Wald und Wild - Lutz Möller Jagd
Wald und Wild - Lutz Möller Jagd
Wald und Wild - Lutz Möller Jagd
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<strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong><br />
im Würgegriff von Naturschutz <strong>und</strong> Forstpolitik<br />
Vortrag Florian v. Schilcher – Lichtenfels 11.03.2011<br />
Das Gemälde ist von Johann Jakob Dorner, einem Maler der romantischen Münchner Schule des 19.Jhdts. Es zeigt<br />
einen herrschaftlichen Reiter mit Berufsjäger in einer prachtvollen Parklandschaft in Dietramszell. Die Landschaft ist<br />
etwas idealisiert aber nicht völlig unrealistisch. Von einer geregelten Land- oder Forstwirtschaft ist nicht einmal<br />
ansatzweise etwas zu sehen. Dorner kann man das verzeihen, da er Künstler <strong>und</strong> nicht Förster war. Unseren<br />
heutigen vom Steuerzahler finanzierten Förstern, Ministerialbeamten <strong>und</strong> Forstwissenschaftlern kann man es nicht<br />
verzeihen, wenn sie die ökonomische Seite der <strong>Wald</strong>landschaft ausblenden <strong>und</strong> sehr viel Geld für mehr oder weniger<br />
sinnlose Naturschutzprojekte ausgeben. Es geht nicht nur um schöne <strong>Wald</strong>bilder oder das Zurückholen eines<br />
unerreichbaren Naturzustandes, sondern auch um Landnutzung. Und die besteht aus Land-, Forst- <strong>und</strong><br />
<strong>Jagd</strong>wirtschaft. Diese müssen in einem vernünftigen Dreiklang harmonieren <strong>und</strong> sich nicht gegenseitig bekriegen –<br />
das endet nämlich zum Schaden aller.<br />
Die Romantik ist jedenfalls der falsche Ansatz, auch wenn man das einem naturbegeisterten Städter kaum<br />
beibringen kann. Hier die beste Definition dieser Kunst-, Denk- <strong>und</strong> Lebensrichtung von Novalis:<br />
„Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn,<br />
dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn,<br />
dem Bekannten die Würde des Unbekannten,<br />
dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe,
so romantisiere ich es.“<br />
Genau so geht zB Forstdirektor i.R. Georg Meister in seinem <strong>Wald</strong>fotobuch vor. Aber weiß Gott nicht nur er.<br />
Ich versuche im Folgenden nicht zu romantisieren, obwohl natürlich jeder Deutsche einen Hang zur Unvernunft <strong>und</strong><br />
dem geheimnisvollen Schönen hat.<br />
Inhalt<br />
I. Baumartenverteilungen im Umbruch<br />
II. Buchen- <strong>und</strong> Fichtenwirtschaft im Vergleich<br />
III. <strong>Jagd</strong> <strong>und</strong> <strong>Wald</strong> leiden beide<br />
unter den deutschen Natur- <strong>und</strong><br />
<strong>Wald</strong>rettern<br />
IV. Die Flut der Gutachten<br />
V. Kernfrage<br />
2
I. Baumartenverteilungen im Umbruch.<br />
<strong>Wald</strong>bild aus Dietramszell: in der Verjüngung ein massiver Überhang an Bu u auch (hier nicht sichtbar)<br />
Ta!!!
Kostenpunkt: 10.000€ p.a. auf 250 ha<br />
Nach Entfernung der Buche
Ein Bild aus der Nachbarschaft! Was ist hier nicht verw<strong>und</strong>erlich:<br />
1. Dass links ein Käferbaum steht<br />
2. Dass der gesamte Bestand extrem labil gegenüber allen Arten von Kalamitäten ist<br />
3. Dass der Zuwachs extrem gehemmt ist.<br />
4. Dass aus Lichtmangel keinerlei Naturverjüngung hochkommt.<br />
5. Letzteres ist aber nicht mehr überall so, da Wiebke <strong>und</strong> Folgekatastrophen fast überall in den<br />
Altbeständen Licht auf den Boden gebracht haben. Manchmal verweisen die Experten zwar auf das<br />
Licht als Lippenbekenntnis. Die These, dass das Licht viel wichtiger als der Rehwildabschuss in<br />
Naturverjüngungsgeschehen ist, wird aber nie ernsthaft untersucht – sie passt ja auch nicht zu den<br />
Vorurteilen.<br />
Das Licht <strong>und</strong> nicht der Rehwildabschuss hat in meinen Augen in erster Linie dazu geführt, dass in den<br />
letzten 20 Jahren die Naturverjüngung extrem zugenommen hat. Hierzu ein paar Daten aus den<br />
einschlägigen Inventuren:
BWI - Baumartenanteile 1987 u. 2002<br />
1. Altersklasse (1 – 20 Jahre)<br />
B<strong>und</strong>eswaldinventur Veränderungen der Baumartenanteile in der 1. AK von 1987 – 2002<br />
Laubholz allgemein wuchs von 50%<br />
Die Buche stieg von 13 auf 14 % - mehr oder minder wertloses ALN (anderes Laubholz niedriger<br />
Lebenserwartung) von 7 auf 15% - ALH (hohe Lebenserwartung = Edellaubholz) von 14 auf 21%<br />
Die Fichte fiel von 49% auf 35%<br />
BWI 2002 - Laub/Nadel in ha<br />
nach Altersklassen getrennt<br />
Ha-Verteilung von Laub- (hell hinterlegt) u. Nadelwald (dunkel) nach Altersgruppen:<br />
Hier sehen sie, wie sich die Altersklassen in ihren jeweiligen Laub- u Nadelanteilen unterscheiden:<br />
6<br />
7
654.739 ha Laub in der 1.AK u 630.888 Nadel<br />
In allen anderen Altersklassen ist dar Nadelwald deutlich in der Mehrheit – außer >120 J da nimmt der<br />
Laubwald wieder überhand: 1. weil er älter wird <strong>und</strong> 2. weil Laubholz schwerer zu verkaufen ist<br />
Insgesamt sind 41% Laubwald <strong>und</strong> 59% Nadelwald<br />
2002 – 2008 !!!<br />
Bu= +5%<br />
Fi= -7%<br />
Jetzt schauen wir uns die Flächenveränderungen von 2002 bis 2008 an – bisher schauten wir nur bis 2002:<br />
Die Buche nimmt nochmal um 5% zu <strong>und</strong> die Fichte um 7% ab. Wohlgemerkt in nur 6 Jahren<br />
Tanne <strong>und</strong> Douglasie machen einen riesigen Sprung – allerdings kommen sie ja von einem sehr niedrigen<br />
Niveau (Ta 7, Do 3%).<br />
8
2002 - 2008<br />
Flächenmäßig wächst die Bu um 83.000 ha <strong>und</strong> die Fi sinkt um 211.000 ha !!!!!!!!!!!!<br />
Jetzt schauen wir uns die Zahlen aus dem bayerischen Vegetationsgutachten 2009 an. Hier geht es nur um<br />
Pflanzen zwischen 0,2 u ca 1,3 m Höhe<br />
10<br />
9
Was können Verbissgutachten leisten?<br />
Auswertung der bayerischen Verbissgutachten aus den Jahren 1991 bis 2009<br />
Michael Hunger, Sven Herzog & …<br />
Abb. 1: Anteile von Laub- <strong>und</strong> Nadelholz an der gesicherten Verjüngung (***<br />
p
Die ständig steigenden Anteile der Laubholzverjüngung über Verbisshöhe von 1994 bis 2009 zeigen, dass<br />
Laubholz auch in Bayern gewaltig auf dem Vormarsch ist. Der Verbiss steht diesem Ziel offensichtlich nicht<br />
entgegen. Und das erscheint seltsam, wenn man bedenkt, wie begehrt die Edellaubholzarten beim<br />
Rehwild sind.<br />
Laubhölzer stiegen in dem Zeitraum von etwas >50% auf etwa 65%<br />
Nadelholz fiel von ca 45% auf 32%<br />
Das sind beträchtliche Veränderungen, die die Forst- <strong>und</strong> Holzwirtschaft der Zukunft verändern werden<br />
Jetzt schauen wir mal, was der Verbiss in dem Zeitraum gemacht hat:
Verbissprozent<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Abb.6 - Entwicklung der Verbissbelastung 1991 - 2009<br />
BUCHE Leittriebverbiss<br />
5<br />
0<br />
Entwicklung der Verbissbelastung (Buche)<br />
24 16 18 15 13,9 19,1 15,1<br />
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009<br />
Aufnahmejahr<br />
Der Verbiss geht zwar zurück während die Laubverjüngung ansteigt, aber ich wage zu bezweifeln, dass da<br />
viel ursächlicher Zusammenhang besteht.<br />
Ohne den hohen Verbiss 1991 bestünde wohl gar kein Trend, nur ein Schwanken zwischen r<strong>und</strong> 15 u 20%<br />
bei der Buche.<br />
Das Unerwartete ist die Tatsache, dass trotz geringem Rückgang des Verbisses bei der Buche, die viel<br />
attraktiveren sonstigen Laubbaumarten rasant zunehmen.<br />
Die Kurve gibt es auch für das Edellaubholz. Dort ist die Abnahme ebenso <strong>und</strong>eutlich, es spielt sich aber<br />
alles auf einem höheren Niveau ab (27 – 35% Leitriebverbiss). Das zeigt die tatsächlich größere Beliebtheit<br />
der Edellaubhölzer beim <strong>Wild</strong> – die Tatsachen weisen aber trotzdem eine größere Zunahme der<br />
Edellaubhölzer auch im gesicherten Bereich aus.
Verbissprozent<br />
Abb.6 - Entwicklung der Verbissbelastung 1991 - 2009<br />
TANNE Leittriebverbiss<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Entwicklung der Verbissbelastung (Tanne)<br />
37 27 34 19 19,6 28,5 19,9<br />
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009<br />
Aufnahmejahr<br />
Auch bei der Tanne ist es nicht viel anders! Mehr ein Oszillieren als ein Trend, wenn man wiederum 1991<br />
außen vor ließe<br />
1991 – 35% Leittriebverbiss<br />
2009 – 20%<br />
BWI 2005<br />
Baumarten Stk/ha 20-130 cm Höhe<br />
Laubholz ist in Deutschland massiv (73%)<br />
auf der Überholspur! Wer kann das wollen? 15
Deutschlandweit ist das Ganze noch etwas krasser:<br />
Pro ha stocken dort im Durchschnitt von 20 cm bis 130 cm 1.260 Buchen (22,5%) <strong>und</strong> 1278 Fichten (23%)<br />
Aber schon 73% Laubholz <strong>und</strong> nur 27% Nadelholz.<br />
Sicher wird einiges von dem kurzlebigen Laubholz (aLn) wieder verschwinden, aber trotzdem wird das<br />
Nadelholz erheblich in der Minderheit bleiben<br />
Natürliche potentielle <strong>und</strong> aktuelle Bestockung<br />
in Bayern 1990<br />
v.u.Z.<br />
Jetzt schauen wir uns einmal die natürliche Bestockung Bayerns an. Also die Bestockung, die sich nach<br />
Meinung von Leuten die‘s wissen müssen, einstellen würde, wenn man den Mensch aus dem Ökosystem<br />
entfernen würde.<br />
Wir hätten dann ca 62% Bu, je 10% Ta u Fi, - insgesamt 21% Nadelholz <strong>und</strong> 79% Laubholz! Darauf steuern<br />
wir derzeit zu! Bremser sind nur die Gegenden, in denen es kaum Laub-Altholz gibt, dort dauert die<br />
Ansamung natürlich länger. – Wie sie im rechten Teil sehen, waren wir 1990 noch bei 81,4% Nadelholz in<br />
Bayern.<br />
1990 !<br />
Heute sind wir bei 59% (in Deutschland) <strong>und</strong> 68% in Bayern (44 % Fichte, 19 % Kiefer, 2 % Lärche, 1%<br />
Douglasie, 2 % Tanne)<br />
Diese Veränderung findet im Wesentlichen nur in der 1. AK statt. In den restlichen Aks insofern als Fi<br />
tendenziell stärker eingeschlagen wird, da sie mehr Geld bringt.<br />
16
Das System strebt derzeit massiv in Richtung „Natürliche Bestockung“<br />
Rehwildstrecke Bayern 1870 bis 2000<br />
Hier sehen sie den Abschuss bis 2000 – gut sichtbar ist der kriegsbedingte Abfall von 1940 bis 1950. Von<br />
1950 bis 1960 erholt sich die Kurve wieder, -<br />
Den Rest der Kurve, bis in unsere Tage, schauen wir uns im Balkendiagramm an.<br />
17
Rehwildstrecke Bayern 1958 - 2010<br />
Diese Kurve beginnt 1958/59, sie zeigt den Nachkriegsanstieg genauer. Er geht bis 62/63, dann fällt die<br />
Kurve etwas ab <strong>und</strong> steigt dann langsam auf 250000 Rehe pa an. Das bleibt so bis zum Ausreißerjahr<br />
2002/03, wo aus mir unbekannten Gründen der Abschuss über 300T ansteigt. Dann gibt es wieder einen<br />
Abfall <strong>und</strong> dann einen stetigen Anstieg auf wiederum 300T.<br />
Nun gibt es Leute aus der extremen Romantikerecke, die glauben, die Abschusskurve liefe parallel zum<br />
