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Malachitgrün - Go-For-Fun

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Seite -1-<br />

Finsterwalder Gymnasium Kollegstufenjahrgang 1999/2001<br />

Rosenheim<br />

F A C H A R B E I T<br />

aus dem Fach<br />

Chemie *<br />

Synthese und Einsatz eines Textilfarbstoffes<br />

Verfasser: Andreas Zöllner<br />

Leistungskurs: 3Ch<br />

Kursleiter: StR Rühl<br />

Abgabetermin: 01.02.2001<br />

Erzielte Note: 1 in Worten: eins<br />

Erzielte Punkte: 13 in Worten: dreizehn<br />

(einfache Wertung)<br />

Abgabe beim Kollegstufenbetreuer am ________________<br />

_________________________<br />

Unterschrift des Kursleiters<br />

* leicht korrigierte Fassung, ohne Dokumentation der Experimente


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite -2-<br />

1. Einleitung: Geschichte der Textilfarbstoffe..................................................................3<br />

2. Entscheidung für einen zu synthetisierenden Farbstoff.................................................4<br />

2.1.Anforderungen an den Farbstoff...........................................................................4<br />

2.2. Eigenschaften von <strong>Malachitgrün</strong>..........................................................................4<br />

2.2.1. Physikalische und chemische Eigenschaften.................................................4<br />

2.2.2. Chemische Eigenschaften in Bezug auf die Lichtabsorption von<br />

Triphenylmethanfarbstoffen...................................................................................5<br />

3. Synthese von <strong>Malachitgrün</strong> als Zinkchlorid-Doppelsalz...............................................6<br />

3.1. Theorie und Reaktionsmechanismen....................................................................6<br />

3.2. Praktische Durchführung der Kondensationsreaktion und der anschließenden<br />

Oxidation...................................................................................................................9<br />

3.2.1. Grundlegende Vorgehensweise....................................................................9<br />

3.2.2. Isolieren des <strong>Malachitgrün</strong>s in einer für Färbeversuche geeigneten <strong>For</strong>m ....10<br />

4. Färbevorgang an Baumwollfasern.............................................................................11<br />

4.1. Theoretische Grundlagen...................................................................................11<br />

4.1.1. Die Baumwollfaser....................................................................................11<br />

4.1.2. Beizen mit Tannin und Brechweinstein.......................................................12<br />

4.2. Färbeversuche...................................................................................................13<br />

4.2.1. Sinnvolle Konzentrationen.........................................................................13<br />

4.2.2. Praktische Durchführung...........................................................................14<br />

5. Schluss: Der industrielle Einsatz von Triphenylmethanfarbstoffen.............................15<br />

5.1. Toxikologie und Umweltverträglichkeit.............................................................15<br />

5.2. weitere Nachteile der Triphenylmethanfarbstoffe...............................................16<br />

Anlage A: Dokumentation............................................................................................17<br />

A.1. Dokumentation der experimentellen Durchführung...........................................17<br />

A.2 Gefärbte Baumwollstoffe...................................................................................19<br />

Anlage B: Literaturverzeichnis......................................................................................20<br />

Anlage C: Erklärung des Kollegiaten............................................................................21<br />

X. Bemerkung des Kursleiters......................................................................................22


Seite -3-<br />

1. Einleitung: Geschichte der Textilfarbstoffe<br />

In der Natur kommen verschiedene Farbtöne und Farbstoffe seit jeher vor. Nur so ist<br />

z.B. die Nutzung des Sonnenlichts durch Photosynthese der Pflanzen möglich. <strong>Fun</strong>de mit<br />

gefärbten Textilien aus dem 3. Jahrtausend vor Christus beweisen, dass der von Farben<br />

geprägte Mensch seit jeher versuchte, neben anderen Dingen auch Textilien zu färben.<br />

Bereits im Altägypten wurden die Farbstoffe Krapp, Indigo und Safran verwendet.<br />

Unterschiedliche Farbtöne lösen beim Menschen unterschiedliche Gefühle und<br />

Assoziationen aus 1 . Daher wurde ihnen nach Thomas Seilnacht 2 bereits im Altertum eine<br />

symbolische Wirkung zugeschrieben. Die Farbe Rot stand z.B. sowohl für die<br />

zerstörerische Kraft des Feuers, als auch in <strong>For</strong>m des feuerroten Schleiers römischer<br />

Bräute für Liebe und Fruchtbarkeit. Roter Farbstoff wurde anfänglich nur aus dem Saft<br />

der Drüse der Purpurschnecken gewonnen und mit Purpur gefärbte Textilien waren<br />

wegen der Menge an zu tötenden Schnecken (8000 pro Gramm) dem römischen Kaiser<br />

und den Senatoren vorbehalten. Zur Zeit von Karl dem Großen (747-814 n. Chr.) begann<br />

laut Seilnacht der Handel mit Farbstoffen eine wirtschaftliche Bedeutung zu bekommen.<br />

Durch die voranschreitende Erschließung der Erde durch die Kreuzzüge, die Entdeckung<br />

Amerikas und die Eroberung Mexikos kamen weitere Farbstoffe nach Europa, die<br />

allesamt aus Pflanzen oder Tieren gewonnen wurden (Vgl. „Farbstoffe – Dyes“). Durch<br />

die Zünfte entstand im Mittelalter das Färbehandwerk. Nach der Entdeckung der<br />

wichtigsten Grundbausteine der Farbstoffmoleküle, des Phenols und des Anilins 1934,<br />

gelang es dem Studenten William Perkin 1856 erstmals, einen violetten Farbstoff, das<br />

sog. Mauvein, zu synthetisieren. Es entstand hierdurch die erste Chemiefabrik, die sich<br />

auf synthetische Farbstoffe spezialisierte. Bis 1893 wurden 323 weitere organische<br />

Farbstoffe synthetisiert, u.a. 1878 der blaue Farbstoff Indigo durch die BASF-<strong>For</strong>schung,<br />

mit dem heute noch Blue Jeans gefärbt werden. Hiervon profitierten eine Reihe von<br />

