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Kleines Jubiläum - Ruhr Revue

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<strong>Kleines</strong> <strong>Jubiläum</strong><br />

Es war Anfang 2003, als wir dieses<br />

Magazin, damals noch unter dem<br />

Namen Essener <strong>Revue</strong>, übernahmen.<br />

Von Anfang an haben wir über<br />

Essen hinaus in das gesamte <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

geblickt. Gleich die erste Ausgabe (siehe<br />

Abbildung) enthielt zum Beispiel eine<br />

große Fotostrecke über das damals neue<br />

Konzerthaus Dortmund.<br />

So hat das Magazin im Laufe der<br />

Jahre immer mehr Freunde in einer Metropolenregion<br />

gefunden, der wir mit der<br />

Schönheit unserer liebevoll gestalteten<br />

Seiten mit jeder neuen Ausgabe ein kleines<br />

Denkmal gesetzt haben. Für uns<br />

war es deshalb nur folgerichtig, dass das<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet zur Kulturhauptstadt Europas<br />

2010 gekürt wurde. Schließlich haben<br />

wir unseren Beitrag dazu geleistet.<br />

Und wir leisten ihn weiter und mit<br />

Begeisterung – seit nunmehr einem Jahr<br />

unter dem Inhalt wie Verbreitung des<br />

Magazins wesentlich angemesseneren<br />

Titel RUHR REVUE und dem Untertitel<br />

KULTURHAUPTSTADTMAGAZIN.<br />

Im Augenblick, und nicht nur, weil<br />

Weihnachten bevorsteht, halten wir aber<br />

einmal kurz inne zum Staunen, dass wir<br />

tatsächlich schon fünf Jahre mit diesem<br />

Verlag unterwegs sind, und das in einer<br />

Zeit nie gekannten, eisigen Wettbewerbs<br />

— Haben Sie schon ein Abonnement<br />

der RUHR REVUE? Wenn<br />

nicht: Es kostet nur 16 Euro im<br />

Jahr – inklusive Zustellung. Einen<br />

Bestellschein zum Heraustrennen<br />

finden Sie auf Seite 97.<br />

im Leser- und Anzeigenmarkt. Vielleicht<br />

ist die Wärme des Gefühls für unsere<br />

Heimatregion, die kritische Liebe zu ihr,<br />

die viele Leser in unseren Heften empfinden<br />

und schätzen, der Grund dafür, dass<br />

das so ist. Jedenfalls reiben wir uns derzeit<br />

die Augen wie die Kinder unter dem<br />

Weihnachtsbaum und stellen fest, dass<br />

wir ein kleines <strong>Jubiläum</strong> haben und mit<br />

diesem <strong>Jubiläum</strong>, diesen fünf Jahren, inzwischen<br />

mehr als ein Zehntel der langen<br />

Geschichte von Deutschlands ältestem<br />

— Eine schöne Idee, besonders zu<br />

Weihnachten: ein Geschenk-Abo<br />

der RUHR REVUE – für nahe<br />

Freunde, ferne Verwandte und alle,<br />

die gute Lektüre schätzen. Rufen<br />

Sie an: 0201-879 57 57.<br />

— Titelthema von Heft 1/2003 war<br />

die frisch renovierte Essener Lichtburg.<br />

Aber schon damals blickten wir ins<br />

ganze <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

— Diesen schönen „Kulturbeutel“<br />

aus Textil schenken wir allen, die<br />

einen neuen Abonnenten oder<br />

eine Abonnentin für uns werben.<br />

Kultivierter kann man an der <strong>Ruhr</strong><br />

nicht Geschenke kaufen gehen.<br />

WILLKOMMEN<br />

regionalen Kulturmagazin bestreiten.<br />

Denn 2010, wenn das <strong>Ruhr</strong>gebiet Kulturhauptstadt<br />

Europas ist, hat diese Zeitschrift<br />

ein halbes Jahrhundert hinter sich.<br />

Wir wünschen Ihnen ein heiteres Weihnachtsfest,<br />

Gesundheit und ein frohes<br />

Herz für das neue Jahr. Katholikin, die<br />

ich bin, mag ich auch gern noch Gottes<br />

Segen dazu wünschen.<br />

Ihre<br />

Dr. Dagmar Gaßdorf und Team<br />

— Alles Wissenswerte über die<br />

RUHR REVUE erfahren Sie unter<br />

www.ruhr-revue.com. Online<br />

abonnieren, Anzeigen aufgeben,<br />

Leserbriefe schreiben? Bitte sehr:<br />

www.ruhr-revue.com<br />

Diese Ausgabe enthält eine Beilage vom Unperfekthaus, ein Teil auch Beilagen vom Jagdhaus Schellenberg und kook-Erlebniskochen.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 3


INHALT<br />

16<br />

<strong>Kleines</strong> <strong>Jubiläum</strong> 3<br />

<strong>Revue</strong> 8<br />

Leserbriefe 12<br />

2010 Aktuell 13<br />

Wir Himmelsstürmer 14<br />

Glosse von Jörg Bartel<br />

Neues von Fritz & Olli 15<br />

Cartoon von Nel<br />

24 38<br />

70<br />

Auf den Punkt gebracht 16<br />

Die elementare Malerei des Kuno Gonschior<br />

Olbrichts Kunstzirkus Nr. 1 22<br />

Schmucke Stücke 24<br />

Zu Besuch bei Jung-Designern an der <strong>Ruhr</strong><br />

Wanderer vom Niederrhein 36<br />

Rüdiger Oppers, neuer NRZ-Chefredakteur<br />

Bochum Spezial 38<br />

Im Land der Wollgrenze 52<br />

Das <strong>Ruhr</strong>gebiet und seine Sprachen<br />

8 13 10 15 14 22 18 36 30 52 44<br />

60<br />

Der Impresario von Zollverein 56<br />

Claudius Tanski<br />

Die Thyssens 60<br />

Stahlfamilie mit Hang zum Adel<br />

Lebensthema Farbe 70<br />

Neuer Schmuck für alte Häuser<br />

Essen am Kamin 78<br />

Kulinarische Streifzüge mit Rainer Giesen<br />

Zwischen den Jahren 85<br />

Dr. Försters Gesundheitskolumne<br />

46 56 78 52 85 70 80 86 90 88 98 99<br />

90<br />

INHALT<br />

Gesundheit 86<br />

Neues aus der Medizin-Hochburg<br />

Wir wollen es wissen 88<br />

Academic Data befragt Leser<br />

Quo vadis? 90<br />

Ereignisse im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

Abo-Bestellschein 97<br />

So dankbar 98<br />

In eigener Sache<br />

Impressum · Bildnachweis


mega-in<br />

2.000 Quadratmeter groß war das Megaposter, das<br />

jüngst am Gasometer Oberhausen für die WAZ warb.<br />

Es machte augenfällig, was es heißt, Medien für den<br />

größten Ballungsraum Europas zu machen, allen<br />

voran Deutschlands größte Regionalzeitung. Die<br />

WAZ hat wie kein anderes Medium dem <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

eine selbstbewusste Identität gegeben. Und der<br />

Konzern, der ihren Namen trägt, ist das mediale<br />

Zentrum der Kulturhauptstadt Europas 2010.<br />

Foto: Matthias Duschner commedia


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REVUE<br />

Kurz vor seinem 70. Geburtstag hat sich Bodo<br />

Harenberg aus dem Geschäftsleben zurückgezogen.<br />

Der Verleger und Kunstförderer wird<br />

aber allein schon durch das spektakuläre Harenberg<br />

City Center in Dortmund unvergessen bleiben.<br />

Mit dem höchsten Haus der Stadt hat er<br />

dem <strong>Ruhr</strong>gebiet zugleich einen Tempel für Kunst<br />

und Kultur geschenkt. Wir erinnern an unser<br />

Porträt in der Ausgabe 4/04, die Sie unter Telefon<br />

0201-879 57 57 bestellen können.<br />

• • • • • • • • • •<br />

So sieht der komplette LUEG-Vorstand aus: (von links) Olaf Réum, Thomas Holtgräfe und Karl Neuhaus.<br />

Neue Namen gibt es bei der LUEG-Gruppe in Bochum. Bereits Anfang<br />

September hat Thomas Holtgräfe (47) Alexander von<br />

Gizycki als Vorstandschef der AG abgelöst. Anfang November kam<br />

Olaf Réum (43) für die van Eupen Gruppe in den Vorstand und Karl<br />

Neuhaus (56) für die Ressorts Finanzen und Personal. Den größten<br />

LUEG-Standort in Essen leitet bereits seit Anfang Oktober Holger<br />

Birr (41). Der bisherige Center-Leiter Martin Carl ist nun Leiter des<br />

LUEG-Centers Bochum.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Das Wallberg-Restaurant in der Philharmonie<br />

Essen hat seit dem Sommer einen neuen Direktor:<br />

Björn Schindler hat die Aufgaben von Veit<br />

G. Reisberger übernommen. Der gebürtige Bonner<br />

ist ein absoluter Fachmann: Bisher leitete der<br />

35-Jährige als Direktor Catering`s Best die Eventcatering-Sparte<br />

des 5-Sterne-Hotels InterContinental<br />

in Frankfurt am Main.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Seit dem 1. November hat die<br />

Allbau AG in Essen mit Dirk<br />

Miklikowski (43) einen<br />

neuen Vorstandsvorsitzenden.<br />

Sein Vorgänger Dr. Dietrich<br />

Goldmann wird künftig die<br />

Interessen des Allbau im Kuratorium<br />

der Allbau Stiftung<br />

vertreten und damit eine<br />

wichtige kulturelle Aufgabe<br />

übernehmen.<br />

Stabwechsel bei Allbau:<br />

Dr. Dietrich Goldmann (links)<br />

mit seinem Nachfolger<br />

Dirk Miklikowski<br />

Den CDU-Wirtschaftsrat zu Gast hatte die Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik<br />

und Eisengießerei in Bochum. Der Betriebsrundgang<br />

zeigte ein <strong>Ruhr</strong>-Unternehmen zum Staunen: die Gießerei, die Bergbautechnik<br />

(Exportquote 95 Prozent), die auf Kokereimaschinen und<br />

Schienenfahrzeuge spezialisierte Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik<br />

und schließlich die Eickhoff Maschinenfabrik, einen der führenden Lieferanten<br />

von geräuscharmen Windkraftgetrieben. Das Unternehmen,<br />

1864 als Gießerei gestartet, hat sich nach Kohle- und Stahlkrise gesundgeschrumpft<br />

– zur Risikostreuung in Form von vier GmbHs. Zur<br />

Zeit entsteht bei Dresden ein neues Werk, das ebenfalls Getriebe für<br />

Windkraftanlagen produzieren soll.<br />

PS-starkes Vergnügen für Freunde<br />

des Automobils: Die Essen Motor<br />

Show startet zum 40. Mal.<br />

Den Gedanken an<br />

steigende Sprit-Preise<br />

am besten mal ganz<br />

weit weg schieben,<br />

liebe Auto-Narren!<br />

Denn am 9. Dezember<br />

startet in der<br />

Messe Essen wieder die „Essen Motor Show“ – auf 100.000 Quadratmetern!<br />

Zum 40. Mal geht die Weltmesse für Automobile, Tuning,<br />

Motorsport und Classics über die Bühne. Glückwunsch! Das Foto zeigt<br />

zwei Audi-Werkspiloten, die in der DTM und bei den 24 Stunden von<br />

Le Mans erfolgreich waren.<br />

Nicht verschollen, nur vorübergehend<br />

untergetaucht ist das<br />

Kindermuseum Atlantis in<br />

Duisburg. Am 4. November<br />

hat es seine Pforten am Duisburger<br />

Innenhafen geschlossen<br />

– um hoffentlich im Frühjahr<br />

2008 in Duisburg oder einer<br />

benachbarten Stadt wiederzueröffnen.<br />

„Wir sind jetzt dabei,<br />

die Exponate in unser Außenlager<br />

zu transportieren und nutzen<br />

die Zeit, sie zu überholen“,<br />

so Philine Gerlach vom Museum.<br />

Das neue Zuhause soll<br />

unter anderem mehr Raum<br />

bieten für das Mitmach-Labor<br />

• • • • • • • • • •<br />

• • • • • • • • • •<br />

Silvester? Nein. Das Feuerwerk, das<br />

den krönenden Abschluss der Eröffnungsparty<br />

für die 58. Essener Lichtwochen<br />

auf dem Essener Kennedyplatz<br />

bildete. Noch bis zum 5. Januar<br />

heißt es in der Essener City „Europa in<br />

Essen“, und diesmal widmet sich das<br />

von Essen Marketing GmbH organisierte<br />

Lichtfestival Norwegen.<br />

• • • • • • • • • •<br />

In den letzten Wochen wurde im Wehrhahnspeicher<br />

geschraubt, abgebaut und in Kisten verpackt.<br />

und Wechselausstellungen. Im alten Wehrhahnspeicher vollzieht sich<br />

ein fliegender Wechsel: Hier zieht nun ein Legoland-Discovery-Center<br />

ein. Sie wollen mehr lesen über das Kindermuseum? Dann rufen Sie<br />

an und bestellen Sie unsere Ausgabe 2/07. (Tel. 0201-879 57 57).<br />

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Künstlerische Experimente ohne Erfolgsgarantie und ohne Gegenleistung<br />

sind im Unperfekthaus in Essen möglich. Für seinen mäzenatischen<br />

Ansatz hat die Kulturpolitische Gesellschaft Berlin dem Gründerzentrum<br />

Ende November den mit 2.000 Euro dotierten Kulturpreis<br />

verliehen.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Der von Regionalverband <strong>Ruhr</strong> und Literaturbüro <strong>Ruhr</strong> vergebene<br />

Literaturpreis <strong>Ruhr</strong> 2007 ging diesmal an zwei Autoren, Vater und<br />

Tochter: Der in Duisburg geborene Schriftsteller Nicolas Born erhielt<br />

posthum den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis für sein Gesamtwerk,<br />

Katharina Born bekam die Auszeichnung für ihre editorische<br />

und essayistische Leistung bei der Herausgabe der Gedichte und Briefe<br />

ihres Vaters. Förderpreise gingen an Brigitte Werner (Bochum) und<br />

Christina Müller-Gutowski (Düsseldorf).<br />

• • • • • • • • • •<br />

Diesem Mann<br />

hört man gerne<br />

zu: Prof. Dr. Dr.<br />

Bert Rürup,<br />

bekannt als Chef<br />

der „Wirtschaftsweisen“,<br />

auf deren<br />

Urteil Kanzler<br />

beiderlei Geschlechts<br />

zu hören<br />

gut beraten sind,<br />

schlug eine Tausendschaft<br />

von<br />

Zuhörern in der<br />

Philharmonie<br />

Essen durch ebenso<br />

Geistreiches<br />

wie Erhellendes<br />

zur Wirtschaft der Nation komplett in seinen Bann. So geschehen<br />

beim Börsenforum der National-Bank, erstmals unter der Leitung<br />

des neuen Vorstandschefs Thomas A. Lange. Rürup ist übrigens<br />

Essener Junge und einer der ganz wenigen Menschen, deren lange<br />

Reden nicht die Stühle, sondern die Herzen bewegen.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Über den 12. Künstlerinnenpreis des Landes NRW im Bereich<br />

Theaterregie freuen sich Katja Lauken (Hauptpreis) und Carolin Mader<br />

(Förderpreis). Im Rahmen der Preisverleihung am 10. November im<br />

Theater Oberhausen feierte John Osbornes „Blick zurück im Zorn“<br />

unter der „ausgezeichneten“ Regie von Katja Lauken Premiere.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Bei nass-kaltem Novemberwetter konnten es sich kleine Kino-Fans<br />

in den Lichtspielhäusern der Region so richtig gemütlich machen.<br />

Auf dem Programm der 24. Kinderfilmtage im <strong>Ruhr</strong>gebiet standen<br />

18 Filme – von „Pippi Langstrumpf“ in Oberhausen, „Die kleine<br />

Hexe“ in Mülheim bis „Schweinchen Wilbur“ in Essen. Für die achtköpfige<br />

Kinderjury hingegen bedeutete das „Glotzen“ harte Arbeit<br />

und heiße Diskussionen: Sie hatte erstmals die „Emmi“ für den besten<br />

deutschen Kinderfilm zu vergeben. Unter donnerndem Applaus<br />

(„bis der Balkon abstürzt“) nahm Produzentin Uschi Reich bei der<br />

Abschlussveranstaltung in der Essener Lichtburg den Preis für „Die<br />

wilden Hühner und die Liebe“ entgegen. Den „Emo“ für den besten<br />

..<br />

Kinderdarsteller verlieh eine bereits erwachsene Jury Zoe Mannhardt<br />

für ihre Rolle in „Hände weg von Mississippi“. Für das geduldige<br />

Publikum gab es zur Belohnung Zauberei und die Vorpremiere des<br />

wunderbar poetischen Familienfilms „Der Fuchs und das Mädchen“<br />

von Luc Jacquet.<br />

Großer Bahnhof für<br />

den Ernst Schneider<br />

Preis der deutschen<br />

IHKn, 2006 vergeben<br />

in Essen, diesmal im<br />

Haus des Rundfunks<br />

in Berlin. Die besten<br />

Wirtschaftsbeiträge aus<br />

Fernsehen, Rundfunk<br />

und Zeitungen, ausgewählt<br />

aus 600 Wettbewerbsbeiträgen,wurden<br />

mit insgesamt<br />

60.000 Euro ausgezeichnet. Aus unserer Region räumte diesmal der<br />

WDR richtig gut ab. Die Moderation lag bei Tom Buhrow. Das Foto<br />

zeigt das begehrte Preissymbol, hier übergeben von Ernst Schneider<br />

Preis-Vorstandsmitglied Dr. Dagmar Gaßdorf an einen der Preisträger,<br />

Ronny Gert Bürckholdt von der Badischen Zeitung.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Ein Viergenerationen-Foto gelang uns bei der Verabschiedung von<br />

Klaus Beckmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Essen, Mülheim,<br />

Oberhausen: In einer Reihe sind hier Beckmanns Vorgänger Dr.<br />

Werner Thoma und Rolf H. Nienaber zu sehen, dann Klaus Beckmann<br />

selbst und schließlich der neue Mann im Amt: Dr. Gerald<br />

Püchel, zur Zeit noch IHK Köln.<br />

• • • • • • • • • •<br />

REVUE<br />

Im Oktober haben im<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet gleich zwei<br />

neue Mayersche<br />

Buchhandlungen<br />

eröffnet. In Bottrop<br />

und in Essen-Rüttenscheid<br />

gibt es auf rund<br />

400 Quadratmetern<br />

eine Auswahl aus circa<br />

25.000 verschiedenen<br />

Titeln – das sind rund<br />

75.000 Warenstücke –<br />

vom Sachbuch bis zum<br />

Roman, von Kinderund<br />

Jugendliteratur bis<br />

zum Reiseführer, von Hörbüchern bis zur DVD. Zudem lädt die Mayersche<br />

in ihren neuen Filialen zum Verweilen ein: Hörbücher können<br />

über Kopfhörer gehört werden, und in der Leselounge kann man sich<br />

gemütlich für ein Buch entscheiden. 190 Jahre alt ist das Traditionsunternehmen<br />

Mayersche und denkt gerade deshalb an die Zukunft –<br />

die Kinder. Für sie gibt es fantasievoll eingerichtete Kinderbereiche<br />

und ein besonders umfangreiches Leseangebot. Tipp: Falls Sie nicht<br />

Abonnent sind, sondern Einzelkäufer, können Sie die RUHR REVUE<br />

künftig auch in den neuen Filialen der Mayerschen erwerben.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 11


REVUE<br />

Ein bereits international bekannter Schriftsteller wird am 9. Dezember<br />

in Dortmund ausgezeichnet: Rafik Schami erhält den mit 15.000 Euro<br />

dotierten Nelly-Sachs-Preis. Der deutsch-syrische Schriftsteller setzt<br />

sich für ein wechselseitiges Verständnis und die Aussöhnung zwischen<br />

Israel und Palästina ein.<br />

12 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

• • • • • • • • • •<br />

Ein solcher Name<br />

sichert Aufmerksamkeit:<br />

Dr. Patrick<br />

Adenauer, Präsident<br />

der Familienunternehmer<br />

(früher ASU), ein<br />

Enkel des unvergessenenBundeskanzlers,<br />

war zu Gast<br />

beim traditionellen<br />

Jazz-Frühschoppen des Regionalkreises <strong>Ruhr</strong> der Vereinigung. Rund<br />

70 Familienunternehmer, dazu Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur,<br />

trafen sich im Hause RST in Essen. Die Familienunternehmer wissen<br />

es; aber manche Gäste staunten nicht schlecht über die Zahlen,<br />

die Adenauer zur Bedeutung der Familienunternehmen für den Standort<br />

Deutschland präsentierte. Aber auch der gesellige Teil kam mit<br />

einem Trio um den bekannten Folkwang-Jazzprofessor Hufschmidt<br />

nicht zu kurz. „Das wiederholen wir im nächsten Jahr“, versprachen<br />

die Gastgeber Axel Witte und Dr. Markus Rohner von RST, im<br />

Bild links und rechts neben Dr. Patrick Adenauer.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Interessante Termine gab es jüngst beim Verband Deutscher<br />

Unternehmerinnen: Im Oktober waren die VdU-Damen von Rhein<br />

und <strong>Ruhr</strong> zu Gast im Hause Grillo in Duisburg, wo sie von Gabriela<br />

Grillo, vielen noch bekannt als erfolgreiche Dressurreiterin, empfangen<br />

wurden. Frau Grillo, heute selbst erfolgreiche Unternehmerin in einem<br />

Hause, dessen großes Thema in seiner langen Geschichte „Zink“<br />

heißt, gewann die Unternehmerinnen mit einem sympathischen Vortrag<br />

über das Unternehmen mit der Grille im Wappen und durch ihr<br />

klares Bekenntnis zum Charme von Familienunternehmen.<br />

Im November folgte<br />

für die VdU-Frauen<br />

ein weiteres Highlight<br />

durch einen<br />

Besuch in der Konzernzentrale<br />

von<br />

Karstadt in Essen.<br />

Peter Wolf, Chef<br />

der Warenhaus-Sparte<br />

und Vorstandsmitglied<br />

bei der Mutter<br />

Arcandor (im Foto<br />

links mit Eva Kornblum,Landesvorsitzende<br />

VdU), gewährte<br />

den Unternehmerinnen,<br />

darunter auch<br />

Gäste aus den Niederlanden,<br />

Einblicke<br />

in den spannenden<br />

Markt der Warenhäuser.<br />

Auf unterhaltsame<br />

Weise,<br />

wie das Foto unten<br />

belegt.<br />

Leserbriefe<br />

Glückwunsch<br />

Herzlichen Glückwunsch zum Beitrag über Die Krupps.<br />

Er ist anschaulich und informativ, fair und ausgewogen,<br />

verschweigt aber nicht, wie so oft üblich, Schattenseiten<br />

der Familien- und Werksgeschichte.<br />

Siegfried Maruhn, Hattingen<br />

(WAZ-Chefredakteur i.R., d. Red.)<br />

• • • • • • • • • •<br />

Schön zu sehen<br />

Wie schön ist es, zu verfolgen, wie<br />

Gutes immer besser wird! Als Ur-<br />

Essener und Abonnent der ersten<br />

Stunde freue ich mich mittlerweile<br />

auf jede neue Ausgabe der <strong>Ruhr</strong><br />

<strong>Revue</strong>, die sich auf so angenehme<br />

Weise von dem sonst üblichen „Blätterwald“<br />

hervorhebt. Nicht nur, dass<br />

die Symbiose von Kultur, Wirtschaft und Lifestyle perfekt<br />

gelungen ist, auch die erfolgreich verlaufene Erweiterung<br />

auf unsere Region „Metropole <strong>Ruhr</strong>“ bietet hochinteressante<br />

Einblicke in unsere unmittelbare Nachbarschaft.<br />

Danke für den wunderbaren Artikel über Mülheim, hoffentlich<br />

folgt Ähnliches von den anderen Nachbarstädten.<br />

Besonderes Lob gebührt an dieser Stelle auch dem<br />

Autor des Beitrages über die Geschichte des Hauses<br />

Krupp. Hervorragend recherchiert, wurde diese umfangreiche<br />

Historie spannend und prägnant auf den Punkt<br />

gebracht. Schön zu sehen, dass ein zukunftsorientiertes<br />

Magazin auch die Vergangenheit nicht vernachlässigt.<br />

Die <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> ist übrigens das einzige Magazin, bei<br />

dem ich auch die Anzeigen interessiert lese. Während ich<br />

im Stern, Spiegel, etc. meist gelangweilt weiterblättere,<br />

erhalte ich hier doch oft überraschende Anregungen, da<br />

sie unseren persönlichen Lebensraum, unsere Nachbarschaft<br />

betreffen. Auch aus Ihrem Terminplaner „Quo<br />

vadis“ wurde schon manche gute Idee zur Freizeitgestaltung<br />

gewonnen. Bitte weiter so!!!<br />

Michael Grundmann, Essen<br />

• • • • • • • • • •<br />

Mit Begeisterung<br />

Ich habe die Rubriken „Gesund im Alter“ und „Wohnen<br />

im Alter“ mit Begeisterung gelesen. Vielleicht interessiert<br />

es Sie, dass es noch viele andere interessante Angebote<br />

für alte und demenzerkrankte Menschen gibt... Ich male<br />

in Seniorenhäusern, in der Geriatrie in Krankenhäusern<br />

sowie im eigenen Atelier vorrangig mit demenzerkrankten<br />

Menschen. Bei den Erfolgen, die beim Malen mit<br />

demenzkranken Menschen erzielt werden, sollte es so<br />

etwas in jeder Senioren-Einrichtung geben.<br />

Christiane Kutz, Datteln<br />

2010 Aktuell<br />

Jetzt haben sie reichlich zu tun bei<br />

„<strong>Ruhr</strong> 2010“, aber sie haben es ja<br />

nicht anders gewollt: Mehr als 1800<br />

Projektvorschläge für das Programm<br />

der Kulturhauptstadt sind<br />

eingegangen; knapp vor Ende der Bewerbungsfrist stapelten sich die<br />

Mappen und Modelle in den Räumen der 2010-Macher. Natürlich,<br />

2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt hat das immer wieder gesagt,<br />

kann nur ein kleiner Teil der Vorschläge zentral verwirklicht werden.<br />

Viele könnten wohl noch in den städtischen Programmen für 2010<br />

berücksichtigt werden, aber es werde eben auch Absagen geben.<br />

Bleibt zu hoffen, dass erstens das „2010“-Team dem Publikum zwischendurch<br />

mal einen kleinen Einblick in die schwierige Arbeit der<br />

Auswahl geben wird – und dass zweitens, langfristig gesehen, keiner<br />

der Vorschläge ganz vergebens ersonnen wurde. Es gibt ja auch ein<br />

Kulturleben nach 2010...<br />

• • • • • • • • • •<br />

Große 2010-Projekte wird er damit nicht fördern<br />

können – trotzdem dürfte Fritz Pleitgen sich<br />

über die Verleihung des nicht dotierten „Kulturgroschens<br />

2007“ sehr gefreut haben. Der<br />

Groschen ist die höchste Auszeichnung des Deutschen<br />

Kulturrats für kulturelles und kulturpolitisches<br />

Engagement. „<strong>Ruhr</strong> 2010“-Geschäftsführer<br />

Pleitgen wird vor allem für kulturelles Engagement geehrt, das er als<br />

Intendant des WDR bewiesen hatte. Pleitgen befindet sich nun in<br />

bester Gesellschaft mit Preisträgern wie Daniel Barenboim, Johannes<br />

Rau (†) oder Karl Ganser.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Mit einem Workshop auf Zollverein startete jetzt das 2010-Projekt<br />

„PROMETHIADE 2007-2010“. Die Stiftung Zollverein koordiniert<br />

dieses Projekt zusammen mit der „Istanbul Foundation for Culture<br />

and Arts“ und dem „Athens Festival“; in Theateraufführungen, Konzerten,<br />

Ausstellungen und Symposien wird der Prometheus-Mythos<br />

als Bestandteil der gesamteuropäischen Kulturgeschichte thematisiert.<br />

Zeche und Kokerei Zollverein als Spielorte finden sich in sehr ehrenwerter<br />

Gesellschaft mit der Kirche Hagia Irene, Istanbul, und dem antiken<br />

Theater von Epidaouros, Griechenland.<br />

MELEZ, das interkulturelle Festival,<br />

nimmt schon seit einiger<br />

Zeit als erstes der nachhaltig angelegten<br />

„<strong>Ruhr</strong> 2010“-Projekte<br />

sichtbar Gestalt an. Eine ganze<br />

Woche lang konnte man sich in<br />

Konzerthäusern und Kulturzen-<br />

tren Essens, Hernes und Bochums<br />

gerade davon überzeugen;<br />

den Höhepunkt bildete<br />

ein Fest in der Jahrhunderthalle.<br />

Da brachten zum Beispiel die<br />

Bochumer Symphoniker und<br />

200 Schulkinder ihre Version<br />

REVUE<br />

Insgesamt konnte man bislang der<br />

Ansicht sein, „<strong>Ruhr</strong> 2010“ habe<br />

sich in den letzten Monaten öffentlich<br />

allzu sehr mit Personalia beschäftigt,<br />

habe sich inhaltlich, was das<br />

Jahr 2010 angeht, zu selten und zu wenig in die Karten gucken lassen.<br />

Der Energieriese Eon hat nun mit einem Paukenschlag zwei<br />

ganz konkrete Projekte bekanntgegeben, die dem Jahr 2010 zweifellos<br />

Glanz verleihen werden: Eon sponsert die beiden ersten Ausstellungen<br />

im dann neu eröffneten Essener Museum Folkwang. Das<br />

Unternehmen bewegt sich dabei auf vertrauten Pfaden: „Mach das,<br />

was de am besten kannst“, sagte bei der Präsentation ein sichtlich<br />

gut gelaunter Achim Middelschulte, der auch dieses Kulturprojekt<br />

für Eon betreut. Die erste Ausstellung im Frühjahr 2010 wird sich aus<br />

gegebenem Anlass mit der Geschichte des Museums befassen und<br />

Folkwang 1933 auf dem Höhepunkt seiner glanzvollen Vorkriegs-Karriere<br />

zeigen. Dafür wird die damalige Sammlung in Teilen rekonstruiert;<br />

einige der nach 1933 in alle Welt verstreuten Werke kehren vorübergehend<br />

nach Essen zurück. Da der Ruhm des Folkwang-Museums<br />

1933 untrennbar mit seiner bald folgenden, schändlichen Demontage<br />

durch die Nazis verbunden ist, also einem heiklen Thema, hat Eon für<br />

dieses Engagement besonderes Lob verdient. Im Herbst 2010 folgt<br />

dann „Die Impressionisten in Paris. Bilder einer Metropole“ – kuratiert<br />

und konzipiert von François Cachin, der Chefin des Pariser Musée<br />

d’Orsay. Die noch geheime Wunschliste, mit der die Organisatoren<br />

derzeit in den Museen der Welt vorsprechen, ist lang; man darf im<br />

Ergebnis wohl mit achtzig – wie sagt man in solchen Fällen: „hochkarätigen“<br />

– Werken rechnen.<br />

Zur ersten gemeinsamen Sitzung trafen sich in Essen Mitglieder des<br />

illustren Kuratoriums der „<strong>Ruhr</strong> 2010“ – darunter Jutta Limbach,<br />

Präsidentin des Goethe-Instituts, Richard von Weizsäcker, Rita Süßmuth<br />

und Berthold Beitz. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wurde<br />

zum Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt. Dass diese ehrwürdigen<br />

Häuptlinge sich in täglicher Arbeit für die Kulturhauptstadt 2010 verschleißen<br />

werden, ist kaum zu erwarten. Doch wenn sie ihre zahlreichen<br />

Verbindungen nutzen, um das Projekt zu fördern und allenthalben<br />

noch bekannter zu machen, ist dem Unternehmen zweifellos<br />

sehr geholfen.<br />

von Strawinskys „Petruschka“<br />

auf die Bühne, außerdem trat<br />

der türkische Popstar Ferhat<br />

Göçer auf, und „<strong>Ruhr</strong>pott Battle“<br />

vereinte Breakdancer aus<br />

Deutschland, Frankreich, Italien<br />

und den Niederlanden.<br />

• • • • • • • • • •<br />

Parallel zu dieser bühnenwirksamen<br />

Mischung brütete das<br />

MELEZ.07-Labor über grundsätzlichen<br />

interkulturellen Fragen,<br />

wurden zukunftsweisende<br />

Projekte und Initiativen aus<br />

NRW präsentiert.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 13


GLOSSE<br />

Wer sich keine Ziele setzt, der<br />

kommt nicht von der Stelle.<br />

Der Satz ist so wahr<br />

wie trocken Brot,<br />

und weil er wahr<br />

ist, kann man in<br />

letzter Zeit den<br />

Initiativkreis<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet nur<br />

ganz verschwommen<br />

erkennen:<br />

immer in Bewegung, ssrth!,<br />

immer ein bisschen verhuscht die famosen<br />

Damen und Herren.<br />

Allen vorneweg natürlich wieder<br />

Evonik-Chef Werner Müller. Der will,<br />

wie zu lesen war, künftig alle zehn Jahre<br />

ein Großereignis im <strong>Ruhr</strong>gebiet ausgerichtet<br />

wissen. Wo doch schon die Fußball-<br />

WM so gut geklappt hat und das Kulturhauptstadtjahr<br />

ins europäische Haus steht.<br />

2020, sagt er, könne dann die Weltausstellung<br />

kommen, wenn sie wolle,<br />

und dann, festhalten, die Olympischen<br />

Spiele 2028 oder 2032. Nun ist es zwar<br />

so, dass das <strong>Ruhr</strong>gebiet bereits amtierender<br />

Weltmeister im Olympia-Bewerben<br />

ist, aber das soll uns nicht schrecken.<br />

Vielleicht lag das unglückliche Scheitern<br />

immer daran, dass wir uns bisher nur für<br />

die Olympischen Sommerspiele beworben<br />

haben, und die Sommer, Herr, waren nie<br />

sehr groß an der <strong>Ruhr</strong>. Es lebe der Wintersport!<br />

Dass es hier keine Berge gibt,<br />

ist wahr, aber kein Gegenargument, hör<br />

ich schon die Düsseldorfer ätzen: „Ihr<br />

seid ja auch Kulturhauptstadt geworden!“<br />

Dabei, Hand aufs gold-silber-bronzene<br />

Herz, gäbe es in der Weite und Breite<br />

eine geeignetere Region zur Austragung<br />

von Rödeln und Schiefliegen? Fürs sausende<br />

Bergab und den Riesen-Slalom?<br />

Im <strong>Ruhr</strong>gebiet ist immer schon die Kurve<br />

die kürzeste Verbindung zwischen zwei<br />

Punkten gewesen. Und überhaupt: Könnte<br />

man den Strukturwandel vom schwarzen<br />

Kohlenpott zur schleiflackweiß designtenKreativwirtschaftsmetropolenhauptstadt<br />

der Welt besser präsentieren<br />

14 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Wir Himmelsstürmer<br />

von Jörg Bartel<br />

als durch kunstschneevoll verschneite<br />

Halden? Wir zeigen ja auf Zollverein<br />

auch so ziemlich alles außer Kohle. Und<br />

die Alpin-Stadt Bottrop hat alles, was ein<br />

Skifahrer braucht, für den Trickski-Wettbewerb<br />

reicht die Halle locker.<br />

Ein Maskottchen muss man auch<br />

nicht lange suchen, und das wäre garantiert<br />

origineller als seine grenzdebilen<br />

Vorfahren von Izzy und Goleo bis zu<br />

Waldi und dem Eisberg Gliz. Wie wär‘s<br />

mit Knut? Früher, vor dem ganzen<br />

Strukturgewandel und als das Revier<br />

noch knallrot war, da hätten<br />

wir quasi im Reflex einen<br />

schwindsüchtigen kanadischen<br />

Schwarzbären genommen,<br />

mit Ring durch<br />

die Nase und Polka im Blut,<br />

jetzt ist da ein irre sympathischer<br />

bärenstarker Eisbär erste Wahl,<br />

den alle doll liebhaben. Mit regionaler<br />

Färbung natürlich:<br />

Es lebe unser Knutkowski!<br />

Und nachdem das<br />

geklärt wäre: Was<br />

machen wir 2040? Formel 1-<br />

Finale auf der A 40 zwischen<br />

Spaghettiknoten und Stau<br />

vor Dortmund-Kley oder<br />

die erste ganzjährige<br />

Love-Parade in Essen?<br />

Spätestens 2050 wär‘s<br />

dann Zeit für den<br />

Umzug des Münchner<br />

Oktoberfests nach Wanne-Eickel und<br />

2060 für den ersten bemannten Flug<br />

vom Mars nach Essen-Huttrop. Und<br />

zurück, klar.<br />

2070 feiern wir die Wiederinbetriebnahme<br />

der Rolltreppe am Essener Hauptbahnhof;<br />

2080 feiern wir groß Werner<br />

Müllers 134. Geburtstag und 2090, dass<br />

die Kulturhauptstadt a.D. Essen endlich<br />

wieder mehr als 100.000 Einwohner<br />

zählt und die Stadtrechte wieder hat. ●<br />

Jörg Bartel, geboren in Essen, ist seit 1991 Feuilletonchef<br />

der Neuen <strong>Ruhr</strong>/ Rhein Zeitung (NRZ). Als Autor der<br />

Kolumne „Kolumbus & Co“ amüsiert er allwöchentlich die<br />

Leser der NRZ am Sonntag. Seit Juni 2007 schreibt der<br />

Theodor-Wolff-Preisträger außerdem für die RUHR REVUE.<br />

Als Gastdozent lehrt Bartel an der Uni Duisburg/Essen. Er<br />

lebt mit Frau, zwei Kindern und zwei Katzen in Mülheim-<br />

Heimaterde und hat bislang drei Bücher vorgelegt: „Und<br />

träumt jetzt schön, verdammt noch mal!“ (Rohr Verlag,<br />

München 2006), „Auf die Katz’ gekommen“ (Kiepenheuer<br />

& Witsch, München 2002) und „Kinder, Katzen, Katastrophen“<br />

(dtv, München 2006).<br />

Wie Fritz & Olli sich vor 1.800 Weihnachtsgeschenken retten<br />

CARTOON<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 15


KUNST<br />

Auf den Punkt<br />

gebracht<br />

Die elementare Malerei des Kuno Gonschior<br />

Die besten Bilder malt Kuno Gonschior in der Einsamkeit. Wie im Rausch expe-<br />

rimentiert er dann mit Pinsel, Farbe und Leinwand. Wie im Rausch fühlt sich der<br />

