Working Paper 3_final
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ESCP-EAP <strong>Working</strong> <strong>Paper</strong><br />
Nr. 3<br />
September 2003<br />
Frauen in Führungspositionen in Banken<br />
Ausgewählte Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung in Deutschland<br />
Marion Festing<br />
Marie Christine Hansmeyer<br />
Autorinnen: Herausgeber:<br />
Prof. Dr. Marion Festing ESCP-EAP<br />
Dipl.-Kffr. Marie Christine Hansmeyer Europäische Wirtschaftshochschule Berlin<br />
Lehrstuhl für Personalmanagement Heubnerweg 6<br />
und Interkulturelle Führung 14059 Berlin<br />
ESCP-EAP Deutschland<br />
Europäische Wirtschaftshochschule Berlin T: ++49(0)30 / 32007 147<br />
Heubnerweg 6 F: ++49(0)30 / 32007 108<br />
14059 Berlin workingpaper-berlin@escp-eap.net<br />
Deutschland www.escp-eap.net<br />
T: ++49(0)30 / 32007 153 www.escp-eap.de<br />
F: ++49(0)30 / 32007 107<br />
mfesting@escp-eap.net<br />
ISSN 1619-7658
Zusammenfassung<br />
1<br />
Der Beitrag fasst ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum<br />
Thema „Frauen in Führungspositionen in Banken“ zusammen. Grundlage ist eine<br />
schriftliche Befragung von 59 Personalverantwortlichen und 161 weiblichen Führungskräften,<br />
die durch Experteninterviews ergänzt wird.<br />
Ausgewählte Ergebnisse der Befragung der Personalverantwortlichen:<br />
• Im Durchschnitt sind 18,1 % der Führungskräfte weiblich. Der Anteil von Frauen<br />
in Führungspositionen ist in großen Banken geringer als in Banken mit geringerer<br />
Mitarbeiterzahl.<br />
• Im höheren Management sind 3% der Führungskräfte weiblich, im mittleren 13%<br />
und im unteren 26%.<br />
• Familienpflichten der Frau und eine eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit werden<br />
als wichtigste Karrierehindernisse gesehen.<br />
• Nur die Hälfte aller befragten Personalverantwortlichen halten Frauenförderung<br />
für sehr wichtig.<br />
Ausgewählte Ergebnisse der Befragung der weiblichen Führungskräfte:<br />
• 77% der befragten weiblichen Führungskräfte sind kinderlos.<br />
• Die Arbeitszeit der weiblichen Führungskräfte beträgt durchschnittlich 50 Stunden.<br />
• 30% der befragten weiblichen Führungskräfte fühlten sich während ihrer Karriere<br />
direkt benachteiligt.<br />
• Frauen des höheren Managements sehen Karrierehindernisse eher bei den<br />
Frauen selbst und schätzten weniger die organisatorischen Strukturen als karrierehemmend<br />
ein.<br />
• Die meisten weiblichen Führungskräfte halten Mentoringprogramme und qualifizierte<br />
Teilzeitarbeit für sinnvolle Maßnahme der Frauenförderung.<br />
Ein Vergleich der Ergebnisse beider Umfragen zeigt, dass Frauen Karrierehindernisse<br />
als sehr viel schwerwiegender einschätzen als Personalverantwortliche. Zudem<br />
werden Frauenförderungsmaßnahmen von beiden Zielgruppen sehr unterschiedlich<br />
eingeschätzt.<br />
Zur Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte werden spezielle Frauenförderprogramme,<br />
Netzwerke und Kinderbetreuungsangebote diskutiert sowie Erfolgsfaktoren<br />
der Frauenförderung herausgestellt. Ein Vergleich zur Situation von Frauen in<br />
Führungspositionen im Ausland sowie ein Ausblick runden die Ausführungen ab.<br />
Schlüsselwörter<br />
Weibliche Führungskräfte, Karriere, Frauenförderung, Work-Life-Balance, Banken,<br />
Personalmanagement
Abstract<br />
2<br />
This paper summarizes selected empirical results from a study of women managers<br />
in the German banking industry. The data consists of 59 responses from personnel<br />
managers and 161 female leaders.<br />
Selected results from the study of the personnel managers:<br />
• The percentage of women in management is on average 18.1%. Larger banks<br />
employ more female managers than small banks.<br />
• In the top management positions, 3% are female, in mid-management positions<br />
the percentage is 13%, rising to 26% in lower management.<br />
• Family obligations and restricted time were seen as major barriers to female<br />
careers in banks.<br />
• Only half of the personnel managers think that support programmes for female<br />
managers are very important.<br />
Selected results from the study of the female managers:<br />
• 77% of female managers who participated in the survey do not have any<br />
children.<br />
• On average female managers work 50 hours per week.<br />
• 30% of the female managers reported that they had experienced direct<br />
discrimination during their career.<br />
• Female top managers think that personal factors are more important career<br />
obstacles than organizational factors.<br />
• Female managers favour mentoring programmes and qualified part-time<br />
employment to increase the share of women in management.<br />
A comparison between the two surveys reveals that female managers perceive all<br />
the reported career obstacles as more important than the personnel managers. Furthermore,<br />
the value of special support programmes for women is ambiguous within<br />
both target groups.<br />
In the <strong>final</strong> part of the paper, measures to increase the percentage of women in<br />
management such as networking or childcare are discussed and the situation of<br />
German female managers is compared to those of other countries.<br />
Key Words<br />
Female leaders, women in management, career, support programmes for women,<br />
work-life-balance, banking industry, human resource management
Inhaltsverzeichnis<br />
3<br />
1 Bedeutung des Themas und Zielsetzung der Studie ....................... 5<br />
2 Empirische Studie............................................................................... 6<br />
2.1 Aufbau der empirischen Untersuchung.............................................................6<br />
2.1.1 Methodische Vorgehensweise........................................................................6<br />
2.1.2 Zielgruppe der empirischen Untersuchung.....................................................7<br />
2.1.3 Methoden der Datenanalyse...........................................................................9<br />
2.2 Ergebnisse der empirischen Studie.................................................................10<br />
2.2.1 Befragung der Personalverantwortlichen......................................................10<br />
2.2.1.1 Mitarbeiterstruktur: Anteil weiblicher Mitarbeiter....................................10<br />
2.2.1.2 Frauen in Führungspositionen...............................................................11<br />
2.2.1.3 Differenzierung nach Managementebenen ...........................................12<br />
2.2.1.4 Karrierehindernisse ...............................................................................13<br />
2.2.1.5 Frauenförderung in Banken...................................................................16<br />
2.2.2 Befragung der weiblichen Führungskräfte ....................................................18<br />
2.2.2.1 Familiensituation ...................................................................................18<br />
2.2.2.2 Ausbildung ............................................................................................19<br />
2.2.2.3 Karrierefördernde Faktoren...................................................................20<br />
2.2.2.4 Arbeitseinsatz und Zukunftspläne .........................................................21<br />
2.2.2.5 Diskriminierung .....................................................................................21<br />
2.2.2.6 Stereotypisierung ..................................................................................21<br />
2.2.2.7 Karrierehindernisse ...............................................................................22<br />
2.2.2.8 Fördermaßnahmen................................................................................24<br />
2.2.2.9 Empfehlungen an Nachwuchsmanagerinnen........................................26<br />
2.2.3 Vergleich der beiden Umfragen ....................................................................26<br />
2.2.3.1 Karrierehindernisse ...............................................................................26<br />
2.2.3.2 Fördermaßnahmen................................................................................29
4<br />
3 Lösungsansätze: Förderung weiblicher Führungskräfte............... 30<br />
3.1 Erfolgsfaktoren von Frauenfördermaßnahmen in Banken.............................30<br />
3.2 Spezielle Frauenförderprogramme...................................................................31<br />
3.2.1 Mentoring-Programme..................................................................................31<br />
3.2.2 Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung.........................................................31<br />
3.3 Netzwerke...........................................................................................................32<br />
3.4 Kinderbetreuung................................................................................................32<br />
3.4.1 Staatliche Kinderbetreuung ..........................................................................32<br />
3.4.2 Betriebliche Kinderbetreuung .......................................................................33<br />
3.4.3 Private Kinderbetreuung ...............................................................................33<br />
3.5 Einflussmöglichkeiten der weiblichen Führungskräfte..................................34<br />
3.6 Vorteile der Frauenförderung für das Unternehmen ......................................35<br />
4 Schlussbetrachtung.......................................................................... 35<br />
4.1 Vergleich zum Ausland .....................................................................................35<br />
4.2 Trendwende und Sinneswandel? .....................................................................36<br />
Literaturverzeichnis................................................................................ 38<br />
Autorenprofil............................................................................................. 41
1 Bedeutung des Themas und Zielsetzung der Studie<br />
5<br />
Studien belegen, dass in Europa und vor allem in Deutschland Frauen in Führungspositionen<br />
trotz überdurchschnittlicher Ausbildung und hoher Motivation seltener<br />
vertreten sind als in anderen westlichen Industrienationen wie beispielsweise den<br />
USA. 1 So gibt es in Deutschland in keinem Dax-Unternehmen ein weibliches Vorstandsmitglied.<br />
2 Eine aktuelle Studie der Kienbaum Consultants International GmbH<br />
zeigt, dass von 834 untersuchten Geschäftsführerpositionen lediglich 21 von Frauen<br />
besetzt waren. Dies entspricht einem Anteil von 2,5%. 3<br />
Über den derzeitigen Anteil weiblicher Führungskräfte in deutschen Unternehmen<br />
lassen sich nur Schätzungen abgeben. Diese schwanken je nach Quelle zwischen<br />
3,5 % 4 und 11,4 %. 5 Deutschland liegt dabei im europäischen Vergleich am unteren<br />
Ende der Statistik. 6<br />
Die vorliegende an der ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin durchgeführte<br />
empirische Studie verfolgt die Zielsetzung, einen umfassenden Überblick<br />
über die derzeitige Situation von Frauen in Führungspositionen in Banken zu liefern.<br />
Hierfür wurden 161 weibliche Führungskräfte und 59 Personalverantwortliche von<br />
Banken befragt, um so zu einer spiegelbildlichen Einschätzung der Situation aus verschiedenen<br />
Perspektiven zu gelangen. Der Bankenbereich wurde ausgewählt, weil<br />
er traditionell durch einen hohen Anteil an weiblichen Mitarbeitern gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Die Studie zeigt, dass weibliche Führungskräfte in Banken zwar häufiger zu finden<br />
sind als im Durchschnitt aller Branchen, dennoch ist der Anteil im internationalen<br />
Vergleich relativ gering. An diesen Erkenntnissen setzt die Frage nach den Gründen<br />
für die Unterrepräsentanz von weiblichen Führungskräften in Banken an. Gerade in<br />
Anbetracht der aktuellen Diversity-Diskussion ist dieser Themenbereich von besonderer<br />
Bedeutung, denn es wird postuliert, dass heterogene Führungsteams ein Unternehmen<br />
besser auf die Anforderungen der Umwelt vorbereiten können, weil von<br />
Diversität gekennzeichnete Belegschaften innovativere Lösungen erarbeiten und<br />
adäquater die Kundenstruktur repräsentieren. 7 In diesem Zusammenhang spielen<br />
auch die Erfassung der durchgeführten Frauenförderungsmaßnahmen und die Einschätzung<br />
ihrer Wirksamkeit sowohl aus der Sicht weiblicher Führungskräfte wie aus<br />
der des Personalmanagements eine große Rolle. Im Einzelnen werden in diesem<br />
Beitrag die folgenden Zielsetzungen bearbeitet:<br />
1 Vgl. Studien von Bischoff (1990), Wunderer/Dick (1997).<br />
2 Vgl. Keller (2003).<br />
3 Vgl. Kienbaum Consultants International GmbH (2003).<br />
4<br />
Vgl. o. V. (2001).<br />
5<br />
Vgl. Schulte (2002).<br />
6<br />
Vgl. Wittern (2002).<br />
7<br />
Vgl. Krell/Emmerich (2001), S. 422 f., Schmitz (1998), S. 61.
