25.07.2013 Aufrufe

download ... (PDF-Version) - Breslau

download ... (PDF-Version) - Breslau

download ... (PDF-Version) - Breslau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ohne Fleiß kein Preis<br />

Kommt die deutsche Innenschrift zurück?<br />

Reiseeindrücke.<br />

Egon Höcker, April 2010


2<br />

Herausgeber: Selbstverlag Egon Höcker<br />

1. Auflage 2010<br />

Redaktionsschluss: 29. April 2010<br />

Umschlag: Foto 18.04.2010. EH<br />

Orthographisch-redaktionelle Lydia Berlin<br />

Textüberarbeitung<br />

Die Schrift ist einschließlich aller ihrer Teile urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigungen jeder Art<br />

oder Einspeicherungen in elektronische Systeme sind ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig.


Ohne Fleiß kein Preis<br />

Reiseeindrücke in der Zeit vom 15.04. bis 17.04.2010<br />

Wetter: sonnig, etwas kühl<br />

Unterkunft: Hotel TRIO<br />

Meine letzte Schlesienreise liegt nur zwei Wochen zurück. Eigentlich spüre ich kein Fernweh.<br />

Warum fahre ich schon wieder weg und wieder nach <strong>Breslau</strong>? Beim Einpacken meiner<br />

Sachen nehme ich mir Zeit. Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit zu joggen oder zu<br />

schwimmen. Für diese Reise habe ich keinen richtigen Plan.<br />

Meine kleine Kamera liegt griffbereit im Auto neben mir. Ich lege eine „Platte“ von … auf.<br />

Noch trippelt es ein wenig. Zur Musik vom CD-Player mischt sich das monotone Geräusch<br />

der Scheibenwischer. Etwas mehr als 300 km trennt Berlin von <strong>Breslau</strong>.<br />

Ein Land in Trauer<br />

Was wird mich erwarten?<br />

Polen trauert um<br />

seinen Präsidenten.<br />

Mit ihm sind über 90<br />

führende polnische<br />

Persönlichkeiten beim<br />

Absturz des Flugzeuges<br />

in Smolensk ums<br />

Leben gekommen. Sie<br />

wollten an den offiziellen<br />

Feierlichkeiten in<br />

Katyn teilnehmen.<br />

Genau vor 70 Jahren<br />

exekutierten die Russen<br />

2000 polnische<br />

Offiziere und Intellektuelle<br />

durch Genickschuss.<br />

Eine polnische<br />

Tragödie. Wer<br />

sich etwas mit der<br />

polnischen Geschichte<br />

3


eschäftigt, der weiß um diese Tragik. Der verunglückte Präsident soll als Held in die polnische<br />

Geschichte eingehen. Da fragt man sich, worin eigentlich seine Leistung bestand?<br />

Während seiner Zeit gab es mit Polens Nachbarländern immer Differenzen. Auch der polnische<br />

Weg in die Europäische Union wurde durch seine Politik verzögert. Von einem Teilnehmer<br />

unseres <strong>Breslau</strong>er Stammtisches in Berlin erfuhr ich, dass seit Kaczynskis Machtantritt<br />

sich im gesellschaftlichen Bewusstsein das Verhältnis zu Deutschland wieder verschlechtert<br />

hat.<br />

Bis zum kommenden Sonntag ist Staatstrauer festgelegt.<br />

Flaggen auf Halbmast und ewige Lichter an verschiedenen Orten in <strong>Breslau</strong> (Ring, Uni)<br />

An vielen Gebäuden, öffentlichen und Wohnhäusern, sehe ich polnische Fahnen mit Trauerschleife.<br />

Fast alle Veranstaltungen sind abgesagt. An vielen Stellen in den Städten gibt es<br />

Orte, wo die Menschen Kerzen aufgestellt haben. In <strong>Breslau</strong> fiel mir besonders der Ring auf.<br />

Gleich neben der St. Elisabeth-Kirche baute man eine große Tribüne auf, um die Beisetzung<br />

von Kaczynski am Sonntag live zu übertragen. Neben dem Glasbrunnen befindet sich ein<br />

Platz, wo zwei polnische Soldaten die Ehrenwache halten. Davor stehen tausende von Lichtern.<br />

