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Human Condition - Universalmuseum Joanneum

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Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong><br />

<strong>Joanneum</strong><br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Empathy and<br />

Emancipation in<br />

Precarious Times


Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>


<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Empathy and<br />

Emancipation in<br />

Precarious Times


2—3<br />

Susan Philipsz<br />

The River Cycle, 2009<br />

Lyrics: Radiohead,<br />

Pyramid Song, 2001


I jumped in the river and what did I see?<br />

Black-eyed angels swam with me<br />

A moon full of stars and astral cars<br />

And all the figures I used to see<br />

All my lovers were there with me<br />

All my past and futures<br />

And we all went to heaven in a little row boat<br />

There was nothing to fear and nothing to doubt<br />

I jumped into the river and what did I see?<br />

Black-eyed angels swam with me<br />

A moon full of stars and astral cars<br />

And all the figures I used to see<br />

All my lovers were there with me<br />

All my past and futures<br />

And we all went to heaven in a little row boat<br />

And there was nothing to fear and nothing to doubt<br />

There was nothing to fear and nothing to doubt<br />

There was nothing to fear and nothing to doubt


4—5<br />

Adrian Paci<br />

Per Speculum,<br />

2006


8—9<br />

Adrian Paci<br />

Turn on, 2004


10—11<br />

Adrian Paci<br />

Electric Blue, 2010


14—15<br />

Lida Abdul<br />

In Transit, 2008


18—19<br />

Lida Abdul<br />

White House, 2005


22—23<br />

Name des Künstlers<br />

Titel der Arbeit, 2005


24—25<br />

Lida Abdul<br />

Man in the Sea, 2010


26—27


28—29<br />

Marcel Dzama<br />

Pip, 2004


30—31<br />

Marcel Dzama<br />

Knowing precisely<br />

where to cut, 2008


32—33<br />

Marcel Dzama<br />

Ulysses, 2009


34—35<br />

Mark Manders<br />

Two Interconnected<br />

Houses, 2010


36—37


40—41<br />

Kris Martin<br />

Mandi VIII, 2006


42—43<br />

Mark Manders<br />

Small Unfired<br />

Clay Figure, 2006/07


44—45<br />

Kris Martin<br />

Bells, 2008


46—47<br />

Maria Lassnig<br />

Woman Laokoon, 1976


48—49<br />

Marcel Dzama<br />

Zürich redet<br />

mit Helvetia,<br />

2008<br />

Lits et ratures,<br />

2008


50—51<br />

Marcel Dzama<br />

Whose hell hoof<br />

resounds like<br />

heaven’s thunder,<br />

2008<br />

Presence is<br />

unsustainable or<br />

The circle of<br />

traitors, 2008


52—53<br />

Marcel Dzama<br />

Surrounded by<br />

his dark machines<br />

and the rage of<br />

the wild or An<br />

epic of humanity,<br />

2008<br />

Poor Bertrand<br />

de Born, 2009


54—55<br />

Renzo Martens<br />

Episode 3, 2009


58—59<br />

Renzo Martens<br />

Episode 1, 2000/03


62—63<br />

Maria Lassnig<br />

Stilleben mit rotem<br />

Selbstportrait, 1969


64—65


<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Diese Publikation<br />

erscheint anlässlich<br />

der Ausstellung<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong><br />

<strong>Joanneum</strong><br />

12. Juni bis<br />

12. September 2010<br />

Kurator<br />

Adam Budak<br />

Herausgeber<br />

Peter Pakesch,<br />

Adam Budak<br />

Erschienen<br />

im Verlag der<br />

Buchhandlung<br />

Walther König,<br />

Köln


66 — 67<br />

Inhaltsverzeichnis


2<br />

Abbildungen<br />

176<br />

Vorwort<br />

Peter Pakesch<br />

178<br />

Die Zerbrechlichkeit<br />

der menschlichen<br />

Angelegenheiten<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>.<br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Adam Budak<br />

198<br />

Empathie und<br />

Emanzipation<br />

„Verstehendes Herz“,<br />

prekäre Zeit,<br />

erweitertes Urteilen –<br />

eine Annäherung<br />

mit Hannah Arendt<br />

Sophie Loidolt<br />

206<br />

Vita activa oder<br />

Vom tätigen Leben<br />

Hannah Arendt<br />

218<br />

Die empathische<br />

Zivilisation<br />

Wege zu einem<br />

globalen<br />

Bewusstsein<br />

Jeremy Rifkin<br />

238<br />

Gefährdetes Leben<br />

Politische Essays<br />

Judith Butler<br />

253<br />

Index<br />

254<br />

Biografien<br />

264<br />

Impressum


Vorwort<br />

Peter Pakesch


Der Gang der letzten Jahre hat uns vieler Gewissheiten beraubt. Eine in atemberaubendem<br />

Tempo wachsende Menschheit durchlebt eine Entwicklung höchst heterogener<br />

und widersprüchlicher Dynamik, die die Grundfesten unserer Existenz materiell wie<br />

ideell infrage stellt. Die Fragen, mit denen wir heute konfrontiert werden, vervielfachen<br />

sich nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Dynamiken. Sie multiplizieren sich<br />

vor allem auch durch ein nie zuvor existentes Wissen vom Gang des Geschehens und<br />

der Umstände allerorts, in großen Zusammenhängen wie auch im Detail – und mit<br />

all den Unterschieden, die krasser nicht sein könnten. Das verursacht ein Bedürfnis,<br />

nach Gewissheiten zu suchen, ein Verlangen nach Strategien, diesen Wandel besser<br />

zu verstehen und ihm mit neuen Dimensionen des Handelns zu begegnen. So begeben<br />

wir uns gegenwärtig im <strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong> mit ganz unterschiedlichen<br />

Ausstellungen auf die Suche nach den Perspektiven dieser Aktualität. Im Zentrum<br />

davon steht das vorliegende Projekt <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten als ein Aspekt des Themenschwerpunktes Conditio humana.<br />

So lebt der Mensch.


Die Zerbrechlichkeit<br />

der menschlichen<br />

Angelegenheiten<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Adam Budak


1 Gilles Deleuze: Logik des Sinns.<br />

Frankfurt: Suhrkamp 1993, S. 100.<br />

2 Judith Butler: Gefährdetes<br />

Leben. Politische Essays.<br />

Frankfurt: Suhrkamp 2005, S. 68.<br />

3 The Invisible Committee, The<br />

Coming Insurrection, Semiotext(e)<br />

Intervention Series 1, Los Angeles:<br />

Semiotext(e) 2009, S. 16<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

4 Vgl. Hannah Arendt: Vita activa<br />

oder Vom tätigen Leben. München:<br />

Piper 1981.<br />

5 Vgl. Jeremy Rifkin: Die empathische<br />

Zivilisation. Wege zu einem<br />

globalen Bewusstsein. Frankfurt,<br />

New York: Campus 2009.<br />

6 Butler, Gefährdetes Leben, S. 67.<br />

7 Brian Holmes: Escape the<br />

Overcode. Activist Art in the Control<br />

Society. Van Abbemuseum/<br />

WHW 2009, S. 195<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

Was gibt es Bürokratisches in diesen phantastischen Maschinen, die die Völker und<br />

Gedichte sind? Es reicht, daß wir uns ein wenig zerstreuen, damit wir uns auf der<br />

Oberfläche wissen, daß wir unsere Haut wie eine Trommel spannen, damit die „große<br />

Politik“ beginnt. Ein leeres Feld, weder für den Menschen, noch für Gott; Singularitäten,<br />

die weder allgemein noch individuell, weder persönliche noch universelle sind,<br />

all dies durchquert von Zirkulationen, Echos, Ereignissen, die mehr Sinn und mehr<br />

Freiheit verschaffen, mehr Wirksamkeiten, als der Mensch je erträumt und Gott sich<br />

je vorgestellt hatte. Das leere Feld zirkulieren zu lassen und die prä-individuellen und<br />

unpersönlichen Singularitäten zum Sprechen zu bringen, kurz, den Sinn zu produzieren:<br />

Darin besteht heute die Aufgabe.1<br />

Denn wenn ich von dir verwirrt bin, da bist du bereits bei mir, und ich bin nirgendwo<br />

ohne dich. Ich kann das „Wir” nicht zusammenbringen, es sei denn, ich finde die Art<br />

und Weise, wie ich an das „Du” gebunden bin, indem ich zu übersetzen versuche, aber<br />

feststelle, daß meine eigene Sprache versagen und aufgeben muß, wenn ich dich<br />

kennen will. Du bist das, was ich durch diese Orientierungslosigkeit und diesen Verlust<br />

gewinne. So entsteht das Menschliche immer wieder als das, was wir erst noch<br />

kennenlernen müssen.2<br />

Wenn dann alles gesagt und getan ist, befinden wir uns mit einer gesamten Anthropologie<br />

im Krieg. Mit der Idee des Menschen an sich.3<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Mitgefühl und Selbstbestimmung in prekären Zeiten bietet eine<br />

Reise in die menschliche Ethik, in der die Struktur des Einander-Ansprechens, der Veranwortung<br />

und des moralischen Handelns auf dem Spiel stehen. „Wer sind wir?“, fragt<br />

Hannah Arendt in Vita activa oder Vom tätigen Leben, wo sich die Verwirklichung eines<br />

„Wer“ auf Denk-, Willens- und Urteilsprozesse bezieht.4 „Woraus bestehen wir?“, fragt<br />

Jeremy Rifkin bei seiner Einführung des Homo empathicus, des Protagonisten seiner<br />

„neuen Sicht auf das Wesen des Menschen”.5 „Was gilt als menschlich? Was erlaubt<br />

uns einander zu begegnen?“6, untersucht Judith Butler am Ende ihrer Aufsätze über<br />

zeitgenössische Gewalt und Trauer. Diese Ausstellung ist das Porträt einer prekären<br />

Welt voller Instabilität und mit einer ungewissen Zukunft, in der die Verwundbarkeit der<br />

Gesellschaft hinterfragt und die Zerbrechlichkeit der menschlichen Angelegenheiten<br />

zur Schau gestellt wird. In welchem Verhältnis stehen Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

zueinander? Auf welche Art und Weise wird durch diese Begriffe das menschliche<br />

Sein geformt? Im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Verzweiflung, Selbstermächtigung<br />

und einem rasant wachsenden Riss in der gesellschaftlichen Gestalt,<br />

zwischen kommunalem Begehren und einer Mentalität des Individualismus versammeln<br />

sich in dieser Ausstellung Modelle zeitgenössischer Wirklichkeiten und Konfliktherde.<br />

Im Angesicht der Unvorhersehbarkeit der Zukunft und konfrontiert mit der<br />

Aufhebung bislang verfügbarer Muster stellt sie sich die Frage, ob es noch Hoffnung<br />

gibt, und sucht nach Möglichkeiten von Heldentum im Zeitalter korrumpierter Werte<br />

und der Auslöschung des historischen Subjekts. „Wie kommt die Welt zusammen? Wie<br />

fällt eine Welt auseinander?“ Dies ist Brian Holmes’ Neuformulierung des ganz grundlegenden<br />

„Sein oder Nichtsein?“ unserer Zeit und sein Verweis auf Mittel und Wege<br />

für intellektuelles Handeln an der Basis im heutigen globalen System, als Prozesse der<br />

„Selbstverortung vor dem Horizont der Katastrophe und der anschließenden Ermittlung<br />

der Methoden und Maßstäbe konkreter Intervention in die gelebte Erfahrung“7. In den<br />

Worten dieses Gesellschaftstheoretikers „stehen wir an der Schwelle zu einem Gesellschaftsumbruch,<br />

herbeigeführt durch ein gescheitertes Wirtschaftsmodell, das auch<br />

zum Schmelzen der Polkappen und Aufflammen von Kriegen geführt hat”8.


72 — 73<br />

Adam Budak<br />

8 Holmes, Escape the Overcode,<br />

S. 401<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

9 Nicolas Bourriaud: Precarious<br />

Constructions. Answers to Jacques<br />

Ranciere on Art and Politics. In:<br />

Open. Cahier on Art and the Public<br />

Domain No. 17 (2009), S. 23<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

10 Bourriaud, Precarious<br />

Constructions, S. 32<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

11 Comité invisible,<br />

L’insurrection qui vient, S. 9<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

12 Ibid., S. 83<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

http://www.mecanopolis.org/<br />

wp-content/uploads/2008/11/<br />

pdf_insurrection.pdf<br />

13 Vgl. Ibid., S. 15<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

14 Ibid., S. 19.<br />

Mehr als je zuvor tauchen zahlreiche Fragen von alarmierender Dringlichkeit auf und<br />

es formen sich dann Aussagen von sowohl Verzweiflung als auch Klarheit, verschickten<br />

Manifesten, Äußerungen einer Gesellschaft, einer Menschlichkeit im Angesicht des<br />

Verlusts moralischer Autorität und eines Gefühls für Werte. Wer spricht heute für die<br />

Menschheit? Mit welcher Stimme und mit welchen Absichten? Was sind die vordringlichen<br />

Verpflichtungen in unserer Zeit? Was ist moralisch verbindlich? Wir warten. Wir<br />

hängen in der Luft. Es sind prekäre Zeiten, in denen wir leben – zerbrechliche und ephemere<br />

Augenblicke der Kurzlebigkeit. Beständigkeit ist zu einer Seltenheit geworden.<br />

In seiner Analyse des „Prekariats“ erinnert Nicolas Bourriaud an Zygmunt Baumans<br />

Definition unserer Zeit als einer der „flüssigen Moderne“ in Form einer Gesellschaft von<br />

allgemeiner Disponibilität, wo nichts verrufener ist als „die Standfestigkeit, Klebrigkeit<br />

und Zähflüssigkeit von belebten wie unbelebten Dingen“9. „Prekär“ bedeutet, wie Bourriaud<br />

erinnert, etymologisch „das, was nur dank einer jederzeit umkehrbaren Genehmigung<br />

existiert. Die precaria waren die Felder, die für einen festgesetzten Zeitraum<br />

dem Bauern vom Grundherrn zur Nutzung überlassen wurden, ganz unabhängig von<br />

den Gesetzen zur Regelung von Eigentumsfragen. Man sagt, ein Gegenstand sei prekär,<br />

wenn er weder einen eindeutigen Status noch eine sichere Zukunft oder endgültige<br />

Bestimmung hat: Er ist gefangen, in der Schwebe, wartend, umgeben von Unschlüssigkeit.<br />

Er besetzt ein transitorisches Territorium.“10<br />

Wir warten. Wir hängen in der Luft, in Erwartung. Das vom anonymen Kollektiv Comité<br />

invisible verfasste politische Pamphlet L’insurrection qui vient (Der kommende Aufstand)<br />

konstatiert knallhart: „Darüber ist sich jeder einig. Wir stehen unmittelbar vor<br />

dem großen Knall.”11 Wir warten weiter, während sie behaupten:<br />

Warten ist sinnlos – auf einen Durchbruch, auf die Revolution, die atomare Apokalypse<br />

oder eine soziale Bewegung. Weiter warten ist Wahnsinn. Die Katastrophe wird nicht<br />

kommen, sie ist schon da. Wir befinden uns bereits mittendrin im Zusammenbruch der<br />

Zivilisation. Und in eben dieser Wirklichkeit müssen wir Position beziehen.12<br />

Die Rhetorik der Krise und die Rhetorik der Macht überschneiden sich hier; das Teilen<br />

von Empfindsamkeit und die weitere Ausarbeitung des Teilens ist ein Antrieb: die<br />

Enthüllung dessen, was uns gemein ist und der Aufbau einer Macht. Die Empathie fungiert<br />

als Mittel zur Messung der Intensität des Teilens.13 Und noch eine Frage, ebenso<br />

merkwürdig wie auf der Hand liegend und verwundbar, kommt hier zum Ausdruck: „Wie<br />

finden wir einander?”14 Inmitten der Aufstände in Griechenland und Frankreich, beim<br />

Gebet im Schatten eines Tempels, wird ein Ruf nach einem Aufstand geäußert.<br />

Die zur Ausstellung <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Mitgefühl und Selbstbestimmung in prekären<br />

Zeiten eingeladenen Künstler erschließen den kritischen Raum des menschlichen Seins<br />

und legen ihr Augenmerk ganz besonders auf Hannah Arendts Handeln, eine der ganz<br />

grundlegenden menschlichen Tätigkeiten, die zusammen mit Arbeiten und Herstellen<br />

die Vita activa bzw. das tätige Leben ausmachen und den elementaren Bedingungen<br />

entsprechen, unter denen dem Menschen in Hannah Arendts Worten das Leben auf<br />

Erden geschenkt wurde. Die menschliche Grundbedingung, unter der die Tätigkeit<br />

des Arbeitens steht, ist das Leben selbst, wogegen das Herstellen für eine „künstliche“<br />

Welt der Dinge sorgt, deutlich anders als jede natürliche Umgebung, und seine<br />

menschliche Grundbedingung ist die Weltlichkeit. Das Handeln ist, wie Arendt ausführt,<br />

die einzige Tätigkeit der Vita activa, die sich ohne die Vermittlung von Materie, Material<br />

und Dingen direkt zwischen Menschen abspielt. Die Grundbedingung, die ihr entspricht,<br />

ist das Faktum der Pluralität, nämlich die Tatsache, daß nicht ein Mensch, sondern<br />

viele Menschen auf der Erde leben und die Welt bevölkern.15<br />

Das Handeln wird verknüpft mit dem Prinzip des Neuanfangs, „im ursprünglichsten<br />

und allgemeinsten Sinne ist Handeln und etwas Neues anfangen dasselbe; jede Aktion


15 Arendt, Vita activa, S. 17.<br />

16 Ibid., S. 215.<br />

17 Ibid., S. 217.<br />

18 Ibid., S. 220.<br />

19 Ibid., S. 224.<br />

20 Ibid., S. 234.<br />

21 Julia Kristeva: Hannah Arendt.<br />

New York: Columbia University<br />

Press 2001, S. 174<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

setzt vorerst etwas in Bewegung“.16 Das Handeln ist auch mit dem Sprechen verwandt,<br />

weil das Handeln der spezifisch menschlichen Lage, sich in einer Vielheit einzigartiger<br />

Wesen als unter seinesgleichen zu bewegen, nur entsprechen kann, wenn es seine Antwort<br />

auf die Frage bereithält, die unwillkürlich jedem Neuankömmling vorgelegt wird,<br />

auf die Frage: „Wer bist Du?“17 […] Diese Aufschluß-gebende Qualität des Sprechens<br />

und Handelns, durch die, über das Besprochene und Gehandelte hinaus, ein Sprecher<br />

und Täter mit in die Erscheinung tritt, kommt aber eigentlich nur da ins Spiel, wo Menschen<br />

miteinander, und weder für- noch gegeneinander, sprechen und agieren.18<br />

Ein Ruf nach dem „Wer“ und dem „Mit(einander)“ liegt Hannah Arendts Gewebe der<br />

menschlichen Beziehungen zugrunde; Dazwischen und Zusammengehörigkeit sind<br />

darin die grundlegendsten Einsatzplattformen:<br />

Handeln und Sprechen bewegen sich in dem Bereich, der zwischen Menschen qua<br />

Menschen liegt, sie richten sich unmittelbar an die Mitwelt, in der sie die jeweils<br />

Handelnden und Sprechenden auch dann zum Vorschein und ins Spiel bringen, wenn<br />

ihr eigentlicher Inhalt ganz und gar „objektiv“ ist, wenn es sich um Dinge handelt,<br />

welche die Welt angehen, also den Zwischenraum, in dem Menschen sich bewegen und<br />

ihren jeweiligen, objektiv-weltlichen Interessen nachgehen. Diese Interessen sind im<br />

ursprünglichen Wortsinne das, was „inter-est“, was dazwischen liegt und die Bezüge<br />

herstellt, die Menschen miteinander verbinden und gleichzeitig voneinander scheiden.<br />

Fast alles Handeln und Reden betrifft diesen Zwischenraum, der ein jeweils anderer für<br />

jede Menschengruppe ist, so daß wir zumeist miteinander über etwas sprechen und<br />

einander etwas weltlich-nachweisbar Gegebenes mitteilen, für das die Tatsache, daß<br />

wir unwillkürlich in solchem Sprechen-über auch noch Aufschluß darüber geben, wer<br />

wir, die Sprechenden, sind, von sekundärer Bedeutung scheint.19<br />

Das Handeln als Instrument der Zerbrechlichkeit menschlicher Angelegenheiten ist<br />

eine gemeinschaftliche Angelegenheit – im Gegensatz zur Tätigkeit des Herstellens<br />

ist es in Isolierung niemals möglich. Für Arendt gilt: „[J]ede Isoliertheit […] beraubt der<br />

Fähigkeit zu handeln.“20<br />

Von Julia Kristeva wird Arendt für ihre Verwirklichung eines „Wer“ gewürdigt, in ihren<br />

philosophischen Ausführungen zu den Denk-, Willens- und Urteilsakten auf der Suche<br />

nach Antworten zu der Frage „Wer sind wir?“ im Gegensatz zu „Was sind wir?“. Nur<br />

offenbart in einer Handlung, an die es gekoppelt ist, erscheint das „Wer“ als dynamische<br />

Realität, als energeia, die ihr eigenes Tun und Handeln transzendiert und sich<br />

allen Versuchen der Verdinglichung oder Vergegenständlichung widersetzt. Somit ist<br />

es eine „Quelle“ der Kreativität, wenn auch, wie Kristeva anmerkt, „eine, die außerhalb<br />

des eigentlichen Schaffensprozesses bleibt“ und „unabhängig davon ist, was [von<br />

Künstlern] erreicht wird.“21 Kristeva diagnostiziert darüber hinaus auch ein schwieriges<br />

Verhältnis zwischen dem „Wer“ und dem Selbst : Das „Wer“ ist das eigenständige<br />

Wesen, der griechische daimon, der „anderen gegenüber so deutlich und unverwechselbar<br />

erscheint, aber „der Person selbst verborgen bleibt.“ Das „Wer“ ist ein verborgenes<br />

Selbst, doch es verbirgt sich mehr vor der Person als vor der Erinnerung anderer<br />

Menschen. Das „Wer“ erscheint somit essenziell zu sein, doch nur im engen Sinne des<br />

Wortes: „as an essence that is actualized within the time of the plurality specific to<br />

other people.“22<br />

Indem er Hannah Arendts „Wer sind wir?” durch ein „Woraus bestehen wir?“ ergänzt,<br />

verkündet der Ökonom und Aktivist Jeremy Rifkin einen epochalen Schwenk auf eine<br />

„Klimaxweltwirtschaft“ und eine fundamentale Neuausrichtung des menschlichen<br />

Lebens auf diesem Planeten. Seinen Ausführungen zufolge wird nun, im Lichte der<br />

dritten industriellen Revolution, in einer neuen Ära des distributed capitalism (verteilter<br />

Kapitalismus) und am Beginn eines Biosphärenbewusstseins, das Zeitalter der


74 — 75<br />

Adam Budak<br />

22 Kristeva, Hannah Arendt,<br />

S. 173.<br />

23 Rifkin, Die empathische<br />

Zivilisation, S. 14.<br />

24 Ibid., S. 45.<br />

25 Vgl. Ibid., S. 31.<br />

26 Vgl. Ibid., S. 31.<br />

27 Ibid., S. 33.<br />

28 Ibid., S. 159.<br />

29 Ibid., S. 113.<br />

30 Vgl. Ibid., S. 119.<br />

31 Jeremy Rifkin, The Empathic<br />

Civilization: The Race to Global<br />

Consciousness in a World in Crisis.<br />

New York: Tarcher 2009, S. 168.<br />

32 Ibid, S. 173.<br />

33 Ibid, S. 173.<br />

34 Rifkin, Die empathische<br />

Zivilisation, S. 14.<br />

35 http://www.republicart.net/<br />

disc/empire/buden02_de.htm<br />

Aufklärung vom Zeitalter der Empathie abgelöst. Rifkin beginnt sein Buch Die empathische<br />

Zivilisation mit einer beunruhigenden Frage: „Wird globale Empathie rechtzeitig<br />

erreicht sein, um den Zusammenbruch der Zivilisation abzuwenden und unseren<br />

Planeten zu retten?”23 Die Entdeckung des Homo empathicus ist von entscheidender<br />

Bedeutung für Rifkins radikale neue Sicht auf das Wesen des Menschen, die nun langsam<br />

an Boden gewinnt, mit revolutionären Implikationen, „wie wir in den kommenden<br />

Jahrhunderten die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und umweltpolitischen Weichen<br />

stellen.“24 Hervorgerufen durch das erwachende Selbstsein, fungiert die Empathie als<br />

Motor der Zivilisation, der sich als Enttribalisierung der verwandtschaftlichen Bande<br />

und Resozialisierung von verschiedenen Individuen auf der Grundlage von verbindenden<br />

Eigenschaften verstehen lässt.25 Rifkin schreibt der empathischen Erweiterung<br />

die Rolle eines psychologischen Mechanismus zu, der den Wandel und Übergang erst<br />

ermöglicht: Zivilisation geht einher mit wachsendem Einfühlungsvermögen.26 „Die Dialektik,<br />

die unserer Geschichte zugrunde liegt, ist die Endlosschleife der Rückkoppelung<br />

zwischen ausgreifender Empathie und zunehmender Entropie.“27 Eine solche Zivilisation<br />

ist auf einer Gesellschaft mit einer gemeinschaftlichen Identität, einem gemeinsamen<br />

Bewusstsein aufgebaut („Der Schlüssel zur Erleuchtung liegt darin, von der irregeleiteten<br />

Vorstellung abzugehen, dass es ein ‚Ich‘ gäbe, und zu erkennen, dass es nur<br />

viele einzigartige ‚Wir‘ gibt.“28), entwickelt als einzigartige Erfahrung mit unzähligen<br />

anderen – und im Hinblick auf die Empathie – im Zentrum der Menschheitsgeschichte,<br />

als Generator des gewaltigen Wandels von „Ich denke, also bin ich” zu einem „Ich<br />

nehme Anteil, also bin ich.“29 Gewebt aus Ehrfurcht, Vertrauen und Transzendenz ist<br />

das empathische Bewusstsein ein heikler Balanceakt, der sowohl enges persönliches<br />

Engagement als auch Abstand erfordert. Es ist die Seele der Demokratie30, wie Rifkin<br />

betont, eine Feier des Lebens31, ein zerbrechliches Konstrukt, das von uns abhängig ist,<br />

„eine poröse Grenze zwischen dem Ich und dem Du, die ermöglicht, dass zwei Wesen<br />

in einem gemeinsamen geistigen Raum aufeinander eingehen können.“32 Sie erscheint<br />

als allumfassende Erfahrung, mit der die großen Erzählungen der Menschheit ausverhandelt<br />

und in Einklang mit einem neuen, besseren und einheitsstiftenden Sinn des<br />

Lebens gebracht werden können:<br />

Indem wir uns Glauben und Vernunft als intime Aspekte des empathischen Bewusstseins<br />

vorstellen, erzeugen wir eine neue historische Synthese, die viele der eindringlichsten<br />

und überzeugendsten Eigenschaften des Zeitalters des Glaubens und des<br />

Zeitalters der Vernunft in sich vereinigt, während sie die vom Körper abgetrennten<br />

lebensverneinenden Erzählstränge hinter sich lässt.33<br />

Doch wie euphorisch diese Vision auch klingen mag, bleibt die einleitende alarmierende<br />

Frage nach wie vor offen: „Wird globale Empathie rechtzeitig erreicht sein, um den<br />

Zusammenbruch der Zivilisation abzuwenden und unseren Planeten zu retten?“34<br />

In einem Text über das post-emanzipatorische Emanzipationskonzept kritisiert Boris<br />

Buden die heutige Erfahrung des (politischen) Engagements und kartiert die gegenwärtige<br />

Unmöglichkeit von Identifikation mit aktivem Engagement:<br />

Wir engagieren uns zwar, wir erheben unsere Stimme dort, wo wir es für angebracht<br />

oder gerecht halten, wir artikulieren unsere Proteste und unsere Solidarität, aber wir<br />

tun es irgendwie halbherzig. Mit einem lästigen Unbehagen, das wir, wie es scheint, nie<br />

mehr los werden können. Warum eigentlich?35<br />

Nach Boris Buden können wir nicht mehr klar und deutlich zwischen unseren emanzipatorischen<br />

Interessen und allen anderen Interessen unterscheiden und uns von den<br />

politischen Positionen und Meinungen, die wir nicht teilen, klar abgrenzen. In seiner<br />

Erforschung der Logik der Emanzipation behauptet Ernesto Laclau, dass wir nicht mehr<br />

im Zeitalter der Emanzipation leben. Der Philosoph spekuliert:<br />

Wir kommen heute mit unserer eigenen Endlichkeit zu Rande, und mit den politischen


36 Ernesto Laclau: Jenseits von<br />

Emanzipation. In: Ernesto Laclau:<br />

Emanzipation und Differenz. Wien:<br />

Turia und Kant 2002, S. 44.<br />

37 Vgl. Ibid., S. 29.<br />

38 Ibid., S. 37 f.<br />

Möglichkeiten, die sie eröffnet. Dies ist der Punkt, von dem aus die potentiellen Befreiungsdiskurse<br />

unseres postmodernen Zeitalters beginnen müssen. Vielleicht können wir<br />

sagen, daß wir heute am Ende der Emanzipation stehen und am Beginn der Freiheit.36<br />

Das Ende des Kalten Krieges, die Explosion neuer ethnischer und nationaler Identitäten,<br />

die gesellschaftliche Zersplitterung im Zeichen des Spätkapitalismus und<br />

der Zusammenbruch universell gültiger Gewissheiten in der Philosophie wie in den<br />

Sozial- und Geschichtswissenschaften haben nach Laclau unsere Erwartungen an die<br />

Emanzipation verändert und auch deren Begriff, wie er in seiner Ausformulierung seit<br />

der Aufklärung besteht, modifiziert, was zum Scheitern oder vielmehr zum Verschwinden<br />

der Emanzipation aus dem politischen Horizont unserer Ära geführt hat. Laclau<br />

untersucht die inneren Widersprüche des Begriffes der „Emanzipation“, wie er aus dem<br />

Mainstream der Moderne aufgetaucht ist. Emanzipation bedeutet in ein und demselben<br />

Moment radikale Gründung und radikalen Ausschluss; das heißt, sie postuliert<br />

zugleich sowohl einen Grund des Sozialen als auch seine Unmöglichkeit.37 Die Herstellung<br />

eines Emazipationsdiskurses hängt darüber hinaus auch vom Verhältnis zwischen<br />

Universalismus und Partikularismus ab, das sich in ihm birgt. Laclau merkt dazu an:<br />

„Emanzipation ist direkt mit dem Schicksal des Universellen verbunden […] ohne das<br />

Auftreten des Universellen im historischen Terrain wäre Emanzipation unmöglich.“38<br />

Auf der Suche nach Möglichkeiten des politischen Handelns „jenseits der Emanzipation”<br />

unterscheidet Laclau zwischen zwei Dimensionen der Emanzipation: einer radikalen<br />

(in sich selbst gegründeten, die alles, was ihre Vollendung als radikale Andersheit<br />

behindert, ausschließt) und der anderen, nicht radikalen (gemeinsam mit ihrem anderen<br />

gegründeten, die auf alle Gesellschaftsbereiche Einfluss nimmt), und konstatiert<br />

dann das Scheitern von beiden, da beide voneinander ununterscheidbar geworden sind,<br />

angesichts der Tatsache, dass sich diese Gründung in dieser Gesellschaft nicht mehr<br />

vorstellen lässt, gefolgt vom Verschwinden des Universellen vom historischen Terrain.<br />

Buden diagnostiziert Laclau folgend die aktuelle Krise der Emanzipation, indem er sein<br />

Augenmerk auf das schwierige Verhältnis der Gesellschaft zu Engagement und Empathie<br />

und die Verwirrung rund um den mehrdeutigen Status der Gesellschaft legt:<br />

So können wir heute anstatt von der Emanzipation nur noch von einer Pluralität der<br />

Emanzipationen reden. Die Tatsache, dass wir sie nicht mehr klar voneinander unterscheiden<br />

bzw. abgrenzen können, kommt eben von ihrer grundlegenden Opazität. Wir<br />

können nämlich keinen einheitlichen Grund mehr finden, auf den sich alle emanzipatorischen<br />

Kämpfe reduzieren lassen. Ohne diese Gründung – ohne dass der Grund<br />

der Gesellschaft postuliert wird – gibt es auch keinen Ausschluss, kein Außen mehr.<br />

Die Gesellschaften, in denen wir leben, lassen sich nicht mehr als radikal gespalten<br />

vorstellen, und wir können keine klare Trennlinie ziehen, durch die unser emanzipatorisches<br />

Interesse etwas in der Gesellschaft abgrenzt, was aus ihr auszuschließen<br />

wäre. Und wir können uns auch nicht mit einem Subjekt identifizieren, das den Grund<br />

der Gesellschaft universal repräsentiert. Daher kommt dieses Unbehagen, das unser<br />

aktuelles emanzipatorisches Engagement ständig begleitet.39<br />

Doch Hannah Arendts Auffassung von Emanzipation als Fähigkeit (miteinander) zu<br />

denken, zu handeln und zu urteilen scheint in einem noch engeren Sinne einer weiteren<br />

Version der Definition von Emanzipation zu entsprechen, jener von Jacques Rancière. In<br />

seinem Buch Der emanzipierte Zuschauer betont Rancière:<br />

Die Emanzipation beginnt dann, wenn man den Gegensatz zwischen Sehen und Handeln<br />

in Frage stellt, wenn man versteht, dass die Offensichtlichkeiten, die so die Verhältnisse<br />

zwischen dem Sagen, dem Sehen und dem Machen strukturieren, selbst der<br />

Struktur der Herrschaft und der Unterwerfung angehören. Sie beginnt, wenn man versteht,<br />

dass Sehen auch eine Handlung ist, die diese Verteilung der Positionen bestätigt


76 — 77<br />

Adam Budak<br />

39 http://www.republicart.net/<br />

disc/empire/buden02_de.htm<br />

40 Jacques Rancière: Der<br />

emanzipierte Zuschauer. Wien:<br />

Passagen Verlag 2009, S. 23.<br />

41 Rancière: Democracy,<br />

Dissensus and the Aesthetics<br />

of Class Struggle. Historical<br />

Materialism 13:4 (2005), S. 292.<br />

42 Rancière, Der emanzipierte<br />

Zuschauer, S. 33.<br />

43 Butler, Gefährdetes Leben,<br />

S. 36.<br />

44 Ibid., S. 38 f.<br />

45 Ibid., S. 45.<br />

46 Ibid., S. 46.<br />

oder verändert. Auch der Zuschauer handelt, wie der Schüler oder der Gelehrte. Er<br />

beobachtet, er wählt aus, er vergleicht, er interpretiert.40 Rancière legitimiert seine<br />

eigene Interpretation der Emanzipation durch einen Rückgriff auf die ursprüngliche<br />

Bedeutung des Wortes „Emanzipation“: hervortreten aus dem Status einer Minderheit.<br />

Für den französischen Philosophen spielt die Emanzipation eine bedeutende gesellschaftliche<br />

Rolle mit einer ganz besonderen ethischen Aufgeladenheit, welche die<br />

Entwicklung der Gesellschaft beeinflusst und deren Fortschritt bedingt. Sie ist „vielmehr<br />

Prozess als Ziel, ein Bruch mit der Gegenwart statt ein in die Zukunft verlegtes<br />

Ideal.“41 Rancière distanziert sich von der Idee, dass Emanzipation nach einer Utopie<br />

strebe, die man erreichen könne, dass das (politische) Ringen um Anerkennung irgendwann<br />

ein Ende finde. Emanzipation wird als Ruf nach Gleichheit verstanden und wird<br />

somit immer und immer wieder weiterverhandelt; und nach jedem Sieg einer bestimmten<br />

Gruppe, wenn aus Dissens Konsens entstanden ist und eine neue „partage du sensible“<br />

(Aufteilung des Sinnlichen) erreicht wird, wird eine andere Gruppe ausgesondert,<br />

unsichtbar gemacht, zum Verstummen gebracht und als unbedeutend erachtet. In<br />

Rancières Grammatik der Zuschauerschaft bedeutet Emanzipation das Verwischen des<br />

Gegensatzes zwischen den Sehenden und den Handelnden, Einzelpersonen und Mitgliedern<br />

eines Kollektivkörpers. „Eine emanzipierte Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft<br />

von Erzählern und von Übersetzern“42, behauptet der Verfasser von Der emanzipierte<br />

Zuschauer, wo genau diese Emanzipation als der Prozess des Nachweises der Gleichstellung<br />

aller Intelligenzen wahrgenommen wird.<br />

Dringlichkeit des Handelns, die Herausforderung der Empathie sowie die Möglichkeit<br />

der Selbstbestimmung sind Kernthemen von Judith Butlers Politik des gefährdeten<br />

Lebens. Was sind die Dimensionen menschlicher Verletzbarkeit? Auf welche Art und<br />

Weise ist das menschliche Sein in seiner Gesamtheit von Verletzbarkeit geprägt? Die<br />

Philosophin reflektiert: „Mich beschäftigt in Anbetracht der jüngsten globalen Gewalt<br />

die Frage: Wer gilt als Mensch? Wessen Leben zählt als Leben? Und schließlich: Was<br />

macht ein betrauernswertes Leben aus?“43 Butlers Buch ist ein Kompendium dringlicher<br />

Fragen der Ethik, die von verletzbaren, der Gewalt ausgesetzten und Trauer,<br />

Schmerz und Verlust erfahrenden Wesen artikuliert werden:<br />

Etwas ergreift Besitz von dir: Woher kommt das? Welchen Sinn hat das? Was beansprucht<br />

uns in solchen Augenblicken, so daß wir nicht Herr unserer Selbst sind? An was<br />

sind wir gefesselt? Und von was werden wir ergriffen? […] Wer „bin“ ich ohne dich?44<br />

Das Bedürfnis, Gewalt zu verstehen, steht im Zentrum von Judith Butlers Aufsatzsammlung<br />

Gefährdetes Leben. Politische Essays. Inmitten all der Trauer, Besorgnis,<br />

Angst und Wut ist<br />

Gewalt […] eine Berührung der schlimmsten Art, mit ihr wird eine primäre Verletzbarkeit<br />

des Menschen durch andere Menschen in der erschreckendsten Weise sichtbar, sie ist<br />

ein Vorgang, in dem wir, ohne etwas tun zu können, dem Willen eines anderen ausgeliefert<br />

sind, ein Vorgang, in dem das Leben selbst durch die vorsätzliche Handlung<br />

eines anderen ausgelöscht werden kann.45<br />

Der Stoff, aus dem wir Menschen sind, ist verletzbar, schadensanfällig, bedroht und<br />

ungeschützt, gefährdet, verletzbar „gegenüber einer plötzlichen Attacke von irgendwoher,<br />

die wir nicht verhindern können.”46 Wie geht man damit um? Welche Optionen<br />

haben wir, welche langfristigen Strategien bieten sich an? „Es gibt die Möglichkeit,<br />

unverwundbar zu erscheinen, die Verwundbarkeit selbst zurückzuweisen“, spekuliert<br />

Butler und fährt fort:<br />

Wenn ich auf einer „gemeinsamen“ körperlichen Verletzbarkeit bestehe, mag es so aussehen,<br />

als postulierte ich eine neue Grundlage für den <strong>Human</strong>ismus. […] Eine Verletzbarkeit<br />

muß wahrgenommen und anerkannt werden, um in einer ethischen Begegnung<br />

eine Rolle zu spielen, und es gibt keine Garantie, daß dies geschehen wird. Es gibt


47 Ibid., S. 60 f.<br />

48 Ibid., S. 67.<br />

49 Ibid., S. 50.<br />

50 Ibid., S. 155.<br />

51 Ibid.<br />

52 Vgl. Ibid., S. 156 f.<br />

53 Ibid., S. 157.<br />

54 Ibid., S. 165.<br />

55 Ibid., S. 172.<br />

nicht nur stets die Möglichkeit, daß eine Verletzbarkeit nicht anerkannt wird und daß<br />

sie als „Nichtanerkennbare“ konstituiert wird, vielmehr hat, wenn eine Verletzbarkeit<br />

anerkannt ist, diese auch die Macht, Bedeutung und Struktur der Verletzbarkeit selbst<br />

zu ändern. Wenn die Verletzbarkeit eine Vorbedingung für die Vermenschlichung ist<br />

und die Vermenschlichung durch wechselnde Normen der Anerkennung unterschiedlich<br />

erfolgt, dann ergibt sich daraus in diesem Sinne, daß die Verletzbarkeit, soweit sie<br />

irgendeinem menschlichen Subjekt zugeschrieben werden soll, grundsätzlich von den<br />

existierenden Normen der Anerkennung abhängig ist.47<br />

Und es kommen noch weitere drängende Fragen auf, türmen sich vor uns auf, übernehmen<br />

das Kommando und drängen auf ihre verantwortungsvolle Beantwortung: Wie<br />

gehen wir mit unserer Verletzbarkeit um? Wie können wir uns im Zustand der Angst,<br />

der Not und des kollektiven Widerstands schützen? Butler fügt dazu hinzu: „Wollen wir<br />

sagen, daß es unser Status als ‚Subjekte‘ ist, der uns alle verbindet, obwohl das ‚Subjekt‘<br />

für viele von uns als in sich vielfältig und fragmentiert gilt? […] Was erlaubt uns, einander<br />

zu begegnen?“48 „Wessen Leben ist real? Wie ließe sich die Realität neu gestalten?”49<br />

Bei ihrer Ausführung der ethischen Anforderungen und ihrer Untersuchung der Kräfte<br />

der Trauer und der Gewalt fordert sie die Berücksichtigung der Struktur der Ansprache<br />

selbst. Dies ist für die Philosophin die wichtigste Verpflichtung in unserer Zeit – die<br />

Reaktionsweise, die auf ein Angesprochensein folgt, wahrgenommen als „ein Verhalten<br />

gegenüber dem Anderen, nachdem der Andere eine Forderung an mich gestellt<br />

hat, mich einer Schwäche bezichtigt oder mich zur Übernahme einer Verantwortung<br />

aufgefordert hat.“50 Darüber hinaus ist die Struktur der Ansprache wichtig, um zu verstehen,<br />

wie die moralische Autorität eingeführt und aufrechterhalten wird. Für Judith<br />

Butler heißt jemanden in einem Gespräch ansprechen auch eine Form von Koexistenz<br />

eingehen, folglich erweist sich irgendetwas an unserer Existenz als prekär, wenn diese<br />

Ansprache misslingt. Die Struktur der Ansprache ist unmittelbar damit verbunden, wie<br />

moralische Autorität eingeführt wird und funktioniert:<br />

Oder emphatischer ausgedrückt, was uns moralisch verpflichtet, hat damit zu tun, wie<br />

wir von anderen angesprochen werden, in Formen, die wir nicht verhindern oder vermeiden<br />

können. Dieser Einfluß, den die Ansprache des Anderen auf uns ausübt, konstituiert<br />

uns zuallererst gegen unseren Willen, oder vielleicht passender formuliert, noch vor<br />

der Ausbildung unseres Willens.51<br />

Butler geht auf das „Gesicht” ein, eine von Emmanuel Lévinas eingeführte Vorstellung,<br />

um zu erklären, wie es kommt, dass andere moralische Ansprüche an uns stellen,<br />

moralische Forderungen an uns richten, die wir nicht wollen und die wir nicht ohne<br />

weiteres ablehnen können.52 Für sie ist die Annäherung an das Gesicht die elementarste<br />

Form der Verantwortung. „Mich der Verletzlichkeit des Gesichts auszusetzen“53<br />

ist wohl die mutigste Herausforderung. Das Gesicht als die äußerste Gefährdetheit<br />

des anderen; das Gesicht als Diskursrahmen („Antlitz und Gespräch sind miteinander<br />

verbunden“); das Gesicht als Bedingung der Menschwerdung54; das Gesicht als<br />

Darstellung dessen, „womit keine Identifizierung möglich ist, eine Vollendung der<br />

Entmenschlichung und eine Bedingung für Gewalt“55: Genau hier, auf der Bühne des<br />

Gesichts entfalten sich (sanft) die Wesen der Ausstellung <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Mitgefühl<br />

und Selbstbestimmung in prekären Zeiten.<br />

Die für die Ausstellung zusammengestellten Kunstwerke bilden eine Sammlung<br />

von Allegorien auf die turbulenten Zeiten, die wir durchleben. In dieser Studie der<br />

menschlichen Porträtkunst tritt das Gesicht als eine Landschaft der Menschlichkeit<br />

auf; es ist die Spiegeloberfläche, auf der sich Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit der<br />

menschlichen Angelegenheiten spiegeln, ein Instrument einer verletzten Identität, die<br />

Vertreibung und Enteignung ausgesetzt ist.


78 — 79<br />

Adam Budak<br />

Griechen im Würgegriff,<br />

Titelseite der Frankfurter<br />

Rundschau, 2. März 2010<br />

56 Paci erinnerte sich, dass er als<br />

kleiner Junge mit Freunden ein<br />

ähnliches Spiel gespielt hatte – er<br />

erinnerte sich daran, als er in den<br />

Fernsehnachrichten Bilder von<br />

palästinensischen Kindern sah, die<br />

mit zerbrochenen Spiegeln Soldaten<br />

blendeten.<br />

Der Film Per Speculum (2006) des albanischen Künstlers Adrian Paci entlehnt seinen<br />

Titel vom Korintherbrief des Apostels Paulus: „Videmus nunc per speculum in aenigmate:<br />

tunc autem facie ad faciem. Nunc cognosco ex parte: tunc autem cognoscam<br />

sicut et cognitus sum“ (Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte<br />

Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich<br />

unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch<br />

und durch erkannt worden bin; Erster Brief an die Korinther XIII, 12). In der Eröffnungseinstellung<br />

des Films sehen wir eine Kindergruppe in einer idyllischen, beinah<br />

biblischen Landschaft, die auf seltsam beunruhigende Art und Weise direkt in das Auge<br />

der Kamera blickt, quasi auf Konfrontation mit ihr geht. Dies entpuppt sich bald als<br />

bloße Reflexion in einem riesigen Spiegel, der vor ihr aufgestellt ist, um die perfekte<br />

Illusion eines anderen, heterotopischen Raumes zu erzeugen, der gleichzeitig Nähe<br />

und unheimliche Distanz suggeriert. Die Gesichter der Kinder zeigen keinerlei Emotion,<br />

wenn auch ihre Blicke vorwurfsvoll sind und tatsächlich einen Hauch von Bosheit und<br />

verlorener Unschuld vermitteln. Pacis Szene lässt sich als ein ikonischer Augenblick<br />

wahrnehmen, der im Einklang mit der Pauluspassage darauf hinweist, dass jede körperliche<br />

Darstellung oder Spiegelung immer ungenau und verzerrt ist; anders betrachtet<br />

kann sie den Zusammenbruch aller Signifikationsbemühungen bezeichnen, indem sie<br />

sich mehr oder weniger buchstäblich auf das Scheitern der Lacan’schen Spiegelphase<br />

bezieht, eines entscheidenden Augenblicks in der Identitätsbildung, in dem aus einem<br />

zersplitterten Bild eine erkennbare kohärente Einheit wird und der den Eintritt des<br />

Kindes in die Welt markiert. Die Story von Per Speculum schreitet langsam voran, doch<br />

in radikaler Manier, sobald der Spiegel in einem gewaltsamen, wenn auch spielerischen<br />

Akt zerbricht und sich das Spiegelbild in zahllose Fragmente aufsplittert. So<br />

verschwindet nun der Gemeinschaftsgeist und die Kinder sind jetzt auf den Ästen eines<br />

gewaltigen Baumes verstreut und in ein weiteres neues „Funny Game“ vertieft.56 Jedes<br />

hält eine Scherbe des zerbrochenen Spiegels und produziert strahlende Lichtkegel,<br />

indem es das Sonnenlicht zurück auf die Kameralinse abprallen lässt und den Betrachter<br />

so mit der unerträglich intensiven Reflexion grausam blendet. In diesem Film, den<br />

man als unheimliche Performance des Gesichts und Drama des Schauens betrachten<br />

kann, markiert Adrian Paci die Unmöglichkeit des Gesichts und das Scheitern der<br />

Ansprache. In der Schwebe in einer archetypischen Raum-Zeit-Dimension, ausgestattet<br />

mit der umwerfenden metaphorischen Dichte einer Geschichte über Leben und Tod, ist<br />

Per Speculum eine tiefgründige Studie der Täuschung, in der alle erhaltenen Wahrheiten,<br />

Wahrnehmungen und Bedeutungen kritisch unterwandert werden. Diese Videoarbeit<br />

drückt auch die Zerbrechlichkeit des menschlichen Seins aus, offen ausgestellten<br />

Zorn und die Aggression latenter Traumata, selbstzerstörerische Gesten und die Instabilität<br />

prekärer Zeiten eingefangen im Augenblick der Erwartung und des Erwachens.<br />

Schon Pacis Arbeit Turn on (2004) berührte ähnliche Themen, verwies jedoch inhaltlich<br />

auf das reale Leben – die politische Situation im Heimatland des Künstlers. Der Film<br />

ist beinahe ein Tableau vivant aus 18 beschäftigungslosen Arbeitern aus Pacis Heimatstadt<br />

Shkoder, die auf einem öffentlichen Platz in der Stadt auf einer Treppe sitzen und<br />

die simple Tätigkeit des Einschaltens der benzinbetriebenen Generatoren zur Aufführung<br />

bringen, welche die Glühbirnen, die sie gleich Trophäen aus einer verlorenen Zivilisation<br />

in Händen halten, mit Strom versorgen. Auch hier ist der Mensch eine Quelle<br />

des Lichts, ein Erzeuger des Lichts. In Nahaufnahmen konzentriert sich der Künstler<br />

auf die von der Sonne gegerbten faltigen Gesichter der Männer und komponiert aus<br />

ihnen eine gleichsam eingefrorene Landschaft der Verletzlichkeit, paralysiert im<br />

Ausdruck der Resignation, der Sinnlosigkeit und des Scheiterns. Mit dieser Reihe von<br />

in die Kameralinse starrenden Gesichtern wird der Betrachter angesprochen und sein<br />

Moralgefühl aktiviert. Der Film ist ein bewegendes Dokument des Überlebens und ein<br />

Zeugnis des Wandels: ein fast spirituelles erhellendes Spektakel, in dem der aggressive


80 — 81<br />

Adam Budak<br />

57 „Obwohl ich in erster Linie als<br />

Videokünstler bekannt bin, bin ich<br />

eigentlich Maler. Genauer gesagt,<br />

Porträtmaler. Im Alter von 10 bis<br />

22 Jahren malte ich zahlreiche<br />

Porträts und in der Schule hielten<br />

meine Freunde und ich häufig<br />

nach Personen Ausschau, die uns<br />

für unsere Zeichnungen Modell<br />

standen. Das waren immer Menschen<br />

von der Straße, alte Leute,<br />

die nur herumsaßen und warteten,<br />

dass die Zeit verging. Im Atelier<br />

saßen sie uns stundenlang Modell,<br />

ohne irgendeine besondere Pose<br />

einzunehmen. Sie machten einfach<br />

weiterhin das, was sie ohnehin<br />

gemacht hätten. Ich arbeitete<br />

mehrere Jahre an diesen Gesichtern,<br />

machte Studien mit Bleistift,<br />

Tempera- und Ölfarben, modellierte<br />

ihre Falten, dechiffrierte<br />

ihren Gesichtsausdruck und reproduzierte<br />

ihre Haut mit meinen<br />

Farben“. Adrian Paci im Gespräch<br />

mit Miriam Varadinis in: Adrian<br />

Paci. „Electric Blue“. Kunsthaus<br />

Zürich 2010, S. 6.<br />

58 Paci in Adrian Paci, S. 7.<br />

59 Lida Abdul, zitiert in: Els<br />

van der Plas: On Beauty and<br />

Other Unfinished Things. www.<br />

princeclausfund.org/.../lectureonbeautyandotherunfinishedthings-<br />

ElsvanderPlas.doc<br />

Lärm der Generatoren einen Widerspruch zur Zartheit des erzeugten Lichts und der<br />

Zerbrechlichkeit der müden und desillusionierten Gesichter der Arbeiter bildet, der<br />

Zeugen dramatischer politischer Umwälzungen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs,<br />

die im Ritual des sinnlosen stoischen Wartens auf eine strahlende bessere Zukunft<br />

hoffen. Pacis Szene hat die Qualität eines antiken Dramas: Wir sind die Zuschauer im<br />

Theater der quasi-heroischen Gesten, auf den Ruinen der Aufklärung, auf denen große<br />

Emotionen der Moralität mit Pathos und Grandeur in Szene gesetzt werden. Turn on<br />

und Per Speculum, Adrian Pacis Orchestrierungen von Vernunft, Glaube und Mitgefühl,<br />

sind Porträts in Nahaufnahme einer Menschheit in der Schwebe zwischen Hoffnung<br />

und Vergänglichkeit, eingetaucht in eine Trance der Erwartung und von einer besseren<br />

Zukunft tagträumend. Adrian Pacis neuester Film, Electric Blue (2010), erzählt eine<br />

weitere Überlebensgeschichte und stellt eine weitere Fallstudie von Menschenleben,<br />

die zwischen Moral, individueller Wahl und den Zumutungen eines Systems hin- und<br />

hergerissen werden: vom politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch Albaniens<br />

in den 1990er Jahren. Beruhend auf Tatsachen ist der Film der Versuch eines Gesellschaftsporträts57,<br />

gewoben aus geplatzten Träumen, politischen Spannungen und der<br />

Komplexität des historischen Augenblicks des Wandels, der jegliche Moral und jedes<br />

persönliche ethische Gespür auf eine harte Probe stellt. Um der Armut zu entrinnen,<br />

eröffnet ein einst leidenschaftlicher Filmemacher ein Pornokino namens „Electric Blue”<br />

(als Erinnerung an eine erotische Sendung eines Fernsehkanals im alten Jugoslawien),<br />

obwohl er bald das anstößige Archivmaterial aus Sexszenen durch Aufnahmen aus<br />

Fernsehnachrichten ersetzt, die über den Krieg berichten und über die einsetzende<br />

Bombardierung Serbiens durch die NATO. Dies ist Pacis ironische Version von Sex,<br />

Kriege und Video, eine fesselnde und eindringliche Geschichte von Gewalt, Missbrauch<br />

und ethischen Fallstricken. Auch hier macht die Textur der Nahaufnahmen von menschlichen<br />

Gesichtern (und vor allem die von ihnen evozierte Nähe und Intimität) formal wie<br />

emotional die Hauptoberfläche der Handlung und Erfahrung aus, indem sie Mitgefühl<br />

erzeugt. Paci verwendet bewusst das Gesicht zur Darstellung des Konflikts und zur<br />

buchstäblichen Visualisierung des buchstäblichen Dramas eines Einzel- wie auch eines<br />

kollektiven Schicksals. „Mich interessiert der Augenblick der Spannung als Metapher<br />

für die Welt und ihren Zustand des permanenten Werdens“, behauptet der Künstler<br />

und meint weiter: „Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit sind meines Erachtens ganz<br />

grundlegende Bedingungen des Menschseins, die gleichzeitig Schönheit und Würde<br />

vermitteln können.“58<br />

Die Video- und Fotoarbeiten der afghanischen Künstlerin Lida Abdul sind ein Laboratorium<br />

der Empathie und der Emanzipation, Schauplätze des Handelns wie der<br />

Apokalypse. Als getreue Chronistin des Zusammenbruchs ihres Heimatlandes ist die<br />

Künstlerin eine Schreiberin des Desasters, eine Zeugin von Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit. „Hier“, bekennt Lida Abdul, „sind die Ruinen meines Landes, meiner<br />

Geschichte und meiner Kultur. Ich akzeptiere das nicht, also schreie ich es mit einer<br />

Schönheit heraus, die weh tut.“59 Abduls White House (2005) präsentiert eine Ruinenarchitektur<br />

als Schauplatz eines berührenden Rituals der Trauer und der Klage über<br />

die Grausamkeiten des Krieges und die Absurdität des Konflikts, dargeboten von der<br />

Künstlerin höchstpersönlich. White House ist ein bewegendes Drama der Heimkehr:<br />

Durch Anmalen der Ruinen eines zerbombten Gebäudes in der Nähe von Kabul mit weißer<br />

Farbe manifestiert die Künstlerin verzweifelt die Notwendigkeit eines Neuanfangs<br />

wie auch die beinah utopische Sehnsucht nach einer Rückkehr zur Normalität. Dem<br />

Arbeitsprozess der Künstlerin haftet eine unheimliche stoische Ruhe und Stille an, die<br />

jedoch einerseits von Resignation und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit erfüllt ist,<br />

andererseits aber vom Versprechen einer neuen Zeit, einer bald kommenden neuen<br />

Ära. Dies ist Abduls symbolischer Akt der Reinigung, der Löschung der Vergangenheit,


60 Lida Abdul auf: http://www.<br />

lidaabdul.com/statement.htm<br />

61 Ibid.<br />

62 Ibid.<br />

Neuschreibung der Geschichte auf dem weißen Blatt des Lebens, an einem Ort mit<br />

einer Potenzialität und einer Zukunft. Die Künstlerin meint dazu:<br />

Eine Kunst der Zukunft würde gleichzeitig Aufruf und Anklage sein. Ich habe versucht,<br />

die Katastrophe zu verstehen, von der mein Land nun seit über zwei Jahrzehnten verwüstet<br />

wird. Sprache, Begriffe vom häuslichen Leben und Wahrnehmungen der anderen<br />

– das ist alles so radikal transformiert, dass Überlebende/Flüchtlinge sich häufig<br />

weigern, über die Dinge, die sie durchgemacht haben, zu reden. Wir kennen alle die<br />

Geschichte dieses Schweigens. Es herrscht immer die Furcht davor, dass die Arbeiten<br />

dieser dissidenten Künstler, die einer sich entfaltenden „Politik“ zu nahe kommen, ihre<br />

künstlerischen Intentionen kompromittieren. In meiner Arbeit versuche ich, den Raum<br />

der Politik und den des Tagtraums nebeneinander zu stellen, den Raum der Zuflucht<br />

mit dem der Wüste; dabei versuche ich immer, die „Leerräume“ zur Aufführung zu bringen,<br />

die sich bilden, wenn den Menschen alles genommen wird.60<br />

Abduls Künstlerethos und Mission ist es, Belege für den Schrecken und die Ungerechtigkeit<br />

der gewalttätigen Zeiten, in denen wir leben, zu liefern:<br />

Künstler sind die wandernden Seelen der Welt, die sich von einem Ort zum anderen<br />

bewegen und Kunst schaffen, die Zeugnis ablegt, die herausfordert und auch andere<br />

Fragen stellt. Sie werden für ihre Weigerung, im Spiel „Sie gegen uns“ Partei zu ergreifen,<br />

gefeiert, ignoriert, verfolgt und bisweilen sogar umgebracht; sie sind im Ausland<br />

immer die Unschuldigen, die in vielen Fällen aus ihren Heimatländern vertrieben worden<br />

sind.61<br />

Der weiße Anstrich der Ruinen ist auch ein Zeichen des Protests, genauso wie die<br />

Erzählung von In Transit (2008), einem Werk, in dem Kinder gezeigt werden, die in<br />

gleichsam ritualistische Spiele rund um ein abgeschossenes russisches Flugzeug auf<br />

dem Spielfeld eines ehemaligen Fußballstadions vertieft sind – ein Akt der Anklage<br />

und Indiz der Schuld. Lida Abdul fertigt das Porträt einer verwundeten Landschaft des<br />

Selbst in Trümmern. Ihr Werk ist eine auf dem Trümmerhaufen der Zivilisation fast wie<br />

eine Therapie zur Aufführung gebrachte Choreografie menschlichen Schmerzes und<br />

Leids, eine ihrem Wesen nach kathartische Geste der Reinigung, denn für die Künstlerin<br />

ist „die Kunst immer eine Bitte um eine andere Welt, ein momentanes Zertrümmern<br />

dessen, was für uns angenehm ist, damit wir uns bei unserer Rückforderung der<br />

Gegenwart noch geschickter anstellen.“62 Lida Abduls neueste Zwei-Kanal-Videoarbeit<br />

Man in the Sea (2010) ist die poetische Studie des Gesichts eines Kriegers und eine<br />

heroische Geste, in diesem Fall inszeniert im nostalgischen und romantisierten Dekor<br />

der Selbstvernichtung und symbolischen Auslöschung. Als Abduls erneutes Ringen mit<br />

der Architektur der Hoffnung ist der Film ein ziemlich pessimistisches Zeugnis für eine<br />

ausweglose politische Situation und das Fehlen jeglicher Alternative der Rebellion. Das<br />

herangezoomte Gesicht füllt den Videobildschirm fast zur Gänze aus, so als würde es<br />

sich buchstäblich in die Projektionsfläche einer verstümmelten Identität verwandeln.<br />

Stumm und ohnmächtig verschwindet Abduls Protagonist im Meer.<br />

Streichung und Löschung, Negation und Absurdität – das ist die Ausverhandlung der<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong> in der Version des belgischen Künstlers Kris Martin. Von Grund auf<br />

subversiv oszillieren seine Bildhauerei und seine Konzeptkunst um die Themen Endlichkeit<br />

und plötzliches Erscheinen, wobei der Tod und die Möglichkeit eines Neuanfangs<br />

der Relativität der Zeit und der Zwecklosigkeit allen Widerstands gegenübergestellt<br />

werden. Somit ist Kris Martins Œuvre eingetaucht in einen philosophischen Diskurs, in<br />

dem die wichtigsten großen Erzählungen der Menschheit ausführlich angeschnitten<br />

werden. Die Präsenz der historischen Dimension verflochten mit der tiefen Reflexion der<br />

abstrakten Begriffe von Raum und Zeit ergeben ein Werk von erhellender allegorischer<br />

Kraft und einer metaphysischen Dimension. Martins herausragende wie unheimliche<br />

Skulptur Mandi VIII (2006) ist eine Mise-en-scène des Scheiterns und des unerfüllten


82 — 83<br />

Adam Budak<br />

Begehrens. Das Werk ist ein weiterer Beitrag zu einer Serie mit dem gemeinsamen Titel<br />

Mandi, ein Titel, der seinen Ursprung in einem Ausdruck hat, dem der Künstler in Italien<br />

begegnet ist, wo seine Ankunfts- und Abflugtafeln hergestellt werden, ein umgangssprachliches<br />

Wort für „Auf Wiedersehen“, dessen Etymologie darüber hinaus die Wörter<br />

„mano“ (Hand) und „dio“ (Gott) in sich birgt, was dann zur Bedeutung „in Gottes Hände“<br />

geben führt. Als eindrucksvoller Ausdruck der Wehklage darüber, dass die Menschheit<br />

alle Gewissheit und Klarheit verloren hat, artikuliert Mandi VIII den menschlichen<br />

Drang nach Selbstbestimmung und Erhabenheit. Beruhend auf der antiken griechischen<br />

Marmorskulptur Laokoon und seine Söhne (datiert auf das 1. Jahrhundert nach<br />

Christus, 1506 in Rom ausgegraben und von den Vatikanischen Sammlungen erworben,<br />

wo sie sich heute noch befindet), die den trojanischen Priester Laokoon und seine<br />

Zwillingssöhne Antiphas und Thymbraeus darstellt, die von einer furchterregenden<br />

Seeschlange angefallen werden – sie wurde ausgesandt, um ihn für seine Anfeindung<br />

des Willens des Gottes Apoll zu bestrafen –, ist Kris Martins Mandi VIII eine weitere<br />

Übung in der Lieblingsstrategie des Künstlers, nämlich der Aneignung verschiedenster<br />

Readymades, von antiken Kunstwerken und literarischen Meisterwerken bis hin zu Alltagsgegenständen<br />

und sogar noch flüchtigeren Naturphänomenen, in der Zusammenhänge<br />

verschoben werden, quasi mit der Bedeutung mitreisen und somit Ungewissheit,<br />

Zweifel und ein Bedürfnis nach weiteren Nachforschungen aufrufen. Laokoon und seine<br />

Söhne war schon immer kontroverses Studienobjekt und Gegenstand der Bewunderung<br />

zugleich, angefangen vom römischen Dichter Vergil mit seinem epischen Gedicht der<br />

Aeneis über die ausführlichen wissenschaftlichen Forschungen des Historikers Johann<br />

Joachim Winckelmann (1717-1768), der in der Skulptur „edle Einfalt und stille Größe“<br />

erkannte, und des Philosophen und Dichters Ephraim Lessing (1729-1781), der sie aus<br />

dem Blickwinkel einer Philosophie der Ästhetik betrachtete und sie als Fallstudie zur<br />

Definition des Unterschieds zwischen bildender Kunst und Literatur heranzog, bis hin<br />

zu Jacques Rancière, der die Skulptur in seinem Buch Das ästhetische Unbewußte für<br />

ihren Ausdruck des Sieges des klassischen Gleichmuts über die Emotion lobte, regte<br />

unsere Fantasie an und war Gegenstand einer Vielzahl von hyperuniversellen Lesarten.<br />

An sich fast eine originalgetreue Gipsnachbildung der ikonischen Skulptur, die Plinius<br />

der Ältere als größtes aller Kunstwerke bezeichnete, ist Kris Martins Version auch ein<br />

wenig bearbeitet. In einer ironischen, wenn nicht gar sarkastischen „Intervention“ lässt<br />

der Künstler die Schlange weg – die Gruppe kämpft also gegen eine unsichtbare Macht<br />

– und verändert somit den Sinn der skulpturalen Komposition beträchtlich, indem er<br />

unser Augenmerk nun viel stärker auf die idealisierte Schönheit der ringenden Männerkörper<br />

lenkt als auf die Darstellung von Schmerz und Leid sowie Gewalt, Verbrechen<br />

und Bestrafung, die großen Themen also, die seit Jahrhunderten mit der Interpretation<br />

dieser Skulptur verbunden werden. Der Künstler täuscht den Betrachter, der sich nun<br />

hinsichtlich der historischen Referenz mit einer beunruhigenden Leerstelle konfrontiert<br />

sieht, manipuliert seine Sinne und öffnet ganz unerwartet das Tor zum Nichts – hinter<br />

dem möglicherweise ein unbekannter Aggressor oder eine unsichtbare Quelle des Leids<br />

lauern – oder auch nur zu paranoiden Spekulationen. Wen bekämpfen wir eigentlich?<br />

Der Grund für den Kampf wird abstrakt und phantasmagorisch: In Krämpfen und Konvulsionen<br />

sind wir uns Auge in Auge selbst überlassen. Schicksal und Macht sind (vorübergehend?)<br />

vom Horizont unserer existenziellen Erfahrung entfernt. Mandi VIII ist eine<br />

eindrucksvolle, wenn auch stumme Hymne auf eine Menschheit in prekären Zeiten der<br />

Bedrängnis und der Angst. Der Anatom Sir Charles Bell (1774-1842), der Laokoon und<br />

seine Söhne in seinem Buch The Anatomy and Philosophy of Expression As Connected<br />

with the Fine Arts untersuchte, betonte die Stille von Laokoons Leiden:<br />

diese allerschrecklichste Stille im menschlichen Konflikt, wenn der Aufschrei der Angst<br />

oder des Schmerzes durch die Anstrengung erstickt wird; denn beim Ringen mit den<br />

Armen muss der Brustkorb ausgedehnt werden, oder im Akt des sich Erhebens; und


63 Charles Bell: The Anatomy<br />

and Philosophy of Expression<br />

As Connected with the Fine Arts.<br />

Zitiert in: William Schupbach:<br />

Laokoon and the Expression of<br />

Pain. http://www.wellcome.ac.uk/<br />

en/pain/microsite/culture3.html<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther].<br />

64 Radiohead:<br />

Pyramid Song. 2001.<br />

daher wird die Stimme, die sich bei der Expulsation von Atemluft beim Einfallen oder<br />

Zusammenpressen des Brustkorbs bildet, unterdrückt.63<br />

Diese beunruhigende Stille begleitet das Leid von Laokoon und seinen Söhnen,<br />

schmerzgequält, das Gesicht des Helden verzerrt und der Körper in Konvulsionen:<br />

Wir werden Zeugen eines Augenblicks des Erwachens, der Verkündigung einer noch<br />

kommenden stillen Apokalypse; wir befinden uns an der Schwelle von Mitgefühl und<br />

Selbstbestimmung. Diese unheimliche Stille und die Unmöglichkeit der klanglichen<br />

Äußerung sind charakteristische Eigenschaften von Kris Martins gesamtem Schaffen.<br />

Seine Skulptur Bells (2008) ist eine melancholische und zerbrechliche Metapher für<br />

eine Existenz in der Schwebe: zwei Bronzeglocken sind beinah wie Liebende im Liebesakt<br />

miteinander verbunden, was sie gleichzeitig völlig ihrer eigentlichen Funktion<br />

entledigt. Kein Glockenschlag ist möglich, keine Handlung kann ausgeführt werden, sie<br />

können weder von Lebensfreude, Trauer über den Tod oder Angst vor Gefahr künden. In<br />

diesem dramatischen Akt der Verweigerung und der Isolation repräsentieren sie eine<br />

weitere Studie der Löschung von Kris Martin, einen weiteren Ausdruck der Endlichkeit<br />

und Sterblichkeit. Verführerisch in der Einfachheit und verblüffenden Intimität gibt<br />

Bells einen Kommentar auf die Hoffnungslosigkeit und die Trägheit der entfremdeten<br />

Gesellschaften der Gegenwart ab. Die Stille dieses Werkes ist Zeugnis einer <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong>, die gefangen ist in ihrer Potenz und ihrem Eigensinn.<br />

Kris Martins Inszenierung der Stille wird ergänzt durch die Stimm-Performance der<br />

schottischen Künstlerin Susan Philipsz. „I jumped in the river and what did I see?<br />

Black-eyed angels swam with me” – so beginnt Susan Philipsz’ im Rahmen der Ausstellung<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Mitgefühl und Selbstbestimmung in prekären Zeiten präsentiertes<br />

Werk The River Cycle (2005), ihre von ihr selbst a cappella vorgetragene bewegende<br />

Beschwörung unter Aneignung des psychedelischen Texts von Pyramid Song<br />

(2001) von Thom Yorke, dem Sänger der Band Radiohead. Ein Gefühl von Nostalgie und<br />

Dislozierung evozierend, lädt die Installation zu einer zugleich realen wie magischen<br />

poetischen Reise durch die universellen Themen des Begehrens, des Verlusts und der<br />

Trauer ein, immer wiederkehrende Themen im Schaffen der Künstlerin, die aus dem<br />

Stoff privater Erinnerung wie kollektiver Erfahrung gewebt sind. Die Reise führt über<br />

den mythischen Fluss Styx ins Jenseits, da wir offensichtlich mit dem Tod des Subjekts<br />

konfrontiert werden oder einem anderen wichtigen Übergangsritual. Susan Philipsz’<br />

Performance The River Cycle ist ein Tagtraum, der uns die Illusion einer Verlangsamung<br />

der Zeit und eines Raumes auf der anderen Seite von Cocteaus Spiegel liefert, dort wo<br />

Endlichkeit und Sterblichkeit sich mit einem Gefühl von Befreiung und Erfüllung verschwören:<br />

„there was nothing to fear and nothing to doubt; there was nothing to fear<br />

and nothing to doubt“.64 Die Künstlerin erschafft skulpturale Umgebungen von einem<br />

verblüffenden akustischen Volumen und einer unerhörten Intensität, was auf ihr gründliches<br />

Studium des psychologischen und skulpturalen Potenzials des Klangs und der<br />

Art und Weise, wie architektonischer Raum und öffentlicher Raum durch Klang definiert<br />

werden, zurückzuführen ist. Unter Einsatz verschiedenster (elektro-)akustischer und<br />

narrativer Techniken, die Einfluss auf Sinne und Wahrnehmung des Publikums nehmen<br />

(wie zum Beispiel Halleffekte, Echos, sich überlagernde Stimmen, Loops und tranceartige<br />

Wiederholungen), und unter Aneignung von musikalischen, literarischen und<br />

filmischen Verweisen von Will Oldham bis James Joyce und David Bowie sowie unter<br />

Verwendung von bekannten Volksliedern, Märchen, Balladen oder Wiegenliedern entwirft<br />

Susan Philipsz in gleichem Maße fesselnde wie kathartische Séancen kollektiver<br />

psychophysiologischer Audiohypnose. Mit ihren vorwiegend a cappella vorgetragenen<br />

Interpretationen erforscht die Künstlerin<br />

[e]motive Effekte des Gesangs; wie er Erinnerungen auslöst und einen Ort neu definiert<br />

[…] Mit meiner Arbeit versuche ich, ein Publikum wieder in seine Umgebung


84 — 85<br />

Adam Budak<br />

65 Susan Philipsz, zitiert in:<br />

Charlotte Higgins: Susan Philipsz:<br />

Lament for a Drowned Love.<br />

http://www.guardian.co.uk/<br />

artanddesign/2010/apr/04/susanphilipsz-glasgow-internationalinterview<br />

66 Peio Aguirre: When the Body<br />

Speaks. On the Work of Susan<br />

Philipsz. In: A Prior, Nr.16, zu<br />

finden unter:<br />

http://www.aprior.org/articles/33<br />

67 Marcel Dzama, zitiert in:<br />

M. J. Thompson: The Infinitude<br />

of Cool. Border Crossings 107<br />

(August 2008), S. 1000.<br />

zurückzuführen, nicht umgekehrt. Was ich bewirken möchte, ist [Ihnen] den Ort, an<br />

dem Sie sich befinden, bewusster zu machen und dabei gleichzeitig Ihr eigenes Selbstempfinden<br />

zu verstärken. Also ist die Verortung dieser Arbeit sehr wichtig, der Ort wird<br />

zum visuellen Element.65<br />

Oft an unerwarteten Orten im öffentlichen Raum in Szene gesetzt (unter einer Brücke,<br />

in einem Heiligtum, in einem Luftschutzraum, auf Friedhöfen oder über die Lautsprecher<br />

eines Tesco-Supermarkts geleitet), streben Susan Philipsz’ eindringliche Songs<br />

nach Zugehörigkeit und Akzeptanz. Songs als Hommage, Songs als Ehrenmale, in<br />

der Schwebe zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, obsessive Litaneien<br />

und Wehklagen, in denen das Verschwinden eines geliebten Menschen betrauert wird,<br />

Mordballaden und Hymnen auf unerfüllte Liebe und Sehnsucht oder sogar Radio-<br />

Pausenzeichen aus der ganzen Welt dargeboten auf dem Vibrafon (aufgenommen von<br />

der Künstlerin selbst für ihre aktuelle Installation You are not alone für das Radcliffe<br />

Observatorium der Universität Oxford, ein wunderschönes, auf dem antiken Turm der<br />

Winde in Athen basierendes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert) – das sind Susan Philipsz’<br />

aufrichtige Zeugnisse der Unheimlichkeit des menschlichen Schicksals. In der Tat,<br />

mit Susan Philipsz’ Arbeiten sind wir am Fundament menschlichen Seins angelangt, an<br />

dem Augenblick der Herausbildung der Subjektivität und der Erkennungsprozesse, an<br />

dem sich die empathischen Eigenschaften formen und emanzipatorische Triebe erzeugt<br />

werden. Peio Aquirre merkt dazu Folgendes an:<br />

Wiederholung – wieder und immer wieder singen, seine eigene Stimme hören und<br />

seiner eigenen Stimme zuhören – hat einen Effekt, der in der Psychoanalyse zur Erlangung<br />

von Subjektivität in Beziehung gesetzt wird. Mit der Wiederholung des Lieds<br />

identifizieren wir uns mit der Stimme und mit dem mit dieser Stimme verbundenen<br />

imaginären Körper. Erst durch diese Wiederholung verliert das Kind (bei Wiegenliedern<br />

und Märchen) seine Angst vor dem Draußen und wird zum autonomen Subjekt. Dies ist<br />

der wahre Zweck der Endlosschleife (Loop) in Philipsz’ Arbeit. Die Endlosschleife ist ein<br />

Mechanismus, der in seiner Unendlichkeit zum Sender einer ewigen Wiederkehr wird,<br />

der das Bewusstsein durch die gemütliche, zyklische und beruhigende Wirkung des<br />

Klangs durchdringt.66<br />

Von geisterhaften Stimmen bewohnt und zusammengesetzt aus Klängen aus der Vergangenheit<br />

und Erinnerungen, ist Susan Philipsz’ melancholisches und metaphysisches<br />

Werk sowohl Trauer über eine verlorene Zeit als auch Feier der Rückkehr und wiedererlangten<br />

Hoffnung.<br />

Für das performative und polyphone Œuvre (Grafiken, Collagen, Skulpturen, Dioramen,<br />

Videos) des kanadischen Künstlers Marcel Dzama, in dem sich kollektives Gedächtnis<br />

und Kulturerbe (Imaginäres und Texte aus alter Zeit, wie Mythen, Sagen, Volkslieder<br />

und Volksmärchen, die primären Quellen der kulturellen und zivilisatorischen Weisheit<br />

der Menschheit) mit der intimsten traumartigen Erfahrung wie auch dem Wirken anderer<br />

unkontrollierter Bewusstseinszustände verbinden, ist der Tagtraum ein Bereich,<br />

der einen verblüffenden kreativen Output ermöglicht. So errichtet Dzama seine eigene<br />

einzigartige und exklusive Privatmythologie, seinen hypersymbolischen Mikrokosmos,<br />

heimgesucht von psychophysiologischen Traumata: Wir befinden uns in einer (schönen<br />

neuen) Welt am Rand der zivilisatorischen Raserei, an den Grenzen der Zurechnungsfähigkeit,<br />

jenseits des Glaubens und jeder Vernunft, in einem geistesgestörten Theater<br />

des Exzesses. „Ich mag die Idee, eine Mythologie oder einen alten Volksglauben zu<br />

erfinden“, sagt der Schöpfer halb menschlicher, halb tierischer Kreaturen, Hybride aus<br />

außerirdischen Fantasien, Cyborgs der posttechnologischen Hysterie. „Ich zeichne<br />

am Tag doch meine Ideen entstehen in der Nacht“67, fügt der Künstler hinzu, dessen<br />

Fantasie die Schwellenbereiche zwischen Träumen und Wachen bewohnt, während er<br />

ein dunkles Vokabular der Psychose und des posthumanen Deliriums ersinnt. Durch


und durch grotesk und karnevalesk vereint sich in Marcel Dzamas Arbeit die vermeintliche<br />

Unschuld von Kindheitserinnerungen mit der Grausamkeit der Erwachsenenwelt.<br />

Gewalt zieht sich auf der Makro- wie auf der Mikroebene durch den rund um die Themen<br />

Erniedrigung, Zorn, Hass und Missbrauch kreisenden Plot. In seiner Serie Drawings<br />

for Dante (2002) erzählt er zeitgenössische Makaberheit in Form von Notizbuchzeichnungen<br />

eines Schulkinds. Seine scheinbar infantilisierte, beinah cartoonartige Version<br />

des menschlichen Infernos ist zu transgressiv, zu sehr gegen alle Regeln, um als bloße<br />

Karikatur oder Satire einer verrückt gewordenen Welt durchzugehen. Sie ist ein Manifest<br />

einer destruktiven und absurden Macht in der Morgendämmerung der Zivilisation,<br />

ein Drängen nach einem Erwachen. Dzamas monumentales Werk The Course of <strong>Human</strong><br />

History Personified (2005) markiert die eigene subjektive Geste der Neuschreibung der<br />

Geschichte als eine Fortsetzungsgeschichte aus barbarischen Eroberungen, Fremdherrschaft<br />

und Brutalität und bringt in kühner Art und Weise eine furchteinflößende Natur<br />

und die Anomalie einer Menschheit in den Ruinen der Moral und im Schatten des Todes<br />

zur Aufführung. Auch hier ist allgegenwärtige Gore-Gewalt eine ganz normale Sache,<br />

recht ornamental, fast freizeitmäßig, eine regelmäßige Alltagsaktivität, zulässig, ein<br />

unvermeidlicher Teil einer Wirklichkeit, in der alle Tabus ausgelöscht sind. The hidden,<br />

the unknowable, the unthinkable (Das Verborgene, das Unwissbare, das Undenkbare)<br />

– wie schon der Titel von Dzamas Grafik aus dem Jahr 2007 andeutet: Dies sind<br />

die Bereiche der menschlichen Psyche, deren Erforschung und Zurschaustellung den<br />

Künstler interessieren. Das Diorama Knowing precisely where to cut (2008) ist seine<br />

wahrlich verhexte, quälende und verwirrende Version eines anachronistischen Totentanzes<br />

mit Film-Noir-Figuren, grotesken Opfern, eingesperrt im Käfig des menschlichen<br />

Seins, umgeben von ausgestopften Mäusen und künstlichen Vögeln, mythologischen<br />

Boten einer verloren gegangenen Spiritualität. Inspiriert von mexikanischen Schreinen<br />

und Joseph Cornells Boxes und an die eingebauten Schaukästen in naturhistorischen<br />

Museen erinnernd, sind Dzamas Dioramen Displays für danteske und kafkaeske Rituale<br />

gesellschaftlicher Qualen. Dzamas Pip (2004) ist eine weitere Assemblage aus einer<br />

grotesken Figur eines (menschlichen) Tieres, das in einen eleganten, wenn nicht gar<br />

pedantischen Anzug aus Filz und falschem Fell, Drahtgeflecht, Papiermaché, Plastikschaum<br />

und Gummi gekleidet ist und von Zeichnungen und Aquarellen begleitet wird,<br />

die offenbar das (bürokratische) Credo des Protagonisten darstellen sollen (inklusive<br />

Botschaften wie „Wir werden verschwinden” oder „Verloren in der endlosen Zeit” sowie<br />

Pips Biografie). Wir befinden uns hier auch im Reich des Burlesken oder auf der Bühne<br />

eines Marionettentheaters, das die Erinnerung an Schultheater-Aufführungen evoziert,<br />

die auf dem Erlebnis eines Spukhauses aus einer beunruhigenden und traumatischen<br />

Kindheit beruhen. Zur gleichen Zeit fremd und vertraut repräsentiert Dzamas Bildsprache<br />

eine auf den Kopf gestellte Welt auf der permanenten verzweifelten Suche<br />

nach ihrer eigenen Erneuerung und Genesung. Ulysses (2009), seine hyperlange Grafik<br />

in drei Abschnitten, sowie seine Collagen-Serie (2008-2009) sind Tagebücher einer<br />

von niederträchtigen Gespenstern aus vergangenen Epochen und schattenhaften<br />

Figuren aus alten Stummfilmen bewohnten Zivilisation, die sich perversen Praktiken<br />

der Gewalt und Pornografie widmet. Diese neodadaistische Theatralik akuter Angst ist<br />

unsere entmenschlichte Welt von heute – geplagt von Kriegen und Terror und dem Leid<br />

des moralischen Verfalls und des ethischen Kollaps. Dzamas antiglamouröse Helden<br />

– männliche oder weibliche Krieger mit überbelichteten weißen Waffen oder selbstgemachten<br />

Schusswaffen, Commedia-dell’Arte-Opfer der Gräueltaten und Grausamkeiten<br />

mit ihren verstümmelten oder zerstückelten Körpern und verwundeten Psychen, hoffnungslose<br />

Terroristen und impotente Unterdrücker, die immer einen Zwischenbereich<br />

zwischen der Welt der Menschen und dem Tierreich bewohnen – sind lächerliche und<br />

bedauernswerte Akteure einer Machtausübung, die sich in ein Spektakel des Horrors<br />

verwandelt. In seinen vernichtenden und möglicherweise zu zynischen Untersuchungen


86 — 87<br />

Adam Budak<br />

68 Mark Manders in: The Absence<br />

of Mark Manders. Kunstverein<br />

Hannover, Bergen Kunsthall,<br />

S.M.A.K. Ghent, Kunsthaus Zürich.<br />

Ostfildern: Hatje Cantz 2007, S. 53.<br />

69 Ibid., S. 22.<br />

70 Ibid., S. 120.<br />

71 Andrea Wiarda: Mark Manders.<br />

In: Kaleidoscope (March-April<br />

2009).<br />

des zeitgenössischen Bösen inszeniert Dzama ein Storyboard der Unfähigkeit unserer<br />

Gesellschaft zur Empathie. Er präsentiert eine gefährdete Welt der unterbrochenen<br />

Intimität und der vergewaltigten Unschuld. Werte sind gestrichen, Tugenden haben<br />

ihre Gültigkeit verloren und das Heilige ist abwesend. Doch – keine Angst! Wir befinden<br />

uns im Vergnügungsbau einer Traumlandschaft für Erwachsene. Bitte aufwachen!<br />

Die Skulpturen und Installationen des niederländischen Künstlers Mark Manders sind<br />

eine Anatomie des Selbst und die Beschäftigung mit der Abwesenheit eines Künstlers,<br />

der sich selbst wie folgt definiert:<br />

Der Künstler Mark Manders ist eine fiktionale Person. Er ist eine Figur, die in einer nach<br />

den Prinzipien der Logik gestalteten und gebauten Welt lebt, einer Welt, die aus im<br />

Augenblick ihrer höchsten Intensität geronnenen Gedanken besteht. Er ist eine Figur,<br />

die hinter ihren Handlungen verschwindet. Sie lebt in einem Gebäude, das sie permanent<br />

verlässt; eigentlich ist das Gebäude unbewohnt.68<br />

Als poetisches Selbstporträt eines zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und<br />

einem Drang, den Fesseln gemeinschaftlicher Idiome und der Landschaft einer Innenwelt<br />

zu entfliehen, hin- und hergerissenen Individuums reflektiert Manders’ ergreifendes<br />

Œuvre eine Menschheit im Zustand hochgradiger Aufsplitterung, an der Schwelle<br />

zu einem möglichen und notwendigen Neuanfang. Als Séance einer psychotischen<br />

Katharsis birgt es das Versprechen eines verjüngten Subjekts in sich, das nun aus dem<br />

Kokon der gesellschaftlichen Routine befreit ist und seine körperliche und geistige<br />

Architektur als „Monument in Trümmern“ erbaut, und als Klage über den Zusammenbruch<br />

unserer Zivilisation. „Was bin ich im Grunde genommen? Ein menschliches<br />

Wesen, das sich mithilfe sehr präziser konzeptueller Konstruktionen in eine erschreckende<br />

Menge Sprache und Material entfaltet“69, bekennt der Schöpfer von Selfportrait<br />

as a Building, einem laufendem konzeptuellen Projekt, einer Art Manifest einer<br />

Lebenszeit, das Manders seit 1986 verfolgt und das ursprünglich als literarisches Werk<br />

geplant war, sich aber schließlich auf die räumliche Entfaltung des psychologischen<br />

Selbst des Künstlers konzentrierte. Obsessiv betrieben als Erforschung des Denkens<br />

und des Denkprozesses entwickelt es die Idee eines Selbstseins als Architektur und<br />

Komposition im Raum. Das Gebäude ist der Prototyp des in Bearbeitung befindlichen<br />

Selbst, ein lebender Organismus, ein Laboratorium der Identitätsproduktion:<br />

Das Gebäude ist wie eine in der Zeit erstarrte gigantische Anordnung mit vielen Räumen,<br />

die alle so aussehen, als wären sie gerade erst verlassen worden. […] Wie eine<br />

Enzyklopädie ist das Gebäude immer bereit, wenn es sich auch ständig verändert,<br />

wächst oder schrumpft.70<br />

Andrea Wiarda erkennt in Manders’ Self-portrait as a Building „den mythischen Container<br />

für seinen Versuch, seine Position in der Evolution der Welt des Menschen als<br />

eine paradigmatische Konstruktion zu verstehen“71. Der Künstler beschäftigt sich mit<br />

dem fundamentalen Prozess einer ganz besonderen Form der Mythenbildung, indem<br />

er die Semantik des Totemismus und der universellen Erzählungen der Menschheit mit<br />

dem Vokabular der heutigen Alltagserfahrung und des zeitgenössischen häuslichen<br />

Lebens kombiniert. Manders’ Skulptur Unfired Clay Figure (2005-2006) stellt eine<br />

Baustelle, oder vielmehr: Ausgrabungsstätte der Subjektivität im kritischen Augenblick<br />

des Ursprungs und der Verwandlung dar und rückt die Verletzbarkeit des menschlichen<br />

Seins selbst in den Vordergrund, indem sie ein (utopisches) psychologisches Szenario<br />

entwirft, das in äußerster Schwebe zwischen den Gefahren der Wirklichkeit und der<br />

traumartigen Imagination pendelt. Eine zweigeteilte Figur, gespalten und offenbar<br />

beschädigt, wenn auch monumental und erhaben in ihrem offensichtlichen Verweis auf<br />

den heroischen Stil der Antike oder auf einen kostbaren archäologischen Fund, roh und<br />

unvollendet, ist Manders’ geheimnisvoller Zeuge seiner selbst – ein Gegenstand der<br />

Kontemplation, gefangen in seinem eigenen Unvermögen, die Welt zu erzählen – doch


72 Ibid.<br />

73 Manders, The Absence of Mark<br />

Manders, S. 45.<br />

74 Luce Irigaray: Wie lässt sich<br />

weibliche Selbstaffektion zum<br />

Erscheinen bringen. In: Zwei oder<br />

Drei oder Etwas. Maria Lassnig, Liz<br />

Larner. Ausst.-Kat. Hrsg. v. Adam<br />

Budak, Peter Pakesch. Kunsthaus<br />

Graz 2006. S. 38 & 41.<br />

gleichzeitig auch ein Gegenstand einer brüchigen Menschlichkeit in der angehaltenen<br />

Bewegung ihrer eigenen begrenzten Macht und ethischen Verantwortung. Wir befinden<br />

uns inmitten Deleuze’scher Plateaus der Differenz und Wiederholung, der Ambiguität<br />

und der Schizophrenie, in einer Landschaft der Trennung. Die Gestalt des Ichs von<br />

Unfired Clay Figure ist buchstäblich gespalten, in dem Maße wie die Two Interconnected<br />

Houses (2010) vereint sind, zu einem Organismus werden, zur räumlichen Psyche<br />

des Künstlers. 80 Schwarz-Weiß-Dias laden zu einer unheimlichen Reise zwischen<br />

zwei Interieurs von mehrdeutiger Identität ein (ein Künstleratelier? Eine verlassene<br />

anonyme Wohnung? Ein Lagerraum? Ein Archiv? Ein verwunschener Bunker? ), die tatsächlich<br />

an Kafkas Bau erinnert, eine ganz besondere dunkle Passage durch die Tunnel<br />

der Psyche, eine Metamorphose. Two Interconnected Houses stellt tatsächlich eine<br />

Karte des menschlichen Gehirns dar; die Serie ist eine eindrucksvolle Äußerungsform<br />

von Manders’ Selbstporträt als Gebäude, das „tatsächlich zwischen zwei Weltsichten<br />

[oszilliert]: die aus atomartigen Halbwahrheiten gebaute Welt und jene, in der diese<br />

Wahrheiten als Tatsachen akzeptiert werden.“72 Clay Figure with Iron Chair (2009)<br />

stellt einen weiteren Versuch eines Selbstporträts dar: eine Hybride aus zerstückelter<br />

(Frauen-)Figur und Sessel, verlassen und stumm, in einer Geste der Hoffnungslosigkeit,<br />

eine Metapher für eine eingekerkerte und paralysierte Welt. Die Intimität der Szene ist<br />

verstörend; sie bringt den Betrachter in Verlegenheit und lässt ihn mit einem Gefühl<br />

der Scham und der Schuld zurück. Abstand und Nichtzugehörigkeit sind Begleiter des<br />

Andersseins. Manders’ auratisches Œuvre wird behaust von morbiden geisterhaften<br />

Kreaturen, die zwischen irdischem Alltag und Mythos hin und her schweben, nach ihrer<br />

eigenen Abwesenheit streben und nach ihrem Autor suchen, wie schon der Künstler<br />

selbst in einem Text aus dem Jahr 1994, The Absence of Mark Manders, geschrieben<br />

hat: „Die Erkenntnis, dass das Leben auch ohne dich seinen Lauf nimmt, ist eine intensive<br />

menschliche Erfahrung; sie zeigt die Endlichkeit der Persönlichkeit“.73<br />

Die selbstverstümmelten, erstarrten Figuren von Mark Manders’ Self-portrait as a Building<br />

spiegeln Maria Lassnigs lebenslange konsequente Entfaltung ihres eigenen beeindruckend<br />

kühnen Akts des Selbstporträts. Für die österreichische Künstlerin Maria<br />

Lassnig ist das Selbstporträt entweder Maskerade (Selbstporträt als ...) oder eine<br />

Gemeinschaft von Identitäten (Selbstporträt mit ...). Luce Irigaray bezeichnet diesen<br />

Aspekt von Lassnigs Œuvre als „unmögliches Porträtieren“ und verortet ihn innerhalb<br />

des Rahmens der Gender-Differenzierung:<br />

Wenn allgemein das Bild eines Mannes ein wenig erstarrt zu sein scheint, sieht das<br />

einer Frau eher bewegt aus. Ein Mann benötigt gewisse Anstrengungen, um Formen<br />

in Bewegung zu setzen, während sie für die Frau auf die eine oder andere Weise immer<br />

in Bewegung sind. Vielleicht versucht sie, etwas zu erfassen, was schwer fassbar,<br />

nicht erfassbar ist – ihr eigenes Fleisch. Um das anzudeuten, muss Maria Lassnig also<br />

eine andere Identität annehmen – bis hin zu einer Identität als Tier oder als Pflanze<br />

(siehe Selbstporträt als Tier, 1963, und auch Mutter und Tochter, 1966) – oder ihrem<br />

Fleisch etwas hinzufügen, das es um ein Objekt, ein Ding herum oder durch einen Akt<br />

unbeweglich macht, durch eine Rolle, eine Funktion, manchmal hinter einer Scheibe<br />

– warum nicht aus Plastik? (Siehe Ein Selbstporträt mit Stab, 1971; Selbstporträt mit<br />

Gurkenglas, 1971; […] Selbstporträt als Prophet, 1967; […]) Es handelt sich nicht länger<br />

um ein reines Selbstporträt. Dies zu realisieren scheint unmöglich. Das Fleisch strömt<br />

außerhalb jeder Nachbildung.74<br />

Maria Lassnigs Selbstporträts sind eine Theaterbühne, auf der das Drama des menschlichen<br />

Seins von Amateurschauspielern aufgeführt wird, die in eine ganze Reihe von<br />

Figuren schlüpfen, die für ein Zeitalter der Moral in der Krise stehen. Ganz ähnlich<br />

wie bei Mark Manders lässt sich jedes Gemälde als Selbstporträt betrachten – als<br />

ein Schutzraum, eine Flucht in Identitäten jenseits ihrer eigenen, eine Probe oder<br />

ein Vorsprechen für ein wahres Selbst, das noch in der Zukunft liegt. All ihre Sujets


88 — 89<br />

Adam Budak<br />

75 Maria Lassnig auf:<br />

http://www.artknowledgenews.<br />

com/Maria_Lassnig.html<br />

76 Silke Andrea Schummer, zitiert<br />

in Russell Ferguson: Eiserne Jungfrau<br />

und Fleischige Jungfrau. In:<br />

Zwei oder Drei oder Etwas, S. 88.<br />

77 Maria Lassnig in: „Inside Out“,<br />

Gespräch mit Jörg Heiser. Frieze<br />

103 (November – Dezember 2006).<br />

entstammen einem Prozess, den die Künstlerin selbst als „Körperbewusstsein“<br />

beschreibt, in dem die physische Erscheinung des Körpers in der Dimension der Empfindung<br />

ihre Erweiterung findet. Der Körper ist nicht so dargestellt, wie er von außen<br />

wahrgenommen wird. Stattdessen wird das Bild durch Introspektion erzeugt, durch<br />

eine Erfahrung aus dem Inneren. Maria Lassnigs Körper ist in ihren Gemälden häufig nur<br />

menschenähnlich und fremd, grotesk und verzerrt, sich in Krämpfen und Qualen windend,<br />

an existenziellem Schmerz leidend und von Hyper-Affektion und Gewalt gequält.<br />

Ihre Figuren weisen oft eine Behinderung auf oder dysmorphe oder von Folter gezeichnete<br />

Körperteile und stützen sich auf Krücken. Die Haut wird als Membran gesehen,<br />

die Empfindungen wie Hitze, Kälte, Spannung, Druck und Gewicht aufzeichnet, die<br />

dann von der Künstlerin mit Strichen und Klecksen in lebhaften Farben als Konturen<br />

des Körpers gemalt werden, die vor Energie übersprühen; Fleisch wird als „nackte“<br />

offene Materie dargestellt, als unverhülltes, exhibitionistisches, „drastisches“ Gewebe,<br />

anfällig für Verwundung, Verletzung oder einfach Alterung. Maria Lassnigs „physisches<br />

Ereignis der Körpererfahrung“ hinterlässt beim Betrachter ein Gefühl des psychischen<br />

Unbehagens: Hier, in dieser verstörenden Körperkulisse, befinden wir uns im Herzen der<br />

menschlichen Gebrechlichkeit, im Hause der physischen und psychischen Schlachterei<br />

der modernen Zivilisation, verwandelt in einen Schrein der elementaren Leidenschaften<br />

wie auch der ganz gewöhnlichen Gefühle, wie die Künstlerin selbst auf unglaublich<br />

unschuldige Art und Weise, wenn auch scheinbar provokant, ihre „drastischen“<br />

Gemälde kommentiert: „Ich ziele in meiner Arbeit nicht auf die großen Emotionen ab,<br />

sondern konzentriere mich auf kleine Gefühle: Empfindungen der Haut oder der Nerven,<br />

alles, was man fühlen kann.“75 Zur gleichen Zeit tragisch und humorvoll, gewalttätig<br />

und sanft beschwört ihr Schaffen dringliche moralische Imperative herauf, artikuliert<br />

ein menschliches Sein im Zustand der ethischen Alarmbereitschaft und verbleibt als<br />

solches innerhalb der Sphäre des Privaten und der überwältigenden Intimität, wie Silke<br />

Andrea Schummer ganz zurecht zu Maria Lassnigs Selbstporträts anmerkt – und dies<br />

gilt nichtsdestotrotz auch für Womanpower (1979):<br />

Sie hat die Zurschaustellung ihres Körpers nie in Verbindung zu einem gesellschaftlichen<br />

Thema gebracht. In ihrem Fall ist der Körper sowohl privates Wahrnehmungsinstrument<br />

als auch Forschungsthema, doch er ist weder Repositorium für Gesellschaftsfunktionen<br />

noch eine Metapher für die Gesellschaft.76<br />

Tatsächlich hat Maria Lassnig selbst ihre Abneigung gegen Womanpower zum Ausdruck<br />

gebracht, ein Bild, das einst als Symbol für die emanzipatorischen Tendenzen<br />

der Frauen betrachtet wurde, und es als eines ihrer dümmsten und am wenigsten<br />

favorisierten Gemälde rundweg abgelehnt („Es ist als Titel interessant, doch nicht als<br />

Bild.“77) Die Künstlerin hat jedoch nie ein Hehl aus ihrer unabhängigen Position und<br />

ihrem Streben nach Selbstbestimmung gemacht. Die Ausstellung <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>.<br />

Mitgefühl und Selbstbestimmung in prekären Zeiten präsentiert zwei außergewöhnliche<br />

Studien aus Maria Lassnigs Selbstporträtschaffen: Woman Laokoon (1976) und<br />

Stilleben mit rotem Selbstportrait (1969). Angesichts des kontroversen Gemäldes<br />

Woman Laokoon, dieser erhabenen Studie der Hysterie, ist uns die Menschheit im<br />

aufrichtigsten und niederschmetterndsten Augenblick der persönlichen Angst und des<br />

Leids gewärtig. Die Unmittelbarkeit dieser Darstellung ist bemerkenswert gewagt und<br />

aggressiv und setzt sich über alle moralischen Standards hinweg, was die Intimität und<br />

ihre öffentliche Zurschaustellung betrifft. Wenn wir ins dieses unvergessliche Gesicht<br />

voller Schmerzen blicken, betrachten wir den Spiegel des menschlichen Seins mit all<br />

seiner Machtlosigkeit, Handlungsunmöglichkeit und Hoffnungslosigkeit.<br />

Judith Butlers „angesprochen werden“ und Hannah Arendts „Wille zum Verstehen”<br />

finden im filmischen Work-in-Progress des niederländischen Künstlers Renzo Martens<br />

mit den lakonischen Titeln Episode 1 (2000/2003) und Episode 3 (2009) ungewöhnlich


78 Renzo Martens auf: http://<br />

www.modernedition.com/artarticles/contemporary-dutch-art/<br />

dutch-contemporary-artists.html<br />

erschreckenden Ausdruck. Es sind dies tatsächlich Episoden, Geschichten aus der Welt<br />

im TV-Serien-Format, fesselnde Berichte über ein Leben im Ausnahmezustand durch<br />

den Filter der sehr intimen privaten Lebenserfahrung des Künstlers/Autors. Episode<br />

1 und Episode 3 sind in der Tat Selbstporträts von Renzo Martens, mit dem Künstler<br />

höchstpersönlich als Erzähler, der die Handlung infiltriert und in Brecht’scher Manier<br />

verfremdet und somit den dramatischen Kontrast zwischen Wirklichkeiten und Welten<br />

im Allgemeinen kritisch in den Vordergrund rückt. Für Episode 1 bereist der Künstler<br />

die Kriegszone Tschetscheniens und drückt die Videokamera dabei desillusionierten<br />

Flüchtlingen in die Hand, die ihn filmen sollen, während er ihnen die allereinfachste,<br />

wenn auch höchst unerwartete Frage stellt: „Was hältst du von mir?“ Die Perspektive<br />

ist jetzt umgedreht: Das (Medien-)Bild wird von einem Opfer produziert und auf den<br />

Westen gerichtet. „Was ist dein Thema? Warum bist du hier? Warum brauchst du<br />

jemand anderen, der dir sagt, wo dein Platz ist? Warum filmst du das?“ – solch vorwurfsvolle<br />

und feindselige Fragen prallen zurück, während die Kamera das Gesicht des<br />

Künstlers durchdringt und seinen schamlosen Exhibitionismus auf die Probe stellt.<br />

Die Szene ist beschämend und für alle Beteiligten entwürdigend, und das Gefühl von<br />

Unbehagen und Verzweiflung ist niederschmetternd: „Wer ist dafür verantwortlich?<br />

Wie können wir einander verstehen?“ In gleichem Maße verstörend wie zutiefst bewegend<br />

erforscht die Geste des Künstlers die Möglichkeit von Empathie und erforscht die<br />

Wahrnehmung des „anderen“:<br />

Ich produzierte Episode 1 als Delegierter der Öffentlichkeit der Fernsehzuschauer, eines<br />

Publikums, das sich in erster Linie für sich selbst interessiert. Deshalb fragte ich die<br />

Leute nicht, wie es ihnen jetzt geht, nachdem ihnen die Beine amputiert wurden, oder<br />

stellte andere Fragen dieser Art. Doch befragte ich sie zu ihrer Einschätzung dazu, wie<br />

ich mich fühlte. Ob sie dachten, ich sei attraktiv oder wie ich daheim in Brüssel meine<br />

Freundin verführen solle. […] Ich drehte den Spieß um, weil es in Wirklichkeit viel mehr<br />

darum geht, wie wir uns fühlen, als wie sie sich fühlen.78<br />

Obwohl Martens’ Filmmaterial offenbar auch die üblichen Kriegsbilder liefert (Bilder<br />

von Städten in Trümmern, Flüchtlingslagern mit endlosen Zeltreihen, bis auf die<br />

Zähne bewaffneten Soldaten auf Grenzpatrouille, leidender Zivilbevölkerung, Hunger,<br />

Lebensmittelknappheit, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen bei der Ausarbeitung<br />

von Hilfsprogrammen und Journalisten auf der Jagd nach Schreckens- und Katastrophenbildern),<br />

liegt das Augenmerk des Künstlers eher darauf, wie Moral und ethische<br />

Fähigkeiten in solchen Extremsituationen in Territorien unter Beschuss funktionieren.<br />

Martens deckt die Verlogenheit des globalen Mediensystems auf und den Zusammenbruch<br />

aller humanitären Hilfsmaßnahmen zur Linderung der Tragödie für die<br />

Bevölkerung der Kriegszone. In der Tat ist Episode 1 eine Studie des Missbrauchs und<br />

der Ausbeutung. „Ich will Tränen“, antwortet ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation,<br />

während er die Mechanismen der humanitären Hilfe aufdeckt, die von der Präsenz der<br />

Kameras und der Medienberichterstattung determiniert sind. Martens manipuliert das<br />

Gleichgewicht des moralischen Empfindens des Zuschauers noch weiter: Eingebettet<br />

in den quasi journalistischen Plot des Films und an das Genre des Tagebuchs oder<br />

des Liebesbriefs erinnernd, sind die persönlichen Gefühle, die der Künstler für seine<br />

Freundin Marie empfindet und die ihren Ausdruck in in den entscheidendsten und<br />

dramatischsten Augenblicken des Films direkt in die Kameralinse gerichteten Liebeserklärungen<br />

finden („Ich bin’s, Liebling. Es ist wirklich Zeit, dass du mich auch liebst“).<br />

Dies interpunktiert die Reise des Künstlers durch die Hölle und fungiert als klassischer<br />

Brecht’scher V-Effekt, durch den unser stereotyper Blickwinkel gebrochen wird und<br />

das Gefühl von Wahrheit und Aufrichtigkeit gestärkt wird. Als Balanceakt hart am<br />

Rand des ethisch Korrekten ist Renzo Martens’ provokanter Film sowohl künstlerische<br />

Selbstanalyse als auch seine politische, und zutiefst menschliche, Intervention in die<br />

Stofflichkeit des prekären Lebens, in dem Liebesgeschichte und die Schrecken des


90 — 91<br />

Adam Budak<br />

79 Vgl. Rancière, Der emanzipierte<br />

Zuschauer, S. 101-125.<br />

80 Susan Sontag: Das Leiden<br />

anderer betrachten. Frankfurt:<br />

Fischer 2005, S. 142.<br />

81 Sontag, Das Leiden anderer<br />

betrachten, S. 113.<br />

Krieges teilhaben am notwendigen und dringenden Akt gemeinschaftlicher wie individueller<br />