Betrachter seiner Arbeiten: schwarze, gelbe, rote, orange Farbkleckse flirren<br />

über die Leinwand – nebeneinander, übereinander, gegeneinander. Scheinbar<br />

wahllos und doch mit Bedacht gesetzt. Der Bochumer gehört zu den stillen Stars<br />

unter den zeitgenössischen Malern. Viel Lärm wird erst seit einigen Jahren um<br />

ihn gemacht: New York, Miami, Australien und Südkorea rufen nach seinen Bil-<br />

dern, die die Malerei auf den Punkt bringen.<br />

16 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Kuno Gonschior liebt das Experimentieren<br />

mit Farben. Er spielt mit<br />

Phänomenen der Wahrnehmung und<br />

überkommenen Sehgewohnheiten.<br />

KUNST<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 17


KUNST<br />

— An bis zu zehn 1,50 mal 2 Meter großen Bildern malt Kuno Gonschior gleichzeitig. Den nötigen Platz dafür hat er in einer großen Halle in Hattingen gefunden.<br />

| Gegen die Einsamkeit<br />

Gonschior war Einzelkind und oft allein.<br />

Also malte er: „Schon als Dreijähriger<br />

konnte ich mich stundenlang mit Stift<br />

und Papier beschäftigen. Als ich älter<br />

wurde, fing ich an, alles Mögliche abzumalen,<br />

zum Beispiel Postkarten,“ erinnert<br />

sich der heute 72-Jährige und holt eine<br />

Schneelandschaft hervor: „Die habe ich<br />

mit etwa sieben Jahren gemalt.“ Wer das<br />

Bild mit Blicken durchwandert, kann fast<br />

das Knirschen des Schnees hören – und<br />

kaum glauben, dass ein kleiner Junge so<br />

realistisch gemalt haben kann. Wer mag<br />

es da dem Kunstlehrer verübeln, dass er<br />

18 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

die ersten Hausaufgaben des kleinen<br />

Kuno schlecht bewertete, weil er glaubte,<br />

jemand anderes hätte sie gemalt? Dabei<br />

gab es in Gonschiors Umfeld niemanden,<br />

der für besondere künstlerische Begabung<br />

bekannt gewesen wäre: „Erst als ich später<br />

aus dem Haus ging, fing meine Mutter<br />

an zu malen und brachte Beachtliches<br />

zustande.“<br />

Früh im Leben wusste Gonschior,<br />

was er wollte: sich ungestört der Malerei<br />

widmen und eine Familie gründen. „So<br />

suchte ich nach einem Beruf, der mir<br />

Spaß machen und mit dem ich später<br />

auch eine Familie ernähren könnte.“ Um<br />

Kunsterzieher zu werden, bewarb er sich<br />

an zwei Hochschulen. Von beiden bekam<br />

er eine Zusage. In einer Klasse, der auch<br />

Gerhard Richter angehörte, studierte er<br />

an der Kunstakademie in Düsseldorf bei<br />

K.O. Götz, einem der großen Informellen<br />

der ersten Stunde. „Mal wie Du willst!“,<br />

riet Götz seinem Studenten.<br />

| Vom Fleck weg<br />

Wie wollte Gonschior malen? „Ich wollte<br />

eine elementare Malerei. Das, was da auf<br />

dem Bild zu sehen ist, ist alles. Es verweist<br />

auf nichts, das außerhalb liegt. Alles<br />

das, was man sieht, das sieht man.“ Die<br />

— Tupfen für Tupfen trägt der Künstler wohlbedacht auf die Leinwand auf. So entsteht ein faszinierendes, flirrendes und klingendes Gewebe in mehreren Schichten.<br />

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Ab einer gewissen Größenordnung<br />

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Schema F aus. Als HypoVereinsbank<br />

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KUNST<br />

— Wenn Kuno Gonschior malt, dann vergisst er die Welt um sich herum völlig. Stundenlang kann er sich in eine Art Rausch malen.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 19


KUNST<br />

Befreiung vom Gegenstand – das war<br />

nicht neu in der Malerei. „Ich machte<br />

Inventur: Was gibt es schon? Monochromie,<br />

Informel, strukturierte Flächen –<br />

und landete beim Fleck.“ So analytisch<br />

das auch klingt, seine Bilder sind nicht<br />

konzeptuell. Sie entstehen im Fluss.<br />

Tagelang mischt der Künstler Farben.<br />

Setzt dann die ersten Tupfen auf die<br />

Leinwand, spielt mit Simultankontrast,<br />

Komplementäreffekt, Nachbildern. Punkt<br />

20 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Die Bilder von Kuno Gonschior möchte man am liebsten berühren; so plastisch wirken die mit dicker Farbe aufgetragenen Tupfen. — Ja, man darf sie berühren: Die Acrylfarben sind dank einer speziellen Paste elastisch.<br />

für Punkt verdichtet sich die Arbeit in<br />

mehreren Schichten zu einem vernetzten,<br />

flirrenden, klingenden Gewebe, das bei<br />

jedem neuen Hinsehen neu sehen lässt.<br />

„Seit Jahren beschäftige ich mich mit Phänomenen<br />

der Wahrnehmung im Bereich<br />

der Farbe und Farbtheorie. Im Gegensatz<br />

zum Wissenschaftler hantiere ich mit diesem<br />

Material – ich greife, begreife, fühle<br />

und rieche es. Ich experimentiere damit<br />

und stelle meine Mittel in Frage, ebenso<br />

überkommene Ansichten, Sehgewohnheiten<br />

und Anwendungsweisen.“ Fast automatisch<br />

streckt der Betrachter seiner Bilder<br />

die Hand aus, möchte die mit dicker<br />

Paste aufgetragenen, so plastisch wirkenden<br />

Farb-Tupfen berühren: „Nur zu“,<br />

sagt der Künstler dann und verblüfft.<br />

Tatsächlich ist seine Kunst eine zum Anfassen:<br />

Eine ganz spezielle Paste, mit der<br />

er die Acrylfarben mischt und so elastisch<br />

macht, ermöglicht dies.<br />

| Weltvergessen<br />

Bis zu zehn 1,50 mal 2 Meter große Bilder<br />

entstehen in Gonschiors Atelier im<br />

Jahr. Sein Umfeld ist nicht luxuriös, auch<br />

wenn er sich das bei einem Bildpreis von<br />

inzwischen rund 60.000 Euro vielleicht<br />

leisten könnte. Er arbeitet in einer riesigen<br />

Halle in der Nähe von Hattingen.<br />

Den Platz braucht er, denn oftmals malt<br />

er an zehn Bildern gleichzeitig. „Ich<br />

spüre dann weder Kälte noch Wärme,<br />

weder Hunger noch Durst. Stundenlang<br />

kann ich mich in eine Art Rausch malen.“<br />

Über das Malen die Welt zu vergessen,<br />

war vor einigen Jahren nach einem Trauerfall<br />

erneut Gonschiors Rettung: „Um<br />

darüber hinweg zu kommen, habe ich<br />

mich tagsüber müde gemalt.“ Entstanden<br />

sind Bilder von faszinierender Farbigkeit<br />

und verblüffender Leichtigkeit. „Immer<br />

wenn es mir besonders schlecht ging“, so<br />

Gonschior, „habe ich die besten Bilder<br />

KUNST<br />

gemalt.“ Seine „10 Landschaften für<br />

Ulrike“ hat er nach Amerika verkauft,<br />

in New York ist er inzwischen bei einem<br />

bekannten Galeristen unter Vertrag, in<br />

Miami, Toronto und Australien hat er<br />

demnächst Ausstellungen und in unserer<br />

Region 2008 eine museale Präsentation<br />

großer Werkkomplexe in der Küppersmühle<br />

Duisburg. ● mg<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 21


KUNST<br />

B(Bildende) Kunst hat mich schon immer<br />

bewegt im Kopf. Inzwischen ist die Beschäftigung<br />

mit diesem Kulturfeld zu<br />

einem festen Teil meines Lebens geworden.<br />

Die Reflexion mit alten Meistern<br />

tut gut. Die Auseinandersetzung mit den<br />

Künstlern und ihren Werken von heute<br />

ist mir aber wichtiger. Das frisst viel Energie,<br />

gibt aber zugleich neuen Supertreibstoff.<br />

Ist aber auch fast schon zu teuer geworden.<br />

Stellt sich die Frage, wie lange<br />

der Boom noch so anhält.<br />

Als neues Beiratsmitglied der RUHR<br />

REVUE möchte ich Wissen zur Kunst<br />

aus unserer Region vermitteln, aber auch<br />

regelmäßig über den Kunstzirkus in der<br />

Welt berichten, genauer: über „Contemporary<br />

Art“, Kunst der Gegenwart.<br />

Im Oktober wurde ich zur Frieze Art<br />

in London geladen. Diese Messe ist seit<br />

einigen Jahren der „Hot Spot“ der Kunstszene<br />

in Europa. Die Kunstmesse in Basel<br />

eher die alte, aber immer noch dominante<br />

Tante.<br />

— Klara Kristalova,<br />

Katastrofen (The Catastrophy), 2007<br />

Courtesy Galleri Magnus Karlsson, Stockholm<br />

22 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Olbrichts<br />

Das „Who is Who“ der Kunst, die Schönen<br />

und die Reichen, waren nach London<br />

gekommen – und natürlich all die anderen,<br />

die meinen dazuzugehören. Wer also<br />

dorthin ging, war entweder ein reiner<br />

„Gucker“ oder wild entschlossen, sich<br />

auf höchstem Niveau demütigen zu lassen.<br />

Jetzt wollen Sie natürlich wissen<br />

warum …<br />

Wer etwas erwerben wollte und nicht<br />

schon eine „In-Größe“ war, musste dieses<br />

frustrierende Stakkato „Sorry, this work<br />

of art is already sold“ über sich ergehen<br />

lassen. Wer also mehr an Kunst interessiert<br />

war als an Masochismus, war gut<br />

beraten, seinen Qualitätsblick anderswo<br />

zu schulen. Er nutzte das reichhaltige<br />

Beiprogramm von Sonderveranstaltungen<br />

in Museen, Galerien und privaten Präsentationen<br />

und wurde reich belohnt.<br />

Den „Selbstmörder“ von Otto Dix<br />

(eine seltene Lithografie) suchte ich seit<br />

zwanzig Jahren; hier habe ich sie nun<br />

endlich entdeckt!<br />

Kunstzirkus<br />

Nr. 1<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Olbricht, von Profession<br />

Chemiker und Mediziner, besitzt<br />

eine der bedeutendsten Avantgarde-<br />

Kunstsammlungen der Welt. Ein Teil<br />

davon war in diesem Sommer im Museum<br />

Folkwang zu sehen (s. RUHR REVUE<br />

vom Juni 2007). Prof. Olbricht ist neu im<br />

Beirat der RUHR REVUE und wird uns<br />

von nun an regelmäßig aus seinem<br />

Kunstzirkus berichten.<br />

Trotz allem, nächstes Jahr wird mich<br />

die Frieze Art doch wieder nach London<br />

locken, vielleicht spiele ich dann den Masochisten.<br />

Aber bis dahin geht viel Zeit<br />

ins Land. In der nächsten Ausgabe werde<br />

ich Ihnen über den Kunstrummel in New<br />

York berichten. Noch verkaufen die großen<br />

Auktionshäuser Zeitgenössische Kunst<br />

wie geschnitten Brot. Ich bin gespannt,<br />

ob die (Kunst-)Blase dann schon ein<br />

wenig Luft lässt. ●<br />

— Banks Violett, Kill Yourself (Twin), 2006<br />

Courtesy of Collection Migros Museum für<br />

Gegenwartskunst, Zürich<br />

Deutschlands größter Filmpalast<br />

Präsentation – Firmenevent – Preisverleihung – <strong>Jubiläum</strong>sfeier<br />

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TITEL<br />

24 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Unser Model Susanna arbeitet<br />

normalerweise für so bekannte Marken<br />

wie Reebok und Lancôme. Hier trägt<br />

sie eine Kette aus der Kollektion von<br />

„Zwei machen Schmuck“ in Essen.<br />

Schmucke Stücke<br />

Zu Besuch bei Jung-Designern an der <strong>Ruhr</strong><br />

Sie sind jung, kreativ und erfolgreich. Man findet sie fernab der Haupteinkaufs-<br />

straßen, weit weg vom Rummel des Weihnachtsgeschäfts. Sie arbeiten in der<br />

Garage der Eltern, zu Hause im stillen Kämmerlein oder schon im eigenen<br />

Atelier. Manuela Gravius und Martina Biederbeck waren im <strong>Ruhr</strong>gebiet unter-<br />

wegs auf der Suche nach außergewöhnlichem Schmuckdesign und haben einige<br />

„Juwelen“ aufgetan, von denen bestimmt noch zu hören sein wird.<br />

| Spitze<br />

In einem Holzschrank mitten in ihrem<br />

Wohnzimmer in Moers verbirgt Frauke<br />

Grundmann säuberlich aufgereiht ihre<br />

Arbeitsutensilien, Entwürfe und fertigen<br />

Schmuckstücke. Ganz frisch ist die 29-<br />

Jährige im Geschäft: Erst vor einem guten<br />

Jahr hat sie ihr Diplom als Schmuck-<br />

designerin an der Fachhochschule Wismar<br />

erworben. Erfrischend sind auch ihre<br />

Konzeptionen, die nicht unbedingt aus<br />

Gold und Silber bestehen: „Ich arbeite<br />

gern mit Plexiglas und Kunststoff, auch<br />

mit Wolle und Garn“, bekennt Grundmann<br />

und holt ein Stück von einem alten<br />

Häkeldeckchen hervor. „Meine Diplomar-<br />

TITEL<br />

beit habe ich zum Thema Spitze gemacht<br />

und Menschen befragt, was sie damit verbinden.<br />

Eine Freundin erinnerte sich an<br />

die Tischdecke ihrer Oma; dieses scheinbar<br />

kitschige Objekt habe ich dann in<br />

eine Brosche aus Plexiglas übersetzt.“<br />

Trotz des festen Materials erinnern<br />

die zart farbigen, transparenten Schmuckstücke<br />

an die feine, textile Handarbeit<br />

aus Großmutters Zeiten. Tragen werden<br />

diese Broschen allerdings, so hofft die<br />

Designerin, vor allem junge Menschen.<br />

Dazu der Clou: Jede Brosche kann in<br />

drei Teile gebrochen, jedes Element weiter<br />

gereicht werden. Der Schmuck wird<br />

so zum Bindeglied von Menschen, die<br />

sich nahe stehen. An Spitze erinnern<br />

auch die Halsketten aus Kunststoff in<br />

knalligen Farben, welche die Jungdesignerin<br />

zum nächsten Oktoberfest anbieten<br />

will – Entwürfe, mit denen sie sich für<br />

— Beim Ring vorne greift Frauke Grundmann das Thema Spitze auf, die Kette dahinter zeigt das Innenleben einer Perlenkette.<br />

Die Brosche rechts ist in der sogenannten „Blähtechnik“ entstanden, bei der Messing oder Silber zu einem Würfel zusammen gelötet<br />

und anschließend über ein Röhrchen mit Wassser gefüllt werden. Durch Erhitzen des Wassers bläht der Körper sich dann auf.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 25<br />

13


TITEL<br />

den Red Dot Award angemeldet hat.<br />

Wichtig ist Frauke Grundmann das Konzept<br />

hinter einem Entwurf, obwohl sie als<br />

gelernte Goldschmiedin auch das Handwerk<br />

bestens beherrscht. „Ich entwerfe<br />

lieber mit dem Zeichenprogramm am<br />

Computer als am Werktisch zu sitzen“,<br />

verrät sie. Verständlich, denn der Werk-<br />

26 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Frauke Grundmann aus Moers arbeitet<br />

gern mit Plexiglas, Kunststoff, Wolle und<br />

Garn. Mit den dreiteiligen Broschen oben<br />

nimmt sie am Red Dot-Award teil. Mit der<br />

gehäkelten Kette hatte sie in Berlin Erfolg.<br />

tisch steht noch in der Garage der Eltern,<br />

zwischen Umzugskisten und anderem<br />

Gerät. Dort werden Ringe und Ketten geschmiedet.<br />

Ein Entwurf zeigt das Innenleben<br />

einer Perlenkette: Die Perlen sind<br />

durch Ringe ersetzt, wodurch der Faden<br />

und seine Verknotung sichtbar werden.<br />

Auch auf Messen werden die Stücke bald<br />

„Mode beginnt auf der Haut“<br />

in einem der führenden Fachgeschäfte Deutschlands<br />

Mitten in Mülheim<br />

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zu sehen sein: „Da kann man gut auf sich<br />

aufmerksam machen.“ Denn leicht ist es<br />

nicht, in dieser Branche Fuß zu fassen.<br />

Besonders dann nicht, wenn man Unikate<br />

mit Sinn anbietet: „Mit Dingen, die einfach<br />

nur schön sind, könnte man sicher<br />

leichter Geld verdienen“, weiß Frauke<br />

Grundmann.<br />

| Verspielt<br />

Erst der zweite Weg hat das Designer-<br />

Duo Kirstin Jankowski und Julia Steinhoff<br />

zum beruflichen Glück geführt – nach<br />

Essen-Rüttenscheid. Dort führen die beiden<br />

seit 2001 ein kleines Schmuckatelier.<br />

Eigentlich hatten beide andere Pläne:<br />

„Ich habe zunächst ein paar Semester<br />

bredeneyer goldschmiede<br />

Kunstgeschichte und Pädagogik studiert,<br />

Julia hatte sich für Kommunikationsdesign<br />

beworben,“ erzählt Kirstin Jankowski.<br />

Doch sie bemerkten schnell, dass das<br />

nicht das Richtige für sie war und machten<br />

das, wozu sie schon immer Lust verspürt<br />

hatten: eine Ausbildung zur Goldund<br />

Silberschmiedin mit anschließendem<br />

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TITEL<br />

— Der Name ist Programm – „Zwei machen Schmuck“: Julia Steinhoff und Kirstin<br />

Jankowski aus Essen designen und fertigen originelle Kleinserien und exklusive<br />

Unikate, die angenehm zu tragen sind.<br />

Besuch der Fachschule für Gestaltung in<br />

Essen. Dort haben sie sich auch kennen<br />

gelernt: „Wir haben von Anfang an gemeinsam<br />

gestaltet und entworfen. Wir liegen<br />

auf einer Wellenlänge,“ so Steinhoff.<br />

Und wie sieht die aus? „Unser<br />

Schmuck ist handwerklich sehr gut ausgeführt<br />

und angenehm tragbar, hat aber<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 27


TITEL<br />

— Häufig übersetzen Julia Steinhoff und Kirstin Jankowski Alltagsgegenstände in Schmuck. Links diente eine Tablettenverpackung als Vorbild.<br />

immer ein gewisses Etwas. Häufig übersetzen<br />

wir Alltagsgegenstände in<br />

Schmuck.“ Steinhoff holt einen Ring aus<br />

der Vitrine, mit dem man am liebsten<br />

gleich losspielen würde. Angelehnt ist<br />

er an die Geduldsspiele, die viele noch<br />

aus ihrer Kindheit kennen: Man muss<br />

ein kleines Kästchen solange drehen und<br />

wenden, bis jede Kugel in je ein Loch gekullert<br />

ist. Bei diesem Ring sind die Kugeln<br />

edle Perlen hinter Glas. Ein Spiel,<br />

das man immer dabei hat – am Finger.<br />

Das Herumspielen mit dem Ring also<br />

endlich legitimiert!<br />

Ideen für originellen Schmuck findet<br />

das Duo überall. Da wird ein alter Knopf<br />

zum Ring, eine Tablettenverpackung zur<br />

Inspiration für eine Brosche mit Bernsteinen<br />

in Pillenform. Schöne Sachen in<br />

einen neuen Kontext bringen – das führt<br />

zu originellen Kleinserien und exklusiven<br />

— Schlichtes Design, verspielter Hintergedanke: links ein modernes Amulett mit Glücksbringer, rechts der von einem Geduldsspiel abgeleitete Ring von oben<br />

— Ungewöhnliche Verschlüsse wie der „Schnörkelverschluss“ sind die Spezialität von Stephanie Dietrich und Barbara Szramek aus Bochum.<br />

Unikaten, zum Besonderen. Klare Formen<br />

und das Zusammenspiel von Materialien<br />

wie Edelstahl, Acrylglas und Filz mit<br />

klassischem Edelmetall und Edelsteinen<br />

ist typisch für die Preziosen von „Zwei<br />

machen Schmuck“ und zugleich Ausdruck<br />

der Persönlichkeiten: „Ich bin<br />

eigentlich eher die streng Geradlinige,<br />

Julia die Lieblichere,“ so Jankowski. Die<br />

Kombination von beidem scheint ihr<br />

Erfolgsrezept.<br />

| Moderne Nostalgie<br />

Noch ein Geheimtipp für Freunde ausgefallenen<br />

Schmucks ist das Atelier von<br />

Stephanie Dietrich und Barbara Szramek<br />

in der „Alten Timmer Schule“ in Bochum-Linden.<br />

Hinter einer monumentalen<br />

Backsteinfassade öffnet sich die<br />

Schatztruhe. Das helle Atelier atmet Nostalgie,<br />

mit zarten Blumenmustern auf Stoffen<br />

und der Auskleidung der Schmuckvitrinen.<br />

Ein paar antike Fundstücke<br />

vertragen sich gut mit dem geradlinigem<br />

Mobiliar. Eine Büste schmückt sich mit<br />

einer Blütenkette – nicht ganz so filigran<br />

wie „anno dazumal“, dafür erschwinglich.<br />

In den lichten Raum haben sich die<br />

beiden Gold- und Silberschmiedemeisterinnen,<br />

beide „staatlich geprüfte Gestalterinnen“,<br />

schon verliebt, als sie ihre Abschlusszeugnisse<br />

noch nicht hatten. Das<br />

war vor fünf Jahren. „Erst wollten wir<br />

ihn nur als Werkstatt“, erzählt Barbara<br />

Szramek. Nun finden sie die Kombination<br />

von Werkstatt und Verkaufsraum ideal.<br />

Barbara Szramek kommt mit staubigen<br />

Händen aus „unserem Chaos“: dem<br />

Werkstattarbeitsplatz mit allem, was dazu<br />

gehört – von der Walze bis zum Korb<br />

Hätten Sie’s gewusst?<br />

Der Goldschmied schmiedet nicht etwa<br />

nur Gold und der Silberschmied nur Silber.<br />

Der Goldschmied macht Schmuck,<br />

der Silberschmied dagegen zum Beispiel<br />

Schalen und Besteck. In der Ausbildung,<br />

die dreieinhalb Jahre dauert, lernt man in<br />

der Regel beides. Bei den Gold- und Silberschmieden<br />

ist selbst der Abfall noch<br />

wertvoll: Der feine Staub vom Feilen und<br />

Schmirgeln wird im „Fell“ gesammelt<br />

und recycelt. In großen Werkstätten gab<br />

es früher sogar Auffangsiebe in den<br />

Waschbecken der Mitarbeiter.<br />

28 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 29<br />

TITEL<br />

mit „Atelierhund“ Lauryn. Denn wenn<br />

gerade keine Kundschaft da ist, nutzen<br />

die Künstlerinnen die Zeit, um neue<br />

Schmuckstücke anzufertigen.<br />

Ihre Nische haben Stephanie Dietrich<br />

und Barbara Szramek nicht nur räumlich<br />

gefunden. Als „moderne Nostalgie“ bezeichnen<br />

sie ihren Stil der überlieferten<br />

Techniken in moderner Verpackung.<br />

Die Spezialität der jungen Gestalterinnen<br />

sind ungewöhnliche Verschlüsse wie der<br />

„Schnörkelverschluss“, der sich an germanische<br />

Gewandschließen anlehnt.<br />

„Er gefällt vielen unserer Kunden.“ Aber<br />

an der türkisfarbenen Amazonitkette<br />

macht sich der traditionelle Knebelverschluss<br />

nun wieder hervorragend.<br />

Wenn es gilt, einen Edelstein auf<br />

außergewöhnliche Weise einzufassen,<br />

arbeiten Dietrich und Szramek mit<br />

einem Edelsteinfasser in Idar-Oberstein<br />

zusammen. Diesen Spezialisten, der sich<br />

auf alte Fasstechniken versteht, haben<br />

sie nach langer Suche gefunden. So trifft<br />

man im Schmuckatelier immer wieder<br />

auf Edelsteine, die „verstochen eingefasst“<br />

sind: eine sternförmige Fasstechnik,<br />

die man sonst kaum noch findet.


TITEL<br />

— Ob Schnörkelverschluss (links) oder sternförmige Fassung (rechts): Ein Hauch Nostalgie prägt die Schmuckstücke von Barbara Szramek und Stephanie Dietrich. — Während Barbara Szramek Steine für die neue Kollektion aussucht, glüht Stephanie Dietrich einen Ring aus. Dadurch wird das Material wieder geschmeidig.<br />

Das Lieblingsmaterial in diesem Atelier<br />

heißt 750er Gelbgold: „Es lässt sich wunderbar<br />

verarbeiten, und die Farbe ist fantastisch“,<br />

schwärmt Stephanie Dietrich.<br />

Eine strikte Arbeitsteilung gibt es nicht:<br />

Vom Entwurf an arbeiten Stephanie Dietrich<br />

und Barbara Szramek eng zusammen<br />

30 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

– oft sogar an demselben Schmuckstück.<br />

Das hat auch praktische Gründe: „Den<br />

Schnörkelverschluss arbeitet Stephanie<br />

wesentlich schmaler als ich“, erklärt<br />

Barbara Szramek; „wenn ein runderer<br />

Schnörkel gefragt ist, fertige ich ihn an.“<br />

Inspirationsquelle ist die Haute Couture<br />

mit ihrem Gefühl für Zeitgeist und kommende<br />

Formen und Farben. Auch der<br />

Besuch des Edelsteinschleifers aus Velbert<br />

führt regelmäßig zu Ideen. Denn: „Mit<br />

seinen Schliffformen und Schleiftechniken<br />

versteht er es, aus jedem Stein das Beste<br />

herauszuholen.“<br />

| Schmuckgeschichten<br />

„Das Leben hat immer Recht“, findet<br />

Andrea Schmidt. Der Sinnspruch hängt<br />

deshalb in ihrer Galerie für zeitgenössischen<br />

Schmuck in Dortmund. Mit Recht<br />

darf man jedenfalls behaupten, dass dieses<br />

Geschäft ein Blickfang ist: sowohl die<br />

Innenarchitektur als auch der Schmuck<br />

in den Vitirinen, die auf weißen Kieselsteinen<br />

stehen. Die Diplom-Designerin<br />

zeigt hier neben ihrer eigenen Kollektion<br />

handgefertigte Stücke international renommierter<br />

Schmuckkünstler – ein Konzept,<br />

das es im <strong>Ruhr</strong>gebiet so nur noch<br />

KUNO GONSCHIOR<br />

TITEL<br />

ein weiteres Mal in Castrop-Rauxel gibt.<br />

„Eigentlich wollten meine Eltern, dass<br />

ich Bürokauffrau werde. Ich wollte aber<br />

immer Künstlerin sein. Meine Mutter<br />

war Schneiderin; schon als kleines Mädchen<br />

habe ich immer in der Knopfkiste<br />

gewühlt,“ erzählt Andrea Schmidt. Heute<br />

GALERIE FRANK SCHLAG & CIE.<br />

Meisenburgstraße 173 * 45133 Essen * 0201/ 1 80 77 72 * www.german-modern-art.com<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 31


TITEL<br />

— Die Glasringe von Birgit Okulla kann man mit dem Sand aus dem letzten Urlaub füllen. Die Kette von Andrea Schmidt besteht aus Flusskieseln.<br />

öffnet sie mit leuchtenden Augen die eleganten<br />

Schubladen in ihrer Galerie und<br />

holt ein spannendes Schmuckstück nach<br />

dem anderen hervor. Zu jedem einzelnen<br />

weiß sie etwas zu erzählen, denn: „Ich<br />

will nicht einfach nur Schmuck verkaufen.“<br />

Das gilt für ihre eigenen Entwürfe<br />

wie für die der Künstler, die sie präsentiert.<br />

Am schönsten findet sie es, „wenn<br />

der Schmuck Geschichten erzählt.“ So<br />

wie ihre Panta Rhei-Ringe, die in der Auseinandersetzung<br />

mit Heraklits Aussage<br />

32 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Der Körperschmuck von Andrea Schmidt kann die Kleidung schmücken oder die Kleidung selbst sein...<br />

„alles fließt“ entstanden sind. Drei Ringe,<br />

unterschiedlich geschwungen, die sich,<br />

je nachdem wie man sie dreht, immer<br />

wieder verändern. „Auf jeden Ring lässt<br />

sich seitlich ein Name eingravieren, zum<br />

Beispiel einer für jedes Familienmitglied.<br />

Wie die Ringe, so sind auch die Beziehungen<br />

der Menschen nicht statisch, sondern<br />

im Fluss,“ erklärt Schmidt.<br />

Die Befindlichkeit des Menschen, sie<br />

ist Andrea Schmidt immer wieder Inspiration<br />

zu außergewöhnlichen Stücken,<br />

wobei die Grenze zwischen Schmuck<br />

und Kunst fließend ist. Die „Lebensspirale“<br />

etwa kann ihr Besitzer entweder<br />

als Anhänger tragen – oder eingerahmt<br />

an die Wand hängen. Auf einer runden<br />

Blankette aus Silber werden spiralenförmig<br />

wichtige Ereignisse des Lebens eingraviert:<br />

„Wir haben einen Kunden, der<br />

kommt nur einmal im Jahr. Kurz vor dem<br />

Hochzeitstag lässt er für seine Frau ein<br />

weiteres Wort hinzufügen, dass das vergangene<br />

Ehejahr widerspiegelt.“ Ein<br />

— Alles im Fluss – nichts statisch: Der Panta Rhei-Ring von Andrea Schmidt symbolisiert die Aussage Heraklits.<br />

— Die Stücke in der Galerie für zeitgenössischen Schmuck in Dortmund erzählen Geschichten, wie die Lebensspirale (links) oder die Glasphiole (Mitte).<br />

beliebtes Geschenk zum Hochzeitstag ist<br />

auch Schmidts Körperschmuck. Hände,<br />

Ohren, Hals schmückt fast jeder. Aber ein<br />

Schmuckstück, das in klaren Linien den<br />

gesamten Oberkörper umfließt? Das ist<br />

schon etwas Besonderes. „Diesen extravaganten<br />

Schmuck kann man am Abend<br />

zur passenden Kleidung tragen, er kann<br />

aber auch die Kleidung selbst sein,“ erläutert<br />

Schmidt und lacht.<br />

| Reine Zierde<br />

Stücke von insgesamt 26 Schmuckdesignern<br />

und Nachwuchskünstlern aus ganz<br />

Deutschland präsentiert Andrea Schmidt<br />

regelmäßig in ihrer modernen, lichtdurchfluteten<br />

Galerie. Darunter auch die einer<br />

Designerin aus dem <strong>Ruhr</strong>gebiet: Tanja<br />

Friedrichs. Ihre aktuellen Entwürfe bestehen<br />

aus reinem Ziermaterial, so genanntem<br />

Perldraht. „Der wurde früher<br />

— Birgit Okulla (links) ist freie Mitarbeiterin, Andrea Schmidt Besitzerin der Galerie, die 26 Schmuck-Designer aus ganz Deutschland vertritt.<br />

TITEL<br />

unter anderem benutzt, um Sakralgerät<br />

oder Bestecke zu verzieren“, erzählt<br />

Friedrichs. Beim Blättern in einem Katalog<br />

hat die Diplom-Designerin das silberne<br />

Material entdeckt. „Sneike“, „Loop“<br />

und „Quiril“ heißen die Ringe, für die sie<br />

den manchmal etwas störrischen Draht<br />

entweder in Endlosschlaufen wickelt oder<br />

zu einzelnen Ringen miteinander verflicht.<br />

Dazu bietet sie jeweils passenden<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 33


ESSEN: HAUMANNPLATZ<br />

Was erwarten Mandanten von ihren Anwälten?<br />

Ausgeprägtes Wissen, kompetente Erfahrung, kreatives Mitdenken,<br />

konzeptionelle Phantasie, durchsetzungsstarke Prozessführung.<br />

Wir wissen das. Und versuchen, diesem Anspruch tagtäglich<br />

gerecht zu werden. Darauf beruht das Vertrauen der Unternehmer<br />

und Unternehmen, Freiberufler und Einzelpersonen, die wir<br />

betreuen – teilweise seit Jahrzehnten.<br />

Unsere Aufgaben sind immer dieselben: Optimale Strukturen<br />

schaffen für Unternehmen, Familie und Vermögen. Und das<br />

Geschaffene ausbauen und konsequent verteidigen.<br />

Haumannplatz 28/30 • 45130 Essen • www.soh.de<br />

Dr. Gerhard Schmidt<br />

Dr. Jochen Schmidt<br />

Dr. Emil Huber<br />

Dr. Bernd Klein LL.M.<br />

Dr. Manfred Friedrich<br />

Dr. Franz-Josef Dahm<br />

Dr. Carl Otto Stucke<br />

Dr. Christiane Wilkening<br />

Dr. Till Wegmann<br />

Dr. Almut Gathmann M.A.<br />

Dr. Regine Cramer<br />

Dr. Notker Lützenrath LL.M.<br />

Dr. Rainer Burghardt<br />

Dr. Ulf Rademacher<br />

Dr. Stefan Bäune<br />

Dr. Lars Kolks<br />

Dr. Daniel Fischer<br />

Dr. Cay Fürsen<br />

commedia<br />

Ohrschmuck an. Weiß, schwarz oder<br />

golden ist die Kollektion, je nachdem, ob<br />

Friedrichs das Silber weisssiedet, schwärzt<br />

oder goldplattiert. „Ich mag am liebsten<br />

die dunklen Stücke, sie werden erst<br />

durch das Tragen heller und erhalten so<br />

eine schöne graue Patina. Meine Kollektion<br />

zeigt den Perldraht, ein heute nur<br />

noch sehr selten verwendetes Material,<br />

in einem neuen, frischen Kontext.“<br />

Materialien aus ihrem gewöhnlichen<br />

Kontext herausnehmen und in einen<br />

neuen setzen – das reizt die Designerin<br />

besonders. Selbst mit einem Material,<br />

das für Hitzeschilde in der Raumfahrt<br />

eingesetzt wird, hat sie schon gearbeitet<br />

und verblüffend funkelnde Broschen entworfen<br />

– absolute Unikate. Tanja Friedrichs<br />

versteht sich denn auch weniger<br />

als Handwerkerin. Dass sie Gold und<br />

Silber dank entsprechender Ausbildung<br />

schmieden kann, war für sie nur die Voraussetzung<br />

für das spätere konzeptionell<br />

— Designerin Tanja Friedrichs aus Duisburg<br />

bei der Arbeit an einem Perldraht. Sie liebt es,<br />

Materialien in neue Kontexte zu stellen.<br />

künstlerische Arbeiten. Neue Kollektionen<br />

entstehen bei ihr nicht ausschließlich<br />

am Werktisch, sondern zu Hause am<br />

Computer.<br />

Bei den Stücken, die während ihrer<br />

Diplomarbeit zum Thema „Im Augenblick“<br />

entstanden, rückten der Moment<br />

und seine Vergänglichkeit immer wieder<br />

in den Mittelpunkt. Ob bei der Brosche,<br />

die als Abrisskalender konzipiert ist, oder<br />

beim Goldstempel, der sich für einen<br />

TITEL<br />

besonderen Anlass als Symbol auf die<br />

Haut auftragen lässt und mit der Zeit verschwindet,<br />

so wie die Erinnerung an das<br />

Ereignis selbst. Friedrichs Schmuckstücke<br />

sind eben doch mehr als bloße Zierde. ●<br />

— Für ihre Kollektion „reine Zierde” wickelt Tanja<br />

Friedrichs den Perldraht entweder in Endlos-Schleifen<br />

oder verflicht zu einzelnen Ringen.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 35


PORTRÄT<br />

36 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Der neue Chefredakteur der NRZ, Rüdiger Oppers, und die ihm seit dem 1. Dezember anvertraute Regionalzeitung<br />

Wanderer vom Niederrhein<br />

Rüdiger Oppers ist neuer NRZ-Chefredakteur<br />

Einst war er Kind der NRZ, jetzt wird die NRZ sein Kind: Rüdiger Oppers (47),<br />

Niederrheiner mit WDR-Karriere, als 17-Jähriger schon freier Mitarbeiter der<br />