Chemiewerken, wie z.B. der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF, seit 1865), der<br />

die Indigoforschung einiges an Kapital einbrachte (nach BASF AG: „Stationen der<br />

Geschichte“ 3 ). Der Mensch beschäftigt sich also schon seit langem mit großem Elan mit<br />

der Erforschung der Textilfarbstoffe, die nicht zuletzt erkennbar an den sogenannten<br />

Modefarben, einen großen Einfluss auf Psyche und Wohlempfinden des Menschen haben.<br />

Da sich ein Mensch mit zwei gesunden Augen ein Leben ohne Farben nicht oder nur<br />

1 Ohne Verfasser: „Farben“ (Internetquelle)<br />

2 Thomas Seilnacht: „Farbstoffe – Dyes, Das Farbenlexikon von Thomas Seilnacht“ (Internetquelle)<br />

3 BASF AG: „Stationen der Geschichte: 1865 – 1901“ (Internetquelle)


Seite -4-<br />

schwer vorstellen kann, ist der Wille zum Färben von Textilien eigentlich schon immer<br />

gegeben, lediglich die Mittel mussten geschaffen werden.<br />

2. Entscheidung für einen zu synthetisierenden<br />

Farbstoff<br />

2.1.Anforderungen an den Farbstoff<br />

Es sollte ein Farbstoff zur Synthese gewählt werden, der mit den Mitteln unserer Schule<br />

herstellbar ist und der geeignet ist, Baumwollfasern zu färben. Hierfür müssen eine Reihe<br />

Echtheitsanforderungen, die im übrigen auch die Textilindustrie an Farbstoffe stellt,<br />

erfüllt werden. Hierzu gehören im Wesentlichen eine größtmögliche Licht-, Wasch- und<br />

Reibechtheit 4 . Nach einigen Recherchen und Gesprächen mit Farbstoffchemikern stellte<br />

sich heraus, dass der 1877 von O. Fischer erstmals synthetisierte<br />

Triphenylmethanfarbstoff <strong>Malachitgrün</strong> seit Ende des 19. Jahrhunderts zum Färben u.a.<br />

von Baumwolltextilien verwendet wird und die meisten dieser Echtheitsanforderungen<br />

zur Genüge erfüllt. Lediglich bei der Lichtechtheit müssen Abstriche gemacht werden.<br />

Die konkrete Entscheidung für den Farbstoff <strong>Malachitgrün</strong> soll unter Punkt 2.2.1.<br />

anhand seiner Eigenschaften dargelegt werden.<br />

2.2. Eigenschaften von <strong>Malachitgrün</strong><br />

2.2.1. Physikalische und chemische Eigenschaften<br />

<strong>Malachitgrün</strong> bildet bei Zimmertemperatur als Salz grüne glänzende Kristalle aus, die in<br />

Wasser, Ethanol, Methanol und Methylalkohol sehr gut löslich sind. Es wird durch Ein-<br />

wirken von Chlor zerstört, durch Laugen entfärbt und durch Salzsäure rotgelb gefärbt<br />

(nach „Römpp Chemie Lexikon“). Bei der Färbung von Fasern durch Verlackung liefert<br />

es wie alle basischen Farbstoffe wenig lichtechte Färbungen, die jedoch sehr reib-, was-<br />

ser- und dampfecht sind 5 . Textilfarbstoffe sollten wasserecht sein, damit sie gewaschen<br />

werden können und reibecht sein, damit beim Tragen des gefärbten Kleidungsstückes die<br />

Farbe nicht abfärbt. Daher eignet sich <strong>Malachitgrün</strong> trotz seiner geringen Lichtechtheit<br />

für die geplante Anwendung des Färbens von Textilfasern. Weitere positive Aspekte für<br />

4 Alfred Jenette: „Farbe, Farbstoff, Färben“, S. 50ff.<br />

5 Dipl,-Ing Cornely (BASF): „Das Färben von Papier“, S. 28f.


Seite -5-<br />

die Entscheidung für <strong>Malachitgrün</strong> sind die hohe Stabilität der Kristalle bei Temperaturen<br />

von bis zu 159°C 6 (diese Angabe bezieht sich jedoch auf das als Oxalat isolierte Salz und<br />

nicht auf das von mir hergestellte Zinkchlorid-Doppelsalz, nach Hans Rudolf Schweizer 7<br />

hat dieses aber gleiche Eigenschaften) und die mögliche Herstellung und Färbung mit<br />

Hilfe von einfachen Apparaturen. Gegen die Verwendung von <strong>Malachitgrün</strong> sprechen die<br />

toxischen Eigenschaften sowohl des <strong>Malachitgrün</strong>s, als auch der Edukte bei der Herstel-<br />

lung 8 (siehe auch Punkt 5.1.). <strong>Malachitgrün</strong> wird neben der Färbung von Cellulosefasern<br />

in der Textil-, Papier- oder Druckindustrie auch zur Herstellung von Lackfarben, zur<br />

Färbung von Pilz-infizierten Pflanzengeweben und Bakterien in der Mikroskopie, zum<br />

Schwefelnachweis in der Tüpfelanalyse und wegen seiner geringen tödlichen Dosis von<br />

3mg/100g bei Ratten als Gift in der Teichwirtschaft eingesetzt 1 .<br />

2.2.2. Chemische Eigenschaften in Bezug auf die<br />

Lichtabsorption von Triphenylmethanfarbstoffen<br />

<strong>Malachitgrün</strong> gehört zur Gruppe der Triphenylmethan-Farbstoffe, die alle, nur durch<br />

enthaltene auxochrome, also farbstoffgebende, oder antiauxochrome Gruppen abge-<br />

wandelte Triphenylcarbeniumionen sind. Das Molekül besitzt eine propellerartige<br />

Raumstruktur, da eine planare Anordnung der Phenylreste wegen der Wasserstoffatome<br />

bereits beim reinen Triphenylcarbeniumion aus sterischen Gründen nicht möglich ist<br />