6<br />
1. Erhebung von Datenmaterial zur Einschätzung des Ausmaßes der Beschäftigung<br />
weiblicher Führungskräfte im Bankensektor.<br />
2. Analyse der Situation weiblicher Führungskräfte in verschiedenen Bankengruppen.<br />
3. Analyse der Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen<br />
in Banken.<br />
4. Vergleich der Einschätzungen der Perspektiven weiblicher Führungskräfte durch<br />
das Personalmanagement und durch weibliche Führungskräfte.<br />
5. Erfassung durchgeführter Maßnahmen zur Frauenförderung und Einschätzung<br />
ihrer Wirksamkeit.<br />
6. Entwicklung von Ansatzpunkten für die Verbesserung der Karrierechancen weiblicher<br />
Führungskräfte.<br />
Auf eine ausführliche einführende Analyse zum Stand der Forschung im Themenbereich<br />
„Frauen in Führungspositionen“ wird an dieser Stelle bewusst verzichtet, um<br />
genügend Raum für die Präsentation der empirischen Ergebnisse der vorliegenden<br />
Studie zu lassen. Selbstverständlich werden die gewonnenen Daten trotzdem mit<br />
Ergebnissen anderer Studien gespiegelt, wenn dies weiterführende Schlussfolgerungen<br />
erwarten lässt.<br />
2 Empirische Studie<br />
2.1 Aufbau der empirischen Untersuchung<br />
2.1.1 Methodische Vorgehensweise<br />
Die Datenerhebung der empirischen Studie erfolgte primär durch schriftliche Fragebögen.<br />
Für die Befragung der Personalverantwortlichen und der weiblichen Führungskräfte<br />
wurde jeweils ein standardisierter Fragebogen konzipiert, der teilweise<br />
identische Inhalte umfasste, so dass die Vergleichbarkeit der Einschätzungen nicht<br />
nur innerhalb der einzelnen Zielgruppen, sondern auch zwischen ihnen gegeben ist.<br />
Darüber hinaus behandelten die Fragebögen zusätzlich weitere gruppenspezifische<br />
Themenbereiche.<br />
Die Fragen wurden sowohl offen als auch geschlossen gestellt. Offene Fragen wurden<br />
zur Erfassung komplexer und persönlicher Fragestellungen verwendet. Diese<br />
Vorgehensweise wurde gewählt, weil mögliche Antwortalternativen für komplexe<br />
Fragestellungen vorab nur sehr unvollkommen klassifiziert werden können. In der<br />
Mehrzahl der Fälle konnten die Befragten entweder Antworten auf einer Ratingskala<br />
von 1 bis 4 auswählen oder im Rahmen einer binären ja/nein Entscheidung verschiedene<br />
Attribute, Faktoren oder Ausprägungen auswählen.
7<br />
Ergänzt wird die Studie durch fokussierte Interviews mit einzelnen Frauen, die als<br />
Expertinnen für diesen Themenkomplex gelten. 8<br />
2.1.2 Zielgruppe der empirischen Untersuchung<br />
Ausgangsbasis zur Ermittlung der Stichprobe für die Befragung von Personalverantwortlichen<br />
bildete eine Liste der 150 größten Kreditinstitute Deutschlands (gemessen<br />
an der Bilanzsumme). Es handelt sich hierbei um eine Liste mit Daten von Dezember<br />
2000. 9 Aufgrund der Tatsache, dass im Jahr 2000 unter den 150 größten Kreditinstituten<br />
nur vier genossenschaftliche Banken vertreten waren, wurde die Stichprobe<br />
um die 50 größten Kreditgenossenschaften erweitert mit der Begründung,<br />
dass diese mit einer Anzahl von 1489 Banken 10 immerhin 64% aller Banken in<br />
Deutschland ausmachen und somit einen wichtigen Bestandteil des Bankensektors<br />
darstellen.<br />
Großbanken 4 2 50<br />
Regionalbanken und sonstige Kredit-<br />
banken<br />
Anzahl<br />
angeschriebener<br />
Banken<br />
35 9 25,7<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 15 2 11 13,3<br />
Landesbanken 12 4 33,3<br />
Sparkassen 51 14 27,5<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 2 2 100<br />
Kreditgenossenschaften 48 22 45,8<br />
Realkreditinstitute 19 4 21,1<br />
Banken mit Sonderaufgaben 7 0 0<br />
Gesamt 193 59 30,6<br />
Tabelle 1: Rücklaufquote nach Bankengruppen.<br />
Anzahl<br />
teilnehmender<br />
Banken<br />
Rücklaufquote der<br />
Bankenklasse (%)<br />
8 Interviews wurden durchgeführt mit Sabine Asgodom, Managementtrainerin; Barbara David, Frauenbeauftragte<br />
der Commerzbank AG; Dorothee Blessing, Managing Director bei Goldman, Sachs<br />
& Co oHG; Christine Licci, Vorstandsvorsitzende der Citigroup Privatkunden AG; Dr. Helga Lukoschat,<br />
Geschäftsführerin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft.<br />
9 Das Bankenhandbuch Hoppenstedt erscheint einmal jährlich. Die zum Zeitpunkt der Befragung<br />
aktuelle Ausgabe 2002 basiert auf Daten des Jahres 2000.<br />
10 Vgl. Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (2003), S. 24.<br />
11 Die Unternehmenszentralen der beiden Banken liegen in Nordamerika und Skandinavien.
8<br />
Da keine aktuelleren Daten vorlagen, mussten am Ende von den 200 Banken sieben<br />
Banken aufgrund von mittlerweile durchgeführten Fusionen aus der Liste gestrichen<br />
werden. Insgesamt wurden also Personalverantwortliche von 193 Banken persönlich<br />
angeschrieben.<br />
An der Befragung der Personalverantwortlichen beteiligten sich 59 Banken. Dies entspricht<br />
einer Rücklaufquote von 31%. Tabelle 1 gibt Aufschluss über die Rücklaufquote<br />
in den einzelnen Bankengruppen.<br />
Die Auswahl und Ansprache der weiblichen Führungskräfte wurde vor allem durch<br />
datenschutzrechtliche Bestimmungen erschwert. Als Auskunftsquellen dienten die<br />
Adressdatei eines bankenübergreifenden Netzwerks sowie die Teilnehmerliste einer<br />
mehrtägigen Konferenz zum Thema „Frauen in Führungspositionen“, die der Verfasserin<br />
zur Verfügung gestellt wurden. Somit konnten 200 weibliche Führungskräfte<br />
direkt angeschrieben werden. Um den Kreis der teilnehmenden Bankmanagerinnen<br />
weiter zu erhöhen, wurde zusätzlich zur direkten Ansprache von der Schneeballtechnik<br />
Gebrauch gemacht. 12<br />
Aufgrund dieser Vorgehensweise kann keine Rücklaufquote bei der Befragung der<br />
weiblichen Führungskräfte ermittelt werden. Bei den direkt angeschriebenen weiblichen<br />
Führungskräften war es teilweise nicht sicher, ob alle angeschriebenen Frauen<br />
überhaupt den Status einer Führungskraft innehaben würden. Zusätzlich zu den versandten<br />
Fragebögen wurden die für weitere weibliche Führungskräfte beigefügten<br />
Fragebögen häufig vervielfältigt, andere wiederum wurden gar nicht erst weitergeleitet.<br />
Häufigkeit Prozent<br />
Großbanken 54 33,5<br />
Regionalbanken und sonstige Kreditbanken 22 13,7<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 11 6,8<br />
Landesbanken 21 13<br />
Sparkassen 27 16,8<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 4 2,5<br />
Kreditgenossenschaften 13 8,1<br />
Realkreditinstitute 7 4,4<br />
Banken mit Sonderaufgaben 2 1,2<br />
Gesamt 161 100<br />
Tabelle 2: Verteilung der weiblichen Führungskräfte nach Bankengruppen.<br />
12 Vgl. Diekmann (1997), S. 346 f.
9<br />
Insgesamt beteiligten sich 161 Frauen an der Befragung. Von diesen arbeitet ein<br />
Großteil bei Großbanken (34 %). Das liegt vor allem daran, dass die meisten Direktansprachen<br />
an Frauen in Großbanken gerichtet waren (vgl. Tabelle 2). 27 % der<br />
weiblichen Führungskräfte, die an der Studie teilgenommen haben, sind im unteren,<br />
59 % im mittleren und 14 % im höheren Management tätig.<br />
2.1.3 Methoden der Datenanalyse<br />
Die Auswertung der Fragebögen wurde mit Hilfe des Statistik-Programms SPSS<br />
durchgeführt. Es wurden sowohl deskriptive als auch inferenzstatistische Verfahren<br />
verwendet.<br />
Im Rahmen der deskriptiven Statistik wurden Häufigkeitstabellen und statistische<br />
Kennwerte (z.B. Mittelwert oder Standardabweichung) zur Beschreibung des Datenmaterials<br />
ermittelt.<br />
Mit Hilfe inferenzstatistischer Methoden kann differenziert werden, ob auftretende<br />
Mittelwertsunterschiede oder Zusammenhänge (Korrelationen) zufällig zustande gekommen<br />
sind oder nicht.<br />
Folgende Analyseverfahren wurden verwendet:<br />
• Der Chi 2 -Unabhängigkeitstest wurde zur Überprüfung der Unabhängigkeit zweier<br />
Variablen herangezogen. 13<br />
• Für den Vergleich von Mittelwerten zweier unabhängiger Stichproben wurden T-<br />
Tests für unabhängige Stichproben verwendet.<br />
• Um festzustellen, wie stark der Zusammenhang zwischen zwei Variablen ist und<br />
in welche Richtung dieser geht, wurde bei metrisch skalierten Variablen 14 die Korrelationsanalyse<br />
nach der Methode von Bravais/Pearson verwendet. Die errechneten<br />
Korrelationskoeffizienten wurden wie folgt interpretiert: 15<br />
0,0 < r ≤ 0,2<br />
0,2 < r ≤ 0,5<br />
0,5 < r ≤ 0,7<br />
- sehr geringe Korrelation<br />
- geringe Korrelation<br />
- mittlere Korrelation<br />
0,7 < r ≤ 0,9<br />
0,9 < r ≤ 1<br />
- hohe Korrelation<br />
- sehr hohe Korrelation<br />
13 Vgl. Brühl/Zöfel (2000), S. 240.<br />
14 Bei zwei ordinalskalierten Merkmalen wird ein Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman gebildet.<br />
Bei nominal skalierten Variablen kann das Ausmaß des Zusammenhangs mit Hilfe des Kontingenzkoeffizienten<br />
(c) bestimmt werden (vgl. Brühl/Zöfel (2000), S. 244 f, S. 322 f.).<br />
15 Vgl. Brühl/Zöfel (2000), S. 242.
10<br />
2.2 Ergebnisse der empirischen Studie<br />
Die Ergebnisse der Befragung der Personalverantwortlichen der Banken und der<br />
weiblichen Führungskräfte werden zunächst getrennt voneinander dargestellt. Anschließend<br />
folgt ein Vergleich der Ergebnisse beider Studien.<br />
2.2.1 Befragung der Personalverantwortlichen<br />
2.2.1.1 Mitarbeiterstruktur: Anteil weiblicher Mitarbeiter<br />
Bankengruppen, die ihren Kunden ein besonders breit gefächertes Serviceangebot<br />
anbieten, weisen einen besonders hohen Frauenanteil auf. Dies ist z.B. der Fall bei<br />
Sparkassen (56 %), Kreditgenossenschaften (53 %) und Großbanken (50 %). Im Gegensatz<br />
dazu fällt dieser Anteil geringer aus bei Banken mit weniger Kundenverkehr,<br />
wie z.B. bei Realkreditinstituten (47 %), Landesbanken (44 %) oder genossenschaftlichen<br />
Zentralbanken (39 %). Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Frauen verstärkt<br />
im Kundenverkehr eingesetzt werden (vgl. Tabelle 3).<br />
% der<br />
Stichprobe<br />
Mitarbeiter 16<br />
weibliche Mitarbeiter<br />
(ø) ø Anteil (%) Standardabweichung<br />
Großbanken 3,4 35.246 50,1 0,21<br />
Regionalbanken und sonstige<br />
Kreditbanken<br />
15,3 1.492 46,6 6,45<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 3,4 2.069 17 50,5 0,71<br />
Landesbanken 6,8 2.782 44,1 6,12<br />
Sparkassen 23,7 1.280 55,4 10,47<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 3,4 2.628 39,2 1,2<br />
Kreditgenossenschaften 37,2 508 53,2 10,95<br />
Realkreditinstitute 6,8 1.087 46,7 3,77<br />
Durchschnitt gesamt 100 2.337 51 9,76<br />
Tabelle 3: Anteil weiblicher Mitarbeiter in den befragten Bankengruppen.<br />
16 Soweit nicht anders erwähnt, wird von Vollzeitarbeitskräften ausgegangen. Das Reinigungspersonal<br />
ist in die Betrachtung nicht mit einbezogen.<br />
17 Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl ist wenig aussagekräftig, da eine der beiden teilnehmenden<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 400, die andere hingegen 3.727 Mitarbeiter beschäftigt.
