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Auftrag - Philippe Kropf

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DAS JUNGE MAGAZIN DER ZENTRALSCHWEIZ /Nr. 4/26. JANUAR 2009<br />

Seite 10<br />

BITTE RECHT<br />

FREUNDLICH<br />

UNTERWEGS IM IRAK MIT<br />

EINER US-SPEZIALEINHEIT<br />

Super Ferienhit!<br />

DUBAI<br />

Siehe letzte Seite!<br />

Seite 6<br />

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Seite 4<br />

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10 THEMA<br />

Noch immer stehen Tausende junger US-Soldaten<br />

im Irak im Einsatz. Einige von ihnen mit einem<br />

seltsamen <strong>Auftrag</strong>: Sie sind Entwicklungshelfer.<br />

<strong>Auftrag</strong>:<br />

Nett sein<br />

PHILIPPE KROPF, IRAK<br />

Dass sie keine normalen Hilfswerker sind,<br />

zeigt sich auf der Fahrt in die Stadt: Auf den<br />

Dächern der gepanzerten Fahrzeuge sind Maschinengewehre<br />

montiert,und die Autos werden<br />

in der Polizeistation parkiert –von dort<br />

geht es dann zu Fuss weiter zum Gemeindehaus.<br />

Einer der Soldaten schleppt auf dem<br />

Rücken ein Tornister-Funkgerät, die andern<br />

zielenmit ihren Gewehren in jede Querstrasse,<br />

spähen nach Scharfschützen und Selbstmordattentätern.<br />

Ein Verkehrspolizist stoppt im<br />

Kreisel die Autos, damit die Amerikaner zu<br />

Fuss sicher passieren können. Weil Feldwebel<br />

Richard White beide Hände braucht, um sein<br />

Gewehr im Anschlag zu halten, trägt der<br />

Übersetzer seine schwarze Aktentasche.<br />

Im Gemeindehaus legen die Soldaten den<br />

Helm ab, die Schutzweste bleibt aber auch<br />

während der Sitzungen mit dem Stadtrat an.<br />

Abwechselnd schieben die Marines Wache an<br />

den Eingängen, zusammen mit irakischen Polizisten.<br />

«Zuerst sind wir Marines, erst dann<br />

Hilfswerker», sagt Leutnant Dan Aldridge.<br />

Der 25-Jährige ist Chef des Teams,das im<br />

Jargon der Marineinfanterie «Civil Affairs<br />

Group», kurz CAG heisst. Sie sind eine<br />

kleine Truppe von zehn US-Marines,und sie<br />

haben im Irak einen ungewöhnlichen <strong>Auftrag</strong>:Sie<br />

sind Entwicklungshelfer.Stationiert<br />

sind sie in einer winzigen Basis ausserhalb<br />

der Stadt Rutbah im Westen der irakischen<br />

Provinz Anbar.<br />

Herzen gewinnen<br />

Dort empfängt mich Aldridge.«Wir sind hier,<br />

um den Menschen zu helfen», sagt er, und<br />

lehnt sich selbstsicher in seinem Klappstuhl<br />

zurück. «Das United States Marine Corps hat<br />

eine lange Tradition von humanitären Einsätzen.»<br />

Wie zum Beweis liegt neben seiner<br />

Pritsche das Buch «Small Wars Manual». Das<br />

Reglement soll dank Erfahrungen aus vergangenen<br />

Kriegen helfen, wenn, wie im Irak,<br />

Aufständische bekämpft und gleichzeitig eine<br />

US-freundliche Regierung aufgebaut werden<br />

muss.Ziel ist es,mit Hilfsprojekten die Herzen<br />

und Köpfe der Menschen zu gewinnen.<br />

Oben: Dan Alldridge inspiziert einen renovierten Schulhof. Unten: Richard White (rechts) und sein Übersetzer besuchen die Brunnenbaustelle. Bilder <strong>Philippe</strong> <strong>Kropf</strong><br />

