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Hedonismus – eine Ethik aus Individualität und Freiheit - Hedonist ...

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<strong>Hedonismus</strong> <strong>–</strong> <strong>eine</strong> <strong>Ethik</strong> <strong>aus</strong><br />

<strong>Individualität</strong> <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong><br />

Bernulf Kanitscheider<br />

Universität Gießen


Historische Karriere des <strong>Hedonismus</strong><br />

Älteste Erwähnung vermutlich bei Demokrit:<br />

<strong>–</strong> (Frag. 189)<br />

Demokrit beeinflußte Epikur mit s<strong>eine</strong>r atomistischen<br />

Naturlehre, mit <strong>eine</strong>r sensualistischen Erkenntnislehre, <strong>und</strong> mit<br />

<strong>eine</strong>r <strong>Ethik</strong> die auf dem Lustbegriff gründet.<br />

Eigentliche Begründer des <strong>Hedonismus</strong>: Kyrenaiker<br />

Aristippos von Kyrene: Körperliche Lust hat absoluten Wert, ist<br />

Selbstzweck <strong>und</strong> oberstes Strebungsziel. [Diog. Laert. II, 65]<br />

Erstrebenswert ist dabei die momentane Empfindung, nicht der<br />

erinnerte <strong>und</strong> antizipierte Sinneseindruck.<br />

Die zeitliche Summe der einzelnen Lustgefühle ist die<br />

Glückseligkeit, diese hat ihren Wert aber um der punktuellen<br />

Einzelempfindung willen.


Erste Begründungen<br />

Alle Lebewesen (Tiere, Kinder, Erwachsene) streben<br />

von Natur nach Lust <strong>und</strong> vermeiden den Schmerz.<br />

Der deskriptive oder psychologische <strong>Hedonismus</strong> ist die<br />

faktische Basis für die hedonistische Normierung.<br />

Eudoxos von Knidos: Argumente für das Streben nach<br />

freudvollen Erleben ersch<strong>eine</strong>n uns unsinnig. [Arist.:<br />

Nik. <strong>Ethik</strong> 10,2]<br />

Niemand fragt nach <strong>eine</strong>r Begründung, warum er mit<br />

s<strong>eine</strong>r Geliebten vereint sein möchte.<br />

So auch Platon: . [Symp. 104d]


Aristippos Kennzeichnungen<br />

Lust: sanfter Vorgang gegenüber dem Schmerz <strong>eine</strong>r rauhen<br />

harschen Bewegung.<br />

K<strong>eine</strong> Werthierarchie zwischen den Lustarten begründbar,<br />

geistige Freude ist der körperlichen nicht axiologisch überlegen.<br />

Lust ist wertvoll, unabhängig davon wie sie zustande gekommen<br />

ist.<br />

Lust ist nicht gleichwertig der Beseitigung des Schmerzes <strong>und</strong><br />

Lustlosigkeit ist noch kein Schmerz.<br />

Schmerzfreiheit <strong>und</strong> Lustlosigkeiten fehlt beiden das<br />

Bewegungsmoment, es sind mittlere Zustände.<br />

Aristippos´ Wertung: Körperliches Empfinden rangiert höher.<br />

Manche Lust kann nur durch das Akzeptieren von freudlosen<br />

Geschehnissen erreicht werden Glückseligkeit unerreichbar.


Deskriptiver <strong>und</strong> Präskriptiver <strong>Hedonismus</strong><br />

Die Natürlichkeit des Luststrebens suggeriert,<br />

aber erzwingt nicht, deren Erhebung zur<br />

normativen Leitlinie, man könnte auch den<br />

Schmerz wählen. (Algonismus)<br />

Wenn man aber die Lust zur ethischen Norm<br />

erhebt, werden nur Verbote für lustvolle<br />

Tätigkeiten begründungsbedürftig.<br />

Bei Fehlen von Gründen <strong>–</strong> Schädigung Dritter <strong>–</strong><br />

gilt das permissive Prinzip des Gewährenslassens.<br />

Restriktionen des individuelles Luststrebens sind<br />

legitimationspflichtig.<br />

Das Individuum muß nicht begründen noch<br />

verteidigen, warum es nach Dingen strebt die<br />

ihm Freude bringen.<br />

Niemand muß sich rechtfertigen, daß er ein gutes<br />

erfreuliches Leben führen will.


