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Arthur Honegger<br />
(1892–1955)<br />
JEANNE D’ARC AU BÛCHER<br />
Paul Clau<strong>de</strong>l und<br />
Arthur Honegger<br />
(Photographie<br />
von Marcel<br />
Arthaud,1943)<br />
Dramatisches Oratorium<br />
in einem Prolog und elf Szenen<br />
für Sprecher, Soli, Chor und Orchester<br />
<strong>Programm</strong><br />
Text von Paul Clau<strong>de</strong>l (1868–1955) Konzertreihe <strong>de</strong>r<br />
Internationalen<br />
Bachaka<strong>de</strong>mie Stuttgart<br />
Konzert 6<br />
in <strong>de</strong>r Saison 2000/2001<br />
Abo A<br />
Samstag<br />
26. Mai 2001<br />
Abo B<br />
Sonntag<br />
27. Mai 2001<br />
19 Uhr<br />
Lie<strong>de</strong>rhalle Stuttgart<br />
Beethoven-Saal<br />
keine Pause<br />
Gesamtdauer ca. 1 1 /2<br />
Stun<strong>de</strong>n<br />
Viviana Aliberti<br />
Jeanne d’Arc<br />
Örs Kisfaludy<br />
Frère Dominique / Récitant / L’Appariteur / Regnault <strong>de</strong><br />
Chartres / Heurtebise / Un Prêtre<br />
Andrea Csereklyei (Sopran)<br />
Une Voix / La Vierge / Pecus I<br />
Markus Mayer-Spohn (Sopran)<br />
(Stuttgarter Hymnus-Chorknaben)<br />
Une Voix d’Enfant<br />
Michelle Breedt (Mezzosopran)<br />
Marguerite<br />
Cécile Éloir (Alt)<br />
Cathérine<br />
Mario Zeffiri (Tenor)<br />
Porcus / Une Voix / Héraut I / Le Clerc<br />
Andreas Schmidt (Bass)<br />
Une Voix / Héraut II<br />
Stefan Müller-Ruppert (Gächinger Kantorei Stuttgart)<br />
Héraut / Héraut III / L’Âne / Bedford<br />
Martine Saniter (Gächinger Kantorei Stuttgart)<br />
La Mère aux Tonneaux<br />
Bruno Bäzner (Gächinger Kantorei Stuttgart)<br />
Guillaume <strong>de</strong> Flavy<br />
Guido Heidloff (Gächinger Kantorei Stuttgart)<br />
Jean <strong>de</strong> Luxembourg<br />
Stuttgarter Hymnus-Chorknaben<br />
Gächinger Kantorei Stuttgart<br />
Münchner Philharmoniker<br />
Helmuth Rilling<br />
Leitung
Arthur Honegger / Paul Clau<strong>de</strong>l<br />
Jeanne d’Arc au bûcher<br />
Besetzung<br />
Sprechrollen: Jeanne d’Arc, Frère Dominique,<br />
Récitant, Héraut, L’Appariteur, Héraut III, L’Âne,<br />
Regnault <strong>de</strong> Chartres, Bedford, Guillaume <strong>de</strong> Flavy,<br />
Jean <strong>de</strong> Luxembourg, Heurtebise, La Mère aux<br />
Tonneaux, Le Clerc, Un Prêtre<br />
Gesangspartien: La Vierge (Sopran), Une Voix<br />
(Sopran), Une Voix d’Enfant (Sopran), Pecus I<br />
(Sopran), Marguerite (Mezzosopran), Cathérine<br />
(Alt), Porcus (Tenor), Une Voix (Tenor), Héraut I<br />
(Tenor), Le Clerc (Tenor), Une Voix (Bass),<br />
Héraut II (Bass)<br />
Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass; Kin<strong>de</strong>rchor<br />
Orchester: 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen,<br />
Piccoloklarinette, Klarinette, Bassklarinette,<br />
3 Altsaxophone, 3 Fagotte, Kontrafagott, Piccolotrompete<br />
(in D), 3 Trompeten, 3 Posaunen, Bassposaune/Tuba,<br />
2 Klaviere, Pauken, Schlagzeug<br />
(Tam-Tam, Große Trommel, Kleine Trommel,<br />
Rührtrommel, Becken, Tambourin, Triangel, Holzblock,<br />
Ratsche), Celesta, On<strong>de</strong>s Martenot, Streicher<br />
Handlung<br />
Das Drama geht aus vom Tag <strong>de</strong>r Hinrichtung Jeanne<br />
d’Arcs in Rouen am 30. Mai 1431 und rekonstruiert<br />
ihr Schicksal in einer Folge teils realer, teils imaginärer<br />
Rückblicke, die allerdings nicht chronologisch<br />
aufeinan<strong>de</strong>rfolgen:<br />
Prolog: Dunkelheit und Chaos herrschen im geteilten<br />
Frankreich. Verzweifelt fleht <strong>de</strong>r Mensch<br />
Gott um Hilfe an. Inmitten <strong>de</strong>r Mutlosigkeit verkün-<br />
Daten & Fakten<br />
Die Hinrichtung von<br />
Jeanne d’Arc am<br />
30. Mai 1431 in Rouen<br />
(Holzstich, um 1869)<br />
On<strong>de</strong>s Martenot und<br />
ihr Erfin<strong>de</strong>r Maurice<br />
Martenot (1898–1980).<br />
Das einstimmige elektronische<br />
Instrument auf <strong>de</strong>r<br />
Basis zweier Differenzschwingungen<br />
wur<strong>de</strong> 1928<br />
in <strong>de</strong>r Pariser Oper erstmals<br />
einer begeisterten Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
2<br />
<strong>de</strong>t eine Stimme hoffnungsvoll: »Es war einmal ein<br />
Mädchen namens Jeanne.«<br />
Szene I – Die Stimmen <strong>de</strong>s Himmels: In <strong>de</strong>r Dunkelheit<br />
ertönt mehrmals Hun<strong>de</strong>geheul, in das sich<br />
Stöhnen und Gelächter mischen. Dann herrscht Stille,<br />
und Stimmen rufen leise Jeannes Namen.<br />
Szene II – Das Buch: Bru<strong>de</strong>r Dominik ist vom Himmel<br />
zu <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen gefesselten Jeanne<br />
herabgestiegen. Sie erkennt in ihm <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Dominikaneror<strong>de</strong>ns. Er trauert über die Schan<strong>de</strong>, die<br />
seinem Or<strong>de</strong>n durch einige seiner Angehörigen wi<strong>de</strong>rfuhr,<br />
die Jeanne verurteilten. Aus seinem Buch liest er<br />
die Wahrheit über die Geschehnisse vor.<br />
Szene III – Die Stimme <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>: Entsetzt hört<br />
Jeanne, wie das geliebte Volk und die von ihr so verehrten<br />
Priester ihren Flammentod for<strong>de</strong>rn. Dominik<br />
erzählt ihr, dass in Wahrheit Tiere in Masken von<br />
Priestern und Gelehrten ihr <strong>de</strong>n Prozess machten.<br />
Szene IV – Jeanne, <strong>de</strong>n Tieren ausgeliefert: Porcus<br />
übernimmt <strong>de</strong>n Vorsitz <strong>de</strong>s Gerichtshofs, da Tiger,
Fuchs und Schlange abgesagt haben. Schafe sind die<br />
Beisitzer, und als Schreiber mel<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Esel. Man<br />
fälscht Jeannes Aussage, um sie als Hexe, die mit <strong>de</strong>m<br />
Teufel paktiert, verurteilen zu können.<br />
Szene V – Jeanne am Pfahl: Jeanne, die ihr Urteil<br />
mit Verständnislosigkeit aufgenommen hat, erfährt<br />
von Dominik, dass nicht sie, son<strong>de</strong>rn ihre Richter<br />
Diener <strong>de</strong>s Teufels seien. Die politischen Machenschaften,<br />
die zu Jeannes Verhaftung führten, schil<strong>de</strong>rt<br />
Dominik als Kartenspiel.<br />
Szene VI – Die Könige o<strong>de</strong>r die Erfindung <strong>de</strong>s<br />
Kartenspiels: Zum Spiel gehören vier Könige: die von<br />
Frankreich und England, <strong>de</strong>r Herzog von Burgund und<br />
<strong>de</strong>r Tod: Zu ihnen gesellen sich vier Damen: die Torheit,<br />
<strong>de</strong>r Hochmut, <strong>de</strong>r Geiz und die Wollust. Der Herzog<br />
von Bedford, Jean Luxembourg, Regnault <strong>de</strong> Chartres<br />
und Guillaume <strong>de</strong> Flavy sind die Buben. Nach drei<br />
Partien steht die Verliererin fest: Jeanne d’Arc.<br />
Szene VII – Katherina und Margarete: Jeanne hört<br />
die Stimmen Katherinas und Margaretes, die sie in<br />
ihrer To<strong>de</strong>sstun<strong>de</strong> trösten. Sie erzählt Dominik, dass<br />
es dieselben Stimmen sind, die sie auffor<strong>de</strong>rten, ihr<br />
Dorf zu verlassen, um <strong>de</strong>n König durch Frankreich<br />
nach Reims zu führen.<br />
Szene VIII – Der König zieht nach Reims: Ausgelassen<br />
feiert das Volk die Ankunft <strong>de</strong>s Riesen Heurtebise<br />
und <strong>de</strong>r Mère aux Tonneaux, die nach langer Zeit<br />
<strong>de</strong>r Trennung endlich ein Wie<strong>de</strong>rsehen feiern können.<br />
Ein Geistlicher unterbricht <strong>de</strong>n Trubel und bemüht<br />
sich, mit <strong>de</strong>m Volk einen Hymnus zum Empfang <strong>de</strong>s<br />
Königs einzustudieren. Da naht <strong>de</strong>r Zug <strong>de</strong>s Königs<br />
und zieht langsam vorüber, während die Menge <strong>de</strong>n<br />
Herrscher als Befreier begrüßt. Jeanne, die vom<br />
Scheiterhaufen aus das Geschehen beobachtet hat,<br />
Daten & Fakten<br />
Bischof Pierre Cauchon <strong>bei</strong><br />
Jeannes Prozess (Miniatur,<br />
15. Jahrhun<strong>de</strong>rt). Auf diesen<br />
Bischof, <strong>de</strong>r im Prozess eine<br />
zwielichtige Rolle übernahm,<br />
spielt Szene IV an<br />
(Cochon = Schwein =<br />
Porcus).<br />
3<br />
rühmt sich als die wahre Urheberin<br />
dieses Triumphs.<br />
Szene IX – Das Schwert <strong>de</strong>r<br />
Jungfrau: Von Dominik nach<br />
<strong>de</strong>r Herkunft und Macht ihres<br />
Schwertes gefragt, antwortet<br />
Jeanne mit <strong>de</strong>r Schil<strong>de</strong>rung ihrer<br />
Jugend in Domrémy, <strong>de</strong>m<br />
Frühlingserwachen aus <strong>de</strong>r Eisesstarre<br />
<strong>de</strong>s Winters, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>m<br />
sie an einem Maientag zum<br />
ersten Mal die Stimmen hörte.<br />
Die Macht ihres Schwertes<br />
war die Macht <strong>de</strong>r Liebe durch<br />
die Kraft ihres reinen Glaubens.<br />
In diese Erinnerungen<br />
hinein verkün<strong>de</strong>t Katherina<br />
Jeannes En<strong>de</strong> in Rouen.<br />
Szene X – Trimazo: Mit schwacher Stimme singt<br />
Jeanne das Trimazo-Lied und empfiehlt ihre Seele <strong>de</strong>r<br />
Heiligen Jungfrau.<br />
Szene XI – Jeanne in Flammen: Über <strong>de</strong>m Scheiterhaufen<br />
erscheint die Heilige Jungfrau und verkün<strong>de</strong>t<br />
Jeanne die Erlösung. Das Volk ist gespalten:<br />
Die eine Hälfte beschimpft Jeanne als Hexe, die an<strong>de</strong>re<br />
verehrt sie als Heilige. Von Dominik verlassen,<br />
gerät Jeanne in To<strong>de</strong>sangst. Sie erhält jedoch von <strong>de</strong>r<br />
Heiligen Jungfrau Zuspruch, so dass sie die Kraft<br />
fin<strong>de</strong>t, das Schuldbekenntnis, mit <strong>de</strong>m sie sich vor<br />
<strong>de</strong>m Scheiterhaufen retten kann, nicht abzugeben.<br />
Während die Menge Jeanne als einigen<strong>de</strong> Flamme<br />
Frankreichs preist, wird sie von <strong>de</strong>n Stimmen <strong>de</strong>s<br />
Himmels immer drängen<strong>de</strong>r gerufen, bis sie ihre irdischen<br />
Ketten sprengt.
Zur Entstehung<br />
Jeanne d’Arc au bûcher verdankt ihre Entstehung <strong>de</strong>r<br />
Initiative Ida Rubinsteins, <strong>de</strong>r berühmten Schauspielerin,<br />
Tänzerin, Choreographin und Mäzenin.<br />
Einer ihrer künstlerischen Absichten war die Schaffung<br />
einer Theaterform, in <strong>de</strong>r Elemente <strong>de</strong>r antiken<br />
Tragödie und <strong>de</strong>s mittelalterlichen Mysterienspiels<br />
Daten & Fakten<br />
Ida Rubinstein<br />
(um 1885–1960),<br />
Auftraggeberin zahlreicher<br />
Dichtungen und<br />
musikalischer Werke,<br />
darunter Jeanne d’Arc au<br />
bûcher (Photographie von<br />
Cl. Roger-Viollet)<br />
4<br />
zu einer Mischung aus Schauspiel, Pantomime,<br />
Sprech- und Musiktheater verschmelzen sollten. Inspiriert<br />
durch die Aufführung eines Mysterienspiels<br />
durch eine Stu<strong>de</strong>ntengruppe an <strong>de</strong>r Pariser Sorbonne<br />
beschloss sie 1934, ein ähnlich angelegtes Werk in<br />
Auftrag zu geben. Es sollte die Geschichte <strong>de</strong>r Jeanne<br />
d’Arc zum Thema haben. Arthur Honegger, <strong>de</strong>r von<br />
Ida Rubinstein schon mehrere Kompositionsaufträge<br />
erhalten hatte – so unter an<strong>de</strong>ren zu Textvorlagen von<br />
Gabriele D’Annunzio (Fedra) und Paul Valéry (Amphion)<br />
– war als Komponist sofort gewonnen. Der als<br />
Textdichter vorgesehene Paul Clau<strong>de</strong>l lehnte jedoch<br />
strikt ab: Der oft dramatisierte und vertonte Stoff<br />
bedürfe keiner weiteren Bear<strong>bei</strong>tung. Zu<strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rsprach<br />
es seiner Auffassung, »eine historische Erscheinung<br />
in einen fiktiven Rahmen zu stellen«. Dass<br />
er sich letztlich doch für <strong>de</strong>n Auftrag entschied, war<br />
einem »mystischen Erlebnis«, einem klassischen<br />
Beispiel <strong>de</strong>r künstlerischen Eingebung zu verdanken:<br />
Auf einer Bahnfahrt von Paris nach Brüssel sei vor<br />
seinen Augen die Gebär<strong>de</strong> eines Kreuzzeichens erschienen,<br />
geschlagen von <strong>de</strong>n gefesselten Hän<strong>de</strong>n eines<br />
Mädchens. Knapp vierzehn Tage später trug Paul<br />
Clau<strong>de</strong>l Arthur Honegger seinen Text vor. Es entwickelte<br />
sich eine intensive Zusammenar<strong>bei</strong>t. Die<br />
Komposition entstand in Paris, <strong>de</strong>r Bretagne und <strong>de</strong>r<br />
Schweiz und wur<strong>de</strong> am 30. August 1935 been<strong>de</strong>t; am<br />
24. Dezember folgte die Orchestrierung. Der Prolog<br />
wur<strong>de</strong> erst nachträglich, nämlich 1944, hinzugefügt.
Erste Aufführungen<br />
Zunächst Terminschwierigkeiten Ida Rubinsteins,<br />
dann <strong>de</strong>r Ausbruch <strong>de</strong>s zweiten Weltkriegs verhin<strong>de</strong>rten<br />
eine Uraufführung in Frankreich. Diese fand<br />
am 12. Mai 1938 konzertant unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />
Paul Sacher im Großen Musiksaal in Basel statt. In<br />
Frankreich erklang das Werk erstmals konzertant am<br />
6. Mai 1939 im Rahmen <strong>de</strong>r traditionellen Jeanne-<br />
d’Arc-Festspiele in Orléans. Szenisch kam das Werk<br />
erstmals am 13. Juni 1942 am Stadttheater Zürich in<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Fassung von Hans Reinhart (als Johanna<br />
auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen) auf die Bühne.<br />
Jeanne d’Arc au bûcher rief <strong>bei</strong> Kritik und Publikum<br />
nahezu einhellig Lob hervor, das vor allem <strong>de</strong>r<br />
gelungenen Kombination von künstlerischem Anspruch<br />
und Verständlichkeit galt. Schon bald nach<br />
seiner Uraufführung schärften die politischen Umstän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s zweiten Weltkrieges (die Spaltung Frankreichs<br />
in einen besetzten und einen unbesetzten Teil<br />
am 22. Juni 1940) <strong>de</strong>n Blick für die Aktualität <strong>de</strong>s<br />
Werks. Seine einzigartige Stellung zeigt sich darin,<br />
dass es ab 1941 von einer Musiker- und Schauspieltruppe<br />
unter Leitung von Hubert d’Auriol in über<br />
Daten & Fakten<br />
Ingrid Bergman als Jeanne<br />
d’Arc au bûcher<br />
(Regie: Roberto Rossellini,<br />
Ausstattung: Nicola Benois;<br />
Mailän<strong>de</strong>r Scala, 1954)<br />
Ida Rubinstein, Arthur<br />
Honegger und Paul Sacher<br />
(Photographie von<br />
C. Walter Höflinger)<br />
5<br />
vierzig Städten im unbesetzten Teil Frankreichs gespielt<br />
wur<strong>de</strong>. In <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Teilen wur<strong>de</strong> Jeanne d’Arc<br />
zum Symbol <strong>de</strong>r Hoffnung und <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstands.<br />
Zur Ver<strong>de</strong>utlichung <strong>de</strong>s Aktualitätsbezugs fügten die<br />
Autoren 1944 <strong>de</strong>n Prolog hinzu. Die Premiere mit<br />
diesem Prolog erlebte das Werk szenisch am 18. Dezember<br />
1950 an <strong>de</strong>r Pariser Oper. Bis 1959 wur<strong>de</strong> es<br />
dort 93mal gespielt. Aufsehen erregte auch eine Inszenierung<br />
von Roberto Rossellini für das Teatro San<br />
Carlo Neapel 1953 (Dirigent: Gianandrea Gavazzeni) –<br />
nicht zuletzt wegen Ingrid Bergmann in <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r<br />
Jeanne –, die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren in wechseln<strong>de</strong>r<br />
Besetzung, aber immer mit Bergmann, an verschie<strong>de</strong>nen<br />
europäischen Bühnen gezeigt wur<strong>de</strong>. Jeanne<br />
d’Arc au bûcher wur<strong>de</strong> bald zum Standardstück an<br />
allen großen Bühnen.
Zum Werk<br />
Als »dramatisches Oratorium« steht Jeanne d’Arc au<br />
bûcher in <strong>de</strong>r Tradition szenischer Mischformen, die<br />
sich in Frankreich bis auf Hector Berlioz zurückführen<br />
lassen. Oper, Oratorium und Schauspiel, antikes<br />
Drama, mittelalterliches Mysterium und Volkstheater,<br />
sogar Elemente <strong>de</strong>s japanischen No-Theaters<br />
fließen zusammen, um auf verschie<strong>de</strong>nen, einan<strong>de</strong>r<br />
durchdringen<strong>de</strong>n Zeit- und Raum-Ebenen das Schicksal<br />
<strong>de</strong>r Jeanne d’Arc nachzuzeichnen. Die Handlung<br />
bewegt sich durchgehend auf einer symbolisch-allegorischen<br />
Ebene. Das psychologisch-dramatische<br />
Moment wird ersetzt durch eine statische bildhafte<br />
Darstellung, <strong>de</strong>ren große Wirkung durch eine Vielzahl<br />
dichterisch-theatralischer und musikalischer<br />
Stilmittel erreicht wird. Diese Hauptmerkmale gehen<br />
im Wesentlichen auf Clau<strong>de</strong>l zurück, in <strong>de</strong>ssen Konzept<br />
die Musik die Dichtung nur episodisch unterstützen<br />
soll. Dass Honegger das Werk <strong>de</strong>nnoch mit<br />
Einverständnis Clau<strong>de</strong>ls bis auf wenige Sprechdialoge<br />
durchkomponieren konnte, lag daran, dass er die<br />
Musik auf eine darstellen<strong>de</strong> Funktion einschränkte<br />
und <strong>de</strong>m Text vollkommen unterordnete. Zugunsten<br />
einer plastischen Darstellung verzichtete er daher bewusst<br />
auf eine einheitliche musikalische Struktur. Zu<br />
seinen be<strong>de</strong>utendsten Leistungen zählt die vollständige<br />
Integration <strong>de</strong>r Sprechstimmen in die Musik. So<br />
erzielen vor allem die ausge<strong>de</strong>hnten melodramatischen<br />
Partien, Sprechgesang auf fixierter Tonhöhe<br />
und rhythmisches Sprechen, eine große dramatische<br />
Wirkung. Diese Mittel wer<strong>de</strong>n häufig untereinan<strong>de</strong>r<br />
und mit gesungenen Abschnitten kombiniert.<br />
Daten & Fakten<br />
6<br />
Während Clau<strong>de</strong>ls Text zwischen <strong>de</strong>m Französischen<br />
und <strong>de</strong>m Lateinischen, zwischen Bibelzitaten,<br />
poetischen Meditationen und Volksdichtungen wechselt,<br />
fin<strong>de</strong>t sich in Honeggers Musik eine Vielfalt an<br />
musikalischen Satztypen und Formen: so etwa gregorianische<br />
Antiphone (wie das Aspiciens a longe in<br />
Szene VIII), Volkslie<strong>de</strong>r, barocke Tanztypen o<strong>de</strong>r<br />
grotesk verzerrte Jazz-Rhythmen (etwa in <strong>de</strong>r Tiergerichtsszene).<br />
Clau<strong>de</strong>ls Spiel auf mehreren Ebenen entspricht<br />
Honeggers Überlagerung verschie<strong>de</strong>ner musikalischer<br />
Schichten: Freitonale Flächen, Polytonalität,<br />
Polymetrik und Dissonanzenreichtum o<strong>de</strong>r Polymelodik<br />
treten zum Beispiel immer dann auf, wenn<br />
Negatives charakterisiert wer<strong>de</strong>n soll (Prolog, Szene I<br />
und V). Das Positive hingegen wird durch Vereinfachung<br />
<strong>de</strong>r Harmonik bis hin zu einfacher Tonalität<br />
und tonaler Melodik veranschaulicht. Zwecks kontrastieren<strong>de</strong>r<br />
Gegenüberstellung <strong>bei</strong><strong>de</strong>r Bereiche<br />
kombiniert Honegger oft die tonale Melodik <strong>de</strong>r Gesangsstimmen<br />
mit einer freitonalen Begleitung <strong>de</strong>s<br />
Orchesters (Szene VII und IX).<br />
Große Wirkung erzielt auch die ungewöhnliche<br />
Orchesterbesetzung mit drei Saxophonen, drei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Klarinetten und <strong>de</strong>n elektronischen On<strong>de</strong>s<br />
Martenot, wodurch eine reiche Palette an Klangfarben<br />
genutzt wird.
