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Global Must Reads August 2007 - Atlantische Initiative

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<strong>August</strong> <strong>2007</strong><br />

Strategische Themen der internationalen Politik und <strong>Global</strong>isierung<br />

• Die hausgemachten Terroristen des Westens Seite 1<br />

• Klare Regeln für Staatsfonds! Seite 2<br />

• Droht ein Wettrüsten in der Arktis? Seite 3<br />

• Arabische Länder setzen auf Eigeninitiative ihrer Jugend Seite 3<br />

• USA und Türkei gemeinsam gegen Kurden? Seite 4<br />

• Südchinesisches Meer bleibt Brennpunkt in Südostasien Seite 5<br />

Mit den <strong>Global</strong> <strong>Must</strong> <strong>Reads</strong> will die <strong>Atlantische</strong> <strong>Initiative</strong> einen Beitrag zur<br />

Stärkung der außenpolitischen Kultur in Deutschland leisten. Unser<br />

Service bietet einen Überblick über besonders wichtige Studien und<br />

Analysen zur internationalen Politik. Bereits 15.000 Leser, darunter viele<br />

Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, nutzen unseren Service.<br />

Die hausgemachten Terroristen des Westens<br />

Mitchell D. Silber, Arvin Bhatt, Radicalization in the West: The Homegrown Threat, New<br />

York Police Department, <strong>August</strong> <strong>2007</strong><br />

Seit dem 11. September 2001 ist die Terror-Gefahr für den Westen gestiegen.<br />

Doch die wahre terroristische Bedrohung geht nicht von ausländischen<br />

Dschihad-Kriegern ferner Länder aus. Der Prototyp des Terroristen ist ein<br />

unscheinbarer Mensch mit gewöhnlichem Job und gehobenem Bildungsniveau.<br />

Er kommt aus der Mitte unserer westlichen Gesellschaft und durchläuft einen<br />

langwierigen Prozess der Radikalisierung, bevor er zur Tat schreitet. Zu diesem<br />

Schluss kommt das New York Police Department in einer umfangreichen<br />

vergleichenden Fallstudie, die unter anderem die Terroranschläge von Madrid,<br />

Amsterdam, London sowie von New York, Portland und North Virginia<br />

vergleicht. Alle Anschläge fanden nach 2001 statt.<br />

Der Radikalisierungsprozess besteht laut Studie aus vier Stufen:<br />

Prä-Radikalisierung: Auf dieser Stufe ist der potentielle Terrorist in der<br />

Regel noch nicht von radikalem Gedankengut „infiziert“. Er lebt ein normales<br />

Leben innerhalb der westlichen Gesellschaften und kommt meist aus<br />

Mittelklassefamilien, ist unter 35 und häufig Student. Einige von ihnen würden<br />

sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal als Moslem bezeichnen.<br />

Selbstidentifikation: An dieser Stelle beginnt der Terrorist von morgen, sich<br />

von alten Gewohnheiten und dem bisherigen sozialen Umfeld zu lösen, um sich<br />

einem „puren“ islamischen Glauben („Salafi-Islam“) zu verschreiben: Auslöser<br />

für diesen religiösen Schub sind häufig persönliche oder politisch-soziale<br />

Krisen, in denen die Person besonders empfänglich für radikale Botschaften ist.<br />