Katharsis.<br />

Episode 3 markiert einen weiteren Schritt des Künstlers bei seiner Erforschung des<br />

„Leids der anderen” vermittels einer Analyse der Mechanismen der globalen Politik<br />

und Ökonomie. Diesmal bricht Martens auf eine danteske Reise in das Innere des<br />

Kongos auf und erlebt eine von Krieg, extremem Elend und Ungerechtigkeit gequälte<br />

Gesellschaft. Auch in diesem Fall verläuft die Erzählung auf zwei Ebenen und birgt eine<br />

autoreflexive Komponente in sich, die sich mit der Politik der Bildproduktion befasst,<br />

und hier ganz besonders mit der Ethik und Ökonomie der Darstellung postkolonialen<br />

Leids. „Was macht ein Bild unerträglich?“, fragt Martens im Sinne von Jacques Rancière<br />

und rührt somit provokant an der Ordnung der sichtbaren Dinge und spürt einer Verlagerung<br />

vom Unerträglichen im Bild zur Unerträglichkeit des Bildes selbst nach, die<br />

sich laut Rancière im Zentrum der Spannungen verorten lässt, welche die politische<br />

Kunst berühren.79 Seine Kritik am westlichen Fotojournalismus verweist auf einen<br />

Missbrauch menschlichen Elends und menschlicher Armut als „abgepackte Ware“ für<br />

die Augen der westlichen Welt. Martens widmet sich kühn der erdrückenden Armut und<br />

dem überwältigenden Leid eines von Gewalt und Unheil heimgesuchten Landes, das<br />

von den Medien in eine Bilderfabrik und in ein faszinierendes Spektakel verwandelt<br />

worden ist, und lässt somit Susan Sontags Reflexion zur Psychologie der Bilder der<br />

Katastrophe und des Bösen anklingen. Susan Sontag fragte sich „Gibt es ein Mittel<br />

gegen die so nachhaltig verführerische Wirkung, die vom Krieg ausgeht?“80 und verweist<br />

auf das beinah obsessive Interesse an ihnen, das schon Edmund Burke in seinen<br />

Philosophischen Untersuchungen über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und<br />

Schönen (1757) betont hat: „Kein Schauspiel verfolgen wir mit solchem Eifer wie das<br />

eines ungewöhnlichen, betrüblichen Unglücks.“81 Renzo Martens entlarvt die Masken<br />

der pseudohumanitären internationalen Hilfsorganisationen und ihrer schonungslosen<br />

Ausbeutung der menschlichen Tragödie und sucht, gegen den Strich, nach Alternativen:<br />

Der Vorschlag des Künstlers ist überraschend und verzweifelt, doch könnte man<br />

ihn auch als ironisch, ja als zynisch, auffassen – „Enjoy please the poverty” (Genießt<br />

doch bitte die Armut) ist das subversive Motto seines emanzipatorischen Kursus, den<br />

er für kongolesische Amateurfotografen ins Leben gerufen hat, eine Akademie des<br />

Überlebens und eine Schule der Bewältigung ihres eigenen Elends, eine kontroverse<br />

„Aufklärungsstunde“. „Ich bringe ihnen bei, wie sie mit dem Leben klarkommen“ – so der<br />

Kommentar des Künstlers zu seiner Idee, die Einheimischen mit einer Art lehrreichem<br />

Know-how-Paket auszustatten, mit dem sie ihr Unglück in eine Einkommensquelle verwandeln<br />

können. Unterwiesen von Renzo Martens, beginnen sie westliche Fotojournalisten<br />

nachzuahmen, indem sie Fotos vom Krieg, den Vergewaltigungen und der Armut<br />

schießen – all jenen Dingen, von denen sie heimgesucht und umgeben sind, anstatt<br />

der üblichen Fotos von den Volks- und Familienfesten, die zwar zu den Freuden ihres<br />

Lebens zählen, aber deren Marktwert unverhältnismäßig niedriger ist als die Einkünfte<br />

mit dem sensationsheischenden und drastischen Bildmaterial: Dokumenten des Leids,<br />

der Grausamkeit und des Bösen. Martens bewegt sich in einem ganz besonderen und<br />

einzigartigen Genre, einer mutigen Art Metasprache, die zwischen (performativem)<br />

Dokumentarfilm, Doku-Drama, Performance und emanzipiertem Reisetagebuch oszilliert<br />

und eine subjektive Erzählung mit einem kritischen Ansatz zum aufgezeichneten<br />

Material in sich vereint. Der Künstler/Erzähler praktiziert aber auch eine Art Travestie:<br />

In Episode 1 spielt er einen westlichen Amateurjournalisten, wogegen er in Episode 3<br />

vielmehr als Utopist agiert, als naiver und uneingeweihter Aktivist oder als zynischer<br />

Coach, der „Know-how“ in gefährdete Krisengebiete bringt. Irgendwo zwischen geistigem<br />

Abstand, Engagement, Anschuldigung und Protest ist der chamäleonhafte und<br />

heterotopische Charakter des Künstlers einer von vielen: Er ist kühler Beobachter und


82 Martens gesteht: „Episode 1<br />

und Episode 3 sind die Seitenflügel<br />

eines Triptychons, auf dem<br />

Bilder der Armut, des Krieges und<br />

der historischen Verwüstung als<br />

Produkte zu sehen sind. Sie zeigen<br />

ganz irdische Erzählungen, mit<br />

Rebellen, Priestern, Richtern, Gier<br />

und Kameras – und thematisieren<br />

die Repräsentation selbst als Teil<br />

der ganzen Verwirrung. Wie bei<br />

den mittelalterlichen Altarwerken<br />

wird Episode 2 eines Tages das<br />

alles transzendieren.“ Das hoffe<br />

ich und kann den Release von<br />

Episode 2 kaum erwarten!<br />

83 Sontag, Das Leiden<br />

anderer betrachten, S. 122.<br />

84 Ibid., S. 14 f.<br />

gnadenloser Eindringling, leidenschaftlicher Prediger und Messias, Zeuge und Märtyrer,<br />

narzisstischer Abenteurer und Fremder, und, zu guter Letzt, ein metteur en scène, der<br />

seine grandiose Herzog’sche „(Genießt-doch-bitte-die Armut-)Anti-Broadway-Show”<br />

auf die Leinwand bringt! Als Ich-Erzähler, der auch vor der Kamera auftritt, rückt Renzo<br />

Martens seine eigene Person und eine klare Aussage in den Vordergrund: „Der Künstler<br />

ist da.” In der Tat haben wir es hier mit dem Genre des extremen, ja radikalen Selbstporträts<br />

zu tun – einem künstlerischen Akt als höchster Form der Verantwortung und<br />

des ethischen Bewusstseins.<br />

Renzo Martens’ Episodes sind Studien der Hoffnung wie auch der Hoffnungslosigkeit.<br />

Ebenso tragen Verzweiflung und Resignation zur Verletzbarkeit und Gebrechlichkeit<br />

einer Menschheit im Ausnahmezustand bei. Das als Triptychon konzipierte Werk82 ist<br />

ein Essay über das Leid und birgt als solcher in seinem Herangehen an ethische Fragen<br />

eine beinah religiöse Qualität in sich, ganz besonders wenn es um das Wesen des<br />

Mitgefühls geht. Martens’ Kritik der globalen Mediengesellschaft führt dazu, unserer<br />

Gesellschaft Unfähigkeit zur Empathie zu diagnostizieren. Wieder einmal beschwört<br />

ein Künstler Susan Sontags Einschätzung der zeitgenössischen Politik der Bilder und<br />

der Medien herauf:<br />

Der zweiten Ansicht zufolge […] haben in einer mit Bildern gesättigten, nein, übersättigten<br />

Welt gerade jene Bilder, auf die es ankommen sollte, eine dämpfende Wirkung:<br />

wir stumpfen ab. Letztlich nehmen uns solche Bilder etwas von unserer Fähigkeit zu<br />

fühlen und die Signale, die von unserem Gewissen ausgehen, wahrzunehmen.83<br />

In ihrer Analyse von Virginia Woolfs Reflexionen zu Kriegsbildern bemerkt Susan Sonntag:<br />

Wem diese Bilder nicht wehtun, wer vor ihnen nicht zurückschreckt, wer sich bei ihrem<br />

Anblick nicht gedrängt fühlt, die Ursachen für diese Verwüstung, dieses Blutbads aus<br />

der Welt zu schaffen – der reagiert nach Woolfs Meinung wie ein moralisches Monstrum.<br />

Wir seien aber keine Monster, so gibt sie uns [zu] verstehen, sondern Angehörige<br />

der gebildeten Klasse. Versagt haben unsere Vorstellungskraft und unser Mitgefühl: wir<br />

sind dieser Realität geistig nicht gewachsen gewesen.84<br />

Empathie in der Krise ist offenbar das wichtigste und wertvollste Thema von Renzo<br />

Martens’ künstlerischem Schaffen, doch gleichzeitig scheint es auch, als sei das ehrgeizigste<br />

Motiv dieses im Schatten einer Neonleuchtreklame mit den Worten „enjoy<br />

please the poverty”(Genießt doch bitte die Armut) entstandenen Werks der Drang,<br />

menschliches Leid durch die Mobilisierung der wundersamen Kraft des Mitgefühls und<br />

der Sublimierung zu überwinden. Julia Kristeva formuliert dieses Motiv, diese Herausforderung,<br />

auf äußerst fesselnde Art und Weise und definiert es als eine wichtige<br />

Aufgabe künftiger Generationen. Ihr Manifest ist ein Aufruf zu gemeinsamem Handeln<br />

und Zusammengehörigkeitsgefühl:<br />

Diese Zivilisation – von Christus […] bis Mozart, auf der ganzen Welt bekannte Persönlichkeiten<br />

–, diese Zivilisation, unsere, die heute bedroht ist, von außen wie auch von<br />

unserer eigenen Unfähigkeit, sie zu interpretieren und zu erneuern, hinterlässt uns<br />

somit ihren subtilen Triumph über das menschliche Leid, verwandelt, ohne das Leiden<br />

bis zum Tod des Göttlichen selbst aus den Augen zu verlieren. Uns obliegt es nun,<br />

dieses Erbe wieder anzunehmen, ihm Bedeutung zu verleihen und es im Angesicht der<br />

aktuellen Explosionen des Todestriebes zur Entfaltung zu bringen.<br />

Totalitäre Regime und in einer unterschiedlichen, aber durchaus symmetrischen Art<br />

und Weise die moderne Automatisierung der Spezies behaupten von sich, dem Leid<br />

ein Ende zu machen, es zu beseitigen oder einfach links liegen zu lassen, nur um es<br />

uns dann noch besser als Instrument der Ausbeutung und Manipulation aufzwingen<br />

zu können. Die einzige Alternative zu diesen auf verschiedenen Formen der Leugnung<br />

der Malaise gegründeten Formen der Barbarei ist wohl, sich wieder und wieder durch


92 — 93<br />

Adam Budak<br />

85 Julia Kristeva: This Incredible<br />

Need to Believe. New York: Columbia<br />

University Press 2009, S. 97 f.<br />

[Übersetzung: Lichtenwörther]<br />

86 Alain Badiou: Das Jahrhundert.<br />

Zürich, Berlin: Diaphanes 2006,<br />

S. 145.<br />

87 Ibid., S. 180.<br />

88 Ibid., S. 172.<br />

den Schmerz und das Leid durchzuarbeiten: So, wie wir es versuchen, so, wie ihr es<br />

versucht. Auf unterschiedliche Art und Weise und sehr oft jeder für sich gegen die<br />

anderen. Gegen oder „zu Recht gegen“? Und dennoch sind Mitgefühl und Sublimierung<br />

keine große Hilfe, wenn die neuen Barbaren, die sogar die Fähigkeit zu leiden verloren<br />

haben, Leid und Tod um uns herum und in uns verstreuen; wenn die Armut in der<br />

globalisierten Welt sprunghaft ansteigt, Auge in Auge mit zügelloser Anhäufung von<br />

Reichtum, dem alles egal ist? Selbstverständlich. Was ich jedoch ganz bestimmt weiß,<br />

ist die Tatsache, dass kein politisches Handeln ihren Platz einnehmen könnte, wenn<br />

der <strong>Human</strong>ismus –selbst eine Form des Leids – sich nicht selbst die Instrumente in<br />

die Hand gäbe, diese „liebende Intelligenz“, die vom Schmerzensmann ausgeht und<br />

untrennbar mit ihm verbunden ist, und das Mitgefühl des Leids, das sich mit dem<br />

Göttlichen selbst verwechseln ließe, zu interpretieren und neu zu erfinden. Dies ist die<br />

Herausforderung an das Zeitalter der Globalisierung, die ich als aufregende und langfristige<br />

Berufung begrüße, der wir uns nicht stellen werden können, es sei denn, wir<br />

versuchen gemeinsam zu denken und zu handeln […]85<br />

Leben, Handeln, Zusammengehörigkeit und die Essenz des „Wir“, nicht als Vertrag oder<br />

als Fusion verstanden, sondern als „Aufrechterhaltung des Ungetrennten“86 – das<br />

sind die Prinzipien, die das menschliche Sein definieren und ein von der Erfahrung von<br />

Leid gesteuertes Gleichgewicht von Mitgefühl und Selbstbestimmung orchestrieren.<br />

Alain Badiou beendet sein Kapitel über die Grausamkeit mit einer Apotheose des Handelns<br />

– „Vor dem Hintergrund von Schmerz durch den stets unwahrscheinlichen Einschub<br />

einer Formel und eines Augenblicks eine unbekannte Intensität zu produzieren:<br />

Das ist der Wunsch des Jahrhunderts. Darum gelingt es ihm. Trotz seiner vielförmigen<br />

Grausamkeit, durch seine Künstler, seine Gelehrten, seine Kämpfer und seine Liebenden,<br />

die Aktion selbst zu sein.“87 – und zitiert André Bretons Loblied auf Schmerz und<br />

Leiden als untrennbar mit dem Leben verbundene bereichernde Erfahrungen:<br />

Genau in diesem quälenden Augenblick, da alles unter der Last der erduldeten Leiden<br />

verschlungen zu werden droht, bewirkt gerade der Exzeß der Prüfung eine Umkehrung<br />

der Vorzeichen , die darauf zielt, die menschliche Stumpfheit in Wachheit umschlagen<br />

zu lassen und dieser eine Größe zu verleihen, die ihr sonst nie hätte zuteil werden können<br />

[…] Man muß bis auf den Grund des menschlichen Schmerzes vorgedrungen sein,<br />

seine merkwürdigen Fähigkeiten entdeckt haben, um mit der gleichen grenzenlosen<br />

Hingabe seiner selbst begrüßen zu können, was wert ist, gelebt zu werden.88


Empathie und Emanzipation1<br />

„Verstehendes Herz“,<br />

prekäre Zeit, erweitertes<br />

Urteilen – eine Annäherung<br />

mit Hannah Arendt<br />

Sophie Loidolt


1 Der folgende Essay Empathie<br />

und Emanzipation stellt eine<br />

Reflexion über diese beiden<br />

Begriffe im Kontext von Hannah<br />

Arendts Werk dar. Damit orientiert<br />

er sich stärker am englischen Titel<br />

der Ausstellung Empathy and<br />

Emancipation in Precarious Times<br />

als am deutschen Titel Mitgefühl<br />

und Selbstbestimmung in prekären<br />

Zeiten. Da gerade die Begriffe der<br />

„Empathie“ und der „Emanzipation“<br />

im gegenwärtigen Diskurs zwar<br />

geläufig, ihre ursprüngliche Bedeutung<br />

aber trotzdem oft unklar ist,<br />

schien es mir interessanter, hier<br />

eine Klärungsarbeit mit Arendt zu<br />

versuchen und damit auch ein<br />

neues Verständnis dieser Termini<br />

vorzuschlagen. Im Gegensatz zur<br />

„Selbstbestimmung“ (die eher dem<br />

Begriff der „Autonomie“ entspricht)<br />

habe ich daher die „Selbstbefreiung“<br />

in den Vordergrund gestellt,<br />

die Bedeutung, die „Emanzipation“<br />

seit der Aufklärung im 17. und<br />

18. Jahrhundert erhielt (im Lateinischen<br />

bedeutete emancipare hingegen<br />

noch, einen Sohn oder einen<br />

Sklaven in die Selbstständigkeit<br />

zu entlassen, hatte also ein passives<br />

Moment). Zudem schien mir<br />

der dynamische Prozess, der in der<br />

„Selbstbefreiung“ steckt, ein spannendes<br />

Moment im Verhältnis zum<br />

„Gefühl“ darzustellen. Die „Empathie“,<br />

die man auch als „Einfühlung“<br />

oder „emotionale Kompetenz“<br />

übersetzen könnte, öffnet diesbezüglich<br />

ebenso ein weiteres<br />

begriffliches Feld über das „Mitgefühl“<br />

hinaus: Denn empathisch<br />

kann bzw. muss auch der Prozess<br />

des „Verstehens“ sein, wodurch<br />

Arendts Anliegen der „erweiterten<br />

Denkungsart“ in eine affektive,<br />

gefühlsmäßige Perspektive besser<br />

eingebunden werden kann.<br />

2 Arendt, Über die Revolution,<br />

S. 115.<br />

3 Ibid., S. 114. Arendt zitiert hier<br />

aus einer Petition einer der Pariser<br />

Sektionen während der Revolution:<br />

„Aus Mitleid, aus Liebe<br />

zur Menschheit, seid inhuman!“<br />

4 Ibid., S. 113.<br />

5 Ibid.<br />

6 Ibid., S. 112.<br />

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Empathie und Emanzipation? Oder, anders<br />

formuliert: Vermag uns unser Vermögen der Einfühlung bei dem Prozess der gesellschaftlichen<br />

und politischen Selbstbefreiung zu helfen? Oder trübt das Schwelgen im<br />

Mitleid, das heute medial so gezielt zur Gewinnmaximierung eingesetzt wird, nur unser<br />

Urteilsvermögen? Was überhaupt heißt Emanzipation in einer Welt, die von systematischen<br />

Ungerechtigkeiten beherrscht wird, wodurch eine kleine „ emanzipierte“ Schicht<br />

einer großen Masse von Menschen gegenübersteht, die kaum etwas zu verlieren<br />

haben? Und hat nicht an unserem eigenen privilegierten Platz der Welt die hehre Idee<br />

der Aufklärung nach den Katastrophen der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts<br />

einer breiten Emanzipationsmüdigkeit und konsumorientierten Indifferenz Platz<br />

gemacht? Es lohnt sich, diese Begriffe wieder neu zu denken und zu überdenken. Hannah<br />

Arendt, die mit dem Thema der „human condition“ eine Grundinspiration für diese<br />

Ausstellung gelie fert hat, kann auch hier einige Anstöße geben. Und wie immer denkt<br />

sie gegen den Strich.<br />

1 Empathie: „Ich will verstehen“<br />

Versteht man Empathie als einfühlendes und mitfühlendes „Mitleid“, so begibt sich<br />

Arendt sofort in deutliche Distanz zu einer ganzen Tradition von Revolutionären und<br />

Sozialreformern, die sich das Mitleid mit den notleidenden Massen zum Grundmotiv<br />

ihres Denkens und Handelns gemacht hatten. Mitleid kann kein politisches Prinzip sein,<br />

so Arendt. Darin liegt natürlich etwas Skandalöses. Worum es Arendt aber geht, ist<br />

zweierlei, und beides hat mit dem Gefühlscharakter des Mitleids zu tun. Der erste Punkt,<br />

den Arendt hauptsächlich in ihrer Analyse der Französischen Revolution herausarbeitet,<br />

betrifft den Überschlag des Mitleids mit den les miserables in eine „Politik der Tugend“,<br />

die sich allzu schnell als eine Politik des Terrors erweisen kann. Die von Rousseau<br />

inspirierten Führer der Französischen Revolution kompensierten ihre Überforderung mit<br />

der aufbrechenden sozialen Frage, den verelendeten Massen, durch die „Maßlosigkeit<br />

ihrer Emotionen, welche [alle] Revolutionäre so seltsam unempfindlich für das faktisch<br />

Reale und vor allem für die Wirklichkeit von Menschen machte, die sie immer bereit<br />

waren, für die Sache oder den Gang der Geschichte zu opfern“2: Par pitié, par amour pour<br />

l’humanité, soyez inhumains!3<br />

Der zweite Punkt, der uns hier näher beschäftigt, ist der Eigencharakter des Mitleids als<br />

eines Gefühls. Arendt unterscheidet zwischen „Gefühl“ und „Leidenschaft“. Eine Leidenschaft<br />

versteht sie, dem griechischen páthos gemäß, als ein Erleiden, etwas, dem ich<br />

radikal ausgesetzt bin. Sie hält es mit Rousseau für eine grundmenschliche Eigenschaft,<br />

im Angesicht des Leidens anderer von dieser Empfindung überwältigt zu sein. Das<br />

Gefühl hingegen birgt etwas Selbstreflexives in sich, ein Sich­selbst­Empfinden, und<br />

ist dadurch der Sentimentalität ausgesetzt (die Rousseau und ein ganzes Zeitalter<br />

nach ihm ebenfalls kultiviert haben). Das Mitleid, so Arendt, das sich „in gefühlsseliger<br />

Distanz zu seinem Objekt hält“4, tendiert daher dazu, in seinem eigenen Sich­Fühlen<br />

zu schwelgen, und führe beinahe automatisch dazu, das Leiden der anderen zu glorifizieren.<br />

Diese „sentimentale Gefühlsseligkeit des Mitleids“ unterscheidet Arendt von<br />

der echten Leidenschaft des „Mit­Leidens, das leidenschaftlich seiner selbst vergisst“5.<br />

Beiden Varianten erteilt sie aber hinsichtlich des politischen und engagierten Handelns<br />

eine Absage zugunsten der Haltung der Solidarität. Diese fühlt sich nicht „zu den<br />

Schwachen hingezogen“6, sondern wägt in Freiheit zwischen den Leidenschaften ab und<br />

sinnt auf eine dauerhafte Interessensgemeinschaft mit den Unterdrückten und Aus gebeuteten,<br />

jenseits des Wechsels der Stimmungen und Empfindungen. Arendt geht es<br />

darum, dass mich ein Prinzip gleichsam „von außen“ inspiriert, da seine Idee konstant<br />

bleibt, während Gefühl und Leidenschaft „von innen“ motivieren, daher aber unzuverlässiger<br />

sind: Meine Gefühls­Motive können sich ändern, Prinzipien ändern sich nicht.


96 — 97<br />

Sophie Loidolt<br />

Hannah Arendt<br />

(1906­75)<br />

7 Ibid., S. 113.<br />

8 Arendt, Fernsehgespräch mit<br />

Günter Gaus, S. 62.<br />

Man kann an diesen Passagen gut erkennen, aus welchen Gründen Arendt das Prinzip<br />

der Solidarität der Empfindung des Mitleidens vorzieht, die „Vernunft“ den „Emotionen“:<br />

weil diese wankelmütig, heteronom, eventuell selbstgefällig und vor allem – manipulierbar<br />

sind. Darin liegt, bei allem klassisch philosophischen Misstrauen dem Gefühl<br />

gegenüber, vor allem das Körnchen Wahrheit, dass die medial erzeugte Mitleidsmaschinerie<br />

bei humanitären oder anderen Katastrophen zwar auch viel Gutes bewirkt, indem<br />

sie die Spendengelder fließen lässt, die Aufmerksamkeit aber schnell weiterwandert<br />

und die Emotionen schon bald wieder mit Neuem gefüttert werden müssen. Mitleid<br />

führt in diesem Fall nicht zur Freiheit: Die Betroffenen werden nicht von ihrer drückenden<br />

Situation befreit (da dies nur eine dauerhafte Hilfeleistung bewirken könnte), und<br />

in den Helfenden auf Distanz bleibt das Unbehagen zurück, einer Bilderflut ausgesetzt<br />

zu sein, die einem letztlich nichts anderes zeigt, als dass man gegen das ungeheuerliche<br />

Leid auf der ganzen Welt machtlos ist. Solidarität, so Arendt, gründet sich auf<br />

Prinzipien der Größe, Ehre und Würde des Menschen und erscheint deshalb kälter und<br />

abstrakter als das konkrete Mitleid – genau aber diese Prinzipien sind es, die „das<br />

Handeln inspirieren und es leiten“7 –, das Mitleid hingegen verharrt in der (schlimmstmöglich:<br />

selbstgefälligen) Passivität oder gerät höchstens in einen Überschwang<br />

des Handelns, der auch schnell wieder verpuffen kann, also keinesfalls „geleitet“ wird.<br />

Führt uns also Empathie gar nicht auf den Weg der Befreiung?<br />

Arendt wählt einen anderen Ansatz. Die Verwerfung des Gefühls als politisches Movens<br />

ist nicht die ganze Geschichte und man würde einem Klischee verfallen, wenn man<br />

Arendt bloß in ihrer Nüchternheit als abstrakte Denkerin charakterisieren würde. Ein<br />

bekannt gewordener Satz dieser Denkerin lautet: „Ich will verstehen.“ Und dieser Prozess<br />

des Verstehens hat keineswegs etwas mit kühler Rationalität zu tun. Man kann vielmehr<br />

sagen, dass sich Arendt einen ganz eigenen Weg des Verstehens angeeignet hat,<br />

der vor allem von der Auseinandersetzung mit dem Holocaust geprägt ist, von dem<br />

Arendt ja direkt betroffen war: „Hier ist etwas geschehen, womit wir alle nicht fertig<br />

werden.“8<br />

Ihrer Betroffenheit setzt Arendt die aktive Arbeit des Verstehens entgegen. Und dieses<br />

Verstehen – dies haben Arbeiten von Seyla Benhabib und vor allem von Peter Trawny<br />

gezeigt – zeichnet sich durch den ethischen Gestus des „narrativen Handelns“ (Benhabib)<br />

und eine „Hermeneutik des verstehenden Herzens“ (Trawny) aus. Dazu sind zumindest<br />

zwei kurze Erläuterungen notwendig.<br />

(1) Das Verstehen schlägt bei Arendt immer sogleich in ein Erzählen um bzw. Verstehen<br />

ereignet sich bei ihr als Erzählen. Dieses Erzählen hat ethischen Charakter, weil es<br />

zutiefst der conditio humana entspricht: Menschen existieren in der Zeit, sie werden<br />

geboren, sie sterben. Da sie handeln und sprechen können, kann man über sie eine<br />

Geschichte erzählen. Das Handeln­Können, das Einen­Anfang­machen­Können, Neues<br />

in die Welt bringen, verbindet Arendt mit der Bedingtheit des Geboren­Seins: Sie nennt<br />

es Natalität. Der klassischen „conditio“ der Sterblichkeit und Endlichkeit stellt Arendt<br />

also die Natalität, die Geburtlichkeit, gegenüber. Wir sind Sterbliche, aber genauso sind<br />

wir Wesen, die einen Anfang machen können. Und nur weil wir Sterbliche und Anfangende<br />

sind, die auf der Bühne der Welt auftreten, die als Neuankömmlinge ihren Faden in<br />

das Gewebe des Bestehenden hineinschlagen, die leben, wohnen, Werke hinterlassen,<br />

handeln und schließlich wieder verschwinden, kann man eine Geschichte über jeden<br />

Einzelnen von uns erzählen.<br />

Im Handeln offenbart sich am deutlichsten, „wer einer ist“. Es gibt Aufschluss über<br />

die unverwechselbare und einzigartige Individualität jedes Einzelnen, die nie bloß<br />

im „Charakter“ gerinnt, sondern immer das unverfügbare Ereignis in sich birgt. Doch<br />

da das Handeln sich oft ins Selbstvergessene des Alltags auflöst, wird uns der Sinn


9 Arendt, Menschen in finsteren<br />

Zeiten, S. 30.<br />

10 Ibid., S. 31.<br />

11 Arendt, Das Urteilen, S. 16.<br />

12 Ibid., S. 16.<br />

unserer Praxis meist erst in der nachträglichen Erzählung deutlich. Odysseus, so<br />

schreibt Arendt in ihrem Denktagebuch, habe geweint, als ein Sänger bei den Phäaken<br />

die Geschichte von der Niederschlagung Trojas durch die List des hölzernen Pferdes<br />

erzählt. In diesem Weinen erkennt Odysseus das Geschehene als seinen bios, als sein<br />

Leben: „Der tragische Held wird wissend, indem er das Getane noch einmal in Form des<br />

Erleidens erfährt, und in diesem ‚Pathos‘, in dem Erleiden des Gehandelten, wird das<br />

Geflecht der Taten überhaupt erst zum Geschehen.“9 Durch das pathische Bewegtsein<br />

entsteht also erst „Geschehen“ als eine Möglichkeit des Sinns, durch die wir nicht<br />

nur handeln, sondern uns auch als Handelnde mit einer Geschichte verstehen können.<br />

Und dieses Sinn­Aufnehmen und Weiterspinnen setzt sich fort und ermöglicht uns,<br />

dem Geschehen, dem Gehandelten begegnen zu können: Man bemerkt den Kummer<br />

des Fremden und fordert Odysseus auf zu sagen, wer er ist, und seine Geschichte zu<br />

erzählen – was dieser auch sogleich tut. Auf diese Weise, so Arendt, findet eine weitere<br />

„Verwandlung“ statt. Das Erzählen ist also einerseits die Möglichkeit, den Sinn unseres<br />

Handelns in einem Geflecht von menschlichen Bezügen überhaupt erst zu verstehen;<br />

andererseits ist es eine ethische Strategie, die im Leben und im Gespräch mit den<br />

anderen bleibt:<br />

Sofern es überhaupt ein „Bewältigen“ der Vergangenheit gibt, besteht es im Nacherzählen<br />

dessen, was sich ereignet hat; aber auch dies Nacherzählen, das Geschichte<br />

formt, löst keine Probleme und beschwichtigt kein Leiden, es bewältigt nichts endgültig.<br />

Vielmehr regt es, solange der Sinn des Geschehenen lebendig bleibt – und dies<br />

kann durch sehr lange Zeiträume der Fall sein – zu immer wiederholendem Erzählen<br />

an. Die Dichter in einem sehr allgemeinen, die Geschichtsschreiber in einem sehr<br />

speziellen Sinn haben die Aufgabe, dies Erzählen in Gang zu bringen und uns in ihm<br />

anzuleiten. Und wir, die wir gemeinhin weder Dichter noch Historiker sind, kennen das,<br />

was hier vorgeht, aus unserer eigenen Lebenserfahrung sehr gut, in der wir ja auch<br />

das Bedürfnis haben, uns das, was in unserem Leben eine Rolle spielte, in die Erinnerung<br />

zu rufen, indem wir es nach­ und uns vorerzählen.10<br />

(2) Erzählen ist vor allem auch das Erzählen der Geschichten und Taten von anderen –<br />

im Besonderen der Taten, die wir für erinnerungswürdig halten. Hier zeigt sich<br />

noch einmal ein charakteristisches Element der narrativen Ethik Arendts. Es richtet<br />

sich direkt gegen die Geschichte, die „Pseudogottheit der Neuzeit“11. Die Härte des<br />

Gedankens der „Sieger der Geschichte“ ist bekannt. Die Verlierer sind tot, vergessen,<br />

vernichtet – nicht nur physisch ausradiert, sondern auch dem Dunkel des Vergessens<br />

anheimgegeben, sodass oft nicht einmal mehr Namen bleiben von denen, die in den<br />

Lagern ermordet worden oder auf dem Schlachtfeld gefallen oder in purer Armut verendet<br />

sind. Durch das Erzählen und Urteilen können wir unsere menschliche Würde<br />

von dieser Pseudogottheit namens Geschichte zurückgewinnen, so Arendt, indem wir<br />

ihr das Recht verweigern, der letzte Richter zu sein. Arendt zitiert in diesem Zusammenhang<br />

gerne einen Satz des Römers Cato: Victrix causa deis placuit, sed victa Catoni<br />

(„Die siegreiche Sache gefällt den Göttern, die besiegte aber gefällt Cato.“).12<br />

Auch wenn die gute, mutige, tapfere Tat dem Untergang geweiht war, auch wenn sie<br />

für den Ausgang einer Geschichte „sinnlos“ war – wir können sie als wert, erinnert und<br />

erzählt zu werden, beurteilen. Dies ist der Protest der <strong>Human</strong>ität gegen die Geschichte<br />

der Sieger: Die Kriterien unseres Urteilens müssen wir uns nicht dadurch vorgeben<br />

lassen, wer der Stärkere oder der Sieger war. Wir sind nicht dazu gezwungen, nur das<br />

für gut zu halten, was Erfolg hat.<br />

Auch im Angesicht der Kriege, der Unterdrückung und der drückenden Armut der<br />

Gegenwart in vielen Teilen dieser Welt ist das Erzählen eine wichtige Strategie gegen<br />

das Vergessen. Denn das Unglück der Armut liegt vor allem auch darin, dass „das


98 — 99<br />

Sophie Loidolt<br />

Immanuel Kant<br />

(1724­1804)<br />

13 Arendt, Über die Revolution,<br />

S. 86.<br />

14 Vgl. Trawny, Verstehen und<br />

Urteilen, S. 288.<br />

Leben keine Folgen in der Welt hat, keine Spur in ihr hinterlässt“13. Um es mit Brecht<br />

zu sagen:<br />

Denn die einen sind im Dunkeln<br />

Und die andern sind im Licht.<br />

Und man siehet die im Lichte,<br />

Die im Dunkeln sieht man nicht.<br />

Der Prozess des Verstehens bedeutet also zunächst einmal zu erzählen. Doch erzählen<br />

ist nie bloß abschildern. Es erfordert nicht nur immer ein Urteilen im Wie des Erzählens,<br />

mehr noch: Das ethische Element dieses gleichsam erzählenden Verstehens ist das<br />

Urteilen 14 – indem es sich über die bloßen Ereignisse der Geschichte erhebt und sie<br />

beurteilt. In diesem Sinn erinnert Arendt daran, dass das griechische Wort historein<br />

(„erkunden, um zu erzählen, wie es war“) ursprünglich bei Homer im Wort histor vorkommt,<br />

und dieser Historiker Homers ist der Richter. Es geht also darum, gleichsam vor<br />

dem großen Gemälde des Geschehens zurückzutreten, um es sehen zu können, um<br />

einen „Sinn“ zu erfassen und diesen urteilend für das Menschliche zurückzugewinnen.<br />

Dabei darf nie vergessen werden, dass dieser Urteils­ und Sinngewinnungsprozess für<br />

Arendt einer ist, der sich nur in der Pluralität vollziehen kann – und dass es Arendt mit<br />

dem „Sinn“ nicht um einen absoluten Wahrheitsanspruch geht, sondern darum, dass<br />

Menschen in einer Welt „zu Hause“ sein können, sich orientieren und sich mit dem<br />

Geschehenen versöhnen können, indem sie eben über es urteilen. Deshalb geht es um<br />

„selbst denken“ und „zu einem Urteil kommen“ genauso wie um den Austausch und den<br />

Diskurs mit anderen. Arendt spricht vor allem den Dichtern (man könnte im weiteren<br />

Sinne vielleicht auch sagen: den Künstlern) eine herausragende Fähigkeit zum ersten<br />

Erzählen zu. Sie vermögen den Sinn des Gehandelten am ehesten zu erfassen, weil sie<br />

(idealerweise) frei sind, d.h., weil sie unabhängig sowohl vom wissenschaftlichen als<br />

auch vom gesellschaftlichen Konsens sind.15 Doch das Vermögen des Urteilens kommt<br />

uns allen zu. Hier handelt es sich nicht nur um ein Betroffen­Sein, sondern um eine erste<br />

Emanzipation, eine Selbstbefreiung zum Urteilen hin. Die Empathie des Verstehens<br />

emanzipiert uns dahingehend, verschiedene Standpunkte in unserem Denken einnehmen<br />

zu können.<br />

2 Emanzipation: denken, handeln, urteilen<br />

„Urteilen“ bedeutet hier nicht „verurteilen“ oder gar „aburteilen“. Es bedeutet auch<br />

nicht, bloß eine Meinung zu haben, die man für seine eigene hält. Urteilen ist vielmehr<br />

ein aktiver Prozess, ein Durchgehen und Abwägen vieler verschiedener Standpunkte,<br />

ein Reflektieren der eigenen Perspektive und ein Einnehmen der der anderen. Eine<br />

Anstrengung des Denkens, der Einbildungskraft und der Reflexion sind erforderlich,<br />

bevor man zu seinem Urteil kommt, seinen angereicherten Standpunkt durchgedacht<br />

und sich eine Meinung gebildet hat (im Unterschied zu Meinungen, die einem bloß<br />

zufallen oder gleichsam aus einem hervorbrechen).<br />

Arendt entwickelt ihre Urteilstheorie am Leitfaden des ersten Teils von Kants Kritik der<br />

Urteilskraft, der das ästhetische Urteilen zum Thema hat – denn Kant ist sich bewusst,<br />

dass in „Geschmacksurteilen“ nicht nur einfach Kategorien auf „Fälle“ an gewendet<br />

werden, sondern dass das Urteilen hier eine ganz besondere, „reflektierende“ Aufgabe<br />

erfüllt. Deshalb nennt er diese Urteile, in denen keine allgemeinen Maßstäbe zur<br />

Beurteilung vorliegen, auch „reflektierende Urteile“ im Gegensatz zu „bestimmenden<br />

Urteilen“, die bloß subsumieren und insofern keine Herausforderung für die Urteilskraft<br />

darstellen. Arendt ist nun der Ansicht, dass im Grunde der gleiche Modus für<br />

das ästheti sche wie für das politische Urteilen, d.h. für das Urteilen über menschliche


15 Vgl. Trawny, Denkbarer<br />

Holocaust, S. 76.<br />

16 Vgl. Kant, Kritik der<br />

Urteilskraft, B 158.<br />

Angelegenheiten, gelten muss: Denn hier wie da geht es um Einzelfälle, es gibt keinen<br />

Anspruch auf absolute Wahrheit, viele streiten sich darum, aber obwohl es keine<br />

objektive Meinung geben kann, ist doch auch nicht alles rein subjektiv­zufällig und<br />

beliebig.<br />

Das reflektierende Urteilen ist nämlich nicht bloß Wiedergabe einer privaten Empfindung,<br />

sondern gerade die Emanzipation von meiner unmittelbaren Betroffenheit,<br />

um mir einen weiteren Blickwinkel, die erweiterte Denkungsart (Kant) zu verschaffen.<br />

Arendt hält sich hier eng an Kant, der zwischen „Sinnengeschmack“ und „Reflexionsgeschmack“<br />

unterscheidet: Der Sinnengeschmack ist bloß eine private Empfindung,<br />

die auf meine bzw. auf die je eigene Sinnlichkeit beschränkt ist und meine zufällige<br />

unmittelbare Reaktion auf das, was mich affiziert, ausdrückt (z.B.: Spinat schmeckt<br />

mir). Im strengen Sinne fälle ich aber hier kein Urteil, sondern gebe bloß meinen<br />

Zustand wieder, stelle ihn fest, sage ihn aus – ich distanziere mich in keiner Weise von<br />

dem, was mich unmittelbar anspricht oder abstößt. Der Reflexionsgeschmack hingegen<br />

verlangt mir etwas ganz anderes ab. Er gibt keinen unmittelbaren Reiz wieder, sondern<br />

bringt mich in einen Denkprozess, dessen Ergebnis ein Urteil ist, das auf intersubjektive<br />

Zustimmung (nicht absolute Wahrheit!) Anspruch erhebt. Nur hier urteile ich<br />

wirklich und – ich müsste schon im Plural sprechen – nur hier tut sich etwas Verhandlungs<br />

würdiges auf, das über unsere private Sinnlichkeit hinaus ein Gegenstand<br />

der Kommunikation sein kann. Denn kommuniziert wird nicht über bloß private Lustempfindungen<br />

(das wäre sehr schnell uninteressant: ich mag Blau, du magst Gelb),<br />

sondern über solche, die wir teilen können, weil oder indem wir uns alle dazu in Distanz<br />

gesetzt haben. Der Gegenstand, das Ereignis, zeigt sich nun von mehreren Seiten.<br />

Es geht hier nicht darum, eine objektive Wahrheit über den Gegenstand zu erreichen,<br />

sondern ihn in seinen pluralen Erscheinungsweisen sich vorzustellen und sich dann<br />

zu fragen: Wie würde ich nun urteilen?<br />

Diese Übung im Denken, verschiedene Standpunkte einzunehmen, nennt Kant<br />

„ Operation der Reflexion“, deren erster Schritt darin besteht, „seine Einbildungskraft<br />

zu lehren, Besuche zu machen“. Arendt bringt dies wieder in Zusammenhang mit der<br />

Figur des „blinden Dichters“ (Homer), der nicht unmittelbar von dem Geschehen affiziert<br />

wird, weil seine Augen geschlossen sind. Dieses Vermögen der Distanzierung, der<br />

Re­präsentation (wofür die Einbildungskraft zuständig ist) bringt uns in einen angemessenen<br />

Abstand zum Gegenstand. Es schafft die Bedingungen für eine relative<br />

Unparteilichkeit, ohne dabei empfindungslos zu werden – denn das Repräsentierte,<br />

Reflektierte affiziert mich ja noch immer, weckt Lust oder Unlust, aber eben auf einer<br />

anderen, vermittelten und nicht unmittelbar­unausweichlichen Ebene.<br />

In einem weiteren Schritt nimmt Operation der Reflexion Kants Maximen des aufgeklärten<br />

Denkens in Anspruch: 1. selbst zu denken (vorurteilsfreie Denkungsart), 2. an der<br />

Stelle jedes anderen zu denken (erweiterte Denkungsart) und 3. mit sich selbst in Übereinstimmung<br />

zu denken (sich nicht zu widersprechen: konsequente Denkungsart).16<br />

Was heißt nun „an der Stelle jedes anderen denken“? Es kann natürlich weder bedeuten,<br />

den anderen das Denken abzunehmen, noch genau zu wissen, was der/die andere fühlt,<br />

bzw. an seiner/ihrer Stelle zu fühlen, das zu fühlen, was er/sie fühlt. In diesem Sinn<br />

kommt die Empathie nicht zum Tragen, wie Arendt ganz deutlich betont.<br />

Vielmehr geht es darum, dass ich verstehe, wo der/die andere steht, dass dies ein<br />

anderer Platz der Welt ist als meiner, von wo aus sich die Dinge anders zeigen. Es geht<br />

darum, eine andere Perspektive auf die Welt einnehmen zu können. Im Anschluss<br />

daran ist aber noch immer das Selbstdenken gefragt. Wie würde ich an dieser Stelle<br />

denken und urteilen? Denn ohne diese Möglichkeit müsste ich jedes andere Urteil von<br />

jedem anderen für richtig, oder besser: für unbeurteilbar und deshalb richtig halten –<br />

die Konsequenz wäre, dass es im Grunde nichts Gemeinsames mehr gäbe, über das wir


100 — 101<br />

Sophie Loidolt<br />

Daniel Wiesenfeld,<br />

animal laborans: Putzfrau, 2006<br />

Öl auf Leinwand; 120 × 200 cm<br />

Daniel Wiesenfeld,<br />

animal laborans: Büro, 2006<br />

Öl auf Leinwand; 120 × 200 cm<br />

17 Scholem, Briefe, Brief 64<br />

(23. Juni 1963), S. 98.<br />

18 Arendt, Ich will verstehen,<br />

S. 35.<br />

19 Vgl. Arendt, Vom Leben<br />

des Geistes, S. 14 f.<br />

20 Arendt, Vita activa, S. 157.<br />

21 Kant, Kritik der Urteilskraft,<br />

B 28.<br />

22 Ibid., B 122. Das Urteilen<br />

bestünde also darin, sich ein<br />

Bild zu machen, das die unmittelbaren<br />

Instinkte der Masse<br />

nicht bedienen kann – und sich<br />

trotzdem nicht in einen elitären<br />

weltabgewandten Raum zurückzieht,<br />

sondern sich sehr wohl<br />

der öffentlichen Beurteilung und<br />

Zustimmungsfähigkeit aussetzt.<br />

23 Arendt, Was ist Politik?, S. 181.<br />

Arendt bezieht sich in diesem<br />

Fragmenttext auf Nietzsche.<br />

urteilen und uns trefflich streiten könnten: Es gäbe keinen sensus communis mehr,<br />

also keinen „gemeinschaftlichen Sinn“, das, worauf ich beim anderen Anspruch erhebe,<br />

wenn ich ihm mein Urteil „ansinne“ (so Kant) – wir hätten, so Arendt, keine gemeinsame<br />

Welt (im Sinne eines Bezugsgewebes) mehr, die ja nur im gemeinsamen Kommunizieren<br />

über diese Welt entsteht und immer neu entsteht und sich dynamisch verändert.<br />

Jeder würde stattdessen in seinem eigenen sensus privatus (Privatsinn oder: logischer<br />

Eigensinn) festsitzen, dessen schnelles Überhandnehmen zum ideo­logischen Eigensinn,<br />

der keinen anderen Standpunkt mehr einbeziehen kann, von Kant als ein Merkmal<br />

der Verrücktheit diagnostiziert wird.<br />

Deshalb ist es Arendt auch so wichtig zu betonen, dass dieses Urteilen, das zumindest<br />

versucht, an anderen Stellen zu denken, unentbehrlich ist, wenn wir gemeinsam, mit<br />

anderen, „Sorge für die Welt“ tragen wollen. In diesem Sinn antwortet sie auch an<br />

Gershom Scholem (der bezüglich der Eichmann­Kontroverse gemeint hatte: „Ich maße<br />

mir kein Urteil an. Ich war nicht da.“17): „Und wenn Sie vielleicht recht haben, daß es<br />

ein ‚abgewogenes Urteil‘ noch nicht geben kann, obwohl ich es bezweifle, so glaube<br />

ich, daß wir mit dieser Vergangenheit nur fertig werden können, wenn wir anfangen zu<br />

urteilen, und zwar kräftig.“18 Es geht Arendt also weniger um eine Letztgültigkeit des<br />

Urteils oder um eine Angst vor dem falschen Urteilen, sondern darum, überhaupt im<br />

Urteilsprozess zu bleiben. Denn viel bedenklicher ist es für sie, gar nicht mehr zu urteilen.<br />

Und dies nicht nur, weil das Urteilen für eine Aussöhnung notwendig ist, damit gestraft<br />

oder verziehen werden kann. Arendt diagnostiziert gerade mit dem Aufkommen des<br />

Totalitarismus und dem gleichzeitigen Zusammenbruch des alten Wertesystems die<br />

(wahrscheinlich hier erst sichtbar werdende) Unfähigkeit, selbst zu denken und zu<br />

urteilen. Das Phänomen Eichmann, so Arendt, ist vor allem auch durch die Unfähigkeit<br />

oder durch die Ausschaltung (auf jeden Fall den Nicht­Gebrauch) der eigenen Urteilskraft<br />

zu charakterisieren.19<br />

Die Emanzipation, die also im Verstehens­ und Urteilsprozess stattfindet, ist eine<br />

Emanzipation von der Befangenheit im bloß eigenen Standpunkt und eine Selbstbefreiung<br />

auf eine gemeinsame Welt hin. Dieses Gemeinsame ist kein Absolutes, Monolithisches,<br />

das auf eine Konsenspflicht hinausläuft, sondern ein „Zwischen“, das immer in<br />

Verhandlung bleibt und sinn­ und weltbildend fungiert, solange die Kommunikation und<br />

das lebendige Urteilen aufrechterhalten werden. Für diese Emanzipation brauchen wir<br />

die Empathie nicht im Sinne des Mitleids oder des Mit­den­anderen­Fühlens, sondern<br />

im Sinne des Verstehens und des Urteilens. Denn die verschiedenen Standpunkte sollen<br />

nicht auf einen zusammengeschmolzen werden, sondern einen Zwischen-Raum der<br />

Kommunikation eröffnen, in dem allein Lösungen gefunden werden können, von denen<br />

sich andere nicht vereinnahmt oder bevormundet fühlen. Dafür brauchen wir auch die<br />

erweiterte Denkungsart, die es einzuüben und an Erzählungen, Urteilen und Diskussionen<br />

zu erproben gilt: Denn ohne diese wird man nie eine andere Person erreichen, nie so<br />

sprechen können, dass sie einen versteht, letztlich selbst nie verstehen können, was<br />

gemeinsame Welt ist und sein kann – über einen geteilten Globus hinaus.<br />

Urteilen bedeutet also nicht, sich über die Leidenden als bloß gefühlloser Zuschauer<br />

hinwegzuemanzipieren, sondern es bedeutet, so Arendt, verantwortlich die Aufgabe zu<br />

übernehmen, Sinn zu verstehen, das Zwischen offen zu halten, und „Sorge um die Welt“<br />

zu tragen. Emanzipation muss daher noch eine weitere Dimension haben: die des<br />

Handelns. Und Handeln bedeutet bei Arendt immer miteinander handeln – also weder<br />

gegeneinander noch füreinander handeln. Die reine Absicht des „für“ – die gute Tat – ist<br />

nicht das, was Arendt als die höchste Form der Freiheit, die sie den „Sinn von Politik“<br />

nennt, betrachtet: vielmehr ist es das „acting in concert“, die Erfahrung des Miteinander­<br />

etwas­Bewirkens, etwas Neues zu beginnen, die Welt zu verändern.


Literatur<br />

Arendt, Hannah: Das Urteilen. Texte<br />

zu Kants politischer Philosophie.<br />

Hrsg. und mit einem Essay von Ronald<br />

Beiner. München & Zürich: Piper 1998.<br />

Dies.: Denktagebuch 1950 – 1973. Hrsg.<br />

von Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann.<br />

New York & München: Piper 2002.<br />

Dies.: Ich will verstehen. Selbstauskünfte<br />

zu Leben und Werk. Hrsg. von Ursula<br />

Ludz. München & Zürich: Piper 1996.<br />

Dies.: Menschen in finsteren Zeiten.<br />

Hrsg. von Ursula Ludz. München &<br />

Zürich: Piper 1989 (Orig. 1968).<br />

Dies.: Über die Revolution. München &<br />

Zürich: Piper 1994 (Orig. 1963).<br />

Dies.: Vita activa. Vom tätigen Leben.<br />

München & Zürich: Piper 1981<br />

(Orig. 1958).<br />

Dies.: Vom Leben des Geistes. Das<br />

Denken. Das Wollen. Hrsg. von Mary<br />

McCarthy. München & Zürich: Piper 1981.<br />

Dies.: Was ist Politik? Fragmente aus<br />

dem Nachlass. Hrsg. von Ursula Ludz,<br />

Vorwort von Kurt Sontheimer.<br />

München & Zürich: Piper 2003.<br />

Dies.: Fernsehgespräch mit Günter Gaus.<br />

In: Hannah Arendt: Ich will verstehen.<br />

Selbstauskünfte zu Leben und Werk.<br />

Hrsg. von Ursula Ludz. München &<br />

Zürich: Piper 1996, S. 46–72.<br />

Dies.: Kultur und Politik. In: Hannah<br />

Arendt: Zwischen Vergangenheit und<br />

Zukunft. Übungen im politischen<br />

Denken I. Hrsg. von Ursula Ludz. München<br />

& Zürich: Piper 1994, S. 277–304.<br />

Dies.: Verstehen und Politik. In: Hannah<br />

Arendt: Zwischen Vergangenheit<br />

und Zukunft. Übungen im politischen<br />

Denken I. Hrsg. von Ursula Ludz. München<br />

& Zürich: Piper 1994, S. 110–127.<br />

Benhabib, Seyla: Hannah Arendt.<br />

Die melancholische Denkerin der<br />

Moderne. Hamburg: Rotbuch 1998.<br />

Kant, Immanuel: Kritik der Urteilskraft.<br />

Hrsg. von Wilhelm Weischedel.<br />

Werkausgabe X. Frankfurt/Main:<br />

Suhrkamp 1974.<br />

Scholem, Gershom: Briefe. Band II,<br />

1948–70. Hrsg. von Itta Shedletzky.<br />

München: Beck 1995.<br />

Trawny, Peter: Denkbarer Holocaust.<br />

Die politische Ethik Hannah Arendts.<br />

Würzburg: Königshausen & Neumann<br />

2005.<br />

Ders.: Verstehen und Urteilen.<br />

Hannah Arendts Interpretation der<br />

Kantischen „Urteilskraft“ als politischethische<br />

Hermeneutik. In: Zeitschrift für<br />

philosophische Forschung 60/2 (2006),<br />

S. 269–289.<br />

3 „Sorge um die Welt“ in Zeiten der Globalisierung?<br />

Aber ist dies in einer globalisierten Welt noch möglich? Können wir überhaupt noch<br />

handeln, etwas verändern, oder laufen nicht vielmehr einfach Prozesse ab (ökonomische<br />

Prozesse, Naturprozesse etc.), auf die nur mehr reagiert werden kann? Arendt hat<br />

diese Warnung schon vor mehr als fünfzig Jahren ausgesprochen: Es muss nicht immer<br />

nur der Totalitarismus sein, der der Welt ein einziges, unerbittliches Gesicht aufzwingt.<br />

Die Öko­Nomie (das Gesetz des Haushalts, also des Lebens) zwingt uns heute – mittlerweile<br />

in globalisierten Dimensionen – ebenso mit einer Notwendigkeit in eine Perspektive,<br />

die die vielen Perspektiven obsolet macht und uns schließlich vergessen lässt, das wir<br />

tatsächlich immer „neu beginnen“ könnten.<br />

Emanzipation ist in diesem Sinne auch Befreiung von der Notwendigkeit, oder besser:<br />

Befreiung von der Perspektive, in der uns gewisse Dinge als unabänderliche Notwendigkeiten<br />

erscheinen. Diese Perspektive nennt Arendt die des „animal laborans“ (des<br />

„arbeitenden Tiers/Lebewesens“), das in allem einen schnelllebigen Konsumartikel sieht<br />

und voll in die Prozesshaftigkeit des Erzeugens und Verzehrens eingespannt ist. Das<br />

moderne Leben der westlich­kapitalistischen Massengesellschaften ist nach Arendt<br />

durch die Sichtweise des „Jobholders“ charakterisiert, dessen einzige individuelle<br />

Entscheidung nur noch darin liegt, die eigene Identität aufzugeben, um im Strom des<br />

Lebens automatisch zu funktionieren und die eigenen Empfindungen zu betäuben.<br />

Die Freizeit, die wir auf Kosten anderer gewinnen, macht uns nicht frei für das „Höhere“<br />

(wie Marx es hoffte), sondern „wird niemals für etwas anderes verbraucht als das<br />

Konsumieren, und je mehr Zeit [dem animal laborans] gelassen wird, umso begehrlicher<br />

und bedrohlicher werden seine Wünsche und sein Appetit“20. In dieser Haltlosigkeit<br />

liegt letztlich auch die Banalität des Bösen, die Arendt an anderer Stelle so prominent<br />

kritisiert hat. Denn es gehen darin die Fähigkeiten, die auf die Grundbedingung der<br />

Pluralität antworten, verloren, Urteilsmüdigkeit mündet in Urteilsenthaltung, das<br />

Handeln wird gegen das bloße „Verhalten“ eingetauscht und die Multiperspektivität der<br />

Welt auf einen stromlinienförmigen Lebens­ und Konsumerhaltungsprozess hin normiert.<br />

Arendt spricht von einem „Erfahrungsschwund“.<br />

Es klingt einfacher, als es ist, sich aus diesem Klima des Erfahrungsschwunds und der<br />

(pseudo­toleranten) Indifferenz zu emanzipieren. Die Welt, in der wir leben, „macht<br />

etwas mit uns“, sie nistet sich in unsere tiefste Psyche ein, strukturiert und formiert<br />

unser Empfinden – und selbst das Aufgestört­Werden gehört schon zu einer gewissen<br />

Routine, die immer noch stärker am affektiven und emotionalen Lautstärkeregler<br />

drehen muss. Politik und Medien arbeiten deshalb in unseren lustlosen Demokratien<br />

verstärkt und vorrangig – um noch einmal mit Kant zu sprechen – mit „Reiz und Rüh­<br />

rung“21 und bedienen den „schmelzenden Affekt“22: womit eher geistige „Wüsten“23<br />

(Arendt) als konkrete Handlungs­ und Diskussionsräume erzeugt werden. Gleichzeitig<br />

wächst das Misstrauen in den öffentlichen politischen Raum als Ort der Verhandlung<br />

von Angelegenheiten, die alle betreffen. Je mehr Kommunikationsmöglichkeiten wir<br />

haben, umso mehr scheint der Raum der qualifizierten öffentlichen Kommunikation zu<br />

schrumpfen – oder aber auch sich grundlegend zu verändern. Die Frage, wie sich diese<br />

Veränderungen letztlich auf das Politische als das koinon (das Gemeinsame) in unseren<br />

Gesellschaften und auf der gesamten Erde auswirken wird, muss hier natürlich offenbleiben.<br />

Auf jeden Fall aber kann gesagt werden, dass sich der „öffentliche Raum“,<br />

so wie Arendt ihn sich vorstellte, durch Blog, Twitter und YouTube gründlich gewandelt<br />

hat und nicht immer nur eine unheilvolle Vermischung von „Privatem“ und „Öffentlichem“<br />

(falls dies jemals so genau trennbar war) erzeugt. Wir müssen und können uns<br />

daher auch innerhalb dieser Unentscheidbarkeiten bemühen, einen Urteils­ und Handlungsraum<br />

offenzuhalten, der wirklich ein Zwischen pluraler Perspektiven als „Welt“


102 — 103<br />

Sophie Loidolt<br />

24 Arendt, Verstehen und Politik,<br />

S. 126.<br />

25 Vgl. Trawny, Verstehen und<br />

Urteilen, S. 286 f.<br />

ermöglicht und nicht bloß die Illusion eines vernetzten Globus in endloser virtueller<br />

Bilderflut über die Bildschirme flimmern lässt.<br />

Dafür gilt es auch – um noch einmal auf die Arendt’sche Variante der Empathie zu<br />

kommen –, um ein „verstehendes Herz“ zu bitten, wie es König Salomon getan hat,<br />

dessen Geschichte Arendt in dem Aufsatz Verstehen und Politik mit Nachdruck zitiert.<br />

Das „verstehende Herz“ ist das „größte Geschenk, das ein Mensch erhalten und sich<br />

wünschen kann“: „Allein das menschliche Herz – von Sentimentalität gleich weit entfernt<br />

wie von allem Papierenen – ist in der Welt bereit, die Last zu tragen, welche die göttliche<br />

Gabe des Handelns, des Ein­Anfang­Seins und deshalb des Fähigseins, einen<br />

Anfang zu machen, uns auferlegt hat.“24 Wir brauchen – so Arendt – die Urteilskraft<br />

mithilfe des verstehenden Herzens als ein Vermögen jenseits des „Kopfes“ und<br />

des „Bauches“, als ein Vermögen, das sich zwischen dem bloß Intellektuellen und dem<br />

bloß Emotionalen aufhält und im Verstehen nicht die Stärke zu handeln verliert.<br />

Dieses Verstehen darf vielmehr praktische Konsequenzen beanspruchen 25, gerade in<br />

einer Welt, in der wir nicht mehr selbstverständlich heimisch sind, die in ihrer Globalität<br />

vielmehr „unheimlich“ und wüstenhaft werden kann; eine Welt, in der die gängigen<br />

Kategorien und Maßstäbe, die alten Traditionen und metaphysischen Welt­ und<br />

Geschichtsbilder weggebrochen sind und/oder zunehmend global aufgebrochen werden.<br />

Die reflektie rende Urteilskraft und das verstehende Herz sind gerade da gefragt, wo<br />

wir ohne Geländer sind.


Vita activa oder<br />

Vom tätigen Leben<br />

Hannah Arendt


Erstes Kapitel<br />

Die menschliche Bedingtheit<br />

1 Vita activa und <strong>Condition</strong> humaine (Auszug)<br />

Nun umfaßt aber die <strong>Condition</strong> humaine, die menschliche Bedingtheit im Ganzen, mehr<br />

als nur die Bedingungen, unter denen den Menschen das Leben auf der Erde gegeben<br />

ist. Menschen sind bedingte Wesen, weil ein jegliches, womit sie in Be rührung kommen,<br />

sich unmittelbar in eine Bedingung ihrer Existenz verwandelt. Die Welt, in der die Vita<br />

activa sich be wegt, besteht im wesentlichen aus Dingen, die Gebilde von Menschenhand<br />

sind; und diese Dinge, die ohne den Menschen nie entstanden wären, sind<br />

wiederum Bedingung menschlicher Existenz. Die Menschen leben also nicht nur unter<br />

den Be dingungen, die gleichsam die Mitgift ihrer irdischen Existenz überhaupt darstellen,<br />

sondern darüber hinaus unter selbstge schaffenen Bedingungen, die ungeachtet<br />

ihres menschlichen Ursprungs die gleiche bedingende Kraft besitzen wie die<br />

bedin genden Dinge der Natur. Was immer menschliches Leben be rührt, was immer<br />

in es eingeht, verwandelt sich sofort in eine Bedingung menschlicher Existenz. Darum<br />

sind Menschen, was auch immer sie tun oder lassen, stets bedingte Wesen. Was in<br />

ihrer Welt erscheint, wird sofort ein Bestandteil der mensch lichen Bedingtheit. Die<br />

Wirk lichkeit der Welt macht sich inner halb menschlicher Existenz als die diese Existenz<br />

bedingende Kraft geltend und wird von ihr als solche empfunden. Die Ob jektivität<br />

der Welt – ihr Objekt- und Ding-Charakter – und die menschliche Bedingtheit ergänzen<br />

einander und sind aufeinan der eingespielt; weil menschliche Existenz bedingt ist,<br />

bedarf sie der Dinge, und die Dinge wären ein Haufen zusammen hangloser Gegenstände,<br />

eine Nicht-Welt, wenn nicht jedes Ding für sich und alle zusammen mensch liche<br />

Existenz bedin gen würden.<br />

Um Mißverständnisse zu vermeiden: die Rede von der Bedingtheit der Menschen und<br />

Aussagen über die „Natur“ des Menschen sind nicht dasselbe. Auch die Gesamtsum me<br />

menschlicher Tätigkeiten und Fähigkeiten, insofern sie menschlichen Bedingtheiten<br />

entsprechen, stellt nicht so etwas wie eine Beschreibung der Menschennatur dar.<br />

Selbst wenn wir das, was wir hier ausdrücklich auslassen, die Tätigkeit des Den kens<br />

und die Fähigkeit der Vernunft, mit in unsere Erörterung hineinnehmen würden, ja<br />

selbst wenn es einem gelingen sollte, ein peinlich genaues Verzeichnis aller menschlichen<br />

Mög lichkeiten, wie sie uns heute vorliegen, anzufertigen, so wären damit die<br />

wesentlichen Charaktere menschlicher Existenz kei neswegs erschöpft, nicht einmal<br />

im negativen Verstande, als hätte man nun wenigstens gefunden, was menschliche<br />

Existenz schlechterdings nicht entbehren dürfe, ohne aufzuhören, menschlich zu sein.<br />

Die radikalste Veränderung in der mensch lichen Bedingtheit, die wir uns vorstellen<br />

können, wäre eine Abwanderung auf einen anderen Planeten, und diese Vorstel lung<br />

ist ja heute keineswegs mehr eine müßige Phantasie. Dies würde heißen, daß die<br />

Menschen ihr Leben den irdisch-gegebe nen Bedingungen ganz und gar entziehen und<br />

es gänzlich unter Bedingungen stellen, die sie selbst geschaffen haben. Der Erfahrungshorizont<br />

eines solchen Lebens wäre vermutlich so ra dikal geändert, daß das, was wir<br />

unter Arbeiten, Herstellen, Handeln, Denken verstehen, in ihm kaum noch einen Sinn<br />

ergäbe. Und doch kann man kaum leugnen, daß selbst diese hypothetischen planetaren<br />

Auswanderer noch Menschen blie ben; aber die einzige Aussage, die wir über ihre<br />

Menschennatur machen könnten, wäre, daß sie immer noch bedingte Wesen sind, wiewohl<br />

unter solchen Verhältnissen die mensch liche Bedingtheit nahezu ausschließlich<br />

das Produkt von Men schen selbst wäre.<br />

Im Gegensatz zur Bedingtheit des Menschen, über die wir, wenn auch noch so unzureichende,<br />

Aussagen machen können, scheint das Problem des Wesens des Menschen, das<br />

Augustini sche quaestio mihi factus sum – „ich bin mir selbst zu einer Frage geworden“ –,


106 — 107<br />

Autor<br />

2 Augustin, dem gewöhnlich<br />

zugeschrieben wird, die sog.<br />

anthropologische Frage in die<br />

Philosophie eingeführt zu haben,<br />

kannte diese Unterschiede und<br />

Schwierigkeiten sehr gut. Er unterschied<br />

zwischen den Fragen<br />

„Wer bin ich?“ und „Was bin ich?“;<br />

die erste richtete der Mensch an<br />

sich selbst – „Und ich wandte mich<br />

an mich selbst und sprach zu mir:<br />

Du, wer bist Du? (tu, quis es?)<br />

Und ich antwortete: Ein Mensch«<br />

(Confessiones, X, 6). Die zweite<br />

Frage aber richtet der Mensch<br />

an Gott: „Was also bin ich,<br />

mein Gott? Was ist mein Wesen?“<br />

(Quid ergo sum, Deus meus?<br />

Quae natura sum? ib. X, 17).<br />

Denn in dem grande profundum,<br />

das der Mensch ist (IV, 14), gibt<br />

es „etwas Menschliches (aliquid<br />

hominis), von dem der Geist des<br />

Menschen, der in ihm ist, nichts<br />

weiß. Nur Du, o Herr, der Du<br />

ihn geschaf fen hast, weißt alles<br />

von ihm (eius omnia)“ (X, 5).<br />

Dementsprechend ist der bekannteste<br />

dieser Aussprüche, den ich<br />

im Text zitiere, das quaestio mihi<br />

factus sum, eine in der Gegenwart<br />

Gottes erhobene und eigentlich<br />

an ihn gerichtete Frage (X, 33),<br />

die auch nur Gott beantworten<br />

kann. Was die Antworten anlangt,<br />

so kann man in Kürze sagen, daß<br />

das „Wer bin ich?“ mit dem: Ein<br />

Mensch, was immer das sein mag,<br />

zu beantworten ist, während die<br />

Frage „Was bin ich“ überhaupt nur<br />

von Gott zu beantworten ist, der<br />

den Menschen geschaffen hat.<br />

Mit anderen Worten, die Frage<br />

nach dem Wesen des Menschen<br />

ist genau so eine theolo gische<br />

Frage wie die Frage nach dem<br />

Wesen Gottes; beide können nur<br />

im Rahmen einer göttlichen Offenbarung<br />

beantwortet werden.<br />

unlösbar, wobei es sogar gleichgültig ist, ob man diese Frage individualpsychologisch<br />

oder allgemein philosophisch versteht. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß wir, die wir<br />

das Wesen der Dinge, die uns umgeben und die wir nicht sind, also das Wesen irdischer<br />

und vielleicht einiger Dinge in dem die Erde umgebenden Universum, erkennen, bestimmen<br />

und definieren können, auch das Gleiche für uns selbst zu leisten imstande sind –<br />

als könnten wir wirklich über unseren eigenen Schatten springen. Zudem berechtigt<br />

uns nichts zu der Annahme, daß der Mensch überhaupt ein Wesen oder eine Na tur im<br />

gleichen Sinne besitzt wie alle anderen Dinge. Sofern es aber wirklich so etwas wie<br />

ein Wesen des Menschen geben sollte, so ist zweifellos, daß nur ein Gott es erkennen<br />

und defi nieren könnte, weil nur ein Gott vielleicht imstande ist, über ein „Wer“ in dem<br />

gleichen Sinne Aussagen zu machen wie über ein „Was“.2 Die Formen menschlicher<br />

Erkenntnis sind an wendbar auf alles, was „natürliche“ Eigenschaften hat, und so mit<br />

auch auf uns selbst, insofern die Menschen Exemplare der höchst entwickelten Gattung<br />

organischen Lebens sind; aber diese gleichen Erkenntnisformen versagen, sobald wir<br />

nicht mehr fragen: Was sind wir, sondern: Wer sind wir. Dies Versa gen ist der eigentliche<br />

Grund, warum die Versuche, das Wesen des Menschen zu bestimmen, zumeist mit<br />

irgendwelchen Kon struktionen eines Göttlichen enden, eines Philosophengottes, der<br />

sich bei näherem Zusehen immer als eine Art Urmodell oder platonische Idee vom Menschen<br />

enthüllt. Selbstverständ lich ist die Demaskierung solch philosophischer Begriffe<br />

vom Göttlichen als eine Vergöttlichung menschlicher Fähigkeiten und Tätigkeiten kein<br />

Beweis, nicht einmal ein Argument, für die Nichtexistenz Gottes. Aber die Tatsache, daß<br />

Versuche, das Wesen des Menschen zu bestimmen, so leicht zu Vorstel lungen führen,<br />

die uns nur deshalb als ‚göttlich‘ anmuten, weil sie offenbar Übersteigerungen eines<br />

Menschlichen beinhalten, dürfte uns vielleicht doch argwöhnisch gegen den Versuch<br />

machen, das Wesen des Menschen begrifflich zu bestimmen.<br />

Andererseits können die Bedingungen menschlicher Exi stenz – das Leben selbst und<br />

die Erde, Natalität und Mortalität, Weltlichkeit und Pluralität – niemals „den Menschen“<br />

erklären oder Antwort auf die Frage geben, was und wer wir sind, und zwar aus dem<br />

einfachen Grunde, weil keine von ihnen absolut bedingt. Dies war immer die Ansicht der<br />

Philosophie im Unter schied zu den Wissenschaften, Anthropologie, Psychologie, Biologie<br />

usw., die sich auch mit dem Menschen befassen. Aber heute könnte man fast<br />

sagen, daß es wissenschaftlich erwiesen ist, daß die Menschen, wiewohl sie unter den<br />

Bedingungen der Erde leben und wahrscheinlich immer unter ihnen leben wer den, doch<br />

keineswegs im gleichen Sinne erdgebundene Kreatu ren sind wie alle anderen Lebewesen.<br />

Dankt doch die moderne Naturwissenschaft ihre außerordentlichen Triumphe dem,<br />

daß sie ihren Blickpunkt geändert hat und auf die erdgebundene Natur so blickt und sie<br />

so behandelt, als ob sie gar nicht mehr auf der Erde, sondern im Universum lokalisiert<br />

wäre, als ob es ihr gelungen wäre, den archimedischen Punkt nicht nur zu fin den, sondern<br />

sich auf ihn auch zu stellen und von ihm aus zu operieren.<br />

Fünftes Kapitel<br />

Das Handeln<br />

All sorrows can be borne if you put them into a story or tell a story about them.<br />

lsak Dinesen<br />

Nam in omni actione principaliter intenditur ab agente, sive necessitate naturae<br />

sive voluntarie agat, propriam similitudinem explicare; unde fit quod omne agens, in<br />

quantum huiusmodi, delectatur, quia, cum omne quod est appetat suum esse, ac in<br />

agendo agentis esse modammodo amplietur, sequitur de ne cessitate delectation. ...<br />

Nihil igitur agit nisi tale exi stens quale patiens fieri debet.<br />

Dante


24 Die Enthüllung der Person im Handeln und Sprechen<br />

Das Faktum menschlicher Pluralität, die grundsätzliche Bedingung des Handelns wie<br />

des Sprechens, manifestiert sich auf zweierlei Art, als Gleichheit und als Verschiedenheit.<br />

Ohne Gleichartigkeit gäbe es keine Verständigung unter Lebenden, kein Verstehen<br />

der Toten und kein Planen für eine Welt, die nicht mehr von uns, aber doch immer noch<br />

von unseresgleichen bevölkert sein wird. Ohne Verschiedenheit, das absolute Unterschiedensein<br />

jeder Person von jeder anderen, die ist, war oder sein wird, bedürfte es<br />

weder der Sprache noch des Han delns für eine Verständigung; eine Zeichen- und Lautsprache<br />

wäre hinreichend, um einander im Notfall die allen gleichen, immer identisch<br />

bleibenden Bedürfnisse und Notdürfte anzu zeigen.<br />

Verschiedenheit und Besonderheit sind nicht dasselbe. Be sonderheit oder Andersheit,<br />

diese merkwürdige Eigenschaft der ‚alteritas‘, die allem Seienden als solchem eignet<br />

und die daher von der mittelalterlichen Philosophie zu den Universalien gezählt wurde,<br />

kennzeichnet zwar Pluralität überhaupt und ist der Grund dafür, daß wir nur definieren<br />

können, indem wir unterscheiden, daß jede Bestimmung eine Negation, ein Anders-als<br />

mitaussagt; aber diese allgemeinste Besonderheit, die anzeigt, daß wir Seiendes überhaupt<br />

nur im Plural erfahren, differenziert sich bereits in der Mannigfaltigkeit des organischen<br />

Lebens, dessen primitivste Formen Variationen und Verschiedenheiten aufweisen,<br />

die über das schiere Anderssein hinausgehen. Unter ihnen wiederum ist es nur dem<br />

Menschen eigen, diese Verschiedenheit aktiv zum Ausdruck zu bringen, sich selbst von<br />

Anderen zu unterscheiden und eventuell vor ih nen auszuzeichnen, und damit schließlich<br />

der Welt nicht nur etwas mitzuteilen – Hunger und Durst, Zuneigung oder Abnei gung<br />

oder Furcht –, sondern in all dem auch immer zugleich sich selbst. Im Menschen wird die<br />

Besonderheit, die er mit al lem Seienden teilt, und die Verschieden heit, die er mit allem<br />

Lebendigen teilt, zur Einzigartigkeit, und menschliche Plura lität ist eine Vielheit, die die<br />

paradoxe Eigenschaft hat, daß jedes ihrer Glieder in seiner Art einzigartig ist.<br />

Sprechen und Handeln sind die Tätigkeiten, in denen diese Einzigartigkeit sich darstellt.<br />

Sprechend und handelnd unter scheiden Menschen sich aktiv voneinander, anstatt<br />

lediglich verschieden zu sein; sie sind die Modi, in denen sich das Menschsein selbst<br />

offenbart. Dies aktive In-Erscheinung-Tre ten eines grundsätzlich einzigartigen Wesens<br />

beruht, im Unterschied von dem Erscheinen des Menschen in der Welt durch Geburt,<br />

auf einer Initiative, die er selbst ergreift, aber nicht in dem Sinne, daß es dafür eines<br />

besonderen Entschlusses be dürfte; kein Mensch kann des Sprechens und des Handelns<br />

ganz und gar entraten, und dies wiederum trifft auf keine an dere Tätigkeit der Vita<br />

activa zu. Die Arbeit mag noch so cha rakteristisch für den menschlichen Stoffwechsel<br />

mit der Natur sein, das besagt nicht, daß jeder Mensch auch arbeiten müßte; er kann<br />

sehr gut andere zwingen, für ihn zu arbeiten, ohne daß seinem Menschsein darum<br />

Abbruch geschähe. Und genau das gleiche gilt für das Herstellen, sofern man sehr wohl<br />

die Welt der Dinge benutzen und genießen kann, ohne je selbst auch nur ein einziges<br />

nützliches Ding hergestellt und ihrem vielfältigen Reichtum hinzugefügt zu haben.<br />

Das Leben eines Sklavenhal ters, eines Ausbeuters, oder eines Parasiten mag moralisch<br />

an fechtbar sein, es ist immer noch eine spezifisch menschliche Weise zu existieren.<br />

Ein Leben ohne alles Sprechen und Han deln andererseits – und dies wäre im Ernst die<br />

einzige Lebens weise, die auf den Schein und die Eitelkeit der Welt im bibli schen Sinne<br />

des Wortes verzichtet hätte – wäre buchstäblich kein Leben mehr, sondern ein in<br />

die Länge eines Menschenle bens gezogenes Sterben; es würde nicht mehr in der Welt<br />

unter Menschen erscheinen, sondern nur als ein Dahinschwindendes sich überhaupt<br />

bemerkbar machen; wir wüßten von ihm nicht mehr als wir, die Lebenden, von denen<br />

wissen, die in den Tod schwinden, den wir nicht kennen.<br />

Sprechend und handelnd schalten wir uns in die Welt der Menschen ein, die existierte,<br />

bevor wir in sie geboren wurden, und diese Einschaltung ist wie eine zweite Geburt, in


108 — 109<br />

Autor<br />

1 Daß es sich so verhält, scheint<br />

nun auch durch Forschungsergebnisse<br />

in der Biologie und<br />

Psychologie bestätigt zu werden,<br />

welche die innere Verwandtschaft<br />

von Handeln und Sprechen<br />

betonen sowie eine Spontaneität,<br />

die von praktischen Anlässen und<br />

Zwecken ganz unabhängig ist. Sehr<br />

interessant in dieser Hinsicht ist<br />

Arnold Gehlen, Der Mensch: Seine<br />

Natur und seine Stel lung in der<br />

Welt (1955), in dem man eine gute<br />

Zusammenfassung der neue ren<br />

Forschung findet. Daß Gehlens<br />

Interpretation mit den Biologen<br />

an nimmt, daß diese spezifisch<br />

menschlichen Fähigkeiten einer<br />

„biologischen Notwendigkeit“ entsprächen,<br />

nämlich der Tatsache,<br />

daß der menschliche Körper biologisch<br />

schlechter ausgestattet ist<br />

als der Körper der anderen Tiergattungen,<br />

ist natürlich eine „Theorie“,<br />

die uns hier nicht zu kümmern<br />

braucht und die auch den Wert<br />

einer Fülle wertvoller Einsichten<br />

bei Gehlen nicht beeinträchtigt.<br />

2 De Civitate Dei XII, 20.<br />

3 Diese beiden „Anfänge“, der<br />

Anfang der Welt und der Anfang<br />

des Men schen, waren für Augustin<br />

so wenig miteinander identisch,<br />

daß er zwei ganz verschiedene<br />

Worte brauchte, um sie zu<br />

bezeichnen und zu unterscheiden.<br />

Der Anfang, der der Mensch ist,<br />

heißt bei ihm initium, während<br />

er für den Anfang der Welt die<br />

lateinische Bibelübersetzung<br />

übernimmt, die das erste Wort der<br />

Bibel „Im Anfang“ mit principium<br />

übersetzt. Wie wir aus Civ. Dei XI,<br />

32, entnehmen können, hatte das<br />

Wort principium für Augustin eine<br />

sehr viel weniger radikale Bedeutung:<br />

er erläutert das „ln principio<br />

fecit Deus coelum et terram“ wie<br />

folgt: illud quod dictum est In<br />

principio, not ita dictum tamquam<br />

primum hoc factum sit, cum ante<br />

fecerit Angelos. Wäh rend es also<br />

vor der Erschaffung der Welt nicht<br />

etwa Nichts gab, gab es vor der<br />

Erschaffung des Jemand, der der<br />

Mensch ist, buchstäblich Niemand.<br />

der wir die nackte Tatsache des Geborenseins bestätigen, gleichsam die Verantwortung<br />

dafür auf uns nehmen. Aber wiewohl nie mand sich diesem Minimum an Initiative ganz<br />

und gar entzie hen kann, so wird sie doch nicht von irgendeiner Notwendig keit erzwungen<br />

wie das Arbeiten, und sie wird auch nicht aus uns gleichsam hervorgelockt durch den<br />

Antrieb der Leistung und die Aussicht auf Nutzen. Die Anwesenheit von Anderen,<br />

denen wir uns zugesellen wollen, mag in jedem Einzelfall als ein Stimulans wirken, aber<br />

die Initiative selbst ist davon nicht be dingt; der Antrieb scheint vielmehr in dem Anfang<br />

selbst zu liegen, der mit unserer Geburt in die Welt kam, und dem wir dadurch entsprechen,<br />

daß wir selbst aus eigener Initiative etwas Neues anfangen.1 In diesem ursprünglichsten<br />

und allge meinsten Sinne ist Handeln und etwas Neues Anfangen das selbe;<br />

jede Aktion setzt vorerst etwas in Bewegung, sie agiert im Sinne des lateinischen agere,<br />

und sie beginnt und führt etwas an im Sinne des griechischen ὰρχειν. Weil jeder<br />

Mensch auf Grund des Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neuan kömmling in der<br />

Welt ist, können Menschen Initiative ergrei fen, Anfänger werden und Neues in Bewegung<br />

setzen. [In itium] ergo ut esset, creatus est homo, ante quem nullus fuit – „damit ein<br />

Anfang sei, wurde der Mensch geschaffen, vor dem es niemand gab“2 – in den Worten<br />

Augustins, der mit diesem einen Satz seiner politischen Philosophie in der ihm manchmal<br />

eigenen tiefsinnig-apodiktischen Weise den Grund der Lehre Jesu von Nazareth<br />

mit dem Erfahrungshintergrund römischer Geschichte und Politik schlagartig verbindet.<br />

Dieser Anfang, der der Mensch ist, insofern er Jemand ist, fällt keinesfalls mit der<br />

Erschaffung der Welt zusammen;3 das, was vor dem Men schen war, ist nicht Nichts,<br />

sondern Niemand; seine Erschaf fung ist nicht der Beginn von etwas, das, ist es erst<br />

einmal er schaffen, in seinem Wesen da ist, sich entwickelt, andauert oder auch vergeht,<br />

sondern das Anfangen eines Wesens, das selbst im Besitz der Fähigkeit ist anzufangen:<br />

es ist der Anfang des Anfangs oder des Anfangens selbst. Mit der Erschaffung des<br />

Menschen erschien das Prinzip des Anfangs, das bei der Schöpfung der Welt noch<br />

gleichsam in der Hand Gottes und damit außerhalb der Welt verblieb, in der Welt selbst<br />

und wird ihr immanent bleiben, solange es Menschen gibt; was natürlich letztlich<br />

nichts anderes sagen will, als daß die Erschaffung des Menschen als eines Jemands<br />

mit der Erschaffung der Freiheit zusammenfällt.<br />

Es liegt in der Natur eines jeden Anfangs, daß er, von dem Gewesenen und Geschehenen<br />

her gesehen, schlechterdings unerwartet und unerrechenbar in die Welt bricht.<br />

Die Unvorhersehbarkeit des Ereignisses ist allen Anfängen und allen Ur sprüngen inhärent.<br />

Die Entstehung der Erde, des organischen Lebens auf ihr, die Entwicklung des<br />

Menschengeschlechts aus den Evolutionen der Tiergattungen, also der gesamte Rahmen<br />

unserer realen Existenz, beruht auf „unendlichen Unwahr scheinlichkeiten“, wenn man<br />

die Urereignisse, die diesen Rah men einst gebildet haben, vom Standpunkt der Vorgänge<br />

im Universum oder der Ablaufprozesse des Anorganischen oder der Entwicklungsprozesse<br />

des organischen Lebens sieht, wel che durch jedes dieser Ereignisse jeweils<br />

entscheidend unterbrochen werden. Der Neuanfang steht stets im Widerspruch zu<br />

statis tisch erfaßbaren Wahrscheinlichkeiten, er ist immer das unendlich Unwahrscheinliche;<br />

er mutet uns daher, wo wir ihm in lebendiger Erfahrung begegnen – das heißt,<br />

in der Erfahrung des Lebens, die vorgeprägt ist von den Prozeßabläufen, die ein<br />

Neu anfang unterbricht –, immer wie ein Wunder an. Die Tat sache, daß der Mensch zum<br />

Handeln im Sinne des Neuanfan gens begabt ist, kann daher nur heißen, daß er sich<br />

aller Abseh barkeit und Berechenbarkeit entzieht, daß in diesem einen Fall das Unwahrscheinliche<br />

selbst noch eine gewisse Wahrschein lichkeit hat, und daß das, was „rational“,<br />

d.h. im Sinne des Berechenbaren, schlechterdings nicht zu erwarten steht, doch erhofft<br />

werden darf. Und diese Begabung für das schlechthin Unvorhersehbare wiederum<br />

beruht ausschließlich auf der Ein zigartigkeit, durch die jeder von jedem, der war, ist<br />

oder sein wird, geschieden ist, wobei aber diese Einzigartigkeit nicht so sehr ein<br />

Tatbestand bestimmter Qualitäten ist oder der einzig artigen Zusammensetzung bereits


4 Da Sprechen und Enthüllen<br />

oder, wie Heidegger sagt, „Entbergen“,<br />

näher miteinander verwandt<br />

sind als Handeln und Enthüllen,<br />

meint Plato, daß die Rede – λέξις –<br />

mehr mit Wahrheit (in Heideggers<br />

Sinn der „Unverborgen heit“) zu tun<br />

habe als Handeln - πρᾶξις.<br />

bekannter Qualitäten in einem „Individuum“ entspricht, sondern vielmehr auf dem al les<br />

menschliche Zusammensein begründenden Faktum der Na talität beruht, der Gebürtlichkeit,<br />

kraft deren jeder Mensch einmal als ein einzigartig Neues in der Welt erschienen<br />

ist. We gen dieser Einzigartigkeit, die mit der Tatsache der Geburt ge geben ist, ist es,<br />

als würde in jedem Menschen noch einmal der Schöpfungsakt Gottes wiederholt und<br />

bestätigt; will man den Jemand, der einzigartig in jedem neuen Menschen in die Welt<br />

kommt, bestimmen, so kann man nur sagen, daß es in bezug auf ihn vor seiner Geburt<br />

„Niemand“ gab. Handeln als Neuanfan gen entspricht der Geburt des Jemand, es<br />

realisiert in jedem Einzelnen die Tatsache des Geborenseins; Sprechen wiederum entspricht<br />

der in dieser Geburt vorgegebenen absoluten Ver schiedenheit, es realisiert<br />

die spezifisch menschliche Pluralität, die darin besteht, daß Wesen von einzigartiger<br />

Verschieden heit sich von Anfang bis Ende immer in einer Umgebung von ihresgleichen<br />

befinden.<br />

Handeln und Sprechen sind so nahe miteinander verwandt, weil das Handeln der<br />

spezifisch menschlichen Lage, sich in einer Vielheit einzigartiger Wesen als unter seinesgleichen<br />

zu bewegen, nur entsprechen kann, wenn es eine Antwort auf die Frage<br />

bereithält, die unwillkürlich jedem Neuankömm ling vorgelegt wird, auf die Frage: Wer<br />

bist Du? Aufschluß darüber, wer jemand ist, geben implizite sowohl Worte wie Taten;<br />

aber so wie der Zusammenhang zwischen Handeln und Beginnen enger ist als der<br />

zwischen Sprechen und Beginnen, so sind Worte offenbar besser geeignet, Aufschluß<br />

über das Wer-einer-ist zu verschaffen, als Taten.4 Taten, die nicht von Reden begleitet<br />

sind, verlieren einen großen Teil ihres Offen barungscharakters, sie werden „unverständlich“,<br />

und ihr Zweck ist gemeinhin, durch Unverständlichkeit zu schockieren oder, wie<br />

wir sagen können, durch die Schaffung vollendeter Tatsachen alle Möglichkeiten<br />

einer Verständigung zu sabotie ren. Als solche sind sie natürlich verständlich, sie lehnen<br />

das Reden und Sprechen ab, und ihre Verständlichkeit ist der Ab lehnung geschuldet;<br />

was wir verstehen, ist gerade die zur Schau getragene Stummheit. Gäbe es darüber<br />

hinaus wirklich ein prinzipiell wortloses Handeln, so wäre es, als hätten die aus ihm<br />

resultierenden Taten auch das Subjekt des Handelns, den Han delnden selbst, verloren;<br />

nicht handelnde Menschen, sondern Roboter würden vollziehen, was für Menschen<br />

prinzipiell un verständlich bleiben müßte. Wortloses Handeln gibt es streng genommen<br />

überhaupt nicht, weil es ein Handeln ohne Han delnden wäre; „beides, beredt in Worten<br />

zu sein und rüstig in Taten“ gehört zusammen, weil es keinen eigentlichen Täter der<br />

Taten – πρηκτήρ τε ἔργων – gäbe, würde ihn nicht gleichzeitig der Sprecher der<br />

Worte – μύθων τε ῥητήρ – offenbar machen (Bias IX, 445). Erst durch das gesprochene<br />

Wort fügt sich die Tat in einen Bedeutungszusammenhang, wobei aber die<br />

Funk tion des Sprechens nicht etwa die ist, zu erklären, was getan wurde, sondern das<br />

Wort vielmehr den Täter identifiziert und verkündet, daß er es ist, der handelt, nämlich<br />

jemand, der sich auf andere Taten und Entschlüsse berufen kann und sagen, was er<br />

weiterhin zu tun beabsichtigt.<br />

Es gibt keine menschliche Verrichtung, welche des Wortes in dem gleichen Maße bedarf<br />

wie das Handeln. Für alle anderen Tätigkeiten spielen Worte eine untergeordnete Rolle;<br />

sie dienen lediglich der Information oder begleiten einen Leistungs vorgang, der auch<br />

schweigend vonstatten gehen könnte. Zwar ist die Sprache durchschnittlich ein durchaus<br />

adäquates Mittel für Informationszwecke, aber sie könnte als solche auch durch<br />

eine Zeichensprache ersetzt werden, die zweckentsprechender wäre; in der Mathematik<br />

und anderen Wissenschaften, aber auch bei bestimmten Kollektivarbeiten, werden<br />

solche Zeichensprachen dauernd verwandt, und zwar einfach, weil die natürliche Sprache<br />

sich als zu umständlich für ihre Zwecke er weist. Der Umstand, der sie so umständlich<br />

macht, ist die Per son, die in ihr mitspricht. Im gleichen Sinne könnte man sagen,<br />

daß die Fähigkeit des Handelns durchaus für Zwecke der Selbstverteidigung oder zum<br />

Verfolgen bestimmter Interessen adäquat ist; stände aber nicht mehr auf dem Spiel,


110 — 111<br />

Autor<br />

als durch Handeln bestimmte Zwecke zu erreichen, so könnten solche Zwecke offenbar<br />

noch erheblich besser und schneller mit Hilfe stummer Gewaltmittel erreicht werden.<br />

Vom Standpunkt des bloßen Nutzens ist Handeln nur Ersatz für die Anwendung von<br />

Gewalt, die sich immer als wirksamer erweist, so wie das Spre chen vom Standpunkt der<br />

bloßen Information eine Art von Notbehelf ist, mit dem man sich nur so lange abfindet,<br />

als eine Zeichensprache nicht erfunden ist.<br />

Handelnd und sprechend offenbaren die Menschen jeweils, wer sie sind, zeigen aktiv<br />

die personale Einzigartigkeit ihres Wesens, treten gleichsam auf die Bühne der Welt,<br />

auf der sie vorher so nicht sichtbar waren, solange nämlich, als ohne ihr eigenes Zutun<br />

nur die einmalige Gestalt ihres Körpers und der nicht weniger einmalige Klang der<br />

Stimme in Erscheinung tra ten. Im Unterschied zu dem, was einer ist, im Unterschied zu<br />

den Eigenschaften, Gaben, Talenten, Defekten, die wir besit zen und daher so weit zum<br />

mindesten in der Hand und unter Kontrolle haben, daß es uns freisteht, sie zu zeigen<br />

oder zu verbergen, ist das eigentlich personale Wer-jemand-jeweilig-ist unserer Kontrolle<br />

darum entzogen, weil es sich unwillkürlich in allem mitoffenbart, was wir sagen<br />

oder tun. Nur vollkommenes Schweigen und vollständige Passivität können dieses Wer<br />

viel leicht zudecken, den Ohren und Augen der Mitwelt entziehen, aber keine Absicht<br />

der Welt kann über es frei verfügen, ist es erst einmal in Erscheinung getreten. Es ist<br />

im Gegenteil sehr viel wahrscheinlicher, daß dies Wer, das für die Mitwelt so un miß verständlich<br />

und eindeutig sich zeigt, dem Zeigenden selbst gerade und immer verborgen<br />

bleibt, als sei es jener δαίμων der Griechen, der den Menschen zwar sein Leben lang<br />

begleitet, ihm aber immer nur von hinten über die Schulter blickt und daher nur denen<br />

sichtbar wird, denen der Betreffende begeg net, niemals ihm selbst.<br />

Diese Aufschluß-gebende Qualität des Sprechens und Han delns, durch die, über das<br />

Besprochene und Gehandelte hin aus, ein Sprecher und Täter mit in die Erscheinung<br />

tritt, kommt aber eigentlich nur da ins Spiel, wo Menschen miteinander, und weder<br />

für- noch gegeneinander, sprechen und agieren. Weder die tätige und zuweilen sehr<br />

tatkräftige Güte, vor deren Selbst losigkeit die Mitwelt nur im Modus eines Füreinander<br />

er scheint, in dem sich gleichsam jeder vor jedem versteckt, noch das Verbrechen, das<br />

sich gegen die anderen stellt und vor ihnen sich verbergen muß, können riskieren, den<br />

jeweiligen Jemand, das Subjekt des Handelns und Sprechens, zu enthüllen, und zwar<br />

unter anderem auch darum, weil niemand weiß, wen er eigentlich offenbart, wenn er<br />

im Sprechen und Handeln sich selbst unwillkürlich mitoffenbart. Dies Risiko, als ein<br />

Jemand im Miteinander in Erscheinung zu treten, kann nur auf sich nehmen, wer bereit<br />

ist, in diesem Miteinander auch künftig zu existieren, und das heißt bereit ist, im<br />

Miteinander unter sei nesgleichen sich zu bewegen, Aufschluß zu geben darüber, wer er<br />

ist, und auf die ursprüngliche Fremdheit dessen, der durch Geburt als Neuankömmling<br />

in die Welt gekommen ist, zu ver zichten. Diesen Verzicht aber kann sich weder das<br />

Für- noch das Gegeneinander leisten; die Tatkraft der Güte wie des Ver brechens entspringen<br />

einer Distanz, in der die ursprüngliche Fremdheit des durch Geburt in die Welt<br />

Gekommenseins fest gehalten wird, wobei es in unserem Zusammenhang gleichgül tig<br />

ist, daß diese Fremdheit in dem einen Fall sich im Selbstop fer und im anderen in einer<br />

absoluten Selbstsucht realisiert. Vom Standpunkt des Miteinander handelt es sich in<br />

beiden Fäl len um Phänomene der Verlassenheit, die gewissermaßen nur am Rande des<br />

Bereichs menschlicher Angelegenheiten er scheinen dürfen, soll dieser Bereich nicht<br />

zerstört werden, also um Randerscheinungen des Politischen, die in ihm geschicht lich<br />

wirksam nur in Zeiten des Untergangs, des Verfalls und der politischen Korruption werden.<br />

In solchen Zeiten verdunkelt sich der Bereich der menschlichen Angelegenheiten;<br />

er verliert die strahlende, Ruhm stiftende Helle, die nur dem Öffentlichen, das sich im<br />

Miteinander der Menschen konstituiert, eig net, und die unerläßlich ist, soll Handeln<br />

und Sprechen sich voll entfalten, d.h. über das Gehandelte und Besprochene hinaus die<br />

Handelnden und Sprechenden mit in Erscheinung treten lassen. In diesem Zwielicht,


5 William Faulkners Legende<br />

zeichnet sich nicht nur durch die<br />

Qualität vor der Nachkriegsliteratur<br />

des Ersten Weltkrieges aus,<br />

sondern auch dadurch, daß sie der<br />

erste Roman ist, dessen Verfasser<br />

offenbar verstanden hat, warum<br />

dieser Krieg so furchtbar war, und<br />

daher den Unbekannten Soldaten<br />

zum Helden des Geschehens<br />

machte.<br />

in dem niemand mehr weiß, wer einer ist, fühlen Menschen sich fremd, nicht nur in der<br />

Welt, sondern auch untereinander; und in der Stimmung der Fremd heit und Verlassenheit<br />

gewinnen die Gestalten der Fremdlinge unter den Menschen, die Heiligen und die<br />

Verbrecher, ihre Chance.<br />

Ohne diese Eigenschaft, über das Wer der Person mit Auf schluß zu geben, wird das<br />

Handeln zu einer Art Leistung wie andere gegenstandsgebundene Leistungen auch. Es<br />

kann dann in der Tat einfach Mittel zum Zweck werden, so wie Herstellen ein Mittel<br />

ist, einen Gegenstand hervorzubringen. Dies tritt im mer dann ein, wenn das eigentliche<br />

Miteinander zerstört ist oder auch zeitweilig zurücktritt und Menschen nur für- oder<br />

gegeneinander stehen und agieren, wie etwa im Kriegsfall, wenn Handeln nur besagt,<br />

bestimmte Gewaltmittel bereitzu stellen und zur Anwendung zu bringen, um gewisse,<br />

vorgefaßte Ziele für sich selbst und gegen den Feind zu erreichen. In sol chen Fällen,<br />

von denen die Geschichte der Menschheit so viel zu erzählen weiß, daß man sie lange<br />

Zeit für die eigentliche Substanz des Geschichtlichen überhaupt hielt, ist Sprechen in<br />

der Tat „bloßes Gerede“, nämlich ein Mittel unter anderen für die Erreichung des Zweckes,<br />

ob dies Mittel nun dazu dient, dem Feind Sand in die Augen zu streuen, oder dazu,<br />

sich selbst an der eigenen Propaganda zu berauschen. Das Reden ist hier bloßes Gerede,<br />

weil es überhaupt über nichts mehr Aufschluß gibt, also dem eigentlichen Sinn des<br />

Sprechens geradezu zuwi derläuft; aber auch das eigentliche Handeln mit Waffengewalt,<br />

bei der ja dann die Entscheidung liegt, vollzieht sich so, daß die einmalige Identität der<br />

Handelnden selbst in ihm keine Rolle mehr spielt; der Sieg oder die Niederlage sind,<br />

jedenfalls im modernen Krieg, Leistungen positiver oder negativer Art, und sie sagen über<br />

Sieger und Besiegte nicht mehr aus als andere Leistungen auch.<br />

Was dem Handeln in diesen Fällen verlorengegangen ist, ist gerade die Eigenschaft,<br />

durch welche es alle im eigentlichen Sinne produktiven und herstellenden Tätigkeiten<br />

übersteigt, die von der einfachsten Verfertigung von Gebrauchsgegenstän den bis zu<br />

dem transfigurierenden Erstellen von Kunstwerken nur so viel offenbaren, als sich in<br />

dem vollendeten Gegenstand zeigt, das heißt ihrem Wesen nach gar nicht intendieren,<br />

mehr zu zeigen, als nach Beendigung des Herstellungsprozesses für alle sichtbar<br />

vorliegt. Handeln, das in der Anonymität ver bleibt, eine Tat, für die kein Täter namhaft<br />

gemacht werden kann, ist sinnlos und verfällt der Vergessenheit; es ist niemand da,<br />

von dem man die Geschichte erzählen könnte. Ein Kunst werk hingegen behält seine<br />

volle Bedeutung, ob wir den Na men des Meisters kennen oder nicht. Nach dem Ersten<br />

Welt krieg legten die in allen Ländern errichteten Denkmäler für den „Unbekannten<br />

Soldaten“ noch ein beredtes Zeugnis von einem allseitigen Bedürfnis ab, ein Wer, einen<br />

Jemand zu fin den, den die vier Jahre des Massenmordes hätten offenbaren sollen.<br />

Das Denkmal für den „Unbekannten“ entstand aus einem wohlbegründeten Unwillen,<br />

sich damit abzufinden, daß ein so ungeheueres Geschehen im wahrsten Sinne des<br />

Wortes von Niemand gewollt und in Szene gesetzt worden war; die Denkmäler waren<br />

allen denen gesetzt, die der Krieg, trotz größten menschlichen Einsatzes, im Unbekannten<br />

gelassen hatte, was ihrer Leistung zwar keinen Abbruch tat, was sie aber als<br />

Handelnde ihrer Menschenwürde beraubte.5<br />

25 Das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten<br />

und die in ihm dargestellten Geschichten<br />

Das unverwechselbar einmalige des Wer-einer-ist, das sich so handgreiflich im Sprechen<br />

und Handeln manifestiert, entzieht sich jedem Versuch, es eindeutig in Worte zu<br />

fassen. Sobald wir versuchen zu sagen, wer jemand ist, beginnen wir Eigen schaften<br />

zu beschreiben, die dieser Jemand mit anderen teilt und die ihm gerade nicht in seiner<br />

Einmaligkeit zugehören. Es stellt sich heraus, daß die Sprache, wenn wir sie als ein<br />

Mittel der Beschreibung des Wer benutzen wollen, sich versagt und an dem Was hängen


112 — 113<br />

Autor<br />

6 Diels-Kranz, Fragmente der<br />

Vorsokratiker, B 93.<br />

7 Hiermit hängt zusammen,<br />

daß Sokrates sein δαιμόνιον<br />

ausdrücklich nur für die ἀδηλα in<br />

Anspruch nimmt, aber nicht für die<br />

ἀναγκαῑα, d.h. nur für Sachen, die<br />

direkt mit dem Zusammenleben<br />

der Menschen zusammenhängen,<br />

aber nicht für solche, bei denen<br />

Menschen mit der Dingwelt<br />

kon frontiert sind, sowie daß<br />

er offenbar die Ratschläge des<br />

δαιμόνιον mit den Orakelsprüchen<br />

des delphischen Apoll verglich. O.<br />

Gigon (Sokrates, 1947, S. 175) hat<br />

bereits darauf hingewiesen, daß<br />

Sokrates dabei für die Aussagen<br />

seines δαιμόνιον das gleiche Wort<br />

gebraucht, das wir bei Heraklit<br />

für die Aussagen des delphischen<br />

Orakels lesen: σημαίνειν. Entscheidend<br />

in unse rem Zusammenhang ist<br />

die ausdrückliche Beschränkung<br />

der Gültigkeit von Orakel und<br />

δαιμόνιον auf den Bereich<br />

des Handelns. Siehe Xenophon,<br />

Memorabilia I, 2–9.<br />

bleibt, so daß wir schließlich höchstens Cha raktertypen hingestellt haben, die alles<br />

andere sind als Perso nen, hinter denen vielmehr das eigentliche Personale sich mit<br />

einer solchen Entschiedenheit verbirgt, daß man versucht ist, die Charaktere für Masken<br />

zu halten, die wir annehmen, um das Risiko des Aufschlusses im Miteinander zu<br />

verringern – gleichsam als schalteten wir eine Schutzschicht ein, um die be stürzende<br />

Eindeutigkeit des Dieser-und-niemand-anders-Seins abzudämpfen.<br />

Dies Versagen der Sprache hängt aufs engste mit der der Philosophie nur zu bekannten<br />

Unmöglichkeit zusammen, das Wesen des Menschen zu definieren; alle solche Definitionen<br />

laufen immer auf Bestimmungen und Interpretationen dessen hinaus, was<br />

der Mensch ist, welche Eigenschaften ihm im Ver gleich mit anderen lebenden Wesen<br />

zukommen mögen; wäh rend die differentia specifica des Menschseins ja gerade darin<br />

liegt, daß der Mensch ein Jemand ist und daß wir dies Jemand- Sein nicht definieren<br />

können, weil wir es mit nichts in Vergleich setzen und qua Wer-Sein gegen keine<br />

andere Art des Wer -Seins absetzen können. Aber abgesehen von dieser Aporie im Philosophischen,<br />

ist dies Versagen der Sprache vor dem leben digen Wesen der Person, das<br />

sich im Verlauf des Sprechens und Handelns dauernd zeigt, von sehr großer Tragweite<br />

für den ge samten Bereich menschlicher Angelegenheiten, in dem wir ja primär als<br />

Handelnde und Sprechende uns bewegen. Es schließt nämlich prinzipiell die Möglichkeit<br />

aus, diese Angele genheiten je so zu handhaben wie Sachen, die uns wesentlich<br />

zur Verfügung stehen und über die wir dadurch verfügen, daß wir sie benennen. Leider<br />

hat die Art und Weise, in der das Wer- einer-ist sich manifestiert, eine vertrackte Ähnlichkeit<br />

mit den Aufschlüssen, welche die griechischen Orakelsprüche zu geben pflegten<br />

und deren Unzuverlässigkeit und Vieldeutigkeit ja notorisch war; es geht einem damit<br />

wie mit den Sprüchen des delphischen Apoll, der nach Heraklit οὔτε λέγει οὔτε<br />

κρύπτει ἀλλὰ σημαίνει, „weder sagt noch verbirgt, aber zeigt“6. Daß das Wer sich<br />

in solch vieldeutiger und unnennbarer Ungewißheit zeigt, bedingt die Ungewißheit<br />

nicht nur aller Politik, sondern aller Angelegenheiten, die sich direkt im Miteinander der<br />

Men schen vollziehen, jenseits des vermittelnden, stabilisierenden und objektivierenden<br />

Mediums einer Dingwelt.7<br />

Dies Versagen ist nur eine von den vielen unlösbaren Apo rien, die dem Miteinander der<br />

Menschen anhaften und ihren Verkehr untereinander auf eigentümliche Weise zugleich<br />

erschweren und bereichern. Aber während andere Aporien, von denen wir noch zu sprechen<br />

haben werden, im wesentlichen durch Vergleiche mit den so viel verläßlicheren<br />

und produkti veren menschlichen Tätigkeiten des Herstellens, des Erken nens und selbst<br />

des Arbeitens entstehen, haben wir es hier mit einem Versagen zu tun, das direkt<br />

aus dem Handeln selbst ent steht und die ihm eigenen Intentionen und Erwartungen<br />

ent täuscht, die wir ohne alle Vergleiche aus der Natur der Sache an es stellen. Das<br />

Versagen betrifft gerade die Enthüllung der Per son, ohne die Handeln und Sprechen ihre<br />

spezifische Relevanz verlieren.<br />

Handeln und Sprechen bewegen sich in dem Bereich, der zwischen Menschen qua<br />

Menschen liegt, sie richten sich un mittelbar an die Mitwelt, in der sie die jeweils<br />