2.2.1.2 Frauen in Führungspositionen<br />
11<br />
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen schwankt bei den untersuchten Banken<br />
erheblich. In manchen Banken gab es keine weiblichen Führungskräfte, in anderen<br />
wiederum waren mehr als zwei Drittel der Führungspositionen durch weibliche Mitarbeiter<br />
besetzt (67 %) (vgl. Abbildung 1). Im Durchschnitt sind 18,1 % der Führungskräfte<br />
weiblich. Dieser Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt aller Branchen,<br />
wenn die in der Einführung genannten Zahlen als Referenzpunkte verwendet<br />
werden.<br />
Prozent der Banken<br />
Prozent<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
19<br />
0-10%<br />
11-20%<br />
weibliche Führungskräfte<br />
21-30%<br />
31-40%<br />
Abbildung 1: Verteilung der Anteile von Frauen in Führungspositionen.<br />
50<br />
41-50%<br />
> 50%<br />
Auf die einzelnen Bankengruppen bezogen lässt sich feststellen, dass bei Zweigstellen<br />
ausländischer Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften weibliche<br />
Führungskräfte überdurchschnittlich stark vertreten sind, während in den übrigen<br />
Bankengruppen der Anteil weiblicher Führungskräfte eher unterdurchschnittlich ist<br />
(vgl. Tabelle 4). Bei genauerer Analyse des Anteils von Frauen in Führungspositionen<br />
lassen sich weiterhin folgende Feststellungen machen:<br />
• Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in den untersuchten Banken ist in<br />
großen Banken geringer als in Banken mit kleinerer Mitarbeiterzahl. So ergab die<br />
Umfrage, dass 68 % der Banken, die sich durch einen überdurchschnittlich hohen<br />
Anteil von Frauen in Führungspositionen auszeichnen (≥ 18 %), weniger als 1.000<br />
Mitarbeiter beschäftigen.<br />
• Es besteht ein geringer statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem<br />
Anteil weiblicher Mitarbeiter und dem Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />
(r = 0,372). Dies lässt vermuten, dass diese Unternehmen eine weniger männer-<br />
22<br />
5<br />
2 2
12<br />
orientierte Unternehmenskultur pflegen und eher bestrebt sind, stärker auch weibliche<br />
Interessen auf der Führungsebene zu berücksichtigen.<br />
Anteil<br />
(%)<br />
Frauen in Führungspositionen<br />
Standard-<br />
abweichung<br />
Minimum (%) Maximum (%)<br />
Großbanken 15,1 2,4 13,4 16,8<br />
Regionalbanken und sonstige<br />
Kreditbanken<br />
15,5 7 6,9 24,4<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 43,7 32,5 20,7 66,7<br />
Landesbanken 13,5 7,7 10,9 16<br />
Sparkassen 19,3 16,3 0 65<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 14 2,8 12 16<br />
Kreditgenossenschaften 18,8 10 0 41,5<br />
Realkreditinstitute 11,7 6,2 3,2 17,8<br />
Durchschnitt gesamt 18,1 12,3 0 66,7<br />
Tabelle 4: Anteil von Frauen in Führungspositionen nach Bankengruppen.<br />
2.2.1.3 Differenzierung nach Managementebenen<br />
Im Durchschnitt sind 3 % der Positionen im höheren Management mit Frauen besetzt.<br />
Im mittleren Management sind es schon 13 % und im unteren Management bereits<br />
26 % (vgl. Tabelle 5). Mögliche Gründe für eine derartige pyramidenförmige Aufteilung<br />
sind vielfältig:<br />
1. Der Pool qualifizierter Mitarbeiterinnen hat sich erst in den letzten Jahren vergrößert,<br />
so dass für die Rekrutierung von Führungskräften für die höhere Managementebene<br />
bisher nicht genügend qualifizierte Frauen zur Verfügung standen.<br />
2. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen sich aus familiären<br />
Gründen aus dem Berufsleben zurückziehen. Daher fehlen teilweise auch<br />
aus diesem Grund geeignete Frauen, die für höhere Managementaufgaben in<br />
Frage kommen.<br />
3. Gerade die jüngere Generation, die sich zur Zeit in den unteren Managementebenen<br />
befindet, profitiert von einer stärkeren Diskussion über Chancengleichheit<br />
und Diversity Management. Wenn diese Generation höhere Managementebenen<br />
erreicht hat, wird sich möglicherweise auch der Anteil weiblicher Führungskräfte<br />
erhöhen.
13<br />
Anteil Frauen in Führungspositionen (%)<br />
höheres<br />
Management<br />
mittleres<br />
Management<br />
unteres<br />
Management<br />
Großbanken 3,9 6,9 22,8<br />
Regionalbanken und sonstige Kreditbanken 4,3 11,3 24,2<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 7,5 29 41,5<br />
Landesbanken 8,8 7,2 18<br />
Sparkassen 2,9 13,4 27,3<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 0 9,8 17,5<br />
Kreditgenossenschaften 1,6 14,1 30<br />
Realkreditinstitute 3,1 6,5 13,2<br />
Durchschnitt gesamt 3,2 12,8 26,3<br />
Tabelle 5: Frauen in den verschiedenen Managementebenen nach Bankengruppen.<br />
2.2.1.4 Karrierehindernisse<br />
Zahlreiche Autoren versuchen zu identifizieren, welches die möglichen Ursachen für<br />
die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen sind. 18 Die möglichen<br />
Barrieren, die sich einer Frau auf dem Weg in die Chefetage in den Weg stellen,<br />
lassen sich in drei verschiedene Kategorien einteilen:<br />
1. Persönliche Karrierehindernisse: Vorurteile und Stereotypen, die mit Frauen in<br />
Verbindung gebracht werden, sowie von den Frauen selbst geschaffene Hindernisse.<br />
Hierunter werden z.B. eine nicht ausreichend qualifizierte Ausbildung,<br />
mangelnde Karriereplanung, Selbstunterschätzung und die familiäre Situation genannt.<br />
2. Strukturelle/organisatorische Karrierehindernisse: Barrieren innerhalb einer Organisation<br />
wie z.B. Stereotypisierung, spezifische Personalauswahlverfahren, Minderheitsstatus<br />
(„Token“-Status) der Frauen, erschwerter Zugang zu Netzwerken<br />
oder eine männlich geprägte Unternehmenskultur.<br />
3. Kulturelle Karrierehindernisse: Hemmnisse, die durch gesellschaftliches Rollendenken<br />
hervorgerufen werden.<br />
18 Vgl. z.B. Assig (2001), Wunderer/Dick (1997), Quack (1997).
14<br />
Im Rahmen des Fragebogens wurden die Personalverantwortlichen danach befragt,<br />
wie sie die verschiedenen Karrierehindernisse bezüglich ihrer Wichtigkeit für weibliche<br />
Führungskräfte beurteilen. 19<br />
nicht die richtige Ausbildung<br />
zu weing Beteiligung an Weiterbildung<br />
Karrierebeginn in spezialisierter<br />
Managementlaufbahn<br />
Mangel an Erfahrung<br />
Frauen trauen sich weniger zu<br />
nicht genug Durchsetzungskraft<br />
Familienpflichten der Frau<br />
Frauen folgen an Berufsort des Partners<br />
eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit<br />
mangelnde Flexibilität<br />
fehlende Bereitschaft Kontaktnetze<br />
aufzubauen<br />
Frauen wollen keine Karriere machen<br />
5<br />
4<br />
23<br />
22<br />
26<br />
22<br />
21<br />
26<br />
23<br />
21<br />
27<br />
26<br />
31<br />
57<br />
27<br />
35<br />
39<br />
37<br />
43<br />
46<br />
34<br />
46<br />
32<br />
61<br />
63<br />
30<br />
34<br />
30<br />
35<br />
31<br />
30<br />
27<br />
33<br />
31<br />
23<br />
20<br />
9<br />
13<br />
9<br />
7<br />
7<br />
12<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht wichtig nicht sehr wichtig sehr wichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 2: Einschätzung persönlicher Karrierehindernisse durch Personalverantwortliche.<br />
Es fällt besonders auf, dass Personalverantwortliche persönlichen Karrierehindernissen<br />
in den meisten Fällen eine relativ geringe Bedeutung zuordnen (vgl. Abbildung<br />
2). Familienpflichten der Frauen werden als größtes Problem angesehen.<br />
Genauso deutlich ist die Aussage bezüglich der eingeschränkten zeitlichen Verfügbarkeit.<br />
Keines der weiteren persönlichen Karrierehindernisse wird von der Mehrzahl<br />
der Personalverantwortlichen als „sehr wichtig“ oder „von höchster Wichtigkeit“ eingestuft.<br />
19 Die Bewertung erfolgte auf einer Rankingskala von 1 - 4 (1 - gar nicht wichtig, 2 - nicht sehr<br />
wichtig, 3 - sehr wichtig, 4 - von höchster Wichtigkeit).<br />
9<br />
4<br />
5<br />
4
15<br />
Bei den strukturellen Hindernissen fällt auf, dass es kein strukturelles Merkmal gibt,<br />
das Personalverantwortliche als bedeutende negative Beeinflussung für die Karriere<br />
einer Frau einschätzen (vgl. Abbildung 3).<br />
geschlechtsspezifische<br />
Beförderungssysteme<br />
fehlendes Mentoring<br />
Beförderung ohne<br />
Stellenausschreibung<br />
Dominanz männlicher<br />
Entscheidungsträger<br />
33<br />
30<br />
52<br />
50<br />
35<br />
37<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht w ichtig nicht sehr wichtig sehr wichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 3: Einschätzung struktureller Karrierehindernisse durch Personalverantwortliche.<br />
Hinsichtlich der kulturellen Hindernisse ist die Meinung der Personalverantwortlichen<br />
relativ ausgewogen (vgl. Abbildung 4). Etwa die Hälfte der Befragten schätzt die<br />
Aspekte „männliche Werte dominieren die Unternehmenskultur“ und „fehlende<br />
gesellschaftliche Akzeptanz anderer Familienmodelle“ als wichtige Karrierehindernisse<br />
ein.<br />
männliche Werte<br />
dominieren<br />
Unternehmenskultur<br />
fehlende<br />
gesellschaftliche<br />
gesellschaftliche<br />
Akzeptanz anderer<br />
Akzeptanz anderer<br />
Familienmodelle<br />
Familienmodelle<br />
13<br />
15<br />
34<br />
35<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht w ichtig nicht sehr wichtig sehr wichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 4: Einschätzung kultureller Karrierehindernisse durch Personalverantwortliche.<br />
28<br />
31<br />
42<br />
41<br />
28<br />
27<br />
22<br />
17<br />
6<br />
11<br />
9<br />
4
2.2.1.5 Frauenförderung in Banken<br />
16<br />
Bei der Frage nach dem Stellenwert, den die Förderung von Frauen in den untersuchten<br />
Banken einnimmt, sind die Einschätzungen sehr gemischt. 48 % der Personalverantwortlichen<br />
antworteten, dass Frauenförderung in ihrem Unternehmen „sehr<br />
wichtig“ oder von „höchster Wichtigkeit“ sei. Mehr als die Hälfte der Personalverantwortlichen<br />
(52 %) sprachen der Frauenförderung in ihrer Bank kaum oder gar keine<br />
Wichtigkeit zu.<br />
Der niedrige Stellenwert, der Frauenförderung in vielen Banken zugeschrieben wird,<br />
spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass nur 38 % der untersuchten Banken<br />
eine oder mehrere Gleichstellungsbeauftragte beschäftigen (vgl. Tabelle 6).<br />
Gleichstellungs-<br />
beauftragte (%)<br />
ja nein<br />
Stellenwert der<br />
Frauenförderung<br />
(wichtig/sehr wichtig) (%)<br />
Großbanken 100 0 100<br />
Regionalbanken und sonstige Kreditbanken 22 73 44<br />
Zweigstellen ausländischer Banken 0 100 100<br />
Landesbanken 75 25 75<br />
Sparkassen 64<br />
36 46<br />
Genossenschaftliche Zentralbanken 0 100 0<br />
Kreditgenossenschaften 5 95 42<br />
Realkreditinstitute 25 75 33<br />
Gesamt 38 62 48<br />
Tabelle 6: Beschäftigung von Gleichstellungsbeauftragten in den untersuchten Banken.<br />
Ein möglicher Grund für die Zurückhaltung bei der Beurteilung von Frauenförderprogrammen<br />
könnte darin liegen, dass viele der Personalverantwortlichen sich nicht<br />
eindeutig im Klaren über den Nutzen dieser Förderinitiativen sind. Weniger als die<br />
Hälfte (43 %) beurteilen die Wirksamkeit der Maßnahmen auf die Karrierechancen<br />
von Frauen als eindeutig positiv.<br />
Die Banken, die sich entschieden haben, spezielle Maßnahmen der Frauenförderung<br />
zu ergreifen, nennen als ausschlaggebende Gründe vor allem die Vermeidung von<br />
Opportunitätskosten durch die Nichtnutzung von weiblichem Potenzial und den<br />
Wunsch nach mehr Chancengleichheit (vgl. Abbildung 5).
