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pdf-Version - Alternative Liste an der Uni Köln

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StudentInnenparlament und AStA<br />

Durch eure Immatrikulation seid ihr automatisch Mitglied <strong>der</strong> so gen<strong>an</strong>nten Verfassten StudentInnenschaft<br />

(VS). Deren höchstes beschlussfassendes Org<strong>an</strong> ist das StudentInnenparlament (SP), das<br />

einmal im Jahr gewählt wird und 51 Mitglie<strong>der</strong> hat. Das SP wählt insbeson<strong>der</strong>e den Allgemeinen<br />

StudentInnenausschuss (AStA), das ausführende Org<strong>an</strong>, und beschließt über den Haushalt <strong>der</strong> StudentInnenschaft.<br />

Dieser wird aus einem Anteil von € 71,00 (€ 5,60 für den AStA, € 1,65 für den<br />

Sport, € 0,85 für die Fachschaften, € 62,90 für das Semesterticket) von euren allsemesterlichen<br />

Rückmeldebeiträgen gespeist. Weiterhin ist das SP für alle Angelegenheiten zuständig, die die StudentInnenschaft<br />

als G<strong>an</strong>zes betreffen. Herausragendes Beispiel: Es war die Aufgabe des SP, vor<br />

einigen Jahren über die Einführung des Semestertickets zu entscheiden.<br />

Zur SP-Wahl sind alle <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Uni</strong> <strong>Köln</strong> eingeschriebenen ErsthörerInnen wahlberechtigt. Die nächste<br />

SP-Wahl findet im Wintersemester statt. Die <strong>Alternative</strong> <strong>Liste</strong> ist seit ihrer Gründung 1984 die<br />

größte linke Gruppe im SP, das moment<strong>an</strong> so aussieht:<br />

ALTERNATIVE LISTE: 10<br />

Juso-Hoschulgruppe: 10<br />

Neue Rosa<br />

<strong>Liste</strong>: 1<br />

Die »Unabhängigen«: 14<br />

Ring Christlich-<br />

Demokratischer<br />

Studenten (RCDS): 5<br />

Liberale Hochschulgruppe<br />

(LHG): 3<br />

Lust: 8<br />

Seit April 1999 best<strong>an</strong>d <strong>der</strong> AStA aus einer Koalition <strong>der</strong> neoliberalen »Unabhängigen«, <strong>der</strong> unpolitischen<br />

»Lust« und dem CDU/CSU-nahen Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). In<br />

dieser Zeit schaffte <strong>der</strong> Rechts-AStA wichtige politische Referate (Antifaschismus, Internationalismus<br />

etc.) ab, kürzte Sozialleistungen des AStA und beschnitt die Fachschaften in ihrer Autonomie.<br />

Nach l<strong>an</strong>gen Koalitionsverh<strong>an</strong>dlungen wurde am 1. April 2002 <strong>der</strong> RCDS durch die Juso-Hochschulgruppe<br />

ersetzt. Wie sich das auf die Arbeit des AStA auswirken wird, bleibt abzuwarten.<br />

Die Fachschaften<br />

Außer den uniweiten Gremien SP und AStA gibt es Fachschaften und Fakultätsvertretungen, die die<br />

StudentInnenschaft eines Fachs bzw. einer Fakultät vertreten.<br />

Die Fachschaften stehen grundsätzlich allen zur Mitarbeit offen. Ihre Aufgabengebiete sind breit<br />

gefächert: Beratung in Studienfragen insbeson<strong>der</strong>e für ErstsemesterInnen, Vertretung <strong>der</strong> StudentInnen<br />

gegenüber den universitären Leitungsgremien, Mitsprache bei Neuberufung von ProfessorInnen<br />

und Gestaltung von Prüfungs- und Studienordnungen und nicht zuletzt die kritische Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung<br />

mit den Forschungs- und Lehrinhalten sowie <strong>der</strong> Bildungspolitik.<br />

In den Fakultäten, wo es mehrere Fachschaften gibt, vernetzen sie sich in <strong>der</strong> Regel über eine fakultätsweite<br />

Fachschaftenkonferenz (FSK). Die einzelnen Fakultätsvertretungen werden zeitgleich mit<br />

dem SP per Urne, die Fachschaften einzelner Fächer auf Vollversammlungen gewählt.<br />

Auf <strong>Uni</strong>versitätsebene besteht – neben dem StudentInnenparlament und dem AStA – die <strong>Uni</strong>weite<br />