Handelnden und Sprechenden auch dann zum Vorschein und ins Spiel bringen, wenn<br />

ihr eigentlicher Inhalt ganz und gar „objektiv“ ist, wenn es sich um Dinge handelt,<br />

welche die Welt angehen, also den Zwischenraum, in dem Menschen sich bewegen<br />

und ihren jeweiligen, objektiv-weltlichen Interessen nachgehen. Diese Interessen sind<br />

im ursprünglichen Wortsinne das, was ‚inter-est‘, was dazwischen liegt und die Bezüge<br />

herstellt, die Menschen miteinander verbinden und zugleich voneinander scheiden.<br />

Fast alles Handeln und Reden betrifft diesen Zwi schenraum, der ein jeweils anderer für<br />

jede Menschengruppe ist, so daß wir zumeist miteinander über etwas sprechen und<br />

einander etwas weltlich-nachweisbar Gegebenes mitteilen, für das die Tatsache, daß<br />

wir unwillkürlich in solchem Sprechen -über auch noch Aufschluß darüber geben, wer<br />

wir, die Spre chenden, sind, von sekundärer Bedeutung scheint. Dennoch bildet diese


8 Politisch gesprochen, geht die<br />

Geschichte des Materialismus<br />

zumindest bis auf Plato und Aristoteles<br />

zurück, die annahmen, daß<br />

politische Gemein schaften, also<br />

die Polis im Unterschied zu dem<br />

Beisammen mehrerer Haus halte<br />

(οἰκίαι), durch die materiellen<br />

Bedürfnisse der Menschen entstanden<br />

sind. (Für Plato, siehe<br />

Staat 369: „Es entsteht also eine<br />

Polis, wie ich glaube, weil jeder<br />

Einzelne von uns sich selbst nicht<br />

genügt, sondern gar vieles bedarf.“<br />

Aber vgl. dagegen den 11. Brief<br />

359, wo die Gründung von Poleis<br />

auf „Zusammentreffen großer<br />

Ereignisse“ zurückgeführt wird;<br />

hier spricht Plato nicht theoretisch<br />

und dürfte lediglich die in der Polis<br />

selbst herrschende Meinung über<br />

diese Dinge wiedergegeben haben.<br />

– Für Ari stoteles, dessen politische<br />

Philosophie in dieser wie in anderer<br />

Hinsicht sich enger an die öffentliche<br />

Meinung hält, siehe „Politik“<br />

1252 b 29: „Die Polis entsteht um<br />

des Lebens willen und bleibt um<br />

des Gut-Lebens willen bestehen“).<br />

Der aristotelische Begriff<br />

des σύμφερον, den wir später<br />

in Ciceros utilitas wiederfinden,<br />

erklärt sich im Zusammenhang<br />

dieser durchaus „ma terialistischen“<br />

Theorien. Plato und Aristoteles<br />

sind in Wahrheit die Vor läufer der<br />

Interessentheorie, die im Prinzip<br />

bereits von Bodin formuliert ist:<br />

Wie die Könige die Völker regieren,<br />

so regiert das Interesse die<br />

Könige. So ist auch das, was Marx<br />

innerhalb der modernen Entwicklung<br />

auszeich net, nicht etwa sein<br />

„Materialismus“, sondern daß er<br />

der einzige politische Theoretiker<br />

in dieser Tradition ist, der den<br />

Materialismus der Überliefe rung<br />

auf die ihm adäquate Grundlage<br />

stellte, nämlich die die Geschichte<br />

beherrschenden materiellen<br />

Interessen auf eine nachweisbare<br />

materielle menschliche Tätigkeit<br />

zurückführte, die Arbeit und den<br />

Stoffwechsel des Menschen mit<br />

der „Materie“.<br />

unwillkürlich-zusätzliche Enthüllung des Wer des Handelns und Sprechens einen so<br />

integrierenden Bestandteil allen, auch des „objektivsten“, Miteinanderseins, daß es ist,<br />

als sei der objektive Zwischenraum in allem Miteinander, mitsamt der ihm inhärenten<br />

Interessen gleichsam, von einem ganz und gar verschiedenen Zwischen durchwachsen<br />

und überwu chert, dem Bezugssystem nämlich, das aus den Taten und Wor ten selbst,<br />

aus dem lebendig Handeln und Sprechen entsteht, in dem Menschen sich direkt, über<br />

die Sachen, welche den jewei ligen Gegenstand bilden, hinweg aneinander richten und<br />

sich gegenseitig ansprechen. Dieses zweite Zwischen, das sich im Zwischenraum der<br />

Welt bildet, ist ungreifbar, da es nicht aus Dinghaftem besteht und sich in keiner Weise<br />

verdinglichen oder objektivieren läßt; Handeln und Sprechen sind Vorgänge, die von<br />

sich aus keine greifbaren Resultate und Endprodukte hinterlassen. Aber dies Zwischen<br />

ist in seiner Ungreifbarkeit nicht weniger wirklich als die Dingwelt unserer sichtbaren<br />

Um gebung. Wir nennen diese Wirklichkeit das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten,<br />

wobei die Metapher des Ge webes versucht, der physischen Ungreifbarkeit des<br />

Phänomens gerecht zu werden.<br />

Nun ist dies Gewebe menschlicher Bezüge natürlich, trotz seiner materiellen Ungreifbarkeit,<br />

weltlich nachweisbar und genau so an eine objektiv-gegenständliche Dingwelt<br />

gebunden, wie etwa die Sprache an die physische Existenz eines lebendi gen Organismus<br />

gebunden ist; aber das Verhältnis zwischen dem Bezugsgewebe menschlicher<br />

Angelegenheiten und der objektiv-gegenständlichen Welt, die es durchdringt, gleicht<br />

nicht etwa dem Bezug, der zwischen einer Fassade und einem Gebäude oder, in marxistischer<br />

Terminologie, zwischen dem „Überbau“ und den ihn tragenden materiellen<br />

Strukturen ob waltet. Der Grundirrtum aller Versuche, den Bereich des Poli tischen<br />

materia listisch zu verstehen – und dieser Materialismus ist nicht eine Erfindung von<br />

Marx und noch nicht einmal spezi fisch modern, sondern im wesentlichen genau so alt<br />

wie die Ge schichte politischer Philosophie 8 –, liegt darin, daß der allem Handeln und<br />

Sprechen inhärente, die Person enthüllende Fak tor einfach übersehen wird, nämlich<br />

die einfache Tatsache, daß Menschen, auch wenn sie nur ihre Interessen verfolgen und<br />

be stimmte weltliche Ziele im Auge haben, gar nicht anders können, als sich selbst in<br />

ihrer personalen Einmaligkeit zum Vorschein und mit ins Spiel zu bringen. Diesen sogenannten<br />

„sub jektiven Faktor“ auszuschalten würde bedeuten, die Menschen in etwas<br />

zu verwandeln, was sie nicht sind; zu leugnen, daß die Enthüllung der Person allem, auch<br />

dem zielbewußtesten Han deln innewohnt und für den Ablauf der Handlung bestimmte<br />

Konsequenzen hat, die weder durch Motive noch durch Ziele vorbestimmt sind, heißt<br />

einfach, der Wirklichkeit, so wie sie ist, nicht Rechnung tragen.<br />

Der Bereich, in dem die menschlichen Angelegenheiten vor sich gehen, besteht in einem<br />

Bezugssystem, das sich überall bildet, wo Menschen zusammenleben. Da Menschen<br />

nicht von ungefähr in die Welt geworfen werden, sondern von Men schen in eine schon<br />

bestehende Menschenwelt geboren wer den, geht das Bezugsgewebe menschlicher<br />

Angelegenheiten allem einzelnen Handeln und Sprechen voraus, so daß sowohl die<br />

Enthüllung des Neuankömmlings durch das Sprechen wie der Neuanfang, den das<br />

Handeln setzt, wie Fäden sind, die in ein bereits vorgewebtes Muster geschlagen<br />

werden und das Gewebe so verändern, wie sie ihrerseits alle Lebensfäden, mit denen<br />

sie innerhalb des Gewebes in Berührung kommen, auf einmalige Weise affizieren.<br />

Sind die Fäden erst zu Ende ge sponnen, so ergeben sie wieder klar erkennbare Muster<br />

bzw. sind als Lebensgeschichten erzählbar.<br />

Weil dies Bezugsgewebe mit den zahllosen, einander wider strebenden Absichten und<br />

Zwecken, die in ihm zur Geltung kommen, immer schon da war, bevor das Handeln<br />

überhaupt zum Zug kommt, kann der Handelnde so gut wie niemals die Ziele, die ihm<br />

ursprünglich vorschwebten, in Reinheit verwirk lichen; aber nur weil Handeln darin<br />

besteht, den eigenen Fa den in ein Gewebe zu schlagen, das man nicht selbst gemacht<br />

hat, kann es mit der gleichen Selbstverständlichkeit Geschich ten hervorbringen, mit der


114 — 115<br />

Autor<br />

das Herstellen Dinge und Gegen stände produziert. Das ursprünglichste Produkt des<br />

Handelns ist nicht die Realisierung vorgefaßter Ziele und Zwecke, son dern die von ihm<br />

ursprünglich gar nicht intendierten Geschich ten, die sich ergeben, wenn bestimmte Ziele<br />

verfolgt werden, und die sich für den Handelnden selbst erst einmal wie neben sächliche<br />

Nebenprodukte seines Tuns darstellen mögen. Das, was von seinem Handeln schließlich<br />

in der Welt verbleibt, sind nicht die Impulse, die ihn selbst in Bewegung setzten, sondern<br />

die Geschichten, die er verursachte; nur diese können am Ende in Urkunden und Denkmälern<br />

verzeichnet werden, in Ge brauchsgegenständen und Kunstwerken sichtbar<br />

gemacht wer den, im Gedächtnis der Generationen wieder und wieder nach erzählt und<br />

in allen möglichen Materialien vergegenständlicht werden.<br />

Die Geschichten selbst aber, in ihrer lebendigen Wirklich keit, sind keine „Dinge“ und<br />

müssen erst verdinglicht, d.h. transformiert werden, bevor sie in den gegenständlichen<br />

Be stand der Welt eingehen können. Sie handeln von keinen Sachen oder Gegenständen,<br />

und der „Held“, um den die Geschichte sich bildet und von dem sie berichtet, ist uns<br />

schließlich vertrau ter, als es die Verfasser der berühmtesten und geschichtlich wirksamsten<br />

Werke je werden können, wenn wir nichts von ihnen kennen als das Werk ihrer<br />

Hände. Obwohl sie also in einem so unvergleichlich intimen Verhältnis zu der Person<br />

ste hen, die zugleich Held und Veranlasser der Geschichte ist, sind diese Geschichten<br />

nicht eigentlich Produkte eines Autors. Kein Mensch kann sein Leben „gestalten“ oder<br />

seine Lebensge schichte hervorbringen, obwohl ein jeder sie selbst begann, als er sprechend<br />

und handelnd sich in die Menschenwelt einschal tete. Obwohl also erzählbare<br />

Geschichten die eigentlichen „Produkte“ des Handelns und Sprechens sind, und wiewohl<br />

der Geschichtscharakter dieser „Produkte“ dem geschuldet ist, daß handelnd und<br />

sprechend die Menschen sich als Personen enthül len und so den „Helden“ konstituieren,<br />

von dem die Geschichte handeln wird, mangelt der Geschichte selbst gleichsam ihr<br />

Ver fasser. Jemand hat sie begonnen, hat sie handelnd dargestellt und erlitten, aber<br />

niemand hat sie ersonnen.<br />

Daß die Spanne menschlichen Lebens zwischen Geburt und Tod schließlich sich zu<br />

einer erzählbaren Geschichte formiert mit Anfang und Ende, ist die vorpolitische und<br />

prähistorische Bedingung dessen, daß es überhaupt so etwas wie Geschichte im<br />

Dasein der Menschheit gibt. Wenn wir von einer Geschichte der Menschheit oder überhaupt<br />

von der Geschichte einer Men schengruppe sprechen, deren Existenz im Ganzen<br />

nicht notwendigerweise von Geburt und Tod begrenzt ist, so gebrau chen wir eigentlich<br />

das Wort ‚Geschichte‘ im Sinne einer Meta pher; denn zum Wesen der „Geschichte“<br />

der Menschheit ge hört, daß sie selbst keinen von uns wißbaren Anfang und kein von<br />

uns erfahrbares Ende hat und so eigentlich nicht mehr ist als der Rahmen, innerhalb<br />

dessen die unendlichen, erzählba ren Geschichten der Menschen gesammelt und<br />

niedergelegt werden. Aber daß jedes Menschenleben eine nur ihm eigene Geschichte<br />

zu erzählen hat und daß Geschichte schließlich zu einem unendlich erweiterbaren<br />

Geschichtenbuch der Mensch heit werden kann, in dem es eine Unzahl von „Helden“<br />

gibt und das doch keiner je verfaßt hat, hat seinen Grund darin, daß beide gleichermaßen<br />

das Resultat des Handelns sind. Denn die große Unbekannte, die in keiner<br />

Gleichung der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie je aufgegangen ist, tritt nicht erst<br />

auf, wenn man die Geschichte als Ganzes betrachtet und findet, daß ihr „Held“, die<br />

Menschheit, eine Abstraktion ist, die nicht han deln kann, weil man ihr unter keinen<br />

Umständen die zum Han deln notwendige Eigenschaft der Personalität zumuten kann.<br />

Die gleiche Aporie, welche durch die Geschichtsphilosophie geistert und sie mit<br />

den Gespenstern einer listig gewordenen Natur (Kant) oder Vernunft, mit Welt- und<br />

Zeitgeistern bevöl kert, die durch die Menschen hindurchhandeln, um sich selbst zu<br />

offenbaren, finden wir bereits in den Anfängen der politi schen Philosophie, nur mit<br />

dem allerdings entscheidenden Un terschied, daß die Philosophie vor der Entstehung<br />

des neu zeitlichen Geschichtsbewußtseins aus der Unmöglichkeit, den eigentlich


9 Gesetze 803 u. 644.<br />

Verantwort lichen für den Gesamtbereich der zwi schen den Menschen sich ergebenden<br />

Angelegenheiten zu er mitteln, den Schluß zog, daß diese Angelegenheiten unmöglich<br />

von allzu großem Belang sein könnten. Nicht nur bedurfte es nicht der modernen<br />

Geschichts philosophie, um diese dem menschlichen Handeln anhaftenden Verlegenheiten<br />

zu ent decken, man möchte umgekehrt meinen, daß die ursprünglich politischen<br />

Impulse der neuzeitlichen Philosophie in eine Geschichtsphilosophie geführt haben,<br />

weil es scheinen konnte, daß man durch die Einführung des Begriffs einer Menschheitsgeschichte<br />

dieser ursprünglich politischen Verlegenheit Herr werden könnte. Denn die<br />

Verlegenheit selbst ist so elementa rer Natur, daß sie sich bei dem Erzählen der<br />

unscheinbarsten, noch ganz und gar „unhistorischen“ Geschichte meldet; sie liegt einfach<br />

darin, daß jede Abfolge von Geschehnissen, wenn sie nur zeitlich verbunden ist<br />

und ganz gleich, wie zufällig und disparat die Veranlassungen jeweils gewesen sein<br />

mögen, im mer noch genug Zusammenhang aufweist, um erzählbar zu sein und in dem<br />

Erzähltwerden einen Sinnzusammenhang zu erge ben. Auf die Frage aber, wer diesen<br />

Sinn wohl ersonnen hat, wird die Antwort immer ‚Niemand‘ lauten, denn auch der Held<br />

der erzählten Geschichte – gesetzt, daß sie überhaupt einen eindeutig identifizierbaren<br />

Täter aufweist, der den Gescheh nisablauf erst einmal ins Rollen gebracht hat – kann<br />

unter kei nen Umständen in dem gleichen Sinn als Autor der Geschichte und ihres Sinns<br />

angesprochen werden wie etwa der Verfasser einer Novelle.<br />

So besteht Plato gerade in seiner politischen Philosophie dar auf, daß die aus dem<br />

Handeln (πράττειν) entstandenen Ange legenheiten zwischen den Menschen (τὰ τῶν<br />

ἀνθρώπων πράγματα) nicht wert seien, ernst genommen zu werden, daß das Tun<br />

und Treiben der Menschen untereinander vielmehr einem Puppenspiel gleiche, in dem<br />

die Drähte von unsichtbarer Hand gezogen werden, vielleicht von der Hand eines Gottes,<br />

der sich mit Menschen wie mit Marionetten die Zeit vertreibt.9 An die sen halb ironischen<br />

Reflektionen ist vor allem bemerkenswert, daß Plato, ohne sich im geringsten des<br />

spezifisch neuzeitlichen Geschichtsproblems bewußt zu sein, zu der gleichen Metapher<br />

eines hinter dem Rücken der Menschen handelnden Unbe kannten griff, welche die<br />

Geschichtsphilosophie in so mannig faltigen Abwandlungen – als göttliche Vorsehung,<br />

als Adam Smith’ „unsichtbare Hand“ im ökonomischen Handeln, als Natur, als Weltgeist<br />

und schließlich als das Marxsche Klasseninteresse – zur Lösung ihres zentralen Problems<br />

bereitstellte, das darin besteht, daß Geschichte, wiewohl offenbar durch menschliches<br />

Handeln entstanden, doch von Menschen nicht „gemacht“ wird. Schon Plato brauchte<br />

einen Drahtzieher hin ter dem Rücken der Menschen, hinter der Bühne des sichtba ren<br />

Geschehens, nicht um diese oder jene Handlung zu „erklären“, die man stets an Maßstäben<br />

messen und beurteilen kann, sondern um einen Jemand zu finden, der für die<br />

aus ihr sich ergebende Geschichte verantwortlich zeichnen könnte. Platos göttlicher<br />

Drahtzieher, der sich zu seinen menschlichen Mario netten verhält wie der Autor eines<br />

Bühnenstücks zu den in ihm auftretenden Personen, ist noch ironisch gemeint; und<br />

diese souveräne Ironie gegen das nur Menschliche und das aus ihm sich ergebende nur<br />

Geschichtliche äußert sich gelegentlich auch noch in der Neuzeit, wie wenn Kant von<br />

dem in der Ge schichte waltenden „trostlosen Ungefähr“ spricht oder Goethe alle<br />

Geschichte für einen „Mischmasch aus Irrtum und Gewalt“ erklärt. Gewiß ist hier die<br />

Rede von politischer Geschichte, und diejenigen, die glauben, in der Geschichte einen<br />

eindeuti gen Sinn erkennen zu können, berufen sich unwillkürlich auf Geistes- und<br />

Ideengeschichte. Aber Geschichte, sofern sie von Ereignissen und Geschehnissen<br />

handelt und als eine Ge schichte erzählbar ist, ist natürlich ihrem Wesen nach politisch,<br />

was heißt, daß sie nicht aus Ideen oder Tendenzen oder all gemeinen, gesellschaftlichen<br />

Kräften entsteht, sondern aus Handlungen und Taten, die als solche durchaus verifizierbar<br />

sind. Wie sehr auch die Geschichtsphilosophie sich an Geistes geschichte orientieren<br />

mag, um zu ihren spezifischen Deutun gen zu kommen, so bestätigt sie doch auf ihre<br />

Weise der Geschichte ihren primär politischen Charakter immer wieder dadurch, daß sie


116 — 117<br />

Autor<br />

ohne den großen, unbekannten Drahtzieher hinter dem Rücken der Menschen nicht auszukommen<br />

ver mag; denn dieser Drahtzieher würde sich sofort als überflüssig erweisen,<br />

wenn wir es in ihr wirklich mit nichts anderem zu tun hätten als mit einer Entwicklungsgeschichte<br />

des menschlichen Geistes. So beweist denn auch Adam Smith, wenn er eine<br />

„un sichtbare Hand“ für seine Analyse des Wirtschaftslebens und der Marktvorgänge<br />

braucht, nicht mehr und nicht weniger, als daß auch die Nationalökonomie es nicht nur<br />

mit wirtschaft lichem Kalkül und der Vertretung bestimmter Interessen zu tun hat, sondern<br />

eben mit zum Handeln begabten Menschen, die, wenn sie auf dem Warenmarkt<br />

erscheinen, aus eigener In itiative zu handeln beginnen, sich also keineswegs lediglich<br />

als Produzenten und als Warenbesitzer verhalten.<br />

Die Hypothese, daß ein den Menschen Unbekanntes sie lenkt und daß es dies Unbekannte<br />

ist, das dem von Menschen Gehandelten seinen erzählbaren Sinn verleiht, entspricht<br />

nicht so sehr den im Handeln selbst gemachten Erfahrungen als vielmehr den<br />

Ansprüchen, die ein Verstand und ein Denken, das an ganz anderen Erfahrungen<br />

ursprünglich orientiert und interessiert ist, an das Handeln stellt. Welcher Art diese<br />

An sprüche sind und woher sie erfahrungsmäßig stammen, ist un schwer daraus zu<br />

erkennen, daß die uralte Hypothese des Drahtziehers die durch das Handeln erzeugten<br />

Geschichten im Sinne von erfundenen und so oder anders verfaßten Geschich ten<br />

umdeutet, in denen nun wirklich ein Verfasser die Fäden in der Hand hält und das von<br />

ihm erfundene Spiel leitet. Die er fundene Geschichte weist auf einen Verfasser, so wie<br />

jedes Kunstwerk und überhaupt jeder verfertigte Gegenstand darauf hinweist, daß<br />

„hinter“ ihm sich ein Jemand befindet, der ihn hergestellt hat. In diesem Sinne aber<br />

gehört der Verfasser kei neswegs in die Geschichte, die er selbst erfand; die Geschichte<br />

selbst gibt keinerlei Auskunft über ihn, was immer sonst sie uns zu erzählen hat; nur<br />

ihre schiere Existenz als ein Erfundenes weist hin auf den Autor, der sie erfand. Der<br />

Unterschied zwi schen einer wirklich geschehenen und einer nur erfundenen Geschichte<br />

besteht gerade darin, daß nur die letztere erst aus gedacht und dann im Sinne des Ausgedachten<br />

verfaßt wurde, während die wirklich geschehene Geschichte weder durch ein<br />

Ausdenken noch ein Herstellen entstanden ist. Die wirkliche Geschichte, in die uns das<br />

Leben verstrickt und der wir nicht entkommen, solange wir am Leben sind, weist weder<br />

auf einen sichtbaren noch einen unsichtbaren Verfasser hin, weil sie überhaupt nicht<br />

verfaßt ist. Der einzige Jemand, den sie ent hüllt, ist und bleibt der Held der Geschichte,<br />

dessen Wer sich nur im Medium des Erzählbaren und daher ex post facto in einer Greifbarkeit<br />

und Bedeutungsfülle darstellt, die der un greifbar flüchtigen und doch unverwechselbar<br />

einzigartigen Manifestation entspricht, in der die Person durch Handeln und<br />

Sprechen einer Mitwelt gegenwärtig ist. Wer jemand ist oder war, können wir nur erfahren,<br />

wenn wir die Geschichte hören, deren Held er selbst ist, also seine Biographie; was<br />

immer wir sonst von ihm wissen mögen und von den Werken, deren Ver fasser er ist, kann<br />

uns höchstens darüber belehren, was er ist oder war. So kommt es, daß wir von der<br />

Person des Sokrates, der keine Zeile je geschrieben hat und über dessen Meinungen wir<br />

so viel schlechter unterrichtet sind als über die von Plato und Aristoteles, doch ein<br />

erheb lich besseres Bild haben als von der der meisten Philosophen vor und nach ihm. Wir<br />

wis sen, wer Sokrates war, in einem Sinne, in dem wir weder von Plato noch von Aristoteles<br />

wissen, wer sie waren, weil wir die Geschichte des Sokrates kennen.<br />

Der Held, um den sich eine Geschichte zentriert und dessen Person die Geschichte<br />

aufdeckt, bedarf keiner heroischen Ei genschaften. Der Heros ist ursprünglich bei Homer<br />

nur der freie Mann, der als solcher teilhat an dem Krieg um Troja und von dem daher<br />

eine Geschichte zu erzählen ist.10 Der Mut, den wir heute als unerläßlich für einen<br />

Helden empfinden, ge hört bereits, auch wenn er kein heroischer Mut in unserem Sinne<br />

ist, zum Handeln und Sprechen als solchen, nämlich zu der Initiative, die wir ergreifen<br />

müssen, um uns auf irgendeine Weise in die Welt einzuschalten und in ihr die uns eigene<br />

Ge schichte zu beginnen. Dieser Mut entspringt keineswegs not wendigerweise oder


10 Bei Homer schwingt in dem<br />

Wort ἥρως zweifellos die Bedeutung<br />

einer Vor trefflichkeit mit,<br />

aber diese Vortrefflichkeit kommt<br />

jedem freien Mann zu. Der homerische<br />

Heros ist noch kein Halbgott,<br />

und diese Bedeutung ent stand<br />

vermutlich, weil man die epischen<br />

Helden der Vorzeit später als<br />

„Halbgötter“ verehrte.<br />

11 Aristoteles sagt ausdrücklich,<br />

daß man „Drama“ sage, weil<br />

δρῶντες, Han delnde in dieser<br />

Kunstform nachgeahmt werden<br />

(Poetik 1448 a 28). Aus dem<br />

Zusammenhang wird deutlich,<br />

daß der aristotelische Begriff der<br />

„Nachahmung“ aus dem Drama<br />

gewonnen war und dann auf die<br />

anderen Kunstformen einfach<br />

angewandt wurde.<br />

12 Daher spricht auch Aristoteles<br />

zumeist nicht von einer<br />

Nachahmung des Handelns<br />

(πρᾱξις), sondern der Handelnden<br />

(πράττοντες) – vgl. Poetik 1448<br />

a 1 ff., 1448 b 25, 1449 24 ff. –,<br />

wobei sich aber gelegentlich auch<br />

Abwei chungen hiervon finden,<br />

so 1451 a 29 u. 1447 a 28. Entscheidend<br />

ist, daß es sich in der<br />

Tragödie nicht um die Eigenschaften<br />

des tragischen Helden handelt,<br />

um seine ποιότης, sondern<br />

darum, was ihm zustößt und was<br />

er tut, um sein Leben in Glück und<br />

Unglück (1450 a 15-18). Die griechische<br />

Tragödie ist keine Charaktertragödie;<br />

in ihrem Mittelpunkt<br />

steht immer die Hand lung.<br />

13 In den „Problemata“ wird<br />

gelegentlich darauf hingewiesen,<br />

daß der Chor „weniger nachahmt“<br />

(918 b 28).<br />

primär der Bereitschaft, für ein Getanes die Konsequenzen auf sich zu nehmen; des<br />

Mutes und sogar einer gewissen Kühnheit bedarf es bereits, wenn einer sich entschließt,<br />

die Schwelle seines Hauses, den Privatbereich der Verborgenheit, zu überschreiten,<br />

um zu zeigen, wer er eigent lich ist, also sich selbst zu exponieren. Das<br />

Ausmaß dieses an fänglichen Mutes, ohne den Handeln und Sprechen – und da mit,<br />

wenigstens für die Griechen, Freiheit – überhaupt nicht möglich sind, ist nicht weniger<br />

groß und vielleicht sogar grö ßer, wenn es sich zufällig ergeben sollte, daß der „Held“<br />

leider ein Feigling ist.<br />

In der Verdinglichung durch das Kunstwerk, das eine Tat oder eine Leistung verherr licht<br />

und vermittels der nur ihm ei genen Verdichtung und Transfiguration ein Außer ordent -<br />

liches in seiner vollen Bedeutsamkeit erstrahlen läßt, kann der Gehalt des Gesprochenen<br />

und Getanen sowie sein eigent licher konkreter Inhalt die verschiedensten Formen<br />

annehmen. Indessen ist die dem Handeln und Sprechen eigene Ent hüllung des Wer so<br />

unlösbar an den lebendigen Fluß des Vor ganges selbst gebunden, daß sie nur in einer<br />

Art Wiederholung des ursprünglichen Vorgangs dargestellt und „verdinglicht“ werden<br />

kann, in der Nachahmung oder μίμησις, von der Ari stoteles zwar annahm, daß sie eine<br />

Grundvoraussetzung aller Künste sei, die er aber selbst in der Tat nur im δρᾶμα vorfand,<br />

dessen Name (‚Drama‘, das Substantiv eines der vielen griechi schen Worte<br />

für Handeln, δρᾶν, entspricht genau der „Hand lung“, die auch wir vom Theater erwarten)<br />

bereits anzeigt, daß es die dem Handeln entsprechende Kunstgattung ist, und das<br />

für ihn stellvertretend für alle Kunstgattungen wurde.11 Die Bühne des Theaters ahmt<br />

in der Tat die Bühne der Welt nach, und die Schauspielkunst ist die Kunst „handelnder<br />

Personen“. Aber das Element des wiederholenden Nachahmens kommt nicht erst im<br />

Schauspieler zur Geltung, es ist bereits, wie Ari stoteles mit Recht behauptet, im Verfertigen<br />

und Niederschrei ben des Stückes am Werk, sofern ein Schauspiel ja nur sekun där<br />

als Lesestück rezipiert werden kann und, ähnlich dem Musikstück, der Aufführung<br />

bedarf, um sich in seiner vollen Bedeutung zur Geltung zu bringen. Was sich in der<br />

Aufführung zur Geltung bringt, ist dabei nicht so sehr der Gang der Hand lung, der sich<br />

auch im reinen Erzählen wiedergeben ließe, als das So-und-nicht-anders-Sein der<br />

handelnden Personen, die der Schauspieler unmittelbar in ihrem eigensten Medium darstellt.12<br />

Mit Bezug auf die griechische Tragödie besagt dies, daß der allgemeine Sinn<br />

der dargestellten Geschichte wie des Gan ges der Handlung durch den Chor ausgesagt<br />

wird, der nichts nachahmt 13 und dessen Aussagen die rein lyrisch-gesungenen Partien<br />

des Stückes bilden, während die ungreifbare Identität der die Handlung darstellenden<br />

Personen nur durch ein Nach ahmen des wirklichen Handelns vorgeführt werden kann,<br />

da sie gerade sich aller Verallgemeinerung und demzufolge auch aller Verdinglichung<br />

und Transfigurierung in ein anderes Me dium entzieht. So ist das Theater denn in der<br />

Tat die politische Kunst par excellence; nur auf ihm, im lebendigen Verlauf der Vorführung,<br />

kann die politische Sphäre menschlichen Lebens überhaupt so weit transfiguriert<br />

werden, daß sie sich der Kunst eignet. Zugleich ist das Schauspiel die einzige Kunstgattung,<br />

deren alleinigen Gegenstand der Mensch in seinem Bezug zur Mitwelt bildet.<br />

26 Die Zerbrechlichkeit menschlicher Angelegenheiten<br />

Handeln, im Unterschied zum Herstellen, ist in Isolierung nie mals möglich; jede Isoliertheit,<br />

ob gewollt oder ungewollt, be raubt der Fähigkeit zu handeln. So wie das Herstellen<br />

der Umgebung der Natur bedarf, die es mit Material versorgt, und einer Umwelt, in<br />

der das Fertigfabrikat zur Geltung kommen kann, so bedarf das Handeln und Sprechen<br />

der Mitwelt, an die es sich richtet. Das Herstellen vollzieht sich in und für die Welt, mit<br />

deren dinglichem Bestand es in ständigem Kontakt bleibt; das Handeln und Sprechen<br />

vollzieht sich in dem Bezugsgewebe zwischen den Menschen, das seinerseits aus<br />

Gehandeltem und Gesprochenem entstanden ist, und muß mit ihm in ständigem Kontakt


118 — 119<br />

Autor<br />

14 Plato hat bereits dem Perikles<br />

vorgeworfen, daß er die Bürger<br />

nicht besser gemacht habe und<br />

daß die Athener bei seinem Tod<br />

eher schlechter gewesen seien als<br />

vorher. Siehe Gorgias 515.<br />

15 Daß es sich bei dem Ausdruck<br />

„Menschenmaterial“ um keine<br />

harmlose Metapher handelt, dürften<br />

wir inzwischen erfahren haben.<br />

Das gleiche trifft natürlich auf<br />

eine ganze Reihe wissenschaftlicher<br />

Experimente mit Menschen<br />

in den Sozialwissenschaften, der<br />

Biochemie, der Gehirnchirur gie<br />

usw. zu, die alle darauf hinauslaufen,<br />

den Menschen wie „Material“<br />

zu behandeln bzw. zu verändern<br />

und zu bearbeiten. Diese „mechanistischen“<br />

Einstellungen sind<br />

typisch für die Neuzeit; wenn die<br />

Antike ähnliche Ziele verfolgte,<br />

pflegte sie sich in Metaphern auszudrücken,<br />

die aus dem Tier reich<br />

genommen waren: die Menschen<br />

sollten aus wilden Tieren zu<br />

Haus tieren gemacht, sie sollten<br />

gezähmt werden.<br />

16 Für den griechischen Sprachgebrauch<br />

und die ursprüngliche<br />

Bedeutung der Verben, die Handeln<br />

bezeichnen, siehe vor allem<br />

C. Capelle, Wörterbuch des Homers<br />

und der Homeriden, 1889.<br />

bleiben. Die Vorstellung, daß der Starke am mächtig sten allein ist, beruht entweder<br />

auf dem Irrglauben, daß wir im Bereich der menschlichen Angelegenheiten etwas<br />

„machen“ können – z.B. Einrichtungen und Gesetze „schaffen“, wie wir Tische und<br />

Stühle fabrizieren, oder den Menschen besser oder schlechter „machen“14 –, oder aber<br />

sie entspringt der bewußten Verzweiflung an dem Sinn von Handeln überhaupt, des<br />

politi schen wie des unpolitischen, die sich dann leicht mit der utopi schen Hoffnung<br />

tröstet, man könne vielleicht die Menschen behandeln, wie man alles andere Material<br />

behandelt.15 Die Stärke geistiger oder physischer Art, die für alles Herstellen benötigt<br />

wird, erweist sich für das Handeln als ganz und gar wertlos. Wir kennen zahllose<br />

Beispiele aus der Geschichte von der Ohnmacht des Starken und geistig Überlegenen,<br />

der daran scheitert, daß er es nicht versteht, sich der Hilfe und des Mit handelns seiner<br />

Mitmenschen zu versichern. Dies Versagen er klärt man sich gemeinhin mit der heillosen<br />

Minderwertigkeit der Menge und dem Ressentiment, das jede hervorragende Persönlichkeit<br />

inmitten der gemeinen Mediokrität erweckt. So richtig diese Beobachtungen<br />

im Einzelfall sein mögen, sie tref fen nicht den Kern der Sache.<br />

Um sich diese Sache zu vergegenwärtigen, mag es gut sein, sich daran zu erinnern,<br />

daß, im Unterschied zu den neueren Sprachen, das Griechische wie das Lateinische<br />

zwei ganz verschiedene und doch in einem bestimmten Zusammenhang ste hende<br />

Worte besaßen, mit denen sie das bezeichneten, was wir handeln nennen. Den beiden<br />

griechischen Verben: ἄρχειν (anfangen, anführen und schließlich befehlen und herrschen)<br />

und πράττειν (mit etwas zu Ende kommen, etwas ausrichten, es vollenden)<br />

entsprechen die beiden lateinischen Verben agere (in Bewegung setzen und anführen)<br />

und gerere (dessen Grundbedeutung tragen dann, wie das πράττειν, die Bedeu tungen<br />

von ausführen, betreiben, vollziehen annimmt).16 In bei den Sprachen also teilt sich<br />

das Handeln in zwei klar voneinander geschiedene Teile bzw. Stadien: etwas wird<br />

begonnen oder in Bewegung gesetzt von einem einzelnen, der anführt, wor aufhin ihm<br />

viele gleichsam zu Hilfe eilen, um das Begonnene weiter zu betreiben und zu vollenden.<br />

Nicht nur ist der innere Zusammenhang der beiden Worte in beiden Sprachen nahezu<br />

identisch, ihre Wortgeschichte ähnelt sich auf auffallende Weise. Beide Male nämlich<br />

setzte sich das ursprünglich nur für das zweite Stadium der Handlung bestimmte<br />

Wort – πράττειν bzw. gerere – so sehr im Sprachgebrauch durch, daß es in späte rer Zeit<br />

für Handeln überhaupt verwendet wurde, während die Worte, die das Anfangen<br />

bezeichneten, zum mindesten in der politischen Sprache, mehr und mehr eine ganz<br />

spezialisierte Bedeutung annehmen. So wird ἄρχειν politisch ausschließlich zum Herrschen<br />

und agere wird weit öfter in der Bedeutung von ‚führen‘ als von ‚in Bewegung<br />

setzen‘ benutzt.<br />

Diese Wortgeschichte berichtet natürlich von wirklichen Verhältnissen; aus dem Anfänger<br />

und Anführer, der ein pri mus inter pares (und bei Homer ein König unter Königen)<br />

war, wird ein Herrscher; die dem Handeln eigentümliche Doppel seitigkeit des Vollzugs,<br />

daß es angefangen und vollendet wer den muß, daß daher der Anfänger und Führer von<br />

anderen ab hängt, die ihm mit der Durchführung helfen müssen, und daß andererseits<br />

diese anderen, die in seinem Gefolge auftreten, von ihm insofern abhängen, als sie<br />

ohne ihn nie etwas zu tun bekommen hätten, spaltet sich in zwei ganz und gar voneinan<br />

der geschiedene Funktionen auf – die Funktion des Befehlens, die zum Vorrecht des<br />

Herrschers, und die Funktion, Befehle zu vollstrecken, die zur Pflicht seiner Untertanen<br />

wird. In die ser Aufteilung in Funktionen verwischt sich die ursprünglich dem Handeln<br />

selbst eigene Artikulation, die zwischen den Sta dien des Beginnens und Vollbringens<br />

unterscheidet, und an die Stelle der dieser Artikulation adäquaten Bezüge zwischen<br />

dem Einen, der allein anfängt, und den Vielen, die gemeinsam vollbringen, tritt das Verhältnis<br />

zwischen Befehl und Vollstreckung, in dem der Befehlende und die vollstreckend<br />

Gehor chenden sich in keinem Moment des Handelns mehr miteinan der verbünden.


Der Herrscher und Befehlshaber bleibt allein und isoliert von den Anderen, als sei er<br />

für immer gleichsam festgefroren in der Position des Anfangenden und Anführen den,<br />

der er war, als er sich noch auf nichts verlassen konnte als auf die Kraft der eigenen<br />

Initiative, bevor er die Anderen ge funden hatte, mit denen zusammen er das Angefangene<br />

vollen den konnte. Aber die Kraft dessen, der die Initiative ergreift, welche in<br />

der Tat die Stärke des Starken ausmacht, kommt nur in dieser Initiative und dem in ihr<br />

übernommenen Risiko zur Geltung, nicht in der tatsächlichen Leistung. Zwar mag der<br />

er folgreiche Herrscher und Befehlshaber es sich leisten können, das für sich allein in<br />

Anspruch zu nehmen, was nur durch die Hilfe der Vielen hat vollbracht werden können,<br />

aber damit mo nopolisiert er für sich die zahllosen Kräfte, ohne deren Hilfe seine<br />

Stärke machtlos geblieben wäre. In dieser monopolisie renden Anmaßung, in der es<br />

ein eigentliches Handeln gar nicht mehr gibt, weil weder der Befehlende noch die<br />

Vollstrecken den je wirklich handeln, entsteht dann das Trugbild, daß der Starke am<br />

mächtigsten allein sei.<br />

Weil sich der Handelnde immer unter anderen, ebenfalls handelnden Menschen bewegt,<br />

ist er niemals nur ein Täter, sondern immer auch zugleich einer, der erduldet.<br />

Handeln und Dulden gehören zusammen, das Dulden ist die Kehrseite des Handelns;<br />

die Geschichte, die von einem Handeln in Bewe gung gebracht wird, ist immer eine<br />

Geschichte der Taten und Leiden derer, die von ihr affiziert werden. Die Zahl derer, die<br />

so affiziert werden, ist im Prinzip unbegrenzt, weil die Folgen einer Handlung, die als<br />

solche ihren Ursprung außerhalb des menschlichen Bezugssystems haben kann, in das<br />

Medium des unend lichen Gewebes der menschlichen Angelegenheiten hin einschlagen,<br />

wo jede Reaktion gleichsam automatisch zu einer Kettenreaktion wird und jeder<br />

Vorgang sofort andere Vor gänge veranlaßt. Da Handeln immer auf zum Handeln begabte<br />

Wesen trifft, löst es niemals nur Re-aktionen aus, sondern ruft eigenständiges<br />

Handeln hervor, das nun seinerseits andere Handelnde affiziert. Es gibt kein auf einen<br />

bestimmten Kreis zu begrenzendes Agieren und Re-agieren, und selbst im beschränktesten<br />

Kreis gibt es keine Möglichkeit, ein Getanes wirklich zuverlässig auf die<br />

unmittel bar Betroffenen oder Ge meinten zu beschränken, etwa auf ein Ich und ein Du.<br />

Schran kenlos aber wird das Handeln nun aber nicht erst dadurch, daß es sich im<br />

Medium der Vielen, also in dem im engeren Sinne politischen Bereich bewegt, als entstände<br />

die Unzahl möglicher mensch licher Bezüge lediglich dadurch, daß unabsehbar<br />

viele Menschen jeweils durch das Bezugsgewebe ihrer Angelegen heiten zusammengehalten<br />

und miteinander ins Spiel gebracht werden. Wäre die Unbegrenztheit des<br />

Handelns lediglich der schieren Mengenhaftigkeit menschlichen Daseins geschuldet,<br />

so könnte seine Maßlosigkeit geheilt werden, indem man das Zusammenleben der<br />

Menschen politisch auf kleine und klein ste Gruppen einschränkte in der Hoffnung,<br />

übersehbare Ver hältnisse geschaffen zu haben. Zweifellos hat diese Hoffnung in der<br />

Beschränkung der griechischen Stadt-Staaten auf eine be stimmte, nicht zu überschreitende<br />

Zahl von Einwohnern und Bürgern eine Rolle gespielt; aber wir wissen auch aus<br />

der Ge schichte dieser zahlenmäßig so beschränkten Gebilde, daß das Bezugsgewebe<br />

in ihnen dadurch sich eher noch turbulenter ge staltete, als wirke sich die dem Handeln<br />

eigene Maßlosigkeit desto intensiver aus, je mehr man versucht, seinen Spielraum<br />

einzuengen. Jedenfalls bleiben auch in den beschränktesten Umständen die Folgen<br />

einer jeden Handlung schon darum un absehbar, weil das gerade eben noch Absehbare,<br />

nämlich das Bezugsgewebe mit den ihm eigenen Konstellationen, oft durch ein einziges<br />

Wort oder eine einzige Geste radikal geändert wer den kann.<br />

Schrankenlosigkeit erwächst aus der dem Handeln eigen tümlichen Fähigkeit, Beziehungen<br />

zu stiften, und damit aus der ihm inhärenten Tendenz, vorgegebene Schranken<br />

zu sprengen und Grenzen zu überschreiten.17 Die Schranken und Grenzen, die von so<br />

großer Bedeutung in dem Bereich der menschlichen Angelegenheiten sind, stellen den<br />

niemals verläßlichen Rah men her, in dem Menschen sich bewegen, ohne den ein


120 — 121<br />

Autor<br />

17 So definiert noch Montesquieu,<br />

dessen zentrales Anliegen<br />

nicht so sehr die Gesetze als die<br />

Handlungen waren, die von ihnen<br />

inspiriert werden, das Wesen der<br />

Gesetze als ‚rapports‘ oder Bezüge<br />

(vgl. Esprit des Lois, I, 1 u. XXVI, 1).<br />

Diese Definition ist überraschend,<br />

weil Gesetze gemeinhin als<br />

Grenzen und Schranken bestimmt<br />

werden. Montesquieus Definition<br />

er klärt sich daraus, daß er primär<br />

nicht an dem interessiert war,<br />

was er „la nature du gouvernement“<br />

nannte, also an der Staatsform<br />

als solcher, son dern an dem<br />

„principe“, das das Handeln in<br />

ihr bestimmt und sie in Bewe gung<br />

bringt (ib. III, 1).<br />

Zusam menleben überhaupt nicht möglich wäre, und der doch oft noch nicht einmal stabil<br />

genug ist, um dem Ansturm zu widerstehen, mit dem jede neue Generation der<br />

Geborenen sich in ihn ein schaltet. Die Zerbrechlichkeit der Einrichtungen und Gesetze,<br />

mit denen wir immer wieder versuchen, den Bereich der menschlichen Angelegenheiten<br />

halbwegs zu stabilisieren, hat mit der Gebrechlichkeit oder Sündhaftigkeit der menschlichen<br />

Natur nichts<br />

zu tun; sie ist einzig dem geschuldet, daß immer neue Menschen in diesen Bereich<br />

fluten und in ihm ihren Neu anfang durch Tat und Wort zur Geltung bringen müssen.<br />

Alles, was diesen Bereich stabilisiert, von dem schützenden Zaun um Haus und Hof<br />

bis zu den Landesgrenzen, die die physische Identität, und den Gesetzen, die die politische<br />

Existenz der Völker bestimmen und einhegen, ist gleichsam von außen an diesen<br />

Bereich herangebracht, in dessen Inneren die Tätigkei ten des Handelns und Sprechens<br />

wirken, zu deren Wesen es gehört, Anfänge zu setzen und Bezüge zu stiften, aber nicht<br />

zu stabilisieren und zu begrenzen. Weil Handeln von sich aus gar nicht anders als maßlos<br />

sein kann, ist Maßhalten seit eh und je eine der klassischen politischen Tugenden<br />

und die Hybris seit eh und je die spezifische Versuchung des handelnden Men schen<br />

gewesen, wie die in diesen Dingen nur zu erfahrenen Griechen nicht müde wurden, sich<br />

selbst vorzuhalten. Der Wille zur Macht hingegen ist ein spezifisch modernes Phänomen,<br />

das nicht so sehr aus dem Handeln als aus der Ohnmacht moderner Menschen im<br />

Bereich des Politischen stammt; aber Hybris und Maßlosigkeit sind die Versuchungen,<br />

die allem Handeln als solchem eigen sind.<br />

Schrankenlosigkeit kann zwar durch die Grenzen und Gesetze, ohne welche politische<br />

Körper noch nicht einmal entste hen, geschweige denn überdauern würden, niemals<br />

mit unbe dingter Zuverlässigkeit aus dem Bereich menschlicher Angele genheiten ausgeschaltet<br />

werden, aber sie wird durch sie doch weitgehend eingedämmt. Dies nun<br />

gerade ist kaum noch mög lich mit der anderen, ihr eng verwandten Eigentümlichkeit<br />

des Handelns, nämlich mit dem Tatbestand, daß niemand die Fol gen der eigenen Tat<br />

je voll übersehen kann. Dies liegt nicht daran, daß kein menschliches Gehirn imstande<br />

ist, die poten tiellen Konsequenzen eines Tuns zu errechnen, als sei das Be zugsgewebe,<br />

in das dies Tun fällt, ein ungeheuer kompliziertes Schachbrett, wo die Folgen<br />

eines Zuges etwa von dem über menschlichen „Gehirn“ einer elektronisch betriebenen<br />

Rechen maschine zumindest so weit errechnet werden könnten, daß die Zukunft<br />

in Form von Alternativen voraussagbar wäre. Die Unabsehbarkeit der Folgen gehört<br />

vielmehr zum Gang der von einem Handeln unweigerlich erzeugten Geschichte; sie<br />

bil det die dieser Geschichte eigene Spannung, die ein Menschen leben spannt und in<br />

Atem hält und ohne die es vor Langeweile förmlich in sich zusammenfallen müßte.<br />

Es ist diese Spannung, mit der wir den Ausgang einer Geschichte erwarten, die mit<br />

dazu beiträgt, daß wir so unbeirrbar uns auf die Zukunft aus richten und an ihr uns<br />

orientieren, obgleich wir doch nur zu gut wissen, daß das allein sichere Ende dieses<br />

Zukünftigen der ei gene Tod ist. Daß wir es als Lebende überhaupt aushalten, mit<br />

dem Tod vor Augen zu existieren, daß wir uns nämlich keines wegs so verhalten, als<br />

warteten wir nur die schließliche Voll streckung des Todesurteils ab, das bei unserer<br />

Geburt über uns gesprochen wurde, mag damit zusammenhängen, daß wir je weils<br />

in eine uns spannende Geschichte verstrickt sind, deren Ausgang wir nicht kennen.<br />

Der Lebensüberdruß, das taedium vitae, ist vielleicht nichts anderes als ein Erlahmen<br />

dieses Ge spanntseins.<br />

Der Grund, warum die Spannung des Lebens, gleichsam der Elan des mit der Geburt<br />

gegebenen Anfangs, anhalten kann bis zum Tode, liegt darin, daß die Bedeutung einer<br />

jeden Ge schichte sich voll erst dann enthüllt, wenn die Geschichte an ihr Ende gekommen<br />

ist, daß wir also zeit unseres Lebens in eine Geschichte verstrickt sind, deren<br />

Ausgang wir nicht kennen. Im Gegensatz zu allen Herstellungsprozessen, deren Gang<br />

vor gezeichnet ist durch die Vorstellung oder das Modell, in deren Besitz der


Herstellende sein muß, bevor er sein Werk beginnt, erhellen sich Handlungsprozesse –<br />

gleich welchen Inhalt und Charakter sie haben, ob sie im Privaten oder im Öffentlichen<br />

sich abspielen, ob viele oder wenige an ihnen beteiligt sind – erst dann, wenn das Handeln<br />

selbst an seinen Abschluß ge kommen ist, oft wenn alle Beteiligten tot sind. Es<br />

gibt keine Ereignisse, die eindeutig in die Zukunft weisen, so sehr sie auch immer ihr<br />

Licht auf das Vergangene werfen mögen. Darum kennen die volle Bedeutung dessen,<br />

was sich handelnd jeweils ereignete, nicht diejenigen, die in das Handeln verstrickt<br />

waren und direkt von ihm betroffen, sondern derjenige, der schließ lich die Geschichte<br />

überblickt und sie erzählt. Die Rede von dem Historiker als dem rückwärts gewandten<br />

Propheten hat in der Tat so viel für sich, daß der Geschichtsschreiber es wirklich<br />

gemeinhin besser weiß als diejenigen, die ihm zu seinen Ge schichten verholfen haben.<br />

In der Hand des Historikers werden die von den Handelnden selbst erstatteten Berichte<br />

und Me moiren zum Quellenmaterial, das auf seine Relevanz und Glaubwürdigkeit im<br />

Ganzen erst geprüft werden muß, und dies selbst in den seltenen Fällen, in denen<br />

völlig wahrheitsgemäß über Absichten, Ziele und Motive Rechenschaft gegeben wurde,<br />

weil die eigentliche Signifikanz dieser Absichten, Ziele und Motive ja erst erscheint,<br />

wenn das Gesamtgewebe, in das sie schlugen, halbwegs bekannt ist. Daher können es<br />

die von den Handelnden selbst erstatteten Rechenschaftsberichte an Bedeutungsfülle<br />

kaum je mit der Geschichte aufnehmen, die sich dem rückwärts gekehrten Blick des<br />

Geschichtsschreibers und Geschichtenerzählers enthüllt. Was sich in der erzählten<br />

Geschichte darbietet, bleibt dem Handelnden qua Handelnden schon darum verborgen,<br />

weil die Motive seiner Tat ja keineswegs in der Bedeutung liegen, die sich in der aus ihr<br />

resultieren den Geschichte schließlich hergestellt hat. So sind erzählbare Geschichten<br />

zwar die einzigen eindeutig-handgreiflichen Re sultate menschlichen Handelns, aber es<br />

ist nicht der Han delnde, der die von ihm verursachte Geschichte als Geschichte erkennt<br />

und erzählt, sondern der am Handeln ganz unbeteiligte Erzähler.


Die empathische<br />

Zivilisation<br />

Wege zu einem<br />

globalen Bewusstsein<br />

Jeremy Rifkin


1 Freud 1997, S. 42<br />

2 Ebd., S. 60<br />

3 Ebd., S. 66<br />

Teil I<br />

Homo empathicus<br />

Kapitel 2<br />

Der neue Blick auf die menschliche Natur<br />

Woraus sind wir gemacht? In einer Zeit, die besessen ist von materiellen Interessen,<br />

verwundert es nicht, wenn Biologen – ganz zu schweigen von Che mikern und Physikern –<br />

auf der Suche nach dem Inbegriff des Lebens materielle Erklärungen herangezogen<br />

haben. Bis vor kurzem waren auch die meisten Philosophen überzeugt, dass wir von<br />

Grund auf materialistische Wesen sind. Und selbst die Psychologen der ersten Stunde –<br />

obwohl sie sich weniger mit philosophischen Betrachtungen über das Wesen des<br />

Menschen befassten als mit klinisch-wissenschaftlichen Beobachtungen dazu, wie die<br />

menschliche Psyche funktioniert – hielten an den alten Vorurteilen über die materielle<br />

Prägung der menschlichen Natur fest. Wie bereits Adam Smith gingen sie davon aus,<br />

dass jeder Mensch im Kern darauf aus sei, sein pures wirtschaftliches Eigeninteresse<br />

zu verfolgen. Und mit Darwin waren sie der Ansicht, dass die erste Sorge jedes Menschen<br />

dem eigenen physischen Überleben und der Fortpflanzung gelte.<br />

Freud: der letzte große Utilitarist<br />

Auch wenn Sigmund Freud als Vordenker gilt, der dem Blick auf die mensch liche<br />

Natur eine vollkommen neue Perspektive gegeben hat, folgt er in den wichtigsten<br />

und grundlegendsten Aspekten seiner theoretischen Überle gungen strikt dem<br />

materialistischen Drehbuch. Es ist ihm gelungen, eine weltliche Variante der mittelalterlichen<br />

These von der grundsätzlich verderbten Natur des Menschen mit dem<br />

materialistischen Narrativ der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu verbinden. Sein<br />

erschreckendes Bild der menschlichen Natur war so eindrucksvoll und gewaltig, dass<br />

es unsere Wahrnehmung bis zum heutigen Tag geprägt hat und sich in allen Bereichen<br />

der Gesellschaft – ob in der Erziehung, dem Sozialverhalten, der Wirtschaft oder<br />

der Politik – niederschlägt.<br />

Freud hat uns als sein großes Erbe die Sexualisierung des materiellen Ei geninteresses<br />

hinterlassen. Und es dauerte nicht lange, bis sein sexualisier tes Menschenbild von<br />

John B. Watson, einem anderen Pionier der neuen Wissenschaft, der die eben gewonnenen<br />

Einsichten auf das Gebiet der Wer bepsychologie übertrug, aufgegriffen wurde.<br />

Man kann sicher mit Fug und Recht behaupten, dass der Siegeszug des Konsumkapitalismus<br />

zu einem nicht geringen Teil auf die Erotisierung der Sehnsüchte und<br />

Wünsche und die Sexualisierung des Konsums zurückzuführen ist. Werbebotschaften<br />

sind durchdrungen von erotischen Assoziationen.<br />

Freud stellt die Frage an den Anfang, was die Menschen „vom Leben for dern, in ihm<br />

erreichen wollen“, und übt den Schulterschluss mit den Utilita risten des 19. Jahrhunderts,<br />

wenn er über das menschliche Streben nach Glück sinniert: „Dies Streben<br />

hat zwei Seiten, ein positives und ein negatives Ziel, es will einerseits die Abwesenheit<br />

von Schmerz und Unlust, andererseits das Erleben starker Lustgefühle.“1 Und er geht<br />

noch einen Schritt weiter in seiner Argumentation: „Wenn wir ganz allgemein annehmen,<br />

die Triebfeder aller menschlichen Tätigkeiten sei das Streben nach den beiden zusammenfließenden<br />

Zielen, Nutzen und Lustgewinn, so müssen wir dasselbe auch für die<br />

hier angeführten kulturellen Äußerungen gelten lassen …“2<br />

Weil die „geschlechtlichen Beziehungen“ dem Menschen „die stärksten Befriedigungserlebnisse<br />

gewähren, ihm eigentlich das Vorbild für alles Glück geben“, sei es naheliegend<br />

für ihn, „die genitale Erotik in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen“.3 Der<br />

Wunsch nach sexueller Befriedigung sei so stark, dass die gesamte äußere Wirklichkeit


124 — 125<br />

Jeremy Rifkin<br />

4 Ebd., S. 75 f.<br />

5 Ebd., S. 76<br />

6 Ebd., S. 76 f.<br />

7 Ebd., S. 79<br />

8 Ebd., S. 82 f.<br />

lediglich als Instrument angesehen werde, diese zu erreichen. Der Mensch ist demnach<br />

ein von Natur aus aggres sives, bloß von seiner Libido getriebenes Ungeheuer:<br />

Das gern verleugnete Stück Wirklichkeit hinter alldem ist, daß der Mensch nicht ein<br />

sanftes, liebebedürftiges Wesen ist, das sich höchstens, wenn angegriffen, auch zu<br />

verteidigen vermag, sondern daß er zu seinen Triebbegabungen auch einen mächtigen<br />

Anteil von Aggressionsneigung rechnen darf. Infolgedessen ist ihm der Nächste<br />

nicht nur möglicher Helfer und Sexualobjekt, sondern auch eine Versuchung, seine<br />

Aggression an ihm zu befriedigen, seine Arbeitskraft ohne Entschädi gung auszunützen,<br />

ihn ohne seine Einwilligung sexuell zu gebrauchen, sich in den Besitz seiner<br />

Habe zu setzen, ihn zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, zu martern und zu<br />

töten. Homo homini lupus.4<br />

Hier wird der Mensch entlarvt als „wilde Bestie, der die Schonung der eige nen Art<br />

fremd ist“.5<br />

Die Kultur ihrerseits ist nicht viel mehr als ein ausgeklügeltes psychosozi ales Gefängnis,<br />

geschaffen, um den aggressiven Sexualtrieb des Menschen zu bändigen, damit er nicht<br />

zum Krieg eines jeden gegen jeden und zur ge genseitigen Vernichtung führt. Freud<br />

geht so weit, die Liebe zu einer „zielge hemmten Methode“ zu erklären, mit deren Hilfe<br />

der primitivere und aggres sivere Sexualtrieb in Zaum gehalten werden soll. Von dem<br />

christlichen Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, behauptet Freud geringschätzig,<br />

„daß nichts anderes der menschlichen Natur so sehr zuwiderläuft“.6 Kultur ist<br />

ihm zufolge lediglich ein zweckdienlicher Kompromiss, auf den die Men schen zähneknirschend<br />

eingegangen sind, um „für ein Stück Glücksmög lichkeit ein Stück Sicherheit“<br />

einzutauschen.7<br />

Wenn es, wie Freud behauptet, der Natur der Menschen entspricht, sich gegenseitig<br />

umzubringen, wie kommt es dann, dass das Leben selbst offen bar nach immer geordneteren<br />

und komplexeren Zuständen strebt? Wenn der Hang zur Zerstörung alles wäre,<br />

was die biologische Grundausstattung des Menschen bestimmt, so stünden wir damit<br />

einigermaßen im Gegensatz zur Darwinschen Evolutionstheorie, aber auch zu den<br />

Gesetzen der Thermo dynamik. Um diesen Widerspruch zu lösen, nahm Freud zu dem<br />

Zuflucht, was er den „Todestrieb“ nannte. Der Begriff sollte zum Angelpunkt seiner<br />

Sicht der menschlichen Psyche werden. Seiner eigenen Aussage nach kam ihm die Idee<br />

des „Todestriebes“, während er 1920 an Jenseits des Lustprinzips schrieb:<br />

Ausgehend von Spekulationen über den Anfang des Lebens und von biologischen<br />

Parallelen, zog ich den Schluß, es müsse außer dem Trieb, die lebende Substanz zu<br />

erhalten und zu immer größeren Einheiten zusammenzufassen, einen anderen, ihm<br />

gegensätzlichen geben, der diese Einheiten aufzulösen und in den uranfängli chen,<br />

anorganischen Zustand zurückzuführen strebe. Also außer dem Eros einen Todestrieb;<br />

aus dem Zusammen- und Gegeneinanderwirken dieser beiden ließen sich die<br />

Phänomene des Lebens erklären … Der Trieb würde so selbst in den Dienst des Eros<br />

gezwängt, indem das Lebewesen anderes, Belebtes wie Unbelebtes, anstatt seines<br />

eigenen Seins vernichtete. Umgekehrt würde die Einschränkung dieser Ag gression<br />

nach außen die ohnehin immer vor sich gehende Selbstzerstörung stei gern müssen.8<br />

Ob Allmachts- und Dominanzgefühle oder Selbsterniedrigung und Selbst zerstörung,<br />

ob Sadismus oder Masochismus – für Freud stand letztendlich das gesamte Leben<br />

im Dienst des Todestriebes, und nicht wenige führende Denker seiner Zeit schlossen<br />

sich dieser pessimistischen Sicht der menschli chen Natur an.<br />

In Freuds Welt sind alle anderen menschlichen Gefühle bloße Symptome der Unterdrückung<br />

des Sexual- und des Todestriebes. Selbst Liebe und Zärt lichkeit sind


9 Ebd., S. 31<br />

unterdrückte oder abgeschwächte Ausdrucksformen des eroti schen Impulses. Kultur<br />

hat nur einen einzigen Sinn und Zweck: Sie soll uns als Vehikel dienen, um unsere<br />

libidinösen Wünsche und unser Dominanzbe dürfnis zu befriedigen und unsere materiellen<br />

Eigeninteressen zu verfolgen.<br />

Was in Freuds Denkgebäude seltsamerweise fehlt, ist eine gründlichere Analyse der<br />

Mutterliebe, dieser starken Kraft, die bei allen Säugetieren zu beobachten ist. Hier liegt<br />

einer der Schlüssel zu Freuds eigener psychischer oder gar pathologischer Befindlichkeit.<br />

In Das Unbehagen in der Kultur macht Freud eine Bemerkung, die Bände spricht. In<br />

Bezug auf das „Gefühl der un auflösbaren Verbundenheit, der Zusammengehörigkeit<br />

mit dem Ganzen der Außenwelt“, das sich dem ursprünglichen Einssein eines Säuglings<br />

mit sei ner Mutter verdankt, schreibt er: „Ich selbst kann dieses ‚ozeanische‘ Gefühl<br />

nicht in mir entdecken“9 – obwohl er einräumt, dass andere solche Empfin dungen<br />

haben könnten. Für ihn ist schon das Kleinkind das libidogetriebene Wesen, das es<br />

auch als Erwachsener einmal sein wird. Die Mutter ist nicht das Objekt seiner Liebe und<br />

Zuneigung, sondern ein Nutzobjekt, dessen einziger Zweck darin besteht, der eigenen<br />

Lustbefriedigung zu dienen. Bindung, Liebe, Zuneigung und Freundschaft sind bloße<br />

Illusion. Die Eltern-Kind-Be ziehung ist vom ersten Moment an zweckorientiert und nur<br />

dazu bestimmt, dem Kind maximale Lustbefriedigung zu verschaffen.<br />

Freud stellt die interessante Frage, ob sich das „ozeanische“ Gefühl, das in Bezug<br />

auf die Kindheit so oft beschrieben wird, möglicherweise beim Er wachsenen in dem<br />

Bedürfnis nach Religiosität und Nähe zu Gott äußert, ver wirft den Gedanken aber<br />

zumindest da, wo es um einen Ersatz für mütterliche Zuwendung geht. Er sieht die<br />

Quelle der Religiosität vielmehr in der „infantilen Hilflosigkeit und der durch sie<br />

geweckten Vatersehnsucht“. Reli giosität ist für Freud also rein zweckgebunden und<br />

der Sehnsucht nach einer schützenden Vaterfigur geschuldet. Mütterliche Liebe<br />

und Fürsorge und das Gefühl gegenseitiger Zuneigung sind Fantasiegebilde, hinter<br />

denen sich ein tiefer liegender narzisstischer Trieb verbirgt.<br />

Freud war der Letzte der alten Garde. Meisterhafter Geschichtenerzähler, der er war,<br />

lieferte er ein überzeugendes säkulares Plädoyer für das patriar chale Narrativ, das<br />

in den großen Ackerbaukulturen des Nahen und Fernen Ostens wurzelte und sich in<br />

den Abrahamitischen Religionen und im Konfu zianismus zu voller Blüte entwickelt<br />

hatte. In einem letzten großen Gefecht führte Freud die geballte Kraft des gerade neu<br />

entdeckten Unbewussten ins Feld, um seinem Argument der männlichen Dominanz<br />

als natürlicher Ord nung der Dinge zur Geltung zu verhelfen. Der Ödipuskomplex war ein<br />

gelun gener Plot, eigens zu dem Zweck erfunden, den männlichen Protagonisten als<br />

Hauptdarsteller auf der Bühne der Weltgeschichte festzuschreiben. Die Rolle der Frau<br />

hingegen blieb ihm, abgesehen davon, dass sie Kinder gebiert und sie mit ihrer Milch<br />

nährt, als Figur auf dieser Bühne ein ewiges Rätsel, wie er selbst eingestand. Für<br />

ihn waren alle anderen geistigen und emotionalen Anlagen, über die sie möglicherweise<br />

verfügen mochte, nur ein blasser Schatten des Männlichen. Kein Wunder also,<br />

dass Freud die weibliche Psyche vollkommen verleugnete, indem er behauptete,<br />

das Verhalten der Frau re flektiere in seiner Summe letztendlich den „Penisneid“, der<br />

ihr angeboren sei.<br />

Aber selbst Freuds beredtes Plädoyer für die männliche Überlegenheit konnte nicht<br />

verhindern, dass der Zahn der Zeit an den patriarchalen Grund festen zu nagen<br />

begann, die sich mehr als fünf Jahrtausende lang behauptet hatten. Die Entwicklungen<br />

im Kommunikations- und Energiesektor, die zur ersten und zweiten industriellen<br />

Revolution geführt hatten, befreiten die Frauen aus der Jahrhunderte währenden<br />

Leibeigenschaft und Sklaverei, in der das patriarchale System sie gehalten hatte. Mit<br />

dem automatisierten Buchdruck fanden Romane Verbreitung, in denen Frauen sich und<br />

ihre sozi alen Beziehungen gespiegelt fanden, was sie darin bestärkte, die mühsame<br />

Entdeckungsreise zu ihrem eigenen Ich anzutreten. Das Telefon wiederum bot Millionen


126 — 127<br />

Jeremy Rifkin<br />

Frauen die Möglichkeit, dem Gefängnis ihrer heimischen vier Wände zu entfliehen und<br />

ihre Alltagserfahrungen mit anderen auszutau schen. Während der Roman als Instrument<br />

der Selbstreflexion fungierte, trug das Telefon als Kommunikationsforum dazu bei,<br />

dass sich ein Gefühl weiblicher Solidarität entwickeln konnte.<br />

Beides hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Frauen sich der Aufsicht ihrer Männer<br />

entziehen sowie eine eigene Identität und Stimme finden konnten. Vor der allgemeinen<br />

Alphabetisierung, der Einführung der Rotati onsdruckmaschinen und der Erfindung<br />

des Telefons waren die Möglich keiten für Frauen, sich eine eigene Meinung zu bilden<br />

und über die Kaffeekränzchen im familiären Kreis hinaus mit Geschlechtsgenossinnen<br />

auszutauschen, ziemlich beschränkt. Die männliche Dominanz war allgegenwärtig und<br />

einschüchternd. Nun aber hatten Frauen die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern<br />

und ihre weibliche Identität zu finden. Später waren es dann Kino, Radio und Fernsehen,<br />

die zu dieser Identitätsfindung und -erwei terung beitrugen.<br />

Mit der Einführung eines staatlichen Schulsystems wurden Frauen all mählich die<br />

gleichen Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet wie Männern. Die Verbreitung<br />

des Automobils, die Elektrifizierung der Wohnhäuser und die Massenproduktion<br />

elektrischer Haushaltsgeräte sorgten zumindest teil weise dafür, dass die Frauen<br />

nicht mehr in täglicher Schinderei die Dinge fertigen mussten, die ihre Familien zum<br />

Leben brauchten. Dadurch, dass sich auch in der Produktion, der Logistik und in den<br />

Dienstleistungen der Schwerpunkt von der körperlichen zur geistigen und emotionalen<br />

Arbeit verschob, fanden immer mehr Frauen Eingang in die Fabriken und Büros der<br />

moder nen Wirtschaftsunternehmen. Auch wenn sie ihre Fähigkeiten und Talente nicht<br />

so uneingeschränkt einbringen konnten wie die Männer und für ihre Arbeit wesentlich<br />

schlechter bezahlt wurden als diese, spielte die semi-unabhängige Lohnempfängerin<br />

eine wesentliche Rolle in der Veränderung der Geschlechterbeziehungen.<br />

Freud entwickelte seine Theorien in den Jahrzehnten, in denen sich in Eu ropa und<br />

Nordamerika der Übergang von der ersten zur zweiten industriel len Revolution vollzog.<br />

Seine brillantesten Schriften hat er in den 1920er Jahren verfasst, just zu der Zeit,<br />

als die Fabrikmaschinen von Dampfkraft auf Strom umgestellt wurden, Frauen in Henry<br />

Fords T-Modell das Steuer übernahmen und Frauenrechte zu einem beherrschenden<br />

Thema wurden. Die neue Generation von Frauen, für die der Schriftsteller F. Scott<br />

Fitzgerald den Begriff „Flapper“ erfand, wurde mit ihrem Bild des trotzigen Aufbegehrens<br />

gegen die männliche Dominanz zum Inbegriff der Goldenen Zwanziger.<br />

Was Kinder wirklich wollen<br />

Diese Entwicklungen veranlassten eine jüngere Generation von Psychoana lytikern,<br />

zentrale Aspekte in Freuds Thesen zur menschlichen Natur infrage zu stellen. Passenderweise<br />

war es mit der Psychoanalytikerin Melanie Klein eine Frau, die, wenn auch eher<br />

unbeabsichtigt, als erste namhafte Vertreterin ihres Standes an den Grundfesten des<br />

Freudschen Gedankengebäudes rüttelte. Mit ihrer Objektbeziehungstheorie öffnete sie<br />

die Tür nur einen Spaltbreit, aber immerhin doch weit genug, dass andere die Mauern<br />

der Freud schen Festung überwinden und der Welt eine neue Geschichte vom Wesen<br />

der menschlichen Natur präsentieren konnten – eine Geschichte, die sich besser vertrug<br />

mit den technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Kräf ten, die nun die Gesellschaft<br />

zu prägen begannen. Anders als Freud, als des sen treue Anhängerin sie sich<br />

gleichwohl bis an ihr Lebensende verstand, schrieb Klein der Mutter eine zentrale Rolle<br />

in der menschlichen Entwick lung zu.<br />

Freud war der Erste, der im Zusammenhang mit der Sexualisierung früh kindlicher<br />

Beziehungen den Begriff des „Objekts“ eingeführt hatte. In seiner 1905 verfassten<br />

Schrift Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie nannte er „die Person, von welcher die<br />

geschlechtliche Anziehung ausgeht, das Sexualob jekt und die Handlung, nach welcher


10 Freud 2009, S. 37 f.<br />

11 Ebd., S. 117<br />

12 Vgl. Gerson 2004, S. 773;<br />

Buckley 1986, S. 2<br />

13 Fairbairn 2000, S. 62<br />

14 Ebd.<br />

15 Ebd., S. 63<br />

der Trieb drängt, das Sexualziel“.10 Freud zufolge wechselt ein Individuum, um seine<br />

sexuelle Lust zu befriedigen, ständig von einem Objekt zu nächsten, mit dem Ziel des<br />

„zeitweiligen Erlö schens der Libido“.11 Klein blieb mit ihrer Objektbeziehungstheorie<br />

der Freud schen Linie treu, mit zwei Ausnahmen. Zwar betrachtete sie wie Freud Libido<br />

und Aggression als primäre Triebe, aber sie legte das Schwergewicht auf letz teren.<br />

Ihr zufolge richtet sich die Aggression zuallererst gegen die Mutter brust. Der Säugling<br />

spaltet dieses primäre Objekt in die gute Brust, die seinen libidinösen Trieb befriedigt,<br />

und die böse Brust, die ihn frustriert und ihm die Triebbefriedigung versagt. Ferner<br />

behauptete sie, dass das Ich in einer primitiven Form von Geburt an eine Rolle spielt<br />

und es dem Kleinkind er möglicht, verinnerlichte Objektbeziehungen zu schaffen.<br />

Dieses schon dem Säugling eigene Bewusstsein, so die weitere Schlussfolgerung, führt<br />

dazu, dass nicht der Vater, sondern die Mutter das erste verinnerlichte Objekt des<br />

Kindes ist.<br />

Demnach ist es auch die Mutter, gegen die sich die naturgegebene Aggres sion im<br />

frühesten Stadium der Kindheit richtet. Da der Säugling die Mutter brust aber in eine gute<br />

und eine böse Brust aufspaltet, hegt er kontroverse Gefühle gegenüber diesem Objekt.<br />

Wenn das Kind älter wird und in der Mut ter nicht mehr nur die Brüste sieht, sondern eine<br />

eigenständige Person, die es umsorgt, führt dieser Zwiespalt zu der Befürchtung, seine<br />

Aggression könnte dem guten Objekt schaden. Daraus resultieren bei dem Kind Reue -<br />

und Schuldgefühle sowie das Bedürfnis nach Wiedergutmachung, um die Beziehung nicht<br />

zu zerstören, auf die es zur Befriedigung seiner Libido ange wiesen ist.<br />

Auch wenn Klein in der Freudschen Tradition überzeugt war, dass der pri märe Trieb<br />

eines Kindes libidinöser und aggressiver Natur sei, hielt sie es doch immerhin für<br />

möglich, dass menschliche Beziehungen durch Gemein sinn moduliert werden können.<br />

Weil sie jedoch wie Freud Destruktions- und Todestrieb als fest in der menschlichen<br />

Psyche verankert ansah, konnte sie den Gemeinsinn auch nicht als primären Trieb,<br />

sondern lediglich als einen sekundären Kompensationstrieb begreifen.12<br />

Andere hingegen griffen nach dem dünnen Strohhalm der Hoffnung, den Melanie Klein<br />

geliefert hatte, und nahmen Freuds These vom angeborenen Destruktionstrieb im<br />

Dienste der Libidobefriedigung des Kindes unter Beschuss. Es waren Psychoanalytiker<br />

wie William Fairbairn, Heinz Kohut, Do nald Winnicott und Ian Suttie, die das Bedürfnis<br />

nach Gemeinschaft zum Primärtrieb und destruktives und aggressives Verhalten zu<br />

einer kompen satorischen Reaktion auf die Unterdrückung dieses elementarsten aller<br />

menschlichen Bedürfnisse erklärten. Für sie waren Objektbeziehungen nicht zweckgerichtet<br />

und vom Bedürfnis nach Lustbefriedigung bestimmt, son dern von dem Wunsch<br />

nach Gemeinsamkeit, Liebe, Zuneigung und Freund schaft getragen.<br />

Fairbairn leitet den Angriff mit einer einfachen Frage ein: „Warum lutscht ein Baby<br />

am Daumen?“ Und er fährt fort: „Die Antwort auf diese einfache Frage entscheidet<br />

über die gesamte Validität der Konzeption erogener Zonen und der davon abgeleiteten<br />

Libidotheorie.“13 Freud wollte uns glauben ma chen, dass das Kind am Daumen lutscht,<br />

weil sein Mund eine erogene Zone sei und das Lutschen ihm erotischen Lustgewinn<br />

verschaffe. Das mag auf den ersten Blick überzeugend klingen, aber Fairbairn schließt<br />

eine zweite Frage an: „Warum an seinem Daumen?“, und hat auch die Antwort parat:<br />

„Weil keine Brust zum Saugen da ist.“ Er bezeichnet das Daumenlutschen als eine<br />

„Technik, um mit einer unbefriedigenden Objektbeziehung fertig zu werden“.14 Der<br />

Säugling sucht sich, mit anderen Worten, ein Ersatzobjekt zur Befriedigung seiner Lust,<br />

weil ihm das, was er sich eigentlich wünscht, näm lich eine Beziehung zur mütterlichen<br />

Brust und zur Mutter selbst, verwehrt wird. Hier weicht Fairbairn definitiv von Freud<br />

und Klein ab und legt den Grundstein für eine grundlegende Spaltung in der Psychoanalyse.<br />

Er schreibt: „Wir müssen uns jedoch immer vor Augen führen, daß nicht die<br />

libidinöse Haltung die Objektbeziehung bestimmt, sondern die Objektbeziehung die<br />

libidinöse Haltung.“15


128 — 129<br />

Jeremy Rifkin<br />

16 Ebd., S. 69<br />

17 Ebd., S. 90<br />

18 Kohut 1981<br />

Alle Formen frühkindlicher Sexualität, von der Freud so besessen war, sind Fairbairn<br />

zufolge Ersatzhandlungen, mit denen das Kind seine Sorge um das zu beschwichtigen<br />

sucht, was es sich wirklich wünscht und was ihm teilweise oder auch weitestgehend<br />

verweigert wird. Und was ist das, was sich jedes Kind vor allem anderen wünscht und<br />

nicht zu bekommen fürchtet? Auf diese Frage hat Fairbairn eine eindeutige Antwort:<br />

Die Frustration seines Bedürfnisses, als Person geliebt zu werden und zu sehen,<br />

daß seine Liebe angenommen wird, ist das schwerste Trauma, das einem Kind<br />

zu gefügt werden kann. Dieses Trauma ist die Hauptursache für die verschieden -<br />

arti gen Fixierungen der frühkindlichen Sexualität, in die sich das Kind flüchtet, wenn<br />

es versucht, das Scheitern seiner emotionalen Beziehungen zu seinen äußeren<br />

Ob jekten durch Ersatzbefriedigungen zu kompensieren.16<br />

Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass es als Person nicht geliebt wird oder dass seine<br />

Liebe nicht angenommen wird, stagniert sein Reifeprozess, und es be ginnt, anomale<br />

Beziehungen und krankhafte Symptome wie aggressives, zwanghaftes, paranoides,<br />

hysterisches und phobisches Verhalten zu entwi ckeln. All diesen Verhaltensauffälligkeiten<br />

liegt ein tiefes Gefühl der Isola tion und Verlassenheit zugrunde.<br />

Fairbairn kommt zu dem Schluss, dass Freud mit seiner Sicht der mensch lichen Natur<br />

in zwei entscheidenden Punkten irrt, nämlich hinsichtlich der von ihm postulierten<br />

elementaren Bedeutung des libidinösen Triebes und dessen Befriedigung:<br />

Zu den folgenreichsten Schlüssen, die ich … dargelegt habe, zählen 1. meine Auffassung,<br />

daß libidinöse ‚Ziele‘ im Vergleich zu den Objektbeziehungen zweitrangig<br />

sind, und 2. meine Ansicht, daß das eigentliche Ziel der libidinösen Strebungen nicht<br />

in der Triebbefriedigung, sondern in einer Beziehung zum Objekt besteht.17<br />

Die Implikationen dieser Beobachtungen sind gewaltig, denn sie bringen die Fundamente<br />

der Freudschen Lehrmeinung über die Natur des Menschen ins Wanken. Freud,<br />

erinnern wir uns, sah in der Libido einen uns innewohnen den Primärtrieb. Das Kind<br />

sucht, dem „Lustprinzip“ entsprechend, von Ge burt an uneingeschränkte Lustbefriedigung<br />

in unterschiedlicher erotisierter Form. Bevor ein Ich existiert, gibt es schon das<br />

Es, eine Urkraft auf der Suche nach libidinöser Befriedigung. Aber mit der Zeit muss<br />

die Gesellschaft dem Lustprinzip Schranken setzen, weil sonst keine geregelte soziale<br />

Interaktion möglich ist. Dazu dient das von der Gesellschaft eingesetzte „Realitätsprin<br />

zip“ in Form elterlicher Verbote und Gebote, angefangen bei der Sauberkeitserziehung<br />

und anderen Methoden der Konditionierung. Solche Maßnahmen tragen dazu<br />

bei, das Ich zu formen, was nicht viel mehr ist als ein Mechanis mus, die libidinösen<br />

Triebe zugunsten der Sozialisation zu unterdrücken und zu beherrschen.<br />

Andere Psychoanalytiker schlossen sich Fairbairns Kritik an und formu lierten eine<br />

Gegentheorie, in deren Mittelpunkt die grundlegende Bedeu tung sozialer Beziehungen<br />

für die Entwicklung der Psyche und des Selbst stand. Heinz Kohut war ebenfalls<br />

der Auffassung, dass der Destruktionstrieb nicht in der Natur des Menschen angelegt<br />

ist, sondern nur dann auftritt, wenn keine verlässlichen Beziehungen hergestellt<br />

werden können. Er erwei terte Winnicotts Analyse um die Überlegung, welche wichtige<br />

Rolle Empa thie für die Entwicklung des reifen Selbst spielt und welche negativen<br />

Aus wirkungen es auf die Bildung des Ich hat, wenn sie fehlt.18 Kohut postuliert, dass<br />

Kinder von Geburt an über einen Selbstbehauptungstrieb verfügen, un terscheidet<br />

diesen aber von Wut, Aggression und destruktivem Verhalten. Ersteren betrachtet er<br />

als notwendige Voraussetzung für die Ich-Bildung und die Entwicklung eines reifen<br />

Selbst, letztere als Ausdruck einer misslunge nen Selbstobjektbeziehung infolge fehlender<br />

Empathie vonseiten des signi fikanten Anderen, eines Elternteils oder beider Eltern.


19 Kohut 1985, S. 166<br />

20 Ebd., S. 167<br />

21 Winnicott 1998, S. 188<br />

22 Ebd., S. 151, 153<br />

Aufgrund jahrelanger klinischer Beobachtungen gelangte Kohut zu der Überzeugung,<br />

dass die Bestätigung und Empathie, die ein Kind von seinen Eltern erfährt oder<br />

nicht, darüber entscheidet, was für eine Persönlichkeit es später werden wird: „Die<br />

Bedeutung eines empathischen Umfelds kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“19<br />

Dabei stellte Kohut fest, dass es kaum eine Rolle spielt, wer im frühen Kindesalter die<br />

Elternrolle übernimmt, solange die jeweilige Person das für eine gesunde Entwicklung<br />

des Kindes notwendige empathische Umfeld schafft. Um zu zeigen, dass es dazu<br />

nicht unbedingt der biologischen Mutter bedarf, führt er einen Fall an, über den Anna<br />

Freud und Sophie Dann berichtet hatten. Es ist die Geschichte von sechs Kindern, die<br />

während des Zweiten Weltkriegs in einem Konzentrationslager überlebten. Im Laufe<br />

der drei Jahre, die sie in dem Lager verbrachten, küm merte sich eine ständig wechselnde<br />

Gruppe von Müttern um sie. Wenn eine der Ersatzmütter ermordet wurde, übernahm<br />

eine andere ihren Platz und immer so weiter. Obwohl die Kinder durch diese Erfahrung<br />

verständlicher weise traumatisiert waren, verfügten sie doch über verhältnismäßig<br />

stabile Persönlichkeiten, was nur auf die empathische Zuwendung zurückgeführt werden<br />

kann, die sie von ihren zahlreichen Ersatzmüttern erfahren hatten.20<br />

Im Gegensatz zu Fairbairn und Kohut, die zum Frontalangriff gegen Freuds Sicht der<br />

menschlichen Natur bliesen, war ihr Zeitgenosse Donald Winnicott subtiler, wenn auch<br />

nicht weniger treffend in seiner Kritik, die sich auf seine jahrzehntelange Arbeit mit<br />

Säuglingen und Kleinkindern stützte. Seine Kri tik richtete sich gegen die Vorstellung<br />

vom mit sich selbst beschäftigten klei nen Individuum, für das die Welt nur dazu<br />

bestimmt sei, seinen unersättli chen Hunger zu stillen: „In diesem sehr frühen Stadium<br />

ist es auch nicht logisch, von einem Individuum zu sprechen …, weil es noch kein<br />

individuel les Selbst gibt.“21 Obwohl der Gedanke zu dieser Zeit eher ungewöhnlich<br />

schien, hat Winnicott hier, rückblickend gesehen, ein wichtiges Argument ins Feld<br />

geführt: nämlich dass sich zwar ein Kind im Mutterleib, ein Indivi duum hingegen in<br />

einer Beziehung bildet. Eine Gemeinschaft wird also nicht von Individuen geschaffen,<br />

vielmehr bringt die Gemeinschaft Individuen hervor – erst eine Beziehung, dann das<br />

Individuum, nicht umgekehrt. Diese einfache Beobachtung rüttelt an den Grundfesten<br />

der Moderne mit ihrer Be tonung des autonomen Einzelnen, der der Welt seinen Willen<br />

aufzwingt.<br />

Winnicott untermauert seine These, indem er das erste Aufschimmern der Bewusstwerdung<br />

eines Säuglings in seiner allerersten Handlung – der Suche nach der<br />

mütterlichen Brustwarze – beschreibt. Wenn die Mutter ihr Kind zum ersten Mal an<br />

die Brust legt, muss sie ihm erlauben, den Nippel selbst zu entdecken. Sie muss ein<br />

spielerisches Geschenk daraus machen und, wichtiger noch, dem Säugling das – wenn<br />

auch nur undeutlich wahrgenommene – Gefühl vermitteln, die Brust und damit „die<br />

Welt erschaffen“ zu haben. „Die Mutter“, so Winnicott, „wartet darauf, entdeckt zu<br />

werden.“22 Dies ist der Anfang der ersten Beziehung des Kindes und prägt die Entwicklung<br />

seines Selbst. Dieser erste Schöpfungsakt ist die Grundlage, auf der sich später<br />

das Gefühl für das Ich und das Du bilden kann. Die Bedeutung des ersten Stillens fasst<br />

Winnicott so zusammen:<br />

Auf der Grundlage zahlloser Sinneseindrücke, die mit der Aktivität des Stillens und<br />

der Entdeckung des Objekts einhergehen, werden Erinnerungen aufgebaut. So<br />

entwickelt sich im Laufe der Zeit ein Zustand, in dem der Säugling voll Vertrauen wird,<br />

das Objekt seines Begehrens finden zu können, und dies bedeutet, daß der Säugling<br />

die Abwesenheit des Objekts allmählich zu ertragen lernt. Auf diese Weise entwickelt<br />

sich seine Vorstellung von der äußeren Realität … Die Magie des Begeh rens vermittelt<br />

dem Baby gewissermaßen die Illusion, magische, schöpferische Kräfte zu besitzen;<br />

durch die einfühlsame Anpassung seiner Mutter wird die Omni potenz Wirklichkeit.<br />

Die allmähliche Erkenntnis, daß es die äußere Realität nicht magisch zu beherrschen


130 — 131<br />

Jeremy Rifkin<br />

23 Ebd., S. 157<br />

24 Ebd., S. 155<br />

25 Suttie 1952, S. 4, 6<br />

26 Ebd., S. 16<br />

27 Ebd., S. 22<br />

28 Ebd., S. 50<br />

vermag, gründet in der Omnipotenz der frühen Phase, die dank der Anpassungstechnik<br />

der Mutter Realität wird.23<br />

Wenn es die Mutter beispielsweise nicht zulässt, dass der Säugling die Brust warze<br />

spielerisch entdeckt und auf magische Weise erschafft, sondern sie ihm quasi in den<br />

Mund schiebt, dann nimmt sie ihm die Möglichkeit, das Sinnesgedächtnis aufzubauen,<br />

das er braucht, um sich später als Individuum wahrzunehmen, das mit von ihm<br />

getrennten anderen interagiert. Die Mutter hilft ihrem Kind also durch die Art, wie<br />

sie in diese erste Beziehung mit ihm eintritt, eine eigenständige Person zu werden.<br />

Winnicotts Fazit lautet: „Vielleicht ist die Tatsache, daß der Säugling das Bedürfnis<br />

hat, die Mutterbrust selbst zu erschaffen, die wichtigste Information, mit der der<br />

Psychologe, wenn sein Wissen von der Gesellschaft akzeptiert wird, zur psychischen<br />

Gesundheit ihrer Mitglieder beitragen kann.“24<br />

lan Suttie ging noch einen Schritt weiter und lieferte eine Erklärung der menschlichen<br />

Natur, die Freuds Theorie diametral entgegengesetzt ist. Seine These: „Die biologische<br />

Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme könnte psy chologisch im seelischen Empfinden<br />

des Säuglings gespiegelt sein, nicht als ein Bündel praktischer Notwendigkeiten<br />

und möglicher Entbehrungen, son dern als Lust an der gegenseitigen Gesellschaft<br />

und in der Entsprechung als Unbehagen an Einsamkeit und Isolation.“ Er sieht im<br />

„angeborenen Bedürf nis nach Gesellschaft“ das wichtigste Mittel der Selbsterhaltung<br />

eines Säug lings und den eigentlichen Wesenskern des Menschen – denn in Wahrheit<br />

sind wir, so Suttie, ausgesprochen gesellige Wesen.25 Er geht davon aus, dass alle<br />

späteren Interessen des Individuums – die Art, wie es spielt oder sich in Konkurrenzsituationen<br />

verhält, seine Kooperationsfähigkeit und seine kul turellen und politischen<br />

Prägungen – ein Ersatz für die allererste Beziehung, die Bindung zwischen dem<br />

Säugling und seiner Mutter, sind. „Mit diesem Ersatz“, bemerkt Suttie, „setzen wir das<br />

gesamte soziale Umfeld an die Stelle, die einmal von der Mutter besetzt war.“26<br />

Für ihn war das Spielen die wichtigste gesellschaftliche Aktivität, weil im Spiel Kameradschaften<br />

entstehen, Vertrauen gebildet wird und Fantasie und Kreativität zum Einsatz<br />

kommen. Im Spiel können wir die existenzielle Angst vor der Einsamkeit überwinden<br />

und das Gefühl der Gemeinsamkeit wieder herstellen, das wir bei unserer uranfänglichen<br />

Spielgefährtin, unserer Mut ter, erstmals entdeckt haben: „Die Zeitspanne<br />

zwischen Kindheit und Er wachsenenalter wird von einem fast unstillbaren Bedürfnis<br />

nach Geselligkeit bestimmt, das sich der formbaren Kraft menschlicher Interessen<br />

zur Befrie digung im Spiel bedient.“27<br />

Den Gedanken, dass alle menschlichen Beziehungen, selbst die eines Säuglings, von<br />

dem Wunsch bestimmt sind, Macht über andere zu gewinnen, lehnt Suttie ab. Für ihn<br />

kann es keinen vermeintlichen Urzustand kindlicher Allmachtsgefühle geben, weil es<br />

auch kein ursprüngliches Selbstbewusstsein gibt. Erst wenn sich die Mutter weigert,<br />

sich dem Säugling zuzuwenden, oder wenn sie seine Liebesbezeugungen zurückweist,<br />

entstehen „Angst, Hass und Aggressionen (die Freud irrtümlich für einen primären<br />

Trieb hält) und das Streben nach Macht“.28<br />

Zu Beginn seines Lebens verfügt ein Kind demnach über das instinktive, wenn auch<br />

noch unausgereifte Bedürfnis zu geben und zu nehmen – die Grundvoraussetzung für<br />

Liebe und soziales Verhalten. Die Beziehung zwi schen Mutter und Kind ist symbiotisch,<br />

und sie erfordert ein angemessenes Gleichgewicht zwischen dem Austeilen und dem<br />

Empfangen von Liebesbe weisen. Soziales Verhalten beruht auf Gegenseitigkeit, sie<br />

ist die Grundlage aller Beziehungen. Wenn die Gegenseitigkeit nicht funktioniert, wird<br />

die Entwicklung des Selbst und des Sozialverhaltens gehemmt, und es entstehen<br />

seelische Störungen.


29 Levy 1937, S. 644<br />

30 Bender u.a. 1941, S. 1169<br />

Der Mensch, ein durch und durch soziales Wesen<br />

Andere Wissenschaftler kamen unabhängig voneinander zu ähnlichen Er gebnissen<br />

wie die Objektbeziehungstheoretiker Fairbairn, Kohut, Winnicott und Suttie. In einer<br />

Reihe kontrollierter Studien mit Kindern, die in Waisen häusern oder bei Adoptiv-<br />

beziehungsweise Pflegeeltern aufgewachsen wa ren, gewannen Psychologen einige<br />

bedrückende Erkenntnisse, die offen sichtlich die Theorie vom Menschen als sozialem<br />

Wesen untermauerten.<br />

Das ursprüngliche Interesse des Psychoanalytikers David Levy richtete sich auf Kinder<br />

überfürsorglicher Mütter. Seine Kontrollgruppe bestand aus Kindern, die als Säuglinge<br />

überhaupt keine mütterliche Fürsorge genossen hatten und in der Folge unfähig waren,<br />

eine Bindung zu ihren Adoptiveltern zu entwickeln. Die meisten dieser Kinder hatten<br />

ein paar Jahre lang in Wai senhäusern gelebt, bevor sie in Familien vermittelt wurden.<br />

Schon bald ent deckte Levy bei den Kindern der Kontrollgruppe ein beunruhigendes<br />

Muster, das ihn veranlasste, sein Augenmerk jetzt ganz auf sie zu richten. Obwohl die<br />

Kinder, denen eine frühe Mutterbindung gefehlt hatte, nach außen hin durchaus ein<br />

liebevolles Verhalten zeigten, waren sie unfähig zu echter emo tionaler Wärme. Sie<br />

erwiesen sich oft als sexuell aggressiv, neigten zu unso zialem Verhalten und hatten<br />

in vielen Fällen ein beträchtliches Geschick beim Lügen und Stehlen entwickelt.<br />

Praktisch keines der Kinder war fähig, echte Freundschaften zu schließen. Levy zufolge<br />

waren sie außerstande, das gesamte Spektrum der Gefühle auszudrücken, die aus<br />

einer gesunden Bezie hung zu einer Mutterfigur erwachsen, weil ihr primärer Affekt<br />

nicht befriedigt wurde: Sie litten unter „Affekthunger“. Levy stellte die ziemlich<br />

beängs tigende Frage, ob es möglich sei, „dass es im emotionalen Leben zu Man gelerkrankungen<br />

kommen könnte, vergleichbar den physischen Folgen einer Mangelernährung<br />

beim sich entwickelnden Organismus“.29<br />

Andere Wissenschaftler machten ähnliche Beobachtungen bei Kindern, die in Waisenhäusern<br />

aufwuchsen. Loretta Bender, die Leiterin der Kinder psychiatrie am New Yorker<br />

Bellevue-Krankenhaus, stellte fest, dass diese Kinder beängstigend menschenfeindliche<br />

Züge aufwiesen. Sie schrieb:<br />

Sie haben kein Spielmuster und können sich nicht in eine spielende Gruppe ein bringen,<br />

sondern sie provozieren und ärgern andere Kinder, klammern sich an die Erwachsenen<br />

und neigen zu Wutausbrüchen, wenn man kooperatives Verhalten von ihnen verlangt.<br />

Sie sind hyperaktiv und unkonzentriert; persönliche Beziehun gen können sie überhaupt<br />

nicht einordnen, und sie verlieren sich in destruktiven Fantasien, die sich sowohl<br />

gegen die Welt als auch gegen sie selbst richten.30<br />

Kinder, die als Säuglinge keine mütterliche Fürsorge erlebt hatten, entwickelten<br />

demnach psychische Störungen.<br />

Der Mangel an mütterlicher Fürsorge wurde noch verschlimmert durch die strengen<br />

Hygienevorschriften in den Heimen, die ironischerweise ei gentlich der Gesundheit der<br />

Kinder dienen sollten. Wie im ersten Kapitel be reits beschrieben, wurde in Waisenhäusern<br />

und Pflegeheimen geradezu zwanghaft auf ein steriles Umfeld geachtet, das<br />

vor der Verbreitung von Krankheitserregern schützen sollte. Aus dem gleichen Grund<br />

war es für das Pflegepersonal verpönt, die Kinder anzufassen oder gar in den Arm zu<br />

neh men und mit ihnen zu schmusen. Die meisten Kinder tranken allein aus der Flasche,<br />

sodass es auch beim Füttern zu keinem Körperkontakt kam. Die Folge war, dass die<br />

Kinder verkümmerten. In einigen Waisenhäusern lag die Kindersterblichkeit in den<br />

ersten beiden Lebensjahren bei erschütternden 32 bis 75 Prozent. Obwohl ausreichend<br />

ernährt und gut gepflegt, starben die Kleinen zuhauf. Oft wurde ihr Tod irrtümlicherweise<br />

auf Unterernährung zurückgeführt, oder bei den Kindern wurde „Hospitalismus“


132 — 133<br />

Jeremy Rifkin<br />

31 Karen 1998, S. 19<br />

32 Bakwin 1941, S. 31<br />

33 Vgl. Karen 1998, S. 21<br />

diagnostiziert, aber das alles verschleierte nur das eigentliche Problem.31 Ohne mütterliche<br />

Liebe und Zuwendung verloren die Kinder ihren Lebenswillen.<br />

Die strengen Hygienevorschriften für Waisenhäuser waren von der Zeit vor dem Ersten<br />

Weltkrieg bis in die 1930er Jahre gültig, obwohl sich die Anzeichen dafür mehrten,<br />

dass in der Führung dieser Einrichtungen etwas ganz und gar nicht stimmte. Erst 1931,<br />

als mit Harry Bakwin ein Kinderarzt die Leitung der Pädiatrie am Bellevue-Krankenhaus<br />

übernahm, begann sich auf der Säuglingsstation einiges zu ändern. Bakwin veröffentlichte<br />

einen Auf satz mit dem Titel „Einsamkeitsgefühle bei Säuglingen“, in dem er<br />

einen Be zug herstellte zwischen Säuglingssterblichkeit und emotionaler Verkümme rung.<br />

In einer Passage beschrieb er, welche absurden Formen die zwanghafte Beschäftigung<br />

mit dem keimfreien Umfeld für Säuglinge in dem Kranken haus angenommen hatte:<br />

„Es wurde ein Kasten mit Einlass- und Auslassven tilen eingeführt, der über mit Stulpen<br />

ausgestattete Eingriffe für das Pflege personal verfügt. In diesen Kasten wird der<br />

Säugling gelegt und kann versorgt werden, ohne dass er mit den Händen eines<br />

Menschen groß in Berührung kommt.“ Bakwin ließ in der Säuglingsstation Schilder<br />

aufhängen, auf denen stand: „Betreten Sie diese Station nie, ohne ein Baby in den Arm<br />

zu neh men.“32 Schon bald gingen die Ansteckungskrankheiten zurück, und die Kin der<br />

blühten auf.<br />

Etwa zur gleichen Zeit stellten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwi schen Intelligenz,<br />

Sprachentwicklung und emotionaler Vernachlässigung fest. Bei Kindern, die<br />

in Waisenhäusern aufgewachsen waren, wurde oft ein so niedriger IQ-Wert gemessen,<br />

dass man sie als zurückgeblieben einstufte, während die Messergebnisse bei Kindern<br />

aus Pflegefamilien normal waren. Diese Studien warfen die Lehrmeinung vom ererbten<br />

IQ über den Haufen.<br />

Harold Skeel führte in einem staatlichen Pflegeheim eine bahnbrechende Studie mit<br />

13 Kindern unter zweieinhalb Jahren durch, die er jeweils der Obhut eines älteren<br />

geistig zurückgebliebenen Mädchens unterstellte. Inner halb von 19 Monaten war der<br />

durchschnittliche IQ dieser Kinder von 64 auf 92 gestiegen, womit bewiesen war,<br />

dass emotionale Bindungen bei der Entwicklung der Intelligenz eine viel wichtigere<br />

Rolle spielen, als bis dahin ange nommen.33 Die lange gültige Lehrmeinung, der<br />

zufolge die Intelligenz eines Menschen in seiner Biologie angelegt sei, schien nicht<br />

mehr ganz so über zeugend zu sein. War es möglich, dass die geistigen Fähigkeiten<br />

eines Kindes seinem angeborenen emotionalen Bedürfnis nach Zuwendung und Nähe<br />

entspringen?<br />

Unter dem Einfluss der zahlreichen Studien, die in den 1930er und 1940er Jahren auf<br />

dem Gebiet der Säuglingsforschung durchgeführt wurden, begann sich unter Psych ia tern<br />

das Bild von der Natur des Menschen zu verän dern. Aber es waren die emotional aufrüttelnden<br />

Bilder eines einzigen Films, die das gesamte Berufsfeld bis in die Grundfesten<br />

erschütterten und die überkommenen Vorstellungen von angemessener professioneller<br />

Kinder pflege, aber auch von der Beziehung zwischen Eltern und Kindern veränder ten.<br />

Im Jahr 1947 sah sich eine kleine Gruppe von Ärzten und Psychologen an der medizinischen<br />

Fakultät der New Yorker Universität einen kurzen Film mit dem Titel Trauer – eine<br />

Bedrohung im Säuglingsalter an, den der Psycho analytiker René Spitz gedreht hatte.<br />

Es war ein Stummfilm, in Schwarzweiß aufgenommen, und zu sehen waren darin Kleinkinder,<br />

die anfangs von ih ren Müttern versorgt worden waren, dann aber aufgrund aller<br />

möglichen Umstände in einem Pflegeheim untergebracht wurden, wo es nur eine aus gebildete<br />

Pflegerin und fünf Hilfsschwestern für 45 Babys gab.<br />

Das erste Baby sieht man, kurz nachdem es von seiner Mutter für einen dreimonatigen<br />

Aufenthalt im Heim abgegeben wurde. Das Mädchen lächelt, jauchzt und spielt mit<br />

einer erwachsenen Betreuungsperson. Schon eine Wo che später ist aus dem Kind eine<br />

andere Person geworden. Es wirkt verloren und reagiert kaum. Manchmal weint es<br />

ohne ersichtlichen Grund oder tritt nach der Betreuungsperson. In seiner Miene drückt


34 Ebd., S. 24<br />

35 Spitz 1996<br />

36 Bowlby 1967, S. V<br />

sich nackte Angst aus. Die Kamera schwenkt über andere Kleinkinder, die stumpf,<br />

traurig und leb los wirken. Viele der Kinder sind abgemagert und legen stereotype<br />

Verhal tensweisen wie Kauen an den Händen an den Tag. Einige der Kinder können<br />

weder sitzen noch stehen. Sie verharren reglos und ausdruckslos, ohne An trieb.<br />

Sie wirken wie leere Hüllen. Dann erscheint eine Schrift auf der Lein wand: „Das<br />

Heilmittel: Gebt dem Kind die Mutter wieder!“34<br />

Die Zuschauer waren erschüttert. Einige brachen in Tränen aus. In den fol genden<br />

Jahren sollten sich Tausende von Ärzten, Psychologen, Sozialarbei tern und<br />

Kinder schwestern den Film ansehen. Viele lasen später auch die Ergebnisse der<br />

beiden Studien, die Spitz 1945 und 1946 zu dem Thema durch geführt hatte,<br />

die aber erst knapp 20 Jahre später veröffentlicht wurden.35 Sie markierten einen<br />

Wendepunkt in den Grundlagen der Säuglingspflege, aber dennoch sollte es noch<br />

zwei Jahrzehnte dauern, bis eine signifikante Mehr heit der Kinderärzte und -psychologen<br />

die Erkenntnisse aus den Studien und dem Film von René Spitz in ihre Arbeit<br />

einfließen ließ.<br />

Der Mann, der die Dokumentationen von Spitz und anderen Forschern maßgeblich zu<br />

einer tragfähigen Theorie ausformulierte, war der britische Psychiater John Bowlby. Die<br />

wesentlichen Aspekte seiner Bindungstheorie veröffentlichte er zwischen 1958 und<br />

1960 in drei Aufsätzen, die die psycho analytische Gemeinde erschütterten. Ausgehend<br />

von der Objektbeziehungs theorie und insbesondere William Fairbairns Erkenntnissen,<br />

erklärt Bowlby, dass die erste Beziehung eines Kindes zu seiner Mutter dessen geistige<br />

und emotionale Entwicklung entscheidend beeinflusst. Wie Fairbairn hält er das<br />

Bedürfnis des Kindes, Beziehungen zu anderen aufzubauen, für einen Pri märtrieb:<br />

Wenn ein Kind geboren wird, kann es eine Person nicht von der anderen unterscheiden,<br />

ja, es kann eine Person kaum von einem Gegenstand unterscheiden. Doch<br />

bis zu seinem ersten Geburtstag hat es sich im Allgemeinen zu einem wahren<br />

Men schenkenner gemausert. Es kann nicht nur mühelos zwischen Bekannten und<br />

Fremden unterscheiden, sondern sucht sich auch unter den Menschen, die es kennt,<br />

seine Lieblingspersonen heraus. Diese begrüßt es freudig, folgt ihnen, wenn sie<br />

ge hen, und sucht nach ihnen, wenn sie nicht da sind. Auf ihre Abwesenheit reagiert<br />

es mit Angst und Unruhe, ihre Rückkehr erleichtert es und vermittelt ihm ein Gefühl<br />

der Sicherheit. Auf diesem Fundament baut offenbar sein gesamtes Gefühlsleben<br />

auf – ohne dieses Fundament sind sein künftiges Glück und seine künftige Gesundheit<br />

gefährdet.36<br />

Bowlby teilt die Ablehnung der Freudschen Libidotheorie mit anderen Ob jektbeziehungstheoretikern,<br />

geht aber einen großen Schritt weiter, indem er die Objektbeziehungen<br />

in der Evolutionsbiologie verortet, und damit eine seriöse wissenschaftliche Basis<br />

für die Widerlegung der Freudschen Lehr meinung schafft. Seine Theorie ist stark von<br />

Konrad Lorenz’ verhaltensbiolo gischen Erkenntnissen beeinflusst. Lorenz hatte 1935<br />

im Journal für Ornithologie einen bedeutenden Beitrag über die Prägung bei Vögeln<br />

veröffentlicht. In seinem Aufsatz mit dem Titel „Der Kumpan in der Umwelt des Vogels“<br />

hatte Lorenz beschrieben, dass frisch geschlüpfte Jungtiere bei Vogelarten wie Enten<br />

und Gänsen sich dem ersten Erwachsenen anschließen, mit dem sie in Berührung<br />

kommen. Für Bowlby bestätigten diese Forschungsergeb nisse auf ethologischem Gebiet<br />

das, was er in Bezug auf die Entwicklung von Säuglingen beobachtet hatte.<br />

Seine eigenen Beobachtungen und die Erkenntnisse der Ethologen brach ten ihn zu der<br />

Vermutung, dass es bei fast allen Säugetierarten Bindungsverhalten gibt. Ein Jungtier<br />

sucht die Bindung an ein erwachsenes Tier, in den meisten Fällen die Mutter, weil<br />

es ihm Schutz bietet, und dieses Verhalten hat nichts mit dem Sexualtrieb oder dem<br />

Bedürfnis nach Nahrung zu tun. Doch Bowlby geht noch einen Schritt weiter als die


134 — 135<br />

Jeremy Rifkin<br />

37 Bowlby 2001, S. 164<br />

38 Ebd., S. 167 ff.<br />

39 Ebd., S. 174<br />

Ethologen, denn er sieht im Bindungsverhalten nur einen Teil der sich entwickelnden<br />

Beziehung zur Mutter. Eine ebenso wichtige Rolle spielt in seinen Augen das<br />

„ Erkundungsverhalten“, das er als dessen Gegenpol begreift:<br />

Es gibt nun viele Beweise für die Ansicht, daß das Erkundungsverhalten von gro ßer<br />

Bedeutung ist, indem es eine Person oder ein Tier in die Lage versetzt, ein kohä rentes<br />

Bild der Umweltmerkmale zu entwickeln, die zu irgendeinem Zeitpunkt für das Überleben<br />

wichtig werden können. Kinder und andere junge Lebewesen sind bekanntlich<br />

neugierig und wißbegierig, was sie veranlaßt, sich von ihren Bindungs figuren fortzubewegen.<br />

In diesem Sinne steht das Erkundungsverhalten im Wider spruch zum<br />

Bindungsverhalten. Bei gesunden Individuen wechseln sich diese bei den Verhaltensweisen<br />

normalerweise ab.37<br />

Vermitteln die Eltern dem Kind nicht das Gefühl, geborgen zu sein, umsorgt und<br />

geliebt zu werden, so kann es sich nicht zu einem offenen, selbststän digen Wesen<br />

entwickeln. Gleichzeitig müssen sie jedoch das angeborene Bedürfnis des Kindes,<br />

seine Welt zu erforschen, unterstützen. Das Gelingen oder Nichtgelingen dieses<br />

dialektischen Prozesses entscheidet über das spä tere Gefühlsleben und Sozialverhalten<br />

eines jeden Kindes.<br />

Erst spätere Untersuchungen der Eltern-Kind-Dynamik haben deutlich ge zeigt, dass<br />

eine Mutter oder ein Vater umso eher in der Lage sind, die Bedürf nisse und Wünsche<br />

ihres Kindes emotional und kognitiv zu erfassen, je em pathischer sie sind. Bowlby ging<br />

aufgrund seiner Studien davon aus, dass in den Vereinigten Staaten und Großbritannien<br />

mehr als die Hälfte der Kinder von ihren Eltern angemessen betreut und in ihrer Entwicklung<br />

gefördert wur den, mehr als ein Drittel hingegen nicht. Die Eltern dieser Kinder<br />

reagierten nicht auf deren Versuche, Fürsorgeverhalten auszulösen, behandelten<br />

sie ge ringschätzig oder wiesen sie offen zurück. Solches Verhalten kann dazu füh ren,<br />

dass das Kind aus Angst vor dem Verlust einer Bindungsperson in einem permanenten<br />

Zustand der Angst und Unsicherheit lebt – einer Angstbindung, wie Bowlby es nennt –<br />

und ein krankhaftes Verhalten an den Tag legt, das von neurotischen Symptomen bis<br />

zu Depressionen und Phobien reichen kann.38<br />

Für Bowlby liegt es auf der Hand, dass sich das einmal erworbene Bin dungsverhalten<br />

im späteren Leben kaum ändert. Ein Mensch geht, mit ande ren Worten, als Erwachsener<br />

nach dem gleichen Muster Bindungen – zu Freunden, einem Ehepartner, einem Arbeitgeber<br />

– ein, wie er es als Kind mit seiner ersten Bindungsperson erlebt hat.39<br />

Bowlbys Erkenntnisse muten heute vollkommen selbstverständlich an. Aber man<br />

muss sich klar machen, dass Kinderärzte in den Vereinigten Staa ten und Großbritannien<br />

erst in den 1960er Jahren anfingen, danach zu han deln und Eltern beim Umgang<br />

mit Säuglingen und Kleinkindern entspre chend zu beraten. Auf dem europäischen<br />

Kontinent dauerte es sogar bis in die späten 1970er Jahre, bis sich die Veränderungen<br />

in der Kinderpsychologie herumgesprochen hatten und auch durchsetzten. Bowlbys<br />

Theorien fanden nicht über Nacht Zustimmung. Im Gegenteil, anfangs stießen sie<br />

auf erbit terten Widerstand. So leicht gaben sich die Freudianer nicht geschlagen mit<br />

ihrer materialistischen und utilitaristischen Auffassung von der menschli chen Psyche.<br />

Auch die Behavioristen waren nicht davon zu überzeugen, dass Kinder von Geburt<br />

an auf der Suche nach sozialen Bindungen sind. Sie ver traten die Ansicht, ein Kind<br />

sei bei seiner Geburt ein unbeschriebenes Blatt, und weil es seine Lust zu befriedigen<br />

und Schmerzen zu vermeiden sucht, sei es durch die richtige Konditionierung uneingeschränkt<br />

formbar. Die Behavi oristen leisteten besonders heftigen Widerstand gegen<br />

Bowlbys Bindungs theorie, weil sie ihrer Überzeugung widersprach, der zufolge Babys,<br />

die zu viel Zuwendung und „Hätschelei“ erfahren, verzogen würden und später weniger<br />

formbar seien.


