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Der Pantograph

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<strong>Der</strong> <strong>Pantograph</strong><br />

Ausarbeitung des Vortrags im Rahmen des Seminars<br />

”Mathematische Modelle”<br />

bei Prof. Dr. Agricola<br />

1 Einleitung<br />

Wintersemester 2011/12<br />

Michael Stett<br />

<strong>Der</strong> <strong>Pantograph</strong> ist ein leicht zu bedienendes historisches Zeichengerät zum<br />

Erstellen von verkleinerte bzw. vergrößerten Kopien von Abbildungen. Das<br />

Wort <strong>Pantograph</strong> leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Allesschreiber<br />

oder Alleszeichner. Er ist auch unter dem Namen Storchenschnabel<br />

bekannt. Seine historischen Wurzeln reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück.<br />

Im Folgenden werden zunächst die Mathematischen Grundlagen vorgestellt,<br />

bevor die Funktionsweise des <strong>Pantograph</strong>en erklärt wird. Daran anschließend<br />

1


wird der aus dem <strong>Pantograph</strong>en weiterentwickelte Plagiograph vorgestellt.<br />

Zum Schluß folgen ein kurzer Abriss über die Geschichte des <strong>Pantograph</strong>en.<br />

2 Mathematische Grundlagen<br />

EswurdeeinZugangüberdieanalytischeGeometriegewählt,dadiesGrundkenntnissesindaufdiealleSeminarteilnehmerzurückgreifenkönnen,während<br />

die Elementargeometrie für die meisten sicher sehr weit zurück liegt, so dass<br />

elementarggeometrische Argumentationen auf diese eher befremdlich wirken<br />

könnten. Wir beginnen mit der Diskussion zentrischer Streckungen<br />

Definition 1. Sei z ∈ R n und λ ∈ R\{0}. Die Zentrische Streckung mit<br />

Zentrum z und Streckungsfaktor λ ist diejenige Abbildung Sz,λ : R n −→ R n ,<br />

die einen Punkt p ∈ R n den durch −→ zq = λ· −→ zp eindeutig definierten Bildpunkt<br />

q zurordnet.<br />

λ· −→ zp = −→ zq<br />

λ·(p−z) = (q −z)<br />

Bemerkung 1. Aus der Definition lassen sich für ein festes z ∈ R n sofort<br />

folgende Eigenschaften ableiten:<br />

i) Sz,λ(z) = z<br />

ii) Sz,λ −1 = S z, 1<br />

λ<br />

iii) Sz,λ ◦Sz,µ = Sz,λ·µ = Sz,µ·λ<br />

iv) Sz,1 = id<br />

2


TrivialerweisegiltauchdieAssoziativitätfürdieHintereinanderausführung<br />

dreier zentrischer Streckungen. Somit bilden die zentrischen Streckungen für<br />

ein feste z ∈ R n eine abelsche Gruppe. Wir folgern einige weitere Abbildungseigenschaften<br />

zentrischer Streckungen ohne Beweis.<br />

Korollar 1. Seien z ∈ R n und λ ∈ R\{0} beliebig. Dann gilt:<br />

1. Sei K ⊂ R n ein Kreis, so ist Sz,λ(K) ebenfalls ein Kreis.<br />

2. Sei g ⊂ R n eine Gerade, so ist Sz,λ(g) eine zu g parallele Gerade.<br />

3. Sei abc ⊂ R n ein Dreieck, so ist Sz,λ(abc) ein zu abc ähnliches Dreieck.<br />

Für Dreiecke sind folgende Definitonen von Ähnlichkeit äquivalent.<br />

Definition 2. Ähnliche Dreiecke<br />

i) Zwei Dreiecke sind ähnlich zu einander, wenn einander entsprechende<br />

Winkel gleich groß sind.<br />

ii) Zwei Dreiecke sind ähnlich zu einander, wenn einander entsprechende<br />

Seitenverhältnisse gleich groß sind.<br />

<strong>Der</strong> Begriff der Ähnlichkeit ist dabei allerdings nicht nur für Dreiecke<br />

