Die Delitzsch- Eilenburger Region Rund um Torgau und Oschatz ...
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Kultur <strong>und</strong> Natur erleben Leipzig <strong>und</strong> die nähere Umgebung 5<br />
Mittelalter hautnah erleben<br />
Das Kriminalmuse<strong>um</strong> in Leipzig zeigt Folterinstr<strong>um</strong>ente<br />
Aus einer einzigartigen Familien-Privatsammlung<br />
bauten Lenka Jezková<br />
(25), Thomas <strong>Die</strong>ckmann (57) <strong>und</strong> Thomas<br />
Winter (42) ein Kriminalmuse<strong>um</strong><br />
auf, das Anfang 2011 in Leipzig in der<br />
Nikolaistraße eröffnete. Sein Begrüßungsspruch<br />
am Eingang ist: „Begleiten<br />
Sie mich bitte zur Folter.“<br />
Das Besondere an dieser Ausstellung mittelalterlicher<br />
Folterinstr<strong>um</strong>ente ist, dass<br />
die Exponate nicht hinter Glas verschwinden,<br />
sondern für die Besucher zugänglich<br />
sind. „Anfassen erlaubt! Das macht unser<br />
Foltermuse<strong>um</strong> weltweit einzigartig“, meint<br />
Thomas Winter. Im Leipziger Kriminalmu-<br />
In den Kammern des Schreckens<br />
werden mittelalterliche Folterinstr<strong>um</strong>ente<br />
gezeigt. Foto: PM<br />
se<strong>um</strong> kann man sich unter eine Guillotine<br />
legen, in eine Streckleiter hängen, auf einem<br />
Dornenstuhl Platz nehmen. Nur wertvolle<br />
originale Eisenfolterinstr<strong>um</strong>ente sind<br />
hinter Glas, wie Da<strong>um</strong>enschrauben, M<strong>und</strong>sperren,<br />
Kopfpressen. <strong>Die</strong> 80-teilige Sammlung<br />
der Grausamkeiten wird durch eine<br />
f<strong>und</strong>ierte wissenschaftlich katalogisierte<br />
Dok<strong>um</strong>entation in Wort <strong>und</strong> Bild ergänzt.<br />
Gruselfaktor garantiert<br />
In zehn Kammern des Schreckens kann<br />
man das Grauen des Mittelalters hautnah<br />
erleben. „Im Laufe der Zeit wurde nämlich<br />
viel verniedlicht“, weiß der Muse<strong>um</strong>sführer<br />
<strong>und</strong> nennt als Beispiel den Pranger. „Der<br />
Gefangene war Freiwild für die wütende<br />
Bevölkerung. Man quälte ihn, bewarf ihn<br />
mit Fäkalien oder verstümmelte ihn sogar“,<br />
erzählt Thomas Winter. Auch ein hängender<br />
Käfig, der oftmals vor Rathäusern oder<br />
Gerichten stand, war ein Todesurteil. In<br />
ihm verhungerten, verdursteten oder erfroren<br />
die Gefangenen.<br />
Bisher schl<strong>um</strong>merten die Folterinstr<strong>um</strong>ente<br />
in einer Scheune in der tschechischen<br />
Provinz. „Mein Großvater František<br />
sammelte sie im Laufe seines Lebens“, erinnert<br />
sich Lenka Jezková. „Er war oft dabei,<br />
wenn man alte Schlösser in der Umgebung<br />
rekonstruierte <strong>und</strong> die Folterinstr<strong>um</strong>ente<br />
aus dem Keller achtlos wegwarf.“ Der Großvater<br />
wollte sie für die Nachwelt erhalten,<br />
rekonstruierte sie aber nicht. Das nahm nun<br />
Enkelin Lenka in die Hand. Zusammen mit<br />
dem Museologen Thomas <strong>Die</strong>ckmann sowie<br />
mit Thomas Winter kam ihr die Idee, ein<br />
Kriminalmuse<strong>um</strong> auf die Beine zu stellen.<br />
Ohne Fördermittel, dafür mit einer Riesenportion<br />
Optimismus <strong>und</strong> Geschicklichkeit<br />
rekonstruierten sie detailgetreu<br />
die teils schon völlig desolaten hölzernen<br />
Folterinstr<strong>um</strong>ente. Gegenüber vom Hauptbahnhof<br />
in der Nikolaistraße fanden sich<br />
schnell geeignete Rä<strong>um</strong>e für Leipzigs Kriminalmuse<strong>um</strong>.<br />
Dort werden die Grausamkeiten<br />
nun präsentiert, beschrieben <strong>und</strong> in<br />
die Geschichte eingeordnet. Gruselfaktor<br />
garantiert. T.G./kh<br />
Rädern<br />
Vierteilen<br />
Scheiterhaufen<br />
Folter<br />
Hexen<br />
Öffnungszeiten: Mo. geschlossen, Di.–So. 11–18 Uhr<br />
Das Gruselkabinett von Thomas<br />
Winter, Lenka Jezková <strong>und</strong> Thomas<br />
<strong>Die</strong>ckmann (v.l.n.r.) ist seit<br />
Januar 2011 geöffnet.<br />
Foto: PICTURE POINT<br />
Kontakt <strong>und</strong> Informationen<br />
KRIMINALMUSEUM Leipzig<br />
Nikolaistraße 59, 04109 Leipzig<br />
Öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr<br />
Eintritt: zwischen 4 <strong>und</strong> 6 Euro<br />
PELKA Reisen<br />
Kriminalmuse<strong>um</strong> des Mittelalters<br />
Nikolaistraße 59 • 04109 Leipzig<br />
(direkt gegenüber dem Hauptbahnhof in der Innenstadt)<br />
% +49 341 22286380<br />
www.kriminalmuse<strong>um</strong>-leipzig.de