(nach Carsten Magnus 9 ).<br />

Abbildung 1: Raumstruktur des<br />

<strong>Malachitgrün</strong>moleküls<br />

Eine Verteilung der π-Elektronen über das ge-<br />

samte Molekül ist, wie man an den Atomorbita-<br />

len in der Abbildung erkennen kann, also nicht<br />

möglich. Unterschiedliche Gruppen als Rest<br />

verändern durch ihre Größe aus sterischen<br />

Gründen die Raumstruktur des gesamten Mo-<br />

leküls. Das Triphenylcarbeniumion hat sein Ab-<br />

sorptionsmaximum bei einer Wellenlänge von<br />

428nm und damit eine gelbe Färbung. Mala-<br />

chitgrün, das sich nur durch zwei Dimethyla-<br />

6 „ChemDAT“ – Die Merck Chemie Datenbank<br />

7 Hans Rudolph Schweizer: „Künstliche Organische Farbstoffe und ihre Zwischenprodukte“, S. 252<br />

8 „ChemDAT“ – Die Merck Chemie Datenbank (Sicherheitsdatenblätter)<br />

9 Carsten Magnus: „Triphenylmethanfarbstoffe“ (Internetquelle)


Seite -6-<br />

mino-Gruppen von ihm unterscheidet, bereits Absorptionsmaxima bei 420 und 623nm<br />

und damit eine blau-grüne Färbung. Kristallviolett unterscheidet sich von <strong>Malachitgrün</strong><br />

nur durch eine weitere Dimethylamino-Gruppe (somit besitzen alle Benzolringe eine<br />

(CH3)2N-Gruppe) und hat ein Absorptionsmaximum bei 593nm. Die Lichtabsorption<br />

wird durch das Einführen auxochromer Gruppen ins langwelligere verschoben, da sich<br />

nach Magnus zwei Phenolringe ebnen. Der dritte Ring muss sich nun aus sterischen<br />

Gründenaus der Ebene herausdrehen. Es findet dadurch eine stärkere Delokalisierung der<br />

π-Elektronen statt. Somit ist die Farbe vom räumlichen Bau des Moleküls und damit von<br />

der Größe und der Art der funktionellen Restgruppen, abhängig. Es lässt sich somit bei-<br />

nahe jeder beliebige Farbton erzeugen, was den Triphenylmethanfarbstoffen einen hohen<br />

Stellenwert in der Chemie der Farbstoffe einräumt.<br />

3. Synthese von <strong>Malachitgrün</strong> als Zinkchlorid-<br />

Doppelsalz<br />

3.1. Theorie und Reaktionsmechanismen<br />

2<br />

C<br />

H 3<br />

O + HCl<br />

-H 2O<br />

N<br />

CH 3<br />

H<br />

+<br />

Dimethylanillin Benzaldehyd<br />

H3C<br />

CH3<br />

N +<br />

(ZnCl 2)<br />

-H 2O<br />

Abbildung 2: theoretische Herstellung von <strong>Malachitgrün</strong> (Überblick)<br />

Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Gesamtreaktion bei der Herstellung von Ma-<br />

lachitgrün. Nach den Angaben im „Lehrbuch der organischen Chemie“ 10 entsteht durch<br />

die Kondensation von 1 Mol Benzaldehyd mit 2 Molen N,N-Dimethylanilin in Gegen-<br />

10 Hans Beyer: „Lehrbuch der organischen Chemie“, S. 608<br />

O<br />

C<br />

H 3<br />

CH3<br />

N<br />

CH3<br />

CH 3<br />

N<br />

C +<br />

<strong>Malachitgrün</strong><br />

C<br />

H 3<br />

C<br />

H 3<br />

CH 3<br />

N<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

CH3<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

H<br />

Leukobase<br />

CH 3<br />

N +<br />

CH3<br />

N<br />

+<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

Cl -


Seite -7-<br />

wart von Zinkchlorid die farblose und nichtfärbende Leukobase des Malachtgrüns. Man<br />

spricht von einer Kondensationsreaktion, da zwei Moleküle bei der Reaktion miteinan-<br />

der, unter Abgabe eines chemisch einfachen Stoffs, in diesem Fall Wasser, ein größeres<br />

Molekül bilden. Im speziellen liegt hier eine Heterokondensation vor, da die Moleküle<br />

zweier verschiedener Stoffe miteinander reagieren 11 . Im Detail findet nach Carsten<br />

Magnus 12 eine zweifache elektrophile Substitution statt (siehe Abbildung 3).<br />

O<br />

Benzaldehyd<br />

-H 2 O<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

CH 3<br />

HO<br />

O -<br />

CH +<br />

C<br />

H 3<br />

Abbildung 3: Detailreaktion: Mechanismus zur Kondensationsreaktion (zweifache elektrophile Sub -<br />

stitution)<br />

Die Doppelbindung zwischen der CH-Gruppe und dem Sauerstoffatom im Benzalde-<br />

hydmolkeül ist wegen der höheren Elektronegativität des Sauerstoffatoms polarisiert.<br />

Man kann sich vorstellen, das π-Elektronenpaar der Doppelbindung würde in Richtung<br />

des Sauerstoffatoms klappen. Hierdurch entsteht am Sauerstoffatom eine negative und<br />

Kohlenstoffatom eine positive <strong>For</strong>malladung. Das positiv geladene Kohlenstoffatom<br />

fungiert als Elektrophil und greift nun an der kompensierten negativen Ladung des Phe-<br />

nolrings des Dimethylanilinmoleküls in para-Stellung an, wobei das para-ständige Proton<br />

abgegeben wird. Es protoniert nun das freie Sauerstoffatom. Unter Säureeinwirkung<br />

wird nun die Hydroxylgruppe abgespalten und ein Molekül Wasser gebildet. Hierdurch<br />

entsteht am, die Phenolringe bindenden, Kohlenstoffatom Nr. 9 eine positive <strong>For</strong>malla-<br />