Paul Clau<strong>de</strong>l<br />
JEANNE D’ARC AU BÛCHER<br />
Oratorio dramatique en XI scènes<br />
PROLOGUE<br />
Chœur<br />
Ténèbres! Ténèbres! Ténèbres! Ah!<br />
Et la France était inane et vi<strong>de</strong>, et les ténèbres couvraient la<br />
face du royaume.<br />
Et l’Esprit <strong>de</strong> Dieu sans savoir où se poser planait sur le<br />
chaos <strong>de</strong>s âmes et <strong>de</strong>s cœurs – sur le chaos <strong>de</strong>s âmes et <strong>de</strong>s<br />
volontés – sur le chaos <strong>de</strong>s consciences et <strong>de</strong>s âmes.<br />
Soprano<br />
Du fond <strong>de</strong> l’engloutissement j’ai élevé mon âme vers Toi,<br />
Seigneur! Ah, Seigneur, si Vous tar<strong>de</strong>z encore, qui sera<br />
capable <strong>de</strong> Vous soutenir? Ah!<br />
Chœur<br />
Et la France était inane et vi<strong>de</strong>, et les ténebrès couvraient la<br />
face du royaume.<br />
Toi, <strong>de</strong> la gueule du lion et <strong>de</strong> la main <strong>de</strong>s unicornes,<br />
sauve-nous, Éli, Fortis, Ischyros!<br />
Récitant<br />
Il y eut une fille appelée Jeanne!<br />
Chœur<br />
Il y eut une fille appelée Jeanne.<br />
Qui, qui, qui a jamais ouï dire une telle chose? Qui, qui,<br />
qui a jamais entendu rien <strong>de</strong> parail?<br />
Il y eut une fille appelée Jeanne!<br />
Est-ce que la terre enfantera en un seul jour? Et tout un<br />
peuple sera-t-il engendré dans un même temps? Du fond <strong>de</strong><br />
l’engloutissement j’ai élevé mon âme vers Toi, Seigneur!<br />
Récitant<br />
Il y eut une fille appelée Jeanne!<br />
8<br />
JEANNE D’ARC AUF DEM<br />
SCHEITERHAUFEN<br />
Dramatisches Oratorium in XI Szenen<br />
PROLOG<br />
Chor<br />
Dunkel! Dunkel! Dunkel! Ah!<br />
Und Frankreich lag ö<strong>de</strong> und leer, und Dunkelheit herrschte<br />
über <strong>de</strong>m ganzen Land.<br />
Und Gottes Geist fand keine Rast und schwebte über <strong>de</strong>m<br />
Chaos <strong>de</strong>r Seelen und <strong>de</strong>r Herzen – über <strong>de</strong>m Chaos <strong>de</strong>r<br />
Seelen und <strong>de</strong>r Willenskraft – über <strong>de</strong>m Chaos <strong>de</strong>s<br />
Bewusstseins und <strong>de</strong>r Seelen.<br />
Sopran<br />
Aus <strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Abgrunds erhebe ich meine Seele zu Dir,<br />
Herr. Herr, wenn du noch zögerst, wer könnte zu Dir<br />
stehen? Ah!<br />
Chor<br />
Und Frankreich lag ö<strong>de</strong> und leer, und Dunkelheit herrschte<br />
über <strong>de</strong>m ganzen Land.<br />
Aus <strong>de</strong>m Rachen <strong>de</strong>s Löwen und aus <strong>de</strong>r Gewalt <strong>de</strong>r<br />
Einhörner rette uns, Eli, Fortis, Ischyros!<br />
Erzähler<br />
Es war einmal ein Mädchen namens Jeanne!<br />
Chor<br />
Es war einmal ein Mädchen namens Jeanne.<br />
Wer, wer, wer hat schon solche Kun<strong>de</strong> gehört? Wer, wer,<br />
wer hat je Vergleichbares gehört?<br />
Es war einmal ein Mädchen namens Jeanne.<br />
Als ob die ganze Welt an einem einzigen Tag erschaffen<br />
und ein ganzes Volk zur selben Zeit gezeugt wor<strong>de</strong>n wäre...<br />
Aus <strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Abgrunds erhebe ich meine Seele zu Dir,<br />
oh Herr.<br />
Erzähler<br />
Es war einmal ein Mädchen namens Jeanne!
Chœur<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
Récitant<br />
Est-ce que la France va être déchirée en <strong>de</strong>ux pour toujours?<br />
Chœur<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
Récitant<br />
Ce que Dieu a uni, que l’homme ne le sépare pas!<br />
Chœur<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
Cet amour qui nous unit à nos frères,<br />
qui! qui! qui sera capable <strong>de</strong> nous en séparer?<br />
Pas la violence ni le découragement ni la frau<strong>de</strong> et ni<br />
l’altitu<strong>de</strong> ni la profon<strong>de</strong>ur.<br />
Récitant<br />
Il y eut une enfant appelée Jeanne!<br />
Chœur<br />
Et la France était inane et vi<strong>de</strong>, et les ténèbres couvraient la<br />
face du royaume. Ah!<br />
De profundis clamavi ad te, Domine, quis sustinebit.<br />
Récitant<br />
Il y eut une vierge appelée Jeanne!<br />
Une scène à <strong>de</strong>ux étages réunis par un escalier assez<br />
rai<strong>de</strong>. Sur la scène II un bûcher et au milieu du bûcher un<br />
poteau auquel Jeanne est attachée par <strong>de</strong>s chaînes.<br />
Pendant la première scène obscurité complète.<br />
9<br />
Chor<br />
Tochter Gottes, geh! geh! geh!<br />
Erzähler<br />
Soll Frankreich <strong>de</strong>nn auf ewig in zwei Teile zerrissen bleiben?<br />
Chor<br />
Tochter Gottes, geh! geh! geh!<br />
Erzähler<br />
Was Gott geeinigt, soll <strong>de</strong>r Mensch nicht schei<strong>de</strong>n!<br />
Chor<br />
Tochter Gottes, geh! geh! geh!<br />
Die Liebe, die uns als Brü<strong>de</strong>r eint,<br />
wer! wer! wer wäre fähig, sie uns zu entreißen?<br />
Nicht durch Gewalt, auch nicht durch Mutlosigkeit und<br />
Täuschung, auch nicht auf <strong>de</strong>n Höhen, auch nicht in <strong>de</strong>r Tiefe.<br />
Erzähler<br />
Es war einmal ein Kind namens Jeanne!<br />
Chor<br />
Und Frankreich lag ö<strong>de</strong> und leer, und Dunkelheit herrschte<br />
über <strong>de</strong>m ganzen Land. Ah!<br />
Aus <strong>de</strong>r Tiefe rufe ich zu Dir, Herr, wer wird bestehen?<br />
Erzähler<br />
Es war einmal eine Jungfrau namens Jeanne!<br />
Eine zweigeschossige Bühne, durch eine ziemlich steile<br />
Treppe verbun<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r oberen Bühne ein<br />
Scheiterhaufen und in <strong>de</strong>ssen Mitte ein Pfahl, an <strong>de</strong>n<br />
Jeanne mit Ketten gebun<strong>de</strong>n ist. Während <strong>de</strong>r ersten Szene<br />
vollkommene Dunkelheit.
SCÈNE I<br />
LES VOIX DU CIEL<br />
On entend un chien hurler dans la nuit. Une fois. Deux<br />
fois. A la secon<strong>de</strong> fois l’orchestre se mêle au hurlement en<br />
une espèce <strong>de</strong> sanglot ou <strong>de</strong> rire sinistre. A la troisième fois<br />
les chœurs. Puis silence. Puis les Voix <strong>de</strong> la nuit sur la<br />
forêt à quoi se mêle peut-être, très faiblement, la chanson<br />
<strong>de</strong> Trimazô et une impression limpi<strong>de</strong> <strong>de</strong> rossignol. Puis<br />
silence et quelques mesures <strong>de</strong> méditation douloureuse.<br />
Puis <strong>de</strong> nouveau le chœur à bouches fermées. Crescendo.<br />
Diminuendo. Puis les Voix, distinctes:<br />
Chœur<br />
Ah...<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
SCÈNE II<br />
LE LIVRE<br />
Jeanne à <strong>de</strong>mi assise et agenouillée au pied du poteau<br />
éclairée par un réflecteur. Entre au pied du bûcher Frère<br />
Dominique tenant un livre.<br />
Frère Dominique<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
Jeanne<br />
Qui m’appelle? Qui est-ce qui m’appelle?<br />
Qui est-ce qui a dit Jeanne?<br />
Frère Dominique<br />
Ne me reconnais-tu pas?<br />
Jeanne<br />
Je reconnais l’habit <strong>de</strong> Dominique,<br />
la robe blanche et le manteau noir.<br />
10<br />
ERSTE SZENE<br />
DIE STIMMEN DES HIMMELS<br />
Man hört einen Hund in <strong>de</strong>r Nacht heulen. Einmal.<br />
Zweimal. Beim zweiten Mal mischt sich das Orchester in<br />
das Geheul in einer Art Schluchzer o<strong>de</strong>r finsterem<br />
Gelächter. Beim dritten Mal <strong>de</strong>r Chor. Dann Stille. Dann<br />
vernimmt man die Stimmen <strong>de</strong>r Nacht über <strong>de</strong>m Wal<strong>de</strong>, in<br />
die sich ganz schwach das Lied <strong>de</strong>s Trimazo und ein heller<br />
Nachtigallenruf mischen. Dann Schweigen und ein paar<br />
Takte schmerzliche Meditationen. Von neuem Chor, mit<br />
geschlossenem Mun<strong>de</strong>. Crescendo. Diminuendo. Dann:<br />
Chor<br />
Ah...<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
ZWEITE SZENE<br />
DAS BUCH<br />
Jeanne, halb sitzend, halb kniend, zu Füßen <strong>de</strong>s Pfahles,<br />
von einem Scheinwerfer angeleuchtet. Unterhalb <strong>de</strong>s<br />
Scheiterhaufens erscheint Bru<strong>de</strong>r Dominik, ein Buch in <strong>de</strong>n<br />
Hän<strong>de</strong>n.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
Jeanne<br />
Wer ruft mich? Wer ist’s, <strong>de</strong>r mich ruft?<br />
Wer hat hier Jeanne gerufen?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Erkennst du mich nicht?<br />
Jeanne<br />
Ich erkenne das Gewand <strong>de</strong>s Dominikaners,<br />
die weiße Kutte und <strong>de</strong>n schwarzen Mantel.
Frère Dominique<br />
Ma robe blanche que mes frères <strong>de</strong> Paris<br />
et <strong>de</strong> Rouen ont souillée d’une telle souillure<br />
que ni la sou<strong>de</strong>, ni l’herbe à foulon, ne suffiront à l’effacer.<br />
Jeanne<br />
Frère Dominique, la bonté <strong>de</strong> Dieu y suffira et le sang <strong>de</strong> cette<br />
fille innocente.<br />
Frère Dominique<br />
Jeanne, ma sœur, ainsi tu m’as reconnu?<br />
Jeanne<br />
Frère, Frère Dominique, nous sommes <strong>de</strong>s animaux <strong>de</strong> la même<br />
laine! Et moi je suis quelqu’un dans le troupeau qui reconnaît<br />
la voix <strong>de</strong> son conducteur.<br />
Frère Dominique<br />
Puisque mes frères et mes fils m’ont trahi, puisque ceux qui<br />
<strong>de</strong>vaient être la puissante voix du vrai se sont faits à contre-<br />
Dieu tes accusateurs et tes bourreaux, Jeanne, puisque la<br />
parole entre ces mauvais doigts entremêlés est <strong>de</strong>venue<br />
grimoire, c’est moi-même, Dominique, moi, Dominique, qui du<br />
Ciel suis <strong>de</strong>scendu vers toi avec ce livre.<br />
Jeanne<br />
Dominique, Frère Dominique, tous ces temps, tous ces temps<br />
que voici, j’ai vu beaucoup <strong>de</strong> plumes à l’œuvre autour <strong>de</strong> moi.<br />
Frère Dominique<br />
Tout cela a fait un livre.<br />
Jeanne<br />
Cette voix terrible qui me questionnait et toutes ces plumes<br />
sans relâche autour <strong>de</strong> moi! Toutes ces plumes sur le parchemin<br />
qui grincent, tout cela a fait un livre. Tout cela a fait un<br />
livre – et moi je ne sais pas lire.<br />
Frère Dominique<br />
Le livre que je t’apporte pour le comprendre, il n’y a pas<br />
besoin <strong>de</strong> savoir ni A ni B. Ce paquet <strong>de</strong> mots que ces limousins<br />
sur la terre ont ficelé dans le latin du fouarre, cette procédure<br />
qu’ils ont pétrie dans le patois <strong>de</strong> coutances, les anges<br />
pour tous les temps l’ont traduit dans le Ciel.<br />
11<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Die weiße Kutte, die meine Brü<strong>de</strong>r von Paris<br />
und Rouen mit solchem Schmutz besu<strong>de</strong>lt haben,<br />
dass we<strong>de</strong>r Messer noch Lauge ihn je zu entfernen vermögen.<br />
Jeanne<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik, Gottes Güte wird es vermögen und das Blut<br />
dieses unschuldigen Mädchens.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Jeanne, meine Schwester, so hast du mich erkannt?<br />
Jeanne<br />
Bru<strong>de</strong>r, mein Bru<strong>de</strong>r Dominik, wir sind Geschöpfe aus gleichem<br />
Stoff erzeugt! Und ich, ich bin ein Schäfchen aus <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>,<br />
das die Stimme seines Hirten erkennt.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Da meine Brü<strong>de</strong>r und meine Söhne mich verrieten, da die, die<br />
<strong>de</strong>r Wahrheit mächtiger Mund sein wollten, sich gegen <strong>de</strong>n<br />
Willen Gottes zu <strong>de</strong>inen Anklägern und Richtern gemacht<br />
haben, Jeanne, und das Wort unter <strong>de</strong>n scheinheiligen Hän<strong>de</strong>n<br />
zum Zerrbild schufen, bin ich es selbst, ich, Dominik, <strong>de</strong>r mit<br />
diesem Buch zu dir vom Himmel hernie<strong>de</strong>rstieg.<br />
Jeanne<br />
Dominik, Bru<strong>de</strong>r Dominik, allzeit sah ich so viele Schreiber<br />
rings um mich her am Werk.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
All dieses birgt mein Buch.<br />
Jeanne<br />
Diese schreckliche Stimme, die mich befragte, und all diese<br />
eifrigen Schreiber rings um mich. All diese kreischen<strong>de</strong>n<br />
Fe<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>m Pergament, dies alles ward ein Buch, ein<br />
mächtiges Buch. Und ich, ich kann nicht lesen.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Dass du das Buch verstün<strong>de</strong>st, das ich dir gebracht, dazu<br />
bedarfst du keiner Schulweisheit. Das Bün<strong>de</strong>l Worte, das diese<br />
Straßenkehrer in ihrem Küchenlatein geschrieben, dieser<br />
Prozess, <strong>de</strong>n sie in ihrem Gaunerwelsch sich zurechtgemacht,<br />
die Engel haben es auf ewige Zeiten in ihre himmlische<br />
Sprache übersetzt.
Jeanne<br />
Lis donc, Frère, au nom <strong>de</strong> Dieu, pour moi et moi, je regar<strong>de</strong><br />
par-<strong>de</strong>ssus ton épaule.<br />
Frère Dominique<br />
faisant le signe <strong>de</strong> la croix<br />
Au nom du Père, et du Fils et du Saint-Esprit. Ainsi soit-il!<br />
Jeanne fait le signe <strong>de</strong> la croix avec ses mains enchaînées.<br />
Chœur<br />
Ainsi soit-il!<br />
SCÈNE III<br />
LES VOIX DE LA TERRE<br />
Frère Dominique<br />
lisant<br />
Jeanne – Jeanne – Jeanne<br />
Hérétique – Sorcière – Relapse<br />
Ennemie <strong>de</strong> Dieu – Ennemie du Roi – Ennemie du Peuple.<br />
Qu’on l’enlève! – qu’on la tue! – qu’on la brûle!<br />
Jeanne<br />
Hérétique – Sorcière – Relapse – Frère Dominique!<br />
Tout cela, c’est Jeanne d’Arc? Est-ce vrai? Est-ce moi qui suis<br />
tout cela?<br />
Chœur<br />
en bas, mezzo voce<br />
Hérétique – Sorcière – Relapse<br />
Jeanne – Jeanne – Jeanne<br />
Jeanne<br />
Eh quoi! ces prêtres que je vénérais – ce pauvre peuple que<br />
j’aimais, leur Jeanne – leur pauvre enfant avec eux – c’est vrai<br />
qu’ils veulent la brûler? C’est vrai qu’ils veulent me brûler<br />
vive?<br />
12<br />
Jeanne<br />
So lies <strong>de</strong>nn, Bru<strong>de</strong>r, im Namen Gottes, dass ich es höre, <strong>de</strong>rweil<br />
ich dir über die Schulter schaue.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
sich bekreuzigend<br />
Im Namen <strong>de</strong>s Vaters und <strong>de</strong>s Sohnes und <strong>de</strong>s Heiligen<br />
Geistes! So soll es sein!<br />
Jeanne bekreuzigt sich gleichfalls mit ihren gefesselten<br />
Hän<strong>de</strong>n.<br />
Chor<br />
So soll es sein!<br />
DRITTE SZENE<br />
DIE STIMMEN DER ERDE<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
lesend<br />
Jeanne – Jeanne – Jeanne<br />
Ketzerin – Hexe – Abtrünnige<br />
Gottesfeindin – Königsfeindin – Feindin <strong>de</strong>s Volkes<br />
Fort mit ihr! – Man töte, man verbrenne sie!<br />
Jeanne<br />
Ketzerin – Hexe – Abtrünnige – Bru<strong>de</strong>r Dominik!<br />
Dies alles ist Jeanne d’Arc? Ist’s wahr? Dies alles soll ich sein?<br />
Chor<br />
auf <strong>de</strong>r unteren Bühne mit halber Stimme<br />
Ketzerin – Hexe – Abtrünnige<br />
Jeanne – Jeanne – Jeanne<br />
Jeanne<br />
Wie <strong>de</strong>nn? Die Priester, die ich verehrte – dies arme Volk das<br />
ich so sehr geliebt, ihre Jeanne – dies arme Kind aus ihrer<br />
Mitte – ist’s wahr, sie wollen es verbrennen? Ist’s wahr, sie<br />
wollen mich lebend verbrennen?
Chœur<br />
Assez! assez! assassez!<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
Hérétique – Sorcière – Relapse<br />
Frère Dominique<br />
Tu as entendu les voix du Ciel et maintenant écoute en bas ce<br />
qu’ils en ont fait – écoute ce qu’ils en ont retenu.<br />
Écoute les voix <strong>de</strong> la terre!<br />
Basse (solo)<br />
à la Bach<br />
Mulier spiritum pythonis habens, anima quæ <strong>de</strong>clinaverit<br />
ad magos et ariolos et fornicata fuerit cum eis...<br />
Chœur<br />
violemment<br />
Joanna!<br />
Basse (solo)<br />
<strong>de</strong> même<br />
Ponam – ponam – ponam faciem meam contra eam et<br />
interficiam eam <strong>de</strong> medio populi mei!<br />
Chœur<br />
violemment<br />
Lex est!<br />
Ténor (solo)<br />
impérieuse<br />
Joanna!<br />
Chœur<br />
Hic hic hic hic est Joanna.<br />
Hic hæc hoc<br />
hic hæc hoc<br />
Hic est Joanna peccatrix!<br />
Ténor<br />
Stryga!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
13<br />
Chor<br />
Genug! Genug! Übergenug!<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne!<br />
Ketzerin – Hexe – Abtrünnige<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Du hast vernommen die Stimmen <strong>de</strong>s Himmels. So höre, was<br />
hienie<strong>de</strong>n nun aus ihnen ward! Höre auch, was von ihnen blieb!<br />
Höre die Stimmen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>!<br />
Bass (solo)<br />
auf Bachsche Weise<br />
Ein Weib, vom Geist einer Schlange besessen, mit einer<br />
Seele, die sich <strong>de</strong>n Magiern und Zeichen<strong>de</strong>utern überließ<br />
und mit ihnen Unzucht getrieben hat.<br />
Chor<br />
heftig<br />
Joanna!<br />
Bass (solo)<br />
wie oben<br />
Ich will und wer<strong>de</strong> mein Gesicht gegen sie wen<strong>de</strong>n und sie<br />
vernichten aus <strong>de</strong>r Mitte meines Volkes.<br />
Chor<br />
heftig<br />
So for<strong>de</strong>rt’s das Gesetz!<br />
Tenor (solo)<br />
gebieterisch<br />
Joanna!<br />
Chor<br />
Dies, dies, dies, dies ist Johanna.<br />
Hic haec hoc<br />
hic haec hoc<br />
Dies ist Johanna, die Sün<strong>de</strong>rin!<br />
Tenor<br />
Hexe!<br />
Chor<br />
Tod ihr!
Ténor<br />
Hæretica!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
Ténor<br />
Relapsa!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
Ténor<br />
Malis artibus addicta! inimica regis et populi!<br />
Chœur<br />
Morte moriatur!<br />
Ténor<br />
Prostibulum inferni! instrumentum Satanæ!<br />
Chœur<br />
Comburatur igne!<br />
Jeanne<br />
C’est vrai! C’est vrai! Je me souviens! Le feu qui brûle! cette<br />
fumée qui étouffe! Oh comme cela fait mal! Prêtres! Prêtres<br />
<strong>de</strong> Jésus-Christ! C’est vrai que je faisais tant <strong>de</strong> mal? C’est vrai<br />
que vous la détestiez tellement, votre pauvre Jeanne?<br />
Chœur<br />
sour<strong>de</strong>ment<br />
Pereat!<br />
Frère Dominique<br />
Non, Jeanne, ce ne sont pas <strong>de</strong>s prêtres qui t’ont jugée.<br />
Quand ces bêtes féroces se sont réunies autour <strong>de</strong> toi, la rage<br />
au cœur et l’écume aux crocs, ces prêtres, ces politiques,<br />
l’Ange du Jugement qui tient les hautes balances d’un soufflet<br />
il a fait tomber <strong>de</strong> leurs têtes et <strong>de</strong> leurs épaules la mitre, le<br />
capuchon et le froc.<br />
14<br />
Tenor<br />
Ketzerin!<br />
Chor<br />
Tod ihr!<br />
Tenor<br />
Abtrünnige!<br />
Chor<br />
Tod ihr!<br />
Tenor<br />
Bösen Künsten Ergebene! Feindin <strong>de</strong>s Königs und <strong>de</strong>s<br />
Volkes!<br />
Chor<br />
Sie soll <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s sterben!<br />
Tenor<br />
Höllendirne! Satans Werkzeug!<br />
Chor<br />
Sie soll im Feuer sterben!<br />
Jeanne<br />
‘s ist wahr! ‘s ist wahr! Ich erinnere mich! Das flammen<strong>de</strong><br />
Feuer! Der Rauch, <strong>de</strong>r mich erstickt! 0h, wie das schmerzt!<br />
Priester! Priester Jesu Christi! Ist’s wahr <strong>de</strong>nn, dass ich all dies<br />
Unheil schuf? Ist’s wahr, dass ihr mich so verabscheut, eure<br />
arme Jeanne?<br />
Chor<br />
dumpf<br />
Tod ihr!<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Nein, Jeanne, es waren nicht Priester, die dich verurteilten.<br />
Als diese wil<strong>de</strong>n Tiere sich rings um dich geschart, Wut im<br />
Herzen, mit schäumen<strong>de</strong>m Maul, diese Priester, diese Männer<br />
<strong>de</strong>s Staates, siehe, da ließ <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Gerichtes, <strong>de</strong>r da hält<br />
die Waage <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, mit einem Schlag von ihren<br />
Häuptern und von ihren Schultern hinunterfallen Mitra,<br />
Kapuze und Kutte.
Entrent les Juges en bottes dans un coin.<br />
Les voici dépouillés comme <strong>de</strong>s forçats! Qu’ils reçoivent la<br />
coiffure qui leur est appropriée! Il faut que Jeanne comme<br />
jadis ses sœurs sur l’arène <strong>de</strong> Rome soit livrée aux bêtes! L’élue<br />
<strong>de</strong> Dieu, la sainte <strong>de</strong> Dieu, ce ne sont pas <strong>de</strong>s prêtres, ce ne<br />
sont pas <strong>de</strong>s hommes, ce sont <strong>de</strong>s bêtes qui vont la juger.<br />
SCÈNE IV<br />
JEANNE LIVRÉE AUX BÊTES<br />
Entre l’appariteur avec plusieurs serviteurs portant les<br />
défroques, les masques et les coiffures.<br />
Héraut<br />
coup <strong>de</strong> trompette<br />
La Cour! Faites silence!<br />
L’Appariteur<br />
Qui sera le Prési<strong>de</strong>nt?<br />
Héraut<br />
Le Tigre!<br />
Chœur<br />
Le Tigre!<br />
L’Appariteur<br />
Le Tigre se récuse.<br />
Héraut<br />
Le Renard!<br />
Chœur<br />
Le Renard!<br />
L’Appariteur<br />
Le Renard dit qu’il est mala<strong>de</strong>.<br />
Héraut<br />
Le Serpent!<br />
15<br />
In einer Ecke erscheinen eng geschart die Richter.<br />
Hier sind sie, wie Sträflinge geklei<strong>de</strong>t. Und sie empfangen nun<br />
die Kopfbe<strong>de</strong>ckung, die ihnen angemessen. Bestimmt ist, dass<br />
Jeanne, wie ehe<strong>de</strong>m ihre Schwestern in <strong>de</strong>r Arena Roms, <strong>de</strong>n<br />
Tieren ausgeliefert wer<strong>de</strong>: die Auserwählte Gottes, die Heilige.<br />
Die Priester sind es nicht und nicht die Menschen,<br />
es sind die Tiere, die sie richten sollen.<br />
VIERTE SZENE<br />
JEANNE, DEN TIEREN AUSGELIEFERT<br />
Es erscheint <strong>de</strong>r Zeremonienmeister mit einigen Dienern;<br />
sie tragen Kleidungsstücke, Masken und Kopfbe<strong>de</strong>ckungen.<br />
Der Herold<br />
Fanfare<br />
Das Gericht! Schweiget stille!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Wer übernimmt <strong>de</strong>n Vorsitz?<br />
Der Herold<br />
Der Tiger!<br />
Chor<br />
Der Tiger!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Der Tiger entschuldigt sich.<br />
Der Herold<br />
Der Fuchs!<br />
Chor<br />
Der Fuchs!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Der Fuchs sagt, dass er krank sei.<br />
Der Herold<br />
Die Schlange!