Rehwildbestand. Wir hätten also heute mehr Rehwild in unseren Wäldern als jemals zuvor. Liest man ja<br />
immer wieder von Verfassern aus der Öko- <strong>und</strong> Naturschutzecke. In einer Veröffentlichung wird einfach<br />
der Abschuss mit 3 multipliziert <strong>und</strong> das ist dann der Bestand! Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, die<br />
Bestände gingen laufend zurück, nur die <strong>Jagd</strong>intensität habe entsprechend zugenommen. Allerdings muss<br />
man zugeben, dass die Kalamitäten seit Wiebke die Innenwaldflächen für das Rehwild attraktiver gestaltet<br />
haben. Sie bevorzugen normalerweise die <strong>Wald</strong>ränder, finden aber seit Wiebke <strong>Wald</strong>randvegetation<br />
mitten im <strong>Wald</strong>. Es mag also der Rehwildbestand zugenommen haben, gleichzeitig hat aber auch der<br />
<strong>Jagd</strong>druck erheblich zugenommen.<br />
18
Zusammenfassung Teil I.<br />
Es gibt klare Beweise dafür, dass das Laubholz<br />
insgesamt darunter auch die Buche sich auf Kosten der<br />
Fichte beträchtlich vermehrt.<br />
Der Rehwildabschuss kann damit nur wenig zu tun<br />
haben, da er in den letzten 20 Jahren max. um 20%<br />
angestiegen ist. Außerdem nehmen Laubholzarten, die<br />
zur Leibspeise des Rehwilds gehören, besonders zu –<br />
mehr als die Buche!<br />
Die nahezu hysterische Verteufelung des Rehwilds ist<br />
einer Behörde, die sich dem <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> seinen<br />
Bewohnern <strong>und</strong> auch seinen Bewirtschaftern<br />
verpflichtet fühlen sollte, nicht würdig!<br />
Ich will nichts schönreden. Natürlich gibt es noch Gegenden, wo der Verbiss noch ziemlich hoch ist. Ein<br />
gutes Indiz ist immer der Fichten-Verbiss. Wo es den noch gibt, ist die <strong>Wild</strong>bewirtschaftung nicht<br />
ökosystemgerecht. Aber es muss nicht immer die Jäger die Schuld treffen. Es können auch ungünstige<br />
Besitzverhältnisse vorliegen <strong>und</strong> mangelhafte Forstwirtschaft. Wer zB seltene Baumarten in kleiner Zahl<br />
einbringen will, wird diese Pflanzen immer schützen müssen, auch wenn es nur noch 1 Reh auf 100 ha gibt.<br />
Bei sehr klein strukturiertem <strong>Wald</strong>besitz <strong>und</strong> vielen Zäunen, wird es mit der <strong>Jagd</strong> sehr schwierig. Das<br />
konnte ich letztes Jahr in Aurach <strong>und</strong> Umgebung sehen. Das Rehwild muss zum Äsen auf‘s Feld raus,<br />
bekanntlich alle paar St<strong>und</strong>en, dort wird es aber erlegt. Also bleibt es bis zur totalen Dunkelheit im <strong>Wald</strong>,<br />
wo alle Freiflächen mit Äsung eingezäunt sind. Es kann nur entweder Zäune überspringen oder Lücken am<br />
Boden suchen oder zwischen den Zäunen nach den dünn gesäten Knospen an natürlich verjüngten<br />
Pflanzen suchen.<br />
Die <strong>Wald</strong>besitzer können in diesen Gegenden wenig für schlechte Verjüngungserfolge. Das liegt an der<br />
Besitzstruktur. Schlechten <strong>Wald</strong>bau gibt es aber bei günstigen Besitzgrößen auch. Dann liegt es fast immer<br />
an der mangelnden Pflege <strong>und</strong> Durchforstung.<br />
Jetzt zum wald- <strong>und</strong> holzwirtschaftlichen Problemkreis<br />
19
II. Ökonomische Aspekte der<br />
<strong>Wald</strong>bewirtschaftung<br />
• Die gesamte Forst- <strong>und</strong> Holzindustrie hat mehr<br />
Beschäftigte als die Automobilindustrie <strong>und</strong><br />
erwirtschaftet einen höheren Umsatz als die<br />
Elektroindustrie oder der Maschinen- <strong>und</strong><br />
Anlagenbau. Der Sektor beschäftigt mehr als 1,3<br />
Millionen Menschen, umfasst r<strong>und</strong> 185.000<br />
Betriebe <strong>und</strong> erzielt einen jährlichen Umsatz von<br />
etwa 181 Milliarden Euro.<br />
Dies hat die erste b<strong>und</strong>esweite "Clusterstudie Forst- <strong>und</strong> Holzwirtschaft<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 2005" der Universität Münster ergeben.<br />
Viele dieser Arbeitplätze wären in einem Buchenland Deutschland sehr gefährdet. Für Forstbeamte ist das<br />
kein Problem, da sie ihre Gehälter <strong>und</strong> ihre Rente vom Steuerzahler erhalten. Für <strong>Wald</strong>besitzer entstünde<br />
aber ein drastischer Einkommensverlust.<br />
Zunächst die Dimension des Holzeinschnitts in Deutschland:<br />
Egal wie hoch der Bu-Anteil hier ist – er ist jedenfalls winzig im Vergleich zur Fichte<br />
20
Laubholzeinschnitt in Deutschland<br />
1970 - 2006<br />
Egal wie hoch der Buchen-Anteil (vom Gesamtlaubholz) am Gesamteinschnitt in Deutschland ist – er ist<br />
jedenfalls winzig im Vergleich zur Fichte<br />
Für die Säger ist Nadelholz die Existenzgr<strong>und</strong>lage!<br />
Inländische Rohholzverwendung: 80% Nadelholz<br />
Schnittholzverbrauch: > 95% Nadelholz<br />
Einschnitt 2006: 94% Nadelholz 22<br />
Das Nadelholz besteht zu ca 90% aus Fichte (AFZ 2/2011 S.38)<br />
21
Die Situation bei der BaySF<br />
Jetzt schauen wir uns ein paar neuere Zahlen aus der BaySF an. Wie wirkt sich die wirtschaftliche Kluft<br />
zwischen Buchen- <strong>und</strong> Fichtenwirtschaft auf den Staatsforstbetrieb aus?<br />
bei der BaySF<br />
Der Anteil der Buche (16,4) beträgt in 2009 bei der BaySF gut 1/3 des Fichtenanteils (45,3)<br />
24<br />
23
Fast jeder Förster <strong>und</strong> fast jeder Forstwissenschaftler, den sie auf dieses Missverhältnis hinweisen, wird<br />
antworten: Wenn die Buche (oder sonst eine alternative Baumart, zB Tanne) erst mal anteilsmäßig bei 20-<br />
50% liegen wird, dann werden sich auch Methoden finden, mit denen dieses Holz gewinnbringend<br />
verarbeitet <strong>und</strong> vermarktet werden kann.<br />
Da ist wohl eindeutig der Wunsch der Vater des Gedankens. Es könnte ebenso gut sein, dass die<br />
Industrieunternehmen dann dahin abwandern, wo es noch große Fichtenvorkommen gibt.<br />
Ein paar Worte zur Bu-Wirtschaft:<br />
Die Buchenwirtschaft<br />
Wer kann sie sich leisten?<br />
• Bu-Einschnitt (=NacFast jeder Förster <strong>und</strong> fast jeder<br />
Forstwissenschaftler, den sie auf dieses Missverhältnis hinweisen,<br />
wird antworten: Wenn die Bu (oder sonst eine alternative Baumart,<br />
zB Ta) erst mal anteilsmäßig bei 20-50% liegen wird, dann werden<br />
sich auch Methoden finden, mit denen dieses Holz gewinnbringend<br />
verarbeitet <strong>und</strong> vermarktet werden kann.<br />
• Da ist wohl eindeutig der Wunsch der Vater des Gedankens. Es<br />
könnte ebenso gut sein, dass die Industrieunternehmen dann dahin<br />
abwandern, wo es noch große Fichtenvorkommen gibt. Einige<br />
haben schon massiv nach Ost-Europa expandiert!<br />
• Ein paar Worte zur Bu-Wirtschaft:<br />
1. Bu-Pflanzung (>5.000 St/ha) <strong>und</strong> Pflege teurer<br />
2. Bu-Wachstum deutlich langsamer (ca. 66% der Fichte)<br />
25<br />
27
Man beachte das Wachstum der Douglasie!<br />
Im Durchschnitt in Deutschland ist der Zuwachs bei der<br />
Buche mit 10 fm ca. 2/3 dem der Fi (14,5)<br />
Die Buchenwirtschaft<br />
Wer kann sie sich leisten?<br />
1. Bu-Einschnitt (=Nachfrage) derzeit ca 5% vom Fi-Einschnitt<br />
2. Bu-Pflanzung (7.000 St/ha) <strong>und</strong> Pflege viel teurer<br />
3. Bu-Wachstum deutlich langsamer: 66% der Fi<br />
4. Umtriebszeit deutlich länger (150 statt 100 J)<br />
5. Stammzahl im Endbestand deutlich geringer, 200 statt 400<br />
6. Stammholzanteil pro Baum bei Bu viel geringer: Fi 80%, Bu<br />
max 50%<br />
7. Anteil B-Qualität bei Bu-Stammholz geringer: Fi80%,Bu50%<br />
8. Preis der C-Qualität bei Bu schlechter: Fi B=C, Bu -20€<br />
9. Herstellung Schnittholz: doppelt so hohe Kosten!<br />
10. Bu für Naturverjüngungswirtschaft völlig ungeeignet, wg<br />
Fällungsschäden in der Verjüngung 29<br />
6. Stammholzanteil pro Baum bei Fi 80%, bei Bu ca 45% - http://www.hsrottenburg.net/fileadmin/data/Hochschule/Aktuelles/ligna09/Vortrag_3_LIGNA_2009.pdf<br />
28
Die Fichteihr<br />
Ruf von den Ökoförstern gezielt zerstört!<br />
Was mittlerweile jeder Zeitungsleser weiß:<br />
1. Die Fi ist anfällig für alle Arten von Kalamitäten<br />
2. Neuerdings auch für den Klimawandel<br />
3. Und zu allem Überdruss reduziert sie auch noch die<br />
Biodiversität (da kaum verbissen)<br />
4. Ihre biologische <strong>und</strong> wirtschaftliche Zukunft ist gefährdet<br />
5. Deutschland war immer ( Wir sprechen über max 5.000 J)<br />
schon Buchenland <strong>und</strong> wir „tragen die Verantwortung“ für<br />
diese Baumart – nicht aber für die Fichte<br />
Kalamitäten: ich behaupte, diese sind zum großen Teil ein Resultat der Misshandlung dieser Baumart –<br />
durch die Förster <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzer! Dieser Aspekt wurde meines Wissens nie untersucht. Ich sehe das als<br />
krasse Fehlleistung der Forstwissenschaft.<br />
Stichworte: Herkünfte – Pflanzmethoden – Pflege<br />
Resultat: Kronen von 1/10 der Stammlänge, statt ½ - darauf gehen wir nochmal ein<br />
Klimawandel: niemand weiß, wie die Bäume reagieren werden – trotz Klimahüllen.<br />
Biodiversität: die Biodiversität des Fi-Wirtschaftswalds ist, nach allem was wir wissen, höher als die eines<br />
Bu-Klimaxwaldes – das folgt aus der Evolutionstheorie. Biodiversität ist eine direkte Funktion von<br />
Lebensfre<strong>und</strong>lichkeit (Wärme <strong>und</strong> Wasser) <strong>und</strong> Umweltstratifizierung, daher findet man höchste Werte in<br />
tropischen Gebirgsgegenden. Im Übrigen wird bei der Biodiversitätsfrage ebenso schamlos gelogen wie<br />
beim <strong>Wald</strong>sterben <strong>und</strong> beim Klimawandel. Wir kommen darauf zurück.<br />
Ohne Fichte gibt es keine Holzindustrie im derzeitigen Sinn.<br />
Man bedenke auch: Setzen sich die derzeitigen Anteile an Edellaubhölzern in der Naturverjüngung ins<br />
Stammholzalter fort, wird es enorme Vermarktungsprobleme geben. Man kann dann nur auf erhöhten<br />
Absatz in den BRIC-Ländern hoffen.<br />
30
Die Fichte –<br />
als Bauholz unsere einzige Hoffnung<br />
aber auch als Energieholz überlegen<br />
Eine Hoffnung der Bu-Fre<strong>und</strong>e ist das Energieholz<br />
1 rm Bu ≈ 200 l Heizöl<br />
1 rm Fi ≈ 150 l<br />
Rechnet man gegen den ca 25-35% -Nachteil der Fichte beim<br />
Brennwert die immensen Nachteile der Buchenwirtschaft<br />
<strong>und</strong> den 50%-Vorteil der Fi beim Zuwachs, dann wird schnell<br />
klar, dass die Fichte auch in der Brennholzproduktion<br />
überlegen ist!!<br />
Fichte ≠ Fichte<br />
Es dürfte klar sein, dass die linke Fi wesentlich stabiler ist, als die viel zu eng gestellten <strong>und</strong><br />
kronenschwachen Fi im rechten Bild. Nachdem es eine enge Korrelation zwischen Kronenvolumen <strong>und</strong><br />
Wurzelvolumen gibt, kann man Bestand rechts auf eine Kalamität warten. Danach wird man pflanzen<br />
müssen, da aufgr<strong>und</strong> des Lichtmangels am Boden auch keine Naturverjüngung vorhanden ist.<br />
