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Beitrag von Windenergieanlagen zu den Systemdienstleistungen in ...

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<strong>Beitrag</strong> <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>in</strong> Hoch- und<br />

Höchstspannungsnetzen<br />

Vom Fachbereich Elektrotechnik, Informationstechnik, Medientechnik<br />

der Bergischen Universität Wuppertal<br />

<strong>zu</strong>r Erlangung des akademischen Grades e<strong>in</strong>es<br />

D o k t o r – I n g e n i e u r s<br />

genehmigte Dissertation<br />

<strong>von</strong><br />

Dipl.-Ing. (SYR) Ahmad-Rami Khalil Al-Awaad<br />

aus Deralzour/Syrien<br />

Referent: Univ.-Prof. Dr.-Ing. J. Verstege<br />

Korreferent: Univ.-Prof. Dr.-Ing. B. Tibken<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 17. April 2009


Diese Dissertation kann wie folgt zitiert wer<strong>den</strong>:<br />

urn:nbn:de:hbz:468-20090626<br />

[http://nbn-resolv<strong>in</strong>g.de/urn/resolver.pl?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahbz%3A468-20090626]


Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit entstand während me<strong>in</strong>er Tätigkeit als Stipendiat am Lehrstuhl für<br />

Elektrische Energieversorgung der Bergischen Universität Wuppertal.<br />

Herr Professor Dr.-Ing. J. Verstege gab die Anregung <strong>zu</strong> dieser Arbeit und begleitete sie<br />

während der gesamten Zeit mit regem Interesse. Ohne se<strong>in</strong>e ständige Gesprächsbereitschaft,<br />

se<strong>in</strong>e zahlreichen Ratschläge sowie die konstruktiven Diskussionen wäre die<br />

Arbeit <strong>in</strong> dieser Form nicht entstan<strong>den</strong>. Für die Möglichkeit <strong>zu</strong>r fachlichen und persönlichen<br />

Weiterentwicklung, nicht <strong>zu</strong>letzt durch die Teilnahme an nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Konferenzen, b<strong>in</strong> ich Herrn Professor Verstege sehr dankbar.<br />

Herrn Professor Dr.-Ing. B. Tibken danke ich für die freundliche Übernahme des<br />

Korreferates sowie für die Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Umset<strong>zu</strong>ng des eng gesteckten<br />

Term<strong>in</strong>planes.<br />

Allen ehemaligen und derzeitigen Mitarbeitern des Lehrstuhls danke ich für die zahlreichen<br />

Diskussionen sowie das stets angenehme Institutsklima. Me<strong>in</strong> besonderer Dank<br />

geht hier an S. Völler, J. R<strong>in</strong>gelste<strong>in</strong>, A. F. Kaptue Kamga und Dr.-Ing. K. F. Schäfer.<br />

Schließlich danke ich ganz besonders me<strong>in</strong>en Eltern und Brüdern für Ihre Unterstüt<strong>zu</strong>ng.<br />

Die stets aufbauen<strong>den</strong> Worte waren Grundlage dieser Arbeit.<br />

ﻢﻬﻠﻤﺸﻳ نا ﻰﻟﺎﻌﺗ و ﻪﻧﺎﺤﺒﺳ ﷲا ﻦﻣ ﺎﻴﺟار . ﻲﺘﺟوز و ﻲﺋﺎﻘﺷا و يﺪﻟاﻮﻟ صﺎﺨﻟا ﺮﻜﺸﻟﺎﺑ ﻪﺟﻮﺗا نا دوا اﺮﻴﺧا<br />

. ﻪﺘﻳﺎﻋر<br />

و ﻪﻈﻔﺤﺑ ﺎﻌﻴﻤﺟ<br />

Wuppertal, im Mai 2009 Ahmad-Rami Al-Awaad


Inhaltsverzeichnis I<br />

Inhaltverzeichnis I<br />

Verzeichnis der Formelzeichen V<br />

1 Motivation und Ziel 1<br />

1.1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................1<br />

1.2 Dienstleistungen des Übertragungsnetzbetreibers .......................................3<br />

1.3 Notwendigkeit der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong> ....................................................................6<br />

1.4 Ziel und Aufbau der Arbeit.......................................................................7<br />

2 Analyse der Aufgabenstellung 10<br />

2.1 Das elektrische Energieversorgungssystem ..............................................10<br />

2.1.1 Aufbau des elektrischen Netzes ......................................................10<br />

2.1.2 Das europäische Verbundsystem ....................................................11<br />

2.1.3 Kostenwäl<strong>zu</strong>ng für <strong>Systemdienstleistungen</strong> und Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz ..........................................................................12<br />

2.2 <strong>Systemdienstleistungen</strong> ........................................................................13<br />

2.2.1 Überblick und Begren<strong>zu</strong>ng .............................................................13<br />

2.2.2 Frequenzhaltung ..........................................................................14<br />

2.2.2.1 Notwendigkeit der Frequenzregelung ..................................14<br />

2.2.2.2 Ursachen des Leistungsungleichgewichtes............................14<br />

2.2.2.3 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung ....................................15<br />

2.2.2.4 Frequenzabhängigkeit der Lasten .......................................16<br />

2.2.2.5 Primärregelung ................................................................18<br />

2.2.2.6 Sekundärregelung ............................................................21<br />

2.2.2.7 M<strong>in</strong>utenreserve................................................................23<br />

2.2.3 Spannungshaltung und Bl<strong>in</strong>dleistungshaushalt ..................................24<br />

2.3 Systemdienstleistungsmärkte ................................................................29<br />

2.3.1 Regelleistungsmarkt .....................................................................29<br />

2.3.2 Bl<strong>in</strong>dleistungsmarkt ......................................................................32


II<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

2.4 W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergienut<strong>zu</strong>ng.............................................................................33<br />

2.4.1 Physikalische Grundlagen ..............................................................33<br />

2.4.2 Umwandlung der mechanischen <strong>in</strong> elektrische Energie .......................34<br />

2.4.3 Umrichter....................................................................................35<br />

2.4.4 Leistungsregelung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage .....................................36<br />

2.4.5 Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage .....................................37<br />

2.4.6 Anschluss <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> .................................................38<br />

2.5 Erneuerbare-Energien-Gesetz ................................................................40<br />

2.6 Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> nach dem Anschluss <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>.............................................................................41<br />

2.7 Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren Netzbetriebs durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ......43<br />

3 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung 46<br />

3.1 Bereitstellung der Regelleistung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>...................46<br />

3.1.1 Änderung der Schnelllaufzahl .........................................................47<br />

3.1.2 Änderung des Anstellw<strong>in</strong>kels der Turb<strong>in</strong>enblätter...............................50<br />

3.1.3 Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

beteiligten W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage .......................................................51<br />

3.2 Realisierung der Primär- und Sekundärregelung mit <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> .....53<br />

3.2.1 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator..53<br />

3.2.1.1 Primärregelung ................................................................53<br />

3.2.1.2 Sekundärregelung ............................................................58<br />

3.2.2 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter ......60<br />

3.2.2.1 Primärregelung ................................................................60<br />

3.2.2.2 Sekundärregelung ............................................................62<br />

3.3 Teilnahme e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>dparks an der Primär- und Sekundärregelung ..............64<br />

3.4 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der M<strong>in</strong>utenreserve ........................67<br />

3.5 Mögliche angebotene Regelleistung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ......................68<br />

3.6 Fazit...................................................................................................70<br />

4 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung 71<br />

4.1 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator .........71<br />

4.2 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter..............76


Inhaltsverzeichnis III<br />

4.3 Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im Stillstand .....................78<br />

4.4 Fazit...................................................................................................80<br />

5 Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong> 81<br />

5.1 Ökonomische Bewertung aus Sicht des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers.........81<br />

5.1.1 Frequenzhaltung ..........................................................................82<br />

5.1.2 Spannungshaltung........................................................................86<br />

5.2 Ökonomische Bewertung aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers ............87<br />

5.3 Ökonomische Bewertung für die ganze Auszahlungsdauer der<br />

EEG-Vergütung ...................................................................................89<br />

6 Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung 92<br />

6.1 Aufbau des Testmodells ........................................................................92<br />

6.1.1 Daten des Testmodells ..................................................................92<br />

6.1.2 Gangl<strong>in</strong>ien ...................................................................................95<br />

6.1.3 Untersuchungsvarianten ................................................................97<br />

6.2 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung und an<br />

der Bereitstellung der negativen Regelleistung .........................................98<br />

6.2.1 E<strong>in</strong> Wochentag im W<strong>in</strong>ter bei Schwachw<strong>in</strong>d ......................................98<br />

6.2.1.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers .................98<br />

6.2.1.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers ................... 100<br />

6.2.2 E<strong>in</strong> Sonntag im Sommer bei Starkw<strong>in</strong>d .......................................... 102<br />

6.2.2.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers ............... 102<br />

6.2.2.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers ................... 106<br />

6.2.3 Ökonomische Bewertung der Teilnahme für e<strong>in</strong> Jahr ........................ 107<br />

6.2.4 20-Jahre-Betrachtung ................................................................. 111<br />

6.3 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung und an<br />

der Bereitstellung der positiven Regelleistung ........................................ 114<br />

6.3.1 Ökonomische Bewertung für e<strong>in</strong>en Tag .......................................... 114<br />

6.3.1.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers ............... 114<br />

6.3.1.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers ................... 114<br />

6.3.2 Ökonomische Bewertung der Teilnahme für e<strong>in</strong> Jahr ........................ 115


IV<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

6.3.3 20-Jahre-Betrachtung ................................................................. 116<br />

6.4 Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleistung trotz der<br />

hohen EEG-Vergütung ........................................................................ 118<br />

7 Zusammenfassung 119<br />

8 Literaturverzeichnis 123


Verzeichnis der Formelzeichen<br />

Verzeichnis der Formelzeichen<br />

Late<strong>in</strong>ische Formelzeichen<br />

A Fläche<br />

a Arbeitspreis<br />

B Barwert der betrachteten E<strong>in</strong>nahme oder Ausgabe<br />

b B<strong>in</strong>ärzahl<br />

cos Φ Leistungsfaktor<br />

c P<br />

Leistungsbeiwert<br />

c1−c6 Parameter der Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

c 7<br />

Parameter erläutert <strong>den</strong> Zusammenhang zwischen dem Pitchw<strong>in</strong>kel<br />

und der Schnelllaufzahl e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>e<br />

E Elektrische Energie<br />

E k<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>etische Energie<br />

e E<strong>in</strong>nahme<br />

f Frequenz<br />

Δf Aktuelle Frequenzabweichung<br />

Δf ∞<br />

Stationäre Frequenzabweichung<br />

G Übertragungsfunktion<br />

g Gesamtregelabweichung<br />

H Geldmenge (E<strong>in</strong>nahme oder Ausgabe)<br />

I Strom<br />

i Kalkulationsz<strong>in</strong>ssatz<br />

J Trägheitsmoment<br />

K Kosten<br />

k Leistungszahl<br />

l Leistungspreis<br />

m Luftmasse<br />

n Drehzahl<br />

P Wirkleistung<br />

P(f) L n<br />

Leistungsaufnahme der Last bei Nennfrequenz<br />

ΔP L<br />

Lastsprung<br />

ΔP L,f(f)<br />

Änderung der Leistungsaufnahme der Last durch ihre frequenz-<br />

abhängige Lastcharakteristik<br />

Q Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

q Z<strong>in</strong>sfaktor<br />

V


VI<br />

R Widerstand<br />

Verzeichnis der Formelzeichen<br />

'<br />

R Widerstand bei e<strong>in</strong>em Asynchrongenerator umgerechnet auf<br />

Ständerseite<br />

r Rotorradius<br />

s Laplace-Operator<br />

T Anlaufzeitkonstante<br />

T Dauer<br />

t Zeit<br />

t 0<br />

Zeitpunkt der Inbetriebnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

U Spannung<br />

v Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

X Reaktanz<br />

'<br />

X Reaktanz bei e<strong>in</strong>em Asynchrongenerator umgerechnet auf<br />

Ständerseite<br />

x Exponent des Pitchw<strong>in</strong>kels<br />

y Weg<br />

Z Impedanz<br />

z Szenario<br />

Griechische Formelzeichen<br />

α Annuitätsfaktor<br />

β Pitchw<strong>in</strong>kel<br />

γ Selbstregeleffekt<br />

Δ Abweichung <strong>von</strong> der betrachteten Größe<br />

δ Stufenstellung<br />

ε Proportionalanteil<br />

θ Polradw<strong>in</strong>kel<br />

κ Schlupf<br />

λ Schnelllaufzahl<br />

μ Anzahl<br />

ρ Luftdichte<br />

σ Streuung<br />

ω W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit


Verzeichnis der Formelzeichen<br />

Indizes (sofern nicht <strong>in</strong> Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronymen def<strong>in</strong>iert)<br />

Tiefgestellt<br />

ab Abschalt<br />

an Anlauf<br />

au Austausch<br />

D Lauf<strong>in</strong>dex des Multiplikationsfaktors der Zeite<strong>in</strong>heit<br />

e Polrad<br />

F Filter<br />

G Generator<br />

h Magnetisierung<br />

i Allgeme<strong>in</strong>er Lauf<strong>in</strong>dex<br />

<strong>in</strong>d Induktiv<br />

ist Istwert der betrachteten Größe<br />

j Allgeme<strong>in</strong>er Lauf<strong>in</strong>dex<br />

K Kraftwerk<br />

k Klemmen<br />

kap Kapazitiv<br />

L Last<br />

l Läufer<br />

M Motor<br />

max Maximum wert der betrachteten Größe<br />

m<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum wert der betrachteten Größe<br />

N Netz<br />

n Nennwert der betrachteten Größe<br />

neu Neuwert der betrachteten Größe<br />

O Ohne Teilnahme an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

opt Optimalwert der betrachteten Größe<br />

R Rotierende Massen<br />

S Synchron<br />

s Ständer<br />

soll Sollwert der betrachteten Größe<br />

T Turb<strong>in</strong>e<br />

t Lauf<strong>in</strong>dex der Zeit<br />

V Verluste<br />

v Verstärkungsfaktor<br />

W W<strong>in</strong>d<br />

VII


VIII<br />

Z Netzzweig<br />

z Szenario<br />

Hochgestellt<br />

+ Positiv<br />

− Negativ<br />

D Multiplikationsfaktor der Zeite<strong>in</strong>heit<br />

P Wirkleistung<br />

Q Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

T Dauer<br />

Hochgestellt-Griechische Formelzeichen<br />

μ Anzahl der Lauf<strong>in</strong>dexe<br />

Abkür<strong>zu</strong>ngen und Akronymen<br />

AC Wechselstrom<br />

AG Asynchrongenerator<br />

AK Ausgewählte Kraftwerke<br />

ATP Alternative Transient Programm<br />

CO 2<br />

Kohlendioxid<br />

DAG Doppelt-gespeister Asynchrongenerator<br />

DC Gleichstrom<br />

De Deutschland<br />

EA Erneuerbare Energien-Anlage<br />

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

EV Endverbraucher<br />

GAMS General Algebraic Model<strong>in</strong>g System<br />

GGLP Gemischt-Ganzzahlige l<strong>in</strong>eare Programmierung<br />

GR Gleichrichter<br />

HT Hochtarif<br />

IGBT Insulated-Gate Bipolar Transistor<br />

KB Kraftwerksbetreiber<br />

KE Kompensationselemente<br />

KK Konventionelle Kraftwerke<br />

MR M<strong>in</strong>utenreserve<br />

NT Niedertarif<br />

Verzeichnis der Formelzeichen


Verzeichnis der Formelzeichen<br />

P − Regler<br />

PI − Re gler<br />

Proportional-Regler<br />

Proportional-Integral-Regler<br />

PR Primärregelung<br />

RL Regelleistung<br />

RZ Regelzone<br />

SBO Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung<br />

SDL <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

SGU Synchrongenerator und Vollumrichter<br />

SR Sekundärregelung<br />

StromNZV Stromnetz<strong>zu</strong>gangsverordnung<br />

Tr Transformator<br />

UCTE Union for the Coord<strong>in</strong>ation of Transmission of Electricity<br />

UR Umrichter<br />

ÜNB Übertragungsnetzbetreiber<br />

WA W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

WAB <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

WP W<strong>in</strong>dpark<br />

WR Wechselrichter<br />

ZK Zwischenkreis e<strong>in</strong>es Umrichters<br />

IX


Motivation und Ziel<br />

1 Motivation und Ziel<br />

1.1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Durch die Verbesserung des Lebensstandards der Menschheit erfolgte e<strong>in</strong> steigender<br />

Energieverbrauch. Doch diese Verbesserung war nicht ohne Folgen. Der hohe Energieverbrauch,<br />

<strong>in</strong>sbesondere wegen der Industrialisierung, verursachte hohen CO2-<br />

Ausstoß. Dies hatte Umweltprobleme, wie z.B. <strong>den</strong> Treibhauseffekt und Luftverschmut<strong>zu</strong>ng,<br />

<strong>zu</strong>r Folge. Solche Umweltprobleme können <strong>zu</strong>r Klimaerwärmung führen.<br />

Zur Verr<strong>in</strong>gerung der durch <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Energieverbrauch verursachten Umweltprobleme<br />

und <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Umweltschutzes haben sich 37 Staaten und die<br />

Europäische Union <strong>in</strong> Kyoto/Japan im Jahr 1997 versammelt. Diese Länder unterstützen<br />

<strong>den</strong> Umweltschutz dadurch, dass sie <strong>den</strong> CO2–Ausstoß bis <strong>zu</strong>m Jahr 2012 durchschnittlich<br />

um 5,2 % gegenüber dem Niveau vom Jahr 1990 reduzieren wollen [1].<br />

Deutschland will <strong>den</strong> eigenen CO2-Ausstoß durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz der erneuerbaren<br />

Energien reduzieren, weil durch <strong>den</strong> Betrieb erneuerbarer Energien e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />

Ausstoß <strong>von</strong> Umweltschadstoffen verursacht wird. Somit ist die Energiebereitstellung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen im Vergleich <strong>zu</strong> der aus fossilen Energieträgern<br />

e<strong>in</strong>deutig ökologischer. In <strong>den</strong> letzten Jahren ist e<strong>in</strong>e verstärkte Stromerzeugung aus<br />

erneuerbaren Energien <strong>in</strong> Deutschland <strong>zu</strong> beobachten. Bereits im Jahr 2007 betrug der<br />

Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten erzeugten elektrischen Energie <strong>in</strong><br />

Deutschland 14,2 % [2] mit steigender Ten<strong>den</strong>z (Bild 1.1).<br />

E EA/E De<br />

16<br />

%<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

1990 1995<br />

Jahr<br />

2000<br />

2005 2007<br />

Energie aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> Energie aus <strong>den</strong> restlichen erneuerbaren Energieanlagen<br />

Bild 1.1: Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten erzeugten elektrischen<br />

Energie <strong>in</strong> Deutschland<br />

1


2<br />

Motivation und Ziel<br />

Deutschland möchte <strong>den</strong> Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten erzeugten<br />

elektrischen Energie weiter erhöhen und zwar durch die gesetzliche Förderung des<br />

Ausbaus der erneuerbaren Energien. Dieses Gesetz ist das „Gesetz für <strong>den</strong> Vorrang<br />

Erneuerbarer Energien“ (Erneuerbare-Energien-Gesetz; EEG) [3]. Nach der Novellierung<br />

des EEG, die ab dem Jahr 2009 <strong>in</strong> Kraft tritt, muss der Anteil der erneuerbaren<br />

Energien an der Bruttostromerzeugung bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 auf m<strong>in</strong>destens 30 %<br />

steigen [4]. Um dieses Ziel <strong>zu</strong> erreichen, sollen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

<strong>Beitrag</strong> leisten. Bis Ende 2007 betrug die Leistung der <strong>in</strong>stallierten <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

mehr als 22 GW (Bild 1.2) [2]. Es ist <strong>zu</strong> erwarten, dass die <strong>in</strong>stallierte<br />

W<strong>in</strong>dleistung bis <strong>zu</strong>m Jahr 2020 bis auf 48 GW steigt [5].<br />

Leistung<br />

25<br />

GW<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1990 1995 2000<br />

Jahr<br />

2005<br />

2007<br />

Bild 1.2: Installierte W<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong> Deutschland bis <strong>zu</strong>m Jahr 2007<br />

Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird durch das EEG nicht nur gefördert,<br />

sondern auch unterstützt. Gemäß EEG haben erneuerbare Energien <strong>den</strong> Vorrang, ihre<br />

Energie <strong>in</strong>s Stromnetz e<strong>in</strong><strong>zu</strong>speisen. Außerdem muss diese e<strong>in</strong>gespeiste Energie mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Vergütungssatz (EEG-Vergütung) entlohnt wer<strong>den</strong>. Die Energie aus<br />

Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> (an Land) wird mit 87 €/MWh vergütet [3]. Auf Grund<br />

der hohen Instillationskosten beträgt diese Vergütung für Energie aus Offshore-<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> auf dem Meer 91 €/MWh [3].<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wer<strong>den</strong> meistens <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks konzentriert und ans Netz<br />

angeschlossen. Bis jetzt wer<strong>den</strong> die W<strong>in</strong>dparks ans Mittelspannungsnetz angeschlossen.<br />

Die Leistung der neuen geplanten W<strong>in</strong>dparks ist geeignet, diese ans Hochspannungsnetz<br />

an<strong>zu</strong>schließen [5]. Der Anschluss <strong>von</strong> hoher W<strong>in</strong>dleistung ans Hochspan-


Motivation und Ziel<br />

nungsnetz verursacht jedoch Probleme im Betrieb der Hoch- und Höchstspannungsnetze,<br />

da <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> bis jetzt ke<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong> dem sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen<br />

Betrieb leisten. Der Übertragungsnetzbetreiber ist für <strong>den</strong> sicheren Betrieb des<br />

Übertragungsnetzes <strong>zu</strong>ständig. Daher muss er Dienstleistungen <strong>zu</strong>r Verfügung stellen.<br />

Was diese Dienstleistungen s<strong>in</strong>d, ist <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong> erläutern.<br />

1.2 Dienstleistungen des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Durch die staatlich gewollte Öffnung des Energiemarktes sollte die Entflechtung <strong>von</strong><br />

Erzeugung, Handel und Vertrieb <strong>von</strong> Übertragung, Verteilung ermöglicht wer<strong>den</strong>.<br />

Durch die Entflechtung geht der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) als wirtschaftlich<br />

eigenständiger Marktteilnehmer aus <strong>den</strong> <strong>in</strong>tegrierten Energieversorgungsunternehmen<br />

hervor [6]. Der Übertragungsnetzbetreiber hat die Verantwortung für e<strong>in</strong>en sicheren,<br />

ressourcenschonen<strong>den</strong> und ökonomischen Betrieb des Übertragungsnetzes sowie die<br />

<strong>zu</strong>verlässige Versorgung der Verbraucher mit elektrischer Energie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em festgelegten<br />

Qualitätsbereich. Zur Erfüllung dieser Aufgaben benötigt der Übertragungsnetzbetreiber<br />

Dienstleistungen. Diese Dienstleistungen s<strong>in</strong>d im Bild 1.3 gemäß der<br />

Stromnetz<strong>zu</strong>gangsverordnung [7] und des TransmissionCodes 2007 [8] dargestellt:<br />

Netzbereitstellung<br />

Spannungshaltung<br />

Ausbauplanung<br />

Dienstleistungen des ÜNB<br />

Frequenzhaltung Betriebsführung<br />

Verlustdeckung<br />

Versorgungswiederaufnahme<br />

Bild 1.3: Dienstleistungen des Übertragungsnetzbetreibers<br />

• Netzbereitstellung<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber ist für die technische Übertragung der elektrischen<br />

Energie zwischen Erzeugern und Verbrauchern verantwortlich. Zu diesem Zweck<br />

stellt er se<strong>in</strong> Netz <strong>zu</strong> Verfügung.<br />

3


4<br />

Motivation und Ziel<br />

• Ausbauplanung<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber ist verantwortlich, die Ausbauplanung se<strong>in</strong>es<br />

Netzes darauf aus<strong>zu</strong>richten, e<strong>in</strong>e für die Zukunft <strong>zu</strong>verlässige Versorgung <strong>zu</strong><br />

sicheren.<br />

• Verlustdeckung<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber ist für die Deckung der durch die Energieübertragung<br />

verursachten Netzverluste <strong>zu</strong>ständig. Er hat die Aufgabe, diese <strong>zu</strong>sätzliche<br />

Energie für die Deckung der Verluste möglichst wirtschaftlich <strong>zu</strong> beschaffen.<br />

• Versorgungswiederaufnahme<br />

Um die Störungen im Netz <strong>zu</strong> vermei<strong>den</strong> hat der Übertragungsnetzbetreiber <strong>in</strong><br />

Kooperation mit benachbarten Netzbetreibern im Verbundbetrieb Strategien und<br />

Konzepte <strong>zu</strong> entwickeln, die e<strong>in</strong>erseits verh<strong>in</strong>dern sollen, dass Gefahren<strong>zu</strong>stände<br />

entstehen und es andererseits ermöglichen, dass der Normalbetrieb im Störfall<br />

möglichst schnell wiederhergestellt wird. Zu diesem Zweck spielen <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Schwarzstartfähigkeit (Anfahren des Kraftwerks aus dem Stillstand) und der<br />

Inselnetzbetrieb e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

• Betriebsführung<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber hat die Verantwortung für die Betriebsführung des<br />

Netzes, <strong>zu</strong> deren Aufgaben z.B. die Netzüberwachung, die Sicherstellung der<br />

Netzsicherheit, die Durchführung <strong>von</strong> Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs- und Leistungs-<br />

Frequenz-Regelung sowie die Bereitstellung <strong>von</strong> Zählwerterfassungs- und Abrechnungssystemen<br />

gehören.<br />

• Frequenzhaltung<br />

Für je<strong>den</strong> Augenblick muss die Erzeugung gleich dem Verbrauch se<strong>in</strong>. Bereits<br />

kle<strong>in</strong>e Abweichungen <strong>von</strong> diesem Gleichgewicht führen <strong>zu</strong>r Veränderung der<br />

Netzfrequenz und müssen durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Regelleistung ausgeglichen<br />

wer<strong>den</strong>. Der Übertragungsnetzbetreiber bekommt die Regelleistung auf vertraglicher<br />

Basis <strong>von</strong> Kraftwerken bereitgestellt. Jedes Kraftwerk, das an der Bereitstellung<br />

der Regelleistung teilnehmen möchte, muss sich <strong>zu</strong>erst e<strong>in</strong>em Präqualifikationsverfahren<br />

unterziehen. Dieses Präqualifikationsverfahren be<strong>in</strong>haltet technische<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, die das Kraftwerk erfüllen muss. Der Übertragungsnetzbetreiber hat<br />

die Aufgabe, die benötigte Regelleistung wirtschaftlich <strong>zu</strong> beschaffen. Für e<strong>in</strong>en<br />

sicheren Betrieb müssen positive und negative Regelleistung bereitgestellt wer<strong>den</strong>.


Motivation und Ziel<br />

Ist e<strong>in</strong> Kraftwerk für die Bereitstellung der positiven Regelleistung <strong>zu</strong>ständig, wird<br />

dieses Kraftwerk gedrosselt betrieben, so dass es bei Bedarf mehr Leistung <strong>in</strong>s<br />

Netz e<strong>in</strong>speisen kann. Ist e<strong>in</strong> Kraftwerk für die Bereitstellung der negativen<br />

Regelleistung <strong>zu</strong>ständig, wird dieses Kraftwerk se<strong>in</strong>e Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen<br />

und nur bei Bedarf gedrosselt, so dass es weniger Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speist.<br />

• Spannungshaltung<br />

Da die Last an e<strong>in</strong>em Netzknoten nicht konstant ist, ist die Knotenspannung auch<br />

nicht konstant. Der Übertragungsnetzbetreiber hat die Aufgabe, die Spannung<br />

se<strong>in</strong>es Netzes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Spannungsband e<strong>in</strong><strong>zu</strong>halten. Das gewünschte<br />

Spannungsband kann durch e<strong>in</strong>e ausgeglichene Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz zwischen<br />

− Generatoren und Kompensationselementen<br />

− Leitungen und Verbrauchern<br />

− Transformatoren<br />

erreicht wer<strong>den</strong>. Aus technischen Grün<strong>den</strong> können nur die Generatoren und<br />

Kompensationselemente <strong>zu</strong>r Erstellung e<strong>in</strong>er ausgeglichenen Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz<br />

sorgen. Daher muss jedes Kraftwerk, das ans Übertragungsnetz angeschlossen<br />

wird, die Spannungshaltung durch die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong><br />

bestimmten Grenzen unterstützen können. Erreicht die gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung aus<br />

<strong>den</strong> am Netz vorhan<strong>den</strong>en Kraftwerken das gewünschte Spannungsband nicht,<br />

wird der Übertragungsnetzbetreiber <strong>zu</strong>sätzlich Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente<br />

<strong>zu</strong>r Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung ans Netz anschließen. Dadurch wird die Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz<br />

erstellt und das gewünschte Spannungsband erreicht.<br />

Im TransmissionCode 2007 [8] wer<strong>den</strong> die Frequenzhaltung, Spannungshaltung,<br />

Versorgungswiederaufnahme und Betriebsführung als <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

bezeichnet. Für störungsfreien Betrieb des Übertragungsnetzes ist es notwendig, die<br />

Frequenz- und die Spannungshaltung <strong>zu</strong> unterstützen. Deshalb wird im Rahmen dieser<br />

Arbeit <strong>von</strong> <strong>den</strong> genannten <strong>Systemdienstleistungen</strong> die Frequenz- und Spannungshaltung<br />

näher betrachtet. Welche Probleme der Anschluss <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ans<br />

Hochspannungsnetz für <strong>den</strong> sicheren Betrieb der Hoch- und Höchstspannungsnetze<br />

aus Sicht der Frequenz- und Spannungshaltung verursacht, ist <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong> diskutieren.<br />

5


6<br />

Motivation und Ziel<br />

1.3 Notwendigkeit der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Wie bereits im Kapital 1.1 aufgeführt ist, steigt der Anteil der <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dleistung<br />

stetig an. Bis Ende <strong>den</strong> Jahres 2007 wurde mit 22 GW angeschlossener W<strong>in</strong>dleistung<br />

fast 28 % der Höchstlast Deutschlands erreicht [2]. Derzeit besteht jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

Verpflichtung für die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, sich an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren und<br />

<strong>zu</strong>verlässigen Betriebs <strong>zu</strong> beteiligen. Momentan nehmen sie an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> nicht teil. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> liefern ke<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dleistung.<br />

Somit unterstützen sie die Spannungshaltung nicht. Nach dem EEG ist der Übertragungsnetzbetreiber<br />

verpflichtet, die e<strong>in</strong>gespeiste Leistung aus erneuerbaren Energieanlagen<br />

vorrangig ab<strong>zu</strong>nehmen. Trotz der hohen <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dleistung, unterstützen<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> die Frequenzhaltung auch nicht.<br />

Bild 1.4 zeigt sowohl die Lastverläufe für zwei Wochentage <strong>in</strong> Deutschland, e<strong>in</strong>en<br />

Wochentag im W<strong>in</strong>ter sowie im Sommer, als auch die <strong>in</strong>stallierte W<strong>in</strong>dleistung bis <strong>zu</strong>m<br />

Ende <strong>den</strong> Jahres 2007 und die noch <strong>zu</strong> <strong>in</strong>stallierende W<strong>in</strong>dleistung bis <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Jahren<br />

2015 und 2020. Aus dem Bild ist es ersichtlich, dass ab dem Jahr 2015 die <strong>in</strong>stallierte<br />

W<strong>in</strong>dleistung annährend so viel wie die Last ist, <strong>in</strong>sbesondere früh am Morgen<br />

zwischen 00:00 und 07:00 Uhr an e<strong>in</strong>em Wochentag im Sommer. Zu dieser Zeit wird<br />

bei Starkw<strong>in</strong>d und auf Grund des Vorranges der erneuerbaren Energieanlagen<br />

(betrachtet hier <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>) e<strong>in</strong> großer Teil der konventionellen Kraftwerke<br />

(Dampfkraftwerke bzw. thermische Kraftwerke genannt) <strong>zu</strong>rückgesetzt. Dadurch<br />

gehen die Beiträge dieser konventionellen Kraftwerke <strong>zu</strong>r Frequenz- und Spannungshaltung<br />

verloren. Deswegen entsteht e<strong>in</strong>e erhöhte Anforderung an die restlichen<br />

Kraftwerke, die Frequenz- und Spannungshaltung alle<strong>in</strong>e <strong>zu</strong> unterstützen. Solche<br />

Szenarien können die Versorgungs<strong>zu</strong>verlässigkeit gefähr<strong>den</strong>. Daher ist es notwendig,<br />

dass die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> neue Aufgaben im Rahmen ihrer Möglichkeiten übernehmen,<br />

wie die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenz- und Spannungshaltung.<br />

E<strong>in</strong> thermisches Kraftwerk ist die vorherrschende Bauart e<strong>in</strong>es Kraftwerks <strong>zu</strong>r Erzeugung<br />

elektrischer Energie. Derzeit wer<strong>den</strong> diese vorwiegend mit fossilen (z.B. Ste<strong>in</strong>kohle,<br />

Brauenkohle) bzw. nuklearen Brennstoffen betrieben, wobei aber auch erneuerbare<br />

Energieträger <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz kommen können (z.B. Biomasse). Bei dieser Bauart<br />

<strong>von</strong> Kraftwerken wird die thermische Energie <strong>von</strong> Wasserdampf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dampfturb<strong>in</strong>e<br />

ausgenutzt. Fossile thermische Kraftwerke und Kernkraftwerke, die Wasser-


Motivation und Ziel<br />

Dampfkreislauf haben wer<strong>den</strong> im weitern Verlauf der Arbeit als „konventionelle<br />

Kraftwerke“ bezeichnet.<br />

PL/PL,max<br />

100<br />

%<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

00:00 12:00<br />

h<br />

24:00<br />

+<br />

Starklast im W<strong>in</strong>ter<br />

Zeit<br />

Starklast im Sommer <strong>in</strong>stallierte W<strong>in</strong>dleistung<br />

Bild 1.4: Notwendigkeit der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

1.4 Ziel und Aufbau der Arbeit<br />

2020<br />

2015<br />

2007<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen Konzeptes <strong>zu</strong>r Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Betriebs der Hoch- und Höchstspannungsnetze.<br />

Zu diesem Zweck müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> sowohl Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

der Frequenzhaltung bereitstellen, als auch Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Spannungshaltung liefern. Mit dem neu entwickelten Konzept wird also untersucht, ob<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ähnliches Verhalten wie die konventionellen Kraftwerke<br />

aufweisen, so dass durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> der sichere und <strong>zu</strong>verlässige Betrieb<br />

der Hoch- und Höchstspannungsnetze unterstützt wer<strong>den</strong> kann. Zu diesem Zweck<br />

wird das entwickelte Konzept <strong>in</strong> mehreren Schritten aufgebaut:<br />

• Momentan speisen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> immer ihre die <strong>zu</strong>r anliegen<strong>den</strong><br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit maximale erzielbare Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>. Deshalb wird<br />

<strong>zu</strong>nächst untersucht, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> so gesteuert wer<strong>den</strong> können,<br />

dass sie positive und/oder negative Regelleistung bereitstellen können.<br />

7<br />

<strong>in</strong>stallierte<br />

W<strong>in</strong>dleistung<br />

bis <strong>zu</strong>m Jahr


8<br />

Motivation und Ziel<br />

• Damit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

leisten und Regelleistung bereitstellen dürfen, müssen sich auch die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> dem gleichen Präqualifikationsverfahren, wie die konventionellen<br />

Kraftwerke, unterziehen. Daher ist es wichtig <strong>in</strong> dem neu entwickelten<br />

Konzept <strong>zu</strong> untersuchen, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> die technischen Vorrausset<strong>zu</strong>ngen<br />

<strong>zu</strong>r Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung erfüllen und<br />

das Präqualifikationsverfahren bestehen können.<br />

• Momentan liefern die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ke<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz. Somit<br />

leisten sie ke<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong> der Spannungshaltung. Als nächster Schritt des<br />

Konzeptes wird untersucht, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> technisch <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung <strong>zu</strong> liefern.<br />

• Anschließend wird das entwickelte Konzept ökonomisch bewertet. Die E<strong>in</strong>nahmen<br />

des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers und die Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

wer<strong>den</strong> betrachtet.<br />

Durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenz- und Spannungshaltung<br />

dürfen die E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers nicht verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong>,<br />

weil der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber durch die Drosselung der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Regelleistung bzw. <strong>zu</strong>r Lieferung der negativen<br />

Regelleistung die E<strong>in</strong>nahmen nach dem EEG für die nicht e<strong>in</strong>gespeiste<br />

Energie verliert.<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber bekommt die Systemdienstleistung für die<br />

Frequenz- und Spannungshaltung <strong>von</strong> <strong>den</strong> Kraftwerken bereitgestellt. Dadurch<br />

entstehen dem Übertragungsnetzbetreiber Kosten. Der Übertragungsnetzbetreiber<br />

stellt diese Kosten <strong>den</strong> Netznutzern <strong>in</strong> Rechnung. Nach dem entwickelten<br />

Konzept dürfen diese Kosten durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> nicht erhöht wer<strong>den</strong>, d.h. die<br />

Ausgangssituation für <strong>den</strong> Übertragungsnetzbetreiber soll sich sowohl mit, als<br />

auch ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> nicht ändern.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Bed<strong>in</strong>gung ist das Ziel der ökonomischen Bewertung<br />

fest<strong>zu</strong>stellen, welche ökonomischen Vorteile die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> br<strong>in</strong>gen kann:


Motivation und Ziel<br />

− E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

Nach dem entwickelten Konzept setzen sich die E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

<strong>zu</strong>sammen aus <strong>den</strong> E<strong>in</strong>nahmen nach dem EEG für die<br />

e<strong>in</strong>gespeiste Energie, E<strong>in</strong>nahmen durch die Teilnahme an der Bereitstellung<br />

und Lieferung der Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung und<br />

E<strong>in</strong>nahmen auf Grund der Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Spannungshaltung unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes.<br />

− Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit betrachteten Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

s<strong>in</strong>d die Kosten <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenz- und<br />

Spannungshaltung, also die Kosten für die Bereitstellung und Lieferung der<br />

Regelleistung, die Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes und die Kosten der Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente<br />

<strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung. Es wer<strong>den</strong> hier auch die<br />

Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste berücksichtigt.<br />

Der Aufbau der Arbeit gliedert sich wie folgt:<br />

Zunächst wer<strong>den</strong> im Kapital 2 die Anforderungen an die Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

sowie die für diese Arbeit relevanten grundsätzliche Aspekte und<br />

Funktionsweise der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> aufgezeigt. Anschließend wer<strong>den</strong> im Kapital 3<br />

