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Jesus Christus – Sehnsucht, wahrer Mensch und Trost im Leben ...

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<strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> <strong>–</strong> <strong>Sehnsucht</strong>, <strong>wahrer</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Trost</strong> <strong>im</strong> <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />

Sterben<br />

Der zweite Glaubensartiekel:<br />

II. Ich glaube an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, seinen (Gottes) eingeborenen Sohn, unseren<br />

Herrn.<br />

Wir schauen uns die einzelnen Worte an <strong>und</strong> werden zum Schluß feststellen, daß<br />

dieser erste Satz wie die Überschrift zum ganzen 2. Artikel wirkt..<br />

1. Ich glaube an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, ...<br />

Der Name <strong>Jesus</strong> kommt von Jehoschua, dieser heißt abgekürzt Josua, <strong>und</strong> Josua<br />

bedeutet: Gott hilf. Die griechische Form von Josua ist <strong>Jesus</strong>. Wir verstehen dann<br />

Matth.1,21: Dem Josef wir durch den Engel <strong>im</strong> Traum gesagt: Und sie (Maria) wird<br />

einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen <strong>Jesus</strong> geben, denn er wird sein Volk<br />

retten von ihren Sünden. Das denn wird nur verständlich, wenn wir die Bedeutung<br />

des Namens <strong>Jesus</strong> kennen. Denn <strong>im</strong> Retten von den Sünden besteht die Hilfe<br />

Gottes. Das also ist <strong>Jesus</strong>: Ein Zeichen Gottes, das mit uns ist.<br />

Schaubild <strong>Jesus</strong> als Gesalbter <strong>–</strong> Messias <strong>–</strong> <strong>Christus</strong> <strong>–</strong> Sohn Gottes<br />

2. Ich glaube an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, Gottes eingeborenen Sohn,...<br />

2.1. <strong>Christus</strong> <strong>und</strong> Messias bedeuten dasselbe. <strong>Christus</strong> ist griechisch, Messias<br />

hebräisch. Messias heißt aber auch Der Gesalbte. Darauf komme ich gleich noch.<br />

Nur an wenigen Stellen <strong>im</strong> NT werden diese Bezeichnungen wechselweise<br />

gebraucht. So läßt Herodes forschen, wo der <strong>Christus</strong> (Lutherübersetzung) sollte<br />

geboren werden. In der Einheitsübersetzung steht: Wo der Messias sollte geboren<br />

werden. Dasselbe gilt für Matthäus 16,16. Petrus antwortet auf die Frage Christi: (<br />

Luther) Wer sagt ihr, daß ich sei: Du bist <strong>Christus</strong>, des lebendigen Gottes Sohn.<br />

Einheitsübersetzung:: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Im<br />

Joh.1,41 wird das noch deutlicher: Ein späterer Jünger, Andreas, trifft seinen Bruder<br />

S<strong>im</strong>on <strong>und</strong> sagt zu ihm: Wir haben den Messias gef<strong>und</strong>en, das heißt übersetzt:<br />

<strong>Christus</strong>.<br />

Das Wort Messias <strong>im</strong> NT kommt ganz selten vor. Dafür heißt es meist: <strong>Christus</strong>.<br />

2.2. Wer ist der Messias <strong>im</strong> AT? Es ist eine Figur, die zu allen Zeiten in Israel mit der<br />

<strong>Sehnsucht</strong> nach Rettung, Erlösung, Befreiung, vor allem politisch verstanden,<br />

verb<strong>und</strong>en wird.<br />

Ich sagte schon: Messias heißt auch der Gesalbte Diese Tatsache bringt uns als<br />

Spur weiter <strong>im</strong> Verständnis, wer <strong>Christus</strong> ist: Sie führt uns bis an den Anfang der<br />

Königsgeschichte Israels, etwa in das Jahr 1012 vor Chr.<br />

Samuel, einer der letzten sog. Richter, bekommt den Auftrag, Saul zum König zu<br />

salben. Mit dieser Salbung wird dieser an Gottes Stelle auf Erden eingesetzt,<br />

sozusagen als der Heilsbringer. Eine zentrale Messiasperson ist David, obwohl er<br />

nicht so genannt wird. David wird schon lange vor seiner Thronbesteigung gesalbt.<br />

Und von ihm heißt es 1.Sam.16,13: Da nahm Samuel sein Ölhorn <strong>und</strong> salbte ihn<br />

mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn geriet über David von dem<br />

Tage an. Kommen wir nun auf <strong>Christus</strong> zurück.