Im Rathaus können die Menschen sich ins Kondolenzbuch eintragen.<br />

Wir alle sollten die Zeit nutzen, um uns zu versöhnen. Die Politik von Stalin und Hitler hat<br />

nicht nur dem polnischen Volk viel Leid zugefügt. Ganz Europa war davon betroffen. Die Geschichte<br />

zeigt uns, wohin der Weg führen kann, wenn nationalistische Gefühle die Oberhand<br />

gewinnen.<br />

…<br />

4


Blühende Bäume und Sträucher in <strong>Breslau</strong> (Hohenzollernstraße, Entlang am Stadtgraben)<br />

Es ist Frühling in Europa. In etwa drei Stunden bin ich in <strong>Breslau</strong>. Neben dem ehemaligen<br />

jüdischen Krankenhaus im Süden der Stadt stelle ich mein Auto ab. Von hier aus kann ich<br />

ein paar interessante Gebäude fotografieren. Diesmal ist der Wasserturm gerüstfrei. Alle<br />

Gebäude sind vor ca. 100 Jahren entstanden. Zum Teil finde ich Jugendstilelemente in den<br />

Fassaden.<br />

Initialen an der Israelitischen Kranken-Anstalt, Hohenzollernstraße – Neudorfstraße -Menzelstraße<br />

Diese Initialen „RPE“ sollten die einzigen jüdischen Zeichen sein, die außerhalb der jüdischen<br />

Friedhöfe von <strong>Breslau</strong> existieren. An einer anderen Stelle des ehemaligen jüdischen<br />

Krankenhauses fand ich weitere Initialen „IKV“.<br />

5


6<br />

Wasserturm, 1905 gebaut als Wasserausgleichswerk für die Südvorstadt, 62m hoch


Johanneskirche, Taufe Christi mit den beiden Johannesgestalten<br />

7


Danach fahre ich zum Hotel TRIO. Der Einzelzimmerpreis liegt bei 22 Euro. Ein „Schnäppchen“!<br />

Wer kein Frühstück benötigt, auf einen bewachten Parkplatz verzichten kann, sich die<br />

Toiletten und Duschen mit anderen auf dem Gang teilen mag, der sollte hier buchen. Einen<br />

Deutsch sprechenden Mitarbeiter findet man nicht. Zwei Vorteile hat dieses Hotel, erstens<br />

kann man buchen ohne Stornokosten und zweitens kann man von hier aus bequem ins Zentrum<br />

laufen. Zugegeben, etwas unsicher war ich schon.<br />

Mein Spaziergang zum Ring führte mich über den ehemaligen Königsplatz am Arsenal vorbei.<br />

An der Mauer ist ein wunderschönes Wappen angebracht. Es ist noch offen. Der Einlass<br />

weist mich auf die Eröffnung der Vernissage hin, die im großen Saal stattfindet. Ich nutze<br />

diese Gelegenheit und nehme teil. Spanische Künstler stellen aus. Mir ist schon bei meinen<br />

früheren Besuchen aufgefallen, dass <strong>Breslau</strong> offen ist für verschiedene kulturelle Begegnungen.<br />

Schade, dass ich nichts verstehe. Einige Bilder sind ausdrucksstark und inspirieren<br />

mich. Es ist schon verrückt, immer wieder fasse ich den Entschluss, in meiner Freizeit mehr<br />

zu malen. Sitze ich aber dann vor dem weißen Blatt oder der Staffelei, fehlt mir die Inspiration.<br />

8<br />

Ausstellungseröffnung „Riflessi / Immagini“


Das „entlogene“ <strong>Breslau</strong><br />

Aufbauarbeiten des „Biergartens“ Piast<br />

Am Abend war ich mit Manfred G. im Schweidnitzer Keller verabredet. Gegen 19:00 Uhr ruft<br />

mich Manfred an, dass er vom Tag geschafft ist und nicht mehr kommen kann. Er müsse<br />

sich ausruhen. Schade. Eigentlich eignet sich der Treffpunkt, um sich mit Deutschen und<br />

Polen zu treffen, die sich mit der Geschichte der Stadt verbunden fühlen. Beim nächsten<br />