NRZ und seit Mitte Februar ihr Vizechef, ist seit Anfang Dezember ihr Chefre-<br />

dakteur. Die RUHR REVUE hat Oppers besucht.<br />

Das Büro, in dem wir sitzen, 4. Etage im<br />

Pressehaus an der Essener Sachsenstraße,<br />

riecht nach Rauch. An dem neuen Bewohner<br />

kann es nicht liegen: „Ich habe<br />

mir das 1990 abgewöhnt“, sagt Oppers,<br />

„zusammen mit meiner Frau.“ Tochter<br />

Jacqueline Desirée, inzwischen 12, ist<br />

ausweislich ihres zweiten Vornamens<br />

nämlich ein Wunschkind; da opfert man<br />

manches. Nein, das Aroma dieses Raumes<br />

haben die Vorgänger geprägt: erst<br />

der inzwischen verstorbene, legendäre<br />

Jens Feddersen, danach Dr. Richard Kießler,<br />

ab sofort als Sonderkorrespondent für<br />

die gesamte WAZ-Mediengruppe unterwegs<br />

auf den Kontinenten.<br />

Dürfen die Handwerker kurz reinkommen?<br />

Klar doch. Sie wollen ja nur wissen,<br />

wo genau an Stelle des Immendorff-<br />

Gemäldes der Flachbildmonitor an die<br />

Wand soll. Einer wie Oppers will den im<br />

Blick haben, keine Frage. Er war schließlich<br />

Sprecher beim WDR in Köln, zwei<br />

Jahre auch für die gesamte ARD, bevor<br />

er nach Essen kam. Sein Chef Pleitgen,<br />

damals noch WDR-Intendant am Rhein<br />

und heute als Teil 1 des Duos „Fritz &<br />

Olli“ in Sachen Kulturhauptstadt selbst<br />

an der <strong>Ruhr</strong> unterwegs, ließ den Mann<br />

nur ungern ziehen, hätte aber selbst wohl<br />

kaum anders entschieden. Trotz verlockender<br />

Alternativen beim Fernsehen –<br />

hier Politik, da Sport – ging Oppers zur<br />

NRZ, seit über 30 Jahren die Rhein-<strong>Ruhr</strong>-<br />

Stimme innerhalb der WAZ-Gruppe.<br />

„Die WAZ-Mediengruppe“, urteilt<br />

Oppers über das Haus, dem er auch als<br />

„Beauftragter für Strategische Kommunikation<br />

und Neue Medien“ dient, „ist<br />

mitten in einem Transformationsprozess:<br />

vom Verlagshaus zum Medienhaus.“ Das<br />

findet er spannend, aber vor allem ist er<br />

gekommen, um Chefredakteur der NRZ<br />

zu werden. Von so etwas, Chef einer<br />

großen und vielzitierten Qualitätszeitung<br />

zu werden, träumen auch Intendanten<br />

von Rundfunk- und Fernsehanstalten, zumal<br />

wenn sie ihre Ausbildung bei der Zeitung<br />

gemacht haben. Wie war das doch<br />

gleich? Print gewinnt.<br />

Für ein gewinnendes Printmedium<br />

NRZ hat Oppers sich einiges vorgenommen.<br />

Den berühmten Newsdesk ohne<br />

„Gartenzäune“ zwischen den Ressorts<br />

haben sie bereits. Mit einer täglichen<br />

„Schaltkonferenz“ wollen sie die lokalen<br />

Themen aus Duisburg und Mülheim,<br />

Wesel und Moers noch näher an die Zentrale<br />

heranführen. Wenn schon Hartz IV,<br />

dann aus der Sicht der Betroffenen. Im<br />

Februar soll eine große Image-Kampagne<br />

für die NRZ starten: „Klartext an Rhein<br />

und <strong>Ruhr</strong>“ heißt es dann, was nicht nur<br />

dank des „Presenters“ Schimanski alias<br />

Götz George eindeutiger runtergeht als<br />

der bisherige Brause-Slogan „erfrischend<br />

anders“. Dass der Mann, der sonst für<br />

Werbung nicht zu haben ist, für die NRZ<br />

gewonnen werden konnte! Da scheint der<br />

Moerser Oppers, „wie alle Niederrheiner<br />

in Duisburg geboren“, seine Finger im<br />

Spiel gehabt zu haben. A propos Spiel:<br />

Eine tägliche Kinderseite soll die NRZ<br />

auch bekommen und mindestens einmal<br />

die Woche eine Hochschulseite – Studi-<br />

Sicht versprochen, Studentenabos auch.<br />

Wie sind die Herren beim Konzern<br />

auf ihn gekommen? „Über die Arbeit an<br />

der Mediathek“, jene Gemeinschaftsproduktion<br />

von WDR und WAZ-Gruppe,<br />

geschaffen zur Beförderung des NRW-<br />

Bewusstseins aus Anlass des 60. Landesgeburtstages,<br />

sind Konzerngeschäftsführer<br />

Bodo Hombach und Oppers sich näher<br />

gekommen. Parteibuchdenken habe dabei<br />

keine Rolle gespielt. „Viele halten mich<br />

für einen CDU-Mann“, lacht Oppers. Das<br />

ist er nicht, aber bekennender Katholik<br />

und bekennender Niederrheiner, der auch<br />

in seiner Kölner Zeit in Moers wohnen<br />

geblieben ist, dem Ort, wo sein inzwischen<br />

verstorbener Vater Stadtdirektor<br />

war, dem Ort, wo die Tochter des „militanten“<br />

Vaters nach „Mama“ als zweites<br />

Wort „Kuh“ lernte. Einmal war er allerdings<br />

mit seiner Frau Martina, von Beruf<br />

Erzieherin, schon übereingekommen,<br />

dass man nach New York ginge. Es lockte<br />

die Studioleitung der ARD. Eine Wohnung<br />

war bereits gefunden, ein Platz in<br />

der UNO-Schule fürs Töchterlein auch.<br />

Doch dann starb der Vater, und der Sohn<br />

blieb und kümmerte sich. Die Chance Big<br />

Apple hatte sich damit erledigt. Oppers<br />

kommentiert’s wie die Kölner: „Wer<br />

weiß, wofür et jut war!“<br />

PORTRÄT<br />

Und jetzt Essen? Ja, er kann sich tatsächlich<br />

vorstellen, hierher umzuziehen.<br />

Rund um den Baldeneysee bestaunt er<br />

gern die Schönheit der Landschaft, auch<br />

wenn wahrscheinlich nicht ohne Grund<br />

keine seiner Sendungen im WDR „so beliebt<br />

war wie meine Wanderungen am<br />

Niederrhein.“ Hat Oppers denn Verständnis<br />

für die Niederrheiner aus dem Kreis<br />

Wesel, die sich neuerdings mit Gedanken<br />

tragen, aus dem Regionalverband <strong>Ruhr</strong><br />

auszuscheren? „Die wären schlecht beraten,<br />

wenn sie‘s täten“, urteilt Oppers.<br />

„Wenn es um RUHR 2010 geht, gibt es<br />

doch keine Kommune, die nicht auch<br />

eine Woche im Jahr Kulturhauptstadt<br />

sein möchte!“<br />

Nicht auszuschließen, dass der NRZ-<br />

Chef, ein erklärter Freund der Kulturhauptstadt,<br />

da ab sofort erfolgreich missioniert<br />

– als Bindeglied zwischen<br />

Rheinland und Westfalen; denn das ist<br />

der Niederrheiner nach Oppers Überzeugung.<br />

Und Düsseldorf, wo die NRZ hart<br />

gegen eine übermächtige Rheinische Post<br />

kämpft? Für die Landeshauptstadt will er<br />

„Extra-Meilen gehen“, bekennt Oppers;<br />

da will er punkten. Und wie ist sein Verhältnis<br />

zu Ulrich Reitz, dem Chefredakteur<br />

der WAZ, der (s. früheres Porträt)<br />

von der RP gekommen war? „Der Uli<br />

Reitz und ich, wir sind die gleiche Generation<br />

und beide dynamische Typen“,<br />

so Oppers. „Gerade haben wir in Duisburg-Rheinhausen<br />

eine Gemeinschaftsredaktion<br />

eingerichtet.“ Pragmatiker ist er<br />

also auch. Muss man wohl auch sein in<br />

Zeiten von DerWesten.de. ● dg<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 37


BOCHUM SPEZIAL<br />

Bochum – eine Stadt, die im letzten Jahrhundert durch Krieg, Stahl- und Kohle-<br />

krise heftig gebeutelt wurde. Zugleich eine Stadt, die sich nicht so leicht unter-<br />

kriegen lässt und den Wandel als Chance begreift. Über Wege und Ziele der<br />

Standortentwicklung befragte die RUHR REVUE Dr. Ottilie Scholz, Oberbürger-<br />

meisterin der Stadt.<br />

38 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Bochums OB Ottilie Scholz:<br />

Wir brauchen junges Denken<br />

RR: Im März 2005 haben Sie das<br />

„Handlungskonzept 2015“ vorgestellt,<br />

ein Grundsatzpapier zur wirtschaftlichen,<br />

wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklung<br />

der Stadt. Wie ist der Stand<br />

der Dinge?<br />

Scholz: Einen wichtigen Meilenstein<br />

haben wir schon dadurch erreicht, dass<br />

seit 2005 alle maßgeblichen Akteure an<br />

einem Strang ziehen. Die Finanzierung<br />

des Projekts Bochum 2015 ist über das<br />

Jahr 2008 hinaus gewährleistet. In enger<br />

Abstimmung mit den Hochschulen, mit<br />

der IHK und mit einzelnen Bochumer<br />

Unternehmen haben wir in den vergangenen<br />

Monaten die Arbeitsfelder definiert,<br />

in denen Bochum 2015 tätig werden soll.<br />

Ein Team von 16 Mitarbeitern arbeitet<br />

an den Teilprojekten. Mit „Senkrechtstarter“<br />

haben wir den ersten branchenübergreifenden<br />

Gründungswettbewerb in<br />

— In neuem Glanz: der Bochumer Hauptbahnhof<br />

— „Mein Lieblingsort in Bochum?<br />

Das Rathaus!“ Dr. Ottilie Scholz,<br />

Oberbürgermeisterin der Stadt<br />

Bochum ins Leben gerufen, der mit derzeit<br />

150 angemeldeten Teilnehmern einen<br />

Glanzstart hingelegt hat. Der im Handlungskonzept<br />

angemahnte Schulterschluss<br />

mit der Wirtschaft ist bei Bochum 2015<br />

bereits Realität: Seit April arbeitet ein<br />

Opel-Mitarbeiter als festes Teammitglied<br />

an Konzepten zur Entwicklung des Automotive-Standorts<br />

Bochum.<br />

RR: Wo besteht noch Handlungsbedarf?<br />

Scholz: Ich weiß durch regelmäßige Besuche<br />

bei Bochum 2015, was dort alles<br />

in Vorbereitung ist. Ich glaube, dort wird<br />

bereits an den richtigen Stellschrauben<br />

gedreht. Ich bin sicher, die nächsten Pro-<br />

jekte laufen ähnlich erfolgreich an wie<br />

der Senkrechtstarter. Ab 2008 werden<br />

wir weitere Teilprojekte präsentieren.<br />

RR: Wo sehen Sie Bochums Stärken?<br />

Scholz: Bochums wertvollsten Standortfaktor<br />

sehe ich in der stark besetzten<br />

Hochschullandschaft. Wir verfügen über<br />

ausgezeichnete Lehrstühle und Institute<br />

mit exzellentem Ruf. Das wollen wir<br />

künftig noch mehr für die Stärkung des<br />

Standortes nutzen. Unsere Hochschulen<br />

sorgen ja für die qualifizierten Fachkräfte<br />

und für die kreativen Köpfe, ohne die<br />

wirtschaftliches Wachstum nicht funktioniert.<br />

Bochums Unternehmen sind besonders<br />

stark auf vier Gebieten: 1. in der<br />

Verkehrstechnik, hier besonders in Fahrzeugbau<br />

und Automotive, 2. in Klinik-<br />

Exzellenz und Medizintechnik, 3. in<br />

Maschinen- und Anlagenbau und 4. in<br />

der Informationstechnologie, vor allem<br />

der IT-Sicherheit. Bochum hat zwar noch<br />

weitere Stärken; aber um mit Bochum<br />

2015 optimale Ergebnisse zu erzielen,<br />

Meilensteine bis zur Neuzeit-Schwelle<br />

Um 800 Gründung der Stadt<br />

1735 In Bochum gibt es 25 kleine Zechen.<br />

1837 Die ersten Koksöfen entstehen.<br />

1842 Der erste Tiefbauschacht auf der Zeche Präsident wird abgeteuft.<br />

Beginn der großindustriellen Kohlegewinnung.<br />

1855 Jacob Mayer, Gründer des Bochumer Vereins und Erfinder des<br />

Stahlformgusses, stellt die erste Kirchenglocke aus Gussstahl her.<br />

Bald ist der Betrieb neben Krupp der zweitgrößte Stahlkonzern des Reiches.<br />

1864 Bochum zählt 12.000 Einwohner, 10.000 mehr als 50 Jahre zuvor.<br />

1870 Carlos Otto begründet die Bochumer Kohlechemie, die unter anderem<br />

Benzol erzeugt, und legt damit den Grundstein für die spätere Aral AG.<br />

1877 Der Stadtpark wird fertig gestellt, die ersten Villenviertel entstehen.<br />

1929 Mit 74 Schachtanlagen ist Bochum die zechenreichste Stadt in Europa.<br />

1930 Die Idee eines Bergbaumuseums entsteht.<br />

1945 Im Zweiten Weltkrieg wird die Stadt stark zerstört.<br />

1960 Beginn der Kohlekrise: Von 17 großen Bergwerken wird das erste<br />

geschlossen.<br />

1961 Das Zweigwerk der Adam Opel AG bringt 20.000 neue Arbeitsplätze.<br />

1965 Eröffnung der <strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum<br />

— „Elite-Uni der Herzen“: Die <strong>Ruhr</strong>-Universität zählt<br />

zu den besten Unis Deutschlands. Trotz des knappen<br />

Scheiterns im Finale des Exzellenz-Wettbewerbs will<br />

sie Kernpunkte ihres Zukunftskonzeptes umsetzen.<br />

konzentrieren wir uns in den nächsten<br />

Jahren auf die genannten vier Fokusbranchen<br />

und auf die Vernetzung der Hochschulen<br />

mit den örtlichen Unternehmen.<br />

RR: Alle reden vom demographischen<br />

Wandel an der <strong>Ruhr</strong>. Sie sagen in Ihrer<br />

aktuellen Kampagne: „Bochum macht<br />

jung“. Warum?<br />

Scholz: Weil Jugend nicht nur etwas mit<br />

dem biologischen Alter von Menschen zu<br />

tun hat. Sondern auch mit Neugier und<br />

1973 Das letzte Bergwerk schließt. 60.000 Arbeitsplätze sind in Kohle und<br />

Stahl verloren gegangen.<br />

BOCHUM SPEZIAL<br />

Zuversicht und mit der Bereitschaft, die<br />

Zukunft aktiv zu gestalten. Junges, nach<br />

vorn gerichtetes Denken ist für unsere<br />

Stadt lebensnotwendig. Wir sehen diese<br />

Qualität in vielen Bereichen des Bochumer<br />

Lebens, wollten aber mit dem Slogan<br />

Diskussionen hervorrufen zu den Fragen:<br />

Was heißt jung? Was macht jung? Kann<br />

Bochum jung machen? Ganz offensichtlich<br />

ist uns dies im Großen und Ganzen<br />

gelungen. Schade, dass vor allem darüber<br />

diskutiert wird, wen dieser Slogan ausgrenzt,<br />

statt darüber, was er bedeuten<br />

könnte. Dabei würden die Bochumerinnen<br />

und Bochumer nämlich erstaunlich<br />

viel Positives über ihre Stadt herausfinden.<br />

● mb<br />

Mehr Lust auf Historisches?<br />

Deutsches Bergbau-Museum mit Anschauungsbergwerk,<br />

weltgrößtes Fachmuseum<br />

seiner Art, Tel. 0234/5877-0,<br />

www.bergbaumuseum.de<br />

Stadtarchiv, Tel. 0234/910-9510,<br />

www.bochum.de/stadtarchiv<br />

— Flanieren anno dazumal – im Bochumer Stadtpark<br />

— Im Stil der 20er-Jahre erbaut: das Alte Rathaus<br />

— 1944 zerstört: der ursprüngliche Theaterbau<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 39


BOCHUM SPEZIAL<br />

40 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Bochum schafft Platz<br />

Kunst statt Kübel<br />

— „Kunst hat die Aufgabe, Gedächtnis zu sein.“ Jochen Gerz und der Platz des europäischen Versprechens<br />

„Diesen Platz mit seiner Hässlichkeit<br />

kann man nicht mit Blumenkübeln<br />

verschönern,“ sagt Jochen Gerz mit<br />

Blick auf den Asphalt vor der Bochu-<br />

mer Christuskirche. 2005 hat der<br />

Künstler mit dieser Ehrlichkeit Bo-<br />

chums Dezernenten überzeugt, die<br />

sich am NRW-Wettbewerb „Stadt<br />

macht Platz“ beteiligen wollten. Jetzt<br />

ist mehr daraus geworden: Der „Platz<br />

des europäischen Versprechens“ ist<br />

eines der Bochumer Leitprojekte für<br />

<strong>Ruhr</strong> 2010.<br />

| Platz des Versprechens<br />

Gerz empfahl dem Gremium, dem Platz<br />

eine Bedeutung zu geben. „Das ist billiger<br />

als die Design-Gymnastik, die ihr<br />

ohnehin in fünf Jahren wieder abreißen<br />

wollt“, versprach er. Nun sind Bewohner<br />

aus Stadt und Region und die Bürger<br />

Europas eingeladen, den Platz neu zu<br />

gründen. Jeder Teilnehmer trägt seinen<br />

Namen bei, der in eine große Steinplatte<br />

gemeißelt wird. Und jeder Name steht für<br />

ein Versprechen, das der „Autor“ einem<br />

neuen Europa gibt – ein geheimes, ein<br />

freies Versprechen.<br />

„Das ist kein Unternehmen für den<br />

besseren Menschen“, betont der gebürtige<br />

Berliner, der als international geschätzter<br />

Künstler in Paris lebt. Jochen Gerz<br />

kennt die Realität: Er wohnt in einem<br />

Pariser Vorort, in dem eine Mehrheit der<br />

Menschen gegen die europäische Verfassung<br />

gestimmt haben. „Alle sollen sich<br />

am Platz des europäischen Versprechens<br />

beteiligen – auch Neonazis und Vandalen,<br />

die dabei nichts Gutes im Sinn haben.“<br />

Das Bewusstsein dieser Menschen will<br />

er mit seiner Arbeit durchaus verändern:<br />

Nach seiner Überzeugung erzieht der<br />

ästhetische Prozess die Öffentlichkeit.<br />

„Das hat etwas mit meiner Biografie zu<br />

tun“, sagt der Künstler. Er sei acht Mal<br />

ausgebombt worden und „so auf Europa<br />

angewiesen wie andere auf ein Glas<br />

Milch.“<br />

Die Idee zu seiner Arbeit kam Gerz,<br />

als er die „Helden-Gedenkhalle“ von 1931<br />

im Turm der Christuskirche besuchte. In<br />

einem goldenen Mosaik sind dort nicht<br />

nur die Namen im Ersten Weltkrieg gefallener<br />

Bochumer Bürger verewigt, sondern<br />

auch eine Liste mit den Namen der 28<br />

„Feindstaaten“ Deutschlands. Diesen beiden<br />

Listen der Toten und der Feinde will<br />

Gerz eine dritte, die Liste der Lebenden,<br />

gegenüberstellen. 1.577 Namen hatten er<br />

und sein Team Anfang November bereits<br />

gesammelt, 10.000 sollen es mindestens<br />

werden. „Vier Fräsmaschinen müssen<br />

zwei Jahre lang fünf Tage pro Woche laufen,<br />

um die Platten vorzubereiten“, berichtet<br />

Jochen Gerz. Anfang 2008 sollen<br />

diese Arbeiten starten; am 31. Dezember<br />

2010, dem letzten Tag des Kulturhauptstadtjahres,<br />

will er den Platz seinen Autoren<br />

übergeben. ● mb<br />

Wer den Platz des europäischen Versprechens<br />

mitgestalten möchte, findet Infos<br />

unter www.pev2010.de.<br />

Bochum 2010<br />

Zu den Bochumer Projekten für 2010<br />

gehören ein neuer Schreibwettbewerb<br />

der Literarischen Gesellschaft, die Ausstellung<br />

„750 Jahre Knappschaft“ im<br />

Bergbaumuseum und ein Führer über<br />

Kunstwerke im öffentlichen Raum.<br />

Außerdem beteiligt sich Bochum an<br />

revierweiten Aktivitäten, so an einer<br />

Aktion auf der A40 und am internationalen<br />

Melez-Festival. Als „Local Hero“<br />

steht Bochum 2010 eine Woche lang<br />

im Zentrum der Kulturhauptstadt. Dafür<br />

hat sich die Stadt den Zeitraum des Musikfestivals<br />

„Bochum Total“ Mitte Juli<br />

ausgesucht.<br />

Das etwas andere Bochum<br />

von Werner Conrad<br />

Tief im Süden, wo die Sonne<br />

übers <strong>Ruhr</strong>tal scheint,<br />

ist Bochum ganz anders als<br />

man glaubt. <strong>Ruhr</strong>-Universität,<br />

Opel, Bermuda-Dreieck,<br />

Bergbau-Museum, Schauspielhaus,<br />

Starlight Express –<br />

so kennt man die Metropole<br />

im mittleren <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

Dörfliche Idylle, Ruhe und<br />

Beschaulichkeit, ein kleines<br />

Kirchlein, umgeben von<br />

einem historischen Friedhof – das erwartet man eher nicht. Und<br />

doch gibt es dieses etwas andere Bochum. Das wird im nächsten<br />

Jahr aus dem Dornröschenschlaf erweckt, denn dann wird „1000<br />

Jahre Dorfkirche Bochum-Stiepel“ gefeiert.<br />

„Sie ist ein Kleinod, ein Schatz“, sagt stolz Bochums Oberbürgermeisterin<br />

Dr.Ottilie Scholz über die Stiepeler Dorfkirche, die eines<br />

der ältesten Bauwerke der Stadt ist. Das seltene Ensemble im<br />

Süden der Großstadt<br />

zeigt sich zu<br />

seinem 1000. Geburtstag<br />

innen und<br />

außen komplett<br />

restauriert und saniert.<br />

Um 1008,<br />

so wird überliefert,<br />

errichtete Imma,<br />

Ehefrau des Grafen<br />

Luitger aus dem<br />

Geschlecht der Billunger,<br />

in Stiepel<br />

eine Eigenkirche. Aus der Saalkirche wurde im 12.Jahrhundert eine<br />

romanische Basilika. Im 15.Jahrhundert zur heutigen Hallenkirche<br />

ausgebaut, dient sie seit der Reformation bis heute als evangelisches<br />

Gotteshaus. Besondere Bedeutung hat dieses Kulturdenkmal<br />

an der <strong>Ruhr</strong> über Deutschland hinaus durch seine vielgestaltige,<br />

farbige Ausmalung des Innenraums. Hier in Stiepel kann man<br />

noch sehen, wie die heute kahlen romanischen Kirchen in Westfalen<br />

einmal ausgeschmückt waren.<br />

Bürgerschaftliches Engagement bewegt in Bochum viel. Das half<br />

auch der Dorfkirche Stiepel. Ein ehrenamtlicher Freundeskreis<br />

brachte in zehn Jahren über 1,7 Mio. Euro für die Restaurierung<br />

der Kirche und des Friedhofs zusammen. Für 2008 hat er ein riesiges<br />

Jubel-Jahres-Programm vorbereitet. Mit politischer Unterstützung<br />

gelang ein besonderer Coup: Die Post wird erstmals für<br />

Bochum eine Sonderbriefmarke herausgeben – mit der kleinen<br />

Stiepeler Dorfkirche aus dem tiefen Süden. Bochum eben einmal<br />

ganz anders. Und sehr sehenswert auf jeden Fall.<br />

Werner Conrad leitet die WAZ-Redaktion in Bochum,<br />

der Gründungsstadt der größten deutschen Regionalzeitung.<br />

Er veröffentlichte unter anderem das Buch „Unsere 50er Jahre<br />

in Bochum – Es geht wieder aufwärts!“ (Wartberg-Verlag).<br />

Neu in Bochum<br />

Café, Pizzeria, Taverne (Tapas)<br />

Erlebnisgastronomie<br />

La Vie • Kortumstraße 135 • 44787 Bochum<br />

Fon 0234.51 65 799


BOCHUM SPEZIAL<br />

Elmar Goerden, der das Haus<br />

seit August 2005 als Intendant<br />

führt, ist mit sechs Premieren<br />

innerhalb von zwei Wochen in<br />

seine dritte Spielzeit gestartet.<br />

Mit seiner Inszenierung von<br />

„Wie es euch gefällt“ knüpft<br />

er an die Tradition der Shakespeare-Inszenierungen<br />

am<br />

Schauspielhaus Bochum an.<br />

Das Stück selbst kommt aller-<br />

42 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Schauspielhaus Bochum<br />

Große Bühne für junge Talente<br />

Auf ihr Schauspielhaus sind die Bochumer stolz. Zu Recht:<br />

Es zählt zu den besten deutschsprachigen Bühnen. Seine<br />

Geschichte ist verknüpft mit Namen wie Peter Zadek und<br />

Claus Peymann, in der jüngeren Vergangenheit Leander<br />

Haußmann und Matthias Hartmann.<br />

dings alles andere als traditionell<br />

daher: Bunt ist das Treiben<br />

auf der Bühne, zauberhaft und<br />

verrückt. Goerden setzt auf das<br />

schauspielerische Potential seines<br />

jungen Ensembles, allen<br />

voran die unglaublich wandelbare<br />

Claude De Demo als Rosalind<br />

und der charismatische<br />

Christoph Pütthoff als Orlando.<br />

Goerdens Vertrauen in junge<br />

Talente trägt Früchte. Das beweist<br />

die 29-jährige Hausregisseurin<br />

Lisa Nielebock, nach<br />

ihrem Erfolg mit „Penthesilea“,<br />

in dieser Spielzeit erneut durch<br />

Henrik Ibsens „Gespenster“ in<br />

den Kammerspielen. Ein großer<br />

Publikumserfolg ist die<br />

Inszenierung von Tennessee<br />

Williams’„Katze auf dem heißen<br />

Blechdach“ durch Regisseur<br />

Markus Dietz – mit Charles<br />

Brauer als Big Daddy und<br />

den jungen Schauspielern Marc<br />

Oliver Schulze und Louisa<br />

Stroux als Brick und Margaret.<br />

Im kleinen „Theater Unter<br />

Tage“ gelang dem jungen Regisseur<br />

und Autor Kristo Sagor<br />

die Uraufführung von „Genannt<br />

Gospodin“, Erstlingswerk von<br />

Philipp Löhle. Ein wunderbar<br />

— Leidenschaftliche Verwirrungen:<br />

Rosalind und Orlando in<br />

„Wie es euch gefällt“<br />

schräger Theaterabend, der<br />

schon jetzt beim jungen Publikum<br />

Kultstatus hat.<br />

Das Junge Schauspielhaus<br />

unter der Leitung von Martina<br />

van Boxen ist für Elmar Goerden<br />

so wichtig, dass er mit<br />

Beginn seiner Intendanz hier<br />

deutlich ausgebaut hat. Im November<br />

feierten das von Pinocchio<br />

inspirierte Stück „Troi“<br />

(für Kinder ab drei) und das<br />

Familienstück „Der Zauberer<br />

von Oz“ Premiere. Nicht nur<br />

im Publikum, auch auf der<br />

Bühne sind Kinder und Jugendliche<br />

gern gesehene Gäste: 75<br />

Bochumer Hauptschüler beteiligen<br />

sich an einer Aufführung<br />

des Projektes „Hauptschule in<br />

Bewegung“, die im März auf<br />

die Bühne kommt. ● mb<br />

Noch mehr Theater<br />

■ beständig: das Prinz Regent Theater, eine der führenden Produktions-<br />

und Spielstätten für professionelles Off-Theater in NRW<br />

■ kultig: das Thealozzi, Proben- und Spielstätte der Bochumer Subkultur<br />

■ hochkarätig: Aufführungen im Rahmen der <strong>Ruhr</strong>-Triennale in der<br />

Jahrhunderthalle<br />

■ luftig: Freilichtbühne Wattenscheid mit Veranstaltungen für unterschiedliche<br />

Zielgruppen – vom Kabarett bis zum Rockkonzert<br />

■ zügig: Starlight Express mit elf Millionen Besuchern seit 1988<br />

■ spritzig: Jochen Schröders Comödie Bochum<br />

Bochum musikalisch<br />

Bochum macht nicht nur Theater, sondern auch Musik – von<br />

Kindesbeinen an mit Musikschul-Projekten wie Jedem Kind ein<br />

Instrument (siehe RR 3/2007) und über kulturelle Grenzen hinweg<br />

(Kemnade International). Zum alljährlichen Musikfestival<br />

Bochum Total strömen rund eine Million vorwiegend junge Besucher<br />

in die Stadt, um bei freiem Eintritt und unter freiem Himmel<br />

Musik von Jazz bis Hardrock zu hören. Kult sind auch die<br />

New York Nights von Pamela Falcon jeden Mittwoch Abend in<br />

der Bermudahalle.<br />

RUHR REVUE-Tipps<br />

BOCHUM SPEZIAL<br />

— Erstklassige Besetzung und ausgezeichnete<br />

Regie: „Gespenster“. Unten:<br />

ein vorweihnachtliches Geschenk des<br />

Schauspielhauses, der Adventskalender<br />

Bis zum 24. Dezember öffnet sich täglich um 17 Uhr<br />

an der Schauspielhaus-Fassade zur Königsallee ein<br />

Adventskalender: In jedem der 24 Fenster halten<br />

Mitglieder des Ensembles eine Überraschung bereit.<br />

Am 19. Januar feiert Schillers „Maria Stuart“ unter<br />

der Regie von Elmar Goerden Premiere: mit zwei starken<br />

Frauen (Imogen Kogge und Ulli Maier), außergewöhnlichen<br />

Kostümen und einem beeindruckenden<br />

Bühnenbild.<br />

Mehr unter www.schauspielhausbochum.de<br />

Auf dem Platz vor der Marienkirche werden bis 2010 die Bochumer<br />

Symphoniker ihr eigenes Haus beziehen (siehe RR 2/2007).<br />

Drei Viertel der Investitionssumme von 30 Millionen Euro haben<br />

Stadt und Bürgerschaft bereits aufgebracht, für den Rest haben<br />

sich die „BoSy“ allerhand einfallen lassen: So wird der spätere<br />

Bauplatz vor der Marienkirche als Parkplatz bewirtschaftet; die<br />

Einnahmen kommen der „Bochumer Symphonie“ zugute. Die<br />

Mitglieder des Orchesters engagieren sich in ihrer Freizeit, indem<br />

sie unentgeltlich jeden Samstag in der Mayerschen Buchhandlung<br />

oder bei privaten Feiern auftreten („Spenden statt<br />

Geschenke“). Das normale Konzertprogramm läuft<br />

natürlich weiter: Neu ist die Reihe „BoSy HautNah“,<br />

bei der Musiker in kurzweiligen Programmen ihre<br />

Instrumente und deren Besonderheiten erläutern und<br />

vorstellen (zum Beispiel am 9. Januar im Schauspielhaus<br />

Bochum).<br />

Und noch ein RUHR REVUE-Tipp<br />

Die größte Musikinstrumentensammlung NRWs ist<br />

in der Wasserburg Haus Kemnade zu sehen. Die<br />

Sammlung von Hans und Hede Grumbt umfasst<br />

rund 1.800 Einzelstücke aus aller Welt.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 43


BOCHUM SPEZIAL<br />

Das Wunder von Weitmar Situation Kunst<br />

Wer die „Situation Kunst“ besuchen<br />

möchte, steht erst einmal vor einem<br />

hohen Zaun. Doch keine Angst: Der<br />

Druck auf den Klingelknopf ist durch-<br />

aus erwünscht; die Studentinnen und<br />

Studenten, die während der Öffnungs-<br />

zeiten Aufsicht führen, gewähren ger-<br />

ne Einlass. Wer sich traut, wird reich<br />

belohnt – und versteht, weshalb es<br />

wichtig ist, dieses Biotop der Kunst vor<br />

unliebsamen Einflüssen zu schützen.<br />

| Das Biotop<br />

Fast alles ist hier anders als in einem<br />

klassischen Museum: Es gibt weder Kasse<br />

noch Garderobe, auch einen Pfad, der<br />

den Besucher leitet, sucht man vergeblich.<br />

Ein wenig ratlos stehe ich auf grobem<br />

grauem Schotter, umgeben von<br />

quaderförmigen Gebäuden aus hellem<br />

Klinker. Gut, dass Bettina Eickhoff dabei<br />

ist. Als Vorsitzende des Fördervereins<br />

kennt sie hier fast jeden Stein. „In der<br />

Situation Kunst gibt es mit Absicht keine<br />

vorgegebenen Wege und keine Hierarchien“,<br />

erklärt sie. Auch im Folgenden<br />

ermutigt sie dazu, den Kunstwerken möglichst<br />

unbefangen gegenüberzutreten.<br />

Also stelle ich mich der raumfüllenden<br />

Malerei von Gotthard Graubners „Nänie“,<br />

das sich mir in seiner Körperlichkeit entgegendrängt.<br />

„Vorwissen spielt hier keine<br />

Rolle“, betont Bettina Eickhoff. Das sei<br />

ein wichtiger Gedanke bei der Konzeption<br />

gewesen – ein Gedanke, der mit der<br />

Kunstauffassung von Max Imdahl korrespondiere.<br />

Dem 1988 verstorbenen, ehemaligen<br />

Ordinarius für Kunstgeschichte<br />

an der <strong>Ruhr</strong>-Universität Bochum ist die<br />

„Situation Kunst“ gewidmet: eine Landschaft<br />

aus Architektur, Natur und Kunst.<br />

Entstanden ist sie in den Jahren 1988 bis<br />

1990 aus der Initiative des Galeristen<br />

— Bettina Eickhoff in ihrem zweiten Zuhause. Sie<br />

engagiert sich ehrenamtlich für die Situation Kunst.<br />

Alexander von Berswordt-Wallrabe. „Er<br />

war eng mit Max Imdahl befreundet<br />

und hat einen großen Teil seiner privaten<br />

Sammlung in die Situation Kunst eingebracht“,<br />

erzählt die Vorsitzende des<br />

Fördervereins, der die beeindruckende<br />

Sammlung von Gegenwartskunst 1991<br />

der <strong>Ruhr</strong>-Universität als Schenkung übergeben<br />

hat.<br />

| Von monumental bis sakral<br />

Großzügigkeit ist auch bei der Gesamtkonzeption<br />

die Devise: Jedem Künstler<br />

ist, wenn nicht gleich ein ganzes Gebäude,<br />

so doch zumindest ein eigener Raum<br />

gewidmet. Die gesamte Anlage wurde in<br />

enger Zusammenarbeit mit den vertretenen<br />

Künstlern entworfen. „Orts- und<br />

raumbezogene Kunst hat es schwer im<br />

Museum“, weiß Bettina Eickhoff. Kunstwerke<br />

wie Norbert Krickes „Raumplastik<br />

Weiß“ oder Richard Serras monumentale<br />

Stahlplatten-Skulptur „Circuit“ benötigen<br />

viel Raum, optimales Licht und eine<br />

besondere Akustik. Die emotionalen Fotoübermalungen<br />

von Arnulf Rainer verlangen<br />

dagegen nach Intimität, die ihnen<br />

ein separater, nur durch einen schmalen<br />

Eingang erreichbarer Raum gewährt.<br />

Oder David Rabinowitch, bei dem der gesamte<br />

Raum ein Kunstwerk ist: Andächtig<br />

stehen wir in dem sakral anmutenden<br />

Raum, der dabei frei von jeglicher religiöser<br />

Symbolik ist.<br />

Situation Kunst (für Max Imdahl)<br />

ist der Teil Kunstsammlungen der <strong>Ruhr</strong>-<br />

Universität. Das Gebäude-Ensemble im<br />

Park von Haus Weitmar zeigt eine Dauerausstellung<br />

bedeutender Werke der<br />

Gegenwartskunst sowie Werke alter<br />

Kunst aus Afrika und Ostasien. Die<br />

Sammlung dient auch zur praktischen<br />

Ausbildung von Studenten der Kunstgeschichte,<br />

die sich hier in verschiedenen<br />

musealen Tätigkeiten üben können.<br />

Nevelstraße 29 c · 44795 Bochum<br />

Tel. 0234-29 88 901<br />

www.situation-kunst.de<br />

Öffnungszeiten: Mi. + Fr. 14 – 18 Uhr,<br />

Sa. + So. 12 – 18 Uhr<br />

Der Eintritt ist frei. Führungen nach<br />

Absprache (Tel. 0234-32-286 44)<br />

BOCHUM SPEZIAL<br />

— Jedem Künstler seinen Raum: Im Innenhof Richard Serras Arbeit „Tod“, daneben Neon-Skulpturen von Dan Flavin. Rechts im Bild: Fingermalereien von Arnulf Rainer.<br />

Mitte 2006 hat sich die Situation<br />

Kunst vergrößert: Leicht erhaben, auf<br />

einer Ebene mit den vier „Hausbäumen“<br />

der vier ursprünglichen Pavillons, thront<br />

ein weiteres Gebäude, das neben Lichtkünstlern<br />

wie Dan Flavin, François Morellet<br />

und Colombo in zwei gedämpft<br />

beleuchteten Räumen Werke alter Kunst<br />

aus Afrika und Ostasien beherbergt. Ziel<br />

dieses Exkurses in die Vergangenheit sei<br />

es, so erklärt Bettina Eickhoff, „die Lücke<br />

zwischen der Sammlung antiker Kunst<br />

der <strong>Ruhr</strong>-Uni und der Sammlung von<br />

Gegenwartskunst aufzufüllen“. Mehr<br />

noch als der weibliche Bodhisattva-Kopf<br />

aus China – einer der wenigen erhaltenen<br />

und als „echt“ verifizierten Exemplare –<br />

faszinieren mich jedoch die beiden Außenraumskulpturen<br />

zur Linken und zur<br />

Rechten des Erweiterungsbaus: Links ist<br />

ein Kunstwerk der Natur zu sehen, ein<br />

Stück der 400 Jahre alten Süntelbuche<br />

aus dem benachbarten Schlosspark. Das<br />

Pendant auf der rechten Seite bildet eine<br />

Skulptur aus zwei Brammen und zwei<br />

Findlingen, die der koreanische Künstler<br />

Lee Ufan der „Situation Kunst“ gestiftet<br />

hat. Von den Findlingen ist nur einer zu<br />

sehen, der zweite befindet sich – vielleicht<br />

als Sinnbild für den Übergang zwischen<br />

Diesseits und Jenseits – unter der<br />

schweren Metallplatte. Auf einen Lieblingskünstler<br />

oder Lieblingsraum in dem<br />

Ensemble will Bettina Eickhoff sich nicht<br />

festlegen: das sei stimmungsabhängig.<br />

Als meditativ empfinde sie die Arbeit<br />

Noch mehr Kunst in Bochum<br />

■ Das Museum Bochum zeigt bis zum<br />

6.1. Deutsche Malerei seit 1968 aus der<br />

Sammlung Berg. Im Eigenbesitz sind<br />

etwa 4.000 Bilder, Skulpturen und Objekte<br />

mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer<br />

ost- und mitteleuropäischer Kunst.<br />

■ Die berühmteste Plastik der Stadt ist<br />

das 1979 aufgestellte „Terminal“ von<br />

Richard Serra am Bochumer Hauptbahnhof.<br />

Die zwölf Meter hohe Skulptur des<br />

amerikanischen Künstlers verweist auf<br />

die von der Stahlindustrie geprägte<br />

Geschichte der Stadt.<br />

■ Die Stadt verfügt über eine Reihe<br />

interessanter Galerien. Gleich neben der<br />

„Situation Kunst“ liegt zum Beispiel die<br />

Avantgarde-Galerie m (siehe RUHR<br />

REVUE 2/2007).<br />

des Italieners Colombo, „das Ein- und<br />

Ausatmen des Lichts“, die dieser bereits<br />

in den 60er-Jahren entwickelt habe. Wie<br />

Licht atmen kann? Nun, wer es wissen<br />

möchte, möge der Beschilderung „Situation<br />

Kunst“ ab Weitmar-Mitte folgen und<br />

einmal beherzt auf den Klingelknopf<br />

drücken. ● mb<br />

— Die ganze Bandbreite der Kunst – von David Rabinowitchs Raumskulptur über Lichtkunst von François Morellet bis hin zu einer Außenraumskulptur von Lee Ufan<br />

