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Institut für Informatik und Gesellschaft - IIG

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<strong>IIG</strong><br />

Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Britta Schinzel<br />

Gesine Hellwig (Bildverarbeitung), Sigrid Schmitz<br />

(Neurobiologie), Eva Schletz u. Julia Stoll (<strong>Informatik</strong>)<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Informatik</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Kooperationen: Prof. Dr. Karl Zilles and Dr. Katrin<br />

Amunts from C & O Voigt <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Hirnforschung,<br />

Universität Düsseldorf, Prof. Dr. Ulrike Halsband<br />

Neuropsychologie, Universität Freiburg, Prof. Dr.<br />

Cordula Nitsch, Neuroanatomie, Universität Basel<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

FuGF <strong>Informatik</strong><br />

Britta Schinzel


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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

• Motivation <strong>und</strong> allgemeine Ergebnisse der<br />

Geschlechterforschung Neurobiologie<br />

• der Weibliche Hirnatlas<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

– Inhalte <strong>und</strong> Ziele<br />

– Informatische Realisierung (in Planung)<br />

– Umgang mit neurobiologischem Wissen<br />

• einige Ergebnisse aus den Gender-Studies<br />

zur Hirnforschung<br />

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Britta Schinzel


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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

• unterscheiden sich weibliche <strong>und</strong> männliche<br />

Gehirne anatomisch, physiologisch oder<br />

funktionell?<br />

• welche Konsequenzen hat die Antwort <strong>für</strong><br />

kognitive Fähigkeiten, Kompetenzen,<br />

Einstellungen, Verhalten etc. ?<br />

• Was bedeutet dies <strong>für</strong> die nature-nuture-<strong>und</strong><br />

die sex-gender Debatten?<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

Gehirn als zentrale "Schaltstelle“,<br />

"Steuerinstanz“ <strong>und</strong> Arbeitsmittel<br />

• weibliches Gehirn in der Hirnforschung <strong>und</strong><br />

Heilk<strong>und</strong>e bzw. Medizin hat eine<br />

mindestens zweifache Bedeutung:<br />

– als "Objekt" der Forschung, Untersuchung <strong>und</strong><br />

Behandlung,<br />

– als tätiges "Subjekt".<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

Folgende Forschungsergebnisse sind<br />

Ausgangspunkte unserer Metaanalysen<br />

• Wechselwirkung zwischen biologischen <strong>und</strong><br />

soziokulturellen Faktoren bei der<br />

Hirnentwicklung<br />

• im Mutterleib genetische, hormonelle <strong>und</strong><br />

äußere, auch soziokulturell bedingte Einflüsse<br />

• im Laufe der Kindheit <strong>und</strong> Jugend weitere<br />

Prägungen durch soziokulturell beeinflußte<br />

individuelle Erfahrungen<br />

• lebenslange Plastizität<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

• wissenschaftliche Hirnforschung existiert ab<br />

dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

• Differenzen der Hirnanatomie sind wichtige<br />

Akteure von Geschlechterkonstruktionen<br />

• Folge: popularisierte Annahmen über<br />

biologische <strong>und</strong> Verhaltensdifferenzen<br />

• feministische Forschung in der Biologie<br />

deckt die impliziten misogynen<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen in der Forschung auf<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

• die bisher im psychophysiologischen Bereich<br />

gef<strong>und</strong>enden Geschlechtsunterschiede sind kleiner<br />

als die jeweiligen Unterschiede innerhalb jedes<br />

Geschlechts (z. B. W. Byne et al., Behavioral<br />

Neuroscience, 102, 222-227, 1988)<br />

• diese Unterschiede sind eher marginal<br />

• Plastizität zentralnervöser Differenzierung,<br />

sek<strong>und</strong>äre Neuroplastizität, lebenslange neurosynaptische<br />

Plastizität<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen


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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

Unser System soll auch zeigen, wie Forschung<br />

hergestellt <strong>und</strong> verwendet wird, um Beweise zur<br />

Bestätigung bestehender Vorurteile zu liefern, etwa<br />

- daß es biologisch determinierte Charakterunterschiede<br />

zwischen Frauen <strong>und</strong> Männern gebe,<br />

- oder genau das Gegenteil, daß es keine<br />

Geschlechtsunterschiede im Gehirn <strong>und</strong> den<br />

Hirnleistungen gebe<br />

- Wie diese Resultate verwendet werden, alle<br />

Formen der Diskriminierung von Frauen,<br />

insbesondere der beruflichen Diskriminierung<br />

- entweder zu rechtfertigen<br />

- oder ihr entgegenzutreten<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