2.3. Der Gesalbte, der Messias wird durch seine Salbung zum König zum Sohn<br />

Gottes.<br />

Es gibt einige sogenannte Königspsalmen, von denen man ann<strong>im</strong>mt, daß sie zur<br />

Thronbesteigung gesungen <strong>und</strong> gesprochen wurden: Der berühmteste ist<br />

Psalm 2,6f. Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion, d.h. in<br />

Jerusalem. K<strong>und</strong>tun will ich den Ratschluß des Herrn. Er, der Herr, hat zu mir<br />

gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Und das heißt: Der<br />

Thronbesteiger tritt <strong>im</strong> Augenblick seiner Krönung in das Kindschaftsverhältnis zu<br />

Gott ein. Der Gesalbte ist nie ein Selbstherrscher, sondern ein von höherer Stelle<br />

Beauftragter.<br />

Die Eigenschaften dieses Sohnes, der also der Gesalbte, der Messias ist, werden<br />

uns <strong>im</strong> Propheten Jesaja zwe<strong>im</strong>al aufgezählt. Jesaja 9,5f.Uns ist ein Kind geboren,<br />

ein Sohn ist uns gegeben, <strong>und</strong> die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und er heißt<br />

W<strong>und</strong>er-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst, auf daß seine Herrschaft groß<br />

werden <strong>und</strong> des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids <strong>und</strong> in seinem ganzen<br />

Königreich, daß er´s stärke <strong>und</strong> stütze durch Recht <strong>und</strong> Gerechtigkeit von nun an bis<br />

in Ewigkeit. Und Jes.11,2: Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der<br />

Weisheit <strong>und</strong> des Verstandes, der Geist des Rates <strong>und</strong> der Stärke, der Geist der<br />

Erkenntnis <strong>und</strong> der Furcht des Herrn.<br />

Solche Hoffnungen nennen wir messianische Hoffnungen. Das ganze AT lebt von<br />

diesen Hoffnungen, in <strong>im</strong>mer wieder neuen Worten. Es sind die Hoffnungen auf den<br />

Erlöser Israels.<br />

Zu Weihnachten lesen wir diese Worte aus Jesaja als messianische Weissagungen<br />

auf <strong>Christus</strong> hin. Die Christen haben in <strong>Jesus</strong> den Messias gesehen, kommend aus<br />

dem Geschlecht Davids. Weil die Weltsprache damals griechisch war, hieß er der<br />

<strong>Christus</strong>. Er war für sie Gesalbte Gottes, der Messias, der <strong>Christus</strong>, der Sohn Gottes.<br />

3. Ich glaube an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, Gottes eingeborenen Sohn....<br />

Dieses Wort kommt aus dem Johannesevangelium. Da erscheint das Wort:<br />

Johannes 1,14: Das Wort ward <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> wohnte unter uns. Und wir sahen seine<br />

Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade<br />

<strong>und</strong> Wahrheit.<br />

Eingeboren heißt einmal in Anlehnung an das Verhältnis Abrahams zu seinem<br />

einzigen Sohn Isaak auch einzig geliebter Sohn, aber noch mehr. Dieser Sohn<br />

beendet alle Messiaserwartungen früherer Zeit, auch die Zeit, wo mit jedem König<br />

<strong>und</strong> Gesalbten Gott einen neuen Sohn hatte. Er ist nun der einzige <strong>und</strong> einmalige<br />

<strong>und</strong> auch letzter Offenbarer Gottes. Dies ist das Thema des Hebräerbriefes.<br />

Und <strong>Jesus</strong> sagt Johannes 14,9: Wer mich sieht, der sieht den Vater.<br />

Wir müssen uns das Selbstbewußtsein <strong>und</strong> das Wagnis der Christen vorstellen,<br />

wenn sie an <strong>Jesus</strong> als den Gesalbten Gottes, an den Messias, an den <strong>Christus</strong>, an<br />

den Sohn Gottes glaubten. Wie umstritten <strong>und</strong> anstößig das damals auch war,<br />

erzählen uns viele Geschichten aus den Evangelien. Nur ein Beispiel: Matthäus<br />

