26.07.2013 Aufrufe

Chronik der Ereignisse im Irak März 2007 bis Juli ... - bei Gernot Erler

Chronik der Ereignisse im Irak März 2007 bis Juli ... - bei Gernot Erler

Chronik der Ereignisse im Irak März 2007 bis Juli ... - bei Gernot Erler

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> <strong>Ereignisse</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

<strong>März</strong> <strong>2007</strong> <strong>bis</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2007</strong><br />

Frauen unter Terrorismusverdacht - Todesurteil löst Empörung aus<br />

Die bevorstehende Hinrichtung von drei Frauen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat massive Proteste von<br />

internationalen Menschenrechtsorganisationen hervorgerufen. Den <strong>Irak</strong>erinnen wird die<br />

Beteiligung am Wi<strong>der</strong>stand und an terroristischen Aktivitäten vorgeworfen. Aktivisten<br />

befürchten, dass die Exekutionen weiteren Hinrichtungen von Frauen Vorschub leisten. Die<br />

Todesurteile gegen Wassan Talib, Zaineb Fadhil und Liqa Omar Muhammad sowie gegen die<br />

<strong>Irak</strong>erin Samar Sa'ad Abdullah, die fünf Familienmitglie<strong>der</strong> umgebracht haben soll, sollen ab<br />

dem 3. <strong>März</strong> vollstreckt werden. Alle vier Frauen befinden sich <strong>im</strong> Gefängnis Khadamiya <strong>im</strong><br />

Norden von Bagdad. Nach Angaben <strong>der</strong> Menschenrechtsorganisation 'Amnesty International'<br />

brachte die 25-jährige Muhammad während <strong>der</strong> Haft ein Kind zur Welt. Auch 31-jährige<br />

Talib hat ihre dreijährigen Tochter <strong>bei</strong> sich. Talib und die 25-jährige Fadhil wurden vom<br />

Zentralen Strafgericht des <strong>Irak</strong> (CCCI) am 31. August 2006 wegen <strong>der</strong> Ermordung von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> irakischen Sicherheitskräfte <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Distrikt Hay al-Furat zum Tode<br />

verurteilt. Beide Frauen bestreiten die Beteiligung an den Taten. Fadhil gibt an, zum<br />

fraglichen Zeitpunkt <strong>im</strong> Ausland gewesen zu sein. Muhammad wurde am 6. Februar 2006<br />

vom CCCI zum Tode verurteilt. Sie und ihr Ehemann wurden für schuldig befunden, <strong>im</strong> Jahr<br />

2005 einen Beamten aus <strong>der</strong> 'Green Zone' entführt zu haben. Es ist nicht bekannt, ob die<br />

Frauen Berufung gegen das Urteil einlegen. Aber selbst, wenn sie es täten, hätten sie wenig<br />

Aussicht auf Erfolg. Amnesty zufolge wurde eine frühere Anfechtung des Urteils von<br />

Abdullah bereits zurückgewiesen. Auch wurde den Frauen ein Rechts<strong>bei</strong>stand verweigert -ein<br />

klarer Verstoß gegen internationales Recht. Zudem ist die Todesstrafe für die Mutter<br />

eines Neugeborenen mit UN-Best<strong>im</strong>mungen nicht vereinbar. Viele irakische Juristen sehen in<br />

dem Todesurteil den Versuch des irakischen Reg<strong>im</strong>es, den Wi<strong>der</strong>stand zu brechen. Etliche<br />

<strong>Irak</strong>er haben Zweifel an <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> Frauen. Für irakische Männer ist es eine Frage <strong>der</strong><br />

Ehre, ihre Frauen von Gewalttaten fernzuhalten. 2006 verurteilten irakische Gerichte 235<br />

Menschen zum Tode und mehr als 6.000 zu lebenslanger Haft. Mehr als 2.000 Frauen sind<br />

sogenannte Sicherheitsinternierte und werden als beson<strong>der</strong>s gefährlich eingeschätzt.<br />

Schätzungsweise 50 <strong>bis</strong> 100 Menschen wurden <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> seit August 2004 hingerichtet, genaue<br />

Angaben gibt es nicht. Im vergangenen Jahr wurde das Todesurteil an mindestens 65<br />

Männern und Frauen vollstreckt, unter ihnen war auch <strong>der</strong> frühere irakische Staatspräsident<br />

Saddam Hussein. Viele <strong>Irak</strong>er glauben, dass die Gewalt durch die bevorstehenden<br />

Hinrichtungen weiter eskalieren wird. `Das wird nicht ungestraft bleiben`,sagt <strong>der</strong> 40-jährige<br />

Fadhil Aziz aus dem Amiriya-Distrikt in Bagdad. `Die USA und ihre irakischen<br />

Kollaborateure werden für die Verbrechen bezahlen, mit denen sie unsere Ehre verletzen.`<br />

Auch könnten die Exekutionen die Massenflucht aus dem <strong>Irak</strong> verschärfen. `Ich werde meine<br />

Familie weit wegbringen, aber sicher nicht hier bleiben und dieser Entwicklung zusehen`, sagt<br />

Aziz. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mittlerweile rund zwei Millionen <strong>Irak</strong>er<br />

aus dem Land geflohen sind. Monatlich verlassen etwa 50.000 Menschen den <strong>Irak</strong> und<br />

bringen sich in Syrien, Jordanien und dem Libanon in Sicherheit. Rund 40 Prozent <strong>der</strong><br />

irakischen Mittelschicht haben ihrem Land nach <strong>der</strong> US Invasion <strong>im</strong> Jahr 2003 den Rücken<br />

gekehrt. Nach dem Sturz von Saddam Hussein wurde die Todesstrafe zunächst außer Kraft<br />

gesetzt, <strong>im</strong> August 2004 aber wie<strong>der</strong> eingeführt. Die Kapitalstrafe steht <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> auf<br />

Verbrechen wie Mord, Entführung und die Bedrohung <strong>der</strong> nationalen Sicherheit. Zudem trat<br />

<strong>im</strong> Oktober 2005 ein neues Anti-Terrorismus-Gesetz in Kraft, das die Todesstrafe für die<br />

Planung, Finanzierung und Unterstützung von Terrorakten festschreibt. (IPS)


5. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Trotz <strong>der</strong> Bemühungen <strong>der</strong> USA um mehr Sicherheit <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind mindestens 30 Menschen<br />

<strong>bei</strong> einem Autobombenanschlag in Bagdad getötet worden. Bei dem Attentat in <strong>der</strong> Nähe<br />

eines Büchermarktes seien zudem 65 Menschen verletzt worden, hieß es in<br />

Sicherheitskreisen. Bei weiteren Anschlägen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> kamen mindestens sieben weitere<br />

Menschen ums Leben. <strong>Irak</strong>ische und US-Sicherheitskräfte nahmen unterdessen nördlich von<br />

Bagdad sechs mutmaßliche El-Kaida -Mitglie<strong>der</strong> fest, darunter vermutlich ein Regionalchef<br />

des Terrornetzwerks. Die Außenminister <strong>der</strong> Ara<strong>bis</strong>chen Liga for<strong>der</strong>ten eine politische<br />

Lösung für den <strong>Irak</strong>. Der Anschlag in Bagdad ereignete sich in einer Straße des kulturellen<br />

Zentrums <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt. Unter den Toten und Verletzten war den Angaben<br />

zufolge eine größere Anzahl Frauen und Kin<strong>der</strong>. Noch am Abend war eine hohe<br />

Rauchwolke über dem Explosionsort zu sehen. Im Süden <strong>der</strong> Hauptstadt starben zwei<br />

schiitische Pilger <strong>bei</strong> einem Angriff von Bewaffneten auf ihre Prozession. In West-Bagdad<br />

tötete ein Selbstmordattentäter einen Polizisten, in Baakuba kamen vier Polizeibeamte in<br />

einem Hinterhalt ums Leben.<br />

Der 70 Kilometer nördlich von Bagdad in Duluhija festgenommene mutmaßliche örtliche<br />

El-Kaida-Anführer gehörte nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums <strong>der</strong><br />

Gruppe Islamstaat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> an. Diese hatte sich in <strong>der</strong> vergangenen Woche zur Entführung<br />

und Ermordung von 14 Polizisten bekannt, um die angebliche Vergewaltigung einer<br />

Sunnitin durch schiitische Polizisten zu rächen. Zum Islamstaat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> gehören mehrere<br />

sunnitische Organisationen, die von El Kaida kontrolliert werden. Insgesamt wurden <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

<strong>bei</strong> Razzien von irakischen und US-Truppen am Montag 36 mutmaßliche Terroristen<br />

festgenommen.<br />

Ein britischer Soldat ist <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> seinen Schussverletzungen erlegen, die er in <strong>der</strong><br />

vergangenen Woche erlitten hatte. Das teilte das Verteidigungsministerium am Montag in<br />

London mit. Der 21-Jährige sei am Sonntag gestorben. Er war während einer Patrouille in<br />

<strong>der</strong> südirakischen Hafenstadt Basra nie<strong>der</strong>geschossen worden. Die britischen Streitkräfte<br />

haben damit seit Beginn des <strong>Irak</strong>-Kriegs <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 134 Soldaten verloren.<br />

Premierminister Tony Blair hatte vorigen Monat den Abzug von 1.600 <strong>der</strong> 7.100 britischen<br />

Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> angekündigt<br />

Die Außenminister <strong>der</strong> ara<strong>bis</strong>chen Län<strong>der</strong> for<strong>der</strong>ten eine politische Lösung für den <strong>Irak</strong>. Die<br />

Einheit, die Souveränität und die Unabhängigkeit des <strong>Irak</strong> seien zu achten, erklärten die<br />

Außenminister <strong>der</strong> Ara<strong>bis</strong>chen Liga am Sonntagabend nach einem Treffen in <strong>der</strong> ägyptischen<br />

Hauptstadt Kairo. Die «ara<strong>bis</strong>che und musl<strong>im</strong>ische Identität» des Landes sollten bewahrt<br />

werden. Um die Stabilität des <strong>Irak</strong> zu sichern und die <strong>der</strong>zeitige Krise zu meistern, sei eine<br />

politische Lösung notwendig, «die die Probleme <strong>der</strong> konfessionellen Gewalt und des<br />

Terrorismus lösen kann».<br />

Die Minister hatten sich in Kairo getroffen, um das ara<strong>bis</strong>che Gipfeltreffen vorzubereiten, das<br />

am 28. und 29. <strong>März</strong> in Riad stattfinden soll. Zur Sprache kam auch die internationale <strong>Irak</strong>-<br />

Konferenz am kommenden Samstag, zu <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong> eingeladen sind.


6. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Auf ihrer Pilgerreise von Bagdad nach Kerbela sind am Dienstag mehr als 90 Schiiten getötet<br />

worden. In Hilla, rund 100 Kilometer südlich <strong>der</strong> Hauptstadt, sprengten sich zwei<br />

Selbstmordattentäter inmitten ihrer Gruppe in die Luft und rissen mindestens 93 Menschen<br />

mit sich in den Tod. Etwa 150 wurden verletzt. Die Polizei erklärte, es habe noch weitere<br />

Bombenanschläge gegeben. Außerdem sei mehrfach auf Pilger geschossen worden, die zu<br />

Fuß unterwegs gewesen seien. Auch in Bagdad wurden Schiiten das Ziel tödlicher Angriffe.<br />

Im südlichen Stadtviertel Dora wurden acht Pilger in ihrem Kleinbus erschossen, zwei weitere<br />

fielen in <strong>der</strong> Nähe einem Autobombenanschlag zum Opfer. Im Stadtteil Jarmuk wurden fünf<br />

Schiiten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Detonation von zwei Sprengsätzen in den Tod gerissen, mehr als ein Dutzend<br />

wurden verletzt. Die amerikanischen Streitkräfte wurden Ziel von zwei schweren Anschlägen,<br />

die neun Soldaten das Leben kosteten.<br />

Ein 21-jähriger britischer Soldat erlag seinen Schussverletzungen, die er in <strong>der</strong> vergangenen<br />

Woche <strong>bei</strong> einem Angriff unweit von Basra erlitten hatte. Ziel <strong>der</strong> Gewalt waren am Dienstag<br />

nicht nur Pilger: In einem südöstlichen Vorort von Bagdad explodierte eine Autobombe in <strong>der</strong><br />

Nähe eines Polizeikonvois und tötete fünf Beamte. Bei einem ähnlichen Anschlag weiter<br />

südlich kam ein Polizeikommandeur ums Leben. Die US-Streitkräfte setzten ihre Razzien <strong>im</strong><br />

schiitischen Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Sadr City fort. Rund 600 Soldaten durchsuchten den<br />

Nordwesten des Gebiets. Das irakische Parlament konnte am Dienstag mangels Anwesenheit<br />

<strong>der</strong> Abgeordneten nicht zusammentreten. Nur rund ein Dutzend <strong>der</strong> 275 Parlamentarier kam<br />

zu <strong>der</strong> Sitzung in <strong>der</strong> Grünen Zone von Bagdad. Aus Regierungskreisen verlautete, ein<br />

weiterer Versuch werde wohl erst in <strong>der</strong> kommenden Woche unternommen. Die Vereinten<br />

Nationen kündigten unterdessen die Eröffnung eines Büros in Jordanien an, um die fast zwei<br />

Millionen irakischen Flüchtlinge besser unterstützen zu können<br />

Nach UN-Schätzungen sind 1,8 Millionen Menschen aus dem <strong>Irak</strong> geflohen, zumeist in die<br />

Nachbarlän<strong>der</strong> Syrien und Jordanien.<br />

US-Präsident George W. Bush hat ungeachtet schwerer Angriffe auf das US-Militär <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

von Fortschritten <strong>bei</strong> einer neuen Sicherheitsoffensive in dem Land gesprochen. `<strong>Irak</strong>ische<br />

und US-Truppen machen fast täglich allmähliche, aber wichtige Fortschritte, und wir werden<br />

standhaft bleiben, <strong>bis</strong> wir unsere Ziele erreicht haben`, sagte Bush am Dienstag. Der Präsident<br />

verteidigte seine Pläne, 21.500 weitere US-Soldaten in den <strong>Irak</strong> zu schicken. Sie sollen vor<br />

allem in Bagdad eingesetzt werden. `Die Mission ist Amerikas Mission, und unsere<br />

Nie<strong>der</strong>lage würde die Nie<strong>der</strong>lage Amerikas bedeuten`, betonte Bush. Die für kommenden<br />

Samstag geplante internationale Konferenz <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> bezeichnete er als Test für den Iran und<br />

Syrien: Das Treffen werde zeigen, ob die Län<strong>der</strong> `wirklich an einer konstruktiven Rolle <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> interessiert` seien, sagte er. Die US-Regierung wirft <strong>bei</strong>den Staaten vor, Unruhe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

zu schüren, was die Län<strong>der</strong> bestreiten. Der <strong>Irak</strong> hat Nachbarstaaten und die UN-Vetomächte<br />

zu <strong>der</strong> Konferenz in Bagdad eingeladen, um das von Aufstand und Aufruhr he<strong>im</strong>gesuchte<br />

Land zu stabilisieren. Nach den Worten des US-Botschafters <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> gibt es aber keine Pläne<br />

für bilaterale Gespräche mit dem Iran während des Treffens 07


7. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Nach den verheerenden Selbstmordanschlägen auf schiitische Pilger haben sunnitische<br />

Extremisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> am Mittwoch erneut Pilger angegriffen, die zu Fuß auf dem Weg nach<br />

Kerbela waren. Nach Angaben <strong>der</strong> Polizei erschossen sie in Bagdads südlichem Vorort Al-<br />

Dura drei Pilger. Elf weitere Schiiten wurden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Attacke verletzt.<br />

Nach Angaben von Krankenhausärzten hatten zwei Selbstmordattentäter am Dienstag in <strong>der</strong><br />

Nähe von Hilla 120 Pilger mit in den Tod gerissen. 170 weitere Menschen seien verletzt<br />

worden.<br />

Die irakische Nachrichtenagentur INA berichtete unterdessen, amerikanische und irakische<br />

Soldaten hätten am Dienstagabend <strong>bei</strong> einer Razzia den lokalen Anführer <strong>der</strong> Terrorgruppe El<br />

Kaida in Al-Makdadija, 110 Kilometer nordöstlich von Bagdad, festgenommen.<br />

Auf einer Islamisten-Internetseite war zuvor eine Erklärung <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> Terrorgruppe<br />

«Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>» aufgetaucht, in <strong>der</strong> diese die Festnahme eines ihrer Anführer<br />

dementiert. Das Innenministerium hatte am Montag erklärt, die Nummer Zwei <strong>der</strong> Gruppe,<br />

Abdullah Latif al-Dschaburi, sei am Sonntag nördlich von Bagdad gefasst worden. Die US-<br />

Armee berichtete <strong>der</strong>weil, amerikanische Soldaten hätten am Mittwoch in Samarra, in <strong>der</strong><br />

westlichen Anbar- Provinz und in Bagdad insgesamt 24 mutmaßliche sunnitische<br />

«Terroristen» festgenommen.<br />

Bei einem Anschlag auf ein Café <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Mittwoch mindestens 30 Menschen getötet<br />

worden. Weitere 29 Menschen seien verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter in dem<br />

Lokal in <strong>der</strong> Stadt Baladrus in die Luft gesprengt habe, teilten Sicherheitskräfte am Abend<br />

mit. Das Attentat in <strong>der</strong> nordöstlich von Bagdad gelegenen Stadt ereignete sich demnach in<br />

einem von <strong>der</strong> kurdisch-schiitischen Min<strong>der</strong>heit bewohnten Viertel.<br />

Durch die Explosion einer Autobombe kamen laut Behördenangaben <strong>im</strong> Süden von Bagdad<br />

sechs Polizisten ums Leben. Sie waren zum Schutz von schiitischen Pilgern abgestellt, die auf<br />

dem Weg in die Stadt Kerbela waren. Bei dem Anschlag wurden außerdem vier Pilger getötet.<br />

Zehntausende Schiiten wollen am Samstag in Kerbela das Ende <strong>der</strong> 40-tägigen Trauerperiode<br />

feiern.<br />

Drei US-Soldaten wurden nordwestlich von Bagdad getötet, als ihr Fahrzeug eine Straße<br />

passierte, an <strong>der</strong>en Rand eine Bombe explodierte. Wie die US-Armee weiter mitteilte, wurde<br />

ein Soldat <strong>bei</strong> dem Anschlag verletzt. Die Zahl <strong>der</strong> Todesopfer nach dem Anschlag in Hilla<br />

vom Dienstag stieg unterdessen auf mindestens 117. Im Krankenhaus von Hilla würden noch<br />

173 zum Teil sehr schwer verletzte Menschen behandelt, teilte ein Arzt mit.<br />

8. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

In Bagdad haben die Aufständischen ihre Terrorkampagne nach Einschätzung des neuen US-<br />

Kommandeurs David Petraeus in den vergangenen Wochen weiter verstärkt. Es bestehe<br />

offenbar ein Zusammenhang mit <strong>der</strong> vor drei Wochen eingeleiteten Offensive für mehr<br />

Sicherheit <strong>im</strong> Großraum Bagdad, sagte Petraeus am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in<br />

Bagdad. Die Angriffe verfolgen offenbar das Ziel, einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten und


Schiiten zu provozieren. Dies zu verhin<strong>der</strong>n, sei von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung, sagte <strong>der</strong><br />

General.<br />

Die Demokraten <strong>im</strong> Weißen Haus wollen über den Abzug von amerikanischen Soldaten<br />

abst<strong>im</strong>men. Damit setzen sie Präsident Bush heftig unter Druck. Weiterhin sollen 100<br />

Millionen Dollar für die Evakuierung bereitgestellt werden. Bush will weitere Soldaten in den<br />

<strong>Irak</strong> schicken.<br />

9. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Der amerikanische Präsident George W. Bush hat sein Veto gegen einen Vorstoß <strong>der</strong><br />

Demokraten angekündigt, die Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>bis</strong> zur Wahl <strong>im</strong> Herbst nächsten Jahres<br />

abzuziehen. Eine solche Entscheidung wäre rein innenpolitisch motiviert und würde nicht die<br />

Verhältnisse <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> berücksichtigen Die Abst<strong>im</strong>mung soll voraussichtlich in <strong>der</strong> am 19.<br />

<strong>März</strong> beginnenden Woche stattfinden. «Ich bin <strong>der</strong> Ansicht, es sollte eine<br />

Gewissensabst<strong>im</strong>mung sein», sagte die Abgeordnete Sheila Jackson Lee, eine von 71<br />

Demokraten, die für ein schnelles Kriegsende eintreten. Und ihr Votum sei ein Truppenabzug<br />

bereits <strong>bis</strong> Ende dieses Jahres und die sofortige Einstellung <strong>der</strong> weiteren Finanzierung für den<br />

Militäreinsatz.<br />

Bei einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AP mit dem<br />

Institut Ipsos ergab sich eine Zust<strong>im</strong>mung für Bush von 35 Prozent Allerdings ist das <strong>im</strong>mer<br />

noch <strong>der</strong> schlechteste Wert für einen Präsidenten in seiner zweiten Amtszeit seit 56 Jahren.<br />

Nach dem angekündigten Abzug britischer und dänischer Soldaten aus dem <strong>Irak</strong> hat Georgien<br />

eine Aufstockung seines <strong>Irak</strong>-Kontingents auf mehr als das Doppelte angekündigt. Nachdem<br />

<strong>der</strong>zeit 859 georgische Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> stationiert seien, werde Tiflis für die Dauer von<br />

einem Jahr ein Kontingent von 2000 Soldaten stellen.Ende Februar hatte Großbritannien<br />

mitgeteilt, in den kommenden Monaten seinen Truppenbestand von 7100 auf zunächst 550<br />

Soldaten zu verringern. Dänemark kündigte zeitgleich den Abzug all seiner 460 Soldaten an.<br />

Eine endgültige Entscheidung über die Entsendung weiterer georgischer Soldaten soll «in<br />

naher Zukunft» fallen, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Allerdings muss<br />

das Parlament <strong>der</strong> Truppenaufstockung erst noch zust<strong>im</strong>men.<br />

Im <strong>Irak</strong> ist einem Fernsehberichtzufolge ein hochrangiges Mitglied einer Al-Kaida-Gruppe<br />

festgenommen worden. Es handele sich um Abu Omar Al-Bagdadi, dem Chef <strong>der</strong> Gruppe<br />

Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, berichtete <strong>der</strong> staatliche Nachrichtensen<strong>der</strong> <strong>Irak</strong>ija am Freitag. Er<br />

sei <strong>im</strong> Bereich Abu Ghraib in den westlichen Vororten Bagdads festgenommen worden. Die<br />

Gruppe Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> war erst <strong>im</strong> Oktober von dem Ableger <strong>der</strong> Al-Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

und an<strong>der</strong>en sunnitischen Extremistengruppen gegründet worden. Die Extremisten haben sich<br />

zu einer Reihe größerer Anschläge <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> bekannt, darunter die Entführung und<br />

anschließende Erschießung von 18 Menschen - die meisten von ihnen Polizeibeamte - in <strong>der</strong><br />

vergangenen Woche


10. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Die Entführer von zwei <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten Deutschen haben mit <strong>der</strong> Hinrichtung ihrer Geiseln<br />

gedroht, sollte die Bundeswehr nicht binnen zehn Tagen aus Afghanistan abziehen. In einem<br />

am Samstag auf einer islamistischen Internetseite veröffentlichten Video verkündete die<br />

islamistische Gruppe namens Kataeb Siham el Hak: «Wir geben <strong>der</strong> deutschen Regierung<br />

zehn Tage von dem Tag dieser Veröffentlichung an, den Abzug ihrer Truppen aus<br />

Afghanistan anzukündigen und zu beginnen<br />

Bei den deutschen Entführungsopfern handelt es sich Medienberichten zufolge um eine Frau<br />

<strong>im</strong> Alter von mehr als 60 Jahren und ihrem Sohn <strong>im</strong> Alter von etwa Mitte 20. Die <strong>bei</strong>den<br />

werden seit Anfang Februar <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> vermisst. Die Mutter ist laut Medienberichten mit einem<br />

irakischen Arzt verheiratet, ihr Sohn, etwa Mitte 20, <strong>im</strong> irakischen Außenministerium tätig.<br />

Nach dem Ult<strong>im</strong>atum an die Bundesregierung und <strong>der</strong> Hinrichtungsdrohung gegen die <strong>bei</strong>den<br />

deutschen Geiseln <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat <strong>der</strong> Krisenstab des Auswärtigen Amtes am Samstag unter<br />

Leitung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) getagt. Das sagte eine<br />

Sprecherin des Außenministeriums in Berlin. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.<br />

Die irakische Regierung ist nach Angaben von Außenminister Hoschiar Sebari zufrieden mit<br />

den Ergebnissen <strong>der</strong> ersten internationalen <strong>Irak</strong>-Konferenz in Bagdad. Sebari sagte am<br />

Samstag zum Abschluss des eintägigen Treffens, es sei beson<strong>der</strong>s wichtig gewesen, «dass ein<br />

Dialog stattgefunden hat zwischen den Vertretern <strong>der</strong> USA, Großbritanniens, des Irans und<br />

Syriens». Da<strong>bei</strong> sei es ausschließlich um Sicherheitsfragen gegangen. Wo und wann das<br />

geplante Treffen <strong>der</strong> Anrainerstaaten auf Ministerebene stattfinden werde, sei noch unklar,<br />

fügte er hinzu.<br />

11. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Auf einer Internetseite von Islamisten ist nach dem Video mit <strong>der</strong> Todesdrohung gegen zwei<br />

<strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführte Deutsche ein weiteres Video aufgetaucht. Darin wird von einer <strong>bis</strong>her<br />

unbekannten Organisation namens «St<strong>im</strong>me des Kalifats» wie in <strong>der</strong> ersten Aufzeichnung <strong>der</strong><br />

deutsche Abzug aus Afghanistan gefor<strong>der</strong>t. Zu diesem neuen Band lag vom<br />

Verteidigungsministerium in Berlin zunächst keine Stellungnahme vor. Spezialisten <strong>der</strong><br />

Bundesregierung werteten am Sonntag das neue Video aus, sagte eine Sprecherin des<br />

Auswärtigen Amtes.<br />

In <strong>der</strong> Aufzeichnung wird neben Deutschland auch Österreich mit Angriffen gedroht, falls sie<br />

ihre Soldaten nicht aus Afghanistan zurückziehen. Das Band zeigt einen maskierter Sprecher<br />

<strong>der</strong> Gruppe, <strong>der</strong> <strong>bei</strong>de Län<strong>der</strong> auffor<strong>der</strong>t, die Amerikaner nicht länger zu unterstützen. Der<br />

Sprecher fragt rhetorisch, ob es denn wert sei, die wirtschaftliche Stärke und die Sicherheit<br />

Deutschlands für «Bush und seine Bande» aufs Spiel zu setzten. Der Sprecher drohte mit<br />

einer Frühjahrsoffensive in Afghanistan, «die die gesamte Welt noch vor ihrem Beginn in<br />

Schrecken versetzen werde». Auf dem Video waren auch deutsche Soldaten in Afghanistan zu<br />

sehen.<br />

Die Kidnapper <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Deutschen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hatten bereits am Samstag den Abzug <strong>der</strong><br />

Bundeswehr binnen zehn Tagen aus Afghanistan verlangt. An<strong>der</strong>enfalls würden ihre Geiseln<br />

getötet, teilte eine Gruppe namens «Brigade <strong>der</strong> Pfeile <strong>der</strong> Rechtschaffenheit» mit. Nach<br />

Anschlagsdrohungen von Islamisten gegen Deutschland beschäftigen sich Fachleute <strong>der</strong><br />

Bundesregierung mit <strong>der</strong> Analyse des Droh-Videos. Die <strong>im</strong> Internet veröffentlichte


Videobotschaft, in dem eine Gruppe namens St<strong>im</strong>me des Kalifats unter Androhung von<br />

Anschlägen den Abzug deutscher sowie österreichischer Truppen aus Afghanistan for<strong>der</strong>te,<br />

werde «<strong>der</strong>zeit von Spezialisten <strong>der</strong> Bundesregierung ausgewertet», sagte eine Sprecherin des<br />

Auswärtigen Amtes am Sonntag in Berlin. Auch <strong>der</strong> wegen <strong>der</strong><br />

Morddrohung gegen zwei deutsche Geiseln <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> einberufene Krisenstab des Auswärtigen<br />

Amtes befasse sich mit dem Video. Die Entführer hatten mit <strong>der</strong> Hinrichtung ihrer Geiseln<br />

gedroht, sollte die Bundesregierung nicht vor Ablauf eines zehntägigen Ult<strong>im</strong>atums mit dem<br />

Abzug ihrer Soldaten in Afghanistan begonnen haben.<br />

Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes setze seine Bemühungen um die Befreiung <strong>der</strong><br />

Geiseln <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> auch am Sonntag intensiv fort, sagte die Sprecherin weiter.<br />

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) lasse sich laufend über den Stand <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>t unterrichten.<br />

12. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat unterstrichen, dass sich die<br />

Bundesregierung <strong>im</strong> Fall <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den verschleppten Deutschen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> nicht dem Druck <strong>der</strong><br />

Entführer beugen will. Die am Wochenende bekannt gewordenen For<strong>der</strong>ungen könnten Teil<br />

einer gezielten Eskalationsstrategie sein, sagte Steinmeier am Montag am Rande des UN-<br />

Menschenrechtsrates in Genf. «Das sollten alle bedenken, die sich jetzt öffentlich dazu<br />

äußeren», fügte er hinzu. Die Bundesregierung und er selbst würden sich daran nicht<br />

beteiligen, sagte Steinmeier. «Die grundsätzliche Haltung <strong>der</strong> Bundesregierung ist bekannt:<br />

Wir lassen uns nicht erpressen.» Der Krisenstab werde sich weiterhin um die Freilassung <strong>der</strong><br />

Deutschen bemühen.<br />

Nach den jüngsten Internetdrohungen mutmaßlicher islamischer Terroristen sieht<br />

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) auch für Deutschland eine große Gefahr von<br />

Anschlägen. «Wir sind Teil eines weltweiten Gefahrenraums und auch in Zeiten, wo es uns<br />

nicht betroffen hat, durften wir uns nicht <strong>der</strong> Illusion hingeben, als wären wir nicht genauso<br />

bedroht wie die Spanier, die Englän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e auch», sagte er am Montag dem RBB.<br />

Schäuble machte gleichzeitig klar, dass in Afghanistan sowohl <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

als auch die Polizeiausbildung fortgeführt werde. Sie alle leisteten ihren Dienst, um das Land<br />

zu stabilisieren, «letztendlich auch <strong>im</strong> Kampf für unsere eigenen Sicherheit». Die<br />

Bundesrepublik dürfe sich da<strong>bei</strong> «nicht erpressen lassen», sagte Schäuble zu <strong>der</strong><br />

Morddrohung gegen zwei deutsche Geiseln <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Vor dem Hintergrund, dass die jüngsten<br />

Terrordrohungen per Internet verbreitet wurden, sagte Schäuble: «Wir machen national und<br />

international alle Anstrengungen, um den Missbrauch <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Informationstechnologien für solche verbrecherischen Zwecke zu bekämpfen.»<br />

Im <strong>Irak</strong> sind am Wochenende fünf US-Soldaten gestorben, drei davon <strong>bei</strong> Kämpfen mit<br />

Aufständischen. Eine Soldat wurde demnach <strong>bei</strong> Kämpfen in <strong>der</strong> sunnitisch-dominierten<br />

Unruheprovinz Anbar getötet, wie das US-Militär am Montag mitteilte. Ein weiterer Soldat<br />

kam <strong>bei</strong> einer Bombenexplosion <strong>im</strong> Nordwesten von Bagdad ums Leben, wo er einen<br />

Luftangriff gegen Aufständische am Boden unterstützte. Der dritte schließlich erlag<br />

seinen Verletzungen nach einer Explosion <strong>im</strong> nördlichen <strong>Irak</strong>. Zwei US-Soldaten starben in<br />

Bagdad und in Tikrit <strong>im</strong> Norden des <strong>Irak</strong> <strong>bei</strong> nicht näher benannten Vorfällen, die nach US-<br />

Angaben jedoch nichts mit Kämpfen zu tun hatten. Seit dem US-Einmarsch in den <strong>Irak</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>März</strong> 2003 sind nach Zählungen <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AFP rund 3200 US-Soldaten<br />

gestorben.


13. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Das US-Verteidigungsministerium ar<strong>bei</strong>tet an einer Rückzugsstrategie aus dem <strong>Irak</strong> für den<br />

Fall eines Scheiterns <strong>der</strong> neuen Sicherheitsoffensive. Es wäre «verantwortungslos», wenn die<br />

USA nicht über einen Rückzugsplan beraten würden, sollte die geplante Truppenaufstockung<br />

die Gewalt in dem Land nicht eindämmen können, zitierte <strong>der</strong> Sprecher des Weißen Hauses,<br />

Gordon Johndroe, am Montag US-Verteidigungsminister Robert Gates. Die Zeitung «The Los<br />

Angeles T<strong>im</strong>es» hatte zuvor unter Berufung auf Militärvertreter und Mitar<strong>bei</strong>ter des<br />

Pentagons berichtet, die Rückzugspläne sollten wirksam werden, wenn die von Bush <strong>im</strong><br />

Januar verkündete Sicherheitsstrategie nicht erfolgreich sei o<strong>der</strong> vom Kongress behin<strong>der</strong>te<br />

werde. In <strong>der</strong> Region gebe es eine Abneigung gegen die Präsenz von ausländischen Kräften,<br />

zitierte die Zeitung einen hochrangigen Mitar<strong>bei</strong>ter des Verteidigungsministeriums. Die Zeit<br />

zum Handeln sei relativ kurz bemessen.<br />

Die neue Strategie orientiere sich an den Erfahrungen <strong>der</strong> USA in El Salvador in den 80er<br />

Jahren. Im Bürgerkrieg in dem lateinamerikanischen Land (1981-1992) hatten die USA 55<br />

Spezialkräfte eingesetzt, die die Armee in ihrem Kampf gegen die Rebellen berieten. Nach<br />

Ansicht von Historikern gelang es, die Armee El Salvadors zu professionalisieren, ohne dass<br />

die USA sich mit einem massiven Militäraufgebot engagieren mussten.<br />

Im Pentagon gebe es <strong>der</strong>zeit starke Spannungen über das Vorgehen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, berichtete die<br />

«LA T<strong>im</strong>es» weiter. Einige Mitar<strong>bei</strong>ter unterstützten den neuen Kommandeur <strong>der</strong> US-<br />

Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, David Petraeus, <strong>der</strong> auf mehr Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> setze. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

habe auch <strong>der</strong> frühere Chef des Zentralkommandos <strong>der</strong> US-Armee, John Abizaid, viele<br />

Anhänger. Abizaid hatte für eine rasche Übergabe <strong>der</strong> Verantwortung an die irakischen<br />

Sicherheitskräfte plädiert.<br />

Der irakische Regierungschef Nuri el Maliki besuchte am Dienstag in einer symbolischen<br />

Geste die Stadt Ramadi in <strong>der</strong> Provinz El Anbar. Wegen <strong>der</strong> unsicheren Straße zwischen<br />

Bagdad und Ramadi musste Maliki mit einem Hubschrauber eingeflogen werden. In einem<br />

von <strong>der</strong> irakischen und <strong>der</strong> US-Armee genutzten Militärstützpunkt traf er den<br />

Provinzgouverneur Dschawad el Bolani. Von den rund 3200 US-Soldaten, die seit <strong>der</strong><br />

Invasion <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 umkamen, starben mehr als 35 Prozent in El Anbar.<br />

Nach dem schweren Doppel-Selbstmordanschlag auf schiitische Pilger in <strong>der</strong> irakischen Stadt<br />

Hilla nahmen irakische und US-Soldaten sieben Verdächtige fest. Auf einen Tipp hin seien<br />

die Aufständischen vor zwei Tagen <strong>bei</strong> einer Razzia in einer Eisfabrik von Hilla ergriffen<br />

worden, teilte die US-Armee mit. Die Soldaten hätten auch Waffen und Munition in dem<br />

Gebäude gefunden.<br />

Der irakische Präsident Dschalal Talabani hat vor einem schnellen Abzug <strong>der</strong> US-Truppen<br />

aus seinem Land gewarnt. Die Regierung befürchte «offen gestanden», dass kurdische und<br />

schiitische Milizen die Kontrolle übernehmen würden, wenn die US-Soldaten das Land<br />

demnächst verlassen würden, sagte Talabani <strong>der</strong> jordanischen Zeitung «Al-Rai» (Dienstag):<br />

«Hun<strong>der</strong>ttausende ausgebildeter Kurden und Schiiten stehen bereit und wären in <strong>der</strong> Lage,<br />

den gesamten <strong>Irak</strong> zu übernehmen.» Daher wäre ein US-Abzug nicht «<strong>im</strong> Interesse des<br />

Landes», solange nicht eine «wirkliche irakische Streitkraft unter Beteiligung aller Teile des<br />

irakischen Volkes» bereit stehe.


Bei einer Serie von Anschlägen in Bagdad sind am Dienstag insgesamt sieben Menschen ums<br />

Leben gekommen, darunter drei Polizisten. In <strong>der</strong> Innenstadt wurden zwei Zivilisten verletzt,<br />

als Unbekannte <strong>im</strong> Stadtteil Karrade eine Katjuscha-Rakete abfeuerten. Da<strong>bei</strong> sei es auch zu<br />

größeren Sachschäden gekommen, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die<br />

Polizei. Sechs Menschen wurden verletzt. Im Bezirk Al-Wasirija kamen nach einem Bericht<br />

des ara<strong>bis</strong>chen Sen<strong>der</strong>s Al-Dschasira zwei Menschen ums Leben, als dort eine Bombe am<br />

Straßenrand explodierte. Im Osten Bagdads starben laut dem Sen<strong>der</strong> drei Polizisten, als<br />

bewaffnete Männer das Feuer auf sie eröffneten.<br />

Unterdessen wurde in <strong>der</strong> irakischen Stadt Ramadi eine Ausgangssperre verhängt.<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki war in die Stadt gereist, um sich vor Ort ein Bild <strong>der</strong><br />

Sicherheitslage in <strong>der</strong> Provinz Anbar zu machen, die an Syrien, Jordanien und Saudi-Arabien<br />

grenzt. Auch <strong>der</strong> neue Befehlshaber <strong>der</strong> US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, General David Petraeus, hielt<br />

sich in Ramadi auf. Er traf sich mit amerikanischen und irakischen Militärs.<br />

14. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Bundespräsident Horst Köhler hat an die Entführer <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschleppten Deutschen<br />

appelliert, ihre <strong>bei</strong>den Geiseln umgehend freizulassen. «Es gibt kein politisches Ziel, das die<br />

Entführung o<strong>der</strong> die Tötung unschuldiger Menschen rechtfertigt. Keine Religion erlaubt ein<br />

solches Verhalten», sagte Köhler in einer Video-Botschaft, die am Mittwoch in <strong>der</strong> ARD<br />

ausgestrahlt wurde. Er verwies da<strong>bei</strong> auf die Drohung <strong>der</strong> Entführer, die <strong>bei</strong>den Geiseln zu<br />

töten, wenn sich die Bundeswehr nicht aus Afghanistan zurückzieht. «Im <strong>Irak</strong> ist schon zuviel<br />

unschuldiges Blut vergossen worden. Halten Sie ein! Geben Sie die Geiseln ihren Familien<br />

zurück», wandte sich Köhler direkt an die Entführer.<br />

Der Islamrat für die Bundesrepublik setzt sich für die <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten Deutschen ein. Der<br />

Ratsvorsitzende Ali Kizilkaya appellierte am Mittwoch an einem ddp-Interview an die<br />

Geiselnehmer, die Frau und ihren erwachsenen Sohn «so schnell wie möglich<br />

freizulassen». Derartige Gewalttaten seien nicht aus islamischer Sicht zu rechtfertigen. Sie<br />

dienten auch «keiner Sache».<br />

Die Geiselnehmer hatten am Wochenende mit einem per Video-Botschaft übermittelten<br />

Ult<strong>im</strong>atum die Bundesregierung unter Zugzwang gesetzt. Sie bezeichneten sich als Mitglie<strong>der</strong><br />

einer Islamistengruppe mit dem Namen «Pfeile <strong>der</strong> Rechtschaffenheit» und for<strong>der</strong>ten,<br />

Deutschland müsse innerhalb von zehn Tagen mit dem Abzug seiner Truppen in Afghanistan<br />

beginnen. Sonst würden die Geiseln getötet.<br />

Ein Selbstmordattentäter hat sich am Mittwoch auf einem Markt <strong>im</strong> Nordirak in die Luft<br />

gesprengt und mindestens acht Menschen mit in den Tod gerissen. Die Polizei erklärte, <strong>der</strong><br />

Mann habe seinen Sprengsatz um die Mittagszeit gezündet, als beson<strong>der</strong>s viele Kunden auf<br />

dem Markt in Tus Chormato, 210 Kilometer nördlich von Bagdad, unterwegs gewesen seien.<br />

25 Menschen hätten Verletzungen erlitten. Im Westen von Bagdad war ein Kontrollpunkt<br />

<strong>der</strong> irakischen Streitkräfte Ziel eines Selbstmordanschlags. Zwei Zivilpersonen kamen nach<br />

Angaben <strong>der</strong> Polizei ums Leben, vier weitere wurden verletzt.<br />

Die Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>hat nach einem Bericht <strong>der</strong> US-Regierung zu Beginn des Jahres einen<br />

neuen Höhepunkt erreicht. Im Januar und Anfang Februar habe es pro Woche<br />

durchschnittlich 1047 Angriffe auf die US-geführten Truppen, irakische Soldaten, Polizisten


und Zivilisten gegeben. Ende Mai 2006 <strong>bis</strong> zum Jahreswechsel waren es <strong>im</strong> Schnitt noch 904<br />

Angriffe wöchentlich, wie aus am Mittwoch vom Verteidigungsministerium in Washington<br />

veröffentlichten Statistiken hervorgeht. Das Ministerium erklärte, die Gewalt resultiere<br />

mittlerweile überwiegend aus einen Machtkampf zwischen den verschiedenen<br />

Bevölkerungsgruppen des Landes. Damit habe sich <strong>der</strong> Konflikt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> geän<strong>der</strong>t, da <strong>bis</strong>her<br />

ein überwiegend von Sunniten geführter Aufstand gegen die ausländischen<br />

Besatzungstruppen als Ursache gesehen wurde. Das Ministerium räumte eine begrenzte<br />

Aussagekraft <strong>der</strong> Statistik ein: Die vorgelegten Zahlen spiegelten nur jene Angriffe wi<strong>der</strong>, die<br />

die US-geführten Truppen entwe<strong>der</strong> selbst beobachtet hätten o<strong>der</strong> von denen ihnen berichtet<br />

wurde. Deshalb zeigten sie nur einen Teil <strong>der</strong> Gewalt, <strong>der</strong> die <strong>Irak</strong>er ausgesetzt seien. Trotz<br />

einer von den USA unterstützten Sicherheitsoffensive in Bagdad bleiben hier<br />

Autobombenanschläge weiterhin ein großes Problem, wie das US-Militär unterdessen in <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt mitteilte. Diese Art <strong>der</strong> Anschläge habe <strong>im</strong> Februar seinen absoluten<br />

Höhepunkt erreicht, sagte Generalmajor William Caldwell, ohne jedoch Zahlen zu nennen.<br />

15. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Eine am Wochenende <strong>im</strong> Internet veröffentlichte Terrordrohung gegen Deutschland könnte<br />

nach Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) von<br />

«Trittbrettfahrern» lanciert worden sein. Möglicherweise sollte durch in dem Video geäußerte<br />

For<strong>der</strong>ung nach einem Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan eine Eskalation in <strong>der</strong><br />

innerdeutschen Diskussion bewirkt werden, sagte Steinmeier am Donnerstag nach einem<br />

Treffen <strong>der</strong> EU-ASEAN-Außenminister in Nürnberg.<br />

Zuvor hatten die Entführer <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den deutschen <strong>Irak</strong>-Geiseln per Internetvideo eine<br />

gleichlautende For<strong>der</strong>ung an die Bundesregierung gerichtet und mit <strong>der</strong> Ermordung <strong>der</strong><br />

Geiseln gedroht, falls ihre For<strong>der</strong>ung nicht erfüllt wird. Steinmeier räumte jedoch ein, man<br />

könne nicht sicher sagen, wer für die Video-Botschaften verantwortlich sei.<br />

Nach wochenlangen Debatten sind die US-Demokraten <strong>im</strong> Senat klar mit einem Vorstoß<br />

gescheitert, ein Abzugsdatum für die amerikanischen Truppen aus dem <strong>Irak</strong> festzulegen.<br />

Ihr Entwurf for<strong>der</strong>te Präsident George W. Bush auf, <strong>bis</strong> zum 31. <strong>März</strong> kommenden Jahres -<br />

<strong>bis</strong> auf eine begrenzte Zahl - alle Soldaten aus dem <strong>Irak</strong> abzuziehen. Trotz <strong>der</strong> demokratischen<br />

Dominanz <strong>im</strong> Oberhaus votierten am Donnerstag nur 48 Senatoren für die Vorlage, 50<br />

dagegen. Für eine Annahme wären 60 St<strong>im</strong>men nötig gewesen.<br />

Nach dem Plan hätte innerhalb von vier Monaten mit dem Abzug <strong>der</strong> Truppen begonnen<br />

werden müssen. Zugleich wäre die Zust<strong>im</strong>mung des Kongresses zum Einmarsch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> aus<br />

dem Jahr 2002 für ungültig erklärt worden. Für den Fall einer Annahme des Entwurfs hatte<br />

das Weiße Haus bereits sein Veto angekündigt. Präsident Bush hatte wie<strong>der</strong>holt einen<br />

Zeitplan für einen Abzug abgelehnt. Im Januar hatte er dagegen eine Aufstockung <strong>der</strong><br />

Truppen um 21 500 Mann angekündigt.<br />

Unterstützer <strong>der</strong> demokratischen Initiative hatten argumentiert, dass die US-Strategie <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

gescheitert sei und dass die USA nicht «in einem irakischen Bürgerkrieg mitkämpfen»<br />

sollten. Die Demokraten wollen den Abzug nicht nur mit einer Verbesserung <strong>der</strong><br />

Sicherheitslage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, son<strong>der</strong>n auch mit einer Reihe von Gesetzes- und Reformvorhaben in<br />

Politik und Wirtschaft verknüpfen.<br />

Bei einem Bombenanschlag in <strong>der</strong>irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Donnerstag vier US-


Soldaten ums Leben gekommen. Der Sprengsatz sei an einer Straße <strong>im</strong> Osten <strong>der</strong> Stadt<br />

deponiert gewesen, teilte das US-Militär mit. Er sei nahe <strong>der</strong> Fahrzeuge <strong>der</strong> Soldaten<br />

detoniert. Zwei weitere Soldaten seien verletzt worden. Kurz zuvor habe es bereits eine<br />

Explosion gegeben, als die Soldaten von einem Durchsuchungseinsatz zurückkamen. In<br />

Bagdad sind rund 100.000 irakische und US-Soldaten stationiert, die dort für Sicherheit<br />

sorgen sollen. Mit den jüngsten Todesopfern stieg die Zahl <strong>der</strong> seit dem US-Einmarsch <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> 2003 getöteten US-Soldaten auf über 3200.<br />

16. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Die Lage <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den deutschen Geiseln <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundes<br />

Deutscher Kr<strong>im</strong>inalbeamter (BDK), Klaus Jansen, diesmal bedrohlicher als vor einem Jahr<br />

die Situation <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den entführten Sachsen. Indiz dafür sei, dass sich Bundespräsident Horst<br />

Köhler während einer Auslandsreise an die Entführer gewandt und sich für die Geiseln<br />

Hannelore Krause sowie ihren Sohn Sinan eingesetzt hat, sagte Jansen <strong>der</strong> «Sächsischen<br />

Zeitung» (Freitagausgabe). «Das ist ein einmaliger Vorgang», <strong>der</strong> offensichtlich nach<br />

Absprache mit allen deutschen Sicherheitsbehörden für erfor<strong>der</strong>lich gehalten wurde. Daraus<br />

könne nur <strong>der</strong> Schluss gezogen werden, das die Bundesregierung die am Wochenende<br />

aufgetauchten Drohvideos sowie die darin enthaltenen For<strong>der</strong>ungen sehr ernst nehme, sate<br />

Jansen. Man müsse davon ausgehen, dass die Geiselnehmer <strong>im</strong> jüngsten Entführungsfall<br />

wahrscheinlich zumindest logistische Unterstützung aus dem deutschsprachigen europäischen<br />

Raum erhalten. Nach Ansicht des BDK-Vorsitzenden ist die Gefahr des islamistischen<br />

Terrorismus damit «an <strong>der</strong> Schwelle zur Bundesrepublik» angekommen.<br />

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat den Appell <strong>der</strong> Angehörigen <strong>der</strong><br />

<strong>bei</strong>den <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschleppten Deutschen an die Entführer unterstützt. «Der bewegende Appell<br />

<strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Angehörigen zeigt, wie menschenverachtend diese Tat ist», erklärte Steinmeier am<br />

Freitag in Berlin. «Ich unterstütze nachdrücklich den Appell, die <strong>bei</strong>den deutschen Geiseln <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> sofort gesund und unversehrt frei zu lassen.» Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes<br />

ar<strong>bei</strong>te weiter «mit Hochdruck», um eine sichere Rückkehr <strong>der</strong> Entführten zu ihren Familien<br />

und Angehörigen zu ermöglichen.<br />

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat am Freitag vor Vertretern aus mehr als 90 Staaten um<br />

Unterstützung für den jüngsten <strong>Irak</strong>-Plan geworben. Es sei herzzerreißend, die fast täglichen<br />

Anschläge auf unschuldige Zivilpersonen zu sehen, die so viel Leid und Schmerz<br />

verursachten, sagte Ban in New York. Er räumte ein, dass angesichts <strong>der</strong> Gewalt Zweifel am<br />

Nutzen <strong>der</strong> Vereinbarung aufgekommen seien. Ein solcher Rahmen für die<br />

Stabilisierung des Landes sei jedoch notwendig. Ban äußerte sich auf einer Hilfskonferenz in<br />

New York, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> um Unterstützung für den Plan (»Iraq Compact») geworben werden sollte.<br />

Der Plan soll sicherstellen, dass die irakische Regierung in den kommenden fünf Jahren über<br />

die notwendigen Finanzmittel verfügt, um politische und wirtschaftliche Reformen<br />

durchzusetzen. Der irakische Vizepräsident Abel Abdul-Mahdi erklärte am Donnerstag, <strong>der</strong><br />

Plan sei von großer Bedeutung für die Stabilität des <strong>Irak</strong>s.


17. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Im Kampf gegen die zunehmende Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> wird die US-Armee früher als geplant<br />

Verstärkung in das Land entsenden. Eine Brigade mit rund 2600 Soldaten werde bereits<br />

Anfang Mai und damit 45 Tage früher als vorgesehen von Georgia aus aufbrechen, teilte die<br />

Armee am Freitag mit. Damit steigt die Zahl <strong>der</strong> US-Soldaten, die zusätzlich <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

eingesetzt werden, auf knapp 30.000. Derzeit halten sich dort bereits 142.000 US-Soldaten<br />

auf. US-Präsident George W. Bush und <strong>der</strong> US-Kommandeur für den <strong>Irak</strong>, General David<br />

Petraeus, hoffen, die Lage in dem Golfstaat mit Hilfe von zusätzlichen Soldaten und<br />

Militärpolizisten in den Griff zu bekommen. Nach Angaben des US-<br />

Verteidigungsministeriums wurden zwischen Oktober und Dezember 2006 <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> so viele<br />

Angriffe verübt wie in keinem Quartal zuvor, seit die US-Armee 2003 in das Land<br />

einmarschiert ist.<br />

Bei einer Serie von Anschlägen mit Chlor-Gas sind <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mindestens zwei Polizisten<br />

getötet und 350 Menschen verletzt worden. Wie die US-Armee am Samstag mitteilte,<br />

ereigneten sich die Anschläge am Vorabend in kurzer Abfolge <strong>bei</strong> Falludscha und Ramadi,<br />

westlich von Bagdad. Nach Informationen des irakischen Fernsehens kamen sechs Menschen<br />

ums Leben, dies wurde jedoch von <strong>der</strong> US-Armee nicht bestätigt. Die Verletzten wurden mit<br />

Atemwegserkrankungen, Hautproblemen und Brechreiz in verschiedene Krankenhäuser<br />

eingeliefert. Be<strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten <strong>der</strong> drei Anschläge wurde ein Lastwagen mit rund 750 Liter<br />

Chlor-Gas in die Luft gejagt.<br />

Rund 6000 Menschen haben am Samstag <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> griechischen Hauptstadt Athen<br />

gegen den <strong>Irak</strong>krieg demonstriert. Ähnliche Aktionen waren auch in an<strong>der</strong>en europäischen<br />

Staaten sowie in den USA geplant. Kurz vor dem vierten Jahrestag des US-Einmarsches in<br />

den <strong>Irak</strong> haben in Washington mehrere zehntausend Menschen gegen den Krieg protestiert.<br />

Mit Plakaten und Parolen wie «USA raus aus dem <strong>Irak</strong> - Jetzt» zogen die Demonstranten am<br />

Samstag vor das Pentagon. In <strong>der</strong> Nähe versammelten sich etwa tausend Kriegsbefürworter zu<br />

einer Gegendemonstration. In San Francisco und Los Angeles wollten ebenfalls<br />

Demonstranten auf die Straße gehen, um den Abzug <strong>der</strong> US-Truppen aus dem <strong>Irak</strong> zu for<strong>der</strong>n.<br />

Auch in Europa gab es mehrere Protestmärsche gegen den <strong>Irak</strong>-Krieg. Der größte fand in<br />

Istanbul statt, wo rund 6000 Menschen auf die Straße gingen. In Kopenhagen, Prag, Athen,<br />

Thessaloniki und Nikosia folgten mehrere hun<strong>der</strong>t Demonstranten dem Aufruf von<br />

Friedensorganisationen. Eine Mehrheit <strong>der</strong> US-Bevölkerung hält den Einmarsch mittlerweile<br />

für einen Fehler und befürwortet ein festes Datum für den Abzug <strong>der</strong> US-Truppen. Für<br />

Montag sind in Washington und an<strong>der</strong>en US-Städten Mahnwachen geplant.<br />

18. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Der Islamrat für Deutschland hat die Entführer <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschleppten Deutschen<br />

aufgerufen, die Geiseln sofort freizulassen. «Diese Entführung hat mit dem Wesen<br />

unserer Religion nichts zu tun und findet auch <strong>im</strong> Koran keine Rechtfertigung», sagte Ali<br />

Kizilkaya, Vorsitzen<strong>der</strong> des Islamrats, <strong>der</strong> Zeitung «Bild am Sonntag».<br />

KRIEGSOPFER - <strong>Irak</strong>ische Zivilisten: über 65 000 (Schätzung) - Rechte US-Medien halten<br />

diese Zahl für zu hoch, das britische Medizinmagazin «Lancet» dagegen bezifferte sie mit<br />

über 650 000 - <strong>Irak</strong>ische Soldaten und Polizisten: mindestens 6260 - Ausländische Soldaten:<br />

insgesamt 3465 (USA: 3207, Großbritannien: 134, übrige Koalitionstruppen: 124) -<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter ausländischer Firmen: 389 Tote - In- und ausländische Journalisten: 95 Tote,


darunter 59 Mordopfer - Angehörige internationaler Hilfsorganisationen: mindestens 81 Tote<br />

BOMBENANSCHLÄGE UND ENTFÜHRUNGEN - Zahl <strong>der</strong> tödlichen Bombenanschläge:<br />

insgesamt 1279, davon waren 439 Selbstmordattentate - Opfer von Bombenanschlägen:<br />

11 233 Tote, 23 043 Verletzte - Opfer von Entführungen (nur Auslän<strong>der</strong>): 300, davon starben<br />

54<br />

DERZEITIGE TRUPPENSTÄRKEN - <strong>Irak</strong>ische Armee: etwa 135 000 Soldaten -<br />

Ausländische Truppen: rund 155 000 Soldaten aus 22 Nationen - Größte ausländische<br />

Kontingente: USA (141 000), Großbritannien (7100), Südkorea (2300), Polen (900),<br />

Australien (550)<br />

GESCHÄTZTE KRIEGSKOSTEN - Tägliche Ausgaben <strong>der</strong> USA: mindestens 150 Millionen<br />

US-Dollar - Gesamtkosten <strong>der</strong> USA: über 500 Milliarden Dollar (380 Milliarden Euro) <strong>bis</strong><br />

2008 - Gesamtkosten Großbritanniens: mindestens 5,3 Milliarden Pfund (7,7 Milliarden Euro)<br />

In Spanien haben am Samstag zehntausende Menschen gegen den <strong>Irak</strong>-Krieg demonstriert.<br />

Nach Angaben <strong>der</strong> Veranstalter waren die Proteste die größten ihrer Art in Europa. Allein in<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Madrid beteiligten sich den Organisatoren zufolge 400.000 Menschen an dem<br />

Protest anlässlich des vierten Jahrestages <strong>der</strong> US-geführten Invasion in den <strong>Irak</strong>.<br />

Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kämpfen an diesem Dienstag drei <strong>Irak</strong>er um<br />

ihre Anerkennung als Flüchtlinge. Das Bundesamt für Migration hatte ihre Anerkennung als<br />

Flüchtling <strong>im</strong> Jahr 2005 wi<strong>der</strong>rufen und sich da<strong>bei</strong> auf die verän<strong>der</strong>ten Verhältnisse <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

nach dem Sturz Saddam Husseins berufen. Die Leipziger Richter müssen nun klären, ob das<br />

neue Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetz <strong>bei</strong> einer Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Situation den Wi<strong>der</strong>ruf verlangt o<strong>der</strong> ob es<br />

einen Ermessensspielraum lässt. Das Gericht verzeichnete 2006 eine Zunahme <strong>der</strong>artiger<br />

Fälle. Nach Angaben von Präsident Eckart Hien werden Asyl-Anerkennungen verstärkt<br />

wi<strong>der</strong>rufen. Dies gelte beson<strong>der</strong>s für den <strong>Irak</strong> und für Afghanistan. Nach dem Gesetz muss die<br />

Flüchtlingsanerkennung unverzüglich wi<strong>der</strong>rufen werden, wenn sich die Situation <strong>im</strong><br />

He<strong>im</strong>atland verän<strong>der</strong>t hat. Dies würde eine ständige Prüfung <strong>der</strong> Verfahren erfor<strong>der</strong>n, was<br />

kaum praktikabel ist.<br />

19. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Die Bundesregierung will sich dem Ult<strong>im</strong>atum <strong>der</strong> Entführer <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den deutschen Geiseln <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> weiter nicht beugen. Das machte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag -<br />

einen Tag vor Ablauf <strong>der</strong> von den Geiselnehmern gesetzten Frist - in Berlin nach einem<br />

Gespräch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai deutlich. Merkel betonte, dass <strong>der</strong><br />

Krisenstab <strong>im</strong> Auswärtigen Amt alles tue, um das Leben <strong>der</strong> Geiseln zu schützen.<br />

Vier Jahre nach dem Sturz Saddam Husseins best<strong>im</strong>men zunehmend Resignation und<br />

Traumatisierung die St<strong>im</strong>mung unter den <strong>Irak</strong>ern. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen<br />

Umfrage unter mehr als 2000 <strong>Irak</strong>ern, die das Meinungsforschungsinstitut `D 3 Systems` <strong>im</strong><br />

Auftrag von WDR/ARD, ABC News, BBC und <strong>der</strong> Zeitung USA Today durchgeführt hat.<br />

In einer von Gewalt und einem fast vollständigen Zusammenbruch <strong>der</strong> zivilen Infrastruktur<br />

geprägten Gegenwart glaubt nur noch eine Min<strong>der</strong>heit (42 %) <strong>der</strong> Befragten, dass es ihre<br />

Kin<strong>der</strong> einmal besser haben werden. Kurzfristig rechnet sogar nur etwas mehr als ein<br />

Drittel <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>er damit, dass sich ihre Situation deutlich (12 %) o<strong>der</strong> teilweise (23 %)


verbessert. Bei früheren Umfragen in den Jahren 2004 und 2005 hatten noch rund 80 Prozent<br />

<strong>der</strong> Befragten mit Opt<strong>im</strong>ismus in die Zukunft geblickt. Als dringlichstes Problem erleben die<br />

<strong>Irak</strong>er die fehlende Sicherheit <strong>im</strong> Lande. 74 Prozent <strong>der</strong> Befragten fühlen sich in ihrer eigenen<br />

Nachbarschaft nicht sicher - mehr als doppelt so viele wie <strong>bei</strong> <strong>der</strong> letzten Umfrage<br />

<strong>im</strong> November 2005. Eine große Zahl von <strong>Irak</strong>ern gibt an, dass Angehörige <strong>im</strong> eigenen<br />

Haushalt (17 %) o<strong>der</strong> <strong>im</strong> engsten Familien- und Freundeskreis außerhalb des eigenen<br />

Haushalts (47 %) unmittelbar Opfer von Gewalt wurden. Die Hauptschuld dafür wird den<br />

USA und Präsident Bush zugerechnet (40 %), gefolgt von Al Quaida und ausländischen<br />

islamistischen Kämpfern (18 %). 82 Prozent <strong>der</strong> Befragten haben kein Vertrauen in die<br />

Besatzungstruppen, mehr als drei Viertel (78 %) lehnen ihre Anwesenheit ab bzw. halten sie<br />

für eine wesentliche Ursache für die Gewalt <strong>im</strong> Lande (69 %). Allerdings befürworten nur 35<br />

Prozent einen sofortigen Abzug, während eine Mehrheit die ausländischen Truppen erst<br />

ziehen lassen will, wenn sich die Sicherheitslage verbessert hat und die irakischen<br />

Sicherheitskräfte dies garantieren kann. Arnd Henze: `In diesem Wi<strong>der</strong>spruch kommt die<br />

ganze Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck: Der gegenwärtige Zustand ist unerträglich, aber die<br />

Alternative eines schnellen Abzugs weckt noch größere Ängste.` In diesem<br />

Spannungsverhältnis finden Anschläge auf Besatzungstruppen erstmals die Zust<strong>im</strong>mung einer<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung: 51 Prozent <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>er (94 % <strong>der</strong> Sunniten) halten Angriffe für<br />

legit<strong>im</strong>, eine Verdreifachung gegenüber 2004. Nur eine Min<strong>der</strong>heit von 36 Prozent glaubt,<br />

dass die Hinrichtung von Saddam Hussein den Versöhnungsprozess <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> voranbringen<br />

wird, während eine Mehrheit von 53 Prozent (<strong>bei</strong> den Sunniten 96 %) vom<br />

Gegenteil überzeugt ist. In dieser, wie in einer Reihe weiterer Fragen, kommt eine extreme<br />

Polarisierung zwischen Sunniten und Shiiten zum Ausdruck.<br />

Neben <strong>der</strong> anhaltenden Gewalt best<strong>im</strong>mt <strong>der</strong> Zusammenbruch <strong>der</strong> zivilen Infrastruktur den<br />

Alltag <strong>der</strong> Menschen. In allen Bereichen des täglichen Lebens wird die Situation heute als<br />

dramatisch schlechter empfunden als in den Jahren 2004 und 2005. Bis zu 88 Prozent <strong>der</strong><br />

Befragten beschreiben die Versorgung mit Strom und Wasser, das Gesundheitssystem und die<br />

Schulen, die Ar<strong>bei</strong>tsmöglichkeiten und lokalen Verwaltungen als schlecht <strong>bis</strong> sehr schlecht.<br />

In keinem dieser Bereiche findet sich eine Mehrheit, die auch nur graduelle Verbesserungen<br />

innerhalb des nächsten Jahres erwarten würde. Die Umfrage von WDR/ARD und Partnern<br />

fragt erstmals nach den charakteristischen Symptomen traumatischer Erkrankungen wie<br />

Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Wut und Depressionen. 71 Prozent <strong>der</strong> Befragten<br />

bejahten mindestens drei von vier Symptomen. Arnd Henze: `Die Hoffungslosigkeit hat alle<br />

Lebensbereiche erfasst. Das macht die Menschen krank.`<br />

Fast je<strong>der</strong> Dritte will das Land verlassen 30 Prozent <strong>der</strong> Befragten würden am liebsten den<br />

<strong>Irak</strong> verlassen. Aus dieser Gruppe geben 42 Prozent an, die Auswan<strong>der</strong>ung konkret zu planen.<br />

Auf die Bevölkerungszahl von 25 Millionen hochgerechnet, sind das mehr als drei Millionen<br />

weitere Flüchtlinge.<br />

Mit Blick auf die weitere politische Entwicklung zeichnet die Umfrage ein gespaltenes Bild<br />

<strong>der</strong> St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Eine deutliche Mehrheit (58 %) möchte an <strong>der</strong> Einheit des Landes<br />

festhalten, nur 14 Prozent befürworten eine Spaltung des <strong>Irak</strong> in drei unabhängige Staaten.<br />

Entgegen <strong>der</strong> gewünschten Struktur rechnen allerdings deutlich mehr (23 %) Befragte damit,<br />

dass es innerhalb <strong>der</strong> nächsten fünf Jahre zur Spaltung des Landes kommen wird. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Probleme <strong>im</strong> Land befürwortet nur noch eine Min<strong>der</strong>heit von 43 Prozent eine<br />

demokratische Regierungsform, während 34 Prozent einen einzelnen `Starken Führer` und 22<br />

Prozent einen religiös-islamischen Staat wünschen. Auf längere Sicht gewinnt die Demokratie<br />

allerdings wie<strong>der</strong> mehr Anhänger (53 %). Arnd Henze: `Hier zeigt sich auf deutlich<br />

niedrigerem Niveau das gleiche Phänomen wie in den früheren Umfragen: Demokratie


erscheint als schönes Ideal - man traut ihr aber nicht die Kraft zu, konkrete Probleme zu<br />

lösen.`<br />

Bei <strong>der</strong> Explosion von zwei Autobomben in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk sind am Montag<br />

15 Menschen getötet worden. Nach Angaben <strong>der</strong> Polizei wurden 32 weitere <strong>Irak</strong>er verletzt, als<br />

die Bomben in zwei verschiedenen Stadtteilen in <strong>der</strong> Nähe einer Polizeistation und neben<br />

einer Polizeipatrouille detonierten.<br />

In <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad starben drei Menschen durch die Explosion eines Sprengsatzes<br />

neben einer schiitischen Moschee. Im zentralen Busbahnhof <strong>der</strong> Stadt Chalis nördlich von<br />

Bagdad starb ein Zivilist, als Bewaffnete aus einem vor<strong>bei</strong>fahrenden Auto das Feuer auf<br />

mehrere Menschen eröffneten. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> meldete unter Berufung<br />

auf die Polizei, ein zweiter Zivilist sei verletzt worden.<br />

20. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Das Schicksal <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den vor rund sechs Wochen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten Deutschen ist weiterhin<br />

ungewiss. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte am Dienstag, <strong>der</strong><br />

Krisenstab setze seine Bemühungen um die Freilassung <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> lebenden Deutschen<br />

Hannelore Marianne K. und ihres Sohnes intensiv fort. Weitere Informationen gab es nicht.<br />

Am heutigen Tag läuft das Ult<strong>im</strong>atum <strong>der</strong> Entführer ab.<br />

Auf den Tag genau vier Jahre nach Beginn des <strong>Irak</strong>krieges und knapp drei Monate nach <strong>der</strong><br />

Exekution Saddam Husseins ist auch <strong>der</strong> frühere Stellvertreter des Ex-Diktators hingerichtet<br />

worden. Der ehemalige irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan starb am<br />

Dienstagmorgen in Bagdad durch den Strang, berichtete <strong>der</strong> staatliche Fernsehsen<strong>der</strong> Al-<br />

<strong>Irak</strong>ija unter Berufung auf Regierungsbeamte.<br />

Der Staatsminister <strong>im</strong> Auswärtigen Amt, <strong>Gernot</strong> <strong>Erler</strong> (SPD), warnt vor einem Zerfall des<br />

<strong>Irak</strong>. <strong>Erler</strong> for<strong>der</strong>te am Dienstag <strong>im</strong> RBB-Inforadio zum vierten Jahrestags des Beginns des<br />

<strong>Irak</strong>-Kriegs, die Nachbarlän<strong>der</strong> Syrien und Iran sowie an<strong>der</strong>e Staaten in eine Friedenslösung<br />

einzubeziehen. Derzeit gebe es «eine Art Bürgerkrieg, <strong>der</strong> längst die Existenz des Staates <strong>Irak</strong><br />

bedroht und <strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit eine ganze Region in Flammen setzen kann», betonte <strong>der</strong> SPD-<br />

Politiker. Deshalb bemühe sich Deutschland zusammen mit den an<strong>der</strong>en Staaten, zu einer<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Situation <strong>bei</strong>zutragen. <strong>Erler</strong> bezeichnete es als reale Gefahr, dass <strong>der</strong> <strong>Irak</strong><br />

am Ende eines Bürgerkriegs in einen sunnitischen, einen schiitischen und einen<br />

kurdischen Teil zerfallen könnte. Das müsse man «auf jeden Fall versuchen zu verhin<strong>der</strong>n»,<br />

mahnte <strong>der</strong> Staatsminister. Er begrüßte zugleich, dass US-Präsident George W. Bush<br />

inzwischen bereit sei, Län<strong>der</strong> wie Syrien und den Iran <strong>bei</strong> einer Regionalkonferenz in die<br />

Suche nach einer Friedenslösung einzubeziehen.<br />

Auch <strong>der</strong> CDU-Außenexperte Eckart von Klaeden mahnte weitere Beiträge zur Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Lage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> an. Deutschland könne dafür außerhalb des Landes mehr als <strong>bis</strong>her machen,<br />

sagte Klaeden <strong>im</strong> Deutschlandfunk. So habe er <strong>bei</strong>spielsweise die Gründung einer deutschirakischen<br />

Handelskammer vorgeschlagen, die ihren Sitz zunächst außerhalb des <strong>Irak</strong> nehmen<br />

könne. Auch könnte mehr als <strong>bis</strong>lang <strong>im</strong> Norden des <strong>Irak</strong> investiert werden, <strong>der</strong> zum großen<br />

Teil als befriedet gelte.<br />

Eine klare Mehrheit <strong>der</strong> Briten hält den <strong>Irak</strong>-Krieg inzwischen für einen Fehler. In einer am<br />

Dienstag veröffentlichten BBC-Umfrage erklärten 55 Prozent, die Invasion <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> habe


Großbritannien nicht sicherer gemacht. Nur fünf Fünf Prozent gab an, sich nun sicherer zu<br />

fühlen. «Nach vier Jahren Krieg sind die meisten Menschen in diesem Land <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

die USA und Großbritannien falsch lagen, als sie 2003 militärisch gegen den <strong>Irak</strong> vorgingen»,<br />

sagte Nick Sparrow vom Umfrageinstitut ICM Research. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Befragten<br />

(51 Prozent) erklärten zudem, sie würden <strong>der</strong> britischen Regierung nicht glauben, wenn sie<br />

erkläre, dass eine Militäraktion gegen ein Land notwendig sei, weil es eine Bedrohung für die<br />

nationale Sicherheit darstelle. 32 Prozent glauben <strong>der</strong> Regierung weiter. 57 Prozent <strong>der</strong> Briten<br />

sind aber weiterhin dafür, Truppen ins Ausland zu entsenden, um <strong>bei</strong> Naturkatastrophen zu<br />

helfen o<strong>der</strong> einen Völkermord zu beenden.<br />

Bei einem Gefecht zwischen sunnitischen Extremisten und <strong>der</strong> Polizei <strong>im</strong> Westirak sind am<br />

Dienstag nach Informationen des Nachrichtensen<strong>der</strong>s Al-Arabija 42 Menschen ums Leben<br />

gekommen. Ein Reporter des Sen<strong>der</strong>s berichtete, <strong>bei</strong> den Kämpfen südlich von Falludscha<br />

seien zehn Polizisten und 32 Angehörige <strong>der</strong> Terrorgruppe El Kaida <strong>im</strong> Zweistromland<br />

getötet worden. In <strong>der</strong> westlichen Anbar- Provinz haben einige lokale Stämme gegen die El-<br />

Kaida-Gruppen mobil gemacht. Der Terrorgruppe gehören auch musl<strong>im</strong>ische Kämpfer aus<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n an.<br />

21. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Das Geiseldrama um die zwei <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschleppten Deutschen dauert weiter an. Der<br />

Krisenstab <strong>im</strong> Auswärtigen Amt bemühe sich weiter um eine Lösung, sagte ein Sprecher am<br />

Mittwoch. `Es gibt nichts Neues, was wir nach außen geben würden.` Die Geiselnehmer<br />

hatten gedroht, die 61-jährige Hannelore Krause und ihren 20 Jahre alten Sohn zu töten, falls<br />

die Bundeswehr nicht mit dem Rückzug aus Afghanistan beginne. Das Ult<strong>im</strong>atum lief am<br />

Dienstag aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte es strikt abgelehnt, die For<strong>der</strong>ung zu<br />

erfüllen.<br />

Die US-Armee hat nach eigenen Angaben <strong>bei</strong> einer Razzia in einer Waffenfabrik <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> fünf<br />

verdächtige Extremisten getötet. Die Anlage 20 Kilometer nördlich von Bagdad sei<br />

anschließend durch einen Luftangriff zerstört worden, sagte ein Sprecher des US-Militärs am<br />

Mittwoch. Als die Soldaten das Gebäude durchsucht hätten, seien sie auf zahlreiche<br />

bewaffnete Männer gestoßen. Aus Selbstschutz hätten sie fünf Extremisten getötet, erklärte<br />

<strong>der</strong> Sprecher. Drei weitere Verdächtige seien festgenommen worden. Es sei auch tonnenweise<br />

Sprengstoff entdeckt worden. Das US-Militär hat seine Einsätze nördlich von Bagdad<br />

verstärkt. Aufständische haben seit Beginn <strong>der</strong> US-geführten Offensive für mehr Sicherheit in<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad vermehrt Anschläge in <strong>der</strong> Region verübt.<br />

Die US-Luftwaffe hat am Mittwoch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> nach eigenen Angaben eine Bombenfabrik von<br />

Aufständischen zerstört. Bei <strong>der</strong> Operation in <strong>der</strong> Nähe von Tadschi <strong>im</strong> Nordosten des Landes<br />

hätten amerikanische Soldaten außerdem fünf «Terroristen» getötet und drei Verdächtige<br />

gefangen genommen, berichtete das Militärkommando in Bagdad. Die Tatsache, dass nach<br />

dem Luftangriff auf das Gebäude vier große Explosionen zu beobachten gewesen seien, deute<br />

auf ein großes Sprengstofflager hin.<br />

Bei Razzien nahmen die US-Truppen am Mittwoch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> 23 mutmaßliche Aufständische<br />

gefangen. In <strong>der</strong> Provinz Wasit gingen den irakischen Sicherheitskräften nach Informationen<br />

<strong>der</strong> irakischen Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> innerhalb von zwei Tagen 72 Verdächtige<br />

ins Netz. Die Agentur berichtete weiter, die Polizei habe in Al-Madain südlich von Bagdad<br />

die Leichen von zwei Mordopfern gefunden. Bei Attentaten in Falludscha und Bagdad<br />

wurden ein Polizist, ein Zivilist und ein ehemaliger Armeeoffizier getötet.


Eine religiöse Stiftung, die für den Erhalt <strong>der</strong> goldenen Moschee in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt<br />

Samarra zuständig ist, kündigte am Mittwoch Protestaktionen gegen die Regierung des<br />

schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki an. Ein Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> Stiftung sagte Aswat<br />

al-<strong>Irak</strong>, die Regierung habe ihr Versprechen, den <strong>im</strong> Februar 2006 <strong>bei</strong> einem Terroranschlag<br />

teilweise zerstörten Schrein wie<strong>der</strong> aufzubauen und den Zugang für Pilger zu sichern, nicht<br />

eingelöst. Der Anschlag, <strong>bei</strong> dem die goldene Kuppel <strong>der</strong> Moschee eingestürzt war, hatte eine<br />

Welle <strong>der</strong> Gewalt und Gegengewalt zwischen Schiiten und Sunniten ausgelöst. Der doppelte<br />

Schrein ist den Imamen Ali al-Hadi und Hassan al-Askari gewidmet, die vor allem von den<br />

schiitischen Musl<strong>im</strong>en verehrt werden.<br />

Ein ranghohes Mitglied <strong>der</strong> radikalen Bewegung des Schiitenführers Moktada Sadr ist nach<br />

zweieinhalb Jahren aus US-Militärhaft entlassen worden. «Ahmed el Schaibani ist auf<br />

Wunsch des Ministerpräsidenten freigelassen worden», teilte ein Pressesprecher von<br />

Regierungschef Nuri el Maliki am Mittwoch mit. Sadrs Büro bestätigte die Freilassung. Das<br />

US-Verteidigungsministerium bezeichnete Sadrs Mehdi-Armee in einem Bericht <strong>im</strong><br />

Dezember als die <strong>der</strong>zeit gefährlichste irakische Miliz.<br />

22. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Zwei Tage nach Ablauf eines Ult<strong>im</strong>atums ist das Schicksal <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten<br />

Deutschen weiter ungewiss. «Der Krisenstab ist unvermin<strong>der</strong>t bemüht, die <strong>bei</strong>den Geiseln in<br />

Sicherheit zu bringen», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Donnerstag auf ddp-<br />

Anfrage. Zu möglichen Kontakten o<strong>der</strong> neuen For<strong>der</strong>ungen machte er keine Angaben.<br />

Bei seinem ersten Besuch in Bagdad hat <strong>der</strong> neue UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am<br />

Donnerstag einen drastischen Eindruck von <strong>der</strong> Lage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> bekommen. Während einer<br />

gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Nuri al-Maliki in <strong>der</strong> vom<br />

Militär abgesperrten «Grünen Zone» duckte sich Ban hinter dem Rednerpult, als eine laute<br />

Explosion das Gebäude erschütterte und Mörtel von <strong>der</strong> Decke bröckelte. Während <strong>der</strong> UN-<br />

Generalsekretär zusammenzuckte, blieb Al-Maliki ganz ruhig und zuckte kaum mit <strong>der</strong><br />

W<strong>im</strong>per. Ban erklärte, die Vereinten Nationen wollten sich, sobald die Sicherheitslage es<br />

erlaube, wie<strong>der</strong> verstärkt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> engagieren, sowohl <strong>im</strong> politischen Prozess als auch <strong>im</strong><br />

humanitären Bereich. Die UN hatten ihre Aktivitäten in Bagdad nach Anschlägen auf ihre<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter stark zurückgeschraubt. Wie die meisten Besuche hochrangiger Politiker <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

war auch Bans Bagdad-Reise aus Sicherheitsgründen <strong>bis</strong> zur Ankunft gehe<strong>im</strong> gehalten<br />

worden.<br />

In <strong>der</strong> südirakischen Hafenstadt Basra lieferten sich am Donnerstag Anhänger zweier<br />

schiitischer Parteien heftige Gefechte. Augenzeugen berichteten, Anhänger <strong>der</strong> Bewegung des<br />

radikalen Predigers Muktada al-Sadr hätten ein Parteibüro <strong>der</strong> Fadhila-Partei in Brand<br />

gesteckt. Kämpfe gab es auch rund um das Haus des Provinzgouverneurs Mohammed al-<br />

Waili. Augenzeugen sahen mehrere Verletzte. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre.<br />

Hun<strong>der</strong>te von britischen und irakischen Soldaten bezogen in den Straßen Stellung.<br />

Die Fadhila-Partei, die ebenso wie die Sadr-Bewegung zu <strong>der</strong> Schiiten-Allianz von<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki gehörte, hatte sich vergangene Woche von <strong>der</strong> Allianz<br />

losgesagt. Die von dem Geistlichen Mohammed al-Jakubi geleitete islamische Partei, die mit<br />

15 Abgeordneten <strong>im</strong> Parlament vertreten ist, hatte diesen Schritt als Zeichen gegen die Gewalt


zwischen Schiiten und Sunniten bezeichnet. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete<br />

unterdessen, Unbekannte hätten in <strong>der</strong> Nacht zum Donnerstag in Basra die Frauenrechtlerin<br />

Tuhfa al-Bidschari in ihrem Haus ermordet.<br />

Die US-Armee erklärte, die multinationalen Truppen hätten in den vergangenen Tagen in<br />

Basra und Hilla Kais al-Chasali, den früheren Sprecher Al-Sadrs in <strong>der</strong> Pilgerstadt Nadschaf,<br />

seinen Bru<strong>der</strong> Laith und weitere Angehörige seines Netzwerks gefangen genommen. Sie<br />

sollen in die Entführung und Ermordung von fünf amerikanischen Soldaten in Kerbela <strong>im</strong><br />

vergangenen Januar verwickelt sein. Das Militärkommando berichtete weiter, ein US-Soldat<br />

sei am Mittwoch in Bagdad von Aufständischen getötet worden.<br />

Der Bewilligungs-Ausschuss des US-Senats hat einem Etatentwurf zugest<strong>im</strong>mt, <strong>der</strong> 122<br />

Milliarden Dollar (91,5 Milliarden Euro) für den <strong>Irak</strong>krieg und den Einsatz in Afghanistan<br />

vorsieht. Zugleich schreibt er aber auch einen Abzug <strong>der</strong> US-Truppen aus dem <strong>Irak</strong> <strong>bis</strong> <strong>März</strong><br />

2008 vor. Gleichzeitig mit <strong>der</strong> Entscheidung des Senatsausschusses begann am Donnerstag in<br />

Washington das US- Repräsentantenhaus mit <strong>der</strong> Debatte über ein fast gleich lautendes<br />

Gesetz, das jedoch den Truppenrückzug <strong>bis</strong> Ende September 2008 terminiert. Allerdings gilt<br />

es als wenig wahrscheinlich, dass es <strong>im</strong> Senat die erfor<strong>der</strong>liche Mehrheit von 60 <strong>der</strong> 100<br />

St<strong>im</strong>men für ein solches Haushaltsgesetz gibt. Die Demokraten haben dort 51 Sitze. Präsident<br />

George W. Bush hatte ohnehin schon gedroht, mit einem Veto die Verknüpfung des Etats mit<br />

dem Abzugstermin zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

23. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Der stellvertretende irakische Regierungschef, Salam el Subaji, ist am Freitag <strong>bei</strong> einem<br />

Doppelanschlag in Bagdad schwer verletzt worden. Der Zustand des sunnitischen Politikers<br />

war nach Krankenhausangaben «nicht stabil». Bei dem zweifachen Sprengstoffanschlag in<br />

<strong>der</strong> Nähe von Subajis Haus wurden nach Angaben aus irakischen Sicherheitskreisen ein<br />

Berater von Ministerpräsident Nuri el Maliki und drei weitere Menschen<br />

getötet. Außer Subaji seien neun weitere Menschen verletzt worden, unter ihnen Subajis<br />

Bru<strong>der</strong> sowie ein Kind. Subaji wurde laut US-Armee zur Behandlung in ein US-<br />

Militärkrankenhaus in <strong>der</strong> streng bewachten grünen Zone Bagdads gebracht.<br />

Den US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist es einem Regierungsbericht zufolge <strong>bis</strong> vergangenen Oktober<br />

nicht gelungen, alle unbewachten Waffenlager zu sichern. Es gebe zu wenig Soldaten,<br />

um die Depots zu schützen, aus denen Aufständische Munition stehlen und damit Sprengsätze<br />

bauen würden, heißt es in einem am Donnerstag in Washington veröffentlichten Bericht <strong>der</strong><br />

Rechenschaftsbehörde GOA. Das Verteidigungsministerium habe offenbar keine<br />

Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Lager und <strong>der</strong> dadurch entstehenden Bedrohung für US-Soldaten und<br />

an<strong>der</strong>e gemacht.<br />

24. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Bei neuen Anschlägen und Gefechten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Samstag mindestens 56 Menschen ums<br />

Leben gekommen. Allein <strong>bei</strong> einem Sprengstoffanschlag auf ein Polizeirevier <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong><br />

Bezirk Dura wurden 20 Menschen getötet und 19 verletzt. Die Attentäter hätten vor dem<br />

Gebäude einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen zur Explosion gebracht, berichteten<br />

irakische Medien unter Berufung auf die Polizei. Unter den Opfern waren zahlreiche<br />

Polizisten.


In <strong>der</strong> Stadt Hilla, rund 100 Kilometer südlich von Bagdad, starben mindestens elf <strong>Irak</strong>er, als<br />

eine Moschee mit Mörsern beschossen wurde. Kurz zuvor war dort bereits ein mit Sprengstoff<br />

beladener Lastwagen explodiert. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, als sich ein<br />

Selbstmordattentäter in <strong>der</strong> Stadt Tal Afar an <strong>der</strong> Grenze zu Syrien in die Luft sprengte. Drei<br />

Menschen wurden nach Angaben <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> verletzt.<br />

In Iskandariyah südlich <strong>der</strong> Hauptstadt explodierte vor einer schiitischen Moschee eine<br />

Autobombe. Nach Polizeiangaben starben fünf Menschen. Die Moschee wurde größtenteils<br />

zerstört. In Kirkuk <strong>im</strong> Norden des Landes wurden zwei irakische Soldaten getötet und drei<br />

verletzt, als Bewaffnete das Feuer auf ein Armeefahrzeug eröffneten, wie ein Armeesprecher<br />

berichtete.<br />

In Suwayrah südlich von Bagdad eröffneten US-Soldaten nach Angaben von Augenzeugen<br />

das Feuer auf ein Auto. Ein ehemaliger Offizier <strong>der</strong> irakischen Armee und sein Fahrer seien<br />

ums Leben gekommen, ein Insasse sei verletzt ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es<br />

weiter. Das US-Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.<br />

Nach US-Angaben wurden drei mutmaßliche Terroristen <strong>bei</strong> einer Razzia amerikanischer<br />

Soldaten in Rutbah 350 Kilometer westlich von Bagdad getötet. Ein vierter mutmaßlicher<br />

Terrorist habe sich selbst in die Luft gesprengt, heiß es weiter. In Mossul <strong>im</strong> Norden des <strong>Irak</strong>s<br />

seien neun mutmaßliche Terroristen gefasst worden. In Bagdad gingen den Amerikanern den<br />

Angaben zufolge zwei Terror-Verdächtigte ins Netz, während ein mutmaßlicher Kurier des<br />

Terrornetzes El Kaida östlich von Balad festgenommen wurde.<br />

US-Präsident George W. Bush hat deutlich gegen Beschlüsse <strong>der</strong> oppositionellen Demokraten<br />

<strong>im</strong> Kongress Stellung bezogen. Er werde <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach einem Truppenabzug aus dem<br />

<strong>Irak</strong> <strong>bis</strong> August 2008 nicht nachgeben, kündigte er am Samstag in seiner wöchentlichen<br />

Radioansprache an. Bush kündigte erneut an, das Gesetz über Zusatzausgaben für die<br />

Einsätze <strong>der</strong> US-Armee <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und in Afghanistan in Höhe von 124 Milliarden Dollar (gut<br />

93 Milliarden Euro) mit seinem Veto zu blockieren.<br />

26. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Das Schicksal <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten deutschen Geiseln bleibt ungewiss. Man sei weiter «in<br />

großer Sorge`, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Der<br />

Krisenstab setze seine Anstrengungen in enger Zusammenar<strong>bei</strong>t mit «relevanten Stellen und<br />

unseren Partnern intensiv fort». Nicht kommentieren wollte <strong>der</strong> Sprecher Medienberichte,<br />

wonach US-Soldaten am Sonntag in Bagdad erfolglos nach den Entführten gesucht haben<br />

sollen.<br />

Der rumänische Regierungschef Calin Tariceanu strebt einen Abzug <strong>der</strong> rumänischen<br />

Truppen aus dem <strong>Irak</strong> <strong>bis</strong> Weihnachten an. «Es ist Zeit, unsere Soldaten nach Hause zu<br />

holen», sagte Tariceanu am Montag <strong>bei</strong> einem Treffen mit Bürgermeistern in Bukarest. «Ich<br />

werde darum kämpfen, alle Gegner davon zu überzeugen, dass unsere Soldaten an<br />

Weihnachten zu Hause mit ihren Familien essen», fügte <strong>der</strong> Regierungschef hinzu. Der<br />

Rückzug solle gemäß einem mit den Verbündeten vereinbarten Zeitplan erfolgen.


Die irakische Regierung hat sich erstmals in den Konflikt zwischen dem Nachbarland Iran<br />

und Großbritannien um die Gefangennahme von 15 britischen Marineangehörigen<br />

eingeschaltet. Außenminister Hoschiar Sebari habe Teheran aufgefor<strong>der</strong>t, die Briten<br />

freizulassen, berichtete <strong>der</strong> Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Arabija am Montag. In einem Telefonat mit<br />

seinem iranischen Kollegen Manuchehr Mottaki am Sonntagabend habe Sebari außerdem<br />

betont, die Soldaten seien in irakischen Hoheitsgewässern gefangen genommen worden.<br />

27. <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />

Bei Anschlägen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Dienstag über 70 Menschen getötet worden, davon allein 50<br />

in <strong>der</strong> Stadt Tel Afar. Insgesamt seien dort drei Autobomben gezündet worden, eine davon in<br />

<strong>der</strong> Nähe des Busbahnhofs, berichteten irakische Agenturen am späten Dienstagabend. Über<br />

120 Menschen seien verletzt worden. Die nordirakische Stadt, 60 Kilometer westlich <strong>der</strong><br />

Provinzhauptstadt Mossul, war von US-Präsident George W. Bush als Beispiel genannt<br />

worden, wie gut die Strategie <strong>der</strong> US-Armee und <strong>der</strong> irakischen Verbündeten funktioniere.<br />

In <strong>der</strong> Stadt Ramadi riss ein Selbstmordattentäter vor einer Gaststätte mindestens 17<br />

Menschen mit in den Tod. Dies berichtete die irakische Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> aus<br />

<strong>der</strong> 110 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt. 32 weitere Gäste und Passanten<br />

erlitten Verletzungen. Der Attentäter hatte einen mit Sprengstoff vollgepackten Lastwagen<br />

vor dem Lokal in die Luft gesprengt.<br />

Im Westen von Bagdad wurde <strong>der</strong> Sohn des sunnitischen Scheichs Thahir al Dari getötet, als<br />

sich vor dessen Haus mehrere Selbstmordattentäter mit zwei Autos in die Luft sprengten. Der<br />

Scheich, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Spitze eines Clans steht, <strong>der</strong> sich mit an<strong>der</strong>en Stämmen gegen den<br />

irakischen El-Kaida-Ableger zusammengeschlossen hat, blieb unverletzt, wie Aswat al-<strong>Irak</strong><br />

meldete.<br />

Bei einem Anschlag auf einen Begräbniszug südlich von Bagdad wurden am Dienstag<br />

mindestens vier Menschen getötet. Zahlreiche weitere Trauergäste erlitten Verletzungen, als<br />

Bewaffnete das Feuer <strong>im</strong> Dorf Asrija eröffneten, wie Augenzeugen berichteten.<br />

In <strong>der</strong> südirakischen Stadt Nadschaf stürmten US-Soldaten das Anwesen des schiitischen<br />

Geistlichen Mohammed al-Tabatbaie, eines engen Vertrauten des radikalen Predigers<br />

Muktada al-Sadr. Bei einem Feuergefecht mit Wachleuten des Hauses töteten die Amerikaner<br />

zwei Männer und verletzten drei weitere. Al-Tabatbaie hatte sich zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Razzia nicht dort aufgehalten.<br />

Das irakische Parlament erneuert am Dienstag den geltenden Ausnahmezustand um einen<br />

weiteren Monat. Ausgenommen ist lediglich die Autonomie-Region Kurdistan. Im <strong>Irak</strong> gilt<br />

<strong>der</strong> Ausnahmezustand seit November 2004.<br />

Im nordirakischen Kirkuk sind zwei katholische Ordensschwestern ermordet worden. Die 85-<br />

und 79-jährigen Nonnen seien am Montag in ihrer Wohnung erstochen aufgefunden worden,<br />

berichtete <strong>der</strong> Nachrichtensen<strong>der</strong> «El Dschasira» am Dienstag unter Berufung auf die örtliche<br />

Polizei. Bislang gebe es keine Hinweise auf Motiv o<strong>der</strong> Täter <strong>der</strong> Morde an den chaldäischen<br />

Christinnen. Angesichts <strong>der</strong> fortdauernden Gewalt ist die Lage für Christen <strong>im</strong>


<strong>Irak</strong> sehr schwierig. Zuletzt entschied die Kirchenleitung, die einzige theologische<br />

Ausbildungsstätte aus Bagdad in den vermeintlich ruhigeren Norden zu verlegen.<br />

28. <strong>März</strong><br />

In <strong>der</strong> Debatte um ein Datum für den Abzug <strong>der</strong> amerikanischen Truppen aus dem <strong>Irak</strong> sind<br />

US-Präsident George W. Bush und <strong>der</strong> demokratisch geführte Kongress auf<br />

Konfrontationskurs gegangen. Bush warf am Mittwoch den Demokraten vor, sie wollten alle<br />

Anstrengungen <strong>der</strong> USA <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zunichte machen und die irakische Regierung schwächen.<br />

Zuvor hatte sich <strong>der</strong> US-Senat erstmals mit knapper Mehrheit für ein nicht verbindliches<br />

Abzugsdatum aus dem <strong>Irak</strong> <strong>bis</strong> zum 31. <strong>März</strong> kommenden Jahres ausgesprochen. Bush<br />

kündigte daraufhin sein Veto an. Vor zwei Wochen hatte <strong>der</strong> US-Senat noch gegen ein<br />

Abzugsdatum votiert. Den Ausschlag für den Abst<strong>im</strong>mungserfolg von 50 zu 48 St<strong>im</strong>men gab<br />

dieses Mal <strong>der</strong> republikanische Senator und <strong>Irak</strong>-Kriegskritiker Chuck Hagel (Nebraska). «Im<br />

<strong>Irak</strong> gibt es keine militärische Lösung», sagte Hagel. Das Land sei kein Preis, den man<br />

gewinnen o<strong>der</strong> verlieren könne. Auch <strong>der</strong> demokratische Senator Ben Nelson aus Nebraska<br />

st<strong>im</strong>mte dieses Mal mit seiner eigenen Partei. Vor dem Senat hatte bereits das von den<br />

Demokraten beherrschte Abgeordnetenhaus einen Entwurf vorgelegt, <strong>der</strong> den Rückzug aller<br />

US-Soldaten <strong>bis</strong> zum 31. August 2008 vorsieht.<br />

Das Schicksal <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den entführten Deutschen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist weiter ungewiss. Der Krisenstab<br />

setze seine Anstrengungen in enger Zusammenar<strong>bei</strong>t mit «relevanten Stellen und unseren<br />

Partnern intensiv fort», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch. Einzelheiten<br />

wollte er nicht nennen. Die 61-jährige Frau und ihr 20-jähriger Sohn waren Anfang Februar in<br />

Bagdad verschleppt worden. Die Geiselnehmer hatten damit gedroht, die <strong>bei</strong>den<br />

umzubringen, falls Deutschland seine Truppen nicht aus Afghanistan abziehen sollte. Diese<br />

For<strong>der</strong>ung hatte die Bundesregierung kategorisch abgelehnt. Ein Ult<strong>im</strong>atum <strong>der</strong> Entführer war<br />

Anfang vergangener Woche abgelaufen.<br />

Schiitische Todesschwadronen haben in einem sunnitischen Viertel <strong>der</strong> nordirakischen Stadt<br />

Tel Afar am Mittwoch Dutzende Menschen erschossen. In das Krankenhaus <strong>der</strong> Stadt seien<br />

60 mit Einschüssen übersäte Leichen von Kin<strong>der</strong>n, Frauen und Männern gebracht worden,<br />

sagte ein Arzt <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>. Nach Augenzeugenberichten seien<br />

Polizisten außerhalb ihrer Dienstzeit sowie Milizionäre von Haus zu Haus gegangen und<br />

hätten willkürlich Männer durch Kopfschüsse getötet.<br />

29. <strong>März</strong><br />

Bei erneuten Anschlägen in hauptsächlich von Schiiten bewohnten Gebieten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am<br />

Donnerstag knapp 130 Menschen ums Leben gekommen. In <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad sprengte<br />

sich ein Selbstmordattentäter auf einem Markt <strong>im</strong> Bezirk Schaab in die Luft und riss 76<br />

Menschen mit in den Tod, die meisten davon Frauen und Kin<strong>der</strong>. Ungefähr gleichzeitig<br />

detonierten drei Autobomben in <strong>der</strong> Stadt Chalis nördlich von Bagdad, da<strong>bei</strong> wurden<br />

Polizeiangaben zufolge 53 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. In den vergangenen<br />

Tagen hatte sich die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten verschärft. Erst am Mittwoch<br />

erschossen Bewaffnete <strong>bei</strong> einem mutmaßlichen Vergeltungsangriff auf ein sunnitisches<br />

Viertel <strong>der</strong> Stadt Tal Afar nahe <strong>der</strong> syrischen Grenze <strong>bis</strong> zu 70 Männer. Am Vortag waren<br />

dort <strong>bei</strong> zwei Bombenangriffen 85 Menschen getötet worden. Der US-Senat st<strong>im</strong>mte<br />

unterdessen mit 51 zu 47 St<strong>im</strong>men für einen Gesetzentwurf, <strong>der</strong> Präsident George W. Bush<br />

weitere etwa 122 Milliarden Dollar vor allem für den Krieg <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und in Afghanistan


zugesteht. Allerdings knüpfte <strong>der</strong> Senat dies an die Bedingung, dass die US-Kampftruppen <strong>bis</strong><br />

Ende <strong>März</strong> 2008 aus dem <strong>Irak</strong> abgezogen werden. Bush hatte angekündigt, sein Veto gegen<br />

das Gesetz einzulegen<br />

30. <strong>März</strong><br />

Das japanische Kabinett hat sich am Freitag dafür ausgesprochen, die<br />

Luftwaffenunterstützung für den <strong>Irak</strong> um weitere zwei Jahre zu verlängern. Außenminister<br />

Taro Aso begründete die Initiative mit <strong>der</strong> aktuellen Lage in dem Golfstaat. Eine<br />

Verlängerung des <strong>im</strong> <strong>Juli</strong> auslaufenden <strong>Irak</strong>-Gesetzes sei daher absolut notwendig, wurde er<br />

in einer Erklärung <strong>der</strong> Regierung zitiert. Die Vorlage wird nun dem Parlament vorgelegt, das<br />

<strong>der</strong> Empfehlung folgen dürfte. Japan hatte seine 600 Bodentruppen 2006 nach mehr als zwei<br />

Jahren aus dem <strong>Irak</strong> abgezogen. Obwohl <strong>der</strong> Einsatz kein Kampfeinsatz war, hatte er die<br />

pazifistische japanische Verfassung ausgereizt und viel öffentliche Kritik auf sich gezogen.<br />

Derzeit hat das asiatische Land, ein enger US-Verbündeter, noch rund 200 Streitkräfte <strong>der</strong><br />

Luftwaffe in Kuwait stationiert, von wo aus sie das <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> aktive US-Militär unterstützen.<br />

Die irakischen Behörden haben am Freitag 18 schiitische Polizisten festgenommen, die an<br />

einem Massaker an sunnitischen Zivilisten in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Tel Afar beteiligt<br />

gewesen sein sollen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf<br />

die Provinzpolizei in Mossul. Schiitische Todesschwadronen, die sich aus Polizeiangehörigen<br />

zusammensetzten, hatten in <strong>der</strong> Nacht zum Mittwoch 70 Sunniten willkürlich in ihren<br />

Häusern erschossen. Die Bluttat war als Vergeltung für Bombenanschläge gedacht, denen in<br />

Tel Afar wenige Stunden zuvor 80 Schiiten zum Opfer gefallen waren. Bereits in den ersten<br />

Stunden nach dem Massaker waren 18 schiitische Polizisten festgenommen worden. Nach<br />

Angaben <strong>der</strong> Provinzregierung in Mossul waren sie aber kurze Zeit später «auf Druck <strong>der</strong><br />

Bevölkerung» wie<strong>der</strong> freigelassen worden. Zunächst war nicht klar, ob es sich um dieselben<br />

Beamten gehandelt hatte, die am Freitag festgenommen wurden.<br />

Der radikale schiitische Geistliche Muktada al Sadr hat die <strong>Irak</strong>er zu einer<br />

Massendemonstration gegen die Präsenz <strong>der</strong> US-Truppen aufgerufen. «Der Abzug des<br />

Besatzers bedeutet Stabilität für den <strong>Irak</strong>, den Sieg des Islams sowie die Nie<strong>der</strong>lage des<br />

Terrorismus und <strong>der</strong> Ungläubigen», erklärte <strong>der</strong> Prediger in einer Botschaft, die während des<br />

Freitagsgebets in Kufa sowie <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Sadr City verlesen wurde. Das<br />

«unterdrückte irakische Volk» solle seine St<strong>im</strong>me erheben gegen «Besatzung, Zerstörung und<br />

Terrorismus», for<strong>der</strong>te Al Sadr. Am 9. April, vier Jahre nach <strong>der</strong> Eroberung Bagdads durch<br />

die US-Streitkräfte, sollten die <strong>Irak</strong>er für den Abzug <strong>der</strong> ausländischen Truppen auf die Straße<br />

gehen. «Nach vier Jahren hat <strong>der</strong> <strong>Irak</strong> we<strong>der</strong> (Trink-)Wasser, noch Strom, Benzin o<strong>der</strong><br />

Sicherheit und befindet sich überdies mitten <strong>im</strong> Aufruhr», hieß es in <strong>der</strong> Erklärung, die das<br />

Datum 25. <strong>März</strong> trug. Weiter warf <strong>der</strong> schiitische Geistliche den USA vor, den <strong>Irak</strong> in <strong>der</strong><br />

ara<strong>bis</strong>chen Welt isoliert zu haben - kein Land kümmere sich mehr darum, «dass <strong>der</strong> <strong>Irak</strong> in<br />

Trümmern liegt».


31. <strong>März</strong><br />

Der irakische Justizminister Hasch<strong>im</strong> al-Schibli hat offenbar aus Unzufriedenheit mit <strong>der</strong><br />

Politik <strong>der</strong> schiitisch geprägten Regierung seinen Rücktritt eingereicht. Der sunnitische<br />

Minister habe erklärt, er könne sich mit «gewissen Tendenzen in <strong>der</strong> Regierung» nicht mehr<br />

identifizieren, berichtete <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> Al- Scharkia am Samstag unter<br />

Berufung auf Ministeriumskreise. Ministerpräsident Nuri al-Maliki muss den Rücktritt noch<br />

annehmen. Al-Schibli war <strong>bei</strong> den Wahlen <strong>im</strong> Dezember 2005 als Kandidat <strong>der</strong><br />

überkonfessionellen <strong>Irak</strong>ischen Liste des gemäßigt- schiitischen Ex- Ministerpräsidenten Ijad<br />

Allawi ins Parlament gewählt worden. Zunächst war nicht bekannt, welche konkreten<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> von Schiiten und Kurden dominierten Regierung unter Al-Maliki zu seinem<br />

Rücktritt geführt haben. Bei einer Serie von Anschlägen wurden indes am Samstag<br />

mindestens elf Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Fünf <strong>Irak</strong>er starben, als ein<br />

Sprengsatz in einem abgestellten Pkw vor einem Krankenhaus in <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Schiiten-<br />

Vorstadt Sadr-City explodierte. 23 weitere Personen erlitten Verletzungen, bestätigte das<br />

Innenministerium in Bagdad. In Hilla,100 Kilometer südlich von Bagdad, wurden <strong>bei</strong> einem<br />

ähnlichen Anschlag nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet und 23 verletzt. In <strong>der</strong><br />

hauptsächlich von Turkmenen bewohnten Stadt Tus Churmatu, 180 Kilometer nördlich von<br />

Bagdad, tötete eine Autobombe zwei Menschen, elf weitere wurden verletzt. In Suweira<br />

wurden ein Passant durch einen Sprengsatz getötet und drei weitere verletzt.<br />

Nach dem Doppelanschlag von Tal Afar <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist die Zahl <strong>der</strong> Opfer auf 152 gestiegen. 347<br />

weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Innenministerium am Samstag in Bagdad<br />

mit. Bislang war nach dem gegen Schiiten gerichteten Anschlag vom Dienstag die Rede von<br />

85 Toten und rund 200 Verletzten gewesen. Der Anschlag von Tal Afar rund 400 Kilometer<br />

nördlich von Bagdad ist damit nach dem Anschlag von Sadr City <strong>der</strong>jenige mit den meisten<br />

Opfern seit dem US-Einmarsch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003. Im November vergangenen Jahres<br />

waren in Sadr City 202 Menschen getötet worden. Nach dem Anschlag war es in einem<br />

sunnitischen Viertel zu Racheangriffen gekommen, <strong>bei</strong> denen mindestens 70 Sunniten getötet<br />

worden.<br />

1. April <strong>2007</strong><br />

Die Zahl getöteter Zivilisten, Soldaten und Polizisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist <strong>im</strong> <strong>März</strong> gegenüber dem<br />

Vormonat um 15 Prozent gestiegen. Insgesamt seien <strong>im</strong> vergangenen Monat 2078 <strong>Irak</strong>er ums<br />

Leben gekommen, davon 1869 Zivilisten, teilte das irakische Verteidigungsministerium am<br />

Sonntag mit. Durchschnittlich seien dies täglich 67 Tote gegenüber 64 <strong>im</strong> Februar. Die Zahl<br />

getöteter «Terroristen» sank dagegen laut den Angaben des Ministeriums von 586 auf 481.<br />

Wie sich aus Angaben des US-Verteidigungsministeriums ergibt, starben <strong>im</strong> <strong>März</strong> auch 85<br />

US-Soldaten und weitere Angehörige <strong>der</strong> Armee <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Seit Mitte Februar ist ein<br />

Sicherheitsplan in Kraft, um die Gewalt in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad einzudämmen.<br />

Die schiitisch dominierte irakische Regierung will Araber, die aus <strong>der</strong> von den Kurden<br />

beanspruchten erdölreichen Provinz Kirkuk <strong>im</strong> Norden des <strong>Irak</strong>s wegziehen wollen, materiell<br />

entschädigen. Die umstrittene Entscheidung könnte nach Ansicht von Beobachtern das<br />

Rücktrittsgesuch von Justizminister Hasch<strong>im</strong> al-Schibli ausgelöst haben. Der sunnitische


Politiker bestätigte dies nicht ausdrücklich, son<strong>der</strong>n erklärte am Samstag lediglich, dass er<br />

sich mit «gewissen Tendenzen in <strong>der</strong> Regierung» nicht mehr identifizieren könne. Das von<br />

Schiiten und Kurden getragene Kabinett unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki beschloss<br />

demnach, dass umzugswillige Araber aus <strong>der</strong> Provinz Kirkuk 20 Millionen Dinar (12 000<br />

Euro) und ein Stück Land erhalten. Den Plänen zufolge soll <strong>bis</strong> Ende des Jahres in einem<br />

Referendum darüber entschieden werden, ob die Provinz Kirkuk <strong>der</strong> kurdischen Autonomie-<br />

Region <strong>im</strong> Nordirak angeschlossen werden soll. Die Volksabst<strong>im</strong>mung ist auch in <strong>der</strong> <strong>im</strong><br />

Oktober 2005 gebilligten neuen irakischen Verfassung vorgesehen. Die Kurden begründen<br />

ihren Anspruch auf Kirkuk damit, dass diese Provinz mehrheitlich kurdisch gewesen war, <strong>bis</strong><br />

unter <strong>der</strong> Diktatur von Saddam Hussein Zehntausende Angehörige dieser Volksgruppe von<br />

dort vertrieben und Araber aus dem mittleren und südlichen <strong>Irak</strong> an ihrer Stelle dort<br />

angesiedelt worden waren. Vor allem die sunnitischen Araber und die turkmenische<br />

Volksgruppe <strong>im</strong> Nordirak lehnen die Einglie<strong>der</strong>ung Kirkuks unter direkte kurdische Kontrolle<br />

heftig ab.<br />

Der irakische Vizepräsident Tarik al Hasch<strong>im</strong>i hat Sunniten und Schiiten am Sonntag<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, auf Racheakte zu verzichten und in Frieden miteinan<strong>der</strong> zu leben. Die<br />

Streitkräfte rief Al Hasch<strong>im</strong>i dazu auf, die Menschen gerecht zu behandeln. In seiner <strong>im</strong><br />

Fernsehen übertragenen Rede zum Geburtstag des Propheten Mohammed sprach sich <strong>der</strong><br />

sunnitische Vizepräsident außerdem für eine Belebung <strong>der</strong> Generalamnestie für Gefangene als<br />

Grundlage für eine Versöhnung aus.<br />

Bei Anschlägen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Wochenende sechs US-Soldaten und ein Brite ums Leben<br />

gekommen. Das US-Militär teilte am Sonntag mit, zwei Soldaten seien südwestlich <strong>der</strong><br />

Hauptstadt Bagdad während einer Kontrollfahrt <strong>bei</strong> einer Detonation getötet worden. Bei<br />

einer zweiten Explosion seien weitere vier US-Militärs ums Leben gekommen. Zudem starb<br />

in <strong>der</strong> Provinz Anbar ein US-Soldat, was den Angaben zufolge aber nicht auf<br />

Kampfhandlungen zurückzuführen war. Das Verteidigungsministerium in London teilte mit,<br />

ein britischer Soldat sei am Sonntag nach einem Angriff in <strong>der</strong> südlichen Stadt Basra<br />

Schussverletzungen erlegen. Damit stieg die Zahl <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verstorbenen US-Soldaten seit<br />

Beginn des Einmarsches in das Land <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 auf 3253. Großbritannien hat 136<br />

Todesopfer zu beklagen, an<strong>der</strong>e an dem Einmarsch beteiligte Län<strong>der</strong> 124. Nach Schätzungen<br />

von Friedens-Aktivisten starben zudem mindestens 60.000 irakische Zivilisten.<br />

2. April<br />

Im <strong>Irak</strong> sind die Leichen von 19 entführten Zivilisten aus einem schiitischen Dorf gefunden<br />

worden. Den Männern sei in den Kopf und in die Brust geschossen worden, hieß es in Kreisen<br />

<strong>der</strong> Polizei am Montag weiter. Die Toten wurden unweit <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Bakuba<br />

gefunden, die 65 Kilometer nördlich von Bagdad liegt. Bewaffnete hatten die Zivilisten aus<br />

einem Dorf nahe <strong>der</strong> Stadt Bakuba am Sonntag nach Polizeiangaben an einem falschen<br />

Kontrollpunkt nördlich von Bagdad gestoppt und umgebracht. Vor einem Monat hatten<br />

Bewaffnete nahe Bakuba 14 Polizisten entführt und getötet. Der Ort ist Hauptstadt <strong>der</strong><br />

Provinz Dijala, in <strong>der</strong> Sunniten, Schiiten und Kurden behe<strong>im</strong>atet sind.<br />

Bei einem Selbstmordanschlag in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk sind am Montag<br />

mindestens zwölf Menschen getötet worden. Der Attentäter brachte seinen mit Sprengstoff<br />

beladenen Lastwagen vor einem Büro <strong>der</strong> irakischen Kr<strong>im</strong>inalpolizei zur Explosion. Rund


200 wurden verletzt, teilte die Polizei weiter mit. Deshalb wurde mit einem Ansteigen <strong>der</strong><br />

Todeszahl gerechnet. Unter den Opfern waren auch viele Kin<strong>der</strong>, da das angegriffene<br />

Polizeigebäude gleich neben einer Schule liegt. In <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Vorstadt Bajaa wurden vier<br />

Passanten getötet, als ein geparktes Sprengstoffauto in <strong>der</strong> Nähe eines Gerichtsgebäudes<br />

explodierte. Das US-Militär tötete nach eigenen Angaben <strong>bei</strong> Kämpfen <strong>im</strong> nordirakischen<br />

Mossul sechs Aufständische, die an <strong>der</strong> Vorbereitung von Autobomben-Anschlägen beteiligt<br />

gewesen sein sollen. Sechs US- Soldaten wurden in den letzten 48 Stunden <strong>bei</strong><br />

Patrouillenfahrten <strong>im</strong> Südwesten von Bagdad durch Sprengfallen getötet.<br />

Im Völkermordsprozess gegen einen Cousin von Ex-Machthaber Saddam Hussein, Ali<br />

Hassan Al-Madschid, for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Staatsanwalt die Todesstrafe. Al-Madschid, <strong>der</strong> wegen <strong>der</strong><br />

von ihm angeordneten brutalen Giftgas-Angriffe auf kurdische Zivilisten den Beinamen<br />

«Chemie-Ali» erhielt, ist wegen seiner Beteiligung an <strong>der</strong> so genannten Anfal-<br />

Militärkampagne in den Jahren 1987 und 1988 angeklagt. Da<strong>bei</strong> waren nach unabhängigen<br />

Schätzungen 50.000 <strong>bis</strong> 100.000 Kurden ums Leben gekommen. Vor dem Son<strong>der</strong>tribunal für<br />

Reg<strong>im</strong>e-Verbrechen verlangte <strong>der</strong> Staatsanwalt auch für vier Mitangeklagte die Todesstrafe.<br />

Im <strong>Irak</strong> sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres nach Angaben des <strong>Irak</strong>ischen Komitees<br />

zum Schutz von Journalisten 18 irakische Reporter getötet worden. Weitere 19 seien<br />

festgenommen worden. In dem Bericht wirft die Organisation <strong>der</strong> Regierung in Bagdad vor,<br />

nichts gegen die «zunehmenden Verletzungen» <strong>der</strong> Rechte von Journalisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zu tun,<br />

die sich negativ auf die Pressefreiheit auswirkten.<br />

3. April<br />

Nach langem Schweigen haben die Entführer <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Deutschen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>der</strong><br />

Bundesregierung ein neues Ult<strong>im</strong>atum gestellt. In <strong>der</strong> Nacht zum Dienstag verbreiteten sie ein<br />

Video über das Internet, in dem sie ihre For<strong>der</strong>ung nach einem Abzug <strong>der</strong> Bundeswehr aus<br />

Afghanistan binnen zehn Tagen bekräftigen. Der Film zeigt die 61-jährige Hannelore Krause<br />

und ihren 20-jährigen Sohn Sinan verzweifelt um Hilfe flehend. Der Krisenstab des<br />

Auswärtigen Amts wertete das Video aus und beriet über mögliche Konsequenzen. „Es ist<br />

bitter, mit ansehen zu müssen, wie hier zwei Menschen vor laufen<strong>der</strong> Kamera erniedrigt und<br />

gedemütigt werden“, sagte Sprecher Martin Jäger. „Wir sind in großer Sorge um das<br />

Schicksal <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Geiseln. Und wir ar<strong>bei</strong>ten weiter sehr hart daran, dass die <strong>bei</strong>den zu<br />

ihren Familien zurückkehren können.“ Sie befinden sich inzwischen seit zwei Monaten in <strong>der</strong><br />

Hand <strong>der</strong> Kidnapper. Die Gruppe „Pfeile <strong>der</strong> Rechtschaffenheit“ hatte bereits am 10. <strong>März</strong> in<br />

einem Video ein zehntägiges Ult<strong>im</strong>atum verkündet. Nach Ablauf geschah zunächst jedoch<br />

nichts. In dem neuen Video drohen die Entführer erneut mit <strong>der</strong> Ermordung ihrer Geiseln für<br />

den Fall, dass die Bundesregierung die For<strong>der</strong>ungen nicht erfüllt. Hannelore Krause bittet<br />

Deutschland und Österreich vor laufen<strong>der</strong> Kamera weinend darum, zu handeln. Deutschland<br />

sei ein sicheres Land gewesen, bevor es diese „teuflische Allianz“ mit den USA eingegangen<br />

sei, um etwas zu bekämpfen, was als Terrorismus bezeichnet werde. Das afghanische Volk<br />

habe jedoch keine Angriffe auf Berlin gestartet o<strong>der</strong> deutsche Fabriken zerstört. Auch hätten<br />

Musl<strong>im</strong>e keine Bomben in Deutschland hochgehen lassen. Wo sei da <strong>der</strong> Terrorismus, fragt<br />

Krause. Die Videobotschaft soll gegen Mitternacht <strong>im</strong> Internet verbreitet worden sein. Eine<br />

Stunde später wurde sie vom Krisenstab <strong>im</strong> Auswärtigen Amt in Berlin entdeckt. Die<br />

Experten werteten das Video noch in <strong>der</strong> Nacht intensiv aus. „Es liegen inzwischen erste<br />

Einschätzungen vor“, sagte Ministeriumssprecher Jäger am Mittag. Einzelheiten nannte er<br />

nicht. Am Nachmittag wollte <strong>der</strong> Krisenstab zu einer weiteren Sitzung zusammenkommen.


