Freiheit, Macht, Herrschaft und Gewalt - Wissen schaffen
Freiheit, Macht, Herrschaft und Gewalt - Wissen schaffen
Freiheit, Macht, Herrschaft und Gewalt - Wissen schaffen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
<strong>Freiheit</strong> - <strong>Macht</strong>, <strong>Herrschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong><br />
Was heisst <strong>Freiheit</strong>? Wer vertritt sie? Wie vertragen sich <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong><br />
Wirtschaft?<br />
Martin Herzog, Dipl. Ing. ETH, akademisches Proletariat, Rheinfelden, 22. Juli 2004<br />
Definition:<br />
• <strong>Freiheit</strong> ist die Möglichkeit, so zu handeln, wie<br />
man will. <strong>Freiheit</strong> ist also Willensfreiheit. Der<br />
<strong>Freiheit</strong><br />
•<br />
Wille ist seinem Wesen nach stets frei.<br />
Man unterscheidet zwischen <strong>Freiheit</strong> von (nega-<br />
ist immer auch<br />
tive <strong>Freiheit</strong>en) <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong> zu etwas (positive<br />
<strong>Freiheit</strong>en). So basiert das alte <strong>Freiheit</strong>smodell<br />
der USA, dasjenige von Roosevelt, auf der <strong>Freiheit</strong><br />
von Furcht <strong>und</strong> der <strong>Freiheit</strong> von Not - das<br />
die <strong>Freiheit</strong> der anderen.<br />
neue, vom gegenwärtigen präsidialen Obermotz<br />
der USA propagierte, jedoch auf der <strong>Freiheit</strong> der<br />
Aneignung. (s. Neofeudalismus 1 ). Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> ufert vorliegender Artikel etwas aus hintennach,<br />
wo's um <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft geht.<br />
Rosa Luxemburg<br />
• Als ärgste<br />
Beengung der <strong>Freiheit</strong> wurde von<br />
jeher der Despotismus gesehen, also absolute<br />
<strong>Macht</strong>, <strong>Herrschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>.<br />
• Für die Kirche war <strong>und</strong> ist das wichtigste Anliegen,<br />
die Befreiung von Schuld (wobei die<br />
•<br />
Christliche Kirche hier etwas hinterlistig ist, da sie ihre Anhänger mit einer<br />
Urschuld belädt, die eh nur von Gott/Jesus getilgt werden kann.)<br />
Die Renaissance versteht unter <strong>Freiheit</strong> die unbehinderte allseitige Entfaltung<br />
der menschlichen Persönlichkeit.<br />
• Der Marxismus hält <strong>Freiheit</strong> für eine Fiktion,<br />
da menschliches Verhalten<br />
stark durch Triebe <strong>und</strong> das Milieu, die Klassenzugehörigkeit, bestimmt wird.<br />
• Liberale <strong>und</strong> Neoliberale verstehen unter <strong>Freiheit</strong> vor allem die <strong>Freiheit</strong> des<br />
Wirtschaftens. Für die Mehrheit der Bevölkerung wird diese allerdings leicht<br />
zum Zerrbild einer <strong>Freiheit</strong> der Flexibilität. Statt frei zu agieren <strong>und</strong> Märkte zu<br />
<strong>schaffen</strong>, wird immer mehr die Anpassung an den Markt, also die Unterwerfung<br />
unter den Markt gefordert.<br />
• Für Sartre <strong>und</strong> die Existenzialisten<br />
ist <strong>Freiheit</strong> nicht bloss eine Eigenschaft<br />
des Menschen, sondern seine eigentliche Substanz. Der Mensch hat keine<br />
Entschuldigung für das was ihm zustösst, denn er wählt sein Ziel frei <strong>und</strong> lässt<br />
sich von diesem Ziel leiten. Wählt er das falsche Ziel, ist er selbst schuld.<br />
Lässt er sich von seinem Ziel, dem so beliebten Sachzwang, dirigieren, handelt<br />
er nicht mehr frei - <strong>und</strong> ist ebenfalls selbst schuld.<br />
• Das Wort "frei" stammt ab von fri, was zugleich Frau (=ursprünglich Herrin)<br />
bedeutet. Amüsant, isn't it. Die <strong>Herrschaft</strong> war also mal Frauschaft. Die<br />
1 http://www.brainworker.ch/Geldtheorie/feudalismus.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Umdeutung wird dadurch begründet, dass die dem Haus <strong>und</strong> der Herrin unterworfenen<br />
doch ein angenehmeres <strong>und</strong> "freieres" Leben führten als etwas<br />
Sklaven. Die seltsame Doppelbedeutung haben wir ja heute noch im Wort<br />
Freier.<br />
Einschränkungen der <strong>Freiheit</strong> ergeben sich vor allem aus ethischen Gründen,<br />
aus der Übernahme von Verantwortung für freies Handeln.<br />
Patent lässt sich der Gehalt des Wortes <strong>Freiheit</strong> mit der Formanalyse<br />
nach Spencer-<br />
Brown bestimmen. Hier nur ein paar Beispiele, basierend auf dem Konzept, dass<br />
<strong>Freiheit</strong> von <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong> zu sich verbinden lässt zum Begriff "Entwicklungsfähigkeit.<br />
Diese hängt ab von Strukturen. Zu wenig Strukturen, also das Chaos, gemeinhin,<br />
wenn auch fälschlich, oft Anarchie genannt, wird nur durch Strukturierung entwicklungsfähig.<br />
Auf der einen Seite. Auf der andern können verfestigte Strukturen die<br />
Entwicklung aber genau so behindern. Von zu engen Normen <strong>und</strong> Gesetzen muss man<br />
sich befreien (emanzipieren), um entwicklungsfähig zu werden.<br />
Der lästige dauernde Ruf nach mehr <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Strukturwandel,<br />
der dauernd von<br />
Rechts kommt, ist also berechtigt - aber, wir müssen uns darüber klar werden, welche<br />
Strukturen da ge<strong>schaffen</strong> werden sollen. <strong>Freiheit</strong> bedeutet nicht Unabhängigkeit von<br />
jeglicher Struktur, aber wohl Wahl der Struktur <strong>und</strong> Veränderbarkeit von Strukturen.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Die Anarchisten, Hüter der <strong>Freiheit</strong><br />
Wenn's um <strong>Freiheit</strong> geht, sollte man auch auf die Experten hören ... nein,<br />
nicht die SVP <strong>und</strong> auch nicht die <strong>Freiheit</strong>spartei, sondern die Anarchisten.<br />
[s. Hector Zoccoli: Die Anarchie <strong>und</strong> die Anarchisten. Karin Kramer Verlag, Berlin,<br />
1976].<br />
Max Stirner (1806-56): Der Einzige <strong>und</strong> sein Eigentum<br />
Einerseits legten die Anarchisten den Gr<strong>und</strong>stein zur Erfüllung der Gebote der<br />
Renaissance,<br />
der Selbstverwirklichung. Andererseits betonten sie Eigennutz <strong>und</strong> Selbstsucht<br />
etwas über (Das darf man so doch nicht schreiben! Eben drum ...). Der Trend<br />
wurde verstärkt durch die Aufspaltung in Wirtschaftsanarchisten (liberale, neoliberale),<br />
die heute überall das Sagen haben <strong>und</strong> entgegen ihrer Ursprünge <strong>Macht</strong> ausüben,<br />
<strong>und</strong> Sozialanarchisten (Sozialliberale), die's kaum mehr gibt.<br />
Darum wendet Euch lieber an Euch als an eure Götter oder Götzen. Bringt<br />
aus Euch heraus, was in Euch steckt, bringt's zu Tage, bringt es zur Offenbarung.<br />
Möglich, dass ich aus mir sehr wenig machen kann: dies wenige ist aber<br />
alles <strong>und</strong> ist besser, als was ich aus Mir machen lasse durch die <strong>Gewalt</strong><br />
Anderer, durch die Dressur der Sitte, der Religion, der Gesetze, des Staates<br />
u.s.w.<br />
____________________________________________________________<br />
Pierre-Joseph Proudhon (1809-65): Eigentum ist Diebstahl<br />
Proudhon erhob sich als erster gegen<br />
das Recht der Mehrheit, ihre Beschlüsse<br />
der Minderheit aufzuzwingen.<br />
Das Problem des Minderheitenschutzes<br />
ist für alle Demokratien eine<br />
Knacknuss.<br />
Der Mensch ist als geselliges Wesen geboren,<br />
d.h. er sucht in allen seinen Beziehungen die<br />
Gleichheit <strong>und</strong> die Gerechtigkeit, doch liebt<br />
er auch die Unabhängigkeit.<br />
Der Arbeiter wird durch die immer mehr ins Detail geführte Arbeitsteilung in<br />
einen immer mehr erniedrigerenderen Zustand eines Automaten herabgedrückt.<br />
Dies macht zwar die Industrie unvergleichlich produktiver, aber zur<br />
selben Zeit verelenden sie den Arbeiter physisch <strong>und</strong> psychisch ... Je mehr die<br />
Arbeitsteilung <strong>und</strong> die <strong>Macht</strong> der Maschinen wächst, umso mehr sinkt die Intelligenz<br />
des Arbeiter <strong>und</strong> umsomehr geht das Bestreben, die Zahl der Arbeitskräfte<br />
zu reduzieren.<br />
Das anarchistische Programm von 1866:<br />
1. Aufhebung des göttlichen Rechts<br />
2. Aufhebung des diplomatischen Rechts<br />
3. Aufhebung des historischen Rechts<br />
4. Verzicht auf jede Idee nationaler Vorherrschaft<br />
5. <strong>Freiheit</strong> des Individuums in der Kommune
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
6. <strong>Freiheit</strong> der Kommunen <strong>und</strong> freie Föderationsbildung<br />
7. Aufhebung des öffentlichen <strong>und</strong> privaten Rechts<br />
8. Politische Gleichheit aller<br />
9. Aufhebung aller persönlichen oder königlichen Privilegien<br />
10. Emanzipation der Arbeit vom Kapital<br />
11. Das einzige Eigentum ist: Die Arbeitswerkzeuge den Arbeitern, die Erde denen,<br />
die sie bebauen.<br />
12. Freie Föderation der Nationen untereinander.<br />
Bevor Sie sich nun künstlich aufregen, von wegen Volltrottel <strong>und</strong> so, weil einige der<br />
Anliegen heute nicht Mehrheitsfähig sind, sehen sie sich die andern an, die heute<br />
selbstverständlich sind. Die verdanken wir also den Anarchisten.<br />
Michail Bakunin (1814-1876) Philosophie der Tat. 2<br />
Bakunin hat sich überdies auch an der Jura-Föderation beteiligt, damals eine Kerngruppe<br />
der Anarchisten. Er lebte vorübergehend in Genf <strong>und</strong> Zürich.<br />
Die ungeheure Mehrheit der liberalen Doktrinäre gehört der Bourgeoisie<br />
an. Diese so grosse <strong>und</strong> beachtenswerte Klasse wünscht sich<br />
nicht mehr, als das Recht oder vielmehr das Vorrecht der vollkommensten<br />
Anarchie mit sich in Einklang zu bringen; ihre ganze soziale<br />
Ökonomie, die tatsächliche Gr<strong>und</strong>lage ihrer politischen Existenz, hat<br />
bekanntlich kein anderes Gesetz als das der Anarchie, die in den so berühmt<br />
gewordenen Worten: Laissez faire et laissez passer ihren Ausdruck<br />
finde. Aber sie liebt die Anarchie nur um ihretwillen <strong>und</strong> nur unter<br />
der Bedingung, dass die Massen, "zu unwissend um daraus Nutzen<br />
zu ziehen", der strengsten Disziplin unterworfen bleiben.<br />
Bereits 1871, als Bakunin diese Worte niederschrieb, war also klar, dass der<br />
Liberalismus zwar sich anarchisch verhält wo er jegliche Lenkung <strong>und</strong><br />
Begrenzung wirtschaftlichen Tuns ablehnt, dass der selbe Liberalismus<br />
sich aber innerhalb der Betriebe enorm autoritär gebärdet <strong>und</strong> das<br />
Gr<strong>und</strong>prinzip der Anarchie negiert: Nicht beherrscht werden - nicht beherrschen!<br />
- wodurch er die <strong>Macht</strong> von der Politik zur Wirtschaft verlagert.<br />
Die Sache mit den unwissenden Massen mag diesen sauer aufstossen,<br />
aber wenn Sie in den letzten 10 Jahren selbst Erfahrung gemacht haben mit<br />
Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Beschäftigungsprogrammen ... Was war den immer das<br />
höchste Ziel dieser Programme? Was hörte man als erstes von den Ausführenden?<br />
> Ein geregelter Tagesablauf ist wichtig! [Kein Witz, ich habe 1995/96<br />
wochenlang Umfragen betrieben. Es war echt zum Haaröl saiche]. Natürlich<br />
haben die Leute recht, denn Arbeitslosigkeit entsteht ja, weil so viele zu spät<br />
zur Arbeit kommen <strong>und</strong> entlassen werden müssen ... nicht weil das Kapital mit<br />
dem Geld rumspielt, statt zu investieren. … oder nicht?<br />
2 [Hegner Bücherei, Köln, 1968.]