13,53-58: Als <strong>Jesus</strong> mit den Gaben des Gesalbten, hier voller Weisheit <strong>und</strong> voller<br />

Taten in der Synagoge von Nazareth die Schrift auslegt, fragen die Leute: Woher hat<br />

er das? Ist er nicht der Sohn des Z<strong>im</strong>mermanns? Und sie ärgerten sich an ihm.<br />

Unter den vielen Bezeichnungen für <strong>Jesus</strong>, auch Würdetitel genannt, hat sich <strong>im</strong> GB<br />

der Würdetitel „Sohn Gottes“ durchgesetzt.<br />

4. Ich glaube an <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong>, Gottes eingeborenen Sohn, unsern Herrn,..


Die Christen haben es schon früh gewagt, <strong>Jesus</strong> unsern Herrn zu nennen. Das war<br />

ein ganz hoher Anspruch. Eines der ganz frühen Bekenntnisse ist wohl der Abschnitt<br />

Philipper 2,5-11. Er schließt: <strong>und</strong> alle Zungen bekennen sollen, daß <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong><br />

der Herr sei, zu Ehre Gottes des Vaters. Für Herr steht <strong>im</strong> griechischen Kyrios, zu<br />

deutsch König. Das ist der Titel, dem sonst nur Gott zukam. Gott ist <strong>und</strong> bleibt König.<br />

Nun aber ist es <strong>Jesus</strong> auch. Wir kommen später noch einmal darauf zurück, weil das<br />

<strong>im</strong> GB öfters betont wird.<br />

Und ist es nicht bis heute ein Wagnis, daß wir auf einen <strong>Mensch</strong>en setzen, <strong>und</strong> ihn<br />

zum Sohn Gottes <strong>und</strong> zu unserem Erlöser glauben?<br />

III. ...empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,....<br />

1. Der biblische Bef<strong>und</strong><br />

Aber offenbar mußte die Sohnschaft Jesu noch mehr untermauert werden, nämlich<br />

durch die Empfängnis durch den Heiligen Geist, also durch Gott. Damit kommen wir<br />

zu einem schwierigen Abschnitt <strong>im</strong> GB.<br />

1.1. Schauen wir uns zunächst die Texte in der Bibel an. Matthäus <strong>und</strong> Lukas<br />

berichten in ihren Kindheitsgeschichten ausführlich davon. Lukas erzählt die schöne<br />

Geschichte von dem Engel Gabriel, der die Geburt ankündigt. Besonders anmutig<br />

finde ich den Ausdruck: Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Der<br />

Schatten, die Wolke <strong>–</strong> ein Zeichen der Nähe <strong>und</strong> auch der Unsichtbarkeit Gottes.<br />

Matthäus begründet die Geburt durch eine Jungfrau mit Jesaja7,14: Siehe, eine<br />

Jungfrau wird schwanger sein <strong>und</strong> einen Sohn gebären." So steht es in der<br />

griechischen Übersetzung des AT. Im Hebräischen heißt es: Siehe, eine junge Frau<br />

wird schwanger sein <strong>und</strong> einen Sohn gebären. Matthäus erzählt auch, welche<br />

Schwierigkeiten Josef damit gehabt hat.<br />

1.2. Das Markusevangelium <strong>und</strong> Johannesevangelium wissen von dieser<br />

jungfräulichen Empfängnis <strong>und</strong> Geburt nichts. Bei Paulus erkenne ich auch keine<br />

Aussage über eine jungfräuliche Geburt. Römer 13f: der geboren ist aus dem<br />

Geschlecht Davids nach dem Fleisch, <strong>und</strong> nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt als<br />

Sohn Gottes in Kraft, allerdings erst durch die Auferstehung von den Toten. Die<br />

Davidlinie führt über Josef. Also müßte Josef der leibliche Vater sein.<br />

Nun weiß man, daß die Kindheitsgeschichten spätere Geschichten sind. Über der<br />

