63 - Ev. Kirche Berghausen
63 - Ev. Kirche Berghausen
63 - Ev. Kirche Berghausen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Paul Gerhardt ...<br />
Anderen besetzt wurde, schwand<br />
seine Hoffnung, dass sich während<br />
der Regierung Friedrich Wilhelms etwas<br />
ändern würde. Durch Freunde,<br />
durch eigenes Bemühen und durch<br />
ein Wahlverfahren bot sich, nach<br />
etwa drei Jahren im Abseits, eine<br />
neue Chance in der Spreewaldstadt<br />
Lübben. Im Juni 1669, als er 62 Jahre<br />
alt war, hat er dort die Pfarrstelle<br />
angetreten. Die letzten Amtsjahre<br />
brachten neue Belastungen. Schließlich<br />
starb noch seine Schwägerin,<br />
die nach dem Tod der Ehefrau den<br />
Haushalt geführt hatte. Er merkte, wie<br />
angegriffen er war, von Arbeit und<br />
Altersschwäche. Dennoch war er innerlich<br />
ungebrochen. Daher fragen<br />
wir uns heute was wohl das Beständige<br />
war, durch das Gerhardts oft von<br />
Erschütterungen heimgesuchte Leben<br />
´zusammengehalten`worden ist?<br />
Was verlieh ihm Kraft, Widerstand<br />
zu leisten? Was verlieh ihm Kraft, bei<br />
allem Fragmentarischen im Leben auf<br />
Vollendung zu hoffen? Es waren die<br />
Geschichten der Bibel! Es war deren<br />
Botschaft, dass der Mensch von Gott<br />
geliebt ist. „In dem Kreuz und Übel<br />
/ Ist nichts Bessers als die Bibel.“, so<br />
sagte er es. Es war der Glauben, dass<br />
die Gemeinschaft mit Gott um Christi<br />
willen umfassend ist. Daraus folgt<br />
die seelsorgerliche Kraft der Lieder,<br />
ihre Aufschwünge und Ermutigungen.<br />
Es wird alles gut werden: „Lass alles<br />
8<br />
fallen und vergehen, / Wer Christo<br />
stirbt, bleibt ewig stehen.“ Solcher<br />
Mut zum Leben und Sterben mag<br />
heute unerreichbar erscheinen. Und<br />
doch könnte gerade in dem zunächst<br />
Fernen etwas sehr Nahes sich melden.<br />
Die Hoffnung darauf, diese<br />
Glaubensgewissheit möge uns anstecken<br />
und zu einem Testament werden,<br />
das sich an uns erfüllt. Als Paul<br />
Gerhardts Kräfte spürbar nachließen,<br />
hat er seinem damals dreizehnjährigen<br />
Sohn ein Testament hinterlassen.<br />
Im Wissen darum, dass er ihn nicht<br />
mehr direkt erziehen konnte, schrieb<br />
er ihm in einem Brief: „Tue den Menschen<br />
Gutes, ob sie dir es gleich nicht<br />
zu vergelten haben, denn was Menschen<br />
nicht vergelten können, das hat<br />
der Schöpfer des Himmels und der<br />
Erde längst vergolten, da er dich erschaffen<br />
und in der heiligen Taufe zu<br />
seinem Kind und Erben angenommen<br />
hat.“<br />
Am 27. Mai 1676 ist Paul Gerhardt in<br />
Lübben gestorben. Ein lebensgroßes<br />
Bild von ihm hängt bis heute im Altarraum<br />
der <strong>Kirche</strong> in Lübben. Darauf<br />
heißt es (in Übersetzung): „Paul Gerhardt<br />
der Theologe, erprobt im Sieb<br />
des Satans, hernach fromm gestorben<br />
zu Lübben im Jahre 1676, im 70.<br />
Lebensjahr.“<br />
Ulrike Eidam