Vermeidung von Opportunitätskosten<br />
Wunsch nach mehr Chancengleichheit<br />
rechtliche Bestimmungen<br />
Frauen eignen sich besser<br />
Personalmangel/Rekrutierungsprobleme<br />
Abbildung 5: Gründe für den Einsatz von Frauenförderprogrammen (in %).<br />
17<br />
Die Ziele, die Banken mit Frauenförderprogrammen verfolgen, werden vielfach<br />
abstrakt und eher allgemein formuliert. Lediglich drei Banken haben sich klare quantitative<br />
Ziele für die Besetzung von Führungspositionen mit Frauen gesetzt.<br />
Die Mehrzahl der Banken (75 %) bietet Fördermaßnahmen für Frauen an. Auch<br />
Banken, bei denen der Stellenwert der Frauenförderung im Unternehmen nicht besonders<br />
hoch angesiedelt ist, haben Maßnahmen ergriffen, um Frauen auf dem Weg<br />
in die Führungsetage zu unterstützen. Die Initiativen, die Banken in Angriff<br />
genommen haben, um den Aufstieg von Frauen in Managementpositionen zu<br />
erleichtern, sind vielfältig. Am häufigsten werden flexible Arbeitszeiten genannt (vgl.<br />
Abbildung 6).<br />
flexible Arbeitszeiten<br />
interne Stellenausschreibung<br />
externe Stellenausschreibung<br />
betriebliche Kinderbetreuung<br />
Kommunikationsschulung<br />
Selbstbewusstseinsstärkungskurse<br />
Gleichstellungsprogramme<br />
offizielles Mentoring<br />
veränderte Auswahlverfahren<br />
spezielle Ausbildungskurse<br />
Verringerung der Arbeitsbelastung<br />
Frauenquote<br />
Rechtsstreitigkeiten<br />
Druck der Öffentlichkeit<br />
Abbildung 6: Maßnahmen zur Frauenförderung (in %).<br />
1,8<br />
1,8<br />
10,7<br />
Es fällt auf, dass diejenigen Banken, die Gleichstellungsbeauftragte beschäftigen,<br />
besonders viele Förderprogramme initiiert haben (vgl. Tabelle 7).<br />
3,1<br />
12,5<br />
6,3<br />
19,6<br />
17,9<br />
20,4<br />
25,5<br />
25<br />
25<br />
25<br />
44,6<br />
40,6<br />
50<br />
50<br />
66,1<br />
71,4
18<br />
Banken mit<br />
Gleichstellungs-<br />
beauftragter<br />
Banken ohne<br />
Gleichstellungs-<br />
beauftragte<br />
Signifikanznive<br />
au (Chi²-Tests)<br />
Flexible Arbeitszeiten 94 66 *<br />
Interne Stellenausschreibung 83 60<br />
Externe Stellenausschreibung 56 43<br />
Betriebliche Kinderbetreuungsangebote 61 9 * * *<br />
Kommunikationsschulung 56 11 * * *<br />
Gleichstellungsprogramme 56 3 * * *<br />
Kurse, um das Selbstbewusstsein zu<br />
stärken<br />
50 6 * * *<br />
Offizielle Mentoren-Programme 39 9 * *<br />
Veränderte Personalauswahl- und<br />
Beförderungsverfahren<br />
22 9<br />
Spezielle Ausbildungskurse 17 9<br />
Verringerung der Arbeitsbelastung von<br />
Führungskräften<br />
6 0<br />
Frauenquote 0 3<br />
* p ≤ 5%; * * p ≤ 1%; * * * p ≤ 0,1%<br />
Tabelle 7: Förderangebote in Banken mit und ohne Gleichstellungsbeauftragter (in %).<br />
2.2.2 Befragung der weiblichen Führungskräfte<br />
2.2.2.1 Familiensituation<br />
64 % der befragten Frauen leben in einer Partnerschaft, in denen 96 % der Partner<br />
der Frauen selbst berufstätig sind. In den meisten Fällen (66 %) orientiert sich die<br />
Organisation des Familienlebens gleichberechtigt an den Karriereplänen beider<br />
Partner.<br />
Obwohl die Mehrzahl der Frauen in einer Partnerschaft lebt, haben lediglich 23 % von<br />
ihnen Kinder. Zudem haben nur 29 % von diesen 23 % der Frauen in Führungspositionen<br />
mehr als ein Kind. 77 % der befragten weiblichen Führungskräfte sind<br />
dementsprechend kinderlos. Die Problematik der Vereinbarkeit von Karriere und Kindern<br />
scheint sich im Bankensektor deutlich abzuzeichnen. Möglicherweise resultiert<br />
die erstaunlich hohe Kinderlosigkeit in der Stichprobe jedoch auch daraus, dass
19<br />
weibliche Führungskräfte mit Kindern weniger bereit waren, die Zeit aufzubringen,<br />
um den Fragebogen auszufüllen.<br />
Zahlreiche Banken weisen auf Förderinitiativen in Form von betrieblicher Kinderbetreuung<br />
hin. Aus der Gruppe der befragten weiblichen Führungskräfte berichten<br />
jedoch nur ca. 25 % der Mütter von einer aktiven Unterstützung bei der Kinderbetreuung.<br />
Diese wurde in Form von verkürzten bzw. flexiblen Arbeitszeiten (73 %<br />
der Fälle) sowie betrieblicher Kinderbetreuung (46 % der Fälle) angeboten. Die<br />
meisten Mütter haben die Kinderbetreuung privat mit Hilfe der Großeltern, Kinderfrauen<br />
oder Kindertagesstätten geregelt. Nur in zwei Fällen kümmert sich der Ehepartner<br />
als „Hausmann“ ausschließlich um die Kindererziehung.<br />
2.2.2.2 Ausbildung<br />
Zwischen den einzelnen Managementebenen lassen sich deutliche Unterschiede<br />
hinsichtlich des Ausbildungs- und Qualifikationsniveaus der Frauen feststellen (vgl.<br />
Tabelle 8):<br />
• 68 % der Frauen auf der höchsten Managementebene haben ein Studium absolviert.<br />
Im mittleren Management sind es dagegen nur 57 % und im unteren 50 %.<br />
Eine gute Ausbildung scheint demnach Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Karriere zu sein.<br />
• Auslandserfahrungen haben immerhin 48 % der Managerinnen in höheren Führungsebenen,<br />
im Gegensatz zu 24 % im unteren und 21 % im mittleren Management.<br />
Unteres<br />
Management<br />
Mittleres<br />
Management<br />
Höheres<br />
Management<br />
Durchschnitt<br />
gesamt<br />
Abitur 81 72,3 82,6 75,1<br />
Studium/Studium + Lehre 50 57 68,2 56,8<br />
Auslandserfahrungen 30,2 28 47,8 31,4<br />
Traineeausbildung 24,4 21,3 39,1 24,7<br />
Weiterbildung 52,5 51,1 47,8 51<br />
Beschäftigung in anderen Banken 27,9 34 47,8 34,4<br />
Tabelle 8: Karriereweg der weiblichen Führungskräfte (in %).<br />
Innerhalb der verschiedenen Bankengruppen ist das Ausbildungs- und Qualifikationsniveau<br />
der Frauen ähnlich. Zwei Ausnahmen bilden die Sparkassen und Kreditgenossenschaften,<br />
in denen nur 30 % bzw. 23 % der Frauen studiert haben. In diesen<br />
beiden Bankengruppen absolvierte ein Großteil der Frauen firmeninterne Ausbildungsgänge.