Geburt Jesu bleibt, realistisch gesehen ein Gehe<strong>im</strong>nis. Man kann daran festhalten,<br />

man braucht es nicht. So ist es auch in der Bibel.<br />

Etwas exclusiv christliches ist die Jungfrauengeburt nicht. Der Pharaoh von Ägypten<br />

ist eine solche Verbindung. Auch in den griechischen Göttersagen gibt es solche<br />

Geburten.<br />

2. Die Bedeutung der Jungfrauengeburt<br />

2.1. Empfangen durch den Heiligen Geist heißt: Dieser <strong>Jesus</strong>, der hier geboren<br />

wurde, ist ein Geschenk Gottes. Es kam nicht durch menschlichem Planen <strong>und</strong><br />

Wollen. Gott macht einen neuen Anfang.<br />

2.2. Geboren von Maria heißt: Gott hat seinen Sohn oder auch sich selber in die<br />

Hände der <strong>Mensch</strong>en gelegt, um in ihnen wirksam zu sein. Maria wird nicht wegen<br />

ihrer Jungfräulichkeit verehrt, weil sie die Frau ist, die sich so beschenken läßt.


2.3. Schon das Werden Jesu ist ein Bild dafür, daß sich Gott <strong>und</strong> <strong>Mensch</strong> begegnen<br />

sollen. Die Erzählung ist eine Veranschaulichung durch biologische Vorgänge.<br />

2.4. <strong>Jesus</strong> steht nicht <strong>im</strong> alten Zusammenhang von menschlicher Schuld <strong>und</strong> Sünde.<br />

Er war ein <strong>Mensch</strong> wie wir doch ohne Sünde.<br />

2.5. Möglicherweise mag sich hier auch u.a. die antike Leibfeindlichkeit Platz<br />

gemacht haben: Maria bleibt unberührt <strong>und</strong> unversehrt. Aber auch durch diese Brille<br />

will gesagt werden: So etwas W<strong>und</strong>erbares <strong>und</strong> Lauteres <strong>und</strong> Reines kann nur ohne<br />

den Geschlechtsverkehr, der für Paulus z.B. notwendig, aber letztlich doch übel ist,<br />

entstanden sein.<br />

2.5. Eine letzte Deutung sei noch von Eugen Drewermann angefügt: Das göttliche<br />

Kind ist das Urbild für alles wahre <strong>Mensch</strong>sein, daß sich mit dem Göttlichen<br />

verbindet. Mit <strong>Jesus</strong> hat dieses wahre <strong>Mensch</strong>sein angefangen, <strong>und</strong> er trennt den<br />

Gottesohn auch ganz stark von der Messiasvorstellung.<br />

IV. Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben <strong>und</strong> begraben.<br />

1. Gelitten unter Pontius Pilatus<br />

Das GB macht hier einen Sprung, den viele neue GB nicht machen. Es fehlt die<br />

ganze Wirkungszeit Jesu. Es gibt dafür eine Erklärung: Schon ganz früh stand das<br />

Leiden <strong>und</strong> Sterben Jesu <strong>und</strong> seine Auferstehung <strong>im</strong> Mittelpunkt des Glaubens.<br />

Jemand hat die Evangelien die Leidensgeschichte mit einer ausführlicher Einleitung<br />

genannt. Und das heißt zugleich aus der Sicht der alten Kirche: Der ganze Weg Jesu<br />

ist ein Leidensweg, der zum Tod führt.<br />

So finden wir in den Evangelien Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas auch vermehrte<br />

Hinweise auf dieses Ende. Stellvertretend für alle sei hier Lukas 18,31-24 genannt:<br />

„Er nahm aber zu sich die Zwölf <strong>und</strong> sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach<br />

Jerusalem, <strong>und</strong> es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die<br />

Propheten von dem <strong>Mensch</strong>ensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden,<br />

<strong>und</strong> er wird verspottet <strong>und</strong> mißhandelt werden <strong>und</strong> angespien we rden, <strong>und</strong> sie<br />

werden ihn geißeln <strong>und</strong> töten; <strong>und</strong> am dritten Tage wird er auferstehen. Sie aber<br />

begriffen nichts davon, <strong>und</strong> der Sinn der Rede war ihnen verborgen, <strong>und</strong> sie<br />

verstanden nicht, was damit gesagt war. Das ist verständlich. Welch ein Gegensatz:<br />