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Aber einiges hat sich seit der hohen Zeit der Anarchie doch auch zum Bessern<br />
gewendet. Staatliche Autorität ist heute weit weniger ausgeprägt als damals<br />
<strong>und</strong> hat, zumindest in Demokratien, nur noch wenige Möglichkeiten, sich mittels<br />
<strong>Gewalt</strong> durchzusetzen:<br />
Der Staat ist die Autorität, die <strong>Macht</strong>, das Prahlen <strong>und</strong> die Verdummung<br />
mit der <strong>Gewalt</strong>. Nicht sanft setzt er sich fest, er sucht nicht zu<br />
überzeugen: wenn er sich einmischt, tut er dies sehr ungern, denn seine<br />
Natur besteht nicht darin zu überzeugen, sondern darin, Eindruck zu<br />
machen, zu erzwingen ....<br />
Präzise hier gerät aber unser heutiger Staat in die Bredouille, denn ihm stehen<br />
heute viel weniger Mittel zur Verfügung, um öffentlich zu argumentieren <strong>und</strong><br />
das Volk zu überzeugen, als die Konzerne einsetzen können um ihre Interessen<br />
zu propagieren. Das noch grössere Problem ist, dass Staat wie Wirtschaft<br />
primär populistisch 3 mit Schlagworten an die Öffentlichkeit treten, <strong>und</strong> diese<br />
primär auf Gr<strong>und</strong> des bekannten rechts-links-Schemas entscheidet. Die<br />
öffentliche Diskussion 4 ist eigentlich nicht bloss Not leidend, sondern fast<br />
inexistent.<br />
Aktueller Einschub: So behauptet zwar die neuste Eidgenössische Volksinitiative<br />
«Volkssouveränität statt Behördenpropaganda», dass es ihr darum geht, die freie<br />
Meinungsbildung erhalten! Nun überlegen Sie sich mal, wie Sie sich selbst Ihre Meinung<br />
bilden. Ich vermute, Sie lesen Zeitung, sehen Nachrichten <strong>und</strong> ab <strong>und</strong> zu auch<br />
eine politische Analyse. Sie informieren sich offensichtlich im Internet, Sie unterhalten<br />
sich mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Kollegen ... <strong>und</strong> bilden sich Ihre Meinung auf Gr<strong>und</strong> all<br />
dieser Informationen, ihres eigenen Hintergr<strong>und</strong>wissens <strong>und</strong> natürlich auch Ihrer persönlichen<br />
Schwerpunkte. Nun kommt vor den Abstimmungen, zusätzlich zu den Paketen<br />
an Parteipropaganda <strong>und</strong> Zeitungen, noch eine Dokumentation vom B<strong>und</strong>.<br />
Wirft diese Ihre freie Entscheidung einfach um? Sind die Berichte aus Bern wirklich<br />
soooo gut <strong>und</strong> derart überzeugend? Oder könnte der Bericht vielleicht noch aufzeigen,<br />
wo sie beim Denken zu sehr in ihrem eigenen Gartenzaun stecken bleiben. Auch<br />
die Regierung muss ihre Entscheide begründen können. Es soll nicht reichen Parteien<br />
vorbehalten bleiben, ihre Sicht der Dinge verbreiten zu dürfen. Die Initiative ist<br />
Schrott.<br />
Autorität <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong> vertragen sich schlecht, egal ob die Autorität nun<br />
beim Staat oder bei der Wirtschaft liegt. Die Autorität ist nun, 150<br />
Jahre später, noch genau so da wie damals, nur wanderte sie von der<br />
Politik zur Wirtschaft. Und genau wie damals wird die <strong>Freiheit</strong> im<br />
Namen der Sicherheit untergraben. Wurden damals die Anarchisten zu<br />
gefährlichen Terroristen gemacht gegen die es mit <strong>Gewalt</strong> vorzugehen<br />
galt, so sind es heute die Muslime. Wenn Sie sich ansehen, welche politischen<br />
Strukturen Bakunin als Anarchist forderte, so sehen Sie den<br />
Betrug sofort:<br />
k. Die Gr<strong>und</strong>lage der politischen Organisation eines Landes<br />
muss die absolute autonome Gemeinde sein, die immer von<br />
der Mehrzahl der Stimmen aller grossjährigen Einwohner,<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen mit gleichen Rechten vertreten wird.<br />
[Katechismus der revolutionären Gesellschaft, 1965/66]<br />
3 http://www.brainworker.ch/Politik/populismus.htm<br />
4 http://www.brainworker.ch/Dialog/politische%20diskussion
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
l. Die Provinz darf nichts als eine freie Föderation der autonomen<br />
Gemeinden sein.<br />
m. Die Nation darf nichts sein als eine Föderation autonomer<br />
Provinzen<br />
n. Die internationale Föderation umfasst alle Völker dieser Erde.<br />
Ehrlich, wenn diese Gr<strong>und</strong>sätze eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit<br />
darstellen, dann hätte man die Schweiz doch schon lange auflösen<br />
müssen, oder? Im Übrigen waren die Anarchisten ja nicht gegen Politik<br />
<strong>und</strong> nicht gegen eine gemeinsame Organisation gesellschaftlicher Belange<br />
- aber sie wollten diese von unten her, grassroots, organisieren.<br />
Sie wehrten sich gegen eine Politik von oben, gegen <strong>Herrschaft</strong>. Ihre<br />
Losung war, zumindest zeitweise <strong>und</strong> in gewissen Gruppierungen<br />
(Anarchosyndikalisten): Alle <strong>Macht</strong> den Räten. So was wie Schlafbrot,<br />
Chnulleri & Co. hätte also einer sozial-anarchistischen Gesellschaft<br />
genau so passieren können wie unserer wirtschaftsanarchistischen.<br />
Peinlich aber wahr.<br />
Im übrigen ist Bakunins Lebenslust: Die Lust der Zerstörung ist auch<br />
eine <strong>schaffen</strong>de Lust! eigentlich die selbe wie der kreative Zerstörung<br />
Schumpeters. Wir sehen also, dass die Anarchie, well, eine Art von<br />
Anarchie, heute eigentlich in der Wirtschaft herrscht - leider aber ohne<br />
die freiheitlichen Ideale die von den klassischen Anarchisten vertreten<br />
wurden.<br />
Peter Kropotkin (1842-1921)<br />
Kropotkin hat bereits von h<strong>und</strong>ert Jahren, in Gegenseitige Hilfe in der Tier <strong>und</strong> Menschenwelt,<br />
darauf hingewiesen, dass die Evolution nicht nur aus Wettbewerb 5 <strong>und</strong><br />
Kampf besteht, sondern vor allem auf Kooperation 6 baut. Wäre dem nicht so,<br />
hätten sich die Zellen nie zu Organismen <strong>und</strong> Organen zusammengeschlossen<br />
<strong>und</strong> wir würden immer noch als Einzeller im Meer rumdümpeln. Auch die<br />
Menschheit begann ihre eigentlich kulturelle Entwicklung erst mit dem Zusammenleben<br />
in den Städten. Dort hatte das Überleben Priorität vor dem Markt: Erst wenn<br />
sich die Bevölkerung mit Gütern am Markt versorgt hatte, durften die Händler den<br />
Rest kaufen. (s. Rheinfelden). Kornhandel wurde oft gemeinsam getätigt. Preise wurden<br />
durch erfahrene Männer, eine dritte Partei, festgelegt, aber nicht durch Verkäufer<br />
<strong>und</strong> Käufer. Dies war sozialem <strong>und</strong> friedlichem Verhalten so förderlich, dass zur Verteidigung<br />
eine besondere Kriegergilde nötig wurde, angeführt von einem Herzog (Der<br />
vor dem Heere zog. Nomen est obviously Omen). Städte bewahrten Europa bis ins<br />
späte 15. Jahrh<strong>und</strong>ert vor theokratischen oder sonst wie despotischen Staatsformen.<br />
Nach jedem verloren gegangenen Bauernaufstand gerieten allerdings weitere Gemeindeländereien,<br />
die zuvor als Gemeinschaftsbesitz betrachtet wurden, an die Feudalherren.<br />
Dann wurde Föderalismus <strong>und</strong> Partikularismus zum Staatsfeind erklärt.<br />
Die Gemeindeautonomie wurde aufgehoben. Besondere Bündnisse unter<br />
Bürgern wurden verboten: Kein Staat im Staate. In Frankreich z.B. sind laut Kropotkin<br />
Vereinigungen von mehr als 18 Personen erst seit 1848 erlaubt! Dies war der<br />
Ausgangspunkt der Anarchisten. Sie forderten:<br />
5 http://www.diskussionsforen.ch/Wettbewerb/<br />
6 http://www.diskussionsforen.ch/WAP/gemeinwohl.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
• Gemeindeautonomie<br />
• Streikrecht<br />
• Versammlungsrecht<br />
• Das Recht auf politische Vereine (Parteien)<br />
Mit Anarchie ist heute also kein Staat mehr zu machen, da die meisten Forderungen<br />
erfüllt wurden, einige mehr als erfüllt, insbesondere diejenige, dass die Wirtschaft <strong>und</strong><br />
nicht der Staat regieren solle. Auch dazu wurde die Gr<strong>und</strong>lage früh aufgebaut mit der<br />
Wettbewerbstheorie, die besagt, jeder Mensch müsse<br />
sein eigenes Glück suchen, ohne sich um die Bedürfnisse<br />
anderer zu kümmern.<br />
Während Gewohnheitsrechte wie die Demokratie früher<br />
zu verhindern suchten, dass die Massen durch Minderheit<br />
unterdrückt werden, so ist heute die Eigentumsgarantie<br />
der wohl wirksamste Minderheitenschutz. Eine<br />
Minderheit, deren <strong>Macht</strong> um so mehr wuchs, je leichter<br />
es wurde, Privatvermögen anzuhäufen. Auch traditionelle<br />
Gesellschaften kennen das Recht auf persönliches<br />
Eigentum, aber dieses beschränkte sich auf bewegliche<br />
Habe wie Vieh, Geräte <strong>und</strong> Haus (!), nicht<br />
aber Land, das oft gemeinsam bewirtschaftet wurde.<br />
Eine Tradition die lange Zeit auch in der Schweiz<br />
galt (s. Allmend 7 ). Mit der Einführung des Geldes<br />
beginnt ... das natürliche Recht auf unbegrenzte<br />
Apropriation <strong>und</strong> unbegrenztes Eigentum. [Helmut<br />
Rittstieg] Zu nebenstehendem Zitat ist doch noch anzumerken,<br />
wie auffallend der Kontrast zu heutigen Gepflogenheiten<br />
ist, wo doch das erste Gebot heisst: Du<br />
musst Dich verkaufen können! Für die Stoa war der<br />
freie Mensch eben derjenige, sich nicht auf dem Markt<br />
zur Schau oder gar zum Verkauf anbieten zu müssen:<br />
Entweder musst du eine Vernunft ausbilden oder das,<br />
was in der Welt zählt, dich um dein Inneres kümmern<br />
oder um die Aussenseite deiner Existenz, anders gesagt:<br />
Entweder du musst Philosoph sein oder ein ganz<br />
gewöhnlicher Mensch. [Epiktet 8 } So entspring Rousseaus<br />
Kritik an eben dem Gesellschaftsvertrag eben<br />
diesem Missbrauch, durch den Minderheiteninteressen<br />
zum Gesetz für die Mehrheit gemacht werden: Unter<br />
schlechten Regierungen ist diese Gleichheit nur schein-<br />
Nun gibt sich aber ein<br />
Mensch der sich zum Sklaven<br />
eines andern macht,<br />
nicht umsonst her, er verkauft<br />
sich, zumindest für<br />
seinen Lebensunterhalt.<br />
------------------------<br />
<strong>Gewalt</strong> hat die ersten Sklaven<br />
ge<strong>schaffen</strong>,<br />
ihre Feigheit hat diesen<br />
Zustand verewigt.<br />
Jean-Jacques Rousseau: Le<br />
contrât social<br />
[Der Gesellschaftsvertrag]<br />
______________________<br />
Freilich, wenn man es<br />
durchaus Prostitution nennen<br />
will, wenn ein Mensch<br />
nicht, wie es üblich ist,<br />
seine ganze Person für<br />
Geld hergibt, sondern nur<br />
seinen Körper, so betrieb<br />
Leona gelegentlich Prostitution.<br />
Robert Musil. Der Mann<br />
ohne Eigenschaften<br />
bar <strong>und</strong> vorgespiegelt; sie dient nur dazu, den Armen in seinem Elend <strong>und</strong> den Reichen<br />
in seinem anmassenden Besitz zu erhalten. In Wirklichkeit sind die Gesetze immer<br />
den Besitzenden nützlich <strong>und</strong> den Habenichtsen schädlich. Daraus folgt, dass der<br />
gesellschaftliche Stand für Menschen nur vorteilhaft ist, soweit sie alle etwas besitzen<br />
<strong>und</strong> niemand zu viel besitzt. Auch hier hat sich die Interpretation ins Gegenteil verkehrt.<br />
Heute bekämpfen die Besitzenden den Staat, weil er ihnen zu wenig Unterstützung<br />
gewährt in der Mehrung ihrer Besitztümer.<br />
7 http://www.diskussionsforen.ch/WAP/gemeinwohl.htm<br />
8 http://www.diskussionsforen.ch/zynismus/epiktet.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Die einzige Forderung der Anarchisten die nicht bloss nicht erfüllt, sondern ins Gegenteil<br />
verkehrt wurde, ist also die Kontrolle der <strong>Macht</strong> des Kapitals durch Beschränkung<br />
von Vermögensungleichheit, speziell von Erb- <strong>und</strong> Eigentumsrecht auf so viel,<br />
wie eine Person oder Familie wirklich nutzen kann (Problem Latif<strong>und</strong>ien Südamerika,<br />
Bodenreform). Die Forderung ist berechtigt, denn der Mensch lebt nicht von <strong>Freiheit</strong><br />
allein! Der Schlachtruf der mexikanischen Revolution: Tierra y Libertad, ist<br />
zwar längst verhallt, das Problem aber in anderer Form, als Kapitalakkumulation,<br />
immer noch vorhanden http://www.nodo50.org/tierraylibertad/<br />
http://www.brainworker.ch/r-evolution/1_3_01%20Bodenrecht.htm<br />
Der gegenwärtig lauteste Ansatz in dieser Beziehung will eine Steuer auf Kapitaltransaktionen<br />
(Tobin-Tax, attac), ist also mehr als beschränkt, auch wenn wir den Widerstand<br />
gegen die Globalisierung dazu nehmen. Die Anhänger der Freiwirtschaft<br />
schiessen sich regelmässig selbst ins Bein, wenn sie einen Aufstand machen, wegen<br />
0.5% Inflation <strong>und</strong> alles Glück der Welt durch eine monetaristische Lenkung der<br />
Wirtschaft erwarten.<br />
Man bedenke weiter im allgemeinen, welche Verkümmerung des Geistes<br />
in der Menschheit durch die Idee des Gehorsams herbeigeführt<br />
wurde, die das Wesen des Gesetzes <strong>und</strong> der Autorität bilden.<br />
Wir haben keine zwei Gewicht <strong>und</strong> zwei Masse für die Vorzüge der Regierten<br />
<strong>und</strong> die der Regierer; wir wissen, dass wir selber nicht ohne<br />
Fehler sind, <strong>und</strong> dass die Besten unter uns rasch durch die Ausübung<br />
der <strong>Macht</strong> verdorben würden. Wir sehen die Menschen wie sie sind,<br />
<strong>und</strong> deshalb verwerfen wir die <strong>Herrschaft</strong> des Menschen über den<br />
Menschen.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Hier wird's Zeit für einige Definitionen:<br />
<strong>Herrschaft</strong><br />
Der Begriff wird in den Sozialwissenschaften häufig in Anlehnung an Max<br />
Weber verwendet, der ihn in wie folgt definiert: "<strong>Herrschaft</strong> soll heißen die<br />
Chance für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam<br />
zu finden". S. http://www.brainworker.ch/<strong>Wissen</strong>/max_weber.htm<br />
Max Weber unterscheidet drei Idealtypen von <strong>Herrschaft</strong>, nach der Art ihrer<br />
Legitimation:<br />
• rationale <strong>Herrschaft</strong>, die auf dem Glauben der an die Legalität gesatzter<br />
Ordnungen (zum Beispiel Gesetze) ruht, Beispiel: Bürokratie<br />
• traditionale <strong>Herrschaft</strong>, die auf dem Alltagsglauben an die Heiligkeit<br />