Besuch werde ich versuchen, die Initiative zu übernehmen.<br />

Die freie Zeit kann ich nutzen, um mich mit Irena K. zu treffen. Sie erforscht das Leben der<br />

deutschen Minderheiten in Niederschlesien. Seit dem III. Festival der Deutschen Minderheiten<br />

stehen wir in Kontakt. Unsere Gespräche finde ich sehr interessant. So erfahre ich viel<br />

über die polnische Geschichte, über Anschauungen zu verschiedenen Themen und aktuellen<br />

Projekten. Sie bestätigt mir, dass das polnische Schlesien sich auf seine deutschen Wurzeln<br />

besinnt. Nicht überall in Polen wird dieser Prozess verstanden, aber er ist in der Stadt an<br />

vielen Stellen schon sichtbar. Irena beschreibt diese Tendenz mit - <strong>Breslau</strong> wird „entlogen“.<br />

Gefällt mir sehr dieser Ausdruck.<br />

Vor 10 Jahren war ich das erste Mal in <strong>Breslau</strong>. Damals wollte ich sofort zurück. Diese Stadt<br />

war mir fremd. Deutsches erkannte ich nicht. Ich brauchte viele Besuche, um mir bewusst zu<br />

machen, dass „diese Steine“ deutsch sprechen. Wenn Horst Schreiber, ein <strong>Breslau</strong>er aus<br />

der Tschepine, auf den großen Granitplatten der Gehwege läuft, dann soll er angeblich den<br />

Satz „Diese Steine sprechen Deutsch!“ ständig wiederholen. Auch diesmal konnte ich den<br />

Prozess zur Anerkennung der deutschen Vergangenheit in <strong>Breslau</strong> an folgenden Beobachtungen<br />

erkennen.<br />

Im Herbst 2008 weihte man in Gräbschen ein Memoriell ein.<br />

„Einen Friedhof kann man zerstören, nicht aber die Erinnerungen!“<br />

9


10<br />

Dem stimme ich nicht ganz zu.<br />

Erinnerungen können verloren<br />

gehen. Dann sind es Denkmäler,<br />

die uns daran erinnern. Bei meinem<br />

ersten Besuch in <strong>Breslau</strong> vor zehn<br />

Jahren fand ich kein einziges<br />

deutsches Grab. Erst mit meiner<br />

Suche nach Gräbern erfuhr ich von<br />

dem Schicksal der vielen<br />

deutschen Friedhöfe. Vielleicht<br />

sollte man es nicht so tragisch<br />

sehen, denn Manfred Gotsch hat<br />

Recht, die Regel will es, dass nach<br />

25 Jahren ein Grab geräumt wird. Es gab aber doch viele deutsche bedeutende <strong>Breslau</strong>er<br />

Bürger, wie z.B. der Schriftsteller Holtei. Mit der Ausführung der Befriedung dieser<br />

Friedhöfe wurde keine differenzierte Auswahl vorgenommen. Heute stellen sich<br />

diese Entscheidungen als ein Verlust für die deutsche und polnische bzw. europäische<br />

Geschichte dar.<br />

Dieses Denkmal spricht mich an. Ich finde verschiedene<br />

deutsche Grabsteine, die in großen Granitblöcken eingelassen<br />

sind. Ein Block weist auf zerstörte jüdische Friedhöfe<br />

hin.<br />

Ich lege eine weiße Rose auf einen der Grabsteine und<br />

halte ein paar Minuten inne. Vielen Dank an Wroclaw für<br />

die Möglichkeit des Gedenkens an meine Vorfahren, die<br />

in dieser Stadt gelebt und sie mit gestaltet haben.