Hier der Messias, der <strong>Christus</strong>, der Gesalbte, der Sohn Gottes, Hier der vom Heiligen<br />

Geist Empfangene <strong>–</strong> <strong>und</strong> dort der, der gelitten hat unter Pontius Pilatus, der<br />

gekreuzigt wurde <strong>und</strong> gestorben <strong>und</strong> begraben wurde.<br />

Wenn die Christen behaupteten, daß dieser der Messias ist, dann konnten sie nur<br />

spinnen. Ein besiegter Messias ist kein Messias, spotteten die Juden. Das muß eine<br />

einfältig dumme Eselsbotschaft sein. Und eine erste Karikatur aus dem 3.Jhd. auf der<br />

kaiserlichen Residenz in Rom zeigt ihn mit einem Eselskopf.<br />

Und doch ist es so.<br />

2. Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben <strong>und</strong> begraben.<br />

Pontius Pilatus steht vertretend für alle weltlichen Machthaber, für die politischen<br />

Kräfte, ja für die Weltgeschichte. Warum aber wird der Hohe Rat nicht genannt? Das<br />

ist erstaunlich. Möglicherweise wegen der Tötungsmethode, der Kreuzigung, die nur


den Römern zustand. Gestorben <strong>und</strong> begraben: <strong>Jesus</strong>, ganz <strong>Mensch</strong>, ganz Teilhabe<br />

am menschlichen.<br />

3. Die Gründe für die Verurtellung Jesu zum Tod Jesu am Kreuz<br />

Es gibt <strong>im</strong> GB keine Aussage über den Gr<strong>und</strong> der Verurteilung zum Tod am Kreuz<br />

Schauen wir wieder in die Bibel.<br />

Schauen wir uns die biblischen Zeugnisse an. Ich orientiere mich einmal am<br />

Matthäusevangelium nd dann am Johannesevangelium.<br />

3.1. <strong>Jesus</strong> lebte ganz klar <strong>im</strong> jüdischen Umfeld. Aber er hatte ständig Streit mit dem<br />

jüdischen Establishment, vertreten durch die Schriftgelehrten die Pharisäer, einer<br />

hochgeachteten religiösen Bruderschaft. Er war ihnen vielfach überlegen <strong>und</strong><br />

forderte ihre Kritik <strong>und</strong> Feindschaft heraus. Matthäus 7,28 als Schluß der<br />

Bergpredigt: Er lehrte mit Vollmacht <strong>und</strong> nicht wie die Schriftgelehrten.<br />

3.2. Er durchbricht die Regeln des Sabbats: Matthäus 12,14: Ein Beispiel für viele:<br />

<strong>Jesus</strong> heilt eine gelähmte Hand am Sabbat, was an diesem Tag nicht erlaubt ist.<br />

<strong>Jesus</strong> darauf: Darf man am Sabbat nicht Gutes tun? Darauf zum ersten Mal: Da<br />

gingen die Pharisäer hinaus <strong>und</strong> hielten Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten.<br />

3.3. <strong>Jesus</strong> durchbricht alle Grenzen <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Mensch</strong>en zu deren Wohl: Das<br />

sagt dieselbe Geschichte. Seine Tat untermauert er mit einem alttestamentlichen<br />

Zitat: Jesaja 42,3: Das geknickte Rohr wird er (also <strong>Jesus</strong>) nicht zerbrechen, <strong>und</strong> den<br />

gl<strong>im</strong>menden Docht wird er nicht auslöschen.<br />

Er segnet die Kinder, die erst an 3.Stelle kommen: Markus 10,14: Laßt die Kinder zu<br />

mir kommen <strong>und</strong> hindert sie nicht, denn gerade ihnen gehört das Reich Gottes.<br />

<strong>Jesus</strong> wendet sich den Frauen ebenso zu wie den Männern. Matthäus 15,21 ff. Eine<br />

Frau bittet für ihre Tochter .Hier gibt es gleich zwei Grenzüberschreitungen: Eine<br />