THEMA<br />

«Die Jugendlichen kennen unsere<br />

Fahrzeuge und bewerfen uns nur<br />

noch selten mit Steinen.»<br />

Kevin Williams (20), US-Marine und Hilfswerker<br />

11<br />

Und genau das sollen die Marines vom<br />

CAG-Team tun. Und zwar in Rutbah, wo sie<br />

sich im Gemeindehaus regelmässig über die<br />

Wünsche der Anwohner informieren. «Der<br />

Stadtrat bespricht jeweils, was die Stadt am<br />

dringendsten benötigt»,erklärt Feldwebel Richard<br />

White, mit 30 Jahren der Älteste der<br />

Gruppe. «Dann fragen wir bei unserem<br />

Hauptquartier nach dem Geld.» Diesen Ansatz<br />

haben sich die Marines bei den zivilen<br />

Hilfswerken abgeschaut. Auch dort gilt, dass<br />

die Bevölkerung bei den Projekten selber die<br />

Schwerpunkte setzen soll – die Hilfswerker<br />

ermöglichen dann einfach deren Umsetzung.<br />

Punktuell und sehr beschränkt<br />

Die Hilfsprojekte der US-Armee sind allerdings<br />

sehr punktuell und oft nur kosmetisch.<br />

VomHauptquartier im vergangenen Sommer<br />

bewilligt wurden beispielsweise je 168 000<br />

Dollar für das Bohren eines Brunnens in zwei<br />

Dörfern ausserhalb der Stadt, 96 000 Dollar<br />

für die Reparatur des desolaten städtischen<br />

Fuhrparks von Rutbah oder 27 000 Dollar für<br />

denAufbau einer Veterinär-Klinik für Schafe.<br />

Für einige tausend weitere Dollar liessen die<br />

Amerikaner Schulen neu streichen und Pulte<br />

in die Klassenzimmer stellen.<br />

Die Erfolge sind klein. Aber da.<br />

Die Projektkosten sind im Vergleich zu den<br />

Milliarden-Kosten des Irak-Kriegs marginal,<br />

und flächendeckend ist das humanitäre Engagement<br />

der US-Truppen auch nicht: In der<br />

ganzen ProvinzAnbar –flächenmässig etwa<br />

dreimal so gross wie die Schweiz – gibt es<br />

nur zwei CAG-Teams.Trotzdem scheint die<br />

Strategie aber aufzugehen. In den vergangenen<br />

Monaten hat sich die Haltung der<br />

irakischen Bevölkerung zu den amerikanischen<br />

Besatzern verändert. «Die Jugendlichen<br />

inder Stadt kennen unsere Fahrzeuge<br />

und bewerfen uns nur noch selten mit<br />

Steinen», sagt der Gefreite Kevin Williams.<br />

Der 20-Jährige ist der Jüngste im Team und<br />

erst seit einem Jahr im Militär.<br />

DerVerzicht auf die fliegenden Steine –so<br />

messen die Soldaten ihre kleinen Erfolge.<br />

Oder an den Kindern, die sie umringen,<br />

sobald sie auftauchen. Die Kinder wissen,<br />

dass im Kofferraum dermartialischen Panzer-


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gewinnen,lautet die Devise.<br />