44 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 45


BOCHUM SPEZIAL<br />

Bochumer Buchhandlungen empfehlen<br />

Lesefreude zum Verschenken<br />

Humorvoller Nachruf<br />

Die Figur des weltfremden,<br />

doch liebenswerten<br />

Professors hat<br />

schon Nabokov in seinem<br />

Roman Pnin verewigt.<br />

McCall Smith,<br />

Autor der beliebten Krimis<br />

um Mma. Ramotswe,<br />

hat Pnin nun einen<br />

Bruder im Geiste an die<br />

Seite gestellt: Prof.<br />

Moritz-Maria von Igelfeld, Autor der großartigen,<br />

aber unverkäuflichen Abhandlung<br />

Unregelmäßige portugiesische Verben. Im<br />

Gegensatz zu Pnin ist von Igelfeld zutiefst<br />

von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt.<br />

Die Ironie dieser Existenz, die immer wieder<br />

den angestammten Platz in der Kantine<br />

verteidigen oder dafür sorgen muss, dass<br />

das eigene Buch in der Bibliothek an gut<br />

sichtbarer Stelle steht, wird in diesem humorvollen<br />

Roman entfaltet. Von Igelfeld<br />

hat gegen uni-interne Intrigen und viele<br />

Tücken des Alltags zu kämpfen und wächst<br />

einem in seiner rührenden Gehemmtheit<br />

rasch ans Herz. Das Buch zaubert ein ständiges<br />

Lächeln der Vorerwartung auf unsere<br />

Lippen und gefällt bis zu seinem furiosen<br />

Finale.<br />

Leider wird es diesen Professorentypus<br />

an unseren zunehmend von Wissensmanagern<br />

geleiteten Universitäten bald gar nicht<br />

mehr geben. Somit ist der Roman schon<br />

ein Nachruf auf einen aussterbenden<br />

Berufszweig.<br />

Heinz Kischkel<br />

Janssen Universitätsbuchhandlung<br />

Alexander McCall Smith:<br />

Die verschmähten Schriften des Professor<br />

von Igelfeld ■ Roman ■ Blessing 2007 ■<br />

447 S. ■ 19,95 €<br />

46 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Schenken ist schwierig. Bücher schenken auch, denn es kommt darauf an, den literarischen Geschmack des<br />

Beschenkten möglichst exakt zu treffen. Um Ihnen dabei ein wenig zu helfen, haben wir uns in Bochumer<br />

Buchhandlungen umgehört. Lesen Sie selbst, über welches Buchgeschenk sich die Experten gefreut hätten –<br />

vielleicht ist die eine oder andere Anregung für Sie dabei.<br />

Spannende Zeitreise<br />

Kirsten Boie, auf<br />

der Frankfurter Buchmesse<br />

für ihr Gesamtwerk<br />

mit dem<br />

Deutschen Jugendliteraturpreisausgezeichnet,<br />

begeistert<br />

nun schon seit 20<br />

Jahren ihre Leser<br />

mit so liebenswerten<br />

Figuren wie dem<br />

kleinen Ritter Trenk oder den Kindern aus<br />

dem Möwenweg. Boston, der Held in<br />

Boies jüngst erschienenen Werk „Alhambra“,<br />

hat sich seine Sprachreise nach Granada<br />

wahrscheinlich ein wenig gefahrloser<br />

vorgestellt. Eben befand er sich noch auf<br />

dem Markt, und plötzlich ist alles anders.<br />

Durch ein Tor in der Zeit ist Boston in das<br />

Jahr 1492 geraten, das Jahr, in dem Spanien<br />

endgültig aus maurischer Hand befreit<br />

wird. Die neuen Herrscher betreiben<br />

die Bekehrung Andersgläubiger mit größter<br />

Härte. Auch Boston gerät als vermeintlicher<br />

Teufelsbündner in die Fänge der Inquisition.<br />

Doch seine neuen Freunde, die<br />

als Muslim und Jude selbst verfolgt werden,<br />

stehen ihm bei seiner Rückkehr in<br />

die Gegenwart zur Seite. Diese hängt aber<br />

entscheidend von der Entdeckung Amerikas<br />

ab. So sieht sich Boston mit der Frage<br />

konfrontiert: Wie wäre die Weltgeschichte<br />

ohne die Entdeckung der Neuen Welt verlaufen?<br />

Kirsten Boie versteht es, Zeitreise und<br />

Abenteuer-Historie zu einer spannenden<br />

und detailreichen Erzählung zu vereinen.<br />

Ein absolut lesenswertes Buch für Jung<br />

und Alt!<br />

Stefan Cieslak<br />

Buchhandlung Schaten<br />

Kirsten Boie: Alhambra ■ Oetinger Verlag<br />

2007 ■ 432 S. ■ 17,90 €<br />

Einfühlsame Porträts<br />

Während des amerikanischen<br />

Bürgerkrieges<br />

zieht der Nordstaaten-<br />

General Sherman mit<br />

einer Armee von 60.000<br />

Mann gegen die abtrünnigen<br />

Südstaaten<br />

zu Felde. Doctorow<br />

schildert den Marsch<br />

von Shermans Verbänden<br />

durch Georgia und<br />

die Carolinas, indem er<br />

an verschiedenen Schauplätzen jeweils einzelne<br />

Personen hervorhebt, deren Lebensund<br />

Sterbewege sich im Verlauf des Romans<br />

kreuzen. Wunderbar einfühlsame<br />

Porträts sind darunter, etwa von befreiten<br />

Sklaven, von Frauen, die sich in den Wirren<br />

des Krieges behaupten oder von einfachen<br />

Soldaten, deren Menschlichkeit auch unter<br />

grausamsten Umständen hell leuchtet. Und<br />

auf nachgerade meisterhafte Weise läßt<br />

Doctorow die komplexe Persönlichkeit General<br />

Shermans deutlich werden. Ihm und<br />

den Soldaten auf beiden Seiten ist mit diesem<br />

großartigen Epos ein Denkmal gesetzt.<br />

Johannes Fischer<br />

Buchhandlung Napp<br />

E.L. Doctorow: Der Marsch ■ Kiepenheuer<br />

& Witsch 2007 ■ 411 S. ■ 22,90 €<br />

Elly Altegoer<br />

Die Rakete von Ehrenfeld<br />

„Von sechs bis sechs bin ich da. Kommen Sie einfach vorbei“, sagt Elly Altegoer<br />

am Telefon. Seit fast vierzig Jahren führt sie ihren Tante-Emma-Laden an der<br />

Königsallee 72, schräg gegenüber vom Bochumer Schauspielhaus. Hier kann man<br />

sein Hemd reinigen lassen und sein Herz ausschütten, hier gibt es frisch belegte<br />

Brötchen und praktische Lebenshilfe.<br />

Zwischen Plastikbechern mit dampfendem<br />

Kaffee findet Elly mit ihren Frühstücksgästen<br />

am Stehtisch für jedes Problem<br />

eine Lösung. Ein neues Heim für<br />

den Dackel einer verstorbenen Kundin?<br />

Eine dauerhafte Bleibe für den Intendanten<br />

des Schauspielhauses? „Matthias<br />

Hartmann kam schon zu mir, bevor seine<br />

Intendanz begann“, erinnert sich Elly<br />

Altegoer an die Zeit, als der ehemalige<br />

Bochumer Intendant noch in der Gästewohnung<br />

„Villa Wahnsinn“ wohnte.<br />

„Wenn er morgens mal nicht reinkam,<br />

hat er sich extra telefonisch abgemeldet.“<br />

Er wusste wohl, was er an seiner Elly<br />

hatte, die ihm bei jeder Premiere einen<br />

Glückspfennig in die Tasche steckte und<br />

– wo nötig – auch mal eine Kerze für ihn<br />

anzündete. Dass Hartmann nach Zürich<br />

gezogen ist, nimmt sie ihm immer noch<br />

BOCHUM SPEZIAL<br />

— Hinter dem abgewetzten Verkaufstresen fühlt<br />

Elly Altegoer sich zu Hause. Sie ist die Kommunikationszentrale<br />

des Bochumer Stadtteils Ehrenfeld.<br />

ein bisschen krumm. Aber sein Nachfolger<br />

Elmar Goerden wohnt ebenfalls gleich<br />

um die Ecke. „Der Elmar ist auch sehr<br />

nett“, schiebt Elly Altegoer schnell nach.<br />

Beim alljährlichen Sommerfest in Ellys<br />

Laden backe er immer die Reibekuchen.<br />

Für einen guten Zweck, versteht sich,<br />

„wir sind hier eine kleine Sozialstation.“<br />

| Sekt mit Herbert<br />

Das ehrliche Interesse der Elly Altegoer<br />

führen in Zeiten ungeduldiger Kassiererinnen<br />

Menschen aus dem ganzen Stadtteil<br />

Ehrenfeld immer wieder in das Lädchen<br />

an der Königsallee, darunter auch solche,<br />

die so berühmt geworden sind wie Herbert<br />

Grönemeyer. Von ihren Begegnungen<br />

mit der gebürtigen Bochumerin zeugen<br />

gerahmte Fotos im linken Teil von<br />

Ellys Laden, wo es Schreibwaren und<br />

„Schnuckerkram“ gibt. „Als der Herbert<br />

vor zwei Jahren an Heiligabend auf einmal<br />

in meinem Laden stand, sagte er:<br />

Elly, du hast dich überhaupt nicht verändert.“<br />

Dabei hatten die beiden sich dreißig<br />

Jahre lang nicht gesehen. Mit einem<br />

Gläschen Sekt standen sie dann zwischen<br />

Dosen mit sauren Schnullern, Papierwaren<br />

und Geschenkartikeln und plauderten<br />

über alte Zeiten. „Mein Vater hat bei Grönemeyers<br />

immer den Garten gemacht.“<br />

Als Herbert dann berühmt wurde, kam<br />

er nur noch selten. „Aber seine Mutter,<br />

die wohnt noch in der Arnikastraße.“<br />

Zum 30-jährigen Geschäftsjubiläum<br />

hat Armin Rohde, ebenfalls prominenter<br />

Kunde von Elly Altegoer, ihr per Urkunde<br />

den Titel „Rakete von Ehrenfeld“ verliehen.<br />

Recht hat er: Sie ist die Kommunikationszentrale<br />

des Stadtteils. Ihre Antennen<br />

sind stets auf Empfang, sie genießt<br />

das ständige Kommen und Gehen, das<br />

gemeinsame Lachen und Mutmachen.<br />

„Morgens zum Kaffeetrinken kommen<br />

immer dieselben Leute. Die stehen sogar<br />

zwanzig Minuten früher auf, um sich<br />

hier zu treffen. Von mir kriegen sie dann<br />

noch einen Kombucha.“ Wer’s alleine<br />

nicht mehr zu Ellys Laden schafft, den<br />

holt sie persönlich. Kein Wunder, dass<br />

ihre Kunden mit allen Mitteln versuchen,<br />

sie hier zu halten. Was sie bei Elly bekommen,<br />

gibt es eben nicht an jeder<br />

Tankstelle. ● mb<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 47


BOCHUM SPEZIAL<br />

Begehen oder erfahren<br />

Auch wenn Heerscharen von<br />

Spaziergängern, Radlern, Joggern<br />

und Inline-Skatern einen<br />

anderen Eindruck vermitteln:<br />

Der Kemnader Stausee ist<br />

nicht das einzige Ausflugsziel<br />

in Bochum. Schon wenige<br />

Meter entfernt von der Rennstrecke<br />

rund um den See wird<br />

der Leinpfad schmaler und<br />

holpriger und die Landschaft<br />

idyllischer. Ebenso empfehlenswert<br />

ist es, von der <strong>Ruhr</strong>-Universität<br />

abwärts ins Lottental<br />

zu wandern oder einen Ausflug<br />

in den Botanischen Garten<br />

der Uni zu unternehmen.<br />

In traumhafter Lage hoch über<br />

dem Stausee thront der Bochumer<br />

Golfplatz – nicht nur<br />

geeignet zum Putten und Pit-<br />

48 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Das grüne Bochum<br />

chen, sondern auch als Ausgangspunkt<br />

für Wanderungen.<br />

Ein schönes Waldgebiet<br />

mit Spazierwegen und Wildgehege<br />

ist das Weitmarer Holz,<br />

das sich von Bochum-Weitmar<br />

nach Bochum-Linden erstreckt.<br />

In Weitmar liegt ein kleiner<br />

— Herbst-Impressionen vom Kemnader Stausee (links und rechts unten) und aus<br />

dem Botanischen Garten (oben); nostalgisch: eine Fahrt mit der <strong>Ruhr</strong>talbahn<br />

— Treppen steigen lohnt sich: schöner Rundumblick vom Bismarckturm<br />

Schlosspark mit jahrhundertealten<br />

Bäumen und Schlossruine.<br />

Mit dem Fahrrad oder zu<br />

Fuß gelangt man von dort aus<br />

über eine ehemalige Bahntrasse<br />

zum Bahnhof Dahlhausen.<br />

Hier lohnt ein Abstecher zum<br />

Eisenbahnmuseum Dahlhausen<br />

mit seiner beeindruckenden<br />

Fahrzeugsammlung oder eine<br />

Fahrt mit der nostalgischen<br />

<strong>Ruhr</strong>talbahn (Info: www.eisenbahnmuseum-bochum.de).<br />

Die Innenstadt bezaubert<br />

mit dem 1876 im Stil eines<br />

englischen Gartens angelegten<br />

Stadtpark, der zu jeder<br />

Jahreszeit seinen Reiz hat.<br />

Ebenfalls zentral gelegen: der<br />

Westpark. Während die Jahrhunderthalle<br />

Kulturerlebnisse<br />

unterschiedlichster Art bietet,<br />

lädt das ehemalige Krupp-Gelände<br />

mit Radwegen, Wiesen<br />

und der kürzlich eröffneten<br />

Wasserwelt zur Erholung ein.<br />

Radeln kann man von hier<br />

aus bequem zum Industriedenkmal<br />

„Zeche Hannover“<br />

mit dem Kinderbergwerk<br />

„Zeche Knirps“. ● mb<br />

— Viel sattes Grün in der City<br />

bietet der Bochumer Stadtpark.<br />

Reservieren Sie sich den besten Platz.<br />

Vorne links.<br />

Das neue C-Klasse T-Modell. Jetzt Probe fahren.<br />

Steigen Sie in das neue C-Klasse T-Modell und machen Sie<br />

die Straße zur Bühne. Denn es bietet nicht nur einen beeindruckend<br />

großen Laderaum, sondern auch ausgesprochen<br />

viel Fahrvergnügen zwischen dem Be- und Entladen.<br />

Erleben Sie jetzt Fahrkultur in großem Stil und vereinbaren<br />

Sie eine Probefahrt. Kraftstoffverbrauch kombiniert von<br />

6,0 bis 10,2 l/100 km, CO 2-Emission kombiniert:<br />

von 157 bis 242 g/km.*<br />

* Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen<br />

den verschiedenen Fahrzeugtypen.<br />

Center Bochum<br />

Universitätsstraße 44 – 46<br />

02 34/3 18-0<br />

Center Essen<br />

Altendorfer Straße 44<br />

0201/20 65-0<br />

14 Center<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

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LUEG<br />

Wir begeistern Menschen


BOCHUM SPEZIAL<br />

Bummel in Bochum<br />

„Gehse inne Stadt ...“<br />

Der rote Teppich ist jetzt ausgerollt und geleitet Bochumer<br />

und ihre Gäste vom frisch renovierten Hauptbahnhof aus<br />

geradewegs in die Fußgängerzone.<br />

Die Huestraße führt direkt ins<br />

„Quartier“, wo sich kleine<br />

Boutiquen mit Mode, Schuhen,<br />

Taschen, Wäsche und<br />

Accessoires niedergelassen haben.<br />

Am entgegen gesetzten<br />

Ende der Fußgängerzone, im<br />

ehemaligen Gerberviertel,<br />

befindet sich die Bochumer<br />

„Wohnmeile“: In Möbelhäusern<br />

wie „Blennemann“ und<br />

„Die Einrichter.home“, einem<br />

Leuchtengeschäft, einem gut<br />

sortierten Haushaltwarengeschäft<br />

und Dickerhoffs „Design<br />

+ Handwerk“ findet man viele<br />

schöne Dinge zum Wohnen<br />

und Wohlfühlen. Zwischen<br />

nördlicher und südlicher Innenstadt<br />

liegen das große,<br />

1827 eröffnete Modehaus<br />

50 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Baltz, das denkmalgeschützte<br />

Kortumhaus – inzwischen leider<br />

kein Kaufhaus mehr – und<br />

die Einkaufszentren Drehscheibe<br />

und City-Point.<br />

Appetit bekommen? Im<br />

„Alten Brauhaus Rietkötter“,<br />

dem ältesten erhaltenen Wohnhaus<br />

der Bochumer Innenstadt,<br />

lässt es sich in gepflegter<br />

Tradition speisen. Zum neudeutschen<br />

„Business Lunch“<br />

treffen sich Geschäftsleute<br />

gern im „Living Room“. Wer<br />

weniger Zeit und Geld zur<br />

Verfügung hat, ist mit einem<br />

kleinen Imbiss gut bedient.<br />

„Gehse inne Stadt, wat macht<br />

dich da satt – ‘ne Currywurst“,<br />

empfiehlt Herbert<br />

Grönemeyer. Dabei meint er<br />

— Einkaufen vor historischer Fassade: das Kortumhaus an der gleichnamigen Straße<br />

gewiss „die Echte“ von Dönninghaus,<br />

die man in Bochum<br />

seit Generationen verputzt.<br />

„Mittlerweile liefern wir auch<br />

nach Sylt, Stuttgart und München“,<br />

berichtet Geschäftsführer<br />

Dirk Schulz, dessen Großvater<br />

das Unternehmen vor<br />

— Ein junges Geschäft in der Nähe des Schauspielhauses: Wohnbar<br />

Jedes Jahr wieder die gleiche Frage: Was verschenke ich zu Weihnachten?<br />

Verschenken Sie doch Erinnerungen.<br />

Wir digitalisieren in unserem Filmstudio Ihre Super 8, Videofilme und Dias<br />

in bester Bild- und Tonqualität auf DVD.<br />

Sie erreichen uns im Internet unter www.gandermedia.eu oder per<br />

Telefon unter: 0208 / 30 43 950<br />

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GanderMEDIA-Die Filmmanufaktur<br />

ist eine Film-, TV- und Multimedia Produktion mit Sitz in Mülheim an der <strong>Ruhr</strong><br />

BOCHUM SPEZIAL<br />

— Bochum bietet beides: gepflegte Gastlichkeit, zum Beispiel im Alten Brauhaus Rietkötter, und lebendiges Sehen-und-gesehen-werden im Bermuda3eck.<br />

rund 70 Jahren gegründet und<br />

die Rezeptur für die Kultwurst<br />

samt Soße kreiert hat. 2007<br />

gab es dafür von der Deutschen<br />

Lebensmittelgesellschaft<br />

die Goldmedaille. Klasse trotz<br />

Masse: 40.000 bis 50.000<br />

Würste und 300 bis 400 Liter<br />

Currysoße produziert Dirk<br />

Schulz mit seinem Team allwöchentlich.<br />

Wer es etwas leichter mag,<br />

dem sei die „Aubergine“ in der<br />

Nähe des Bochumer Schauspielhauses<br />

empfohlen: mediterrane<br />

Kost in geschmackvollem<br />

Ambiente, dazu ein<br />

schönes Glas Wein. Zu fortgeschrittener<br />

Stunde treffen sich<br />

hier Theaterleute und Theaterfreunde.<br />

Der Stadtteil Ehrenfeld<br />

rund um das Schauspiel-<br />

haus wird langsam, aber sicher<br />

vom Geheimtipp zum Szeneviertel.<br />

Hier gibt es – in gebührendem<br />

Abstand zur Kneipenmeile<br />

„Bermuda3eck“ –<br />

Gastronomiebetriebe mit Charakter<br />

(Orlando, Freibad) und<br />

neuerdings auch ein paar kleine<br />

Geschäfte, die sich mit originellen<br />

Konzepten von der<br />

Masse abheben: „Stückgut“ in<br />

— Erfolgreicher „Herr der Würste“: Dönninghaus-Chef Dirk Schulz macht Currywurst nach Großvaters Rezeptur.<br />

der Königsallee führt Modedesign<br />

aus dem <strong>Ruhr</strong>gebiet;<br />

Wohnkultur, Kunst und Handwerk<br />

offeriert gleich um die<br />

Ecke die „Wohnbar“. Wer seinen<br />

Schmuck selbst gestalten<br />

möchte, findet in der „Perle“<br />

eine reiche Auswahl an Materialien,<br />

und das „Meilenweit“<br />

versorgt Reiseradler mit der<br />

passenden Ausstattung. ● mb<br />

Riesig einkaufen<br />

... kann man auch außerhalb<br />

der Bochumer City. Der<br />

<strong>Ruhr</strong>-Park in Bochum-Werne,<br />

Deutschlands größtes Einkaufszentrum,<br />

liegt unmittelbar<br />

an der A 40 und ist auch<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

gut zu erreichen. Der 9.<br />

Dezember ist ein verkaufsoffener<br />

Sonntag: 13 bis 18 Uhr.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 51


SPRACHE<br />

Im Land der Wollgrenze<br />

52 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Das <strong>Ruhr</strong>gebiet und seine Sprachen<br />

In Dortmund sacht man „woll“, nicht wahr – aba in Bochum nich, ne? Wie kommt dat?<br />

Über den Verlauf der „Wollgrenze“, über langlebige, ressentimentgeladene Klischees von<br />

der <strong>Ruhr</strong>-Sprache und über die korrekte Aussprache von „Gelsenkiachen“ unterhielten<br />

wir uns mit dem Bochumer Experten Prof. Heinz H. Menge.<br />

— Stadtgrenze in Somborn: Kopfstein ist typisch<br />

Bochum. Rechts Dortmund und damit Woll-Gebiet.<br />

Auch eine Art, sich jünger zu<br />

machen: Am Telefon klingt<br />

der Professor nach etwa fünfzig<br />

Lebensjahren. In Wahrheit<br />

ist er 63. Aber er spricht mit<br />

deutlichem <strong>Ruhr</strong>-Akzent. Das<br />

ist, wie er bestätigt, eher ungewöhnlich<br />

für einen Akademiker<br />

seines Alters. Solch selbstbewusstes<br />

Wechseln vom<br />

Hochdeutschen in die Umgangssprache<br />

leisten sich meist<br />

nur Bildungsbürger, die mindestens<br />

zehn Jahre jünger sind<br />

als Menge. Sie formten ihre<br />

Sprachgewohnheiten zu Zeiten,<br />

da man das Idiom nicht<br />

mehr so drastisch wie einst<br />

stigmatisierte: als Proletendeutsch<br />

mit falscher Aussprache,<br />

verstümmelter Grammatik<br />

und fremden Einsprengseln.<br />

| Sag Gelsenkirchen<br />

Heinz Menge ist Germanist<br />

und als solcher fokussiert auf<br />

linguistische und mediävistische<br />

Themen. <strong>Ruhr</strong>deutsch ist<br />

sein wissenschaftliches Hobby.<br />

Gelernt hat er es von der Pike<br />

auf: geboren in Herten, zur<br />

Schule gegangen in Recklinghausen,<br />

1965 als Pionier-Student<br />

an der Bochumer RUB<br />

immatrikuliert. Dass die Erziehung<br />

zum Hochdeutschen bei<br />

ihm nicht in aller Konsequenz<br />

gewirkt hatte, merkte Menge<br />

so recht bei seinen vielen<br />

beruflichen Auslands-Aufenthalten.<br />

„Heinz, sag’ mal Gelsenkirchen“,<br />

frozzelten ihn<br />

Schweizer Kollegen, und wenn<br />

er es dann tat, „lachte alles“.<br />

Menge aber fragte sich: Worüber<br />

lachen die eigentlich?<br />

Gängige Erklärung sei damals<br />

das fehlende „r“ in der<br />

Aussprache gewesen, sagt<br />

Menge. Aber wer nördlich des<br />

Mains sprach denn „Gelsenkirrrrchen“<br />

überhaupt noch<br />

mit bühnenreif gerolltem „r“?<br />

Tatsächlich, überlegte Menge,<br />

ist der gelängte Kurzvokal vor<br />

dem verschwundenen „r“ die<br />

<strong>Ruhr</strong>-Spezialität, wobei das „r“<br />

durch einen kurzen „e“- oder<br />

„a“-Laut ersetzt wird: Statt<br />

eines knappen „Kurs“, „Kerl“<br />

oder „Kirchen“ hört man dann<br />

„Kuues“, „Keeal“ oder eben<br />

„Gelsenkiiachen“. Und das<br />

klang für die Schweizer komisch.<br />

Heinz Menge meint, dass<br />

es eigentlich nicht viel ist, was<br />

das <strong>Ruhr</strong>deutsche in der Aussprache<br />

vom Hochdeutschen<br />

unterscheidet: Das fehlende<br />

„r“, die langen Vokale, wo sie<br />

nicht hingehören, ebenso die<br />

kurzen (wie in „Omma“ statt<br />

„Oma“). Und natürlich „dat<br />

und wat“. Dazu kommen<br />

grammatikalische Eigenwilligkeiten<br />

wie die Verlaufsform<br />

(„et is am reechnen“), die<br />

Possessivkonstruktion „unser<br />

Omma ihr Häusken“, das<br />

„nach“ statt „zu“ („nach Aldi<br />

gehen“), Zusammenziehungen<br />

(„kumma“) und nicht zuletzt<br />

die falsche Verwendung von<br />

Dativ und Akkusativ („im Bett<br />

gehen“). Gerade das Letztere,<br />

so Menge, habe früher als<br />

sprachliche Todsünde gegolten,<br />

als Beweis für die bodenlose<br />

Dummheit des Sprechers,<br />

mindestens aber dafür, dass<br />

Deutsch an der <strong>Ruhr</strong> durch<br />

eine ungebildete, entwurzelte,<br />

oft fremdsprachige Industriearbeiterschaft<br />

zu einer Art „Pidgin“<br />

verstümmelt worden sei.<br />

| Wo der Mottek hängt<br />

Da ist wenig Wahres dran. Der<br />

bis heute vielzitierte polnische<br />

Einfluss auf die Sprache an der<br />

<strong>Ruhr</strong> zum Beispiel hat praktisch<br />

nicht stattgefunden, sagt<br />

Heinz Menge. Daran ändert<br />

auch der unweigerlich genannte<br />

„Mottek“ (Hammer) nichts.<br />

Warum auch, so Menge, hätten<br />

die Deutschen an der <strong>Ruhr</strong><br />

polnische Spracheigenheiten<br />

übernehmen sollen? Das passiere<br />

nur, wenn die zugewanderte<br />

Sprachgruppe ein hohes<br />

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SPRACHE<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 53


SPRACHE<br />

Prestige habe. Die „Pollacken“<br />

aber wurden damals mindestens<br />

so skeptisch betrachtet<br />

wie später die Türken, und wo<br />

man ihre Ausdrucksweise imitierte,<br />

machte man sich über<br />

sie lustig: Polen fingen Sätze<br />

halt oft mit dem Verb an, wie<br />

in ihrer eigenen Sprache, sie<br />

ließen den Artikel weg, weil<br />

sie ihn nicht kannten, und sie<br />

streuten mal ein polnisches<br />

Wort ein. Das haben Deutsche<br />

dann nachgeäfft: „Hab ich genommen<br />

Mottek und…“ Aber<br />

sprachprägend war das Polnische<br />

so wenig wie heute das<br />

Türkische. Kuckstu…<br />

In Wahrheit ist <strong>Ruhr</strong>deutsch<br />

sehr bodenständig; fast alle<br />

seine Merkmale sind auf das<br />

früher allgegenwärtige Platt<br />

zurückzuführen, sagt Heinz<br />

Menge. Das gilt für „dat“ und<br />

„wat“, und gerade auch für die<br />

Vertauschung von Dativ und<br />

Akkusativ. Im Niederdeutschen<br />

gibt es dafür nur einen „Einheitskasus“;<br />

Schwierigkeiten<br />

mit dem Hochdeutschen sind<br />

programmiert. Trotzdem setzten<br />

Lehrer um 1900 gerade<br />

diese Eigenheit nahezu mit<br />

Schwachsinn gleich – in den<br />

wachsenden Städten des <strong>Ruhr</strong>gebiets<br />

vermutlich rigoroser<br />

als auf dem Land, weil sie sich<br />

der Wurzeln der Alltagssprache<br />

weniger bewusst waren.<br />

| Das Platt weggebügelt<br />

Die Lehrer setzten alles daran,<br />

den Kindern ihr heimatliches<br />

Platt vollständig auszutreiben.<br />

Die moderne Vorstellung, verschiedene<br />

sprachliche „Register“<br />

für unterschiedliche Gelegenheiten<br />

zu verwenden, war<br />

ihnen völlig fremd. Platt ist<br />

denn auch seit Jahrzehnten<br />

praktisch ausgestorben. Weil<br />

die Leute gedrängt wurden,<br />

auch im Alltag „richtig“ zu<br />

sprechen, obwohl die hochdeutsche<br />

Prägung durch eine<br />

Volksschulkarriere sicher nicht<br />

54 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Dat muss auch Spässken bringen:<br />

Professor Heinz H. Menge ist die Lust<br />

am <strong>Ruhr</strong>deutschen anzusehen.<br />

vollständig sein konnte, entstand<br />

erst recht jene Mischform,<br />

die als typisch „ruhrdeutsch“<br />

empfunden wird. So<br />

gesehen, meint Heinz Menge,<br />

seien die bildungsbeflissenen<br />

Lehrer selbst für das Entstehen<br />

jener Sprache verantwortlich,<br />

die sie dann jahrzehntelang so<br />

verteufelten.<br />

Warum aber hat gerade das<br />

<strong>Ruhr</strong>deutsche einen so hartnäckig<br />

schlechten Ruf? Das sei<br />

eine sehr schwierige Frage,<br />

sagt Menge. Von der besonders<br />

„verdächtigen“ Vertauschung<br />

von Dativ und Akkusativ abgesehen,<br />

spiele wohl das Image<br />

der Region eine große Rolle bei<br />

der Bewertung des jeweiligen<br />

Dialekts. Sächsisch, zum Beispiel,<br />

rangiere bei Umfragen<br />

seit langer Zeit ganz unten in<br />

der Beliebtheitsskala. Wer nun<br />

eilfertig meint, das sei bei dem<br />

Klang auch kein Wunder, sollte<br />

sich hüten: „Sächsisch war<br />

einmal durchaus prestigeträchtig“,<br />

erklärt Menge, „das hat<br />

sich erst gedreht, als Sachsen<br />

sich zum Industriegebiet entwickelte.“<br />

So ähnlich muss es<br />

an der <strong>Ruhr</strong> gewesen sein:<br />

Was die zusammengewürfelte<br />

Masse ungebildeter Arbeiter<br />

im dreckigen Schmelztiegel<br />

spricht, das kann eben nichts<br />

sein.<br />

Als sich die ersten Forscher<br />

über das sprechende <strong>Ruhr</strong>volk<br />

beugten, taten sie das mit unglaublicher<br />

Arroganz. Da wurden<br />

als Beispiel für Bergarbeitersprache<br />

sogar Schriftproben<br />

eingewanderter Polen benutzt,<br />

die prompt als Belege für geistige<br />

Beschränktheit gewertet<br />

wurden. Dabei hatten die Polen<br />

ihr Deutsch auf einleuchtende<br />

Weise „phonetisch“ ge-<br />

schrieben – so, wie heutzutage<br />

Erstklässler schreiben dürfen.<br />

Gern hielt man dem <strong>Ruhr</strong>menschen<br />

auch die begrenzte Zahl<br />

jiddischer Wörter in ihrem<br />

Sprachschatz vor: „Maloche“,<br />

„Tinnef“ oder „Achiele“ (das<br />

Essen) galten natürlich spätestens<br />

nach 1933 als Beweise für<br />

die Verderbtheit der politisch<br />

ohnedies zweifelhaften <strong>Ruhr</strong>arbeiter.<br />

| Mamma somma komm<br />

Seit den siebziger Jahren gab<br />

es eine neue Welle des wissenschaftlichen<br />

Interesses am<br />

<strong>Ruhr</strong>deutschen, wobei die Fragestellung<br />

ganz im Geist der<br />

Zeit meist auf die mögliche<br />

soziale Benachteiligung der<br />

Dialektsprecher zielte. Das<br />

Thema ist bis heute nicht vom<br />

Tisch. Auch <strong>Ruhr</strong>deutsch-<br />

Freund Menge ist keineswegs<br />

der Ansicht, nun solle jedes<br />

Kind einfach so sprechen, wie<br />

ihm der Schnabel gewachsen<br />

ist. Wer etwa im Vorstellungsgespräch<br />

seinen möglichen<br />

Arbeitgeber mit „Könnsema...“<br />

um nähere Stellenbeschreibung<br />

bitte, der habe bei anspruchsvolleren<br />

Jobs eher schlechte<br />

— Professor Menge und eine Sprachkarte über die Verbreitung von „ne“, „woll“ und anderen „nicht wahr“-Variationen.<br />

Karten.<br />

Ein derber<br />

<strong>Ruhr</strong>-Akzent in<br />

solcher Situation<br />

gibt nach wie vor<br />

Anlass zu Zweifeln an der<br />

Qualifikation des Kandidaten.<br />

„Mach mich ma’n Pils“ an der<br />

Theke ist in Ordnung, wenn es<br />

nicht gekünstelt ist. Aber beim<br />

Kundengespräch sollte allenfalls<br />

eine Spur von <strong>Ruhr</strong> mitklingen.<br />

Es scheint jedoch,<br />

dass <strong>Ruhr</strong>deutsch Sprechende<br />

zunehmend über die Fähigkeit<br />

verfügen, sich dem Hochdeutschen<br />

situationsgerecht mehr<br />

oder minder anzunähern; die<br />

„schlimmsten“ Fehler wie<br />

Dativ- und Akkusativverwechslung<br />

sind auf dem Rückzug.<br />

Es sind Untersuchungen<br />

zum Thema erschienen, so<br />

hochgelehrt, da kannze nur<br />

mitti Ohren schlackern – über<br />

die „Klitisierung von Pronomina<br />

und Artikelformen im<br />

<strong>Ruhr</strong>deutschen“ und ihre<br />

„prosodisch-phonetischen<br />

Eigenschaften“ zum Beispiel.<br />

Es geht dabei, wenn wir recht<br />

verstehen, um unsere ausgeprägte<br />

Neigung, gewisse Wortteile<br />

zu verschleifen und verschlucken,<br />

bis hin zu Extremen<br />

wie „Samma Mamma<br />

somma komm’“ („Sag mal<br />

der Mama, sie solle mal kommen.“)<br />

Die Arbeit ist vor einigen<br />

Jahren entstanden – in<br />

Köln. Den Eindruck, dass<br />

das Thema bei uns „vor Ort“<br />

an Schwung verloren habe,<br />

bestätigt Heinz Menge: Im<br />

Vergleich sei die regionale<br />

Sprachforschung im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

schwach etabliert, und in letzter<br />

Zeit fehle es an Geld –<br />

„obwohl die Studierenden sehr<br />

großes Interesse zeigen“. Und<br />

obwohl, so könnte man hinzufügen,<br />

der bewusste Umgang<br />

mit dem <strong>Ruhr</strong>deutschen auch<br />

einen wachsenden Stolz auf<br />

die Region und ihre Sprache<br />

verrät.<br />

| Krauses Bäumchen<br />

Untersuchungen aber sind aufwändig,<br />

zumal das Idiom zwischen<br />

Dortmund und Duisburg<br />

keinesfalls einheitlich ist. Gerade<br />

die Verwurzelung im alten<br />

Platt hat zur Folge, dass es<br />

ganz kleinräumige Unterschiede<br />

gibt. Das trifft auch auf die<br />

„Wollgrenze“ zu. Eigentlich<br />

verläuft die alte Sprachgrenze<br />

zwischen westfälischer und<br />

niederfränkischer Mundart bei<br />

Essen grob nordsüdlich durchs<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet. Und „woll“ für<br />