Frau bittet für ihre Tochter ! Und es ist eine nichtjüdische Frau. Er heilt die Tochter,<br />

weil die Frau glaubt.<br />

3.4. Schließlich geht er auf ständige Konfrontation mit den religiösen Machthabern:<br />

Mastth.23: Weh euch, ihr Schriftgelehrten <strong>und</strong> Pharisäer, ihr Heuchler, ihr blinden<br />

Blindenführer usw.<br />

3.5. Alles gipfelt in dem Anspruch <strong>Jesus</strong>, dieses als Gottessohn in der Vollmacht<br />

Gottes zu tun. Matthäus 9,34 ff. <strong>Jesus</strong> vergibt einem Gelähmten die Sünden, was<br />

aber nur Gott kann. Die Schriftgelehrte sagen: Dieser lästert Gott.<br />

Das wird nun ganz eindeutig <strong>im</strong> Verhör vor dem Hohen Rat: Der Hohepriester fragt:<br />

Matthäus 26,63: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagt, ob<br />

du der <strong>Christus</strong> bist, der Sohn Gottes? <strong>Jesus</strong> sprach zu ihm: Du sagst es. Darauf der<br />

Hohepriester: Er ist des Todes schuldig.<br />

3.6. Schauen wir noch in das Johannesevangelium:<br />

Anstelle von der religiösen Machthabern sind es hier <strong>im</strong>mer die Juden, die auf<br />

Konfrontation mit <strong>Jesus</strong> gehen, was besonders dem Johannesevangelium den<br />

Vorwurf des Antisemitismus eingehandelt hat.<br />

a) Bei Johannes spielt das Wort Wahrheit eine große Rolle. Darum: Johannes 8,40:<br />

Ihr sucht mich zu töten, einen <strong>Mensch</strong>en, der euch die Wahrheit gesagt hat, wie ich<br />

sie von Gott gehört habe.


) Im Verhör vor Pilatus: Johannes 18,37: Da fragte ihn Pilatus: So bist du ein König?<br />

<strong>Jesus</strong> antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren <strong>und</strong> in die<br />

Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der<br />

hört meine St<strong>im</strong>me.<br />

4. Welche Heilbedeutung hat der Kreuzestodes Jesu Christi?<br />

4.1. Die Heilsbedeutung in den Evangelien<br />

Im den Evangelien erkenne ich zwei wesentliche Linien der Deutung.<br />

a) Jesu ganzer Weg wird <strong>im</strong>mer weide verglichen mit einer Person aus dem AT., mit<br />

dem Gottesknecht. Das ist ein Mann gewesen, von dem gesagt wird, daß er sich mit<br />

den Sünden des Volkes abgeplagt hat <strong>und</strong> auf diese Weise die Sünden trug. Jesaja<br />

53,4f. Fürwahr, er trug unsere Krankheit <strong>und</strong> lud auf sich unsere Schmerzen. Wir<br />

aber hielten ihn für den, der von Gott geplagt <strong>und</strong> von Gott geschlagen <strong>und</strong> gemartert<br />

wäre. Aber er ist um unser Missetat willen verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> um unserer Sünde willen<br />

zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, <strong>und</strong> durch seine<br />

W<strong>und</strong>en sind wir geheilt.<br />

b) <strong>Jesus</strong>, das Lamm Gottes. Eine wichtige Deutung kommt aus der Opfertheologie<br />

der Juden. Das Opfer spielte in Israel <strong>und</strong> bei den Juden eine große Rolle. Es ist ein<br />

Form, Gott etwas zu geben, damit er uns gegenüber fre<strong>und</strong>lich ist. Und daß damit<br />

unser Versagen, unser Schuld bereinigt wird. Denn Schuld kann ein <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> ein<br />

Volk auf Dauer nicht aushalten. So wurde am Versöhnungstag einmal <strong>im</strong> Jahr die<br />

Schuld des Volkes auf zwei Böcke geladen. Der eine Bock wurde geschlachtet <strong>und</strong><br />

auf dem Altar verbrannt <strong>und</strong> der andere wurde in die Wüste geschickt. Daher kommt<br />

der Name Sündenbock. Beide waren unschuldig.<br />

Auch <strong>Jesus</strong> war unschuldig. Er lebte nach Gottes Willen. Aber er wurde zum Tode<br />

verurteilt. So erkannten die Christen ihn als den, der die Sünde der <strong>Mensch</strong>en auf<br />

sich nahm. Johannes 1,29: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde<br />

trägt. Unberücksichtigt bleibt hier die Ursache für Jesu Verurteilung zum Tod. Mit der<br />