von jeher geltender Traditionen <strong>und</strong> der Legitimität der durch sie<br />
Berufenen ruht, Beispiel: Patriarchat, Feudalismus<br />
• charismatische <strong>Herrschaft</strong>, die auf der außeralltäglichen Hingabe an<br />
die Heiligkeit oder Heldenkraft oder die Vorbildlichkeit einer Person<br />
<strong>und</strong> der durch sie ge<strong>schaffen</strong>en Ordnung ruht. Sie versachlicht sich<br />
stets in eine rationale oder traditionale <strong>Herrschaft</strong>, Beispiel: Prophet<br />
Interessanterweise setzt Weber also "<strong>Herrschaft</strong>" <strong>und</strong> "Autorität" praktisch<br />
gleich. Da <strong>Herrschaft</strong> nach Max Weber ein Minimum an Gehorsam<br />
voraussetzt; widerspricht seine Definition der von Karl Marx, dessen <strong>Herrschaft</strong>sbegriff<br />
auf <strong>Macht</strong> basierte. Der Begriff von Max Weber ähnelt eher<br />
dem Gesellschaftsvertrag. Wo weit unter<br />
http://www.thur.de/philo/herrschaft.htm. <strong>Herrschaft</strong> wie Autorität setzen sich<br />
allerdings meist nicht so ganz durch "freiwillige Anerkennung" durch, sondern<br />
meist durch den Beistand des Kettenh<strong>und</strong>es der Autorität, nämlich der<br />
Disziplin. [s. Autorität - das F<strong>und</strong>ament von Faschismus, Rechtsextremismus,<br />
Antisemitismus <strong>und</strong> anderer Formen von ethnozentrischer Ausländerfeindlichkeit<br />
<strong>und</strong> Disziplin, der Kettenh<strong>und</strong> der Autorität.]<br />
http://www.diskussionsforen.ch/Orientierung/autoritaet.htm<br />
DAS Handbuch zur Erhaltung der <strong>Macht</strong> ist ja Machiavellis<br />
Der Fürst (il principe). Obwohl auch heute eigentlich<br />
alle nach <strong>Macht</strong> streben (hier liegt das systemische Problem<br />
der <strong>Macht</strong> verborgen, hier liegt der Gr<strong>und</strong>, warum<br />
sich <strong>Herrschaft</strong>sfreiheit (Anarchie) nicht durch das Wegbomben<br />
einiger <strong>Macht</strong>träger erreichen lässt), verwerfen<br />
alle scheinheilig die Hände, wenn da einer beschreibt, wie<br />
man an die <strong>Macht</strong> kommt <strong>und</strong> sie fest hält. <strong>Macht</strong> kann<br />
notwendig sein. Ich erklär das lieber an einem etwas mo-<br />
Religion ist<br />
das, was die<br />
Armen davon<br />
abhält, die Reichenumzubringen.<br />
Napoleon I.<br />
derneren Beispiel als an Machiavellis mittelalterlichen. Im Jemen war bis zur<br />
Revolution 1962 das Staatsoberhaupt, der Imam, zuständig für alles, für die<br />
Armee, die Gesetzgebung, das Gericht, die Wirtschaft, die Religion. Wollte<br />
wer von einer Stadt in die andere, brauchte er eine Bewilligung von Sana'a.<br />
Diese absoluten Herrscher erhielten aber ihre <strong>Macht</strong> weder durch Wahl noch
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
über Nachfolgeregelung (mit den üblichen reichlichen Ausnahmen, versteht<br />
sich). Der Imam muss sich die <strong>Herrschaft</strong> durch <strong>Gewalt</strong> erobern. Er<br />
musste dadurch zeigen, dass er fähig war, finanzielle wie tatkräftige Unterstützung<br />
für sein Anliegen zu mobilisieren. Dies mag aus unserer Sicht<br />
brutal scheinen, aber die Lebensbedingungen in einem Land wie dem Jemen<br />
sind dies nicht minder. Und ein Herrscher muss das Bestehen <strong>und</strong> die<br />
Entwicklung seines Landes garantieren können - ohne Rücksichten.<br />
Wir sehen hier allerdings, dass nicht nur die internationalen Beziehungen,<br />
sondern auch die relative Grösse <strong>und</strong> Bedeutung eines Landes zu berücksichtigen<br />
ist. Der Jemen ist ein kleines Wüstenland auf einer Halbinsel, mit geringem<br />
Einfluss auf die Weltgeschichte. Je stärker aber ein Land mit seinen<br />
Nachbarn kommunizieren muss, desto mehr Bedeutung erhält die Aussenpolitik<br />
<strong>und</strong> die Rücksichtnahme auf andere. Wenn also ein Land wie die USA<br />
die selbe Politik vertritt wie ein mittelalterliches Fürstentum <strong>und</strong> rücksichtslos<br />
die Interessen des eigenen Landes vertritt, dann ist das nicht mehr das<br />
selbe, wie wenn dies der Herrscher eines kleinen unbedeutenden Landes tut.<br />
Wenn kleine Betriebe einander das Wasser abgraben, so ist das offensichtlich<br />
der Lauf der Dinge <strong>und</strong> der Aufregung nicht wert, wenn das Selbe aber auf<br />
dem Niveau von global players stattfindet, dann kann dies für ganze Regionen<br />
<strong>und</strong> Völkerscharen tragisch enden. Nicht nur die <strong>Freiheit</strong> des<br />
Wettbewerbs wird durch Grösse der Bewerber beschränkt, auch die Folgen<br />
wachsen mit der Grösse der Konkurrenten zu einem Ausmass an, für das<br />
niemand mehr die Verantwortung (oder gar einen Versicherungsschutz)<br />
übernehmen will <strong>und</strong> kann.<br />
<strong>Macht</strong><br />
http://www.diskussionsforen.ch/Wettbewerb/index.htm<br />
Die bekannteste Definition stammt von Max Weber. Seiner Ansicht nach<br />
bedeutet <strong>Macht</strong> "jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen<br />
Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese<br />
Chance beruht." [Wirtschaft & Gesellschaft. S. 28]<br />
Der bekannteste Propagandist von <strong>Macht</strong> dürfte nebst Machiavelli vor allem<br />
Nietzsche sein. Bei aller <strong>Freiheit</strong>sliebe haben auch seine Gründe eine gewisse<br />
Gültigkeit. Zu Beginn des 20. Jh. setzten sich Güte, Demut, Gehorsam, Geduld,<br />
Verzeihung, Mitleid als Werte durch. Für Nitzsche war dies ein Sieg<br />
der Sklavenmoral. Rational, historisch-soziologisch betrachtet, ist das Aufkommen<br />
solcher Werte vor allem durch immer dichteres Wohnen bedingt.<br />
Der Wertekatalog einer Stadtgesellschaft ist z.B. für Beduinen, Sammler,<br />
Jäger in Steppe oder T<strong>und</strong>ra weit weniger attraktiv. Hierin liegt der Hauptgr<strong>und</strong><br />
weshalb sich das weiche Christentum in den heute islamischen Gebieten,<br />
mit äusserst harten Überlebensbedingungen, nicht durchsetzen konnte.<br />
F<strong>und</strong>amentalismus jeglicher Provenienz ist also dümmlich, denn jede Kultur<br />
hat diejenige Religion, die lokal funktioniert:<br />
Wirtschaftliche <strong>Macht</strong> des einen bedeutet im<br />
Rahmen einer sozialen Beziehung Verengung
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
des Handlungsspielraums der betroffenen anderen.<br />
[Eric Homburger in Geld & Wachstum, Binswanger. S. 189]<br />
Zum Thema Masse <strong>und</strong> <strong>Macht</strong> [s. Elias Canetti]<br />
<strong>Macht</strong> ist fast immer äusserst ungleich verteilt (s. Graph,<br />
click für Vergrösserung). Wir finden diese Verteilung nicht<br />
bloss bei Geld, Entwicklungsorganisationen (Bild), Industrie<br />
etc., sondern jeder von uns steht irgend wo in einer solchen<br />
<strong>Macht</strong>treppe. Wichtig ist, dass jeder zumindest ein<br />
Treppchen hat, auf dem er nicht ganz unten steht, denn Ohnmacht führt<br />
zu <strong>Gewalt</strong>, <strong>Gewalt</strong> gegen sich selbst oder <strong>Gewalt</strong> gegen andere. Hier dürfte<br />
die wichtigste Ursache für die <strong>Gewalt</strong>tätigkeit mancher, in der Arbeit frustrierter<br />
<strong>und</strong> machtloser, Ehemänner liegen, eine <strong>Gewalt</strong>tätigkeit die nicht zu<br />
mehr Anerkennung führt, sondern meist ebenfalls zur Anwendung von <strong>Gewalt</strong>,<br />
im Falle von Frauen also meist psychischer <strong>Gewalt</strong> (Noch nie von einer<br />
Frau fertig gemacht worden? Eben, sag ich doch! Dabei würde ein kleines<br />
bisschen eigene <strong>Macht</strong>, Beteiligung oder schon bloss Anerkennung als<br />
psychischer Ausgleich meist genügen, deshalb sind ja in der Schweiz die<br />
Vereine so beliebt, in denen jeder der Lust hat, zu einem "wichtigen" Aemtchen<br />
kommen oder sogar Präsident werden kann.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist das Vorgehen von Bush gegen den Terror so ziemlich<br />
das Verkehrteste was möglich ist, denn Terror ist ganz einfach die Waffe<br />
der <strong>Macht</strong>losen, die militärisch den USA nichts entgegen zu setzen haben.<br />
Die <strong>Macht</strong> auf der Seite der bereits Mächtigen noch mehr zu stärken ist kein<br />
vernünftiger Umgang mit den bereits <strong>Macht</strong>losen. Es gilt, auch Ihnen Gehör<br />
<strong>und</strong> eine angemessene Bedeutung zu geben. Eine dominierende Weltmacht,<br />
die sich zur einzigen <strong>Macht</strong> macht, die alle andern zur Ohnmacht verdammt,<br />
hat nur noch Feinde. Präzise aus diesem Gr<strong>und</strong> dauern tausendjährige Reiche<br />
meist viel kürzer als sie versprechen.<br />
Aktueller Einschub: Die Idee, Atombomben im Krieg gegen den Terrorismus,<br />
also dem Krieg der Ohnmächtigen, einzusetzen, zeigt, wie verblödet<br />
man heute sein darf, ohne seine Karriere als Spitzenpolitiker zu riskieren.<br />
Allerdings liegen auch die Terroristen falsch, denn die Ohnmächtigen haben<br />
meist die Mehrheit. Würden sie den Schrott mit immer mehr Wettbewerb<br />
nicht glauben <strong>und</strong> kooperieren, keine <strong>Macht</strong> könnte einem solchen, auch gewaltfreien,<br />
Widerstand etwas entgegen setzen.<br />
Ein exzellentes Mittel für die <strong>Macht</strong>teilung war bis anhin die berufliche<br />
Spezialisierung. Sie hat eine Unzahl an <strong>Macht</strong>treppen ge<strong>schaffen</strong>, allerdings<br />
mit dem Problem, dass, wer von einer Treppe runterfällt, oft auf einer andern<br />
wieder unten einsteigen muss.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
auch als Anerkennungsleiterchen bezeichnen, sind auch mit ein ursächlicher<br />
Faktor für den Wachstumszwang: immer höher, immer mehr, immer grösser,<br />
immer schneller. Das Problem liegt, nein, nicht in den unbeschränkten materiellen<br />
Bedürfnissen der Menschen, sondern im <strong>Macht</strong>streben - <strong>und</strong> in der<br />
Dummheit, den Zynismus dieses Ordnungsprinzips nicht zu erkennen. Alle<br />
streben nach oben, obwohl eigentlich jedem klar ist, dass oben nix ist ausser<br />
dünner Luft <strong>und</strong> der Angst, runter zu fallen. Nehmen wir wieder das Beispiel<br />
der Graphik, die Entwicklungsorganisationen (s. S. 10). Zuoberst ist also die<br />
DEZA, die finanziert, die bestimmt was läuft, die über Sein oder Nichtsein<br />
von Organisationen <strong>und</strong> Jobs entscheidet. Trotzdem, lustvolle <strong>Macht</strong> ist da<br />
keine, denn da ist der Auftrag, der Auftrag eines Volkes, von dem niemand<br />
weiss, wo <strong>und</strong> wie es diesen Auftrag erteilt hat. Da ist der der Markt, der bestimmt,<br />
da sind die Konsumentenwünsche, die es zu erfüllen gilt, da sind die<br />
Trends, die es zu erkennen gilt. Die <strong>Macht</strong> löst sich also oben auf auf in fluffige<br />
<strong>Macht</strong>illusionswölkchen. Dies sogar beim B<strong>und</strong>esrat, wenn das Volk zu<br />
mächtiger Politik, trotz Drohungen <strong>und</strong> gutem Zureden, wieder mal ganz<br />
einfach nein sagt.<br />
<strong>Macht</strong> ist allerdings oft ein etwas zu starker Ausdruck. Wertschätzung <strong>und</strong><br />
Anerkennung reichen oft auch. Je stärker der Wettbewerb, desto stärker die<br />
relative Deklassierung, denn in den meisten Wettbewerben gibt es nur einen<br />
Sieger. Auch wenn es so ist, wie die Fre<strong>und</strong>e des ewigen Wachstums auf<br />
freien Märkten behaupten, dass die Ökonomie kein Nullsummenspiel ist, so<br />
bleibt die Tatsache, dass Wettbewerb nicht nur Gewinner, sondern mehr noch<br />
Verlierer schafft.<br />
Ehrgeiz, <strong>Macht</strong>streben, Mobbing - <strong>Macht</strong>gerangel, das<br />
den Status quo erhält<br />
Der gewalttätige Anarchismus, die Anarchie der Tat, der Anarchist mit der<br />
Bombe - mit dem der Begriff meist assoziiert wird, beruht leider auf einem<br />
Irrtum, nämlich der falschen Hoffnung, man könne das Böse personalisieren.<br />
Natürlich ist es meist leicht möglich, einen Sündenbock zu finden. Der Teufel<br />
aber liess sich so noch nie erwischen. Der Fehler wird auch heute noch<br />
von vielen begangen, obwohl die Analyse komplexer Systeme enorme Fortschritte<br />
gemacht hat <strong>und</strong> wir heute zumindest am Rande verstehen könne, wie<br />
solche funktionieren. Es gibt kein System, das nur aus Bossen besteht. Ein<br />
System besteht aus allen Gliedern, unser Wirtschaftssystem also aus uns allen.<br />
Wir sind unser System, wir machen es, wir haben dafür die Verantwortung<br />
zu tragen. Die unglückliche Systemwirkung der Hierarchie entsteht<br />
ganz einfach: Wer in eine Firma einsteigt <strong>und</strong> am Anfang nur Befehle erhält,<br />
strebt danach, Befehle erteilen zu können. Je mehr eine(r) zuvor das Verhalten<br />
seines Chefs gehasst hat, um so mehr wird er/sie später das selbe Recht in<br />
Anspruch nehmen, das Recht zu herrschen, das Recht vom Untergebenen<br />
Gehorsam zu fordern. So trägt jeder mit zur Etablierung eines Systems, dass<br />
eigentlich keiner so gewollt hat. So dürfte man auch Mobbing definieren als:<br />
Mobbing ist die Rache der Untergebenen an Kollegen <strong>und</strong><br />
Kolleginnen, dafür dass man selbst Untergebene(r) ist. Mobbing<br />
ist die vulgäre Ausdrucksform von Ehrgeiz <strong>und</strong> <strong>Macht</strong>streben,<br />
auf dem unsere ganze Ordnung, die Ordnung der <strong>Macht</strong>treppchen,<br />
beruht. Mobbing ist die Anwendung der, in den
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
meisten Betrieben dominanten, trivialen Definition von Chef:<br />
Chef ist, wer auf andern rumtrampeln darf.<br />
Dies die psychologische <strong>und</strong> soziale Begründung der allgegenwärtigen<br />
Hierarchie. Statistisch belegt wird diese These durch die Personalbeurteilung<br />
bei der SBB [Cash Nr 23. 7. Juni 2002, S. 2]. Während sich<br />
die obersten Lohnstufen dort gegenseitig die durchschnittliche Note von 2.25<br />
zuteilten <strong>und</strong> damit 2000 Franken zusätzlich erhielten, bewerteten sich die<br />
untersten Stufen gegenseitig am strengsten, <strong>und</strong> hätten 80 Fr. zurückgeben<br />
müssen, hätte sich nicht die Gewerkschaft für sie gewehrt. Wenn vielleicht<br />
