Semesterbericht Motorisch-funktionelle Behandlungsverfahren ...
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IWK Aschersleben<br />
Lindenstrasse 36<br />
06449 Aschersleben<br />
<strong>Semesterbericht</strong><br />
Im Fach:<br />
<strong>Motorisch</strong>-<strong>funktionelle</strong> <strong>Behandlungsverfahren</strong><br />
Thema:<br />
Periarthropathia Humeroscapularis<br />
Dozent: H. Weiß<br />
vorgelegt von: Kerstin Rutkowski<br />
Steffi Herzog<br />
Klasse Ergo 06<br />
1. Ausbildungsjahr<br />
Bearbeitungs-<br />
zeitraum: 13.03.-16.04.2006
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis............................................................................................... II<br />
Abbildungsverzeichnis....................................................................................... IV<br />
Tabellenverzeichnis............................................................................................ V<br />
1 Einleitung ....................................................................................................... 1<br />
1.1 Inhalt und Struktur der Arbeit................................................................. 1<br />
1.2 Definition................................................................................................ 1<br />
2 Anatomie des Schultergelenkes..................................................................... 2<br />
2.1 Allgemein............................................................................................... 2<br />
2.2 Humerus ................................................................................................ 3<br />
2.3 Schultergelenkpfanne ............................................................................ 4<br />
2.4 Gelenkkapsel......................................................................................... 5<br />
2.5 Muskeln, die auf das Schultergelenk wirken.......................................... 5<br />
2.5.1 Musculus pectoralis major .......................................................... 5<br />
2.5.2 Musculus deltoideus ................................................................... 6<br />
2.5.3 Musculus latissimus dorsi / Musculus teres major ...................... 7<br />
2.5.4 Musculus supraspinatus ............................................................. 7<br />
2.5.5 Musculus infraspinatus / Musculus teres minor: ......................... 7<br />
2.5.6 Musculus subscapularis.............................................................. 8<br />
2.5.7 Musculus coracobrachialis.......................................................... 8<br />
2.6 Rotatorenmanschette ............................................................................ 8<br />
2.7 Schleimbeutel in der Umgebung des Schultergelenks........................... 9<br />
2.8 Gelenkmechanik des Schultergelenks................................................. 10<br />
3 Krankheitsbilder der PHS............................................................................. 11<br />
3.1 P. h. tendopathia simplex .................................................................... 12<br />
3.2 P.h.acuta ............................................................................................. 12<br />
3.3 P.h. pseudoparetica............................................................................. 12<br />
3.4 P.h ankylosans .................................................................................... 13<br />
4 Ursachen der PHS ....................................................................................... 14<br />
5 Symptome.................................................................................................... 15<br />
5.1 Gemeinsamkeiten................................................................................ 15<br />
5.2 Unterschiede ....................................................................................... 15<br />
5.3 Andere Symptome können sein........................................................... 15<br />
6 Diagnostik .................................................................................................... 16<br />
7 Therapie....................................................................................................... 17<br />
7.1 Ziele..................................................................................................... 17<br />
7.2 Konservative Therapie......................................................................... 17<br />
7.3 Physikalische Therapie........................................................................ 17<br />
II
7.4 Strahlentherapie .................................................................................. 18<br />
7.5 Akupunktur .......................................................................................... 18<br />
7.6 Operative Therapie .............................................................................. 18<br />
7.7 Arthroskopische Schulterstabilisierung ................................................ 19<br />
7.8 Nachbehandlung der Schulterstabilisierung ........................................ 19<br />
8 Prophylaxe ................................................................................................... 21<br />
9 Ergotherapeutische Behandlungsmaßnahmen ............................................ 22<br />
9.1 Befundaufnahme ................................................................................. 22<br />
9.2 Behandlungsziele ................................................................................ 23<br />