2.2.2.3 Karrierefördernde Faktoren<br />
20<br />
Werden die Managerinnen nach Attributen gefragt, die ihnen beim Aufstieg in ihre<br />
derzeitige Position geholfen haben, geben 93 % der Frauen Leistung an. 71 %<br />
schreiben Eigeninitiative eine große Bedeutung zu. 68 % nennen Durchsetzungsfähigkeit,<br />
66 % soziale Kompetenz und 64 % Fleiß und Arbeitseinsatz als besondere<br />
Qualitäten. Nur 6 % halten persönliche Beziehungen für karrierefördernd in ihrem<br />
Beruf (vgl. Tabelle 9).<br />
Unteres<br />
Management<br />
(%)<br />
Mittleres<br />
Management<br />
(%)<br />
Höheres<br />
Management<br />
(%)<br />
Durchschnitt<br />
gesamt<br />
Leistung 93 93,6 95,7 93,2<br />
Eigeninitiative 74,4 67 82,6 70,8<br />
Durchsetzungsfähigkeit 69,8 64,9 78,3 67,7<br />
Soziale Kompetenz 69,8 67 60,9 66,5<br />
Fleiß, Arbeitseinsatz 72,1 67 39,1 64<br />
Selbstbewusstsein 46,5 56,4 65,2 54,7<br />
Bildung und Ausbildung 60,5 52,1 52,2 54<br />
Mut 25,6 33 34,8 31,1<br />
Zufall 20,9 30,9 26,1 27,3<br />
Humor 16,3 10,6 13 12,4<br />
Persönliche Beziehungen 11,6 7,4 0 6,2<br />
Protektionismus 0 4,3 4,3 3,1<br />
Tabelle 9: Karrierefördernde Faktoren.<br />
Bei Differenzierung der Antworten nach Managementebenen sind einige Abweichungen<br />
festzustellen (vgl. Tabelle 9):<br />
• Frauen des oberen Managements sehen besonders Eigeninitiative, Durchsetzungsfähigkeit<br />
und Selbstbewusstsein als ihre besonderen Stärken an. Im<br />
Gegensatz dazu haben ihnen die heutzutage vielfach gepriesenen „soft skills“, die<br />
besonders Frauen zugesprochen werden, im Durchschnitt weniger geholfen.<br />
• Frauen im unteren Management gehen davon aus, dass sie ihre Position mit<br />
Fleiß und hohem Arbeitseinsatz erreicht haben und so auf der Karriereleiter weiter<br />
aufsteigen werden. Managerinnen, die bereits in der Unternehmensspitze angekommen<br />
sind, haben im Laufe ihrer Karriere gelernt, dass Fleiß alleine für den<br />
Aufstieg nicht ausreicht.<br />
(%)
2.2.2.4 Arbeitseinsatz und Zukunftspläne<br />
21<br />
Die Arbeitszeit der weiblichen Führungskräfte beträgt im Durchschnitt 50 Stunden.<br />
Dabei ist eine positive statistische Korrelation zwischen der Arbeitszeit und der Position<br />
einer Bankmanagerin festzustellen.<br />
Werden weibliche Führungskräfte nach ihren Zukunftsplänen gefragt, so geben 53 %<br />
an, dass sie beruflich weiter aufsteigen wollen. 36 % streben einen Verbleib in ihrer<br />
derzeitigen Position an, und 11 % wollen entweder die Arbeitsbelastung reduzieren<br />
oder ganz aus dem Berufsleben aussteigen. 76 % gehen davon aus, dass sie diese<br />
Ziele realisieren können. Lediglich 15 % sind hiervon nicht überzeugt. Als Gründe für<br />
einen hohen Schwierigkeitsgrad der Zielerreichung wurden vor allem Restrukturierungsmaßnahmen,<br />
strukturelle Widerstände und die problematische Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie genannt. Die restlichen 9 % der befragten weiblichen Führungskräfte<br />
sind aufgrund der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage verunsichert.<br />
2.2.2.5 Diskriminierung<br />
Gefragt nach direkten Diskriminierungen, die die Frauen im Laufe ihrer Karriere<br />
erlebt haben, gaben 70 % eine negative Antwort. Immerhin erlebten 30 % während<br />
ihrer Karriere Situationen, in denen sie sich direkt benachteiligt fühlten. Dazu zählten<br />
Diskrepanzen hinsichtlich des Gehalts, gleicher Anerkennung für gleichwertige<br />
Arbeit, erschwerter Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen und Netzwerken, langsamere<br />
Beförderung und Vorbehalte wegen einer möglichen Schwangerschaft.<br />
Besonders das Alter scheint bei der Diskriminierung eine große Rolle zu spielen.<br />
Ältere weibliche Führungskräfte fühlen sich häufiger benachteiligt gegenüber männlichen<br />
Kollegen als jüngere Frauen. 20 Ausschlaggebend hierfür ist vermutlich, dass<br />
diese Frauen auf ihrem längeren Karriereweg mehr „erlebt“ haben. Außerdem hat<br />
sich das Verständnis gegenüber karrierebewussten Frauen in den letzten Jahren<br />
stark verändert. Widerstände weichen auf und Frauen, die in die oberen Führungsetagen<br />
aufsteigen wollen, werden stärker gefördert als noch vor einigen Jahren.<br />
2.2.2.6 Stereotypisierung<br />
Anders sehen die Ergebnisse aus, wenn weibliche Führungskräfte danach befragt<br />
werden, ob sie sich als Frauen im Vergleich zu Männern besonders auszeichnen<br />
müssen, um in Führungspositionen aufzusteigen. 77 % empfinden, dass sie mehr<br />
leisten müssen als männliche Kollegen, um befördert zu werden. Diese Antworten<br />
bestätigen das Stereotyp, dass Männer eher über Führungsqualitäten verfügen;<br />
Frauen müssen sich diesen Status erst hart erarbeiten, ehe sie als ernstzunehmende<br />
Karriereanwärterin wahrgenommen werden. Zudem wird der Aufstieg in Führungspositionen<br />
häufig noch durch das Stereotyp eines männlichen Managerbildes beeinflusst.<br />
21<br />
20 Dieser Zusammenhang ist statistisch signifikant.<br />
21 Vgl. Alvesson/Billing (1997), S. 135.
22<br />
Dadurch werden Frauen insgesamt geringere Karrierechancen eingeräumt. 22 Es wird<br />
erwartet, dass erfolgreiche Führungskräfte vor allem Durchsetzungsfähigkeit, Energie,<br />
Mut und Zielstrebigkeit besitzen. 23<br />
2.2.2.7 Karrierehindernisse<br />
Wie in der Befragung der Personalverantwortlichen wurden auch die weiblichen Führungskräfte<br />
gebeten, verschiedene Karrierehindernisse entsprechend ihrer Wichtigkeit<br />
zu bewerten.<br />
nicht die richtige Ausbildung<br />
zu wenig Beteiligung an Weiterbildung<br />
Karrierebeginn in spezialisierter<br />
Managementlaufbahn<br />
Mangel an Erfahrungen<br />
Frauen trauen sich weniger zu<br />
nicht genug Durchsetzungskraft<br />
Familienpflichten der Frau<br />
Frauen folgen an Berufsort des Partners<br />
eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit<br />
mangelnde Flexibilität<br />
fehlende Bereitschaft Kontaktnetze<br />
aufzubauen<br />
Frauen wollen keine Karriere machen<br />
3<br />
4<br />
3<br />
11<br />
10<br />
5<br />
10<br />
6<br />
13<br />
1<br />
17<br />
13<br />
16<br />
17<br />
31<br />
28<br />
36<br />
27<br />
32<br />
33<br />
35<br />
37<br />
26<br />
53<br />
61<br />
56<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht wichtig nicht sehr wichtig sehr wichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 7: Einschätzung persönlicher Karrierehindernisse durch weibliche Führungskräfte.<br />
22 Vgl. Assig (2001), S. 41.<br />
23 Vgl. Veith (1988), S. 82 f.<br />
46<br />
46<br />
39<br />
42<br />
41<br />
36<br />
45<br />
42<br />
44<br />
33<br />
19<br />
25<br />
19<br />
20<br />
23<br />
21<br />
21<br />
21<br />
11<br />
10<br />
9<br />
3
23<br />
Bei den persönlichen Faktoren werden wie bei der Befragung der Personalverantwortlichen<br />
besonders die Familienpflichten der Frau und die daraus resultierende<br />
eingeschränkte zeitliche Verfügbarkeit als sehr große Hindernisse angesehen (vgl.<br />
Abbildung 7). In der Regel machen weibliche Führungskräfte strukturelle Hindernisse<br />
weniger für eine stockende Karriere verantwortlich (vgl. Abbildung 8).<br />
geschlechtsspezifische<br />
Beförderungssysteme<br />
fehlendes Mentoring<br />
Beförderung ohne<br />
Stellenausschreibung<br />
Dominanz männlicher<br />
Entscheidungsträger<br />
8<br />
11<br />
20<br />
29<br />
35<br />
27<br />
42<br />
38<br />
28<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht w ichtig nicht sehr wichtig sehr wichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 8: Einschätzung struktureller Karrierehindernisse durch weibliche Führungskräfte.<br />
Bei kulturellen Karrierehindernissen sehen die befragten weiblichen Führungskräfte<br />
dagegen größere Barrieren (vgl. Abbildung 9).<br />
männliche Werte<br />
dominieren die<br />
Unternehmenskultur<br />
fehlende<br />
gesellschaftliche<br />
Akzeptanz anderer<br />
Familienmodelle<br />
5<br />
7<br />
26<br />
34<br />
34<br />
0% 50% 100%<br />
gar nicht wichtig nicht sehr wichtig sehr w ichtig von höchster Wichtigkeit<br />
Abbildung 9: Einschätzung kultureller Karrierehindernisse durch weibliche Führungskräfte.<br />
35<br />
45<br />
26<br />
25<br />
34<br />
35<br />
24<br />
8<br />
12<br />
12
24<br />
Werden die Mittelwerte der Antworten in den verschiedenen Managementebenen<br />
betrachtet, ergeben sich folgende Unterschiede:<br />
• Frauen des höheren Managements sehen größere Hindernisse eher bei den<br />
Frauen selbst und schätzen weniger die organisatorischen Strukturen als karrierehemmend<br />
ein. Besonders groß ist die Differenz bei dem Item „Frauen trauen<br />
sich weniger zu“.<br />
• Bei den strukturellen und kulturellen Hindernissen ist das Ergebnis entgegengesetzt.<br />
Bei allen sechs Merkmalen dieser Kategorie schreiben Managerinnen der<br />
unteren Hierarchieebenen diesen Faktoren als Karrierehindernis mehr Bedeutung<br />
zu als ihre weiblichen Kollegen aus den oberen Führungsebenen.<br />
Trotz der statistisch in fast allen Fällen nicht festgestellten statistischen Signifikanz<br />
deuten die Ergebnisse daraufhin, dass die Frauen des höheren Managements die<br />
Defizite eher bei den Frauen persönlich sehen und nicht Probleme in den Strukturen<br />
vermuten.<br />
2.2.2.8 Fördermaßnahmen<br />
Etwa die Hälfte der weiblichen Führungskräfte gibt an, dass in ihrer eigenen Bank<br />
spezielle Fördermaßnahmen existieren, die den Aufstieg von Frauen in das Management<br />
fördern sollen. Befragt nach dem genauen Inhalt der in den Banken angebotenen<br />
Fördermaßnahmen können lediglich 13 % der Frauen Auskunft über diese<br />
geben.<br />
Werden die Managerinnen nach Maßnahmen gefragt, die sie für effektiv halten, um<br />
den Anteil weiblicher Führungskräfte zu erhöhen, so scheint es, dass viele Frauen<br />
nicht genau wissen, wie das Problem zu lösen ist: nur 57 % beantworteten diese<br />
Frage. Eine deutliche Mehrheit der Managerinnen aller Hierarchieebenen (79 %) hält<br />
Mentoring-Programme 24 für sinnvoll. Auch speziell an den Bedürfnissen der Frauen<br />
ausgerichtete Seminare wünschen sich viele Frauen (45 %) (vgl. Abbildung 10). 25<br />
24 Zusammenfassung offizielles Mentoring und informelles Mentoring.<br />
25 Zusammenfassung Selbstbewusstseinskurse, spezielle Ausbildungskurse und Kommunikations-<br />
schulung.