Inhalte <strong>und</strong> Ziele<br />

• Sammlung <strong>und</strong> Aufbereitung von Wissen über<br />

neurobiologische Geschlechtsunterschiede <strong>und</strong> deren<br />

Repräsentation in einem Informationssystem<br />

– neuroanatomische,<br />

– genetisch-molekularbiologische,<br />

– neuro-endokrinologische <strong>und</strong><br />

– neurophysiologische Bef<strong>und</strong>e<br />

• Vergleiche <strong>und</strong> Einordnungen auf<br />

wissenschaftstheoretischer Basis ermöglichen<br />

• feministische Kritik:<br />

nicht-biologische Gr<strong>und</strong>annahmen sichtbar machen -<br />

Androzentrismen in Forschungsprozessen, Interpretationen<br />

<strong>und</strong> Darstellungen aufdecken<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

• soll u.a. aktuelle Forschungsfoci in der<br />

Neuroanatomie/Neuropsychologie bearbeiten,<br />

wie<br />

– den Zusammenhang zwischen Struktur/Hirnfunktion<br />

<strong>und</strong> Verhalten/Leistung<br />

– aktuelle Methoden der Hirnforschung<br />

– Geschlechterforschung <strong>und</strong> Gehirn<br />

– die Plastizität des Gehirns<br />

– kritische Metaanalyse der Geschlechterdifferenzforschung<br />

in bezug auf Gehirn<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

hypermediale Struktur des digitalen<br />

Hirnatlas <strong>für</strong> neurobiologisches Wissen<br />

• verknüpft Wissen in textueller, hypertextueller <strong>und</strong><br />

grafischer Form, ein Glossar <strong>und</strong> einen grafischen 3<br />

D-Atlas in einer Datenbank, über einen Thesaurus.<br />

• eine Akquisitionskomponente soll die strukturierte<br />

Aufnahme verschiedener Wissensebenen unterstützen<br />

<strong>und</strong> in Datenbank bzw. Hypertextsystem überführen<br />

• die WWW-basierte Benutzungsschnittstelle bindet<br />

das o.g. Wissen an Layout <strong>und</strong> Navigationssystem<br />

• während der Konsultation sollen kontextabhängig<br />

Hypertext-Dokumente generiert werden können, die<br />

dieses Wissen neu zusammensetzen<br />

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Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

<strong>Informatik</strong> - Benutzungsschnittstelle<br />

• WWW-basierte Oberfläche soll bestehen aus<br />

– Benutzungsschnittstelle <strong>für</strong> Akquisition<br />

– Benutzungsschnittstelle <strong>für</strong> Konsultation<br />

– software-ergonomische Gestaltung der Oberfläche unter<br />

Beteiligung von potentiellen BenutzerInnen (Evaluation)<br />

• Benutzungsschnittstelle der Akquisition<br />

– Unterstützung der strukturierten Aufnahme von neurobiologischem<br />

Wissen<br />

– zur Repräsentation in der unterliegenden Datenbank<br />

• Benutzungsschnittstelle der Konsultation<br />

– Anfragen durch benutzerInnengesteuerte Navigation<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

<strong>Informatik</strong> -<br />

Anfrage <strong>und</strong> Multimedia-Erzeugung<br />

• Zentral: Verbindung zum wissensbasierten System mit<br />

Inferenzmaschine<br />

(<strong>für</strong> die benutzerInnengesteuerte Navigation)<br />

• Inferenzmaschine erlaubt die Verknüpfung des Wissen auf<br />

verschiedenen Ebenen:<br />

– Basiswissen,<br />

– Ergebnisse v. Studien über Geschlechterdifferenzen,<br />

– Hintergr<strong>und</strong>wissen (zur Bewertung)<br />

• automatische <strong>und</strong> dynamische Generierung von Hyperlinks<br />

– zur Verknüpfung von Graphik<br />

– <strong>und</strong> Hypertextdokumenten (insbesondere Glossar)<br />

– gespeichert in der Datenbank (in einem einheitlichen Datenformat)<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