Aber abgesehen von drohender Kalamität <strong>und</strong> fehlender Naturverjüngung bringt der rechte Bestand auch<br />
deutlich weniger Erlöse als ein laufend durchforsteter Bestand mit einer RKL von 50%.<br />
Das sehen wir im nächsten Bild:<br />
32<br />
31
Durchforstung <strong>und</strong> Baumwachstum<br />
Wer diese Tabelle nicht berücksichtigt, verliert mehr Geld durch eigenes Versagen als er durch <strong>Wild</strong>verbiss<br />
jemals verlieren kann.<br />
Eine Fichte mit 35% relativer Kronenlänge (das ist besser als bei vielen Beständen in D) braucht<br />
durchschnittlich 180 J um einen BHD von 50 cm zu erreichen. Mit 50% rKL können Sie diesen Baum schon<br />
in 97 Jahren heranziehen! Mit 55% in 85J.<br />
33
Ein schlagendes Gedankenexperiment über das<br />
wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen<br />
Buche <strong>und</strong> Fichte<br />
Betriebe man reine <strong>und</strong> schlechte Fichtenwirtschaft<br />
– so wie in großen Teilen der Republik in den letzten<br />
100 Jahren – <strong>und</strong> fielen die Bestände alle 50 – 70<br />
Jahre Kalamitäten zum Opfer, <strong>und</strong> müsste man das<br />
ganze Kalamitätsholz als C-Holz verkaufen, dann<br />
wäre diese Fichtenwirtschaft immer noch viel<br />
lukrativer als eine reine Buchenwirtschaft mit einer<br />
Umtriebszeit von 120 J.<br />
Und nicht nur wegen des Zinseszinseffekts!<br />
Aber auch deswegen …<br />
Bitte missverstehen Sie mich nicht: ich plädiere hier nicht für Monokulturen! Mischwälder sind<br />
selbstverständlich schöner, uU auch sicherer, zT sogar wuchskräftiger. Aber andererseits haben wir nach<br />
der BWI schon auf ca 75% der <strong>Wald</strong>fläche Mischwälder unterschiedlicher Form. Man fragt sich, wozu die<br />
ganze Aufregung.<br />
34
120.000<br />
100.000<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
5.000<br />
5.000<br />
2010<br />
Buche<br />
2070<br />
70.000<br />
65.000<br />
• In 2010 werden € 5,000 in Pflanzung von Buche auf 1ha investiert (Invest)<br />
• Annahmen:<br />
- Umtriebszeit 120 Jahre<br />
5.000<br />
2130<br />
Return on Invest<br />
- Verkauf von 1,000fm zu 70 €/fm nach Ende Umtriebszeit (doppelte fm-Zahl i. Vgl. zur Fichte)<br />
- Vereinfachend angenommen, dass keine weiteren Kosten <strong>und</strong> Erlöse bis zum Ende der<br />
Umtriebszeit entstehen <strong>und</strong> dass Inflation = 0<br />
- Folglich Erlös von € 70,000 nach 120 Jahren (€ 65,000 Return on Invest); dies entspricht einem<br />
internen Zinsfuß von 2.2% (d.h. 5,000*(1.022^120)= ~ 70,000, oder anders ausgedrückt, das Invest<br />
wächst 120 Jahre lang jedes Jahr um 2.2%)<br />
Invest
120.000<br />
100.000<br />
80.000<br />
60.000<br />
40.000<br />
20.000<br />
0<br />
5.000<br />
5.000<br />
2010<br />
Fichte<br />
35.000<br />
30.000<br />
5.000<br />
2070<br />
120.000<br />
• In 2010 werden € 5,000 in Pflanzung von Fichte auf 1ha investiert (Invest)<br />
85.000<br />
30.000<br />
5.000<br />
2130<br />
Finanzanlage 1.75%<br />
Return on Invest<br />
• Annahmen:<br />
- Umtriebszeit 60 Jahre (Kalamität oder Endnutzung)<br />
- Verkauf von 500fm zu 70 €/fm<br />
- Vereinfachend angenommen, dass keine weiteren Kosten <strong>und</strong> Erlöse bis zum Ende der<br />
nächsten 60 Jahre entstehen <strong>und</strong> dass Inflation = 0<br />
- Folglich Erlös von € 35,000 nach 60 Jahren (€ 30,000 Return on Invest); dies entspricht einem<br />
internen Zinsfuß von 3.3% (d.h. 5,000*(1.033^60)= ~ 35,000, oder anders ausgedrückt, das Invest<br />
wächst 60 Jahre lang jedes Jahr um 3.3%)<br />
- Nach 60 Jahren folgende weitere Annahmen:<br />
- Wiederholung des Investments, d.h. erneut € 5,000 Invest für Pflanzung von Fichte auf 1ha<br />
- Return on Invest (€ 30,000) wird in inflationsindexierte 10-Jahres B<strong>und</strong>esanleihen investiert<br />
– d.h. Realzins von aktuell 1.75%<br />
- Weiterhin wird angenommen, dass die erhaltenen Zinsen auf das Return on Invest<br />
wiederum in solche 1.75% B<strong>und</strong>esanleihen investiert werden <strong>und</strong> somit Zinseszinsen<br />
generieren (defensive Annahme, da Zinsniveau momentan niedrig)<br />
- Folglich wachsen die in B<strong>und</strong>esanleihen investierten € 30,000 in 60 Jahren auf € 85,000 an<br />
(30,000*(1.0175^60) = ~ 85,000)<br />
- Damit werden aus den ursprünglich investierten € 5,000 nach 120 Jahren € 120,000<br />
Natürlich werden hier ein paar unrealistische Annahmen gemacht, aber es geht in erster Linie um das<br />
Verdeutlichen des Zinseszinseffekts. Dieser wird von Forstleuten systematisch verschwiegen (oder nicht<br />
verstanden)!<br />
Invest
Fi 100J, Ertragskl.I - 45.000 €/ha<br />
Bu 100J, Ertragskl.I - 30.142 €/ha<br />
Bu 140J, Ertragskl.I – 36.000 €/ha<br />
Die Nachteile der Buchenwirtschaft kommen natürlich auch in den Bewertungstabellen der Versicherung<br />
zum Ausdruck:<br />
Das sind die neuesten Werte der Bay.Versicherungskammer. Die Fi ist nach der sicher nicht ganz<br />
unbegründeten Meinung der Versicherungsfachleute im Endbestand um ziemlich genau 50% teurer als die<br />
Buche. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Vielleicht höchstens, dass die Buche immer noch zu gut<br />
wegkommt.<br />
37
Sonstige Nachteile der Buche<br />
Dazu kommen bei der Buche:<br />
• Schwierigere Bearbeitung – Nägel, Schrauben<br />
kaum einsetzbar ohne Vorbohrung<br />
• Geringere Wärmeisolierung<br />
• Bildet uU Kältebrücken<br />
• Leicht erhöhter Schw<strong>und</strong> radial (4,3-4,7% radial) (Fi:<br />
4,0)<br />
• Resistenz gg Pilze sehr gering<br />
gg Insekten gering 38<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind das aber keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Wären da nicht die großen Nachteile<br />
der Buche bei der Produktivität pro ha <strong>und</strong> Jahr, wäre eine Umstellung auf Buchenschnittholz für die<br />
Bauwirtschaft gr<strong>und</strong>sätzlich denkbar aber die Renditen der Forstbetriebe sänken beachtlich. Spätestens<br />
dann wird die <strong>Jagd</strong>pacht zu einer interessanten Einnahmequelle für den <strong>Wald</strong>besitzer.
Ein paar Worte zur Tanne,<br />
des deutschen Försters <strong>und</strong> Naturschützers zweites<br />
Herzenskind<br />
1. Die Ta existiert praktisch nur als Beimischung –<br />
soviel ich weiß so gut wie nie als großflächige<br />
Monokultur<br />
2. Fast alle alten Ta gingen aus Naturverjüngung<br />
hervor – im Gegensatz zur Fichte<br />
3. Die Überlegenheit des Wurzelsystems der Ta ist<br />
eine Mär.<br />
Wäre zufällig die Tanne vor 150 Jahren zum Hoffnungsträger der Holzindustrie auserkoren worden <strong>und</strong><br />
wäre sie ebenso miserabel behandelt worden, wären die Probleme sicher nicht kleiner geworden! Zu viele<br />
Tannen habe ich im Engstand schon absterben sehen <strong>und</strong> zu viele auf schlechten Böden fallen sehen – auf<br />
staunassen Böden regelmäßig mit Flachwurzeln!<br />
Es gibt zB eine felsenfeste Überzeugung fast aller Förster, dass das Wurzelwerk der Tanne voluminöser ist<br />
<strong>und</strong> tiefer verankert als das der Fichte. Diese Überzeugung geht zurück auf eine einzige wissenschaftlich<br />
extrem dilettantisch durchgeführte Untersuchung vom legendären (natürlich naturgemäßen) Prof Köstler<br />
aus dem Jahr 1956. Ich habe ihn selbst noch gekannt. Er war der klassische Ordinarienprofessor, pompös,<br />
autoritär <strong>und</strong> in seinen Augen fehlerlos. Er selbst hat das Ganze auch nur „<strong>Wald</strong>bauliche Beobachtungen<br />
an Wurzelstöcken sturmgeworfener Nadelbäume“ betitelt.<br />
Mittlerweile gibt es eine wesentlich bessere Untersuchung aus der Schweiz, die zum Ergebnis kommt, dass<br />
es unter gleichen Bodenbedingungen zwischen den beiden Baumarten in der Wurzelstärke praktisch<br />
keinen Unterschied gibt. Allerdings muss man anmerken, dass der Stichprobenumfang klein war. Dieter<br />
Bolkenius. Wurzelausbildung älterer Fichten <strong>und</strong> Tannen. AFZ-Der<strong>Wald</strong> (3):124-126, 2003.<br />
Solche Untersuchungen sind natürlich mühsam <strong>und</strong> teuer, aber wenn die Ergebnisse nicht eindeutig<br />
signifikant sind, muss man sich mit starken Meinungen eben zurückhalten.<br />
Eines erscheint offensichtlich: die Forstwissenschaft ist in großen Bereichen keine echte<br />
Naturwissenschaft. Es ist wie in der Psychologie. Vieles ist sehr komplex <strong>und</strong> nur schwer einer harten<br />
wissenschaftlichen Analyse zugänglich.<br />
Dieser Umstand wird, wie in der Psychologie, von fantasievollen Schwätzern genutzt, um sich mit<br />
schillernden Theorien in den Vordergr<strong>und</strong> zu schummeln.<br />
39
Zusammenfassung Teil II<br />
Der Bucheneinschnitt in Deutschland beträgt r<strong>und</strong> 1/10 von<br />
dem der Fi<br />
In der BaySF wurde 2009 gemessen am Vorrat nur 1/10<br />
soviel Bu eingeschlagen wie Fi<br />
Die Buchenwirtschaft hat im Vergleich zur Fichtenwirtschaft<br />
zahlreiche zum Teil erhebliche Nachteile – von der<br />
technischen Verarbeitbarkeit bis zur Wuchskraft <strong>und</strong> dem<br />
Holzwert<br />
Diese Nachteile summieren sich im Endeffekt so gewaltig,<br />
dass eine reine Buchenwirtschaft vermutlich nur ¼ bis ½ der<br />
Rendite eines Fichtenbetriebs bringt.<br />
Kernfrage: Wie konnte es so weit kommen, dass die<br />
Öffentlichkeit überzeugt ist <strong>und</strong> viele <strong>Wald</strong>besitzer ebenso,<br />
dass der Buche zumindest als wesentliche Mischbaumart die<br />
Zukunft gehört? 40<br />
Das beschäftigt uns nun in Teil III – vorher aber noch eine Klarstellung<br />
Klarstellung<br />
Ich möchte die Buche nicht verteufeln <strong>und</strong> die<br />
Fichte nicht glorifizieren. Verfolgt man aber<br />
viele der Veröffentlichungen der sog.<br />
Forstexperten, wird man gezwungen die<br />
Verhältnisse zurecht zu rücken.<br />
Ich bin für die Buche als im Wesentlichen<br />
dienende Baumart. Sie sollte 10 – max 30%, je<br />
nach Standort, nicht überschreiten. Es wird<br />
aber schwer werden, sie im Zaum zu halten.<br />
Dies bedarf laufender aufwändiger Kontrolle<br />
<strong>und</strong> Pflege.<br />
Der legendäre <strong>Wald</strong>bauexperte Rebel, einer der Vorväter der ANW, der ein Fre<strong>und</strong> meines Großvaters war,<br />
hat schriftlich hinterlassen, dass man in Dietramszell keinesfalls mehr als 15% Buche tolerieren dürfe!!!<br />
41
III. <strong>Jagd</strong> <strong>und</strong> <strong>Wald</strong> leiden beide<br />
unter den deutschen Natur- <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>rettern<br />
Caspar David Friedrich, Der einsame Baum, 1822<br />
Am Ursprung des Unheils liegt die deutsche Tendenz zur Romantik <strong>und</strong> ein übertriebener Respekt vor der<br />
Obrigkeit, der von dieser schamlos ausgenutzt wird. Ihr Ziel: die Schaffung eines urwaldähnlichen<br />