40 Watson 1930, S. 68 f.<br />

41 Interview mit Mary Ainsworth,<br />

in: Karen 1998, S. 147<br />

John B. Watson war der Erste, der diese Theorie in den 1920er Jahren ver treten hatte.<br />

Gehen Sie mit ihnen [den Kindern] um, als seien es erwachsene junge Menschen.<br />

Erledigen Sie das Anziehen, das Baden mit Sorgfalt und Umsicht. Seien Sie in Ihrem<br />

Benehmen immer sachlich und von freundlicher Bestimmtheit. Herzen und küssen<br />

Sie die Kinder nie; nehmen Sie sie nie auf den Schoß. Wenn es gar nicht anders geht,<br />

geben Sie ihnen beim Gutenachtsagen einen Kuß auf die Stirn. Geben Sie ihnen<br />

morgens die Hand. Streichen Sie ihnen über den Kopf, wenn sie eine schwierige Aufgabe<br />

besonders gut erledigt haben.40<br />

Selbst frühe Feministinnen übten Kritik an Bowlby, weil er in ihren Augen die Rolle der<br />

Frauen als allein für die Kindererziehung Zuständige in seiner Bindungstheorie festschrieb.<br />

Das allerdings war eine Fehlinterpretation. Bowlby betonte vielmehr, dass ein<br />

Kind zwar bis zum Alter von drei Jahren eine feste Bezugsperson brauche, dass diese<br />

Person aber ebenso gut der Va ter, eine Verwandte oder ein Verwandter oder sogar ein<br />

Kindermädchen sein könne.<br />

In einem Punkt stimmten Bowlbys Kritiker alle überein: Sie forderten ei nen empirischen<br />

Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie vom angeborenen Bindungsverhalten. Diesen<br />

lieferte Mary Ainsworth, eine kanadische Psy chologin und langjährige Mitarbeiterin<br />

Bowlbys. Sie führte in den 1960er Jahren an der Johns Hopkins Universität in Baltimore<br />

eine Reihe von Studien durch, deren Ergebnisse Bowlbys Theorie mit wissenschaftlichen<br />

Fakten un termauerten. Zu diesem Zweck entwickelte Ainsworth einen einfachen<br />

Test, den sie „die fremde Situation“ nannte. Dabei befanden sich eine Mutter und ihr<br />

etwa einjähriges Kind in einer ihnen nicht bekannten Umgebung, in der vorhandenes<br />

Spielzeug das Kind zum Erkunden animieren sollte. Nach eini ger Zeit kam eine fremde<br />

Person hinzu, woraufhin sich die Mutter entfernte und das Kind mit dieser allein ließ.<br />

Ainsworth und ihr Team beobachteten, wie das Kind auf das Weggehen und die Rückkehr<br />

der Mutter reagierte. An schließend wurde eine zweite Situation inszeniert, in<br />

der das Kind allein im Raum war, als die fremde Person den Raum betrat. Die Frage<br />

war, ob das Kind in deren Beisein weniger ängstlich auf die Abwesenheit der Mutter<br />

reagieren würde.41<br />

Die Ergebnisse der Studien stützten Bowlbys Thesen, dass ein sicher ge bundenes<br />

Kind in der Lage ist, selbstständig seine Umwelt zu erkunden, wäh rend dies einem<br />

unsicher gebundenen Kind Schwierigkeiten bereitet. Ains worth beobachtete drei<br />

deutlich voneinander abgegrenzte Verhaltensmuster bei den Kindern: Die sicher<br />

gebundenen sind zwar ängstlich und weinen auch, wenn die Mutter geht, begrüßen<br />

sie aber freudig bei ihrer Rückkehr und lassen sich durch ihre Umarmung trösten; die<br />

unsicher-vermeidend ge bundenen, die vordergründig distanziert wirken und gelegentlich<br />

Aggressio nen gegen die Mutter zeigen, sind auch ängstlich oder unruhig, wenn<br />

sie den Raum verlässt, ignorieren sie aber, wenn sie wiederkommt; die unsicher-<br />

am bivalent gebundenen wieder um, die zu Hause fordernd und übertrieben an hänglich<br />

sind, weinen in der Testsituation, wenn die Mutter aus dem Raum geht, lassen sich<br />

aber auch dann nicht trösten, wenn sie zurückkommt.<br />

Es wird kaum verwundern, dass die Mütter sicher gebundener Kinder viel aufmerksamer<br />

waren, stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Babys eingingen und sie länger<br />

und liebevoller im Arm hielten. Sie waren beständi ger in ihrer emotionalen Zuwendung.<br />

Die Mütter der unsicher-ambivalent gebundenen Kinder waren sprunghafter und weniger<br />

verlässlich in ihren Re aktionen, während die Mütter der unsicher-vermeidenden Kinder<br />

ein eher abweisendes Verhalten an den Tag legten.<br />

Ainsworths Studien widerlegten die lange vorherrschende Meinung, man dürfe Babys<br />

nicht übermäßig hätscheln und in den Arm nehmen oder ihnen zu viel Aufmerksamkeit<br />

widmen, weil sie sonst keine Selbstständigkeit ent wickeln und allzu anhänglich werden.


136 — 137<br />

Jeremy Rifkin<br />

42 Ebd., S. 312<br />

Für die Entwicklung einer sicheren Bindung kommt es nicht darauf an, wie lange eine<br />

Mutter ihr Kind im Arm hält, sondern wie sie es hält. Die Mütter sicher gebundener<br />

Kinder gingen viel zärtlicher und liebevoller und niemals grob mit ihrem Baby um. Und,<br />

was mindestens ebenso wichtig ist, sie nahmen es dann in den Arm, wenn das Baby<br />

es wollte, und zeigten damit, dass sie es als ein eigenständiges We sen mit individuellen<br />

Wünschen und Bedürfnissen wahrnahmen.<br />

Trotz dieser Befunde wurde nach wie vor Kritik an der Bindungstheorie geübt. Nahrung<br />

lieferte den Kritikern die Verhaltensgenetik. Studien mit eineiigen Zwillingen, die gleich<br />

nach der Geburt getrennt worden und in ver schiedenen Familien aufgewachsen waren,<br />

schienen die Theorie zu unter mauern, dass bei der emotionalen Entwicklung eines<br />

Menschen die Gene eine wichtigere Rolle spielen als das soziale Umfeld. In sehr vielen<br />

Fällen wurde eine geradezu unheimliche Übereinstimmung in der Gemütsverfas sung<br />

und im Verhalten dieser Zwillinge festgestellt, was Bowlbys Theorie wi dersprach. Allerdings<br />

waren sich sowohl er als auch Ainsworth der Tatsache bewusst, dass jedes Kind<br />

von Natur aus einen eigenen Rhythmus hat und für ein bestimmtes Bindungsverhalten<br />

prädisponiert ist.<br />

Somit lautet die Frage: Wenn man zugrunde legt, dass sowohl Anlagen als auch äußere<br />

Faktoren das Entstehen von Bindungen beeinflussen, muss man dann annehmen,<br />

dass eines eine größere Rolle spielt als das andere? Der Psy chotherapeut Robert Karen<br />

fand darauf eine eindeutige Antwort. Ihm zu folge ist das Gehirn eines Säuglings bei<br />

der Geburt weitgehend unstruktu riert, organisiert sich aber innerhalb der ersten fünf<br />

Monate. Der Stromkreis wird durch die Interaktion des Kindes mit der Mutter, die seine<br />

erste äußere Welt ist, geschaltet. Daraus kann man, sagt Karen, einen begründeten<br />

Schluss ziehen: „Die Fähigkeit des Säuglings, sich vor allem in den Bereichen, die sich<br />

auf das Emotionale beziehen, einzustellen und anzupassen, hängt von der Einstellung<br />

und der Empathie der Eltern ab; und wenn die Mutter nicht fähig ist, sich emotional auf<br />

das Kind einzustellen, kann das Gehirn des Kindes bleibende Schäden davontragen.“42<br />

——<br />

Die Objektbeziehungstheorie hält der menschlichen Natur einen neuen Spiegel vor,<br />

und was wir darin von unserer Spezies sehen, ist ein liebevolles, fürsorgliches Lebewesen,<br />

das sich nach Gesellschaft sehnt und vor Einsam keit fürchtet und das biologisch<br />

prädisponiert ist, anderen Geschöpfen Em pathie entgegenzubringen.<br />

Sind wir aber die einzigen unter den sozialen Lebewesen, die fähig sind, untereinander<br />

und unseren Mitgeschöpfen gegenüber Empathie an den Tag zu legen? In den letzten<br />

zehn Jahren gewonnene wissenschaftliche Erkennt nisse haben uns gezwungen, unsere<br />

Sicht der biologischen Evolution neu zu überdenken. Die überkommene Vorstellung<br />

von der Evolution als Wettlauf und Kampf um Ressourcen und Sicherung der Fortpflanzung<br />

weicht, zumin dest auf die Welt der Säugetiere bezogen, allmählich der<br />

Erkenntnis, dass es beim Überleben der Stärksten ebenso sehr auf soziale Fähigkeiten<br />

und Ko operation ankommen könnte wie auf Muskelkraft und Konkurrenzverhal ten.<br />

Und wir sind offenkundig nicht allein mit unserer Fähigkeit zur Empa thie. Die neuen<br />

Erkenntnisse über die biologischen Wurzeln unseres Sozialverhaltens beginnen sich<br />

modellhaft darauf auszuwirken, wie wir die lebendige Welt und unsere eigene Rolle<br />

in der fortlaufenden Geschichte des Lebens auf der Erde betrachten.


Gefährdetes Leben<br />

Politische Essays<br />

Judith Butler


5<br />

Gefährdetes Leben<br />

… der Überschuß jeder Sozialität über jede Einsamkeit. Lévinas<br />

Unlängst nahm ich an einer Besprechung teil und hörte bei diesem Anlaß zu, wie der<br />

Direktor eines Universitätsverlags eine Ge schichte erzählte. Es war unklar, ob er sich<br />

mit dem Standpunkt identifizierte, von dem die Geschichte erzählt wurde, oder ob<br />

er die schlechten Nachrichten bloß widerwillig weitergab. Die Ge schichte handelte von<br />

einer anderen Besprechung, bei der er zu gehört hatte, und da hatte der Präsident<br />

einer Universität die Ansicht vertreten, daß niemand mehr geisteswissenschaftliche<br />

Bücher lese und daß die Geisteswissenschaften nichts mehr zu bieten hätten, oder<br />

besser gesagt, unserer Zeit nichts mehr zu bie ten hätten. Ich bin nicht ganz sicher, ob<br />

er sagte, daß der Univer sitätspräsident gesagt habe, die Geisteswissenschaften hätten<br />

ihre moralische Autorität verloren, aber es klang so, als sei dies tat sächlich jemandes<br />

Ansicht und als sei dies eine ernstzunehmende Ansicht. In derselben Besprechung<br />

folgten weitere Diskussionen, bei denen es nicht immer möglich war, eindeutig zu sagen,<br />

wer sich zu welcher Ansicht bekannte oder ob irgend jemand wirklich bereit war, sich<br />

zu einer Ansicht zu bekennen. Es war eine Dis kussion, die sich um die Frage drehte:<br />

Haben sich die Geisteswis senschaften mit all ihrem Relativismus, ihrem Infrage stellen<br />

und ihrer „Kritik“ selbst untergraben, oder wurden die Geisteswis senschaften von<br />

denjenigen untergraben, die gegen all diesen Re lativismus, dieses Infragestellen und<br />

diese „Kritik“ sind? Jemand – oder irgend eine Gruppe von Leuten – hat die Geisteswissen<br />

schaften untergraben, aber es war unklar wer, und es war unklar, wer glaubte,<br />

daß dies stimme. Ich fing an, mich zu fragen, ob ich nicht mitten drinsteckte im<br />

Dilemma der Geisteswissenschaften, in diesem Dilemma, in dem niemand weiß, wer<br />

spricht, wer mit welcher Stimme und mit welcher Absicht spricht. Steht irgend jemand<br />

zu den Worten, die von wem auch immer geäußert werden? Können wir diese Worte<br />

noch zu einem Sprecher oder vielleicht sogar zu einer Verfasserin zurückverfolgen?<br />

Und welche Bot schaft wurde eigentlich genau übermittelt?<br />

Natürlich wäre es paradox, wenn ich nun argumentieren würde, was wir wirklich<br />

bräuchten, wäre eine Anbindung des Diskurses an die Autoren, und so würden wir<br />

beides, Autoren wie Autorität, wiedergewinnen. Gemeinsam mit vielen anderen habe<br />

ich meinen Teil Arbeit dazu beigetragen, diese Anbindung mög lichst zu durchtrennen.<br />

Was allerdings meines Erachtens fehlt, und was ich gern zurückkehren sehen und<br />

hören würde, ist eine Berücksichtigung der Struktur der Ansprache selbst. Obwohl<br />

ich nicht wußte, in wessen Stimme diese Person sprach, ob es ihre ei gene Stimme<br />

war oder doch nicht, spürte ich, daß ich angespro chen war und daß etwas, das die<br />

Geisteswissenschaften hieß, aus der einen oder anderen Richtung mit Spott bedacht<br />

wurde. Auf eine solche Ansprache zu reagieren ist in diesen Zeiten anschei nend eine<br />

wichtige Pflicht. Diese Pflicht ist etwas anderes als die Rehabilitierung des Autor­<br />

Subjekts an sich. Es geht um eine Reak tionsweise, die auf ein Angesprochensein folgt,<br />

um ein Verhalten gegenüber dem Anderen, nachdem der Andere eine Forderung<br />

an mich gestellt hat, mich einer Schwäche bezichtigt oder mich zur Übernahme einer<br />

Verantwortung aufgefordert hat. Das ist ein Austausch, der nicht in das Schema<br />

gepreßt werden kann, bei dem das Subjekt hier ist, als ein Thema, das reflexiv befragt<br />

werden muß, und der Andere dort ist, als ein Thema, das geliefert werden muß. Die<br />

Struktur der Ansprache ist wichtig, um zu verstehen, wie die moralische Autorität<br />

eingeführt und aufrechterhalten wird, wenn wir nicht bloß akzeptieren, daß wir andere<br />

anspre chen, sobald wir reden, sondern in dem Augenblick des Ange sprochenwerdens<br />

sozusagen in gewisser Hinsicht zu existieren beginnen und sich irgend etwas an<br />

u nserer Existenz als prekär er weist, wenn diese Ansprache mißlingt. Oder emphatischer


140 — 141<br />

Judith Butler<br />

* In den bisherigen Übersetzungen<br />

der Texte von Lévinas war es<br />

manchmal üblich, bei visage vom<br />

„Antlitz des Anderen“ zu sprechen.<br />

Wie der Übersetzer Thomas<br />

Wiemer deutlich macht, hat diese<br />

Übersetzung auch Nachteile: „Sie<br />

versieht, gewollt oder ungewollt,<br />

die Lévinassche Diktion mit einer –<br />

zusätzlichen – Aura der Erhabenheit,<br />

die ihr nur zum geringeren<br />

Teil gerecht wird, während sie<br />

wichtigere andere Teile verdeckt.<br />

[…] Gerade an der ‚Materialität‘<br />

des visage versucht Lévinas<br />

zu entziffern, was über sie hinausweist;<br />

[…] Die Übersetzung<br />

Antlitz steht dieser Profilierung<br />

des Terminus eher im Wege.“<br />

Ich schließe mich der Auffassung<br />

von Thomas Wiemer an, derzufolge<br />

Gesicht die adäquatere Übersetzung<br />

für visage bzw. face ist.<br />

Vgl. Emmanuel Lévinas, Jenseits<br />

des Seins oder anders als Sein<br />

geschieht, Freiburg/München<br />

1992, Fußnote I, S. 43. [Anm. der<br />

Übersetzerin]<br />

ausge drückt, was uns moralisch verpflichtet, hat damit zu tun, wie wir von anderen<br />

angesprochen werden, in Formen, die wir nicht ver hindern oder vermeiden können. Dieser<br />

Einfluß, den die Anspra che des Anderen auf uns ausübt, konstituiert uns zuallererst<br />

gegen unseren Willen, oder vielleicht passender formuliert, noch vor der Ausbildung<br />

unseres Willens. Wenn wir also glauben, bei der mo ralischen Autorität gehe es darum,<br />

seinen eigenen Willen heraus zufinden und zu ihm zu stehen, dem Willen seinen Namen<br />

aufzu prägen, ist es möglich, daß wir die Art verfehlen, wie moralische Forderungen<br />

vermittelt werden. Das heißt, wir verfehlen die Si tuation des Angesprochenseins, die<br />

Forderung, die von anderswo an uns herantritt, manchmal ein namenloses Anderswo,<br />

von dem unsere Pflichten ausgesprochen und uns zugemutet werden.<br />

In der Tat gebe ich mir die Vorstellung von dem, was moralisch bindend ist, nicht selbst;<br />

sie entspringt nicht meiner Autonomie oder meiner Reflexivität. Sie fällt mir von<br />

anderswo zu, unerbe ten, unerwartet und ungeplant. Tatsächlich stört sie eher meine<br />

Pläne, und wenn meine Pläne durchkreuzt sind, kann das durch aus ein Zeichen dafür<br />

sein, daß etwas moralisch verpflichtend für mich ist. Wir glauben, Präsidenten würden<br />

ihre Sprechakte vor sätzlich vollziehen, so daß wir dann, wenn der Direktor eines<br />

Universitätsverlags oder der Präsident einer Universität spricht, die Erwartung haben,<br />

zu wissen, wovon sie sprechen, zu wem sie sprechen und mit welcher Absicht sie<br />

sprechen. Wir erwarten von der Ansprache, daß sie mit Autorität vorgetragen wird und<br />

in die sem Sinne verbindlich ist. Aber die Rede von Präsidenten ist selt sam in diesen<br />

Zeiten, und es wäre eine bessere Rhetorikerin nötig, als ich es bin, um das Mysteriöse<br />

ihrer Methoden zu durch schauen. Warum sollte zum Beispiel der Irak eine Gefahr für<br />

die Sicherheit der „zivilisierten Welt“ genannt werden, während von Nordkorea Raketen<br />

abgeschossen werden und sogar der Versuch einer Geiselnahme von US­Booten<br />

gemacht wird und dies als „Regionalkonflikt“ bezeichnet wird? Und wenn der Präsident<br />

der USA von der Mehrheit der Staaten aufgefordert wurde, seine Kriegsandrohung<br />

zurückzunehmen, warum fühlte er sich dieser Ansprache dann so wenig verpflichtet?<br />

Angesichts des heillosen Durcheinanders, das die Präsidentschaftsansprachen erfaßt<br />

hat, sollten wir vielleicht ernsthafter über das Verhältnis von Formen der Ansprache<br />

und moralischer Autorität nachdenken. Das könnte uns dabei helfen, zu erkennen,<br />

welche Werte die Geistes wissenschaften zu bieten haben und in welcher Situation des<br />

Dis kurses die moralische Autorität verbindlich wird.<br />

Ich möchte gern auf das „Gesicht“,* eine von Emmanuel Lévinas eingeführte Vorstellung,<br />

eingehen, um zu erklären, wie es kommt, daß andere moralische Ansprüche an uns<br />

stellen, morali sche Forderungen an uns richten, die wir nicht wollen und die wir nicht<br />

ohne weiteres ablehnen können. Vorläufig stellt Lévinas eine Forderung an mich, aber<br />

seine Forderung ist nicht die ein zige, der ich zur Zeit nachkommen muß. Ich werde das<br />

skizzie ren, was für mich den Grundriß einer möglichen jüdischen Ethik der Gewalt losig keit<br />

ausmacht. Dann werde ich diesen Entwurf auf einige drängende Fragen der Gewalt<br />

und Ethik beziehen, die sich uns jetzt stellen. Die Lévinassche Vorstellung des „Gesichts“<br />

ist lange Zeit mit kritischer Bestürzung aufgenommen worden. Denn es scheint so zu<br />

sein, daß das „Gesicht“ des von Lévinas so genannten „Anderen“ eine ethische Forderung<br />

an mich stellt, und dennoch wissen wir nicht, welche Forderung es eigentlich stellt.<br />

Das „Gesicht“ des anderen kann nicht auf einen geheimen Sinn hin entziffert werden,<br />

und der Imperativ, den es übermittelt, ist nicht unmittelbar in eine Vorschrift übersetzbar,<br />

die sprachlich formuliert und befolgt werden könnte.<br />

Lévinas schreibt: „Die Annäherung an das Gesicht ist die ele mentarste Form von<br />

Verantwortung. […] Das Gesicht ist nicht vor mir (en face de moi), sondern über mir;<br />

es ist der andere vor dem Tod, er durchschaut den Tod und enthüllt ihn. Zweitens ist das<br />

Gesicht der andere, der mich bittet, ihn nicht allein sterben zu lassen, so als ob man<br />

bei seinem Tod zum Komplizen werden würde, wenn man das täte. Das Gesicht sagt<br />

mir also: Du sollst nicht töten. In der Beziehung zu dem Gesicht stehe ich da als ei ner,


1 Emmanuel Lévinas und Richard<br />

Kearney, „Dialogue with Emmanuel<br />

Lévinas“, in: Face to Face with<br />

Lévinas, Albany: SUNY Press 1986,<br />

S. 23 f. [Bei der französischen<br />

Version des Gesprächs, die unter<br />

dem Titel „De la phéno ménologie<br />

à l’éthique. Entretien avec<br />

Emmanuel Lévinas“ in der Zeitschrift<br />

Esprit, Nr. 234, 1997,<br />

S. 121–140, erschienen ist, handelt<br />

es sich um eine von Lévinas<br />

nicht durchgesehene Übersetzung<br />

aus dem Englischen; daher wird<br />

hier nach der englischen Fassung<br />

zitiert; Anm. der Übersetzerin.]<br />

Lévinas entwickelt diese Vorstellung<br />

zuerst in Totalität und<br />

Unendlichkeit. Versuch über die<br />

Exteriorität (1961), übers. von<br />

W. N. Krewani, Freiburg/ München:<br />

Alber 1987, S. 267–318. Ich<br />

entnehme meine Zitate seiner<br />

späteren Arbeit, weil ich glaube,<br />

daß sie eine reifere und prägnantere<br />

Formulierung des Gesichts<br />

hergeben.<br />

2 Emmanuel Lévinas, Ethik<br />

und Unendliches, Gespräche<br />

mit Philippe Nemo, übers. von<br />

Dorothea Schmidt, Wien: Passagen<br />

1992, S. 66. Im Text wird hierauf<br />

mit EU verwiesen.<br />

3 Emmanuel Lévinas, „Paix et<br />

Proximité“, in: Emmanuel Lévinas,<br />

Altérité et Transcendance, Paris<br />

1995: Fata Morgana, S. 138–150.<br />

Verweise im Text mit dem Sigel PP.<br />

der sich den Platz des anderen widerrechtlich aneignet. Das gefeierte ‚Existenzrecht‘,<br />

das Spinoza conatus essendi nannte und als das Grundprinzip aller Intelligibilität<br />

definierte, wird durch die Beziehung zu dem Gesicht in Frage gestellt. Dementspre chend<br />

hebt meine Pflicht, auf den anderen einzugehen, mein na türliches Recht auf Überleben,<br />

le droit vital, auf. Meine ethische Beziehung der Liebe für den anderen verdankt sich<br />

der Tatsache, daß das Selbst für sich allein nicht überleben kann, in seinem eige nen<br />

In­der­Welt­Sein keinen Sinn finden kann. […] Mich der Verletzlichkeit des Gesichts<br />

auszusetzen heißt, mein ontologisches Existenzrecht in Frage zu stellen. In der Ethik<br />

hat das Existenzrecht des anderen Vorrang vor meinem eigenen, ein Vorrang, der in<br />

dem ethischen Edikt verkörpert wird: Du sollst nicht töten, du sollst das Leben des<br />

anderen nicht gefährden.“1<br />

Lévinas schreibt weiter: „Das Antlitz ist das, was man nicht töten kann oder dessen<br />

Sinn zumindest darin besteht, zu sagen: ‚Du darfst nicht töten‘. Es stimmt, der Mord<br />

ist ein banales Faktum: Man kann den Anderen töten; die ethische Forderung ist<br />

keine ontologische Notwendigkeit. […] Sie erscheint auch in der Hei ligen Schrift, der<br />

die Menschlichkeit des Menschen, solange sie in der Welt involviert ist, ausgesetzt<br />

bleibt. Aber eigentlich ist die Erscheinung dieser ‚ethischen Merkwürdigkeiten‘ – die<br />

Mensch lichkeit des Menschen – innerhalb des Seins ein Bruch des Seins. Er ist von<br />

Bedeutung, selbst wenn das Sein sich wieder erneuert und sich wieder in die Gewalt<br />

bekommt.“2<br />

Das Gesicht spricht also genaugenommen nicht, aber was das Gesicht bedeutet,<br />

wird dennoch durch das Gebot „Du sollst nicht töten“ vermittelt. Es vermittelt dieses<br />

Gebot, ohne es wirklich aus zusprechen. Wir können dieses biblische Gebot offenbar<br />

verwen den, um etwas von der Bedeutung des Gesichts zu verstehen. Aber etwas fehlt<br />

hier, da das „Gesicht“ nicht in dem Sinne spricht, wie es der Mund tut; das Gesicht<br />

ist nicht auf den Mund reduzierbar, schon gar nicht auf irgend etwas, das der Mund<br />

zu sagen hat. Ir gendeiner oder irgend etwas anderes spricht, wenn das Gesicht mit<br />

einer bestimmten Art des Sprechens verglichen wird; es ist ein Sprechen, das nicht<br />

aus einem Mund kommt oder, falls es das tut, dort nicht seinen letzten Ursprung oder<br />

Sinn hat. Tatsächlich hat Lévinas in einem Aufsatz mit dem Titel „Paix et Proximité“<br />

klar gestellt, daß „das Gesicht nicht ausschließlich ein menschliches Gesicht ist“.3 Um<br />

dies zu erläutern, bezieht er sich auf Wassilij Grossmanns Text Leben und Schicksal,<br />

wo es um eine Geschichte geht, in der „die Familien, die Ehefrauen und die Eltern von<br />

poli tischen Häftlingen zur Ljubjanka nach Moskau reisen, um etwas Neues zu erfahren.<br />

Eine Schlange bildet sich an den Schaltern, wo die einen nur die Rücken der anderen<br />

sehen. Eine Frau wartet dar auf, daß sie an der Reihe ist: [Sie] hatte niemals gedacht,<br />

daß der Rücken eines Menschen so ausdrucksvoll sein und Seelenzustände auf so<br />

eindringliche Weise vermitteln könnte. Die Personen, die sich dem Schalter näherten,<br />

hatten eine besondere Art, ihren Hals und ihren Rücken zu strecken, die hochgezogenen<br />

Schultern hatten wie mit Sprungfedern gespannte Schulterblätter und schienen zu<br />

schreien, zu weinen, zu schluchzen“ (PP, S. 146 f.).<br />

Hier verhält sich der Begriff „Gesicht“ wie eine Katachrese: „Gesicht“ beschreibt den<br />

menschlichen Rücken, das Strecken des Halses, das Hochziehen der Schulterblätter wie<br />

„mit Federn ge spannt“. Und von diesen Körperteilen wiederum heißt es, daß sie weinen,<br />

schluchzen und schreien, als seien sie ein Gesicht oder vielmehr ein Gesicht mit<br />

einem Mund, einer Kehle, oder vielleicht sogar bloß ein Mund und eine Kehle, aus denen<br />

Vokalisierungen hervorgehen, die sich nicht zu Worten fügen. Das „Gesicht“ be findet<br />

sich gleichsam am Rücken und am Hals, aber es entspricht nicht ganz einem Gesicht.<br />

Die Laute, die von dem Gesicht kom men, sind gequält, leidend. Wir können also bereits<br />

sehen, daß das „Gesicht“ aus einer Reihe von Ersetzungen zu bestehen scheint,<br />

so daß ein Gesicht die Gestalt eines Rückens erhält, der wiederum in einem figürlichen<br />

Sinn als ein Schauplatz gequälter Vokalisie rung erscheint. Und obwohl hier viele Namen


142 — 143<br />

Judith Butler<br />

4 Der theologische Hintergrund<br />

dafür läßt sich in Exodus ausmachen.<br />

Gott verdeutlicht Mose,<br />

daß Gottes Gesicht niemandem<br />

ansichtig sein kann, das heißt, das<br />

göttliche Gesicht ist dem Sehen<br />

entzogen und der Darstellung<br />

nicht zugänglich: „Du kannst<br />

mein Angesicht nicht sehen; denn<br />

kein Mensch kann mich sehen<br />

und am Leben bleiben“ (33, 20,<br />

Einheitsübersetzung). Daraufhin<br />

macht Gott deutlich, daß der<br />

Rücken das Gesicht erset zen kann<br />

und wird: „Dann ziehe ich meine<br />

Hand zurück und du wirst mei nen<br />

Rücken sehen. Mein Angesicht<br />

aber kann niemand sehen“ (33, 23).<br />

An späterer Stelle, als Mose<br />

Gottes Wort in Form der Gebote<br />

überbringt, steht geschrieben:<br />

„Als Aaron und alle Israeliten Mose<br />

sahen, strahlte die Haut seines<br />

Gesichtes Licht aus und sie<br />

fürchteten sich, in seine Nähe zu<br />

kom men“ (34, 30). Doch Moses<br />

Gesicht, das göttliche Wort<br />

tragend, ist ebenfalls nicht dafür<br />

bestimmt, dargestellt zu werden.<br />

Als Mose zu seinem menschlichen<br />

Ort zurückkehrt, kann er<br />

sein Gesicht zeigen: „Als Mose<br />

aufhörte, mit ihnen zu reden, legte<br />

er über sein Gesicht einen Schleier.<br />

Wenn Mose zum Herrn hineinging,<br />

um mit ihm zu reden, nahm er<br />

den Schleier ab, bis er wieder<br />

herauskam. Wenn er herauskam,<br />

trug er den Israeliten alles vor,<br />

was ihm aufgetragen worden war.<br />

Wenn die Israeliten das Gesicht<br />

des Mose sahen und merkten, daß<br />

die Haut seines Gesichtes Licht<br />

ausstrahlte, legte er den Schleier<br />

über sein Gesicht, bis er wieder<br />

hineinging, um mit dem Herrn zu<br />

reden“ (34, 33 – 34, 35). Ich danke<br />

Barbara Johnson für die Freundlichkeit,<br />

mich auf diese Textstellen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

aneinandergereiht sind, endet die Reihung mit einer Figur für das, was nicht benannt<br />

werden kann, mit einer Äußerung, die strenggenommen nicht sprachlich ist. Daher übermitteln<br />

das Gesicht, der Name für das Gesicht und die Worte, durch die wir seine Bedeutung<br />

– „Du sollst nicht töten“ – verstehen sollen, die Bedeutung des Gesichts nicht ganz,<br />

da es am Ende der Reihe gerade die wortlose Vokali sierung des Leidens ist, die hier die<br />

Grenzen einer sprachlichen Übersetzung markiert. Das Gesicht, wenn wir seiner Bedeutung<br />

tatsächlich Worte beilegen wollen, wird eben das sein, für das Worte nicht wirklich<br />

funktionieren. Das Gesicht scheint eine Art Klang zu sein, der Klang von Sprache, die<br />

ihres Sinns entleert ist, das klangvolle Substrat der Vokalisierung, das der Übermittlung<br />

irgendeines semantischen Sinns vorausgeht und Grenzen setzt.<br />

Am Ende der Beschreibung fügt Lévinas die folgenden Zeilen an, welche die Satzform<br />

nicht ganz erreichen: „Das Gesicht als die äußerste Gefährdetheit des Anderen.<br />

Frieden als Erwachen für die Gefährdetheit des Anderen“ (PP, 147). Beide Aussagen<br />

sind Gleichnisse, und beide vermeiden sie das Verb, insbesondere die Kopula. Sie sagen<br />

nicht, daß das Gesicht die Gefährdetheit ist oder daß Frieden die Daseinsweise ist,<br />

die sich der Gefährdetheit des Anderen bewußt ist. Beide Phrasen sind Ersetzungen,<br />

die jede Verpflichtung auf die Ordnung des Seins verweigern. Tatsächlich sagt uns<br />

Lévinas, die „Menschlichkeit ist ein Bruch des Seins“, und in den vorangegangenen<br />

Bemerkungen zeigt er diese Außer kraftsetzung und den Bruch des Seins in einer<br />

Äußerung, die so wohl mehr als auch weniger als eine Satzform ist. Auf das Gesicht<br />

zu reagieren, seine Bedeutung zu verstehen heißt, wach zu sein für das, was an einem<br />

anderen Leben gefährdet ist, oder vielmehr wach zu sein für die Gefährdetheit des<br />

Lebens an sich. Dies kann, um sein Wort zu gebrauchen, kein Wachsein für mein eigenes<br />

Leben sein, woran sich eine Extrapolation anschließt, die von einem Verständnis<br />

meiner eigenen Gefährdetheit zu einem Verständnis des gefährdeten Lebens eines<br />

anderen reicht. Es muß ein Verständnis der Gefährdetheit des Anderen sein. Denn<br />

genau das führt dazu, daß das Gesicht zur Sphäre der Ethik gehört. Lévinas schreibt,<br />

daß „das Gesicht des anderen in seiner Gefährdetheit und Schutzlosigkeit für mich<br />

die Versuchung zu töten ist und zugleich der Aufruf zum Frieden, das ‚Du sollst nicht<br />

töten‘“ (PP, 147). Diese letzte Bemerkung deutet etwas an, das in mehreren Hinsichten<br />

entwaffnend ist. Warum sollte es so sein, daß die Gefährdetheit des Anderen eine<br />

Versuchung zu töten in mir hervorruft? Oder warum sollte sie die Versuchung zu töten<br />

zur gleichen Zeit hervorrufen, in der sie eine Forderung nach Frieden übermit telt?<br />

Liegt in meinem Erfassen der Gefährdetheit des Anderen irgend etwas, das in mir den<br />

Wunsch aufkommen läßt, den Anderen zu töten? Ist es einfach nur die Verletzbarkeit<br />

des Anderen, die für mich zu einer Versuchung des Mordes wird? Wenn mich der<br />

An dere, das Gesicht des Anderen, das schließlich die Bedeutung dieser Gefährdetheit<br />

trägt, zum Mord verlockt und mich gleichzeitig daran hindert, gemäß der Versuchung<br />

zu handeln, dann wirkt das Gesicht so, daß es einen Kampf in mir entfacht und diesen<br />

Kampf im Zentrum der Ethik etabliert. Es ist wohl Gottes Stimme, die von der menschlichen<br />

Stimme verkörpert wird, da es Gott ist, der durch Moses sagt: „Du sollst nicht<br />

töten.“ Das Gesicht, das mich einerseits mordlustig macht und mich andererseits daran<br />

hindert, zu morden, ist das Gesicht, das mit einer Stimme spricht, die ihm nicht gehört,<br />

das mit einer Stimme spricht, die keine menschliche Stimme ist.4 Das Gesicht gibt also<br />

verschiedene Äußerungen zu gleich von sich: Es zeugt von einer Qual, einer Verwundbarkeit,<br />

während es gleichzeitig ein göttliches Verbot gegen das Töten kundtut.5<br />

Zuvor geht Lévinas in „Paix et Proximité“ auf die Berufung Eu ropas ein und fragt sich,<br />

ob das „Du sollst nicht töten“ nicht genau das ist, was man aus der Bedeutung europäischer<br />

Kultur heraushören sollte. Es bleibt unklar, wo sein Europa anfängt oder aufhört,<br />

ob es überhaupt geographische Grenzen hat oder ob es jedes Mal erzeugt wird, wenn<br />

das Gebot ausgesprochen oder vermittelt wird. Das allein ist schon ein merkwürdiges<br />

Europa, dessen Bedeutung spekulativerweise in den Worten des Gottes der Hebräer


5 Lévinas schreibt: „Doch dieses<br />

Gesicht mir gegenüber, in seinem<br />

Ausdruck – in seiner Sterblichkeit<br />

– ruft mich auf, fordert mich<br />

auf, verlangt mich: so als ob der<br />

unsichtbare Tod, dem sich das<br />

Gesicht des anderen gegenübersieht<br />

[…] ‚meine Angelegenheit‘<br />

wäre. So als ob er mich, ohne<br />

daß der an dere es weiß, den es in<br />

der Nacktheit seines Angesichts<br />

bereits betrifft, ‚et was anginge‘,<br />

noch bevor ich damit konfrontiert<br />

bin, noch bevor es der Tod ist, der<br />

mir selbst ins Gesicht starrt. Der<br />

Tod des anderen Menschen stellt<br />

mich in Frage, so als ob ich durch<br />

meine mögliche Gleichgültigkeit<br />

zum Komplizen dieses Todes werden<br />

würde, des Todes des anderen,<br />

der ihm un sichtbar ist und dem<br />

er sich aussetzt; als ob ich diesen<br />

Tod des anderen zu verantworten<br />

hätte, noch bevor ich selbst dazu<br />

verurteilt bin, und den an deren in<br />

seiner Todeseinsamkeit nicht allein<br />

lassen dürfte.“ Emmanuel Lévinas,<br />

„Philosophie et Transcendance“, in:<br />

ders., Altérité et Transcendance,<br />

Paris: Fata Morgana 1995, S. 45 f.<br />

zu suchen sein soll, ein Europa, dessen zivilisatorischer Status sozusagen von der<br />

Übermittlung göttlicher Verbote aus der Bibel abhängt. Es ist Europa, wo das Hebräertum<br />

an die Stelle des Hellenismus getreten ist und der Islam unaussprechlich bleibt.<br />

Vielleicht will Lévinas uns sagen, daß das einzige Europa, das Europa genannt werden<br />

sollte, dasjenige ist, welches das Alte Testament über das Zivilrecht und weltliches<br />

Recht erhebt. Jedenfalls scheint er zum Primat des Verbots für die Bedeutung von<br />

Zi vilisation schlechthin zurückzukehren. Und obwohl wir versucht sein könnten, dies<br />

als einen schändlichen Eurozentrismus zu ver stehen, ist es wahrscheinlich auch wichtig,<br />

zu sehen, daß es kein erkennbares Europa gibt, das sich aus seiner Sicht ableiten<br />

ließe. Tatsächlich ist es nicht die Existenz des Mordverbots, was Europa zu Europa<br />

macht, sondern die Sorge und der Wunsch, die das Ver bot erzeugt. Bei seiner weiteren<br />

Erläuterung, wie dieses Gebot funktioniert, bezieht sich Lévinas auf Genesis, Kapitel<br />

32, in dem Jakob von dem bevorstehenden Herannahen seines Bruders und Rivalen<br />

Esau erfährt: „Jacob ist beunruhigt durch die Nachricht, daß ihm sein Bruder Esau –<br />

Freund oder Feind – entgegenmarschiert: ,An der Spitze von vierhundert Mann.‘ Vers<br />

8 sagt uns: ,Jakob erschrak sehr und bekam Angst.‘“ Lévinas wendet sich dann dem<br />

Kommentator Rashi zu, um „den Unterschied zwischen Furcht und Angst“ zu verstehen,<br />

und kommt zu dem Schluß: „[Jakob] ängstigte sich vor dem eigenen Tod, aber er fürchtete,<br />

töten zu müssen“ (PP, 142).<br />

Es bleibt natürlich nach wie vor unklar, warum Lévinas anneh men sollte, daß eine der<br />

ersten oder wesentlichen Reaktionen auf die Gefährdetheit eines anderen der Wunsch<br />

zu töten ist. Warum sollte es so sein, daß die Sprungfeder der Schulterblätter, das<br />

Strecken des Halses, die gequälte Vokalisierung, die das Leiden eines anderen vermitteln,<br />

in jemandem eine Lust auf Gewalt aus lösen? Es muß so sein, daß Esau, der mir<br />

mit seinen vierhundert Mann gegenübersteht, droht, mich zu töten, oder so aussieht,<br />

als ob er das vorhat, und daß ich mich im Hinblick auf diesen be drohlichen Anderen<br />

oder sogar den, dessen Gesicht eine Bedro hung darstellt, verteidigen muß, um mein<br />

Leben zu erhalten. Lévinas erklärt jedoch, daß Mord im Namen der Selbsterhaltung<br />

nicht gerechtfertigt ist, daß Selbsterhaltung nie eine hinreichende Bedingung für die<br />

ethische Rechtfertigung von Gewalt ist. Dies erscheint uns dann wie ein extremer<br />

Pazifismus, ein absoluter Pa zifismus, und das mag durchaus so sein. Wir können diese<br />

Folgen akzeptieren wollen oder auch nicht, aber wir sollten das von ih nen hervorgerufene<br />

Dilemma als konstitutiv für die ethische Sorge berücksichtigen: „Er ängstigte<br />

sich vor dem eigenen Tod, aber er fürchtete, töten zu müssen.“ Da ist Angst um das<br />

eigene Überleben, und da ist Furcht, den Anderen zu verletzen. Und diese beiden<br />

Impulse bekämpfen einander, wie Geschwister mit einander streiten. Aber sie bekämpfen<br />

einander, damit es nicht zu einem Kampf kommt, und das ist wohl der entscheidende<br />

Punkt. Denn die Gewaltlosigkeit, die Lévinas zu befürworten scheint, entspringt nicht<br />

einem friedlichen Ort, sondern einer andauern den Spannung zwischen der Angst,<br />

Gewalt zu erleiden, und der Angst, Gewalt zuzufügen. Ich könnte meiner Angst vor<br />

dem ei genen Tod ein Ende machen, indem ich den anderen vernichte, obwohl ich<br />

dann mit der Vernichtung weitermachen müßte, wenn es so ist, daß 400 Mann hinter<br />

ihm stehen und alle noch Fa milien und Freunde haben, sofern ihm nicht gar ein oder<br />

zwei Na tionen beistehen. Ich könnte meiner Besorgnis, ein Mörder zu werden, ein<br />

Ende bereiten, indem ich mich mit der ethischen Rechtfertigung abfinde, die unter<br />

solchen Voraussetzungen für das Begehen von Gewalthandlung und Tötung gilt. Ich<br />

könnte das utilitaristische Kalkül hervorholen oder an die intrinsischen Rechte von<br />

Individuen appellieren, ihre eigenen Rechte zu schüt zen und zu wahren. Wir können<br />

uns sowohl für die konsequen tialistische als auch für die deontologische Rechtfertigung<br />

Verwen dungsweisen vorstellen, die mir viele Möglichkeiten geben würden,<br />

selbstgerecht Gewalt zuzufügen. Ein Konsequentialist könnte argumentieren, es<br />

wäre zum Nutzen der vielen. Ein Deontologe könnte sich auf den intrinsischen Wert


144 — 145<br />

Judith Butler<br />

6 „Ist die Ontologie fundamental?“,<br />

in: Emmanuel Lévinas, Zwischen<br />

uns. Versuche über das Denken<br />

an den Anderen, übers. von Frank<br />

Mäthing, München: Hanser 1995,<br />

S. 21 f.<br />

des eigenen Lebens berufen. Die Rechtfertigungen könnten außerdem dazu benutzt<br />

werden, das Primat des Mordverbots anzufechten, ange sichts dessen ich meine<br />

Besorgnis ständig spüren würde.<br />

Obwohl sich Lévinas dahingehend ausspricht, daß Selbsterhal tung kein hinreichender<br />

Grund zum Töten ist, nimmt er doch auch an, daß der Wunsch zu töten für Menschen<br />

wesentlich ist. Ist der Wunsch zu töten der erste Impuls gegenüber der Verletzbar keit<br />

des anderen, so besteht die ethische Anweisung genau darin, gegen diesen ersten<br />

Impuls vorzugehen. Psychoanalytisch ausge drückt würde das bedeuten, den Wunsch<br />

zu töten umzudirigieren zugunsten des inneren Wunsches, die eigene Aggression<br />

und das Gefühl der Vorrangigkeit auszumerzen. Das Ergebnis würde wahrscheinlich<br />

neurotisch ausfallen, aber es ist möglich, daß die Psychoanalyse hier an ihre Grenzen<br />

stößt. Für Lévinas ist es das Ethische selbst, das einen aus dem Kreislauf des schlechten<br />

Ge wissens herausführt, aus der Logik, mit der das Aggressionsver bot zum inneren<br />

Kanal für die Aggression selbst wird. Die Ag gression wird dann in Form von Grausamkeit<br />

des Über­Ichs auf einen selbst zurückgewendet. Wenn uns das Ethische über<br />

das schlechte Gewissen hinausführt, dann deshalb, weil das schlechte Gewissen letztlich<br />

nur eine negative Version des Narzißmus ist und somit immerhin noch eine Form<br />

des Narzißmus. Das Ge sicht des Anderen erreicht mich von außerhalb und unterbricht<br />

diesen narzißtischen Zirkel. Das Gesicht des Anderen ruft mich aus dem Narzißmus<br />

heraus zu etwas, das letztlich wichtiger ist. Lévinas schreibt: „Der Nächste ist das<br />

einzige Wesen, das ich tö ten wollen kann. Ich kann wollen. Und doch ist dieses Können<br />

(pouvoir) das genaue Gegenteil der Macht (pouvoir). Der Tri umph dieses Könnens ist<br />

seine Niederlage als Macht. Im gleichen Moment, wo meine Fähigkeit zu töten in die<br />

Tat umgesetzt wird, ist mir der Nächste schon entwischt. […] Ich habe ihm nicht ins<br />

Gesicht gesehen, ich bin nicht seinem Antlitz begegnet. Die Ver suchung der totalen<br />

Negation, […] das ist die Gegenwart des Antlitzes. Dem Nächsten von Angesicht zu<br />

Angesicht gegen überstehen heißt, nicht töten können. Das ist auch die Situation des<br />

Diskurses.“6<br />

Es ist auch die Situation des Diskurses … Letzteres ist kein leerer Anspruch. Lévinas<br />

erklärt in einem Interview: „Antlitz und Ge spräch sind miteinander verbunden. Das<br />

Antlitz spricht. Es spricht, indem gerade durch es das Gespräch ermöglicht und be gonnen<br />

wird“ (EU, 66). Da das, was das Gesicht ‚sagt‘, „Du sollst nicht töten“ lautet, hat es<br />

den Anschein, als würde das Sprechen erst durch dieses wesentliche Gebot entstehen,<br />

so daß das Spre chen erst vor dem Hintergrund dieses möglichen Mordes ent steht.<br />

Allgemeiner gesagt, der Diskurs erhebt genau deshalb einen ethischen Anspruch an<br />

uns, weil noch vor dem Sprechen etwas zu uns gesagt wird. In einem einfachen Sinne,<br />

und vielleicht nicht ganz so wie von Lévinas beabsichtigt, werden wir von einem<br />

An deren angesprochen, der zu uns spricht, bevor wir selbst die Spra che erwerben.<br />

Und wir können weiter folgern, daß wir nur unter der Bedingung, daß wir angesprochen<br />

werden, fähig sind, von der Sprache Gebrauch zu machen. In diesem Sinne ist der<br />

Andere die Voraussetzung des Diskurses. Wenn der Andere ausgelöscht ist, ist es die<br />

Sprache ebenfalls, denn außerhalb der Bedingungen der Ansprache kann die Sprache<br />

nicht überleben.<br />

Doch wir sollten uns daran erinnern, daß uns Lévinas auch mit geteilt hat, daß das<br />

Gesicht – welches das Gesicht des Anderen ist und somit die vom Anderen gestellte<br />

ethische Forderung – die Vokalisierung der Qual ist, die noch nicht Sprache oder nicht<br />

mehr Sprache ist, das, von dem wir geweckt werden für die Ge fährdetheit des Lebens<br />

des Anderen, das, was die Versuchung zu morden und zugleich das Verbot dagegen<br />

hervorruft. Warum sollte es so sein, daß die Unfähigkeit zu töten die Situation des<br />

Diskurses ist? Ist es nicht vielmehr so, daß die Spannung zwi schen der Angst um das<br />

eigene Leben und der Sorge, zum Mörder zu werden, die Zweideutigkeit schafft, die<br />

die Situation des Dis kurses ist? Es ist eine Situation, in der wir angesprochen werden,


in welcher der Andere die Sprache an uns richtet. Diese Sprache teilt die Gefährdetheit<br />

des Lebens mit, welche die anhaltende Spannung einer gewaltfreien Ethik erzeugt.<br />

Die Situation des Diskurses ist nicht dasselbe wie das Gesagte oder sogar das Sag bare.<br />

Für Lévinas besteht die Situation des Diskurses in der Tat sache, daß die Sprache<br />

bei uns wie eine Ansprache ankommt, die wir nicht wollen und von der wir in einem<br />

ursprünglichen Sinne gefangen, wenn nicht gar, mit den Worten von Lévinas, als Geisel<br />

genommen werden. So liegt bereits darin, angesprochen zu werden, einen Namen zu<br />

erhalten, einer Reihe von Zumutungen un terworfen zu sein, auf eine fordernde Alterität<br />

reagieren zu müs sen, eine gewisse Gewalt. Niemand überprüft die Ausdrücke, mit<br />

denen man angesprochen wird, zumindest nicht in der grundsätz lichsten Weise. Angesprochen<br />

zu werden heißt, von Anfang an seines Willens beraubt zu werden, und diese<br />

Beraubung ist der Si tuation im Diskurs zugrunde gelegt.<br />

Im ethischen Gefüge der Lévinasschen Position beginnen wir mit der Postulierung<br />

einer Dyade. Doch die Sphäre der Politik ist, wie er sagt, ein Bereich, in dem stets mehr<br />

als zwei Subjekte im Spiel sind. Ich könnte in der Tat entscheiden, mich nicht auf<br />

mei nen Wunsch nach Selbsterhaltung zu berufen, um eine Rechtfer tigung für Gewalt<br />

zu haben, aber was ist, wenn Gewalt an jeman dem verübt wird, den ich liebe? Was<br />

ist, wenn da ein Anderer ist, der einem weiteren Anderen Gewalt antut? Auf welchen<br />

Anderen reagiere ich ethisch? Welchem Anderen gebe ich Vorrang vor mir selbst?<br />

Oder schaue ich dann nur zu? Derrida behauptet, wenn man versuche, auf jeden Anderen<br />

zu reagieren, könne das nur zu einer Situation völliger Unverantwortlichkeit führen.<br />

Und die Spinozisten, Nietzscheaner, Utilitaristen und Freudianer fragen alle: „Kann<br />

ich mich auf den Imperativ berufen, das Leben des An deren zu erhalten, auch wenn<br />

ich dieses Recht der Selbsterhaltung für mich selbst nicht anführen kann?“ Und ist<br />

es wirklich mög lich, der Selbsterhaltung in der Weise auszuweichen, wie Lévinas das<br />

impliziert? Spinoza schreibt in der Ethik, daß der Wunsch, das rechte Leben zu führen,<br />

den Wunsch zu leben erfordert, den Wunsch, im eigenen Sein zu beharren; wodurch<br />

angedeutet ist, daß die Ethik immer einige Lebenstriebe dirigieren muß, selbst wenn<br />

die Ethik als ein Über­Ich­Zustand droht, zu einer reinen Kultur des Todestriebs<br />

zu werden. Es ist möglich, ja, sogar ein fach, Lévinas als einen gehobenen Masochisten<br />

zu deuten, und es hilft uns nicht, diesen Schluß zu verhindern, wenn wir bedenken,<br />

daß er einmal – gefragt, was er über die Psychoanalyse denke – er widert haben soll:<br />

„Ist das nicht eine Form von Pornographie?“<br />

Doch gibt es zumindest einen zweifachen Grund dafür, im heuti gen Kontext auf Lévinas<br />

einzugehen. Erstens ermöglicht er es uns, über das Verhältnis zwischen Darstellung<br />

und Vermenschli chung nachzudenken, ein Verhältnis, das keineswegs so unkom pliziert<br />

ist, wie wir vielleicht glauben möchten. Wenn kritisches Denken zur gegenwärtigen<br />

Situation etwas zu sagen hat, dann sehr wahrscheinlich auf dem Gebiet der Darstellung,<br />

wo Ver menschlichung und Entmenschlichung unaufhörlich vor sich ge hen. Zweitens<br />

bietet Lévinas, in einer Tradition jüdischer Philo sophie stehend, einen Ansatz für das<br />

Verhältnis zwischen Gewalt und Ethik, der wichtige Implikationen für ein Nachdenken<br />

dar über hat, wie eine jüdische Ethik der Gewaltlosigkeit aussehen könnte. Ich habe den<br />

Eindruck, das ist für viele von uns eine zeit gemäße und dringliche Frage, und besonders<br />

für diejenigen unter uns, die das noch junge Moment des Postzionismus im Judentum<br />

unterstützen. Vorerst möchte ich die Problematik der Vermenschlichung noch einmal<br />

überdenken, indem wir uns ihr über die Figur des Gesichts nähern.<br />

Wenn wir uns überlegen, wie wir gewöhnlich über Vermensch lichung und Entmenschlichung<br />

denken, treffen wir auf die An nahme, daß diejenigen, die zur Darstellung,<br />

insbesondere zur Selbstdarstellung, gelangen, eine bessere Chance haben, vermenschlicht<br />

zu werden, und daß diejenigen, die keine Chance ha ben, sich selbst darzustellen,<br />

ein größeres Risiko tragen, als Un termenschen behandelt zu werden, als Untermenschen


146 — 147<br />

Judith Butler<br />

7 Lévinas unterscheidet manchmal<br />

zwischen dem „Gesichtsausdruck“<br />

[countenance], worunter das<br />

Gesicht im Wahrnehmungs erleben<br />

verstanden wird, und dem „Gesicht“,<br />

dessen Koordinaten das Wahrnehmungsfeld<br />

trans zen dieren.<br />

Gelegentlich spricht er auch von<br />

„plastischen“ Darstellungen des<br />

Gesichts, die das Gesicht tilgen.<br />

Damit sich das Gesicht wie ein<br />

Gesicht ver halten kann, muß es<br />

sich stimmhaft äußern oder als<br />

die Funktionsweise ei ner Stimme<br />

verstanden werden.<br />

8 Siehe Lila Abu­Lughod, „Do<br />

Muslim Women Really Need Saving?<br />

Anthropological Reflections on<br />

Cultural Relativism and Others“, in:<br />

American Anthropologist, 104/3,<br />

S. 783–790.<br />

betrachtet zu werden oder sogar überhaupt nicht beachtet zu werden. Damit stehen<br />

wir vor einem Paradox, weil Lévinas deutlich gemacht hat, daß das Gesicht nicht<br />

ausschließlich ein menschliches Gesicht ist und gleichwohl eine Bedingung für<br />

Vermenschlichung ist.7 Ande rerseits wird das Gesicht in den Medien verwendet, um<br />

eine Ent menschlichung zu bewirken. Die Personifizierung vermensch licht offenkundig<br />

nicht immer. Für Lévinas kann sie das Gesicht, das vermenschlicht, durchaus entleeren;<br />

und ich möchte zeigen, daß die Personifizierung zuweilen ihre eigene Entmenschlichung<br />

vollzieht. Wie können wir den Unterschied erkennen zwischen dem nicht­menschlichen,<br />

aber (für Lévinas) vermenschlichenden Gesicht und der Entmenschlichung, die ebenfalls<br />

durch das Gesicht erfolgen kann?<br />

Vielleicht müssen wir an die verschiedenen Formen denken, in denen Gewalt geschehen<br />

kann: eine Form ist genau die durch die Herstellung des Gesichts, des Gesichts von<br />

Osama Bin Laden, des Gesichts von Jasir Arafat, des Gesichts von Saddam Hussein.<br />

Was ist mit diesen Gesichtern in den Medien geschehen? Sie sind ins Bild gesetzt<br />

geworden, gewiß, aber sie produzieren sich auch für dieses Bild. Und das Ergebnis ist<br />

ausnahmslos tendenziös. Es handelt sich dabei um mediengerechte Porträts, die oft<br />

im Dienst des Kriegs arrangiert werden, so als ob Bin Ladens Gesicht das Gesicht des<br />

Terrors wäre, als ob Arafats Gesicht das Gesicht der Täuschung wäre, als ob Saddams<br />

Gesicht das Gesicht zeitgenös sischer Tyrannei wäre. Und dagegen dann das Gesicht<br />

von Colin Powell, so wie es ins Bild gesetzt und verbreitet wird: Powell sitzt vor der<br />

ihn umgebenden Leinwand von Picassos Guernica, ein Gesicht, daß vor einem Hintergrund<br />

der Auslöschung in den Vor dergrund tritt, könnten wir sagen. Außerdem gibt<br />

es die Gesich ter afghanischer Mädchen, die ihre Burkas abgelegt oder fallen ge lassen<br />

haben. Irgendwann im letzten Winter besuchte ich einen Politikwissenschaftler, der<br />

diese Gesichter stolz an seiner Kühl schranktür zur Schau stellte – direkt neben einigen<br />

anscheinend wertvollen Supermarktcoupons: Für ihn waren sie ein Zeichen erfolgreicher<br />

Demokratie. Ein paar Tage später besuchte ich eine Konferenz, auf der ich einen<br />

Vortrag über die wichtigen kulturel len Bedeutungen der Burka hörte, darüber, wie<br />

sie für die Zuge hörigkeit zu einer Gemeinschaft und Religion, zu einer Familie, einer<br />

umfangreichen Geschichte von Verwandtschaftsbeziehun gen steht, daß sie eine Übung<br />

in Bescheidenheit und Stolz, einen Schutz vor Scham symbolisiert und daß sie auch<br />

als Schleier dient, hinter dem und durch den die weibliche Handlungsfähigkeit wir ken<br />

kann.8 Die Sprecherin fürchtete, daß die Zerstörung der Burka, so als sei diese ein<br />

Zeichen der Unterdrückung, der Rück ständigkeit oder sogar des Widerstandes gegenüber<br />

der kultu rellen Moderne selbst, zu einer erheblichen Dezimierung isla mischer<br />

Kultur führen würde und zu einer Ausbreitung von US­amerikanischen kulturellen<br />

Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen<br />

seien. Den triumphalen Fotos zufolge, die die Titelseite der New York Times beherrschten,<br />

entblößten diese jungen Frauen ihre Gesichter in einem Akt der Befreiung, aus Dankbarkeit<br />

für das US­Militär und als Ausdruck eines Vergnügens, das plötzlich und zum<br />

allergröß ten Entzücken nicht mehr verboten ist. Der amerikanische Zu schauer war<br />

sozusagen reif dafür, das Gesicht zu sehen, und schließlich wurde das Gesicht vor der<br />

Kamera und für die Kamera entblößt, wo es schlagartig zum Symbol für den kulturellen<br />

Fort schritt wurde, den man erfolgreich aus Amerika exportiert hatte. Das Gesicht<br />

wurde uns in diesem Augenblick entblößt, und wir waren gewissermaßen im Besitz des<br />

Gesichts; es wurde nicht nur von unseren Kameras eingefangen, sondern wir arrangierten<br />

es so, daß das Gesicht unseren Triumph einfängt und als Begrün dung für unsere<br />

Gewalt dient, für den Einbruch in die Souveräni tät, den Tod von Zivilisten. Wo ist der<br />

Verlust in diesem Gesicht? Und wo bleibt das Leiden wegen des Krieges? Tatsächlich<br />

scheint das fotografierte Gesicht das Gesicht im Lévinasschen Sinne zu verbergen oder<br />

zu ersetzen, denn wir sahen und hörten durch die ses Gesicht keine Vokalisierung von<br />

Trauer oder Qual, bemerkten kein Gefühl für die Gefährdetheit des Lebens.


Damit erfassen wir offenbar eine gewisse Ambivalenz. Eigenarti gerweise vermenschlichen<br />

all diese Gesichter die Ereignisse des letzten Jahres; sie geben den afghanischen<br />

Frauen ein menschli ches Gesicht; sie geben dem Terror ein Gesicht; sie geben dem<br />

Bö sen ein Gesicht. Aber wirkt das Gesicht in jedem einzelnen Fall vermenschlichend?<br />

Und wenn es in manchen Fällen vermensch lichend wirkt, in welcher Form erfolgt<br />

dann diese Vermenschli chung, und gibt es nicht auch eine Entmenschlichung, die im<br />

Ge sicht und durch das Gesicht vorgenommen wird? Begegnen wir diesen Gesichtern<br />

im Lévinasschen Sinne oder sind es in verschie denen Hinsichten Bilder, die durch<br />

ihre mediale Formatierung das paradigmatisch Menschliche erzeugen, die zu den<br />

kulturellen Mitteln werden, mit denen das paradigmatisch Menschliche eta bliert wird?<br />

Obwohl der Gedanke verführerisch ist, daß die Bil der selbst die visuelle Norm für das<br />

Menschliche setzen, eine Norm, die angestrebt oder verkörpert werden sollte, wäre<br />

es falsch, so zu denken. Denn im Falle von Bin Laden oder Saddam Hussein ist das<br />

paradigmatisch Menschliche als etwas zu verste hen, das außerhalb des formatierten<br />

Bildes zu verorten ist; es han delt sich bei ihnen um das menschliche Gesicht in seiner<br />

Deformiertheit und Extremheit, nicht um das Gesicht, mit dem man sich identifizieren<br />

soll. Mit der übertriebenen Aufnahme des Bö sen in das Gesicht, die Augen, wird die<br />

Ablehnung der Identifi zierung regelrecht provoziert. Und falls wir uns selbst in diesen<br />

Bildern irgendwo angerufen fühlen sollten, dann eben gerade als der nicht dargestellte<br />

Betrachter, als derjenige, der zuschaut, der von überhaupt keinem Bild eingefangen<br />

wird, der aber dafür zu ständig ist, das jeweilige Bild einzufangen, zu unterwerfen,<br />

wenn nicht gar auszuschlachten. Genauso werden wir vielleicht die plötzlich entblößten<br />

Gesichter der jungen afghanischen Frauen als die Feier des Menschlichen verfechten<br />

wollen, müssen uns aber fragen, in welcher narrativen Funktion diese Bilder mobili siert<br />

werden, ob der militärische Einfall in Afghanistan wirklich im Namen des Feminismus<br />

erfolgte und in welche Form sich die ser Feminismus nachträglich kleidete. Am<br />

wichtigs ten ist aller dings, daß wir fragen müssen, welche Szenen des Schmerzes<br />

und der Trauer diese Bilder übertünchen und derealisieren. Offenbar heben alle diese<br />

Bilder die Gefährdetheit des Lebens auf; sie stel len entweder Amerikas Triumph dar<br />

oder liefern einen Anreiz für zukünftige militärische Triumphe Amerikas. Sie sind die<br />

Kriegsbeute, oder sie sind die Kriegsziele. Und in diesem Sinne ist das Gesicht in jedem<br />

Fall verunstaltet, könnten wir sagen, und daß dies eine der repräsentationalen und<br />

philosophischen Konse quenzen des Krieges ist.<br />

Es ist wichtig, zwischen den Arten von Nichtdarstellbarkeit zu unterscheiden. Zunächst<br />

einmal gibt es die Lévinassche Auffas sung, derzufolge es ein „Gesicht“ gibt, welches<br />

kein Gesicht voll ständig erschöpfen kann: das Gesicht verstanden als menschliches<br />

Leiden, als der Schrei menschlichen Leidens, der keine direkte Darstellung zuläßt. Hier<br />

ist das „Gesicht“ stets eine Figur für et was, das buchstäblich genommen kein Gesicht<br />

ist. Andere menschliche Ausdrücke sind hingegen sinnbildlich als ein „Ge sicht“ darstellbar,<br />

obwohl sie keine Gesichter sind, sondern Laute oder Mitteilungen einer anderen<br />

Ordnung. Der Schrei, der durch die Figur des Gesichts dargestellt wird, ist so beschaffen,<br />

daß er die Sinne verwirrt und einen eindeutig unrichtigen Vergleich her vorruft: Das<br />

kann nicht richtig sein, denn das Gesicht ist kein Laut. Und dennoch kann das Gesicht<br />

für den Laut stehen, gerade weil es nicht der Laut ist. In diesem Sinn unterstreicht<br />

die Figur die Unvergleichbarkeit des Gesichts mit was immer es darstellt.<br />

Das Gesicht stellt also genaugenommen gar nichts dar, in dem Sinne, als es das,<br />

worauf es verweist, nicht einzufangen und zu übermitteln vermag.<br />

Für Lévinas wird das Menschliche also nicht vom Gesicht darge stellt. Das Menschliche<br />

wird vielmehr in genau der Disjunktion indirekt bejaht, welche die Darstellung unmöglich<br />

macht, und diese Disjunktion wird in der unmöglichen Darstellung vermit telt.<br />

Damit die Darstellung das Menschliche vermitteln kann, muß sie nicht nur scheitern,


148 — 149<br />

Judith Butler<br />

9 Zu einer ausführlichen<br />

Erörterung der Beziehung zwischen<br />

dem medialen Bild und dem<br />

menschlichen Leiden siehe den<br />

provokanten Text von Susan<br />

Sontag, Die Leiden anderer<br />

betrachten, übers. von Reinhard<br />

Kaiser, München: Hanser 2003.<br />

10 Zu einer Erörterung des<br />

„ Scheiterns“ als grundlegend für<br />

eine psychoana lytische Konzeption<br />

der Psyche siehe Jacqueline<br />

Rose, Sexuality in the Field<br />

of Vision, London: Verso 1986,<br />

S. 91 ff.; dt. Sexualität im Feld der<br />

Anschauung, Wien: Turia & Kant<br />

1996.<br />

sondern sie muß ihr Scheitern zudem noch zeigen. Es gibt etwas Nichtdarstellbares,<br />

das wir dennoch darzustellen versuchen, und dieses Paradox muß in der Darstel lung,<br />

die wir geben, beibehalten werden.<br />

In diesem Sinne wird das Menschliche nicht mit dem gleichge setzt, was dargestellt<br />

wird, es wird aber auch nicht dem Nichtdar stellbaren gleichgesetzt; es ist vielmehr<br />

das, was das Gelingen ei ner jeden darstellenden Praktik beschränkt. Das Gesicht wird<br />

bei diesem Scheitern der Darstellung nicht „ausgelöscht“, sondern wird eben in dieser<br />

Möglichkeit geschaffen. Etwas vollkommen anderes passiert allerdings dann, wenn<br />

das Gesicht im Dienst ei ner Personifizierung wirksam ist, die beansprucht, den fraglichen<br />

Menschen „einzufangen“. Für Lévinas läßt sich das Menschliche nicht durch<br />

die Darstellung einfangen, und wir können beobach ten, daß ein gewisser Verlust des<br />

Menschlichen stattfindet, wenn es von dem Bild „eingefangen“ wird.9<br />

Ein Beispiel für ein derartiges „Einfangen“ ist dann gegeben, wenn das Böse durch<br />

das Gesicht personifiziert wird. Da wird eine bestimmte Entsprechung zwischen<br />

dem angeblich Bösen und dem Gesicht behauptet. Dieses Gesicht ist böse, und das<br />

Böse, das das Gesicht ist, weitet sich aus zu dem Bösen, das den Menschen insgesamt<br />

zukommt – dem verallgemeinerten Bösen. Wir personifizieren das Böse oder<br />

den militärischen Triumph durch ein Gesicht, das die Idee, für die es steht, sein soll,<br />

ein fangen soll, enthalten soll. In diesem Fall können wir das Gesicht nicht durch das<br />

Gesicht hören. Das Gesicht maskiert hier die Laute des menschlichen Leidens und<br />

die Nähe, die wir zur Gefährdetheit des Lebens selbst einnehmen könnten.<br />

Das Gesicht dort drüben, dessen Bedeutung so hingestellt wird, als sei es vom Bösen<br />

ergriffen, ist jedoch genau das Gesicht, das nicht menschlich ist, nicht im Lévinasschen<br />

Sinne menschlich. Das „Ich“, das dieses Gesicht betrachtet, wird nicht damit identifiziert:<br />

Das Gesicht stellt das dar, womit keine Identifizierung möglich ist, eine Vollendung<br />

der Entmenschlichung und eine Be dingung für Gewalt.<br />

Eine vollständigere Ausarbeitung dieses Themas müßte natür lich die unterschiedlichen<br />

Mittel genauer analysieren, mit denen diese Darstellung im Hinblick auf Vermenschlichung<br />

und Ent menschlichung arbeitet. Manchmal gibt es triumphale Bilder, die uns<br />

eine Idee des Menschlichen vermitteln, mit dem wir uns iden tifizieren sollen, beispielsweise<br />

mit dem patriotischen Helden, der unsere eigenen Ich­Grenzen ekstatisch auf<br />

die der Nation ausweitet. Ohne Berücksichtigung der Bedingungen und Bedeu tungen<br />

von Identifikation und Gegenidentifikation kann das Ver hältnis zwischen Bild und<br />

Vermenschlichung nicht wirklich verstanden werden. Man muß allerdings beachten,<br />

daß die Iden tifizierung immer auf einer Differenz beruht, die sie überwinden will, und<br />

daß ihr Ziel nur erreicht wird, indem die Differenz wie dereingeführt wird, die überwunden<br />

zu haben sie beansprucht. Die Person, mit der ich mich identifiziere, bin nicht<br />

ich, und das „nicht ich sein“ ist die Voraussetzung für die Identifikation. An dernfalls,<br />

daran erinnert uns Jacqueline Rose, fällt die Identifika tion mit der Identität zusammen,<br />

und das bedeutet den Tod der Identifikation selbst.10 Diese interne Differenz in<br />

der Identifizie rung ist entscheidend und zeigt uns gewissermaßen, daß die Gegenidentifizierung<br />

Bestandteil des gewöhnlichen Identifizie rungsvorgangs ist. Das<br />

triumphale Bild kann dem Betrachter eine unmögliche Überwindung dieser Differenz<br />

vermitteln, einen Typ von Identifikation, der meint, daß er die Differenz überwunden<br />

hat, welche die Bedingung seiner Möglichkeit ist. Das kritische Bild, wenn wir so<br />

reden können, verarbeitet diese Differenz in derselben Weise wie das Lévinassche Bild;<br />

es muß nicht nur daran scheitern, seinen Referenten einzufangen, sondern dieses<br />

Schei tern auch zeigen.<br />

Die Forderung nach einem wahrhaftigeren Bild, nach mehr Bildern, nach Bildern,<br />

die den ganzen Schrecken und die Wirk lichkeit des Leidens übermitteln, ist wichtig<br />

und angebracht. Die Tilgung dieses Leidens durch das Verbot von Bildern und Darstellungen<br />

grenzt allgemeiner betrachtet die Sphäre des Erschei nens ein, den Bereich


11 „In diesem Sinn kann man<br />

sagen, daß das Antlitz nicht<br />

‚ gesehen‘ wird. Es ist das, was<br />

nicht ein Inhalt werden kann, den<br />

unser Denken umfassen könnte;<br />

es ist das Unenthaltbare, es führt<br />

uns darüber hinaus.“ Lévinas,<br />

Ethik und Unendliches, a.a.0.,<br />

S. 65.<br />

dessen, was wir sehen und was wir wissen können. Es wäre aber ein Fehler, zu glauben,<br />

wir müßten lediglich die richtigen und wahren Bilder finden, und dann werde eine<br />

be stimmte Wirklichkeit schon übermittelt. Die Wirklichkeit wird nicht von dem vermittelt,<br />

was im Bild dargestellt wird, sondern dadurch, daß die Darstellung, welche die<br />

Realität übermittelt, in Frage gestellt wird.11<br />

Die Entleerung des Menschlichen durch das Bild in den Me dien muß dennoch unter<br />

dem Gesichtspunkt des umfassenderen Problems verstanden werden, daß normative<br />

Schemata der Intel ligibilität die Etablierung dessen bewirken, was als menschlich<br />

gelten wird und was nicht, was ein lebenswertes Leben sein wird und was ein betrauernswerter<br />

Tod. Diese normativen Schemata wirken nicht bloß, indem sie Ideale des<br />

Menschlichen erzeugen, die einen Unterschied zwischen denjenigen machen, die mehr<br />

oder weniger menschlich sind. Zuweilen erzeugen sie Bilder von Untermenschen in der<br />

Verstellung als Menschen, um zu zeigen, wie sich das Untermenschentum verstellt und<br />

diejenigen von uns zu betrügen droht, die möglicherweise glauben, in jenem Gesicht<br />

einen anderen Menschen zu erkennen. Aber manchmal funktio nieren diese normativen<br />

Schemata gerade dadurch, daß sie kein Bild, keinen Namen, keine Erzählung liefern,<br />

so daß es niemals ein Leben und niemals einen Tod gegeben hat. Es handelt sich um<br />

zwei unterschiedliche Formen der normativen Macht: Die eine wirkt, indem sie eine<br />

symbolische Identifikation des Gesichts mit dem Unmenschlichen vornimmt und unser<br />

Verständnis für das Menschliche in der Szene vorab ausschließt; die andere funktioniert<br />

durch gründliche Auslöschung, so daß es niemals einen Menschen, nie ein Leben<br />

gegeben hat und daher auch nie ein Mord stattgefunden hat. Im ersten Fall muß<br />

etwas, das bereits im Bereich des Erscheinens aufgetaucht ist, als erkennbar menschlich<br />

bestritten werden; im zweiten Fall wird der öffentliche Bereich des Erscheinens an<br />

sich erst auf der Grundlage des Ausschlusses jenes Bildes konstituiert. Die anstehende<br />

Aufgabe ist die, in der Öffentlichkeit Formen des Sehens und Hörens zu etablieren,<br />

die auf den Schrei des Menschlichen in der Sphäre des Erscheinens durchaus reagieren<br />

können, eine Sphäre, in der die Spur des Schreis übertrieben gesteigert wurde, um<br />

einen unersättlichen Nationalismus zu rationalisieren, oder vollständig getilgt wurde,<br />

wobei beide Alternativen auf dasselbe hinauslaufen. Wir können dies als eine der<br />

philosophischen und repräsentationalen Implika tionen des Kriegs betrachten, weil die<br />

Politik – und die Macht – zum Teil so funktionieren, daß sie vorschreiben, was erscheinen<br />

darf und was gehört werden kann.<br />

Diese Schemata der Intelligibilität werden natürlich still schweigend und nachdrücklich<br />

von jenen Konzernen gedeckt, die die Kontrolle über die breitenwirksamen Medien<br />

monopolisie ren, welche ein starkes Interesse daran haben, die militärische Macht<br />

der USA aufrechtzuerhalten. Die Kriegsberichterstattung hat die Notwendigkeit einer<br />

umfassenden Entmonopolisierung der Medieninteressen in aller Deutlichkeit sichtbar<br />

werden lassen, während die diesbezügliche Gesetzgebung, wie abzusehen war, auf<br />

Capitol Hill höchst umstritten gewesen ist. Wir denken bei diesen Interessen an die<br />

Ausübung von Kontrolle als Eigentü merrecht, doch gleichzeitig entscheiden sie auch<br />

darüber, was öf fentlich als Realität erkennbar sein wird oder nicht. Sie zeigen zwar<br />

keine Gewalt, aber es liegt eine gewisse Gewalt in der me dialen Formatierung dessen,<br />

was gezeigt wird. Die letztgenannte Gewalt steckt in dem Mechanismus, durch den<br />

bestimmte Menschenleben und Tode entweder nicht darstellbar bleiben oder auf eine<br />

Art und Weise dargestellt werden, die (wieder einmal) ihre Vereinnahmung durch das<br />

Kriegsunternehmen bewirkt. Das er ste ist eine Auslöschung durch Blockierung, das<br />

zweite ist eine Auslöschung durch die Darstellung selbst.<br />

Welche Beziehung besteht zwischen der Gewalt, durch die diese nicht betrauernswerten<br />

Menschenleben verloren gingen, und dem Verbot ihrer öffentlichen Betrauerung?<br />

Ist das Verbot zu trauern die Fortsetzung der Gewalt selbst? Und verlangt das Ver bot<br />

zu trauern eine strenge Aufsicht über die Wiedergabe von Bildern und Worten? Wie


150 — 151<br />

Judith Butler<br />

taucht das Verbot zu trauern als eine Ein grenzung der Darstellbarkeit wieder auf, so<br />

daß unsere nationale Melancholie fest in den Rahmen eingefügt wird, der bestimmt,<br />

was gesagt werden kann, was gezeigt werden kann? Ist dies nicht der Ort, an dem wir –<br />

wenn wir das noch tun – ablesen können, wie diese Melancholie als die Begrenzung<br />

dessen, was gedacht werden kann, eingeschrieben wird? Die Derealisierung des Ver lusts –<br />

die Unempfänglichkeit für menschliches Leiden und Tod – wird zum Mechanismus, über<br />

den die Entmenschlichung erreicht wird. Diese Derealisierung findet weder im Bild noch<br />

außerhalb des Bildes statt, sondern durch die mediale Formatierung, mit der das Bild in<br />

Schach gehalten wird.<br />

In der ursprünglichen Kampagne des Kriegs gegen den Irak machte die US­Regierung<br />

ihre militärischen Heldentaten als ein überwältigendes visuelles Phänomen publik.<br />

Daß die US­Regie rung und das Militär dies als eine Strategie von „Schock und Ehr furcht“<br />

bezeichneten, deutet schon an, daß sie ein visuelles Spek takel veranstalteten, daß<br />

die Sinne betäubt und, wie das Erhabene selbst, die Denkfähigkeit ausschaltet. Diese<br />

Veranstaltung findet nicht bloß für die irakische Bevölkerung auf dem Boden statt,<br />

de ren Sinne mit diesem Spektakel fertiggemacht werden sollten, sondern auch für<br />

die Konsumenten des Kriegs, die auf CNN oder Fox angewiesen sind, das Sendenetz,<br />

das seine Kriegsberichter stattung im Fernsehen regelmäßig unterbrach, um sich<br />

mit der Behauptung einzuschalten, es sei die „zuverlässigste“ Informati onsquelle über<br />

den Krieg. Die „Schock und Ehrfurcht“­Strategie zielt nicht nur darauf ab, dem Krieg<br />

eine ästhetische Dimension zu geben, sondern die visuelle Ästhetik als Bestandteil<br />

der eigent lichen Kriegsstrategie auszubeuten und zu instrumentalisieren. CNN hat<br />

viel zu dieser visuellen Ästhetik beigetragen. Und ob gleich sich die New York Times<br />

nachträglich gegen den Krieg wandte, schmückte auch sie ihre Titelseiten täglich<br />

mit romanti schen Bildern militärischer Geschütze vor der untergehenden Abendsonne<br />

im Irak oder mit „Bombendetonationen in der Luft“ über den Straßen und Häusern<br />

von Bagdad (die, keines wegs überraschend, dem Blick entzogen sind). Es war natürlich<br />

die spektakuläre Zerstörung des World Trade Center, die als erste einen Anspruch<br />

auf die Wirkung von „Schock und Ehrfurcht“ er hob, und die USA demonstrierten<br />

dann vor aller Welt, daß sie ge nauso zerstörerisch sein können und sein werden. Die<br />

Medien ließen sich von der Erhabenheit der Zerstörung völlig faszinieren, und die<br />

Stimmen Andersdenkender und der Opposition mußten sich erst einen Weg suchen,<br />

um diese empfindungslos machende Traumfabrik anzuhalten, in der die massive<br />

Zerstörung von Men schenleben und Behausungen, von Wasserversorgung, Strom und<br />

Wärme zu einem euphorischen Zeichen wiederbelebter militäri scher Stärke der USA<br />

verarbeitet wird.<br />

Tatsächlich wurden die drastischen Bilder toter und enthaupte ter US­Soldaten im Irak<br />

und später die Fotos von Kindern, die amerikanische Bomben verstümmelt und getötet<br />

hatten, von den breitenwirksamen Medien abgelehnt und durch Filmmaterial er setzt,<br />

daß stets die Sicht von oben aus der Luft einnahm, eine Luftbildansicht, deren Perspektive<br />

von staatlicher Macht errich tet und aufrechterhalten wird. Dennoch schafften<br />

es die vom Sad dam­Regime hingerichteten Körper im Augenblick ihrer journa listischen<br />

Enthüllung, auf die Titelseite der New York Times zu gelangen, weil diese Körper<br />

betrauert werden mußten. Die Em pörung über ihren Tod motiviert die Kriegsanstrengung,<br />

wäh rend sich diese auf ihre Verwaltungsphase zu bewegt, die sich sehr wenig von dem<br />

unterscheidet, was man gemeinhin „eine Beset zung“ nennt.<br />

Tragischerweise sieht es so aus, als versuchten die USA, der ge gen sie gerichteten<br />

Gewalt zuvorzukommen, indem sie selbst als erste Gewalt anwenden, doch die<br />

Gewalt, die sie fürchten, ist die Gewalt, die sie erzeugen. Ich will damit nicht sagen,<br />

daß die USA in irgendeiner ursächlichen Weise für die Angriffe auf ihre Bürger verantwortlich<br />

sind. Und ungeachtet der furchtbaren Bedingun gen, die palästinensische<br />

Selbstmordattentäter zu ihren mörderi schen Taten animieren, entlaste ich diese


Sprengstoffattentäter keineswegs. Denn auch zwischen dem Leben unter furchtbaren<br />

Bedingungen, dem Leiden an schweren, schier unerträglichen Verletzungen und dem<br />

Entschluß zu mörderischen Handlungen muß eine gewisse Entfernung zurückgelegt<br />

werden. Präsident Bush hat diese Entfernung recht schnell zurückgelegt, indem er<br />

nach gerade einmal zehn Tagen pompösen Trauerns „ein Ende der Trauer“ forderte. Das<br />

Leiden kann zur Erfahrung der Demut, der Verletzbarkeit, der Manipulierbarkeit und<br />

Abhängigkeit führen, und diese Erfahrungen können zu Ressourcen werden, wenn wir<br />

sie nicht allzu schnell „auflösen“; sie können uns über die Beru fung zum paranoiden<br />

Opfer hinausführen, das die Rechtfertigungen für den Krieg endlos erneuert. Das ist<br />

ebensosehr eine Ange legenheit des ethischen Ringens mit den eigenen mörderischen<br />

Impulsen, mit Impulsen, die eine übermächtige Angst bezwingen wollen, wie eine<br />

Angelegenheit, die verlangt, das Leiden anderer zu begreifen und sich darüber klarzuwerden,<br />

welches Leiden man selbst zugefügt hat.<br />

Im Vietnamkrieg waren es die Bilder mit Napalm verbrannter und sterbender Kinder,<br />

die die amerikanische Öffentlichkeit schockierten, empörten, zu einem Gefühl der Reue<br />

und Trauer be wegten. Es waren gerade die Bilder, die wir nicht sehen sollten, und sie<br />

durchbrachen das Gesichtsfeld und das gesamte Gefühl für öffentliche Identität, das<br />

auf diesem Feld aufbaute. Die Bilder lie ferten zwar eine Realität, aber sie zeigten auch<br />

eine Realität, die das hegemoniale Feld der Darstellung selbst zerstörte. Trotz ihrer<br />

drastischen Wirksamkeit wiesen die Bilder auf etwas anderes hin, wiesen über sich<br />

selbst hinaus auf ein Leben und auf eine Gefähr detheit, die sie nicht zeigen konnten.<br />

Und aus dieser Erkenntnis der Gefährdetheit jener Menschenleben, die von uns zerstört<br />

wur den, entwickelten viele US­Bürger einen wichtigen und dauerhaf ten Konsens gegen<br />

den Krieg. Wenn wir aber die Worte, die uns diese Botschaft überbringen, weiterhin<br />

überhören, und wenn die Medien solche Bilder nicht zeigen werden, und wenn solche<br />

Men schenleben unbenannt und nicht betrauernswert bleiben, wenn sie nicht in ihrer<br />

Gefährdetheit und in ihrer Vernichtung erscheinen, werden wir nicht bewegt werden.<br />

Wir werden nicht zu einer ethi schen Empörung zurückkehren, die sich unverkennbar für<br />

einen Anderen, im Namen eines Anderen einsetzt. Unter den derzeiti gen Bedingungen<br />

der Darstellung können wir weder den gequäl ten Schrei hören noch durch das Gesicht<br />

gezwungen oder genötigt werden. Wir haben uns von dem Gesicht abgewandt, manchmal<br />

eben gerade durch das Bild des Gesichts, eines Gesichts, das dazu ausersehen<br />

ist, das Unmenschliche zu übermitteln, das bereits Tote, das nicht gefährdet ist und<br />

deshalb auch nicht getötet werden kann; dennoch ist es dieses Gesicht, das wir töten<br />

sollen, so als ob es uns zum Menschlichen zurückführen würde, anstatt unsere ei gene<br />

Unmenschlichkeit zu besiegeln, wenn die Welt von diesem Gesicht befreit wäre. Man<br />

müßte hören, wie das Gesicht anders als in einer Sprache spricht, um die Gefährdetheit<br />

des Lebens zu er kennen, um die es geht. Aber welche Medien werden uns diese<br />

Zerbrechlichkeit wissen und fühlen lassen und damit an die Grenzen der Darstellung<br />

gehen, so wie diese zur Zeit kultiviert und un terhalten wird? Falls die Geisteswissenschaften<br />

eine Zukunft als Kulturkritik haben, und die Kulturkritik zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt eine Aufgabe hat, dann ist es zweifellos die Aufgabe, uns zum Menschlichen<br />

zurückzuführen, wo wir nicht erwarten, es zu finden: in seiner Fragilität und an<br />

den Grenzen seiner Fähig keit, verständlich zu sein. Wir werden das Entstehen und<br />

Ver schwinden des Menschlichen an den Grenzen dessen, was wir wis sen können,<br />

hören können, sehen können, empfinden können, untersuchen müssen. Dies wird uns<br />

vielleicht auf affektivem Wege veranlassen, die intellektuellen Projekte der Kritik,<br />

des Infrage stellens, des Verstehens der Schwierigkeiten und Erfordernisse kultureller<br />

Übersetzung und Nichtübereinstimmung mit neuer Kraft zu beleben und ein Gefühl<br />

für die Öffentlichkeit zu schaf fen, in dem oppositionelle Stimmen nicht gefürchtet<br />

sind, heruntergemacht oder abgetan werden, sondern wegen der Anstiftung zu einer<br />

empfundenen Demokratie geschätzt werden, die sie gele gentlich zuwege bringen.


