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11. Rundbrief von Matthias Schüttler / Sept. 2012

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Hallo liebe Freunde<br />

<strong>11.</strong> <strong>Rundbrief</strong> <strong>von</strong> <strong>Matthias</strong> <strong>Schüttler</strong> / <strong>Sept</strong>. <strong>2012</strong><br />

Trockenzeit im Regenwald, seit zweieinhalb Monaten hat es so gut wie nicht geregnet. Ich sitze hier am<br />

Computer, es ist kurz nach neun abends, doch das Thermometer zeigt immer noch 29°C an. Letzte Woche hat<br />

es kurz geregnet, da atmen Menschen und Pflanzen richtig auf.<br />

Wieder mal sind es meine Haare die mich erinnern, dass der letzte <strong>Rundbrief</strong> schon einige Zeit zurückliegt.<br />

So auch mein letztes Haareschneiden: Wieder einmal war es höchste Zeit für einen Haarschnitt, ich suchte<br />

Missionarsfrau X auf und es ging gleich los. Ein Herrenschnitt ist ja keine grosse Sache, hauptsache wieder<br />

kürzer und weniger Hitzestau auf dem Kopf.<br />

Und es gelang ihr auch recht schön bis zu jenem verhängnisvollen Moment, als sie noch ein letztes Mal die<br />

vorderen Haare etwas kürzen wollte. Was macht der Rasierer ohne Distanzaufsatz? Eine kahle Schneise<br />

mitten auf meinem Kopf! Nach dem ersten Schreck überlegten wir: Ob man ein Herz für einen Heiratsantrag<br />

drausmachen könnte? Oder wenigstens ein Kreuz als geistlichen Nutzen? – verwarfen aber beides wieder.<br />

Also keine Chance, die Haare müssen runter - alle. Baseballmuetze fuer 3 Wochen!<br />

Wie sehe ich mit Glatze aus? Ihr werdet es nicht mehr sehen, inzwischen es<br />

schon fast wieder bei normaler Länge.<br />

Wie die Monate verfliegen! Mein Kurzbesuch in der geliebten Heimat scheint schon wieder Lichtjahre<br />

zurück. Dennoch war es super, viele kurze aber herzliche Begenungen. Und vor allem auch zwischendurch<br />

einen gesunden Abstand zur Arbeit hier in Peru und zu der damaligen Anklage-Lügengeschichte zu bekommen.<br />

Gott und Euren vielen Gebeten sei Dank, die Anklage-Sache hat sich im Sand verlaufen. Ich musste noch eine<br />

Aussage bei der Polizei machen, danach hab ich nichts mehr gehört. Trotzdem hatte mich das Ganze<br />

aufgewühlt gehabt und der Deutschland Ausflug kam genau zur rechten Zeit!<br />

Wieder zurück, überraschte mich einer der ehemaligen Lehrlinge. Er hatte in Pucallpa für ein paar Wochen<br />

Arbeit gefunden und so vereinbarten wir, dass er danach noch ein paar Wochen mit mir arbeiten kann, um<br />

seine Fähigkeiten etwas aufzufrischen.<br />

Ich hoffte auch ihn in mein „Ausbilderprogramm“ aufnehmen zu koennen. Wir hatten eine gute Zeit<br />

zusammen, er half mir beim überholen meines Motorrades und stellte sich sehr gut an. Leider liess er sich<br />

schlussendlich aber nicht dafür begeistern selbst auszubilden, versprach aber nächstes Jahr mit<br />

einzusteigen...


Dafür konnte ich letzte Woche mit Bernabe telefonieren, den ich im letzten <strong>Rundbrief</strong> erwähnt habe. Er ist<br />

in diesen Tagen wieder unterwegs in der Grenzregion zu Ecuador, wo wir letztes mal zusammen den Kurs<br />

gehabt haben. Ich freute mich zu hören, dass zwischen ihm und den beiden Lehrlingen wie ein kleines Netz<br />

entstanden ist. Sie besuchen und helfen sich gegenseitig bei der Arbeit auf dem Feld und in der Werkstatt.<br />

Und durch die Besuche <strong>von</strong> Bernabe sind auch die Gemeinden der beiden neu ermutigt worden. Ich habe die<br />