Nutzwaldes – zum großen Teil ein Widerspruch in sich selbst.<br />
Wir brauchen einen <strong>Wald</strong>, der die gesellschaftlichen Anforderungen erfüllt <strong>und</strong> Rendite abwirft <strong>und</strong> der<br />
nicht mehr, als es dem durchschnittlichen <strong>Wald</strong>besitzer zeitlich möglich ist, gepflegt werden muss. Der sog.<br />
Dauerwald fällt deshalb als Möglichkeit für die Masse der <strong>Wald</strong>besitzer aus. Das können vielleicht die<br />
wenigen ANW-Mitglieder leisten, deren Begeisterung für den <strong>Wald</strong> weit überdurchschnittlich ist.<br />
Außerdem wird immer diskutiert, ob der Dauerwald von Naturschutzseite überhaupt gewünscht wird. Es<br />
geraten dabei lichtliebende Pflanzen ins Hintertreffen, was ein Absinken der Biodiversität (was immer das<br />
genau bedeuten mag) zur Folge hätte.<br />
42
Gängige Missverständnisse der Natur- <strong>und</strong><br />
Umweltschutzbewegung in Bayern<br />
Evolution = Statik – aber in<br />
Wirklichkeit ist die Evolution<br />
enorm dynamisch<br />
Tropen ≠ Gemäßigte Zone<br />
Von zahlreichen konzeptuellen Fehlern der Artenschutzbewegung will ich nur einige herausgreifen:<br />
Wer die Evolution für statisch hält, hat einiges missverstanden. ZB dass die Anpassung der Baumarten an<br />
die momentane Erwärmung in unseren Tagen schon läuft. Von Abermilliarden Samen, die im <strong>Wald</strong>boden<br />
versuchen, einen Platz an der Sonne zu ergattern, werden diejenigen, die es wärmer mögen <strong>und</strong><br />
verkraften, leichter empor kommen. Schon in der kommenden Generation wird der Genpool der<br />
Pflanzenarten anders aussehen als noch vor 20 Jahren.<br />
Auch muss verstanden werden, dass die Sorge der ersten Alarmschläger in Rio 1992 nicht den wenigen<br />
Arten in Europa galt. Sie sorgten sich um die artenreicheren Gegenden der Tropen <strong>und</strong> Subtropen. Ein<br />
Beispiel mag genügen: An einem einzigen Baum im Amazonas kommen mehr Ameisenarten vor als in ganz<br />
England.<br />
In diesen Gegenden spielt die Musik, nicht bei uns hier. Wären wir wirklich am Artenschutz interessiert,<br />
müssten wir uns dort engagieren, wo man mit unseren Naturschutzgeldern wirklich noch was erreichen<br />
kann. Wo es zahllose Endemiten gibt <strong>und</strong> nicht wie bei uns zahllose Arten, die über den ganzen<br />
Doppelkontinent verbreitet sind. In unserem Fall wird es in der Mehrzahl der Fälle immer lokale<br />
Extinktionen geben, keine globalen.<br />
Die Befürchtung, dass die moderne Forstwirtschaft den Artenreichtum in Deutschland gefährden könnte,<br />
beruht ausschließlich auf völlig unf<strong>und</strong>ierten Spekulationen.<br />
Wenn man natürlich bei jeder Art, deren Häufigkeit lokal zurückgeht gleich den Ausnahmezustand erklärt,<br />
gibt es viel zu lamentieren. Insbesondere, wenn man über Zunahmen von Arten oder Populationen nicht<br />
spricht bzw sie sogar ausdrücklich als gefährlich für die restliche Biosphäre ablehnt. Neophyten <strong>und</strong><br />
Neozooen sind bekanntlich ganz gefährliche Wesen, die in unserem aufgeräumten Deutschland nichts<br />
verloren haben.<br />
Die Geisteshaltung hinter sochen Einstellungen möchte ich hier nicht weiter besprechen.<br />
Nachweislich ausgestorben sind kaum Arten in Europa – von den Säugern in geschichtlicher Zeit nur der<br />
Auerochse <strong>und</strong> der lebt in Abermillionen Individuen in unseren Hausrindern weltweit weiter. Es gibt auch<br />
nur einen Vogel, den flugunfähigen Riesenalk. Mehr darüber gleich.<br />
Jetzt zur Rolle der Forstpartie im bayerischen Naturschutz:<br />
43
Vorsitzende des B<strong>und</strong> Naturschutz<br />
in Bayern 1913 – 2011<br />
Die Forstpartie <strong>und</strong> der Naturschutz: fast eine Liebesbeziehung<br />
• 1913 Gründung 1. Vorsitz Karl Frhr v. Tubeuf, Forstwissenschaftler<br />
• 1934 Theodor Künkele, Förster<br />
• 1935 - 1936 Eduard von Reuter Staatsrat<br />
• 1939 – 1945 Dr Hans Hohenesser Buchdruckereibesitzer<br />
• 1945 Dr Hans Walter Frickhinger Biologe<br />
• 1955 Dr Eduard Brenner Prof?<br />
• 1958 bis 1963 war Alwin Seifert, Landschaftsarchitekt (selbsternannt)<br />
• 1966 bis 69 Dr. Johann Mang, Regierungspräsident von Oberbayern,<br />
• 1969 – 2002 Hubert Weinzierl, Förster<br />
• 2002 – 2011 plus? Hubert Weiger, Förster<br />
4 Förster <strong>und</strong> nur 1 Biologe!<br />
Das erklärt teilweise die mangelnde biologische Professionalität <strong>und</strong><br />
führte sicher auch zu romantischer Verklärung im <strong>Wald</strong>bau. 44<br />
Der Gründer war Förster, der zweite Vorsitzende ebenso <strong>und</strong> die letzten 40 Jahre wurde der BN (der<br />
bayerische Zweig des BUND) von Förstern geführt. In 100 Jahren gab es nur einen Biologen als<br />
Vorsitzenden. Übrigens, die Lücken in der Reihe der Vorsitzenden konnte ich auch durch Studium der<br />
Autobiografie des BN nicht schließen.<br />
Um auch die in ihren Augen völlig verstaubte <strong>und</strong> unökologische <strong>Jagd</strong>ausübung modernisieren zu können,<br />
gründeten Naturschützer (Horst Stern) <strong>und</strong> Förster 1989 den ÖJV. Vorstand: Plochmann<br />
(Forstwissenschaftler), Rothenhan (<strong>Wald</strong>besitzer), Sleik (Berufsjäger) – Im Hintergr<strong>und</strong> agierten<br />
Forstdirektoren wie Meister, Sperber, Kornprobst, .. Alles staatliche Forstbeamte mit einer Mission: den<br />
<strong>Wald</strong> zu retten.
Kurz zum <strong>Wald</strong>sterben:<br />
Mitgliederzahlen <strong>und</strong> Rettungsmaßnahmen<br />
• Der BN Bayern hat gut 170.00 Mitglieder<br />
• Der BJV ca 45.000<br />
• Entsprechend sind die politischen Kräfteverhältnisse<br />
• Entsprechend sind auch die gesellschaftlichen Kosten in<br />
Form von „Rettungsmaßnahmen“ für <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> Natur:<br />
<strong>Wald</strong>sterben<br />
FFH/Biodiversität<br />
Klimawandel<br />
45
Das so genannte „<strong>Wald</strong>sterben“<br />
–Von Anfang bis Ende eine Zeitungsente<br />
(zB Spiegel-Titel 1981: Der <strong>Wald</strong> stirbt)<br />
– Forschungsausgaben von ca 1982 – 2000<br />
= 800 Mio DM<br />
Gott sei Dank, so hofft man, nicht alles<br />
umsonst<br />
Ende gut, (fast) alles gut? SO2 stark<br />
reduziert – das hilft den historischen<br />
Gebäuden <strong>und</strong> vielleicht unserer<br />
Ges<strong>und</strong>heit aber sicher nicht nachweisbar<br />
dem <strong>Wald</strong> – der wuchs in der ganzen Zeit<br />
des <strong>Wald</strong>sterbens besser denn je<br />
zuvor(Spieker)!<br />
Immer noch Weltretter unterwegs – in Freising <strong>und</strong> anderswo. ZB die Professoren Schütt <strong>und</strong> Grassl sind<br />
immer noch überzeugt, dass ihr Wirken dem <strong>Wald</strong> geholfen hat – <strong>und</strong> das, obwohl der <strong>Wald</strong> in dieser Zeit<br />
nachweisbar weltweit besser gewachsen ist als vorher (Spieker).<br />
Einer selig vor sich hindösenden Forscherclique plötzlich Millionen an Forschungsgeldern zur Verfügung zu<br />
stellen ist sehr riskant. Es wäre interessant zu wissen, was damit genau erreicht wurde.<br />
Es steht zu befürchten, dass es bei der Klimaforschung nicht viel anders läuft:<br />
1. Ein paar Wissenschaftler prognostizieren den Weltuntergang<br />
2. Viele Journalisten sind begeistert über die geschenkte Auflagenvergrößerung<br />
3. Politiker finden schnell Wege, wie man die Untergangsstimmung zum Stimmenfang benutzen kann –<br />
Gr<strong>und</strong>prinzip aller westlichen Demokratien: Geschenke an die Wähler verteilen. Das größte Geschenk:<br />
Rettung des Lebens vor fürchterlichen Bedrohungen wie <strong>Wald</strong>sterben, Luftverschmutzung, Klimaänderung,<br />
Biodiversitätsverluste etc. Dazu muss der Geldhahn geöffnet werden<br />
4. Das gefällt in erster Linie den betroffenen Wissenschaftlern<br />
5. Langsam aber sicher treibt dieser Automatismus die betroffenen Staaten (<strong>und</strong>, was man nicht vergessen<br />
darf: auch ihre Bürger) in den Ruin!<br />
46
Artensterben<br />
Flora Fauna Habitat – Vogelschutz - Natura 2000<br />
1,9 Mio ha von 11,1 Mio Gesamtwald sind in<br />
Deutschland FFH-Gebiet (17%)<br />
Die Folge- Kosten sind, solange es die Gutachten der<br />
einzelnen Flächen nicht gibt, nicht feststellbar.<br />
Wir mussten alle unterschrieben, ohne die<br />
Konsequenzen zu kennen! Herr Weiger sprach von<br />
enormen Zuschüssen von der EU, die man für die<br />
Flächen bekäme. Da habe ich so meine Zweifel.<br />
Kosten/Nutzen-Rechnung muss katastrophal sein, da<br />
in 100 Jahren praktisch kein Unterschied zwischen<br />
FFH-Flächen <strong>und</strong> vergleichbaren Nicht-FFH-Flächen<br />
feststellbar sein wird.<br />
Handelt es sich vielleicht um ein<br />
Arbeitsbeschaffungsprogramm für Förster,<br />
Landschaftsarchitekten etc.?<br />
47<br />
Vielleicht werden die 17% eines Tages praktisch ganz unter Naturschutz gestellt. Niemand weiß es?<br />
Sicher ist aber, dass zunächst die Erfassungsgutachten <strong>und</strong> dann im 2-jährigen Rhythmus Kontrollgutachten<br />
erstellt werden müssen. Für die <strong>Wald</strong>besitzer wird es viel Ärger geben <strong>und</strong> für die unproduktiven<br />
Ökoberufe viele, viele Jobs. Kann sich die Gesellschaft das leisten?<br />
Schutz der Biodiversität<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: je größer die Umwelt-Diversität <strong>und</strong><br />
je lebensfre<strong>und</strong>licher die Umwelt, desto größer die<br />
Biodiversität – daher Tropen > gemäßigte Zone<br />
Naturschutz in der Dritten Welt, wo riesige Urwälder<br />
mit rasender Geschwindigkeit vernichtet werden,<br />
macht es (vermutlich) Sinn – ganz eindeutig ist nicht<br />
einmal das.<br />
In unseren Breiten wächst die <strong>Wald</strong>fläche jährlich, die<br />
Biodiversität ist viel geringer als in den Tropen, es gibt<br />
kaum Endemiten <strong>und</strong> einen riesigen Doppelkontinent<br />
Mit dem Geld, mit dem in Deutschland eine nicht<br />
gefährdete Natur geschützt wird, könnte man in den<br />
Tropen wirklich etwas bewirken – bei uns ist es nur eine<br />
Alibiveranstaltung von Gutmenschen <strong>und</strong> eine weitere<br />
Möglichkeit zum Ausbau der Bürokratie <strong>und</strong> zur<br />
Kontrolle der Bürger<br />
48<br />
Bewirtschaftete Wälder (besonders Mischwälder) sind biologisch diverser als unbewirtschaftete.
Wohlgemerkt: ich bin nicht gr<strong>und</strong>sätzlich gegen Naturschutz aber gegen das Schüren von Hysterien.<br />
Selbstverständlich macht es Sinn, Feuchtflächen zu erhalten <strong>und</strong> andere Sonderbiotope ebenfalls. Aber<br />
einfach 17% der Wälder „schützen“, wie auch immer, macht wenig Sinn <strong>und</strong> kostet viel Geld. Vor allen<br />
Dingen kommt es vermutlich noch viel schlimmer.