Indonesien wirbt für eine musl<strong>im</strong>ische Armee für den <strong>Irak</strong>. Sie solle die Truppen <strong>der</strong> USgeführten<br />

Koalition ersetzen und nach <strong>der</strong>en Abzug für eine Stabilisierung des Golfstaates<br />

sorgen, sagte <strong>der</strong> indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono am Dienstag <strong>bei</strong> einer<br />

<strong>Irak</strong>-Konferenz, zu <strong>der</strong> sich 20 hochrangige Geistliche aus <strong>der</strong> gesamten islamischen Welt in<br />

Bogor auf Java versammelt hatten. Einer solchen Ablösung müsse allerdings eine Versöhnung<br />

von Sunniten und Schiiten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> vorausgehen, sagte Yudhoyono weiter.<br />

Fünf Aufständische sind am Dienstag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> vorzeitigen Explosion ihres mit<br />

Sprengstoff beladenen Fahrzeugs getötet worden. Der Vorfall ereignete sich in <strong>der</strong> von<br />

Gewalt he<strong>im</strong>gesuchten Ortschaft Chalis, 62 Kilometer östlich von Bagdad, wie die Polizei in<br />

<strong>der</strong> Provinzhauptstadt Bakuba bestätigte. Dort haben Unbekannte seit Montag zehn Elektriker<br />

<strong>der</strong> örtlichen Strom-Werke verschleppt, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>. Am<br />

Dienstag wurden in dem Ort die Leichen von fünf verschleppten Polizisten in einem<br />

Straßengraben gefunden. Bewaffnete erschossen am helllichten Tag auf dem Marktplatz <strong>der</strong><br />

Ortschaft einen Händler.<br />

Das US-Militär tötete nach eigenen Angaben in Falludscha, 70 Kilometer westlich von<br />

Bagdad, mit einem Luftschlag sechs Aufständische. Sie sollen einem Netzwerk zur<br />

Einschleusung ausländischer Gotteskämpfer angehört haben. Das US-Militär in Bagdad teilte<br />

mit, dass <strong>bei</strong> Kampfhandlungen in <strong>der</strong> westlichen Provinz Anbar am Vortag insgesamt drei<br />

US-Soldaten getötet wurden.<br />

4. April<br />

Der Militäreinsatz <strong>der</strong> USA <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat einer neuen Umfrage zufolge das Vertrauen <strong>der</strong> US-<br />

Bürger in die Außenpolitik ihres Landes tief erschüttert. 84 % <strong>der</strong> Befragten gaben in einer<br />

am Mittwoch vorgelegten umfassenden Studie des Fachmagazins „Foreign Affairs“ an, dass<br />

sie über die <strong>der</strong>zeitige Lage <strong>der</strong> USA in <strong>der</strong> Welt besorgt seien. 82 % glaubten, dass die Welt<br />

für die USA und ihre Bürger <strong>im</strong>mer gefährlicher werde, während 68 % davon ausgingen, dass<br />

das Ausland eine negative Meinung von den USA habe. Weitere Militäreinsätze <strong>im</strong> Ausland<br />

lehnen die US-Bürger demnach vehement ab. Nur 8 % hießen einen Einsatz gegen den Iran<br />

gut. Mit dem Gefühl <strong>der</strong> Bedrohung geht ein tiefes Misstrauen in die Außenpolitik <strong>der</strong><br />

eigenen Regierung einher: 59 % gehen nach eigenen Bekunden davon aus, dass die Regierung<br />

von US-Präsident George W. Bush sie in außenpolitischen Fragen belüge. Nur 36 % glaubten<br />

an die Fähigkeit <strong>der</strong> Regierung, einen neuen Terroranschlag nach dem Beispiel des 11.<br />

September 2001 zu verhin<strong>der</strong>n. 74 % sprachen sich dagegen aus, dass die USA wie <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

aktiv am Aufbau von Demokratien <strong>im</strong> Ausland mitwirken.<br />

Die Teilnahme <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Regierung an einer in diesem Monat geplanten internationalen<br />

<strong>Irak</strong>-Konferenz in Istanbul ist noch ungewiss. So gut wie alle an<strong>der</strong>en potenziellen<br />

Teilnehmer hätten bereits zugesagt. An <strong>der</strong> geplanten Außenministerkonferenz sollen <strong>der</strong><br />

<strong>Irak</strong>, dessen Nachbarlän<strong>der</strong>, die fünf ständigen Mitglie<strong>der</strong> des UN-Sicherheitsrates und die<br />

G8-Staaten, darunter Deutschland, teilnehmen. Sie würde erstmals seit Jahren die<br />

Außenminister <strong>der</strong> USA und des Irans an einen Tisch bringen.<br />

Im <strong>Irak</strong> verschleppten Bewaffnete in Armeeuniformen unterdessen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt<br />

Kerbela 22 Schäfer. Augenzeugen zufolge fuhren die Entführer mit ihren Opfern in Richtung<br />

<strong>der</strong> nordwestlich von Kerbela gelegenen Provinz Anbar davon. Kerbela ist eine <strong>der</strong> heiligen<br />

Städte <strong>der</strong> irakischen Schiiten. Die Provinz Anbar gehört zu den Kerngebieten <strong>der</strong> Sunniten.<br />

In <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk überfielen ebenfalls am Mittwoch Bewaffnete einen<br />

Kleinbus. Da<strong>bei</strong> erschossen sie mindestens fünf Mitar<strong>bei</strong>ter eines Elektrizitätswerks. Die


Opfer waren auf <strong>der</strong> Fahrt zu ihrem Ar<strong>bei</strong>tsplatz. Unter ihnen waren ein Ingenieur und vier<br />

Monteure. Aufständische und Terroristen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> versuchen in jüngster Zeit vermehrt, die<br />

ohnehin lückenhafte Infrastruktur des Landes mit gezielten Angriffen zu sabotieren.<br />

US-Truppen und irakische Einheiten setzten am Mittwoch den sechsten Tag in Folge<br />

gemeinsamen Operationen in <strong>der</strong> nordirakischen Ortschaft Dur fort. Da<strong>bei</strong> nahmen sie <strong>bis</strong>lang<br />

128 mutmaßliche Aufständische gefangen, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al- <strong>Irak</strong>.<br />

5. April<br />

Nach dem folgenschwersten Bombenanschlag <strong>im</strong> ganzen <strong>Irak</strong>-Krieg haben irakische<br />

Sicherheitskräfte zwei mutmaßliche Täter festgenommen. Wie das US-Militär am Donnerstag<br />

mitteilte, wurden die <strong>bei</strong>den Männer bereits am Dienstag in einem Haus nördlich von Tal<br />

Afar verhaftet. In dem westirakischen Ort kamen <strong>bei</strong> dem verheerenden Attentat in <strong>der</strong><br />

vergangenen Woche 152 Menschen ums Leben. Rund 350 Menschen wurden verletzt, als ein<br />

mit Sprengstoff beladener Lastwagen in einem schiitischen Wohngebiet detonierte. Danach<br />

kam es zu zahlreichen Vergeltungsschlägen in einem sunnitischen Teil von Tal Afar. Nach<br />

US-Angaben könnten die verhafteten Männer auch für weitere Anschläge auf amerikanische<br />

und irakische Truppen verantwortlich sein. Die Sicherheitskräfte nahmen <strong>bei</strong> ihrem Einsatz<br />

auch 19 weitere „verdächtige Personen“ fest.<br />

Bei Gefechten und Anschlägen sind <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zehn irakische, fünf amerikanische und vier<br />

britische Soldaten getötet worden. Außerdem ging ein amerikanischer Armee-Hubschrauber<br />

am Donnerstag südlich von Bagdad zu Bruch, wie das US-Militärkommando in <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt bestätigte. Augenzeugen wollten Beschuss durch Aufständische beobachtet haben.<br />

Be<strong>im</strong> schwersten einzelnen Zwischenfall mit fremden Truppen starben in <strong>der</strong> Nacht zum<br />

Donnerstag <strong>im</strong> Westen <strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra vier Briten, als ihr Kampfpanzer auf<br />

einen massiven Sprengsatz fuhr, teilte ein britischer Militärsprecher in Basra mit. Auch ein<br />

Zivilist, <strong>der</strong> als Übersetzer ar<strong>bei</strong>tete, wurde den Angaben zufolge getötet, ein weiterer<br />

britischer Soldat schwer verwundet. In <strong>der</strong> nordirakischen Großstadt Mossul griffen<br />

Aufständische am Donnerstag einen irakischen Armee-Kontrollpunkt in <strong>der</strong> Nähe eines<br />

Gefängnisses an. Bei dem heftigen Gefecht wurden zehn irakische Soldaten getötet, berichtete<br />

die irakische Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf Sicherheitskreise. Nach<br />

Angaben des US- Militärkommando waren am Vortag <strong>bei</strong> zwei separaten Sprenganschlägen<br />

<strong>im</strong> Großraum Bagdad vier US-Soldaten ums Leben gekommen und vier weitere verletzt<br />

worden. Ein fünfter GI wurde <strong>im</strong> Osten von Bagdad <strong>bei</strong> einer Aufklärungsmission getötet, als<br />

seine Einheit von Heckenschützen beschossen wurde. Der irakische Ministerpräsident Nuri<br />

al-Maliki nahm indes am Donnerstag den Rücktritt seines Justizministers Hasch<strong>im</strong> al-Schibli<br />

an. Al-Schibli hatte vor einer Woche seine Demission eingereicht, weil er sich, wie er damals<br />

gesagt hatte, mit «gewissen Tendenzen in <strong>der</strong> Regierung» nicht mehr identifizieren könne. Zu<br />

seinem Nachfolger bestellte Al- Maliki den <strong>bis</strong>herigen Staatsminister für parlamentarische<br />

Angelegenheiten, Safa al-Din al-Safi.<br />

6. April<br />

Die US-Regierung bereitet nach einem Bericht des US-Fernsehsen<strong>der</strong>s NBC die Entsendung<br />

von zusätzlichen 12 000 Nationalgardisten in den <strong>Irak</strong> und nach Afghanistan vor. Die<br />

zusätzlichen Kräfte sollten dann Anfang 2008 für ein Jahr entsandt werden. Präsident George<br />

W. Bush hatte erst kürzlich die Aufstockung <strong>der</strong> US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> um 21 500 Soldaten


angekündigt. Die demokratische Mehrheit <strong>im</strong> Kongress setzt sich dagegen für einen Abzug<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Soldaten aus dem <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> kommenden Jahr ein.<br />

Bei einem Selbstmordanschlag auf den sunnitischen Fernsehsen<strong>der</strong> Bagdad TV ist dessen<br />

Vize-Direktor Thair Ahmed Dschaber getötet worden. Zwölf weitere Journalisten und<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter des TV-Sen<strong>der</strong>s wurden verletzt, berichtete das in New York ansässige Komitee<br />

zum Schutz von Journalisten (CPJ) in <strong>der</strong> Nacht zum Freitag unter Berufung auf Angehörige.<br />

Der Attentäter brachte seinen mit Sprengstoff beladenen Müllwagen am Donnerstag vor <strong>der</strong><br />

Sendeanstalt zur Explosion. Da<strong>bei</strong> wurde das Gebäude, in dem die Büros und Redaktionen<br />

untergebracht waren, völlig zerstört.<br />

Zwischen dem Reg<strong>im</strong>e von Saddam Hussein und dem Terrornetz El Kaida hat es einem<br />

<strong>bis</strong>lang gehe<strong>im</strong> gehaltenen Bericht des US-Verteidigungsministeriums zufolge so gut wie<br />

keine direkte Kooperation gegeben. Wie die «Washington Post» am Freitag unter Berufung<br />

auf das Pentagon-Papier weiter berichtete, ergab die Auswertung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sichergestellter<br />

Dokumente sowie Verhöre Saddams und seiner Vertrauten, dass <strong>der</strong> Kontakt Bagdads mit<br />

Osama bin Ladens Terrororganisation sehr begrenzt gewesen sei. US-Gehe<strong>im</strong>dienste hätten<br />

zudem schon vor dem Beginn des <strong>Irak</strong>-Krieges darauf hingewiesen, es gebe «keine<br />

schlüssigen Anzeichen» für eine Kooperation. US-Vizepräsident Dick Cheney hatte vor und<br />

nach <strong>der</strong> Invasion des <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> betont, El Kaida operiere <strong>im</strong> Inneren<br />

des Landes. Erst am Donnerstag sagte er in einer Rundfunksendung, die Terrororganisation<br />

habe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> noch vor Kriegsbeginn Fuß gefasst.<br />

Ein Selbstmordattentäter hat sich am Freitag vor einem Polizeikontrollpunkt <strong>im</strong><br />

westirakischen Unruheherd Ramadi mit einem chlorgefüllten Tanklaster in die Luft gesprengt<br />

und mindestens 25 Menschen mit in den Tod gerissen. Wie Polizeiquellen in <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt bestätigten, wurden mehr als 30 Menschen verletzt. Die amerikanischen und<br />

britischen Truppen verzeichneten in den vergangenen 48 Stunden erhöhte Verluste. Bei<br />

Anschlägen und Gefechten kamen sieben Amerikaner und vier Briten ums Leben. Der<br />

Anschlag in Ramadi, 110 Kilometer westlich von Bagdad, trug nach Ansicht von Beobachtern<br />

die Handschrift des Terrornetzwerks El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Dessen Kämpfer hatten bereits zuvor<br />

gelegentlich mit Chlorgas beladene Tanklaster als eine Art fahrende Chemie-Bombe<br />

eingesetzt. Das US-Militär begann indes am Freitag nach eigenen Angaben in <strong>der</strong><br />

südirakischen Stadt Diwanija zusammen mit irakischen Truppen eine Offensive gegen<br />

radikale schiitische Milizen. Da<strong>bei</strong> wurden ein <strong>Irak</strong>er getötet und vier weitere verletzt, wie die<br />

irakische Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete.<br />

Be<strong>im</strong> schwersten einzelnen Zwischenfall mit fremden Truppen seien in <strong>der</strong> Nacht zum<br />

Donnerstag <strong>im</strong> Westen <strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra vier Briten gestorben, als ihr<br />

Kampfpanzer auf einen Sprengsatz fuhr, teilte ein britischer Militärsprecher in Basra mit.<br />

Auch ein Zivilist, <strong>der</strong> als Übersetzer ar<strong>bei</strong>tete, wurde den Angaben zufolge getötet, ein<br />

weiterer britischer Soldat schwer verwundet. Bei verschiedenen Kampfhandlungen kamen<br />

nach Angaben des US- Militärkommandos insgesamt sieben amerikanische Soldaten ums<br />

Leben. Bei einem Angriff von Aufständischen auf einen irakischen Armee-Kontrollpunkt <strong>bei</strong><br />

einem Gefängnis in <strong>der</strong> nordirakischen Großstadt Mossul seien am Donnerstag zehn irakische<br />

Soldaten getötet worden, meldete Aswat al-<strong>Irak</strong>.


7. April<br />

US-Truppen und irakisches Militär haben am Samstag den zweiten Tag in Folge ihre<br />

Offensive gegen radikale schiitische Milizen in <strong>der</strong> südirakischen Stadt Diwanija fortgesetzt.<br />

US-Flugzeuge bombardierten in den Morgenstunden mutmaßliche Stellungen von<br />

Aufständischen, teilte das US-Militärkommando in Bagdad mit. Neue Angaben zu Opfern<br />

wurden zunächst nicht bekannt. Am Tag zuvor waren nach US-Angaben drei Milizionäre<br />

getötet, sechs verletzt und 27 festgenommen worden. Die Aufständischen, die mit<br />

Panzerfäusten und Schnellfeuergewehren bewaffnet sind, gehören zur so genannten Mahdi-<br />

Armee des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr.<br />

Der Geistliche wird seit dem Februar, als die US-Truppen mit massiven Verstärkungen in <strong>der</strong><br />

Hauptstadt Bagdad vermehrt gegen irreguläre Milizen vorzugehen begannen, von den<br />

Amerikanern <strong>im</strong> Iran vermutet. In Samarra, 125 Kilometer nördlich von Bagdad, raste ein<br />

Selbstmordattentäter mit seinem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in einen<br />

Polizeikontrollpunkt. Bei <strong>der</strong> anschließenden Explosion starben fünf Ordnungshüter,<br />

berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>. Das US-Militärkommando gab indes am<br />

Samstag bekannt, dass am Vortag <strong>bei</strong> zwei separaten Bombenanschlägen auf US-Patrouillen<br />

in Bagdad zwei Soldaten getötet und sieben verletzt worden sein.<br />

Die ursprünglich <strong>im</strong> April in Istanbul geplante internationale <strong>Irak</strong>-Konferenz wird nun am 3.<br />

und 4. Mai <strong>im</strong> ägyptischen Badeort Scharm el Scheich stattfinden. Dies bestätigten <strong>der</strong><br />

irakische Außenminister Hoschiar Sibari in Bagdad sowie das ägyptische Außenministerium<br />

in Kairo am Samstag. An <strong>der</strong> Außenminister-Konferenz sollen neben dem <strong>Irak</strong> dessen<br />

Nachbarn, die ständigen Mitglie<strong>der</strong> des UN-Sicherheitsrates, die G8-Staaten, darunter<br />

Deutschland, sowie Ägypten, Bahrain und Vertreter internationaler Organisationen<br />

teilnehmen. Sie würde erstmals seit Jahren die Außenminister <strong>der</strong> USA und des Irans an einen<br />

Tisch bringen.<br />

US-Truppen haben am Samstag in Bagdad ein ranghohes Mitglied des Terrornetzwerks Al<br />

Kaida getötet, wie ein irakischer Militärsprecher mitteilte. Der aus Libyen stammende Abu<br />

Baraa al Libi wurde demnach während einer Razzia erschossen, bevor er einen<br />

Sprengstoffgürtel zünden konnte. Bei dem Einsatz <strong>im</strong> westlichen Stadtteil Ghasilija sei<br />

außerdem ein weiterer Al-Kaida-Kämpfer getötet worden.<br />

Britische Soldaten könnten einem Zeitungsbericht zufolge deutlich länger als <strong>bis</strong>her<br />

angenommen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> stationiert bleiben. Der «Sunday Telegraph» berichtete am Sonntag<br />

unter Berufung auf Gehe<strong>im</strong>pläne ranghoher Militärvertreter vom vergangenen Monat, dass<br />

britischen Truppen noch <strong>bis</strong> 2012 dort bleiben könnten. Der Bericht steht <strong>im</strong> Gegensatz zu<br />

Äußerungen von Regierungschef Tony Blair, <strong>der</strong> vor kurzem eine erste Truppenreduzierung<br />

von 7100 auf 5500 Soldaten bereits zur Mitte des Jahres angekündigt hatte. Im <strong>Irak</strong> starben<br />

bereits 140 britische Soldaten.<br />

8. April<br />

Der 4. Jahrestag des Sturzes des Reg<strong>im</strong>es von Saddam Hussein ist für die <strong>Irak</strong>er kein Feiertag.<br />

Die irakische Regierung gab am Sonntag bekannt, <strong>der</strong> 9. April sei ab sofort wie<strong>der</strong> ein<br />

normaler Ar<strong>bei</strong>tstag. Die Bewegung des radikalen Schiiten-Führers Muktada al-Sadr hat für


diesen Montag große Protestdemonstrationen gegen die US-Militärpräsenz angekündigt. Die<br />

Behörden in Bagdad verhängten ein 24-stündiges Fahrverbot. Eine nächtliche Ausgangssperre<br />

ist in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt ohnehin in Kraft.<br />

Das US-Militärkommando in Tikrit berichtete <strong>der</strong>weil, <strong>bei</strong> einem Sprengstoffanschlag von<br />

Aufständischen in <strong>der</strong> Provinz Dijala seien am Samstag vier amerikanische Soldaten getötet<br />

worden. Ein fünfter Soldat sei <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Attacke verletzt worden. Laut US-Armee wurden <strong>bei</strong><br />

einer amerikanisch-irakischen Militäraktion in Dijala in den vergangenen zwei Wochen 30<br />

«Terroristen» getötet und 24 Verdächtige festgenommen.<br />

In <strong>der</strong> irakischen Kleinstadt Mahmudija fielen am Sonntag mindestens 17 Menschen einem<br />

Sprengstoffanschlag zum Opfer. Muaijid al-Ameri, <strong>der</strong> Bürgermeister <strong>der</strong> 30 Kilometer<br />

südlich von Bagdad gelegenen Ortschaft, erklärte, 26 weitere <strong>Irak</strong>er seien verletzt worden, als<br />

die ferngezündete Autobombe auf einer Straße <strong>im</strong> Industrieviertel explodiert sei. Eine weitere<br />

Autobombe detonierte in Bagdads südlichem Al-Ilam- Viertel. Nach Angaben des staatlichen<br />

Fernsehsen<strong>der</strong>s Al-<strong>Irak</strong>ija starben fünf Menschen, 20 wurden verletzt. Die irakische<br />

Nachrichtenagentur INA berichtete, die Polizei habe in <strong>der</strong> Hauptstadt am Sonntag zwölf<br />

Leichen von Mordopfern gefunden.<br />

In <strong>der</strong> südirakischen Hafenstadt Basra übergab das britische Militär unterdessen einen<br />

weiteren Stützpunkt an die irakische Armee.<br />

9. April<br />

Vier Jahre nach <strong>der</strong> Eroberung Bagdads durch US-Truppen haben zehntausende <strong>Irak</strong>er den<br />

Abzug <strong>der</strong> ausländischen Soldaten gefor<strong>der</strong>t. «Besatzer raus!» skandierten die Teilnehmer<br />

eines Pilgermarsches von Kufa nach Nadschaf, zu dem <strong>der</strong> radikale schiitische Geistliche<br />

Muktada al Sadr aufgerufen hatte. Trotz <strong>der</strong> angespannten Lage endete <strong>der</strong> Pilgermarsch nach<br />

drei Stunden friedlich, Ausschreitungen wurden nicht bekannt. «Wir hoffen, dass es am<br />

nächsten Jahrestag einen unabhängigen und befreiten <strong>Irak</strong> geben wird, mit voller<br />

Souveränität», sagte Salah al Obaidi, ein ranghoher Vertreter von Al Sadrs Organisation in<br />

Nadschaf. Al Sadr selbst nahm nicht an <strong>der</strong> Kundgebung teil - <strong>der</strong> radikale Prediger ist seit<br />

Monaten nicht mehr in <strong>der</strong> Öffentlichkeit erschienen. Einem Marsch <strong>der</strong> Anhänger Al Sadrs<br />

von Basra Richtung Norden schlossen sich 30 Politiker <strong>der</strong> sunnitischen <strong>Irak</strong>ischen<br />

Islamischen Partei an. Sie bekundeten Einigkeit mit den Schiiten in dem Ziel, den <strong>Irak</strong> von<br />

allen Besatzungstruppen zu befreien.<br />

Bei einem Bombenanschlag in Mahmudija südlich von Bagdad wurden am Sonntag<br />

mindestens 18 Menschen in den Tod gerissen. Nach Angaben <strong>der</strong> irakischen Streitkräfte war<br />

<strong>der</strong> Sprengsatz in einem Lieferwagen versteckt und explodierte neben dem städtischen<br />

Krankenhaus. US-Soldaten nahmen am Sonntag in Bagdad einen ranghohen Al-Kaida-Führer<br />

und zwei mutmaßliche Mitstreiter fest. Bei einer Razzia <strong>im</strong> Haus eines sunnitischen<br />

Abgeordneten in Bagdad entdeckten irakische und US-Truppen ein umfangreiches<br />

Waffenlager - unter an<strong>der</strong>em mehr als 30 Kalaschnikows, drei Pistolen, 13 Mörsergranaten<br />

und zwei Kilogramm Sprengstoff. Mindestens zehn US-Soldaten kamen am<br />

Osterwochenende <strong>bei</strong> Anschlägen und Gefechten ums Leben. Damit sind nach einer Zählung<br />

<strong>der</strong> Nachrichtenagentur AP seit Kriegsbeginn <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 schon 3.280 amerikanische<br />

Militärangehörige <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> getötet worden. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki


führte unterdessen politische Gespräche in Tokio. Japan sagte dem <strong>Irak</strong> eine Finanzhilfe von<br />

rund 103 Milliarden Yen (645 Millionen Euro) zu.<br />

10. April<br />

Der Staatsminister <strong>im</strong> Auswärtigen Amt, <strong>Gernot</strong> <strong>Erler</strong> (SPD), hat vier Jahre nach dem Sturz<br />

von Diktator Saddam Hussein eine vernichtende Bilanz des <strong>Irak</strong>-Kriegs gezogen. «Wir haben<br />

<strong>im</strong> <strong>Irak</strong> keinen Frieden, mehr als vier Millionen Flüchtlinge for<strong>der</strong>n uns heraus. Hinzu<br />

kommen 35 000 tote Zivilisten <strong>im</strong> vergangenen Jahr», sagte <strong>Erler</strong> am Dienstag <strong>der</strong> Deutschen<br />

Welle. Er sprach von einer «ziemlich erschütternden Bilanz». «Dass <strong>der</strong> Zusammenhalt des<br />

<strong>Irak</strong> in Frage steht, ist eine Gefahr für die gesamte Region», warnte <strong>der</strong> Staatsminister. Mit<br />

Blick auf eine Lösung des Konflikts bezeichnete <strong>Erler</strong> die Einbindung Syriens und des Iran<br />

als unverzichtbar.<br />

Der SPD-Politiker äußerte die Hoffnung, dass eine regionale Versöhnungskonferenz sowie<br />

eine Konferenz <strong>der</strong> Nachbarstaaten «viel leisten» könne. Ohne einen Einfluss auf die<br />

verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen werde es hingegen «wahrscheinlich nicht<br />

möglich sein, die größte Gefahr einzudämmen, dass es zwischen diesen Gruppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

bürgerkriegsähnliche Zustände gibt, die sich zunehmend verstärken».<br />

Im <strong>Irak</strong> hat eine Selbstmordattentäterin am Dienstag 16 Menschen mit in den Tod gerissen.<br />

Amerikanische und irakische Truppen lieferten sich in Bagdads Al-Fadhl-Viertel heftige<br />

Gefechte mit Aufständischen, <strong>bei</strong> denen nach Angaben von Augenzeugen mindestens 20<br />

<strong>Irak</strong>er ums Leben kamen. Die US-Armee teilte mit, vier ihrer Soldaten seien am Montag <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> getötet worden.<br />

Im Al-Fadhl-Viertel in Bagdad waren den ganzen Tag über Schüsse zu hören. Bewohner des<br />

Viertels berichteten, die US-Armee habe auch Kampfflugzeuge eingesetzt. Unter den Toten<br />

seien mehrere Frauen und Kin<strong>der</strong>. Ein Augenzeuge sagte, «die Truppen sind am Morgen mit<br />

einer Namensliste von Verdächtigen gekommen, nach denen sie suchten». Gegenwehr sollen<br />

nach Angaben des sunnitischen Rates <strong>der</strong> Religionsgelehrten nicht nur militante Gruppen<br />

geleistet haben, son<strong>der</strong>n auch Anwohner, die darüber wütend gewesen seien, dass das Militär<br />

zwei junge Männer erschossen habe.<br />

11. April<br />

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki ist am Mittwoch zu Gesprächen über die<br />

Wie<strong>der</strong>aufbauhilfe für sein Land in Südkorea eingetroffen. Als weitere Themen seiner<br />

geplanten Unterredungen mit <strong>der</strong> südkoreanischen Regierung nannte das Präsidialamt in<br />

Seoul den Ausbau <strong>der</strong> politischen und wirtschaftlichen Beziehungen <strong>bei</strong><strong>der</strong> Län<strong>der</strong> - darunter<br />

den Vorstoß südkoreanischer Firmen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> - sowie die Situation in <strong>der</strong> Golfregion und<br />

Nordostasien. Südkorea stellt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> das drittgrößte Truppenkontingent nach den USA und<br />

Großbritannien. Derzeit sind es <strong>im</strong> Norden des Landes etwa 2300 Soldaten.<br />

Die Lage <strong>der</strong> Menschen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschl<strong>im</strong>mert sich nach Ansicht des Internationalen<br />

Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) <strong>im</strong>mer mehr. Die Situation <strong>der</strong> Zivilisten sei<br />

«unerträglich und inakzeptabel», heißt es in einem am Mittwoch in Genf vorgestellten IKRK-


Bericht. Besorgt zeigte sich das Rote Kreuz unter an<strong>der</strong>em über die Lage <strong>der</strong> schätzungsweise<br />

600.000 Binnenflüchtlinge.<br />

Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani rief die Parteien seines Landes dazu auf, «die<br />

Reihen zu schließen». Nach einem Treffen mit Vertretern <strong>der</strong> schiitischen Fadhila-Partei, die<br />

<strong>im</strong> vergangenen Monat die Schiiten-Allianz von Ministerpräsident Nuri al-Maliki verlassen<br />

hatte, erklärte er: «Es ist falsch, sich einfach herauszuhalten, alle müssen zusammenar<strong>bei</strong>ten,<br />

um einen demokratischen <strong>Irak</strong> zu schaffen.»<br />

Indessen gingen die gewaltsamen Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> am Mittwoch weiter. Bei<br />

Gefechten zwischen irakischen Soldaten und Aufständischen wurden in Bagdad vier irakische<br />

Soldaten und 21 mutmaßliche Extremisten getötet. Wie das irakische Militär am Mittwoch<br />

weiter mitteilte, wurden <strong>bei</strong> den Kämpfen innerhalb von 24 Stunden außerdem 13 Soldaten<br />

verletzt, 67 Verdächtige wurden gefangen genommen. Die US-Armee teilte mit, ihre Soldaten<br />

hätten am Mittwoch <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Vorort Arab Dschabur fünf mutmaßliche El-Kaida-<br />

Terroristen festgenommen, darunter den Anführer <strong>der</strong> sunnitischen Extremisten in dem<br />

Vorort. Das US-Militär hatte zuvor Berichten wi<strong>der</strong>sprochen, wonach ein amerikanischer<br />

Hubschrauber am Dienstag in Bagdad von Aufständischen abgeschossen worden sein soll.<br />

US-Präsident George W. Bush sucht nach Informationen <strong>der</strong> «Washington Post» einen<br />

«Oberaufseher» für die Kriege <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und in Afghanistan. Mindestens drei pensionierte Vier-<br />

Sterne-Generäle, die das Weiße Haus angesprochen habe, hätten abgewinkt, berichtete die<br />

Zeitung am Mittwoch. Bisher ist die stellvertretende nationale Sicherheitsberaterin Megan<br />

O'Sullivan Chefkoordinatorin für die Kriege.<br />

12. April<br />

Die Organisation Pro Asyl hat an die deutsche EU-Präsidentschaft appelliert, ein Programm<br />

zur Aufnahme irakischer Flüchtlinge zu initiieren. Zudem müsse in ganz Europa ein<br />

Abschiebestopp für alle Regionen <strong>Irak</strong>s gelten, for<strong>der</strong>te Pro Asyl am Donnerstag in Berlin.<br />

Von zwei Millionen irakischen Flüchtlingen hätten 2006 lediglich 19.400 die EU erreicht.<br />

Davon seien 2.100 nach Deutschland gekommen, von denen nur 189 einen Schutzstatus<br />

erhalten hätten. Die meisten <strong>Irak</strong>er fliehen seit Beginn des Krieges vor vier Jahren den<br />

Angaben zufolge in die Nachbarstaaten Syrien und Jordanien. In <strong>der</strong> kommenden Woche soll<br />

die Flüchtlingsthematik <strong>bei</strong> einer internationalen <strong>Irak</strong>-Konferenz in Genf (17. und 18. April)<br />

und be<strong>im</strong> Treffen <strong>der</strong> EU-Innen- und Justizminister in Luxemburg auf <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

stehen.<br />

Das US-Verteidigungsministerium hat die Einsatzdauer <strong>der</strong> US-Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, in<br />

Afghanistan und an an<strong>der</strong>en Krisenherden <strong>der</strong> Welt um drei Monate verlängert. US-<br />

Verteidigungsminister Robert Gates kündigte am Mittwoch in Washington an, die Soldaten<br />

müssten statt <strong>bis</strong>her 12 künftig 15 Monate an ihrem jeweiligen Einsatzort bleiben. Dies sei<br />

vor allem notwendig geworden, um die Anfang des Jahres von US-Präsident George W. Bush<br />

angekündigte Erhöhung <strong>der</strong> amerikanischen Truppenstärke <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>bei</strong>behalten zu können. Im<br />

<strong>Irak</strong> befinden sich <strong>der</strong>zeit rund 150.000 US-Soldaten, ihre Zahl könne noch <strong>bis</strong> 160.000<br />

steigen, hieß es. In Afghanistan sind etwa 25.000 US-Soldaten.<br />

In <strong>der</strong> schwer bewachten «Grünen Zone» in Bagdad hat ein Selbstmordattentäter am<br />

Donnerstag in <strong>der</strong> Kantine des irakischen Parlaments einen Abgeordneten mit in den Tod<br />

gerissen. 22 Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich nach einem Bericht<br />

des US-Nachrichtenmagazins «T<strong>im</strong>e» das Terrornetz El Kaida. Die so genannte Grüne Zone<br />

<strong>im</strong> Zentrum Bagdads galt <strong>bis</strong>lang als sicher. Dort hatte es <strong>bis</strong>her erst zwei


Selbstmordanschläge gegeben. Im Oktober 2004 hatten sich dort zwei Attentäter in die Luft<br />

gesprengt. Damals waren fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter vier Amerikaner.<br />

Im September 2005 hatten US-Soldaten einen Selbstmordattentäter mit einer Autobombe an<br />

einer Absperrung am Eingang <strong>der</strong> Zone aufhalten können.<br />

13. April<br />

Auch nach Ablauf des zweiten Ult<strong>im</strong>atums <strong>der</strong> Entführer war das Schicksal <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> verschleppten Deutschen weiter ungewiss. Der Sprecher des Auswärtigen Amts in<br />

Berlin, Martin Jäger, erklärte am Freitag in Berlin, die Regierung setze «unvermin<strong>der</strong>t<br />

intensiv» ihre Anstrengungen fort, die Geiseln frei zu bekommen. Die Kidnapper hatten mit<br />

<strong>der</strong> Ermordung <strong>der</strong> 61-jährigen Hannelore Krause und ihres 20-jährigen Sohnes Sinan<br />

gedroht, falls die Bundeswehr nicht innerhalb von zehn Tagen aus Afghanistan abgezogen<br />

wird. Bereits am 10. <strong>März</strong> hatten sie in einer Videobotschaft über das Internet ein ähnliches<br />

Ult<strong>im</strong>atum gestellt. Krause und ihr Sohn waren am 6. Februar in Bagdad verschleppt worden.<br />

14. April<br />

Neues Blutvergießen in einem irakischen Wallfahrtsort: Bei einem Bombenanschlag in <strong>der</strong><br />

schiitischen Pilgerstadt Kerbela starben am Samstag nach offiziellen Angaben mindestens 36<br />

Menschen. 168 weitere Menschen wurden verletzt, als ein Sprengsatz neben<br />

Straßenverkaufsständen vor einem Busbahnhof explodierte. Die von Schiiten betriebene<br />

irakische Nachrichtenagentur Nadschaf-News sprach von 47 Toten.<br />

Fast zeitgleich sprengte sich nahe Bagdad ein Selbstmordattentäter erneut auf einer Brücke,<br />

die in die Stadt führt, in die Luft. Er riss mindestens zehn Menschen mit in den Tod. Die<br />

Brücke wurde nur leicht beschädigt. Erst zwei Tage zuvor hatte ein Selbstmordattentäter eine<br />

Tigris-Brücke in Bagdad zerstört und da<strong>bei</strong> ebenfalls zehn <strong>Irak</strong>er getötet. Bei einem<br />

Selbstmordattentat an einer Straßensperre <strong>der</strong> Armee in Baidschi nördlich von Bagdad starben<br />

nach Angaben <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> vier irakische Soldaten, fünf Soldaten<br />

wurden verletzt.<br />

Der Sprengsatz in Kerbela explodierte in einem belebten Viertel nur rund 200 Meter entfernt<br />

von <strong>der</strong> Grabmoschee Husseins, des <strong>im</strong> Jahr 680 in einer Schlacht gefallenen Enkels des<br />

Propheten Mohammed. Der <strong>im</strong>posante Bau mit seiner goldenen Kuppel ist einer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Wallfahrtsorte für schiitische Musl<strong>im</strong>e aus aller Welt. Nach dem Anschlag<br />

demonstrierten nach Angaben von Augenzeugen Hun<strong>der</strong>te wüten<strong>der</strong> Menschen in Kerbela<br />

gegen die Regierung. Sie for<strong>der</strong>ten den Rücktritt des Gouverneurs und des Stadtrates. Einige<br />

von ihnen zündeten Polizeiwagen an und warfen Steine auf Gebäude <strong>der</strong> Provinzverwaltung.<br />

15. April<br />

Die USA haben <strong>im</strong> Zuge ihres verstärkten Einsatzes in Bagdad <strong>im</strong> vergangenen Monat 1000<br />

<strong>Irak</strong>er festgenommen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl <strong>der</strong> Menschen, die sich <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> in<br />

US-Gewahrsam befinden, auf 18.000, wie die «Washington Post» am Sonntag unter Berufung<br />

auf die für die Gefangenen zuständige US- Militärpolizei berichtete. Sie zitierte <strong>der</strong>en<br />

Sprecher Phillip Valenti mit den Worten, es handele sich um Zivilisten mit verschiedenen<br />

politischen, religiösen und ethnischen Hintergründen. Etwa 250 Gefangene stammten aus


Drittlän<strong>der</strong>n. Alle würden auf <strong>der</strong> Basis von gehe<strong>im</strong>dienstlichen Erkenntnissen und Verhören<br />

«als wahre Bedrohung» für die Koalitionstruppen, die irakischen Sicherheitskräfte und für die<br />

Stabilität <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> eingestuft, sagte Valenti. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den<br />

<strong>bei</strong>den von den USA betriebenen Gefangenenlagern in dem Land liege <strong>bei</strong> einem Jahr, aber<br />

8000 Menschen seien länger festgehalten worden, davon 1300 zwei Jahre.<br />

Bei mehreren Sprengstoffanschlägen sind am Sonntag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> rund 30 Menschen ums Leben<br />

gekommen. Zwei britische Soldaten starben be<strong>im</strong> Absturz von zwei Militärhubschraubern<br />

nördlich von Bagdad.<br />

Die irakische Polizei berichtete unterdessen, in Bagdads Al-Schurta-Viertel seien am Sonntag<br />

18 Menschen getötet worden, als zwei Autobomben auf einem Markt detonierten. 45 <strong>Irak</strong>er<br />

seien verletzt worden, hieß es. Mehrere Tote und zahlreiche Verletzte gab es auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Explosion weiterer Autobomben in den Vierteln Al-Amil und Karrade sowie in <strong>der</strong><br />

nordirakischen Stadt Mossul. Bei <strong>der</strong> Explosion eines Sprengsatzes in einem Bus starben in<br />

Nord-Bagdad nach Angaben des Nachrichtensen<strong>der</strong>s Al-Arabija sechs Menschen.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Opfer des Autobomben-Anschlages in <strong>der</strong> schiitischen Pilgerstadt Kerbela vom<br />

Samstag stieg nach Polizeiangaben auf 40. Präsident Dschalal Talabani rief «alle Staaten und<br />

alle islamischen Kräfte auf, die St<strong>im</strong>me zu erheben, um diese Straftat in aller Deutlichkeit zu<br />

verurteilen».<br />

16. April<br />

Alle sechs Minister <strong>der</strong> Bewegung des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr haben<br />

am Montag aus Protest ihre Ämter in <strong>der</strong> Regierung des <strong>Irak</strong>s nie<strong>der</strong>gelegt. Der<br />

Fraktionsvorsitzende Nassar al-Rubai begründete die Entscheidung <strong>der</strong> Sadr-Bewegung mit<br />

<strong>der</strong> Weigerung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, «die Befugnisse <strong>der</strong><br />

ausländischen Besatzungstruppen genau festzulegen». Außerdem habe Al-Maliki <strong>bis</strong> jetzt<br />

keinen Zeitplan für den Abzug <strong>der</strong> Truppen vorgelegt. Der staatliche Fernsehsen<strong>der</strong> Al-<br />

<strong>Irak</strong>ija berichtete, <strong>der</strong> schon vor Monaten untergetauchte Prediger Al- Sadr habe den<br />

Regierungschef aufgefor<strong>der</strong>t, die sechs Ministerposten nun mit «qualifizierten Kräften zu<br />

besetzen und nicht auf <strong>der</strong> Basis eines Quotensystems».<br />

Für negative Schlagzeilen hatte vor allem <strong>der</strong> zur Sadr-Bewegung gehörende Ali al-<br />

Schammari gesorgt. Nachdem wichtige Posten <strong>im</strong> Gesundheitswesen unter seiner Führung<br />

vor allem mit Sadr-Anhängern besetzt worden waren, hatten sunnitische Patienten und ihre<br />

Angehörigen oft Angst, die Krankenhäuser zu betreten, in denen sich teilweise Milizionäre<br />

von Al-Sadrs Mahdi-Armee herumtrieben. Die Sadr-Bewegung stellt 30 <strong>der</strong> insgesamt 275<br />

Abgeordneten <strong>im</strong> Parlament.<br />

US-Außenamtssprecher Sean McCormack wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass<br />

die Abgeordneten <strong>der</strong> Sadr-Bewegung <strong>im</strong> Parlament blieben und weiterhin an <strong>der</strong> Debatte<br />

über wichtige Vorhaben wie das Erdölgesetz teilnähmen. Tausende von Anhängern <strong>der</strong> Sadr-<br />

Bewegung protestierten am Montag in <strong>der</strong> südirakischen Hafenstadt Basra gegen die<br />

Provinzverwaltung. Sie for<strong>der</strong>ten den Rücktritt von Gouverneur Mohammed al-Waili.<br />

Beobachter sprachen von einem Machtkampf zwischen schiitischen Gruppen.<br />

Die US-Armee teilte unterdessen mit, amerikanische Soldaten hätten während einer Razzia<br />

nahe <strong>der</strong> westirakischen Stadt Ramadi am Montag versehentlich drei irakische Polizisten


erschossen. Bei einem ähnlichen Vorfall in Bagdad wurde nach Angaben <strong>der</strong> US-Armee ein<br />

bewaffneter Mann von amerikanischen Soldaten erschossen. Augenzeugen hätten später<br />

erklärt, <strong>bei</strong> dem Getöteten handele es sich um einen <strong>Irak</strong>er, <strong>der</strong> für einen Sicherheitsdienst auf<br />

<strong>der</strong> Straße zum Internationalen Flughafen gear<strong>bei</strong>tet habe.<br />

In <strong>der</strong> 400 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Mossul erschossen Aufständische<br />

an einer Straßensperre 13 irakische Soldaten. Fünf weitere Soldaten wurden nach Angaben<br />

<strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> verletzt, als die Angreifer aus einem Lastwagen heraus<br />

das Feuer auf die Soldaten eröffneten.<br />

17. April<br />

Einen Tag nach dem Rücktritt von sechs schiitischen Ministern hat <strong>der</strong> irakische<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki am Dienstag seinen umstrittenen sunnitischen<br />

Verteidigungsminister Abdul Ka<strong>der</strong> al-O<strong>bei</strong>di entlassen. <strong>Irak</strong>ische Medien berichteten, Al-<br />

Maliki selbst wolle das Amt kommissarisch für zwei Monate übernehmen, <strong>bis</strong> ein neuer<br />

Minister gefunden sei. Die stärkste Fraktion <strong>der</strong> Sunniten <strong>im</strong> Parlament, die <strong>Irak</strong>ische<br />

Konsensfront, hatte mit ihrem Auszug aus <strong>der</strong> Regierung gedroht, falls Al-Maliki den<br />

Verteidigungsminister nicht entlassen sollte. Schon seine Ernennung <strong>im</strong> Juni 2006 war<br />

umstritten gewesen, weil er nach dem Krieg an größeren Militäroperationen gegen<br />

Aufständische <strong>im</strong> westirakischen Falludscha beteiligt gewesen war.<br />

Wie die US-Armee am Dienstag berichtete, wurden <strong>bei</strong> insgesamt vier tödlichen Attacken am<br />

Montag in Bagdad vier amerikanische Soldaten getötet und fünf weitere Soldaten verletzt. In<br />

Muschada nördlich von Bagdad konnten Soldaten nach Angaben des US-Militärs einen<br />

schweren Anschlag verhin<strong>der</strong>n. Sie fanden einen Müll-Lastwagen, <strong>der</strong> nach einem Unfall <strong>im</strong><br />

Straßengraben lag. Der Lastwagen sei mit Benzin und Sprengstoff beladen gewesen, hieß es.<br />

Zuvor hatte die US-Armee von einem Sprengstoffangriff in Falludscha berichtet, <strong>bei</strong> dem<br />

bereits am vergangenen Samstag zwei amerikanische Soldaten getötet und zwei weitere<br />

verletzt wurden. Der ara<strong>bis</strong>che Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf<br />

die Armee, zwei weitere US-Soldaten seien am Montag in <strong>der</strong> Anbar-Provinz getötet worden.<br />

Amerikanische und irakische Soldaten töteten <strong>bei</strong> einer Offensive gegen mutmaßliche<br />

Extremisten in <strong>der</strong> Provinz Wasit nach Angaben <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> am<br />

Dienstag 25 mutmaßliche Extremisten. Durch die Explosion einer Autobombe in <strong>der</strong><br />

nordirakischen Sunniten-Enklave Howaidscha starben laut Polizei ein Zivilist und ein<br />

Polizist.<br />

Vier Jahre nach den deutsch-amerikanischen Verst<strong>im</strong>mungen über den <strong>Irak</strong>-Krieg hat sich das<br />

Deutschlandbild in den USA wie<strong>der</strong> normalisiert. Das geht aus einer am Dienstag von <strong>der</strong><br />

deutschen Botschaft in Washington vorgestellten Meinungsumfrage hervor. Danach hat auch<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen positiven Effekt auf die Beziehungen zwischen<br />

<strong>bei</strong>den Län<strong>der</strong>n. «Wir sind wie<strong>der</strong> da, wo wir waren. Wir haben wie<strong>der</strong> den Normalzustand<br />

erreicht», sagte Botschafter Klaus Scharioth.<br />

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Nachbarlän<strong>der</strong> des <strong>Irak</strong>s aufgefor<strong>der</strong>t, ihre Grenzen<br />

für irakische Flüchtlinge nicht zu schließen. Ban wandte sich am Dienstag per Video an die<br />

Delegierten einer Konferenz des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf und erklärte,<br />

auch an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> müssten sich um das Schicksal <strong>der</strong> Menschen bemühen. Bis zu 50.000<br />

Menschen fliehen jeden Monat aus dem <strong>Irak</strong>, <strong>bis</strong>lang rund zwei Millionen. «Für die


Nachbarlän<strong>der</strong> bedeutet das, die Grenze geöffnet zu lassen», sagte Ban zu den mehr als 450<br />

Delegierten aus 60 Län<strong>der</strong>n. «Für an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> bedeutet das, weiter Asyl zu gewähren o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Formen des Schutzes zu leisten.» Die UNHCR-Konferenz stellt den ersten Versuch<br />

dar, das Schicksal <strong>der</strong> Flüchtlinge international zu diskutieren. Zum Auftakt sagte <strong>der</strong> UN-<br />

Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR), Antonio Guterres, die internationale<br />

Gemeinschaft müsse sich bemühen, die Situation <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>er zu erleichtern. Jordanien hat<br />

bereits 750.000 irakische Flüchtlinge aufgenommen, was rund 14 Prozent seiner Bevölkerung<br />

entspricht. In Syrien halten sich nach Schätzungen mehr als eine Million Menschen aus dem<br />

<strong>Irak</strong> auf. Guterres lobte auch Ägypten, den Libanon, den Iran und die Türkei für die<br />

Aufnahme von Flüchtlingen aus dem <strong>Irak</strong>.<br />

Ein Anführer <strong>der</strong> irakischen Aufständischen erklärte unterdessen am Dienstag, seine Gruppe<br />

habe mit <strong>der</strong> Herstellung eigener Raketen begonnen. Eine entsprechende Tonaufnahme, die<br />

<strong>im</strong> Internet veröffentlicht wurde, wurde Abu Omar al Baghdadi zugeschrieben, dem Chef <strong>der</strong><br />

Dachorganisation Islamischer Staat <strong>Irak</strong>. Der Organisation gehört auch die Al Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

an. Die Raketen mit den Bezeichnungen Al Kuds 1 o<strong>der</strong> Jerusalem 1 verfügten über eine<br />

große Reichweite und Treffsicherheit, sagte die St<strong>im</strong>me auf dem Band. Einzelheiten wurden<br />

nicht genannt. Bisher setzen die Aufständischen Raketen aus <strong>der</strong> Sowjetzeit ein, die zumeist<br />

aus den Beständen des Reg<strong>im</strong>es von Präsident Saddam Hussein stammen. Die USA haben<br />

dem Iran vorgeworfen, die Aufständischen mit Waffen zu versorgen. In Basra setzten<br />

hun<strong>der</strong>te Demonstranten die Protestaktionen gegen Gouverneur Mohammed al Waili fort. Die<br />

Demonstranten werfen Al Waili die mangelnde Versorgung mit Wasser und Strom in Basra<br />

vor. Hinter den For<strong>der</strong>ungen nach seinem Rücktritt könnten allerdings auch politische Motive<br />

stehen: Der Gouverneur gehört einer schiitischen Organisation an, die mit <strong>der</strong> des radikalen<br />

Geistlichen Muktada al Sadr rivalisiert.<br />

18. April<br />

Die Vorsitzende des Menschenrechts-Ausschusses <strong>im</strong> Bundestag, Herta Däubler-Gmelin<br />

(SPD), hat die Innenminister von Bund und Län<strong>der</strong>n aufgefor<strong>der</strong>t, die fast 20.000 anerkannten<br />

irakischen Flüchtlinge nicht abzuschieben. Die Wi<strong>der</strong>spruchsverfahren, die gegen die <strong>Irak</strong>er<br />

eingeleitet worden seien, würden letztlich zur Abschiebung führen.<br />

Die Regierung in Bagdad will sich intensiver um rund vier Millionen geflüchtete und<br />

vertriebene <strong>Irak</strong>er kümmern. Auf dieses Versprechen des irakischen Außenministers Hoshyar<br />

Zebari verwies UN- Flüchtlingskommissar António Guterres am Mittwoch zum Abschluss<br />

einer <strong>Irak</strong>-Flüchtlingskonferenz in Genf. «Die Regierung (in Bagdad) ist bereit und wirklich<br />

entschlossen, die Führung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Fürsorge und Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen für alle<br />

<strong>Irak</strong>er zu übernehmen, die <strong>im</strong> Lande und darüber hinaus vertrieben wurden», sagte Guterres.<br />

Zwei Millionen Menschen halten sich nach UN-Erkenntnissen vor allem in Syrien und in<br />

Jordanien auf, rund 1,9 Millionen leben <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> außerhalb ihrer He<strong>im</strong>atorte. Auch die<br />

Europäische Kommission will <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Aufnahme von Flüchtlingen aus dem <strong>Irak</strong> in die EU<br />

helfen, wie ein Sprecher von EU- Justizkommissar Franco Frattini am Mittwoch in Brüssel<br />

mitteilte. Die europäischen Innenminister beraten an diesem Freitag in Luxemburg über das<br />

Problem irakischer Flüchtlinge. Nach Diplomatenangaben haben die 27 EU-Staaten<br />

zusammen <strong>im</strong> vergangenen Jahr etwa 20 000 irakische Asylbewerber aufgenommen. Davon<br />

kamen rund 9000 nach Schweden. In <strong>der</strong> Bundesrepublik wurden demnach 2100 Menschen<br />

aus dem <strong>Irak</strong> aufgenommen. Im Verlauf <strong>der</strong> Genfer Tagung war die Befürchtung vor einer<br />

Entwicklung des irakischen Flüchtlingsproblems vergleichbar mit dem Schicksal <strong>der</strong><br />

Palästinenser laut geworden, nach <strong>der</strong> viele <strong>Irak</strong>er nicht mehr in ihre He<strong>im</strong>at zurückkehren


könnten. «Meine Regierung kennt ihre Pflichten gegenüber ihren Bürgern, wo <strong>im</strong>mer sie auch<br />

leben, und wir werden sie nicht aufgeben», sagte Zebari. Guterres sagte, die internationale<br />

Gemeinschaft sei sich nun des Flüchtlingsproblems stärker bewusst und er rechne mit<br />

weiterer internationaler Unterstützung und auf konkrete Taten. Mehrere Län<strong>der</strong>, darunter auch<br />

die Europäische Union und die USA, sagten weitere Mittel zur Unterstützung <strong>der</strong> Flüchtlinge<br />

zu. Der <strong>Irak</strong> selbst will seinen Landsleuten zunächst mit etwa 25 Millionen Dollar (18,4<br />

Millionen Euro) helfen.<br />

Der UN-Hochkommissar kündigte auch an, dass die Vereinten Nationen in Bagdad wie<strong>der</strong><br />

einen internationalen Vertreter einsetzen wollen. Es wäre das erste Mal nach <strong>der</strong><br />

Bombardierung des UN-Hauptquartiers dort vor fast vier Jahren. Bisher sitzen internationale<br />

UN-Vertreter in <strong>der</strong> jordanischen Haupstadt Amman und halten von dort die Verbindung <strong>im</strong><br />

Lande mit Hilfe von <strong>Irak</strong>ern aufrecht.<br />

Bei einer Serie verheeren<strong>der</strong> Terroranschläge sind in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt an einem<br />

einzigen Tag <strong>bis</strong> zu 180 Menschen ums Leben gekommen. Allein <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Al-<br />

Sadrija wurden durch die Explosion einer Autobombe nach Angaben des Nachrichtensen<strong>der</strong>s<br />

Al-Arabija rund 120 Menschen getötet. Weitere 150 <strong>Irak</strong>er seien <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion in <strong>der</strong><br />

Nähe eines Marktes verletzt worden. Zwei weitere Autobomben detonierten <strong>im</strong> Viertel<br />

Karrade und auf einem Platz in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Vorstadt Sadr-City. Alle Anschläge wurden in<br />

vorwiegend von Schiiten bewohnten Vierteln verübt.<br />

19. April<br />

Der <strong>Irak</strong> könnte nach einer neuen Studie über fast doppelt so große erschließbare<br />

Erdölreserven verfügen als <strong>bis</strong>lang angenommen. Wie die «Financial T<strong>im</strong>es» berichtete,<br />

gehen Experten <strong>der</strong> amerikanischen Energie-Consultingfirma IHS nach umfangreichen<br />

Untersuchungen davon aus, dass in den westlichen Wüstengebieten des Landes weitere rund<br />

100 Milliarden Barrel (je 159 Liter) lagern.<br />

Einen Tag nach <strong>der</strong> verheerendsten Terrorserie seit Monaten sind <strong>bei</strong> einem<br />

Autobombenanschlag in Bagdad laut Augenzeugen weitere 13 Menschen getötet und 25<br />

an<strong>der</strong>e verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte in <strong>der</strong> Nähe eines bekannten Restaurants<br />

<strong>im</strong> Stadtteil Al-Dschadrija <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> Hauptstadt, wie das irakische Staatsfernsehen Al-<br />

Arabija meldete. Eine Frau und zwei Männer starben nach Polizeiangaben, als eine<br />

Mörsergranate in einem Wohnviertel in <strong>der</strong> südlichen Vorstadt Al-Safaranija einschlug. In <strong>der</strong><br />

Stadt Al-Kut erschossen Unbekannte einen irakischen Soldaten aus einem vor<strong>bei</strong>fahrenden<br />

Auto heraus.<br />

Überraschend traf am Donnerstag US-Verteidigungsminister Robert Gates in <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt ein, wie <strong>der</strong> ara<strong>bis</strong>che Sen<strong>der</strong> El- Dschasira meldete. Die irakische Anti-<br />

Korruptionsbehörde gab unterdessen bekannt, dass sie Ermittlungsverfahren gegen drei<br />

Minister von Al-Malikis Kabinett eröffnet habe. Weitere juristische Schritte seien aber nur<br />

mit Einverständnis des Ministerpräsidenten möglich, sagte <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Behörde, <strong>der</strong><br />

Richter Radhi al-Radhi <strong>der</strong> regierungsnahen irakischen Tageszeitung «Al-Sabah».<br />

<strong>Irak</strong>ische Extremisten mit Verbindung zu Al-Kaida haben eigenen Angaben zufolge 20<br />

entführte Soldaten und Polizisten erschossen. Veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten einen<br />

maskierten Extremisten, <strong>der</strong> den knienden <strong>Irak</strong>ern mit einer Pistole in den Hinterkopf schießt.