Chœur<br />
Le Serpent!<br />
L’Appariteur<br />
Le Serpent s’est sifflé lui-même au fond d’un trou.<br />
Héraut<br />
Mais alors il n’y a personne pour prési<strong>de</strong>r?<br />
Chœur<br />
Si! si! si fait! Il y a quelqu’un!<br />
L’Appariteur<br />
Qui est-ce? Qui se propose pour juger Jeanne d’Arc?<br />
Porcus<br />
Moi! Moi! Moi! Moi! Je me propose pour juger Jeanne d’Arc.<br />
L’Appariteur<br />
Qui êtes-vous? Comment vous appelez-vous?<br />
Porcus<br />
Ego nominor Porcus. Je m’appelle Cochon!<br />
Moi, moi. Je suis, je suis le Cochon.<br />
Chœur<br />
Porcus! Porcus! Sit Porcus præses noster.<br />
Non habemus alium judicem nisi Porcum. Vivat et semper<br />
vivat Porcus porcurum. Dignus est præsi<strong>de</strong>re in nostro præclaro<br />
corpore! Sicut lilium inter spinas ita formosus iste<br />
inter cucullos. Quis enim <strong>de</strong>dit nobis patatas? Ceci<strong>de</strong>runt<br />
stellæ <strong>de</strong> cœlo et factæ sunt pro nobis patatæ? Quis ju<strong>de</strong>x<br />
sicut Porcus Dominus noster? Ecce quam bonum et<br />
jucundum est habitare fratres in unum omnes come<strong>de</strong>ntes<br />
patatas. Hic est Nasus inter nasos, dijudicans truphas et<br />
patatas. Sternutatio ejus splendor ignis Porcus porcurum.<br />
Vivat et semper vivat Porcus præses noster!<br />
L’Appariteur<br />
Il coiffe Porcus d’une tête <strong>de</strong> cochon.<br />
Qui sont les assesseurs?<br />
16<br />
Chor<br />
Die Schlange!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Die Schlange pfiff in ihrem Loch sich selber aus.<br />
Der Herold<br />
Dann ist ja niemand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vorsitz führt?<br />
Chor<br />
Doch! Doch! Doch! Es ist einer da.<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Wer ist’s? Wer schlägt sich vor, zu richten Jeanne d’Arc?<br />
Porcus<br />
Ich! Ich! Ich! Ich! Ich schlag mich vor, zu richten Jeanne d’Arc.<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Wer seid Ihr? Wie nennt Ihr Euch?<br />
Porcus<br />
Ego nominor Porcus. Ich heiße Schwein!<br />
Ich, ich. Ich bin, ich bin das Schwein.<br />
Chor<br />
Das Schwein! Das Schwein soll unser Obmann sein! Wir<br />
haben keinen an<strong>de</strong>rn Richter als das Schwein. Es lebe, allzeit<br />
lebe das Schwein <strong>de</strong>r Schweine! Es ist würdig, unserer<br />
erlauchten Versammlung vorzustehen. Schön, wie die Lilie<br />
unter <strong>de</strong>n Dornen, erscheint es inmitten <strong>de</strong>r Mönchskutten.<br />
Wer <strong>de</strong>nn hat uns die Kartoffeln gegeben? Es sind Sterne<br />
vom Himmel gefallen und für uns Kartoffeln gewor<strong>de</strong>n.<br />
Siehe, wie gut und erfreulich ist es, wenn Brü<strong>de</strong>r, einträchtig<br />
Kartoffeln verzehrend, zu Hause weilen! Welcher<br />
Richter ist so trefflich wie das Schwein, unser Herr? Dies<br />
ist die Nase <strong>de</strong>r Nasen, die Trüffeln und Kartoffeln zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n versteht. Sonnenstrahlen sind unter ihm. Ihr<br />
Niesen gleicht <strong>de</strong>m Aufblitzen <strong>de</strong>s Feuers. Es lebe immerdar<br />
das Schwein, unser Obmann!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Er setzt Porcus einen Schweinskopf auf.<br />
Wer sind die Assessoren?
Chœur<br />
Bée! bée! bée!<br />
L’Appariteur<br />
Qui êtes-vous?<br />
Chœur<br />
Ego nominor Pecus!<br />
L’Appariteur<br />
Pecus <strong>de</strong> Pecore, prenez place à droite et à gauche et recevez<br />
vos insignes.<br />
On les coiffe <strong>de</strong> têtes <strong>de</strong> mouton.<br />
L’Appariteur<br />
Et maintenant où est le Greffier?<br />
L’Âne<br />
C’est moi, l’Âne! Asinus a<strong>de</strong>st.<br />
Immense éclat <strong>de</strong> rire dans le Chœur se terminant par <strong>de</strong>s<br />
sanglots.<br />
Chœur<br />
comme aux fêtes <strong>de</strong> l’Âne au Moyen Age<br />
(Basses, ensuite Sopranos)<br />
Ha! ha! ha! ha!<br />
Ecce magnis auribus<br />
Adventavit Asinus<br />
Pulcher et fortissimus<br />
Sarcinis aptissimus.<br />
(Les Autres)<br />
Hé, Sire Ane, çà chantez,<br />
Belle bouche rechignez,<br />
Vous aurez du foin assez.<br />
Et <strong>de</strong> l’avoine à planté.<br />
Hi han! hi han! hi han!<br />
Porcus<br />
Faites entrer l’accusée!<br />
Entre Jeanne enchaînée.<br />
17<br />
Chor<br />
Bäh! Bäh! Bäh!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Wer seid <strong>de</strong>nn ihr?<br />
Chor<br />
Ich heiße Schaf!<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Schaf vom Schafe, nehmt Platz zur Rechten und zur Linken<br />
und empfanget eure Zeichen.<br />
Man setzt ihnen Schafsköpfe auf.<br />
Der Zeremonienmeister<br />
Und nun, sagt an, wo ist <strong>de</strong>r Schreiber?<br />
Der Esel<br />
Ich bin’s, <strong>de</strong>r Esel. Der Esel ist zur Stelle.<br />
Ungeheures Gelächter im Chor, das in Schluchzen en<strong>de</strong>t.<br />
Chor<br />
wie <strong>bei</strong>m Eselsfest im Mittelalter<br />
(Bässe, dann Soprane)<br />
Ha! ha! ha! ha!<br />
Seht das Langohr,<br />
seht, da kommt <strong>de</strong>r Esel an.<br />
Schön ist er und stark<br />
und zum Tragen angetan.<br />
(Die An<strong>de</strong>ren)<br />
He, Herr Esel, singet doch!<br />
Schönes Mündchen, Sauertopf!<br />
Heu genug und Disteln auch,<br />
Hafer selbst für dich im Feld.<br />
I-a! I-a! I-a!<br />
Porcus<br />
Führt die Angeklagte vor!<br />
Jeanne tritt gefesselt ein.
Jeanne, successit illi præclaro tribunali, je veux dire qu’après<br />
<strong>de</strong> longs efforts ce sage et illustre tribunal a enfin réussi par<br />
<strong>de</strong>s moyens tour à tour suaves et sévères, par <strong>de</strong> patientes et<br />
ingénieuses interrogations tant physiques que morales, à<br />
éliciter la vérité du fond d’une volonté égarée et d’un cœur<br />
pervers.<br />
Chœur<br />
Ecce magnis auribus!<br />
Héraut<br />
Silence!<br />
Porcus<br />
Et maintenant il a plu au Roi <strong>de</strong> France et d’Angleterre, notre<br />
légitime souverain…<br />
Tous se lèvent, soulèvent leurs têtes postiches et se rassoient.<br />
…<strong>de</strong> te convoquer ici pour entendre ta juste sentence. Tu vas<br />
ouir par quelles industries dans sa gran<strong>de</strong> miséricor<strong>de</strong>, cette<br />
Cour sage et illustre que moi, Cauchon, je prési<strong>de</strong>...<br />
Tous se lèvent, saluent et se rassoient.<br />
…a décidé <strong>de</strong> te débarrasser grâce à la flamme claire du feu <strong>de</strong><br />
ce noir démon à laquelle tu t’es criminellement enchevêtrée.<br />
Mais auparavant nous voulons encore une fois <strong>de</strong> ta bouche<br />
cet aveu solennel qui est nécessaire à la sécurité <strong>de</strong> nos<br />
consciences. A genoux!<br />
Jeanne s’agenouille.<br />
Joanna, filia Romeæ, faterisne et confiteris te tenerrimam puellam<br />
non naturali auxilio victoriam <strong>de</strong> manibus Regis Nostri…<br />
Evulsisse et fortes exercitus ejus sicut paleam in probrosissimam<br />
fugam versisse?<br />
Traduisez.<br />
L’Âne<br />
Jeanne, reconnais-tu que ce n’est pas par tes propres forces et<br />
<strong>de</strong>s moyens naturels que tu es venue à bout <strong>de</strong>s Anglais?<br />
18<br />
Jeanne, successit illi praeclaro tribunali, das heißt: dass es <strong>de</strong>m<br />
weisen und hochgelehrten Gericht nach vielen Anstrengungen<br />
gelungen ist, bald durch Mil<strong>de</strong> bald durch strenge Mittel,<br />
durch langmütiges, scharfsinniges Verhör moralischer und<br />
physischer Natur, die Wahrheit zu ergrün<strong>de</strong>n und das<br />
Bekenntnis zu erzwingen eines ganz verwirrten Geistes und<br />
grundverdorbenen Herzens.<br />
Chor<br />
Seht das Langohr!<br />
Der Herold<br />
Ruhe!<br />
Porcus<br />
Und nun hat es <strong>de</strong>m König von Frankreich und England,<br />
unserem legitimen Herrscher, gefallen…<br />
Alle erheben sich, lüften ihre Masken und setzen sich wie<strong>de</strong>r.<br />
…dich hierher zu berufen, damit du <strong>de</strong>in gerechtes Urteil zu<br />
vernehmest. Du sollst nun hören, mit welch gewaltigem Eifer<br />
in seinem Mitleid dies löbliche Gericht, <strong>de</strong>m ich, mit Namen<br />
Schwein, präsidiere …<br />
Alle erheben sich, grüßen und setzen sich wie<strong>de</strong>r.<br />
…beschlossen hat, dich, dank <strong>de</strong>r hellen Flamme <strong>de</strong>s Feuers,<br />
von diesem Höllengeiste zu befreien, <strong>de</strong>m du, Verbrecherin,<br />
verfallen bist. Jedoch zuvor wollen wir einmal noch aus <strong>de</strong>inem<br />
Mund <strong>de</strong>in feierliches Geständnis hier vernehmen, <strong>de</strong>ssen<br />
unser Gewissen zu seiner Beruhigung bedarf. Auf die Knie!<br />
Jeanne kniet nie<strong>de</strong>r.<br />
Jeanne, Romées Tochter, gestehst und bekennst du, dass du, ein<br />
so zartes Mädchen, mit unnatürlicher Hilfe <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />
unseres Königs entrissen und seine tapferen Heere wie Spreu<br />
zur schimpflichen Flucht gewen<strong>de</strong>t hast?<br />
Übersetzt!<br />
Der Esel<br />
Jeanne, bekennst du, dass du nicht durch <strong>de</strong>ine eigenen Kräfte<br />
und die Mittel <strong>de</strong>r Natur das Heer <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r besiegtest?
Jeanne<br />
Je l’avoue!<br />
Chœur<br />
Elle avoue!<br />
Porcus<br />
Écrivez!<br />
Joanna, filia Romeæ, faterisne et confiteris te auxilio Diaboli<br />
potentissimi alapum <strong>de</strong>disse Regi Nostro et fortes exercitus<br />
ejus in probrosissimam fugam versisse ?<br />
Traduisez.<br />
L’Âne<br />
Jeanne, reconnais-tu que c’est par l’ai<strong>de</strong> du Diable très<br />
puissant Notre Seigneur...<br />
Tous font le geste <strong>de</strong> se lever.<br />
Porcus<br />
Assis! assis ! quels idiots! Assis au nom du Diable!<br />
Il arrache le papier <strong>de</strong>s mains <strong>de</strong> l’Âne.<br />
Jeanne, reconnais-tu que c’est par l’ai<strong>de</strong> du Diable que tu as<br />
tout fait?<br />
Jeanne<br />
Je dis: non!<br />
Porcus<br />
Qu’est-ce qu’elle dit?<br />
L’Âne<br />
Elle dit qu’elle dit oui.<br />
Porcus<br />
Écrivez qu’elle a dit oui! Et maintenant je vais consulter le tribunal.<br />
S’adressant à droite au premier assis:<br />
Pecus, quid dicis?<br />
19<br />
Jeanne<br />
Ich bekenne!<br />
Chor<br />
Sie bekennt.<br />
Porcus<br />
Schreibt!<br />
Jeanne, Romées Tochter, gestehst und bekennst du, dass du<br />
mit <strong>de</strong>r Hilfe <strong>de</strong>s allgewaltigen Teufels unserem König eine<br />
Ohrfeige gegeben und seine tapferen Heere zur schändlichen<br />
Flucht gewen<strong>de</strong>t hast?<br />
Übersetzt!<br />
Der Esel<br />
Jeanne, bekennst du, dass mit <strong>de</strong>s Teufels Hilfe, unseres<br />
mächtigen Herrn…<br />
Alle wollen sich erheben.<br />
Porcus<br />
Sitzen! sitzen! Dummköpfe! Setzt euch in Teufels Namen!<br />
Er entreißt das Papier <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Esels.<br />
Jeanne, bekennst du, dass du mit <strong>de</strong>s Teufels Hilfe solches<br />
vollbracht?<br />
Jeanne<br />
Ich sage: nein!<br />
Porcus<br />
Was sagt sie?<br />
Der Esel<br />
Sie sagt, sie sage: ja.<br />
Porcus<br />
Schreibt, dass sie »ja« gesagt hat! Und jetzt will ich <strong>de</strong>n<br />
Gerichtshof befragen.<br />
Wen<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>n Zunächstsitzen<strong>de</strong>n rechts:<br />
Schaf, was sagst du?
Pecus I<br />
Bée! bée! bée! bée!<br />
Porcus<br />
s’adressant à gauche <strong>de</strong> même<br />
Pecus, quid dicis?<br />
Chœur<br />
Bée! bée! bée!<br />
L’Âne<br />
Habemus confitentem reum.<br />
Porcus<br />
Docti et sancti fratres, sic vobis justum et æquum vi<strong>de</strong>tur ut<br />
Joanna, filia Romeæ, Stryga, morti con<strong>de</strong>mnetur?<br />
Chœur<br />
Moriatur Stryga!<br />
Porcus<br />
Fiat voluntas Regis Nostri.<br />
Audivistis Sententiam.<br />
Porcus<br />
Stryga!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
Porcus<br />
Hæretica!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
Porcus<br />
Relapsa!<br />
Chœur<br />
Pereat!<br />
Porcus<br />
Inimica Regis et totius generis humani!<br />
20<br />
Pecus I<br />
Bäh! bäh! bäh! bäh!<br />
Porcus<br />
Wen<strong>de</strong>t sich gleicherweise nach links.<br />
Schaf, was sagst du?<br />
Chor<br />
Bäh! Bäh! Bäh!<br />
Der Esel<br />
Wir haben eine Angeklagte, die geständig ist.<br />
Porcus<br />
Ihr gelehrten und heiligen Brü<strong>de</strong>r, scheint es euch so gerecht<br />
und billig, dass Jeanne, Romées Tochter, die Verworfene, zum<br />
To<strong>de</strong> verurteilt wer<strong>de</strong>?<br />
Chor<br />
Die Hexe soll sterben!<br />
Porcus<br />
Es geschehe <strong>de</strong>r Wille unseres Königs.<br />
Ihr habt das Urteil gehört.<br />
Porcus<br />
Hexe!<br />
Chor<br />
Tod ihr!<br />
Porcus<br />
Ketzerin!<br />
Chor<br />
Tod ihr!<br />
Porcus<br />
Abtrünnige!<br />
Chor<br />
Tod ihr!<br />
Porcus<br />
Feindin <strong>de</strong>s Königs und <strong>de</strong>s ganzen Menschengeschlechtes.
Chœur<br />
Morte moriatur!<br />
Porcus<br />
Joanna stryga, filia Romeæ!<br />
Chœur<br />
Comburatur igne!<br />
SCÈNE V<br />
JEANNE AU POTEAU<br />
Hurlement du chien<br />
Jeanne<br />
Quel est ce chien qui hurle dans la nuit?<br />
Frère Dominique<br />
Ce n’est pas un chien, c’est Yblis, le désespéré, qui hurle tout<br />
seul au fond <strong>de</strong> l’Enfer!<br />
Basses<br />
Hérétique!<br />
Jeanne<br />
Hérétique!<br />
Basses<br />
Sorcière!<br />
Jeanne<br />
Sorcière!<br />
Basses<br />
Relapse!<br />
Jeanne<br />
Relapse!<br />
Basses<br />
Cruelle!<br />
21<br />
Chor<br />
Sie soll <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s sterben!<br />
Porcus<br />
Jeanne, die Hexe, Romées Tochter!<br />
Chor<br />
Sie soll <strong>de</strong>s Feuers sterben!<br />
FÜNFTE SZENE<br />
JEANNE AM PFAHL<br />
Hun<strong>de</strong>geheul<br />
Jeanne<br />
Welch ein Hund heult durch die Nacht?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Es ist kein Hund, es ist Yblis, <strong>de</strong>r Verzweifelte, <strong>de</strong>r einsam heult<br />
in <strong>de</strong>n Tiefen <strong>de</strong>r Hölle.<br />
Bässe<br />
Ketzerin!<br />
Jeanne<br />
Ketzerin!<br />
Bässe<br />
Hexe!<br />
Jeanne<br />
Hexe!<br />
Bässe<br />
Verworfene!<br />
Jeanne<br />
Verworfene!<br />
Bässe<br />
Bestie!
Jeanne<br />
Cruelle!<br />
C’est moi, Jeanne, qui suis tout cela. L’Église, les prêtres, tout<br />
ce qu’il y a au mon<strong>de</strong> <strong>de</strong> respectable et <strong>de</strong> capable et <strong>de</strong><br />
savant; c’est cela, d’une voix qui me condamne. Explique-moi,<br />
frère Dominique, qu’est-ce que j’ai fait? Lis-moi ce qui est<br />
dans le livre.<br />
Frère Dominique<br />
Tous ces grands hommes qui t’ont condamnée, ces docteurs et<br />
ces savants, Malvenu, Jean Midi, Coupequesne et Toutmouillé,<br />
ils croient dur au Diable, mais ils ne veulent pas croire à Dieu.<br />
Le diable, c’est une réalité: les Anges, c’est une bêtise. Le<br />
diable que tu détestais, il t’a aidée: les Anges que tu invoquais,<br />
ils n’ont rien fait. Et criminelle <strong>de</strong>s <strong>de</strong>ux côtés, ils te condamnent<br />
<strong>de</strong> l’une et l’autre main. Telle est la sagesse <strong>de</strong> la<br />
Sorbonne. Tels sont ces illustres docteurs qui donnent <strong>de</strong>s<br />
nazar<strong>de</strong>s au Pape.<br />
Jeanne<br />
Mais, moi, la pauvre pastoure <strong>de</strong> Domrémy, comment est-ce<br />
que je suis venue jusqu’ici?<br />
Frère Dominique<br />
Tu y es venue par l’opération du jeu <strong>de</strong> cartes qu’un roi fou a<br />
inventé.<br />
Jeanne<br />
Qu’est-ce que c’est que le jeu <strong>de</strong> cartes?<br />
Frère Dominique<br />
On va te l’expliquer.<br />
22<br />
Jeanne<br />
Bestie!<br />
Ich, Jeanne, ich bin dies alles? Die Kirche, die Priester, alles,<br />
was auf <strong>de</strong>r Welt ehrwürdig, weise und verdient ist; dies alles<br />
verdammt mich einmütig. Erkläre mir, Bru<strong>de</strong>r Dominik, was<br />
habe ich <strong>de</strong>nn verbrochen? Lies mir, was in <strong>de</strong>m Buche steht!<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
All diese hohen Herren, die dich verurteilt haben, diese<br />
Weisen, diese Gelehrten: Jean Midi, Malvenu, Coupequesne<br />
und Toutmouillé; sie glauben wohl an <strong>de</strong>n Teufel, doch nicht<br />
an Gott. Der Teufel, <strong>de</strong>r ist greifbar: <strong>de</strong>r Engel, das ist fauler<br />
Zauber. Der Teufel, <strong>de</strong>n du verabscheutest, hat dir geholfen:<br />
Die Engel, die du anriefst, ließen dich im Stich. Und da du<br />
zwiefach schuldig bist, verdammen sie dich zwiefach. Dies ist<br />
die Weisheit <strong>de</strong>r Sorbonne. Dies sind die berühmten Gelehrten,<br />
die <strong>de</strong>m Papst Nasenstüber versetzen.<br />
Jeanne<br />
Doch ich, das arme Hirtenmädchen aus Domrémy, wie bin ich<br />
nur hierher gekommen?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Du kamst hierher mit Hilfe <strong>de</strong>s Kartenspiels, das ein närrischer<br />
König erfand.<br />
Jeanne<br />
Was hat es mit diesem Kartenspiel auf sich?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Man wird es dir erklären.
SCÈNE VI<br />
LES ROIS OU L’INVENTION DU JEU DE CARTES<br />
Héraut I<br />
expliquant<br />
Le jeu <strong>de</strong> cartes comprend quatre rois, quatre dames et<br />
quatre valets.<br />
Héraut II<br />
Sans compter les chiffres qui sont sept.<br />
Héraut I<br />
Le résultat <strong>de</strong> la partie est que les rois changent <strong>de</strong> place.<br />
Héraut II<br />
Ce qui était au midi va au nord.<br />
Héraut I<br />
Ce qui était au levant va au couchant. Ça tourne.<br />
Héraut II<br />
Quant aux reines, elles ne changent pas <strong>de</strong> place, elles sont<br />
toujours là.<br />
Héraut I<br />
Faites entrer Leurs Majestés!<br />
Héraut III<br />
annonçant<br />
Le Roi <strong>de</strong> France!<br />
Entre le Roi <strong>de</strong> France qui va s’asseoir sur un trône.<br />
Sa Majesté la Bêtise.<br />
Entre la Bêtise.<br />
Le Roi d’Angleterre!<br />
Entre le Roi d’Angleterre, un enfant.<br />
Sa Majesté l’Orgueil!<br />
23<br />
SECHSTE SZENE<br />
DIE KÖNIGE ODER DIE ERFINDUNG DES KARTENSPIELS<br />
Herold I<br />
erklärend<br />
Zum Kartenspiel gehören vier Könige, vier Damen und<br />
vier Buben.<br />
Herold II<br />
Ungeachtet <strong>de</strong>r Ziffern, <strong>de</strong>ren es sieben gibt.<br />
Herold I<br />
Und das Ergebnis <strong>de</strong>r Partie ist, dass die Könige die Plätze<br />
wechseln.<br />
Herold II<br />
Wer im Sü<strong>de</strong>n stand, geht nach Nor<strong>de</strong>n.<br />
Herold I<br />
Wer im Osten sich befand, geht nach Westen. So dreht’s sich.<br />
Herold II<br />
Was die Königinnen betrifft, so vertauschen sie nie die<br />
Plätze, sie bleiben immer auf <strong>de</strong>mselben Fleck.<br />
Herold I<br />
Lasst die Majestäten eintreten!<br />
Herold III<br />
ankündigend<br />
Der König von Frankreich!<br />
Der König von Frankreich tritt ein und setzt sich auf einen<br />
Thron.<br />
Ihre Majestät: die Torheit.<br />
Die Torheit tritt ein.<br />
Der König von England!<br />
Der König von England – ein Kind – tritt ein.<br />
Seine Majestät: <strong>de</strong>r Hochmut!