„nicht wahr“ ist eine Eigenheit,<br />

die sich in einem relativ<br />

kleinen, südwestlichen Grenz-<br />

gebiet Westfalens findet. Also<br />

müsste die Wollgrenze eigentlich<br />

auch bei Essen verlaufen.<br />

Tut sie aber nicht.<br />

Eher ist sie zwischen Bochum<br />

und Dortmund zu vermuten.<br />

Warum? Weiß man<br />

nicht. Das seien eben, sagt<br />

Menge, diese typisch kleinräumigen<br />

Sprachunterschiede.<br />

Auch der genaue Verlauf der<br />

Wollgrenze sei nicht etabliert.<br />

Dass sie den zwischen Bochum<br />

und Dortmund zweigeteilten<br />

Vorort Somborn exakt<br />

durchschneidet, wie unser Bild<br />

suggeriert, wird man kaum<br />

annehmen können. Irgendwo<br />

zwischen Lütgendortmund<br />

und Langendreer? So ungefähr.<br />

Wie die Grenze weiter verläuft?<br />

Witten sagt „woll“, Hattingen<br />

„ne“, so viel ist klar.<br />

Aber auf welcher Seite Castrop<br />

im Norden liegt, ist schon<br />

zweifelhaft. Und wie sich das<br />

„woll“ weiter entwickelt, liegt<br />

auch im Nebel. In Dortmund,<br />

glaubt Menge, sei es auf dem<br />

Rückzug, „aber in Schwerte<br />

lebt es fröhlich weiter. Warum,<br />

SPRACHE<br />

— Die Wollgrenze aufs gestalterische<br />

Geratewohl: In Wahrheit ist ihr Verlauf<br />

im Norden und Süden ungewiss.<br />

das ist schwer<br />

zu sagen.“ Um solch<br />

kleinräumige Sprachgewohnheiten<br />

zu dokumentieren,<br />

müssten<br />

Studenten ausschwärmen,<br />

„da muss man an<br />

die Türen und Zäune“, sagt<br />

der Professor, „und zum Beispiel<br />

die Kleingärtner interviewen.“<br />

So könnte man auch<br />

die vielen nur ganz lokal bekannten<br />

Ausdrücke katalogisieren,<br />

die populäre „<strong>Ruhr</strong>-Wörterbücher“<br />

leider oft in einem<br />

Wust kurzlebiger Wendungen<br />

aus dem Jugendjargon verstecken.<br />

Mit der <strong>Ruhr</strong>sprache ist<br />

die Wissenschaft also „noch<br />

lange nich am Krausen Bäumchen“<br />

(wie Essener sagen).<br />

Ein Forschungsinstitut zur<br />

Geschichte und Entwicklung<br />

der <strong>Ruhr</strong>gebietssprache – wäre<br />

das nicht was für die „Kulturhauptstadt“?<br />

Für die „<strong>Ruhr</strong><br />

2010 GmbH“? Die regionalen<br />

Sponsoren? Hallo? Hallo!<br />

„Hallo“, sagte einst in<br />

Essen der Straßenbahnfahrer,<br />

schloss die Tür und rauschte<br />

dem keuchenden Fahrgast vor<br />

der Nase weg, „Hallo is in<br />

Stoppenberch!“ Aber das muss<br />

ja nicht die letzte Bahn gewesen<br />

sein. Und eine Kulturhauptstadt,<br />

die nichts von<br />

ihrer eigenen, einzigartigen<br />

Sprache wissen will, wäre<br />

schon irgendwie komisch, ne?<br />

● -na<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 55


PORTRÄT<br />

56 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— „Wir sind die Konzertreihe<br />

der Zukunft“. Claudius Tanski<br />

ist überzeugt vom Konzept der<br />

Zollverein-Konzerte.<br />

— Fünf Hallen stehen für die Zollverein-<br />

Konzerte zur Verfügung, und jede<br />

einzelne bietet eine einzigartige Akustik.<br />

PORTRÄT<br />

Claudius Tanski<br />

Der Impresario von Zollverein<br />

Hartnäckig war Claudius Tanski schon als Sechsjähriger. Damals leierte er sei-<br />

nen Eltern den ersten Flügel seines Lebens aus den Rippen. Nun ist der Wunder-<br />

knabe, der mit 14 Jahren ein Klavierstudium an der Folkwang Hochschule in<br />

Essen begann, schon eine Weile erwachsen; doch die Fähigkeit, Menschen für<br />

seine Ideen zu begeistern, hat er sich bewahrt. Diesem Talent ist es zu verdan-<br />

ken, dass die kleine, extravagante Reihe der Zollverein Konzerte soeben ihr<br />

zehntes <strong>Jubiläum</strong> feiern konnte.<br />

| Ideen würfeln<br />

Tanski, geboren 1959 in Essen, ist ein<br />

vielfach ausgezeichneter, international<br />

renommierter Pianist. Seit 1988 unterrichtet<br />

er am „Mozarteum“, der berühmten<br />

Hochschule für Musik und darstellende<br />

Kunst in Salzburg. Seit 1997 gestaltet<br />

er zudem als Künstlerischer Leiter das<br />

Programm der Zollverein Konzerte auf<br />

dem Gelände des Essener Weltkulturerbes.<br />

Weit über 100 Aufführungen – vom<br />

Soloabend bis zum philharmonischen<br />

Konzert – hat er im Laufe der Jahre mit<br />

kleinem Budget und großem Engagement<br />

auf die Beine gestellt. Mittlerweile sind es<br />

20 pro Jahr. „Wir sind die Konzertreihe<br />

der Zukunft“, verkündet Tanski selbstbewusst,<br />

aber ohne Arroganz.<br />

Mit einem Anruf eines Freundes, des<br />

inzwischen verstorbenen Galeristen Jochen<br />

Krüper, fing 1996 alles an. Krüper,<br />

der damals schon sein Quartier in Halle 6<br />

auf Zollverein bezogen hatte, fragte: „Sag<br />

mal, wollen wir dort was mit Musik<br />

machen? Du kennst dich doch aus.“ Tanski<br />

hatte zu dem Zeitpunkt keinerlei Erfahrung<br />

als Intendant und sagte dennoch Ja.<br />

„Wir haben dann Ideen gewürfelt.“ Herausgekommen<br />

ist eine Mischung aus Klassik,<br />

Weltmusik und Jazz, die Experimente<br />

wagt und das Publikum begeistert.<br />

Gern erinnert sich Tanski an das erste<br />

Konzert am 5. September 1997 mit zwölf<br />

Cellisten der Berliner Philharmoniker.<br />

Auch andere Aufführungen gingen in die<br />

Geschichte des Weltkulturerbes ein, zum<br />

Beispiel 2002 die Open Air Stummfilmvorführung<br />

des „Panzerkreuzer Potemkin“<br />

mit der Staatskapelle Weimar oder<br />

die Freiluft-Aufführung von Fritz Langs<br />

„Metropolis“ unter dem Förderturm, musiziert<br />

von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes<br />

Staub aufgewirbelt hat der Argentinier<br />

Dino Saluzzi mit seinem Bandoneon, der<br />

noch vor dem Umbau der Kohlenwäsche<br />

dort gastierte. „Das war ein ganz besonderes<br />

Publikum: fast alles Bandoneon-<br />

Spieler“, erinnert sich Tanski.<br />

| Von Brendel bis Niedecken<br />

So unterschiedlich wie die Zuhörer sind<br />

die Musiker: 2007 marschierte das Ausbildungsmusikkorps<br />

der Bundeswehr<br />

übers Gelände, um im Salzlager der Kokerei<br />

gemeinsam mit dem Orchester der<br />

Folkwang Hochschule die Oper „Le Prophète“<br />

in ihrer ursprünglichen Fassung<br />

uraufzuführen. Erst kurz zuvor hatte<br />

man noch Teile des Werkes entdeckt. Mit<br />

seinen Beziehungen zur internationalen<br />

Musikszene gelingt es Tanski immer wieder,<br />

Weltstars für Konzerte auf Zollverein<br />

zu gewinnen. So seinen früheren Lehrer,<br />

den Pianisten Alfred Brendel, den Saxophon-Virtuosen<br />

Jan Garbarek, den BAP-<br />

Frontmann Wolfgang Niedecken, die in<br />

Bayreuth berühmt gewordene Mezzosopranistin<br />

Waltraud Meier und erst jüngst<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 57


PORTRÄT<br />

— Freiluft-Aufführung unterm Förderturm: Fritz Langs „Metropolis“, musiziert von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, begeisterte 2002 das Publikum.<br />

die gefeierte Bratschistin Tabea Zimmermann<br />

– übrigens Ehefrau von Steven<br />

Sloane.<br />

Üppige Gagen sind es nicht, die diese<br />

und andere namhafte Künstler dem Ruf<br />

nach Zollverein folgen lassen; es ist der<br />

genius loci in Verbindungen mit Tanskis<br />

ansteckendem Idealismus. Diese Tugend<br />

sei übrigens typisch für das <strong>Ruhr</strong>gebiet,<br />

meint Tanski: „Hier zählen Risiko- und<br />

Leistungsbereitschaft.“ Salzburg, wo Tanski<br />

mit seiner Familie lebt, ist da etwas<br />

58 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

anders: Die Stadt sei „wie ein Museum,<br />

mit wenig Platz für Innovationen.“ Dankbar<br />

kann der gebürtige Essener Salzburg<br />

trotzdem sein: Im Studium hat er dort<br />

in der „langweiligsten Vorlesung“ seine<br />

schweizerische Ehefrau kennen gelernt,<br />

die heute ebenfalls am Mozarteum Klavier<br />

unterrichtet. Die beiden haben zwei<br />

musikalische Kinder, Elena (15) und Adrian<br />

(19), und auch sie haben bereits mehrere<br />

Zollverein-Abende gestaltet. Wenn<br />

es nach dem Vater geht, machen sie die<br />

— Nicht selten ist der mehrfach ausgezeichnete Pianist auf Zollverein selbst auf der Bühne zu erleben.<br />

Musik aber nicht zu ihrem Hauptberuf.<br />

Immer kämpfen müssen, um seinen Lebensunterhalt<br />

zu bestreiten – das sei<br />

„furchtbar“.<br />

| Heimat<br />

Obwohl Claudius Tanski nur alle zwei<br />

Wochen ein paar Tage in seiner Heimat<br />

verbringt, fühlt er sich dem Ruhgebiet<br />

eng verbunden. Die Mutter, Kind ostpreußischer<br />

Einwanderer, ist auf Essens<br />

Margarethenhöhe aufgewachsen. Für<br />

Tanski ist die Vergangenheit mit Kohle<br />

und Stahl nicht negativ besetzt. „Die<br />

Leute waren Teil einer großen Familie“,<br />

sagt er und verweist auf die Kruppsche<br />

Sozialfürsorge. Er selbst ist im Stadtteil<br />

Schonnebeck groß geworden. „In unserem<br />

Hinterhof sah es aus wie im Wunder<br />

von Bern“, erinnert sich Tanski. „Stilles<br />

Glück“ nennt er das. Für Nostalgie ist<br />

allerdings kaum Zeit, wenn Tanski bei<br />

seinen Eltern zu Besuch ist. Es gilt, die<br />

nächsten Konzerte zu organisieren, Gespräche<br />

und Verhandlungen zu führen,<br />

Presse und Sponsoren zu interessieren.<br />

| Halle 12<br />

Auf der ganzen Welt konzertieren, in<br />

Salzburg unterrichten, in Essen eine Konzertreihe<br />

leiten – wie bekommt Tanski<br />

das unter einen Hut? „Alles meine Hobbys“,<br />

lautet die einfache Antwort. Und<br />

das ist heute nicht viel anders als in seiner<br />

Kindheit. Der Großvater spielte Harmonium,<br />

in der Familie wurde viel ge-<br />

sungen. Folglich ging der kleine Claudius<br />

bereits in den Bach-Chor, übte am Harmonium<br />

und erkämpfte sich schließlich<br />

besagten Flügel. Der steht jetzt noch im<br />

Wohnzimmer seiner Eltern, wo wir den<br />

Musiker treffen. „Es sieht hier noch genauso<br />

aus wie vor dreißig Jahren“, freut<br />

sich Tanski, „nur die Sessel haben einen<br />

neuen Bezug bekommen.“ Im Flur hängen<br />

vergilbte Plakate, die Tanskis Auftritte<br />

ankündigen. Eines davon hat er in Polen<br />

von einer Wand gekratzt, ein anderes<br />

wirbt für sein erstes gemeinsames Konzert<br />

mit Tabea Zimmermann, die er<br />

zwanzig Jahre später beim <strong>Jubiläum</strong>skonzert<br />

auf Zollverein begleiten sollte. Deren<br />

Begeisterung für die Akustik der Halle 12<br />

hat Tanski erneut in seinem Engagement<br />

für den Standort bestätigt. „Sie hat gesagt:<br />

Das ist der Kammermusiksaal!“<br />

| Noten und Nöte<br />

Solches Lob entschädigt für manche unangenehme<br />

Verhandlung: „Die Managerin<br />

des WDR Rundfunkchors musste ich fragen,<br />

ob ihre Musiker bereit seien, ohne<br />

Bezahlung zu spielen.“ In solchen Situationen<br />

ist Tanski hin- und hergerissen<br />

zwischen der Solidarität mit den Künstler-<br />

Kollegen und dem Wissen um die Finanzzwänge.<br />

„Ich muss mich oft fragen: Was<br />

ist die peinlichste Gage, die ich anbieten<br />

kann? Davon nehme ich dann die Hälfte.“<br />

Rund 60.000 Euro – 20.000 von der Stiftung<br />

Zollverein, dazu bis zu 40.000 Euro<br />

von den Freunden und Förderern des<br />

Weltkulturerbes – stehen für 20 hochkarätige<br />

Konzerte im Jahr zur Verfügung.<br />

An jeder Ecke muss Tanski sparen, und<br />

sei es, indem er die Texte fürs Programmheft<br />

selbst schreibt. „Gott sei dank finde<br />

ich immer wieder Partner und Sponsoren,<br />

wenn ich Unternehmen abklappere.“<br />

| „Das Unzulängliche“<br />

Fragt er nach öffentlichen Mitteln, bekommt<br />

Tanski oft zu hören: „Wozu?<br />

Läuft doch alles prima!“ Dass er ein engagiertes<br />

Team und fünf wunderbare<br />

Hallen habe, will Tanski nicht bestreiten.<br />

„Ich kann aber nicht langfristig planen“,<br />

bemängelt er – und tut es dennoch: Für<br />

den 8. Mai 2008 hat der Künstlerische<br />

Leiter zum Beispiel die japanische Stargeigerin<br />

Midori verpflichtet. Tanski, der<br />

gern mehr Verantwortung auf Zollverein<br />

übernehmen würde, träumt von einer<br />

Symbiose aus Musik, Lesung, Symposium,<br />

Kabarett und Kleinkunst. „Es könnte<br />

noch ganz anders laufen“, meint er,<br />

„Ideen gibt es genug.“ Eine davon verrät<br />

er auch gleich: Für 2010 plant er eine<br />

Open Air-Aufführung von Gustav Mahlers<br />

dann 100 Jahre alter 8. „Symphonie der<br />

1.000“. In ihr hat Mahler die Schlussszene<br />

des „Faust II“ vertont. „Wenn das kein<br />

Motto ist für 2010!“, begeistert sich Tanski<br />

und zitiert: „Alles Vergängliche ist nur<br />

ein Gleichnis. Das Unzulängliche, hier<br />

wird’s Ereignis.“ ● mb<br />

Das steht an auf Zollverein<br />

25. Januar 2008<br />

WDR Big Band Köln und Nicholas Payton<br />

29. Januar 2008<br />

„Voilà la France“. Symphoniekonzert<br />

des Orchesters der Folkwang Hochschule<br />

unter David de Villiers in Kooperation<br />

mit der Philharmonie Essen. Ein riesiges<br />

Plakat am Förderturm soll den Bruderkuss<br />

von Adenauer und de Gaulle zeigen.<br />

„Eine Kindheitserinnerung von<br />

mir“, so Tanski.<br />

15. Februar 2008<br />

WDR Big Band Köln „Very Personal“<br />

18. April 2008<br />

WDR Big Band Köln und McCoy Tyner<br />

8. Mai 2008<br />

Midori<br />

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PORTRÄT<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 59


RUHR-FAMILIEN<br />

— August Thyssen am Eingang seines<br />

Schlosses. Im Vergleich zur herrischen<br />

Pose des hochaufgeschossenen Alfred<br />

Krupp wirkt der kleine Mann harmlos.<br />

Der Eindruck täuscht.<br />

60 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Die Thyssens waren späte Zuwanderer<br />

aus Eschweiler bei<br />

Aachen. Dort war die Familie<br />

seit Generationen gutbürgerlich<br />

verwurzelt. Erst 1867 kam<br />

August Thyssen ins <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

Sein Vater war technischer Leiter<br />

einer Drahtfabrik in Eschweiler<br />

gewesen und hatte sich<br />

dann mit einem Bankgeschäft<br />

selbstständig gemacht. Genau<br />

diese Kombination aus technischem<br />

und ökonomischem<br />

Wissen wählte auch August<br />

Thyssen bei seiner Ausbildung,<br />

ehe er für kurze Zeit ins väterliche<br />

Geschäft einstieg und<br />

bald darauf mit 25 Jahren nach<br />

Duisburg kam.<br />

Dort hatten die wallonischen<br />

Industriellen Bicheroux<br />

ein Bandeisenwalzwerk gegründet.<br />

In diese Familie hatte<br />

August Thyssens Schwester<br />

Balbina eingeheiratet, und so<br />

erhielt der junge August die<br />

Chance, mit 8000 Talern vom<br />

Vater in das Unternehmen einzusteigen<br />

und die kaufmännische<br />

Leitung zu übernehmen.<br />

Er muss das gut gemacht haben,<br />

denn die Firma florierte.<br />

Doch Thyssen wollte nach<br />

vier Jahren mehr unternehmerische<br />

Freiheit. Er investierte<br />

sein ansehnlich vermehrtes<br />

Firmenkapital und einen gleich<br />

hohen Beitrag von seinem Vater<br />

in ein eigenes Unternehmen,<br />

diesmal in Styrum (heute<br />

Mülheim). Am 2. Oktober<br />

1871 begann das Bandeisenwalzwerk<br />

„Thyssen & Co.“ mit<br />

der Produktion. Das war die<br />

Keimzelle des späteren Stahlriesen<br />

Thyssen.<br />

Die Thyssens<br />

Stahlfamilie mit Hang zum Adel<br />

Seit fast zehn Jahren gehören die beiden Familiennamen<br />

zusammen wie Castrop und Rauxel: ThyssenKrupp, schrift-<br />

bildlich so eng beieinander, dass auch nicht das dünnste<br />

Blech dazwischenpasst. Als Familie waren die Thyssens,<br />

im Vergleich mit den Krupps, an der <strong>Ruhr</strong> kaum verwurzelt.<br />

Ihre aktive Heiratspolitik nach Art der Habsburger zielte<br />

nur kurz aufs Mülheimer Bürgertum – und dann auf den<br />

europäischen Adel. Das sprichwörtliche Glück der Öster-<br />

reicher hatten sie dabei insgesamt eher nicht.<br />

Als Vater Thyssen gestorben<br />

war, trat 1877 August Thyssens<br />

jüngerer Bruder Joseph als<br />

Mitinhaber ein. Er kümmerte<br />

sich vorwiegend um die internen<br />

Abläufe, während August<br />

Thyssen die Firma nach außen<br />

vertrat und bald zügig erweiterte.<br />

Die beiden Brüder scheinen<br />

ein seltenes Beispiel familiär-unternehmerischer<br />

Eintracht gewesen zu sein.<br />

Der Umstand, dass ihre<br />

Schreibtische in einem Raum<br />

beieinander standen, gilt in<br />

der Unternehmenschronik als<br />

Beweis für ihre Vertrautheit.<br />

Die Zusammenarbeit endete<br />

erst 1915, als Joseph Thyssen<br />

auf dem Werksgelände verunglückte<br />

und an den Verletzungen<br />

starb.<br />

— August (links) und Joseph Thyssen arbeiteten brüderlich zusammen.<br />

RUHR-FAMILIEN<br />

In die Zeit der brüderlichen<br />

Unternehmensleitung fällt die<br />

gewaltige Expansion der Firma<br />

Thyssen & Co. Unter mehreren<br />

Bergwerken, Kalksteinbrüchen<br />

und Roheisenproduzenten, die<br />

Thyssen zur Versorgung seines<br />

Unternehmens kaufte, war die<br />

Gewerkschaft „Deutscher Kaiser“<br />

in Hamborn der dickste<br />

Fisch. Was Thyssen an der Zeche<br />

besonders reizte, waren<br />

ihre Gleisanbindungen und ein<br />

eigener Rheinhafen. Nach und<br />

nach kaufte er das wenig ergiebige<br />

Gelände über den Grubenfeldern<br />

auf und errichtete<br />

dort ein gewaltiges Stahl- und<br />

Walzwerk, das bis heute den<br />

Kern des Stahlunternehmens<br />

ThyssenKrupp bildet.<br />

| Der kleine Stahlbaron<br />

Bis zum Ersten Weltkrieg<br />

wuchs Thyssen zu einem führenden<br />

Stahlproduzenten und<br />

Bergwerksunternehmen heran<br />

– im Vergleich zum Nachbarn<br />

Krupp ein blitzartiges Wachstum.<br />

Der Name Thyssen war<br />

binnen 30 Jahren zu einem<br />

Synonym für die Schwerindustrie<br />

an der <strong>Ruhr</strong> geworden,<br />

nicht aber so berühmt oder<br />

berüchtigt wie Krupp. Denn<br />

Thyssen lieferte zwar rüstungstauglichen<br />

Stahl, produzierte<br />

aber selbst keine Waffen. Den<br />

Ruhm eines Kanonenkönigs<br />

machte der kleine Stahlbaron<br />

August Thyssen (er maß 1,56<br />

Meter) seinen Konkurrenten<br />

Alfred und Friedrich Alfred<br />

Krupp nicht streitig.<br />

Weniger Glück als mit der<br />

Firmenexpansion hatten die<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 61


RUHR-FAMILIEN<br />

Brüder Thyssen beim Versuch,<br />

eine Familiendynastie zur weiteren<br />

Beherrschung des Unternehmens<br />

zu etablieren. Dabei<br />

hatten beide ganz sichergehen<br />

wollen und in Mülheimer Unternehmerfamilieneingeheiratet.<br />

Joseph Thyssen heiratete<br />

Klara Bagel; beide Söhne traten<br />

auch in die Firma ein.<br />

Doch ihre schwache Gesundheit,<br />

so die Firmenchronik,<br />

erlaubte aktive Mitarbeit nur<br />

für kurze Zeit. August Thyssen<br />

62 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Schloss Landsberg kurz nach dem Einzug August Thyssens. Heute gibt es diese Perspektive so nicht mehr; der nachwachsende Wald hat das Haus versteckt.<br />

wählte die Unternehmertochter<br />

Hedwig Pelzer, doch außer<br />

schnellem Kindersegen in Gestalt<br />

von Fritz, August junior,<br />

Heinrich und Hedwig war der<br />

Ehe kein Glück beschieden.<br />

Wie Alfred Krupp hatte der<br />

Workaholic August Thyssen<br />

wenig Zeit und Interesse für<br />

die Wünsche seiner jungen<br />

Frau. Wie Bertha Krupp verbrachte<br />

Hedwig immer mehr<br />

Zeit fern von der <strong>Ruhr</strong> und<br />

genoss das gesellschaftliche<br />

Leben in vornehmen Badeorten.<br />

Dass sie dabei die Grenzen<br />

des Schicklichen überschritt,<br />

hatte „nicht zu verheimlichende<br />

Folgen“, wie es<br />

in der Firmenchronik dezent<br />

heißt. Obwohl das Kind nicht<br />

lebend zur Welt kam, ließ<br />

August Thyssen sich scheiden.<br />

Hedwig Thyssen ging ihrer<br />

Wege; die Kinder kamen unter<br />

die Obhut des Kindermädchens.<br />

Vater August hat sich<br />

wenig um sie gekümmert;<br />

alles andere wäre für einen<br />

vielbeschäftigten Mann seiner<br />

Zeit aber auch sehr ungewöhnlich<br />

gewesen.<br />

| Umzug ins Grüne<br />

Dreißig Jahre lang wohnte<br />

August Thyssen mit seiner<br />

Familie in jener Villa, die er<br />

bei seiner Mülheimer Firma<br />

hatte bauen lassen. Dass sie<br />

zunehmend eingeengt war<br />

zwischen Fabrikhallen, Gleisanlagen<br />

und dem benachbar-<br />

ten Gaswerk, war für einen<br />

aktiven Firmenherrn wie Thyssen<br />

nicht unüblich: So konnte<br />

er im Werk jederzeit zur Stelle<br />

sein. Als alter Mann und Single<br />

folgte Thyssen schließlich<br />

doch dem Trend und zog, wie<br />

andere Industrielle auch, aus<br />

dem Dunstkreis seiner Werke<br />

ins Grüne. Schließlich gab es<br />

inzwischen Telefon. Anders als<br />

Alfred Krupp baute Thyssen<br />

sich keinen eigenen Palast; er<br />

kaufte ein Schloss und ließ es<br />

großzügig umbauen: Landsberg<br />

bei Kettwig.<br />

— Links August Thyssens Arbeitszimmer; rechts der wunderschöne Wintergarten. Der Architekt schwelgte in verschiedenen alten Stilen, aber mit Geschmack. — Die Küche lieferte Exquisites per Aufzug aus dem Souterrain.<br />

Thyssen auf Schloss Landsberg,<br />

Krupp auf Villa Hügel –<br />

die Namen legen falsche Vorstellungen<br />

nahe. Tatsächlich<br />

hat Krupps „Villa“ weit eher<br />

die Dimensionen eines herrschaftlichen<br />

Schlosses, während<br />

der alte Adelssitz Landsberg<br />

von bescheidenerem<br />

Zuschnitt ist und nach dem<br />

Umbau für Thyssens Bedürfnisse<br />

durchaus als größere<br />

Fabrikanten-Villa gelten kann.<br />

Und während „Villa Hügel“<br />

unübersehbar über dem <strong>Ruhr</strong>tal<br />

thront, versteckt sich<br />

Landsberg geradezu im Wald<br />

oberhalb der Kettwiger <strong>Ruhr</strong>.<br />

Wer den Weg hinauf zum<br />

Schloss findet, gar bei einer<br />

Führung einen Blick ins Innere<br />

werfen kann, stellt sofort fest,<br />

um wie vieles intimer dieses<br />

Haus wirkt.<br />

RUHR-FAMILIEN<br />

— August Thyssens Schlafzimmer mit<br />

dem kurzen Bett zeigt überraschend<br />

feminines Dekor. Im prächtigen Jugendstilbad,<br />

inspiriert durch die Pariser<br />

Weltausstellung, soll der Hausherr<br />

böse hingefallen sein.<br />

Gleichwohl hat August<br />

Thyssen sein Schloss hauptsächlich<br />

zu Repräsentationszwecken<br />

gekauft. Gut möglich,<br />

dass der alte Fuchs damit „antizyklisch“<br />

handelte: 1902,<br />

als er das Projekt anstieß, litt<br />

seine Firma unter einer allgemeinen<br />

Stahl-Absatzkrise und<br />

war zeitweise knapp bei Kasse.<br />

Da konnte es nicht schaden,<br />

so ThyssenKrupp-Chefarchivar<br />

Manfred Rasch, mit dem Kauf<br />

des Schlosses Solidität zu demonstrieren.<br />

Das Erdgeschoss<br />

verfügt denn auch über eine<br />

Flucht repräsentativer Räume,<br />

bei denen der oft als geizig<br />

beschriebene Thyssen gewiss<br />

nicht auf den Pfennig gesehen<br />

hat. Sein Architekt bediente<br />

sich in jedem Raum auf andere<br />

Weise aus dem großen<br />

Fundus des Historismus, aber<br />

gediegen und keineswegs vulgär.<br />

Von besonderem Reiz ist<br />

der Jugendstil-Wintergarten.<br />

| Schloss ohne Familie<br />

Die restaurierten Privaträume<br />

im Obergeschoss spiegeln das<br />

Leben eines allein lebenden,<br />

von Personal umsorgten älteren<br />

Herrn – und den praktischen<br />

Sinn des alten Thyssen.<br />

Wenn er sich zurückzog und<br />

nach oben ging, führte der<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 63


RUHR-FAMILIEN<br />

Weg von der Treppe geradewegs<br />

ins Alltags-Bad samt WC.<br />

Und von dort ging es in sein<br />

kleines Schlafzimmer mit dem<br />

verblüffend kurzen Einzel-Himmelbett.<br />

Die Einrichtung zeigt<br />

dunkles Eichenholz, wie es<br />

sich für einen gesetzten, konservativen<br />

Mann geziemt –<br />

aber auch eine floral gemusterte,<br />

überraschend „romantische“<br />

Tapete. Dass Thyssen<br />

hingegen für Literatur wenig<br />

übrig hatte, zeigt ein Blick ins<br />

Arbeitszimmer: Die Bibliothek<br />

darf als „übersichtlich“ bezeichnet<br />

werden.<br />

August Thyssen lebte allein<br />

auf Schloss Landsberg, aber er<br />

war kein kränkelnder Eigenbrötler<br />

wie Alfred Krupp in seinen<br />

letzten Jahren auf Hügel.<br />

Er war zwar mit seinen 1,56<br />

64 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— August Thyssens Kinder mit ihrem früheren Kindermädchen: (von links) August jr., Fritz, Heinrich und Hedwig.<br />

Metern, seiner hohen Stimme<br />

und dem trippelnden Schritt<br />

kein körperlich eindrucksvoller<br />

Mann; von schwachen Augen<br />

abgesehen, war er jedoch bis<br />

kurz vor seinem Tod gesund<br />

und fit. Und angesichts des<br />

Doppelbetts im „besten Gästezimmer“<br />

werden Besucher<br />

mit der überraschenden Tatsache<br />

vertraut gemacht, dass<br />

Thyssen eine Gefährtin hatte,<br />

die unten in Kettwig vor der<br />

Brücke wohnte, aber oft oben<br />

auf Landsberg zu Gast war.<br />

| Streit mit den Kindern<br />

Als August Thyssen im April<br />

1926 auf Landsberg starb, war<br />

die Geschichte des großen<br />

Familienunternehmens Thyssen<br />

praktisch schon beendet,<br />

die Familie selbst zerbrochen.<br />

Landsberg wurde nie, wie<br />

Thyssen in seinem Testament<br />

gewünscht hatte, zum Treffpunkt<br />

seiner Kinder und<br />

Enkel. Das alles ging wohl<br />

letztlich auf Augusts gescheiterte<br />

Ehe zurück. Weil seine<br />

Frau eine beträchtliche Mitgift<br />

ins Unternehmen eingebracht<br />

hatte, übertrugen sie bei der<br />

Trennung ihr gemeinsames<br />

Vermögen schon auf die Kinder.<br />

August Thyssen indessen<br />

behielt sich das Verfügungsrecht<br />

über die Werke vor. Darüber<br />

kam es besonders mit<br />

Tochter Hedwig und August<br />

junior zu bitterem Streit, unter<br />

dem der alte Thyssen litt.<br />

Möglich, dass der Vater nun<br />

die Quittung dafür bekam,<br />

dass seine Kinder praktisch<br />

elternlos aufgewachsen waren.<br />

Ausgerechnet August junior,<br />

eigentlich der Lieblingssohn,<br />

war ein unsteter Charakter<br />

und geradezu das schwarze<br />

Schaf der Familie. Er und Hedwig<br />

wurden früh ausbezahlt<br />

und hatten mit der Firma<br />

Thyssen nichts mehr zu tun.<br />

Fritz Thyssen, der älteste,<br />

war die tragische Figur seiner<br />

Familie. Seinetwegen, glaubt<br />

Firmenarchivar Manfred<br />

Rasch, hat Patriarch August<br />

1925 beschlossen, den größten<br />

Teil seines gewaltigen Unternehmens<br />

in die „Vereinigten<br />

Stahlwerke“ einzubringen.<br />

Diesen Trust hatten führende<br />

Unternehmen der Branche gegründet,<br />

um durch Rationalisierung<br />

die anhaltende Krisenanfälligkeit<br />

zu beenden. Krupp<br />

war dem Zusammenschluss am<br />

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RUHR-FAMILIEN<br />

— Hang zum Adel: links Baron Heinrich und Margareta Thyssen-Bornemisza mit Kindern. Rechts oben Bürger August Thyssen mit Tochter Hedwig und ihren Kindern<br />

aus zwei Ehen: Sie heißen von Berg und von Neufforge. Unten der alte Thyssen (links) 1924 bei seiner letzten Grubenfahrt, mit Gussi und Konrad Adenauer.<br />

Ende fern geblieben. Augusts<br />

zweitgeborener Sohn, Heinrich,<br />

hielt auch Thyssen allein<br />

für stark genug. Doch die Führung<br />

der Firma wäre Fritz zugefallen,<br />

dem Ältesten. Den<br />

aber, da ist sich Manfred Rasch<br />

sicher, erkannte August Thyssen<br />

letztlich als idealistischen<br />

Wirrkopf, der Chefrolle nicht<br />

gewachsen.<br />

| Ende des Imperiums<br />

So ging der größte Teil des<br />

Thyssen-Imperiums 1926 in<br />

die Vereinigten Stahlwerke<br />

über, wo der Stinnes-Manager<br />

Albert Vögler als Vorstandschef<br />

die Zügel fest in der Hand<br />

hielt. Fritz Thyssen blieb als<br />

Aufsichtsratsvorsitzender dem<br />

laufenden Geschäft fern. In<br />

dieser Rolle jedoch beging<br />

Thyssen eine Dummheit, die<br />

viel zum – weitgehend falschen<br />

– Ruf der Schwerindus-<br />

66 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

trie als frühem Förderer der<br />

Nationalsozialisten beitrug.<br />

Thyssen hatte sich nämlich<br />

in die Idee vom „Ständestaat“<br />

verguckt, wie sie damals von<br />

mehreren Vordenkern am<br />

rechten politischen Rand propagiert<br />

wurde. In der Praxis<br />

war das wenig mehr als eine<br />

mittelalterlich-romantische Verbrämung<br />

für autoritäre Staatsführung,<br />

wie bei den italienischen<br />

und österreichischen<br />

Faschisten. In Deutschland<br />

spielten unter anderem der<br />

machthungrige Kurzzeit-Kanzler<br />

Franz von Papen und die<br />

Nazis mit der Idee.<br />

Fritz Thyssen förderte die<br />

NSDAP und mühte sich, das<br />

Misstrauen seiner Industriekollegen<br />

gegenüber dem radikalen<br />

Schreihals Hitler zu zerstreuen.<br />

Berüchtigt wurde in<br />

diesem Zusammenhang eine<br />

„staatsmännische“ Rede Hitlers<br />

im Düsseldorfer Industrieclub<br />

1932. Thyssen wurde Parteimitglied<br />

und 1933 von der<br />

neuen Regierung mit Ämtern<br />

überhäuft. In Düsseldorf durfte<br />

er ein „Institut für Ständewesen“<br />

gründen, das aber schon<br />

1936 wieder geschlossen wird.<br />

Thyssen hatte zu viele Konkurrenten<br />

im NS-Kompetenzdschungel,<br />

und der „Ständestaat“<br />

war out. Schon im Sommer<br />

1934 hatte Fritz Thyssen<br />

wohl fast alle seine Illusionen<br />

hinsichtlich der Nazi-Führung<br />

verloren: als sie nämlich ihre<br />

blutige „Säuberung“ in der SA<br />

vollzog und dabei gleich auch<br />

ein paar ehemalige Verbündete<br />

aus dem rechten Lager umbringen<br />

ließ – darunter Edgar<br />

Jung, einen der Ständestaatsideologen.<br />

Die wachsende Distanz<br />

zwischen Vorzeige-Industriellem<br />

und Regime wird öffent-<br />

lich, als der Abgeordnete Fritz<br />

Thyssen im September 1939<br />

nicht zur Reichstagssitzung<br />

erscheint und statt dessen seinen<br />

Protest gegen den gerade<br />

begonnenen Polenkrieg an Göring<br />

telegrafiert. Thyssen geht<br />

in die Schweiz und will über<br />

Frankreich zu seiner Tochter<br />

nach Argentinien emigrieren.<br />

1940 bürgern ihn die Nazis<br />

aus und beschlagnahmen sein<br />

Vermögen, haben wollen sie<br />

ihn aber doch. Bei der Flucht<br />

bleiben die Thyssens in Vichy-<br />

Frankreich hängen und werden<br />

an Deutschland ausgeliefert.<br />

Dort werden sie interniert<br />

und schließlich bis Kriegsende<br />

in Konzentrationslagern festgehalten.<br />

Man kann wohl sagen, dass<br />

Fritz Thyssen teuer bezahlt<br />

hat für seinen Nazi-Irrtum. Er<br />

wurde denn auch beim Entnazifizierungsverfahren<br />

als „min-<br />

RUHR-FAMILIEN<br />

— Heinrich Thyssen-Bornemisza (links) um 1946; er starb 1947. Sein Sohn baute das Unternehmen mit großem Erfolg neu aufbauen. Rechts Fritz Thyssen bei seinem<br />