152 — 153<br />

Radiohead,<br />

Pyramid Song, 2001<br />

→ S. 3<br />

Ich sprang in den Fluss und was sah ich?<br />

Engel mit schwarzen Augen schwammen mit mir<br />

Ein Mond voller Sterne und Sternenwagen<br />

Und all die Gestalten, die ich sonst traf<br />

All meine Liebhaber waren mit mir dort<br />

All meine Vergangenheit und Zukünfte<br />

Und wir kamen alle in den Himmel<br />

in einem kleinen Ruderboot<br />

Es gab keine Angst und keine Zweifel<br />

Ich sprang in den Fluss und was sah ich?<br />

Engel mit schwarzen Augen schwammen mit mir<br />

Ein Mond voller Sterne und Sternenwagen<br />

Und all die Gestalten, die ich sonst traf<br />

All meine Liebhaber waren mit mir dort<br />

All meine Vergangenheit und Zukünfte<br />

Und wir kamen alle in den Himmel<br />

in einem kleinen Ruderboot<br />

Es gab keine Angst und keine Zweifel<br />

Es gab keine Angst und keine Zweifel<br />

Es gab keine Angst und keine Zweifel


Anhang


154 — 155<br />

Index


Lida Abdul<br />

White House, 2005<br />

16 mm-Film auf DVD, 4 min 58 s<br />

Courtesy der Künstlerin<br />

und Giorgio Persano, Turin<br />

In Transit, 2008<br />

16 mm-Film auf DVD, 4 min 55 s<br />

Courtesy der Künstlerin<br />

und Giorgio Persano, Turin<br />

Man in the Sea, 2010<br />

Zweikanal-Filminstallation,<br />

Film auf DVD, 3 min 44 s<br />

Courtesy der Künstlerin<br />

und Giorgio Persano, Turin<br />

Marcel Dzama<br />

Pip, 2004<br />

Skulptur: Kleidung mit Filz und<br />

Kunstpelz, Drahtgeflecht, Papiermaché,<br />

Plastikschaum, Gummi,<br />

185 × 60 × 45 cm; begleitet von<br />

5 ungerahmten Zeichnungen<br />

und einem gerahmten Aquarell<br />

Privatsammlung, München<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Knowing precisely where to cut,<br />

2008<br />

Diorama: Holz, 2 Glasschiebeplatten,<br />

Gips, Karton, Acryl, Seil,<br />

Metall, präparierte Mäuse, künstliche<br />

Vögel, 91,4 × 76,8 × 45,7 cm<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Zürich redet mit Helvetia, 2008<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Lits et ratures, 2008<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Whose hell hoof resounds like<br />

heaven’s thunder, 2008<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Presence is unsustainable or<br />

The circle of traitors, 2008<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Surrounded by his dark machines<br />

and the rage of the wild or<br />

An epic of humanity, 2008<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Poor Bertrand de Born, 2009<br />

Collage auf Papier, 30,2 × 22,9 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Ulysses, 2009<br />

Graphit, Tinte, Wasserfarbe,<br />

Transparentpapier auf<br />

Klavier notenrolle, 3 Teile:<br />

28,5 × 234,5 cm, 28,5 × 222 cm,<br />

28,5 × 187,8 cm<br />

Sammlung Deutsche Bank<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf;<br />

David Zwirner, New York<br />

Maria Lassnig<br />

Stilleben<br />

mit rotem Selbstportrait, 1969<br />

Öl/Leinwand, 81 × 97 cm<br />

Neue Galerie Graz am<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Woman Laokoon, 1976<br />

Öl/Leinwand, 193 × 127 cm<br />

Neue Galerie Graz am<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Mark Manders<br />

Small Unfired Clay Figure,<br />

2006/07<br />

Eisen, bemaltes Epoxidharz,<br />

Holz, bemaltes Holz,<br />

Buch, 153,5 × 64 × 29 cm<br />

Sammlung Raf Simons, Belgien<br />

Courtesy Zeno X Gallery,<br />

Antwerpen<br />

Clay Figure with Iron Chair, 2009<br />

Bemalte Bronze, Eisen,<br />

81 × 177 × 59 cm<br />

Privatsammlung<br />

Courtesy Zeno X Gallery,<br />

Antwerpen<br />

Two Interconnected Houses,<br />

2010<br />

80 Schwarz-Weiß-Dias für<br />

einen Karussell-Projektor<br />

Courtesy Zeno X Gallery,<br />

Antwerpen<br />

Renzo Martens<br />

Episode 1, 2000/03<br />

Videoinstallation, Hi-8 auf HD,<br />

Sound, Farbe, 45 min<br />

Courtesy Galerie Fons Welters<br />

und Wilkinson Gallery<br />

Episode 2, 2010<br />

Episode 3, 2009<br />

Videoinstallation, PAL 16:9, HD,<br />

Sound, Farbe, 90 min; 2 Metallkoffer<br />

mit dem Master Tape,<br />

einige Neonleuchtzeichen, ein<br />

Bild entstanden in Zusammenarbeit<br />

mit Aphoka, Association<br />

des Photographes de<br />

Kanyabayonga, 84 × 47 × 35 cm<br />

und 65 × 30 × 24 cm<br />

Courtesy Galerie Fons Welters<br />

und Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Renzo Martens, Child, 2007<br />

Fotografie, 62 × 40 cm<br />

Courtesy Galerie Fons Welters<br />

und Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in Zusammenarbeit mit Renzo<br />

Martens, Three Children, 2007<br />

Fotografie, 40 × 62 cm<br />

Courtesy Galerie Fons Welters<br />

und Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in Zusammenarbeit mit Renzo<br />

Martens, Mother and Child, 2007<br />

Fotografie, 62 × 40 cm<br />

Courtesy Galerie Fons Welters<br />

und Wilkinson Gallery<br />

Kris Martin<br />

Mandi VIII, 2006<br />

Gips, 221 × 150 × 100 cm<br />

Sammlung David Roberts, London<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf<br />

Bells, 2008<br />

Bronzeglocken,<br />

30 × 50 × 60 ○/ 30 cm<br />

Courtesy Sies + Höke, Düsseldorf<br />

Adrian Paci<br />

Turn on, 2004<br />

Film auf DVD, 3 min 33 s<br />

Courtesy des Künstlers;<br />

Francesca Kaufmann, Mailand;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zürich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Per Speculum, 2006<br />

35 mm-Film, 6 min 53 s<br />

Courtesy des Künstlers;<br />

Francesca Kaufmann, Mailand;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zürich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Electric Blue, 2010<br />

HD-Video, ca. 15 min<br />

Courtesy des Künstlers;<br />

Francesca Kaufmann, Mailand;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zürich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Susan Philipsz<br />

The River Cycle, 2009<br />

Audioinstallation, 2 min 15 s<br />

Courtesy der Künstlerin


156 — 157<br />

Biografien<br />

Lida Abdul<br />

Geboren 1973 in Kabul (AF),<br />

lebt und arbeitet in Kabul (AF),<br />

Kalifornien (US) und Europa<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Fundação Calouste Gulbenkian,<br />

Lissabon<br />

Krannert Art Museum,<br />

University of Illinois, Champaign<br />

Ruins: Stories of Awakening,<br />

Anna Schwartz Gallery,<br />

Melbourne<br />

2008<br />

In Transit, Giorgio Persano, Turin;<br />

Le Print Temps Septembre,<br />

Toulouse Art Festival, Toulouse;<br />

OK Centrum für<br />

Gegenwartskunst, Linz<br />

Western Front Exhibitions &<br />

Centre A, Vancouver<br />

IDEA Space, Colorado College,<br />

Colorado Springs<br />

Indianapolis Museum of Art,<br />

Indianapolis<br />

Alessandra Bonomo, Rom<br />

GSK Royal Academy of Arts,<br />

London<br />

2007<br />

Modern Mondays, MoMA,<br />

New York<br />

Musée Chagall, Nizza<br />

Musée national Picasso, Vallauris<br />

ICA Prefix Institute of<br />

Contemporary Art, Toronto<br />

National Museum of Kabul, Kabul<br />

White House, Netwerk Centrum<br />

voor hedendaagse kunst, Aalst<br />

What We Saw Upon Awakening,<br />

Location One, New York<br />

2006<br />

Petition for Another World,<br />

Museum Voor Moderne Kunst,<br />

Arnhem<br />

Giorgio Persano, Turin<br />

After War Games, Musées<br />

Palais du Tau de Reims, Reims<br />

Pino Pascali Museo d’Arte<br />

Contemporanea,<br />

Polignano a Mare<br />

Now, Here, Over There.<br />

Lida Abdul/Tania Bruguera,<br />

FRAC Lorraine, Metz<br />

What We Saw Upon Awaking,<br />

CAC Brétigny, Brétigny<br />

2005<br />

Afghanischer Pavillon,<br />

La Biennale di Venezia, Venedig<br />

Video des Monats #6:<br />

Lida Abdul, Kunsthalle Wien,<br />

Ursula Blickle Videolounge, Wien<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

The individual and the war, AZKM<br />

Ausstellungshalle zeitgenössische<br />

Kunst Münster, Münster<br />

HomeLessHome, Museum on the<br />

Seam, Jerusalem<br />

CUE: Artist’ Videos, Vancouver<br />

Art Gallery, Vancouver<br />

Monument to Transformation,<br />

Galeria Miroslav Kraljevic, Zagreb<br />

Spatial City: An Architecture of<br />

Idealism, Institute of Visual Arts,<br />

Milwaukee; Hyde Park Art Center,<br />

Chicago; Museum of<br />

Contemporary Art, Detroit<br />

2009<br />

Anabasis: On Rituals of<br />

Home coming, Ludwik Grohman<br />

Villa, Lodz<br />

Futur, FRAC Aquitaine, Bordeaux<br />

Bilderschlachten, EMAF<br />

European Media Art Festival,<br />

Osnabrück<br />

Monument to Transformation,<br />

City Gallery Prague, Prag<br />

Stranded Positions, Ausstellungsraum<br />

Klingental, Basel<br />

History of Violence, Haifa Museum<br />

of Art, Haifa<br />

The End, The Andy Warhol<br />

Museum, Pittsburgh<br />

Dream and Reality. Contemporary<br />

Art from the Near<br />

East, Zentrum Paul Klee, Bern<br />

Moving Perspectives: Lida Abdul<br />

and Dinh Q Le, Smithsonian<br />

Freer Gallery of Art and Arthur<br />

M. Sackler Gallery, Washington<br />

Riwaq Biennial, Ramallah<br />

2008<br />

Eurasia. Geographic cross-overs<br />

in art, MART Museo di Arte<br />

Moderna e Contemporanea<br />

di Trento e Rovereto, Trento/<br />

Rovereto<br />

4. Triennale zeitgenössischer<br />

Kunst Oberschwaben, Zeppelin<br />

Museum, Friedrichshafen<br />

Biennale Cuvée, OK Centrum<br />

für Gegenwartskunst, Linz<br />

Yellow Cruise, Louis Vuitton<br />

Espace, Paris<br />

Artes Mundi 3rd Award<br />

Exhibition, National Museum<br />

of Cardiff, Cardiff<br />

Lida Abdul: In Transit,<br />

Videoformes Festival,<br />

Clermont-Ferrand<br />

Intimacies of Distant War,<br />

Samuel Dorsky Museum of Art,<br />

New York<br />

Open Sky, Kunstverein<br />

Medienturm, Graz<br />

2007<br />

Illuminations, Tate Modern,<br />

London<br />

2. Moscow Biennial of<br />

Contemporary Art, Moskau<br />

8. Sharjah Biennial, Sharjah<br />

Re-thinking Dissent, 4. Göteborg<br />

International Biennial for<br />

Contemporary Art, Göteborg<br />

3. Auckland Triennial, Auckland<br />

Thermocline of Art: New Asian<br />

Waves, ZKM, Karlsruhe<br />

Memorial to Iraq War, ICA,<br />

London<br />

Timeout: Art and Sustainability,<br />

Kunstmuseum Liechtenstein,<br />

Vaduz<br />

Global Feminisms, Brooklyn<br />

Museum, New York; Wanderausstellung<br />

Asian Attitude/Transient Forces,<br />

The National Museum, Poznan;<br />

Zendai Museum of Modern Art,<br />

Shanghai; Wanderausstellung<br />

2006<br />

27. Sao Paulo Biennial, Sao Paulo<br />

First Chapter_Trace Root,<br />

Gwangju Biennale, Gwangju<br />

The Doubtful Strait. A Visual Art<br />

Event, Museo de Arte y Diseño<br />

Contemporáneo, Costa Rica<br />

Mens, S.M.A.K, Gent; K.U.,<br />

Leuven<br />

Painting as a Way of Living,<br />

Istanbul Museum of Modern Art,<br />

Istanbul<br />

The UnQuiet World,<br />

The Australian Centre for<br />

Contemporary Art, Victoria<br />

Undercurrents06, Göteborg<br />

Konstmuseum, Göteborg<br />

Courants Alternatifs, Le Parvis<br />

Centre d’art contemporain,<br />

Ibos-Tarbes; CAPC Musée d’art<br />

contemporain, Bordeaux<br />

Painting Ruins, Foundation for<br />

Culture and Civil Society, Kabul<br />

Fast Futures: Asian Video Art,<br />

Mumbai<br />

ACAW Asian Contemporary Art<br />

Week, Brooklyn Art Museum,<br />

New York<br />

Nafas. Contemporary Art<br />

from the Islamic World, IFA,<br />

Berlin/Stuttgart<br />

Liberation, Tradition and<br />

Meaning/Women on the Edge<br />

of Culture, Milwaukee Institute<br />

of Art & Design, Milwaukee<br />

New territories, De Hallen,<br />

Brügge<br />

2005<br />

Between the Furniture and<br />

the Building (Between a Rock<br />

and a Hard Place), CAC Brétigny;<br />

FR66, Paris<br />

Wall to Destroyed, FRAC Lorraine,<br />

Metz<br />

Irreducible. Contemporary Short<br />

Form Video, Miami Central, Miami<br />

In the Shadow of Heroes,<br />

Central Asian Biennale,<br />

Kirgisische Republik<br />

Video Lounge, South London<br />

Gallery, London<br />

Vinyl, Redux Projects Gallery,<br />

London<br />

Taste of others, Apex Art,<br />

New York<br />

2004<br />

Contemporaneity, Academy of<br />

Fine Arts, Tashkent; National<br />

Museum of Arts, Bishkek;<br />

Foundation for Culture and Civil<br />

Society, Kabul<br />

On healing, D.U.M.B.O., Brooklyn<br />

Poetics of Proximity, Chapman<br />

University, Orange<br />

2003<br />

Shibuya UNESCO Association,<br />

Tokyo<br />

Colors of God, Layola Marymount<br />

University, Los Angeles<br />

Open Ticket, Guggenheim Gallery<br />

Chapman College, Orange<br />

Wide Awake, Highways,<br />

Los Angeles<br />

ENTERINTERCESSOR,<br />

Raid Projects, Los Angeles<br />

2002<br />

All Stars of LA Performance<br />

Art, City of Los Angeles Cultural<br />

Affairs Department, Hollywood<br />

Not in our Name, The Palace Art<br />

Speak, Hollywood<br />

Democracy When?, LACE<br />

Los Angeles Contemporary Art<br />

Exhibitions, Hollywood<br />

After the Ruins of Kabul,<br />

Highways, Santa Monica;<br />

Bumbershoot Festival, Seattle;<br />

The Palace Art Speak, Hollywood<br />

Project Enduring Look, Exhibition<br />

Studies Space, School of the<br />

Art Institute of Chicago, Chicago<br />

GENERATION WHY: ARTISTS<br />

OF CONSCIENCE SPEAK,<br />

Occidental College, Los Angeles<br />

2001<br />

Overflowing, Track-16,<br />

Santa Monica<br />

The Gathering, Highways,<br />

Santa Monica<br />

Slam, Highways, Santa Monica<br />

In Public, Art Center College<br />

of Art and Design, Pasadena<br />

CAPITAL ART, Track-16,<br />

Santa Monica<br />

All Star of LA, Knitting Factory,<br />

Los Angeles


Marcel Dzama<br />

Geboren 1974 in Winnipeg (CA),<br />

lebt und arbeitet in Brooklyn,<br />

New York (US)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Musée d’Art Contemporain de<br />

Montréal, Montreal<br />

Marcel Dzama: Delila’s Dance,<br />

Galeria Helga de Alvear, Madrid<br />

2009<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

2008<br />

Edition 46, Marcel Dzama, in<br />

Kooperation mit Süddeutsche<br />

Zeitung Magazin, Pinakothek<br />

der Moderne, München<br />

Even the Ghost of the Past,<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

2007<br />

Oficina para Proyectos de Arte<br />

(OPA), Guadalajara<br />

Celluloid Ceremony, Galleri<br />

Magnus Karlsson, Stockholm<br />

Moving Picture, Timothy Taylor,<br />

London<br />

2006<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Centre for Contemporary Arts,<br />

Glasgow<br />

IKON Gallery, Brimingham<br />

The Richard L. Nelson Gallery &<br />

The Fine Arts Collection,<br />

UC Davis, Davis<br />

2005<br />

David Zwirner, New York<br />

Centre d’arte Santa Monica,<br />

Barcelona<br />

2004<br />

Timothy Taylor Gallery, London<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Christophe Daviet-Thery,<br />

Livres et Editions d’Artistes, Paris<br />

Galleri Magnus Karlsson,<br />

Stockholm<br />

Olga Korper, Toronto<br />

2003<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Rizzero Arte, Pescara<br />

Art Gallery of Windsor, Windsor/<br />

Ontario<br />

Perugi Artecontemporanea,<br />

Padua<br />

2002<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Timothy Taylor Gallery, London<br />

2001<br />

Mendel Art Gallery, Saskatoon,<br />

Saskatchewan<br />

Galleri Magnus Karlsson,<br />

Stockholm<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Monica de Cardenas, Mailand<br />

2000<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

More Famous Drawings,<br />

Plug In Gallery, Winnipeg<br />

Zeichnungen + Video,<br />

Diehl Vorderwuelbecke, Berlin<br />

1999<br />

Greene Gallery, Genf<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

1998<br />

Espace Purplex, Rio de Janeiro<br />

Casa Triangulo, Sao Paulo<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

Art Pace Foundation,<br />

San Antonio<br />

Art Forum Berlin, Berlin<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2011<br />

Fairy Tales, Monsters and the<br />

Genetic Imagination, First Center<br />

for the Visual Arts, Nashville<br />

2010<br />

CUE: Artists’ Videos, Vancouver<br />

Art Gallery, Vancouver<br />

Monster, West Vancouver<br />

Museum, West Vancouver<br />

2009<br />

Wonderland, KAdE, Amersfoort<br />

Compass in Hand: Selections<br />

from The Judith Rothschild<br />

Foundation Contemporary<br />

Drawings Collection, The<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

Mi Vida. From Heaven to Hell:<br />

Life Experiences in Art from the<br />

MUSAC Collection, Mucsarnok<br />

Kunsthalle, Budapest<br />

Private Universes, Dallas<br />

Museum of Art, Dallas<br />

Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv<br />

2008<br />

The Other Mainstream II:<br />

Selections from the Collection<br />

of Mikki and Stanley Weithorn,<br />

Arizona State University Art<br />

Museum, Tempe<br />

The Gallery, David Zwirner,<br />

New York<br />

2007<br />

Running Around the Pool,<br />

Museum of Fine Arts, The College<br />

of Visual Arts, Theatre & Dance,<br />

Florida State University,<br />

Tallahassee<br />

Cult Fiction, The New Art Gallery,<br />

Walsall; Nottingham Castle,<br />

Nottingham; Leeds City Art<br />

Gallery, Leeds; Aberystwyth<br />

Art Gallery, Aberystwyth;<br />

Tullie House, Carlisle<br />

Hinter den Sieben Bergen,<br />

Patricia Low Contemporary,<br />

Gstaad<br />

Royal Art Lodge – Where is Here?,<br />

Winnipeg Art Lodge, Winnipeg<br />

2006<br />

Into Me/Out of Me, P.S.1<br />

Contemporary Art Center, New<br />

York; Kunst-Werke Berlin e.V. –<br />

Institute for Contemporary Art,<br />

Berlin; MACRO Museo d’Arte<br />

Contemporanea Roma, Rom<br />

Since 2000: Printmaking Now,<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

Parallel Visions II: “Outsider”<br />

and “Insider” Art Today, Gallerie<br />

St. Etienne, New York<br />

Faces of a Collection, Kunsthalle<br />

Mannheim, Mannheim<br />

New Prints 2006, International<br />

Print Center New York, New York<br />

The Compulsive Line: Etching<br />

1900 to Now, Museum of Modern<br />

Art, New York<br />

Down by Law, 2006 Whitney<br />

Biennial, Whitney Museum of<br />

American Art, New York<br />

2005<br />

Words,<br />

Andrea Rosen Gallery, New York<br />

Eccentric Modern,<br />

The Foundation To-Life, New York<br />

The Gallery,<br />

Magnus Karlsson, Stockholm<br />

Max Ernst and the Tradition<br />

of the Modern, Städtische Kunsthalle<br />

Mannheim, Mannheim<br />

New Work/New Acquisitions, The<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

La Melange des Genres, Musée<br />

des Beaux-Arts de Rouen, Rouen<br />

Pensieri dei serpenti by<br />

The Royal Art Lodge, Perugi<br />

artecontemporanea, Padua<br />

Surface, Lucas Schoormanns<br />

Gallery, New York<br />

Funny Cuts, Staatsgalerie<br />

Stuttgart, Stuttgart<br />

Emergencias, Museo de Arte<br />

Contemporaneo, León<br />

Strips & Characters – Kunst<br />

unter dem Einfluss von Comics,<br />

Kunstverein, Wolfsburg<br />

Central Station – The Harald<br />

Falckenberg Collection,<br />

La Maison Rouge, Paris<br />

Security Check. Painting after<br />

Romanticism, Arndt & Partner,<br />

Zürich<br />

2004<br />

Pride in Workmanship, The Royal<br />

Art Lounge, Houldsworth Gallery,<br />

London<br />

Galerie Anne de Villepoix, Paris<br />

2003<br />

Royal Art Lodge: Ask the Dust<br />

The Drawing Center, New York;<br />

The Power Plant, Contemporary<br />

Art Gallery, Toronto; De Vleeshal,<br />

Middelburg<br />

For the Record: Drawing<br />

Contemporary Life, Vancouver<br />

Art Gallery, Vancouver<br />

The Great Drawing Show 1550-<br />

2003, Michael Kohn Gallery,<br />

Los Angeles<br />

Odd Fellows, Pennsylvania<br />

Academy of Fine Arts,<br />

Philadelphia<br />

Sweet Tooth, Mixture<br />

Contemporary Art, Houston<br />

Zwischenbilanz, Kunstforum<br />

Baloise, Basel<br />

MosaiCanada: Sign and Sound,<br />

The Seoul Museum of Art, Seoul<br />

2002<br />

Fantasyland, Dámelio Terras<br />

New York, New York<br />

Fantasy Underfoot, Corcoran<br />

Biennal, Washigton D.C.<br />

2001<br />

I love NY, David Zwirner,<br />

New York<br />

The Royal Art Lodge, Perugi<br />

Artcontemporanea, Padua<br />

The Royal Art Lodge: Amounts<br />

of Blood, Atycore, Toronto<br />

IN FUMO, Galleria of Modern<br />

and Contemporary Art, Bergamo<br />

Amused: Humour in Contemporary<br />

Art, Carrie Secrist Gallery,<br />

Chicago<br />

2000<br />

Artcore Gallery, Toronto<br />

Dr. Wings, Galerie Air de Paris,<br />

Paris<br />

Babylon, Galerie Philomene<br />

Magers, München<br />

Selections from the Manilow<br />

Collection, MOCA, Chicago<br />

Double Whammy,<br />

Atelier Gallery, Vancouver<br />

Greetings from Winnipeg,<br />

MCAD, Minneapolis<br />

Drawing Show,<br />

Chicago Institute of Art, Chicago<br />

Drawings 2000,<br />

Barbara Gladstone, New York<br />

1999<br />

Draw, Ten in One Gallery,<br />

Chicago Castelli di Carte, Galeria<br />

Claudia Gian Ferrari, Mailand<br />

Sit(E)ings: Trajectories for<br />

a Future, Winnipeg Art Gallery,<br />

Winnipeg<br />

Greetings from Winnipeg,<br />

Minneapolis College of<br />

Art & Design, Minneapolis<br />

1998<br />

Selections Spring 98,<br />

The Drawing Center, New York<br />

Laughing, Plug In Gallery,<br />

Winnipeg


158 — 159<br />

Biografien<br />

Maria Lassnig<br />

Maria Lassnig<br />

Geboren 1919 in Kappel am<br />

Krappfeld, Kärnten (AT),<br />

lebt und arbeitet in Wien (AT)<br />

und Kärnten (AT)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Städtische Galerie im Lenbachhaus<br />

und Kunstbau, München<br />

2009<br />

Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel.<br />

Aquarelle und<br />

Zeichnungen von 1947 bis heute,<br />

Museum Ludwig, Köln<br />

Das neunte Jahrzehnt, Museum<br />

moderner Kunst Stiftung Ludwig,<br />

Wien<br />

2008<br />

Contemporary Arts Center,<br />

Cincinnati<br />

Serpentine Gallery, London<br />

2007<br />

Hauser & Wirth, Zürich<br />

2006<br />

Maria Lassnig: Körper und Seele<br />

malen, Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen, Siegen<br />

Maria Lassnig: Körperbilder,<br />

Museum Moderner Kunst Kärnten,<br />

Klagenfurt<br />

2005<br />

Maria Lassnig/Eiserner Vorhang,<br />

Museum in Progress, Wien<br />

Maria Lassnig – body. fiction.<br />

nature, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Wien<br />

Maria Lassnig. Animationsfilme –<br />

Retrospektive, culture2culture,<br />

Wien<br />

2004<br />

Maria Lassnig – Paintings,<br />

Hauser & Wirth, London<br />

2003<br />

Verschiedene Arten zu sein,<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich<br />

2002<br />

Friedrich Petzel Gallery, New York<br />

Maria Lassnig. Körperporträts,<br />

Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen<br />

Maria Lassnig. Eine andere<br />

Dimension. Skulpturen. Galerie<br />

Ulysses, Wien<br />

2001<br />

Maria Lassnig. Bilder 1989 – 2001,<br />

kestnergesellschaft, Hannover<br />

1999<br />

FRAC des Pays de la Loire, Nantes<br />

1997<br />

Kunsthalle Bern, Bern<br />

Kunsthalle Mücsarnoc, Budapest<br />

1995/96<br />

Retrospektive der Zeichnungen<br />

und Aquarelle, Kunstmuseum<br />

Bern, Bern<br />

Musée national d’art moderne,<br />

Paris<br />

Kulturhaus der Stadt Graz, Graz<br />

1994<br />

Das Innere nach Außen,<br />

Stedelijk Museum, Amsterdam<br />

1992<br />

Galerie Klewan, München<br />

Galerie Ulysses, Wien<br />

1991<br />

Galerie Busche, Köln<br />

Raymond Bollag, Zürich<br />

1988-90<br />

Neue Galerie Graz, Graz<br />

Mit dem Kopf durch die Wand,<br />

Kunstmuseum Luzern, Luzern<br />

Kunstverein Hamburg, Hamburg<br />

Wiener Secession, Wien<br />

Galerie Barbara Gross, München<br />

Graphische Sammlung Albertina,<br />

Wien<br />

1987<br />

Galerie Thaddaeus Ropac,<br />

Salzburg<br />

Edition Hundertmark, Köln<br />

Galerie Onnasch, Berlin<br />

1985<br />

Museum moderner Kunst<br />

Stiftung Ludwig Wien, Wien<br />

Kunstmuseum Düsseldorf,<br />

Düsseldorf<br />

Kunsthalle Nürnberg, Nürnberg<br />

Kärntner Landesgalerie,<br />

Klagenfurt<br />

1982-84<br />

Retrospektive der Zeichnungen<br />

und Aquarelle, Kunstverein<br />

Mannheim, Mannheim<br />

(Wanderausstellung)<br />

1981<br />

Galerie Heike Curtze, Wien<br />

1978<br />

Haus am Lütowplatz, Berlin<br />

1977<br />

Retrospektive des grafischen<br />

Werks, Graphische Sammlung<br />

Albertina, Wien<br />

Galerie Kalb, Wien<br />

1975<br />

Gallery Cortella, New York<br />

1974<br />

Green Mountains Gallery,<br />

New York<br />

1962/63<br />

Kärntner Landesmuseum,<br />

Klagenfurt<br />

1960<br />

Galerie nächst St. Stephan, Wien<br />

1956<br />

Galerie Würthle, Wien<br />

1954<br />

Zimmergalerie, Frankfurt<br />

1952<br />

Art-Club-Galerie, Wien<br />

1950<br />

Galerie Cosmos, Wien<br />

1948<br />

Galerie Kleinmayr, Klagenfurt<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Nur Papier, und doch die ganze<br />

Welt ... 200 Jahre Graphische<br />

Sammlung, Staatsgalerie<br />

Stuttgart, Stuttgart<br />

The Dissolve. SITE Santa Fe<br />

Biennial 2010, Santa Fe<br />

Vermeer. Die Malkunst,<br />

Kunst historisches Museum, Wien<br />

2009<br />

The Female Gaze: Women Look at<br />

Women, Cheim & Read, New York<br />

Die Gegenwart der Linie.<br />

Eine Bestandsauswahl neuerer<br />

Erwerbungen des 20. und<br />

21. Jahrhunderts, Pinakothek<br />

der Moderne, München<br />

Best of Austria – Eine Kunstsammlung,<br />

Lentos Kunstmuseum,<br />

Linz<br />

2008<br />

Life on Mars: 55th Carnegie<br />

International, Carnegie Museum<br />

of Art, Pittsburgh<br />

Drawing a Tension, Fundação<br />

Calouste Gulbenkian, Lissabon<br />

Baselitz bis Lassnig, Sammlung<br />

Essl, Klosterneuburg/Wien<br />

Mind Expanders. Performative<br />

Körper – Utopische Architekturen<br />

um ’68, MUMOK – Museum<br />

Moderner Kunst Stiftung Ludwig<br />

Wien, Wien<br />

2007<br />

Wien – Paris, Belvedere, Wien<br />

Critical Mass – Kritische<br />

Masse, Kunsthalle Bern, Bern<br />

WACK! Art and the Feminist<br />

Revolution, National Museum<br />

of Women in the Arts,<br />

Washington DC; MOCA – Museum<br />

of Contemporary Art, Los Angeles;<br />

P.S.1, Long Island City<br />

Kunst nach 1970. Aus der<br />

Sammlung der Albertina,<br />

Albertina, Wien<br />

2006<br />

Eye on Europe, MoMA, New York<br />

Zwei oder Drei oder Etwas.<br />

Maria Lassnig, Liz Larner,<br />

Kunsthaus Graz, Graz<br />

Österreich: 1900 – 2000,<br />

Konfrontationen und<br />

Kontinui täten, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Wien<br />

Into me/Out of me, P.S.1,<br />

Long Island City; MACRO – Museo<br />

d’Arte Contemporanea, Rom<br />

2005<br />

Ars Pingendi, Neue Galerie Graz,<br />

Graz<br />

Leporello, Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Zeitgenössische österreichische<br />

Kunst und Malerei der<br />

Nachkriegszeit aus der<br />

Sammlung Essl, Museo de Arte<br />

Moderno de México, Mexico City<br />

(Wanderausstellung)<br />

Das neue Österreich, Österreichische<br />

Galerie Belvedere, Wien<br />

2003<br />

Grotesk! 130 Jahre Kunst der<br />

Frechheit, Haus der Kunst,<br />

München<br />

La Biennale di Venezia, Dreams<br />

and Conflicts – The Viewer’s<br />

Dictatorship, Venedig<br />

Warum! Bilder Diesseits und<br />

Jenseits des Menschen,<br />

Gropius Bau, Berlin<br />

EXPRESSIV!, Fondation Beyeler,<br />

Basel<br />

2001<br />

Reisen ins Ich, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Wien<br />

Abbild, steirischer herbst,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>,<br />

Graz<br />

Österreichische Kunst, Shanghai<br />

Art Museum, Shanghai<br />

2000<br />

Die verletzte Diva,<br />

Kunstverein München, München;<br />

Kunsthalle Baden, Baden-Baden<br />

Das Bild des Körpers,<br />

Rupertinum, Salzburg<br />

1999<br />

Jahrhundert der Frauen,<br />

Kunstforum, Wien<br />

1997<br />

documenta X, Kassel<br />

1996<br />

Malerei in Österreich 1945 – 1995.<br />

Die Sammlung Essl,<br />

Künstlerhaus Wien, Wien<br />

Kunst aus Österreich 1896 – 1996,<br />

Kunsthalle Bonn, Bonn<br />

1995<br />

La Biennale di Venezia,<br />

Identità e Alternità. Formen des<br />

Körpers 1895 – 1995, Venedig<br />

Feminine-Masculine,<br />

Musée national d’art moderne,<br />

Centre George Pompidou, Paris<br />

1986<br />

Zeichen und Gesten. Informelle<br />

Tendenzen in Österreich,<br />

Wiener Secession, Wien<br />

1982<br />

documenta 7, Kassel<br />

1980<br />

La Biennale di Venezia,<br />

Öster reichischer Pavillon,<br />

Venedig


Mark Manders<br />

Geboren 1968 in Volkel (NL),<br />

lebt und arbeitet in Arnhem (NL)<br />

und Ronse (BE)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2011<br />

Walker Art Center, Minneapolis<br />

Douglas Hyde Gallery, Dublin<br />

Aspen Art Museum, Aspen<br />

Castello di Rivoli, Turin<br />

2010<br />

Hammer Museum, Los Angeles<br />

Carillo Gil Museum of Art,<br />

Mexico City<br />

Jarla Partilager, Stockholm<br />

Zeno X Gallery, Antwerpen<br />

2009<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

The Absence of Mark Manders,<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich;<br />

S.M.A.K., Gent; Kunsthall Bergen,<br />

Bergen; Kunstverein Hannover,<br />

Hannover<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

2006<br />

Mark Manders: Short Sad<br />

Thoughts, BALTIC Centre for<br />

Contemporary Art, Gateshead<br />

2005<br />

Parallel Occurance, IMMA – Irish<br />

Museum of Modern Art, Dublin<br />

Mark Manders: Fragments<br />

from Self Portrait as a Building,<br />

Solo Projects, Los Angeles<br />

MATRIX 214: The Absence<br />

of Mark Manders, Berkeley Art<br />

Museum, Berkeley<br />

2004<br />

Silent Studio, Zeno X Storage,<br />

Antwerpen – Borgerhout<br />

2003<br />

The Art Institute Chicago,<br />

Chicago<br />

The Renaissance Society, Chicago<br />

Pinakothek der Moderne,<br />

München<br />

Kaleidoscope Night,<br />

Kröller-Müller Museum, Otterlo<br />

Yellow Bathtub, Cobra Museum<br />

voor Moderne Kunst, Amstelveen<br />

Fragments from Self Portrait<br />

as a Building, Moore College<br />

of Art and Design, Philadelphia;<br />

Art Gallery of York University,<br />

Toronto<br />

Night Drawings from Self<br />

Portrait as a Building, Kabinet<br />

OverHolland/Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Reduced November Room,<br />

Greene Naftali Gallery, New York<br />

Room with Several Night Drawings<br />

and One Reduced Night Scene,<br />

The Drawing Center, New York<br />

1999<br />

Galerie Friedrich, Bern<br />

1998<br />

Self Portrait in a surrounding<br />

area, Biennale Sao Paolo,<br />

Sao Paolo<br />

14 Fragments from Self Portrait<br />

as a Building, Staatliche<br />

Kunsthalle, Baden-Baden<br />

1997<br />

The Douglas Hyde Gallery, Dublin<br />

Zeno X Gallery, Antwerpen<br />

De Appel, Amsterdam<br />

1995<br />

Galerie Erika + Otto Friedrich,<br />

Bern<br />

1994<br />

Mark Manders shows some<br />

fragments of his Self Portrait,<br />

MUHKA, Antwerpen<br />

Van Abbemuseum, Eindhoven<br />

Zeno X Gallery, Antwerpen<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2011<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections, DESTE<br />

Foundation, Athen; Magasin 3<br />

Stockholm Konsthall, Stockholm<br />

2010<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections,<br />

La maison rouge, Paris; Ellipse<br />

Foundation, Cascais<br />

Animism, Kunsthalle Bern, Bern<br />

Skin Fruit: Selection from the<br />

Dakis Joannou Collection,<br />

New Museum, New York<br />

Contemplating the Void:<br />

Interventions in the Guggenheim<br />

Museum, Guggenheim Museum,<br />

New York<br />

What happens next is a secret,<br />

The Irish Museum of Modern Art,<br />

Dublin<br />

2009<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections,<br />

Fondazione Sandretto Re<br />

Rebaudengo, Turin<br />

Works by Charles Long, Mark<br />

Manders, Thomas Schütte and<br />

Ian Kiaer with paintings by Luc<br />

Tuymans, Jarla Partilager, Berlin<br />

A Story of the Image: Old and<br />

New Masters from Antwerp,<br />

National Museum of Singapore,<br />

Singapur; Shanghai Art Museum,<br />

Shanghai<br />

Walking in my Mind, The Hayward,<br />

Soutbank Centre, London<br />

Le sang d’un poète, Biennale<br />

Estuaire Nantes – Saint Nazaire,<br />

Nantes<br />

The Eventual, Futura Center for<br />

Contemporary Art, Prag<br />

The Quick and the Dead, Walker<br />

Art Center, Minneapolis<br />

Ophelia. Sehnsucht, melancholie<br />

en doodsverlangen, Museum<br />

voor Moderne Kunst, Arnhem<br />

2008<br />

The Order of Things, MuHKA,<br />

Antwerpen<br />

Transformation AGO, The Art<br />

Gallery of Ontario, Ontario<br />

Foyer: language and space<br />

at the border, CAC, Contemporary<br />

Art Center, Vilnius<br />

Life on Mars, the 55th Carnegie<br />

International, Carnegie<br />

Museum of Art, Pittsburgh<br />

2007<br />

Destroy Athens, 1. Athens<br />

Biennial, Athen<br />

(I’m Always Touched) By Your<br />

Presence, Dear – New Acquisitions,<br />

IMMA The Irish Museum<br />

of Modern Art, Dublin<br />

Comfort/Discomfort, Stedelijk<br />

Museum, ’s-Hertogenbosch<br />

Works on paper, Zeno X Gallery<br />

& Zeno X Storage, Antwerpen<br />

2006<br />

The Secret Theory of Drawing:<br />

Dislocation & Indirection<br />

in Contemporary Drawing,<br />

The Drawing Room, London<br />

Ergens/Somewhere, MuHKA,<br />

Antwerpen<br />

Roma Publications, Culturgest,<br />

Lissabon<br />

Transforming Chronologies:<br />

An Atlas of Drawings, Part Two,<br />

MoMA, New York<br />

Of Mice and Men, Berlin Biennale,<br />

Berlin<br />

2005<br />

Recent Acquisitions, LA MOCA,<br />

Los Angeles<br />

2004<br />

Manifesta 5, European<br />

Biennale of Contemporary Art,<br />

San Sebastian<br />

Drafting Deceit, Apexart,<br />

New York<br />

Sculptural Sphere, Goetz<br />

Collection, München<br />

2003<br />

Gelijk het leven is, S.M.A.K., Gent<br />

Taktiken des EGO, Stiftung<br />

Wilhelm Lehmbruck Museum,<br />

Duisburg<br />

Post-Nature. Nove Artistas<br />

Holandeses, Instituto Tomie<br />

Ohtake, Sao Paulo<br />

2002<br />

On Paper 1, Galerie Friedrich,<br />

Basel<br />

Contemporary Drawing: Eight<br />

Propositions, Museum of Modern<br />

Art, New York<br />

EU2, Stephen Friedman Gallery,<br />

London<br />

documenta 11, Kassel<br />

2001<br />

Plateau of <strong>Human</strong>kind,<br />

italienischer Pavillon, La Biennale<br />

di Venezia, Venedig<br />

Free Sport, Greene Naftali,<br />

New York<br />

Squatters, Casa de Serralves,<br />

Porto<br />

Post-Nature: Nine Dutch Artists,<br />

Palazzo Ca’Zenobio, La Biennale<br />

di Venezia, Venedig<br />

2000<br />

Face to Face, Kabinet Overholland<br />

in het Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Territory, Tokyo Opera City Art<br />

Gallery, Tokyo<br />

Drawings 2000, Barbara<br />

Gladstone Gallery, New York<br />

1999<br />

Transmitter, Bonner Kunstverein,<br />

Bonn<br />

De Opening, S.M.A.K., Gent<br />

Collection, Van Abbemuseum,<br />

Eindhoven<br />

1998<br />

Shopping the Stars,<br />

Zeno X Gallery, Antwerpen<br />

Entr’Acte, Stedelijk Van<br />

Abbemuseum, Eindhoven<br />

Vertical Time, Barbara<br />

Gladstone Gallery, New York<br />

1997<br />

Premio Fondazione Sandretto<br />

Re Rebaudengo per l’Arte, Turin<br />

Belladonna, Firstsite at<br />

the Minories, ICA, London<br />

1996<br />

Making a Place, Snug Harbor<br />

Cultural Center, New York<br />

Accrochage, Zeno X Gallery,<br />

Antwerpen<br />

1995<br />

Orientasi/Oriëntatie, National<br />

Museum of Modern Art, Jakarta<br />

Country Cöde, Bravin Post Lee,<br />

New York<br />

1994<br />

This is the show and the show<br />

is many things, Museum<br />

van Hedendaagse Kunst, Gent<br />

Du Concept à l’Image. Art<br />

Pays-Bas XXe siècle, Musée d’Art<br />

Moderne de la ville de Paris, Paris<br />

1993<br />

La Biennale di Venezia, Scuola<br />

de San Pasquale, Venedig<br />

1992<br />

Prix Nl 1992. 7 kunstenaars,<br />

Galerie Nouvelles Images,<br />

Den Haag<br />

Prix de Rome, Museum Fodor,<br />

Amsterdam; Rijksakademie,<br />

Amsterdam; Beeldhouwkunst,<br />

Oude Kerk, Amsterdam


160 — 161<br />

Biografien<br />

Renzo Martens<br />

Geboren 1973 in Sluiskil (NL),<br />

lebt und arbeitet in<br />

Amsterdam (NL), Brüssel (BE)<br />

und Kinshasa (CD)<br />

Einzelausstellungen<br />

2009<br />

Episode 3, Wilkinson Gallery,<br />

London<br />

2008<br />

Episode 3, Stedelijk Museum<br />

Bureau, Amsterdam<br />

2005<br />

Episode 1, Vtape, Toronto<br />

2004<br />

Episode 1, Marres Centre<br />

for Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

2003<br />

Episode 1, Galerie Fons Welters,<br />

Amsterdam<br />

1999<br />

Rien ne va plus,<br />

De Merodestraat, Brüssel<br />

Gruppenausstellungen<br />

2010<br />

Monumentalism, Stedelijk<br />

Museum, Amsterdam<br />

Berlin Biennale, Berlin<br />

MyWar. Identity and<br />

Appropriation Under War<br />

<strong>Condition</strong>, FACT, Liverpool<br />

Self as disappearance,<br />

Centre d’art contemporain<br />

La synagogue de Delme, Delme<br />

Morality Act III. And the moral<br />

of the story is …, Witte de With,<br />

Rotterdam<br />

2009<br />

Recente Aanwinsten, De Hallen,<br />

Haarlem<br />

Rien ne va plus, Van Abbe<br />

Museum, Eindhoven<br />

Le Temps de la Fin, Espace<br />

d’art contemporain La Tolerie,<br />

Clermont-Ferrand<br />

Exploring the Age of Repression,<br />

Pavilion, Bukarest<br />

Endurance. Daring Feats of<br />

Risk, Survival and Perseverance,<br />

Abington Art Center, Philadelphia<br />

Images Recalled, Fotofestival,<br />

Ludwigshafen<br />

Until the End of the World,<br />

AMP Gallery, Athen<br />

Monumentalismus. One’s History<br />

is Another’s Misery, Autocenter,<br />

Berlin<br />

Muhka Media, Muhka, Antwerpen<br />

Hors Pistes (Filmvorführung<br />

Episode 3), Centre Pompidou,<br />

Paris<br />

Kunstenfestivaldesarts, Brüssel<br />

2008<br />

Matter of Fact; Aftermath<br />

(Capacete/A Gentil Carioca/<br />

Galeria Vermelho), Sao Paulo<br />

Brussels Biennial, Brüssel<br />

Manifesta 7. Matter of Fact<br />

(The European Biennial of<br />

Contemporary Art), Rovereto<br />

L’Art en Europe. Experience<br />

Pommery #5, Domaine Pommery,<br />

Reims<br />

Neither Either Nor Or, Württembergischer<br />

Kunstverein, Stuttgart<br />

To Burn Oneself with Oneself:<br />

the Romantic Damage Show,<br />

De Appel, Amsterdam<br />

2007<br />

Modern Solitude, Galerie Fons<br />

Welters, Amsterdam<br />

Brave New World, Cobra Museum,<br />

Amstelveen<br />

Nothing Else Matters, Museum<br />

de Hallen, Haarlem<br />

Speakers, Aeroplastics Gallery,<br />

Brüssel<br />

Magazine Project, documenta 12,<br />

Kassel<br />

2006<br />

A Picture of War is not War,<br />

Wilkinson Gallery, London<br />

Excess, Z’33, Hasselt<br />

An Evening with …,<br />

Platform Garanti, Istanbul<br />

Frieze Art Fair, Wilkinson Gallery,<br />

London<br />

2005<br />

I Love Video Art, Musée d’Art<br />

Contemporain, Strasbourg<br />

Undercurrents, Basis Actuele<br />

Kunst (BAK), Utrecht<br />

Reprise, Marres Centre<br />

for Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

Inner and Outer Worlds,<br />

Argos festival, Argos<br />

Soft Target, Basis Actuele Kunst,<br />

Utrecht<br />

2004<br />

Constructing Visions,<br />

TENT, Rotterdam<br />

Mediamatic Supersalon,<br />

Mediamatic, Amsterdam<br />

Plug-In, Futura, Prag<br />

Yugoslav Biennial, Vrsac<br />

Monitoring, Kunstverein<br />

Kassel, Kassel<br />

IDFA, Amsterdam<br />

2003<br />

Urban Dramas, De Singel,<br />

Antwerpen<br />

Etablissements d’en face<br />

projects, Brüssel<br />

Blick zum Nachbarn.<br />

Kunstfilmbiennale, Köln<br />

Art Cologne, Galerie Fons<br />

Welters, Amsterdam<br />

2002<br />

De Avonden, De Appel,<br />

Amsterdam


Kris Martin<br />

Geboren 1972 in Kortrijk (BE),<br />

lebt in Gent (BE)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

White Cube, London<br />

Almine Rech, Brüssel<br />

2009<br />

Aspen Art Museum, Aspen<br />

Sies + Höke, Düsseldorf<br />

Johann König, Berlin<br />

2008<br />

Wattis Institute for<br />

Contemporary Arts, San Francisco<br />

Museum Dhondt-Dhaenens,<br />

Deurle<br />

Eldorado. Kris Martin. Inter pares,<br />

Galleria d’Arte Moderna e<br />

Contemporanea GAMeC, Bergamo<br />

Marc Foxx, Los Angeles<br />

White Cube, London<br />

2007<br />

P.S.1 MoMA, Contemporary Art<br />

Center, New York<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

My Private #5, Piazza San Marco,<br />

Venedig<br />

Marc Foxx, Los Angeles<br />

2006<br />

Deus ex machina, Johann König,<br />

Berlin<br />

2005<br />

Neuer Aachener Kunstverein,<br />

Aachen<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

2004<br />

Beaulieu Gallery,<br />

Wortegem-Petegem<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Contemplating the Void,<br />

Guggenheim Museum, New York<br />

Triennale Kleinplastik, Fellbach<br />

Berlin – Paris, Johann König,<br />

Berlin; Galerie Philippe Jousse,<br />

Paris<br />

2009<br />

Beg Borrow and Steal, Rubell<br />

Family Collection, Miami<br />

A l’épreuve, Institute d’Art<br />

Contemporain, Villeurbanne<br />

Earth: Art of a changing world,<br />

GSK Contemporary, 2009,<br />

Royal Academy of Arts, London<br />

Silent, Hiroshima City Museum<br />

of Contemporary Art, Hiroshima<br />

Morality, Witte de With, Center<br />

for Contemporary Art, Rotterdam<br />

Das Gespinst. Die Sammlung<br />

Schürmann zu Gast im Museum<br />

Abteiberg, Mönchengladbach<br />

The Importance of the Zebra Fish,<br />

Pilar Parra & Romero, Madrid<br />

Moby Dick, Wattis Institute for<br />

Contemporary Arts, San Francisco<br />

cargo manifest, Bayrische<br />

Staatsoper, München<br />

The Site of Silence – Der Ort der<br />

Stille, Ausstellungshalle zeitgenössische<br />

Kunst, Münster<br />

Heaven, 2. Athens Biennale,<br />

Athen<br />

Beginnings, Middles, And Ends,<br />

Galerie Georg Kargl, Wien<br />

Magritte et la Lumière, Almine<br />

Rech Galerie, Brüssel<br />

The Quick and the Dead, Walker<br />

Art Center, Minneapolis<br />

On second readings, Galeria<br />

Estrany-de la Mota, Barcelona<br />

Born in the morning, dead<br />

by night, Leo König, New York<br />

2008<br />

Heavy Metal, Kunsthalle zu Kiel,<br />

Kiel<br />

Political/Minimal, KW – Institute<br />

for Contemporary Art, Berlin<br />

Ars in Cathedrali, Cathédrale<br />

Saints-Michel-et-Gudule, Brüssel<br />

Library, UOVO Open Office, Berlin<br />

The Krautcho Club/In and Out<br />

of Place, Forgotten Bar Project,<br />

Berlin & Project Space 176,<br />

London<br />

This is not a void, Galerie<br />

Luisa Strina, São Paulo<br />

When a clock is seen from<br />

the side it no longer tells the<br />

time, Johann König, Berlin<br />

FADE IN/FADE OUT,<br />

Bloomberg Space, London<br />

L’Argent, FRAC Ile-de-France,<br />

Paris<br />

Speicher fast voll – Sammeln und<br />

Ordnen in der Gegenwartskunst,<br />

Kunstmuseum, Solothurn<br />

The Eternal Flame,<br />

Kunsthaus Baselland, Basel<br />

Boros Collection, Berlin<br />

Past – Forward, Zabludowicz<br />

Collection 176, London<br />

Traces du sacré,<br />

Centre Georges Pompidou, Paris<br />

You Dig the Tunnel – I`ll Hide<br />

the Soil, White Cube, London<br />

God is design …, Galeria Fortes<br />

Vilaça, São Paulo<br />

Section des Miroirs, School<br />

of the Art Institute of Chicago,<br />

Chicago<br />

Der eigene Weg/Perspektiven<br />

belgischer Kunst, Museum<br />

Küppersmühle für Moderne<br />

Kunst, Duisburg<br />

Countdown, Center for<br />

Curatorial Studies, New York<br />

All-Inclusive. Die Welt des<br />

Tourismus, Schirn Kunsthalle,<br />

Frankfurt<br />

2007<br />

Gehen Bleiben,<br />

Kunstmuseum Bonn, Bonn<br />

Passengers, Wattis Institute<br />

for Contemporary Arts,<br />

San Francisco<br />

The Office, Tanya Bonakdar<br />

Gallery, New York<br />

The Long Goodbye,<br />

Vanmoerkerke collection,<br />

Oostende<br />

The skeleton in art,<br />

Cheim & Read,<br />

New York<br />

For Sale, Cristina Guerra<br />

Contemporary Art, Lisbon<br />

Learn to Read, Tate Modern,<br />

London<br />

Invisible, Max Wigram Gallery,<br />

London<br />

Absent Without Leave,<br />

Victoria Miro Gallery, London<br />

Some Time Waiting,<br />

Kadist Art Foundation, Paris<br />

Ci vediamo a casa,<br />

Perarolo di Cadore, Belluno<br />

Trobleyn/Laboratorium,<br />

Jan Fabre, Antwerpen<br />

2006<br />

My private escaped from Italy,<br />

International Center of Art and<br />

Landscape on the island of<br />

Vassivière, Beaumont du Lac<br />

Protections. Das ist keine<br />

Ausstellung, Kunsthaus Graz,<br />

Graz<br />

Faster! Bigger! Better!<br />

Signetwerke der Sammlungen,<br />

ZKM, Museum für neue Kunst,<br />

Karlsruhe<br />

Nichts weiter als ein Rendezvous,<br />

Künstlerhaus Bremen, Bremen<br />

Designing Truth, Stiftung<br />

Wilhelm Lehmbruck Museum,<br />

Duisburg<br />

Of Mice and Men, 4. Berlin<br />

Biennale für Zeitgenössische<br />

Kunst, Berlin<br />

Message personnel,<br />

Yvon Lambert, Paris<br />

2005<br />

SEE history 2005 – Der private<br />

Blick, Kunsthalle zu Kiel, Kiel<br />

Post Notes, Midway<br />

Contemporary Art, Minnesota<br />

2003<br />

Gelijk het leven is, SMAK<br />

Stedelijk Museum voor Actuele<br />

Kunst, Gent<br />

The distance between Me and<br />

You, Lisson Gallery, London<br />

2001<br />

Verklärte Nacht, Sonsbeek 9,<br />

Arnhem<br />

2000<br />

Wahnsinn, Garden of Museum<br />

Dhondt-Dhaenens, Deurle


162 — 163<br />

Biografien<br />

Adrian Paci<br />

Geboren 1969 in Shkodra (AL),<br />

lebt und arbeitet in Mailand (IT)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

Motion Picture(s),<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich<br />

francesca kaufmann, Mailand<br />

Gestures,<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

I mutanti, Villa Medici, Rom<br />

2009<br />

Centro di Permanenza<br />

temporanea, Outlet Project<br />

Room, Istanbul<br />

2008<br />

Subjects in Transit, CCA, Tel Aviv<br />

Kunstverein Stuk, Leuven<br />

Kunstverein Hannover, Hannover<br />

Bonniers Konsthall, Stockholm<br />

2007<br />

Pino Pascali Prize XI Edition,<br />

Museo Pino Pascali,<br />

Polignano a Mare<br />

Smith – Stewart Gallery, New York<br />

Museum am Ostwall, Dortmund<br />

Per Speculum, Milton Keynes<br />

Gallery, Milton Keynes<br />

2006<br />

Per Speculum,<br />

francesca kaufmann, Mailand<br />

Galleria Civica di Modena,<br />

Modena<br />

BAK, Utrecht<br />

Modern Times, MAN, Nuoro<br />

2005<br />

P.S.1, MoMA, New York<br />

Yale University, New Haven<br />

Perspectives 147: Adrian Paci,<br />

Contemporary Arts Museum,<br />

Houston<br />

MC projects, Los Angeles<br />

Galerie Peter Kilchmann, Zürich<br />

First at Moderna, Moderna<br />

Museet, Stockholm<br />

Exit Gallery, Pec, Kosovo<br />

2004<br />

Slowly, francesca kaufmann,<br />

Mailand<br />

Turn on, ViaFarini, Mailand<br />

2003<br />

A Toll on Rituals,<br />

BAC Baltic Art Center, Visby<br />

Galerie Peter Kilchmann, Zürich<br />

2002<br />

Sorella Morte,<br />

francesca kaufmann, Mailand<br />

Galleria Irida, Sofia<br />

Galleria d’Arte Moderna<br />

e Contemporanea, Bergamo<br />

Claudio Poleschi, Lucca<br />

2001<br />

BildMuseet, Umeå<br />

Fondazione Lanfranco Baldi,<br />

Florenz<br />

Home Sweet Home, Artropia,<br />

Milan<br />

1996<br />

National Gallery of Art, Tirana<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2010<br />

International Biennale<br />

of Contemporary Art, Poznan<br />

Languages and Experimentations,<br />

MART, Rovereto<br />

Les Mutants, Villa Medici, Rom<br />

Artes Mundi, National Museum<br />

Cardiff, Cardiff<br />

The Library of Babel/In and<br />

Out of Place,<br />

176 Zabludowicz Collection,<br />

London<br />

ATOPIA – Art and the City in the<br />

21st Century, Centro de Cultura<br />

Contemporania de Barcelona,<br />

Barcelona<br />

… on the eastern front,<br />

The Ludwig Museum, Budapest<br />

Suspended Spaces No 1 – from<br />

Famagusta, La Maison de la<br />

Culture d’Amiens, Amiens<br />

2009<br />

Los de arriba y los de abajo,<br />

Sala de Arte Publico Siqueiros,<br />

Mexico City<br />

The Symbolic Efficiency of the<br />

Frame, 4. T.I.C.A.B, Tirana<br />

International Contemporary<br />

Art Biennial, Tirana<br />

The World is Yours, Louisana<br />

Museum of Modern Art,<br />

Humlebaek<br />

The Spectacle of the Everyday,<br />

10. Biennale de Lyon, Lyon<br />

Heaven, 2. Athens Biennale,<br />

Athen<br />

Windows upon Oceans - 8. Baltic<br />

Biennial of Contemporary Art,<br />

National Museum, Szczecin<br />

Havana Biennial, Havana<br />

Panoramica, Museo Tamayo,<br />

Mexiko<br />

2008<br />

Ich will/I will, Kunsthalle<br />

Exnergasse, Wien<br />

Memories for Tomorrow: Works<br />

from The UBS Art Collection,<br />

Shanghai Art Museum, Shanghai<br />

Shifting Identities, Kunsthaus<br />

Zürich, Zürich; CAC, Vilnius<br />

Lost Paradise, Zentrum Paul Klee,<br />

Bern<br />

Peripheral look and collective<br />

body, Museion, Bozen<br />

Street & Studio, Tate Modern,<br />

London; Museum Folkwang,<br />

Essen<br />

2007<br />

Land of <strong>Human</strong> Rights, Rotor,<br />

Graz<br />

Transculture, Bunkier Sztuki,<br />

Krakau<br />

Borderland, Brussels Biennale I,<br />

BOZAR - Palais des Beaux-Arts,<br />

Brüssel<br />

Senso Unico, P.S.1, MoMA,<br />

New York<br />

2006<br />

Fremd bin ich eingezogen,<br />

Kunsthalle Fridericianum, Kassel<br />

Exposed Memory, Hungarian<br />

University of Fine Arts, Budapest<br />

Wherever we go, Spazio Oberdan,<br />

Mailand<br />

Busan Biennale 2006, Busan<br />

Equal and less equal, Museum<br />

of the Seam, Jerusalem<br />

The Grand Promenade, National<br />

Museum of Contempary Art,<br />

Athen<br />

Of the one and the many,<br />

Platform Garanti Contemporary<br />

Art Center, Istanbul<br />

Zone of Contact, 15. Biennale<br />

of Sydney, Sydney<br />

60 Seconds Well Spent, Frankfurter<br />

Kunstverein, Frankfurt<br />

Biennale Cuvée, O.K. Centrum<br />

für Gegenwartskunst, Linz<br />

Shoot the Family, Cranbrook<br />

Art Museum, Bloomfield Hills;<br />

Knoxville Museum of Art,<br />

Knoxville; Western Gallery,<br />

Bellingham; David and Sandra<br />

Bakalar Gallery, Boston;<br />

Contemporary Art Museum<br />

St. Louis, St. Louis; Columbus<br />

College of Art and Design,<br />

Columbus<br />

2005<br />

La Biennale di Venezia, Venedig<br />

Berlin Photography Festival,<br />

Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />

More Than This! Negotiating<br />

Realities, Göteborg International<br />

Biennial for Contemporary Art,<br />

Göteborg<br />

KunstFilmBiennale,<br />

Museum Ludwig, Köln<br />

Projekt Migration,<br />

Kölnischer Kunstverein, Köln<br />

Arbeit – work/labour,<br />

Galerie im Taxipalais, Innsbruck<br />

2004<br />

Biennale di Sevilla, Sevilla<br />

New Video/New Europe, Museum<br />

of Contemporary Art, St. Louis<br />

Exiting Europe, Galerie für<br />

Zeitgenössische Kunst, Leipzig<br />

Se Bashku, Museum of<br />

Contemporary Art, Uppsala<br />

I Nuovi Mostri, Fondazione<br />

Trussardi, Mailand<br />

New Video, New Europe,<br />

The Renaissance Society, Chicago<br />

2003<br />

Looking Awry, Apex Art, New York<br />

Skin Deep, MART, Museo di<br />

arte moderna e contemporanea,<br />

Rovereto<br />

Gestures, Printemps de Septembre,<br />

Festival of Contemporary<br />

Images, Toulouse<br />

BALKAN – In den Schluchten,<br />

Kunsthalle Fridericianum, Kassel<br />

Blut & Honig, Zukunft ist<br />

am Balkan, Essl Museum,<br />

Klosterneuburg/Wien<br />

Multitudes – Solitudes, Museion,<br />

Bozen<br />

Isola (Art) Project Milano,<br />

MAMCO musée d’art moderne<br />

et contemporain, Genf<br />

Bitter/Sweet Harmony –<br />

Contemporary Albanian Art,<br />

Digital ArtLab, Holon<br />

Durchzug/Draft, Kunsthalle<br />

Zürich, Zürich<br />

2002<br />

In Search of Balkania,<br />

Neue Galerie Graz am <strong>Universalmuseum</strong><br />

<strong>Joanneum</strong>, Graz<br />

EXIT, Fondazione Sandretto<br />

Re Rebaudengo, Turin<br />

It’s ain’t much but it’s home,<br />

Binz 39 (mit Emmanuel Licha),<br />

Zürich<br />

Rain, Fotofest, Houston<br />

Home, Collegium Artisticum,<br />

Sarajevo<br />

2001<br />

Short Stories, Fabbrica del<br />

Vapore, Mailand<br />

I Biennale di Valencia, Valencia<br />

Biennale di Tirana, Tirana<br />

Generator, Claudio Poleschi,<br />

Lucca<br />

Le Mois de la Photo à Montréal,<br />

Montreal<br />

Beautiful Strangers, ifa-Galerie,<br />

Berlin<br />

Ostensiv, Kunstraum Leipzig,<br />

Leipzig<br />

Arteast Collection 2000+,<br />

Orangerie Congress, Innsbruck<br />

2000<br />

Oberhausen Short Film Festival,<br />

Oberhausen<br />

BAN Exhibition, International<br />

House, Brüssel<br />

Manifesta 3, Ljubljana<br />

Arteast Collection 2000,<br />

Museum of Modern Art, Ljubljana<br />

Kasseler Dokumentarfilm-<br />

und Videofest, Kassel<br />

In & Out, National Gallery of Art,<br />

Tirana<br />

1999<br />

La Biennale di Venezia, Venedig<br />

Lost & Found, Center for<br />

Electronic Media de Waag,<br />

Amsterdam<br />

1998<br />

Permanent Instability,<br />

National Gallery of Art, Tirana


Susan Philipsz<br />

Geboren 1965 in Glasgow (GB),<br />

lebt und arbeitet in Berlin (DE)<br />

Einzelausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2011<br />

Ludwig Forum für internationale<br />

Kunst, Aachen<br />

2010<br />

When Day Closes, IHME Project<br />

2010, Pro Arte Foundation,<br />

Helsinki<br />

Lowlands, Glasgow International,<br />

Glasgow<br />

I See a Darkness, Tanya Bonakdar<br />

Gallery, New York<br />

Kunst Halle Sankt Gallen,<br />

St. Gallen<br />

Mizuma and One Gallery, Beijing<br />

Peabody Essex Museum, Salem<br />

We Shall Be All, Museum<br />

of Contemporary Art, Chicago<br />

2009/10<br />

Ellen De Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

The Shortest Shadow, Wexner<br />

Centre for the Arts, Ohio State<br />

University, Columbus<br />

2009<br />

Appear to Me, Silo Monastery,<br />

Burgos<br />

Lowlands, Museum Ludwig, Köln<br />

Long Gone, CoCA, Torun<br />

Carried by the Winds, Radcliffe<br />

Observatory, Modern Art Oxford,<br />

Oxford<br />

From a Distance, Imperial War<br />

Museum, Duxford<br />

2008/09<br />

I See a Darkness, Jarla Partilager,<br />

Stockholm<br />

2008<br />

Here Comes Everybody,<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

Isabella Bortolozzi Galerie, Berlin<br />

Alpine Architecture<br />

(mit Monica Sosnowska),<br />

Alte Fabrik, Rapperswil<br />

More Than This,<br />

Juan Miro Foundation Gardens,<br />

Palma de Mallorca<br />

Yale Art Gallery Commission,<br />

New Haven<br />

Imperial War Museum<br />

Commission, Duxford<br />

Out of Bounds: Susan Philipsz,<br />

ICA-Institute of Contemporary<br />

Art, London<br />

2007<br />

Did I Dream You Dreamed About<br />

Me, Mitzuma Gallery, Tokyo<br />

CGAC, Santiago de Compostela<br />

Art Statements Basel, Basel<br />

2006<br />

Isabella Bortolozzi Galerie, Berlin<br />

ARCO Art Fair, Madrid<br />

Reception 3 (mit Robert Barry),<br />

Büro Friedrich, Berlin<br />

Stay With Me, Malmö Konsthall,<br />

Malmö<br />

Appendiks, Kopenhagen<br />

2004<br />

Kunstverein Arnsberg E.V.,<br />

Arnsberg<br />

Ellen de Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

Let Us Take You There (mit Paul<br />

Rooney), Site Gallery, Sheffield<br />

2003<br />

38 Langham Street, London<br />

2002<br />

Ellen de Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

Pledge, Temple Bar Gallery,<br />

Dublin<br />

2001<br />

Tomorrow Belongs To Me,<br />

Stadtlabor, Lüneburg<br />

2000<br />

I Remember You, The Old<br />

Museum Arts Centre, Belfast<br />

Some Place Else (mit Mary<br />

McIntyre), Consortium Gallery,<br />

Amsterdam<br />

1999<br />

Red Standard (mit Eoghan<br />

McTigue), The New Works Gallery,<br />

Chicago<br />

1998<br />

Strip Tease, The Annual<br />

Programme, Manchester<br />

Gruppenausstellungen<br />

(Auswahl)<br />

2011<br />

Freeze, Wexner Center for the<br />

Arts, The Ohio State University,<br />

Columbus<br />

Estuaire, Nantes, Saint Nazaire<br />

2010<br />

Haunted, Solomon R.<br />

Guggenheim Museum, New York<br />

Contemplating the Void:<br />

Interventions in the Guggenheim<br />

Museum, Solomon R. Guggenheim<br />

Museum, New York<br />

29. Bienal de São Paulo,<br />

São Paulo<br />

RES PUBLICA, Calouste<br />

Gulbenkian Foundation, Lissabon<br />

ESPECTRAL (Spectral), CGAC<br />

Centro Galego de Arte Contemporánea,<br />

Santiago de Compostela<br />

Brondo Sculpture Park, Warschau<br />

2009/10<br />

Mirrors, MARCO Museo de Arte<br />

Contemporanea, Vigo<br />

2009<br />

The Quick and the Dead, Walker<br />

Arts Center, Minneapolis<br />

Le sang d’un poète, Estuaire<br />

Nantes Saint-Nazaire Biennale,<br />

Nantes<br />

The Past in the Present, LABoral<br />

Centro de Arte, Gijón<br />

The Collection, Siobhan Davies<br />

Dance & Victoria Miro Gallery,<br />

London<br />

PLOT/09: This World & Nearer<br />

Ones, öffentliches Projekt für<br />

Governor’s Island produziert<br />

in Kooperation mit Creative Time,<br />

New York<br />

Quizas me puedas contar orta<br />

historia …, Museo de Cáceres,<br />

Cáceres<br />

1989. Ende der Geschichte oder<br />

Beginn der Zukunft, Kunsthalle<br />

Wien, Wien<br />

2008<br />

Life on Mars: 55th Carnegie<br />

International, Carnegie Museum<br />

of Art, Pittsburgh<br />

Sound of Music, Marres Centre<br />

for Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

God and Goods, Villa Manin<br />

Centre for Contemporary Art,<br />

Passariano, Codroipo<br />

Tales of Time and Space,<br />

Folkstone Triennial, Folkstone<br />

Revolutions: Forms That Turn,<br />

Sydney Biennale, Sydney<br />

Unknown Pleasures, Aspen Art<br />

Museum, Aspen<br />

U Turn, Copenhagen Triennale,<br />

Kopenhagen<br />

2007<br />

Skulptur Projekte Münster 07,<br />

Münster<br />

for REE, Marc Foxx, Los Angeles<br />

Madrid Abierto, Madrid<br />

Unmonumental, New Museum<br />

for Contemporary Art, New York<br />

Busan Biennale, Busan<br />

2006<br />

Radio Waves Goodbye, Live<br />

Radio Project, Hidden Rythms,<br />

Nijmegen<br />

Ars 06, Museum of Contemporary<br />

Art KIASMA, Helsinki<br />

2005<br />

Guangzhou Triennale, Guangzhou<br />

Torino Triennale, Kirche von<br />

Santa Crux, Rivoli<br />

Argos Festival, Brüssel<br />

Leaps of Faith, Nikosia<br />

Our Surroundings, Dundee<br />

Contemporary Arts, Dundee<br />

2004<br />

The Stars Are So Big, The Earth<br />

is So Small … Stay As You Are,<br />

c/o Esther Schipper, Berlin<br />

I Feel Mysterious Today,<br />

Palm Beach Institute of<br />

Contemporary Art, Palm Beach<br />

Pass The Time of Day, Maryron<br />

Park, London<br />

Art Forum Berlin,<br />

Ellen De Bruijne Projects, Berlin<br />

Platform Garanti Contemporary<br />

Art Center, Istanbul<br />

Depicting Love, Künstlerhaus<br />

Bethanien, Berlin<br />

Space to Face, Westfälischer<br />

Kunstverein, Münster<br />

Berlin North,<br />

Hamburger Bahnhof, Berlin<br />

Beck’s Futures 2004,<br />

ICA Galleries, London<br />

2003<br />

Susan Philipsz, Paul Pfeiffer,<br />

Brian Fridge, Art Pace<br />

Foundation, San Antonio<br />

The Echo Show, Tramway,<br />

Glasgow<br />

Days Like These: The Triennial<br />

of British Art, Tate Britain, London<br />

The Moderns, Museo d’Arte<br />

Contemporanea, Castello di<br />

Rivoli, Turin<br />

2001<br />

The Glen Dimplex Awards, Irish<br />

Museum of Modern Art, Dublin<br />

The International Language,<br />

grassy knoll productions, Belfast<br />

Tirana Biennale, Tirana<br />

Sloan/Philipsz/McTigue,<br />

The Plug In Gallery, Winnipeg<br />

Total Object Complete with<br />

Missing Parts, Tramway, Glasgow<br />

Loop, Kunsthalle der<br />

Hypo-Kulturstiftung, München<br />

Islands and Aeroplanes,<br />

Sparwasser HQ, Berlin<br />

New York New Sounds, Musée<br />

d’art contemporain de Lyon, Lyon<br />

2000<br />

Manifesta 3, Ljubljana<br />

The Internationale, Kunst-Werke,<br />

Berlin<br />

1999<br />

Melbourne International Biennial,<br />

Melbourne


164 — 165<br />

Autoren


Hannah Arendt, gesellschafts-<br />

und politikwissenschaftliche<br />

Theoretikerin, geboren 1906 in<br />

Hannover, gestorben 1975 in<br />

New York, studierte Philosophie,<br />

Theologie und Griechisch unter<br />

anderem bei Martin Heidegger,<br />

Edmund Husserl und Karl Jaspers.<br />

Nach einer kurzen Inhaftierung<br />

durch die Gestapo 1933 Emigration<br />

nach Paris, Sozialarbeiterin<br />

bei jüdischen Einrichtungen,<br />

1940 Verschleppung in das<br />

Internierungslager Gurs,<br />

ab 1941 in New York, 1944-46<br />

Forschungsleiterin der<br />

Conference on Jewish Relations,<br />

1946-49 Cheflektorin im Salman<br />

Schocken Verlag, 1948-52<br />

Direktorin der Jewish Cultural<br />

Reconstruction Organization zur<br />

Rettung jüdischen Kulturguts,<br />

1953 nach mehreren Gastvorlesungen<br />

u.a. in Princeton und<br />

Harvard Professur am Brooklyn<br />

College in New York, 1959 als<br />

erste Frau Gastprofessur an der<br />

Princeton University, 1963<br />

Professorin an der Universität<br />

von Chicago, ab 1967 an der<br />

New School for Social Research<br />

in New York.<br />

Publikationen (Auswahl):<br />

Elemente und Ursprünge totaler<br />

Herrschaft (1955);<br />

Rahel Varn hagen. Lebensgeschichte<br />

einer deutschen<br />

Jüdin aus der Romantik (1958);<br />

Vita activa oder Vom tätigen<br />

Leben (1958);<br />

Eichmann in Jerusalem.<br />

Ein Bericht von der Banalität<br />

des Bösen (1963);<br />

Über die Revolution (1963);<br />

Macht und Gewalt (1970);<br />

Das Urteilen. Texte zu Kants<br />

politischer Philosophie (1982).<br />

Judith Butler, geboren 1956 in<br />

Cleveland, Ohio, ist Philosophin<br />

und Philologin. Sie erlangte ihren<br />

Doktortitel an der Yale University<br />

und erhielt 1991 eine Professur<br />

für <strong>Human</strong>wissenschaften an<br />

der Johns Hopkins University,<br />

Baltimore. Seit 1993 lehrt Butler<br />

an der University of California,<br />

Berkeley, wo sie 1998 den<br />

Maxine-Elliot-Lehrstuhl für<br />

Rhetorik und Vergleichende<br />

Literaturwissenschaft annahm.<br />

Butlers Hauptforschungsgebiete<br />

sind Feministische Theorie,<br />

Philosophie und Literatur,<br />

Politische Theorie, mit einem<br />

ausgewiesenen Schwerpunkt auf<br />

Gender und Sexualität. Zu ihren<br />

wichtigsten Publikationen zählen:<br />

Das Unbehagen der Geschlechter<br />

(1991); Körper von Gewicht.<br />

Die diskursiven Grenzen des<br />

Geschlechts (1995); Haß spricht.<br />

Zur Politik des Performativen<br />

(1998); Antigones Verlangen.<br />

Verwandtschaft zwischen Leben<br />

und Tod (2001); Psyche der<br />

Macht. Das Subjekt der Unterwerfung<br />

(2002); Kritik der ethischen<br />

Gewalt. Adorno-Vorlesungen<br />

2002 (2003); Gefährdetes<br />

Leben. Politische Essays (2005);<br />

Sprache, Politik, Zugehörigkeit<br />

(zusammen mit Gayatri Spivak,<br />

2007); Krieg und Affekt (2009);<br />

Die Macht der Geschlechternormen<br />

und die Grenzen des<br />

Menschlichen (2009).<br />

Sophie Loidolt ist Lehrbeauftragte<br />

am Institut für Philosophie<br />

der Universität Wien und arbeitet<br />

zurzeit an einem Projekt zu<br />

Hannah Arendt mit dem Titel<br />

Arendt und Kant. Transformation<br />

der Aufklärung mit Unterstützung<br />

eines APART-Stipendiums<br />

der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften. Forschungsaufenthalte<br />

in New York,<br />

Paris und Leuven (Belgien).<br />

Buchpublikationen: Anspruch<br />

und Rechtfertigung. Eine Theorie<br />

des rechtlichen Denkens im<br />

Anschluss an die Phänomenologie<br />

Edmund Husserls (2009);<br />

Das Fremde im Selbst. Das<br />

Andere im Selben. Transformationen<br />

der Phänomenologie<br />

(Mitherausgeber<br />

Matthias Flatscher, 2010).<br />

Jeremy Rifkin, geboren 1943 in<br />

Denver, Colorado, ist Soziologe<br />

und Ökonom, Publizist sowie<br />

Gründer und Vorsitzender der<br />

Foundation on Economic Trends<br />

(FOET) in Washington D.C.<br />

Er unterrichtet an der Wharton<br />

School der Universität Pennsylvania,<br />

ist Berater für die Europäische<br />

Union und verschiedene<br />

Regierungen weltweit. Rifkin hat<br />

zahlreiche Bücher veröffentlicht,<br />

die sich mit großen Zukunftsthemen<br />

auseinandersetzen, mit<br />

den Auswirkungen des wissenschaftlichen<br />

und technischen<br />

Wandels auf Arbeitswelt, Wirtschaft,<br />

Gesellschaft und Umwelt,<br />

darunter: Das Ende der Arbeit<br />

und ihre Zukunft (1995),<br />

Das biotechnische Zeitalter. Die<br />

Geschäfte mit der Genetik (1998),<br />

Access (2000), Die H2-Revolution.<br />

Wenn es kein Öl mehr gibt …<br />

Mit neuer Energie für eine<br />

gerechte Weltwirtschaft (2002),<br />

Der Europäische Traum. Die<br />

Vision einer leisen Supermacht<br />

(2004, internationaler Buchpreis<br />

Corine) und Die empathische<br />

Zivilisation. Wege zu einem<br />

globalen Bewusstsein (2010).


166 — 167<br />

Impressum<br />

Diese Publikation erscheint<br />

anlässlich der Ausstellung<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

12. Juni – 12. September 2010<br />

Kurator<br />

Adam Budak<br />

Herausgeber<br />

Adam Budak,<br />

Peter Pakesch<br />

Redaktion<br />

Johanna Ortner<br />

Übersetzungen<br />

Paul Aston,<br />

Ulrike Bischoff,<br />

Waltraud Götting,<br />

Christof Huemer,<br />

Otmar Lichtenwörther,<br />

Xenia Osthelder,<br />

Karin Wördemann<br />

Lektorat<br />

Martha Davis Konrad,<br />

Bernd Eicher,<br />

Stefan Schwar<br />

Grafische Konzeption<br />

und Gestaltung<br />

Harald Niessner<br />

mit Katharina<br />

Untertrifaller<br />

Corporate Design<br />

Lichtwitz –<br />

Büro für visuelle<br />

Kommunikation<br />

Drucküberwachung<br />

Michael Neubacher<br />

Lithographie und Druck<br />

Medienfabrik Graz<br />

Papier<br />

Hello Silk 170g,<br />

Biotop3 100g,<br />

Cyclus 100g,<br />

Invercote 300g<br />

Schrift<br />

Tram <strong>Joanneum</strong><br />

Das Werk ist urheberrechtlich<br />

geschützt. Die dadurch<br />

begründeten Rechte, insbesondere<br />

die der Übersetzung,<br />

des Nachdruckes, der Entnahme<br />

von Abbildungen, der Rund -<br />

funksendung, der Wiedergabe<br />

auf fotomechanischem oder<br />

ähnlichem Weg oder der<br />

Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen<br />

bleiben,<br />

auch bei nur auszugsweiser<br />

Verwertung, vorbehalten.<br />

2010 © Künstlerinnen und<br />

Künstler, Autorinnen und<br />

Autoren, Kunsthaus Graz<br />

und Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Köln<br />

Erschienen im<br />

Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Köln<br />

Ehrenstr. 4, 50672 Köln<br />

Tel +49-221/20596-53<br />

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verlag@buchhandlung-<br />

walther-koenig.de<br />

Die deutsche Bibliothek<br />

verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische<br />

Daten sind über<br />

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Vertrieb<br />

Schweiz<br />

Buch 2000<br />

c/o AVA<br />

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Centralweg 16<br />

CH-8910 Affoltern a.A.<br />

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Außerhalb Europas<br />

D.A.P./Distributed Art<br />

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155 6th Avenue, 2nd Floor<br />

New York, NY 10013<br />

Tel +1-212/627-1999<br />

Fax +1-212/627-9484<br />

www.artbook.com<br />

Gedruckt in Österreich<br />

ISBN 978-3-86560-845-1<br />

Copyrights<br />

© Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Köln<br />

und Kunsthaus Graz<br />

© für die abgebildeten<br />

Werke bei den Künstlerinnen<br />

und Künstlern oder deren<br />

Rechtsnachfolgern<br />

© für die gedruckten Texte bei<br />

den Autorinnen und Autoren,<br />

Übersetzerinnen und Übersetzern<br />

oder deren Rechtsnachfolgern<br />

© für die Fotografien bei den<br />

Fotografinnen und Fotografen<br />

oder deren Rechtsnachfolgern:<br />

Courtesy der Künstlerin<br />

und Giorgio Persano, Turin:<br />

S. 15–17, 19–22, 25–27<br />

Achim Kukulies, Düsseldorf:<br />

S. 30/31, 40/41, 44/45, 48–53<br />

Martin Url/Sammlung Deutsche<br />

Bank: S. 32/33<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>/<br />

Nicolas Lackner: S. 47<br />

Courtesy Zeno X Gallery,<br />

Antwerpen: S. 34–39, 43<br />

Cover<br />

Kris Martin, Mandi VIII, 2006<br />

Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf<br />

Wir haben uns bemüht, sämtliche<br />

Rechtsinhaberinnen und -inhaber<br />

ausfindig zu machen.<br />

Sollte es uns in Einzelfällen nicht<br />

gelungen sein, so bitten wir<br />

diese sich beim Verlag zu melden.


Quellenverzeichnis<br />

und Übersetzungen<br />

Peter Pakesch<br />

Vorwort<br />

Adam Budak<br />

Die Zerbrechlichkeit der<br />

menschlichen Angelegenheiten:<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>.<br />

Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

(übersetzt von Otmar Lichtenwörther)<br />

Sophie Loidolt<br />

Empathie und Emanzipation.<br />

„Verstehendes Herz“, prekäre Zeit,<br />

erweitertes Urteilen – eine<br />

Annäherung mit Hannah Arendt<br />

Hannah Arendt<br />

Vita activa oder Vom tätigen Leben<br />

Erstes Kapitel: Die menschliche<br />

Bedingtheit (Auszug),<br />

Fünftes Kapitel: Das Handeln<br />

Wiederabdruck<br />

© 1967 Piper Verlag GmbH, München<br />

Jeremy Rifkin<br />

Die empathische Zivilisation. Wege<br />

zu einem globalen Bewusstsein<br />

Teil I: Homo empathicus, Kapitel 2:<br />

Der neue Blick auf die menschliche<br />

Natur<br />

Wiederabdruck aus: Jeremy Rifkin,<br />

Die empathische Zivilisation. Wege<br />

zu einem globalen Bewusstsein,<br />

Frankfurt/New York: Campus Verlag<br />

2010, S. 46-68.<br />

(übersetzt von Ulrike Bischoff,<br />

Waltraud Götting und Xenia Osthelder)<br />

Judith Butler<br />

Gefährdetes Leben. Politische Essays<br />

5: Gefährdetes Leben<br />

Wiederabdruck<br />

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp<br />

Verlag, Frankfurt am Main 2005.<br />

(übersetzt von Karin Wördemann)<br />

Kunsthaus Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Peter Pakesch, Intendant<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>,<br />

Leiter Kunsthaus Graz<br />

Gabriele Hofbauer,<br />

Assistentin Intendanz<br />

Katrin Bucher Trantow, Kuratorin<br />

Adam Budak, Kurator<br />

Katia Schurl, Johanna Ortner,<br />

Kuratorische Assistenz<br />

Elisabeth Ganser, Registrarin<br />

Werner Urdl, Assistenz<br />

Registratur<br />

Magdalena Reininger,<br />

Fachpraktikantin Registratur<br />

Paul-Bernhard Eipper,<br />

Restaurator<br />

Monika Holzer-Kernbichler,<br />

Astrid Bernhard, Kunst-<br />

und Architekturvermittlung<br />

Eva Ofner, Anke Leitner,<br />

Personalkoordination Aufsicht/<br />

Kunstvermittlung<br />

Markus Hall, Silvia Münzer,<br />

Maria Ogawa, Eva Strunz,<br />

Information<br />

Teresa Ruff, Office Management<br />

Andreas Schnitzler,<br />

Leiter Außenbeziehungen<br />

Sabine Bergmann,<br />

Christoph Pelzl, Presse<br />

Elisabeth Weixler,<br />

Marketing<br />

Astrid Rosmann,<br />

Bettina Kindermann,<br />

Marketing Assistenz,<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Barbara Ertl-Leitgeb,<br />

Web-Betreuung<br />

Jörg Eipper Kaiser,<br />

Texter und Lektor<br />

Gabriela Filzwieser,<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

Sarah Spörk, Assistenz<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

Helga Bauer,<br />

Tourismusbeauftragte<br />

Leo Kreisel-Strauß,<br />

Michael Posch, Chiara Pucher,<br />

Grafik<br />

Bernd Dörling, Leitung IT<br />

Andreas Graf,<br />

Norbert Körbler, Georg Pachler,<br />

Stefan Zugaj, IT<br />

Erik Ernst, Technischer Leiter<br />

Irmgard Knechtl, Assistenz<br />

Technische Leitung<br />

und Zentralwerkstatt<br />

Robert Bodlos,<br />

Leitung Zentralwerkstatt<br />

Erich Aellinger, Walter Ertl,<br />

Markus Ettinger, Bernd<br />

Klinger, Klaus Riegler, Peter<br />

Rumpf, Michael Saupper,<br />

Stefan Savič, Peter<br />

Semlitsch, Andreas Zerawa,<br />

Zentralwerkstatt und<br />

technische Abteilung


168 — 169<br />

Kunsthaus Graz dankt<br />

Sophie Loidolt<br />

Giorgio Persano, Turin:<br />

Celeste Meoli<br />

Sies + Höke, Düsseldorf:<br />

Nina Höke, Alexander Sies,<br />

Diana Hunnewinkel,<br />

Julia Köhler, Nuria Molina,<br />

Johanne Tonger-Erk<br />

Sammlung Deutsche Bank:<br />

Friedhelm Hütte,<br />

Claudia Schicktanz,<br />

Carmen Schäfer<br />

David Zwirner, New York<br />

Neue Galerie Graz am<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>:<br />

Christa Steinle,<br />

Monika Binder-Krieglstein,<br />

Gudrun Danzer,<br />

Günther Holler-Schuster<br />

Raf Simons<br />

Raf Simons Studio:<br />

Bianca Luzi<br />

Zeno X Gallery, Antwerpen:<br />

Frank Demaegd,<br />

Hanneke Skerath<br />

The David Roberts Art<br />

Foundation: Vincent Honoré,<br />

Sandra Pusterhofer<br />

Ilse Joliet<br />

Galerie Fons Welters:<br />

Fons Welters,<br />

Rosa Juno Streekstra<br />

Wilkinson Gallery:<br />

Amanda Wilkinson,<br />

Dan Coopey, Chris Jacob<br />

Stedelijk Museum:<br />

Jelle Bouwhuis<br />

Francesca Kaufmann,<br />

Mailand: Francesca Kaufmann,<br />

Julia Koropoulos,<br />

Lucia Mannella<br />

Peter Kilchmann Galerie,<br />

Zürich<br />

Peter Blum Gallery,<br />

New York<br />

Kunsthaus Zürich:<br />

Franziska Lentzsch,<br />

Mirjam Varadinis<br />

KIZ RoyalKino:<br />

Nikos Grigoriadis<br />

Österreichisches Filmmuseum:<br />

Andrea Glawogger,<br />

Franz Kaser-Kayer<br />

Frank Bode, Eoghan McTigue<br />

Isabella Bortolozzi Galerie,<br />

Berlin<br />

Witte de With, Rotterdam:<br />

Anne-Claire Schmitz,<br />

Paul van Gennip<br />

Grazer Kunstverein:<br />

Søren Grammel<br />

Mondriaan Foundation,<br />

Amsterdam:<br />

Gitte Luiten, Coby Reitsma,<br />

Marijn Veenhuijzen<br />

Unser besonderer Dank<br />

gilt den Künstlerinnen<br />

und Künstlern der<br />

Ausstellung sowie allen<br />

privaten Leihgeberinnen<br />

und Leihgebern, die<br />

namentlich nicht genannt<br />

werden möchten.


170 — 171<br />

Mit Unterstützung von<br />

Stadt Graz, Land Steiermark, A1


172 — 172<br />

Kunsthaus Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Peter Pakesch, Intendant<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>,<br />

Leiter Kunsthaus Graz<br />

Gabriele Hofbauer,<br />

Assistentin Intendanz<br />

Katrin Bucher Trantow, Kuratorin<br />

Adam Budak, Kurator<br />

Katia Schurl, Johanna Ortner,<br />

Kuratorische Assistenz<br />

Elisabeth Ganser, Registrarin<br />

Werner Urdl, Assistenz<br />

Registratur<br />

Magdalena Reininger,<br />

Fachpraktikantin Registratur<br />

Paul-Bernhard Eipper,<br />

Restaurator<br />

Monika Holzer-Kernbichler,<br />

Astrid Bernhard, Kunst-<br />

und Architekturvermittlung<br />

Eva Ofner, Anke Leitner,<br />

Personalkoordination Aufsicht/<br />

Kunstvermittlung<br />

Markus Hall, Silvia Münzer,<br />

Maria Ogawa, Eva Strunz,<br />

Information<br />

Teresa Ruff, Office Management<br />

Andreas Schnitzler,<br />

Leiter Außenbeziehungen<br />

Sabine Bergmann,<br />

Christoph Pelzl, Presse<br />

Elisabeth Weixler,<br />

Marketing<br />

Astrid Rosmann,<br />

Bettina Kindermann,<br />

Marketing Assistenz,<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Barbara Ertl-Leitgeb,<br />

Web-Betreuung<br />

Jörg Eipper Kaiser,<br />

Texter und Lektor<br />

Gabriela Filzwieser,<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

Sarah Spörk, Assistenz<br />

Veranstaltungsmanagement<br />

Helga Bauer,<br />

Tourismusbeauftragte<br />

Leo Kreisel-Strauß,<br />

Michael Posch, Chiara Pucher,<br />

Grafik<br />

Bernd Dörling, Leitung IT<br />

Andreas Graf,<br />

Norbert Körbler, Georg Pachler,<br />

Stefan Zugaj, IT<br />

Erik Ernst, Technischer Leiter<br />

Irmgard Knechtl, Assistenz<br />

Technische Leitung<br />

und Zentralwerkstatt<br />

Robert Bodlos,<br />

Leitung Zentralwerkstatt<br />

Erich Aellinger, Walter Ertl,<br />

Markus Ettinger, Bernd<br />

Klinger, Klaus Riegler, Peter<br />

Rumpf, Michael Saupper,<br />

Stefan Savič, Peter<br />

Semlitsch, Andreas Zerawa,<br />

Zentralwerkstatt und<br />

technische Abteilung


<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Empathy and<br />

Emancipation in<br />

Precarious Times<br />

This catalogue is<br />

published on<br />

the occasion of<br />

the exhibition<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Empathy and<br />

Emancipation in<br />

Precarious Times<br />

Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong><br />

<strong>Joanneum</strong><br />

June 12 –<br />

September 12, 2010<br />

Curator<br />

Adam Budak<br />

Editors<br />

Peter Pakesch,<br />

Adam Budak<br />

Published by<br />

Verlag der<br />

Buchhandlung<br />

Walther König,<br />

Cologne


174 — 175<br />

Contents


2<br />

Illustrations<br />

176<br />

Foreword<br />

Peter Pakesch<br />

178<br />

The Frailty of<br />

<strong>Human</strong> Affairs<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>,<br />

or on Empathy<br />

and Emancipation<br />

in Precarious Times<br />

Adam Budak<br />

198<br />

Empathy and<br />

Emancipation in<br />

Precarious Times<br />

The understanding<br />

heart and expanded<br />

judgment, in the eyes<br />

of Hannah Arendt<br />

Sophie Loidolt<br />

206<br />

The <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong><br />

Hannah Arendt<br />

218<br />

The Empathic<br />

Civilization<br />

The Race to Global<br />

Consciousness<br />

in a World in Crisis<br />

Jeremy Rifkin<br />

238<br />

Precarious Life<br />

The Powers<br />

of Mourning<br />

and Violence<br />

Judith Butler<br />

253<br />

Index<br />

254<br />

Biographies<br />

264<br />

Imprint


Foreword<br />

Peter Pakesch


The course of events in recent years has robbed us of many certainties. The global<br />

population is growing at breakneck speed, developing a highly heterogeneous and<br />

contradictory dynamic that tests the very foundations of our existence both materially<br />

and intellectually. The issues we are confronted with today proliferate not just because<br />

of differing dynamics. They multiply above all because of an unheard-of global<br />

awareness of the course of events and circumstances, on a scale that has never<br />

existed before, in terms of both general context and detail – and with all the differences<br />

that could hardly be more glaring. That gives rise to a need for certainties, a<br />

demand for strategies to help us understand the changes better and respond to them<br />

with new dimensions of action. That is why, at the <strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>, we<br />

have embarked on a series of very different exhibitions in a search for perspectives on<br />

this current state of affairs. The heart of these is the present project on the <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong>. Empathy and Emancipation in Precarious Times, as an aspect of the core<br />

theme Conditio <strong>Human</strong>a. The Way We Live.


The Frailty of<br />

<strong>Human</strong> Affairs<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>,<br />

or on Empathy<br />

and Emancipation<br />

in Precarious Times<br />

Adam Budak


1 Gilles Deleuze, The Logic of<br />

Sense, New York: Columbia University<br />

Press, 1990, p. 73.<br />

2 Judith Butler, Precarious Life.<br />

The Powers of Mourning and<br />

Violence, London, New York: Verso,<br />

2004, p. 49.<br />

3 The Invisible Committee, The<br />

Coming Insurrection, Semiotext(e)<br />

Intervention Series 1, Los Angeles:<br />

Semiotext(e) 2009, p. 16.<br />

4 Hannah Arendt, The <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong>, Chicago: University of<br />

Chicago Press, 1998.<br />

5 Jeremy Rifkin, The Empathic<br />

Civilization: The Race to Global<br />

Consciousness in a World in Crisis,<br />

New York: Tarcher 2009.<br />

6 Butler, Precarious Life, p. 49.<br />

7 Brian Holmes, Escape the Overcode.<br />

Activist Art in the Control<br />

Society, Van Abbemuseum / WHW<br />

2009, p. 195.<br />

8 Ibid., p. 401.<br />

what is bureaucratic in these fantastic machines which are peoples and poems? it<br />

suffices that we dissipate ourselves a little, that we be able to be at the surface,<br />

that we stretch our skin like a drum, in order that the ‘great politics’ begin. an empty<br />

square for neither man nor god; singularities which are neither general nor individual,<br />

neither personal nor universal. all of this is traversed by circulations, echoes, and<br />

events which produce more sense, more freedom, and more strength than man has<br />

ever dreamed of, or God ever conceived. today’s task is to make the empty square<br />

circulate and to make pre-individual and nonpersonal singularities speak - in short,<br />

to produce sense.1<br />

For if I am confounded by you, then you are already of me, and I am nowhere without<br />

you. I cannot muster the ‘we’ except by finding the way in which I am tied to ‘you,’ by<br />

trying to translate but finding that my own language must break up and yield if I am<br />

to know you. You are what I gain through this disorientation and loss. This is how the<br />

human comes into being, again and again, as that which we have yet to know.2<br />

When all is said and done, it’s with an entire anthropology that we are at war.<br />

With the very idea of man.3<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Empathy and Emancipation in Precarious Times offers a journey into<br />

human ethics where the structure of address, responsibility and moral agency are at<br />

stake. “Who are we?” asks Hannah Arendt in her <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong> where the actualization<br />

of “who” refers to processes of thinking, willing and judging.4 “What are we made<br />

of?” asks Jeremy Rifkin while introducing Homo Empathicus, the main protagonist of<br />

his “new view of human nature.”5 “What counts as human? What allows us to encounter<br />

one another?” investigates Judith Butler, concluding her essay on contemporary<br />

violence, grief and mourning.6 This exhibition is the portrait of a precarious world of<br />

instability and an uncertain future, where social vulnerability is challenged and the<br />

frailty of human affairs is exposed. What is the relationship between emancipation<br />

and empathy? How do they shape the human condition? Between emancipation and<br />

despair, self-empowerment and a rapidly growing rupture of social Gestalt, between<br />

communal desire and individualistic mentality, this exhibition collects models of contemporary<br />

realities and sites of conflict. Faced by the unpredictability of the future<br />

and confronted by the suspension of previously available patterns, it asks for a chance<br />

of hope and searches for the possibilities of the heroic in an age of corrupted values<br />

devoid of a historical reference. “How does the world come together? How does a<br />

world fall apart?” thus Brian Holmes rephrases the essential “to be or not to be?” of<br />

our times and indicates the pathways for grassroots intellectual action in the contemporary<br />

world-system as processes of “locating yourself against the horizon of disaster,<br />

then finding the modes and scales of concrete intervention into lived experience.”7<br />

According to a social theorist, “we are at the threshold of social change, brought on by<br />

a failed economic model, which has also led to melting icecaps and blazing war.”8<br />

More than ever before, multiple questions of alarming urgency appear and then statements<br />

of both despair and clarity are formed, manifestos in dispatch, articulations<br />

of a society and humanities, facing the loss of moral authority and a sense of value.<br />

Who speaks for humanities now? In what voice and with what intention? What are the<br />

important obligations during our times? What is morally binding? We are waiting. We<br />

are pending. The precarious times we inhabit are fragile and ephemeral moments of the<br />

transitory. Endurance has become a rare thing. Analyzing “precarity,” Nicholas Bourriaud<br />

recalls Zygmunt Bauman’s definition of our period as one of “liquid modernity,”


180 — 181<br />

Adam Budak<br />

9 Nicolas Bourriaud, “Precarious<br />

Constructions. Answers to Jacques<br />

Rancière on Art and Politics,” in<br />

open Cahier on Art and the Public<br />

Domain, NAi Publishers SKOR<br />

2009/No. 17, p. 23.<br />

10 Ibid., p. 32.<br />

11 The Invisible Committee, The<br />

Coming Insurrection, p. 9.<br />

12 Ibid., p. 96.<br />

13 Ibid., p. 15.<br />

14 Ibid., p. 19.<br />

15 Arendt, The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>,<br />

p. 7.<br />

16 Ibid., p. 178.<br />

17 Ibid., p. 180.<br />

18 Ibid., p. 182.<br />

which constitutes a society of generalized disponibility, driven “by the horror of expiry,”<br />

where nothing is more decried than “the steadfastness, stickiness, viscosity of things<br />

inanimate and animate alike.”9 “Precarious is etymologically,” as Bourriaud reminds us,<br />

“‘that which only exists thanks to a reversible authorization.’ The precaria was the field<br />

cultivated for a set period of time, independently of the laws that govern property. An<br />

object is said to be precarious if it has no definite status and an uncertain future or<br />

final destiny: it is held, in abeyance, waiting, surrounded by irresolution. It occupies a<br />

transitory territory.”10<br />

We are waiting. We are pending, in anticipation. A political pamphlet, “The Coming<br />

Insurrection,” authored by an anonymous collective, the Invisible Committee states<br />

harshly: “Everyone agrees. It’s about to explode.”11 We keep on waiting however as they<br />

claim: “It’s useless to wait – for a breakthrough, for the revolution, the nuclear apocalypse<br />

or a social movement. To go on waiting is madness. The catastrophe is not coming,<br />

it is there. We are already situated within the collapse of civilization. It is within<br />

this reality that we must choose sides.”12 The rhetoric of crisis and the rhetoric of power<br />

overlap; the sharing of sensibility and the elaboration of sharing is an urge: the uncovering<br />

of what is common and the building of a force. Empathy acts as a measure of the<br />

intensity of sharing.13 Still another question is being articulated, as odd as obvious<br />

and vulnerable: “How do we find each other?”14 In the heart of the riots in Greece and<br />

France, while praying in the shadow of a temple, a call for insurrection is uttered.<br />

The artists invited to the exhibition <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Empathy and Emancipation<br />

in Precarious Times map the critical space of the human condition, concentrating<br />

in particular on Hannah Arendt’s action, one of the fundamental human activities<br />

that, together with labor and work, compose vita activa and correspond to the basic<br />

conditions under which, according to Arendt, life on earth has been given to man.<br />

The human condition of labor is life itself whereas work provides an “artificial” world<br />

of things, distinctly different from all natural surroundings and its human condition<br />

is worldliness. Action, as Arendt indicates, “is the only activity that goes on directly<br />

between men without the intermediary of things or matter and as such, it corresponds<br />

to the human condition of plurality, to the fact that men, not Man, live on earth and<br />

inhabit the world.”15 Action is linked to the principle of beginning as “to act, in its most<br />

general sense, means to take an initiative, to begin (…), to set something in motion.”<br />

Action too relates to speech “because the primordial and specifically human act must<br />

at the same time contain the answer to the question asked for every newcomer: ‘who<br />

are you?’16 (…) This revelatory quality of speech and action comes to the fore where<br />

people are with others and neither for nor against them – that is, in sheer human<br />

togetherness.”17 A call for “who” and “with” lies at the foundation of Hannah Arendt’s<br />

web of human relationships; in-betweeness and togetherness are their most essential<br />

platforms of operation: “action and speech go on between men, as they are directed<br />

toward them, and they retain their agent-revealing capacity even if their content is<br />

exclusively ‘objective,’ concerned with the matters of the world of things in which men<br />

move, which physically lies between them and out of which arise their specific, objective,<br />

worldly interests. These interests constitute, in the word’s most literal significance,<br />

something which inter-est, which lies between people and therefore can relate<br />

and bind them together. Most action and speech is concerned with this in-between,<br />

which varies with each group of people, so that most words and deeds are about some<br />

worldly objective reality in addition to being a disclosure of the acting and speaking<br />

agent.”18 Action as an agent of the frailty of human affairs is a communal affair – as<br />

distinguished from fabrication, it is never possible in isolation. For Arendt, to be isolated<br />

is to be deprived of the capacity to act.19


19 Ibid., p. 188.<br />

20 Julia Kristeva,<br />

Hannah Arendt, New York:<br />

Columbia University Press,<br />

2001, p. 174.<br />

21 Ibid., p. 173.<br />

22 Rifkin, The Empathic<br />

Civilization, p. 3.<br />

23 Ibid., p. 43.<br />

24 Ibid., p. 24.<br />

25 Ibid., pp. 24-26.<br />

26 Ibid., p. 148.<br />

27 Ibid., p. 153.<br />

28 Ibid., p. 161.<br />

29 Ibid., p. 168.<br />

30 Ibid., p. 173.<br />

Julia Kristeva praises Arendt for the actualization of “who” while writing about the<br />

philosopher’s acts of thinking, willing and judging that guide her through the space of<br />

the question “who are we?” as opposed to “what are we?” Disclosed only in the action<br />

to which it is attached, the “who” appears as a dynamic actuality, an energeia that<br />

transcends its own doings and activities and that is opposed to any effort towards<br />

reification or objectification. As such, it is a “source” of creativity, though, as Kristeva<br />

observes, the “one that remains outside the actual work process and that is “independent<br />

of what (artists) may achieve.”20 Kristeva too diagnoses a troublesome relationship<br />

of the “who” towards it-self: “who” is the separate being, the Greek daimon,<br />

that “appears so clearly and unmistakably to others” but that “remins hidden from the<br />

person himself.”.The “who” is a hidden self, but it is hidden more from the person than<br />

from the memory of other people. The “who” as “someone’s life” thus appears to be<br />

essential, but only in the narrow sense of the word: as an essence that is actualized<br />

within the time of the plurality specific to other people.21<br />

Complementing Hannah Arendt’s “who are we?” with “what are we made of,” economist<br />

and activist, Jeremy Rifkin announces an epic shift into a “climax” global economy and<br />

a fundamental respositioning of human life on the planet. According to him, in the<br />

light of the Third Industrial Revolution, in a new era of “distributed capitalism” and at<br />

the beginning of biosphere consciousness, the Age of Reason is being eclipsed by the<br />

Age of Empathy. Rifkin opens his book, Empathic Civilization with a worrying question:<br />

“Can we reach global empathy in time to avoid the collapse of civilization and save the<br />

Earth?”22 The discovery of Homo empathicus is crucial for Rifkin’s radical new view<br />

of human nature that has been slowly emerging and gaining momentum, with revolutionary<br />

implications for the way we understand and organize our economic, social<br />

and environmental relations in the centuries to come.23 Brought on by the awakening<br />

sense of selfhood, empathy acts as an engine of civilization understood as “the detribalization<br />

of blood ties and the resocialization of distinct individuals based on associational<br />

ties.”24 Rifkin assigns the empathic extension the role of a psychological mechanism<br />

that makes the conversion and transition possible: “When we say to civilize, we<br />

mean to empathize (…) The underlying dialectic of human history is the continuous<br />

feedback loop between expanding empathy and increasing entropy.”25 Such civilization<br />

is built of a society of communal identity and consciousness (“there is no simple<br />

autonomous ‘I,’ but only a unique constellation of numerous ‘we’”26) developed as a<br />

unique experience with countless others, considering empathy – at the heart of the<br />

human story – as a generator of a great transformation from “I think, therefore I am” to<br />

“I participate, therefore I am.”27 Woven of awe, trust and transcendence, the empathic<br />

consciousness is a delicate balancing act, which requires both intimate engagement<br />

and a detachment. It is a soul of democracy28, as Rifkin emphasizes, a celebration of<br />

life29, a fragile construct, which depends upon “a porous boundary between I and thou<br />

that allows the identity of two beings to mingle in a shared mental space.”30 It appears<br />

as an all encompassing experience, capable of negotiating grand narratives of humanity<br />

towards a new and better, unifying sense of life: “By reimagining faith and reason<br />

as intimate aspects of empathic consciousness, we create a new historical synthesis<br />

that incorporates many of the most powerful and compelling features of the Age of<br />

Faith and the Age of Reason, while leaving behind the disembodied story lines that<br />

shake the celebration out of life.”31 However, as euphoric as this vision may sound, the<br />

introductory alarming question remains open: “Can we reach global empathy in time to<br />

avoid the collapse of civilization and save the Earth?”<br />

Writing about the post-emancipatory concept of emancipation, Boris Buden criticizes<br />

the contemporary experience of engagement, mapping out the contemporary


182 — 183<br />

Adam Budak<br />

31 Ibid., p. 173.<br />

32 Boris Buden, “Forever Young.<br />

Negri’s Multitude as Post-Emancipatory<br />

Concept of Emancipation,”<br />

available at:<br />

http://www.republicart.net/disc/<br />

empire/buden02_en.htm<br />

33 Ernesto Laclau,<br />

Emancipation(s), London,<br />

New York: Verso, 2007, p. 18.<br />

34 Boris Buden, “Forever Young.<br />

Negri’s Multitude as Post-Emancipatory<br />

Concept of Emancipation,”<br />

op. cit.<br />

impossibility of identification with the act of engagement: “We are still engaged, we<br />

still raise our voices where we find it appropriate or just, we articulate our protests<br />

and our solidarity, but somehow we only do it half-heartedly. We do it with an irritating<br />

feeling of discomfort, that we can never seem to get rid of. Why is that?”32<br />

According to Buden, we can no longer clearly distinguish our emancipatory interest<br />

from other interests and distinctly separate ourselves from the political positions and<br />

opinions that we do not share. Investigating the logic of emancipation, Ernesto Laclau<br />

claims that we no longer live in an age of emancipation. The philosopher speculates:<br />

“We are today coming to terms with our own finitude and with the political possibilities<br />

that it opens.This is the point from which the potentially liberatory discourses<br />

of our postmodern age have to start. We can perhaps say that today we are at the<br />

end of emancipation and at the beginning of freedom.”33 The end of the Cold War, the<br />

explosion of new ethnic and national identities, the social fragmentation under late<br />

capitalism, and the collapse of universal certainties in philosophy and social and<br />

historical thought had, according to Laclau, changed our expectations of emancipation<br />

and altered its classical notion as formulated since the Enlightenment, leading<br />

towards the failure or rather disappearance of emancipation from the political horizon<br />

of our era. Laclau examines the internal contradictions of the notion of “emancipation”<br />

as it emerged from the mainstream of modernity. Emancipation means at one and the<br />

same time radical foundation and radical exclusion; that is, it postulates, at the same<br />

time, both a ground of the social and its impossibility. The production of an emancipatory<br />

discourse depends too upon the relation between universalism and particularism,<br />

which is inherent in it. As Laclau observes, “Emancipation is strictly linked to the<br />

destiny of the universal (…) without the emergence of the universal within the historical<br />

terrain, emancipation becomes impossible.” Searching for the possibilities of acting<br />

politically “beyond emancipation”, Laclau distinguishes between two dimensions of<br />

emancipation: one radical (grounded in itself, excluding that which hinders its completion<br />

as a radical otherness) and the other non-radical (grounded in common with its<br />

Other, influencing all spheres of society), stating the failure of both as they became<br />

indistinguishable while facing the fact that the society is no longer transparent to<br />

itself and that the ground of this society can no longer be imagined, followed too by<br />

the disappearance of the universal from the historical terrain. Buden, after Laclau,<br />

diagnoses the current crisis of emancipation, pointing out the society’s troublesome<br />

relationship to engagement and empathy and the confusion around sciety’s ambiguous<br />

status: “Today, instead of the emancipation, we can only speak of a plurality of<br />

emancipations. The fact that we can no longer clearly distinguish and separate them<br />

from one another, is due specifically to their fundamental opacity. In fact, we can no<br />

longer find any unified ground, to which all emancipatory struggles could be reduced.<br />

Without this grounding - without the ground of society being postulated - there is no<br />

exclusion, no outside anymore. The societies in which we live, can no longer be imagined<br />

as radically separable, and we can draw no clear line of division, through which<br />

our emancipatory interest excludes something in society that should be excluded. Nor<br />

can we identify with a subject that universally represents the ground of society. This<br />

is the reason for the discomfort that constantly accompanies our current emancipatory<br />

engagement.”34<br />

Yet, Hannah Arendt’s sensing of emancipation as a faculty of thinking, acting (with<br />

each other), and judging seems to correspond closer with still another take at defining<br />

emancipation, the one elaborated by Jacques Rancière. In his The Emancipated<br />

Spectator, Rancière points out: “Emancipation begins when we challenge the opposition<br />

between viewing and acting; when we understand that the self-evident facts that<br />

structure the relations between saying, seeing and doing themselves belong to the<br />

structure of domination and subjection. It begins when we understand that viewing is


35 Jacques Rancière,<br />

The Emancipated Spectator,<br />

London, New York: Verso 2009,<br />

p. 13.<br />

36 Ibid., p. 22.<br />

37 Butler, Precarious Life, p. 20.<br />

38 Ibid., p. 22.<br />

39 Ibid., p. 29.<br />

40 Ibid., p. 43.<br />

also an action that confirms or transforms this distribution of positions. The spectator<br />

also acts, like the pupil or scholar. She observes, selects, compares, interprets.”35 Rancière<br />

legitimates his own reading of emancipation by returning to the original meaning<br />

of the word “emancipation”: emergence from a state of minority. For the French philosopher,<br />

emancipation plays an important social role of a particular ethical charge, which<br />

influences the society’s development and conditions its progress. It is “a process rather<br />

than a goal, a break in the present rather than an ideal put in the future.” Rancière<br />

distances himself from the idea that emancipation strives for any utopia that can be<br />

reached, that there is an end to the (political) struggle for recognition. Emancipation<br />

is understood as the call for equality, and as such it is processed over and over and<br />

after every victory for a particular group, when the dissensus becomes consensus, and<br />

a new “partage du sensible” is established and a different group is shared out, made<br />

invisible, mute, unimportant. In Ranciere’s grammar of spectatorship, emancipation<br />

means the blurring of the opposition between they who look and they who act, they<br />

who are individuals and they who are members of a collective body. An emancipated<br />

community is a community of narrators and translators 36, the author of The Emancipated<br />

Spectator claims, where the very emancipation is perceived as the process of<br />

verification of the equality of intelligence.<br />

An urgency of action, a challenge of empathy as well as a possibility of emancipation<br />

are crucial issues for Judith Butler’s politics of precarious life. What are the dimensions<br />

of human vulnerability? How does the vulnerability shape the human condtion at<br />

large? The philosopher wonders and reflects, “The question that preoccupies me in the<br />

light of recent global violence is, What counts as human? Whose lives count as lives?<br />

And, finally, What makes for a grievable life?”37. Butler’s is a dictionary of urgent ethical<br />

questions, articulated by vulnerable beings, exposed to violence and experiencing<br />

mourning, grief and loss: “(…) something takes hold of you: where does it come from?<br />

What sense does it make? What claims us at such moments, such when we are not the<br />

masters of ourselves? To what are we tied? And by what are we seized? (…) Who ‘am’<br />

I, without you?”38 The need to understand violence lies at the core of Butler’s anthology<br />

of essays, entitled Precarious Life. In-between mourning, fear, anxiety and range,<br />

“violence is surely a touch of the worst order, a way a primary human vulnerability to<br />

other humans is exposed in its most terrifying way, a way in which we are given over,<br />

without control, to the will of another, a way in which life itself can be expunged by<br />

the willful action of another.” Vulnerability is a fragile and precious fabric of humanity,<br />

susceptible to damage, threatened and unprotected, put at risk, a vulnerability to a<br />

sudden address from elsewhere that we cannot preempt.39 How to negotiate it? What<br />

are the options and long-term strategies? “There is a possibility of appearing impermeable,<br />

of repudiating vulnerability itself,” Butler speculates, “by insisiting on a ‘common’<br />

corporeal vulnerability, I may seem to be positing a new basis for humanism (…) a<br />

vulnerability must be perceived and recognized in order to come into play in an ethical<br />

encounter, and there is no guarantee that it will happen. Not only is there always the<br />

possibility that a vulnerability will not be recognized and that it will be constituted as<br />

the ‘unrecognizable,’ but when a vulnerability is recognized, that recognition has the<br />

power to change the meaning and structure of the vulnerability itself. In this sense,<br />

if vulnerability is one precondition for humanization, and humanization takes place<br />

differently through variable norms of recognition, then it follows that vulnerability is<br />

fundamentally dependent on existing norms of recognition if it is to be attributed to<br />

any human subject.”40 Still new pressing questions appear, piling up, taking charge,<br />

and provoking responsibility: how do we deal with vulnerability? How do we protect<br />

ourselves in a state of alarm, emergency and a collective resistance? Butler adds: “do<br />

we want to say that it is our status as ‘subject’ that binds us all together even though,


184 — 185<br />

Adam Budak<br />

Greeks in a Chokehold,<br />

front page of the<br />

Frankfurter Rundschau,<br />

March 2, 2010<br />

41 Ibid., pp. 48-49.<br />

42 Ibid., p. 33.<br />

43 Ibid., p. 129.<br />

44 Ibid., p. 130.<br />

45 Ibid., p. 131.<br />

for many of us, the ‘subject’ is multiple or fractured? (…) What allows us to encounter<br />

one another?41 Whose lives are real? How might reality be remade?”42<br />

Elaborating the ethical demands and examining the powers of murning and violence,<br />

Judith Butler calls for the consideration of the structure of address itself. Such is,<br />

according to the philosopher, the most important obligation during our times – an<br />

ability to respond to the address, perceived as “a comportment toward the Other only<br />

after the Other has made a demand upon me, accused me of a failing, or asked me to<br />

assume a responsibility.”43 The mode of address too is crucial for understanding how<br />

moral authority is introduced and sustained. For Butler, addressing someone when we<br />

speak also means to enter into a sort of coexistence, thus something about our existence<br />

proves precarious when that address fails. The structure of address is directly<br />

linked to how moral authority operates and is being introduced: “More emphatically,<br />

however, what binds us morally has to do with how we are addressed by others in ways<br />

that we cannot avert or avoid; this impingement by the other’s address constitutes us<br />

first and foremost against our will or, perhaps put more appropriately, prior to the formation<br />

of our will.”44 Butler considers “face,” the notion introduced by Emmanuel Levinas,<br />

in order to explain how it is that others make moral claims upon us, address moral<br />

demands to us, ones that we do not ask for, ones that we are not free to refuse.45 In<br />

her view, the approach to the face is the most basic mode of responsibility. “To expose<br />

myself to the vulnerability of the face,” such seems to be the most courageous challenge.<br />

The face as the extreme precariousness of the other; the face as a situation<br />

of a discourse (“face and discourse are tied”); the face as a condition of humanization46;<br />

the face as a representation of that for which no identification is possible, an<br />

accomplishment of dehumanization and a condition for violence47: it is exactly here, at<br />

the face-stage, where the exhibition <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>. Empathy and Emancipation in<br />

Precarious Times begins (gently) unfolding.<br />

The art works gathered in the exhibition form a collection of allegories of the turbulent<br />

times we are living through. In this study of human portraiture, the face appears as a<br />

landscape of humanity; it is the mirror-surface where the vulnerability and frailty of<br />

human affairs are being reflected; an agent of an injured identity, exposed to displacement<br />

and dispossession.<br />

The Albanian artist, Adrian Paci’s film Per Speculum (2006) borrows its title phrase<br />

from St. Paul’s Letter to the Corinthians: “Videmus nunc per speculum in aenigmate:<br />

tunc autem facie ad faciem. Nunc cognosco ex parte: tunc autem cognoscam sicut<br />

et cognitus sum” (For now we see through a glass darkly; but then face to face; now<br />

I know in part; but then shall I know even as also I am known) (13:12, King James<br />

Version). The film’s opening image, picturing a group of children, portrayed in an idyllic,<br />

almost biblical landscape, staring directly into the camera’s eye in a strangely<br />

disquieting, confrontational way, soon is revealed as being a mere reflection in a<br />

gigantic mirror, positioned in front of them as to create a perfect illusion of the<br />

other, heterotopic space, close but uncannily distant. Children’s faces are emotionless,<br />

though their gazes bear a charge of accusation, a genuine sense of wickedness<br />

and lost innocence. Paci’s scene may be perceived as an iconic moment, indicating,<br />

in accordance with the passage from St. Paul, that any physical representation or<br />

reflection is always inaccurate and distorted; approached differently, it may signify<br />

a collapse of any identification efforts, referring in a more or less literal way to the<br />

failure of the Lacanian mirror stage, a crucial moment in identity formation where the<br />

fragmented image bececomes a recognizable coherent entity, marking child’s entry<br />

into the world. Per Speculum’s narrative progresses slowly although radically, as soon


186 — 187<br />

Adam Budak<br />

46 Ibid., p. 141.<br />

47 Ibid., p. 145.<br />

48 “As a boy, Paci remembers<br />

playing a similar game with friends<br />

– one he was reminded of when he<br />

saw news footage of Palestinian<br />

children shining light from broken<br />

mirrors into the eyes of soldiers,”<br />

in: Christy Lange , “Through a<br />

Glass, Darkly,” in “Adrian Paci: per<br />

speculum,” edited by Emma Dean<br />

and Michael Stanley, Milton Keynes<br />

Gallery, 2007.<br />

49 “Although I am mainly known<br />

as a video artist, I am in actual<br />

fact a painter. More precisely, a<br />

portrait painter. I did numerous<br />

portraits between the ages of 10<br />

and 22, and at high school my<br />

friends and I were often on the<br />

look-out for models to sit for our<br />

drawings. They were always people<br />

from off the street, old people<br />

just hanging around and watching<br />

the time pass. At the studio they<br />

would sit in front of us for hours,<br />

without any special pose. They<br />

simply continued doing what they<br />

would have been doing anyway. I<br />

worked on these faces for years,<br />

doing studies in pencil, tempera<br />

and oils, modeling their wrinkles,<br />

deciphering their regard, reproducing<br />

their skin in paint.” Adrian Paci<br />

in conversation with Mirjam Varadinis<br />

in Adrian Paci. Electric Blue,<br />

Kunsthaus Zürich, 2010, p. 6.<br />

the mirror gets broken in a violent although playful act of a game and the image disperses<br />

into pieces. So disappears the communal spirit of a group and now the children<br />

are scattered throughout the branches of a momumental tree, engaged in yet another<br />

new “funny game”48: each holding a piece of shattered mirror, and producing radiant<br />

bowls of light by bouncing the sunlight back into the camera’s lens, thus cruelly<br />

blinding the spectator with its intense, unbearable reflection. In this film, which can<br />

be regarded as the uncanny performance of a face and a drama of looking, Adrian Paci<br />

marks an impossibility of a face and a failure of address. Suspended in an archetypical<br />

dimension of time and space, equipped with the striking metaphorical density of a<br />

tale on life and death, Per Speculum is a profound study of deception, which critically<br />

undermines all received truths, perceptions and meanings. It also expresses the<br />

fragility of the human condition, exposed anger and the aggression of latent traumas,<br />

self-destructive gestures and instabilities of precarious times, caught in the moment<br />

of anticipation and awakening. Paci’s Turn on (2004) already touched upon similar<br />

issues, however it refered to a real-life fabric – the political situation in the artist’s<br />

native country. The film is pratically a tableau vivant of 18 unemployed workers from<br />

