in Rum/Innsbruck geboren, in Allerheiligen/Innsbruck<br />

aufgewachsen. Matura am Akademischen Gymnasium.<br />

Schauspielausbildung in Wien bei Julia Gschnitzer, Ute Lasch, Eva Zilcher.<br />

Engagement am Schauspielhaus Wien und in Filmen von Jessica Hausner ("Inter–<br />

View"), Dagmar Knöpfel ("Brigitta; Requiem für eine romantische Frau"), Ulrike<br />

Schweiger ("Zapping"), Christian Berger ("Mautplatz"), Urs Egger ("Opernball"),<br />

Michael Haneke ("71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls"), Franz Novotny<br />

("Nachtfalter"), Wolfram Paulus ("Fahrt in die Hauptstadt"; "Zug um Zug"), Douglas<br />

Wolfsperger ("Probefahrt") u.v.a. Filmregie / Drehbuch: "Das Waldviertel" (Kurzfilm,<br />

95), "Kleine Vogelkunde" (Spielfilm–Animation, 98, Co-Regie mit Patricia Marchart),<br />

"März" (01).<br />

Als Autor: "Legenden", Droschl Verlag Graz, 1994/96 Prosa. "Satz Bäurin",<br />

Klagenfurter Texte 95, Piper München. "Kleine Vogelkunde", ORF 96, Hörspiel.<br />

"Sebastians Jugend", Opernlibretto, unveröffentlicht. "Stolz", Szene, SALZ 00.<br />

"recitativo" für Beat Furrer, Literatur und Kritik 00. "Ich ersehne die Alpen; So<br />

entstehen die Seen", UA steirischer herbst 2001; Rowohlt Bühnenverlag. "Häftling<br />

von Mab", Opernlibretto, UA 2002 – Tiroler Landestheater/ K: Eduard Demetz. "Des<br />

Jägers Blut / Das folgsame Reh", Romanzen, Libretti; unveröffentlicht. "Fabrizio",<br />

Pastorale; unveröffentlicht. "Paulsberger Forellen" (Hörstück, ORF 02)<br />

Prosa in: edit / dieflut.at / fenster / kolik / manuskripte u.a. Robert Walser–Preis,<br />

Rauriser Literaturpreis, Hörspiel des Jahres; Stipendiat am Literar. Colloquium<br />

(Wannsee), Hermann-Lenz-Stipendium 2002.<br />

Lebt in Berlin, Port/Bielersee (Schweiz) und Wien.


Biografie<br />

Sebastian Nübling<br />

geboren 1960. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften an der Universität<br />

Hildesheim Schauspieler bei der freien Gruppe „Theater Mahagoni". Als Regisseur<br />

arbeitet er u.a. am Theater Basel und am Staatstheater Stuttgart. Seine Produktion<br />

„Disco Pigs" von Enda Walsh am jungen theater basel gastierte an verschiedenen<br />

Theatern.<br />

Weitere Inszenierungen: „Die Nächte der Schwestern Bronte" von Susanne<br />

Schneider, „Girls? Girls? Girls?" nach Motiven aus Fellinis „Stadt der Frauen",<br />

„Sweet Hamlet" und „Glamour oder: How to live a supa life". Am Theater Basel<br />

erarbeitete er u.a. die Inszenierungen „Gier" von Sarah Kane und „John Gabriel<br />

Borkman" (Ibsen), mit der er zum <strong>Berliner</strong> Theatertreffen 2002 eingeladen wurde.<br />

Sein Hooligan-Drama „l Furiosi", das er am Staatstheater Stuttgart herausbrachte,<br />

gewann beim Hamburger Festival „Politik im freien Theater" den 1. Preis.<br />

Am Schauspielhannover inszenierte er bereits das Kinder- und Familienstück „Don<br />

Quixote" nach Miguel de Cervantes, die deutschsprachige Erstaufführung von<br />

Joanna Laurens' „Die drei Vögel", Tom Lanoyes „Mamma Medea“ und zuletzt<br />

Händl Klaus‘ „Wilde oder Der Mann mit den traurigen Augen“. Diese Inszenierung<br />

wurde zum Theatertreffen 2004 eingeladen.<br />

2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute" zum<br />

Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt. Seit einigen Jahren entstehen alle<br />

Inszenierungen von Sebastian Nübling in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Bühnenbildnerin Muriel Gerstner und dem Musiker Lars Wittershagen.