Hoffnung, dass das anhält, denn er ist einer <strong>von</strong> ihnen! Von uns Missionaren denken sie oft, dass wir sowieso<br />

alles können.<br />

Das ist generell unser Konzept bei indicamino: Einheimische ermutigen und befähigen, damit SIE es ihren<br />

Landsleuten weitergeben. Die erreichen SIE viel besser als wir, die wir Ausländer sind, das gilt fürs<br />

Technische, wie auch für den Glauben an Jesus.<br />

Gerade habe ich einmal die Woche eine Gruppe Bibelschüler in der Werkstatt. Zusammen besprechen wir die<br />

Grundlagen, der für sie typischen Bootsmotoren. Ich hoffe sie können so ein wenig mehr technisches<br />

Gespühr für ihre Geräte bekommen, sich letztlich auch ein wenig selber helfen und so dadurch weniger teure<br />

Reparaturen haben. Sie sind sehr motiviert, da macht es Freude mit ihnen zu arbeiten, zusammen haben wir<br />

zwei alte Honda 13PS Motoren zerlegt und durchgenommen wie sie funktionieren. In den nächsten Wochen<br />

sollten wir sie wieder zum Laufen bekommen.<br />

An einem Nachmittag vor ein paar Wochen kam ein älterer Mann in die Werksatt. Er schien mir zunächst<br />

unbekannt. Erst als er sich als „Tito“ vorstellte erinnerte ich mich, dass er ein einheimischer Missionar ist,<br />

<strong>von</strong> dessen treuer Arbeit im brasilianischen Grenzgebiet ich schon öfter gehört hatte. Fast keiner der<br />

Missionare, die er <strong>von</strong> früher kannte, war mehr in Cashibo. Um mich nicht zu stören, wollte er gleich wieder<br />

aufbrechen. Ich hatte aber das Gefühl, dass er etwas auf dem Herzen hat, wenn er extra die weite Reise<br />

macht um einen der „alten“ Missionare aufzusuchen.<br />

Also setzten wir uns an meinen Schreibtisch und ich erkundigte mich nach seiner Arbeit. Er ist jetzt nach<br />

etlichen Jahren wieder in seine Heimatgegend zurückgegangen um dort die Gemeinden zu ermutigen.<br />

Auf seiner Reise traf er einen reichen Mann, der ihm viel Geld angeboten hat, wenn er für ihn arbeitet. Beim<br />

genaueren Nachfragen stellte sich heraus, dass dieser Mann zu einer Sekte gehört, die in den folgenden<br />

Wochen verschiedenen Gemeindeleitern vielversprechende Angebote gemacht hatte. Neue Kirchengebäude,<br />

Musikanlagen und Lohn für den Pastor, all das lockt natürlich, die sonst eher einfach lebenden Indianer. Es<br />

bewegte mich, wie er und andere das alles ausgeschlagen hatten, weil sie sich erinnert haben, was sie einst im<br />

Unterricht begriffen – Wer Jesus nicht im Programm hat, ist auf dem Holzweg! Aber es gab auch<br />

Uneinigkeit, denn andere sahen die Chance, so dem armen Leben zu entfliehen.<br />

Das lag dem Mann auf dem Herzen, dass wir für seine Landsleute beten, damit sie sich nicht kaufen lassen.<br />

Dein paar Wochen sind seitdem vergangen, ich konnte ihn leider noch nicht wieder erreichen. Danke wenn ihr<br />

mit für die Shipibo-Christen betet.


Gerade habe ich wieder eine der Brücken auf unserem 3km langen Strassenstück erneuern müssen. Es<br />

scheint fast, als wäre es das Jahr der Brücken. An fünf verschiedenen Stellen musste ich in diesem Jahr<br />

schon graben, weil sich Betonröhren oder Holzkonstrukte gesetzt haben oder verfault waren. Da bin ich<br />

immer wieder froh, dass es Einheimische gibt, die Arbeit suchen und auch scheinbar mühelos bei Hitze und<br />

Sonne den ganzen Tag graben können. Ich selber brauche schon nach ein paar Schaufeln wieder das<br />