Paci’s hometown, Shkoder, sitting on the stairs of a city square and performing the<br />

simple activity of turning on the petrol-fuelled generators that provide electricity to<br />

the lightbulbs, carried in their hands as if they were trophees of a lost civilization.<br />

Here, the human is a source of Light, a maker of Light. The artist concentrates on the<br />

close-ups of the men’s sun-wrinkled faces, composing as if frozen landscapes of vulnerability,<br />

paralyzed in an expression of resignation, futility and failure. In this array of<br />

faces, gazing at the camera’s lens, the spectator is addressed and the moral faculty is<br />

being activated. The film is a moving document of survival and a testimony of transformations:<br />

an almost spiritual, illuminating spectacle where the aggressive, noisy<br />

sound of the engines contradicts the fragility of the generated light and the tired<br />

and disillusioned faces of the workers, the witnesses of dramatic, political upheaval<br />

and economic collapse, hoping for a bright tomorrow in a ritual of senseless, stoical<br />

waiting. Paci’s scene has the quality of an ancient drama: we are spectators in the<br />

theatre of quasi-heroic gestures, on the ruins of Enlightenment where grand emotions<br />

of morality are staged with pathos and grandeur. The artist’s orchestrations of reason,<br />

faith and empathy, Turn on and Per Speculum, are close-up portraits of humanity in<br />

suspension between hope and transience, submerged in a trance of expectation, daydreaming<br />

a better future.<br />

Adrian Paci’s most recent film, Electric Blue (2010) narrates yet another story of<br />

survival and depicts yet another case study of a human life, torn between the moral,<br />

individual choice and the impositions of a system: the Albanian political and economic<br />

meltdown of the 1990s. Based upon facts, the film is an attempt at a social portraiture49,<br />

woven of broken dreams, political tension and the complexity of a historical<br />

moment of transformation that challenges morality and an individual sense of ethics.<br />

To escape poverty, a man once passionate about film-making opens a porno cinema<br />

under the name “Electric Blue” (to commemorate an erotic programme on one of the<br />

Yugoslavian channels), although he soon starts to replace the archive of indecent sex<br />

scenes with footage from the television news, reporting on war scenes from the time<br />

of NATO’s incipient bombing campaign against Serbia. Such is Paci’s ironic take on “sex,<br />

wars and videotapes,” a powerful and captivating story of violence, abuse and ethical<br />

traps. Here too, the texture of human face close-ups (and especially the proximity<br />

and intimacy evoked by them) constitutes formally and emotionally the main surface<br />

of action and experience, generating a sense of empathy and compassion. Paci consciously<br />

uses the face to depict the conflict and to literally visualize the literal drama<br />

of a singular but also a collective fate. “I am interested in the moment of tension as<br />

a metaphor for the world and its state of constant becoming,” the artist claims and


50 Adrian Paci, in: Adrian Paci.<br />

Electric Blue, op. cit., p. 7.<br />

51 Lida Abdul, quoted in: Els<br />

van der Plas, “On Beauty and<br />

Other Unfinished Things,” www.<br />

princeclausfund.org/…/lectureonbeautyandotherunfinishedthings-<br />

ElsvanderPlas.doc.<br />

52 Lida Abdul, at: http://www.<br />

lidaabdul.com/statement.htm.<br />

53 Ibid.<br />

54 Ibid.<br />

continues: “Vulnerability and fragility are, in my opinion, basic human conditions, able<br />

to confer beauty and dignity at the same time.”50<br />

The video and photographic work of the Afgan artist, Lida Abdul is a laboratory of<br />

empathy and emancipation, a site of both action and apocalypse. As a faithful diarist<br />

of her own native country’s collapse, the artist is a writer of disaster, a witness to<br />

a crime of and against humanity. “Here,” confesses Lida Abdul, “are the ruins of my<br />

country, of my history and my culture. I do not accept it, so I will shout it out with a<br />

beauty that hurts.”51 Abdul’s White House (2005) depicts the architecture of a ruin<br />

as site of a touching ritual, charismatically performed by the artist herself, mourning<br />

and lamenting upon the cruelties of war and absurdities of a conflict. White House is a<br />

moving drama of a homecoming: by painting the ruins of a bombed building near Kabul<br />

with a white paint, the artist desperately manifests the necessity of a new beginning<br />

as well as an almost utopian desire to return to a normalcy. There is an uncanny stoic<br />

quiet and stillness, associated with the artist’s process, however filled with both<br />

resignation and a sense of hopelessness but also with the promise of a new time, a<br />

new era soon to come. Such is Abdul’s symbolic act of cleansing, removing the past,<br />

writing history anew on a white page of life, a site of potentiality and a future. According<br />

to the artist: “An art of the future would have to be simultaneously an appeal and<br />

an indictment. I have tried to comprehend the disaster that has ravaged my country<br />

for more than two decades. Language, notions of domesticity and perceptions of the<br />

other are all transformed so radically that survivors/refugees often refuse to talk about<br />

what they went through. We have all known the history of this silence. There is always<br />

the fear that the works of these dissident artists, too close to an unfolding ‘politics’<br />

may compromise their artistic intentions. In my work, I try to juxtapose the space of<br />

politics with the space of reverie, the space of shelter with that of the desert; in all<br />

of this I try to perform the ‘blank spaces’ that are formed when everything is taken<br />

away from people.”52 Abdul’s artistic ethos and her mission is to provide evidence of<br />

the atrocities and injustice of the violent times we live in: “Artists are the wandering<br />

souls of the world who move from one place to another making art that witnesses, that<br />

challenges and that asks other questions. They are celebrated, ignored, persecuted<br />

and sometimes even killed for refusing to take sides in the game of ‘us’ against ‘them’;<br />

they are always the innocents abroad who are often exiles in their own countries of<br />

birth.”53 Whitewashing the ruins is a sign of protest too, as much as the narrative of<br />

In Transit (2008) which depicts children engaged in quasi-ritualistic games around<br />

the shot-down Russian aircraft in the field of a former soccer stadium is an act of<br />

accusation and indication of guilt. Abdul portrays a wounded landscape of selfhood in<br />

ruins. Hers is a choreography of human pain and suffering, acted out on the rubbles of<br />

civilization,almost as a therapy, a purifiyng gesture, of a cathartic nature, as for the<br />

artist, “Art is always a petition for another world, a momentary shattering of what is<br />

comfortable so that we become more sophisticated in reclaiming the present.”54 Lida<br />

Abdul’s most recent two-channel video work, Man in the Sea (2010) is a poetic study<br />

of a warrior’s face and a heroic gesture, here staged within the nostalgic and romanticized<br />

décor of self-annihilation and symbolic erasure.Yet another struggle with the<br />

architecture of hope, Abdul’s film is rather pessimistic evidence of a political impass<br />

and the absence of any rebellious alternative. The zoomed-in face almost entirely fills<br />

up the video screen, as if literally becoming the projection surface of a mutilated identity.<br />

Mute and powerless, Abdul’s hero disappears in the sea.<br />

Annulment and erasure, as well as negation and absurdity, constitute the Belgian artist<br />

Kris Martin’s version of negotiating the human condition. Subversive at its core, his<br />

sculptural work and conceptual practice oscillate around the themes of finitude and


188 — 189<br />

Adam Budak<br />

sudden appearance, where death and the possibility of a new beginning are confronted<br />

by the relativeness of time and futility of any resistance. As such, Martin’s oeuvre is<br />

immersed in a philosophical discourse that profoundly touches upon the major grand<br />

narratives of humanity. The presence of history intertwined with the deep reflection<br />

upon the abstract notions of space and time render a work that illuminates with the<br />

strength of allegory and brings in a metaphysical dimension. Martin’s outstanding<br />

and uncanny sculpture Mandi VIII (2006) is a mise-en-scene of failure and unfulfilled<br />

desire, still yet another contribution to a series of works, conceived under the common<br />

title Mandi, a title which originates from an expression the artist encountered in Italy,<br />

where the departure boards are fabricated, a word which is a colloquial term for “good<br />

bye” and whose etymology includes the melange of words mano (hand) and dio (God)<br />

meaning to leave “in the hands of God.” As a powerful expression of lamentation over<br />

humanity’s loss of certitude and clarity, Mandi VIII articulates human drives towards<br />

emancipation and nobility. Based upon the classic Hellenic marble sculpture Laocoön<br />

and His Sons (dated probably from the 1st century AD, excavated in Rome in 1506 and<br />

acquired for the Vatican collections, where it still is today), depicting the Trojan priest<br />

Laocoon and his twin sons, Antiphas and Thymbraeus, assailed by a fearsome sea serpent,<br />

sent to punish him for his hostility to the will of the god Apollo, Martin’s Mandi<br />

VIII is yet another exercise in the artist’s favorite strategy of appropriating diverse<br />

readymades from the antique artefacts and masterpieces of literature to everyday<br />

objects and even more ephemeral phenomena of nature, shifting the contexts and<br />

traveling with the meaning, thus activating uncertainty, doubt and a desire for further<br />

enquiry. A controversial subject of study and adoration from the Roman poet, Virgil’s<br />

epic poem The Aeneid through the eighteenth century’s detailed scientific investigations<br />

by the historian Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) who identified the<br />

sculpture as “noble simplicity and quiet grandeur” and by the philosopher Gotthold<br />

Ephraim Lessing (1729-1781) who considered it from the point of view of a philospher<br />

of asthetics and used it as a case study in defining the difference between visual arts<br />

and literature, to Jacques Ranciere who in his The Aesthetic Unconscious praises the<br />

sculpture for the expression of the victory of classical serenity over emotion, Laocoön<br />

and His Sons has stimulated the imagination and was exposed to a multiplicity of<br />

beyond-universal readings. Almost faithful to the original, rendered as its plaster<br />

replica, Kris Martin’s version of the iconic statue, described by Pliny the Elder as the<br />

greatest of all art works, is a slightly edited one, ironic if not sarcastic “intervention”:<br />

the artist removes the serpent, leaving the group fighting against an invisible force,<br />

thus significantly altering the sculptural composition’s sense, focusing now more on<br />

the idealized beauty of the men’s struggling bodies rather than on the representation<br />

of pain and suffering as well as violence, crime and punishment, the grand themes that<br />

were attached to the reading of this sculpture for centuries. The artist tricks the spectator,<br />

now left with a disquieting absence in regards to the historical reference, manipulating<br />

his/her senses, unexpectedly opening the void – possibly an unknown aggressor<br />

or an invisible source of suffering – to often overly paranoid speculations. Who are<br />

we fighting with? The reason for struggle becomes abstract and phantasmagoric: in<br />

spasm and convulsion we are left with ourselves and against ourselves. Fate and power<br />

are (temporarily?) removed from a horizon of our existential experience. Mandi VIII is a<br />

powerful, however silent hymn for humanity in precarious times of distress and anxiety.<br />

The anatomist Sir Charles Bell (1774-1842) who studied Laocoön and His Sons in<br />

his book The Anatomy and Philosophy of Expression As Connected with the Fine Arts<br />

empasized a silence in Laokoon’s suffering: “that most terrible silence in human conflict,<br />

when the outcry of terror or pain is stifled in exertion; for during the struggle with<br />

the arms, the chest must be expanded or in the act of rising; and therefore the voice,<br />

which consists of the expulsion of the breath by the falling or compression of the


55 Charles Bell, The Anatomy<br />

and Philosophy of Expression<br />

As Connected with the Fine Arts,<br />

as quoted in William Schupbach,<br />

“Laokoon and the Expression of<br />

Pain,” http://www.wellcome.ac.uk/<br />

en/pain/microsite/culture3.html.<br />

56 Radiohead: Pyramid Song.<br />

2001.<br />

57 Susan Philipsz quoted<br />

in Charlotte Higgins, “Susan<br />

Philipsz: Lament for a Drowned<br />

Love,” http://www.guardian.co.uk/<br />

artanddesign/2010/apr/04/susanphilipsz-glasgow-internationalinterview.<br />

chest, is suppressed.”55 Such disquieting silence accompanies the suffering of Laokoon<br />

and his sons, tormented by pain, the face of a hero in spasm and the body in convulsion:<br />

we are witnessing a moment of awakening, an announcement of a silent apocalypse<br />

yet to come; we are on a threshold of empathy and emancipation. This uncanny<br />

silence and the impossibility of a sound are characteristic features of Kris Martin’s<br />

entire oeuvre. His sculpture Bells (2008) is a melancholic and fragile metaphor of an<br />

existence in suspension: two bronze bells are connected one with another in an almost<br />

love-like gesture, which simultaneously renders their function inactive. No sound may<br />

be uttered; no action can be performed; neither joy of life nor sorrow of death or danger<br />

can be announced. Here, in this dramatic act of denial and isolation, Martin presents<br />

another study of erasure, another expression of finitude and mortality. Seductive in its<br />

simplicity and striking intimacy, Bells comments upon the hopelessness and inertia of<br />

contemporary alienated societies. Its muteness is a testimony to a human condition,<br />

imprisoned in its own potency and self-will.<br />

Kris Martin’s performance of silence is complemented by the Scottish artist, Susan<br />

Philipsz’s performance of voice. “I jumped in the river and what did I see? Black-eyed<br />

angels swam with me,” so begins, presented in the exhibition <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>.<br />

Empathy and Emancipation in Precarious Times Philipsz’s The River Cycle (2005),<br />

sung a cappella with her own voice, the artist’s moving incantation, appropriating the<br />

psychodelic lyrics of Pyramid Song (2001), performed by Thom Yorke, the leader of the<br />

band Radiohead. Evoking a sense of nostalgia and dislocation, the installation offers<br />

a poetic journey, simultaneously real and magical, through the universal themes of<br />

longing, loss and grief, the artist’s recurring topics, woven out of the fabrics of private<br />

memory and collective experience. The journey leads through the mythical Styx to the<br />

land of afterlife as we are apparently confronted with the subject’s death, or any other<br />

significant rite of passage. Phlipsz’s performance of The River Cycle is a reverie, offering<br />

an illusion of a time slow-down and a space on the other side of Cocteau’s mirror,<br />

there where finality and mortality conspire with the sense of liberation and fulfillment:<br />

“There was nothing to fear and nothing to doubt; there was nothing to fear and nothing<br />

to doubt.”56 The artist creates sculptural environments of a bewildering audible<br />

volume and intensity, resulting from her profound investigations of the psychological<br />

and sculptural potential of a sound and the ways in which sound defines the architectural<br />

space and the public place. Employing diverse acoustic and narrative techniques<br />

that affect the spectator’s sensuality and perception (such as sound’s reverberations,<br />

echoes, overlapping voices, loops and transe-like repetitions) and appropriating the<br />

musical, literary and cinematic references from Will Oldham to James Joyce and<br />

David Bowie, as well as using well-known folk songs, fairy-tales, ballads or lullabies,<br />

Phlipsz conceives captivating and cathartic seances of psychophysiological collective<br />

audio-hypnosis. With her mainly a cappella renditions, the artist explores the “emotive<br />

effects of song; how it triggers memory and redefines a place (…). With my work<br />

I’m trying to bring an audience back to their environment, not the opposite. What I’m<br />

trying to do is make [you] more aware of the place you’re in while also heightening<br />

your own sense of self. So the siting of this work is very important, the site becomes<br />

the visual element.”57 Often installed in unexpected corners of the public realm (under<br />

a bridge, in a shrine, in a hillside shelter, in cemetries, or piped through the speakers<br />

of a Tesco supermarket), Philipsz’s haunting songs strive for belonging and acceptance.<br />

Songs as homage, songs as memorials, suspended between the past and the<br />

present, obsessive litanies and lamentations mourning the disappearance of the loved<br />

one, murder ballads and hymns on unfulfilled love and desire, or even radio interval<br />

signals, sourced from around the world on the vibraphone (recorderd by the artist<br />

herself for her recent installation, You are not alone for Oxford’s Radcliffe Observatory,


190 — 191<br />

Adam Budak<br />

58 Peio Aguirre, “When the Body<br />

Speaks. On the Work of Susan<br />

Philipsz,” in A Prior, number 16,<br />

available at: http://www.aprior.<br />

org/articles/33.<br />

59 Marcel Dzama quoted in M. J.<br />

Thompson, “The Infinitude of Cool,”<br />

Border Crossings 107, August<br />

2008, p. 1000.<br />

a fine 18th-century building based on Athens’ ancient Tower of the Winds) – these are<br />

Susan Philipsz’s sincere testimonies to the uncanniness of human fate. In fact, with<br />

Philipsz’s work, we are at the foundation of the human condition, at the moment of the<br />

subjectivity’s formation and the identification processes when the empathic qualities<br />

are shaped and emancipatory drives are generated. As Peio Aquirre observes: “Repetition—singing<br />

over and over again, listening and hearing one’s own voice—has an effect<br />

that, in psychoanalysis, is related to the acquisition of subjectivity. With the song’s<br />

repetition, we identify with the voice and with the imaginary body tied to that voice. It<br />

is through repetition that the child (in lullabies and in fairy tales) loses his/her fear of<br />

the outside and becomes an autonomous subject. This is the true purpose of the loop<br />

in Philipsz’s work. The loop is a mechanism that, in its infinitude, becomes an emitter<br />

of the eternal return, penetrating consciousness though the unhurried, cyclical and<br />

soothing effect of the sound.”58 Inhabited by spectral voices, composed of sounds of<br />

the past, of memories and of recollections, Philipsz’s melancholic and metaphysical<br />

work is both a mourning over the time lost and a celebration of a return and a restored<br />

hope.<br />

Reverie is a bewildering realm of production for the Canadian artist, Marcel Dzama’s<br />

performative, polyphonic oeuvre (drawings, collages, sculptures, dioramas, videos),<br />

which mingles collective memory and cultural legacy (ancient imagery and texts, such<br />

as myths, sagas, folk songs and tales, the primary sources of humanity’s culture and<br />

civilisation’s wisdom) with the most intimate, dream-like experience as well as with<br />

the working of the other, uncontrolled states of consciouness. Thus Dzama mounts his<br />

own, unique and exclusive, private mythology, hypersymbolic microcosm, haunted by<br />

psychophysiological pathology: we are in the (brave new) world on the edge of civilisational<br />

frenzy, at the limits of sanity, out of faith, beyond reason, in a deranged theatre<br />

of excess. “I like the idea of making up a mythology or old folklore,” says the author<br />

of half-human, half-animal creatures, hybrids of extraterrestrial fantasies, cyborgs<br />

of post-technological hysteria. “I draw during the day but my ideas come at night,”59<br />

continues the artist whose imagination inhabits the liminal areas between dream and<br />

waking, while elaborating a dark vocabulary of psychosis and post-human delirium.<br />

Grotesque and carnivalesque, Marcel Dzama’s work marries the presumed innocence of<br />

childhood’s memory and the cruelty of the adult world. Violence in its micro and macro<br />

scales conducts the plot, which oscillates around the topics of humiliation, anger,<br />

hatred and abuse. His series Drawings for Dante (2002) narrates the contemporary<br />

macabresque in the mode of a school-child’s notebook drawing. The artist’s quasiinfantalized,<br />

almost cartoon-like version of the human Inferno is too transgressive to<br />

act as a mere caricature or a satire on the world gone mad. It is a manifesto of destructive<br />

and absurd power at the dawn of civilization, a quest for awakening. Dzama’s<br />

monumental The Course of <strong>Human</strong> History Personified (2005) marks the artist’s own<br />

subjective gesture of rewriting history as a sequel of barbarian conquests, domination<br />

and brutality, boldly staging the fearful nature and anomaly of humanity on the ruins<br />

of morality, in the shadow of death. Here too, gore-like omnipresent violence is an<br />

ordinary matter, quite ornamental, almost leisure-time, regular everyday-life activity,<br />

permissible, an unavoidable part of reality where all taboos have been erased. The<br />

hidden, the unknowable, the unthinkable as the title of Dzama’s drawing of 2007<br />

indicates: these are the areas of the human psyche the artist is interested in investigating<br />

and exposing. The diorama Knowing precisely where to cut (2008) is the artist’s<br />

truly bewitched, bothered and bewildered version of an anachronistic dance macabre,<br />

featuring film noir-like characters, grotesque victims, locked in the cage of humanity,<br />

surrounded by taxidermic mice and artificial birds, mythological messengers of lost<br />

spirituality. Inspired by Mexican shrines and Joseph Cornell’s boxes, and recalling the


60 Mark Manders, in The Absence<br />

of Mark Manders, Kunstverein<br />

Hannover, Bergen Kunsthall,<br />

S.M.A.K. Ghent, Kunsthaus Zürich,<br />

(Ostfildern: Hatje Cantz 2007),<br />

p. 53.<br />

61 Ibid., p. 22.<br />

62 Ibid., p. 120.<br />

recessed displays in natural history museums, Dzama’s dioramas are showcases for<br />

Dantesque and Kafkaquese rituals of social ordeal. Dzama’s Pip (2004) is yet another<br />

assemblage, composed of the grotesque figure of a (human) animal, dressed in an elegant<br />

if not pedantic suit of felt and fake fur, wire mash, paper maché, plastic foam and<br />

rubber, and accompanied by drawings and watercolours that apparently represent the<br />

hero’s (bureaucratic) credo (including messages such as “we will disappear” or “lost in<br />

endless time,”, as well as Pip’s biography). Here too, we are in the realm of burlesque,<br />

or on the stage of a marionette theatre, which evokes the memory of high school<br />

performances based upon the haunted house experience of an uneasy, traumatic childhood.<br />

Simultaneously strange and familiar, Dzama’s imagery depicts the world upside<br />

down, on the constant desperate search for its own renewal and recovery. His hyperlong<br />

drawing in three sections, Ulysses, (2009) as well as series of collages (2008-<br />

2009) are diaries of civilization, inhabited by infamous ghosts of former eras and<br />

shadow-like characters from old silent movies, engaged in the perverse practices of<br />

violence and pornography. This neodadaist theatrics of acute anxiety is the dehumanized<br />

world of today – tormented by wars and terrors, suffering of moral decay and ethical<br />

collapse. Dzama’s anti-glamorous heroes: male or female warriors, overexposing<br />

their white weapons or self-made guns, commedia dell’arte-like victims of atrocities<br />

and cruelties with their mutilated or dismembered bodies and injured psychos, hopeless<br />

terrorists and impotent opressors, always inhabiting the in-between of animal<br />

and human worlds - are ridiculous and miserable actors of performance of power which<br />

turns into spectacle of horror. In his devastating, perhaps too cynical, investigations of<br />

contemporary evil, Dzama orchestrates a storyboard of society’s failure to empathise.<br />

He depicts the precarious world of interrupted intimacy and violated innocence. Values<br />

are cancelled, virtues are invalid and the sacred is absent. But – no fear! We are in the<br />

pleasure dome of an adult dreamscape. Wake up!<br />

The sculptural and installative work of the Dutch artist, Mark Manders is an anatomy<br />

of self and a pursuit of the absence of the artist who defines himself as follows: “The<br />

artist Mark Manders is a fictional person. He is a character who lives in a logically<br />

designed and constructed world, which consists of thoughts that are congealed at<br />

their moment of greatest intensity. It is someone who disappears into his actions. He<br />

lives in a building that he continually abandons; the building is uninhabited, in fact.”60<br />

As the poetic self-portrait of an individual, torn by a desire to belong and an urge to<br />

escape the confines of communal idioms and a landscape of an inner world, Manders’<br />

poignant oeuvre reflects humanity in a state of profound fragmentation, on the<br />

threshold of a possible and necessary new beginning. A séance of psychotic catharsis,<br />

it carries the promise of a rejuvenated subject, freed of the cocoon of social routine,<br />

constructing its corporeal and mental architecture as a “monument in ruins” and a<br />

lament over civilization’s collapse. “After all, what am I? A human being who unfolds<br />

into a horrifying amount of language and material by means of very precise conceptual<br />

constructions,”61 confesses the author of Self-portrait as a Building an on-going conceptual<br />

project, a sort of manifesto of a life-time, conducted by Manders since 1986,<br />

initialy planned as an oeuvre of literature, eventually focused on the spatial unfolding<br />

of the artist’s psychological self. Obsessively pursued as the investigation of a thought<br />

and the process of thinking, it develops an idea of selfhood as an architecture and<br />

a composition in space. The building is the prototype of the self in process, a living<br />

organism, a laborartory of identity production: “The building is like a gigantic set<br />

frozen in time with lots of rooms that all seem as if they have just been abandoned<br />

(…) Like an encyclopedia, the building is always ready, even though it keeps on changing<br />

and growing or shrinking.”62 Andrea Wiarda identifies Manders’ Self-portrait as a<br />

Building as “the mythical container of his attempt to understand his position in the


192 — 193<br />

Adam Budak<br />

63 Andrea Wiarda, “Mark Manders”<br />

in Kaleidoscope, March-April 2009.<br />

64 Ibid.<br />

65 Mark Manders, “The Absence<br />

of Mark Manders,” op. cit., p. 45.<br />

evolution of the human world as a paradigmatic construction.”63 The artist is engaged<br />

in the fundamental process of a particular myth-making, combining the semantics of<br />

totemism and the universal human narratives with the vocabulary of the contemporary<br />

experience of a daily life and domesticity. Manders’ sculpture Unfired Clay Figure<br />

(2005-2006) depicts a construction, or rather an excavation-site of subjectivity at the<br />

critical moment of origin and transformation, and it foregrounds a vulnerability of the<br />

human condition itself, designing a (utopian) psychological scenario, deeply suspended<br />

between the perils of reality and a dream-like phantasy. A bisected male figure, split<br />

and seemingly damaged, monumental though and sublime in its obvious reference to<br />

the heroic style of antiquity or to a precious archeological discovery, raw and incomplete,<br />

is Manders’ mysterious witness of (and to) himself – a subject of contemplation,<br />

caught in a trap of its own incapability to narrate the world – but at the same time, of<br />

fragile humanity in arrested movement of its own limited potency and ethical responsibility.<br />

We are in-between the Deleuzian plateaux of difference and repetition, ambiguity<br />

and schizophrenia, in a landscape of separation. The gestalt of Unfired Clay Figure<br />

is literally split, as much as Two Interconnected Houses (2010) are united, becoming<br />

one organism, the artist’s spatial psyche. 80 black and white slides invite one to take<br />

an uncanny journey between two interiors of ambiguous identity (an artist’s atelier?<br />

abandoned anonymous apartment? a storage place? an archive? a haunted shelter),<br />

recalling in fact Kafka’s burrow, a particular dark passage through the psyche’s tunnels,<br />

a metamorphosis. Two Interconnected Houses map indeed the human brain; the series<br />

is a powerful articulation of Manders’ self-portrait as a building that oscillates “actually<br />

between two world views: the world as constructed from atom-like semi-truths<br />

and the one in which these truths are accepted as facts.”64 Clay Figure with Iron Chair<br />

(2009) constitutes yet another attempt at self-portraiture: a hybrid of a dismembered<br />

human (female) figure and a chair, abandoned and mute, in a gesture of hopelessness,<br />

a metaphor for a world in paralysis and arrest. The intimacy of the scene is disturbing;<br />

it embarrasses and leaves the spectator with a sense of shame and guilt. Detachment<br />

and nonbelonging are agents of otherness. Manders’ auratic oeuvre is squatted by<br />

morbid, phantom-like creatures, hovering between the mundane and the mythic, pursuing<br />

their own absence, searching for the author, as the artist in a 1994 text, titled<br />

“The Absence of Mark Manders,” wrote himself: “The realization that life is taking its<br />

course, even without you, is an intense human experience; it shows the finiteness of<br />

personality.”65<br />

The self-mutilated, frozen figures of Mark Manders’ Self-portrait as a Building mirror<br />

the Austrian artist, Maria Lassnig’s life-long consequent unfolding of her own impressively<br />

bold act of self’s portraiture. For Lassnig, self-portraiture is either a masquarade<br />

(self-portrait as ...) or a community of identities (self-portrait with...). Luce Irigaray<br />

defines this aspect of Lassnig’s oeuvre as an “impossible portraying” and locates it<br />

within the frame of gender differentiation: “If a masculine picture generally seems to<br />

be a little frozen, a feminine picture rather looks moving. A man needs some effort to<br />

set the shapes in motion while, for a woman, they are constantly one way or another<br />

on the move. Perhaps because she tries to seize something which is elusive, indiscernible<br />

– her own flesh. To allude to it, Maria Lassnig has thus assumed an other identity<br />

– even an animal or plant identity (see Self-portrait as Animal, 1963, and also Mother<br />

and Daughter, 1966) – or to add something to her flesh which immobilizes it around an<br />

object, a thing, or through an act, a role, a function, sometimes behind a screen – why<br />

not of plastic? (see Self-portrait with Staf“, 1971, Self-portrait with Pickle Jar, 1971,<br />

Self-portrait as a Prophet, 1967). It is no longer a question of a mere self-portrait.<br />

This seems impossible to be realized. The flesh flows outside of any reproduction.”66<br />

Lassnig’s self-portraiture is a theatre stage where the drama of the human condition


66 Luce Irigaray, “How to Make<br />

Feminine Self-Affection Appear?”<br />

in: Two or Three or Something.<br />

Maria Lassnig, Liz Larner, edited<br />

by Adam Budak, Peter Pakesch,<br />

Kunsthaus Graz 2006, p. 41.<br />

67 Maria Lassnig in: http://<br />

www.artknowledgenews.com/<br />

Maria_Lassnig.html.<br />

68 Silke Andrea Schummer,<br />

quoted in Russell Ferguson, “Iron<br />

Virgin and Fleshy Virgin,” in Two or<br />

Three or Something. Maria Lassnig,<br />

Liz Larner, op. cit., p. 88.<br />

69 Maria Lassnig in “Inside Out,”<br />

conversation with Jörg Heiser,<br />

Frieze 103, November – December<br />

2006.<br />

is acted out by a crowd of amateur actors, performing an array of characters of the age<br />

of morality in crisis. In a way similar to Manders, each of Lassnig’s paintings is being<br />

considered as a self-portrait – a shelter, an escape into identities beyond her own, a<br />

rehearsal or audition for a true self yet to come. All her subjects derive from a process<br />

that the artist describes as “body awareness“ where the physical appearance of the<br />

body is extended through the dimension of sensation. The body is not depicted as it is<br />

perceived from the outside; instead, it is a production of introspection, an experience<br />

from the inside. Very often humanoid-like and alien, grotesque and distorted, Lassnig’s<br />

body is dismembered and contorted, in spasm and agony, suffering the existential pain,<br />

tormented by both hyper-affection and violence. Her figures are often defective, supported<br />

by crutches, with dysmorphic or tortured parts. Skin is viewed as a membrane<br />

that registers sensations such as heat, cold, tension, pressure, weight, painted by the<br />

artist as the outlines of the body in lines and smudges of vibrant colour that pulse<br />

with energy; flesh is portrayed as “naked” open matter, stripped, exhibitionistic, “drastic”<br />

tissue, susceptible to wounds, injury or simply, to aging. Lassnig’s “physical event<br />

of bodily experience” leaves the spectator with a feeling of psychological discomfort<br />

and unease: here, in this disturbing corporeal decor, we are at the core of human frailty,<br />

in the house of physical and psychic butchery of contemporary civilization turned<br />

into a shrine of elemental passions and ordinary feelings, as the artist herself in an<br />

unbelieveably innocent though seemingly provocative way comments upon her “drastic”<br />

paintings: “I do not aim for the big emotions when I’m working, but concentrate<br />

on small feelings: sensations in the skin or in the nerves, all of which one feels.”67<br />

Simultaneously, tragic and humorous, violent and tender, her work evokes urgent<br />

moral imperatives and articulates the human condition in a state of ethical alert and<br />

as such, it remains within the sphere of privacy and overwhelming intimacy, as Silke<br />

Andrea Schummer rightly comments upon Lassnig’s self-portraits, Womanpower (1979)<br />

notwithstanding: “She has never related the display of her body to a social issue. In<br />

her case, the body is both a private instrument of perception and a topic of research,<br />

but not a repository of social functions or a social metaphor.”68 Indeed, Lassnig herself<br />

expressed her dislike for Womanpower, once perceived as an icon for women’s emancipatory<br />

tendences, disclaiming it as one of the silliest and her least favorite paintings<br />

(“It’s interesting as a title, but not as a picture.”69) The artist though has always been<br />

manifesting her independent position and emancipatory drives. The exhibition <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong>. Empathy and Emancipation in Precarious Times presents two extraordinary<br />

studies of Lassnig’s self-portraiture: Woman Laokoon (1976) and Stilleben mit rotem<br />

Selbstportrait (Still Life with Red Self-portrait) (1969). Facing provocative Woman<br />

Laokoon, this sublime study of hysteria, we are in the presence of humanity at its<br />

most sincere and devastating moment of personal fear and suffering. The directness<br />

of this representation is strikingly daring and aggressive, passing beyond any moral<br />

standards, regarding intimacy and its public exposure. Gazing into this memorable face<br />

in pain, we are in the mirror of the human condition, between powerlessness, impossibility<br />

of action and hopelessness.<br />

Judith Butler’s quest for “being addressed” and Hannah Arendt’s “will to understand”<br />

receive their unusually alarming expression in the Dutch artist, Renzo Martens’ filmic<br />

work-in-progress, harshly entitled Episode 1 (2000/2003) and Episode 3 (2009). These<br />

are indeed episodes, tv-like serialized stories from the world, captivating reports on<br />

life in a state of exception, filtered by the artist/author’s very intimate experience of<br />

his own private life. In fact, Episode 1 and Episode 2 are Martens’ self-portraits, featuring<br />

the artist himself narrating, infiltrating and in a Brechtian way alienating the storyline,<br />

thus critically foregrounding a dramatic contrast between realities and worlds<br />

in general. For Episode 1, the artist travels to the war zone of Chechenya in order to<br />

give the video camera into the hands of the disillusioned refugees to film him, while


194 — 195<br />

Adam Budak<br />

70 Renzo Martens, in: http://www.<br />

modernedition.com/art-articles/<br />

contemporary-dutch-art/dutchcontemporary-artists.html.<br />

71 Rancière, The Emancipated<br />

Spectator, op. cit., pp. 83-107.<br />

asking the most simple however unexpected question: “What do you think of me?” The<br />

perspective is reversed now: the (media) image is produced by a victim and pointed<br />

towards the Western world. “What is your theme? Why are you here? Why do you need<br />

somebody else to tell you where your place is? Why do you film this?” - such accusative<br />

and hostile questions bounce back, while the camera is penetrating the artist’s<br />

face, challenging his shamelss exhibitionism. The scene is embarrassing and mutually<br />

humiliating; the sense of unease and despair is devastating: “Who is responsible for<br />

this? How can we understand each other?” As irritating as it is deeply moving, the<br />

artist’s gesture investigates the possibility of an empathy and studies the perception<br />

of the “Other”: “I made Episode 1 as a delegate of the viewing public, an audience that<br />

is mostly interested in themselves. So I didn’t ask the people how they felt now their<br />

legs had been amputated and those kinds of questions. But I asked them how they<br />

thought I felt. If they thought I was handsome or how I should seduce my girlfriend<br />

back in Brussels. ...I turned it around because in reality it’s much more about how we<br />

feel and less about how they feel.”70 Although Martens’ footage seemingly features<br />

the usual portrait of any war (with images of devastated cities in ruins, refugee camps<br />

with endless rows of tents, heavily armed soldiers of a border patrol, suffering civilians,<br />

starving for food supplies, NGO employees, elaborating help programmes, journalists,<br />

hunting for images of terror and disaster), the artist’s concern is rather focused on how<br />

moral and ethical faculties operate in such extreme situations of territories under fire.<br />

Martens uncovers the hypocrysy of the global media system and the collapse of any<br />

humantarian aid efforts to relieve the tragedy of the inhabitants of a war zone. In fact,<br />

Episode 1 is a study of abuse and exploitation. “I want tears,” responds an NGO worker,<br />

while unveiling the mechanisms of humanitarian help, determined by the presence of<br />

the cameras and media coverage. Martens further manipulates the equilibrium of the<br />

spectator’s moral agency: immersed within the tissue of the film’s quasi journalistic<br />

narrative, and recalling the genre of a diary or love letter, the artist’s personal feeling<br />

towards his girlfriend, Marie, addressed with declarations of love directly to the camera<br />

lens in crucial, most dramatic moments of the film (“It’s me darling. It’s about time you<br />

love me”) punctuates the artist’s voyage through hell and acts as Brechtian alienation<br />

effect, interrupting our stereotypical view and strengthening the sense of truth and<br />

sincerity. Balancing on the thin line of ethical correctness, Martens’ provocative film<br />

is both, artist’s self-analysis as well as his political, profoundly human intervention<br />

into the fabrics of precarious life where love affair and atrocities of war participate in a<br />

necessary and urgent act of communal and individual catharsis.<br />

Episode 3 marks the artist’s further step in investigating the “pain of Others” via the<br />

analysis of mechanisms of global politics and economy. This time, Martens embarks on<br />

a Dantesque expedition into the interior of Congo and witnesses a society, tormented<br />

by war, extreme misery and injustice. Here too, the narrative is double-layered and<br />

it includes a self-reflexive component which addresses the politics of image production,<br />

and in particular, the ethics and economics that constitute the representation<br />

of post-colonial suffering. “What makes an image intolerable?” asks Martens after<br />

Rancière, touching in a provocative way upon the regime of visibility and tracing shift<br />

from the intolerable in the image to the intolerability of the image, which, according<br />

to Rancière, has found itself at the heart of the tensions affecting political art.71<br />

The artist’s critique of Western photojournalism points towards the abuse of human<br />

misery and poverty, considered as a “packaged” commodity, destined for the perception<br />

of Western world. Martens boldly addresses the overwhelming poverty and suffering<br />

of a nation driven by violence and calamity that were turned by media into an<br />

image-industry and fascinating spectacle, echoing Susan Sontag’s reflection upon the<br />

psychology of disaster images and evil, when she asks: “Is there an antidote to the


72 Susan Sontag, Regarding<br />

the Pain of the Others, New York:<br />

Picador, 2003, p. 122.<br />

73 Ibid., p. 97.<br />

74 Martens confesses in an e-mail<br />

conversation with the author,<br />

May 2010: “’Episode 1 and Episode<br />

3 are the outer panels of a triptych,<br />

portraying images of poverty,<br />

war and historical devastation as<br />

commodities. They show earthly<br />

narratives, with rebels, priests,<br />

judges, greed and cameras, and<br />

representation itself as part of the<br />

confusion. Like in medieval altar<br />

pieces, the middle panel, Episode<br />

2, will, one day, transcend this<br />

all.” I do hope so, I can’t wait for<br />

Episode 2 to appear!<br />

75 Sontag, Regarding the Pain of<br />

the Others, p. 105.<br />

76 Idib., p. 8.<br />

perennial seductiveness of war?”72 and points out the almost obsessive human interest<br />

in them, already studied by Edmund Burke in his A Philosophical Enquiry into the<br />

Origin of Our Ideas of the Sublime and Beautiful (1757): “There is no spectacle we so<br />

eagerly pursue, as that of some uncommon and grievous calamity.”73 Martens unveils<br />

the masks of pseudo-humanitarian international aid agencies and their ruthless exploitation<br />

of human tragedy, and, against the grain, he searches for alternative solutions:<br />

the artist’s proposal is as surprising and desperate as it might sound ironic and cynical<br />

– “enjoy please the poverty” is Martens’ subversive slogan of his emancipatory course,<br />

launched for the Congolese amateur photographers, an academy of survival and a<br />

school of their own misery’s management, a controversial “enlightenment” lesson. “I<br />

teach them how to deal with life,” so the artist comments upon his idea of providing<br />

the local inhabitants with a kind of educational package of know how according to<br />

which the misfortune can become a source of income. Instructed by Martens, they<br />

begin copying Western photojournalists by taking images of war, rape and poverty<br />

that haunt and surround them instead of images of festivities and family events that<br />

belong to the joys of their everyday life but whose market value is incomparably lower<br />

than the benefit received from the sensational and drastic imagery: documents of suffering,<br />

cruelty and evil.<br />

Martens’ is a particular unique genre, a brave mode of meta-speech oscillating<br />

between (performative) documentary, docu-drama, performance, an emancipated traveloque<br />

that combines a subjective narrative with a critical approach to the registered<br />

material. The artist/narrator is practicing a kind of travesty too: in Episode 1 he takes<br />

on the role of a Western journalist-amateur whereas in Episode 3 he rather acts as a<br />

utopist, a naïve and uninitiated activist, a cynical coach, bringing know how to endangered<br />

areas in crisis. Between detachment and engagement, accusation and protest,<br />

the artist’s chameleonic and heterotopic character is one of many: a cool observer and<br />

merciless intrudor, a passionate preacher and messiah, a witness and martyr, narcissistic<br />

adventurer and alien, and, last but not least, a metteur-en-scène, staging his grandious<br />

Herzogesque “Enjoy Please the Poverty” anti-Broadway show! Narrating in a first<br />

person and bringing himself into a frame, Martens foregrounds his own position and<br />

an address: “the artist is present.” In fact, we deal with a genre of extreme radical sefportraiture<br />

– an artistic act as a higest form of responsibility and ethical awareness.<br />

Renzo Martens’ Episodes are studies of hope and hopelessness. Despair and resignation<br />

contribute also to the vulnerability and frailty of humanity in a state of emergency.<br />

The artist’s oeuvre, planned as a triptych 74, is an essay on suffering, and as such it<br />

bears an almost religious quality in approaching ethical matters, especially the nature<br />

of compassion. Martens’ critique of the mediatised world leads towards the diagnosis<br />

of a society, unable to empathise. Thus, once more the artist evokes Susan Sontag’s<br />

observation of the contemporary politics of images and media: “In a world saturated,<br />

no, hyper-saturated with images, those that should matter have a diminishing effect:<br />

we become callous. In the end, such images just make us a little less able to feel, to<br />

have our conscience pricked.”75 Analysing Virginia Woolf’s reflection upon war images,<br />

Sontag states: “Not to be pained by these pictures, not to recoil from them, not to<br />

strive to abolish what causes this havoc, this carnage – these, for Woolf, would be the<br />

reactions of a moral monster. And, she is saying, we are not monsters, we members<br />

of the educated class. Our failure is one of imagination, of empathy: we have failed<br />

to hold this reality in mind.”76 The empathy in crisis seems to be the most important<br />

and precious theme of Renzo Martens’ oeuvre, but simultaneously, it seems that this<br />

oeuvre’s most ambitious challenge, conducted in the shadow of a neon light “enjoy<br />

please the poverty,” is the urge to overcome the human suffering with the mobilizing<br />

and miraculous power of compassion and sublimation. Julia Kristeva articulates


196 — 197<br />

Adam Budak<br />

77 Julia Kristeva, This Incredible<br />

Need to Believe, New York:<br />

Columbia University Press, 2009,<br />

pp. 97-98.<br />

78 Alain Badiou, The Century,<br />

Polity Press 2007, p. 122.<br />

79 Ibid., p. 147.<br />

80 Ibid., p. 141.<br />

this challenge in a most engaging way and defines it as a task of the future human<br />

generations to come. Her manifesto is a call for action and togetherness: “This civilization<br />

– from the Christ (…) to Mozart whose renown is worldwide – this civilization, ours,<br />

today menaced from the outside and by our own inability to interpret and renew it,<br />

bequeaths us thus its subtle triumph over human suffering, transformed, without losing<br />

sight of the suffering to death of the divine itself. It is incumbent on us to take up<br />

this heritage once again, to give it meaning, and to develop it in the face of the current<br />

explosions of the death drive. Totalitarian regimes and, in a different, but symmetrical<br />

way, the modern automation of species, claim to put an end to, eradicate, or ignore<br />

suffering, the better to force it upon us as means of exploitation or manipulation. The<br />

only alternative to these different forms of barbarism founded on the denial of malaise<br />

is to work through distress again and again: as we try to do, as you try to do. Differently,<br />

and very often each against the others. Against or ‘right against’? Still, when<br />

new barbarians, having lost even the capacity to suffer, strew pain and death around<br />

and in us; when poverty grows by leaps and bounds in the global world, face to face<br />

with extravagant accumulations of wealth, which doesn’t care, aren’t compassion and<br />

sublimation not much help? Of course. What I do know, however, is that no political<br />

action could step in for them if the humanism – itself a kind of suffering – didn’t give<br />

itself the means to interpret and reinvent this ‘loving intelligence’ that comes and is<br />

inseparable from the Man of pain and suffering’s compassion that might be confused<br />

with the divine itself. Such is the challenge of the planetary era, which I receive as an<br />

exciting and long-term vocation, and which we will not be able to take up unless we try<br />

to think and act together (…).”77<br />

Life, action, togetherness, and the essence of “we,” perceived not as an agreement or<br />

fusion, but rather as “the maintenance of the inseparate”78 – these are the principles<br />

that define the human conditon and orchestrate the equilibrium of empathy and<br />

emancipation, driven by the experience of suffering. Alain Badiou concludes his chapter<br />

on cruelty with an apotheosis of Action: “To produce an unknown intensity against a<br />

backdrop of suffering, through the always improbable intersection of a formula and<br />

an instant: this was the century’s desire. Which explains why, despite its multifaceted<br />

cruelty, it managed – through its artists, scientists, militants and lovers – to be Action<br />

itself,”79 and quotes Andre Breton’s praise of pain and suffering as an inseparable<br />

and enriching experience of life: “It’s there, at that poignant moment when the weight<br />

of endured suffering seems about to engulf everything, that the very excessiveness<br />

of the test causes a change of sign, tending to bring the inaccessibly human over to<br />

the side of the accessible and to imbue the latter with a grandeur which it couldn’t<br />

have known without it (…) One must go to the depths of human suffering, discover its<br />

strange capacities, in order to salute the similarly limitless gift that makes life worth<br />

living.”80


Empathy and Emancipation<br />

in Precarious Times1<br />

The understanding heart<br />

and expanded judgment, in<br />

the eyes of Hannah Arendt<br />

Sophie Loidolt


1 This essay is a meditation on<br />

the terms “empathy” and “emancipation”<br />

in the context of Hannah<br />

Arendt’s work. The title is taken<br />

from the English title of the<br />

exhibition rather than the German<br />

(Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten). Although<br />

empathy and emancipation are<br />

common enough terms in the literature<br />

today, their original meaning<br />

is nonetheless often unclear. That<br />

is why it seemed more interesting<br />

here to undertake clarifi cation<br />

through Arendt’s eyes and therewith<br />

propose a new understanding<br />

of the terms. In contrast with<br />

“self­determination” (which<br />

is more akin to “autonomy”), I<br />

have emphasised “self­liberation,”<br />

the meaning that “emancipation”<br />

has had since the 17th/18th<br />

century Enlightenment. (In Latin,<br />

emancipare meant to grant a son<br />

or a slave his independence, and<br />

so had a passive aspect.) Moreover,<br />

it seemed to me that the dynamic<br />

process latent in “self­liberation”<br />

is an exciting factor vis­à­vis<br />

“feeling.” Empathy (which may also<br />

indicate “emotional competence”)<br />

is in this respect conceptually<br />

wider than “sympathy” or “fellow<br />

feeling.” The process of “understanding”<br />

has to be empathetic,<br />

which meant that Arendt’s emphasis<br />

on Kant’s erweiterte Denkungsart<br />

(expanded thinking) could<br />

be better tied in with an affective,<br />

i.e. emotional, perspective.<br />

2 Arendt, Über die Revolution,<br />

p. 115.<br />

3 Op. cit., p. 114. Arendt is quoting<br />

here from a petition by one<br />

of the Paris sections during the<br />

Revolution: “For pity’s sake, for<br />

the love of humanity, be inhuman!!”<br />

4 Ibid., p. 113.<br />

5 Loc. cit.<br />

6 Ibid., p. 112.<br />

Is there a connection between empathy and emancipation? Or, putting it another way,<br />

can our power of empathy help us in the process of social and political self­liberation?<br />

Or does wallowing in pity, which is used with such precision in the media today to<br />

maximize profits, only cloud our judgment? What does emancipation mean in fact in<br />

a world dominated by systematic injustices, whereby a thin “emancipated” stratum<br />

contrasts with a large mass of people who scarcely have anything to lose? And hasn’t<br />

the exalted idea of the Enlightenment given way to general emancipation fatigue and<br />

consumption­oriented indifference in our own privileged place in the world after the<br />

disasters of the first half of the twentieth century? It is worth rethinking and reconsidering<br />

these concepts. As her “human condition” furnished us with one of the basic<br />

thematic inspirations for this exhibition, Hannah Arendt can give us food for thought<br />

here as well. And as always, she thinks against the grain.<br />

1. Empathy: “I want to understand”<br />

If we understand empathy as empathetic, caring “compassion” or “pity,” Arendt immediately<br />

puts clear water between herself and a whole tradition of revolutionaries<br />

and social reformers who made sympathy with the suffering masses the basic motive<br />

of their thought and action. Compassion cannot be a political principle, according<br />

to Arendt. There is of course something scandalous in that. For Arendt, however, the<br />

issue is twofold, and both have to do with the emotional character of the compassion.<br />

The first point, which Arendt brings out mainly in her analysis of the French Revolution,<br />

concerns the flipover of sympathy with les misérables into a “policy of virtue” that<br />

can all too easily turn out to be a policy of terror. The Rousseau­inspired leaders of<br />

the French Revolution offset their excessive demands in respect of the looming<br />

social question of the impoverished masses by the “immoderation of their emotions,<br />

which made [all] revolutionaries strangely insensitive to the actualities of the situation<br />

and above all to the reality of people, whom they were always willing to sacrifice<br />

for the cause or the course of history:2 Par pitié, par amour pour l’humanité, soyez<br />

inhumains!3<br />

The second point that concerns us more closely here is the actual nature of the<br />

compassion as an emotion. Arendt distinguishes between “feeling” and “passion.”<br />

By passion she means, like páthos in Greek, a kind of suffering, something I am drastically<br />

exposed to. Like Rousseau, she considers it a fundamental human characteristic<br />

to be overwhelmed by this emotion in the face of the suffering of others. Feeling on<br />

the other hand contains something self­reflective, a feeling of self, and is therefore<br />

exposed to sentimentality (which Rousseau and a whole generation after him likewise<br />

cultivated). Pity, which according to Arendt “keeps its object at a sentimental distance,”4<br />

therefore tends to revel in its own self­feeling, which almost automatically<br />

leads to glorifying the suffering of others. Arendt distinguishes this “sentimental<br />

sentimentality of pity” (mitleid) from the true passion of mit-leiden or “co­suffering,<br />

which forgets itself in passion.”5 In terms of political and dedicated action, however,<br />

she attributes to both variants a denial in favour of an attitude of solidarity. This does<br />

not feel “drawn to the weak,”6 but weighs up one passion against the other in freedom,<br />

and devises a permanent community of interests with the oppressed and exploited,<br />

over and above changes of moods and feelings. For Arendt, the thing is for a principle<br />

to inspire me from as it were the “outside,” since its idea remains constant, whereas<br />

feeling and passion motivate from the “inside” and are therefore more unreliable. My<br />

emotional motives may change, principles don’t.<br />

One can clearly see from these passages on what grounds Arendt prefers the principle<br />

of solidarity to the feeling of pity, and “reason” to the “emotions,” because the latter


200 — 201<br />

Sophie Loidolt<br />

Hannah Arendt<br />

(1906­75)<br />

7 Ibid., p. 113.<br />

8 Arendt, “Fernsehgespräch<br />

mit Günter Gaus,” p. 62.<br />

9 Arendt, Menschen in<br />

finsteren Zeiten, p. 30.<br />

are fickle, heteronomous, possibly complacent and above all manipulable. That does<br />

contain, for all the classic philosophical distrust of feeling, above all the grain of truth<br />

that the media­generated pity machinery may do a lot of good in humanitarian or other<br />

disasters by getting donations flowing, but attention soon shifts elsewhere and the<br />

emotions soon need to be fed once again with something new. In this case, pity does<br />

not lead to freedom. The victims are not liberated from their oppressive situation<br />

(as only permanent assistance could do that), and those who help at a distance are left<br />

with the discomfort of being exposed to a flood of images that ultimately show<br />

nothing except that one is powerless in the face of the enormous suffering around the<br />

world. Solidarity, to Arendt, is founded on principles of the greatness, honour and<br />

dignity of man and therefore seems colder and more abstract than specific pity – but it<br />

is these very principles however that “inspire and guide action”7 – while pity on the<br />

other hand remains frozen in (at worst, complacent) passivity or at best goes off in a<br />

fizz of action that may quickly peter out again, i.e. it is not “channelled.” So doesn’t<br />

empathy take us anywhere down the road to liberation?<br />

Arendt takes a different approach. The rejection of emotion as a political motive is not<br />

the whole story, and it would be rather a cliché to describe only Arendt in her sobriety<br />

as an abstract thinker. A statement by this thinker that has become well­known is:<br />

“I want to understand.” And this process of understanding has nothing to do with cool<br />

rationalism. We might rather say that Arendt appropriated an entirely individual way<br />

of understanding that was dominated first and foremost by her encounter with the<br />

Holocaust, which had so directly affected her. “Something happened there none of us<br />

can cope with.”8<br />

Arendt countered her consternation with the active work of understanding. And this<br />

understanding – as works by Seyla Benhabib and in particular Peter Trawny have<br />

shown – is characterized by the ethical gesture of “narrative doing” (Benhabib) and<br />

the “hermeneutics of an understanding heart” (Trawny). At this point, at least two brief<br />

explanations are necessary.<br />

(1) In Arendt, understanding immediately turns into narration, i.e. understanding takes<br />

the form of narration. This narration has an ethical character, because it corresponds<br />

profoundly to the human condition: people exist in time, they are born, they die. Since<br />

they can speak and act, there is a story to be told about them. Arendt associates the<br />

ability to act, being able to make a start and introduce novelty into the world, with the<br />

conditionality of being born, which she calls natality. Arendt thus contrasts the classic<br />

“condition” of mortality and finiteness with natality. We are mortals, but equally we<br />

are creatures that can make a beginning. And only because we are mortal and beginners<br />

who appear on the world stage and as newcomers thrust our thread into the fabric<br />

of what exists, who live, dwell and leave works behind, acting and then disappearing<br />

again, can a story about each of us be told.<br />

In acting, you reveal most clearly “who you are.” You give information about your<br />

distinctive and unique individuality, which never merely coagulates in “character” but<br />

always bears the inaccessible event within. But since action is often dissipated in the<br />

self­forgetting of everyday life, the sense of what we do usually only becomes apparent<br />

in the subsequent narrative. Odysseus, writes Arendt in her Denktagebuch (Philosophical<br />

Diary), wept when a storyteller of the Phaeacians told the story of the defeat of Troy<br />

with the wooden horse trick. His tears were his admission that what happened was his<br />

bios, his life: “The tragic hero becomes cognisant when he re­experiences what he has<br />

done as suffering, and in this pathos, the suffering of done things, the weave of deeds<br />

first becomes an event.”9 The event only comes about from being moved by pathos<br />

as a possibility of “sense,” through which we not only act, but can also see ourselves<br />

as actors with a story. And this acceptance and elaboration of “sense” continues and


10 Op. cit., p. 31.<br />

11 Arendt, Das Urteilen, p. 16.<br />

12 Loc. cit.<br />

13 Arendt, Über die Revolution,<br />

p. 86.<br />

14 Cf. Trawny, Verstehen<br />

und Urteilen, p. 288.<br />

enables us to come to terms with the event and what has been done. The stranger’s<br />

sorrow is noted, and Odysseus is asked to say who he is and tell his story – which he<br />

immediately does. In this way, according to Arendt, another “transformation” takes<br />

place. Storytelling is on the one hand a way of understanding the sense of our actions<br />

in a web of human references in the first place, but on the other hand it is an ethical<br />

strategy that remains in life and in conversation with others:<br />

If there is ever such a thing as coping with the past, it lies in retelling what has<br />

happened. But this retelling, which shapes the story, solves no problems and eases<br />

no suffering. It does not sort anything out for good. In fact, as long as the meaning<br />

of what happened remains live – and this may involve very long periods – it prompts<br />

the endless retelling of the story. Poets in a very general way, and historiographers<br />

in a very specific sense, have a duty to initiate this storytelling and to guide us within<br />

it. And we, who are generally neither poets nor historians, know full well what is<br />

going on here from our own experience of life, where we too have a need to recall<br />

what mattered in our lives by telling or retelling it.10<br />

(2) Storytelling is above all telling the stories and deeds of others, particularly the<br />

deeds we consider memorable. Here again a characteristic feature of Arendt's storytelling<br />

ethos show through. It is targeted directly at history, the “pseudo­divinity of the<br />

modern age.”11 The harshness of the notion of the “victors of history” is familiar. The<br />

losers are dead, forgotten or destroyed – not just physically wiped out but consigned<br />

to the darkness of oblivion as well, so that often not even the names of those who<br />

were murdered in the camps or killed on the battlefield or died in sheer poverty remain<br />

any more. We can regain our human dignity from this pseudo­deity called history by<br />

retelling and judging, according to Arendt, by refusing it the right of Last Judgment.<br />

Arendt liked to quote in this connection a dictum by Cato: Victrix causa deis placuit,<br />

sed victa Catoni (“The victorious matter pleases the gods, but the defeated one<br />

pleases Cato”).12 Even if a good, bold, brave deed was doomed to defeat, even if it was<br />

“pointless” for the outcome of a story – we can judge it worth remembering and retelling.<br />

That is the protest of humanity against the history of the victors. We must not<br />

allow the criteria of our judgment to be prescribed by who was the stronger or the victor.<br />

We are not forced to think that only what is successful is good.<br />

Even in the face of wars, oppression and the crushing poverty of the present day in<br />

many parts of the world, storytelling is an important strategy against forgetting. The<br />

misfortune of poverty lies especially in the fact that “life has no consequence in the<br />

world, leaving no trace in it.”13 As Brecht said:<br />

For some are in the dark<br />

And others in the light.<br />

Those in the light are seen,<br />

Those in the dark are not.<br />

The process of understanding therefore means first and foremost telling a story. But<br />

storytelling never means just delineating. It requires not just judgment in the how of a<br />

story but more. The ethical element of this narrative understanding is judgment,14 by<br />

rising above the mere events of the story and delivering a judgment on them. In this<br />

sense, Arendt recalls that the Greek word historein (“investigate so as to tell how it<br />

was”) is originally found in Homer as histor and this histor in Homer is the judge. What<br />

it involves therefore is stepping back before the great painting of the event to view<br />

so as to glean the “sense” and reclaim it for humanity in judgment. It should never be<br />

forgotten that this process of judging and extracting meaning is for Arendt one that


202 — 203<br />

Sophie Loidolt<br />

Immanuel Kant<br />

(1724­1804)<br />

15 Cf. Trawny, Denkbarer<br />

Holocaust, p. 76.<br />

16 Cf. Kant, Kritik der<br />

Urteilskraft, B 158.<br />

can take place only in plurality – and that for Arendt “meaning” or “sense” is not about<br />

an absolute truth but the fact that people can be “at home” in a world, know the ropes,<br />

and be reconciled to what has happened by the very act of coming to a judgment about<br />

it. That is why it is about “thinking for oneself” and “coming to a conclusion,” just as in<br />

the process of exchange and discussion with Others. Arendt ascribes above all to poets<br />

(we might perhaps say in a broader sense, artists) an outstanding capacity for the<br />

first narration. They are most likely to be able to grasp the sense of the action because<br />

(ideally) they are free, i.e. because they are independent of both the scientific and<br />

the social consensus.15 But the power of judgment belongs to us all. This is not just a<br />

matter of being affected but of a first emancipation, a self­liberation for judgment. The<br />

empathy of understanding emancipates us to the extent that we can assume different<br />

positions in our thinking.<br />

2. Emancipation: thinking, acting, judging<br />

“Judge” here does not mean “condemn” or even “pass sentence.” Nor does it not merely<br />

mean to have an opinion considered your own. Judging is more of an active process,<br />

going through and weighing up many different points of view, pondering on your own<br />

perspective and taking in other people’s. Mental effort, imagination and reflection<br />

are required before you arrive at a judgment, having thought through your considered<br />

position and formed an opinion (as opposed to opinions that just occur to you or more<br />

or less burst out of you).<br />

Arendt develops her theory of judgment on the basis of the first part of Kant’s Critique<br />

of Judgement, which is about aesthetic judgments – because Kant was aware that in<br />

“judgments of taste” you can’t just simply apply categories to “cases,” realising that<br />

judgment here fulfils a very special, “reflective” task. That is why he calls these judgments<br />

where there are no general benchmarks for assessment “reflective judgments”<br />

as opposed to “determinative judgments,” which merely subsume and to that extent<br />

do not represent any challenge to one’s powers of judgement. Arendt is now of the<br />

opinion that basically the same criterion should apply to both aesthetic and political<br />

judgments, i.e. judgments about human affairs. In both cases, individual cases are<br />

involved. There is no striving for absolute truth. It is a widely disputed point, but<br />

although there can be no objective opinion, it is not all purely subjective, random and<br />

arbitrary, either.<br />

Reflective judgments are not in fact just a statement of a personal feeling, but very<br />

much emancipation from my direct affectedness so as to allow me a wider perspective,<br />

Kant’s erweiterte Denkungsart (expanded thinking).16 Arendt sticks closely to Kant<br />

here, who distinguishes between “sensory taste” and “reflective (considered) taste.”<br />

Sensory taste merely a personal feeling limited to my (or whoever’s) individual sensuality<br />

and expresses my arbitrary direct response to what affects me (for example, I<br />

like spinach). I’m not making a judgment here in a strict sense but just reproducing my<br />

state, confirming and asserting it – I am not distancing myself in any way from what<br />

directly appeals to me or repels me. Reflective (considered) taste, however, demands<br />

something quite different from me. It is not a direct response to a stimulus, but sets<br />

off a thought process in me, the result of which is a judgment that lays claim to intersubjective<br />

agreement (not absolute truth!). Only here am I really judging – I should<br />

really be speaking in the plural – only here is there something worth arguing about,<br />

which can be an object of communication over and beyond our personal sensuality. The<br />

communication is in fact not just about personal pleasurable sensations (which would<br />

become uninteresting very quickly – I like blue, you like yellow), but about things<br />

we can share, because or inasmuch as all of us have a detached attitude. The object or<br />

event is now seen from several sides. It is not a matter of reaching an objective truth


17 Scholem, Letter 64<br />

(23rd June 1963), p. 98.<br />

18 Arendt, Ich will verstehen,<br />

p. 35.<br />

19 Cf. Arendt, Vom Leben<br />

des Geistes, p. 14f.<br />

about the object, but imagining it in its pluralistic manifestations and then asking:<br />

What would my judgment be now?<br />

This exercise in thinking, taking in different points of view, Kant calls “operation of<br />

reflection,” the first step of which is to “teach your imagination to go visiting.” Arendt<br />

again links this with the figure of the blind poet (Homer), who is not directly affected by<br />

an action because his eyes are unseeing. This capacity for distancing and re­presentation<br />

(where the imagination is in charge) brings us within a reasonable distance of the<br />

object. It creates the conditions for a relative impartiality without our becoming insensitive<br />

– because what is represented or reflected still affects me, arousing plea sure or<br />

aversion, only on another, mediated and not directly inevitable level.<br />

In a further step, the operation of reflection utilises Kant's principles of enlightened<br />

thinking: 1. to think for oneself (unprejudiced thinking), 2. putting oneself in the position<br />

of everyone else (expanded thinking), and 3. thinking in agreement with oneself (i.e. not<br />

contradicting oneself, being consistent). Now what does putting oneself in the position<br />

of everyone else mean? It cannot mean of course either thinking for other people or<br />

knowing exactly what other people feel or feeling in their place, feeling what they feel. In<br />

this sense, empathy does not come to bear, as Arendt stresses very clearly.<br />

It is more the case that I understand where the other person is coming from, and that<br />

that is a different part of the world from mine, where things look different. What<br />

it means is being able to adopt a different perspective on the world. In this context,<br />

independent thought is still required. How I would think and judge in that position?<br />

Without that possibility, I would have to consider any other judgment from anyone correct,<br />

or rather, out of reach of my judgment and therefore correct. The consequence would<br />

be that there is basically nothing in common that we could judge and argue about so<br />

splendidly. There would no longer be any sensus communis, i.e. consensus – the thing I<br />

expect from others when I put forward my judgment (according to Kant). Says Arendt,<br />

we would no longer have a world in common (in the sense of a web of references), which<br />

is created only through shared communication about this world, and is constantly being<br />

created afresh and dynamically changing. Instead, we would all be firmly cooped up in<br />

our own sensus privatus (private perception, or logical idiosyncracy), which would rapidly<br />

lapse into rampant ideo­logical idiosyncracy that no longer allows any other views to<br />

intrude. Kant diagnoses this as a symptom of madness.<br />

That is why Arendt finds it so important to emphasise that such judgment, which at<br />

least tries to put itself in the position of others, is essential if we are to shoulder “care<br />

for the world” together with others. In this sense, she also responds to Gershom Scholem<br />

(who said of the Eichmann controversy: “I do not presume to judge. I was not there.”):17<br />

“And if you are perhaps right that there cannot yet be a ‘balanced judgement,’ though<br />

I doubt it, I believe that we will only be able to come to terms with this past when we<br />

begin to judge, and do so forcefully.”18 Thus for Arendt it is not a matter of the ultimate<br />

validity of the decision or the fear of making incorrect judgments but of holding fast<br />

to the judgment process. For her, not judging any more is far more dangerous. And not<br />

only because judgment is necessary for reconciliation, so that punishment or forgiveness<br />

may follow. Arendt diagnosed the inability to think and judge for oneself as coincidental<br />

with (or perhaps first apparent in) the rise of totalitarianism and the simul taneous<br />

collapse of the old system of values. The Eichmann phenomenon, according to Arendt,<br />

was characterized mainly by the incapacity or switching off (or at any rate, non­use) of<br />

personal powers of judgment.19<br />

Emancipation, which takes place therefore in the process of understanding and judging,<br />

is emancipation from being shut up in one’s own viewpoint and self­liberation towards<br />

the shared world. This mutuality is not absolute or monolithic, tantamount to an


204 — 205<br />

Sophie Loidolt<br />

Daniel Wiesenfeld,<br />

animal laborans: Putzfrau, 2006<br />

Oil on canvas; 120 × 200 cm<br />

Daniel Wiesenfeld,<br />

animal laborans: Büro, 2006<br />

Oil on canvas; 120 × 200 cm<br />

20 Arendt, Vita activa, p. 157.<br />

21 Kant, Kritik der Urteilskraft,<br />

B 28.<br />

22 Ibid., B 122. Judgment would<br />

thus consist of building an image<br />

that cannot make use of the<br />

direct instincts of the masses –<br />

and nonetheless does not retreat<br />

into an elitist ivory tower but<br />

stands up to public evaluation<br />

and capacity for approval.<br />

23 Arendt, Was ist Politik?, p. 181.<br />

In this fragmentary text,<br />

Arendt is oriented to Nietzsche.<br />

24 Arendt, Verstehen und Politik,<br />

p. 126.<br />

25 Cf. Trawny, Verstehen und<br />

Urteilen, p. 286f.<br />

obligation for consensus, but a “between” that remains permanently in negotiation<br />

and has a sense and world­creating function, as long as communication and living<br />

judgment remain intact. For this emancipation, we need empathy not in the sense<br />

of compassion or feeling with others, but in the sense of understanding and judging.<br />

Different viewpoints should not be merged into a single viewpoint. They should<br />

open up a between-space of communication, the only place where solutions can be<br />

found in which others do not feel pushed about or infantilised. For this we need the<br />

erweiterte Denkungsart, expanded thinking, which we need to practise and put to<br />

the test in stories, judgments and discussions. Without these, we will never be able<br />

to get through or speak to anyone else so that they understand us, and ultimately<br />

never be able to understand ourselves what common world is and can be – over and<br />

beyond a divided globe.<br />

Judgment thus does not mean being emancipated over the backs of sufferers as merely<br />

unfeeling spectators, but means, according to Arendt, responsibly accepting the job<br />

of understanding the sense, keeping open the “between space” and shouldering the<br />

“care for the world.” Emancipation must therefore have yet another dimension, i.e.<br />

action. And action means for Arendt always acting with each other, i.e. neither against<br />

each other nor for each other. The pure intention of “for” – the good deed – is not<br />

that what Arendt considers the highest form of freedom, which she calls the “sense of<br />

politics.” It is more a matter of “acting in concert,” the experience of achieving something<br />

together, starting something new, and changing the world.<br />

3. “Caring for the world” in times of globalisation?<br />

But is that still possible in a globalised world? Are we able to act at all and change<br />

anything, or are there in fact simply processes under way (economic processes, natural<br />

processes, etc) we can no longer react to? Hannah Arendt warned us of this more<br />

than 50 years ago. It does not have always to be totalitarianism that forces a single<br />

relentless face on the world. The oikonomia (household management, i.e. life) forces us<br />

with as great an imperative today – but now on a globalised dimension – into a single<br />

perspective that makes multiple perspectives obsolete and finally makes us forget that<br />

we were indeed always able to “make a new start.”<br />

Emancipation is in this sense also liberation from the imperative, or rather, liberation<br />

from the perspective in which certain things appear to us as unalterable imperatives.<br />

Arendt calls this perspective that of the animal laborans, the working creature, which<br />

sees fast­moving consumer goods in everything and is completely harnessed into the<br />

processual nature of producing and consuming. Modern life in western, capitalist mass<br />

societies is according to Arendt characterised by the outlook of the job holder, whose<br />

sole individual decision consists of giving up his own identity in order to function<br />

automatically in the stream of life and numb his own senses. Leisure, which we acquire<br />

at the expense of others, does not release us for the “higher” things (as Marx hoped),<br />

but is “never used for anything than consumption, and the more time is left [to animal<br />

laborans], the greedier and more menacing his wishes and appetite become.”20 This<br />

shifting­sand world ultimately also harbours the embryos of the “banality of evil” that<br />

Arendt criticised so prominently in another place. In it, the capacities that respond<br />

to the basic condition of plurality are lost. Judgement fatigue culminates in abstention<br />

from judgement, acting is swapped for mere “behaviour” and the multiple perspective<br />

of the world is standardised into a streamlined process of life and consumer behaviour.<br />

Arendt talks of an “atrophy of experience.”<br />

It sounds easier than it is to emancipate oneself from this climate of atrophied experience<br />

and (pseudo­tolerant) indifference. The world in which we live “does something


Literature<br />

Hannah Arendt, Das Urteilen. Texte<br />

zu Kants politischer Philosophie,<br />

ed. and with an essay by Ronald Beiner,<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 1998.<br />

Hannah Arendt, Denktagebuch<br />

1950–1973, ed. by Ursula Ludz and<br />

Ingeborg Nordmann, New York & Munich:<br />

Piper Verlag, 2002.<br />

Hannah Arendt, Ich will verstehen.<br />

Selbstauskünfte zu Leben und Werk,<br />

ed. by Ursula Ludz, Munich & Zurich:<br />

Piper Verlag, 1996.<br />

Hannah Arendt, Menschen in finsteren<br />

Zeiten (Men in Dark Times, New York<br />

1968), ed. by Ursula Ludz,<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 1989.<br />

Hannah Arendt, Über die Revolution<br />

(On Revolution, New York 1963),<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 1994.<br />

Hannah Arendt, Vita activa. Vom tätigen<br />

Leben (<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>, Chicago 1958),<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 1981.<br />

Hannah Arendt, Vom Leben des Geistes.<br />

Das Denken. Das Wollen (Life of the Mind,<br />

New York 1978), ed. by Mary McCarthy,<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 1981.<br />

Hannah Arendt, Was ist Politik?<br />

Fragmente aus dem Nachlass, ed. by<br />

Ursula Ludz, foreword by Kurt Sontheimer,<br />

Munich & Zurich: Piper Verlag, 2003.<br />

Hannah Arendt, “Fernsehgespräch mit<br />

Günter Gaus,” in: Hannah Arendt, Ich will<br />

verstehen. Selbstauskünfte zu Leben<br />

und Werk, ed. by Ursula Ludz, Munich &<br />

Zurich: Piper Verlag, 1996, pp. 46–72.<br />

Hannah Arendt, “Kultur und Politik,” in:<br />

Hannah Arendt, Zwischen Vergangenheit<br />

und Zukunft. Übungen im politischen<br />

Denken I, ed. by Ursula Ludz, Munich &<br />

Zurich: Piper Verlag, 1994, pp. 277–304.<br />

Hannah Arendt, “Verstehen und Politik,”<br />

in: Hannah Arendt, Zwischen Vergangenheit<br />

und Zukunft. Übungen im politischen<br />

Denken I, ed. by Ursula Ludz, Munich &<br />

Zurich: Piper Verlag, 1994, pp.110–127.<br />

Seyla Benhabib, Hannah Arendt. Die<br />

melancholische Denkerin der Moderne,<br />

Hamburg: Rotbuch, 1998.<br />

Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft<br />

(Critique of Judgment), ed. by<br />

Wilhelm Weischedel, Werkausgabe X,<br />

Frankfurt: Suhrkamp, 1974.<br />

Gershom Scholem, Briefe. Band II,<br />

1948­70, ed. by Itta Shedletzky, Munich:<br />

Beck Verlag, 1995.<br />

Peter Trawny, Denkbarer Holocaust.<br />

Die politische Ethik Hannah Arendts,<br />

Würzburg: Königshausen & Neumann, 2005.<br />

Peter Trawny, “Verstehen und Urteilen.<br />

Hannah Arendts Interpretation der<br />

Kantischen ‘Urteilskraft’ als politischethische<br />

Hermeneutik,” in: Zeitschrift für<br />

philosophische Forschung 60/2, 2006,<br />

pp. 269–289.<br />

to us.” It roosts in our deepest psyche, structures and shapes our feelings, and even<br />

being flushed out becomes a kind of routine that requires the loudspeaker control<br />

to be adjusted more and more frenetically. In our lethargic democracies, politics and<br />

the media therefore work more strongly and principally with “appeal and emotion”21<br />

(to quote a term of Kant again), and make use of the “melting emotion,”22 which is more<br />

likely to generate intellectual “deserts”23 (Arendt) than specific action and discussion<br />

spaces. At the same time, there is growing distrust of the public political arena<br />

as a place to negotiate affairs that affect everyone. The more opportunities we have<br />

for communication, the more the space for qualified public communication seems to<br />

shrink – or indeed undergo fundamental change. Here of course we cannot go into the<br />

question as to how these changes ultimately affect politics qua the koinon (the common<br />

polity) in our societies and on the whole world. However, we can at any rate say that<br />

“public space” such as Arendt imagined it has thoroughly changed as a result of blogs,<br />

Twitter and YouTube, and does not always generate an unhealthy mixture of “private”<br />

and “public” (if these were indeed ever so clearly distinguishable). We have and can<br />

endeavour therefore to leave space open for judgement and action within these indecidabilities<br />

that really enables a “between” of plural perspectives as “world,” and not<br />

just allows us the illusion of a networked globe flickering across our screens in a flood<br />

of virtual imagery.<br />

At the same time – to return once again to Arendt’s variant of empathy – it is also a<br />

question of seeking an “understanding heart,” as did King Solomon, whose story Arendt<br />

emphatically quotes in her essay on understanding and politics. The “understanding<br />

heart” is the “greatest gift a human being can receive or desire. … Only the human<br />

heart – as far removed from sentimentality as from all written material – is ready to<br />

carry the burden in the world that the divine gift of action, of being a beginning, and<br />

therefore of the capacity to start over, has imposed on us.”24 According to Arendt, we<br />

need our powers of judgement, plus the assistance of the understanding heart as a<br />

capability over and beyond the “head” and “gut instinct,” as the capability that resides<br />

between the merely intellectual and the merely emotional, and in understanding does<br />

not lose strength to act. This understanding may demand practical consequences,25<br />

particularly in a world in which we are no longer prima facie “local” and which can<br />

become eerie and desolate in its globalism; a world in which the current categories and<br />

criteria, the old traditions and metaphysical images of world and history have broken<br />

off and/or are increasingly globally deconstructed. The reflecting powers of judgement<br />

and the understanding heart are particularly required where we have no handrails.


The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Hannah Arendt


2. Augustine, who is usually credited<br />

with having been the first to<br />

raise the so-called anthropological<br />

question in philosophy, knew<br />

this quite weIl. He dis tinguishes<br />

between the questions of “Who<br />

am I?” and “What am I?” the first<br />

being directed by man at himself<br />

(“And I directed myself at myself<br />

and said to me: You, who are you?<br />

And I answered: A man” - tu, quis<br />

es? (Confessions x. 6]) and the<br />

second being addressed to God<br />

(“What then am I, my God? What<br />

is my nature?” - Quid “ergo sum,<br />

Deus meus? Quae natura sum?<br />

(x. 17]). For in the “great mystery,”<br />

the grande profudum, which man<br />

is (iv. 14), there is “some thing of<br />

man (aliquid hominis] which the<br />

spirit of man which is in him itself<br />

knoweth not. But Thou, Lord, who<br />

has made him (fecisti eum] knowest<br />

every thing of him [eius omnia)”<br />

(x. 5). Thus, the most familiar of<br />

these phrases which I quoted in<br />

the text, the questio mihi factus<br />

sum, is a question raised in the<br />

pres ence of God, “in whose eyes<br />

I have become a question for<br />

myself” (x. 33). In brief, the answer<br />

to the question “Who am I?” is<br />

simply: “You are a man - whatever<br />

that may be”; and the answer to<br />

the question “What am I?” can be<br />

given only by God who made man.<br />

The question about the nature of<br />

man is no less a theological question<br />

than the question about the<br />

nature of God; both can be settled<br />

only within the framework of a<br />

divinely revealed answer.<br />

Chapter 1<br />

The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

1 Vita Activa and the human condition (excerpt)<br />

The human condition comprehends more than the conditions under which life has been<br />

given to man. Men are conditioned beings because everything they come in contact<br />

with turns imme diately into a condition of their existence. The world in which the vita<br />

activa spends itself consists of things produced by human ac tivities; but the things<br />

that owe their existence exclusively to men nevertheless constantly condition their<br />

human makers. In addition to the conditions under which life is given to man on earth,<br />

and partly out of them, men constantly create their own, self-made conditions, which,<br />

their human origin and their variability not withstanding, possess the same conditioning<br />

power as natural things. Whatever touches or enters into a sustained relationship with<br />

human life immediately assumes the character of a condition of human existence. This<br />

is why men, no matter what they do, are always conditioned beings. Whatever enters<br />

the human world of its own accord or is drawn into it by human effort becomes part<br />

of the human condition. The impact of the world’s reality upon human existence is feIt<br />

and received as a conditioning force. The objectivity of the world - its object- or thingcharacter<br />

- and the human condition supplement each other; because human existence<br />

is conditioned existence, it would be impossible without things, and things would be<br />

a heap of unrelated articles, a non-world, if they were not the conditioners of human<br />

existence.<br />

To avoid misunderstanding: the human condition is not the same as human nature, and<br />

the sum total of human activities and capabilities which correspond to the human<br />

condition does not con stitute anything like human nature. For neither those we discuss<br />

here nor those we leave out, like thought and reason, and not even the most meticulous<br />

enumeration of them all, constitute essential characteristics of human existence in the<br />

sense that without them this existence would no longer be human. The most radical<br />

change in the human condition we can imagine would be an emigration of men from the<br />

earth to some other planet. Such an event, no longer totally impossible, would imply<br />

that man would have to live under man-made conditions, radically different from those<br />

the earth offers him. Neither labor nor work nor action nor, indeed, thought as we<br />

know it would then make sense any longer. Yet even these hypothetical wanderers<br />

from the earth would still be human; but the only statement we could make regarding<br />

their “nature” is that they still are conditioned beings, even though their condition is<br />

now self-made to a considerable extent.<br />

The problem of human nature, the Augustinian quaestio mihi factus sum (“a question<br />

have I become for myself”), seems un answerable in both its individual psychological<br />

sense and its gen eral philosophical sense. lt is highly unlikely that we, who can know,<br />

determine, and define the natural essences of all things sur rounding us, which we<br />

are not, should ever be able to do the same for ourselves - this would be like jumping<br />

over our own shadows. Moreover, nothing entitles us to assume that man has a nature<br />

or essence in the same sense as other things. In other words, if we have a nature<br />

or essence, then surely only a god could know and define it, and the first prerequisite<br />

would be that he be able to speak about a “who” as though it were a “what.”2 The<br />

perplexity is that the modes of human cognition applicable to things with “natural”<br />

qualities, including ourselves to the limited extent that we are specimens of the most<br />

highly developed species of organic life, fail us when we raise the question: And<br />

who are we? This is why attempts to define human nature almost invariably end with<br />

some construction of a deity, that is, with the god of the philoso phers, who, since<br />

Plato, has revealed himself upon closer inspec tion to be a kind of Platonic idea of man.


208 — 209<br />

Hannah Arendt<br />

Of course, to demask such philosophic concepts of the divine as conceptualizations<br />

of human capabilities and qualities is not a demonstration of, not even an argument<br />

for, the non-existence of God; but the fact that attempts to define the nature of<br />

man lead so easily into an idea which defi nitely strikes us as “superhuman” and<br />

therefore is identified with the divine may cast suspicion upon the very concept of<br />

“human nature.”<br />

On the other hand, the conditions of human existence - life it self, natality and mortality,<br />

worldliness, plurality, and the earth - can never “explain” what we are or answer the<br />

question of who we are for the simple reason that they never condition us absolute ly.<br />

This has always been the opinion of philosophy, in distinction from the sciencesanthropology,<br />

psychology, biology, etc. which also concern themselves with man. But<br />

today we may al most say that we have demonstrated even scientifically that, though<br />

we live now, and probably always will, under the earth’s conditions, we are not<br />

mere earth-bound creatures. Modern nat ural science owes its great triumphs to having<br />

looked upon and treated earth-bound nature from a truly universal viewpoint, that<br />

is, from an Archimedean standpoint taken, wilfully and explicitly, outside the earth.<br />

Chapter 5<br />

Action<br />

All sorrows can be borne if you put them into a story or tell a story about them.<br />

Isak Dinesen<br />

Nam in omni actione principaliter intenditur ab agente, sive necessitate naturae<br />

sive voluntarie agat, propriam similitudinem explicare; unde fit quod omne agens, in<br />

quantum huiusmodi, delectatur, quia, cum omne quod est appetat suum esse, ac in<br />

agendo agentis esse modammodo amplietur, sequitur de ne cessitate delectation. ...<br />

Nihil igitur agit nisi tale exi stens quale patiens fieri debet.<br />

(For in every action what is primarily intended by the doer, whether he acts from<br />

natural necessity or out of free will, is the disclosure of his own image. Hence it comes<br />

about that every doer, in so far as he does, takes delight in doing; since everything<br />

that is desires its own being, and since in action the being of the doer is somehow<br />

inten sified, delight necessarily follows … Thus, nothing acts unless [by acting) it makes<br />

patent its latent self.)<br />

Dante<br />

24 The disclosure of the agent in speech and action<br />

<strong>Human</strong> plurality, the basic condition of both action and speech, has the twofold character<br />

of equality and distinction. If men were not equal, they could neither understand<br />

each other and those who came before them nor plan for the future and foresee the<br />

needs of those who will come after them. If men were not dis tinct, each human being<br />

distinguished from any other who is, was, or will ever be, they would need neither<br />

speech nor action to make themselves understood. Signs and sounds to communicate<br />

immediate, identical needs and wants would be enough.<br />

<strong>Human</strong> distinctness is not the same as otherness - the curious quality of alteritas<br />

possessed by everything that is and therefore, in medieval philosophy, one of the four<br />

basic, universal charac teristics of Being, transcending every particular quality. Otherness,<br />

it is true, is an important aspect of plurality, the reason why all our definitions<br />

are distinctions, why we are unable to say what anything is without distinguishing<br />

it from something else. Other ness in its most abstract form is found only in the sheer<br />

multipli cation of inorganic objects, whereas all organic life already shows variations


1 This description is supported<br />

by recent findings in psychology<br />

and biology which also stress the<br />

inner affinity between speech and<br />

action, their spontaneity and practical<br />

purposelessness. See especially<br />

Amold Gehlen, Der Mensch:<br />

Seine Natur und seine Stellung in<br />

der Welt (1955), which gives an<br />

excellent summary of the results<br />

and interpretations of current<br />

scientific research and contains<br />

a wealth of valuable insights.<br />

That Gehlen, like the scientists<br />

upon whose results he bases his<br />

own theories, believes that these<br />

specifically human capabilities<br />

are also a “biological necessity,”<br />

that is, necessary for a biologically<br />

weak and ill-fitted organism<br />

such as man, is another matter<br />

and need not concern us here.<br />

2 De civitate Dei xii. 20.<br />

3 According to Augustine, the two<br />

were so different that he used<br />

a different word to indicate the<br />

beginning which is man (initium),<br />

designating the beginning of the<br />

world by principium, which is the<br />

standard translation for the first<br />

Bible verse. As can be seen from<br />

De civitate Dei xi. 32, the word<br />

principium carried for Augustine<br />

a much less radical meaning; the<br />

beginning of the world “does not<br />

mean that nothing was made<br />

before (for the angels were),”<br />

whereas he adds explicitly in the<br />

phrase quoted above with reference<br />

to man that nobody was<br />

before him.<br />

and distinctions, even between specimens of the same species. But only man can<br />

express this distinction and distinguish himself, and only he can communicate himself<br />

and not merely something - thirst or hunger, affection or hostility or fear. In man,<br />

other ness, which he shares with everything that is, and distinct ness, which he shares<br />

with everything alive, become uniqueness, and human plurality is the paradoxical<br />

plurality of unique beings.<br />

Speech and action reveal this unique distinctness. Through them, men distinguish<br />

themselves instead of being merely dis tinct; they are the modes in which human<br />

beings appear to each other, not indeed as physical objects, but qua men. This appearance,<br />

as distinguished from mere bodily existence, rests on initiative, but it is an initiative<br />

from which no human being can refrain and still be human. This is true of no other<br />

activity in the vita activa. Men can very weIl live without laboring, they can force others<br />

to labor for them, and they can very weIl decide merely to use and enjoy the world of<br />

things without themselves adding a single useful object to it; the life of an exploiter or<br />

slave holder and the life of a parasite may be unjust, but they certainly are human.<br />

A life without speech and without action, on the other hand - and this is the only way<br />

of life that in earnest has re nounced all appearance and all vanity in the biblical sense<br />

of the word - is literally dead to the world; it has ceased to be a human life because it<br />

is no Ionger lived among men.<br />

With word and deed we insert ourselves into the human world, and this insertion is<br />

like a second birth, in which we confirm and take upon ourselves the naked fact of our<br />

original physical appearance. This insertion is not forced upon us by necessity, like<br />

labor, and it is not prompted by utility, like work. It may be stimulated by the presence<br />

of others whose company we may wish to join, but it is never conditioned by them; its<br />

impulse springs from the beginning which came into the world when we were born and<br />

to which we respond by beginning something new on our own initiative.1 To act, in<br />

its most general sense, means to take an initiative, to begin (as the Greek word archein,<br />

“to begin,” “to lead,” and eventually “to rule,” indicates), to set something into motion<br />

(which is the original meaning of the Latin agere). Because they are initium, newcomers<br />

and beginners by virtue of birth, men take initiative, are prompted into action. [Initium]<br />

ergo ut esset, creatus est homo, ante quem nullus fuit (“that there be a beginning,<br />

man was created before whom there was nobody”), said Augustine in his political<br />

philosophy.2 This beginning is not the same as the beginning of the world;3 it is not the<br />

beginning of something but of somebody, who is a beginner himself. With the creation<br />

of man, the principle of beginning came into the world itself, which, of course, is<br />

only another way of saying that the principle of freedom was created when man was<br />

created but not before.<br />

It is in the nature of beginning that something new is started which cannot be<br />

expected from whatever may have happened before. This character of startling unexpectedness<br />

is inherent in all beginnings and in all origins. Thus, the origin of life from<br />

inorganic matter is an infinite improbability of inorganic proc esses, as is the coming<br />

into being of the earth viewed from the standpoint of processes in the universe, or<br />

the evolution of human out of animal life. The new always happens against the overwhelming<br />

odds of statistical laws and their probability, which for all practical, everyday<br />

purposes amounts to certainty; the new therefore always appears in the guise of<br />

a miracle. The fact that man is capable of action means that the unexpected can be<br />

expected from him, that he is able to perform what is infinitely improbable. And this<br />

again is possible only because each man is unique, so that with each birth something<br />

uniquely new comes into the world. With respect to this somebody who is unique<br />

it can be truly said that nobody was there before. If action as beginning corresponds<br />

to the fact of birth, if it is the actualization of the human condition of natality, then<br />

speech corresponds to the fact of distinctness and is the actualization of the human


210 — 211<br />

Hannah Arendt<br />

4 This is the reason why Plato<br />

says that lexis (“speech”) adheres<br />

more closely to truth than praxis.<br />

condition of plurality, that is, of living as a distinct and unique being among equals.<br />

Action and speech are so closely related because the primordial and specifically<br />

human act must at the same time contain the answer to the question asked of every<br />

newcomer: “Who are you?” This disclosure of who somebody is, is implicit in both his<br />

words and his deeds; yet obviously the affinity between speech and revelation is much<br />

closer than that between action and reve lation,4 just as the affinity between action<br />

and beginning is closer than that between speech and beginning, although many, and<br />

even most acts, are performed in the manner of speech. Without the accompaniment of<br />

speech, at any rate, action would not only lose its revelatory character, but, and by the<br />

same token, it would lose its subject, as it were; not acting men but performing robots<br />

would achieve what, humanly speaking, would remain incompre hensible. Speechless<br />

action would no Ionger be action because there would no longer be an actor, and the<br />

actor, the doer of deeds, is possible only if he is at the same time the speaker of words.<br />

The action he begins is humanly disclosed by the word, and though his deed can be<br />

perceived in its brute physical appear ance without verbal accompaniment, it becomes<br />

relevant only through the spoken word in which he identifies himself as the actor,<br />

announcing what he does, has done, and intends to do.<br />

No other human performance requires speech to the same extent as action. In all other<br />

performances speech plays a subordi nate role, as a means of communication or a mere<br />

accompaniment to something that could also be achieved in silence. It is true that speech<br />

is extremely useful as a means of communication and in formation, but as such it could<br />

be replaced by a sign language, which then might prove to be even more useful and<br />

expedient to convey certain meanings, as in mathematics and other scientific disciplines<br />

or in certain forms of teamwork. Thus, it is also true that man’s capacity to act, and<br />

especially to act in concert, is extremely useful for purposes of self-defense or of pursuit<br />

of interests but if nothing more were at stake here than to use action as a means to an<br />

end, it is obvious that the same end could be much more easily attained in mute violence,<br />

so that action seems a not very efficient substitute for violence, just as speech, from the<br />

viewpoint of sheer utility, seems an awkward substitute for sign language.<br />

In acting and speaking, men show who they are, reveal actively their unique personal<br />

identities and thus make their appearance in the human world, while their physical<br />

identities appear without any activity of their own in the unique shape of the body and<br />

sound of the voice. This disclosure of “who” in contradistinction to “what” somebody<br />

is – his qualities, gifts, talents, and short comings, which he may display or hide –<br />

is implicit in everything somebody says and does. It can be hidden only in complete<br />

silence and perfect passivity, but its disclosure can almost never be achieved as a<br />

wilful purpose, as though one possessed and could dispose of this “who” in the same<br />

manner he has and can dispose of his qualities. On the contrary, it is more than likely<br />

that the “who,” which appears so clearly and unmistakably to others, remains hidden<br />

from the person himself, like the daimon in Greek religion which accompanies each<br />

man throughout his life, always looking over his shoulder from behind and thus visible<br />

only to those he encounters.<br />

This revelatory quality of speech and action comes to the fore where people are with<br />

others and neither for nor against them - that is, in sheer human togetherness.<br />

Although nobody knows whom he reveals when he discloses himself in deed or word,<br />

he must be willing to risk the disclosure, and this neither the doer of good works,<br />

who must be without self and preserve complete anonymity, nor the criminal, who<br />

must hide himself from others, can take upon themselves. Both are lonely figures, the<br />

one being for, the other against, all men; they, therefore, remain outside the pale of<br />

human intercourse and are, politically, marginal figures who usually enter the historical<br />

scene in times of corruption, dis integration, and political bankruptcy. Because of its<br />

inherent tendency to disclose the agent together with the act, action needs for its full


5 William Faulkner’s A Fable<br />

(1954) surpasses almost all of<br />

World War I literature in perceptiveness<br />

and clarity because<br />

its hero is the Unknown Soldier.<br />

6 Oute legei oute kryptei alla<br />

sēmainei (Diels, Fragmente der<br />

Vorsokratiker [4th ed., 1922],<br />

frag. B93).<br />

7 Socrates used the same word<br />

as Heraclitus, sēmainein (“to show<br />

and give signs”), for the manifestation<br />

of his daimonion (Xenophon<br />

Memorabilia i. 1.2,4). If we are to<br />

trust Xenophon, Socrates likened<br />

his daimonion to the oracles and<br />

insisted that both should be used<br />

only for human affairs, where<br />

nothing is certain, and not for<br />

problems of the arts and crafts,<br />

where everything is predictable(7-9.<br />

ibid.).<br />

appearance the shining brightness we once called glory, and which is possible only in<br />

the public realm.<br />

Without the disclosure of the agent in the act, action loses its specific character and<br />

becomes one form of achievement among others. It is then indeed no less a means to<br />

an end than making is a means to produce an object. This happens whenever human<br />

togetherness is lost, that is, when people are only for or against other people, as for<br />

instance in modern warfare, where men go into action and use means of violence in<br />

order to achieve certain objectives for their own side and against the enemy. In these<br />

instances, which of course have always existed, speech becomes indeed “mere talk,”<br />

simply one more means toward the end, whether it serves to deceive the enemy or to<br />

dazzle everybody with propaganda; here words reveal nothing, disclosure comes only<br />

from the deed itself, and this achievement, like all other achievements, cannot disclose<br />

the “who,” the unique and distinct identity of the agent.<br />

In these instances action has lost the quality through which it transcends mere productive<br />

activity, which, from the humble making of use objects to the inspired creation<br />

of art works, has no more meaning than is revealed in the finished product and does<br />

not intend to show more than is plainly visible at the end of the production process.<br />

Action without a name, a “who” attached to it, is meaningless, whereas an art work<br />

retains its relevance whether or not we know the master’s name. The monuments to<br />

the “Unknown Soldier” after World War I bear testimony to the then still existing need<br />

for glorification, for finding a “who,” an identifiable somebody whom four years of<br />

mass slaughter should have revealed. The frustration of this wish and the unwillingness<br />

to resign oneself to the brutal fact that the agent of the war was actually nobody<br />

inspired the erection of the monuments to the “unknown,” to all those whom the war<br />

had failed to make known and had robbed thereby, not of their achievement, but of<br />

their human dignity.5<br />

25 The web of relationships and the enacted stories<br />

The manifestation of who the speaker and doer unexchangeably is, though it is plainly<br />

visible, retains a curious intangibility that confounds all efforts toward unequivocal verbal<br />

expression. The moment we want to say who somebody is, our very vocabulary leads us<br />

astray into saying what he is; we get entangled in a de scription of qualities he necessarily<br />

shares with others like him; we begin to describe a type or a “character” in the old meaning<br />

of the word, with the result that his specific uniqueness escapes us.<br />

This frustration has the closest affinity with the well-known philosophic impossibility<br />

to arrive at a definition of man, all defi nitions being determinations or interpretations<br />

of what man is, of qualities, therefore, which he could possibly share with other living<br />

beings, whereas his specific difference would be found in a determination of what<br />

kind of a “who” he is. Yet apart from this philosophic perplexity, the impossibility, as<br />

it were, to solidify in words the living essence of the person as it shows itself in the<br />

flux of action and speech, has great bearing upon the whole realm of human affairs,<br />

where we exist primarily as acting and speaking beings. It excludes in principle our ever<br />

being able to handle these affairs as we handle things whose nature is at our disposal<br />

because we can name them. The point is that the manifes tation of the “who” comes<br />

to pass in the same manner as the no toriously unreliable manifestations of ancient<br />

oracles, which, ac cording to Heraclitus, “neither reveal nor hide in words, but give<br />

manifest signs.”6 This is a basic factor in the equally notorious uncertainty not only<br />

of all political matters, but of all affairs that go on between men directly, without the<br />

intermediary, stabilizing, and solidifying influence of things.7<br />

This is only the first of many frustrations by which action, and consequently the<br />

togetherness and intercourse of men, are ridden. It is perhaps the most fundamental


212 — 213<br />

Hannah Arendt<br />

8 Materialism in political theory<br />

is at least as old as the Platonic-<br />

Aristotelian assumption that<br />

political communities (poleis) -<br />

and not only family life or the<br />

coexistence of several households<br />

(oikiai) – owe their existence to<br />

material neces sity. (For Plato see<br />

Republic 369, where the polis’ origin<br />

is seen in our wants and lack<br />

of self-sufficiency. For Aristotle,<br />

who here as elsewhere is closer to<br />

current Greek opinion than Plato,<br />

see Politics 1252b29: “The polis<br />

comes into existence for the sake<br />

of living, but remains in existence<br />

for the sake of living well.”) The<br />

Aristotelian concept of sympheron,<br />

which we later encounter in Cicero’s<br />

utilitas, must be understood<br />

in this context. Both, in turn, are<br />

forerunners of the later interest<br />

theory which is fully developed<br />

as early as Bodin - as kings rule<br />

over peoples, Interest rules over<br />

kings. In the modern development,<br />

Marx is outstand ing not because<br />

of his materialism, but because he<br />

is the only political thinker who<br />

was consistent enough to base<br />

his theory of material interest on<br />

a demonstrably material human<br />

activity, on laboring - that is, on<br />

the metabolism of the human<br />

body with matter.<br />

of those we shall deal with, in so far as it does not rise out of comparisons with more<br />

reliable and productive activities, such as fabrication or contemplation or cognition or<br />

even labor, but indicates something that frustrates action in terms of its own purposes.<br />

What is at stake is the revela tory character without which action and speech would<br />

lose all human relevance.<br />

Action and speech go on between men, as they are directed toward them, and they<br />

retain their agent-revealing capacity even if their content is exclusively “objective,”<br />

concerned with the matters of the world of things in which men move, which<br />

physi cally lies between them and out of which arise their specific, ob jective, worldly<br />

interests. These interests constitute, in the word’s most literal significance, something<br />

which inter-est, which lies be tween people and therefore can relate and bind<br />

them together. Most action and speech is concerned with this in-between, which<br />

varies with each group of people, so that most words and deeds are about some<br />

worldly objective reality in addition to being a disclosure of the acting and speaking<br />

agent. Since this disclosure of the subject is an integral part of all, even the most<br />

“objective” intercourse, the physical, worldy in-between along with its interests<br />

is overlaid and, as it were, overgrown with an altogether dif ferent in-between which<br />

consists of deeds and words and owes its origin exclusively to men’s acting and<br />

speaking directly to one another. This second, subjective in-between is not tangible,<br />

since there are no tangible objects into which it could solidify; the process of<br />

acting and speaking can leave behind no such results and end products. But for all<br />

its intangibility, this in-between is no less real than the world of things we visibly<br />

have in common. We call this reality the “web” of human relationships, indicating by<br />

the metaphor its somewhat intangible quality.<br />

To be sure, this web is no less bound to the objective world of things than speech is to<br />

the existence of a living body, but the rela tionship is not like that of a facade or, in<br />

Marxian terminology, of an essentially superfluous superstructure affixed to the useful<br />

structure of the building itself. The basic error of all materialism in politics - and this<br />

materialism is not Marxian and not even modern in origin, but as old as our history of<br />

political theory 8 - is to overlook the inevitability with which men disclose them selves<br />

as subjects, as distinct, and unique persons, even when they wholly concentrate upon<br />

reaching an altogether worldly, material object. To dispense with this disclosure, if<br />

indeed it could ever be done, would mean to transform men into something they are<br />

not; to deny, on the other hand, that this disclosure is real and has consequences of<br />

its own is simply unrealistic.<br />

The realm of human affairs, strictly speaking, consists of the web of human reIationships<br />

which exists wherever men live to gether. The disclosure of the “who” through<br />

speech, and the setting of a new beginning through action, always fall into an already<br />

existing web where their immediate consequences can be felt. Together they start<br />

a new process which eventually emerges as the unique life story of the newcomer,<br />

affecting uniqueIy the life stories of all those with whom he comes into contact. It<br />

is because of this already existing web of human reIationships, with its innumerable,<br />

conflicting wills and intentions, that action al most never achieves its purpose; but it<br />

is also because of this medium, in which action alone is real, that it “produces” stories<br />

with or without intention as naturally as fabrication produces tangible things. These<br />

stories may then be recorded in documents and monuments, they may be visible in use<br />

objects or art works, they may be told and retold and worked into all kinds of material.<br />

They themseIves, in their living reality, are of an altogether dif ferent nature than these<br />

reifications. They tell us more about their subjects, the “hero” in the center of each<br />

story, than any product of human hands ever teIls us about the master who produced<br />

it, and yet they are not products, properly speaking. Although everybody started his<br />

life by inserting himself into the human world through action and speech, nobody is


9 Laws 803 and 644.<br />

the author or producer of his own life story. In other words, the stories, the results of<br />

action and speech, reveal an agent, but this agent is not an author or producer. Somebody<br />

began it and is its subject in the twofold sense of the word, namely, its actor and<br />

sufferer, but nobody is its author.<br />

That every individual life between birth and death can even tually be told as a story<br />

with beginning and end is the prepolitical and prehistorical condition of history, the<br />

great story without beginning and end. But the reason why each human life teIls its<br />

story and why history ultimateIy becomes the storybook of man kind, with many actors<br />

and speakers and yet without any tangible authors, is that both are the outcome of<br />

action. For the great unknown in history, that has baffled the philosophy of history in<br />

the modern age, arises not only when one considers history as a whole and finds that<br />

its subject, mankind, is an abstraction which never can become an active agent; the<br />

same unknown has baffled political philosophy from its beginning in antiquity and<br />

contrib uted to the general contempt in which philosophers since Plato have held the<br />

realm of human affairs. The perplexity is that in any series of events that together<br />

form a story with a unique mean ing we can at best isolate the agent who set the whole<br />

process into motion; and although this agent frequently remains the subject, the “hero”<br />

of the story, we never can point unequivocally to him as the author of its eventual<br />

outcome.<br />

It is for this reason that Plato thought that human affairs (ta tōn anthrōpōn pragmata),<br />

the outcome of action (praxis), should not be treated with great seriousness; the<br />

actions of men appear like the gestures of puppets led by an invisible hand behind the<br />

scene, so that man seems to be a kind of plaything of a god.9 It is note worthy that<br />

Plato, who had no inkling of the modern concept of history, should have been the first<br />

to invent the metaphor of an actor behind the scenes who, behind the backs of acting<br />

men, pulls the strings and is responsible for the story. The Platonic god is but a symbol<br />

for the fact that real stories, in distinction from those we invent, have no author; as<br />

such, he is the true forerunner of Providence, the “invisible hand,” Nature, the “world<br />

spirit,” class interest, and the like, with which Christian and modern philosophers of<br />

history tried to solve the perplexing problem that although history owes its existence<br />

to men, it is still obviously not “made” by them. (Nothing in fact indicates more clearly<br />

the political nature of history - its being a story of action and deeds rather than of<br />

trends and forces or ideas - than the introduction of an invisible actor behind the scenes<br />

whom we find in all philoso phies of history, which for this reason alone can be recognized<br />

as political philosophies in disguise. By the same token, the simple fact that Adam<br />

Smith needed an “invisible hand” to guide econom ic dealings on the exchange market<br />

shows plainly that more than sheer economic activity is involved in exchange and that<br />

“eco nomic man,” when he makes his appearance on the market, is an acting being and<br />

neither exclusiveIy a producer nor a trader and barterer.)<br />

The invisible actor behind the scenes is an invention arising from a mental perplexity<br />

but corresponding to no real experience. Through it, the story resulting from action is<br />

misconstrued as a fictional story, where indeed an author pulls the strings and directs<br />

the play. The fictional story reveals a maker just as every work of art clearly indicates<br />

that it was made by somebody; this does not belong to the character of the story itself<br />

but only to the mode in which it came into existence. The distinction between a real<br />

and a fictional story is precisely that the latter was “made up” and the former not made<br />

at all. The real story in which we are engaged as long as we live has no visible or<br />

invisible maker be cause it is not made. The only “somebody” it reveals is its hero, and<br />

it is the only medium in which the originally intangible mani festation of a uniquely<br />

distinct “who” can become tangible ex post facto through action and speech. Who<br />

somebody is or was we can know only by knowing the story of which he is himself the<br />

hero - his biography, in other words; everything else we know of him, including the


214 — 215<br />

Hannah Arendt<br />

10 In Homer, the word hērōs has<br />

certainly a connotation of distinction,<br />

but of no other than every<br />

free man was capable. Nowhere<br />

does it appear in the later meaning<br />

of “half-god,” which perhaps arose<br />

out of a deification of the ancient<br />

epic heroes.<br />

11 Aristotle already mentions<br />

that the word drama was chosen<br />

because drontes (“acting people”)<br />

are imitated (Poetics 1448a28).<br />

From the treatise itself, it is<br />

obvious that Aristotle’s model for<br />

“imitation” in art is taken from the<br />

drama, and the generalization of<br />

the concept to make it applicable<br />

to all arts seems rather awkward.<br />

12 Aristotle therefore usually<br />

speaks not of an imitation of<br />

action (praxis) but of the agents<br />

(prattontes) (see Poetics 1448al<br />

ff., 1448b25, 1449b24 ff.). He is<br />

not consistent, however, in this<br />

use (cf. 1451a29, 1447a28). The<br />

decisive point is that tragedy does<br />

not deal with the qualities of men,<br />

their poiotes, but with whatever<br />

happened with respect to them,<br />

with their actions and life and<br />

good or ilI fortune (1450315-18).<br />

The content of tragedy, therefore,<br />

is not what we would call character<br />

but action or the plot.<br />

13 That the chorus “imitates less”<br />

is mentioned in the Ps. Aristotelian<br />

Problemata (918b28).<br />

14 Plato already reproached<br />

Pericles because he did not “make<br />

the citizen better” and because<br />

the Athenians were even worse at<br />

the end of his career than before<br />

(Gorgias 515).<br />

15 Recent political history is full<br />

of examples indicating that the<br />

term “human material” is no harmless<br />

metaphor, and the same is<br />

true for a whole host of mod ern<br />

scientific experiments in social<br />

engineering, biochemistry, brain<br />

surgery, etc., all of which tend to<br />

treat and change human material<br />

like other matter. This mechanistic<br />

approach is typical of the modern<br />

age; antiquity, when it pursued<br />

similar aims, was inclined to think<br />

of men in terms of savage animals<br />

who need he tamed and domesticated.<br />

The only possible achievement<br />

in either case is to kill man,<br />

not indeed necessarily as a living<br />

organism, but qua man.<br />

work he may have produced and left behind, tells us only what he is or was. Thus,<br />

although we know much less of Socrates, who did not write a single line and left no<br />

work behind, than of Plato or Aristotle, we know much better and more intimately<br />

who he was, because we know his story, than we know who Aristotle was, about whose<br />

opinions we are so much better informed.<br />

The hero the story discloses needs no heroic qualities; the word “hero” originally, that<br />

is, in Homer, was no more than a name given each free man who participated in the<br />

Trojan enterprise10 and about whom a story could be told. The connotation of cour age,<br />

which we now feel to be an indispensable quality of the hero, is in fact already present<br />

in a willingness to act and speak at all, to insert one’s self into the world and begin a<br />

story of one’s own. And this courage is not necessarily or even primarily related to a<br />

willingness to suffer the consequences; courage and even boldness are already present<br />

in leaving one’s private hiding place and show ing who one is, in disclosing and exposing<br />

one’s self. The extent of this original courage, without which action and speech and<br />

therefore, according to the Greeks, freedom, would not be pos sible at all, is not less<br />

great and may even be greater if the “hero” happens to be a coward.<br />

The specific content as weIl as the general meaning of action and speech may take<br />

various forms of reification in art works which glorify a deed or an accomplishment and,<br />

by transformation and condensation, show some extraordinary event in its full<br />

signifi cance. However, the specific revelatory quality of action and speech, the implicit<br />

manifestation of the agent and speaker, is so indissolubly tied to the living fIux<br />

of acting and speaking that it can be represented and “reified” only through a kind of<br />

repetition, the imitation or mimesis, which according to Aristotle prevails in all arts but<br />

is actually appropriate only to the drama, whose very name (from the Greek verb dran,<br />

“to act”) indicates that play acting actually is an imitation of acting.11 But the imitative<br />

ele ment lies not only in the art of the actor, but, as Aristotle rightly claims, in the<br />

making or writing of the play, at least to the extent that the drama comes fully to life<br />

only when it is enacted in the theater. Only the actors and speakers who re-enact the<br />

story’s plot can convey the full meaning, not so much of the story itself, but of the<br />

“heroes” who reveal themselves in it.12 In terms of Greek tragedy, this would mean that<br />

the story’s direct as well as its universal meaning is revealed by the chorus, which does<br />

not imitate 13 and whose comments are pure poetry, whereas the in tangible identities<br />

of the agents in the story, since they escape all generalization and therefore all<br />

reification, can be conveyed only through an imitation of their acting. This is also why<br />

the theater is the political art par excellence; only there is the political sphere of<br />

human life transposed into art. By the same token, it is the only art whose sole subject<br />

is man in his relationship to others.<br />

26 The frailty of human affairs<br />

Action, as distinguished from fabrication, is never possible in isolation; to be isolated<br />

is to be deprived of the capacity to act. Action and speech need the surrounding presence<br />

of others no less than fabrication needs the surrounding presence of nature for its<br />

material, and of a world in which to place the finished product. Fabrication is surrounded<br />

by and in constant contact with the world: action and speech are surrounded by<br />

and in constant con tact with the web of the acts and words of other men. The popular<br />

belief in a “strong man” who, isolated against others, owes his strength to his being<br />

alone is either sheer superstition, based on the delusion that we can “make” something<br />

in the realm of human affairs - “make” institutions or laws, for instance, as we make<br />

tables and chairs, or make men “better” or “worse”14 - or it is conscious despair of all<br />

action, political and non-political, coupled with the utopian hope that it may be possible<br />

to treat men as one treats other “material.”15 The strength the individual needs


16 For archein and prattein see<br />

especially their use in Homer (cf. C.<br />

Capelle, Wörterbuch des Homeros<br />

und der Homeriden [1889]).<br />

for every process of production becomes altogether worthless when action is at stake,<br />

regardless of whether this strength is intellec tual or a matter of purely material<br />

force. History is fuIl of examples of the impotence of the strong and superior man who<br />

does not know how to enlist the help, the co-acting of his fellow men. His failure is<br />

frequently blamed upon the fatal inferiority of the many and the resentment every<br />

outstanding person inspires in those who are mediocre. Yet true as such observations<br />

are bound to be, they do not touch the heart of the matter.<br />

In order to ilIustrate what is at stake here we may remember that Greek and Latin,<br />

unlike the modern languages, contain two altogether different and yet interrelated<br />

words with which to des ignate the verb “to act.” To the two Greek verbs archein<br />

(“to begin,” “to lead,” finaIly “to rule”) and prattein (“to pass through,” “to achieve,”<br />

“to finish”) correspond the two Latin verbs agere (“to set into motion,” “to lead”) and<br />

gerere (whose original meaning is “to bear”).16 Here it seems as though each action<br />

were divided into two parts, the beginning made by a single person and the achievement<br />

in which many join by “bear ing” and “finishing” the enterprise, by seeing it<br />

through. Not only are the words interrelated in a similar manner, the history of their<br />

usage is very similar too. In both cases the word that originally designated only the<br />

second part of action, its achieve ment - prattein and gerere - became the accepted<br />

word for action in general, whereas the words designating the beginning of action<br />

became specialized in meaning, at least in political language. Archein came to mean<br />

chiefly “to rule” and “to lead” when it was specifically used, and agere came to mean<br />

“to lead” rather than “to set into motion.”<br />

Thus the role of the beginner and leader, who was a primus inter pares (in the case of<br />

Homer, a king among kings), changed into that of a ruler; the original interdependence<br />

of action, the dependence of the beginner and leader upon others for help and the<br />

dependence of his followers upon him for an occasion to act themselves, split into two<br />

altogether different functions: the func tion of giving commands, which became the<br />

prerogative of the ruler, and the function of executing them, which became the duty<br />

of his subjects. This ruler is alone, isolated against others by his force, just as the<br />

beginner was isolated through his initiative at the start, before he had found others to<br />

join him. Yet the strength of the beginner and leader shows itself only in his initiative<br />

and the risk he takes, not in the actual achievement. In the case of the successful<br />

ruler, he may claim for himself what actually is the achievement of many - something<br />

that Agamemnon, who was a king but no ruler, would never have been permitted.<br />

Through this claim, the ruler monopolizes, so to speak, the strength of those without<br />

whose help he would never be able to achieve anything. Thus, the delusion of extraordinary<br />

strength arises and with it the fallacy of the strong man who is powerful<br />

because he is alone.<br />

Because the actor always moves among and in relation to other acting beings, he is<br />

never merely a “doer” but always and at the same time a sufferer. To do and to suffer<br />

are like opposite sides of the same coin, and the story that an act starts is composed<br />

of its consequent deeds and sufferings. These consequences are boundless, because<br />

action, though it may proceed from nowhere, so to speak, acts into a medium where<br />

every reaction becomes a chain reaction and where every process is the cause of new<br />

proc esses. Since action acts upon beings who are capable of their own actions, reaction,<br />

apart from being a response, is always a new action that strikes out on its own and<br />

affects others. Thus action and reaction among men never move in a closed circle and<br />

can never be reliably confined to two partners. This boundlessness is characteristic<br />

not of political action alone, in the narrower sense of the word, as though the bound<br />

lessness of human interrelated ness were only the result of the boundless multitude<br />

of people involved, which could be escaped by resigning oneself to action within a<br />

limited, graspable framework of circumstances; the smallest act in the most limited


216 — 217<br />

Hannah Arendt<br />

17 It is interesting to note that<br />

Montesquieu, whose concern<br />

was not with laws but with the<br />

actions their spirit would inspire,<br />

defines Iaws as rapports subsisting<br />

between different beings<br />

(Esprit des lois, Book I, ch. 1;<br />

cf. Book XXVI, ch. 1). This definition<br />

is surprising because laws<br />

had always been defined in terms<br />

of boundaries and limitations.<br />

The reason for it is that<br />

Montesquieu was less interested<br />

in what he called the “nature<br />

of government” – whether it was<br />

a re public or a monarchy, for<br />

instance - than in its “principle ...<br />

by which it is made to act, …<br />

the human passions which set it<br />

in motion” (Book III, ch. 1).<br />

circumstances bears the seed of the same boundlessness, because one deed, and<br />

sometimes one word, suffices to change every constellation.<br />

Action, moreover, no matter what its specific content, always establishes relationships<br />

and therefore has an inherent tendency to force open all limitations and cut across<br />

all boundaries.17 Limitations and boundaries exist within the realm of human affairs,<br />

but they never offer a framework that can reliably withstand the on slaught with which<br />

each new generation must insert itself. The frailty of human institutions and laws<br />

and, generally, of all matters pertaining to men’s living together, arises from the<br />

human condi tion of natality and is quite independent of the frailty of human nature.<br />

The fences inclosing private property and insuring the limitations of each household,<br />

the territorial boundaries which pro tect and make possible the physical identity of<br />

a people, and the laws which protect and make possible its political existence, are of<br />

such great importance to the stability of human affairs precisely because no such<br />

limiting and protecting principles rise out of the activities going on in the realm of<br />

human affairs itself. The limita tions of the law are never entirely reliable safeguards<br />

against ac tion from within the body politic, just as the boundaries of the territory<br />

are never entirely reliable safeguards against action from without. The boundlessness<br />

of action is only the other side of its tremendous capacity for establishing relationships,<br />

that is, its specific productivity; this is why the old virtue of moderation, of<br />

keeping within bounds, is indeed one of the political virtues par excellence, just as<br />

the political temptation par excellence is indeed hubris (as the Greeks, fully experienced<br />

in the potentialities of action, knew so well) and not the will to power, as we<br />

are inclined to believe.<br />

Yet while the various limitations and boundaries we find in every body politic may offer<br />

some protection against the inherent boundlessness of action, they are altogether<br />

helpless to offset its second outstanding character: its inherent unpredictability. This<br />

is not simply a question of inability to foretell all the logical con sequences of a particular<br />

act, in which case an electronic com puter would be able to foretell the future, but<br />

arises directly out of the story which, as the result of action, begins and establishes<br />

itself as soon as the fleeting moment of the deed is past. The trouble is that whatever<br />

the character and content of the subse quent story may be, whether it is played in<br />

private or public life, whether it involves many or few actors, its full meaning can reveal<br />

itself only when it has ended. In contradistinction to fabrication, where the light<br />

by which to judge the finished product is provided by the image or model perceived<br />

beforehand by the craftsman’s eye, the light that illuminates processes of action,<br />

and therefore all historical processes, appears only at their end, frequently when all<br />

the participants are dead. Action reveals itself fully only to the storyteller, that is,<br />

to the backward glance of the historian, who indeed always knows better what it was<br />

all about than the par ticipants. All accounts told by the actors themselves, though<br />

they may in rare cases give an entirely trustworthy statement of in tentions, aims, and<br />

motives, become mere useful source material in the historian’s hands and can never<br />

match his story in signifi cance and truthfulness. What the storyteller narrates must<br />

neces sarily be hidden from the actor himself, at least as long as he is in the act or<br />

caught in its consequences, because to him the mean ingfulness of his act is not in<br />

the story that follows. Even though stories are the inevitable results of action, it is not<br />

the actor but the storyteller who perceives and “makes” the story.