Entre l’Orgueil.<br />
Le Duc <strong>de</strong> Bourgogne!<br />
Entre le Duc <strong>de</strong> Bourgogne.<br />
Sa Majesté l’Avarice!<br />
Entre l’Avarice.<br />
Héraut II<br />
Et quel est le quatrième Roi?<br />
Héraut I<br />
Dans toutes les parties <strong>de</strong> cartes il y a un mort.<br />
Héraut III<br />
La Mort!<br />
Entre la Mort.<br />
Héraut I<br />
Et voici maintenant sa compagne et très fidèle épouse,<br />
celle qui partage son lit.<br />
Héraut III<br />
Sa Majesté la Luxure!<br />
Entre la Luxure.<br />
Héraut I<br />
Les Rois changent <strong>de</strong> place, mais les Reines, Sa Majesté<br />
l’Orgueil, Sa Majesté la Bêtise, Sa Majesté l’Avarice, Sa<br />
Majesté la Luxure, ces Majestés ne changent pas <strong>de</strong> place,<br />
elles restent toujours avec nous.<br />
Héraut II<br />
Mais ceux qui jouent réellement la partie, ce ne sont pas<br />
les Rois ni les Reines, ce sont les Valets.<br />
Héraut I<br />
Faites entrer les Valets.<br />
24<br />
Der Hochmut tritt ein.<br />
Der Herzog von Burgund!<br />
Der Herzog von Burgund tritt ein.<br />
Ihre Majestät: <strong>de</strong>r Geiz!<br />
Der Geiz tritt ein.<br />
Herold II<br />
Und wer ist <strong>de</strong>r vierte König?<br />
Herold I<br />
In je<strong>de</strong>m Kartenspiel befin<strong>de</strong>t sich ein Tod.<br />
Herold III<br />
Der Tod!<br />
Der Tod tritt ein.<br />
Herold I<br />
Und jetzo sehet hier auch sein Weib, die vielgetreue Gattin,<br />
die sein Lager teilet mit ihm.<br />
Herold III<br />
Ihre Majestät: die Wollust.<br />
Die Wollust tritt ein.<br />
Herold I<br />
Die Könige wechseln die Plätze, aber die Damen, Ihre<br />
Majestät die Hochmut, Ihre Majestät die Torheit, Ihre<br />
Majestät die Habsucht, Ihre Majestät die Wollust, diese<br />
Majestäten wechseln nicht <strong>de</strong>n Platz, sie bleiben immer<br />
unter uns.<br />
Herold II<br />
Doch die das Spiel wirklich entschei<strong>de</strong>n, das sind nicht die<br />
Könige, nicht die Damen, es sind die Buben.<br />
Herold I<br />
So lasst die Buben herein!
Héraut III<br />
Sa Grâce le Duc <strong>de</strong> Bedford!<br />
Son Altesse Jean <strong>de</strong> Luxembourg!<br />
Sa Gran<strong>de</strong>ur Regnault <strong>de</strong> Chartres!<br />
Ils entrent.<br />
Guillaume <strong>de</strong> Flavy!<br />
Il entre.<br />
Jeanne<br />
C’est lui qui à baissé la herse <strong>de</strong>rrière moi a Compiègne.<br />
Héraut I<br />
Le jeu commence. Il comprend trois parties.<br />
Sonnerie <strong>de</strong> trompettes – Musique <strong>de</strong> vielle<br />
Première Partie<br />
Regnault <strong>de</strong> Chartres<br />
J’ai perdu! Je veux dire que j’ai gagné.<br />
Bedford<br />
J’ai gagné! Je veux dire que j’ai perdu.<br />
Deuxième Partie<br />
Guillaume <strong>de</strong> Flavy<br />
La carte maîtresse!<br />
Jean <strong>de</strong> Luxembourg<br />
Je coupe!<br />
Troisième Partie<br />
Regnault <strong>de</strong> Chartres<br />
J’ai gagné!<br />
Bedford<br />
J’ai perdu!<br />
Les Rois changent <strong>de</strong> place – les Reines s’éventent.<br />
25<br />
Herold III<br />
Seine Gna<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r Herzog von Bedford.<br />
Seine Hoheit: Johann von Luxemburg.<br />
Seine Hoheit: Regnault von Chartres.<br />
Sie treten nacheinan<strong>de</strong>r ein.<br />
Wilhelm von Flavy.<br />
Tritt ein.<br />
Jeanne<br />
Der ist es, <strong>de</strong>r hinter mir das Gitter schloss zu Compiègne.<br />
Herold I<br />
Das Spiel beginnt. Es besteht aus drei Teilen.<br />
Trompetensignal – Leiermusik<br />
Erste Partie<br />
Regnault von Chartres<br />
Ich habe verloren, das heißt gewonnen.<br />
Bedford<br />
Ich habe gewonnen, das heißt verloren.<br />
Zweite Partie<br />
Wilhelm von Flavy<br />
Ich biete Trumpf!<br />
Johann von Luxemburg<br />
Ich steche!<br />
Dritte Partie<br />
Regnault von Chartres<br />
Gewonnen!<br />
Bedford<br />
Verloren!<br />
Die Könige wechseln die Plätze – die Damen fächeln.
Guillaume <strong>de</strong> Flavy<br />
J’ai perdu et j’ai <strong>de</strong> l’argent plein les poches.<br />
Jean <strong>de</strong> Luxembourg<br />
J’ai gagné et j’ai <strong>de</strong> l’argent plein les poches.<br />
Petit air<br />
Guillaume <strong>de</strong> Flavy<br />
Messieurs, je vous livre Jeanne d’Arc la Pucelle.<br />
Bedford<br />
La Sorcière!<br />
Regnault <strong>de</strong> Chartres<br />
Bien le bonjour, Messieurs, et à l’avantage <strong>de</strong> vous revoir!<br />
Basses<br />
Comburatur igne!<br />
SCÈNE VII<br />
CATHÉRINE ET MARGUERITE<br />
Cloches dans la nuit – <strong>de</strong>s Voix<br />
Jeanne<br />
Quelles sont ces cloches dans la nuit?<br />
Frère Dominique<br />
Les cloches qui sonnent le glas.<br />
Jeanne<br />
Et qui invitent les bonnes âmes à prier pour Jeanne d’Arc?<br />
Frère Dominique<br />
Hérétique – Sorcière – Cruelle – Relapse!<br />
Jeanne<br />
Merci! Bonnes cloches. Mes sœurs!<br />
Mes amies! Mes voix qui s’étaient tues, les voilà <strong>de</strong> nouveau<br />
qui parlent!<br />
26<br />
Wilhelm von Flavy<br />
Ich habe verloren – aber die Taschen voll Geld.<br />
Johann von Luxemburg<br />
Ich habe gewonnen und die Taschen voll Geld.<br />
Kleine Melodie<br />
Wilhelm von Flavy<br />
Ihr Herren, ich überliefere euch Jeanne d’Arc, die Jungfrau.<br />
Bedford<br />
Die Hexe!<br />
Regnault von Chartres<br />
Guten Tag, meine Herren, und auf ein frohes Wie<strong>de</strong>rsehen!<br />
Bässe<br />
Sie soll <strong>de</strong>s Feuers sterben!<br />
SIEBENTE SZENE<br />
KATHARINA UND MARGARETE<br />
Glocken in <strong>de</strong>r Nacht – Stimmen<br />
Jeanne<br />
Was tönen diese Glocken durch die Nacht?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Es sind die Totenglocken.<br />
Jeanne<br />
Und la<strong>de</strong>n sie die frommen Seelen ein, für Jeanne d’Arc zu beten?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Ketzerin! Hexe! Bestie! Verfluchte!<br />
Jeanne<br />
Dank euch, gute Glocken! Meine Schwestern!<br />
Meine Freundinnen! Meine Stimmen, die verstummt waren!<br />
Siehe, nun re<strong>de</strong>n sie von neuem!
Frère Dominique<br />
La cloche noire et la cloche blanche!<br />
Basses<br />
Comburatur igne!<br />
Jeanne<br />
Cathérine et Marguerite. Je les reconnais! La Cathérine qui dit<br />
»De Profundis« et la Marguerite bleue et blanche dans le ciel<br />
qui dit »Papa, Maman«!<br />
Cathérine<br />
De profundis clamavi ad te Domine.<br />
Libera me, Domine, <strong>de</strong> ore leonis dum veneris judicare<br />
sæculum per ignem.<br />
Marguerite<br />
Spera – Spira – Jésus – Marie!<br />
Jeanne<br />
Comme je les écoutais jadis à Domrémy, la Cathérine et la<br />
Marguerite!<br />
Jésus! Marie! J’ai écrit ces <strong>de</strong>ux noms sur ma jolie bannière<br />
bleue et blanche.<br />
Jésus! Marie! Cathérine! Marguerite!<br />
Et moi ce petit bout <strong>de</strong> femme dans les orties et les boutons<br />
d’or, si ébahie qu’elle oubliait <strong>de</strong> manger sa tartine.<br />
Cathérine, Marguerite<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
Jeanne<br />
J’irai! J’irai! Je vas! Je vas! Je suis allée!<br />
Où est ma bonne épée! Je vas! Je vas! Je suis allée!<br />
Marguerite, Cathérine<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Prends le Roi!<br />
Ramène le Roi <strong>de</strong> France!<br />
Jeanne<br />
C’est fait! Je le tiens! J’ai pris son cheval par la bri<strong>de</strong>!<br />
Je ramène mon gentil Roi! Je le ramène à travers la forêt!<br />
Je le ramène à travers la France!<br />
27<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Die dunkle und die helle Glocke.<br />
Bässe<br />
Sie soll <strong>de</strong>s Feuers sterben!<br />
Jeanne<br />
Heilige Katharina! Heilige Margarethe! Ich erkenne sie!<br />
Die heilige Katharina, die das »De profundis« singt, und die<br />
heilige Margarethe, die dort im Himmel in blauen und weißen<br />
Farben »Vater! Mutter!« sagt!<br />
Katharina<br />
Aus <strong>de</strong>r Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Befreie mich, Herr, aus<br />
<strong>de</strong>m Rachen <strong>de</strong>s Löwen, wenn du kommen wirst, die Welt<br />
zu richten durch das Feuer.<br />
Margarethe<br />
Hoffe – Atme – Jesus – Maria!<br />
Jeanne<br />
Wie ich sie einst vernommen in Domrémy, die Heiligen<br />
Katharina und Margarethe!<br />
Jesus! Maria! Die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Namen schrieb ich auf mein kleinen,<br />
blauweißen Banner.<br />
Jesus! Maria! Katharina! Margarethe!<br />
Und ich, dies kleine Mädchen in <strong>de</strong>n Nesseln und in<br />
Butterblumen, so sehr verwun<strong>de</strong>rt, dass ich vergaß, mein<br />
Butterbrot zu essen.<br />
Katharina, Margarethe<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Tochter Gottes, geh! geh! geh!<br />
Jeanne<br />
Will fort! Will fort! Ich geh! Ich geh! Ich bin gegangen.<br />
Wo ist mein gutes Schwert? Ich geh! Ich geh! Ich bin gegangen!<br />
Katharina, Margarethe<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Führ <strong>de</strong>n König!<br />
Bring <strong>de</strong>n König von Frankreich zurück!<br />
Jeanne<br />
Es ist vollbracht! Ich halte ihn! Ich nahm sein Pferd am Zügel!<br />
Ich bringe meinen allerliebsten König heim! Ich führe ihn her<br />
durch die Wäl<strong>de</strong>r! Ich führe ihn mitten durch Frankreich!
SCÈNE VIII<br />
LE ROI QUI VA-T-A RHEIMS.<br />
Cloches dans le lointain<br />
Chœur dans la lointain<br />
Voix d’enfants plus proches<br />
Voulez-vous manger <strong>de</strong>s cesses?<br />
Voulez-vous manger du flan?<br />
Quand irons-nous à Liesse?<br />
Quand irons-nous à Laon?<br />
Chœur, Voix d’enfants<br />
La! la! la!<br />
Heurtebise! Heurtebise!<br />
Entre un cortège rustique escortant le Géant Heurtebise,<br />
qui n’est pas autre chose qu’un moulin à vent avec un<br />
grand chapeau <strong>de</strong> paille effilochée et une meule sous le<br />
bras comme une miche.<br />
Chœur<br />
Chanson d’Heurtebise<br />
Blanche ou grise<br />
Heurtebise<br />
Trouve que la farine altère.<br />
Heurtebise, mon compère,<br />
Qu’as-tu fait <strong>de</strong> ta ménagère ?<br />
Tout habillé <strong>de</strong> toile écrue<br />
Lustucru<br />
Au prix <strong>de</strong> son beau blé jaune<br />
Réclame du vin <strong>de</strong> Beaune.<br />
Heurtebise, mon compère,<br />
Qu’as-tu fait <strong>de</strong> ta ménagère?<br />
Tonneaux! tonneaux! tonneaux! tonneaux!<br />
La Mère aux tonneaux <strong>de</strong> Beaune,<br />
La v’là qu’arrive par la Saône.<br />
Tonneaux! tonneaux! tonneaux!<br />
Chanson <strong>de</strong> la Mère aux Tonneaux<br />
Le vin <strong>de</strong> Beaune et <strong>de</strong> Troyes<br />
Le v’là qu’arrive tout droit.<br />
Heurtebise, mon compère,<br />
28<br />
ACHTE SZENE<br />
DER KÖNIG ZIEHT NACH REIMS<br />
Glockengeläute in <strong>de</strong>r Ferne<br />
Chor in <strong>de</strong>r Ferne<br />
Kin<strong>de</strong>rchor näher<br />
Willst du essen einen Fla<strong>de</strong>n?<br />
Willst du essen süßen Brei?<br />
Wann wohl gehn wir nach Liesse?<br />
Wann wohl ziehn wir nach Laon?<br />
Chor, Kin<strong>de</strong>rchor<br />
La! la! la!<br />
Mühlenwind! Mühlenwind!<br />
Ein ländlicher Aufzug gibt <strong>de</strong>m Riesen Mühlenwind das<br />
Geleit, <strong>de</strong>r nichts an<strong>de</strong>res ist als eine Windmühle mit einem<br />
großen, zerfransten Strohhut und einem Mühlstein unterm<br />
Arm wie ein Laib Brot.<br />
Chor<br />
Lied <strong>de</strong>s Mühlenwin<strong>de</strong>s<br />
Weiß o<strong>de</strong>r grau,<br />
Mühlenwind!<br />
Durstig macht das Mehl.<br />
Mühlenwind, mein Gevatter,<br />
was hast du mit <strong>de</strong>iner Frau gemacht?<br />
Hast ein fein Gewändlein an,<br />
Leckermaul!<br />
Als Lohn für seinen schönen gelben Weizen<br />
verlangt er Wein aus Beaune.<br />
Mühlenwind, mein Gevatter,<br />
was hast du mit <strong>de</strong>iner Frau gemacht?<br />
Fässer! Fässer! Fässer! Fässer!<br />
Mutter Weinfass aus Beaune,<br />
seht, dort schwimmt sie auf <strong>de</strong>r Saône!<br />
Fässer! Fässer! Fässer!<br />
Lied <strong>de</strong>r Mutter Weinfass<br />
Wein aus Beaune und Troyes,<br />
seht, er naht, er ist schon da!<br />
Mühlenwind, mein Gevatter,
T’as retrouvé ta commère.<br />
Nous avons bu trop <strong>de</strong> bière!<br />
Il nous faut du vin joli!<br />
Heurtebise, mon ami,<br />
Tu n’auras plus la pépie!<br />
Heurtebise, c’est fini,<br />
De ce bouton sur la langue,<br />
Heurtebise, c’est fini<br />
De rage et d’esquinancie.<br />
Heurtebise et la Mère aux Tonneaux se saluent solennellement.<br />
Heurtebise<br />
avec l’accent picard<br />
Mère aux Tonneaux, il y a longtemps que je vous ai vue.<br />
La Mère aux Tonneaux<br />
avec l’accent <strong>de</strong> Bourgogne<br />
Heurtebise, mon époux, vous avez bien mauvaise mine, mon<br />
povre, <strong>de</strong>puis l’temps autrefois jadis que je vous ai pas vu.<br />
Heurtebise<br />
Madame Tonneau, mon épouse, je vous apporte la bonne<br />
galette au lard <strong>de</strong> Picardie.<br />
La Mère aux Tonneaux<br />
Heurtebise, mon époux, qui virez à tous les vents, je vous<br />
apporte quelque chose qui vous fera t’nir tranquille.<br />
Heurtebise<br />
Tonneaux, tonneaux, ma femme! le bon pain <strong>de</strong> France et le<br />
bon vin <strong>de</strong> France, désormais, i n’faut plus qui soient séparés.<br />
La Mère aux Tonneaux<br />
Heurtebise, mon ami, vous dites une bonne chose, et alors je<br />
vas vous embrasser.<br />
Ils dansent grotesquement.<br />
Chœur, Voix d’Enfants<br />
Vive Heurtebise! Vive la Mère aux Tonneaux!<br />
Danse<br />
29<br />
fan<strong>de</strong>st <strong>de</strong>ine Gattin wie<strong>de</strong>r!<br />
Vollgesoffen von <strong>de</strong>m Biere,<br />
trinken wir nun feinen Wein.<br />
Mühlenwind, mein Freund,<br />
du wirst nie wie<strong>de</strong>r dürsten.<br />
Mühlenwind, es ist vor<strong>bei</strong>,<br />
weg die Warze auf <strong>de</strong>r Zunge.<br />
Mühlenwind, es ist vor<strong>bei</strong><br />
mit <strong>de</strong>r Wut und <strong>de</strong>r Qual.<br />
Mühlenwind und Mutter Weinfass begrüßen sich feierlich.<br />
Mühlenwind<br />
mit picardischem Akzent<br />
Mutter Weinfass, lang ist’s her, dass ich Euch sah.<br />
Mutter Weinfass<br />
mit burgundischem Akzent<br />
Mühlenwind, mein Gatte, du schaust recht elend aus, mein<br />
Armer, seit wir uns zum letzten Mal gesehen.<br />
Mühlenwind<br />
Mutter Weinfass, meine Gattin, ich bring dir feinsten<br />
Speckkuchen aus <strong>de</strong>r Picardie.<br />
Mutter Weinfass<br />
Mühlenwind, mein Gatte, <strong>de</strong>r du dich nach allen Win<strong>de</strong>n<br />
drehst, hier bring ich dir etwas, das dich zum Stehen zwingt.<br />
Mühlenwind<br />
Fass, Fass, meine Gattin! Das gute französische Brot und <strong>de</strong>r<br />
vorzügliche französische Wein sollen fortan ungeschie<strong>de</strong>n<br />
bleiben.<br />
Mutter Weinfass<br />
Gut gesprochen, Mühlenwind, mein Freund. Lass dich<br />
umarmen!<br />
Grotesker Tanz<br />
Chor, Kin<strong>de</strong>rchor<br />
Es lebe Mühlenwind! Es lebe Mutter Weinfass!<br />
Tanz
Chœur, Voix d’Enfants<br />
Voulez-vous manger <strong>de</strong>s cesses?<br />
Voulez-vous manger du flan?<br />
Quand irons-nous à Liesse?<br />
Quand irons-nous à Laon?<br />
Le Clerc<br />
se dressant tout droit au milieu d’eux comme une chan<strong>de</strong>lle<br />
noire<br />
Paysans! croquants! rustres agrestes et grossiers! n’avez-vous<br />
point vergogne <strong>de</strong> vous réjouir ainsi comme <strong>de</strong>s païens en<br />
cette sainte veille <strong>de</strong> Noël pendant que le Roi Notre Seigneur<br />
se rend à Rheims pour y être consacré <strong>de</strong> la Main <strong>de</strong>s Anges?<br />
(...)<br />
Allons, mes enfants! Venez tous autour <strong>de</strong> moi et répétons<br />
tous ensemble cette belle antienne <strong>de</strong> latin tout blanc que je<br />
vous ai apprise. La terre a étendu un grand tapis <strong>de</strong> neige sous<br />
les pieds du Roi Notre Sire. Et nous <strong>de</strong> la Loire jusqu’à Rheims<br />
il faut que nous étendions un grand tapis <strong>de</strong> prières.<br />
Aspiciens a longe. Vous comprenez, c’est le peuple juif qui<br />
attend le Messie, comme nous le Roi Notre Sire.<br />
il chante<br />
Aspiciens a longe.<br />
Regardant <strong>de</strong> loin là-bas dans la distance, la main au-<strong>de</strong>ssus<br />
<strong>de</strong>s yeux et tout est plein d’obscurité et <strong>de</strong> confusion.<br />
Chœur<br />
Aspiciens a longe, ecce vi<strong>de</strong>o Dei potentiam venientem et<br />
nebulam totam terram tegentem.<br />
Voix d’Enfant (Soprano solo)<br />
Ite obviam ei et dicite:<br />
Basso (solo)<br />
Nuntia nobis si tu es ipse.<br />
Chœur<br />
Rhythme <strong>de</strong> la Marche Royale<br />
Qui regnaturus es in populo Israel.<br />
Voix <strong>de</strong> Perrot<br />
Le v’là qu’arrive!<br />
30<br />
Chor, Kin<strong>de</strong>rchor<br />
Willst du essen einen Fla<strong>de</strong>n?<br />
Willst du essen süßen Brei?<br />
Wann wohl gehn wir nach Liesse?<br />
Wann wohl ziehn wir nach Laon?<br />
Der Geistliche<br />
mitten unter <strong>de</strong>r Menge, wie eine schwarze Kerze sich<br />
aufrichtend<br />
Bauernvolk, ungeschlacht und grob, schämst du dich nicht,<br />
solch ein heidnisch Freu<strong>de</strong>nfest zu veranstalten an diesem<br />
heiligen Weihnachtsabend, da unser Herr und König sich nach<br />
Reims begibt, um dort von Engelshand gekrönt zu wer<strong>de</strong>n?<br />
(...)<br />
Her, meine Kin<strong>de</strong>r! Schart alle euch um mich! Wir wollen nun<br />
gemeinsam unsere schöne neue lateinische Hymne einüben.<br />
Die Er<strong>de</strong> hat unter <strong>de</strong>n Füßen unseres Königs einen großen<br />
weißen Teppich ausgebreitet. Und wir von <strong>de</strong>r Loire bis Reims<br />
müssen einen Teppich, gewoben aus Gebeten, entrollen.<br />
Adspiciens a longe. Wisset, es ist das jüdische Volk, das <strong>de</strong>n<br />
Messias erwartet wie wir unsern Herrn und König.<br />
er singt<br />
Adspiciens a longe.<br />
Weithinschauend in die Ferne, die Hand über <strong>de</strong>n Augen. Alles<br />
ist voll Dunkelheit und Verwirrung.<br />
Chor<br />
In die Ferne blickend sehe ich die Macht <strong>de</strong>s Herrn herannahen<br />
und <strong>de</strong>n Nebel, <strong>de</strong>r die ganze Er<strong>de</strong> be<strong>de</strong>ckt.<br />
Kin<strong>de</strong>rstimme<br />
Gehet ihm entgegen und sprecht:<br />
Bass<br />
Verkün<strong>de</strong> uns, wenn du es selber bist.<br />
Chor<br />
im Rhythmus eines königlichen Marsches<br />
Der du herrschen wirst im Volke Israel.<br />
Perrots Stimme<br />
Er kommt! Er kommt!
Trompettes et cris à distance<br />
Le Roi! Le Roi <strong>de</strong> France!<br />
Chœur<br />
Le Roi qui va-t-à Rheims!<br />
Marche Royale<br />
Le Clerc<br />
Qui regis Israël.<br />
Chœur<br />
Nuntia nobis si tu es ipse.<br />
Le cortège à cheval s’éloigne et s’éteint.<br />
Chœur<br />
Voulez-vous manger <strong>de</strong>s cesses?<br />
Voulez-vous manger du flan?<br />
Quand irons-nous à Liesse?<br />
Quand irons-nous à Laon?<br />
Le Clerc<br />
achevant l’antienne<br />
Qui regnaturus es in populo Israel.<br />
Jeanne<br />
C’est moi qui ai fait cela!<br />
Frère Dominique<br />
C’est Dieu! C’est Dieu qui a fait cela!<br />
Jeanne<br />
C’est Dieu! C’est Dieu avec Jeanne! Les voix ne m’avaient pas<br />
trompée! Catherine et Marguerite, elles ne m’ont pas trompée!<br />
Chœur<br />
Coupequesne – Jean Midi – Toutmouillé – Malvenu.<br />
Ils déclarent que tu t’es trompée.<br />
Jeanne<br />
Le Roi ne voulait pas venir et c’est moi qu’ai pris son cheval<br />
par la bri<strong>de</strong>.<br />
31<br />
Trompeten und ferne Rufe<br />
Der König! Der König von Frankreich!<br />
Chor<br />
Der König, <strong>de</strong>r nach Reims zieht!<br />
Königsmarsch<br />
Der Geistliche<br />
Lenker Israels.<br />
Chor<br />
Verkün<strong>de</strong> uns, wenn du es selber bist!<br />
Der Reiterzug entfernt sich und verschwin<strong>de</strong>t im Dunkel.<br />
Chor<br />
Willst du essen einen Fla<strong>de</strong>n?<br />
Willst du essen süßen Brei?<br />
Wann wohl gehn wir nach Liesse?<br />
Wann wohl ziehn wir nach Laon?<br />
Der Geistliche<br />
been<strong>de</strong>t die Hymne<br />
Der du herrschen wirst im Volke Israel.<br />
Jeanne<br />
Ich bin’s, die dies getan hat.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Gott ist’s! Gott ist’s, <strong>de</strong>r es vollbracht hat.<br />
Jeanne<br />
Gott selbst! Gott selbst im Bun<strong>de</strong> mit Jeanne! Die Stimmen<br />
haben mich nicht betrogen! Katharina und Margarethe, sie<br />
haben mich nicht betrogen!<br />
Chor<br />
Coupequesne – Jean Midi – Toutmouillé – Malvenu.<br />
Die sagen, dass du dich getäuscht hast.<br />
Jeanne<br />
Der König weigerte sich zu kommen, und ich nahm sein Pferd<br />
am Zügel.
