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Handout_Polizei _2 - Jugendbegegnung.de

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www.jugendbegegnung.<strong>de</strong><br />

Sicherheitsorgane Sicherheitsorgane im im im NS NS-Unterdrückungsapparat NS Unterdrückungsapparat und und ihre ihre Rolle Rolle bei bei <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r<br />

Entrechtung Entrechtung und und Ermordung Ermordung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eeuropäischen<br />

ee<br />

ropäischen Ju<strong>de</strong>n<br />

Ju<strong>de</strong>n<br />

Die Die Schutzstaffel Schutzstaffel (SS)<br />

(SS)<br />

Die SS war ursprünglich eine im Umfeld <strong>de</strong>r NS-Bewegung entstan<strong>de</strong>ne paramilitärische<br />

Gruppe und wur<strong>de</strong> 1925 zunächst als sog. „Stabswache“ zum persönlichen Schutz Adolf Hitlers<br />

gegrün<strong>de</strong>t. Was sie am Beginn <strong>de</strong>r NS-Bewegung noch <strong>de</strong>r SA unterstellt, entwickelte<br />

sie sich rasch zu einer Elitetruppe mit beson<strong>de</strong>ren Aufträgen und immenser politischer und<br />

wirtschaftlicher Macht. Unter ihrem Führer Heinrich Himmler übte die Gruppe auch <strong>Polizei</strong>funktion<br />

innerhalb <strong>de</strong>r NSDAP und später im gesamten NS-Statt aus. Der SS wur<strong>de</strong>n im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit immer mehr Unterabteilungen angeglie<strong>de</strong>rt: 1<br />

1931 das Rasse- und Siedlungshauptamt (RuSHA), <strong>de</strong>ssen Aufgabe die Heranbildung einer<br />

„rassisch wertvollen (arischen)“ Führungselite war<br />

1931 <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n politischen <strong>Polizei</strong>dienststellen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Deutschen Reiches neu geschaffene<br />

Sicherheitsdienst (SD)<br />

die aus <strong>de</strong>n ehemaligen kriminalpolizeilichen Dienststellen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r neu geschaffene Sicherheitspolizei<br />

(Sipo) als Dachorganisation für Kriminal- und Geheime Staatspolizei (Gestapo)<br />

ab 1938 die Einsatzgruppen, aufgestellt aus Freiwilligen <strong>de</strong>r Sipo, <strong>de</strong>r Schutzpolizei (Schupo)<br />

und <strong>de</strong>s SD, um die durch die Eroberung Osteuropas in <strong>de</strong>utsche Hän<strong>de</strong> gefallenen Millionen<br />

von Ju<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>ren Menschen, die als „Angehörige min<strong>de</strong>rwertiger Rassen“ herabgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>n, systematisch zu ermor<strong>de</strong>n. Die Einsatzgruppen kamen erstmals beim sog. „Anschluss“<br />

Österreichs und <strong>de</strong>s „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“ zum Einsatz.<br />

die ab En<strong>de</strong> 1934 bestehen<strong>de</strong>, beson<strong>de</strong>rs aber ab 1939 stark ausgebaute Waffen-SS als<br />

selbständige, direkt <strong>de</strong>m Reichsführer SS (Himmler) unterstellte, Elitearmee mit bis zu<br />

900.000 Mann Stärke (Sommer 1944) 2<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Waffen-SS angeglie<strong>de</strong>rten SS-Totenkopfverbän<strong>de</strong>n, die auch die Lagerbesatzungen<br />

in <strong>de</strong>n KZs stellten<br />

In <strong>de</strong>n Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen 1946 wur<strong>de</strong> die SS als Hauptinstrument <strong>de</strong>s<br />

politischen Terrors zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt.<br />

Der Der SD<br />

SD<br />

Auf Initiative <strong>de</strong>s Reichsführers SS, Heinrich Himmler, wur<strong>de</strong> 1931 ein Nachrichtendienst innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Schutzstaffel (SS) eingerichtet. Unter <strong>de</strong>r Bezeichnung Sicherheitsdienst (SD)<br />

<strong>de</strong>s Reichsführers SS stand er ab Juli 1932 unter <strong>de</strong>r Leitung von Reinhard Heydrich. Zu <strong>de</strong>n<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s SD gehörte ebenso die Beobachtung gegnerischer Parteien und politischer<br />

Organisationen wie die Überwachung oppositioneller Strömungen innerhalb <strong>de</strong>r nationalsozialistischen<br />

Bewegung.<br />

1934 legte Himmler die Arbeitsgebiete von SD und Gestapo fest: Der SD war für die Ermittlung<br />

von Gegnern <strong>de</strong>s NS-Regimes zuständig, die Gestapo für die Gegnerbekämpfung. Die<br />

Gewähr für eine enge Kooperation zwischen Gestapo und SD bot Heydrich, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Institutionen<br />

in Personalunion führte. Mit Hilfe eines ausge<strong>de</strong>hnten Spitzel- und Informationsnetzes<br />

überwachte <strong>de</strong>r SD die <strong>de</strong>utsche Bevölkerung. Rund 30.000 sogenannte Vertrauensleute<br />

informierten <strong>de</strong>n SD über alle Bereiche <strong>de</strong>s öffentlichen Lebens und lieferten Berichte über<br />

die Wirkungen <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r NS-Führung verfügten Maßnahmen und Gesetze. 3<br />

1 http://www.shoa.<strong>de</strong>/content/view/219/114/<br />

2 http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/waffenss/in<strong>de</strong>x.html<br />

3 http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/nazi/innenpolitik/sd/in<strong>de</strong>x.html<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 1<br />

<strong>Handout</strong> zum Workshop & Exkursion für sächsische <strong>Polizei</strong>beamtinnen und -beamte (02/2007):


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Der SD entwickelte sich zu einem höchst effizienten Nachrichtenapparat, <strong>de</strong>m 1944 rund<br />

6.400 hauptamtliche Mitarbeiter angehörten. Am 27. September 1939 - knapp vier Wochen<br />

nach Beginn <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs - wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r SD mit <strong>de</strong>r Sicherheitspolizei (Sipo) zum<br />

Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unter Leitung Heydrichs zusammengefasst. Der von<br />

Himmler angestrebte Verschmelzungsprozess von staatlichen <strong>Polizei</strong>- und Überwachungsämtern<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r NSDAP war damit abgeschlossen. Das RSHA wur<strong>de</strong> die zentrale<br />

Schaltstelle für die Überwachung, Terrorisierung und Ermordung von Millionen Menschen in<br />