Wolf<br />

Kreation nach Musik von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Koproduktion RUHRtriennale | Les Ballets C. de la B., Gent | Opéra National de Paris<br />

Konzept und Regie – Alain Platel<br />

Musikalische Bearbeitung – Sylvain Cambreling<br />

Bühne – Bert Neumann<br />

Choreografie – Gabriela Carrizo<br />

Dramaturgie – Hildegard De Vuyst<br />

Coach – Isnelle da Silveira<br />

Kostüme – Lies Van Assche<br />

getanzt und kreiert von<br />

Quan Bui Ngoc, Franck Chartier, Necati Köylü<br />

Serge Aimé Coulibaly, Raphaelle Delaunay, Lisi Estaràs,<br />

Grégory Kamoun Sonigo, Samuel Lefeuvre, Michael Lumana, Juliana Neves,<br />

Simon Rowe, Kurt Vanmaeckelberghe, Serge Vlerick<br />

Sopran – Ingela Bohlin, Johanette Zomer, Aleksandra Zamojska<br />

Mezzosopran - Marina Comparato<br />

Hunde – Wiggle, Dracula, Bilbo, Busy, King Loui, Bela Zafira, Shep, Pumba, Tinker, Mocha,<br />

Billy, Flint, Babouche, Obi Wan Kenobi, Tatanka<br />

Klangforum Wien<br />

Aufführungsdauer 2 Stunden 30 Minuten, ohne Pause<br />

Premiere am 1. Mai 2003 in Duisburg<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong><br />

16. Mai 19.30 Uhr (öffentliche Hauptprobe)<br />

17. und 18. Mai 19.30 Uhr<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Festspiele</strong> | Schaperstr. 24 | 10719 Berlin<br />

Telefon + 49 · 30 · 254 89 · 223 | Telefax + 49 · 30 · 254 89 · 155 | <strong>press</strong>e@berlinerfestspiele.de | www.berlinerfestspiele.de


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

Alain Platel/Sylvain Cambreling<br />

WOLF<br />

Several years ago, following the worldwide success of productions such as<br />

Allemaal Indiaan, La Tristeza Complice, Bernadetje or Iets op Bach, when<br />

the Ghent director Alain Platel announced that he intended to bring his directing<br />

career to an end, he had not reckoned with that other famous citizen of Ghent,<br />

Gerard Mortier. Mortier wanted to use his time in the old Ruhr industrial area to<br />

revive the opera by moving lt from tradition-laden establishments into rough<br />

industrial halls, by taking it out of the hands of the privileged (economic) elite and<br />

offering it to an audience of Shalke 04 supporters. And Platel appeared to him to be<br />

the perfect intermediary between the traditionally clearly distinct high and low<br />

cultures.<br />

Initially, Platel had no feeling for Mozart whatsoever. Still, he accepted Mortier's<br />

idea of working with his music. He overcame his resistance and 1 ooked for moving<br />

melodies, for canons t hat make one smile or music that is so popular that anyone<br />

can unthinkingly whistle along with it. The scores were arranged by Sylvain<br />

Cambreling for an ensemble made up of 19 musicians from the Vienna Klangforum<br />

who are not averse to such incongruous elements as the harmonica and marimba.<br />

Three female singers (1 coloratura, 1 soprano, 1 mezzosoprano) take care of the<br />

vocal parts.<br />

Platel invariably puts the whole world on stage. And this piece is no exception:<br />

dancers and performers from all corners of the world appear: from Vietnam, via<br />

Burkina Faso to Brazil. This mix is the point of departure and they all bring with<br />

them their past, their stories, their dreams. These are the materials for a<br />

performance which gradually takes shape through improvisation and which, in this<br />

instance, develops on the basis of the antithesis between virtuosity and banality. An<br />

antithesis that was also at work in Mozart's life.<br />

But there is more going on in Wolf. Two deaf players have joined the team. What<br />

does Mozart represent for them? How does one cope in this world if one does not<br />

speak? In addition to this, the stage is home to a pack of dogs, a kind of<br />

uncontrollable and constantly present subconscious, sometimes sleeping drowsily,<br />

at other times surprisingly menacing. Many of the conventions of the stage are<br />

thereby disregarded. But it makes the performance all the more real.<br />

Hildegard De Vuyst


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

Les Ballets C de la B.<br />

WOLF<br />

Formerly Les Ballets Contemporains de la Belgique. A posh name for a motley<br />

crew that worked collectively on the basis of the punk credo that everyone can do<br />

anything, including dance. As from the nineties, Platel decided to work outside the<br />

collective too (in such Ghent organisations as the Speeltheater, Nieuwpoorttheater,<br />

Het muziek Lod and Victoria) and thereby forced the other members to come out of<br />

their dens. Christine De Smedt, Hans Van den Broeck and Koen Augustijnen<br />

subsequently m ade a name for themselves a s dancer-choreographers; the work of<br />