Chœur<br />
Sorcière – Cruelle – Hérétique – Schismatique – Homici<strong>de</strong> –<br />
Relapse – Imposture – Hystérique – Prostituée!<br />
Jeanne<br />
C’est moi qui l’ai amené à travers toute la France!<br />
Chœur<br />
Pereat Stryga!<br />
Jeanne<br />
C’est moi qui l’ai amené à Rheims!<br />
Chœur<br />
Morte moriatur.<br />
Jeanne<br />
C’est moi qui ai sauvé la France! C’est moi qui ai réuni la<br />
France! Toutes les mains <strong>de</strong> la France en une seule main! Une<br />
telle main qu’elle ne sera plus divisée!<br />
Chœur<br />
Comburatur igne!<br />
Frère Dominique<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Est-ce pour un Roi <strong>de</strong> chair que tu as<br />
donné ton sang virginal?<br />
SCÈNE IX<br />
L’ÉPÉE DE JEANNE<br />
Le jour se lève.<br />
Marguerite<br />
Spera! Spira!<br />
Jeanne<br />
J’entends Marguerite dans le ciel mélangée à l’exhalation <strong>de</strong>s<br />
rossignols et les douces petites étoiles à la voix <strong>de</strong> cette active<br />
sœur sacristine s’éteignent l’une après l’autre.<br />
32<br />
Chor<br />
Hexe – Bestie – Ketzerin – Abtrünnige– Mör<strong>de</strong>rin – Verfluchte –<br />
Schwindlerin – Närrische – Freu<strong>de</strong>nweib!<br />
Jeanne<br />
Ich bin’s, die ihn im Zuge durch ganz Frankreich geführt hat!<br />
Chor<br />
Tod <strong>de</strong>r Hexe!<br />
Jeanne<br />
Ich bin’s, die ihn hergeführt nach Reims!<br />
Chor<br />
Sie soll <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s sterben!<br />
Jeanne<br />
Ich bin’s, die Frankreich rettete! Ich bin’s, die Frankreich<br />
wie<strong>de</strong>r vereinte! Alle Hän<strong>de</strong> von Frankreich in einer einzigen<br />
Hand! Einer starken Hand, so dass es niemals mehr geteilt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Chor<br />
Sie soll <strong>de</strong>n Feuertod erlei<strong>de</strong>n!<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Ist es für einen irdischen König, dass<br />
du <strong>de</strong>in jungfräuliches Blut vergossen hast?<br />
NEUNTE SZENE<br />
DAS SCHWERT DER JUNGFRAU<br />
Der Tag bricht an.<br />
Margarethe<br />
Hoffe! Atme!<br />
Jeanne<br />
Ich höre die heilige Margarethe im Himmel, vereint mit <strong>de</strong>m<br />
Gesang <strong>de</strong>r Nachtigallen. Und die seligen Sternlein verlöschen<br />
eines nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Stimme dieser hilfreichheiligen<br />
Schwester.
Frère Dominique<br />
Les pages <strong>de</strong> nuit, <strong>de</strong> sang, d’outre-mer et <strong>de</strong> pourpre se sont<br />
effeuillées sous mes doigts et il ne reste plus sur le parchemin<br />
virginal qu’une initiale dorée.<br />
Jeanne<br />
Que c’est beau cette Normandie toute rouge et rose, toute<br />
rouge <strong>de</strong> bonheur, toute rose d’innocence, qui se prépare à<br />
faire avec moi la sainte communion dans l’étincelante rosée!<br />
Que c’est beau pour Jeanne la Pucelle <strong>de</strong> monter au Ciel au<br />
mois <strong>de</strong> mai! Que tu es belle, ô ma belle Normandie, mais que<br />
dirais-tu, Frère Dominique, si, Marguerite et moi, nous<br />
pouvions t’expliquer notre Lorraine?<br />
Frère Dominique<br />
Parle, Jeanne, car je sais qu’il y a <strong>de</strong>s choses qu’une petite fille<br />
peut m’expliquer, moi, qui, ceint <strong>de</strong> fer et <strong>de</strong> cuir et les yeux<br />
fermés, ai marché <strong>de</strong> bonne heure dans les sentiers <strong>de</strong> la pénitence.<br />
Jeanne<br />
Et que puis-je t’expliquer, quand il y a encore au Ciel une<br />
douzaine d’étoiles au moins qui en savent plus que moi?<br />
Frère Dominique<br />
Explique-moi ton épée! Est-ce vrai que tu as trouvé ton épée,<br />
cette terrible épée <strong>de</strong>vant laquelle se sauvaient Anglais et<br />
Bourguignons, dans une chapelle en ruine?<br />
Jeanne<br />
Non, ce n’est pas une chapelle en ruine!<br />
C’est à Domrémy qu’on me l’a donnée.<br />
Ma bannière dans la main gauche, mon épée dans la main<br />
droite, ah! qui m’aurait résisté? Jésus Marie! Jésus Marie!<br />
Marguerite<br />
dans la ciel<br />
Jésus Marie! Jésus Marie!<br />
Cathérine<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
33<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Die Seiten <strong>de</strong>s Buches, nächtig, blutig, meerfarben und<br />
purpurn, sie haben sich unter meinen Hän<strong>de</strong>n entblättert,<br />
und nichts verblieb auf <strong>de</strong>m jungfräulichen Pergament als ein<br />
gol<strong>de</strong>nes Schriftzeichen.<br />
Jeanne<br />
Wie schön ist diese Normandie, so rot, so rosenfarben! So rot<br />
vor Glück und rosenfarben gleich <strong>de</strong>r Unschuld. Bereitet sie<br />
sich nicht, mit mir die heilige Kommunion im funkeln<strong>de</strong>n Tau<br />
zu feiern? Wie süß ist’s für die Jungfrau Jeanne, im Monat Mai<br />
empor zum Himmel aufzusteigen! Wie herrlich bist du, meine<br />
schöne Normandie! Doch, Bru<strong>de</strong>r Dominik, was wür<strong>de</strong>st du<br />
sagen, wenn Margarethe und ich dir die Schönheit<br />
Lothringens, unserer Heimat, erklären könnten?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Sprich, Jeanne! Denn ich weiß, dass es Dinge gibt, über die ein<br />
kleines Mädchen mich belehren könnte, mich, <strong>de</strong>r ich mit<br />
Eisen und Le<strong>de</strong>r gegürtet, wohl früh schon mit geschlossenen<br />
Augen auf <strong>de</strong>m Pfad <strong>de</strong>r Buße wan<strong>de</strong>lte.<br />
Jeanne<br />
Wie könnte ich’s dir erklären, da doch am Himmel noch ein<br />
Dutzend Sterne stehen, die mehr als ich zu kün<strong>de</strong>n wüssten?<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Von <strong>de</strong>inem Schwerte kün<strong>de</strong> mir! Ist’s wahr, dass du <strong>de</strong>in<br />
Schwert, diese furchtbare Waffe, vor <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r und<br />
Burgun<strong>de</strong>r die Flucht ergriffen, in einer verfallenen Kapelle<br />
fan<strong>de</strong>st?<br />
Jeanne<br />
Nein, nicht in einer verfallenen Kapelle!<br />
In Domrémy wur<strong>de</strong> es mir verliehen.<br />
Mein Banner in <strong>de</strong>r Linken, mein Schwert in <strong>de</strong>r Rechten, ah!<br />
Wer konnte mir da wi<strong>de</strong>rstehn? Jesus! Maria! Jesus! Maria!<br />
Margarethe<br />
im Himmel<br />
Jesus! Maria! Jesus! Maria!<br />
Katharina<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Tochter Gottes, geh! geh! geh!
Jeanne<br />
Je vais! je vais! J’irai! je suis allée!<br />
Frère Dominique<br />
A qui est-ce que tu parles ainsi?<br />
Jeanne<br />
Es-tu sourd? N’entends-tu pas les voix qui disent: Jeanne!<br />
Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va! Ah! Ce n’est plus sorcière<br />
maintenant qu’elles disent, c’est mon petit nom <strong>de</strong> chrétienne,<br />
celui que j’ai reçu au baptème, Jeanne! Ce n’est plus<br />
hérétique et relapse et je ne sais quoi, et tous ces vilains noms.<br />
C’est fille <strong>de</strong> Dieu! C’est beau d’être la fîlle <strong>de</strong> Dieu!<br />
Cathérine, Marguerite, Chœur<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu! va! va! va!<br />
Jeanne<br />
Et ce n’est pas seulement Catherine et Marguerite, c’est tout<br />
le peuple ensemble <strong>de</strong>s vivants et <strong>de</strong>s morts qui dit fille <strong>de</strong><br />
Dieu! Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu! va! va! va! Bien sûr que<br />
j’irai!<br />
Frère Dominique<br />
Mais tu ne m’as pas expliqué l’épée?<br />
Jeanne<br />
Mais pour que tu comprennes l’épée, frère tondu, il faudrait<br />
que tu sois une petite fille Lorraine! Je ne peux pas faire <strong>de</strong> toi<br />
une petite fille Lorraine! Je peux pas te prendre la main, et<br />
t’amener avec nous pour chanter Trimazô avec Aubin et Rufin!<br />
Voix d’Enfants<br />
Trimazô!<br />
Jeanne<br />
Écoute ce qu’ils disent!<br />
Une Voix d’Enfant<br />
En revenant <strong>de</strong> ces verts champs<br />
j’avons trouvé les blés si grands<br />
les aubépines fleurissant<br />
<strong>de</strong>vant Dieu.<br />
34<br />
Jeanne<br />
Ich geh! Ich geh! Ich wer<strong>de</strong> gehen! Ich bin gegangen!<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Zu wem re<strong>de</strong>st du so?<br />
Jeanne<br />
Bist du taub? Hörst du <strong>de</strong>nn nicht die Stimmen rufen:<br />
»Jeanne, Jeanne, Jeanne! Tochter Gottes! Geh, geh, geh!« Ah!<br />
Es ist nicht mehr »Hexe« diesmal, was sie rufen. Es ist nun<br />
mein Christenname, <strong>de</strong>n ich <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Taufe erhalten: »Jeanne«.<br />
Es ist nicht mehr: »Ketzerin«, »Abtrünnige« und was weiß ich<br />
sonst noch alles, all diese Spottnamen. Es ist: »Tochter Gottes«!<br />
Es ist schön, Tochter von Gott zu sein!<br />
Katharina, Margarethe, Chor<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Tochter Gottes! geh! geh! geh!<br />
Jeanne<br />
Und es sind nicht nur Katharina und Margarethe! Es ist das<br />
ganze Volk <strong>de</strong>r Leben<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Toten, das ruft: »Tochter<br />
Gottes, Jeanne! Jeanne! Tochter Gottes! geh! geh! geh!«<br />
Gewiss, ich wer<strong>de</strong> gehen!<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Doch von <strong>de</strong>m Schwert hast du mir nicht gesprochen.<br />
Jeanne<br />
Doch um mein Schwert zu verstehen, kahl geschorener Bru<strong>de</strong>r,<br />
müsstest du ein kleines lothringisches Mädchen sein! Ich kann<br />
aus dir kein lothringisches Mädchen machen. Ich kann dich<br />
nicht <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Hand nehmen und mit dir spielen und Trimazos<br />
Liedlein singen mit Aubin und Rufin.<br />
Kin<strong>de</strong>rstimmen<br />
Trimazo!<br />
Jeanne<br />
Hör, was sie rufen!<br />
Eine Kin<strong>de</strong>rstimme<br />
Wir kommen her vom grünen Feld.<br />
Wir fan<strong>de</strong>n dort die goldne Welt,<br />
<strong>de</strong>n Weißdorn blühend<br />
vor Gott.
Jeanne<br />
Écoute! Écoute!<br />
Voix d’Enfants<br />
Quand vous couchez vot’bel enfant,<br />
que Dieu le gar<strong>de</strong> à son coucher<br />
et à tout’heure <strong>de</strong> la journée,<br />
<strong>de</strong>vant Dieu.<br />
C’est le mai, mois <strong>de</strong> mai,<br />
c’est le joli mois <strong>de</strong> mai.<br />
Un petit brin <strong>de</strong> vot’farine!<br />
Un petit œuf <strong>de</strong> vot’géline,<br />
c’est pas pour boire ni pour manger,<br />
c’est pour avoir un joli cierge<br />
pour y lumer la Sainte Vierge,<br />
<strong>de</strong>vant Dieu.<br />
Jeanne<br />
As-tu compris, Frère Dominique? Ah moi! il n’y a pas eu besoin<br />
<strong>de</strong> Coupequesne et Toutmouillé pour me l’expliquer! C’est le<br />
tilleul <strong>de</strong>vant la maison <strong>de</strong> mon père, comme un grand prédicateur<br />
en surplis blanc dans le clair <strong>de</strong> lune, qui m’a tout<br />
expliqué!<br />
Voix d’enfant<br />
C’est le mai, mois <strong>de</strong> mai,<br />
c’est le joli mois <strong>de</strong> mai.<br />
Frère Dominique<br />
Explique, et moi j’écoute.<br />
Jeanne<br />
Quand il fait bien froid en hiver et que le froid et la gelée resserrent<br />
tout et on dirait que tout est mort et les gens sont<br />
morts <strong>de</strong> froid et il y a <strong>de</strong> la neige et la glace sur tout comme<br />
un drap comme une cuirasse et on croit que tout est mort et<br />
que tout est fini.<br />
Basse (solo)<br />
Mais il y a l’espérance qui est la plus forte.<br />
Jeanne<br />
On croit que tout est fini mais alors il y a un rouge-gorge qui<br />
se met à chanter.<br />
35<br />
Jeanne<br />
Horch! Horch!<br />
Kin<strong>de</strong>rstimmen<br />
Bringst du zur Ruh <strong>de</strong>in süßes Kind,<br />
Gott hält <strong>bei</strong> seinem Bette Wacht,<br />
und auch <strong>de</strong>n ganzen Tag hindurch,<br />
da waltet Gott!<br />
Es ist <strong>de</strong>r Mai, Monat Mai,<br />
es ist <strong>de</strong>r schöne Monat Mai.<br />
Ein Körnlein weiß von eurem Mehl,<br />
ein Eilein klein von eurem Huhn,<br />
’s ist nicht zum Trank, ’s ist nicht zum Mahl,<br />
wir brauchen nur ein Lichtlein klein,<br />
um es <strong>de</strong>r Jungfrau darzubringen,<br />
vor Gott.<br />
Jeanne<br />
Hast du verstan<strong>de</strong>n, Bru<strong>de</strong>r Dominik? Für mich braucht es keinen<br />
Coupequesne und keinen Toutmouillé, um mir’s zu kün<strong>de</strong>n.<br />
Der Lin<strong>de</strong>nbaum vor meines Vaters Hause hat’s mir gesagt,<br />
gleich einem Hohen Priester mit weißem Überwurf im<br />
Mon<strong>de</strong>nschein.<br />
Kin<strong>de</strong>rstimmen<br />
Es ist <strong>de</strong>r Mai, Monat Mai,<br />
es ist <strong>de</strong>r schöne Monat Mai.<br />
Bru<strong>de</strong>r Dominik<br />
Erzähle, und ich höre zu!<br />
Jeanne<br />
Wenn es bitter kalt ist im Winter und Kälte und Rauhreif alles<br />
einhüllen und alles wie abgestorben ist, vom Frost erstarrt die<br />
Menschen und überall nur Schnee, gleich einem Leichentuch,<br />
und Eis, gleich einem Panzer... und man glaubt, alles sei tot<br />
und alles gestorben.<br />
Bass<br />
Doch es bleibt die Hoffnung, die da ist die Stärkste.<br />
Jeanne<br />
Man glaubt, alles sei gestorben. Doch dann beginnt ein<br />
Rotkehlchen zu singen.
Cathérine, Marguerite<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu! va! va! va!<br />
Jeanne<br />
Il y a un mauvais petit vent venu d’on ne sait où qui se met à<br />
souffler! Il y a une certaine petite pluie chau<strong>de</strong> qui se met à<br />
tomber sur vous. Et alors le temps <strong>de</strong> fermer les yeux et <strong>de</strong><br />
compter jusqu’à trois et tout est changé! Le temps <strong>de</strong> compter<br />
jusqu’à quatre et tout est changé! Tout est blanc! tout est<br />
rose! tout est vert!<br />
Chœur<br />
Il y a toute la forêt qui se met en mouvement!<br />
Il y a l’espérance qui est la plus forte.<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu! Fille <strong>de</strong> Dieu! va! va! va!<br />
Il y a toute la forêt là-bas qui se met en mouvement.<br />
Jeanne<br />
Celui qui voudrait empêcher les mirabelliers <strong>de</strong> fleurir il<br />
faudrait qu’il soit bien malin! Celui qui voudrait empêcher les<br />
cerisiers <strong>de</strong> ceriser tellement que tout est plein <strong>de</strong> belles<br />
cerises. Mon père dit qu’il faudrait qu’il se lève matin <strong>de</strong><br />
bonne heure! C’est alors que Catherine et Marguerite se<br />
mettent à parler!<br />
Chœur (Basses)<br />
Coupequesne – Jean Midi – Malvenu –Toutmouillé!<br />
Ils disent que tu t’es trompée.<br />
Jeanne<br />
Et quand Jeanne au mois <strong>de</strong> mai monte sur son cheval <strong>de</strong><br />
bataille, il faudrait qu’il soit bien malin celui qui empêcherait<br />
toute la France <strong>de</strong> partir. Les entends-tu ces chaînes <strong>de</strong> tous<br />
les côtés qui éclatent et qui cassent? Ah! ces chaînes que j’ai<br />
aux mains, elles me font rire! Je ne les aurai mie toujours! On<br />
a vu ce que Jeanne peut faire avec une épée. La comprends-tu<br />
maintenant, cette épée que Saint Michel m’a donnée? Cette<br />
épée! Cette claire épée! Elle ne s’appelle pas la haine, elle<br />
s’appelle l’amour!<br />
36<br />
Katharina, Margarethe<br />
Tochter Gottes! geh! geh! geh!<br />
Jeanne<br />
Ein böser, kleiner Wind beginnt zu blasen, von woher weiß<br />
man nicht! Ein feiner, warmer Regen fängt zu fallen an!<br />
Kaum schließest du die Augen, zählst auf drei – und alles ist<br />
verän<strong>de</strong>rt. Du zählst auf vier – und alles ist verwan<strong>de</strong>lt. Alles<br />
ist weiß! Alles ist rot! Alles ist grün!<br />
Chor<br />
Seht, <strong>de</strong>r ganze Wald setzt sich in Bewegung!<br />
Es bleibt die Hoffnung, die da ist die Stärkste.<br />
Tochter Gottes! Tochter Gottes! geh! geh! geh!<br />
Seht, <strong>de</strong>r ganze Wald setzt sich in Bewegung!<br />
Jeanne<br />
Einer, <strong>de</strong>r die Mirabellenbäume am Blühen hin<strong>de</strong>rn möchte,<br />
müsste wohl schlau sein! Einer, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kirschbäumen ihre<br />
überreife Frucht versagen wollte, von ihm sagte mein Vater,<br />
<strong>de</strong>r müsste am Morgen früh aufstehn! Zu dieser Stun<strong>de</strong> war’s,<br />
dass Katharina und Margarethe zu singen begannen.<br />
Chor (Bässe)<br />
Coupequesne – Jean Midi – Malvenu – Toutmouillé!<br />
Die sagen, dass du dich getäuscht hast.<br />
Jeanne<br />
Und wenn Jeanne im Monat Mai ihr Schlachtross besteigt, da<br />
müsste einer wohl ein schlauer Schelm sein, <strong>de</strong>r ganz<br />
Frankreich hin<strong>de</strong>rn wollte, aufzubrechen. Hörst du die Ketten,<br />
wie von allen Seiten sie zerspringen und zerbrechen? Ah, diese<br />
Ketten hier um meine Hän<strong>de</strong>, ich spotte ihrer! Nicht ewig<br />
wer<strong>de</strong> ich sie tragen. Man hat gesehen, was Jeanne mit ihrem<br />
Schwert vermag. Ist diese Macht <strong>de</strong>s Schwertes, das mir<br />
Michael verlieh, dir nunmehr offenbar? Dies Schwert, dies<br />
lichte Schwert. Sein Name ist nicht: Hass. Sein Name ist: Liebe.
Voix d’Enfants<br />
Madame nous vous remercions<br />
<strong>de</strong> vos bonnes intentions,<br />
nous prions Dieu dans vot’maison<br />
aussi quand nous en sortirons.<br />
Devant Dieu.<br />
Cathérine<br />
Rouen! Rouen!<br />
Jeanne<br />
Rouen! Rouen! Tu as brûlé Jeanne d’Arc, mais je suis plus forte<br />
que toi, et tu ne m’auras mie toujours!<br />
Chœur (Basses)<br />
Jean Midi – Coupequesne – Toutmouillé – Malvenu.<br />
Jeanne<br />
Il y a l’espérance qui est la plus forte!<br />
Cathérine, Marguerite<br />
Ah... ah...<br />
Chœur<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu! va! va! va!<br />
Jeanne<br />
Il y a la foi qui est la plus forte!<br />
Chœur<br />
Il y a l’espérance qui est la plus forte! Il y a la joie qui est<br />
la plus forte! Il y a l’espérance qui est la plus forte! Fille <strong>de</strong><br />
Dieu, va! va! va! Il y a la joie qui est la plus forte!<br />
Marguerite, Cathérine<br />
Fille <strong>de</strong> Dieu, va! va! va!<br />
Marguerite<br />
Spira! Spera!<br />
Jeanne<br />
Il y a Dieu! Il y a Dieu! qui est le plus fort!<br />
37<br />
Kin<strong>de</strong>rstimmen<br />
Oh Jungfrau, dir danken wir<br />
für <strong>de</strong>ine Güte und Gna<strong>de</strong>.<br />
Wir preisen Gott in <strong>de</strong>inem Haus,<br />
auch wenn wir es verlassen,<br />
Ehre sei Gott.<br />
Katharina<br />
Rouen! Rouen!<br />
Jeanne<br />
Rouen! Rouen! Du verbranntest Jeanne d’Arc, doch bin ich<br />
stärker als du, und du hast mich nicht in Ewigkeit zu<br />
Schan<strong>de</strong>n kommen lassen.<br />
Chor (Bässe)<br />
Jean Midi – Coupequesne – Toutmouillé – Malvenu.<br />
Jeanne<br />
Es bleibt die Hoffnung, die da ist die Stärkste.<br />
Katherina, Margarethe<br />
Ah... ah...<br />
Chor<br />
Tochter Gottes! geh! geh! geh!<br />
Jeanne<br />
Es bleibt <strong>de</strong>r Glaube, <strong>de</strong>r da ist <strong>de</strong>r Stärkste!<br />
Chor<br />
Es bleibt die Hoffnung, die da ist die Stärkste. Es bleibt die<br />
Freu<strong>de</strong>, die da ist die Stärkste. Es bleibt die Hoffnung, die<br />
da ist die Stärkste. Tochter Gottes! geh! geh! geh! Es bleibt<br />
die Freu<strong>de</strong>, die da ist die Stärkste!<br />
Margarethe, Katharina<br />
Tochter Gottes! geh! geh! geh!<br />
Margarethe<br />
Atme! Hoffe!<br />
Jeanne<br />
Es ist Gott! Es ist Gott, <strong>de</strong>r da ist <strong>de</strong>r Stärkste.