Eine Gruppe von Aufständischen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat in einer <strong>im</strong> Internet verbreiteten Erklärung eine<br />

Gegenregierung ausgerufen. In dem „islamischen Kabinett“ sei <strong>der</strong> Führer <strong>der</strong><br />

Terrororganisation Al Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zum „Kriegsminister“ erklärt worden, hieß es. Die<br />

Organisation „Islamischer Staat des <strong>Irak</strong>s“, <strong>der</strong> acht sunnitische Gruppen von Aufständischen<br />

angehören, scheint sich damit als Alternative zur von den USA unterstützen Regierung in<br />

Bagdad unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki präsentieren zu wollen.<br />

20. April<br />

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die irakische Regierung aufgefor<strong>der</strong>t, mehrere<br />

umstrittene Gesetze und Gesetzentwürfe mit dem Ziel einer Versöhnung <strong>im</strong> Lande zu än<strong>der</strong>n.<br />

Das irakische Staatsfernsehen berichtete, Gates habe nach einem Treffen mit<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki am Freitag erklärt, zur Beschleunigung <strong>der</strong> Aussöhnung<br />

zwischen den politischen, ethnischen und religiösen Gruppen müssten unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />

Entwurf für das Öl- Gesetz und das Gesetz über die Entfernung früherer Funktionäre <strong>der</strong><br />

Baath-Partei des Ex-Präsidenten Saddam Hussein aus dem Staatsdienst revidiert werden. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> irakischen Sunniten lehnt die von <strong>der</strong> schiitisch- kurdischen Regierungsmehrheit<br />

geplanten Än<strong>der</strong>ungen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Öl-Einnahmen ab. Denn danach würden die<br />

Menschen in den vorwiegend von Sunniten bewohnten Provinzen nicht wie <strong>bis</strong>her an den<br />

Einnahmen aus den Ölfel<strong>der</strong>n beteiligt. Die wichtigsten bekannten Ölfel<strong>der</strong> des Landes liegen<br />

in Regionen <strong>im</strong> Norden und Süden, in denen Schiiten und Kurden die Bevölkerungsmehrheit<br />

stellen.<br />

Die EU-Staaten sind mehrheitlich gegen eine verstärkte Aufnahme irakischer Flüchtlinge, wie<br />

sie die Vereinten Nationen und Flüchtlingsorganisationen for<strong>der</strong>n. Stattdessen müsse den<br />

Flüchtlingen in ihrer He<strong>im</strong>atregion geholfen werden, sagte Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) am Freitag nach einem Ministerrat unter seiner Leitung in Luxemburg.<br />

21. April<br />

Zur Eindämmung <strong>der</strong> wachsenden Gewalt will das US- Militär in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt<br />

Bagdad eine knapp fünf Kilometer lange Mauer um ein vorwiegend von Sunniten bewohntes<br />

Viertel errichten. Ein führen<strong>der</strong> irakischer Polizeivertreter, Kassem Atta, bestätigte am<br />

Samstag einen entsprechenden Bericht <strong>der</strong> britischen Zeitung «The Guardian». Mit dem Bau<br />

des 3,5 Meter hohen Betonwalls um den Stadtteil Adhamija sei bereits begonnen worden, da<br />

die Spirale <strong>der</strong> Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten dort völlig außer Kontrolle zu geraten<br />

drohe. Atta sagte vor Journalisten, dieser sowie weitere Schutzwälle seien Teil des <strong>im</strong> Februar<br />

vorgelegten Sicherheitsplans <strong>der</strong> irakischen Regierung für Bagdad. Damit solle die<br />

Bewegungsfreiheit von bewaffneten Extremisten eingeschränkt werden. An je<strong>der</strong><br />

Schutzmauer werde es nur einen Eingang und einen separaten Ausgang geben.<br />

Im von Schiiten dominierten östlichen Bagda<strong>der</strong> Viertel Sadr City wurden zwei <strong>Irak</strong>er <strong>bei</strong><br />

einem Anschlag getötet. Acht weitere seien verletzt worden, als ein Sprengstoffbus nahe<br />

einem Kontrollpunkt explodierte, berichtete die irakische Nachrichtenagentur St<strong>im</strong>me des<br />

<strong>Irak</strong>. Im nordirakischen Kirkuk stürmten Bewaffnete das Haus einer kurdischen Familie und<br />

erschossen Vater, Mutter und die 18 und 8 Jahre alten Töchter, teilten Sicherheitskreise mit.<br />

Bei einer Sprengstoffexplosion in <strong>der</strong> zentralirakischen Provinz Diwanja wurde in <strong>der</strong> Nacht<br />

zu Samstag ein 25 Jahre alter polnischer Soldat getötet, wie das Verteidigungsministerium in


Warschau bekannt gab. Nach Angaben des US-Militärs starb ein amerikanischer Soldat <strong>bei</strong><br />

einem Patrouillengang südwestlich von Bagdad durch einen Sprengsatz. Aus<br />

Sicherheitskreisen verlautete, dass das britische Konsulat in Basra <strong>im</strong> Südirak vor<br />

Morgengrauen mit fünf Katjuscha-Raketen beschossen worden sei. Menschen seien nicht zu<br />

Schaden gekommen.<br />

22. April<br />

Zwei Selbstmordattentäter haben am Sonntag vor einer Polizeistation in Bagdad zehn <strong>Irak</strong>er<br />

mit in den Tod gerissen. Ein Polizeisprecher sagte, die <strong>bei</strong>den Attentäter hätten ihre<br />

Autobomben gleichzeitig vor <strong>der</strong> Al-Baija-Polizeistation <strong>im</strong> Viertel Al-Aalam gezündet. 58<br />

weitere Menschen seien <strong>bei</strong> dem Doppelanschlag zum Teil schwer verletzt worden.<br />

Der irakische Regierungschef Nuri el Maliki hat einen Baustopp für die Mauer um ein<br />

Sunniten-Viertel in Bagdad gefor<strong>der</strong>t. «Ich bin gegen die Mauer und ihr Bau wird gestoppt<br />

werden», sagte Maliki am Sonntag.<br />

Bewaffnete haben am Sonntag 23 Fabrikar<strong>bei</strong>ter in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Mossul<br />

umgebracht. Drei weitere Personen wurden nach Krankenhausangaben schwer verletzt.<br />

Offenbar handelte es sich um einen Racheakt an Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> kurdischen Jasidi-Sekte.<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sekte hätten vor mehreren Wochen eine Frau ihres Clans gesteinigt, die zum<br />

Islam übergetreten war, sagte ein Brigadegeneral. Polizeikreisen zufolge hatte sich die Frau in<br />

einen islamischen Mann verliebt und war mit ihm vor einigen Monaten davongelaufen. Die<br />

Jasidis sind eine vorislamische kurdische Sekte und leben überwiegend <strong>im</strong> Nordirak und in<br />

Syrien.<br />

23. April<br />

Bei drei Selbstmordattentaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Montag mindestens 31 Menschen ums Leben<br />

gekommen. In Bakuba nordöstlich von Bagdad riss ein Attentäter mit einer Autobombe vor<br />

einer Polizeiwache zehn Menschen mit in den Tod. Wie die Polizei weiter berichtete, wurden<br />

zehn weitere Menschen verletzt. Unter den Opfern waren mehrere Polizisten.<br />

In Mossul tötete ein zweiter Selbstmordattentäter nach Informationen aus Sicherheitskreisen<br />

zehn Menschen, als er eine Autobombe vor dem Büro <strong>der</strong> Kurdischen Demokratischen Partei<br />

(KDP) zündete. 18 Menschen erlitten Verletzungen <strong>bei</strong> dem Anschlag auf das Büro <strong>der</strong><br />

Partei, <strong>der</strong>en Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> kurdischen Autonomieregion <strong>im</strong> Nordirak,<br />

Massud Barsani, ist.<br />

Ein weiterer Attentäter sprengte sich in einem Restaurant in Bagdad mit einem<br />

Sprengstoffgürtel in die Luft. Laut Polizei tötete er acht Menschen und verletzte 14 weitere<br />

Besucher des Restaurants. Das Lokal liegt <strong>im</strong> Stadtviertel Karrade Mariam in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> so<br />

genannten Grünen Zone, in <strong>der</strong> das Regierungsgebäude und die US-Botschaft liegen. Die US-<br />

Armee berichtete unterdessen, amerikanische Soldaten hätten am Montag <strong>bei</strong> Razzien <strong>im</strong><br />

Westirak und nördlich von Bagdad 19 mutmaßliche Extremisten festgenommen.<br />

Bei drei Bombenanschlägen in <strong>der</strong> irakischen Stadt Ramadi sind am Montag nach<br />

Polizeiangaben 15 Menschen getötet worden. Mehr als 28 Menschen seien verletzt worden,<br />

teilte die Polizei mit. Die Sprengsätze explodierten in <strong>der</strong> Nähe eines Restaurants und eines


Marktes. Ramadi gilt als Hochburg von Aufständischen, die gegen die von den USA<br />

unterstützte Regierung kämpfen.<br />

24. April<br />

Bei einem Selbstmordattentat sind <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> neun US-Soldaten getötet und 20 weitere verletzt<br />

worden. Ein Attentäter sprengte sich be<strong>im</strong> Vor<strong>bei</strong>fahren <strong>der</strong> US-Patrouille am Montag in <strong>der</strong><br />

Unruheprovinz Dijala in die Luft, wie die Armee am Dienstag mitteilte. Ein irakischer Zivilist<br />

sei <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Detonation verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich den Angaben zufolge in<br />

<strong>der</strong> Nähe eines US-Militärstützpunkts.<br />

Damit stieg die Zahl <strong>der</strong> seit dem Einmarsch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> Jahr 2003 getöteten US-Soldaten auf<br />

3 330, wie eine auf Pentagon-Zahlen basierende Zählung <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AFP ergab.<br />

Ein Selbstmordattentäter hat sich nahe <strong>der</strong> irakischen Stadt Ramadi mit einem Lastwagen in<br />

die Luft gesprengt und mindestens 25 Menschen mit in den Tod gerissen. 44 Personen seien<br />

verletzt worden. Der Anschlag in <strong>der</strong> Region Albufarradsch habe offenbar einer<br />

Polizeipatrouille gegolten.<br />

25. April<br />

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeistation sind <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> am Mittwoch mindestens<br />

neun Menschen getötet worden. 16 weitere seien verletzt worden, teilte die Polizei am<br />

Mittwoch mit. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> meldete, <strong>bei</strong> einem Sprengstoffangriff<br />

auf eine Polizeipatrouille seien in <strong>der</strong> Nacht zum Mittwoch auf einer Landstraße zwischen<br />

Tus Chormato und Salman Beg, nördlich von Bagdad, zwei Polizisten getötet worden. Zwei<br />

Zivilisten starben <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion eines Sprengsatzes neben einer Tankstelle <strong>im</strong> östlichen<br />

Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Al-Schaab.<br />

Das US-Militär hat eigenen Angaben zufolge ein hochrangiges Mitglied <strong>der</strong> Al-Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

getötet, dessen Gruppe Kin<strong>der</strong> als Selbstmordattentäter eingesetzt haben soll. Die US-<br />

Soldaten hätten Mohammed Abdullah Abbas al-Issawi <strong>bei</strong> Kämpfen in <strong>der</strong> westlichen<br />

Provinz Anbar getötet, teilte die Armee am Mittwoch mit. Bei den Gefechten am Freitag sei<br />

ein weiterer Aufständischer getötet und ein dritter in Gewahrsam genommen worden. Den<br />

Angaben zufolge soll Issawi hinter mehreren Selbstmordanschlägen mit Chlorgas stecken.<br />

Gehe<strong>im</strong>dienstinformationen wiesen daraufhin, dass seine Gruppe zwölf <strong>bis</strong> dreizehnjährige<br />

Kin<strong>der</strong> als Fahrer für die mit Sprengsätzen beladene Fahrzeuge benutzt habe, teilte das US-<br />

Militär mit. Im vergangenen Monat hatte bereits ein hochrangiger Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>im</strong> US-<br />

Verteidigungsministerium erklärt, die Aufständischen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hätten <strong>bei</strong> zwei Anschlagen <strong>im</strong><br />

<strong>März</strong> Kin<strong>der</strong> eingesetzt.<br />

Mehr als 700.000 <strong>Irak</strong>er haben nach UN-Angaben wegen <strong>der</strong> Kämpfe zwischen Sunniten und<br />

Schiiten seit Anfang 2006 ihr Zuhause verloren. 117.901 Familien hätten seit dem Anschlag<br />

auf das Schiiten-Heiligtum von Samarra <strong>im</strong> Februar 2006 wegen <strong>der</strong> anhaltenden Gewalt ihre<br />

Häuser und Wohnungen verlassen müssen, teilte die UN-Unterstützungsmission für den <strong>Irak</strong><br />

(UNAMI) am Mittwoch mit. Hinzu kämen 1,2 Millionen <strong>Irak</strong>er, die schon vor dem Anschlag<br />

ihr Zuhause verloren hätten. Der Anschlag auf das Mausoleum <strong>der</strong> El-Askari-Moschee in<br />

Samarra wird sunnitischen Kämpfern des Terrornetzwerks El Kaida zugeschrieben.


26. April<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> Vetodrohungen von Präsident Bush und intensiver Bemühungen des Weißen<br />

Hauses, die Verabschiedung eines Gesetzes zu verhin<strong>der</strong>n, das einen Zeitplan für den<br />

Truppenrückzug aus dem <strong>Irak</strong> vorsieht, hat das amerikanische Repräsentantenhaus in <strong>der</strong><br />

Nacht zum Donnerstag eine entsprechende Vorlage gebilligt. 218 Kongressmitglie<strong>der</strong><br />

st<strong>im</strong>mten für den Gesetzentwurf, nach dem die amerikanischen Streitkräfte spätestens vom 1.<br />

Oktober an aus dem <strong>Irak</strong> abziehen sollen, mit dem Ziel, den Rückzug amerikanischer<br />

Kampftruppen <strong>bis</strong> zum 1. April 2008 zu beenden.<br />

Pat Tillman wurde <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> von eigenen Kameraden erschossen. Die Armeeführung verklärte<br />

seinen Tod zur Heldengeschichte. Nun will die Opposition klären, wie Soldaten-Schicksale<br />

für Propaganda ausgeschlachtet wurden.<br />

Unbekannte ermordeten am Donnerstag zwei Frauen aus <strong>der</strong> Sippe des früheren irakischen<br />

Präsidenten. Die Polizei berichtete, bewaffnete Männer hätten das Haus eines Bru<strong>der</strong>s von<br />

Saddams berüchtigtem Cousin Ali Hassan al-Madschid ("Chemie-Ali") gestürmt und dessen<br />

Frau sowie eine Tochter ermordet. Madschid steht <strong>der</strong>zeit wegen seiner Beteiligung an<br />

Giftgasangriffen und an<strong>der</strong>en Militäroperationen gegen die Kurden in den achtziger Jahren<br />

vor Gericht.<br />

Bei Anschlägen wurden 17 Menschen getötet. In Bagdad detonierte <strong>im</strong> Bezirk Jadriya eine<br />

Autobombe und riss sechs Menschen in den Tod, wie Sicherheitskreise aus Polizei und<br />

Innenministerium mitteilten. Bei einem zweiten Anschlag in <strong>der</strong> Nähe eines Marktes in <strong>der</strong><br />

Innenstadt starben zwei Menschen. In Chalis rund 80 Kilometer nördlich <strong>der</strong> Hauptstadt raste<br />

am Morgen ein Selbstmordattentäter mit seinem Wagen in einen Kontrollpunkt <strong>der</strong> irakischen<br />

Armee. Neun Soldaten starben und 15 wurden verletzt. Der Anschlag war bereits <strong>der</strong> dritte in<br />

<strong>der</strong> Provinz Dijala in dieser Woche. Dort kommt es <strong>der</strong>zeit fast täglich zu heftigen Gefechten<br />

zwischen irakischen und US-Soldaten einerseits sowie Aufständischen und Al-Qaida-<br />

Kämpfern an<strong>der</strong>erseits.<br />

27. April<br />

Bemerkenswert ist es allemal, wenn ein Direktor <strong>der</strong> CIA auspackt. Zumal wenn es, wie <strong>im</strong><br />

neuen Buch von George Tenet, <strong>der</strong> Bill Clinton und George W. Bush als Gehe<strong>im</strong>dienstchef<br />

diente, um die Vorbereitung des <strong>Irak</strong>-Krieges geht. Was Tenet beschreibt, sind ein paar<br />

weitere Steinchen in einem Mosaik, dessen Bild in seinen Konturen zwar längst bekannt ist,<br />

das sich nun aber noch klarer abzeichnet: Die US-Invasion <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> war ausgemachte Sache,<br />

ehe die CIA – fälschlicherweise – die Existenz von Massenvernichtungswaffen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

bestätigte.<br />

Doch das macht das Buch noch nicht wirklich spannend. Brisant werden die Einlassungen aus<br />

einem an<strong>der</strong>en Grund. Tenet wirft Präsident Bush und seinem Vize vor, ihn und die CIA<br />

wi<strong>der</strong> besseres Wissen zum Sündenbock gemacht zu haben für die Fehlentscheidung, Krieg<br />

gegen <strong>Irak</strong> zu führen. Hier behauptet ein Insi<strong>der</strong>, einer <strong>der</strong> über Jahre die<br />

Entscheidungsmechanismen in Washington aus nächster Nähe beobachten konnte, nichts<br />

weniger, als dass die Bush-Regierung lügt und die amerikanische Öffentlichkeit bewusst<br />

manipuliert. Nach <strong>der</strong> Verurteilung von Dick Cheneys früherem Bürochef wegen Meineids,<br />

nach den Unaufrichtigkeiten von Bushs Int<strong>im</strong>us, Justizminister Alberto Gonzales, in <strong>der</strong><br />

Affäre um die Entlassung von Bundesanwälten, hallt dieser Vorwurf in Washington nur noch<br />

mächtiger wi<strong>der</strong>.


Die demokratischen Bewerber um die amerikanische Präsidentschaft haben am<br />

Donnerstagabend an einer Debatte in Orangeburg (South Carolina) ihre Kräfte gemessen. Die<br />

Teilnehmer erhielten reichlich Raum, um den Kurs <strong>der</strong> Administration Bush zu brandmarken.<br />

Aber sie wurden nie gezwungen, eigene Wi<strong>der</strong>sprüche zu erklären o<strong>der</strong> einen plausiblen Weg<br />

aus dem irakischen Morast aufzuzeigen.<br />

Am Freitag fand die Polizei in Bagdad die Leichen von 26 <strong>Irak</strong>ern, die offenbar von<br />

Extremisten ermordet worden waren. Unklarheit herrschte über Berichte über einen<br />

Selbstmordanschlag in Tal Afar mit neun Toten, den irakische Behörden dementierten.<br />

28. April<br />

Der zweite verheerende Bombenanschlag in <strong>der</strong> irakischen Stadt Kerbela innerhalb von zwei<br />

Wochen hat mindestens 68 Menschen in den Tod gerissen. Etwa 180 weitere wurden nach<br />

Behördenangaben verletzt, als sich ein Attentäter am Samstag in die Luft sprengte. Die<br />

meisten Opfer des Anschlags in <strong>der</strong> Nähe des Imam-Hussein-Schreins, <strong>der</strong> zu den größten<br />

Heiligtümern <strong>der</strong> Schiiten zählt, waren auf dem Weg zum Abendgebet. Vor zwei Wochen<br />

hatte ein Anschlag in <strong>der</strong> Stadt 47 Menschen getötet. Unterdessen kündigte Iran die<br />

Teilnahme an <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>-Konferenz Ende <strong>der</strong> Woche in Ägypten an. Dies gilt wegen Teherans<br />

Einflusses auf die Schiiten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> als wichtig. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter<br />

Steinmeier reist nach Ägypten.<br />

30. April<br />

Vor mehr als zwei Monaten hat die <strong>bis</strong>lang ehrgeizigste Sicherheitsoffensive in Bagdad<br />

begonnen. 50000 zusätzliche irakische und etwa 13000 amerikanische Soldaten sind seither in<br />

die Hauptstadt eingerückt, zwei weitere US-Brigaden sollen <strong>bis</strong> Juni folgen. Doch die Lage in<br />

<strong>der</strong> Stadt verschlechtert sich ständig. Die Zahl <strong>der</strong> verheerenden Anschläge steigt wie<strong>der</strong> an.<br />

Und es sterben mehr Soldaten als in den vergangenen Monaten; 90 Gls waren es <strong>bis</strong> vorigen<br />

Freitag <strong>im</strong> April. <strong>Irak</strong>s Regierung gibt seit Anfang des Jahres keine Zahlen mehr bekannt,<br />

we<strong>der</strong> zivile noch militärische.<br />

Am Mauerbau rund um den Stadtteil Adhamija entzündete sich heftiger Streit. Das Vorhaben<br />

war mit <strong>der</strong> Regierung abgesprochen; irakische Beamte waren vergangenes Jahr eigens nach<br />

Belfast gereist, um sich mit dem Prinzip von "bewachten Siedlungen" vertraut zu machen.<br />

Kaum aber regte sich in Bagdad erste Kritik, ließ <strong>Irak</strong>s Premierminister Nuri al-Malilri das<br />

gemeinsame Projekt fallen; <strong>der</strong> Mauerbau müsse gestoppt werden, ordnete er an. Nun werden<br />

in einigen Stadtteilen weiterhin Mauern errichtet, in an<strong>der</strong>en nicht.<br />

1. Mai <strong>2007</strong><br />

Bagdad - Fast ein Jahr nach dem Tod des El-Kaida-Anführers <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, Abu Mussab al-<br />

Sarkawi, soll dessen Nachfolger von irakischen Aufständischen getötet worden sein. Al-Masri<br />

soll nach dem Tod des Jordaniers Al-Sarkawi, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> einem US-Luftangriff <strong>im</strong> Juni 2006<br />

ums Leben gekommen war, Anführer <strong>der</strong> Terrorgruppe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> geworden sein. Der<br />

ägyptische Terrorist ist auch unter dem «Kampfnamen» Abu Hamsa al-Mudschahir<br />

aufgetreten. Nach Angaben des Innenministeriums in Bagdad kam <strong>der</strong> Ägypter Abu Ajub al-<br />

Masri <strong>bei</strong> einem Gefecht zwischen rivalisierenden sunnitischen Extremistengruppen nördlich


<strong>der</strong> irakischen Hauptstadt ums Leben. In den vergangenen Monaten waren wie<strong>der</strong>holt Kämpfe<br />

zwischen den zum Teil aus an<strong>der</strong>en islamischen Län<strong>der</strong>n stammenden El-Kaida-Terroristen<br />

und irakischen Wi<strong>der</strong>standsgruppen gemeldet worden. Auf einer Islamistenseite <strong>im</strong> Internet<br />

tauchte am Dienstag ein Dementi <strong>im</strong> Namen <strong>der</strong> Gruppe «Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>» auf, in<br />

<strong>der</strong> es hieß, Abu Hamsa al-Mudschahir sei nicht getötet worden und «kämpft <strong>im</strong>mer noch<br />

gegen die Feinde Gottes. Im <strong>Irak</strong> sind viele Menschen <strong>der</strong> Meinung, Abu Ajub al-Masri sei<br />

eine «Erfindung» <strong>der</strong> US-Armee. Die amerikanischen Streitkräfte äußerten sich zunächst<br />

nicht zu den Berichten über den Tod Al-Masris. Sie erklärte, US-Soldaten hätten <strong>bei</strong> einer<br />

Razzia westlich von Tadschi fünf «Terroristen» getötet und sechs Verdächtige gefangen<br />

genommen.<br />

Der Vorsitzende des iranischen Sicherheitsrates, Ali Laridschani setzte unterdessen seine<br />

Gespräche mit schiitischen Politikern und Geistlichen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> fort.<br />

Extremisten erschossen nach Informationen <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> in Al-<br />

Latifija südlich von Bagdad fünf Zivilisten. In einem Wohnviertel des Al-Beija-Viertels in<br />

Süd-Bagdad wurden laut Innenministerium vier Zivilisten getötet, als Mörsergranaten ein<br />

Wohnviertel trafen. Die irakische Nachrichtenagentur INA berichtete, Extremisten hätten in<br />

<strong>der</strong> Nacht zum Dienstag in Iskandarija das Feuer auf einen Kleinbus eröffnet und elf<br />

Menschen erschossen.<br />

Ein Sprecher <strong>der</strong> Grenzpolizei <strong>im</strong> nordirakischen Autonomiegebiet <strong>der</strong> Kurden teilte mit, die<br />

türkische Armee habe <strong>bei</strong> ihren Operationen gegen die Kurdische Ar<strong>bei</strong>tf<strong>der</strong>partei PKK am<br />

Dienstag mehrere Granaten auf ein Dorf auf irakischem Gebiet abgefeuert.<br />

2. Mai<br />

Washington/Bagdad - Mit seinem Veto hat US-Präsident George W. Bush die Festlegung<br />

eines Termins für den Abzug <strong>der</strong> US-Soldaten aus dem <strong>Irak</strong> verhin<strong>der</strong>t. Am 4. Jahrestag des<br />

offiziellen Endes <strong>der</strong> Kampfhandlungen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>-Krieg legte er Einspruch gegen einen<br />

Gesetzentwurf ein, <strong>der</strong> die Finanzierung des <strong>Irak</strong>-Krieges mit dem Beginn des Truppenabzugs<br />

<strong>bis</strong> spätestens zum 1. Oktober verbindet. Ein Abzugsplan sei ein Datum für ein Scheitern,<br />

sagte Bush am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Es mache keinen Sinn zu sagen, wann <strong>der</strong><br />

Abzug beginne, damit sich Terroristen den Tag <strong>im</strong> Kalen<strong>der</strong> anstreichen könnten. Nach einer<br />

Umfrage des Pew-Meinungsforschungsinstituts befürworten <strong>der</strong>zeit 59 Prozent <strong>der</strong> US-<br />

Bürger ein Abzugsdatum <strong>im</strong> Kriegsetat. Ein Lösungsvorschlag des republikanischen<br />

Min<strong>der</strong>heitsführers <strong>im</strong> Abgeordnetenhaus Roy Blunt sieht nun vor, dass statt eines<br />

verbindlichen Termins für den Beginn des Abzuges <strong>der</strong> irakischen Führung mit <strong>der</strong> Kürzung<br />

von nicht militärischer Hilfe gedroht werde, falls sie Zielvorgaben für die politische<br />

Aussöhnung nicht erfülle.<br />

Die Regierung in Bagdad will <strong>bei</strong> einer an diesem Donnerstag <strong>im</strong> ägyptischen Badeort<br />

Scharm el Scheich beginnenden <strong>Irak</strong>-Konferenz die Diskussion über einen Abzugsplan<br />

ausklammern. Bei dem internationalen Treffen soll ein «Pakt für den <strong>Irak</strong>» beschlossen<br />

werden, in dem sich die Regierung in Bagdad zu Reformen verpflichtet. Dafür soll <strong>der</strong> <strong>Irak</strong><br />

nach den Vorstellungen Washingtons Hilfe <strong>bei</strong> Wirtschaftsprojekten und <strong>der</strong> Schaffung von<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätzen erhalten. Zu <strong>der</strong> Konferenz werden auch die Außenminister <strong>der</strong> USA,<br />

Deutschlands und des Irans, Condoleezza Rice, Frank-Walter Steinmeier und Manuchehr<br />

Mottaki, erwartet.<br />

In Bagdad erklärte am Mittwoch ein Mitar<strong>bei</strong>ter von Außenminister Hoschiar Sebari, die


Regierung wolle nicht, dass die Frage des Truppenabzugs <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>-Konferenz in Ägypten<br />

diskutiert werde. Der Truppenabzug sei <strong>bei</strong> den Vorbereitungstreffen für die zweitägige<br />

Konferenz <strong>der</strong> einzig strittige Punkt gewesen. Die zur Schiiten-Allianz von Ministerpräsident<br />

Nuri al-Maliki gehörende Bewegung des radikalen Predigers Muktada al-Sadr erklärte<br />

dagegen, 133 <strong>der</strong> insgesamt 275 Abgeordneten des Parlaments for<strong>der</strong>ten einen Zeitplan für<br />

den Abzug aller ausländischen Truppen.<br />

Bei neuen Anschlägen und Gefechten sind am Mittwoch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mindestens 29 Menschen<br />

getötet und Dutzende weitere verletzt worden. In Mahmudijah südlich <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

Bagdad starben <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag auf einen Bus und durch den Beschuss eines<br />

Wohnviertels mit Granaten nach offiziellen Angaben 14 Menschen. Mindestens 20 wurden<br />

verletzt. Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad seien zehn Menschen getötet und 35<br />

verletzt worden, verlautete aus Sicherheitskreisen.<br />

Bei einem Granatenangriff auf das Abu-Tschir-Viertel starben drei Menschen, mindestens<br />

acht wurden verletzt. In einer Grundschule in Iskandirija wurde ein kleines Mädchen durch<br />

eine Granate getötet und ihre Lehrerin verletzt. In Amara <strong>im</strong> Südirak wurde ein Polizist<br />

erschossen.<br />

3. Mai<br />

Nach dem Veto von US-Präsident George W. Bush gegen einen Kriegsetat mit einer <strong>Irak</strong>-<br />

Abzugsklausel lenken die Demokraten ein. Wie sich am Donnerstag zunehmend abzeichnete,<br />

soll jetzt nach einem Kompromiss gesucht werden, <strong>der</strong> die Freigabe von weiteren Gel<strong>der</strong>n für<br />

die Kriege <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und Afghanistan ermöglicht, aber zugleich den Druck auf die irakische<br />

Regierung erhöht. Danach solle die Regierung in Bagdad etwa <strong>der</strong> Verlust von Milliarden<br />

Dollar an nichtmilitärischer Hilfe angedroht werden, wenn sie nicht härter gegen die<br />

gewalttätigen Milizen <strong>im</strong> Land vorgeht und kein Gesetz zur Verteilung <strong>der</strong> Umsätze aus<br />

Ölverkäufen verabschiedet wird. Zudem könne ein neuer Entwurf die For<strong>der</strong>ung enthalten,<br />

dass Bush dem Kongress alle 30 Tage über die Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> Bericht erstattet, hieß es<br />

in <strong>der</strong> «Washington Post».<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> internationalen <strong>Irak</strong>-Konferenz <strong>im</strong> ägyptischen Scharm el Scheich haben<br />

erste Maßnahmen zur Stabilisierung des Landes beschlossen. Der Fünfjahresplan zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> politischen und wirtschaftlichen Lage des <strong>Irak</strong>s sei einst<strong>im</strong>mig<br />

angenommen worden, teilte ein UN-Vertreter am Donnerstag in dem Badeort am Roten Meer<br />

mit. Die britische Außenministerin Margaret Beckett sagte dem Land zusätzliche 200<br />

Millionen Dollar (rund 147 Millionen Euro) an Wie<strong>der</strong>aufbauhilfe zu. Bei einem<br />

Raketenanschlag in Bagdad starben vier Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> US-Botschaft.<br />

Der Fünfjahresplan war bereits <strong>im</strong> <strong>Juli</strong> 2006 zwischen dem <strong>Irak</strong> und <strong>der</strong> UNO vereinbart<br />

worden und wurde am Donnerstag offiziell verabschiedet. Der Plan, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em die<br />

Verstärkung irakischer Sicherheitskräfte und die Erschließung weiterer Wirtschaftshilfen<br />

vorsieht, solle dem Land «politische Stabilität und dauerhafte Sicherheit» bringen, sagte UN-<br />

Generalsekretär Ban Ki Moon. Zudem wollten sich die Teilnehmerstaaten um einen<br />

Schuldenerlass für den <strong>Irak</strong> von 30 Milliarden Dollar bemühen, teilte Ban mit.<br />

`Die Konferenz ist auch deshalb wichtig, weil es hier gelungen ist, die Nachbarstaaten<br />

einzubeziehen», sagte <strong>der</strong> deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in<br />

Ägypten. «Wir müssen uns an Anstrengungen beteiligen, <strong>bis</strong> <strong>der</strong> <strong>Irak</strong> in <strong>der</strong> Lage ist, sich<br />

selbst zu stabilisieren.» Dafür reiche Geld nicht aus, sagte <strong>der</strong> Außenminister und sprach von


einem deutschen Beitrag unter an<strong>der</strong>em <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ausbildung von Sicherheitskräften und <strong>der</strong><br />

beruflichen Bildung. Der Staatsminister <strong>im</strong> Auswärtigen Amt, <strong>Gernot</strong> <strong>Erler</strong> (SPD), sagte <strong>im</strong><br />

RBB, Deutschland habe dem <strong>Irak</strong> bereits Schulden in Höhe von 4,3 Milliarden Euro erlassen<br />

und kürzlich 2,2 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen bereitgestellt.<br />

Rice traf sich am Rande <strong>der</strong> Konferenz zu einem Gespräch mit ihrem syrischen Kollegen<br />

Walid Muallem. Die Unterredung sei «offen und konstruktiv gewesen», sagte Muallem und<br />

kündigte weitere Gespräche über die Lage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> an. Zuvor hatte Rice bereits eine kurze<br />

Unterredung mit dem iranischen Außenminister Manuschehr Mottaki geführt. Die <strong>bei</strong>den<br />

Treffen könnten einen Wechsel in <strong>der</strong> US-Außenpolitik signalisieren. Auch die britische<br />

Außenministerin Beckett kam mit Mottaki zu einer Unterredung zusammen, berichtete ein<br />

Korrespondent <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AFP.<br />

<strong>Irak</strong>s Regierung und die US-Armee machten wi<strong>der</strong>sprüchliche Angaben zum Tod eines<br />

Anführers des Terror-Netzwerks El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. <strong>Irak</strong>s Vize-Innenminister Hussein Ali<br />

Kamal erklärte, irakische und US-Soldaten hätten Abu Omar el Baghdadi <strong>bei</strong> einem Angriff<br />

<strong>im</strong> Westen <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad getötet. US-Armeesprecher William Caldwell sagte<br />

hingegen, <strong>bei</strong> dem Toten handele es sich um den «Informationsminister» von El Kaida <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong>, Muharib Abdulatif el Dschuburi. Die Organisation soll enge Kontakte zum<br />

Terrornetzwerk El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> haben. Das amerikanische Militär bestätigte die Angaben<br />

zunächst nicht.<br />

Erst am Dienstag hatte das irakische Innenministerium bekannt gegeben, <strong>der</strong> Anführer <strong>der</strong> El-<br />

Kaida-Terroristen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, Abu Ajub al- Masri, sei <strong>bei</strong> einer Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen<br />

sunnitischen Terrorgruppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ums Leben gekommen. Auch hierfür gab es am<br />

Donnerstag keine Bestätigung.<br />

Unterdessen wurden <strong>bei</strong> einem Raketenangriff auf die schwer bewachte Grüne Zone in<br />

Bagdad vier philippinische Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> amerikanischen Botschaft getötet. Das bestätigte<br />

die US-Botschaft nach Angaben des Nachrichtensen<strong>der</strong>s CNN. Bei Anschlägen in Bagdad<br />

wurden nach Berichten irakischer Fernsehsen<strong>der</strong> drei US-Soldaten getötet. Ihr Jeep sei auf<br />

eine Mine gefahren.<br />

4. Mai<br />

Am zweiten Tag <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>-Konferenz in Ägypten haben sich die Teilnehmerstaaten in einer<br />

Abschlusserklärung auf die Unterstützung <strong>der</strong> irakischen Sicherheitskräfte geeinigt. Die<br />

Delegierten begrüßten am Freitag die Angebote ara<strong>bis</strong>cher und an<strong>der</strong>er Staaten, die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> bewaffneten Kräfte des <strong>Irak</strong> zu unterstützen, hieß es in <strong>der</strong> Erklärung, die <strong>der</strong><br />

Nachrichtenagentur AFP vorlag. An <strong>der</strong> zweitägigen Konferenz nahmen Vertreter von rund<br />

sechzig Län<strong>der</strong>n und Organisationen teil. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier<br />

(SPD) lobte den Dialog des <strong>Irak</strong> mit den Nachbarstaaten. Nach den Gesprächen zwischen US-<br />

Außenministerin Condoleezza Rice und ihrem syrischen Kollegen Walid Muallem vom<br />

Vortag trafen sich am Freitag Experten <strong>bei</strong><strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />

Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari sagte, am Rande <strong>der</strong> Konferenz hätten auf<br />

Expertenebene Gespräche zwischen den USA und dem Iran stattgefunden. Der iranische<br />

Außenminister Manuschehr Mottaki beschuldigte die USA während einer Rede auf <strong>der</strong><br />

Konferenz, den Terrorismus <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zu unterstützen und Angriffe auf die Nachbarlän<strong>der</strong> zu<br />

planen. Damit dämpfte Mottaki Hoffnungen, <strong>der</strong> seit 1980 unterbrochene Dialog zwischen<br />

<strong>bei</strong>den Län<strong>der</strong>n könne wie<strong>der</strong> aufgenommen werden.


Die Konferenzteilnehmer sprachen sich für eine möglichst schnelle Übergabe <strong>der</strong><br />

Verantwortung für die Sicherheit von den US-geführten Truppen an die irakischen<br />

Sicherheitskräfte aus. Da<strong>bei</strong> wollten sie das Land unterstützen, hieß es in <strong>der</strong> Erklärung. Es<br />

wurde allerdings kein Zeitplan für einen Rückzug <strong>der</strong> US-Truppen gefor<strong>der</strong>t.<br />

Bei drei Bombenanschlägen und <strong>bei</strong> Gefechten in <strong>der</strong> irakischen Provinz Anbar sind<br />

insgesamt fünf amerikanische Soldaten getötet und elf verwundet worden, wie die US-<br />

Streitkräfte am Freitag mitteilten. Ein Bombenanschlag ereignet sich am Freitag, die übrigen<br />

Vorfälle bereits am Donnerstag. In <strong>der</strong> rund 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen<br />

Stadt Hillah wurden am Freitag fünf Menschen <strong>bei</strong> einem Anschlag auf eine schiitische<br />

Moschee getötet. Die Bombe detonierte in einem in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Moschee abgestellten<br />

Wagen. Rund 30 Menschen wurden verletzt.<br />

5. Mai<br />

Der zweite Mann an <strong>der</strong> Spitze des Terrornetzwerks El Kaida, E<strong>im</strong>an al-Sawahiri, hat die<br />

Abzugsdebatte in den USA als Zeichen für die Frustration und das Scheitern des <strong>Irak</strong>-Krieges<br />

bezeichnet. Lei<strong>der</strong> würden <strong>im</strong> Falles eines Truppenabzuges die Kämpfer <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>der</strong><br />

Möglichkeit beraubt, die in einer historischen Falle sitzenden US-Truppen zu zerstören, heißt<br />

es in einer am Samstag verbreiteten Videobotschaft Al-Sawahiris. Er bete deshalb, dass alle<br />

US-Soldaten getötet würden, um jenen in den USA und Europa, die für das Blutvergießen<br />

verantwortlich seien, eine unvergessliche Lektion zu erteilen. Die USA und Europa müssten<br />

ihr gesamtes System <strong>der</strong> Ideen und <strong>der</strong> Moral verän<strong>der</strong>n.<br />

Das auf Terrorismus spezialisierte private Intelcenter in Washington hat das mehr als eine<br />

Stunde lange Videointerview übersetzt und hält es für authentisch. Es ist die zweite<br />

Videobotschaft des El-Kaida-Vizes in diesem Jahr.<br />

Der von den irakischen Behörden für tot erklärte Anführer des Terrornetzwerks El Kaida <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong>, Abu Ajub el Masri, hat sich offenbar zu Wort gemeldet. In einer am Samstag<br />

verbreiteten Internetbotschaft stellt sich <strong>der</strong> Sprecher mit Masris zweitem Namen Abu Hamsa<br />

el Mudschaher vor und dementiert Berichte über Zwistigkeiten zwischen einzelnen<br />

Sunnitengruppen. Er äußert sich jedoch nicht zu den Angaben über den angeblichen Tod<br />

Masris. Am Dienstag hatte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums erklärt, es gebe<br />

glaubwürdige Informationen, dass Masri <strong>bei</strong> internen Streitigkeiten unter Aufständischen<br />

getötet worden sei.<br />

Ein Selbstmordattentäter hat vor einem irakischen Militärstützpunkt nahe Bagdad 15<br />

Menschen mit in den Tod gerissen. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um<br />

Polizeirekruten. Der Täter habe sich in eine Schlange nahe dem Gefängnis Abu Ghraib<br />

eingereiht, wo die Rekruten um Ar<strong>bei</strong>t anstanden, erklärte die Polizei am Samstag. Den<br />

Sprengsatz trug er in einer Weste am Körper. 22 weitere Opfer erlitten <strong>bei</strong> dem Anschlag in<br />

<strong>der</strong> Provinz Anbar Verletzungen. Die Aufständischen haben <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> von den USA ausgebildete irakische Sicherheitskräfte ins Visier genommen.<br />

Nachdem die US-Armee <strong>im</strong> Februar eine Sicherheitsoffensive gegen die Aufständischen in<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad gestartet hat, haben die Rebellen ihre Angriffe verstärkt in<br />

Umlandregionen verlegt.


6. Mai<br />

Im <strong>Irak</strong> haben Aufständische erneut ein verheerendes Blutbad auf einem Markt angerichtet.<br />

Bei <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe <strong>im</strong> Al-Baija-Viertel <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt<br />

starben am Sonntag nach Angaben von Polizisten und Augenzeugen mindestens 42<br />

Menschen. Mehr als 70 weitere Menschen wurden verletzt. Polizei und Armee riegelten nach<br />

dem Anschlag alle umliegenden Straßen ab. Bei <strong>der</strong> Explosion einer weiteren Autobombe <strong>im</strong><br />

Stadtteil Mansur <strong>im</strong> Westen Bagdads starben nach Polizeiangaben drei Menschen, elf<br />

Menschen wurden verletzt.<br />

Bei mehreren Zwischenfällen wurden am Sonntag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> neun US-Soldaten getötet,<br />

berichtete <strong>der</strong> US-Nachrichtensen<strong>der</strong> CNN. Allein <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag in <strong>der</strong> Provinz<br />

Diyala nordöstlich <strong>der</strong> Hauptstadt seien sechs US-Soldaten und ein Journalist ums Leben<br />

gekommen. Nach <strong>der</strong> Zählung <strong>der</strong> US-Streitkräfte sind laut CNN seit Beginn des <strong>Irak</strong>kriegs<br />

<strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 insgesamt 3377 US-Soldaten ums Leben gekommen. In den ersten sechs<br />

Maitagen habe die US-Armee bereits 25 Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verloren.<br />

Mit neuen Straßensperren und zusätzlichen Truppen versuchen die irakische Regierung und<br />

die US-Armee seit Mitte Februar die Zahl <strong>der</strong> Anschläge in Bagdad zu reduzieren.<br />

Auch aus an<strong>der</strong>en Landesteilen wurden erneut Anschläge gemeldet. In <strong>der</strong> nordirakischen<br />

Stadt Samarra rissen zwei Selbstmordattentäter sieben Menschen mit in den Tod, darunter den<br />

Polizeidirektor <strong>der</strong> Stadt. Nach Angaben des Nachrichtensen<strong>der</strong>s Al-Arabija sprengte sich<br />

ein Attentäter vor einer Polizeistation von Samarra in die Luft und tötete sechs Menschen.<br />

Acht weitere <strong>Irak</strong>er seien <strong>bei</strong> dem Anschlag verletzt worden, hieß es. Aus Polizeikreisen hieß<br />

es, ein zweiter Attentäter habe sich neben dem Konvoi von Polizeidirektor Abdul Dschalil<br />

Hassun in die Luft gesprengt, <strong>der</strong> da<strong>bei</strong> getötet wurde. Am Vorabend hatten Aufständische in<br />

Samarra bereits zwei hochrangige Polizeioffiziere sowie einen irakischen Soldaten getötet.<br />

Der saudische Außenminister Prinz Saud al-Feisal hat sich unterdessen besorgt über die<br />

Sicherheitslage gezeigt: «Die Situation <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> wird doch <strong>im</strong>mer schl<strong>im</strong>mer», sagte Al-Feisal<br />

<strong>der</strong> ara<strong>bis</strong>chen Tageszeitung «Al-Hayat» (Samstag). «Wir fürchten, dass das Land in einen<br />

Bürgerkrieg abgleitet.»<br />

In <strong>der</strong> Republikanischen Partei von US-Präsident George W. Bush gibt es Anzeichen für eine<br />

wachsende Ungeduld in <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>-Politik. Die Unterstützung seiner Partei könnte ins Wanken<br />

geraten, falls in drei <strong>bis</strong> vier Monaten keine Erfolge erkennbar seien, sagte am Sonntag <strong>der</strong><br />

Fraktionschef <strong>der</strong> Republikaner <strong>im</strong> Repräsentantenhaus, John Boehner. Zunächst müsse<br />

Bushs Plan einer Truppenverstärkung um 30.000 Mann eine realistische Chance bekommen,<br />

sagte Boehner in Washington. «Aber wenn es September o<strong>der</strong> Oktober wird, wollen die<br />

Abgeordneten wissen, wie gut das funktioniert, und wenn nicht, was dann <strong>der</strong> Plan B ist.»<br />

7. Mai<br />

Bei zwei Selbstmordanschlägen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt Ramadi wurden am Montag mindestens<br />

13 Menschen getötet, Dutzende wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der erste Angriff<br />

wurde auf einem Markt verübt, <strong>der</strong> Attentäter riss acht Menschen in den Tod. Eine<br />

Viertelstunde danach brachte ein weiterer Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes<br />

Auto an einer Straßensperre <strong>der</strong> Polizei zur Explosion. Dort wurden fünf Menschen getötet,<br />

darunter zwei Polizisten. Ramadi liegt 115 Kilometer westlich von Bagdad und ist ein<br />

Zentrum <strong>der</strong> sunnitischen Aufstandsbewegung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Bei zwei Anschlägen in Bakuba


wurden am Montag zwei Soldaten und zwei Polizisten getötet. Bakuba gilt als Hochburg<br />

sunnitischer Aufständischer. Fünf Menschen kamen <strong>bei</strong> einem Granatenangriff <strong>im</strong> Stadtteil<br />

Baijaa <strong>im</strong> Westen Bagdads ums Leben. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Nahe Kirkuk<br />

wurde die Leiche eines Polizisten entdeckt, sie wies Folterspuren auf.<br />

Zu einem Selbstmordanschlag auf ein Rekrutierungszentrum <strong>der</strong><br />

irakischen Armee in Abu Ghraib mit 15 Toten bekannte sich die Gruppierung Islamischer<br />

Staat <strong>Irak</strong>, die Verbindungen zu Al Kaida haben soll. In einer Erklärung <strong>im</strong> Internet sprach<br />

die Gruppierung von mindestens 100 Toten als Folge des Anschlags vom Samstag. Zugleich<br />

warnte sie die <strong>Irak</strong>er davor, sich den Streitkräften anzuschließen.<br />

Am Wochenende kamen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> nach Angaben <strong>der</strong> Streitkräfte weitere zehn US-Soldaten<br />

ums Leben. Sechs Soldaten von ihnen wurden <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag am Sonntag in <strong>der</strong><br />

Provinz Dijala getötet, auch ein russischer Journalist wurde <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion in den Tod<br />

gerissen. Da<strong>bei</strong> handelt es sich um den 27-jährigen Fotografen Dmitri Tschebotajew, wie die<br />

russische Ausgabe des Nachrichtenmagazins «Newsweek» am Montag in Moskau mitteilte.<br />

Er war mit US-Truppen zwischen Bagdad und Bakuba unterwegs.<br />

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) verstärkt seine Hilfsmaßnahmen <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong>. Zur Versorgung von etwa 660.000 bedürftigen Menschen mit Wasser, Lebensmitteln<br />

und Medikamenten sind nach Angaben des IKRK zusätzlich 35 Millionen Schweizer Franken<br />

(21,3 Millionen Euro) notwendig. Damit beläuft sich das Gesamtbudget für den <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> Jahr<br />

<strong>2007</strong> auf 91 Millionen Franken (55 Millionen Euro).<br />

Eine Allianz sunnitischer Extremisten, <strong>der</strong> Islamische Gottesstaat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, gab unterdessen die<br />

Entführung von neun irakischen Soldaten und Polizisten in <strong>der</strong> Provinz Dijala bekannt. In<br />

einem <strong>im</strong> Internet veröffentlichten Video waren die Geiseln zu sehen, unter denen auch<br />

hochrangige Offiziere sein sollen. Die Entführer for<strong>der</strong>ten die Freilassung aller sunnitischen<br />

Frauen aus irakischen Gefängnissen. Die Gruppe Islamischer Gottesstaat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> gehört zum<br />

El-Kaida-Netzwerk.<br />

8. Mai<br />

Bei einem Selbstmordanschlag in <strong>der</strong> irakischen Stadt Kufa sind am Dienstag 45 Menschen<br />

ums Leben gekommen. Nach Angaben <strong>der</strong> Polizei wurden mehr als 80 weitere Menschen<br />

verletzt, als <strong>der</strong> Attentäter sein mit Glas beladenes Fahrzeug in einem Marktviertel <strong>der</strong><br />

vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt in die Luft sprengte. Kufa liegt etwa 170 Kilometer<br />

südlich von Bagdad und ist eine Hochburg <strong>der</strong> Anhänger des radikalen Schiiten-Führers<br />

Muktada al-Sadr. In <strong>der</strong> schiitischen Pilgerstadt Kerbela hatten Terroristen in den<br />

vergangenen Wochen zwei schwere Anschläge auf Zivilisten verübt.<br />

Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete, in <strong>der</strong> Provinz Dijala habe ein<br />

Selbstmordattentäter am Dienstag vor einer Polizeistation einen Sprengstoffgürtel gezündet.<br />

Er riss nach Polizeiangaben drei Polizisten mit in den Tod. Elf weitere Menschen<br />

wurden <strong>bei</strong> dem Anschlag in <strong>der</strong> Ortschaft Dschalula verletzt. Laut Aswat al-<strong>Irak</strong> ermordeten<br />

Extremisten in einer Grundschule in Dijala ein Lehrerehepaar vor den Augen <strong>der</strong> Schüler und<br />

des Kollegiums. Wie die Agentur unter Berufung auf die Polizei meldete, drangen die Mör<strong>der</strong><br />

am Montag in die Grundschule in Chalis ein, fesselten <strong>bei</strong>de Lehrer und erschossen sie.<br />

Nach Informationen <strong>der</strong> Agentur fand die Polizei am Montag innerhalb von 24 Stunden<br />

erneut 30 Leichen von Mordopfern in Bagdad. Damit hat die Gewalt religiöser Fanatiker und


kr<strong>im</strong>ineller Banden in <strong>der</strong> Hauptstadt bereits wie<strong>der</strong> das gleiche Ausmaß erreicht wie vor <strong>der</strong><br />

Umsetzung des neuen Bagdad-Sicherheitsplans <strong>der</strong> irakischen und amerikanischen Armee vor<br />

knapp drei Monaten. Am Dienstag seien vier Mitar<strong>bei</strong>ter des Hochschulministeriums tot<br />

aufgefunden worden, berichtete Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf einen Sprecher<br />

desMinisteriums. Bei den Getöteten, die am Montag verschleppt worden seien, handele es<br />

sich um drei Leibwächter des Ministers und einen Fahrer.<br />

Amerikanische Soldaten nahmen am Montag und Dienstag nach Angaben <strong>der</strong> US-Armee 13<br />

mutmaßliche El-Kaida-Terroristen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> gefangen. Einer von ihnen wurde <strong>bei</strong> einer Razzia<br />

in Bagdad gefasst, die sich gegen eine Terrorzelle richtete, die Autobomben mit gefährlichen<br />

Chemikalien präpariert haben soll.<br />

9. Mai<br />

Der amerikanische Vizepräsident Dick Cheney traf am Mittwoch zu einem unangekündigten<br />

Besuch in Bagdad ein.<br />

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte seinem irakischen Kollegen<br />

Abdul Ka<strong>der</strong> al-O<strong>bei</strong>di weitere Unterstützung <strong>im</strong> Kampf gegen die Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zu.<br />

Deutschland werde in diesem Jahr erneut 350 irakische Soldaten ausbilden, sagte Jung <strong>bei</strong><br />

einem Besuch O<strong>bei</strong>dis am Mittwoch in Berlin. Die Soldaten werden in <strong>der</strong> Wartung von<br />

Autos und Lastwagen geschult.<br />

Bei dem Terroranschlag <strong>im</strong> irakischen Kurdengebiet gab es neben 19 Toten auch 70<br />

Verletzte. Wie <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> Al-<strong>Irak</strong>ija weiter berichtete, explodierte in Erbil ein Lastwagen vor<br />

dem Innenministerium. Die kurdische Regionalregierung in Erbil sprach von 14 Opfern und<br />

87 Verletzten. Bei einem Angriff von US-Soldaten auf eine illegale Straßensperre <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

wurden zwei mutmaßliche Extremisten und fünf weitere Menschen getötet, darunter zwei<br />

Kin<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Provinz Dijala wurde ein US-Soldat von Aufständischen erschossen.<br />

10. Mai<br />

Bei einem US-Luftangriff <strong>im</strong> schiitischen Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Sadr City sind am Donnerstag<br />

mindestens drei Menschen getötet und drei verletzt worden. Wie die US-Streitkräfte<br />

mitteilten, waren Soldaten <strong>bei</strong> einer Razzia gegen Waffenschmuggler kurz nach Mitternacht<br />

unter Beschuss geraten. Bei dem Luftangriff seien dann drei Aufständische getötet worden.<br />