Positiv äussert sich auch Mohamed Nori<br />

Tawfek, der irakische Projekt-Koordinator<br />

im Stadtparlament. «In der Stadt wissen die<br />

Menschen, dass die Amerikaner Helfer und<br />

Freunde sind.» Früher habe es hier nur<br />

Armut und Abfall gegeben.<br />

Die US-Armee als wichtigster Kunde<br />

Wenn die Leute im Irak eine anständige<br />

Lebensgrundlage haben – so die Logik der<br />

USA – dann wird der Rückhalt für den<br />

Widerstand und die ausländischen Terroristen<br />

der el Kaida schwinden.Darum vergeben<br />

die Amerikaner den Bau ihrer Projekte an<br />

irakische Unternehmer, auch wenn sie beispielsweise<br />

Brunnen selber graben könnte.<br />

So soll das lokale Gewerbe angekurbelt und<br />

die hohe Arbeitslosenquote reduziert werden.Ziad<br />

Hadash ist einer der Bauunternehmer,<br />

der schon für die Amerikaner gebaut<br />

hat. Er ist zufrieden: «Sie zahlen faire Preise.»<br />

Die US-Armee sei momentan der wichtigste<br />

Kunde für viele Unternehmer.<br />

Inspektion im Autofriedhof<br />

Auch der <strong>Auftrag</strong> für das Reparieren der<br />

städtischen Fahrzeuge ist an einen Garagisten<br />

in Rutbah gegangen. Ein rundes Dutzend<br />

Lastwagen, Müllschlucker und Baumaschinen<br />

stehen auf einem Platz, der mehr einem<br />

Autofriedhof denn einer Garage gleicht. Jede<br />

Woche inspizieren die Marines die Arbeiten,<br />

auch um gegenüber den Vorgesetzten beweisen<br />

zu können, dass das Geld sinnvoll verwendet<br />

wird.<br />

Leider sieht es im Moment noch nicht so<br />

aus.Seit dem letzten Besuch ist nichts erledigt<br />

worden und statt fertig eingebauter Autobatterien<br />

gibt es nur eine einzige, die zum<br />

Starten jedes Fahrzeugs angeschleppt werden<br />

muss. «Der Garagist hat das Geld für alle<br />

Batterien gekriegt», seufzt White. Stoisch<br />

wartet er, bis jedes Fahrzeug anspringt oder<br />

auch nicht. Die Inspektion dauert über zwei<br />

Stunden statt der geplanten 30 Minuten.<br />

Die Angst vor Anschlägen<br />

Mehrfach bereits sind CAG-Teams oder ihre<br />

Projekte in Visier von Terroristen der el Kaida<br />

geraten. An einer der beiden Baustellen für<br />

einen Dorfbrunnen stehen deshalb private<br />

Wachmänner mit Kalaschnikow-Gewehren<br />

und irakische Polizisten. Es sei mit einem<br />

Anschlag auf den Brunnen gedroht worden,<br />

erklärt der Bauleiter. Beim zweiten Brunnen<br />

überwacht Scheich Rasi Jiad Jassem persönlich<br />

die Arbeiten. Aldridge lässt via Übersetzer<br />

fragen, ob auch er Drohungen erhalten habe.<br />

«Nein, hier gibt es keine Terroristen», erklärt<br />

Jassem. Gegenüber dem Beobachter aus der<br />

Schweiz lobt er die Arbeit der Soldaten und<br />

wettert über die Zeit unter Saddam Hussein:<br />

«Saddam hat hier keine Brunnen gegraben, er<br />

war zu beschäftigt mit Waffenkäufen.»<br />

Eine Frage der Loyalität<br />

Wenn ausgerechnet in Anbar,einer Hochburg<br />

des Widerstandes, schlecht über den Ex-Diktatorgesprochen<br />

wird, wirft dies die Frage auf,<br />

wie schnell Loyalitäten wechseln – oder gekauft<br />

werden können. Vielleicht ist der Preis<br />

der Brunnen, den Aldridge Jassems Dorf<br />

spendiert. Vielleicht unterhält Jassem aber<br />

auch weiterhin Kontakte zu den Terroristen<br />

oder zahlt Schutzgelder für seine Baustelle.<br />

Aldridge sagt später nur: «In der Region gab<br />

es viele Aufständische. Seit es wieder mehr<br />

Wasser und Strom gibt, bricht ihre Unterstützung<br />

in der Bevölkerung immer stärker weg.»<br />

THEMA<br />

Die Mission «Herzen gewinnen» beginnt für die Soldaten bei den Kindern. Bild <strong>Philippe</strong> <strong>Kropf</strong><br />

Die Schweiz ist skeptisch<br />

13<br />

Die Schweiz steht dem Einsatz von<br />

Soldaten als Hilfswerker skeptisch<br />

gegenüber. «Zivile und militärische<br />

Einsätze müssen in jedem Fall die<br />

humanitären Grundsätze wie Neutralität,<br />

Unabhängigkeit, Nichtparteilichkeit<br />

und Menschlichkeit respektieren»,<br />

sagt Toni Frisch, stellvertretender<br />

Direktor der Direktion für<br />

Entwicklung und Zusammenarbeit.<br />

Selbst in einem Kriegsgebiet wie<br />

dem Irak, wo die Sicherheit der zivilen<br />

Helfer nicht gewährleistet sei,<br />

müsse klar zwischen Interventionen<br />

zur Wiederherstellung der Sicherheit<br />

und humanitären Aktionen unterschieden<br />

werden. «Sonst besteht die<br />

Gefahr, dass humanitäre Helfer als<br />

Konfliktpartei wahrgenommen werden».<br />

pk

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