9.3 Behandlungsgrundsätze ...................................................................... 23<br />
9.4 Behandlungsmethoden........................................................................ 23<br />
9.5 Behandlungsmedien ............................................................................ 24<br />
9.6 Behandlungshilfen ............................................................................... 25<br />
9.7 Wichtige klinische Tests bei der Schulteruntersuchung....................... 26<br />
Quellenangaben ............................................................................................... 27<br />
III
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1 Schultergelenk.............................................................................................2<br />
Abbildung 2 Humerus ......................................................................................................4<br />
Abbildung 3 Rotatorenmanschette [wwwMc] .................................................................9<br />
IV
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1 Legende zu Abbildung 2...................................................................................4<br />
Tabelle 2 Gelenkmechanik [HLG75] .............................................................................10<br />
V
1 Einleitung<br />
1.1 Inhalt und Struktur der Arbeit<br />
Der vorliegende <strong>Semesterbericht</strong> beschäftigt sich mit dem Krankheitsbild<br />
„Periarthropathia Humeroscapularis“. Die Gemeinschaftsarbeit beschreibt als<br />
erstes den anatomischen Aufbau des Schultergelenks. Weiter wird die PHS in<br />
ihren Ursachen und Symptomen erläutert, sowie die Diagnostik, Ziele und<br />
Therapien dargelegt. Am Ende der Arbeit wird direkt auf die<br />
Behandlungsmaßnahmen in der Ergotherapie eingegangen.<br />
Der Bericht wurde in Zusammenarbeit von Steffi Herzog und Kerstin Rutkowski<br />
geschrieben.<br />
1.2 Definition<br />
Das Wort Periarthropathia setzt sich zusammen aus peri (= um, herum), arthro<br />
(= Gelenk) und der Endung pathia (= Leiden, Schaden, Krankheit).<br />
Humeroscapularis kommt von Humerus (= Oberarm) und scapularis (= zum<br />
Schulterblatt gehörend), gemeint ist damit das Schultergelenk.<br />
Zusammengefasst kann man sagen, es ist ein Sammelbegriff für schmerzhafte,<br />
entzündliche und meist degenerative Veränderungen von Weichteilen in der<br />
Umgebung des Schultergelenks und deren Gelenkkapsel, Sehnen, Muskeln<br />
und Bändern. Somit ist es ein Überbegriff für verschiedene<br />
Schultergelenkserkrankungen. Die Abkürzung lautet PHS. [wwwPhs1], [SAD01]<br />
1
2 Anatomie des Schultergelenkes<br />
2.1 Allgemein<br />
Das Schultergelenk wird im lateinischen als Articulatio humeri (= Gelenk des<br />
Oberarmknochens) bezeichnet. Die Bewegung erfolgt zwischen der Scapula<br />
und dem Humerus. Es ist ein echtes Kugelgelenk, was bedeutet, dass das<br />
Gelenk drei Achsen besitzt und somit eine hohe Beweglichkeit aufweist. Das<br />
Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk am Körper des Menschen.<br />
Nachteilig ist aber auch, dass es somit am wenigsten abgesichert ist, strukturell<br />
instabil und dadurch häufig Verrenkungen (Luxationen) in diesem Bereich<br />
auftreten. Die Instabilität kommt deswegen zu Stande, da das Gelenk nicht<br />
durch Knochen und Bänder gestützt wird, sondern nur durch Muskeln<br />
abgesichert ist (Muskelführung).<br />
Das Articulatio humeri wird durch folgende Muskeln geführt und bewegt:<br />
Musculus supraspinatus, Musculus infraspinatus und der Musculus teres minor<br />
sind für die Bewegungen nach oben und nach hinten verantwortlich. Nach vorn<br />
durch den Musculus subraspinatus und der Musculus deltoideus ist an allen<br />
Bewegungen im Schultergelenk mitbeteiligt. Die Muskeln können durch eine<br />
plötzliche Gewalteinwirkung überrascht werden. [LEU00], [HLG75]<br />
[wwwPhs1]<br />
Abbildung 1 Schultergelenk<br />
2
2.2 Humerus<br />
Der Humerus ist ein gerader Röhrenknochen von ungefähr 26-38 cm. Deren<br />
proximale Epiphyse besteht aus dem Caput humeri (=Oberarmkopf), welcher<br />
halbkugelförmig ist, aus den Muskelansatzhöckern Tuberculum majos und<br />
Tuberculum minos. Zwischen dem Caput humeri und dem Tuberculum minos<br />
befindet sich der Humerus-Hals (Collum anatomicum). Am Übergang vom<br />
proximalem Ende zur Diaphyse verjüngt sich der Hals deutlich. Hier findet man<br />
den collum chirurgicum (chirurgischen Hals). Wegen der geringen Dicke treten<br />
öfters Brüche an dieser Stelle auf, als am oberen Hals (Collum anatomicum).<br />
Am Mittelstück (Corpus humeri) ist die Furche für den Speichennerv (Sulcus<br />
nervi radialis) und die Ansatzrauhigkeit des Deltamuskels (Tuberositas<br />
deltoidea ).<br />
Die distale Epiphyse setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: dem<br />
äußeren Obergelenkknochen (laterale Epicondylos), dem inneren<br />
Obergelenkknochen (mediale Epicondylos), der Oberarmrolle (Trochlea<br />
humeri), der Ellenbogengrube (Fossa olecrani) und der Kronenfortsatzgrube<br />
(Fossa coronoidea). [LEU00], [HLG75]<br />
3
Abbildung 2 Humerus<br />
1. Caput humeri Gelenkkopf<br />
2. Tuberculum majus Großer Muskelansatzhöcker<br />
3. Collum anatomicum Anatomischer Hals<br />
4. Tuberculum minus Kleiner Muskelansatzhöcker<br />
5. Collum chirurgicum Chirurgischer Hals<br />
6. Sulcus nervi radialis Furche für den Speichennerv<br />