Fachschaftenkonferenz (<strong>Uni</strong>-FSK). Diese versucht, die Fachschaftsarbeit vor Ort zu koordinieren,<br />

sich in die Bildungspolitik einzumischen und ver<strong>an</strong>stalt die wissenschaftskritische Ringvorlesung<br />

»Wissenschaft und Macht«. Dem bisherigen AStA war die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Uni</strong>-FSK ein Dorn im Auge:<br />

Während <strong>der</strong> AStA sich vorr<strong>an</strong>gig mit sich selbst beschäftigte, war die <strong>Uni</strong>-FSK <strong>an</strong> <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isation<br />

von Demonstrationen, Kundgebungen und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Aktionen beteiligt und führte zahlreiche Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

durch. Daraufhin strich <strong>der</strong> AStA kurzerh<strong>an</strong>d die Fin<strong>an</strong>zmittel <strong>der</strong> <strong>Uni</strong>-FSK, die sich<br />

seither über <strong>an</strong><strong>der</strong>e Quellen fin<strong>an</strong>zieren muss.<br />

Die <strong>Alternative</strong> <strong>Liste</strong><br />

Die <strong>Alternative</strong> <strong>Liste</strong> k<strong>an</strong>didiert nur zum StudentInnenparlament, da sich auf Fach- beziehungsweise<br />

Fakultätsebene das Modell von offenen Fachschaftslisten bewährt hat. Zahlreiche AL-Leute<br />

arbeiten aktiv in den Fachschaften mit.<br />

Wir veröffentlichen neben Flugblättern auch eine kleine Zeitung, das AL-Info, in <strong>der</strong> wir über unsere<br />

Arbeit und aktuelle politische Themen berichten. Wir beteiligen uns auf lokaler wie auch überregionaler<br />

natürlich auch <strong>an</strong> verschiedenen Aktionen – seien es Demonstrationen, Kundgebungen<br />

o<strong>der</strong> Unterschriftenkampagnen, die wir zum Teil selbst initiieren.<br />

Zusätzlich bieten wir euch nützliche Hilfestellungen für den Alltag: Wir haben ein umfassendes<br />

Kompendium zu Fragen studentischer Lebenshaltung herausgegeben, auf unserer Homepage findet<br />

ihr z.B. ein Stipendien-Info, o<strong>der</strong> ihr könnt per E-Mail unsere Online-BAföG- und Sozialberatung<br />

al-sozialberatung@uni-koeln.de o<strong>der</strong> al-bafoegberatung@uni-koeln.de nutzen.<br />

Natürlich kommt auch <strong>der</strong> Spaß nicht zu kurz: www.wer-wird-revolutionaer.de – das ultimative<br />

Onlinespiel <strong>der</strong> AL.<br />

Kennenlern-Plenum <strong>der</strong> AL<br />

Die AL trifft sich jeden Dienstag um 20 Uhr in <strong>der</strong> Meister-Ekkehard-Straße 7 (2. Etage), und wir<br />

freuen uns stets über Interessierte. Zusätzlich gibt es eine spezielle Gelegenheit, bei <strong>der</strong> AL reinzuschauen:<br />

Das Kennenlern-Plenum <strong>der</strong> AL findet statt am<br />

Dienstag, 7. Mai 2002, 20 Uhr<br />

AStA-<br />

Gebäude<br />

<strong>Uni</strong>kum<br />

<strong>Uni</strong>versitätsstraße<br />

<strong>Uni</strong>-Bibliothek (UB)<br />

Meister-<br />

Mensa <strong>Uni</strong>wiese<br />

Philosophikum<br />

Hauptgebäude<br />

Weitere Termine<br />

An jedem ersten Dienstag im Monat gestaltet die AL ihr Plenum als ausführlichen Themenabend.<br />

4. Juni: Ein Überblick über die so gen<strong>an</strong>nte »Antiglobalisierungsbewegung«<br />

2. Juli: Studiengebühren: Feinheiten <strong>der</strong> Diskussion<br />

Außerdem: 23. April, 19 Uhr, »Die faschistische ›Bürgerbewegung pro <strong>Köln</strong>‹ und ihre<br />

›Plattform demokratischer Studenten‹« im <strong>Uni</strong>kum (<strong>Uni</strong>versitätsstraße 16b)<br />

in Zusammenarbeit mit Antifa K und Antifaschismusreferat des PH-AStA<br />

Wie erreiche ich die AL?<br />

AL per E-Mail: AL-Plenum@uni-koeln.de – AL im Web: www.al.uni-koeln.de<br />

AL-Hotline: 0177 – 200 63 44 (Dieter) o<strong>der</strong> 0221– 999 25 89 (Markus)<br />