Voix d’Enfants<br />
C’est le mai, mois <strong>de</strong> mai,<br />
c’est le joli mois <strong>de</strong> mai.<br />
SCÈNE X<br />
TRIMAZÔ<br />
Jeanne<br />
Un petit brin <strong>de</strong> vot’farine<br />
un petit œuf <strong>de</strong> vot’géline<br />
Une petite larme pour Jeanne!<br />
Une petite prière pour Jeanne!<br />
Une petite pensée pour Jeanne!<br />
C’est pas pour boire ni pour manger,<br />
c’est pour ai<strong>de</strong>r avoir un joli cierge<br />
pour y lumer la Sainte Vierge.<br />
C’est moi qui vais faire le joli cierge.<br />
SCÈNE XI<br />
JEANNE D’ARC EN FLAMMES<br />
La Vierge<br />
au-<strong>de</strong>ssus, sur le pilier <strong>de</strong> Jeanne<br />
J’accepte cette flamme pure.<br />
Cependant dès les scènes précé<strong>de</strong>ntes la foule lentement<br />
s’est rassemblée <strong>de</strong>vant l’échafaud hommes, femmes et<br />
enfants, formant transition avec le Chœur et le Public.<br />
Demi-Chœur<br />
C’est écrit: Jeanne – c’est écrit: sorcière – c’est écrit: hérétique<br />
– ennemie <strong>de</strong> tout le mon<strong>de</strong> – c’est écrit – c’est écrit –<br />
c’est écrit!<br />
Demi-Chœur<br />
Jeanne la Sainte! Jeanne la Vierge! Jeanne la Pucelle!<br />
38<br />
Kin<strong>de</strong>rstimmen<br />
Es ist <strong>de</strong>r Mai, Monat Mai,<br />
es ist <strong>de</strong>r schöne Monat Mai.<br />
ZEHNTE SZENE<br />
TRIMAZO<br />
Jeanne<br />
Ein Körnlein weiß von eurem Mehl,<br />
ein Eilein klein von eurem Huhn,<br />
Ein Tränlein für Jeanne!<br />
Ein kurzes Gebet für Jeanne!<br />
Ein flüchtiger Gedanke für Jeanne!<br />
’s ist nicht zum Trank, ’s ist nicht zum Mahl,<br />
wir brauchen nur ein Lichtlein klein,<br />
um es <strong>de</strong>r Jungfrau darzubringen.<br />
Ich selbst, ich wer<strong>de</strong> dieses Lichtlein sein.<br />
ELFTE SZENE<br />
JEANNE IN FLAMMEN<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
oben über <strong>de</strong>m Pfahl, an <strong>de</strong>n Jeanne gekettet ist<br />
Ich nehme sie an von dir, die reine Flamme.<br />
Während <strong>de</strong>r letzten Szene bereits hat sich die Menge vor<br />
<strong>de</strong>m Scheiterhaufen versammelt, Männer, Frauen und<br />
Kin<strong>de</strong>r; sie bil<strong>de</strong>n einen Übergang zu Chor und Publikum.<br />
Halbchor<br />
Es steht geschrieben: Jeanne – es steht geschrieben: Hexe –<br />
es steht geschrieben: Ketzerin – Feindin <strong>de</strong>r ganzen Welt –<br />
es steht geschrieben – es steht geschrieben – es steht<br />
geschrieben!<br />
Halbchor<br />
Jeanne, die Heilige! Jeanne, die Unbefleckte! Jeanne, die<br />
Jungfrau!
Chœur<br />
C’est bien fait! C’est elle qui a fait tout le mal! De quoi<br />
c’est qu’elle s’est mêlée! C’est bien fait! Sans elle on serait<br />
tranquille! C’est bien fait!<br />
C’est elle qui a battu les Anglais! C’est elle qui a ramené<br />
notre Roi à Rheims! Avec le secours du Diable. Avec le<br />
secours <strong>de</strong> Dieu.<br />
C’est bien fait! etc.<br />
Jeanne la Sainte! etc.<br />
C’est écrit... etc.<br />
Qui est cette Jeanne au juste? Et si elle est <strong>de</strong> Dieu ou du<br />
Diable. Le feu va en déci<strong>de</strong>r. Loué soit notre frère le feu<br />
qui est sage, fort, vivant, ar<strong>de</strong>nt, acéré, incorruptible.<br />
Jeanne<br />
Eh quoi! mon peuple! peuple <strong>de</strong> France! il est vrai! il est vrai<br />
que tu veux me brûler vive?<br />
Chœur<br />
Elle se réveille comme d’un rêve.<br />
Loué soit notre frère le feu qui est savant à séparer l’âme<br />
<strong>de</strong> la chair et <strong>de</strong> l’esprit la cendre.<br />
Jeanne<br />
Et ce prêtre qui était là tout à l’heure et qui me tenait à lire<br />
ce livre où je lisais?<br />
Il n’est plus là. Il me quitte, il est <strong>de</strong>scendu.<br />
Il n’est plus là et je suis seule.<br />
La Vierge<br />
au-<strong>de</strong>ssus d’elle<br />
Jeanne, Jeanne, tu n’es pas seule.<br />
Jeanne<br />
J’entends une voix au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> moi qui dit: Jeanne, tu n’es<br />
pas seule!<br />
Chœur<br />
Jeanne, Jeanne, tu n’es pas seule! Il y a ce peuple en bas<br />
qui te regar<strong>de</strong>!<br />
Jeanne<br />
Je ne veux pas mourir!<br />
39<br />
Chor<br />
So ist’s recht! Alles Unheil kommt von ihr! Warum hat sie<br />
sich eingemischt? So ist’s recht! Ohne sie lebten wir<br />
friedlich. So ist’s recht!<br />
Sie schlug <strong>de</strong>n englischen Feind. Sie führte unseren König<br />
nach Reims. Mit <strong>de</strong>r Hilfe <strong>de</strong>s Teufels. Mit <strong>de</strong>r Hilfe<br />
Gottes.<br />
So ist’s recht! usw.<br />
Jeanne, die Heilige! usw.<br />
Es steht geschrieben... usw.<br />
Wer ist diese Jeanne in Wahrheit? Und ist sie wohl von<br />
Gott o<strong>de</strong>r vom Teufel? Das Feuer mag entschei<strong>de</strong>n! Gelobt<br />
sei unser Bru<strong>de</strong>r, das Feuer, das weise ist, stark, lebendig,<br />
flammend, glutgestählt, unbestechlich!<br />
Jeanne<br />
Wie <strong>de</strong>nn! Mein Volk! Volk Frankreichs! Ist es wahr? Ist es<br />
wahr, dass du mich lebend verbrennen willst?<br />
Chor<br />
Sie erwacht wie aus einem Traume!<br />
Gelobt sei unser Bru<strong>de</strong>r, das Feuer, das es versteht, die<br />
Seele zu trennen von <strong>de</strong>m Fleisch, und vom Geist die Asche!<br />
Jeanne<br />
Und dieser Priester, <strong>de</strong>r hier soeben war und <strong>de</strong>r mir hinhielt<br />
das Buch, dass ich es lese?<br />
Er ist nicht mehr da. Er verlässt mich, er ist hinabgestiegen.<br />
Er ist nicht mehr hier, und ich bin verlassen.<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
über ihr<br />
Jeanne, Jeanne, du bist nicht allein.<br />
Jeanne<br />
Eine Stimme hör ich hoch über mir, die sagt: Jeanne, du bist<br />
nicht allein.<br />
Chor<br />
Jeanne, Jeanne, du bist nicht allein. Unten steht <strong>de</strong>in Volk,<br />
das auf dich schaut.<br />
Jeanne<br />
Ich will nicht sterben!
Chœur<br />
Elle dit qu’elle ne veut pas mourir.<br />
Jeanne<br />
J’ai peur!<br />
Chœur<br />
Elle dit qu’elle a peur! Ce n’est qu’une enfant après tout!<br />
Ce n’était qu’une pauvre enfant. Elle dit qu’elle a peur.<br />
Un Prêtre<br />
Signe donc! signe ce papier! avoue, avoue que tu as menti!<br />
Jeanne<br />
Et comment signerais-je lorsque mes mains sont liées?<br />
Le Prêtre<br />
On va t’enlever tes chaînes.<br />
Jeanne<br />
Il y a d’autres chaînes, plus fortes, qui me retiennent.<br />
Le Prêtre<br />
Et quelles chaînes plus fortes?<br />
Jeanne<br />
Plus fortes que les chaînes <strong>de</strong> fer, les chaînes <strong>de</strong> l’amour!<br />
C’est l’amour qui me lie les mains et qui m’empêche <strong>de</strong> signer.<br />
C’est la vérité qui me lie les mains et qui m’empêche <strong>de</strong> signer.<br />
Je ne peux pas! Je ne peux pas mentir.<br />
La Vierge<br />
Jeanne, Jeanne, confie-toi donc au feu qui te délivrera.<br />
Chœur<br />
Loué soit notre frère le feu, qui est pur – ar<strong>de</strong>nt – vivant –<br />
pénétrant – acéré – invincible – irrésistible – incorruptible.<br />
Loué soit notre frère le feu qui est puissant à rendre l’esprit<br />
à l’esprit et cendre – cendre – cendre, ce qui est cendre à la<br />
terre.<br />
40<br />
Chor<br />
Sie sagt, sie wolle nicht sterben.<br />
Jeanne<br />
Ich habe Angst!<br />
Chor<br />
Sie sagt, sie habe Angst. Sie ist eben noch ein Kind.<br />
Sie war ja nur ein armes Kind. Sie sagt, sie habe Angst.<br />
Ein Priester<br />
Unterschreib doch! Unterschreib dieses Papier! Gesteh, gesteh,<br />
dass du gelogen hast.<br />
Jeanne<br />
Wie kann ich unterschreiben, wenn meine Hän<strong>de</strong> gebun<strong>de</strong>n sind?<br />
Der Priester<br />
Man wird dir <strong>de</strong>ine Ketten lösen.<br />
Jeanne<br />
Es gibt an<strong>de</strong>re Ketten, stärkere, die mich zurückhalten.<br />
Der Priester<br />
Und welches sind diese stärkeren Ketten?<br />
Jeanne<br />
Stärker als Ketten von Eisen sind die Ban<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Liebe.<br />
Die Liebe ist es, die mir die Hän<strong>de</strong> bin<strong>de</strong>t und die mich nicht<br />
unterschreiben lässt. Die Wahrheit ist es, die mir die Hän<strong>de</strong><br />
bin<strong>de</strong>t und die mich nicht unterschreiben lässt.<br />
Ich kann nicht! Ich kann nicht lügen.<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
Jeanne, Jeanne, vertrau dich <strong>de</strong>m Feuer an, das dich<br />
befreien wird.<br />
Chor<br />
Gelobt sei unser Bru<strong>de</strong>r, das Feuer, das rein ist – flammend –<br />
lebendig – schnei<strong>de</strong>nd – glutgestählt – unbesiegbar –<br />
unwi<strong>de</strong>rstehlich – unbestechlich! Gelobt sei unser Bru<strong>de</strong>r,<br />
das Feuer, das die Macht hat, Geist <strong>de</strong>m Geist und Asche –<br />
Asche – Asche, alles was Asche ist, <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zurückzugeben.
Jeanne<br />
Mère! Mère au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> moi! Ah! j’ai peur du feu qui fait<br />
mal!<br />
La Vierge<br />
Tu dis que tu as peur du feu et déjà tu l’as foulé aux pieds.<br />
Jeanne<br />
Cette gran<strong>de</strong> flamme, cette gran<strong>de</strong> flamme horrible,<br />
c’est cela qui va être mon vêtement <strong>de</strong> noces?<br />
La Vierge<br />
Mais est-ce que Jeanne n’est pas une gran<strong>de</strong> flamme ellemême?<br />
Ce corps <strong>de</strong> mort est-ce qu’il sera toujours puissant<br />
à retenir ma fille Jeanne?<br />
Chœur<br />
Jeanne au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> Jeanne! Flamme au-<strong>de</strong>ssus <strong>de</strong> la flamme!<br />
Louée soit notre sœur la flamme, qui est pure – forte –<br />
vivante – acérée – éloquente – invincible – irrésistible!<br />
La Vierge<br />
Le Feu, est-ce qu’il ne faut pas qu’il brûle! Cette gran<strong>de</strong><br />
flamme au milieu <strong>de</strong> la France, est-ce qu’il ne faut pas<br />
qu’elle brûle?<br />
Chœur<br />
Louée soit notre sœur Jeanne qui est Sainte – droite –<br />
vivante – ar<strong>de</strong>nte – éloquente – dévorante – invincible –<br />
éblouissante! Louée soit notre sœur Jeanne qui est <strong>de</strong>bout<br />
pour toujours comme une flamme au milieu <strong>de</strong> la France!<br />
La Vierge, Marguerite, Cathérine,<br />
Voix d’Enfants, Chœur<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Fille <strong>de</strong> Dieu! Viens! Viens!<br />
Viens!<br />
Jeanne<br />
Ce sont ces chaînes encore qui me retiennent!<br />
41<br />
Jeanne<br />
Mutter! Mutter, du über mir. Ach! Ich fürchte mich vor <strong>de</strong>m<br />
Feuer, das schmerzt!<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
Du sagst, dass du dich fürchtest vor <strong>de</strong>m Feuer, und doch<br />
hast du es schon unter die Füße getreten.<br />
Jeanne<br />
Diese mächtige Flamme, dies mächtige, schreckliche Flamme,<br />
dies soll nun mein Hochzeitskleid sein?<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
Ist <strong>de</strong>nn nicht Jeanne selbst eine mächtige Flamme?<br />
Dieser irdische Leib, wird er <strong>de</strong>nn für immer die Macht<br />
haben, meine Tochter Jeanne festzuhalten?<br />
Chor<br />
Jeanne hoch über Jeanne! Flamme über <strong>de</strong>r Flamme!<br />
Gelobt sei unsere Schwester, die Flamme, die rein ist –<br />
stark – lebendig – glühend – wortgewaltig – unbesiegbar –<br />
unwi<strong>de</strong>rstehlich!<br />
Die Heilige Jungfrau<br />
Das Feuer, soll es nicht gewaltig brennen? Diese riesige<br />
Flamme, mitten in Frankreich entfacht. Soll sie nicht<br />
gewaltig brennen?<br />
Chor<br />
Gelobt sei unsere Schwester Jeanne,die heilig ist – aufrecht –<br />
lebendig – glühend – wortgewaltig – verzehrend –<br />
unbesiegbar – aufblühend! Gelobt sei unsere Schwester<br />
Jeanne, die auflo<strong>de</strong>rt auf ewige Zeiten wie ein Flamme in<br />
Frankreichs Mitte!<br />
Die Heilige Jungfrau, Margarethe, Katharina,<br />
Kin<strong>de</strong>rchor, Chor<br />
Jeanne! Jeanne! Jeanne! Tochter Gottes! Komm! Komm!<br />
Komm!<br />
Jeanne<br />
Nur diese Ketten halten mich noch zurück.
Chœur<br />
Il y a la joie qui est la plus forte!<br />
Il y a l’amour qui est le plus fort!<br />
Il y a Dieu qui est le plus fort!<br />
Jeanne<br />
Je viens! Je viens! J’ai cassé! J’ai rompu!<br />
Elle rompt ses chaînes.<br />
Chœur<br />
La chaîne qui reliait Jeanne à Jeanne!<br />
La chaîne qui reliait l’âme au corps!<br />
Jeanne<br />
Il y a la joie qui est la plus forte!<br />
Il y a l’amour qui est le plus fort!<br />
Marguerite<br />
dans le ciel<br />
Hi...! Ah...!<br />
Jeanne<br />
Il y a Dieu qui est le plus fort!<br />
La Vierge, Marguerite, Cathérine,<br />
Voix d’Enfants<br />
Personne n’a un plus grand amour que <strong>de</strong> donner sa vie<br />
pour ceux qu’il aime.<br />
Chœur<br />
comme si elles épelaient une inscription<br />
Personne – n’a – un plus grand amour – que <strong>de</strong> donner –<br />
sa vie – pour ceux qu’il aime.<br />
FIN<br />
42<br />
Chor<br />
Es bleibt die Freu<strong>de</strong>, die da ist die Stärkste!<br />
Es bleibt Liebe, die da ist die Stärkste!<br />
Es bleibt Gott, <strong>de</strong>r da ist <strong>de</strong>r Stärkste!<br />
Jeanne<br />
Ich komme! Ich komme! Ich zerschlage die Ketten!<br />
Ich zerbreche sie!<br />
Sie zerbricht ihre Ketten.<br />
Chor<br />
Die Kette, die Jeanne an Jeanne band!<br />
Die Kette, die die Seele an <strong>de</strong>n Körper band!<br />
Jeanne<br />
Es bleibt die Freu<strong>de</strong>, die die Stärkste ist.<br />
Es bleibt die Liebe, die die Stärkste ist!<br />
Margarethe<br />
im Himmel<br />
Hi...! Ah...!<br />
Jeanne<br />
Es bleibt Gott, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stärkste ist!<br />
Die Heilige Jungfrau, Margarethe, Katharina,<br />
Kin<strong>de</strong>rchor<br />
Niemand hat eine größere Liebe gekannt als die, sein<br />
Leben hinzugeben für die, die man liebt.<br />
Chor<br />
gleich einer Inschrift lesend<br />
Niemand – hat – eine größere Liebe – gekannt – als die –<br />
sein Leben hinzugeben – für die – die man liebt.<br />
ENDE
Regiere dich selbst!<br />
Notizen zu Jeanne d’Arc<br />
Im Dunkel <strong>de</strong>r Weltgeschichte blitzen zuweilen<br />
Gestalten auf, <strong>de</strong>ren Charisma die<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte überdauert und <strong>de</strong>ren Schicksal<br />
die Menschen immer wie<strong>de</strong>r in ihren<br />
Bann zieht. Bewun<strong>de</strong>rung fan<strong>de</strong>n diese<br />
raren Persönlichkeiten vor allem <strong>de</strong>shalb,<br />
weil es ihnen gelungen war, ihre Visionen<br />
in die Tat umzusetzen und weil sie ihre<br />
Wahrheiten – ihre Botschaften und Überzeugungen<br />
– vor <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Macht<br />
vertreten hatten – mit oft tödlicher Konsequenz.<br />
Diese ungeheuerlichen Aktivitäten<br />
wer<strong>de</strong>n manchmal von <strong>de</strong>r Menschheit mit<br />
<strong>de</strong>r Übernahme in das kulturelle Weltgedächtnis<br />
belohnt – auch wenn von Zeit zu<br />
Zeit an <strong>de</strong>r Zurechnungsfähigkeit einer<br />
solchen Person gezweifelt wur<strong>de</strong>. Jeanne<br />
d’Arc ist eine dieser glanzvollen Gestalten,<br />
die über Jahrhun<strong>de</strong>rte lebendig geblieben sind. Die<br />
mystische Aura, die sie umgibt, ihre militärischen und<br />
politischen Wun<strong>de</strong>rtaten, die überliefert sind, ihr unerschütterlicher<br />
Mut, ihre geistige Überlegenheit und<br />
ihr un<strong>bei</strong>rrbares Sendungsbewusstsein, vor allem<br />
aber auch ihr Lei<strong>de</strong>nsweg, <strong>de</strong>r am 30. Mai 1431 auf<br />
<strong>de</strong>m Scheiterhaufen in Rouen en<strong>de</strong>te – dies alles<br />
begrün<strong>de</strong>t die überzeitliche Faszination ihres kurzen<br />
Lebensweges.<br />
Was hat die junge Frau, die als Tochter <strong>de</strong>s lothringischen<br />
Bauern Jacques d’Arc um das Jahr 1412 auf<br />
die Welt kam, dazu bewegt, in die Weltgeschichte, in<br />
<strong>de</strong>n 100-jährigen Krieg einzugreifen? Es sollen Stimmen<br />
göttlicher Natur gewesen sein, die Jeanne d’Arc<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt haben, zu han<strong>de</strong>ln: »Fille <strong>de</strong> Dieu, va!<br />
va! va!«<br />
Einführung<br />
Die Berufung <strong>de</strong>r Jeanne<br />
d’Arc (Monument Nationale<br />
in Domrémy von Antonin<br />
Mercié)<br />
Frankreich im Jahre 1429<br />
45<br />
1429<br />
Der so genannte 100-jährige Krieg (1339–1453), jener<br />
mör<strong>de</strong>rische Konflikt zwischen England und<br />
Frankreich und <strong>de</strong>r erste große Nationalkrieg zweier<br />
Staaten in <strong>de</strong>r neueren Geschichte, zog mehrere<br />
Generationen in sein fortwähren<strong>de</strong>s Blutbad. Dieser<br />
Krieg, <strong>de</strong>r 1337 durch die wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n Ansprüche<br />
auf die Krone Frankreichs zwischen Philipp VI.<br />
aus <strong>de</strong>m Hause Valois und <strong>de</strong>m englischen König<br />
Edward III. entfacht wor<strong>de</strong>n war, entwickelte sich zu
einer schier endlos erscheinen<strong>de</strong>n Aneinan<strong>de</strong>rreihung<br />
von Feldschlachten, Belagerungen, Raubzügen und<br />
Waffenstillstän<strong>de</strong>n. Er währte bereits neunzig Jahre,<br />
als Jeanne d’Arc auf <strong>de</strong>m Kriegsschauplatz erschien.<br />
Zu diesem Zeitpunkt – 1429 – steht Frankreich faktisch<br />
vor <strong>de</strong>m Aus. Im Vertrag von Troyes hatten sich<br />
1420 die Burgun<strong>de</strong>r endgültig mit <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn<br />
verbün<strong>de</strong>t. Ganz Frankreich war – zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>m<br />
Papier – in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r gefallen. Zwar<br />
waren die Gebiete südlich <strong>de</strong>r Loire noch französisch,<br />
aber in Troyes hatte man unter an<strong>de</strong>rem die Nachfolge<br />
<strong>de</strong>s englischen Königs Heinrich V. auf <strong>de</strong>n französischen<br />
Thron vereinbart, <strong>de</strong>r zu diesem Zeitpunkt<br />
noch von <strong>de</strong>m im Wahnsinn dahinsiechen<strong>de</strong>n Karl VI.<br />
besetzt war. Karl VII., Dauphin von Frankreich, wur<strong>de</strong><br />
von <strong>de</strong>r ihm eigentlich zustehen<strong>de</strong>n Thronfolge ausgeschlossen.<br />
Generalstän<strong>de</strong> hatten sich daraufhin<br />
in Paris versammelt, Heinrich V. einen feierlichen<br />
Empfang bereitet und ihn anerkannt. Als 1422 nicht<br />
nur Karl VI., son<strong>de</strong>rn auch Heinrich V. starben, wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r erst ein Jahr alte Heinrich VI. König von Frankreich<br />
und England. Die Regentschaft übernahm<br />
Herzog Johann von Bedford. Eine Kette von militärischen<br />
Erfolgen Bedfords ermutigte die Englän<strong>de</strong>r<br />
1428, mit <strong>de</strong>r Belagerung von Orléans, als letztem<br />
Bollwerk <strong>de</strong>s französischen Sü<strong>de</strong>ns gegen die<br />
Englän<strong>de</strong>r, die völlige Unterwerfung Frankreichs<br />
einzuleiten. Die Lage schien aussichtslos.<br />
Einführung<br />
Karl VII.<br />
(Gemäl<strong>de</strong> von Jean Fouquet)<br />
46<br />
Die Stimmen<br />
Im Garten <strong>de</strong>s elterlichen Hauses hatte Jeanne d’Arc<br />
sie erstmals gehört: himmlische Stimmen, von <strong>de</strong>nen<br />
sich eine als die <strong>de</strong>s heiligen Michael zu erkennen<br />
gab. Später befahl diese ihr, im Auftrag Gottes <strong>de</strong>m<br />
rechtmäßigen König von Frankreich, Karl VII., zu<br />
Hilfe zu eilen. Die Heiligen Katharina und Margarete<br />
wür<strong>de</strong>n sie während ihrer Mission führen und beraten.<br />
Je brisanter die Lage Frankreichs wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto drängen<strong>de</strong>r<br />
wur<strong>de</strong>n auch die Stimmen. Als die Belagerung<br />
von Orléans bekannt wur<strong>de</strong>, erhielt Jeanne d’Arc von<br />
ihren Stimmen konkrete Anweisungen: Sie solle die
Belagerung aufheben und ihren König zur Krönung<br />
nach Reims führen. Und Jeanne d’Arc han<strong>de</strong>lte.<br />
Fortan war sie als gotterwählte Retterin Frankreichs<br />
unterwegs.<br />
Die Klarheit und Zielstrebigkeit ihres Han<strong>de</strong>lns<br />
machen es an dieser Stelle überflüssig zu spekulieren,<br />
ob die Stimmen, die Jeanne d’Arc gehört haben will,<br />
Wirklichkeit o<strong>de</strong>r aber Halluzinationen, ob sie eine<br />
Folge genialischer Bewusstseinsstörungen o<strong>de</strong>r<br />
hochgradiger Schizophrenie waren. Wichtig ist, dass<br />
