Auftrag - Philippe Kropf
Auftrag - Philippe Kropf
Auftrag - Philippe Kropf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DAS JUNGE MAGAZIN DER ZENTRALSCHWEIZ /Nr. 4/26. JANUAR 2009<br />
Seite 10<br />
BITTE RECHT<br />
FREUNDLICH<br />
UNTERWEGS IM IRAK MIT<br />
EINER US-SPEZIALEINHEIT<br />
Super Ferienhit!<br />
DUBAI<br />
Siehe letzte Seite!<br />
Seite 6<br />
ACH HÄTT ICH DOCH<br />
EIN RÜCKBLICK AUFS STUDIUM<br />
THEATERSPORT | Fr 30. Jan. 09<br />
20.00 h | OhneWiederholung vs. FGKH Wiesbaden<br />
Théâtre La Fourmi |Luzern<br />
Vorverkauf: 041 666 09 09 oder<br />
Infos: www.improtheater.ch<br />
Seite 4<br />
SCHÜSSELDIENST<br />
DER TRICK MIT DEM<br />
ZÜNDHOLZ UND DEM KLO<br />
IMPROTHEATER &IMPROCOMEDY<br />
OHNEWIEDERHOLUNG
10 THEMA<br />
Noch immer stehen Tausende junger US-Soldaten<br />
im Irak im Einsatz. Einige von ihnen mit einem<br />
seltsamen <strong>Auftrag</strong>: Sie sind Entwicklungshelfer.<br />
<strong>Auftrag</strong>:<br />
Nett sein<br />
PHILIPPE KROPF, IRAK<br />
Dass sie keine normalen Hilfswerker sind,<br />
zeigt sich auf der Fahrt in die Stadt: Auf den<br />
Dächern der gepanzerten Fahrzeuge sind Maschinengewehre<br />
montiert,und die Autos werden<br />
in der Polizeistation parkiert –von dort<br />
geht es dann zu Fuss weiter zum Gemeindehaus.<br />
Einer der Soldaten schleppt auf dem<br />
Rücken ein Tornister-Funkgerät, die andern<br />
zielenmit ihren Gewehren in jede Querstrasse,<br />
spähen nach Scharfschützen und Selbstmordattentätern.<br />
Ein Verkehrspolizist stoppt im<br />
Kreisel die Autos, damit die Amerikaner zu<br />
Fuss sicher passieren können. Weil Feldwebel<br />
Richard White beide Hände braucht, um sein<br />
Gewehr im Anschlag zu halten, trägt der<br />
Übersetzer seine schwarze Aktentasche.<br />
Im Gemeindehaus legen die Soldaten den<br />
Helm ab, die Schutzweste bleibt aber auch<br />
während der Sitzungen mit dem Stadtrat an.<br />
Abwechselnd schieben die Marines Wache an<br />
den Eingängen, zusammen mit irakischen Polizisten.<br />
«Zuerst sind wir Marines, erst dann<br />
Hilfswerker», sagt Leutnant Dan Aldridge.<br />
Der 25-Jährige ist Chef des Teams,das im<br />
Jargon der Marineinfanterie «Civil Affairs<br />
Group», kurz CAG heisst. Sie sind eine<br />
kleine Truppe von zehn US-Marines,und sie<br />
haben im Irak einen ungewöhnlichen <strong>Auftrag</strong>:Sie<br />
sind Entwicklungshelfer.Stationiert<br />
sind sie in einer winzigen Basis ausserhalb<br />
der Stadt Rutbah im Westen der irakischen<br />
Provinz Anbar.<br />
Herzen gewinnen<br />
Dort empfängt mich Aldridge.«Wir sind hier,<br />
um den Menschen zu helfen», sagt er, und<br />
lehnt sich selbstsicher in seinem Klappstuhl<br />
zurück. «Das United States Marine Corps hat<br />
eine lange Tradition von humanitären Einsätzen.»<br />
Wie zum Beweis liegt neben seiner<br />
Pritsche das Buch «Small Wars Manual». Das<br />
Reglement soll dank Erfahrungen aus vergangenen<br />
Kriegen helfen, wenn, wie im Irak,<br />
Aufständische bekämpft und gleichzeitig eine<br />
US-freundliche Regierung aufgebaut werden<br />
muss.Ziel ist es,mit Hilfsprojekten die Herzen<br />
und Köpfe der Menschen zu gewinnen.<br />