• Früher Zeichnungen, die Atlanten aus physiologischen<br />

Hirnschnittserien (von Toten) herstellten<br />

– basierten zumeist auf genau einem untersuchten Gehirn<br />

(Talairach-Atlas, Digital Brain Atlas (Kikinis et al.), The<br />

Whole Brain Atlas (Havard)<br />

– oder Ergebnisse von Mittelungen<br />

• heute Computer-Visualisierungen von CT-, NMR- oder PET-<br />

Serien von lebenden Menschen<br />

• Problem in beiden Fällen: haben normativen Charakter in bezug<br />

auf ges<strong>und</strong>/krank, normal/abweichend, intelligent/nicht<br />

intelligent<br />

• angreifbar aus biologischer <strong>und</strong> feministischer Sicht (Schmitz<br />

´94), Masanneck (Masanneck ´98)<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

Ziele aus Sicht der feministischen <strong>und</strong><br />

Gender-Forschung<br />

• Explikation biologischer <strong>und</strong> möglicherweise nichtbiologischer<br />

impliziter Gr<strong>und</strong>annahmen in<br />

Forschungsprozessen, Interpretationen <strong>und</strong> bisherigen<br />

Darstellungen<br />

• Behandlung des Problems der Validität <strong>und</strong> von<br />

Kontingenzen <strong>und</strong> Widersprüchen durch Einordnung der<br />

Studien auf wissenschaftstheoretischer Basis im Bereich<br />

der Geschlechterforschung<br />

• Auswirkungen der informatischen Aufarbeitung: z.B.<br />

Festschreibung durch Visualisierung <strong>und</strong> Formalisierung<br />

von neurobiologischem Wissen<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

Probleme der informatischen Bearbeitung im<br />

Sinne der Gender-Forschung<br />

• unsere eigenen Ausgangspunkte, Methoden <strong>und</strong><br />

Ergebnisse in größeren Zusammenhang stellen<br />

• Einfluß der Vermittlung körperlicher<br />

Gegebenheiten über bildgebende Verfahren<br />

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• auch eine Einordnung der Strukturen, die die Informatisierung des<br />

aufzuarbeitenden Wissens über das menschliche Gehirn <strong>und</strong> über neurobiologische<br />

Geschlechterdifferenzen diesem kontingenten Wissen aufprägt. Trotz der so<br />

möglichen Aufbrechung linearer Text-Strukturen werden dem Wissen in<br />

Hypertexten notwendigerweise hierarchische Strukturen aufgeprägt, die zwar durch<br />

Querverweise relativierbar sind, aber dennoch eine Vorzugsrichtung angeben <strong>und</strong><br />

so der LeserIn nahelegen. Wird das Wissen weiter so repräsentiert, daß es dem<br />

Rechner “verständlich” wird, d.h. zur Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Inferenz in logischen<br />

Formeln dargestellt, so wird dem Wissen eine wesentlich festere Form gegeben: es<br />

müssen atomare Einheiten festgelegt werden, die dem Wissen nicht “natürlich”<br />

sind, die höheren Einheiten prägen dem Wissen ein wesentlich straffere <strong>und</strong><br />

rigidere Ordnung auf als dies in natürlichsprachlichen Texten notwendig ist, die<br />

zwar mögliche Repräsentation von Kontingenzen <strong>und</strong> Unsicherheiten verringert<br />

andererseits das Inferenzpotential <strong>und</strong> die Verarbeitungsgeschwindigkeit, etc.<br />

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• Im Produkt:<br />

– inhärente Eigenschaften der IT: Formalisierung,<br />

Mediatisierung<br />

– Wirkung von Auswahl <strong>und</strong> Strukturierung,<br />

sowie Formalisierung des Wissens auf Qualität<br />

<strong>und</strong> Struktur dieses Wissens<br />

– Kontingenz der software-ergomomischen<br />

Anforderungen an die Benutzungsschnittstelle<br />

• geschieht im Entwicklungs Prozeß:<br />

– alle Prozesse, die zu Produkt-Entscheidungen<br />

führen<br />

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Wissen über Neurobiologische<br />