11 „Römpp Chemie Lexikon 5“, S. 2686<br />

12 Carsten Magnus: „Triphenylmethanfarbstoffe“<br />

CH +<br />

H<br />

N<br />

H<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

N<br />

Dimethylanillin<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

+ H +<br />

-H +<br />

O -<br />

C<br />

H 3<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

CH +<br />

H<br />

N<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

Leukobase<br />

+ H +<br />

+ H 2 O<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3


Seite -8-<br />

dung, wodurch das Molekül wieder als Elektrophil fungieren kann und an der negativen<br />

Ladung am Phenolring eines weiteren Dimethylanilinmoleküls angreift. Es wird hierbei<br />

wieder ein Proton abgeben. Die beiden Protonen werden also jeweils durch den Rest ei-<br />

nes Dimethylanilinmoleküls ersetzt (substituiert). Aus dem Reaktionsmechanismus ist<br />

auch zu erkennen, dass dieser Mechanismus anfangs nur in saurem Milieu stattfinden<br />

kann, da sonst u.a. keine Protonierung der Hydroxygruppe mit anschließender Abspal-<br />

tung von Wasser stattfinden könnte. Man erhält die Leukobase allerdings nur, wenn nach<br />

abgeschlossener Kondensation genügend Base zur Aufnahme des abzugebenen Protons<br />

zur Verfügung steht. Grundkörper der Leukobase ist das Triphenylmethan ((C6H5)3C-H),<br />

daher spricht man von Triphenylmethanfarbstoffen.<br />

Zinkchlorid fungiert als Katalysator und bindet die entstehenden <strong>Malachitgrün</strong>-Kationen<br />

als Zinkchlorid-Doppelsalze. Die Leukobase geht durch Oxidation mit Bleidioxid in das<br />

Tetramethyldiaminocarbinol über. Bei der weiteren Reaktion mit Säure wird ein Molekül<br />

Wasser pro Carbinol-Molekül abgespalten und es entsteht das Carbeniumion Malachit-<br />

grün (Abbildung 4).<br />

2<br />

C<br />

H 3<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

H<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

+ O 2<br />

Leukomalachitgrün (Tetramethyldiaminotriphenylmethan) Tetramethyldiaminocarbinol<br />

+ 2 H +<br />

Abbildung 4: Detailreaktion Oxidation von Leukomalachitgrün zu <strong>Malachitgrün</strong><br />

C<br />

H 3<br />

H3C N<br />

Die freien Elektronenpaare am Stickstoffmolekül beteiligen sich an der Mesomerie der<br />

Benzolringe und üben einen +M-Effekt aus. Somit ist das <strong>Malachitgrün</strong>molekül gegen-<br />

über seiner Leukobase wesentlich stabiler. (Mesomere Grenzformeln siehe Abbildung 2)<br />

C +<br />

<strong>Malachitgrün</strong><br />

2<br />

C<br />

H 3<br />

C<br />

H 3<br />

N<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

+<br />

2 2 H 2 O<br />

OH<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3


Seite -9-<br />

3.2. Praktische Durchführung der Kondensationsreaktion und<br />

der anschließenden Oxidation<br />

3.2.1. Grundlegende Vorgehensweise<br />

Bei meinem Versuch, <strong>Malachitgrün</strong> synthetisch herzustellen, bin ich zuerst nach oben<br />

erwähnter theoretischer Beschreibung vorgegangen.<br />

Um nach meinen Berechnungen 5g des Farbstoffes herzustellen, wurden 1,5ml (0,014<br />

mol) Benzaldehyd zusammen mit 3,87ml (0,028 mol) N,N-Dimethylanilin in ein Be-<br />

cherglas gegeben und mit etwa einer Spatelspitze Zinkchlorid versetzt. Die nun erhal-<br />

tene, gelbliche Lösung, wird mit etwas Schwefelsäure angesäuert, die die Kondensation<br />

technisch erst ermöglicht, da nur im Sauren, wie bereits erwähnt, Protonierungen statt-<br />

finden können. Sowohl das zentrale Kohlenstoffatom des <strong>Malachitgrün</strong>-Moleküls, als<br />

auch das Sauerstoffatom der Aldehydgruppe und die Hydroxylgruppe müssen jedoch<br />

protoniert werden. Erhitzt man die Lösung auf etwa 100°C, ist nach etwa 5 Minuten eine<br />

leichte Grünfärbung zu erkennen. Es entsteht die protonierte <strong>For</strong>m der farblosen Leu-<br />

kobase, die jedoch bereits durch den Luftsauerstoff weiter zu <strong>Malachitgrün</strong> oxidiert<br />

wurde und nicht in reiner <strong>For</strong>m vorliegt. Dies bedingt die bereits bei der Herstellung der<br />

Leukobase auftretende leichte Grünfärbung. Bereits hier lässt sich erkennen, dass zwei<br />

Phasen entstanden sind: Zum einen eine wässerige Phase der Schwefelsäure und zum<br />

anderen eine Phase geringerer Dichte, in der, an der leichten Grünfärbung dieser Phase<br />

erkennbar, die Leukobase in <strong>For</strong>m eines in überschüssigem Dimethylanilin und Benzal-<br />

dehyd gelösten Salzes vorliegt. Um das Leukomalachitgrün (Leukobase des Malachit-<br />

grüns) weiter zu <strong>Malachitgrün</strong> zu oxidieren, werden 0,5ml Salzsäure (0,014 mol) und<br />

1,7g Bleidioxid (0,007mol wegen der beiden enthaltenen Sauerstoffatome zur Oxidation)<br />

zugegeben und weiter erhitzt. Die Grünfärbung vertieft sich deutlich. Wird zu viel Blei-<br />

dioxid zugegeben, färbt sich die Lösung blau, der Farbstoff ist zwar noch vorhanden, wie<br />

die anschließende Zugabe von Tannin durch Ausfallen eines grünen Salzes zeigte (Vgl.<br />

Punkt 4.2.2.), allerdings in der Lösung nicht mehr erkennbar. Es zeigte sich jedoch, dass<br />

aufgrund der beiden Phasen, der gewonnene Farbstoff in der Dimethylanilin-/Benzalde-<br />

hyd-Phase nicht mit dem zum Färben benötigten Wasser verdünnt werden konnte. Um zu<br />

überprüfen, ob in der Phase mit geringerer Dichte tatsächlich der gesuchte Farbstoff Ma-<br />

lachitgrün enthalten ist, wurde eine Probe aus der farbstoffhaltigen Phase entnommen<br />

und etwas Tannin zugegeben. Es bildete sich ein schwerlösliches grünes Salz, die Probe<br />

verlief somit positiv (Erklärung siehe Theorie der Färbeversuche, Punkt 4.1.2.).