AL per Post: <strong>Alternative</strong> <strong>Liste</strong>, c/o PH-AStA, Gronewaldstraße 2, 50931 <strong>Köln</strong><br />

Welcome!<br />

Kennenlern-Plenum: 7. Mai, 20 Uhr<br />

AL


Die AL stellt sich vor<br />

Die AL ist eine parteiungebundene politische Hochschulgruppe; sie existiert seit 1984. Einordnen<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> uns zwischen linksalternativ und linksradikal. Über unsere Politik entscheidet das wöchentliche,<br />

für alle Interessierten offene Plenum.<br />

Statt eines Grundsatzprogrammes...<br />

Die AL ist eine Hochschulgruppe. Das heißt für uns nicht, dass sich unsere Tätigkeit auf die Hochschule<br />

beschränkt, auch wenn Hochschul- und Bildungspolitik selbstverständlich einen Schwerpunkt<br />

unserer Arbeit darstellen. Die <strong>Uni</strong> ist keine Insel; gesellschaftliche Konfliktfel<strong>der</strong> reichen in<br />

die Hochschule hinein und aus ihr hinaus: Rassismus und Sexismus zum Beispiel gibt es überall,<br />

und überall ist Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d dagegen nötig.<br />

Grundged<strong>an</strong>ken unserer politischen Überzeugung sind, dass alle das Recht auf ein menschenwürdiges<br />

Leben haben und dass alle Formen <strong>der</strong> Ungleichheit und Ausbeutung zwischen den Menschen<br />

zu beseitigen sind. Konkretisiert bedeutet das, dass wir gegen jede Form <strong>der</strong> Diskriminierung eintreten,<br />

ob aufgrund von »Rasse«, Geschlecht, sexueller Orientierung o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen. Das bedeutet<br />

auch, dass wir die unglaublichen Unterschiede in <strong>der</strong> Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums,<br />

sei es innerhalb <strong>der</strong> BRD o<strong>der</strong> im Vergleich zwischen »Erster« und »Dritter« Welt, also die<br />

bestehenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse nicht als naturgegeben hinzunehmen bereit<br />

sind. Und das heißt auch, dass wir alle zurzeit laufenden Versuche <strong>an</strong>greifen, die den Erwerb<br />

von Bildung nicht als Menschenrecht <strong>an</strong>sehen, son<strong>der</strong>n nach sozialen Kriterien abstufen wollen<br />

(Studiengebühren, unzureichende Studienfin<strong>an</strong>zierung).<br />

In <strong>der</strong> Formulierung solcher – hier zw<strong>an</strong>gsläufig sehr allgemein gehaltener – Positionen zählen<br />

wir zur politischen Linken. Mit unseren Ansichten wie etwa »Grenzen auf für alle!« (wer gibt einem<br />

Staat das Recht zu entscheiden, wer in ihm wohnen darf und wer nicht?), »Bildung für alle!« (wer<br />

hat das Recht, Zug<strong>an</strong>g zu Bildung zu blockieren?) o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Ablehnung von positiven Bezügen<br />

auf die »eigene« Nation (die Grenzen zwischen den Menschen sind nicht die Staatsgrenzen, son<strong>der</strong>n<br />

verlaufen zwischen oben und unten) befinden wir uns deutlich links etwa vom <strong>an</strong>gepassten<br />

rot-grünen o<strong>der</strong> PDS-Mainstream. Dabei arbeiten wir im konkreten Einzelfall mit all denen zusammen,<br />

die unsere Ziele in eben diesem Einzelfall teilen. Bei unserer Beteiligung <strong>an</strong> <strong>an</strong>tinationalen<br />

Demonstrationen zum Beispiel am 3. Oktober sind es wenige, bei Antifa-Aktionen mehr, bei <strong>der</strong><br />