reserviert. Er lässt sich auf beliebige Figuren erweitern.<br />

Definition 3. Ähnlichkeitsabbidlungen<br />

Eine Abbildung f : R n −→ R n heißt Ähnlichkeitsabbildung, falls ein λ ∈<br />

R\{0} existiert, so dass ∀x,y ∈ R n : d(f(x),f(y)) = λ·d(x,y).<br />

Zwei Figuren A,B sind genau dann ähnlich zueinander, falls es eine Ähnlichkeitsabbildung<br />

f gibt mit: f(A) = B.<br />

3


Satz 1. Ähnlichkeitsabbildungen sind genau die Abbildungen f : R n −→ R n<br />

der Form:<br />

f(x) = A·x+b<br />

mit b ∈ R n und A = λ·B, wobei λ ∈ R\{0} und B ∈ On(R).<br />

(Dabei meint On(R) die Gruppe der orhtogonalen Matrizen.)<br />

Beweis. Wir beweisen die Aussagen, indem wir auf Resultate der linearen<br />

Algebra zurückgreifen. Wir wissen:<br />

Eine Abbildung f : R n −→ R n heißt Isometrie (bzw. Kongruenzabbidlung<br />

oder Bewegung), falls gilt:<br />

d(f(x),f(y)) = d(x,y) (1)<br />

Die Kongruenzabbildungen sind genau die Abbildungen f : R n −→ R n der<br />

Form:<br />

mit b ∈ R n und A ∈ On(R).<br />

f(x) = A·x+b<br />

Sei f nun wie im Satz definiert betrachte nun die Funktion g mit g = 1<br />

λ ·f.<br />

Dann gilt:<br />

d(g(x),g(y)) = d( 1 1<br />

f(x),<br />

λ λ f(y))<br />

= 1<br />

λ ·d(f(x),f)y))<br />

= 1<br />

λ ·λ·d(x,y)<br />

= d(x,y)<br />

Somit ist g Isometrie. Dann muss f aber von der angegeben Form sein.<br />

Die Aussage über die Form der Kongruenzabbildung mag trivial erscheinen.<br />

Dass diese Vektorabbildungen abstandserhaltend sind folgt unmittelbar<br />

ausderTatsache,dassorthogonaleAbb.bzw.MatrizendasSkalarproduktinvariant<br />

lassen. Es erfordert aber schon ein wenig mehr Aufwand zu beweisen,<br />

4


dass auch nur diese und keine anderen Abbildungen dafür in Frage kommen.<br />

Eine wichtige Folgerung aus dieser Tatsache ist, dass Kongruenzabbildungen<br />

bijektiv sind. Dies sieht man der oberen Definition bei (1) im Beweis über<br />

die abstandserhaltende Eigenschaft zunächst nicht an. Sie ist dieser aber<br />

inhärent. Genauso folgt natürlich das auch Ähnlichkeitsabbildungen bijektiv<br />

sind. Auch diese Tatsache ist zunächst nach Definition 3 nicht offensichtlich.<br />

Wir schlagen die Brücke zurück zum Ähnlichkeitsbegriff der Dreiecke.<br />

Korollar 2. Ähnlichkeitsabbildungen sind winkelerhaltend.<br />

Beweis. Dies folgt unmittelbar aus der Definition des Cosinus über das Skalarprodukt.<br />

Seien a,b ∈ R n , so gilt:<br />

cos(∡(a,b)) = a·b<br />

a·b<br />

<strong>Der</strong> Faktor λ kürzt sich einfach raus.<br />

Ähnlichkeitsabbildung sind allerdings keineswegs die einzigen winkelerhaltenden<br />

Funktionen, sondern nur ein Spezialfall. Aus diesen Grund ist in<br />

Definition 2 die Defintion über die Seitenverhältnisse die formal bessere Beschreibung.<br />