es ihr gelang, das von ihr Gewollte – <strong>de</strong>n von Gott<br />
empfangenen Auftrag – in die Tat umzusetzen: Karl<br />
VII. wur<strong>de</strong> König und Orléans befreit!<br />
Dass Jeanne d’Arc schon in sehr jungen Jahren<br />
ungewöhnlich selbstbewusst und zielorientiert auftrat,<br />
ist durch einen Prozess dokumentiert, <strong>de</strong>n ein junger<br />
Mann im Jahre 1423 (!) erfolglos gegen sie wegen eines<br />
von ihr bestrittenen Eheversprechens führte. Gegen<br />
<strong>de</strong>n Willen ihrer Eltern und ohne <strong>de</strong>ren Unterstützung<br />
gewann die 12-Jährige <strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m geistlichen<br />
Gericht in Toul stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Prozess. Sie wusste sich<br />
zu wehren, hatten ihr die Stimmen doch geraten, sich<br />
selbst zu regieren (»à soy gouverner«). Mit diesem Gebot<br />
war für Jeanne je<strong>de</strong>r Rahmen <strong>de</strong>r Unterordnung<br />
gesprengt.<br />
Einführung<br />
Jeanne d’Arc <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r<br />
Befreiung von Orléans<br />
(Gemäl<strong>de</strong>, 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt)<br />
47<br />
Der Auftrag<br />
Zu Beginn ihrer Mission stößt<br />
Jeanne naturgemäß auf beträchtliche<br />
Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>. Dass sie überhaupt<br />
zu Karl VII. vorgelassen<br />
wird, ist ihrer Hartnäckigkeit zu<br />
verdanken. Und kraft ihrer unerschütterlichen<br />
Selbstsicherheit<br />
gelingt es ihr, <strong>de</strong>n Herrscher von<br />
ihrem Auftrag zu überzeugen:<br />
Kein Mensch könne das Königreich<br />
Frankreich wie<strong>de</strong>rherstellen<br />
außer ihr. Niemand außer ihr wer<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>m König helfen können, verkün<strong>de</strong>t<br />
sie immer wie<strong>de</strong>r. »Ich<br />
muss gehen, ich muss es tun; mein<br />
HERR will, dass ich so han<strong>de</strong>le«.<br />
Ihr Ziel ist ganz konkret: Sie<br />
wird Orléans befreien und <strong>de</strong>n<br />
König nach Reims, <strong>de</strong>r alten<br />
Krönungsstätte <strong>de</strong>r französischen<br />
Könige, führen. Karl VII. muss<br />
von <strong>de</strong>r Überzeugungskraft Jeannes überwältigt gewesen<br />
sein. In Tours erhält sie ihre Kriegsausrüstung.<br />
Fortan wird sie nur noch Männerkleidung tragen. Am<br />
29. April 1429 durchbricht sie mit einem Trupp<br />
mühelos die englischen Linien und zieht in das belagerte<br />
Orléans ein. Ihre überzeugen<strong>de</strong> Siegesgewissheit<br />
motiviert die französischen Soldaten: Nach einigen<br />
erfolgreichen Kämpfen geben die Englän<strong>de</strong>r am<br />
8. Mai auf und ziehen ab. Jeannes Sieg <strong>bei</strong> Orléans<br />
<strong>de</strong>moralisiert die Englän<strong>de</strong>r nachhaltig, das Tor zum<br />
Sü<strong>de</strong>n ist wie<strong>de</strong>r geschlossen. Im Juni 1429 gelingt ein
weiterer Sieg in <strong>de</strong>r Feldschlacht von Patay. Doch<br />
Jeanne kennt jetzt nur noch ein Ziel: Die Krönung<br />
Karls VII. in Reims. Sie kann <strong>de</strong>n Herrscher, <strong>de</strong>r eigentlich<br />
mehr daran interessiert ist, gegen die Normandie<br />
vorzugehen, von ihrem Plan überzeugen. Auf <strong>de</strong>m<br />
Weg nach Reims wird Troyes befreit, am 16. Juli<br />
ziehen sie kampflos in Reims ein. Am 17. Juli 1429<br />
hat Jeanne ihren Auftrag erfüllt: Sie steht mit ihrem<br />
Banner neben Karl VII., als er in <strong>de</strong>r Kathedrale von<br />
Reims zum König von Frankreich gesalbt wird.<br />
Doch in <strong>de</strong>r Folgezeit wen<strong>de</strong>t sich das Blatt gegen<br />
sie. Einerseits spielen hier<strong>bei</strong> Neid und Eifersucht<br />
ihrer Gegner am Hof eine Rolle, an<strong>de</strong>rerseits wird<br />
Jeannes radikale Angriffslust – sie beabsichtigt jetzt,<br />
Paris zu erobern – Karl VII. und seinen Beratern zu<br />
risikoreich. Man setzt nun auf Diplomatie: Die Verhandlungen<br />
mit Burgund lassen die stürmische Ungeduld<br />
Jeannes nicht mehr angemessen erscheinen.<br />
Jeanne wird über Monate mit unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Scharmützeln<br />
hingehalten. Erst als die Verhandlungen mit<br />
Burgund gescheitert sind, darf sie – halbherzig unterstützt<br />
– gegen Paris ziehen. Der Versuch, die Stadt<br />
zu erobern, scheitert am 8. September 1429. Jeanne<br />
wird wie<strong>de</strong>r hingehalten. Im Mai 1430 eröffnet sich<br />
noch einmal ein neues Kampffeld für sie, als die<br />
Burgun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n für Karl VII. wichtigen Stützpunkt<br />
Compiègne angreifen. Dort fällt die nur von einem<br />
kleinen Trupp begleitete Jeanne d’Arc am 24. Mai<br />
<strong>de</strong>n Burgun<strong>de</strong>rn in die Hän<strong>de</strong> und wird gefangen gesetzt.<br />
Jeanne wird bald gegen ein Lösegeld von zehntausend<br />
Francs an die Englän<strong>de</strong>r ausgeliefert. Damit<br />
ist ihr Schicksal besiegelt.<br />
Einführung<br />
Die Gefangennahme<br />
Jeannes vor Compiègne<br />
(Miniatur, 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt)<br />
48
Der Prozess<br />
Denn die Absicht <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r ist offensichtlich:<br />
Man will Jeanne d’Arc zum persönlichen<br />
Wi<strong>de</strong>rruf ihrer göttlichen Sendung zwingen,<br />
<strong>de</strong>nn diese bringt die Gegenseite in <strong>de</strong>n Verruf,<br />
gegen Gott ins Feld gezogen zu sein. Es genügt<br />
<strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn nicht, Jeanne d’Arc gefangen<br />
zu halten o<strong>de</strong>r zu töten. Man will beweisen,<br />
dass sie mit <strong>de</strong>m Teufel paktiert hat; sie soll zur<br />
Hexe <strong>de</strong>gradiert wer<strong>de</strong>n, als Ketzerin vor ein<br />
Inquisitionsgericht gestellt und verurteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 9. Januar 1431 eröffnet Pierre Cauchon,<br />
Bischof von Beauvais und Leiter <strong>de</strong>s Verfahrens<br />
im Auftrag <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r, in Rouen <strong>de</strong>n<br />
Prozess gegen Jeanne d’Arc. Das Ziel, die junge Frau<br />
<strong>de</strong>n institutionellen und hierarchischen Strukturen <strong>de</strong>r<br />
Kirche zu unterwerfen, misslingt. Jeanne verweigert<br />
selbst das Ablegen <strong>de</strong>r Männerkleidung – <strong>de</strong>ren Tragen<br />
ein Hauptanklagepunkt <strong>de</strong>s Prozesses war. Eine<br />
Unterwerfung hätte für sie be<strong>de</strong>utet, sich selbst zu verleugnen.<br />
In <strong>de</strong>n teilweise überlieferten historischen<br />
Prozessakten, die in <strong>de</strong>n Jahren 1841–49 durch Jules<br />
Quicherat erstmals in einer vollständigen Ausgabe<br />
veröffentlicht wur<strong>de</strong>n, ist die Geschichte Jeanne<br />
d’Arcs gut dokumentiert, wird durch ihre Aussagen<br />
das lebendige Bild einer selbstbewussten und schlagfertigen<br />
Frau gezeichnet. Und wie sich die <strong>de</strong>r gegnerischen<br />
Justiz schutzlos ausgelieferte 19-Jährige in<br />
diesem für sie völlig aussichtslosen Prozess gegen<br />
sechzig angesehene, dialektisch geschulte und scholastisch<br />
mit allen Wassern gewaschene Kleriker und<br />
Gelehrte durchsetzt, ist beeindruckend. Auf die ver-<br />
Enführung<br />
Das Fenster von Jeannes<br />
letztem Gefängnis<br />
49<br />
fängliche Frage etwa, ob sie im Stan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong><br />
Gottes sei – ein »Ja« wäre als sündhafte Überheblichkeit,<br />
ein »Nein« als Schul<strong>de</strong>ingeständnis gewertet<br />
wor<strong>de</strong>n –, antwortete sie: »Wenn ich nicht darin bin,<br />
so möge Gott mich in sie hineinnehmen, wenn ich darin<br />
bin, so möge er mich in ihr erhalten.« Ob sie nicht<br />
glaube, sich <strong>de</strong>r Kirche auf Er<strong>de</strong>n unterwerfen zu müssen?<br />
Dies glaube sie, doch zuerst müsse sie Gott gehorchen:<br />
»Ich bin von Gott gekommen und habe hier<br />
nichts zu schaffen. Schickt mich zurück zu Gott, von<br />
<strong>de</strong>m ich gesandt bin.« Gefragt, ob <strong>de</strong>r heilige Michael<br />
<strong>de</strong>nn Haare habe, antwortete sie: »Warum sollte man<br />
sie ihm abgeschnitten haben?« Und auf die Frage, ob<br />
die heilige Margarete englisch spreche, erwi<strong>de</strong>rte sie:<br />
»Warum sollte sie englisch sprechen, da sie doch nicht<br />
auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r ist.«<br />
Am 24. Mai wird Jeanne als Hexe, Gotteslästerin,<br />
Beschwörerin böser Geister und Blasphemikerin zum<br />
Tod durch Verbrennen verurteilt. Vor <strong>de</strong>m Scheiterhaufen<br />
verliert Jeanne ihre letzten Kräfte. Unter Druck<br />
gesetzt und geschwächt durch die lange Haft und <strong>de</strong>n<br />
nervenzerreiben<strong>de</strong>n Prozess wi<strong>de</strong>rruft sie in To<strong>de</strong>sangst:<br />
Sie wolle alles tun, was die Kirche ihr auferlege.<br />
Das Urteil wird in eine lebenslange Kerkerhaft<br />
umgewan<strong>de</strong>lt. Aber schon drei Tage später lässt sie das<br />
Gericht wissen, dass sie ihren Stimmen nicht abschwören<br />
wer<strong>de</strong>. Am 29. Mai wird das Endurteil gefällt,<br />
Jeanne soll als rückfällige, exkommunizierte<br />
Ketzerin <strong>de</strong>r weltlichen Macht übergeben und verbrannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Am 30. Mai besteigt sie auf <strong>de</strong>r Place<br />
du Vieux Marché in Rouen <strong>de</strong>n Scheiterhaufen. Augenzeugen<br />
<strong>de</strong>r Verbrennung berichteten übereinstimmend,<br />
dass Jeanne in <strong>de</strong>n Flammen laut <strong>de</strong>n Namen<br />
Jesus gerufen habe, bis <strong>de</strong>r Tod sie verstummen ließ.
Während <strong>de</strong>r gesamten Zeit <strong>de</strong>r Haft und <strong>de</strong>s Prozesses<br />
haben Karl VII. und sein Hof nichts unternommen,<br />
um Jeannes Leben zu retten. Erst nach <strong>de</strong>r<br />
Wie<strong>de</strong>reroberung von Rouen 1449 bemüht er sich,<br />
das Verfahren neu aufzurollen, was schließlich am<br />
7. Juli 1456 die Rehabilitation Jeanne d’Arcs zur Folge<br />
hat: Der gegen sie geführte Prozess und sein Urteil<br />
wer<strong>de</strong>n für nichtig erklärt.<br />
Mythen<br />
Die von Jeanne d’Arc initiierte Befreiung von Orléans<br />
be<strong>de</strong>utete einen Wen<strong>de</strong>punkt im 100-jährigen Krieg.<br />
Das in seiner Existenz bedrohte Frankreich wur<strong>de</strong><br />
wie<strong>de</strong>r handlungsfähig. Jeanne d’Arcs Schicksal wur<strong>de</strong><br />
bald zum nationalen Mythos, sie selbst zum Inbegriff<br />
einer von Gott gesandten Retterin Frankreichs. Je<br />
stärker jedoch die französische Monarchie wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto<br />
schwächer wur<strong>de</strong> auch Jeanne d’Arcs Be<strong>de</strong>utung<br />
als Nationalsymbol. Bald fungierte sie nur noch als<br />
Beleg für das Gottesgna<strong>de</strong>ntum <strong>de</strong>r Monarchie. Erst<br />
als durch die Französische Revolution die I<strong>de</strong>e einer<br />
selbstbestimmten, triumphieren<strong>de</strong>n Nation entstand,<br />
konnte an Jeanne d’Arc neu erinnert wer<strong>de</strong>n. Napoleon<br />
hatte ihr Potential zur nationalen I<strong>de</strong>ntifikationsfigur<br />
erkannt: In allen französischen Archiven ließ er<br />
Einführung<br />
Jeanne d’Arc wird vom<br />
Henker zur Hinrichtung an<br />
<strong>de</strong>n Pfahl gebun<strong>de</strong>n<br />
(Buchmalerei, um 1484)<br />
Postkarte aus <strong>de</strong>m<br />
Ersten Weltkrieg:<br />
»Verschwin<strong>de</strong>! Denn ich<br />
beschütze französischen<br />
Bo<strong>de</strong>n!«<br />
50<br />
Akten zu ihrem Schicksal recherchieren, <strong>de</strong>nn er war<br />
<strong>de</strong>r Meinung, »die berühmte Jeanne« habe bewiesen,<br />
dass es kein Wun<strong>de</strong>r gebe, das <strong>de</strong>r »französische Genius«<br />
nicht zu vollbringen imstan<strong>de</strong> sei, wenn die<br />
nationale Unabhängigkeit gefähr<strong>de</strong>t sei. Und Jules<br />
Michelet, <strong>de</strong>r berühmte französische Historiker <strong>de</strong>s<br />
19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, sah in <strong>de</strong>n »frommen Tränen <strong>de</strong>r<br />
Jungfrau (...) die Wie<strong>de</strong>rherstellung Frankreichs (...).<br />
Auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen von Rouen en<strong>de</strong>te das Mittelalter<br />
und begann die Neuzeit. Jeanne d’Arc ist die letzte<br />
Märtyrerin und zugleich die erste Patriotin. Im Jahre<br />
1431 ist das französische Volk aus <strong>de</strong>n Win<strong>de</strong>ln<br />
heraus, die erste Erziehungsar<strong>bei</strong>t ist geleistet. Und so<br />
wird das Volk immer kraftvoller bis hin zu <strong>de</strong>m Tage,<br />
da es als Herr seiner Rechte seine Macht proklamiert«.<br />
Fernab dieser nationalen Verklärung waren ihre im<br />
Grun<strong>de</strong> immer selbstbestimmte Gläubigkeit und ihre<br />
permanente Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit geistlichen und<br />
weltlichen Machthabern Anlass genug, um als universale<br />
I<strong>de</strong>ntifikationsfigur zu dienen. In <strong>de</strong>r Romantik<br />
begann – bedingt durch das wachsen<strong>de</strong> Interesse an individuellen<br />
Schicksalen und Hel<strong>de</strong>ntum – eine fruchtbare<br />
Rezeption ihres Schicksals in <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Kunst, Literatur und Musik. Friedrich Schillers »romantische<br />
Tragödie« Die Jungfrau von Orleans<br />
(1801) etwa erlangte große Popularität, obwohl die<br />
historischen Tatsachen von Schiller ein wenig zurechtgerückt<br />
wor<strong>de</strong>n waren: Jeanne d’Arc stirbt <strong>bei</strong>
Filmplakat zu Robert Bressons<br />
Le Procès <strong>de</strong><br />
Jeanne d’Arc (1962)<br />
ihm auf <strong>de</strong>m Schlachtfeld.<br />
Weitere Beispiele sind George<br />
Bernard Shaws Saint Joan<br />
(1923), Bertolt Brechts Die<br />
heilige Johanna <strong>de</strong>r Schlachthöfe<br />
(1931), Verdis Oper Giovanna<br />
d’Arco (1845) und Tschaikowskis Orleanskaja<br />
Dewa (1881). Schließlich wird Jeanne d’Arcs Schicksal<br />
auch zu einem beliebten Filmstoff, beson<strong>de</strong>rs beeindruckend<br />
umgesetzt in Carl Theodor Dreyers La<br />
Passion <strong>de</strong> Jeanne d’Arc (1928) und Robert Bressons<br />
Le Procès <strong>de</strong> Jeanne d’Arc. Dass <strong>de</strong>r Mythos Jeanne<br />
d’Arcs im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt noch immer höchst gegenwärtig<br />
war, zeigte sich schließlich auch in ihrer im<br />
Jahre 1920 vollzogenen Heiligsprechung.<br />
Während <strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t an <strong>de</strong>r Partitur zu Jeanne d’Arc<br />
au bûcher, die Arthur Honegger am 30. August 1935<br />
abschloss, zeichnete sich in Europa immer <strong>de</strong>utlicher<br />
die drohen<strong>de</strong> Gefahr eines neuen Krieges ab. Die<br />
ständig wachsen<strong>de</strong> Bedrohung durch Deutschland,<br />
die Schwäche Frankreichs, <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges und die daraus resultieren<strong>de</strong> Spaltung<br />
Frankreichs 1940 in ein besetztes und ein unbesetztes<br />
Gebiet machten das Werk zu einem höchst politischen,<br />
brandaktuellen und brisanten Stück. Ab 1941<br />
wur<strong>de</strong> Jeanne d’Arc au bûcher <strong>de</strong>shalb in zahlreichen<br />
Städten im unbesetzten Teil Frankreichs aufgeführt.<br />
Wie<strong>de</strong>r einmal avancierte Jeanne d’Arc zum Symbol<br />
<strong>de</strong>r Hoffnung und <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstands, wur<strong>de</strong> sie gefeiert<br />
als Befreierin Frankreichs von illegitimer und<br />
frem<strong>de</strong>r Herrschaft.<br />
Verena Großkreutz<br />
Einführung<br />
Am 30. Mai 1920 zelebrierte<br />
Kardinal Dunois vor<br />
<strong>de</strong>r Kirche Saint-Augustin<br />
in Paris die Messe zur<br />
Feier <strong>de</strong>r Heiligsprechung<br />
Jeanne d’Arcs<br />
Die Kirche Sainte-Jeanned’Arc<br />
auf <strong>de</strong>m Place du Vieux<br />
Marché in Rouen, wo Jeanne<br />
d’Arc 1431 hingerichtet<br />
wur<strong>de</strong> (Postkarte)<br />
51
Viviana Aliberti<br />
Schauspielausbildung an <strong>de</strong>r Universität Genf ◆ 1989<br />
Diplom an <strong>de</strong>r École <strong>de</strong> Théâtre Serge Martin in Genf ◆<br />
Zahlreiche Auftritte an <strong>de</strong>n Bühnen in Genf und Paris,<br />
u. a. in Produktionen von Pierre Byland, Philippe Cohen,<br />
Babeth Fouquet, Erard Stiefel, Richard Fowler und<br />
Ariane Mnouchkine ◆ Mitglied <strong>de</strong>r Groupe 72 (1972–<br />
78), <strong>de</strong>s Ensembles »la Cie Alors« (1987–91) und <strong>de</strong>s<br />
Théâtre du Soleil (1990/91), Mitwirkung in Stücken<br />
unterschiedlichster Autoren von Shakespeare bis Dürrenmatt<br />
sowie in zahlreichen französischen Schauspielen<br />
◆ Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Künstlern wie Roberto<br />
Salomon, Christian Gregori, Eugenius Korin, Pierre<br />
Dubey, Clau<strong>de</strong> Stratz, Dominique Catton o<strong>de</strong>r Charles<br />
Joris ◆ Vielfältige Tätigkeit in <strong>de</strong>n Bereichen Kinofilm,<br />
Hörspiel und Fernsehen.<br />
Andrea Csereklyei<br />
Studium an <strong>de</strong>r Franz-Liszt-Hochschule in Budapest,<br />
1996: Diplom mit Auszeichnung ◆ Verfügt über ein<br />
umfangreiches Repertoire in <strong>de</strong>n Bereichen Oratorium,<br />
Oper und Lied ◆ In <strong>de</strong>r Saison 1998/99 sang sie u. a. die<br />
Rolle <strong>de</strong>r Despina in Mozarts Così fan tutte in einer<br />
Budapester Produktion für das ungarische Fernsehen ◆<br />
Im Mai 1999 Gewinnerin <strong>de</strong>s 3. Preises <strong>de</strong>s Johann-<br />
Strauß-Gesangswettbewerbs in Wien ◆ In <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />
Saison Auftritte <strong>bei</strong>m Budapester Opern-Festival<br />
in <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Vespina in Haydns selten gespielter<br />
Oper L’infe<strong>de</strong>ltá <strong>de</strong>lusa.<br />
Michelle Breedt<br />
Musikalische Ausbildung an <strong>de</strong>r Universität Stellenbosch<br />
in Südafrika ◆ Erste Engagements am Opernhaus<br />
Kapstadt und am Staatstheater Pretoria ◆ Fort-<br />
Andrea Csereklyei<br />
Viviana<br />
Aliberti<br />
Solistinnen<br />
52<br />
Michelle<br />
Breedt<br />
Cécile<br />
Éloir<br />
setzung <strong>de</strong>r Ausbildung an <strong>de</strong>r Guildhall School in<br />
London ◆ 1989 Engagement an das Opernstudio Köln ◆<br />
1990–97 Ensemblemitglied <strong>de</strong>s Staatstheaters Braunschweig,<br />
Erar<strong>bei</strong>tung <strong>de</strong>r wichtigsten Fachpartien,<br />
große Erfolge vor allem im italienischen Belcanto-<br />
Repertoire ◆ Debütierte 1998 in <strong>de</strong>n Opernhäusern in<br />
Wien, Dres<strong>de</strong>n und Köln ◆ Rege Konzerttätigkeit;<br />
Mitwirkung u. a. in Men<strong>de</strong>lssohns Sommernachtstraum<br />
in <strong>de</strong>r Berliner Philharmonie unter Gerd Albrecht<br />
◆ Mitwirkung <strong>bei</strong> diversen CD-Produktionen ◆<br />
Engagements 2001: u. a. als Magdalene in Wagners<br />
Die Meistersinger von Nürnberg <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n Bayreuther<br />
Festspielen sowie als Cherubino in Le nozze di Figaro<br />
und Oktavian im Rosenkavalier an <strong>de</strong>r Wiener Staatsoper.<br />
Cécile Éloir<br />
Gefragte Interpretin zeitgenössischer Musik, aber<br />
auch von Barock- und Renaissancemusik ◆ Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit Marc Minkowskis »Les Musiciens du<br />
Louvre«, William Christies »Les Arts Florissants« sowie<br />
Jean-Clau<strong>de</strong> Malgloires »La Gran<strong>de</strong> Ecurie et La<br />
Chambre du Roy« ◆ Interpretierte viele wichtige Partien<br />
ihres Fachs, so u.a. in Schönbergs Moses und<br />
Aron, in Strauss’ Ariadne auf Naxos und Elektra, in<br />
Offenbachs Les Contes d’Hoffmann und in Monteverdis<br />
L’Orfeo ◆ Ist auch als Konzertsängerin sehr erfolgreich<br />
◆ Vielfältige Lie<strong>de</strong>raben<strong>de</strong>, die oft unter<br />
Einbeziehung von Gedichtrezitationen als musikalisch-literarische<br />
Themenaben<strong>de</strong> konzipiert sind ◆<br />
War erst kürzlich als Giuseppina und Sylvias Mutter in<br />
<strong>de</strong>r Stuttgarter Uraufführung von Adriana Hölskys<br />
Oper Giuseppe e Sylvia zu hören ◆ Verfügt über eine<br />
umfangreiche Diskographie.