7. Tuberositas deltoidea Rauhigkeit, Ansatzpunkt für M. deltoideus<br />
8. Fossa olecrami Einbuchtung für Ellenbogen<br />
9. Epicondylus lateralis Äußerer Obergelenkknochen<br />
10. Fossa coronoidea Kronrnfortsatzgrube<br />
11. Epicondylus mediales Innerer Obergelenkknochen<br />
12. Trochlea humeri Gelenkwalze, Oberarmrolle<br />
Tabelle 1 Legende zu Abbildung 2<br />
2.3 Schultergelenkpfanne<br />
Zum anatomischen Aufbau des Schultergelenks gehört auch die<br />
Schultergelenkpfanne (Cavitas glenoidales). Es ist die flache Gelenkfläche der<br />
Scapula. Sie wird von einer faserknorpeligen Gelenklippe (Labrum glenoidale)<br />
umzogen und dadurch pfannenartig gestaltet. Die Gelenklippe ist ca. 3 mm breit<br />
4
und 4 bis 6 mm dick. Trotz dieser Vergrößerung der Gelenkpfanne werden von<br />
ihr nur 1/4 bis 1/3 des Gelenkkopfes umfasst. [LEU00], [HLG75]<br />
2.4 Gelenkkapsel<br />
Die Gelenkkapsel (Capsula articularis) besitzt nicht überall die gleiche Stärke.<br />
Ihre vordere Wand ist dünn und zart, hier erfolgen meist die Luxationen. Die<br />
Kapsel besitzt lediglich ein Verstärkungsband (Ligamentum coracohumerale).<br />
Es zieht vom Processus coracoideus zum Tuberculum majus. Durch das<br />
Schultergelenk zieht die Sehne des langen Bizepskopfes, sie entspringt<br />
oberhalb der Gelenkpfanne.<br />
Das Schultergelenk liegt „unter einem Dach“, dass vom Proc. Coracoideus,<br />
dem Acromion und einem kräftigen Band, das Lig. Coracoacromiale, gebildet<br />
wird. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5 Muskeln, die auf das Schultergelenk wirken<br />
Auf die Muskeln, die auf das Schultergelenk wirken, wird nun genauer drauf<br />
eingegangen.<br />
2.5.1 Musculus pectoralis major<br />
Als ersten Muskel wird der Musculus pectoralis major betrachtet. Es ist der<br />
große Brustmuskel. Er befindet sich unmittelbar unter der Brusthaut und wird<br />
von einer Brusthülle (Fascia pectoralis) überdeckt. Beim erhobenen Arm über<br />
die Horizontale hat er eine dreieckige Form, beim herunterhängenden Arm eine<br />
fast viereckige. Beim abduzierten Arm entstehen die vordere Achselfalte und<br />
die vordere Wand der Achselhöhle.<br />
Nach dem Ursprung unterscheidet man drei Teile. Die Pars clavicularis (innere<br />
zwei Drittel des Schlüsselbeins), die Pars sternocostalis (Brustbein und 2.-7.<br />
Rippenknorpel) und die Pars abdominalis (vorderes Blatt der Rektusscheide).<br />
Der Ansatz befindet sich an der Crista tuberculi majoris humeri.<br />
5
Bei herabhängendem Arm gibt es im Muskel absteigende, quere und<br />
aufsteigende Fasern. Bei abduziertem Arm verlaufen fast alle Fasern in die<br />
gleiche Richtung und ziehen den Arm nach vorn (z.B. beim Schwimmen). Ist<br />
der Arm über die Horizontale erhoben, wirken die Teile der Muskeln in eine<br />
Richtung. Der gehobene Arm wird mit großer Kraft nach vorn bewegt (z.B. alle<br />
Hieb- und Stoßbewegungen). Sind beide Arme fixiert, können die beiden<br />
großen Brustmuskel den Körper nach oben ziehen (z.B. beim Klettern). Das<br />
Punctum Fixum und Punctum mobile werden vertauscht. Dies erfolgt auch,<br />
wenn die Arme fixiert sind und dadurch der Muskel die Rippen nach oben zieht<br />
und somit als Atemhilfsmuskel dient. Die Pars sternocostalis übernimmt diese<br />
wichtige Aufgabe. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5.2 Musculus deltoideus<br />
Der zweite Muskel ist der Musculus deltoideus. Er hat seinen Ursprung an drei<br />
Stellen des Schultergürtels und legt sich wie ein Mantel um das Schultergelenk<br />
und den Proc. Coracoideus. Löst man ihn ab und breitet ihn aus, hat er eine<br />
dreieckige Form. Daher auch die Bezeichnung Deltamuskel. Nach dem<br />
Ursprung unterscheidet man ihn in drei Teile. Die Pars clavicularis, dieser Teil<br />
entspringt von der Clavicula und zieht mit parallelen Fasern abwärts. Die Pars<br />
acrominalis ist kurzfaserig und durch eingelagerte Sehnenplatten mehrfach<br />
gefiedert. Sie besitzt eine besonders grobe Bündelung der Fasern. Der dritte<br />
Teil ist die Pars spinalis. Sie entspringt von der Schulterblattgräte (Spina<br />
scapulae) und verläuft parallelartig und feingebündelt.<br />
Der Ansatz der drei Teile befindet sich an der Rauhigkeit des<br />
Oberarmknochens (Tuberositas deltoidea humeri). Der Deltamuskel ist<br />
anatomisch ein Muskel, man kann ihn aber funktionell in mehrere Teile<br />
zerlegen. Die Pars clavicularis und die Pars spinalis können sich wie<br />
Antagonisten gegeneinander verhalten. Der Muskel ist irgendwie an allen<br />
Bewegungen im Schultergelenk beteiligt. Der Deltamuskel ist für den<br />
Zusammenhalt des Schultergelenks der wichtigste Muskel. Lähmung oder<br />
Atrophie führt zur Bildung eines Schlottergelenkes. [LEU00], [HLG75]<br />
6
2.5.3 Musculus latissimus dorsi / Musculus teres major<br />
Ein weiterer bedeutsamer Muskel ist der Musculus latissimus dorsi. Er liegt<br />
unmittelbar unter der Haut an der dorsalen und lateralen Fläche des Thorax und<br />
wird somit als großer Rückenmuskel bezeichnet. Deren Ursprünge findet man<br />
am Angulus inferior scapulae, am Dornfortsatz des 7.-12. Brustwirbels, an der<br />
Fascia thoracolumbalis, an der Crista iliaca und an der (9.) 10.-12. Rippe. Der<br />
Muskel zieht bis zur Crista tuberculi minoris humeri und findet dort seinen<br />
Ansatzpunkt. Der große Brustmuskel zieht den Arm nach hinten, wie z.B. beim<br />
Ausholen zu Stoß- und Wurfbewegungen. Außerdem wird der erhobene Arm<br />
nach unten gezogen und er kann den Arm Einwertsdrehen. Durch das<br />