Hedoné <strong>und</strong> Phrónesis<br />

• Die Folgen jeder Handlung müssen bedacht werden<br />

• Ein blindes Ausleben der Strebungen kann ins Unglück<br />

führen.<br />

• Dazu hat der Mensch den Verstand, phronéo, von der<br />

Natur mitbekommen.<br />

• Damit wird der <strong>Hedonismus</strong> mit dem Konsequentia-<br />

Konsequentia-<br />

lismus , der folgenorientierten Handlungsstrategie ver-<br />

b<strong>und</strong>en.<br />

• Aristipp war ein Fre<strong>und</strong> der Hetairen, <strong>und</strong> lebte lange<br />

Zeit mit der älteren Lais zusammen.<br />

• Er kommentierte die Zweifel der Umgebung: écho kaì<br />

ouk échomai, ich besitze, werde aber nicht besessen.<br />

• Der lebenskluge Weise vergnügt sich, aber nicht so, daß<br />

er die sophrosýne, die Besonnenheit, verliert.


Epikurs Transformation des <strong>Hedonismus</strong><br />

Epikouros von Athen verschiebt den Begriff der<br />

Hedoné in Richtung auf den neutralen Nullpunkt<br />

der Empfindung.<br />

Katastematische Lust ist der <strong>aus</strong>geglichene<br />

Zustand der Zufriedenheit, ohne extreme Pole von<br />

Freude <strong>und</strong> Schmerz Ataraxía, die Gemütsruhe.<br />

Nicht die sanfte Bewegung, sondern die statische<br />

schmerzfreie Befindlichkeit.<br />

Noch stärker als Aristipp sah er ein, daß man öfter<br />

die Egkráteia, die Zurückhaltung üben muß, um<br />

den Weg zu größeren Freuden nicht zu verbauen.<br />

Paradoxon der Lust: Obwohl sie immer<br />

erstrebenswert ist, darf sie nicht immer angestrebt<br />

werden.


Kritik am negativen <strong>Hedonismus</strong><br />

Bereits in der Antike: Ist es möglich die Aktivität <strong>und</strong><br />

Spontaneität <strong>aus</strong> dem Lustbegriff zu entfernen?<br />

Negative Bestimmung, Fehlen von Hunger, Durst, Trauer,<br />

Einsamkeit drängt den Begriff in die Nähe asketischer<br />

Selbstgenügsamkeit.<br />

Die Stoiker, bei denen der Weise unempfindlich gegen<br />

Schicksalsschläge werden soll, hielten ihn für akzeptabler als<br />

Aristipp.<br />

Cicero: Die Epikureer sind zwar zwar bescheidener, aber die<br />

Kyrenaiker konsequenter. [De fin. II,114]<br />

Clemens v. Alexandria: Die katastemische Lust ist <strong>eine</strong><br />

Beschreibung des Befindens lebendiger Leichen. [Stromateis<br />

II,21]


Epikurs Naturalismus<br />

• Aufklärerischer Impetus: <br />

• Wichtig für die <strong>Ethik</strong>: ( Diog. Laert. X,143)<br />

• Demystifikation von Natur <strong>und</strong> Mensch:<br />

<strong>–</strong> Naturphänomene haben k<strong>eine</strong> magische Dimension Kometen<br />

<strong>–</strong> <strong>Ethik</strong> setzt Wissen vom wertsetzenden Organ vor<strong>aus</strong>.<br />

<strong>–</strong> Seelische Regungen, wie Lustempfindungen sind körperliche Vorgänge<br />

• Naturalistische <strong>Ethik</strong> gründet in der Kenntnis vom natürlichen<br />

Ort <strong>und</strong> dem Ursprung der Wertvorstellungen.


Leib <strong>–</strong> Seele Monismus<br />

Epikur bringt das Interaktionsargument<br />

gegen den Dualismus:<br />

[DL X,67]<br />

Monistische Seelenlehre läßt die Wechselwirkung<br />

verstehen, denn psychische Systeme sind<br />

Teilsysteme des Körpers <strong>und</strong> mit ihm verb<strong>und</strong>en.<br />

K<strong>eine</strong> Unsterblichkeit der Seele<br />

Einmaligkeit unserer Existenz den Tag nützen


Selbstsorge<br />

Epiméleia heautou: Pflege <strong>und</strong> <strong>und</strong> sorgfältige Verwaltung<br />

des eigenen Ich.<br />

<strong>Individualität</strong>: Erst Ordnung im eigenen H<strong>aus</strong><br />

(kat (kat´oikous) oikous) dann sich der Gemeinschaft (Polis) widmen.<br />

Platon: K<strong>eine</strong> verantwortliche Position im Staat für den<br />

der der mit mit sich sich selber selber nicht nicht zurecht zurecht kommt. kommt. [Alkib. [Alkib. I I 133e]<br />

Paranoiker als Staatslenker!<br />

Interesse geht natürlicherweise von innen nach außen:<br />

Ich Fre<strong>und</strong>e Volk Volk<br />

Aristoteles: <br />

[Nik. <strong>Ethik</strong> 9, 1168b]<br />

Selbstwertgefühl, Selbstsorge ist nicht nur vereinbar mit<br />

Altruismus, sondern die Vor<strong>aus</strong>setzung für erfolgreiches<br />

Handeln in der Politeia.