Francisco Camacho, Sam Louwyck and Ghani Minne Vosteen was given support.<br />

In this way the old collective made way for a collection of choreographers who<br />

developed their own credos. The fact that they are so different makes it easier to<br />

function within the same organisation. Even so, outsiders sec the development of<br />

something akin to a house-style (popular, anarchistic, eclectic, committed) and a<br />

common denominator: this dance belongs to the world and the world belongs to<br />

everyone.<br />

Platel was for some time artistic head of Les Ballets, but he recently handed this<br />

task on to Christine De Smedt. The dancer and choreographer Larbi Cherkaoui<br />

joined after Iets op Bach and Hans Van den Broeck left to work independently. It is<br />

clear that the diversity within the company makes constant demands on the<br />

flexibility of its structure and that there is little sign of standardisation or<br />

streamlining. And that is how it should be: the structure is at the service of creation<br />

and not the other way round.


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

WOLF<br />

Alain Platel<br />

Alain Platel. 9 th April 1956 (Belgium). Trained as a remedial educationalist, and is an autodidact<br />

choreographer and director. In 1984 he set up a small group with a number of friends and relatives<br />

to work collectively. Emma (1988) signalled his concentration en directing. He was responsible for<br />

Bonjour Madame (1993), La Tristeza Complice (1995) and Jets op Bach (1998), with which<br />

Les Ballets C de la B (as the group was now called) rocketed to the international top. In the<br />

meantime his collaboration w ith Arne Sierens had a similar effect en the Ghent youth theatre<br />

company Victoria, with the three plays Moeder en Kind (1995), Bernadetje (1996) and Allemaal<br />

Indiaan (1999). He likes working on a variety of scales and forms (including, for example, advising<br />

Klapstuk, the major dance festival in Leuven). He has no need of his own organisation for his<br />

activities. After Allemaal Indiaan he announced that he was stopping making productions. But<br />

shortly afterwards Gerard Mortier persuaded him to do something based on Mozart for the<br />

Ruhrtriennale. In the meantime Platel has for some time been the artistic head of Les Ballets C de la<br />

B, but is not interested in the role of quality controller or relief worker. His credo is rather: sink or<br />

swim. But he certainly remains a supporter of all the company's activities. His creations emerge only<br />

in part from his own mind, or so it seems. He provides little at the start of the rehearsal process -<br />

there is no plan. He is always rather shy about it; Bonjour Madame started with 9 men and 1<br />

woman, La Tristeza Complice from the music of Purcell arranged for accordions. For Iets op<br />

Bach the starting point was unadulterated Bach, as straightforward as that. For Wolf it is a collage<br />

of Mozart, karaoke and dogs. He sets the outline of the performance by his choice of dancers:<br />

strong personalities, as varied as is feasible in their dance experience, cultural background and age.<br />

The intention is to create a world of differences.<br />

Of course there is always a lot more, suspected and hoped for, but Platel deliberately steps back to<br />

allow the unexpected and unplanned to happen. He guards against giving his fantasies away too<br />

soon. He first lets things come, draws them out, probes for what the dancers absolutely want to get<br />

off their chest, and throws away almost nothing. And he is happy to wait - in the long rehearsal<br />

processes time works to his advantage. This confrontation with a vast emptiness can be terribly h<br />

ard for t he d ancers. B ut P latel gives t hem calmness a nd confidence (you d on't e ven have to<br />

earn it). He fishes up gems like a pearl diver, and only then is the necklace threaded. He is a master<br />

in combining widely varied material, in orchestrating chaos. Sometimes he does not know which<br />

way to go either. But he openly admits it. Always a cause of slight panic. At the same time the<br />

dancers k now that he takes responsibility for making sure all their investments yield the maximum.<br />

So what does Platel stand for? There is no unequivocal answer. His world is not neatly divided into<br />

sheep and wolves, a man is also a woman, and nothing can ever be only beautiful. It is never<br />

either/or. He embraces contrasts and joins extremes. Both/and. Simultaneously. There is no winner<br />

or loser in this combination, let alone any reconciliation. This is the sustained conflict as an<br />

inexhaustible source of wealth.