„Schweiss-Handtuch“. :-)<br />

Auch eine Motorenreparatur an einem der Traktoren stand auf dem Programm, da war ich mal wieder in<br />

meinem Element.<br />

Ende diesen Jahres ist Sonjas 3 jähriger Term zu Ende. Lange haben wir<br />

überlegt, wie es dann weitergehen soll. Gehen wir ganz Heim? Oder nur<br />

Sonja? Oder nur ein kurzer Heimataufenthalt? Viele Möglichkeiten taten<br />

sich auf, aber auch vieles, das dann irgendwann entschieden werden muss.<br />

Der erste Schritt ist getan. Wir haben nach einigen Gesprächen entschieden,<br />

dass wir beide im Dezember nach Hause gehn. Am 17. Dezember geht der<br />

Flieger ab Lima. Wir denken etwa 1 Jahr in … ja wo denn nun? In der Schweiz<br />

oder in Deutschland? Wir wollen, je eine Zeit, an beiden Orten verbringen um<br />

1. August Schweizer Nationalfeiertag! Familie und Heimat des andern besser kennenzulernen.<br />

Apropos Heimat des anderen: Wusstet ihr dass die Schweiz, obwohl sie uns aus deutscher<br />

Sicht klein scheint, eine Menge Rekorde zu bieten hat?<br />

Beispielsweise befindet sich in der Schweiz das längste Dorf Europas, sowie natürlich<br />

der größte Wasserfall. Sogar Weltmeister ist unser Nachbarland im Bunker- und<br />

Eisenbahntunnelbau. Die weltweit längste Treppe führt auf den Niesen im Berner<br />

Oberland. Nirgends auf der Welt gehen die Bürger öfter abstimmen und der Alpenstaat<br />

hat die weltgrößte Nobelpreisträgerdichte!<br />

Doch fragt man Sonja nach dem schönsten Ort des Landes, gibt es nur EINE Antwort:<br />

Merishausen! 10 Fussminuten <strong>von</strong> der deutschen Grenze, den Rheinfall vor der Haustür.<br />

Unser Flug geht nach Zürich. Gute Freunde sahen darin schon gewisse<br />

Vorzeichen einer Durchsetzungsschwäche meinerseits! Ich betrachte es als<br />

Weihnachtsgeschenk an Sonja! :-)<br />

Wie dieses Jahr daheim genauer aussehen wird, das lassen wir euch wissen,<br />

sobald wir selber etwas genauer sehen, wo es lang geht.<br />

Vorher stehen aber noch 3 volle Monate auf dem Programm. Wir erwarten<br />

einige freiwillige Helfer, mit denen ich hier auf der Station arbeiten werde.<br />

Auch meine Kontakte zu den Indianern möchte ich, so gut es geht, noch<br />

auffrischen, damit sie dann die Abwesenheit überdauern... Einige haben auch<br />

schon angekündigt noch einmal so richtig Ersatzteile bestellen zu wollen. Da<br />

werd ich noch den einen oder anderen Flieger bepacken und in den Dschungel<br />

rausschicken.<br />

Damit ganz herzliche Grüße aus Südamerika, und ein<br />

dickes Dankeschön für alle Spenden die unsere Arbeit<br />

hier ermöglichen.<br />

Euer <strong>Matthias</strong><br />

PS: Wir suchen Leute für unser Team, am dringendsten fehlen uns...<br />

Meine Adresse in<br />

Peru:<br />

<strong>Matthias</strong> <strong>Schüttler</strong><br />

Misión Suiza<br />

Casilla 1<br />

Pucallpa<br />

Peru<br />

mshengstfeld@gmx.de<br />

0051 61 599020<br />

0051 61 961980247 (Handy)<br />

Adresse:<br />

indicamino<br />

Bahnhofstr. 25<br />

78647 Trossingen<br />

07425 / 6633<br />

info@indicamino.de<br />

Bankverbindung:<br />

Ev. Kreditgenossenschaft<br />

Kto.Nr. 418005<br />

BLZ 520 604 10<br />

Vermerk: Für die Arbeit <strong>von</strong><br />

<strong>Matthias</strong> <strong>Schüttler</strong>;<br />

und bitte eure Adresse!<br />

(wegen Spendenbescheinigung!)<br />

Wer den <strong>Rundbrief</strong> nicht mehr<br />

haben möchte, wenn sich eine<br />

Adresse ändert oder wenn ich<br />

jemand vergessen hab, sagt mir<br />

bitte Bescheid oder wendet<br />

Euch an:<br />

Andrea Kreuzer<br />

Limbacher Str. 16<br />

74585 Kühnhard<br />

07958 / 8153

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