Geschlechtsunterschiede enthält<br />

• Neurobiologisches Gr<strong>und</strong>wissen zum<br />

Verständnis der Geschlechtsunterschiede<br />

- durch Literatur- (<strong>und</strong> evtl. eigene) Studien<br />

gef<strong>und</strong>ene Geschlechtsunterschiede<br />

- Hintergr<strong>und</strong>wissen über die Studien selbst =<br />

Wissen zur Desambiguierung durch<br />

Explizieren von Hintergr<strong>und</strong>annahmen der<br />

Studien<br />

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• Vergleiche <strong>und</strong> Einordnungen ermöglichen, die<br />

- nichtbiologische Gr<strong>und</strong>annahmen <strong>und</strong><br />

Interpretationen sichtbar machen,<br />

- Androzentrismen in Forschungsprozessen,<br />

Interpretationen <strong>und</strong> Darstellungen aufdecken,<br />

- kritikwürdige Theorien <strong>und</strong> Alternativen zu ihnen<br />

präsentieren,<br />

- epistemologische <strong>und</strong> wissenschaftstheoretische<br />

Einordnungen ermöglichen<br />

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- Relevanz der Bef<strong>und</strong>e hinsichtlich der<br />

Geschlechterunterschiede im Gehirn<br />

- Schlüssigkeit der Evidenzen <strong>für</strong> die behaupteten<br />

Hypothesen<br />

- sie muß gemäß des umfassenden Anspruchs auf<br />

wissenschaftliche Korrektheit (im Sinne einer<br />

Explikation von Vorannahmen), den die<br />

Geschlechterforschung stellt, akzeptabel sein, <strong>und</strong><br />

sie muß einer kritischen Begleitung durch die<br />

Geschlechterforschung standhalten<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

• wissenschaftsimmanente Aufarbeitung neuroanatomischer,<br />

genetisch-molekularbiologischer, neuro-endokrinologischer,<br />

neurobiologischer <strong>und</strong> neuropsychologischer Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Theorien <strong>für</strong> die informatische Repräsentation<br />

• Herausarbeiten der Zusammenhänge zwischen den Teil-<br />

Disziplinen <strong>für</strong> ein komplexes Bild von Erklärungskonzepten<br />

<strong>und</strong> Implikationen hinsichtlich der Geschlechterdifferenzen im<br />

Gehirn<br />

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das Problem der Validität erfordert, daß<br />

- Kontingenzen <strong>und</strong><br />

- Widersprüche explizit behandelt werden<br />

- Finden einer Struktur oder einer<br />

Kontexterweiterung, innerhalb derer sich<br />

Kontingenzen <strong>und</strong> Widersprüche auflösen<br />

lassen oder sie mindestens expliziert werden<br />

können<br />

- formale Repräsentation ist da hilfreich<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

• Strukturgebung nach biologischen <strong>und</strong> medizinischen<br />

Paradigmen, mit denen Geschlecht behandelt wird:<br />

- theoretische <strong>und</strong><br />

- methodische Paradigmen<br />

- Vorannahmen des Forscherkollektivs<br />

- Vorgeschichte<br />

Zeitphänomene<br />

der Theoriebildung, Schulen,<br />

- (sollen auch Desambiguierung leisten)<br />

• (vgl. u.a. Fausto-Sterling 1989, Hubbard 1990, Orland<br />

<strong>und</strong> Rössler 1995, Keller 1995, Bleier 1988,<br />

Cadden 1995, Tuana 1995, Fleck 1993).


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• Seit der Renaissance führende Rolle der Wiss.,<br />

Humanmedizin <strong>und</strong> Biologie bei der Schaffung eines<br />

Modells der physiologischen <strong>und</strong> moralischen<br />

Andersartigkeit von Frauen in der westlichen<br />

Zivilisation<br />

• Informationen über die Geschlechterdifferenz v.a.<br />

aus: Genetik, Endokrinologie, Neurophysiologie,<br />

Evolutionsbiologie, Entwicklungsbiologie <strong>und</strong><br />

Embryologie, Anthropologie, Verhaltensforschung<br />

im Bereich der Tiersoziologie<br />

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• Welchen Einfluß hat die Vererbung auf das<br />