offizielles Mentoring<br />
flexible Arbeitszeiten<br />
betrieb. Kinderbetreuung<br />
veränderte Auswahlverfahren<br />
informelles Mentoring<br />
Verringerung der Arbeitsbelastung<br />
Selbstbewusstseinsstärkungskurse<br />
Gleichstellungsprogramme<br />
Frauenquote<br />
spezielle Ausbildungskurse<br />
interne Stellenausschreibung<br />
Kommunikationsschulung<br />
externe Stellenausschreibung<br />
4,4<br />
8,8<br />
8,8<br />
25<br />
Abbildung 10: Effektive Frauenförderungsmaßnahmen aus der Sicht weiblicher Führungskräfte<br />
(in %).<br />
Obwohl die Hälfte der befragten Frauen angibt, dass ihre Bank Fördermaßnahmen<br />
speziell für weibliche Mitarbeiter anbietet, hat nur ein Viertel dieser Frauen auch von<br />
solchen Fördermaßnahmen im Laufe der Karriere profitiert.<br />
Bei der Beurteilung, inwiefern sich die Förderangebote der Banken auf die Karrierechancen<br />
auswirken, sehen 51 % der weiblichen Führungskräfte einen positiven Zusammenhang.<br />
Besonders vorteilhaft beurteilen die Frauen eine zunehmende Sensibilisierung<br />
hinsichtlich der Frauenförderung innerhalb der Banken, ein erhöhtes<br />
Selbstwertgefühl der Frauen und resultierende Netzwerkeffekte. 44 % der Frauen<br />
sind sich allerdings nicht sicher und schätzen die Wirkung neutral ein; 5 % sehen eine<br />
eher negative Auswirkung. Diese Zurückhaltung wird vor allem dadurch begründet,<br />
dass Förderprogramme teilweise nicht richtig durchdacht sind und nicht konsequent<br />
genug in der Bank umgesetzt werden. Außerdem werden Frauen dadurch in eine<br />
Sonderstellung gebracht, die zusätzlich Vorurteile schürt und die Außenseiterposition<br />
weiblicher Führungskräfte unterstreicht.<br />
Frauen, die bereits von Fördermaßnahmen profitiert haben, sehen deren Wirksamkeit<br />
signifikant positiver als Frauen, die nicht davon profitiert haben.<br />
14,3<br />
16,5<br />
16,5<br />
22,0<br />
25,3<br />
30,8<br />
29,7<br />
34,1<br />
39,6<br />
49,5
26<br />
2.2.2.9 Empfehlungen an Nachwuchsmanagerinnen<br />
Abbildung 11 zeigt nachfolgend die am häufigsten genannten Empfehlungen, die<br />
weibliche Führungskräfte an junge Nachwuchsmanagerinnen geben würden.<br />
klare Ziele, geplantes Vorgehen<br />
Netzwerke, Kontakte bilden<br />
Ausbildung, Leistung<br />
Eigeninitiative zeigen<br />
Weiblichkeit bewahren<br />
Selbst PR, Ziele kommunizieren<br />
Spaß an der Arbeit<br />
Auslandsaufenthalt<br />
Abbildung 11: Empfehlungen an Nachwuchsmanagerinnen (in %).<br />
2.2.3 Vergleich der beiden Umfragen<br />
2.2.3.1 Karrierehindernisse<br />
7<br />
Die Einschätzungen von Karrierehindernissen bezüglich ihrer Wichtigkeit durch weibliche<br />
Führungskräfte auf der einen Seite und Personalverantwortliche auf der anderen<br />
Seite wurden einander gegenübergestellt. Interessant ist, dass die Personalverantwortlichen<br />
ohne Ausnahme die Wichtigkeit jedes einzelnen Kriteriums als<br />
Karrierehindernis geringer einstuften als die weiblichen Führungskräfte. Werden<br />
diese Abweichungen mit Hilfe von T-Tests überprüft, so sind fast sämtliche Differenzen<br />
statistisch signifikant. Die Ergebnisse zeigen, dass weibliche Führungskräfte in<br />
den verschiedenen Kriterien deutlich größere Beeinträchtigungen für ihre Karriere<br />
sehen als die Personalverantwortlichen vermuten. Die Managerinnen entdecken<br />
zahlreiche Hindernisse auf dem Weg in die Unternehmensspitze, während Personalverantwortliche<br />
praktisch alle Kriterien als eher unwichtige Behinderungen für den<br />
beruflichen Erfolg einer Frau ansehen (vgl. Abbildung 12).<br />
8<br />
18<br />
21<br />
31<br />
32<br />
37<br />
39
nicht die richtige<br />
Ausbildung<br />
zu wenig Beteiligung an<br />
Weiterbildung<br />
Karrierebeginn in einer<br />
spezialisierten<br />
Managementlaufbahn<br />
Mangel an Erfahrung<br />
Frauen trauen sich<br />
weniger zu<br />
nicht genug<br />
Durchsetzungskraft<br />
Familienpflichten<br />
Frauen folgen an<br />
Berufsort des Partners<br />
eingeschränkte<br />
zeitliche Verfügbarkeit<br />
mangelnde Flexibilität<br />
fehlende Bereitschaft<br />
Kontaktnetze<br />
aufzubauen<br />
wollen keine Karriere<br />
machen<br />
geschlechtsspezifische<br />
Beförderungssysteme<br />
fehlendes Mentoring<br />
Beförderung ohne<br />
Stellenausschreibung<br />
Dominanz männlicher<br />
Entscheidungsträger<br />
männliche Werte<br />
dominieren<br />
Unternehmenskultur<br />
fehlende<br />
gesellschaftliche<br />
Akzeptanz<br />
* statistisch statistisch signifikant<br />
signifikant<br />
27<br />
1 2 3 4<br />
Personalmanager Bankmanagerinnen<br />
Abbildung 12: Karrierehindernisse – Vergleich der Befragungen der<br />
Personalverantwortlichen und der weiblichen<br />
Führungskräfte<br />
*
Diese Resultate lassen sich in verschiedene Richtungen interpretieren:<br />
28<br />
1. Personalverantwortliche haben möglicherweise ein anderes Problembewusstsein<br />
als die weiblichen Führungskräfte. Den Ergebnissen zufolge zeichnen sie<br />
sich durch eine eher geringe Sensibilität für die Probleme weiblicher Mitarbeiter<br />
aus. Sie scheinen vor allem strukturelle und kulturelle Hindernisse zu<br />
unterschätzen. Es scheint, als würde das Talentpotenzial noch nicht in vollem<br />
Maße genutzt werden.<br />
2. Personalverantwortliche trauen Frauen möglicherweise mehr zu. Sie schreiben<br />
den weiblichen Führungskräften durchaus diejenigen Qualitäten zu, die<br />
sie für den Sprung in die Führungsebene benötigen. Ihrer Meinung nach wirken<br />
die strukturellen Faktoren wie z.B. die Gestaltung der Beförderungssysteme<br />
nicht karrierehemmend. Genauso scheinen Personalverantwortliche<br />
möglichen persönlichen Defiziten wie z.B. mangelndem Selbstvertrauen oder<br />
fehlender Durchsetzungskraft keine erhöhte Bedeutung für weibliche Mitarbeiter<br />
zuzuschreiben. 26<br />
3. Weibliche Führungskräfte kommunizieren ihre Bedenken zu wenig an verantwortlicher<br />
Stelle. Weibliche Führungskräfte berichten den Personalverantwortlichen<br />
zu wenig über wahrgenommene Benachteiligungen oder potenzielle<br />
Hindernisse. Ein Grund hierfür könnte darin liegen, dass sie Nachteile<br />
für ihr Ansehen in der Firma oder für ihre Karriere befürchten.<br />
Der einzige Themenbereich, bei dem sich Personalverantwortliche und weibliche<br />
Führungskräfte einig sind, ist die problematische Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />
Die Ausgeprägtheit der Divergenzen bei den statistisch signifikanten Karrierehindernissen<br />
verstärkt sich in der Regel, wenn ausschließlich die Antworten männlicher<br />
Personalverantwortlicher (n=23) mit denen der Bankmanagerinnen verglichen werden,<br />
und dabei diejenigen weiblicher Personalverantwortlicher (n=26) unberücksichtigt<br />
gelassen werden. Bei dem Vergleich zwischen weiblichen Personalverantwortlichen<br />
und Bankmanagerinnen fallen diese Unterschiede besonders bei den<br />
strukturellen und kulturellen Karrierehindernissen deutlich geringer aus.<br />
Unterschiedliche Einstellungen zwischen Personalverantwortlichen und weiblichen<br />
Führungskräften scheinen also auch durch das Geschlecht des jeweiligen Personalverantwortlichen<br />
beeinflusst zu werden. Dennoch zeigt sich auf der Basis der vorliegenden<br />
Studie, dass auch unabhängig vom Geschlecht der Personalverantwortlichen<br />
eine erhebliche Divergenz in der Wahrnehmung der Karrierehindernisse zwischen<br />
Personalmanagement und weiblichen Führungskräften festzustellen ist. Hier sollte<br />
eine Annäherung der Standpunkte gefördert werden, damit gemeinsam tatsächlich<br />
existierende Beeinträchtigungen erfolgreich beseitigt werden können.<br />
26 Vgl. hierzu auch Domsch/Regnet (1990), S. 110.
2.2.3.2 Fördermaßnahmen<br />
29<br />
Abbildung 13 zeigt den Vergleich der Antworten von Personalverantwortlichen und<br />
weiblichen Führungskräften hinsichtlich der Frage, ob es in der jeweiligen Bank spezielle<br />
Frauenförderprogramme gibt. Es wird deutlich, dass die Abweichungen bei fast<br />
allen Bankengruppen groß sind. Überraschend ist die große Divergenz bei den<br />
Großbanken, denn diese kommunizieren viele Programme nicht nur intern, sondern<br />
auch extern über ihre Internetseiten.<br />
66<br />
100<br />
41<br />
89<br />
Großbanken Regionalbanken<br />
und<br />
sonstige<br />
Kreditinstitute<br />
64<br />
100 100<br />
Zweigstellen<br />
ausländischer<br />
Banken<br />
86<br />
Landesbanken<br />
37<br />
86<br />
Bankmanagerinnen Banken<br />
Sparkassen GenossenKreditRealkreditschafltichegenosseninstitute Zentralbanken schaften<br />
Abbildung 13: Existenz von Förderangeboten – Angaben der Personalverantwortlichen und<br />
weiblichen Führungskräfte (in %).<br />
Werden die Angaben der Personalverantwortlichen und weiblichen Führungskräfte -<br />
sofern möglich auf bankenindividueller Ebene - miteinander verglichen, ergibt sich<br />
ein ähnliches Bild. Bis auf einige Ausnahmen existiert wenig Kongruenz zwischen<br />
den Antworten. Es besteht also große Unklarheit bezüglich des Angebots zwischen<br />
der Personalabteilung und den weiblichen Führungskräften. Für diese Tatsache<br />
könnten die nachfolgenden Gründe verantwortlich sein:<br />
1. Programme werden nicht ausreichend kommuniziert. Den Frauen werden die<br />
verschiedenen Initiativen nicht nachhaltig genug vorgestellt. Für die mangelnde<br />
Weitergabe von Informationen könnte beispielsweise sprechen, dass nur sehr<br />
wenige Mütter von betrieblichen Kinderbetreuungsangeboten profitiert haben,<br />
obwohl man eigentlich annehmen müsste, dass gerade diese Programme von<br />
den Frauen genutzt werden, um die Doppelaufgabe Karriere und Kinder zu bewältigen.<br />
60<br />
14<br />
75
30<br />
2. Frauen zeigen ein zu geringes Interesse an Förderprogrammen, weil ihnen derartige<br />
Aktionen wenig attraktiv erscheinen oder weil sie keine Sonderbehandlung<br />
wünschen.<br />
3. Eine nicht ausreichende Abstimmung von Angebot und Nachfrage führt dazu,<br />
dass Managerinnen Interesse an Initiativen verlieren, weil sie sich durch diese<br />
nicht angesprochen fühlen. So wünscht sich z.B. die große Mehrheit der Frauen<br />
Mentoren-Programme, doch nicht alle Bankengruppen bieten diese Art der Förderung<br />
mehrheitlich an.<br />
3 Lösungsansätze: Förderung weiblicher Führungskräfte<br />
Die Zielsetzung, den Anteil von Frauen in Führungspositionen langfristig zu erhöhen,<br />
kann durch unterschiedliche Lösungsansätze erreicht werden. Dabei ist von großer<br />
Bedeutung, dass alle Akteure – Unternehmen, Staat, Frauen und Männer – gleichermaßen<br />
an der Umsetzung beteiligt sind, um den Erfolg zu gewährleisten. Die<br />
folgenden Ausführungen stellen der Studie entsprechend die Perspektiven der Unternehmen<br />
und der weiblichen Führungskräfte in den Vordergrund.<br />
3.1 Erfolgsfaktoren von Frauenfördermaßnahmen in Banken<br />
Förderprogramme sollten auf die unternehmensspezifischen Belange abgestimmt<br />
werden, wobei eine Bank zunächst entscheiden muss, ob sie Nachwuchsführungskräfte<br />
unabhängig vom Geschlecht fördern will oder eher gezielte Initiativen für<br />
Frauen entwickeln möchte.<br />
Eine gezielte Frauenförderung hat den Vorteil, dass sie genau auf die besonderen<br />
Belange der Frauen abgestimmt werden kann, und somit eher karrierefördernd für<br />
weibliche Mitarbeiter wirkt. Allerdings ist die Akzeptanz derartiger Frauenfördermaßnahmen<br />
unter den Mitarbeitern häufig eher gering, weil Männer sich ihrerseits benachteiligt<br />
fühlen und Frauen oft an derartigen Maßnahmen nicht teilnehmen, da sie<br />
keine Sonderbehandlung wünschen. Deshalb gilt als wichtigste Voraussetzung für<br />
die Einrichtung von Förderprogrammen die Erhöhung der Akzeptanz bei allen Mitarbeitergruppen.<br />
Entscheidet sich eine Bank für die Einführung spezieller Frauenförderprogramme, ist<br />
von besonderer Bedeutung, dass Fortschritte messbar sind und die Zielerreichung<br />
laufend kontrolliert wird, um den Zweck der Maßnahmen zu legitimieren. Weiterhin<br />
sollten detailliert die Vorteile derartiger Fördermaßnahmen herausgestellt werden,<br />
damit Personalverantwortliche und weibliche Führungskräfte sich von der positiven<br />
Auswirkung auf die Karriereentwicklung überzeugen lassen.