Seite -10-<br />

3.2.2. Isolieren des <strong>Malachitgrün</strong>s in einer für Färbeversuche<br />

geeigneten <strong>For</strong>m<br />

Um ein für die geplanten Färbeversuche geeignetes Produkt zu erhalten, muss der erhal-<br />

tene Stoff möglichst zu geeigneten Zeitpunkten von störenden überschüssigen Edukten<br />

gereinigt werden. Eine Anleitung hierzu findet sich bei Hans Rudolf Schweizer 13 . Er<br />

verwendet statt der Schwefelsäure für die Kondensation aufgrund der kleineren Mole-<br />

küle besser geeignete Salzsäure. Laut seinen Angaben ist es möglich, die Kondensation<br />

durch Zugabe von Harnstoff zu beschleunigen, was sich in der Praxis als nicht sinnvoll<br />

erwiesen hat, da die Reaktion auch ohne Katalysator innerhalb von kurzer Zeit quantita-<br />

tiv abläuft und auf eine weitere Verunreinigung des Farbstoffes im Hinblick auf die Fär-<br />

beversuche verzichtet werden sollte. Damit genügend freie Base zur Kondensation mit<br />

den Aldehydmolekülen vorhanden ist, sollte das Dimethylanilin einen etwa 0,5fachen<br />

Überschuss über die Salzsäure aufweisen. Ich habe in weiteren Versuchen mit etwa 4ml<br />

Dimethylanilin gearbeitet. Nach beendeter Kondensation wird die Lösung durch Zugabe<br />

von wässeriger Natriumcarbonat-Lösung alkalisch gemacht und das überschüssige Di-<br />

methylanilin mit Wasserdampf in einer Porzellanschale eingedampft. Man gewinnt so die<br />

Leukobase in fester <strong>For</strong>m. Nach Schweizer muss im Allgemeinen bei Tetraphenylme-<br />

than-Farbstoffen die Oxidation der Leukobasen unter sehr milden Bedingungen erfolgen,<br />

d.h. bei 0°C in neutraler oder schwach saurer Lösung, da sonst durch Nebenreaktionen<br />

trübe Farbtöne auftreten oder wie im Fall von <strong>Malachitgrün</strong> bereits bei Zimmertempera-<br />

tur eine Überoxidation eintritt und somit der Farbstoff zerstört wird. Die Leukobase wird<br />

in Eisessig und Salzsäure unter Eiszusatz aufgelöst und sofort mit frischem Bleidioxid<br />

oxidiert. Die Lösung nimmt einen tiefgrünen Farbton an. Durch Zugabe von Natriumsul-<br />

fid wird gemäß Abbildung 5 das gelöste Blei gefällt (schwarzer Niederschlag): Durch die<br />

vorherige Zugabe der Natriumcarbonat-Lösung bildete sich bereits beim Lösen in Eises-<br />

sig und Salzsäure Kohlenstoffdioxid, welches teilweise in Wasser als Kohlensäure gelöst<br />

wird. Bei der Zugabe von Natriumsulfid wird unter Anderem Schwefelwasserstoff ge-<br />

bildet, der mit überschüssigem Bleidioxid zum schwer löslichen Salz Bleisulfid weiter-<br />

reagiert. Das ausgefallene Bleisulfid kann nun durch Filtrieren vom Farbstoff getrennt<br />

werden (Vgl. Angeben im „Römpp“ 14 ).<br />

13 Hans Rudolph Schweizer: „Künstliche organische Farbstoffe und ihre Zwischenprodukte“, S. 252<br />

14 „Römpp's Chemie Lexikon“ (2), S. 4560ff., S. 4719ff.


Seite -11-<br />

Das Filtrat wird mit Ammoniaklösung versetzt, die Tetramethildiaminocarbinol-Moleküle<br />

fallen aus.<br />

Na 2 S CO 2 H 2 O NaCo 3 H 2 S<br />

Pb 4-<br />

+ + +<br />

+ +<br />

(aq)<br />

Abbildung 5: Fällung von Bleidioxyd durch Natriumsulfid<br />

Aus ihnen entstehen (wie oben bereits erwähnt) durch die bereits vorhandenen Säuremo-<br />

leküle die <strong>Malachitgrün</strong>-Moleküle, die mit dem noch enthaltenen Zinkchlorid ein grünes<br />

Doppelsalz bilden, das durch erneutes Eindampfen in einer Schale gewonnen werden<br />

kann. <strong>Malachitgrün</strong> bildet als Zinkchlorid-Doppelsalz eine deutlich erkennbare Kristall-<br />

struktur aus. Bei dieser Vorgehensweise hat sich im praktischen Versuch jedoch der<br />

hohe Siedepunkt von Dimethylanilin (194,2°C) als problematisch herausgestellt, da beim<br />

Erhitzen auf diese Temperatur das im Dimethylanilin gelöste Leukomalachitgrün bereits<br />

zerstört wird. Es bleibt nur reiner Kohlenstoff zurück. Lediglich am Rand der Eindampf-<br />

schale lassen sich kleine Mengen der Leukobase, die sich durch Verdunstungseffekte be-<br />

reits bei niedrigeren Temperaturen dort niedergeschlagen haben, abkratzen. Auf diese<br />

Art habe ich aus 15ml Benzaldehyd und 40ml Dimethylanilin statt theoretisch berechne-<br />

ten 50g lediglich 0,4g <strong>Malachitgrün</strong> gewinnen können. Dieses Problem könnte durch<br />

Absenken des Siedepunktes von Dimethylanilin unter Vakuum umgangen werden, was<br />

allerdings mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich war.<br />

4. Färbevorgang an Baumwollfasern<br />

4.1. Theoretische Grundlagen<br />

4.1.1. Die Baumwollfaser<br />

2 H2S (g) + PbS2 (s) 2 H2O 2 OH-<br />

Abbildung 6: Ausschnitt aus der Struktur eines Cellulosemoleküls (aus Hans Rudolph Schweizer:<br />

„Künstliche organische Farbstoffe und ihre Zwischenprodukte“)<br />

Baumwolle besteht nahezu ausschließlich aus langen Celluloseketten (siehe Abbildung<br />

6), deren Kettenmoleküle Spiralen mit einem Winkel von 25-30° zur Faserachse bilden.