Entnazifizierungsverfahren 1948. Seine tragische Rolle als früher Förderer und späteres Opfer der Nazis wurde gewürdigt. Drei Jahre darauf starb er in Argentinien.<br />

derbelastet“ eingestuft, erhielt<br />

sein Vermögen zurück und<br />

ging 1950, mit zehnjähriger<br />

Verspätung, nach Argentinien.<br />

Ein Jahr später starb Thyssen<br />

dort an einem Herzschlag. Die<br />

„Vereinigten Stahlwerke“ wurden<br />

nach dem Krieg entflochten.<br />

Aus den meisten Thyssen-<br />

Teilen wurde nach und nach<br />

wieder ein großer Stahlkonzern<br />

namens Thyssen zusammengefügt,<br />

mit Schwerpunkt<br />

in Duisburg und Verwaltungssitz<br />

in Düsseldorf. Er wuchs<br />

und veränderte sich, übernahm<br />

andere Traditionsfirmen<br />

und dabei von der „Rheinstahl“<br />

auch den Bogen als Firmenlogo.<br />

1997 verschmolzen<br />

die Stahlsparten von Thyssen<br />

und Krupp; seit 1999 sind die<br />

beiden Firmen eins. Die Erben<br />

Fritz Thyssens traten als Leiter<br />

des Unternehmens nicht in Erscheinung,<br />

hielten aber noch<br />

bedeutende Anteile daran. Seit<br />

sie 1996 verkauften, sind Thyssens<br />

nicht mehr an der Firma<br />

beteiligt.<br />

| Hang zum Adel<br />

Ganz anders erging es Fritz’<br />

jüngerem Bruder, Heinrich<br />

Thyssen-Bornemisza. Der<br />

fremd klingende Zusatzname<br />

weist auf den erstaunlichen<br />

Hang der Thyssens zu großer<br />

Gesellschaft und Adel hin. Der<br />

alte August hatte, wie Alfred<br />

Krupp, eine Auszeichnung<br />

durch Adelstitel noch bürgerstolz<br />

zurückgewiesen. Und<br />

sein ältester Sohn, Fritz, hatte<br />

wiederum eine Mülheimer<br />

Unternehmertochter geheiratet,<br />

was dem Alten begreiflicherweise<br />

auch wieder nicht<br />

recht war. August junior dagegen<br />

bestand darauf, seine Militärzeit<br />

bei einem bis dato rein<br />

adeligen Regiment abzuleisten.<br />

Augusts Tochter Hedwig heiratete<br />

zuerst Freiherrn Ferdinand<br />

von Neufforge, später Baron<br />

Max von Berg. Fritz’ einzige<br />

Tochter Anita tat es ihr bald<br />

gleich; sie wurde durch Heirat<br />

mit Gabor Graf Zichy zu Anita<br />

Gräfin Zichy-Thyssen.<br />

Den Ton vorgegeben hat<br />

Heinrich Thyssen. 1905 ging<br />

er nach Ungarn, wurde ungarischer<br />

Staatsbürger und heiratete<br />

1906 Margareta Baronesse<br />

Bornemisza de Kászon. Sie<br />

war einziges Kind ihrer Eltern;<br />

ein Jahr später adoptierte der<br />

Vater seinen Schwiegersohn.<br />

Kaiser Franz Joseph, da gibt<br />

es wieder eine Parallele zu den<br />

Krupps, erteilte höchstselbst<br />

die Genehmigung und erlaubte<br />

Heinrich und seinen Nachfahren,<br />

Namen und Titel „Baron<br />

Bornemisza de Kászon“ zu<br />

führen. Heinrichs Glück: Da<br />

es sich um einen ungarischen<br />

Titel handelte und nicht um<br />

einen österreichischen, galt<br />

dieses Privileg über den Untergang<br />

der k.u.k. Monarchie<br />

hinaus.<br />

Vom Trust der „Vereinigten<br />

Stahlwerke“ hielt Heinrich<br />

nichts. Sein gemischtes Erbe<br />

aus einigen deutschen Thyssen-Werken<br />

und ausländischen<br />

Handelsaktivitäten mit Schwerpunkt<br />

in den Niederlanden<br />

führte er selbstständig weiter,<br />

unauffällig. Einen Namen<br />

machte er sich zusehends als<br />

Kunstfreund. Die Sammlung<br />

mit Werken von der Renaissance<br />

bis zur Romantik brachte<br />

er 1932 im schweizerischen<br />

Lugano unter. Sie galt schon<br />

damals als einer der weltweit<br />

größten privaten Kunstschätze.<br />

Als Heinrich Thyssen-Bornemisza<br />

1947 in Lugano starb,<br />

schien ihm außer der Sammlung<br />

nichts geblieben zu sein;<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 67


RUHR-FAMILIEN<br />

das Unternehmen war im Krieg<br />

zu großen Teilen zerschlagen<br />

worden.<br />

Weit gefehlt. Was 1950<br />

wirklich verloren ging, war der<br />

Barons-Titel. Auf den musste<br />

Heinrichs Sohn Hans Heinrich<br />

verzichten, als er Bürger der<br />

erzrepublikanischen Schweiz<br />

wurde. Das Unternehmen aber<br />

machte Hans Heinrich nach<br />

und nach zu einem weltweit<br />

operierenden Mischkonzern<br />

„Thyssen-Bornemisza Group“,<br />

fernab aller Stahlkrisen und<br />

höchst erfolgreich. Berühmt<br />

wurde „Heini“ als besessener<br />

Sammler moderner Kunst –<br />

und auf dem gesellschaftlichen<br />

Parkett als Sammler schöner<br />

Frauen, von denen er fünf<br />

auch geheiratet hat. Dass es<br />

mit dem Adel nach der Einbürgerung<br />

in die Schweiz und<br />

der Scheidung von seiner ersten<br />

Frau – einer Prinzessin zur<br />

Lippe-Weißenfeld – eigentlich<br />

vorbei war, nahmen die Berichterstatter<br />

der einschlägigen<br />

Presse nie so genau. Als Thyssen<br />

nach einem neuen Standort<br />

für seine öffentlich zugängliche<br />

Sammlung suchte und in<br />

der Schweiz wenig Entgegenkommen<br />

fand, gab die Her-<br />

68 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

kunft seiner letzten Ehefrau<br />

den Ausschlag. So kommt es,<br />

dass es seit 1992 ein „Museo<br />

Thyssen-Bornemisza“ in Madrid<br />

gibt. Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza,<br />

Schweizer<br />

Staatsbürger mit deutsch-ungarischem<br />

Namen, geboren<br />

in Den Haag, starb 2002 in<br />

Spanien.<br />

| Thyssen mit ü<br />

Alles in allem haben die Thyssens<br />

an der <strong>Ruhr</strong> nur ein kurzes<br />

Gastspiel gegeben. Etwa<br />

30 Jahre lang waren sie von<br />

1872 eine Mülheimer Familie,<br />

wenn auch seit 1885 mit mehr<br />

schlecht als recht „alleinerziehendem“<br />

Vater, ehe sie in alle<br />

Winde verstreut wurden. Erst<br />

im Tod sind einige von ihnen<br />

wieder an der <strong>Ruhr</strong> vereint: In<br />

der Familiengruft auf Schloss<br />

Landsberg ruhen neben dem<br />

alten August Thyssen auch<br />

Fritz, dessen Frau und deren<br />

einzige Tochter, sowie Heinrich<br />

und Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza.<br />

Im übrigen wurde das<br />

Schloss während des Krieges<br />

vom „<strong>Ruhr</strong>stab“ des speerschen<br />

Rüstungsministeriums<br />

genutzt, anschließend von den<br />

alliierten Besatzern, diente<br />

dann jahrzehntelang unter<br />

wechselnder Trägerschaft als<br />

Kinder- und Freizeitheim.<br />

1989 wurde das Schloss zur<br />

Tagungs- und Seminarstätte<br />

der Thyssen AG, später ThyssenKrupp<br />

umgebaut. Dabei<br />

wurde das ganze Haus, einschließlich<br />

der Privatzimmer,<br />

liebevoll restauriert. Es ist fast<br />

so, als könnte jeden Moment<br />

— Schloss Landsberg als mustergültig<br />

restauriertes Tagungsgebäude. An<br />

einigen Stellen findet sich das Monogramm<br />

des Bauherrn: A.T.<br />

mit trippelnden Schritten der<br />

kleine, große Hausherr die<br />

Szene betreten: August Thyssen.<br />

Müsste man ihn, alte Frage,<br />

mit „Tüssen“ ansprechen<br />

oder mit „Tissen“? Archivar<br />

Manfred Rasche sagt, es gebe<br />

zwar keine Tonaufnahmen,<br />

doch habe der Alte seinen Namen<br />

stets mit zwei Pünktchen<br />

überm „y“ geschrieben. Also<br />

wohl: Tüssen. ● -na<br />

— Erst Im Tode vereint: Die Gruft der Thyssens im Bergfried des Schlosses<br />

Landsberg ist tatsächlich eine Familiengruft. August ist nicht mehr allein.<br />

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commedia


ARCHITEKTUR<br />

— Mit Villen in Witten fing es an. Auch dieses Haus<br />

wurde nach Vorgaben von Dr. Darmstadt restauriert.<br />

Zuvor hatte es hatte Abrisspläne gegeben …<br />

Ornament als Verbrechen – um 1900 mag das angemessene Polemik gegen zeittypischen Architektur-Schwulst gewesen<br />

sein. Doch nach 1945 ist der Ausspruch wie manch anderes Postulat der Moderne gröblich missbraucht worden: als Vor-<br />

wand für zahllose Verbrechen am Ornament, für Abriss oder brutale „Sanierung“ reich verzierter, alter Häuser. Die Bo-<br />

chumer Kunsthistorikerin Dr. Christel Darmstadt ficht seit über 35 Jahren einen zähen, zunehmend erfolgreichen Kampf<br />

gegen solchen Kahlschlag, für die Rehabilitierung von Schmuck und Stuck. Manches Verbrechen hat sie verhindert, vielen<br />

misshandelten Gebäuden hat ihr fachlicher Rat wieder zu einem Gesicht verholfen.<br />

70 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Neuer Schmuck für alte Häuser<br />

Lebensthema Farbe<br />

| Jugendstil – wegsaniert<br />

„Häuser instand setzen – stilgerecht und<br />

behutsam“ heißt ein Ratgeber, den Darmstadt<br />

für alle geschrieben hat, die beruflich<br />

oder als Eigentümer mit alten Häusern zu<br />

tun haben. Darin findet sich eine Bildfolge,<br />

welche die ganze Misere ornamentfeindlicher<br />

Sanierung fühlbar macht. Erstes Bild:<br />

ein dreistöckiges Mietshaus mit Jugendstilfassade,<br />

Ende der sechziger Jahre, irgendwo<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet. Der Putz ist verwaschen-grau<br />

und zeigt viele Wasserflecken.<br />

Doch die Fenster sind jugendstilig geschwungen,<br />

vielfach unterteilt, mit roten<br />

Holzrahmen. Man erahnt florale Verzierungen<br />

um die Fenster herum. Die Dachtraufe<br />

schwingt sich in der Mitte zu einem<br />

Bogen. Ein zweigeschossiger Erker trägt<br />

oben einen kleinen Balkon, und auch vom<br />

unteren Erkerzimmer geht links eine Tür<br />

zu einem angefügten Balkon.<br />

Heute wäre die Reaktion der meisten<br />

Menschen wohl einhellig: Wunderbar!<br />

Unbedingt renovieren und mit passenden<br />

Farben wieder zu einem Schmuckstück<br />

machen! Doch wer alt genug ist, kann<br />

sich an typische Kommentare der Zeit<br />

erinnern: Verschnörkelte Bruchbude! Bestimmt<br />

mit Kohleheizung. Diese schrecklich<br />

hohen Räume! Und die kleinteiligen<br />

Sprossenfenster – wer soll das putzen??<br />

So mögen selbst die Mieter gedacht haben.<br />

Auf dem zweiten Bild von etwa 1975<br />

sieht man: Nur das Nötigste wurde inzwischen<br />

investiert in das Haus – der graue<br />

Putz ist noch schrundiger. Aber einige Klagen<br />

seiner Mieter hat der Besitzer erhört:<br />

Das Haus starrt jetzt aus elf identischen,<br />

rechteckigen Fenstern auf die Straße.<br />

Zweiflügelig, leicht zu putzen, sicher mit<br />

Kunststoffrahmen. Öde und tot. Die besonders<br />

verzierten Oberlichter der Fenster<br />

sind verschwunden – grob zugemauert.<br />

Das gleiche bei der Eingangstür, die jetzt<br />

nicht mehr aus Holz ist, sondern aus Glas<br />

und Aluminium. Verschwunden ist auch<br />

der Dachbogen, sind die seitlichen Fenster<br />

und Türen an den Erkern; die Balkone<br />

sind brutal abgeschlagen.<br />

Bild drei aus den achtziger Jahren zeigt:<br />

Der Vermieter hat dann doch noch mal<br />

Geld in die Hand genommen, um sein<br />

räudiges Jugendstilhaus auch optisch zu<br />

sanieren. Es erhielt eine dicke Schicht aus<br />

beigefarbenem Reibeputz. Nun sieht es<br />

endlich aus wie tausend andere belangund<br />

gesichtslose Häuser aus den fünfziger<br />

Jahren. Von Jugendstil ist überhaupt nichts<br />

mehr zu sehen. Nur der schmucklose,<br />

ohne Balkonanbau seltsam asymmetrische<br />

Erker lässt ahnen, dass da mal mehr gewesen<br />

sein muss. Ein Jammer.<br />

| Gegen die Abrisswut<br />

Christel Darmstadt stammt aus dem Rheinland,<br />

und das hört man bis heute, obwohl<br />

sie schon Mitte der sechziger Jahre mit<br />

ihrem Mann ins <strong>Ruhr</strong>gebiet zog. Ihre erste<br />

Wohnung fanden sie in Witten. Dort bemerkte<br />

Christel Darmstadt schnell die vie-<br />

ARCHITEKTUR<br />

— Schmuck am Bau<br />

ist keineswegs ein<br />

Verbrechen. Auf die<br />

angemessene Restaurierung<br />

kommt es an,<br />

wie bei diesen Details<br />

des Wittener Hauses.<br />

len Häuser und Villen im Historismus- und<br />

Jugendstil, wie sie fürs <strong>Ruhr</strong>gebiet typisch<br />

sind. Und sie bemerkte auch, wie wenig<br />

diese Häuser galten: Wo nicht gleich abgerissen<br />

wurde, hat man den Häusern doch<br />

bei Sanierungen unbekümmert den Putz<br />

und Stuck heruntergeschlagen. „Das muss<br />

weg, hieß es damals“, sagt Darmstadt. Sie<br />

aber fragte sich. „Warum?“ Und kam darüber<br />

zur nächsten Frage: „Warum haben<br />

die Architekten diesen Schmuck überhaupt<br />

erst angebracht?“<br />

| Stuck mit Verstand<br />

So kam die Studentin Darmstadt auf das<br />

Thema ihrer Abschlussarbeit; dass es ein<br />

Lebensthema werden sollte, hat sie<br />

schwerlich geahnt, zumal es damals wirklich<br />

quer zum Zeitgeist lag. Gebäude des<br />

Historismus und Jugendstils in Witten waren<br />

ihr Gegenstand, und ihre These lief<br />

auf eine Rehabilitierung des viel geschmähten<br />

Historismus hinaus. Er galt weithin als<br />

architektonische Inkarnation des gernegroßen<br />

Wilhelminismus, als schwülstige Abwehr<br />

gegen die beginnende Moderne,<br />

wobei historische Baustile beliebig eklektisch<br />

vermengt wurden und der Hauptakzent<br />

auf überflüssigem Dekor lag. Christel<br />

Darmstadt sammelte Belege dafür, dass<br />

gute Architekten des Historismus die alten<br />

Prinzipien durchaus mit Sinn, Verstand<br />

und Geschmack anwandten und in freier<br />

Interpretation des jeweiligen Themas auch<br />

zu neuen, eigenen Lösungen kamen.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 71


ARCHITEKTUR<br />

— Die Innengestaltung der Lutherkirche am Bochumer Stadtpark hat Christel Darmstadt in allen Details entwickelt.<br />

Beruflich ging Christel Darmstadt zunächst,<br />

wie geplant, in die Erwachsenenbildung.<br />

In Witten, wo ihre „missionarische<br />

Tätigkeit“ begonnen hatte und sie<br />

„wie besessen alte Häuser fotografiert“<br />

hatte, gab es derweil ersten Zuspruch für<br />

ihre Arbeit. Sie wurde zu einem Vortrag<br />

gebeten. Weil sie im Begriff war, nach Bochum<br />

umzuziehen, meinte ein Wittener<br />

Sympathisant besorgt: „Und da nehmen<br />

Sie jetzt all das Material mit?“ Da beschloss<br />

Christel Darmstadt, einen Bildband<br />

über alte Häuser in Witten zu machen.<br />

72 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Einen Verlag für das „abseitige“ Thema zu<br />

finden, schien aussichtslos, und so brachte<br />

sie das Buch 1973 im Selbstverlag heraus,<br />

auf eigene Kosten, „dafür habe ich auf<br />

meine neue Küche verzichtet.“<br />

| Schrittmacherin<br />

Der Verzicht – er galt nicht für alle Zeiten<br />

– brachte Erfolg: „In acht Monaten wurden<br />

1200 Exemplare von dem Buch verkauft“,<br />

sagt Darmstadt, und gewiss habe<br />

ihr Engagement dazu beigetragen, dass in<br />

Witten weniger alte Fassaden abgerissen<br />

und abgeschlagen wurden. Als 1980 das<br />

Denkmalschutzgesetz ein allmähliches<br />

Umdenken signalisierte und überall Listen<br />

denkmalwerter Gebäude erstellt wurden,<br />

konnte man in Witten bei Christel Darmstadt<br />

abschreiben: „Wir haben erst mal Ihr<br />

Buch genommen“, sagte ihr ein Denkmalpfleger.<br />

Ihre Stelle in der Erwachsenenbildung<br />

gab Christel Darmstadt während der siebziger<br />

Jahre nicht auf, aber „die Häuser“<br />

verlangten weiter Aufmerksamkeit und<br />

brachten erste Aufträge: ein Buch über alte<br />

— Dr. Christel Darmstadt in der kürzlich fertiggestellten Lutherkirche. Die Gestaltung passender Leuchter gehört zu den Spezialitäten der Kunsthistorikerin.<br />

Häuser in Krefeld zum Beispiel und, 1977,<br />

fachliche Beratung beim Restaurieren der<br />

Bochumer Arbeitersiedlung „Dahlhauser<br />

Heide“. In dieser Zeit kam Christel Darmstadt<br />

schließlich auf ihr ganz besonderes<br />

Thema, und das ließ dann irgendwann keinen<br />

Raum mehr für die Erwachsenenbil-<br />

FACHGESCHÄFT FÜR POLSTERMÖBEL<br />

GARDINEN VORHÄNGE WANDBESPANNUNGEN<br />

TEPPICHBÖDEN TEPPICHBODENREINIGUNG<br />

MARKISEN SONNENSCHUTZ<br />

dung: Farbe. „In den siebziger Jahren<br />

schwappte die Farbwelle über Deutschland“,<br />

erinnert sich Darmstadt. Diese Lust<br />

an der Farbe hatte mit Mode zu tun und<br />

mit neuer Farbtechnologie. Die Frage,<br />

welche Farbe zu welchem alten Haus<br />

passte, stellte sich immer öfter und durch<br />

ARCHITEKTUR<br />

— Der Innenraum der Lutherkirche: Zurückhaltende Farbgestaltung lässt den alten Wandbildern überm Altar genügend Wirkung.<br />

das Denkmalschutzgesetz auch immer<br />

ernsthafter. Dass die Modefarben der Siebziger,<br />

dass Kombinationen von Dunkelbraun,<br />

Gruseldunkelgrün und Knatschorange<br />

auf historischen Hausfassaden<br />

wenig zu suchen hatten, war noch recht<br />

offensichtlich. Was aber passte von den<br />

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<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 73


ARCHITEKTUR<br />

klassischen Farben? Muss eine Stuckfassade<br />

immer in Weiß und Lichtgrau strahlen,<br />

wie es zeitweise Mode wurde? Warum<br />

sieht ein Haus in Gelb gut aus und das<br />

andere schauerlich? Solche Fragen bescherten<br />

Christel Darmstadt anfangs der achtziger<br />

Jahre Vollbeschäftigung. Erstens machte<br />

sie daraus ihre Doktorarbeit, in der sie<br />

aus eigenen Befunden und Quellenaussagen<br />

eine Art Regelwerk für die Farbigkeit<br />

verschiedener Baustile destillierte. Die<br />

frischgebackene Dr. Darmstadt brachte<br />

dann eine „Fassadenfibel“ heraus, in der<br />

74 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

sie zum ersten Mal der wachsenden Zahl<br />

jener Hausbesitzer Rat gab, die ihre Gebäude<br />

stimmig und denkmalgerecht gestalten<br />

wollten. Später folgte das grundlegende<br />

Buch „Fassaden gestalten mit Farbe“, dessen<br />

fünfte Auflage derzeit in Arbeit ist.<br />

| Dreimal Europa Nostra<br />

Vor allem aber gab es nun eine wachsende<br />

Zahl von Beratungsaufträgen bei Restaurierungen<br />

historischer Häuser, wobei es natürlich<br />

half, dass „ihre“ Häuser bald Preise<br />

in Fassadenwettbewerben gewannen. An-<br />

fangs, sagt Darmstadt, seien Architekten<br />

und Bauleute oft noch skeptisch gewesen:<br />

Frau am Bau, „da kommt wohl so eine<br />

Seidenmalerin.“ Inzwischen hat Christel<br />

Darmstadt sich den Ruf erworben, am Bau<br />

durchaus ihren Mann zu stehen, zumal sie<br />

sich unerschrocken auf dem Gerüst auch<br />

um hochliegende Details kümmert. Das<br />

ist übrigens der Grund, warum sie ihre<br />

Arbeit, trotz bundesweiter Reputation, fast<br />

ganz auf das <strong>Ruhr</strong>gebiet und seine nähere<br />

Umgebung beschränkt: „Ich muss schnell<br />

mal beim Objekt draußen sein können.“<br />

Außerdem weiß sie in der Region, welches<br />

Untenehmen welche Arbeit zu welchen<br />

Preisen ausführen kann.<br />

Schwerpunkt der Beratungsarbeit waren<br />

zunächst Wohn- und Geschäftshäuser sowie<br />

Siedlungen. Die Arbeit an einer Bergarbeiter-Kolonie<br />

in Kamp-Lintfort führte<br />

dann zu einem besonders spannenden Projekt:<br />

„Wir haben da noch eine Lohnhalle“,<br />

sagte der Bergwerksdirektor von „Friedrich<br />

Heinrich“ – ob Frau Doktor Darmstadt da<br />

nicht eine Farbe vorschlagen könne? Die<br />

Sache war nicht ganz so einfach. Modernisierungen<br />

und Wasserschäden hatten das<br />

Innere des Jugendstilgebäudes weitgehend<br />

entstellt. Christel Darmstadt musste erst<br />

einmal forschen. Muster und Ornamente<br />

der Ausmalung und die Form der alten<br />

Leuchten konnte man in alten Schwarz-<br />

— Auch das Bochumer Haus „Gesellschaft Harmonie“<br />

mit Restaurant wurde nach ihren Entwürfen<br />

jüngst komplett neu gestaltet.<br />

— „Die beste Entscheidung unseres Lebens“: Birgit und Peter Höppeler in der Küche ihres Landhauses<br />

weißfotos erkennen. Die ursprünglichen<br />

Farben fanden sich unter Schichten späterer<br />

Übermalungen. So konnte die Halle originalgetreu<br />

als repräsentativer Prachtraum<br />

wieder entstehen. 1987 brachte dieser Entwurf<br />

Darmstadt ihr erstes Diplom der EU-<br />

Denkmalorganisation „Europa Nostra“ ein.<br />

Natürlich bieten Kirchen sich an, wenn es<br />

um die Restaurierung prächtiger Innenräume<br />

geht, und tatsächlich hat Christel<br />

Darmstadt bis heute 14 Kirchen neu gestaltet,<br />

ganz ökumenisch je sieben katholische<br />

und evangelische. Für eine dieser Arbeiten<br />

erhielt Darmstadt 1996 ihr zweites Diplom<br />

von „Europa Nostra“: die Neugestaltung<br />

der expressionistischen Parabel-Kirche<br />

„Heilig Kreuz“ in Gelsenkirchen-Ückendorf<br />

(siehe <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> 01/07). Dieses herausragende<br />

Denkmal allerdings hat das katholische<br />

Bistum Essen im vergangenen September<br />

wie geplant „stillgelegt“. Christel<br />

Darmstadt gehört zu den heftigsten Kritikern<br />

der allenthalben diskutierten Kirchenschließungen.<br />

Vor allem der Plan des Bis-<br />

ARCHITEKTUR<br />

— Ein Bild von einem Bahnhof: Für die Neugestaltung des Hammer Hauptbahnhof erhielt die Denkmalschutzexpertin 2001 ihr drittes Diplom von „Europa Nostra“.<br />

tums Essen, gleich 96 „sonstige“ Kirchen<br />

aufzugeben, bringt die Kunsthistorikerin in<br />

Rage. Sie bestreitet, dass Finanznot diese<br />

Schließungen erzwingt und führt ins Feld,<br />

dass sich andere, nach Zahl der Gläubigen<br />

kleinere Bistümer mit viel weniger Schließungen<br />

begnügten. Vor kurzem erst hat<br />

sie dem Bischof einen Brief in der Sache<br />

geschickt. „Das musste einfach sein“, sagt<br />

sie, auch wenn danach mit Aufträgen aus<br />

dem Bistum gewiss kaum mehr zu rechnen<br />

sei.<br />

— Da kommt man gerne an: Auch die Deckenausmalung<br />

und die Leuchter hat Christel Darmstadt<br />

entworfen – und alles wurde trotz knapper Fristen<br />

rechtzeitig fertig.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 75


ARCHITEKTUR<br />

— Eine Reihe Geschäftshäuser in der Bochumer Innenstadt: Dezente Gold-Details an passender Stelle sind so etwas wie ein Markenzeichen von Christel Darmstadt.<br />

| „Der Bahnhof ist schief!“<br />

Alte Bahnhöfe standen, was die innere<br />

und äußere Pracht angeht, den Kirchen<br />

nicht nach. Und mit einem Bahnhof erwarb<br />

Christel Darmstadt sich 2001 das<br />

dritte Diplom von „Europa Nostra“; außer<br />

ihr schaffte das bislang nur ihr britischer<br />

Kollege Dr. Donald Insall. Dass der neobarocke<br />

Hauptbahnhof Hamm den Krieg<br />

überstand, grenzt an ein Wunder, da gerade<br />

dieser Bahnknotenpunkt immer wieder<br />

76 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

bombardiert wurde. Dass die DB ihm dann<br />

mit allerlei schäbigen An- und Umbauten<br />

auf den Leib rückte, überrascht weniger.<br />

Erstaunlich wiederum, dass sich die Bahn<br />

später zur Renovierung entschloss; ohne<br />

die „IBA“ wäre das sicher nicht geschehen.<br />

Für Christel Darmstadt war das ein<br />

aufregendes Unterfangen, denn die Zeit<br />

bis zur geplanten Fertigstellung war sehr<br />

knapp, und schließlich gab es auch noch<br />

Hiobsbotschaften wie „Dr. Darmstadt, der<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bahnhof ist schief!“ Da mussten die Deckenmuster<br />

unauffällig so verändert werden,<br />

dass niemand merkte, was bei den<br />

Wänden nicht so ganz passt.<br />

Angesichts solch großer Projekte legt<br />

Christel Darmstadt Wert auf die Feststellung,<br />

dass sie nach wie vor Freude an<br />

kleineren Projekten habe und dass sie<br />

ihre Honorare auch für Privatleute „bezahlbar“<br />

halte. Es gehe ihr keineswegs<br />

darum, Hausbesitzern Wolkenkuckucks-<br />

heime aufzudrängen – im Gegenteil:<br />

Denkmalschutz erschwinglich zu gestalten,<br />

sei die Herausforderung. Teuer bauen<br />

könne jeder – sie aber habe Bauherren<br />

schon öfter damit überrascht, dass am<br />

Ende vom Budget noch etwas übrig blieb.<br />

| Ersatz fürs eigene Haus<br />

Es drängt sich natürlich die Frage auf,<br />

warum wir Christel Darmstadt nicht in<br />

ihrem eigenen, mustergültig restaurierten<br />

alten Haus besucht und porträtiert haben.<br />

Die Antwort ist einfach: Es gibt dieses<br />

Haus nicht. Das habe sich irgendwie nie<br />

ergeben, sagt Darmstadt. In einem Fall<br />

kam dem Ehepaar ein anderer Interessent<br />

zuvor. Ein Wittener Haus kam nicht mehr<br />

in Frage, als Dr. Helmut Darmstadt Beigeordneter<br />

in Bochum geworden war und als<br />

solcher gehalten, in der Stadt zu wohnen.<br />

Dann hatten sie ein Bochumer Haus im<br />

Auge, „aber da hätten wir eine alte Dame<br />

ARCHITEKTUR<br />

— Die Lohnhalle der Zeche „Friedrich Heinrich“: Muster und Farben wurden nach alten Fotos und Farbresten rekonstruiert.<br />

und ihre Tochter als Mieter rauswerfen<br />

müssen, das wollten wir nicht.“ Also:<br />

es klappte einfach nicht zur rechten Zeit.<br />

Es sei schon wahr, gibt Christel Darmstadt<br />

zu, dass ihr Beruf in dieser Hinsicht<br />

auch so eine Art Ersatz bietet – zumal,<br />

wenn sie Häuser oder Räume gestaltet,<br />

die sie insgeheim gern auch für sich gehabt<br />

hätte. Schon allein deshalb hat sie<br />

noch viel vor auf dem Gebiet. ● -na<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 77


GENIESSEN GENIESSEN<br />

Behaglich speisen in Essen und Mülheim Essen am Kamin<br />

Wenn es draußen kalt ist, grau und nass, wenn man durchgefroren ist und hun-<br />

grig, dann kommt die Lust auf knisterndes Feuer, auf gemütliches Sitzen und<br />

leckeres Essen am wärmenden Kamin. Winterzeit ist Hoch-Zeit vor allem für<br />

Restaurants, die keinen Biergarten haben, aber eben mit lodernden Flammen<br />

locken können. Folgen Sie Rainer Giesen auf seinem kulinarischen Weg ins<br />

Warme.<br />

— Einen farbenfrohen Augenschmaus aus Meeresfrüchten serviert Daniel Sommer im „Kamin“ in Essen-Werden.<br />

| Feuer im Kamin<br />

Ein altes Haus mit viel Tradition, ein junger<br />

Mann nicht aus Werden, nicht mal<br />

aus Essen – geht das? „Im Januar bin<br />

ich schon acht Jahre hier – so etwas ist<br />

in Werden fast eine Kunst“, sagt Daniel<br />

Sommer, Patron und Koch im „Kamin“<br />

in Essen-Werden und spielt damit auf die<br />

vielen Wechsel in der Gastronomie im<br />

Stadtteil an der <strong>Ruhr</strong> an. Da hat er noch<br />

so einiges an Kunst vor sich: Das Ehepaar<br />

Scharpmann war vor ihm 30 Jahre lang<br />

im „Kamin“...<br />

223 Jahre hat das Fachwerkhaus am<br />

kleinen Leinewebermarkt hinter sich und<br />

war immer schon für Gäste da. „Und in<br />

dieses Ur-Werdener Traditionslokal kam<br />

ich dann, 27 Jahre jung, in Bochum geboren...“<br />

Immerhin ist Daniel Sommer<br />

aber in Essen aufgewachsen. Er lernte<br />

u.a. in Freudenstadt und Baiersbronn,<br />

kam dann zurück nach Essen, ging zu<br />

Hannes Schmitz ins Jagdhaus Schellenberg<br />

und von da „ins Dorf Werden“, in<br />

das Restaurant „Am Kamin" des Werdener<br />

Unternehmers Horst Giesen (Tabak<br />

Giesen, Tobaccoland, Lekkerland).<br />

— Der kachelverkleidete Kamin ist zwar gasgespeist, fackelnde Flammen und behagliche Wärme liefert er aber dennoch.<br />

So ganz einfach hatte es der junge<br />

Mann anfangs nicht mit den Werdenern.<br />

„Heute sage ich: Gut, dass ich damals<br />

so jung war. Ich konnte kaum so schnell<br />

lernen, wie ich musste. Aber jetzt bin<br />

ich sozusagen etabliert.“ Das Stammpublikum<br />

hat er (fast) vollzählig zurückerobert,<br />

neue Gäste gewonnen. Nur mit<br />

dem gastronomischen Sommerloch hat<br />

er Schwierigkeiten wie alle Gastronomen<br />

ohne Biergarten: „Ich muss im Winter<br />

alles nachholen, was im Sommer nicht<br />

reingekommen ist.“ Hilfreich ist es da<br />

nicht, dass die Stadt ihm auf dem alten<br />

Kopfsteinplatz vorm Haus keine Außengastronomie<br />

erlaubt.<br />

Der Koch Daniel Sommer bleibt bei<br />

der „deutschen Küche“, allerdings auf<br />

die feine Art. „Ich will nicht in die medi-<br />

— Das traditionsreiche Haus steht bereits seit<br />

223 Jahren am kleinen Leinewebermarkt.<br />

terrane Richung. Die ist zwar gut, aber...“<br />

Das Aber spielt auf die italienische Eroberung<br />

der Gastronomie in Essen, ganz<br />

besonders aber in Werden an. Was Sommer<br />

natürlich nicht hindert, etwa Fischsuppe,<br />

aber nach Art des Hauses (9,50 €)<br />

anzubieten oder Wolfsbarschfilet mit<br />

Garnelen in Thymian und Knoblauch<br />

gebraten. Für Kinder gibt‘s Nürnberger<br />

Rostbratwürstchen (4,30 €) oder Fischstäbchen<br />

(4 €). Jetzt aber ist Saison für<br />

Wild und Gans, im Kamin in jeder Variation<br />

zu finden (zwischen 15,90 und<br />

21,90 €) und zu essen, rustikal entweder<br />

gegenüber dem Tresen im „Beichtstuhl“,<br />

über dem auf „Waddisch“ (Werdener<br />

Platt) zu lesen steht: „En dössem Hus de<br />

höchste Ehr es godde Korn on lecker<br />

Beer“, oder im gemütlichen Restaurant<br />

vor flackerndem Feuer im kachelverkleideten<br />

Kamin – das allerdings ist inzwischen<br />

gasgespeist. „Das haben die Nachbarn<br />

durchgedrückt“, sagt Daniel Sommer<br />

und ist not amused, fügt aber hinzu:„Wer<br />

es nicht weiß, merkt es kaum, und auf<br />

jeden Fall ist es schön warm.“<br />

Da passt dann der Spruch draußen<br />

über der Tür: „Gott schütze dieses Haus<br />

vor Feuer, vor Stadtplanung und Steuer“.<br />

Am Kamin · Leinewebermarkt 7<br />

45239 Essen · Fon 0201-49 17 36<br />

www.amkamin-werden.de<br />

78 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 79


GENIESSEN<br />

80 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Frischer Fisch bildet die Basis für das gegrillte Edelfischpotpourri oder die Istrianische Fischsuppe.<br />

Mediterranes und Internationales kommt im „Dömchen“ auf den Tisch.<br />

| Feuer im Dom<br />

Das Gasthaus „Zum Dömchen“, sagt<br />

Slavo Palurovic, „wurde 1954 zwischen<br />

zwei Kirchen gebaut, einer katholischen<br />

und einer evangelischen. Und wenn damals<br />

die Frauen zum Gottesdienst gingen,<br />

zogen die Männer in ihre eigene kleine<br />

„Kirche“, das Dömchen eben...“ So jedenfalls<br />

die Legende. Er und seine Frau Peggy<br />

(„ich bin echte Mülheimerin und heiße<br />

wirklich so!“, lacht sie) hatten das Haus<br />

im Vorbeifahren gesehen – das gute Ende<br />

einer langen Suche nach einem eigenen<br />

Restaurant. Die beiden hatten sich im<br />

ehemaligen Jugoslawien kennengelernt,<br />

sie war im Urlaub, er im Hotel-Dienst.<br />

Und nach Adressen-Tausch und einigem<br />

Foto-Hin-und-Herschicken kam Slavo<br />

Palurovic schließlich nach Deutschland,<br />

vor 16 Jahren. Er bekam einen Job in<br />

Mülheims bekannter „Walkmühle“ – sie<br />

nach Ausbildung in Moers ebenfalls.<br />

„Da waren wir über 14 Jahre, das war<br />

genug, wir wollten selbstständig werden.“<br />

Im Juni 2006 war es so weit. Er legt ordentlich<br />

Holz nach, doch der Kamin im<br />

Gastraum hat es tagsüber nicht leicht:<br />

Gegen den Blick in die flackernden Flammen<br />

konkurriert der Blick durch große<br />

Fenster in den Garten.<br />

Die Dömchen-Küche ist „mediterran,<br />

international, frisch“, sagt Slavo Palurovic.<br />

„Wir wechseln die Speisekarte ständig<br />

und suchen immer Neues, versuchen, die<br />

Trends rechtzeitig aufzuspüren. Aber die<br />

Köche haben es nicht leicht mit mir: Ich<br />

koche selbst gern und gut.“ Nein, meint<br />

er dann auf die unausgesprochene Frage,<br />

„nicht gut genug, leider, um hier selbst<br />

am Herd zu stehen.“ So bietet die Küche<br />

etwa Irische Lammhüfte aus dem Ofen<br />

(16,90 €), Gegrilltes Edelfischpotpourri<br />

auf dem Reisbett (17,50 €) oder Istrianische<br />

Fischsuppe (6,90 €) an.<br />

Persönlich<br />

gebraut in der<br />

6. Generation.<br />

Die kleine Persönlichkeit.<br />

GENIESSEN<br />

— Die Liebe zum Detail schmeckt man. Und das Auge freut sich auch!<br />

Privatbrauerei Jacob Stauder · Stauderstraße 88 · 45326 Essen · Telefon 0201-3616-0 · Fax 0201-3616-133<br />

Internet: http://www.stauder.de · E-Mail: info@stauder.de<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 81


GENIESSEN<br />

— Die Palurovics haben sich in Jugoslawien kennen gelernt. Seit 2006 sind sie im „Dömchen“ zuhause.<br />

