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Bin ich ein erfolgreicher Kunstpädagoge, wenn ich kein ...

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willen? Kulturell hervorkehren, was künstlerisch<br />

abgewehrt ist? Die Selbstbespiegelungen der Kunst<br />

laufen im Allgem<strong>ein</strong>en darauf hinaus, dass Kunst vernünftigerweise<br />

unvernünftig ist; dass man sie nur<br />

braucht, weil man sie n<strong>ich</strong>t braucht; dass sie dem misstraut,<br />

was auf verm<strong>ein</strong>tl<strong>ich</strong>e Ziele hinweist. Kunstunterr<strong>ich</strong>t<br />

erringt <strong>ein</strong> in diesem Dilemma absolutes Verhältnis<br />

zu s<strong>ich</strong> selbst, indem zur Begutachtung freigegeben ist,<br />

was die Kunst n<strong>ich</strong>t ausmacht – die Verkehrung dessen,<br />

über was s<strong>ich</strong> verfügen lässt: die künstlerischen Techniken.<br />

Es wird so vorgegangen, um dies vor der Folie des<br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>ts zu ironisieren, als ob, <strong>wenn</strong> man von<br />

den zehn Geboten etwa sieben auswendig dahersagen<br />

kann, der Schüler <strong>ein</strong>e drei bekäme. Kunstunterr<strong>ich</strong>t fußt<br />

auf der Verwechslung der Sache mit der Kenntnis derselben,<br />

wobei s<strong>ich</strong> ungebührl<strong>ich</strong>erweise diejenigen<br />

Unterstellungen, die dem Kind aus dem Grund gelten,<br />

weil es Kind ist, und dies aber n<strong>ich</strong>t s<strong>ein</strong> soll, erübrigen.<br />

Kunst ist z.B. Blödsinn, oder sie ist moderner<br />

Quatsch, aber sie hat es jedenfalls mit Bildern zu tun.<br />

Kinder wissen – sozusagen – nur solches Unw<strong>ich</strong>tiges.<br />

Um sie daran zu hindern, s<strong>ich</strong> dessen <strong>ein</strong>gedenk zu s<strong>ein</strong>,<br />

gibt es den Lehrer in der Art, dass er glauben macht,<br />

er wüsste W<strong>ich</strong>tiges. Der Zugang zum eigenen Wissen<br />

muss verbaut werden, damit Unterr<strong>ich</strong>t Sinn macht. Wie<br />

normal dies ist, »entleert« Kunstunterr<strong>ich</strong>t in s<strong>ein</strong>er<br />

Anomalität am intensivsten. Die Kinder haben n<strong>ich</strong>t das<br />

Wissen über Kunst, von dem sie n<strong>ich</strong>t wüssten, dass sie<br />

es haben; eben diese Ahnungslosigkeit soll belohnt<br />

werden. Kunst muss abartig und ungenießbar s<strong>ein</strong>. So<br />

kann das Kind herausbekommen, was der Lehrer gerne<br />

»is[]t«. Das Kind kann aber nur vor dem Genießen s<strong>ein</strong>er<br />

selbst geschützt werden – <strong>wenn</strong> die künstlerische<br />

Ahnungslosigkeit des Kindes mit der Schönheit s<strong>ein</strong>er<br />

selbst belohnt werden könnte. Kunst ist Triebschicksal.<br />

Sie ist Sublimation. Sie findet – wörtl<strong>ich</strong> – unterhalb der<br />

Grenzen des guten Geschmacks – unterhalb der Gürtellinie<br />

– statt. Jeder Mensch ist <strong>ein</strong> Künstler; dieser Satz von<br />

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