gleichzeitige Einwertsdrehen und Rückwärtsziehen, kann er die Hand zum<br />
Rücken und Gesäß führen.<br />
Der Musculus teres major hat den gleichen Ansatz, Innervation und Funktion<br />
wie der Musculus latissimus dorsi, daher wird er als „Brudermuskel“ bezeichnet.<br />
Wenn man die Arme auf den Rücken verschränkt, zeichnet er sich als rundliche<br />
Wulst am unteren Schulterblattwinkel ab. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5.4 Musculus supraspinatus<br />
Der nächste Muskel, der betrachtet werden soll ist der Musculus supraspinatus<br />
(Obergrätenmuskel). Er hat seinen Ursprung an der Fossa supraspinatua<br />
scapulae und zieht zum Tuberculum majus humeri. Dieser Muskel füllt die<br />
Fossa supraspinata aus. Seine kräftige Endsehne zieht über den oberen Teil<br />
der Schultergelnkkapsel zum Tuberculum majus humeri. Er abduziert den Arm<br />
und kann bei Lähmung des Deltamuskels stellvertretend den Pars acrominalis<br />
übernehmen. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5.5 Musculus infraspinatus / Musculus teres minor:<br />
Der Musculus infraspinatus (Untergrätenmuskel) ist ein weiter Muskel der auf<br />
das Schultergelenk wirkt. Seinen Ursprung findet er an der Fossa infraspinata<br />
scapulae, welche er ausfüllt, und hat seinen Ansatz am Tuberculum majus<br />
7
humeri. Der mittlere Teil des Muskels ist kurzfaserig gefiedert und der obere<br />
und untere Teil sind parallelfaserig. Er wird von einer sehr derben Fascia<br />
infraspinata bedeckt. Seine Sehne bedeckt den dorsalen Teil der<br />
Schultergelenkkapsel und setzt ebenfalls am Tuberculum majus an. Dieser<br />
Muskel übernimmt die Außenrotation des Armes.<br />
Ebenfalls als Außenrotator dient der Musculus teres minor. Dieser ist sehr<br />
schmal und entweder mit dem M. infraspinatus verwachsen oder durch eine<br />
Scheidewand getrennt. Seine Sehne verhält sich zum Schultergelenk, wie die<br />
des M. infraspinatus. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5.6 Musculus subscapularis<br />
Der Musculus subscapularis (Unterschulterblattmuskel) bildet ein Muskelpolster<br />
für die Scapula zu den Rippen hin. Er ist mehrfach gefiedert. Seine kräftige<br />
Endsehne verschmilzt mit der vorderen Wand der schultergelenkkappsel und<br />
setzt am Tuberculum minus an. Der Ursprung ist an der Fascies costalis<br />
scapulae und der Ansatz am Tuberculum minus humeri. Der Muskel wirkt<br />
innenrotierend. [LEU00], [HLG75]<br />
2.5.7 Musculus coracobrachialis<br />
Der letzte Muskel, der auf das Schultergelenk Einfluss nimmt, ist der Musculus<br />
coracobrachialis. Der Hakenarmmuskel entspringt zusammen mit dem kurzen<br />
Kopf des M. bizeps brachii von der Spitze des Proc. Coracoideus. Er ist für die<br />
Innenrotation zuständig und kann je nach der Stellung im Schultergelenk den<br />
Arm abduzieren oder adduzieren. [LEU00], [HLG75]<br />
2.6 Rotatorenmanschette<br />
Die Rotatorenmanschette bildet das haubenförmige Dach des eigentlichen<br />
Schultergelenks und setzt sich aus den vier vom Schulterblatt zum Tuberculum<br />
8
majus bzw. des Oberarmknochen ziehenden Muskeln mit ihren Sehnen<br />
zusammen.<br />
Die vier Muskeln lauten:<br />
• M. subraspinatus<br />
• M. infraspinatus<br />
• M. teres minor<br />
• M.subscapularis<br />
[LEU00], [HLG75]<br />
Abbildung 3 Rotatorenmanschette [wwwMc]<br />
2.7 Schleimbeutel in der Umgebung des Schultergelenks<br />
Folgende Schleimbeutel befinden sich in der Umgebung des Schultergelenks:<br />
• Bursa subacromialis<br />
• Bursa subdeltoidea<br />
• Bursa m. subscapularis subtendinea<br />
• Bursa m. infraspunati subtendinea<br />
9
• Bursa m. teretis majoris subtendinea<br />
• Bursa m. latissimi dorsi subtendinea<br />
• Bursa subcutanea acromialis<br />
[HLG75]<br />
2.8 Gelenkmechanik des Schultergelenks<br />
Tabelle 2 Gelenkmechanik [HLG75]<br />
10
3 Krankheitsbilder der PHS<br />
Bei der Periarthropathia handelt es sich um 5 verschiedene Krankheitsbilder, für<br />
die der Oberbegriff Periarthropathie geprägt wurde.<br />
Da das Schultergelenk am häufigsten von der Periarthritis betroffen ist, spricht<br />
man von P.humeroscapularis (PHS). Für die PHS gibt es keine einheitlichen<br />
Ursachen. Möglich sind folgende Krankheitsbilder:<br />
• Degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette<br />
(Ab dem 30. Lebensjahr als Verschleißerscheinung)<br />
zunehmende Einklemmung von Muskeln der Rotatorenmanschette zwischen<br />
Gelenkkopf und Gelenkpfanne (vor allem der Supraspinatussehne, vgl.<br />
Impingement-Syndrom)<br />
• Degenerative Veränderungen der Sehnen und Sehnenansätze<br />
(vor allem Bicepssehne und Subcapularissehne)<br />
mit: z. B.: Tenosynovitis, Tendovaginitis oder Bursitis<br />
• Verkalkung der Rotatorenmanschette / Sehnenansätze der Muskeln<br />
z.B.: Kalkeinlagerungen in der Supraspinatussehne<br />
• Rotatorenmanschettenruptur<br />
z.B.: Zerreißungen, Rupturen an den Sehnen und Muskeln<br />
• Schultersteife<br />
(PHS ancylosans, engl.: Frozen Shoulder = Veränderungen der<br />
Gelenkkapsel) [HSB99] In anderer Literatur findet man die Unterscheidung<br />
von primärer und sekundärer Schultersteife. Primäre Schultersteife ist ein<br />
eigenständiges Krankheitsbild, weil andere Ursachen zugrunde liegen,<br />
welche nicht genau bekannt sind (diskutiert werden genetische<br />
Dispositionen bzw. lokale Immunreaktionen) Primäre Schultersteife = PHS<br />
ancylosans, Frozen Shoulder, fibröse Schultersteife. Es kommt zu<br />
degenerativen Veränderungen der Gelenkkapsel. Diese Erkrankung verläuft<br />