Aussterberaten Säuger <strong>und</strong> Vögel<br />
1756 - 2000<br />
Microtus bavaricus – Bay.Kurzohrwühlmaus (2004 in Tirol gefangen – rein formal ist sie damit bei uns<br />
immer noch ausgestorben)<br />
Auerochs, Wisent, <strong>Wild</strong>pferd, Bär, Wolf, Luchs wurden vom Menschen in Westeuropa bewusst <strong>und</strong> gezielt<br />
ausgerottet – alle existieren aber im Nord-Osten <strong>und</strong> Osten des Doppelkontinents weiter. Sie sind also nur<br />
lokal ausgestorben. Global ist nur der Auerochse untergegangen, der dafür aber genetisch in Millionen<br />
Rindern überlebt hat. Lokales Aussterben ist der normalste, dauernd stattfindende Prozess in der<br />
Evolution. Die Naturschützer wollen Panik schüren, indem sie diesen Unterschied nie erklären.<br />
Das große, globale Sterben hat (in Europa) noch nicht stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> findet auch nicht statt. Heftig<br />
gewütet haben die europäischen Entdecker <strong>und</strong> Händler auf Inseln. Paradebeispiel der hier abgebildete<br />
Dodo oder Dronte. Den flugunfähigen Vogel haben die Insel Mauritius passierende Seeleute als einfach zu<br />
beschaffende <strong>und</strong> vermutlich gut schmeckende Proteinquelle massenhaft verspeist.<br />
Die Zahlen in der Grafik sind vielleicht nicht mehr ganz aktuell, aber der offensichtliche Trend nach unten<br />
sagt allein schon viel aus. Über alle Artengruppen sind von 1600 bis 1983 nachweislich weltweit nur 724<br />
Arten ausgestorben – davon 351 Inselarten.<br />
Ein bedrohliches Massensterben auf den großen Kontinenten lässt sich daraus nicht ablesen. Dazu muss<br />
man unbekannte Arten <strong>und</strong> mehr oder minder hypothetische Ursachen einbeziehen. Hauptursache:<br />
<strong>Wald</strong>schw<strong>und</strong> in den Tropen <strong>und</strong> Subtropen. Aber auch da gibt es gut dokumentierte Beispiele, wo das<br />
große Sterben nicht stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />
Vom atlantischen Urwald in Brasilien, der artenreicher als das Amazonstiefland ist, sind seit dem 19. Jhdt<br />
über 90% von ursprünglich mehr als 1 Mio qkm abgeholzt worden – bis vor 10-15 Jahren ging man davon<br />
aus, dass 5-10 Vogelarten <strong>und</strong> ein paar Schmetterlingsarten in der Folge der Abholzungen ausgestorben<br />
sind. Die meisten sind aber in den letzten Jahren wieder aufgef<strong>und</strong>en worden. Sodass trotz horrenden<br />
<strong>Wald</strong>verlusts – es stehen nur noch einzelne Inseln unterschiedlicher Größe – praktisch zumindest vorerst<br />
kein Artensterben eingesetzt hat.<br />
Die Propagandisten der Untergangsszenarien (<strong>Wald</strong>sterben-Artensterben-Globale Erwärmung) verfahren<br />
nach dem selben Prinzip, um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu erreichen: scare them to death<br />
– jage ihnen Todesangst ein!<br />
49
Das funktioniert immer noch, aber es ist in meinen Augen eine Schande für alle aufgeklärten Bürger. In<br />
Deutschland findet ganz sicher kein Massensterben statt <strong>und</strong> dieses ist auch nicht zu erwarten, trotzdem<br />
entwickelt sich der Naturschutz (behördlich <strong>und</strong> verbandsmäßig) zum gigantischen Geldvernichter <strong>und</strong> zur<br />
größten Fortschrittsbremse. Und das alles mit gezinkten Zahlen <strong>und</strong> vielen Lügen. Wenn schon viel Geld<br />
ausgeben, dann wenigstens dort, wo Aussterben ein Thema sein könnte, nämlich in Inselgebieten <strong>und</strong><br />
tropischen Gebirgs- Urwäldern, eben dort, wo es viele Endemiten gibt. Arten, die es nur dort <strong>und</strong> meist in<br />
kleinen Populationen gibt. Dort könnte man mit dem bei uns verschleuderten Geld viel für die<br />
Biodiversität tun. zB waren ca 30% aller bekannten ausgestorbenen Arten auf Hawaii angesiedelt.<br />
In unseren Breiten ist mittlerweile jede größere Forstverwaltung in einem beängstigenden Umfang mit<br />
Naturschutzauflagen beschäftigt. Jeder Politiker spricht von der Verschlankung der Behörden, von<br />
Steuervereinfachung etc. Jedes neue Gesetz, jede Verordnung, jede Dienstanweisung aus Brüssel hat<br />
allerdings die gegenläufige Wirkung. Fast alles wird nur noch komplizierter, noch unsinniger, noch<br />
aufwändiger. Und nahezu jede Maßnahme bewirkt eine Machtzunahme <strong>und</strong> ein Wachstum der Behörden<br />
<strong>und</strong> anderer unproduktiver Arbeitsplätze.<br />
Dabei ist es ganz einfach: Biodiversität ist eine Funktion der Diversität der Umwelt. Im <strong>Wald</strong> ist die<br />
Diversität seit Jahrh<strong>und</strong>erten gegeben <strong>und</strong> höchstens erhöht, keinesfalls verringert. In der Landwirtschaft<br />
schaut es ganz anders aus: eine erschreckende Tendenz zur Homogenisierung der Flächen (s. Maisanbau).<br />
Das ist kein Vorwurf an die Landwirte, diese können nichts dafür – es liegt an der zentralen Steuerung in<br />
Brüssel durch Subventionen!
Klarstellung zum Thema Naturschutz<br />
Ich möchte nicht missverstanden werden:<br />
1. Ich habe gr<strong>und</strong>sätzlich nichts gegen Natur<strong>und</strong><br />
Artenschutz – Feuchtgebiete,<br />
<strong>Wild</strong>nisgebiete, Sonderbiotope,<br />
Flaggschiffarten etc. gehören geschützt<br />
2. Aber dafür das Eigentumsrecht massiv<br />
einzuschränken <strong>und</strong> gigantomanische<br />
Schutzverwaltungen aufzuziehen ist sicher<br />
nicht zielführend.<br />
1. Ich lasse bei mir jeden nur möglichen Biotopbaum stehen, ich bewirtschafte landschaftlich<br />
besonders reizvolle Flächen sehr extensiv – das ist alles selbstverständlich. Wohl die meisten<br />
<strong>Wald</strong>besitzer würden ohne jeden Druck so handeln. Dazu hätte man nur etwas Aufklärung<br />
betreiben müssen. Sowohl Zuckerbrot (finanzielle Förderung) als auch Peitsche (Strafkataloge bei<br />
Nichtbefolgung der Auflagen) wären überflüssig gewesen.<br />
2. Es scheint jetzt im Gespräch zu sein (<strong>Wald</strong>strategie 2020), dass man ein absolutes<br />
Bewirtschaftungsverbot auf 5% der <strong>Wald</strong>fläche Deutschlands erreichen will. Biodiversitätszentren<br />
(sprich zB Altbestände) sollen aus der Nutzung genommen werden. Insgesamt läuft das dann auf<br />
10% der <strong>Wald</strong>fläche hinaus. Und das obwohl das B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz feststellte, dass die<br />
Forstwirtschaft in Bezug auf Artenvielfalt <strong>und</strong> Landschaftsqualität bereits 81% der Zielzustandes<br />
erreicht hat (Der Bay.<strong>Wald</strong>brief 1/2011).<br />
Jetzt aber kurz zum neuesten Untergangsthema:<br />
50
Hohenpeissenberg<br />
1850 – 2002<br />
+ 0,8 Grad / 100 J<br />
Kampf gegen den Klimawandel<br />
Hohenpeissenberg<br />
1780 – 1860<br />
- 0,7 Grad /100 J<br />
Ich zeige Ihnen diese Grafiken weil sie aus einer der ältesten Klimastation Deutschlands (Peissenberg) mit<br />
den längsten Temperaturreihen stammen. Sie zeigen zweierlei: ab 1850 stieg die Temperatur um 0,8 Grad,<br />
aber von 1780 bis 1850 war sie um 0,7 Grad gefallen.<br />
Das sind wohl relativ „saubere“ Daten, aber selbst die mussten „harmonisiert“ werden, um für sich mit der<br />
Zeit ändernde Messinstrumente zu korrigieren!<br />
Nachdem es in unseren Breiten im Winter eher kälter wird (wie wir alle aus der Zeitung wissen, haben die<br />
Experten vom IPCC plötzlich, als jeder erkannte, dass es kälter geworden war, gemerkt, dass sie das<br />
erwartet hatten – sie hatten aber vergessen es den Leuten zu erzählen) <strong>und</strong> die Niederschläge nicht<br />
abzunehmen scheinen, ist es fraglich, inwieweit die Erwärmung für unsere Forstwirtschaft irgendeine<br />
Bedrohung darstellt.<br />
Der Haupt-Einflüsterer, was die Klimahysterie angeht, scheint in Freising Prof Grassl zu sein. Es handelt sich<br />
um denselben Grassl, der schon in den 80er Jahren den <strong>Wald</strong> unwiederbringlich sterben sah – da bleibt<br />
einem wahrlich die Spucke weg.<br />
51
Niederschlagssummen Deutschland<br />
Sommer (rot) <strong>und</strong> Winter (blau)<br />
1901 - 2007<br />
Kein Hinweis auf einen Rückgang der Niederschläge<br />
zu erkennen, wie er gern vorhergesagt wird, um die<br />
Zukunft der Fichte infrage zu stellen.<br />
Vielleicht gibt es bedeutsame regionale Unterschiede, vielleicht gibt es tatsächlich Flächen, bei denen die<br />
Niederschläge seutlich zurückgehen, aber die können nicht in der Überzahl sein.<br />
52
Temperatur, Niederschläge, Kriege etc<br />
400 v.Chr. – 2000 n.Chr.<br />
Regen<br />
April<br />
Mai<br />
Juni<br />
Temp<br />
Juni<br />
Juli<br />
August<br />
Das ist eine interessante Grafik. Sie verbindet Temperatur- <strong>und</strong> Niederschlagsschwankungen mit sozialen<br />
<strong>und</strong> politischen Turbulenzen. Es ist unschwer zu erkennen, dass Kälteperioden für die Menschen in Europa<br />
viel schwerer zu bewältigen waren als Wärmeperioden. Kriege <strong>und</strong> große Wanderbewegungen finden<br />
immer in Kälteperioden statt.<br />
Fig. 4Reconstructed AMJ precipitation totals (top) and JJA temperature anomalies (bottom) with respect to<br />
the 1901–2000 period. Error bars are ±1 RMSE of the calibration periods. Black lines show independent<br />
precipitation and temperature reconstructions from Germany (19) and Switzerland (18). Bold lines are 60year<br />
low-pass filters. Periods of demographic expansion, economic prosperity, and societal stability are<br />
noted, as are periods of political turmoil, cultural change, and population instability.<br />
Unschwer erkennt man, dass in der Vergangenheit Kälteperioden viel größere Probleme (erkennbar an den<br />
politischen Umwälzungen) bereitet haben als Warmzeiten.<br />
Ulf Büntgen et al. Science 4 February 2011: Vol. 331 no. 6017 pp. 578-582<br />
53
Klimawandel <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
So sicher wie Freisinger Forstwissenschaftler um 1985<br />
wussten, dass ein <strong>Wald</strong>sterben bevorstehe, so sicher wissen<br />
sie heute, dass es einen katastrophalen Klimawandel geben<br />
wird, den die Fichte nur in wenigen Regionen Deutschlands<br />
überleben kann.<br />
Sie wissen auch schon, wie wir als <strong>Wald</strong>besitzer dagegen<br />
halten können: Bu fördern, Fi reduzieren – genau das<br />
passiert aber, wie wir vorhin gesehen haben, schon von<br />
alleine.<br />
Zudem kann niemand guten Gewissens behaupten , dass die<br />
Fi wärmeres Klima schlechter übersteht als die Bu (trotz<br />
Klimahüllen) <strong>und</strong> niemand weiß, ob die Klimaveränderung<br />
so dramatisch wird wie prognostiziert.<br />
Und niemand weiß, wie schnell die Baumarten reagieren<br />
werden.<br />
54<br />
Die Ökologischen Optima unserer Hauptbaumarten sind unsicher – insbesondere wissen wir über die<br />
Fichte sehr wenig. Die Fichte, die wir kennen, ist in der Mehrheit ein durch forstliche Fehlbehandlungen<br />
geschaffener Krüppel. Dieser wird mit meist natürlich verjüngten Buchen <strong>und</strong> Tannen verglichen. Ein<br />
wissenschaftlicher Hohn!<br />
Dazu kommt noch, dass die biologischen Anpassungsgeschwindigkeiten der Organismen von Nicht-<br />
Biologen fast immer unterschätzt werden – wie eben schon besprochen.<br />
s. Zugvögel, 1810 Eidechsen u Prädatoren, s. NATURE | VOL 416 | 28 MARCH 200
Anzahl Naturkatastrophen<br />
1950 - 2006<br />
Auch die Stürme nehmen zu! Selbstverständlich ist das ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Abkehr von der Fichte.<br />
Wie wir alle wissen, ist sie ja viel anfälliger für alle Arten von Kalamitäten.<br />
Aber 1. ist die Sache mit der Zunahme so einfach nicht u.<br />
2. ist, wie wir gleich sehen werden, Fi nicht gleich Fi!<br />
Die Daten für diese Grafik stammen von der Münchner Rück. Diese hat einerseits ein wirtschaftliches<br />
Interesse an Schreckensszenarien, da dann die Leute bereitwillig höhere Versicherungsprämien bezahlen<br />
<strong>und</strong> außerdem werden heute Schäden auf der Welt wie selbstverständlich sofort überall bekannt. Vor der<br />