Selbstsorge <strong>und</strong> Gemeinschaft<br />

Persönliche Ausgeglichenheit ist die Basis des<br />

sozialen Handelns <strong>und</strong> der Solidarität.<br />

Sie gründet in dem Wert des Individuums.<br />

Der einzelne hat nicht nur das Recht, sondern die<br />

Aufgabe s<strong>eine</strong> Person zu kultivieren.<br />

Nur <strong>eine</strong> pfleglich gefördertes Selbst kann die<br />

Solidarität mit der Gemeinschaft <strong>aus</strong>üben.<br />

Fremd ist dem <strong>Hedonismus</strong> jedoch die Idee der<br />

Aufgabe des Ich <strong>und</strong> die Opferung der Person.<br />

Das Individuum bleibt an die Welt geb<strong>und</strong>en; <strong>eine</strong><br />

Rücknahme <strong>und</strong> Unterordnung unter <strong>eine</strong> spirituelle<br />

außerweltliche Macht wäre ein Verrat an der Natur<br />

des Menschen.


Fre<strong>und</strong>schaft<br />

Hellenistischer <strong>Hedonismus</strong> geht vom Primat des<br />

Individuums <strong>aus</strong>.<br />

Der Mitbürger ist deshalb aber nicht unwichtig.<br />

Wenn man mit ihm fre<strong>und</strong>schaftlich umgeht fungiert er als<br />

Glücksverstärker.<br />

Ein Fre<strong>und</strong> ist ein Spiegel des eigenen Ich, an s<strong>eine</strong>m<br />

Glück hat man teil.<br />

Das Mitempfinden an der Freude des Fre<strong>und</strong>es verstärkt<br />

das eigene Glück.<br />

Nicht um der Idee der Fre<strong>und</strong>schaft willen macht sich der<br />

Weise Fre<strong>und</strong>e, sondern weil in <strong>eine</strong>r Welt, die durch<br />

Fre<strong>und</strong>schaft zusammengehalten wird, jeder besser lebt.<br />

Die Polis fungiert nicht als autonome Idee, oder als<br />

objektiver Geist, sondern als institutioneller Rahmen für<br />

die Bewahrung individuellen Wohlergehens.


Individuum <strong>und</strong> Kollektiv<br />

Der natürliche Ort Ort des Empfindens Empfindens ist die Person, ein<br />

Kollektiv ist kein Organismus <strong>und</strong> fühlt nichts.<br />

Deshalb rangieren die Interessen des Individuums vor<br />

denen des Staates.<br />

Die Staatsidee hat sich zu oft verselbständigt<br />

Die Staatslenker setzen den Kollektivismus ein, um<br />

das Reich zu mehren, Hegemonie <strong>aus</strong>zuüben,<br />

politische Vormacht zu erlangen <strong>und</strong> den<br />

Nationalismus zu schüren.<br />

All All dies geschieht unter Opferung des fühlenden <strong>und</strong><br />

leidenden Individuums.<br />

<strong>Hedonist</strong>en sind daher Weltbürger.<br />

Staats <strong>–</strong> Raison ist kein übergeordneter Wert.<br />

Das Gemeinwesen muß den Interessen des<br />

Individuums dienen.


Gemeinwesen<br />

Das individuelle Subjekt, dessen Entfaltung <strong>und</strong><br />

Leidensminimierung muß Ziel der kollektiven<br />

Ordnung sein.<br />

<strong>Hedonismus</strong> vermeidet die permanent drohende<br />

Versklavung des Individuums durch die idealisierte<br />

Kollektiv <strong>–</strong> Struktur, wie sie am Deutlichsten in der<br />

Wehrpflicht zum Ausdruck kommt.<br />

Diese wurde immer mißbraucht, um unter<br />

Berufung auf die höherwertige Staatsidee die<br />

einzelnen in unsinnige Kriege zu zwingen.<br />

Die Potentaten vergewaltigen das Individuum <strong>und</strong><br />

s<strong>eine</strong> Interessen, in dem sie ihren Machthunger<br />

hinter der abstrakten kollektiven Staatsidee<br />

verstecken.


