01.07.2013 Aufrufe

Eingangsmieten für Gewerbebauten und -räume

Eingangsmieten für Gewerbebauten und -räume

Eingangsmieten für Gewerbebauten und -räume

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gewerbeimmobilien Preuss -GIP, DKfm. Preuss: Entwicklung Gewerberaummieten, Seite 4 von 7<br />

Was sagen uns Daten aus Tabelle 5.79.3? Zum Beispiel: In Erhebungsgruppe II liegt das geometrische Mittel<br />

nahezu aller denkbaren Stichproben in 1995 zwischen 12,92 <strong>und</strong> 14,79 EUR/qm mtl. Bei der zugr<strong>und</strong>egelegten<br />

einseitigen Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,05% sind geringere μi,min oder höhere μi,max von alternativen<br />

Stichproben aus der Berliner Gr<strong>und</strong>gesamtheit denkbar, aber mit 1: 2000 sehr unwahrscheinlich.<br />

Nachteil der Konfidenzschätzung ist, dass diese einen gewissen Stichprobenumfang erfordert: Je höher das<br />

Signifikanzniveau α <strong>und</strong> je geringer der Stichprobenumfang n in Relation zur Gr<strong>und</strong>gesamtheit N ist, desto<br />

mehr weiten sich die Spannen der Schätzwerte ("Unschärfeproblem").<br />

Annex: Die Eingangsmiete als konjunktureller Leitindex der Wettbewerbswirtschaft?<br />

Für die letzten 21 Jahre ist <strong>für</strong> das Berliner Gewerbe eine unglaubliche Erosion der <strong>Eingangsmieten</strong> festzustellen.<br />

Berliner <strong>Eingangsmieten</strong> hatten in 2007 rd. zwei Drittel ihrer im Mietenhoch in 1991 erreichten<br />

Werte verloren.<br />

Nun fragen sich Interessierte: Warum? Wegen ihrer Selbstverständlichkeit wäre die geschilderte Erosion gar<br />

nicht zu erwähnen, wenn die die Verhältnisse anzeigenden Werte einmaligsten Verhältnissen geschuldet<br />

wären. In 2007 gemessene <strong>Eingangsmieten</strong> liegen in der Kontinuität ihrer Vor- <strong>und</strong> Folgejahre, so dass diese<br />

als Extremwerte ausscheiden. Verführerisch dagegen ein in der Frage innewohnender anderer Gedanke:<br />

"Waren in 1991 gemessene <strong>Eingangsmieten</strong> nur damaligem Einigungswirbel geschuldet"?<br />

Ab Mitte der 80er Jahre drehte sich der Westberliner Gewerbeimmobilien- zum Anbietermarkt, der zunächst<br />

ab Öffnung der innerstädtischen Grenze im November 1989 eher noch schüchterne, ab Wiedervereinigung<br />

im Oktober 1990 dann doch deutlichere additive externe Impulse erhielt- soweit gewiss. Aber kein auch noch<br />

so ergiebiger Markt vermag die Gier möglicher Teilnehmer bereits in eineinhalb Jahren zu erschöpfen 2 .<br />

Wenn es in 1991 ein weniger von Spekulation getragenes, sondern eher ein gewachsenes unsd insoweit<br />

wiederhoilbares Mietenhoch gab, wird die Eingangsfrage dringlicher: Was sind die Gründe eines derartigen<br />

Preiszerfalls? Berlin hatte zwischen 1991 <strong>und</strong> 2009 im Mittel jeweiliger Jahre doch immerhin ein reales, d. h.<br />

kaufpreisbereinigtes Wachstum iHv. jhrl. 0,60%. Der Höhe nach beschämend, aber keine Kausalität <strong>für</strong> die<br />

Implosion der <strong>Eingangsmieten</strong>!<br />

Exkurs: KRUGMAN's "idiocy of the average values"<br />

Ein vom amerikanischen Nobelpreisträger P. KRUGMAN ein wenig abgewandeltes Gedankenexperiment: An<br />