in drei Phasen und dauert etwa 1 Jahr. [wwwSmf]<br />
11
3.1 P. h. tendopathia simplex<br />
Diese Form der PHS äußert sich mit nachts betonten, subakuten oder<br />
chronischen Spontanschmerzen, sowie Schmerzen bei bestimmten<br />
Bewegungen. Typische Druckschmerzpunkte führen zu einer Unterteilung in<br />
drei Syndrome.<br />
Bei dem Supraspinatussehnensyndrom (SSP-Syndrom) treten Schmerzen bei<br />
der Abduktion des Armes zwischen 60° und 120° auf (schmerzhafter Bogen).<br />
Es entsteht ein Schmerz beim Drücken auf die Supraspinatussehne unterhalb<br />
des Akromions und am Ansatz am Tuberculum majus. Im Röntgenbild werden<br />
Aufrauungen des Tuberculum majus und Verkalkung in der Umgebung deutlich.<br />
Das Bizepslongus- Syndrom weist Schmerzen bei der Beugung und Supination<br />
des Unterarms. Möglich ist es, dass Schmerzen bei Bewegungen gegen einen<br />
Widerstand, sowie bei Druck auftreten. Eine verdickte Sehne kann dargestellt<br />
werden.<br />
Das letzte Syndrom ist das Bizeps-brevis-Syndrom. Hier treten Schmerzen bei<br />
der Adduktion und Anteversion im Schultergelenk eventuell auch gegen<br />
Widerstände oder bei Druck auf dem Ursprung des Processus coracoideus.<br />
3.2 P.h.acuta<br />
Es handelt sich um eine akute Entzündungsreaktion. Hier verkalkt eine Sehne<br />
durch Blutunterversorgung. Außerdem können Kalkherde den Schleimbeutel<br />
durchbrechen. Abwechselnd treten heftige akute Schmerzen (durch<br />
Kalkherddurchbruch) und Schwellungen auf. Ansonsten verläuft diese Form<br />
relativ beschwerdefrei. Im Röntgenbild kann ein Kalkschatten erkennbar<br />
gemacht werden.<br />
3.3 P.h. pseudoparetica<br />
Bei dieser Form liegt eine Ruptur der Rotatorenmanschette vor. Ursache ist<br />
somit eine Teil- oder Totalruptur einer Sehne infolge von Trauma oder<br />
Degeneration. Es liegt ein heftiger Schmerz nach mäßiger Anstrengung vor.<br />
Nachts verstärkt sich der Schmerz noch zusätzlich. Eine aktive Abduktion des<br />
12
Armes ist nicht möglich. Häufig sind es chronische Beschwerden, die Monate<br />
bis Jahre andauern können.<br />
3.4 P.h ankylosans<br />
Die Gelenkkapsel ist geschrumpft und verursacht dadurch eine komplette<br />
Blockierung bei passiver und aktiver Bewegung der Schulter. Eine<br />
Schrumpfung kann durch längere Ruhigstellung, neurologische Erkrankungen,<br />
durch verschiedene Medikamente oder infolge von Unfällen zu Stande<br />
kommen. Am Anfang der Krankheit sind die Schmerzen hartnäckig. Wochen<br />
später nimmt der Schmerz ab, allerdings die Bewegungseinschränkung zu.<br />
Monate später blockiert das Schultergelenk mit weigehender Schmerzfreiheit.<br />
Die schrittweise Zurückgewinnung der aktiven und passiven Bewelichkeit<br />
dauert bis zu 2 Jahren. Der Patient erhält eine Abduktionsschiene zur<br />
Vermeidung von Verlötungen der angrenzenden Weichteile. [PR04]<br />
13
4 Ursachen der PHS<br />
Die Ursache der Periarthropathia humeroscapularis bleibt in vielen Fällen<br />
ungeklärt. Sie lässt sich gehäuft nach einer Ruhigstellungsphase des<br />
Schultergelenkes nach Entzündungen oder Verletzungen beobachten.<br />
Außerdem tritt sie gehäuft nach schweren Belastungen des Schultergelenkes<br />
auf, wie z.B. nach jahrelangem Umgang mit Presslufthämmern.<br />
Weitere vermutete Auslöser der Frozen Shoulder sind vorangegangene<br />
Virusinfektionen, das Heben schwerer Lasten, Überkopfsportarten wie Tennis<br />
oder Akrobatik sowie Überlastungen des Schultergelenkes durch häufige<br />
Wiederholungen bestimmter Bewegungsabläufe. Traumatische oder<br />
degenerative Veränderungen am und um das Schultergelenk, können<br />
Sehnenentzündungen, Risse, Einrisse oder die Verkalkung der Ansätze sein.<br />
Außerdem können Schleimbeutelentzündungen, Einklemmen der Muskeln der<br />
Rotatorenmanschette, Kapselschrumpfung infolge anderer<br />
Schultergelenkserkrankungen oder Frakturen mit Schädigung umliegender<br />
Weichteile auftreten.<br />
Die Gelenkkapsel, die Gelenkhaut und die Sehnen sind geringgradig entzündet,<br />
was an der Kapsel und am Oberarmkopf zu Verklebungen führt. In einem<br />
späteren Stadium schrumpft die Gelenkkapsel.<br />
Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem vierzigsten und sechzigsten<br />
Lebensjahr auf und betrifft in erster Linie Frauen. [wwwAok]<br />
14
5 Symptome<br />
Krankheitsbilder können einzeln, gleichzeitig, aber auch aufeinander folgend<br />
auftreten. PHS kann akut oder chronisch-rezidivierend auftreten. Es gibt<br />
gemeinsame und unterschiedliche Symptome.<br />
5.1 Gemeinsamkeiten<br />
Die Gemeinsamkeiten der Symptome der PHS: Schmerzen, aktive und passive<br />
Bewegungseinschränkungen. [HSB99]<br />
5.2 Unterschiede<br />
Die Unterschiede liegen in der Intensität der Schmerzen(heftig, akut, oder<br />
unterschwellig mehr oder weniger vorhanden), im zeitlichen Rahmen und ihrer<br />
Lokalisation (wo befindet sich der Schmerz, stahlt er über den ganzen Arm<br />
aus). Ein weiterer Unterscheidungspunkt ist die Art der Schmerzen, wie z.B.<br />
Druck- oder Ruheschmerz, Belastungsschmerz, nächtlicher Schmerz beim auf<br />
die Seite drehen. [HSB99]<br />
5.3 Andere Symptome können sein<br />
Eine häufige Überwärmung und Schwellung des Gelenkes, Einschränkung der<br />
Rotationsbewegung, Bewegungseinschränkung durch Schonhaltung/<br />
Ruhigstellung, (Schonhaltung: Abduktion im SG, Flexion im EBG),<br />
Muskelatrophien, Gelenkkontrakturen, schmerzhafter Bogen (painful arc), z.B.:<br />
Schmerzen beim Abspreizen und Anheben des Armes zw. 60° und 120°,<br />