Europa. Im besetzten Polen und vor allem ab Sommer 1941 im Krieg gegen die Sowjetunion<br />

ermor<strong>de</strong>ten vom RSHA zusammengestellte Einsatzgruppen hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> Menschen,<br />

zumeist Ju<strong>de</strong>n. Rekrutiert wur<strong>de</strong>n für die Einsatzgruppen Männer aus <strong>de</strong>m SD und <strong>de</strong>r Sipo<br />

sowie aus <strong>de</strong>r Waffen-SS.<br />

Im nationalsozialistischen Sinn waren die Einsatzgruppen eine Eliteorganisation mit weltanschaulichem<br />

Vollstreckungsauftrag. Die Mordkommandos wie auch <strong>de</strong>r SD insgesamt verzeichneten<br />

in ihren Führungspositionen einen hohen Aka<strong>de</strong>mikeranteil, <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologisch gefestigt<br />

<strong>de</strong>n systematischen Völkermord an <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n und an an<strong>de</strong>ren Gruppen einleitete.<br />

Nach Heydrichs Tod leitete Ernst Kaltenbrunner ab Januar 1943 <strong>de</strong>n SD und das RSHA.<br />

Das Das RSHA<br />

RSHA<br />

Am 27. September 1939 wur<strong>de</strong> das in sieben Ämter geglie<strong>de</strong>rte Reichssicherheitshauptamt<br />

(RSHA) als Verbindung von Sicherheitsdienst (SD) und Sicherheitspolizei (Sipo) ins Leben<br />

gerufen. In <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s RSHA gipfelte die von Heinrich Himmler seit 1933 forcierte<br />

Verselbständigung <strong>de</strong>s Gewaltapparats. Die Kompetenzen von staatlichen Organen und<br />

Glie<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) wur<strong>de</strong>n dabei<br />

immer stärker verquickt.<br />

An <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s RSHA, das seinerseits ein Hauptamt <strong>de</strong>r Schutzstaffel (SS) bil<strong>de</strong>te, stand<br />

Reinhard Heydrich. Nach <strong>de</strong>ssen Tod wur<strong>de</strong> Ernst Kaltenbrunner Chef <strong>de</strong>s RSHA, das<br />

die von Nazi<strong>de</strong>utschland besetzten Gebiete mit Terror und Vernichtung überzog. So verübten<br />

die vom RSHA aufgestellten "Einsatzgruppen" nach <strong>de</strong>m Überfall auf Polen und später<br />

auf die Sowjetunion planmäßige Massaker an <strong>de</strong>r Elite <strong>de</strong>r betroffenen Län<strong>de</strong>r, an katholischen<br />

Priestern und kommunistischen Funktionären, ferner an Sinti und Roma und vor allem<br />

an Ju<strong>de</strong>n. Über eine halbe Million Menschen fielen dieser "völkischen Flurbereinigung" zum<br />

Opfer. Im Referat IV B 4 <strong>de</strong>s RSHA betrieb Adolf Eichmann die "Endlösung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage".<br />

Auch im Innern verfügte das RSHA über umfassen<strong>de</strong> Vollmachten und nutzte das Instrumentarium<br />

<strong>de</strong>r gerichtlich nicht kontrollierbaren "Schutzhaft" zur Bekämpfung politischer wie "rassischer"<br />

Gegner. Die "Meldungen aus <strong>de</strong>m Reich" lieferten <strong>de</strong>taillierte Berichte über die<br />

Stimmung <strong>de</strong>r intensiv bespitzelten Bevölkerung. 4<br />

Rivalitäten zwischen SD und Sipo, trugen zu einer Radikalisierung gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r antijüdischen<br />

Politik bei. Es mangelte häufig an Abstimmung zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Stellen, so dass<br />

selbstverursachte Sachzwänge, wie die zunehmend unhaltbare Situation in <strong>de</strong>n zunächst<br />

ohne genauere Zweckbestimmung eingerichteten Ghettos, zu immer radikaleren Maßnahmen<br />

führten. Das RSHA war 1940 in sieben Ämter unterteilt:<br />

4 http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/nazi/organisationen/rsha/in<strong>de</strong>x.html<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 2<br />

<strong>Handout</strong> zum Workshop & Exkursion für sächsische <strong>Polizei</strong>beamtinnen und -beamte (02/2007):


Amt I<br />

(Personal: Bruno Streckenbach)<br />

Amt II<br />

(Organisation, Verwaltung, Recht:<br />

Werner Best; Neckmann)<br />

Amt III<br />

(Inlandnachrichtendienst: Otto Ohlendorf)<br />

Amt IV<br />

(Gestapo: Heinrich Müller)<br />

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Erfüllte Verwaltungsaufgaben und war verantwortlich für die im<br />

In- und Ausland tätigen Agenten und für die Ausbildung von Mitarbeitern,<br />

die vor keiner unrechtmäßigen Handlung zurückschrecken<br />

durften.<br />

Hatte die Ausbürgerung von Staatsfein<strong>de</strong>n und Ju<strong>de</strong>n zu betreiben<br />

sowie die Beschlagnahme und Einziehung von Besitz und<br />

Vermögen <strong>de</strong>r Entrechteten.<br />

Außer<strong>de</strong>m war dieses Amt verantwortlich für die Konstruktion <strong>de</strong>r<br />

Fahrzeuge, in <strong>de</strong>nen Ju<strong>de</strong>n durch Auspuffgase ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Sammelte und verwertete Berichte <strong>de</strong>r einzelnen Leitstellen aus<br />

<strong>de</strong>m gesamten Reichsgebiet über die Wirkung von Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>r Regierung und <strong>de</strong>r Partei auf die Bevölkerung.<br />

Das Amt erstellte auch Gutachten über die politische Zuverlässigkeit<br />

einzelner Bürger, nach <strong>de</strong>nen oft über Ernennungen und<br />

Beför<strong>de</strong>rungen in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft entschie<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

War zuständig für die Verfolgung <strong>de</strong>r tatsächlichen o<strong>de</strong>r angeblichen<br />

Gegner <strong>de</strong>s Nationalsozialismus und aufgeteilt in 14 Abteilungen<br />

(jeweils für politische 'Fein<strong>de</strong>': Kommunisten, Liberale,<br />

Katholiken, Protestanten), Spionage, Abwehr und Referat IV D 4<br />

(später IV B 4): Ju<strong>de</strong>n und Evakuierung<br />

Das Amt konnte ohne Gerichtsbeschluss aus eigener Machtvollkommenheit<br />

je<strong>de</strong>rzeit über je<strong>de</strong>rmann die Schutzhaft verfügen.<br />