Modelle entwickelt, die <strong>zu</strong>r Steuerung und Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung notwendig<br />

s<strong>in</strong>d. Danach wer<strong>den</strong> im Kapital 4 Modelle verschie<strong>den</strong>er <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>typen <strong>zu</strong>r<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsbereitstellung dargestellt. Im Kapital 5 wird die ökonomische Bewertung<br />

der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

diskutiert. Im Kapital 6 wer<strong>den</strong> die ökonomischen Vorteile der Teilnahme<br />

<strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> durch e<strong>in</strong><br />

Testmodell dargestellt. Abschließend wer<strong>den</strong> im Kapital 7 die wesentlichen Aspekte<br />

dieser Arbeit <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

9


10<br />

2 Analyse der Aufgabenstellung<br />

2.1 Das elektrische Energieversorgungssystem<br />

2.1.1 Aufbau des elektrischen Netzes<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabe des elektrischen Netzes ist die Übertragung und Verteilung der elektrischen<br />

Energie zwischen <strong>den</strong> Erzeugern und Verbrauchern. Die elektrischen Netze<br />

wer<strong>den</strong> nach ihrer Spannung <strong>in</strong> folgende Ebenen e<strong>in</strong>geteilt [9] (Bild 2.1):<br />

• Höchstspannungsnetze mit Betriebsnennspannung 220 oder 380 kV. Diese Netze<br />

dienen der Übertragung der elektrischen Energie über große Entfernungen und<br />

dem Anschluss der Kraftwerksblöcke großer Leistung.<br />

• Hochspannungsnetze mit Betriebsnennspannungen über 60 bis 110 kV. E<strong>in</strong><br />

Hochspannungsnetz überspannt e<strong>in</strong>e Region. An diese Netze wer<strong>den</strong> Kraftwerke<br />

und Verbraucher angeschlossen, deren Leistung zwischen 10 und 100 MW liegt.<br />

• Mittelspannungsnetze mit Betriebsnennspannungen 1 bis 60 kV. Diese Netze<br />

dienen der Verteilung der Energie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Städten und ländlichen Gebieten. Viele<br />

Industriebetriebe wer<strong>den</strong> an das Mittelspannungsnetz angeschlossen.<br />

• Niederspannungsnetze mit Betriebsnennspannung kle<strong>in</strong>er als 1 kV. Aufgabe der<br />

Niederspannungsnetze ist die lokale Verteilung der elektrischen Energie bis <strong>zu</strong><br />

Endverbrauchern.<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung der elektrischen Netze unterschiedlicher Spannungsebenen erfolgt<br />

über Transformatoren, die <strong>in</strong> Umspannanlagen <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Bild 2.1: Aufbau des elektrischen Netzes (die meistgenutzten Spannungen <strong>in</strong><br />

Deutschland)<br />

2.1.2 Das europäische Verbundsystem<br />

380/220 kV<br />

110 kV<br />

10 kV<br />

0,4 kV<br />

Um die Versorgungs<strong>zu</strong>verlässigkeit <strong>zu</strong> verbessern, <strong>den</strong> Austausch der elektrischen<br />

Energie zwischen <strong>den</strong> Übertragungsnetzbetreibern <strong>zu</strong> ermöglichen und e<strong>in</strong>en Ausgleich<br />

im Störungsfall <strong>zu</strong> gewährleisten (durch die Lieferung der Primärregelleistung <strong>von</strong><br />

allen primärgeregelten Kraftwerken im gesamten Verbundnetz), ist es üblich, die<br />

elektrischen Netze mite<strong>in</strong>ander <strong>zu</strong> verb<strong>in</strong><strong>den</strong>. Diese Verb<strong>in</strong>dung erfolgt durch Zusammenschluss<br />

der Höchstspannungsnetze. In Deutschland wer<strong>den</strong> die Höchstspannungsnetze<br />

<strong>von</strong> vier Übertragungsnetzbetreibern geführt; RWE Transportnetz Strom GmbH,<br />

E.ON Netz GmbH, EnBW Transportnetze AG und Vattenfall Europe Transmission<br />

GmbH. Jeder dieser genannten Übertragungsnetzbetreiber bildet e<strong>in</strong>e Regelzone. E<strong>in</strong>e<br />

Regelzone ist das Gebiet für das e<strong>in</strong> Übertragungsnetzbetreiber im Rahmen der<br />

Primär-, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve, die im weiteren Verlauf dieser Arbeit<br />

erläutert wer<strong>den</strong>, verantwortlich ist. Die Grenzen der Regelzonen wer<strong>den</strong> physikalisch<br />

durch die Orte festgelegt, an <strong>den</strong>en die Übergabemessung <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Regelzonen der<br />

benachbarten Übertragungsnetzbetreiber stattf<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>barter Energieaustausch<br />

zwischen <strong>den</strong> Regelzonen ist <strong>zu</strong>lässig. E<strong>in</strong>e Wirkleistungs-Frequenz-Regelung <strong>in</strong><br />

11


12<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

jeder Regelzone sorgt für <strong>den</strong> gezielten Energieaustausch zwischen <strong>den</strong> Regelzonen.<br />

Jeder Übertragungsnetzbetreiber ist für <strong>den</strong> sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Betrieb se<strong>in</strong>es<br />

Übertragungsnetzes verantwortlich. Der Übertragungsnetzbetreiber ist auch für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>zu</strong>verlässige Versorgung der Verbraucher mit elektrischer Energie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Qualität <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> jeweiligen Verteilnetzbetreiben verantwortlich.<br />

Der Zusammenschluss der deutschen Übertragungsnetze mit e<strong>in</strong>em Großteil der<br />

Höchstspannungsnetze <strong>in</strong> Europa bildet <strong>den</strong> Arbeitsbereich der „Union for the Coord<strong>in</strong>ation<br />

of Transmission of Electricity“ (UCTE) (Bild 2.2).<br />

Bild 2.2: Arbeitsbereich der UCTE<br />

2.1.3 Kostenwäl<strong>zu</strong>ng für <strong>Systemdienstleistungen</strong> & Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz<br />

Bild 2.3 zeigt die Geldflüsse, die für diese Arbeit relevant s<strong>in</strong>d. Die Kraftwerke stellen<br />

ihre <strong>Systemdienstleistungen</strong> (für die Frequenz- und Spannungshaltung) dem Übertragungsnetzbetreiber<br />

(ÜNB) bereit. Die dadurch entstehen<strong>den</strong> Kosten bezahlt der<br />

Übertragungsnetzbetreiber direkt an die Kraftwerksbetreiber (KB). Diese Kosten legt<br />

der Übertragungsnetzbetreiber auf die Seite der Endverbraucher (EV) um, <strong>in</strong>dem diese<br />

Kosten e<strong>in</strong> Teil des Netznut<strong>zu</strong>ngspreises s<strong>in</strong>d. Der Netznut<strong>zu</strong>ngspreis ist wiederum e<strong>in</strong><br />

Teil des Strompreises. Der Netznut<strong>zu</strong>ngspreis, der auf Stromnetz<strong>zu</strong>gangsverordnung<br />

[7] basiert, setzt sich aus mehreren Bestandteilen <strong>zu</strong>sammen:<br />

• Nut<strong>zu</strong>ng der Netz<strong>in</strong>frastruktur (z.B. Leiter, Transformatoren)<br />

• Erbr<strong>in</strong>gung <strong>von</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

• Deckung der beim Transport auftreten<strong>den</strong> Verluste


Analyse der Aufgabenstellung<br />

• Bl<strong>in</strong>dstromverbrauch<br />

• Messung an der Entnahmestelle des Kun<strong>den</strong><br />

• Mehrkosten nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber ist nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />

verpflichtet, die Energie aus erneuerbaren Energieanlagen vorrangig ab<strong>zu</strong>nehmen [3].<br />

Außerdem muss der Übertragungsnetzbetreiber die E<strong>in</strong>speisevergütung (EEG-<br />

Vergütung) an die Betreiber der erneuerbaren Energieanlagen (hier wird <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

(WAB) betrachtet), die gemäß EEG e<strong>in</strong>speisen, bezahlen (Bild 2.3).<br />

Die dadurch entstehen<strong>den</strong> Kosten wer<strong>den</strong> auch auf die Seite der Endverbraucher<br />

verlagert, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong> Teil des Strompreises s<strong>in</strong>d.<br />

Netznut<strong>zu</strong>ngspreis<br />

ÜNB<br />

EV<br />

Bild 2.3: Geldflüsse für <strong>Systemdienstleistungen</strong> und Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

2.2 <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

2.2.1 Überblick und Begren<strong>zu</strong>ng<br />

Systemdienstleistungspreise<br />

EEG-Vergütung<br />

Die Systemdienstleistleistungen ergeben sich aus <strong>den</strong> notwendigen Anforderungen, die<br />

Verbraucher mit elektrischer Energie kont<strong>in</strong>uierlich unter Berücksichtigung technischer<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong> versorgen. Die Verbraucher müssen immer mit elektrischer Energie<br />

mit konstanter Frequenz (Nennfrequenz) versorgt wer<strong>den</strong>. Auch die Spannung muss<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>zu</strong>lässigen Spannungsbandes e<strong>in</strong>gehalten wer<strong>den</strong>. Die zügige Versorgung<br />

nach e<strong>in</strong>er großen Störung und auch die reibungslose Betriebsführung müssen<br />

für e<strong>in</strong>e sichere Versorgung garantiert wer<strong>den</strong>. Daher wer<strong>den</strong> die Frequenzhaltung,<br />

Spannungshaltung, die Versorgungswiederaufnahme und die Betriebsführung <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

KB<br />

WAB<br />

13


14<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong>geordnet. Diese Arbeit konzentriert sich auf die ersten zwei<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong>, die Frequenz- und Spannungshaltung.<br />

2.2.2 Frequenzhaltung<br />

2.2.2.1 Notwendigkeit der Frequenzregelung<br />

Zur E<strong>in</strong>haltung der Frequenz auf ihren Nennwert darf im elektrischen Netz das<br />

Gleichgewicht zwischen Erzeugung (PG) auf e<strong>in</strong>er Seite und Verbrauch (PL) und<br />

Verlusten (PV) auf der andern Seite nicht gestört wer<strong>den</strong>.<br />

P-(P+P)=0 G L V<br />

(2.1)<br />

Sobald das Gleichgewicht gestört wird, ist das Ergebnis der Gleichung (2.1) nicht mehr<br />

null. E<strong>in</strong> positives Ergebnis bedeutet, dass es e<strong>in</strong>en Leistungsüberschuss im Netz gibt<br />

und die Netzfrequenz höher als die Nennfrequenz se<strong>in</strong> wird. E<strong>in</strong> negatives Ergebnis<br />

bedeutet, dass es e<strong>in</strong> Leistungsdefizit im Netz gibt und die Netzfrequenz ger<strong>in</strong>ger als<br />

die Nennfrequenz se<strong>in</strong> wird.<br />

2.2.2.2 Ursachen des Leistungsungleichgewichtes<br />

Mehrere Gründe können für die Störung des Gleichgewichtes <strong>in</strong> der Gleichung (2.1)<br />

verantwortlich se<strong>in</strong> [10]:<br />

• Lastrampe<br />

Der Grund e<strong>in</strong>er Lastrampe ist der Tagesgangl<strong>in</strong>ienverlauf des Leistungsbedarfs<br />

der Verbraucher. Solche Laständerungen s<strong>in</strong>d vorsehbar und gehen langsam.<br />

Daher können diese Laständerungen manuell oder mit Hilfe e<strong>in</strong>es Lastfolgereglers<br />

nachgefahren wer<strong>den</strong>.<br />

• Lastschwankungen<br />

Der Grund hierfür ist das gleiche Verbraucherverhalten, das durch <strong>zu</strong>fälliges Abund<br />

Zuschalten <strong>von</strong> Verbrauchern entsteht. Angesichts der Tatsache, dass solche<br />

Laständerungen kle<strong>in</strong>e Amplitu<strong>den</strong> im Sekun<strong>den</strong>bereich haben, s<strong>in</strong>d die entstehen<strong>den</strong><br />

Auswirkungen sehr ger<strong>in</strong>g und wer<strong>den</strong> h<strong>in</strong>genommen.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

• Lastsprünge<br />

Die Ursachen hierfür s<strong>in</strong>d Kraftwerksausfälle oder das Ab- oder Zuschalten <strong>von</strong><br />

großen Lasten. Solche Laständerungen können das Gleichgewicht zwischen<br />

Erzeugung und Last stören und Abweichung der Frequenz <strong>von</strong> ihrem Nennwert<br />

verursachen.<br />

• Dargebotsabhängige E<strong>in</strong>speisungen<br />

Da<strong>zu</strong> gehören vornehmlich die Solar- und <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>. Auf Grund der<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> Wetterverhältnissen kann die e<strong>in</strong>gespeiste Leistung aus solchen<br />

Anlagen <strong>von</strong> ihrem erwarteten Wert abweichen. Dies kann e<strong>in</strong> Leistungsdefizit<br />

oder e<strong>in</strong>en Leistungsüberschuss im Netz verursachen und <strong>zu</strong>r Frequenzabweichung<br />

führen [11, 12, 13].<br />

Um die verursachte Frequenzabweichung <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten zwei Fällen (Lastsprünge und<br />

dargebotsabhängige E<strong>in</strong>speisungen) <strong>zu</strong> beschränken und die Frequenz wieder auf<br />

ihren Nennwert <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>setzen, ist die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung durch <strong>den</strong><br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> der Regelleistung erforderlich.<br />

2.2.2.3 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Als nächster Schritt wird die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung qualitativ <strong>in</strong> vier<br />

Phasen erklärt [10]:<br />

• Phase 1<br />

Für die Deckung des Leistungsungleichgewichtes tragen <strong>zu</strong>nächst teilweise die<br />

elektrischen und magnetischen Energien <strong>in</strong> Kapazitäten und Induktivitäten der<br />

Netzelemente und dem magnetischen Feld <strong>in</strong> Synchronmasch<strong>in</strong>en bei. Angesichts<br />

des begrenzten Energie<strong>in</strong>haltes der elektrischen und magnetischen Felder kl<strong>in</strong>gen<br />

die elektrischen Ausgleichsvorgänge nach wenigen Millisekun<strong>den</strong> ab.<br />

• Phase 2<br />

Der Energie<strong>in</strong>halt aller im Netz rotieren<strong>den</strong> Massen ist deutlich größer als der bei<br />

der ersten Phase und sorgt für e<strong>in</strong>en Ausgleich des Leistungsungleichgewichtes,<br />

allerd<strong>in</strong>gs auf Kosten e<strong>in</strong>er Veränderung der Frequenz im Netz. Die Beschleunigung<br />

der Massen bei <strong>zu</strong> viel bzw. das Abbremsen bei <strong>zu</strong> wenig e<strong>in</strong>gespeister<br />

Leistung führt <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Änderung der Netzfrequenz. Frequenzstützend wirkt die<br />

15


16<br />

Frequenzabhängigkeit der Lasten h<strong>in</strong><strong>zu</strong>.<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

• Phase 3, Primärregelung (erzwungene Leistungsbereitstellung)<br />

Die primärgeregelten Kraftwerke (e<strong>in</strong> primärgeregeltes Kraftwerk ist e<strong>in</strong> Kraftwerk,<br />

das für die Primärregelung <strong>zu</strong>ständig ist) wer<strong>den</strong> auf e<strong>in</strong>e Frequenzabweichung<br />

reagieren. Diese Kraftwerke wer<strong>den</strong> mehr Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen bei<br />

e<strong>in</strong>em Leistungsdefizit und weniger Leistung bei e<strong>in</strong>em Leistungsüberschuss. Der<br />

Primärregler ist e<strong>in</strong> Proportional-Regler. Deshalb ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre<br />

Frequenzabweichung nach dem E<strong>in</strong>satz der Primärreglung.<br />

• Phase 4, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve (gezielte Leistungsbereitstellung)<br />

Ausgleich des Leistungsungleichgewichtes erfolgt durch die Erhöhung bei e<strong>in</strong>em<br />

Leistungsdefizit bzw. Reduzierung bei e<strong>in</strong>em Leistungsüberschuss der Brennstoff-<br />

/Wasser-Zufuhr der Kraftwerke. Diese gezielte Leistungsbereitstellung erfolgt<br />

automatisch bei der Sekundärregelung (Proportional-Integral-Regler) und<br />

manuell bei der M<strong>in</strong>utenreserve. Nach dieser Phase ist die Frequenz auf ihren<br />

Nennwert <strong>zu</strong>rückgeführt.<br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung kommt die Regelleistung <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz, d.h. die<br />

Primär-, Sekundärregelung und manuelle M<strong>in</strong>utenreserve wer<strong>den</strong> aktiviert. Wenn es<br />

e<strong>in</strong> Leistungsdefizit im Netz gibt, müssen die Regelkraftwerke (e<strong>in</strong> Regelkraftwerk ist<br />

e<strong>in</strong> Kraftwerk, das an der Bereitstellung der Regelleistung teilnimmt) mehr Leistung<br />

bzw. positive Regelleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen. Bei Leistungsüberschuss im Netz<br />

müssen die Regelkraftwerke weniger Leistung bzw. negative Regelleistung <strong>in</strong>s Netz<br />

e<strong>in</strong>speisen.<br />

Vor dem E<strong>in</strong>satz der Regelleistung wirkt die Frequenzabhängigkeit der Lasten frequenzstützend<br />

h<strong>in</strong><strong>zu</strong>. Warum die Betrachtung der Frequenzabhängigkeit der Last<br />

wichtig ist, wird im nächsten Schritt erläutert.<br />

2.2.2.4 Frequenzabhängigkeit der Lasten<br />

Motorische Lasten haben e<strong>in</strong>e frequenzabhängige Lastcharakteristik. Beim Auftreten<br />

e<strong>in</strong>er Leistungsdifferenz zwischen Erzeugung und Verbrauch ist frequenzstützender<br />

<strong>Beitrag</strong> dieser Lasten <strong>zu</strong> erkennen. Grund dafür ist die Frequenzabhängigkeit der


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Lasten. Diese kann für kle<strong>in</strong>e Frequenzabweichungen, wie sie im Zusammenhang mit<br />

der Wirkleistungs-Frequenz-Regelung <strong>zu</strong> beachten s<strong>in</strong>d, als frequenzl<strong>in</strong>ear betrachtet<br />

wer<strong>den</strong>. Die Höhe dieses sogenannten Selbstregeleffektes (γL) liegt normaleweise im<br />

Bereich <strong>von</strong> 1-3 %/Hz [10]. Die Bezeichnung dieser Frequenzabhängigkeit der Lasten<br />

durch ihre Leistungszahl (kL) ist üblich. Wobei kL das Produkt aus dem Selbstregeleffekt<br />

und der <strong>von</strong> der Last aufgenommenen Leistung bei Nennfrequenz [PL(fn)] ist.<br />

kL = P L(f n)<br />

⋅ γ L (2.2)<br />

Bei e<strong>in</strong>em Leistungsdefizit im Netz wird die aufgenommene Leistung <strong>von</strong> diesen Lasten<br />

gemäß der Leistungszahl ihres Selbstregeleffektes (kL) geändert.<br />

ΔP L,f(f) = k L ⋅(fist− f n)<br />

(2.3)<br />

Auf Grund dieser Frequenzabhängigkeit der rotieren<strong>den</strong> Lasten wird bei e<strong>in</strong>em<br />

Leistungsdefizit e<strong>in</strong> neues Gleichgewicht im Netz zwischen Erzeugung und Verbrauch<br />

hergestellt, allerd<strong>in</strong>gs auf Kosten e<strong>in</strong>er verr<strong>in</strong>gerten Frequenz. Bei e<strong>in</strong>em Lastabwurf<br />

wird durch die Frequenzabhängigkeit der Lasten e<strong>in</strong> neues Gleichgewicht im Netz<br />

hergestellt, allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>er erhöhten Frequenz.<br />

Um die Frequenz auf se<strong>in</strong>en Nennwert <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>setzen, kommt die Regelleistung <strong>zu</strong>m<br />

E<strong>in</strong>satz, d.h. die Primär-, Sekundärregelung und die M<strong>in</strong>utenreserve wer<strong>den</strong> aktiviert.<br />

Als Beispiel zeigt Bild 2.4 e<strong>in</strong>en typischen Frequenzverlauf bei Ausfall e<strong>in</strong>es Kraftwerks<br />

oder e<strong>in</strong>es Lastsprungs. Im Bild 2.5 ist der Zeithorizont des E<strong>in</strong>satzes der Regelleistung<br />

<strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung dargestellt [8, 14].<br />

Aus dem Bild 2.5 ist es ersichtlich, dass die Regelleistung für e<strong>in</strong>e Stunde <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz<br />

kommt, nachdem das Leistungsungleichgewicht aufgetreten ist. Für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz und<br />

die Organisation der Regelleistung ist der Übertragungsnetzbetreiber verantwortlich.<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber beschafft diese am Regelleistungsmarkt. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Stunde, nachdem das Leistungsungleichgewicht aufgetreten ist, ist der Bilanzkreisverantwortliche,<br />

<strong>in</strong> dessen Gebiet das Leistungsungleichgewicht auftauchte, für die<br />

Leistungsbilanzstörung verantwortlich durch Aktivierung der Stun<strong>den</strong>reserve, die nicht<br />

<strong>zu</strong>r Regelleistung gehört. Daher wird sie <strong>in</strong> dieser Arbeit nicht weiter betrachtet.<br />

E<strong>in</strong> Bilanzkreis besteht aus beliebig vielen Entnahme- und/oder E<strong>in</strong>speisestellen<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Regelzone. Die Belieferung <strong>von</strong> Kun<strong>den</strong> mit elektrischer Energie erfolgt<br />

17


18<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

im Rahmen <strong>von</strong> Bilanzkreisen. E<strong>in</strong> Bilanzkreisverantwortlicher hat dafür <strong>zu</strong> sorgen,<br />

dass <strong>in</strong> jeder Viertelstunde die Leistungsbilanz se<strong>in</strong>es Bilanzkreises ausgeglichen ist.<br />

Die Leistungsbilanz ist die Summe der Entnahmen auf e<strong>in</strong>er Seite und die Summe der<br />

E<strong>in</strong>speisungen auf der anderen Seite [8].<br />

f<br />

Regelleistung<br />

f n<br />

Hz<br />

5 30 900 sec 3600<br />

Zeit<br />

Bild 2.4: Typischer Frequenzverlauf nach dem Ausfall e<strong>in</strong>es Kraftwerks<br />

MW<br />

Primär-<br />

Pri ä r -<br />

regelun<br />

regelung<br />

2.2.2.5 Primärregelung<br />

Stationäre<br />

Frequenzabweichung<br />

Sekundärregelung<br />

Sekunärregelun<br />

M<strong>in</strong>utenreserve<br />

5 30 900 sec 3600<br />

Zeit<br />

Übertragungsnetzbetreiber<br />

Bild 2.5: Zeithorizont für Regelleistunge<strong>in</strong>satz<br />

Stun<strong>den</strong>reserve<br />

Stund -<br />

Bilanzkreisverantwortlicher<br />

Die Primärregelung wird auch als Sekun<strong>den</strong>reserve bezeichnet. Diese Regelungsart<br />

muss so schnell wie möglich und automatisch auf e<strong>in</strong>e Frequenzabweichung reagieren.<br />

Daher ist der Primärregler e<strong>in</strong> Proportional-Regler. Die Primärregelleistung muss<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 sec und spätestens bis 30 sec nach dem E<strong>in</strong>tritt des Leistungsungleichgewichtes<br />

komplett abgegeben wer<strong>den</strong>. An der Primärregelung nehmen die<br />

Laufwasser-, Pumpspeicherkraftwerke und thermische Kraftwerke, die im Festdruckbetrieb<br />

oder modifizierten Gleitdruckbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d, teil [15].


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Laufwasserkraftwerke zählen <strong>zu</strong> <strong>den</strong> dargebotsabhängigen Erzeugungsanlagen, weil je<br />

nach aktuellem Pegelstand elektrische Energie gewonnen wer<strong>den</strong> kann. Das Flusswasser<br />

wird durch e<strong>in</strong>e Turb<strong>in</strong>e geleitet, die die potentielle Energie des Wassers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

mechanische Drehbewegung umwandelt. Diese Drehbewegung treibt e<strong>in</strong>en Generator<br />

an.<br />

Pumpspeicherkraftwerke fördern <strong>zu</strong> sogenannten Schwachlastzeiten Wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Oberbecken h<strong>in</strong>auf. Wenn der Stromverbrauch Spitzenwerte erreicht, wird die<br />

potentielle Energie des Wassers ausgenutzt und über Turb<strong>in</strong>en, die Generatoren<br />

antreiben, <strong>in</strong> elektrische Energie umgewandelt. Im Pumpbetrieb wird bei e<strong>in</strong>em<br />

Leistungsüberschuss im Netz durch regelbare Pumpen und durch das schnelle Zuschalten<br />

weiterer Pumpen Leistung aus dem Netz bezogen. Bei e<strong>in</strong>em Leistungsdefizit<br />

kann das Speicherkraftwerk durch das Unterbrechen des Pumpbetriebs an der<br />

Primärregelung teilnehmen.<br />

Die thermischen Kraftwerke, die im Festdruckbetrieb oder modifizierten Gleitdruckbetrieb<br />

e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d, können an der Primärregelung teilnehmen. Z.B. wird bei e<strong>in</strong>em<br />

thermischen Kraftwerk, das im Festdruckbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt ist, das Turb<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>lassventil<br />

über e<strong>in</strong>e Drehzahl-Regelstrecke geöffnet bzw. geschlossen. Somit strömt mehr<br />

bzw. weniger Dampf auf die Turb<strong>in</strong>e (Bild 2.6). In diesem Fall bildet der Masch<strong>in</strong>ensatz<br />

(Turb<strong>in</strong>e und Generator) e<strong>in</strong>es Kraftwerks e<strong>in</strong>e Regelstrecke:<br />

Regelgröße: Drehzahl des Masch<strong>in</strong>ensatzes<br />

Stellgröße: Öffnung des Turb<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>lassventils <strong>zu</strong>r Änderung der Turb<strong>in</strong>enleistung<br />

Turb<strong>in</strong>en-<br />

e<strong>in</strong>lassventil<br />

Turb<strong>in</strong>e<br />

P-Regler<br />

Δn<br />

-<br />

nist<br />

Generator<br />

Bild 2.6: Pr<strong>in</strong>zip der Drehzahlregelung e<strong>in</strong>es Masch<strong>in</strong>ensatzes<br />

+<br />

Messung<br />

(Drehzahl)<br />

Nach E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>es Leistungsungleichgewichtes und nach dem E<strong>in</strong>satz der Primärregelung<br />

wird e<strong>in</strong> neuer stationärer Betriebs<strong>zu</strong>stand erreicht, allerd<strong>in</strong>gs auf Kosten e<strong>in</strong>er<br />

n n<br />

Netz<br />

19


20<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

neuen Frequenz, d.h. die Frequenz wird nicht auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rückgeführt. Die<br />

Ursache hierfür liegt bei dem Proportional-Regler. Diese Frequenzabweichung wird als<br />

stationäre Frequenzabweichung (∆f∞) bezeichnet (Bild 2.4). Diese Abweichung ist <strong>von</strong><br />

der Höhe der Lastsprung (∆PL), der Leistungszahl der Lasten (kL) und der Leistungszahl<br />

der primärgeregelten Kraftwerke (kK) abhängig [15, 16]. Die Summe der Leistungszahl<br />

der Lasten und die Leistungszahl der primärgeregelten Kraftwerke ist die<br />

Netzleistungszahl (kN). kN = kK + kL<br />

(2.4)<br />

−ΔPL<br />

Δf∞<br />

=<br />

k<br />

(2.5)<br />

N<br />

E<strong>in</strong> Leistungsdefizit im Netz bzw. e<strong>in</strong> positiver Lastsprung (∆P L > 0) verursacht e<strong>in</strong>e<br />

negative Frequenzabweichung (Frequenzreduzierung). Daher kommt die positive<br />

Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz. Des weitern wird<br />

deutlich, dass e<strong>in</strong> Leistungsüberschuss bzw. e<strong>in</strong> negativer Lastsprung (∆P L < 0) e<strong>in</strong>e<br />

positive Frequenzabweichung (Frequenzerhöhung) verursacht. Daher kommt die<br />

negative Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz.<br />

Jedes Kraftwerk, das an der Bereitstellung der Primärregelleistung teilnehmen möchte,<br />

muss folgende technische Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen, d.h. sich e<strong>in</strong>em Präqualifikationsverfahren<br />

unterziehen [8, 17]:<br />

• Die Primärregelleistung muss <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 sec bis spätestens 30 sec automatisch<br />

aktiviert wer<strong>den</strong> können und für 15 M<strong>in</strong>uten erhalten bleiben.<br />

• Die vorhaltende Leistung muss m<strong>in</strong>destens ±5 MW betragen. Die Bildung <strong>von</strong><br />

Anbietergeme<strong>in</strong>schaften <strong>zu</strong>m Erreichen der M<strong>in</strong>destangebotsgröße ist <strong>zu</strong>lässig.<br />

• Die angebotene Primärregelleistung muss über <strong>den</strong> gesamten Angebotszeitraum<br />

mit 100 % Zeitverfügbarkeit <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />

Jede Erzeugungse<strong>in</strong>heit, deren Nennleistung ≥ 100 MW ist, muss <strong>zu</strong>r Abgabe <strong>von</strong><br />

Primärregelleistung fähig se<strong>in</strong>. Dies ist e<strong>in</strong>e Vorausset<strong>zu</strong>ng für e<strong>in</strong>en Anschluss an das<br />

Netz. Der Übertragungsnetzbetreiber ist berechtigt, e<strong>in</strong>zelne Erzeugungse<strong>in</strong>heiten <strong>von</strong><br />

dieser Pflicht <strong>zu</strong> befreien [8].


Analyse der Aufgabenstellung<br />

2.2.2.6 Sekundärregelung<br />

Unter Berücksichtigung, dass die Primärregelleistung nur für kurze Zeit verfügbar ist,<br />

und sich nach dem E<strong>in</strong>satz der Primärregelung e<strong>in</strong>e bleibende Abweichung <strong>von</strong> der<br />

Nennfrequenz ergibt, ist es notwendig, die Primärregelung möglichst schnell durch die<br />

Sekundärregelung ab<strong>zu</strong>lösen. Deswegen muss die Sekundärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>von</strong> 5 M<strong>in</strong>uten und spätestens bis 15 M<strong>in</strong>uten nach dem E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>er Störung völlig<br />

abgegeben wer<strong>den</strong> [8].<br />

Die Aufgabe der Sekundärregelung ist es, die Frequenz auf ihren Nennwert und <strong>den</strong><br />

Leistungsaustausch zwischen <strong>den</strong> Regelzonen auf se<strong>in</strong>en Sollwert <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>setzen. Der<br />

Sekundärregler ist e<strong>in</strong> Proportional-Integral-Regler. Jeder Übertragungsnetzbetreiber<br />

hat nur e<strong>in</strong>en zentralen Sekundärregler, der mit allen sekundärgeregelten Kraftwerken<br />

(e<strong>in</strong> sekundärgeregeltes Kraftwerk ist e<strong>in</strong> Kraftwerk, das für die Sekundärregelung<br />

<strong>zu</strong>ständig ist) über Signalleitungen verbun<strong>den</strong> ist. Bei der Sekundärreglung handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e Leistungs-Frequenz-Reglung.<br />

Die thermischen Kraftwerke, die an der Sekundärregelung teilnehmen, ändern ihre<br />

abgegebene Leistung durch e<strong>in</strong>en höheren bzw. ger<strong>in</strong>geren Brennstoffe<strong>in</strong>satz.<br />

Regelgröße: die Netzfrequenz und die ausgetauschte Leistung zwischen der betroffenen<br />

Regelzone und <strong>den</strong> anderen Regelzonen (hier wer<strong>den</strong> beide durch e<strong>in</strong>en Δf Wert<br />

dargestellt, Bild 2.7)<br />

Stellgröße: notwendige Änderung der Drehzahlsollwerte der Masch<strong>in</strong>ensätze ausgewählter<br />

Kraftwerke <strong>zu</strong>r Änderung der Turb<strong>in</strong>enleistung<br />

Turb<strong>in</strong>en-<br />

e<strong>in</strong>lassventil<br />

Turb<strong>in</strong>e<br />

P-Regler<br />

Δn<br />

nist<br />

nn +<br />

-<br />

+<br />

Δn n<br />

Generator<br />

PI-Regler<br />

Netz<br />

Messung<br />

Messung an der<br />

(Drehzahl)<br />

Netzleitstelle<br />

(Frequenz &<br />

Leistungsaustausch)<br />

Bild 2.7: Wirkungsweise der Sekundärregelung<br />

Δf<br />

f ist<br />

-<br />

+<br />

f n<br />

21


22<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Bei Laufwasser- und Pumpspeicherkraftwerken wird die Durchflussmenge modifiziert.<br />

So wird <strong>zu</strong>sätzliche bzw. weniger Leistung abgegeben. Dadurch wer<strong>den</strong> alle Masch<strong>in</strong>en<br />

im System wieder auf ihren Sollwert beschleunigt bzw. gedrosselt.<br />

Die Rückführung der Frequenz und der Übergabeleistung zwischen <strong>den</strong> Regelzonen<br />

beg<strong>in</strong>nt mit dem E<strong>in</strong>satz der Sekundärregelung ca. 30 sec nach Auftreten des<br />

Leistungsungleichgewichtes. Die Primärregelleistung wird <strong>von</strong> allen primärgeregelten<br />

Kraftwerken <strong>in</strong> allen Regelzonen (auch <strong>in</strong> der betroffenen Regelzone) geliefert. Daher<br />

wird nach dem E<strong>in</strong>satz der Primärregelung die ausgetauschte Leistung zwischen <strong>den</strong><br />

Regelzonen geändert. Der Netzregler der Regelzone, <strong>in</strong> der das Leistungsungleichgewicht<br />

auftaucht, stellt e<strong>in</strong>e Gesamtregelabweichung (gi) fest. Diese entspricht der <strong>von</strong><br />

<strong>den</strong> anderen Regelzonen erbrachten Primärregelleistung (∆Pau). Zusätzlich muss aber<br />

die <strong>in</strong> der betroffenen Regelzone erbrachte Primärregelleistung (kRZi.∆f) durch die<br />

Sekundärregelleistung ersetzt wer<strong>den</strong>. Dafür wird die Leistungszahl des Netzreglers<br />

gleich der Netzleistungszahl gewählt. So wer<strong>den</strong> nur die sekundärgeregelten Kraftwerke<br />

<strong>in</strong> der betroffenen Regelzone ihre Sollwerte ändern (Netzkennl<strong>in</strong>ienverfahren) [10].<br />

Die <strong>in</strong> der betroffenen Regelzone i festgestellte Gesamtregelabweichung wird mit der<br />

Gleichung (2.6) berechnet [15]:<br />

μRZ<br />

i aui,j RZi<br />

j= 1<br />

j≠i g = ∑ ΔP + k ⋅Δf<br />

(2.6)<br />

Die <strong>zu</strong> erbr<strong>in</strong>gende Sekundärregelenergie (E SR ) <strong>in</strong> der betroffenen Regelzone ist:<br />

T%<br />

SR<br />

E = −εi∫gi ⋅dt<br />

0<br />

(2.7)<br />

Wobei εi der Proportionalanteil des Netzreglers der Regelzone i ist. E<strong>in</strong> wesentliches<br />

Ziel der Sekundärregelung ist, die ausgetauschte Leistung zwischen <strong>den</strong> Regelzonen<br />

auf ihren Sollwert <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>setzen. Somit wird die Sekundärregelleistung <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Regelzone erbracht. Wenn die Sekundärregelleistung außerhalb<br />

der Regelzone erbracht wird, muss <strong>in</strong> diesem Falle die ausgetauschte Leistung<br />

zwischen <strong>den</strong> Regelzonen nach Absprache zwischen <strong>den</strong> Übertragungsnetzbetreibern<br />

modifiziert wer<strong>den</strong>.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Wie bei der Primärregelung muss jedes Kraftwerk, das an der Bereitstellung der<br />

Sekundärregelleistung teilnehmen möchte, folgende technische Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen<br />

und sich e<strong>in</strong>em entsprechen<strong>den</strong> Präqualifikationsverfahren unterziehen [8, 18]:<br />

• Die gesamte Sekundärregelleistung muss automatisch <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 M<strong>in</strong>uten<br />

bis spätestens 15 M<strong>in</strong>uten erbracht wer<strong>den</strong>.<br />

• Die vorhaltende Leistung muss m<strong>in</strong>destens ±10 MW betragen. Die Bildung <strong>von</strong><br />

Anbietergeme<strong>in</strong>schaften <strong>zu</strong>m Erreichen der M<strong>in</strong>destangebotsgröße ist <strong>zu</strong>lässig.<br />

• Die technischen E<strong>in</strong>heiten <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Sekundärregelleistung müssen<br />

e<strong>in</strong>e Zeitverfügbarkeit <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens 95 % aufweisen.<br />

2.2.2.7 M<strong>in</strong>utenreserve<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong> der Primär- und Sekundärregelung wird die M<strong>in</strong>utenreserve manuell<br />

aktiviert. Die M<strong>in</strong>utenreserve kommt <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz, wenn die Störung der Leistungsbilanz<br />

länger als 15 M<strong>in</strong>uten dauert, und ersetzt aus wirtschaftlichen Grün<strong>den</strong> die<br />

Sekundärregelung. Die Kraftwerke, die an der Bereitstellung der M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

teilnehmen möchten, müssen folgende technische Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen [8, 19]:<br />

• Die volle M<strong>in</strong>utenreserveleistung muss <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 15 M<strong>in</strong>uten manuell<br />

aktiviert wer<strong>den</strong> können. Zur fahrplantechnischen Abwicklung erfolgt die Anforderung<br />

mit e<strong>in</strong>er Vorlaufzeit <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens 7,5 M<strong>in</strong>uten <strong>zu</strong>m Beg<strong>in</strong>n der nächsten<br />

Viertelstunde. Der Anbieter ist <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er entsprechen<strong>den</strong> physikalischen Erbr<strong>in</strong>gung<br />

der M<strong>in</strong>utenreserveleistung verpflichtet.<br />

• Die vorhaltende Leistung muss m<strong>in</strong>destens ±15 MW betragen. Die Bildung <strong>von</strong><br />

Anbietergeme<strong>in</strong>schaften <strong>zu</strong>m Erreichen der M<strong>in</strong>destangebotsgröße ist <strong>zu</strong>lässig.<br />

• Die angebotene M<strong>in</strong>utenreserveleistung muss über <strong>den</strong> gesamten Angebotszeitraum<br />

mit 100 % Zeitverfügbarkeit <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />

Die M<strong>in</strong>utenreserveleistung kann auch außerhalb der Regelzone erbracht wer<strong>den</strong>,<br />

natürlich nach dem Modifizieren des Leistungsaustausches zwischen <strong>den</strong> Regelzonen.<br />

23


24<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Die gleichzeitige Teilnahme e<strong>in</strong>es Kraftwerks an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

für mehrere Regelungsarten (Primärregelung, Sekundärregelung und manuelle<br />

M<strong>in</strong>utenreserve) ist <strong>zu</strong>lässig, wenn das Kraftwerk die technischen Bed<strong>in</strong>gungen für die<br />

Bereitstellung der Regelleistung für jede Regelungsart erfüllen kann [8].<br />

2.2.3 Spannungshaltung und Bl<strong>in</strong>dleistungshaushalt<br />

Die Last <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em elektrischen Netz ist nicht konstant. Motorische Lasten nehmen nicht<br />

nur Wirkleistung sondern auch Bl<strong>in</strong>dleistung auf. Unterschiedliches Verbraucherverhalten,<br />

Netzschaltungen und Störungen im Netz verursachen Belastungsschwankungen.<br />

Diese Belastungsschwankungen erfordern e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Anpassung des Bl<strong>in</strong>dleistungshaushaltes.<br />

E<strong>in</strong>e ausgeglichene Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz <strong>in</strong> Abhängigkeit vom<br />

jeweiligen Bl<strong>in</strong>dleistungsbedarf des Netzes und der Verbraucher sorgt für e<strong>in</strong> akzeptables<br />

Spannungsprofil. Zur kont<strong>in</strong>uierlichen Anpassung des Bl<strong>in</strong>dleistungshaushaltes<br />

im Netz setzt der Übertragungsnetzbetreiber e<strong>in</strong>e Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-<br />

Steuerung e<strong>in</strong>. Beim E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> rechnergestützten Verfahren <strong>zu</strong>r Berechnung der<br />

optimalen Steuergrößen <strong>zu</strong>m Erreichen e<strong>in</strong>es bestimmten Netz<strong>zu</strong>standes spricht man<br />

über die Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung (SBO). Da e<strong>in</strong>e Steuerung der<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungen im Netz Auswirkungen auf das Spannungsprofil hat, s<strong>in</strong>d für die SBO<br />

die Steuergrößen relevant, die das Spannungsprofil und <strong>den</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungshaushalt<br />

des Netzes bee<strong>in</strong>flussen. Diese Steuergrößen s<strong>in</strong>d die Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisungen aus<br />

Generatoren und Kompensationselementen sowie die Transformatorstufenstellung. Die<br />

Ziele der SBO s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en [20, 21]:<br />

• M<strong>in</strong>imierung der Wirkverluste. Der Übertragungsnetzbetreiber setzt die SBO <strong>in</strong><br />

Höchstspannungsnetzen unter Berücksichtigung der Hochspannungsnetze e<strong>in</strong>.<br />

Das Ziel dieser Optimierung ist die M<strong>in</strong>imierung der Netzverluste <strong>in</strong> <strong>den</strong> genannten<br />

Spannungsebenen.<br />

• Reduzierung der Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse <strong>zu</strong>r Entlastung der Netzzweige. Um e<strong>in</strong>en<br />

sicheren Netzbetrieb <strong>zu</strong> gewährleisten, sollten für die Ströme im Netz e<strong>in</strong>en<br />

Sicherheitsabstand <strong>zu</strong> <strong>den</strong> betrieblichen Grenzen e<strong>in</strong>gehalten wer<strong>den</strong>. Zu diesem<br />

Zweck sollte die Übertragung der Bl<strong>in</strong>dleistung nicht über lange Strecken<br />

erfolgen, weil dies erhöhte Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse <strong>zu</strong>r Folge haben kann.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

• E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es möglichst engen Spannungsbandes <strong>zu</strong>r Verbesserung der<br />

Spannungsstabilität.<br />

• Reduzierung der Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung <strong>zu</strong>r Entlastung der Generatoren. Die<br />

Generatoren liefern Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistung. Durch die Verr<strong>in</strong>gerung der<br />

e<strong>in</strong>gespeisten Bl<strong>in</strong>dleistung wer<strong>den</strong> die Generatoren entlastet. Dadurch können<br />

sie bei Bedarf mehr Wirkleistung e<strong>in</strong>speisen.<br />

Durch diese Ziele kann die SBO sowohl der Netzsicherheit als auch der Wirtschaftlichkeit<br />

dienen. Das Ziel der Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung im Rahmen dieser<br />

Arbeit ist die M<strong>in</strong>imierung der Wirkverluste (PV). Betrachtet hier s<strong>in</strong>d die Verluste <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Widerstän<strong>den</strong> der Leiter und Transformatoren. Das Optimierungsziel kann<br />

mathematisch so formuliert wer<strong>den</strong> [21, 22]:<br />

μZ<br />

V V,Zi<br />

i= 1<br />

P = ∑ P → m<strong>in</strong><br />

(2.8)<br />

Wobei PV,Zi die Verluste des Netzzweiges i ist. Mit Hilfe der quadratischen Programmierung<br />

wer<strong>den</strong> die optimalen E<strong>in</strong>stellungen der Steuermöglichkeiten <strong>zu</strong>m Erreichen des<br />

optimalen Netz<strong>zu</strong>standes berechnet.<br />

Steuergrößen<br />

Zum Erreichen des optimalen Netz<strong>zu</strong>standes (m<strong>in</strong>imierte Netzverluste) wer<strong>den</strong><br />

folgende Steuermöglichkeiten benutzt:<br />

• Generatoren<br />

E<strong>in</strong> Generator speist se<strong>in</strong>e abgegebene Leistung über e<strong>in</strong>en Masch<strong>in</strong>entransformator<br />

<strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>. Die Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungsbee<strong>in</strong>flussung erfordert entweder<br />

nur die Regelung der Generatorerregung über <strong>den</strong> Sollwert des Spannungsreglers<br />

oder nur die Steuerung der Stufenstellung des Masch<strong>in</strong>entransformators<br />

oder <strong>den</strong> Regelvorgang beider Steuergrößen <strong>zu</strong>sammen. Steuermöglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d hierbei:<br />

− Der Spannungssollwert UG,soll des Spannungsreglers<br />

− Die Stufenstellung δG des Masch<strong>in</strong>entransformators<br />

− Die abgegebene Bl<strong>in</strong>dleistung e<strong>in</strong>es Generators QG 25


26<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Betriebs des Übertragungsnetzes<br />

muss jeder Generator bzw. jede Erzeugungse<strong>in</strong>heit, die ans Übertragungsnetz<br />

angeschlossen wird, Bl<strong>in</strong>dleistung liefern können. Gemäß TransmissionCode<br />

2007 [8] muss jedes Kraftwerk nach e<strong>in</strong>er diesen drei Varianten Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

liefern können:<br />

− Variante 1 untererregt 0,975 ≤ cosФ ≤ 0,900 übererregt<br />

− Variante 2 untererregt 0,950 ≤ cosФ ≤ 0,925 übererregt<br />

− Variante 3 untererregt 0,925 ≤ cosФ ≤ 0,950 übererregt<br />

Bei übererregtem Betrieb liefert der Generator <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung und bei<br />

untererregtem Betrieb kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung. Der Übertragungsnetzbetreiber ist<br />

berechtigt, die für se<strong>in</strong> Netz geeignete Variante <strong>von</strong> diesen drei <strong>zu</strong> wählen, je<br />

nach Anforderungen des elektrischen Netzes.<br />

Bild 2.8 zeigt die vere<strong>in</strong>fachte PQ-Kurve e<strong>in</strong>es konventionellen thermischen<br />

Kraftwerks mit Synchrongenerator. Im Allgeme<strong>in</strong>en kann man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er PQ-Kurve<br />

die abgegebenen Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks ablesen. Innerhalb der<br />

dicken L<strong>in</strong>ie bef<strong>in</strong><strong>den</strong> sich die möglichen Betriebs<strong>zu</strong>stände. Der Pfeil <strong>von</strong> QG zeigt<br />

die positive Richtung der gelieferten <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung. E<strong>in</strong>e negative<br />

<strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung entspricht der kapazitiven Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung.<br />

Die m<strong>in</strong>imale abgegebene Leistung (PG,m<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>es konventionellen Kraftwerks<br />

beträgt etwa 40 % der maximalen abgegebenen Leistung (PG,max). Diese untere<br />

Grenze wird durch die thermischen Prozesse <strong>zu</strong>r m<strong>in</strong>imalen Kesselbefeuerung<br />

festgelegt.<br />

Ist das elektrische Netz stark belastet, wird <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong> großen<br />

Mengen <strong>zu</strong>r Stellung des gewünschten Spannungsprofils benötigt und die<br />

Kraftwerke müssen nach Variante 1 betrieben wer<strong>den</strong> (Bild 2.8). In dem dargestellten<br />

Fall muss das Kraftwerk m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> Hell- und Dunkelgrünen Bereichen<br />

betrieben wer<strong>den</strong> können, damit es ans Netz angeschlossen wer<strong>den</strong> darf. Bei<br />

e<strong>in</strong>em schwach belasteten Netz müssen die Kraftwerke <strong>zu</strong>r Vermeidung e<strong>in</strong>er<br />

Spannungsanhebung im Netz h<strong>in</strong>gegen nach Variante 3 betrieben wer<strong>den</strong>.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

PG<br />

P G,max<br />

MW<br />

P G,m<strong>in</strong><br />

-<br />

-<br />

QG,kap,max 0<br />

MVar<br />

-<br />

cosФ=0,975<br />

Q G<br />

kapazitiv<br />

-<br />

Q G,<strong>in</strong>d,max<br />

Bild 2.8: PQ-Kurve e<strong>in</strong>es konventionellen Kraftwerks (Variante 1)<br />

• Kompensationselemente<br />

Kompensationselemente dienen der Steuerung des Bl<strong>in</strong>dleistungshaushaltes.<br />

Reicht die gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>den</strong> Kraftwerken <strong>zu</strong>r Stellung des gewünschten<br />

Spannungsprofils im elektrischen Netz nicht aus, <strong>in</strong>stalliert der<br />

Übertragungsnetzbetreiber <strong>zu</strong>sätzlich Kompensationselemente. Die Kompensationselemente<br />

s<strong>in</strong>d entweder Induktivitäten oder Kapazitäten. Die Induktivitäten<br />

wer<strong>den</strong> durch die kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>zu</strong>r Reduzierung der Spannung<br />

am Anschlusspunkt e<strong>in</strong>gesetzt. Die Kapazitäten wer<strong>den</strong> durch die <strong>in</strong>duktive<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>zu</strong>r Erhöhung der Spannung am Anschlusspunkt e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Kompensationselemente können auch <strong>zu</strong>r Versorgung der Verbraucher<br />

mit der benötigten Bl<strong>in</strong>dleistung möglichst verbrauchernah e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Dadurch kann die Übertragung der Bl<strong>in</strong>dleistung über lange Strecken reduziert<br />

wer<strong>den</strong>. Außerdem können die Kompensationselemente <strong>zu</strong>r Stellung e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Leistungsfaktors benutzt wer<strong>den</strong>. Steuermöglichkeit hierbei ist die<br />

erzeugte Bl<strong>in</strong>dleistung QKE. • Netzkuppeltransformatoren<br />

Durch die Netzkuppeltransformatoren können Netzteile unterschiedlicher Spannungsebenen<br />

bei konstanter Frequenz verbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Das Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Leistungsflussbee<strong>in</strong>flussung erfolgt durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stellbare Zusatzspannung.<br />

Diese erzeugt e<strong>in</strong>en Strom, der sich der ursprünglichen Stromverteilung im Netz<br />

überlagert und somit über <strong>den</strong> Betrag und die Phase der Zusatzspannung<br />

steuerbar ist. Je nach Phasenlage dieser Zusatzspannung <strong>zu</strong> der Spannung der<br />

<strong>in</strong>duktiv<br />

cosФ=0,9<br />

-<br />

27


28<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

geregelten Seiten des Transformators wer<strong>den</strong> folgende Transformatortypen<br />

unterschie<strong>den</strong> [10]:<br />

− Die längsgeregelten Netzkuppeltransformatoren s<strong>in</strong>d mit Zusatzspannung mit<br />

Phasenw<strong>in</strong>kel 0 o ausgeführt. Dieser Typ <strong>von</strong> Netzkuppeltransformatoren kann<br />

<strong>den</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungsfluss ändern. Durch die Änderung der Stufenstellung wird<br />

der Bl<strong>in</strong>dleistungsfluss zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Spannungsebenen geändert.<br />

− Die schräggeregelten Netzkuppeltransformatoren s<strong>in</strong>d mit Zusatzspannung<br />

mit Phasenw<strong>in</strong>kel ±60 o ausgeführt. Diese können die Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse<br />

ändern.<br />

− Die quergeregelten Netzkuppeltransformatoren wer<strong>den</strong> mit Zusatzspannung<br />

mit Phasenw<strong>in</strong>kel ±90 o ausgeführt. Diese können <strong>den</strong> Wirkleistungsfluss im<br />

Netz ändern.<br />

Steuermöglichkeit hierbei ist die Transformatorstufenstellung δ Tr.<br />

Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die Durchführung der Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung führt <strong>zu</strong>r Umstellung der<br />

Steuervariablen <strong>zu</strong>m Erreichen des Optimierungsziels (M<strong>in</strong>imierung der Netzverluste).<br />

Die technischen Randbed<strong>in</strong>gungen dieser Optimierung müssen berücksichtigt wer<strong>den</strong><br />

und dürfen nicht verletzt wer<strong>den</strong>.<br />

• Ströme auf <strong>den</strong> Leitern und Transformatoren dürfen die Maximalwerte nicht<br />

überschreiten.<br />

•<br />

IZ ≤ IZ,max<br />

(2.9)<br />

Spannungen der Netzknoten müssen <strong>in</strong>nerhalb des erlaubten Spannungsbandes<br />

liegen.<br />

Um<strong>in</strong> ≤ Usoll≤ Umax<br />

(2.10)<br />

• Abgegebene Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks dürfen maximale und<br />

m<strong>in</strong>imale Grenze nicht überschreiten.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

QG,kap,max ≤ QG≤ QG,<strong>in</strong>d,max<br />

(siehe Bild 2.8 ) (2.11)<br />

PG,m<strong>in</strong> ≤ PG≤ PG,max<br />

(2.12)<br />

• Transformatorstufenstellung muss <strong>in</strong>nerhalb der maximalen und m<strong>in</strong>imalen Grenze<br />

e<strong>in</strong>gehalten wer<strong>den</strong>.<br />

δTr,m<strong>in</strong> ≤ δTr≤ δTr,max<br />

(2.13)<br />

• Abgegebene Bl<strong>in</strong>dleistung aus Kompensationselementen darf maximale Grenze<br />

nicht überschreiten.<br />

QKE ≤ Q KE,max<br />

2.3 Systemdienstleistungsmärkte<br />

29<br />

(2.14)<br />

Unter e<strong>in</strong>em Markt versteht man e<strong>in</strong> Ort, wo Waren gekauft und verkauft wer<strong>den</strong>. Die<br />

Systemdienstleistungsmärkte be<strong>in</strong>halten <strong>den</strong> Regelleistungs- und Bl<strong>in</strong>dleistungsmarkt.<br />

2.3.1 Regelleistungsmarkt<br />

Auf dem Regelleistungsmarkt bekommt der Übertragungsnetzbetreiber die Regelleistung<br />

<strong>von</strong> <strong>den</strong> Kraftwerken auf vertraglicher Basis bereitgestellt. Im Gegensatz da<strong>zu</strong><br />

muss der Übertragungsnetzbetreiber <strong>den</strong> Kraftwerksbetreibern <strong>den</strong> Preis dieser Ware<br />

(Regelleistung) bezahlen. Dieser Preis setzt sich aus zwei Teilen <strong>zu</strong>sammen. Der erste<br />

Teil für die Bereitstellung der Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregel und M<strong>in</strong>utenreserveleistung)<br />

und der zweite Teil für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz der Regelenergie bei Sekundärregelung<br />

und M<strong>in</strong>utenreserve. Die Primär- und Sekundärregelung wer<strong>den</strong> für e<strong>in</strong>en<br />

Monat ausgeschrieben [17, 18] und die Ausschreibung der M<strong>in</strong>utenreserve erfolgt für<br />

e<strong>in</strong>en Tag <strong>in</strong> sechs Zeitschritten <strong>zu</strong> je vier Stun<strong>den</strong> ab 00:00 Uhr [19]. Jedes Kraftwerk,<br />

das an der Bereitstellung der Regelleistung teilnehmen möchte, muss sich<br />

<strong>zu</strong>erst e<strong>in</strong>em Präqualifikationsverfahren unterziehen. Nach dem bestan<strong>den</strong>en Verfahren<br />

bekommt der Übertragungsnetzbetreiber die Angebote <strong>von</strong> Kraftwerksbetreibern<br />

<strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primär-, Sekundärregelung und/oder M<strong>in</strong>utenreserve. Der<br />

Übertragungsnetzbetreiber muss die benötigte Regelleistung möglichst preisgünstig


30<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

beschaffen [7], weil die dadurch entstehen<strong>den</strong> Kosten am Ende auf die Seite der<br />

Endverbrauch umgelegt wird.<br />

• Optimierung der Primärregelungskosten<br />

Die Angebote der Kraftwerke an dem Übertragungsnetzbetreiber <strong>zu</strong>r Teilnahme<br />

an der Bereitstellung der Primärregelleistung enthalten folgende Informationen:<br />

PR<br />

P K Angebotene Primärregelleistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks<br />

PR<br />

l K Angebotener Leistungspreis <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Primärregelleistung<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber kann mit e<strong>in</strong>em passen<strong>den</strong> Werkzeug basierend<br />

auf der L<strong>in</strong>earen Programmierung möglichst kostenoptimal die benötigte Leistung<br />

für die Primärregelung (PPR ) beschaffen:<br />

Wobei<br />

PR<br />

μK<br />

PR PR<br />

∑ (lKi ⋅P Ki ) → m<strong>in</strong><br />

(2.15)<br />

i= 1<br />

PR<br />

μ K die Anzahl der Kraftwerke ist, die Angebote <strong>zu</strong>r Bereitstellung der<br />

Primärregeleistung machen. Für diese Optimierung s<strong>in</strong>d folgende Nebenbed<strong>in</strong>gungen<br />

gültig:<br />

−<br />

Gesamte vorgehaltene Leistung aller ausgewählten Kraftwerke muss gleich<br />

der benötigten Leistung für die Primärregelung (PPR PR<br />

) se<strong>in</strong>. Wobei μAK<br />

die Anzahl<br />

der Kraftwerke ist, die für die Bereitstellung der Primärregelleistung ausgewählt<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

PR<br />

μAK<br />

∑<br />

i= 1<br />

P = P<br />

PR PR<br />

Ki<br />

(2.16)<br />

− Vorgehaltene Leistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks darf maximale und m<strong>in</strong>imale Grenze<br />

nicht verletzen.<br />

PR PR PR<br />

PK,m<strong>in</strong> ≤ PK≤ PK,max<br />

(2.17)


Analyse der Aufgabenstellung<br />

• Optimierung der Sekundärregelungskosten<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong> der Primärregelung fallen hier Arbeitskosten bei Energielieferung<br />

an. Die Angebote der Kraftwerke <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Sekundärregelung<br />

enthalten folgende Informationen:<br />

SR<br />

P K Angebotene Sekundärregelleistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks<br />

SR<br />

l K Angebotener Leistungspreis <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Sekundärregelleistung<br />

SR<br />

a K Angebotener Arbeitspreis bei Lieferung der Sekundärregelenergie<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber bekommt die Angebote. Die Wahl der Kraftwerke<br />

wird nach <strong>den</strong> günstigsten Leistungspreisen erfolgen, bei gleichen Arbeitspreisen.<br />

S<strong>in</strong>d die angebotenen Leistungspreise der Kraftwerke gleich, erfolgt die Wahl der<br />

Kraftwerke nach <strong>den</strong> günstigsten Arbeitspreisen. S<strong>in</strong>d jedoch die Preise nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig vergleichbar, d.h. die Leistungspreise höher und die Arbeitspreise<br />

niedriger oder umgekehrt bei e<strong>in</strong>igen Kraftwerken als bei anderen, wer<strong>den</strong> dann<br />

andere Kriterien betrachtet, was nicht der Gegenstand der Arbeit ist. Der<br />

Übertragungsnetzbetreiber kann diese Aufgabe mit e<strong>in</strong>em passen<strong>den</strong> Werkzeug<br />

basierend auf der Gemischt-Ganzzahligen l<strong>in</strong>earen Programmierung (GGLP)<br />

schaffen.<br />

SR<br />

μK SR SR<br />

μt<br />

SR<br />

μK<br />

SR SR<br />

i Ki Ki Ki,t Ki,t<br />

i= 1 t= 1 i= 1<br />

∑(b ⋅l⋅ P ) + ∑∑ (a ⋅E ) → m<strong>in</strong><br />

(2.18)<br />

Wobei bi B<strong>in</strong>ärzahl (hat <strong>den</strong> Wert 0 oder 1) ist. SR<br />

μ K ist die Anzahl der Kraftwerke,<br />

die Angebote <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Sekundärregeleistung machen. Für diese<br />

Optimierung s<strong>in</strong>d folgende Nebenbed<strong>in</strong>gungen gültig:<br />

− Vorgehaltene Leistung aller Kraftwerke muss gleich der benötigten Leistung<br />

für die Sekundärregelung (PSR SR<br />

) se<strong>in</strong>. Wobei μAK<br />

die Anzahl der Kraftwerke ist,<br />

die für die Bereitstellung der Sekundärregelleistung ausgewählt wur<strong>den</strong>.<br />

SR<br />

μAK<br />

SR<br />

∑ PKi i= 1<br />

SR<br />

= P<br />

(2.19)<br />

− Vorgehaltene Leistung e<strong>in</strong>es Kraftwerks darf maximale und m<strong>in</strong>imale Grenze<br />

nicht verletzen.<br />

31


32<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

SR SR SR<br />

PK,m<strong>in</strong> ≤ PK≤ PK,max<br />

(2.20)<br />

− Gelieferte Energiemenge e<strong>in</strong>es Kraftwerks darf maximale Grenze nicht<br />

überscheiten.<br />

SR SR<br />

EK ≤ EK,max<br />

(2.21)<br />

• Optimierung der M<strong>in</strong>utenreservekosten<br />

Ähnlich wie bei der Sekundärregelung fallen auch hier Leistungs- und Arbeitskosten<br />

an. Der Übertragungsnetzbetreiber kann auch die benötigte Leistung für<br />

M<strong>in</strong>utenreserve mit Hilfe der GGLP kostenoptimal beschaffen. Das Optimierungsziel<br />

und die Nebenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d die gleichen wie bei der Sekundärregelung.<br />

Nach der Wahl der Kraftwerke, die die M<strong>in</strong>utenreserveleistung bereitstellen<br />

dürfen, erfolgt die Lieferung der M<strong>in</strong>utenreserveenergie nach dem günstigsten<br />

Arbeitspreis.<br />

In dieser Arbeit wer<strong>den</strong> die Systemdienstleistungsmärkte <strong>in</strong> GAMS (General Algebraic<br />

Model<strong>in</strong>g System) modelliert. GAMS ist e<strong>in</strong>e algebraische Modellierungssprache für<br />

mathematische Optimierungsprobleme [23]. Das Optimierungsziel und die Nebenbed<strong>in</strong>gungen<br />

müssen <strong>zu</strong>erst mathematisch formuliert wer<strong>den</strong>. Alle notwendigen Daten<br />

(technische und wirtschaftliche) <strong>zu</strong>r Lösung des Optimierungsproblems s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><strong>zu</strong>geben.<br />

Mit Hilfe der L<strong>in</strong>earen Programmierung und Gemischt-Ganzzahligen l<strong>in</strong>earen<br />

Programmierung wird mit GAMS die passende Lösung für das Optimierungsproblem<br />

berechnet.<br />

2.3.2 Bl<strong>in</strong>dleistungsmarkt<br />

Die Vergütung der Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung steht <strong>in</strong> Deutschland immer noch <strong>zu</strong>r<br />

Diskussion. Jede Erzeugungse<strong>in</strong>heit muss <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong> bestimmten<br />

Grenzen <strong>zu</strong> liefern (siehe Kapital 2.2.3, Generatoren). Diese ist e<strong>in</strong>e Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

für e<strong>in</strong>en Anschluss an das Netz [8]. Wenn der Übertragungsnetzbetreiber <strong>in</strong> der<br />

täglichen Betriebsplanung feststellt, dass die ausgeglichene Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Netz und durch die vorhan<strong>den</strong>en Mitteln nicht gestellt wird, darf der Übertragungsnetzbetreiber<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Kraftwerke anweisen, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern. In<br />

diesem Falle kann e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Ausgleich bilateral geregelt wer<strong>den</strong> [8].


Analyse der Aufgabenstellung<br />

In dieser Arbeit wird jede Bl<strong>in</strong><strong>den</strong>ergielieferung auf e<strong>in</strong>em Markt vergütet, d.h. es wird<br />

angenommen, dass es e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>dleistungsmarkt gibt. Die Kraftwerksbetreiber<br />

bekommen <strong>von</strong> dem Übertragungsnetzbetreiber e<strong>in</strong>e Vergütung für die e<strong>in</strong>gespeiste<br />

Bl<strong>in</strong><strong>den</strong>ergie.<br />

2.4 W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergienut<strong>zu</strong>ng<br />

2.4.1 Physikalische Grundlagen<br />

Der W<strong>in</strong>d enthält k<strong>in</strong>etische Energie (Ek<strong>in</strong>,W). Die W<strong>in</strong>dleistung (PW) kann folgendermaßen<br />

berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

P<br />

dE<br />

k<strong>in</strong>,W<br />

W = (2.22)<br />

dt<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en bei konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit (vW) kann Ek<strong>in</strong>,W mit de Gleichung<br />

(2.23) berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

1<br />

2<br />

Ek<strong>in</strong>,W = ⋅m⋅ νW<br />

2<br />

(2.23)<br />

Wobei m die Luftmasse ist, die durch die Fläche A während e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit<br />

strömt. Somit lässt sich die W<strong>in</strong>dleistung so berechnen:<br />

dEk<strong>in</strong>,W 1 dm 2 1 dy 2 1<br />

3<br />

PW = = ⋅ ⋅ vW = ⋅ρ⋅A ⋅ ⋅ vW = ⋅ρ⋅A ⋅ v<br />

(2.24)<br />

W<br />

dt 2 dt 2 dt 2<br />

Aus der Gleichung (2.24) ist es ersichtlich, dass die W<strong>in</strong>dleistung proportional der<br />

Luftdichte (ρ), der durchströmten Fläche und der dritten Potenz der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ist.<br />

Die k<strong>in</strong>etische W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergie kann durch die Abbremsung der Luftmassen <strong>in</strong> die<br />

mechanische Energie durch die Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage (WA) umgewandelt<br />

wer<strong>den</strong>. Das Verhältnis zwischen der <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage entnommenen<br />

Leistung PWA <strong>zu</strong> der <strong>in</strong> der Luftbewegung enthaltenen Leistung PW wird durch <strong>den</strong><br />

dimensionslosen Leistungsbeiwert (cP) beschrieben:<br />

33


34<br />

c<br />

P<br />

P<br />

=<br />

P<br />

WA<br />

W<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

(2.25)<br />

Betz fand rechnerisch heraus [24], dass der maximale Leistungsbeiwert theoretisch<br />

0,593 beträgt. Der Leistungsbeiwert (cP) ist <strong>von</strong> <strong>den</strong> Eigenschaften und Geometrie<br />

jeder W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage abhängig (siehe Kapital 3.1). Die durch e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

entnommene W<strong>in</strong>dleistung lässt sich mit der Gleichung (2.26) berechnen. Wobei<br />

AT die Rotorfläche und rT der Rotorradius der Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>er WA s<strong>in</strong>d.<br />

1<br />

3<br />

PWA = ⋅ρ⋅AT⋅vW⋅ cP<br />

2<br />

(2.26)<br />

A T = π· 2<br />

T<br />

r (2.27)<br />

2.4.2 Umwandlung der mechanischen <strong>in</strong> elektrische Energie<br />

Die Umwandlung der durch die Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage entnommenen<br />

mechanischen Energie kann durch Generatoren <strong>in</strong> elektrische Energie erfolgen. Die<br />

Anpassung der Turb<strong>in</strong>endrehzahl (E<strong>in</strong>gangsdrehzahl) mit der geforderten Generatordrehzahl<br />

(Ausgangsdrehzahl) erfolgt über Getriebe.<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> s<strong>in</strong>d entweder mit Synchron- oder Asynchrongeneratoren<br />

ausgerüstet [25, 26].<br />

• <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> mit Asynchrongeneratoren<br />

Die mit Asynchrongeneratoren ausgeführten <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> speisen ihre<br />

Leistung komplett ohne oder teilweise über Umrichter <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>. Der Läufer<br />

e<strong>in</strong>es Asynchrongenerators ist entweder als Schleifr<strong>in</strong>gläufer oder als Käfigläufer<br />

gebaut. In dem Schleifr<strong>in</strong>gläufer wer<strong>den</strong> die En<strong>den</strong> der drei Läuferwicklungen<br />

<strong>in</strong>tern verbun<strong>den</strong> und die Anfänge über drei Schleifr<strong>in</strong>ge und Kohlebürsten <strong>zu</strong> <strong>den</strong><br />

Anschlüssen geführt. Hier können Umrichter angeschlossen wer<strong>den</strong>. Beim Anschluss<br />

<strong>von</strong> Umrichtern wird dieser Generator Doppelt-gespeister Asynchrongenerator<br />

genannt. Im Käfigläufer s<strong>in</strong>d die drei Läuferwicklungen nicht mehr <strong>zu</strong>gänglich<br />

und Umrichter können nicht am Läufer angeschlossen wer<strong>den</strong>.<br />

• <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> mit Synchrongeneratoren<br />

Der Läufer e<strong>in</strong>es Synchrongenerators wird entweder mit ausgeprägten Polen,<br />

sogenannten Schenkelpolen oder mit Vollpolen ausgestattet. Die mit Synchronge-


Analyse der Aufgabenstellung<br />

neratoren ausgeführten <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> speisen ihre Leistung entweder ohne<br />

oder komplett über Umrichter <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>. Wenn e<strong>in</strong> Synchrongenerator se<strong>in</strong>e<br />

Leistung komplett über Umrichter <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speist, wird er Synchrongenerator<br />

und Vollumrichter genannt.<br />

Moderne <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> s<strong>in</strong>d mit Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren oder<br />

Synchrongeneratoren und Vollumrichtern ausgeführt.<br />

2.4.3 Umrichter<br />

Die Aufgabe des Umrichters e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage ist die Anpassung der Frequenz<br />

des aus der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage gelieferten Stroms mit der Netzfrequenz. E<strong>in</strong> Umrichter<br />

(UR) besteht aus e<strong>in</strong>em Gleichrichter (GR), e<strong>in</strong>em Zwischenkreis (ZK) und e<strong>in</strong>em<br />

Wechselrichter (WR) (Bild 2.9) [25, 27, 28]:<br />

AC<br />

GR ZK<br />

WR<br />

DC<br />

Bild 2.9: Aufbau e<strong>in</strong>es Umrichters<br />

DC<br />

AC<br />

• E<strong>in</strong> Gleichrichter hat die Aufgabe, <strong>den</strong> Wechselstrom <strong>in</strong> Gleichstrom <strong>zu</strong> wandeln<br />

und er wird mit schaltbaren Leistungsbauelementen (z.B. Thyristoren) aufgebaut.<br />

Die gesteuerten Gleichrichter brauchen e<strong>in</strong>e Steuerspannung, die festlegt,<br />

welcher Schalter <strong>zu</strong> welchen Zeitpunkten geschlossen oder geöffnet se<strong>in</strong> muss.<br />

Dadurch kann die gleichrichtende Wirkung erzielt wer<strong>den</strong>. Die gesteuerten<br />

Gleichrichter wer<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r Steuerung der Läuferdrehzahl e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator und <strong>zu</strong>r Regelung des Betriebs e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

• E<strong>in</strong> Zwischenkreis: durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Querkapazität im Zwischenkreis wird<br />

die Zwischenkreisspannung nur langsam geändert.<br />

• E<strong>in</strong> Wechselrichter hat die Aufgabe, <strong>den</strong> Gleichstrom <strong>in</strong> Wechselstrom <strong>zu</strong> wandeln.<br />

Die Wechselrichter s<strong>in</strong>d entweder netz- oder selbstgeführt.<br />

35


36<br />

−<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Netzgeführte Wechselrichter s<strong>in</strong>d Wechselrichter, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

e<strong>in</strong>em Wechselspannungsnetz arbeiten, das die Kommutierungsspannung<br />

liefert und die Frequenz vorgibt.<br />

− Selbstgeführte Wechselrichter haben <strong>den</strong> Vorteil, dass <strong>zu</strong> jedem beliebigen<br />

Zeitpunkt die Stromrichterventile durch die Zwangskummutierung e<strong>in</strong>- und<br />

ausgeschaltet wer<strong>den</strong> können. In diesem Typ <strong>von</strong> Wechselrichtern kommen<br />

nur die Leistungshalbleiter <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz, die über <strong>den</strong> Steueranschluss<br />

sowohl e<strong>in</strong>geschaltet als auch ausgeschaltet wer<strong>den</strong> können, wie z.B.<br />

isolierte Bipolartransistoren (Insulated-Gate Bipolar Transistor; IGBT).<br />

2.4.4 Leistungsregelung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeitsband, dessen untere<br />

Grenze die Anlaufw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und dessen obere Grenze die Abschaltw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

s<strong>in</strong>d. Der Grund der Abschaltung der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ist, die<br />

Anlagen bei <strong>zu</strong> starkem W<strong>in</strong>d vor Schä<strong>den</strong> <strong>zu</strong> schützen. Daher können die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

bis <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit (Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit)<br />

die maximale k<strong>in</strong>etische Energie des W<strong>in</strong>des entnehmen. Ist die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

größer als die Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und kle<strong>in</strong>er als die Abschaltw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

muss die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage (<strong>zu</strong>m mechanischen und<br />

thermischen Schutz der Anlage und des Generators) bis auf Nennleistung gedrosselt<br />

wer<strong>den</strong>. Die Drosselung erfolgt durch <strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er geeigneten Anpassung der<br />

Leistungsabgabe der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage. Für diese Leistungsregelung haben sich viele<br />

Technologien entwickelt, die im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> zwei unterschiedliche technische<br />

Metho<strong>den</strong> unterteilt wer<strong>den</strong> können:<br />

• Pitchregelung<br />

Hier wird die abgegebene Leistung der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage ständig überwacht.<br />

Sobald diese abgegebene Leistung größer als die Nennleistung ist, wer<strong>den</strong> die<br />

Turb<strong>in</strong>enblätter m<strong>in</strong>imal auf ihrer Längsachse verdreht und somit leicht aus dem<br />

W<strong>in</strong>d gedreht. Auf dieser Weise wird durch die Veränderung des Anstellw<strong>in</strong>kels<br />

die aus dem W<strong>in</strong>d entnehmbare Leistung begrenzt und die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

arbeitet <strong>in</strong>nerhalb ihrer möglichen Grenzen.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

• Stallregelung<br />

Hier wird die vom W<strong>in</strong>d entnehmbare Leistung durch e<strong>in</strong>en Strömungsabriss<br />

begrenzt. Man unterscheidet hier die Arten der passiven und aktiven Stallregelung.<br />

Bei der passiven Stallregelung s<strong>in</strong>d die Turb<strong>in</strong>enblätter starr und verdrehfest<br />

mit der Rotornabe verbun<strong>den</strong>. Das Turb<strong>in</strong>enblattprofil ist entsprechend so<br />

konstruiert, dass es auf der w<strong>in</strong>dabgewandten Seite <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em Strömungsabriss<br />

kommt, wenn die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e bestimmte Grenze überschreitet. Der<br />

Nachteil an der passiven Stallregelung ist die schwierige Gestaltung der Turb<strong>in</strong>enblattgeometrie,<br />

um für jedes W<strong>in</strong>dprofil geeignet <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. Die passive Stallregelung<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> kle<strong>in</strong>erer Leistung benutzt. Bei der<br />

aktiven Stallregelung s<strong>in</strong>d die Turb<strong>in</strong>enblätter um ihre Längsachse drehbar. Die<br />

Blätterverdrehung wird durch e<strong>in</strong> System ähnlich wie beim Pitchsystem realisiert.<br />

Die Blätter drehen aber <strong>in</strong> die entgegensetzte Richtung (<strong>in</strong> die Rotorebene<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>). Der hauptsächliche Nachteil gegenüber der Pitchregelung ist, dass auf<br />

Grund des Strömungsabrisses größere Kräfte auf die Nabe wirken.<br />

2.4.5 Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

Die Kennl<strong>in</strong>ie im Bild 2.10 stellt dar, welche elektrische Leistung e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

(WA) bei verschie<strong>den</strong>en W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten liefern kann. Diese Leistungskennl<strong>in</strong>ie<br />

kann <strong>in</strong> vier Phasen e<strong>in</strong>geteilt wer<strong>den</strong>.<br />

• Phase 1<br />

Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit vW ist unterhalb der Anlaufw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit vW,an. Die nutzbar enthaltene Leistung des W<strong>in</strong>ds ist <strong>zu</strong> ger<strong>in</strong>g, um die Reibungs- und<br />

Trägheitskräfte der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage <strong>zu</strong> übersteigen. Es entsteht ke<strong>in</strong> Drehmoment<br />

und dadurch dreht sich die Turb<strong>in</strong>e nicht. Deswegen wird auch ke<strong>in</strong>e<br />

Leistung erzeugt.<br />

• Phase 2<br />

Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit übersteigt die Anlaufw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit. Bis <strong>zu</strong>m<br />

Erreichen der Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit vW,n steigt die Leistungsabgabe der<br />

W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage PWA an. Die <strong>in</strong> dieser Phase abgegebene Leistung lässt sich<br />

mit der Gleichung (2.26) berechnen. Bei Nenngeschw<strong>in</strong>digkeit gibt die Anlage<br />

ihre Nennleistung PWA,n ab.<br />

37


38<br />

• Phase 3<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit übersteigt die Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit. Die abgegebene<br />

Leistung der WA darf die Generatorleistung der WA nicht überschreiten. Daher<br />

wird mit Hilfe der Leistungsregelung (Pitchregelung oder aktive Stallregelung) nur<br />

die maximale Generatornennleistung aus dem W<strong>in</strong>d entnommen.<br />

• Phase 4<br />

Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit übersteigt die anlagenabhängige Abschaltw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vW,ab. Um die WA vor e<strong>in</strong>er mechanischen Zerstörung <strong>zu</strong> schützen,<br />

wird die Turb<strong>in</strong>e aus dem W<strong>in</strong>d gedreht. Die Anlage liefert ke<strong>in</strong>e Leistung mehr <strong>in</strong><br />

das elektrische Netz. Da die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er WA <strong>in</strong> <strong>den</strong> Phase 1 und 4<br />

null beträgt, wer<strong>den</strong> diese Phasen <strong>in</strong> dieser Arbeit nicht weiter betrachtet.<br />