Korollar 3. Zentrische Streckungen sind Ähnlichkeitsabbildungen.<br />

Beweis. Sei Sz,λ zentrische Streckung, so gilt:<br />

Sz,λ(x) = z +λ(x−z)<br />

= λx+(1−λ)z<br />

= λ·En ·x+(1−λ)z<br />

Hierbei ist En die Einheitsmatrix und (1 − λ)z der Verschiebungsvektor b.<br />

En ist neutrales Element in On(R).<br />

Somit ist jede Ähnlichkeitsabbildung die Verknüpfung einer Isometrie mit<br />

einer zentrischen Streckung.<br />

Bevor wir uns nun mit der Funktionsweise des <strong>Pantograph</strong>en beschäftigen<br />

brauchen wir noch einen fundamentalen Satz der Elementar Geometrie.<br />

5


Satz 2. Strahlensatz<br />

Seien G1 und G2 zwei sich in einem Punkt S schneidenden Geraden im R 2 .<br />

Seinen H1 un H2 zwei parallele Geraden mit Schnittpunkten<br />

Dann gilt:<br />

Gi ∩H1 = {Pi} und Gi ∩H2 = {Qi} i = 1,2<br />

|SP1|<br />

|SQ1|<br />

= |P1P2|<br />

|Q1Q2|<br />

= |SP2|<br />

|SQ2|<br />

Beweis. NachdertheoretischenVorarbeitsehenwir,dassdieDreieckeSP1P2<br />

und SQ1Q2 ähnlich zueinander sind. Einander entsprechende Winkel sind<br />

gleich.ManerhältSQ1Q2 ausSP1P2 durchzentrischeStreckungmitZentrum<br />

S.<br />

Dieser Zugang zum Strahlensatz ist aus axiomatischen Sichtweise eher<br />

ungeeignet, da wir ihn quasi von oben erschlagen. <strong>Der</strong> Strahlensatz macht<br />

elementare Aussagen über Geraden und Punkte und kommt letztlich ohne<br />

den Begriff des Abstandes aus. Er braucht nur den Begriff der Streckenverhältnisse,<br />

genau genommen benutzt er das Teilverhältniss. Damit gehört<br />

er zu einem fundamentalen Satz der affinen Geometrie und lässt sich dort<br />

auch ohne die hier verwendete Theorie beweisen. Wir haben ihn hier quasi<br />

mit Gewalt als euklidischen Satz verkauft. Diese Sicht auf den Strahlensatz<br />

hilft uns allerdings die Funktionsweise des <strong>Pantograph</strong>en schneller einzusehen.<br />

6


3 <strong>Der</strong> <strong>Pantograph</strong><br />

Mit Hilfe des <strong>Pantograph</strong>en ist es möglich Kopien von Vorlagen zuzeichnen<br />

die zentrisch gestreckt zu dieser sind. Wir wollen nun anhand der Konstruktion<br />

dieses Zeichengeräts verstehen, wie dies funktioniert. Wir betrachten dazu<br />

die folgende schematische Abbildung:<br />

Wenn man mit P die Konturen der Vorlage entlang fährt, zeichnet ein in Q<br />

befestigter Stift eine Kopie, die ähnlich zu dieser ist. Hierbei bildet Z das<br />

Zentrum der zentrischen Streckung. <strong>Der</strong> <strong>Pantograph</strong> wird an diesem Punkt<br />

fixiert. <strong>Der</strong> Streckungsfaktor ergibt sich aus den Verhältniss von ZA zu ZC.<br />

<strong>Der</strong> Faktor kann also über die Position von A auf der Strecke ZC reguliert<br />

werden. Die Rollen von P als Fahrstift und Q als Zeichenstift können in dem<br />

obendargestelltenFormdes<strong>Pantograph</strong>ennatürlichnachBeliebengetauscht<br />

werden.<br />

Die Strecken AP und CQ sind parallel zu einander. Die Strecke BP dient<br />

dazu die Parallelität zu fixieren. B ist immer so zu positionieren, dass das<br />

Viereck APBC ein Parallelogramm bildet. Somit folgt die Funktionsweise<br />

unmittelbar aus dem Strahlensatz. Man beachte, dass die Dreiecke ZAP,<br />

ZCQ und PBQ ähnlich zueinander sind. In der Geschichte wurden verschieden<br />

Methoden gefunden, die Parallelität, die eine wesentliche Voraussetzung<br />

7


des Strahlensatz darstellt, zu fixieren (s. 5 Geschichte des <strong>Pantograph</strong>en).<br />