Dieser Service erscheint mit freundlicher Unterstützung von<br />

<strong>Atlantische</strong> <strong>Initiative</strong> e. V.<br />

Wilhelmstraße 67<br />

10117 Berlin<br />

Germany<br />

Tel: +49.30.206 337 88<br />

Fax: +49.30.206 337 90<br />

www.atlantische-initiative.org<br />

info@atlantische-initiative.org<br />

Vorstand<br />

Dr. Johannes Bohnen<br />

Jan-Friedrich Kallmorgen<br />

Beirat<br />

Dr. Rudolf<br />

Adam<br />

Dr. Ronald D. Asmus<br />

Prof. Dr. Arnulf Baring<br />

Dr. Christoph Bertram<br />

Carl-Eduard von Bismarck<br />

Dr. Philip v. Boehm-Bezing<br />

Dr. Mark Brzezinski<br />

Jürgen Chrobog<br />

Thomas L. Farmer<br />

Dr. Klaus-Dieter Frankenberger<br />

Dr. Jeffrey Gedmin<br />

Dr. Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg<br />

Prof. Dr. Helga Haftendorn<br />

Dr. John C. Hulsman<br />

Dr. Michael J. Inacker<br />

Dr. Jackson Janes<br />

Marvin Kalb<br />

Dr. Walther Leisler Kiep<br />

Eckart von Klaeden<br />

Hans-Ulrich Klose<br />

John Kornblum<br />

Dr. Charles Kupchan<br />

Alexander Graf Lambsdorff<br />

Prof. Dr. Kurt J. Lauk<br />

Dr. Beate Lindemann<br />

Heike MacKerron<br />

Dr. Norbert Otten<br />

Cem Özdemir<br />

Ruprecht Polenz<br />

Avi Primor<br />

Prof. Dr. E. Sandschneider<br />

Julianne Smith<br />

Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik<br />

Karsten D. Voigt<br />

Lord Wallace<br />

Bankverbindung<br />

<strong>Atlantische</strong> <strong>Initiative</strong> e. V.<br />

Bankhaus Löbbecke AG<br />

Bankleitzahl: 100 30 500<br />

Kontonummer: 12 57 95 00<br />

Registergericht<br />

Amtsgericht Berlin Charlottenburg<br />

Registernummer: VR 23583Nz<br />

UST-IDNR: 27/660/59701


Indoktrinierung: In dieser Phase spielen Kontakte zu Gleichgesinnten,<br />

Internetpropaganda und radikale Wortführer kleinerer Aktivistengruppen eine<br />

zentrale Rolle. Der Glaube wird durch enge Kontakte zu diesen Gruppen<br />

(Moscheen, Bücherläden, Studentengruppen etc.) radikalisiert und der<br />

werdende Terrorist gelangt schließlich zu der Überzeugung, sein Glaube<br />

verlange jetzt Taten.<br />

Dschihadisierung: In der Endphase des Radikalisierungsprozesses<br />

akzeptieren die Mitglieder dieser Kleingruppen, einen individuellen Beitrag für<br />

den Dschihad leisten zu müssen. Sie begreifen sich selbst als heilige Krieger<br />

und beginnen früher oder später, mit Hilfe der Gruppe eigene Terrorangriffe<br />

zu planen. Während die übrigen Prozessphasen mehrere Jahre dauern<br />

können, mündet die Endphase oft schon nach wenigen Monaten in den<br />

finalen Terrorakt.<br />

Die Ergebnisse der Studie sowie das entwickelte Vier-Phasenmodell<br />

werden abschließend mit den Untersuchungen der Anschläge vom 11.<br />

September verglichen. Die Übereinstimmungen sind verblüffend. Der<br />

bedeutendste Unterschied zu den Anschlägen auf das World Trade Center:<br />

Der Einfluss bzw. die direkte Kontrolle von Al-Qaida ist nach 2001 stark<br />

zurückgegangen und bei den untersuchten Fällen eher die Ausnahme als die<br />

Regel. Hier waren fast ausschließlich „Homegrown Terrorists“ involviert. Um<br />

diesen Terroristentyp zu bekämpfen, muss man seinen Werdegang kennen.<br />

Die Studie der New Yorker Polizei liefert dazu erste Erkenntnisse. Mehr…<br />

Klare Regeln für Staatsfonds<br />

Edwin M. Truman, Sovereign Wealth Funds: The Need for Greater Transparency and<br />

Accountability, Peterson Institute for International Affairs, Policy Brief Nr. 07-6, <strong>August</strong><br />

<strong>2007</strong><br />

Vor einiger Zeit sorgten in den USA ein Kaufangebot der chinesischen Ölfirma<br />