Ärzte und die irakische Polizei sprachen hingegen von acht getöteten und neun verletzten<br />

Bewohnern. Drei Häuser seien beschädigt worden. Nach US-Militärangaben waren die<br />

Soldaten auf <strong>der</strong> Suche nach einer Gruppe Aufständischer, die Waffen und Sprengstoff vom<br />

Iran in den <strong>Irak</strong> schmuggelten. Sie sollen auch Kämpfer zur Ausbildung in den Iran geschickt<br />

haben. Vier Verdächtige seien festgenommen worden.<br />

Wie die örtlichen Behörden weiter mitteilten, überrollte ein US-Panzer ein Zelt, in dem Gäste<br />

einer Trauerfeier übernachteten. Drei Personen seien da<strong>bei</strong> verletzt worden. Aufnahmen <strong>der</strong><br />

Fernsehnachrichtendienstes APTN zeigten ein zerstörtes Zelt mit umgeknicktem Gestänge<br />

und demolierten Plastikstühlen. Die US-Streitkräfte nahmen nicht Stellung.<br />

US-Vizepräsident Dick Cheney for<strong>der</strong>te <strong>bei</strong> einem Besuch in Bagdad die irakische Führung<br />

auf, sich stärker für eine Versöhnung <strong>der</strong> Konfliktparteien <strong>im</strong> Land einzusetzen. Da<strong>bei</strong> gehe


es nicht nur um Fragen <strong>der</strong> Sicherheit, son<strong>der</strong>n auch um politische Themen, sagte Cheney am<br />

Mittwoch in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt.<br />

Mit Al-Kaida verbündete irakische Extremisten haben einem Video zufolge neun entführte<br />

Polizisten und Armeeangehörige getötet. Ein islamisches Sharia-Gericht habe die Hinrichtung<br />

angeordnet, nachdem ein Ult<strong>im</strong>atum an die irakische Regierung abgelaufen sei, hieß es in<br />

dem Video, das am Donnerstag auf einer Internetseite veröffentlicht wurde. Zu sehen war,<br />

wie ein Extremist den Entführten mit einer Pistole in den Kopf schoss. Die Opfer knieten auf<br />

einem freien Feld. Die Gruppe `Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>` hatte nach <strong>der</strong> Entführung am<br />

Montag unter an<strong>der</strong>em die Übergabe jener Sicherheitskräfte gefor<strong>der</strong>t, die an <strong>der</strong><br />

mutmaßlichen Vergewaltigung einer sunnitischen Musl<strong>im</strong>in beteiligt gewesen sein sollen. Die<br />

irakische Regierung erklärte, medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass die Frau<br />

nicht vergewaltigt worden war.<br />

11. Mai<br />

Als Premierminister Großbritanniens will Gordon Brown die Politik seines Landes, darunter<br />

auch in Sachen <strong>Irak</strong>, grundlegend än<strong>der</strong>n und von <strong>der</strong> seines Vorgängers Tony Blair abheben.<br />

Ein Rückzug <strong>der</strong> britischen Truppen aus dem <strong>Irak</strong> ist jedoch nicht vorgesehen.<br />

Brown erklärte zur Beteiligung Großbritanniens am <strong>Irak</strong>-Krieg: «Ich akzeptiere, dass wir<br />

Fehler gemacht haben.» Jedoch müsse und werde London seine «Verpflichtungen gegenüber<br />

dem irakischen Volk erfüllen». Diese stünden in Übereinst<strong>im</strong>mung mit Versprechen<br />

gegenüber den Vereinten Nationen.<br />

Die vom Abgeordnetenhaus verabschiedete Vorlage sieht die Freigabe von zunächst nur<br />

knapp <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> beantragten Etatmittel von insgesamt etwa 95 Milliarden Dollar (70<br />

Milliarden Euro) vor. Bush soll dann <strong>im</strong> <strong>Juli</strong> dem Kongress darüber Bericht erstatten, ob es<br />

Fortschritte <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entsprechend von Zielvorgaben für die Bagda<strong>der</strong> Führung gegeben hat.<br />

Erst danach soll über die Bewilligung <strong>der</strong> Restgel<strong>der</strong> entschieden werden. Die Demokraten,<br />

aber auch Republikaner for<strong>der</strong>n als Zielvorgaben von <strong>der</strong> Führung in Bagdad und vom<br />

Parlament, dass ein Erdölgesetz, ein Gesetz für Provinzwahlen sowie eines zur Aussöhnung<br />

schnell verabschiedet werden. Bush war in den vergangenen Tagen zunehmend auch unter<br />

Druck <strong>der</strong> eigenen Republikaner geraten.<br />

Die von islamistischen Fanatikern bedrohten irakischen Christen haben <strong>der</strong> Regierung in<br />

Bagdad Tatenlosigkeit vorgeworfen.<br />

Das US-Militär teilte am Freitag mit, Aufständische hätten am Donnerstag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> drei<br />

amerikanische Soldaten getötet. Das Militärkommando in Tikrit gab bekannt, <strong>bei</strong> einer<br />

Sprengstoffattacke in <strong>der</strong> Provinz Dijala sei ein Soldat ums Leben gekommen. Neun weitere<br />

US-Soldaten hätten Verletzungen erlitten. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> meldete<br />

unter Berufung auf die Armee, zwei weitere US- Soldaten seien <strong>bei</strong> Angriffen in Süd-Bagdad<br />

und in <strong>der</strong> Stadt Diwanija getötet worden. Nach Angaben <strong>der</strong> irakischen Nachrichtenagentur<br />

INA wurden am selben Tag in Bagdad 20 Leichen von Mordopfern gefunden. Sechs Leichen<br />

habe die Polizei in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Mossul entdeckt.<br />

Die US-Armee teilte weiter mit, <strong>bei</strong> einer Razzia <strong>der</strong> amerikanischen Truppen gegen<br />

sunnitische Extremisten seien am Freitag in Tadschi nördlich von Bagdad vier «Terroristen»<br />

getötet worden. Seit Donnerstag hätten die US-Soldaten außerdem neun mutmaßliche


Mitglie<strong>der</strong> von Terrorzellen gefangen genommen, die Autobombenanschläge verübt haben<br />

sollen.<br />

Bei zwei Selbstmordanschlägen in Bagdad sind am Freitag mindestens 23 Menschen in den<br />

Tod gerissen worden. Die mit Sprengstoff beladenen Autos explodierten am Abend kurz<br />

hintereinan<strong>der</strong> in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtviertel Safaranija <strong>im</strong><br />

Südosten <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt. Unter den Toten waren mehr als zehn Polizisten, etwa 60<br />

Menschen wurden verletzt. Die Anschläge ereigneten sich nahe <strong>der</strong> Dijala-Brücke über den<br />

Tigris. Diese wurde stark beschädigt. Auch zwei US-Soldaten kamen <strong>bei</strong> Bombenanschlägen<br />

<strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ums Leben, elf weitere wurden verwundet.<br />

12. Mai<br />

Bei einem Angriff auf eine US-geführte Militärpatrouille <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt<br />

Bagdad sind fünf Soldaten getötet und drei offenbar verschleppt worden. Die Attacke habe<br />

sich am frühen Samstagmorgen rund zwanzig Kilometer westlich <strong>der</strong> Stadt Mahmudija<br />

erreignet, sagte <strong>der</strong> Sprecher <strong>der</strong> US-Armee, General William Caldwell. Die angegriffene<br />

Einheit habe aus sieben US-Soldaten und einem irakischen Übersetzer bestanden. Ob <strong>der</strong><br />

<strong>Irak</strong>er unter den Getöteten war, blieb zunächst unklar.<br />

Im <strong>Irak</strong> verschwinden nach einem Zeitungsbericht jeden Tag <strong>bis</strong> zu 300 000 Barrel Rohöl -<br />

etwa 15 Prozent <strong>der</strong> Tagesproduktion - in dunklen Kanälen. Damit gingen dem irakischen<br />

Staat täglich <strong>bis</strong> zu 15 Millionen Dollar (11 Mio Euro) an Einnahmen verloren, berichtete die<br />

«New York T<strong>im</strong>es» am Samstag unter Berufung auf den Entwurf eines Berichts des US-<br />

Rechnungshofes. Die Zahlen nähren nach Angaben des Blattes den Verdacht, dass inzwischen<br />

korrupte Beamte, Schmuggler und Aufständische einen bedeutenden Teil <strong>der</strong> irakischen<br />

Erdölproduktion kontrollieren. Danach wird das Öl mit Hilfe korrupter Beamter abgezweigt,<br />

um <strong>bei</strong>spielsweise Milizen zu finanzieren. Erdölexperten halten es den Angaben zufolge<br />

allerdings auch für möglich, dass Fehler <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Abrechnung für Diskrepanzen sorgen o<strong>der</strong><br />

dass Rohöl <strong>bei</strong>spielsweise nach Anschlägen auf Ölleitungen versickert.<br />

13. Mai<br />

Der Iran und die USA wollen schon bald direkte Gespräche über die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Sicherheitslage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> führen. Das US-Präsidialamt bestätigte am Sonntag eine<br />

entsprechende Meldung <strong>der</strong> staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna. Damit solle eine<br />

konstruktive Rolle Irans <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> angestrebt werden. Es werde da<strong>bei</strong> nicht um die Beziehungen<br />

<strong>der</strong> USA zum Iran gehen.<br />

Al Hak<strong>im</strong>, <strong>der</strong> Vorsitzende des Obersten Rates für die Islamische Revolution <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> (SCIRI),<br />

kündigte an, seine Partei werde sich in Oberster Islamischer Rat des <strong>Irak</strong>s umbenennen. Der<br />

Verzicht auf den Begriff «Revolution» trage <strong>der</strong> neuen politischen Lage Rechnung.<br />

Nach Angaben des US- Nachrichtensen<strong>der</strong>s CNN beteiligten sich am Sonntag 4000 Soldaten<br />

an <strong>der</strong> Suche nach den drei vermissten US-Soldaten in Al-Mahmudija südlich von Bagdad.<br />

Diese Region wird wegen <strong>der</strong> zahlreichen Angriffe radikaler Gruppen auf Soldaten, Polizisten<br />

und Angehörige <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Religionsgruppe «Todesdreieck» genannt.<br />

In Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, warfen bewaffnete Rebellen am Sonntag<br />

zwei Männer in Handschellen aus dem Auto und erschossen sie vor den Augen entsetzter


Passanten. «Dies ist das Schicksal von Verrätern», riefen die Täter, bevor sie davonfuhren.<br />

Die sunnitischen Aufständischen betrachten Soldaten, Polizisten o<strong>der</strong> Übersetzer für die US-<br />

Truppen als Verräter.<br />

Bei einem Selbstmordanschlag in Machmur <strong>bei</strong> Mossul, 450 Kilometer nördlich von Bagdad,<br />

kamen am Sonntag nach unterschiedlichen Angaben <strong>bis</strong> zu 32 Menschen ums Leben. Wie <strong>der</strong><br />

Gesundheitsminister <strong>der</strong> Regierung des autonomen Kurdengebiets, Zarijan Othman, weiter<br />

mitteilte, wurden 115 Menschen <strong>bei</strong> dem Angriff auf das Hauptquartier <strong>der</strong> Demokratischen<br />

Partei Kurdistans (KDP) verletzt. Das irakische Innenministerium in Bagdad gab die Zahl <strong>der</strong><br />

Todesopfer dagegen mit zehn an.<br />

Bei einem Bombenanschlag <strong>im</strong> Zentrum Bagdads kamen nach Berichten <strong>der</strong> irakischen<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> am Sonntag zwölf Menschen ums Leben. 41 weitere seien<br />

verletzt worden. Wie es hieß, explodierte ein in einem am Straßenrand abgestellten Fahrzeug<br />

versteckter Sprengsatz, als eine Polizeipatrouille vorüberkam. Am Samstag waren nach<br />

Angaben <strong>der</strong> Polizei an verschiedenen Orten in Bagdad die Leichen von 17 <strong>Irak</strong>ern gefunden<br />

worden.<br />

14. Mai<br />

Bei zwei Bombenanschlägen in Bagdad sind am Montag mindestens 13 Menschen getötet und<br />

sieben weitere verletzt worden. Nach Behördenangaben detonierten zwei Autobomben in<br />

verschiedenen Stadtteilen <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt. Durch die Explosion eines Sprengsatzes<br />

in einem Parkhaus <strong>im</strong> Stadtbezirk Al-Karada wurden zwölf Menschen getötet und vier<br />

weitere verletzt. Bei <strong>der</strong> zweiten Explosion auf einer Straße <strong>im</strong> Osten Bagdads kam ein<br />

Mensch ums Leben, drei weitere Menschen wurden verletzt.<br />

Während einer Razzia in Bagdad gegen militante Gruppen wurden nach irakischen<br />

Militärangaben sieben Extremisten getötet und 111 weitere festgenommen. Wie es weiter<br />

hieß, wurden da<strong>bei</strong> Waffen und Sprengstoff sichergestellt.<br />

Im südlichen Bagda<strong>der</strong> Vorort Al-Safarania wurden zwei irakische Zivilisten getötet und 14<br />

an<strong>der</strong>e verletzt, als eine Sprengladung in <strong>der</strong> Nähe einer Polizeistreife explodierte. Unter den<br />

Verletzten waren auch Polizeibeamte. An an<strong>der</strong>er Stelle wurden nach Polizeiangaben,<br />

ebenfalls durch eine Bombenexplosion, drei US-Soldaten getötet. Von US-Seite gab es dazu<br />

keine Bestätigung.<br />

Vier Menschen, darunter drei Polizisten, wurden in <strong>der</strong> nordöstlich von Bagdad gelegenen<br />

Provinzhauptstadt Bakuba <strong>bei</strong> einem bewaffneten Überfall auf eine Polizeiwache getötet und<br />

vier weitere verletzt.<br />

Bei Angriffen <strong>bei</strong> Basra und Bagdad sind ein dänischer Soldat und zwei US-Soldaten getötet<br />

worden. Nahe <strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra wurde ein Sprengsatz gezündet, als eine dänische<br />

Militärkolonne vor<strong>bei</strong>fuhr, teilten die dänischen Streitkräfte in Kopenhagen mit. Zwei<br />

dänische Soldaten seien verwundet worden. In Bagdad wurde eine US-Patrouille angegriffen,<br />

teilten die amerikanischen Streitkräfte mit.


15. Mai<br />

Die japanische Mission <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> soll fortgesetzt werden. Das Unterhaus in Tokio beschloss am<br />

Dienstag, den Einsatz von Transportflugzeugen für humanitäre Lieferungen um zwei Jahre zu<br />

verlängern. Die Stationierung von Bodentruppen zu humanitären Zwecken wurde <strong>im</strong> <strong>Juli</strong><br />

2006 aufgegeben, doch sind Soldaten <strong>der</strong> Luftwaffe in Kuwait vor Ort, um eine Luftbrücke<br />

nach Bagdad aufrecht zu erhalten.<br />

Vor einem Militärgericht in Washington hat am Dienstag das erste Verfahren gegen einen<br />

US-Offizier wegen <strong>der</strong> Misshandlung von Gefangenen <strong>im</strong> Lager Abu Ghraib <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

begonnen. Der 51-jährige Oberstleutnant Steven Jordan muss sich in dem Verfahren wegen<br />

Misshandlung, Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Justiz, Pflichtversäumnissen und Missachtung von Befehlen<br />

verantworten. Bei einer Verurteilung drohen ihm <strong>bis</strong> zu 22 Jahre Haft. Im Zusammenhang mit<br />

dem Gefängnis-Skandal waren in den USA <strong>bis</strong>lang nur nie<strong>der</strong>rangige Soldaten angeklagt und<br />

verurteilt worden, nicht jedoch Angehörige höherer Dienstgrade.<br />

In <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Dienstag <strong>bei</strong> Sprengstoffanschlägen mindestens<br />

fünf Menschen ums Leben gekommen, 15 weitere wurden verletzt. Wie irakische Medien<br />

berichteten, explodierten zwei Bomben in <strong>der</strong> belebten Innenstadt. Am selben Tag wurden<br />

nach Medienberichten auf einem Friedhof in Kerbela, 100 Kilometer südlich von Bagdad,<br />

über 90 nicht identifizierte Leichen entdeckt. Im Großraum <strong>der</strong> nordirakischen Industriestadt<br />

Kirkuk wurden nach Polizeiangaben 14 in <strong>der</strong> Ölindustrie Beschäftigte entführt. Eine Gruppe<br />

<strong>der</strong> Entführer trug Uniformen <strong>der</strong> irakischen Armee und hatte eine Straßensperre errichtet.<br />

In Mosul, ebenfalls <strong>im</strong> Norden des Landes, fassten Soldaten <strong>der</strong> US- geführten Koalition<br />

während morgendlicher Razzien nach eigenen Angaben zehn mutmaßliche Extremisten. In<br />

Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, und in Tadschi nahmen Soldaten <strong>der</strong><br />

Koalition insgesamt neun Verdächtige fest. Die Razzien richteten sich den Angaben zufolge<br />

gegen die Organisationen Ansar Al-Sunna und El-Kaida.<br />

16. Mai<br />

US-Präsident George W. Bush hat nach wochenlanger Suche und mehreren Absagen den neu<br />

geschaffenen Posten eines Koordinators für die Kriege <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und in Afghanistan besetzt.<br />

Neuer «Kriegs-Zar», wie <strong>der</strong> Koordinator in den US-Medien genannt wird, soll <strong>der</strong> Drei-<br />

Sterne-General Douglas Lute (54) werden.<br />

Der britische Prinz Harry wird entgegen früheren Ankündigungen nicht <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> eingesetzt.<br />

Das britische Militär habe sich nach Prüfung aller Risken dagegen entschieden, berichtete <strong>der</strong><br />

Sen<strong>der</strong> BBC am Mittwoch. Der junge Leutnant sei sehr enttäuscht.<br />

In <strong>der</strong> Affäre um die Misshandlung irakischer Gefangener durch nie<strong>der</strong>ländische Soldaten<br />

sind neue Einzelheiten an die Öffentlichkeit gelangt. Wenige Wochen vor <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts zu den Vorwürfen berichtete <strong>der</strong><br />

nie<strong>der</strong>ländische Fernsehsen<strong>der</strong> Nova am Dienstagabend, drei Gehe<strong>im</strong>dienstoffiziere hätten<br />

2003 wahrscheinlich gegen Verhörrichtlinien <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verstoßen. Sie hätten den irakischen<br />

Gefangenen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Befragung Säcke über den Kopf gestülpt und zudem Elektroden<br />

eingesetzt. Nova berief sich da<strong>bei</strong> auf Auszüge des Untersuchungsberichts, <strong>der</strong> Mitte Juni<br />

veröffentlicht werden soll.<br />

Bei einem Chlorgasanschlag in <strong>der</strong> irakischen Stadt Bakuba sind mindestens 35 Menschen<br />

getötet worden. Wie Sicherheitskräfte am Mittwoch mitteilten, wurden <strong>bei</strong> dem Anschlag in


<strong>der</strong> Nacht außerdem mehr als 50 Menschen verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Die<br />

US-Armee hatte Anfang des Jahres Anschläge mit Chlorgas <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> als eine neue Taktik <strong>der</strong><br />

Aufständischen eingestuft. Chlorgas kann starke Verätzungen hervorrufen und <strong>bis</strong> hin zu<br />

tödlichen Vergiftungen führen.<br />

<strong>Irak</strong>ische und amerikanische Soldaten waren am Dienstag in Bakuba, etwa 60 Kilometer<br />

nordöstlich von Bagdad, mit Razzien gegen Milizen vorgegangen, die seit Monaten die Stadt<br />

kontrollierten. Bei Razzien gegen das Terrornetz El Kaida in <strong>der</strong> Nacht zum Mittwoch<br />

wurden nach Angaben des US-Militärs <strong>im</strong> West- und Nordirak insgesamt 30 mutmaßliche<br />

Extremisten festgenommen. In Bagdad kamen <strong>bei</strong> einer Bombenexplosion in einer<br />

Industriezone nach Medienangaben ein <strong>Irak</strong>er ums Leben, drei weitere wurden verletzt.<br />

Bei Kämpfen zwischen <strong>der</strong> schiitischen Mahdi-Miliz und <strong>der</strong> Polizei wurden am Mittwoch in<br />

<strong>der</strong> südirakischen Stadt Nasirija mindestens zwei <strong>Irak</strong>er getötet und rund 20 weitere verletzt.<br />

Zuvor war ein Mitglied <strong>der</strong> Mahdi-Miliz verhaftet worden. Die so genannte Mahdi- Armee,<br />

die größte Miliz <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, war <strong>im</strong> Juni 2003 von dem radikalen Schiiten-Führer Muktada al-<br />

Sadr gegründet worden.<br />

Nach Anschlägen und Gefechten mit mindestens 19 Toten ist in <strong>der</strong> irakischen Stadt Mossul<br />

am Mittwoch eine Ausgangssperre verhängt worden. Die irakische Nachrichtenagentur<br />

St<strong>im</strong>me des <strong>Irak</strong> berichtete unter Berufung auf die örtliche Polizei, <strong>bei</strong> Kämpfen mit<br />

irakischen Sicherheitskräften seien 15 Bewaffnete ums Leben gekommen. Später explodierten<br />

sechs Autobomben. Da<strong>bei</strong> wurden vier Polizisten getötet. 30 weitere Menschen wurden<br />

verletzt. Aufständische sprengten zudem zwei Brücken in <strong>der</strong> Stadt 400 Kilometer nördlich<br />

von Bagdad in die Luft. Menschen wurden kamen da<strong>bei</strong> nicht zu Schaden.<br />

17. Mai<br />

Britische Experten haben in einer <strong>der</strong> <strong>bis</strong>lang dramatischsten Studien zur Entwicklung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

den Zusammenbruch und die Zersplitterung des Landes in verfeindete Herrschaftsgebiete<br />

vorausgesagt. Die Regierung in Bagdad sei mittlerweile gegenüber mehreren lokal begrenzten<br />

Bürgerkriegen und Aufständen völlig machtlos, erklärten Experten <strong>der</strong> anerkannten<br />

außenpolitischen «Denkfabrik» Chatham House.<br />

Es gebe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> nicht «einen» Bürgerkrieg, son<strong>der</strong>n «viele Bürgerkriege und Aufstände». Zu<br />

einem großen Teil sei die Terrororganisation El Kaida in Aufstände, Anschläge und Kämpfe<br />

verstrickt, erklärte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Studie, <strong>der</strong> Nahost-Experte Gareth Stansfield.<br />

Das Papier empfiehlt den USA und Großbritannien, viel stärker als <strong>bis</strong>her die Nachbarstaaten<br />

des <strong>Irak</strong> für Bemühungen um die Befriedung des Landes zu gewinnen. Vertreter des Irans und<br />

<strong>der</strong> USA wollen nach iranischen Angaben am 28. Mai <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> über die schwierige Lage in<br />

dem Land sprechen. Es werde ausschließlich um den <strong>Irak</strong> gehen, betonte Irans Außenminister<br />

Manuchehr Mottaki <strong>bei</strong> einem Außenministertreffen <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Islamischen<br />

Konferenz am Donnerstag in Islamabad. Die USA wollen ihren <strong>Irak</strong>-Botschafter Ryan<br />

Crocker entsenden. Teheran und Washington haben seit 1979 keine diplomatischen<br />

Beziehungen mehr miteinan<strong>der</strong>.<br />

Der amerikanische Fernsehsen<strong>der</strong> ABC berichtete, zwei seiner irakischen Mitar<strong>bei</strong>tern seien<br />

in Bagdad ermordet worden. Kameramann Ala al-Din Asis (33) und <strong>der</strong> Toningenieur Saif<br />

Laith Jussif (26) seien am Donnerstag in ihrem Auto angegriffen und getötet worden.


Ara<strong>bis</strong>che Nachrichtensen<strong>der</strong> berichteten, südlich <strong>der</strong> Hauptstadt seien am Donnerstag drei<br />

US-Soldaten <strong>bei</strong> einer Sprengstoffattacke ums Leben gekommen.<br />

Am Donnerstagabend wurden <strong>bei</strong> Razzien gegen Aufständische in Bagdad zwei US-Soldaten<br />

getötet und neun verletzt, hieß es aus US-Militärkreisen.<br />

18. Mai<br />

In <strong>der</strong> Provinz Dijala nördlich von Bagdad töteten Unbekannte nach Angaben eines<br />

Parlamentssprechers vom Freitag einen Neffen von Parlamentspräsident Mahmud al-<br />

Maschhadani sowie einen Leibwächter des sunnitischen Politikers.<br />

Die irakische Nachrichtenagentur INA meldete, am Freitag hätten rund 50 Aufständische<br />

einen US-Militärstützpunkt in Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, angegriffen.<br />

Sechs <strong>der</strong> Angreifer, die nach Augenzeugenberichten laut «Allahu akbar» (Gott ist groß)<br />

riefen, seien getötet worden.<br />

Ein Selbstmordattentäter riss an einer Straßensperre in Dscharf al-Sachr südlich von Bagdad<br />

drei Polizisten mit in den Tod. Am Ufer des Tigris <strong>bei</strong> Al-Suwaira fand die Polizei fünf<br />

Leichen von Mordopfern. Unter den Getöteten sei ein zwölf Jahre alter Junge, <strong>der</strong> zwei Tage<br />

zuvor entführt worden sei, hieß es. Das US-Militärkommando meldete, amerikanische<br />

Soldaten hätten am Freitag <strong>im</strong> Nordosten von Bagdad sechs mutmaßliche Angehörige einer<br />

Schiiten-Miliz gefangen genommen.<br />

19. Mai<br />

Der scheidende britische Premierminister Tony Blair hat den <strong>Irak</strong>ern am Samstag <strong>bei</strong> einem<br />

Überraschungsbesuch in Bagdad die weitere Unterstützung seines Landes zugesichert.<br />

Wenige Stunden vor Blairs Landung in <strong>der</strong> hermetisch abgeriegelten «Grünen Zone» in<br />

Bagdad schlugen dort drei Katjuscha-Raketen ein, wie <strong>der</strong> Korrespondent des britischen<br />

Sen<strong>der</strong>s BBC berichtete. Da<strong>bei</strong> wurde ein Wachmann getötet. In <strong>der</strong> Zone liegt <strong>der</strong><br />

Regierungssitz. Nach offiziellen Angaben habe es keinen Anhaltspunkt dafür gegeben, dass<br />

<strong>der</strong> Angriff Blair galt. Blair sagte den <strong>Irak</strong>ern zu, dass Großbritannien auch nach seinem<br />

Rücktritt Ende Juni standhaft an ihrer Seite bleiben werde. Es gebe «echte Zeichen für einen<br />

Wandeln und Fortschritt» <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, erklärte er nach Gesprächen mit Ministerpräsident Nuri al-<br />

Maliki und Präsident Dschalal Talabani <strong>bei</strong> seiner siebten Reise und voraussichtlich letzten<br />

Reise in den <strong>Irak</strong>.<br />

Der frühere US-Präsident J<strong>im</strong>my Carter (82) griff den scheidenden Premierminister in<br />

ungewöhnlich scharfer Form an. Blairs «unentwegte Unterstützung» für den <strong>Irak</strong>-Krieg sei<br />

eine «große Tragödie für die Welt», sagte Carter in einem BBC-Interview. Auf die Frage, wie<br />

er Blairs Verhalten gegenüber Bush einschätze, antwortete Carter: «Wi<strong>der</strong>wärtig, ergeben,<br />

blind, offensichtlich unterwürfig.» Die Außenpolitik <strong>der</strong> Regierung von George W. Bush<br />

kritisierte Carter als die schlechteste in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> USA.<br />

Bei <strong>der</strong> Suche nach drei vor einer Woche <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführten amerikanischen Soldaten nahmen<br />

US- geführte Koalitionstruppen neun Verdächtige nahe Amirijah fest. <strong>Irak</strong>ische<br />

Sicherheitskräfte nahmen in Bagdad insgesamt 152 Verdächtige fest, vier Bewaffnete wurden<br />

erschossen. Britische Soldaten verhafteten in Basra ein führendes Mitglied <strong>der</strong> Bewegung des


adikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr, berichtete die irakische Nachrichtenagentur<br />

weiter.<br />

Bewaffnete Angreifer in Uniformen haben am Samstag ein Dorf westlich von Bagdad<br />

überfallen und 15 Männer erschossen. Bei den Opfern handelte es sich um schiitische Kurden,<br />

wie die Partei Patriotische Union Kurdistans (PUK) auf ihrer Website mitteilte. Nach<br />

Angaben eines irakischen Generals drangen die Angreifer am frühen Morgen in die Ortschaft<br />

Hamid Schifi ein und trieben die Bewohner aus ihren Häusern. Anschließend hätten sie die<br />

Männer von ihren Frauen und Kin<strong>der</strong>n getrennt und erschossen. General Nas<strong>im</strong> Scherif<br />

machte für die Tat das Terrornetzwerk Al Kaida verantwortlich. Hamid Schifi liegt in <strong>der</strong><br />

Unruheprovinz Dijala, etwa 100 Kilometer westlich von Bagdad.<br />

Wie das US-Militär am Sonntag mitteilte, wurden in West-Bagdad am Vortag sechs<br />

amerikanische Soldaten und ein irakischer Übersetzer <strong>bei</strong> einem Anschlag getötet.<br />

Bei <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe in Bagdad sind am Samstag mindestens elf Menschen<br />

ums Leben gekommen. Die Zahl <strong>der</strong> Verletzten wurde von <strong>der</strong> unabhängigen Agentur<br />

«St<strong>im</strong>men des <strong>Irak</strong>s» mit 20 angegeben. Ein Selbstmordattentäter hatte den Sprengsatz in<br />

seinem Wagen in <strong>der</strong> Näher eines Marktes <strong>im</strong> Westen <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt gezündet.<br />

20. Mai<br />

Im <strong>Irak</strong> ist neben einer von schiitischen Milizionären besetzten Moschee nach Angaben<br />

sunnitischer Geistlicher ein Massengrab mit Dutzenden von Leichen gefunden worden. Die<br />

Mahdi-Armee ist die Miliz <strong>der</strong> Bewegung des zu Jahresbeginn untergetauchten Schiiten-<br />

Predigers Muktada al-Sadr.<br />

Der Kommandeur <strong>der</strong> US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, General David Petraeus, erklärte unterdessen,<br />

mindestens zwei <strong>der</strong> drei amerikanischen Soldaten, die am 12. Mai in <strong>der</strong> Nähe von Al-<br />

Mahmudija entführt worden seien, seien noch am Leben. Er wisse, dass die Soldaten von<br />

einer Extremistengruppe mit Verbindungen zu El Kaida verschleppt worden seien, erklärte er<br />

in einem Interview mit <strong>der</strong> Zeitung «Army T<strong>im</strong>es».<br />

Augenzeugen berichteten am Sonntag von Kämpfen zwischen britischen Soldaten und<br />

Angehörigen <strong>der</strong> Mahdi-Armee in <strong>der</strong> südirakischen Hafenstadt Basra. Über mögliche Opfer<br />

<strong>der</strong> Gefechte in einem Ar<strong>bei</strong>tervorort wurde zunächst nichts bekannt.<br />

Die regierungsnahe irakische Zeitung «Al-Sabah» berichtete am Sonntag, die Ara<strong>bis</strong>che Liga<br />

plane für den kommenden <strong>Juli</strong> eine <strong>Irak</strong>-Versöhnungskonferenz in Ägypten. An diesem<br />

Treffen sollten auch Anhänger des sunnitischen «Wi<strong>der</strong>standes» und <strong>der</strong> Sadr-Bewegung<br />

teilnehmen.<br />

Im Westen <strong>Irak</strong>s ist am Sonntag ein mit Chlorgas beladener Lastwagen in einen<br />

Polizeikontrollpunkt gerast. Durch das austretende Gas seien elf Menschen verletzt worden,<br />

sagte ein Stammessprecher in <strong>der</strong> Provinz Anbar. Die Polizei habe das sich nähernde<br />

Fahrzeug beschossen. Der Laster sei dann explodiert und habe den Kontrollposten in Sangura<br />

nördlich von Ramadi gerammt. Für die Angriffe werden Al-Kaida-Extremisten verantwortlich<br />

gemacht.<br />

21. Mai


Die Entführer eines chaldäisch-katholischen Priesters aus Bagdad haben Lösegeld für seine<br />

Freilassung gefor<strong>der</strong>t. Wie <strong>der</strong> Weih<strong>bis</strong>chof <strong>der</strong> mit Rom unierten Kirche, Schlemon<br />

Warduni, nach Angaben des katholischen Nachrichtendienstes Asianews vom Montag aus<br />

Rom mitteilte, haben diese Kontakt zum chaldäischen Patriarchat in Bagdad aufgenommen.<br />

Der Pfarrer <strong>der</strong> Mar-Pithion-Kirche, Nawzat Hanna, war am Wochenende nach einem<br />

Krankenbesuch in Bagdad verschleppt worden. Die chaldäische Kirche beklagt in diesem<br />

Zusammenhang wachsende Gewalt gegen Christen in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt.<br />

Das schwer gesicherte irakischeParlament ist am Montag von einer Granate getroffen worden.<br />

Abgeordneten zufolge landete ein Geschoss auf dem Dach über dem Büro von<br />

Parlamentspräsident Mahmud al-Maschhadani.<br />

Im <strong>Irak</strong> ist ein britischer Soldat seinen Wunden aus einem Gefecht mit Aufständischen<br />

erlegen. Der Brite habe während eines Kampfes nach einem Angriff auf einen Öl-Konvoi am<br />

Montag in <strong>der</strong> südlichen Stadt Basra Schussverletzungen erlitten, teilte das<br />

Verteidigungsministerium in London mit.<br />

Bei Angriffen von Extremisten sind am Montag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mindestens zehn Menschen getötet<br />

worden. In Al-Iskandarija südlich von Bagdad starben nach Informationen <strong>der</strong> irakischen<br />

Nachrichtenagentur INA zudem vier Angehörige eines Stammes, die sich ein Gefecht mit<br />

Extremisten lieferten. Nach Angaben <strong>der</strong> Agentur starben sieben Zivilisten als Terroristen in<br />

<strong>der</strong> Ortschaft Hibhib das Feuer auf einen Kleinbus eröffneten. In Bagdad kamen <strong>bei</strong> einem<br />

Sprengstoffangriff auf eine Patrouille <strong>der</strong> irakischen Armee drei Soldaten ums Leben.<br />

Die US-Armee teilte mit, amerikanische Soldaten hätten in Al-Karmah vier irakische Männer<br />

und einen Jungen befreit, die von Extremisten entführt worden waren. Die fünf <strong>Irak</strong>er seien<br />

von den Entführern gefoltert worden.<br />

Die säkulare INA-Partei von Ex-Regierungschef Ijad Allawi berichtete, über dem Haus<br />

Allawis in Bagdad sei am Sonntag ein unbemanntes Spionageflugzeug abgestürzt. Zu<br />

möglichen Verletzen o<strong>der</strong> Schäden sowie zur Herkunft des Spionageflugzeugs wurde nichts<br />

bekannt. Allawi for<strong>der</strong>te die Regierung auf, den Vorfall untersuchen zu lassen. Allawi war<br />

von 2004 <strong>bis</strong> 2005 Ministerpräsident einer Übergangsregierung gewesen.<br />

22. Mai<br />

Im Streit um die Finanzierung des Militäreinsatzes <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> haben die US-Demokraten<br />

Bereitschaft zum Einlenken gegenüber Präsident George W. Bush signalisiert. Nach Angaben<br />

aus Parteikreisen vom Montag (Ortszeit) soll <strong>der</strong> neue Gesetzentwurf für den Kriegshaushalt<br />

keine Fristen für einen Rückzug <strong>der</strong> Truppen aus dem <strong>Irak</strong> enthalten.<br />

Terroristen haben am Dienstag in Bagdad mehr als 40 Menschen getötet. Insgesamt 30<br />

Menschen starben, als zwei Autobomben auf einem Markt <strong>im</strong> Al-Amel-Viertel und an einer<br />

Straßenkreuzung <strong>im</strong> Al-Baija-Viertel explodierten. 75 Menschen wurden nach Polizeiangaben<br />

verletzt. Ein Polizeioffizier und ein Zivilist starben <strong>bei</strong> zwei Explosionen in Ost-Bagdad.<br />

Be<strong>im</strong> Einschlag von Mörsergranaten auf einem Universitätsgelände in dem vorwiegend von<br />

Sunniten bewohnten Stadtteil Adhamija wurden drei Studenten getötet. Der<br />

Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Arabija berichtete, acht Studenten seien <strong>bei</strong> einem Angriff auf einen<br />

Bus gestorben.


23. Mai<br />

Das UN-Kin<strong>der</strong>hilfswerk UNICEF benötigt nach eigenen Angaben 31 Millionen Euro für die<br />

Grundversorgung irakischer Kin<strong>der</strong>. Ihre Lebensumstände hätten sich aufgrund von Gewalt<br />

und Vertreibung dramatisch verschlechtert, erklärte UNICEF am Mittwoch. Jedes fünfte Kind<br />

sei mangelernährt, mehr als zwei Drittel hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

.<br />

Die US-Armee berichtete am Mittwoch, <strong>bei</strong> dem folgenschwersten Angriff auf US-Soldaten<br />

seien am Vortag in Bagdad drei Männer gestorben. Bei einer Patrouille seien mehrere<br />

Sprengsätze in ihrer Nähe detoniert. Zwei weitere Soldaten seien in <strong>der</strong> westlichen Anbar-<br />

Provinz getötet worden. In Bagdad starben zwei US-Soldaten, als ein Sprengsatz neben ihrem<br />

Fahrzeug explodierte. Drei Soldaten seien <strong>bei</strong> diesem Angriff verletzt worden, hieß es. Ein<br />

weiterer Soldat wurde laut Armee in West-Bagdad erschossen, ein an<strong>der</strong>er starb <strong>bei</strong> einer<br />

Sprengstoffattacke südwestlich <strong>der</strong> Hauptstadt.<br />

Aus irakischen Sicherheitskreisen hieß es, ein Attentäter habe sich in einem Kaffeehaus in<br />

Mandali nordöstlich von Bagdad mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt und<br />

mindestens 20 Menschen mit in den Tod gerissen. Rund 25 <strong>Irak</strong>er wurden verletzt. Ein<br />

zweiter Attentäter riss drei Menschen mit in den Tod, als er in einem Einkaufsviertel in <strong>der</strong><br />

Ortschaft Dschibla nahe <strong>der</strong> Stadt Hilla, 100 Kilometer südlich von Bagdad, neben einer<br />

Busstation eine Autobombe zündete. Die Polizei berichtete von 15 Verletzten.<br />

Die regierungsnahe irakische Zeitung «Al-Sabah» berichtete am Mittwoch, amerikanische<br />

und irakische Soldaten hätten einen Anführer <strong>der</strong> Terrorgruppe Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

gefangen genommen. Ahmed Mazhar al-Assawi, <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Terrorgruppe in <strong>der</strong> Stadt<br />

Bakuba nordöstlich von Bagdad, sei am Dienstag <strong>bei</strong> einer Razzia in <strong>der</strong> Umgebung von<br />

Chan Bani Saad gefasst worden.<br />

Die irakische Polizei meldete unterdessen den Fund eines Toten, <strong>bei</strong> dem es sich um einen<br />

von drei am 12. Mai verschleppten US-Soldaten handeln könnte. Seine Leiche wies den<br />

Angaben zufolge Folterspuren auf.<br />

24. Mai<br />

Ein Selbstmordattentäter hat am Donnerstag während einer Trauerfeier <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> 25 Menschen<br />

getötet. Der staatliche Fernsehsen<strong>der</strong> Al-<strong>Irak</strong>ija berichtete, Dutzende von Menschen seien <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Attacke in <strong>der</strong> westlichen Aufständischen-Hochburg Falludscha verletzt worden. Der<br />

Attentäter habe seinen Sprengsatz gezündet, während die Leiche des Verstorbenen zum<br />

Friedhof getragen worden sei.<br />

Das irakische Parlament vertagte unterdessen eine Abst<strong>im</strong>mung über die Ernennung von<br />

sechs neuen Ministern auf den kommenden Sonntag. Die sechs «Unabhängigen» waren von<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki ausgewählt worden, nachdem die sechs Minister <strong>der</strong><br />

Bewegung des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr vor mehr als einem Monat<br />

zurückgetreten waren.<br />

Die regierungsnahe Zeitung «Al-Sabah» berichtete am Donnerstag, die Regierung habe den<br />

Kommandeur <strong>der</strong> irakischen Armee in <strong>der</strong> Stadt Bakuba entlassen und den Justizbehörden<br />

übergeben. General Schakir al-Kaabi soll gefährliche Terroristen gegen Bestechungsgeld aus<br />

dem Gefängnis freigelassen haben.<br />

Ein Zivilist starb <strong>bei</strong> einem Sprengstoffanschlag auf Tagelöhner in Bagdads Schiiten-Vorstadt


Sadr-City. Elf weitere Menschen wurden durch die Attacke auf einem Platz nach Angaben<br />

des Innenministeriums verletzt. Augenzeugen hatten zunächst von «zahlreichen Toten»<br />

gesprochen. Da auf dem Platz, auf dem sich morgens <strong>im</strong>mer Bauar<strong>bei</strong>ter versammeln, in den<br />

vergangenen drei Jahren schon fünf schwere Anschläge verübt worden waren, hat die Polizei<br />

das Gelände umzäunt. Südlich von Kirkuk starben nach Informationen <strong>der</strong><br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> sechs Menschen durch eine Bombenexplosion.<br />

Ara<strong>bis</strong>che Medien berichteten unterdessen, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Leiche, die am Mittwoch südlich von<br />

Bagdad <strong>im</strong> Euphrat gefunden worden ist, handele es sich um einen <strong>der</strong> drei amerikanischen<br />

Soldaten, die am 12. Mai während eines Angriffes nahe <strong>der</strong> Ortschaft Al-Mahmudija<br />

verschleppt worden waren. Dies habe eine Identifizierung durch die US-Armee ergeben.<br />

In <strong>der</strong> Nähe von Bagdad sind <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag zwölf Menschen getötet worden.<br />

Aufständische hätten in Husseinijah, 30 Kilometer nördlich von Bagdad, zunächst einen Bus<br />

mit Schusswaffen angegriffen und da<strong>bei</strong> eine Bombe zurückgelassen, die zu Hilfe eilende<br />

Menschen töten sollte, teilte die US-Armee am Donnerstagabend mit.<br />

25. Mai<br />

Nach dem Repräsentantenhaus st<strong>im</strong>mte auch <strong>der</strong> Senat für das Gesetz, das entgegen <strong>der</strong><br />

ursprünglichen For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Demokratischen Partei keinen Zeitplan für den Abzug <strong>der</strong> US-<br />

Soldaten enthält. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi,<br />

kündigte einen baldigen neuen Anlauf an, einen Kurswechsel <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> durchzusetzen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> weit verbreiteten Kritik am <strong>Irak</strong>-Krieg bedeutet das Gesetz einen<br />

empfindlichen Rückschlag für die Demokraten, die sich in <strong>der</strong> Abst<strong>im</strong>mung gespalten<br />

zeigten: Pelosi st<strong>im</strong>mte gegen das Gesetz, <strong>der</strong> Mehrheitsführer <strong>im</strong> Senat, Harry Reid dafür.<br />

Von den Bewerbern um die demokratische Präsidentschaftskandidatur votieren mit Hillary<br />

Clinton und Barack Obama die aussichtsreichsten Kandidaten ebenfalls mit Nein, Joseph<br />

Biden st<strong>im</strong>mte dafür.<br />

Präsident George W. Bush sollte das Gesetz am Freitag unterzeichnen. Die Verabschiedung<br />

setzte den Schlussstrich unter ein monatelanges Kräftemessen zwischen <strong>der</strong> demokratischen<br />

Mehrheit <strong>im</strong> Kongress und dem republikanischen Präsidenten. Das Gesetz gilt da<strong>bei</strong> als<br />

Etappensieg Bushs, <strong>der</strong> sein Veto gegen den verlangten Truppenabzug von Oktober an<br />

eingelegt hatte. Die Demokraten verbuchten als Erfolg, dass die Finanzmittel erstmals an<br />

Bedingungen geknüpft sind. So werden Wie<strong>der</strong>aufbauhilfen <strong>im</strong> Umfang von zunächst 1,6<br />

Milliarden Dollar von konkreten Fortschritten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Befriedung und Demokratisierung des<br />

<strong>Irak</strong>s abhängig gemacht. Bush soll Mitte <strong>Juli</strong> und Mitte September dem Parlament<br />

Rechenschaft darüber ablegen, ob sich das Land 18 Zielvorgaben - so genannten `benchmarks<br />

- annähert. Er bezeichnete zuletzt den Sommer als entscheidende Phase <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> und st<strong>im</strong>mte<br />

die US-Bürger auf weitere Opfer ein. Angaben <strong>der</strong> US-Armee zufolge wurden <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> weitere<br />

sechs US-Soldaten getötet. Allein am Freitagabend wurden drei US-Soldaten getötet, wie ein<br />

Militärsprecher am Samstag mitteilte. Danach wurde ein Soldat durch eine Bombe in <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad getötet. Ein weiterer starb <strong>bei</strong> einer Schießerei mit<br />

Aufständischen in Bagdad, <strong>der</strong> dritte in <strong>der</strong> westlichen Unruheprovinz El Anbar. Damit<br />

drohen die Verlustzahlen in diesem Jahr den zweiten Monat in Folge einen Rekord zu<br />

erreichen.<br />

Eine von <strong>der</strong> Al-Kaida geführte Gruppe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat `härtere Tage` für die US-Soldaten in dem<br />

Golfstaat angekündigt. Die Organisation Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> bezog sich in ihrer am<br />

Freitag <strong>im</strong> Internet veröffentlichten Erklärung auf eine Rede von Präsident George W. Bush<br />

vom Vortag.


Aufständische sprengten in Bagdad eine wichtige Brücke über den Tigris. Im südirakischen<br />

Kufa trat erstmals seit Monaten wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> radikale Schiitenanführer Moktada al-Sadr auf.<br />

Dessen Mehdi-Miliz hatten die USA zu einem <strong>der</strong> Hauptziele ihrer jüngsten<br />

Sicherheitsoffensive erklärt. Jüngsten Umfragen zufolge haben inzwischen 76 Prozent <strong>der</strong><br />

US-Bürger den Eindruck, <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>-Krieg nehme einen schlechten o<strong>der</strong> sehr schlechten<br />

Verlauf. Nur 20 Prozent sagten, die jüngste Truppenverstärkung habe die Lage verbessert.<br />

26. Mai<br />

Bei einer Reihe von Explosionen in einem belebten Geschäftsviertel <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt Bagdad sind am Samstag mindestens sieben Menschen getötet worden. 34 weitere<br />

Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer, berichtete die irakische<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf Polizeiangaben. Unterdessen wurden in<br />

<strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra <strong>bei</strong> Kämpfen zwischen britischen Truppen und Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

so genannten Mahdi- Miliz des radikalen Schiiten-Führers Muktada al-Sadr mindesten vier<br />

Aufständische getötet. Bereits in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag waren nach Angaben des britischen<br />

Militärs sieben Milizionäre <strong>bei</strong> einem Luftangriff getötet worden.<br />

In Bagdad zündeten Unbekannte am Mittag zunächst eine Autobombe in <strong>der</strong> Nähe eines<br />

Marktes <strong>im</strong> Bezirk al-Baya. Anschließend hätten sie Mörsergranaten auf den von Sunniten<br />

und Schiiten bewohnten Stadtteil geschossen. Zuvor hatten amerikanische Kampfflugzeuge<br />

den Stadtteil Sadr City bombardiert. Da<strong>bei</strong> seien 10 Menschen ums Leben gekommen, sagte<br />

<strong>der</strong> Abgeordnete Salih al-Ekeily, <strong>der</strong> für die Sadr-Bewegung <strong>im</strong> irakischen Parlament sitzt<br />

Britische Kampfflugzeuge griffen in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag Stellungen <strong>der</strong> Mahdi-Miliz in<br />

Basra an. Da<strong>bei</strong> seien sieben Aufständische getötet worden, teilte die britische Armee am<br />

Samstag in Basra mit. Der Luftschlag sei eine Reaktion auf heftige Angriffe <strong>der</strong><br />

Aufständischen gewesen. Berichte, wonach <strong>bei</strong> dem Luftangriff acht Zivilisten getötet worden<br />

seien, wies <strong>der</strong> Militärsprecher zurück.<br />

Die Mahdi-Armee hatte ihre Angriffe am Freitag deutlich verstärkt, nachdem ihr örtlicher<br />

Führer <strong>bei</strong> einem gemeinsamen Einsatz irakischer und britischer Truppen getötet worden war.<br />

Auch am Samstag dauerten die Kämpfe in Basra an. Wie Aswar al-<strong>Irak</strong> berichtete, wurden<br />

da<strong>bei</strong> mindestens vier Aufständische getötet und vier weitere verletzt. Auch ein britischer<br />

Soldat sei verletzt worden, berichtete die irakische Nachrichtenagentur unter Berufung auf die<br />

britische Armee.<br />

27. Mai<br />

Die US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> haben nach eigenen Angaben 42 Menschen aus <strong>der</strong> Hand von Al-<br />

Kaida-Mitglie<strong>der</strong>n befreit. Die Geiseln seien in einem Versteck nordöstlich von Bagdad<br />

festgehalten worden, teilte Generalmajor William Caldwell am Sonntag mit. Einige <strong>der</strong><br />

Betroffenen, alles irakische Zivilpersonen, seien gefoltert worden und wiesen unter an<strong>der</strong>em<br />

Knochenbrüche auf. Es handelte sich dem Militärsprecher zufolge um die <strong>bis</strong>lang größte<br />

Anzahl befreiter Gefangener von Al Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Caldwell erklärte, irakische Hinweise<br />

hätten die US-Truppen zu dem Versteck in <strong>der</strong> Provinz Dijala geführt. «Die Menschen in<br />

Dijala sprechen sich gegen die Al Kaida aus», sagte er. Einige <strong>der</strong> Befreiten seien vier Monate<br />

lang festgehalten worden und müssten medizinisch behandelt werden.<br />

Nach wie<strong>der</strong>holten Angriffen seitens schiitischer Extremisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> führten amerikanische<br />

und irakische Truppen am Sonntag Razzien <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Sadr City durch. In <strong>der</strong><br />

Hochburg des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadr gab es keine größeren


Zwischenfälle, lediglich ein Verdächtiger wurde festgenommen. Die Razzien erfolgten zwei<br />

Tage, nachdem Al Sadr erstmals seit Monaten wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Öffentlichkeit aufgetreten war. In<br />

einer Predigt in Kufa for<strong>der</strong>te er am Freitag vor 6.000 Gläubigen ein Bündnis aus Schiiten<br />

und Sunniten, um die US-Truppen aus dem <strong>Irak</strong> zu vertreiben. Am selben Tag wurde auch ein<br />

ranghoher Kommandeur seiner Mahdi-Miliz <strong>im</strong> Südirak getötet. Daraufhin gerieten die<br />

britischen Truppen <strong>im</strong> Umkreis von Basra unter Granatbeschuss <strong>der</strong> Aufständischen.<br />

In Kut südöstlich von Bagdad kündigten 70 Polizisten am Sonntag ihren Job und gaben ihre<br />

Dienstwaffen zurück. Zur Begründung erklärten sie, sie hätten Angst vor Attacken <strong>der</strong> Mahdi-<br />

Miliz. Die amerikanischen Streitkräfte <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> meldeten <strong>der</strong>weil den Tod von zehn weiteren<br />

US-Soldaten. Zwei von ihnen seien <strong>bei</strong> Bombenanschlägen in Dijala und in Bagdad ums<br />

Leben gekommen. Vier weitere seien am Samstag <strong>bei</strong> Bombenanschlägen südlich und<br />

nördlich von Bagdad in den Tod gerissen worden. Ferner sei ein Marineinfanterist <strong>bei</strong> einem<br />

Kampfeinsatz in <strong>der</strong> westlichen Unruheprovinz Anbar ums Leben gekommen.<br />

28. Mai<br />

Die US-Gehe<strong>im</strong>dienste haben die Probleme mit <strong>der</strong> Terrororganisation El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

sowie einen wachsenden Einfluss des Irans <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> schon vor dem Krieg vorausgesagt. Dies<br />

berichtete <strong>der</strong> Nachrichtensen<strong>der</strong> CNN am Freitagabend unter Berufung auf einen Bericht des<br />

Senats-Gehe<strong>im</strong>dienstausschusses. Die Schaffung einer stabilen Demokratie <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> werde ein<br />

«lange, schwierige und wahrscheinlich turbulente Herausfor<strong>der</strong>ung werden», zitiert CNN aus<br />

dem Gehe<strong>im</strong>dienstbericht. Eine amerikanische Besetzung des <strong>Irak</strong>s würde auch zu einer<br />

wachsenden Zahl vorn Terrorangriffen und an<strong>der</strong>en Operationen von El Kaida führen, hieß<br />

es. Zudem würde wahrscheinlich <strong>der</strong> politische Islam gestärkt.<br />

Die US-Regierung erwägt nach einem Bericht <strong>der</strong> Zeitung «New York T<strong>im</strong>es» <strong>bis</strong> Mitte<br />

kommenden Jahres ein Drittel o<strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> stationierten amerikanischen Truppen<br />

abzuziehen. An entsprechenden Planspielen werde <strong>der</strong>zeit gear<strong>bei</strong>tet, berichtete die Zeitung<br />

am Samstag unter Berufung auf informierte Kreise. Derzeit sind etwa 146.000 US-Soldaten<br />

<strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Diese Zahl könne <strong>bis</strong> Mitte 2008 auf 100.000 schrumpfen.<br />

Am Montag, dem Memorial Day <strong>der</strong> USA, kamen mindestens zehn US-Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ums<br />

Leben. Der Mai ist damit <strong>der</strong> <strong>bis</strong>lang tödlichste Monat für die US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> in diesem<br />

Jahr. Nach einer Zählung <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AB wurden mindestens 112 US-Soldaten<br />

getötet. Am Memorial Day gedenken die Vereinigten Staaten ihrer Kriegstoten.<br />

Angesichts <strong>der</strong> anhaltenden Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> haben die USA und <strong>der</strong> Iran erstmals seit fast drei<br />

Jahrzehnten wie<strong>der</strong> offizielle Gespräche geführt. Delegationen unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />

Botschafter <strong>bei</strong><strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> trafen sich am Montag in <strong>der</strong> scharf bewachten Grünen<br />

Zone <strong>im</strong> Zentrum Bagdads. Einen Durchbruch gab es in <strong>der</strong> ersten Gesprächsrunde nach US-<br />

Angaben nicht.<br />

Es habe keine sofort messbaren positiven Resultate gegeben, sagte US-Botschafter Ryan<br />

Crocker in einer Telefonkonferenz. Es sei aber ermutigend, dass <strong>der</strong> Iran sehr ähnliche<br />

Vorstellungen über die Zukunft des <strong>Irak</strong>s habe. Beide Län<strong>der</strong> wünschten sich einen stabilen,<br />

sicheren, demokratischen, fö<strong>der</strong>alen und friedlichen <strong>Irak</strong>. Allerdings gebe es auf iranischer<br />

Seite einen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen den politischen Erklärungen und <strong>der</strong> ausgeführten Politik,<br />

sagte Crocker. Er habe deshalb die iranische Delegation aufgefor<strong>der</strong>t, die Unterstützung für<br />

sunnitische und schiitische Milizen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sofort zu beenden. Die Iraner hätten darauf nicht<br />

sofort geantwortet, son<strong>der</strong>n eine Antwort in naher Zukunft in Aussicht gestellt. Es sei aber <strong>bei</strong>


dem Treffen nicht darum gegangen, den Iran auf eine Anklagebank zu setzen und einen<br />

juristischen Fall aufzurollen.<br />

Bei einem Autobombenanschlag wurden am Pfingstmontag in Bagdad mindestens 16<br />

Menschen getötet, knapp 30 wurden verletzt. Das teilte <strong>der</strong> Polizeioffizier Qassem Atta mit.<br />

Zunächst war unter Berufung auf Polizeiquellen von mindestens 20 Toten und 72 Verletzten<br />

die Rede gewesen. Der Sprengsatz sei in einer Hauptstraße <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt detoniert.<br />

29. Mai<br />

Im <strong>Irak</strong> sind erneut fünf Auslän<strong>der</strong> von Bewaffneten verschleppt worden. Wie das<br />

Außenministerium in London am Dienstagabend mitteilte, handelt es sich um britische<br />

Staatsbürger. Erste Berichte ara<strong>bis</strong>cher Medien, wonach auch Deutsche unter den Entführten<br />

seien, bestätigten sich nicht. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte am Abend<br />

in Berlin: «Es hat sich <strong>bis</strong>her nicht bestätigt, dass deutsche Staatsangehörige entführt worden<br />

sind. Das scheint so zu sein.» Vertreter <strong>der</strong> britischen Botschaft stünden in Kontakt mit<br />

irakischen Behörden, um die Krise zu lösen, hieß es in London. Einer <strong>der</strong> Briten ist<br />