Seite -12-<br />

Es ist daher in einem gewissen Rahmen möglich, die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

beim Färben von Papier, das ebenfalls aus Cellulosefasern besteht, auf das Färben von<br />

Baumwollfasern zu übertragen. Ich beziehe mich in den folgenden Kapiteln deshalb zum<br />

Teil auf Quellen der Papierindustrie. Um ein Cellulosemolekül zu färben, muss eine Re-<br />

aktion zwischen den Hydroxylgruppen des Cellulosemoleküls und den über eine Lösung<br />

an die Faser gelangenden Farbstoffmolekülen ablaufen, andere Reaktionen sind wegen<br />

der Stabilität und der Unfähigkeit der Cellulosemoleküle, sich an Redoxreaktionen zu<br />

beteiligen, kaum möglich. Jedoch verhalten sich die Kräfte zwischen den Hydroxylgrup-<br />

pen und den Farbstoffmolekülen ähnlich, wie die zwischen den Farbstoffmolekülen und<br />

Wasser. Ein wasserlöslicher Farbstoff, wie z.B. das zu verwendende <strong>Malachitgrün</strong>, be-<br />

sitzt also nur eine geringe Neigung sich in der Faser einzulagern, da dort keine stärkeren<br />

Kräfte wirken, als in der wässerigen Lösung und kann daher ohne eine geeignete Fixie-<br />

rung, d.h. ohne Bindung an ein Molekül, das mit einem Cellulosemolekül in Wechsel-<br />

wirkung tritt, sehr leicht wieder ausgewaschen werden (nach Hans Rudolph Schwei-<br />

zer 15 ).<br />

4.1.2. Beizen mit Tannin und Brechweinstein<br />

Man kann dies nach Hans Rudolph Schweizer umgehen, indem Tanninmoleküle in der<br />

Faser eingelagert und mit Hilfe von Brechweinstein (Kaliumantimon(III)-oxidtartrat,<br />

Strukturformel siehe Abbildung 7) die Affinität zwischen Cellulosemolekül und den<br />

Tanninmolekülen verstärkt wird.<br />

O<br />

O<br />

H 2 O<br />

O<br />

Sb<br />

Abbildung 7: Strukturformel von<br />

Brechweinstein<br />

O<br />

Tannin liegt als negativ geladenes Ion vor und kann einen positiv geladenen Farbstoff als<br />

Salz binden. Es selbst bindet sich über nicht-kovalente Bindungen zwischen den im Tan-<br />

15 Hans Rudolph Schweizer: „Künstliche organische Farbstoffe und ihre Zwischenprodukte“, S. 21f.<br />

O -<br />

O<br />

-<br />

K +


Seite -13-<br />

nin- und im Cellulosemolekül enthaltenen Hydroxylgruppen an die Moleküle der Faser<br />

(siehe Abbildung 8).<br />

Man spricht von einer Beize aus Tannin und Brechweinstein, da es sich um eine wässe-<br />

rige Lösung handelt, die die Oberfläche der Cellulosemoleküle behandelt und den Zweck<br />

hat, eine Färbung zu erzielen (Vgl. „Römpp“ 16 ). Die entstandenen, an die Cellulosemo-<br />

leküle angelagerten, Beizenmoleküle besitzen schwach sauren Charakter und sind in der<br />

Lage, positiv geladene Farbstoffmoleküle, wie die des <strong>Malachitgrün</strong>s, unter Salzbildung<br />

zu binden. Es wird jedoch über das Salz aus Tanninionen und Ionen des Farbstoffs über<br />

aus dem Brechweinstein entstehendes Antimontrihydroxid ((OH)3-Sb) nur ein loser Zu-<br />

sammenhalt mit den Hydroxylgruppen der Cellulosefasern vermittelt. Es wirken Anzie-<br />

hungskräfte sowohl zwischen dem Antimonmolekül im Antimontrihydroxid und den<br />

Hydroxylgruppen der Cellulosefasermoleküle und denen des Tannins (nach Wilfred<br />

Kratzert und Rasmus Peichert 17 , siehe Abbildung 8). Genauere Informationen über die<br />

Art dieser Bindungen waren mir leider trotz umfangreicher Recherchen nicht zugänglich.<br />

HO Cellulose<br />

(Antimontrihydroxid)<br />

HO<br />

HO<br />

Farbstoff +<br />

O -<br />

Abbildung 8: Bindung des Farbstoffsalzes über ein Antimontrihydroxidmolkül<br />

an ein Cellulosemolekül<br />

Diese nicht-kovalenten Bindungen sind sicher mit ein Grund für die geringe Lichtechtheit<br />

der <strong>Malachitgrün</strong>färbungen.<br />

4.2. Färbeversuche<br />

(HO) 3 Sb<br />

4.2.1. Sinnvolle Konzentrationen<br />

16 „Römpps Chemie Lexikon“, S. 368<br />

17 Wilfried Kratzert, Rasmus Peichert: „Farbstoffe“, S. 177<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

OH<br />

(Tanninion)<br />

O<br />

O<br />

H<br />

OH<br />

H HO<br />

O<br />

H<br />

H<br />

OH<br />

H<br />

H 2 COH


Seite -14-<br />

In der Praxis ist es gleichgültig, in welcher Reihenfolge die Stoffe zur Baumwollfaser<br />

gelangen, da sie von ihr aufgesaugt werden und dort in jedem Fall (falls nicht zwischen-<br />

zeitlich ausgewaschen wird) in Berührung kommen. Es ist jedoch sinnvoll, zuerst die<br />