CNOOC für den kalifornischen Ölförderer Unocal und die geplante<br />

Übernahme von US-Häfen durch den Hafenbetreiber Dubai Ports World für<br />

große politische Kontroversen und wurde schließlich zurückgezogen. In<br />

Deutschland wird auf höchster politischer Ebene über Möglichkeiten<br />

debattiert, wie bestimmte Branchen vor ausländischen Übernahmen<br />

geschützt werden können. Kapital kennt heute keine nationalen Grenzen<br />

mehr und staatliche Investmentaktivitäten unterscheiden sich kaum von<br />

denen des Privatsektors, z.B. von privat gemanagten Pensionsfonds oder<br />

Portfolios.<br />

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Regierungen, darunter viele<br />

Schwellenländer, hohe Summen angehäuft, für die sie nun lukrative<br />

Anlagemöglichkeiten suchen. Staaten wie Norwegen, Singapur oder Kuwait<br />

bieten seit kurzem Einblick in die Verteilung ihrer staatlichen Anlagen. Edwin<br />

M. Truman sieht hierin einen Trend zu mehr Transparenz, den man zur<br />

Aufstellung klarer Richtlinien für die Finanzaktivitäten von Staaten auf dem<br />

internationalen Markt nutzen sollte. Doch was bedeuten Staatsfonds<br />

überhaupt für die Struktur und die Stabilität des internationalen<br />

Finanzsystems?<br />

Staatsfonds sind auf langfristige Wertentwicklung ausgelegt und<br />

beinhalten meist ein breiteres Anlagespektrum. Allerdings bergen sie gewisse<br />

Risiken, wie etwa ihre Größe, denn Umschichtungen können Unruhe in die<br />

Märkte bringen. Zudem kann das Management stärker von politischen als von<br />

wirtschaftlichen Zielen beeinflusst werden (z.B. im Fall der Unterstützung von<br />

nationalen Champions).<br />

Trifft eine Regierung Entscheidungen über das Management ihrer<br />

internationalen Anlagen, so sind davon nicht nur die eigenen Bürger betroffen,<br />

sondern auch die internationalen Finanzmarktteilnehmer sowie die Staaten, in<br />

denen Geld angelegt wird. Diese internationale Verflechtung verlangt deshalb<br />

nach internationalen Standards für Staatsfonds:<br />

• Klare Rollenverteilung zwischen Regierung und Managern der<br />

Investments<br />

• Größtmögliche Transparenz bei den Investitionen (z.B. durch jährliche,<br />

besser noch durch vierteljährliche Berichte)<br />

2


• Verhaltensrichtlinien für das Management, die z.B. plötzlichen<br />

Umschichtungen der Portfolios vorbeugen Mehr…<br />

Droht ein Wettrüsten in der Arktis?<br />

Ariel Cohen, Russia’s Race for the Arctic, Heritage Foundation Web Memo,<br />

06.08.<strong>2007</strong><br />

Anfang <strong>August</strong> hisste eine U-Boot-Besatzung in 4261 Metern Tiefe direkt<br />

unter dem Nordpol die russische Nationalflagge. Auch wenn andere<br />

Anrainerstaaten scheinbar gelassen reagierten und auf die fehlende<br />

völkerrechtliche Bedeutung der Aktion verwiesen, warnt Ariel Cohen von der<br />

Heritage Foundation vor einem Wettlauf um die Arktis. Er sieht die Aktion als<br />