Politiker aller Richtungen, Geistliche aller Konfessionen, Ju<strong>de</strong>n<br />

und Staatsbürger, die unliebsam aufgefallen waren und nach<br />

Meinung <strong>de</strong>s RSHA zu geringe Strafen erhalten hatten, wur<strong>de</strong>n,<br />

ohne dass darüber Rechenschaft gegeben wer<strong>de</strong>n musste, in<br />

Konzentrationslager eingewiesen.<br />

Im Referat IV B 4 organisierte Eichmann die ökonomischen und<br />

logistischen, personellen Fragen <strong>de</strong>r ‚Endlösung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage’,<br />

die systematische Ermordung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und europäischen<br />

Ju<strong>de</strong>n.<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 3<br />

<strong>Handout</strong> zum Workshop & Exkursion für sächsische <strong>Polizei</strong>beamtinnen und -beamte (02/2007):


Amt V<br />

(Reichskriminalpolizeiamt: Arthur<br />

Nebe)<br />

Amt VI<br />

(Auslandsnachrichtendienst: Heinz<br />

Jost; Walter Schellenberg)<br />

Amt VII<br />

(Weltanschauliche Forschung:<br />

Franz Six)<br />

Reinhard Reinhard Heydrich Heydrich – Chef Chef Chef <strong>de</strong>s <strong>de</strong>s <strong>de</strong>s RSHA<br />

RSHA<br />

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War verantwortlich für die Verfolgung <strong>de</strong>r unpolitischen kriminellen<br />

Straftaten. Eine zusätzliche Aufgabe war die Verfolgung <strong>de</strong>r<br />

Zigeuner. Im Amt V wur<strong>de</strong>n aber auch Verfahren zur Ermordung<br />

von Geisteskranken entwickelt.<br />

Als Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r SS-Einsatzgruppe B verantwortete Nebe<br />

zahlreiche Massaker an sowjetischen Ju<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>ren Zivilisten.<br />

Gleichzeitig unterhielt er Kontakte zum <strong>de</strong>utschen Wi<strong>de</strong>rstand.<br />

Nach <strong>de</strong>m Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wur<strong>de</strong><br />

Nebe vom Volksgerichtshof zum To<strong>de</strong> verurteilt und hingerichtet.<br />

Betrieb Spionage und Abwehr im Ausland.<br />

Verwaltete Bücherbestän<strong>de</strong> und Archivmaterial politischen und<br />

religiösen Inhalts, das bei Ju<strong>de</strong>n, Freimaurern und Politikern, in<br />

Gotteshäusern und Bibliotheken beschlagnahmt wor<strong>de</strong>n war, und<br />

wertete es aus.<br />

Reinhard Heydrich wird am 7. März 1904 in Halle/Saale als Sohn <strong>de</strong>s Opernsängers und<br />

Komponisten Bruno Heydrich und <strong>de</strong>ssen Frau Elisabeth (geb. Krantz) in eine gutbürgerlichkatholische<br />

Familie geboren. Er besucht das katholische Gymnasium und tritt bereits 1920,<br />

noch während <strong>de</strong>r Abiturzeit <strong>de</strong>m nationalistischen Freikorps ‚Märker’ bei.1922 tritt er in die<br />

Reichsmarine ein und wird dort als vielversprechen<strong>de</strong>r Oberleutnant wegen eines gebrochenen<br />

Eheversprechens 1931 unehrenhaft entlassen. Im selben Jahr lernt er über Bekannte<br />

Heinrich Himmler kennen, tritt <strong>de</strong>r NSDAP und <strong>de</strong>r SS bei und überzeugt Himmler von seinem<br />

Konzept eines Sicherheitsdienstes <strong>de</strong>r NSDAP. Im Juli 1932 wird er von Himmler mit<br />

<strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>s Sicherheitsdienstes (SD) beauftragt. Im April 1933 wird er, nach <strong>de</strong>r Gleichschaltung<br />

<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, Leiter <strong>de</strong>r Bayrischen politischen <strong>Polizei</strong>. Für seinen wesentlichen<br />

Anteil an <strong>de</strong>r als Röhm-Putsch ver<strong>de</strong>ckten Mordaktion an <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r SA wird Heydrich<br />

zum SS-Gruppenführer ernannt. im April 1934 wird er Chef <strong>de</strong>r Gestapo und im Juni 1936<br />

Chef <strong>de</strong>r Sicherheitspolizei. Somit Ist Heydrich ab 1936 Chef aller relevanten Sicherheitsorgane<br />

<strong>de</strong>s „3. Reiches“ (SD und Gestapo), <strong>de</strong>ren effizientere Organisation als Verfolgungs-<br />

und Überwachungsbehör<strong>de</strong> er betreibt. Als Organisator baut er ein Kontroll- und Unterdrückungssystem<br />

auf und wen<strong>de</strong>t Verfolgung, Einschüchterung und Erpressung als Terrormaßnahmen<br />

an. Seine nachrichtendienstliche Schlüsselposition nutzt er zu umfangreichen Dossiers<br />

über vermeintliche Regimegegner und Rivalen. 1939 wer<strong>de</strong>n alle bisherigen Kommandostellen<br />

<strong>de</strong>r Gestapo, Kriminalpolizei und <strong>de</strong>s SD wer<strong>de</strong>n im neu geschaffenen Reichssicherheitshauptamt<br />

(RSHA) zusammengefasst. Heydrich wird Chef <strong>de</strong>s RSHA.<br />

31. August 1939: Unter Heydrichs Verantwortung wird <strong>de</strong>r Überfall auf <strong>de</strong>n Sen<strong>de</strong>r Gleiwitz<br />

von Angehörigen <strong>de</strong>s SD ausgeführt, <strong>de</strong>r als Vorwand für <strong>de</strong>n Angriff auf Polen dienen soll.<br />

Heydrich ist im Zweiten Weltkrieg für die SS-Kommandos verantwortlich, die in <strong>de</strong>n besetzten<br />

Gebieten Polens die Verfolgung und Tötung <strong>de</strong>r intellektuellen Elite betreiben. Er organisiert<br />

auch die Einrichtung <strong>de</strong>r Ghettos, überwacht die Beschlagnahmung jüdischen Eigentums<br />

und die Deportation von Ju<strong>de</strong>n aus Deutschland und Österreich in die Ghettos Polens.<br />

Schon vor <strong>de</strong>m Krieg sammelte Heydrich alle Informationen über jüdische Einrichtungen und<br />

ließ sie überwachen. Zunächst sollten die Ju<strong>de</strong>n durch ein System von Enteignung und Deportation<br />

aus <strong>de</strong>m Reich gedrängt wer<strong>de</strong>n. 1938 sandte Heydrich Adolf Eichmann nach<br />

Wien, um dort die „Zentralstelle für jüdische Auswan<strong>de</strong>rung“ einzurichten, sie wur<strong>de</strong> zum<br />

Vorbild für die „Reichszentrale für jüdische Auswan<strong>de</strong>rung“ in Berlin. Nach <strong>de</strong>r Eroberung<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 4<br />