Außer dem Herd liebt der Patron im<br />

Dömchen den Wein. „Wein ist meine<br />

Leidenschaft“, sagt er, „ich bin auf dem<br />

Bauernhof aufgewachsen und mit Wein<br />

groß geworden.“ Vor allem italienische<br />

Weine haben es ihm angetan, er hat eine<br />

gut ausgestattete Sammlung, und die<br />

enthält er auch seinen Gästen nicht vor.<br />

Nachdenklich legt er mal wieder Holz<br />

nach: „Man muss gut sein in der Gastronomie,<br />

dann kommen auch Gäste, und<br />

dann kommen sie auch wieder. Und ich<br />

Restaurant Hülsmannshof<br />

Lehnsgrund 14a · 45149 Essen-Margarethenhöhe<br />

Telefon: 0201 - 87 125-0 · Telefax: 0201 - 87 125-20<br />

www.huelsmannshof.de<br />

Täglich geöffnet von 11 - 24 Uhr<br />

82 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

bin gerne in der Gastronomie, ich mache<br />

das aus Überzeugung!!!“ Slavo Palurovic<br />

sagt das wirklich mit drei Ausrufezeichen.<br />

Pause, neues Holz ins Feuer. „Aber<br />

wenn ich nochmal die Wahl hätte, dann<br />

würde ich in die Küche gehen!“<br />

Zum Dömchen · Nachbarsweg 110<br />

45481 Mülheim a. d. <strong>Ruhr</strong><br />

Fon 0208-46 68 585<br />

www.zumdoemchen.eu<br />

Festliche Stunden<br />

— Bei Gino im alten Stiftshaus genießen die Gäste<br />

bei knisterndem Feuer gutes Essen und ein Glas Bier.<br />

| Feuer im Stift<br />

Der Kamin ist riesig und beherrscht<br />

den ganzen alten Raum. Ob Chef Gino<br />

oder Kellner Roberto – jeder, der vorbeikommt,<br />

schaut nach, ob‘s noch gut<br />

brennt, und legt gern neue Scheite auf.<br />

Man sieht: Im alten Gewölbe des neuen<br />

Hauses macht ihnen die Arbeit Spaß. Geschlossene<br />

Gesellschaften müssen aufs<br />

Feuer nicht verzichten: Im gemütlichen<br />

Gewölbekeller brennt‘s dann auch im<br />

Kamin.<br />

Das Gebäude an der Frankenstraße<br />

stammt aus dem 13. Jahrhundert und<br />

wurde von Äbtissin Mathilde gegründet,<br />

einer Enkelin Kaiser Otto I. des Großen.<br />

Gino und Sybille Guariniello haben das<br />

Alte Stiftshaus 2006 übernommen und<br />

im September neu eröffnet. „Drei Monate<br />

haben wir renoviert“, sagt Gino. Seither<br />

heißt es „Bei Gino im Alten Stiftshaus“,<br />

In der Weihnachtszeit ist unser Haus immer besonders liebevoll dekoriert. Genießen Sie im Advent<br />

festliche Stunden in unserem Anwesen aus dem Jahre 1344. Unser engagiertes Service-Team serviert<br />

Ihnen auf drei lichtdurchfluteten Etagen frische deutsche und internationale Küche und in den Nachmittagsstunden<br />

verwöhnen wir Sie mit frischem Kuchen. Unsere vielfältigen Wild- und Gänsespezialitäten<br />

erfreuen sich großer Beliebtheit.<br />

Ob Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen – wir bieten Ihnen für 20 bis 150 Personen das passende<br />

Ambiente. Feiern Sie Ihren „besonderen“ Tag bei uns – wir freuen uns auf Sie.<br />

Unser Tipp: Lassen Sie sich auch an den Festtagen von uns verwöhnen und fragen Sie nach den Menüs.<br />

und seine Stammgäste sind alle wieder<br />

da: Für sie war Gino zuvor schon 19 Jahre<br />

da – ein paar 100 Meter die Frankenstraße<br />

hoch, am Stadtwaldplatz. Sein<br />

Chefkoch Arndt Klumb, der in Rino Frattesis<br />

„La Grappa“ lernte, und vor allem<br />

seine Frau Sybille hatten ihn überredet,<br />

„mal etwas Größeres zu machen“.<br />

Rino und Sybille – das ist eine der<br />

seltenen Liebesgeschichten dieser Zeit:<br />

Rino, in Italien „in der Gastronomie geboren“,<br />

wollte genau dieser und der elterlichen<br />

Trattoria entrinnen, besuchte<br />

seinen Bruder in Essen – und lernte die<br />

15-jährige Sybille kennen, die gerade ihre<br />

Ausbildung in der Kantine des damaligen<br />

Kaufhauses Loosen machte „Ja, und da<br />

bin ich hier hängengeblieben.“<br />

Und in der Gastronomie – die Flucht<br />

war misslungen. Zu Anfang, sagt er, „ha-<br />

GENIESSEN<br />

— Wie wär’s mit „Seeteufel alla Chef“? Chef Gino und Kellner Roberto präsentieren das Fischangebot des Tages.<br />

be ich alles selbst gemacht. Drei Gerichte<br />

täglich, was anderes gab es nicht.“ Die<br />

Gäste waren zufrieden. Das blieb so, als<br />

er 1996 den ersten Koch einstellte, und<br />

erst recht, als Arndt Klumb den Herd<br />

übernahm. Aber auch im Stiftshaus macht<br />

Gino noch (fast) alles selbst: Er kauft ein,<br />

er begrüßt seine Gäste („fast alle per<br />

Handschlag, ich kenne sie alle“), er trägt<br />

aus, „und wenn es nötig ist, putz‘ ich


GENIESSEN<br />

den Boden. Und genauso machen es alle<br />

im Team.“ Für einen, der der Gastronomie<br />

entfliehen wollte, ist er eher ein<br />

Besessener: „Ich bin morgens der erste,<br />

der reinkommt, und abends der letzte,<br />

der rausgeht.“<br />

Auf seiner Speisekarte mit nostalgischen<br />

Hintergrund-Schattenbildern stehen<br />

die traditionellen italienischen Gerichte<br />

Rainer Giesen<br />

Der gebürtige Bremer, seit seinem siebten<br />

Lebensjahr <strong>Ruhr</strong>-Mensch in Duisburg,<br />

Mülheim und Essen, war zuletzt<br />

Leiter der NRW-Redaktion WELT am<br />

SONNTAG und ist jetzt freier Journalist<br />

und Gastro-Kritiker.<br />

84 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

— Traditionelle italienische Gerichte zu moderaten Preisen – das freut Liebhaber von Antipasti & Co.<br />

zu moderaten Preisen: Gnocchi Gorgonzola<br />

(8 €), Lammfilet al pepe (18,50 €),<br />

Seeteufel alla Chef (16,50 €). Er hat sie<br />

seit vielen Jahren nicht verändert.<br />

„Warum auch?“, fragt er und antwortet<br />

selbst: „Ich habe herausgefunden, dass<br />

86 Prozent meiner Gäste nicht nach der<br />

Speisekarte bestellen, sondern auf unsere<br />

Empfehlung.“<br />

RUHR REVUE-Gastro-Tipps<br />

Fisch Kluge in Essen führt frische Fische<br />

– und erhielt dafür ein dickes Lob vom<br />

„Feinschmecker“: Die Redaktion würdigt<br />

das Fisch-Feinkost-Geschäft auf der<br />

„Rü“ als beste Adresse für den Fischkauf<br />

im <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

Wer gerne mal gepflegt „zappeln“ geht,<br />

kann das in der Ende November eröffneten<br />

„Buddha Lounge“ im GOP Varieté<br />

Theater an der Rottstraße in Essen tun.<br />

Zur Musik „für das anspruchsvollere<br />

Publikum ab 25 Jahre“ gibt’s Sushi und<br />

Die wird dem Gast ausführlich am<br />

Tisch rezitiert, und wer es vorher wissen<br />

will, kann sich auf Ginos Webseite die<br />

aktuellste Empfehlung ansehen.<br />

Bei Gino im alten Stiftshaus<br />

Stiftsplatz 1 · 45134 Essen,<br />

Fon 0201-44 48 52 · www.beigino.de<br />

Christian Grote (links) und Matthias Peiniger präsentieren das Logo<br />

Cocktails. Der Nachtklub öffnet freitags,<br />

samstags und vor Feiertagen ab 20 Uhr.<br />

Nicht nur für Varieté-Gäste ist der Eintritt<br />

im Dezember frei.<br />

Weihnachten: das Fest der köstlichen<br />

Kohlenhydrate und der gebratenen<br />

Festtagsfette. Da nimmt es nicht Wun-<br />

der, wenn in manchem fröhlichen<br />

Weihnachtsschlemmer hinterher die<br />

Diätreue aufsteigt und er zu Silvester<br />

zumindest Änderung gelobt. Doch wel-<br />

che der vielen Diäten befreien nach-<br />

haltig von den Weihnachtskringeln?<br />

Seit Kains Agrarreform tappen wir in<br />

dieser entscheidenden Frage im Dunkeln.<br />

Die einen verdammen die „mighty muffins“,<br />

die anderen die fette Pfanne. Auch<br />

Gottvater legte sich nicht fest. Zwar roch<br />

er lieber den Bratenduft statt den Bratapfel,<br />

dennoch ließ er seinen Favoriten<br />

Abel, den Vertreter der Fleischeskost,<br />

Opfer eines eifersüchtigen Brudermordes<br />

werden. Seither sind die Diätgläubigen<br />

tief entzweit und bekämpfen<br />

sich auf Messer und<br />

Gabel.<br />

Auf Messer und Gabel<br />

„Zwischen<br />

den Jahren“<br />

von Dr. Helmut Förster<br />

Es geht um die Wurst, nämlich um<br />

das Alleinverschuldungsprinzip der Fettsucht.<br />

Macht nun Zucker oder Fett dick?<br />

Dabei schieben sich die Kohlenhydratund<br />

die Fettgemeinde gegenseitig die<br />

Schuld in die Schuhe – mit wechselndem<br />

Kriegsglück. Eiweiß ist da bisher außen<br />

vor, aber seine Herkunft, ob von Schwein,<br />

Rind, Fisch oder Pflanze, löst schon wieder<br />

heftige Emotionen aus. Tierisches<br />

Eiweiß steht und fällt mit dem Ansehen<br />

seines Lieferanten. Schweine sind eben<br />

keine Unschuldslämmer und Rinderpupse<br />

verpesten die Atmosphäre. Aber darf man<br />

alternativ Fisch-Eiweiß genießen, wo die<br />

Meere bald leer gefischt sind?<br />

Wenn sich der Diätgläubige gerade<br />

erst mühevoll aus den tierischen Fettnäpfchen<br />

nach der Devise „low fat“ befreit<br />

und sich „rein in die Kartoffeln“ gestürzt<br />

hat, muss er schon wieder raus. Denn<br />

die sind schnell ins Blut einschießende<br />

Kohlenhydrate und als potente Insulinlocker<br />

in Verruf geraten. Sie sind momentan<br />

die Hauptangeklagten im Rechtsstreit<br />

Körper gegen Übergewicht.<br />

Zu viel Insulin bestraft Naschkatzen<br />

auf die Dauer mit Fettsucht, Hochdruck<br />

und durch den Erwachsenen-Diabetes.<br />

Die BSE-Angst ist der<br />

Angst vor den<br />

GESUNDHEIT<br />

— Der in Essen lebende Dr. Helmut Förster<br />

ist ein gefragter Medizin-Autor.<br />

BE‘s (Broteinheiten) gewichen. Aus „Low<br />

Carb“ wurde inzwischen „Slow Carb“,<br />

„langsame Kohlenhydrate“, die der Darm<br />

erst mühsam aus ihren pflanzlichen Verpackungen<br />

herausholen muss wie manche<br />

Obstsorten und vor allem Gemüse.<br />

Doch die Fettfans geben nicht so<br />

schnell auf. Beweis: Die Kreter leben am<br />

längsten in Europa und essen das meiste<br />

Fett. Allerdings das heimische Olivenöl,<br />

ähnlich gut wie Fischfettsäuren. Ultima<br />

ratio: Man nehme sich aus allen Diäten<br />

das Beste heraus, und zwar das, was<br />

schmeckt und verschlankt. Am besten<br />

ein Dauerabo beim Italiener oder Griechen:<br />

2 bis 3mal Fisch die Woche und<br />

wenig Tierisches aus heimischen Ställen.<br />

Rotwein in Maßen und nur zum Essen,<br />

dann aber nachweislich gut fürs Herz<br />

und Hirn! Entscheidend ist also nicht<br />

„low carb“ oder „low fat“, sondern das<br />

Verhältnis zwischen kalorienarmen und<br />

nährstoffreichen Lebensmitteln. Machen<br />

Sie den Braten (am besten gebratenes<br />

Seelachsfilet) zur Beilage und<br />

die Beilage (Salate<br />

und Brokkoli) zum<br />

Hauptgericht! ●<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 85


GESUNDHEIT<br />

— Dr. Johannes Bruns von der Deutschen Krebsgesellschaft (Mitte) übergibt das<br />

Zertifikat an Dr. Rolf Hartwig und Prof. Dr. Michael Betzler vom „AKK“.<br />

Ausgezeichnetes Darmzentrum<br />

Alfried Krupp Krankenhaus Essen zertifiziert<br />

Das Darmzentrum am Alfried<br />

Krupp Krankenhaus erhielt als<br />

erstes Essener Krankenhaus<br />

das Qualitätssiegel der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft. In<br />

einem fast zweitägigen Audit<br />

wurden bei einer externen<br />

Überprüfung Diagnostik, Therapie<br />

und Nachsorge, die Qualität<br />

von Operateuren und<br />

Behandlern, die Geräteausstattung<br />

und die Arbeitsabläufe<br />

intensiv geprüft. Im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

gibt es nur zwei zertifizierte<br />

Zentren, in Deutschland nur<br />

18 Kliniken, die das Gütesiegel<br />

führen dürfen. „Alle Patienten<br />

mit einer Darmkrebserkrankung<br />

erhalten in unserem<br />

Darmzentrum eine umfassende<br />

Behandlung nach neuesten<br />

Erkenntnissen und aus einer<br />

Hand“, so Prof. Dr. Michael<br />

86 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Betzler, Leiter des Zentrums<br />

und Ärztlicher Direktor des<br />

„AKK“. Im Darmzentrum<br />

arbeiten Chirurgen, Gastroenterologen,<br />

Radiologen, Pathologen,<br />

Strahlentherapeuten,<br />

Onkologen und Psychoonkologen<br />

eng mit niedergelassenen<br />

Ärzten, Stoma-Therapeuten<br />

und Selbsthilfegruppen zusammen.<br />

Das Zentrum versteht<br />

sich als Netzwerk, in dem<br />

sämtliche Fachkompetenzen<br />

zur Behandlung der Patienten<br />

gebündelt sind. Darmkrebs<br />

gehört in Deutschland zu den<br />

häufigsten bösartigen Erkrankungen.<br />

Im Jahr 2000 erkrankten<br />

nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts<br />

32.600<br />

Männer und knapp 34.200<br />

Frauen an Krebs des Dick- oder<br />

Mastdarms.<br />

— Bewegung, hier im Essener Lutherhaus, ist wichtig für Osteoporose-Patienten.<br />

Osteoporose-Schulung<br />

Vorbildliches Essener Lutherhaus<br />

Sieben Millionen Menschen<br />

sind in Deutschland an Osteoporose<br />

erkrankt, und nach<br />

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

wird sich<br />

diese Zahl in den nächsten<br />

20 Jahren fast verdoppeln.<br />

Eine verringerte Knochenmasse<br />

und eine poröse Knochenstruktur<br />

führen bei diesen Patienten<br />

immer wieder zu Knochenbrüchen.<br />

Durch eine entsprechende<br />

Lebensweise und<br />

frühzeitige Therapie lässt sich<br />

Osteoporose allerdings gut<br />

behandeln. Eine der ersten<br />

ganzheitlichen und interdisziplinärenOsteoporose-Schulungen<br />

für Frauen und Männer<br />

deutschlandweit findet nun im<br />

Gesundheitszentrum am Lutherhaus<br />

in Essen statt. Ein<br />

Team aus Fachärzten, Psychologen,<br />

Ernährungsberatern und<br />

Physiotherapeuten vermittelt<br />

in sechs Doppelstunden wissenschaftlich<br />

fundierte Informationen<br />

über die Krankheit<br />

und ihre Behandlung mit richtiger<br />

Ernährung, sinnvollen<br />

Medikamenten und Hilfsmitteln.<br />

Jede Kurseinheit enthält<br />

außerdem ein 60-minütiges<br />

medizinisches Aufbautraining.<br />

Denn die sollen die „morschen<br />

Knochen“ nicht etwa schonen:<br />

Empfohlen wird regelmäßiges<br />

Kraft-Aufbau-Training.<br />

Weitere Infos unter Telefon<br />

0201/8050<br />

— EEG-Messungen in allen Positionen und Aktionen ermöglicht die Erfindung der<br />

Universität Duisburg-Essen und des Duisburger St. Anna-Krankenhauses.<br />

Neues EEG ganz mobil<br />

Prototyp aus Duisburg/Essen<br />

Forscher der Universität Duisburg-Essen<br />

und Mediziner des<br />

Duisburger St. Anna-Krankenhauses<br />

haben einen Prototypen<br />

zur mobilen Hirnstromüberwachung<br />

entwickelt. Das tragbare<br />

Elektroenzephalographie-<br />

Gerät (EEG) überträgt die<br />

Daten drahtlos an einen Computer,<br />

an dem ein Arzt dann<br />

den Signalverlauf beobachten<br />

kann. Das neue Konzept<br />

ermöglicht EEG-Messungen<br />

bei Patienten in verschiedenen<br />

Positionen und Aktionen, sogar<br />

im Wasser. Die gemessenen<br />

Gehirnströme mit ihren Spannungsschwankungen<br />

verraten<br />

mancherlei: So können zum<br />

Beispiel entzündliche oder<br />

stoffwechselbedingte Erkrankungen<br />

durch Veränderungen<br />

der elektrischen Gehirnaktivität<br />

erfasst werden.<br />

Forum für Umweltmedizin<br />

Neugründung in Herne<br />

Chronische Krankheiten durch<br />

Umweltbelastungen sind auf<br />

dem Vormarsch. Um Betroffene<br />

darüber zu informieren,<br />

wie umweltbedingte Erkrankungen<br />

erkannt und behandelt<br />

werden können, hat sich<br />

in Herne jetzt das „Forum für<br />

UmweltMedizin und Umwelt-<br />

ZahnMedizin NRW“ gegründet.<br />

Initiatoren sind der Allgemein-<br />

und Umweltmediziner<br />

Dr. Frank Bartram, Vorsitzender<br />

des Berufsverbandes der<br />

GESUNDHEIT<br />

— Sie haben das Forum für Umweltmedizin in Herne gegründet: Der 2. Vorsitzende<br />

der Internationalen Gesellschaft für Zahnmedizin, Dr. Wolfgang H. Koch, und<br />

der Allgemein- und Umweltmediziner Dr. Frank Bartram.<br />

Umweltmediziner Deutschlands,<br />

und Dr. Wolfgang H.<br />

Koch, 2. Vorsitzender der Internationalen<br />

Gesellschaft für<br />

Zahnmedizin. Sie arbeiten mit<br />

Ärzten aus Schlafmedizin, Innerer<br />

Medizin, Schmerz- und<br />

Physiotherapie zusammen.<br />

Wissenschaftler schätzen, dass<br />

bis zu 90 Prozent aller Erkrankungen<br />

in den Industrienationen<br />

umweltbedingt sind.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.haranni-clinic.de.<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 87


AKTION<br />

88 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Wir wollen es wissen!<br />

„Guten Tag. Mein Name ist Katharina Erdstein, und ich rufe im Auftrag von<br />

Academic Data an.“ Wenn Sie diese oder eine ähnlich sympathische Stimme in<br />

Academic Data befragt die RUHR REVUE-Leser<br />

den nächsten Tagen am Telefon hören, dann reagieren Sie bitte nicht wie inzwi-<br />

schen jeder Zweite: Legen Sie nicht einfach auf!<br />

| Schenken Sie uns fünf Minuten!<br />

„Keine Frage, unser Job ist in den letzten<br />

Jahren schwieriger geworden“, stellt Dr.<br />

Elke Esser fest. Sie ist Inhaberin des Meinungsforschungsinstitutes<br />

Academic Data<br />

in Essen. Für die RUHR REVUE werden<br />

Elke Esser und ihr Team aus 45 Interviewerinnen<br />

im Dezember unsere Abonnenten<br />

befragen: zur Lesedauer und zum<br />

Leseverhalten, zu den Inhalten der RUHR<br />

REVUE und zu dem, was man daran<br />

ändern und was auf jeden Fall so bleiben<br />

sollte. Einfache Fragen, die in drei bis<br />

höchstens fünf Minuten beantwortet sind.<br />

Dem Verlag helfen die hochgerechneten<br />

Antworten der befragten Leser gleich<br />

zweifach: Die Redaktion erfährt, welche<br />

Themen sich die Leser wünschen, und<br />

die Anzeigenabteilung bekommt valide<br />

Argumente für die Anzeigenkunden des<br />

Kulturhauptstadtmagazins.<br />

| Klingeln am Abend<br />

Seit Call Center in den letzten Jahren<br />

wie Pilze aus dem Boden geschossen und<br />

an der <strong>Ruhr</strong> auch zu einem bedeutenden<br />

Wirtschaftsfaktor geworden sind, ist die<br />

Arbeit für die Meinungsforscher schwieriger<br />

geworden. Wer als Berufstätiger einmal<br />

einen Urlaubstag zu Hause verbringt,<br />

merkt spätestens dann, wie viele fremde<br />

Menschen täglich anrufen: Das große<br />

— Elf Jahre nach der Gründung von Academic Data<br />

zählt Dr. Elke Esser zu den erfahrenen Marktforschern.<br />

Glück per Lotterie wird am Telefon genauso<br />

verkauft wie Sicherheit durch eine<br />

Versicherung. „Da haben es unsere Interviewerinnen<br />

schwer, die Menschen am<br />

anderen Ende der Leitung zu überzeugen,<br />

dass wir nicht ihr Geld wollen, sondern<br />

nur ihre Meinung“, weiß Dr. Elke Esser.<br />

Fast genau so schwierig ist es, tagsüber<br />

überhaupt jemanden an die Strippe zu bekommen:<br />

„Für eine seriöse Umfrage, die<br />

repräsentativ sein soll, benötigen wir<br />

natürlich auch die Meinung der Berufstätigen“,<br />

sagt die Academic Data-Inhaberin.<br />

Doch beruflich aktive Menschen sind oft<br />

auch noch nach Feierabend unterwegs,<br />

weil sie Sport machen, einkaufen, essen<br />

gehen oder sich gesellschaftlich engagieren.<br />

Kein Wunder, dass der Betrieb bei<br />

Academic Data auf der Huyssenallee mit<br />

Blick auf die Essener Philharmonie erst<br />

gegen 16 Uhr losgeht. „Ab dieser Zeit bis<br />

21 Uhr haben wir die besten Chancen,<br />

unsere gewünschten Gesprächspartner<br />

zu erwischen“, weiß Dr. Elke Esser aus<br />

ihrer langjährigen Meinungsforschungs-<br />

Erfahrung.<br />

Weihnachten steht vor der Tür.<br />

unser Service für Sie: Wir versenden, von Ihnen ausgesuchte<br />

Weinpräsente, an Geschäftspartner, Freunde und Verwandte.<br />

Bitte sprechen Sie uns an.<br />

— Auch die Aufbereitung der per Telefon erhobenen<br />

Daten gehört zum Service von Academic Data.<br />

| Frauensache<br />

Vor elf Jahren hat sich die studierte Sozialwissenschaftlerin<br />

nach zehn Jahren<br />

Forschung und Lehre an der Universität<br />

Bochum und mehrjähriger Referententätigkeit<br />

in der Kommunalverwaltung der<br />

AKTION<br />

Stadt Oberhausen und als Prokuristin<br />

beim Initiativkreis <strong>Ruhr</strong>gebiet selbstständig<br />

gemacht: „Jetzt machst du mal was,<br />

was du nicht nur richtig gut kannst, sondern<br />

was dir auch großen Spaß macht“,<br />

erinnert sich Dr. Elke Esser an ihre Gründerzeit.<br />

Academic Data war geboren.<br />

Heute zählen Universitäten, große Verbände<br />

wie der Regionalverband <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

und öffentlich-rechtliche Anstalten<br />

wie die Filmförderungsanstalt in Berlin<br />

zum Kundenkreis. Neben der Datenerhebung,<br />

die meist per Telefon, aber auch<br />

schon einmal durch eine Gruppendiskussion<br />

oder durch Beobachtung erfolgt,<br />

komplettieren Analyse, Bewertung und<br />

Aufbereitung der gewonnenen Informationen<br />

das Angebot. Die Mitarbeiter des<br />

Essener Meinungsforschungsinstitutes<br />

sind übrigens fast durch die Bank weiblich.<br />

Dr. Elke Esser: „Wenn abends um<br />

21 Uhr das Telefon klingelt, fühlen sich<br />

die Menschen, egal ob alt oder jung,<br />

Mann oder Frau, durch eine Frauenstimme<br />

einfach weniger gestört. Das hat<br />

wohl was mit Vertrauen zu tun.“ ● ak<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 89


TERMINE<br />

Noch<br />

bis 9. Dezember<br />

Messe Essen<br />

Vroummmmm…<br />

Weihnachten oder nicht – Männer<br />

denken doch immer nur an das eine.<br />

Wer jetzt noch schnell ein bisschen<br />

Gas gibt, kann die letzten Stunden der<br />

40. (!) Essen Motor Show miterleben –<br />

mit jeder Menge PS natürlich bei den<br />

aktuellen Automobil-Neuheiten und<br />

mit noch mehr PS in der Tuning-Abteilung.<br />

Es gibt aber, wie stets, auch eine<br />

Abteilung für Klassik-Autos und Oldtimer,<br />

bei denen es nicht unbedingt auf<br />

PS und Geschwindigkeitsrausch ankommt.<br />

Also: letzte Gelegenheit, noch<br />

mal richtig Benzinluft zu schnuppern,<br />

ehe Räuchermännchen und Co. das<br />

weihnachtliche Aroma vorgeben ■<br />

Info: 0201/3101-100<br />

■ www.essen-motorshow.de<br />

bis 15. Dezember<br />

Wissenschaftspark Gelsenkirchen<br />

Am Apparat<br />

„Kunst – Zukunft – <strong>Ruhr</strong>gebiet“ ist das<br />

Thema dieser Ausstellung, gemeinsam<br />

veranstaltet vom Wissenschaftspark<br />

Gelsenkirchen und vom Institut Arbeit<br />

und Technik. Wie eine Antwort auf die<br />

berühmte Frage „Wo bleibt das Positive?“<br />

versammelt sie optimistisch stimmende<br />

Ergebnisse des Strukturwandels<br />

an der <strong>Ruhr</strong>, dargestellt mit Hilfe von<br />

„apparativer Kunst“. Keine Angst: Das<br />

ist neben Computer-Kunst und „Copy-<br />

Art“ auch die gute, alte Fotografie. Das<br />

inhaltliche Spektrum reicht von Nanotechnologie<br />

bis zum Tanz in ehemaligen<br />

Industriebauten ■<br />

Info: 0209/167-1000<br />

■ www.wipage.de<br />

90 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Quo vadis?<br />

Ereignisse im <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

Zu diesem Kalender<br />

bis März 2008<br />

Ein Kalender für drei Monate im Voraus kann in einer so spannenden<br />

Region wie unserer nur eine Auswahl treffen aus einer<br />

riesigen Ereignisfülle. Darum fragen wir uns: Was würden wir, die<br />

Macher der RUHR REVUE, selbst gern besuchen? Weisen Sie uns<br />

aber gern auf anstehende Ereignisse hin! Und nutzen Sie die Tatsache,<br />

dass unser Kalender immer wieder zur Hand genommen<br />

wird, für Ihre Anzeigen!<br />

bis 29. Dezember bis 5. Januar<br />

Galerie Schütte Essen<br />

Anders<br />

„Different“ ist der Titel dieser Ausstellung.<br />

Anders, ungewöhnlich für unsere<br />

Breiten ist gewiss die Herkunft der<br />

29-jährigen Fotografin: Laura Ribero<br />

ist aus Kolumbien. 2005 war sie schon<br />

einmal in Essen zu Gast; die Ausstellungen<br />

bei Schütte und im Stellwerk<br />

Zollverein zählten zu ihren ersten Einzelschauen<br />

überhaupt. Inzwischen hat<br />

ihre Karriere mit zahlreichen Ausstellungen<br />

an verschiedenen Orten Fahrt<br />

aufgenommen. „Different“ zeigt, ob<br />

und wie sich ihre Fotografie seit dem<br />

Debut verändert hat ■<br />

Info: 02054/87 17 53<br />

■ www.galerie-schuette.de<br />

Eine der bei Schütte ausgestellten<br />

Fotografien von Laura Ribero: „arrive“<br />

Obrist Gingold Galerie Essen<br />

Eine feine Gesellschaft<br />

Und noch eine junge Südamerikanerin:<br />

Nach erfolgreicher Teilnahme an<br />

Kunstmessen in Moskau und Toronto<br />

bekommt die Argentinierin Marcela<br />

Böhm ihre erste Einzelausstellung in<br />

Essen. Auch eine Art der Globalisierung.<br />

Menschen auf Parties, Familienfesten<br />

– und Ausstellungseröffnungen<br />

(!) gaben die Motive für Böhms ironische<br />

Darstellung „feiner Gesellschaften“<br />

– Variation ihrer bekannten Porträts<br />

und Alltagsszenen ■<br />

Info: 0201/72 66-203<br />

■ www.obrist-gingold.com<br />

bis 6. Januar<br />

Museum Morsbroich Leverkusen<br />

Sound<br />

Nico Dockx, Florian Hecker, Marcellvs<br />

L. und Astrid Nippoldt wurden mit<br />

dem Förderpreis Bildende Kunst 2007<br />

des „Kulturkreises der deutschen Wirtschaft<br />

im Bundesverband der Deutschen<br />

Industrie“ ausgezeichnet. Ihre<br />

Sound-Installationen im Gefolge John<br />

Cages werden unter dem Titel „ars<br />

viva 07/08“ in Leverkusen gezeigt,<br />

ehe die Ausstellung nach Hannover<br />

und Vilnius weiterzieht ■<br />

www.museum-morsbroich.de<br />

Ein Motiv aus Tamás T. Kaszás’<br />

Installation im RWE-Turm<br />

bis 20. Januar<br />

Henrichshütte Hattingen<br />

Kontakt<br />

Diese Ausstellung basiert auf der gewagten<br />

These, dass Liebe etwas mit<br />

Kommunikation zu tun habe – kein<br />

Wunder: Das Frankfurter Museum für<br />

Kommunikation hat sie entworfen. Sie<br />

zeigt, welche Wege die „Botschaften<br />

des Herzens“ im Lauf der Zeit genommen<br />

haben. Von der ersten Kontaktanzeige<br />

aus dem Jahr 1738 über Tischtelefone<br />

in plüschigen Single-Cafés bis<br />

zum heutigen Internet-Chat. Das alles<br />

präsentiert in der eher unwahrscheinlichen<br />

Kulisse der alten Hattinger<br />

Stahlhütte. Kritiker könnten einwenden,<br />

dass ein Bahnhof der passendere<br />

Ort gewesen wäre – aber für solchen<br />

Zynismus fehlt uns jedes Verständnis.<br />

bis 25. Januar<br />

RWE Turm Essen<br />

Ungarische Orientierung<br />

Das Museum Folkwang und die RWE<br />

AG setzen ihre Kooperation zur Förderung<br />

zeitgenössischer Kunst fort.<br />

Im Turm der RWE-Hauptverwaltung<br />

realisiert der Ungar Tamás T. Kaszás<br />

zusammen mit der Gruppe „Intercultural<br />

Orientation“ eine Installation<br />

namens „They who know the truth<br />

don’t advertise it – Die die Wahrheit<br />

kennen werben nicht mit ihr“ ■<br />

Info: 0201/12-1 5253<br />

■ www.rwe.com<br />

bis 20. Januar<br />

Kunsthalle Düsseldorf<br />

Blinky Palermo<br />

Angeblich hat es ihm sein Düsseldorfer<br />

Lehrer Beuys gesagt: „Mit<br />

dem Namen Peter Heisterkamp<br />

kannste nie was werden als<br />

Künstler.“ Wahr oder nicht: Der<br />

junge Mann machte keine halben<br />

Sachen und nannte sich fortan<br />

Blinky Palermo. Möglicherweise<br />

würde er heute zu den ganz Großen<br />

gehören; befreundet war er<br />

schon als Student mit „Kollegen“<br />

wie Sigmar Polke, Gerhard Richter<br />

bis 27. Januar<br />

Museum am Ostwall Dortmund<br />

Unterm Schnee<br />

Im Salzlager der Essener Zeche Zollverein<br />

sind Ilya und Emilia Kabakov<br />

seit geraumer Zeit mit einer Dauer-<br />

Installation vertreten. In Dortmund<br />

wird jetzt Ilya Kabakovs Werkkomplex<br />

„Under the Snow“ von 2004 bis 2006<br />

erstmals vollständig gezeigt. 23 großformatige<br />

Gemälde nebst 32 Aquarellen<br />

und Buntstiftzeichnungen variieren<br />

das Thema einer Schneedecke, unter<br />

der immer wieder Fragmente der darunter<br />

verborgenen – russischen, sowjetischen<br />

– Realität sichtbar werden ■<br />

Info: 0231/5023247<br />

■ www.museumamostwall.de<br />

Von der Heydt-Museum Wuppertal<br />

Renoir!!<br />

„Renoir und die Landschaft des Impressionismus“<br />

– der Titel verheißt<br />

den reinen, sinnlichen Genuss. Nun<br />

– pourquoi pas? Wir zitieren: „Der<br />

Schwerpunkt dieser Ausstellung liegt<br />

auf dem späten Werk, in dem sich<br />

Renoirs Häuser, Büsche, Bäume und<br />

Autsch! Hinz und Kunz machen im GOP<br />

Blödsinn mit Instrumenten.<br />

und Imi Knoebel. Ob der „James<br />

Dean der Kunst“ die Erwartungen<br />

à la longue tatsächlich hätte<br />

erfüllen können, ist umstritten:<br />

Palermo starb 1977 mit erst 33<br />

Jahren. Diese erste (!) umfassende<br />

Werkschau gibt Gelegenheit,<br />

sich ein Bild von dem jedenfalls<br />

einflussreichen Künstler und seinen<br />

Arbeiten zu machen.<br />

Info: 0211/8996243<br />

www.kunsthalle-duesseldorf.de<br />

Berge in pure Farbe aufzulösen scheinen.<br />

Hier befreit sich die Gestaltung<br />

vom Gegenstand, und die Farbe und<br />

das grandiose Licht Südfrankreichs<br />

gewinnen ein Eigenleben.“ Kunst muss<br />

und darf nicht immer bloß Genuss<br />

sein. Aber manchmal halt schon…<br />

Info: 0202/563 6231 ■<br />

■ www.von-der-heydt-museum.de<br />

Renoirs „Zwei Schwestern“ kommen<br />

auch nach Wupperrtal.<br />

TERMINE<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 91


TERMINE<br />

Noch<br />

Claudia Spielmanns „Sturzflug“ ist Teil<br />

der Schau im Essener KWI.<br />

bis 8. Februar<br />

Kulturwissenschaftliches Institut Essen<br />

Großes Zeichen<br />

Das Essener KWI ist als Ausstellungsort<br />

noch ein recht unbeschriebenes Blatt.<br />

Gute Gelegenheit, es kennenzulernen.<br />

Aber Vorsicht: Die Ausstellung ist nur<br />

nach Anmeldung zu besichtigen! Geboten<br />

werden Arbeiten der Hamburger<br />

Malerin Claudia Spielmann – vorwiegend<br />

Landschaften, die indes japanischen<br />

Einfluss und Elemente der Kalligraphie<br />

erkennen lassen; die Künstlerin<br />

begann ihre Karriere 1994 mit<br />

einem Stipendium der japanischen<br />

Regierung und ist dem Land weiterhin<br />

verbunden ■ Info: 0201/7204-0<br />

■ www.kwi-nrw.de<br />

bis 24. Februar<br />

Ludwig Galerie Schloss Oberhausen<br />

Schadenfreude<br />

Er war Karikaturist, hat die bewegte<br />

Bilderwelt des Cartoons erfunden und<br />

war nach einem Ausspruch August<br />

Mackes der „erste Futurist“: Wilhelm<br />

Busch. Kein Kinderkram. Diese Ausstellung<br />

mit 100 seiner Arbeiten und<br />

mit 80 Beiträgen prominenter Nachfolger<br />

zeigt, „dass die Karikatur von der<br />

Bösartigkeit, Gehässigkeit und Schadenfreude<br />

lebt“. Das reinste Vergnügen<br />

also – man sollte es sich nicht entgehen<br />

lassen ■ Info: 0208/412 4928<br />

■ www.ludwiggalerie.de<br />

Das tut weh: Ein überaus Busch-typischer<br />

Schmied hat den Teufel im Griff.<br />

92 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Museum Küppersmühle Duisburg<br />