einen weiteren Schritt auf dem von Russland selbst verkündeten Weg zur<br />

„Energiesupermacht“.<br />

Bereits seit 2001 fordert die russische Regierung, die 320 Kilometer<br />

breite, an den Küsten beginnende Wirtschaftszone zu erweitern und erhebt<br />

Ansprüche auf einen Teil des Nordpols, der doppelt so groß ist wie<br />

Frankreich. Angesichts der unter dem Meeresgrund vermuteten<br />

Bodenschätze ist dies kein Wunder: Geologen schätzen, dass dort etwa ein<br />

Viertel der weltweiten Öl- und Gasreserven im Wert von mehreren Hundert<br />

Milliarden Dollar liegt, außerdem verschiedene Metalle und Diamanten. Ein<br />

Abschmelzen der Polkappe würde aber nicht nur die Suche nach diesen<br />

Ressourcen erleichtern, sondern entlang der Küste von Eurasien auch eine<br />

neue Seeroute erschließen.<br />

Ganz egal kann den anderen Anrainerstaaten wie den USA, Kanada,<br />

Dänemark oder Norwegen der russische Anspruch sicher nicht sein, sind sie<br />

doch ebenfalls an den Schätzen unter der Arktis interessiert. Doch die<br />

zuständige Kommission für die Grenzen des Kontinentalschelfs unter Leitung<br />

der UN konnte sich bisher zu keiner endgültigen Entscheidung durchringen.<br />

Die Anrainerstaaten, vor allem Dänemark, Norwegen und Kanada, haben<br />

bereits erklärt, vor der UN eigene Ansprüche zu verfolgen. Sicherlich ist<br />

niemand an einem neuen Kalten Krieg in der Region interessiert. Doch<br />

Russlands Entscheidung für eine aggressive Strategie zwingt diese Staaten,<br />

die westliche Präsenz in der Arktis auszubauen. Es scheint, als ob am<br />

Nordpol ein neues Wettrüsten unvermeidlich ist: diesmal mit eine Flotte<br />

moderner Eisbrecher, Tauchfahrzeugen und Polarflugzeugen. Mehr…<br />

Arabische Länder setzen auf Eigeninitiative ihrer Jugend<br />

Stefan Theil, Teaching Entrepreneurship in the Arab World, Newsweek International,<br />

20.08.<strong>2007</strong><br />

Die arabischen Länder stehen vor großen wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund ihrer<br />

demographischen Entwicklung: 70% der arabischen Bevölkerung sind unter<br />

25. Um all diese jungen Menschen zu beschäftigen, müssten bis 2020 laut<br />

Weltbank 80 Mio. neue Arbeitsplätze entstehen. Das sind doppelt so viele wie<br />

die USA in den boomenden 90er Jahren schaffen konnten. Doch wer soll die<br />

neuen Jobs kreieren? Die Zahl der Unternehmensgründungen im arabischen<br />

Raum ist äußerst gering, die Wirtschaftsaktivitäten beschränken sich<br />

hauptsächlich auf Ölgeschäfte und den öffentlichen Sektor. Zudem liegt das<br />

Bildungsniveau arabischer Jugendlicher im internationalen Vergleich auf den<br />

hinteren Rängen. In den Schulen dominiert häufig noch religionsnaher<br />

Unterricht, während der westliche Kapitalismus weithin verpönt bleibt. Dies<br />