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Polens gab Heydrich <strong>de</strong>n Befehl, Ghettos für die Ju<strong>de</strong>n einzurichten und sog. Ju<strong>de</strong>nräte zu<br />

bil<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong>n die Jüdischen Gemein<strong>de</strong>n gezwungen, mit <strong>de</strong>n Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten<br />

und an ihrem eigenen Untergang mitzuwirken. Mit Eichmanns Hilfe organisierte<br />

Heydrich Deportationen von Ju<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m ganzen Reichsgebiet sowie aus Österreich<br />

und Teilen Polens in die Ghettos. Der radikale Antisemit Heydrich wird zu einer <strong>de</strong>r<br />

Schlüsselfiguren bei <strong>de</strong>r Entrechtung, Vertreibung und Ermordung <strong>de</strong>r europäischen Ju<strong>de</strong>n.<br />

Weil SD und Gestapo sich so maßgeblich an <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nverfolgung beteiligen, wird Heydrich<br />

im Juli 1941 von Hermann Göring beauftragt, alle erfor<strong>de</strong>rlichen Vorbereitungen für eine<br />

„Gesamtlösung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage“ („Endlösung“) zu treffen, seien sie finanzieller, organisatorischer<br />

o<strong>de</strong>r verwaltungstechnischer Natur. Bereits in einer Anweisung vom September 1939<br />

unterschied Heydrich zwischen einem geheimen Endziel, <strong>de</strong>ssen Verfolgung langfristig erfolgen<br />

müsse, und <strong>de</strong>n Mitteln und Wegen dorthin. Er ist damit Organisator <strong>de</strong>s planmäßigen<br />

Massenmords an <strong>de</strong>n verfolgten europäischen Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n besetzten Gebieten im Osten.<br />

Eichmann, seine rechte Hand, arbeitet für das RSHA die Gesamtplanung dafür aus.<br />

Am 29. September 1941 übernimmt Heydrich auf Anordnung Hitlers die Amtsgeschäfte von<br />

Konstantin Freiherr von Neurath und wird stellvertreten<strong>de</strong>r Reichsprotektor für das als<br />

"Protektorat Böhmen und Mähren" bezeichnete Gebiet <strong>de</strong>r ehemaligen Tschechoslowakei.<br />

Mit einer Mischung aus harter Unterdrückung, auch mit Massenhinrichtungen, und einer<br />

Befriedungspolitik durch Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensumstän<strong>de</strong> versucht Heydrich, <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>r tschechischen Bevölkerung zu brechen.<br />

Durch die Eroberung Osteuropas fielen Millionen von Ju<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>ren Menschen, die als<br />

„Angehörige min<strong>de</strong>rwertiger Rassen“ herabgesetzt wur<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>utsche Hand, <strong>de</strong>ren systematische<br />

Ermordung allein durch die Einsatzgruppen nicht mehr zu bewältigen war. Heydrich<br />

erkannte schnell, dass zu diesem Zweck eine zentrale Koordinierung aller beteiligten Stellen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich war. So berief er zum 20. Januar 1942 die so genannte Wannsee-Konferenz<br />

ein, um Mittel und Wege zur „Endlösung <strong>de</strong>r europäischen Ju<strong>de</strong>nfrage“ zu erörtern und die<br />

dafür erfor<strong>de</strong>rlichen Aktivitäten von Staat, Partei, Sicherheitsorganen und Wirtschaft zentral<br />

zu koordinieren. Heydrich empfahl für die Ju<strong>de</strong>n im Osten „…Arbeitseinsätze unter Trennung<br />

<strong>de</strong>r Geschlechter, arbeitsfähige Ju<strong>de</strong>n sollen Straßen bauend durch diese Gebiete geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei zweifelsfrei ein Großteil durch natürliche Vermin<strong>de</strong>rung ausfallen wird.“ 5 Der<br />

überleben<strong>de</strong> Rest solle einer „Son<strong>de</strong>rbehandlung“ zugeführt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r zynischen Sprache<br />

Heydrichs also ein<strong>de</strong>utig ein Vorschlag zur Ermordung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n durch Hunger, Krankheit<br />

und Erschöpfung. So begrün<strong>de</strong>te Heydrich die Basis <strong>de</strong>r „Endlösung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage“.<br />

Strittig ist, ob sich <strong>de</strong>r Name „Aktion Reinhardt“ für die Vernichtung <strong>de</strong>s polnischen Ju<strong>de</strong>ntums<br />

vom Nachnamen <strong>de</strong>s Staatssekretärs Fritz Reinhardt o<strong>de</strong>r vom Vornamen Reinhard<br />

Heydrichs ableitet.<br />

Am 27. Mai 1942 verüben mehrere von <strong>de</strong>r tschechischen Exilregierung in London geschickte<br />

Spezialagenten in Prag einen minutiös ausgearbeiteten Mordanschlag auf Heydrich, <strong>de</strong>r<br />

als Demonstration seiner Befriedungspolitik ohne bewaffneten Schutz in Prag unterwegs ist.<br />

Heydrich schwer verletzt und erliegt am 4. Juli <strong>de</strong>n Verletzungen. Die Attentäter wer<strong>de</strong>n einige<br />

Tage später in einer Prager Kirche von <strong>de</strong>r SS gestellt und getötet. Als Vergeltung für<br />

<strong>de</strong>n Tyrannenmord vernichtet die SS das mittelböhmische Dorf Lidice (bei Prag) und tötet<br />

sämtliche 192 männlichen Einwohner über 15 Jahren, während Frauen und Kin<strong>de</strong>r in KZs<br />

verschleppt wer<strong>de</strong>n. Ausgewählte Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n zur "Germanisierung" in Erziehungsheime<br />

und später zu Adoptivfamilien gebracht. Der Terror <strong>de</strong>r SS in Tschechien steigerte sich nun<br />

5 vgl. www.shoa.<strong>de</strong> sowie http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/nazi/organisationen/rsha/in<strong>de</strong>x.html<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 5<br />

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zu einem Blutrausch. Bis zum 1. September 1942 verurteilten <strong>de</strong>utsche Standgerichte 1.357<br />

TschechInnen zum To<strong>de</strong>. 6<br />

Das Das Das Führungspersonal Führungspersonal <strong>de</strong>s <strong>de</strong>s RSHA RSHA<br />

RSHA<br />

Von <strong>de</strong>n ca. 3.000 MitarbeiterInnen im RSHA hatten etwa 400 Männer (und eine Frau 7 ) führen<strong>de</strong><br />

Funktionen. Eine wissenschaftliche Studie dieses Führungspersonals arbeitet anhand<br />

<strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>ngeschichte und vieler biografischer Fallbeispiele heraus, wodurch sich <strong>de</strong>r für<br />

das RSHA charakteristische Tätertypus und <strong>de</strong>ssen spezifisches Han<strong>de</strong>ln von an<strong>de</strong>ren NS-<br />

Tätern unterschei<strong>de</strong>t: 8 Die Akteure sind aka<strong>de</strong>misch qualifizierte Männer, welche ihre feste<br />

NS-Weltanschauung politisch umzusetzen. Es sind politisch engagierte soziale Aufsteiger<br />

einer Generation. 9 Während in <strong>de</strong>r Gestapo häufig juristische Aka<strong>de</strong>miker und im Reichskriminalpolizeiamt<br />

meist antikommunistische Kriminalkommissare mit Weimarer Erfahrungen<br />

arbeiteten, überwogen beim SD die nichtjuristischen Aka<strong>de</strong>miker und Rassenfanatiker. Ihre<br />

soziale Herkunft ist ebenfalls homogen: „Das Führungskorps <strong>de</strong>s RSHA rekrutierte sich aus<br />

jungen Männern <strong>de</strong>r unteren Mittelschicht, vor allem Söhne von Kaufleuten und mittleren Beamten,<br />

und aus <strong>de</strong>r Unterschicht, die die Chance <strong>de</strong>s Studiums – oftmals zum ersten Mal in<br />

<strong>de</strong>r Familie – ergriffen, eine aka<strong>de</strong>mische Laufbahn einschlugen und im RSHA in die Führung<br />

<strong>de</strong>s NS-Staates aufstiegen." 10 Alle führen<strong>de</strong>n Personen verband als Gemeinsamkeit,<br />

dass sie ihre Verbrechen nicht nur am Schreibtisch konzipierten, son<strong>de</strong>rn als Einsatzgruppen-<br />

o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rkommandoleiter auch selbst exekutierten. Anschließend kehrten sie an ihre<br />

Schreibtische zurück und radikalisierten die Konzepte, <strong>de</strong>nn inzwischen hatten sie gelernt,<br />

zivilisatorische Schranken zu überschreiten.<br />

Die aus <strong>de</strong>n bis dahin gelten<strong>de</strong>n administrativen und rechtlichen Strukturen herausgelöste<br />

nationalsozialistisch-weltanschauliche <strong>Polizei</strong> wur<strong>de</strong> nicht mehr von Verwaltungsjuristen geprägt,<br />

son<strong>de</strong>rn von politischen Aktivisten mit einer <strong>de</strong>n jeweiligen Bedingungen angepassten<br />

und sich ständig radikalisieren<strong>de</strong>n Praxis in einer „kämpfen<strong>de</strong>n Verwaltung". Am besten charakterisieren<br />

lässt sich das RSHA mit <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r Entgrenzung, verstan<strong>de</strong>n nicht nur als<br />

räumliche Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Herrschaftsgrenzen, son<strong>de</strong>rn auch in Bezug auf die Entgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Terrorpraxis: die Radikalisierung <strong>de</strong>r polizeilichen Maßnahmen bis hin zum Massenmord.<br />

Wenn es während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges irgendwo in Europa erfor<strong>de</strong>rlich war, erschien<br />

das Führungspersonal <strong>de</strong>s RSHA an <strong>de</strong>n Brennpunkten. Dies zeigte sich im September<br />

1939 bei <strong>de</strong>m Überfall eines SD-Kommandos auf <strong>de</strong>n Sen<strong>de</strong>r Gleiwitz und ähnliche Überfälle,<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Anlass für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Einmarsch in Polen vorgetäuscht wur<strong>de</strong>, genauso<br />

wie bei <strong>de</strong>n Vertreibungen und Massenmor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r im RSHA zusammengestellten Son<strong>de</strong>rkommandos<br />

in Polen und später in <strong>de</strong>r Sowjetunion.<br />

Das Das Ghetto Ghetto Ghetto Theresienstadt<br />

Theresienstadt<br />

Die Wahl <strong>de</strong>r Festung Theresienstadt, an <strong>de</strong>r Mündung <strong>de</strong>r Eger in die Elbe, als Ghetto entsprach<br />

vielen Anfor<strong>de</strong>rungen: Im Protektorat, vom Su<strong>de</strong>tengebiet mit verlässlicher Bevölkerung<br />

nur drei Kilometer entfernt, verkehrstechnisch gut erschlossen und wegen <strong>de</strong>r Fes-<br />

6 vgl. http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/l/lidice.htm<br />

7 Bei <strong>de</strong>r Frau han<strong>de</strong>lt es sich um die Leiterin <strong>de</strong>r weiblichen Kriminalpolizei.<br />

8 vgl. Wildt (2002); Die von Wildt verwen<strong>de</strong>ten Daten stammen aus Archivbestän<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sarchiv („Berlin Document<br />

Center": SS-Personalakten, Aktenbestand „RSHA"), weiteren Archivalien und staatsanwaltlichen Ermittlungsunterlagen sowie <strong>de</strong>r Forschungsliteratur<br />

zur Shoah.<br />

9 Jahrgänge ca. 1900 - 1910<br />

10 Wildt (2002): 78<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 6<br />

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tungsmauern leicht zu bewachen. Die vielen Kasernen eigneten sich gut als Massenquartiere<br />

und im nahen KZ Theresienstadt (Kleine Festung) konnten „Liquidierungen“ ohne Aufsehen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Nähe bekannter Ba<strong>de</strong>kurorte erlaubte <strong>de</strong>r NS-Propaganda vom<br />

„Theresienbad“ zu sprechen. Und um die weiteren Probleme mussten sich die Ju<strong>de</strong>n kümmern.<br />

Die Jüdische „Selbstverwaltung“ verwaltete unter größten Schwierigkeiten, Wohnraum,<br />

Wasserversorgung, Ernährung, Gesundheitswesen, usw.. Wenn nicht die jüdische Verwaltung,<br />

wer sonst hätte sich darum gekümmert? Im Oktober 1939 schloss Eichmann im plnischen<br />

Ort Nisko (nahe Lublin) eine Re<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n Worten: „… Sonst heißt es eben sterben“. 11<br />

ausgewählte ausgewählte Daten Daten zum zum zum Ghetto Ghetto Theresienstadt<br />

Theresienstadt<br />

Zeitraum: 24. 11. 1941 – 03. Mai 1945 (unter Schutz <strong>de</strong>s IRK gestellt)<br />

139.667 Menschen wur<strong>de</strong>n aus (Protektorat, Deutschland, Österreich, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Dänemark,<br />