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

Klangforum Wien<br />

WOLF<br />

Founded in 1985 by Beat Furrer as a soloist ensemble for contemporary music. A<br />

democratic forum with a core of 24 members. Each having the right to say in all<br />

important artistic decisions.<br />

Central in the musicians` concept: equal rights in the cooperation between<br />

interpretors, conductors and composers, a "working-together" that replaces the<br />

traditional hierarchical structures generally found in the everyday life of musical<br />

practice. Intensive confrontation with the varying aesthetical facets of contemporary<br />

works. A platform for authentic performances of contemporary compositions. Great<br />

stylistic variety: presentation of all central aspects of the music of our century - from<br />

the important works of the classical modern, especially of the Second Vienna<br />

School, to the works of upcoming young composers, experimental jazz and free<br />

improvisation.<br />

Regular composers workshops and musical didactic activities. In addition, music<br />

theater, film and TV productions. CD-recordings on labels such as accord, cpo,<br />

durian, Grammont, Musikszene Schweiz, pan classics, Wergo, Kairos.<br />

Since 1997 Sylvain Cambreling has been the first guest-conductor of Klangforum<br />

Wien.


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

Sylvain Cambreling<br />

WOLF<br />

The conductor Sylvain Cambreling was born in 1948 in Amiens, France and was educated at the<br />

Paris Conservatoire. In 1971, he took up the position of trombonist with the Orchestre Symphonique<br />

de Lyon and the Opera Nouveau, Lyon, where he was Deputy Musical Director between 1975 and<br />

1981.<br />

In 1976, Pierre Boulez called him t o Paris a s t he resident Guest Conductor of the "Ensemble<br />

InterContemporain". In 1981, he was appointed by Gerard Mortier as the General Musical Director<br />

of the Théâtre de la Monnaie in Brussels, where, during his ten-year appointment, Sylvain<br />

Cambreling oversaw some 40 new productions with directors such as Luc Bondy, Patrice Chereau,<br />

Karl-Ernst Herrmann, Peter Mussbach and Herbert Wernicke. After guest appearances at the<br />

Metropolitan Opera (1985 and 1989), La Scala, Milan (1984) and the Vienna Staatsoper (1991), he<br />

enjoyed huge success with Olivier Messiaen's "St. Frangois d'Assise" in a production by Peter<br />

Sellars at the Opera Bastille, Paris in 1992.<br />

Sylvain Cambreling has been a regular conductor at the Salzburg Festival since 1985. Sensational<br />

new productions such as Debussy's "Pelleas et Melisande" (directed by Robert Wilson), Janäcek's<br />

"Katia Kabanova" (directed by Christoph Marthaler), "La Damnation de Faust" and "Les Troyens" by<br />

Berlioz, the premiere of Berio's "Cronaca de Luogo" and, lastly, Mozart's "Le nozze di Figaro" were<br />

all performed under Cambreling's baton. In 2002 he conducted the new production of the "Don<br />

Giovanni" at the Metropolitan Opera, New York.<br />

Alongside his engagements as an operatic conductor, Sylvain Cambreling also works as an<br />

orchestral conductor with the world's leading orchestras, for example, the Vienna Philharmonic, the<br />

Berlin Philharmonic, the Oslo Philharmonic Orchestra, the BBC Symphony Orchestra, the Ensemble<br />

Modern, the Orchestra of Paris, the Staatskapelle Dresden and the Czech Philharmonic Orchestra.<br />

From 1993 to 1997, Sylvain Cambreling was Director and General Musical Director of the Frankfurt<br />

Opera and, at the same time, Artistic Director of the Concerts of the Frankfurt Museum Society.<br />

Highly-acclaimed new productions during this period included "Wozzeck", "Don Giovanni" and "Le<br />

Nozze di Figaro" (produced by Peter Mussbach), "Der Ring des Nibelungen" (produced by Herbert<br />

Wernicke) and "Idomeneo" (produced by Johannes Schütz). Intensive collaboration with the Swiss<br />

theatre director Christoph Marthaler gave rise to several noteworthy productions: Claude Debussy's<br />

"Pelleas et Melisande" (1994), Giuseppe Verdi's "Luisa Miller" (1996) and Ludwig van Beethoven's<br />

"Fidelio" (1997). In 1998, Cambreling conducted Kurt Weill's "Rise and Fall of the City of<br />

Mahagonny" with the Chicago Lyrical Opera.<br />

Sylvain Cambreling has already been named twice as Conductor of the Year (1993/94 and 2000) by<br />

the German "Opernwelt" magazine. The Frankfurt Opera was named Opera House of the Year<br />

1995/96 under his leadership. Furthermore, Sylvain Cambreling has been awarded the European<br />

Conductor Prize in recognition of his work in contemporary music.<br />

During the RuhrTriennale 2003 Sylvain Cambreling will conduct the following productions: "Wolf<br />

oder wie Mozart auf den Hund kam", "Saint Francois D'Assise" as well as the "Klavierkonzert,<br />

Synphonie Nr. 4".