Opfertheologie Israels ist auch der Satz zu verstehen 1.Johannes 1,7: Das Blut Jesu,<br />

seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.<br />

4.2. Paulus<br />

Eine andere Linie der Deutung ist die des Paulus. Seine Bekehrung kann uns hier<br />

helfen: Paulus verfolgt <strong>Jesus</strong>, weil er nach jüdischen Vorstellungen das Gesetz nicht<br />

oder zu wenig beachtet hat <strong>und</strong> sich an Gottes Stelle gesetzt hat. Paulus empfindet<br />

<strong>Jesus</strong> auch als Gotteslästerer. Nun erscheint ihm dieser <strong>Christus</strong> als <strong>Leben</strong>diger.<br />

Paulus erkennt: Nicht ich habe mit meiner Gesetzestreue Recht, sondern <strong>Jesus</strong><br />

<strong>Christus</strong>, der ganz frei damit umgeht <strong>und</strong> es dem Wohl des <strong>Mensch</strong>en unterstellt.<br />

Paulus macht diesen Unterschied nicht, sondern geht noch weiter. Wenn ich an<br />

<strong>Jesus</strong> glaube, dann bin ich frei vom Gesetz. <strong>Christus</strong> ist das Ende des Gesetztes.<br />

Vor Gott gerecht, also richtig, werde ich ohne meine Bemühungen, ohne Verdienst,<br />

allein durch das Vertrauen auf <strong>Christus</strong>. Das ist der Kern seiner Botschaft. Das<br />

<strong>Leben</strong> Jesu erwähnt Paulus nicht. Ihm reicht das Kreuz als Besiegelung seines<br />

Werkes. Ja, das Kreuz ist ein Symbol für den ganzen <strong>Christus</strong>. So kann Paulus<br />

bekennen: Wir sind versöhnt mit Gott, nicht, indem wir alles recht machen, sondern<br />

indem wir an diesen menschenfre<strong>und</strong>lichen <strong>Christus</strong> glauben.Röm.5,1: Durch diesen<br />

Glauben haben wir Frieden mit Gott. Daß Paulus sich nur auf Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Christi bezieht, wird häufig kritisiert. Hans Conzelmann: Bei allem Reden von <strong>Jesus</strong><br />

stellen wir fest, daß die geschichtliche Person Jesu ignoriert wird <strong>und</strong> durch eine<br />

mystische Figar ersetzt wird. (


4.3. Ein Blick in die Geschichte: Anselm von Canterbyry<br />

Das Thema Sünde <strong>und</strong> Gnade tritt erst seit dem Kirchenvater Augustin, um 400<br />

nach Chr.in den Vordergr<strong>und</strong>. Unter den vielen Antworten, wie Sünde <strong>und</strong> Gnade<br />

sich zueinander verhalten, muß ich nun auf Anselm von Canterbury hingewiesen.<br />

(um 1000 nach Chr.) Seine Lehre reicht bis in unsere Tage <strong>und</strong> schlägt sich in vielen<br />

Liedern noch nieder.<br />

Anselm setzt bei der Tiefe der Sündenschuld ein. Durch die Sünde ist Gottes Ehre<br />

beschmutzt <strong>und</strong> es ist eine große Schmach für ihn. Eigentlich müßte Gott die<br />

<strong>Mensch</strong>en strafen, indem er sie vernichtet. aber sie sind ja sein Werk. Gott kann nur<br />

umgest<strong>im</strong>mt werden, wenn jemand freiwillig stirbt. Darin sieht Anselm <strong>Jesus</strong><br />

<strong>Christus</strong>. Gott ist zufriedengestellt.. Gott hat „Satisfaktion“ empfangen. Und so sind<br />

Gott <strong>und</strong> <strong>Mensch</strong> wieder miteinander versöhnt. Das Sterben Christi wird zur<br />

Ersatzleistung. Diese Deutung ist später in unseren Liedern, teilweise auch bei<br />

M.Luther zu finden, Diese Lehre macht vielen Schwierigkeiten. Was ist das für ein<br />