Slowakei und Ungarn) nach Theresienstadt <strong>de</strong>portiert<br />

33.818 Menschen starben hier an Unterernährung, Entkräftung und Krankheiten<br />

86.934 Menschen wur<strong>de</strong>n in die Vernichtungslager in Osteuropa weiter <strong>de</strong>portiert<br />

davon überlebten 3.586 Menschen<br />

Im September 1942 erreichte die EW-Zahl ihren Höchststand: ca. 55.000 Menschen drängten<br />

sich auf einer Fläche, die von <strong>de</strong>n Österreichern für weniger als 8.000 konzipiert war. In diesem<br />

Monat trafen 18.639 Menschen im Ghetto ein und 13.004 wur<strong>de</strong>n in To<strong>de</strong>slager <strong>de</strong>portiert.<br />

1. Verschönerungsaktion: ab Dezember 1943<br />

15., 16. & 18. Mai 1944: 7.503 Häftlingen wer<strong>de</strong>n ins sog. Familienlager in Auschwitz-Birkenau<br />

<strong>de</strong>portiert, um die gedrängten Wohnbedingungen zu verbessern und so <strong>de</strong>m anstehen<strong>de</strong>n IRK-<br />

Besuch bessere Bedingungen zu zeigen. Geplant war auch eine propagandistische Verwertung<br />

<strong>de</strong>s Familienlagers in Auschwitz, wozu es nicht kam. Alle Insassen <strong>de</strong>s Familienlagers wer<strong>de</strong>n<br />

in Auschwitz ermor<strong>de</strong>t.<br />

Besuch <strong>de</strong>r IRK-Delegation am 23. Juni 1944. Die Delegation verbrachte 6 Stun<strong>de</strong>n im Ghetto,<br />

blieb immer auf <strong>de</strong>r vom Lagerkommando geplanten Route und schrieb einen verharmlosen<strong>de</strong>n<br />

Bericht.<br />

27. September 1944: Eine Zeuge, <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nälteste Paul Epstein wird in <strong>de</strong>r Kleinen Festung erschossen.<br />

28. Sept. – 28. Okt. 1944: Beginn <strong>de</strong>r Liquidationstransporte, bei <strong>de</strong>nen in 11 Tranbsporten über<br />

18.000 Menschen nach Auschwitz <strong>de</strong>portiert und größtenteils ermor<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

5. März 1945: Eichmann besucht das Ghetto und ordnet eine 2. Verschönerungsaktion an, während<br />

<strong>de</strong>r die SS systematisch Spuren vernichtet.<br />

6. April 1945: eine zweite IRK-Delegation besucht in Begleitung hoher SS-Offiziere das Ghetto<br />

15. April 1945: alle dänischen Häftlinge wer<strong>de</strong>n vom IRK nach Schwe<strong>de</strong>n gebracht<br />

am 3. Mai 1945 lebten noch 16.832 Menschen im Lager, Der Delegat <strong>de</strong>s IRK, <strong>de</strong>r Schweizer<br />

Paul Dunant, übernimmt das Lager.<br />

Sicherheitsorgane Sicherheitsorgane Sicherheitsorgane im im Ghetto<br />

Ghetto<br />

Die Die SS<br />

SS<br />

Der SS-Kommandantur waren 54 nichtjüdische Personen zugeteilt, von <strong>de</strong>nen bis zu 15 SS-<br />

Männer waren. Die Bewachung übernahm ein eigens eingerichtetes Wachbataillon <strong>de</strong>r<br />

tschechischen Gendarmerie von ca. 100 tschechischen Gendarmen. Einheiten <strong>de</strong>r SS und<br />

<strong>de</strong>r Ordnungspolizei konnten aus <strong>de</strong>r SS-Kaserne in <strong>de</strong>r Kleinen Festung (ca. 120 Mann)<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m nahen Litomerice (<strong>Polizei</strong>) immer zur Verstärkung herangezogen wer<strong>de</strong>n. In Theresienstadt<br />

Ghetto arbeiteten keine SS-Frauen; im Büro <strong>de</strong>s Kommandanten arbeitete eine<br />

11 vgl. http://www.shoa.<strong>de</strong>/content/view/248/231/<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 7<br />

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Frau, die, am Tag als <strong>de</strong>r Verfasser dieser Schrift sie sah, ein hellgrünes Kleid trug. Die<br />

Gendarmerie beschäftigte einige Frauen für Durchsuchungen.<br />

Die Kommandanten und für das Ghetto wichtige SS-Offiziere: 12<br />

SS HSTF<br />

SIEGFIED SEIDL<br />

SS OSTF<br />

ANTON BURGER<br />

SS OSTF KARL RAHM<br />

Von Nov. 1941 bis Juli 1943, dann Versetzung nach Bergen-Belsen. Dort<br />

wur<strong>de</strong> für Ju<strong>de</strong>n, die entwe<strong>de</strong>r ausländische Pässe hatten o<strong>de</strong>r für einen<br />

Austausch vorgesehen waren, eine beson<strong>de</strong>re Abteilung geschaffen.<br />

Von Juli 1943 bis Februar 1944, als er nach Athen versetzt wur<strong>de</strong>, um die<br />

Deportation <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n aus Süd-Griechenland und <strong>de</strong>n Inseln zu forcieren.<br />

Von Februar 1944 bis zum En<strong>de</strong>, als er am 5. Mai 1945 – mit einem regelrechten<br />

Marschbefehl, in Uniform, bewaffnet und von einem an<strong>de</strong>ren SS<br />

Mann begleitet – Theresienstadt verließ.<br />

SS OSTF KARL BERGL Von November 1941 bis Mai 1945 LAGERINSPEKTOR.<br />

SS OSTBF<br />

ADOLF EICHMANN<br />

SS HSTF ERNST MOES<br />

SS STBF<br />

HANS GÜNTHER<br />

SS OGRF<br />

KARL HERMANN FRANK<br />

Tschechische Tschechische Gendarmerie<br />

Gendarmerie<br />

Gendarmerie<br />

Im RSHA Leiter <strong>de</strong>r Abteilung „Ju<strong>de</strong>nangelegenheiten und Räumung“ und<br />

hatte im 1941 die I<strong>de</strong>e, in Böhmen und Mähren, an <strong>de</strong>r damaligen Reichsgrenze,<br />

ein „Musterghetto“ einzurichten.<br />

In <strong>de</strong>r o.g. Abteilung Referent für „Prominente“ und daher oft in Theresienstadt,<br />

wo er in <strong>de</strong>r Kommandantur ein eigenes Büro hatte.<br />

Der sog. „Prager Günther“ war als Leiter <strong>de</strong>s ‚Zentralamtes für die Lösung<br />

<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage in Böhmen und Mähren’ für Theresienstadt zuständig. Sein<br />

Bru<strong>de</strong>r Rolf, <strong>de</strong>r „Berliner Günther“, war Adjutant von Eichmann in Berlin.<br />