Ablehnung von Studiengebühren sind es viele.<br />

Auf den drei Spalten rechts findet ihr Positionen zu einigen Themen, mit denen wir uns zurzeit<br />

befassen. Weitere Informationen findet ihr auch auf unseren Infotischen o<strong>der</strong> im Internet unter<br />

www.al.uni-koeln.de.<br />

Bomben, Brot und Lügen<br />

Mitte November hat <strong>der</strong> Bundestag <strong>der</strong> rot-grünen Bundesregierung die Ermächtigung erteilt, sich<br />

mit Luft-, L<strong>an</strong>d- und Seestreitkräften <strong>an</strong> Kriegen von Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> über Somalia bis zum Sud<strong>an</strong> zu<br />

beteiligen. Als Einsatzort wird »das Gebiet gemäß Artikel 6 des Nordatl<strong>an</strong>tikvertrags, die arabische<br />

Halbinsel, Mittel- und Zentralasien und Nord-Ost-Afrika sowie die <strong>an</strong>grenzenden Seegebiete«<br />

<strong>an</strong>gegeben – beinahe ein Viertel <strong>der</strong> Erdoberfläche. Deutschl<strong>an</strong>d bombt und tötet wie<strong>der</strong> uneingeschränkt<br />

mit, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em mit dem »Komm<strong>an</strong>do Spezialkräfte« (KSK) <strong>der</strong> Bundeswehr. Ein<br />

Angriff auf den Irak steht bevor; die USA haben <strong>an</strong>gekündigt, unter Umständen auch neue<br />

Atomwaffen einzusetzen.<br />

Der Krieg in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> belegt ebenso wie schon <strong>der</strong> NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1999:<br />

Militarismus und Imperialismus gibt es weiterhin. Die Anschläge in den USA dienen nur als<br />

Vorw<strong>an</strong>d, um geostrategische und ökonomische Interessen weltweit zu verfolgen. Die Definition<br />

von »Schurkenstaaten« wird dabei je nach politischer Opportunität geän<strong>der</strong>t: Früher waren zum<br />

Beispiel die Talib<strong>an</strong> ein »Stabilitätsfaktor« in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, heute werden sie durch die ebenso<br />

reaktionäre Nordalli<strong>an</strong>z ersetzt.<br />

Die Bundeswehr erprobt(e) im Krieg gegen Jugoslawien und bei <strong>der</strong> Besetzung von Kosovo und<br />

Mazedonien ihren Umbau zu Krisenreaktionskräften für den weltweiten Einsatz. In einer Studie <strong>der</strong><br />

Bundeswehr-Hochschule Hamburg heißt es 1998: »Der Einsatz militärischer Kräfte <strong>der</strong> NATO in<br />

Kosovo (...) wird als Präzedenzfall für mögliche künftige Einsätze im unmittelbaren Vorfeld<br />

Rußl<strong>an</strong>ds gewertet, etwa im Kaukasus (...), wo in <strong>der</strong> Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung um die Erdölressourcen<br />

in <strong>der</strong> kaspischen Region und die Nutzung bzw. die Verlegung von Pipelines ein heftiger<br />

Konkurrenzkampf (...) entbr<strong>an</strong>nt ist.«<br />

Die Kriegsbeteiligung Deutschl<strong>an</strong>ds vollzieht sich zurzeit im Rahmen <strong>der</strong> NATO und <strong>der</strong><br />

Westeuropäischen <strong>Uni</strong>on (WEU). Die WEU soll bald in eine eigenständige EU-Armee überführt und<br />

die europäische Rüstungsindustrie gegenüber den USA konkurrenzfähiger gemacht werden. Dazu<br />

ist die immense Verschwendung von mehreren Milliarden Mark für den Etat <strong>der</strong> Bundeswehr vorgesehen:<br />

»Seminarleiter statt Eurofighter« hieß eine darauf <strong>an</strong>spielende Parole aus dem letzten<br />

studentischen Streik im Wintersemester 1997/98.<br />

Die <strong>Alternative</strong> <strong>Liste</strong> for<strong>der</strong>t eine umfassende Abrüstung und Entmilitarisierung sowie die<br />

Auflösung <strong>der</strong> Militärbündnisse – sei es die NATO o<strong>der</strong> sei es eine eigene EU-Armee. Die AL beteiligt<br />

sich <strong>an</strong> Antikriegsaktivitäten innnerhalb und außerhalb <strong>der</strong> Hochschule – zum Beispiel <strong>an</strong>lässlich<br />

<strong>der</strong> großen Kundgebungen des »Studentischen Friedensbündnisses«, bei den Protesten gegen<br />

die NATO-Tagung in München und demnächst gegen den Besuch des US-Präsidenten George W.<br />