geschlechtsspezifische Verhalten?<br />

• Welches sind genetische <strong>und</strong> hormonelle<br />

Komponenten der Geschlechtscharaktere?<br />

• Welche prä- peri-, früh- <strong>und</strong> postnatalen<br />

Hormoneinflüsse sind in der Herausbildung <strong>und</strong><br />

Veränderung einer Persönlichkeit aufzuspüren?<br />

• Welche Auskünfte geben Struktur <strong>und</strong> Funktion<br />

des Gehirnes über die Differenz der Geschlechter?<br />

• Welche Auskünfte vergleichende Intelligenztests?<br />

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Historische Orte <strong>und</strong> Modellbegriffe<br />

der Geschlechterdifferenz<br />

• Früher Organe<br />

• heute reduktionistische biochemische, mikro- <strong>und</strong><br />

molekularbiologische Modelle, etwa<br />

– Struktur der Gene (Vgl. allgemein zu »Genes <strong>und</strong><br />

Gender«: Hubbard/Lowe 1979; Fausto-Sterling 1985;<br />

Hubbard 1990)<br />

• Entwicklungsbiologie: hält Sex <strong>für</strong> klar <strong>und</strong><br />

präzise abgrenzbar, unkomplizierter Geschlechter-<br />

Dualismus<br />

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Bsp. <strong>für</strong> androzentrische Verzerrungen in<br />

Ausgangshypothesen u. Datenaufbereitungen<br />

• kulturell geprägte Geschlechterstereotypen im<br />

theoretischen F<strong>und</strong>ament der Endokrinologie,<br />

insbesondere in der Geschichte der Geschlechtshormone<br />

(Ruth Doell/ Helen Longino (1983), Anne Fausto-Sterling<br />

(1985) <strong>und</strong> Nelly Oudshoorn (1990) )<br />

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Methoden- <strong>und</strong> Interpretationsfehler (nach Jenny Kien)<br />

• Balken = corpus callosum, das die Hemisphären verbindet<br />

– z.B. Witelson, S., 1989, Brain, 112, 799-835: alle<br />

Schlüsse aus 6 männlichen Gehirnen; Fehler bei<br />

Signifikanzen, Formunterschiede im Balken wurden<br />

nicht mit anderen Gehirnparametern korreliert (außer<br />

Gehirngewicht)<br />

– galt als Beweis, dass Männer ein mehr spezialisiertes<br />

(mehr lateralisierten) Gehirn haben, Frauen, ein<br />

weniger lateralisiertes oder wenig spezialisertes<br />

(primitiveres?) Gehirn haben<br />

• These paßte gut zu den populären Vorurteilen, auch von<br />

Wissenschaftlern <strong>und</strong> FeministInnen, fraglos akzeptiert<br />

<strong>und</strong> von den Medien verbreitet. Gegenthese Dean Falk:<br />

Frauen zwei spezialisierte Hirnhälften (D. Falk, Yearbook<br />

of Phys. Anthropol. 30, 107-125, 1987).<br />

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Weitere Fehler <strong>und</strong> Schiefen (nach Jenny Kien)<br />

• These struktureller Unterschiede in den Gehirnen<br />

homo- <strong>und</strong> heterosexueller Männer (D.F. Swaab <strong>und</strong><br />

M.A. Hoffmann, Brain Research, 537, 141-148, 1990<br />

S. LeVay, Science, 253, 1034-1037, 1991)<br />

– hier ebenso unzureichende Subjektzahlen, inadequate<br />

Kontrollen<br />

• Falsche Interpretationen<br />

• mangelnde ergänzende Untersuchungen<br />

• Ausklammern von wichtigen Fragestellungen<br />

• Ignorieren von Arbeiten, die mit gängigen<br />

Theorien in Widerspruch stehen<br />

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Geschlechtsunterschiede in der Varianz bei<br />

psychofunktionellen Hirnleistungstests<br />

• erzeugen ein komplexes <strong>und</strong> differenziertes Muster von<br />

Effekten auf die Hirnleistungen von Frauen während des<br />

menstruellen Zyklus<br />

• Geringere Varianz bei Männern als bei Frauen galt<br />

Evolutionsbiologen als Beweis <strong>für</strong> alleinige Rolle des<br />

männlichen Gehirns in der Evolution<br />

– ohne Ursachen zu untersuchen<br />

– ohne Erklärung, wie dies genetisch ablaufen könnte<br />

• neue Untersuchungen zeigen, daß bei Inklusion des<br />

Monatszyklus (gleiche Zykluswoche) gleiche Varianz bei<br />

Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

• dabei aber wichtiger Bef<strong>und</strong>:<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