PWA/PWA,n<br />

100<br />

100<br />

%<br />

v W<br />

0<br />

0 0<br />

Phase 1<br />

Phase 2<br />

Bild 2.10: Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

2.4.6 Anschluss <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Phase 3<br />

Je nach Anschlussweise <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ans Netz s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> vier Typen<br />

e<strong>in</strong>geteilt:<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Asynchrongenerator und direkter Netzanb<strong>in</strong>dung<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und direkter Netzanb<strong>in</strong>dung<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter<br />

Phase 3<br />

Phase 4<br />

vW,an vW,n m/sec vW,ab vW


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Moderne <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> s<strong>in</strong>d entweder mit Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren<br />

[WA (DAG)] oder mit Synchrongeneratoren und Vollumrichtern [WA (SGU)]<br />

ausgeführt [29, 30]. Daher wer<strong>den</strong> die bei<strong>den</strong> anderen Typen <strong>in</strong> dieser Arbeit nicht<br />

weiter betrachtet. Bilder 2.11 und 2.12 zeigen, wie diese bei<strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>typen<br />

ans Netz angeschlossen s<strong>in</strong>d. Die Leistung des Umrichters ist ca. 30 % der<br />

Nennleistung e<strong>in</strong>er WA (DAG) und 100 % der Nennleistung e<strong>in</strong>er WA (SGU) [31, 32].<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> mit DAG wer<strong>den</strong> immer mit Getriebe ausgeführt. Da e<strong>in</strong>e<br />

WA (SGU) ihre Leistung <strong>in</strong>s Netz über <strong>den</strong> Umrichter e<strong>in</strong>speist, kann die Frequenz des<br />

<strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeisten Stroms durch <strong>den</strong> Umrichter mit der Netzfrequenz angepasst<br />

wer<strong>den</strong>. Daher kann dieser Anlagetyp auch ohne Getriebe betrieben wer<strong>den</strong>.<br />

Getriebe<br />

Läufer<br />

Ständer<br />

Turb<strong>in</strong>e Asynchrongenerator<br />

AC DC<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Bild 2.11: Modell e<strong>in</strong>er WA (DAG)<br />

Läufer<br />

Getriebe Ständer<br />

Turb<strong>in</strong>e Synchrongenerator<br />

AC<br />

DC<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Bild 2.12: Modell e<strong>in</strong>er WA (SGU)<br />

WA-Transformator<br />

Umrichter-<br />

Transformator<br />

WA-Transformator<br />

Netz<br />

Netz<br />

39


40<br />

2.5 Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Zum Klimaschutz muss <strong>zu</strong>nehmend Energie aus erneuerbaren Quellen benutzt<br />

wer<strong>den</strong>. Der Ausbau der erneuerbaren Energie wird <strong>in</strong> Deutschland mit dem „Gesetz<br />

für <strong>den</strong> Vorrang Erneuerbarer Energien“ (Erneuerbare-Energien-Gesetz; EEG) gefördert<br />

und unterstützt [3]. Die Grundgedanken des EEG s<strong>in</strong>d folgende: <strong>zu</strong>m e<strong>in</strong>en soll<br />

<strong>den</strong> erneuerbaren Energien <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Vorrangstellung <strong>zu</strong>kommen, <strong>in</strong> dem der<br />

Netzbetreiber Energie aus erneuerbaren Energiequellen <strong>in</strong> das Netz aufnehmen muss.<br />

Zum anderen soll die Attraktivität erneuerbarer Energien durch e<strong>in</strong>e hohe Vergütung<br />

verbessert wer<strong>den</strong>. Diese Vergütung ist auf lange Jahre im Voraus sicher und erhöht<br />

damit die Investitionssicherheit. Diese Vergütung bezahlt der Übertragungsnetzbetreiber<br />

an <strong>den</strong> Betreiber erneuerbaren Anlagen für die e<strong>in</strong>gespeiste Energie. Die Kosten,<br />

die dem Übertragungsnetzbetreiber dadurch entstehen, wer<strong>den</strong> <strong>von</strong> diesem an die<br />

Endverbraucher weitergeleitet, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Strompreis e<strong>in</strong>bezogen wer<strong>den</strong>. Die<br />

Höhe der Vergütung ist abhängig <strong>von</strong> der Art des Energieträgers, dem Errichtungsjahr,<br />

dem Standort und der Effizienz der Anlage. So gelten für Energie aus Wasserkraft,<br />

Solarenergie, Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, Offshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, etc.<br />

verschie<strong>den</strong>e Vergütungssätze.<br />

Die Vergütung für Energie aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> bezieht sich stets auf <strong>den</strong> Ertrag<br />

e<strong>in</strong>er Referenzanlage, <strong>zu</strong> dem die Erzeugung der betrachteten W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

verglichen wird. Für je<strong>den</strong> Anlagentyp und Nabenhöhe wird e<strong>in</strong>e andere Referenzanlage<br />

herangezogen. Damit e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage Anspruch auf EEG-Vergütung hat,<br />

muss der Ertrag der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage m<strong>in</strong>destens 60 % des Referenzertrages<br />

betragen. Damit soll verh<strong>in</strong>dert wer<strong>den</strong>, dass Anlagen an dafür ungeeigneten Orten<br />

gebaut wer<strong>den</strong>. Die EEG-Vergütung besteht aus Grundvergütung und Bonusvergütung.<br />

Die Grundvergütung der Energie aus Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ist für 20<br />

Jahre vorgesehen und beträgt im ersten Jahr 5,5 ct/kWh. Diese Vergütung wird um<br />

2 %/Jahr gesenkt. Zusätzlich bekommt der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber e<strong>in</strong>e<br />

Bonusvergütung <strong>in</strong> Höhe <strong>von</strong> 3,2 ct/kWh. Die Zahlungsdauer der Bonusvergütung<br />

orientiert sich am Ertrag der Anlage und wird m<strong>in</strong>destens für fünf Jahre gezahlt. Damit<br />

ergibt sich e<strong>in</strong>e Anfangsvergütung <strong>von</strong> 8,7 ct/kWh [3]. Liefert die Anlage weniger<br />

Energie, verlängert sich die Zahlungsdauer der Bonusvergütung um zwei Monate pro<br />

0,75 % ger<strong>in</strong>gerem Ertrag. Bei e<strong>in</strong>em Ertrag <strong>von</strong> 60 % des Referenzertrages bekommt<br />

der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber die Bonusvergütung für die ganze Lebensdauer der<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> (20 Jahre). Falls die Anlage über 150 % des Referenzertrages


Analyse der Aufgabenstellung<br />

liefert, d.h. die Anlage steht an e<strong>in</strong>em w<strong>in</strong>dreichen Standort, wird die Bonusvergütung<br />

nur für die ersten fünf Jahre gezahlt (Bild 2.13).<br />

Für Offshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, das heißt Anlagen, die m<strong>in</strong>destens drei Seemeilen<br />

vor der Küste stehen, liegt die Grundvergütung bei 6,19 ct/kWh und wird für 20 Jahre<br />

vorgesehen. Diese Vergütung wird um 2 %/Jahr gesenkt. Die Bonusvergütung beträgt<br />

2,91 ct/kWh und wird für 12 Jahre gezahlt. Diese Frist wird mit <strong>zu</strong>nehmender Wassertiefe<br />

und Entfernung <strong>von</strong> der Küste verlängert [3].<br />

EEG-Vergütung<br />

10<br />

ct/kWh<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1 5 10<br />

Jahr<br />

Bonusvergütung<br />

Grundvergütung<br />

15 20<br />

Bild 2.13: EEG-Vergütung für Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an e<strong>in</strong>em w<strong>in</strong>dreichen<br />

Standort<br />

2.6 Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> nach dem<br />

Anschluss <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Momentan leisten die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ke<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong> der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong>. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> unterstützen die Frequenzhaltung<br />

(Primär-, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve) nicht. Außerdem liefern sie ke<strong>in</strong>e<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung. Momentan wer<strong>den</strong> diese<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong>m größten Teil <strong>von</strong> konventionellen Kraftwerken bereitgestellt.<br />

Gemäß EEG haben die erneuerbaren Energieanlagen <strong>den</strong> Vorrang, ihre Energie<br />

<strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong><strong>zu</strong>speisen. Bei hoher E<strong>in</strong>speisung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

Starkw<strong>in</strong>d und Schwachlastfällen wird e<strong>in</strong> großes Teil <strong>von</strong> <strong>den</strong> konventionellen<br />

Kraftwerke <strong>zu</strong>rückgesetzt und vom Netz genommen, so dass deren Beiträge für die<br />

41


42<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

Frequenz- und Spannungshaltung entfallen. Dies kann die Versorgungs<strong>zu</strong>verlässigkeit<br />

gefähr<strong>den</strong>. Für e<strong>in</strong>en sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Netzbetrieb müssen diese <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

auch bei hoher W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>speisung unterstützt wer<strong>den</strong>. Zu diesem<br />

Zweck s<strong>in</strong>d verschie<strong>den</strong>e Vorschläge <strong>zu</strong> diskutieren:<br />

• Zur Bereitstellung der Regelleistung kann e<strong>in</strong> Speicher e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>, z.B.<br />

Pumpspeicherkraftwerke. Diese wer<strong>den</strong> aber <strong>von</strong> Anlagenbetreibern wirtschaftlich<br />

betrieben. Z.B. Pumpspeicherkraftwerke fördern <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Schwachlastzeiten<br />

Wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Oberbecken h<strong>in</strong>auf, damit sie günstig Energie beziehen. Wenn der<br />

Stromverbrauch Spitzenwerte erreicht, wird die potentielle Energie des Wassers<br />

ausgenutzt und <strong>in</strong> elektrische Energie umgewandelt, wenn hohe Erlöse erzielt<br />

wer<strong>den</strong> können. Daher wird der Speicher <strong>in</strong> dieser Arbeit für die Bereitstellung<br />

der Regelleistung nicht e<strong>in</strong>gesetzt und daher nicht weiter betrachtet. Somit muss<br />

e<strong>in</strong>e andere Möglichkeit <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Regelleistung gesucht wer<strong>den</strong>.<br />

• Nach dem Zurücksetzen e<strong>in</strong>es großen Teils <strong>von</strong> <strong>den</strong> konventionellen Kraftwerken<br />

und <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung kann das gewünschte Spannungsprofil<br />

durch e<strong>in</strong>e ausgeglichen Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz erreicht wer<strong>den</strong>, zwischen:<br />

− Leiterungen und Verbrauchern: der Bl<strong>in</strong>dleistungsverbrauch/Lieferung der<br />

Leiter (durch ihre Induktivitäten und Kapazitäten) ist nicht steuerbar.<br />

Außerdem hat der Übertragungsnetzbetreiber ke<strong>in</strong>en Zugriff auf die<br />

Verbraucher.<br />

− Transformatoren können die Spannungen an Netzknoten und die Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse<br />

bee<strong>in</strong>flussen und natürlich dadurch <strong>den</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungsverbrauch<br />

der Netzelemente bee<strong>in</strong>flussen. Sie können aber ke<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dleistung liefern.<br />

Außerdem verbrauchen die Transformatoren <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung.<br />

− Somit ist die Installation <strong>von</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementen <strong>zu</strong>m<br />

Erreichen der Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz notwendig. Ob es noch andere technische<br />

Möglichkeit gibt, die Spannungshaltung ohne <strong>den</strong> Anschluss <strong>von</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementen<br />

<strong>zu</strong> unterstützen, wird im Rahmen dieser<br />

Arbeit untersucht.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

Die ersten Diskussionen <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren Netzbetriebs mit vermehrtem<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>anschluss s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> [33-45] <strong>zu</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Es wurde bis jetzt jedoch ke<strong>in</strong><br />

komplettes Konzept betrachtet. Daher wird <strong>in</strong> dieser Arbeit e<strong>in</strong> Gesamtkonzept<br />

entwickelt und untersucht, ob es noch andere technische Möglichkeiten gibt, die<br />

Frequenz- und Spannungshaltung auch bei vermehrtem <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>anschluss<br />

<strong>zu</strong> unterstützen.<br />

2.7 Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren Netzbetriebs durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng des sicheren Netzbetriebs sollen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> neue<br />

Aufgaben im Rahmen ihrer Möglichkeit übernehmen. Zu diesem Zweck beschäftigt<br />

sich diese Arbeit mit der Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen Konzeptes, mit dem die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> teilnehmen. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

sollen sowohl die Frequenzhaltung als auch die Spannungshaltung<br />

unterstützen. Somit wer<strong>den</strong> die großen W<strong>in</strong>dparks, die ans Hochspannungsnetz<br />

angeschlossen s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong> dem sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Betrieb der<br />

Hoch- und Höchstspannungsnetze leisten. Somit antwortet das neue entwickelte<br />

Konzept auf mehrere Fragen.<br />

• Die erste Frage ist, <strong>in</strong> wie weit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> technisch fähig s<strong>in</strong>d, an<br />

der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> (Frequenz- und Spannungshaltung)<br />

teil<strong>zu</strong>nehmen.<br />

− Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> muss<br />

<strong>zu</strong>erst untersucht wer<strong>den</strong>, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> technisch <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, Regelleistung bereit<strong>zu</strong>stellen. Zur Bereitstellung der Regelleistung<br />

muss die abgegebene Leistung der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> steuerbar se<strong>in</strong>, wie<br />

bei konventionellen Kraftwerken. Zur Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

bzw. <strong>zu</strong>r Lieferung der negativen Regelleistung müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

nicht immer ihre maximale aus dem W<strong>in</strong>d erzielbare Leistung <strong>in</strong>s<br />

Netz e<strong>in</strong>speisen, d.h. die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> müssen gedrosselt betrieben<br />

wer<strong>den</strong> können. Ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> diese technischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erfüllen können, ist im Rahmen des neuen Konzeptes <strong>zu</strong> untersuchen.<br />

43


44<br />

Analyse der Aufgabenstellung<br />

− Wenn die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> Regelleistung bereitstellen können, müssen<br />

sie auch, wie bei konventionellen Kraftwerken, <strong>zu</strong>sätzlich die gleichen<br />

technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung der Primärregel-,<br />

Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung erfüllen und sich auch dem<br />

gleichen Präqualifikationsverfahren unterziehen. Nach dem bestan<strong>den</strong>en<br />

Verfahren dürfen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> die Regelleistung bereitstellen.<br />

1) Somit müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der Primärregelleistung auf e<strong>in</strong>e Frequenzabweichung bei e<strong>in</strong>em<br />

Leistungsungleichgewicht automatisch reagieren und ihre <strong>in</strong>s<br />

Netz abgegebene Leistung ändern. Die <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

bereitgestellte Primärregelleistung muss <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 sec und spätestens<br />

bis 30 sec völlig aktiviert wer<strong>den</strong> können und für 15 M<strong>in</strong>uten<br />

erhalten bleiben.<br />

2) Zur Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

Sekundärregelleistung muss die <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> bereitgestellte<br />

Sekundärregelleistung automatisch <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 M<strong>in</strong>uten<br />

und spätestens bis 15 M<strong>in</strong>uten völlig aktiviert wer<strong>den</strong> können.<br />

3) Zur Teilnahme an der Bereitstellung der M<strong>in</strong>utenreserveleistung muss<br />

die <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> bereitgestellte M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 15 M<strong>in</strong>uten manuell aktiviert wer<strong>den</strong> können.<br />

Ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> diese technischen Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen können,<br />

ist im Rahmen des neuen Konzeptes <strong>zu</strong> untersuchen<br />

− Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>,<br />

wie bei konventionellen Kraftwerken, Bl<strong>in</strong>dleistung liefern können. Zu diesem<br />

Zweck wird im Rahmen des neuen Konzeptes untersucht, <strong>in</strong> wie weit die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> Bl<strong>in</strong>dleistung liefern können.<br />

• Die zweite Frage, die im Rahmen des neuen entwickelten Konzeptes beantwortet<br />

wird, ist, welche ökonomischen Auswirkungen die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> hat. Betrachtet hier<br />

s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers (WAB) und die Kosten aus<br />

Sicht des Übertragungsnetzbetreibers (ÜNB), die für diese Arbeit relevant s<strong>in</strong>d.


Analyse der Aufgabenstellung<br />

− Ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>nahmen des WAB die Vergütung se<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>gespeisten Energie nach dem EEG.<br />

Wenn die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

teilnehmen, setzen sich die E<strong>in</strong>nahmen des WAB aus mehreren Teil<br />

<strong>zu</strong>sammen:<br />

1) Die E<strong>in</strong>nahmen der e<strong>in</strong>gespeisten Energie nach dem EEG<br />

2) Die E<strong>in</strong>nahme durch die Bereitstellung und Lieferung der Regelleistung,<br />

wenn die Angebote der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Teilnahme an<br />

der Bereitstellung der Primärregel-, Sekundärregel- und/oder M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

angenommen wer<strong>den</strong><br />

3) Die E<strong>in</strong>nahmen der e<strong>in</strong>gespeisten Bl<strong>in</strong>dleistung mit der Annahme<br />

e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes<br />

Da durch die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

positiven Regelleistung bzw. Lieferung der negativen Regelleistung der WAB<br />

die Vergütung nach dem EEG für die nicht e<strong>in</strong>gespeiste Energie verliert,<br />

dürfen die E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> nach dem neuen Konzept nicht verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong>.<br />

− Die betrachteten Kosten aus Sicht des ÜNB s<strong>in</strong>d:<br />

1) Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste<br />

2) Kosten des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>ges mit der Annahme e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes<br />

3) Kosten der Kompensationselemente <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

4) Kosten <strong>zu</strong>r Bereitstellung und Lieferung der Regelleistung<br />

Da diese Kosten auf die Seite der Endverbraucher umgelegt wer<strong>den</strong>, dürfen<br />

nach dem neuen Konzept diese Kosten durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> nicht<br />

steigen.<br />

45


46<br />

3 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Als erster Schritt <strong>in</strong> dem neu entwickelten Konzept wird untersucht, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

bereit<strong>zu</strong>stellen. Danach muss untersucht wer<strong>den</strong>, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> die<br />

technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung der Primärregel-,<br />

Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung erfüllen und das Präqualifikationsverfahren<br />

bestehen können.<br />

3.1 Bereitstellung der Regelleistung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Aus Gleichung (2.26) ist die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er WA <strong>von</strong> dem Leistungsbeiwert<br />

(cP) abhängig. cP ist <strong>von</strong> dem Anstellw<strong>in</strong>kel oder Pitchw<strong>in</strong>kel der Turb<strong>in</strong>enblätter (β)<br />

und <strong>von</strong> der Schnelllaufzahl der Turb<strong>in</strong>e (λ) abhängig. Die Schnelllaufzahl der Turb<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>er WA ist die Umfangsgeschw<strong>in</strong>digkeit der Turb<strong>in</strong>enblätterspitze durch die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Durch Messungen und Berechnungen lässt sich cP durch e<strong>in</strong>e nichtl<strong>in</strong>eare<br />

Funktion berechnen [25, 46, 47]:<br />

c c (c c β c β c) e −<br />

x<br />

c 6 (λ,β)<br />

P = 1 ⋅ 2 − 3 ⋅ − 4 ⋅ − 5 ⋅ (3.1)<br />

Wobei c1 bis c6 und x Parameter s<strong>in</strong>d, die jede W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>e charakterisieren und<br />

verschie<strong>den</strong>e Werte für verschie<strong>den</strong>e W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en annehmen können. Diese Parameter<br />

lassen sich durch Messungen und Berechnungen bestimmen [46]. Beispielhaft<br />

können diese Parameter folgende Werte annehmen (Tabelle 3.1) [25]:<br />

c 1<br />

2 c 3 c 4 c 5 c 6 c x<br />

0,5 116/c 7 0,4 0 5 21/c 7 1,5<br />

Tabelle 3.1: Typische Werte für Parameter e<strong>in</strong>er WA<br />

c7 ist e<strong>in</strong> <strong>zu</strong>sätzlicher Parameter, der <strong>den</strong> Zusammenhang zwischen dem Pitchw<strong>in</strong>kel<br />

und der Schnelllaufzahl e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>e erläutert und wird mit der Gleichung (3.2)<br />

berechnet [25]:


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

1 1 0,035<br />

= −<br />

3<br />

c7 λ + 0, 08 ⋅ β β + 1<br />

(3.2)<br />

Aus Gleichungen (2.26), (3.1) und (3.2) ist es ersichtlich, dass der Leistungsbeiwert<br />

und die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er WA durch die Änderung der Schnelllaufzahl<br />

und/oder des Pitchw<strong>in</strong>kels geändert wer<strong>den</strong>.<br />

3.1.1 Änderung der Schnelllaufzahl<br />

Die Schnelllaufzahl der Turb<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>energieanlage lässt sich mit folgender<br />

Gleichung berechnen [44, 47]:<br />

λ<br />

ω ⋅ r<br />

T T = (3.3)<br />

νW<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en gilt: ω = 2 ⋅ π ⋅ n<br />

(3.4)<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator<br />

Bild 3.1 zeigt, dass bei konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit jede WA bei e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Wert <strong>von</strong> λ = λopt ihre maximal entnommene mechanische Leistung<br />

aus der <strong>zu</strong>gehörigen W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit erreichen kann (aber nicht mehr als<br />

die Nennleistung). Da<strong>zu</strong> passend ist nG,opt der Optimalwert der Generatordrehzahl,<br />

<strong>zu</strong> der der Doppelt-gespeiste Asynchrongenerator se<strong>in</strong>e technisch mögliche<br />

Maximalleistung aus der <strong>zu</strong>gehörigen W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speist. λopt<br />

lässt sich mit der Gleichung (3.5) berechnen:<br />

λ<br />

ω ⋅ r<br />

T,opt T<br />

opt = (3.5)<br />

νW<br />

Aus <strong>den</strong> Gleichungen (3.3) bis (3.5) und mit Berücksichtigung der Getriebe<br />

ergibt sich folgendes:<br />

λ n<br />

λ n<br />

=<br />

G<br />

(3.6)<br />

opt G,opt<br />

Aus Gleichungen (3.3) bis (3.6) ist ersichtlich, dass die jeweiligen λopt und n G,opt<br />

der WA für jede W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit verschie<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Für die Nennw<strong>in</strong>dge-<br />

47


48<br />

schw<strong>in</strong>digkeit ergibt sich somit e<strong>in</strong> λ n und n G,n.<br />

PWA<br />

PWA,n<br />

%<br />

0<br />

0<br />

0<br />

λ n<br />

λ n<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

=<br />

G<br />

(3.7)<br />

n G,n<br />

λ/λ opt<br />

100<br />

Bild 3.1: Abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er WA <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> der Schnelllaufzahl bei<br />

konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Durch Vernachlässigen der mechanischen und elektrischen Verluste e<strong>in</strong>er WA ist<br />

die entnommene mechanische Leistung der W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>e gleich der <strong>in</strong>s Netz<br />

abgegebenen elektrischen Leistung. Durch die Gleichung (3.6) kann man im Bild<br />

3.1 statt λ/λopt bei konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit n G/n G,opt schreiben. D.h.<br />

durch die Änderung der Generatordrehzahl nG wird die abgegebene Leistung<br />

e<strong>in</strong>er WA geändert. Die Änderung der Generatordrehzahl erfolgt durch die<br />

Änderung des Schlupfs.<br />

Der Läufer e<strong>in</strong>es Asynchrongenerators dreht nicht synchron mit der Netzfrequenz.<br />

Der proportionale Unterschied zwischen der Netzfrequenz und Läuferfrequenz<br />

(fG) nennt man <strong>den</strong> Schlupf (κ):<br />

κ = (fn − f G) / fn<br />

(3.8)<br />

Ist die Generatordrehzahl größer als die Nenndrehzahl, wird der Generator im<br />

übersynchronen Bereich betrieben. In diesem Fall wird elektrische Leistung über<br />

<strong>den</strong> Läufer des DAG <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeist. Bild 3.2a zeigt die Wirkleistungsflüsse<br />

im Übersynchronbetrieb. Ist die Generatordrehzahl kle<strong>in</strong>er als die Nenndrehzahl,<br />

wird der Generator im untersynchronen Bereich betrieben und elektrische<br />

%


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

P WA<br />

Leistung wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> Läufer des DAG e<strong>in</strong>gespeist. Bild 3.2b zeigt die Wirkleistungsflüsse<br />

im Untersynchronbetrieb.<br />

Ps<br />

Umrichter<br />

P l<br />

Net<br />

Netz<br />

Umrichter<br />

Asynchrongenerator<br />

Asynchrongenerator<br />

Bild 3.2a: Übersynchronbetrieb Bild 3.2b: Untersynchronbetrieb<br />

Bild 3.2: Mögliche Wirkleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG<br />

P WA<br />

Bild 3.3 zeigt, dass durch die Änderung des Schlupfs die abgegebene Generatorleistung<br />

variiert. Z.B. liefert die Anlage bei konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vW = vW,n und bei Nenndrehzahl die Nennleistung, was im Bild 3.3 dem Punkt 1<br />

entspricht. Durch Änderung des Schlupfs wird diese Anlage nicht mehr ihre<br />

Nennleistung liefern, sondern ger<strong>in</strong>gerer Leistung, was z.B. Punkt 2 entspricht.<br />

Diese Strategie kann <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Regelleistung bzw. <strong>zu</strong>r<br />

Lieferung der negativen Regelleistung benutzt wer<strong>den</strong> [48 – 50]. Zur Bereitstellung<br />

der positiven Regelleistung wird die Anlage z.B. mit dem Punkt 2 betrieben.<br />

Nur <strong>zu</strong>r Lieferung der positiven Regelleistung wird die Anlage z.B. mit dem Punkt<br />

1 betrieben, damit die Anlage mehr Leistung <strong>in</strong>s Netz liefern kann. Zur Bereitstellung<br />

der negativen Regelleistung wird die Anlage mit Punkt 1 betrieben. Nur bei<br />

Lieferung der negativen Regelleistung wird die Anlage z.B. mit dem Punkt 2<br />

betrieben, damit die Anlage weniger Leistung <strong>in</strong>s Netz liefern kann.<br />

Die Änderung des Schlupfs kann <strong>zu</strong>r Erhöhung der Generatorwärmeverluste<br />

führen [51]. Dies kann <strong>den</strong> Generator beschädigen. Daher wird diese Strategie<br />

<strong>zu</strong>r Bereitstellung der Regelleistung <strong>in</strong> dieser Arbeit nicht benutzt, sondern nur<br />

<strong>zu</strong>r Steuerung e<strong>in</strong>er WA. Näheres wird ausführlich im Kapital 3.2.1 erläutert.<br />

P s<br />

P l<br />

49<br />

Netz


50<br />

PWA<br />

RL<br />

PWA,n PWA MW<br />

%<br />

50<br />

WA-Transformator<br />

0<br />

0<br />

0<br />

n G/n G,n<br />

100<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.3: Bereitstellung der Regelleistung durch die Änderung der Generatordrehzahl<br />

bei Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

• W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter<br />

Der Generator dieses Typs <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ist e<strong>in</strong> Synchrongenerator.<br />

Der Läufer dreht synchron <strong>zu</strong>m Drehfeld. Die Generatordrehzahl kann bei Bedarf<br />

durch die Änderung der mechanischen Turb<strong>in</strong>enleistung geändert.<br />

3.1.2 Änderung des Anstellw<strong>in</strong>kels der Turb<strong>in</strong>enblätter<br />

Bis jetzt wird der Pitchw<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>er WA nur <strong>zu</strong>m mechanischen und thermischen<br />

Schutz gesteuert, damit sie nicht mehr als ihre Nennleistung abgibt. In dieser Arbeit<br />

wird der Pitchw<strong>in</strong>kel e<strong>in</strong>er WA <strong>zu</strong>m e<strong>in</strong>en <strong>zu</strong>m mechanischen und thermischen Schutz<br />

und <strong>zu</strong>m anderen <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Regelleistung bzw. <strong>zu</strong>r Lieferung der<br />

negativen Regelleistung umgestellt.<br />

Im Bild 3.4 wird die abgegebene Wirkleistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage (PWA) über die<br />

Generatordrehzahl (nG) und dem Pitchw<strong>in</strong>kel (β) als Parameter dargestellt. Angenommen,<br />

dass die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit β1 betrieben wird, wobei β1 < β2 < β3 < β4 < β5 gilt. Bei konstanter W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit vW = vW,n kann die Bereitstellung der positiven<br />

Regelleistung durch die Drosselung der WA erfolgen, d.h. durch die Umstellung<br />

<strong>von</strong> β1 auf e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Wert z.B. β5. In diesem Fall beträgt die bereitgestellte<br />

RL<br />

positive Regelleistung bei Generatornenndrehzahl PWA. Zur Lieferung der positiven<br />

Regelleistung kann β5 wieder bis auf e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Wert z.B. bis auf β 4 umgestellt<br />

wer<strong>den</strong>, wodurch die WA mehr Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen kann.<br />

1<br />

2<br />

%


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Regelleistung wird e<strong>in</strong>e WA <strong>zu</strong>r Bereitstellung<br />

der negativen Regelleistung nicht gedrosselt betrieben. D.h. die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergie-<br />

anlage wird mit β1 betrieben. Nur bei Lieferung der negativen Regelleistung wird β 1 auf<br />

e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Wert umgestellt, z.B. β3. Dadurch liefert die Anlage weniger Wirkleistung<br />

<strong>in</strong>s Netz.<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Regelleistung durch die Änderung des Schlupfs<br />

erfolgt die Bereitstellung der Regelleistung durch die Umstellung des Pitchw<strong>in</strong>kels bei<br />

konstanter Generatordrehzahl und kann <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Generatortypen DAG und SGU<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

PWA<br />

P WA,n<br />

2<br />

MW<br />

MW<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0<br />

0<br />

50<br />

RL<br />

PWA n/n n<br />

?=0 0<br />

? =0,5 0<br />

100 %<br />

100<br />

n<br />

150<br />

G/n %<br />

G,n<br />

? =1 0<br />

+<br />

? =1,5 0<br />

? =2 0<br />

Bild 3.4: Bereitstellung der Regelleistung durch die Umstellung des Pitchw<strong>in</strong>kels<br />

bei Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

3.1.3 Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

beteiligten W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

Bild 3.5 zeigt die Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er WA, die an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

teilnimmt. Normalerweise wird diese WA <strong>in</strong> Phase 2 auf der Kennl<strong>in</strong>ie βO (grüne<br />

L<strong>in</strong>ie) betrieben. Soll diese WA an der Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

teilnehmen, wird die WA gedrosselt und auf der Kennl<strong>in</strong>ie βRL (blaue L<strong>in</strong>ie) betrieben.<br />

In Phase 3 wird β <strong>zu</strong>m e<strong>in</strong>en <strong>zu</strong>m Schutz der WA umgestellt, damit die WA nicht mit<br />

der roten L<strong>in</strong>ie betrieben wird. Zum andern wird β <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven<br />

Regelleistung umgestellt, damit die WA auf der blauen L<strong>in</strong>ie betrieben wird. Nur <strong>zu</strong>r<br />

β 1<br />

β 2<br />

β 3<br />

β 4<br />

β 5<br />

51


52<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Lieferung der positiven Regelleistung wird die WA mehr Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen<br />

und z.B. mit βO betrieben.<br />

Zur Bereitstellung der negativen Regelleistung kann die WA mit βO betrieben wer<strong>den</strong>.<br />

Somit liefert die WA ihre maximale aus dem W<strong>in</strong>d erzielbare Leistung <strong>in</strong>s Netz (aber<br />

nicht mehr als ihre Nennleistung). Nur <strong>zu</strong>r Lieferung der negativen Regelleistung wird<br />

die WA gedrosselt und z.B. mit βRL betrieben.<br />

Somit können die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> tatsächlich die notwendige Regelleistung <strong>zu</strong>r<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung bereitstellen.<br />

PWA<br />

P WA,n<br />

MW<br />

0<br />

0<br />

Phase 1<br />

v W,an<br />

Phase 2<br />

Bild 3.5: Leistungskennl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>er an der Bereitstellung der Regelleistung beteiligten<br />

W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

Alle Simulationen im Kapital 3.1 wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> dieser Arbeit mit dem Programm ATP<br />

(Alternative Transient Programm) gemacht. Im speziellen wur<strong>den</strong> die Modelle der<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im <strong>in</strong>tegrierten Modul MODELS programmiert [52].<br />

ν W<br />

β RL<br />

β O<br />

m/sec<br />

Phase<br />

3<br />

v W,n


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

3.2 Realisierung der Primär- und Sekundärregelung mit<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Im Kapital 3.1 konnte gezeigt wer<strong>den</strong>, dass <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> pr<strong>in</strong>zipiell Regelleistung<br />

bereitstellen können. Wie bei konventionellen Kraftwerken müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>zu</strong>erst das Präqualifikationsverfahren bestehen, damit sie an der Primär-,<br />

und Sekundärregelung teilnehmen dürfen. Zur Teilnahme an der Primärregelung<br />

müssen auch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> automatisch auf e<strong>in</strong>e Frequenzabweichung<br />

reagieren und die Primärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 sec und spätestens bis 30 sec<br />

völlig aktivieren können. Zur Teilnahme an der Sekundärregelung müssen auch die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ihre Sekundärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 5 M<strong>in</strong>uten (300 sec)<br />

und spätestens bis 15 M<strong>in</strong>uten (900 sec) automatisch völlig aktivieren können. Um <strong>zu</strong><br />

untersuchen, ob die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> diese technischen Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen<br />

können, wer<strong>den</strong> die zwei modernen Typen <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> untersucht.<br />

3.2.1 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator<br />

3.2.1.1 Primärregelung<br />

Um <strong>zu</strong> untersuchen, ob dieser Typ <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Primärregelung<br />

teilnehmen kann, wird das Modell e<strong>in</strong>er WA (DAG) wie im Bild 2.11 e<strong>in</strong>gesetzt. In<br />

e<strong>in</strong>er Regelstrecke bei konventionellen Kraftwerken wird als Regelgröße die Drehzahl<br />

des Masch<strong>in</strong>ensatzes benutzt. Die Stellgröße ist die Öffnung des Turb<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>lassventils<br />

<strong>zu</strong>r Änderung der Turb<strong>in</strong>enleistung. Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit ist nicht für die ganze<br />

Ausschreibungsdauer der Primärregelleistung konstant. Die Schnelllaufzahl e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage bzw. die Drehzahl des Generators e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage ist <strong>von</strong><br />

der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängig [Gleichungen (3.3) und (3.4)]. Daher kann die<br />

Drehzahl des Masch<strong>in</strong>ensatzes nicht mehr als Regelgröße angenommen wer<strong>den</strong>. In<br />

dieser Arbeit wer<strong>den</strong> die Netzfrequenz am Anschlusspunkt der WA als Regelgröße und<br />

der Pitchw<strong>in</strong>kel bzw. Umstellung des Pitchw<strong>in</strong>kels <strong>zu</strong>r Änderung der Turb<strong>in</strong>enleistung<br />

als Stellgröße benutzt (Bild 3.6).<br />

53


54<br />

β-Umstellung<br />

Bild 3.6: Pr<strong>in</strong>zip der Primärregelung mit e<strong>in</strong>er WA (DAG)<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.7 zeigt der Signalfluss <strong>zu</strong>r Teilnahme e<strong>in</strong>er WA (DAG) an der Primärregelung<br />

durch die β-Umstellung. Alle Signalflüsse <strong>in</strong> dieser Arbeit wur<strong>den</strong> mit dem Programm<br />

MATLAB entwickelt [53].<br />

-kWA<br />

Getriebe<br />

1<br />

TM·s+1<br />

+ +<br />

Läufer<br />

Ständer<br />

Turb<strong>in</strong>e Asynchrongenerator<br />

-1<br />

T SR ·s<br />

1<br />

Δβneu<br />

Δβsoll<br />

Δβneu<br />

P-Regler<br />

+ -<br />

AC DC<br />

DC AC<br />

Δβneu<br />

Δβ<br />

Umrichter<br />

2<br />

Δβ<br />

Bild 3.7: Signalflussbild <strong>zu</strong>r Teilnahme e<strong>in</strong>er WA (DAG) an der Primärregelung<br />

fist<br />

fn -<br />

+<br />

Wenn der Lastsprung ∆PL ≠ 0 ist, ist ∆f ≠ 0. Die abgegebene Leistung der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

muss gemäß ihrer Leistungszahl (kWA) geändert wer<strong>den</strong>. Der Primärregler ist<br />

e<strong>in</strong> Proportional-Regler. Daher ist se<strong>in</strong>e Übertragungsfunktion durch e<strong>in</strong>en Verstärkungsfaktor<br />

gegeben:<br />

G(s) v = − kWA<br />

(3.9)<br />

Das E<strong>in</strong>gangssignal des Proportional-Reglers ist die Frequenzabweichung (∆f). Das<br />

Ausgangssignal ist die Primärregelleistung. Durch die Wahl des Verstärkungsfaktors<br />

des Primärreglers wird die bleibende Regelabweichung nach e<strong>in</strong>er Störung festgelegt.<br />

ΔnG<br />

1<br />

TT·s+1<br />

Filter<br />

ΔPT<br />

1<br />

Δf<br />

UR-Transformator<br />

Tn ·s+1<br />

G<br />

PR<br />

ΔPWA<br />

+<br />

+<br />

-<br />

fist ΔPG<br />

Messung am<br />

Anschlusspunkt<br />

ΔPL<br />

+ -<br />

-<br />

+<br />

f n<br />

(Frequenz)<br />

Netz<br />

1<br />

TR·s<br />

kL<br />

Δf<br />

Netz


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Das Stellglied <strong>zu</strong>r β-Umstellung ist e<strong>in</strong> Motor. Die Übertragungsfunktion des Stellgliedes<br />

ist <strong>in</strong> Gleichung (3.10) gegeben:<br />

1<br />

G(s) M =<br />

1+ s⋅TM 55<br />

(3.10)<br />

Das E<strong>in</strong>gangssignal für diese Übertragungsfunktion ist die Primärregelleistung. Das<br />

Ausgangssignal ist die notwendige Abweichung bzw. Umstellung <strong>von</strong> β <strong>von</strong> se<strong>in</strong>em<br />

aktuellen Wert. β ist nicht exakt bis <strong>zu</strong>r letzten Nachkommastelle umstellbar. Der<br />

Kasten 1 ist e<strong>in</strong>e Tabelle, die die möglichen Werte <strong>von</strong> β-Umstellungen enthält.<br />

Anhand der Tabelle wird e<strong>in</strong> passendes ∆βneu generiert. Damit die Anlage die notwendige<br />