Bush in Berlin.<br />

Zeig mir dein Gesicht!<br />

Seit Oktober 2001 läuft in <strong>der</strong> BRD einer <strong>der</strong> größten Datenschutzsk<strong>an</strong>dale seit <strong>der</strong> Volkszählung<br />

im Jahre 1987: Im Rahmen einer bundesweiten Rasterfahndung wurden die persönlichen Daten von<br />

Hun<strong>der</strong>tausenden männlicher Studieren<strong>der</strong> im Alter von 18 bis 41 Jahren, die nach 1986 immatrikuliert<br />

waren o<strong>der</strong> sind, von Hochschulen, Einwohnermeldeämtern und dem Auslän<strong>der</strong>zentralregister<br />

<strong>an</strong> die Polizei übermittelt, die jetzt mit <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Daten beschäftigt ist. Allein<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Uni</strong>versität <strong>Köln</strong> sind etwa 25000 Studenten und Ehemalige betroffen. Die Maßnahme soll<br />

zur Aufspürung von so gen<strong>an</strong>nten Schläfern dienen, nach Auffassung <strong>der</strong> Polizei also »unauffällige<br />

Studenten arabischer Herkunft und/o<strong>der</strong> islamischen Glaubens«. Auslän<strong>der</strong>Innen und Muslime<br />

werden unter rassistischen Generalverdacht gestellt, rechtsstaatliche Prinzipien missachtet. Einige<br />

Gerichte wie das L<strong>an</strong>dgericht Berlin sahen diese Aktion als rechtswidrig <strong>an</strong>, während das Oberl<strong>an</strong>desgericht<br />

Düsseldorf nur den m<strong>an</strong>gelnden Rassismus bei <strong>der</strong> NRW-Rasterfahndung vermisste:<br />

Deutsche dürfen nicht gerastert werden, Auslän<strong>der</strong> aber sind potenzielle Terroristen.<br />

Doch die Rasterfahndung ist nur ein kleiner Teil <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Angriffe auf Grund- und Freiheitsrechte.<br />

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) schnürte gleich zwei »Sicherheitspakete«, die <strong>an</strong>geblich<br />

<strong>der</strong> Terrorismusbekämpfung dienen sollen. Viel Neues enthalten diese Pakete aber nicht,<br />

auch haben sie nichts mit dem Bedürnis nach öffentlicher Sicherheit zu tun. Vielmehr werden altbek<strong>an</strong>nte<br />

Maßnahmen gegen die Selbstbestimmtheit <strong>der</strong> Menschen aus <strong>der</strong> Schublade gezogen:<br />

Personalausweise sollen biometrische Daten enthalten. Damit dieser Aufw<strong>an</strong>d Sinn macht, müssten<br />

Fingerabdrücke etc. zentral gespeichert werden. Der ehemalige Bundesinnenminister Burkhard<br />

Hirsch (FDP) warnt in einem Interview mit <strong>der</strong> Basler Zeitung: »Da ist es nicht mehr weit zur zentralen<br />

DNA-Datei«. Beson<strong>der</strong>s bedenklich ist auch die Ausweitung <strong>der</strong> Kompetenzen von Polizei<br />

und Geheimdiensten: Sie sollen immer einfacher <strong>an</strong> immer mehr Daten z. B. durch Telefon- und E-<br />

Mail-Überwachung her<strong>an</strong>kommen; eine demokratische Kontrolle ist kaum möglich.<br />

Die verstärkte Überwachung ist Ausdruck des Überg<strong>an</strong>gs von einem Wohlfahrtsstaat zu einem<br />

autoritären Sicherheitsstaat, <strong>der</strong> mit Kontrolle und Repression arbeitet statt mit dem Versuch<br />

sozialer Integration. Aber die Kontrolle funktioniert nicht allein staatlicherseits: Viele Menschen<br />

machen auch freiwillig mit. Gegenseitige Kontrolle und Selbstdisziplinierung in vorauseilendem<br />

Gehorsam, wie in Betrieben (corporate identity) o<strong>der</strong> aber auch bei Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>dsformen (»Demos<br />

bringen nichts«, »M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n doch eh nichts machen«), leisten <strong>der</strong> gewünschten Normierung Vorschub.<br />

Die AL setzt sich aktiv gegen Repression ein – durch die Beteiligung <strong>an</strong> Aktivitäten gegen<br />

Videoüberwachung und Rasterfahndung, gegen willkürliche Personenkontrollen in Bahnhöfen und<br />