Gott, der Blut sehen will, so fragen sie. Wir müssen es auch nicht so sehen, aber mir<br />

war wichtig, aufzuzeigen, wo diese Deutung herkommt. aber sie verpflichtet uns<br />

nicht.<br />

4.4. M.Luther lehnt sich sehr an Paulus an. Er folgt Paulus in der Lehre vom ganz<br />

<strong>und</strong> gar verderbten <strong>Mensch</strong>en, der Gottes Willen nie erfüllen kann. Aber Gottes Liebe<br />

hat sich in <strong>Jesus</strong> <strong>Christus</strong> offenbart. Und darum sind wir gerechtfertigt vor Gott, wenn<br />

wir an diese Liebe glauben. Erklärung zum 2.Artikel: Der mich verlorenen <strong>und</strong><br />

verdammten <strong>Mensch</strong>en erlöst hat, gewonnen von allen Sünden, vom Tode <strong>und</strong> von<br />

der Gewalt des Teufels. <strong>Christus</strong> ist für ihn der Befreier von allem Übel, <strong>und</strong> dafür<br />

nennt er diese drei Dinge: Sünde, Tod <strong>und</strong> Teufel.<br />

4.5. Gegenwärtige Heilsdeutungen.<br />

Viele zeitgenössische Theologen bringen das Wirken Jesu <strong>und</strong> seine Person wieder<br />

stärker ins Spiel. Der Tod Jesu ist nun einmal von der Frage nach seiner Botschaft<br />

<strong>und</strong> Person nicht ablösbar, sagt Hans Küng. Es war geprägt von unbedingter<br />

Zuwendung in jeder Hinsicht zum <strong>Mensch</strong>en. Sein Tod ist die Folge seines <strong>Leben</strong>s.<br />

An ihn glauben heißt, sich so von ihm annehmen zu lassen, wie wir sind. Da<br />

geschieht Versöhnung, Erlösung.<br />

Eine ergänzende Heilbedeutung hat der Leidende <strong>und</strong> Gekreuzigte auch für alle<br />

Leidenden <strong>und</strong> Sterbenden. Er ist solidarisch mit mir, wenn ich leide. Ich bin <strong>im</strong><br />

Leiden ihm ganz nahe <strong>und</strong> er mir. So finden wir heute oft die Anbetungsform: <strong>Jesus</strong><br />

<strong>Christus</strong>, mein Bruder <strong>und</strong> mein Erlöser.<br />

In vielen Glaubensbekenntnissen wird das so gesagt. Mir reicht das so.<br />

Mir ist es wichtig, zu erkennen, daß wir mit der Deutung des Todes Jesu in aller<br />

Freiheit umgehen können. Manchmal sind Heilsbedeutungen auch wie<br />

Offenbarungen. Es gibt nicht nur eine Deutung. Und das ist gut so. Es ist vielleicht<br />

nicht nur ein Zufall, daß es <strong>im</strong> apostolischen GB keine Deutung gibt.<br />

V. Hinabgestiegen in das Reich des Todes<br />

Früher hieß es: Niedergefahren zur Hölle.<br />

Dieser Teil ist erst <strong>im</strong> 5.Jhd. eingefügt worden. Dafür gibt es nur einen biblischen<br />

Hinweis: 1.Petrus 3,19f. <strong>Christus</strong> ist <strong>im</strong> Geist hingegangen <strong>und</strong> hat gepredigt den


Geistern <strong>im</strong> Gefängnis, gemeint in der Unterwelt, um auch die zu erlösen, die einst<br />

ungehorsam waren, weil sie von der Erlösung durch <strong>Christus</strong> noch nichts wußten.<br />

Für mich gibt es zwei Verstehensmöglichkeiten:<br />

1. Es besagt: So umfassen ist sein Werke, daß es alle <strong>Mensch</strong>en erreichen soll,<br />

also den vorchristlichen <strong>Mensch</strong>en. Es sagt mir aber auch für meine<br />

Gegenwart: 2. Er ist hinabgestiegen in mein Reich des Todes, in meine<br />

Verzweiflung <strong>und</strong> Angst. Usw. So kann dieser kleine, nicht ganz so wichtige<br />

Glaubenssatz eine große Kraft bekommen.

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