Störungen bis in die Finger in Form von Parästhesien und tropischen<br />
Störungen. [HSB99]<br />
15
6 Diagnostik<br />
Die Diagnostik wird häufig vom Allgemeinmediziner gestellt. Es erfolgt eine<br />
Anamnese des Patienten zu seinen Beschwerden (Schmerzanamnese). Hier<br />
wird sich erkundigt ob der Schmerz bei Ruhe, bei Bewegung oder bei Druck<br />
auftritt. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung des Arztes um die<br />
Schmerzpunkte zu lokalisieren und das betroffene Gebiet einzuschränken. Die<br />
einzelnen Unterfunktionen des Armes werden z.B. durch den Schürzen- oder<br />
Nackengriff überprüft. Sowohl die aktive als auch die passive Beweglichkeit<br />
zeigt sich bei der körperlichen Untersuchung deutlich eingeschränkt. Ein<br />
typisches Bild ist der schmerzhafte Bogen, hierbei hat der Patient Schmerzen<br />
beim Abspreizen und Anheben des Armes bei ca. 60° - 100°. Ergänzend<br />
werden Röntgenaufnahmen vorgenommen, die dann zur Diagnosestellung<br />
meist schon ausreichen. Das Röntgen erfolgt in drei Ebenen. Bei der<br />
bildgebenden Diagnostik sind eventuell so genannte Kalkdepots<br />
(Kalkablagerungen im Gelenk) im Röntgenbild als Zufallsbefund nachweisbar.<br />
Wenn dies nicht ausreicht, Zweifel bestehen oder eine Operation vorgenommen<br />
werden muss, werden noch andere bildgebende Untersuchungsmethoden<br />
hinzugezogen, wie die Sonographie, CT oder MRT. Die Sonografie erfolgt um<br />
Veränderungen der Rotatorenmanschette, Bizepssehne und Bursa<br />
subacromialis/ subdeltoidea sichtbar zu machen. Das MRT der Schulter erfolgt<br />
zur weiteren Differenzierungen des pathologischen Geschehens im<br />
subacromialen Raum. [wwwAok], [wwwSchmez]<br />
16
7 Therapie<br />
7.1 Ziele<br />
Das Therapieziel ist das die Schulterbeweglichkeit erhalten bleibt und keine<br />
Kontrakturen entstehen. Außerdem versucht man den aktiven schmerzfreien<br />
Bewegungsausmaß zu erweitern und eine größtmögliche Selbstständigkeit in<br />
den AdL’s zu ermöglichen. Dabei soll der betroffene Arm im physiologisch<br />
günstigsten Sinn mit einbezogen werden. [HSB99]<br />
7.2 Konservative Therapie<br />
Bei der konservativen Therapie handelt es sich um eine ärztliche Behandlung<br />
unter Vermeidung einer Operation. Hierbei wird mit Analgetika, Antiphlogistika<br />
und NSAR behandelt. Analgetika sind schmerzstillende Medikamente.<br />
Antiphlogistika sind entzündungshemmende Medikamente. NSAR sind<br />
nichtsteroidale Antirheumatika wie z.B. Acetylsalizylsäure (ASS) (Asperin).<br />
Diese konservative Therapie wird bei akuter PHS angewendet.<br />
7.3 Physikalische Therapie<br />
Die Physikalische Therapie ist eine arzneilose Therapie, wie z.B. Wasser und<br />
Strom. Bei akuter PHS behandelt man die Patienten mit Krankengymnastik,<br />
Elektrotherapie und Kältebehandlung. Bei Patienten mit chronischer PHS<br />
werden Wärmebehandlungen durchgeführt. Man unterscheidet deshalb<br />
zwischen akuter und chronischer PHS, weil es wichtig ist, Patienten mit akuter<br />
PHS nicht mit Wärme zu behandeln, sondern mit Kälte. Aus dem Grund, da die<br />
akute Phase die Entzündungsphase ist. Des Weiteren setzt man noch<br />
Bewegungstherapie und Bewegungsbäder ein. Dabei ist individuell zu<br />
entscheiden, ob passiv, assistiv oder aktiv therapiert wird. Passive<br />
Bewegungstherapie bedeutet, dass der Patient geführt wird. Unter aktiver<br />
Bewegungstherapie versteht man, dass der Patient selbst tätig, oder wirksam<br />
wird. Das bedeutet, ich bringe den Patienten dazu, sich mit eigener Muskelkraft<br />
17
zu bewegen. Mit assistiver Bewegungstherapie ist eine „Mischform“ aus aktiver<br />
und passiver Bewegungstherapie gemeint. Sie kommt zum Einsatz, wenn die<br />
eigene Muskelkraft noch nicht ausreicht. Der Ergotherapeut gibt hierbei<br />
zusätzlich Kraft, bis der Patient es selbst, also aktiv kann. Man therapiert bei<br />
der assistiven unter Aufhebung der Eigenschwere, wie z.B. mit Armschlinge<br />
oder Helparm. Ziel oder die wünschenswerteste Therapieform ist immer die<br />
aktive Therapie. Kontrakturprohylaxe bzw. Kontrakturbehandlung ist auch eine<br />
Form der physikalischen Therapie, z.B. durch Lagerung in Abduktion mit der<br />
Abduktionsschiene. Das Selbsthilfetraining und die Anwendung der<br />
propriozeptiven neuromuskulären Faszilitation ist auch eine wichtige Form der<br />
physikalischen Therapie.<br />
7.4 Strahlentherapie<br />
Je früher die Strahlentherapie eingesetzt wird, desto erfolgreicher ist sie. Dabei<br />
ist zu beachten, dass eine niedrig dosierte Strahlentherapie zum Einsatz<br />
kommt.<br />
7.5 Akupunktur<br />
Je akuter die Beschwerden sind, umso häufiger sollten die Behandlungen<br />
erfolgen. Notfalls sind bis zu tägliche Sitzungen angebracht.<br />
7.6 Operative Therapie<br />
Operative Therapie bedeutet, durch chirurgischen Eingriff. Diese Art von<br />
Therapie ist selten notwendig. Man beschränkt sich auf Fälle wo Strukturen im<br />
Bereich des Schultergelenks dauerhaft geschädigt sind. Damit sind z.B.<br />
Rupturen, Zerreissungen der Sehnen und Muskeln der Rotatorenmanschette,<br />
sowie Einklemmungen und Frakturen der Knochen gemeint. Bei Kalkdepots<br />
erfolgt die Operation meist erst dann, wenn 3 Monate erfolglos mit<br />
konservativer Therapie behandelt wurde. Die Kalkdepots treten häufig in der<br />
Sehne des M.supraspinatus auf. Dieses operative Verfahren nennt man<br />
18
Akromioplastik. Man kann sich das so vorstellen, dass der Humeruskopf am<br />