The Empathic<br />

Civilization<br />

The Race to Global<br />

Consciousness<br />

in a World in Crisis<br />

Jeremy Rifkin


Part I<br />

Homo Empathicus<br />

Chapter 2<br />

The New View of <strong>Human</strong> Nature<br />

What are we made of? In an age obsessed with material inter ests, it’s not surprising<br />

that biologists – not to mention chemists and physicists – have looked to material<br />

explanations in their efforts to capture the essence of life. Most of our philosophers,<br />

till late, have been no less unequivocal in their belief that our essential nature is<br />

materialist to the core. To wit: Every individual seeks to secure his or her material wellbeing<br />

and to incorporate the world into themselves. The pop star Madonna captured<br />

the spirit of the age when she proclaimed to be a “material girl” in a “material world.”<br />

As we noted in Chapter 1, Hobbes viewed human nature as aggres sive and selfinterested.<br />

We are born to fight and compete and are engaged in a relentless struggle<br />

with one another to dominate and prevail and secure our material well-being at the<br />

expense of our fellows. John Locke took a gentler, even benign approach, arguing that<br />

in a pure state of nature human beings are sociable and kindly disposed to one another.<br />

Nonetheless we are, according to Locke, acquisitive by nature and use our mental<br />

and physical labor to expropriate the mate rial world and reshape it into productive<br />

property. ]eremy Bentham and the utilitarians agreed with Locke that we are by nature<br />

materialists and, as such, seek to optimize pleasure and mitigate pain.<br />

In the late nineteenth century, the burgeoning interest in the work ings of the human<br />

mind gave rise to the new field of psychology. Scholars turned their attention to what<br />

drives the human psyche itself. Although less interested in abstract philosophical<br />

musings on the nature of man and more concerned with clinical scientific observation<br />

of how the human mind actually works, many – but not all – of the early psy chologists<br />

retained their material biases and preconceptions about the nature of human nature.<br />

Like Adam Smith, they assumed that each individual is born to pursue his or her naked<br />

economic self-interest. And following Darwin's lead, they presumed that each human<br />

being's primary concern is his or her own physical survival and perpetuation.<br />

Freud: the last great utilitarian<br />

Although Sigmund Freud is often regarded as a seminal thinker, responsible for<br />

reshaping the human conversation regarding the nature of human nature, in many of<br />

the most important aspects of his theo retical speculations, he scrupulously followed<br />

the materialists’ script. Freud managed to combine in his thesis a secular version<br />

of the ear lier, medieval church notion of man’s fallen and depraved nature with the<br />

materialist narrative of the eighteenth-century Enlightenment. His terrifying and<br />

devastating portrait of human nature was so evocative and powerful that it has continued<br />

to frame the public perception of the human story all the way to the present<br />

day, with consequences that reverberate across every aspect of society, from the way<br />

we parent chil dren to the conduct of social life, the workings of commerce, and the<br />

enactment of public policy.<br />

Freud’s great legacy is that he eroticized material self-interest. It wasn’t long before<br />

the new eroticized version of human nature was hijacked by a contemporary of Freud,<br />

John B. Watson, another early pioneer in the field of psychology, who left the fold<br />

to apply the new psychological insights in the new realm of mass advertising. Much<br />

of the success of consumer capitalism over the course of the past century is due,<br />

in no small part, to the eroticization of desires and the sexual ization of consumption.<br />

Our advertising appeals are permeated with erotic references.


220 — 221<br />

Jeremy Rifkin<br />

1 Sigmund Freud, Civilization and<br />

Its Discontents. James Strachey,<br />

trans. (New York: W.W. Norton,<br />

1961), p. 23.<br />

2 Ibid., p. 41.<br />

3 Ibid., p. 48.<br />

4 Ibid., p. 58.<br />

5 Ibid., p. 59.<br />

6 Ibid.<br />

7 Ibid., p. 62.<br />

Freud begins by asking what men “demand of life and wish to achieve in it.” Here he<br />

lines up squarely with nineteenth-century utili tarian theory, suggesting that the<br />

human endeavor has two sides, a positive and a negative one. It aims, on the one hand,<br />

at an absence of pain and unpleasure and, on the other, at the experiencing of strong<br />

feelings of pleasure.1<br />

Freud takes his thesis a step further, arguing that<br />

[i]f we assume quite generally that the motive force of all human activities is<br />

a striving towards the two confluent goals of utility and a yield of pleasure,<br />

we must suppose that this is also true of the manifestations of civilization ….2<br />

Freud then asks rhetorically what afforded man the “strongest expe rience of satisfaction,<br />

and in fact provided him with the prototype of all happiness.” He concludes that it is<br />

“sexual relations” and, that being the case, man decided that “he should make genital<br />

eroticism the central point of his life.”3<br />

The drive for sexual satisfaction is so powerful, says Freud, that all external reality<br />

becomes merely instrumental to achieving sexual release. If unrestrained, man allows<br />

nothing to impede his quest for sexual climax. He is, therefore, driven by libido and<br />

is aggressive by nature, seeking only to satisfy his unquenchable sexual appetite. He<br />

is, in fact, a monster. Freud writes:<br />

The element of truth behind all of this, which people are so ready to disavow, is that<br />

men are not gentle creatures who want to be loved, and who at the most can defend<br />

themselves if they are attacked; they are, on the contrary, creatures among whose<br />

instinctual endowments is to be reckoned a powerful share of aggressiveness. As a<br />

result, their neighbour is for them not only a potential helper or sexual object, but<br />

also someone who tempts them to satisfy their aggressiveness on him, to exploit his<br />

capacity for work without compensation, to use him sexually without his consent,<br />

to seize his possessions, to humiliate him, to cause him pain, to torture and to kill him.<br />

Homo homini lupus.4<br />

Man is revealed as “a savage beast to whom consideration towards his own kind is<br />

something alien.”5<br />

Civilization, in turn, is little more than an elaborate psycho-cultural prison set up to<br />

restrain man’s aggressive sexual drive, lest it lead to a per petual war of all against all<br />

and mutual destruction. Freud goes so far as to explain away love as an “aim inhibited”<br />

method designed to curb the more primitive sexual drive and aggression. As for the<br />

Golden Rule that one should “love one’s neighbor as oneself,” Freud is dismissive, saying<br />

“nothing else runs so strongly counter to the original nature of man.”6<br />

Society, in Freud’s schema, is merely an expedient compromise man has begrudgingly<br />

accepted, in which he has “exchanged a portion of his possibilities of happiness for<br />

a portion of security.”7<br />

lf man’s nature is to destroy and kill one another, as Freud suggests, then how do<br />

we account for the fact that life itself appears to seek more order, complexity, and<br />

integration? Freud, like many of his contempo raries, was forced to wrestle with the<br />

new scientific field of thermo dynamics and the laws of conservation of energy, which<br />

observe that biological organisms and living communities are caught in a relentless<br />

struggle to create greater order and complexity against the inevitable pull of entropy,<br />

equilibrium, and death. lf the drive to destruction and death were all that man was<br />

about at his biological core, then it would appear that human nature was at odds with<br />

both Darwin’s theory of biological evolution and the newly emerging laws of thermodynamics.<br />

Freud found his way out of the dilemma by positing what he called the “death


8 Ibid., pp. 65–66.<br />

9 Ibid., p. 66.<br />

10 Ibid.<br />

11 Róheim quoted in Ian D. Suttie,<br />

The Origins of Love and Hate<br />

(New York: Julian Press, 1952),<br />

p. 227.<br />

12 Suttie, The Origins of Love<br />

and Hate, pp. 227–228.<br />

13 Ibid., p. 231.<br />

14 Freud, Civilization and Its<br />

Discontents, 2nd ed. Introduction<br />

by Peter Gay. James Strachey,<br />

trans. (New York: W.W. Norton,<br />

1989), p. 11.<br />

instinct.” It was to become the centerpiece of his view of human nature. Freud says<br />

that the notion of the death instinct came to him when he wrote Beyond the Pleasure<br />

Principle in 1920,<br />

Starting from speculations on the beginning of life and from biological parallels,<br />

I drew the conclusion that, besides the instinct to preserve living substance and<br />

to join into ever larger units, there must exist another, contrary instinct seeking<br />

to dissolve those units and to bring them back to their primeval, inorganic state.<br />

That is to say, as well as Eros there was an instinct of death. The phenomena of life<br />

could be explained from the concurrent or mutually opposing action of these two<br />

instincts.8<br />

Freud viewed the death instinct – the drive to aggressiveness and destruction –<br />

as a force that could be<br />

pressed into the service of Eros, in that the organism was destroying some other<br />

thing, whether animate or inanimate, instead of destroying its own self. Conversely,<br />

any restriction of this aggressiveness directed outwards would be bound to increase<br />

the self-destruction, which is in any case proceeding.9<br />

In the first instance, the death instinct manifests itself in the form of sadism and<br />

in the second instance, masochism, both of which are expressions of the instinctual<br />

sexual drive. That sexual drive seeks release in omnipotence and power over<br />

others in the case of sadism and in humiliation and self-destruction in the case of<br />

masochism.10<br />

Freud ultimately concluded that all of life was at the service of the death instinct.<br />

His deeply pessimistic view of human nature was embraced by many of the leading<br />

thinkers of the day. Freudian psy choanalyst Géza Róheim referred to the death instinct<br />

as the “pillar of metapsychology.”11 Not everyone, however, was won over to Freud’s<br />

dark assessment of the human spirit. lan D. Suttie was one of a number of psychologists<br />

who broke away from Freud’s analysis in the 1920s and 1930s, referring to<br />

his theory as<br />

the supreme expression of hatred, elevating this, as it does, to the status of a primal,<br />

independent purpose in life – a separate appetite which like hunger requires no<br />

external provocation and is an end-in-itself.12<br />

Every other human emotion, in Freud’s world, is but a residual repression of the sexual<br />

drive and the death instinct. Even love and tenderness are viewed as repressed or<br />

weakened expressions of the erotic impulse.13 Civilization has only one purpose: to<br />

become the means by which human beings satisfy their libidinal needs by pursuing<br />

mastery over others and advancing their material self-interest.<br />

Strangely absent from Freud’s analysis is any deep consideration of motherly love, a<br />

powerful and undeniable force found among ani mals that nurse their young. Herein lies<br />

a clue to Freud’s own per sonal psychology and even pathology. In Civilization and Its<br />

Discontents, Freud makes a revealing admission that speaks volumes. Regarding the<br />

infant’s feeling of oneness with the mother, Freud writes, “I can not discover this oceanic<br />

feeling in myself.”14 While he acknowledges that others might have such a feeling, it<br />

eludes him. Freud regards the infant, as the later adult he will become, as libido driven<br />

from the outset. The mother is not an object of love and affection but, rather, an object<br />

of sexual and material utility, whose sole purpose is to ful fill the infant’s internal drive<br />

for sexual satisfaction and pleasure. Attachment, love, affection, and companionship


222 — 223<br />

Jeremy Rifkin<br />

15 Freud quoted in Suttie,<br />

The Origins of Love and Hate,<br />

p. 236, (Suttie’s emphasis).<br />

16 Suttie, The Origins of Love and<br />

Hate, p. 236, (Suttie’s emphasis).<br />

17 Freud, Civilization and Its<br />

Discontents, p. 19.<br />

18 Ashley Montagu, introduction<br />

to Suttie, The Origins of Love<br />

and Hate, p. i.<br />

are illusions. The entire parenting relationship, from beginning to end, is utilitarian and<br />

designed to optimize the child’s pleasure. Freud writes that “[i]f the nurseling longs to<br />

behold the mother, it is only because it knows from experience that she satisfies all its<br />

requirements without delay.”15 As Suttie points out:<br />

This dictum definitely denies the possibility of the inheritance of a craving for companionship<br />

apart from that affording satisfaction to the bodily appetites. According<br />

to Freud then the infant learns to value the mother as a utility to itself.16<br />

Freud raises the interesting question as to whether the oceanic feel ing of oneness<br />

so often talked about in infancy might play itself out later in life in terms of the need<br />

for religion and attachment to God but dismisses it as unlikely, at least in regard to<br />

a substitute for a mother’s care. Far more likely, says Freud, is that the source of the<br />

religious impulse is found in “the child’s feeling of helplessness and the longing it<br />

evokes for a father.” Here’s where Freud reveals his own emotional blind spot and that<br />

of the age in which he grew up.<br />

I could not point to any need in childhood as strong as the need for a father’s protection.<br />

Thus the part played by the “oceanic” feeling, which I suppose seeks to reinstate<br />

limitless narcissism … cannot possibly take the first place. The derivation of the<br />

religious attitude can be followed back in clear outline as far as the child’s feeling<br />

of helplessness …. There may be something else behind this, but for the present it is<br />

wrapped in obscurity.17<br />

The religious impulse then, for Freud, is utterly utilitarian and directed to a father<br />

figure, who can guarantee a sense of security. Mater nal love and care and the sense<br />

of mutual affection and companionship are figments of the imagination masking<br />

a deeper, narcissistic drive.<br />

Nearly a quarter of a century after Freud laid out his thesis, the dis tinguished<br />

twentieth-century anthropologist Ashley Montagu would write that the psychological<br />

foundation of Freud’s belief was deeply mired in a masculine mystique in which<br />

the feminine plays only a mar ginal role, if at all. Freud’s psychoanalysis, wrote<br />

Montagu,<br />

is a patriarchal psychology – the nature of women seems utterly to have escaped<br />

Freud, and he virtually confessed as much, and for this reason … he never quite<br />

grasped the the meaning of the relationship between mother and child or the<br />

meaning of love.18<br />

Freud was the last of the old guard. A master storyteller, he gave a brilliant secular<br />

defense of the ancient patriarchal narrative, whose roots lay in the great hydraulic<br />

civilizations of the Near and Far East, and that flowered with the Abrahamic religions<br />

and Confucianism. In a grand last stand, Freud brought the full force of the newly<br />

discovered unconscious to bear, arguing that male dominance is the natural order of<br />

things. The story of the Oedipus complex was an imaginative bit of theater designed<br />

to lock in the male protagonist as the central figure in human history. As to the role<br />

of the female, Freud was, by his own admission, perplexed about what endowed her<br />

character, aside from bearing children and nursing them with her milk. Whatever other<br />

mental and emotional makeup she might possess and express, Freud reasoned, was<br />

forever a pale shadow of the male. It’s no wonder, then, that Freud explained away the<br />

female psyche, arguing that the sum total of her behavior is ultimately a reflection of<br />

“penis envy,” which she brings with her from the womb.


But even Freud’s spirited and ingenious defense of male dominance couldn’t hold the<br />

line against the forces of history that were begin ning to chip away at the patriarchal<br />

foundation of civilization that had stood the test of time for more than five thousand<br />

years. The new communications/energy complexes of the First and Second Industrial<br />

Revolutions broke down the patriarchal walls, freeing women from centuries of slavery,<br />

serfdom, and servanthood. Print, especially the romance novel, allowed women to<br />

put a mirror to their relationships and to themselves and begin the arduous journey<br />

of discovering their selfhood. At the same time, the telephone provided a new source<br />

of communication that allowed millions of women to escape the confines of their<br />

hornes and begin to share their lives with one another across electrical wires, creating<br />

a powerful new networking tool for exploring their mutual gender interests. (When<br />

we think of the early telephone, the picture that comes to mind is women conversing<br />

with one another on party lines.) While the novel provided a tool for self-reflection, the<br />

telephone provided a tool for gossip and helped create a sense of gender solidarity.<br />

Both forms of communications would play a role in liberating women from the watchful<br />

eye of men, allowing them to find their identity and their voice. Before mass literacy<br />

and print and the telephone, women’s ability to think on their own and join in solidarity<br />

beyond the nar row range of sequestered conversation among female members<br />

of an extended family was limited. The overwhelming male presence ensured their<br />

docility. The print and electrical communications revolutions gave women the tools<br />

they needed to extend their minds and their hori zons and find their womanhood. The<br />

cinema, radio, and TV gave women additional communications outlets to explore and<br />

expand their identities.<br />

Public schooling and mass literacy began to put women on an even communications<br />

playing field with men. The introduction of the auto mobile, the electrification of<br />

homes and the advent of mass-produced home appliances and other household goods<br />

freed women, at least par tially, from the backbreaking tasks of providing all of the<br />

necessities of life for kin. Steam power and later electricity also shifted manufactur ing,<br />

logistics, and services from physical to mental and emotional labor, allowing women<br />

to take their place in the factories and front offices of modern commerce. While their<br />

talents and skills were less fully employed than men’s and they were paid only a<br />

fraction of the com pensation, the emergence of the semi-independent female wage<br />

earner cannot be exaggerated in the historical shift in gender relations.<br />

Freud wrote his stories during the very decades that Europe and America and other<br />

enclaves of the world were transitioning from a First to a Second industrial revolution.<br />

His most eloquent tracts were written in the 1920s, when the factories were shift-<br />

ing over from steam power to electrification, women were taking the wheel in Henry<br />

Ford’s Model T car, and female liberation was becoming all the rage. The writer<br />

F. Scott Fitzgerald branded the new women the flappers and their image of defiance<br />

of male domination became the signature for what would be called the Roaring<br />

Twenties.<br />

What babies really want<br />

All of this was not lost on a younger generation of psychologists who began to<br />

question the central tenets of Freud’s vision of human nature. Fittingly, the first<br />

psychologist of standing to challenge Freud’s thesis, though quite unintentionally,<br />

was a woman, Melanie Klein. Her theory of “object relations” opened the door a<br />

crack, but it was just enough allow others to crash through the Freudian fortress<br />

and herald to the world a new story about the nature of human nature – one more<br />

com patible with the new technological, commercial, and social forces that were<br />

reshaping civilization.


224 — 225<br />

Jeremy Rifkin<br />

19 Sigmund Freud, Three Essays<br />

on the Theory of Sexuality, James<br />

Strachey, trans. and ed. (New York:<br />

Basic Books, 2000), pp. 1–2.<br />

20 Ibid., p. 83.<br />

21 G. Gerson, “Object Relations<br />

Psychoanalysis as Political Theory,”<br />

Political Psychology, Vol. 25,<br />

No. 5, 2004, p. 773.<br />

22 P. Buckley, “Instincts Versus<br />

Relationships: The Emergence<br />

of Two Opposing Theories,” in<br />

Peter Buckley, ed. Essential Papers<br />

on Object Relations (New York:<br />

New York University Press, 1986),<br />

p. 2.<br />

23 W.R.D. Fairburn, Psychoanalytic<br />

Studies of the Personality (Hove,<br />

U.K.: Brunner-Routledge, 2003<br />

(1952)), p. 33.<br />

Klein restored the mother to a primary role in the human story, although again, it<br />

should be emphasized that she had no thought of doing so, and she regarded herself<br />

as a staunch disciple of Freud to the end of her life.<br />

Freud was the first to use the term “object” in his discussion of the sexualization of<br />

relationships. In his 1905 work titled Three Essays on the Theory of Sexuality, Freud<br />

categorized “the person from whom sexual attraction proceeds the sexual object<br />

and the act towards which the instinct tends the sexual aim.”19 Each individual,<br />

according to Freud, is aggres sively moving from one object to another in search<br />

of satisfying his or her sexual desire, with the goal of “temporary extinction of the<br />

libido.”20<br />

Klein, who is credited with pioneering the British school of object relations, stayed<br />

true to Freud’s script, with a single exception. While she agreed with Freud that both<br />

libido and aggression are the primary drives, she put more emphasis on the latter.<br />

The aggression is first directed at the mother’s breast. The infant splits the primary<br />

object, the breast, into the good breast that satisfies his libidinal drive and the bad<br />

breast that frustrates and persecutes him, denying him satisfaction.<br />

Klein departs from Freud in still another important respect, arguing that the ego is<br />

at play in a primitive form from birth, allowing the infant the ability to create internalized<br />

object relations. By asserting that some form of consciousness is present<br />

from early infancy, Klein inferred that the baby’s first internalized object is the mother,<br />

not the father.<br />

In the early stages of infancy, then, the baby’s natural aggression is directed toward<br />

the mother, not the father. But because the breast is split into a good breast and a bad<br />

breast, the infant comes to have ambiguous feelings toward the object. As the infant<br />

matures and begins to recognize the mother as more than breasts and as a caring being,<br />

the ambivalence leads to the fear that his aggression could harm the good object,<br />

and he begins to feel a sense of remorse and guilt and the desire to make reparation,<br />

lest he destroy the relationship he depends on to satisfy his libido.<br />

Although Klein continued to believe that an infant’s primary drive is libidinal and<br />

aggressive, she opened up the possibility, at least, that human relationships could<br />

be tempered by sociability.21 Yet because she believed, like Freud, that the destructive<br />

urge and the death instinct were wired into the human psyche, she was unable<br />

to turn the corner and believe that sociability was a primary drive and not just a<br />

compen satory one.22<br />

Others, however, took advantage of the small bit of hope Klein introduced and<br />

mounted an all-out assault on the Freudian premise that the baby is born to expropriate<br />

and destroy in the pursuit of libido. Unlike Klein, who believed that sociability<br />

was a secondary response to a more primary aggressive drive, psychologists like<br />

William Fair bairn, Heinz Kohut, Donald Winnicott, and lan Suttie suggested that<br />

sociability is the primary drive and that a preoccupation with libido, aggression, and<br />

destruction is a compensatory response to the thwart ing of that most basic of all<br />

human needs. For those psychologists, relationships with objects are not driven by<br />

expediency and the need to satisfy libido but, rather, by the need for human connection,<br />

love, affection, and companionship.<br />

Fairbairn launched the rebellion with a simple question: “Why does a baby suck his<br />

thumb?” Fairbairn suggested that “[u]pon the answer to this simple question depends<br />

the whole validity of the conception of erotogenic zones and the form of libido theory<br />

based upon it.”23<br />

Freud would have us believe that the baby sucks its thumb “because his mouth is<br />

an erotogenic zone and sucking provides him with erotic pleasure.” While it might<br />

at first glance seem convincing, Fairbairn asks a second question: “Why his thumb?”<br />

Fairbairn says that “the answer to this question is – ‘Because there is no breast to


24 Ibid.<br />

25 Ibid., p. 34.<br />

26 Ibid., pp. 39–40.<br />

27 Ibid., p. 39.<br />

28 Ibid., p. 60.<br />

suck.’” Fairbairn posits that thumb sucking “represents a technique for dealing with<br />

an satisfactory object-relationship …. ”24 In other words, the infant is providing a<br />

substitute object-relationship to satisfy himself because he is being denied what he<br />

really desires, which is a relationship with the mother’s breast and the mother herself.<br />

Here Fairbairn parts company with Freud and Klein, creating a schism in psychoanalytical<br />

theory. He writes:<br />

It must always be borne in mind, however, that it is not the libidinal attitude which<br />

determines the object-relationship, but the object-relationship which determines<br />

the libidinal attitude.25<br />

All of the forms of infantile sexuality that Freud was so obsessed with, says Fairbairn,<br />

are compensatory actions to alleviate the infant’s anxiety over what he really desires<br />

but is partially or mostly denied. And what does every child desire above all else and<br />

fear he may be denied? Fairbairn is unequivocal on this matter.<br />

Frustration of his desire to be loved as a person and to have his love accepted is<br />

the greatest trauma that a child can experience; and it is this trauma above all that<br />

creates fixations in the various forms of infantile sexuality to which a child is driven<br />

to resort in an attempt to compensate by substitutive satisfactions for the failure<br />

of his emotional relationships with his outer objects.26<br />

When a child feels he is not loved as a person or that his love is not accepted,<br />

his maturation stalls, and he begins to develop aberrant relationships and express<br />

pathological symptoms, including aggression, obsession, paranoia, and hysterical<br />

and phobic behavior.27 All of these behaviors stem from a deep feeling of isolation<br />

and abandonment.<br />

Fairbairn reaches the inescapable conclusion that Freud’s view of human nature was<br />

dead wrong in two essential respects – the primary importance of the libidinal drive<br />

and gratification.<br />

Amongst the conclusions formulated … are the following: (1) that libidinal “aims”<br />

are of secondary importance in comparison with object relationships, and (2) that<br />

a relationship with the object, and not gratification of impulse, is the ultimate<br />

aim of libidinal striving.28<br />

The implications of these two observations are enormous, as they challenge the<br />

very bedrock assumptions of Freud’s story about the nature of human nature. Freud,<br />

recall, believed that the libido is an intrinsic and primary force. The infant seeks<br />

unlimited pleasure in var ious eroticized forms from the very start of life – the pleasure<br />

principle. Even before there is an ego there is an id, a primal force in search of libidinal<br />

satisfaction. But, eventually, the pleasure principle must be reined in by society if<br />

orderly social intercourse is to take place. There fore, the “reality principle” is superimposed<br />

by society in the form of parental restraints, beginning with toilet training<br />

and other condition ing agents. These restraints help form the ego, which is little<br />

more than a mechanism to repress libidinal drives and control the id in the name of<br />

socialization.<br />

Fairbairn turns Freud’s thesis on its heels, arguing that the ego struc ture begins<br />

to develop at birth and that impulses are means by which the ego seeks relationships<br />

with others. In other words, the reality prin ciple exists from the get-go. Every<br />

infant seeks the other and is forming strands, if not bonds, of socialization from birth.<br />

Fairbairn makes the point that “[u]ltimately ‘impulses’ must be simply regarded as


226 — 227<br />

Jeremy Rifkin<br />

29 Ibid., p. 88.<br />

30 Ibid., p. 89.<br />

31 Heinz Kohut, The Restoration<br />

of the Self (New York: International<br />

University Press, 1977),<br />

p. 116.<br />

32 Arne Johan Vetlesen, Perception,<br />

Empathy and Judgment:<br />

An Inquiry into the Preconditions<br />

of Moral Performance (University<br />

Park, PA: Pennsylvania State<br />

University Press,1994), p. 262.<br />

33 Kohut, The Restoration<br />

of the Self, p. 123.<br />

34 Ibid., p. 122.<br />

35 Heinz Kohut, Self Psychology<br />

and the <strong>Human</strong>ities: Reflections<br />

on a New Psychoanalytical<br />

Approach, Charles B. Strozier, ed.<br />

(New York: W. W. Norton, 1985),<br />

p. 166.<br />

consti tuting the forms of activity in which the life of the ego structures con sists,”<br />

and that activity is directed toward creating relationships.29<br />

The reality principle, in Fairbairn’s schema, is primary. The infant is continuously<br />

engaged in making connections with the other – to the end of affecting relationships.<br />

This is what the reality principle is all about. To the extent that the primary aim of<br />

sociability is thwarted and the ego is not allowed to mature properly, the pleasure<br />

principle becomes a poor substitute. Fairbairn is unsparing in his critique of Freud’s<br />

central thesis. He explains his differences with Freud this way:<br />

In accordance with this point of view, the pleasure principle will cease to be regarded<br />

as the primary principle of behaviour and will come to be regarded as a subsidiary<br />

principle of behavior involving an impoverishment of object-relationships and coming<br />

into operation in proportion as the reality principle fails to operate, whether this<br />

be on account of the immaturity of the ego structure or on account of a failure of<br />

development on its part.30<br />

Others joined Fairbairn in criticizing Freud’s thesis and rounding out a counter-theory<br />

of human nature centered on the importance of social relationships to the development<br />

of the psyche and selfhood. Heinz Kohut agreed with Fairbairn that the destructive<br />

drive is not intrinsic to man’s makeup but, rather, an expression of the failure to<br />

build trusting relationships. He added, however, an important caveat to Fairbairn’s<br />

analysis, the important role that empathy plays in the devel opment of a mature self<br />

and the dire consequences to the formation of the ego if it is absent.<br />

In The Restoration of the Self, Kohut argues, like Fairbairn, that the destructive drive –<br />

whether aimed at others or oneself – occurs when the infant experiences repeated<br />

failures in connecting emotionally with a self object. He writes:<br />

Man’s destructiveness … arises originally as the result of the failure of the self-<br />

object environment to meet the child’s need for optimal – not maximal, it should<br />

be stressed – empathic responses. Aggression … as a psychological phenomenon,<br />

is not elemental.31<br />

Although Kohut acknowledges that infants are born with a drive to be assertive, he<br />

distinguishes that from overt aggression, rage, and destructiveness. The former is<br />

instrumental to ego formation and the development of a mature self, while the latter<br />

represents a failure of the self-object relationship to blossom because of an empathic<br />

deficit on the part of the parent or parents.32<br />

Kohut’s own clinical observations of patients over the years convinced him that it<br />

is not the drives themselves but “the threat to the organi zation of the self” that<br />

is so critical to development.33 If the empathic response of the parents is weak or<br />

non existent, the child’s development is arrested. It’s in these circumstances that<br />

the drives “become powerful constellations in their own right” and destructive rage<br />

sets in.34<br />

Kohut takes a swipe at Freud’s preoccupation with the sexual anat omy, saying that<br />

“a child is much more significantly influenced by the empathic attitude of the grownups<br />

around him or her than by the giv ens of organic equipment.” When a small boy “discovers<br />

that his penis is very small as compared with the penis of a grown man,” it is of<br />

little importance and hardly relevant to the adult he will become. But the importance<br />

of having admiring and empathic parents is critical to the kind of person he eventually<br />

will be. Kohut concludes that “the importance of the matrix of empathy in which we<br />

grow up cannot be overestimated.”35


36 Ibid., p. 167.<br />

37 D.W. Winnicott, <strong>Human</strong> Nature<br />

(Philadelphia: Brunner/Mazel,<br />

1988), p. 131.<br />

38 D.W. Winnicott, Through<br />

Paediatrics to Psychoanalysis<br />

(London: Karnac, 1984), p. 99.<br />

39 Winnicott, <strong>Human</strong> Nature,<br />

p. 103.<br />

40 Ibid., p. 102.<br />

Kohut makes a final observation that is worth noting. He found that it makes little<br />

difference who the early parental provider is, as long as she or he provides the<br />

appropriate empathic response for the child’s development. He referenced an example,<br />

reported by Anna Freud and Sophie Dann, to emphasize the point that a biological<br />

mother is not essential to providing the necessary empathic environment to nourish<br />

the child’s developmental process. Freud and Dann related the story of six children<br />

who had survived a German concentration camp in World War II. Over the course of<br />

their three years of imprisonment, they were taken care of by an ever-changing set<br />

of mothers. As each set of mother surrogates was exterminated, others took their<br />

place, until their own deaths. Although the children were justifiably disturbed by the<br />

experience, they had a reasonably cohesive self, which can only be attributed to the<br />

empathic regard and affection they were given by the many women who took care<br />

of them.36<br />

While Fairbairn and Kohut mounted a full frontal assault on Freud’s theory of human<br />

nature, another of their contemporaries, Donald Winnicott, a pediatrician by background,<br />

launched a more subtle but no less effective attack based on his decades<br />

of work with infants. Winnicott challenged the very notion of the self-absorbed little<br />

individual who views the world as so much bounty to feed its insatiable appetites.<br />

Winnicott argued that the idea of an individual baby, per se, is a mis nomer. Babies<br />

don’t exist on their own. They don’t even have a coher ent sense of self. “At this very<br />

early stage,” says Winnicott, “it is not logical to think in terms of an individual …<br />

because there is not yet an individual self there.”37 Although considered counter<br />

intuitive at the time – but rather obvious with hindsight – Winnicott was making an<br />

insightful point; that while a baby is formed in the womb, an individual is formed<br />

in a relationship.<br />

If you show me a baby you certainly show me also someone caring for a baby, or at<br />

least a pram with someone’s eyes and ears glued to it. One sees a “nursing couple.”38<br />

What Winnicott is saying is that a relationship precedes an indi vidual, not the other<br />

way around. In other words, individuals don’t create society. Rather, society creates<br />

individuals. This simple observa tion challenged the very core of modernity, with its<br />

emphasis on the self-contained, autonomous individual exerting its will on the world.<br />

Winnicott drove his thesis home with a telling account of a baby’s first glimmer of<br />

self-consciousness. He asks us to consider the overriding importance of the baby’s<br />

first act … finding his mother’s nipple. From his years of pediatric experience, Winnicott<br />

observed that the way the baby is introduced to his mother’s nipple sets the course<br />

for the child’s future development as an individual being. Because this initial act is<br />

also the baby’s very first initiation into a relationship with another being, the way the<br />

relationship is entered into is determinative of the kind of expec tations – or lack of<br />

expectations – a child develops regarding others.<br />

In the very first feed, says Winnicott, the mother must allow the baby to find the<br />

nipple, making the experience a playful present and, more important, giving the<br />

baby the sense – although dimly perceived – that he has created the nipple and, by<br />

doing so is “creating the world.”39 What is going on here, observes Winnicott, is that<br />

“[t]he mother is waiting to be discovered.”40 This marks the beginning of the baby’s<br />

first relationship and guides his development to selfhood. It is through this creative<br />

act that the sense of “I” and “thou” later develops. Win nicott sums up the importance<br />

of the first feed.<br />

Memories are built up from innumerable sense-impressions associated with the<br />

activity of feeding and of finding the object. In the course of time there comes a


228 — 229<br />

Jeremy Rifkin<br />

41 Ibid., p. 106.<br />

42 Ibid., p. 108.<br />

43 Ibid., p. 104.<br />

44 Suttie, The Origins of Love and<br />

Hate, p. 4, (Suttie’s emphasis).<br />

45 Ibid., p. 6.<br />

state in which the infant feels confident that the object of desire can be found, and<br />

this means that the infant gradually tolerates the absence of the object. Thus starts<br />

the infant’s concept of external reality …. Through the magic of desire one can say<br />

that the baby has the illusion of magical creative power, and omnipotence is a fact<br />

through the sensitive adaptation of the mother. The basis for the infant’s gradual<br />

recognition of a lack of magical control over external reality lies in the initial omnipotence<br />

that is made a fact by the mother’s adaptive technique.41<br />

If the mother, for example, does not allow the child to playfully discover and magically<br />

create the nipple but, rather, places the baby’s mouth onto her breast, the child<br />

is denied the opportunity of building up the sensory memories that will allow him<br />

to eventually perceive himself as a separate individual who acts on and with separate<br />

others. By the way the mother enters into this first relationship with the baby, then,<br />

she is helping him become an individual being. From the very beginning, the relationship<br />

creates the individual.<br />

The failure to allow the infant to “contribute” thwarts the relationship – it takes two<br />

to tango – and arrests his development of selfhood. Winnicott cautions that<br />

[i]t is very easy to be deceived and to see a baby responding to skillful feeding,<br />

and to fail to notice that this infant who takes in an entirely passive way has never<br />

created the world, and has no capacity for external relationships, and has no future<br />

as an individual.42<br />

Winnicott concludes that<br />

[t]here is perhaps no one detail which the psychologist can teach which if accepted<br />

would have a more profound effect on the mental health of the individuals of the<br />

community than this matter of the need for the infant to be the creator of the nipple<br />

of the breast of the mother.43<br />

Fairbairn, Kohut, and Winnicott, each in their own fashion, chipped away at the<br />

assumptions of Freudian psychoanalysis, creating a counter -theory of human nature<br />

that emphasized the importance of social rela tionships over libidinal drives in the<br />

development of the individual psyche and selfhood. lan Suttie took the process one<br />

step further, pos iting an alternative explanation of the nature of human nature that,<br />

in every respect, is the mirror opposite of Freud’s views on the subject.<br />

Suttie recalls that his journey to an alternate view of human nature began when he<br />

saw the possibility that the biological need for nurture might be psychologically<br />

presented in the infant mind, not as a bundle of practical organic necessities<br />

and potential privations, but as a pleasure in responsive companionship and as<br />

a correlative discomfort in loneliness and isolation.44<br />

Suttie came to see “the innate need-for-companionship” as the infant’s primary means<br />

of assuring self-preservation and argued that it is the core of human nature.45<br />

Suttie, like Fairbairn, Kohut, and Winnicott, viewed Freud’s notion that libido governs<br />

human nature as unfounded, in both theory and practice. The idea that an unformed<br />

infant’s desires for his mother are all sexualized from the very outset of life and then<br />

spread to every other relationship an individual is engaged in later on in life seemed<br />

at odds with common sense and the emotional experience of the vast majority of<br />

people. Rather, Suttie opined that all of a person’s later interests – the way we play,<br />

cooperate, compete, and seek out cultural and politi cal interests, are a substitute for


46 Ibid., p. 16, (Suttie’s emphasis).<br />

47 Ibid., p. 18.<br />

48 Ibid., p. 22.<br />

49 Ibid., p. 49.<br />

50 Ibid., p. 50.<br />

51 Ibid., p. 53.<br />

the first relationship, the bond between infant and mother. Suttie says that “[b]y<br />

these substitutes we put the whole social environment in the place once occupied<br />

by mother.”46<br />

Suttie is at odds with Thomas Hobbes and the later Enlightenment thinkers, who<br />

argued that material self-interest is the guiding moti vation of human beings.<br />

Instead, Suttie argues, like Johan Huizinga and others, that play is the most important<br />

social activity because it is where we create companionship, engender trust, and<br />

exercise human imagination and individual creativity. Play is where we overcome our<br />

sense of existential loneliness and recapture the feeling of companion ship we first<br />

discovered with our primordial playmates, our mothers.47 Suttie bolsters his claim<br />

that companionship and play are essential to becoming a human being by pointing<br />

out that<br />

the period between infancy and adulthood … [is] … dominated by an almost<br />

insatiable social need, which uses the plastic energy of human interest for its<br />

satisfaction in play.48<br />

Unlike Freud, who viewed tenderness as a weak sublimation of sex ual arousal, Suttie<br />

saw it as a primary force that manifests itself from the very beginning of life. His<br />

notion of “tenderness” overlaps with Kohut’s ideas on the importance of the empathic<br />

bond in the creation of social relations.<br />

Suttie dismisses the idea that all human relations – even among infants – are driven<br />

by the quest to assert power over one another. While such behavior exists as some<br />

infants mature into childhood, it represents a secondary impulse arising from a deficit<br />

in tender reci procity in the very first social relationship with a mother. Suttie says<br />

that to believe that a very young infant is aware of a sense of gain or loss of power in<br />

his or her relationship with the mother before he has even developed a rudimentary<br />

consciousness of self is absurd. This is because<br />

[t]he primal state is not one of omnipotence, for omnipotence implies the consciousness<br />

of self as distinct from mother, which differentiation (as is known) cannot exist<br />

in early infancy. Prior to this differentiation of the self from the not self, as I have<br />

shown, there can be no question of power, nor a conflict of interest or wish nor any<br />

awareness of the distinction between gain or loss. The interactions between mother<br />

and infant are entirely pleasurable or unpleasurable and convey no sense of advantage<br />

or defeat to either side.49<br />

It is only when the mother refuses to give herself to the infant or rejects gestures of<br />

affection or gifts from the baby that “anxiety, hate, aggression (which Freud mistakes<br />

for a primary instinct), and the quest for power” begin to manifest themselves.50<br />

The infant begins life, then, according to Suttie, with an inchoate but nonetheless<br />

instinctual need to receive as weIl as give gifts, which is the basis of all affection.<br />

Reciprocity is the heart of sociality and what relationships are built on. If reciprocity is<br />

blocked, the development of selfhood and sociability is stunted and psychopathology<br />

emerges.51<br />

The most social animal<br />

While object relationship theorists like Fairbairn, Kohut, Winnicott, and Suttie were<br />

raising the hackles of traditional Freudian analysts with their belief that babies are<br />

prewired for companionship and sociability rather than driven by sexual libido, other<br />

researchers, often working independently of one another, were coming to the same


230 — 231<br />

Jeremy Rifkin<br />

52 David Levy, “Primary Affect<br />

Hunger,” American Journal of<br />

Psychiatry, 94, 1937, p. 644.<br />

53 L. Bender and H. Yarnell,<br />

“An Observation Nursery: A Study<br />

of 250 Children on the Psychiatric<br />

Division of Bellevue Hospital,”<br />

American Journal of Psychiatry, 97,<br />

1941, pp. 1, 169.<br />

54 Robert Karen, Becoming<br />

Attached: First Relationships and<br />

How They Shape Our Capacity to<br />

Love (New York: Oxford University<br />

Press), p. 19.<br />

conclusion. In a series of controlled studies of infants raised in orphanages and/or<br />

adopted out to foster parents, psychologists were reporting disturbing findings that<br />

bolstered the sociability thesis.<br />

Psychoanalyst David Levy was interested in infants raised by over protective mothers.<br />

He established a control group made up of chil dren who had never had maternal care<br />

as infants and who subsequently were unable to establish attachment bonds with<br />

adoptive parents. Most of these children had spent their early years in orphanages and<br />

later boarding homes before being placed with a family. His attention soon turned to<br />

the control group, however, as he began to notice a fright ening pattern. The children<br />

who lacked early bonding with a mother figure, although often affectionate on the surface,<br />

showed little or no real emotional warmth underneath. They were often sexually<br />

aggres sive and engaged in antisocial behavior, including consummate lying and stealing.<br />

Virtually all of them were unable to make meaningful friendships. Levy categorized<br />

those children as suffering from “primary affect hunger.” They were unable to express<br />

the full range of human feelings that grow out of a meaningful relationship with a<br />

mother fig ure. Levy asked the rather chilling question of whether it is possible “that<br />

there results a deficiency disease of the emotional life, compa rable to a deficiency of<br />

vital nutritional elements within the developing organism.”52<br />

Other researchers were noticing equally disquieting behavior among infants confined<br />

to orphanages and other public institutions. Loretta Bender, the head of the child<br />

psychiatry ward at Bellevue Hospital in New York City, observed that such children are<br />

eerily antihuman. She wrote:<br />

They have no play pattern … cannot enter into group play but abuse other children,<br />

and cling to adults and exhibit a temper tantrum when cooperation is expected.<br />

They are hyperkinetic and distractible; they are completely confused about human<br />

relationships, and … lose themselves in a destructive fantasy life directed both<br />

against the world and themselves.53<br />

Deprived of maternal care, these children developed psychopathic personalities.<br />

The lack of maternal care in these institutions was exacerbated by the hygienic<br />

standards imposed, ironically to safeguard the physical health of the children. Recall<br />

in Chapter 1 the mention of the almost obsessive preoccupation with maintaining<br />

a sterile living environ ment in orphanages and foundling hospitals so as not to spread<br />

disease. Toward this end, personnel were discouraged from ever touching babies<br />

or picking them up and cuddling them for fear of spreading germs and disease. Most<br />

infants were prop-fed so that the attendant would not need to come into physical<br />

contact at all with the infant. The infants languished. Shockingly, death rates in some<br />

of the orphanages ranged from 32 percent to 75 percent in the first two years of<br />

infancy. Although well fed and raised in clean environments, these children were dying<br />

in droves. The infants were often misdiagnosed as malnourished or were categorized<br />

as suffering from “hospitalism,” all of which masked the underlying problem.54 Denied<br />

affection and maternal companionship, the infants lost the will to live.<br />

Those governing protocols remained the norm for orphanages from before World War I<br />

to the 1930s, despite the mounting evidence that something was very wrong in the<br />

management of those institutions. It wasn’t until 1931, when a pediatrician, Harry<br />

Bakwin, became head of the pediatric unit at Bellevue Hospital, that conditions on the<br />

infant wards began to change. Bakwin published a paper, titled “Loneliness in Infants,”<br />

in which he connected the dots between infant death and emotional starvation. In a<br />

particularly telling and sad passage of the paper, he observed that the obsession with<br />

isolating infants had reached tragic proportions in the hospital. He noted that the<br />

management had gone so far as to devise


55 Harry Bakwin, “Loneliness<br />

in Infants,” American Journal of<br />

Diseases of Children 63, 1941,<br />

p. 31.<br />

56 Karen, Becoming Attached,<br />

p. 20.<br />

57 Ibid., pp. 20–21.<br />

58 Ibid., p. 21.<br />

59 Ibid., p. 24.<br />

a box equipped with inlet and outlet valves and sleeve arrangements for the<br />

attendants. The infant is placed in this box and can be taken care of almost<br />

untouched by human hands.55<br />

Bakwin ordered new signs be put up across the pediatric unit that read: “Do not<br />

enter this nursery without picking up a baby.”56 Infec tion rates declined, and infants<br />

began to thrive.<br />

At the same time, other researchers were finding a correlation between intelligence<br />

and language skills and emotional deprivation. Children raised in orphanages<br />

often tested with low and even retarded IQs, while those in foster care tested<br />

normally.57 Those studies flew in the face of the orthodox thinking of the time that<br />

IQ was inherited.<br />

In a landmark study conducted by Harold Skeels of the lowa Child Research Welfare<br />

Station, thirteen children from orphanages, all below two-and-a-half years of age, were<br />

each placed in the care of a feeble minded older girl in a public institution. During a<br />

nineteen-month period, the average IQ of the infants under the care of the older girls<br />

shot up from 64 to 92, demonstrating that emotional bonds play a far more crucial<br />

role in the development of human intelligence than previ ously suspected.58 The longheld<br />

conventional wisdom that individual human intelligence is preordained by one’s<br />

biology no longer seemed convincing. Was it possible that a child’s mental intelligence<br />

flowed from the innate emotional need for affection and companionship?<br />

The mounting number of studies on infant care and lack thereof in the 1930s and<br />

1940s began to slowly shift opinions within the psychiat ric profession regarding<br />

the nature of human nature. But it was the vis ceral, emotional impact of a single film<br />

that shook the very foundations of the field and changed forever the ideas about<br />

proper professional care of children, and parenting as weIl.<br />

In 1947, a short amateur film was shown to a small group of physi cians and psychoanalysts<br />

at the New York Academy of Medicine. The film, made by René Spitz,<br />

a psychoanalyst, was entitled Grief: A Peril in Infancy. It was a silent film, shot in black<br />

and white, showing a number of infants who had been previously attended by mothers,<br />

but forced by various circumstances to be placed in a foundling home, where there<br />

was only a single nurse and five assistant nurses for forty-five babies.<br />

The first little baby is shown just after her mother had dropped her off for a threemonth<br />

stay. The baby is smiling, giggling, and playing with an adult supervisor. Seven<br />

days later, the same child has turned into another person. She looks forlorn and is<br />

unresponsive. She sobs uncon trollably, sometimes kicking the adult supervisor. Her<br />

expression is one of utter terror. The film scans other babies who appear dazed,<br />

depressed, and lifeless. Many of the babies are emaciated and exhibit stereotypical<br />

behaviors, including gnawing at their hands. A number of the babies cannot even sit<br />

or stand. They remain expressionless and motionless, devoid of spirit. They are empty<br />

shells. A title card appears on the screen saying, “The cure: Give mother back to baby.”59<br />

The impact of the film on the psychologists, doctors, and nurses was overwhelming.<br />

Some openly wept. In the coming years, thousands of professional psychologists,<br />

psychiatrists, social workers, doctors, and nurses would view the film. Many more<br />

read Spitz’s book on the sub ject, The First Year of Life. It transformed the debate over<br />

infant care, but it would be two more decades before a solid majority of the pediatric<br />

profession would embrace the underlying findings and the implications that flowed<br />

from the Spitz film.<br />

The man most responsible for advancing a coherent theory to explain what Spitz and<br />

the other researchers were chronicling was an English psychiatrist, John Bowlby.<br />

His Attachment Theory was articulated in a series of three scientific papers delivered<br />

at the British Psychoanalytic Society in London between 1958 and 1960. The first


232 — 233<br />

Jeremy Rifkin<br />

60 John Bowlby, foreword to<br />

M.D.S. Ainsworth, Infancy in<br />

Uganda: Infant Care and the<br />

Growth of Love (Baltimore: John<br />

Hopkins University Press, 1967),<br />

p. V.<br />

61 John Bowlby, The Making and<br />

Breaking of Affectional Bonds<br />

(London: Tavistock Publications,<br />

1979), p. 128.<br />

62 Ibid.<br />

63 Karen, Becoming Attached,<br />

interview with Bowlby, January<br />

14–15, 1989, p. 90.<br />

64 Bowlby, The Making and<br />

Breaking of Affectional Bonds,<br />

pp. 128–129.<br />

65 Ibid., p. 131.<br />

paper, titled “The Nature of the Child’s Tie to His Mother,” rattled the psychoanalytic<br />

community and eventually helped lay to rest Freud’s view of human nature.<br />

Building on object relations theory, and especially the pioneering insights of Fairbairn,<br />

Bowlby argued that a child’s first relationship with a mother shapes the individual’s<br />

emotional and mental life for a lifetime. Like Fairbairn, Bowlby believed that a child’s<br />

primary drive is to seek relationships with others. He wrote:<br />

When a baby is born he cannot tell one person from another and indeed can hardly<br />

tell person from thing. Yet, by his first birthday he is likely to have become a connoisseur<br />

of people. Not only does he come quickly to distinguish familiars from strangers<br />

but amongst his familiars he chooses one or more favorites. They are greeted with<br />

delight; they are followed when they depart; and they are sought when absent. Their<br />

loss causes anxiety and distress; their recovery, relief and a sense of security. On this<br />

foundation, it seems, the rest of his emotional life is built – without this foundation<br />

there is risk for his future happiness and health.60<br />

Like other object relations theorists, Bowlby disagreed with the still-dominant Freudian<br />

theory that the craving for food is the pri mary human motivation and that personal<br />

relationships are mainly sec ondary and sought after to satiate libidinal drives.61 But<br />

Bowlby went a giant step beyond his colleagues by grounding object relations in<br />

evolutionary biology, giving it the necessary scientific gravitas to chal lenge and overturn<br />

the Freudian orthodoxy.<br />

Bowlby’s theory was greatly influenced by the work of the Austrian ethologist Konrad<br />

Lorenz. Back in 1935, Lorenz published an impor tant work on imprinting in birds. His<br />

observations became the founda tion for Bowlby’s own theory on human attachment.<br />

In an article titled “The Companion in the Bird’s World,” Lorenz reported that in some<br />

species of bird, like ducks and geese, the ducklings and goslings bond quickly to the<br />

first adult with whom they come in contact. Bowlby was impressed that<br />

[a]t least in some species of bird, [Lorenz] had found, strong bonds to a mother figure<br />

develop during the early days of life without any reference to food and simply through<br />

the young being exposed to and becoming familiar with the figure in question.62<br />

Bowlby had hit upon a body of work coming from the field of ethology that validated<br />

his own observations of how human infants develop. He would later recount his<br />

epiphany:<br />

I mean talk about eureka. They were brilliant, first-class scientists, brilliant observers,<br />

and studying family relationships in other species – relationships which were<br />

o bviously analogous with that of human beings – and doing it so frightfully weIl.<br />

We were fumbling around in the dark; they were already in brilliant sunshine.63<br />

In his 1979 book, The Making and Breaking of Affectional Bonds, Bowlby would<br />

acknowledge the great debt he owed to Lorenz and his fellow ethologists. He wrote:<br />

I outlined a theory of attachment in a paper published in 1958 … [a]rguing that<br />

the empirical data on the development of a human child’s tie to his mother can be<br />

understood better in terms of a model derived from ethology …. 64<br />

Bowlby observed that attachment behavior exists in almost all species of mammals.<br />

An immature animal will bond to a mature adult, almost always a mother, generally for<br />

protection, and such behavior is different from feeding and sexual behavior.65


66 Ibid., p. 133.<br />

67 Ibid., p. 136.<br />

68 Ibid.<br />

While all of this appears incontrovertible, Bowlby took the ethologists’ insights a step<br />

further, noting that among mammals, attachment behavior is only part of the unfolding<br />

relationship with the mother. A seemingly antithetical behavior is also at work. He<br />

noted that in mammals, “exploratory activity is of great importance in its own right,<br />

enabling a person or an animal to build up a coherent picture of environmental features<br />

which may at any time become of importance for survival.” Bowlby points out that<br />

[c]hildren and other young creatures are notoriously curious and inquiring, which<br />

commonly leads them to move away from their attachment figure. In this sense<br />

exploratory behaviour is antithetical to attachment behaviour. In healthy individuals<br />

the two kinds of behaviour normally alternate.66<br />

The critical question is what connects the two forms of behavior that are so widely<br />

observed among mothers and their infants in the animal world? It is here that Bowlby<br />

found the dialectic relations that exists between attachment and independence<br />

that would shape his own theory about human nature. The just good enough parent,<br />

says Bowlby, provides a child “with a secure base” and “encourage(s] to explore<br />

from it.”67<br />

Unless a parent provides a baby with a secure sense of protection, care, and affection,<br />

he or she will not be able to develop to the point of engaging the world and becoming<br />

an independent being. Yet, at the same time, a parent needs to encourage the baby’s<br />

innate desire to explore and engage the world that surrounds. It is the success or<br />

failure of this delicate process that determines the future emotional life and sociability<br />

of every child. Bowlby concludes that a just good enough parent needs to have an<br />

intuitive and sympathetic understanding of the child’s attachment behaviour and<br />

a willingness to meet it and thereby terminate it, and, second, recognition that one<br />

of the commonest sources of a child’s anger is the frustration of his desire for love<br />

and care, and that his anxiety commonly reflects uncertainty whether parents will<br />

continue to be available. Complementary in importance to a parent’s respect for a<br />

child’s attachment desires is respect for his desire to explore and gradually to extend<br />

his relationships both with peers and with other adults.68<br />

If the parent is able to create the right balance between maintain ing secure attachment<br />

and at the same time encouraging independent exploration, the child will<br />

develop a healthy sense of self and acquire the appropriate emotional maturity to<br />

engage others and develop meaning ful relationships. If, however, the parent is not<br />

able to provide a sense of warmth and security and allow the infant to explore the<br />

world, the child will grow up with an arrested sense of self and be unable to enter into<br />

more than superficial relationships with others.<br />

Bowlby did not devote a lot of attention to the question of why one parent might be<br />

better attuned than another to make the process work. Subsequent research into<br />

the parent/ child dynamic, however, clearly shows that the more empathic the mother<br />

or father figure, the more able they are to identify emotionally and cognitively and<br />

to read their child’s needs. A parent with immature, inadequate, or deficient empathic<br />

sensitivity is not going to be as successful in producing a well-adjusted, trusting, and<br />

caring child, who feels both secure and independent and able to enter into meaningful<br />

relationships with oth ers. And a child without a consistent parent figure or who<br />

is without one altogether is unable to establish meaningful social relationships from<br />

the get-go.<br />

Bowlby’s own research suggested that in the United States and Britain more than half<br />

the children were growing up with the proper parenting to allow them to thrive, while


234 — 235<br />

Jeremy Rifkin<br />

69 Ibid.<br />

70 Ibid., p. 137.<br />

71 Ibid., p. 141.<br />

72 John B. Watson, Psychological<br />

Care of Infant and Child (New York:<br />

W.W. Norton, 1928), pp. 81–82.<br />

more than one third were not.69 The latter grew up with parents who were unresponsive<br />

to the child’s care-eliciting behavior or disparaged the child or rejected the child<br />

outright. Any of those parental behaviors can lead the child to live in a constant state<br />

of anxiety -what Bowlby calls anxious attachment – for fear of losing an attachment<br />

figure and result in a range of pathogenic behavior, from neurotic and phobic in nature<br />

to psychotic and sociopathic.70<br />

A child can also exhibit what Bowlby calls a compulsive self-reliant behavior, just the<br />

opposite of anxious attachment. Instead of seeking love that is elusive, he or she<br />

keeps a stiff upper lip and attempts to be completely autonomous and without need<br />

of the warmth and affection of others. This behavior is often referred to as avoidant.<br />

These children are distrustful of close relationships and often crack under stress and<br />

experience a high rate of depression.<br />

Bowlby emphasized that<br />

whatever representational models of attachment figures and of self an individual<br />

builds during his childhood and adolescence, tend to persist relatively unchanged<br />

into and throughout adult life.71<br />

In other words, he or she will tend to attach to new people in his life – friends, a spouse,<br />

an employer – in the same manner and express ing the same behavioral repertoire as<br />

he or she did with their first adult attachment figure in infancy.<br />

Bowlby’s analysis seems rather commonplace today. Yet we need to understand that<br />

it wasn’t until the 1960s that pediatricians in the United States and the UK began<br />

to take notice and change the way they counseled parents on relating to their infants<br />

and not until the late 1970s that pediatricians in continental Europe caught up to<br />

the change in infant care.<br />

Bowlby’s theory wasn’t accepted overnight. The opposition was fierce. The Freudians<br />

were reluctant to give up their materialist and utilitarian ideas about human nature<br />

and clung to the notion that the body is biologically driven to satiate material and<br />

sexual desires. Oth ers argued that attachment theory put far too much emphasis<br />

on the relationship with the parent in how the child develops and not enough on the<br />

inborn temperament of the child.<br />

The behavioralists were equally unimpressed, arguing that there is no evidence to<br />

suggest that infants are biologically wired for compan ionship. Rather, they are<br />

born tabula rasa, and because they seek plea sure and attempt to avoid pain, their<br />

behavior is infinitely malleable by proper conditioning. The behavioralists were<br />

particularly dismissive of Bowlby’s attachment theory. After all, they adhered to<br />

the notion, advanced by the psychologist John B. Watson in the 1920s, that too<br />

much affection and “coddling” of babies spoiled them and made them less malleable<br />

to molding later on. Watson counseled young mothers to<br />

[t]reat them [the babies] as though they were young adults. Dress them, bathe<br />

them with care and circumspection. Let your behavior always be objective and kindly<br />

firm. Never hug and kiss them, never let them sit on your lap. If you must, kiss<br />

them once on the forehead when they say goodnight. Shake hands with them in the<br />

morning. Give them a pat on the head if they have made an extraordinary good job<br />

of a difficult task.72<br />

Even some early feminists and professional career women were miffed, arguing that<br />

Bowlby was attempting to imprison women in the traditional role of sole caretaker of<br />

children. It should be pointed out that Bowlby had no such intention in mind. Although<br />

he was quick to emphasize that a baby needs a consistent parent figure until the age


73 Karen, Becoming Attached,<br />

interview with Ainsworth, 1988,<br />

p. 147.<br />

74 Karen, Becoming Attached,<br />

p. 172.<br />

of three, the attachment figure could be the biological mother or father or other<br />

relative or even a nanny. Still, his caveats did little to quell the uproar.<br />

All of the critics were like-minded in one respect. If attachment behavior is biologically<br />

wired, as Bowlby suggested, they demanded the scientific findings that could validate<br />

his theory. They got what they were looking for from Mary Ainsworth, a Canadian<br />

psycholo gist who had enjoyed a long working relationship with Bowlby. In the 1960s,<br />

Ainsworth initiated a series of studies at Johns Hopkins Uni versity in Baltimore,<br />

Maryland, that would provide Bowlby with the rigorous research data that he needed<br />

to show that his theory matched reality. Ainsworth developed four scales to rate a<br />

mother’s way of being with her baby and then compared her behavior with the reaction<br />

of her baby. Was the mother sensitive to the baby’s signals? Did she express acceptance<br />

or rejection of the baby? Did she accommodate the baby’s desires and synchronize<br />

with his rhythms, or did she interfere, forc ing the child to accept her pace when handling,<br />

playing, or feeding? And how available was she to the baby? Conversely, how often<br />

did she ignore the infant?<br />

Ainsworth then concocted a brilliantly simple protocol, which she called “The Strange<br />

Situation,” to assess Bowlby’s thesis. She explained that the idea was to place the<br />

mother and her baby in a “strange envi ronment” with toys to encourage exploration.<br />

A stranger would be introduced so that researchers could observe the baby’s response.<br />

At a certain point, the mother would leave the baby with the stranger. The researcher<br />

would then observe how the baby responded to the depar ture and subsequently to her<br />

mother’s return. They would then create a second situation with the baby by itself in<br />

the room, to observe whether the baby’s stress would ease when the stranger returned.<br />

Finally, they would make room for another reunion with the mother. Ainsworth said<br />

that she and her colleagues devised the whole idea in less than an hour.73<br />

The studies backed up Bowlby’s thesis that the securely attached baby is able to<br />

reach out on his or her own to explore the world, while the insecurely attached baby<br />

has difficulty doing so. Ainsworth observed three distinct behavioral sets among<br />

the children: the securely attached, who were upset when their moms left but greeted<br />

them eagerly upon their return and who were comforted by their mother’s embrace;<br />

the avoidantly attached, who seemed more aloof from their mothers but who sometimes<br />

attacked them – even though these children were also upset when their mothers<br />

left the room, they showed no interest in her upon her return, and the ambivalently<br />

attached, who were the most anxious, and who, unlike the avoidant children, were<br />

clingy and demanding at home, and who, like the other children, were upset when their<br />

mothers left the room but were inconsolable in their grief upon the mothers’ return.<br />

The mothers of “securely attached children” were far more likely to hold them longer<br />

and attend to their needs. They were more emotion ally engaged and more consistently<br />

attentive. In contrast, the mothers of the ambivalent children were more arbitrary<br />

and unpredictable in their responsiveness, while the mothers of the avoidant children<br />

were more rejecting in their behavior.74<br />

Ainsworth’s studies poured cold water over the long-dominant belief that babies<br />

should not be overly cuddled or picked up and given too much attention, lest they<br />

become too clingy and dependent and fail to develop a sense of independence and<br />

autonomy. Quite the contrary. The children who were the most securely attached<br />

and who had been provided an ample amount of care, attention, and affection were<br />

the most likely to separate from their mothers and play and explore the world around<br />

them, while the least securely attached were the most likely to cling or avoid others<br />

altogether, isolate themselves, and fail to develop a sense of independence. Ainsworth<br />

emphasized that it was not the amount of time mothers held their babies that made<br />

them more secure but, rather, the way they held them. They showed much more<br />

tender ness and affection and were careful never to be rough in han dling their child.


236 — 237<br />

Jeremy Rifkin<br />

75 L. Alan Sroufe, talk at City<br />

University of New York, Graduate<br />

Center, February 10, 1989. Quoted<br />

in Karen, Becoming Attached,<br />

p. 195.<br />

76 John Bowlby, Attachment and<br />

Loss, Vol. I: Attachment (New York:<br />

Basic Books, 1982), p. 368.<br />

And, equally important, they held their babies when the infants wanted to be held,<br />

demonstrating that they perceived the infants’ intentions as a separate being.<br />

Ainsworth later went on to hone her studies, adding several subgroup categories<br />

to further refine the notion of secure, ambivalent, and avoidant children. She provided<br />

a scientifically valid method of identifying the how and why of the parental/child<br />

relationship and bond.<br />

Ainsworth’s strange situation protocol was taken up by other researchers in the field<br />

and their studies confirmed and reinforced her original findings. L. Alan Sroufe and<br />

Byron Egeland, at the Univer sity of Minnesota, followed up with children who had been<br />

assessed in the strange situation protocol as infants and found that their sub sequent<br />

behavior at various stages of life, all the way into adulthood, tracked almost seamlessly<br />

with their initial assessment as toddlers, just as Bowlby had theorized and<br />

Ainsworth had later predicted in her first tests of the attachment behavior years earlier.<br />

The studies showed that the more securely attached infants grew up to be the more<br />

socia ble adults. They were more sensitive to others, shared higher levels of cooperation<br />

with peers, and developed more intimate relation ships. What those children all shared<br />

in common was a highly devel oped, empathic consciousness. And why is this the case?<br />

Sroufe said to understand this, one needs to start with the observation that “[i]f you’re<br />

in a relationship, the relationship is part of you.” Sroufe then asks rhetorically:<br />

How do you get an empathic child? You get an empathic child not by trying to teach<br />

the child and admonish the child to be empathic, you get an empathic child by being<br />

empathic with the child. The child’s understanding of relationships can only be from<br />

the relationships he’s experienced.75<br />

Yet despite the consistency of findings in the studies, there were still some who<br />

remained unconvinced. The emerging field of behav ioral genetics provided fodder for<br />

the critics. Studies conducted at the University of Minnesota of identical twins separated<br />

at birth and reared in different homes and environments seemed to add weight<br />

to the idea that one’s genes are a more decisive determiner of one’s emo tional development<br />

than environmental factors. A spate of studies of identical twins reared apart<br />

reported on the uncanny mirror likeness in mood and behavior, casting some doubt<br />

on the Bowlby thesis. But it should be pointed out that Bowlby and Ainsworth were<br />

quite aware that each baby is born with inborn rhythms and behavioral predispositions<br />

and that they affected their subsequent attachment behavior. Bowlby commented<br />

An easy newborn may assist an uncertain mother to develop a favorable pattern of<br />

care. Conversely, a difficult unpredictable newborn may tip the balance the other<br />

way. Yet all the evidence shows that a potentially easy baby is still likely to develop<br />

unfavorably if given unfavorable care and also, more fortunately, that with only few<br />

exceptions a potentially difficult baby can develop favorably if given sensitive care.<br />

The capacity of a sensitive mother to adapt to even a difficult unpredictable baby and<br />

thereby enable him to develop favorably is perhaps the most heartening of all recent<br />

findings in the field.76<br />

The question then was this: Acknowledging that both nature and nurture come into<br />

play in the establishment of the attachment bond, is one likely to play a more important<br />

role than the other? Dymph van den Boom, professor of general pedagogy at the<br />

University of Amster dam, conducted an elegant study to assess the importance of<br />

nature versus nurture in attachment behavior.<br />

Critics have long argued that babies who exhibit irritability from birth are less likely to<br />

create secure bonds and more likely to be anx ious at the end of their first year. To test


77 Karen, Becoming Attached,<br />

p. 304.<br />

78 Ibid., p. 312.<br />

the assumption, van den Boom studied one hundred babies who had been diagnosed<br />

as highly irritable at birth. These infants were not only far more difficult than smiling<br />

babies, but they also were born to low-income families whose parents were uneducated<br />

and stressed by their dire circumstances and less likely to exhibit the patience<br />

and calm attentiveness required for their new born to become securely attached.<br />

The hundred pairs of children and mothers were divided in half. One group of mothers<br />

received three counseling sessions of two hours each between their babies’ sixth and<br />

ninth months to deepen their sen sitivity to their babies and the efficacy of their care.<br />

The other mothers received no counseling assistance. The results of the counseling<br />

were dramatic. Of the mothers who received counseling, 68 percent of their children<br />

were categorized as “securely attached” at one year old, while in the control group<br />

only 28 percent of the babies were categorized as secure. So while critics are right that<br />

irritable babies are less likely to become securely attached as suggested by the low<br />

rate of success in the control group, counseling of mothers upped the success ratio to<br />

nearly 70 percent.77<br />

Robert Karen, the author of Becoming Attached: First Relationships and How They<br />

Shape Our Capacity to Love, observes that babies’ brains are largely unformed at birth<br />

but become organized in the first months of life. The brain circuitry becomes wired<br />

as the result of the baby’s interaction with the mother, which is the child’s primary<br />

environmen tal world. This being the case, it’s reasonable to conclude, says Karen, that<br />

[t]he baby’s ability to regulate itself, especially in all those areas related to emotion,<br />

depends on parental attunement and empathy; and if the mother fails to attune<br />

to the baby emotionally, the baby’s brain may exhibit lasting physiological deficits.78<br />

Object relations theorists put a new mirror to human nature, and what they saw<br />

reflected a view of our species as an affectionate, highly social animal who craves<br />

companionship, abhors isolation, and is bio logically predisposed to express empathy<br />

to other beings.<br />

But are we unique among the social animals in our ability to empathize with one<br />

another and our fellow creatures? New scientific discoveries over the past decade<br />

have forced a wholesale reappraisal in our thinking about the very nature of biological<br />

evolution. The conventional notion of evolution, with the emphasis on the competi tive<br />

struggle to secure resources and reproduce offspring, is being tem pered, at least at<br />

the mammalian level, with new findings suggesting that survival of the fittest may be<br />

as much about pro-social behavior and cooperation as physical brawn and competition.<br />

Moreover, at least some other species express empathic distress. The new insights into<br />

the biological roots of social behavior are beginning to have a paradigmatic effect on<br />

the way we perceive the living world around us as weIl as our own role in the unfolding<br />

story of life on Earth.<br />

The message is we are not alone in our ability to empathize. This simple but profound<br />

realization can’t help but change the way we per ceive our fellow creatures as well as<br />

strengthen our sense of responsibil ity to steward the Earth we cohabit.


Precarious Life<br />

The Powers<br />

of Mourning<br />

and Violence<br />

Judith Butler


5<br />

Precarious Life<br />

… the surplus of every sociality over every solitude. Levinas<br />

At a recent meeting, I listened to a university press director tell a story. It was unclear<br />

whether he identified with the point of view from which the story was told, or whether<br />

he was relaying the bad news reluctantly. But the story he told was about another<br />

meeting, where he was listening, and there a president of a university made the point<br />

that no one is reading humanities books anymore, that the humanities have nothing<br />

more to offer or, rather, nothing to offer for our times. I’m not sure whether he was<br />

saying that the university president was saying that the humanities had lost their<br />

moral authority, but it sounded like this was, in fact, someone’s view, and that it was<br />

a view to take seriously. There was an ensuing set of discussions at the same meeting<br />

in which it was not always possible to tell which view was owned by whom, or whether<br />

anyone really was willing to own a view. It was a discussion that turned on the<br />

question, Have the humanities undermined themselves, with all their relativism and<br />

questioning and “critique,” or have the humanities been under mined by all those<br />

who oppose all that relativism and questioning and “critique”? Someone has undermined<br />

the humanities, or some group of people has, but it was unclear who, and<br />

it was unclear who thought this was true. I started to wonder whether I was not in the<br />

middle of the humanities quandary itself, the one in which no one knows who is<br />

speaking and in what voice, and with what intent. Does anyone stand by the words<br />

they utter? Can we still trace those words to a speaker or, indeed, a writer? And which<br />

message, exactly, was being sent?<br />

Of course, it would be paradoxical if I were now to argue that what we really need is<br />

to tether discourse to authors, and in that way we will reestablish both authors<br />

and authority. I did my own bit of work, along with many of you, in trying to cut that<br />

tether.But what I do think is missing, and what I would like to see and hear return<br />

is a consideration of the structure of address itself. Because although I did not know<br />

in whose voice this person was speaking, whether the voice was his own or not,<br />

I did feel that I was being addressed, and that something called the humanities was<br />

being derided from some direction or another. To respond to this address seems<br />

an important obligation du ring these times. This obligation is something other than<br />

the rehabilitation of the author-subject per se. It is about a mode of response that<br />

follows upon having been addressed, a comportment toward the Other only after the<br />

Other has made a demand upon me, accused me of a failing, or asked me to assume<br />

a responsibility. This is an exchange that cannot be assimilated into the schema in<br />

which the subject is over here as a topic to be reflexively interrogated, and the Other<br />

is over there, as a theme to be purveyed. The structure of address is important for<br />

understanding how moral authority is introduced and sustained if we accept not just<br />

that we address others when we speak, but that in some way we come to exist, as<br />

it were, in the moment of being addressed, and something about our existence proves<br />

precarious when that address fails. More emphatically, however, what binds us morally<br />

has to do with how we are addressed by others in ways that we cannot avert or avoid;<br />

this impingement by the other’s address constitutes us first and foremost against<br />

our will or, perhaps put more appropriately, prior to the formation of our will. So if<br />

we think that moral authority is about finding one’s will and standing by it, stamping<br />

one’s name upon one’s will, it may be that we miss the very mode by which moral<br />

demands are relayed. That is, we miss the situation of being addressed, the demand<br />

that comes from elsewhere, sometimes a nameless elsewhere, by which our obligations<br />

are articulated and pressed upon us.


240 — 241<br />

Judith Butler<br />

1 Emmanuel Levinas and Richard<br />

Kearney, “Dialogue with Emmanuel<br />

Levinas,” in Face to Face with<br />

Levinas, Albany: SUNY Press,<br />

1986, pp. 23–4. Levinas develops<br />

this conception first in Totality<br />

and Infinity: An Essay on Exteriority,<br />

trans. Alphonso Lingis,<br />

Pittsburgh: Duquesne University<br />

Press, 1969, pp. 187–203, I cull<br />

quotations from his later work<br />

because I believe they give a more<br />

mature and incisive formulation<br />

of the face.<br />

Indeed, this conception of what is morally binding is not one that I give myself; it<br />

does not proceed from my autonomy or my reflexivity. It comes to me from elsewhere,<br />

unbidden, unexpected, and unplanned. In fact, it tends to ruin my plans, and if my<br />

plans are ruined, that may well be the sign that something is morally binding upon me.<br />

We think of presidents as wielding speech acts in willful ways, so when the director<br />

of a university press, or the president of a university speaks, we expect to know what<br />

they are saying, and to whom they are speaking, and with what intent. We expect the<br />

address to be authoritative and, in that sense, to be binding. But presidential speech<br />

is strange these days, and it would take a better rhetorician than I am to understand<br />

the mysteriousness of its ways. Why should it be, for instance, that Iraq is called a<br />

threat to the security of the “civilized world” while missiles flying from North Korea,<br />

and even the attempted hostage-taking of US boats, are called “regional issues”? And<br />

if the US President was urged by the majority of the world to withdraw his threat of<br />

war, why does he not seem to feel obligated by this address? But given the shambles<br />

into which presidential address has fallen, perhaps we should think more seriously<br />

about the relation between modes of address and moral authority. This may help us<br />

to know what values the humanities have to offer, and what the situation of discourse<br />

is in which moral authority becomes binding.<br />

I would like to consider the “face,” the notion introduced by Emmanuel Levinas, to<br />

explain how it is that others make moral claims upon us, address moral demands<br />

to us, ones that we do not ask for, ones that we are not free to refuse. Levinas makes<br />

a preliminary demand upon me, but his is not the only demand that I am bound to<br />

follow these days. I will trace what seem to me the outlines of a possible Jewish ethic<br />

of non-violence. Then I will relate this to some of the more pressing questions of<br />

violence and ethics that are upon us now. The Levinasian notion of the “face” has caused<br />

critical consternation for a long time. It seems to be that the “face” of what he calls<br />

the “Other” makes an ethical demand upon me, and yet we do not know which demand<br />

it makes. The “face” of the other cannot be read for a secret meaning, and the imperative<br />

it delivers is not immediately translatable into a prescription that might be linguistically<br />

formulated and followed.<br />

Levinas writes:<br />

The approach to the face is the most basic mode of responsibility …. The face is not<br />

in front of me (en face de moi), but above me; it is the other before death, looking<br />

through and exposing death. Secondly, the face is the other who asks me not to let<br />

him die alone, as if to do so were to become an accomplice in his death. Thus the face<br />

says to me: you shall not kill. In the relation to the face I am exposed as a usurper<br />

of the place of the other. The celebrated “right to existence” that Spinoza called the<br />

conatus essendi and defined as the basic principle of all intelligibility is challenged<br />

by the relation to the face. Accordingly, my duty to respond to the other suspends my<br />

natural right to self-survival, le droit vitale. My ethical relation of love for the other<br />

stems from the fact that the self cannot survive by itself alone, cannot find meaning<br />

within its own being-in-the-world …. To expose myself to the vulnerability of the face<br />

is to put my ontological right to existence into question. In ethics, the other’s right<br />

to exist has primacy over my own, a primacy epitomized in the ethical edict: you shall<br />

not kill, you shall not jeopardize the life of the other.1<br />

Levinas writes further:<br />

The face is what one cannot kill, or at least it is that whose meaning consists in saying,<br />

“thou shalt not kill.” Murder, it is true, is a banal fact: one can kill the Other; the<br />

ethical exigency is not an ontological necessity …. It also appears in the Scriptures,


2 Emmanuel Levinas, Ethics and<br />

Infinity, trans. Richard A. Cohen,<br />

Pittsburgh: Duquesne University<br />

Press, 1985, p. 87. Cited in the<br />

text as EI.<br />

3 Emmanuel Levinas, “Peace and<br />

Proximity,” in Basic Philosophical<br />

Writings, ed. Adriaan T. Peperzak,<br />

Simon Critchley, and Robert<br />

Bernasconi, Bloomington: Indiana<br />

University Press, 1996. p. 167.<br />

Cited in the text as PP.<br />

to which the humanity of man is exposed inasmuch as it is engaged in the world.<br />

But to speak truly, the appearance in being of these “ethical peculiarities” – the<br />

humanity of man – is a rupture of being. It is significant, even if being resumes and<br />

recovers itself.2<br />

So the face, strictly speaking, does not speak, hut what the face means is nevertheless<br />

conveyed by the commandment, “Thou shalt not kill.” It conveys this commandment<br />

without precisely speaking it. It would seem that we can use this biblical command to<br />

understand something of the face’s meaning, hut something is missing here, since the<br />

“face” does not speak in the sense that the mouth does; the face is neither reducible<br />

to the mouth nor, indeed, to anything the mouth has to utter. Someone or something<br />

else speaks when the face is likened to a certain kind of speech; it is a speech that<br />

does not come from a mouth or, if it does, has no ultimate origin or meaning there. In<br />

fact, in an essay entitled “Peace and Proximity,” Levinas makes plain that “the face<br />

is not exclusively a human face.”3 To explain this, he refers to Vassili Grossman’s text<br />

Life and Fate, which he describes as:<br />

the story … of the families, wives, and parents of political detainees traveling to<br />

the Lubyanka in Moscow for the latest news. A line is formed at the counter, a line<br />

where one can see only the backs of others. A woman awaits her turn: [She] had<br />

never thought that the human back could be so expressive, and could convey states<br />

of mind in such a penetrating way. Persons approaching the counter had a particular<br />

way of craning their neck and their back, their raised shoulders with shoulder blades<br />

like springs, which seemed to cry, sob, and scream. (PP, 167)<br />

Here the term “face” operates as a catachresis: “face” describes the human back, the<br />

craning of the neck, the raising of the shoulder blades like “springs.” And these bodily<br />

parts, in turn, are said to cry and to sob and to scream, as if they were a face or, rather,<br />

a face with a mouth, a throat, or indeed, just a mouth and throat from which vocalizations<br />

emerge that do not settle into words. The face is to be found in the back and the<br />

neck, but it is not quite a face. The sounds that come from or through the face are<br />

agonized, suffering. So we can see already that the “face” seems to consist in a series<br />

of displace ments such that a face is figured as a back which, in turn, is figured as a<br />

scene of agonized vocalization. And though there are many names strung in a row here,<br />

they end with a figure for what cannot he named, an utterance that is not, strictly speaking,<br />

linguistic. Thus the face, the name for the face, and the words by which we are<br />

to understand its meaning –”Thou shalt not kill” – do not quite deliver the meaning of<br />

the face, since at the end of the line, it seems, it is precisely the wordless vocalization<br />

of suffering that marks the limits of linguistic translation here. The face, if we are to put<br />

words to its meaning, will be that for which no words really work; the face seems to be<br />

a kind of sound, the sound of language evacuating its sense, the sonorous substratum<br />

of vocalization that precedes and limits the delivery of any semantic sense.<br />

At the end of this description, Levinas appends the following lines, which do not quite<br />

accomplish the sentence form: “The face as the extreme precariousness of the other.<br />

Peace as awakeness to the precariousness of the other” (PP, 167). Both statements<br />

are similes, and they both avoid the verb, especially the copula. They do not say that<br />

the face is that precariousness, or that peace is the mode of being awake to an Other’s<br />

precariousness. Both phrases are substitutions that refuse any commitment to the<br />

order of being. Levinas tells us, in fact, that “humanity is a rupture of being” and in the<br />

previous remarks he performs that suspension and rupture in an utterance that is both<br />

less and more than a sentence form. To respond to the face, to understand its meaning,<br />

means to be awake to what is precarious in another life or, rather, the precariousness


242 — 243<br />

Judith Butler<br />

4 The theological background of<br />

this can be found in Exodus. God<br />

makes clear to Moses that no one<br />

can see God’s face, that is, that<br />

the divine face is not for seeing<br />

and not available to representation:<br />

“Thou canst not see my face:<br />

for there shall no man see me, and<br />

live” (33: 20, King James); later,<br />

God makes plain that the back can<br />

and will substitute for the face:<br />

“And I will take away mine hand,<br />

and thou shalt see my back parts;<br />

but my face shall not be seen”<br />

(33: 23). Later, when Moses is<br />

carrying God’s words in the form of<br />

the commandments, it is written,<br />

“And when Aaron and all the children<br />

of Israel saw Moses, behold,<br />

the skin of his face shone; and<br />

they were afraid to come nigh him”<br />

(34: 30). But Moses’ face, carrying<br />

the divine word, is also not to be<br />

represented. When Moses returns<br />

to his human place, he can show<br />

his face: “And till Moses had done<br />

speaking with them, he put a veil<br />

on his face. But when Moses went<br />

in before the Lord to speak with<br />

him, he came out, and spake unto<br />

the children of Israel that which he<br />

was commanded. And the children<br />

of Israel saw the face of Moses,<br />

that the skin of Moses’ face shone:<br />

and Moses put the veil on his face<br />

again, until he went in to speak<br />

with him.” I thank Barbara Johnson<br />

for calling these passages to my<br />

attention.<br />

5 Levinas writes, “But that face<br />

facing me, in its expression –<br />

in its mortality – summons me,<br />

demands me, requires me: as if<br />

the invisible death faced by the<br />

face of the other … were ‘my business.’<br />

As if, unknown by the other<br />

whom already, in the nakedness<br />

of his face, it concerns, it ‘regarded<br />

me’ before its confrontation with<br />

me, before being the death that<br />

stares me, myself, in the face.<br />

The death of the other man puts<br />

me on the spot, calls me into<br />

question, as if I, by my possible<br />

indifference, became the accomplice<br />

of that death, invisible to<br />

the other who is exposed to it; as<br />

if even before being condemned to<br />

it myself, I had to answer for that<br />

death of the other, and not leave<br />

the other alone to his deathly<br />

solitude,” in Emmanuel Levinas,<br />

Alterity and Transcendence, New<br />

York: Columbia University Press,<br />

1999, pp. 24–5.<br />

of life itself. This cannot be an awakeness, to use his word, to my own life, and then<br />

an extrap olation from an understanding of my own precariousness to an understanding<br />

of another’s precarious life. It has to be an under standing of the precariousness of<br />

the Other. This is what makes the face belong to the sphere of ethics. Levinas writes,<br />

“the face of the other in its precariousness and defenselessness, is for me at once<br />

the temptation to kill and the call to peace, the ‘You shall not kill’” (PP, 167). This last<br />

remark suggests something quite disarming in several senses. Why would it be that<br />

the very precariousness of the Other would produce for me a temptation to kill? Or<br />

why would it produce the temptation to kill at the same time that it delivers a demand<br />

for peace? Is there something about my apprehension of the Other’s precariousness<br />

that makes me want to kill the Other? Is it the simple vulnerability of the Other that<br />

becomes a murderous temptation for me? If the Other, the Other’s face, which after<br />

all carries the meaning of this precariousness, at once tempts me with murder and<br />

prohibits me from acting upon it, then the face operates to produce a struggle for me,<br />

and establishes this struggle at the heart of ethics. It would seem that it is God’s<br />

voice that is represented by the human voice, since it is God who says, through Moses,<br />

“Thou shalt not kill.” The face that at once makes me murderous and prohibits me from<br />

murder is the one that speaks in a voice that is not its own, speaks in a voice that is<br />

no human voice.4 So the face makes various utterances at once: it bespeaks an agony,<br />

an injurability, at the same time that it bespeaks a divine prohibition against killing.5<br />

Earlier in “Peace and Proximity,” Levinas considers the vocation of Europe, and wonders<br />

whether the “Thou shalt not kill” is not precisely what one should hear in the very<br />

meaning of European culture. It is unclear where his Europe begins or ends, whether it<br />

has geographical boundaries, or whether it is produced every time the commandment<br />

is spoken or conveyed. This is, already, a curious Europe whose meaning is conjectured<br />

to consist in the words of the Hebrew God, whose civilizational status, as it were,<br />

depends upon the transmission of divine interdictions from the Bible. It is Europe in<br />

which Hebraism has taken the place of Hellenism, and Islam remains unspeakable.<br />

Perhaps Levinas is telling us that the only Europe that ought to be called Europe is<br />

the one that elevates the old Testament over civil and secular law. In any case, he<br />

seems to be returning to the primacy of interdiction to the meaning of civilization itself.<br />

And though we might be tempted to understand this as a nefarious Eurocentrism,<br />

it is probably also important to see that there is no recognizable Europe that can be<br />

derived from his view. In fact, it is not the existence of the interdiction against murder<br />

that makes Europe Europe, but the anxiety and the desire that the interdiction produces.<br />

As he continues to explain how this commandment works, he refers to Genesis,<br />

chapter 32, in which Jacob learns of his brother and rival Esau’s imminent approach.<br />

Levinas writes, “Jacob is troubled by the news that his brother Esau – friend or foe –<br />

is marching to meet him ‘at the head of four hundred men.’ Verse 8 tells us: ‘Jacob was<br />

greatly afraid and anxious.’’’ Levinas then turns to the commentator Rashi to understand<br />

“the difference between fright and anxiety,” and concludes that “[Jacob] was<br />

frightened of his own death but was anxious he might have to kill” (PP, 164).<br />

Of course, it is unclear still why Levinas would assume that one of the first or primary<br />

responses to another’s precariousness is the desire to kill. Why would it be that the<br />

spring of the shoulder blades, the craning of the neck, the agonized vocalization conveying<br />

another’s suffering would prompt in anyone a lust for violence? It must be that<br />

Esau over there, with his four hundred men, threatens to kill me, or looks like he will,<br />

and that in relation to that menacing Other or, indeed, the one whose face represents<br />

a menace, I must defend myself to preserve my life. Levinas explains, though, that<br />

murdering in the name of self-preservation is not justified, that self-preservation is<br />

never a sufficient condition for the ethical justification of violence. This seems, then,


like an extreme pacifism, an absolute pacifism, and it may well be. We may or may not<br />

want to accept these consequences, but we should consider the dilemma they pose<br />

as constitutive of the ethical anxiety: “Frightened for his own life, but anxious he might<br />

have to kill.” There is fear for one’s own survival, and there is anxiety about hurting<br />

the Other, and these two impulses are at war with each other, like siblings fighting. But<br />

they are at war with each other in order not to be at war, and this seems to be the<br />

point. For the non violence that Levinas seems to promote does not come from a peaceful<br />

place, but rather from a constant tension between the fear of undergoing violence<br />

and the fear of inflicting violence. I could put an end to my fear of my own death by<br />

obliterating the other, although I would have to keep obliterating, especially if there<br />

are four hundred men behind him, and they all have families and friends, if not a nation<br />

or two behind them. I could put an end to my anxiety about becoming a murderer by<br />

reconciling myself to the ethical justification for inflict ing violence and death under<br />

such conditions. I could bring out the utilitarian calculus, or appeal to the intrinsic<br />

rights of individuals to protect and preserve their own rights: We can imagine uses<br />

of both consequentialist and deontological justifications that would give me many<br />

opportunities to inflict violence righteously. A consequentialist might argue that it<br />

would be for the good of the many. A deontologist might appeal to the intrinsic worth<br />

of my own life. They could also be used to dispute the primacy of the interdiction on<br />

murder, an interdiction in the face of which I would continue to feel my anxiety.<br />

Although Levinas counsels that self-preservation is not a good enough reason to kill,<br />

he also presumes that the desire to kill is primary to human beings. If the first<br />

impulse towards the other’s vulnerability is the desire to kill, the ethical injunction is<br />

precisely to militate against that first impulse. In psychoanalytic terms, that would<br />

mean marshal ing the desire to kill in the service of an internal desire to kill one’s own<br />

aggression and sense of priority. The result would probably be neurotic, but it may<br />

be that psychoanalysis meets a limit here. For Levinas, it is the ethical itself that gets<br />

one out of the circuitry of bad conscience, the logic by which the prohibition against<br />

aggression becomes the internal conduit for aggression itself. Aggression is then turned<br />

back upon oneself in the form of super-egoic cruelty. If the ethical moves us beyond<br />

bad conscience, it is because bad conscience is, after all, only a negative version of<br />

narcissism, and so still a form of narcissism. The face of the Other comes to me from<br />

outside, and interrupts that narcissistic circuit. The face of the Other calls me out of<br />

narcissism towards something finally more important.<br />

Levinas writes:<br />

The Other is the sole being I can wish to kill. I can wish. And yet this power is quite<br />

the contrary of power. The triumph of this power is its defeat as power. At the very<br />

moment when my power to kill realizes itself, the other has escaped me …. I have not<br />

looked at him in the face, I have not encountered his face. The temptation of total<br />

negation … this is the presence of the face. To be in relation with the other face to<br />

face is to be unable to kill. It is also the situation of discourse. (9)<br />

It is also the situation of discourse …<br />

… this last is no idle claim. Levinas explains in one interview that “face and discourse<br />

are tied. It speaks, it is in this that it renders possible and begins all discourse” (EI, 87).<br />

Since what the face “says” is “Thou shalt not kill,” it would appear that it is through<br />

this primary commandment that speaking first comes into being, so that speaking first<br />

comes into being against the backdrop of this possible murder. More generally, discourse<br />

makes an ethical claim upon us precisely because, prior to speaking, something<br />

is spoken to us. In a simple sense, and perhaps not quite as Levinas intended, we are


244 — 245<br />

Judith Butler<br />

first spoken to, addressed, by an Other, before we assume language for ourselves. And<br />

we can conclude further that it is only on the condition that we are addressed that we<br />

are able to make use of language. It is in this sense that the Other is the condition of<br />

discourse. If the Other is obliterated, so too is language, since language cannot survive<br />

outside of the conditions of address.<br />

But let us remember that Levinas has also told us that the face – which is the face of<br />

the Other, and so the ethical demand made by the Other – is that vocalization of agony<br />

that is not yet language or no longer language, the one by which we are wakened to<br />

the precariousness of the Other’s life, the one that rouses at once the temptation to<br />

murder and the interdiction against it. Why would it be that the inability to kill is the<br />

situation of discourse? Is it rather that the tension between fear for one’s own life and<br />

anxiety about becoming a murderer constitutes the ambivalence that is the situation<br />

of discourse? That situation is one in which we are addressed, in which the Other directs<br />

language towards us. That language communicates the precariousness of life that<br />

establishes the ongoing tension of a non-violent ethics. The situation of discourse is<br />

not the same as what is said or, indeed, what is sayable. For Levinas, the situation of<br />

discourse consists in the fact that language arrives as an address we do not will, and<br />

by which we are, in an original sense, captured, if not, in Levinas’ terms, held hostage.<br />

So there is a certain violence already in being addressed, given a name, subject to a set<br />

of impositions, compelled to respond to an exacting alterity. No one controls the terms<br />

by which one is addressed, at least not in the most fundamental way. To be addressed<br />

is to be, from the start, deprived of will, and to have that deprivation exist as the basis<br />

of one’s situation in discourse.<br />

Within the ethical frame of the Levinasian position, we begin by positing a dyad. But<br />

the sphere of politics, in his terms, is one in which there are always more than two<br />

subjects at play in the scene. Indeed, I may decide not to invoke my own desire to<br />

preserve my life as a justification for violence, but what if violence is done to someone<br />

I love? What if there is an Other who does violence to another Other? To which Other<br />

do I respond ethically? which Other do I put before myself? Or do I then stand by?<br />

Derrida claims that to try and respond to every Other can only result in a situation of<br />

radical irresponsibility. And the Spinozists, the Nietzscheans, the utilitarians, and the<br />

Freudians all ask, “Can I invoke the imperative to preserve the life of the Other even<br />

if I cannot invoke this right of self-preservation for myself?” And is it really possible<br />

to sidestep self-preservation in the way that Levinas implies? Spinoza writes in The<br />

Ethics that the desire to live the right life requires the desire to live, to persist in one’s<br />

own being, suggesting that ethics must always marshal some life drives, even if, as<br />

a super-egoic state, ethics threatens to become a pure culture of the death drive.<br />

It is possible, even easy, to read Levinas as an elevated masochist and it does not help<br />

us to avert that conclusion when we consider that, when asked what he thought<br />

of psycho analysis, he is said to have responded, is that not a form of pornography?<br />

But the reason to consider Levinas in the context of today is at least twofold. First,<br />

he gives us a way of thinking about the relationship between representation and<br />

humanization, a relationship that is not as straightforward as we might like to think.<br />

If critical thinking has something to say about or to the present situation, it may well<br />

be in the domain of representation where humanization and dehumani zation occur<br />

ceaselessly. Second, he offers, within a tradition of Jewish philosophy, an account of<br />

the relationship between violence and ethics that has some important implications<br />

for thinking through what an ethic of Jewish non-violence might be. This strikes me as<br />

a timely and urgent question for many of us, especially those of us supporting the<br />

emergent moment of post-Zionism within Judaism. For now, I would like to reconsider<br />

first the problematic of human ization if we approach it through the figure of the face.