Angestellter <strong>der</strong> amerikanischen Management-Beratungsfirma BearingPoint.<br />

Der britische Rundfunksen<strong>der</strong> BBC berichtete, die in Kampfanzüge gekleideten Entführer<br />

seien mit dutzenden Polizeiautos über die Palästina-Straße vor dem Finanzministerium<br />

vorgefahren und ungehin<strong>der</strong>t an den Wachen vor<strong>bei</strong> ins Ministeriumsgebäude gegangen, aus<br />

dem sie ihre Geiseln verschleppt hätten.<br />

Frustriert hat Cindy Sheehan, eine <strong>der</strong> prominentesten <strong>Irak</strong>-Kriegsgenerinnen in den USA,<br />

ihren Protest für beendet erklärt. Sheehans Sohn Casey wurde 2004 als Soldat <strong>bei</strong> einem<br />

Gefecht <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> getötet. Daraufhin startete sie ihre Anti-Kriegskampagne, die sie <strong>bis</strong> vor die<br />

Tore von Präsident George W. Bushs Ranch <strong>im</strong> texanischen Crawford führte, während er dort<br />

Urlaub machte. Bush traf sich einmal mit Sheehan kurz nach dem Tod ihres Sohnes. Eine<br />

weitere Begegnung gab es jedoch nicht. Für viele galt sie in den USA als `das Gesicht` des<br />

Kriegsprotests. Doch dieses wolle sie nicht mehr sein, schrieb Sheehan. Sie sei überzeugt,<br />

dass ihr Sohn `für Nichts gestorben` sei und `von seinem eigenen Land getötet wurde`, das<br />

von einer Kriegsmaschinerie geführt werde, `die sogar kontrolliert, was wir denken`. Sie<br />

rechnete aber nicht nur mit <strong>der</strong> Bush-Regierung, son<strong>der</strong>n auch mit den Demokraten ab. Diese<br />

hätten sich gegen sie gewandt, als sie von ihnen dasselbe verlangte, wie von den<br />

Republikanern. Auch <strong>der</strong> Anti-Kriegsbewegung stellte sie ein schlechtes Zeugnis aus: Hier<br />

würden persönliche Eitelkeiten häufig vor Frieden und Menschenleben gestellt.<br />

Bei <strong>der</strong> Explosion von zwei Autobomben in Bagdad sind am Dienstag mindestens 40<br />

Menschen in den Tod gerissen worden. Der erste Anschlag richtete sich gegen Passanten auf<br />

dem Tajaran-Platz, wo sich zahlreiche Geschäfte und Bushaltestellen befinden. Dort kamen<br />

nach Polizeiangaben 23 Menschen ums Leben, 68 wurden verletzt. Der Sprengsatz befand<br />

sich in einem abgestellten Kleinbus. Die Explosion erfasste nach Angaben eines<br />

Augenzeugen eine Reihe von Bussen, die auf dem Platz auf Fahrgäste warteten. Mehr als eine<br />

Stunde später explodierte eine weitere Bombe in einem abgestellten Auto am Rand einer<br />

Geschäftsstraße <strong>im</strong> westlichen Stadtteil Amil. Dort kamen nach Polizeiangaben 17 Menschen<br />

ums Leben, 55 wurden verletzt.<br />

30. Mai<br />

Der Mai ist zusammen mit dem Februar 2004 <strong>der</strong> tödlichste Monat für Journalisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>.<br />

Wie die Menschenrechtsorganisation `Reporter ohne Grenzen` am Mittwoch mitteilte, wurden


in den vergangenen Tagen drei einhe<strong>im</strong>ische Journalisten getötet. Damit stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Todesopfer unter Medienvertretern <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> <strong>im</strong> Mai auf neun. So viele Journalisten kamen seit<br />

dem Beginn des <strong>Irak</strong>-Kriegs vor vier Jahren nur <strong>im</strong> Februar 2004 ums Leben. Diesen Monat<br />

sind unter den Opfern acht irakische Journalisten und ein russischer Fotograf. Schon jetzt sind<br />

<strong>im</strong> <strong>Irak</strong>-Krieg so viele Mitar<strong>bei</strong>ter von Medien umgekommen wie seit 25 Jahren in keinem<br />

an<strong>der</strong>en Konflikt.<br />

Die Vereinigten Staaten nehmen demnächst die ersten 59 Flüchtlinge aus dem <strong>Irak</strong> auf. Das<br />

US-Ministerium für Innere Sicherheit habe <strong>bis</strong>lang in über dreihun<strong>der</strong>t Fällen Gespräche<br />

geführt, von denen mehr als siebenhun<strong>der</strong>t <strong>Irak</strong>er betroffen seien, teilte Ressortchef Michael<br />

Chertoff am Dienstag (Ortszeit) mit. Das Ministerium habe dafür <strong>im</strong> Vorfeld verbesserte<br />

«Durchleuchtungsverfahren» entwickelt. «Die ersten 20 Fälle mit 59 Betroffenen sind<br />

gebilligt worden, und diese Flüchtlinge werden in den kommenden Wochen in die USA<br />

einreisen.» Die US-Regierung will <strong>bis</strong> zu 7000 von den irakischen Flüchtlingen aufnehmen,<br />

die am meisten gefährdet seien, weil sie für die US-Truppen in ihrem Land gear<strong>bei</strong>tet hätten.<br />

Ein Anschlag mit Mörsergranaten auf einen US-Militärstützpunkt in <strong>der</strong> irakischen Stadt<br />

Falludscha hat am Mittwoch sein Ziel verfehlt und stattdessen ein Wohnviertel getroffen.<br />

Da<strong>bei</strong> kamen nach Polizeiangaben neun Zivilpersonen ums Leben, 15 weitere wurden<br />

verletzt. Einschläge wurden <strong>im</strong> Gerichtsgebäude und an<strong>der</strong>en Häusern des Viertels<br />

verzeichnet. In <strong>der</strong> Stadt Hamsa südlich von Bagdad wurde <strong>der</strong> Konvoi eines<br />

Polizeikommandeurs von einer Bombe getroffen. Da<strong>bei</strong> wurden zwei Sicherheitskräfte getötet<br />

und zwei verletzt, wie aus Polizeikreisen verlautete. Im schiitischen Viertel Sadr City in<br />

Bagdad schlug ein Anschlag auf eine Polizeipatrouille fehl. Getötet wurden eine Zivilperson,<br />

vier weitere wurden laut Polizei verletzt.<br />

31. Mai<br />

Bei einem Selbstmordanschlag in <strong>der</strong> mittelirakischen Stadt Falludscha sind am Donnerstag<br />

mindestens 30 Polizeianwärter ums Leben gekommen. <strong>Irak</strong>ische Medien berichteten weiter<br />

unter Berufung auf Polizeihinweise, 20 an<strong>der</strong>e Bewerber für den Polizeidienst seien verletzt<br />

worden.<br />

Bei Angriffen und Anschlägen auf US-Soldaten in Bagdad und Umgebung wurden vier<br />

amerikanische Soldaten getötet und zehn an<strong>der</strong>e verwundet. Wie die US-Streitkräfte<br />

bekanntgaben, war am Vortag am Rande Bagdads auch ein hoher irakischer Polizeibeamter<br />

von fünf Bewaffneten erschossen worden. Bei einem anschließenden Feuergefecht mit USgeführten<br />

Koalitionssoldaten kam einer <strong>der</strong> Attentäter den Angaben zufolge ums Leben.<br />

Am Mittwoch hatte sich nach Angaben <strong>der</strong> US-Armee vom Donnerstag in dem vorwiegend<br />

von Sunniten bewohnten Stadtteil Adhamija ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe in<br />

die Luft gesprengt. Acht Soldaten und und drei <strong>Irak</strong>er erlitten Verletzungen.<br />

Unterdessen ging <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> die Suche nach dem am Dienstag entführten britischen<br />

Computerfachmann und vier britischen Personenschützern weiter. Nach<br />

Augenzeugenberichten hatten die Entführer <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Geiselnahme reguläre Kampfanzüge<br />

getragen und konnten deshalb offenbar ungehin<strong>der</strong>t vorgehen.<br />

1. Juni <strong>2007</strong><br />

US-Präsident George W. Bush schickt eine seiner engsten Beraterinnen zur Unterstützung <strong>der</strong><br />

irakischen Regierung nach Bagdad. Meghan O'Sullivan, die das Weiße Haus <strong>bis</strong> vor kurzem<br />

in Sicherheitsfragen zum <strong>Irak</strong> und zu Afghanistan beraten hatte, solle US-Botschafter Ryan


Crocker unterstützen, kündigte Bush am Donnerstag (Ortszeit) in Washington an. Dort solle<br />

sie in <strong>der</strong> Botschaft präsent sein und die irakische Regierung beraten, sagte er nach einem<br />

Besuch des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani.<br />

US-Marineinfanteristen haben während eines Massakers in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Haditha<br />

auch Frauen und Kin<strong>der</strong> aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet. Zu den Opfern gehörten<br />

unter an<strong>der</strong>em eine 66 Jahre alte Frau, die unbewaffnet war. Auch ein <strong>im</strong> Bett liegendes<br />

junges Mädchen sei erschossen worden, sagte Militärankläger Paul Atterbury am Donnerstag<br />

(Ortszeit) während einer Anhörung in Camp Pendleton in Kalifornien.<br />

Die Marines töteten den Angaben zufolge ebenfalls einen <strong>Irak</strong>er, dem zuvor eine Granate ein<br />

Bein abgerissen hatte. Der Staatsanwalt zeigte nach US-Medienberichten auch eine Aufnahme<br />

mit zwei Frauen, drei Mädchen und einem kleinen Jungen, die <strong>im</strong> Bett erschossen wurden -<br />

einige mit Schüssen in den Kopf.<br />

Bei neuen Anschlägen und Angriffen in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Freitag<br />

mindestens 14 Menschen getötet worden. Bei Granatenbeschuss auf einen Markt <strong>im</strong><br />

Südwesten Bagdads seien zwölf Menschen ums Leben gekommen und 40 weitere Menschen<br />

verletzt worden, teilte ein Krankenhausarzt mit. Der Markt sei mehrfach beschossen worden.<br />

Unter den Getöteten seien auch Kin<strong>der</strong>, hieß es. Im Norden <strong>der</strong> Hauptstadt wurden ebenfalls<br />

durch Granatenbeschuss ein Mensch getötet und drei verletzt. Im Stadtteil Chadra starb<br />

Angaben von Sicherheitskräften zufolge ein Mensch durch einen Bombenanschlag am Rand<br />

einer Straße.<br />

2. Juni<br />

Unbekannte haben in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk Teile einer<br />

Brücke in die Luft gesprengt. An <strong>der</strong> Brücke sei erheblicher Sachschaden entstanden, hieß es<br />

nach Polizeiangaben. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Bei einer Reihe von<br />

Razzien, unter an<strong>der</strong>em außerhalb Bagdads sowie in Falludscha, nahmen Koalitionstruppen<br />

nach Angaben eines US- Armeesprechers acht mutmaßliche Terroristen fest, darunter auch<br />

einen örtlichen Anführer des Terrornetzes El Kaida. Ein mutmaßlicher Extremist sei getötet<br />

worden. Einzelheiten lagen nicht vor.<br />

Nach irakischen Medienberichten starben <strong>im</strong> Mai fast 2000 <strong>Irak</strong>er <strong>bei</strong> Anschlägen. In dem<br />

«verrückten Krieg» seien <strong>im</strong> vergangenen Monat 1949 <strong>Irak</strong>er ums Leben gekommen,<br />

berichtete die Zeitung «Al-Sabah» am Samstag. Nach Medienangaben starben <strong>im</strong> selben<br />

Zeitraum rund 125 US- Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Mit einem neuen Sicherheitsplan versucht die<br />

irakische Regierung in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Koalitionstruppen seit Februar, die Gewalt<br />

<strong>im</strong> Land in den Griff zu bekommen. Nach Angaben <strong>der</strong> ara<strong>bis</strong>chen Sen<strong>der</strong>s El Arabija stieg<br />

die Zahl <strong>der</strong> Opfer <strong>im</strong> Mai <strong>im</strong> Vergleich zu den Vormonaten um 30 Prozent.<br />

US-Soldaten haben <strong>bei</strong> einem Angriff auf Rebellen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> drei Kin<strong>der</strong> getötet. Die Truppen<br />

hätten mutmaßliche Extremisten beschossen, die nahe <strong>der</strong> Stadt Falludscha Bomben am<br />

Straßenrand platziert hätten, erklärte das Militär. Ein Aufständischer sei verletzt worden; <strong>der</strong><br />

Vorfall werde untersucht. Einhe<strong>im</strong>ische sagten, die am Freitag getöteten Kin<strong>der</strong> seien<br />

zwischen sieben und elf Jahre alt gewesen. Das US-Militär gibt selten Stellungnahmen ab, in<br />

denen es von Zivilisten berichtet, die durch US-Soldaten getötet wurden. Einhe<strong>im</strong>ische sagen<br />

seit langem, solche Vorfälle gebe es öfter. Im Norden des Landes zerstörten Aufständische<br />

<strong>der</strong>weil am Samstag eine Brücke, die die Städte Kirkuk und Erbil mit Bagdad verbindet. Der<br />

Polizei zufolge löste die Sprengung ein Verkehrschaos in <strong>der</strong> Gegend aus. Die Extremisten <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> nehmen <strong>bei</strong> Anschlägen <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Brücken ins Visier. Beobachter vermuten mehrere


Gründe dafür. Ziel könnte etwa sein, die Bevölkerung zu verunsichern und durch die<br />

erzwungenen Umwege zu frustrieren.<br />

3. Juni<br />

Britische Militärführer wollen den künftigen Premierminister Gordon Brown einem<br />

Zeitungsbericht zufolge auf einen baldigen Rückzug aus dem <strong>Irak</strong> festlegen. Sie wollten ihm<br />

einen Zeitplan für einen Truppenabzug binnen zwölf Monaten unterbreiten, berichtete <strong>der</strong><br />

«Sunday Telegraph». Stattdessen sei vorgesehen, dass sich die britischen Streitkräfte stärker<br />

auf den Kampf gegen die Taliban in Afghanistan konzentrierten.<br />

Angesichts zunehmen<strong>der</strong> Spannungen in <strong>der</strong> Kurdenregion hat <strong>Irak</strong>s Ministerpräsident Nuri<br />

al-Maliki die Türkei vor einer Invasion <strong>im</strong> Nordirak gewarnt. Eine Offensive gegen kurdische<br />

Rebellen verschl<strong>im</strong>mere die Probleme in <strong>der</strong> Region nur, erklärten Maliki und Kurden-<br />

Präsident Masud Barsani auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Samstag <strong>im</strong><br />

nordirakischen Erbil. Ungeachtet dessen beschossen türkische Soldaten am Sonntag erneut<br />

eine Hochburg kurdischer Rebellen <strong>im</strong> Nordirak, wie Barsani mitteilte. Die Türkei hatte erst<br />

in den letzten Tagen ihre Truppenpräsenz an <strong>der</strong> irakischen Grenze weiter ausgebaut. Dies<br />

löste Befürchtungen <strong>bei</strong> Nato-Partnern wie den USA aus, türkische Soldaten könnten <strong>im</strong><br />

Rahmen ihrer Frühjahrsoffensive gegen PKK-Rebellen <strong>im</strong> Südosten <strong>der</strong> Türkei auch in das<br />

Nachbarland eindringen.<br />

Die Türkei vermutet Aufständische <strong>der</strong> PKK hinter einem Bombenanschlag mit mehreren<br />

Toten vor eineinhalb Wochen in <strong>der</strong> Hauptstadt Ankara. Nach einem weiteren<br />

Bombenanschlag vergangene Woche, <strong>bei</strong> dem 12 Türken ums Leben kamen, näherte sich die<br />

Armee mit Panzern <strong>der</strong> irakischen Grenze. Am Samstag kam es zudem zu einem Zwischenfall<br />

zwischen bewaffneten kurdischen Kräften und türkischen Militärs <strong>im</strong> Nordirak. Nach<br />

türkischen Angaben wurden Soldaten, die seit <strong>der</strong> Ära von Saddam Hussein noch in kleiner<br />

Zahl <strong>im</strong> Land sind, von den Kurden besch<strong>im</strong>pft. Die verbale Attacke habe zwar auf einem<br />

Missverständnis beruht. Dennoch drohte die türkische Armeeführung mit einer harschen<br />

Reaktion, sollte sich ein solcher Zwischenfall wie<strong>der</strong>holen.<br />

Am Sonntag riss die Explosion einer Autobombe in einem belebten Geschäftsviertel <strong>der</strong><br />

schiitischen Ortschaft Balad Rus in <strong>der</strong> Unruheprovinz Dijala mindestens zehn Menschen in<br />

den Tod. Wie die Polizei mitteilte, erlitten rund zwei Dutzend <strong>Irak</strong>er Verletzungen. In einem<br />

westlichen Stadtteil von Bagdad töteten Bewaffnete einen Polizisten und einen Angehörigen.<br />

Die Gefechte in Diwanija begannen bereits am Samstagabend. <strong>Irak</strong>ische Soldaten und<br />

Polizisten riegelten auf <strong>der</strong> Suche nach ranghohen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mahdi-Miliz einen Markt<br />

ab. Einer <strong>der</strong> Gesuchten wurde nach Militärangaben gefasst, allerdings wenig später von<br />

Gesinnungsgenossen befreit. Mit Unterstützung <strong>der</strong> amerikanischen Luftwaffe setzten die<br />

irakischen Truppen ihren Einsatz am Sonntag fort. Ein irakischer Militärsprecher erklärte, die<br />

Gefechte hätten einen Soldaten und zwei weitere Menschen das Leben gekostet. Die<br />

Gesuchten seien nicht gefunden worden, allerdings habe man mehrere Waffenlager entdeckt.<br />

Am Samstag wurden insgesamt mindestens 57 Menschen getötet o<strong>der</strong> tot aufgefunden. Allein<br />

26 Leichen mit Folterspuren wurden in Bagdad entdeckt. Die US-Streitkräfte meldeten am<br />

Sonntag den Tod von insgesamt sieben Soldaten.<br />

4. Juni


Die von den US-Truppen angeführten Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> kontrollieren vier Monate nach<br />

Beginn <strong>der</strong> Sicherheitsoffensive in Bagdad nur etwa ein Drittel <strong>der</strong> Hauptstadt. Wie das<br />

Militär am Montag weiter mitteilte, wurden seit Februar 18.000 zusätzliche US-Soldaten in<br />

Bagdad stationiert.<br />

In <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Mossul sind nach Polizeiangaben ein Priester und drei seiner<br />

Assistenten ermordet worden. Wie die Sicherheitskräfte am Montag mitteilten, wurden die<br />

vier Katholiken nach dem Gottesdienst am Sonntag in <strong>der</strong> Nähe ihrer Kirche tot aufgefunden.<br />

Polizeikreisen zufolge wurden sie aus einem Auto gezogen und erschossen. In <strong>der</strong> Drei-<br />

Millionen-Stadt Mossul leben Menschen zahlreicher Glaubensrichtungen.<br />

Zwei Zivilisten starben am Montag durch die Explosion eines Sprengsatzes neben einem<br />

Kloster in Bagdads südlichem Vorort Safaranija. Nach Angaben von Aswat al-<strong>Irak</strong> wurden<br />

zehn weitere Menschen verletzt. Die Agentur berichtete weiter, ein Selbstmordattentäter habe<br />

sich in einem Krankenwagen vor einem Gebäude <strong>der</strong> medizinischen Fakultät <strong>der</strong> Universität<br />

Bagdad in die Luft gesprengt. Außer dem Attentäter sei niemand zu Schaden gekommen.<br />

Bei einer Razzia in Bagdad töteten die US-Truppen am Montag nach eigenen Angaben einen<br />

«Terroristen», <strong>der</strong> Waffen und Sprengstoff aus dem Iran beschafft haben soll. Am Sonntag<br />

waren <strong>bei</strong> einer Sprengstoffattacke in Bagdad vier amerikanische Soldaten getötet worden.<br />

Das Militärkommando berichtete am Sonntagabend außerdem von einem weiteren Anschlag<br />

am Samstag in West-Bagdad, <strong>bei</strong> dem ein Soldat starb. Damit haben die Aufständischen<br />

allein am Samstag sieben US- Soldaten getötet.<br />

5. Juni<br />

Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency Deutschland hat gegen 57 deutsche<br />

Unternehmen be<strong>im</strong> Bundeswirtschaftsministerium Beschwerde eingelegt. Hintergrund sei<br />

<strong>der</strong>en Verwicklung in den «Öl-für-Lebensmittel»-Skandal <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, teilte Transparency<br />

Deutschland am Dienstag in Berlin mit. Im Rahmen des Programms <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

sollen die Firmen, darunter unter an<strong>der</strong>em Babcock Borsig, Da<strong>im</strong>lerChrysler, Linde und<br />

Siemens, insgesamt 1,9 Millionen Dollar (rund 1,4 Millionen Euro) Schmiergel<strong>der</strong> an den<br />

<strong>Irak</strong> gezahlt haben. Weltweit sollen 2253 Unternehmen gesetzeswidrige Zahlungen an den<br />

<strong>Irak</strong> geleistet haben. Der Regierung unter Saddam Hussein gelang es <strong>der</strong> Anti-<br />

Korruptionsorganisation zufolge zwischen 1999 und 2002 insgesamt 1,8 Milliarden Dollar<br />

aus dem Hilfsprogramm an den Vereinten Nationen vor<strong>bei</strong> auf schwarze Konten zu<br />

schleusen.<br />

Die irakische Regierung muss für eine Verlängerung des Mandats <strong>der</strong> ausländischen<br />

Besatzungstruppen künftig das Parlament um Erlaubnis bitten. Das beschlossen die<br />

Abgeordneten am Dienstag in Bagdad mit klarer Mehrheit. Für den Beschluss st<strong>im</strong>mten die<br />

Anhänger des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr, die sunnitischen<br />

Parlamentsmitglie<strong>der</strong> und eine weitere schiitische Fraktion. Die schiitischen und kurdischen<br />

Anhänger des Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki st<strong>im</strong>mten dagegen.<br />

Bei einer neuen Serie von Gewalttaten sind <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> am Dienstag 27 Menschen getötet<br />

worden. Ein Selbstmordattentäter riss nach US-Militärangaben 15 Menschen mit in den Tod,<br />

als er in Amerijah, 50 Kilometer westlich von Bagdad, auf einem Markt seinen Sprengsatz<br />

zündete. 13 weitere Passanten wurden verletzt.<br />

In Bagdad wurde nach US-Militärangaben eine Selbstmordattentäterin getötet, bevor sie vor<br />

einem Rekrutierungszentrum <strong>der</strong> irakischen Polizei ihren Sprengsatz zünden konnte. Bei


mehreren an<strong>der</strong>en Gewalttaten in Bagdad wurden <strong>im</strong> Laufe des Tages nach Angaben<br />

irakischer Sicherheitskräfte zehn Menschen getötet.<br />

6. Juni<br />

Die türkische Regierung hat Medienberichte über einen Großeinsatz ihrer Armee gegen<br />

Kurden-Rebellen <strong>im</strong> Nordirak zurückgewiesen. Allerdings räumte ein Militärvertreter, <strong>der</strong><br />

anonym bleiben wollte, ein, in den vergangenen Tagen habe es einen `begrenzten Einsatz`<br />

gegeben. Wie viele Soldaten daran beteiligt waren, sagte er nicht. Von einer<br />

`grenzüberschreitenden Operation` könne aber keine Rede sein, betonte er am Mittwoch. Es<br />

sei durchaus üblich, dass türkische Soldaten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verfolgung von Rebellen in dem bergigen<br />

Grenzgelände auf irakisches Territorium gelangten. Zuvor hatte ein Bericht auf <strong>der</strong> Website<br />

`DEBKAfile` für gehörigen Wirbel an den Finanzmärkten gesorgt. Der Ölpreis kletterte auf<br />

über 71 Dollar, nachdem <strong>der</strong> Bericht die Runde machte. 50.000 Soldaten sollen demnach als<br />

Vorhut einer Invasionstruppe abkommandiert worden sein, um <strong>im</strong> Nordirak gegen Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> separatistischen kurdischen Ar<strong>bei</strong>terpartei PKK vorzugehen. Seit längerem wird<br />

spekuliert, ob die die Türkei einen großangelegten Militärschlag gegen die schätzungsweise<br />

4000 Rebellen vorbereitet, die sich in <strong>der</strong> nordirakischen autonomen Kurdenregion<br />

verstecken, um von dort aus Anschläge in <strong>der</strong> Türkei vorzubereiten.<br />

In Bagdad sind am Mittwoch ein chaldäisch-katholischer Priester und fünf jugendliche<br />

Christen verschleppt worden. Die dem Vatikan nahe stehende Nachrichtenagentur Asia News<br />

berichtete in Rom, die Gruppe habe ein Priesterseminar in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt gebucht.<br />

Ein Vertreter des geistlichen Oberhauptes <strong>der</strong> irakischen Schiiten, des Großajatollahs Ali al-<br />

Sistani, ist in <strong>der</strong> Pilgerstadt Nadschaf ermordet worden. Nach Angaben des Sen<strong>der</strong>s St<strong>im</strong>me<br />

des <strong>Irak</strong>s erschossen drei Unbekannte am Mittwoch Scheich Raheem al- Hesnawi vor seinem<br />

Haus in Nadschaf, rund 160 Kilometer südwestlich von Bagdad.<br />

Wie <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> weiter berichtete, wurden <strong>bei</strong> zwei zeitgleichen Autobombenanschlägen am<br />

Mittwoch in einem Schiitenviertel <strong>im</strong> Norden Bagdads sieben <strong>Irak</strong>er getötet und 25 verletzt.<br />

Auch angrenzende Gebäude und Fahrzeuge seien durch die Wucht <strong>der</strong> Detonationen<br />

beschädigt worden.<br />

7. Juni<br />

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache sind am Donnerstag <strong>im</strong> Nordirak zehn<br />

Menschen getötet und 22 weitere verletzt worden. Unter den Verwundeten seien fünf Briten,<br />

erklärte die Polizei. Den Angaben nach raste <strong>der</strong> Attentäter mit einem mit Sprengsätzen<br />

beladenen Lastwagen in das Polizeipräsidium <strong>der</strong> Ortschaft Rabea, nordwestlich <strong>der</strong> Stadt<br />

Mossul. Auch eine benachbarte Behörde sei durch die Explosion zerstört worden. Es war<br />

zunächst unklar, warum die Briten sich in <strong>der</strong> Gegend aufhielten. Viele Briten ar<strong>bei</strong>ten <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> <strong>bei</strong> privaten Sicherheitsfirmen.<br />

In Mossul wurde eine Journalistin erschossen, die Angaben ihres Ar<strong>bei</strong>tgebers zufolge auf <strong>der</strong><br />

Todesliste <strong>der</strong> örtlichen Al-Kaida-Gruppe stand. Die Leiche Sahar al-Hai<strong>der</strong>is sei <strong>im</strong> Viertel<br />

Al-Hadbaa <strong>im</strong> Nordosten <strong>der</strong> Stadt gefunden worden, teilte die unabhängige<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> mit. Ein Agenturkollege <strong>der</strong> Mutter von drei Mädchen<br />

wurde <strong>im</strong> Mai erschossen. Im vergangenen Monat wurden <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zwölf Journalisten getötet,<br />

so viele wie in keinem an<strong>der</strong>en Monat zuvor seit dem Einmarsch <strong>der</strong> US-Truppen vor mehr<br />

als vier Jahren.


Im Südirak wurde <strong>bei</strong> einem Angriff auf eine britische Patrouille Armeeangaben zufolge ein<br />

Soldat getötet. Die Einheit sei mit Maschinengewehren und Panzerfäusten beschossen<br />

worden, teilte das Militär mit. Die Patrouille war auf <strong>der</strong> Suche nach Extremisten <strong>im</strong> Bezirk<br />

Al-Atija nordwestlich von Basra. Die Soldaten nahmen fünf Männer fest und hoben den<br />

Angaben zufolge ein umfangreiches Waffenlager aus.<br />

8. Juni<br />

Bei zahlreichen Anschlägen und Überfällen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Freitag mindestens 63 Menschen<br />

getötet worden. In Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, richteten Unbekannte <strong>im</strong><br />

Haus eines Polizeioffiziers ein Massaker an. Nach Informationen des TV-Sen<strong>der</strong>s Al-Arabija<br />

töteten sie die Ehefrau und zwei Brü<strong>der</strong> des Offiziers sowie elf Wachleute. Vier Kin<strong>der</strong> des<br />

Offiziers seien entführt worden, hieß es.<br />

Bei <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe vor einer schiitischen Moschee in Dakok, nahe <strong>der</strong><br />

nordirakischen Stadt Kirkuk, wurden mindestens 19 Besucher des Freitagsgebets getötet, wie<br />

die Polizei mitteilte. Bei einem Anschlag auf einen Markt <strong>im</strong> Süden des <strong>Irak</strong>s starben<br />

mindestens 15 Menschen. Der ara<strong>bis</strong>che Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Dschasira berichtete, auf<br />

einem Markt in <strong>der</strong> Ortschaft Al-Karna nördlich von Basra seien kurz hintereinan<strong>der</strong> zwei<br />

Sprengsätze detoniert. 30 Menschen wurden nach Angaben des Sen<strong>der</strong>s verletzt.<br />

In <strong>der</strong> südirakischen Stadt Kurna wurden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe nach<br />

Krankenhausangaben mindestens 16 Menschen in den Tod gerissen. Der Sprengsatz<br />

detonierte in einem geparkten Kleinbus an einem Busbahnhof.<br />

Die US-Armee tötete <strong>bei</strong> Razzien in <strong>der</strong> westlichen Anbar-Provinz nach eigenen Angaben<br />

einen mutmaßlichen «Terroristen» und nahm zwölf Verdächtige fest.<br />

9. Juni<br />

Seit vielen Generationen haben die braunen Fluten von Euphrat und Tigris irakische Fischer<br />

und ihre Familien ernährt. Doch <strong>der</strong> jahrelange Krieg, <strong>der</strong> Gewalt und Gesetzlosigkeit mit<br />

sich bringt, bedroht jetzt auch die Fischbestände <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den mächtigen Ströme. Mit<br />

Handgranaten, Elektrokabeln und Gift plün<strong>der</strong>n Wil<strong>der</strong>er das Wasser. Die Fischer dagegen<br />

kommen mit leeren Netzen nach Hause. «<strong>Irak</strong>s Fische sind die Opfer dieser schrecklichen<br />

Verbrechen», sagt Faik Sal<strong>im</strong>, ein alter Fischer in Kut, rund 175 Kilometer stromabwärts <strong>der</strong><br />

Hauptstadt Bagdad.<br />

US-Präsident George W. Bush hat in seinem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. versichert,<br />

dass die irakische Führung hart um eine Tolerierung <strong>der</strong> christlichen Min<strong>der</strong>heit <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ringe.<br />

Der Papst habe seine «große Besorgnis» geschil<strong>der</strong>t, dass die Christen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> schlecht<br />

behandelt werden könnten, berichtete Bush am Samstag nach seinem Treffen mit dem Papst<br />

<strong>im</strong> Vatikan.<br />

Die irakische Regierung hat am Samstag gegen Angriffe <strong>der</strong> türkischen Artillerie auf Ziele <strong>im</strong><br />

Nordirak protestiert. Das Außenministerium habe dem türkischen Geschäftsträger einen<br />

Protestbrief wegen <strong>der</strong> Angriffe in den Provinzen Erbil und Dohuk geschickt, <strong>bei</strong> denen<br />

schwerer Schaden entstanden sei. Die Bevölkerung sei in Panik ausgebrochen. Nach Angaben<br />

eines Sprechers <strong>der</strong> kurdischen Sicherheitskräfte <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> griff die türkische Artillerie am<br />

Samstagmorgen rund 45 Minuten lang Ziele an <strong>der</strong> Grenze zur Türkei an. Das türkische<br />

Außenministerium bestätigte den Empfang des Protestbriefs, äußerte<br />

sich aber zunächst nicht zu den Angriffen selbst.


Die türkische Armee verlangt von <strong>der</strong> Regierung grünes Licht für einen Vormarsch nach<br />

Nordirak, um dort gegen Lager <strong>der</strong> kurdischen Rebellengruppe PKK vorgehen zu können;<br />

<strong>bis</strong>her gibt es aber keinen Parlamentsbeschluss für eine Truppenentsendung. Regierung und<br />

Armee hatten am Mittwochabend Berichte über einen ersten Vorstoß türkischer Truppen nach<br />

Nordirak dementiert.<br />

Bei verschiedenen Gewalttaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Samstag mindestens 26 Menschen getötet<br />

worden. Allein <strong>bei</strong> <strong>bei</strong> einem Selbstmordanschlag auf eine Kaserne <strong>der</strong> irakischen Armee<br />

nahe Iskandarijah, rund 60 Kilometer südlich <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad, kamen zwölf<br />

Soldaten ums Leben, wie Ärzte und Sicherheitskräfte mitteilten. Der Selbstmordattentäter sei<br />

mit einem mit Sprengstoff präparierten Lastwagen in die Kaserne gerast. Mindestens 30<br />

weitere Soldaten seien verletzt worden.<br />

Im Osten <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt starben nach Angaben von Sicherheitskräften <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Explosion eines Sprengsatzes fünf Insassen eines Kleinbusses. Zwölf weitere Insassen seien<br />

verletzt worden, verlautete aus einem Krankenhaus. Die meisten von ihnen hätten schwere<br />

Verbrennungen erlitten. In einem Schiitenviertel <strong>im</strong> Nordosten Bagdads kamen <strong>bei</strong> einem<br />

Autobombenanschlag auf eine Polizeipatrouille zwei Menschen ums Leben. Nach<br />

Polizeiangaben wurden sechs Polizisten und sechs Zivilisten verletzt, nach<br />

Krankenhausangaben waren es sechs Polizisten und zwei Zivilisten. Bei Zusammenstößen<br />

zwischen Sicherheitskräften und Bewaffneten wurde in Bagdad ein weiterer Polizist getötet.<br />

Bei einem Angriff mit Mörsergranaten auf ein Gefängnis in dem von den US-Truppen<br />

geführten Camp Bucca <strong>im</strong> Süden des <strong>Irak</strong> wurden nach Angaben <strong>der</strong> US-Armee sechs<br />

Gefangene getötet und 50 weitere verletzt. Angehörige <strong>der</strong> US-Armee seien nicht verletzt<br />

worden. In Camp Bucca sitzen 13.000 Gefangene ein. Insgesamt zählen die Gefängnisse unter<br />

US-Aufsicht <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> 19.000 Insassen.<br />

10. Juni<br />

Die US-Armee erwägt nach Presseinformationen, ihre <strong>der</strong>zeit <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> stationierten 150.000<br />

Soldaten ab Mitte 2008 auf ein Kontingent von etwa 50.000 zu verringern. Diese Soldaten<br />

sollen dann für mehrere Jahre vor Ort bleiben, wie die «Washington Post» am Sonntag unter<br />

Berufung auf ranghohe Offiziere und Militärexperten berichtete. Laut «Washington Post»<br />

sollen die 50.000 verbleibenden Soldaten 10.000 Soldaten einschließen, die die irakischen<br />

Sicherheitskräfte ausbilden und beraten. 10.000 weitere Armeeangehörige sollen für<br />

Logistik und Befehlsgewalt eingesetzt werden. Hinzu kämen Son<strong>der</strong>einsatzkräfte für den<br />

Kampf gegen das El-Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>.<br />

Im <strong>Irak</strong> haben US-Truppen und irakischen Sicherheitskräfte am Wochenende zwei<br />

Selbstmordanschläge vereitelt. Das US-Militärkommando in Bagdad teilte am Sonntag mit,<br />

irakische Soldaten hätten am Samstag in Bakuba an einer Straßensperre zwei Männer<br />

erschossen, die vorgehabt hätten, sich mit ihren Sprengstoffwesten dort in die Luft zu<br />

sprengen. Ein Anschlag auf einen US-Militärstützpunkt am Sonntag, <strong>bei</strong> dem <strong>der</strong> Fahrer eines<br />

Lastwagens einen Sprengstoffgürtel zur Explosion habe bringen wollen, sei ebenfalls in<br />

letzter Minute verhin<strong>der</strong>t worden. Der Attentäter sei verletzt worden, hieß es.<br />

Ein gewaltiger Sprengsatz hat eine Autobahnbrücke südlich von Bagdad teilweise zum<br />

Einsturz gebracht. Auslöser war allem Anschein nach eine Autobombe, die von einem<br />

Selbstmordattentäter gezündet wurde, wie Sicherheitsbeamte am Sonntagabend mitteilten.<br />

Die wichtigste Nord-Süd-Verbindung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> wurde damit unterbrochen. Mehrere US-<br />

Soldaten sowie einen irakische Zivilperson wurden <strong>bei</strong> dem Anschlag verletzt, Einzelheiten


dazu waren vorerst nicht bekannt.<br />

Wie die US-Armee mitteilte, wurde <strong>im</strong> Süden Bagdads am Sonntag ein amerikanischer Soldat<br />

getötet. Einen weiteren US-Soldaten töteten Aufständische nach Armeeangaben am Samstag<br />

in <strong>der</strong> Provinz Dijala. Gleichentags seien in <strong>der</strong> Provinz <strong>bei</strong> einem Angriff mit<br />

Kampfhubschraubern acht Aufständische getötet worden.<br />

Ein Attentäter riss am Sonntag acht Polizisten mit in den Tod, al er sich vor einer<br />

Polizeiwache nördlich <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad in die Luft sprengte. Zudem seien etwa 50<br />

Menschen verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der Attentäter habe einen mit Sprengstoff<br />

beladenen Lastwagen zur Explosion gebracht. Mehrere Gebäudeteile seien eingestürzt und<br />

viele Polizisten unter den Trümmern verschüttet worden. Mehr als 30 Beamte seien unter den<br />

Verletzten.<br />

In <strong>der</strong> Nacht zu Sonntag kamen <strong>bei</strong> Gefechten zwischen US-Streitkräften und Aufständischen<br />

in Bagdad drei Menschen ums Leben, 17 weitere wurden verletzt. Die US-Soldaten seien <strong>bei</strong><br />

einer Razzia <strong>im</strong> Bezirk Neu-Bagdad unter Beschuss genommen worden, teilte die Polizei mit.<br />

11. Juni<br />

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich am Montag für eine stärkere Rolle <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ausgesprochen. Wenn es die Umstände erlaubten, erwäge er auch eine<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Präsenz von UN-Kräften, erklärte Ban in einem Bericht an den UN-<br />

Sicherheitsrat. Allerdings hätten die UN aus Sicherheitsgründen Personal aus <strong>der</strong> südlichen<br />

Stadt Basra abziehen müssen, wo sich ein bedeuten<strong>der</strong> Ölhafen befindet. Auf längere Sicht<br />

wollten die Vereinten Nationen jedoch wie<strong>der</strong> in Basra und auch verstärkt in Erbil <strong>im</strong> Norden<br />

mit einem Sitz präsent sein.<br />

Die US-Armee erklärte am Sonntagabend, <strong>bei</strong> einem Treffen in Tikrit zwischen 150<br />

sunnitischen Scheichs und Vertretern <strong>der</strong> Provinzverwaltung einschließlich dem Gouverneur<br />

Hamud Schekti sei am vergangenen Mittwoch vereinbart worden, «Salaheddin künftig<br />

gemeinsam gegen El Kaida und an<strong>der</strong>e Terroristen zu verteidigen». Jede Aktion <strong>der</strong><br />

sunnitischen Gruppen soll demnach mit Zust<strong>im</strong>mung und unter Überwachung <strong>der</strong><br />

Polizeiverantwortlichen <strong>der</strong> Provinz erfolgen, wie Oberstleutnant Mark Edmonds, <strong>der</strong> US-<br />

Militärchef in Salaheddin mitteilte.<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> feindlichen St<strong>im</strong>mung zwischen den USA und dem Sudan ar<strong>bei</strong>ten die<br />

Gehe<strong>im</strong>dienste <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Län<strong>der</strong> einem Zeitungsbericht zufolge <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Informationsbeschaffung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zusammen. Der US-Auslandsgehe<strong>im</strong>dienst CIA stütze sich<br />

zunehmend auf die Erkenntnisse des sudanesischen Gehe<strong>im</strong>diensts Muchabarat aus dem<br />

<strong>Irak</strong>, berichtete die «Los Angeles T<strong>im</strong>es» am Montag unter Berufung auf US-<br />

Gehe<strong>im</strong>dienstkreise. Die Erkenntnisse <strong>der</strong> sudanesischen Agenten über die El Kaida und<br />

an<strong>der</strong>e Gruppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hätten sich oftmals als besser erwiesen als die Informationen aus<br />

CIA-eigenen Quellen. Der Sudan habe <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> inzwischen ein ganzes Netzwerk von<br />

Informanten, die Erkenntnisse über die Aufständischen zusammentrügen. Der Wert des Sudan<br />

für die CIA liegt dem Bericht zufolge darin, dass das Land als ein Sprungbrett für<br />

internationale Islamisten auf dem Weg zum Kampfeinsatz <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> dient. Der sudanesische<br />

Gehe<strong>im</strong>dienst könne in diesen Strom <strong>der</strong> Extremisten unerkannt eigene Informanten<br />

einschleusen. Die Kontakte zur CIA hätten sich für die sudanesische Regierung inzwischen zu<br />

einem wichtigen Kanal für die Kommunikation mit <strong>der</strong> US-Regierung entwickelt.


Ein Selbstmordattentäter hat eine Brücke über <strong>der</strong> Autobahn südlich von Bagdad zum<br />

Einsturz gebracht und drei US-Soldaten mit in den Tod gerissen. Der Angreifer sprengte sich<br />

nach Militärangaben am Sonntagabend <strong>bei</strong> Mahmudija in seinem Auto in die Luft. Die<br />

gewaltige Detonation riss einen Teil <strong>der</strong> Brücke ein und zerschnitt damit eine wichtige Nord-<br />

Süd-Verbindung <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>.<br />

12. Juni<br />

Im <strong>Irak</strong> bilden sich in diesen Tagen merkwürdige Allianzen. Die amerikanischen Truppen<br />

verbünden sich mit den sunnitischen Stämmen, von denen einige einst maßgeblich an dem<br />

Aufstand gegen die Besatzungsmacht USA beteiligt waren. Damit wollen sie die sunnitischen<br />

El-Kaida-Terroristen zurückdrängen und ein Gegenwicht zu den von <strong>der</strong> Regierung teilweise<br />

geduldeten Aktivitäten <strong>der</strong> Schiiten-Milizen bilden. Der Iran, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Mai einen Dialog mit<br />

den USA über die Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> begonnen hat, unterstützt gleichzeitig die Schiiten-Milizen,<br />

die zum Teil die Amerikaner angreifen, sich aber gelegentlich auch gegenseitig beschießen<br />

und sunnitische Zivilisten massakrieren.<br />

Die einzige Gruppierung, die inzwischen weitgehend isoliert da steht, ist die Terrorgruppe El<br />

Kaida, <strong>der</strong> nicht nur irakische Islamisten, son<strong>der</strong>n auch Fanatiker aus an<strong>der</strong>en islamischen<br />

Staaten angehören. Nachdem die El-Kaida-Terroristen in den Jahren 2004 und 2005 in den<br />

vorwiegend von Sunniten bewohnten Landesteilen noch zahlreiche Sympathisanten gefunden<br />

hatten, kämpfen inzwischen sogar einige sunnitische Wi<strong>der</strong>standsgruppen gegen die selbst<br />

ernannten «Heiligen Krieger», die mit ihren Autobomben-Anschlägen auf Zivilisten den Hass<br />

vieler <strong>Irak</strong>er auf sich gezogen haben. «Ich glaube, dass die US-Truppen <strong>im</strong> Moment dringend<br />

auf die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Stämmen angewiesen sind», sagte <strong>der</strong> irakische Journalist<br />

Ahmed al-Assad. An<strong>der</strong>s seien die Anschläge von El Kaida, die den Hass zwischen Sunniten<br />

und Schiiten schürten, nicht zu stoppen.<br />

In <strong>der</strong> westlichen Anbar-Provinz, die für die US-Truppen lange Zeit das gefährlichste Pflaster<br />

<strong>im</strong> gesamten <strong>Irak</strong> war, ar<strong>bei</strong>tet die amerikanische Militärführung seit einigen Monaten mit<br />

dem von einigen sunnitischen Stammesführern gebildeten Rat zur Rettung von Anbar<br />

zusammen. Der Rat erhielt Waffen und Ausrüstung für seine Kämpfer, die zum Teil dem so<br />

genannten irakischen Wi<strong>der</strong>stand nahe stehen.<br />

Das Ergebnis: Die El-Kaida-Terroristen wurden vielerorts vertrieben und können sich in<br />

Anbar nicht mehr sicher fühlen. Sie flohen teilweise in die Provinz Dijala, in <strong>der</strong> sowohl<br />

Sunniten als auch Schiiten, Kurden und Turkmenen leben. Dort gibt es inzwischen auch<br />

Bemühungen, das Anbar-Modell <strong>der</strong> Kooperation mit den Amerikanern zu kopieren. «Die<br />

Strategie <strong>der</strong> Amerikaner geht <strong>im</strong> Moment auf, aber wer weiß, ob die von ihnen unterstützen<br />

Gruppen diese Waffen nicht eines Tages auf die Besatzer richten werden», kommentiert ein<br />

Beobachter in Bagdad.<br />

Außerdem tun sich mittlerweile auch unter den Verbündeten neue Gräben auf. Der 35 Jahre<br />

alte Führer des Stammes <strong>der</strong> Dula<strong>im</strong> in <strong>der</strong> Anbar-Provinz, Ali Hatem Sule<strong>im</strong>an, nannte den<br />

Vorsitzenden des Rettungskomitees, Abdul Sattar Abu Rischa, in einem am Dienstag<br />

veröffentlichten Interview mit <strong>der</strong> irakischen Nachrichtenagentur INA einen «Verräter», <strong>der</strong><br />

«seine Überzeugungen, seine Religion und sein Volk für Geld verkauft». Er und elf weitere<br />

Stammesführer wollten sich von Abu Rischa distanzieren, weil dessen Gefolgsleute in den<br />

Schmuggel von Öl verwickelt seien und Reisende auf <strong>der</strong> Straße von Bagdad nach Jordanien<br />

ausraubten.


Die meisten irakischen Regierungsparteien stehen <strong>der</strong> Strategie <strong>der</strong> US-Truppen skeptisch<br />

gegenüber. Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki betont <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>,<br />

«Saddamisten» und bewaffnete Gruppen könnten nicht an <strong>der</strong> nationalen Versöhnung<br />

teilhaben.<br />

Aufständische <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> haben zum dritten Mal binnen drei Tagen eine Brücke <strong>bei</strong> einem<br />

Anschlag schwer beschädigt. Betroffen war am Dienstag wie<strong>der</strong> eine Brücke über <strong>der</strong><br />

wichtigsten Nord-Süd-Autobahn des Landes. Sie wurde <strong>bei</strong> dem Anschlag 60 Kilometer<br />

südlich von Bagdad zu 60 Prozent beschädigt, war aber noch für PKW nutzbar, die einspurig<br />

passieren konnten, wie die Behörden mitteilten.<br />

In Bakuba, <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> Provinz Dijala, kam es am Dienstag zu heftigen Gefechten<br />

zwischen irakischen und amerikanischen Soldaten auf <strong>der</strong> einen und Aufständischen auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite. Da<strong>bei</strong> wurden nach Angaben von Polizei und Krankenhausmitar<strong>bei</strong>tern<br />

drei Soldaten und 15 Rebellen getötet. Die Kämpfe hin<strong>der</strong>ten Studenten in mehreren<br />

Universitäten daran, ihre Abschlussprüfungen abzulegen, wie die Polizei mitteilte.<br />

Die Terrorgruppe Islamischer Staat des <strong>Irak</strong>s veröffentlichte unterdessen ein Video von 14<br />

verschleppten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sicherheitskräfte. Die Männer würden binnen 72 Stunden<br />

getötet, sollten nicht verschiedene For<strong>der</strong>ungen erfüllt werden, hieß es auf <strong>der</strong> Aufnahme.<br />

Unter an<strong>der</strong>em sollten alle weiblichen Gefangenen freigelassen werden.<br />

13. Juni<br />

Nach <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> goldenen Kuppel <strong>der</strong> Grabmoschee von Samarra <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr haben Extremisten nun auch die <strong>bei</strong>den Minarette <strong>der</strong> Moschee in die Luft gesprengt. Die<br />

Moschee zählt zu den wichtigsten Wallfahrtstätten <strong>der</strong> Schiiten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Politiker und<br />

Geistliche appellierten nach dem Anschlag am Mittwoch an die Schiiten, sich nicht zu<br />

Racheakten gegen Sunniten hinreißen zu lassen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki verhängte<br />

in Bagdad <strong>bis</strong> auf weiteres eine Ausgangssperre, um Gewaltakte zu verhin<strong>der</strong>n. Die Partei des<br />

radikalen Schiiten-Führers Muktada al-Sadr kündigte an, ihre Mitar<strong>bei</strong>t <strong>im</strong> Parlament aus<br />

Protest einzustellen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die EU zeigten sich tief besorgt.<br />

Die Polizei in Samarra berichtete, Unbekannte hätten am Morgen Sprengsätze an den <strong>bei</strong>den<br />

Minaretten angebracht. Die Explosion habe die Türme fast vollständig zerstört. Vor <strong>der</strong><br />

Explosion seien auf dem Moschee-Gelände Mörsergranaten eingeschlagen. Das Areal sei von<br />

Einheiten <strong>der</strong> Armee und des Innenministeriums bewacht worden.<br />

Bei einem ersten Anschlag auf die Moschee am 22. Februar 2006 war die mit Gold bedeckte<br />

Kuppel des Bauwerks stark beschädigt worden. Der Terrorakt hatte eine Welle <strong>der</strong> Gewalt<br />

zwischen Sunniten und Schiiten mit schon über 15 000 Toten ausgelöst. Die Grabmoschee<br />

beherbergt die Reliquien von zwei Geistlichen aus dem 9. Jahrhun<strong>der</strong>t, die von den Schiiten<br />

als rechtmäßige Nachfolger des Propheten Mohammed angesehen werden.<br />

Die USA machten das Terrornetzwerk El Kaida für den neuen Angriff auf die Moschee<br />

verantwortlich. El Kaida habe die Absicht, neue Gewalt zwischen den Religionsgruppen <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> zu säen, sagte <strong>der</strong> Sprecher des Weißen Hauses Tony Snow in Washington. Die<br />

Terroristen wollten, dass sich die <strong>Irak</strong>er gegenseitig bekämpften und nicht mehr El Kaida. Die<br />

irakische Regierung und die USA wollten alles tun, damit El Kaida diesmal keinen Erfolg<br />

damit habe.<br />

UN-Generalsekretär Ban warnte vor Vergeltungsanschlägen. Er rief die <strong>Irak</strong>er auf, aus dem


Teufelskreis von Gewalt und Rache auszubrechen. Die deutsche Präsidentschaft <strong>der</strong><br />

Europäischen Union erklärte: «Offensichtliches Ziel dieses schweren Anschlags ist es, die<br />

konfessionelle Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> weiter eskalieren zu lassen und ethnisch-konfessionelle Gewalt<br />

zu schüren.» Die Täter müssten ermittelt und in einem rechtstaatlichen Verfahren zur<br />

Verantwortung gezogen werden.<br />

Das religiöse Oberhaupt <strong>der</strong> irakischen Schiiten, Großajatollah Ali al-Sistani, rief die<br />

Gläubigen angesichts dieser erneuten Beschädigung des Heiligtums zur Selbstbeherrschung<br />

auf. «Die <strong>Irak</strong>er sollen nicht denjenigen folgen, die eine Spaltung her<strong>bei</strong>führen wollen», sagte<br />

er einem seiner Vertrauten zufolge. In <strong>der</strong> zentralirakischen Pilgerstadt Nadschaf marschierten<br />

nach Angaben <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> wütende Schiiten zu Al-Sistanis Büro.<br />

Sie gaben <strong>der</strong> Regierung und den US-Truppen die Schuld an dem Angriff auf das Heiligtum.<br />

Der Vorsitzende <strong>der</strong> religiösen Stiftung <strong>der</strong> Sunniten in Samarra, Scheich Ahmed al-Samarai,<br />

verurteilte den Anschlag. Der sunnitische Rat <strong>der</strong> Religionsgelehrten sprach von einem<br />

«Terrorakt» und verlangte den Rücktritt <strong>der</strong> Regierung. Regierungschef Al-Maliki und das<br />

Parlament for<strong>der</strong>ten die <strong>Irak</strong>er auf, Ruhe zu bewahren.<br />

Dass es <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> überhaupt zu einer Gruppenbildung entlang konfessioneller Trennlinien<br />

gekommen ist, lastet Henner Fürtig vom Institut für Nahost-Studien in Hamburg vor allem <strong>der</strong><br />

Politik <strong>der</strong> USA seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 an. Die Entstehung nach Religion und<br />

Volksgruppe getrennter Wohnviertel in Bagdad etwa sei früher undenkbar gewesen: `Unter<br />

<strong>der</strong> Baath-Partei war das eine weitgehend säkulare Gesellschaftsstruktur.` Die Unterschiede<br />

zwischen Sunniten und Schiiten sowie Arabern und Kurden seien <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Herausbildung<br />

eines gemeinsamen Nationalgefühls <strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Irak</strong> zwar nicht verschwunden, aber längst<br />

von Gegensätzen etwa zwischen Arm und Reich o<strong>der</strong> Stadt und Land überlagert gewesen.<br />

`Der grundlegende Fehler war, dass die USA nach dem Sturz Saddams nicht <strong>bei</strong> diesen neuen<br />

Identitäten angesetzt haben`, sagt Fürtig. So sei <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> Übergangsregierung <strong>im</strong><br />

Frühjahr 2003 reflexartig zu einem ethnischen und religiösen Proporzsystem gegriffen<br />

worden. `Das hat die Menschen quasi in ein religiöses und ethnisches Korsett gezwungen.`<br />

Als Folge würden <strong>bis</strong> heute praktisch alle politischen Anliegen in ein entsprechendes<br />

Vokabular verpackt. `Wenn die USA wirklich demokratisieren wollten, hätten sie <strong>im</strong> Grunde<br />

<strong>bei</strong> den Mittelschichten ansetzen müssen`, sagt Fürtig. Da<strong>bei</strong> habe es diese <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mehr als in<br />

den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Region gegeben. `Man hat die scheinbar leichteste Lösung<br />

gewählt, die aber langfristig die größten Probleme aufwirft`, resümiert <strong>der</strong> Wissenschaftler.<br />

Nach Einschätzung Steinbergs begann die Zerstörung des gemeinsamen Nationalgefühls zwar<br />

schon unter Saddam. Dessen Reg<strong>im</strong>e habe sich in den 80er und 90er Jahren <strong>im</strong>mer stärker<br />

eingeigelt und da<strong>bei</strong> - vor allem nach dem Schiiten-Aufstand 1991 - zunehmend auf die<br />

Sunniten gestützt. Diese Entwicklung sei aber `seit 2003 massiv verstärkt worden` -<br />

angefangen mit <strong>der</strong> Auflösung von Armee und Sicherheitsdiensten. `Für die Sunniten war das<br />

ein Signal, dass sie in diesem neuen Staat marginalisiert werden sollten.` Seit etwa 2005<br />

hätten die USA aus solchen Fehlern gelernt und drängten ihre Verbündeten in allen<br />

Volksgruppen zu Kompromissen etwa <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Öleinnahmen o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> einer<br />

Verfassungsreform. `Es ist aber zu spät. 2005 waren die Sunniten politisch schon so stark<br />

marginalisiert, dass die an<strong>der</strong>en Gruppen nicht mehr bereit waren, ihre Stellungsgewinne<br />

aufzugeben`, sagt Steinberg. Als <strong>der</strong>zeit wichtigste Entwicklung bezeichnet er die<br />

Verlagerung <strong>der</strong> Gewalt aus Bagdad in an<strong>der</strong>e Gebiete. `Das verdeutlicht, dass es nicht nur<br />

den sunnitisch-schiitischen Bürgerkrieg gibt.` So verschärfe sich <strong>im</strong> Norden <strong>der</strong> Konflikt um<br />

die Übernahme <strong>der</strong> Stadt Kirkuk durch die Kurden, was <strong>bei</strong> Arabern und Turkmenen auf<br />

Wi<strong>der</strong>stand stoße. Im Süden dagegen zeichneten sich zunehmende Spannungen zwischen<br />

militanten Gruppen und dem dort dominanten Obersten Rat für die Islamische Revolution ab,


ei denen es um die Machtverteilung in einer künftigen Südregion aus mehreren überwiegend<br />

schiitischen Provinzen gehe. `Ich glaube, dass wir <strong>im</strong> kommenden Jahr relativ deutlich zwei<br />