Ambivalenz der Tugenden<br />

<strong>Hedonismus</strong> gilt in der christlichen Tradition als lasterhaft,<br />

amoralisch, tugendresistent. (Augustinus: Epikuros, quem ipsi<br />

philosophi porcum nominaverunt)<br />

Neuer Aufbruch im Renaissance - Humanismus<br />

Lorenzo Valla (1400) fragt nach den Motiven hinter den<br />

Tugenden.<br />

Welchen Ersatz erhält jemand, der tugendhaften Verzicht auf<br />

Sinnesfreuden leistet, Ehre, Ruhm, Ansehen, Geld?<br />

Traue k<strong>eine</strong>m hehren Motiv, wenn sich auch ein elementares<br />

finden läßt.<br />

Bernard de Mandeville: Bienenfabel Gesetzgeber nützen die<br />

Eitelkeit der Menschen <strong>aus</strong>.<br />

Imaginäre Imaginäre Belohnung für den Verzicht auf reale reale Leidenschaften<br />

Virtuelles Surrogat für das Opfer ist die Tugendhaftigkeit<br />

Lusterfüllung als Laster <strong>und</strong> Askese als Tugend deklariert<br />

Pietro Aretino (1500): Naturalistische Apologie für die Rechte<br />

der Triebsphäre Verzicht ist unnatürlich


Mechanistischer Naturalismus<br />

Alle Naturvorgänge sind Atomkomplexe der Materie in Bewegung.<br />

Alle Körper wechselwirken über Druck <strong>und</strong> Stoß.<br />

Auch lustvolle Tätigkeiten sind Sonderfälle mechanischer Einwirkung<br />

von Kräften.<br />

Dadurch kommt dem dynamischen Materialismus <strong>eine</strong><br />

emanzipatorische Rolle zu, denn alle freudvollen Aktivitäten sind <strong>eine</strong><br />

spezielle Form der natürlichen Wirkung von Kräften.<br />

<strong>Freiheit</strong>sproblem löst sich im Mechanistischen Rahmen.<br />

Joseph Priestley (1777): <strong>Freiheit</strong> kann innerhalb des<br />

Naturzusammenhanges gesehen werden als Abwesenheit von<br />

Zwangskräften.<br />

Der deterministische Charakter der Naturgesetze erlaubt die <strong>Freiheit</strong><br />

des Handelns. Bei Abwesenheit von Zwang können wir tun was wir<br />

wollen.


Ethischer Naturalismus<br />

Julien Offray de LaMettrie: Der Mensch <strong>eine</strong> (biochemische)<br />

Maschine.<br />

Computermodell der Intelligenz <strong>und</strong> Neurobiologie des<br />

Bewußtsein<br />

Chemie der Gefühle, alle Strebungen <strong>und</strong> Neigungen haben<br />

ihren Ursprung in den emotiven Zentren des Gehirns..<br />

Rolle der Vernunft Optimierung der emotionalen Ziele,<br />

k<strong>eine</strong> Zielvorgaben, k<strong>eine</strong> Tugendfilter für die Leidenschaften<br />

David Hume: Die Vernunft ist die Sklavin der Leidenschaften.<br />

Die Urteilskraft soll Hindernisse auf dem Weg zum freudvollen<br />

Leben beseitigen <strong>und</strong> das sinnliche Erleben verf<strong>eine</strong>rn.<br />

Bertrand Russell: Wünsche <strong>und</strong> Gefühle geben die Ziele des<br />

Handelns vor, die Vernunft sucht den günstigsten Weg dorthin.


<strong>Freiheit</strong> der Triebe <strong>und</strong> gesellschaftliche Ordnung<br />

Warum hat sich diese friedliche Philosophie nie durchgesetzt?<br />

Herbert Marcuse: Der hedonistischen Orientierung steht Hegels<br />

Idealismus entgegen.<br />

Eudämonismus ist <strong>eine</strong> Versündigung gegen die geschichtliche<br />

Vernunft.<br />

Der <strong>Hedonist</strong> wiegelt die Individuen auf, sich der durch den Staat zu widersetzen.<br />

Jede Glücksethik ist somit subversiv.<br />

<strong>Hedonist</strong> ist bestrebt, die individuellen <strong>Freiheit</strong>sspielräume gegen<br />

die kollektivistischen Einengungen zu verteidigen.<br />

Diese betreffen Handlungs- <strong>und</strong> Sprachverbote.<br />

Michel Foucault: Markantes Kennzeichen der Triebrepression ist<br />

das Schweigen, <br />

Als Ersatz für reale Entfaltung individueller Triebäußerungen<br />

toleriert man den akademischen Unterdrückungsdiskurs.<br />

Die Aufklärer dürfen unter sich in der Utopie der virtuellen<br />

<strong>Freiheit</strong> schwelgen.