Akromion schleift, weil der „Zwischenraum“ zu klein ist. Deshalb entfernt man<br />
einen Teil des Akromions. Dieser störende Teil wird mit einer Zange<br />
abgehämmert bzw. abgeknappert. Es erfolgt dann eine Ruhigstellung auf der<br />
Thoraxabduktionsschiene. Eine längere Ruhigstellung postoperativ ist dann<br />
erforderlich, wenn die Sehnen abgelöst und refixiert wurden. Bei einer<br />
Rotatorenmanschettenruptur mit einem geringen Schädigungsgrad ist keine<br />
Operation notwendig. Es ist ausreichend mit konservativer Therapie<br />
vorzugehen. Bei umfassenden Schädigungen sollte man eine operative<br />
Versorgung überlegen.<br />
7.7 Arthroskopische Schulterstabilisierung<br />
Der Begriff Arthroskopie bedeutet so viel wie, Betrachtung der Gelenkstrukturen<br />
bzw. eines Gelenkraumes mit Hilfe eines Endoskopes. Dies kann man sich<br />
vorstellen wie ein Gelenkspiegel. Dabei wird die Optik ins Gelenk gebracht und<br />
mit Kochsalz gespühlt. Dieses hat zur Folge, dass die Gelenke sichtbar<br />
gemacht werden mit Hilfe einer Kamera. Zusätzlich zu MRT wird bei allen fünf<br />
Krankheitsbildern immer erst Arthroskopie angewandt, welche zur Absicherung<br />
der Diagnose dient. Die Operation wird nach Möglichkeit in Intubationsnarkose<br />
(es wird kein Tubus gelegt, da die Operation nicht sehr zeitaufwendig ist)<br />
durchgeführt, um Bewegungen des Patienten weitestgehend auszuschalten.<br />
Gelagert werden die Patienten auf dem Rücken in halbsitzender Position, die<br />
sogenannte Beach-Chair-Position. Der zu operierende Arm wird in einem<br />
Schulterhalter am Handgelenk fixiert und kann hierbei in beliebiger Position<br />
eingestellt werden. Der Arm und die Schulter werden während der Operation in<br />
fixierter Rotation und mit leicht abduziertem Arm im Mc. Connel/ Schulterhalter<br />
gelagert, so dass sie immer und von allen Seiten gut zugänglich ist.<br />
7.8 Nachbehandlung der Schulterstabilisierung<br />
Dem Patienten wird unmittelbar ein Gilchrist-Verband angelegt, der zunächst 24<br />
Stunden belassen wird und weitere 2 Wochen noch nachts getragen wird. Am<br />
19
1. oder 2. postoperativen Tag wird mit Pendelübungen in 45 Grad Innenrotation<br />
begonnen, wobei eine maximale Flexion und Abduktion bis 45 Grad erlaubt ist.<br />
Diese Limitierung besteht bis einschließlich der 3. Woche. Die Rotation kann<br />
dann bis zur Neutralstellung erweitert werden und ab der 6. Woche bis zur 12.<br />
Woche bis zur vollen Außenrotation bei maximal 90 Grad Abduktion geübt<br />
werden. Überkopfsportarten ohne Körperkontakt sind nach dem 3. Monat<br />
erlaubt. Kontaktsportarten erst ab dem 6. Monat. [wwwPhs2],[wwwWiki]<br />
20
8 Prophylaxe<br />
Insbesondere bei älteren Patienten sollt eine Ruhigstellung der Schulter nach<br />
Unfällen auf das Mindeste reduziert werden und baldmöglichst mit den<br />
Bewegungsübungen begonnen werden, bevor sich eine Versteifungstendenz<br />
des Schultergelenks äußert. Deshalb ist neben der medizinischen Behandlung<br />
der Erkrankung die physiotherapeutische Begleittherapie (Krankengymnastik)<br />
ein unverzichtbarer Faktor. Außerdem sollten keine falschen Bewegungen<br />
ausgeführt werden, die sich negativ auf das Schultergelenk auswirken könnten<br />
bzw. dadurch dieses ständig stark belastet.<br />
[wwwAok], [PR04]<br />
21
9 Ergotherapeutische Behandlungsmaßnahmen<br />
9.1 Befundaufnahme<br />
• Aktiver und passiver Bewegungsbefund<br />
Dabei sollte bis zur Schmerzgrenze (nach Neutral-Null-Methode) und über<br />
Schmerzgrenze hinaus gemessen werden. Zur Befundaufnahme gehören die<br />
Beurteilung des physiologischen Bewegungsablaufes, die Überprüfung der<br />
aktiven Bewegung in den benachbarten Gelenken, sowie die Befundung von<br />
Gebrauchsbewegungen (z.B. Schürzengriff, Nackengriff). Außerdem ist das<br />
Beschreiben und Beobachten von Ausweich- und Ersatzmechanismen wie<br />
z.B. wo beginnen sie und wie sehen sie aus, für die Befundaufnahme<br />
relevant.<br />
• Greifkraftmessung der betroffenen Seite<br />
Dies wird mittels dem Therapeutischen Händedruck (überkreuzt von beiden<br />
Seiten) durchgeführt. Man kann die Kraftmessung nach Janda in 6 Stufen<br />
einteilen.<br />
• Überprüfung der Sensibilität<br />
Die Sensibilität kann man an Hand von speziellen Testverfahren prüfen<br />
(testen).<br />
• Beschreibung des Schmerzes<br />
Der Patient soll den Schmerz beschreiben und Angaben wie z.B. heftig, akut,<br />
unterschwellig, mehr oder weniger vorhanden äußern. Dabei ist auch auf die<br />
Stärke des Schmerzens zu achten und in welchen Abständen sie auftreten.<br />
• Überprüfen der Selbsthilfemöglichkeiten<br />
• Sichtbefund<br />
Der Ergotherapeut sollte bei der Grundhaltung einen Vergleich beider<br />
Schultern durchführen. [HSB99]<br />
22
9.2 Behandlungsziele<br />
Eine Erweiterung des aktiven schmerzfreien Bewegungsausmaßes,<br />
Verhinderung von Kontrakturen, Erreichen der größtmöglichen<br />
Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens unter aktiver<br />
Einbeziehung des betroffenen Armes sind wichtige Behandlungsziele. Unter<br />
anderem ist eine begleitende Ergotherapie mit dem Ziel der<br />
Schultermobilisierung notwendig. [HSB99]<br />
9.3 Behandlungsgrundsätze<br />
Schmerzen beachten, aber kontrollierte aktive (evt. assistive)<br />
Bewegungsführungen an den Grenzen des Bewegungsausmaßes durch zu<br />
führen ist ein Behandlungsgrundsatz. Der Ergotherapeut sollte den Patienten<br />
dazu anhalten, das Schultergelenk viel selbstständig zu bewegen. Ein weiterer<br />