Primärregelleistung liefern kann, muss β auf β + ∆βsoll umgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Fall 1: ∆βsoll = ∆βneu Wenn ∆βsoll <strong>in</strong>nerhalb der vorgegebenen Werte im Kasten 1 liegt, d.h. ∆βsoll = ∆βneu fängt das Stellglied (der Motor) an, β um<strong>zu</strong>stellen. Die Anlaufzeitkonstante der<br />

W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>e (TT) lässt sich mit der Gleichung (3.11) berechnen [54]:<br />

T<br />

T<br />

2<br />

J ⋅ ωT<br />

= (3.11)<br />

P<br />

WA,n<br />

Die Übertragungsfunktion der Turb<strong>in</strong>e ist <strong>in</strong> (3.12) <strong>zu</strong> sehen:<br />

1<br />

G(s) T =<br />

1+ s⋅TT (3.12)<br />

Das E<strong>in</strong>gangssignal ist die β-Umstellung. Das Ausgangssignal ist die Änderung der<br />

mechanischen Turb<strong>in</strong>enleistung (∆PT) und die Anlage liefert die notwendige Primärregelleistung.<br />

Fall 2: ∆βsoll ≠ ∆βneu Wenn ∆βsoll nicht <strong>in</strong>nerhalb der vorgegebenen Werte im Kasten 1 liegt, wird β nicht auf<br />

β + ∆βsoll umgestellt sondern auf β + ∆βneu, wobei ∆βneu am nahesten <strong>zu</strong> dem gesuchten<br />

∆βsoll liegt. Die Übertragungsfunktion des Stellgliedes und der Turb<strong>in</strong>e ist <strong>in</strong><br />

Gleichungen (3.10) und (3.12) gegeben. Die Abweichung ∆βsoll - ∆β neu wird durch die<br />

Änderung des Schlupfs des DAG ausgeglichen. Dadurch wird die abgegebene Generatorleistung<br />

geändert. Somit ist die gesamte Änderung der abgegebenen Leistung der<br />

WA (DAG) mit der Gleichung (3.13) <strong>zu</strong> berechnen:


56<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

PR<br />

ΔPWA = ΔP T+ΔPG (3.13)<br />

Der Kasten 2 ist e<strong>in</strong>e Tabelle mit zwei Dimensionen. Die Tabelle enthält für je<strong>den</strong><br />

∆β = ∆βsoll - ∆βneu e<strong>in</strong>en passen<strong>den</strong> Wert <strong>von</strong> ∆nG. Also der E<strong>in</strong>gangswert ist ∆β und<br />

der Ausgangswert ist ∆nG. Die Änderung des Schlupfs des DAG wird mit Hilfe des<br />

generatorseitigen Umrichters erfolgen. Die Übertragungsfunktion <strong>in</strong> diesem Falle ist:<br />

1<br />

G n (s) =<br />

G 1+ s⋅ TnG<br />

(3.14)<br />

In diesem Falle ist das E<strong>in</strong>gangssignal die notwendige Änderung des Schlupfs (∆nG).<br />

Das Ausgangssignal ist die notwendige Änderung der abgegebenen Leistung (∆PG) des<br />

DAG. Nach der Änderung des Schlupfs liefert jetzt die Anlage die notwendige Primärregelleistung.<br />

Der E<strong>in</strong>satz solcher Tabellen <strong>in</strong> Kasten 1 und 2 <strong>zu</strong>r Beschreibung des Verhaltens e<strong>in</strong>er<br />

WA ist üblich [55 - 57]. Zur Bildung dieser Tabellen musste das Modell e<strong>in</strong>er WA wie<br />

im Kapital 3.1 aufgebaut wer<strong>den</strong>. Dabei ist die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er WA <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> β und nG erläutert wor<strong>den</strong>.<br />

Wie im Bild 3.7 <strong>zu</strong> sehen, wird das Energieversorgungssystem durch die Leistungszahl<br />

der Lasten (kL) und die Anlaufzeitkonstante rotierender Massen (TR) im gesamten<br />

betrachteten System moduliert. TR ist die Zeit, die die gesamten Turbosätze im<br />

betrachteten System brauchen, um vom Stillstand ohne Belastung und ohne Dämpfung<br />

auf die synchrone Drehzahl <strong>zu</strong> kommen, wenn sie mit dem Nennmoment<br />

angetrieben wer<strong>den</strong>. Die Übertragungsfunktion ist <strong>in</strong> diesem Fall:<br />

kL<br />

G(s) N =<br />

s⋅T R<br />

(3.15)<br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung muss diese WA gemäß ihrer Leistungszahl<br />

(kWA) ihre <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeiste Leistung ändern können, natürlich im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

der Frequenzänderung:<br />

PR<br />

ΔPWA =−kWA ⋅ Δf∞ (3.16)


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Da der Primärregler e<strong>in</strong> Proportional-Regler ist, ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre Frequenzabweichung<br />

nach der Aktivierung der Primärregelung. Die stationäre Frequenzabweichung<br />

kann mit der Gleichung (3.17) berechnet wer<strong>den</strong>.<br />

Δf<br />

∞ =−<br />

ΔP<br />

L<br />

k + k + k<br />

WA K L<br />

(3.17)<br />

Beispiel<br />

Um das entwickelte Modell e<strong>in</strong>er WA (DAG) <strong>zu</strong> testen, wird e<strong>in</strong>e 2 MW-WA (DAG) mit<br />

<strong>den</strong> Daten <strong>in</strong> der Tabelle 3.2 untersucht. Daten des Testsystems s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle<br />

3.3 <strong>zu</strong> sehen.<br />

v W = v W,n r T λ = λ n J k WA<br />

10,6 m/sec 45 m 7,7 U/m<strong>in</strong> 9·10 6 kg·m 2 2 MW/Hz<br />

Tabelle 3.2: Daten e<strong>in</strong>er 2 MW-WA (DAG)<br />

P L ∆P L T R ρ k L = k K<br />

1,9 MW 0,05 MW 10 sec 1,26 kg/m 3 0 MW/Hz<br />

Tabelle 3.3: Daten des Testsystems<br />

Die WA wird bei Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit bis auf 1,9 MW gedrosselt PWA = 1,9 MW.<br />

Somit hat die Anlage 0,1 MW positive Regelleistung und die WA wird mit βRL = 0,6 o<br />

betrieben. Da ∆PL = 0,05 MW > 0 ist, ist ∆f < 0. Die WA muss mehr Leistung<br />

(0,05 MW) durch die Umstellung vom Pitchw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen. Der Motor, der<br />

β umstellt, braucht TM = 0,2 sec bis er se<strong>in</strong> Moment aufbaut [25]. Dann fängt dieser<br />

Motor an, β um<strong>zu</strong>stellen. Aus der Gleichung (3.11) kann TT berechnet wer<strong>den</strong>, somit<br />

ergibt sich TT = 2,9 sec. Nur durch die β-Umstellung konnte die WA <strong>den</strong> gewünschten<br />

Wert (0,05 MW) nicht liefern. Daher wird der Generatorschlupf geändert. Änderung<br />

des Generatorschlupfs dauert Tn = 0,2 sec [54]. Durch die β-Umstellung (Bild 3.8a)<br />

G<br />

und die Änderung des Generatorschlupfs (Bild 3.8b), kann die Änderung der abgege-<br />

PR<br />

benen Leistung der WA (∆PWA) <strong>den</strong> gewünschten Wert (0,05 MW) erreichen (Bild 3.8c)<br />

und die Primärregelleistung dieser WA wird <strong>in</strong> fast 15 sec aktiviert. Somit hat diese<br />

WA die technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primärregelung erfüllt und das<br />

Präqualifikationsverfahren bestan<strong>den</strong>. Daher kann diese W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage an der<br />

Primärregelung teilnehmen. Die stationäre Frequenzabweichung (Δf∞) nach der<br />

Aktivierung der Primärregelung ist im Bild 3.8d <strong>zu</strong> sehen.<br />

57


58<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bei negativem Lastsprung ΔPL = -0,05 MW wird die Anlage ähnliches Verhalten<br />

aufweisen und weniger Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen.<br />

β<br />

PR<br />

ΔPWA<br />

0,6<br />

grad<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,4<br />

0,35<br />

0,3<br />

0<br />

0,06<br />

MW<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,01<br />

10 20 30 sec 50<br />

0 10 20 30 sec 50<br />

t t<br />

Bild 3.8a Bild 3.8b<br />

0<br />

0 10 20<br />

t<br />

30 sec<br />

50<br />

49,97<br />

0 10 20<br />

t<br />

30 sec 50<br />

Bild 3.8c Bild 3.8d<br />

Bild 3.8a-d: Test möglicher Teilnahme e<strong>in</strong>er 2MW-WA (DAG) an der Primärregelung<br />

3.2.1.2 Sekundärregelung<br />

n G/n G,n<br />

49,99<br />

49,98<br />

Um die stationäre Frequenzabweichung aus<strong>zu</strong>regeln, muss die Sekundärregelung<br />

aktiviert wer<strong>den</strong>. Die Regelgröße ist die Netzfrequenz und die ausgetauschte Leistung<br />

zwischen der betroffenen Regelzone und <strong>den</strong> anderen Regelzonen (hier wer<strong>den</strong> beide<br />

durch e<strong>in</strong>en Δf Wert dargestellt, Bild 3.9). Hier wird die Frequenz an der Netzleitstelle<br />

gemessen. Die Stellgröße ist die notwendige Änderung der Nennfrequenz ausgewählter<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>.<br />

f<br />

1,1<br />

%<br />

0,99<br />

0,98<br />

0,97<br />

0,96<br />

0,95<br />

50<br />

Hz<br />

Δf ∞


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

β-Umstellung<br />

Getriebe<br />

Läufer<br />

Ständer<br />

Turb<strong>in</strong>e Asynchrongenerator<br />

P-Regler<br />

AC DC<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

+ Δfn Messung am<br />

Anschlusspunkt<br />

(Frequenz)<br />

Bild 3.9: Pr<strong>in</strong>zip der Primär- und Sekundärregelung mit e<strong>in</strong>er WA (DAG)<br />

Das Umlegen des Schalters im Bild 3.7 ermöglicht, die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage an der<br />

Sekundärregelung <strong>zu</strong> beteiligen. Dadurch muss die Frequenzabweichung ausgeregelt<br />

wer<strong>den</strong>, weil der Sekundärregler e<strong>in</strong> Proportional-Intergral-Regler ist. TSR ist die<br />

Zeitkonstante für die Sekundärregelung und liegt bei 100 sec. Diese Zeitkonstante<br />

wird so groß gewählt, damit die Sekundärregelung langsam wirkt und die Lieferung<br />

der Sekundärregelleistung nicht <strong>zu</strong> Frequenzschwankungen führt. Damit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

mit DAG an der Sekundärregelung teilnehmen können, muss die<br />

Frequenz spätestens <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 900 sec auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rückgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Beispiel<br />

Um das entwickelte Modell aus Sicht der Teilnahme an der Sekundärregelung <strong>zu</strong><br />

testen, wird die gleiche 2 MW-WA (DAG) mit <strong>den</strong> gleichen Daten <strong>in</strong> Tabellen 3.2 und<br />

3.3 untersucht. Diese WA muss an der Primär- und Sekundärregelung teilnehmen. Bild<br />

3.10 zeigt, dass nach der Störung des Gleichgewichtes <strong>zu</strong>erst die Primärreglung wirkt,<br />

so ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre Frequenzabweichung (Δf∞). Um Δf∞ aus<strong>zu</strong>regeln, wird<br />

die Sekundärregelung aktiviert. Die Aktivierung der Sekundärreglung erfolgt mit<br />

Zeitverzögerung. Das Ziel dieser Zeitverzögerung ist die Vermeidung der Aktivierung<br />

der Sekundärregelung bei Frequenzabweichungen, die nur sehr kurze Zeit dauern.<br />

Nach dem E<strong>in</strong>satz der Sekundärregelung wird die Frequenz auf ihren Nennwert<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 900 sec <strong>zu</strong>rückgeführt. Somit hat diese Anlage die technischen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>zu</strong>r Teilnahme an der Sekundärregelung erfüllt.<br />

Bei negativem Lastsprung wird die Anlage ähnliches Verhalten aufweisen und weniger<br />

Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen.<br />

Δf<br />

fist<br />

f n<br />

-<br />

+<br />

PI-<br />

Regler<br />

Δf<br />

-<br />

f ist<br />

+<br />

fn<br />

Netz<br />

59<br />

Messung an der<br />

Netzleitstelle<br />

(Frequenz &<br />

Leistungsaustausch)


60<br />

f<br />

f<br />

50<br />

50<br />

Hz<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,99<br />

49,97<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.10: Frequenzverlauf bei Teilnahme e<strong>in</strong>er 2 MW-WA (DAG) an der PR & SR<br />

3.2.2 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter<br />

3.2.2.1 Primärregelung<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 sec 900<br />

Die Änderung der Drehzahl des Synchrongenerators erfolgt durch die Änderung der <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Generator e<strong>in</strong>gespeisten mechanischen Leistung. Die Änderung der mechanischen<br />

Leistung kann durch die Änderung der Schnelllaufzahl erfolgen. Hier ist auch die<br />

Schnelllaufzahl <strong>von</strong> der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängig [Gleichungen (3.3) und (3.4)].<br />

Daher wird die Änderung der abgegebenen Leistung der WA durch β-Umstellung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Die Regel- und Stellgröße s<strong>in</strong>d hier die gleichen, wie bei e<strong>in</strong>er WA (DAG)<br />

(Bild 3.11). Um <strong>zu</strong> untersuchen, ob dieser Typ <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Primärregelung teilnehmen kann, wird das Modell e<strong>in</strong>er WA (SGU) wie im Bild 2.12<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

β-Umstellung<br />

Δf ∞<br />

P-Regler<br />

AC<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Läufer Messung am<br />

Anschlusspunkt<br />

Getriebe Ständer<br />

(Frequenz)<br />

Turb<strong>in</strong>e Synchrongenerator<br />

t<br />

DC<br />

-<br />

fist<br />

Bild 3.11: Pr<strong>in</strong>zip der Primärregelung mit e<strong>in</strong>er WA (SGU)<br />

Δf<br />

+<br />

f n<br />

Netz


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Auch muss hier geprüft wer<strong>den</strong>, ob die Anlage ihre Primärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong><br />

5 sec und spätestens bis 30 sec liefern kann. Die Gleichungen (3.16) und (3.17) s<strong>in</strong>d<br />

auch hier gültig. Da der Synchrongenerator ke<strong>in</strong>en Schlupf hat, sieht der Regelkreis<br />

e<strong>in</strong>er WA (SGU) e<strong>in</strong>facher aus, als der Regelkreis e<strong>in</strong>er WA (DAG) (Bild 3.12). Die<br />

Beschreibung des Signalflusses für die β-Umstellung <strong>in</strong> Bildern 3.7 und 3.12 ist<br />

i<strong>den</strong>tisch.<br />

-kWA<br />

-1<br />

T SR ·s<br />

1<br />

TM·s+1<br />

+<br />

1<br />

Δβneu<br />

PR<br />

1 ΔPWA<br />

+<br />

-<br />

TT·s+1<br />

-<br />

Bild 3.12: Signalflussbild <strong>zu</strong>r Teilnahme e<strong>in</strong>er WA (SGU) an der Primärregelung<br />

Beispiel<br />

Um das entwickelte Modell e<strong>in</strong>er WA (SGU) <strong>zu</strong> testen, wird e<strong>in</strong>e 2 MW-WA (SGU) mit<br />

<strong>den</strong> gleichen Daten wie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tabellen 3.2 und 3.3 untersucht. Die WA wird bei<br />

Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit bis auf 1,9 MW gedrosselt. Die Last beträgt PL = 1,9 MW.<br />

Somit hat die Anlage 0,1 MW positive Regelleistung und die WA wird mit βRL = 0,6 o<br />

betrieben. Nach der Störung des Gleichgewichtes durch ∆PL weicht die Frequenz <strong>von</strong><br />

ihrem Nennwert ab. Da ∆PL > 0 ist, ist ∆f < 0. Durch die β-Umstellung (Bild 3.13a)<br />

kann die WA auf die Frequenzabweichung reagieren. Die Primärregelleistung dieser<br />

WA wird <strong>in</strong> fast 15 sec aktiviert (Bild 3.13b). Somit hat diese W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage die<br />

technische Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primärregelung erfüllt und das Präqualifikationsverfahren<br />

bestan<strong>den</strong>. Der Primärregler ist e<strong>in</strong> Proportional-Regler. Daher<br />

ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre Frequenzabweichung (∆f∞) nach der Aktivierung der<br />

Primärregelung (Bild 3.13c).<br />

Bei negativem Lastsprung wird die Anlage ähnliches Verhalten aufweisen und weniger<br />

Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen.<br />

ΔPL<br />

Netz<br />

1<br />

TR·s<br />

kL<br />

Δf<br />

-<br />

+<br />

fist<br />

fn<br />

61


62<br />

β<br />

0,6<br />

grad<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,4<br />

0,35<br />

0,3<br />

0<br />

10 20<br />

t<br />

30 sec 50<br />

Bild 3.13a Bild 3.13b<br />

f<br />

50<br />

Hz<br />

49,99<br />

49,98<br />

49,97<br />

0<br />

Bild 3.13c<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.13a-c: Test möglicher Teilnahme e<strong>in</strong>er 2 MW-WA (SGU) an der Primärregelung<br />

3.2.2.2 Sekundärregelung<br />

PR<br />

ΔPWA<br />

10 20<br />

t<br />

30 sec 50<br />

Um die stationäre Frequenzabweichung aus<strong>zu</strong>regeln, muss die Sekundärregelung<br />

aktiviert wer<strong>den</strong>. Die Regel- und Stellgrößen s<strong>in</strong>d die gleichen wie bei e<strong>in</strong>er WA (DAG)<br />

(Bild 3.14). Das Umlegen des Schalters im Bild 3.12 ermöglicht der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage,<br />

an der Sekundärregelung teil<strong>zu</strong>nehmen. Der Sekundärregler ist e<strong>in</strong> Proportional-<br />

Integral-Regler. Daher wird die Frequenzabeichung ausgeregelt. Auch hier muss die<br />

Frequenz <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 900 sec auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rückgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

0,06<br />

MW<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,01<br />

0<br />

0<br />

Δf ∞<br />

10 20 30 sec 50<br />

t


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

β-Umstellung<br />

Beispiel<br />

Läufer<br />

Getriebe Ständer<br />

Turb<strong>in</strong>e Synchrongenerator<br />

AC<br />

DC<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Messung am<br />

Anschlusspunkt<br />

(Frequenz)<br />

Bild 3.14: Pr<strong>in</strong>zip der Primär- und Sekundärregelung mit e<strong>in</strong>er WA (SGU)<br />

Um das entwickelte Modell aus Sicht der Teilnahme an der Sekundärregelung <strong>zu</strong><br />

testen, wird die gleiche 2 MW-WA (SGU) mit <strong>den</strong> gleichen Daten <strong>in</strong> Tabellen 3.2 und<br />

3.3 untersucht. Diese WA muss an der Primär-, und Sekundärregelung teilnahmen.<br />

Bild 3.15 zeigt, dass nach der Störung des Gleichgewichtes <strong>zu</strong>erst die Primärreglung<br />

wirkt, so ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre Frequenzabweichung (∆f∞). Nach e<strong>in</strong>iger Zeit wird<br />

die Sekundärreglung aktiviert. Da der ausgeführte Regler e<strong>in</strong> Proportional-Integral-<br />

Regler ist, wird die stationäre Frequenzabweichung ausgeregelt. Die Frequenz wird auf<br />

ihren Nennwert <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 900 sec <strong>zu</strong>rückgesetzt. Somit hat die Anlage die<br />

technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Sekundärregelung erfüllt.<br />

Bei negativem Lastsprung weist die Anlage ähnliches Verhalten auf und speist weniger<br />

Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>.<br />

f<br />

50<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,97<br />

Δf ∞<br />

P-Regler<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 sec 900<br />

t<br />

Bild 3.15: Frequenzverlauf bei Teilnahme e<strong>in</strong>er 2MW-WA (SGU) an der Primär- und<br />

Sekundärregelung<br />

Δf<br />

+<br />

- fist f n<br />

Δfn PI- Δf fn + Regler +<br />

fist -<br />

Netz<br />

Messung an der<br />

Netzleitstelle<br />

63<br />

(Frequenz &<br />

Leistungsaustausch)


64<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

3.3 Teilnahme e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>dparks an der Primär- und Sekundärregelung<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks ans Netz angeschlossen. Daher ist es<br />

notwendig <strong>zu</strong> untersuchen, ob die W<strong>in</strong>dparks ähnliches Verhalten wie die konventionellen<br />

Kraftwerke aufweisen und die technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an der<br />

Primär- und Sekundärregelung erfüllen können bzw. das Präqualifikationsverfahren<br />

bestehen können. E<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark besteht aus μWA <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>. Dieser W<strong>in</strong>dpark<br />

hat e<strong>in</strong> erfolgreiches Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung der Primär- und<br />

Sekundärregelleistung auf dem Regelleistungsmarkt angeboten (Siehe Kapital 2.3.1).<br />

Alle <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> diesem W<strong>in</strong>dpark nehmen an der Primärregelung teil<br />

PR PR+SR<br />

(μWA = μWA). Darunter nehmen μWA <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> auch an der Sekundärregelung<br />

teil, d.h. diese <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nehmen sowohl an der Primärregelung als<br />

auch an der Sekundärregelung teil.<br />

Mit dieser Annahme und wenn das Gleichgewicht gestört wird (∆f ≠ 0), müssen alle<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> des W<strong>in</strong>dparks an der Primärregelung teilnehmen und ihre<br />

abgegebenen Leistungen ändern. In diesem Fall gilt:<br />

PR<br />

PR<br />

μWA PR<br />

PR<br />

μWA<br />

WP WAi WAi<br />

i= 1 i= 1<br />

∑ ∑ (3.18)<br />

ΔP = ΔP = −( k ) ⋅Δf∞<br />

Δf<br />

∞<br />

=−<br />

PR<br />

μWA<br />

∑<br />

i= 1<br />

ΔP<br />

L<br />

k + k + k<br />

WAi K L<br />

(3.19)<br />

Um die stationäre Frequenzabweichung <strong>in</strong> Gleichung (3.19) aus<strong>zu</strong>gleichen und die<br />

Frequenz auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>setzen, muss die Sekundärregelleistung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong>. Um <strong>zu</strong> untersuchen, ob die W<strong>in</strong>dparks dieses Verhalten aufweisen<br />

können und ihre abgegebene Leistung <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primär- und Sekundärregelung<br />

<strong>in</strong>nerhalb der <strong>zu</strong>lässigen Zeiten ändern können, wer<strong>den</strong> die Modelle <strong>in</strong> Bildern<br />

2.11, 3.7 und 2.12, 3.12 auf zwei W<strong>in</strong>dparks erweitert. Der erste W<strong>in</strong>dpark wird mit<br />

Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren und der zweite mit Synchrongeneratoren<br />

und Vollumrichtern ausgeführt.


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Beispiel 1: e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark mit Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren<br />

E<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark, der drei <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> hat, wird simuliert. Alle drei W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergie-<br />

PR<br />

anlagen nehmen an der Primärregelung teil, d.h. μWA = 3. Nur e<strong>in</strong>e <strong>von</strong> ihnen nimmt<br />

PR+SR<br />

sowohl an der Primärregelung, als auch an der Sekundärregelung teil, d.h. μWA = 1.<br />

Für diese Simulation s<strong>in</strong>d die Daten <strong>in</strong> der Tabelle 3.4 benutzt.<br />

P L ∆P L P WP,n P WP k L = k K k WA<br />

5,7 MW 0,1 MW 6 MW 5,7 MW 0 MW/Hz 1 MW/Hz<br />

Tabelle 3.4:Daten des getesteten System<br />

rT, λ, λn, J, ρ, TR haben die gleichen Werte, wie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Tabellen 3.2 und 3.3. Die<br />

Nennleistung jeder WA beträgt 2 MW. Bei Nennw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit und um positive<br />

Regelleistung bereit<strong>zu</strong>stellen wird jede W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage bis auf 1,9 MW gedrosselt.<br />

Für jede Anlage gilt: βRL = 0,6 o . Nach der Störung des Gleichgewichtes wirkt <strong>zu</strong>erst die<br />

Primärregelung. Die drei <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> übernehmen die Primärregelung. Die<br />

Änderung der abgegebenen Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage, die nur an der Primärregelung<br />

teilnimmt, ist im Bild 3.16a <strong>zu</strong> sehen. Jede Anlage hat ihre abgegebene<br />

Leistung und somit der ganze W<strong>in</strong>dpark <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> etwa 15 sec ändern können und<br />

bleibt für 900 sec erhalten (so lange der W<strong>in</strong>d weht). Nach dem E<strong>in</strong>satz der Primärregelung<br />

ergibt sich e<strong>in</strong>e stationäre Frequenzabweichung (Δf∞) (Bild 3.16b). Um diese<br />

stationäre Frequenzabweichung aus<strong>zu</strong>regeln, wird die Sekundärregelung aktiviert. Wie<br />

geplant wird nur e<strong>in</strong>e WA die Sekundärregelung übernehmen (Bild 3.16c) (diese<br />

Anlage hat auch Primärregelleistung geliefert). Im Bild 3.16c ist <strong>zu</strong> sehen, dass die<br />

Sekundärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb der geforderten 900 sec aktiviert wird. Nach der<br />

Aktivierung der Sekundärregelung wird die Änderung der abgegebenen Leistung der<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, die nur an der Primärregelung teilnehmen, wieder auf null<br />

gestellt, d.h. die Sekundärregelung hat die Primärregelung abgelöst (Bild 3.16a). Nach<br />

der Aktivierung der Sekundärregelung wird die Frequenz auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rückgesetzt<br />

(Bild 3.16d). Somit hat dieser W<strong>in</strong>dpark die technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r<br />

Teilnahme an der Primär- und Sekundärregelung erfüllt und das Präqualifikationsverfahren<br />

bestan<strong>den</strong>.<br />

Bei negativem Lastsprung weist der W<strong>in</strong>dpark ähnliches Verhalten auf und speist<br />

weniger Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>.<br />

65


PR<br />

ΔPWA<br />

66<br />

0,04<br />

MW<br />

0,02<br />

0,01<br />

PR+SR<br />

ΔPWA<br />

0<br />

0,12<br />

MW<br />

0,08<br />

0,04<br />

0<br />

0 300 600 sec<br />

t<br />

0<br />

900<br />

Bild 3.16a Bild 3.16b<br />

300 600 sec<br />

900<br />

t<br />

f<br />

f<br />

Bild 3.16c Bild 3.16d<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.16a-d: Test möglicher Teilnahme e<strong>in</strong>es mit DAG ausgeführten W<strong>in</strong>dparks an<br />

Primär- und Sekundärregelung<br />

Beispiel 2: e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark mit Synchrongeneratoren und Vollumrichter<br />

Auf die gleichen Ergebnisse kommt man, wenn die drei <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> des<br />

W<strong>in</strong>dparks nur mit SGU statt DAG ausgeführt s<strong>in</strong>d. Die Änderung der abgegebenen<br />

Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage, die nur an der Primärregelung teilnimmt, wird im<br />

Bild 3.17a dargestellt. Die Anlage schafft es, die Primärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong><br />

etwa 15 sec ab<strong>zu</strong>geben und für 900 sec erhalten <strong>zu</strong> bleiben. Bild 3.17b zeigt der<br />

Frequenzverlauf nach der Aktivierung der Primärregelung. Bild 3.17c zeigt die Änderung<br />

der abgegebenen Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage, die an der Primärregelung<br />

teilnimmt und die Sekundärregelung danach alle<strong>in</strong>e übernimmt. Diese Anlage hat es<br />

geschafft, ihre Primärregelleistung <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 15 sec und ihre Sekundärregelleistung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 900 sec ab<strong>zu</strong>geben. Dadurch hat die Sekundärregelung die<br />

Primärregelung ablösen können. Nach der Aktivierung der Sekundärregelung konnte<br />

die Frequenz auf ihren Nennwert <strong>zu</strong>rückgesetzt wer<strong>den</strong> (Bild 3.17d) und somit kann<br />

dieser W<strong>in</strong>dpark an der Primär- und Sekundärregelung teilnehmen und das Präqualifikationsverfahren<br />

bestehen.<br />

50<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,97<br />

49,96<br />

50<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,97<br />

49,96<br />

Δf ∞<br />

Δf ∞<br />

0 10 20 30 sec<br />

t<br />

50<br />

0 300 600 sec 900<br />

t


PR<br />

ΔPWA<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bei negativem Lastsprung wird der W<strong>in</strong>dpark ähnliches Verhalten aufweisen und<br />

weniger Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen<br />

PR+SR<br />

ΔPWA<br />

0,04<br />

MW<br />

0,02<br />

0,01<br />

0<br />

0,12<br />

MW<br />

0,08<br />

0,04<br />

0<br />

0<br />

t<br />

f<br />

300 600 s 900<br />

0 10<br />

t<br />

20 30 s 50<br />

Bild 3.17a Bild 3.17b<br />

f<br />

0<br />

t<br />

300 600 s 900<br />

0<br />

t<br />

300 600 s 900<br />

Bild 3.17c Bild 3.17d<br />

Bild 3.17a-d: Test möglicher Teilnahme e<strong>in</strong>es mit SGU ausgeführten W<strong>in</strong>dparks an<br />

Primär- und Sekundärregelung<br />

3.4 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der M<strong>in</strong>utenreserve<br />

Die Änderung der abgegebenen Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage <strong>zu</strong>r Teilnahme an<br />

der M<strong>in</strong>utenreserve erfolgt manuell. Bild 3.18 zeigt verschie<strong>den</strong>e Leistungskennl<strong>in</strong>ien<br />

e<strong>in</strong>er WA für verschie<strong>den</strong>e β. Die WA wird <strong>zu</strong>erst mit β 1 betrieben (die rote L<strong>in</strong>ie). Zur<br />

Bereitstellung der positiven M<strong>in</strong>utenreserveleistung kann diese WA durch β-Umstellung<br />

z.B. mit β2 betrieben wer<strong>den</strong> (grüne L<strong>in</strong>ie). Somit wird die Anlage gedrosselt. Zur<br />

Lieferung der positiven M<strong>in</strong>utenreserveleistung wird die Anlage z.B. wieder mit β1<br />

betrieben. Zur Bereitstellung der negativen M<strong>in</strong>utenreserveleistung kann die Anlage<br />

mit β1 betrieben wer<strong>den</strong>. Nur <strong>zu</strong>r Lieferung der negativen M<strong>in</strong>utenreserveleistung wird<br />

die Anlage gedrosselt und z.B. mit β2. oder β3 betrieben. Im Gegensatz <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em<br />

50<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,97<br />

49,96<br />

50<br />

Hz<br />

49,98<br />

49,97<br />

49,96<br />

Δf ∞<br />

Δf ∞<br />

67


68<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

konventionellen Kraftwerk kann e<strong>in</strong>e WA nicht nur bis auf 40 % ihrer Nennleistung<br />

sondern bis sehr niedrigere Werte gedrosselt wer<strong>den</strong>. Dadurch kann e<strong>in</strong>e WA beliebige<br />

Regelleistung bereitstellen. Die Zeit, <strong>zu</strong> der e<strong>in</strong>e WA ihre abgegebene Leistung ändern<br />

muss, um positive oder negative M<strong>in</strong>utenreserveleistung <strong>zu</strong> liefern, kann natürlich<br />

manuell e<strong>in</strong>gestellt wer<strong>den</strong>, so dass die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Zeit z.B. 900 sec oder weniger ihre M<strong>in</strong>utenreserveleistung liefert.<br />

Alle WA müssen über Signalleitungen mit e<strong>in</strong>em Steuerraum des W<strong>in</strong>dparks verbun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>. Der Befehl <strong>zu</strong>r Änderung der abgegebenen Leistung der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>,<br />

um die M<strong>in</strong>utenreserveleistung <strong>zu</strong> liefern, erfolgt manuell. Als Ergebnis zeigen<br />

diese Untersuchungen, dass über die β-Umstellung sich die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Bereitstellung beliebiger positiver bzw. negativer M<strong>in</strong>utenreserveleistung beteiligen<br />

können.<br />

PWA<br />

P WA,n<br />

MW<br />

P WA,m<strong>in</strong><br />

0<br />

±<br />

2<br />

±<br />

v W,an<br />

10<br />

β 4<br />

± 1,5MW<br />

15<br />

m/sec<br />

Bild 3.18: Bereitstellung der M<strong>in</strong>utenreserve durch e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

3.5 Mögliche angebotene Regelleistung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

Die Primär- und Sekundärregelleistung wer<strong>den</strong> momentan für e<strong>in</strong>en Monat ausgeschrieben.<br />

Da die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit für e<strong>in</strong>en Monat nicht prognostizierbar ist,<br />

kann der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber bis jetzt ke<strong>in</strong> Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der<br />

Primär- und Sekundärregelung machen. Daher wird <strong>in</strong> dieser Arbeit angenommen,<br />

dass die Ausschreibung der Primär- und Sekundärregelleistung für e<strong>in</strong>en Tag erfolgt,<br />

wie bei der M<strong>in</strong>utenreserveleistung. Die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit ist an e<strong>in</strong>em Tag nicht<br />

ν w<br />

β 3<br />

β 2<br />

β 1<br />

v W,n


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

konstant. Um fest<strong>zu</strong>legen, wie viel positive bzw. negative Primär- und Sekundärregelleistung<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an e<strong>in</strong>em betrachteten Tag bereitstellen können,<br />

muss <strong>zu</strong>erst die W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ie prognostiziert wer<strong>den</strong> (z.B. Bild 3.19). Danach müssen<br />

die darauf folgen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>gespeisten Leistungen aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> für diese<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten berechnet wer<strong>den</strong> (Bild 3.20). Die m<strong>in</strong>imale e<strong>in</strong>gespeiste<br />

Tag<br />

Leistung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an dem betrachteten Tag (PWA,m<strong>in</strong>) m<strong>in</strong>us der<br />

M<strong>in</strong>destleistungsabgabe aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> (PWA,m<strong>in</strong>) (die M<strong>in</strong>destleistungsabgabe<br />

ist die Leistung, <strong>zu</strong> der die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> gedrosselt wer<strong>den</strong> können) kann als<br />

positive bzw. negative Regelleistung betrachtet wer<strong>den</strong>. Taucht bei dem betrachteten<br />

Tag<br />

Tag W<strong>in</strong>dstille für e<strong>in</strong>en oder mehrere Zeit<strong>in</strong>tervalle PWA,m<strong>in</strong> = 0 auf, dürfen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der Primär- und Sekundärregelleistung nicht<br />

mehr teilnehmen, weil die Regelleistung für die ganze Ausschreibungsdauer (für e<strong>in</strong>en<br />

Tag) verfügbar se<strong>in</strong> muss.<br />

Die gleiche Annahme gilt <strong>zu</strong>r Festlegung der M<strong>in</strong>utenreserveleistung, die die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

bereitstellen können. Da die M<strong>in</strong>utenreserve für e<strong>in</strong>en Tag mit Vier-<br />

Stun<strong>den</strong>raster ausgeschrieben wird, kann der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber schon e<strong>in</strong><br />

Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung der M<strong>in</strong>utenreserveleistung machen,<br />

wenn es für m<strong>in</strong>destens vier Stun<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dstille gibt.<br />

v W<br />

v W,n<br />

m/sec<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Bild 3.19: Beispiel-W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ie für e<strong>in</strong>en Tag im Stun<strong>den</strong>rater<br />

69


70<br />

PWA<br />

P WA,n<br />

MW<br />

Tag<br />

PWA,m<strong>in</strong><br />

P WA,m<strong>in</strong><br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

Bild 3.20: Festlegung der durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> möglichen bereitgestellten<br />

Primär- und Sekundärregelleistung<br />

3.6 Fazit<br />

00:00 12:00<br />

Zeit<br />

Die bei<strong>den</strong> Typen <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> mit Doppeltgespeisten<br />

Asynchrongeneratoren oder mit Synchrongeneratoren und Vollumrichtern,<br />

können <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelnen und <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks die technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an<br />

der Primär-, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve erfüllen und das Präqualifikationsverfahren<br />

bestehen. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> zeigen ähnliches Verhalten wie die<br />

konventionellen Kraftwerken. Daher können sie e<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Frequenzhaltung leisten. Somit ist der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong><br />

Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primär-, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve <strong>zu</strong><br />

machen. Außerdem dürfen auch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsangebot<br />

bil<strong>den</strong>, um die m<strong>in</strong>dest vorhaltende Leistung <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Primärregelung<br />

(±5 MW), Sekundärregelung (±10 MW) und M<strong>in</strong>utenreserve (±15 MW) <strong>zu</strong><br />

erreichen. Welche wirtschaftlichen Vorteile die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung br<strong>in</strong>gen kann, ist noch im weiteren Verlauf<br />

dieser Arbeit <strong>zu</strong> diskutieren.<br />

h<br />

24:00<br />

RL<br />

PWA


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

4 Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

In dem neu entwickelten Konzept <strong>zu</strong>r Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> wird nicht nur die Frequenzhaltung sondern<br />

auch die Spannungshaltung betrachtet. Zu diesem Zweck wird im nächsten Schritt<br />

untersucht, <strong>in</strong> wie weit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> fähig s<strong>in</strong>d, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern, um<br />

die Spannungshaltung <strong>zu</strong> unterstützen.<br />

4.1 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Doppelt-gespeistem Asynchrongenerator<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en benötigt e<strong>in</strong> Asynchrongenerator <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>m Aufbau<br />

se<strong>in</strong>es magnetischen Drehfeldes. Diese Bl<strong>in</strong>dleistung kann dem Netz oder passen<strong>den</strong><br />

Kompensationselementen (Kon<strong>den</strong>satorbatterien) entnommen wer<strong>den</strong> [58, 59]. Bild<br />

4.1 zeigt das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Asynchrongenerators.<br />

'<br />

R l /κ<br />

'<br />

Xl,σ<br />

Xh<br />

Bild 4.1: E<strong>in</strong>phasiges Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Asynchrongenerators<br />

Mit Xs = Xs,σ+ Xh<br />

(4.1)<br />

'<br />

Xl '<br />

= Xl,σ+ Xh<br />

(4.2)<br />

Die an <strong>den</strong> Klemmen des Ersatzschaltbildes gemessenen Größen Wirkwiderstand (RAG) und Reaktanz (XAG) lassen sich mit folgen<strong>den</strong> Gleichungen berechnen:<br />

R X<br />

' 2<br />

AG = s + l h ⋅ ' 2 '2<br />

κ (R l / κ) + Xl<br />

R R<br />

Rs<br />

X<br />

X X X<br />

(R / κ) X<br />

AG = s −<br />

'<br />

l ⋅ '<br />

l<br />

2<br />

h<br />

2<br />

+<br />

'2<br />

l<br />

Xs,σ<br />

(4.3)<br />

(4.4)<br />

2 2<br />

ZAG = RAG + XAG<br />

(4.5)<br />

Uk<br />

71


72<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Die <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeiste Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistung kann folgendermaßen berechnet<br />

wer<strong>den</strong>:<br />

PG 2 2<br />

= Uk⋅ R AG /ZAG<br />

(4.6)<br />

QG 2 2<br />

= Uk⋅ X AG /ZAG<br />

(4.7)<br />

Bei e<strong>in</strong>em DAG ist der Läufer des Asynchrongenerators über Umrichter ans Netz<br />

angeschlossen. Für <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wer<strong>den</strong> diese Umrichter (UR) mit Spannungszwischenkreis<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Als Bauelemente wer<strong>den</strong> meist isolierte Bipolartransistoren<br />

(IGBT) als selbstgeführte Umrichter benutzt. Bei Übersynchronbetrieb arbeitet der<br />

läuferseitige Umrichter im Gleichrichterbetrieb (GR) und der netzseitige Umrichter im<br />

Wechselrichterbetrieb (WR). Bei Untersynchronbetrieb ist e<strong>in</strong> umgekehrter Leistungsfluss<br />

möglich und die Umrichter wechseln ihre Betriebsarten. In <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Fällen<br />

ermöglicht die gesteuerte Taktung des Wechselrichters die Steuerung der Phasenverschiebung<br />

zwischen dem gelieferten Strom und der Ausgangsspannung des Wechselrichters<br />

[60 - 62]. Dadurch kann die aus dem Wechselrichter entnommene Bl<strong>in</strong>d- und<br />

Wirkleistung unabhängig <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander gesteuert wer<strong>den</strong>. Der Filter e<strong>in</strong>es Umrichters<br />

besteht aus Kapazitäten und Induktivitäten. Der Filter wird momentan benutzt, um die<br />

unerwünschten Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong> unterdrücken und nicht um bestimmte bzw.<br />

gewünschte Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern. Die Kapazitäten und Induktivitäten des Filters<br />

können aber als Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente wirken, wenn sie auch gesteuert<br />

wer<strong>den</strong> und die gewünschte Bl<strong>in</strong>dleistung im Rahmen ihrer Möglichkeiten liefern.<br />

Somit erfolgt e<strong>in</strong>e <strong>zu</strong>sätzliche Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus dem Filter [63]. Auf Grund<br />

der möglichen Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus dem Umrichter und Filter kann die Gleichung<br />

(4.7) bei e<strong>in</strong>em DAG so modifiziert wer<strong>den</strong>:<br />

2 2<br />

QG = Uk ⋅ X AG /ZAG + QUR + QF<br />

(4.8)<br />

Induktive Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung<br />

Bild 4.2 zeigt mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Untersynchronbetrieb.<br />

Der läuferseitige Umrichter wird im Wechselrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt und liefert<br />

<strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung. E<strong>in</strong> Teil dieser <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung deckt <strong>den</strong> eigenen<br />

Bedarf des DAG an <strong>in</strong>duktiver Bl<strong>in</strong>dleistung und der Rest wird <strong>in</strong>s Netz über <strong>den</strong><br />

Ständer e<strong>in</strong>gespeist. Zusätzliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung kann aus dem Filter geliefert<br />

wer<strong>den</strong>.