Oben: Dan Alldridge inspiziert einen renovierten Schulhof. Unten: Richard White (rechts) und sein Übersetzer besuchen die Brunnenbaustelle. Bilder <strong>Philippe</strong> <strong>Kropf</strong><br />
THEMA<br />
«Die Jugendlichen kennen unsere<br />
Fahrzeuge und bewerfen uns nur<br />
noch selten mit Steinen.»<br />
Kevin Williams (20), US-Marine und Hilfswerker<br />
11<br />
Und genau das sollen die Marines vom<br />
CAG-Team tun. Und zwar in Rutbah, wo sie<br />
sich im Gemeindehaus regelmässig über die<br />
Wünsche der Anwohner informieren. «Der<br />
Stadtrat bespricht jeweils, was die Stadt am<br />
dringendsten benötigt»,erklärt Feldwebel Richard<br />
White, mit 30 Jahren der Älteste der<br />
Gruppe. «Dann fragen wir bei unserem<br />
Hauptquartier nach dem Geld.» Diesen Ansatz<br />
haben sich die Marines bei den zivilen<br />
Hilfswerken abgeschaut. Auch dort gilt, dass<br />
die Bevölkerung bei den Projekten selber die<br />
Schwerpunkte setzen soll – die Hilfswerker<br />
ermöglichen dann einfach deren Umsetzung.<br />
Punktuell und sehr beschränkt<br />
Die Hilfsprojekte der US-Armee sind allerdings<br />
sehr punktuell und oft nur kosmetisch.<br />
VomHauptquartier im vergangenen Sommer<br />
bewilligt wurden beispielsweise je 168 000<br />
Dollar für das Bohren eines Brunnens in zwei<br />
Dörfern ausserhalb der Stadt, 96 000 Dollar<br />
für die Reparatur des desolaten städtischen<br />
Fuhrparks von Rutbah oder 27 000 Dollar für<br />
denAufbau einer Veterinär-Klinik für Schafe.<br />
Für einige tausend weitere Dollar liessen die<br />
Amerikaner Schulen neu streichen und Pulte<br />
in die Klassenzimmer stellen.<br />
Die Erfolge sind klein. Aber da.<br />
Die Projektkosten sind im Vergleich zu den<br />
Milliarden-Kosten des Irak-Kriegs marginal,<br />
und flächendeckend ist das humanitäre Engagement<br />
der US-Truppen auch nicht: In der<br />
ganzen ProvinzAnbar –flächenmässig etwa<br />
dreimal so gross wie die Schweiz – gibt es<br />
nur zwei CAG-Teams.Trotzdem scheint die<br />
Strategie aber aufzugehen. In den vergangenen<br />
Monaten hat sich die Haltung der<br />
irakischen Bevölkerung zu den amerikanischen<br />
Besatzern verändert. «Die Jugendlichen<br />
inder Stadt kennen unsere Fahrzeuge<br />
und bewerfen uns nur noch selten mit<br />
Steinen», sagt der Gefreite Kevin Williams.<br />
Der 20-Jährige ist der Jüngste im Team und<br />
erst seit einem Jahr im Militär.<br />
DerVerzicht auf die fliegenden Steine –so<br />
messen die Soldaten ihre kleinen Erfolge.<br />
Oder an den Kindern, die sie umringen,<br />
sobald sie auftauchen. Die Kinder wissen,<br />
dass im Kofferraum dermartialischen Panzer-
FIVE O'CLOCK HEROES (USA)<br />
MITTWOCH, 11.FEBRUAR, 20UHR, SCHÜÜR<br />
EINE MISCHUNG AUS THE POLICE, THE CLASH PLUS EINE NUANCE THE STROKES<br />
Mit dem BluePass sparen<br />
Einfach den BluePass ander Abendkasse vorweisen, dann bekommst<br />
du für oben genannte Konzerte zwei Tickets für eines.<br />
NEGA &BAND (GE)<br />
FREITAG, 20. FEBRUAR, 21UHR, SCHÜÜR<br />
LIVE-HIP-HOP AUS GENF UND KAMERUN<br />
Mit dem BluePass sparen<br />
Einfach den BluePass ander Abendkasse vorweisen, dann bekommst<br />
du für oben genannte Konzerte zwei Tickets für eines.<br />
Infos zuden Konzerten unter www.schuur.ch<br />