31<br />
3.2 Spezielle Frauenförderprogramme<br />
Im Folgenden werden verschiedene Programme erläutert, die weibliche Führungskräfte<br />
in der empirischen Studie als besonders effektiv herausgestellt haben.<br />
3.2.1 Mentoring-Programme<br />
Die große Mehrzahl der befragten weiblichen Führungskräfte sieht offizielle Mentoring-Programme<br />
als besonders effektive Maßnahmen im Rahmen der Karriereentwicklung<br />
von Frauen an. Der Erfolg dieser Fördermaßnahme liegt vor allem darin,<br />
dass alle Beteiligten – der Mentor, der Mentee und das Unternehmen – profitieren.<br />
Um die Akzeptanz unter den Frauen und den Verantwortlichen zu erhöhen, sollten<br />
auch männliche Nachwuchsführungskräfte in Mentoren-Programme aufgenommen<br />
werden. Der Grund hierfür liegt darin, dass Frauen wohl eher bereit sein werden, sich<br />
an solchen Initiativen zu beteiligen, wenn sie nicht das Gefühl haben, eine Sonderbehandlung<br />
zu erhalten. Allerdings könnte das Geschlechterverhältnis gezielt durch<br />
eine überdurchschnittlich hohe Auswahlquote zugunsten weiblicher Mentees gesteuert<br />
werden, um mit Hilfe von Mentoring langfristig den Anteil weiblicher Führungskräfte<br />
zu beeinflussen.<br />
3.2.2 Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung<br />
Ebenfalls große Bedeutung schreiben die befragten Frauen einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung<br />
zu. Qualifizierte Teilzeitarbeitsplätze für Mitarbeiter mit Führungsverantwortung<br />
sind weiterhin eine Ausnahme. Von Karrierewilligen wird erwartet,<br />
dass sie die Arbeit für die Firma in den Mittelpunkt ihres Lebens rücken. Des Weiteren<br />
trägt eine Führungskraft die Verantwortung für die ihr unterstellten Mitarbeiter<br />
und sollte somit für diese auch in der Regel immer ansprechbar sein. Aus diesen<br />
Gründen wird eine Karriere in Teilzeitanstellung in vielen Fällen als unmöglich<br />
erachtet.<br />
Qualifizierte Teilzeitarbeit ist mit Nachteilen verbunden, denn die Arbeitsplanung<br />
muss mehr abgestimmt werden, der Informationsfluss wird erschwert und der Kommunikationsbedarf<br />
steigt. Trotzdem sollten Banken Überlegungen anstellen, in<br />
bestimmten Managementbereichen diese Möglichkeit der Arbeitsplatzgestaltung<br />
vermehrt anzubieten, wenn z.B. Bedingungen, wie Erreichbarkeit auch in der freien<br />
Zeit, erfüllt sind.<br />
Neben der Flexibilisierung der Arbeitszeit ist auch die Dezentralisierung des Arbeitsplatzes<br />
eine überlegenswerte Alternative. Eine Führungskraft könnte z.B. einen Teil<br />
ihrer Arbeit nach Hause verlegen, wo sie sich ihre Zeit frei einteilen kann. Eine<br />
solche Investition kann zwar zu Beginn mit hohen Kosten für den Arbeitgeber verbunden<br />
sein, da die entsprechende Infrastruktur errichtet werden muss; allerdings<br />
dürften Frauen, denen dieses Angebot zugute kommt, größere Loyalität gegenüber<br />
dem Unternehmen zeigen, weil sie für dessen Kooperation dankbar sind.
3.3 Netzwerke<br />
32<br />
Als besonders karrierefördernd stufen die Managerinnen ein möglichst großes Netzwerk<br />
ein, denn Kontakte gelten als soziales Kapital und nützen dem beruflichen Aufstieg.<br />
27 Der Zusammenschluss von Frauen mit gleichen Interessen und ähnlicher<br />
Motivation soll weiblichen Führungskräften helfen, den „Einzelkämpferstatus“ zu verlieren,<br />
und zu sehen, dass andere Frauen sich in ähnlicher Situation befinden. Allerdings<br />
besteht die Gefahr, dass Frauen bei rein weiblichen Netzwerken in Larmoyanz<br />
verfallen und keine aktiven Änderungen anstreben.<br />
Trotz der Vorzüge, die ein rein weibliches Netzwerk hat, sollten Managerinnen nicht<br />
nur unter sich bleiben, sondern Probleme auch mit Männern diskutieren, damit das<br />
gegenseitige Verständnis steigt. Außerdem müssen Frauen lernen, die instrumentelle<br />
Form des Networking zu nutzen und Kontakte zu pflegen, die die Karriere<br />
voranbringen.<br />
3.4 Kinderbetreuung<br />
Selbst Frauen, die sich für ein Lebensmodell ohne Kinder entschieden haben, müssen<br />
sich mit dem Karrierehindernis der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auseinandersetzen,<br />
denn auch sie werden immer wieder von den Personalverantwortlichen<br />
als „potenzielle“ Mütter eingestuft. Dementsprechend ist die Kinderbetreuung<br />
ein viel diskutiertes Problem, für das immer noch keine überzeugenden Lösungen<br />
vorliegen, die allen Beteiligten gerecht werden.<br />
3.4.1 Staatliche Kinderbetreuung<br />
Das staatliche Engagement bei der Kinderbetreuung in Deutschland wird von vielen<br />
Beteiligten als unzureichend eingestuft. Es gibt nicht genügend Krippenplätze und<br />
lediglich 20 % der Kindergärten bieten eine Ganztagsbetreuung an. 28 Schulen mit<br />
einer qualifizierten Betreuung über die Mittagszeit hinaus sind ebenfalls die Ausnahme.<br />
Auf der anderen Seite wird von Frauen verlangt, dass sich der Staat nicht<br />
weiter in die Kinderbetreuung einmischen soll. Angesichts leerer Staatskassen traut<br />
man dem Staat nicht zu, qualifizierte Kinderbetreuung, die viel Geld kostet, finanzieren<br />
zu können. Viele Familien organisieren die Betreuung ihrer Kinder daher lieber<br />
privat. 29<br />
Neben der Kinderbetreuung fördert der Staat seit dem Steuerjahr 2002 privat organisierte<br />
Kinderbetreuung durch steuerliche Absetzbarkeit der Ausgaben als außergewöhnliche<br />
Belastung. 30<br />
27<br />
Vgl. z.B. Wunderer/Dick (1997), S. 42 f.<br />
28<br />
Vgl. Melzer (2003).<br />
29<br />
Vgl. Di Fabio (2002).<br />
30<br />
Kosten sind nur absetzbar, soweit sie pro Kind insgesamt den Sockelbetrag von 1548 € übersteigen.<br />
Außerdem gibt es eine Höchstgrenze von 1500 € pro Kind. In den Genuss der Vergünstigungen<br />
kommen bislang nur Eltern, die beide arbeiten; § 33 c I-IV Einkommensteuergesetz (Wiedereinführung<br />
ab Steuerjahr 2002).
3.4.2 Betriebliche Kinderbetreuung<br />
33<br />
Neben der staatlichen Kinderbetreuung gibt es auch diverse Initiativen innerhalb der<br />
Unternehmen, die Eltern zu unterstützen: 31<br />
• Einzelbetriebliche Kindertagesstätten, die allerdings sehr kostenintensiv sind, und<br />
daher nur bei sehr großen Banken realisiert werden können.<br />
• Überbetriebliche Kooperationen von mehreren Unternehmen, die aber aufgrund<br />
von Kooperationsschwierigkeiten nicht immer leicht zu verwirklichen sind.<br />
• Der Erwerb von Belegrechten in bestehenden Einrichtungen, der sich vor allem<br />
für kleinere Banken eignet.<br />
• Unterstützung von Elterninitiativen durch die Bereitstellung einer Immobilie, von<br />
Personal, Spenden oder Beratung.<br />
• Beratungsservice, der von der Bank bezahlt wird und Familien bei der individuellen<br />
Betreuungsplanung unterstützt.<br />
Ein erfolgversprechendes Beispiel aus der Bankenpraxis ist die Kooperation mit dem<br />
„Familienservice“, der finanziell von mehreren Unternehmen getragen wird. Dieser<br />
Dienstleister hilft z.B. bei der Organisation der Kinderbetreuung oder des Haushalts<br />
und wird bereits intensiv von über 30 Banken genutzt. Als vorbildlich kann auch die<br />
Einrichtung „Kids & Co“ gelten, die es den Mitarbeitern der Commerzbank ermöglicht,<br />
ihre Kinder in Ausnahme- oder Notfällen dort abzugeben. 32<br />
Hinsichtlich der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung kommt eine Studie des<br />
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2003) zu dem Ergebnis,<br />
dass diese Investitionen im Zusammenhang mit anderen familienfreundlichen<br />
Gestaltungsmaßnahmen mit einem betriebswirtschaftlichen Nutzen verbunden<br />
sind. In jedem Fall sind die Mitarbeiter wesentlich leistungsstärker, motivierter und<br />
konzentrierter, wenn sie ihre Kinder in guter Betreuung wissen.<br />
3.4.3 Private Kinderbetreuung<br />
Individuelle Kinderbetreuung kann in Form von privat engagiertem Betreuungspersonal<br />
oder mittels Familie (z.B. Großeltern), Nachbarn, Freunden oder Kollegen<br />
organisiert werden. Es ist auch der Zusammenschluss mehrerer Eltern denkbar,<br />
wobei jeder reihum zeitweise die Betreuungsaufgabe übernimmt. 50 Firmengründerinnen,<br />
die in der Berliner „Weiberwirtschaft“ genossenschaftlich organisiert sind,<br />
unterhalten z.B. einen gemeinsamen Kindergarten. 33 Mittlerweile besuchen bereits<br />
weit über 100.000 Kinder privat organisierte Gruppen. 34 Solche Elterninitiativen werden<br />
sogar vom Finanzamt als förderungswürdig eingestuft, so dass nicht nur Spenden,<br />
