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Weil Honecker irrte: Mit Leiter und Badehose in den Westen

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Siegfried Wehrhoff: <strong>Mit</strong> <strong>Leiter</strong> <strong>und</strong> <strong>Badehose</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Westen</strong><br />

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gekommen, führten sie mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zimmer mit e<strong>in</strong>er großen<br />

Landkarte an der Wand. Ich erzählte me<strong>in</strong>e Geschichte. Nun<br />

stellten sie noch e<strong>in</strong> paar persönliche Fragen zu me<strong>in</strong>er Familie,<br />

me<strong>in</strong>er Tätigkeit, me<strong>in</strong>en Bekannten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en sowie<br />

me<strong>in</strong>em Motiv. Das war alles ganz harmlos, ich war eben<br />

im <strong>Westen</strong>. So e<strong>in</strong>en fre<strong>und</strong>lichen Umgang bei Behör<strong>den</strong> hatte<br />

ich <strong>in</strong> der DDR nie erlebt.<br />

Ich dachte ständig an me<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>, wie es dem jetzt<br />

wohl g<strong>in</strong>ge?<br />

Wenn sie ihn mit dem Boot vom Zoll gef<strong>und</strong>en hätten, wäre<br />

er jetzt vielleicht auch hier. Ich fragte die Herren, ob sie etwas<br />

darüber wüßten, <strong>und</strong> mußte erfahren, daß sie nichts<br />

mehr für ihn hatten tun können. Sie erzählten mir, daß der<br />

B<strong>und</strong>esgrenzschutz am frühen Morgen gegen vier Uhr mit<br />

e<strong>in</strong>em Zollboot an der bezeichneten Stelle die Elbe auf <strong>und</strong><br />

ab gefahren sei. Sie hatten aber ke<strong>in</strong>en Menschen sehen können.<br />

E<strong>in</strong> Signal geben durften sie nicht, die Fahrt war erfolglos<br />

verlaufen. Kurz darauf hätten sie beobachtet, wie e<strong>in</strong><br />

Wagen der Ost-Grenztruppen die übliche Streife fuhr. Natürlich<br />

hatten sie an der Stelle gehalten, wo unsere Fluchtleiter<br />

noch stand. Bald war Verstärkung gekommen, kurz<br />

darauf Herren <strong>in</strong> Limous<strong>in</strong>en gefolgt. In derselben Zeit waren<br />

auch Mannschaftswagen mit schwerbewaffneten Soldaten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen H<strong>und</strong>estaffeln angerückt. Um das gesamte<br />

Grenzgebiet zu überschauen, fehlten auch Grenzschutzboote<br />

nicht, während die Soldaten mit ihren H<strong>und</strong>en das Elbgebiet<br />

vor dem Deich durchkämmten. Immer mehr Wagen seien<br />

vorgefahren. Von der Westseite konnte der BGS sehen,<br />

daß die <strong>Leiter</strong> noch stand <strong>und</strong> Fotografien vom Tatort gemacht<br />

wur<strong>den</strong>, die ich, wie auch e<strong>in</strong>ige Details, viel später <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er Stasi-Akte f<strong>in</strong><strong>den</strong> sollte.<br />

Gegen sechs Uhr waren sie drüben fündig gewor<strong>den</strong>. Mayk<br />

hatte nach se<strong>in</strong>em mißglückten Schwimmversuch se<strong>in</strong>e Kleidung<br />

wieder angezogen <strong>und</strong> sich im Schilf versteckt. E<strong>in</strong><br />

H<strong>und</strong>eführer hatte ihn da entdeckt. Er war mit vorgehalte-

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