6 Levinas distinguishes sometimes<br />

between the “countenance”<br />

understood as the face within perceptual<br />

experience, and the “face”<br />

whose coordinates are understood<br />

to transcend the perceptual field.<br />

He also speaks on occasion about<br />

“plastic” representations of the<br />

face that efface the face. For the<br />

face to operate as a face, it must<br />

vocalize or be understood as the<br />

workings of a voice.<br />

7 See Lila Abu-Lughod, “Do<br />

Muslim Women Really Need<br />

Saving? Anthropological Reflections<br />

on Cultural Relativism and<br />

Others,” American Anthropologist,<br />

104: 3, pp. 783–90.<br />

When we consider the ordinary ways that we think about human ization and dehumanization,<br />

we find the assumption that those who gain representation, especially<br />

self-representation, have a better chance of being humanized, and those who have no<br />

chance to represent themselves run a greater risk of being treated as less than human,<br />

regarded as less than human, or indeed, not regarded at all. We have a paradox before<br />

us because Levinas has made clear that the face is not exclusively a human face, and<br />

yet it is a condition for humanization.6 On the other hand, there is the use of the face,<br />

within the media, in order to effect a dehumanization. It would seem that personification<br />

does not always humanize. For Levinas, it may well evacuate the face that does<br />

humanize; and I hope to show, personification sometimes performs its own dehumanization.<br />

How do we come to know the difference between the inhuman but humanizing<br />

face, for Levinas, and the dehumanization that can also take place through the face?<br />

We may have to think of different ways that violence can happen: one is precisely<br />

through the production of the face, the face of Osama bin Laden, the face of Yasser<br />

Arafat, the face of Saddam Hussein. What has been done with these faces in the media?<br />

They are framed, surely, but they are also playing to the frame. And the result is invariably<br />

tendentious. These are media portraits that are often mar shaled in the service<br />

of war, as if bin Laden’s face were the face of terror itself, as if Arafat were the face of<br />

deception, as if Hussein’s face were the face of contemporary tyranny. And then there<br />

is the face of Colin Powell, as it is framed and circulated, seated before the shrouded<br />

canvas of Picasso’s Guernica: a face that is foregrounded, we might say, against a<br />

background of effacement. Then there are the faces of the Afghan girls who stripped<br />

off, or let fall, their burkas. One week last winter, I visited a political theorist who<br />

proudly displayed these faces on his refrigerator door, right next to some apparently<br />

valuable supermarket coupons, as a sign of the success of democracy. A few days later,<br />

I attended a conference in which I heard a talk about the important cultural meanings<br />

of the burka, the way in which it signifies belonging-ness to a community and religion,<br />

a family, an extended history of kin relations, an exercise of modesty and pride, a protection<br />

against shame, and operates as well as a veil behind which, and through which,<br />

feminine agency can and does work.7 The fear of the speaker was that the destruction<br />

of the burka, as if it were a sign of repression, backwardness or, indeed, a resistance<br />

to cultural modernity itself, would result in a significant decimation of Islamic culture<br />

and the extension of US cultural assumptions about how sexuality and agency ought<br />

to be organized and represented. According to the triumphalist photos that dominated<br />

the front page of the New York: Times, these young women bared their faces as an act<br />

of liberation, an act of grat itude to the US military, and an expression of a pleasure that<br />

had become suddenly and ecstatically permissible. The American viewer was ready, as<br />

it were, to see the face, and it was to the camera, and for the camera, after all, that the<br />

face was finally bared, where it became, in a flash, a symbol of successfully exported<br />

American cultural prog ress. It became bared to us, at that moment, and we were, as it<br />

were, in possession of the face; not only did our cameras capture it, but we arranged for<br />

the face to capture our triumph, and act as the rationale for our violence, the incursion<br />

on sovereignty, the deaths of civilians. Where is loss in that face? And where is the<br />

suffering over war? Indeed, the photographed face seemed to conceal or displace the<br />

face in the Levinasian sense, since we saw and heard through that face no vocalization<br />

of grief or agony, no sense of the precariousness of life.<br />

So we seem to be charting a certain ambivalence. In a strange way, all of these faces<br />

humanize the events of the last year or so; they give a human face to Afghan women;<br />

they give a face to terror; they give a face to evil. But is the face humanizing in each<br />

and every instance? And if it is humanizing in some instances, in what form does this<br />

humanization occur, and is there also a dehumanization performed in and through the


246 — 247<br />

Judith Butler<br />

8 For an extended discussion of<br />

the relation between the media<br />

image and human suffering,<br />

see Susan Sontag’s provocative<br />

Regarding the Pain of Others,<br />

New York: Farrar, Straus, and<br />

G iroux, 2002.<br />

face? Do we encounter those faces in the Levinasian sense, or are these, in various<br />

ways, images that, through their frame, produce the paradigmatically human, become<br />

the very cultural means through which the paradigmatically human is established?<br />

Although it is tempting to think that the images themselves establish the visual norm<br />

for the human, one that ought to be emulated or embodied, this would be a mistake,<br />

since in the case of bin Laden or Saddam Hussein the paradigmatically human is<br />

understood to reside outside the frame; this is the human face in its deformity and<br />

extremity, not the one with which you are asked to identify. Indeed, the disidentification<br />

is incited through the hyperbolic absorption of evil into the face itself, the eyes. And<br />

if we are to understand ourselves as interpellated anywhere in these images, it is<br />

precisely as the unrepresented viewer, the one who looks on, the one who is captured<br />

by no image at all, but whose charge it is to capture and subdue, if not eviscerate,<br />

the image at hand. Similarly, although we might want to champion the suddenly bared<br />

faces of the young Afghan women as the celebration of the human, we have to ask<br />

in what narrative function these images are mobilized, whether the incursion into<br />

Afghanistan was really in the name of feminism, and in what form of feminism did it<br />

belatedly clothe itself. Most importantly, though, it seems we have to ask what scenes<br />

of pain and grief these images cover over and derealize. Indeed, all of these images<br />

see m to suspend the precariousness of life; they either represent American triumph,<br />

or provide an incitement for American military triumph in the future. They are the<br />

spoils of war or they are the targets of war. And in this sense, we might say that the<br />

face is, in every instance, defaced, and that this is one of the representational and<br />

philosophical consequences of war itself.<br />

It is important to distinguish among kinds of unrepresentability. In the first instance,<br />

there is the Levinasian view according to which there is a “face” which no face can fully<br />

exhaust, the face understood as human suffering, as the cry of human suffering, which<br />

can take no direct representation. Here the “face” is always a figure for something<br />

that is not literally a face. Other human expressions, however, seem to be figurable as<br />

a “face” even though they are not faces, but sounds or emissions of another order. The<br />

cry that is represented through the figure of the face is one that confounds the senses<br />

and produces a clearly improper comparison: that cannot be right, for the face is not<br />

a sound. And yet, the face can stand for the sound precisely because it is not the sound.<br />

In this sense, the figure underscores the incommensurability of the face with whatever<br />

it represents. Strictly speaking, then, the face does not represent anything, in the<br />

sense that it fails to capture and deliver that to which it refers.<br />

For Levinas, then, the human is not represented by the face. Rather, the human is<br />

indirectly affirmed in that very disjunction that makes representation impossible, and<br />

this disjunction is conveyed in the impossible representation. For representation to<br />

convey the human, then, representation must not only fail, but it must show its failure.<br />

There is something unrepresentable that we nevertheless seek to represent, and that<br />

paradox must be retained in the representation we give.<br />

In this sense, the human is not identified with what is represented but neither is it<br />

identified with the unrepresentable; it is, rather, that which limits the success of any<br />

representational practice. The face is not “effaced” in this failure of representation,<br />

but is constituted in that very possibility. Something altogether different happens,<br />

however, when the face operates in the service of a personification that claims to<br />

“capture” the human being in question. For Levinas, the human cannot be captured<br />

through the representation, and we can see that some loss of the human takes pIace<br />

when it is “captured” by the image.8<br />

An example of that kind of “capture” takes place when evil is personified through the<br />

face. A certain commensurability is asserted between that ostensible evil and the face.


9 For a discussion of “failure” as<br />

basic to a psychoanalytic conception<br />

of the psyche, see Jacqueline<br />

Rose, Sexuality in the Field<br />

of Vision, London: Verso, 1986,<br />

pp. 91–3.<br />

10 Levinas writes, “one can say<br />

that the face is not ‘seen.’ It is<br />

what cannot become a content,<br />

which your thought would<br />

embrace; it is uncontainable, it<br />

leads you beyond” (EI, pp. 86–7).<br />

This face is evil, and the evil that the face is extends to the evil that belongs to humans<br />

in general – generalized evil. We personify the evil or military triumph through a face that<br />

is supposed to be, to capture, to contain the very idea for which it stands. In this case,<br />

we cannot hear the face through the face. The face here masks the sounds of human<br />

suffering and the proximity we might have to the precariousness of life itself.<br />

The face over there, though, the one whose meaning is portrayed as captured by evil<br />

is precisely the one that is not human, not in the Levinasian sense. The ‘’I’’ who sees<br />

that face is not identified with it: the face represents that for which no identification is<br />

possible, an accomplishment of dehumanization and a condition for violence.<br />

Of course, a fuller elaboration of this topic would have to parse the various ways that<br />

representation works in relation to human ization and dehumanization. Sometimes<br />

there are triumphalist images that give us the idea of the human with whom we are to<br />

identify, for instance the patriotic hero who expands our own ego boundary ecstatically<br />

into that of the nation. No understanding of the relation ship between the image and<br />

humanization can take place without a consideration of the conditions and meanings<br />

of identification and disidentification. It is worth noting, however, that identification<br />

always relies upon a difference that it seeks to overcome, and that its aim is accomplished<br />

only by reintroducing the difference it claims to have vanquished. The one with<br />

whom I identify is not me, and that “not being me” is the condition of the identification.<br />

Otherwise, as Jacqueline Rose reminds us, identification collapses into identity, which<br />

speIls the death of identification itself.9 This difference internal to identification is<br />

crucial, and, in a way, it shows us that disidentification is part of the common practice<br />

of identification itself. The triumphalist image can communicate an impossible overcoming<br />

of this difference, a kind of identification that believes that it has overcome<br />

the difference that is the condition of its own possibility. The critical image, if we can<br />

speak that way, works this difference in the same way as the Levinasian image; it must<br />

not only fail to capture its referent, but show this failing.<br />

The demand for a truer image, for more images, for images that convey the full horror<br />

and reality of the suffering has its place and importance. The erasure of that suffering<br />

through the prohibition of images and representations more generally circumscribes<br />

the sphere of appearance, what we can see and what we can know. But it would be a<br />

mistake to think that we only need to find the right and true images, and that a certain<br />

reality will then be conveyed. The reality is not conveyed by what is represented within<br />

the image, but through the challenge to representation that reality delivers.10<br />

The media’s evacuation of the human through the image has to be understood, though,<br />

in terms of the broader problem that normative schemes of intelligibility establish<br />

what will and will not be human, what will be a livable life, what will be a grievable<br />

death. These normative schemes operate not only by producing ideals of the human<br />

that differentiate among those who are more and less human. Sometimes they produce<br />

images of the less than human, in the guise of the human, to show how the less than<br />

human disguises itself, and threatens to deceive those of us who might think we<br />

recognize another human there, in that face. But sometimes these normative schemes<br />

work precisely through providing no image, no name, no narrative, so that there never<br />

was a life, and there never was a death. These are two distinct forms of normative<br />

power: one operates through producing a symbolic identification of the face with the<br />

inhuman, foreclosing our apprehension of the human in the scene; the other works<br />

through radical effacement, so that there never was a human, there never was a life,<br />

and no murder has, therefore, ever taken place. In the first instance, something that<br />

has already emerged into the realm of appearance needs to be disputed as recognizably<br />

human; in the second instance, the public realm of appearance is itself constituted<br />

on the basis of the exclusion of that image. The task at hand is to establish modes of<br />

public seeing and hearing that might weIl respond to the cry of the human within the


248 — 249<br />

Judith Butler<br />

sphere of appear ance, a sphere in which the trace of the cry has become hyperbolically<br />

inflated to rationalize a gluttonous nationalism, or fully obliterated, where both alternatives<br />

turn out to be the same. We might consider this as one of the philosophical<br />

and representational implications of war, because politics – and power – work in part<br />

through regulating what can appear, what can be heard.<br />

Of course, these schemas of intelligibility are tacitly and force fully mandated by<br />

those corporations that monopolize control over the mainstream media with strong<br />

interests in maintaining US military power. The war coverage has brought into relief<br />

the need for a broad de-monopolozing of media interests, legislation for which has<br />

been, predictably, highly contested on Capitol HilI. We think of these interests as<br />

controlling rights of ownership, but they are also, simul taneously, deciding what will<br />

and will not be publicly recognizable as reality. They do not show violence, but there<br />

is a violence in the frame in what is shown. That latter violence is the mechanism<br />

through which certain lives and deaths either remain unrepresentable or become<br />

represented in ways that effects their capture (once again) by the war effort. The<br />

first is an effacement through occlusion; the second is an effacement through<br />

representation itself.<br />

What is the relation between the violence by which these ungriev able lives were lost<br />

and the prohibition on their public grievability? Is the prohibition on grieving the<br />

continuation of the violence itself? And does the prohibition on grieving demand a tight<br />

control on the reproduction of images and words? How does the prohibition on grieving<br />

emerge as a circumscription of representability, so that our national melancholia<br />

becomes tightly fitted into the frame for what can be said, what can be shown? Is this<br />

not the site where we can read, if we still read, the way that melancholia becomes<br />

inscribed as the limits of what can be thought? The derealization of loss – the insensitivity<br />

to human suffering and death – becomes the mechanism through which dehumanization<br />

is accomplished. This derealization takes place neither inside nor outside the<br />

image, but through the very framing by which the image is contained.<br />

In the initial campaign of the war against Iraq, the US govern ment advertised its military<br />

feats as an overwhelming visual phenomenon. That the US government and military<br />

called this a “shock and awe” strategy suggests that they were producing a visual<br />

spectacle that numbs the senses and, like the sublime itself, puts out of play the very<br />

capacity to think. This production takes place not only for the Iraqi population on<br />

the ground, whose senses are supposed to be done in by this spectacle, but also for<br />

the consumers of war who rely on CNN or Fox, the network that regularly inter spersed<br />

its war coverage on television with the claim that it is the “most trustworthy” news<br />

source on the war. The “shock and awe” strategy seeks not only to produce an aesthetic<br />

dimension to war, but to exploit and instrumentalize the visual aesthetics as part of<br />

a war strategy itself. CNN has provided much of these visual aesthetics. And although<br />

the New York Times belatedly came out against the war, it also adorned its front pages<br />

on a daily basis with romantic images of military ordnance against the setting sun in<br />

Iraq or “bombs bursting in air” above the streets and homes of Baghdad (which are not<br />

surprisingly occluded from view). Of course, it was the spectacular destruction of the<br />

World Trade Center that first made a claim upon the “shock and awe” effect, and the<br />

US recently displayed for all the world to see that it can and will be equally destructive.<br />

The media becomes entranced by the sublimity of destruction, and voices of dissent<br />

and opposition must find a way to intervene upon this desensitizing dream machine<br />

in which the massive destruction of lives and homes, sources of water, electricity, and<br />

heat, are produced as a delirious sign of a resuscitated US military power.<br />

Indeed, the graphic photos of US soldiers dead and decapitated in Iraq, and then the<br />

photos of children maimed and killed by US bombs, were both refused by the mainstream<br />

media, supplanted with footage that always took the aerial view, an aerial view


whose perspective is established and maintained by state power. And yet, the moment<br />

the bodies executed by the Hussein regime were uncovered, they made it to the front<br />

page of the New York Times, since those bodies must be grieved. The outrage over their<br />

deaths motivates the war effort, as it moves on to its managerial phase, which differs<br />

very little from what is commonly called “an occupation.”<br />

Tragically, it seems that the US seeks to preempt violence against itself by waging<br />

violence first, but the violence it fears is the violence it engenders. I do not mean to<br />

suggest by this that the US is respon sible in some causal way for the attacks on its<br />

citizens. And I do not exonerate Palestinian suicide bombers, regardless of the terrible<br />

conditions that animate their murderous acts. There is, however, some distance to<br />

be traveled between living in terrible conditions, suffering serious, even unbearable<br />

injuries, and resolving on murder ous acts. President Bush traveled that distance quickly,<br />

calling for “an end to grief” after a mere ten days of flamboyant mourning. Suffering<br />

can yield an experience of humility, of vulnerability, of impressionability and dependence,<br />

and these can become resources, if we do not “resolve” them too quickly; they<br />

can move us beyond and against the vocation of the paranoid victim who regenerates<br />

infinitely the justifications for war. It is as much a matter of wrestling ethically with<br />

one’s own murderous impulses, impulses that seek to quell an overwhelming fear, as<br />

it is a matter of apprehending the suffering of others and taking stock of the suffering<br />

one has inflicted.<br />

In the Vietnam War, it was the pictures of the children burning and dying from napalm<br />

that brought the US public to a sense of shock, outrage, remorse, and grief. These were<br />

precisely pictures we were not supposed to see, and they disrupted the visual field and<br />

the entire sense of public identity that was built upon that field. The images furnished<br />

a reality, but they also showed a reality that disrupted the hegemonic field of representation<br />

itself. Despite their graphic effectivity, the images pointed somewhere else,<br />

beyond themselves, to a life and to a precariousness that they could not show. It was<br />

from that apprehension of the precariousness of those lives we destroyed that many<br />

US citizens came to develop an important and vital consensus against the war. But<br />

if we continue to discount the words that deliver that message to us, and if the media<br />

will not run those pictures, and if those lives remain unnameable and ungrievable, if<br />

they do not appear in their precariousness and their destruction, we will not be moved.<br />

We will not return to a sense of ethical outrage that is, distinctively, for an Other, in<br />

the name of an Other. We cannot, under contemporary conditions of representation,<br />

hear the agonized cry or be compelled or commanded by the face. We have been turned<br />

away from the face, sometimes through the very image of the face, one that is meant<br />

to convey the inhuman, the already dead, that which is not precariousness and cannot,<br />

therefore, be killed; this is the face that we are nevertheless asked to kill, as if ridding<br />

the world of this face would return us to the human rather than consummate our<br />

own inhumanity. One would need to hear the face as it speaks in something other than<br />

language to know the precariousness of life that is at stake. But what media will let<br />

us know and feel that frailty, know and feel at the limits of representation as it is<br />

currently cultivated and maintained? If the humanities has a future as cultural criticism,<br />

and cultural criticism has a task at the present moment, it is no doubt to return us to<br />

the human where we do not expect to find it, in its frailty and at the limits of its capacity<br />

to make sense. We would have to interrogate the emergence and vanishing of the<br />

human at the limits of what we can know, what we can hear, what we can see, what<br />

we can sense. This might prompt us, affectively, to reinvigorate the intellectual projects<br />

of critique, of questioning, of coming to understand the difficulties and demands of<br />

cultural trans lation and dissent, and to create a sense of the public in which oppositional<br />

voices are not feared, degraded or dismissed, but valued for the instigation to a sensate<br />

democracy they occasionally perform.


250 — 251


Appendix


252 — 253<br />

Index


Lida Abdul<br />

White House, 2005<br />

16 mm film on DVD, 4 min 58 s<br />

Courtesy of the artist<br />

and Giorgio Persano, Torino<br />

In Transit, 2008<br />

16 mm film on DVD, 4 min 55 s<br />

Courtesy of the artist<br />

and Giorgio Persano, Torino<br />

Man in the Sea, 2010<br />

Two-channel film installation,<br />

film on DVD, 3 min 44 s<br />

Courtesy of the artist<br />

and Giorgio Persano, Torino<br />

Marcel Dzama<br />

Pip, 2004<br />

Sculpture: clothing with felt<br />

and fake fur, wire mesh, paper<br />

maché, plastic foam, rubber,<br />

185 × 60 × 45 cm; accompanied<br />

by 5 unframed drawings<br />

and 1 framed watercolour<br />

Private collection, Munich<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Knowing precisely where to cut,<br />

2008<br />

Diorama: wood, 2 sliding<br />

glass panels, plaster, cardboard,<br />

acrylic, rope, metal,<br />

taxidermic mice, artificial birds,<br />

91.4 × 76.8 × 45.7 cm<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Zürich redet mit Helvetia, 2008<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Lits et ratures, 2008<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Whose hell hoof resounds<br />

like heaven’s thunder, 2008<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Presence is unsustainable or<br />

The circle of traitors, 2008<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Surrounded by his dark machines<br />

and the rage of the wild<br />

or An epic of humanity, 2008<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Poor Bertrand de Born, 2009<br />

Collage on paper, 30.2 × 22.9 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Ulysses, 2009<br />

Graphite, ink, watercolour,<br />

tracing paper on piano scroll,<br />

3 sections: 28.5 × 234.5 cm,<br />

28.5 × 222 cm, 28.5 × 187.8 cm<br />

Deutsche Bank Collection<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf; David Zwirner,<br />

New York<br />

Maria Lassnig<br />

Stilleben mit rotem<br />

Selbstportrait, 1969<br />

Oil/canvas, 81 × 97 cm<br />

Neue Galerie Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Woman Laokoon, 1976<br />

Oil/canvas, 193 × 127 cm<br />

Neue Galerie Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Mark Manders<br />

Small Unfired Clay Figure,<br />

2006/07<br />

Iron, painted epoxy, wood,<br />

painted wood, book,<br />

153.5 × 64 × 29 cm<br />

Collection Raf Simons, Belgium<br />

Courtesy of Zeno X Gallery,<br />

Antwerp<br />

Clay Figure with Iron Chair, 2009<br />

Painted bronze, iron,<br />

81 × 177 × 59 cm<br />

Private collection<br />

Courtesy of Zeno X Gallery,<br />

Antwerp<br />

Two Interconnected Houses,<br />

2010<br />

80 black and white slides<br />

for a carousel-projector<br />

Courtesy of Zeno X Gallery,<br />

Antwerp<br />

Renzo Martens<br />

Episode 1, 2000/03<br />

Video installation, Hi-8 to HD,<br />

sound, color, 45 min<br />

Courtesy of Galerie Fons Welters<br />

and Wilkinson Gallery<br />

Episode 2, 2010<br />

Episode 3, 2009<br />

Video installation, PAL 16:9, HD,<br />

sound, color, 90 min; 2 metal<br />

trunks with master tape, some<br />

neon signs, a picture made<br />

in collaboration with Aphoka,<br />

Association des Photographes de<br />

Kanyabayonga, 84 × 47 × 35 cm<br />

and 65 × 30 × 24 cm<br />

Courtesy of Galerie Fons Welters<br />

and Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in collaboration with<br />

Renzo Martens, Child, 2007<br />

Photograph, 62 × 40 cm<br />

Courtesy of Galerie Fons Welters<br />

and Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in collaboration with Renzo<br />

Martens, Three Children, 2007<br />

Photograph, 40 × 62 cm<br />

Courtesy of Galerie Fons Welters<br />

and Wilkinson Gallery<br />

Association des Photographes<br />

de Kanyabayonga, Aphoka,<br />

in collaboration with Renzo<br />

Martens, Mother and Child, 2007<br />

Photograph, 62 × 40 cm<br />

Courtesy of Galerie Fons Welters<br />

and Wilkinson Gallery<br />

Kris Martin<br />

Mandi VIII, 2006<br />

Plaster, 221 × 150 × 100 cm<br />

David Roberts Collection,<br />

London<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf<br />

Bells, 2008<br />

Bronze bells,<br />

30 × 50 × 60 ○/ 30 cm<br />

Courtesy of Sies + Höke,<br />

Düsseldorf<br />

Adrian Paci<br />

Turn on, 2004<br />

Film on DVD, 3 min 33 s<br />

Courtesy of the artist;<br />

Francesca Kaufmann, Milano;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zurich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Per Speculum, 2006<br />

35 mm film, 6 min 53 s<br />

Courtesy of the artist;<br />

Francesca Kaufmann, Milano;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zurich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Electric Blue, 2010<br />

HD Video, approx. 15 min<br />

Courtesy of the artist;<br />

Francesca Kaufmann, Milano;<br />

Peter Kilchmann Galerie, Zurich;<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

Susan Philipsz<br />

The River Cycle, 2009<br />

Sound installation, 2 min 15 s<br />

Courtesy of the artist


254 — 255<br />

Biographies<br />

Lida Abdul<br />

Born 1973 in Kabul (AF),<br />

lives and works in Kabul (AF),<br />

California (US), and Europe<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Fundação Calouste Gulbenkian,<br />

Lisbon<br />

Krannert Art Museum, University<br />

of Illinois, Champaign<br />

Ruins: Stories of Awakening,<br />

Anna Schwartz Gallery,<br />

Melbourne<br />

2008<br />

In Transit, Giorgio Persano,<br />

Torino; Le Print Temps Septembre,<br />

Toulouse Art Festival, Toulouse;<br />

OK Centrum für<br />

Gegenwartskunst, Linz<br />

Western Front Exhibitions &<br />

Centre A, Vancouver<br />

IDEA Space, Colorado College,<br />

Colorado Springs<br />

Indianapolis Museum of Art,<br />

Indianapolis<br />

Alessandra Bonomo, Rome<br />

GSK Royal Academy of Arts,<br />

London<br />

2007<br />

Modern Mondays, MoMA,<br />

New York<br />

Musée Chagall, Nice<br />

Musée national Picasso, Vallauris<br />

ICA Prefix Institute of Contemporary<br />

Art, Toronto<br />

National Museum of Kabul, Kabul<br />

White House, Netwerk Centrum<br />

voor hedendaagse kunst, Aalst<br />

What We Saw Upon Awakening,<br />

Location One, New York<br />

2006<br />

Petition for Another World,<br />

Museum Voor Moderne Kunst,<br />

Arnhem<br />

Giorgio Persano, Torino<br />

After War Games, Musées Palais<br />

du Tau de Reims, Reims<br />

Pino Pascali Museo d’Arte<br />

Contemporanea, Polignano a Mare<br />

Now, Here, Over There. Lida Abdul/<br />

Tania Bruguera, FRAC Lorraine,<br />

Metz<br />

What We Saw Upon Awaking,<br />

CAC Brétigny, Brétigny<br />

2005<br />

Afghan Pavilion, La Biennale<br />

di Venezia, Venice<br />

Video des Monats #6:<br />

Lida Abdul, Kunsthalle Wien,<br />

Ursula Blickle Videolounge,<br />

Vienna<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

The individual and the war, AZKM<br />

Ausstellungshalle zeitgenössische<br />

Kunst Münster, Münster<br />

HomeLessHome, Museum on the<br />

Seam, Jerusalem<br />

CUE: Artist’ Videos, Vancouver<br />

Art Gallery, Vancouver<br />

Monument to Transformation,<br />

Galeria Miroslav Kraljevic, Zagreb<br />

Spatial City: An Architecture of<br />

Idealism, Institute of Visual Arts,<br />

Milwaukee; Hyde Park Art Center,<br />

Chicago; Museum of Contemporary<br />

Art, Detroit<br />

2009<br />

Anabasis: On Rituals of Homecoming,<br />

Ludwik Grohman Villa,<br />

Lodz<br />

Futur, FRAC Aquitaine, Bordeaux<br />

Bilderschlachten, EMAF<br />

European Media Art Festival,<br />

Osnabrück<br />

Monument to Transformation,<br />

City Gallery Prague, Prague<br />

Stranded Positions,<br />

Ausstellungs raum Klingental,<br />

Basel<br />

History of Violence, Haifa<br />

Museum of Art, Haifa<br />

The End, The Andy Warhol<br />

Museum, Pittsburgh<br />

Dream and Reality. Contemporary<br />

Art from the Near East,<br />

Zentrum Paul Klee, Bern<br />

Moving Perspectives: Lida Abdul<br />

and Dinh Q Le, Smithsonian<br />

Freer Gallery of Art and Arthur<br />

M. Sackler Gallery, Washington<br />

Riwaq Biennial, Ramallah<br />

2008<br />

Eurasia. Geographic cross-overs<br />

in art, MART Museo di Arte<br />

Moderna e Contemporanea<br />

di Trento e Rovereto, Trento/<br />

Rovereto<br />

4th Triennale of Contemporary<br />

Art Oberschwaben, Zeppelin<br />

Museum, Friedrichshafen<br />

Biennale Cuvée, OK Centrum<br />

für Gegenwartskunst, Linz<br />

Yellow Cruise, Louis Vuitton<br />

Espace, Paris<br />

Artes Mundi 3rd Award Exhibition,<br />

National Museum of Cardiff,<br />

Cardiff<br />

Lida Abdul: In Transit,<br />

Video formes Festival,<br />

Clermont-Ferrand<br />

Intimacies of Distant War,<br />

Samuel Dorsky Museum of Art,<br />

New York<br />

Open Sky, Kunstverein<br />

Medienturm, Graz<br />

2007<br />

Illuminations, Tate Modern,<br />

London<br />

2nd Moscow Biennial of Contemporary<br />

Art, Moscow<br />

8th Sharjah Biennial, Sharjah<br />

Re-thinking Dissent,<br />

4th Göteborg International<br />

Biennial for Contemporary Art,<br />

Gothenburg<br />

3rd Auckland Triennial, Auckland<br />

Thermocline of Art: New Asian<br />

Waves, ZKM, Karlsruhe<br />

Memorial to Iraq War, ICA,<br />

London<br />

Timeout: Art and Sustainability,<br />

Kunstmuseum Liechtenstein,<br />

Vaduz<br />

Global Feminisms, Brooklyn<br />

Museum, New York; traveling<br />

show<br />

Asian Attitude/Transient Forces,<br />

The National Museum, Poznan;<br />

Zendai Museum of Modern Art,<br />

Shanghai; traveling show<br />

2006<br />

27th Sao Paulo Biennial,<br />

Sao Paulo<br />

First Chapter_Trace Root,<br />

Gwangju Biennale, Gwangju<br />

The Doubtful Strait. A Visual Art<br />

Event, Museo de Arte y Diseño<br />

Contemporáneo, Costa Rica<br />

Mens, S.M.A.K, Gent; K.U.,<br />

Leuven<br />

Painting as a Way of Living,<br />

Istanbul Museum of Modern Art,<br />

Istanbul<br />

The UnQuiet World,<br />

The Australian Centre for<br />

Contemporary Art, Victoria<br />

Undercurrents06, Göteborg<br />

Konstmuseum, Gothenburg<br />

Courants Alternatifs, Le Parvis<br />

Centre d’art contemporain,<br />

Ibos-Tarbes; CAPC Musée d’art<br />

contemporain, Bordeaux<br />

Painting Ruins, Foundation for<br />

Culture and Civil Society, Kabul<br />

Fast Futures: Asian Video Art,<br />

Mumbai<br />

ACAW Asian Contemporary Art<br />

Week, Brooklyn Art Museum,<br />

New York<br />

Nafas. Contemporary Art from<br />

the Islamic World, IFA, Berlin/<br />

Stuttgart<br />

Liberation, Tradition and<br />

Meaning/Women on the Edge<br />

of Culture, Milwaukee Institute<br />

of Art & Design, Milwaukee<br />

New territories, De Hallen,<br />

Bruges<br />

2005<br />

Between the Furniture and<br />

the Building (Between a Rock<br />

and a Hard Place), CAC Brétigny;<br />

FR66, Paris<br />

Wall to Destroyed, FRAC Lorraine,<br />

Metz<br />

Irreducible. Contemporary Short<br />

Form Video, Miami Central, Miami<br />

In the Shadow of Heroes,<br />

Central Asian Biennale,<br />

Kyrgyz Republic<br />

Video Lounge,<br />

South London Gallery, London<br />

Vinyl,<br />

Redux Projects Gallery, London<br />

Taste of others,<br />

Apex Art, New York<br />

2004<br />

Contemporaneity, Academy<br />

of Fine Arts, Tashkent; National<br />

Museum of Arts, Bishkek;<br />

Foundation for Culture and<br />

Civil Society, Kabul<br />

On healing, D.U.M.B.O., Brooklyn<br />

Poetics of Proximity,<br />

Chapman University, Orange<br />

2003<br />

Shibuya UNESCO Association,<br />

Tokyo<br />

Colors of God, Layola Marymount<br />

University, Los Angeles<br />

Open Ticket, Guggenheim Gallery<br />

Chapman College, Orange<br />

Wide Awake, Highways,<br />

Los Angeles<br />

ENTERINTERCESSOR,<br />

Raid Projects, Los Angeles<br />

2002<br />

All Stars of LA Performance<br />

Art, City of Los Angeles Cultural<br />

Affairs Department, Hollywood<br />

Not in our Name,<br />

The Palace Art Speak, Hollywood<br />

Democracy When?, LACE<br />

Los Angeles Contemporary Art<br />

Exhibitions, Hollywood<br />

After the Ruins of Kabul,<br />

Highways, Santa Monica;<br />

Bumbershoot Festival, Seattle;<br />

The Palace Art Speak, Hollywood<br />

Project Enduring Look, Exhibition<br />

Studies Space, School of the Art<br />

Institute of Chicago, Chicago<br />

GENERATION WHY: ARTISTS<br />

OF CONSCIENCE SPEAK,<br />

Occidental College, Los Angeles<br />

2001<br />

Overflowing, Track-16,<br />

Santa Monica<br />

The Gathering, Highways,<br />

Santa Monica<br />

Slam, Highways, Santa Monica<br />

In Public, Art Center College<br />

of Art and Design, Pasadena<br />

CAPITAL ART, Track-16,<br />

Santa Monica<br />

All Star of LA, Knitting Factory,<br />

Los Angeles


Marcel Dzama<br />

Born 1974 in Winnipeg (CA),<br />

lives and works in Brooklyn,<br />

New York (US)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Musée d’Art Contemporain de<br />

Montréal, Montreal<br />

Marcel Dzama: Delila’s Dance,<br />

Galeria Helga de Alvear, Madrid<br />

2009<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

2008<br />

Edition 46, Marcel Dzama, in<br />

cooperation with Süddeutsche<br />

Zeitung Magazine, Pinakothek<br />

der Moderne, Munich<br />

Even the Ghost of the Past,<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

2007<br />

Oficina para Proyectos de Arte<br />

(OPA), Guadalajara<br />

Celluloid Ceremony, Galleri<br />

Magnus Karlsson, Stockholm<br />

Moving Picture, Timothy Taylor,<br />

London<br />

2006<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Centre for Contemporary Arts,<br />

Glasgow<br />

IKON Gallery, Brimingham<br />

The Richard L. Nelson Gallery &<br />

The Fine Arts Collection,<br />

UC Davis, Davis<br />

2005<br />

David Zwirner, New York<br />

Centre d’arte Santa Monica,<br />

Barcelona<br />

2004<br />

Timothy Taylor Gallery, London<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Christophe Daviet-Thery,<br />

Livres et Editions d’Artistes, Paris<br />

Galleri Magnus Karlsson,<br />

Stockholm<br />

Olga Korper, Toronto<br />

2003<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Rizzero Arte, Pescara<br />

Art Gallery of Windsor, Windsor/<br />

Ontario<br />

Perugi Artecontemporanea,<br />

Padova<br />

2002<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

Timothy Taylor Gallery, London<br />

2001<br />

Mendel Art Gallery, Saskatoon,<br />

Saskatchewan<br />

Galleri Magnus Karlsson,<br />

Stockholm<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Monica de Cardenas, Milan<br />

2000<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

More Famous Drawings,<br />

Plug In Gallery, Winnipeg<br />

Zeichnungen + Video,<br />

Diehl Vorderwuelbecke, Berlin<br />

1999<br />

Greene Gallery, Geneva<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

1998<br />

Espace Purplex, Rio de Janeiro<br />

Casa Triangulo, Sao Paulo<br />

Richard Heller Gallery,<br />

Santa Monica<br />

Art Pace Foundation,<br />

San Antonio<br />

Art Forum Berlin, Berlin<br />

David Zwirner Gallery, New York<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2011<br />

Fairy Tales, Monsters and the<br />

Genetic Imagination, First Center<br />

for the Visual Arts, Nashville<br />

2010<br />

CUE: Artists’ Videos, Vancouver<br />

Art Gallery, Vancouver<br />

Monster, West Vancouver<br />

Museum, West Vancouver<br />

2009<br />

Wonderland, KAdE, Amersfoort<br />

Compass in Hand: Selections<br />

from The Judith Rothschild<br />

Foundation Contemporary<br />

Drawings Collection, The<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

Mi Vida. From Heaven to Hell:<br />

Life Experiences in Art from the<br />

MUSAC Collection, Mucsarnok<br />

Kunsthalle, Budapest<br />

Private Universes, Dallas<br />

Museum of Art, Dallas<br />

Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv<br />

2008<br />

The Other Mainstream II:<br />

Selections from the Collection<br />

of Mikki and Stanley Weithorn,<br />

Arizona State University Art<br />

Museum, Tempe<br />

The Gallery, David Zwirner,<br />

New York<br />

2007<br />

Running Around the Pool,<br />

Museum of Fine Arts, The College<br />

of Visual Arts, Theatre & Dance,<br />

Florida State University,<br />

Tallahassee<br />

Cult Fiction, The New Art Gallery,<br />

Walsall; Nottingham Castle,<br />

Nottingham; Leeds City Art<br />

Gallery, Leeds; Aberystwyth Art<br />

Gallery, Aberystwyth;<br />

Tullie House, Carlisle<br />

Hinter den Sieben Bergen,<br />

Patricia Low Contemporary,<br />

Gstaad<br />

Royal Art Lodge – Where is Here?,<br />

Winnipeg Art Lodge, Winnipeg<br />

2006<br />

Into Me/Out of Me, P.S.1<br />

Contemporary Art Center,<br />

New York; Kunst-Werke Berlin<br />

e.V. – Institute for Contemporary<br />

Art, Berlin; MACRO Museo d’Arte<br />

Contemporanea Roma, Rome<br />

Since 2000: Printmaking Now,<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

Parallel Visions II: “Outsider”<br />

and “Insider” Art Today,<br />

Gallerie St. Etienne, New York<br />

Faces of a Collection, Kunsthalle<br />

Mannheim, Mannheim<br />

New Prints 2006, International<br />

Print Center New York, New York<br />

The Compulsive Line: Etching<br />

1900 to Now, Museum of Modern<br />

Art, New York<br />

Down by Law, 2006 Whitney<br />

Biennial, Whitney Museum of<br />

American Art, New York<br />

2005<br />

Words, Andrea Rosen Gallery,<br />

New York<br />

Eccentric Modern,<br />

The Foundation To-Life, New York<br />

The Gallery,<br />

Magnus Karlsson, Stockholm<br />

Max Ernst and the Tradition of<br />

the Modern, Städtische Kunsthalle<br />

Mannheim, Mannheim<br />

New Work/New Acquisitions, The<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

La Melange des Genres, Musée<br />

des Beaux-Arts de Rouen, Rouen<br />

Pensieri dei serpenti by The<br />

Royal Art Lodge, Perugi artecontemporanea,<br />

Padova<br />

Surface, Lucas Schoormanns<br />

Gallery, New York<br />

Funny Cuts, Staatsgalerie<br />

Stuttgart, Stuttgart<br />

Emergencias, Museo de Arte<br />

Contemporaneo, León<br />

Strips & Characters – Kunst<br />

unter dem Einfluss von Comics,<br />

Kunstverein, Wolfsburg<br />

Central Station – The Harald<br />

Falckenberg Collection,<br />

La Maison Rouge, Paris<br />

Security Check. Painting after<br />

Romanticism, Arndt & Partner,<br />

Zürich<br />

2004<br />

Pride in Workmanship,<br />

The Royal Art Lounge,<br />

Houldsworth Gallery, London<br />

Galerie Anne de Villepoix, Paris<br />

2003<br />

Royal Art Lodge: Ask the Dust<br />

The Drawing Center, New York;<br />

The Power Plant, Contemporary<br />

Art Gallery, Toronto; De Vleeshal,<br />

Middelburg<br />

For the Record: Drawing<br />

Contemporary Life,<br />

Vancouver Art Gallery, Vancouver<br />

The Great Drawing Show 1550 –<br />

2003, Michael Kohn Gallery,<br />

Los Angeles<br />

Odd Fellows, Pennsylvania<br />

Academy of Fine Arts,<br />

Philadelphia<br />

Sweet Tooth, Mixture<br />

Contemporary Art, Houston<br />

Zwischenbilanz,<br />

Kunstforum Baloise, Basel<br />

MosaiCanada: Sign and Sound,<br />

The Seoul Museum of Art, Seoul<br />

2002<br />

Fantasyland, Dámelio Terras<br />

New York, New York<br />

Fantasy Underfoot, Corcoran<br />

Biennal, Washigton D.C.<br />

2001<br />

I love NY, David Zwirner,<br />

New York<br />

The Royal Art Lodge, Perugi<br />

Artcontemporanea, Padova<br />

The Royal Art Lodge: Amounts<br />

of Blood, Atycore, Toronto<br />

IN FUMO, Galleria of Modern and<br />

Contemporary Art, Bergamo<br />

Amused: Humour in Contemporary<br />

Art, Carrie Secrist Gallery,<br />

Chicago<br />

2000<br />

Artcore Gallery, Toronto<br />

Dr. Wings, Galerie Air de Paris,<br />

Paris<br />

Babylon, Galerie Philomene<br />

Magers, Munich<br />

Selections from the Manilow<br />

Collection, MOCA, Chicago<br />

Double Whammy,<br />

Atelier Gallery, Vancouver<br />

Greetings from Winnipeg,<br />

MCAD, Minneapolis<br />

Drawing Show,<br />

Chicago Institute of Art, Chicago<br />

Drawings 2000,<br />

Barbara Gladstone, New York<br />

1999<br />

Draw, Ten in One Gallery, Chicago<br />

Castelli di Carte,<br />

Galeria Claudia Gian Ferrari, Milan<br />

Sit(E)ings: Trajectories for a<br />

Future, Winnipeg Art Gallery,<br />

Winnipeg<br />

Greetings from Winnipeg,<br />

Minneapolis College of Art &<br />

Design, Minneapolis<br />

1998<br />

Selections Spring 98,<br />

The Drawing Center, New York<br />

Laughing, Plug In Gallery,<br />

Winnipeg


256 — 257<br />

Biographies<br />

Maria Lassnig<br />

Born 1919 in Kappel am<br />

Krappfeld, Carinthia (AT),<br />

lives and works in Vienna (AT)<br />

and Carinthia (AT)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Städtische Galerie im Lenbachhaus<br />

und Kunstbau, Munich<br />

2009<br />

Maria Lassnig. In the Mirror<br />

of Possibilities. Watercolours and<br />

Drawings from 1947 to Today,<br />

Museum Ludwig, Cologne<br />

The Ninth Decade, Museum<br />

moderner Kunst Stiftung Ludwig,<br />

Vienna<br />

2008<br />

Contemporary Arts Center,<br />

Cincinnati<br />

Serpentine Gallery, London<br />

2007<br />

Hauser & Wirth, Zürich<br />

2006<br />

Maria Lassnig: Körper und<br />

Seele malen, Museum für<br />

Gegenwarts kunst Siegen, Siegen<br />

Maria Lassnig: Körperbilder,<br />

Museum Moderner Kunst<br />

Kärnten, Klagenfurt<br />

2005<br />

Maria Lassnig/Eiserner Vorhang,<br />

Museum in Progress, Vienna<br />

Maria Lassnig – body. fiction.<br />

nature, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Vienna<br />

Maria Lassnig. Animationsfilme –<br />

Retrospektive, culture2culture,<br />

Vienna<br />

2004<br />

Maria Lassnig – Paintings,<br />

Hauser & Wirth, London<br />

2003<br />

Verschiedene Arten zu sein,<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich<br />

2002<br />

Friedrich Petzel Gallery, New York<br />

Maria Lassnig. Körperporträts,<br />

Museum für Gegenwartskunst,<br />

Siegen<br />

Maria Lassnig. Eine andere<br />

Dimension. Skulpturen.<br />

Galerie Ulysses, Vienna<br />

2001<br />

Maria Lassnig. Bilder 1989 – 2001,<br />

kestnergesellschaft, Hannover<br />

1999<br />

FRAC des Pays de la Loire,<br />

Nantes<br />

1997<br />

Kunsthalle Bern, Bern<br />

Kunsthalle Mücsarnoc, Budapest<br />

1995/96<br />

Retrospektive der Zeichnungen<br />

und Aquarelle, Kunstmuseum<br />

Bern, Bern<br />

Musée national d’art moderne,<br />

Paris<br />

Kulturhaus der Stadt Graz, Graz<br />

1994<br />

Das Innere nach Außen,<br />

Stedelijk Museum, Amsterdam<br />

1992<br />

Galerie Klewan, Munich<br />

Galerie Ulysses, Vienna<br />

1991<br />

Galerie Busche, Cologne<br />

Raymond Bollag, Zürich<br />

1988–90<br />

Neue Galerie Graz, Graz<br />

Mit dem Kopf durch die Wand,<br />

Kunstmuseum Luzern, Luzern<br />

Kunstverein Hamburg, Hamburg<br />

Wiener Secession, Vienna<br />

Galerie Barbara Gross, Munich<br />

Graphische Sammlung Albertina,<br />

Vienna<br />

1987<br />

Galerie Thaddaeus Ropac,<br />

Salzburg<br />

Edition Hundertmark, Cologne<br />

Galerie Onnasch, Berlin<br />

1985<br />

Museum moderner Kunst<br />

Stiftung Ludwig Wien, Vienna<br />

Kunstmuseum Düsseldorf,<br />

Düsseldorf<br />

Kunsthalle Nürnberg, Nuremberg<br />

Kärntner Landesgalerie,<br />

Klagenfurt<br />

1982–84<br />

Retrospektive der Zeichnungen<br />

und Aquarelle, Kunstverein<br />

Mannheim, Mannheim<br />

(travelling exhibition)<br />

1981<br />

Galerie Heike Curtze, Vienna<br />

1978<br />

Haus am Lütowplatz, Berlin<br />

1977<br />

Retrospektive des grafischen<br />

Werks, Graphische Sammlung<br />

Albertina, Vienna<br />

Galerie Kalb, Vienna<br />

1975<br />

Gallery Cortella, New York<br />

1974<br />

Green Mountains Gallery,<br />

New York<br />

1962/63<br />

Kärntner Landesmuseum,<br />

Klagenfurt<br />

1960<br />

Galerie nächst St. Stephan,<br />

Vienna<br />

1956<br />

Galerie Würthle, Vienna<br />

1954<br />

Zimmergalerie, Frankfurt<br />

1952<br />

Art-Club-Galerie, Vienna<br />

1950<br />

Galerie Cosmos, Vienna<br />

1948<br />

Galerie Kleinmayr, Klagenfurt<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Nur Papier, und doch die ganze<br />

Welt ... 200 Years Graphic<br />

Collection, Staatsgalerie<br />

Stuttgart, Stuttgart<br />

The Dissolve. SITE Santa Fe<br />

Biennial 2010, Santa Fe<br />

Vermeer. Die Malkunst, Kunsthistorisches<br />

Museum, Vienna<br />

2009<br />

The Female Gaze: Women Look at<br />

Women, Cheim & Read, New York<br />

The Presence of the Line.<br />

A Selection of New Acquisitions<br />

from the 20th and 21st Centuries,<br />

Pinakothek der Moderne, Munich<br />

Best of Austria – Eine Kunstsammlung,<br />

Lentos Kunstmuseum,<br />

Linz<br />

2008<br />

Life on Mars: 55th Carnegie<br />

International, Carnegie Museum<br />

of Art, Pittsburgh<br />

Drawing a Tension, Fundação<br />

Calouste Gulbenkian, Lisbon<br />

Baselitz bis Lassnig, Sammlung<br />

Essl, Klosterneuburg/Vienna<br />

Mind Expanders. Performative<br />

Körper – Utopische Architekturen<br />

um ’68, MUMOK – Museum<br />

Moderner Kunst Stiftung Ludwig<br />

Wien, Vienna<br />

2007<br />

Wien – Paris, Belvedere, Vienna<br />

Critical Mass – Kritische Masse,<br />

Kunsthalle Bern, Bern<br />

WACK! Art and the Feminist<br />

Revolution, National Museum of<br />

Women in the Arts, Washington<br />

DC; MOCA – Museum of<br />

Contemporary Art, Los Angeles;<br />

P.S.1, Long Island City<br />

Kunst nach 1970. Aus der<br />

Sammlung der Albertina,<br />

Albertina, Vienna<br />

2006<br />

Eye on Europe, MoMA, New York<br />

Two or Three or Something.<br />

Maria Lassnig, Liz Larner,<br />

Kunsthaus Graz, Graz<br />

Österreich: 1900 – 2000,<br />

Konfrontationen und<br />

Kontinuitäten, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Vienna<br />

Into me/Out of me, P.S.1,<br />

Long Island City; MACRO – Museo<br />

d’Arte Contemporanea, Rome<br />

2005<br />

Ars Pingendi, Neue Galerie Graz,<br />

Graz<br />

Leporello, Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Zeitgenössische österreichische<br />

Kunst und Malerei der Nachkriegs<br />

zeit aus der Sammlung Essl,<br />

Museo de Arte Moderno<br />

de México, Mexico City<br />

(travelling exhibition)<br />

Das neue Österreich, Österreichische<br />

Galerie Belvedere, Vienna<br />

2003<br />

Grotesk! 130 Jahre Kunst der<br />

Frechheit, Haus der Kunst,<br />

Munich<br />

La Biennale di Venezia, Dreams<br />

and Conflicts – The Viewer’s<br />

Dictatorship, Venice<br />

Warum! Bilder Diesseits<br />

und Jenseits des Menschen,<br />

Gropius Bau, Berlin<br />

EXPRESSIV!, Fondation Beyeler,<br />

Basel<br />

2001<br />

Reisen ins Ich, Sammlung Essl,<br />

Klosterneuburg/Vienna<br />

Abbild, steirischer herbst,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>,<br />

Graz<br />

Austrian Contemporary Art,<br />

Shanghai Art Museum, Shanghai<br />

2000<br />

Die verletzte Diva, Kunstverein<br />

München, Munich;<br />

Kunsthalle Baden, Baden-Baden<br />

Das Bild des Körpers,<br />

Rupertinum, Salzburg<br />

1999<br />

Jahrhundert der Frauen,<br />

Kunstforum, Vienna<br />

1997<br />

documenta X, Kassel<br />

1996<br />

Malerei in Österreich 1945 – 1995.<br />

Die Sammlung Essl,<br />

Künstlerhaus Wien, Vienna<br />

Kunst aus Österreich 1896 – 1996,<br />

Kunsthalle Bonn, Bonn<br />

1995<br />

La Biennale di Venezia,<br />

Identità e Alternità, Venice<br />

Feminine-Masculine,<br />

Musée national d’art moderne,<br />

Centre George Pompidou, Paris<br />

1986<br />

Zeichen und Gesten. Informelle<br />

Tendenzen in Österreich,<br />

Wiener Secession, Vienna<br />

1982<br />

documenta 7, Kassel<br />

1980<br />

La Biennale di Venezia,<br />

Austrian pavilion, Venice


Mark Manders<br />

Born 1968 in Volkel (NL),<br />

lives and works in Arnhem (NL)<br />

and Ronse (BE)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2011<br />

Walker Art Center, Minneapolis<br />

Douglas Hyde Gallery, Dublin<br />

Aspen Art Museum, Aspen<br />

Castello di Rivoli, Torino<br />

2010<br />

Hammer Museum, Los Angeles<br />

Carillo Gil Museum of Art,<br />

Mexico City<br />

Jarla Partilager, Stockholm<br />

Zeno X Gallery, Antwerp<br />

2009<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

The Absence of Mark Manders,<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich;<br />

S.M.A.K., Ghent; Kunsthall<br />

Bergen, Bergen; Kunstverein<br />

Hannover, Hannover<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

2006<br />

Mark Manders: Short Sad<br />

Thoughts, BALTIC Centre for<br />

Contemporary Art, Gateshead<br />

2005<br />

Parallel Occurance, IMMA - Irish<br />

Museum of Modern Art, Dublin<br />

Mark Manders: Fragments<br />

from Self Portrait as a Building,<br />

Solo Projects, Los Angeles<br />

MATRIX 214: The Absence of<br />

Mark Manders, Berkeley Art<br />

Museum, Berkeley<br />

2004<br />

Silent Studio, Zeno X Storage,<br />

Antwerp – Borgerhout<br />

2003<br />

The Art Institute Chicago,<br />

Chicago<br />

The Renaissance Society, Chicago<br />

Pinakothek der Moderne, Munich<br />

Kaleidoscope Night,<br />

Kröller-Müller Museum, Otterlo<br />

Yellow Bathtub, Cobra Museum<br />

voor Moderne Kunst, Amstelveen<br />

Fragments from Self Portrait<br />

as a Building, Moore College<br />

of Art and Design, Philadelphia;<br />

Art Gallery of York University,<br />

Toronto<br />

Night Drawings from Self<br />

Portrait as a Building, Kabinet<br />

OverHolland/Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Reduced November Room,<br />

Greene Naftali Gallery, New York<br />

Room with Several Night<br />

Drawings and One Reduced<br />

Night Scene, The Drawing Center,<br />

New York<br />

1999<br />

Galerie Friedrich, Bern<br />

1998<br />

Self Portrait in a surrounding<br />

area, Biennale Sao Paolo,<br />

Sao Paolo<br />

14 Fragments from Self Portrait<br />

as a Building, Staatliche<br />

Kunsthalle, Baden-Baden<br />

1997<br />

The Douglas Hyde Gallery, Dublin<br />

Zeno X Gallery, Antwerp<br />

De Appel, Amsterdam<br />

1995<br />

Galerie Erika + Otto Friedrich,<br />

Bern<br />

1994<br />

Mark Manders shows some<br />

fragments of his Self Portrait,<br />

MUHKA, Antwerp<br />

Van Abbemuseum, Eindhoven<br />

Zeno X Gallery, Antwerp<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2011<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections, DESTE<br />

Foundation, Athens; Magasin 3<br />

Stockholm Konsthall, Stockholm<br />

2010<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections,<br />

La maison rouge, Paris; Ellipse<br />

Foundation, Cascais<br />

Animism, Kunsthalle Bern, Bern<br />

Skin Fruit: Selection from<br />

the Dakis Joannou Collection,<br />

New Museum, New York<br />

Contemplating the Void:<br />

Interventions in the Guggenheim<br />

Museum, Guggenheim Museum,<br />

New York<br />

What happens next is a secret,<br />

The Irish Museum of Modern Art,<br />

Dublin<br />

2009<br />

Investigations of a Dog. Works<br />

from the FACE Collections,<br />

Fondazione Sandretto<br />

Re Rebaudengo, Torino<br />

Works by Charles Long, Mark<br />

Manders, Thomas Schütte and<br />

Ian Kiaer with paintings by Luc<br />

Tuymans, Jarla Partilager, Berlin<br />

A Story of the Image: Old and<br />

New Masters from Antwerp,<br />

National Museum of Singapore,<br />

Singapore; Shanghai Art Museum,<br />

Shanghai<br />

Walking in my Mind, The Hayward,<br />

Soutbank Centre, London<br />

Le sang d’un poète, Biennale<br />

Estuaire Nantes – Saint Nazaire,<br />

Nantes<br />

The Eventual, Futura Center for<br />

Contemporary Art, Prague<br />

The Quick and the Dead, Walker<br />

Art Center, Minneapolis<br />

Ophelia. Sehnsucht, melancholie<br />

en doodsverlangen, Museum<br />

voor Moderne Kunst, Arnhem<br />

2008<br />

The Order of Things, MuHKA,<br />

Antwerp<br />

Transformation AGO, The Art<br />

Gallery of Ontario, Ontario<br />

Foyer: language and space at<br />

the border, CAC, Contemporary<br />

Art Center, Vilnius<br />

Life on Mars, the 55th Carnegie<br />

International, Carnegie Museum<br />

of Art, Pittsburgh<br />

2007<br />

Destroy Athens, 1st Athens<br />

Biennial, Athens<br />

(I’m Always Touched) By Your<br />

Presence, Dear - New Acquisitions,<br />

IMMA The Irish Museum of<br />

Modern Art, Dublin<br />

Comfort/Discomfort, Stedelijk<br />

Museum, ’s-Hertogenbosch<br />

Works on paper, Zeno X Gallery &<br />

Zeno X Storage, Antwerp<br />

2006<br />

The Secret Theory of Drawing:<br />

Dislocation & Indirection<br />

in Contemporary Drawing,<br />

The Drawing Room, London<br />

Ergens/Somewhere, MuHKA,<br />

Antwerp<br />

Roma Publications, Culturgest,<br />

Lisbon<br />

Transforming Chronologies:<br />

An Atlas of Drawings, Part Two,<br />

MoMA, New York<br />

Of Mice and Men, Berlin Biennale,<br />

Berlin<br />

2005<br />

Recent Acquisitions, LA MOCA,<br />

Los Angeles<br />

2004<br />

Manifesta 5, European<br />

Biennale of Contemporary Art,<br />

San Sebastian<br />

Drafting Deceit, Apexart,<br />

New York<br />

Sculptural Sphere, Goetz<br />

Collection, Munich<br />

2003<br />

Gelijk het leven is, S.M.A.K.,<br />

Ghent<br />

Taktiken des EGO, Stiftung<br />

Wilhelm Lehmbruck Museum,<br />

Duisburg<br />

Post-Nature. Nove Artistas<br />

Holandeses, Instituto Tomie<br />

Ohtake, Sao Paulo<br />

2002<br />

On Paper 1, Galerie Friedrich,<br />

Basel<br />

Contemporary Drawing: Eight<br />

Propositions, Museum of Modern<br />

Art, New York<br />

EU2, Stephen Friedman Gallery,<br />

London<br />

documenta 11, Kassel<br />

2001<br />

Plateau of <strong>Human</strong>kind, Italian<br />

pavilion, La Biennale di Venezia,<br />

Venice<br />

Free Sport, Greene Naftali,<br />

New York<br />

Squatters, Casa de Serralves,<br />

Porto<br />

Post-Nature: Nine Dutch Artists,<br />

Palazzo Ca’Zenobio, La Biennale<br />

di Venezia, Venice<br />

2000<br />

Face to Face, Kabinet Overholland<br />

in het Stedelijk Museum,<br />

Amsterdam<br />

Territory, Tokyo Opera City Art<br />

Gallery, Tokyo<br />

Drawings 2000, Barbara<br />

Gladstone Gallery, New York<br />

1999<br />

Transmitter, Bonner Kunstverein,<br />

Bonn<br />

De Opening, S.M.A.K., Ghent<br />

Collection, Van Abbemuseum,<br />

Eindhoven<br />

1998<br />

Shopping the Stars, Zeno X Gallery,<br />

Antwerp<br />

Entr’Acte, Stedelijk Van Abbemuseum,<br />

Eindhoven<br />

Vertical Time, Barbara Gladstone<br />

Gallery, New York<br />

1997<br />

Personal Absurdities,<br />

Galerie Gebauer, Berlin<br />

Premio Fondazione Sandretto<br />

Re Rebaudengo per l’Arte, Torino<br />

Belladonna, Firstsite at the<br />

Minories, ICA, London<br />

1996<br />

Making a Place, Snug Harbor<br />

Cultural Center, New York<br />

Accrochage, Zeno X Gallery,<br />

Antwerp<br />

1995<br />

Orientasi/Oriëntatie, National<br />

Museum of Modern Art, Jakarta<br />

Country Cöde,<br />

Bravin Post Lee, New York<br />

1994<br />

This is the show and the show<br />

is many things, Museum van<br />

Hedendaagse Kunst, Ghent<br />

Du Concept à l’Image.<br />

Art Pays-Bas XXe siècle,<br />

Musée d’Art Moderne de la ville<br />

de Paris, Paris<br />

1993<br />

La Biennale di Venezia, Scuola<br />

de San Pasquale, Venice<br />

1992<br />

Prix Nl 1992. 7 kunstenaars,<br />

Galerie Nouvelles Images,<br />

Den Haag<br />

Prix de Rome, Museum Fodor,<br />

Amsterdam; Rijksakademie,<br />

Amsterdam; Beeldhouwkunst,<br />

Oude Kerk, Amsterdam


258 — 259<br />

Biographies<br />

Renzo Martens<br />

Born 1973 in Sluiskil (NL),<br />

lives and works in Amsterdam<br />

(NL), Brussels (BE) and<br />

Kinshasa (CD)<br />

Solo Exhibitions<br />

2009<br />

Episode 3, Wilkinson Gallery,<br />

London<br />

2008<br />

Episode 3, Stedelijk Museum<br />

Bureau, Amsterdam<br />

2005<br />

Episode 1, Vtape, Toronto<br />

2004<br />

Episode 1, Marres Centre<br />

for Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

2003<br />

Episode 1, Galerie Fons Welters,<br />

Amsterdam<br />

1999<br />

Rien ne va plus, De Merodestraat,<br />

Brussels<br />

Group Exhibitions<br />

2010<br />

Monumentalism, Stedelijk<br />

Museum, Amsterdam<br />

Berlin Biennale, Berlin<br />

MyWar. Identity and Appropriation<br />

Under War <strong>Condition</strong>, FACT,<br />

Liverpool<br />

Self as disappearance, Centre<br />

d’art contemporain La synagogue<br />

de Delme, Delme<br />

Morality Act III. And the moral<br />

of the story is …, Witte de With,<br />

Rotterdam<br />

2009<br />

Recente Aanwinsten, De Hallen,<br />

Haarlem<br />

Rien ne va plus, Van Abbe<br />

Museum, Eindhoven<br />

Le Temps de la Fin, Espace<br />

d’art contemporain La Tolerie,<br />

Clermont-Ferrand<br />

Exploring the Age of Repression,<br />

Pavilion, Bucharest<br />

Endurance. Daring Feats of<br />

Risk, Survival and Perseverance,<br />

Abington Art Center, Philadelphia<br />

Images Recalled, Fotofestival,<br />

Ludwigshafen<br />

Until the End of the World,<br />

AMP Gallery, Athens<br />

Monumentalismus. One’s History<br />

is Another’s Misery, Autocenter,<br />

Berlin<br />

Muhka Media, Muhka, Antwerp<br />

Hors Pistes (filmscreening<br />

Episode 3), Centre Pompidou,<br />

Paris<br />

Kunstenfestivaldesarts, Brussels<br />

2008<br />

Matter of Fact; Aftermath<br />

(Capacete/A Gentil Carioca/<br />

Galeria Vermelho), Sao Paulo<br />

Brussels Biennial, Brussels<br />

Manifesta 7. Matter of Fact<br />

(The European Biennial of<br />

Contemporary Art), Rovereto<br />

L’Art en Europe. Experience<br />

Pommery #5, Domaine Pommery,<br />

Reims<br />

Neither Either Nor Or,<br />

Württembergischer Kunstverein,<br />

Stuttgart<br />

To Burn Oneself with Oneself:<br />

the Romantic Damage Show,<br />

De Appel, Amsterdam<br />

2007<br />

Modern Solitude, Galerie Fons<br />

Welters, Amsterdam<br />

Brave New World, Cobra Museum,<br />

Amstelveen<br />

Nothing Else Matters,<br />

Museum de Hallen, Haarlem<br />

Speakers, Aeroplastics Gallery,<br />

Brussels<br />

Magazine Project, documenta 12,<br />

Kassel<br />

2006<br />

A Picture of War is not War,<br />

Wilkinson Gallery, London<br />

Excess, Z’33, Hasselt<br />

An Evening with …,<br />

Platform Garanti, Istanbul<br />

Frieze Art Fair, Wilkinson Gallery,<br />

London<br />

2005<br />

I Love Video Art, Musée d’Art<br />

Contemporain, Strasbourg<br />

Undercurrents, Basis Actuele<br />

Kunst (BAK), Utrecht<br />

Reprise, Marres Centre for<br />

Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

Inner and Outer Worlds,<br />

Argos festival, Argos<br />

Soft Target,<br />

Basis Actuele Kunst, Utrecht<br />

2004<br />

Constructing Visions,<br />

TENT, Rotterdam<br />

Mediamatic Supersalon,<br />

Mediamatic, Amsterdam<br />

Plug-In, Futura, Prague<br />

Yugoslav Biennial, Vrsac<br />

Monitoring,<br />

Kunstverein Kassel, Kassel<br />

IDFA, Amsterdam<br />

2003<br />

Urban Dramas,<br />

De Singel, Antwerp<br />

Etablissements d’en face<br />

projects, Brussels<br />

Blick zum Nachbarn.<br />

Kunstfilmbiennale, Cologne<br />

Art Cologne<br />

Galerie Fons Welters,<br />

Amsterdam<br />

2002<br />

De Avonden, De Appel,<br />

Amsterdam


Kris Martin<br />

Born 1972 in Kortrijk (BE),<br />

lives in Ghent (BE)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

White Cube, London<br />

Almine Rech, Brussels<br />

2009<br />

Aspen Art Museum, Aspen<br />

Sies + Höke, Düsseldorf<br />

Johann König, Berlin<br />

2008<br />

Wattis Institute for Contemporary<br />

Arts, San Francisco<br />

Museum Dhondt-Dhaenens,<br />

Deurle<br />

Eldorado. Kris Martin. Inter pares,<br />

Galleria d’Arte Moderna e<br />

Contemporanea GAMeC, Bergamo<br />

Marc Foxx, Los Angeles<br />

White Cube, London<br />

2007<br />

P.S.1 MoMA, Contemporary Art<br />

Center, New York<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

My Private #5, Piazza San Marco,<br />

Venice<br />

Marc Foxx, Los Angeles<br />

2006<br />

Deus ex machina, Johann König,<br />

Berlin<br />

2005<br />

Neuer Aachener Kunstverein,<br />

Aachen<br />

Sies + Höke Galerie, Düsseldorf<br />

2004<br />

Beaulieu Gallery,<br />

Wortegem-Petegem<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Contemplating the Void,<br />

Guggenheim Museum, New York<br />

Triennale Kleinplastik, Fellbach<br />

Berlin – Paris, Johann König,<br />

Berlin; Galerie Philippe Jousse,<br />

Paris<br />

2009<br />

Beg Borrow and Steal,<br />

Rubell Family Collection, Miami<br />

A l’épreuve, Institute d’Art<br />

Contemporain, Villeurbanne<br />

Earth: Art of a changing world,<br />

GSK Contemporary, 2009,<br />

Royal Academy of Arts, London<br />

Silent, Hiroshima City Museum<br />

of Contemporary Art, Hiroshima<br />

Morality, Witte de With, Center<br />

for Contemporary Art, Rotterdam<br />

Das Gespinst. Die Sammlung<br />

Schürmann zu Gast im Museum<br />

Abteiberg, Mönchengladbach<br />

The Importance of the Zebra Fish,<br />

Pilar Parra & Romero, Madrid<br />

Moby Dick, Wattis Institute for<br />

Contemporary Arts, San Francisco<br />

cargo manifest,<br />

Bayrische Staatsoper, Munich<br />

The Site of Silence – Der Ort<br />

der Stille, Ausstellungshalle<br />

zeitgenössische Kunst, Münster<br />

Heaven, 2nd Athens Biennale,<br />

Athens<br />

Beginnings, Middles, And Ends,<br />

Galerie Georg Kargl, Vienna<br />

Magritte et la Lumière,<br />

Almine Rech Galerie, Brussels<br />

The Quick and the Dead,<br />

Walker Art Center, Minneapolis<br />

On second readings, Galeria<br />

Estrany-de la Mota, Barcelona<br />

Born in the morning, dead<br />

by night, Leo König, New York<br />

2008<br />

Heavy Metal, Kunsthalle zu Kiel,<br />

Kiel<br />

Political/Minimal, KW – Institute<br />

for Contemporary Art, Berlin<br />

Ars in Cathedrali, Cathédrale<br />

Saints-Michel-et-Gudule,<br />

Brussels<br />

Library, UOVO Open Office, Berlin<br />

The Krautcho Club/In and Out<br />

of Place, Forgotten Bar Project,<br />

Berlin and Project Space 176,<br />

London<br />

This is not a void,<br />

Galerie Luisa Strina, São Paulo<br />

When a clock is seen from the<br />

side it no longer tells the time,<br />

Johann König, Berlin<br />

FADE IN/FADE OUT,<br />

Bloomberg Space, London<br />

L’Argent, FRAC Ile-de-France,<br />

Paris<br />

Speicher fast voll – Sammeln und<br />

Ordnen in der Gegenwartskunst,<br />

Kunstmuseum, Solothurn<br />

The Eternal Flame,<br />

Kunsthaus Baselland, Basel<br />

Boros Collection, Berlin<br />

Past – Forward, Zabludowicz<br />

Collection 176, London<br />

Traces du sacré,<br />

Centre Georges Pompidou, Paris<br />

You Dig the Tunnel – I’ll Hide<br />

the Soil, White Cube, London<br />

God is design …, Galeria Fortes<br />

Vilaça, São Paulo<br />

Section des Miroirs, School of the<br />

Art Institute of Chicago, Chicago<br />

Der eigene Weg/Perspektiven<br />

belgischer Kunst, Museum<br />

Küppersmühle für Moderne<br />

Kunst, Duisburg<br />

Countdown, Center for Curatorial<br />

Studies, New York<br />

All-Inclusive. Die Welt des<br />

Tourismus, Schirn Kunsthalle,<br />

Frankfurt<br />

2007<br />

Gehen Bleiben,<br />

Kunstmuseum Bonn, Bonn<br />

Passengers, Wattis Institute<br />

for Contemporary Arts,<br />

San Francisco<br />

The Office, Tanya Bonakdar<br />

Gallery, New York<br />

The Long Goodbye,<br />

Vanmoerkerke collection,<br />

Oostende<br />

The skeleton in art,<br />

Cheim & Read, New York<br />

For Sale, Cristina Guerra<br />

Contemporary Art, Lisbon<br />

Learn to Read,<br />

Tate Modern, London<br />

Invisible,<br />

Max Wigram Gallery, London<br />

Absent Without Leave,<br />

Victoria Miro Gallery, London<br />

Some Time Waiting,<br />

Kadist Art Foundation, Paris<br />

Ci vediamo a casa,<br />

Perarolo di Cadore, Belluno<br />

Trobleyn/Laboratorium,<br />

Jan Fabre, Antwerp<br />

2006<br />

My private escaped from Italy,<br />

International Center of Art<br />

and Landscape on the island of<br />

Vassivière, Beaumont du Lac<br />

Protections. This is not an<br />

Exhibition, Kunsthaus Graz, Graz<br />

Faster! Bigger! Better!<br />

Signetwerke der Sammlungen,<br />

ZKM, Museum für neue Kunst,<br />

Karlsruhe<br />

Nichts weiter als ein Rendezvous,<br />

Künstlerhaus Bremen, Bremen<br />

Designing Truth, Stiftung<br />

Wilhelm Lehmbruck Museum,<br />

Duisburg<br />

Of Mice and Men, 4th Berlin<br />

Biennale for Contemporary Art,<br />

Berlin<br />

Message personnel,<br />

Yvon Lambert, Paris<br />

2005<br />

SEE history 2005 – Der private<br />

Blick, Kunsthalle zu Kiel, Kiel<br />

Post Notes, Midway<br />

Contemporary Art, Minnesota<br />

2003<br />

Gelijk het leven is, SMAK<br />

Stedelijk Museum voor Actuele<br />

Kunst, Ghent<br />

The distance between Me and<br />

You, Lisson Gallery, London<br />

2001<br />

Verklärte Nacht, Sonsbeek 9,<br />

Arnhem<br />

2000<br />

Wahnsinn, Garden of Museum<br />

Dhondt-Dhaenens, Deurle


260 — 261<br />

Biographies<br />

Adrian Paci<br />

Born 1969 in Shkoder (AL),<br />

lives and works in Milan (IT)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

Motion Picture(s),<br />

Kunsthaus Zürich, Zürich<br />

francesca kaufmann, Milan<br />

Gestures,<br />

Peter Blum Gallery, New York<br />

I mutanti, Villa Medici, Rome<br />

2009<br />

Centro di Permanenza<br />

temporanea, Outlet Project<br />

Room, Istanbul<br />

2008<br />

Subjects in Transit, CCA, Tel Aviv<br />

Kunstverein Stuk, Leuven<br />

Kunstverein Hannover, Hannover<br />

Bonniers Konsthall, Stockholm<br />

2007<br />

Pino Pascali Prize XI Edition,<br />

Museo Pino Pascali, Polignano<br />

a Mare<br />

Smith - Stewart Gallery, New York<br />

Museum am Ostwall, Dortmund<br />

Per Speculum, Milton Keynes<br />

Gallery, Milton Keynes<br />

2006<br />

Per Speculum,<br />

francesca kaufmann, Milan<br />

Galleria Civica di Modena,<br />

Modena<br />

BAK, Utrecht<br />

Modern Times, MAN, Nuoro<br />

2005<br />

P.S.1, MoMA, New York<br />

Yale University, New Haven<br />

Perspectives 147: Adrian Paci,<br />

Contemporary Arts Museum,<br />

Houston<br />

MC projects, Los Angeles<br />

Galerie Peter Kilchmann, Zürich<br />

First at Moderna,<br />

Moderna Museet, Stockholm<br />

Exit Gallery, Pec, Kosovo<br />

2004<br />

Slowly, francesca kaufmann,<br />

Milan<br />

Turn on, ViaFarini, Milan<br />

2003<br />

A Toll on Rituals,<br />

BAC Baltic Art Center, Visby<br />

Galerie Peter Kilchmann, Zürich<br />

2002<br />

Sorella Morte,<br />

francesca kaufmann, Milan<br />

Galleria Irida, Sofia<br />

Galleria d’Arte Moderna e<br />

Contemporanea, Bergamo<br />

Claudio Poleschi, Lucca<br />

2001<br />

BildMuseet, Umeå<br />

Fondazione Lanfranco Baldi,<br />

Florence<br />

Home Sweet Home, Artropia,<br />

Milan<br />

1996<br />

National Gallery of Art, Tirana<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2010<br />

International Biennale of<br />

Contemporary Art, Poznan<br />

Languages and Experimentations,<br />

MART, Rovereto<br />

Les Mutants, Villa Medici, Rome<br />

Artes Mundi, National Museum<br />

Cardiff, Cardiff<br />

The Library of Babel/In and<br />

Out of Place, 176 Zabludowicz<br />

Collection, London<br />

ATOPIA – Art and the City in the<br />

21st Century, Centro de Cultura<br />

Contemporania de Barcelona,<br />

Barcelona<br />

… on the eastern front,<br />

The Ludwig Museum, Budapest<br />

Suspended Spaces No 1 –<br />

from Famagusta, La Maison de<br />

la Culture d’Amiens, Amiens<br />

2009<br />

Los de arriba y los de abajo,<br />

Sala de Arte Publico Siqueiros,<br />

Mexico City<br />

The Symbolic Efficiency of<br />

the Frame, 4th T.I.C.A.B, Tirana<br />

International Contemporary<br />

Art Biennial, Tirana<br />

The World is Yours, Louisana<br />

Museum of Modern Art,<br />

Humlebaek<br />

The Spectacle of the Everyday,<br />

10th Biennale de Lyon, Lyon<br />

Heaven, 2nd Athens Biennale,<br />

Athens<br />

Windows upon Oceans – 8th<br />

Baltic Biennial of Contemporary<br />

Art, National Museum, Szczecin<br />

Havana Biennial, Havana<br />

Panoramica, Museo Tamayo,<br />

Mexico<br />

2008<br />

Ich will/I will, Kunsthalle<br />

Exnergasse, Vienna<br />

Memories for Tomorrow: Works<br />

from The UBS Art Collection,<br />

Shanghai Art Museum, Shanghai<br />

Shifting Identities, Kunsthaus<br />

Zürich, Zürich; CAC, Vilnius<br />

Lost Paradise, Zentrum Paul Klee,<br />

Bern<br />

Peripheral look and collective<br />

body, Museion, Bolzano<br />

Street & Studio, Tate Modern,<br />

London; Museum Folkwang,<br />

Essen<br />

2007<br />

Land of <strong>Human</strong> Rights,<br />

Rotor, Graz<br />

Transculture,<br />

Bunkier Sztuki, Krakow<br />

Borderland, Brussels Biennale I,<br />

BOZAR - Palais des Beaux-Arts,<br />

Brussels<br />

Senso Unico, P.S.1, MoMA,<br />

New York<br />

2006<br />

Fremd bin ich eingezogen,<br />

Kunsthalle Fridericianum, Kassel<br />

Exposed Memory, Hungarian<br />

University of Fine Arts, Budapest<br />

Wherever we go,<br />

Spazio Oberdan, Milan<br />

Busan Biennale 2006, Busan<br />

Equal and less equal,<br />

Museum of the Seam, Jerusalem<br />

The Grand Promenade, National<br />

Museum of Contempary Art,<br />

Athens<br />

Of the one and the many,<br />

Platform Garanti Contemporary<br />

Art Center, Istanbul<br />

Zone of Contact, 15th Biennale<br />

of Sydney, Sydney<br />

60 Seconds Well Spent,<br />

Frankfurter Kunstverein, Frankfurt<br />

Biennale Cuvée, O.K. Centrum<br />

für Gegenwartskunst, Linz<br />

Shoot the Family, Cranbrook<br />

Art Museum, Bloomfield Hills;<br />

Knoxville Museum of Art,<br />

Knoxville; Western Gallery,<br />

Bellingham; David and Sandra<br />

Bakalar Gallery, Boston;<br />

Contemporary Art Museum<br />

St. Louis, St. Louis; Columbus<br />

College of Art and Design,<br />

Columbus<br />

2005<br />

La Biennale di Venezia, Venice<br />

Berlin Photography Festival,<br />

Martin-Gropius-Bau, Berlin<br />

More Than This! Negotiating<br />

Realities, Göteborg International<br />

Biennial for Contemporary Art,<br />

Gothenburg<br />

KunstFilmBiennale, Museum<br />

Ludwig, Cologne<br />

Projekt Migration, Kölnischer<br />

Kunstverein, Cologne<br />

Arbeit – work/labour, Galerie<br />

im Taxipalais, Innsbruck<br />

2004<br />

Biennale di Sevilla, Sevilla<br />

New Video/New Europe, Museum<br />

of Contemporary Art, St. Louis<br />

Exiting Europe, Galerie für<br />

Zeitgenössische Kunst, Leipzig<br />

Se Bashku, Museum of<br />

Contemporary Art, Uppsala<br />

I Nuovi Mostri, Fondazione<br />

Trussardi, Milan<br />

New Video, New Europe, The<br />

Renaissance Society, Chicago<br />

2003<br />

Looking Awry, Apex Art, New York<br />

Skin Deep, MART, Museo di arte<br />

moderna e contemporanea,<br />

Rovereto<br />

Gestures, Printemps de<br />

Septembre, Festival of Contemporary<br />

Images, Toulouse<br />

BALKAN – In den Schluchten,<br />

Kunsthalle Fridericianum, Kassel<br />

Blut & Honig, Zukunft ist am<br />

Balkan, Essl Museum,<br />

Klosterneuburg/Vienna<br />

Multitudes – Solitudes,<br />

Museion, Bolzano<br />

Isola (Art) Project Milano,<br />

MAMCO musée d’art moderne<br />

et contemporain, Geneva<br />

Bitter/Sweet Harmony –<br />

Contemporary Albanian Art,<br />

Digital ArtLab, Holon<br />

Durchzug/Draft,<br />

Kunsthalle Zürich, Zürich<br />

2002<br />

In Search of Balkania,<br />

Neue Galerie Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>,<br />

Graz<br />

EXIT, Fondazione Sandretto<br />

Re Rebaudengo, Torino<br />

It’s ain’t much but it’s home,<br />

Binz 39 (with Emmanuel Licha),<br />

Zürich<br />

Rain, Fotofest, Houston<br />

Home, Collegium Artisticum,<br />

Sarajevo<br />

2001<br />

Short Stories,<br />

Fabbrica del Vapore, Milan<br />

I Biennale di Valencia, Valencia<br />

Biennale di Tirana, Tirana<br />

Generator,<br />

Claudio Poleschi, Lucca<br />

Le Mois de la Photo à Montréal,<br />

Montreal<br />

Beautiful Strangers,<br />

ifa-Galerie, Berlin<br />

Ostensiv,<br />

Kunstraum Leipzig, Leipzig<br />

Arteast Collection 2000+,<br />

Orangerie Congress, Innsbruck<br />

2000<br />

Oberhausen Short Film Festival,<br />

Oberhausen<br />

BAN Exhibition, International<br />

House, Brussels<br />

Manifesta 3, Ljubljana<br />

Arteast Collection 2000,<br />

Museum of Modern Art, Ljubljana<br />

Kasseler Dokumentarfilm-<br />

und Videofest, Kassel<br />

In & Out, National Gallery of Art,<br />

Tirana<br />

1999<br />

La Biennale di Venezia, Venice<br />

Lost & Found, Center for<br />

Electronic Media de Waag,<br />

Amsterdam<br />

1998<br />

Permanent Instability,<br />

National Gallery of Art, Tirana


Susan Philipsz<br />

Born 1965 in Glasgow (GB),<br />

lives and works in Berlin (DE)<br />

Solo Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2011<br />

Ludwig Forum für internationale<br />

Kunst, Aachen<br />

2010<br />

When Day Closes, IHME Project<br />

2010, Pro Arte Foundation,<br />

Helsinki<br />

Lowlands, Glasgow International,<br />

Glasgow<br />

I See a Darkness,<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

Kunst Halle Sankt Gallen,<br />

St. Gallen<br />

Mizuma and One Gallery, Beijing<br />

Peabody Essex Museum, Salem<br />

We Shall Be All, Museum of<br />

Contemporary Art, Chicago<br />

2009/10<br />

Ellen De Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

The Shortest Shadow,<br />

Wexner Centre for the Arts,<br />

Ohio State University, Columbus<br />

2009<br />

Appear to Me,<br />

Silo Monastery, Burgos<br />

Lowlands,<br />

Museum Ludwig, Cologne<br />

Long Gone, CoCA, Torun<br />

Carried by the Winds,<br />

Radcliffe Observatory,<br />

Modern Art Oxford, Oxford<br />

From a Distance,<br />

Imperial War Museum, Duxford<br />

2008/09<br />

I See a Darkness,<br />

Jarla Partilager, Stockholm<br />

2008<br />

Here Comes Everybody,<br />

Tanya Bonakdar Gallery, New York<br />

Isabella Bortolozzi Galerie, Berlin<br />

Alpine Architecture<br />

(with Monica Sosnowska),<br />

Alte Fabrik, Rapperswil<br />

More Than This,<br />

Juan Miro Foundation Gardens,<br />

Palma de Mallorca<br />

Yale Art Gallery Commission,<br />

New Haven<br />

Imperial War Museum<br />

Commission, Duxford<br />

Out of Bounds: Susan Philipsz,<br />

ICA – Institute of Contemporary<br />

Art, London<br />

2007<br />

Did I Dream You Dreamed About<br />

Me, Mitzuma Gallery, Tokyo<br />

CGAC, Santiago de Compostela<br />

Art Statements Basel, Basel<br />

2006<br />

Isabella Bortolozzi Galerie, Berlin<br />

ARCO Art Fair, Madrid<br />

Reception 3 (with Robert Barry),<br />

Büro Friedrich, Berlin<br />

Stay With Me, Malmö Konsthall,<br />

Malmö<br />

Appendiks, Copenhagen<br />

2004<br />

Kunstverein Arnsberg E.V.,<br />

Arnsberg<br />

Ellen de Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

Let Us Take You There (with Paul<br />

Rooney), Site Gallery, Sheffield<br />

2003<br />

38 Langham Street, London<br />

2002<br />

Ellen de Bruijne Projects,<br />

Amsterdam<br />

Pledge, Temple Bar Gallery,<br />

Dublin<br />

2001<br />

Tomorrow Belongs To Me,<br />

Stadtlabor, Lüneburg<br />

2000<br />

I Remember You,<br />

The Old Museum Arts Centre,<br />

Belfast<br />

Some Place Else (with Mary<br />

McIntyre), Consortium Gallery,<br />

Amsterdam<br />

1999<br />

Red Standard (with Eoghan<br />

McTigue), The New Works Gallery,<br />

Chicago<br />

1998<br />

Strip Tease, The Annual<br />

Programme, Manchester<br />

Group Exhibitions<br />

(Selection)<br />

2011<br />

Freeze, Wexner Center for the<br />

Arts, The Ohio State University,<br />

Columbus<br />

Estuaire, Nantes, Saint Nazaire<br />

2010<br />

Haunted, Solomon R.<br />

Guggenheim Museum, New York<br />

Contemplating the Void:<br />

Interventions in the Guggenheim<br />

Museum, Solomon R.<br />

Guggenheim Museum, New York<br />

29th Bienal de São Paulo,<br />

São Paulo<br />

RES PUBLICA, Calouste<br />

Gulbenkian Foundation, Lisbon<br />

ESPECTRAL (Spectral),<br />

CGAC Centro Galego de Arte<br />

Contemporánea, Santiago de<br />

Compostela<br />

Brondo Sculpture Park, Warsaw<br />

2009/10<br />

Mirrors, MARCO Museo de Arte<br />

Contemporanea, Vigo<br />

2009<br />

The Quick and the Dead,<br />

Walker Arts Center, Minneapolis<br />

Le sang d’un poète, Estuaire<br />

Nantes Saint-Nazaire Biennale,<br />

Nantes<br />

The Past in the Present,<br />

LABoral Centro de Arte, Gijón<br />

The Collection, Siobhan Davies<br />

Dance & Victoria Miro Gallery,<br />

London<br />

PLOT/09: This World & Nearer<br />

Ones, Public Project for Governor’s<br />

Island produced in conjunction<br />

with Creative Time, New York<br />

Quizas me puedas contar orta<br />

historia …, Museo de Cáceres,<br />

Cáceres<br />

1989. Ende der Geschichte<br />

oder Beginn der Zukunft,<br />

Kunsthalle Wien, Vienna<br />

2008<br />

Life on Mars: 55th Carnegie<br />

International, Carnegie Museum<br />

of Art, Pittsburgh<br />

Sound of Music, Marres Centre<br />

for Contemporary Culture,<br />

Maastricht<br />

God and Goods, Villa Manin<br />

Centre for Contemporary Art,<br />

Passariano, Codroipo<br />

Tales of Time and Space,<br />

Folkstone Triennial, Folkstone<br />

Revolutions: Forms That Turn,<br />

Sydney Biennale, Sydney<br />

Unknown Pleasures,<br />

Aspen Art Museum, Aspen<br />

U Turn, Copenhagen Triennale,<br />

Copenhagen<br />

2007<br />

Skulptur Projekte Münster 07,<br />

Münster<br />

for REE, Marc Foxx, Los Angeles<br />

Madrid Abierto, Madrid<br />

Unmonumental, New Museum<br />

for Contemporary Art, New York<br />

Busan Biennale, Busan<br />

2006<br />

Radio Waves Goodbye, Live<br />

Radio Project, Hidden Rythms,<br />

Nijmegen<br />

Ars 06, Museum of Contemporary<br />

Art KIASMA, Helsinki<br />

2005<br />

Guangzhou Triennale, Guangzhou<br />

Torino Triennale, church of<br />

Santa Crux, Rivoli<br />

Argos Festival, Brussels<br />

Leaps of Faith, Nicosia<br />

Our Surroundings, Dundee<br />

Contemporary Arts, Dundee<br />

2004<br />

The Stars Are So Big, The Earth<br />

is So Small ... Stay As You Are,<br />

c/o Esther Schipper, Berlin<br />

I Feel Mysterious Today, Palm<br />

Beach Institute of Contemporary<br />

Art, Palm Beach<br />

Pass The Time of Day,<br />

Maryron Park, London<br />

Art Forum Berlin,<br />

Ellen De Bruijne Projects, Berlin<br />

Platform Garanti Contemporary<br />

Art Center, Istanbul<br />

Depicting Love,<br />

Künstlerhaus Bethanien, Berlin<br />

Space to Face, Westfälischer<br />

Kunstverein, Münster<br />

Berlin North,<br />

Hamburger Bahnhof, Berlin<br />

Beck’s Futures 2004,<br />

ICA Galleries, London<br />

2003<br />

Susan Philipsz, Paul Pfeiffer,<br />

Brian Fridge, Art Pace<br />

Foundation, San Antonio<br />

The Echo Show, Tramway,<br />

Glasgow<br />

Days Like These: The Triennial<br />

of British Art, Tate Britain, London<br />

The Moderns, Museo d’Arte<br />

Contemporanea, Castello di<br />

Rivoli, Torino<br />

2001<br />

The Glen Dimplex Awards, Irish<br />

Museum of Modern Art, Dublin<br />

The International Language,<br />

grassy knoll productions, Belfast<br />

Tirana Biennale, Tirana<br />

Sloan/Philipsz/McTigue,<br />

The Plug In Gallery, Winnipeg<br />

Total Object Complete with<br />

Missing Parts, Tramway, Glasgow<br />

Loop, Kunsthalle der<br />

Hypo-Kulturstiftung, Munich<br />

Islands and Aeroplanes,<br />

Sparwasser HQ, Berlin<br />

New York New Sounds, Musée<br />

d’art contemporain de Lyon, Lyon<br />

2000<br />

Manifesta 3, Ljubljana<br />

The Internationale, Kunst-Werke,<br />

Berlin<br />

1999<br />

Melbourne International Biennial,<br />

Melbourne


262 — 263<br />

Authors


Hannah Arendt (born Hanover<br />

1906, died New York 1975) was<br />

a social and political theorist.<br />

She studied philosophy,<br />

theology and Greek under Martin<br />

Heidegger, Edmund Husserl<br />

and Karl Jaspers and others. After<br />

briefly being detained by the<br />

Gestapo, she emigrated to Paris<br />

in 1933, where she worked as<br />

a social worker for Jewish institutions.<br />

In 1940, she was interned<br />

at Camp Gurs, but escaped.<br />

From 1941, she lived in New York,<br />

1944-46 Head of Research<br />

for the Conference on Jewish<br />

Relations, 1946-49 Chief Editor<br />

of Salman Schocken Verlag,<br />

1948-52 Director of the Jewish<br />

Cultural Reconstruction Organization<br />

(rescue of Jewish cultural<br />

artefacts), 1953 several guest<br />

lectures (including Princeton<br />

and Harvard), professorship<br />

at Brooklyn College, New York,<br />

1959 first woman guest professor<br />

at Princeton, 1963 professor<br />

at the University of Chicago,<br />

1967 at the New School for<br />

Social Research in New York.<br />

Publications (selection):<br />

Origins of Totalitarianism (1951);<br />

Rahel Varnhagen. The Life of<br />

a Jewess (1958, 1997);<br />

The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong> (1958);<br />

Eichmann in Jerusalem.<br />

A Report on the Banality of<br />

Evil (1963); On Revolution (1963);<br />

On Violence (1970); Responsibility<br />

and Judgment (1982).<br />

Judith Butler, born 1956 in<br />

Cleveland, Ohio. Philosopher and<br />

philologist. She gained her<br />

doctorate at Yale, and in 1991<br />

was appointed Professor of<br />

<strong>Human</strong> Sciences at Johns<br />

Hopkins University, Baltimore.<br />

Since 1993, she has taught at<br />

Berkeley, University of California,<br />

where she accepted the Maxine<br />

Elliot chair in Rhetoric and<br />

Comparative Literature. Her<br />

principal fields of research are<br />

feminist theory, philosophy<br />

and literature, political theory,<br />

with an explicit emphasis on<br />

gender and sexuality. Her most<br />

important publications include<br />

Gender Trouble: Feminism and<br />

the Subversion of Identity (1990);<br />

Bodies That Matter: On the<br />

Discursive Limits of “Sex” (1993);<br />

Excitable Speech: A Politics of<br />

the Performative (1997); The<br />

Psychic Life of Power: Theories in<br />

Subjection (1997); Antigone’s<br />

Claim: Kinship Between Life and<br />

Death (2000); Precarious Life:<br />

The Powers of Mourning and<br />

Violence (2004); Undoing<br />

Gender (2004); Who Sings the<br />

Nation-State?: Language,<br />

Politics, Belonging (with Gayatri<br />

Spivak, 2007), Frames of War:<br />

When Is Life Grievable? (2009).<br />

Sophie Loidolt is an assistant<br />

lecturer at the Institute for<br />

Philosophy of the University of<br />

Vienna. She is currently working<br />

on a project on Hannah Arendt<br />

called Arendt and Kant. Transformation<br />

of the Enlightenment,<br />

with the support of an APART<br />

scholarship from the Austrian<br />

Academy of Sciences. She has<br />

made research visits to New York,<br />

Paris and Leuven/Belgium.<br />

Books published: Anspruch und<br />

Rechtfertigung. Eine Theorie<br />

des rechtlichen Denkens im<br />

Anschluss an die Phänomenologie<br />

Edmund Husserls (2009);<br />

Das Fremde im Selbst. Das<br />

Andere im Selben. Transformationen<br />

der Phänomenologie<br />

(co-edited with Matthias<br />

Flatscher, 2010).<br />

Jeremy Rifkin, born in Denver,<br />

Colorado in 1943. Sociologist and<br />

economist, journalist, founder<br />

and chairman of the Foundation<br />

on Economic Trends (FOET) in<br />

Washington D.C. Teaches at the<br />

Wharton School of the University<br />

of Pennsylvania. Adviser for<br />

the EU and various governments<br />

worldwide. Numerous book<br />

publications to do with futuristic<br />

topics that affect scientific and<br />

technical changes in the world of<br />

work, business, society and the<br />

environment, including The End<br />

of Work: The Decline of the Global<br />

Labor Force and the Dawn of<br />

the Post-Market Era (1995), The<br />

Biotech Century: Harnessing the<br />

Gene and Remaking the World<br />

(1998), The Age Of Access: The<br />

New Culture of Hypercapitalism,<br />

Where All of Life is a Paid-For<br />

Experience (2000), The Hydrogen<br />

Economy: The Creation of the<br />

Worldwide Energy Web and the<br />

Redistribution of Power on Earth<br />

(2002), The European Dream:<br />

How Europe’s Vision of the<br />

Future is Quietly Eclipsing the<br />

American Dream (2004,<br />

Corine International Book Prize)<br />

and The Empathic Civilization:<br />

The Race to Global Consciousness<br />

In a World In Crisis (2010).


264 — 265<br />

Imprint<br />

This catalogue is published<br />

on the occasion of the exhibition<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Empathy and Emancipation<br />

in Precarious Times<br />

Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

June 12 – September 12, 2010<br />

Curator<br />

Adam Budak<br />

Editors<br />

Adam Budak,<br />

Peter Pakesch<br />

Assistant Editor<br />

Johanna Ortner<br />

Translation<br />

Paul Aston,<br />

Ulrike Bischoff,<br />

Waltraud Götting,<br />

Christof Huemer,<br />

Otmar Lichtenwörther,<br />

Xenia Osthelder,<br />

Karin Wördemann<br />

Lectorship<br />

Martha Davis Konrad,<br />

Bernd Eicher,<br />

Stefan Schwar<br />

Art Direction<br />

and Design<br />

Harald Niessner,<br />

visuelle Kommunikation<br />

with<br />

Katharina Untertrifaller<br />

Print Supervision<br />

Michael Neubacher<br />

Reproduction Works<br />

and Print<br />

Medienfabrik Graz<br />

Paper<br />

Hello Silk 170g,<br />

Biotop3 100g,<br />

Cyclus 100g,<br />

Invercote 300g<br />

Font<br />

Tram <strong>Joanneum</strong><br />

The work is subject to copyright.<br />

All rights reserved, whether the<br />

whole or parts of the material<br />

is concerned, especially those<br />

of translation, reprinting, re-use<br />

of illustrations, broadcasting,<br />

reproduction by photocopying<br />

machines or similar means, and<br />

storage in data banks.<br />

2010 © Artists, authors,<br />

Kunsthaus Graz, and Verlag der<br />

Buchhandlung Walther König,<br />

Cologne<br />

Published by<br />

Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Cologne<br />

Ehrenstr. 4, 50672 Köln<br />

Tel +49-221/20596-53<br />

Fax +49-221/20596-60<br />

verlag@buchhandlung-<br />

walther-koenig.de<br />

The Deutsche Nationalbibliothek<br />

lists this publication in the<br />

Deutsche Nationalbibliografie;<br />

detailed bibliographic data are<br />

available at http://dnb.d-nb.de.<br />

Distribution<br />

Switzerland<br />

Buch 2000<br />

c/o AVA Verlagsauslieferungen<br />

AG<br />

Centralweg 16<br />

CH-8910 Affoltern a.A.<br />

Tel. +41-44/762 42 00<br />

Fax +41-44/762 42 10<br />

a.koll@ava.ch<br />

UK & Eire<br />

Cornerhouse Publications<br />

70 Oxford Street<br />

GB-Manchester M1 5NH<br />

Tel +44-161/200 15 03<br />

Fax +44-161/200 15 04<br />

publications@cornerhouse.org<br />

Outside Europe<br />

D.A.P. / Distributed Art Publishers,<br />

Inc.<br />

155 6th Avenue, 2nd Floor<br />

New York, NY 10013<br />

Tel +1-212/627-1999<br />

Fax +1-212/627-9484<br />

www.artbook.com<br />

Printed in Austria<br />

ISBN 978-3-86560-845-1


Copyrights<br />

© Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Cologne<br />

and Kunsthaus Graz<br />

© for the reproduced works<br />

by the artists or their estates<br />

© for the texts by the authors,<br />

translators or their estates<br />

© for the reproduced photographs<br />

by the photographers<br />

or their estates:<br />

Courtesy of the artist and<br />

Giorgio Persano, Torino:<br />

pp. 15–17, 19–22, 25–27<br />

Achim Kukulies, Düsseldorf:<br />

pp. 30/31, 40/41, 44/45, 48–53<br />

Martin Url/Deutsche Bank<br />

Collection: pp. 32/33<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>/<br />

Nicolas Lackner: p. 47<br />

Courtesy of Zeno X Gallery,<br />

Antwerp: pp. 34–39, 43<br />

Cover<br />

Kris Martin, Mandi VIII, 2006<br />

Photo: Achim Kukulies,<br />

Düsseldorf<br />

We have made every effort to<br />

find all copyright holders. If we<br />

omitted to do so in individual<br />

instances, we should be most<br />

grateful if these copyright<br />

holders informed the publisher.<br />

First Publications<br />

and Translations<br />

Peter Pakesch<br />

Foreword<br />

(translated by Paul Aston)<br />

Adam Budak<br />

The Frailty of <strong>Human</strong> Affairs:<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong>, or on Empathy and<br />

Emancipation in Precarious Times<br />

Sophie Loidolt<br />

Empathy and Emancipation in<br />

Precarious Times. The understanding<br />

heart and expanded judgment,<br />

in the eyes of Hannah Arendt<br />

(translated by Paul Aston)<br />

Hannah Arendt<br />

The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Chapter 1: The <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

(excerpt), Chapter 5: Action<br />

Reprint<br />

© 1958 by The University of Chicago<br />

Jeremy Rifkin<br />

The Empathic Civilization. The Race<br />

to Global Consciousness in a World<br />

in Crisis<br />

Part I: Homo Empathicus, Chapter 2:<br />

The New View of <strong>Human</strong> Nature<br />

Reprint from: Jeremy Rifkin, The<br />

Empathic Civilization. The Race to<br />

Global Consciousness in a World in<br />

Crisis, New York: Jeremy P. Tarcher/<br />

Penguin 2009, pp. 47-81.<br />

Judith Butler<br />

Precarious Life. The Powers<br />

of Mourning and Violence<br />

5: Precarious Life<br />

Reprint<br />

© 2004 by Verso<br />

Kunsthaus Graz,<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

Peter Pakesch, Director<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong><br />

and Kunsthaus Graz<br />

Gabriele Hofbauer,<br />

Director’s Assistant<br />

Katrin Bucher Trantow, Curator<br />

Adam Budak, Curator<br />

Katia Schurl, Johanna Ortner,<br />

Curatorial Assistants<br />

Elisabeth Ganser, Registrar<br />

Werner Urdl, Registrar Assistant<br />

Magdalena Reininger,<br />

Registrar Intern<br />

Paul-Bernhard Eipper,<br />

Conservator<br />

Monika Holzer-Kernbichler,<br />

Astrid Bernhard, Educational<br />

Team, Art and Architecture<br />

Eva Ofner, Anke Leitner, Supervision<br />

Education and Staff Coordination<br />

Markus Hall, Silvia Münzer,<br />

Maria Ogawa, Eva Strunz,<br />

Information Staff<br />

Teresa Ruff, Office Management<br />

Andreas Schnitzler, Head of<br />

External Relations Department<br />

Sabine Bergmann,<br />

Christoph Pelzl, Press<br />

Elisabeth Weixler, Marketing<br />

Astrid Rosmann,<br />

Bettina Kindermann, Marketing<br />

Assistant, Public Relations<br />

Barbara Ertl-Leitgeb, Webmaster<br />

Jörg Eipper Kaiser,<br />

Writer and Proofreader<br />

Gabriela Filzwieser,<br />

Event Management<br />

Sarah Spörk,<br />

Event Management Assistant<br />

Helga Bauer,<br />

Tourism Representative<br />

Leo Kreisel-Strauß, Michael<br />

Posch, Chiara Pucher, Graphics<br />

Bernd Dörling, Head of System<br />

Administration<br />

Andreas Graf, Norbert Körbler,<br />

Georg Pachler, Stefan Zugaj,<br />

System Administration<br />

Erik Ernst,<br />

Technical Maintenance<br />

Irmgard Knechtl,<br />

Assistant Technical Maintenance<br />

and Construction Team<br />

Robert Bodlos,<br />

Head of Construction Team<br />

Erich Aellinger, Walter Ertl,<br />

Markus Ettinger, Bernd Klinger,<br />

Gerhard Resch, Klaus Riegler,<br />

Peter Rumpf, Michael Saupper,<br />

Stefan Savič, Peter Semlitsch,<br />

Andreas Zerawa, Construction<br />

and Technical Team


266 — 267<br />

Kunsthaus Graz thanks<br />

Sophie Loidolt<br />

Giorgio Persano, Torino:<br />

Celeste Meoli<br />

Sies + Höke, Düsseldorf:<br />

Nina Höke, Alexander Sies,<br />

Diana Hunnewinkel,<br />

Julia Köhler, Nuria Molina,<br />

Johanne Tonger-Erk<br />

Deutsche Bank Collection:<br />

Friedhelm Hütte,<br />

Claudia Schicktanz,<br />

Carmen Schäfer<br />

David Zwirner, New York<br />

Neue Galerie Graz am<br />

<strong>Universalmuseum</strong> <strong>Joanneum</strong>:<br />

Christa Steinle,<br />

Monika Binder-Krieglstein,<br />

Gudrun Danzer,<br />

Günther Holler-Schuster<br />

Raf Simons<br />

Raf Simons Studio:<br />

Bianca Luzi<br />

Zeno X Gallery, Antwerp:<br />

Frank Demaegd,<br />

Hanneke Skerath<br />

The David Roberts Art<br />

Foundation: Vincent Honoré,<br />

Sandra Pusterhofer<br />

Ilse Joliet<br />

Galerie Fons Welters:<br />

Fons Welters,<br />

Rosa Juno Streekstra<br />

Wilkinson Gallery:<br />

Amanda Wilkinson,<br />

Dan Coopey, Chris Jacob<br />

Stedelijk Museum:<br />

Jelle Bouwhuis<br />

Francesca Kaufmann,<br />

Milan: Francesca Kaufmann,<br />

Julia Koropoulos,<br />

Lucia Mannella<br />

Peter Kilchmann Galerie,<br />

Zurich<br />

Peter Blum Gallery,<br />

New York<br />

Kunsthaus Zürich:<br />

Franziska Lentzsch,<br />

Mirjam Varadinis<br />

KIZ RoyalKino:<br />

Nikos Grigoriadis<br />

The Austrian Filmmuseum:<br />

Andrea Glawogger,<br />

Franz Kaser-Kayer<br />

Frank Bode, Eoghan McTigue<br />

Isabella Bortolozzi Galerie,<br />

Berlin<br />

Witte de With, Rotterdam:<br />

Anne-Claire Schmitz,<br />

Paul van Gennip<br />

Grazer Kunstverein:<br />

Søren Grammel<br />

Mondriaan Foundation,<br />

Amsterdam:<br />

Gitte Luiten, Coby Reitsma,<br />

Marijn Veenhuijzen<br />

We owe special thanks<br />

to the artists of the<br />

exhibition and to all<br />

private lenders<br />

who do not wish to be<br />

mentioned by name.<br />

Supported by<br />

Stadt Graz, Land Steiermark, A1


Kunsthaus Graz<br />

<strong>Universalmuseum</strong><br />

<strong>Joanneum</strong>


<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Mitgefühl und Selbstbestimmung<br />

in prekären Zeiten<br />

Der vorliegende Katalog bietet eine Reise in die<br />

menschliche Ethik, in der die Strukturen der<br />

Rede, der Verantwortung und der moralischen<br />

Handlungsfähigkeit auf dem Spiel stehen.<br />

„Wer sind wir?“, fragt Hannah Arendt in ihrem<br />

Werk Vita activa oder Vom tätigen Leben und<br />

bezieht sich dabei auf Prozesse des Denkens,<br />

Wollens und Beurteilens. „Aus was sind wir<br />

gemacht?“, fragt Jeremy Rifkin und stellt den<br />

Homo Empathicus, den Protagonisten seiner<br />

„neuen Sicht auf die menschliche Natur“, vor.<br />

„Was gilt als menschlich? Was erlaubt uns, einander<br />

zu begegnen?”, untersucht Judith Butler.<br />

Dieser Ausstellungskatalog ist ein Porträt<br />

einer prekären Welt der Instabilität, in der<br />

die Zerbrechlichkeit der menschlichen Verhältnisse<br />

entlarvt wird. Zwischen Emanzipation<br />

und Verzweiflung, zwischen kollektiven<br />

Wünschen und individualistischer Mentalität<br />

sammelt die Ausstellung <strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Modelle zeitgenössischer Realitäten. Sie<br />

fragt nach der Chance auf Hoffnung und sucht<br />

dabei nach der Möglichkeit des Heroischen<br />

im Zeitalter der korrumpierten Werte.<br />

Mit Texten von Adam Budak, Sophie Loidolt,<br />

Hannah Arendt, Jeremy Rifkin, Judith Butler<br />

und einem Vorwort von Peter Pakesch.<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong><br />

Empathy and Emancipation<br />

in Precarious Times<br />

The present catalogue offers a journey<br />

into human ethics where the structures<br />

of address, responsibility and moral<br />

agency are at stake. “Who are we?”<br />

asks Hannah Arendt in her <strong>Human</strong><br />

<strong>Condition</strong> and refers to processes of<br />

thinking, willing and judging. “What<br />

are we made of?” asks Jeremy Rifkin<br />

while introducing Homo Empathicus,<br />

the main protagonist of his “new view<br />

of human nature.” “What counts as<br />

human? What allows us to encounter<br />

one another?” investigates Judith Butler.<br />

This exhibition catalogue is the portrait<br />

of a precarious world of instability,<br />

where the frailty of human affairs is<br />

exposed. Between emancipation and<br />

despair, between communal desire and<br />

individu alistic mentality, the exhi bition<br />

<strong>Human</strong> <strong>Condition</strong> collects models<br />

of contempo rary realities. It asks for<br />

a chance of hope and searches for<br />

possi bilities of the heroic in an age of<br />

corrupted values.<br />

With texts by Adam Budak, Sophie Loidolt,<br />

Hannah Arendt, Jeremy Rifkin, Judith<br />

Butler, and a foreword by Peter Pakesch.<br />

Lida Abdul<br />

Marcel Dzama<br />

Maria Lassnig<br />

Mark Manders<br />

Renzo Martens<br />

Kris Martin<br />

Adrian Paci<br />

Susan Philipsz


978-3-86560-845-1<br />

Verlag der Buchhandlung<br />

Walther König, Köln

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