auch nicht die Solidarität, so ist zumindest die Schlauheit besser vertreten bei<br />
den oberen Chargen. Büetzer, merkt's endlich, ihr stellt euch ja regelmässig<br />
selber ein Bein! Da braucht's gar keine bösen Kapitalisten mehr, damit<br />
ihr auf die Nase fallt.<br />
Das übelste Beispiel der systemischen Verbindung von <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> Unterwürfigkeit<br />
liefert uns Heinrich Mann in seinem unübertroffenen *: Der Untertan.<br />
Der Hauptdarsteller entwickelt sich vom geprügelten Jungen, zum schlagenden<br />
Verbindungsmitglied <strong>und</strong> vom schleimigen königstreuen Untertanen zum<br />
herrischen Fabrikbesitzer. Während er lauthals Zucht, Sitte, Religion <strong>und</strong><br />
Ordnung vertritt, verzeiht er sich selbst jegliche Übertretung derselben, da er<br />
ja zu einer höheren Gattung von Menschen gehört:<br />
Diederich Hessling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte,<br />
sich vor allem fürchtete <strong>und</strong> viel an den Ohren litt.<br />
Fürchterlicher als Gnom <strong>und</strong> Kröte war der Vater, <strong>und</strong> obendrein<br />
sollte man ihn lieben. Dieterich liebte ihn: "Ich habe Prügel bekommen<br />
von meinem Papa. Ihr wäret froh, wenn ihr auch Prügel von ihm<br />
bekommen könntet. Aber dafür seid ihr viel zu wenig."<br />
Denn für mich ist jeder Sozialdemokrat gleichbedeutend mit Feind<br />
meines Betriebes <strong>und</strong> Vaterlandsfeind.<br />
Bei der Gründung des christlichen Arbeitervereins: Wer von meinen<br />
Leuten nicht rein will, fliegt!<br />
An seine Familie, als er bei Geschäften wegen eigener Dummheit auf<br />
die Nase fällt: Wenigstens hier im Hause sollte man seine Kraft nicht<br />
untergraben! Ich hab grosses mit euch vor, aber das überlasst gefälligst<br />
meiner besseren Einsicht.<br />
Sie wüssten noch nicht, ob sie sich altdeutsch oder Louis käs einrichten<br />
sollten.<br />
An seine Schwester: Wenn du endlich einen Mann kriegst, verdankst<br />
du es allein mir <strong>und</strong> den Opfern, die ich bringe. Dein Bräutigam hat<br />
um deine Mitgift geschachert, dass es schon nicht mehr schön war.<br />
Du bist überhaupt bloss die Zugabe.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
* Thomas Manns: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, gibt ebenfalls<br />
gute Einblicke, wie man in der Gesellschaft nach oben, in die Nähe der<br />
<strong>Macht</strong>, kommen kann. Aber Krull ist irgendwie sympathisch, denn der geniesst's<br />
mindestens. Für ihn ist das Leben Kür, also <strong>Freiheit</strong>, während Hessling<br />
aus allem Pflicht macht. Eine grässliche Gestalt, aber eben genau das,<br />
was man mit übertriebener Betonung von Pflichtbewusstsein, Gehorsam<br />
<strong>und</strong> Anpassung erzielt.<br />
Die Aussage, dass <strong>Gewalt</strong> in jedem Falle nur zerstörerisch <strong>und</strong> sinnlos<br />
ist, muss ich zur Zeit (30. Dez. 05) leider etwas korrigieren. Dies nicht<br />
weil ich Lust hätte, handgreiflich zu werden statt mit spitzer Feder zu agieren,<br />
sondern auf Gr<strong>und</strong> neuerer Ergebnisse der Hirnforschung <strong>und</strong> der evolutionären<br />
Psychologie: Soziales Verhalten ist erlerntes Verhalten. Daraus<br />
lässt sich einige Erkenntnis gewinnen, die leider nicht gerade erfreulich ist:<br />
Im Kampf der Klassen haben sich die disjunkten, das<br />
heisst scharf getrennten Klassen zwar in ein System stetiger<br />
Verteilung, der pareto-Verteilung, verändert, aber die<br />
Lage unten ist immer noch die selbe. Während die Benachteiligten<br />
dafür auch noch bestraft werden, dass<br />
sie zum Leben zu wenig verdienen, belohnen sich die<br />
Gutverdiener immer häufiger mit grosszügigen Steuererlassen.<br />
Der Lerneffekt den ihr Hirn daraus zieht<br />
ist also: Je besser ich für mich selbst seh', je mehr<br />
Scheiss ich bau (volkswirtschaftlich gesehen), desto reicher<br />
werd' ich. Da soziales Verhalten ein erlerntes<br />
Frieden gäbe es<br />
nur dann, wenn<br />
die Menschen<br />
nicht bloss gegen<br />
den Krieg,<br />
sondern auch<br />
gegen das Siegen<br />
wären.<br />
Elazar Benyoetz<br />
Verhalten ist, dieses Lernen aber bei den Herrschenden nicht mehr<br />
funktioniert, d.h. durch übermässige Verehrung <strong>und</strong> Schutz dieser Klasse<br />
geradezu ins Gegenteil verkehrt wurde, verstärkt sich der Druck aufs<br />
Individuum generell, auch auf Individuen ohne Kapital - die in der modernen,<br />
vernetzten Wirtschaft alleine ja kaum mehr eine Chance haben.<br />
Die Bauern, die im Mittelalter ab <strong>und</strong> zu ihre Vögte <strong>und</strong> anderen Herren mit<br />
Mistgabeln Äxten <strong>und</strong> Keulen vertrieben, machten die Grenzen der <strong>Herrschaft</strong><br />
<strong>und</strong> das Minimum an sozialer Gerechtigkeit immer wieder mal deutlich<br />
- <strong>und</strong> zwar viel deutlicher, als das irgend ein Schreiberling das tun könnte,<br />
sei er noch so beredt. Heute regieren nur die Herren mit Angst: Angst<br />
vor Entlassung, Lohnkürzung, schlechteren Bedingungen - während sich<br />
kein Mensch mehr trauen darf, ihnen Angst einzujagen. Genau dies<br />
braucht es aber offenbar, damit diese Kreise soziales Verhalten wieder lernen<br />
<strong>und</strong> nicht meinen, es reiche wenn sie ein paar Pfifferlinge in öffentliche<br />
Dressur- oder Sozialkontroll-Anstalten stecken (z.B. UNION Basel: Abfalltraining<br />
(was will man mehr an Anpassung fordern von Zuwanderern, die auf<br />
ein solches Angebot nicht mit einem kräftigen Lachen reagieren, oder der<br />
Deponie eines Lastwagens voller Müll, "zu Übungszwecken" - sondern sich<br />
sogar darauf einlassen? Malen, Tanzen, Menschrechte in Mexiko, Deutschkurse<br />
... Küche - Sport, kurz das bekannte alte römische Motto: panem et<br />
circenses). (Im Detail s. Wie das Hirn denkt ... Fazit aus wirtschaftlicher<br />
Hinsicht). Ob es nötig wird, dass nun auch die Angestellten zum selben Mittel<br />
greifen, das die Herren längst verwenden, nämlich zur Angst, ist noch
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
nicht entschieden. Es ist noch Zeit, vernünftige Lösungen im Dialog zu<br />
suchen. Aber die Arbeitgeber müssen sich bewusst sein, dass ihre nun seit 15<br />
Jahren herrschende Angstmacherei sehr rasch <strong>und</strong> sehr schnell dazu führen<br />
kann, dass auch die Gegenseite wieder (remember RAF & Co) zu diesem<br />
Mittel greift - auch ohne kommunistische Ziele, einfach aus Überdruss vor<br />
dem Herum-Geschoben-Werden. Die mehr oder minder sinnlosen Wutausbrüche<br />
die seit 1980 immer wieder sporadisch auftreten, zuletzt in den Vorstädten<br />
Frankreichs, sind da wohl nur ein paar relativ harmlose Warnschüsse.<br />
(<strong>Freiheit</strong>, Gleichheit, Brüderlichkeit: Der Niedergang der fünften Republik?)<br />
Autorität - das F<strong>und</strong>ament von Faschismus,<br />
Rechtsextremismus, Antisemitismus <strong>und</strong> anderer<br />
Formen von ethnozentrischer Ausländerfeindlichkeit.<br />
<strong>Gewalt</strong><br />
“Es gibt viele Arten zu töten. Man<br />
kann einem ein Messer in den Bauch<br />
stecken, einem das Brot entziehen,<br />
einen von einer Krankheit nicht heilen,<br />
einen in eine schlechte Wohnung stecken,<br />
einen durch Arbeit zu Tode<br />
schinden, einen zum Selbstmord treiben,<br />
einen in den Krieg führen. Nur<br />
weniges davon ist in unserem Staat<br />
verboten."<br />
Bertold Brecht<br />
<strong>Gewalt</strong> bedeutet von der sprachlichen Wurzel her vor allem <strong>Herrschaft</strong>. Im<br />
gegenwärtigen Sprachgebrauch, etwa in Wörtern <strong>und</strong> Wendungen wie <strong>Gewalt</strong>verbrechen,<br />
gewalttätig, <strong>Gewalt</strong>androhung, elterliche <strong>Gewalt</strong>, richterliche<br />
<strong>Gewalt</strong>, überwiegen Aspekte des Zwangs bis hin zur Rohheit <strong>und</strong> Rücksichtslosigkeit.<br />
Traditionell wird begrifflich unterschieden zwischen physischer, psychischer<br />
<strong>und</strong> verbaler <strong>Gewalt</strong>. Dieser Dreiteilung lassen sich die folgenden Umschreibungen<br />
ungefähr zuordnen: a) direkte oder gezielte körperliche <strong>Gewalt</strong>, vom<br />
Polizeigriff bis zum Waffengebrauch, b) strukturelle oder verkappte <strong>Gewalt</strong>,<br />
von den hierarchischen Rangstufen <strong>und</strong> sozialen Klassen bis zu den vielfältigen<br />
Formen der Konkurrenz (s. <strong>Macht</strong>treppe oben), c) sanfte oder schleichende<br />
<strong>Gewalt</strong>, von der Kulturtradition mittels Erziehung <strong>und</strong> Bildung bis zu<br />
den direkten <strong>und</strong> indirekten Einflüsterungen durch Sprache <strong>und</strong> Medien.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Darüber hinaus gibt es die Unterscheidung zwischen der <strong>Gewalt</strong> gegen Menschen,<br />
gegen Tiere <strong>und</strong> gegen Sachen.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Gewalt</strong><br />
Apropos <strong>Gewalt</strong> ... ich war ja im März-April 04 in Bagdad <strong>und</strong> hab die Aufnahmen<br />
für einen neuen Stadtplan gemacht. Ja ist den das nicht gefährlich?<br />
lautet da oft die Frage. Es geht, man hört alle paar St<strong>und</strong>en eine Bombe. Aber<br />
an das hat man sich unter Saddams <strong>Herrschaft</strong> seit 1980 gewohnt. Näher dran<br />
war ich 1975 im Bürgerkrieg in Libanon <strong>und</strong> 1994 in Sana'a, als von Aden<br />
her Langstreckenraketen abgefeuert wurden <strong>und</strong> eine 300 m neben mir niederging.<br />
Staub, Dreck, Glassplitter, ein Haus zerstört, Krater 12m breit, 4m<br />
tief, keine Toten. Als militärische Wirkung lächerlich. Spielzeug. <strong>und</strong> wegen<br />
so was, halb so gross, fängt Bush einen Krieg an.<br />
Aber heute 27. Juli 04) war im Schweizer Fernsehen eine Sendung zu<br />
Selbstmorden in der Schweiz <strong>und</strong> da wurde behauptet, es gäbe in Zürich<br />
jeden Tag einen Selbstmord. Damit wäre Zürich gewalttätiger als Bagdad!<br />
Eine Überprüfung der Statistik zeigt allerdings, dass da der Referent vermutlich<br />
übertrieben hat (oder dass die offizielle Statistik nicht stimmt). Zürich<br />
verzeichnet etwa 30.6 Selbstmorde auf 100'000 Einwohner <strong>und</strong> liegt damit<br />
mit Japan an der Spitze. Auf Bagdad mit seinen 5.6 Millionen Einwohnern<br />
bezogen wären das 1713. Im ersten Jahr der Besatzung kamen dort 4270<br />
Menschen gewaltsam um, also "nur" 2.5 mal so viele wie sich bei Zürcher<br />
Verhältnissen das Leben selbst nähmen. Also sooo gewalttätig ist<br />
Bagdad offenbar doch nicht, wie uns das die Medien weis machen, die aber<br />
nur in extremen Fällen, wenn jemand telegen Amok läuft, das Thema aufgreifen<br />
<strong>und</strong> auch dann nur ganz am Rande auf die strukturelle <strong>Gewalt</strong> unseres<br />
Wirtschaftssystems eingehen, sondern lieber, journalistisch gekonnt<br />
emotional feinfühlig, persönliches Versagen der Betroffenen aufzeigen. [Leider<br />
hat sich die Situation im Irak inzwischen so verschlechtert, dass nicht mal<br />
ich noch lieber im Irak wäre.]
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Rang <strong>und</strong> Würde:<br />
Die Menschen sind nicht gleich - aber alle verdienen<br />
<strong>und</strong> brauchen ihre Würde!<br />
Solange Rang verdient ist <strong>und</strong> angemessen<br />
zum Einsatz kommt, ist er ein unverzichtbares<br />
organisatorisches Instrument für die Verbesserung<br />
von Teamwork <strong>und</strong> zur Realisierung<br />
von Zielen. Das Problem ist der weit verbreitete<br />
Missbrauch - der als rankism bezeichnet<br />
wird. [GDI_Impuls 4-04. S 18-23] Eine aktuelle<br />
Analyse <strong>und</strong> Gegenstrategie dazu liefert<br />
Robert W. Fuller in Somebodies and Nobo-<br />
dies: Overcoming the Abuse of Rank. [New Society Publishers 2003]:<br />
Wer nach oben steigt, muss nach unten treten.<br />
Definition rankism:<br />
Rangmissbrauch in Form<br />
von Selbstüberhöhung <strong>und</strong><br />
verletzendem oder diskriminierendem<br />
Verhalten gegenüber<br />
untergeordneten<br />
Personen.<br />
Nicht selten <strong>schaffen</strong> höherrangige <strong>und</strong> mächtigere Personen<br />
ein feindliches <strong>und</strong> erniedrigerenderes Umfeld für Personen in<br />
niedrigeren Positionen mit geringer <strong>Macht</strong> ....<br />
Aus Demütigung erwächst Widerstand, <strong>und</strong> nicht selten<br />
dürsten die Opfer nach Rache.<br />
Was sich vielerorts als natürliche Organisationspraxis eingebürgert<br />
hat, erweist sich immer mehr als Hemmschuh. Die<br />
durch Rangmissbrauch verursachten Demütigungen sind nicht<br />
nur ineffizient <strong>und</strong> kontraproduktiv, sie hinterlassen auch tiefe<br />
Narben, die zur Gefahr für unsere wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Organisation werden. Daher ist im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
die Überwindung des Rangmissbrauchs sowohl ein moralisches<br />
Ziel wie auch praktische Notwendigkeit.<br />
Benchmarking <strong>und</strong> andere Ranglisten sind der Kompass einer Gesellschaft<br />
die sich am Wettbewerb orientiert. Dummerweise handelt es sich um einen<br />
Kompass, der immer in Richtung Mehrheit <strong>und</strong> Trend zeigt, also nicht konforme<br />
Personen <strong>und</strong> Ideen disqualifiziert: Hits repräsentieren selten das<br />
Werk von Pionieren. Fortschritt kam <strong>und</strong> kommt aber immer von den Nonkonformisten<br />
<strong>und</strong> nicht von den Anpassern <strong>und</strong> Mitläufern, denn die laufen<br />
eben erst mit wenn was läuft.<br />
Fuller macht zu Recht darauf aufmerksam, dass Rangordnungen zu sich<br />
selbst erfüllenden Prophezeiungen werden können. Aktuell wäre hier gerade<br />
der Intelligenztest in der Form der Pisa-Studie. In jenem Text wie in den begleitenden<br />
Informationen zur Intelligenz wird immer wieder darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass es nun mal so ist, dass die Hälfte der Bevölkerung einen<br />
IQ von unter 100, <strong>und</strong> die andere Hälfte einen IQ von über 100 hat, sowie,<br />
dass einerseits der IQ zu einem grossen Teil vererbt ist, dass andererseits aber<br />