Immendorff<br />

Die Kunstakademie hatte manchmal<br />

ihre liebe Not mit (künftigen) Professoren.<br />

Wie Beuys wurde auch Jörg<br />

Immendorff mal gefeuert – da war er<br />

noch Student, kein Star. 1996 kehrte<br />

er als Professor und Kunst-Star an den<br />

Rhein zurück, und so wird auch ihm<br />

nun die Ehre zuteil, in „AKADEMOS“<br />

präsentiert zu werden, einer Ausstellungsreihe<br />

über das Werk Düsseldorfer<br />

Akademieprofessoren. Rund 90 Arbeiten<br />

zeigen „40 Jahre Immendorff“,<br />

darunter Spätwerke, die der Schwerkranke<br />

seiner Behinderung mit Hilfe<br />

von Technik und Assistenten abtrotzte.<br />

Diese Ausstellung war noch mit Immendorff<br />

verabredet und besprochen<br />

worden ■ Info: 0203/30 19 48-11<br />

■ www.museum-kueppersmuehle.de<br />

Rheinisches Industriemuseum<br />

Oberhausen<br />

Nachtarbeit<br />

„Der Tag ist nicht genug“ erzählt von<br />

Menschen, die regelmäßig die Nacht<br />

zum Tage machen – nicht fröhlich feiernd,<br />

sondern in harter Arbeit: Krankenhauspersonal,<br />

Schichtarbeiter in<br />

Industriebetrieben oder, nun ja, auch<br />

die Stripperin an der Tanzstange. Fotos<br />

und Tondokumente lassen ahnen, wie<br />

sich die erzwungene Nachtaktivität<br />

auf den Schlaf und das Familienleben<br />

auswirkt ■ Info: 01805/74 34 65<br />

■ www.rim.lvr.de<br />

Dezember<br />

5.<br />

bis 3. März<br />

bis 29. Juni<br />

Mittwoch<br />

sowie 6., 7. und 8. Dezember<br />

jeweils 20 Uhr<br />

Maschinenhaus Zeche Carl Essen<br />

Speed<br />

Ganz frisch – Uraufführung am 2.<br />

Dezember – ist diese Produktion des<br />

Tanztheaters Christine Brunel. „Speed“<br />

heißt das Stück, die Zeit ist das Thema:<br />

Ein Kontinuum, dem sich nichts<br />

und niemand entziehen kann. Tanz,<br />

Musik und Lyrik sind die Elemente,<br />

und dafür hat sich die Französin Brunel<br />

mit dem amerikanischen Cellisten<br />

und Komponisten Scott Roller zusammengetan.<br />

Die Gedichte stammen von<br />

dem in Österreich geborenen Amerikaner<br />

Robert Lax. Insgesamt entsteht ein<br />

Raum, „erfüllt von purer Bewegung<br />

und reinem Klang“ ■<br />

Karten: 0201-837 84 24<br />

■ www.tanztheater-christine-brunel.de<br />

7.<br />

Freitag<br />

und Samstag, 8. Dezember<br />

jeweils 20 Uhr<br />

Domicil Dortmund/<br />

Katakomben-Theater Essen<br />

jazzwerk plus<br />

Drei Bands hat das „jazzwerkruhr“<br />

2007 als Förderprojekte unterstützt:<br />

„Ha!“, „the camatta“ und „Zodiak<br />

Trio“. An diesem Wochenende sind<br />

sie alle drei in Dortmund und Essen<br />

zu hören – und zwar zusammen mit<br />

einem Gast, den das jazzwerk aus<br />

Frankreich an die <strong>Ruhr</strong> geladen hat:<br />

Nguyen Le. Der seit über zwanzig Jahren<br />

erfolgreiche Gitarrist, Arrangeur<br />

und Komponist eröffnet mit seinem<br />

Auftritt die neue Initiative „jazzwerkruhr<br />

plays Europe“. Die beiden Konzerte<br />

bilden den Höhepunkt der Saison<br />

jazzwerkruhr 07 ■<br />

www.jazzwerkruhr.de<br />

Ab 20 Uhr<br />

Wuppertal-Elberfeld<br />

Kneip-Kur<br />

Einen Tag nach Nikolaus, einen Tag<br />

vor dem zweiten Advent, und Sie<br />

wollen zwischendurch mal was ganz<br />

Anderes machen? Bitte schön: In<br />

Wuppertal gibt’s heute einen geführten<br />

Kneipenbummel durch Elberfeld –<br />

vier Stunden lang! Uns scheint das<br />

eine gute Gelegenheit, diese durchaus<br />

charmante Nachbarstadt kennenzulernen,<br />

die man sonst meist nur nebenher<br />

wahrnimmt: beim Museums- oder<br />

Zoobesuch oder beim Schwebebahnfahren.<br />

6,50 Euro kostet die Tour –<br />

wir haben allerdings den Verdacht,<br />

dass darin bestenfalls ein Getränk enthalten<br />

ist ■ Info: 0202/5638052<br />

■ www.wuppertal.de<br />

In „Speed“ machen Christine Brunel<br />

und Scott Roller die Zeit zum Thema.<br />

8.<br />

Samstag<br />

15 Uhr<br />

Mondpalast Wanne-Eickel<br />

Peterchen hebt ab<br />

Peterchens Mondfahrt und Weihnachten<br />

gehören zusammen – das wusste<br />

der Verfasser dieser Zeilen auch nach<br />

vielen Jahren noch ganz genau. Aber<br />

warum und wie? Statt irgendwo nachzulesen,<br />

könnte man auch die Erfahrung<br />

wiederholen und das Stück noch<br />

einmal anschauen – mit dem Kind, mit<br />

dem Enkel. Und welcher Ort wäre als<br />

Startpunkt für diese Reise besser geeignet<br />

als der „Mondpalast“ in Wanne-<br />

Eickel? Heute und dann noch vier mal<br />

vor Weihnachten hebt Peterchen dort<br />

ab ■ Info: 02325/96 81 96<br />

■ www.mondpalast.com<br />

10.<br />

Montag<br />

20 Uhr<br />

Konzerthaus Dortmund<br />

Weihnachten gefiddelt<br />

Nun ist schon der zehnte Dezember –<br />

Zeit für etwas wirklich Weihnachtliches.<br />

Aber ein bisschen anders darf’s<br />

schon sein, oder? Mit Trommeln nämlich,<br />

Fiddeln, Flöten, Harfen und Tanz<br />

und mit dem seltsamen Weihnachtsgruß<br />

„Nollaig Shona Duit“: Irische<br />

Weihnachten mit dem Irish Harp Orchestra<br />

und mit der Planxty O’Rourke<br />

Dance Company ■<br />

Karten: 0231/22 696 200<br />

■ www.konzerthaus-dortmund.de<br />

11.<br />

Dienstag<br />

20 Uhr<br />

GOP Varieté Essen<br />

Heiter bis flockig<br />

…heißt das aktuelle Programm im<br />

GOP: Publikumsliebling Oli Materlik<br />

präsentiert sich selbst und ein international<br />

gemischtes Ensemble mit einem<br />

schillernden Mix aus Kabarett, Comedy,<br />

Artistik und Akrobatik – Varieté<br />

eben ■ Karten: 0201/247 9393<br />

■ www.variete.de<br />

12.<br />

Mittwoch<br />

19 Uhr<br />

Grugahalle Essen<br />

Holiday on Ice<br />

So verlässlich wie das Christkind<br />

kommt Holiday on Ice an Weihnachten<br />

in die Essener Grugahalle. Irgendwie<br />

war das immer schon so. Die diesjährige<br />

Show aber ist natürlich wieder<br />

eine ganz neue: „Elements“ handelt<br />

von Feuer und Wasser, von Luft und<br />

Erde, von fremden Ländern und Kulturen.<br />

Star des Jahres ist Tanja Szewczenko,<br />

die für „Holiday“ nach acht Jahren<br />

auf das Eis zurückkehrt. Howard Carpendale<br />

schrieb für die Show eine exklusive<br />

Ballade: „Durban South Africa“.<br />

Heute ist Premiere; dann folgen<br />

bis zum 16. Dezember noch acht Aufführungen<br />

■ Tickets: 01805/44 44<br />

■ www.holidayonice.com<br />

Samstag, 8. Dezember · 20 Uhr<br />

Bisschen spät, aber immerhin:<br />

80 Jahre nach der Uraufführung<br />

in den USA bringt das Gelsenkirchener<br />

MiR heute die deutsche<br />

Erstaufführung des Gershwin-<br />

Musicals „Strike up the Band“.<br />

Die Handlung ist ziemlicher Käse:<br />

Es geht um einen amerikanischen<br />

Cheese-Fabrikanten, der sein<br />

fades Produkt mit allen Mitteln<br />

gegen wohlschmeckende Schweizer<br />

Konkurrenz verteidigen will.<br />

Eine Szene aus Henrietta Horns<br />

„Freigang“ in der Folkwang Hocchschule<br />

13.<br />

Donnerstag<br />

20 Uhr<br />

Folkwang Hochschule Essen<br />

Zweimal Henrietta Horn<br />

Zwei Produktionen der Choreographin<br />

Henrietta Horn zeigt das Folkwang<br />

Tanzstudio im Dezember. Heute, morgen<br />

und übermorgen steht „Freigang“<br />

auf dem Programm: Zusammen mit<br />

dem Musiker, Performer und Improvisator<br />

Jens Thomas lotet Horn die<br />

Grenzen ihrer Kunstformen aus. Am<br />

19. und 20. Dezember folgt „Blauzeit“:<br />

Diese Choreographie von Horn<br />

zur Musik des 50jährigen Amerikaners<br />

David Lang spürt der Frage nach: Wie<br />

lang sind eigentlich fünf Minuten? ■<br />

Karten: 0201/4903-231<br />

■ www.folkwang-tanzstudio.de<br />

Musiktheater Gelsenkirchen<br />

Junger Käse<br />

Klingt gar nicht schlecht? Nun ja –<br />

Buchautor George S. Kaufmann<br />

hat immerhin auch für die Marx-<br />

Brothers gearbeitet. Die Songtexte<br />

stammen von Ira Gershwin und<br />

die Musik hat natürlich Bruder<br />

George geschrieben – einschließlich<br />

solcher Hits wie „Strike up<br />

the Band“, „The Man I Love“<br />

und „I’ve Got a Crush on You“.<br />

Karten: 0209/4097-200<br />

www.musiktheater-im-revier.de<br />

TERMINE<br />

Überraschen Sie mit dem schönsten Geschenk,<br />

das es gibt – dem Lachen!<br />

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Telefax: (02 01) 2 47 93-94, info-essen@variete.de<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 93


TERMINE<br />

Dezember<br />

13.<br />

Donnerstag<br />

19.30 Uhr<br />

Harenberg Center Dortmund<br />

Whiskey für den<br />

Weihnachtsmann<br />

Und noch einmal irisch Weihnachtliches,<br />

wiederum in Dortmund. Otto<br />

Sander liest skurrile Geschichten des<br />

irischen Autors John B. Keane. Dort<br />

auf der Insel, so scheint es, muss der<br />

Geschenkelieferant auf seiner Tour so<br />

einiges vertragen – nicht nur den obligaten<br />

Rutsch durch den Kamin: „Mehr<br />

Whiskey für den Weihnachtsmann“<br />

ist der Abend überschrieben. Da ahnt<br />

man denn auch, woher Rentier Rudolf<br />

seine rote Nase hat ■ 0231/9056-166<br />

16.<br />

Sonntag<br />

18 Uhr<br />

Konzerthaus Dortmund<br />

Das Weihnachtsoratorium<br />

Und noch einmal Dortmund: Johann<br />

Sebastian Bach, Weihnachtsoratorium<br />

(Kantaten 1-3,6), BWV 248 – mehr<br />

muss man nicht sagen. Es singen und<br />

spielen: Letizia Scherrer (Sopran),<br />

Franziska Gottwald (Mezzosopran),<br />

Maximilian Schmitt (Tenor), Roderick<br />

Williams (Bass), der RIAS Kammerchor<br />

und die Akademie für Alte Musik<br />

Berlin unter der Leitung von Hans-<br />

Christoph Rademann ■<br />

Karten: 0231/22 696 200<br />

■ www.konzerthaus-dortmund.de<br />

Ab 16 Uhr<br />

Theater an der <strong>Ruhr</strong> Mülheim<br />

Dreimal Eduardo de Filippo<br />

Dramatiker, Schauspieler und Regisseur:<br />

Eduardo de Filippo (1900 –<br />

1984) war einer der ganz Großen des<br />

italienischen Theaters. Roberto Ciulli<br />

widmet ihm in dieser Saison einen<br />

Schwerpunkt und zeigt am Raffelberg<br />

gleich drei Stücke seines Landsmanns:<br />

„Verrückt“, „Diese Gespenster“ und<br />

„Die Kunst der Komödie“. Und heute<br />

ist geradezu ein Filippo-Festtag; wer<br />

mag, kann alle drei Stücke nacheinander<br />

erleben ■ Karten: 0208/59901-88<br />

■ www.theater-an-der-ruhr.de<br />

94 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

18.<br />

Dienstag<br />

und Freitag, 21. Dezember<br />

jeweils 15 Uhr<br />

Philharmonie Essen<br />

Errlische Weihnacht<br />

Ganz anders als die irische Version:<br />

Weihnachten en Français. „Joyeux<br />

Noel“. Die Essener Philharmonie bietet<br />

an zwei Nachmittagen französische<br />

Weihnachtschöre mit festlichem Orgelklang<br />

und „bezaubernden Weihnachtsliedern<br />

zum Mitsingen“. Wer da errötend<br />

an sein Schulfranzösisch denkt,<br />

sollte auf die mildernde Wirkung der<br />

Orgeltöne vertrauen und darauf, dass<br />

es den anderen genauso geht. Den Erzähler<br />

gibt Philharmoniechef Michael<br />

Kaufmann – natürlisch en Allemand ■<br />

Karten: 0201/8122-8801<br />

■ www.philharmonie-essen.de<br />

21.<br />

Freitag<br />

und Samstag, 22. Dezember<br />

20 Uhr<br />

Stadthalle Mülheim<br />

Weihnachtsmann Helge<br />

Wer kurz vor Weihnachten noch mal<br />

was ganz Anderes hören und sehen<br />

will, könnte sich den Zusammenbruch<br />

von Helge Schneider anschauen: „I<br />

brake together“. Und wo könnte man<br />

das besser tun als in Helges Heimat,<br />

an der Stätte seiner frühen Erfolge?<br />

Eben. Allerdings ist zu befürchten,<br />

dass es für die beiden Abende allenfalls<br />

Restkarten gibt. Deshalb wurde für<br />

Sonntag, 18 Uhr, noch ein Zusatztermin<br />

angesetzt, wobei „I brake together“<br />

halb unter dem Alias-Tourneenamen<br />

„Akopalüze Nau!“ antritt. Helge<br />

wird wissen, warum. Die FAZ jedenfalls<br />

schrieb: „In den Herzen wird’s<br />

warm“ – also doch ganz weihnachtlich<br />

■ Info: 0208/940960<br />

■ www.helge-schneider.de<br />

Diese Show bleibt an Weihnachten<br />

unter Dampf: Starlight Express Bochum.<br />

22.<br />

Samstag<br />

20 Uhr<br />

Starlight Expess Theater Bochum<br />

Unter Volldampf<br />

Wer sich und seinen Kindern eine<br />

weihnachtliche Auszeit gönnen möchte,<br />

muss nicht vor der Glotze enden.<br />

Als Klassiker – und Weihnachten ist<br />

schließlich die Zeit für Klassiker – bietet<br />

sich das Bochumer Musical „Starlight<br />

Express“ an. Die Truppe bleibt<br />

fast die ganze Zeit auf der Rolle und<br />

unter Dampf; spielfreie Tage sind nur<br />

Heiligabend und der 28. Dezember ■<br />

Karten: 0180/5152530<br />

■ www.starlight-express-musical.de<br />

Herzerwärmender Helge: Vor Weihnachten<br />

hat er ein Heimspiel in Mülheim.<br />

25.<br />

Dienstag<br />

19.30 Uhr<br />

Theater an der <strong>Ruhr</strong> Mülheim<br />

Der kleine Prinz<br />

Eine Weihnachtsgeschichte ist das<br />

gar nicht – und dennoch scheint heute<br />

genau der richtige Tag zu sein, eine<br />

Aufführung des bezaubernden „Kleinen<br />

Prinzen“ nach Antoine de Saint-<br />

Exupéry anzusehen. Theaterchef<br />

Roberto Ciulli und Maria Neumann<br />

spielen, und man darf zuversichtlich<br />

sein, dass sie der Versuchung widerstehen,<br />

dem Publikum eine zuckrige<br />

Kitsch-Version dieser Miniatur zu bieten<br />

■ Karten: 0208/59901-88<br />

■ www.theater-an-der-ruhr.de<br />

27.<br />

Donnerstag<br />

19.30 Uhr<br />

Zeche Zollern II/IV Dortmund<br />

Die Geier (ka)lauern<br />

Ja, ist denn schon Weihnachten vorbei?<br />

Allerdings. Und an diesem Abend hat<br />

der aktuelle „Geierabend“ Premiere,<br />

womit die – zum Glück alternative –<br />

Karnevalssaison nach weihnachtlicher<br />

Ruhe erneut ihr Haupt erhebt. „Wir<br />

lachen vor Madagaskar“ heißt das Programm,<br />

was dialektal sächsischen Einfluss<br />

befürchten lässt. Ansonsten aber<br />

sind die regionalen Recken wieder zu<br />

sehen – wie die „Zwei vonne Südtribüne“<br />

oder Kellnerinnen Lilli & Lotti.<br />

Auch der „Pannekopp des Jahres“ wird<br />

wieder gekürt und wird sich wie stets<br />

weigern, den rostigen Stahlorden zu<br />

tragen ■ Karten: 0231/5027710<br />

■ www.geierabend.de<br />

Januar<br />

6.<br />

Sonntag<br />

und Montag, 7. Januar<br />

Historische Stadthalle Wuppertal<br />

11 resp. 20 Uhr<br />

Eine Art Neujahrskonzert<br />

Wir haben Ihnen keine Silvesterfeiern<br />

ans Herz gelegt und auch keine der<br />

klassischen Neujahrskonzerte am<br />

ersten Januar – die Auswahl wäre zu<br />

schwer gewesen und die Gefahr zu<br />

groß, dass es längst eh keine Karten<br />

mehr gibt. Dieses Sinfoniekonzert in<br />

der historischen Stadthalle Wuppertal<br />

könnte passender Ersatz sein: „Königliche<br />

Audienz“ ist der Titel, und auf<br />

dem Programm steht ausschließlich Sir<br />

Edward Elgar: Konzert für Violoncello<br />

und Orchester e-Moll op. 85 und Sinfonie<br />

Nr. 1 As-Dur op. 55. Auch ohne<br />

„Pomp and Circumstances“ dürfte die<br />

gebotene Feierlichkeit zum Jahresbeginn<br />

garantiert sein ■<br />

Karten: 0202/569 44 44 ■<br />

www.sinfonieochester-wuppertal.de<br />

Das Londoner West End ist bekanntlich<br />

der Nabel der Musical-<br />

Welt. Hannes Schmitz, in Essen<br />

als Institution „Pumpen-Hannes“<br />

bekannt, holt die Atmosphäre des<br />

Theaterviertels ins <strong>Ruhr</strong>gebiet und<br />

veranstaltet in der Philharmonie<br />

eine <strong>Revue</strong> mit den „best musicals<br />

ever“. Die sechs Damen und<br />

11.<br />

Freitag<br />

Konzerthaus Dortmund<br />

20 Uhr<br />

St Martin in the Fields<br />

„Es spielt die Academy of Saint Martin<br />

in the Fields unter der Leitung von<br />

Sir Neville Marriner“ – unzählige Male<br />

hört man diese Ansage im Radio. London-Besucher<br />

wissen, dass es die Martinskirche<br />

wirklich gibt. Jetzt ist Gelegenheit<br />

zu erleben, dass auch Dirigent<br />

und Orchester durchaus lebendig sind:<br />

Der 83-jährige Sir Neville und die 1959<br />

von ihm gegründete Academy gastieren<br />

in Dortmund, im Gepäck Beethoven<br />

(Ouvertüre zu „Leonore“ und drittes<br />

Klavierkonzert) sowie Dvorak (achte<br />

Sinfonie) ■ Karten: 0231/22 696 200<br />

■ www.konzerthaus-dortmund.de<br />

18.<br />

Mittwoch, 16. Januar · 20 Uhr<br />

Freitag<br />

Philharmonie Essen<br />

London Calling<br />

20 Uhr<br />

Philharmonie Essen<br />

Die Duisburger<br />

Diese Philharmoniker unter Duisburgs<br />

„Darling“ GMD Jonathan Darlington<br />

genießen einen exzellenten Ruf, und<br />

seit einigen Monaten haben sie auch<br />

ihre neue Mercatorhalle mit viel gepriesener<br />

Akustik. Wer etwas weiter<br />

östlich wohnt und die Fahrt an den<br />

Rhein bislang gescheut hat, kann sich<br />

heute in Essen von der Qualität des<br />

Ensembles und seines Leiters überzeugen.<br />

Das Programm ist – Vive la<br />

France! – französisch geprägt mit<br />

Debussy, Saint-Saens und Messiaen.<br />

Dazu eine Prise Finnisches, natürlich<br />

von Sibelius ■<br />

Karten: 0201/8122-8801<br />

■ www.philharmonie-essen.de<br />

Herren der Thetartruppe „West-<br />

Enders“ kombinieren ihre Erfahrung<br />

aus zwanzig verschiedenen<br />

Musicals zu einer Show: Die<br />

Schöne und das Biest, Miss Saigon,<br />

Les Misérables, Jesus Christ<br />

Superstar…<br />

Karten: 0201/8122-8801<br />

www.philharmonie-essen.de<br />

26.<br />

Samstag<br />

Jonathan<br />

Darlington<br />

dirigiert seine<br />

Duisburger<br />

Philharmoniker.<br />

19 Uhr<br />

Aalto Theater Essen<br />

Mahagonny<br />

Heute fragen sie in Essens Aalto zum<br />

ersten Mal nach der nächsten Whiskybar:<br />

Barrie Kosky und Stefan Soltesz<br />

haben sich Bert Brechts und Kurt<br />

Weills „Aufstieg und Fall der Stadt<br />

Mahagonny“ vorgenommen – nach<br />

fast 80 Jahren längst kein Skandalstück<br />

mehr, eher schon ein Klassiker. Einen<br />

„Ort des Träumens, Erinnerns, Vergessens“<br />

nennt Barrie dieses Mahagonny,<br />

und das Stück eine „biblische Burleske<br />

für das 21. Jahrhundert“ ■<br />

Info: 0201/8122-200<br />

■ www.theater-essen.de<br />

20 Uhr<br />

Kaue Gelsenkirchen<br />

Der weiße Neger Wumbaba<br />

Dieser weiße Neger ist einem Phänomen<br />

zu verdanken, dem Autor Axel<br />

Hacke den ganzen Abend widmet:<br />

dass man sich bei gehörten (Lied-)Texten<br />

oft ganz gehörig verhört. Zum Beispiel,<br />

wenn die Südafrikanerin Miriam<br />

Makeba in „Pata Pata“ immerzu vom<br />

Grugabad zu singen scheint. Bei Matthias<br />

Claudius heißt es im „Abendlied“<br />

natürlich „und aus den Wiesen steiget/der<br />

weiße Nebel wunderbar“,<br />

doch was soll einer machen, der statt<br />

dessen immer vom Neger Wumbaba<br />

zu hören glaubt? Axel Hacke machte<br />

das seltsame Wesen zur Titelfigur eines<br />

sehr erfolgreichen Verhör-Buches. Nun<br />

bittet er mit der Fortsetzung erneut<br />

zum Verhör; er liest aus „Der weiße<br />

Neger Wumbaba kehrt zurück“ ■<br />

Info: 0209/95430 ■ www.kaue.de<br />

Dorothee Herting<br />

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■ Zugewandte, begleitende Betreuung<br />

zur klaren Selbstwahrnehmung<br />

und Bestimmung der Lebensziele<br />

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(Anorexie, Bulimie, etc)<br />

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Durchschlafstörungen<br />

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<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 95


TERMINE<br />

Februar<br />

4.<br />

Montag<br />

Janztägisch<br />

Die Straßen von D und K<br />

Helau oder Alaaf<br />

Sie werden es merken: Dieser Montag<br />

ist kein normaler Montag. Es ist Rosenmontag.<br />

Wer nicht im ortsansässigen<br />

Karneval sicher verankert ist, muss sich<br />

nun entscheiden: wegducken oder mitmachen.<br />

Und wenn alle lokalen Karnevalisten<br />

uns ihre Orden um die Ohren<br />

hauen – wir meinen: Wenn schon,<br />

denn schon! Ins Auge des Sturms, und<br />

das bedeutet immer noch, nach Düsseldorf<br />

oder nach Köln. Düsseldorf<br />

liegt näher, ansonsten mischen wir uns<br />

in diese Rivalität nicht ein. Da sind uns<br />

alle Pappnasen gleich lieb und teuer ■<br />

Info: 0211/33 01 01 ■ www.comiteeduesseldorfer-carneval.de<br />

7.<br />

Donnerstag<br />

und Freitag, 8. Februar<br />

jeweils 20 Uhr<br />

Philharmonie Essen<br />

Orgelpunkte<br />

Händel und Bruckner – da scheinen<br />

zwei sehr voneinander entfernte Komponisten<br />

in einem Sinfoniekonzert<br />

vereint. Verbindendes Element ist die<br />

Orgel: Händels Konzert für Orgel und<br />

Orchester Nr. 14 A-Dur WV 296a ist<br />

eine Herausforderung an das improvisatorische<br />

Talent des Organisten;<br />

Jürgen Kursawa stellt sich ihr an der<br />

Orgel der Essener Philharmonie. Auch<br />

in Anton Bruckners berühmter siebter<br />

Sinfonie ist die Orgel gleichsam zu<br />

hören – weil der begnadete Organist<br />

Bruckner bei Konzeption und Instrumentierung<br />

des Werks mit typischen<br />

Mitteln der Orgelmusik arbeitete ■<br />

Karten: 0201/8122-200 ■<br />

www.theater-essen.de<br />

10.<br />

Sonntag<br />

11 Uhr<br />

Musiktheater Gelsenkirchen<br />

Ballett für Kinder<br />

Kinder und Tanz zusammenzubringen,<br />

ist schon seit langer Zeit ein<br />

besonderes Anliegen der Gelsenkirchener.<br />

Von heute an heißt es wieder:<br />

„Ballett Schindowski tanzt für Kinder“.<br />

Mit Tschaikowskis „Nussknacker“<br />

haben sie einen kindgerechten Stoff<br />

gewählt, ohne dass sich Erwachsene<br />

ausgeschlossen fühlen müssen ■<br />

Karten: 0209/4097-200<br />

■ www.musiktheater-im-revier.de<br />

96 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Fritz Wotrubas „Große Liegende“<br />

in Duisburg bekommt Gesellschaft.<br />

12.<br />

Dienstag<br />

19 Uhr<br />

Lehmbruck Museum Duisburg<br />

Fritz Wotruba<br />

Mit dem österreichischen Bildhauer<br />

Fritz Wotruba (1907-1975) ist das<br />

Lehmbruck-Museum schon lange verbunden:<br />

1964 kaufte die Stadt Duisburg<br />

seine „Große liegende Figur“ für<br />

das neu gebaute Museum, und im gleichen<br />

Jahr reiste der Künstler zur Eröffnung<br />

des Lehmbruck-Museums an.<br />

Zu Wotrubas hundertstem Geburtstag<br />

zeigte die Neue Pinakothek München<br />

„Zeichnungen und Steine“; jetzt<br />

kommt die Ausstellung nach Duisburg.<br />

Die Ausstellung konzentriert sich auf<br />

Zeichnungen und Steinskulpturen,<br />

um anhand dieser „nackten Medien“<br />

Wotrubas Lebenswerk exemplarisch<br />

zu verdeutlichen ■<br />

Info: 0203/283 26 30<br />

■ www.lehmbruckmuseum.de<br />

20 Uhr<br />

Konzerthaus Dortmund<br />

Gewöhnung am Dativ<br />

Erstaunlich, welche Popularität dieser<br />

Autor mit seinen Sprachkolumnen<br />

erreicht hat. Nun tourt der „Grammatik-Papst“<br />

mit einer neuen „großen<br />

Bastian-Sick-Schau“ durch Deutschland.<br />

Und da der Genitiv mittlerweile<br />

definitiv tot sein dürfte, gewöhnen<br />

sich die Zuschauer mit Sick lustvoll<br />

am allgegenwärtigen Dativ: Gib mich<br />

dat Ding! ■ Karten: 0231/22 696 200<br />

■ www.konzerthaus-dortmund.de<br />

20.<br />

Mittwoch<br />

20 Uhr<br />

Philharmonie Essen<br />

Besuch aus Bochum<br />

Die Essener Philharmonie kommt gut<br />

weg in dieser Übersicht. Aber es ist<br />

natürlich sehr verdienstvoll, wenn sie<br />

nach den Duisburger Kollegen nun den<br />

noch immer konzerthauslosen Bochumer<br />

Symphonikern Gelegenheit gibt,<br />

aufzuspielen. Unter der Leitung von<br />

Steven Sloane präsentieren die „BoSy“<br />

Charles Ives’ „Hymn“ (Largo cantabile<br />

für Streichorchester) und Mahlers Sinfonie<br />

Nr. 3 d-Moll. Verstärkt werden<br />

sie kollegial durch Christa Meyer, Alt,<br />

und den Philharmonischen Chor Essen<br />

■ Karten: 0201/8122-8801<br />

■ www.philharmonie-essen.de<br />

22.<br />

Freitag<br />

Diese markante Nase gehört<br />

unverkennbar dem Liedermacher<br />

Hannes Wader.<br />

und Samstag, 23. Februar<br />

jeweils 20 Uhr<br />

Westfalenhalle DO/Tonhalle D<br />

Flames of Classic<br />

Hier kommen Freunde des „Son et<br />

Lumière“ auf ihre Kosten: Das Berliner<br />

KammerOrchester unter der Leitung<br />

von Roland Mell spielt Ohrwürmer aus<br />

Carmen, Schwanensee, Nussknacker<br />

und Aida; dazu gibt es ein optisches<br />

Spektakel aus Feuerzauber und Laserlicht<br />

■ Karten: 0180/557 0000<br />

■ www.flamesofclassic.de<br />

Laserlicht und Feuer zu Klassik-Hits –<br />

gespielt vom Berliner KammerOrchester<br />

25.<br />

Montag<br />

20 Uhr<br />

Musiktheater Gelsenkirchen<br />

Hannes Wader<br />

„Was macht eigentlich“ – die Frage<br />

wäre bei Hannes Wader berechtigt.<br />

Seit den großen Zeiten der Liedermacher<br />

hat man den Kollegen von Reinhard<br />

Mey, Schobert und Black und<br />

anderen ein wenig aus den Augen verloren.<br />

Nun – der Mann mit der markanten<br />

Nase blickt auf höchst bewegte<br />

Zeiten zurück, und seine Wandlungen<br />

muss man nicht alle gutheißen. Aber<br />

er singt noch. Was und wie und ob<br />

es den „Tankerkönig“ noch gibt, das<br />

kann man an diesem Abend hören ■<br />

Info: 0209/ 14 77 999<br />

■ www.hanneswader.de<br />

März<br />

7.<br />

Freitag<br />

Theater Oberhausen<br />

Die Frau vom Meer<br />

Nun biegt Intendant Johannes Lepper<br />

allmählich in die Zielgerade ein, seine<br />

Tage in Oberhausen sind bekanntlich<br />

gezählt. Heute hat seine Inszenierung<br />

von Henrik Ibsens „Frau vom Meer“<br />

Premiere – ein psychologisches Drama<br />

um Protagonistin Ellida. Darin variiert<br />

der Norweger sein Thema der Frauen<br />

als Gefangene bürgerlicher Konventionen<br />

■ Info: 0208/85 78 184<br />

■ www.theater-oberhausen.de<br />

14.<br />

Freitag<br />

und Samstag, 15. März<br />

jeweils 20 Uhr<br />

Villa Hügel Essen<br />

Konzert im Park<br />

Nun ist schon fast wieder Frühling.<br />

Mit etwas Glück kann man einen Sonnenspaziergang<br />

im prächtigen Hügelpark<br />

einplanen, ehe abends in der Villa<br />

das Folkwang Kammerochester mit<br />

einem seiner Hügelkonzerte im Krupp-<br />

Palast aufspielt. Auf dem Programm<br />

Brittens „simple Symphony“, Sibelius’<br />

„Rastakava“, Introduction and Allegro<br />

op. 47 von Elgar sowie das Concerto<br />

for Marimba von Peter Klatzow. Solist<br />

am Marimbaphon ist Alexej Gerassimez;<br />

es dirigiert Eric Lindholm ■<br />

Info: 0201/23 00 34<br />

■ www.folkwang-kammerorchester.de<br />

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<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong> | 97


IN EIGENER SACHE<br />

— Ratgeber über fünf<br />

Jahre und jetzt aus dem<br />

Beirat der RUHR REVUE<br />

ausgeschieden:<br />

Dr. Heinz Gaßdorf (links)<br />

und Ralf Lehmann.<br />

98 | <strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

So dankbar<br />

Aufmerksame Leser, und das sind RUHR REVUE-Leser, werden<br />

sehen, dass im Impressum unter „Beirat“ neue Namen stehen.<br />

Ja, richtig. Unser kleines <strong>Jubiläum</strong> (s. Vorwort) ist auch mit<br />

einem Abschied verbunden von zwei Beiratsmitgliedern, die<br />

uns fünf Jahre lang mit ihrem guten Rat und ihrer Sympathie<br />

begleitet haben und die sich jetzt – die Fotos täuschen – aus<br />

Altersgründen zurückgezogen haben: Ralf Lehmann und<br />

Dr. Heinz Gaßdorf. Der eine, vielen noch in Erinnerung als<br />

Chefredakteur der WAZ, hat uns geholfen, journalistisch auf<br />

den Weg einer Qualität zu kommen, die die gute Unterhaltung<br />

bis hin zu einer Prise Sexiness keinesfalls ausschließt. Vielleicht<br />

sagt er, wenn er dieses Heft in die Hand bekommt und den<br />

Titel sieht: „Na endlich!“ Seine Glossen, die er exklusiv für uns<br />

schrieb, waren so köstlich, dass wir unbedingt den anderen heimischen<br />

Superstar dieses Fachs, Jörg Bartel, gewinnen mussten,<br />

um unsere Leser den Verlust verschmerzen zu lassen. Der andere,<br />

der uns als ehemaliger Verlagsmanager mit kritischer Liebe<br />

begleitet hat, ist einer, der mir persönlich zum Glück, so lange<br />

er lebt oder ich lebe, erhalten bleiben wird: Dr. Heinz Gaßdorf.<br />

Den ausgeschiedenen Beiratsmitgliedern der RUHR REVUE<br />

gilt der Dank eines Teams, das unendlich viel von so erfahrenen<br />

Männern lernen durfte.<br />

Dem neuen Beirat gehören neben Prof. Oliver Scheytt, der uns<br />

zu unserer Freude trotz seiner umfangreichen Aufgaben bei<br />

RUHR 2010 weiter begleitet, zwei neue Gesichter an: ein Mann<br />

der Kunst, Prof. Dr. Dr. Thomas Olbricht, der uns nicht nur beraten<br />

wird, sondern Sie, liebe Leser, exklusiv an seinem „Kunstzirkus“<br />

teilhaben lassen wird, und ein Mann der Wirtschaft: Egon<br />

Galinnis, Geschäftsführer der Messe Essen. Wir freuen uns auf<br />

die kritische Begleitung unseres Tuns durch den neuen Beirat<br />

der RUHR REVUE. Das Niveau eines solchen Gremiums ist uns<br />

Ansporn, ein Magazin der Spitzenklasse für eine Region im Aufbruch<br />

zu machen: die kommende Kulturhauptstadt Europas.<br />

● Dagmar Gaßdorf<br />

— Der neue Beirat<br />

der RUHR REVUE:<br />

Prof. Dr. Oliver Scheytt,<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas<br />

Olbricht und Egon Galinnis<br />

(von links nach rechts)<br />

<strong>Ruhr</strong> <strong>Revue</strong><br />

Kulturhauptstadtmagazin<br />

Gegründet 1960 von Madeleine Pape<br />

Herausgeberin Dr. Dagmar Gaßdorf<br />

Redaktion Martina Biederbeck, Manuela Gravius, Martin Kuhna<br />

Autor(inn)en Jörg Bartel, Werner Conrad, Dr. Helmut Förster,<br />

Dagmar Gaßdorf, Rainer Giesen, Andreas Kaymer,<br />

Thomas Olbricht<br />

Beirat Egon Galinnis, Prof. Dr. Dr. Thomas Olbricht,<br />

Prof. Dr. Oliver Scheytt<br />

Fotos Matthias Duschner<br />

Karikaturen Nel<br />

Design Herbert Schaar<br />

Anzeigen Eva Lupp (verantwortlich)<br />

Marianne Jäger (Verlagsrepräsentantin)<br />

Verlagsservice Kristin Meier zu Hartum<br />

Druck WAZ-Druck, Duisburg<br />

Verlag Essener <strong>Revue</strong> Verlagsgesellschaft mbH<br />

Anschrift Lenaustraße 12 · 45128 Essen<br />

Telefon 0201-879 57 57<br />

Telefax 0201-879 57 77<br />

E-mails herausgeber@ruhr-revue.com<br />

redaktion@ruhr-revue.com<br />

anzeigen@ruhr-revue.com<br />

vertrieb@ruhr-revue.com<br />

Bildnachweis<br />

<strong>Revue</strong>: Lueg: von dort, Schindler: Wallberg, Allbau: von dort, Essen<br />

Motor Show: Messe Essen, Essener Lichtwochen: Essen Marketing<br />

GmbH, Atlantis: von dort, Bert Rürup: National-Bank, Ernst Schneider<br />

Medienpreis: Lopata/axentis.de, Klaus Beckmann: IHK Essen, Mülheim,<br />

Oberhausen, Mayersche: von dort, Melez-Fotos: Christoph Kniel; Bochum<br />

Spezial: Presse- und Informationsamt der Stadt Bochum (9 Bilder), Schauspielhaus<br />

Bochum (Birgit Hupfeld, Wolfgang Silveri), Bochumer Symphoniker<br />

(s7udio, Arndt Sauerbrunn), Pressestelle der <strong>Ruhr</strong>-Universität<br />

Bochum (1), Buchseite: von den Verlagen; Wollgrenze: Regionalverband<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet (Karte), Kuhna; Thyssen: Historisches Archiv ThyssenKrupp;<br />

Gesundheit: Alfried Krupp Krankenhaus, Lutherhaus, Forum für Umweltmedizin<br />

(Bettina Engel-Albustin), Universität Duisburg-Essen. Kalender:<br />

„arrive“: Laura Ribero, RWE: von dort, Von der Heydt: von dort; Palermo:<br />

Angela Plathen, KWI: von dort; Ludwiggalerie: von dort; Brunel: von<br />

dort, Folkwang Hochschule/Horn: Ursula Kaufmann; Starlight: Jens<br />

Hauer, H. Schneider: von dort, Darlington: DU-Philharmoniker, Flames of<br />

Classic: Andreas Lander, Geierabend: StandOut.de, Wader: Axel Fidelak.<br />

Die RUHR REVUE wird gestaltet von<br />

commedia<br />

www.commedia.de<br />

Die nächste Ausgabe der RUHR REVUE erscheint am<br />

11. März 2008<br />

Anzeigen buchen Sie unter<br />

www.ruhr-revue.com oder Tel. 0201-879 57 18.

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