Infos zuweiteren BluePass-Vergünstigungen imAusgangsbereich unter<br />
www.zisch.ch/bluepass<br />
MIT DEM BLUEPASS KANNST DU<br />
GÜNSTIGER ABTANZEN<br />
BluePass präsentiert die Veranstaltungen der BluePass-Partner vom Wochenende<br />
Mit dem BluePass<br />
sparen. 2für 1.<br />
Du bist nur einmal jung.<br />
CLUB/ORT VERANSTALTUNGEN VOM FR, 30. JANUAR VERANSTALTUNGEN VOM SA, 31. JANUAR<br />
ADAGIO, LUZERN<br />
BluePass-Inhaber erhalten Fr. 5.– Reduktion<br />
NAUTILUS CLUB, LUZERN<br />
BluePass-Inhaber erhalten Fr. 5.– Reduktion<br />
THE LOFT, LUZERN<br />
BluePass-Inhaber erhalten Fr. 5.– Reduktion<br />
KNASCHT, LUZERN<br />
BluePass-Inhaber erhalten Fr. 5.– Reduktion<br />
THE HOUSE COMMUNITY<br />
Die legendäre HOUSE COMMUNITY Party<br />
DJ Tonic &DJTremendo, Stereo Riders &<br />
DJ Big B.<br />
HIP-HOP IN THE HOUSE!<br />
Das Beste und Feinste aus Hip-Hop und House<br />
Girls for free bis 22.30 Uhr.<br />
FRIGAY NIGHT WINTER SPECIAL<br />
DJs &Artists: DJ StanLee und Glitzerhaus.<br />
PURE HIP-HOP<br />
Hip-Hop and nothing else but Hip-Hop!<br />
DJ At-Aki, DJFabster, DJDaWeeda.<br />
Hinweis zum Angebot: Alterslimiten und Zutrittsbedingungen der Clubs gelten auch mit dem BluePass.<br />
Der BluePass gilt nicht automatisch als Eintrittsticket!<br />
Details zum BluePass und zu den Vergünstigungen unter www.zisch.ch/bluepass<br />
Spare Fr. 5.–<br />
TROPICALISIMO<br />
Die einzig wahre Latino Party inLuzern<br />
Latino, Salsa, Merengue, Bachata by<br />
DJ Theo und Gäste.<br />
ILOVE LA –SPECIAL SVEN EDITION<br />
Krasse Beats von DJ-Hero Master Chris.<br />
LA GRANDE NOTTE ITALIA<br />
DJs &Artists: Joe Axo, Gigi Caputo, G.M.A,<br />
Mirco Caruso, Raffi Lusso, Gianni Milani.<br />
STYLES<br />
Partybreaks, Hip-Hop, Crossover, Oldschool<br />
DJ Kid Sleazy, DJDef Cue.<br />
Du bist nur einmal jung.<br />
wagen immer ein paar Fussbälle,Schulsachen<br />
oder Süssigkeiten liegen. Köpfe und Herzen<br />
gewinnen,lautet die Devise.<br />
Positiv äussert sich auch Mohamed Nori<br />
Tawfek, der irakische Projekt-Koordinator<br />
im Stadtparlament. «In der Stadt wissen die<br />
Menschen, dass die Amerikaner Helfer und<br />
Freunde sind.» Früher habe es hier nur<br />
Armut und Abfall gegeben.<br />
Die US-Armee als wichtigster Kunde<br />
Wenn die Leute im Irak eine anständige<br />
Lebensgrundlage haben – so die Logik der<br />
USA – dann wird der Rückhalt für den<br />
Widerstand und die ausländischen Terroristen<br />
der el Kaida schwinden.Darum vergeben<br />
die Amerikaner den Bau ihrer Projekte an<br />
irakische Unternehmer, auch wenn sie beispielsweise<br />
Brunnen selber graben könnte.<br />
So soll das lokale Gewerbe angekurbelt und<br />
die hohe Arbeitslosenquote reduziert werden.Ziad<br />
Hadash ist einer der Bauunternehmer,<br />
der schon für die Amerikaner gebaut<br />
hat. Er ist zufrieden: «Sie zahlen faire Preise.»<br />
Die US-Armee sei momentan der wichtigste<br />
Kunde für viele Unternehmer.<br />
Inspektion im Autofriedhof<br />
Auch der <strong>Auftrag</strong> für das Reparieren der<br />
städtischen Fahrzeuge ist an einen Garagisten<br />
in Rutbah gegangen. Ein rundes Dutzend<br />
Lastwagen, Müllschlucker und Baumaschinen<br />