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Asynchrongenerator<br />

Bild 4.2: Mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Untersynchronbetrieb<br />

Bild 4.3 zeigt mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Übersynchronbetrieb.<br />

Hier wird der netzseitige Umrichter im Wechselrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt. Bei<br />

<strong>in</strong>duktiver Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus dem Wechselrichter und Filter muss die thermische<br />

Grenze des Umrichtertransformators (Bild 2.11) berücksichtigt wer<strong>den</strong> und darf<br />

nicht überschritten wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong> Teil der gelieferten <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung deckt auch<br />

<strong>den</strong> eigenen Bedarf des DAG an <strong>in</strong>duktiver Bl<strong>in</strong>dleistung und der Rest wird <strong>in</strong>s Netz<br />

e<strong>in</strong>gespeist.<br />

Asynchrongenerator<br />

Bild 4.3: Mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Übersynchronbetrieb<br />

Kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung<br />

WR GR<br />

AC DC<br />

AC<br />

DC<br />

DC<br />

AC<br />

Umrichter<br />

GR WR<br />

AC DC<br />

A<br />

DC<br />

D<br />

AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Filter<br />

Bild 4.4 zeigt mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Untersynchronbetrieb.<br />

Der läuferseitige Umrichter wird im Wechselrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt und liefert<br />

kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung. Um se<strong>in</strong>en eigenen Bedarf <strong>zu</strong> decken, wird der DAG <strong>in</strong>duktive<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Netz beziehen bzw. kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz liefern.<br />

Zusätzliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung kann aus dem Filter geliefert wer<strong>den</strong>.<br />

Netz<br />

Netz<br />

73


74<br />

WR GR<br />

AC DC<br />

A<br />

DC<br />

D<br />

AC<br />

Umrichter Filter<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Asynchrongenerator<br />

Bild 4.4: Mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Untersynchronbetrieb<br />

Bild 4.5 zeigt mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Übersynchronbetrieb.<br />

Der netzseitige Umrichter wird im Wechselrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt. Bei kapazitiver<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus dem Wechselrichter und Filter darf die thermische<br />

Grenze des Umrichtertransformators (Bild 2.11) nicht überschritten wer<strong>den</strong>. Hier wird<br />

auch der DAG <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Netz beziehen bzw. kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

liefern, um se<strong>in</strong>en eignen Bedarf an der <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> decken.<br />

Asynchrongenerator<br />

GR WR<br />

AC DC<br />

A<br />

DC<br />

D<br />

AC<br />

Umrichter Filter<br />

Bild 4.5: Mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Übersynchronbetrieb<br />

Bild 4.6 zeigt die PQ-Kurve e<strong>in</strong>es DAG im Allgeme<strong>in</strong>en. Dieser Typ <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

kann Bl<strong>in</strong>dleistung liefern und die Spannungshaltung unterstützen. Der Pfeil <strong>von</strong><br />

QG/QG,n zeigt die positive Richtung der gelieferten <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung.<br />

Netz<br />

Netz


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Beispiel<br />

Bild 4.6: PQ-Kurve e<strong>in</strong>es DAG<br />

E<strong>in</strong>e 2 MW-WA (DAG) mit <strong>den</strong> Daten <strong>in</strong> der Tabelle 4.1 wird simuliert:<br />

R s<br />

PG/PG,n<br />

100<br />

%<br />

0<br />

-2,1 -100 -1,05<br />

QG/QG,n '<br />

R X<br />

l<br />

s,σ<br />

kapazitiv <strong>in</strong>duktiv<br />

0 0<br />

1,05 %<br />

'<br />

X l,σ<br />

h X k U<br />

0,001164 Ω 0,004505 Ω 0,017 Ω 0,019164 Ω 0,940964 Ω 0,398 kV<br />

Tabelle 4.1: Daten e<strong>in</strong>es 2 MW-DAG<br />

100<br />

2,1<br />

Die Leistung der ausgelegten Umrichter ist 30 % der Nennwirkleistung der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage.<br />

Die PQ-Kurve dieses DAG ist im Bild 4.7 <strong>zu</strong> sehen. Dieser Generator kann<br />

<strong>in</strong>duktive sowie auch kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung liefern. Die gelieferte <strong>in</strong>duktive bzw.<br />

kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung ist auf Grund der thermischen Grenze des Wechselrichters,<br />

Filters, Generators und Umrichtertransformators begrenzt. Daher ist die PQ-Kurve im<br />

Bild 4.7 ke<strong>in</strong> Halbkreis, wie im Bild 4.6. Außerdem ist der ausgeführte Generator e<strong>in</strong><br />

Asynchrongenerator. Dieser Generator nimmt e<strong>in</strong>en Teil <strong>von</strong> der gelieferten <strong>in</strong>duktiven<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Wechselrichter und Filter <strong>zu</strong>r Deckung se<strong>in</strong>es eigenen Bedarfs<br />

an <strong>in</strong>duktiver Bl<strong>in</strong>dleistung. Daher kann dieser Generator weniger <strong>in</strong>duktive als<br />

kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz liefern.<br />

75


76<br />

PG<br />

2<br />

MW<br />

1<br />

0<br />

-2 -1<br />

Bild 4.7: PQ-Kurve e<strong>in</strong>er 2 MW-WA (DAG)<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

4.2 E<strong>in</strong>e W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage mit Synchrongenerator und Vollumrichter<br />

Bild 4.8 zeigt das Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Synchrongenerators. Wobei die Synchronreaktanz<br />

(XS) die Summe der Ständer- und Magnetisierungsreaktanz ist. Generell kann e<strong>in</strong><br />

Synchrongenerator Wirk- und Bl<strong>in</strong>dleistung liefern. Zur Vere<strong>in</strong>fachung wird hier der<br />

Ständerwirkwiderstand vernachlässigt. Daher kann man schreiben:<br />

P G = (Uk ⋅Ue ⋅ s<strong>in</strong>θ)/XS<br />

(4.9)<br />

Q G<br />

2<br />

= (Uk ⋅Ue ⋅cosθ− U)/X e S<br />

(4.10)<br />

~<br />

kapazitiv<br />

Ue<br />

Q G<br />

Rs<br />

0<br />

<strong>in</strong>duktiv<br />

Bild 4.8: E<strong>in</strong>phasiges Ersatzschaltbild e<strong>in</strong>es Synchrongenerators<br />

Bei e<strong>in</strong>em SGU kann die erzeugte Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Synchrongenerator nicht <strong>in</strong>s<br />

Netz weitergegeben wer<strong>den</strong>. Der Grund dafür ist, dass der Synchrongenerator vom<br />

Netz durch <strong>den</strong> Umrichter isoliert ist. Auch als Bauelemente für <strong>den</strong> Umrichter dieses<br />

XS<br />

1<br />

Uk<br />

MVar<br />

2


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Typs <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wer<strong>den</strong> meist selbstgeführte IGBT benutzt. Der<br />

ständerseitige Umrichter wird im Gleichrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt, der netzseitige<br />

Umrichter wird aber im Wechselrichterbetrieb e<strong>in</strong>gesetzt. Auch hier ermöglicht die<br />

gesteuerte Taktung des Wechselrichters die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus dem Umrichter.<br />

Zusätzliche Bl<strong>in</strong>dleistung kann aus dem Filter e<strong>in</strong>gespeist wer<strong>den</strong>. In diesem Falle<br />

gilt:<br />

QG = QUR + QF<br />

(4.11)<br />

Somit kann e<strong>in</strong> SGU <strong>in</strong>duktive sowie kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen.<br />

Bilder 4.9 und 4.10 zeigen mögliche Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es SGU. Die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung<br />

aus dem Umrichter und Filter darf nicht <strong>zu</strong>r Überschreitung der<br />

thermischen Grenzen des WA-Transformators (Bild 2.12) führen. Im Allgeme<strong>in</strong>en sieht<br />

die PQ-Kurve e<strong>in</strong>es SGU wie im Bild 4.6 aus.<br />

Synchrongenerator<br />

GR WR<br />

AC<br />

AC<br />

DC<br />

DC<br />

DC<br />

AC<br />

Netz<br />

Netz<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Bild 4.9: Mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es SGU<br />

Synchrongenerator<br />

GR WR<br />

AC<br />

AC<br />

DC<br />

DC<br />

DC<br />

AC<br />

Netz<br />

Netz<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Bild 4.10: Mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es SGU<br />

77


78<br />

Beispiel<br />

E<strong>in</strong>e 2 MW-WA (SGU) mit <strong>den</strong> Daten <strong>in</strong> der Tabelle 4.2 wird simuliert:<br />

Rs XS Uk<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

0 Ω 0,08 Ω 0,398 kV<br />

Tabelle 4.2: Daten e<strong>in</strong>es 2 MW-SGU<br />

PQ-Kurve dieses Generators ist im Bild 4.11 <strong>zu</strong> sehen. Die Simulationsergebnisse<br />

zeigen, dass dieser Typ <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> fähig ist, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern. Im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m DAG im Bild 4.7 kann e<strong>in</strong> SGU mehr Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen,<br />

weil der Synchrongenerator ke<strong>in</strong>en Bedarf an <strong>in</strong>duktiver Bl<strong>in</strong>dleistung aufweist und die<br />

Leistung der ausgelegten Umrichter bei SGU 100 % der Nennleistung der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

beträgt, also höher als bei e<strong>in</strong>em DAG (30 % der Nennleistung der W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

im dargestellten Fall).<br />

espeistem Asynchrongenerator.<br />

P<br />

(MW)<br />

2,1 2<br />

PG<br />

MW<br />

1,5<br />

1<br />

0,3<br />

0<br />

kapazitiv<br />

<strong>in</strong>duktiv<br />

Q ( MVar )<br />

-2<br />

- 2,1<br />

-1<br />

-<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1,05<br />

MVar 2<br />

2,1<br />

QG<br />

Bild 4.11: PQ-Kurve e<strong>in</strong>er 2 MW-WA (SGU)<br />

4.3 Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im Stillstand<br />

Die Steuerung des Umrichters <strong>in</strong> DAG oder SGU ermöglicht die Steuerung der durch<br />

die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage <strong>in</strong>s Netz gelieferten Bl<strong>in</strong>d- und Wirkleistung unabhängig<br />

<strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander. Somit können die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> beliebigen Arbeitspunkten<br />

<strong>in</strong>nerhalb ihrer PQ-Kurven betrieben wer<strong>den</strong>. Im Stillstand bleiben die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

elektrisch mit dem Netz verbun<strong>den</strong>. Unter Berücksichtigung, dass die ausgeführten<br />

Umrichter <strong>den</strong> Leistungsfluss <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> Richtungen ermöglichen und der Filter


Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung liefern kann, s<strong>in</strong>d die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> der Lage, auch im Betriebspunkt<br />

PWA=0, also im Stillstand, Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern.<br />

Induktive Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung<br />

Bilder 4.12 und 4.13 zeigen mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse für e<strong>in</strong>en DAG und<br />

e<strong>in</strong>en SGU. In <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Typen liefert der Filter <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz. Der<br />

netzseitige Umrichter wird so gesteuert, dass er <strong>den</strong> Strom nicht durchlässt, damit die<br />

aus dem Filter gelieferte <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung nicht <strong>von</strong> <strong>den</strong> Generatorwicklungen<br />

verbraucht wird. Da die Filterleistung bei e<strong>in</strong>em SGU höher als bei e<strong>in</strong>em DAG ist,<br />

kann e<strong>in</strong> SGU im Stillstand mehr <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen.<br />

Asynchrongenerator<br />

Bild 4.12: Mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Stillstand<br />

Synchrongenerator<br />

Bild 4.13: Mögliche <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es SGU im Stillstand<br />

Kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung<br />

AC DC<br />

A D<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

AC<br />

A<br />

DC<br />

D<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Da die Ständerwicklungen e<strong>in</strong>es DAG direkt ans Netz angeschlossen s<strong>in</strong>d, können sie<br />

natürlich <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung vom Netz beziehen bzw. kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s<br />

Netz e<strong>in</strong>speisen (Bild 4.14). Bei e<strong>in</strong>em SGU und auch e<strong>in</strong>em DAG kann kapazitive<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Filter und Umrichters geliefert wer<strong>den</strong>. In diesem Fall wird der<br />

Umrichter so gesteuert, dass er <strong>den</strong> Strom durchlässt. Somit wer<strong>den</strong> die Läuferwicklungen<br />

e<strong>in</strong>es DAG und die Ständerwicklungen e<strong>in</strong>es SGU <strong>in</strong>duktive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>von</strong><br />

Netz beziehen bzw. kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen (Bilder 4.14 und<br />

4.15).<br />

Netz<br />

Filter<br />

Netz<br />

79


80<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

Bild 4.14: Mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es DAG im Stillstand<br />

Bild 4.15: Mögliche kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse e<strong>in</strong>es SGU im Stillstand<br />

4.4 Fazit<br />

Asynchrongenerator<br />

Synchrongenerator<br />

AC DC<br />

A D<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

AC<br />

A<br />

DC<br />

D<br />

DC AC<br />

Umrichter<br />

Filter<br />

Filter<br />

Die mit DAG oder SGU ausgeführten <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> können Bl<strong>in</strong>dleistung liefern.<br />

Somit können beide Typen <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong>r Spannungshaltung<br />

leisten und an der Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung teilnehmen, wobei die<br />

abgegebene Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> Steuergrößen gezählt<br />

wird. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> können auch im Stillstand Bl<strong>in</strong>dleistung liefern, falls die<br />

Umrichter ans Netz angeschlossen bleiben. Welche wirtschaftlichen Vorteile die<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> br<strong>in</strong>gen kann, ist noch im Rahmen des<br />

neu entwickelten Konzepts <strong>zu</strong> diskutieren.<br />

Netz<br />

Netz


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

5 Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> Systemdienstleistun-<br />

gen<br />

Wie bereits im Kapital 2.5 erläutert wurde, bekommt der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

(WAB) die EEG-Vergütung für die e<strong>in</strong>gespeiste Energie. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

nehmen an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenz- und Spannungshaltung nur teil, wenn<br />

diese Teilnahme dem WAB mehr E<strong>in</strong>nahmen als die nach der EEG-Vergütung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

Wobei durch die Bereitstellung der positiven Regelleistung bzw. Lieferung der<br />

negativen Regelleistung der WAB die EEG-Vergütung für die nicht <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeiste<br />

Energie verliert.<br />

Der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) bekommt <strong>Systemdienstleistungen</strong> (für die<br />

Frequenz- und Spannungshaltung) <strong>von</strong> <strong>den</strong> Kraftwerken bereitgestellt. Für die<br />

Bereitstellung und Lieferung dieser <strong>Systemdienstleistungen</strong> bekommen die Kraftwerksbetreiber<br />

Vergütungen vom ÜNB. Die dadurch entstehen<strong>den</strong> Kosten stellt der<br />

ÜNB <strong>den</strong> Endverbrauchern <strong>in</strong> Rechnung, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong> Teil des Netznut<strong>zu</strong>ngspreises<br />

s<strong>in</strong>d (siehe Kapital 2.1.3). Daher muss der ÜNB diese <strong>Systemdienstleistungen</strong> wirtschaftlich<br />

beschaffen [7]. Nach dem neuen Konzept darf die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> dem ÜNB ke<strong>in</strong>e <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

Kosten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Aus <strong>den</strong> oben genannten Grün<strong>den</strong> wird als nächster Schritt <strong>in</strong> dem neuen Konzept die<br />

Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

aus Sicht des WAB und ÜNB ökonomisch bewertet.<br />

5.1 Ökonomische Bewertung aus Sicht des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

Die E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach dem EEG und ohne Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> wer<strong>den</strong> als Referenzfall betrachtet. Dann wer<strong>den</strong> die E<strong>in</strong>nahmen<br />

des WAB unter Berücksichtigung <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

mit dem Referenzfall verglichen.<br />

81


82<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

5.1.1 Frequenzhaltung<br />

Zur Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung muss der WAB dem ÜNB<br />

<strong>zu</strong>erst e<strong>in</strong> Angebot auf dem Regelleistungsmarkt (siehe Kapital 2.3.1) machen. Dieses<br />

Angebot enthält, wie bei konventionellen Kraftwerken, <strong>den</strong> Leistungspreis <strong>zu</strong>r Teilnahme<br />

an der Primärregelung und die Leistungs- und Arbeitspreise <strong>zu</strong>r Teilnahme an<br />

der Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve. Die gleichzeitige Teilnahme an der<br />

Primär-, Sekundärregelung und M<strong>in</strong>utenreserve ist <strong>zu</strong>lässig, wenn der Anbieter die<br />

technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r Teilnahme an jeder Regelungsart erfüllen kann [8]. Dies<br />

ist <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> möglich, wie bereits <strong>in</strong> dieser Arbeit untersucht wurde.<br />

Hier ist die Teilnahme an der Bereitstellung der positiven und der negativen Regelleistung<br />

getrennt <strong>zu</strong> betrachten:<br />

Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

Die Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleistung (Primärregel-,<br />

Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung) bedeutet, dass die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

mehr Leistung bei Bedarf bzw. bei Abruf (e<strong>in</strong> Abruf bedeutet, dass die positive bzw.<br />

negative Regelleistung <strong>zu</strong>m E<strong>in</strong>satz kommt) <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen müssen. Zu diesem<br />

Zweck müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> gedrosselt betrieben wer<strong>den</strong>, wie im Kapital 3<br />

bereits veranschaulicht wurde. Daher wird der WAB durch die Bereitstellung der<br />

positiven Regelleistung die EEG-Vergütung für die nicht <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeiste Energie<br />

verlieren. Durch diese Überlegungen ergibt sich für die E<strong>in</strong>nahmen des WAB die<br />

Gleichung (5.1), wenn die Angebote des WAB auf dem Regelleistungsmarkt <strong>zu</strong>r<br />

Bereitstellung der positiven Primärregel-, Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

angenommen wur<strong>den</strong>. Der Betrachtungszeitraum beträgt hier nur e<strong>in</strong>en Tag, weil<br />

nach dem neuen Konzept die Primär- und Sekundärregelleistung wie bei der M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

für e<strong>in</strong>en Tag aus<strong>zu</strong>schreiben s<strong>in</strong>d (siehe Kapital 3.5).<br />

+<br />

RL<br />

+<br />

PR<br />

+<br />

SR<br />

+<br />

MR<br />

+<br />

RL<br />

Tag Tag Tag Tag Tag,EEG<br />

e = e + e + e − e<br />

(5.1)<br />

Wobei die nach dem EEG verlorene Vergütung bzw. verlorene E<strong>in</strong>nahmen durch<br />

die Bereitstellung der positiven Regelleistung ist. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nehmen an<br />

der Bereitstellung der positiven Regelleistung nur teil, wenn es für WAB rentabel ist,<br />

RL<br />

d.h. wenn e > 0 ist. Außerdem müssen Angebotspreise also Leistungs- und Arbeits-<br />

Tag<br />

preise des WAB wirtschaftlicher als diese <strong>von</strong> konventionellen Kraftwerken se<strong>in</strong>, damit<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Regelleistung ausgewählt<br />

+<br />

RL<br />

e Tag,EEG<br />

+<br />


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

wer<strong>den</strong>. Unterschiedliche Arbeitspreise bei Hoch- und Niedertarif bei Lieferung der<br />

positiven Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveenergie s<strong>in</strong>d <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

Teilnahme an der Bereitstellung der negativen Regelleistung<br />

Zur Bereitstellung der negativen Regelleistung müssen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nicht<br />

gedrosselt betrieben wer<strong>den</strong>. Somit bekommt der WAB die gelieferte Energie nach<br />

dem EEG vergütet. Nur bei Abruf bzw. bei Lieferung der negativen Regelleistung<br />

wer<strong>den</strong> die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> gedrosselt betrieben. Somit verliert der WAB se<strong>in</strong>e<br />

EEG-Vergütung so lange die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> negative Regelleistung liefern. Wenn<br />

die Angebote des WAB <strong>zu</strong>r Bereitstellung der negativen Primärregel-, Sekundärregelund<br />

M<strong>in</strong>utenreserveleistung angenommen wur<strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit<br />

der Gleichung (5.2) <strong>zu</strong> berechnen. Auch hier beträgt der Betrachtungszeitraum nur<br />

e<strong>in</strong>en Tag.<br />

Wobei<br />

RL<br />

Tag,EEG<br />

−<br />

RL<br />

−<br />

PR<br />

−<br />

SR<br />

−<br />

MR<br />

−<br />

RL<br />

Tag Tag Tag Tag Tag,EEG<br />

e = e + e + e − e<br />

(5.2)<br />

e −<br />

− die nach dem EEG verlorene Vergütung bzw. verlorene E<strong>in</strong>nahmen<br />

RL<br />

durch die Lieferung der negativen Regelleistung ist. Auch muss hier eTag> 0 se<strong>in</strong>, damit<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der negativen Regelleistung teilnehmen.<br />

Außerdem müssen auch die Angebotspreise also Leistungs- und Arbeitspreise des WAB<br />

wirtschaftlicher als diese <strong>von</strong> <strong>den</strong> konventionellen Kraftwerken se<strong>in</strong>, damit die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Bereitstellung der negativen Regelleistung gewählt wer<strong>den</strong>.<br />

Unterschiedliche Arbeitspreise bei Hoch- und Niedertarif bei Lieferung der negativen<br />

Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveenergie s<strong>in</strong>d <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

−<br />

Be<strong>zu</strong>g der Berechnungen auf e<strong>in</strong> Jahr<br />

Bis jetzt wer<strong>den</strong> nur e<strong>in</strong>zelne Tage betrachtet. Da die Last- und W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien täglich<br />

unterschiedlich s<strong>in</strong>d und um alle mögliche Fälle <strong>zu</strong> untersuchen, sollte die Berechnungen<br />

für e<strong>in</strong> Jahr durchgeführt wer<strong>den</strong>. Zur Vere<strong>in</strong>fachung wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> dieser Arbeit die<br />

Lastgangl<strong>in</strong>ien an e<strong>in</strong>em Wochentag, Samstag und Sonntag unterschie<strong>den</strong>. Zusätzlich<br />

s<strong>in</strong>d die Lastgangl<strong>in</strong>ien an <strong>den</strong> genannten Tagen für <strong>den</strong> Sommer und W<strong>in</strong>ter <strong>zu</strong><br />

unterschei<strong>den</strong> (z.B. Bild 5.1). Daher ergeben sich <strong>zu</strong>erst sechs Fälle für die Last, die<br />

<strong>zu</strong> untersuchen s<strong>in</strong>d; e<strong>in</strong> Wochentag, Samstag und Sonntag im W<strong>in</strong>ter und e<strong>in</strong><br />

Wochentag, Samstag und Sonntag im Sommer.<br />

83


84<br />

PL/PL,max<br />

100<br />

%<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

0<br />

00:00 12:00<br />

Zeit<br />

+<br />

Wochentag im W<strong>in</strong>ter Wochentag im Sommer<br />

Bild 5.1: Typische Lastgangl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Deutschland an e<strong>in</strong>em Wochentag im W<strong>in</strong>ter und<br />

Sommer<br />

Da der W<strong>in</strong>d nicht konstant ist, wird <strong>in</strong> dieser Arbeit angenommen, dass das Verhältnis<br />

zwischen Stark- und Schwachw<strong>in</strong>dtagen an e<strong>in</strong>em Jahr etwa 1 <strong>zu</strong> 5 beträgt. Daher<br />

wird jeder <strong>von</strong> <strong>den</strong> oben genannten Tagen e<strong>in</strong>erseits bei Starkw<strong>in</strong>d und andererseits<br />

bei Schwachw<strong>in</strong>d untersucht. Die W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien an e<strong>in</strong>em Stark- bzw. Schwachw<strong>in</strong>dtag<br />

im W<strong>in</strong>ter und Sommer s<strong>in</strong>d natürlich unterschiedlich. Daher wird <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

vier W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien betrachtet; Stark- und Schwachw<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien im W<strong>in</strong>ter und<br />

Stark- und Schwachw<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien im Sommer. Daher muss jeder Tag <strong>von</strong> <strong>den</strong> oben<br />

genannten sechs Tagen zweimal untersucht wer<strong>den</strong>, bei Schwach- und Starkw<strong>in</strong>d.<br />

Somit wer<strong>den</strong> zwölf Szenarien (z) <strong>in</strong> dieser Arbeit untersucht (Tabelle 5.1):<br />

Schwachw<strong>in</strong>d Starkw<strong>in</strong>d<br />

Wochentag z1 z2<br />

W<strong>in</strong>ter Samstag z3 z4<br />

Sonntag z5 z6<br />

Wochentag z7 z8<br />

Sommer Samstag z9 z10<br />

Sonntag z11 z12<br />

Schwachw<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>ter Starkw<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>ter Schwachw<strong>in</strong>d im Sommer Starkw<strong>in</strong>d im Sommer<br />

Tabelle 5.1: Die <strong>in</strong> dieser Arbeit untersuchten Szenarien<br />

h<br />

24:00


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

In dieser Arbeit wer<strong>den</strong> <strong>zu</strong>r Vere<strong>in</strong>fachung sowohl die Last- als auch die W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>in</strong> Stun<strong>den</strong>raster dargestellt. D.h. wird angenommen, dass die Last und die<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit für e<strong>in</strong>e Stunde konstant bleiben. Somit wer<strong>den</strong> die fortführen<strong>den</strong><br />

Berechnungen für die ökonomische Bewertung <strong>in</strong> Stun<strong>den</strong>raster durchgeführt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch die Berechnungen für beliebige Zeitraster durchführbar, z.B. im<br />

15 M<strong>in</strong>utenraster.<br />

Nach der Durchführung der Berechungen für jedes Szenario ist das Ergebnis <strong>von</strong><br />

jedem untersuchten Szenario mit der Anzahl der betroffenen Tage dieses Szenarios<br />

pro Jahr <strong>zu</strong> multiplizieren. Z.B. wird das erste Szenario z1, e<strong>in</strong> Wochentag im W<strong>in</strong>ter<br />

bei Schwachw<strong>in</strong>d, untersucht. Das Ergebnis ist mit μTag,z<br />

<strong>zu</strong> multiplizieren. μ<br />

ist die<br />

1<br />

Tag,z1<br />

Anzahl der Tage pro Jahr, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en das Szenario 1 e<strong>in</strong>getreten ist.<br />

12<br />

∑<br />

i= 1<br />

μ<br />

Tag,zi<br />

= 365 Tage<br />

(5.3)<br />

Mit <strong>den</strong> oben genannten Annahmen ist die Aufteilung der Tage des Jahres für jedes<br />

Szenario <strong>in</strong> der Tabelle 5.2 <strong>zu</strong> sehen. Die Feiertage wer<strong>den</strong> als Sonntage gezählt. Für<br />

W<strong>in</strong>ter und Sommer wer<strong>den</strong> jeweils sechs Monate berechnet.<br />

Schwachw<strong>in</strong>d Starkw<strong>in</strong>d<br />

Wochentag μTag,z<br />

= 105 1<br />

μTag,z<br />

= 20<br />

2<br />

W<strong>in</strong>ter Samstag μTag,z<br />

= 22 3<br />

μTag,z<br />

= 4<br />

4<br />

Sonntag μTag,z<br />

= 26 5<br />

μTag,z<br />

= 6<br />

6<br />

Wochentag μTag,z<br />

= 105 7<br />

μTag,z<br />

= 20<br />

8<br />

Sommer Samstag μTag,z<br />

= 22 9<br />

μTag,z<br />

= 4<br />

10<br />

Sonntag μTag,z<br />

= 26 μTag,z<br />

= 5<br />

Schwachw<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>ter Starkw<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>ter Schwachw<strong>in</strong>d im Sommer Starkw<strong>in</strong>d im Sommer<br />

Tabelle 5.2: Aufteilung der Tage des Jahres auf die Szenarien<br />

Nach der Durchführung der zwölf genannten Szenarien lassen sich die E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB für e<strong>in</strong> Jahr durch die Teilnahme an der Bereitstellung der negativen Regelleistung<br />

so beziehen.<br />

12<br />

− −<br />

RL RL<br />

a = ∑ Tag,z ⋅<br />

i Tag,zi<br />

i= 1<br />

e e μ<br />

11<br />

12<br />

(5.4)<br />

85


86<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Die E<strong>in</strong>nahmen des WAB für e<strong>in</strong> Jahr nach der Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

positiven Regelleistung können auch mit der gleichen Methode berechnet wer<strong>den</strong>.<br />

5.1.2 Spannungshaltung<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> können Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

liefern, wie im Kapital 4 erläutert wurde. In dieser Arbeit wird angenommen,<br />

dass es e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>dleistungsmarkt gibt. Daher wird jede Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung<br />

vergütet. Die Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung (SBO) wird <strong>zu</strong>r E<strong>in</strong>haltung der<br />

Netzspannung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>zu</strong>lässigen Spannungsprofils e<strong>in</strong>gesetzt. Die SBO wird für<br />

jedes Szenario <strong>von</strong> <strong>den</strong> zwölf untersuchten Szenarien im Kapital 5.1.1 <strong>in</strong> Stun<strong>den</strong>raster<br />

e<strong>in</strong>mal mit und e<strong>in</strong>mal ohne Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

durchgeführt. Die E<strong>in</strong>nahmen des WAB für das Szenario zi durch die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung<br />

lassen sich mit der Gleichung (5.5) berechnen:<br />

23 23<br />

Q<br />

Tag,z =<br />

i<br />

WA,<strong>in</strong>d,j ⋅ <br />

j ⋅ <strong>in</strong>d + WA,kap,j ⋅ <br />

∑ ∑<br />

j ⋅ kap<br />

j= 0 j= 0<br />

e Q T a Q T a<br />

(5.5)<br />

Unterschiedliche Arbeitspreise bei <strong>in</strong>duktiver und kapazitiver Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>zu</strong> berücksichtigen. Die jährlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB können <strong>in</strong> diesem Fall mit<br />

der Gleichung (5.6) berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

12<br />

Q Q<br />

a = ∑ Tag,z ⋅<br />

i Tag.zi<br />

i= 1<br />

e e μ<br />

(5.6)<br />

Somit lassen sich die E<strong>in</strong>nahmen des WAB für e<strong>in</strong> Jahr durch die Teilnahme an der<br />

Bereitstellung der negativen Regelleistung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung<br />

so berechnen:<br />

−<br />

RL Q<br />

−<br />

RL Q<br />

a a a<br />

+<br />

e = e + e<br />

(5.7)<br />

Die E<strong>in</strong>nahmen des WAB für e<strong>in</strong> Jahr durch die Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

positiven Regelleistung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung kann mit der<br />

Gleichung (5.8) berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

+<br />

RL Q<br />

+<br />

RL Q<br />

a a a<br />

+<br />

e = e + e<br />

(5.8)


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

5.2 Ökonomische Bewertung aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

darf dem ÜNB nach dem neuen Konzept ke<strong>in</strong>e <strong>zu</strong>sätzlichen Kosten br<strong>in</strong>gen. Daher<br />

wer<strong>den</strong> <strong>zu</strong>nächst die Kosten aus Sicht des ÜNB betrachtet:<br />

Kosten <strong>zu</strong>r Bereitstellung und Lieferung der Regelleistung<br />

Wie im Kapital 5.1.1 erläutert wurde, müssen die Angebotspreise des WAB <strong>zu</strong>r<br />

Teilnahme an der Bereitstellung der Regelleistung niedriger als die der anderen<br />

Marktteilnehmer se<strong>in</strong>, damit se<strong>in</strong>e Angebote angenommen wer<strong>den</strong>. Somit entstehen<br />

dem ÜNB ke<strong>in</strong>e höheren Kosten <strong>zu</strong>r Bereitstellung der Regelleistung, wenn die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> daran teilnehmen. Daher wer<strong>den</strong> diese Kosten nicht weiter<br />

aufgeführt.<br />

Investitionskosten der Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente<br />

Der ÜNB ist verantwortlich, die Spannung se<strong>in</strong>es Netzes <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es <strong>zu</strong>lässigen<br />

Spannungsprofils e<strong>in</strong><strong>zu</strong>halten. Dafür bezieht der ÜNB Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>den</strong> konventionellen<br />

Kraftwerken. Bei Starkw<strong>in</strong>d und auf Grund der vorrangigen E<strong>in</strong>speisung aus<br />

erneuerbaren Energieanlagen (betrachtet hier s<strong>in</strong>d die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>) (siehe<br />

Kapital 2.5) wird e<strong>in</strong> Teil der konventionellen Kraftwerke vom Netz abgetrennt. Die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> liefern bis jetzt ke<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dleistung. Somit tritt der schlimmste Fall<br />

e<strong>in</strong>, wenn e<strong>in</strong> großer Teil <strong>von</strong> <strong>den</strong> konventionellen Kraftwerken abgetrennt wer<strong>den</strong><br />

muss. Das passiert bei Starkw<strong>in</strong>d und Schwachlast. Dies entspricht dem Szenario z12 <strong>in</strong> der Tabelle 5.1. Reicht die aus <strong>den</strong> am Netz bleiben<strong>den</strong> Kraftwerken gelieferte<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung nicht aus, die Spannung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>zu</strong>lässigen Profils e<strong>in</strong><strong>zu</strong>halten,<br />

muss der ÜNB <strong>zu</strong>sätzlich Kompensationselemente im Netz <strong>in</strong>stallieren. In dieser Arbeit<br />

wer<strong>den</strong> die Investitionskosten der notwendigen Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente<br />

(KKE) e<strong>in</strong>mal ohne und e<strong>in</strong>mal mit Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

ermittelt.<br />

Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste<br />

Die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wird die Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse im<br />

Netz ändern. Dies führt <strong>zu</strong>r Änderung der auf <strong>den</strong> Leitern fließen<strong>den</strong> Ströme. Dadurch<br />

wer<strong>den</strong> die Netzverluste geändert. Daher wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> dieser Arbeit die Netzverluste<br />

e<strong>in</strong>mal ohne und e<strong>in</strong>mal mit Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> betrachtet.<br />

Zu diesem Zweck wird die SBO mit dem Ziel Optimierung der Netzverluste<br />

e<strong>in</strong>gesetzt (siehe Kapital 2.2.3).<br />

87


88<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Die Netzverluste s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> <strong>den</strong> Leistungsflüssen im Netz abhängig. Diese s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> der<br />

Last und W<strong>in</strong>de<strong>in</strong>speisung abhängig, d.h. bei Starklast und Schwachw<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d andere<br />

Leistungsflüsse im Netz als bei Starklast und Starkw<strong>in</strong>d <strong>zu</strong> betrachten. Zur Untersuchung,<br />

welchen E<strong>in</strong>fluss die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> auf die<br />

Netzverluste hat, müssen alle möglichen Szenarien untersucht wer<strong>den</strong>. Daher wer<strong>den</strong><br />

auch hier die zwölf Szenarien untersucht, die im Kapital 5.1.1 erläutert wur<strong>den</strong>.<br />

Die Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Hochtarifzeit höher als <strong>in</strong> der<br />

Niedertarifzeit. Diese Kosten können bei e<strong>in</strong>em bestimmten Szenario (zi) mit der<br />

Gleichung (5.9) berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

7 19 23<br />

PV PV PV PV<br />

Tag,z =<br />

i<br />

V,j ⋅ <br />

j ⋅ NT + V,j ⋅ <br />

j ⋅ HT + V,j ⋅ <br />

∑ ∑ ∑<br />

j ⋅ NT<br />

j= 0 j= 8 j= 20<br />

K P T a P T a P T a<br />

(5.9)<br />

Mit der gleichen Methode wie im Kapital 5.1.1 wer<strong>den</strong> die Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der<br />