Nach meiner kurzen Besichtigung des<br />

deutschen Konsulats in <strong>Breslau</strong>, welche<br />

mir Irna ermöglichte, hatte ich etwas Zeit,<br />

um weitere Villen am Stadtgraben gegenüber<br />

der Liebichshöhe zu fotografieren. Ich<br />

erinnere mich an ein Jugendprojekt zur<br />

Umgestaltung der Liebichshöhe. Mir<br />

scheint, es ist jetzt so weit, denn ein Hinweisschild<br />

macht mich auf das zukünftige<br />

Aussehen aufmerksam. Inwieweit die Vorschläge<br />

der Schüler umgesetzt werden,<br />

kann ich nicht beurteilen. In der Präsentation<br />

schlugen sie vor, den heutigen polnischen<br />

Namen, „Hügel der Partisanen“ umzubenennen<br />

in Bastion. Mir zeigt dies,<br />

dass sich die Jugendlichen mit der deutschen<br />

Vergangenheit beschäftigen. Es soll<br />

ein neues Projekt geben, in dem festgestellt<br />

werden soll, was die jungen Menschen<br />

über die deutsche Geschichte wissen.<br />

Blick vom Deutschen Konsulat auf die Liebichshöhe, Skizze, 2010<br />

11


12<br />

Im Jahr 2000 stellte ich fest, dass viele deutsche Schriften auf den Fassaden beseitigt<br />

waren. Man hatte sie herausgemeißelt. Als ich Irena die leere Stelle des bereits<br />

getilgten deutschen Spruches „Ohne Fleiß kein Preis!“an der Baugewerkschule am<br />

Waschteich zeigen wollte, war es nicht möglich, da der Schriftzug wieder da war. Mit<br />

diesem Aha-Erlebnis hat sich etwas bei mir verändert. Ich sehe plötzlich Polen mit<br />

anderen Augen - fühle mich verstanden, meines Vaters Stadt bekommt für mich ihre<br />

deutsche Identität zurück.<br />

Von Irena erfahre ich, dass dieses deutsche Sprichwort auf Polnisch "Bez pracy nie<br />

ma kołaczy" heißt. Wortwörtlich übersetzt bedeutet es: "Ohne Arbeit gibt es kein Brot"<br />

(kołacz im Altpolnischen ist eine spezielle Form des Brotes, heute wird das Wort in der<br />

Alltagssprache nicht mehr benutzt).<br />

Ein Spaziergang am Stadtgraben<br />

Ein Spaziergang, der am Stadtgraben entlang führt, kann sehr interessant und unterhaltsam<br />

sein. Auf seinen Wegen kann man unter Bäumen auf Bänken sitzen oder an ihm entlang<br />

promenieren und die Enten auf dem Wasser beobachten, Mond und Sonne sich widerspiegeln<br />

sehen oder im Winter Schlittschuhläufern zuschauen. Es wirkt auf mich, wie die Gartenanlagen<br />

in Paris.<br />

<strong>Breslau</strong> ist auch eine sehr grüne Stadt, die sehr viele Parkanlagen besitzt. Auf dem Schlossplatz<br />

entsteht eine große Musikhalle. Noch ist nichts zu erkennen, da die Bauzäune die Sicht<br />

versperren.


Letzte Bauarbeiten zur Vorbereitung der Neueinweihung am 6. Mai 2010-05-02<br />

der <strong>Breslau</strong>er Synagoge „Zum weißen Storch“<br />

Im jüdischen Restaurant „SHARA“, welches sich auf der Wallstraße befindet, kann man gut<br />

essen. Die Renovierungsarbeiten an der Storchsynagoge sind abgeschlossen. Die letzten<br />

Pflastersteine werden gerade verlegt.<br />

Wir stehen vor dem Wohnhaus, wo mein Vater bis 1945 gewohnt hat. Ich habe die Chance,<br />

eine der Wohnungen in der 4. Etage anzusehen, wo eventuell meine Familie wohnte. Aber<br />

was bringt es nach so vielen Jahren? Was sollen die Menschen denken, wenn plötzlich ein<br />

Deutscher vor der Tür steht.<br />

13


14<br />

Mit dem Auto von <strong>Breslau</strong> nach Waldenburg am Zobten vorbei, Skizze, 2010<br />

Zwischen „Deutscher Romantik“ und „Arbeit macht frei“<br />

Am zeitigen Vormittag traf ich in Waldenburg ein. MG hatte sich seit gestern bei Andreas<br />

Richter niedergelassen, um Familienforschung zu betreiben. Trotz Beschreibung, Straßenkarte<br />

und telefonischer Navigation fand ich das Haus nicht. Eine Frau, die verstand, was ich<br />

wollte, bot sich als Navigator an und stieg ins Auto ein. Sie fuhr bis zu gesuchte Straße mit.<br />