die Erfahrungen mit Tests <strong>und</strong> dem Umgang mit abstrakten Denkmodellen
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
einen beträchtlichen Einfluss haben. Ein Analphabet im Busch würde sich<br />
also mit einen IQ von 0 qualifizieren, obwohl er in Lebensfragen, in seiner<br />
eigenen Umgebung, jedem Professor haushoch überlegen ist. Der Test sollte<br />
also zu nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger genutzt werden, um Begabungen,<br />
Chancen <strong>und</strong> Grenzen zu erkennen <strong>und</strong> diese Selbsterkenntnis positiv zu nutzen<br />
- nicht aber um selektierend zu werten <strong>und</strong> Schwache zu stigmatisieren!!!<br />
Ranking, das Gräben zieht zwischen Schülern die auf Erfolg programmiert<br />
sind ... <strong>und</strong> die es deshalb grad nochmals zu fördern gilt, <strong>und</strong> solchen, deren<br />
Misserfolg bereits genetisch vorherbestimmt ist, solche Rankings müssen in<br />
einer demokratischen Gesellschaft überw<strong>und</strong>en werden. Im heutigen Wettbewerbssystem<br />
müssen viele junge Leute dieses Spiel bereits im Alter von 6<br />
Jahren als verloren aufgeben, denn dem gelobten Wettbewerb wird sich nur<br />
stellen, wer sich zumindest eine Chance auf die vorderen Plätze vorstellen<br />
kann.<br />
So wird die Motivation zu lernen untergraben durch den Wunsch, seinen<br />
Stolz zu wahren <strong>und</strong> selbst eine würdigere Position zu bekleiden, also über<br />
Wettbewerb andere daraus zu verdrängen. Dies fördert das heute übliche zynische<br />
Lernen, Sloterdijks <strong>Wissen</strong>szynismus 1, <strong>und</strong> behindert sinnvolles Lernen.<br />
Der Kommunismus hat eine Elite ge<strong>schaffen</strong>, die <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> Wohlstand exklusiv<br />
für sich beanspruchte. Die Wettbewerbsgesellschaft macht präzise das<br />
selbe, einfach mit andern Mitteln.<br />
Erniedrigung <strong>und</strong> Entwürdigung findet statt: Wo Eheleute ihre Partner<br />
lächerlich machen, ältere Geschwister jüngere dominieren, Trainer Spieler<br />
demütigen (Detlev Dee Soost wäre so ein Fall was Kandidaten im Musikwettbewerb<br />
betrifft [s. Popstars]), Vorgesetzte ihre Angestellten drangsalieren,<br />
Lehrer ihre Schüler dumm hinstellen, Noch-Beschäftigte sich über Arbeitslose<br />
lustig machen, Besitzende die Nichtshabenden auf Eigenverantwortung<br />
festnageln, kurzum, wo Wettbewerbsgewinner sich über Wettbewerbsverlierer<br />
lustig machen.<br />
Auswege:<br />
Liberté - Dignité - Fraternité<br />
In einer Gesellschaft die Würde achtet, dürften Selbstüberhöhung wie<br />
Unterwürfigkeit nicht auftreten - wie das in vielen traditionellen, auf Konsens<br />
basierenden, Stammesgesellschaften der Fall war. Der Rang bestünde<br />
für eine bestimmte Aufgabe <strong>und</strong> eine bestimmte Zeit <strong>und</strong> basierte auf <strong>Wissen</strong><br />
<strong>und</strong> Leistung auf einem bestimmten Gebiet. Ranghohe wären dann anerkannt<br />
als Lehrer <strong>und</strong> Führer, die eine der Gesellschaft gerade dienende Funktion<br />
ausüben. Rangtiefe wären nichts als Menschen, die eben gerade eine Rolle<br />
mit tiefem Profil ausüben. In einer solchen Gesellschaft erhalten zwar nicht<br />
alle den selben Lohn, aber keiner wird auf Gr<strong>und</strong> seiner untergeordneten Position<br />
<strong>und</strong> der damit eigentlich immer verb<strong>und</strong>enen geringeren Einkünfte von<br />
Ges<strong>und</strong>heitsleistungen <strong>und</strong> Fort-Bildung ausgeschlossen. Höhere werden<br />
nicht protegiert, untergeordnete vor Ein- <strong>und</strong> Übergriffen geschützt.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Unternehmen die ihren Angestellten eine Stimme geben <strong>und</strong> sie an den Erträgen<br />
beteiligen, die Diskriminierung <strong>und</strong> Ungerechtigkeit beseitigen, profitieren<br />
von grösserer Loyalität, weniger Krankheitsabsenzen <strong>und</strong> damit höherer<br />
Produktivität.<br />
Richard Layard hat auch ökonomisch belegt, dass sich Glück nicht durch<br />
hierarchischen Aufstieg fördern lässt, da die Spitzenplätze limitiert sind. Eine<br />
Ökonomie die dem allgemeinen Streben nach Glück <strong>und</strong> Wohlstand zuträglich<br />
sein soll, muss den Produzenten gestatten, ihren Beitrag zum<br />
Sozialprodukt zu geniessen!<br />
Interessant ist hier auch die Tatsache, dass die Umkehrung von etwas Bedrohlichem<br />
<strong>und</strong> Unterdrückendem wie <strong>Macht</strong> oder <strong>Herrschaft</strong>, nicht in jedem<br />
Falle zu etwas Positivem wie <strong>Freiheit</strong> wird, obwohl auch diese oft nur durch<br />
aktiven Widerstand gegen eine existierende <strong>Herrschaft</strong> erworben werden<br />
kann (s. Liberté von Delacroix,. Tell). Wurde die <strong>Gewalt</strong>losigkeit durch<br />
Ghandis Vorbild noch zu einem Wünschenswerten, so dürften die Anhänger<br />
von <strong>Macht</strong>losigkeit, Ohnmacht <strong>und</strong> <strong>Herrschaft</strong>slosigkeit (= Anarchie) in der<br />
Minderheit sein. Um Widerstand zu leisten gegen <strong>Gewalt</strong>, <strong>Herrschaft</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Macht</strong>anmassung hilft nicht Ohnmacht, sondern nur<br />
Civilcourage, <strong>und</strong> ein klein bisschen vielleicht die <strong>Herrschaft</strong><br />
von Vernunft <strong>und</strong> Weisheit.<br />
Gar nicht amüsant ist der heutige Begriff von <strong>Freiheit</strong>:<br />
• <strong>Freiheit</strong> der Wirtschaft,<br />
• <strong>Freiheit</strong> des Geldes,<br />
• <strong>Freiheit</strong> zu produzieren <strong>und</strong> zu konsumieren was immer sich der Eine<br />
vom Andern aufschwatzen lässt.<br />
Pädagogik der <strong>Freiheit</strong><br />
Während wir heute unter Pädagogik der <strong>Freiheit</strong> gleich an Freire, Montessori <strong>und</strong> die<br />
Waldorfschule denken, waren es auch hier die Anarchisten, welche die Gr<strong>und</strong>steine<br />
gelegt haben. Sie [L'école libertaire. Publ. du groupe d'initiative ... Paris 1898] forderten, ja,<br />
ganz autoritär, kommt vor, der Unterricht sei:<br />
1. integral (allseitig), strebe also eine harmonische Entwicklung des ganzen Wesens<br />
an <strong>und</strong> sei zudem ein systemisch verknüpftes Ganzes an intellektuellen,<br />
physischen, manuellen <strong>und</strong> professionellen Kenntnissen.<br />
2. rationell (... gemeint ist rational) indem er auf der Vernunft <strong>und</strong> auf den Prinzipien<br />
der <strong>Wissen</strong>schaft, <strong>und</strong> nicht des Glaubens (Gruss an Bush), begründet<br />
sei. Zu fördern sind die persönliche Würde <strong>und</strong> Unabhängigkeit, nicht der Gehorsam.<br />
3. Gemeinsam für beide Geschlechter!<br />
4. freiheitlich, indem er die progressive Vernichtung der Autorität zu Gunsten<br />
der <strong>Freiheit</strong> rechtfertigen wird.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Die Erziehung besteht nicht in der Aneignung äusseren <strong>Wissen</strong>s, sondern<br />
darin, aus dem Inneren das hervorzubringen, was dort im Keime schlummert.<br />
Der Mensch soll leben lernen. (... <strong>und</strong> nicht bloss arbeiten ...)<br />
Im genauen Gegensatz dazu stehen die neusten Entwicklungen in der Schweiz. In<br />
Zürich fördert das kantonale Mittelschul- <strong>und</strong> Berufsbildungsamt ein neues Berufsbildungskonzept,<br />
bei dem Informatiklehrlinge für die Ausbildung nicht bloss keinen<br />
Lehrlingslohn erhalten, sondern für die Ausbildung bezahlen müssen. Dies obwohl<br />
Studien klar belegen, dass Lehrlinge mehr einbringen als sie kosten. (s.<br />
Bildungszwang).<br />
Pressefreiheit<br />
Die Konzentration im Medienmarkt <strong>und</strong> bei der Presse hat nicht nur Einbussen im<br />
Stellenmarkt zur Folge, sonder weit mehr. Grosse Zeitungen brauchen grosse Verkaufszahlen.<br />
Dieser Bedarf an K<strong>und</strong>enmassen bedingt aber die Ausrichtung auf<br />
Massengeschmack, <strong>und</strong> damit eben auch die Ausrichtung auf eine Massenmeinung<br />
... welche die Masse kauft. Die Folge davon nun ist (s. 20 minutes, Basler Zeitung<br />
<strong>und</strong> viele mehr ), dass (bald) nur noch Blätter überlebensfähig sind, die den Abonnenten<br />
die Meinung liefern, die die Abonnenten wünschen. Die Meinungsbildung geht so<br />
völlig unter, da Meinung als Marketingfaktor vorgegeben ist (s. übelstes Beispiel<br />
der letzten Jahre: Weltwoche).<br />
Mit dieser zunehmenden Marktausrichtung kann die Pressen den öffentlichen Informationsauftrag<br />
nicht mehr erfüllen <strong>und</strong> hat gar keine Möglichkeit mehr, Meinungen<br />
zu bilden. (Sich eine Meinung bilden heisst, Informationen mit dem eigenen Hintergr<strong>und</strong>swissen<br />
verarbeiten <strong>und</strong> so zu einer eigenen Meinung kommen, nicht eine vorgekaute<br />
Meinung zu übernehmen, wie das bei Parteien, bei allen, diesmal, nicht bloss<br />
der SVP, gerne gesehen wird). Der kurze <strong>und</strong> schmerzlose Info-Brosamen wie sie von<br />
vielen Internet-Portalen geboten werden, die Collage <strong>und</strong> der Konfettidialog 9 , sind<br />
keine Form des Dialogs, die es erlauben, irgend ein Thema kritisch <strong>und</strong> konstruktiv<br />
anzugehen. Damit tragen sich auch immer weniger zu einem dringend notwendigen<br />
Dialog über die zukünftige Entwicklung bei. Die Informationslandschaft wird eingeebnet,<br />
platt gemacht.<br />
In der sog. Freien Marktwirtschaft ist die Pressefreiheit nicht mehr<br />
durch den Staat bedroht, aber sie hat keinen Bestand gegen die Nivellierung<br />
durch den Markt.<br />
Ein moderner Autor der die Bedeutung von <strong>Freiheit</strong>, klarer Analyse <strong>und</strong> Kritik wie<br />
des Widerstands statt des Gehorsams, wieder mal herausgearbeitet hat, ist etwa Rüdiger<br />
Safranski: Das Böse oder Das Drama der <strong>Freiheit</strong>. Carl Hanser Verlag, München,<br />
Wien, 1997:<br />
9 http://www.diskussionsforen.ch/komplexe_argumentation.htm#collage
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
• <strong>Freiheit</strong> ist nur eine Chance, keine Garantie des Gelingens. Das Leben kann<br />
auch misslingen - aus <strong>Freiheit</strong>.<br />
• Warum findet der Mensch keine Seelenruhe, warum gibt es für ihn kein<br />
höchstes Gut, mit dem er zufrieden sein könnte? Er ist ein Wesen, das nicht<br />
nur in der Gegenwart lebt, sondern eine ungewisse Zukunft vor sich sieht<br />
<strong>und</strong> seine Vergangenheit mit sich schleppt.<br />
• Man kann die Welt der Meinungen nicht verlassen, man kann sie nur reinigen.<br />
Dies war des Sokrates' Weg, über die Maieutik, als Geburtshelfer, Wahrheit<br />
hervorbringen, Irrtümer über das Gute <strong>und</strong> das Böse enthüllen.<br />
• In Hitlers Triumph zeigt sich der vollkommene Bankrott der Wahrheit in der<br />
Politik. Die Menschen, über die er <strong>Macht</strong> gewann, wirkten an seinen Inszenierungen<br />
<strong>und</strong> Exekution der Geschichte, als Gläubige, als Befehlsempfänger,<br />
als willige Helfer, als Eingeschüchterte, als Gleichgültige. ... Das Ungeheure<br />
des Falles Hitler liegt darin, dass er die Einsamkeit des Wahns überwand, indem<br />
er seinen Wahn erfolgreich vergesellschaftete.<br />
Der Einzelne ist auch für seinen Gehorsam<br />
verantwortlich.<br />
Hanna Ahrendt:<br />
So übel, wie sie überliefert wird, war aber auch die anarchistische Ideologie nur selten,<br />
denn ihre Losung lautete: Kein Recht ohne Pflichten, keine Pflichten ohne<br />
Rechte. Die Ursprünge finden sich in einer Zeit da der Staat, trotz Liberalisierung,<br />
noch sehr autoritär mit seinen Untergebenen verfuhr <strong>und</strong> da auch die Kirche noch<br />
mehr Autorität hatte, sich in irdische Belange einzumischen, als sie haben sollte. Heute<br />
haben wir oft eher den Zustand, dass die Wirtschaft mit dem Staat autoritär umspringt<br />
<strong>und</strong> dass zu viele Rechte beansprucht werden, während man sich um die<br />
Pflichten gerne drückt. Dies ist aber nicht das einzige Problem heutiger anarchistischer<br />
Splittergruppen. Das grössere ist, dass die meisten den alten Idealen <strong>und</strong> Ideologien<br />
verhaftet bleiben, weiter kräftig auf den Staat schimpfen - aber noch gar nicht<br />
gemerkt haben, dass die <strong>Macht</strong> längst ans Kapital übergegangen ist. Ein weiteres<br />
Problem haben wir dort, wo politische Rechtsaussen sich als Vertreter für die <strong>Freiheit</strong><br />
aufspielen, während sie aber nur die <strong>Freiheit</strong> des Kapitals meinen, gegenüber Bürgern<br />
die sich <strong>Freiheit</strong>en herausnehmen, aber gerne mit aller <strong>Macht</strong> auftreten. Während heute<br />
die Wirtschaftsanarchisten am Ruder sind, leben die Sozialanarchisten weiter im<br />
Niemandsland, der Utopie, obwohl die Gründung eine sozialliberale Zentrumspartei<br />
schon längst überfällig wäre. Leider eignet sich die CVP dazu nur mässig, da mit historisch-katholischem<br />
Balast behaftet. Leider entpuppten sich die Initianten, die vor<br />
Jahren im Aargau versucht haben den Landesring als Sozialliberale Partei wieder zu<br />
beleben, als eher faschistoid.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Antithese der <strong>Freiheit</strong>sliebe<br />
Der Mensch will nichts als da sein, seine <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> die Befriedigung<br />
seiner Triebe.<br />
Die elementaren, still oder stürmisch, in jedem Fall unwiderstehlich sich durchsetzenden<br />
Bedürfnisse des Menschen sind:<br />
Der Daseinsdrang: Wenn das Dasein bedroht ist, so ist der Mensch zu allem bereit,<br />
nur um sein Dasein zu erhalten. ... Wer das Dasein garantiert, dem wird gehorcht.<br />
Sofern die Sicherung des Daseins nur durch gemeinsame Aktion unter<br />
unbeschränkter Führung gelingt, gibt der Mensch für das Dasein sogar seine<br />
<strong>Freiheit</strong> hin. (s. Irak. Kommunismus, Faschismus, Kapitalismus).<br />
Der Unterwerfungsdrang: Aber die <strong>Freiheit</strong> selber ist, so scheint es, der Mehrzahl<br />
der Menschen unerträglich. Es ist ein Drang ...die Autorität zu finden, die<br />
ihnen die <strong>Freiheit</strong> abnimmt, damit sie in gedankenloser Ruhe leben können,<br />