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opéra National de Paris<br />

WOLF<br />

Bert Neumann<br />

Bert was born in 1960 in Magdeburg and grew up in East Berlin. After studying at<br />

Berlin's Art Academy in Weissensee from 1980 through 1985, he became one of<br />

the founders of lsd, a graphic arts company. Since 1992, Bert has been the Chief<br />

Stage Designer at Berlin's Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.<br />

In 1989, he received the Kainz Medal of the City of Vienna, and in 2000 the Critics'<br />

Prize from the <strong>Berliner</strong> Zeitung. In 2001 and 2002, the journal Theater Heute<br />

selected him as its Stage Designer of the Year.<br />

During his activities at Berlin's Volksbühne, Bert undertook numerous<br />

assignments with Frank Castorf, Rene Pollesch, and Peter Konwitschny.<br />

In 1999, Bert Neumann designed the costumes for Leander Hausmann's film,<br />

"Sonnenallee". The costumes and the stage setting for Dostojewski's "Dämonen"<br />

under Frank Castorf's direction (2001), were also from him.<br />

At the RuhrTriennale, Bert Neumann shall he creating the stage setting for<br />

Alain Platel's production, "Wolf oder wie Mozart auf den Hund kam".


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opera National de Paris<br />

Alain Platel/Sylvain Cambreling<br />

Wolf created by<br />

Juliana Neves<br />

°1971, Sao Paulo, Brazil<br />

WOLF<br />

Juliana was trained in Gymnastics, Ballet and later on Circus Arts. She has a<br />

bachelor's degree in Sociology. In Sao Paulo, she was one of the founders and<br />

performers of Cia Cenica Nau de Icaros, winning several prizes in their Circus-<br />

Theatre productions. In 1997, she was chosen to represent Brazil at the American<br />

Dance Festival in the International Choreographers Residency Program, where she<br />

studied with David Dorfman and David Zambrano. Back home, Juliana joined<br />

Quasar Cia de Danca of Henrique Rodovalho, she left Quasar to join Cirque du<br />

Soleil as one of the principal characters of their production "Dralion". She originated<br />

her part and performed 1001 shows over 3 years. Juliana created the "aerial pas -<br />

de-deux" act on silks together with aerial coach Andre Simard. This act and her<br />

solo act, also on silks, were between the highlights o f Dralion and acclaimed b y t<br />

he critics. In 2002 s he performed her solo act in China and Brazil. She is a guest<br />

teacher for Circus Juventas-USA and for Cia Linhas Aereas-Brazil. Coming to<br />

Europe in 2002, she joined "Atelier de Recherche Spectaculaire" directed by<br />

Phillipe Decoufle, before happily joining Les Ballets C. de la B.<br />

Samuel Lefeuvre<br />

° 1981, Vire, France<br />

Young blond man with blue eyes, age 21, French, 1.63meter high, practicing dance<br />

for 14 years now, in Caen with Michele LATINI and Claude BEATRIX, then in<br />

Angers in a school named CNDC, with several experiences on stage such as La<br />

Poudre des Anges (Karine SAPORTA), On/Off and Vertige d'en Bas (Claude<br />

BEATRIX), or Utopie and Raining Dogs (Michele Anne DE MEY). Loves any kind of<br />

animal (especially dogs...) and classical music (especially Mozart...) and wishes<br />

above everything that peace would be re-established all over the world.<br />

Lisi Estaras,<br />

°1971, Cordoba, Argentina,<br />

Began her studies of classical dance at the age of 14 in the Seminario Nacional de<br />

Cordoba. At the age of 17 she started her studies in social work and joined the<br />

Ballet Universitario de Cordoba where she begins her first contact with modern


dance and performs with several tango groups. In 1990 she goes to Israel to visit<br />

relatives and stays there for five years. In Israel she receives a scholarship to the<br />

Rubin Academy of Music and Dance in Jerusalem and works in wedding parties<br />

and commercials. Later on she dances for the Batsheba Dance Company in Tel<br />

Aviv. In 1996 she comes to Europe to visit friends and stays in Amsterdam where<br />

she participates in different freelance projects. In 1997 she starts the creation of<br />

"Iets op Bach" with Alain Platel. This work was a turning point, a very intensive<br />

learning process which triggered future creations. In "Bach" she meets Franck<br />

Chartier and Gabriela Carrizo, with whom she creates and performs "Une vie<br />

inutile" in the collective Peeping Tom, and Einat Tuchman, Isnel da Silvera and<br />

Darryl Woods with whom she creates "Bartime". In Schaubühne Berlin, she works<br />

with Constanza Macras for "Pornosotros".<br />

Serge Aime Coulibaly<br />

° 1972, Bobo Dioulasso, Burkina Faso<br />

During secondary school he starts theatre and dance. After that he enters a<br />

company called Feeren in Burkina Faso w here he stays form ore than 8 years<br />

under the direction of Amadou Bourou. There he gets a total formation, every<br />

member of the group is at once actor, dancer, singer and musician in the<br />

permanent theatrical research of the African stories. Slowly he develops a<br />

specialisation in all this multiplicity and becomes the choreographer of the company<br />