Wider den Paternalismus<br />

Kollektivistisches Ordnungsdenken <strong>und</strong> staatlicher Paternalismus<br />

sind die Antagonisten des individualistischen <strong>Freiheit</strong>sstrebens.<br />

Jeder Bürger ist von Natur <strong>aus</strong> der beste Verwalter s<strong>eine</strong>r<br />

Angelegenheiten. (J. St. Mill)<br />

Kollektive Ordnung muß sich <strong>aus</strong> dieser Sicht als spontanes<br />

Resultat der Interessen <strong>und</strong> Vorlieben der Individuen ergeben.<br />

<strong>Hedonist</strong>ische Gemeinschaft beruht auf polyzentrischer<br />

<strong>Hedonist</strong>ische Gemeinschaft beruht auf polyzentrischer<br />

Selbstorganisation <strong>und</strong> nicht auf hierarchischer Fremdorganisation.<br />

K<strong>eine</strong> elitäre Vernunft (Platon) <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> theonome Moralinstanz<br />

(Christentum) geben die gesellschaftliche Ordnung vor.<br />

Aus epikureischer Sicht muß die Gesellschaftsordnung tendenziell<br />

immer der Subversion <strong>aus</strong>gesetzt werden.<br />

Der <strong>Hedonist</strong> ist kritisch gegenüber allen staatlichen, religiösen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Regelungen, die ihn bevorm<strong>und</strong>en wollen.<br />

Er besteht darauf, sich s<strong>eine</strong>s eigenen Verstandes zu bedienen.


Universalisierbarkeit des <strong>Hedonismus</strong><br />

Kann es ein nicht repressives Gesellschaftssystem geben?<br />

Eine hedonistische Ordnung, ohne bürgerlichen Ritualismus, ohne<br />

die „Amoral der Ekstase“ (L. Böllinger), ohne Sittentabus, ein<br />

Gesellschaftssystem, in dem alles für Dritte Unschädliche<br />

wertneutral wäre?<br />

Michel Onfray: Aktualisierung der libertären<br />

Zwischenmenschlichkeit <strong>und</strong> Dekonstruktion des asketischen Ideals<br />

Ein materialistischer <strong>Hedonismus</strong> sollte die platonisch-christliche<br />

Spiritualisierung des Leibes rückgängig machen.<br />

Libertinage bedeutet nicht Anarchie, sondern <strong>Freiheit</strong> von sittlichen<br />

Autoritäten, die unterdrückende Konventionen zementiert haben.<br />

Der Libertin will die ideologischen Verpflichtungen los sein, die<br />

k<strong>eine</strong> Funktion für das Glück des einzelnen besitzen.<br />

Die Lust des gegenwärtigen Augenblicks muß an die Stelle der Last<br />

endzeitlicher Bestimmung treten.


Eine <strong>Ethik</strong> <strong>aus</strong> <strong>Individualität</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Freiheit</strong><br />

Handlungsorientierung auf empirischen anthropologischen<br />

Konstanten aufbauen<br />

Der Einengung durch durch das Kollektiv widersetzen, wo dieses<br />

das Individuum <strong>aus</strong> Gründen der Selbstüberhebung <strong>und</strong> des<br />

Eigennutzes unterdrückt.<br />

Dem Dem Terror Terror <strong>eine</strong>r <strong>eine</strong>r Metaphysik Metaphysik der Endzeit entfliehen, denn<br />

das das Schicksal Schicksal <strong>eine</strong>s <strong>eine</strong>s Menschen Menschen entscheidet sich hier <strong>und</strong><br />

jetzt.<br />

Den Zielpunkt des Lebens, Lebens, in der Freude des nächsten<br />

Augenblicks suchen.<br />

Das gelungene Leben besteht im Glück, das das Erleben der<br />

erfüllten Existenz gewährt.<br />

Der Sinn des Lebens ist <strong>aus</strong> hedonistischer Sicht das Leben<br />

selbst.

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