Tanninlösung zuzugeben, da sich die Tanninmoleküle sofort an die Cellulosemoleküle<br />

der Faser binden und somit mit den <strong>Malachitgrün</strong>molekülen direkt an ein bereits an der<br />

Faser verankertes Salz bilden. Um ein Stück Baumwollstoff gleichmäßig färben zu kön-<br />

nen, müssen das Salz aus Tannin- und <strong>Malachitgrün</strong>ionen und die nicht-kovalenten Bin-<br />

dungen zwischen Tanninionen, Antimontrihydroxid- und Cellulosemolekülen möglichst<br />

fein verteilt gebildet werden. Man spricht bei der Bildung des fein verteilten Salzes von<br />

einer Verlackung. In der Praxis sollte man nach der Empfehlung von Dipl.-Ing Cornely 18<br />

bei basischen Farbstoffen mit Farbstoffkonzentrationen von max. 30g pro Liter Wasser<br />

und einer Farbstoffmasse von etwa 3% der Masse des lufttrockenen Fasermaterials ar-<br />

beiten. Auch Tannin und Brechweinstein sollten in geringen Konzentrationen zugegeben<br />

werden, in der Praxis gilt ein Richtwert für die Masse des zuzugebenden Tannins von 0,5<br />

– 2,0%, ebenfalls bezogen auf die Masse des lufttrockenen Fasermaterials. Für Brech-<br />

weinstein sollte sich ein ähnlicher Wert ergeben, was sich in meinen Experimenten bestä-<br />

tigt hat.<br />

Zum Färben der beiliegenden Baumwollstoffe habe ich 0,4g <strong>Malachitgrün</strong> in 25ml destil-<br />

liertem Wasser gelöst, um eine ungefähr dem Richtwert entsprechende Lösung zu be-<br />

kommen. Mit weniger Lösung ließ sich schlecht arbeiten, da die Stoffe nicht komplett<br />

von der Lösung bedeckt gewesen wären und von daher nur schlecht gefärbt worden wä-<br />

ren. Wahrscheinlich hätte man durch eine konzentriertere Lösung einen stärkeren Farb-<br />

ton bekommen können. Jedoch war es mir, wie oben bereits erwähnt, nicht möglich, eine<br />

größere Menge <strong>Malachitgrün</strong> herzustellen. Des Weiteren habe ich je 0,8g Tannin und<br />

Brechweinstein in je 40ml destilliertem Wasser gelöst. Nach Cornely 19 verursachen die in<br />

normalem Leitungswasser enthaltenen Kalk- und Magnesiumsalze bereits ein Abscheiden<br />

der basischen Farbstoffe, daher sollte zweckmäßigerweise nur destilliertes Wasser ver-<br />

wendet werden.<br />

4.2.2. Praktische Durchführung<br />

Die zu färbenden Baumwollstoffe habe ich nun in eine Wanne gegeben und nacheinander<br />

18 Dipl.-Ing Cornely (BASF): „Das Färben von Papier“, S. 28f.<br />

19 Dipl.-Ing Cornely (BASF): „Das Färben von Papier“, S. 28


Seite -15-<br />

zuerst die Tannin-, dann die <strong>Malachitgrün</strong>- und schließlich die Brechweinstein-Lösung<br />

zugegeben. Bereits jetzt ist erkennbar, dass sich die Lösung in der Färbewanne entfärbt,<br />

auf der Baumwolle jedoch eine Grünfärbung eintritt. Die nicht an die Faser angelagerten<br />

überschüssigen Moleküle wurden nun mit Leitungswasser ausgewaschen. Die Faser<br />

wurde nun an der Luft getrocknet. Ein spätereres Waschen einer Hälfte des gefärbten<br />

Stoffes mit Waschmittel bewies das erfolgreiche Anfärben der Fasern, die Proben blieben<br />

weiterhin im gleichen Grünton gefärbt (siehe Anlage A.2.), es war kein ausgewaschener<br />

Farbstoff im abfließenden Wasser zu beobachten. Auch durch Reiben löste sich der<br />

Farbstoff nicht. Ein Verblassen des Farbstoffes in den, seit den Färbeversuchen vergan-<br />

genen, ca. 1,5 Monaten durch Lichteinfall war bis heute nicht zu beobachten. Die ge-<br />

färbten Baumwollstoffe wurden unter alltäglichen Bedingungen, also auch unter Licht-<br />

einfall, gelagert.<br />

5. Schluss: Der industrielle Einsatz von<br />

Triphenylmethanfarbstoffen<br />

5.1. Toxikologie und Umweltverträglichkeit<br />

Nachdem einmal alle Reststoffe aus dem gefärbten Stoff ausgewaschen wurden, dürfte er<br />

ohne künstliche Zugabe bestimmter nicht alltäglicher Chemikalien also keinerlei Reak-<br />

tionen mehr ermöglichen und keinerlei Stoffe abgeben. Das Färben von Alltagstextilien<br />

ist also trotz des enthaltenen Haut- und Atemgifts Dimethylanilin aus toxikologischer<br />

Sicht bedenkenlos möglich. Die Herstellung des Farbstoffes in größeren Mengen z.B. für<br />

industrielle Zwecke ist jedoch aus Gründen der Umweltverträglichkeit der Überschüssi-<br />

gen Edukte bei der Kondensation bzw. bei der weiteren Behandlung der Leukobase nicht<br />

wünschenswert. Werden einem 70kg schweren Menschen beispielsweise die zur Herstel-<br />

lung von etwa 35g <strong>Malachitgrün</strong> benötigten Mengen an Dimethylanilin, Benzaldehyd und<br />

Zinkchlorid oral verabreicht, liegt seine Überlebenswahrscheinlichkeit lediglich noch bei<br />