Diese kleine Episode zeigte mir, wie hilfsbereit und bescheiden Polen sind. Andreas wollte<br />

schon eine Vermisstenmeldung aufgeben.<br />

Andreas Richter und Manfred Gotsch im Büro<br />

Wer genealogische Forschung um Schweidnitz und Waldenburg betreiben möchte, der sollte<br />

Kontakt mit Andreas Richter aufnehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Hier entsteht im Laufe<br />

der Zeit ein umfangreiches Archiv von Kirchenspielen aus dieser Gegend. Der Arbeitsraum<br />

verfügt über ca. vier vollständige Arbeitsplätze und eine kleine Bar. Wir vereinbaren, dass ich<br />

einen Link auf meine Seite platziere. Während unserer Unterhaltung bekomme ich einige


kleine Tipps für meine Familienforschung. Vielleicht habe ich Glück und kann ohne größeren<br />

Rechercheaufwand etwas Neues herausfinden. 1<br />

Eintrag im Steuerbuch von 1903, Foto von Manfred Gotsch, April 2010<br />

Uns bleiben noch ca. vier Stunden für den Rückweg nach <strong>Breslau</strong>. Vielleicht schaffen wir es,<br />

uns die Friedenskirche in Schweidnitz und Groß Rosen noch anzusehen. Erster Halt ist die<br />

Friedenskirche. Wir haben Glück, denn um 13:00 Uhr wird die Kirche geschlossen. Für uns<br />

wird extra eine deutschsprachige Führung eingeschaltet. Ich komme aus dem Staunen nicht<br />

heraus. Eine wirkliche Kunstperle findet der Besucher hier vor. Diese Kirche gehört zum<br />

UNESCO-Erbe.<br />

In Schweidnitz existiert noch ein deutscher Friedhof. Krähen kreisen krächzend über uns.<br />

Einige Grabkammern sind geöffnet, Grabsteine verwittert oder mit Efeu überwachsen. Es<br />

fehlt eigentlich nur etwas Nebel und Sonne oder Dunkelheit und Mondlicht, um die deutschen<br />

Romantiker zu verstehen.<br />

1<br />

Manfred Gotsch führte für mich im <strong>Breslau</strong>er Staatsarchiv die Recherchen durch. Es ist doch nicht so einfach, eine neue Spur<br />

zu finden.<br />

15


Anschließend fahren wir nach Groß Rosen. Hier existierte im 3. Reich ein Konzentrationslager.<br />

Mein Vater erzählte mir, dass ein Onkel in diesem Lager bei Steinbrucharbeiten zu Tode<br />

kam. Am Steinbruch hebe ich mir ein Stück Schlesischen Granit auf und stecke es ein.<br />

In drei gesonderten Ausstellungen erhält der Besucher ein Bild vom Leben der Insassen, von<br />

der Vernichtungspolitik durch Nazideutschland und über die polnische Geschichte während<br />

des 2. Weltkrieges. Mir ist bewusst geworden, dass es nicht die Polen waren, die uns Deutsche<br />

vertrieben haben, sondern die Politik von Stalin hat das zu verantworten. Die Polen<br />

waren „gut funktionierende“ Werkzeuge, um diese Pläne zu verwirklichen. Ein „teuflischer“<br />

Plan, der über Millionen von Menschen Leid gebracht hat.<br />

Straßenbahnfahrt vom Theater zur Jahrhunderthalle<br />

Mir bleibt nach Rückkehr in <strong>Breslau</strong> noch etwas Zeit, bevor ich zurückfahre. Ich parke auf<br />

dem bewachten Parkplatz neben dem Theater. Von hier kann ich mit einer alten Straßenbahn<br />

quer durch <strong>Breslau</strong> für vier Zlotys zur Jahrhunderthalle fahren. Die Jahrhunderthalle<br />

17


wird renoviert, dazu gehören ein neuer Farbanstrich, das Anbringen von Wasserabflussrohren<br />

aus Kupfer sowie der Ausbau einer Glasterrasse.<br />

Von meinen letzten Besuchen weiß ich, dass man hier gut essen kann. Eine Wurst vom Grill<br />

schmeckt immer. Dann fahre ich zurück. Gehe über den Ring, um die aktuelle Stimmung<br />

einzufangen. Die Sonne besitzt eine besondere Leuchtkraft. Lässt Fotos von der Sonnenspieglung<br />

im Schaufenster entstehen.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!