Ohne Alter gibt's kein langes Leben – von der Würde und dem Wert ...
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<strong>–</strong> 2 <strong>–</strong><br />
kommt erst noch. Alt aussehen, möchte niemand. Man ist nicht alt, man<br />
gehört vielleicht zu den Älteren (unter uns). Die deutsche Sprache kennt<br />
einen merkwürdig höflichen Komparativ: man sagt nicht, dass eine Dame<br />
alt ist <strong>–</strong> sie ist eine „ältere“ Dame, wobei dieses „älter“ nicht die Steigerung<br />
<strong>von</strong> alt ist, son<strong>der</strong>n die Verkleinerung <strong>von</strong> alt meint.<br />
<strong>Alter</strong> ist primär eine gesellschaftliche Kategorie („soziales <strong>Alter</strong>“); im<br />
Gr<strong>und</strong> müsste man vom Prozess des <strong>Alter</strong>ns sprechen. Die Abgrenzung<br />
eines eigenen <strong>Leben</strong>sabschnitts „<strong>Alter</strong>“ ist im Gr<strong>und</strong>e nicht möglich. Vielmehr<br />
ist <strong>von</strong> Prozessen des <strong>Alter</strong>s <strong>und</strong> des <strong>Alter</strong>ns auszugehen, die sich<br />
über weite Teile <strong>der</strong> Biographie erstrecken <strong>und</strong> die im Sinn <strong>von</strong> graduellen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen in Erscheinung treten. Natürlich sind dabei auch immer die<br />
individuell-biographischen <strong>Leben</strong>släufe <strong>und</strong> das eigene <strong>Leben</strong>sgefühl wichtig;<br />
hier spielen bildungsmäßige Dinge genau so eine Rolle, wie materiellökonomische<br />
Voraussetzungen, psychische <strong>und</strong> physiologische Aspekte,<br />
soziale <strong>und</strong> soziokulturelle Bedingungen, medizinische <strong>und</strong> körperliche<br />
Tatbestände.<br />
In <strong>der</strong> Tat es ist so: das, was man das <strong>Alter</strong> nennt, wird heute auf Gr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>dem</strong>ographischen Entwicklung in mehrere <strong>Leben</strong>sphasen aufgeteilt:<br />
Nach <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Kindheit <strong>und</strong> Jugend (1), folgt die Zeit <strong>der</strong> Ausbildung,<br />
<strong>der</strong> Berufsvorbereitung <strong>und</strong> dann <strong>–</strong> oft familienbegleitend <strong>–</strong> die Zeit <strong>der</strong><br />
Berufsausübung (2); die nachberufliche Zeit ist das dritte <strong>Leben</strong>salter, die<br />
„späte Freiheit“; es ist meist zunächst die unabhängigste <strong>Leben</strong>sphase<br />
<strong>und</strong> überspannt die Jahre 60 bis 80 (3). Erst dann folgt die <strong>Leben</strong>sphase<br />
<strong>der</strong> „Hochbetagten“: ab 80 Jahre (4), <strong>und</strong> <strong>der</strong> „Langlebigen“: ab 90 Jahre<br />
(5). Das <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> das <strong>Alter</strong>n zieht sich also hin: „Wir werden älter <strong>und</strong><br />
bleiben länger jung.“ (Berliner <strong>Alter</strong>sstudie)<br />
Man sieht an dieser Einteilung: niemand ist alt <strong>–</strong> entwe<strong>der</strong> man gehört zu<br />
den „jungen Alten“ o<strong>der</strong> zu den „Hochbetagten“ o<strong>der</strong> zu den „Langlebigen“<br />
<strong>–</strong> wobei auch noch auf viele <strong>der</strong> Hochbetagten das Wort <strong>von</strong> Albert<br />
Schweitzer gilt, <strong>der</strong> <strong>von</strong> sich in seinem hohen <strong>Alter</strong> gesagt hat, wohl gegen<br />
seine Kritiker gewandt in <strong>der</strong> Atom-Debatte <strong>der</strong> 50er Jahre: „Ich bin zwar<br />
betagt, aber ich bin nicht umnachtet!“<br />
Auch wenn im „dritten <strong>Leben</strong>salter“ die physiologische Leistungskapazität<br />
erkennbar zurückgeht <strong>und</strong> das Risiko chronischer Erkrankungen (Herz-<br />
Kreislauf-, Stoffwechsel-Erkrankungen sowie Erkrankungen des Stütz- <strong>und</strong><br />
Bewegungsapparats) zunimmt, so ist doch festzustellen, dass <strong>der</strong> Großteil<br />
<strong>der</strong> „jungen Alten“ einen relativ guten o<strong>der</strong> zufrieden stellenden Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
<strong>und</strong> eine hohe <strong>Leben</strong>szufriedenheit aufweist. Nirgendwann ist<br />
es den alten Menschen im Ganzen gesehen so gut gegangen wie heutzutage<br />
<strong>und</strong> hierzulande. Die „späte Freiheit“ stellt sich ein, weil externe Verpflichtungen<br />
in Beruf <strong>und</strong> Familie wegfallen o<strong>der</strong> geringer werden. Man<br />
sollte sich also nicht über das Älterwerden beklagen. „Älterwerden ist doch<br />
ganz schön, wenn man die <strong>Alter</strong>native bedenkt!“ (Maurice Chevalier)<br />
Im „vierten <strong>Leben</strong>salter“ nimmt die Verletzbarkeit des Organismus, die<br />
Anfälligkeit für ges<strong>und</strong>heitliche Störungen <strong>und</strong> funktionelle Einbußen erkennbar<br />
zu; auch in einem ges<strong>und</strong>en <strong>Alter</strong> wächst das Einsamkeitsrisiko<br />
durch den Verlust nahe stehen<strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong> Verwandtschaft <strong>und</strong>