Wir betrachten nun noch zwei Spezialfälle für die Hintereinanderausführung<br />

von zentrischen Streckungen im R 2 .<br />

Bemerkung 2. Hintereinanderausführung in der Ebene R 2<br />

1. Seien Sz1,λ und Sz2,µ zwei zentrische Streckungen mit µ·λ = 1, so ist<br />

Sz1,λ ◦Sz2,µ eine Translation um (1−λ)· −−→<br />

z1z2.<br />

2. Sz,−1 ist die Punktspiegelung an z. Es gilt:<br />

Sz,−1(x) = 2z −x<br />

= z +(z −x)<br />

= z + −→ xz<br />

<strong>Der</strong> Punktspiegelung an z entspricht die Drehung um π mit Drehzentrum<br />

z. Die Verknüpfung zweier Punktspiegelungen ist eine Translation<br />

um −−→ z1z2.<br />

Im allgemeinen ist die Verknüpfung zweier beliebiger zentrischer Streckungen<br />

wieder eine zentrische Streckung. <strong>Der</strong> Vollständigkeit wegen sei<br />

erwähnt das Translationen und zentrische Streckungen eine nicht abelsche<br />

Gruppe von Transformationen des R 2 bilden. Wir gehen dieser Tatsache allerdings<br />

hier nicht weiter nach. Eine ausführliche Diskussion findet sich in<br />

[2]. Wir können also mit dem <strong>Pantograph</strong>en nicht nur zentrische Streckungen,<br />

sondern theoretisch bei richtiger Handhabung sogar Punktspiegelungen<br />

und Translationen durchführen. Für letztere erweist sich der <strong>Pantograph</strong> allerdings<br />

als eher unpraktisch. Da zwei Operationen durchzuführen sind. Die<br />

Punktspieglung als spezielle Drehung führt uns zu einer Weiterentwicklung<br />

des <strong>Pantograph</strong>en: den Plagiograph.<br />

4 <strong>Der</strong> Plagiograph<br />

Mit Hilfe des Palgiographen ist es möglich Kopien zuzeichnen, die um einen<br />

beliebigen Winkel zur Vorlage gedreht sind. Man erhält ihn ganz einfach aus<br />

dem oben dargestellten Pantorgraphen, der auf das Verhältniss 2:1 eingestellt<br />

ist. A also genau in der Mitte von Z und C ist. Nun werden in A und<br />

B Gelenke anbracht und der Fixpunkt in Punkt C gelegt. Zusätzlich werden<br />

8


Z und Q mit einander verbunden.<br />

Wir benennen die Punkte ihrer Funktion entsprechend um:<br />

Z ist fixiert. Fährt man nun mit P die Konturen der Vorlage entlang, so<br />

zeichnet ein in Q befestigter Stift eine um Z um den Winkel α gedrehte<br />

Kopie. Das Eigenartige ist nun, dass α selbst nicht als Winkel in der Konstruktion<br />

vor kommt. Die gestrichelten Kanten ZP und ZQ sind nicht Teil<br />

des Plagiographen. <strong>Der</strong> Trick liegt in Winkel β. Dieser ist genauso groß wie<br />

α.<br />

9


Beweis. Wir stellen zunächst fest, dass das Dreieck APZ gleichschenklig ist.<br />

Seine Basiswinkel sind also gleich groß. Wir betrachten folgende Skizze.<br />

Da die Winkelsumme im Dreieck π beträgt, gilt:<br />

2γ +β +δ = π<br />

Bei dem Viereck AZBC handelt es sich nach Konstruktion um eine Raute.<br />

Gegenüberliegende Winkel sind somit gleich groß. Somit ist der Winkel in B<br />

genauso groß wie δ. <strong>Der</strong> Winkel ∡(QZB) ist genauso groß wie γ. Schließlich<br />