<strong>bis</strong> drei Teil-Konflikte sehen werden`, sagt Steinberg deshalb.<br />

14. Juni<br />

Nach dem Sprengstoffanschlag auf die Goldene Moschee in <strong>der</strong> irakischen Stadt Samarra hat<br />

Regierungschef Nuri al- Maliki eine Beteiligung <strong>der</strong> Sicherheitskräfte an dem Terrorakt<br />

eingeräumt. «Es gibt Hinweise darauf, dass diejenigen, die mit dem Schutz <strong>der</strong> Moschee<br />

beauftragt waren, eine Rolle <strong>bei</strong> dem Anschlag gespielt haben», sagte <strong>der</strong> schiitische<br />

Ministerpräsident am Donnerstag <strong>im</strong> staatlichen Fernsehen. Aus <strong>der</strong> irakischen Bevölkerung<br />

kommen schon seit Jahren Klagen, dass die Sicherheitskräfte von Extremisten unterwan<strong>der</strong>t<br />

und korrupt seien.<br />

In Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City und in den schiitischen Pilgerstädten Nadschaf und<br />

Kerbela protestierten am Donnerstag Tausende von <strong>Irak</strong>ern gegen den Terror von Samarra.<br />

Wahrscheinlich als Racheakt nach dem Anschlag auf die Grabmoschee, die ein Heiligtum <strong>der</strong><br />

Schiiten ist, zündeten Fanatiker in <strong>der</strong> Nacht zum Donnerstag drei sunnitische Moscheen an,<br />

wie die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete. Auch eine weitere schiitische Moschee<br />

in <strong>der</strong> nordöstlich von Bagdad gelegenen Provinz Dijala war Ziel eines Anschlags. Dort<br />

sprengten Extremisten die Kuppel des Gebäudes. In Basra seien zudem mindestens vier<br />

sunnitische Moscheen unter Beschuss geraten. Nach Angaben von Augenzeugen wurde ein<br />

Zivilist getötet.<br />

Die Gruppe Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> hat laut einem am Donnerstag auf ihrer üblichen<br />

Webseite veröffentlichten Video 14 irakische Soldaten und Polizisten hingerichtet. Das vom<br />

El-Kaida-Netzwerk kontrollierte Bündnis sunnitischer Gruppierungen hatte am Montag<br />

mitgeteilt, es werde die 14 in seiner Gewalt befindlichen Geiseln töten, falls nicht innerhalb<br />

von 72 Stunden alle sunnitischen Frauen aus den Gefängnissen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> freigelassen würden.<br />

Auf dem jetzt veröffentlichten Video sind 14 Männer in Uniform mit verbundenen Augen und<br />

hinter dem Rücken gefesselten Händen auf dem Boden knieend zu sehen. Ein Mann, <strong>der</strong> eine<br />

Kapuze mit Augenschlitzen trägt, tötet jeden <strong>der</strong> 14 durch einen Genickschuss.<br />

Zu den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gruppe gehörte auch, ihr die dem irakischen Innenministerium<br />

unterstellten Polizisten zu übergeben, die beschuldigt werden, die Sunnitin Sabrina el<br />

Dschanabi vergewaltigt zu haben. Ein von ara<strong>bis</strong>chen Fernsehsen<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Februar<br />

ausgestrahltes Video mit entsprechenden Aussagen <strong>der</strong> Frau hatte heftige Kontroversen<br />

ausgelöst.<br />

Im <strong>Irak</strong> sind innerhalb <strong>der</strong> vergangenen zwei Wochen drei einhe<strong>im</strong>ische Agenturjournalisten<br />

getötet worden. Wie die unabhängige Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> am Donnerstag<br />

mitteilte, kam einer ihrer Mitar<strong>bei</strong>ter zu Wochenbeginn <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag in <strong>der</strong><br />

Unruheprovinz Dijala ums Leben. Ein Zweiter wurde vergangene Woche in <strong>der</strong> nördlichen<br />

Stadt Mossul von Aufständischen erschossen. Zudem wurde Ende Mai ein Journalist <strong>der</strong><br />

Nachrichtenagentur Nasar al-Radhi getötet. Der <strong>Irak</strong> gilt als weltweit gefährlichster Ort für<br />

Journalisten. Laut <strong>der</strong> Organisation `Reporter ohne Grenzen` kamen dort seit dem US-<br />

Einmarsch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> 2003 insgesamt 182 Medienvertreter ums Leben.<br />

Ein Angriff mit mehreren Mörsergranaten hat am Donnerstag die streng gesicherte Grüne<br />

Zone in Bagdad erschüttert. Augenzeugen zufolge stiegen in <strong>der</strong> Nähe des Parlaments in <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt weiße Rauchschwaden auf. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht<br />

vor. In <strong>der</strong> Grünen Zone liegen zahlreiche Regierungsgebäude sowie die britische und die US-


Botschaft. Wegen einer mehrtägigen Ausgangssperre nach einem Anschlag auf ein<br />

schiitisches Heiligtum in <strong>der</strong> Stadt Samarra war <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Hauptstadt am Donnerstag<br />

menschenleer.<br />

15. Juni<br />

Bei <strong>der</strong> Unterstützung einer Militäraktion <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ist am Freitag ein US-Kampfflugzeug<br />

abgestürzt. Die US-Luftwaffe bezeichnete den Absturz <strong>der</strong> F-16 offiziell als Unfall. Über das<br />

Schicksal des Piloten machte sie zunächst keine Angaben. Die F-16 ist das am meisten<br />

eingesetzte Kampfflugzeug <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>-Krieg. Die Maschine, die von einem einzelnen Piloten<br />

geflogen wird, gilt als sehr zuverlässig. Zuletzt stürzte am 27. November vergangenen Jahres<br />

eine F-16 ab, <strong>der</strong> Pilot kam da<strong>bei</strong> ums Leben.<br />

Im <strong>Irak</strong> sind nach Angaben des Teheraner Außenministeriums drei iranische Diplomaten von<br />

US-Truppen festgenommen und verhört worden. Wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA<br />

am Freitag meldete, verurteilte Außenamtssprecher Mohammed Ali Hosseini den Vorgang.<br />

Die Diplomaten seien auf dem Weg vom <strong>Irak</strong> nach Iran festgenommen worden, wo sie das<br />

Wochenende <strong>bei</strong> ihren Familien verbringen wollten. Sie seien zunächst von irakischen<br />

Polizisten festgenommen, später aber von US-Soldaten mehrere Stunden festgehalten und<br />

verhört worden. Hosseini sagte, die irakischen Behörden seien über die Reisepläne <strong>der</strong><br />

Diplomaten informiert gewesen. US-Stellen in Bagdad wollten sich nicht zu dem Vorgang<br />

äußern. Der irakische Regierungssprecher Ali al Dabbagh bestätigt aber <strong>im</strong> wesentlichen die<br />

iranischen Angaben. Eine US-Militärstreife habe die Diplomaten nach einer Befragung frei<br />

gelassen.<br />

16. Juni <strong>2007</strong><br />

Die Serie <strong>der</strong> Vergeltungsschläge schiitischer Extremisten auf sunnitische Moscheen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

reißt nicht ab. Am Samstag wurde die Al-Aschra al-Mubaschra-Moschee in Basra <strong>im</strong> Süden<br />

des Landes Ziel einer Attacke Unbekannter. Nach Angaben <strong>der</strong> «Unabhängigen<br />

Nachrichtenagentur» (Independent Newsagency) wurde das Gebäude <strong>bei</strong> einer<br />

Bombenexplosion stark beschädigt. Augenzeugen sagten, Bewaffnete in Polizeiuniformen<br />

hätten das Gotteshaus in <strong>der</strong> Innenstadt in den frühen Morgenstunden angegriffen. Seit dem<br />

Angriff auf die Goldene Moschee <strong>der</strong> Schiiten in <strong>der</strong> Stadt Samarra am Mittwoch hat es<br />

zahlreiche Anschläge auf sunnitische Moscheen gegeben. Nach Angaben sunnitischer<br />

Religionsgelehrter gab es seit Mittwoch mindestens 20 solcher Attacken - unter an<strong>der</strong>em in<br />

Bagdad, Hilla, Basra und Bakuba.<br />

Unterdessen traf US-Verteidigungsminister Robert Gates am Freitag zu einem<br />

unangekündigten Besuch in <strong>der</strong> irakischen Haupstadt ein. Er äußerte sich da<strong>bei</strong> unzufrieden<br />

über mangelnde Fortschritte <strong>der</strong> irakischen Führung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Aussöhnung <strong>der</strong> verfeindeten<br />

Gruppen. «Ehrlich gesagt, sind wir enttäuscht», sagte Gates vor Journalisten. Eines <strong>der</strong> Ziele<br />

seines Besuchs sei, die Regierung in Bagdad zu drängen, die Aussöhnung etwa durch<br />

entsprechende Gesetze voranzutreiben.<br />

Insgesamt biete das Land ein «gemischtes Bild», sagte <strong>der</strong> Pentagon-Chef weiter. Während es<br />

in manchen Gegenden weiterhin Gewalt gebe, öffneten an<strong>der</strong>norts Freizeitparks und Märkte.<br />

Für Gates war es <strong>der</strong> vierte Besuch <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> seit seinem Amtsantritt <strong>im</strong> Dezember. Derweil<br />

stürzte <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ein US-Kampfflugzeug vom Typ F-16 ab. Wie <strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> CNN am<br />

Freitagabend berichtete, kam <strong>der</strong> Pilot da<strong>bei</strong> ums Leben. Die Absturzursache sei unklar. Der<br />

Kampfjet habe Bodentruppen unterstützt, hieß es. Die US-Luftwaffe habe eine Untersuchung<br />

eingeleitet.


17. Juni<br />

Vier Tage nach dem Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra haben die irakischen<br />

Behörden die ganztägige Ausgangssperre in Bagdad wie<strong>der</strong> aufgehoben. Sofort füllten sich<br />

die Straßen <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt mit Menschen, die zur Ar<strong>bei</strong>t o<strong>der</strong> zum Einkaufen<br />

gingen. US-Außenminister Robert Gates äußerte sich am Samstag <strong>bei</strong> seinem Besuch in<br />

Bagdad opt<strong>im</strong>istisch über die Wirkung <strong>der</strong> Verstärkung <strong>der</strong> US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>.<br />

Premierminister Nuri el Maliki sicherte Gates weitere Bemühungen seiner Regierung um die<br />

Aussöhnung <strong>der</strong> Konfliktparteien zu. Bei einem Autobombenanschlag in Kirkuk kamen zwei<br />

Sicherheitskräfte ums Leben. Mutmaßliche sunnitische Extremisten hatten am Mittwoch auf<br />

die Mosche <strong>der</strong> schiitischen Pilgerstadt Samarra einen Sprengstoffanschlag verübt, da<strong>bei</strong><br />

stürzten die <strong>bei</strong>den Minarette ein. Aus Sorge, <strong>der</strong> Anschlag könnte die Gewalt zwischen den<br />

Religionsgruppen wie<strong>der</strong> anfachen, verhängten die Behörden daraufhin in Bagdad neben <strong>der</strong><br />

üblichen nächtlichen eine ganztägige Ausgangssperre. Am Samstag beschlossen die irakische<br />

Regierung und die UN-Bildungsorganisation UNESCO den Wie<strong>der</strong>aufbau des schwer<br />

beschädigten schiitischen Heiligtums.<br />

Gates traf am Samstag in Bagdad mit Maliki zusammen. Der US-Verteidigungsminister<br />

äußerte sich opt<strong>im</strong>istisch über die Verstärkung <strong>der</strong> US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Die volle Wirkung<br />

<strong>der</strong> erhöhten Soldatenzahl mache sich zwar erst jetzt bemerkbar, aber in manchen Bereichen<br />

gebe es schon Verbesserungen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Sicherheitslage. Maliki habe Gates versichert, dass sich<br />

die Regierung ernsthaft bemühe, alle Parteien in den politischen Prozess einzubinden, teilte<br />

Malikis Büro nach dem Treffen mit.<br />

In <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk kamen am Sonntag zwei Sicherheitskräfte ums Leben.<br />

Vier Menschen seien <strong>bei</strong> dem Anschlag in <strong>der</strong> Nähe des Büros <strong>der</strong> Patriotischen Union von<br />

Kurdistan (PUK) verletzt worden, teilte die Polizei weiter mit. Bei mehreren Einsätzen <strong>der</strong><br />

US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> wurden nach US-Militärangaben vom Sonntag zehn mutmaßliche<br />

Aufständische getötet und drei festgenommen. Der radikale Schiitenführer el Sadr rief die<br />

<strong>Irak</strong>er zu einem Marsch auf Samarra auf. Mit <strong>der</strong> Demonstration sollten sie am 5. <strong>Juli</strong> gegen<br />

den Anschlag auf die Goldene Moschee protestieren, erklärte er. Gleichzeitig griff er<br />

Großayatollah Ali Sistani, das Oberhaupt <strong>der</strong> irakischen Schiiten, an. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

schiitischen Gemeinschaft - und insbeson<strong>der</strong>e Sistani - schwiegen zu allen Missetaten <strong>der</strong><br />

USA, Großbritanniens und Israels gegen Schiiten, kritisierte Sadr.<br />

In Bagdad ist Zeitungsmitar<strong>bei</strong>tern zufolge die Leiche eines entführten irakischen Journalisten<br />

gefunden worden. Sie sei neben einer Moschee <strong>im</strong> schiitischen Stadtteil Sadr City entdeckt<br />

worden, sagte am Sonntag ein Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>der</strong> Zeitung `Al-Sabah`, dessen Herausgeber <strong>der</strong><br />

Tote war. Dem Anschein nach sei <strong>der</strong> Mann am Donnerstag getötet worden - einen Tag nach<br />

seiner Entführung.<br />

18. Juni<br />

Britische Soldaten haben am Montag <strong>im</strong> Osten des <strong>Irak</strong>s <strong>bis</strong> zu 36 mutmaßliche schiitische<br />

Milizionäre getötet, die Waffen und Sprengstoff aus dem Iran ins Land gebracht haben sollen.<br />

Ein Arzt in <strong>der</strong> 320 Kilometer südöstlich von Bagdad gelegenen Stadt Amara sagte, 36<br />

Leichen seien in das Allgemeine Krankenhaus gebracht worden. Es sei aber unklar, ob es sich<br />

<strong>bei</strong> den Toten ausschließlich um Milizionäre handele o<strong>der</strong> ob auch Zivilisten darunter seien.<br />

Mehr als 100 Menschen seien <strong>bei</strong> den Kämpfen in Amara und Madschar al-Kebir nahe <strong>der</strong>


iranischen Grenze verletzt worden, hieß es. Auf britischer Seite habe es keine Opfer gegeben.<br />

Das Militärkommando <strong>der</strong> multinationalen Truppen in Bagdad meldete, die Soldaten hätten<br />

20 «Terroristen» getötet. Sechs Verdächtige seien verletzt worden. Nur ein mutmaßlicher<br />

Terrorist sei gefangen genommen worden. Die Soldaten hätten den Kampf mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Luftwaffe für sich entscheiden können. «Die Terroristen haben heute Morgen festgestellt,<br />

dass es für sie keinen sicheren Ort gibt», erklärte ein Militärsprecher. Die Nachrichtenagentur<br />

Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete unter Berufung auf einen irakischen Armeesprecher, in <strong>der</strong> nördlich<br />

von Bagdad gelegenen Provinz Dijala werde bald eine große Militäroperation gegen<br />

Terroristen beginnen. Vor allem Angehörige <strong>der</strong> Terrororganisation Islamischer Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

waren in den vergangenen vier Monaten aus an<strong>der</strong>en Landesteilen geflüchtet und in Dijala<br />

untergetaucht. Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki erklärte <strong>der</strong>weil, er werde nicht<br />

zulassen, dass die US-Truppen Waffen an die Stammesführer verteilen. Die regierungsnahe<br />

Zeitung «Al-Sabah» berichtete, <strong>der</strong> schiitische Ministerpräsident habe <strong>bei</strong> einem Treffen mit<br />

Journalisten erklärt: «Die Regierung wird nicht zulassen, dass irgendjemand an irgendjemand<br />

an<strong>der</strong>en Waffen liefert.» Die US-Armee hatte zuerst in <strong>der</strong> Anbar-Provinz sunnitische<br />

Stämme unterstützt, die gegen die Terroristen <strong>der</strong> El Kaida kämpfen. Über ähnliche<br />

Abmachungen wird auch in an<strong>der</strong>en Unruheprovinzen verhandelt. Die Zeitung meldete<br />

außerdem, in <strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra seien 350 Soldaten aus <strong>der</strong> Armee entlassen<br />

worden, weil sie an Angriffen auf sunnitische Moscheen beteiligt gewesen sein sollen.<br />

Südlich von Bagdad starben am Montag neun Menschen, als in einer Warteschlange vor einer<br />

Tankstelle zwei ferngezündete Autobomben explodieren. Nach Polizeiangaben wurden <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Explosion in <strong>der</strong> Nähe von Mahmudija 25 weitere Menschen verletzt.<br />

In <strong>der</strong> westlichen Stadt Falludscha kamen <strong>bei</strong> drei Explosionen insgesamt drei Menschen ums<br />

Leben, wie die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> berichtete. Die US-Armee teilte mit, zwei<br />

amerikanische Soldaten seien am vergangenen Samstag durch einen Sprengstoffangriff in<br />

Bagdad getötet worden. Die sunnitische Vereinigung <strong>der</strong> Musl<strong>im</strong>schüler meldete am Montag<br />

die Zerstörung einer Moschee in <strong>der</strong> Bakuba durch Beschuss eines US- Panzers am Vortag.<br />

Da<strong>bei</strong> seien fünf <strong>Irak</strong>er getötet worden.<br />

19. Juni<br />

Bei einem verheerenden Selbstmordanschlag sind am Dienstag nahe einer schiitischen<br />

Moschee in Bagdad mindestens 72 Menschen getötet worden. Weitere 130 Personen hätten<br />

Verletzungen erlitten, bestätigte das Innenministerium in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt.<br />

Unterdessen begann <strong>im</strong> Norden von Bagdad eine neue groß angelegte US-Offensive. 10.000<br />

amerikanische und irakische Soldaten gehen in <strong>der</strong> Provinz Dijala gegen Stützpunkte und<br />

Verstecke des Terrornetzwerks El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> vor. In den ersten Stunden wurden da<strong>bei</strong> 22<br />

mutmaßliche Aufständische getötet. nach Angaben des Innenministeriums jagte <strong>der</strong> Attentäter<br />

seinen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen nahe <strong>der</strong> schiitischen Moschee <strong>im</strong><br />

Geschäftsviertel Chilani in die Luft. Durch die gewaltige Detonation stürzte ein Teil <strong>der</strong><br />

äußeren Mauer des Gotteshauses ein. Zu dem hohen Blutzoll kam es aber vor allem, weil sich<br />

<strong>der</strong> Terroranschlag in nächster Nähe zu einem belebten Markt ereignete. Das Viertel selbst<br />

gilt als konfessionell gemischt. Zunächst war nicht klar, ob <strong>der</strong> Anschlag gezielt gegen die<br />

schiitische Moschee gerichtet war o<strong>der</strong> ob <strong>der</strong> Attentäter den Markt - und damit eine<br />

max<strong>im</strong>ale Opferzahl - <strong>im</strong> Visier hatte. Rund 10 000 amerikanische und irakische Truppen<br />

rückten mit Panzern und Kampfhubschraubern in Bakuba, <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> Provinz Dijala,<br />

ein. 22 mutmaßliche Aufständische wurden in den ersten Stunden <strong>der</strong> Militäroperation<br />

«Arrowhead Ripper» (Pfeilspitze) in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> 60 Kilometer nördlich von Bagdad


gelegenen Stadt getötet, wie das US-Militärkommando in Bagdad mitteilte. Aber auch die<br />

irakischen Verbände hatten Verluste.<br />

Bei einem Angriff auf einen Militärkonvoi in Chalis, 62 Kilometer östlich von Bagdad, seien<br />

6 Soldaten getötet und 16 verletzt worden, bestätigten irakische Militärquellen. Ziel <strong>der</strong> groß<br />

angelegten Operation sei es, «den Einfluss von El Kaida in <strong>der</strong> Provinz zu brechen und die<br />

Bedrohung <strong>der</strong> Bevölkerung durch El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> zu beenden», erklärte General Mick<br />

Bednarek, <strong>der</strong> Vize-Kommandeur <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Operation beteiligten 25. US-Infanteriedivision.<br />

Die Provinz Dijala war zu einer Hochburg von Aufständischen und El-Kaida-Kämpfern <strong>im</strong><br />

<strong>Irak</strong> geworden, seit die Amerikaner ihre Truppen vor mehreren Monaten in <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

Bagdad zusammengezogen hatten. Die Verstärkung <strong>der</strong> US-Militärpräsenz in Bagdad sollte<br />

die Sicherheitslage dort erheblich verbessern, brachte aber <strong>bis</strong>lang eher mäßige Ergebnisse.<br />

Der <strong>Irak</strong>-Krieg ließ inzwischen die Zahl <strong>der</strong> Flüchtlinge weltweit zum ersten Mal seit fünf<br />

Jahren wie<strong>der</strong> deutlich steigen. Wie das UN- Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR)<br />

am Dienstag in seinem in Genf veröffentlichten Jahrresbericht festhielt, hatte die Zunahme<br />

gegenüber 2005 rund 14 Prozent betragen. Der Großteil dieses Anstiegs ging auf das Konto<br />

<strong>der</strong> Gewalt <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, vor <strong>der</strong> 2006 rund 1,5 Millionen Bewohner aus dem Land geflohen<br />

waren. Die meisten von ihnen gingen nach Syrien o<strong>der</strong> Jordanien.<br />

Bei einem <strong>der</strong> schärfsten Angriffe seit Wochen haben Extremisten knapp ein Dutzend<br />

Granaten auf das streng gesicherte Regierungsviertel von Bagdad abgefeuert. Ob es <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Attacke am Dienstag Opfer gab, war zunächst unklar. Reuters-Reporter berichteten von<br />

etlichen Rauchfahnen, die am Westufer des Tigris aufstiegen. Die so genannte Grüne Zone, in<br />

<strong>der</strong> sich neben Regierungsgebäuden und die US-Botschaft befindet, ist bereits mehrfach zum<br />

Ziel extremistischer Angriffe geworden.<br />

20. Juni<br />

US-Soldaten und irakische Armeeverbände haben am Mittwoch ihre Offensive nördlich von<br />

Bagdad den zweiten Tag in Folge fortgesetzt. Allein am Vortag seien 30 mutmaßliche El-<br />

Kaida-Kämpfer getötet sowie 14 Sprengsätze und zwei Waffenlager entdeckt worden, teilte<br />

das US-Militärkommando in Bagdad mit. Ein drittes Waffen- und Munitionslager <strong>der</strong><br />

Aufständischen sei durch einen Präzisionsschlag aus <strong>der</strong> Luft zerstört worden. An <strong>der</strong><br />

Operation «Pfeilspitze» sind in <strong>der</strong> nördlich von Bagdad gelegenen Provinz Dijala rund 10<br />

000 amerikanische und irakische Soldaten beteiligt. Die Provinz gilt als eine Hochburg des<br />

Terrornetzes El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, seitdem das US-Militär seit Jahresbeginn seine Kräfte auf die<br />

Hauptstadt konzentriert und an<strong>der</strong>e Landesteile vernachlässigt hatte. In Bagdad wurden<br />

indessen die Opfer eines verheerenden Selbstmordanschlags vom Vortag <strong>bei</strong>gesetzt. Der<br />

Attentäter hatte sich mit einem Lastwagen vor einer schiitischen Moschee <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt in die Luft gesprengt. Mindestens 78 Menschen waren da<strong>bei</strong> nach<br />

Polizeiangaben vom Mittwoch gestorben, 224 verletzt worden. Der irakische<br />

Ministerpräsident Nuri al-Maliki bezeichnete die Bluttat in einer schriftlichen Erklärung als<br />

«weiteren Beweis dafür, dass Terroristen und Saddam-Anhänger darauf beharren, die<br />

Flammen des konfessionellen Zwists zu schüren und alle Werte und Heiligtümer zu<br />

entehren».<br />

Unbekannte Bewaffnete sprengten am Mittwoch <strong>im</strong> Süden von Bagdad drei sunnitische<br />

Moscheen in die Luft. Personen kamen da<strong>bei</strong> allerdings nicht zu Schaden, berichtete die<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf die Polizei.


<strong>Irak</strong>ische und US-Soldaten haben 24 Kin<strong>der</strong> aus einem Waisenhaus des Schreckens in Bagdad<br />

gerettet. Wie das US- Militärkommando in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt erst am Mittwoch<br />

mitteilte, empfingen die Soldaten vor zehn Tagen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Durchsuchung des Waisenhauses<br />

unbeschreibliche Bil<strong>der</strong> des Elends und Schreckens. 24 Jungen <strong>im</strong> Alter zwischen 3 und 15<br />

Jahren vegetierten nackt und unterernährt, zum Teil an ihre Betten gefesselt, in dunklen,<br />

fensterlosen Räumen. Als sie aus ihrer verliesartigen Unterkunft befreit wurden, konnten viele<br />

von ihnen nicht einmal mehr auf ihren Beinen stehen. In Nebenräumen fand das Militär<br />

genügend Lebensmittel und Klei<strong>der</strong>, mit denen die Jungen hätten versorgt werden können.<br />

Die Kin<strong>der</strong> seien in ein an<strong>der</strong>es, besser geführtes Waisenhaus gebracht worden, hieß es in <strong>der</strong><br />

Mitteilung. Die Gründe für ihre Vernachlässigung durch das Personal, das <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Durchsuchung anwesend war, würden noch untersucht.<br />

21. Juni<br />

Die völlig verwahrlosten 24 Waisenkin<strong>der</strong> aus einem öffentlichen Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong> <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt Bagdad sind in ein an<strong>der</strong>es Kin<strong>der</strong>he<strong>im</strong> gebracht worden. Die zum Teil <strong>bis</strong> aufs<br />

Skelett abgemagerten Jungen <strong>im</strong> Alter zwischen drei und 15 Jahren würden nun <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong><br />

Dar-el-Hanan-Waisenhaus betreut, berichtete ein Journalist <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AFP am<br />

Donnerstag. Dort bekamen sie Klei<strong>der</strong> und Betten. US-Soldaten hatten die Jungen entdeckt<br />

und sie wegen ihres apathischen Zustands zunächst für tot gehalten. Die Jungen mussten in<br />

einen dunklen Raum ohne Fenster dahinvegetieren, wie ein Armeesprecher berichtete.<br />

Ein Selbstmordattentäter hat sich am Donnerstag mit seinem Tanklastwagen vor dem Rathaus<br />

<strong>der</strong> nordirakischen Stadt Sule<strong>im</strong>an Beg in die Luft gesprengt. Da<strong>bei</strong> riss er mindestens 16<br />

Menschen mit in den Tod, 68 wurden verletzt, wie die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong><br />

unter Berufung auf die irakische Armee bestätigte. Die Ortschaft liegt in <strong>der</strong> zwischen<br />

Kurden, sunnitischen Arabern und Turkmenen umstrittenen, erdölreichen Region Kirkuk, 90<br />

Kilometer südlich <strong>der</strong> gleichnamigen Provinzhauptstadt. Das US-Militär setzte indessen den<br />

dritten Tag in Folge seine Offensive <strong>im</strong> Norden von Bagdad fort. Da<strong>bei</strong> geht es gegen<br />

Stellungen und Verstecke von Aufständischen und El-Kaida-Kämpfern in <strong>der</strong> Provinz Dijala<br />

und <strong>der</strong>en Hauptstadt Bakuba, 60 Kilometer nördlich von Bagdad, vor. Eine so genannte<br />

Präzisionsbombe verfehlte da<strong>bei</strong> ihr Ziel, ein Waffenlager <strong>der</strong> Rebellen in Bakuba, und traf<br />

ein Wohnhaus. Elf Zivilisten seien verletzt worden, teilte das US-Militärkommando in<br />

Bagdad mit. Bei einem Mörserangriff auf eine südliche Vorstadt von Bakuba töteten die<br />

Aufständischen mindestens 3 Zivilisten und verletzten 15 weitere, bestätigten irakische<br />

Polizeiquellen. Außerdem sprengten die sunnitischen Rebellen eine schiitische Moschee in ie<br />

Luft. In den ersten <strong>bei</strong>den Tagen <strong>der</strong> Offensive seien 41 feindliche Kämpfer getötet, 5<br />

Waffenlager ausgehoben, 25 Sprengsätze entdeckt und 5 mit Sprengfallen versehene Häuser<br />

zerstört worden, gab das US- Militär weiter bekannt. An <strong>der</strong> Offensive sind rund 10000<br />

amerikanische und irakische Soldaten beteiligt. Die Provinz Dijala wurde zum Rückzugsraum<br />

für Aufständische und mutmaßliche Terroristen, seitdem das US-Militär zu Jahresbeginn<br />

seine Kräfte auf die Hauptstadt Bagdad konzentrierte und deshalb an<strong>der</strong>e Landesteile<br />

vernachlässigen musste. Starke Verluste erlitt die US-Armee in den letzten Tagen in Bagdad<br />

und <strong>der</strong> Provinz Anbar. Insgesamt kamen dort 14 US-Soldaten seit Dienstag nach Angaben<br />

des US-Militärs <strong>bei</strong> Anschlägen und Kämpfen ums Leben, fünf weitere wurden verwundet.<br />

22. Juni<br />

Das US-Militär hat am Freitag seine Großoffensive in <strong>der</strong> zentralirakischen Provinz Dijala<br />

den vierten Tag in Folge fortgesetzt und mit einem Hubschrauber-Einsatz 17 Aufständische<br />

getötet. Gleichzeitig wurden <strong>bei</strong> einem Selbstmordanschlag in <strong>der</strong> westirakischen Provinz<br />

Anbar <strong>bis</strong> zu 20 Polizisten getötet. Zu dem Hubschrauber-Einsatz kam es, nachdem US-<br />

Soldaten in <strong>der</strong> Nähe von Chalis, 62 Kilometer östlich von Bagdad, einen verdächtigen


Kleinbus beobachtet hatten, <strong>der</strong> einen Kontrollpunkt <strong>der</strong> irakischen Polizei zu umfahren<br />

trachtete. Die von den Helikoptern abgefeuerten Raketen zerstörten das Fahrzeug völlig, gab<br />

das US-Militärkommando in Bagdad bekannt. Die getöteten Männer sollen nach diesen<br />

Angaben dem Terrornetzwerk El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> angehört haben. Die auf mehrere Wochen<br />

angelegte Offensive mit rund 10 000 amerikanischen und irakischen Soldaten soll die El-<br />

Kaida-Zellen in Dijala el<strong>im</strong>inieren. In <strong>der</strong> ethnisch und konfessionell gemischten Provinz<br />

konnten sunnitische Aufständische und Extremisten neue Hochburgen errichten, seitdem das<br />

US-Militär <strong>im</strong> Februar seine Kräfte auf die Hauptstadt Bagdad konzentriert und an<strong>der</strong>e<br />

Landesteile vernachlässigt hat. Bei verschiedenen Aktionen <strong>im</strong> gesamten <strong>Irak</strong> tötete das US-<br />

Militär am Freitag zwei weitere Aufständische und nahm 37 fest. In <strong>der</strong> Provinz Anbar<br />

richtete ein Selbstmordattentäter ein Blutbad an. Nach Augenzeugenberichten sollen <strong>bis</strong> zu 20<br />

Polizisten getötet worden sein, als sich <strong>der</strong> Extremist mit seinem Fahrzeug vor <strong>der</strong><br />

Polizeiwache von Bagdadi, 180 Kilometer westlich von Bagdad, in die Luft sprengte. Weitere<br />

10 Beamte hätten Verletzungen erlitten, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>.<br />

Anbar, in früheren Zeiten eine Hochburg sunnitischer Aufständischer und El-Kaida-Kämpfer,<br />

galt zuletzt als eher ruhig. Dort hatten sich die ortsansässigen Rebellen offen gegen die<br />

fundamentalistischen Gotteskämpfer <strong>der</strong> El Kaida gewandt.<br />

23. Juni<br />

Die regionalen Führer des Terrornetzwerks El Kaida in <strong>der</strong> zentralirakischen Provinz Dijala<br />

haben angesichts einer Offensive amerikanischer Truppen das Weite gesucht. Rund 80<br />

Prozent <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Führungsebene <strong>der</strong> El Kaida seien inzwischen - am fünften Tag<br />

<strong>der</strong> Offensive - längst entkommen, teilte <strong>der</strong> US- Korpskommandant <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, General Ray<br />

Odierno, in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag in einer Videokonferenz mit. «Sie wussten, dass diese<br />

Operation kommen würde, sie sahen sich die Nachrichten an, sie wussten, dass wir eine<br />

Razzia machen würden», sagte Odierno.<br />

Bei Bombenanschlägen auf ihre Patrouillen und Fahrzeuge starben indes allein am Samstag<br />

sieben US-Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Rund 10000 amerikanische und irakische Soldaten gehen seit<br />

Dienstag in <strong>der</strong> nördlich von Bagdad gelegenen Provinz gegen Aufständische und El-Kaida-<br />

Zellen vor. In <strong>der</strong> ethnisch und konfessionell gemischten Region konnten sunnitische<br />

Aufständische und Extremisten neue Hochburgen bilden, nachdem das US-Militär <strong>im</strong> Februar<br />

seine Kräfte auf die Hauptstadt Bagdad konzentriert und an<strong>der</strong>e Landesteile vernachlässigt<br />

hatte. <strong>Irak</strong>ische Medien berichteten am Samstag von erbittertem Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> El-Kaida-<br />

Kämpfer in <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Bakuba (60 Kilometer nördlich von Bagdad). Be<strong>im</strong><br />

Vorrücken <strong>im</strong> Stadtbezirk Chatun stieß das US-Militär am Vortag auf eine Folterkammer.<br />

Messer, Sägen und Blutflecken kündeten von grausigen Foltermethoden <strong>der</strong> El Kaida. In<br />

einem nahe gelegenen Haus fanden die US-Soldaten 45 mit Sprengstoff gefüllte<br />

Metallbehälter, Material zur Herstellung von Bomben und mehrere Computer.<br />

Bei einem Kampfeinsatz <strong>im</strong> Nordwesten von Bagdad starben am Samstag vier US- Soldaten,<br />

als ihr Fahrzeug auf eine von den Aufständischen ausgelegte Mine fuhr, teilte das US-<br />

Militärkommando in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt mit. Zwei US-Soldaten wurden am selben Tag<br />

in Bagdad und einer in Tikrit (180 Kilometer nördlich von Bagdad) <strong>bei</strong> ähnlichen Anschlägen<br />

getötet. In Basra starb in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag ein britischer Soldat an den Verletzungen,<br />

die er am Vortag <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag auf seine Patrouille erlitten hatte. Unbekannte<br />

Bewaffnete, die als Polizisten getarnt einen vorgetäuschten Kontrollpunkt errichtet hatten,<br />

töteten in <strong>der</strong> südirakischen Provinz Kerbela sechs Zivilisten.<br />

24. Juni


Im Prozess um den Völkermord an den Kurden während des Saddam-Reg<strong>im</strong>es hat ein<br />

irakisches Son<strong>der</strong>gericht am Sonntag einen <strong>der</strong> Hauptangeklagten zum Tode verurteilt. Die<br />

Richter verhängten die Höchststrafe gegen Ex-Verteidigungsminister Sultan Hasch<strong>im</strong>. Nach<br />

Angaben des ara<strong>bis</strong>chen Fernsehsen<strong>der</strong> Al-Dschasira wurden zwei weitere Angeklagte zu<br />

lebenslanger Haft verurteilt, ein Angeklagter wurde freigesprochen. Zwei weiteren<br />

Angeklagten droht ebenfalls <strong>der</strong> Tod durch den Strang, darunter dem als «Chemie-Ali»<br />

berüchtigten Cousin von Ex-Machthaber Saddam Hussein, Ali Hassan al- Madschid. Die<br />

Urteile sind noch nicht rechtskräftig und müssen noch von einer Berufungskammer bestätigt<br />

werden. Bei <strong>der</strong> so genannten «Anfal»- Kampagne gegen die Kurden waren von Saddams<br />

Truppen und Gehe<strong>im</strong>diensten Ende <strong>der</strong> 80er-Jahre Hun<strong>der</strong>tausende irakische Kurden getötet<br />

und vertrieben worden. Der ursprüngliche Hauptangeklagte war Saddam Hussein selbst. Das<br />

Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt, nachdem er auf Grund des Urteils in einem<br />

an<strong>der</strong>en Prozess am 30. Dezember des Vorjahrs hingerichtet worden war.<br />

25. Juni<br />

Eine Reihe von Selbstmordanschlägen hat am Montag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mindestens 32 Menschen das<br />

Leben gekostet. Der folgenschwerste Anschlag ereignete sich in einem Hotel in Bagdad, wo<br />

sich trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte<br />

und mindestens zwölf Menschen tötete. 21 weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben<br />

verletzt. Der Mann betrat gegen Mittag mit einem Sprengstoffgürtel die Lobby des Mansour-<br />

Hotels und zündete seine Bombe vor <strong>der</strong> Rezeption. In dem Hotel am Ufer des Tigris sind<br />

unter an<strong>der</strong>en die chinesische Botschaft und Mitar<strong>bei</strong>ter von Medienorganisationen<br />

untergebracht. Auch Mitglie<strong>der</strong> des irakischen Parlaments wohnen dort. Ein Hotelangestellter<br />

erklärte, in und vor dem Gebäude gebe es insgesamt drei Kontrollposten. Bei allen Opfern<br />

handele es sich um <strong>Irak</strong>er, zumeist Beschäftigte des Hotels. Unter den Toten ist nach<br />

Polizeiangaben auch <strong>der</strong> frühere Gouverneur <strong>der</strong> Provinz Anbar, Fassal al Guud, <strong>der</strong> als ein<br />

Führer des Rettungsrats von Anbar mit irakischen und US-Stellen gegen den Einfluss von Al<br />

Kaida in <strong>der</strong> Provinz kämpfte. Auch <strong>der</strong> Dichter Rah<strong>im</strong> al Maliki zählt nach Informationen<br />

einer Regierungsorganisation zu den Opfern. In Beidschi 250 Kilometer nördlich <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt griff ein Selbstmordattentäter ein Polizeirevier an. Die Explosion seines<br />

Lastwagens riss mindestens ebenfalls neun Menschen in den Tod, es gab laut Polizei<br />

mindestens 21 Verletzte. Nach US-Militärangaben waren unter den Verletzten auch fünf US-<br />

Soldaten. In Hilla südlich von Bagdad sprengte ein Attentäter sein mit Sprengstoff beladenes<br />

Fahrzeug an einem Kontrollpunkt in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Provinzverwaltung in die Luft, wie die<br />

Polizei mitteilte. Mindestens acht Menschen kamen ums Leben, 31 wurden verletzt. Ein<br />

weiteres Anschlagsziel am Morgen war ein irakisch-amerikanischer Kontrollpunkt in <strong>der</strong><br />

Nähe von Beidschi, <strong>bei</strong> dem zwei irakische Soldaten getötet wurden. Drei weitere erlitten<br />

Verletzungen. Eine fünfte Bombe detonierte in einem Auto <strong>im</strong> Stadtzentrum von Mossul <strong>im</strong><br />

Norden <strong>Irak</strong>s. Da<strong>bei</strong> wurde nach Polizeiangaben ein Mensch getötet, 20 wurden verletzt. Bei<br />

Granateneinschlägen <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Bezirk Fadhil wurden laut Polizei zwei Zivilpersonen<br />

getötet und drei verletzt.<br />

26. Juni<br />

Gegen den irakischen Kulturminister Assad Kamal al- Haschemi ist Haftbefehl wegen des<br />

Verdachts <strong>der</strong> Anstiftung zum Mord erlassen worden. Der sunnitische Politiker werde wegen<br />

«terroristischer Akivitäten» gesucht, berichtete <strong>der</strong> ara<strong>bis</strong>che Fernsehsen<strong>der</strong> Al-Dschasira am<br />

Dienstag. Al-Haschemi soll vor mehr als zwei Jahren, als er noch als einflussreicher<br />

Geistlicher tätig war, zum Mord am Politiker Mithal al-Alusi angestiftet haben. Bei dem von<br />

maskierten Bewaffneten verübten Anschlag <strong>im</strong> Februar 2005 auf den Konvoi des Politikers<br />

waren dessen <strong>bei</strong>den Söhne getötet worden. Al- Alusi selbst blieb unversehrt. Die Polizei


durchsuchte am Dienstag das Anwesen Al-Haschemis in Bagdad durch und nahm sechs seiner<br />

Leibwächter fest. Sie sollen damals den Anschlag ausgeführt haben, berichtete die<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>. Al-Haschemi war <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Razzia nicht anwesend. Er<br />

gehört <strong>der</strong> sunnitischen <strong>Irak</strong>ischen Islam-Partei (IIP) an, die 44 Mandate <strong>im</strong> 275 Sitze<br />

umfassenden Parlament hat. Al-Alusi ist <strong>der</strong> einzige Abgeordnete <strong>der</strong> von ihm gegründeten<br />

Liste <strong>Irak</strong>ische Nation. In Deutschland war er <strong>im</strong> August 2002 aufgefallen, als er zusammen<br />

mit an<strong>der</strong>en Exil-<strong>Irak</strong>ern die irakische Botschaft in Berlin besetzte. Da<strong>bei</strong> hatten die<br />

Oppositionellen den damaligen Geschäftsträger und einen weiteren Angestellten gefesselt und<br />

fünf Stunden lang festgehalten. Mit <strong>der</strong> Aktion wollten sie auf die damals noch bestehende<br />

Diktatur von Saddam Hussein aufmerksam machen. In Bagdad erschossen unterdessen<br />

Unbekannte einen schiitischen Stammesscheich aus dem Südirak in seinem Wagen. Dem<br />

Anschlag fiel auch einer seiner Begleiter zum Opfer, meldete Aswat al-<strong>Irak</strong>. Am Vortag<br />

waren <strong>bei</strong> einem Selbstmordanschlag in einem Bagda<strong>der</strong> Hotel sechs sunnitische<br />

Stammesführer ums Leben gekommen. Sie hatten an einer Konferenz von Clanchefs aus <strong>der</strong><br />

westlichen Provinz Anbar teilgenommen, die mit dem US-Militär und <strong>der</strong> schiitischkurdischen<br />

Regierung zusammenar<strong>bei</strong>ten. Insgesamt waren <strong>bei</strong> dem Anschlag zwölf<br />

Menschen gestorben, unter ihnen ein bekannter Fernseh-Mo<strong>der</strong>ator und Dichter. Bei einem<br />

Kampfeinsatz in Bagdad wurde am Montag ein US-Soldat durch einen Sprengsatz getötet,<br />

wie das US-Militär am Dienstag mitteilte. Damit starben am Montag insgesamt zwei GIs <strong>bei</strong><br />

Einsätzen.<br />

27. Juni<br />

Bei zwei Anschlägen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind nach Berichten von Polizei und Augenzeugen am Mittwoch<br />

mindestens zehn Menschen getötet worden. Im Samarra, 100 Kilometer nördlich von Bagdad,<br />

kamen fünf Polizisten <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion einer Bombe ums Leben. Zwei Zivilisten seien<br />

anschließend <strong>im</strong> Feuer <strong>der</strong> Sicherheitskräfte zu Tode gekommen, teilte die Polizei mit. Im<br />

Norden Bagdads gab es einem Augenzeugen zufolge drei Tote, als in <strong>der</strong> Nähe eines<br />

Marktplatzes eine Bombe explodierte. Die Polizei sprach dagegen von zehn Verletzten nach<br />

einer Detonation <strong>im</strong> Bezirk Suleich.<br />

14 Mitglie<strong>der</strong> des Terrornetzwerks El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind <strong>im</strong> Norden des Landes getötet<br />

worden, als sie in ihrem Versteck einen Tanklaster für einen Anschlag mit Sprengstoff<br />

präparierten und die Ladung vorzeitig explodierte. Der Vorfall ereignete sich in <strong>der</strong> Nacht<br />

zum Mittwoch in einem Dorf <strong>bei</strong> Scharkat, 250 Kilometer nördlich von Bagdad, wie die<br />

Polizei in <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Tikrit mitteilte. Den eintreffenden Sicherheitskräften bot sich<br />

in <strong>der</strong> Terroristen-Werkstatt ein Bild <strong>der</strong> Verwüstung. Bewohner umliegen<strong>der</strong> Gehöfte seien<br />

bereits da<strong>bei</strong> gewesen, die in <strong>der</strong> Umgebung weit verstreuten Leichenteile einzusammeln,<br />

hieß es. Bei einem Bombenanschlag auf eine irakische Polizeistreife wurden am Mittwoch in<br />

Bagdad drei Menschen getötet und zehn weitere verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur<br />

Aswat al-<strong>Irak</strong>. In <strong>der</strong> Schiiten-Vorstadt Sadr-City töteten US-Soldaten <strong>bei</strong> einer Schießerei<br />

vier Zivilisten, meldete die selbe Agentur unter Berufung auf Augenzeugen. Am Vortag<br />

bombardierten britische Tornado-Jagdflugzeuge eine Stellung <strong>der</strong> Aufständischen in Salman<br />

Pak, 30 Kilometer südlich von Bagdad. Da<strong>bei</strong> seien sechs mutmaßliche Rebellen getötet<br />

worden, teilte das US-Militärkommando in Bagdad in <strong>der</strong> Nacht zum Mittwoch mit. In <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt wurde am Vortag <strong>der</strong> Verwaltungsdirektor <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Universität<br />

ermordet. Nehad al-Rawi sei von unbekannten Bewaffneten auf dem He<strong>im</strong>weg von <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

erschossen worden, berichtete Aswat al-<strong>Irak</strong>. Ein weiterer Mordanschlag galt am selben Tag<br />

dem Journalisten Hamed Sarhan. Auch er wurde auf dem He<strong>im</strong>weg von <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t<br />

erschossen, bestätigte die irakische Journalisten-Gewerkschaft am Mittwoch.


28. Juni<br />

Die irakische Polizei hat am Donnerstag 20 enthauptete Leichen entdeckt. Die Toten wurden<br />

<strong>bei</strong> Salman Pak, 30 Kilometer südöstlich von Bagdad, am Ufer des Tigris gefunden. Sie<br />

waren in Zivilkleidung und hatten keine Ausweise <strong>bei</strong> sich, berichtete die Nachrichtenagentur<br />

Aswat al-<strong>Irak</strong>. Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Der Hintergrund des Massakers<br />

war zunächst unklar. Bei einem Anschlag auf einen Kleinbus- und Sammeltaxistand <strong>im</strong><br />

südlichen Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Bayaa wurden am selben Tag mindestens 30 Menschen getötet.<br />

50 weitere wurden verletzt, bestätigte ein Polizeisprecher in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt. Die<br />

Autobombe explodierte während <strong>der</strong> morgendlichen Hauptverkehrszeit, als <strong>der</strong> Taxi-<br />

Treffpunkt beson<strong>der</strong>s belebt war. Bayaa ist ein mehrheitlich von Schiiten bewohnter Stadtteil.<br />

Bereits in <strong>der</strong> Nacht zuvor war ein an<strong>der</strong>er schiitischer Stadtteil von Bagdad Schauplatz eines<br />

Anschlags. In Kadh<strong>im</strong>ija starben <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag in <strong>der</strong> Nähe des Schreins des<br />

Imams Mussa al-Kadh<strong>im</strong> 10 Menschen. 15 <strong>Irak</strong>er wurden <strong>bei</strong> diesem Anschlag <strong>im</strong> Norden on<br />

Bagdad verletzt, meldete Aswat al-<strong>Irak</strong>. Drei britische Soldaten wurden in <strong>der</strong> Nacht zum<br />

Donnerstag in <strong>der</strong> südirakischen Stadt Basra getötet, als ein Sprengsatz neben ihrem Fahrzeug<br />

explodierte. Ein weiterer Soldat erlitt <strong>bei</strong> dem Anschlag Verletzungen, bestätigte ein Sprecher<br />

<strong>der</strong> britischen Truppen in Basra. Das angegriffene Fahrzeug war Teil eines<br />

Nachschubkonvois.<br />

Bei zwei Bombenanschlägen sind in Bagdad sechs US- Soldaten ums Leben gekommen. Fünf<br />

Amerikaner wurden am Donnerstag <strong>im</strong> Süden von Bagdad getötet und sieben weitere verletzt,<br />

als <strong>bei</strong> einem Kampfeinsatz in ihrer Nähe ein massiver Sprengsatz explodierte, wie das US-<br />

Militärkommando in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt am Freitag mitteilte. Anschließend hätten<br />

Aufständische den amerikanischen Trupp außerdem noch mit Panzerfäusten und Gewehren<br />

angegriffen. Bei einem weiteren, ähnlichen Bombenanschlag am selben Tag wurde <strong>im</strong> Osten<br />

von Bagdad ein US-Soldat getötet und ein weiterer verletzt. In <strong>der</strong> westirakischen Stadt<br />

Falludscha tötete das US-Militär nach eigenen Angaben drei Rebellen. Den ersten von ihnen<br />

erschossen US- Soldaten, als sich dieser <strong>bei</strong> einer Durchsuchung mit einer Handgranate<br />

zeigte. Die <strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en wurden den Angaben zufolge <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verfolgung weiterer<br />

Aufständischer getötet. Darüber hinaus habe das US-Militär <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Aktion in <strong>der</strong> Stadt 70<br />

Kilometer westlich von Bagdad 16 weitere verdächtige Männer festgenommen. Unbekannte<br />

sprengten in <strong>der</strong> Nacht zum Freitag eine sunnitische Moschee in Muktadija, 110 Kilometer<br />

nordöstlich von Bagdad, in die Luft. Das Gotteshaus stürzte komplett ein, Tote o<strong>der</strong> Verletzte<br />

gab es aber da<strong>bei</strong> nicht, bestätigte die Polizei in <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Bakuba. Am 13. Juni<br />

hatten Extremisten die <strong>bei</strong>den Minarette <strong>der</strong> Goldenen Moschee in Samarra gesprengt. Der<br />

den Schiiten heilige Schrein war bereits am 22. Februar des Vorjahrs <strong>bei</strong> einem<br />

Bombenanschlag schwer beschädigt worden.<br />

29. Juni<br />

Der wichtigste sunnitische Block <strong>im</strong> irakischen Parlament hat seine Mitar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong><br />

Regierung ausgesetzt. Die Einheitsfront rief ihre sechs Minister am Freitag dazu auf, die<br />

Regierung wegen eines Haftbefehls gegen einen von ihnen, Kulturminister Assaad Kamal el<br />

Haschemi, zu boykottieren, wie Parte<strong>im</strong>itglied Omar Abdel Sattar Mahmud in Bagdad<br />

erklärte. Demnach verurteilt die Einheitsfront, die über 44 <strong>der</strong> 275 Sitze <strong>im</strong> Parlament verfügt,<br />

den Haftbefehl als unrechtmäßig. Sie for<strong>der</strong>t eine Fortsetzung <strong>der</strong> Ermittlungen in dem Fall,<br />

eine Rehabilitierung des Ministers und eine Bestrafung <strong>der</strong> Sicherheitskräfte. Ein irakisches<br />

Gericht beschuldigte Haschemi kürzlich terroristischer Aktivitäten. Anlass für den Haftbefehl<br />

war nach Angaben des Parlamentariers Mithal Allussi ein Attentat auf den Minister, <strong>bei</strong> dem<br />

zwei seiner Söhne ums Leben kamen. Sein Wagen sei <strong>im</strong> Februar 2005 in Bagdad von<br />

bewaffneten Angreifern beschossen worden, hatte Allussi am Dienstag gesagt. Nach ihrer


Festnahme hätten zwei <strong>der</strong> Attentäter ausgesagt, <strong>im</strong> Auftrag des heutigen Ministers gehandelt<br />

zu haben. Nach Angaben <strong>der</strong> Parlamentsfraktion, <strong>der</strong> Haschemi angehört, nahmen<br />

Sicherheitskräfte 42 Wachleute in Abwesenheit des Ministers an dessen Haus fest. Laut<br />

Allussi versteckte sich Haschemi <strong>bei</strong> einem irakischen Funktionär in <strong>der</strong> stark gesicherten<br />

«Grünen Zone».<br />

30. Juni<br />

<strong>Irak</strong>ische und US-Truppen haben <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> nach eigenen Angaben 26 Aufständische mit<br />

mutmaßlichen Verbindungen in den Iran getötet. 17 weitere Rebellen seien <strong>bei</strong> zwei<br />

Einsätzen am frühen Samstagmorgen in dem Bagda<strong>der</strong> Schiitenviertel Sadr City<br />

festgenommen worden, teilte die US-Armee mit. Die Aufständischen hätten Kontakte zu<br />

«iranischen Terrornetzwerken», hieß es in <strong>der</strong> Erklärung weiter. Die irakischen und US-<br />

Truppen gehen in jüngster Zeit verstärkt gegen Extremisten in dem nordöstlichen Stadtteil <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt vor. Aufständische in Sadr City schmuggeln nach US-Angaben Waffen<br />

aus dem Iran in den <strong>Irak</strong> und werden in Lagern <strong>im</strong> Nachbarland ausgebildet.<br />

Das US-Militär hat am Samstag <strong>bei</strong> zwei Razzien in <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Schiiten-Vorstadt Sadr-<br />

City nach eigenen Angaben 26 Terrorverdächtige getötet. Bewohner <strong>der</strong> betroffenen Viertel<br />

und irakische Regierungskreise sprachen hingegen von mehreren zivilen Opfern. Bei den<br />

Durchsuchungen seien außerdem 17 weitere mutmaßliche Terroristen festgenommen und<br />

Waffen und Sprengstoff sichergestellt worden, berichtete das US-Militärkommando in<br />

Bagdad. Nach dessen Darstellung sollen die getöteten und festgenommenen mutmaßlichen<br />

Terroristen «enge Verbindungen zu iranischen Terrornetzen» unterhalten haben.<br />

Indes kamen am selben Tag <strong>bei</strong> einem Selbstmordanschlag in <strong>der</strong> zentralirakischen Stadt<br />

Muktadija mindestens 20 Menschen ums Leben. 22 an<strong>der</strong>e Menschen seien verletzt worden,<br />

berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf die Behörden in <strong>der</strong> Stadt<br />

110 Kilometer nordöstlich von Bagdad. Der Attentäter habe seinen Sprengstoffgürtel vor<br />

einem Rekrutierungsbüro <strong>der</strong> örtlichen Polizei gezündet, hieß es. Nach Angaben <strong>der</strong><br />

sunnitischen <strong>Irak</strong>ischen Islam-Partei (IIP) wurden am Samstag <strong>im</strong> Morgengrauen in <strong>der</strong><br />

südlichen Bagda<strong>der</strong> Vorstadt Dora zehn Sunniten getötet und sieben weitere entführt.<br />

«Milizen, unterstützt von <strong>der</strong> irakischen Polizei» hätten zudem zahlreiche Häuser in Brand<br />

gesetzt, hieß es auf <strong>der</strong> Internet-Seite <strong>der</strong> Partei am Samstag. Der Angriff sei Teil einer Serie<br />

von Attacken auf gewisse sunnitische Wohngebiete gewesen, <strong>bei</strong> denen es darum gehe, «die<br />

demographische Zusammensetzung in Bagdad zu verän<strong>der</strong>n».<br />

Das US-Militär hat inzwischen zwei seiner Soldaten wegen vorsätzlichen Mordes an drei<br />

<strong>Irak</strong>ern angeklagt. Die <strong>bei</strong>den GI's sollen zwischen April und Juni dieses Jahres in <strong>der</strong> Nähe<br />

von Iskan<strong>der</strong>ija, 40 Kilometer südlich von Bagdad, in drei Fällen <strong>Irak</strong>er erschossen haben,<br />

teilte das US-Militärkommando am Samstag mit. Anschließend sollen sie neben die Leichen<br />

Waffen gelegt haben, um den Eindruck zu erwecken, dass ihre Mordopfer <strong>bei</strong><br />

Kampfhandlungen getötet wurden. Die <strong>bei</strong>den Angeklagten warten nunmehr <strong>im</strong> US-<br />

Militärgefängnis in Kuwait auf ihren Prozess.<br />

Bei Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, tötete das US-Militär nach eigener<br />

Darstellung am Freitag einen hohen Funktionär <strong>der</strong> El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>. Der <strong>bei</strong> einem<br />

Kampfeinsatz ums Leben gekommene Abu Abdel-Rahman al-Masri sei dem Militärführer <strong>der</strong><br />

El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, Abu Ajub al-Masri, direkt unterstellt gewesen, teilte das US-<br />

Militärkommando mit.