(creating for instance the opening show of the African football Cup. He gets<br />

experiences in contemporary dance through collaborations with Seydou Boro, Salia<br />

Sanou (Cie Salia ni Seydou), Benjamin Lamarche, Claude Brumachon (CCN de<br />

Nantes en France). His own choreographic research is nourished by African<br />

tradition and contemporary experiences.<br />

Serge Vlerick,<br />

° 1972, Gent, Belgium<br />

When I was born, I came into a world of silence. A silent world, a world without a<br />

sound. My eyes became my ears, eyes to listen, my hands became my voice,<br />

hands to talk. As a child I dreamed of becoming a singer. Because of my handicap I<br />

can not sing. When I was 10, I was on stage for the first time, as the storyteller in<br />

"Snowhite and the seven dwarves". It was like an awakening. I took courses as a<br />

model and as an actor, a special training for deaf people. I performed in different<br />

pieces, and worked on a poetry program with Kurt. Recently I realised that I could<br />

be a singer, through sign language. But so far I never got the chance to try it.<br />

Kurt Vanmaeckelberghe<br />

° 1969, Oostende, Belgium<br />

Stowing everything in a visual memory, I didn't even realise I was born deaf. I didn't<br />

know better. I would have become a rascal as a child if it weren't for the good<br />

instructors I came across with, so I got more independent and more sociable.


I learned sign language, my mother tongue, so to speak, but also realised the<br />

importance of integrating into the world of the hearing.<br />

From deaf school to hearing school, from schoolparties to discos, from Lego to<br />

harbour labourer, from angel (in a Christmas carol) to acting for a famous director.<br />

A dream come true. A dream that is cutting through others interests such as<br />

astrology, bodywork, travelling, sports. But a chance like this I don't g et a second<br />

time. Now I can try to visualise music so that it can be understood by deaf people.<br />

Also to work with my sign language in the more abstract context of dance and<br />

theatre is just a great challenge.<br />

Michael Lumana<br />

° 1971, Kinshasa, Zaire<br />

`de Kasai' (from Kasai) is the nickname given to him in breakdance, because of his<br />

Congolese origins, but also because of his love for ballet, which is not the coolest<br />

thing to do in a breakdance environment. After his military service, he starts off his<br />

training as a professional dancer doing mostly television shows and concerts. He<br />

worked with various artists such as Robert Palmer, Lutricia, Mc Neal (MTV tour),<br />

Funkstar Deluxe ("Grace Jones"), ...<br />

He finds a new challenge in 1998 with Le Ballet Hip Hop Art. XV! He meets Frankie<br />

D'Andrea who introduces him to ballet. He improves his technique with former étoile<br />

Menia Martinez from the National Ballet of Cuba and Ballet du XXième siecle.<br />

Gregory Kamoun Sonigo<br />

° 1975, Paris, France<br />

After studying history and arts history, I started theatre at the age of 21. But six<br />

months of school build up a strong resistance against this intellectual theatre. I<br />

turned to streetdance, to capoeira and contemporary dance in Angers where I<br />

stayed for two years. Different workshops with Joseph Nadj and Peter Brook<br />

completed his training.<br />

Necati Koylü<br />

° 1980, Gent, Belgium<br />

Works with Platel since he's 10 years old as a dancer and an actor. He made his<br />

entry on stage with a project called The Garden (a collaboration between Eva Bal<br />

and Alain Platel). In 1993 he participated i n t he creation o f "Bonj our Madame", i n<br />

1995 o f "La T risteza C omplice" a nd i n 1998 of "Iets op Bach". It kept him off the<br />

streets. In 2000 he also participated in a creation of Platel dancer Sam Louwyck:<br />

"October 13tn".<br />

With "No name" he made his first solo with live music. He also appears in videoclips<br />

of Deus or makes live appearances during their concerts.<br />

Simon Rowe


° 1969, Johannesburg, South Africa<br />

Trained in South Africa and after winning an award for the most promising dancer in<br />

the country, fell into the hands of the ballet companies for t he years 1990 to 1993.<br />

After passing through different companies, I joined the independent Free Flight<br />

company which took me to Europe several times w ith t heir high e nergy<br />

performances showcasing a virtuoso group of dancers of mixed styles, race and<br />

background, that was fiesta ! ! Moved to Europe to discover what else there was out<br />

there and ended up working as a freelancer and guest artist from 1995 to 2002.<br />