ist der Winkel in Z genauso groß wie in C. Da die Winkelsumme in einem<br />

Viereck 2π beträgt, gilt hier also:<br />

Mit der oberen Gleichung folgt also:<br />

4γ +2α+2δ = 2π<br />

⇔ 2γ +α+δ = π<br />

α = β<br />

<strong>Der</strong> Drehwinkel wird also durch den Winkel in A (bzw.B) definiert. Da<br />

die beiden Schenkel AP und AC gleichgroß sind, ist der Winkel abhängig von<br />

10


der Länge der Seite PC. Er lässt sich also durch |AP| einstellen und fixieren.<br />

groß. Nach dem Sinussatz gilt dann:<br />

Die beiden Basiswinkel sind π−α<br />

2<br />

|PC| = sin(α)<br />

·|AP|<br />

)<br />

sin( π−α<br />

2<br />

Dabei ist |AP| fix. Man beachte, dass die Dreiecke APC,BQC und PZQ<br />

wiederum ähnlich zueinander sind.<br />

Kombiniert man <strong>Pantograph</strong> und Plagiograph erhält man den Plagiopantograph.<br />

Mit diesem Zeichengerät ist es dann möglich Drehungen bei gleichzeitiger<br />

zentrischer Streckung durchzuführen. Man erhält ihn ebenso wie den<br />

Plagiorgraphen aus einem <strong>Pantograph</strong>en, allerdings aus der so genannten<br />

Mailänderform (s.u.).<br />

5 Geschichte des <strong>Pantograph</strong>en<br />

Es folgen ein paar historische Bemerkungen zur Entstehung und Weiterentwicklung<br />

des <strong>Pantograph</strong>en. Die Geschichte wird dabei anhand einiger ausgewählter<br />

Persönnlichkeiten und ihrer Version des Zeichengeräts kurz umrissen.<br />

Abbildung zu den einzelnen Geräten finden sich im Anhang.<br />

11


Christoph Scheiner (1575 - 1650)<br />

Er gilt offiziell als der Erfinder des <strong>Pantograph</strong>en. Dabei war er nicht der<br />

erste der darüber publizierte. Scheiner war Jesuitenpater und beschäftigte<br />

sich u.a. mit Astronomie. Er konstruierte besondere Fernrohre zur Sonnenbeobachtung<br />

und entdeckte unabh. von Galileo und angeblich vor diesen die<br />

Sonnenflecken. Dies führte zu einem hitzigen Briefwechsel zwischen beiden,<br />

um die Frage, wer der Erste war. Heute gilt Scheiner als Mitentdecker. Des<br />

Weiteren beschäftigte sich Scheiner intensiv mit der Erforschung der Netzhaut.<br />

Benjamin Bramer (1588 - 1650)<br />

<strong>Der</strong> Instrumentenbauer Bramer zählt zu den Ersten, die über den <strong>Pantograph</strong>en<br />

schrieben. Sein ”Parallelinstrumen“ unterscheidet sich von Scheiners<br />

dadurch, dass es aus zwei parallel verlaufenden Schienen besteht (s.Abb. 2).<br />

Das Prinzip bleibt aber das gleiche. Neben seinen Interessen in Geodäsie,<br />

Kunst, Architekur und Mathematik war er auch für eine kurze Zeit Baumeister<br />

am Marburger Schloß.<br />

Daniel Schwenter (1585 - 1638)<br />

Auf Schwenter geht die Mailänderform der <strong>Pantograph</strong>en zurück. Es ist unklar,<br />

woher die Bezeichung kommt. Sie hat sich aber im Laufe der Geschichte<br />

etabliert. Das Gerät stellt ein großes Parallelogramm dar mit einer zusätzlichen<br />

Schienen in der Mitte, durch die der Streckungsfaktor eingestellt wird<br />

(s. Abb.3)<br />

Georg Adams (1750 - 1795)<br />

Adams konstruierte wissenschaftliche Instrumente aller Art, u.a. eine VerbesserungdesScheiner’schenPantorgaphenmitRollenzuleichterenHandhabungdurchReibungsverlustundmiteinerFadenkonstruktion,dieesermöglicht<br />

bei Anheben des Fahrstifts gleichzeitig den Zeichenstift zu heben (s. Abb.4)<br />