sondern auch Vereinsbeiträge steuerlich abgesetzt werden können. 35<br />
31 Vgl. Busch (2001), S. 365 ff.<br />
32 Vgl. David (2001), S. 380 ff.<br />
33 Vgl. Littger (2002), S. 3.<br />
34 Vgl. Votsmeier (2003), S. 49.<br />
35 Vgl. Votsmeier (2003), S. 49.
3.5 Einflussmöglichkeiten der weiblichen Führungskräfte<br />
34<br />
Um die Situation weiblicher Führungskräfte zu verbessern, sollten Frauen aktiv ihre<br />
Stärken nutzen. Wunderer/Dick (1997) sprechen von komparativen Vorteilen, die<br />
sich Frauen zu Nutze machen sollten: 36<br />
1. Frauen bereichern durch andere Sichtweisen rein männliche Teams und sollten<br />
dies auch kommunizieren.<br />
2. Das von Gutek/Morasch definierte „sex role spill over“, also das Übertragen von<br />
Geschlechterrollen auf den Arbeitsplatz, bedingt ein besonderes Verhalten von<br />
Männern gegenüber Frauen. 37 Männer verhalten sich Frauen gegenüber meist<br />
höflicher, hilfsbereiter und offener. Frauen wirken oft vertrauensvoller und werden<br />
gerne als Berater gesehen, was gerade in der Bankenbranche von Vorteil ist.<br />
3. Der „Token“-Status der Frau wirkt positiv, da Managerinnen in der Regel mehr<br />
Aufmerksamkeit gewidmet wird und sie sich nicht profilieren müssen, um in einer<br />
Gruppe aufzufallen.<br />
4. Es herrschen weiterhin häufig Regelungsdefizite, da es bisher nur wenige Standards<br />
bezüglich Verhalten, Auftreten und Kleidung für beruflich aktive Frauen<br />
gibt. Dadurch werden Frauen mehr Freiräume gelassen, die sie positiv ausfüllen<br />
können.<br />
5. Aufgrund der öffentlichen Debatte über mehr Chancengleichheit von Frauen verhalten<br />
sich Unternehmen zuvorkommender gegenüber Frauen und richten vielfach<br />
spezielle Fördermaßnahmen für Frauen ein, die von ihnen genutzt werden<br />
sollten. Da es allgemein erwünscht ist, den Anteil von Frauen im Management zu<br />
erhöhen, ist es für eine engagierte Frau mit Führungsqualitäten in Zukunft vermutlich<br />
sogar leichter aufzusteigen als für einen männlichen Kollegen.<br />
6. Das Leistungsvermögen von Frauen wird häufig noch unterschätzt. Deshalb können<br />
gerade Frauen durch positive Leistungen überraschen und beeindrucken.<br />
36 Vgl. Wunderer/Dick (1997), S. 124 ff.<br />
37 Gutek/Morasch, zitiert nach Veith (1988), S. 89.
3.6 Vorteile der Frauenförderung für das Unternehmen<br />
35<br />
Damit sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen nachhaltig erhöht, ist es<br />
wichtig, dass Maßnahmen auch die volle Unterstützung des Top-Managements genießen.<br />
Die Studie von „The Catalyst“ und „The Conference Board“ listet verschiedene<br />
Vorteile auf, die sich aus einer gezielten Frauenförderung und daraus resultierender<br />
höherer weiblicher Beteiligung an Führungsaufgaben ergeben: 38<br />
1. Wirtschaftliche Vorteile, da ein großer Teil der Kunden weiblich ist und gemischte<br />
Managementteams besser auf deren Bedürfnisse einwirken können.<br />
2. Positives Image in der Öffentlichkeit dadurch, dass sich das Unternehmen offener<br />
und toleranter präsentiert.<br />
3. Effektive Nutzung des Humankapitals, da nicht nur 50% des Talentpools der Mitarbeiter<br />
genutzt werden und somit Opportunitätskosten vermieden werden.<br />
4. Innovativere Unternehmenskultur durch gemischte Managementteams, die als<br />
kreativer gelten im Vergleich zu stark homogenen Unternehmenskulturen, die<br />
eher unflexibel auf veränderte Umweltbedingungen reagieren.<br />
5. Gutes Arbeitsklima, das dazu führt, dass Mitarbeiter motivierter sind. Dadurch<br />
sinken Fehlzeiten und die Produktivität steigt.<br />
4 Schlussbetrachtung<br />
4.1 Vergleich zum Ausland<br />
Der Blick ins Ausland zeigt, dass eine aktive Beteiligung der Frauen am Wirtschaftsleben<br />
möglich ist. Frauen sind dort häufiger in Führungspositionen anzutreffen. In<br />
den USA ist der Frauenanteil z.B. im unteren und mittleren Management von 17 %<br />
(1972) auf 42,7 % (1995) angestiegen. 39<br />
Auch der Blick in die europäischen Nachbarländer zeigt ein anderes Bild als in<br />
Deutschland. Das liegt nicht zuletzt an der unzureichenden Kinderbetreuung in<br />
Deutschland. In Frankreich z.B. sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in<br />
Bezug auf die Kinderbetreuungsmöglichkeiten deutlich besser, so dass sich für Französinnen<br />
nicht die Frage „Karriere oder Kinder“ in ihrer Ausschließlichkeit wie in<br />
Deutschland stellt. 40 In Skandinavien sieht die Situation ähnlich aus. Aus diesem<br />
Grund wird geschätzt, dass zwischen 87 % und 98 % der Karrierefrauen im Ausland<br />
auch Mütter sind. 41<br />
38 Catalyst/Conference Board (2002), S. 4 f.<br />
39 Vgl. Schäfer (2001), S. 171.<br />
40 Vgl. Habig (1998), S. 22.<br />
41 Vgl. Pink (2000).
36<br />
4.2 Trendwende und Sinneswandel?<br />
Auch in Deutschland scheint mittlerweile ein Sinneswandel spürbar zu sein. Unterstützt<br />
wird die Diskussion durch folgende Trends:<br />
1. Globalisierung: In Zukunft werden Unternehmen veränderten Anforderungen gegenüberstehen,<br />
die zu flacheren Hierarchien und neuen beweglichen Organisations-<br />
und Zeitstrukturen führen werden. Dadurch werden sich Managementstile<br />
verändern, da Manager sich auf andere Rahmenbedingungen einstellen<br />
müssen. Soziale Kompetenz, interkulturelles Management und Mitarbeiterführung<br />
werden an Bedeutung gewinnen. 42 Manche dieser Attribute werden einem „weiblichen<br />
Führungsstil“ zugeschrieben, der jedoch kontrovers diskutiert wird. 43<br />
2. Demographische Entwicklung: Der sich abzeichnende demographische Wandel<br />
wird die Position der Frauen im Berufsleben in Zukunft stärken, denn es könnte<br />
zu einem Mangel an Führungskräften kommen. 44<br />
3. Gesellschaftlicher Wertewandel: Für die heranwachsende jüngere Generation<br />
werden weibliche Vorgesetzte nichts Ungewöhnliches mehr sein. Des Weiteren<br />
gewinnt das Thema „Work-Life-Balance“, der Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit,<br />
in Zukunft an Bedeutung. Daraus resultiert eine verstärkte partnerschaftliche<br />
Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit. 45<br />
4. Technologischer Fortschritt: Fortschritte in der Technologie machen es möglich,<br />
dass flexiblere Arbeitszeitmodelle und die Dezentralisierung des Arbeitsplatzes<br />
die Vereinbarkeit von Karriere und Familie erleichtern und zu einer ausgewogeneren<br />
Work-Life-Balance führen.<br />
5. „Gender Mainstreaming“: Gender Mainstreaming ist eine umfassende Handlungsstrategie<br />
mit der Zielsetzung, Chancengleichheit für Frauen und Männer in<br />
allen politischen Bereichen umzusetzen. Sie bewirkt einen Perspektivenwechsel,<br />
der zur Rollen- und Auftragsveränderung für alle Mitarbeiter von Organisationen<br />
führen wird. Ein hieraus resultierendes politisches Leitbild wird gesellschaftliche<br />
Impulse geben, die auch auf die privatwirtschaftlichen Unternehmen einwirken<br />
werden. 46<br />
6. Diversity Management: Das aus der US-amerikanischen Diskussion stammende<br />
Diversity Management geht über die Frauenförderung hinaus und setzt an einem<br />
breiteren Spektrum von Kriterien an: „Neben den klassischen Merkmalen wie Geschlecht,<br />
Alter, ethnische Zugehörigkeit und Behinderung werden auch solche<br />
wie Status, familiäre Situation, religiöse und sexuelle Orientierung etc. berücksichtigt“.<br />
47 Ziel ist es, jegliche Diversität in der Belegschaft möglichst positiv zu<br />
42 Vgl. Wunderer/Dick (1997), S. 58.<br />
43 Vgl. Krell (2001b).<br />
44 Vgl. Deckstein (2001).<br />
45 Vgl. Zulehner/Volz, 1999, S. 20 ff.<br />
46 Vgl. Blickhäuser (2002).<br />
47 Vgl. Krell (2001a), S. 19.
37<br />
nutzen. Es wird davon ausgegangen, dass gemischte Managementteams innovativere<br />
und kreativere Problemlösungen finden, die sich dann wiederum positiv auf<br />
den Unternehmenserfolg auswirken. 48<br />
Trotz dieser Einflussfaktoren erwarten Vertreter aus Politik und Wirtschaft nur einen<br />
marginalen Anstieg des Anteils weiblicher Führungskräfte vor allem in das Top-<br />
Management in den nächsten fünf Jahren. 49 Auch die empirische Studie hat im Vergleich<br />
zu älterem Datenmaterial gezeigt, dass die Veränderungen im Bankensektor<br />
auf diesem Gebiet nur langsam voranschreiten. 50<br />
Langfristig könnte sich die Situation unter den oben skizzierten Rahmenbedingungen<br />
allerdings ändern, denn es stehen genügend karriereorientierte und gut ausgebildete<br />
Frauen für Führungsaufgaben in den Banken bereit. Wenn zudem Unternehmen<br />
auch den betriebswirtschaftlichen Nutzen einer familienfreundlichen Gestaltung der<br />
Arbeitswelt erkennen, 51 kann eine Verbesserung der Karriereperspektiven für weibliche<br />
Führungskräfte erwartet werden.<br />
48<br />
Vgl. Schmitz (1998), S. 61.<br />
49<br />
Vgl. Buchhorn (2002).<br />
50<br />
Vgl. z.B. Quack (1997).<br />
51<br />
Vgl. hierzu die Ergebnisse der Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend (2003).
Literaturverzeichnis<br />
38<br />
Alvesson, Mats/Billing Yvonne Due (1997): Understanding Gender and Organizations,<br />
London-Thousand Oaks-New Delhi, 1997.<br />
Assig, Dorothea (2001): Frauen in Führungspositionen, München, 2001.<br />
Bischoff, Sonja (1990): Frauen zwischen Macht und Mann. Männer in der Defensive.<br />
Führungskräfte in Zeiten des Umbruchs, Reineck, 1990.<br />
Blickhäuser, Angelika (2002): Beispiele zur Umsetzung von Geschlechterdemokratie<br />
und Gender Mainstreaming in Organisationen, Schriften zur Geschlechterdemokratie<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung, Nr. 3, 2002.<br />
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Autorenprofil<br />
41<br />
Prof. Dr. Marion Festing ist Inhaberin des Lehrstuhls für Personalmanagement und<br />
Interkulturelle Führung an der ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin.<br />
Dipl.-Kffr. Marie Christine Hansmeyer ist Absolventin der ESCP-EAP Europäische<br />
Wirtschaftshochschule und derzeit Mitarbeiterin bei einer führenden Unternehmensberatung.
42<br />
<strong>Working</strong> <strong>Paper</strong> Series<br />
ESCP-EAP Europäische Wirtschaftshochschule Berlin<br />
ISSN 1619-7658<br />
Bisher sind folgende Beiträge erschienen:<br />
Nr. 1 Jacob, Frank (2002): Kundenintegrations-Kompetenz: Konzeptionalisierung,<br />
Operationalisierung und Erfolgswirkung.<br />
Nr. 2 Schmid, Stefan (2003): Blueprints from the U.S.? Zur Amerikanisierung der<br />
Betriebswirtschafts- und Managementlehre.<br />
Nr. 3 Festing, Marion/Hansmeyer, Marie Christine (2003): Frauen in<br />
Führungspositionen in Banken - Ausgewählte Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung in Deutschland.