Staatsminister für Böhmen und Mähren sowie hoher SS- und <strong>Polizei</strong>führer.<br />

Das Ghetto wur<strong>de</strong> von tschechischer Gendarmerie bewacht. Sie unterstand, etwa 150 bis<br />

200 Mann stark, formell <strong>de</strong>n tschechischen Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong>n, praktisch jedoch <strong>de</strong>r SS. Sie<br />

hatte folgen<strong>de</strong> Hauptaufgaben: Bewachung und Isolierung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Außenwelt,<br />

Begleitung von Transporten und Arbeitskolonnen außerhalb <strong>de</strong>r Kasernen (später nur außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Ghettos), Durchsuchung <strong>de</strong>s Gepäcks von Neuankömmlingen und Bewachung<br />

<strong>de</strong>r Arrestlokale, in <strong>de</strong>nen Lagerinsassen gefangengehalten wur<strong>de</strong>n, die gegen die Lagerordnung<br />

verstoßen hatten. In <strong>de</strong>r Anfangsphase gab es Wachlokale im Eingangsbereich <strong>de</strong>r<br />

Kasernen.<br />

Die SS war bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Gendarmen sehr vorsichtig. Kein Gendarm durfte Verwandte<br />

haben, auf die sich die Nürnberger Gesetze bezogen. Die Gendarmen <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rabteilung<br />

wur<strong>de</strong>n regelmäßig abgelöst, bei verheirateten nach drei Monaten und bei ledigen Gendarmen<br />

nach sechs Monaten. Ein zweites Mal durfte ein Gendarm nicht abkommandiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Beamten wur<strong>de</strong>n ständig überprüft. Ein Beamter, <strong>de</strong>r zu weich erschien, wur<strong>de</strong><br />

abgelöst. Solidarität zwischen Gendarmen und Häftlingen sollte unbedingt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Die meisten dieser tschechischen Gendarmen verhielten sich <strong>de</strong>n Häftlingen gegenüber anständig,<br />

halfen oft mit Lebensmitteln o<strong>de</strong>r beim Transport von Kassibern 13 und drückten bei<br />

<strong>de</strong>n Durchsuchungen ein Auge zu. Dies wird übereinstimmend von <strong>de</strong>n überleben<strong>de</strong>n Häftlingen<br />

berichtet. Es gab Gendarmen, die sich nicht nur neutral verhielten, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Häft-<br />

12 für eine Erklärung <strong>de</strong>r SS-Dienstgra<strong>de</strong> vgl.: http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/d/dienstgra<strong>de</strong>.htm<br />

13 Kassiber ist ein Begriff, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Jiddischen kommt (‚kessaw’ (hebr.) = Geschriebenes). Er bezeichnet geheime Nachrichten, Briefe,<br />

mit <strong>de</strong>nen Gefängnisinsassen Kontakt untereinan<strong>de</strong>r und zur Außenwelt aufrecht erhalten<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 8<br />

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lingen halfen, wo sie konnten. Einer von ihnen war Karel Salaba. Karel Salaba wur<strong>de</strong> Anfang<br />

November als Angehöriger <strong>de</strong>r Gendarmerie in Nemanice bei Budweis in ein Son<strong>de</strong>rkommando<br />

versetzt, das im Ghetto Theresienstadt Wachdienste leisten sollte. Die Gendarmen<br />

kamen kurz vor <strong>de</strong>m ersten Transport, <strong>de</strong>m sogenannten Aufbaukommando (AK I) in Theresienstadt<br />

an und wur<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>r Ghettomauern im alten Offizierskasino einquartiert.<br />

Salaba nahm seinen Fotoapparat zum Dienst ins Ghetto mit, obwohl darauf die To<strong>de</strong>sstrafe<br />

stand. Es gelang ihm so, Aufnahmen von <strong>de</strong>n Hinrichtungen zu machen, die am 10. Januar<br />

und am 26. Februar 1942 in <strong>de</strong>n Gräben <strong>de</strong>r ‚Aussiger Kaserne’ durchgeführt wur<strong>de</strong>n. Er<br />

nahm die Fotos mit nach Prag, übergab sie Freun<strong>de</strong>n, die Kontakt zur Wi<strong>de</strong>rstandsbewegung<br />

hatten. So gelangten die Bil<strong>de</strong>r in die Schweiz, wo sie auch veröffentlicht wur<strong>de</strong>n. Salaba<br />

ermöglichte es unter Umgehung <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>n Männern, ihre Frauen in <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Kaserne zu sehen, er versorgte die Häftlinge mit Informationen und brachte ihnen Einzelteile<br />

eines Rundfunkgerätes, das es - zusammengebaut - <strong>de</strong>n Häftlingen ermöglichte, Radio<br />

Moskau und <strong>de</strong>n BBC zu hören. Er brachte Lebensmittel zu <strong>de</strong>n Häftlingen ins Ghetto, sandte<br />

Briefe weiter und versorgte sie mit lebensnotwendigen Medikamenten. ALs die SS von<br />

<strong>de</strong>n Fotos erfuhr setzte sie eine Untersuchung in Gang. Alle Gendarmen wur<strong>de</strong>n verhört,<br />

immer und immer wie<strong>de</strong>r. Salaba geriet in Verdacht, konnte <strong>de</strong>n Verdacht jedoch entkräften.<br />

Er wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r nach Nemanice bei Budweis versetzt und erlebte dort die Befreiung. 14<br />

Einige wenigen tschechische Gendarmen kollaborierten mit <strong>de</strong>n Nazis, bspw. <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n<br />

Deutschen aufs engste zusammenarbeiten<strong>de</strong> Kommandant <strong>de</strong>r Gendarmerie im Ghetto Theresienstadt,<br />

Oberleutnant Janeček. Dieser brutale Mann, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Kleinigkeit <strong>de</strong>n Deutschen<br />

anzeigte und <strong>de</strong>n auch die Gendarmen fürchteten, sprach grundsätzlich nur <strong>de</strong>utsch und war<br />

als Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r tschechischen Gendarmerie einer <strong>de</strong>r gefürchtetsten Männer im Ghetto.<br />

Er war ein skrupelloser Kollaborateur, immer auf <strong>de</strong>r Suche nach Missstän<strong>de</strong>n, Vergehen<br />

und Personen, die verbotene Sachen wie Zigaretten, Geld usw. besaßen. Er zeigte je<strong>de</strong><br />

Kleinigkeit <strong>de</strong>r SS an, sprach grundsätzlich nur <strong>de</strong>utsch und wur<strong>de</strong> wegen seiner Brutalität<br />

auch von <strong>de</strong>n tschechischen Gendarmen gefürchtet. Nach <strong>de</strong>m Krieg wur<strong>de</strong> Janeček von<br />

