Triangel Ausgabe 82 - 02/2013
Zeitschrift des CVJM Kreisverband Siegerland. Ausgabe 82.
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Die Polizeiseelsorger geben berufsethischen<br />
Unterricht (BE) und<br />
führen Fortbildungsseminare<br />
durch (Themen sind z.B. Suizid,<br />
Mobbing und Burn Out).<br />
Sie versuchen den Dialog zwischen<br />
der Polizei und anderen gesellschaftlichen<br />
Bereichen zu fördern,<br />
insbesondere den zwischen<br />
Polizei und Kirche.<br />
Sie laden zum Gottesdienst<br />
und zu anderen Formen der Besinnung<br />
ein. Kirchenmitglieder<br />
können die Polizeiseelsorger<br />
auch für Taufen, Trauungen und<br />
Beerdigungen in Anspruch nehmen.<br />
Jedes Jahr finden Gottesdienste<br />
für die Polizeibeamten im Kreis<br />
Siegen-Wittgenstein auch in<br />
der KPB statt. Ein gut besuchter<br />
Gottesdienst ist immer der Adventsgottesdienst,<br />
aber auch die<br />
Gottesdienste nach Seminartagen<br />
erfreuen sich wachsender Beliebtheit.<br />
M.K.: „Wie sind Sie dazu gekommen,<br />
diese Arbeit zu machen?“<br />
J.W.: „Ich bin vom Nominierungsausschuss<br />
des Kirchenkreises<br />
Siegen gefragt worden und<br />
wurde dann auf der Sommersynode<br />
2000 gewählt. Zu diesem<br />
Zeitpunkt war ich schon Notfallseelsorger.<br />
Diese Tätigkeit habe<br />
ich dann nach ein paar Jahren<br />
wegen der Doppelbelastung aufgegeben.“<br />
M.K.: „Aus Ihrer damaligen Tätigkeit<br />
als Notfallseelsorger bringen<br />
Sie den Begriff ICE mit. Was bedeutet<br />
ICE und ist er allen Rettungskräften<br />
geläufig?“<br />
J.W.: „ICE kommt aus dem<br />
Englischen und heißt ´in case of<br />
emergency´, also ´im Notfall´.<br />
Leider ist er nicht allen Rettungskräften<br />
ein Begriff. Im Handy<br />
wird die Notfallnummer z.B.<br />
folgendermaßen hinterlegt: ICE<br />
Mutter mit Rufnummer abspei-<br />
16 .<br />
chern. Somit kann der Helfer im<br />
Handy unter dem Kontakt ICE<br />
direkt einen Ansprechpartner<br />
ausfindig machen.“<br />
M.K.: „Es gibt auch Kritiken an<br />
ICE. Hier einige Beispiele und Ihre<br />
Stellungnahme dazu: Über einen<br />
Bundespersonalausweis (Pflichtdokument)<br />
kann die Polizei die Angehörigen<br />
ausfindig machen.“<br />
J.W.: „ Angehörige sind schnell<br />
gefunden, aber sind das immer<br />
die richtigen Ansprechpartner?<br />
Der herzkranke Vater? Die demente<br />
Mutter? Alles schon gehabt!“<br />
M.K: „Welches Handy gehört<br />
wem bei mehreren Verletzten?“<br />
J.W.: „Das stimmt, wenn die<br />
Handys verteilt sind und alle<br />
Personen nicht mehr ansprechbar<br />
sind – sprich Großschadenslage.<br />
Oft haben wir es aber mit einer<br />
Person zu tun, die nicht mehr ansprechbar<br />
oder verstorben ist.“<br />
M.K.: „Weder der ASB noch die<br />
Polizei oder andere offizielle Berufsverbände<br />
und Rettungsorganisationen<br />
geben die Empfehlung für einen<br />
ICE-Eintrag.“<br />
J.W.: „Ich sage leider!“<br />
M.K.: „Die Weitergabe von Informationen<br />
über ein Unfallgeschehen<br />
sei eine höchst sensible Aufgabe, die<br />
mit höchster Professionalität durchgeführt<br />
werden muss und nur in den<br />
seltensten Fällen über das Mobiltelefon<br />
erfolgt.“<br />
J.W.: „Das ist richtig, aber die<br />
Polizei hat die Möglichkeit, über<br />
die Telefonnummer den Namen<br />
heraus zu bekommen.“<br />
M.K. : „Zudem bleibe dem Rettungsdienstpersonal<br />
während eines<br />
Einsatzes keine Zeit, Angehörige zu<br />
informieren, da die Helfer vor allem<br />
auf das Wohlergehen des Patienten<br />
und die Erhaltung der lebenswichtigen<br />
Funktionen konzentriert sind.“<br />
J.W.: „Das stimmt während des<br />
Einsatzes. Aber natürlich wird<br />
immer ein Angehöriger durch die<br />
Rettungskräfte benachrichtigt.<br />
Bei Verstorbenen ist das immer<br />
die Polizei.“<br />
M.K.: „Können Sie uns von einem<br />
Fall berichten, wo ICE zum Einsatz<br />
kam?“<br />
J:W.: „Ich hätte in zwei Fällen<br />
gerne eine Erreichbarkeit gehabt,<br />
bzw. eine Person, die ich im Notfall<br />
hätte ansprechen können. Das<br />
wird in den seltensten Fällen telefonisch<br />
geschehen.<br />
Fall eins: Die Mutter des Verstorbenen<br />
sprach kein Deutsch<br />
und war verwirrt. Es hat sehr<br />
lange gedauert bis wir über die<br />
Nachbarn den deutsch sprechenden<br />
Sohn erreichen konnten.<br />
Fall zwei: Ein Verstorbener im<br />
Urlaub, er hatte nur das Handy<br />
dabei. Auch hier hat es mehrere<br />
Stunden gedauert, bis wir seine<br />
auch im Ausland verweilende<br />
Frau erreicht haben.“<br />
M.K.: „Halten Sie ICE für eine<br />
gute Möglichkeit im Notfall einen<br />
Ansprechpartner ausfindig zu machen?“<br />
J.W.: ICE ist immer nur die letzte<br />
Möglichkeit. Natürlich ist es<br />
besser einen Ansprechpartner vor<br />
Ort zu haben.“<br />
M.K.: „Vielen Dank für das aufschlussreiche<br />
Gespräch.“<br />
J.W.: „Gerne.“<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die Verwendung einer ICE-Nummer<br />
stellt keine Empfehlung der<br />
Redaktion dar. Bei CVJM-Freizeiten<br />
werden gerne CVJM-Bänder<br />
zum Umhängen mit den Kontaktdaten<br />
des Freizeitleiters verteilt.<br />
Wir finden, dass dies eine sehr<br />
sinnvolle und praktikable Lösung<br />
ist, in einer Notfallsituation den<br />
Freizeitleiter schnell ausfindig zu<br />
machen.<br />
mk