Berliner-/Ecke Brandenburger Str. gibt es das Hartz IV- Café "ARM + SEXY 3 ", wo sich gerade 80 Personen mit<br />

einem mittlerem Pro- Kopf- Einkommen von jeweils 750 EUR mtl. aufhalten, d. i. ein jhrl. Gesamteinkommen<br />

je "Stammgast" von jhrl. (12 x 750 EUR =) 9.000 EUR <strong>und</strong> aller Anwesenden von jhrl. (9.000 EUR x 80 =)<br />

720.000 EUR. Wegen einer Autopanne betritt unerwartet wie ver(w)irrt hilfesuchend der Vorstandsvorsitzende<br />

der DEUTSCHE BANK AG J. ACKERMANN das "ARM + SEXY" mit einem Fixgehalt plus Bonus von rd.<br />

(1,15 Mio. EUR + 10,0 Mio. EUR =) 11,15 Mio. EUR 4 . Infolge seines Besuchs steigt das Durchschnittseinkommen<br />

Aller im " ARM + SEXY" von 9 TEUR jhrl. auf phantastische rd. [(720 TEUR + 11.150 TEUR)/81 =<br />

11,87 Mio. EUR/81= ] 146,5 TEUR jhrl 5 .<br />

Damit soll deutlich werden, dass die Aggregation miteinander kaum vergleichbarer Daten zwar mathematisch<br />

stets möglich ist, aber ohne wirkliche Aussage bleibt. Zur Beurteilung der Situation Berliner Gewerbetreibender<br />

<strong>und</strong> Freiberufler ist daher wenig sinnvoll, Datenreihen zu analysieren, die auch NON- Wettbewerbsbereiche<br />

aggregieren. Solche sind beispielsweise im<br />

- produzierenden Sektor<br />

- die Energiewirtschaft (mit faktischen Gebietsmonopolen von Vattenfall Europe <strong>und</strong> GasAG Berlin),<br />

- die Wasserwirtschaft (mit einem Gebietsmonopol der Berliner Wasserbetriebe), <strong>und</strong> im<br />

- Dienstleistungssektor<br />

- die Beförderung von Personen <strong>und</strong> Gütern (mit grossen Anteilen des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

am Strassenverkehr <strong>und</strong> den nahezu ausschliesslich von der Bahn gehaltenem Schienenverkehr),<br />

- die Nachrichtenübermittlung (mit grossen Anteilen der B<strong>und</strong>espost <strong>und</strong> überregionalen Telekommunikationsunternehmen).<br />

2 Historische Anhaltswerte bieten allein diverse »Gold- Rushs«, darunter die nordamerikanischen in Kalifornien (Sacramento-, Amercican-<br />

u. Feather River 1848), Colorado (South Platte River, 1858) <strong>und</strong> Kanada (Klondike u. Yukon- River, 1896), die australischen in Bathurst<br />

(1851), Temora (1879), Teetulpa (1886) u. Coolcardie (1892) sowie die in Neuseeland (Otago, 1861) <strong>und</strong> Südafrika (Transvaal, 1886),<br />

die jeweils bis zu einem Jahrzehnt <strong>für</strong> ihr absolutes Maximum benötigten. Anders: Die prompte Marktreaktion ist eine sehr dumme, weil<br />

tatsachenentfremdete Hilfsannahme, die ihr Überleben ausschliesslich der Eleganz darauf aufbauender, mathematisch klever konzipierter,<br />

ökonomischer Modelle verdankt. Noch anders: Für ein historisch "einmaliges Überdrehen" der Gewerbemietenschraube hatte bis<br />

Ende 1991 die Mehrheit aller Beteiligten keine Zeit, die zwischenzeitlich mit dem kreditfinanzierten Um- <strong>und</strong> Ausbau ihrer Gewerbe auf<br />

die neuen "Bedürfnisse" beschäftigt war.<br />

3 in Anspielung an die in 11.2003 im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus vom Regierenden Bürgermeister K. WOWEREIT gemachte<br />

Äusserung: "Wir [die Berliner; P., F.] sind zwar arm, aber trotzdem sexy".<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann.<br />

5 Additiv anzunehmen ist, dass ein Durchschnittseinkommen von fast 150 TEUR jhrl. einigen Politikern letzte Rechtfertigung wäre, den<br />

"Stammgästen" bisherige Transferleistungen zu streichen, obwohl nicht einer der Beteiligten ein Mehr oder Weniger im Portemonnaie hat.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!