Netzverluste auf e<strong>in</strong> Jahr bezogen:<br />

12<br />

PV PV<br />

a = ∑ Tag,z ⋅<br />

i Tag,zi<br />

i= 1<br />

K K μ<br />

(5.10)<br />

Kosten des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gs<br />

Der ÜNB ist für die Spannungshaltung verantwortlich. Daher bezieht er Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

aus <strong>den</strong> Kraftwerken, die an se<strong>in</strong> Netz angeschlossen s<strong>in</strong>d. Mit der Annahme e<strong>in</strong>es<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes muss der ÜNB je<strong>den</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g vergüten. Wie sich die<br />

gesamten Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten durch die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>den</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ändern, ist im Rahmen dieser Arbeit <strong>zu</strong> untersuchen. Um alle<br />

möglichen Fälle <strong>zu</strong> treffen, wer<strong>den</strong> hier die zwölf Szenarien auch untersucht:<br />

23 23<br />

Q<br />

Tag,z =<br />

i<br />

<strong>in</strong>d,j ⋅ <br />

j ⋅ <strong>in</strong>d + kap,j ⋅ <br />

∑ ∑<br />

j ⋅ kap<br />

j= 0 j= 0<br />

K Q T a Q T a<br />

(5.11)<br />

Anschließend wer<strong>den</strong> mit der gleichen Methode wie im Kapital 5.1.1 die Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

auf e<strong>in</strong> Jahr bezogen:<br />

12<br />

Q Q<br />

a = ∑ Tag,z ⋅<br />

i Tag,zi<br />

i= 1<br />

K K μ<br />

(5.12)


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Somit s<strong>in</strong>d die gesamten Kosten für e<strong>in</strong> Jahr aus Sicht des ÜNB die Kosten <strong>zu</strong>r<br />

Deckung der Netzverluste [Gleichung (5.10)] und die Kosten des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gs<br />

[Gleichung (5.12)].<br />

Die Investitionskosten der Bl<strong>in</strong>dleistungselemente wer<strong>den</strong> nur e<strong>in</strong>mal und nur <strong>in</strong> dem<br />

betrachteten Jahr da<strong>zu</strong> addiert, d.h. wür<strong>den</strong> die jährlichen Kosten aus Sicht des ÜNB<br />

für e<strong>in</strong>en bestimmten Zeitraum, der aus mehreren Jahren besteht, betrachtet, wür<strong>den</strong><br />

die Investitionskosten der Bl<strong>in</strong>dleistungselemente nur e<strong>in</strong>mal und nur <strong>in</strong> dem Installationsjahr<br />

berücksichtigt, weil der ÜNB diese Investitionskosten nur e<strong>in</strong>mal und nur <strong>in</strong><br />

dem Installationsjahr bezahlt.<br />

5.3 Ökonomische Bewertung für die ganze Auszahlungsdauer<br />

der EEG-Vergütung<br />

Die EEG-Vergütung ist für 20 Jahre vorgesehen. Daher wird hier die Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> für 20 Jahre<br />

ökonomisch bewertet.<br />

In dieser ökonomischen Bewertung wird die Degression der EEG-Vergütung betrachtet.<br />

Die Grundvergütung für Energie aus Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> beträgt im<br />

ersten Jahr 5,5 ct/kWh und wird 2 %/Jahr gesenkt (siehe Kapital 2.5).<br />

Die erneuerbaren Energiequellen haben <strong>den</strong> Vorrang, ihre Energie <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong><strong>zu</strong>speisen.<br />

Daher wird bei Starkw<strong>in</strong>dfällen e<strong>in</strong> Teil der konventionellen Kraftwerke vom Netz<br />

getrennt. Dies hat <strong>zu</strong>r Folge, dass es weniger Anbieter <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong> gibt. Dies kann <strong>zu</strong>r Verteuerung der Angebotsund<br />

Marktpreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> führen. Diese Verteuerung<br />

wird auch bei dieser wirtschaftlichen Bewertung beachtet.<br />

Betrachtet wer<strong>den</strong> hier auch die jährlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB und Ausgaben bzw.<br />

Kosten aus Sicht des ÜNB mit und ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong>. Zu diesem Zweck wer<strong>den</strong> alle jährlichen<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB bzw. jährlichen Kosten aus Sicht des ÜNB auf e<strong>in</strong>en Zeitpunkt<br />

(t = t0) bezogen und aufaddiert. Hier wird angenommen, dass alle <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>zu</strong> dem Zeitpunkt t0 <strong>in</strong> Betrieb genommen s<strong>in</strong>d, und sich die Last- und die<br />

W<strong>in</strong>dsituationen (Gangl<strong>in</strong>ien) für <strong>den</strong> ganzen betrachteten Zeitraum (20 Jahre) nicht<br />

ändern. Die Umrechnung auf diesen Zeitpunkt (t0) erfolgt durch die Abz<strong>in</strong>sung der<br />

tatsächlichen jährlichen Geldmengen (E<strong>in</strong>nahmen oder Ausgaben). Die E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB bzw. die Kosten aus Sicht des ÜNB <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr, das D Zeite<strong>in</strong>heiten nach dem<br />

89


90<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

t0 liegt, lassen sich mit der Gleichung (5.13) auf das Jahr t0 beziehen. Wobei jede<br />

Zeite<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong> Jahr beträgt.<br />

D<br />

B H q −<br />

= ⋅ (5.13)<br />

B ist der Barwert der betrachteten Geldmenge H bezogen auf <strong>den</strong> Zeitpunkt t 0. H kann<br />

positive oder negative Werte nehmen. Wobei H > 0 für E<strong>in</strong>nahmen des WAB und H <<br />

0 für Ausgaben oder Kosten des ÜNB ist. q ist der Z<strong>in</strong>sfaktor und kann mit der<br />

Gleichung (5.14) berechnet wer<strong>den</strong>:<br />

q = 1 + i (5.14)<br />

Wobei i der Kalkulationsz<strong>in</strong>ssatz ist, der sich aus dem Z<strong>in</strong>ssatz für die erwartete<br />

Eigenkapitalverz<strong>in</strong>sung und dem Z<strong>in</strong>ssatz für die Fremdkapitalverz<strong>in</strong>sung ergibt. Der<br />

Barwert der gesamten jährlichen E<strong>in</strong>nahmen bzw. betrachteten Kosten für <strong>den</strong> ganzen<br />

betrachten Zeitraum (20 Jahre) lässt sich mit der Gleichung (5.15) berechnen:<br />

20<br />

∑<br />

B H q −<br />

= ⋅<br />

D= 1<br />

D<br />

D<br />

(5.15)<br />

Hier auch H > 0 für E<strong>in</strong>nahmen des WAB und H < 0 für Ausgaben des ÜNB. Diese<br />

Methode <strong>zu</strong>r Berechung des Barwerts <strong>von</strong> E<strong>in</strong>nahmen- bzw. Kostenreihen nennt man<br />

Barwertmethode.<br />

Nach der Berechnung des Barwerts der E<strong>in</strong>nahmen- bzw. Kostenreihen für <strong>den</strong> ganzen<br />

betrachteten Zeitraum (20 Jahre) wer<strong>den</strong> die f<strong>in</strong>anzmathematischen durchschnittlichen<br />

jährlichen E<strong>in</strong>nahmen aus Sicht des WAB bzw. Kosten aus Sicht des ÜNB mit und<br />

ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

berechnet. Das Ziel dieser Bewertung ist dar<strong>zu</strong>stellen, welche jährlichen<br />

ökonomischen Vorteile die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong> br<strong>in</strong>gen kann. Für die Berechung der f<strong>in</strong>anzmathematischen<br />

durchschnittlichen jährlichen E<strong>in</strong>nahmen bzw. Kosten wird der Barwert B<br />

der E<strong>in</strong>nahmen- bzw. Kostenreihen aus Gleichung (5.15) mit dem Annuitätsfaktor ( α )<br />

multipliziert. Wobei α für <strong>den</strong> betrachteten Zeitraum (20 Jahre) mit der Gleichung<br />

(5.16) berechnet wer<strong>den</strong> kann:


Ökonomische Bewertung der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an <strong>den</strong> <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

20<br />

q (q−1) α = 20<br />

q − 1<br />

(5.16)<br />

Nach dem neuen Konzept gilt:<br />

wenn die f<strong>in</strong>anzmathematischen durchschnittlichen jährlichen E<strong>in</strong>nahmen aus Sicht<br />

des WAB mit Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

größer als diese ohne Teilnahme und, wenn die f<strong>in</strong>anzmathematischen<br />

durchschnittlichen jährlichen Kosten aus Sicht des ÜNB mit Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> kle<strong>in</strong>er als diese<br />

ohne Teilnahme, dann ergibt sich durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> ökonomische Vorteile. Die daraus resultieren<strong>den</strong><br />

ökonomischen Auswirkungen wer<strong>den</strong> im Kapitel 6 erläutert.<br />

91


92<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6 Untersuchungsergebnisse der ökonomischen<br />

Bewertung<br />

6.1 Aufbau des Testmodells<br />

6.1.1 Daten des Testsystems<br />

Das Testmodell besteht aus e<strong>in</strong>em 380-kV-Netz (Bild 6.1) und zwei untergeordneten<br />

110-kV-Netzen (Bilder 6.2 und 6.3). Wobei KK für Konventionelle Kraftwerke und WP<br />

für W<strong>in</strong>dparks s<strong>in</strong>d. Knoten 1 ist der Slackknoten. Ans 380-kV-Netz s<strong>in</strong>d fünf konventionelle<br />

Kraftwerke angeschlossen. Ans 110-kV-Netz 1 s<strong>in</strong>d vier W<strong>in</strong>dparks, die mit<br />

Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren ausgeführt s<strong>in</strong>d, angeschlossen. Die<br />

gesamte Leistung dieser vier W<strong>in</strong>dparks beträgt 200 MW. Ans 110-kV-Netz 2 s<strong>in</strong>d acht<br />

W<strong>in</strong>dparks, die mit Synchrongeneratoren und Vollumrichtern ausgeführt s<strong>in</strong>d, angeschlossen.<br />

Die gesamte Leistung dieser acht W<strong>in</strong>dparks beträgt 700 MW. Alle W<strong>in</strong>dparks<br />

s<strong>in</strong>d mit 2 MW <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ausgeführt. M<strong>in</strong>destleistungsabgabe e<strong>in</strong>er<br />

Anlage beträgt 0,04 MW. Die Ausnut<strong>zu</strong>ngsdauer der <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dparks beträgt<br />

1810 h/Jahr. Der Leistungsfaktor und die Ausnut<strong>zu</strong>ngsdauer der Last betragen 0,95<br />

<strong>in</strong>duktiv und 6600 h/Jahr. Weitere Informationen über das Testmodell s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabellen<br />

6.1, 6.2 und 6.3 <strong>zu</strong> sehen.<br />

75 km 75 km<br />

1 2<br />

50 km<br />

10<br />

4<br />

KK 1<br />

100 km<br />

KK10<br />

75 km<br />

50 km<br />

8<br />

14<br />

5<br />

27<br />

50 km<br />

75 km<br />

KK 2<br />

50 km<br />

75 km<br />

11<br />

75 km<br />

Bild 6.1: Das 380-kV-Netz<br />

9<br />

75 km<br />

KK 9<br />

6<br />

50 km<br />

50 km<br />

34<br />

3<br />

75 km<br />

50 km<br />

50 km<br />

12<br />

7<br />

75 km<br />

42<br />

KK7


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

13<br />

30 km<br />

20<br />

30 km<br />

WP<br />

33<br />

41<br />

47<br />

10 km<br />

36<br />

15 km<br />

37<br />

15 km 20 km<br />

10 km<br />

WP<br />

14<br />

25 26<br />

8<br />

25 km 25 km 20 km<br />

17 18<br />

30 km<br />

20 km<br />

45<br />

Bild 6.2: Das 110-kV-Netz 1<br />

20 km<br />

6<br />

20 km<br />

34 35<br />

WP<br />

WP<br />

25 km<br />

21<br />

30 km<br />

15 km<br />

10 km<br />

38<br />

15 km<br />

42<br />

15 km<br />

48<br />

12<br />

10 km<br />

31<br />

WP<br />

10 km<br />

30 km<br />

27<br />

15<br />

WP<br />

25 km<br />

22<br />

10 km<br />

20 km<br />

46<br />

40<br />

Bild 6.3: Das 110-kV-Netz 2<br />

5<br />

20 km<br />

19<br />

20 km<br />

15 km<br />

24<br />

15 km<br />

10 km<br />

39<br />

WP<br />

43<br />

15 km<br />

10 km<br />

49<br />

16<br />

28<br />

WP<br />

32<br />

30 km<br />

WP<br />

WP<br />

WP<br />

15 km<br />

44<br />

23<br />

10 km<br />

10 km<br />

25 km<br />

20 km<br />

WP<br />

93


94<br />

Konventionelle E<strong>in</strong>speisung,<br />

Knoten Nr.<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Aktuelle E<strong>in</strong>speisung bei Starklast<br />

(MW)<br />

1 1100<br />

2 600<br />

7 450<br />

9 1000<br />

10 1000<br />

Tabelle 6.1: Daten der konventionellen Kraftwerke<br />

Netz Anschluss WA,<br />

110-kV-Netz 1<br />

110-kV-Netz 2<br />

Knoten Nr.<br />

16 60<br />

18 50<br />

24 40<br />

25 50<br />

31 100<br />

32 100<br />

36 100<br />

37 100<br />

39 100<br />

43 100<br />

47 50<br />

49 50<br />

Nennleistung (MW) Typ<br />

W<strong>in</strong>dpark Gesamt<br />

200<br />

700<br />

Tabelle 6.2: Daten der <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dparks<br />

Gesamtnetz 4150 MW<br />

Starklast 110-kV-Netz 1 598 MW<br />

110-kV-Netz 2 587 MW<br />

Tabelle 6.3: Lastdaten<br />

DAG<br />

SGU


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6.1.2 Gangl<strong>in</strong>ien<br />

Lastgangl<strong>in</strong>ien<br />

Die Untersuchungen wer<strong>den</strong> <strong>zu</strong>erst für e<strong>in</strong>en Wochentag, e<strong>in</strong>en Samstag und e<strong>in</strong>en<br />

Sonntag im W<strong>in</strong>ter sowie im Sommer durchgeführt. Die Lastgangl<strong>in</strong>ien der untersuchten<br />

Tage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bildern 6.4 und 6.5 dargestellt.<br />

PL/PL,max<br />

Bild 6.4: Angenommene Lastgangl<strong>in</strong>ien im W<strong>in</strong>ter an e<strong>in</strong>em Wochen-, Samstag und<br />

Sonntag<br />

PL/PL,max<br />

100<br />

%<br />

50<br />

100<br />

%<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

50<br />

+ + Wochentag + Samstag Sonntag<br />

0<br />

00:00 12:00<br />

Zeit<br />

+ + Wochentag + Samstag Sonntag<br />

Bild 6.5: Angenommene Lastgangl<strong>in</strong>ien im Sommer an e<strong>in</strong>em Wochen-, Samstag und<br />

Sonntag<br />

h<br />

24:00<br />

95


96<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien<br />

Die Bilder 6.6 und 6.7 stellen die W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien der untersuchten Tage im W<strong>in</strong>ter und<br />

Sommer bei Stark- und Schwachw<strong>in</strong>d dar. Die Anlaufw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> beträgt 3 m/sec (Bild 6.7). Somit ist es ersichtlich, dass<br />

die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im Sommer bei Schwachw<strong>in</strong>d zwischen 03:00 und 06:00 Uhr<br />

ke<strong>in</strong>e Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen (W<strong>in</strong>dstille).<br />

v w<br />

v w<br />

12<br />

m/sec<br />

6<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Bild 6.6: Angenommene W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien im W<strong>in</strong>ter bei Stark- und Schwachw<strong>in</strong>d<br />

12<br />

m/sec<br />

6<br />

v W,an<br />

+ Starkw<strong>in</strong>d Schwachw<strong>in</strong>d<br />

0<br />

00:00<br />

Zeit<br />

12:00 h 24:00<br />

+ Starkw<strong>in</strong>d Schwachw<strong>in</strong>d<br />

Bild 6.7: Angenommene W<strong>in</strong>dgangl<strong>in</strong>ien im Sommer bei Stark- und Schwachw<strong>in</strong>d


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6.1.3 Untersuchungsvarianten<br />

Alle Szenarien <strong>in</strong> der Tabelle 5.1 s<strong>in</strong>d <strong>zu</strong> untersuchen. Für jedes Szenario wer<strong>den</strong> die<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB und die Kosten aus Sicht des ÜNB mit Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>nahmen und<br />

Kosten ohne die Teilnahme verglichen. Für die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

wer<strong>den</strong> weiterh<strong>in</strong> zwei Fälle betrachtet:<br />

• Fall 1: die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nehmen an der Spannungshaltung und gleichzeitig<br />

an der Bereitstellung der negativen Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregel-<br />

und M<strong>in</strong>utenreserveleistung) teil.<br />

• Fall 2: die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nehmen an der Spannungshaltung und gleichzeitig<br />

an der Bereitstellung der positiven Regelleistung teil.<br />

Spannungshaltung Frequenzhaltung<br />

Fall 1 <br />

RL - RL +<br />

Fall 2 <br />

Tabelle 6.4: Übersicht über die untersuchten Fälle<br />

Auf Grund der zahlreichen Untersuchungsergebnisse wer<strong>den</strong> als nächster Schritt <strong>in</strong><br />

diesem Kapital die Untersuchungsergebnisse nur für zwei Szenarien <strong>von</strong> allen zwölf<br />

Szenarien, die <strong>in</strong> der Tabelle 5.1 dargestellt s<strong>in</strong>d, für die zwei Fälle <strong>in</strong> der Tabelle 6.4<br />

ausführlich diskutiert. Diese zwei Szenarien präsentieren die Grenzfälle der untersuchten<br />

zwölf Szenarien:<br />

• Starklast & Schwachw<strong>in</strong>d: betrifft e<strong>in</strong>en Wochentag im W<strong>in</strong>ter & Schwachw<strong>in</strong>d<br />

(z1) • Schwachlast & Starkw<strong>in</strong>d: betrifft e<strong>in</strong>en Sonntag im Sommer & Starkw<strong>in</strong>d (z 12)<br />

Danach wer<strong>den</strong> die E<strong>in</strong>nahmen des WAB und die Kosten aus Sicht des ÜNB für e<strong>in</strong><br />

Jahr betrachtet, natürlich für beide Fälle 1 und 2. Anschließend wer<strong>den</strong> die E<strong>in</strong>nahmen<br />

und die Kosten für die ganze Auszahlungsdauer der EEG-Vergütung (20 Jahre)<br />

betrachtet.<br />

97


98<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6.2 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung<br />

und an der Bereitstellung der negativen Regelleistung<br />

6.2.1 E<strong>in</strong> Wochentag im W<strong>in</strong>ter bei Schwachw<strong>in</strong>d<br />

6.2.1.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste<br />

Die SBO wird im W<strong>in</strong>ter an e<strong>in</strong>em Wochentag bei Schwachw<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal ohne und<br />

e<strong>in</strong>mal mit Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> durchgeführt. Die<br />

gesamten Netzverluste (Verluste <strong>in</strong> 380-kV- und 110-kV-Netzen) s<strong>in</strong>d im Bild 6.8 <strong>zu</strong><br />

sehen. Im Starklastfall hat die Last hohen Bedarf an der <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung.<br />

Dieser Bedarf wird bis jetzt (ohne Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>)<br />

im größten Teil durch konventionelle Kraftwerke abgedeckt. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Nähe der Last an 110-kV-Netzen angeschlossen. Sie können die Last<br />

mit der notwendigen Bl<strong>in</strong>dleistung lokal versorgen. Dadurch wird die fließende<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>von</strong> dem 380-kV- <strong>zu</strong> <strong>den</strong> 110-kV-Netzen verr<strong>in</strong>gert. Daher wer<strong>den</strong> die<br />

auf <strong>den</strong> Leitern fließen<strong>den</strong> Ströme verm<strong>in</strong>dert. Dem<strong>zu</strong>folge gibt es e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Netzverluste <strong>in</strong> <strong>den</strong> Leitern bis um 6 %, weil die Verluste proportional <strong>zu</strong>r zweiten<br />

Potenz des Stroms s<strong>in</strong>d. Z.B. Reduzierung der Netzverluste <strong>von</strong> 29,03 MW auf<br />

27,38 MW im Zeit<strong>in</strong>tervall <strong>von</strong> 11:00 bis 12:00 Uhr. Durch die Reduzierung der<br />

Netzverluste wer<strong>den</strong> die Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste verr<strong>in</strong>gert.<br />

PV<br />

40<br />

MW<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ohne Mit Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus W<strong>in</strong>dparks<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

+ Ohne Q durch WA Mit Q durch WA<br />

Bild 6.8: Gesamte Netzverluste im W<strong>in</strong>ter an e<strong>in</strong>em Wochentag & Schwachw<strong>in</strong>d


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Die Marktpreise <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 6.5 <strong>zu</strong> sehen.<br />

Spannungsebene Marktpreise (€/MWh)<br />

Hochtarif Niedertarif<br />

110 kV 80 60<br />

380 kV 50 50<br />

Tabelle 6.5: Marktpreise <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

Die Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>zu</strong>lässigen Spannungsprofils im Übertragungsnetz kann durch<br />

e<strong>in</strong>e ausgeglichene Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz zwischen Generatoren, Transformatoren,<br />

Leitern und Last erfolgen. Zum Erreichen der ausgeglichenen Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz hat<br />

der ÜNB die dafür notwendige Bl<strong>in</strong>dleistung bis jetzt <strong>zu</strong>m größten Teil <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

konventionellen Kraftwerken bezogen. Aber auch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> können <strong>zu</strong>m<br />

Erreichen dieser Bl<strong>in</strong>dleistungsbilanz e<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> leisten, weil sie Bl<strong>in</strong>dleistung liefern<br />

können. Der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wird <strong>zu</strong>r Verr<strong>in</strong>gerung des<br />

gesamten Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>ges aus konventionellen Kraftwerken führen (Bild 6.9).<br />

Q<br />

1000<br />

MVar<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

+ Ohne Q durch WA<br />

Zeit<br />

Mit Q durch WA<br />

Bild 6.9: Gesamter Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus konventionellen Kraftwerken<br />

Der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> führt auch <strong>zu</strong>r Verr<strong>in</strong>gerung der<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse im Netz, weil sie an <strong>den</strong> 110-kV-Netzen angeschlossen s<strong>in</strong>d.<br />

Dadurch wer<strong>den</strong> die auf <strong>den</strong> Leitern fließen<strong>den</strong> Ströme verr<strong>in</strong>gert. Dadurch wer<strong>den</strong> die<br />

<strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistungsverluste der Leiter und Transformatoren verr<strong>in</strong>gert. Dies führt<br />

da<strong>zu</strong>, dass der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> und konventionellen<br />

99


100<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Kraftwerken <strong>zu</strong>sammen ger<strong>in</strong>ger als der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus konventionellen<br />

Kraftwerken alle<strong>in</strong>e ist (Bild 6.10). Dadurch wer<strong>den</strong> die Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

reduziert. Die Marktpreise des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gs s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle 6.6 <strong>zu</strong> sehen.<br />

Q<br />

1000<br />

MVar<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Marktpreise (€/MVarh)<br />

<strong>in</strong>duktiv kapazitiv<br />

1 0,5<br />

Tabelle 6.6: Marktpreise <strong>zu</strong>r Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

+ Ohne Q durch WA<br />

Zeit<br />

Mit Q durch WA<br />

Bild 6.10: Gesamter Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus WA & konventionellen Kraftwerken<br />

6.2.1.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

Frequenzhaltung<br />

Der WAB wird e<strong>in</strong> Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung und Lieferung der<br />

negativen Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregelleistung und M<strong>in</strong>utenreserve)<br />

machen. Tabelle 6.7 zeigt angebotene Leistungs- und Arbeitspreise der konventionellen<br />

Kraftwerke. Diese Angebotspreise entsprechen dem aktuellen Stand <strong>von</strong> April 2008<br />

[64]. Die Leistungspreise s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> Monatsraster für die Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der Primär- und Sekundärregelleistung <strong>zu</strong> sehen. Für die Teilnahme an der<br />

Bereitstellung der M<strong>in</strong>utenreserveleistung s<strong>in</strong>d diese Preise <strong>in</strong> vier Stun<strong>den</strong>raster <strong>zu</strong><br />

sehen. In dieser Arbeit wer<strong>den</strong> diese Preise <strong>in</strong> 24 Stun<strong>den</strong>raster berechnet. Der<br />

Anbieter muss die Primärregel-, Sekundärregel- und/oder M<strong>in</strong>utenreserveleistung für<br />

diesen Zeitraum (1 Tag) anbieten bzw. bereitstellen können.


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Tabelle 6.7 zeigt auch die Angebotspreise, die der WAB <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

der Frequenzhaltung anbieten muss, damit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r<br />

Bereitstellung der negativen Regelleistung gewählt wer<strong>den</strong>.<br />

l (€/MW/Tag) a (€/MWh)<br />

KK WA KK WA<br />

HT NT HT NT<br />

PR 450 449 - - - -<br />

SR 140 139 3 15 2 14<br />

MR 90 89 0 0 0 0<br />

Tabelle 6.7: Angebotspreise <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung und Lieferung der<br />

negativen Regelleistung<br />

Der WAB bekommt damit zwei Vergütungen. E<strong>in</strong>e für die Bereitstellung der negativen<br />

Regelleistung. Die zweite Vergütung bekommt er nach dem EEG für die <strong>in</strong>s Netz<br />

e<strong>in</strong>gespeiste Energie. Der WAB verliert die EEG-Vergütung nur bei Lieferung bzw.<br />

Abruf der negativen Regelenergie, die selten abgerufen wird.<br />

Die m<strong>in</strong>imale W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit an dem betrachteten Tag wird ermittelt. Die darauf<br />

folgende abgegebene Leistung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wird berechnet (100 MW).<br />

Diese berechnete Leistung (100 MW) m<strong>in</strong>us der M<strong>in</strong>destleistungsabgabe der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

(18 MW) stellt die mögliche angebotene negative Regelleistung aus<br />

<strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> (82 MW) dar (sieh Kapital 3.5).<br />

Angenommen, dass die negative Regelleistung an dem betrachteten Tag nicht<br />

abgerufen wird, bestehen die E<strong>in</strong>nahmen des WAB <strong>in</strong> diesem Falle <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>nahmen<br />

nach dem EEG und die E<strong>in</strong>nahmen durch die Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

negativen Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung),<br />

d.h. der WAB bekommt die Leistungspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der negativen Regelleistung<br />

als <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen an diesem Tag. Diese <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen<br />

betragen an dem betrachteten Tag bei der Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

negativen Primärregel-, Sekundärregel- und M<strong>in</strong>utenreserveleistung 55,5 T€.<br />

101


102<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Spannungshaltung<br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung wer<strong>den</strong> die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

liefern. Diese Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung wird <strong>von</strong> dem ÜNB unter Berücksichtigung<br />

e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes vergütet. Dies bedeutet <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen für <strong>den</strong><br />

WAB an dem betrachteten Tag. Bild 6.11 zeigt die an diesem Tag gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>.<br />

Q<br />

250<br />

MVar<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Bild 6.11: Gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im W<strong>in</strong>ter an e<strong>in</strong>em<br />

Wochentag bei Schwachw<strong>in</strong>d<br />

6.2.2 E<strong>in</strong> Sonntag im Sommer bei Starkw<strong>in</strong>d<br />

6.2.2.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste<br />

Die Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung wird für e<strong>in</strong>en Sonntag im Sommer bei<br />

Starkw<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal ohne und e<strong>in</strong>mal mit Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

durchgeführt. Die gesamten Netzverluste (Verluste im 380-kV- und <strong>den</strong> 110kV-<br />

Netzen) s<strong>in</strong>d im Bild 6.12 dargestellt.<br />

Früh am Morgen und abends ist die Last schwach. Der W<strong>in</strong>d ist ziemlich stark. Die<br />

gesamte e<strong>in</strong>gespeiste Wirkleistung aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> und konventionellen<br />

Kraftwerken ist höher als der Verbrauch, d.h. es gibt e<strong>in</strong>en Leistungsüberschuss im<br />

Netz. Das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch darf aber nicht gestört


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

wer<strong>den</strong>. Deshalb muss die Erzeugung so hoch wie der Verbrauch se<strong>in</strong>, d.h. die<br />

Erzeugung muss reduziert wer<strong>den</strong>. <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> haben <strong>den</strong> Vorrang, ihre<br />

Energie <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong><strong>zu</strong>speisen. Daher müssen die konventionellen Kraftwerke gedrosselt<br />

wer<strong>den</strong>. Sie können bis auf 40 % ihrer Nennleistung heruntergefahren wer<strong>den</strong>.<br />

Aber die Drosselung konventioneller Kraftwerke bis auf 40 % kann <strong>den</strong> Leistungsüberschuss<br />

nicht verh<strong>in</strong>dern. Der Leistungsüberschuss lässt sich nur durch Abtrennung<br />

passender konventioneller Kraftwerke vom Netz vermei<strong>den</strong>. Somit müssen mehrere<br />

konventionelle Kraftwerke <strong>von</strong> 00:00 bis 07:00 Uhr vom Netz abgetrennt wer<strong>den</strong>. Zu<br />

dieser Zeit müssen die am Netz bleiben<strong>den</strong> Kraftwerke die benötigte Bl<strong>in</strong>dleistung<br />

liefern. Dem<strong>zu</strong>folge entstehen hohe Bl<strong>in</strong>dleistungsflüsse und dadurch hohe Netzverluste.<br />

Die Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speiung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> entlastet das Netz <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

hohen Bl<strong>in</strong>dleistungsflüssen und dadurch wer<strong>den</strong> die Netzverluste bis um 1,8 %<br />

verr<strong>in</strong>gert, z.B. <strong>von</strong> 5,17 MW bis auf 5,08 MW im Zeit<strong>in</strong>tervall <strong>von</strong> 02:00 bis 03:00<br />

Uhr.<br />

Ab 12:00 bis 15:00 Uhr ist der W<strong>in</strong>d stark. Die Last am 110-kV-Netz 2 ist kle<strong>in</strong>er als<br />

die E<strong>in</strong>speisung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an diesem Netz. Der Leistungsüberschuss im<br />

110-kV-Netz 2 wird <strong>in</strong>s 380-kV-Netz e<strong>in</strong>gespeist. Lokale E<strong>in</strong>speisung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

der <strong>von</strong> der Last an 110-kV-Netzen benötigten Bl<strong>in</strong>dleistung führt <strong>zu</strong>r<br />

Reduzierung der ausgetauschten Bl<strong>in</strong>dleistung zwischen 380-kV- und 110-kV-Netzen.<br />

Dies entlastet teilweise die Leiter und die Transformatoren <strong>von</strong> Bl<strong>in</strong>dleistungsübertragung.<br />

Dem<strong>zu</strong>folge entsteht e<strong>in</strong>e Reduzierung der Netzverluste bis um 3,85 %, z.B.<br />

<strong>von</strong> 13,8 MW bis auf 13,27 MW im Zeit<strong>in</strong>tervall <strong>von</strong> 12:00 bis 13:00 Uhr.<br />

PV<br />

16<br />

MW<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

+ Ohne Q durch WA Mit Q durch WA<br />

Bild 6.12: Gesamte Netzverluste im Sommer an e<strong>in</strong>em Sonntag & Starkw<strong>in</strong>d<br />

103


104<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

Der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> führt hier auch <strong>in</strong> Starklastfällen,<br />

z.B. <strong>von</strong> 07:00 bis 15:00 Uhr, <strong>zu</strong>r Verr<strong>in</strong>gerung des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>ges aus<br />

konventionellen Kraftwerken (Bild 6.13).<br />

Q<br />

500<br />

MVar<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Ohne Q durch WA Mit Q durch WA<br />

Bild 6.13: Gesamter Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus konventionellen Kraftwerken<br />

Aber <strong>in</strong> Schwachlastfällen, z.B. <strong>von</strong> 00:00 bis 07:00 Uhr, und ohne Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung braucht das 380-kV-Netz kapazitive<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r E<strong>in</strong>haltung der Spannung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>zu</strong>lässigen Profils. Daher<br />

müssen die konventionellen Kraftwerke kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung liefern. Durch die<br />

Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung wird der Bedarf der Last<br />

an der <strong>in</strong>duktiven Bl<strong>in</strong>dleistung (der niedrig ist) lokal durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

versorgt. Dies führt <strong>zu</strong> weiteren Entlastungen des 380-kV-Netzes. Daher müssen die<br />

konventionellen Kraftwerke mehr kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen. Somit<br />

ist die gesamte bezogene Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> und konventionellen<br />

Kraftwerken mehr als diese <strong>von</strong> konventionellen Kraftwerken alle<strong>in</strong>e (Bild 6.14). D.h.<br />

durch die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung hat die<br />

Spannungs-Bl<strong>in</strong>dleistungs-Optimierung die Möglichkeit, mehr Variablen um<strong>zu</strong>stellen<br />

(Bl<strong>in</strong>dleistungse<strong>in</strong>speisung nicht nur aus konventionellen Kraftwerken sondern auch<br />

aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>), um ihr Optimierungsziel (Optimierung der Netzverluste) <strong>zu</strong><br />

erreichen, ohne die Nebenbed<strong>in</strong>gungen dieser Optimierung <strong>zu</strong> verletzen. In diesem<br />

Falle wird der ÜNB Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> beziehen, nur wenn die<br />

dadurch e<strong>in</strong>gesparten Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste höher als die <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten s<strong>in</strong>d. Bild 6.14 zeigt, dass bei Starklast z.B. <strong>von</strong> 08:00 bis


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

14:00 Uhr, die Summe der e<strong>in</strong>gespeisten Bl<strong>in</strong>dleistung aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> und<br />

konventionellen Kraftwerken kle<strong>in</strong>er als diese aus konventionellen Kraftwerken alle<strong>in</strong>e<br />

ist.<br />

Q<br />

600<br />

MVar<br />

400<br />

200<br />

200<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Ohne Q durch WA Mit Q durch WA<br />

Bild 6.14: Gesamter Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g aus konventionellen Kraftwerken & WA<br />

Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes<br />

Im Sommer am Sonntag zwischen 03:00 und 05:00 Uhr ist die Last sehr schwach<br />

(30 % der Höchstlast). Im Falle, dass der W<strong>in</strong>d stark ist, so dass die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

bis <strong>zu</strong> 95 % ihrer Nennleistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>speisen, wird 68,5 % der Last <strong>in</strong> allen<br />

Netzen (380-kV- und 110-kV-Netzen) <strong>zu</strong> dieser Zeit aus <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> alle<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>gespeist. Die konventionellen Kraftwerke 2, 7, 9 und 10 müssen vom Netz abgetrennt<br />

wer<strong>den</strong>, andernfalls gibt es Leistungsüberschuss im Netz. Das 380-kV-Netz ist<br />

schwach belastet. Das am Netz bleibende konventionelle Kraftwerk 1 muss die<br />

notwendige kapazitive Bl<strong>in</strong>dleistung für die Spannungshaltung alle<strong>in</strong>e liefern, wenn die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung nicht teilnehmen. Die gelieferte<br />

Bl<strong>in</strong>dleistung aus dem Kraftwerk 1 reicht aber nicht aus, um die Spannung aller<br />

Knoten im 380-kV-Netz <strong>in</strong>nerhalb der <strong>zu</strong>lässigen Grenze e<strong>in</strong><strong>zu</strong>halten. In anderen<br />

Worten, es gibt e<strong>in</strong>e Spannungsanhebung im Netz. Die Spannungen wer<strong>den</strong> an<br />

mehreren Knoten im 380-kV-Netz (6, 7, 9, 10, 11, 12) die maximale <strong>zu</strong>lässige<br />

Spannungsgrenze (420 kV) überschreiten. Der ÜNB muss dafür sorgen, dass die<br />

Spannung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Netz <strong>in</strong>nerhalb des <strong>zu</strong>lässigen Spannungsprofils bleibt. Daher<br />

muss der ÜNB <strong>zu</strong>sätzlich e<strong>in</strong> Kompensationselement (Induktivität) an Knoten 11<br />

anschließen. Die notwendige Leistung des Kompensationselementes beträgt <strong>in</strong> diesem<br />

105


106<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Fall 65 MVar. Die Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes s<strong>in</strong>d<br />

aus [5] entnommen wor<strong>den</strong> und <strong>in</strong> der Tabelle 6.8 <strong>zu</strong> sehen.<br />

Investitionskosten (T€/MVar)<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselement 10<br />

Tabelle 6.8: Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes<br />

Durch die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung wird die<br />

notwendige Bl<strong>in</strong>dleistung (65 MVar) aus <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> geliefert. Dadurch<br />

wird der ÜNB die Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes<br />

(650 T€) e<strong>in</strong>sparen.<br />

6.2.2.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

Frequenzhaltung<br />

Der WAB wird e<strong>in</strong> Angebot <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung und Lieferung der<br />

negativen Regelleistung machen. Die Leistungs- und Arbeitspreise <strong>in</strong> diesem Falle s<strong>in</strong>d<br />

auch <strong>in</strong> der Tabelle 6.7 <strong>zu</strong> sehen. Die mögliche angebotene negative Regelleistung <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> beträgt 57 MW. Angenommen, dass die negative Regelleistung an<br />

dem betrachteten Tag nicht abgerufen wird, bestehen die E<strong>in</strong>nahmen des WAB <strong>in</strong><br />

diesem Falle <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>nahmen nach dem EEG und die E<strong>in</strong>nahmen durch die<br />

Teilnahme an der Bereitstellung der negativen Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregel-<br />

und M<strong>in</strong>utenreserveleistung), d.h. auch hier bekommt der WAB die Leistungspreise<br />

<strong>zu</strong>r Bereitstellung der negativen Regelleistung als <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen an<br />

diesem Tag (38,6 T€).<br />

Spannungshaltung<br />

Bild 6.15 zeigt die gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> diesem Fall.<br />

Unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes wird der ÜNB diese E<strong>in</strong>speisung<br />

vergüten. Dies bedeutet <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen für <strong>den</strong> WAB.