stehen auf einem Platz, der mehr einem<br />
Autofriedhof denn einer Garage gleicht. Jede<br />
Woche inspizieren die Marines die Arbeiten,<br />
auch um gegenüber den Vorgesetzten beweisen<br />
zu können, dass das Geld sinnvoll verwendet<br />
wird.<br />
Leider sieht es im Moment noch nicht so<br />
aus.Seit dem letzten Besuch ist nichts erledigt<br />
worden und statt fertig eingebauter Autobatterien<br />
gibt es nur eine einzige, die zum<br />
Starten jedes Fahrzeugs angeschleppt werden<br />
muss. «Der Garagist hat das Geld für alle<br />
Batterien gekriegt», seufzt White. Stoisch<br />
wartet er, bis jedes Fahrzeug anspringt oder<br />
auch nicht. Die Inspektion dauert über zwei<br />
Stunden statt der geplanten 30 Minuten.<br />
Die Angst vor Anschlägen<br />
Mehrfach bereits sind CAG-Teams oder ihre<br />
Projekte in Visier von Terroristen der el Kaida<br />
geraten. An einer der beiden Baustellen für<br />
einen Dorfbrunnen stehen deshalb private<br />
Wachmänner mit Kalaschnikow-Gewehren<br />
und irakische Polizisten. Es sei mit einem<br />
Anschlag auf den Brunnen gedroht worden,<br />
erklärt der Bauleiter. Beim zweiten Brunnen<br />
überwacht Scheich Rasi Jiad Jassem persönlich<br />
die Arbeiten. Aldridge lässt via Übersetzer<br />
fragen, ob auch er Drohungen erhalten habe.<br />
«Nein, hier gibt es keine Terroristen», erklärt<br />
Jassem. Gegenüber dem Beobachter aus der<br />
Schweiz lobt er die Arbeit der Soldaten und<br />
wettert über die Zeit unter Saddam Hussein:<br />
«Saddam hat hier keine Brunnen gegraben, er<br />
war zu beschäftigt mit Waffenkäufen.»<br />
Eine Frage der Loyalität<br />
Wenn ausgerechnet in Anbar,einer Hochburg<br />
des Widerstandes, schlecht über den Ex-Diktatorgesprochen<br />
wird, wirft dies die Frage auf,<br />
wie schnell Loyalitäten wechseln – oder gekauft<br />
werden können. Vielleicht ist der Preis<br />
der Brunnen, den Aldridge Jassems Dorf<br />
spendiert. Vielleicht unterhält Jassem aber<br />
auch weiterhin Kontakte zu den Terroristen<br />
oder zahlt Schutzgelder für seine Baustelle.<br />
Aldridge sagt später nur: «In der Region gab<br />
es viele Aufständische. Seit es wieder mehr<br />
Wasser und Strom gibt, bricht ihre Unterstützung<br />
in der Bevölkerung immer stärker weg.»<br />
THEMA<br />
Die Mission «Herzen gewinnen» beginnt für die Soldaten bei den Kindern. Bild <strong>Philippe</strong> <strong>Kropf</strong><br />
Die Schweiz ist skeptisch<br />
13<br />
Die Schweiz steht dem Einsatz von<br />
Soldaten als Hilfswerker skeptisch<br />
gegenüber. «Zivile und militärische<br />
Einsätze müssen in jedem Fall die<br />
humanitären Grundsätze wie Neutralität,<br />
Unabhängigkeit, Nichtparteilichkeit<br />
und Menschlichkeit respektieren»,<br />
sagt Toni Frisch, stellvertretender<br />
Direktor der Direktion für<br />
Entwicklung und Zusammenarbeit.<br />
Selbst in einem Kriegsgebiet wie<br />
dem Irak, wo die Sicherheit der zivilen<br />
Helfer nicht gewährleistet sei,<br />
müsse klar zwischen Interventionen<br />
zur Wiederherstellung der Sicherheit<br />
und humanitären Aktionen unterschieden<br />
werden. «Sonst besteht die<br />
Gefahr, dass humanitäre Helfer als<br />
Konfliktpartei wahrgenommen werden».<br />
pk