Örs Kisfaludy<br />
In Budapest geboren ◆ Lebte in Belgien, danach in<br />
Äthiopien, seit 1961 in <strong>de</strong>r Schweiz ◆ Ab 1964 Ausbildung<br />
am Konservatorium in Lausanne (École Roman<strong>de</strong><br />
d’Art Dramatique) ◆ 1964 Theater<strong>de</strong>büt, zwei Jahre<br />
später erstmals im Fernsehen ◆ 1968: Diplom; Lehrauftrag<br />
am Konservatorium in Kinshasa (Zaire) ◆ Seit<br />
1972 Schauspieler in Frankreich, Belgien und <strong>de</strong>r<br />
Schweiz ◆ 1985–90 Leiter einer Musiksendung <strong>bei</strong><br />
Radio Suisse Roman<strong>de</strong> ◆ Seit 1985 regelmäßig Sprechrollen<br />
in musikalischen Werken, u. a. in Konzerten in <strong>de</strong>r<br />
Schweiz, Portugal, Frankreich und Deutschland mit<br />
Dirigenten wie Erich Leinsdorf (Oedipus Rex), Michel<br />
Corboz (Der Totentanz sowie König David), Jesus<br />
Lopez Cobos (Peter und <strong>de</strong>r Wolf), Helmuth Rilling und<br />
Salvador Mas Con<strong>de</strong> (Le Martyre <strong>de</strong> Saint Sebastien)<br />
Mario Zeffiri<br />
In Athen geboren ◆ Gesangsstudium in Athen, Meisterkurse<br />
in Pesaro und Siena ◆ 1990 Preisträger <strong>de</strong>s<br />
Maria-Callas-Gesangswettbewerbs in Athen und <strong>de</strong>s<br />
Toti-dal-Monte-Wettbewerbs in Treviso ◆ Gastspiele<br />
u. a. in Athen, Montpellier, Trieste, Bor<strong>de</strong>aux, Kopenhagen,<br />
Paris, Rom, Düsseldorf und Wien ◆ Repertoire:<br />
u. a. Almaviva in Rossinis Il barbiere di Siviglia,<br />
Libenskof in Rossinis Il Viaggio a Reims, Ernesto in<br />
Donizettis Don Pasquale, Ferrando in Mozarts Così<br />
fan tutte und Lindoro in Rossinis L’Italiana in Algeri ◆<br />
2001: Debüt an <strong>de</strong>r Mailän<strong>de</strong>r Scala als Elvino in Bellinis<br />
La Sonnambula, 2002: Debüt an <strong>de</strong>r Leipziger<br />
Oper in Verdis Falstaff, in L’Incoronazione di Poppea<br />
an <strong>de</strong>r Hamburgischen Staatsoper<br />
Örs<br />
Kisfaludy<br />
Mario<br />
Zeffiri<br />
Andreas<br />
Schmidt<br />
Solisten<br />
55<br />
Andreas Schmidt<br />
In Düsseldorf geboren ◆ Studium Klavier, Orgel und<br />
Dirigieren, dann Gesang <strong>bei</strong> Ingeborg Reichelt in<br />
Düsseldorf und Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin ◆<br />
Gewinner <strong>de</strong>s Deutschen Musikwettbewerbs 1983 ◆<br />
Bereits 1984 festes Ensemblemitglied <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Oper Berlin ◆ Gastverpflichtungen an führen<strong>de</strong><br />
Opernhäuser (Hamburg, München, Wien, Amsterdam,<br />
Genf, Covent Gar<strong>de</strong>n London, Barcelona, Grand Opera<br />
und Opera <strong>de</strong> la Bastille Paris, Metropolitan Opera<br />
New York, Mailän<strong>de</strong>r Scala, Bayreuth) ◆ Sängerische<br />
Bandbreite von <strong>de</strong>n Opern Mozarts über Wagner und<br />
Strauss bis hin zu Uraufführungen (Rihm, Henze) ◆<br />
Konzert- und Lie<strong>de</strong>rabendtourneen in allen Musikzentren<br />
<strong>de</strong>r Welt, Zusammenar<strong>bei</strong>t mit nahezu allen<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Orchestern sowie mit <strong>de</strong>n wichtigsten<br />
Dirigenten unserer Zeit ◆ Als vielfach preisgekrönter<br />
Liedsänger erfolgreich, seit mehreren Jahren in künstlerischer<br />
Partnerschaft mit Rudolf Jansen ◆ Zahlreiche<br />
Funk- und Fernsehaufnahmen, umfangreiche<br />
CD-Produktionen ◆ Mitglied <strong>de</strong>r Freien Aka<strong>de</strong>mie<br />
<strong>de</strong>r Künste Hamburg ◆ 1997 Verleihung <strong>de</strong>s Titels<br />
Kammersänger
Stuttgarter Hymnus-Chorknaben<br />
1900 gegrün<strong>de</strong>t durch <strong>de</strong>n schwäbischen Unternehmer<br />
Paul von Lechler (1849–1925) aus privater Initiative;<br />
Vorbild: die berühmten Knabenchöre in Leipzig<br />
und Dres<strong>de</strong>n ◆ Wie<strong>de</strong>rgründung im Jahre 1946 und<br />
bald internationale Anerkennung unter <strong>de</strong>m langjährigen<br />
Chorleiter Gerhard Wilhelm ◆ Künstlerischer<br />
Leiter ab 1987: Eckhard Weyand, seit Mai 1992:<br />
Hanns-Friedrich Kunz ◆ 1971 nach vielen Provisorien<br />
eigenes Haus in Stuttgart ◆ Auftritte hauptsächlich<br />
in Kirchen und Konzertsälen Ba<strong>de</strong>n-Württembergs ◆<br />
Regelmäßige Konzertreisen in an<strong>de</strong>re Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
und ins Ausland (Schweiz, Polen, Lettland, Tschechische<br />
Republik, Slowakei und Frankreich) ◆ <strong>Programm</strong>e<br />
mit einem breiten Spektrum europäischer vokaler<br />
Kirchenmusik (Motetten, Kantaten und oratorische<br />
Werke) ◆ Neben <strong>de</strong>r Konzerttätigkeit auch Gestaltung<br />
von Gottesdiensten<br />
Ensembles<br />
56<br />
Stuttgarter Hymnus-Chorknaben<br />
Mikaël Angué<br />
Adrian Barwasser<br />
Fabian Bauer<br />
Matthias Begoihn<br />
Daniel Bernhart<br />
Raphael Bezler<br />
Manuel Böhm<br />
Philip Böhm<br />
Bent Böltener<br />
Vincenzo Cucuzzella<br />
Maximilian Demel<br />
Stefan Dittrich<br />
Tilmann Dittrich<br />
Ludwig Ellwanger<br />
Daniel Elsner<br />
Daniel Etzholz<br />
Michael Göhler<br />
Simon Götz<br />
Christoph Grüßhaber<br />
Christian Hegel<br />
Simon Hein<br />
Ruben Helmstädter<br />
Leonard Herrmann<br />
Hannes Höhn<br />
Huo-Lin Huang<br />
Jesse Huppenbauer<br />
Dominik Israel<br />
Nicolas Jehle<br />
Richard Johnson<br />
Constantin Knabbe<br />
Ben Koetzle<br />
Martin Krebs<br />
Nicolas Kuhn<br />
Felix Lies<br />
Elias Lin<br />
Samuel Lin<br />
Ricardo Lourenco<br />
Johannes Lux<br />
Markus Mayer-Spohn<br />
Christian Mertes<br />
Tobias Nowottny<br />
Fre<strong>de</strong>rick Päusch<br />
Martin Pham<br />
Miguel Rodriguez<br />
Thomas Rother<br />
Andreas Schadt<br />
Manfred Schüle<br />
Peter Sechtem<br />
Harwen Singh Grover<br />
Sebastian Sturm<br />
David Trüg<br />
Florian Unrath<br />
Florian Weitzel<br />
Ulrich Zeller
Münchner Philharmoniker<br />
Gegrün<strong>de</strong>t 1893 ◆ Bereits in <strong>de</strong>n Anfangsjahren hohes<br />
Niveau durch Dirigenten wie Hans Win<strong>de</strong>rstein,<br />
Ferdinand Löwe und Felix Weingartner ◆ Uraufführungen<br />
<strong>de</strong>r 4. und 8. Symphonie Gustav Mahlers<br />
unter Leitung <strong>de</strong>s Komponisten ◆ Begründung <strong>de</strong>r<br />
Bruckner-Tradition <strong>de</strong>s Orchesters durch Ferdinand<br />
Löwe, unter Siegmund von Hausegger (1920–1938)<br />
Uraufführungen zweier Symphonien Bruckners in<br />
ihren Originalfassungen ◆ Unter Rudolf Kempes<br />
(1967 –1976) erstmals Reisen nach Japan und die damalige<br />
UdSSR ◆ Mit Sergiu Celibidache ab 1979 ausge<strong>de</strong>hnte<br />
Konzertreisen durch Europa, Nord- und<br />
Südamerika und in <strong>de</strong>n Fernen Osten ◆ Nach <strong>de</strong>m Tod<br />
von Celibidache (August 1996) Zusammenar<strong>bei</strong>t mit<br />
renommierten Gastdirigenten ◆ Seit Beginn <strong>de</strong>r Konzertsaison<br />
1999/2000 ist James Levine Chefdirigent<br />
Münchner Philharmoniker<br />
1. Violinen<br />
Sreten Krstic<br />
O<strong>de</strong>tte Couch<br />
Mathias Freund<br />
Hans Schuster<br />
Max Fischer<br />
Carla Moll<br />
Manfred Hufnagel<br />
Theresia Ritthaler<br />
Katharina Krüger<br />
Masako Shinohe<br />
Claudia Sutil<br />
Philip Middleman<br />
Nenad Daleore<br />
Peter Becher<br />
Wolfram Lohschütz<br />
Mitsuko Date-Botsch<br />
2. Violinen<br />
Alexan<strong>de</strong>r Möck<br />
IIona Cu<strong>de</strong>k<br />
Matthias Löhlein<br />
Dietmar Forster<br />
Zen Hu-Gothoni<br />
Nils Schad<br />
Clara Bergius-Bühl<br />
Katharina Schmitz<br />
Ana Vladanovic-Lebedinski<br />
Bernhard Metz<br />
Yumi Hasegawa<br />
Jana Andraschke<br />
Qi Zhou<br />
Bratschen<br />
Deinhart Goritzki<br />
Rafael Wojsyk<br />
Jorge Sutil<br />
Max Spenger<br />
Herbert Stoiber<br />
Wolfgang Stingl<br />
Gunter Pretzel<br />
Wolfgang Berg<br />
Thilo Fechner<br />
Yuta Nishiyama<br />
Dénes Ludmány<br />
Julia Ruge<br />
Violoncelli<br />
Stephan Haack<br />
Thomas Ruge<br />
Johannes Fink<br />
Erhard Dimpfl<br />
Ensembles<br />
57<br />
Herbert Heim<br />
Veit Wenk-Wolff<br />
Sissy Schmidthuber<br />
Elke Funk<br />
Manuel von <strong>de</strong>r Nahmer<br />
Annette Muschter<br />
Kontrabässe<br />
Matthias Weber<br />
Slawomir Grenda<br />
Yoshinori Suzuki<br />
Stephan Graf<br />
Herbert Duft<br />
Wolfgang Nestle<br />
Erik Zeppezauer<br />
Karsten Heins<br />
Flöten<br />
Michael Kofler<br />
Hans Billig<br />
Oboen<br />
Clara Dent<br />
Roni Gal-Ed<br />
Klarinetten<br />
Martin Spangenberg<br />
Annette Maucher<br />
Albert Osterhammer<br />
Saxophone<br />
Norbert Nagel<br />
Christian Reinhard<br />
Anne Voigt<br />
Fagotte<br />
Lyndon Watts<br />
Josef Peters<br />
Jürgen Popp<br />
Jörg Urbach<br />
Trompeten<br />
Guido Segers<br />
Florian Klingler<br />
Erich Rinner<br />
Franz Unterrainer<br />
Posaunen<br />
Dankwart Schmidt<br />
Matthias Fischer<br />
Robert Meißner<br />
Bernhard Weiß<br />
Pauken<br />
Guido Rückel-Robotti<br />
Schlagzeug<br />
Edmund Rolle<br />
Walter Schwarz<br />
Manfred Trauner<br />
Alex Steber<br />
Benjamin Forster<br />
On<strong>de</strong>s Martenot<br />
Philippe Arrieus<br />
Klavier<br />
Oliver Triendl<br />
Ted Ganger<br />
Celesta<br />
Jan Schultze
Gächinger Kantorei Stuttgart<br />
1954 von Helmuth Rilling gegrün<strong>de</strong>t ◆ Benannt nach<br />
<strong>de</strong>m Gründungsort, einem Dorf auf <strong>de</strong>r Schwäbischen<br />
Alb ◆ Zunächst Tourneen durch Deutschland und<br />
Europa, später regelmäßige Auftritte in <strong>de</strong>n USA,<br />
Kanada und Japan ◆ Seit 1968 Erar<strong>bei</strong>tung auch <strong>de</strong>r<br />
oratorischen Literatur <strong>de</strong>s 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
zusammen mit <strong>de</strong>m Bach-Collegium Stuttgart ◆ Als<br />
erster <strong>de</strong>utscher Chor in Israel: 1976 anlässlich <strong>de</strong>r israelischen<br />
Erstaufführung von Brahms’ Ein Deutsches<br />
Requiem unter Helmuth Rillings Leitung zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Israel Philharmonic Orchestra ◆ Israel-<br />
Tournee mit 10 Konzerten anlässlich <strong>de</strong>s 50-jährigen<br />
Bestehens <strong>de</strong>s Staates Israel (April 1998) ◆ Umfangreiche<br />
Diskographie: Einspielung sämtlicher geistlicher<br />
Kantaten und Oratorien Bachs, Messen, Oratorien<br />
und Opern <strong>de</strong>s 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts sowie<br />
zeitgenössische Werke<br />
Gächinger Kantorei<br />
Sopran<br />
Martina Cabell<br />
Sabine Claußnitzer<br />
Kinga Cserjesi<br />
Anne Hellmann<br />
Eva Herzig<br />
Judith Hoff<br />
Susanne Köhler<br />
Birgit Leppin<br />
Eleonore Majer<br />
Evelyn Meining<br />
Elfrie<strong>de</strong> Michel-Gebauer<br />
Julia Pott<br />
Alevtina Prochorenko<br />
Martina Rilling<br />
Martine Saniter<br />
Konstanze Schlaud<br />
Annette Weber<br />
Ingrid Waldvogel<br />
Alt<br />
Tanja Bauer<br />
Ursula Bauer<br />
Anja Bildstein<br />
Eva Brand<br />
Nicole Haas<br />
Susanne Hermann<br />
Hiroe Ito<br />
Andrea Lehöcz<br />
Theresia Matthies<br />
Ikuko Mizugaki<br />
Margitta Moller<br />
Angela Müller<br />
Gerda Neunhoeffer<br />
Claudia Rück<br />
Svetlana Shevtsova<br />
Anneka Ulmer<br />
Lilo Walter<br />
Kathryn Welch<br />
Ensembles<br />
58<br />
Tenor<br />
Bruno Bäzner<br />
Dieter Bernhardt<br />
Andreas Bomba<br />
Michael Bootz<br />
Bernd Brühl<br />
Martin Frobeen<br />
Christoph Hassler<br />
Robert Heimann<br />
Christoph Hellmann<br />
Stephan Hinssen<br />
Jae-Joon Pak<br />
Manfred Reichle<br />
Hermann Schatz<br />
Michael Schröck<br />
Christof Sommer<br />
Konrad Stahl<br />
Martin Wanner<br />
Bass<br />
Thomas Baur<br />
Hans-Peter Blank<br />
Klaus Breuninger<br />
Ansgar Eimann<br />
Guido Heidloff<br />
Klaus Hölzle<br />
Werner Kanz<br />
Stefan Müller-Ruppert<br />
Olaf N. Rank<br />
Gerold Spingler<br />
Klaus Vest<br />
Stefan Weiler<br />
Bernhard Weindorf<br />
Claus Wild<br />
Peter Arestov<br />
Bernhard Kempter<br />
Holger Kolodziej
Helmuth Rilling<br />
Im Jahre 1994 wur<strong>de</strong> die Internationale Bachaka<strong>de</strong>mie<br />
Stuttgart mit <strong>de</strong>m IMC–Musikpreis <strong>de</strong>r UNESCO<br />
ausgezeichnet. Ihrem Grün<strong>de</strong>r und künstlerischen<br />
Leiter Helmuth Rilling wur<strong>de</strong> im darauffolgen<strong>de</strong>n, unter<br />
<strong>de</strong>m Motto »Taten <strong>de</strong>r Versöhnung« stehen<strong>de</strong>n<br />
Jahr <strong>de</strong>r Theodor-Heuss-Preis verliehen. Diese Zeichen<br />
<strong>de</strong>r Wertschätzung würdigten das jahrzehntelange<br />
musikalische Wirken im Dienste <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r<br />
Aussöhnung, insbeson<strong>de</strong>re mit Israel und <strong>de</strong>n früheren<br />
sozialistischen Län<strong>de</strong>rn.<br />
Helmuth Rilling wur<strong>de</strong> in Stuttgart geboren und<br />
studierte zunächst in seiner Heimatstadt. Studien im<br />
Ausland schlossen sich an. Nach umfangreicher Lehrtätigkeit<br />
in Berlin und Frankfurt widmete er sich ganz<br />
<strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t mit seinen Stuttgarter Ensembles: <strong>de</strong>r 1954<br />
gegrün<strong>de</strong>ten Gächinger Kantorei und ihrem ständigen<br />
instrumentalen Partner, <strong>de</strong>m 1965 ebenfalls von<br />
ihm gegrün<strong>de</strong>ten Bach-Collegium Stuttgart.<br />
Der mehrfache Ehrendoktor und Ehrenbürger ist<br />
Mitglied in zahlreichen Gremien und Aka<strong>de</strong>mien, z. B.<br />
<strong>de</strong>r Königlichen Schwedischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Musik.<br />
Als Dirigent gastiert Rilling regelmäßig <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n international<br />
führen<strong>de</strong>n Orchestern in Europa, Israel,<br />
Kanada und <strong>de</strong>n USA. In <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Saison kooperiert<br />
er mit <strong>de</strong>n Orchestern in Minneapolis, Los Angeles,<br />
San Francisco, Madrid und Puerto Rico sowie mit<br />
<strong>de</strong>n Münchner Philharmonikern.<br />
Die von Rilling 1981 gegrün<strong>de</strong>te Internationale<br />
Bachaka<strong>de</strong>mie Stuttgart veranstaltet regelmäßig<br />
weltweit Workshops zum Thema Bach. In diesem Jahr<br />
fin<strong>de</strong>t das Projekt erstmals in Athen, 2002 wie<strong>de</strong>r in<br />
Krakau statt.<br />
In <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Stuttgart sorgt das »Europäische<br />
Musikfest Stuttgart« – als eines <strong>de</strong>r wenigen<br />
in <strong>de</strong>r europäischen Kulturlandschaft verbliebenen<br />
<strong>Programm</strong>-Festivals mit hohem internationalen Anspruch<br />
– für sommerliche Höhepunkte. Es verbin<strong>de</strong>t<br />
Dirigent<br />
59<br />
unter einem thematischen Schwerpunkt Konzerte mit<br />
Kursen und lädt in ungezwungener Workshop-<br />
Atmosphäre Künstler und Publikum ein zum Nach<strong>de</strong>nken<br />
über Musik. Das Projekt PASSION 2000 mit<br />
enthusiastisch gefeierten Uraufführungen von vier<br />
neuen Passionsvertonungen (von Wolfgang Rihm,<br />
Sofia Gubaidulina, Osvaldo Golijov und Tan Dun) sorgte<br />
weltweit für große Aufmerksamkeit und wur<strong>de</strong><br />
vom Fernsehen und Rundfunk live übertragen. Das<br />
diesjährige Europäische Musikfest steht unter <strong>de</strong>m<br />
Motto »Italien«, und erstmals wird sich hier das neu<br />
gegrün<strong>de</strong>te Ensemble »Festival Chor und Orchester«<br />
mit Werken von Verdi präsentieren – als Fortsetzung<br />
<strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>t Rillings und <strong>de</strong>r Bachaka<strong>de</strong>mie mit jungen<br />
Musikern aus aller Welt.<br />
Nicht weniger anspruchsvoll präsentieren sich unter<br />
Helmuth Rillings Leitung die Stuttgarter Konzertreihen<br />
im Doppel-Abonnement mit be<strong>de</strong>utsamen<br />
vokalsinfonischen Werken aus drei Jahrhun<strong>de</strong>rten.<br />
Neben <strong>de</strong>n oratorischen Werken Johann Sebastian<br />
Bachs steht in variablen Besetzungen Musik von Monteverdi<br />
bis Pen<strong>de</strong>recki auf <strong>de</strong>m <strong>Programm</strong>. Neuent<strong>de</strong>ckungen<br />
im älteren o<strong>de</strong>r romantischen Repertoire<br />
und Uraufführungen neuerer Kompositionen stehen<br />
hier neben <strong>de</strong>n großen Oratorien <strong>de</strong>r Musikgeschichte.<br />
Seine Lei<strong>de</strong>nschaft <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Suche nach neuen musikalischen<br />
Wegen hat Helmuth Rilling in einer Vielzahl<br />
von Schallplattenaufnahmen bewiesen. Seine<br />
Diskographie ist ebenso umfangreich wie vielseitig.<br />
Das größte Projekt in <strong>de</strong>r erfolgreichen Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>m Label »hänssler classic« ist die EDITION BACH-<br />
AKADEMIE, die im Bach-Jahr 2000 veröffentlicht wur<strong>de</strong><br />
und die die erste Gesamtaufnahme <strong>de</strong>r Musik Johann<br />
Sebastian Bachs in <strong>de</strong>r Schallplattengeschichte überhaupt<br />
darstellt. Im Februar 2001 ist Helmuth Rilling<br />
für die Einspielung <strong>de</strong>s Credo von Krzysztof Pen<strong>de</strong>recki<br />
mit <strong>de</strong>m »Grammy«, <strong>de</strong>m weltweit begehrtesten<br />
Musikpreis, in <strong>de</strong>r Kategorie »Best Choral Performance«<br />
ausgezeichnet wor<strong>de</strong>n.
Textnachweis<br />
Der Text Daten und Fakten beruht im Wesentlichen auf<br />
<strong>de</strong>m Artikel Honegger: Jeanne d’Arc au bûcher von<br />
Hans-Peter Rösler, erschienen in Pipers Enzyklopädie <strong>de</strong>s<br />
Musiktheaters. Die <strong>de</strong>utsche Standard-Übertragung <strong>de</strong>s<br />
Librettos von Hans Reinhart wur<strong>de</strong> für dieses Heft überar<strong>bei</strong>tet.<br />
Der Einführungstext von Verena Großkreutz ist ein<br />
Original<strong>bei</strong>trag für dieses Heft.<br />
Impressum<br />
© 2001<br />
Internationale Bachaka<strong>de</strong>mie<br />
Stuttgart<br />
Konzertreihe <strong>de</strong>r<br />
Internationalen<br />
Bachaka<strong>de</strong>mie Stuttgart<br />
6. Konzert<br />
in <strong>de</strong>r Saison<br />
2000/2001<br />
Künstlerische Leitung<br />
KMD Professor D. Dr. h.c.<br />
Helmuth Rilling<br />
Redaktion<br />
Verena Großkreutz<br />
Herausgeber<br />
Internationale Bachaka<strong>de</strong>mie<br />
Stuttgart<br />
Johann-Sebastian-Bach-Platz<br />
D-70178 Stuttgart<br />
Telefon +49 (0) 711 / 6 19 21-0<br />
Telefax +49 (0)711 / 619 21-23<br />
www.bachaka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
e-Mail: office@bachaka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />
Titelgestaltung<br />
Grafic Design<br />
Felicitas Brodbeck<br />
71069 Sin<strong>de</strong>lfingen<br />
Layout, Satz, Druck<br />
Werner Böttler<br />
GrafikSatz BildDruck<br />
72141 Walddorfhäslach<br />
60<br />
Bildnachweis<br />
Die Abbildungen wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Publikationen<br />
entnommen:<br />
Herbert Nette: Jeanne d’Arc, mit Selbstzeugnissen und<br />
Bilddokumenten, Reinbek <strong>bei</strong> Hamburg 1977;<br />
Georges und Andrée Duby: Die Prozesse <strong>de</strong>r Jeanne d’Arc,<br />
Berlin 1999; Jeanne d’Arc (Serie in 4 Teilen), in: Damals,<br />
12/2000–3/2001.<br />
Fotos S. 58/59: A. T. Schaefer