aber unter der Bedingung, gerade dieses Tun frei zu nennen. Das aber ist nur<br />
möglich, wenn dem Menschen im Hingeben seiner <strong>Freiheit</strong> gleich gesagt<br />
wird, wofür er lebt. (Patriotismus: Für den Staat. Kommunismus: Für die Gemeinschaft.<br />
F<strong>und</strong>amentalismus, in dem sich Anbetungsdrang <strong>und</strong> Unterwerfungsdrang<br />
mischen: Für die göttliche Ordnung. Faschismus, in dem sich Unterwerfungsdrang<br />
mit Einheitsdrang mischt: Für die staatliche Ordnung. Kapitalismus:<br />
Für effizienten Gelderwerb ...) Er will einen Sinn des Lebens <strong>und</strong> will<br />
ein befriedigtes Gewissen, diesem Sinn genug zu tun. Dadurch wird aus dem<br />
Volk eine getäuschte <strong>und</strong> enttäuschte Masse.<br />
Der Anbetungsdrang: Ehrfurcht ist eine Haltung der <strong>Freiheit</strong>. Anbetung ist eine<br />
Haltung der gedankenlosen Unterwerfung unter das Unbegreifliche einer<br />
Realität in der Welt (statt des echten Gebets zur unsichtbaren, verborgenen,<br />
unfasslichen Gottheit).<br />
Der Einheitsdrang: Zu fühlen in der Gemeinschaft aller, der nichts widerstehen kann,<br />
steigert die Kraft. Erst in der Weltherrschaft wird die Daseinssicherung geheiligt<br />
durch das, was als das Gleiche für alle allein anbetungswürdig ist.<br />
[Karl Jaspers: Von der Wahrheit. Piper & Co. München 1947/83 S. 772 ff.]<br />
Weitere LINKS zum Thema <strong>Freiheit</strong>:<br />
• Steiner, Anthroposophie: Philosophie der <strong>Freiheit</strong><br />
http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/GA4-Inhalt.html Steiner<br />
schreibt, nicht nur meiner Ansicht nach, recht mühsam, esoterisch, metaphysisch.<br />
Wenn man sich jedoch die Mühe macht, <strong>und</strong> es ist leider eine, seine<br />
Texte zu studieren, so findet man jede Menge wertvoller Gedanken darin:<br />
Ist der Mensch in seinem Denken <strong>und</strong> Handeln ein geistig freies Wesen oder<br />
steht er unter dem Zwange einer rein naturgesetzlichen ehernen Notwendigkeit?<br />
Auf wenige Fragen ist so viel Scharfsinn gewendet worden als auf diese.<br />
Die Idee der <strong>Freiheit</strong> des menschlichen Willens hat warme Anhänger wie
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
hartnäckige Gegner in reicher Zahl gef<strong>und</strong>en.<br />
Man sagt: frei sei der Mensch, wenn er nur unter der <strong>Herrschaft</strong> seiner Vernunft stehe<br />
<strong>und</strong> nicht unter der der animalischen Begierden. Oder auch: <strong>Freiheit</strong> bedeute, sein<br />
Leben <strong>und</strong> Handeln nach Zwecken <strong>und</strong> Entschlüssen bestimmen zu können.<br />
• Verständlicher dargestellt finden sie anthroposophisches Gedankengut bei<br />
http://www.dreigliederung.de/freiheit/<br />
Eine ges<strong>und</strong>e Gesellschaft setzt eine Differenzierung der Gesellschaft in die<br />
Bereiche<br />
Geistesleben (Kultur <strong>und</strong> Bildung),<br />
Wirtschaftsleben (Preise <strong>und</strong> Währung) <strong>und</strong><br />
Rechtsleben voraus.<br />
• liberale Argumente http://www.mehr-freiheit.de/<br />
• Forschungsfreiheit <strong>und</strong> ihre Grenzen, ausführlich in<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Forschungsfreiheit<br />
• Anarchie:<br />
o Definitionen http://www.bibliothekderfreien.de/publ/wasist.html<br />
o Datenbank der deutschsprachigen Anarchie<br />
http://www.free.de/dada/index.htm<br />
o http://www.anarchismus.de/<br />
Anarchie ist Ordnung ohne <strong>Herrschaft</strong><br />
also in moderner Terminologie: selbstorganisierendes Chaos.<br />
o http://www.dreigliederung.de/anarchismus/<br />
o http://www.chomskyarchiv.de/<br />
o http://www.graswurzel.net/<br />
o Anarcha-Feminismus<br />
http://members.aol.com/Cypunk0815/homepage/fuenf.html#fuenf<br />
o Linksammlung: Internationale sozialistische Linke http://www.diewelt-ist-keine-ware.de/isl/<br />
o etcetc. Ich hatte da mal eine Riesenliste, hab sie aber vor Jahren gelöscht,<br />
da man mit dem Namen anarcho..., egal ob syndicalismus oder<br />
was immer, die Leute bloss erschreckt, also keine Realpolitik treiben<br />
kann, also ganz <strong>und</strong> gar nichts erreicht ... ganz anders leider als mit Liberalismus,<br />
der ja den selben Ursprung hat.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
2. Teil: <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
Sind Sie (links- oder rechts-)autoritär?<br />
Einen Test, mit dem Sie rausfinden können, wo Sie im Schema links-rechts, autoritärlibertär<br />
stehen, finden Sie unter<br />
http://www.digitalronin.f2s.com/politicalcompass/questionnaire.pl?page=1. Meine Werte sind für<br />
Economic Left/Right: -4.75, für Social Libertarian/Authoritarian: -3.95, womit ich<br />
offenbar zwischen Gandhi, Nelson Mandela <strong>und</strong> dem Dalai Lama stehen - <strong>und</strong> dies<br />
obwohl ich nichts von gleichgeschlechtlichen Ehen halte <strong>und</strong> Schwule um so tolerabler<br />
finde, je grösser die Distanz zwischen ihnen <strong>und</strong> mir [Nach der Abstimmung vom<br />
5. Juni 05, die belegt, dass offenbar 58% der SchweizerInnen schwul sind, gehöre ich<br />
da offenbar wieder mal zu einer Minderheit, von allerdings immer noch 42%. Wär'<br />
ich nicht bereits Moslem, müsste ich nun wohl zum Katholizismus konvertieren.<br />
Scherz <strong>und</strong> Zynismus beiseite. Seien Sie also ehrlich, der Test verzeiht Ehrlichkeit.<br />
Welche Partei nun wirklich für IHRE <strong>Freiheit</strong> einsteht zeigt der Test ebenfalls. [Falls<br />
Sie den Eindruck haben, da stimme doch was nicht, dann teilen den einige Leute mit<br />
Ihnen die mich persönlich kennen. Aber 130 kg, Vollbart à la Alp Öhi <strong>und</strong> eine unbremsbare<br />
Lust an Erkenntnis <strong>und</strong> Diskussion, die keine höhere Autorität anerkennt<br />
als die des besseren Arguments, das kann trotz libertärer Gr<strong>und</strong>haltung halt schon<br />
autoritär wirken. Ist aber äusserlich, <strong>und</strong> man sollte Menschen ja nicht zu sehr nach<br />
Äusserlichkeiten beurteilen, oder?<br />
Denkanstösse:<br />
Da aber <strong>Freiheit</strong> immer mehr in "rechte" Hände gerät<br />
<strong>und</strong> dadurch zu wirtschaftlichen Handlungszwängen<br />
entartet, ist es höchste Zeit, sie aus dem Lager zu<br />
befreien!<br />
200 Jahre nachdem die französische Revolution Aristokratie<br />
<strong>und</strong> Feudalherrschaft abgeschafft hat, ist<br />
sie wieder da, in voller Pracht, im Feudalismus der<br />
Grossbetriebe, die absolutistische <strong>Herrschaft</strong> anstreben,<br />
aber zu ihrer <strong>Herrschaft</strong> den Boden nicht<br />
mal mehr benötigen. Und genau wie bei den damaligen<br />
Aristokraten, erben auch hier <strong>und</strong> heute wieder die<br />
Nachkommen von Herren die <strong>Herrschaft</strong>, zunehmend sogar<br />
steuerfrei ...<br />
Sozialliberale Anliegen wurden also bereits von Kommunisten, von Sozialisten<br />
<strong>und</strong> von Liberalen bekämpft.<br />
Warum eigentlich?<br />
DENK MAL!
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Eine umfassendere Kritik unserer "totalen Determiniertheit" lieferte Gottfried Benn<br />
(1886-1956) bereits vor der Aera der Postmoderne:<br />
Zog ich von mir meine geschäftlichen Obliegenheiten ab wie Lohnauszahlung, Seifenbeschaffung,<br />
Steuerbetrug, Schwarzhandel, so blieb nichts übrig das ich als individuell hätte<br />
bezeichnen können. Die Soziologie <strong>und</strong> das Leere! Was Trieb war, bekämpfte der Staat,<br />
das Gedankliche die <strong>Wissen</strong>schaft, die Affekte beanspruchte die öffentliche Wohlfahrt,<br />
das Amüsement bestimmten die Plakate <strong>und</strong> die Reisebüros, das Interieur die Mode,<br />
Krankheiten die Universitätskliniken.<br />
[5.1883 Gesammelte Werke. Dieter Wellershoff, Wiesbaden. 1960]<br />
Brainworker's 1. Syntheseraport<br />
als<br />
E-Book:<br />
Nur wer Vermögen<br />
hat, hat auch das<br />
Vermögen, etwas zu<br />
bewirken. Den andern<br />
bleibt Ohnmacht. ...
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Wie vertragen sich <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft?<br />
Dass obiger Test offenbar vor allem auf eine Achse von links unten nach rechts oben<br />
aggregiert (zwei g, sagt der Duden! 98'000 richtig im Internet, 66'000 falsch!), mag einerseits an ungeschickten<br />
Fragen liegen, kann andererseits aber auch auf einen systemischen Effekt von Wettbewerb<br />
<strong>und</strong> Kooperation, den Effekt der Wurst mit zwei Enden, hindeuten: Wirtschaften<br />
wie Politisieren ist kein Geschäft für Einzelgänger. Für beides braucht<br />
es kooperierende Mehrheiten, oder zumindest recht grosse Trägerschaften. Während<br />
die demokratische Politik von Zustimmung, freiwilligen Engagement <strong>und</strong> freiwilliger<br />
Kooperation abhängt, wird im Betrieb die Kooperation rational, wissenschaftlich,<br />
sachlich. hierarchisch - <strong>und</strong> damit autoritär, organisiert.<br />
Im folgenden eine graphische Analyse der Position von Wirtschaft <strong>und</strong> Politik zwischen<br />
Planung <strong>und</strong> Chaos (= <strong>Freiheit</strong>). Es wird klar, <strong>und</strong> für jeden akzeptabel der<br />
sich je mit den einzelnen Gruppen auseinander gesetzt hat, dass in jeder Ecke <strong>und</strong> an<br />
jeder Kante Diktatur ebenso wie <strong>Freiheit</strong> auftreten kann. Wenn Sie in einer faschistoiden<br />
Organisation tätig sind, so haben Sie als Leiter einige <strong>Freiheit</strong>en mehr, als Untergebener<br />
einige weniger. Wenn Sie in einer sozialen Organisation arbeiten, so kann<br />
einem der Gruppenzwang ziemlich auf den Keks gehen. Und der 4. Quadrant unten<br />
links, der auch in oben erwähntem Test offenbar nur schwer zu erreichen ist, zeigt<br />
uns, wie hirnlos das dauernde Geschwätz von immer mehr Wettbewerb <strong>und</strong> von <strong>Freiheit</strong><br />
ist. Vollständige Konkurrenz hiesse, jeder gegen jeden, <strong>und</strong> das können sich<br />
nur wenige leisten, vor allem Künstler <strong>und</strong> ev. technische oder andere Spezialisten.<br />
Historisch betrachtet hat der Quadrant vermutlich weitaus mehr Menschen ein<br />
Auskommen verschafft als heute, denn es ist der eigentliche Quadrant individueller<br />
Subsistenzwirtschaft 10 (Bauern, Fischer ....). Wenn Sie dem Klick folgen, sehen Sie<br />
sofort, warum heute Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong> absolut nicht mehr identisch sind, denn,<br />
diejenigen die am meisten von der Förderung der Konkurrenz <strong>und</strong> von <strong>Freiheit</strong><br />
reden, streben allesamt nach Marktbeherrschung, nicht nach <strong>Freiheit</strong>. Am weitesten<br />
sind hier die grössten Förderer des globalen Marktes, die USA, die nicht nur<br />
über Markt- <strong>und</strong> Betriebsgrösse dominieren, sondern auch über ihren Komplex aus<br />
Forschung, Militär <strong>und</strong> Grosskonzernen aller Art. Wenn Sie auf Gr<strong>und</strong> des Titels die<br />
<strong>Freiheit</strong> im Diagram suchen <strong>und</strong> nicht finden, so ist das nicht ganz daneben. Denn<br />
<strong>Freiheit</strong> wird weder durch Politik noch Wirtschaft gegeben, <strong>Freiheit</strong>(en) müssen Sie<br />
sich nehmen. Am wenigsten finden Sie <strong>Freiheit</strong> bei konservativen, autoritären<br />
Rechtsparteien. Ist doch ein Witz!<br />
Dieser seltsame Umgang mit <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wettbewerb findet sich aber nicht nur in<br />
den USA. 1/3 aller Bankgeschäfte der Schweiz werden von der UBS getätigt. Zusammen<br />
mit der CS <strong>und</strong> den Kantonalbanken beherrschen (merke: beherrschen, nicht<br />
bewerben!) diese 85% des Schweizer Marktes! Den KMUs bleibt da zwar die <strong>Freiheit</strong>,<br />
aber wenig Möglichkeiten, ihre Kredite anderswo zu suchen. (s. auch: Die grössten<br />
Firmen der Schweiz 11 ).<br />
10 http://www.brainworker.ch/Arbeit/Subsistenz.htm<br />
11 http://www.brainworker.ch/Wirtschaft/die_groessten.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Eine schlagende Bestätigung für den hier stipulierten Zusammenhang von florierender<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> autoritärem politischem Regime liefert China 12 : Weltweit<br />
gelobt für sein Wachstum, kaum mehr kritisiert für den Mangel an Demokratie. Japan<br />
verdankt seinen Aufschwung China . Halb Asien stützt den maroden Dollar, um seine<br />
Exportchancen nach China zu wahren (<strong>und</strong> bezahlt damit Bushs Kriegsschulden). In<br />
China leben heute 236'000 Dollarmillionäre. Der Kommunismus ist tot - die kommunistische<br />
Partei aber lebt <strong>und</strong> hat sich aufs Geschäften verlegt. Mit ihrem Sicherheitsapparat<br />
<strong>und</strong> der Armee stützt sie die neureiche Geldelite, verherrlicht Nationalismus,<br />
<strong>Macht</strong> <strong>und</strong> Geld. Dem Wohlstand in den Städten steht aber ein patriarchalisch kontrolliertes<br />
armes Hinterland gegenüber. Bauern <strong>und</strong> Billigstarbeiter verfügen über<br />
keinerlei Rechte, nicht mal das Stimmrecht. Sie werden von den Städten fern<br />
gehalten, indem man ihnen die Aufenthaltsbewilligung verweigert. Gewerkschaften<br />
sind verboten. China wird ganz offensichtlich zum Traum der Kapitalisten ...<br />
<strong>und</strong> zum Albtraum der Arbeiter <strong>und</strong> Bauern. Der Londoner Daily Telegraph, eine<br />
selbst ziemlich rechts stehende Zeitung, sieht in China heute: eine derartige Rechtslastigkeit,<br />
dass Studenten anderswo längst in den Strassen marschieren würden, um<br />
laut "Faschismus" zu rufen. Aber eben, anderswo kann man auch keine Panzer gegen<br />
Studenten auffahren ... [Daten aus Kai Strittmatter, Peking: China, ein entfesseltes Land. Tagesanzeiger 18. August 2004,<br />
S. 11]. Dazu kommt, dass China das Wirtschaften um einiges legerer angehen könnte, da<br />
dieses immer noch durch einen beträchtlichen Bevölkerungszuwachs von über 5%<br />
angeheizt wird.<br />
WARNUNG! - Heute, wo China kein kommunistisches Land mehr ist sondern mit<br />
Elan <strong>und</strong> Erfolg dem freien Kapitalismus frönt, ist sein autoritärer Umgang mit den<br />