<strong>de</strong>n tschechoslowakischen Behör<strong>de</strong>n verhaftet und starb am 9. März 1946 in <strong>de</strong>r Haft. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong>n die Gendarmen Emil Hašek und František Drahonowský verhaftet und von<br />

einem tschechischem Gericht zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. 15 Die Gendarmerie<br />

war kaserniert. Die Gendarmen waren im alten Offizierskasino gegenüber <strong>de</strong>m Parkhotel untergebracht.<br />

Ghettopolizei/Ghettowache<br />

Ghettopolizei/Ghettowache<br />

Die Ghettowache hatte drei Unterabteilungen, die Ghetto-Feuerwehr, eine „Detektivabteilung“<br />

und die „Wirtschaftsprüfstelle“ und war an die Abteilung „Innere Verwaltung“ <strong>de</strong>r<br />

Selbstverwaltung, später 'Sicherheitswesen' angeschlossen. Seit August 1943 war die Ghettowache<br />

mit allen an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>zentralisierten <strong>Polizei</strong>formationen unmittelbar <strong>de</strong>m Ju<strong>de</strong>nältesten<br />

und <strong>de</strong>r Ghettoleitung unterstellt. Im März 1942 hatte die Ghettowache nominell 250,<br />

real 220 Mann. Als man sie im Mai 1942 zerschlug und vorübergehend in eine „Ordnerwache“<br />

umwan<strong>de</strong>lte, wur<strong>de</strong> sie auf 60 Mann verringert. Die 'Eröffnung <strong>de</strong>s Ghettos' und <strong>de</strong>r Abzug<br />

<strong>de</strong>r tschechischen Gendarmerie aus <strong>de</strong>r Stadt, machte es nötig, dass man sie am 6. Juli<br />

14 vgl. Iltis (1968) Theresienstadt, S. 321ff<br />

15 Miroslav Kárný (1996): Die Gendarmerie-Son<strong>de</strong>rabteilung und die Theresienstädter Häftlinge In: Theresienstädter Studien und Doku-<br />

mente S. 137 und Adler (1960): S. 76<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 9<br />

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1942 auf 170 Mann vergrößerte. Im Frühjahr 1943 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r größte Umfang mit 420 Mann<br />

samt einer zusätzlichen Reserve erreicht.<br />

Der Chef <strong>de</strong>r Ghettowache, Dr. Karl Loewenstein, war während <strong>de</strong>s 1. WK Marineoffizier <strong>de</strong>r<br />

kaiserlich-<strong>de</strong>utschen Armee und nach 1924 Direktor <strong>de</strong>s Berliner Bankhauses Busse & Co.<br />

Er wollte eine halbmilitärische Körperschaft bil<strong>de</strong>n, um das Lager, wie er hoffte, sobald das<br />

Regime zusammenbrechen sollte, über die schwersten Tage in die Befreiung zu führen.<br />

Noch vor seinem Fall aber musste im Juli 1943 die Ghettowache auf 150 Mann verkleinert<br />

und in einen 'Veteranenverein' umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Schließlich setzte man die Mannschaft<br />

wie<strong>de</strong>r auf 200 Personen herauf. Im Herbst 1944 wur<strong>de</strong> die Ghettowache endgültig zertrümmert<br />

und durfte bis Kriegsen<strong>de</strong> etwa 50 Mitglie<strong>de</strong>r gehabt haben. Die Dienstordnung <strong>de</strong>r<br />

Ghetto– o<strong>de</strong>r auch Gemein<strong>de</strong>wache, wie sie zwischendurch für die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r IRK-<br />

Kommission hieß, war von Loewenstein geprägt und macht <strong>de</strong>utlich, worauf es ihm ankam. 16<br />

weiterführen<strong>de</strong> weiterführen<strong>de</strong> Literatur<br />

Literatur<br />

Adler, H.G. (2005): Theresienstadt. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft 1941-1945<br />

Aronson, S. (1971): Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD<br />

Banach, J. (1999) Heydrichs Elite. Das Führerkorps <strong>de</strong>r Sicherheitspolizei und <strong>de</strong>s SD 1936-1945<br />

Benz, Wolfgang/Graml, H./Weiß, H. (1997): Enzyklopädie <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

Benz, Wigbert/Bre<strong>de</strong>meyer, B./Fieberg, K. (2004): Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg.CD-Rom<br />

Birn, R.B. (1986): Die Höheren SS- und <strong>Polizei</strong>führer.<br />

Black, P. (1991): Ernst Kaltenbrunner. Vasall Himmlers: Eine SS-Karriere<br />

Chládková, L. (2005) Ghetto Theresienstadt<br />

Graf, Ch. (19839. Politische <strong>Polizei</strong> zwischen Demokratie und Diktatur. Die Entwicklung <strong>de</strong>r preußischen politischen <strong>Polizei</strong><br />

vom Staatsschutzkorps <strong>de</strong>r Weimarer Republik zur Geheimen Staatspolizei <strong>de</strong>s Dritten Reiches<br />

Gutman/Jäckel/Longerich (1998): Enzyklopädie <strong>de</strong>s Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung <strong>de</strong>r europäischen<br />

Ju<strong>de</strong>n<br />

Kammer/Bartsch/Eppenstein-Baukhage (1999): Lexikon Nationalsozialismus<br />

Lang, J. von (1994): Die Gestapo. Instrument <strong>de</strong>s Terrors<br />

Tuchel/Schattenfroh (1987): Zentrale <strong>de</strong>s Terrors. Prinz-Albrecht-Str. 8. Das Hauptquartier <strong>de</strong>r Gestapo<br />

Wildt (2002): Generation <strong>de</strong>s Unbedingten. Das Führungskorps <strong>de</strong>s Reichssicherheitshauptamtes<br />

Wilhelm (1999): Die <strong>Polizei</strong> im NS-Staat: die Geschichte ihrer Organisation im Überblick<br />

Herzlichen Dank an Jürgen Winkel, <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rsächsischen Verein zur För<strong>de</strong>rung von Terezín/ Theresienstadt e.V. und<br />

<strong>de</strong>n Kulturverein „Schwarzer Hahn“ für die Unterstützung dieses Papiers durch die hervorragen<strong>de</strong> onlinegestützte Datenbank<br />

auf http://www.ghetto-theresienstadt.info.<br />

16 vgl. Adler (1960): S. 82, 99f, 138f, 481f, 490f<br />

Hil<strong>de</strong>gart Stellmacher und Frie<strong>de</strong>mann Bringt im Februar 2007<br />

„Wi(e)<strong>de</strong>r Rechts. Zum Umgang mit Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart“ 10<br />

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