02. <strong>Juli</strong> <strong>2007</strong><br />

Bei Anschlägen und Gefechten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind fünf amerikanische Soldaten ums Leben<br />

gekommen. Die US-Streitkräfte erklärten am Montag, die Soldaten seien <strong>bei</strong> mehreren<br />

Zwischenfällen am Sonntag getötet worden. Im Westen von Bagdad wurde eine<br />

amerikanisch-irakische Patrouille Ziel eines Bombenanschlags. Aufständische schossen<br />

danach auf die Soldaten und töteten einen von ihnen. Zwei irakische Polizisten wurden<br />

verletzt. Ein zweiter Soldat kam ums Leben, als seine Patrouille <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

angegriffen wurde, wie die Streitkräfte erklärten. Drei weitere Soldaten wurden <strong>bei</strong> Kämpfen<br />

in <strong>der</strong> Provinz Anbar getötet. Insgesamt stieg die Zahl <strong>der</strong> getöteten US-Soldaten seit Beginn<br />

des <strong>Irak</strong>-Kriegs 2003 nach einer Zählung <strong>der</strong> Nachrichtenagentur.<br />

03. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Selbstmordanschlag auf das Anwesen eines sunnitischen Stammesscheiches<br />

wurden am Dienstag in <strong>der</strong> Nähe von Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, vier<br />

Menschen getötet. Der Scheich selbst blieb unversehrt, meldete die Nachrichtenagentur<br />

Aswat al- <strong>Irak</strong>. Im nordirakischen Kirkuk starben am selben Tag zwei <strong>Irak</strong>er <strong>bei</strong> einem<br />

Autobombenanschlag, 18 weitere wurden verletzt, bestätigte die örtliche Polizei. Die<br />

Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft indessen <strong>der</strong> kurdischen<br />

Regionalverwaltung <strong>im</strong> Nordirak vor, Häftlinge in den Son<strong>der</strong>-Gefängnissen <strong>der</strong><br />

Sicherheitsorgane misshandeln und foltern zu lassen. «Die Gefangenen berichteten von einer<br />

breiten Palette von Misshandlungen, darunter Schläge mit Kabeln, Schläuchen, Holzstöcken<br />

und Eisenstangen», hieß es in einem Bericht <strong>der</strong> Organisation, <strong>der</strong> am Dienstag in <strong>der</strong><br />

Regionshauptstadt Erbil präsentiert wurde.<br />

04. <strong>Juli</strong><br />

Bei Autobomben-Anschlägen sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Der<br />

schwerste Angriff erfolgte am Dienstagabend <strong>im</strong> Bagda<strong>der</strong> Stadtteil Schaab. 18 Menschen<br />

wurden getötet und 40 weitere verletzt, als ein Sprengsatz in <strong>der</strong> Nähe eines belebten Marktes<br />

detonierte, berichtete die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> am Mittwoch. Die meisten Opfer<br />

seien Frauen und Kin<strong>der</strong> gewesen, hieß es. In Beidschi, 200 Kilometer nördlich von Bagdad,<br />

explodierte am Mittwoch vor einem Restaurant eine weitere Autobombe, als eine<br />

Polizeistreife vor<strong>bei</strong>fuhr. 6 Menschen, unter ihnen ein Polizist, wurden getötet, 17 weitere<br />

erlitten Verletzungen, meldete Aswat al- <strong>Irak</strong> unter Berufung auf die örtliche Polizei. In<br />

Bagdad riss ein Selbstmordattentäter am selben Tag 2 Polizisten mit in den Tod, als er sich<br />

mit seinem Wagen vor einem Kontrollpunkt in die Luft sprengte. In <strong>der</strong> zentralirakischen<br />

Provinz Dijala nahmen indes Verbände <strong>der</strong> sunnitischen Wi<strong>der</strong>standsgruppe «Armee von<br />

1920» den offenen Kampf gegen Zellen <strong>der</strong> Terrorgruppe El Kaida <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> auf. Im Bezirk<br />

Muktadija brachten die Aufständischen, die neuerdings vom US-Militär unterstützt werden,<br />

mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle, sagten Augenzeugen. Bei den Gefechten sollen 15 El-<br />

Kaida-Kämpfer getötet worden sein.<br />

In Afghanistan ist offenbar ein Deutscher entführt worden. Der Bundesbürger werde seit<br />

Donnerstag vergangener Woche vermisst, sagte <strong>der</strong> Sprecher des Auswärtigen Amtes Martin<br />

Jäger am Mittwoch in Berlin. Es sei nach den vorliegenden Hinweisen von einer Entführung<br />

auszugehen. Laut Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) handelt es sich <strong>bei</strong> dem<br />

Vermissten um den Mitar<strong>bei</strong>ter eines Unternehmens. Laut Außenamtssprecher sind die


Botschaft in Kabul und alle weiteren relevanten Stellen eingeschaltet und bemühen sich um<br />

eine «rasche Lösung des Falles». Im Ministerium sei am Samstag ein Krisenstab gebildet<br />

worden. Jäger sagte, <strong>der</strong> Vorfall habe sich nicht «<strong>im</strong> Bereich des Regionalkommandos Nord»<br />

ereignet, also dem Verantwortungsbereich <strong>der</strong> Bundeswehr <strong>im</strong> nördlichen Afghanistan. Nach<br />

Informationen des Nachrichtensen<strong>der</strong>s N24 handelt es sich <strong>bei</strong> den Entführern «nicht um die<br />

Taliban, son<strong>der</strong>n eher kr<strong>im</strong>inelle Kreise». Die mutmaßlichen Entführer gehören demzufolge<br />

offenbar zu Gruppierungen, die überall in Afghanistan «in engen Bündnissen mit örtlichen<br />

Machthabern» stehen und mutmaßlich in den Drogenhandel verstrickt sind. «Spiegel online»<br />

berichtete, bevor <strong>der</strong> Mann <strong>im</strong> Südwesten des Landes entführt worden sei, habe er einige<br />

Tage mit afghanischen Begleitern in <strong>der</strong> Region verbracht.<br />

05. <strong>Juli</strong><br />

Bei <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe während einer Hochzeit <strong>im</strong> Süden <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt Bagdad sind am Donnerstag mindestens 17 Menschen getötet worden. Das<br />

Brautpaar und mindestens zwei Dutzend weitere Personen seien verletzt worden, teilten<br />

Sicherheitskräfte am Abend mit. Die Explosion habe sich vor einem Fotostudio <strong>im</strong><br />

überwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Abu Tschir ereignet. Das Brautpaar und seine<br />

Gäste hätten an dem Fotostudio für die Hochzeitsfotos angehalten, als ein<br />

Selbstmordattentäter in den Auto-Konvoi gerast sei, berichtete ein Anwohner: «Ich habe zwei<br />

völlig ausgebrannte Minibusse gesehen - die Leichen waren noch darin.» An<strong>der</strong>e<br />

Augenzeugen hätten berichtet, dass <strong>der</strong> Attentäter von Sicherheitskräften gejagt worden sei,<br />

sagte <strong>der</strong> Mann. Als <strong>der</strong> Täter in den Hochzeitskonvoi gerast sei, sei sein Fahrzeug explodiert.<br />

Auch Läden und Restaurants in <strong>der</strong> Nähe seien durch die Wucht <strong>der</strong> Detonation schwer<br />

beschädigt worden.<br />

06. <strong>Juli</strong><br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Öl-Pipelines <strong>im</strong> Südirak ist am Freitag durch einen Bombenanschlag<br />

beschädigt worden. Ein Sprecher des irakischen Ölministeriums teilte mit, <strong>der</strong> Sprengsatz sei<br />

direkt unter <strong>der</strong> Leitung deponiert worden und habe mehrere Brände ausgelöst. Die Pipeline<br />

führt zu einer Raffinerie in <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad, <strong>der</strong>en Produktion durch den Anschlag<br />

wahrscheinlich auf die Hälfte reduziert wird.<br />

Bei einem Granatenangriff sindin Bagdad sieben Mitglie<strong>der</strong> einer Familie <strong>im</strong> Schlaf getötet<br />

worden. Die Familie verbrachte die Nacht zum Samstag Angaben des Innenministeriums<br />

zufolge auf dem Dach ihres Hauses in dem mehrheitlich sunnitischen Viertel Fadhil <strong>im</strong><br />

Zentrum <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt. Bei dem Angriff seien auch zwei Nachbarn verletzt<br />

worden. In <strong>der</strong> unmittelbaren Nachbarschaft des Viertels liegen mehrere vor allem von<br />

Schiiten bewohnte Bezirke. Nach dem Angriff brach nach Angaben eines Bewohners ein<br />

Gefecht aus, das eine halbe Stunde anhielt. Es war zunächst unklar, ob es da<strong>bei</strong> Opfer gab.<br />

07. <strong>Juli</strong><br />

Selbstmordattentäter haben am Samstag und in <strong>der</strong> Nacht zuvor <strong>im</strong> Nordirak <strong>bei</strong> drei<br />

Anschlägen fast 140 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei einem <strong>der</strong> verheerendsten<br />

Terrorakte seit Monaten wurden allein <strong>bei</strong> Tus Churmatu, 170 Kilometer nördlich von<br />

Bagdad, nach Angaben <strong>der</strong> Provinzregierung 100 Menschen getötet. 120 Personen erlitten<br />

Verletzungen, als sich <strong>der</strong> Attentäter mit einem mit Sprengstoff beladenen Lastwagen auf<br />

einem belebten Dorfmarkt in die Luft sprengte. Die Ortschaft wird von schiitischen<br />

Turkmenen bewohnt. Zunächst hatten Augenzeugen von 30 Toten gesprochen. Der<br />

Gesundheitsminister <strong>der</strong> Provinzregierung in Tikrit, Hassan Sein al-Abbedin, gab aber wenige<br />

Stunden später vor Journalisten die Zahl <strong>der</strong> Toten mit 100 an. Augenzeugen berichteten auch


von ausgebrannten Geschäften und eingestürzten Wohnhäusern. Bereits am Vorabend war in<br />

<strong>der</strong> Nähe von Chanakin, 180 Kilometer nordöstlich von Bagdad, ein Selbstmordattentäter mit<br />

seinem Fahrzeug in einen kurdischen Begräbniszug gerast. Bei dieser Explosion starben 20<br />

Menschen, zehn wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. In einem an<strong>der</strong>en Dorf zwischen<br />

Chanakin und <strong>der</strong> Provinzhauptstadt Bakuba tötete ein weiterer Selbstmordattentäter auf<br />

einem Markt mit seinem Fahrzeug nach Angaben <strong>der</strong> Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> 17<br />

Menschen.<br />

In dem Gebiet um Chanakin leben vor allem Kurden, es liegt aber außerhalb <strong>der</strong> kurdischen<br />

Autonomieregion, in <strong>der</strong> es um die öffentliche Sicherheit besser bestellt ist. Das Gebiet liegt<br />

in <strong>der</strong> zentralirakischen Provinz Dijala, wo das US-Militär <strong>der</strong>zeit versucht, das Terrornetz El<br />

Kaida zu vertreiben, das sich in den sunnitischen Siedlungsgebieten <strong>der</strong> konfessionell und<br />

ethnisch gemischten Provinz starke Positionen eingerichtet hat. Bei Kampfeinsätzen in<br />

Bagdad wurden am Freitag insgesamt fünf US- Soldaten getötet, gab das US-<br />

Militärkommando in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt am Samstag bekannt. Einer von ihnen starb<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion eine Hohlladungsmine, die unter seinem Fahrzeug explodierte. Die vier<br />

an<strong>der</strong>en kamen durch konventionelle Sprengsätze ums Leben, zwei von ihnen <strong>bei</strong> einer<br />

Fußstreife. Ein britischer Soldat wurde in <strong>der</strong> Nacht zum Samstag in Basra getötet, als seine<br />

Einheit von Aufständischen angegriffen wurde, wie das britische Militärkommando<br />

bestätigte.<br />

08. <strong>Juli</strong><br />

Zwei Autobomben haben am Sonntag in Bagdad nahezu zeitgleich insgesamt 5 Menschen<br />

getötet und 20 weitere verletzt. Eines <strong>der</strong> Fahrzeuge explodierte nahe einer Brücke, das<br />

an<strong>der</strong>e vor einem Restaurant, bestätigte die Polizei in Bagdad. In <strong>bei</strong>den Fällen handelte es<br />

sich um abgestellte Autos, <strong>der</strong>en Sprengladung durch Fernzündung zur Explosion gebracht<br />

wurde. Be<strong>im</strong> Mörserbeschuss eines Wohnhauses starben in <strong>der</strong> Nacht zum Sonntag in Bagdad<br />

5 Menschen, 3 weitere wurden verletzt, berichteten Augenzeugen.<br />

Insgesamt sind am Wochenende <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> etwa 250 Menschen durch Anschläge ums Leben<br />

gekommen<br />

09. <strong>Juli</strong><br />

Bei zwei nahezu zeitgleichen Bombenanschlägen in <strong>der</strong> Nähe des wichtigsten Busbahnhofs<br />

Bagdads sind am Montag nach Polizeiangaben vier Menschen getötet worden. Da<strong>bei</strong> seien<br />

zudem 21 Menschen verletzt worden, teilte die Polizei weiter mit. Vom Ort des Anschlags <strong>im</strong><br />

Zentrum <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt aus brechen häufig Reisende in die schiitisch dominierten<br />

südlicheren Städte auf.<br />

Im Nordirak sind <strong>bei</strong> einem Bombenanschlag am Montag neun irakische Soldaten getötet<br />

worden. 20 weitere seien verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der nahe <strong>der</strong> Stadt Balad in<br />

<strong>der</strong> Provinz Salahuddin platzierte Sprengsatz sei am Straßenrand explodiert, als die Soldaten<br />

in einem Lastwagen vor<strong>bei</strong> fuhren.<br />

10. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Mörserangriff auf die so genannte Grüne Zone in Bagdad sind am Dienstag drei<br />

Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden. Das US-Außenministerium erklärte am<br />

Dienstag in Washington, <strong>bei</strong> den Getöteten handele es sich um einen US-Armeeangehörigen,<br />

einen <strong>Irak</strong>er und einen Staatsangehörigen eines zunächst nicht identifizierten Landes. Unter<br />

den 18 Verletzten seien fünf weitere US-Bürger. Mehrere Mörsergranaten waren zuvor in <strong>der</strong><br />

"Grünen Zone", dem hochgesicherten Regierungs- und Botschaftsviertel in <strong>der</strong> irakischen


Hauptstadt, eingeschlagen. In den vergangenen Wochen waren <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Granaten und<br />

Raketen in <strong>der</strong> "Grünen Zone" nie<strong>der</strong>gegangen. Bewaffnete erschossen <strong>im</strong> Nordirak fünf<br />

irakische Polizisten und verletzten drei weitere. Der Vorfall ereignete sich laut Polizei an<br />

einem Kontrollpunkt <strong>bei</strong> Samarra. Die Angreifer seien mit Autos vorgefahren und hätten das<br />

Feuer auf die Polizisten eröffnet. Seit dem Anschlag auf die Goldene Moschee von Samarra,<br />

einem <strong>der</strong> wichtigsten Schiiten-Heiligtümer <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, Mitte Juni haben die Spannungen<br />

zwischen Schiiten und Sunniten in <strong>der</strong> Stadt weiter zugenommen.<br />

Die vor fünf Monaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> entführte Deutsche Hannelore Krause ist frei. Das bestätigte<br />

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch in Berlin. Ihr Sohn Sinan<br />

befinde sich weiter in Geiselhaft. Seine Mutter sei in <strong>der</strong> Obhut <strong>der</strong> deutschen Botschaft in<br />

Bagdad. Hannelore Krause sei bereits am Dienstag freigelassen worden, erklärte <strong>der</strong> SPD-<br />

Politiker. Die in Bagdad verheiratete Hannelore Krause war 155 Tage <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> verschleppt.<br />

Steinmeier sagte, die Bundesregierung sei erleichtert. Er könne zu den Hintergründen <strong>der</strong><br />

Freilassung aber keine Angaben machen. Es bleibe «die drängende Ungewissheit» über das<br />

Schicksal ihres Sohnes Sinan, sagte <strong>der</strong> Minister. Man werde alles dafür tun, seine<br />

Freilassung zu erreichen. Die 61 Jahre alte Hannelore Krause und ihr Sohn waren am 6.<br />

Februar in Bagdad verschleppt worden. Die Kidnapper hatten mit ihrer Ermordung gedroht,<br />

falls die Bundeswehr nicht innerhalb einer best<strong>im</strong>mten Frist aus Afghanistan abgezogen<br />

werde. Am 14. <strong>März</strong> hatte auch Bundespräsident Horst Köhler in einer Videobotschaft an die<br />

Geiselnehmer appelliert, ihre <strong>bei</strong>den Opfer freizulassen.<br />

11. <strong>Juli</strong><br />

Nach 155 Tagen Geiselhaft haben die Entführer die Deutsche Hannelore Krause <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> frei<br />

gelassen - ihren 20 Jahre alten Sohn halten sie weiterhin gefangen. Die mit einem irakischen<br />

Professor verheiratete 62-Jährige appellierte nach ihrer Freilassung an die Bundesregierung,<br />

die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen und damit das Leben ihres Sohnes zu retten.<br />

Mutter und Sohn waren am 6. Februar mit Waffengewalt aus ihrer Wohnung in <strong>der</strong> irakischen<br />

Hauptstadt verschleppt worden. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gab die<br />

Freilassung am Mittwoch in Berlin bekannt. Die Bundesregierung ging nicht auf den Appell<br />

<strong>der</strong> bereits am Dienstag Freigelassenen ein, den <strong>der</strong> Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Arabija verbreitete.<br />

Der Hintergrund <strong>der</strong> Entführung ist nach wie vor unklar. Es gab von offizieller Seite auch<br />

keine Stellungnahme, ob und in welcher Höhe Lösegeld gezahlt worden ist. Die Frau trug<br />

während des Interviews ein Kopftuch und ein schwarzes Gewand. Sie dankte den Entführern,<br />

dass sie gut behandelt worden sei. Mit Blick auf die For<strong>der</strong>ung ihrer ehemaligen Peiniger<br />

sagte sie, das «Land <strong>der</strong> Musl<strong>im</strong>e» sei <strong>im</strong>mer noch besetzt. Mit eindringlichen Worten bat sie<br />

ihre Entführer, ihren Sohn Sinan freizulassen und ihm nichts anzutun. «So sehr wir erleichtert<br />

sind über die Freilassung von Hannelore Krause, so bleibt die Ungewissheit über das<br />

Schicksal des Sohnes», sagte Steinmeier in Berlin. Er sicherte zu, die Bundesregierung werde<br />

weiter alles tun, um auch den jungen Mann möglichst schnell frei zu bekommen.<br />

Der Krisenstab <strong>im</strong> Auswärtigen Amt tagte am Mittwoch erneut. Man ar<strong>bei</strong>te «mit Hochdruck<br />

an <strong>der</strong> Freilassung des Sohns», sagte ein Sprecher. Er wollte keinen Kommentar zu dem TV-<br />

Auftritt von Hannelore Krause abgeben. Steinmeier hatte mitgeteilt, die Frau befinde sich in<br />

<strong>der</strong> Obhut <strong>der</strong> deutschen Botschaft in Bagdad. Krause und ihr Sohn waren am 6. Februar aus<br />

ihrem Haus in <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt von mehreren bewaffneten Männern verschleppt<br />

worden. Die Täter nennen sich «Brigade <strong>der</strong> Pfeile <strong>der</strong> Rechtschaffenheit». Nach wie vor ist<br />

unklar, ob es sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Entführergruppe um politisch motivierte Täter o<strong>der</strong> Lösegeld-<br />

Erpresser handelt. Ult<strong>im</strong>aten <strong>der</strong> Entführer nach dem Abzug <strong>der</strong> Bundeswehr aus Afghanistan<br />

waren ergebnislos verstrichen. Auch Bundespräsident Horst Köhler hatte in einer<br />

Videobotschaft an die Geiselnehmer appelliert, ihre Opfer freizulassen. Mehrmals hatten die


Geiselnehmer Video-Botschaften ins Internet gestellt. In einer dieser Aufnahmen flehte die<br />

Frau die Bundesregierung an: «Bitte lassen Sie uns nicht hier sitzen, wir sind doch auch<br />

Deutsche.» Sie hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich um Hilfe gebeten.<br />

12. <strong>Juli</strong><br />

In <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad haben drei bewaffnete Mitar<strong>bei</strong>ter einer Sicherheitsfirma<br />

eine Bank ausgeraubt und da<strong>bei</strong> laut Innenministerium rund 388000 US-Dollar (etwa 282000<br />

Euro) erbeutet. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte weiter, die Täter hätten rund 366000<br />

US-Dollar und 282 Millionen irakische Dinar (rund 22500 US-Dollar) aus den Tresoren <strong>der</strong><br />

Privatbank entwendet. Von ihnen fehle jede Spur. Der Raub in <strong>der</strong> Privatbank Dar al-Salam,<br />

an <strong>der</strong> die in London ansässige HSBC-Bank beteiligt ist, hatte in Bagdad anfangs großes<br />

Erstaunen ausgelöst, weil das Innen- und das Finanzministerium zunächst erklärt hatten, es sei<br />

Bargeld in Höhe von 282 Millionen US- Dollar entwendet worden.<br />

Im <strong>Irak</strong> hat ein Selbstmordattentäter auf einer Hochzeitsfeier sieben Gäste mit in den Tod<br />

gerissen. Vier weitere Personen seien <strong>bei</strong> dem Anschlag in <strong>der</strong> nördlichen Stadt Tal Afar<br />

verletzt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Unklar blieb zunächst, ob auch die<br />

Braut und <strong>der</strong> Bräutigam, ein irakischer Polizist, unter den Verletzten waren. Der Attentäter<br />

hatte den Angaben nach versucht, sich gewaltsam Zutritt zu <strong>der</strong> Feier zu verschaffen, war von<br />

einigen <strong>der</strong> Gäste aber aufgehalten worden und zündete daraufhin seine Sprengstoffweste. Tal<br />

Afar liegt rund 400 Kilometer nordwestlich von Bagdad und hat sowohl schiitische als auch<br />

sunnitische Bewohner. Im <strong>März</strong> waren dort <strong>bei</strong> einem verheerenden Bombenanschlag mehr<br />

als 150 Menschen getötet worden.<br />

13. <strong>Juli</strong><br />

Amerikanische Soldaten haben <strong>bei</strong> einer Razzia gegen mutmaßliche schiitische Extremisten<br />

in Bagdad am Freitag sechs irakische Polizisten getötet. Das amerikanische Militärkommando<br />

in Bagdad erklärte, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Operation seien auch Kampfjets eingesetzt worden. Außer den<br />

Polizisten seien auch «ungefähr sieben Terroristen» ums Leben gekommen. Der Angriff, <strong>bei</strong><br />

dem die Polizisten getötet wurden, sei erfolgt, nachdem die US-Soldaten während <strong>der</strong> Razzia<br />

von Hausdächern, von einer Kirche und von einer Polizei-Straßensperre aus beschossen<br />

worden sein. Bei <strong>der</strong> Razzia hätten die Soldaten den Anführer einer Terrorzelle gefangen<br />

genommen, hieß es in <strong>der</strong> Erklärung des US-Militärs. Der Polizeioffizier sei an Angriffen auf<br />

die US-Truppen beteiligt gewesen und habe enge Beziehungen zu den iranischen<br />

Revolutionsgarden unterhalten. Bei Razzien gegen mutmaßliche sunnitische Extremisten<br />

töteten die amerikanischen Truppen nach eigenen Angaben zwei Verdächtige und nahmen 19<br />

weitere Männer fest. Unbekannte griffen eine Straßensperre <strong>der</strong> Polizei vor dem<br />

Innenministerium in Bagdad an und töteten fünf Polizisten. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<br />

<strong>Irak</strong> berichtete, weitere zwölf Polizisten seien <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Attacke verletzt worden. In den<br />

vorwiegend von Schiiten bewohnten zentralirakischen Städten Nadschaf und Diwanija sowie<br />

in Al-Makdadija nördlich von Bagdad herrschte am Freitag eine kurzfristig verhängte<br />

Ausgangssperre. Ein Sprecher <strong>der</strong> Stadtverwaltung <strong>der</strong> Pilgerstadt Nadschaf begründete die<br />

dort am Vorabend verhängte 24-stündige Ausgangssperre mit dem Risiko möglicher<br />

Racheakte von Terroristen. Die irakischen Sicherheitskräfte hätten jüngst <strong>bei</strong> Razzien mehrere<br />

Anführer von Terrorzellen festgenommen, «die an<strong>der</strong>e zu Ungläubigen erklären». Die<br />

Razzien wurden am Freitag fortgesetzt. In <strong>der</strong> 280 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen<br />

Stadt Diwanija hatte die US-Armee in <strong>der</strong> Nacht zum Donnerstag mehrere Häuser<br />

bombardiert. Mehrere schiitische Politiker hatten den Angriff sowie eine Razzia <strong>der</strong> US-<br />

Armee in Ost-Bagdad scharf kritisiert, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> am Donnerstag laut Polizei mindestens 19<br />

<strong>Irak</strong>er getötet worden waren.


14. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Angriff auf eine schiitische Großfamilie sind südlich <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt<br />

Bagdad acht Männer erschossen worden. Drei weitere männliche Familienmitglie<strong>der</strong> seien<br />

verletzt worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Frauen und Kin<strong>der</strong> blieben den Angaben<br />

zufolge dagegen unverletzt. Der Überfall habe sich <strong>im</strong> Morgengrauen in <strong>der</strong> überwiegend von<br />

Sunniten bewohnten Stadt Dschbela ereignet. Der Ort liegt rund 65 Kilometer südlich von<br />

Bagdad.<br />

Ein für die «New York T<strong>im</strong>es» ar<strong>bei</strong>ten<strong>der</strong> einhe<strong>im</strong>ischer Journalist ist <strong>bei</strong> einem Anschlag in<br />

Bagdad getötet worden. Wie die Zeitung am Samstag mitteilte, war ihr Mitar<strong>bei</strong>ter Khalid<br />

Hassan mit seinem Auto auf dem Weg ins Büro am Vortag von bewaffneten Männern zum<br />

Halten gezwungen worden. Die Täter hätten mit automatischen Waffen auf ihn geschossen.<br />

Während Hassan seine Angehörigen noch mit dem Mobiltelefon informieren konnte, sei ein<br />

zweiter Wagen herangefahren, dessen Insassen den Verletzten mit zwei gezielten Schüssen in<br />

den Kopf und den Nacken ermordet hätten. Der betreffende Stadtteil Bagdads gilt als<br />

außerordentlich gefährlich. Erst am Donnerstag war <strong>bei</strong> Gefechten in dem <strong>im</strong> Osten <strong>der</strong><br />

irakischen Hauptstadt gelegenen Schiiten-Viertel Al-Amin ein einhe<strong>im</strong>ischer Fotograf <strong>der</strong><br />

Nachrichtenagentur Reuters zusammen mit seinem Fahrer getötet worden. Nach Angaben<br />

einer in New York tätigen Journalisten-Organisation sind seit Beginn des von den USA<br />

geführten Einmarsches <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 mindestens 110 Journalisten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ums Leben<br />

gekommen.<br />

15. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Anschlag in Hilla, etwa 100 Kilometer südlich <strong>der</strong> Hauptstadt, gab es außer neun<br />

Toten auch drei Verletzte. Unter den Ermordeten seien auch Frauen und Kin<strong>der</strong>, teilte die<br />

Polizei mit. Bei <strong>der</strong> Explosion einer Autobombe in Bagdad wurden am Samstag in einem<br />

belebten Viertel nahe einer Tankstelle zwei Menschen getötet. Drei irakische Soldaten kamen<br />

<strong>bei</strong> einem Angriff auf einen Kontrollpunkt nördlich von Bakuba ums Leben, fünf wurden<br />

verwundet.<br />

Bei einem Autobombenanschlag <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad sind am<br />

Sonntag zehn Menschen getötet worden. Das Fahrzeug sei nahe eines belebten Platzes in dem<br />

vorwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Dschadrija in die Luft gesprengt worden, erklärte<br />

die Polizei. 25 Personen seien verletzt worden.<br />

16. <strong>Juli</strong><br />

Be<strong>im</strong> schwersten Anschlag gegen Kurden seit mehr als drei Jahren hat ein<br />

Selbstmordattentäter am Montag in <strong>der</strong> nordirakischen Stadt Kirkuk 78 Menschen mit in den<br />

Tod gerissen, darunter viele Frauen und Kin<strong>der</strong>. Ein Polizeisprecher erklärte, 183 weitere<br />

<strong>Irak</strong>er seien verletzt worden, als <strong>der</strong> Attentäter vor dem Sitz des kurdischen Olympischen<br />

Komitees in Kirkuk einen Lastwagen voller Sprengstoff in die Luft sprengte. Auch ein<br />

Kulturzentrum <strong>der</strong> Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und ein Büro <strong>der</strong> kurdischen<br />

Sicherheitskräfte in dem gleichen Gebäudekomplex wurden durch den Anschlag zerstört. Die<br />

PUK ist die Partei von Staatspräsident Dschalal Talabani. In Kirkuk leben Kurden, Araber<br />

und Turkmenen. Seit dem Sturz des Reg<strong>im</strong>es von Ex-Präsident Saddam Hussein haben die<br />

Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in <strong>der</strong> Vielvölkerstadt<br />

zugenommen. Die meisten Araber und Turkmenen lehnen die Bestrebungen <strong>der</strong> Kurden ab,<br />

die 250 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt in das nördlich gelegene kurdische<br />

Autonomiegebiet einzuglie<strong>der</strong>n. Der schwerste Anschlag gegen Kurden seit dem Sturz von<br />

Diktator Saddam Hussein vor mehr als vier Jahren wurde am 1. Februar 2004 in den


Hauptquartieren <strong>der</strong> Kurden-Parteien KDP und PUK in Erbil <strong>im</strong> Autonomiegebiet selbst<br />

verübt. Da<strong>bei</strong> rissen zwei Selbstmordattentäter 117 Menschen mit in den Tod. Die Explosion<br />

vor dem Sitz des Olympischen Komitees am Montag war so heftig, dass in dem Viertel<br />

zudem mehrere Geschäfte und 20 Fahrzeuge zerstört wurden. Auf <strong>der</strong> Straße hätten nach <strong>der</strong><br />

Explosion Dutzende verkohlte Leichen und Verletzte gelegen, die um Hilfe geschrien hätten,<br />

berichteten Augenzeugen. Die Sanitäter und das Personal in den Krankenhäusern seien<br />

überfor<strong>der</strong>t gewesen. Das Viertel wird von den Sicherheitskräften <strong>der</strong> Kurdenparteien<br />

bewacht. Eine zweite Bombe detonierte nach Polizeiangaben kurz darauf in einem am<br />

Straßenrand geparkten Auto auf einem Markt in einem ebenfalls vorwiegend von Kurden<br />

bewohnten Teil <strong>der</strong> Stadt. Durch die Explosion auf dem Al-Hasir-Markt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Nähe<br />

eines Busbahnhofs liegt, sei ein Mensch verletzt worden, hieß es. Am Mittag sprengte sich<br />

zudem ein Selbstmordattentäter südlich von Kirkuk neben einer Polizeipatrouille in die Luft.<br />

Nach Polizeiangaben wurde ein Offizier getötet. Zehn weitere Polizisten hätten Verletzungen<br />

erlitten. Ministerpräsident Nuri al-Maliki erklärte, die Anschläge in Kirkuk zeigten, «den<br />

Bankrott und den Misserfolg» <strong>der</strong> «seelisch kranken» Terroristen. Da die Terrorgruppen in<br />

Bagdad und den angrenzenden Provinzen Anbar und Dijala von den Sicherheitskräften stark<br />

unter Druck gesetzt würden, verübten sie nun <strong>im</strong> Norden Anschläge auf Zivilisten. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Anschläge ist nach US-Angaben in den Unruheprovinzen um die Hauptstadt rückläufig.<br />

Dennoch gehen die Gewalttaten auch dort weiter. Am Montag starben <strong>bei</strong> einer<br />

Polizeipatrouille <strong>im</strong> Nordosten Bagdads nach Angaben <strong>der</strong> Agentur Aswat al-<strong>Irak</strong> vier<br />

Polizisten. Die US-Armee tötete <strong>bei</strong> ihren Razzien gegen mutmaßliche sunnitische<br />

Extremisten zwei Verdächtige. Das Militärkommando in Bagdad erklärte, 25 weitere<br />

«mutmaßliche Terroristen» seien festgenommen worden.<br />

17. <strong>Juli</strong><br />

Im <strong>Irak</strong> sind <strong>bei</strong> Gewalttaten erneut mehr als 40 Menschen getötet worden. Allein in einem<br />

Dorf in <strong>der</strong> Provinz Dijala brachten Unbekannte in Militäruniformen 29 Bewohner um. Wie<br />

ein Vertreter <strong>der</strong> Sicherheitskräfte am Dienstag weiter mitteilte, riegelten die Täter am<br />

Montag den Ort nördlich von Bagdad ab, drangen in mehrere Häuser ein und eröffneten das<br />

Feuer. US-Streitkräfte sind mit Hilfe irakischer Truppen in den vergangenen Wochen<br />

verstärkt gegen Extremisten in <strong>der</strong> ethnisch gemischten Region vorgegangen. Die<br />

Provinzhauptstadt Bakuba gilt als eine Hochburg von Al-Kaida. In Bagdad wurden be<strong>im</strong><br />

Angriff auf eine Armeestreife mindestens zehn Menschen getötet. Vier <strong>der</strong> Toten waren nach<br />

Polizeiangaben Soldaten. Elf Menschen seien verletzt worden. Bei <strong>der</strong> Explosion einer<br />

Autobombe <strong>im</strong> Stadtzentrum kamen vier weitere Menschen ums Leben. Wie die Polizei<br />

mitteilte, detonierte <strong>der</strong> Sprengsatz vor <strong>der</strong> iranischen Botschaft in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

gesicherten Grünen Zone. Die Bewegung des einflussreichen irakischen Schiitenpredigers<br />

Moktada al-Sadr nahm unterdessen nach einmonatigem Boykott ihre Ar<strong>bei</strong>t <strong>im</strong> Parlament<br />

wie<strong>der</strong> auf. Als Grund nannte ein Fraktionssprecher die Entscheidung des Parlaments, die<br />

Regierung zum stärkeren Schutz von Moscheen aufzurufen. Sadrs Block, <strong>der</strong> 30 von 275<br />

Sitzen hält, war <strong>im</strong> Juni aus Protest gegen einen Anschlag auf eine Schiiten-Moschee aus dem<br />

Parlament ausgezogen. Bereits <strong>im</strong> April hatte Sadr seine sechs Minister aus dem Kabinett<br />

zurückgezogen. Grund war die Weigerung <strong>der</strong> Regierung, einen Termin für den Abzug <strong>der</strong><br />

US-Truppen festzulegen.


18. <strong>Juli</strong><br />

Bei Bombenanschlägen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> sind am Mittwoch mindestens sechs Menschen getötet<br />

worden. Sprengsätze seien am Straßenrand <strong>im</strong> Südosten <strong>der</strong> Hauptstadt Bagdad detoniert,<br />

teilte die Polizei mit. Bei den Attentaten <strong>im</strong> Bezirk Al-Amin seien zudem fünf Menschen<br />

verletzt worden. Ort des Anschlags war den Angaben zufolge eine Haltestelle, von <strong>der</strong> aus<br />

Busse Menschen in das Zentrum bringen, die aus dem schiitischen Süden kommen.<br />

Ein führen<strong>der</strong> Mann des Terrornetzwerkes El Kaida ist von den US-Truppen <strong>im</strong> <strong>Irak</strong><br />

gefangengenommen worden. Der <strong>Irak</strong>er namens Chaled el Maschhadani sei <strong>der</strong> hochrangigste<br />

Einhe<strong>im</strong>ische <strong>der</strong> El Kaida in dem umkämpften Land, teilte US-General Kevin Bergner am<br />

Mittwoch in Bagdad mit. Maschhadani wurde demnach schon am 4. <strong>Juli</strong> <strong>im</strong> nordirakischen<br />

Mossul festgesetzt und wird seither verhört. Der US-Offizier betonte da<strong>bei</strong>, die Aussagen des<br />

<strong>Irak</strong>ers hätten erneut unter Beweis gestellt, dass die meisten Anschläge <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> von<br />

Auslän<strong>der</strong>n verübt würden. "Maschhadani ist <strong>der</strong> bedeutendste irakische Führer <strong>im</strong> irakischen<br />

El-Kaida-Netzwerk", sagte General Bergner. Er habe dem El-Kaida-Führer <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>, dem<br />

Ägypter Abu Ajub el Masri, sehr nahegestanden. Der von den US-Truppen gefangene <strong>Irak</strong>er<br />

sei Propagandachef <strong>der</strong> diversen Terrorzellen gewesen und habe als entscheiden<strong>der</strong><br />

Verbindungsmann zwischen dem in <strong>Irak</strong> anwesenden Masri, dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bewegung<br />

Osama bin Laden und dessen Nummer zwei A<strong>im</strong>an el Sawahiri gedient, die <strong>bei</strong>de in Pakistan<br />

vermutet werden. Der US-Offizier betonte, Maschhadanis Vernehmung habe klar gezeigt,<br />

welche entscheidende Rolle Auslän<strong>der</strong> <strong>bei</strong> El Kaida in <strong>Irak</strong> spielten. Die Versuche, die<br />

Anschläge als Akte eines national motivierten Wi<strong>der</strong>standes darzustellen, seien damit erneut<br />

wi<strong>der</strong>legt worden, sagte Bergner. Als Beispiel nannte <strong>der</strong> General Propaganda-<br />

Aufzeichnungen des Netzwerkes, auf denen ein gewisser "Omar el Baghdadi" (Omar aus<br />

Bagdad) zu hören gewesen sei. Dieser so genannte irakische "Führer des islamischen Staates<br />

<strong>Irak</strong>" sei eine Erfindung, seine Reden von einem Schauspieler gesprochen worden, versicherte<br />

Bergner. Ende Juni hatte die US-Armee verkündet, sie habe einen kurz zuvor getöteten,<br />

führenden El-Kaida-Mann als einen Ägypter identifiziert.<br />

19. <strong>Juli</strong><br />

Bei einer Bombenexplosion in Bagdad sind am Donnerstag vier US-Soldaten und ihr<br />

irakischer Übersetzer getötet worden. Der Sprengsatz ging nach Angaben <strong>der</strong> Armee <strong>bei</strong><br />

Kämpfen <strong>im</strong> Ostteil <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt hoch. Bombenanschläge bringen <strong>der</strong> US-<br />

Armee <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> die meisten Verluste <strong>bei</strong>. Seit <strong>der</strong> US-geführten Invasion <strong>im</strong> <strong>März</strong> 2003 kamen<br />

nach Zählungen <strong>der</strong> Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Angaben des US-<br />

Verteidigungsministeriums mindestens 3625 US-Soldaten <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> ums Leben. Unterdessen<br />

müssen sich zwei US-Soldaten wegen des Mordes an einem <strong>Irak</strong>er in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

nordirakischen Stadt Kirkuk verantworten. Ihnen werde die "vorsätzliche Tötung" des<br />

Mannes <strong>im</strong> Juni vorgeworfen, teilte die US-Armee mit. Der Vorfall sei den Vorgesetzten von<br />

an<strong>der</strong>en US-Soldaten gemeldet worden. Genauere Angaben zu <strong>der</strong> Tat wurden zunächst nicht<br />

gemacht.<br />

20. <strong>Juli</strong><br />

Das US-Militärkommando berichtete am Freitag, Aufständische hätten am Vortag in Bagdad<br />

zwei amerikanische Soldaten getötet. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> meldete unter<br />

Berufung auf die Polizei, in <strong>der</strong> Stadt Mossul sei <strong>bei</strong> einem Hubschrauberangriff <strong>der</strong> US-<br />

Truppen am Freitag ein Zivilist getötet worden. Ein weiterer Mann, zwei Frauen und zwei<br />

Kin<strong>der</strong> hätten Verletzungen erlitten, als die Amerikaner eine Wohnsiedlung <strong>im</strong> Al-Mithak-<br />

Viertel <strong>im</strong> Südosten <strong>der</strong> Stadt beschossen hätten.


21. <strong>Juli</strong><br />

US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte haben <strong>bei</strong> zwei Razzien in Bakuba 18<br />

Aufständische getötet. Dies berichtete die irakische Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> am<br />

Samstag unter Berufung auf die irakische Armee. Bei den Aktionen am Freitag und in <strong>der</strong><br />

Nacht zum Samstag seien 62 weitere Aufständische festgenommen worden, hieß es weiter. In<br />

<strong>der</strong> Provinz Diyala nordöstlich von Bagdad läuft <strong>der</strong>zeit eine groß angelegte<br />

Sicherheitsoffensive gegen Aufständische. Bakuba ist die Hauptstadt <strong>der</strong> Provinz. Bei einem<br />

Luftangriff <strong>der</strong> US-Armee und den irakischen Sicherheitskräften <strong>im</strong> Nordosten Bagdads<br />

kamen <strong>der</strong>weil laut Augenzeugen mindestens 17 Zivilisten ums Leben. Der Angriff habe<br />

Stellungen <strong>der</strong> Aufständischen gegolten, berichtete die unabhängige Nachrichtenagentur<br />

weiter. Es seien auch einige Zivilisten verletzt worden. Bei <strong>der</strong> Explosion einer Bombe an<br />

einer befahrenen Straße <strong>im</strong> Osten Bagdads wurden am Samstag nach Angaben des ara<strong>bis</strong>chen<br />

Fernsehsen<strong>der</strong>s Al-Dschasira 5 Zivilisten getötet und 12 verletzt. In Nadschaf, 160 Kilometer<br />

südlich von Bagdad, wurde unterdessen ein Mitar<strong>bei</strong>ter von Großajatollah Ali al-Sistani<br />

getötet. Sheikh Abdallah Fallak sei nach Angaben aus dem Büro des Geistlichen erstochen<br />

worden, berichtete Aswat al-<strong>Irak</strong>.<br />

23. <strong>Juli</strong><br />

Bei Gefechten und Anschlägen sind am Montag <strong>im</strong> <strong>Irak</strong> mehr als 30 Menschen getötet<br />

worden. Durch die Explosion zweier Autobomben in Bagdads Innenstadt-Viertel Karrade<br />

starben nach Angaben <strong>der</strong> irakischen Nachrichtenagentur INA zehn Menschen, darunter zwei<br />

Polizisten. 15 weitere Menschen seien verletzt worden, als die Sprengsätze auf einem Markt<br />

und vor dem Gebäude <strong>der</strong> Passbehörde detoniert seien. Ein irakischer Militärsprecher in<br />

Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, erklärte, amerikanische und irakische<br />

Soldaten hätten <strong>bei</strong> Kämpfen in <strong>der</strong> Umgebung von Bakuba 18 El-Kaida-Terroristen getötet.<br />

62 Verdächtige seien festgenommen worden. Nahe <strong>der</strong> Ortschaft Balad Rus hätten die<br />

Soldaten vier Familien befreit, die dort von Extremisten festgehalten worden seien. Der<br />

Nachrichtensen<strong>der</strong> Al-Arabija berichtete, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Explosion eines Sprengsatzes in Balad<br />

nördlich von Bagdad seien fünf irakische Soldaten getötet worden. Die US-Armee berichtete<br />

am Montag, Aufständische hätten bereits am Samstag in Bagdad einen amerikanischen<br />

Soldaten getötet.<br />

24. <strong>Juli</strong><br />

In Hilla spielten sich am Dienstagmorgen schreckliche Szenen ab, nachdem sich ein<br />

Selbstmordattentäter auf einem Markt neben dem Krankenhaus für Geburtshilfe und<br />

Kin<strong>der</strong>krankheiten in die Luft gesprengt hatte. Auf <strong>der</strong> Straße lagen Leichenteile. Der<br />

Eingang des Krankenhauses und 22 Geschäfte lagen in Schutt und Asche. Unter den Toten<br />

waren laut Polizei auch Angehörige einer Polizeipatrouille, die sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Explosion in dem belebten Viertel aufgehalten habe. Die 100 Kilometer südlich von Bagdad<br />

gelegenen Stadt Hilla, in <strong>der</strong> sunnitische und schiitische Araber leben, war schon mehrfach<br />

Schauplatz schwerer Anschläge.


25. <strong>Juli</strong><br />

Bei einer Razzia und anschließenden Gefechten irakischer und US-Soldaten mit<br />

mutmaßlichen schiitischen Aufständischen sind am Mittwoch <strong>im</strong> Osten Bagdads sechs<br />

Menschen getötet worden. Zehn hätten Verletzungen erlitten, erklärte ein Polizeisprecher<br />

weiter. Die Soldaten seien von Kampfhubschraubern unterstützt worden. Auf Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Fernsehnachrichtenagentur APTN waren mehrere beschädigte Häuser zu sehen. Gezeigt<br />

wurde außerdem die Bestattung <strong>der</strong> sechs Todesopfer <strong>im</strong> Stadtteil Sadr City. Das Viertel ist<br />

eine Hochburg <strong>der</strong> Mahdi-Miliz des schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr.<br />

Zwei Selbstmordanschläge auf feiernde Fußball-Fans haben am Mittwoch in Bagdad<br />

mindestens 27 Menschen in den Tod gerissen. Es gab mehr als 100 Verletzte, als die Bomben<br />

<strong>im</strong> westlichen Stadtteil Mansur und <strong>im</strong> Osten <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt explodierten.<br />

Tausende <strong>Irak</strong>er strömten nach dem erstmaligen Einzug ihrer Fußball-Nationalmannschaft ins<br />

Finale des Asien-Cups auf die Straßen <strong>der</strong> Hauptstadt. Das Team schlug Südkorea mit 4:3 <strong>im</strong><br />

Elfmeterschießen und trifft <strong>im</strong> Endspiel am Sonntag in Jakarta auf Saudi-Arabien. Mit<br />

Autokorsos und Sprechchören feierten die Fans <strong>der</strong> zerrissenen Landes den sportlichen<br />

Erfolg. Trotz Warnungen <strong>im</strong> staatlichen Fernsehen wurden auch Freudenschüsse abgegeben,<br />

nach ersten Polizeiberichten kam da<strong>bei</strong> mindestens ein Mensch ums Leben, 17 wurden<br />

verletzt. Am Sonntag waren nach dem Viertelfinalerfolg gegen Vietnam auf diese Weise<br />

sogar fünf <strong>Irak</strong>er getötet worden. In Mansur brachte ein Selbstmordattentäter seinen mit<br />

Sprengstoff beladenen Wagen in einer Menschenmenge zur Detonation. Es gab elf Tote und<br />

mindestens 60 Verletzte. Der zweite Anschlag ereignete sich in <strong>der</strong> Nähe eines<br />

Kontrollpunkts <strong>im</strong> Stadtteil Ghadir, wo ausgelassene <strong>Irak</strong>er auf Autodächer kletterten und die<br />

Nationalfahne schwenkten o<strong>der</strong> auf den Straßen tanzten. Der Attentäter riss 16 Menschen mit<br />

sich in den Tod, darunter zwei Soldaten. Die Behörden gaben die Zahl <strong>der</strong> Verletzten mit fast<br />

60 an.<br />

26. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Anschlag in Bagdad sind am Donnerstag mindestens 20 Menschen getötet und 80<br />

verletzt worden. Das berichtete die irakische Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter<br />

Berufung auf die irakische Polizei. Im Karrade-Viertel wurden durch die Wucht <strong>der</strong><br />

Explosion Autos beschädigt und Läden zerstört. Die Behörden gingen von einer Autobombe<br />

aus. Örtliche Anwohner sagten, möglicherweise sei ein mit Sprengstoff gefülltes Gebäude<br />

zum Einsturz gebracht worden. In dem Viertel waren erst am Montag drei Autobomben<br />

explodiert. In <strong>der</strong> südirakischen Stadt Hilla starben am Donnerstag unterdessen fünf Polizisten<br />

durch einen Sprengstoffanschlag. Drei Ministern aus <strong>der</strong> Ära des gestürzten Diktators Saddam<br />

Hussein soll wegen Korruption <strong>der</strong> Prozess gemacht werden. Gegen die ehemaligen<br />

irakischen Minister, die <strong>im</strong> Ausland leben, wurde lange ermittelt. Die Anti-<br />

Korruptionsbehörde habe entsprechende Ermittlungsunterlagen an ein irakisches Gericht<br />

geleitet, berichtete die Zeitung «Al-Sabah» unter Berufung auf Regierungssprecher Ali al-<br />

Dabagh.<br />

27. <strong>Juli</strong><br />

Bei Kämpfen zwischen Milizionären <strong>der</strong> schiitischen «Mahdi-Armee» und US-Soldaten sind<br />

in <strong>der</strong> irakischen Stadt Kerbela am Freitag mindestens zehn <strong>Irak</strong>er getötet worden. Nach<br />

Angaben von Ärzten in Kerbela sind unter den Toten auch mehrere Zivilisten. Die US-Armee<br />

berichtete, amerikanische und irakische Soldaten hätten <strong>im</strong> Morgengrauen gemeinsam den<br />

Anführer einer Einheit <strong>der</strong> «Mahdi-Armee» gefangen genommen, zu <strong>der</strong> mehr als 100<br />

Kämpfer gehörten. Diese Einheit sei für Angriffe auf die US-Truppen und für die Ermordung<br />

zahlreicher irakischer Zivilisten verantwortlich. Als sich die US- Soldaten nach <strong>der</strong> Operation


auf ihren Rückzug vorbereitet hätten, seien sie von Milizionären angegriffen worden.<br />

Daraufhin hätten sie mit Unterstützung <strong>der</strong> Luftwaffe etwa 17 Kämpfer getötet. Von<br />

irakischer Seite wurden die Kampfhandlungen an<strong>der</strong>s dargestellt. Krankenhausärzte erklärten,<br />

nach einem Angriff <strong>der</strong> Amerikaner auf ein Haus <strong>im</strong> Westen <strong>der</strong> Stadt seien am Morgen die<br />

Leichen von sechs Angehörigen einer Familie in ein Krankenhaus gebracht worden.<br />

Außerdem seien ein weiterer Zivilist und drei schiitische Milizionäre getötet worden. Die<br />

Ärzte zählten 28 Verletzte. Der Gouverneur von Kerbela, Akil al-Chasali, sagte <strong>der</strong><br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong>, die US-Armee habe den Angriff alleine «und ohne<br />

Erlaubnis» <strong>der</strong> Provinzregierung geplant und durchgeführt. <strong>Irak</strong>ische Soldaten seien daran<br />

nicht beteiligt gewesen. Die zentralirakische Stadt Kerbela liegt in einer <strong>der</strong> sichereren<br />

Regionen des <strong>Irak</strong>s. Die «Mahdi-Armee» ist die Miliz <strong>der</strong> Bewegung des radikalen Schiiten-<br />

Predigers Muktada al-Sadr. Die US-Armee berichtete am Freitag, ein amerikanischer Soldat<br />

sei am Donnerstag in <strong>der</strong> Provinz Dijala von Aufständischen getötet worden. Ein Sprengsatz<br />

sei neben seinem Fahrzeug explodiert.<br />

28. <strong>Juli</strong><br />

Bei einem Autobombenanschlag <strong>im</strong> Zentrum <strong>der</strong> irakischen Hauptstadt Bagdad sind am<br />

Samstag fünf Menschen getötet worden. Weitere 20 Zivilisten wurden verletzt, berichtete die<br />

Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong> unter Berufung auf Polizeiangaben. In <strong>der</strong> südirakischen<br />

Hafenstadt Basra wurden unterdessen zwei bewaffnete Aufständische erschossen. Sie hatten<br />

nach Angaben <strong>der</strong> Koalitionstruppen eine britische Militärpatrouille angegriffen, die<br />

daraufhin das Feuer erwi<strong>der</strong>te.<br />

30. <strong>Juli</strong><br />

Sunnitische Extremisten haben in <strong>der</strong> irakischen Stadt Al-Makdadija mehrere Geschäfte<br />

überfallen und alle iranischen Waren aus den Regalen gerissen. Die Nachrichtenagentur<br />

Aswat al-<strong>Irak</strong> meldete, die bewaffneten Männer hätten nach Angaben von Augenzeugen<br />

gesagt, «das Handelsministerium des Islamischen Staates <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>» habe sie geschickt. Sie<br />

hätten die Geschäftsinhaber bedroht und von ihnen verlangt, künftig keine iranischen<br />

Produkte mehr zu verkaufen. Der «Islamische Staat <strong>im</strong> <strong>Irak</strong>» ist ein Zusammenschluss<br />

sunnitischer Terrorgruppen. Al-Makdadija liegt in <strong>der</strong> Provinz Dijala, die <strong>im</strong> Norden an<br />

Bagdad angrenzt.<br />

Der <strong>Irak</strong> steht nach Einschätzung von Hilfsorganisationen vor einer humanitären Katastrophe.<br />

Fast je<strong>der</strong> dritte <strong>Irak</strong>er benötige dringend Hilfe, teilten die Hilfsorganisation Oxfam und das<br />

Coordination Committee in Iraq (NCCI) am Montag in einer in London verbreiteten<br />

Erklärung mit. Die Gewalt verdecke die «humanitäre Krise», die sich seit <strong>der</strong> Invasion des<br />

Landes <strong>im</strong> Jahr 2003 verschärft habe. Zwar seien die täglichen Anschläge die größte<br />

Bedrohung, doch acht Millionen <strong>Irak</strong>er benötigten dringend Wasser, Hygieneartikel,<br />

Lebensmittel o<strong>der</strong> Unterkunft. Insgesamt vier Millionen Menschen seien vertrieben worden,<br />

die meisten lebten in schrecklicher Armut. Die irakische Regierung und die Vereinten<br />

Nationen täten nicht genug gegen die Krise. In <strong>der</strong> irakischen Stadt Al-Makdadija überfielen<br />

am Montag sunnitische Extremisten mehrere Geschäfte, rissen alle iranischen Waren aus den<br />

Regalen und machten sie teilweise unbrauchbar. Die Nachrichtenagentur Aswat al-<strong>Irak</strong><br />

meldete, die bewaffneten Männer, hätten zudem nach Angaben von Augenzeugen die<br />

Geschäftsinhaber in <strong>der</strong> nördlich von Bagdad gelegenen Stadt bedroht und von ihnen<br />

verlangt, künftig keine iranischen Produkte mehr zu verkaufen. Der sunnitische Vizepräsident


Tarek al-Hasch<strong>im</strong>i betonte unterdessen, es gebe keinen persönlichen Konflikt zwischen ihm<br />

und dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. «Bei unseren<br />

Meinungsverschiedenheiten geht es darum, wie dieses Land regiert werden sollte», sagte Al-<br />

Hasch<strong>im</strong>i, <strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Irak</strong>ischen Konsensfront ist. Die Partei hat mit dem Rücktritt<br />

ihrer sechs Minister zum 1. August gedroht, sollte Al-Maliki ihrer For<strong>der</strong>ung nach Reformen<br />

nicht stattgeben. Die US-Armee teilte am Montag mit, amerikanische Soldaten hätten in den<br />

Provinzen Salaheddin und Anbar seit Sonntag acht mutmaßliche sunnitische Extremisten<br />

getötet und 40 Verdächtige gefangen genommen. Ein US-Soldat sei am Sonntag <strong>im</strong> Osten von<br />

Bagdad von Aufständischen getötet worden. Aufständische hätten bereits am vergangenen<br />

Donnerstag in <strong>der</strong> westirakischen Provinz Anbar drei amerikanische Soldaten getötet. Bei <strong>der</strong><br />

Explosion einer Autobombe in <strong>der</strong> Bagda<strong>der</strong> Innenstadt starb am Montag laut Aswat al-<strong>Irak</strong><br />

ein Zivilist. Fünf weitere Menschen wurden demnach verletzt. In dem in London<br />

veröffentlichten Bericht <strong>der</strong> Hilfsorganisationen heißt es, rund 70 Prozent <strong>der</strong> rund 26,5<br />

Millionen <strong>Irak</strong>er seien von <strong>der</strong> Wasserversorgung abgeschnitten - vor <strong>der</strong> Entmachtung des<br />

Diktators Saddam Hussein <strong>im</strong> Jahr 2003 waren es demnach 50 Prozent. Nur je<strong>der</strong> fünfte habe<br />

Zugang zu sanitären Einrichtungen, heißt es weiter. Fast 30 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> seien<br />

unterernährt (verglichen mit 19 Prozent vor dem Beginn des <strong>Irak</strong>krieges). Rund vier<br />

Millionen Menschen (etwa 15 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung) könnten nicht regelmäßig essen.<br />

Mehr als zwei Millionen Menschen - hauptsächlich Frauen und Kin<strong>der</strong> - wurden dem Bericht<br />

zufolge innerhalb des Landes vertrieben. Weiter zwei Millionen seien über die Grenzen<br />

geflohen, vor allem nach Syrien und Jordanien.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!