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Q<br />

160<br />

MVar<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

00:00 12:00 h 24:00<br />

Zeit<br />

Bild 6.15: Gelieferte Bl<strong>in</strong>dleistung durch WA im Sommer an e<strong>in</strong>em Sonntag bei<br />

Starkw<strong>in</strong>d<br />

6.2.3 Ökonomische Bewertung der Teilnahme für e<strong>in</strong> Jahr<br />

Die Kosten aus Sicht des ÜNB und die E<strong>in</strong>nahmen des WAB wer<strong>den</strong> für die zwölf<br />

Szenarien <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bildern 6.4 bis 6.7 untersucht. Diese entsprechen <strong>den</strong> Szenarien <strong>in</strong><br />

der Tabelle 5.1. Das Ergebnis jedes Szenario wird mit der passen<strong>den</strong> Anzahl der<br />

betroffenen Tage pro Jahr <strong>in</strong> der Tabelle 5.2 multipliziert.<br />

Tabelle 6.9 zeigt die e<strong>in</strong>gesparten Kosten aus Sicht des ÜNB durch die Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung für e<strong>in</strong> Jahr.<br />

Spannungshaltung<br />

Netzverluste Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>g<br />

E<strong>in</strong>gesparte Kosten (Mio.€) 0,52 0,13<br />

Tabelle 6.9: E<strong>in</strong>gesparte Kosten aus Sicht des ÜNB durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Spannungshaltung für e<strong>in</strong> Jahr<br />

Zusätzlich wird der ÜNB nur e<strong>in</strong>mal und nur <strong>in</strong> dem betrachteten Jahr die Investitionskosten<br />

des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes (0,65 Mio.€) e<strong>in</strong>sparen, weil wie im<br />

Kapital 5.2 erläutert wurde, diese Investitionskosten der ÜNB nur e<strong>in</strong>mal und nur <strong>in</strong><br />

dem Installationsjahr bezahlt.<br />

107


108<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Nach dem neuen Konzept dürfen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> nur im Sommer bei<br />

Schwachw<strong>in</strong>d (153 Tage/Jahr, Tabelle 5.2) an der Bereitstellung der Regelleistung<br />

nicht teilnehmen, weil die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>von</strong> 03:00 bis 06:00 Uhr kle<strong>in</strong>er als<br />

die Anlaufw<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit ist (W<strong>in</strong>dstille) (Bild 6.7), und die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

die Regelleistung <strong>zu</strong> dieser Zeit nicht bereitstellen können.<br />

Tabelle 6.10 zeigt die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch die Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung (Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung) und an der<br />

Frequenzhaltung [Primärregelung (PR), Sekundärregelung (SR) und M<strong>in</strong>utenreserve<br />

(MR)] für e<strong>in</strong> Jahr. Unter Berücksichtigung, dass die Primärregel-, Sekundärregel- und<br />

M<strong>in</strong>utenreserveleistung jeweils 40 Mal/Jahr abgerufen wur<strong>den</strong>.<br />

Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen<br />

(Mio.€)<br />

Spannungshaltung<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Frequenzhaltung<br />

PR SR MR<br />

1 10,2 3,1 2<br />

Tabelle 6.10: Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch die Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong> für e<strong>in</strong> Jahr<br />

Nach dem neuen Konzept wer<strong>den</strong> durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> die Geldflüsse im Bild 2.3 bee<strong>in</strong>flusst. In<br />

diesem Falle bezahlt der ÜNB die Systemdienstleistungspreise nicht nur <strong>den</strong> Kraftwerksbetreiben<br />

sondern auch dem WAB. Die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> führt <strong>zu</strong>r Reduzierung der Kosten aus<br />

Sicht des ÜNB (Tabelle 6.9). Außerdem bekommt der WAB nicht nur die EEG-<br />

Vergütung sondern auch <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen durch die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> (Tabelle 6.10).<br />

Das neue Konzept wird aber nicht <strong>zu</strong>r Reduzierung der Kosten aus Sicht des ÜNB oder<br />

<strong>zu</strong>r Erhöhung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB entwickelt. Daher wer<strong>den</strong> diese e<strong>in</strong>gesparten<br />

Kosten aus Sicht des ÜNB und die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB auf die Seite des<br />

WAB verlagert. Unter Berücksichtigung, dass nach dem neuen Konzept die E<strong>in</strong>nahmen<br />

des WAB ohne und mit Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> nicht geändert wer<strong>den</strong> dürfen, wird diese Zuordnung der<br />

<strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen und e<strong>in</strong>gesparten Kosten <strong>zu</strong>r Reduzierung der EEG-Vergütung<br />

führen. Wie das funktionieren wird, ist <strong>zu</strong>nächst <strong>zu</strong> erläutern.


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Tabelle 6.11 zeigt, dass die E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach dem EEG und ohne Teilnahme<br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> (SDL) <strong>in</strong> dem betrachteten Jahr<br />

141,7 Mio.€ betragen, wobei die EEG-Vergütung 8,7 ct/kWh ist.<br />

Die e<strong>in</strong>gesparten Kosten und die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> diesem Jahr durch die<br />

Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

erreichen <strong>zu</strong>sammen 17,6 Mio.€.<br />

Dieser Betrag wird auf die Seite des WAB unter SDL verlagert, so dass der WAB am<br />

Ende die gleichen E<strong>in</strong>nahmen (141,7 Mio.€) mit und ohne Teilnahme bekommt, wobei<br />

dar<strong>in</strong> der EEG-Anteil um die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen und die e<strong>in</strong>gesparten Kosten<br />

reduziert wer<strong>den</strong> konnte. Dadurch s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach dem EEG nicht<br />

mehr 141,7 Mio.€, sondern der Differenzbetrag, 141,7 - 17,6 = 124,1 Mio.€. Dies<br />

entspricht der möglichen Reduzierung der EEG-Vergütung um 12,4 % <strong>in</strong> dem betrachteten<br />

Jahr.<br />

E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB (Mio.€)<br />

Ohne SDL <strong>von</strong> WA Mit SDL <strong>von</strong> WA<br />

EEG EEG SDL<br />

141,7 124,1 17,6<br />

-12,4 %<br />

Tabelle 6.11: Aufteilung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit und ohne Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> für e<strong>in</strong> Jahr<br />

Bild 6.16 zeigt, dass der größte Anteil der Reduzierung der EEG-Vergütung auf Grund<br />

der Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Frequenzhaltung (10,8 %), <strong>in</strong>sbesondere<br />

an der Bereitstellung der negativen Primärregelleistung (7,2 %), <strong>zu</strong> Stande kommt.<br />

Das Bild zeigt auch die e<strong>in</strong>gesparten Kosten aus Sicht des ÜNB durch Reduzierung der<br />

Netzverluste (PV), Reduzierung des Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>ges (Q) und die e<strong>in</strong>gesparten<br />

Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes (KE). Die <strong>in</strong> Klammern<br />

ausgeführten prozentuellen Zahlen stellen die mögliche Reduzierung der EEG-<br />

Vergütung durch die Teilnahme an diesen <strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen dar.<br />

Die im Bild 6.16 dargestellten Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> der Zahl der Abrufe der negativen<br />

Regelleistung pro Jahr (Kapital 5.1.1) und <strong>von</strong> der betrachteten EEG-Vergütung<br />

abhängig. Daher wird als nächster Schritt untersucht, wie sich die Ergebnisse für<br />

verschie<strong>den</strong>e Abrufzahlen und Vergütungsmodelle ändern.<br />

109


110<br />

87,6%<br />

12,4%<br />

7,62 ct/kWh 1,08 ct/kWh<br />

+<br />

E<strong>in</strong>gesparten<br />

Kosten<br />

des ÜNB<br />

Aktuelle EEG-Vergütung Mögliche Reduzierung<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

KE (0,46%)<br />

PV (0,37%)<br />

Q (0,1%)<br />

Q WA (0,7%)<br />

MR - (1,4%)<br />

SR - (2,18%)<br />

PR - (7,2%)<br />

Bild 6.16: Mögliche Reduzierung der EEG-Vergütung für das betrachtete Jahr<br />

Ökonomische Bewertung der Teilnahme für e<strong>in</strong> Jahr für verschie<strong>den</strong>e Abrufzahlen<br />

Für verschie<strong>den</strong>e Abrufzahlen der negativen Regelleistung (Primärregel-, Sekundärregel-<br />

und M<strong>in</strong>utenreserveleistung) ändern sich die Ergebnisse bzw. die möglichen<br />

Reduzierung der EEG-Vergütung kaum (Tabelle 6.12). Die Primärregel-, Sekundärregel-<br />

und M<strong>in</strong>utenreserveleistung wer<strong>den</strong> jeweils 0, 40 bzw. 80 Mal/Jahr abgerufen.<br />

Abrufzahl (Abrufe/Jahr) 0 40 80<br />

Reduzierung der EEG-Vergütung um 12,5 % 12,4 % 12,3 %<br />

Tabelle 6.12: Mögliche Reduzierung der EEG-Vergütung für verschie<strong>den</strong>e Abrufzahl <strong>in</strong><br />

dem betrachteten Jahr<br />

Ökonomische Bewertung für e<strong>in</strong> Jahr für verschie<strong>den</strong>e EEG-Vergütungsmodelle<br />

Wie <strong>in</strong> dieser Arbeit erläutert wurde, ist die EEG-Vergütung abhängig <strong>von</strong> dem<br />

Standort und Effizienz der Anlage. Stehen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> am w<strong>in</strong>dreichen<br />

Standort, bekommen sie die Bonusvergütung (3,2 ct/kWh) nur für die ersten fünf<br />

Jahre. Daher wurde e<strong>in</strong> Vergütungsmodell 5,5 ct/kWh gewählt, wobei 5,5 ct/kWh die<br />

Grundvergütung nach dem EEG ist.<br />

Zur Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Ausbaus der Offshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> kann die EEG-<br />

Vergütung für diese erhöht wer<strong>den</strong>, weil die Installationskosten bei Offshore-<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> höher als bei Onshore-<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> s<strong>in</strong>d. Daher wurde e<strong>in</strong><br />

Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen des WAB


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Vergütungsmodell 12 ct/kWh gewählt. Tabelle 6.13 zeigt je höher die EEG-Vergütung<br />

ist, desto ger<strong>in</strong>ger ist die mögliche Reduzierung der EEG-Vergütung. Diese Untersuchung<br />

wurde durchgeführt unter Berücksichtigung, dass die Primärregel-, Sekundärregel-<br />

und M<strong>in</strong>utenreserveleistung jeweils 40 Mal/Jahr abgerufen wer<strong>den</strong>.<br />

EEG-Vergütung (ct/kWh) 5,5 8,7 12<br />

Reduzierung der EEG-Vergütung um 19,6 % 12,4 % 8,9 %<br />

Tabelle 6.13: Mögliche Reduzierung der EEG-Vergütung für verschie<strong>den</strong>e Vergütungsmodelle<br />

<strong>in</strong> dem betrachteten Jahr<br />

6.2.4 20-Jahre-Betrachtung<br />

Die folgende Untersuchung bezieht sich auf <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, die an e<strong>in</strong>em<br />

w<strong>in</strong>dreichen Standort <strong>in</strong>stalliert wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Daher bekommt der WAB die Bonusvergütung<br />

(3,2 ct/kWh) nur für die ersten fünf Jahre. Die EEG-Vergütung im ersten Jahr<br />

beträgt 8,7 ct/kWh. Alle <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> s<strong>in</strong>d im ersten Jahr ans Netz angeschlossen.<br />

Für <strong>den</strong> betrachteten Zeitraum (20 Jahre) wird angenommen, dass die Last- und<br />

W<strong>in</strong>dsituationen gleich wie im ersten Jahr bleiben und die Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente<br />

im ersten Jahr ans Netz abgeschlossen wer<strong>den</strong>. Am Ende des betrachteten<br />

Zeitraums gibt es ke<strong>in</strong>en Restwert für die Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente.<br />

Auf Grund der hohen <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dleistung wird e<strong>in</strong> Teil der konventionellen<br />

Kraftwerke vom Netz getrennt, <strong>in</strong>sbesondere bei Starkw<strong>in</strong>d und Schwachlast. Ohne<br />

Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

müssen die am Netz bleiben<strong>den</strong> konventionellen Kraftwerke die Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> übernehmen. Dies führt da<strong>zu</strong>, dass es weniger Anbieter <strong>zu</strong>r<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> gibt. Daher können die Angebotspreise <strong>zu</strong>r<br />

Teilnahme an der Bereitstellung und Lieferung der Regelleistung und die Kosten <strong>zu</strong>r<br />

Deckung der Netzverluste steigen. Die betrachtete Steigungsrate <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

beträgt 2 %/Jahr. Untersucht wird hier, welche ökonomischen Vorteile die Teilnahme<br />

<strong>von</strong> W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergienlagen an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>in</strong> diesem<br />

Falle br<strong>in</strong>gen kann.<br />

Bild 6.17 zeigt die mögliche Aufteilung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit und ohne Teilnahme<br />

<strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong>.<br />

Unter Berücksichtigung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch die Teilnahme an der Bereit-<br />

111


112<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

stellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> zeigt das Bild 6.18 die aktuelle und die mögliche<br />

reduzierte EEG-Vergütung für die ganze Auszahlungsdauer. Bild 6.18 zeigt auch, dass<br />

die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

die EEG-Vergütung im ersten Jahr um 12,4 % reduzieren kann. Trotz der Verteuerung<br />

der Angebotspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> und die<br />

Degression der EEG-Vergütung führt die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> im zweiten Jahr <strong>zu</strong>r Reduzierung der EEG-<br />

Vergütung nur um 12,3 %, also ger<strong>in</strong>ger als im ersten Jahr. Der Grund dafür ist, dass<br />

die E<strong>in</strong>sparung der Investitionskosten des Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementes nur<br />

im ersten Jahr auftaucht. Auf Grund der Degression der EEG-Vergütung und der<br />

Verteuerung der Angebotspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> kann<br />

die EEG-Vergütung um bis <strong>zu</strong> 39,7 % im letzten betrachteten Jahr reduziert wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong>nahmen<br />

160<br />

Mio.€<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

+ +<br />

1 5 10 15<br />

Jahr<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach EEG ohne Teilnahme an SDL<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach EEG mit Teilnahme an SDL<br />

Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch SDL<br />

E<strong>in</strong>gesparte Kosten des ÜNB<br />

Bild 6.17: Aufteilung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch die Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

20


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

EEG-Vergütung<br />

10<br />

ct/kW<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-12,3%<br />

-12,4%<br />

Bild 6.18: Aktuelle und mögliche reduzierte EEG-Vergütung für die ganze Auszahlungsdauer<br />

der EEG-Vergütung<br />

Wie im Kapital 5.3 erläutert wurde, wird der Barwert der E<strong>in</strong>nahmenreihe des WAB<br />

nach der aktuellen und reduzierten EEG-Vergütung berechnet. Alle E<strong>in</strong>nahmen wer<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Fällen auf das erste Jahr bezogen. Der Kalkulationsz<strong>in</strong>ssatz beträgt<br />

i = 8 %/Jahr. Dann wird jeder Barwert <strong>von</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> ermittelten Barwerte mit dem<br />

Annuitätsfaktor ( α ) [Gleichung (5.16)] multipliziert. Die Ergebnisse dieser Berech-<br />

nungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle 6.14 <strong>zu</strong> sehen. Diese Tabelle zeigt sowohl die durchschnittlichen<br />

f<strong>in</strong>anzmathematischen jährlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach der aktuellen und<br />

reduzierten EEG-Vergütung, als auch die durchschnittlichen f<strong>in</strong>anzmathematischen<br />

jährlichen <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB und die e<strong>in</strong>gesparten Kosten aus Sicht<br />

des ÜNB, die auf die Seite des WAB unter SDL verlagert wer<strong>den</strong>. Mit diesen Berechnungen<br />

kann man erkennen, dass die durchschnittliche f<strong>in</strong>anzmathematische jährliche<br />

Reduzierung der aktuellen EEG-Vergütung etwa 20 % beträgt.<br />

E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB (Mio.€)<br />

1 5 10 15 20<br />

Jahr<br />

Aktuelle EEG Reduzierte EEG<br />

Ohne SDL <strong>von</strong> WA Mit SDL <strong>von</strong> WA<br />

aktuelle EEG-<br />

Vergütung<br />

reduzierte EEG-<br />

Vergütung<br />

SDL<br />

99,4 79,9 19,5<br />

-20 %<br />

-39,7%<br />

Tabelle 6.14: Aufteilung der durchschnittlichen f<strong>in</strong>anzmathematischen jährlichen<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit und ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> für 20 Jahre<br />

113


114<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6.3 Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung<br />

und an der Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

6.3.1 Ökonomische Bewertung für e<strong>in</strong>en Tag<br />

6.3.1.1 Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

Die ökonomischen Vorteile des ÜNB durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Spannungshaltung an e<strong>in</strong>em Wochentag im W<strong>in</strong>ter bei Schwachw<strong>in</strong>d oder an<br />

e<strong>in</strong>em Sonntag im Sommer bei Starkw<strong>in</strong>d bleiben unverändert. Die e<strong>in</strong>gesparten<br />

Kosten aus Sicht des ÜNB setzen sich <strong>zu</strong>sammen aus <strong>den</strong> e<strong>in</strong>gesparten Kosten <strong>zu</strong>r<br />

Deckung der Netzverluste, <strong>den</strong> e<strong>in</strong>gesparten Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten und <strong>den</strong><br />

e<strong>in</strong>gesparten Investitionskosten der Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselemente.<br />

6.3.1.2 E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

Frequenzhaltung<br />

Tabelle 6.15 zeigt die Angebotspreise der konventionellen Kraftwerke <strong>zu</strong>r Teilnahme<br />

an der Bereitstellung und Lieferung der positiven Regelleistung. Diese Preise s<strong>in</strong>d aus<br />

[64] entnommen wor<strong>den</strong> und für e<strong>in</strong>en Tag dargestellt. Hier muss auch der Anbieter<br />

<strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, Primärregel-, Sekundärregel und/oder M<strong>in</strong>utenreserveleistung für die<br />

ganze Ausschreibungsdauer (1 Tag) bereit<strong>zu</strong>stellen. Tabelle 6.15 zeigt auch die<br />

Angebotspreise, die der WAB <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung<br />

anbieten muss, damit die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven<br />

Regelleistung gewählt wer<strong>den</strong>. Die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der positiven Regelleistung bedeutet, dass sie für die ganze Ausschreibungsdauer<br />

(1 Tag) gedrosselt betrieben wer<strong>den</strong>. Daher wird der WAB die EEG-<br />

Vergütung für die nicht <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeiste Energie für <strong>den</strong> ganzen Tag verlieren.<br />

Die verlorene Vergütung des WAB (2088 €/MW/Tag, bei 8,7ct/kWh) ist höher als die<br />

<strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> diesem Falle. Z.B. wird der WAB bei der Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der positiven Primärregel-, Sekundärregelund<br />

M<strong>in</strong>utenreserveleistung 1196 €/MW/Tag verlieren, wenn die positive Regelleistung<br />

an dem betrachteten Tag nicht abgerufen wird. Daher wird der WAB derzeit nicht an<br />

der Bereitstellung der positiven Regelleistung teilnehmen. Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d<br />

natürlich gültig an e<strong>in</strong>em Wochentag im W<strong>in</strong>ter bei Schwachw<strong>in</strong>d und an e<strong>in</strong>em<br />

Sonntag im Sommer bei Starkw<strong>in</strong>d.


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

l (€/MW/Tag) a (€/MWh)<br />

KK WA KK WA<br />

HT NT HT NT<br />

PR 450 449 - - - -<br />

SR 270 269 140 70 139 69<br />

MR 175 174 100 50 99 49<br />

Tabelle 6.15: Angebotspreise <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung und Lieferung der<br />

positiven Regelleistung<br />

Spannungshaltung<br />

Die ökonomischen Vorteile des WAB durch die Teilnahme an der Spannungshaltung<br />

bleiben wie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kapitalen 6.2.1.2 und 6.2.2.2. unverändert. Mit der Annahme e<strong>in</strong>es<br />

Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes bekommt der WAB für die Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung <strong>zu</strong>sätzliche<br />

E<strong>in</strong>nahmen.<br />

6.3.2 Ökonomische Bewertung der Teilnahme für e<strong>in</strong> Jahr<br />

Da die Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleistung nicht wirtschaftlich<br />

aus Sicht des WAB ist, nehmen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> dem betrachteten Jahr nur<br />

an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung teil. Die Kosten aus Sicht des ÜNB und<br />

die E<strong>in</strong>nahmen des WAB s<strong>in</strong>d für die zwölf Szenarien <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bildern 6.4 bis 6.7<br />

untersucht. Wie im Kapital 5 beziehen sich die Ergebnisse dieser Untersuchungen auf<br />

e<strong>in</strong> Jahr. Die e<strong>in</strong>gesparten Kosten des ÜNB und die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB<br />

wer<strong>den</strong> auch auf die Seite des WAB unter SDL verlagert. Dadurch kann die EEG-<br />

Vergütung um 1,63 % reduziert wer<strong>den</strong> (Tabelle 6.16).<br />

E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB (Mio.€)<br />

Ohne SDL <strong>von</strong> WA Mit SDL <strong>von</strong> WA<br />

EEG EEG SDL<br />

141,7 139,77 1,93<br />

-1,63 %<br />

Tabelle 6.16: Aufteilung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit und ohne Teilnahme <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung für e<strong>in</strong> Jahr<br />

115


116<br />

6.3.3 20-Jahre-Betrachtung<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

Für diese Untersuchung gelten die gleichen Annahmen, wie im Kapital 6.2.4. Es wird<br />

untersucht, wann die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

teilnehmen sollen und welche ökonomischen Vorteile diese Teilnahme br<strong>in</strong>gen<br />

kann.<br />

Auf Grund der hohen EEG-Vergütung s<strong>in</strong>d die nach dem EEG verlorene Vergütung des<br />

WAB mehr als die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB und die e<strong>in</strong>gesparten Kosten aus<br />

Sicht des ÜNB <strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten zehn Jahren (Bild 6.19). Zu dieser Zeit sollen die WAB nur<br />

an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung teilnehmen. Auf Grund der Degression<br />

der EEG-Vergütung und die Verteuerung der Angebotspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der<br />

<strong>Systemdienstleistungen</strong> sollen die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> ab dem elften Jahr auch an der<br />

Bereitstellung der positiven Regelleistung teilnehmen.<br />

E<strong>in</strong>nahmen<br />

50<br />

Mio.€<br />

30<br />

0<br />

-30<br />

-50<br />

+ +<br />

1 5 10 15<br />

Jahr<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit Teilnahme an SDL<br />

Verlorene E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach EEG<br />

Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch SDL<br />

E<strong>in</strong>gesparte Kosten des ÜNB<br />

Bild 6.19: Aufteilung der E<strong>in</strong>nahmen des WAB durch die Teilnahme an der Bereitstellung<br />

der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

Bild 6.20 zeigt die aktuelle und die mögliche reduzierte EEG-Vergütung für die ganze<br />

Auszahlungsdauer der EEG-Vergütung (20 Jahre) durch die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung und an der Bereitstellung<br />

und Lieferung der positiven Regelleistung.<br />

20


Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

EEG-Vergütung<br />

10<br />

ct/kW<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-1,2%<br />

-1,63%<br />

Bild 6.20: Aktuelle und mögliche reduzierte EEG-Vergütung für das ganze Auszahlungsdauer<br />

der EEG-Vergütung<br />

Wie im Kapital 5.3 erläutert wurde, wird der Barwert der E<strong>in</strong>nahmenreihe des WAB<br />

nach der aktuellen und reduzierten EEG-Vergütung berechnet. Alle E<strong>in</strong>nahmen wer<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Fällen auf das erste Jahr bezogen. Der Kalkulationsz<strong>in</strong>ssatz beträgt<br />

i = 8 %/Jahr. Dann wird jeder Barwert <strong>von</strong> <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> ermittelten Barwerte mit dem<br />

Annuitätsfaktor ( α ) [Gleichung (5.16)] multipliziert. Die Ergebnisse dieser Berech-<br />

nungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tabelle 6.17 <strong>zu</strong> sehen. Diese Tabelle zeigt sowohl die durchschnittlichen<br />

f<strong>in</strong>anzmathematischen jährlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB nach der aktuellen und<br />

reduzierten EEG-Vergütung, als auch die durchschnittlichen f<strong>in</strong>anzmathematischen<br />

jährlichen <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen des WAB und die e<strong>in</strong>gesparten Kosten aus Sicht<br />

des ÜNB, die auf die Seite des WAB unter SDL verlagert wer<strong>den</strong>. Mit diesen Berechnungen<br />

kann man erkennen, dass die durchschnittliche f<strong>in</strong>anzmathematische jährliche<br />

Reduzierung der aktuellen EEG-Vergütung etwa 3,2 % beträgt.<br />

E<strong>in</strong>nahmen des<br />

WAB (Mio.€)<br />

1 5 10 15 20<br />

Jahr<br />

Aktuelle EEG<br />

Reduzierte EEG<br />

Ohne SDL <strong>von</strong> WA Mit SDL <strong>von</strong> WA<br />

aktuelle EEG-<br />

Vergütung<br />

reduzierte EEG-<br />

Vergütung<br />

SDL<br />

99,4 96,2 3,2<br />

-3,2 %<br />

-18,4%<br />

Tabelle 6.17: Aufteilung der durchschnittlichen f<strong>in</strong>anzmathematischen jährlichen<br />

E<strong>in</strong>nahmen des WAB mit und ohne Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der<br />

Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> für 20 Jahre<br />

117


118<br />

Untersuchungsergebnisse der ökonomischen Bewertung<br />

6.4 Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleistung<br />

trotz der hohen EEG-Vergütung<br />

Im Falle, dass der ÜNB wenige Angebote <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Bereitstellung der<br />

positiven M<strong>in</strong>utenreserveleistung bekommt, steigen die Preise der Bereitstellung der<br />

positiven M<strong>in</strong>utenreserveleistung sehr stark. In der Vergangenheit stiegen diese Preise<br />

bis auf 1500 % des durchschnittlichen täglichen Preises [64]. Ähnlich wie bei der<br />

M<strong>in</strong>utenreserve können auch die wenigen Angebote <strong>zu</strong>r deutlichen Erhöhung der<br />

Preise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven Primär- und Sekundärregelleistung führen. Auf<br />

Grund dieser Tatsache kann die Teilnahme der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung<br />

der positiven Regelleistung auch <strong>in</strong>nerhalb der ersten 10 Jahre der Auszahlungsdauer<br />

der EEG-Vergütung ökonomisch aus Sicht des WAB se<strong>in</strong>.<br />

Tabelle 6.18 zeigt die Untergrenze der notwendigen Erhöhung der Angebotspreise<br />

(Leistungspreise), <strong>zu</strong> <strong>den</strong>en der WAB mehr E<strong>in</strong>nahmen bekommt, wenn die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

gedrosselt betrieben wer<strong>den</strong>, um positive Regelleistung bereit<strong>zu</strong>stellen.<br />

D.h. <strong>in</strong> diesem Falle sollten die WAB die Energie nicht mehr nach dem EEG vergüten<br />

lassen. Wobei die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> diesem Szenario entweder an der Bereitstellung<br />

der Primärregelleistung oder Sekundärregelleistung oder M<strong>in</strong>utenreserveleistung<br />

teilnehmen. Betrachtet hier s<strong>in</strong>d zwei Modelle der EEG-Vergütung. Z.B. bei e<strong>in</strong>er EEG-<br />

Vergütung <strong>in</strong> Höhe <strong>von</strong> 5,5 ct/kWh und im Falle, dass die Angebotspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung<br />

der positiven Primärregelleistung bis auf 300 % gestiegen s<strong>in</strong>d, sollen die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der positiven Primärregelleistung teilnehmen<br />

und die Energie nicht mehr nach dem EEG vergüten lassen.<br />

EEG-<br />

Vergütung<br />

Erhöhung der Angebotspreise (Leistungspreise)<br />

PR SR MR<br />

5,5 (ct/kWh) 300 (%) 500 (%) 750 (%)<br />

8,7 (ct/kWh) 470 (%) 770 (%) 1200 (%)<br />

Tabelle 6.18: Grenze der Erhöhung der Angebotspreise <strong>zu</strong>r Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der positiven Regelleistung


Zusammenfassung<br />

7 Zusammenfassung<br />

Der Ausbau der erneuerbareren Energien wächst ständig und wird <strong>von</strong> der Bundesregierung<br />

durch e<strong>in</strong> Gesetz, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), gefördert und<br />

unterstützt. Durch das EEG haben die erneuerbare Energienanlagen die Priorität, ihre<br />

Energie vorrangig <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong><strong>zu</strong>speisen. Die Übertragungsnetzbetreiber müssen die<br />

Energieübernahme garantieren. Außerdem muss die e<strong>in</strong>gespeiste Energie mit e<strong>in</strong>em<br />

festen Betrag (EEG-Vergütung) vergütet wer<strong>den</strong>. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> liefern <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>den</strong> größten <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong>r Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die<br />

EEG-Vergütung für <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> besteht aus e<strong>in</strong>er Grundvergütung und e<strong>in</strong>er<br />

Bonusvergütung. Die Grundvergütung wird für 20 Jahre vorgesehen und hat e<strong>in</strong>e<br />

Degression <strong>von</strong> 2 %/Jahr. Die Zahlungsdauer der Bonusvergütung orientiert sich am<br />

Ertrag der Anlage und wird für m<strong>in</strong>destens fünf Jahre bezahlt. Die EEG-Vergütung<br />

bezahlen die Übertragungsnetzbetreiber an die Betreiber erneuerbaren Anlagen für die<br />

e<strong>in</strong>gespeiste Energie. Die Kosten, die dem Übertragungsnetzbetreiber dadurch<br />

entstehen, wer<strong>den</strong> <strong>von</strong> diesem an die Endverbraucher weitergeleitet, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Strompreis e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d.<br />

Des weitern ist der Übertragungsnetzbetreiber für <strong>den</strong> sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen<br />

Betrieb des Übertragungsnetzes verantwortlich. Um diese Aufgaben <strong>zu</strong> erfüllen,<br />

benötigt er <strong>Systemdienstleistungen</strong>. Diese <strong>Systemdienstleistungen</strong> (z.B. für die<br />

Frequenz- und Spannungshaltung) bekommt der Übertragungsnetzbetreiber <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />

Kraftwerken auf vertraglicher Basis bereitgestellt. Dadurch entstehen dem Übertragungsnetzbetreiber<br />

Kosten. Diese Kosten legt er auf die Seite der Endverbraucher um,<br />

<strong>in</strong> dem sie e<strong>in</strong> Teil des Netznut<strong>zu</strong>ngspreises s<strong>in</strong>d, der wiederum e<strong>in</strong> Teil des Strompreises<br />

ist.<br />

Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks konzentriert. Die Leistung e<strong>in</strong>es<br />

geplanten W<strong>in</strong>dparks ist geeignet, diesen ans Hochspannungsnetz an<strong>zu</strong>schließen. Die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> speisen bis jetzt die <strong>zu</strong>r anliegen<strong>den</strong> W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

maximale erzielbare Leistung <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>. Momentan leisten die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

ke<strong>in</strong>en <strong>Beitrag</strong> <strong>zu</strong>m sicheren Netzbetrieb. Sie nehmen an der Bereitstellung der<br />

Regelleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequenzhaltung nicht teil. Die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

liefern ke<strong>in</strong>e Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Spannungshaltung. Bis <strong>zu</strong>m<br />

Jahre 2020 soll die <strong>in</strong>stallierte W<strong>in</strong>dleistung etwa 48 GW erreichen, also fast 60 % der<br />

Höchstlast Deutschlands [5]. Auf Grund dieser hohen <strong>in</strong>stallierten W<strong>in</strong>dleistung und<br />

119


120<br />

Zusammenfassung<br />

des Vorrangs der erneuerbaren Anlagen wird <strong>in</strong> Starkw<strong>in</strong>dfällen e<strong>in</strong> großer Teil der<br />

konventionellen Kraftwerke vom Netz genommen. Dadurch gehen ihre Beiträge <strong>zu</strong>r<br />

Frequenz- und Spannungshaltung verloren. Solche Szenarien können die Versorgungs<strong>zu</strong>verlässigkeit<br />

gefähr<strong>den</strong>.<br />

In dieser Arbeit wurde e<strong>in</strong> neues Konzept entwickelt, <strong>in</strong> dem die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Frequen<strong>zu</strong>nd<br />

Spannungshaltung teilnehmen.<br />

In dem neuen Konzept wurde gezeigt, dass die abgegebene Leistung e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlage<br />

steuerbar ist und die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> durch die Steuerung des Pitchanstellw<strong>in</strong>kels<br />

der Turb<strong>in</strong>enblätter Regelleistung <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

der Frequenzhaltung bereitstellen können.<br />

Um an der Primärregelung, Sekundärregelung und/oder M<strong>in</strong>utenreserve teil<strong>zu</strong>nehmen,<br />

muss sich jede Anlage e<strong>in</strong>em Präqualifikationsverfahren unterziehen bzw. technische<br />

Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen. Für die Untersuchung dieser technischen Bed<strong>in</strong>gungen wur<strong>den</strong><br />

die bei<strong>den</strong> modernen Typen <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> mit<br />

Doppelt-gespeisten Asynchrongeneratoren oder mit Synchrongeneratoren und<br />

Vollumrichtern, modelliert. Dabei wurde nachgewiesen, dass diese bei<strong>den</strong> Typen <strong>von</strong><br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> im E<strong>in</strong>zelnen und <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dparks die technischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>zu</strong>r<br />

Teilnahme an der Primärregelung, Sekundärregelung und/oder M<strong>in</strong>utenreserve<br />

erfüllen können.<br />

Es wurde auch nachgewiesen, dass die modernen <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>in</strong> der Lage<br />

s<strong>in</strong>d, neben der Wirkleistung auch Bl<strong>in</strong>dleistung <strong>zu</strong> liefern. Deshalb können die<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> die Spannungshaltung unterstützen. Des weitern hat sich gezeigt,<br />

dass <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> auch im Stillstand Bl<strong>in</strong>dleistung e<strong>in</strong>speisen können.<br />

Damit haben die Untersuchungen dieser Arbeit aufgezeigt, dass die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>den</strong> sicheren und <strong>zu</strong>verlässigen Betrieb des Übertragungsnetzes unterstützen<br />

können.<br />

Des weitern wurde <strong>in</strong> dem neuen Konzept untersucht, welche ökonomischen Vorteile<br />

die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong><br />

für e<strong>in</strong> Jahr br<strong>in</strong>gen kann. Die Ergebnisse der Untersuchungen ergaben ökonomische<br />

Vorteile, die sich durch Kostene<strong>in</strong>sparungen aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

und durch <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen aus Sicht des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

folgendermaßen präsentierten:


Zusammenfassung<br />

Kostene<strong>in</strong>sparungen aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

• Die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Spannungshaltung führt <strong>zu</strong>r<br />

Reduzierung der Netzverluste <strong>in</strong> Hoch- und Höchstspannungsnetzen. Dadurch wer<strong>den</strong><br />

die Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der Netzverluste reduziert.<br />

• Die bezogene Bl<strong>in</strong>dleistung aus konventionellen Kraftwerken und <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong><br />

<strong>in</strong> Starklastfällen ist im Vergleich <strong>zu</strong> der bezogenen Bl<strong>in</strong>dleistung aus konventionellen<br />

Kraftwerken alle<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ger. Dies führt <strong>zu</strong>r Reduzierung der Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes.<br />

In Schwachlastfällen s<strong>in</strong>d jedoch die Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten bei Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung<br />

durch die konventionellen Kraftwerke und <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> höher als<br />

diese bei Bl<strong>in</strong>dleistungslieferung durch die konventionellen Kraftwerke alle<strong>in</strong>e. In<br />

diesem Falle bezieht der Übertragungsnetzbetreiber allerd<strong>in</strong>gs die Bl<strong>in</strong>dleistung aus<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, nur wenn die dadurch e<strong>in</strong>gesparten Kosten <strong>zu</strong>r Deckung der<br />

Netzverluste höher als die <strong>zu</strong>sätzlichen verursachten Bl<strong>in</strong>dleistungsbe<strong>zu</strong>gskosten<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

• Reduzierung der Notwendigkeit <strong>von</strong> <strong>zu</strong>sätzlichen Bl<strong>in</strong>dleistungskompensationselementen.<br />

Zusätzliche E<strong>in</strong>nahmen aus Sicht des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

• Die e<strong>in</strong>gespeiste Bl<strong>in</strong>dleistung durch die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Spannungshaltung wird unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es Bl<strong>in</strong>dleistungsmarktes vergütet.<br />

Dies bedeutet <strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen für <strong>den</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber.<br />

• Durch die Teilnahme an der Bereitstellung der negativen Regelleistung bekommt<br />

der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber e<strong>in</strong>erseits die Energie für die ganze Ausschreibungsdauer<br />

nach dem EEG vergütet. Nur bei Abruf der negativen Regelleistung,<br />

die selten abgerufen wird, verliert der ÜNB diese EEG-Vergütung. Anderseits bekommt<br />

der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber <strong>zu</strong>sätzliche Vergütung für die Bereitstellung<br />

der negativen Regelleistung.<br />

• Für die Bereitstellung der positiven Regelleistung wer<strong>den</strong> die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergienanlagen<br />

für die ganze Ausschreibungsdauer gedrosselt betrieben, d.h. sie verlieren die<br />

EEG-Vergütung. Diese verlorene Vergütung ist momentan höher als die <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

E<strong>in</strong>nahmen durch die Teilnahme an der Bereitstellung der positiven Regelleis-<br />

121


122<br />

Zusammenfassung<br />

tung. Folglich nehmen die W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergienalgen an der Bereitstellung der positiven<br />

Regelleistung nicht teil.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs führen die wenigen Angebote <strong>zu</strong>r Teilnahme an der Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Frequenzhaltung <strong>zu</strong>r deutlichen Erhöhung der Preise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der positiven<br />

Regelleistung. In diesem Falle kann die Teilnahme <strong>von</strong> <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an<br />

der Bereitstellung der positiven Regelleistung dem <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

<strong>zu</strong>sätzliche E<strong>in</strong>nahmen br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Untersuchung dieser ökonomischen Vorteile wurde anschließend auf die ganze<br />

Zahlungsdauer der EEG-Vergütung (20 Jahre) für <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>, die an e<strong>in</strong>em<br />

W<strong>in</strong>dreichen Standort <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d, erweitert. Die Ergebnisse waren die selben, mit<br />

der Ausnahme, dass ab e<strong>in</strong>em bestimmten Jahr (situationsabhängig) die Teilnahme an<br />

der Bereitstellung der positiven Regelleistung für die <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

rentabel ist, auf Grund der Degression der Grundvergütung nach dem EEG und der<br />

möglichen Verteuerung der Angebotspreise <strong>zu</strong>r Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong>.<br />

Das ökonomische Ziel des neuen Konzeptes ist nicht die E<strong>in</strong>nahmen des <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreibers<br />

<strong>zu</strong> erhöhen oder die Kosten aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers<br />

<strong>zu</strong> reduzieren, sondern die Reduzierung der EEG-Vergütung. Der <strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong>betreiber<br />

bekommt am Ende die gleichen E<strong>in</strong>nahmen, wobei dar<strong>in</strong> der EEG-Anteil<br />

um die <strong>zu</strong>sätzlichen E<strong>in</strong>nahmen und die e<strong>in</strong>gesparten Kosten durch die Teilnahme der<br />

<strong>W<strong>in</strong><strong>den</strong>ergieanlagen</strong> an der Bereitstellung der <strong>Systemdienstleistungen</strong> reduziert<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Dadurch kann die wirtschaftliche Belastung der Verbraucher durch<br />

die EEG-Vergütung verr<strong>in</strong>gert wer<strong>den</strong>.


Literaturverzeichnis<br />

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