William Wallace (1768 - 1843)<br />

Wallace entwickelte einen ganz eigene Typ des <strong>Pantograph</strong>en, den Eidographen.<br />

Zwei Stangen sind über eine dritte an einem Drehteller befestigt und so<br />

mit einem Faden verbunden, dass sie parallel zueinander sind (s. Abb.5). Das<br />

Funktionsprinzip bleibt das gleiche. Wallace konstruierte eine Reihe weitere<br />

Geräte, wie z.B einen Elliptographen zum Zeichnen von Ellipsen. Angefan-<br />

12


gen als Autodidakt schafft er es zum Professor in Edinburgh, wo er sich vor<br />

allem der Geometrie und Astronomie widmete.<br />

James Joseph Sylvester1814 - 1897)<br />

Sylvester kennt man eher aus dem Bereich der Algebra und Matrizentheorie.<br />

Er beschäftigte sich allerdings auch mit dem <strong>Pantograph</strong>en und erfand den<br />

Plagiographen, wie er oben beschrieben ist. Abbildung 6 zeigt nochmals eine<br />

andere Version, in dem die Winkel direkt einstellbar sind.<br />

Gottlieb Coradi(1847 - 1929)<br />

<strong>Der</strong> Präzisionsmechaniker entwickelte neben zahlreichen mathematischen Instrumenten,<br />

wie Planimeter und Integraphen, einen frei schwebenden <strong>Pantograph</strong>en,<br />

mit dessen Hilfe sich Zeichnungen einfacher und präziser Zeichnen<br />

lieen. Die Grundform ist hierbei der Mailänder-<strong>Pantograph</strong>. Das Gerät<br />

verfügt ebenfalls über eine Vorrichtung zum Anheben des Zeichenstiftes. An<br />

dieser Konstruktion wurde seitdem festgehalten und nur wenig verändert.<br />

<strong>Pantograph</strong>en dieser Art wurden noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein<br />

genutzt. Abbildung 8 zeigt einen Praezisionspantograph um 1950 herum, er<br />

unterscheidet sich kaum von dem in Abbildung 7 von Coradi.<br />

6 Anhang<br />

Die Abbildungen sind alle, einschließlich der im Titel, dem Buch [1] von M.<br />

Goebel entnommen. Die geometrischen Zeichnungen wurden mit EUKLID<br />

DynaGeo angefertigt.<br />

Literatur<br />

[1] <strong>Der</strong> <strong>Pantograph</strong> in historischen Veröffentlichungen des 17. bis 19. Jahrhunderts,<br />

Manfred Goebel, Elvira Malitte, Karin Richter, Heike Schlosser,<br />

Silvia Schneburg, Rolf Sommer; 2003. 1.Auflage. Universität Halle-<br />

Wittenberg<br />

[2] Elementorgeometrie, Ilka Agricola, Thomas Friedrich; 2009. 2.Auflage,<br />

Wiesbaden: Vieweg+Teubner<br />

13


Abbildung 1: <strong>Der</strong> Urpantograph nach Christoph Scheiner (1631)<br />

[3] Göttliche Geistesblitze: Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker,<br />

Eckart Roloff; 2010. 1.Auflage. Wiley-VCH Verlag GmbH und Co. KGaA<br />

14


Abbildung 2: Das Parallelinstrument von Bejamin Bramer (1617)<br />

Abbildung 3: Die Mailänder-Form des <strong>Pantograph</strong>en, Daniel Schwenter<br />

(1617/18)<br />

15


Abbildung 4: Ein <strong>Pantograph</strong> mit Hilfsfaden zur Anhebung des Zeichenstifts,<br />

George Adams(1750)<br />

Abbildung 5: <strong>Der</strong> Eidograph von William Wallace (1831)<br />

16


Abbildung 6: <strong>Der</strong> Palgiograph von James Joseph Sylvester (1875)<br />

Abbildung 7: <strong>Der</strong> schwebende <strong>Pantograph</strong> von Gottlieb Coradi (1877)<br />

17


Abbildung 8: Ein moderner Präezisionspantograph(um 1950)<br />

18

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