Behandlungsgrundsatz ist es, Pausen mit Lockerungsübungen zwischendurch<br />
ein zu legen. Der Patient sollte dabei Überforderung vermeiden, welche sie<br />
meistens nicht zu geben! Bewegungsausmaß ohne Ausweichbewegungen<br />
Schritt für Schritt vergrößern, dabei ist auf Ausweichmechanismen zu achten,<br />
wie z.B. nicht über den Rumpf arbeiten. Ein kontinuierlicher Bewegungsablauf<br />
also keine Stauch- und Schlagbewegungen, sollten eingehalten werden. Bei<br />
Halswirbelsäulenbeteiligung muss ein größerer Abstand zum Werkstück<br />
eingehalten werden, um eine Hyperlordosierung (= übermäßige Bewegung der<br />
HWS nach vorn) zu vermeiden.<br />
Bilaterales Arbeiten verhindert Ausweichbewegungen und schafft durch<br />
beidseitige Innervation ein besseres Ergebnis. Das bedeutet, mit beiden<br />
Händen gleichzeitig arbeiten, z.B. im Faltgriff oder Betgriff.<br />
Parallel zur Behandlung immer wieder den Selbsthilfestatus abklären<br />
(anziehen, Haare kämmen, usw.) [HSB99]<br />
9.4 Behandlungsmethoden<br />
Behandlungsmethoden für PHS- Kranke in der Ergotherapie sind:<br />
23
• Gelenkmobilisation<br />
• Muskelfunktionstraining<br />
• Sensibilitätsschulung<br />
• Koordinationsschulung<br />
[HSB99]<br />
9.5 Behandlungsmedien<br />
Weben<br />
Beim Weben ist auf physiologische Sitzhaltung zu achten, d.h. adaptierbare<br />
Tische und Stühle. Arbeiten am Tischwebrahmen und hoch hängenden<br />
Webrahmen bietet die meisten Bewegungsmöglichkeiten. Der Grund für einen<br />
hoch hängenden Webrahmen ist das der Patient hoch greifen muss um ein<br />
großes Bewegungsausmaß im Schultergelenk zu erzielen. Dabei darf die Lehne<br />
des Stuhles die Bewegungen des Armes nicht einschränken. Weben ist wichtig<br />
für die Feinmotorik, unter Einbeziehung hoher Bewegungsanforderungen.<br />
Dabei ist zu achten, dass mit langen Fäden gearbeitet wird, um großräumige<br />
Bewegungen im Schultergelenk zu erreichen.<br />
Peddigrohr<br />
Peddigrohr- Arbeiten bietet nicht so viele Bewegungsmöglichkeiten wie das<br />
Weben. Dabei ist besonders auf weit ausholende Bewegungen des Patienten<br />
im Schultergelenk zu achten. Der Therapeut sollte auf Veränderungen der<br />
Belastung durch wechselseitiges Arbeiten achten z.B. eine Runde fitzen mit<br />
rechts, dann eine Runde mit links im Uhrzeigersinn.<br />
24
Funktionelle Spiele<br />
Hierbei kommen große Dübelspiele die auch höhenverstellbar angebracht<br />
werden zum Einsatz. Die Dübel werden aus verschiedenen Ebenen angereicht<br />
und in unterschiedlichen Ebenen abgelegt, z. B. große Solitär . Das Spiel Solitär<br />
kann man auch in hoch hängender Haltung spielen, so dass der Patient nach<br />
vor greifen muss. Dies erfordert wieder ein zusätzliches Bewegungsausmaß.<br />
Drucken mit adaptierten Stempeln<br />
Arbeiten mit Rassierschaumübungen<br />
Hierbei ist auf einen geringen Widerstand zu achten.<br />
Holzarbeiten<br />
Weitere Behandlungsmedien sind z.B. Holzarbeiten wie Hobeln und Schmirgeln<br />
in unterschiedlichen schrägen Ebenen und an unterschiedlichen schräg- und<br />
höhenverstellbaren Hobelbänken. Dabei muss sich der Ergotherapeut<br />
versichern, dass der Patient nicht in die Schmerzgrenze hineinarbeitet. Diese<br />
Holzarbeiten haben hohe Anforderungen und sind nicht in der<br />
Entzündungsphase vorzunehmen, da in der Entzündungsphase nur<br />
Kältebehandlungen zu empfehlen sind. [HSB99]<br />
9.6 Behandlungshilfen<br />
Unter Behandlungshilfen versteht man, den Helparm, höhenverstellbare und<br />
schrägverstellbare Tische, sowie Stühle mit gerader Rückenlehne und<br />
Armschnitten. Die Lehne soll Ausweichbewegungen bewusst machen und<br />
verhindern. Dabei sitzt der Patient mit 90° gebeugtem Hüft-, Knie- und<br />
Sprunggelenk. Der Helparm hebt das Eigengewicht der Arme auf (er bewegt<br />
sich mit). Diesen kann man im Stehen oder Sitzen anwenden. Die Aufhängung<br />
der Arme kann variiert werden. Das Ziel des Helparmes ist es, das Vergrößern<br />
25
des aktiven, schmerzfreien, physiologischen Bewegungsausmaßes. Primär im<br />
Schultergelenk, unter vollständiger oder teilweise Aufhebung der Schwerkraft.<br />
Ein weiters Ziel ist der Erhalt und das Vergrößern der Muskelkraft im Bereich<br />
der das Schultergelenk umgebenden Muskulatur. [HSB99]<br />
9.7 Wichtige klinische Tests bei der Schulteruntersuchung<br />
An Hand des Nacken- und Schürzengriffs (Lift- off- Test) kann man die<br />
Beweglichkeit der Schulter feststellen. Weitere Testverfahren sind der Jobe-<br />
Test und der Belly- Press- Test. [HSB99]<br />
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Quellenangaben<br />
[HLG75] “Taschenbuch der Anatomie”<br />
Voss, Herrlinger, VEB Gustav Fischer Verlag Jena, Band1,<br />
15.Auflage, 1975<br />
[HSB99] “Ergotherapie in der Orthopädie”<br />
Hasselblatt, Bildungsverlag EINS, 3.Auflage, 1999<br />
[LEU00] “Systematische und <strong>funktionelle</strong> Anatomie”<br />
G.Leutert, W.Schmidt, Urban und Fischer, 9.Auflage, 2000<br />
[PR04] Pschyrembel,Walter de Gruyter, 260.Auflage,2004<br />
[SAD01] “Lexikon:Medizin und Gesundheit”<br />
Prof. Dr. med. J. P. Schade, Serges Medien, 2001<br />
[wwwAok] www.aok.de/bund/tools/medicity/diagnose.php?icd=5713<br />
[wwwMc] www.myogenic.de/artikel/Schulterschmerzen<br />
[wwwPhs1] www.periarthropathia-humeroscapularis.de<br />
[wwwPhs2) www.periarthritis-humeroscapularis.de<br />
[wwwSchmez] www.schmerznetz.at/view.php?name=IndikationenPHS<br />
[wwwSmf] www.smf-cme.ch<br />
[wwwWiki] www.wikipedia.de<br />
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