Bürgern, präzise der selbe wie zu Zeiten des Kommunismus, offenbar vom Weh zum<br />
Wohl geworden. Heliane Canepa, viel gelobte Wirtschaftsführerin, kann sich vor Begeisterung<br />
kaum halten [Cash 9. Dezember 2004. Enterprise. S. 3. Kolumne]:<br />
China von heute - die Schweiz von morgen<br />
Dynamik <strong>und</strong> die "let's do it"- Mentalität waren atemberaubend. Auch<br />
die menschlichen Qualitäten beeindrucken mich tief. Fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />
zuverlässig verrichten die Menschen dort k<strong>und</strong>enorientiert ihre Arbeit,<br />
besonders auffallend ist es im Dienstleistungs- <strong>und</strong> Gastronomiebereich.<br />
Die Menschen lieben ihre Tätigkeit. Auch weniger qualifizierte<br />
Arbeit wird als Berufung <strong>und</strong> nicht nur als Broterwerb verstanden. ...<br />
Man vernimmt kein Jammern über zu viel Arbeit, zu viel Stress, zu<br />
wenig Lohn usw. Ich für meinen Teil habe einige Aha-Erlebnisse zurück<br />
nach Europa genommen. Der chinesische Riese ist erwacht <strong>und</strong><br />
eröffnet uns nicht nur einen riesigen, ständig wachsenden Markt, sondern<br />
er präsentiert sich auch als ein mächtiger Konkurrent, was Rahmenbedingungen,<br />
Innovationskraft <strong>und</strong> mentale Einstellung der Menschen<br />
betrifft.<br />
Das Chinesische Volk hat es über Jahrtausende gelernt, sich das Leben weder von<br />
gewalttätigen Herrschern noch herrschsüchtigen Mandarinen linker wie rechter Provenienz<br />
vergällen zu lassen. Recht haben sie <strong>und</strong> die Lebensfreude sei ihnen gegönnt.<br />
Aber ich finde doch, das wir es unsern WirtschaftsführerInnen nicht gönnen dürfen,<br />
<strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Demokratie, die immer gegen Sozialistische <strong>und</strong> Kommunistische Dikta-<br />
12 http://www.brainworker.ch/China/index.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
tur als Schild hochgehoben wurden, nun dem Profit- <strong>und</strong> Wachstumsstreben privater<br />
Firmen zu opfern. Wenn sich bis anhin die Aufopferung für gemeinschaftliche<br />
Ziele nicht gelohnt haben soll, warum sollen sich die Untergebenen nun freudig<br />
den von privaten Eigentümern gesetzten Zielen freudig sich opfern? Hier stinkt's<br />
gewaltig nach Volksbetrug.<br />
Ähnlich kritisch sieht das Ian Buruma in Asien als Themenpark [Lettre International.<br />
Winter 2003. S. 56-59]. In gewisser Weise ist Singapur eine Karikatur, eine Miniaturdarstellung<br />
der chinesischen Politik. Lees Mandarine stellen sicher, dass sich alle<br />
Singapurer einer autoritären Version der konfuzianischen Ethik anpassen, die frühe<br />
weiterhin unter dem Begriff "asiatische Werte" propagiert wurde: Sparsamkeit, harte<br />
Arbeit, Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, Opferung individueller Interessen für die<br />
der Gemeinschaft [auch hierzulande gerne verbreitet, s. aktuell Swissair. Fies ist, dass<br />
heute "Gemeinschaft" für Betriebe steht.] sowie Unterlassung jeglicher Kritik an der<br />
Politik der Regierung, mit Ausnahme von konstruktiven Vorschlägen zu deren effizienterer<br />
Umsetzung. Diese dieser sich rapid auswirkende asiatische Form des "Protestantismus"<br />
dürfte zwar vorübergehend als leuchtendes Beispiel für autoritären Kapitalismus,<br />
mit freudig dienenden Untertanen, dienen. Aber die weltweiten Auswirkungen<br />
werden bald die geteilte Gr<strong>und</strong>haltung in ihren Festen erschüttern.<br />
Auch was CASH betrifft, so hab ich beim Lesen (Geschrieben 1. Hälfte 2005) seit<br />
Monaten ein ungutes Gefühl im Magen. Der mediale Rechtstrend hat nun, nachdem<br />
ihm die Weltwoche erlegen ist, offensichtlich auch Cash erfasst. Mit der Kolumne<br />
von Eliane Canepa macht sich CASH allerdings zum Sprachrohr des Arbeits- <strong>und</strong><br />
Wirtschaftsfaschismus:<br />
Definition:<br />
1. Autorität wird nicht mehr durch Politik ausgeübt, sondern Betriebe setzen<br />
die politischen Ziele, herrschen <strong>und</strong> sorgen für Zucht <strong>und</strong> Ordnung.<br />
Als Peitsche dient die Arbeitslosigkeit. Gearbeitet wird um der Arbeit willen.<br />
Als Motivation dienen Angst, die Angst vor Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Existenzverlust.<br />
2. Arbeite <strong>und</strong> Produziere - frag' nicht worum. Früher hiess es zumindest:<br />
Arbeite, konsumiere - <strong>und</strong> frage nicht. Der Konsum wird immer mehr von<br />
aussen geregelt, verordnet über Krankenkasse, Bildung, Versicherungen, Altersvorsorge,<br />
Pensionskasse <strong>und</strong> nicht zu vergessen: Zinsen, die das Geld immer<br />
wieder dorthin zurück bringen, wo es her kam ... alles für ein sicheres<br />
besseres Leben - <strong>und</strong> alles Geld für die Geldvermehrer am Finanzmarkt.<br />
3. Produziere um andere durch Export zu beglücken, produziere des Wettbewerbs<br />
wegen, um besser (billiger) zu sein als andere, um den Markt zu<br />
beherrschen ... des "freien" Wettbewerbs wegen.<br />
Der plutokratische Wirtschaftskomplex bezieht seine Energie<br />
nicht bloss aus individuellem <strong>Macht</strong>streben <strong>und</strong> Geldgier, sondern<br />
auch aus der ANOMIE 13 , zu deren Entstehung er selbst<br />
substantiell beiträgt.<br />
13 http://www.diskussionsforen.ch/Orientierung/anomie.htm
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Warum Rechtskonservative <strong>und</strong> sogar Neoliberale<br />
lügen, sobald sie das Wort <strong>Freiheit</strong> in den M<strong>und</strong><br />
nehmen & warum der so genannte freie Markt nicht<br />
frei, ja nicht mal demokratisch ist, sondern eine Plutokratie:<br />
• Rechtskonservative sind autoritär, Neoliberale sind elitär (aber leider weder<br />
Intelligente noch Intellektuelle): Sie bestehen auf der Autorität des Alters,<br />
des Ranges, der Erfahrung, der sozialen Position, des Reichtums <strong>und</strong> Einkommens,<br />
die alle mit Leistung gleich gesetzt werden.<br />
o Parteidoktrin, Parteicredo, eiserne Fraktionsdisziplin - Sanktionen,<br />
Ausschluss von Abweichlern <strong>und</strong> Querdenkern. Wenn eine<br />
Partei derart argumentiert, verstösst sie bereits gegen die Basis aller<br />
<strong>Freiheit</strong>, das Recht auf eine eigene Meinung <strong>und</strong> darauf, dieser Meinung<br />
auch Äussern zu dürfen. Diese Art Argumentation können wir<br />
von einer diktatorischen Kommunistischen oder Nationalsozialistischen<br />
Partei erwarten, nicht aber von einer, die sich wie die SVP als<br />
Partei der <strong>Freiheit</strong> aufspielt.<br />
• Der Neoliberalismus setzt alles aufs Spiel, aufs spekulative Spiel des sog. freien<br />
Wettbewerbs. Das Ziel dieses Spiels des freien Wettbewerbs ist aber<br />
nicht <strong>Freiheit</strong>, sondern Marktdominanz, Beherrschung <strong>und</strong> Kontrolle der<br />
andern Mitspieler.<br />
o Der freie Wettbewerb war nie frei in dem Sinne, dass alle Beteiligten<br />
die selben Chancen haben:<br />
Einen Betrieb einzurichten wird um so aufwändiger, je anspruchsvoller,<br />
innovativer das produzierte Gut, <strong>und</strong> je umfangreicher der zu bearbeitende<br />
Markt. Es braucht also Kapital, <strong>und</strong> hier sind die Spiesse<br />
bekanntermassen extrem ungleich lang.<br />
Besonders ungleich sind die Spiesse dort, wo es um den Aufbau<br />
sog. strukturstarker Betriebe geht, womit produktive Betriebe,<br />
gewinnträchtige Betriebe mit hohen Margen gemeint sind.<br />
Diese finden sich aber vor allem dort, wo relativ wenig Leute<br />
relativ hohe Umsätze machen, oder wo auf Gr<strong>und</strong> beschränkten<br />
Wettbewerbs hohe Margen möglich sind, also überall dort,<br />
wo der ge<strong>schaffen</strong>e Mehrwert auf wenig Köpfe verteilt<br />
werden muss, wie Banken, Versicherungen, Pharmazie,<br />
Chemie, Energieversorgung .... Dies zeigt am besten, wie eng<br />
der Begriff <strong>Freiheit</strong> hier gefasst ist, denn wer von uns kann<br />
auch nur daran denken, eine (grosse) Bank zu eröffnen oder<br />
beim (grossen) Energiemarkt mitzumischen?<br />
o Das Risiko, einen Betrieb aufzubauen <strong>und</strong> zu scheitern, ist hoch. Damit<br />
wäre der Spieleinsatz, die sog. sunk costs, verloren. Wer also kann sich<br />
dieses Risiko leisten?<br />
o Betriebe arbeiten um so günstiger, je mehr sie von den selben Gütern<br />
herstellen <strong>und</strong> verkaufen können (economy of scale). Die Betriebsgrösse<br />
hat so zumeist einen positiven Effekt auf die Produktionskosten.<br />
Grossbetriebe haben also längere Spiesse im Wettbewerb.<br />
o Diese Vorteile werden weiter akkumuliert durch das Verdoornsche<br />
Gesetz, das besagt, dass Produktivitätswachstum <strong>und</strong> bereits vorhande-
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
ne Produktivität positiv korreliert sind, zu Deutsch: Was bereits stark<br />
ist wird quasi von selbst noch stärker.<br />
o Im Gegensatz dazu wird <strong>Freiheit</strong> jedoch meist im Einklang mit Gerechtigkeit<br />
genannt. Neoliberalismus gedeiht aber am besten unter Ungerechtigkeit,<br />
welche die Ökonomen allerdings wohlweislich als<br />
Pareto-Verteilung verbrämen. Während sich Kooperativen mit sämtlichen<br />
Teilhabern auseinander setzen müssen, also enorme innere Reibungen<br />
zu bewältigen haben, setzt die liberale Wirtschaft auf den für<br />
sie äusserst positiven 80/20 Effekt. Da Geld <strong>und</strong> <strong>Macht</strong> nur bei 20%<br />
der Bevölkerung vorhanden sind, beschränkt man sich auf diese.<br />
Der Rest soll bitteschön flexibel <strong>und</strong> selbstverantwortlich selbst sehen<br />
wo er bleibt.<br />
o Grösse wird gefordert <strong>und</strong> gefördert durch Globalisierung. Was<br />
auf dem globalen Markt aber klein <strong>und</strong> unscheinbar, ist oft auf dem<br />
Heimmarkt dominant <strong>und</strong> damit zerstörerisch, zumindest was die <strong>Freiheit</strong><br />
betrifft.<br />
o Zunehmende Konzentration, also Wachstum <strong>und</strong> <strong>Herrschaft</strong> der<br />
bereits Grossen <strong>und</strong> Starken (also Marktverzerrung, Unfreiheit,<br />
Marktstörung, Marktbehinderung) wird auch gefördert durch die<br />
Konjunktur. ? strange? Blödsinn? Nö:<br />
Bei positiver Konjunkturentwicklung, also wachsendem<br />
Absatz, gelingt es jenen am besten, ihre meist vorhandenen<br />
Überkapazitäten zu reaktivieren, die am meisten Flüssiges<br />
haben, also Cash. Sie können rasch Arbeitskräfte einstellen,<br />
Materialien einkaufen <strong>und</strong> die Produktion hochfahren.<br />
Bei wirtschaftlichem Abschwung stellen sie das nun<br />
überflüssige Personal genau so schnell wieder frei (ein Lob der<br />
Flexibilität!) <strong>und</strong> haben nun ausreichend Reserven, um sich<br />
an einem billigen, da im Überfluss vorhandenen, Angebot<br />
an beinahe oder ganz konkursiten Firmen zu bedienen <strong>und</strong><br />
die eigenen Betriebe zu arrondieren.<br />
Cash is king!<br />
Oder zu Deutsch: Der Markt ist keine Demokratie, <strong>und</strong> frei<br />
schon grad gar nicht. Im Markt herrscht auch nicht die christliche<br />
Nächstenliebe, sondern die heidnische Plutokratie.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Fazit:<br />
Höchstes Ziel eines nach liberalen Gr<strong>und</strong>sätzen geführten Betriebes<br />
ist es, die Konkurrenz zu verdrängen, womit auch Wettbewerb<br />
<strong>und</strong> <strong>Freiheit</strong> durch die der Marktökonomie eigenen Gesetze<br />
zum Verschwinden gebracht werden.<br />
Nach allen Regeln der Logik wie der Ehrlichkeit, dürfte keine<br />
Partei welche diese Praxis unterstützt, in ihrem Namen die Worte<br />
<strong>Freiheit</strong>s... <strong>und</strong> Volks... führen!<br />
Hier noch ein wichtiger HINWEIS AN DIE JÜNGEREN STIMMBÜRGER: Mit<br />
dem Alter wird man konservativer. Ich bin in den letzten 25 Jahren vom Anarchosyndikalisten<br />
über die Freiwirtschaft zum Sozialliberalismus/Kommunitarismus gedriftet,<br />
Andere in der selben Zeit vermutlich eher von einer sozialliberalen Position zur SVP.<br />
Wohin diejenigen treiben, die bereits als Jugendliche in die SVP einsteigen, möchte<br />
ich schon gar nicht wissen ... Komischstes wie vielleicht tragischstes Beispiel: Nationalrätin<br />
Jasmin Hutter, Jahrgang 1978!, die voller Elan <strong>und</strong> Engagement die bornierten<br />
Rezepte ihres leiblichen freiheitsparteiischen Vaters wie ihrer geistigen Überväter<br />
CB&Co vertritt. Woran wird sie sich orientieren, wenn sie feststellt, dass die von ihr<br />
bew<strong>und</strong>erte Härte <strong>und</strong> Unnachgiebigkeit eigentlich wenig mit <strong>Freiheit</strong>sdrang, aber<br />
viel mehr mit einer, vielleicht gar durch Arteriosklerose geförderten, Sturheit <strong>und</strong><br />
Rechthaberei zurück zu führen sind? Sie verwechselt, wie so manche(r) Jugendliche,<br />
Weisheit damit, die Position der Alten einfach zu übernehmen <strong>und</strong> nachzubeten, obwohl<br />
ihnen Hintergründe <strong>und</strong> Tragweite solcher Positionen nicht bekannt sind. [Ist<br />
mir auch passiert. Ich war bis 20 ziemlich rechts-konservativ. Bin mit Cordhosen,<br />
Bürstenschnitt <strong>und</strong> streng christlicher Haltung durch die 68er <strong>und</strong> die Hippiezeit gestapft.<br />
Schön blööd .... Drum weiss ich aus persönlicher Erfahrung, woher eine solche<br />
Haltung kommt <strong>und</strong> wodurch sie gefördert wird: Anpassungswille fordern! Programm<br />
Gardi ... (pardon, die ist ja viel amüsanter), Jasmin Hutters]. Vielleicht herrscht aber<br />
auch einfach Denkfaulheit: Nein zu Europa, nein zur Mutterschaftsversicherung,<br />
nein zu, nein zu, nein, nein, nein .... Man könnte ja mal versuchen bei den nächsten<br />
Wahlen zu fragen: Wollt ihr keine Mutterschaftsversicherung? Wollt ihr Europa fern<br />
bleiben?<br />
Das Problem wird dadurch verschärft, dass ältere Menschen nicht bloss konservativer<br />
abstimmen, sondern auch häufiger!!! s.<br />
http://www.ipw.unisg.ch/publikationen/205.pdf Wenn Sie also finden, die Schweiz<br />
habe eine Schnarchsackpolitik, gehen Sie gefälligst abstimmen <strong>und</strong> beteiligen Sie<br />
sich auch sonst, dort wo Politik betrieben wird!