During this time, I performed work by Leine / Roebana, Forsythe and others. I<br />

developed longer working relationships with directors Ron Bunzl and Elshout/<br />

Handeler. Joined Company Raz for one year, 2002, to perform the work of Hans<br />

Tuerlings. After seeing "Iets op Bach", I dreamed to work with Alain Platel. After this<br />

I hope to share the work and create opportunities for others to ex<strong>press</strong> themselves.<br />

There isn't nearly enough work like this, let it roll!......<br />

Raphaelle Delaunay<br />

° 1976, Paris, France.<br />

Practices gymnastics and athletics until she is admitted at the Ecole de Danse of<br />

the Paris Opera in 1987. She stays with the Ballet de L'Opera until 1997 when she<br />

joins Pina Bausch and her company in Wuppertal (Germany). In 2000 she accepts<br />

an invitation of the Nederlands Danstheater, where she expands her repertory with<br />

works of amongst others Forsythe, Naharin and Kylian. Since august 2002, she has<br />

been invited by the Cadance Festival in The Hague (Netherlands) and by Antipodes<br />

de Brest (France) to present her own choreographic research.<br />

Meanwhile she's a frequent and passionate visitor of tango dance rooms, wherever<br />

she lives or resides.<br />

Franck Chartier<br />

° 1967, Roanne, France<br />

Starts dancing at the age of 11. His mother sends him to Rosella Hightower where<br />

he studies classical ballet till the Lausanne Price in 1986. When he's 19 he enters<br />

the Ballet du XXieme siecle of Maurice Bejart in Brussels and stays with him till<br />

1989 in Lausanne. He leaves the world of classical ballet and meets Peter Goss,<br />

who brings back the joy to move. Then he engages in Cie Preljocaj, where he will<br />

stay for a very fertile 3 years until 1993 when he create "Le spectre de la rose" in<br />

the Paris Opera. After this he leaves to Brussels and Rosas. But the doubts are<br />

coming back until he discovers Needcompany in Brussels. He also discovers a<br />

Flemish anarchistic creative mood which is strongly attracting. Meeting Platel in<br />

"Iets op Bach" is decisive. It pushes him to create his own work. 2000 sees the birth<br />

of a new collective company called Peeping Tom. With Gabriela Carrizo he creates<br />

"Caravana" and "Une vie inutile". They also make their first film in 2002, with a trio<br />

"Le Jardin" on an extended tour in the same period as Alain's opera.<br />

Dramaturg


Quan Bui Ngoc<br />

° 1976, Hanoi, Vietnam<br />

Quan starts dancetraining as a child at the National School of Vietnam, joining until<br />

1996 the Ballet of the Hanoi Opera. In 1997 Bernadette Tripier invites him to<br />

France. He stays in Istres for a year and a half, creating works and researching the<br />

repertoire with Louise Bums, Luc Tremblay, H. Cathala et F. Ramallingom, G.<br />

Mussard et C. Beziex and others.<br />

In 1998 he leaves to Portugal (with a company called CeDeCe), a year later he is in<br />

Barcelona with Ramon Oller.<br />

He returns to France for the creation of « Sept » by Frangoise Murcia, with whom<br />

he also works on her creation for male dancers in 2002 called « Prelude II ». In<br />

between Christiane Blaise engages him for two creations. He regularly returns to<br />

Vietnam where he makes a duo for dancers of the Opera. Last year he participated<br />

in the creation of a piece for children and an interactive piece (with the Cie<br />

Respublica).<br />

Gabriela Carrizo<br />

° 1970, Cordoba, Argentina<br />

She always had a passion for horses, but at ten she started her formation in a<br />

multidisciplinary dance school. She participated in the foundation of the Ballet of the<br />

University of Cordoba where she's dancing and creating her first choreographies. At<br />

the age of 19, she leaves to Europe and settles in Brussels. She works in Paris with<br />

Caroline Marcade and for 4 years moves between projects in Brussels and Paris. In<br />

1995 she starts working with Platel for "La Tristeza Complice" and later moves on<br />

to "Iets op Bach". After these experiences there's a strong need to create her<br />

proper structure to make work. With Franck Chartier she founds Peeping Tom,<br />

proceeded by a collective work called "Caravana" and "Une vie inutile", a crazy<br />

location project in and around a campingcar. In 2001 she joins Needcompany for<br />

the creation of "Images of Affection" and she realises in 2002, with Peeping Tom,<br />

her first movie and performance, "Le Jardin" (the Garden), with what she'll tour<br />

during this season.<br />

In the same time Platel invites her to collaborate as the choreographer of this<br />

production.<br />

Hildegard De Vuyst<br />

° 1963, Aalst, Belgium<br />

I studied literature and theatre sciences at the KU Leuven, where I also played in<br />

theatre productions with some oft he most exiting directors of the early 80's: Pol Dehert<br />

& Herman Gillis, Paul Peyskens and Guy Cassiers. At the Klapstuk Festival '85 I<br />

discovered dance, not only as a spectator but also as a critic. The workshop with<br />

Village Voice critic Deborah Jowitt was a real eye-opener, so I began to write about<br />

dance in the Flemish arts magazine called Etcetera.


