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Vom Joch der Zeit

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Ein wesentliches Element des goldenen <strong>Zeit</strong>alters in den mexikanischen Sagen ist <strong>der</strong> Gott<br />

Quetzalcoatl, was mit „gefie<strong>der</strong>te Schlange“ übersetzt wird. Er sei ein hoher Priester in<br />

Tula gewesen, <strong>der</strong> nach seinem Verschwinden als Verkörperung des gleichnamigen Gottes<br />

<strong>der</strong> Luft angesehen wurde. Seine Gestalt sei groß gewesen, seine Augen beson<strong>der</strong>s<br />

leuchtend, sein Bart lang und voll, die Haut hell (weiß). Zu seinen wesentlichsten<br />

Verdiensten – und denen seiner Gefährten - zählte unter an<strong>der</strong>em die Bekämpfung <strong>der</strong><br />

blutigen (Menschen-) Opferungen und das Lehren von friedlichen Künsten. Dieser Mythos<br />

von den hellhäutigen Zivilatoren war es dann auch, <strong>der</strong> Hernando Cortez half, das riesige<br />

Aztekenreich zu erobern, indem Cortez die Erwartungen bezüglich <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kehr<br />

Quetzalcoatls und seiner Begleiter aus dem Osten erfüllte. Hier zeigt sich <strong>der</strong> Mythos als<br />

so stark, imstande ein riesiges Reich zu lähmen und dem Untergang preiszugeben.<br />

Tatsächlich handelten die spanischen Eroberer im Sinne Quetzalcoatls und erfüllten<br />

gewissermaßen einen Teil des Mythos, als sie bei ihrer Eroberung und im Zuge <strong>der</strong><br />

Christianisierung den wuchernden Kult <strong>der</strong> Menschenopferung bei den Azteken<br />

unterbanden. Nicht erfüllen konnten die christlichen Eroberer jedoch die Erwartung <strong>der</strong><br />

aztekischen Stämme auf Frieden. Kukulkan, wie Quetzalcoatl bei den Maya genannt wurde<br />

hatte ohne Waffengewalt gehandelt.<br />

Vier (aztekische) <strong>Zeit</strong>alter werden im Codex Vatico Latinus folgen<strong>der</strong>maßen erläutert. 114<br />

Hierbei wird jeweils die genaue Dauer <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>alter mit 4008 Jahren <strong>der</strong> ersten Sonne<br />

(Matlactili), 4010 Jahren <strong>der</strong> zweiten Sonne (Ehecatl), 4081 Jahren <strong>der</strong> dritten Sonne<br />

(Tleyquiyahuillo) angegeben. Die vierte Sonne trat ihre Herrschaft etwa 3000 v. Chr. an.<br />

Wie<strong>der</strong>um sind die Weltalter hier Elementen zugeordnet, wobei aber die mittleren zwei im<br />

Vergleich mit Don Fernando de Alva Ixtlilxochitls Angaben vertauscht aufscheinen. So<br />

entspricht im Dresdner Codex dem ersten <strong>Zeit</strong>alter das Element Wasser, dem zweiten das<br />

Element Wind, dem dritten das Element Feuer und dem fünften, das auf den Namen<br />

Tzontliac, „schwarzes Haar“ getauft wurde, offenbar das Element Erde.<br />

114 Codex vatico latinus (Codex Vaticanus B 1972) – nach Gilbert/Cotterell p. 98<br />

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