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Der interessantes Quadrant scheint mir der unten<br />
rechts, den ich mit 4. Weg, der Weg der Künstler, bezeichnet<br />
habe. Heute befinden sich die meisten alternativen<br />
Bewegungen im linken untern Quadranten (Neofaschismus<br />
rechne ich nicht zu den Alternativen ...).<br />
Leider muss man jedoch zugeben, dass der Quadrant<br />
<strong>Freiheit</strong> ohne Gelegenheit<br />
ist ein Geschenkt des Teufels.<br />
Noam Chomsky<br />
finanziell recht unergiebig ist. Kommen Gemeinden <strong>und</strong> Kooperativen nicht zu Geld,<br />
so gilt für sie das selbe wie im neoliberalen Bereich: Ohne Moos nix los. Hier fehlt<br />
das Motiv Geld zu machen schon ein bisschen, es steht hinter dem Motiv, etwas für<br />
die Gemeinschaft zu tun. Absolut sozial, absolut richtig, aber eben, ziemlich unrentabel.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> müsste dringend der 4. Sektor gefördert werden, denn hier<br />
würden sich Menschen finden, die effizient, marktorientiert, für Geld, produzieren,<br />
sich frei assoziieren - ABER sich nicht vorgegebenen Betriebszielen unterordnen<br />
wollen - noch irgend einen Gr<strong>und</strong> sehen, sich über andere zu stellen. [s.<br />
folgende Kommentare] Hier würde sich eine wirklich liberale, individualistische bis<br />
klein strukturierte, Wirtschaft befinden, wenn es sie gäbe. Dieser Bereich ist auch<br />
dringend zu entwickeln, da jeder technologische Fortschritt erst einmal dazu verwendet<br />
wird, effizienter zu produzieren, also Arbeitskräfte weg zu rationalisieren. Da jedoch<br />
diejenigen Betriebe, welche sog. starke Strukturen bilden, enorm kapitalintensiv<br />
sind, <strong>und</strong> mit militärischer Effizienz, Strategie <strong>und</strong> Taktik geführt werden, bildet dieser<br />
Quadrant wenig Chancen für Menschen mit geringen finanziellen Mitteln <strong>und</strong><br />
kaum Chancen für Menschen die doch noch einen gewissen <strong>Freiheit</strong>sdrang haben,<br />
sich nicht mit Krawatte <strong>und</strong> Anzug uniformieren wollen. Es ist mir unverständlich,<br />
wie man aus freien Stücken, oft gar im Namen der <strong>Freiheit</strong>, immer mehr Dressur fordern<br />
kann. Respekt gebührt Menschen, nicht Betrieben <strong>und</strong> ihren Hierarchien. Vermutlich<br />
wäre der 4. Quadrant auch der, in dem intellektuelle Aussenseiter auftauchen<br />
müssten, hätten die Leute von digitalronin die Fragebogen richtig angelegt.<br />
Seine Grenze findet der vierte Quadrant in der Tatsache, dass es hier primär um Eigennutz<br />
- dem Brüderchen der Selbstverantwortung - geht. Für einen produktiven<br />
politische Dialog wäre unbedingt ergänzend der Argumentationskompass 14 <strong>und</strong> der<br />
Wertekompass 15 zu berücksichtigen.<br />
Kommentare:<br />
Beim Versuch GUTE ARBEIT zu definieren, sehen wir allerdings sofort, dass es eben<br />
die atomistische Konkurrenz des vierten Sektors ist, der Spezialisierung <strong>und</strong> Arbeitsteilung<br />
erst nötig machte. Ohne die Komplexität der militärischwirtschaftlichen<br />
Komplexe gäbe es viele dieser beruflichen Spezialitäten gar<br />
nicht. Umgekehrt macht aber eben leider diese Komplexität auch die Ein- <strong>und</strong><br />
Unterordnung unter gegebene betriebliche Ziele nötig, soll das ganze funktionsfähig<br />
bleiben. Es bleibt uns, was gigantomanische global players betrifft, also<br />
nur, deren "Auftrag" zu analysieren <strong>und</strong> allenfalls als Konsumenten lenkend<br />
einzugreifen.<br />
Und hier zeigen sich, bei genauerer Betrachtung der Folgen, der durch Skalenerträge<br />
<strong>und</strong> sunk costs geförderten Gigantomanie, auch die Lösungen:<br />
14 http://www.brainworker.ch/Dialog/argumentation.htm#maieutik<br />
15 http://www.brainworker.ch/waldphilosophie/wertesystem.htm#wertorientierung
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
• Dominanz der Grossen bedeutet Verlust an Vielfalt - Verlust an Vielfalt<br />
bedeutet Verlust an Lebensqualität<br />
• Aber nicht nur die Geschmäcker werden nivelliert, auch die Meinungen.<br />
(s. Pressefreiheit)<br />
• Und präzise dieser Verlust an Wahlmöglichkeiten, also an <strong>Freiheit</strong>, dürfte<br />
immer wieder eine natürliche Gegenbewegung zur <strong>Herrschaft</strong> der Grösse<br />
einleiten. (Beispiele aus der Landwirtschaft)<br />
Wenn Sie sich nochmals obige Graphik ansehen, mit den vier Feldern, dann wird eigentlich<br />
sofort klar, dass nicht nur der diktatorische Kommunismus nicht sozialverträglich<br />
ist, sondern die Diktatur der Marktdominanz genau so. Kapitalismus bezieht<br />
seine Legitimation aus der Notwendigkeit, Kapital zur Einrichtung <strong>und</strong> zum Betrieb<br />
von Grossbetrieben bereitstellen zu müssen <strong>und</strong> zu können. In den letzten 15 Jahren<br />
mussten wir allerdings anerkennen, dass grosse, effiziente, machtvolle Betriebe<br />
zwar DIE Lösung für deren Besitzer sind, nicht aber für diejenigen, die von Arbeit<br />
leben müssen (sollen, können, wollen, dürfen). Mit der Akkumulation von Kapital<br />
akkumuliert sich <strong>Macht</strong>, <strong>Macht</strong>, welche, wenn sie die Chance hat, rücksichtslos<br />
zu handeln, nicht bloss individuelle Existenzen bedroht, sondern auch die Existenz<br />
des Gemeinwesens <strong>und</strong> der Natur. (s. China).<br />
Eine Stärkung der beiden wirklich freiheitlichen Bereiche, sozial-freiheitlich <strong>und</strong><br />
individuell-freiheitlich, kann manches leisten, was unser aktuelles autoritärhierarchisches<br />
System nicht kann, gerade weil es auf Grösse, Marktbeherrschung<br />
<strong>und</strong> globale Märkte ausgerichtet ist:<br />
1. Die Produkte werden individueller <strong>und</strong> vielfältiger ... nicht bloss unterschiedlich<br />
eingepackte Massenprodukte.<br />
2. Kleinbetriebe können auch auf kleine Wünsche eingehen. Nicht industriell in<br />
Massen erzeugte, <strong>und</strong> damit auch nicht genetisch manipulierte, Nahrungsmittel<br />
erlauben z.B. wieder die Produktion einer Vielfalt an Geschmäckern <strong>und</strong><br />
Konsistenzen (wenn man die Kommissionen der EU in ihrer Regulierungswut<br />
etwas eindämmt. s. Verbot von Rohmilchkäse, was ja wirklich ein Horror ist).<br />
3. Für kleine Betriebe reicht kleines Kapital <strong>und</strong> damit kleine Banken. Kleine<br />
Betriebe können auf von kleine Leuten betrieben werden, die sich in der grossen<br />
Wirtschaft bloss zu Lohnsklaven eignen. Für Marktbeherrschende à la<br />
UBS & Co gibt es in einer wirklich freiheitlichen Wirtschaft eigentlich keinen<br />
Platz, insbesondere wenn grosse Banken kleine Kredite eher als Problem denn<br />
als zu erbringende Leistung ansehen.<br />
Billig? Billige Produkte erzeugen billige Löhne, gute Produkte gute Löhne. Wirtschaft<br />
ist ein Kreislauf, wenn sie läuft. Die Idee, selber billig einzukaufen <strong>und</strong> zu produzieren,<br />
aber teure Güter zu exportieren eliminiert sich von selbst, wenn die Importeure<br />
das Selbe denken. Wer billiges Produziert wird billiges konsumieren müssen. Die<br />
einzigen die dies nicht betrifft, sind die Kapitaleigner, die billiges in Massen produzieren<br />
können, aber das ist eigentlich nicht Volks- sondern Kriegswirtschaft - <strong>und</strong><br />
präzise darum sollten wir aus diesem 2. Sektor (obiger Graphik) raus <strong>und</strong> den 3. <strong>und</strong><br />
vierten entwickeln.
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Und zum Abschluss<br />
noch<br />
das <strong>Freiheit</strong>sgedicht<br />
LIBERTÉ<br />
von Eluart:<br />
Sur mes cahiers d'écolier<br />
Sur mon pupitre et les arbres<br />
Sur le sable de neige<br />
J'écris ton nom<br />
Sur les pages lues<br />
Sur toutes les pages blanches<br />
Pierre sang papier ou cendre<br />
J'écris ton nom<br />
Sur les images dorées<br />
Sur les armes des guerriers<br />
Sur la couronne des rois<br />
J'écris ton nom<br />
Sur la jungle et le désert<br />
Sur les nids sur les genêts<br />
Sur l'écho de mon enfance<br />
J'écris ton nom<br />
Sur tous mes chiffons d'azur<br />
Sur l'étang soleil moisi<br />
Sur le lac lune vivante<br />
J'écris ton nom<br />
Sur les champs sur l'horizon<br />
Sur les ailes des oiseaux<br />
Et sur le moulin des ombres<br />
J'écris ton nom<br />
Sur chaque bouffées d'aurore<br />
Sur la mer sur les bateaux<br />
Sur la montagne démente<br />
J'écris ton nom<br />
Sur la mousse des nuages<br />
Sur les sueurs de l'orage<br />
Sur la pluie épaisse et fade<br />
J'écris ton nom<br />
Sur les formes scintillantes<br />
Sur les cloches des couleurs<br />
Sur la vérité physique<br />
J'écris ton nom<br />
Sur les sentiers éveillés<br />
Sur les routes déployées<br />
Sur les places qui débordent<br />
J'écris ton nom<br />
Sur la lampe qui s'allume<br />
Sur la lampe qui s'éteint<br />
Sur mes raisons réunies<br />
J'écris ton nom<br />
Sur le fruit coupé en deux<br />
Du miroir et de ma chambre<br />
Sur mon lit coquille vide<br />
J'écris ton nom<br />
Sur mon chien gourmand et tendre<br />
Sur ses oreilles dressées<br />
Sur sa patte maladroite<br />
J'écris ton nom<br />
Sur le tremplin de ma porte<br />
Sur les objets familiers<br />
Sur le flot du feu béni<br />
J'écris ton nom<br />
Sur toute chair accordée<br />
Sur le front de mes amis<br />
Sur chaque main qui se tend<br />
J'écris ton nom<br />
Sur la vitre des surprises<br />
Sur les lèvres attendries<br />
Bien au-dessus du silence<br />
J'écris ton nom<br />
Sur mes refuges détruits<br />
Sur mes phares écroulés<br />
Sur les murs de mon ennui<br />
J'écris ton nom<br />
Sur l'absence sans désir<br />
Sur la solitude nue<br />
Sur les marches de la mort<br />
J'écris ton nom<br />
Sur la santé revenue<br />
Sur le risque disparu<br />
Sur l'espoir sans souvenir<br />
J'écris ton nom<br />
Et par le pouvoir d'un mot<br />
Je recommence ma vie<br />
Je suis né pour te connaître<br />
Pour te nommer<br />
Liberté
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
FAZIT:<br />
Wirtschaft (Rechts) = <strong>Freiheit</strong> - Staat (Links) = Bevorm<strong>und</strong>ung <strong>und</strong><br />
Unterdrückung (zum 1.)<br />
- war im 19. JH wie im Kommunismus eine weit verbreitetes Faktum. Dadurch,<br />
dass inzwischen aber die Mehrheit der Staaten zu Demokratien wurden,<br />
die profitablen Wirtschaftszweige aber zu globalen Kampforganisationen,<br />
wurde obiger Gr<strong>und</strong>satz aber zu einem Mythos von Anarchisten degradiert.<br />
Heute versuchen sich die Bürger vor der Übermacht der Wirtschaft <strong>und</strong> der Unterwerfung<br />
unter eine autoritäre Wirtschaftsdoktrin zu wehren, indem sie in sozialen <strong>und</strong><br />
politischen Gruppen freiwillig kooperieren. In einer Demokratie sind wir, die Bürger,<br />
der Staat. Bevorm<strong>und</strong>en wir uns also selbst, sind wir auch selbst schuld.<br />
<strong>Freiheit</strong> ist in einer autoritären, auf Grösse angelegten, Wirtschaft nicht zu finden.<br />
Im Gegenteil. Es geht heute mehr als je darum, <strong>Freiheit</strong> für <strong>und</strong> durch gemeinsame<br />
Teilnahme an der Gestaltung der Entwicklung zu sichern. Dieses gemeinsame<br />
Gestalten ist eben Politik. Darum wäre es auch wichtig, diese <strong>Freiheit</strong> nicht<br />
nur in der Entwicklung der Schweiz wahr zu nehmen, sondern sich auch an der Gestaltung<br />
von Europa zu beteiligen. Lieber als widerborstige, ruppige, knurrige Störenfriede,<br />
aber als Mitglied, Basisdemokratie in die Beamtenbürokratie Europas einbringen,<br />
als so halbaussen ohnmächtig den "autonomen Nachvollzug" zu üben. Ohnmacht<br />
war nie eine valable Alternative zu <strong>Macht</strong>. Ohnmacht führt zu Terror.<br />
Zum selben Schluss kommen wir, wenn wir die Ziele der französischen Revolution,<br />
ein links wie rechts gefeierter Befreiungsschlag, mit heutigen Zielen vergleichen.<br />
Damals hiess die Losung: <strong>Freiheit</strong> - Gleichheit - Brüderlichkeit. Heute heisst sie:<br />
Hierarchie - Effizienz - Wettbewerb. Insbesondere über den Begriff Effizienz wird<br />
manches verschleiert. Nicht nur, dass die Wirtschaft nicht frei ist sondern despotisch.<br />
So machen die Rechten auch gerne einen grossen Bogen um den Begriff Gerechtigkeit.<br />
Sie, wie die Wirtschaftliberalen, akzeptieren den Begriff allenfalls noch als<br />
Pareto-Gerechtigkeit 16 , d.h. dass eine Änderung dann als gerecht zu bezeichnen ist,<br />
wenn es zumindest einer Person besser, keiner aber schlechter geht als zuvor.<br />
Dies ist die moralische Stütze des Leistungsprinzips. Allerdings steckt auch da ein<br />
Denkfehler drin, weshalb es sich also eher um eine moralische Krücke handelt. Die<br />
Folge davon, dass es einzelnen besser geht, viele aber auf dem gleichen Niveau bleiben,<br />
ist eine unvollständige Beschreibung der Vorgänge. Sobald es einer Schicht besser<br />
geht, ziehen nämlich die Preise an, die Mieten, die Kosten für mancherlei Lebensbedarf<br />
steigen. Insbesondere werden aber die Schwächeren durch die so genannten<br />
Zwangsabgaben 17 viel stärker belastet als die Reichen, da es sie proportional zu ihrem<br />
Einkommen weitaus mehr kosten (Musterbeispiel Krankenkasse). Aber in einer<br />
Gesellschaft in der es einer Schicht besser geht, steigen auch die Ansprüche an<br />
16 http://www.brainworker.ch/Geldtheorie/Wohlstand.htm#pareto<br />
17 http://www.brainworker.ch/Arbeit/Globalisierung.htm#zwangsabgaben
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Dienstleistungen <strong>und</strong> damit die Ausbildungskosten. Wen w<strong>und</strong>ert's, dass Kopfsteuern<br />
bei Rechten <strong>und</strong> Liberalen, ihrer "Effizienz" wegen, so beliebt sind.<br />
Fazit des Fazits: Rechte Parteien sind also weder Volks- noch <strong>Freiheit</strong>sparteien,<br />
sondern <strong>Herrschaft</strong>sparteien.<br />
Ausblick: Die nächste politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Mode (Trend) die sich in<br />
den USA abzeichnet ist das Europäische Modell von Kooperation <strong>und</strong><br />
Gemeinschaft. Zum unterschiedlichen <strong>Freiheit</strong>sverständnis in den USA <strong>und</strong><br />
Europa. Es kann also gut sein, dass unsere Fre<strong>und</strong>e eines autoritärindividualistischen<br />
Liberalismus bald in Europa wie in den USA "daneben<br />
stehen".<br />
Martin Herzog, webdesign, Dipl. Ing. ETH, akademisches Proletariat, Rheinfelden, 22.<br />
Juli 2004<br />
Der Artikel wird weiter bearbeitet. Korrekturen <strong>und</strong> Ergänzungen nehme ich gerne an.<br />
______________________________
E-Booklet, pdf Druckvorlage von http://www.diskussionsforen.ch/<strong>Freiheit</strong>/<br />
Inhaltsverzeichnis:<br />
<strong>Freiheit</strong> - <strong>Macht</strong>, <strong>Herrschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> .......................................................................1<br />
Definition:..................................................................................................................1<br />
Die Anarchisten, Hüter der <strong>Freiheit</strong>...........................................................................3<br />
Max Stirner ............................................................................................................3<br />
Pierre-Joseph Proudhon .........................................................................................3<br />
Michail Bakunin.....................................................................................................4<br />
Peter Kropotkin......................................................................................................6<br />
<strong>Herrschaft</strong>.......................................................................................................................9<br />
<strong>Macht</strong> ...........................................................................................................................10<br />
Zum Thema Masse <strong>und</strong> <strong>Macht</strong> ............................................................................11<br />
Ehrgeiz, <strong>Macht</strong>streben, Mobbing - <strong>Macht</strong>gerangel, das den Status quo erhält ...12<br />
Autorität - das F<strong>und</strong>ament von Faschismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus<br />
<strong>und</strong> anderer Formen von ethnozentrischer Ausländerfeindlichkeit. ........................15<br />
<strong>Gewalt</strong>......................................................................................................................15<br />
Rang <strong>und</strong> Würde: .....................................................................................................17<br />
Die Menschen sind nicht gleich - aber alle verdienen <strong>und</strong> brauchen ihre Würde! ..17<br />
Pädagogik der <strong>Freiheit</strong> .........................................................................................19<br />
Pressefreiheit............................................................................................................20<br />
Antithese der <strong>Freiheit</strong>sliebe .................................................................................22<br />
Der Mensch will nichts als da sein, seine <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> die Befriedigung seiner<br />
Triebe. ..................................................................................................................22<br />
Weitere LINKS zum Thema <strong>Freiheit</strong>:..................................................................22<br />
2. Teil: <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft....................................................................................24<br />
Sind Sie (links- oder rechts-)autoritär? ....................................................................24<br />
Wie vertragen sich <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft? ...........................................................26<br />
China von heute - die Schweiz von morgen ............................................................27<br />
Warum Rechtskonservative <strong>und</strong> sogar Neoliberale lügen, sobald sie das Wort<br />
<strong>Freiheit</strong> in den M<strong>und</strong> nehmen & warum der so genannte freie Markt nicht frei, ja<br />
nicht mal demokratisch ist, sondern eine Plutokratie: .............................................29<br />
Kommentare:........................................................................................................33<br />
LIBERTÉ von Eluart:.........................................................................................35<br />
FAZIT: .....................................................................................................................36