Innenstädten und gegen Chipcards. Außerdem org<strong>an</strong>isieren wir zusammen mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Gruppen<br />

eine Ver<strong>an</strong>staltungsreihe unter dem Titel »Überwachen – Kontrollieren – Ausgrenzen«.<br />

Bildung für alle!<br />

Bildung für alle – eine For<strong>der</strong>ung, die seit geraumer Zeit nicht <strong>an</strong>satzweise die Leitlinie <strong>der</strong><br />

Bildungspolitik darstellt. Stattdessen soll Bildung zur Ware gemacht werden.<br />

Stellenstreichungen und Schließungen von Fachbereichen sind Symptome dieser Politik. Allein in<br />

NRW werden 2000 Stellen <strong>an</strong> den Hochschulen gestrichen. Dabei sollen die Hochschulen zu Dienstleistungsunternehmen<br />

umstrukturiert werden. Mehr Entscheidungskompetenzen für Rektorate und<br />

Dek<strong>an</strong>ate bei Verringerung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> akademischen Gremien sorgen für eine stärkere<br />

Hierarchisierung. Zugleich werden sie zunehmend von nichtstaatlicher Fin<strong>an</strong>zierung (»Drittmittel«)<br />

abhängig, die aber vornehmlich nur wenigen ökonomisch gut verwertbaren Fachbereichen<br />

(vor allem Medizin, Natur- und Wirtschaftswissenschaften) zugute kommen.<br />

Die jahrel<strong>an</strong>ge Kampagne zur Verringerung <strong>der</strong> Verweildauer von StudentInnen <strong>an</strong> Hochschulen –<br />

die hierbei in erster Linie als Kostenfaktoren gesehen werden – führt nun zur Einführung von<br />

Studiengebühren. Nachdem vor allem neoliberale Kreise wie die FDP und einige Wirtschaftsverbände<br />

Studiengebühren seit Ende <strong>der</strong> Achtzigerjahre propagiert haben, ist <strong>der</strong> (<strong>an</strong>fängliche)<br />

Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d von sozialdemokratischen PolitikerInnen inzwischen überwunden: Die SPD-BildungsministerInnen<br />

Behler (NRW) und Zöllner (Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz) präsentierten im November 2001 ihr<br />

»Studienkontenmodell«, das nichts <strong>an</strong><strong>der</strong>es als Einführung von Studiengebühren für »L<strong>an</strong>gzeitstudentInnen«<br />

bedeutet. Studiengebührenfreiheit soll es nur noch für den ersten Studieng<strong>an</strong>g<br />

innerhalb eines begrenzen Zeitraums geben. Weiterhin ist die flächendeckende Einführung von<br />

Bachelor- und Masterstudiengängen gepl<strong>an</strong>t. Mit dieser Zweiteilung des Studiums, die die bisherigen<br />

Diplom-, Magister und Lehramtsstudiengänge ersetzen soll, wird ein gebührenfreies Studium<br />

mittelfristig nur noch für einen »billigen« Kurzzeitstudieng<strong>an</strong>g gegeben sein. Die letzten BAföG-<br />

Erhöhungen sind dabei nur ein marginaler Ausgleich und sorgen erst recht nicht für »soziale<br />

Gerechtigkeit«. Die Mehrheit wird mit dem Bachelor abgespeist, eine zahlungskräftige Elite erhält<br />

die Gelegenheit, mit dem Master ihr Studium unter besseren Bedingungen weiterzuführen.<br />

Sowohl die Umstrukturierung <strong>der</strong> Hochschulen als auch Studiengebühren und die Zweiteilung des<br />

Studiums stehen nicht im geringsten Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dortdebatte, in <strong>der</strong> auf einem großen<br />

Bedarf des »St<strong>an</strong>dortes Deutschl<strong>an</strong>d« <strong>an</strong> qualifizierten HochschulabsolventInnen verwiesen wird,<br />

o<strong>der</strong> zur viel zitierten PISA-Studie. Vielmehr folgt diese Politik den Prinzipien <strong>der</strong> Marktgesetze.<br />

Hochschulen sollen zu Dienstleistungsunternehmen umstrukturiert werden, StudentInnen und<br />

SchülerInnen zu (zahlenden) »KundInnen« werden. Bildung wird zur Ware.<br />

Die AL setzt sich auch weiterhin für das Recht auf Bildung für alle Menschen ein. Daher engagieren<br />

wir uns weiterhin zum Beispiel im Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und in lokalen<br />

Bündnissen gegen Stellenkürzungen <strong>an</strong> den Hochschulen.

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