scheinen nicht die besten Voraussetzungen für eine vielseitige und<br />

dynamische Wirtschaft, die für Beschäftigung und Aufschwung sorgen soll.<br />

Doch in der Jugend liegt die Kraft. Dies ist offenbar das Credo einer<br />

Gruppe von engagierten Erziehern, Unternehmern, westlichen<br />

Hilfsorganisationen, islamischen Geistlichen und anderen. Ihr Ziel: Die<br />

arabische Jugend zu Unternehmensgründern von morgen auszubilden.<br />

Gemeinsam rühren sie in Schulen und Universitäten die Werbetrommel für<br />

das Abenteuer Selbständigkeit. Die Organisation Injaz Al-Arab hat 4.000<br />

freiwillige Lehrer rekrutiert, die in mehreren hundert Schulen in zehn<br />

3


verschiedenen Ländern – vom Maghreb bis zum Persischen Golf – Schülern<br />

zwischen 11 und 18 Jahren Wirtschaftsunterricht geben sollen. Auf dem<br />

Lehrplan stehen Grundlagen der Betriebswirtschaft, professionelles<br />

Networking und Unternehmensgründung. Sie wollen weg von religiös<br />

geprägten Inhalten oder sturem Auswendiglernen und setzen stattdessen auf<br />

selbständiges Denken und den kreativen Geist der Schüler. Auch an<br />

Universitäten und neu gegründeten Ingenieurs-Schulen sind Seminare zur<br />

Geschäftgründung und Unternehmensführung zunehmend Pflicht. Zusätzlich<br />

belohnen öffentlich ausgerufene Businessplan-Wettbewerbe junge<br />

Geschäftsideen mit Preisgeldern und Unterstützung bei der<br />

Unternehmensgründung.<br />

Diese viel versprechenden Projekte lassen auf neue<br />

Unternehmenslandschaften im arabischen Wirtschaftsraum hoffen. Doch<br />

nach wie vor bestehen zahlreiche Hindernisse, z.B. horrende Gebühren für<br />

Geschäftsgründungen und abschreckende Verschuldungs- und<br />

Konkursgesetze. Dank neuer Reformen werden die Bedingungen jedoch<br />

immer günstiger. Selbst in den Köpfen vieler Traditionalisten, die bisher stets<br />

vor der „Verwestlichung“ warnten, scheint langsam ein Umdenken<br />

stattzufinden. Mehr…<br />

USA und Türkei gemeinsam gegen Kurden?<br />

George Friedman, The Geopolitics of Turkey, Geopolitical Intelligence Report, Stratfor,<br />

31.07.<strong>2007</strong><br />

Der Einmarsch der US-Armee im Irak hat den irakischen Kurden im Norden<br />

des Landes eine Quasi-Unabhängigkeit verschafft. In nahezu allen irakischen<br />

Zukunftsszenarien sollen sie diese Unabhängigkeit behalten, teilweise ist<br />

schon von einer kurdischen Staatsgründung die Rede. Ein unabhängiges<br />

Kurdistan gehört jedoch seit jeher zu den schlimmsten Alpträumen der<br />

türkischen Regierung. Die Türkei ist daher höchst besorgt über die<br />

Entwicklungen im Irak und die USA stehen vor einem türkisch-kurdischen<br />

Dilemma:<br />

• Einerseits können die USA aus politischen, militärischen und<br />

wirtschaftlichen Gründen keinen Konflikt mit der Türkei riskieren. Schon<br />

jetzt ist das Land die größte Volkswirtschaft des östlichen<br />

Mittelmeerraums, Südosteuropas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie<br />

des Kaukasus’ und damit die größte muslimische Volkswirtschaft. Im<br />

Gegenteil: Den USA wäre eine wiedererstarkte Türkei sehr willkommen –<br />

als geopolitisches Gegengewicht in der Region zum Iran. Der Regierung in<br />

Ankara sind aber die Ansprüche der irakischen Kurden auf einen eigenen<br />

Staat eine Dorn im Auge. Dabei könnte die Türkei die USA dort bei der<br />

Stabilisierung der Lage im Nordirak unterstützen: Durch einen Einmarsch<br />

der Türken im die Region könnte sich eine starke politische Macht im Irak<br />

etablieren, die den innerirakischen Einfluss Teherans erheblich schwächen<br />

würde. Dies wäre auch im Sinne der US-Regierung.<br />

• Andererseits dürfen die USA gegenüber den Kurden nicht ihre<br />

Glaubwürdigkeit verlieren. Der Einmarsch türkischer Truppen in den<br />

Nordirak würde das Ende aller kurdischen Unabhängigkeitsträume<br />

bedeuten. Das müssen die USA mit allen Mitteln verhindern – immerhin<br />

sind die irakischen Kurden ihre treuesten, wenn nicht ihre einzig<br />

verbliebenen Verbündeten im Irak. Außerdem wäre es fatal, wenn bei den<br />

anderen irakischen Volksgruppen der Eindruck entstünde, die USA<br />

würden sie nicht gegen Übergriffe von außen beschützen.<br />

Wie lassen sich also die Gerüchte über gemeinsame Aktionen der USA und<br />

der Türkei gegen die Kurdische Arbeiterpartei PKK in Nordirak deuten, der<br />

den Anhängern der Partei bisher als Rückzugsgebiet diente und von dem aus<br />

sie ihre Anschläge in der Türkei planten? Mehr…<br />

4


Südchinesisches Meer bleibt Brennpunkt in Südostasien<br />

Barry Wain, All at Sea Over Resources in East Asia, Yale<strong>Global</strong>, 14.08.<strong>2007</strong><br />