Zeit moderner Kommunikationsmittel blieben manche Großereignisse im Dunkeln. Es sieht insgesamt<br />
schon so aus, als ob es eine Zunahme gegeben hätte.<br />
55
Auswirkungen der <strong>Wald</strong>romantik<br />
auf die <strong>Jagd</strong> in Bayern<br />
1. <strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong><br />
2. Laufend steigende Abschusszahlen<br />
<strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong> wird von der Behörde als Garant unseres Reviersystems gesehen! Biologisch richtig wäre<br />
trotzdem <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong>. Es ist die Frage inwiefern Sprachregelungen – obwohl in unserem politischkorrektem<br />
System sehr beliebt – zur Sache irgendetwas beitragen. Trotzdem muss man zugeben, dass eine<br />
eventuelle Klage gegen das Reviersystem wohl geringere Chancen hat, wenn die Regelung „<strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong>“<br />
besteht. Wenn die Regelung allerdings zur Aufgabe der <strong>Jagd</strong>tradition <strong>und</strong> -ethik <strong>und</strong> zum totalen „Feuer<br />
frei“ auf alles Schalenwild führt, dann sieht alles wieder anders aus. Leider geht der Zug unzweifelhaft in<br />
diese Richtung – allerdings nicht nur wegen der Formel „<strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong>“. Da sehe ich die Verantwortung<br />
schon mehr beim natur- <strong>und</strong> waldrettenden deutschen Gutmenschentum. Darauf kommen wir noch<br />
zurück.<br />
56
Rehwildstrecke Bayern 1958 bis 2010<br />
Die Zunahme bis heute auf über 250.000 bzw in den letzten Jahren auf 300T ist einerseits durch erhöhte<br />
Bejagung <strong>und</strong> andererseits durch die wesentlich verbesserten Lebensbedingungen für das <strong>Wild</strong> in der<br />
Folge der zahlreichen Kalamitäten seit Wiebke 1990 zu erklären.<br />
Naturschützer argumentieren manchmal, die Abschusshöhe sei das beste Maß für die <strong>Wild</strong>dichte, <strong>und</strong><br />
folgern dann, dass die <strong>Wild</strong>dichte parallel zur Abschusshöhe angestiegen sei <strong>und</strong> wir daher heute die<br />
höchste Rehwilddichte aller Zeiten hätten.<br />
Ich gebe zu, die Lebensbedingungen im <strong>Wald</strong> haben sich für die Rehe entscheidend verbessert, aber<br />
gleichzeitig hat sich der <strong>Jagd</strong>druck enorm erhöht.<br />
57
Auswirkungen der <strong>Wald</strong>romantik<br />
auf die <strong>Jagd</strong> in Bayern<br />
1. <strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong><br />
2. Laufend steigende Abschusszahlen<br />
3. <strong>Jagd</strong>methoden: Kirrung u. Drückjagd<br />
4. Eigenbewirtschaftung der Genossenschaften<br />
5. Klagerecht auf <strong>Wild</strong>reduktion<br />
(Hinterstoisser)<br />
6. Ende der Trophäenhege <strong>und</strong> der<br />
Waidgerechtigkeit<br />
3. Kirrung halte ich für absolutes Gift, wenn sie die Naturverjüngung fördern wollen. Drückjagden relativ<br />
ruhig <strong>und</strong> großflächig durchgeführt sind förderlich – gr<strong>und</strong>sätzlich ist Ruhe im Revier (insbesondere im<br />
Winter) <strong>und</strong> ungestörte Nahrungsaufnahme unbedingt geboten<br />
4. Gegen die Eigenbewirtschaftung wäre nichts zu sagen, wenn sie nicht zur Reduktion der Reviergrößen<br />
führen würde <strong>und</strong> zu einem Rückgang der jagdlichen Professionalität. Einfach ballern kann bald mal<br />
jemand, aber ökosystemgerecht jagen können nur wenige. Kleine Reviere <strong>und</strong> kurze Pachtzeiten sind das<br />
Ende eines geregelten <strong>Jagd</strong>betriebes – das geht dann eher in die Richtung Ungezieferbekämpfung.<br />
5. Das Klagerecht eines einzelnen <strong>Jagd</strong>genossen in einem Gemeindejagdrevier entspricht in etwa einem<br />
Klagerecht auf rechte Politik wenn man rechts gewählt hatte, aber mehrheitlich links gewählt wurde. Die<br />
Wahl eines <strong>Jagd</strong>pächters läuft nach demokratischen Prinzipien ab. Wenn man in der Wahl mit seiner<br />
Vorstellung unterliegt, ist das eine Wahlniederlage, wie sie auf jeder Stufe der Demokratie dauernd<br />
vorkommt.<br />
6. Es mag vieles an der traditionellen <strong>Jagd</strong>kultur für Außenstehende seltsam anmuten, <strong>und</strong> es mag auch<br />
einiges tatsächlich widersinnig sein – aber das ist kein Gr<strong>und</strong> es abzuschaffen, solange es nicht ökosystemun-gerecht<br />
ist. Der Hinweis, Fütterung sei dem <strong>Wald</strong>bau abträglich, zieht nur, wenn das wirklich<br />
nachgewiesen worden ist – <strong>und</strong> zwar für artgerechte Fütterung. Nur der Verweis auf durch Fütterung<br />
zusätzlich steigende <strong>Wild</strong>bestände zieht nicht. Warum soll nicht ein Eigentümer oder eine Genossenschaft<br />
mehr <strong>Wild</strong> tolerieren, wenn sie dafür eine höhere Pacht erzielen <strong>und</strong> trotzdem eine vernünftige<br />
Forstwirtschaft betreiben können. Vielfalt ist auf allen Ebenen positiv – von der Florenvielfalt bis zur<br />
Bewirtschaftungsvielfalt. Alles über einen Kamm scheren zu wollen, ist eine berüchtigte Schwäche aller<br />
zentralen Machteliten.<br />
58
Mögliche Auswirkungen<br />
auf die <strong>Jagd</strong> in Bayern<br />
1. <strong>Jagd</strong>methoden: Schrotschuss auf Rehe, Nachtjagd mit<br />
Restlichtverstärkern, revierübergreifende Drückjagden.<br />
2. Fütterungsverbot<br />
3. Keine <strong>Jagd</strong> auf Nicht-Schalenwild<br />
4. Revierweises Vegetationsgutachten, Weiserzäune<br />
5. Kleinere Pachtflächen<br />
6. Kürzung der Pachtzeiten<br />
7. Rehbock im Winter<br />
8. Fallwild nicht auf Streckenliste …..<br />
9. Ersatzvornahme bei Nichterfüllung des Abschusses (zB<br />
Ammer 2010)<br />
10. Sanktionen bei Nichterfüllung (Ammer 2010)<br />
1. Der Schrotschuss auf Rehe wird immer wieder gefordert. Es ist als befände man sich im Krieg gg die<br />
radikalen <strong>Wald</strong>feinde, die Taliban unserer Mischwälder <strong>und</strong> der Schrotschuss ist sozusagen die<br />
letzte Waffe, nachdem alle anderen versagt haben. Es wäre gut, wenn sich die Tierschützer nur<br />
einmal auf die Seite der Jäger stellen würden – auch wenn‘s schwer fällt. Der Schrotschuss auf Rehe<br />
ist nämlich ein Fall für den Tierschutz. Wg revierübegreifenden Saujagden hat PETA Min. Brunner<br />
allerdings angezeigt.<br />
2. Andreas König ist ein <strong>Wild</strong>biologe in Weihenstephan. Im Münchner Merkur hat er am 13.Januar<br />
seine „wissenschaftliche“ Meinung zur <strong>Wild</strong>fütterung verkündet. Sie ist sinnvoll im März, April „um<br />
die Art zu erhalten“. Um das Rehwild auszurotten, müsste man es schon vergiften. Außerdem<br />
schlägt er die Schaffung von <strong>Wild</strong>ruhezonen im Winter vor. Sicher ehrenwert, aber in vielen<br />
Regionen im Süden zumindest einigermaßen unrealistisch. Außerdem ist Fütterung – „natürlich“<br />
möchte man anfügen - schlecht, da sie die natürliche Selektion der Ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Schwachen<br />
aushebelt. Der Autor offenbart sich damit als Ökoträumer, der in einer 1000-jährigen<br />
Kulturlandschaft zurück zur Natur will.<br />
3. Kein Abschuss von Prädatoren – damit stehen Niederwildjagden vor dem Aus.<br />
4. Noch längere Aufnahmen beim Vegetationsg – mehr Arbeitsplätze an den ÄLFs.<br />
5. Noch mehr Jäger, aber sicher nicht höhere Professionalität<br />
6. Schnelle Pächterwechsel – keine Revierpflege mehr<br />
7. Bedeutet das Ende der Trophäenhege, aber im Prinzip muss man ja nicht mitmachen<br />
8. Bedeutet noch höherer Abschuss<br />
9. Das fordert zB Ammer http://www.corneliabehm.de/cms/default/dok/363/363872.der_wald_braucht_eine_jagdrechtsreform.html<br />
10. Ebenfalls Ammer<br />
59
Auswirkungen des <strong>Wild</strong>verbisses auf Wälder<br />
– jagdrechtliche Folgen.<br />
Vortrag Christian Ammer 03.10.2010<br />
http://www.corneliabehm.de/cms/default/dok/363/363872.der_wald_braucht_eine_jagdrechtsreform.html<br />
60
Wünschenswerte Veränderungen für die <strong>Jagd</strong><br />
1. Schusszeiten: 1. Juni bis 31. Dezember<br />
2. Kirrungsverbot<br />
3. Artgerechtes Fütterungsgebot in Notzeiten<br />
4. Artgerechte Fütterung außerhalb Notzeiten<br />
erlaubt<br />
5. Kein Zuschuss für Zaunbau – aber für Einzelschutz<br />
6. Jährlicher Revierbegang mit Pächter(n),<br />
<strong>Jagd</strong>genossen <strong>und</strong> Forstamt (wichtiger als<br />
Vegetationsgutachten)<br />
7. <strong>Wild</strong>ruhezonen im Winter<br />
1. Die <strong>Jagd</strong> im Mai ist, wie schon erwähnt, Gift für den Verbiss. In dieser Jahreszeit lechzen die Rehe<br />
nach frischem Grün, das es auf den Wiesen reichlich gibt, im <strong>Wald</strong> aber noch nicht. Da sitzen dann<br />
in Bayern am 1.Mai zigtausend Jäger an den Feldrändern <strong>und</strong> schießen auf austretende Rehe. Damit<br />
erziehen sie diese, zumindest bei Büchsenlicht im <strong>Wald</strong> zu bleiben. Was bleibt ihnen anderes als<br />
Pflanzen zu verbeißen.<br />
2. Die landauf, landab übliche Kirrung, obwohl nicht gesetzesgerecht, ist eine Fütterung mit<br />
artungerechtem Futter, dessen Aufnahme bis zur absoluten Dunkelheit mit dem Tode bestraft wird.<br />
Also geht das <strong>Wild</strong> erst ab Mitternacht an die Kirrung – das kann man mit <strong>Wild</strong>kameras beweisen.<br />
Was macht es in der Zwischenzeit? – es verbeißt verstärkt in der Umgebung der Kirrstellen. Dann<br />
schon besser gleich füttern <strong>und</strong> auf der Drückjagd erlegen.<br />
3. In Notzeiten macht es Sinn zu füttern, obwohl die Rehe unter normalen Umständen selbst im<br />
Gebirge auch ohne Futter überleben. Aber wie gesagt, es ist unglaublich, dass sich Gesetzgeber <strong>und</strong><br />
Behörde überall wichtig machen, wo es ohne sie besser ginge.<br />
4. Auch die Fütterung außerhalb der Notzeiten kann man nur als Diktator <strong>und</strong> als <strong>Wald</strong>retter mit<br />
irrationalen Gründen verbieten. Begründung: (a) unnatürlich (als ob es reine Natur in Mitteleuropa<br />
überhaupt noch gäbe). (b) waldschädlich ( das müsste nachgewiesen werden <strong>und</strong> man müsste<br />
Fütterung <strong>und</strong> Eigentumsrecht gegeneinander abwägen).<br />
5. Wer immer dafür verantwortlich war, dass nach Wiebke abertausende Laufmeter Zäune<br />
bezuschusst wurden, gehört nachträglich noch bestraft. Dass Zäune immer noch bezuschusst<br />
werden ist ein Hohn. Zäune sind (a) meist kaputt <strong>und</strong> (b) sie erhöhen nur den Verbißdruck auf den<br />
nicht eingezäunten Flächen.<br />
6. Ein jährlicher Begang der Reviere sollte eine Selbstverständlichkeit sein. So wird der Kontakt<br />
erhalten <strong>und</strong> Verständnis für die Interessen des Vertragspartners geweckt. Vieles wird dann<br />
leichter.<br />
<strong>Wild</strong>ruhezonen im Winter wären ideal, aber zumindest in den Ballungszentren ziemlich<br />
unrealistisch.<br />
61
IV. Die Flut der Gutachten<br />
1. Vegetationsgutachten 1991 – 2009<br />
2. Expertise zum Vegetationsgutachten 2007<br />
3. Arbeitskreis Müller/Knoke 2008<br />
4. Ultimatives Gutachten 2009<br />
5. Das Skandal- oder auch Theßenvitz-Papier<br />
6. Statistische Zahlenspiele mit Abschuss <strong>und</strong><br />
Verbiss von Hothorn u. Müller<br />
Die gewaltigen Schwachpunkte des Vegetationsgutachtens haben fast zu einer Flut von<br />
Verteidigungsschriften von Seiten der Forstwissenschaft geführt. Einiges davon sieht stark noch<br />
Gefälligkeitsgutachten für die Ministerialverwaltung aus. Prof. Knoke, einer der Hauptgutachter, verneinte<br />
das aber in einem Gespräch.<br />
62
Subsidiaritätsprinzip<br />
In anderen Worten:<br />
• Der Staat halte sich überall heraus, wo er nicht dringend<br />
gefragt ist.<br />
• Die Rahmenbedingungen der <strong>Jagd</strong> mögen Sache des<br />
Gesetzgebers sein<br />
• Die Ausführung alleine Sache der Vertragspartner<br />