50% (dies entspricht der LD 50). Die LD 50 von <strong>Malachitgrün</strong> als Oxalatsalz liegt für<br />

einen Menschen mit 70kg bei 26g 20 . Nicht nur aus diesem Grund werden die Triphenyl-<br />

methanfarbstoffe, ausser beim Färben von Polyacrylfasern 21 , in der Textilfärberei nicht<br />

mehr in größerem Ausmaß eingesetzt.<br />

20 Berechnungen auf der Grundlage der toxikologischen Daten in „ChemDAT – Die Merck Chemie<br />

Datenbank“<br />

21 Carsten Magnus: „Triphenylmethanfarbstoffe“ (Internetquelle)


Seite -16-<br />

5.2. weitere Nachteile der Triphenylmethanfarbstoffe<br />

Schon seit längerer Zeit hat man Farbstoffe entwickelt, die aufgrund ihrer chemischen<br />

Eigenschaften Cellulosefasern färben, ohne eine aufwendige und teure Beize wie im Falle<br />

der Triphenylmethanfarbstoffe zu benötigen. Hierzu gehören z.B. die Entwicklungsfarb-<br />

stoffe 22 . Auch die Tatsache, dass durch Lichteinwirkung auf die Moleküle der Triphe-<br />

nylmethanfarbstoffe eine Oxidation stattfindet und eine aromatische Gruppe verdrängt<br />

wird, trägt dazu bei, dass diese Farbstoffklasse nur in Randgebieten der Farbstoffchemie<br />

eingesetzt werden kann. Man versucht, in der Praxis möglichst stabile Moleküle einzu-<br />

setzen. Als einer der ersten synthetisierten Farbstoffe hat das <strong>Malachitgrün</strong>, auch wenn es<br />

heute kaum noch verwendet wird, doch entscheidend zur Entwicklung der Farbstoff-<br />

chemie beigetragen, da es durch die gewonnenen Erkenntnisse möglich war, weitere<br />

Farbtöne durch Triphenylmethanfarbstoffe synthetisch zu erzeugen.<br />

22 „Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie“


Seite -20-<br />

Anlage B: Literaturverzeichnis<br />

Prof. Bartholomé, Ernst (Hrsg.): „Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie“<br />

4. Auflage<br />

BASF AG: „Stationen der Geschichte: 1865 – 1901“<br />

http://www.basf.de/de/daten/geschichte/1901.htm<br />

gefunden am 29.01.2001<br />

Beyer, Hans; Walter, Wolfgang (Bearb.): „Lehrbuch der Organischen Chemie“<br />

22.Auflage, S. Hirzel Verlag, Stuttgart, 1991<br />

Dipl.-Ing Cornely, Berthold (BASF): „Das Färben von Papier“<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1951<br />

Falbe, Jürgen (Hrsg.), Manfred Regitz (Hrsg.): „Römpp Chemie Lexikon“<br />

9. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1995<br />

Jenette, Alfred: „Farbe, Farbstoff, Färben“ (Praxis-Schriftenreihe; Bd. 13)<br />

4. Auflage, Aulis Verlag Deubner & CO KG, Köln, 1983<br />

Kratzert, Wilfried; Peichert, Rasmus: „Farbstoffe“ (Chemische Arbeitsbücher; Bd. 1)<br />

Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg, 1981<br />

Magnus, Carsten: „Triphenylmethanfarbstoffe“<br />

http://www.gymnasium-konz.bildung-rp.de/farbsite/pages/CMagnus/CMagnus.html<br />

gefunden am 13.01.2001 (auf korrekten Inhalt überprüft von Rainer Tresch (BASF))<br />

Merck KGaA: „ChemDAT – Die Merck Chemie Datenbank“ (CD-ROM)<br />

Version 2.1.1, Darmstadt, 2000<br />

Prof. Dr. Römpp, Hermann: „Chemie Lexikon“ (2)<br />

5. Auflage, Franck'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1962<br />

Seilnacht, Thomas: „Farbstoffe – Dyes, Das Farbenlexikon von Thomas Seilnacht“<br />

http://www.seilnacht.tuttlingen.com/Lexikon/Farbstof.htm<br />

gefunden am 29.01.2001<br />

Schweizer, Hans Rudolph: „Künstliche organische Farbstoffe und ihre<br />

Zwischenprodukte“,<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1964<br />

Ohne Verfasser: „Farben“<br />

http://www.shs.hd.bw.schule.de/klassen/f_arbeit/farbe/farbe.htm<br />

gefunden am 29.01.2001


Seite -21-<br />

Anlage C: Erklärung des Kollegiaten<br />

Hiermit erkläre ich, Andreas Zöllner, dass ich die vorliegende Facharbeit selbstständig<br />

ohne fremde Hilfe angefertigt habe und keine anderen, als die genannten Hilfsmittel<br />

verwendet habe.<br />

Raubling , den 29. Januar 2001 _______________________<br />

(Andreas Zöllner)


Seite -22-<br />

X. Bemerkung des Kursleiters<br />

Das gestellte Thema wurde gründlich und gewissenhaft bearbeitet. Dazu diente die<br />

umfangreiche Auswahl an Literatur und das Internet, wie aus der sauber und sorgfältig<br />

erstellten Arbeit und dem korrekt abgefassten Literaturverzeichnis hervorgeht. Das<br />

Thema wurde sinnvoll und logisch gegliedert. Die Experimente wurden selbstständig<br />

durchgeführt. Geringfügige Abstriche in der Bewertung müssen gemacht werden, weil<br />

Stoff- und Teilchenebene nicht sauber getrennt wurden und der Reaktionsmechanismus<br />

der durchgeführten Reaktion durchaus hätte genauer und ausführlicher sein können.<br />

Auch haben sich einige wenige Grammatik- und Rechtschreibfehler eingeschlichen * .<br />

Die schriftliche Arbeit wird mit 13 Punkten (einfach) bewertet.<br />

Norbert Rühl, StR (Finsterwalder Gymnasium Rosenheim)<br />

* diese wurden in der vorliegenden Fassung bereits ausgebessert.

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