Die Ozeane nehmen eine immer größere Bedeutung in den internationalen<br />

Beziehungen ein (siehe <strong>Global</strong> <strong>Must</strong> <strong>Reads</strong> Mai <strong>2007</strong>). Eines der<br />

umstrittensten Seegebiete ist das Südchinesische Meer. Bisher sind die<br />

Ansprüche der vier Anrainerstaaten China, Taiwan, Vietnam und die<br />

Philippinen auf das Gebiet nicht geregelt, noch gibt es Mechanismen, die im<br />

Falle einer Krise die Situation entschärfen könnten. Die Lage kann jederzeit<br />

eskalieren. Auf die im südlichen Teil des Seegebiets gelegenen Spratly-Inseln<br />

erheben sogar insgesamt 6 Nationen Ansprüche, zusätzlich zu den oben<br />

genannten auch Malaysia und Brunei. Alle außer dem Sultanat Brunei<br />

unterhalten Militärstützpunkte auf einzelnen Inseln dieser Gruppe, die häufig<br />

nur aus Riffen und Atollen besteht.<br />

Dabei geht es nicht allein um die Bodenschätze, die auf dem<br />

Meeresboden vermutet werden. Mehr als ein Viertel des Welthandels<br />

verlaufen durch diese Gewässer, 65% des Energiebedarf Chinas werden<br />

durch das Südchinesische Meer geschifft, bei Japan sind es sogar 70%.<br />

Damit ist dies kein rein regionales Problem, sondern betrifft viele Nationen,<br />

darunter auch die Großmächte. Denn ein Konflikt würde die globale<br />

Schifffahrt durch diese strategische Wasserstraße deutlich erschweren.<br />

Vor allem Chinas Ansprüche auf die Region müssen beachtet werden,<br />

sind die Chinesen doch als einzige Nation in der Lage, ihre Forderungen auch<br />

militärisch durchzusetzen. Bisher beschwichtigte der chinesische<br />

Wirtschaftsboom noch alle Anrainerstaaten. Doch <strong>Initiative</strong>n wie die von BP,<br />

die zusammen mit ConocoPhillips und der staatlichen Vietnam National Oil<br />

and Gas Group eine vor der vietnamesischen Küste verlaufende Pipeline<br />

baut, sorgen ebenso für Unruhe wie die Übergriffe chinesischer Militärboote<br />

auf vietnamesische Fischer. Die größte Gefahr aber droht der Umwelt: Die<br />

fehlende Regelung der Ansprüche und Zuständigkeiten für das Gebiet fördern<br />

die Wasserverschmutzung, die Zerstörung von Riffen und Mangrovenwäldern<br />

sowie die Überfischung. Mehr…<br />

Weitere Zusammenfassungen finden Sie unter www.global-agenda.org und<br />

auf unserem englischsprachigen Internet Think Tank für internationale Politik<br />

www.atlantic-community.org.<br />

Die <strong>Global</strong> <strong>Must</strong> <strong>Reads</strong> werden von der<br />

<strong>Atlantische</strong>n <strong>Initiative</strong> e.V. herausgegeben.<br />

Vorstand: Dr. Johannes Bohnen und Jan-Friedrich Kallmorgen (V.i.S.d.P.)<br />

Verantwortliche Redakteure: Eddie Hartmann/Björn Sacknieß<br />

© <strong>Atlantische</strong> <strong>Initiative</strong> e.V. – Wilhelmstraße 67 – 10117 Berlin<br />

Tel: +49 - 30 - 206 337 88 – Fax: +49 - 30 - 206 337 90<br />

Email: info@atlantische-initiative.org<br />

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