• Nur bei unlösbaren Konflikten, sollte der Staat (hier die<br />
Untere <strong>Jagd</strong>behörde) eingreifen.<br />
• Die derzeitigen Gesetze sind als Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />
Partnerschaft zwischen Gr<strong>und</strong>eigentümer <strong>und</strong><br />
<strong>Jagd</strong>pächter für <strong>Wald</strong> <strong>und</strong> <strong>Wild</strong> mehr als ausreichend.<br />
Das Subsidiaritätsprinzip ist bei den Gesetzgebern in aller M<strong>und</strong>e, trotzdem versucht man, bis in die<br />
<strong>Wald</strong>ungen hinein alles gesetzlich zu regeln. Das führt aber nur zu unsinnigen Prozessen <strong>und</strong><br />
Staatsverdrossenheit.<br />
1. Ich gehe davon aus, dass unser Eigentumsrecht (incl. Sozialpflichtigkeit) eine ausreichende<br />
Voraussetzung für die freie (im Rahmen der Gesetze) jagdliche Gestaltung von Eigenjagden ist.<br />
2. Genossenschaften wählen ihre Pächter selbst aus <strong>und</strong> können die Verträge so gestalten, dass die<br />
Pächter wenig Spielraum haben. Selbst ein eventueller <strong>Wild</strong>schaden <strong>und</strong> zu geringer Abschuss<br />
reichen zur Vertragskündigung bei entsprechender Vertragsgestaltung aus. Gr<strong>und</strong> für<br />
gesetzgeberische Maßnahmen, wie in der letzten Zeit oft gefordert, kann man nirgends erkennen.<br />
63
Vegetationsgutachten 1991 - 2009<br />
Dieses wurde nach einem gesetzlichen Auftrag gestartet. Es soll den Behörden einen Überblick über den<br />
Zustand der Vegetation in den Hegegemeinschaften ermöglichen. Außerdem sollen die Abschussvorgaben<br />
daraus abgeleitet werden. Und das, obwohl jeder weiß, dass das nicht möglich ist, da es viel weniger<br />
Hegegemeinschaften als <strong>Jagd</strong>reviere gibt.<br />
Schauen wir uns mal die Abschussvorgaben an:<br />
64
Vom Vegetationsgutachten „abgeleitete“ Abschussempfehlung für<br />
die verschiedenen Regierungsbezirke<br />
Wie der Rückgang der Kategorien „Abschuss senken“ u „ -beibehalten“ von 2003 auf 06 u 09 zustande<br />
kommen soll, ist allein schon eine Untersuchung wert. Soll das heißen, die Jäger seien nach 2003 mit dem<br />
Abschuss zurückgegangen? So wird‘s wohl interpretiert. Oder gab es einen Personalwechsel am ÄLF? Das<br />
erscheint mir plausibler. Übrigens in Unterfranken war es ähnlich. Und das alles, obwohl 2002/03 der<br />
Abschuss höher denn je war – aber vielleicht nicht in Oberfranken.<br />
Sei‘s drum, jedenfalls wurde die Methodik massiv kritisiert. Am ausführlichsten <strong>und</strong> kompetentesten von<br />
dem namhaften Biogeographen <strong>und</strong> passionierten Jäger Prof. Paul Müller. In der ersten<br />
Verteidigungsschrift (die sog. Expertise zum Vegetationsgutachten) wird Müllers Arbeit aber nicht mal zur<br />
Kenntnis genommen. (Sie war zwar nicht veröffentlicht, aber ganz sicher bekannt in Weihenstephan.)<br />
65
Expertise zum Vegetationsgutachten<br />
2007<br />
In der sog. Expertise, die im Auftrag des Ministeriums erstellt wurde, um die massive Kritik gegen das<br />
Vegetationsgutachten auszubremsen.<br />
Geprüft werden sollte die statistische Objektivität, die Frage der Verbissprozente als Maß für den Schaden<br />
<strong>und</strong> Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
1. Bei der Auswahl der Trakte gebe es keine Hinweise auf subjektive Elemente! Dazu Folgendes: Ein<br />
Datenerheber hat zu seinem Fre<strong>und</strong>, den ich kenne, gesagt: ich werde doch nicht bei Herrn X (ein<br />
einflussreicher Politiker) ein schlechtes Ergebnis abliefern! Ähnliches dürfte bei den Erhebungen bei<br />
der BaySF ablaufen <strong>und</strong> bei ungezählten Privatpersonen mit besonderes gutem oder auch<br />
schlechten Verhältnis zum jeweiligen Datenerheber oder Forstdirektor!<br />
2. Dass die Aufnahmepunkte nicht dauerhaft mit Geokoordinaten festgelegt sind, ist eine<br />
wissenschaftliche Fehlplanung sondergleichen. Folgerichtig ist Bayern auch das einzige B<strong>und</strong>esland,<br />
das dieses Verfahren benutzt.<br />
3. Es kann natürlich bei hohem Verbissprozent, die Verjüngung trotzdem leicht gesichert sein, nämlich<br />
dann, wenn die Verjüngung sehr dicht ist – sodass immer noch genügend unverbissene Pflanzen<br />
übrig sind.<br />
4. Im Gr<strong>und</strong>e ist den meisten Öko-Förstern <strong>und</strong> –Jägern einfach jeder Verbiss ein Dorn im Auge. Als<br />
Lippenbekenntnis wird zwar zugegeben, dass es nur ohne Schalenwild keinen Schalenwildverbiss<br />
mehr geben wird, aber insgeheim wird das von Vielen angestrebt. Nach dem Motto: „Nur ein totes<br />
Reh ist ein gutes Reh.“ Die „<strong>Wald</strong> vor <strong>Wild</strong>“-Formel war ein gewaltiger Schritt in diese Richtung.<br />
5. Aussage aus der Zusammenfassung der Expertise in LWF-aktuell: „Ein überhöhter <strong>Wild</strong>verbiss<br />
reduziert die Höhendifferenzierung <strong>und</strong> die Artendiversität“. Beides gilt wohl rein logisch, aber<br />
wohl kaum in praktischer Hinsicht.<br />
67
6. Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der Biodiversitätsfrage: es ist offensichtlich, dass keine<br />
Baumarten aussterben werden – egal welche Forstwirtschaft wir betreiben. Selbst Speierling <strong>und</strong><br />
Elsbeere nicht. Es erhebt sich also die Frage, welchen Anteil müssen oder sollen Baumarten an der<br />
Gesamtbestockung haben. Muss jede Baumart (ca 30 forstlich zugelassene!, 18 LH, 12 NH) in<br />
gleichen Anteilen bestehen? Oder soll die Buche als unser Naturschutzbaum Nr1 50,60 od 90%<br />
einnehmen? Oder sollen wir uns nach der pnV richten? Mit welchen Argumenten? Letztlich geht es<br />
auch um die Frage, wie viele unproduktive Arbeitsplätze <strong>und</strong> wie viele kostspielige<br />
Gutmenschenaktionen kann sich unser Land leisten.<br />
7. Frage der aus dem Vegetationsgutachten abgeleiteten Abschussempfehlungen. Es werden die<br />
Mittelwerte der Hegegemeinschaften ermittelt <strong>und</strong> diese dienen als Maß für den Zustand der<br />
Vegetation in der Hegegemeinschaft. Jedem muss aber klar sein, dass es innerhalb einer<br />
Hegegemeinschaft enorme Schwankungen geben kann.<br />
8. Die Gutachter meinen belegen zu können, dass ab 25% Verbiss „nennenswerte Mortalität“<br />
eintreten würde. Darunter leide nicht nur die Höhendifferenzierung sondern auch die<br />
Artendiversität. Ohne weitere Spezifizierung sind beide Behauptungen blanker Unsinn. Was ist<br />
„nennenswert“ <strong>und</strong> wann leidet die Artendiversität – wo sind die Nachweise dafür <strong>und</strong> wie sehen<br />
die aus.<br />
9. Frage: wäre es besser, die Anzahl unverbissener Pflanzen zu ermitteln. Ab einer bestimmten<br />
Anzahl pro Flächeneinheit wäre das Verbissprozent dann irrelevant. Die Autoren meinen, dies sei<br />
der falsche Weg, da die absolute Zahl keine Wahrscheinlichkeit für den zukünftigen Verbiss angebe<br />
<strong>und</strong> der arithmetische Mittelwert von absoluten Zahlen keine Aussagekraft besitze. Andererseits<br />
wird es dem <strong>Wald</strong>besitzer aber nur auf die gesicherte Verjüngung ankommen – egal wie die<br />
zustande kommt.<br />
10. Prof Moog meint zu diesem Fragenkomplex, dass man einen monetären Ansatz bräuchte. Es ist ja<br />
nicht jeder Verbiss ein wirtschaftlicher Schaden, da man ja viele der Pflanzen eines Tages,<br />
womöglich mit viel Aufwand, sowieso entfernen müsse. Die Autoren meinen, eine landesweite<br />
Schadensbewertung wäre viel zu aufwändig. Sie überlegen aber momentan, ob man das Gutachten<br />
bis in den Revierbereich hinein ausdehnt. Was enorme Mehrkosten <strong>und</strong> unveränderte Proteste von<br />
der Jägerschaft nach sich zöge.<br />
11. Ich bin der Meinung, dass alle Probleme ohne Gutachten <strong>und</strong> ohne Behörde leicht bei einem<br />
jährlichen Begang mit den Vertragspartnern gelöst werden könnten. Dies ist auch der einzige Weg,<br />
auf dem man zwischen den Anforderungen <strong>und</strong> Maßnahmen auf Revierebene differenzieren kann.<br />
Die Behörde sollte nur bei direkter Aufforderung durch den Vorstand der Genossenschaft als<br />
Mediator tätig werden <strong>und</strong> dabei nicht ihre eigene Agenda verfolgen <strong>und</strong> so tun als ob sie nur den<br />
gesetzlichen Auftrag erfüllten.<br />
12. Nach dem Gesetz soll der <strong>Wald</strong> „standortgemäß <strong>und</strong> möglichst naturnah“ sein – wollen wir<br />
wirklich u.U. auch noch fachfremden Richtern die Entscheidung darüber überlassen, was die<br />
<strong>Wald</strong>besitzer anstreben?<br />
13. Die Autoren der Expertise meinen sogar aus dem Gesetz herauszulesen, dass ein vielfältiger<br />
<strong>Wald</strong>bau vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Klimaveränderung eingefordert werden muss. Die Fichten<br />
werden ja nach dem Gebetbuch der Freisinger Wissenschaft schnell untergehen. Was sie nicht
erwähnen ist, dass dies (a) fraglich ist, <strong>und</strong> dass (b) der Umbau nach Ansicht einiger Beobachter<br />
zumindest in der 1. Altersklasse schon stattgef<strong>und</strong>en hat. Wie so oft kommen die Gesetze <strong>und</strong><br />
Gutachter erst, wenn die Probleme schon gelöst sind.<br />
14. Die Wiederholbarkeit der Aufnahmen scheint bis heute nicht ermittelt worden zu sein. Das ist eher<br />
unfassbar <strong>und</strong> stellt das ganze bisherige Verfahren infrage. Ebenso problematisch ist die Frage der<br />
Vertrauensgrenzen, die bisher für die Erhebungen nicht angegeben werden können. Es ist die Frage<br />
inwieweit Vertrauensgrenzen wg der Nicht-Unabhängigkeit einzelner Verbissereignisse<br />
voneinander in einem Stichprobenpunkt überhaupt aussagekräftig sind. Es stellt sich die Frage, wie<br />
so ein kostenintensives Riesenprojekt mit solchen hausgemachten Fehlern überhaupt gestartet<br />
werden kann. Jeder Doktorand hätte das vorhersehen können. Die Autoren beruhigen sich selbst<br />
damit, dass die Größe der Stichprobe diese Fehler wieder behebt. Ich kann es nicht wirklich<br />
beurteilen, zweifle aber daran.<br />
15. Die Autoren behaupten, die Primärdaten seien zuverlässig, da sie von der LWF erhoben würden.<br />
Die Bewertung der Daten würde vom Forstpersonal der Landwirtschaftsämter durchgeführt <strong>und</strong> sei<br />
daher über jeden Zweifel erhaben. Ich stelle dazu nur fest, dass es sich um ein konfliktträchtiges<br />
Thema handelt <strong>und</strong> dass LWF <strong>und</strong> Forstbeamte in einem Zeitgeist der sog. political correctness<br />
handeln. Dieser Zeitgeist ist leider schon seit Horst Stern erfüllt von einer „unreflektierten Liebe der<br />
Öffentlichkeit zum <strong>Wald</strong>“ <strong>und</strong> von einer sehr kritischen Distanz zum Jäger. Neutralität ist in diesem<br />
Spannungsfeld nur mit kritischer Intelligenz <strong>und</strong> Disziplin aufrechtzuerhalten. Es darf bezweifelt<br />
werden, ob das staatliche Forstpersonal diese Fähigkeiten in ausreichendem Maße besitzt. Und<br />
wenn es sie besitzt, ob die Zivilcourage vorhanden ist, um gegen den Strom zu schwimmen. Noch<br />
dazu in einer Verwaltung, die immer noch militärisch-autoritäre Strukturen aufweist.<br />
16. Ein Bsp: Bei einer Exkursion in meinem <strong>Wald</strong>, kam ein staatlicher Forstbeamter zu mir <strong>und</strong> meinte,<br />
er stimme mir 100%ig zu, dürfe das aber nicht laut sagen!<br />
17. Aber für die Autoren ist klar, dass das „Forstliche Gutachten zur Situation der <strong>Wald</strong>verjüngung<br />
insgesamt ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit“ besitzt.<br />
Die ganze Diskussion ist aber insofern überflüssig, als mittlerweile eindeutig erwiesen ist, dass über Bayern<br />
gesehen, die Vielgestaltigkeit der Verjüngung enorm zugenommen hat. Für den Dresdner Prof Sven Herzog<br />
steht fest: dass man „landesweit von einer Erreichung des Zieles <strong>und</strong> in den verjüngten Beständen bereits<br />
von einem erfolgten <strong>Wald</strong>umbau sprechen“ kann.