Weibliche Hormone erzeugen komplexes Muster<br />

von Effekten auf Hirnleistungen von Frauen<br />

während des menstruellen Zyklus<br />

• Aber: es gibt keine Untersuchungen über Unterschiede im<br />

Verhalten der Frauen während der zyklischen Änderung<br />

• noch ob etwa bei Männern auch ein Zyklus in den<br />

Hirnleistungen existiert<br />

• C. Chiarelli et al., Brain and Cognition, 11, 18-36,<br />

1989: verschiedene Hirnleistungen bei Frauen zur Zeit<br />

der maximalen Hormonauschüttung am besten <strong>und</strong><br />

während der Blutung am schlechtesten<br />

• aber in der Arbeit werden verschiedene Ergebnisse<br />

unterschiedlich diskutiert:<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

Frauen sind doch nicht so schlecht, dürfen<br />

aber nicht besser sein!<br />

• Der eine Test, bei dem die Leistungen von Frauen zur<br />

besten Zeit nicht so gut wie die von Männern sind, führt<br />

• zum Fazit, daß weibliche Hormone die Leistung erhöhen,<br />

aber nicht bis zum Niveau der Männer<br />

• der andere Test, in dem Frauen erheblich besser als<br />

Männer abschnitten <strong>und</strong> während der Blutung lediglich bis<br />

zum Niveau der Männer absanken, wird kaum diskutiert<br />

• die AutorInnen bemühen sich zu zeigen, daß weibliche<br />

Hormone nicht störend im Gehirn wirken, statt zu<br />

erwähnen, was der Bef<strong>und</strong> wirklich zeigt:<br />

• daß weibliche Hormone, den männlichen Hormonen<br />

ähnlich, Hirnleistungen effektiv steigern, <strong>und</strong> das<br />

manchmal erheblich über das Niveau der Männer hinaus<br />

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Weiblicher Hirnatlas<br />

Ignorieren eines revolutionären Bef<strong>und</strong>es:<br />

G. Heister et al., 1989. Gesichtserkennung verschiebt sich von<br />

einer großen Rechtsdominanz zu einer kleinen Linksdominanz<br />

während der Woche der Menstruation.<br />

• daß die laterale Dominanz einer der untersuchten<br />

Leistungen sich während des Monatszyklus von<br />

einer Hemisphäre auf die andere verschiebt<br />

• feste Lokalisierung jeder Hirnfunktion ist aber<br />

F<strong>und</strong>ament aller gängigen Theorien über die<br />

Hirnorganisation <strong>und</strong> die Arbeitsteilung zwischen<br />

den zwei Hirnhemisphären<br />

• deshalb stellen diese Bef<strong>und</strong>e alle Hypothesen<br />

über Hirnfunktionen massiv in Frage<br />

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Ignorieren von Geschlechtsunterschieden:<br />

Bef<strong>und</strong>e über Gus im Sprachsystem passen nicht<br />

zum androzentrischen Modell<br />

• F. Fabbro, L. Gran, G. Basso and A. Bava, Brain and<br />

Language, 39, 69-89, 1990.<br />

E.D. Ross, Trends Neurosci., 7, 342-346, 1984.<br />

Siehe auch die Zitate in B.A. Shaywitz et al., Nature, 373, 607-<br />

609, 1995 stellen gängige Modelle der Sprachorganisation als<br />

universelles Modell in Frage<br />

• werden jedoch nur in Bezug auf die Geschlechtsunterschiede<br />

rezipiert, nicht in bezug auf den Widerspruch zu gängigen<br />

Modellen<br />

• führen nicht zur Aufgabe dieser Modelle als universelle M.<br />

<strong>IIG</strong> FuGF <strong>Informatik</strong><br />

Britta Schinzel<br />

Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen


<strong>IIG</strong><br />

Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen<br />

Weiblicher Hirnatlas<br />

• die Diskussion über Geschlechtsunterschiede<br />

im Gehirn zu versachlichen<br />

• die Argumente der allgemeinen Menschenrechte<br />

vor solche von „geschlechtlicher<br />

Bestimmung“ zu stellen<br />

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Britta Schinzel<br />

Modellbildung <strong>und</strong> soziale Folgen

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