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Jannis Androutsopoulos Ethnolekte in der Mediengesellschaft

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126<br />

Ethnizität:<br />

<strong>Jannis</strong> <strong>Androutsopoulos</strong><br />

+ „Sprache“: Kanaksprak / Lan-Sprache / Perkersprog (DK) / Wallah-sprog<br />

(DK)<br />

+ „Nationalsprache“: Türkendeutsch / Kanakendeutsch / Emigrantendeutsch<br />

/ Moroccan Flavoured Dutch / Kebabsvenska / Kebabnorsk<br />

/ Wollah-norsk / Jalla-norsk / Perkerdansk<br />

+ „Nonstandardvarietät“: Türkenslang / Migranten-Slang / Araberslang<br />

(DK)<br />

Lokalität:<br />

+ „Sprache“: Stadtteilsprache / Kiez-Sprache / straattaal (NL)<br />

+ „Nationalsprache“: Ghettodeutsch / R<strong>in</strong>keby Swedish / Grønland-<br />

norsk<br />

Das Grundwort Sprache (sprak, sprog, taal) hebt das Merkmal e<strong>in</strong>er eigenständigen,<br />

durch das Erstglied ethnisch o<strong>der</strong> räumlich spezifizierten Art des<br />

Sprechens hervor. Grundwörter mit dem Merkmal „Nationalsprache“ identifizieren<br />

den Referenten als Teil des Varietätengefüges e<strong>in</strong>er historischen<br />

Gesamtsprache; das Grundwort Slang, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen Metasprache<br />

auch Regionaldialekten gilt, hebt das Merkmal <strong>der</strong> Normferne hervor. Erwähnenswert<br />

ist das literarisch geprägte Grundwort Sprak (Kanaksprak,<br />

Zaimoglu 1995), das durch die formale Verfremdung se<strong>in</strong>er Leitform<br />

sprachliche Differenz ikonisiert. Kanaksprak gehört wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Bezeichnungen, die ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Ethnizität, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en kollektiven<br />

Migrantenstatus markieren (vgl. Migranten-, Emigranten-, dän. Perker-<br />

sowie Ausländisch) o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>en ethnischen Gruppenbund metonymisch<br />

kodieren (vgl. Wallah-, Jalla-, Kebab- im skand<strong>in</strong>avischen Raum). 6 Der<br />

entscheidende Unterschied ist, dass davon nur Kanak e<strong>in</strong>e Umdeutung von<br />

e<strong>in</strong>er abwertenden Fremd- <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e positiv bewertete Selbstbezeichnung erfahren<br />

hat (Erfurt 2003, Pfaff 2005). Die übrigen ethnieübergreifenden Erstglie<strong>der</strong><br />

bleiben <strong>der</strong> Fremdperspektive verhaftet. Die metonymischen unter<br />

ihnen s<strong>in</strong>d offenbar pejorativ, e<strong>in</strong>e umgangssprachliche Tradition fortsetzend<br />

(vgl. z.B. Spaghettifresser ‘Italiener’).<br />

6 Perker: dän. abwertend für ‘Immigranten’, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus Südeuropa, Afrika und dem<br />

mittleren Osten; Wallah: arab. ‘ich schwöre’; Jalla: arab. Interjektion (Pia Quist, pers.<br />

Komm. 19.12.06 und Unn Royneland, pers. Komm. 24.12.2006).

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