In the meantime I worked for a venue in Brussels (Beursschouwburg), moved to an<br />

avantgarde children's theatre company in Ghent (Oud Huis Stekelbees, directed by<br />

Guy Cassiers), became artistic director of an artscentre in Ghent (Nieuwpoorttheater).<br />

But it was only in 1994 that I became a dramaturg. Almost by accident. That was for<br />

Het Muziek Lod in Ghent, a music theatre company that sometimes moves in the<br />

direction of dance. In '95 Lod co-produced a piece by Alain Platel, called "La Tristeza<br />

Complice" with a live orchestra of 10 accordeons. That's were I found out what I can<br />

do in the dancefield. The collaboration was very satisfying, also for Platel who asked<br />

nie again for his next piece, "lets op Bach". That was a good reason for leaving Het<br />

Muziek Lod.<br />

I started working as a freelancer from '96 on. After Oud Huis Stekelbees I had never<br />

found a stimulating structure to work in, so I had rather work on a project by project<br />

basis. This way I collaborated w ith Koen Augustijnen (To c rush t ime) and Larbi C<br />

herkaoui (Rien d e r ien), two choreographers from Les Ballets C. de la B., with<br />

theatremaker Arne Sierens ("Niet alle Marokkanen zijn dieven"), I was giving<br />

workshops (Amsterdam, Den Haag, Lublin) and teaching at the Rits (the Brussels<br />

school for actors and directors), I advised Anders Schlanbusch for two schoolpieces at<br />

the School for New Dance Development, I was mentor of the X-group, a project of<br />

P.A.R.T.S. (the school of Anne Teresa De Keersmaeker in Brussels), but I left before<br />

the term was over, I made a book about the artscenters in Flanders (published b y the<br />

Flemish Theatre Institute), etc.<br />

In 2001 I took a new turn, starting to work fulltime again, with the young/new team of<br />

the KVS (Royal Flemish Theatre) in Brussels, which is like coming home. It's quite a<br />

challenge to bring this dead repertoire theatre back to life. But even then I go (but just<br />

for the time of the production this time) when Platel calls.


Ruhrtriennale - Les Ballets C de la B - L'opera National de Paris<br />

Alain Platel/Sylvain Cambreling<br />

WOLF<br />

MUSIC<br />

* arrangement Sylvain Cambreling<br />

1. Trauermusik (1785). KV 477 *<br />

2. Caro bell'idol mio (1788) KV 562<br />

3. Adagio from Serenade (Gran Partita) (1781) KV 361*<br />

4. Smanie Implacabili, aria from Cosi Fan Tutti (1789) KV 588 *<br />

5. Porgi Amor, aria from Le nozze di Figaro (1786) KV 492 *<br />

6. 18 Canons KV 89A, KV 191, KV 508 *<br />

7. Adagio (1791) KV 622 *<br />

8. Internationale<br />

9. Piano Presto, sonate in a (1778) KV 310 *<br />

10. Rondo for quartet and Glasharmonica (1791) KV 617 *<br />

11. Voi che sapete, aria from Le Nozze di Figaro (1786) KV 492 *<br />

12. Prendero quel Brunettino, duet from Cosi fan Tutti KV 588 *<br />

13. Stringquintet (1791) KV 614 *<br />

14. Vorrei spiegarvi, Oh Dio!, aria (1783) KV 418 *<br />

15. Domine Deus from Messe in C minor_(1783) KV 427 *<br />

16. Potpoum<br />

17. Bald Prangt, den Morgen zu verkünden, from Die Zauberflöte (1791) KV 620 *<br />

18. Canzonetta sull'aria from Le nozze di Figaro (1786) KV 492 *<br />

19. Ecco la Marcia from Le nozze di Figaro (1786) KV 492 *<br />

20. L'ho perduta, aria from Le Nozze di Figaro (1786) KV 492 *<br />

21. Ach, ich fühl's, aria from Die Zauberflöte (1791) KV 620 *<br />

22. Celine Dion "A new day has come"<br />

23. Di scrivermi, from Cosi fan tutti (1789) KV 588 *

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