Arbeitskreis Müller u Knoke 2008<br />
Prof Müller als Hauptkritiker des bayerischen Vegetationsgutachtens, schloss sich mit Prof Knoke, dem<br />
Hauptverteidiger (zumindest auf akademischer Seite) kurz, um eine Klärung der<br />
Meinungsverschiedenheiten anzustreben.<br />
Der Arbeitskreis bestätigte die Schwächen des Vegetationsgutachtens, insbesondere seine völlige<br />
Untauglichkeit zur Herleitung von Abschussempfehlungen. Nach jagdlichen Presseberichten endete bei<br />
der Abschlusssitzung das Ganze im Eklat, da die beiden teilnehmenden Professoren aus der TUM (Knoke,<br />
Hothorn) vom Ministerium abgezogen wurden. Nach Auskunft von Prof Knoke ist diese Sichtweise nicht<br />
korrekt: Es war schon in der Sitzung davor Einigung über einen Abschlussbericht erzielt worden <strong>und</strong> eine<br />
zusätzliche Abschlusssitzung überflüssig.<br />
68
Ultimatives Gutachten:<br />
Der <strong>Wald</strong>-<strong>Wild</strong>-Konflikt (2009)<br />
Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke, Stefan Wagner (2010)<br />
Das Gutachten wurde vom DFWR, der ANW, dem BfN <strong>und</strong> einer großen privaten Forstverwaltung<br />
finanziert. Es umfasst 175 Seiten.<br />
Es handelt von der Geschichte des Konflikts von der grauen Vorzeit bis in unsere Tage. Außerdem gibt es<br />
einen Überblick über die rechtlichen Bedingungen des Problems <strong>und</strong> seine ökologischen <strong>und</strong><br />
ökonomischen Auswirkungen.<br />
Insbesondere werden die Auswirkungen des <strong>Wild</strong>es auf die Biodiversität <strong>und</strong> den Klimawandel behandelt.<br />
Die Biodiversitätsproblematik ist eine absolute Nullnummer, wie wir schon gesehen haben. Für ein derartig<br />
gewaltiges Gutachten haben sich die Autoren die Zahlen aus den Vegetationsgutachten nicht besonders<br />
genau angesehen. Die Klimaproblematik ist bei schon vorhandenen 75% Mischwald in Deutschland<br />
ebenfalls mehr oder weniger nur eine Methode für die schon besprochene Verbreitung von Panik (scare<br />
them to death).<br />
69
Vorläufiger Höhepunkt:<br />
Das Theßenvitz - Skandalpapier<br />
______________________________<br />
Abschlussbericht<br />
Projektgruppe <strong>Wald</strong>umbau – Klimawandel<br />
Abschlussbericht<br />
Projektgruppe <strong>Wald</strong>umbau – Klimawandel<br />
im Auftrag des<br />
im Auftrag des<br />
Bayerischen Staatsministeriums<br />
Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten<br />
Referat F2 | Privat- <strong>und</strong> Körperschaftswald<br />
Referat F2 | Privat- <strong>und</strong> Körperschaftswald<br />
vorgelegt am<br />
23. Oktober 2008<br />
vorgelegt am<br />
von<br />
Stefan 23. Oktober Theßenvitz 2008<br />
von<br />
Stefan Theßenvitz<br />
Das ist der bisherige Höhepunkt der <strong>Wald</strong>/<strong>Wild</strong>-Diskussion in Bayern. Von diesem Papier hat Minister<br />
Brunner angeblich nichts gewusst, bevor es an die Öffentlichkeit gelangte. Es hat ja auch nur 24.000€<br />
gekostet. ( Nach internen Angaben aber viel mehr!)<br />
Und es haben nur Leute vom Ministerium oder von Forstämtern mitgearbeitet.<br />
Darin werden die Jäger <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzer r<strong>und</strong>heraus beleidigt.<br />
Teilnehmer an der Theßenvitz-Projektgruppe<br />
• Christine Berger, StMLF<br />
• Hildegard Vogel, StMLF<br />
• Reinhard Menzel, StMLF (seit 1. Juli 2008)<br />
• Gero Brehm, ALF Fürstenfeldbruck<br />
• Harald Gebhardt, ALF Roth<br />
• Kyrill-Orloff Kaiser, ALF Landau a.d. Isar<br />
• Dr. Christian Kölling, LWF<br />
• Gudula Lermer, ALF Pfarrkirchen<br />
• Franz Xaver Pichlmeier, ALF Töging<br />
• Gerhard Reiter, ALF Pfarrkirchen<br />
Alles Leute, die dem Ministerium mittel- oder unmittelbar unterstehen.<br />
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Sozialökonomischer Hintergr<strong>und</strong> von Jägern<br />
<strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzern<br />
Sinus-Milieus: dabei geht‘s um die soziodemographische <strong>und</strong> psychografische Erfassung von Zielgruppen<br />
für Vermarktungszwecke.<br />
Wie Sie sehen, liegen die Milieuzentren der beiden Gruppen recht nahe. Jäger kommen etwas mehr aus<br />
der Oberschicht <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzer neigen mehr zum Verbrauchen <strong>und</strong> Genießen – ich nehme an von ihren<br />
Renditen aus der Forstwirtschaft.<br />
S.18: • Es steht zu befürchten, dass die <strong>Wald</strong>besitzer/innen zu schwach/nicht in der Lage sind, ihre<br />
eigenen Interessen klar <strong>und</strong> nachdrücklich durchzusetzen.<br />
Es braucht starke Partner <strong>und</strong> einen starken medialen Rückenwind, der den Referenzrahmen „was gute<br />
<strong>Jagd</strong> ist“ verschiebt <strong>und</strong> einem „neuen“ Typus des Jägers soziale Anerkennung zollt.<br />
(Hier geht es wohl darum, den Schießern, wie man früher sagte, den Rücken zu stärken. Heute würde ich<br />
sie, auch mehr im Stil des Theßenvitz-Papiers, eher „Ökoballermänner“ nennen.)<br />
S.38<br />
2008 Die Milieus der Jäger/innen bilden eine geschlossene Einheit. Die zentrale Werteklammer ist<br />
konservativ-etabliert-bürgerlich-traditionell. _ Scharfe Milieuklammer; Geschlossene Wertigkeit in der<br />
Beziehung zur <strong>Jagd</strong>.<br />
2020<br />
Das konservativ-traditionelle Milieuzentrum wird in den kommenden Jahren schrumpfen <strong>und</strong> sich in<br />
Richtung bürgerlich-etabliert entwickeln. - Wanderung der Milieus <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Wertigkeiten in der Beziehung zur <strong>Jagd</strong>.<br />
S.12<br />
e) Jäger/innen _ <strong>Wald</strong><br />
Gefühle, Einstellungen, Meinungen, Interessen, Wünsche, Motive Wertezentrum / Selbstverständnis<br />
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• Der <strong>Wald</strong> wird als sehr angenehm empf<strong>und</strong>en<br />
• Tiere im <strong>Wald</strong> sind willkommen<br />
• Der Jäger mag Tiere im <strong>Wald</strong><br />
• Freies Schussfeld<br />
• Keine Besucher (Störenfriede)<br />
• Großes Interesse am <strong>Wald</strong><br />
• <strong>Wald</strong> ist Kulisse für die <strong>Jagd</strong><br />
• <strong>Wald</strong> ist Kugelfang<br />
• <strong>Jagd</strong> im <strong>Wald</strong> vermittelt Prestige<br />
• <strong>Jagd</strong> im <strong>Wald</strong> ist ein Statussymbol<br />
• Jäger/innen sind das Kompetenzzentrum<br />
• Die Beziehung Jäger/in – <strong>Wald</strong> ist sehr emotional<br />
• Der Jäger beansprucht die emotionale Hoheit (über den <strong>Wald</strong>)<br />
Insgesamt ist dieser Bericht ein weiteres Beispiel dafür, wie verächtlich gewisse Kreise im Ministerium auf<br />
Jäger <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzer herabblicken. Es ist zwar keiner der höheren Beamten unter den Verfassern des<br />
Papiers, aber es steht nicht zu erwarten, dass Leute, die unmittelbar der Ministerialbehörde unterstehen,<br />
so etwas zu Papier brächten, wenn sie nicht wüssten, dass sie im Sinne Ihrer Vorgesetzten handelten.<br />
Im Übrigen habe ich mit dieser Einstellung auch persönliche Erfahrung. Unser Hegering wirkte bei einem<br />
Versuchsprojekt mit, in dem untersucht werden sollte, ob man den Rehwildabschuss auch ohne<br />
behördlich abgesegneten Abschussplan betreiben könnte. Im ablehnenden Schlussbericht wird mehr oder<br />
minder deutlich vermerkt, dass weder <strong>Wald</strong>besitzer noch Jäger für einen solchen Schritt reif seien. Die<br />
<strong>Wald</strong>besitzer könnten die Verbissschäden wirtschaftlich nicht richtig einschätzen <strong>und</strong> die Jäger seien<br />
sowieso in der Mehrzahl unbelehrbar.<br />
Unfassbar, dass diese Personen von unseren Steuergeldern leben. Sie reden zwar in dem Papier viel von<br />
Dienstleistung, haben aber offensichtlich eine neuartige Definition dafür. Der Dienstleister wird als<br />
Befehlshaber <strong>und</strong> Oberlehrer gesehen.
Statistische Zahlenspiele zur<br />
Verlässlichkeit <strong>und</strong> Effektivität der Bay.Forstlichen<br />
Gutachten.<br />
Torsten Hothorn <strong>und</strong> Jörg Müller<br />
zB in Mitteilungen des BBV für <strong>Jagd</strong>genossenschaften <strong>und</strong><br />
Eigenjagdbesitzer 2010, ¾ S.6<br />
In dieser Veröffentlichung wird gezeigt, dass die<br />
Abschussempfehlungen erstens zielgerecht (wo höherer<br />
Verbiss dort höherer Abschuss) sind <strong>und</strong> zweitens auch<br />
zum erhofften Ziel (weniger Verbiss) führen.<br />
Mit der Untersuchung könnte es erhebliche statistische<br />
Probleme geben. Viel wesentlicher erscheint mir aber,<br />
dass ein Feldversuch keine Verbindung zwischen<br />
Abschusshöhe <strong>und</strong> Verbiss feststellen konnte.<br />
Die Datenbasis der Untersuchung bilden die Vegetationsgutachten 2006 <strong>und</strong> 2009. Nach dem Gutachten<br />
von 2006 wurden die Abschussempfehlungen korrekt nach den Verbissgraden ausgerichtet. Und<br />
tatsächlich findet man 2009 klare Auswirkungen in den Verbissgraden, je nach Abschussempfehlung.<br />
Ein Feldversuch im Raum Freising kam zu einem anderen Resultat:<br />
Titel: Analyse der Umsetzung der forstlichen Gutachten 2000 bis 2006 in Freising<br />
Seit 1986 wurde der Abschuss in 8 Hegeringen um 50% erhöht. Das hatte keinen Einfluss auf die<br />
Verjüngungen. In Hegering 1 mit starker StaFo-Beteiligung ist die Entmischung der Verjüngungsflächen<br />
sogar weiter fortgeschritten. Schuld daran: vielleicht der <strong>Jagd</strong>druck <strong>und</strong> die fehlende Fütterung!!! In den<br />
Hegeringen 6 u 7 wurde Laubholz gepflanzt u dies hat sich ohne Zaun durchgesetzt. (Holger von Stetten, JiB<br />
2007,3,S.16)<br />
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V. Die Kernfrage für die Zukunft<br />
• Wie lange wollen wir (Jäger <strong>und</strong> <strong>Wald</strong>besitzer) uns<br />
von den Naturschützern <strong>und</strong> ihren Helfershelfern in<br />
den Behörden noch in unserer Gestaltungsfreiheit<br />
<strong>und</strong> unseren Eigentumsrechten einschränken lassen,<br />
ohne dass es dafür ausreichende Begründungen<br />
gibt?<br />
• Ich weiß, dass es viele, vielleicht die meisten Verbands-Naturschützer<br />
ernst meinen mit ihren manchmal etwas weltfremden Ansichten <strong>und</strong><br />
Theorien, aber ändert das etwas an unseren Sorgen?<br />
Ich meine nein.<br />
Viele glauben, eine emotionale <strong>und</strong> direkte Herangehensweise sei einer ruhigen, kompromissbereiten<br />
unterlegen. Ich denke, damit spielt man den Naturschützern direkt die Trümpfe zu. Bei jeder neuen<br />
Auseinandersetzung machen sie einen kleinen Schritt in ihre Richtung <strong>und</strong> die Gegner weichen zurück.<br />
Über die Jahrzehnte läuft das auf einen grandiosen Sieg der Naturschützer hinaus – völlig unabhängig von<br />
der Sachlage. Die Erfolge der Letzten Jahrzehnte sind, das muss man zugestehen, aus dem Blickwinkel der<br />
Naturschützer beachtlich. Die meisten Städter <strong>und</strong> damit automatisch die meisten Politiker haben sie<br />
sowieso auf ihrer Seite, wenn sie nicht allzu dick auftragen – aber auch dann haben sie noch die Grünen<br />
<strong>und</strong> Teile der SPD hinter sich. Die Klaviatur der Katastrophenszenarios spielen sie geschickt zu ihren<br />
Gunsten. Viele Menschen glauben daran, egal wie absurd manches sein mag.<br />
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />
Für wichtige Fragen oder<br />
eine Kopie des Vortrags:<br />
schilcherf@aol.com<br />
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